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Full text of "Kritisch-literärische Übersicht der Reisenden in Russland bis 1700, deren Berichte bekannt sind"

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UEBERSICHT 

DER 


REISENDEN  IN  RÜSSLAND 


BIS 


1700. 


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^fr.c^rUÄ      ^^'^t.lu^ 


KRITISCH -LITERARISCHE 

ÜBERSICHT 


MSEM  IN  MMM 


BIS 


I    ■. .  I    .-,  I  i  . 


1700, 

deren*  Berichte  bekannt  sind, 

VO!f 


•otioü,  im  DMriiehni  Spiekroneher  lu   Berin»  4er  DtoCachea  AlterniniMlniD^la  ra  BtuIm,  ^ 

AlUffikäa»  rnA  in  KutntclMi  GMchichl«  in  MoikMit  d«r  FUtarronofa^r  lo  BfotlcMi,  ftir  DioMcb«  Alt«r^ 

•n  ^chwibüch  -  Hall,    f«r  ErforaeJHinf  Her  äHen  Deattch^  fiftichichte  ra  Frankfurt  a.  N.,  4er 

r  so  feqp,  drr  Ariatbcbra  Getellachaft  lu  London,  der  Mioer^lorifchen  GeMllfohaft  lo  6(.  Pelcn- 

bar(,  <l«r  Aaiaüfcheu  Getalladkafl  to  Purii,  etc. 


AriAdiPT 


Else«  sr«Miea  Demitieii-ftcliea  Preliie«  sewAriilift. 


Band  I. 


bei    Esgers   d:   Comp. 


bei     T.  0.   W  f  i  g  e  I. 


CKnniTKT  «r.i  r.  kr^y  ih  st.  prtf.rsbi  riO. 

18/16. 


Iiüinij  /iij.ii.iiii^i/.i  }|,i/ii 


tv*%<*-titlmmtrii,'^    «!*>.- ;i"«f '>•»«.•  ;ji    *f>3il<»lfi4>-ail7;    -»f?T- 


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de«  ll{eraa»iriplie.rs« 


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j;-»i^. 

Indem  ich  das  Torliegende  Werk  meines  yerstpr- 

■      •       ■■*  f'Tl  :   ■  ?  .IM.:.  ■       '■MI-jJ; 

benen  Vaters  der  QeffeiiUiphkeit  fib^rgebe.  sei  ßs  mir 
gestattet,  einige  Worte  fiber  die  Entstehung   und  die 

;!-  'f'r.. ■.!'•!•).     .  l?-i:    :r    Itlii /f     i!j,4>    r  .üi    .Till 

Anordnung  desselben  rorauszuschieken. 

Zu  der  Zeit,  als  mein,  Vfiter  dem  Studium  der 
älteren  Geschichte  Russlands^  seines  zweiten  Vaterr 
landes,  sich  mit  besonderer  Vorliebe  zuwandte ,  war 
bereits  Raramsin  mit  Erfolg  an  die  Bearbeitung  der 
einheimischen  Quellen  der  Russischen  Geschichte 
gegangen^  und  es  stand  zu  hoffen,  dass  dem  verehrten 
Ilistoriographen  bald  Andere  auf  der  von  ihm  einge- 
schlagenen Bahn  nachfolgen  wUrdeu. 

Mein  Vater,  ohne  im  geringsten  den  hohen  Werth 
der  einheimischen  Quellen  zu  verkennen,  hielt  es  in- 
dessen fUr  unerlässlich,  den  ausländischen  Nachrichten 
über  das  ältere  Russland  eine  noch  grössere  Auf- 
merksamkeit zu  schenken,  als  ihnen  bis  auf  jene  Zeit 


Tm 


im  allgemeinen  zu  Theil  geworden  war.  Unter  den 
Männern,  welchen  seine  Bestrebungen  von  Anfang  an 
besonderes  Interesse  einflössteu,  ist  Russlands  grosser 
Mäeenas,  der  rerstorbene  Reichs-Kanzler  Graf  Nikolai 
Petrowitsch  Rnmänzow  zu  nennen,  auf  dessen 
Kosten  mein  Vater^die  pri^e^  JSr^hte  seiner  Studien 
auf  dem  Gebiete  der  russischen  Geschichte  herausgab. 
Es  waren  dffe^^  ^lif«  1hföÄb|;¥ä^^^^  beiden 

deutschen  Reisenden  Herberstein*)  und  Mejer- 
berg**).  Auch  nach  dem  Erscheinen  dieser  zwei 
Schriften  war  mein   Vater  unablässig  darauf  bedacht, 

s^ine  S^mrolupgen  zu  rermebr^n   und   zu   erweitern, 

•IHM   -i  J'i-'  4'J^'-iii;i<ii  Ji  .il.?ii':;i  ;il'»l?  •=.;ii      ;  V^    ■  ^ü   ■ 
WOZU  ihm  der  aufgeklärte  Beistand  eines  hohen  Gon- 
!•!!•  i  Uli    ':\i:ii:   .■.'\iui    '•';)  'ru*.)    m|-       T   '»^-j;-         ■•■•i      w 
Den,  man  darf  wohl  sagen,  aussergewobnliche  Mittel 

darbot. 

lin' Janre  1840  endlich'entsciilöss'sicli  mein  Vater, 
bei  Gelcj^enbeil  der  Herausgabe  eines  sich'  auf  die  mitt- 
lere Geschicke  kiisslands  tiezi'enenden  Documeäts^*^), 
clen  Freunde h^^c! er  'Cieschic^te   nähere   AüsküAß   über 


^)  Si^goiand  Freiheri'  von  Herbersteio.  Mit  besonderer  Rücksicht  aul' 
•eintrileisen  in  Kusstand /geschlfdert  von  Friedrich  Adelung  elöt  !?l.  l^eiersbui-g 
18ia    8*».    m.  K.  u.  Kpf,  . . 

■  i')^  AugjUstfti  F^lih^,  von  Heyerberg  und  seine  Reise  n|M:li  HQssland. 
Nebst  einer  von  ihm  auf  dieser  Reise  veranstalteten  Sammlung  von  Ansichten, 
G^bfäucKen/^iiani^^bif  ii:  1  W/ Vöh  iMedilch'^X^^^^  en^.  !St.  PetWbuVg 
iaM,;glM|..;A9is,M:tr,  «,■;;:,.        ..;,.'•...    .'.i    ..n    .    •       .      ,• 

\UtT'^))ß^^!^f^  djis  F^rst^D  Dmitij  licUil«witscb;  Fesfaar^^^^^^  aB,.tdeii 
Römischen  Kaiser  Mathias  d.  d.  Jaroslawl  d.  20  Juni  1612.  Zum  ersten  Male 
a«A»  'i%T  d^htkchoil  ^ebersetzA«!^  bckanAt  getoUrolf.'   SC/  f  eleisba^^^  4S#0.   ^gf. 


IX 

dfoiie  fikünmlttttgM  tu  geben.  Es  mögen  hier  ans 
jtnn  kleinen  Suhrift,  die  öknediesA  ausserhalb  Rass- 
lands fast  gar  nieht  bekannt  geworden  ist,  diejenigen 
8«iteil  wieder  abgedrnekt  werden,  in  welchen  ron  dem 
Plaiie  der  Arbeiten  neiues  Vaters  die  Rede  ist: 

„leb    beschSflige    mich    nflmlich    seit    mehr   als 

«fSwanxig  Jahren  mit  einer  iKnsammentrngung  ansiandr-^ 

•yseher  Nachrichten  zur  AurktSrung  des  ^iSastandes  des 

••lltern  Itnsslands,  bei  welcher  ich  durch  die  günstig* 

.,sfen  Umstände  and  die  gerälligste  Bereitwilligkeit  tn 

,,den  Archiren  nnd  Bibliotheken  des  Auslandes  nnt^r- 

,,8f1ltzt  worden  bin.    Der  Vorrath  meiner  gesammelten 

yyMatcrialien ,  su  denen  ich  besonders  die  AnfGndtiilg 

,,iuid  Erwerbung  der  Papiere  Btthle's  £ur  Fortset^Utig 

feines  bekannten  Werkes  rechne*),  ist  unterdessen 

„so  stark  angewachsen,  dass  ich  glaube,  die  Verarbei« 

•»lang  und  Bekanntmachung  derselben,  besonders  bei 

sineinem  bereits  vorgerückten  Alter  nicht  länger  rer- 

..schieben  zu  dürfen.    Meine  Absicht  ist  daher,  sie  in 


*'  ..Versuch  einer  kritischen  Literatur  der  Russischen 
■deschicbtc,  von  Johann  Gultlieb  Buhle,  Moskwa  1810.  8^  Von 
diMirni  mit  »rossem  Fleisse  ausgearbeiteten  >Vcrko  erschien  nur  der  erste  Theü, 
«elchrr  die  Literatur  der  nllgemeinen  Nordischen  Geschichte  enthält.  Eloe 
yrtüge,  vielleicht  hier  und  da  ungerechte  Recension  desselben  von  Rühs  ver- 
Iridete  dem  Verfasser  seine  Arbeit  für  immer,  und  die  Fortsetzung  derselben, 
ron  welcher  der  zweite  Rand  «ranz  und  der  dritte  zum  Tht^H  mis{!C«rbeilet  ¥rar. 
«chieo  ITir  die  Literatur  völlig  ^Trloren.  als  es  mir  vor  eini;!en  Jahren  glückte. 
.6e  Handschrift  derselben  in  Rraunsch>^eig  zu  entdecken,  und  mit  nicht  unbedeu- 
fmden  Opfern  an  nrirh  m  bringen." 


^ydreiiverscbiedeneu  Werjc^n  herausf.ogebeii,  toa  deji^ii 
,,iek  hier  vorläuBg  iolgeude '  bähere  Naehtiobt  :i|ii4(li^if; 
^^len  zu  dürfen  gktube/^  ;    j    .;,.ii., 

•  f  ,;Daf(  «erS'te.  Werk  soll  eine  t  Sammliiiig,  iTion 
,,noch<  nngedruekte.n  Or i ginal  -  B  er ic  hie  nuder 
^Ausländer  über  das  ältere  Rassland  .enthal- 
ffien^  Zur  nähern  Bezeichnung  des  InbaJti^  derselben 
,ywird  es  hinreichend  sein,  anzufahren,,  dass  ich.. im 
,,Besi(se  sehr  interessanter  Aktenstücke  di«§^r.  Arf^n, 
iiWelche  ich  sp  glücklich  iv:ar,  mir  aus  den  Ai^biven 
,,niid  »BibUotlieken  in  Rom,  Wien,  Wolfpnbjjittel  ,.aiid 
„l^^ndon  zu  verschiaffeii,  ^nd  dass  ich  in  .^Lurzen^ , u^.b 
^Kielflillleiträgß^^afp,, aus.  Berlin  und  StocklipliQ.  er^^iT- 
^ten^idarf.  Tprjäpfi^  affine  iqli  hier  voq  .den  zufiäcbst 
i^um  Abd^nclf  e;  bestimqiten  Ilan^Mf^^rffi(e.i^..n^r,  folgeff  ^e : 
,^ie  ^änuntlicben  Original  -Berichte  ^^f^r 
j,Pföjnisch  -  Kaiserlichem  Gesandten  ap  4.^(^ 
„Russischen  Hof,  yom  fünfzehnten  ;bis  zum  £nde 
„des  siebenzehnten  Jahrhunderts,  die  Relazione  delT 
„Imperio  di  Moscovia  von  1553,  eine  bodeutende 
„Anzahl  tou  römischen  Documenten  über  den 
„falschen  Demetrius  und  die  Regierung  Was- 
„silij  Iwanöiritscb  Schuiskij^s,  des  berühmten 
„Engelb.  KSmpfer's  Diarium  Itineris  ad  aulam 
,.Moscoviticam  suscepti  und  vieler  andern  mehr/^ 
„Ein  zweites  Werk,  welches  zu  gleicher  Zeit 
„mit  dem  ersten  erscheinen  soll,  ist  eine  kritisch - 
„literarische    Uebersicht    aller    bis   zum    tfabre    ^700 


^«BtemomMnei^  igidmekten  und  uligedruektcn 
^Rei«e*il  in-  R«saland,/  etwa  260  an  der  Zahl/  eioft 
9yArbeit;:dereiifiisfcerigon  JMaDgcl.wohl  Jeder,  deV  aieb 
mbU  dMa^jiiUiern''SMadran(i  «des  Vaterlandes  .bbschSfligl^ 
«^ebbaO ' an  fiUilen' Gelegenheit  gehabt,  hat^^^  i  tu 

■'  ffVine  dritt4':liuteruehoiang,  die;  mit  den  beiden 
tyvorhergehenden  .in  gquaii^r  Verbindung  is^htji.  t^ki^g 
f^hrtw  Natur   nacb-Tiel  ;unifassender  iiein  aiuM/;ifit 
y^eine   Nachweiaung.  der  . ausländ  19 eb6^:.N^€^' 
y^ricJiten   über  daa,  filtere   |ius»laiid    vo,!!    dein 
y/rftheaten   Zeiten  ;an  bjs    anni  :Ende..de:a.  Bief 
«»benaehnten  Jahrhundert^s,  «beafallaausg^naeki- 
yyten   und   wigedrucklen  ^Qjuiettett    zu^ataiaiengfetrogbni 
»Aiieb.  SU  4ieae«i  IVerke^  Welebßs  dje  filtere  RwajscibB 
„Gesehichte    Regierung   fiir.  Hegiernng^:  ja  ;J«1ir  ßif 
f^ahr;*  begleiten   #ird/ist   ein  sehr  reieher  Vorrath 
,«Ton  Materialien  vorhanden,    die   selbst  fiir  den  Fail^ 
«,dass  ich  vor  der  völligen  Bearbeitung  derselben  ab^ 
^eroren  würde,  nicht  verloren  gehen  werden/^ 

Der  IVnnsch  meines  Vaters,  diese  Arbeiten  an 
Ende  sn  führen,  ging  nicht  in  ErfUlInng.  Sein  Ge^ 
sandheitsznstand  Terschlimmerte  sich  seit  jener  Zeit 
immer  mehr,  so  dass  er  keine  seiner  Mnssestnnden 
rorüber  gehen  Hess ,  um  die  Uebersicht  der  Reise« 
berichte,  welche  sein  Interesse  besonders  fesselte,  M 
TollstSndig  wie  möglich  auszuarbeiten.  Er  war  daniit 
ziemlich  weit  vorgeschritten,  als  er  am  18,  Januar  1843 
rerschied.  •  »' 


In  den  letzten  Tagen  seines  Lebens  bstte  meinen 
¥ater  oft  der  Gedanke  beschäntigt,  auf  welche  Weise 
sein  Wunsch,  Jenes  Werk  über  die  altern  Reisen« 
den  in  Rnssland  der  Oeffentlickkeit  m  fibergefaen, 
in  Erfällung  gehen  könnte.  Daf  ich  der-  einzige  von 
seinen  Söhnen  war,  der  ihm  znr  Seite  stand,  nnd  mir 
also  der  Gang,  den  die  Ansarbeitnng  genommen^  am 
besten  l^kannt  wur^  so  hatte  mein  Vater  daranf  ge« 
reehnet,  dass  ich  einst  seine  Absichten  in  Ansflibrnng 
bringen  würde,  falls  er  selbst  es  nicht  erleben  sollte« 
Es  lag  mir  daher ^  ohne  dass  ich  mir  die  im  JTnkre 
tö40  an^gespreehenen  nnd  spttter  mündlich  wieder- 
holten Werte  in's  GedSchtniss  en  rnfen  nöthig  hatte, 
die  betl^e  Yerpfliehtting  ob,  fUt  die  Terötfentlickung 
dies  Werkes.  Serge  zn  tragen. 

'<*  Es  rergiog  einige  Zeit,  ehe  ich  in  dieser  Hinsidit 
einen  festen  Entschluss  fassen  kannte.  Meinem  Vater 
lag  es  sehr  am  Herzen,  dass  dieses  Werk  in  dem 
Lande,  dessen  Gesehichte  er  so  lieb  gewonnen  hatte, 
erschiene;  doch  war  es  ihm  bis  an  sei«  Ende  noch 
Hiebt  möglich  gewesen,  die  Mittel  zur  Herausgab« 
aMsfindig  jEn  machen,  da  er  selbst  schon,  um  sieb  das 
nötbign  Material  aus  Terschiedenen  Ländern  Enropa's 
berbelznsehafl^n,^  bedeutende  Opfer.  ^—  ieli  darf  es 
wohl  i  Sagen  ~  gebmoht  hatte.  E9  blieb  iiiir  daher 
niobti^  .übrig,  als  zu  boffen,  dass  der  .innere.  Werlb 
dpn>Werbas  die  nStbigen  lUittel  j^ur  He^ansgafaie  ^i^if 
verschaffen  würde.    Getrost  reichte  ich  dann  iniiletob^i^ 


4m  JabreB  1844  dasselbe  xu  dem  Deniidowsehen 
Coneim  ein  9  uid  sprach  zagleieh  die  Absiefafe  aua, 
wttMi  die  HHtel'biareiebend  sein  wiirdeo,  dieselbefk 
SB  den  Ten  4Bflieineiii  Vater  beabsichtigten  Dnick  der 
Origmal*  Berichte: -ra  rerwenden.  Die  Kaiseriiehe 
Akademie  der  WisMQMhafteii  würdigte  im  April  1845 
4im  Arbeit  meines  Vaters  nicht  nur  eines  vollen 
Dnmidewsehen  Preises,  sondern  bewilligte  aach  ans- 
serdem  eine  Summe  aur  Bestreitung  eines  Theiles  der 
Dmckkesten»!  Sq  wurde  mir  das  Cliiek  su  Theil»  den 
leisten  Wnnach  meines  Vaters  zu  erflallen;  und  miek 
meiner  schweren  Sehnld  gegen  sein  Andenken  an  ent^ 
led%en.  ■  .^;-\ 

Es  schien  mir  notbwendig,  diese  Verii&ltnMse  an 
erwKhnen,  am  mich  vor  jedem  Vorwurf  der  Unbern«> 
ienheit  an  der  AnfgabCy  der  ich  mich  unteraegen  habeii 
lu  schiMzen.  Allerdings  war  diese  eine  schwierige; 
ja»  es  schien  mir  im  Anfange  sogar,  als  würde  .aller 
Eifer  und  guter  Wille  nicht  genügend  sein,  um  ^die^ 
»elbe  cur  Ausführung  zu  bringen,  doch  mnsste  ich 
Bsch  meinem  CSefühle  die  Herausgabe  des  Werkes  auf 
nich  nehmen^  und  ich  darf  wohl  mit  Vertrauen  auf 
einige  Nachsicht  rechnrn,  wenn  ich  edtläre,  diiss  'tiur 
die  angedeuteten  Rücksichten  mich  bewogen,  an  die 
Veröffendichung  der  Kritisch-Literarischen  Uebersieht 
xn  gehen. 

Von  den  265  Reiseberichten,  die  iu  diesem  Werke 
besprochen  werden  sollten ,  waren  tou  meinem  Vater 


nur'  150  vollitKndig  bearbeitet  wbr<)«#;  ttbei'  die  aiideTii 
11«!^  ftifade«  sieh'  zwar  mehr  oAw  iiiiMder^fitlsßlhHit^he 
NotiaeM  Tor^  altein  eti  wa^  meist  tinkeatliiniit  g^IasaeB, 
•b  dieselben  i  b^i  der  Ausarbeitang<  ben<ii(2rt  werden 
sollten,  oder  ob  diei^er  •  oder  jener  Auter^Rtls  nob^* 
rackslehttgt'  gelasstrn  werden '9o)lt(^w '  Gewiss  'gehörten 
m^bre  jener  Autoren  au  solchen  Personen/ Uboi^  deren 
LebeilaY^rhSltikisseondlleifienntecnehmungenesnieinett 
Vmi^r  ans  objecliren  Gründen  nich^  mttglieh  igeinorden 
war^iaieh  nKhere  Auskonfl  zü 'TerscbaSeh.  >  Dte^rei«- 
iaiidehen  MateWalien  nnn  habe  ich  .veHs«iebt\**  so  ivfrel 
:wie  jDiögtieh'^Mi^  dem  aUgemeinen. Plane  des  Werkes 
zusammenzustellen,  wagte  indessen  nicht,  dieseHieii 
Ml  do».  aiotgearheilttten  Hanptberieht  meines  Taters 
einztecäialtto,  in  der  Sesorgtii^s,  dass*diese  mangels 
Mftiü  Rorfaetiott:  mitunter  meinem^^Vster  selbst* zügie«- 
nekriebeÄ' werden  küuute.'  Deswegißn  zog  ich  yöi>, 
dii^selbeD:  ron  dem  etgentiiek^n  Te'kte  "des  Werbeb 
gaiiz  zu  trenneiivi  und  sie  lieber  ün  Form  ieiiies  Na^^b- 
tt^gen  jBU  drucken..:  Diese  so  Tiersehiedenartigen 
SiotiseJi;  ganz  wegzulasseniiikonnte  Sich  nii^b-  nicht  -ent- 
acbliessen^  inidcr!  Meinboi;,  sda^s  selbst  die  blossfe« 
JiameMk  tiTim  Reisenden,  spttterb»  Bcfarheitor  dieses 
•Crebiotes  der  Rassiscken  GcMbiebte  zu  weiteren  For- 
nehungeni anregen  köniiten.  n*      '<  *    ' 

Die  aur  die  Nachträge  folgenden  Zusätze  cnthaltüii 
«jnaeliiei  ergiuzcnde  ^et  benehligeiide  B^mcrkifngen, 
dio*  Ickitet  Texte  selbst  YieobtMcht^'fiifibi-fng^irikonnYf^. 


'  Mttt'dM  ConetfUt  habe  ich  mSgltetisl;  ^ossc 
SairgfÜltVerwändt;*  besonders  habe  tcb  es  mrr  ati^c^lei 
geil'  setii  tos««;  die  Zahlen  Hiid  filgbnntfnfr^  gtMii 
m^'der  mi^  TbyHel^iBnden  Hatidsekfift  abstidinekeWi 
die  mach  sonst'^irft'  yferBndeni  leb  >tiii<ih  ^  mcbt^bfeftigt 
hielt  Ich  habe  indessen  in  Beziehung  darauf  noch 
iii^«%^1ltefkeff,  ^MMP^eh  bei  der  Correctur  auf  das 
gewissenhafteste  diejenigen  Original  -  Werke  und 
Abschriften^  ans  welchen  mein  VaiertAarail^e -Mitge- 
theilt  bat»  verglichen  habe;  leidei"  korinle':i<$b  mehre 
derselben  nicht  auffinden. 

Nun  sei  es  mir  noch  erlaubt,  im  Namen  meines 
rerstorbenen  Vaters  allen  Denjenigen  öffentiich  zu 
danken,  welcbe  im  In-  und  Auslände  mit  der  grössten 
ZuTorkommenheit  ihm  behülflich  gewesen  sind,  dieses 
Werk  zu  Stande  zu  bringen.  HStte  er  das  Erschei- 
nen desselben  erlebt,  so  würde  er  gewiss  nicht  unter- 
lassen haben,  das  Publicum  näher  mit  den  Beweisen 
der  Gefälligkeit  bekannt  zu  machen,  die  ihm  so  oft 
und  von  so  verschiedenen  Seiten  zu  Thoil  geworden 
»ind. 

Dem  Herrn  Akademiker  von  Bacr  verdanke  ich 
die  Ausarbeitung  der  Berichte  über  die  drei  Versuche 
der  Holländer,  eine  nordöstliche  Durchfahrt  nach 
Indien  aufzufinden,  und  ausserdem  so  manchen  treff- 
lichen Rath. 


XVI 

.,■  Möge  denn  die  letzte  Fruelit  der  geistigca  Tliä- 
tigkeit  meines  Vaters  von  der  literäriscbea  Welt  mü 
Wobiwollea  au^enommeQ  werdeu^  uquI  nicht  iiiili^- 
i^ki^ichtigt  blfiiiieny  dass  es  ihm  pii^ht  r^rgÖRiit  ürar; 
fli0  letzte  Hand  an  sein  Werk  zw  legen. 


Mfieoimi  ».  Atßifimntß^ 


St.  PBTBasBvacy 
I üi    Jn  n  i     18  4  6. 


tifr 


!4*»: 


INHALTS  -  VERZEICIINISS 
des  !•  Bandes* 


Scüe. 
Verzcichniss  der   Samminngen  in  welchen  ältere  Reisen 

nach  Russland  vorkommen 1. 

1.  Vincenlii  Bellovacensis  Speculum  lustorialc  1473      .  3. 

2.  Orbis  novus  1532 4. 

3.  Opera  dilcllevole  di  Giovan-Anlonio  de'  Nicolini  da 

Sabio  1537 5. 

*.  Maggi  FaUi  da  Venetia  alla  Tana,  etc.  1541     .     .  5. 

y  KaccoUa  di  Giov.  Battisla  Ramusio  1550  ....  6. 

6.  Alexandri  Guagnini  Res  Polonicae   1584    ....  10. 

7.  Reinen  Reineccü  Ilistoria  orientalis   1585      .     .     .  11. 

S.  Kichard  Ilakluyrs  Colleolion  1589 12. 

fl.  Rerum  Moscovilicanim  Auclores  varii    1600   .     .    •  18. 


Seite. 
10.  Documenta  ad  historiam  Pseudo  Demetrü  spectanlia 

i605  — 1606 20. 

H.  The  Pilgrimes  by  Samuel  Purchas  1613     .     .     .     .  21. 

12.  Philipp!  Honorii  Thesaurus  Polilicus  1617       ...  25. 

13.  Russia  seu  Moscovia  Elzevier  1630 26. 

14.  Respublica  Moscoviac  auct.  Boxhornio  1630   ...  27. 

15.  Recueii  de  Voyages  de  Bergeron    1634     ....  27. 

16.  Adrian  van  Nispen,  Verscheyde  Voyagien  1652       .  29. 

17.  Viaggi  di  Moscovia  1658 29. 

18.  Relation  de  divers  voyages  par  Thevenot  1663  .     .  31. 

19.  Nicolaes  Wilsen's  Noord-  en  Oosl-Tartarye  1664  .  32. 

20.  Norden,   von  Rudolff  Capel  1678 35. 

21.  A  brief  Hislory  of  Moscovia,  by  John  Milton  1682.  37. 

22.  Voyage  en  divers  elats,  par  Ph.  Avril    1691     .     .  39. 

23.  n  genio  vagante,   vom  Grafen  Aurelio   degli   Anzi 

1691 39. 

24.  Voyages  hisloriques  par  Claude  Jordan  1698      .     .  40. 

25.  CoUection  of  Voyages  of  John  Churchill  1704    .     .  42. 

26.  Nayigantium  atque  Peregrinantium  Bibliotheca,  von 

John  Harris  1705 48. 

27.  Naaukerige  Versameling  etc.  von  Peter  van  der  Aa 

1706 47. 

28.  Becueil  des  Voyages  au  Nord  1715     .     .     .     .     .  48. 

29.  CoUecüon  de  Voyages  de  P.  van  der  Aa  1729     .  50. 

30.  Sammlung  Russischer  Geschichte  von  Gerbard  Friedrich 

Müller  1732 .' 52. 

31.  Histoire  generale  des  Voyages  1746    •     .     ...  54. 

32;  Allgemeine  Historie  der  Reisen  1774 54. 

33.  Magazin  von  A.  Fr.  Busching   1767     .....  55. 


Seite. 

34.  EinldtiiDg  in  die  Russische  Geschichte  von  Dr.  Chr. 

Scbmidty  ^nannt  Phiseldek  1773 56. 

35.  Honntyr's  Archiv  1810 57. 

36.  CoUecÜon  of  voyages  by  Robert  Korr  1811  .     .     .  57. 

37.  Frankfurtisches  Archiv  1811 58. 

3&  Beilrige   zur  Kennlniss   Russlaiids    von  Ewers  und 

Engelhardt   1816 58. 

39.  Di  Marco  Polo  e  degli  altri  Viaggiatori  Veneziani^ 

Disserlazioni  del  Abbate  Placido  Zurla  1818.     .  59. 

40.  Sammlung  kleiner  Schriflen   von  B.  von  Wichmann 

1820 60. 

41.  Discoveries  and  Travels  in  Asia^  by  Hugh  Murray  1820  61. 

42.  Recueil  de  Voyages  publie  par  la  Sociöte  de  Geo-- 

graphie    i824 62. 

43.  HyTemecTBifl.  k%  TaTapam»   1825  .     .     •     .     .     .  63. 

44.  Voyages  en  Tartarie   1530 64. 

45.  CKaaaHia  GoBpeueuauKOBi  o  4attBTpii  CauoaBauiii 

1831 64. 

46.  Qampi,  Bibliografia  Crilica     1834 67. 

47.  La  Chronique  de  Nestor,  par  Louis  Paris  1834  .     .  68. 

48.  EafiaiOTeica  IIuocTpaiiubiii»  IlucaTCjeH  o  Poccin  1836  69. 

49.  Hislorica  Russiae  Monimenta  1841 70. 

Literfirische  Nachweisiingen  über  die   älteren  Reisen  der 

Auslander  in  Russland 73. 

i.  Geschichte    der   Entdeckungen   und   SchifTahrten    im 

Norden,  von  J.  R.  Forster 75. 

2.  Verzeichniss    von    altern    und    neuern    Land  -    und 

Reisebeschreibungen^  von  G.  V.  Stuck  ....  76. 


XX 

Seite. 

3.  Grundriss  einer  Geschichte  der  wichtigsten  geographi- 

schen Entdeckungen,  von  M.  Chr.  Sprengel    .     .  76. 

4.  Yergleichung  des  filtern  und  neuem  Russlands,  von 

C.  Meiners 76. 

5.  Litteratnr  der  filteren  Reisebeschreibungen,   von  J. 

Beckmann 76. 

6.  Versuch   einer   kritischen   Literatur   der  Russischen 

Geschichte,  von  J.  G.  Buhle 77. 

Aeltcre  Reisen  der  Ausländer  in  Russland 79. 

1.  Ohlhere  890 81. 

2.  Ibn-Foszlan    921 83. 

3.  Bei\iamin  von  Tudela  1160 85. 

4.  Anonymus  Anglus  1243 87. 

5.  Joannes  de  Piano  Carpino  1245 88. 

6.  Ascclin  1245 94. 

7.  Simon  de  St.  Quintin  1245 95. 

8.  Rubruquis  1253 96. 

9.  Marco  Polo   1271 100. 

10.  Giovanni  di  Monte  Corvino  1288 117. 

11.  Haitho  1290 117. 

12.  Ricold  de  Montccroix   1296 121. 

13.  Oderico  di  Pordcnone  1317 123. 

14.  Ibn-Batuta  1324       124. 

15.  Jean  de  Cor  1330 125. 

16.  Jourdain  Catalan  1330 126. 

17.  Jean  de  Mandcville  1332 126. 

18.  Francesco  Balducci  Pegololti  1335 130. 

19.  Luchino  Arigo  1374 131. 

20.  Peter   Suchcnwirl   1377 132. 


XXI 

Seile. 

21.  Johaim  Schildberger  1394 136. 

22.  Josafa  Barbara  1436     . 139. 

23.  Nicolaus  Cusanus,  um  1450 142. 

24.  Giorgio  Interiano,  nach  1450 144. 

25.  Aeneas  Sylvius  1454    ...» 145. 

26.  Ambrogio  Contarini  1473 146. 

27.  Nicias  Poppcl   1486—1489 149. 

28.  Georg  von  Thurn  1490—1492 154. 

29.  Michael  Snups  1492     . 157. 

SU.  Justus  Kanthiger  1504 158. 

31.  Sicgmund  Freiherr  von  Uerberstein  1517 — 1526  .  160. 

32.  Francisco  da  CoUo  1518 175. 

33.  Paolo  CcnluriODO    1520—1525 177. 

34.  Matthaeus  von  Miechow  1521 179. 

35.  Alberto  Campense   1523 181. 

36.  Jobann  Fabri  1525 184. 

37.  Marco  Foscariiü  1537 186. 

38.  Paulus  Jovius  1537 187. 

39.  Thomas  Schroue  1546 191. 

40.  Graf  von  Eberslein  1550 191. 

41.  Der  ungenannte  Verrasser  der  Rclazione  dcll'  Imperio 

di  Moscovia   1553 194. 

42.  Richard  Chanccllor  1553—1556 200. 

43.  Hans  Slitte  1554 205. 

44.  Steven  Burrough  1556 209. 

45.  Bichard  Johnson  1556.  1558.  1565 210. 

46.  Scbastiano  Cabota    1556 212. 

47.  Anthony  Jcnkinson  1557. 1558.  1561.  1566.  1571.  214. 
4».  Christian   Hildebrandl   1559 220. 


UUI 

U  Seite. 

r                      49.     Claus  Uhroe  4559 222. 

50.:   Francesco  Tiepolo    1560     . 224. 

51.  Henrie  Lane  1560 226. 

52.  Alessandro  Guagnino  1560 226. 

53.  EUer  HardcDberg  1562 230. 

.                         54.     Thomas  jUdcocke    1564 231. 

55.  Arthur  Edwards  1565.  1568.  1579 232. 

56.  RafTaeUo.  Barberina  1565 233. 

57.:  Thomas  Southam  1566 239. 

58.  JohnSparke   1566 240, 

59.  Herrmann  Pispink    1566 240. 

60.  Thomas  Randolfe  156S 241. 

61.  George  Tubervile  1568 242. 

62..  Lorenz  Chapman  1568:.    .     .     .     .     .     .     .     .  243« 

ea.  i  Ruggicro  1568    .     .     ......     .;    .     .     .     .  243v 

64..  Paul  Juuslen  1569 244. 

65.     Gerio  1570 253. 

66.:  CbrisU)fei  Hodsdoo    1570 254. 

67.  ;  William  Burrough  .1570.  15.76 255. 

68.  John  Stow.  1571. 256. 

69.  Richard  Uscombe  1571 256. 

70.  .  Elerl  .Kruse   1572 257. 

V               7-1.    Johann  Taube.  15^72     .     .- 270. 

72.  Fedor  Senkowilsch.  Woropai  1572     i    :.     .     .     .  271. 

73.  .Michael  Haraburda  15.73.  ..  .     ......  271. 

74.  Zacharias  Vheling  1573 273. 

75.  Jakob  von  Ulfeid   1575.  1578 273. 

76.  .  Elias  Eisenberg  1575 284. 

77.  Johann  Pemslein  1575 .  286. 


XKIU 

Seile. 

78.     Hans  Kobenzl  1576.      .     i'   .  ■  .    .     .     .    v    .  28a 

79*    Daniel  Printe  ^'X>n  Buchau  1576.  1578  .     .    .    .  295. 

80.    Michael  Zanpe   1576     .     .    .     .     ...     .     .     .  309l 

8t.     Christopher .  Burrougli    1579     .    .   -<r-^'  ...  310L 

82.  Philipp  Prenislain    1579.    .    ..   .    i  ..    .    .:.   4  312i 

83.  Mariin  Broniovius  von  Biezdzfedeai  1579     ..«:.  315^ 
84w     Veit  Senng,  um  1581   .     .    .    .*  .    .!.     .    ;  3t8l 

85.  Antonio  Possevino  1581—1582 321. 

86.  Georg  van  HolT  1582 350. 

87.  Jerome  Bowes  1583 350. 

88.  Jerome  Horsey  1584—1590 352. 

89.  Reinbold  Heidenstein  1584 354. 

90.  Lorenz  Müller    1585 356. 

91.  Paul  Oderborn    1585 359. 

92.  Jean  Sauvage  1586 361. 

93.  Edward  Garland  1586 368. 

9».    Samuel  Kiechcl  1586 370. 

95.  Ciles  Fletcher  1588 377. 

96.  Arsenius  1589 379. 

97.  Niklas  von  Warkotscb  1589.  1593.  1594.     .     .  401. 

98.  Jobann  David  Wunderer  1590 427. 

99.  Simon  von  Salingen   1591 450. 

100.  Jobn  Smith  1593 452. 

101.  Comelis  Nay,  Brandt  Tetgales  u.  Wilhelm  Barenlz 

1594 453. 

102.  Comelis  Nay,  Brandt  Tetgales,  Wilhelm  Barentz, 

Jacob  van  Heemskerk  imd  Jobann  Cornelis  Kyp. 

1595 459. 

103.  Alessandro  Comuleone    1595.  1597     ....  463 


xxtv 

Seile. 

i04.    Jacob  van  Hecmskerk,  Wilhelm  Barontz  und  Johann 

Comelisson  Ryp  159&.  1597 46*. 

105.  Abraham  Barggraf  zn  Dohna  1597 469. 

106.  Marlin  Schiele  1598 470. 

107.  John  Merick  1598 477. 

i08.    Anlony  Sherley  1599 477. 

f09.     Wüüara  Parry  1599     ... 479. 


-« 


VERZEICHHISS  DRR  SillLUSGEli 


in  weldien 


ältere  Eeti^ren  naclf  tluJ0J0bn^ 


rorkommen. 


Yincentii  Bellovacensis  Speculum  historiale. 

1473. 

Vincent^  ein  Praemonstratenser-Möndi  von  Beauvais^ 
?ciCiS8te  eine  Art  von  Encyclopaedie  des  Mittelalters,  welcher 
er  den  Titel  gab:  Spceulum  quadraplex,  naturale^  doc«* 
trinale,  moralc  et  historiale.  Dieses  grosse  und  wichtige 
Werk  befindet  sich  handschrilllich  in  der  Königl.  Bibliothek  in 
Paris;  gedruckt  erschien  es  zuerst  in  den  Jahren  1473-1476 
n  Strassburg  in  der  OfTicin  von  J.  Menielin  in  sieben  starken 
Folio -Bänden^  von  welchen  das  Speculnm  historiale  allein 
^ler  Theile  füllt. <  —  Spätere  Ausgaben  desselben  sind:  Mainz 
1474;  Basel  1476;  Nürnberg  1483;  Venedig  1489,  1494, 
1591;  Augsburg  1496;  Douai  1624. 

Ins  Französische  fibersetzt:  Miroir  historial  (traduit 
pir  J.  de  Vignay).  Paris  1495-1496.  5  vol.  fol.  mit  Holz- 
sdmitten;  auch  Paris  1531.  f. 


1.    5.  EbeH»  Bibliograph.  LcxicOB,  T.  0  S.  1032. 


_     4     — 

Holländisch:  Den  Spiegel  historiaeL  Antwerpen 
1515.  f.  mit  Holzschnitten. 

In  diesem  Werke  finden  sich  folgende  hicher  gehörige 
Reisen : 

a)  Ein  Theil  von  Johannis  tle  Piano  Carpini,  Ilistoria 
Mongaloruro.2 

b)  Itinerarium  Simonis  de  Sancto  C^uintino.» 

c)  Einige  andere  ältere  Reise-Berichte  über  die  Tatarey. 


Orbis    novus. 
1532. 

Orbis  nonns  regionum  et  insuLarnin  Teteribns 
ineognitarum  vna  eum  tabula  cosmographica  et  aliquot 
aliis  eonsiniilis  argumenti  libellis.  Basileae  1532.  fol. 
ibid.  1534.  1537.  Hervagii  1555.  f.  Diese  letzte  Ausgabe 
hat  auf  dem  Titel  noch  den  Zusatz:  IVouis  navigationiboa 
auctus.  Man  pflegt  diese  interessante  Sammlung  von  Reise-* 
beschreibungen  gewöhnlich  dem  Simon  Grynaeus  beizulegen; 
dieser  aber  hat  nur  die  Vorrede  dazu  gemacht;  der  eigentliche 
Herausgeber  war  Joh.  Uutichius. 

In  der  letzten  Ausgabe  dieses  Werkes^  von  1555  ^  be- 
finden sich  folgende  hieher  gehörige  Reisen: 

a)  Paulli  Veneti  libb.  IIL  de  regionibus  orientalibns. 

b}  Haitboni^  Armeni^  lib.  de  Tartans. 

c)  Matthaci  aMichoviaSarmatiaAsiaua  et  Europaea. 


2.  Von  welchem  weiter  unten  ausfuhrlich  wird  gehandelt  werden. 

3.  S.  unten  Simon  de  St.  Quimim. 


-.  #  -. 

d)  Paulli  Jo?ii  Hb.  de  Moscoyitamm  legatione. 
Deuts  dl  erschien  dieses  Werk  unter  dem  Titel: 

Die  new  weit,  der  landschaften  vund  Innanlen^ 
se  bis  hie  her  allen  AltfreUbeschrybern  Tubekannt 
Sfrassbarg  1534.  fol.    Der  Uebersetzer  war  Mich.  Herr. 

3. 
Opera   dilettcvolc    di    Giovan  -  Antonio 
de'  Nicolini  da  Sabio.  • 
1537. 

Opera  dilettevolc  da  intendere,  nella  quäle  si 
confieiie  de'  Itincrarj  in  Tartaria  per  nlcuni  fratti  deir 
ordine  minore  e  di  san  Dorocnico^  inaudali  da  papa 
Iniiocentio  IUI  nella  detta  provincia  di  Scithia  per 
anbasciatori ;  non  piu  volgarizati.  üa  Giovan-Antonio 
de'  Kieolini  da  Sabio.     In  Venezia,  1537.  kL  8.« 

Enlhalt  eine  italiänische  Ucbersetzung  der  sclion  oben^ 
S.  4.y  angeführten  Auszuge  aus  Plan  Carpüis  und  Simon 
de  Si.  QuenÜH  Reisen  in  die  Tatarey. 

4. 

Viaggi  Tatti  da  Yenetia  alla  Tana,  ete. 

1541. 

Viaggi  (ätti  da  Venetia^  alla  Tana,  in  Persia, 
in  India  et  in  Conslantinopoli.  Venetia,  (iglivoli  dl 
AMo  1541.    8.     Ebend.  1543.   12.     Ebend.  1545.  8. 


4.  S.  fiber  dieses  äusserst  seltene  Werkchen:  Relation  de§  MomgoU 
f^'  4m  Pere  Jemm  dm  PUtn  de  Carpim  etc.  par  M.  d^vezac.  Parti  1838. 
^  l  3^39. 


-  #  - 

Mtr^^  Oiese  kleine  sehr  seltene  Sammhinir  wurde  von  Antonio 
ManUeei  liertusgegeben,  und  wird  deswegen  auch  häufig  citirt: 
Radeelta  de^  Viaggi  pabblieuta  da  Ant  Manuzio. 

'^  Hs  befinden  sich  in  derselben  zwei  Weher  gehörige 
Reiset: 

a)  Yiaggio  cli  Giosafa  Barbaro^  ambasc.  di  Veiictia, 
alla  Tana  et  in  Persia. 

b)  Viaggio    dcl    Ambrosio    Contariiii,    ambas.    di 
Yenetia  ad  tJssuncassan  Re  di  Persia. 

5. 

Raccolta  di  Giov.  Battista  Ramusio.«^ 

1550. 

<  Dieses  seltene  Werk  besteht  aus  drei  Bfinden  in  kl.  folio^ 

von   denen   der  zweite   später   als    der  dritte   erschien/ und 
weiche  folgende  Titel  fahren: 

Vol.  I.  Delle  Navigationi  et  Viaggi,  in  Trc 
volumi  divise;  nelle  quali  con  relatione  fidelissima  »l 
descriuono  tutti  qne^  paesi,  che  da  gia  300  anni  siir 
hara  sono  stati  scopcrti,  cosi  di  verso  Leuante,  et 
Ponefite,  come  di  rerso  Mczzodi,  et  Traiuontana;  et 
si  ha  notizia  del  regne  del  Prete  Gioanni,  et  deir 
Afriea'stno  a  Calicoty  et  all'  I^ole  Moliicehe.  Et  »i 
Ifatta  deli' Isola  Giappao »  delle  due  Sarmatie,  della 
Tartaria,   Scitia,   Cireasia^   et  eirconstauli   Prorineie: 


5.  Rmnmtm  machte  in  seiner  Jagend,  selbst  bedeatende  Reisen.  Er  starb 
1557,  71  Jahr  alt,  in  seiner  Vaterstadt  Venedig,  als  Secretair  des  (Jtmmgiio  dB*  DiecL 
Sein  Name  wird  Qbrigens  von  den  Italiänem  auch  häufig  Rammtfio  geschrieben. 


~     T     — 

4tlla  IVina  et  delt*  lodie  Oecidcntali,  quanto  Orientalii 
et  delia  Navigatione  d'intorno  il  Mondo.  Con  Diseorsi 
i  suai  loagtiiy  et  imprese  diuerse  d'Imperatori  di 
Tartaria,  di  Turehi,  et  di  Fersiani^  di  Soldani  di 
Babilonia:  et  d'altri  Prencipi;  et  alcuni  eapitoli,  et 
Taoole  di  Geografia  secondo  le  carte  da  uauicare,  eo' 
nomi  de'  popoti,  Porti  |  ""Citlä,  Litghi,  Fiame  et  altre 
cose  notabili. 

Vol.   II.     Secondo    volame    delle   Navigationi   et 

Viaggi    nel  qaale    si    conteugono  VHistoria  delle  cosc 

de**  Tarlari,    et  diuersi  fatti    de'  loro  Impcratori,    dc- 

scritta  da  M.  Marco  Polo  Geiitilhnomo  Venetiano,   et 

da    Hayton    Armeuo.       Vnrie    descrittioni    di    diaersi 

autoriy    delle    Indie    Orienfali,    della    Tartaria,    della 

Persia,  Armenia,  Blcngrelia,  Zorzania,  et  altre  Prouiucie, 

seile  qnali  si  raccontano  molte  imprese  dTssuncassan^ 

dlsniael    Soffl,   del    Soldnno    di  Babilonia,    di  dinersi 

Imperator!  Otfomani,  et  particolarmeute  di  Selim  contro 

Toroombei,    vKimo    Soldano  de'  Mamaluccbi,  et  d'altri 

Prineipi.     Et   il  riuggio   della   Tana.     Con  la  descrit- 

tionQ  de'  nomi  de'  Popoli,  Citta,  Fiumi,   et  Porti  d'in- 

torno  al  Mar'  Maggiorc,  corae  si  nominauauo  al  tempo 

deir    Imperator    Adriane,     et    raolte    altre    narrazioni, 

€081    dello    stato    de'   Mosconili,    Scithi,    et   Circbassi, 

eome   d'aKre   genti  barbare  agii  anlicliijncognite.     Et 

il  naurragio   di   M.  Pietro  (^uirino  gentiihnomo  Vene- 

iiano,     portato   per    fortuna  scttanta    gradi     sotto     la 

Trauiontana. 

Vol.  III.  Tre  Nauigationi  fatto  dagli  Olandesi  et 
Zelaodesi  al  Settentrione,  nella  Noniegia,  Moscouia  et 
Tartaria,  vcrso  il  Caüai  et  Regno  de'  Sini,  doue  sco- 


—     8    — 

pcrsero  il  mare  di  Yueygats,  et  la  Noora  Zembla.  Et 
im  pacsc  ncir  oitantesimo  grado  crediito  la  Grocnlan- 
dia.  Con  uiia  descrittonc  di  ttiUi  gli  accidenti  oecorsi 
di  giorno  in  giorno  a  quc'  Naoiganti. 

Urspflnglich  sollte  das  Werk  noch  einen  vierten  Band 
haben  rnid  Ramusio  beschäfligie  sich  eben  mit  dem  Ordnen 
der  Materialien  zu  demselben^  als  ihn  der  Tod  äbcrraschte. 

Die  Reihe  der  verschiedenen  Ausgaben  dieses  wichtigen 
Werkes  ist,  selbst  nach  dps  fleisgigen  EberCs  Geständnisse« 
noch  njcht  ganz  aufs  Reine  gebracht.  Folgendes  ist  indessen 
das  Resultat  der  genauesten  Forschungen  über  diesei)  Gegen- 
stand, 

Eß  3ind  voi)  dem  ersten  Bande  der  Raccolta  di 
Bamasioy  >vie  diese  Sammbing  gewöhnlich  angeführt  wird| 
sechs  Ausgaben  erschienen,  die  vipr  ersten  ohne  seinen  Namen, 
den  sein  Freund  und  Verleger,  Giuntiy  erst  bei  der  vierten, 
nacb  Ramu^io's  Tode  herausgekommenen;  nannte.  Von  dem 
«weUeq  und  dritten  ßande  kennt  man  fanf  Aus* 
gßben,  Der  erste  Band  erschien  1550;  ihm  folgte  1556 
der  dritte,  und  erst  1559  wurde  der  zweite  gedruckt,  weil 
RamußiQ  zu  diesem  noch  einiges  liefern  wollte,  mit  dessen 
Rx^daction  er  njcht  fertig  war.  Er  starb  aber  bereits  1557^ 
und  durch  diespn  Todesfall  und  wegen  einer  Feuersbru||^t;  die 
iß  der  Druckerey  des  TQmmQSO  Giunti  einen  grossen  Scha- 


6.  S.  merfs  Bibiiographischt^M  Lexlcon,  T.  n.  S.  583.  S€lbst  in  der 
Bibliothhqne  imtirttrUre  par  De  Bure  findet  sich  T.  V.  p.  190-192  nar  nock 
eine  höchst  unvollständige  und  feblerhafle  Nuliz  über  diese  Sammlung.  Die 
genauesten  Angaben  darüber  findet  man  in  tT^eezac'»  vortrcdlicher  Ausgabe 
von  Plam  CarpM»  Reise,  Paris  1838,  4.  von  weicher  unten  ausführlicher  die 
liede  sein  wird. 


—    9    — 

dm  awiddete,  erschien  der  zweite  Band  so  spSt.  Von  dem 
ersten  Baade  wurde  flbrigens  bereits  1554  eine  zweite  Auf- 
I$g0  godmekt. 

Im  Ganzen  kamen  die  drei  Bände  ^  alle  in  klein  Folio 
■d  Im  den  Qiunti  in  Venedig  gedruckt,  nach  ihren  verschie- 
deoen  Ausgaben  in  folgenden  Jahren  heraus: 

VoL  L     1550.  1554.  1563.  1588.  1606.  1613. 

VoL  n.     1559.  1574.''  1583.  1606.  1613. 

VoL  ffl.     1556.  1565.  1583.  1606.  1613. 

Vor  einigen  Jahren  t^ranstaltete  Ludavico  Peztana 
in  Venedig  eine  neue  Ausgabe  dieser  Sammlung  unter  fol- 
gendem Titel:  Raccolla  di  Ramusio.  Nuova  Edizione 
rireduta  sopra  quella  de'  Giunti.  Con  ritratto.  Ycnezia, 
1834.    4.     3  Vol. 

Für  den  Zweck  dieser  gegenwärtigen  Arbeit  enthalten 
der  erste  imd  dritte  Band  der  Raccolta  nichts;  im  zweiten 
aber,  und  zwar  in  den  Ausgaben  von  1574  und  1583^  befinden  J 

sich  folgende  Reisen  nach  und  in  Russland. 

a)  üc^  Viaggi  di  Messer  Marco  Polo,  Gentilbuomo 
Ycnetiano,  libri  HL  p.  1  —  60. 

b)  Parte  seconda  dclla  Historia  dcl  Signor  Hajton 
Armeno.  p.  62»  —  64*. 

c)  Di  Messer  Josafa  Barbaro,  Gcntilhiiorao  Venc- 
tiauo,  il  viaggio  della  Taiia.  p.  91» — 98. 


7.  In  der  Bibliothbque  AmMcaine  puhliee  par  M.  Jlf^nry  Ternamx 
^•mptn,  ParM  1837.  8.  p.  13  wird  eine  Ausgabe  des  zweilcn  Theils  vom 
^  156*  angerührt.  Diese  Angabe  scheint  indessen  auf  einem  Irrlhume  zu 
^»«hen,  da  es  den  gründlichen  Nachforschungen  des  Herrn  dArezac  nicht 
flickt  ist,  ein  Exemplar  dieser  Ausgabe  zu  entdecken.  S.  cVAve%ac»  ange- 
fi^  Werk,  p.  39. 


—     iO     — 

d)  II  Tiaggio  del  Magnifico  M.  Ambrosio  CoDtarini, 
Ambasciadore  della  Illus^trissima  Signoria  di  Yenetia 
al  gran  Signore  Vssuncassan  Rö  di  Persia  neW  anno 
Mccccxxxirr.    p.   112«  —  125 ^ 

e)  Iiottera  d'Alberto  €ainpeiise  intorno  le  cose  di 
Moscovia.    p.  126 — 131. 

f)  Due  Viaggi  iu  Tartaria  per  alconi  frati  del 
ordiuc  minore  et  di  san  üominieo  mandati  da  Papa 
Innocentio  nu  nella  detta  provincia  per  anibasciatori^ 
l'anno  1247.  Enthält  in  einer  indianischen  Uebersetzung  Aus- 
züge aus  Pian  Carpin^s  und  Simon  de  St.  Quentin  Reisen 
in  die  Tatarey.« 

g)  Sigismondo  Libero  Barone  (di  Herberstein) 
della  Moseovia. 

h)  Navigazione  di  Sebastiane  Cabot^. 
i)  Alessandro  Gungnino  delia  Surmatia. 
k)  Paolo  Jorio  da  Como    delle   eose   di  Moscovia 
a  Monsignor  Giovanni  Ruffo  Arcivescovo  di   Cosenza. 
1)  Mattheo  di  Micheovo  delle  dne  Sarmatie. 

6. 

Alexandri  Guagnini  Res  Polonicae. 
1584. 

Alessandro  Cfuagmno^  aus  Verona  gebflrtig,  stand 
lange  in  Polnischen  Kriegsdiensten  als  Hauptmann  der  Infanterie, 
und  war  als  solcher^  in  dem  Kriege  gegen  Russland;  Comman- 
dant  von  Witepsk.«»    Er  starb  zu  Krakaul614,  im  76s>®i^  Jahre. 


8.    S.  oben  S.  4. 


9.    Daher  heisst  er  in  der  RmecoUa  di  RammUo^    vol.  UI,  App.  59: 
iJufiUmo  dt^  /arnii  neUa  rocca  di  Kiie6$9ta,  che  con  ia  Mo$eovia  eomßnm* 


—    n    — 

Seil  Udier  gehöriges  Werk  fuhrt  folgenden  Titel:  Reram 
P^loiiieamoi  Tomi  Tres:  qaorum  primus  omnium 
Poloniac  Regum  a  Lecho  ad  Stephanum  Bathoreum^ 
tauD  piueipum  Lithaaniae  chronologieam  recensionem 
ae  siDgalarom  res  gestas  coroplectitur:  adjecta  histo- 
riaraiD  in  nostram  aetatem  ineidentiam  continua  uar«* 
ffttlMBe«  Seeondus  prorinciariini,  quae  ano  Sarmatiae 
Earopeae  nomine  rulgo  veniunt,  chorographicara  de* 
scriptionem  continet  Tertiusrea  singalariter  a  PolonU 
in  Valachia  gestas,  oratioiies  et  epistolas,  sceptri  Polonici 
negotia  coneernentes  habet.  Alexandri  Guagnini,  Equite 
aorato  pedilamque  praefeeto,  auetore.  Franeorurti  ad 
Moenum,  1584.    III.  vol.     8. 

Aus   dieser  Sammlung   müssen  hier   folgende   Schriften 
mgefldirt  ii^erden: 

Im  zweiten  Theile. 

a)  Moseoriae  deseriptio  in  quatuor  capifa  disper- 
tita:  1)  de  Moscovia,  regionc  urbeqiie.  2)  De  religione 
Moscovitarum.  3)  üe  expeditioue  bellica.  4)  De  con- 
iiietudine  nioribusqiic  Moscovilaruni. 

Im  dritten  Theile: 

b)  Fragmeutum  ex  L.  B.  de  Ilerbersteiii  de  bellu 
Ptltnos  inter  et  Moschos  gesto.     lSrl4. 

7. 

Reineri  Reincccii  Historia  orientalis. 

1585. 

Historia  OrientalisiHaylhoniArnienii,  etbuic  sub- 
ittiam  Marci  Pauli  Veneti  Itincrarium,  item  fragmcntum 


—     12     — 

e  speculo  hisforiali  Vinccnlii  belvacensis,  ejusdem 
argiiroenti  aactore  Reiiiero  Reineccio.  Uelmstadii^  1585. 
4.    Auch  Francofurti  1595.     4. 

Diese  Sammlung  des  bekannten  Reiner  Reinecke 
enthalt  die  genannten  Reisen  des  Uaitho  und  Marco  PolOy 
und,  in  dem  auf  dem  Titel  erwähnten  fragmcutum ,  ein  ajos 
dem  oben  S.  3  angeführten  Werke  des  Vincent  de  Reauvaie 
entlehntes  Bruchstück  aus  den  Berichten  Plan  Carpin^'s  OQd 
Simonis  de  St.  Quentin. 

8. 

Richard  Hakluyt's  Collcction. 
1589. 

The  principal  N«avigalions,  Voyages,  Trafiques 
and  Discovcries  of  thc  English  Nation,  made  by  sea 
or  oiicr  Land  to  thc  rcmotc  and  farthest  distant  C^uar- 
ters  of  Ihe  Barth,  at  nny  time  within  (he  compassc  of 
the^e  600  yorcs:  diiiidcd  iiito  thren  seucral  volumcsj, 
aecording  (o  thc  posilions  of  Ihe  rogions  whcrcuiitb 
thej  wcrc  dirccted.  The  first  Tolume  confaincth  thc 
worthy  Disconeries  etc.  of  the  Eoglish  toward  the 
North  and  NortlicaiKt  liy  Sc«i,  as  of  Lapland,  Scrikfinia^ 
Corella,  thc  Baic  or  S.  Nicolas,  thc  Islcs  of  Cplgoienc^ 
Vaigatz,  nnd  Nona  Zemhla,  (oirard  (he  great  Riiicr, 
Oh,  inth  (he  niighty  Empire  of  Russia,  the  Caspian 
Sea,  Georgia,  Armenia,  Media,  Persia,  Boghar  in 
Bactria,  and  diuers  Kingdomes  of  Tartaria:  togethcr 
wi(h  many  notable  Monuments  and  Tes(imonic8  of 
the  Ancient  forren  Trades,  Vtad  of  Uie  warrelike  and 
otbcr  shipping    of  thin  rcalmc   of  England  in  former 


—     i3     — 

(9  whereunto  i«  aniiexcd  a  briefo  Commciitary  or 
the  tme  statc  of  Island,  anil  of  tbe  IVordicrii  Seas  and 
Lands  siloatc  that  wtxy:  as  also  tbe  mcmorablo  Defcat 
af  the  Spanish  fange  Annada,  anno  158S«  The  second 
raloine  eomprehendeih  (hc  principall  Nanigations, 
Fojages,  Trafiques,  and  Diseouerics  or  tbe  Englisli 
Ilati#ii  nade  by  Sea  or  Ouer-Land,  to  the  South  and 
SMth-East  Parts  of  the  World,  hs  well  witbin 
as  without  the  Streight  of  Gibraltar,  atanylime  witbin 
the  Compasse  of  these  1600  ycres:  diuided  into  two 
aereral  parts,  ete.  By  Richard  Haklnyt,  Praechcr.io 
Printed  to  London.    Anno  i589.<i 

Eine  zweite  Ausgabe  erschien  sehr  vermehrt  ebenfalb 
XU  London  in  drey  Bänden  unter  dem  Titel:  ColIe<Aion  of 
the  eariy  voyages ,  trarels  and  diseoreries  of  tbe 
EngUsli  Nation.  By  Riebard  Haklnyt.  Vol.  I.  1598.<> 
YoL  n.  1599.     Vol.  in.  1600  fol. 

Diese  beiden  älteren  Ausgaben  sind  äusserst  selten;  dalier 

veranslahete  man  in  neueren  Zeiten  eine  dritte^  welche  unter 

dem  Titel  erschien: 

Haklnyt's    Colleetion     of    tbe     early    Vayages, 

Travels    and    Discoveries   of  (he     Englisb    Nation.     A 

New  Edition,  with    additions.    London.     1809  —  1812. 

5  vol.    4. 


10.     Ueber    HaKimyC»   Unternehmung   s.  Lettre  de  Gerard  Mercaior  a 
HoKlmyt  em  15S0.     Bey  Bergerom  Koyage*  ect.     Vol.  I.  p.  Ii4. 

U.     S.     D.€3ememi  Bibliothkque  Cmrieuse.     T.  IX.  p.  347. 

12.  Der  erste  Band  erhielt  1599  einen  neuen  Titel;  in  diesem  zweiten 
Micke  wurde  aber  der  Bericht  über  des  Grafen  Essex  Expedition  nach  Cadix, 
h  (07— 620,  wegen  E$$ejp  Ungnade  weggelassen. 


—     14     — 

Von-  dieser  letzten  Ausgabe  sind  nar  200  Exemplare 
abgedruckt  wordeU;  weswegen  sie  auch  sehr  selten  ist. 

Der  erste  Band  der  zweiten  Ausgabe  liihrt  nodi  den 
besonderen  Titel:  Voyages  made  to  the  North  aod  North* 
east  qnarterS;  und  er  allein  enthält  mehre  hieher  gehörende 
Reiseil.    Es  sind  namentlich  folgende: 

a)  The  Toyage  of  Oether,  made  to  the  Northeast 
parts  beyond  Norway^  reporied  bj  h  int  seife  unto 
Alfred  the  faraoos  king  of  England  ^  about  the  yere 
890.    p.  5. 

h)  The  mariage  of  the  däughter  of  Harald,  slaine 
by  William  tbo  Conqneror,  vnto  Jeruslaus  duke  of 
Ruasia,  takeii  out  of  the  9  booke  of  the  Danish  historie 
written^  by  Saxo-Grammaticus.    A.  D.  1067. 

c}  The  Yoyage  of  a  certain  Englishman  into  Tar- 
taria,  and  frora  thenee  into  Poland  amd  Hungary^ 
anno  1243. 

d)  Libellns  historicns  Joannis  de  Piano  Carpini, 
qni  missus  est  legatus  ad  Tartaros  anno  Domini  1246, 
ab  Innocentio  quarto  Pontifice  maximo.  p.  24  —  59. 

e)  The  royage  of  Johannes  de  Piano  Carpiui  vnto 
the  Northeast  parts  of  (he  world,  in  the  yere  of  oiir 
Lord  1246.  Aus  dem  12ten  Buche  des  Speculum  historiale 
Yincentii  Beluacensis.     p.  59  —  79. 

f)  Itinerarium  fratris  Willielmi  de  Rubruquis  de 
ordine  fratrum  Minorum,  Gallig  anno  gratiae^i253  ad 
partes  orieutales.    p.  80  —  101. 

g)  The  first  royage  for  discoverie  with  three 
ships,  set  forth  under  the  charge  of  Sir  Hugh  Willoughhy, 
Knight,  in  whieh  he  dyed,  and  Moseovia  was  discore- 
red  by  Captaine  Chaneellor.    1553.    p.  258. 


—     15     — 

li)  Copie  of  a  note  fonnd  in  a  Ship,  which  win- 
teret in  Lappio,  wbere  Willongliby  anil  all  bist  Com- 
pMiy  died.  1553.    p.  258. 

i)  Tbc  Karigation  and  Discovery  toward  thc  ri?er 
Ob,  sade  bj  Master  Steven  Bnrrough^  in  tbe  yeare 
1556  and  bia  voyage  rrom  Colmogore  lo  Wardbouse. 
1557.     p.  306. 

k)  Voyage  of  Riebard  Chaneellor,  Pilot  Mfajor^ 
tbe  firKt  discoverer  by  Sea  or  Uie  Kingdom  of  Mosco- 
via,  a*  1553.     Englisch  und  Lateinisch,    p.  263. 

I)  Certaine  Notes  written  by  Riebard  Johnson, 
wbieb  was  ^  witb  Steven  Bnrrowe  in  tbe  SerehtriflL 
1556. 

n)  Tbe  landing  of  Richard  Johnson  aniong  tbe 
Shonollds,  anno  1556.    p.  316. 

n)  Tbe  first  voyage  made  by  Master  Anthony 
Jeakinson  from  tbe  city  of  London  toward  the  Land 
of  Rossia,  where  Osep  Grigoriwiche  Napea  first 
Anbtssador  from  the  Emperor  of  Moscovia  to  (^ueen 
Mirie  was  transportet  into  bis  eountry  a.  1557^  witb 
t  Wge  description  of  the  manners  of  bis  eountry. 
p.  346. 

o)  Voyage  made  by  Anthony  Jenkinson  from  the 
Htjr  of  Mosco  in  Russia  to  thc  city  of  Boghar  in 
Bietria,  in  tbe  yeare  1558,  p.  362. 

p)  Certaine  Kotes  gnthcred  by  Richard  Johnson, 
^ieh  was  at  Boghar  witb  M.  Anthony  Jenkinson  of 
fte  Reports  of  Rnssians  and  othcr  Strangers  of  the 
^ftycs  of  Russia  to'Cathaya,  and  of  divers  and 
Strange  people.     p.  335. 


—     46     - 

q}  The  ^ccond  voyage  of  Antkony  Jenkinson 
from  London  into  the  Land  of  Persia,  passing  in  bis 
Journey  throngh  Rnssia,  Moscovia  and  Mare  Casplam» 
being  begnnne  a.  1561.    p.  384. 

r)  The  way  diseovered  by  water  by  fis  Tbomas 
Sontham  et  John  Sparke  from  the  town  of  Calmagfo 
unto  the  citie  of  Novogrode  in  Russia  etc.  1566. 
p.  409. 

s)  The  Ainbassager  of  the  right  worshipfull  Master 
Thomas  Randolfe  Esqnier  from  the  (^ueenes  Maiestie 
to  the  Emperor  of  Russia  in  the  yeare  1568  briefly 
written  by  himselfe.    p.  422. 

t)  Certaine  Letters  in  verses,  written  out  of 
Moscovia  touching  the  State  of  the  coantry  and  man- 
ners of  the  people,  by  Master  George  TaberFile, 
Secretary  to  M.  Randolfe.     p.  432. 

u)  The  third  Voyage  of  Anthony  Jenkinson  into 
Russia  in  the  yeare  1566  etc.    p.  418. 

v)  William  Bnrrough's  Voyage  to  the  Nanre  ia 
Liefland.     1570.    p.  450. 

w)  A  Letter  of  Richard  Uscombe  touching  the 
buming  of  (he  citie  of  Mosco  by  the  Crimme  Tartar, 
August  1571.    p.  452. 

x)  Advertissement  and  Reports  of  the  6  Toyage» 
into  the    parts   of  Persia  and   Media  —  gathered  out 
of  sundrie  letters  written  by  Christopher  Burrough  in . 
the  yeares  1579,  1580,  1581.    p.  419. 

y)  The  voyage  of  M.  Anthony  Jenkinson^  Ambas« 
sador  from  the  (^ueenes  Maiestie  to  the  Emperor  of 
Russia.    Anno  1571.  p.  452. 


—     47     — 

.«)  U>j[ni^iiiiii  ef  M.  William  Borrongh  io  certain 
iate#rogatorief8  mooned  into  bim  concerning  the  Karvc 
ud  KegM*  1576.  p.  466. 

ua)  A  briefe  discoürse  or  thc  Voyage  of  Sir 
Jemtte  Bowes,  Knigbt,  ber  Majesties  Ambassador  to 
Iurma.  Wasfliiliwicb  m  the  year  1583.   p.  516. 

bb)  Advise  toncbing  a  voyage  for  Cola.  1578.  p.  440. 

ee)  Tbe  most  solemne  and  magnificent  coronation 

of  Pbeodor  Juaiiowicb,    Emperoar  of  Russia,    in    the 

yeare    1584^   seen    and   observed   bjr    Master   Jerome 

Honey.    p.  525. 

dd)  Tbe  Ambassage  of  M.  Giles  Fleteber,  Doetor 
of  die  Ciril  laWe,  sent  from  ber  Majestie  to  Tbeodor 
tko  Btiperoiir  of  Rassia,  a.  1588.  p.  533. 

ee)  Jerome  Bowes  voyage    and  ambassady  to  tbe 
Eaperor  of  Rassia  in  tbe  year  1582.    p.  487. 

ff)  Treatise  of  Russia  and  the  nortbern  regions, 
by  Jerome  Horsey,  p.  819. 

gg)  Voyage  to  the  Northeast,  performed  by  cer- 
tadne  Bosses  and  translated  ont  of  Sigisraundus  ab 
lerkerstein.    p.  556.  ^ 

hb)  A  voyage  in  Sibier  and  to  tbe  river  of  Ob, 
^hured  in  a  Jletter,  written  to  Oerardns  Mercator. 
P*  S75.      « 

In  einem  Alihange  des  ersten  Thefles,  der  den  Tilel 
ttrt:  Tlie  ambassages,  priviledges,  letters  and  other 
•bserrations^  depending  npon  tbe  voyages  of  tbe  first 
Vtlnie^  kommen  nodi  folgende  hieher  gehörige  Stacke  vor: 

a)  lastmetions  given  to  tbe  Parsers  of  ttie  Mos- 
^oric  voyage.    p.  304. 


—    18    — 

b)  Richard  Johnson's  diseonrs^i  etftaMtniog  the 
Samoeds.  p.  316. 

c)  A  description  of  Rossia  with  (he  cnstonis  and 
manners  of  the  inhahitauts.  p.  357. 

d)  Rieh.  Johnson'g  notes  and  observations  of  the 
several  ways  from  Rusßia  to  Cathay  over  land^  in  a 
letter  to  Henry  Lane  resident  in  Vologda.  p.  375. 

e)  The  distances  of  diverses  places  in  Rossia« 
p.  407. 

f)  The  wajr  and  dislance  from  St  Nicolas  in 
Rnssia  to  the  Caspiansea.    A.   1557.    p.  408. 

g)  A  brief  researfall  of  all  the  travails  of  Anthonj 
Jenkinson. 

h)  Certaine  letters  of  Arthur  Edwards  written  ont 
of  Russia^  Media  and  Persia^  to  the  Company  of  the 
Hosconie  merchants  in  London,    p.  397. 

i)  A  notable  description  of  Rnssia.    p.  535. 


Reram  M oscoylticarnm  Anctores  varlL 

1600. 

Remm  Moscoriticarom  Anctores  varii  nnan  in 
corpns  nnne  primnm  congesti.  ^^bns  et  fientfa 
Historia  continetnr:  et  Regionnm  accnralatdescr^tfew 
Francofnrtiy  apnd  haeredes  Andreae  Wecheli.  ,MDC  M. 

Der  eigentliche  Herausgeber  dieser  TTrhfltrhnrimiriiimmhm 
gen  ist  nicht  mit  BesUnuntheit  anzugeben.    Einige  schraOiw  sie 
dem  Bongarsmä  zu;  wahrscheinlicher  aber  ist  es  der  berthnite 
Marquard  FreAer.   Unter  der  Dedication  haben  sich  Jfamftft 
und  Aubrius  unterzeichnet. 


—     19     — 

li  diesem  Werke  befinden  sich  folgende  Reisen  in  Rnss- 
laiid,  und  Nafihrichtea  über  dasselbe. 

*  a)  Remm  Moscoviticaram  Coramcntarii  Sigisraundi 

Ubm  Baronis  in  Herberslain,  Neybcrg,  et  Goettenhag: 

^usiajl^'^et  qaae  niioe  ejus  itietropolis  esf,  Aloscoviae, 

t  littgriMima    deseriptio.      Chorographia    deniquc    totius 

^Ivperfjl  Voseici^  et  Ticinornm  qnornndam  mentio.    De 

lUli|^onA^quoqQe   varia  ins'erta  snnt,    et   quae  nostra 

ran  religione   non    eonveniant.     ((ui  dcnique  modus 

neipiendi  et  traetandi  Oratores,  disseHinr.    Itineraria 

lM|ae   dao  in  Moscoviam   sunt  adjuncta.    Ad   haee 

Ml  solnm'novae   aliquot   Tabulae,   sed   multa  etiam 

ilk  none  demum  ab  ipso   auc'tore   adjecia  sunt^   quae 

si  evi  cum   prima   editione  conferre  libeat,  facile  de- 

piehradet    p.  1  —  ll^. 

b)  Pauli  JoTÜ  Novoeomensis,  de  legatione  Basilii 

lH;ni  Prineipis  Moseoriae  ad  dementem  VII  Ponti- 

,.    fieum  Maximum  Liber:    in  quo  situs  regionis  antiqnis 

iacognitns,   religio  gentis,    mores  et  eausae  legationis 

UtliBsime  refemntnr.    p.  118  — 130. 

e)  D.  Joannis   Fabri    Möseoritarum    juxta    mare 
gliriale  Religio,     p.  130  —  141. 

d)  Anglorum   Navigatio   ad   Moseovitas.    Auetore 
Clmente  Adamo.    p.  i4'2  —  153. 

e)  Matthiae    a   Midiovia  Deseriptio  duarum  Sar- 
aatianuD.  p.  206. 


2' 


—     20     — 
40. 

Documenta  ad  historiam  Pscudo  Demetrii 

spcctantia.  ^ 

1605  —  1606.  Jf 

Bey  der  Anwesenheit  des  hochseligen  Kaisers  PAUL, 
als  GrossfOrst^  in  Rom^  im  Jahre  1782^  überreichte  demselben 
der  Abbate  Aloisio  Parisio^^  eine  Sammlung  von  achtzehn 
Documenten  in  lateinischer  und  italiänischer  Sprache,  welche  skh 
sämmtlich  aur  die  Geschichte  des  falschen  Den^trius  beziehen, 
und  die  derselbe  in  einer  römischen  Bibliothek^  die  er  leider 
nicht  nennt^  in  der  Absicht  copirt  hatte  ^  um  sie  dem  hohen 
nordischen  Gaste  zu  überreichen.  Diese  zur  Geschichte  der  an- 
gedeuteten Periode  nicht  unwichUgen  Aktenstticke;  von  dene% 
so  viel  ich  weiss^  noch  keines  durch  den  Druck  bekannt  gewor- 
den ist;  befinden  sich  in  der  Kaiserl.  Bibliothek  zu  Pawlowsk. 

Eigentliche  Reise  -  Berichte  über  Russland  befinden  sich 
unter  diesen  nur  sechs^  und  zwar  folgende: 

1)  Nova  ex  iclioniata  Poloiiico  in  latinom  fideliter 
translata  ex  litlerisVice  eapitaneiVilisien  eoUecta.  p.6-7. 

2)  Ex  litteris  P.  Lavieii  ad  R.  F.  Provincialem 
Poloniae  datis,  aus  Moskau  vom  14  Juli  und  8  August  1605. 
p.  9  —  16. 

3}  Litterae  P.  Nicolai  Czjrzowski.  Mosenacy  17  Ang. 
1605.     p.  17—21. 

4)  Litterae  P.  Andreae  Lavieii  ad  P.  Stanislaan 
Grodzicki.     Mosquae^  16  Aug.  1605.    p.  22  —  23. 


i 


13.  Der  sich  am  Ende  der  AbschriH  Jitris  Uinwiqye  Docior  ac  Amit 
Her.  Vatri»  D,  Praeniii  Marqfo9cki$  nennt. 


-p  «4   - 


ir).Litt^rM.  P.  JükoUi  CsyroMwski   ad  P.  €!ospa> 
49MTieexki.  Hm^dm,  17.  Aug.  1605.   p.  34  —  35. 
■  '  ^  .iän  findliyaer  Bericht  fiber  den  falschen  De- 


X 


.  übe  Piigriioes  by  Samuel  Purchas. 

1613. 

Pilgrimage:  or  relations  of  tke  world  and  the 
inBgius  ebserred  in  all  ages  and  places,  discoyered 
frw  the  creation  into  liis  present,  containing  a  theo* 
ligicilaDd  geographica!  history  of  Asia,  Afriea,  America 
eic  By  Samuel  Porchas.    London  1613.    foL    Ebend. 

Aus  diesem  Werke  gehört  hieher: 

Jerome  Horsej's  treatise  of  Russia  und  other 
■iribeastern  regions. 

Ein  anderes  Werk  verwandten  Inhalts^  das  man  anch 
ib  eine  sehr  vermehrte  und  völlig  umgearbeitete  Ausgabe  des 
miero  ansehen  kann^  und  hier  als  Hauptwerk  angesehen  werden 
umSy  erschien  unter  folgendem  Titel  : 

Purchas  bis  Pilgrimes.  In  fiFC  Bookes.  The  first 
eonlaining  Peregrtnaüons  and  Discoucries  in  the  re- 
■•fest  North  and  East  parts  of  Asia;  calied  Tartaria 
and  China«  The  second,  Percgrinations,  Voyages, 
Diseooeriesc^  of  China,  Tartaria,  Russin,  and  other  the 
5orfh  and  Enst  parts  of  the  World,  bj  English-men 
and  others.  llie  third,  Voyagos  and  Discoucries  of  the 
North  parts  of  the  World,  by  Land  and  Soa,  in  Asia, 
Errope;  the  Polare  Regions,    and  in  the'  North  •  wcst 


of  Amerlea.  The  foiir  .  iKliglhih  noHherne  Smuii 
tioofi,  and  Diseoaeries:  laftons  of  Greentand^  Gnn 
land,  tke  Nortb-went  pa88ii|;e,  and  oth<er  Arcitifce  Regio 
with  later  Russian  Oceurreata.  The  fifth^  "^^TH 
and  Travels  to  and  in  the  Sew  World,  calied  Ameri( 
Relations  of  thcir  Pagan  ABti<iiiitlesand^fthe|legii 
and  Plantations  in  the  North  and  South  parts  thorc 
and  of  the  Seas  and  Ilands  adiaeent.  Vmus  De 
Vna  Veritas.  London  16»5  — 1626.  4  YoL  fol. 
Kopfera  und  Karten;  oder  wenn  man,  wie  es  von  ejnij 
Bibliographen  geschieht^  das  erstgenannte  Werk  daza  re^ 
fünf  Bande. 

Ans  dieser  äusserst  selten  gewordenen  Sammlung  gel 
ren,  vorzOglich  aus  dem  drittm  Bande^  folgende  Beisen  hierli 

a)  The  Jonrnall  öf  Friar  William  de  Rnhmqi 
a  Frenchman^  of  the  Minorite  Friars,  mto  the  E 
parts  of  the  World,  Anno  Dom.     1253.    p.  1. 

b)  Tartarian  and  Northerne  Relations  written 
Latin  liy  the  famons  Friar  Roger  Bacon.    p.  52. 

c)  Relations  of  Vincentius  Belnaeensis,  the  m 
of  whieh  he  reeeined  frora  Friar  Simon  de  San 
Quintino,  one  of  the  foure  Friars  sent  by  Pope  Im 
Cent  the  fonrth  to  the  Tartars.    p.  5^. 

d)  The  first  booke  of  Marens  Panlns  Venetns, 
of  Master  Marco  Polo,   a   Gentleman    of  Venice,   1 
Voyages.    p.  65. 

e)  The  Historie  of  Ayton,  or  Anthonie  the  Am 
nian,  of  Asia,  and  specially  touching  the  Tart« 
p.  108. 

f)  Traueis  and  Memorials  of  Sir  John  Mandeni 
p.  128. 


—  a»  — 

f  )  IHli'Ml  "fVJH^  tot  discouerie  with  ihree  ihipsi 
Mi  Mb  flide»  *•  ehalte  of  Sir  Hngh  Willonghfcj, 
lüugU»  ia  wliieii  ke  dyed;  and  Huseonia  was  diseoue- 
itl  hf  ikiptaiiie  Chancellor.    p.  211. 

k)  Sana  additioas  ior  betler  knowledge  of  tkia 
Tumfe»  tii^n  kj*  Clement  Adanis^  Seboole-master  ta 
ie  4|iiaaaea  Hensknan,  from  tbe  moutb  af  Captaine 
CkfieeUor.    p.  218. 

i)  Tke  firet  Toyage  made  hj  Master  Anikonie 
lainaiop,  from  tke  citie  of  London^  toward  tke  Land 
Uimsmm,  begnn  tke  twelftk  of  May  in  tke  yeere  1557. 
r.  322. 

k)  IVotes  taken  ont  of  anotker  mans  Relations  of 
ibi  mme  rojage,  toucbing  tke  Russian  Rites.  p.  226« 
1)  Tke  voyage  of  Master  Antkonj  Jenkinson^ 
■uk  Crom  4ke  Citie  of  Moseo  in  Rnssia,  to  tke  citie 
ifBagkar  in  Baetria^  in  tke  jeere  1558^  written  hy 
luMslfe  to  tke  Marckants  of  London,  of  tke  Moscouie 
CoBpanie.    p.  231. 

m)  A  Treatise  of  Russia  and  tbe  adioyning  Regions, 

vritten  bj  Doctor  Giles    Fletcber,   Lord  Ambassadeur 

/rom   tke   late    (^ucene,   Euer  -  glorious  Elizabetk,    to 

Theodore  tken  Emperour  of  Russia,  A.D.  1588.  p. 413. 

b)    A    briefe   declaration    of  Barents    bis   second 

Harigalion,  made  in  Anno  1595  bebind  Norway,  Mus* 

eonia,  and  Tartaria,  written  by  Gerart  de  Vcer.  p.  478. 

o)  A  description  of  tbe  Countries  of  Siberia,  Sa- 

■aieda,  and  Tingoesia.     Togetber  witb  tbe  Journeyes 

leading  Tuto  tbe  same  Countries  toirard  tbe  East  and 

Nortk-east,  as  tiiey  are  duly  frequented  by  tbe  Mosco- 

nites.    p.  522. 


-   »  — 

p)  A  Tojrage  made  to  Peeh^ra  .1611.  r^tiHtem  hy 
William  Goordon  of  Hnll,  appöintei' «1iic|p^  PIM^  fojr 
(liseonerie  to  Ob  ete.  p.  530.  >^ 

q)  The  voyage  of  Master  Jösias  Logan  tö  Petcliony 
and  bis  wintering  tbere,  witb  Master  WiUiam  Pars« 
glone,  and  Marmaduke  Wilson.    Anno  161^,  p.-  541. 

r)  A  briefe  relation  of  a  Voyage  to  Pecliorgy  aod 
wintering  there,  begun  in  tbe  yeere  1611.  Wrif/jg^U 
hj  William  Pnrsglone.    p.  547. 

s)  The  trauell  from  Pecbora  to  Permia,  OogoHa, 
and  to  tbe  Riuer  Ob,  and  the  Townes  sitnated  tttcfre^ 
upon,  ouer  Land.    p.  551. 

t)  Later  obseruations  of  William  Goardoil,  in  bis 
Wintering  at  Pustozera,  in  tbe  yeeres  1614  and  1615, 
witb  a  deseription  of  the  Samoeds  life.    p.  553. 

a)  Colleetions  out  of  Martin  Bronionins  de  Bie- 
zerfedea  sent  Ambassadeur  from  Stephen  King^  of 
Poland,  to  the  Crim  Tartar:  Contayning  a  deseription 
of  Tartaria,  or  Cbersonesus  Taurica,  and  tbe  Regions 
snbiect  to  the.  Perecop  or  Crim  Tartars,  witb  tbeir 
Costomes  priuate  and  publike  in  peace  and.  warre. 
p.  632. 

t)  Tbe  most  solemne  and  magnificent  coronation 
of  Pbeodor  Juanowich,  Emperoor  of  Russia  etc.  tbe 
fentb  of  June,  ia  tbe  yeere  1584.  Seene  and  obseraed 
hy  Master  Jerom  Horsey  Gentleman,  and  seruant  to 
her  Maiestie.    p.  740. 

w)  Occurrents  of  principall  Note  wbicb  bappened 
in  Russia,  in  tbe  time  wbile  tbe  Honorable  Sir  Thomas 
SmiÜi  remnined  there  Embassadour  from  bis  M^jestie. 
p.  748. 


^_    25    — 

12. 

Pliil^pi  Honorii  Thesaurtis  Peliticiis. 
t  *  .  1617. 

Philipp!  Honoiw'  X  U.  D.  Thesaunis  Politicns. 
Ofiis  Mlleetum  ex  italieis  tnm  publicatis^  tum  Mss« 
firib  Tarioram  Ambassatonim  obserFationibHS  et  dia- 
canibus  aecnrato  cam  dialecto  coneinnatum  et  ia 
gntitm  politicae  aapientiae  et  lioguarum  studiosomm 
tue  lafioe  simnl,  et  italice  editum.  Editio  postrema. 
FrtBcofarti,  1617.  4.  m^.  Eine  Continuatio  erschien 
vier  dem  nämlichen  Titel.    Ebend.  1618.^« 

Im  ersten  Theile  befindet  sich  unter  No.  XVII  folgender 
Wer  gdiörender  Reise -Bericht: 

Relazione  di  Filippo  Pernesta  Imperiale  ambas* 
eiitore  della  Maesta  Cesarea  al  Gran  Principe  di 
Moseoria  Tanno  1579. 

Aus  der  Continuatio  gehöret  hieher  der  unter  No.  II 
befindliche  AuTsatz: 

Trattato  de^  Tartari  Precopensi,  Chcrsonesii  e 
Itosfori. 

Eine  frühere  wem'ger  vollständige  Ausgabe  dieses  Werkes 
erschien  unter  dem  Titel: 

Pbilippi  Honorii  Praxis  Prudentiae^  Politicae 
etc.  Francofurti,  1610.    4. 


ilw    Eioe  aasfuhriichc  Anzeige  der   in  diesem  Werke  enthaltenen  S(Od[e 
iadeC  warn  in    Cümpi  Biölwgrafia  critica  delle  aniiche  reHproche  carrkpon- 
€ic.  tUir  liüUa  eoila  Hmmo  etc.    Vol.  U.  p.  199. 


—     26     — 
i3. 

'  Russia  ^u  Moscouia  £lzevier. 
1630. 

Rvssia  seu  Moseofia^  itemqne  Tarfaria,  Commen- 
tario  Topagraphico  atqae  politico  illustratae.  Logd« 
Batav.  ex  offieiiia  Elzeviriana,  1630«     16. 

Von  dieser  schätzbaren  kleinen  Sammlung  von  Sdiriftra 
aber  Rassland  and  die  Tatarey^  welche  zu  den  gerahmten 
Elzevirischen  Republiken ^^  gehört^  erschien  in  dem  nimli- 
chen  JahrC;  und  unter  dem  nämlichen  Titel^  eine  zweite  Ausgabe, 
die  im  wesentlichen  durch  nichts  von  der  ersten  unterschieden  ist. 

Deijenige  Theil  des  BüchelchenS;  welcher  von  Russland 
handelt,  hat  zehn,  und  der  andere^  Aber  die  Tatare^,  fünf 
Abschnitte.  Die  erstem  enthalten  nicht  nur  das  Wichtigste  von 
dem;  was  bekannte  Schriftsteller  über  Russland  geschrieben  hatten, 
sondern  wahrscheinlich  auch  manche  möndliche  Nachrichten, 
denn  man  findet  darin  bisweilen  Umstände  angeführf,  die  man 
in  früheren  Autoren  vergebens  sucht.  Leider  sind  indessen  nicht 
überall  die  benutzten  Quellen  angegeben,  wie  dies  woM  bei  dem 
X  Kapitel  gesdüeht^  an  dessen  Schlüsse^  p.  188;  dieBemeriLung 
steht:  Haec,  ex  Joanne  Botero  a  Jasto  Reifcnbergh 
fxpressa,  hie  addcnda  duximus,  etc. 


15.  Das  vollständige  Verzeichniss  ^er  anter  der  Benennimg  JRetpmbüeme 
Eizevirianae  bekannten  Sammlung  von  40  Bändchen,  die  vom  Jalire  1625  an,  za 
Leiden  in  IG*'  erschienen,  und  meistens  von  Jean  de  Laeri  ausgearbeitet 
wurden,  findet  man  in  Eberfi  Bibiiographkchem  Lexikon  Th.  IL  S.  615—618. 
Ueber  die  von  den  Elzeviers  überhaupt  gedruckten  Werke,  s.  Caialogmt  Don,  ei 
Ahr.  EUeeirianm^  i^d.  Bai.  1653.  4.  und  Noiice  emr  ie$  Imptimemre  da  im 
familie  de§  Ei^evien^  pat  mn  ancien  bibOeihicaire  (J.  FdHckeimt  Jidty),  Ptm 
1806.    8. 


—    27     — 

'  Tod  diaBerSamdmig  sekOren  mir  folgende  zwei  Reisen^ 
M  der  iwettei  Abtheiloiig,  hieher: 

t)  Harfiiii  BronioYÜ  de  Biezdzfedea^  ad  Tartanim 
UgM^  Tartaria.    p.  254  —  328. 

h)  Ez  relatione  D«  Aegidii  Fletcheri  Reginae  Aa- 
^|i#kad  RasMS  Legati.    p.  343  —  345. 

V 

14. 

llespiibUca  Moscoviae  auct  Boxhomio. 

1630. 

Respiiblica  Moscoviae  et  Urbes«  Aceednnt  qnae- 
hm  latini  nunqoam  antehae  edita.  (Aoctore  Marco 
tun  Poxhornio)  Logd.  Batav.  Ex  ofUcina  J.  Maire, 
1630.  287  und  104  (oder  vielmehr  1 92)  Seiten.  Eine  zweite 
Ausgabe  erschien  in  dem  nämlichen  Jahre  ebendaselbst. 

Die  Sammlung  zerfällt  in  zwei  Theile^  einen  chorogra- 
tl^isAea  md  einen  politischen.  Aus  derselben  gehören  folgende 
Abschütte  hieher. 

a)  Moscoviae  Descriptio,  ex  Alexandre  Guagnino. 
p.  24  — 58. 

b)  Ant  Possevini  de  Moscovia  Diatriba.  p.  195-245. 
e)   Anglorum    Navigatio   ad   Moscovitas.    Auetore 

demente  Adamo.    p.  311  —  364. 

d)  De  Moribos  Tartaromm,   Litaanomm    et   Mos- 
eomin,  ex  Michalone  Utvano.    p.  557  —  565. 

15. 
Recueil  de  Voyages  de  Bergeron. 

1634. 
Relation     des    Voyages    cn    Tartarie,     de    Fr. 
Cuillaume    de    Rubruqois,   Fr.  Jean    da   Plan  Carpin^ 


—     28     — 

Fr.  Ascelin,   et  anires  iti||j|eax  de  S.  Fnui^iilä  et 
Dominique,   qni  y  furent  envoyez   par  le  pape  Ina 
Cent  IV.    et  le    Roy   S.  Loays.     Plus   nik,  traiet^  d 
Tartares,  de  lenr  origine^  moears,  religion,  eonqaei|[4 
empire,  Chams,  hordes  diverses  et  changem^na j|us^ 
anjonrd'bni«    Avec    nn   abr^gi   de  Thistoffii^^es 
sins  et  Mahomitans,   de  leur  pajrs^  peuples,   reli 
guerres:     sniCe  de  lears  Califes,  roys,  soudans,  e|^ 
leurs  divers  empires   et   estats  establis  par  Ic^niMc 
Le  tont  recueilly  par  Pierre  Bergeron,^«  Parisien. 
Paris,  1634.     8. 

Aus  diesem  Werke  gehören  hieher: 

a)  Die.  von  Bergeron  gemachte  /ransösischö-  Üebi 
setzmig  von  Rubruquis  Reise. 

b)  Die  Reise  des  Jean  du  Plan  Carpin^  die  Berg 
ron  aus  Hakluyfs  Principal  Navigations  ins  Franzdsisc 
übersetzte,  und  der  er  noch  aus  dem  Miroir  historial  c 
Vincent  de  Beauvais^'^  die  15  Kapitel  hinzufugte,  welche  \ 
dieser  Reise  handebi. 

c)  Die  Reise  des  Ascelin.  p.  439  —  466. 
Bergeron   sagt   im    Yorberichte  von   seiner  Aüsgs 

dieser  Reisen:  Je  tronvay  moyen  de  les  acbeverdntoi 
avec  Tayde  d'un  mauuscrit  qni  itait  demeur^  cae 
parmy  nons  jnsqn'  aujonrd'huy.  Diese  Handschrift,  wek 
vollständiger  als  die  von  Hakluyt  benutzte  war,  hatte  vorm 
dem  Paul  Petau  zugehört. " 


16.  CSlebreaßvocaiauparlemenideParUiWVd'itaiAetP.UmU()oulonfLti 

17.  S.  oben  S.  4. 

18.  S.  RehUion  de$Mongoh  ou  Tatare»  eic»  par  M,  d'jieemae,  p.  43- 
Von  den  spätern  Aasgaben   der  Aer^eron'schen   Sammlang,  besonders  den 
Vom  der  Aa  veran^Ulteten ,  wird  weiter  unten  die  Rede  seyn. 


-  m 

Adrian  van  ^'Ispeii  Versch^de  Voi^agion,  ** 

1652, 

■  Yenicbfyde  Tayagien^  oUte  reysen^  gedf^n  door 
^  Joiys  Tun  der  Does  na  JjE^nstantinopel^  Heer 
JLitriftoit  van  Vlaniiiig  ua  Ilierii^Rm,  Den  Faetoor  van 
Ikü  Kontng  too  Portugael  door  verscheide  Landen. 
?iieobes  Clenard  na  Tnrkyen,  etc.  Als  mede  door  f 
kotiiaekfijU  vnn  Siam.  Moscovien  oße  Rus-landt. 
Tübndl  ende  GroenlaitdL  Alle  byeen  rersamelt  door 
n  lieMialilier  der  setrer  (Adrian  ran  Nispen).  Tot 
Dordrfclit,  1652.     12,    m.  K. 

Aus  diesem  Werkeben  gehört  nur  die  eine  Reise  nach* 
Imktd  yoa  J.  Uanckuert  hieher;  welche  folgeadeki  .beson- 
tatÄelia&t;^    ^ 

^flejse,.  oße  1^ag|(p^  Gedaen  door  Moscovien^ 
•de  Rns  ^Lan^  Gestelt  in  twee  deelen :  «W^er  ran't 
eente  tracteert  jan  den  stant  des  Rijcks^  en  op  wat 
tijt  de  «ehre  beke^t  is  geweest.  Het  tii^eede  ran  der 
Xos^Titeii^  ofte  Rnssenjreligie^  ceremonien,  wetten  etc. 
Dfor  J.  ^anc^ert.  l*o\Dordrecht»  1652.  ^^ 

17. 

•\  Viaggi   di  Moscovia. 
1«58. 

Viaggi    di    MoscoTia   de   gli    anni    1633,    1634, 
1635  e  1636.     Libri  Tre  Tavati  dal  Tedesco  e  dedicati 


19.  YoD  dfeser  Reise  wird  unten  aosnUurlicher  die  Rede  seyn« 


^  se   — 


* 

agii  Emin"^  e  ReTm>  Sig^  Li  Sig.  Cardinali  della 
JS.  Coiigregazione  de  Propaganda  Fideb:  fft-^^VIteriio, 
165Ö.    4.    222  Seiten,  m.  Kpf. 

Yga  dieser  ziemlich  seltenen  und  imbeki 
deren  Yerrasser  sich  nicl^t  genannt  hat,:raber  in  Rö^m 
haben  scheint,  erschien  Ml  Venedig  ([tn;.^inegia3  inr^ahro 
1687,  unter  dem  nämlichen  Titel,  ein  ganz  buchstäblicher  uqijf 
bis  auf  die  Seitenzahl  völlig  unveränderter  Abdradi/*  dertabfcn^ 
falls,  selbst  in  Italien,  selten  geblie))en  ist.  AusdeFsdbflpig^|^||q» 
folgende  Stücke  hieher:  . 

a}  Descrittione   del   primct  Viaggio  di^Moseavit, 
e  de'  snoi  suecessi.     p.  1  r-  41.  •         ^ 

b)  Del  novo  riaggio^  che   si  |ilce  ßer  MOBeoTia. 

p.  42  —  77. 


*► 


c)  Del  secondo  viaggio.  Continnasi  la  descritti#ne 
del  paese  di  Moscovia,  e  de^  suoi  habitfitori.  p.  78-179. 

Diese  drei  Stücke  sind  eine  sehr  gute  und  treue  lieber- 
Setzung  der  drei  ersten  Bücher  von  Olearjias  9f askfei^tiscbar 
Reisebesehreibong,  den  der  Uebersetzer^Jedoch  nicht  pennt^ 
und  auf  den  zu  rathen  man  zuerst  nur  durch  d[e  Zeil  de^lMae, 
und  dann  durch  den  Ort  der  Abreise  und  den  Zweck  der 
Unternehmung  veranlasst  wird. 

d)  Relatione  di  Moscovia  seritta  da  RaflTaello  Bar- 
berini  al  Conte  di  Nnbarola.  p.  191  —232.  Der  Bericht 
ist  datirt  aus  Antwerpen  (Anversa)  16  Oct.  1565.  Von 
dieser  hier  zum  erstenmale  bekannt  gemachten  und  sehr  nedi- 
würdigen  Reise  -  Beschreibung  wird  wdter  unten  ausführlich  die 
Bede  seyn. 


—     31     —  « 

18. 
Relation  de  divers  Toyages  pap^Thevenot 

1663. 


Relation  de  dirers  Tii^|g||p\|hrie«2(9  qni  n'ont 
pu  M  publik  et  qA'on  a  trädnite  oa  tirös  des  origi- 
ttnz.  Pto  Helehisedech  Thevenot.  Paris  1663-1672. 
ML  4^  YoL  in  zwey  BAnden^  welche  in  folgenden  Jahren  und 
Aittgaben  erechienenrYol.  I.  Paris  1663;  ebend.  1666;  eben(|| 
1696.  YoL  n.  Paris  1664;  ebend.  1696.    Yol. m.  Paris  1666; 

1696.    YdL  lY.  Paris  1672,  ebend.  1696. 
'Die  YoTlstindigste  nnd  beste  Ansgfabe  dieser  widitigei 
sdtenea  Sammlnng  ist  die  von  1696,  welche  den  Titel  iOhrL* 

Relations  de  dirers  yojages  eorieox,  qni  n'ont 
point  ^t^  pnbii^es.  et  qn^on  a  tradnites  on  tiries  des 
ariginanx  des  Vojagenrs  de  tontes  les  Nations,  et 
donn^es  an  pnblie  par  Melebisedeeh  Thevenot;  aree 
des  eartes  et  des  fignres  grar^es  en  taille  donee.  fol.*» 

Tkevenot  wurde  durch  den  Tod  verhindert,  einen 
fflnften  Theil  folgen  zu  lassen,  dessen  Materialien  in  der 
Bibliographie  instmetive  de  Gniil.  Franf.  de  Bnre  le 
Jenne.  T.  Y.  p.  188  angeiOhrt,  und  die  grösstentheils  der 
letzten  Ausgabe  beigefügt  sind. 

Ffir  unsem  Zweck  können  folgende  Stücke  aus  dieser 
Sanunlung  bemerkt  werden: 


20.  Eine  sehr  ToUstlndige  Anzeige  über  TkevematM  Stmmlang  findet  man 
ta  jDwff  Bikiiögrmfk.  Lexiecm  Bd.  U.  S.  955  —  957.  S.  avcli  Retmeii  def 
rtfiyfi  d0  M.  Tk€90moiy  Paris  1681,  kl.  8.,  welches  ein  Verzeicliniss  aller  bis 
1681  n  die<er  Sammlnng  gehörenden  Stücke  enthält;  und  y^.  G,  Ckami,  MStmoire 
»wr  Im  fhUeeiiom  df  grmmd»  ei  peiü»  vojfmgtSy  et  tarr  Im  Coileciiom  dee 
mmfmgee  dm  Melekimdmck  Tkmvemoi.    Paris,  an  XI.  (1802).    4. 


4 


a)  Relalioii  des  Cosaques.    I.  p.  30. 
I^ReItt(WllcJM^chM^^    L 

c)  ItlftnnafSgMM^K^Gi|^       I. 

d)  illfevigatiaBBBHfe  I. 

e)  Aris^^T^PlVlHB  4rers  le  Grand  —  Chan.  III. 


19. 

,Ni(ihaes  Witsen's  Noord-  en  Oost-  Tartarye. 

1664. 

Nicolaes  Witsen,  der  als  Gelehrte^  nnd  Säiatsnumi  ^ 
l^erühmte  Burgemeister  von  Amsterdam^  geh.  daseflit  1640, 
gest.  ebendaselbst  am  10  Aug.  1717;  gehörte  zu  einer  sehr 
angesehenen  Patrizier-Familie  mid  genoss  in  seiner  Jagend  einen 
sehr  sorgialligen  Unterricht;  den  er  späterhin  dorch^osse  Reisen 
un  Auslande  noch  erweiterte.  Seine  Begierde  nach  Belehnmg 
erzeugte  in  ihm  den  Wunsch^  Russland  kennen  zu  lernen,  and 
er  benutzte  zu  dessen  Befriedigung  die  Reise  des  holländischen 
Gesandten^  Boreelj  dem  er  sich  1666  als  Begleiter  anschloss. 
Während  seines  ganzen  Aufenthaltes  in  Moskau  war  er  unermfl- 
det  im  Einsammeln  von  Nachrichten;^  und  die  ausgebreiteten 
Verbindungen^  die  ihm  sein  Wohlstand^  seine  Gelehrsamkeit  nnd 
sein  bescheidenes  und  liebenswürdiges  Betragen  verschaSlenp 
setzten  ihn  in  den  Stand,  sich  über  Religion ^  Geschichte, 
Geographie;  Statistik;  Kriegskunst;  SitteU;  Gebräuche  und  Sprache 
von  Russland  und  allen  ihm  unterworfenen  Völkern  zu  unterridi- 
teU;  und  so  einen  Schatz  von  Nachrichten  zusammen  zu  tragen, 
die  man  nicht  ohne  Erstaunen  in  seinem  Werke  vereim'gt  sieh^ 
and  ^die  noch  heut  zu  Tage  selbst  für  Russland  i;Hchtig^  ndtt 
lehrreich  sind.  Sein  grosses  Werk;'  das  er  selbst  eine  Arbeit 
von  25  Jahren  nennt;  erschien  in  holländischer  Sprache  ante 
folgendem  Titel; 


/ 


—     33     — 


Noord-  en  Oost  -  Tartaiye,  ofte  bondig  Ontwcrp 
Tai  eenige  dier  Landen  en  Volken,  zo   als   vormaels 
bekent  s^n  geireesl,  beneffens  rerseheide  tot  noch  toe 
•ibekendc  en  meest  nooit  Toorheen  Beflehrere  Tartcr- 
iffca  en    nabnurige    geiresten  Lantstrcekcn ,    Stoden, 
lififren^  en  Plaetzen  in  de  Noordcr  en  Oosterlykste 
Gdeelten  yan  Asia  en  Europa,  zoo  biiiten  en  binnen 
deRirieren  Tanais  en  Oby,  als  onitrcnt  de  Kaspisehe, 
Indische-  Ooster,  en  Swarte  Zce  gelegen;    gelijk  de 
Lutschappen  Niuchc,   Dauria,    Jesso,    Moegalia,    Kai- 
■ikkia,    Tangnt,    Usbek,    Noorder   Persie,    Georgia, 
Ciitassia,  Crim,  Altin  enz  mitsgaders  Tingoesia,  Sihe- 
ria,  Samojedia,   en  andere    Hare    Zaerze   Majcsteifch 
Eroon    gehoorende     Heerschapp  jen :     met    dcrzelver 
liadkaerten:   zedert  nauirkenrig  onderzoek  yan  yeele 
^     Jiren,  en  eigen  Onderrindingc  beschrcven,  getekeut, 
n  in*t   Licht  gegeyen  door  Nicolaes  Witsen.  TAmstor- 
dam  in't  Jar  1672.     2  Bände  in  fol.   I  Vol.    8  ßl.  Vorrede, 
U2  Seiten;  II  Vol.  11  Bl.  Vorrede,  600  Seilen,  nebst  4  Blatt 
Bladtwyzer. 

Eine  zweite  Ausgabe,  oder  zweiler  Druck  (Tweede  Druck) 
erschien  ebenfalls  zu  Amsterdam,  1705,  in  einem  Bande  unter 
dem  nämlichen  Titel,  8  Bl.  Vorrede  und  968  Seiten  Text,  in 
Fofio. 

Das  Werk,  das  Witsen  nun  die  Arbeit  von  35  Jahren 
aennt,  ist  hier  völlig  umgearbeitet,  und  besonders  durch  Nach- 
richten und  Verbesserungen  bereichert,  die  der  Verfasser  aus 
Rossland  nachgesandt  erhalten  hatte. 

Die  Exemplare  beider  Auflagen,  die  wahrscheinlich  nicht 
slark  waren,  wurden  bald  nach  ihrer  Erscheinung  so  äusserst 
seilen,  dass  sogar  LeibnitZy  ein  Freund  Witsen's^  von  ihrem 

3 


—     34     — 

Dasein  nichts  wussle.  Daher  entstand  wahrscheinlich  die  schoa 
von  StraA/enberg^^  veranlasste,  nnd  im  MUhridate$^^ 
aufgestellte  Vermalhnng^  als  sei  das  Werk  auf  Befehl  Pelers 
des  Grossen  unterdrückt  worden. 

Im  Jahre  1785  erschien  zu  Amsterdam  eine  von 
P.  Boddaert  veranstaltete  dritte  Ausgabe,  oder^  w  ie  es  hier  heisst^ 
IVeedc  Druck,  nienwe  Uitgaaf,  welche^  eine  ausführliche 
Einleitung  abgerechnet,  in  Druck  und  Seitenzahl  ganz  mit  der 
zweiten  übereinstimmt.  >> 

Witsen's  Werk  enthält  eine  Masse  von  Nachrichten  über 
Russland  ^  von  denen  hier  besonders  folgende  eigentliche  Reisen 
angeführt  werden  müssen: 

a)  Bericht  op  het  Landschap  Crim,  en  onderschei- 
dene  gewesten  en  plaetzen,  in  de  Nabnnrschap  van  de 
Kaspiscbe  Zec  gelegen.  P.  602  ff.  Aus  den  Papieren  eines 
englischen  Kriegsbeamten^  der  sich  um  das  Jahr  1620  in 
der  Gefangenschaft  der  Krymschcn  Tataren  befand, 

b)  Die  Reise  eines  Ungenannten  durch  das  nördliche  Sibirien; 
p.  781  ff. 

c)  Kort  Bcgrip  uit  de  Reize  des  Gezantschaps, 
welke  hunne  Tzaersche  Majesteiten  ran  Moskorien, 
in  't  Jaer  zesticn  honderd  vier  en  ryAig  na  Cbristmi 
geboorte,  en  na  des  Russchen  Jaergetal  zeven  dniiend, 
een  honderd  en  twee  en  zestig,  aen  den  Groolen  Tar- 
tarischen   Chain ,   in   de   Sinesche   Zetel-stad  Peking, 


21.  Nord  und  OüL  TheU  vom  Europa  und  Atia,  S.  3. 

22.  Tb.  I.   S.  661. 

23.  Ueber  ITi/m»*«  merkwürdiges  Werk  wird  nnten  mehr  rorkommei; 
unterdessen  s.  man  Ober  dasselbe  MUlhr'$  SamnO.  Aitm.  G€$ek.   Tb.  I.   St.  3 

i).  222  ir. 


—     35     — 
vefte  de  Russen  Kombalik  noemen,  gezonden  hebben. 

d)  Ein  Reise-Bericht  über  Samojedia  und  dessen  Nach-* 
Indüft.  p.  887  iL 

e)  Veriiael  nit  Parchas  Reise -Book,  rakende  de 
Swojeden.  Aus  Purehass  Pilgrims,  VoL  in.  No.  20  p.  8990. 

f)  Kort  begrip  nit  de  aentekeningen  van  Richard 
Msson,  welke  in  den  Jare  rytlien  honderd  zes  en 
rjt&g  is  uit  gcwesty  tot  ontdekkinge  van  Waigats  en 
H«7a  Zembla,  gemelt  in  de  Engelscbe  Reis  -  beehry« 
riigen  Tan  Richard  Haklnyl.    p.  929  IT. 

g)  Eenige  Berichten  ran  de  HVoorder  en  0o8<er 
gewesten ,  getogen  uit  de  ende  Engelscbe  Reis  -  be« 
•ffciTringe  van  Purchass.    p.  935. 

h)  Verslag  uit  Purchass  Rcis-boek,  sprekendevan 
de  Pennakken,  Tingoesen  en  Samojeden.    p.  942. 

20. 

Norden ,  von  Rudolff  Capel. 
1678. 
Norden,    Oder  zu  Wasser  und   Lande  im  Eise 
BBil  Snee,  mit  Verlust  Blutes   und  Gutes    zu    Wege 
gebrachte,    und    fleissig    beschriebene    Erfahrung  und 
Vorstellung  des  Nordens,  Ausz  denen,  welche  zu   un- 
terschiedenen Zeiten  gelebet,  viel  im  Norden  versuchet, 
riel  auch  umbsonst  angefangen  und  angewandt  haben: 
Aoff  guter  Freunde  Begehren  zusammen  gebracht  dar- 
gereichet,  und  ferner  zu  betrachten  und  zu  vermehren, 
▼Ol  RudolflT  Capel,  der  II.  SchrifTt  D.  und  Historiarum 
^'  P.   auszgeßrtiget.     Hamburg   und    Stockholm ,   im 
16780«  Jahre  der  Christen.     4. 


—     36     — 

Capel  fOhrt  in  seinem  Werke««  an^  dass  er  selbst  lo 
Russland  gewesen  ist^  und  sich  daselbst  mancherlei  Notizen  nicht 
ohne  grosse  Gefahr  für  die  Miltheilef;  verschafll  hat.  Er  erscheint 
äberall  als  ein  gelehrter  >>^  und  fleissiger  Sammler^  nnd  als  ein 
für  seine  Zeit  sehr  vorurlhcilsfreier  Mann.*« 

Aus  dieser  Sammlung  kann  man  folgende  Stücke  hieher 
rechnen: 

a)  Knrtze  Beschreibung  der  Reise  ans  Mnscaw, 
Ost  Nort  -  Osiwerts,  in  die  neuerkündigte  Länder: 
Siberia,  Samoedia  nnd  Tingoesia,  wie  solche  Reise 
heutiges  Tages  von  den  Museowiteru  stätigs  gebranebt 
wird :  sambt  einer  Erzeblung  was  für  Städte  in  Siberia 
neulich  seynd  erbauet  worden.    S.  27 — 40. 

b)  Kurtze  Erzeblung  der  ersten  Sebifflarth^  der 
Holländischen  nnd  Seeländisehen  Schiffe,  nniK  Norden, 
Norwegen,  Mosean  und  Tartarey,  nach  den  K5nig« 
reichen  Cathay  und  China,  aus  Gerrit  de  Veers  Journal 
oder  Tagebucb  gezogen.    S.  46 — 53. 

c)  Kurtze  Erzeblung  der  andern  ScbiffTartb,  welche 
durch  die  HoU  und  Seeländisehen  Schiffe,  Anno  1595 
hinter  Norwegen,  Moscau  und  Tartarey  um,  nach 
Cathay  und  China  Torgenoinmen  worden.  Ans  gemeldten 
Gerrits  de  Veer  Journal  oder  Tagebucb  auszgesogcn« 
S.  53—63. 


24.  S.  27. 

25.  Obgleich  Jöcl^r  meint:   et  habe  ihm  am  Judtcio  g^fehH, 

26.  Er  thefll  z.  B.  die  Nachrichten  Ober  den  ferneren  Norden  ein:  im 
gnhtdUcken  Bmicht  und  grmmdio$e»  Gedieht,  and  sagt  aaf  Vrranlassnnf  das 
letzlern:  „Gedichte,  welche  für  wahrhaffle  Geschichte:  und  unbefindliche,  wtw» 
«weissliche  und  ungewisse  Dinge,  welche  für  befmdlicke,  erweissliche  und  gewisse 
,,ausgegeben  werden^  seyn  der  wahrhafHcn  Geschichte  GlfR  und  TodL'' 


—     37     — 

d)  Kurtjse  Enehlung,  der  dritten  und  nllcrwander« 
Wkresten  uod  seltsamuten,  ja  zuvor  iiiemahls  erhörten^ 
dknrrk  deo  rorgedacbten  Wilhelm  Barents  hinter  Nor* 
wegen^  Moiseonen  nnd  Tartarey  ürob,  naek  Cathajr 
Wid  China  gethaneu  Sehiffart^  im  Namen  nnd  von 
«^•n  £.  E.  Rahts  der  berühmten  Stadt  Amsterdam, 
im  Jahr  1596^  gleichrals  aus  desz  vorgemeldten  Gerrits 
de  Feer  Jonmal  oder  Tagebuch  extrahiret  und  ausz- 
geiogen.    S.  63—138. 

21. 

A  brief  History  of  Moscovift,  by  John  Milton. 

1682. 

A  Brier  History  of  Moscovia:  and  ofother  less- 
kaown  Conntries  lying  eastward  of  Russia  as  far  as 
Cithay.  Gather'd  froni  the  Writings  of  several  Eye- 
witaessei^.     By  John  Milton.     London  1682.  kl.  8« 

BeGndct  sich  auch  in  JoAn  MiUon'sWorks^  Amstcr- 
daa,  1689.  fol.  p.  819.  (T. 

Der  Verfasser   dieser  kleinen  Schrift  ist  der   berühmte 

Didiler  des  Verlornen  Paradieses^  der  sie  aus  den  besten 

Eflglischen  Reise-Berichten  zusammentrug.     Sie  ist  nicht  sowolil, 

wie  der  Titel  anzukündigen  scheint^    eine  blosse  Geschichte^  als 

vielmehr  eine  historisch -geographische  Beschreibung  des  nörd- 

iiclislen  uod  östlichen  Russlands  ^  wie  es  auch  der  zweite  Titel 

p.  i  andeutet;  wo  das  Werkchen  heisst:  Noscovia:  or,  Relu- 

tions  of  Moscovia,   as  Tar  as  halb  been  diseover'd  by 

Eoglisb  Voyages;  galher'd  Trom  the  Writings  of  several 

Eye^witnesses:  And  of  other  less-known  Conntries  lying 

Eastwardof  Russia  as  far  as  Cathay^  lately  diseorered 


—     38     — 

at  sereral  timcs  hy  Rns^ians.  Zu  dieser  Schrifl  bat  Milton 
sich  nicht  nur  der  grossen  Sammlungen  En^ischer  Reisen  von 
Pure  Aas  und  Hackluit  bedient^  sondern  auch  Archiv-Naoh- 
richten  und  andere  handschrifth'che  Materialien  benutzt^  wes* 
wegen  sein  Werkchen  hier  in  der  Aufzählung  von  Sammlungeii^ 
in  welchem  sich  Berichte  von  Augenzeugen  aber  Russland  be&iH 
den,  wohl  eine  Stelle  verdient. 

Am  Schlüsse  giebl  Milton  folgendes  Verzeicbdss  von 
Schriften,  aus  denen  er  seine  Nachrichten  gezogen: 

The  Journal  of  Sir  Hugh  Willowbj. 

Discourse  of  Riehard  Chancelor. 

Another  of  Clement  Adams  taken  from  Ihe  mooth  of 
Chancelor. 

Notes  of  Richard  Johnson,  Servant  to  Chancelor. 

The  Protonotaries  Register. 

Two  Letters  of  Mr.  Ben.  Laue. 

Tbe  several  Voiages  of  Jenkinson. 

Soulham  and  Sparks. 

The  Journal  of  Randolf  the  Embass. 

Another  of  Sir  Jerom  Boives. 

The  Coronation  of  Pheodorwritten  bjr  Jerom  Horsey. 

Gourdon  of  Huirs  Voiage  to  Pecbonu 

The  Voiage   of  William  Pursglove,  to  Petehora. 

Of  Josias  Logan. 

Ilessel  Gerardus,  ont  of  PurchaS;  pari  3.  1.  3. 

Russian  Relations  in  Porch.  797.  ibid.  806. 

Tbc  Embassage  of  Sir  Thomas  Smith. 

Papers  of  Sir.  Hackluit. 

Jansonius. 
Ausser  diesen  Materialien  hat  Milton  noch  die  Memoim 
des  Schottischen  Capitains  €fü6ert  benatzt^  die  er  p.  &9  asflyot 


—     39     — 

22. 

Voyage  en  divers  etats,  par  Ph.  Avpil. 

1691. 

Vojrage  en  dirers  iUts  d'Eorope  et ,  d*Asie« 
btrepri«  ponr  d^couFrir  un  nonveau  chemin  k  la 
(Auuie.  Contenant  plusicurs  remarques  curicuses  de 
Phjaiqiie^  de  Geographien  d'Hydrograpbie  el  d'Hisloire* 
A^ee  one  deseription  de  la  grande  Tartarie,  et  des 
diff&rens  pcoples  qui  Thabitent.    Paris  1693.  12.  av/fig. 

Der  Verrasser  dieses  Werkchens  ist  Phiiippe  Avrii^ 
etai  französischer  Jesuit,  der  im  Jahre  1691  ausgesandt  wurde, 
uia  einen  kürzeren  und  bequemeren  Weg  nach  CUna;  als  den 
biskerigen  ausfindig  zu  machen.     Er  kam  auf  seinen  grossen 

Reisen  zweimal  nach  Moskau  ^  einmal  über  Astrakhan,  und  das 

zweileroal  von  Warschau  aus. 

Seine  Bemerkungen  über   Russland  machen  das   vierte 
Bich  der  Sammlung  aus^  welches  den  Titel  fuhrt: 
Voyage  de  Moscovie,  p.  193 — 270. 

23. 

II  genio  vagante,  vom  Grafen  Aorelio 
degli  Anzi. 

1691. 

11  genio  yagante,  bibliotheca  euriosa  di  eento, 
e  piü  relazioni  di  viaggi  stranieri  di  nostri  tempi, 
raeeolta  dal  signor  Conte  Aarelio  degli  Anzi^  ed  estratto 
da  diverse  Icttere  private^  informazioni  partieolari,  e 
libri  di  yarii    scrittori   Italiani^   Francesi^   Spagnnoli, 


—     40     — 

Alcmuui^    Latiniy   ed  ultri  autori   del  corrcnte  sccolo. 

In  Parma  1691.    Drei  Bände  in  12o. 

Der  Herausgeber  dieser  seltenen  Sammlung  von  kleinen 
Reisen ;  über  welche  man  in  Beckmann'' 8  Littcratur  der 
altern  Reisebeschrcibungen ,  Tb.  II.  S.  163  — 169  eine 
ausführliche  Nachricht  findet^  war  der  Graf  Valerio  Zum  in 
Bologna^  der  durch  Versetzung  der  Buchstaben  den  Namen 
Aurelio  Ami  herausbrachte  ^  unter  welchem  er  seine  Arbeit 
herausgab. 

Für  unsem  Zweck  finden  wir  hier  nur  im  ersten  Händ- 
chen p.  121-267  eine  Reise  nach  Russland>  unter  folgendem  Titel: 

Relazione  e  viaggio  dclla  Moscovia  del  Sig. 
Caraliere  D.  Ercole  Zani,  Bolognese. 

24. 

^oyages  historiques  par  Claude  Jordan. 

1698. 

Voyages  historiques  de  l'Earope,  eontenant 
Torigine,  la  religion^  les  moeurs^  coutumes  et  forees 
de  tons  les  peuples  qui  Tbabitent^  et  une  relation 
exacte  de  tont  ce  que  cbaqne  paYs  renferme  de  plus 
digne  de  la  cariosite  d'un  Toyageur.  A  Paris  1692  — 
1700.     8.  Vol.  in  12«. 

Spätere  Ausgaben  sind:  ä  Paris  1695 — 1702^  k  la 
Haye  1698^  ä  Rrusselles  1704^  a  Amsterdam  1718^ 
ä  Paris  1721;  avec  cartes. 

Der  Verfasser  dieser  Sammlung  ist  Claude  Jordan^ 
er  sagt  zAvar  selbst  ^  dass  er  über  12  Jahre  auf  Reisen  ausser 
Frankreich  zugebracht  habe^  sein  Werk  ist  dessen  ungeachtet  doch 
nur  eine  Compilation;  bei  welcher  nicht  einmal  die  Quellen 
genannt  sind. 


—     41     —      . 

Diese  Sammlung  muss  zu  ihrer  Zeit  sehr  beliebt  gewe- 
sen fiem;  diess  zeigen  die  verschiedenen  Ausgaben  derselben^ 
so  wie  die  Uebersetzungen  in  Englischer^  Holländischer 
«id  Deutscher  Sprache. 

Die  leztere  führt  folgenden  Titel: 

Carieosc  und  historische  Reisen  durch  Earopii, 

laraaen  aller  dieses  Welt-Theil  hewolüieiiden  Völker 

Vnpmna;,  Religion,  Sitten  und  Gebrftuehe,  nebst  der 

Regimen ts*Art  und  ihrer  Stärke  oder  Krieges  -  Macht 

begriffen;    sonderlich  aber  was  ganz  Frankreich,  Spa« 

nien^  Portugal!,  Italien,  Eugelaud,  Schott-  und  Irland, 

Holland  und  die  vereinigten  Provinzen,  wie  auch  das 

Rinisch-Teutsche  Reich  merkwttrdiges   in   sich   hält: 

ans  der  französischen  Sprache  in  unsere  Hochtentsche 

ihersetzet  und  mit   einigen  Anmerkungen,  auch  voll- 

ttliidigen  Registern  versehen  von  Talandern.*''  Leipzig 

i699.    2  Theüe.     8«. 

Diese  deutsche  Ueberselzong  umfasst  nnr  sieben  Bande 
des  Originals,  dessen  achter  Band  bei  ihrer  Erscheinung  noch 
nkkt  gedruckt  war. 

Im  Originale  enthält  der  im  Jahre  1698  erschienene 
Band  Voyages  en  Russic.  Dafür  gicbt  die  deutsche  Ueber- 
seUung  folgende  Stucke: 

a)  Besehreibung  der  Russiehen  Gesandtschaft  nach 
Cklna."     S.  883. 

b)  Historischer  Bericht  von  den  Kosacken  und 
ifcren  Kriegen.  S.  914.  Aus  Thevenors  Relation  des 
Voyages.     Vol.  I. 

27.    Der  wahre  Name  des  Ueberselzers  ist  Augu$t  Bohte,    S.  über  ihn 
Seciaann*s  LiUeralor  der  äU.  Reisebeschreib.  Th.  I.  S.  285—287. 
29.    Von  dieser  Reise  wird  wei(«r  unten  die  Rede  «ein. 


.     —     42     — 
25. 

CoUection  of  Voyages  of  John  CharchilL 

1704. 

A  CoUection  of  Voyages  and  Trarcls,  Some  now 
flriit  Printed  from  Original  Manuscripfs.  Otbers  Trans- 
lated  ont  of  Foreign  Languages,  and  now  first  Pablish'd 
in  English.  To  whieh  are  Added  some  Few  tbat  hare 
formerly  appear^d  in  English,  but  do  noir  for  their 
Excellencjr  and  Scarcenefs  deserve  to  be  Reprinted. 
In  Four  Volumes.  With  a  General  Preface,  gi^ing 
an  Account  of  Ihe  Progress  of  Navigation ,  from  ifa 
first  Beginning  to  the  Perfection  it  is  now  in  etc.  The 
Whole  lllnstrated  wilh  a  great  Number  of  UsefuI  Mapa, 
and  Cntä,  all  engraven  on  Copper.  London,  printed 
for  Awnsham  and  John  Churchill,  1704.  fol. 

Im  Jahre  1732  erschien  eine  Fortsetzung  dieser  Samm- 
lung in  zwey  Theilen^  Y  nnd  VI^  und  unter. dem  nämlichen 
Titef,  auf  welchem  indessen  beroerlit  ist:  In  six  yolnmes: 
London,  printed  hy  assignment  from  Messrs.  CburchilTs, 
1732  fol.    Neu  aufgelegt  in  London  1752,  8  Vol.  in  8o. 

Aus  diesem  grossen  ^  sehr  geschätzten  und  seltenen 
Werke  gehören  nur  folgende  Stucke  der  beiden  ersten  Bände 
Weher.» 

a)  A  Discription  of  Ukraine,   containing  seyeral 
Provinces   of  the  Kingdom  of  Poland,  Lying  betireen 


29.  Dem  ersten  Bande  ist  eine  höchst  schätzbare  raisonnirende  Uebenicht 
der  bekanntesten  Reisebeschreibongen ,  in  lateinischer,  italiänischer,  franzMscher, 
spanischer  und  englischer  Sprache,  vorangeschickt,  anter  den  Titel:  Tke  CWb- 
iogme  amd  Characier  of  mnd  hoom  of  TWnw^ 


—     43     — 

Übe  Cenflnes  of  MuscoTy,  and  tbe  Borders  orTransyl- 
▼Miim;  Tugetherwilh  thcirCusfoms,  Männer  of  Life,  nnd 
Imw  Ikey  manage  tbeir  Wars.  Written  in  French  by  the 
Siear  de  Beanplan.     Vol.  I.  p.  571—610. 

b)  The  (rae  Trarelis,  Adrentnres^  and  Obserra^ 
tiem  of  Captain  John  Smith  into  Enrope,  Asia,  Africa 
«id  America.  Frora  Ann.  Dom.  1593  to  1629  VoL  IL 
p.  371*— 402 *•  md  hieraus  folgende  zwei  Abschnitte:  The 
Deseription  of  the  Crim-Tartars,  Iheir  Houses  and  Carla, 
their  Idolatry  in  Iheir  Lodgings  etc.  p.  389;  und:  Capt 
Smilh^s  Passage  to  Russin,     p.  593. 

c)  The  trarels  of  Feodor  Iskowitz  Baekhuff  from 
Mueow  into  China.  (7162  =  1654).  VoL  U.  p.  547— 
551.    Dem  Herausgeber  roilgetheilt  von  dem  Brandenburg.  Re- 

s*Ratbe  Johann  Scultetus. 


26. 

Wavigantium  atque  Peregriiiantium  Biblior 
theca^  von  Johii  Harris. 

1705. 

Navigantium  atquc  Peregrinantinm  Bibliotheea: 
or,  a  compleat  CoIIection  of  Voyuges  and  Travels: 
Consisting  of  abore  Fonr  Hundred  of  the  most  Authen- 
lic  Writers;  beginning  with  Hackluit,  Purehass,  ete. 
in  English;  Ramusio  in  Italian;  Thevenot  etc.  in 
French;  De  Bry,  and  Grynaei  Novus  Orbis  in  Latin; 
the  Dntch  East-India  Company  in  Dutch:    And  conti- 


30.     Im  Origmtle  steht  durch  einen  Dnickfehler  412. 


—     44    — 

nued  wilh  Others  of  Note^  (hat  hare  Publish'd  Histo- 
ries,  Voyages«  Trayels,  or  DiscoTeries,  in  (he  Eogli«!!, 
Latin,  French,  Kalian,  Spanisb,  Por(ngnese,  Gerroan, 
or  l)u(ch  Tongues;  Rela(ing  (o  anj  Part  of  Asia, 
Africa,  America,  Europc,  or  (he  Islands  (hereof,  (o  (his 
pre8en(  Time.  With  (he  Heads  of  several  ofonrmost 
Considcrable  Sea«Commanders;  and  a  great  Komber 
of  Excellent  Maps  of  all  Par(s  of  the  World,  and  Cnts 
of  most  Gurions  Things  in  all  the  Voyages.  Also,  an 
Appendix,  of  (he  Remarkahle  Aecidents  at  Sea;  and 
Several  of  onrConsiderableEngageraen(s:  The  Charten, 
Acts  of  Parliament,  etc.  abonth  (heEast-lndia  Trade:  and 
Papers  relating  to  the  Union  of  the  Two  Companiea. 
Throngbont  the  Whole  All  Original  Papers  aro  Printed 
at  Large;  as  the  Popo's  Bnli,  to  Di^pose  of  tbeWeat« 
Indies  (o  (he  King  of  Spain;  Letters  Pa(en(s  for  Esta- 
blisbing  Companries  of  Nerchants;  as  the  Rassia, 
East-lndia  Companies,  etc.  Lettora  from  one  Great 
Prince  or  Sta(e  to  ano(her;  shewiug  (hcir  Titles, 
Style,  etc.  To  which  is  Prefixed  A  History  of  the 
Pcopling  of  the  sereral  Parts  of  the  World,  and  paHico« 
larly  of  America;  An  Account  of  the  Ancient  Shipping, 
and  itssuccessivolmprorcments;  toge(herwi(h  (belnven* 
tion  and  Use  öf  the  Nagnet,  and  its  Variation,  etc.  Bj 
John  Harris,  A.  N.  Fcllow  of  the  Royal  Society.  In  Two 
Volumes.  London,  1705.  2  Vol.  fol.  mit  vielen  Karlen  u.  Kupfenu 
Eine  neue  Ausgabe^  with  great  improvements  by 
Campbell,  London  1715;  2  Vol.  foL;  eine  dritte :  Now  cap 
refully  revised  with  larges  additions  and  condnned 
down  (o  (he  present  timc,  London,  1744 — 1748;  2  vol. 
Ol.  und  die  neueste:  London^  1764.  2  Vol.  foL 


—     45     — 

*     Am  dieser  sehr  schätzbaren  Sammlung  gehören  fiolgende 
SMteke  Ueher: 

Ans  dem  ersten  Bande:  • 

a)  The  Journal  of  Williaun  de  Rubraquiab,  a 
Ffemcli-Many  of  the  Order  of  the  Minorit  Fryars,  iolo 
TuUry  and  China.  Written  to  Lewis  IX.  ^  King  of 
ffVuoe,  1253.  p.  501. 

h)  The  enrioos  and  remarkable  Toyagea  and 
traTela  of  Mareo  Polo,  a  gentleman  of  Veniee,  who 
»  the  niddle  of  the  xiii*th  eentary,  pai^sed  throngh  a 
great  part  of  Asia,  all  the  dominions  of  the  Tartara, 
andl  retarned  home  by  sea,  throngh  the  Islands  of  the 
Ewt-Inidies.  Takcn  chiefly  from  the  aeeurate  edition 
of  Ramusio,  eompared  with  an  original  mannscript  » 
his  Prussian  Majestys  Library ,  and  with  most  of  the 
traaslalions  hitherto  published.     p.  593— -625.»^ 

e)   Sir   Hugh   Willoughby's    unfortunate    Voyage, 
(•  diseover  and  setQe  a  Trade  in  Russia,  1553.  p.  506. 
d3  The  secoud  Voyage  to   Riissia,  by  Mr.  Chan- 
rdoor,  with  the  Privileges  granted  to  the  Russia  Com- 
pany,    p.  508* 

e)  The  Third  Voyage  to  Russia.     p.  513. 

f)  The  sereral  Voyages  of  Mr.  Anthony  Jenkin« 
isn;  the  First  whereof  was  in  the  Prim-rose^  with 
die  Ambassador  Osep  Napea,  in  the  Year  1557.  p.  516. 

g)  Mr.  Anthony  Jenkinson's  Seeoud  Voyage  from 
London  to  Mosco,  and  thenec  orer  the  Caspian  Sis% 
into  Persia,  anno  1561^  p.  521. 


31.  UmrtoPolo  befindet  sich  nicht  in  der  ersten,  sondern  nur  in  der  zweiten 
n4  dritten  Ausgabe  von  Aarrw  Sammlung^  während  die  andern  hieher  gehörigen 
lebea  aUe  ms  der  ersten  angeführt  sind. 


—     46     — 

b)  The  Embassie  of  Tbomas  Rahdolph,  Esq.  fo 
the  Empcror  of  Riissia^  anno  1568,  briefly  wriftcn  by 
himseir.    p.  527. 

i )  The  Fonrth  Voyago  ot  Mr.  Anthony  Jenkinaoot 
Ambassador  from  the  Qneen*s  most  Exeellent  Hajeatjr^ 
to  the  Eniperor  of  Rnssia,  Anno  1571.    p.  528. 

k)  The  Vojage  of  Sir  Jerom  Bovres,  Knt  her 
Majcsty'a  Ambassador  to  Jnan  Vasilorick^  Eniperor 
of  Rnissia^  Anno  1583.  p.  535. 

I)  A  Short  Narratire  of  the  Tragical  RevolntloM 
in  Riissia,  after  the  Death  of  Jnan  Vasilowick.  p.  537. 

m)  A  Treati^e  of  Russia,  hy  Dr.  Giles  Fleteker, 
Ambassador  from  Q.  Elizabeth  to  Theodore,  Empenir 
of  Rossia,  Anno  158$^  p.  542. 

Aus  dem  zweiten  Bande: 

a)  The  Ambassadors  from  the  Duke  of  Holstain's 
Travels  into  Mnseovy.    p.  1. 

b)  The  Trarels  of  the  Duke  of  Holstcin's  Ambas- 
sadors into  Portfia,  Tartarj  and  Museorjr,  p.  100. 

Diese  beiden  Stücke  sind  Auszüge  aui^  OleariusMus- 
kowitischer  Reisebesehreibung. 

c)  The  Earl  of  Carlisle's  Embassie  from  King 
Charles  II  to  the  Great  Duke  of  MnseoTjr,  and  to  the 
Eings  of  Sweden  and  Denmark,  Anno  1663  and  1664^ 
p.  177. 

d)  An  Account  of  a  Jonmey  out  of  Poland  into 
Mnscovy;  with  a  Relation  of  the  Expeditions  of  the 
Binscovites  against  the  Crim  Tartars;  the  Tumults  and 
Rerolutions  which  ivere  contrived  and  managed  chiefly 
by  the  Princess  Sophia»  Sister  to  bis  präsent  Cxarish 
Majcsty  Peter  Alexiowitz:   Some    Observations  on  a 


—     47     — 

Jtmmmej  hj  Land  (rom  Moseovj  into  China;  made  bj 
Mr.  Spartaros;  and  upon  the  present  State  ofMnscoTy 
bj  the  Sienr  JNewstad.  Herennto  is  annexed,  a  Letier 
fffMB  a  eertain  Gentleman  of  Germonj,  written  from 
lliisc«^  coneeming  the  Siege  of  Asoph,  and  Kasikei^ 
«eea  and  Ihe  other  Warlike  Ezploits  of  the  MuseoTitet 
»ttiatWar;  with  some  political  Remarks  upon  the  most 
reoMufadble  Pansages  that  have  happen'd  late  in  the 
MiiacoTite  Empire«  Translated  from  the  Low  Dntch. 
p.  212. 

e)  A  Journal  of  an  Elmbassie  from  their  Majeaties 
Iwia  and  Peter  Alexibwita^  Cxars  ofMuacoTyete.  over 
Lud  into  China,  throngh  (he  ProTinees  of  Uatingha^ 
Sikeria,  Danria,  and  the  Great  Tartary  to  Pecking, 
tke  Metropolis  of  China,  by  Ererard  Isbrand,  their 
Anbassador,  in  the  Years  1693.  1694  and  1695.  Col« 
kcted  by  Adam  Brand,  Secretary  to  the  said  Embaa- 
sie,  and  translated  from  the  High  Dutch  Original 
prinied  at  Hamburgh,  1698.  p.  229. 

f)  Father   Arerirs   Travels    into    some    Parts   of 
Ttriary.    p.  2*7. 

g)  Father  AreriPs  Travels  into  Mnseovy,  p.  258. 

27. 

iVaankerige  Yersameling  ele.  von  Peter  van 

der  Aa. 

1706. 

Naankerige  versameling  der  gedenkwaardigste 
lee  en  land  Reysen  na  Oost  en  West  Indien.  Door 
P.  van  der  Aa.     Leyden  1706,  2  Vol.    8^ 


—    48     — 

Der  Leydener  Buchhändler  Piter  van  der  Aa  verei- 
nigte in  dieser  Sammlung  mehre  Reisen^  die  von  ihm  und  Andern 
ins  Holländische  äbersetzt  waren^  und  die  er  auch  alle  einzeln  mit 
besonderer  Seitenzahl  abdrucken  liess.  Im  ersten  Bande  der-- 
selben  beOndet  sich  eine  Uebersetzung  der  Reise  des  Jean  du 
Plan  Carpin  und  Ascelin  unter  folgendem  Titel: 

Seer  aanmerkelyke  Reysebeschryviugen  van 
Johan  du  Plan  Carpin  en  Br.  Ascelin,  bcyde  als  Icga* 
tcn  van  den  H.  Apostolischen  Stoel,  cn  voor  gcsanlen 
ran  den  Pabs  Innocentins  de  IV  nfgcsondcn  na  Tar- 
tarjen  en  andere  oostcrsche  rolkcren.  Na  alderocrst* 
getrouwelijk  na  Iiet  ef;ie  haudschrift  vertaald  door 
Salonion  Bor  prodikaiit  tot  Zcyst     Leyden.    92  Seiten. 

Diese  Uebersetzung  ist  aus  Bergeron's  Relation  des 
Voyages  en  Tartarie  etc.'^  gemacht,  wie  der  Titel  sagt, 
mit  Benutzung  einer  Handchrift  des  Originals.  Der  Verfasser 
derselben  hat  sich  dabei  aber  eine  Versetzung  der  Stucke  erlaubt, 
die  Bergeron  aus  verschiedenen  Quellen  geschöpft  hatte.>> 

28. 

Recueil  des  Voyages  au  Nord. 

1715. 

Recueil  des  Voyages  au  Nord,  Contenant  divers 
Mimoires  tr^s-ntiles  an  Commerce  et  a  la  Navigation. 
A  Amsterdam  1715.   10  VoL  S«. 


32.    S.  oben  S.  27. 


33.     S.  Relaikm  des  Mongoiet  ou  Tariaret  par  le  Frere  Jean  du  Ptmm 
de  Carpim  eie.  par  Mr.  d'Avezac,  Paris  183a    4.    p.  45. 


—     49     — 

NoaTeUe    Edition    corrig^e  et  mise.en  meilleur 

A  Amsterdam  1731—1738.  10  YoL  8\ 
Aus  dieser  Sammliuig  gehören  folgende  Reisen  hieher. 

a)  Vojage  d'Antoine  Jenl^iuson^  Pour  d^eoarrir  le 
da  Catbajr  par  lä  Tartarie.   Ecrit  par  lui-möme 

Harehaads  Anglois  k  Moscovr^  en  1558.  T.  IV. 
p.  470—515. 

b)  Relation  du  Sieur  Ferrand,  M^deein  du  Kan 
des  Tartaros^  Touehant  la  Krimpe,  les  Tartaros  NogaYs, 
et  ee  qni  se  passe  au  Serrail  du  dit  Ran.  T.  lY.  p. 
516  —  534. 

e)   Vojage   d'un  Ambassadeur   Quo   le   dar    de 
Moseorie   enroja    par  terre  a  la  Chine    Tannie  1653. 
T.  IV.  p.  535 — 554.    Der  Gesandle  wird  hier  Saedor  Jaco- 
wits  Boicoof  genannt. 

d)  Journal  du  royage  de  Laurent  Lange  k  la 
Ckiae.    T.  V. 

e)  Relation  des  Tartares  Pereopites  et  Nogäies^ 
df8  CirQassicns,  Mingrelien^,  et  Georgiens,  par  Jean 
de  Luca,  Religieux  de  TOrdre  de  St.  Dominique.  Mit 
Zosilzenaus  Beauplan.     T.  VII.  p.  89—135. 

f)  Relation  de  la  Colehide  on  Mingrellie,  par  Ic 
P.  Archange  Lamberti,  Missionnaire  de  la  Congri- 
^tion  de  la  Propagation  de  la  Foi.    T.  VU.  p.  136-197. 

g)  Relation  de  la  Colehide  et  de  la  Mingrellie 
par  le  P^re  Dom  Joseph  Marie  Zampi,  Missionnaire, 
ea  la  Colehide.    T.  VII.  p.  198—302. 

b)  Extrait  des  6crits  du  Sr.  Parry,  Anglois^  pour 
Ilntelligenee  de  la  Carte  de  la  Ner  Caspienne  et  des 
relatioDs  des  Tartares  voisins  de  eette  mer.  T.  VII. 
p.  303—310. 


—     50     — 

i )  Relation  du  Yoyage  de  Jean  du  Plan  Carpin, 
Cordelier  qni  fut  enToji  en  Tartarie  par  le  Pap« 
Innoeent  IV.  l'an  1264.     T.  Vü.  p.  330—424. 

IT)  Voyage  de  Moscon  &la  Chine,  parMr.  Everard 
Isbrants  Ides,  Ambassadear  de  Moscorie.  T.  vm. 
p.  1—217. 


29. 

f'ollection  de  Voyages  de  P.  van  der  Aa. 

1729. 

Recueil  de  divers  Vojages  cnricux,  faits  en 
Tartarie,  en  Perse  et  ailleurs.  Enriclii  de  cartet 
g^ographiques  et  de  .figures  eu  (aille  doace.  On  a 
mis  ao  derant  le  traiti  de  la  narigation  et  des  voja- 
ges de  d^couverte  et  conq\i6tes  modernes.  DitisejE  en 
deux  tomes.  A  Leyde.  Anx  d^pens  de  Pierre  ran 
der  Aa.     1729.  4o. 

Dies6  Sammlung  wird  gewöhnlich  un^r  dem  Namea 
CoUection  de  Van  der  Aa  angeführt^  sie  ist  aber  eigenUich 
nichts  als  eine  von  dem  genannten  Buchhändler  veranstaltete 
und  etwas  vermehrte  Ausgabe  der  JSTer^erofi'schen  Sammlung. 
Sie  enthält  iur  unsem  Zweck  folgende  Stacke^  deren  jed^s' 
äbrigens  mit  einer  besondern  Seitenzahl  anföngt: 

a)  Voyage  de  Benjamin  de  Tuddle.    Vol.  L 

b)  Voyage  de  Jean  dn  Plan  Carpin,   veryUohe^^  ntt 
einer  Handschrift  aus  Petau's  Bibliothek.   Vol.  I. 


—     51     — 

c)  Voyage  d*Ascclin.     Vol.  I. 

d)  Vojage  de  Rubruquis,  verglichen  mit  zwei  lateini- 
s€tm  Handschriften^  Vol.  I.  , 

e)  Obserrations  du  moine  Bacon,  touchant  Ics 
parties  septeotrionales  du  mondc,  utcc  les  relations 
toncliaiit  les  Tartares,  tir^es  de  Tliistoire  de  R.  Wen- 
dorer  et  de  Mat  Paris.    Vol.  n. 

f )  Voyagc  de  Marc   Paul.    Vol.  II. 

g)  Histoire  Orientale  de  Haiton.    Vol.  II. 

li)  Recueil  ou  abrig^  des  rojages  de  J.  de  Man- 
dleTÜle.    Vol.  ü. 

i)  Vojagc  d'Ambroise  Contarini.    Vol.  n. 

Die  Ueberselzungen  sind  im  Durchschnitte  schlecht,  die 
Namen  oft  entstellt,  und  Manches  ist  in  den  Originalen  verändert 
worden. 

V^^JAges  faits  principalement  cn  Asie  dans  les 
XII,  XIII,  XIV  et  XV  siecles  par  Benjamin  de  Tud6le, 
J^n  de  Plan  Carpin,  N.  Ascelin,  Guillaume  de  Ru- 
hrnquisy  M.  Paul  Vönitien,  Ilaiton,  Jean  de  Mandeville 
et  Ambroise  Contarini.  Accompagn^s  de  Thistoire  des 
Sarasin9  et  des  Tartaros,  et  prid^dös  d'une  introduc- 
iion  eoncernant  les  rojages  et  les  nouvelles  decou- 
rerles  des  prineipanx  royageu^s,  par  Pierre  Bergeron. 
A  la  Baye,  chez  Jean  Ncaulme.     1735.     2  Vol.     4». 

Diese  Ausgabe  ist  ein  wörüicher  Abdruck  der  vorigen^ 
den  der  Budihandler  Neauimf  mr  ein  neues.  Titelblatt^  hat 
vorsetzen  lassen. 


—     52     — 
30. 

•     Sammlung  Russischer  Geschichte  von 
Gerhard  Friedlich  Müller« 
1732. 

Sammlung  Russischer  Geschichte.  Herausgege- 
ben von   Gerhard    Friedrich    Müller.     St.  Petersburg 

1732—1764.     9  Bände  in  80.34 

Diesem  noch  immer  sehr  schätzbaren,  ja  unenlbehrlichen 
Werke  schickte  Müller  eine  kleine  Schrift  voran;  welche  den 
Titel  fuhrt:  £rtiffnung  eines  Vorschlages  zur  Verbesse- 
rung der  Russischen  Historie  durch  den  Druck  ciaer 
Stückweise  herauszugebenden  Sammlung  ron  allerley 
zu  den  Umständen  und  Begebenheiten  dieses  Reichs 
gehörigen  Nachrichten.     St.  Petersburg  1732.    8<>. 

Kaum  hatte  Müller  den  ersten  Band  dieser  Sammlung 
herausgegeben^  als  er  im  Jahre  1733  eine  wissenschaftliche* 
Beise  nach  Sibirien  unternehmen  musste,  von  welcher  er  erst 
1743  nach  St.  Petersburg  zurückkehrte.  »^  Die  drei  ersten 
Stücke  des  zweiten  Bandes  besorgte  noch  Theoph.  Sieg/r. 
Bayer y  1736  und  1737;  nun  entstand  aber  eine  lange  Unter* 


34.  Vollständige  Exemplare  dieses  Werkes  sind  sehr  selten  xo  finden, 
da  seit  langer  Zeit  einige  Bogen  des  ersten  Bandes  fehlen.  Als  eine  Fort- 
setzoDg  des  Afil/for'schejA  Werkes  erschien  mit  Beibehaltung  4es  altem  fitdf : 
Beiträge  »ur  Kennimise  RuselamdB  «Mdf^  seiner  Geeekicfite.  Tferamtgeg^bem 
von  Gustav  Ewers  und  Morst*  vom  Engelhardt,  Dorpai  1818.  Ein  Band.  8*. 
S.   p.  58. 

35.  Auf  Allerhöchsten  Befehl  «nd  auf  Verordnung  des  dirig.  Senats 
wurdep  drei  Gliieder  der  Kaiserlichen  Akademie  dir  Wissenschafleit'  im  J.  iT33 
geschickt,  um  nähere  Kenntniss  über  Sibirien  einzusammeln.  Müller,  der  va$ßf 
der  Zahl  war,  bekam  den  Auftrag,  sieb  nd(  dem^  was  zur  -Clescbichte  and  Erdbe- 
scKreibung  gehört,  zu  beschäftigen.  Er  brachte  10  Jähre  auf  Mtfidt-  Reise  zu, 
8  Aug.  i733  bis   i\  Febr.  i743. 


—     63     — 

hreqfumg  bis  1758,  wo  Müller  das  4.  uiid  6.  Stück  des 
iwdten  Bandes,  und  dann  bis  1764  die  folgenden  sieben  Bände 
Baddieferte.s« 

Da  dieses  Werk  in  Deutschland  sehr  gesucht  wurde,  so 

venitfUUete  der  Kriegs -Ralh  Johann  Heinrich  Merck  ^"^  in 

DjirBi Stadt  eine  neue  Ausgabe  davon,  in  welcher  er  zugleich 

dto  darin  zerstreuten  Materialien  in  eine  systematische  Ordnung 

brachte.  Diese  sehr  natzUche  Arbeit  fährt  den  Titel:  Sammlnug 

RassUeher  Geschichten  des  Staatsraths   G.  F.  Müller 

in  Moskau,  in  einer  mehr  natürlichen  Ordnung.   Oflen- 

bacb,  1777  —  1779.     5  TheUe,  in  S«. 

Aus  Mällir's  Sammlung  gehören,  ihres  übrigen  grossen 
Rddilhums  ungeachtet,  eigentlich  nur  folgende  Aufsätze  des  ersten 
Budes  hieher,  die  zwar  keine  eigentlichen  Reisen  in  Rnssland, 
aber  doch  Nachrichten  und  Aurklärungen  über  ein  sehr  wichtiges, 
iveiier  gehöriges  Werk  enthalten: 

1)  Nachricht  Ton  einem  raren  Wercke,  betitult: 
?foord-  en  Oost  -  Tartarye  durch  Nicolaes  Witscn,  S. 
196  —  221.  In  diesem  Aufsätze  gab  Müller  die  erste  aus- 
ffihrliche  Nachricht  von  Witsen's  Werke,  welches  bis  dahin  fast 
ganz  unbekamit  geblieben  war. 

2)  Register  über  Nicolaes  Wilsens  Nord-  und 
OstTattarey  erster  und  anderer  Edition,    S.  222-272. 

Durch  diese  mühsame  Arbeit  hat  Müller  den  Gebrauch 
des  IfVifeii'schen  Werkes  ausserordentlich  erieichtert. 


36.  S.  Müller  B  Leben  in  A.  F.  BiUchMg's  Beiträge  zn  der  Lehemi- 
gnehickte  denkitiirdiger  Pertoneu, 

37.  Göike^s,  Herder'B  und  IVieland's  Freund,  und  das  nächste  Original 
f«  des  Erstern  JUephisiophelet.  Man  sehe  über  diesen  merkwürdigen  Mann  den 
AiÜMtz :  Ueber  Johamm  Heinrich  Merck,  in  Briefen  an  Johann  Heinrich  Merck 
#oa    Gotke^    Herder,    Hleland   u.  «.  ir.      Heratisgegeben   von  Dr.    Wagner. 

1835.     8.    S.  VU-LX. 


—     54    — 
31. 

Ilistoire  generale  des  Voyages. 

1746. 

Ilistoiro  generale  des  Voyages,  ou  noorelie 
Collcclion  de  toutcs  les  reiations  de  royages  par  mer 
et  par  terre,  qui  ont  6ii  publikes  jnsqn'  k  präsent  dans  les 
diff&rentcs  Laiigues  de  toutes  les  Nations  coiinues  etc. 
k  Paris,  1746.  4«.    Avec  partes  et  Figures.     20  Vol. 

Diese  Sammlung  wurde  von  Antoine  Frangois  Pre^ 
rost  ifExiles  veranstaltet  und  meistens  aus  englischen  Werken 
zusammengetragen.  Neue  Ausgaben  sind:  Paris  1746  — 1789. 
12^  80  Vol.  m.  K.  älaHaye.  1747  —  1780.  4^  25  Vol.  m.  K. 

Für  unsern  Zweck  ist  daraus  nur  anzurühren:  , 
a}    Voyage    de    Regnard   en   Tjaponie,   Vol.  XXit 

p.  411—437. 

b)  Voyage  au  Nord  de  Mr.  de  Maupertois  et  de 

Mr.  FAbbä  Outbier.    Ebend.  p.  438. 

32. 

Allgemeine  Ilisforle  der  Reisen. 

1774. 

Allgemeine  Historie  der  Reisen  zn  Wasser  uod 
zu  Lande,  oder  Sammlung  aller  Reisebeschreibangen, 
welche  bis  itzo  in  rerscbiedencn  Sprachen  von  allen 
Völkern  herausgegeben  worden,  u.  s.  w.  Leipzig 
1747—1774.     21  Bände  in  ^\  m.  K.  und  Kpf. 

Diese  grösslentheils  von  J.  J.  Schwabe  j  in  Leipzig^ 
besorgte  Sammlung  ist  theils  aus  dem  Englischen^  theils  aus  dem 


— .     55     — 

wd  Spanischen  äberselzt^  und  enthalt  für  unsem 
Zweck  folgende  Stacke: 

m)  Eberhard  Isbrand  Idcs^  rassischen  Gesandten, 
Reise  naeh  China,  [im  Jahre  1693.  4vis  dem  HoUftn- 
tischen  fibersetst.    Im  V  Bande,  S.  512—526. 

b)  Plan  Carpin's  Reise  nach  der  Tartarey.  Bd.  VI. 
*c)  Rnbrnqnis  Reise.    Ebend. 

d)  Marco  Polo's  Reise.    Ebend. 

e)  Regnard's  Reise  nach  Lappland.    Bd.  XVIL 

f)  Blaupertttis  Reise  nach  Lappland.    Ebend. 

33. 

Magazin  von  A.  Fr.  Bfisching. 

176L 

Magazin  für  die  neue  Historie  ^nd  Geogra- 
phie, angelegt  ron  Dr.  Anton  Friedricu  Rttschiug. 
Ilambnrg  und  später  zu  Halle,  1767—1788.  4o.  22  Bände. 

Aus  dieser  reichhaltigen  Sanunlung  gehören  folgende 
Reisen  hieher: 

a)  Hurtze  Vermeidung  der  Russischen  und  Musz- 
kowilischcn  Rejse  vnd  Einzuges  desz  Durchleuchtigen, 
Hochgcbornen  Fürsten  vnd  Herrn ,  Herrn  Hertzog 
Hansen,  desz  jttngern  ansz  Uennemarck,  Erbe  zu  Nor- 
wegen,  Hertzog  zu  Schleszwig  Holstein,  Stormarn,  rnd 
der  Ditmarscben,  Granen  zu  Oldenburg  und  Delmen* 
borst,  etc.  Anno  1602.     Bd.  VU.  S.  257—298. 

h)  Simon  ron  Salingens  Bericht,  de  Anno  1391. 
Wegen  der  Landscbafft  Lappia,  wie  die  Anno  etc.  62. 
63.  64.  rnd  65  ausz  Kiederlandt  ist  besiegelt  worden, 


—     56     — 

rnd  urie  Simon  ron  Salingen  zu  seiner  Anknnft  die 
Land  gebawet,  rnd  in  ihrer  Gestalt  geflinden^  md 
folgend tsz  mehr  Segellatz  vnd  bawnnge^  darch  die 
Commercien  erfolgt  ist    Ebend.   S.  339—346. 

c)  Beschreibung  der  zwotcn  Gesandschaft^  welche 
Joachim  Scultetus,  Königl.  preuszi.  und  chnrflirstl. 
Brandenburgischcr  geheimer  Legations-  nnd  Hofrath^ 
1675  nach  Raszland  angetreten.    Bd.  IX  S.  1—76. 

d)  Nachricht  von  Woldemar  Christian  Güldenlöwe 
Grafen  von  Schleszwig-Holstein,  Sohn  des  dSnischen 
Königs  Christian  des  Vierten,  von  der  Christina  Blunk^ 
Reise  nach  Ruszland,  zur  Vermählung  mit  «des  Zaren 
Michael  Fedrowitsch  Tochter  Jrene.    Bd.  X  S.  211— 276. 

34. 

Einleitung  in  die  Russische  Geschichte  von 

Dr.  '<%r.  Schmidt^  genannt  Phiseldek. 

1773. 

Versuch  einer  neuen  Einleitung  in  die  Russische 
Geschichte.  Nach  bewährten  Schriftstellern.  Von  Dr. 
Christoph  Schmidt,  genannt  Phiseldek.  Riga  1773. 
2  Th.    8^ 

Als  Anhang  zum  ersten  Theile  findet  man  hier  S.  317- 
384  Hans  Georg  Peyerle's  Reise  nach  Rossland^  nadi  der 
in  der  WolfTenbOtteler  Bibliothek  befindlichen  Ori^nal-bandsdirift 
zum  ersten  Male  abgedruckt.   Sie  führet  daselbst  folgenden*  Tild: 

Beschreibung  der  Moscouitterischen  Rajss,  welche 
Ich  Hans  Georg  Pejerle  ron  Angspurg  mit  Herrn 
Andreasen  Nathan  rnd  Malhco  Bernhardt  ManliebeB 
dem  Jiingcrn  Ady  19  Marty  Anno  1606  von  €raeh*w 


—     57     — 

a»  ng^fiuigen,  rnd  was  Wir  wahrhafitiges  gehört, 
letehen  Tnd  erfahren,  alles  aufs  khfirzest  beschriben. 
Kl  tae  mserer  6ott  lob  wider  dahin  anknnil  den 
15  Decembris  anno  1^08. 

35. 

Hormayr's    Archiv. 
1810. 

Archiv  fiir  Geschichte,  Statistik,  Literatur  und 
Kunst  Herausgegeben  von  dem  Freiherrn  ron  Hor- 
nairr.     Wien  1810.   4». 

In  dieser  vorlreflDichen  Sammlung  beßnden  sich  folgende 
hieber  gehörende  Reisen: 

a)  Aus  Samuel  Hiechers  Reisen  vom  Jahre  1585 
bis  1589.  Fohlen,  LiUhauen,  Liefland,  Russland.  1820 
Ko.  86.  96. 

b)  Reise  durch  Russland  von  Stephan  Kakasch 
von  Zalokeroenj. 

'  36. 

Colleclion  of  voyages  by  Robert  Kerr. 

1811. 

The  llistory  and  general  Collection  or  Voyages 
lad  Travels,  by  Robert  Kerr.     Edinburgh,    1811—17. 

»•.  18  Bände  m.  Karl.         * 

Im  ersten  Bande  befinden  sich  folgende  hieher  gehörende 
Nscn: 

a)  Voyagc  ofanEnglisbman  into  the  Tartary.  A.  1243. 


—     58     — 

b)  Voyage  at  Asow  to  China ,  made  hj  Pegoleltif 

a.  1355. 

c)  Voyage  iuto  (he  Tartaiy,  by  John  Sehildtber- 
ger.    a.  1394. 

d)  Voyage  at  Venice  nnto  Tana^  made  by  Josafat 
Barbaro,  a.  1406. 

37. 
•    Frankfurtisches  Archiv. 
1811. 

Erankrnrtisches  Archiv  flir  ältere  deutsche  Lit- 
teratur  und  Geschichte.  Herausgegeben  Ton  J.  C.  t. 
Fichard,  genannt  Bau»  von  Eyseneck.    Frankfurt  a.  M. 

1811-1813.     8^     3  Bde. 

In  dieser  interessanten  Sammlung  befindet  sich  im  2ten 
Bande  folgender  höchst  merkwürdiger.  Reise-Bericht: 

Johann  David  Wunderer's  Reisen  nach  Denne- 
niarck,  Russland  und  Schweden  1589  und  1590.  S.  169- 
255«  Von  welchem  weiter  unten  ausfuhrUch  wird  gesprochen  werden. 

38. 

Beiträge  zur  Kenntniss  Russlands  von  Ewers 

und  £ngelhardt. 

1816. 

Beiträge  zur  Kenntniss  Russlands  und  «einer 
Geschichte.  Herausgegeben  von  Gustav  Eweni  und 
Moritz  von  Engelhardt    Dorpat,  1816.    8.  Erster  Band.» 


3a  Dieses  Werk  fahrt  auch  den  doppelten  Titel:  Sammimmg  Bmmktkar 
Geschichte,  Zehnier  Band,  Sankt-Petersburg  1816,  weil  es  als  eine  Fortsetnng 
der  bekannten  Sammlung  von  Gerhard  Friedrich  lUulicr,  St.  Petersburg  1732— 
1764,  neun  BSnde  in  8*,  angesehen  werden  sollte. 


—     59     — 

kl  dies«r  schilzbaren  Sammlung^  von  ^reicher  leider^  aus 
Mangel  an  UnterstfllzuDg^  nur  ein  Band  erschien^  befinden  sich 
MgfPfir  Reise-Berichte: 

a)  Acta  Legationis  Muscoriticae  per  Paulum  Junsten, 
^meopam  Aboeuseni^  brcriter  comprehensa.  1569  — 
1572.    S.  143—18*. 

b)  Zar^  Jwan  der  Graasame.  Sendschreiben  an 
Gotthard  Kettler ,  Herzog  zu  Kurland  und  Semgallen, 
TOD  Johann  Taube  und  Eiert  Kruse.    1572.  S.  183-238. 


39. 

Di  Marco  Polo  e  degli  altri  Yiaggiatori  Vene- 
xiaoL  Dissertazloni  del  Abbate  Plaeido  Zurla« 

1818. 

Di  Marco  Polo  e  degli  altri  Yiaggiatori  Yene- 
liani  piü  illnstri  Disserüizioni  dcl  F.  Ab.  D.  Plaeido 
Znria.  Con  appcndice  sopra  le  anticbe  Mappe  lavorate 
in  Venezia  e  con  quattro  carte  geografiche.  In  Yene- 
sia.  1818.  2  Yol.  4. 

Diese  mit  grossem  Fleisse  veranstaltete,   höchst  schätz- 
bare Sammlung  enthalt  Tolgende  hieher  gehörende  Reisen: 

a)  Oei  Viaggi  di  Marco  Polo  Dissertazione.  Eine 
sAr  ausführliche  und  gelehrte  Analyse  der  Reisen  des  berühm- 
te Venezianers,  aus  denen  mit  seinen  eigenen  Worten  die 
Cwgraphie,  physische  Beschaffenheit,  Geschichte,  Religion,  Sitten, 
Wissenschafien,  Künste,  Handel  und  Schillfahrt  der  von  ihm 
*rchreis'ten  Länder  beschrieben  worden.  Diese  Arbeit  füllt  den 
PMcn  ersten  Band  aus. 


—     60    — 

b)  Yiaggio  di  Giosofat  Barbaro  alla  Tana^  in 
Russia  e  Polonia.    Vol.  D.  p.  207—213. 

c)  Viaggio  di  Ambrogio  ConCarini.  EbeiuL  p.  230 
—235- 

d)  Viaggio  di  Luigi  Roncinotto. '  Ebend.  p.  241. 

40. 

Sammlung  kleiner  Schriften  von  B.  von 
Wichmann. 

1820. 

Saminlang    bisher    noch    nngedrucktcr   kleiner 
^  Schriflcn    zur   altern   Geschichte   und   Renntniss    des 

\  Russischen  Reichs.     Herausgegeben  ron  B.  (BnrkhanI) 

Ton  Wichmann.     Erster  Band.     Berlin  1820.     8®. 

Von  dieser  höchst  verdienslvollen  Sammlong^  die  der 
Verfasser  meistens  aus  den  handschriftlichen  Schätzen  der  KaiserL 
HofbibUothek  in  Wien  zusammentrug^  und  von  welcher  nicht 
mehr  als  dieser  erste  Band  erschienen  ist^  mässen  folgende 
Reisen  hier  angeföhrt  werden: 

a)  Joannis  CobenzI  Legatio  MoscoTitica.  p.  1 — 32. 

b)  Arsenii,  Elassonis  Episcopi,  Descriptio  Itineris 
in  MoscoTiam  habiti  a  Jeremia  II,  Patriarcha  Conatan» 
tinopolitano,  ubi  et  Patriarchatus  Moscoritrci  Instiintio 
narratur.     p.  57—122. 

c)  Beschreibung  der  Raiss  in  die  Moscawv  80 
Herr  Kiclas  Warbotsch»»  damals  Rom.  Khay.  Mate. 
Gesandter  gethan  Anno  1593  den  22JuIy.  p.  123—200. 


39.    Der  Gesandte  hiess  IKorAro/tcA,  wie  weiter  unten  wird  gezeigt  werden» 


—     61     —          . 

il)  Relatio  bumilliina  Aa^stini  de  Metern  et 
üoratii  Galielmi  Calniccii  Ablegatorum  in  Moseboviam 
a  d.  17  Febr.  Ad.  1661,  us(j[ue  ad  d.  22  Febr.  Ad.  1663. 
p.  201--338. 

e)  Sebastianns  Glariiiicb  de  Rebus  Moscborum 
p.  339—362. 

f )  Discorso  della  Moseoria.     p.    363 — 398. 

g)  Relation  wegen  der  Jüngsten  Auno  98  (1598) 
ran  der  Rom.  Kay.  Muyt.  rnsers  allergn.  Herrn  Hof- 
diener  HiebaSl  Spielen«»  anbefoblenen  Reiss  in  die 
Mosseaw.    p.  423—464. 

41. 

Discoveries  and  Travels  in  Asia^  by  Hugh 

Murray. 

1820. 

HistoricHl  Account  of  Discoveries  and  Travels 
11  Asia  y  from  tbe  earliest  ages  to  the  present  tirae. 
Bj  Hngb  Murray,  F.  R.  S.  £.  Edinburgb,  1820.  8o. 
DL  Vol.  Am  Ende  des  driltcD  Bandes  befindet  sich  p.  487 — 
513,  eine  List  of  Autborities  and  iniportant  works  rela- 
^uf  to  Asia. 

Dieses  verdienstvolle  Werk  enthält  zwar  nicht  den  Text 
IMer  gehöriger  Reise  -  Berichte ,  es  giebt  von  denselben  aber 
«IC  so  lichtvolle,  historisch-kritische  Uebcrsicht,  und  oft  ausfOhr- 
iche,  wörtliche  Auszüge,  dass  es  hier  gewiss  eine  Stelle  ver- 
dau. 


Ml    Der  Reiieiiito'lieisit  im  Originale  SekieU. 


—     62     — 

Die  uns   belrelTenden   Reisenden   und   ihre  Nadirichten 
sind  folgende: 

Im  ersten  Bande: 

a)  Beujamin  of  Tndela.    p.  63—68. 

b)  Aseelin.    p.   75 — 84. 

c)  Carpini.     p.   84—100. 

d)  Rubruqnis.    p.   105 — 150. 

e)  Marco  Polo.    p.    151—182. 

f)  Oderic  of  Portenau.    p.  183—192. 

g)  Sir  John  MandeTille.    p.   193—197. 

h)  Ricold  de  Monte  Crucis.    p.   197—208. 
i)  Schildtberger;    p.  224—226. 
k)  Anthony  Jcnkinson.    p.  307—331. 
I)  Arthur  Edwards,    p.   331—334. 
m)  Pegolelti.    p.  447—448. 
Im  dritten  Bande: 

a)  Josafat  Barbaro.    p.   10 — 16. 

b)  Ambrogio  Contarini.     p.  16 — 19. 
e)  Olearius.    p.   49—52. 

d)  Chardin.    p.  54—72. 

e)  William  de  Bouldcsell.     p.  113—114. 

42. 

Recueil  de  Voyages  public  par  la  Soci^tö 
de  Geographie. 

1824. 

Recaeil    de    Vojages    et    de  M^moires  pnltliÄ  ^ 
par  la  Sociiti  di;  Geographie.     Paris,  1824—1840.  V.' 

Aus  dieser  schfitzbaren  Sammlung:^  von  welcher  bis  jetil  6  Binde 
erschienen  sind;  gehören  .folgende •Ilei:>en  bi%hef:         '^/^ 


—     63     — 

a)  Yoyuge  de  Marc  Pol.    Macht  den  ersten  Band  aus. 

b)  Description  des  Merveilles  d'une  partie  de  TAsie, 
par  le  P.  Jordan  au  Jourdaiii  Catalani.  T.  IV.  p.  1—65. 

c)  Voyage  en  Orient  du  Frire  Guillaume  de  Ru- 
bnilu     T.  IV.  p.  205—396. 

d)  Relation  des  Mongols  ou  Tartares,  par  le  Frire 
Jean  da  Plan  de  Carpin.  Nach  dAve%a&8  kritischer 
Augabe.  T.  IV.  p.  399  —  779.  Auch  besonders  abgedruckt, 
Paris.  4839.    4^ 

43. 

nyremecTBiA  m  TaTapaarb. 
1825. 

Co6paH]e  nyTeuiecTRiä  kb  TaTapaan  n  ApyrsAi'B 

B^CMIHUM'B    Hap04aM'b^     Vh   XIII 9    XIV   H   XV   CTOJlt- 

Tiarft.    I.  njiaiio  KapnnuH.     II.  Aci^e.njiHH'b.     CaHRT- 
■eTep6yprb.    1825.     4^. 

Der  Herausgeber  dieser  Sammlung  ist  der  Wirkliche 
Slutsrath  Jasykoff'.  Sie  sollte  ursprünglich  eilf  Schriftsteller 
iber  die  Tatarey,  sowohl  in  der  Sprache  des  Originals  als  in 
der Rossischen  Uebersefzung  enthalten^  nämlich:  Piano  Carpini^ 
AictUn,  RuhrvquiSy  Marco  Polo^  Haithon^  ßlandeviNe, 
^ricAvon  Portenau,  ScAildberger,  Clavigo^  Giose/b 
tarbaro  und  Ambrosia  Coniarinij  es  ist  aber  nur  der 
(Qte  Band  erschienen.  In  diesem  befinden  sich  folgende  Reisen: 
a)  Libellus  liistoricus  Joanqis  de  Piano  Carpini, 
V^  missns  est  Lcgatns  ud  Tartaros  anno  Domini  1246 
^ Iimoeentio  I V  PontiGce  Maxime..  Lateinisch  und  Rus- 
Ädi    p.    1—217. 


—     6*     - 

b)  Itinernriuin  Fratris  Ascellini.  Lateinisch  und  Rus- 
sisch.   P.  222—263. 

44. 

Voyages  en  Tartarle. 
1830. 

Voyage  de  Benjamin  de  Tudele  autour  da  monde, 
de  Jean  du  Plan  Carpin  en  Tartarie,  du  fr&re  Aseelin 
et  de  ses  compagnons  vers  I^  Tartarie,  de  Guiliaume 
de  Rubruquis  en  Tartarie  et  en  Chine  en  1253 ,  suifI 
des  additions  de  Vincent  de  Beauvais  et  de  Thistoire 
de  Guillaume  de  Nangis  pour  räclaireissement  des 
pr^cödens  royages.    Paris,  1830.    8^ 

Diese  Sammlung,  welche  die  französische  Regierung, 
neben  eim'gen  andern  typographischen,  im  Jahre  1830  veran- 
staltete, um  die  massigen  Arbeiter  der  Imprimerie  Royale  in 
beschäftigen,  ist  eigentUch  nur  ein  erneuerter  Abdruck  dor 
Colleetion  de  Voyages  des  van  der  Aa^\  aus  >reIolirai 
die  meisten  auf  dem  Titel  genannten  Reisen  hieher  gehören. 

45. 
CKa3aHiA   COBpeUfeHHUKOB'B   O   ^HMHTpiH 

€a>i03BaHiJi'b. 
1831. 

CRaaafliH  CoepeaieHUHKOB'B  o  ^auHTpia  Csmo- 
dBaHit-b.     CaHKToeTepSypFB  1831—1834.     5  Vol.    8n 


41.    S.  oben  S.  50. 


—     65     — 

Der  Herausgeber  dieser  Sammlung  von  Zeugnissen  der 
Zatgenossen  über  den  falschen  Demetrius  ist  der  Adjunkt  der 
Kais.  Akademie  der  Wissenschaften^  Herr  von  Usträlovo*).  Aus 
derselben  gehören  folgende  Berichte  hieher: 

a}  EepoBa  «ItoonHCb  MocROBCRaA,  ei^  1584  ro4a 
■•  1612.  nepeB04'b  cb  H-bmei^Karo.  T.'  L  Dieses  ist 
ciM  Russische  Uebersetzung  des  noch  ungedruckten  Chronicon 
MnseoTitidtkin  von  M.  Martin  Beer"^)^  von  welchem  sich  das 
deutsche  Original  in  der  Bibliothek  zu  Wolffenbüttel  und 
eine  Abschrift  desselben  in  dem  iZtimä/tsofr'schen  Museum  in 
St  Petersburg  befmdet;  nach  welcher  letztern  dieser  Bericht  hier 
«befsetzt  ist/**) 

b^  'SaoHCRH  Teopra  Ifacp^ie ,    o  nyreiuecTBiH  ero 
■s'B  KpaRoea  bb  NoeRey  h  bs-b  MoeRBU  wh  KpaROB-b, 
trh  19  Mapra  1606  roAa  no  15  4^Ra6pfl  1608.     Ilepe- 
B04>  ei  HtMei^ROH  PyRonDcn.     T.    IL     Dieses  ist  die 
Uebersetzung    der    Bescbreibnng    der    MoscoTiterischen 
Reise  von  Hans  Georg  Peyerle,  von  welcher  die  Original- 
Handschrift  ebenfalls  in  der  Wolffcnbütt eischen  Bibliothek  auf- 
bewahrt wird.     Eine  Abschrift    derselben  besitzt  das   Rutnän- 
toir'sche  Museum,  nach  welcher  die  vorliegende  Uebersetzung 
l?tmacht  ist.    Ein  Auszug  aus  derselben  befindet  sich  bereits  abge- 
dnicklin  Schmidt's^genanntPhiscldck,  Versuch  einerneucn 
Einleitong  in  die  Russische  Geschichte,  Th.  I.  S.  317-384. 

*)    UHKaiaü  repacHHOBH^u  YcTpiuoBi»,  Jetzt  Ordentl.  Akademiker. 

N.  A. 

**)    Eigentlich    Conrad  Bunoto^    dessen   Bericht  über  den  Zustand  Russ- 

^  TOB  Karamsin  und  Usträlow  durch  Irrthum    dem  Martin  Beer  zugeschrieben 

vordea  ist    AosfOhriiche  Nachricht  darüber  enthalten  einige  Noten  in  dem  Auf- 

^  Cpmrad  Bmsow  1601  —  1613,  am  Anfange  des  zweiten  Bandes  dieses  Werkes. 

N,  A. 
***)    Auch   die    Bibliothek   der  Akademie  der  Wissenschaften  besitzt  eine 

^Imfl  von  Conrad  Buuow'i  HandschriA. 

N,  A. 
5 


—     66     — 

c)  CocTOüflie  PoccificKofi  ^epaeaBU  h  BejiBKaro 
KHJi^eeTBa  MocKOBCRaro  erb  npiicoBOKyiLaeuieM%  hb- 
wbenk  o  AOcrronaMJiTHUx'B  eoöhmsx'b,  eAjHBBumem 
B-b  opaB^ieHie  neTupex'B  TocjAapeH,  erh  1590  ro/ta  no 
CeBTtf6pb  1606.  Co^HHeflie  KaoHTana  Mapacepera. 
DcpesoA'B  ci^  ^paBiqrscRaro.  Ha^anie  rpeTie.  T.  III. 
S.  1-117.  Uebersetzung  des  bekannten  ilfarg*er6/'scheii  Weites: 
Estat  de  rEmpire  de  Rrssie  et  Grande*  Duchi  de 
Moseovie.    Paris  1607.    12. 

d)  ^neBHHiTb  nyreuiecTBia  Mapnnu  (MHHuieRb)  B'h 
MocKBjr  H  npeöuBaBia  üojiflKOB'B  B-h  Poccin^  cb  1605 
roAa  no  1608.  üepoBO^-b  cb  iiojibCROu  pjKonacH» 
T.  IV.  S.  1  —  109.  Das  Tagebuch  der  Marina  3InücAek, 
Gemahlin  des  falschen  Demetrius^  aber  ihre  Reise  nach  Moskau, 
und  ihren  Aufenlbalt  daselbst.  Aus  einer  polnischen  Handschrift, 
welche  den  Titel  führt:  Rzeczy  Polskich  u  Moskwie  za 
Dimifra  Opisanie  przez  jednego  (am  obecnego  rokn 
1605  do  roku  1609. 

e)  ^aeBHHKi  noc^oB-b  no.9bCKHXib  OjieeHHmcaro 
H  roactBCRaro,  1606  ro^a.  IIepeB04'b  cb  DojibeRoft 
pyROODCH.  T.  IV.  S.  tll--212.  Tagebuch  der  Potauschen 
Gesandten  Olesnicki  und  Gonsiewskiy  auf  ihrer  Reise  nach 
Moskau  im  Jahre  1606.  Aus  einer  pobiischen  Handschrift 
übersetzt. 

f)  ^HeBHORb  CaMjHJia  MacicbBn^a.  1594— 162L 
IlepeBO^fi  Cb  no.abeRou  pyKonaeu.  T.  V.  S.  1—175. 
Das  Tagebuch  des  Samuel Maskiewic%  aber  die  Jahre  1594- 
1621.  Aus  einer  ehemals  der  Jesuiten -Bibliothek  in  Polozk 
gehörigen  polnischen  Handschrift  übersetzt^  welche  den  Titel  führt: 
Dyaryusz  Samnela  Maskiewicza. 


—     67     — 
46. 

Ciampi  Bibliografia  Critica. 
1834. 

Bibliografia  critica  delle  antiche  reciproche 
(^frispondenze  politiehe^  ecclcsiastiche,  scientifiche^ 
leltenrie^  artistiche  delF  Italia  colla  Russia^  eolla 
P^lenia  ed  altre  parti  settenfrionali ,  il  tutto  raccolto 
ed  illnstrato  con  breri  cenni  biografici  dclli  autori 
■eno  eonosciatiy  da  Sebastiano  Ciampi  etc.  Fircnze^ 
VoL  L  A-M,  1834.  Vol.n.  N-P,  1839.  gr.  8.  Ein  dritter  Theo, 
wddher  dea  Schluss  des  Werkes  enthält^  soll  bald  erscheinen.  *") 

bi  diesem;  an  mannigfachen^  auf  Bussland  Bezug  haben- 
de Notizen  sehr  reichen  Werke  finden  sich  besonders  folgende 
VAtt  gehörige  Aufsätze  ^  die  grösstentheils  hier  zum  erstenmale 
ihgedrackt  sind. 

Im  ersten  Theile: 

1)  Narratio    reram,    quae     post    obitum    Alexii 

Hickalowicz    Russorum    Irapcratoris    etc.   gcstae    sunt 

Hoaehnae  XI   KaK   Octobris  an.  1682.  missa  ex  urbe 

MtMiehaa    ad    Archiep.    Corinthi    Franciscnro    Martelli 

Borentinum   Nantium   Apostolicnm  apnd   Joanncm  IIL 

regem   Poloniae^    reperta   ex   Aatographo    ad  rerbum 

scripta  et  in  lucem  cdita  a  Seb.  Ciampi.  Florentiae  1829. 

pi^.  75—79. 

2)  Literae  ab  Joanne  Zamoyscio,  Regni  Poloniae 
Caneellario,  et  Exercitns  Poloni  Impcratore  supremo. 
De  Expngnatione  Albi-Lapidis^s  ad  Nnntium  Aposto- 
Benm  datae.    p.  224—226. 

*)    Ist  in  Jahre  1842  bereits  erschienen  und  enthält  R-Z. 

N.  A. 

i      42.    Dts  ScJiloss  Weisseistein. 


—     68     — 

3)  Ultima  Lcftera  scritta  da  Andrea  liavirio,  ge- 
suita^  e  mandata  da  Moscu^  al  Padre  Provinciale  di 
Polonia.     p.  227—229. 

4)  Lettcra  di  Simone  Genga  a  Belisario  Vinta 
Segrctario  dcl  Gran  Duca  di  Toscana  concernente 
alla  prcsa  di  Wielikiluki  fatta  l'anno  1581.  p.  256-258. 

5)  Lettcra  dcl  istesso  al  medesimo,  sopra  Fassedio 
di  Plcscovia  Tanno  1581.     p.  258—260. 

G)  ATvisi  di  Polonia  et  di  Livonia^  del  1582^ 
p.  267—271. 

Im  zweiten  Theile: 

Rclatione  fatta  da  mc  Frä  Giovanni  da  Lncca 
Domcnicano  circa  il  modo  di  yiTcre  collc  particolaritä 
de'  costumi  delli  Tartari  Pcrcopiti,  Nogai,  Circassi, 
Abbazä  etc.  Mangrilli  e  Giorgaui.    p.  53—62. 

47. 

La  Chronique  de  Nestor^  par  Louis  Paris. 

1834. 

La  Chronique  de  Nestor  traduite  en  fran^ais 
d'aprj^s  riditiun  Imperiale  dePitersbourg,  accompagnie 
de  notes  et  d'un  recueil  de  piiccs  in^dites  toucbant 
les  ancicnnes  rclations  de  la  Russie  avcc  la  France. 
Par  Louis  Paris.     A  Paris  1834,  2  vol.  8^ 

Aus  den  dieser  Uebersetzung  des  Nestor's  angehängten 
nnedirten  Stücken  gehören  hieher: 

a)  Relation  du  Voyage  en  Russie  fait  par  Jehan 
Sau  vage  de  Dieppe,  en  Tan  1586.     T.  I.  p.  385—396. 

b)  Discours  sommaire  de  ce  qui  est  arriri  ea 
Noscovie  depuis  le  rigne  de  Ivan  Wassiliwich,  empe- 
renr,  jusques  k  Vassili  Ivanovitz  Sousby;  par  Pierre 
de  LavillOy  sieur  de  Dombasle.    T.  I.  p.  404—423.       ^ 


—     69     — 
48. 

Bfl6jiioTeKa  ÜHocTpaHHbix'B  üacaTejieif 
o  Pocciu. 

1836. 

EHÖJiioTeRa  HaoGTpaHHux'b  DBcaTejie ii  o  Poccin. 
Or^tJieuie  nepBoe.    Tonil»  nepsuH.    UmAUBeuiejurh  M. 
Ra^iHCTpaTOBa,    TpyA^MU    B.    CeMeHoea,     I.  fiapoapn. 
A.  RoHTapuHu,    A.  Ramacnde,  II.  Iobih.  —  CaHftrne- 
Tep6yprb   1836.    gr.  8^.    S.  Krug's  Rec.  in  d.  Nachtragen. 
Das  Hauplverdiensl  bei  dieser  schätzbaren  Sammlung  und 
die  vorzäglichste  Arbeit  bei  der   Uebersetzung  und  Erläuterung 
der   hier   geliererten   Reisen   gehört  dem   Hofrathe  Semenow. 
Seine  Absicht  bei  dieser  Unternehmung  war^  nach  und  nach  die 
wichtigsten  .  älteren   Reiseberichte    der  Ausländer  über  Russland 
in  den  Originalen  abdrucken  zu  lassen^  und  mit  einer  russischen 
Uebersetzung  zu  begleiten.   Dieser  Plan  scheint  aber  theils  durch 
seine  zu  grosse  Anlage,  theils  durch  andere  Umstände  gescheitert 
«1  das  ganze  Werk  auf  diesen  ersten  Theil  beschränkt  geblie- 
ben zu  sein.    Die   Einrichtung   desselben   ist   übrigens  folgende: 
wcrsl   giebt  Herr  Semenow  die   russische   Uebersetzung  jeder 
Reise,  dann  das  Original  des  Verfassers,  Varianten  der  verschie- 
deaen  Ausgaben,  und  endlich  erläuternde  Anmerkungen. 

Wir  finden  in  diesem  ersten  Bande  folgende  vier  Reisen, 
jede  mit  besonderer  Seilenzahl: 

a)  Di  Nesser  Josafa  Barbaro  Gentirhuoino  Vene- 
tiaiio,  il  Viaggio  della  Taua. 

b)  11  Viaggio  dcl  Magnifico  M.  Ambrosio  Conta- 
fiiii  Anibasciadore  dclla  llliistrissima  Signoria  di  Venetia 
^  Gran  Sigaore  Ussun-Cassau  Re  di  Persia  neu'  Anno 

VCCCCLXXJII. 


—     70     — 

c)  Lettera  d'Alberto  Campense  intorno  le  eose  di 
Moscoria.  AI  Beatissimo  Padre  demente  VII  Pon- 
tefice  Massimo. 

d)  Pauli  Jovii  Norocomensis^  de  Legatione  Basilii 
magni  Principis  Moscoviae  ad  Clementem  VU.  Ponti- 
ficcm  Max.  Liber:  in  qno  situs  regionis  antiqais  in- 
cognitas,  religio  gentis^  mores  et  cansao  legationis 
fidelissime  referontur.  Caeterum  ostenditur  error  Stra- 
bonis,  Ptolomaei^  aliorumqne  Geographiae  scrijptoram, 
ubi  de  Ripbaeis  roontibus  meminere:  quos  bac  aefate 
nnsqnam  esse,  plane  eompertnm  est. 

49. 

Historica  Russiae  Monimenta. 
1841. 

llistoriea  Russiae  Monimenta^  ex  antiqnis  exte- 
rarum  gentium  Archivis  et  Bibliotbecis  deprompta,  ab 
A.  J.  Turgenevio,  Tomus  L  Scripta  raria  e  secreto 
Arcbivo  Vaticano  et  aliis  Arcbivis  et  Bibliotbecis 
Romanis  excerpta  conünens,  inde  ab  anno  mlxxt  ad 
annum  mdlxxxit.  Petropoli,  1841.  4^  Zugleich  mit  dem 
Russischen  Titel:  Artu  QcTopnYecRie,  OTHOCflni(iecfl  Kh 
Pocciu,  03Bjie4eHHue  us-h  HHocTpaunuxb  ApxHBOB'B  h 
BuOjiioTeKib  4-  Ct.  Cob.  A,  H.  TjpreHeBWM-B,  Tom%I. 
BuuucKH  us-h  BaTDKancKaro  Tauuaro  ApxHBa  m  H3'b 
Apyrnxi»  PumcKax-b  Bn6jiioTeirb  h  ApxBBOB^.  C-b  107$ 
no  1584  roAb.     C.  IleTepfiyprb,  1841. 

Diese  höchst  merkwürdige  Sammlung  ^  durch  deren  Her- 
ausgabe sich  die  Kaiser!.  Archäographische  Gommissiqn  ein  neoes 
Verdienst  um   die   ältere   Geschichte  Russlands  erwirbt^  cnthill 


—     71     —    . 

rak^B  SchitJS  von  aoslSndischeii  Beriditen  iber  das  filtere 
I,  welchen  der  Herr  Geheime  -  Rath  Alexander  van 
TmrgeneWj  in  Italien,  und  vorzüglich  in  der  Vaticana  in  Rom, 
«it  der  tbfitjgen  Hilfe  des  dortigen  Arohivars,  Conte  Marino 
im*  Marinij  gesammelt  mul  Sr.  M.  dem  Kaiser  im  J.  1839 
flbcneicht  hat.  Herr  v.  Turgenew  fügte  noch  die  Absdiriften 
kiBiii,  welche  der  Abbale  Albertrandi  am  Ende  des  vorig» 
Mrinmderts  auf  Veranlassung  des  Königs  Stanislaus  Augustus 
in  der  Vaticanischen  Bibliothek  von  einem  grossen  Theile  der 
dort  befindlichen  auf  die  ältere  Geschichte  Russlands  und  Polens 
Bezu^  habenden  Handschriften  gemacht  hatte«',  und  welche  wir 
mm  ebenfalls  in  diesen  Monumentis  gedruckt  erhalten. 

Dieser  erste  Band,   vor  welchem   eine   lateinisdie   und 

eine  Russische  Vorrede  nähere  Nachricht  über  diese  Sammlung 

giebt,   enthält  die  in  den  Italiänischen  Bibliotheken  gd'undenra 

Documente  von  1075  bis  1584,  in  lateinischer,  italiänischer  und 

pohiischer  Sprache.    Der  zweite  wird  die  Fortsetzung  aus  dem 

i7ten  und   18*en  Jahrhundert  und   zugleich   die  von  Herrn  von 

Turgenew  in  Turin,  Paris  und  London  gefundenen. Aclcn- 

stücke  liefern.     Aus  diesem  ersten  Bande  müssen  hier  besonders 

folgende  merkwiirdige  Stücke  angefahrt  werden. 

1)  1514.  Rnthenorum  nationes  cum  erroribns 
eonindem  in  concilio  Lateranensi  per  Revcrcndum  in 
Christo  Patrcm  Dominum  Johanucm  de  Lasco  Archie- 
piscopum  Gnesncnsem  et  Serenissimi  Principis  Domini 


43.  Der  König  StamUlauM  Augutim  verehrte  die  jUberlranditche  Samm- 
\vih%  wenige  Jahre  Torbef)  ehe  er  die  Regierung  niederlegte,  dem  damaligen 
KiK.  Russischen  Gesandten  in  Warschau,  Geheimen-Rathe  BulgaKow,  nach  dessen 
Tode  sie  sein  Sohn  dem  Hm.  r.  Turgenew  schenkte,  welcher  letztere  sie  schon 
Hwrwmmm  bei  seiaer  Rofisisdien  Geschichte  zur  Benutzung  überliess. 


—     72     — 

Sigismnndi  Dei  graüa  Regis  Poloniae  oratorem  descrip- 
tae  atque  prodactae.  Anno  Domini  mdxiui  ad  sessionem 
pro  T  Aprilis  pnblicatam  p.  123—127. 

3)  1557.  Narratio  historica  de  Moschovitico  Im- 
perio  a  Foscarino  oratore  Vcncto  facta ,  p.  144 — 162. 
Ist  der  unter  dem  Titel:  Discorso  della  Moscoria  bekannte 
und  in  vielen  Abschriften  vorhandene  Aufsatz. 

3)  1570.  Lcgatornm  in  Moschoriam  a  Sigismando 
Angusfo  Poloniae  Rege  legafionis  saae  per  literis 
relatio.  p.  210  —  212.  Die  Gesandten  waren  Joannes 
SxiencowycZy  Joannes  Hayko  und  Martin  Wolodkietcicz. 

4)  1570.  Discorso  di  Monsignor  Gerio  Priore 
d'Inghilterra  Mandate  da  Venetia  del  trattamento  che 
us6  il  Duca  di  Moscoria  alli  ambasciatori  Poliachi  et 
d'una  invasione  che  fecero  gli  Tartari  in  qu6i  paesi, 
al  Doge  di  Venetia.    p.  213—215. 

5)  1573.  Relacya  poselstwa  Harabardy  do  Mo8k¥P7 
w  roku  MDLXXiii.    p.  237—242. 

6)  1575.  Relatione  di  Moscovia  fatta  daGioFanni 
Pernstein,  mandato  ambasciatore  a  quella  corte  dalV 
Imperatore  Massimiliano  IL  p.  255—264. 

7)  1581.  Instrnzione  segreta  data  al  Padre  Anto- 
nio Posseyino  de^tinato  in  Moscoria^  p.  299 — 305.  *} 


*)    lieber  den  später  erschienenen  Band  s.  die  Nachträge. 


LITERARISCHE  NAGHWEISUNGEN 

Aber 

bu  älteren  ÄeWen  ^er  !^n»lB[filftt 
in  1Xu00lBinli. 


—     76     — 


Vor  der  eigentlichen  AQfisfiUung  der  älteren  Reisen  der 
Andänder  in  Rassland,  müssen  hier  wohl  noch  einige  Werke 
aiigtfiiirt  werden  9  in  welchen  sich  sehr  reiche  Beitrage  2a  der 
Ueralnr  dieser  Reisen  finden.  Es  sind  in  chronologischer  Ord- 
iiid;  folgende  : 

1)  Geschichte  der  Entdeckungen  und  Schiffahrten 
in  Norden.  Mit  neuen  Originalkarten  versehen.  Von 
Johann  Reinhold  Forster.   Frankfurt  a.d.  O.  17S4.  8^«« 

Französisch:  Histoire  des  d^couvertes  et  des  roya- 
ges  Taits  dans  le  Nord,  par  Jean  Reinhold  Forster; 
(radnite  de  rAllemand  par  M.  A.  Broussonet  Paris  1788. 

In  diesem  höchst  schätzbaren  Werke  findet  man  sehr 
ziUreicbe  Beilrage  zu  der  Literatur  der  altem  Seereisen  nach 
verschiedenen  Ländern  des  heutigen  Russlands. 


44.  Beckmamm  im  ».  LUer,  der  äli.  Retaebeschr,  I.  20S,  vermathet  dass 
Fm^er  za  dieser  Arbeil  durch  Bergerom'9  TraU4  de  In  navigaiüm,  ei  det 
i'mmgee  de  ü^comrerie  ei  CamquMe  Modemeg^  in  dessen  Vüyagee  eie. 
C«.  p\en  S.  27.)  veranlasst  worden  sei;  er  setzt  indessen  hinzu:  dass  F,  sich 
eigene  wichtige  Untemehraongen  ein  grosses  Verdienst  erworben  habe. 


—     76     — 

2)  Verzeichnis  von  aeltern  und  neuem  Land-  und 
Reisebeschreibungen.  Ein  Versuch  eines  HauptstUcks 
der  geographischen  Litteratur,  von  G.  H.  Stuck.  Mit 
einer  Vorrede  von  J.  E.  Fabri.  Halle^  1784.  8^ 
Nachtrag  1785.  Zweyter  Theil,  nach  des  Verfassers  Tode 
herausgegeben  von  H.  Ch.  Weber,  ebend.  1787.     8®. 

3)  Grundriss  einer  Geschichte  der  wichtigsten 
geographischen  Entdeckungen;  von  Mathias  Christian 
Sprengel.  Halle  1783.  8».  Die  zweite  reich  vermehrte 
Ausgabe  erschien  unter  dem  Titel:  Geschichte  der  wichtig- 
sten   geographischen    Entdeckungen    bis    zur  Ankunft 

^    der  Portugiesen  in  Japan  1542.     Halle  1792.     8^ 

4)  Yergleichung  des  altern,  und  neuern  Russlandes, 
in  Rücksicht  auf  die  natürlichen  Beschaffenheiten  der 
Einwohner^  ihrer  Cultur^  Sitten ,  Lebensart^  und  Ge- 
bräuehe,  so  wie  auf  die  Yerfassnng  und  Verwaltung 
des  Reichs.  Nach  Anleitung  älterer  und  neuerer  Reise- 
beschreiben   Von  C.  Meiners.  Leipzig.  1798.   2  Bde.  8: 

Bei  diesem  Werke  befindet  sich  S.  1 — 43  als  Einleitung 
ein  zwar  bei  weitem  nicht  vollständiges^  aber  doch  immer  sehr 
nützliches  kritisches  Verzeichniss  der  Reisebeschreibun- 
gen, und  älteren  geographischen  Schriften^  welche  ron 
Russland  handeln. 

5)  Litteratur  der  älteren  Reisebeschreibungen. 
Nachrichten  von  ihren  Verfassern,  von  ihrem  Inhalte, 
Yon  ihren  Ausgaben  und  Uebersetzungen.  Nebst  ein- 
gestreueten  Anmerkungen  über  mancherley  gelehrte 
Gegenstände.  Von  Johann  Beckmann,  Hofrath  u.  s.  w. 
Göttingen  1807   und  1809.     2  Bände.     8^ 

Dieses  ausserordentlich  lehrreiche  Werk  konnte  tinr  von 
einem  so  fleissigen  Literaten   wie  Beckmann  ^  und  auch  nur 


—     77     — 

ii  der  Niho  einer  Bibliothek^  wie  die  Göttingensche^  zu  Stande 
febndit  werden.  Es  enthält  vollkommen^  was  der  Titel  ver- 
tpridit,  nnd  lisst  es  lebhaft  bedauern^  dass  der  Tod  des  Yer- 
ftwers  die  Fortsetzung  desselben  verhindert  hat. 

6)  Yenach  einer  kritischen  Literatur  der  Russi- 
sclien  Geschichte.  Erster  Thcil  enthaltend  die  Literatur 
Aer  telteren  allgemeinen  Nordischen  Geschichte.  Von# 
JokMO  Gottlieb  Buhle.    Moskwa  1810.    8o. 

Von  diesem  mit  grossem  Fleisse  ausgearbeiteten  Werke 
ist  Dor  der  erste  Theil  erschienen;  es  war  ursprünglich  auf  drei 
beredmet,  von  denen  der  zweite^  bis  zum  11  Jahrh.^  auch 
bereits  fast  ganz  zum  Drucke  fertig,  und  die  reichen  Materialien 
zn  dritten,  der  bis  auf  die  neuesten  Zeiten  gehen  sollte,  nur 
■odi  der  Zusammenstellung  bedurften.  Der  Verfasser  verlor  in- 
dessoB  die  Lust,  sein  Werk  zu  vollenden «i^;  er  verliess  Russland 
■i  Jahre  1814  und  begab  sich  nach  Braunschweig,  wo  er  1818 
starb,  und  von  wo  seine  bis  dahin  vöUig  unbekannt  gebhebenen 
Pipiere  im  Jahre  1837  in  meine  Hände  gekommen  sind. 


45.  BaAIe  Hess  sein  Werk  auf  eigene  Kosten  drucken,  und  wurde  durch 
dra  Absati  desselben  bei  weitem  nicht  entschädigt.  Besonders  aber  wurde  ihm 
4»e  Fortselxung  des  Druckes  durch  eine  gewiss  unverdient  strenge  Recension 
verleidet,  welche  Rmk$  von  dem  ersten  Theile  in  der  Hall.  Allg.  Liter.  Zeitung 
wnchttkot  lieM. 


MLTKBX    WLSaSKS   HER   AUBlAlVIlER 

rar  RcssiiAm». 


—     81     — 


O     h     t     h     e     r     e. 
890. 

Periplas  Ohtheri  Norvegi  et  Wiiirstani^  sivc 
eornm  narrationcs  de  f^iiis  in  septemtrionem  et  in  muri 
balthico  naTigationibns. 

Ohthere^   ein  Normaim,   von  dem  wir  nicht  viel  mehr 
wissen^  als  dass  er  aus  Helgoland  gebürtig  und  sehr  wohlhabend 
war^  und  mehre   Reisen   unternahm^   von  denen  ihn    die    eine 
von  Norwegen  aus  nach  den  äussersten  nördlichen  Küsten  führte, 
BDd aof  welcher  er  die  Finnen  und  die  Bjarmier  kennenlernte. 
Auf  einer  dieser  Reisen  muss   er  auch  nach  England  gekommen 
5ein,  welches  damals  Alfred  der  Grosse  beherrschte.    Dieser 
oerkwürdige  Fürst*«  sammelte  alle  ihm  erreichbaren  geographi- 
sdien  Nachrichten  von  der  damals  bekannten  Welt,  die  er,  nebst 
den  Reise-Berichten  Ohthere's  und  WulfstariSj  eines  Auslän- 
ders, in  seine,    deswegen  besonders  schätzbare,  angelsächsische 


46.  S.  AM$eru9  de  rebus  ge$iis  Aifredi,  in  ^ngiica,  Hibermcay  etc. 
wtrifiOj  ex  bibliolheco  Camdem,  Auetore  8ilve$tro  Giraldo  (eigentlich  Gira/d 
Mmi§,  gtb.  1146  in  Wales).     Francof.  1602.  Fol.  p.  5.  S.  ^uch  For$ier'$  Gesch. 

4.  Emideck.    S.  72-101. 

6 


—    82     — 

Uebcrsctzung  der   Hormista  des  Paulus  Orosius  auihahiB. 
Die  sehr  schön  geschriebene  und  gut  erhaltene  Urschrift  dieses^ 
Werkes  befindet  sich  in  der  Cotton'schen  Bibliothek  in  London. 
Gedruckt  erschien  es  unter  dem  Titel: 

The  anglo-saxon  vcrsion  from  the  historian 
Orosius,  by  Aclfrcd  tke  Great.  Togcther  with  an 
euglish  (ranslation  from  the  anglo-saxon.  (Bj  Daines 
Barringlon«)     London  1773.     8^.^'^ 

Eine  deutsche  Ucbersetzung  der  von  Ohthere  nnd 
Wulfstan  mitgetheilten  Nachrichten  gab  Joh.  ReinA.  Förster 
in  seiner  Geschichte  der  Entdeckungen  unter  dem  Titd: 
Erdbeschreibung  Yom  nördlichen  Europa  nach  König 
Alfred,  aus  dem  Angelsächsischen  beinahe  wörtlich 
fibersetzt,  mit  sehr  schatzbaren  Anmerkungen  und  Erläuterungen. 
S.  75—101." 

Ohthere' 8  Reisen  sind  auch  in  folgenden  Werken  wieder 
besonders  abgedruckt: 

The  voyage  of  Ochthere  (sie)  made  to  the  IV.  IL 
parte  beyond  Norway,  reported  by  himself  unto  Alfred 
the  famous  King.  In  Haklujt's  CoUection,  2  Aufl.  L 
4.  sq. 

Aelfredi  magni  Anglorum  regis  vita  tribus  libris 
coroprehensa  a  Job.  Spelman  anglice  conscripta, 
dein  latine  reddita  et  annotalionibus  illustrata  ab  Aelfredi 


47.  Wobei  Fonter*$  an  Barrington  mitgetheilte  Anmerkungen  ndt  abge- 
druckt sind.    S.  Förster  a.  a.  0.  S.  73. 

48.  Sehr  aasführliche  Nachrichten  über  König  Alfred»  Werk  und  OkJh^rt 
findet  man  in  ßeckwumn't  LUier,  d,  äit.  Reüebewckr.  Th.  l  S.  ^450—471. 
S.  auch  Fortier  a.  a.  0.  Seite  73.  85.  88.  92. 


—     83     — 

fai  eoUeg^o  magnae  aulae  UiiiTersitatis  Oxoniensis 
ahmais.  Oxonii  1673.  fol.  pag.  205  sq.  Hier  befindet  sich 
diese  Reise  mm  erstenmale  angelsächsisch  abgedruckt^  mit  einer 
liaääi  fehlerhaften  lateinischen  Uebersetzung. 

Porcbas  his  Pilgrimes«     Vol.  I. 

Scriptores  Renim  Danicaruni.  Ed.  Lnngebeck. 
Hafiiiae  1773.  fol.  Vol.  D.  p.  106.  sq.  Im  Originale  und 
einer  lateinischen  Uebersetzung^  und  mit  einem  vortrefllichen 
Commentare. 

Hiscellanies  hy  Daines  Barrington,  London  1781. 
»•.  p.  460. 

M.  C.  Sprengeles  Geschichte  der  wichtigsten 
^graphischen  Entdeckungen   etc.     S.  197. 

J.  P.  Murray^s  Commentatiunes  in  periplos 
OÜieri  et  Wulfstani  sind  nicht  gedruckt  worden.  Sie  befin- 
te  sich  unvollendet  bei  der  Göttinger  Gesellschaft.  S.  Beck- 
nann's  Litter.  d.  Sit.  Reisebeschr.  I.  462.  Einen  von 
Mwrray  selbst  gemachten  Auszug  aus  denselben  findet  man 
iodcn  Götting.  gel.  Auz.  1771.     S.  625  u.  761. 

2. 

Ibn    -    Foszlan. 
921. 

Ibn-Foszfan,  oder,  wie  Jakut*^  ihn  mit  seinem  voll- 
ständigen Namen  nennt^  Ahmed  Ben -Foszlan- Ben- Abbas 
Ben 'Raschid  Ben-Hammad,  wurde  im  Jahre  921  n.  Chr. 


49.    In  seinem  Werke :  Mo'ad$ehem  ei-bmldany  oder  Alphabet  der  Länder« 
f  eographischen  Wörterbache  in  alphabetischer  Ordnung. 

6* 


—     84     — 

von  dem  Abassidischen  Chalifen  Muktedir  als  Begleiter  eines 
Gesandten  an  den  König  der  Wolga-Bulgharen^  oder  nach  Jafcut, 
der  Slawen  geschickt 50.  Auf  dieser  Reise  traf  er  an  der 
Wolga  Russen,  die  des  Handels  wegen  z\i  Schiffe  dahin 
gekommen  waren,  und  von  diesen  Russen,  ihren  Sitten  und 
Gebräuchen  giebt  er  nun  die  merkwürdige  und  ausführliche 
Schilderung,  die  uns  Ftähn  in  seiner  vortrefflichen  Bearbeitung 
derselben  zugänglich  gemacht  und  erläutert  hat.  Ibn-Fos%ian's 
Bericht  ist  zwar,  wie  es  nicht  fehlen  konnte,  andern  älteren 
arabischen  Schriftstellern  bekannt  gewesen,  und,  wie  man  jetzt 
aus  näherer  Vergleichung  findet,  auch  von  ihnen  benutzt  worden^ 
vollständig  aber  hat  ihn  nur  Jakut  aufbehalten.  Aus  diesem 
machte  ihn  zuerst  der  ebengenannte  grosse  Orientalist  bekannt 
in  folgenden  Schriften: 

Die  ältesten  arabischen  Nachrichten  über  die 
Wolga-Bulgharen  aus  Ibn  -  Foszlan's  Reise- Berichte. 
In  den  Nemoires  de  FAcad.  Imp.  des  Sciences  de  St. 
Vki.    VI  Serie,  T.  I.  St.  Petersb.  1832.  p.  527—577. 

Ibn  -  Foszlan's  und  anderer  Araber  Berichte  über 
die  Russen  älterer  Zeit.  Text  und  Uebersetzung  mit 
kritisch-philologischen  Anmerkungen;  nebst  drei  Bei- 
lagen über  sogenannte  Russen-Stämme  und  Kiew,  die 
Warenger  und  das  Warenger -Meer,  und  das  Land 
Wisu,  ebenralls  nach  arabischen  Schriftstellern,  von 
C.  M.  Frähn  etc.  Herausgegeben  von  der  Kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften.  St.  Petersburg,  1823.  4^ 


50.    Ueber  den  Zweck  und  die  näheren  Umstände  dieser  Reise  s.  FrMkm*9 
ibi^Fo$%ian.    S.  LUI-LYm. 


—    85     — 

3. 

Beiyainin  von  Tiidela. 

1160. 

Rabbi  Benfamin^  ein  spanischer  Jude  aus  Tudela^ 
kleinen  Stadt  in  Navarra^  kam  auf  den  et\yas  fabelhaften 
Keben,  die  er  in  den  Jahren  1160 — 1173  durch  Süd-Europa, 
GriMtodand^  Palästina,  Indien,  Aelhiopien  und  Aegypten  gemacht 
habea  soll,  auch  nach  Russia  und  spricht  von  einigen  Städten 
imd  Thieren  und  andern  Producten  desselben.  Er  mischt  im 
Ginrcn  so  viel  Unglaubliches  in  seinen  Bericht  von  den  genann- 
ten lindem,  dass  der  Zweifel  entstanden  ist,  ob  er  denselben 
äberhaupt  aus  eigenen  Erfahrungen,  oder  nur  aus  fremden 
Sdirifien  zusammengetragen  habe.^^ 

Benfamin's    Reisen    (Mai^aboth)    erschienen    zuerst 
bebriisch  gedruckt  zu  Constantinopel  1543.    8^. 

Kincrarium    Beujamini   de  Tudcla,   ex  vcrsionc 
Monlani.   Ludg.  Batav.   1575.  8^ 

Hebräisch  und  lateinisch:  Benjamini  TodelcMisis 
ilincrariiim,  hcbraice,  cum  vorsione  latina  ex  notis 
Coiislaiil.  L'Eiupereur.  Lugd.  Bat.  ex  off.  F]lzev.  1633. 
\2\ 

Lateinisch  allein:  Ibid.  1633.  16^ 

Itinerarium  Benjauiini  Tiidelensis,  ciira  Calixti« 
Helmstadii,  1638.     8». 


51.  S.  Fonter' 9  Ge$ch.  d.  EtUdeck.  S.  121  und  Sprenget 9  Ge9chichle 
d,  i^ogr,  Emid,  S.  271  —  274.  277.  E.  Carmoly  sagt  in  seiner  Ausgabe  der 
E«se  Eldad  de9  Danilen.  Pa>is  1838.  b"".  p.  8.  von  der  Heise  di'9  Benjamin: 
^Sa  relaiiom  a4U  publiee  Jusqu*  ä  preseni  de  ta  moniere  la  plu9  d^feetuetne . 
Le  texte  fourmiüe  de  faute9^  le9  traduction9  9ont  remplie9  de  coalfC9en$\  en 
mm  mmd  eeiie  reiatiom  e9i  derenue  m^connai99able  ä  iei  point  quelle  a  He 
regmrd^  de  beamcoup  de  9a9aH»  comme  inteni^e  a  piaitir," 


—    86     — 

Yojage  da  c^Iibre  Beiyainin^  fils  de  Jonas, 
de  Tudelle  du  Royaame  de  Navarre,  aatoor  da  monde, 
commcuc^  Tan  1173.(^2  Contenant  une  exacte  et  soc*- 
cincte  Description  de  ce  qu'il  a  tu  de  plas  remar- 
qaable,  dans  prcsqne  tonten  Ics  parties  de  la  Teire; 
aassi  bien  que  de  ee  qu'il  en  a  apris  de  plasiears  de 
ses  Contefnporains  dignes  de  foy.  Avec  aa  detail,  Jos« 
ques  iei  inconnu,  de  la  Conduite,  des  Sinagogues, 
de  la  Dcmcure  et  da  Nombrc  des  Juifs  et  de  leon 
Rabins,  dans  tous  les  endroits  oü  il  a  iie  ete.  dont 
on  aprcnd  en  inline  tems  Fctat  oü  sc  trouraient  alon 
diförentcs  Naiions  avant  ragraudissement  des  Tares. 
Ecrit  premi^reraent  en  Ilebreu  par  FAuteur  de  ce  Vojage; 
traduit  ensuite  en  Latin  par  Benoit  Arian  Montan;  pt 
nonvellement  dn  Latin  en  Frangois.  Le  toat  euriehi 
de  Notes,  pour  Texplication  de  plusieurs  passages. 
In  Bergeron  Voyages,     T.  I.    Mit  einer  Karte. 

Yoyages  de  Rabbi  Benjamin  de  Tudj^le  fradaits 
de  rilebreu  et  enrichis  de  notes,  par  J.  P.  Baratier. 
Amsterdam.  1734.  2  Vol.   8^ 

Travels  or  Rabbi  Benjamin^  Son  of  Jonah^  of 
Tudela,  nnthrullj  translated  Trom  the  Hebrcw  and 
enriched  with  a  dissertation  and  notes  critical,  histo- 
rical   and   geographical   by  B.  Gerrans.  London  1783. 

The  itineray  orBenjamin  of  Tudela.  In  Hurraj'.« 
DiseoTcries  and  Travels  in  Asia,  Vol.  I.  p.  63—68. 


52.  Nach  FonUr  a,  o.  O.   von  1160—1173. 

53.  Ueber   die  Aasgaben  und   Ueberselzungen   von  ^emJamimB  Rt 
s.  CfUalogtf  Biblioth.  Buntw.  T.  I.   p.  1741. 


—     87     — 

VojTBges  de  Benjamin  de  Tudile  antoar  da 
m»miej  de  Jean  da  Plan  Carpin  en  Tärtarie,  du  frdre 
Aieelin  et  de  sen  compagnons  yers  la  Tartarie,  de 
fiiillaanie  de  Rubrnqain  (sie)  en  Tartarie  et  en  Ghine 
ea  1253  9  sniFi  des  additions  de  Vincent  de  Beanvais 
€l  de  riiistoire  de  Gnillanme  de  Nangis  ponr  T^clair- 
ciuenent  des  pr^c^dents  rojages.  Paris  1830.  8^. 

Notiee  snr  Benjamin  de  Tadele  et  ses  Yoyages. 
Pir  E.  Carmoly.    Bruxelles.  1837.   8\ 

Les  Voyages  de  Benjamin  de  Tad61e,  fraduits 
en  fnuifais,  accompagnös  da  texte  corrig^  et  compBtä 
d'iprts  un  manuscrit  dn  XiV®  siele,  et  suivis  de  notes 
kUtoriques,  g^ographiqnes  et  litlöraires.  Par  E.  Car- 
■tlj.     Paris,  1839.  8«. 

The  itineraiy  of  Rabbi  Benjamin  of  Tudela. 
Transiated  and  edited  by  A.  Asher.  London  et  Berlin, 
(841.  8*.     Hebräisch  and  Englisch. 

Auszüge  aus  Benjamin  ton  Tudela  in  den  Sanun- 
famgen  von  Purchas  und  Harris. 

4. 

Anonymus   Anglus. 

1243. 

Von  einem  Englischen  Reisenden,  dessen  Name  nicht 
bekannt  ist,  haben  mi  einen  hieher  gehörigen  Bericht  über  seine 
Reise  in  die  Talarey,  den  man  in  folgenden  Sammlungen  abge- 
druckt findet: 

Bei  Uakluyty  im  Ersten  Bande  seiner  Collcction,  unter 
dem  Titel:   Tlie   Voyage  of  a  cerlain  Englishman   into 


—    88    — 

Tartary,  and  from  tliencc  into  Poland  and  Hangarj, 
anno  1243,  und  daraus  wiederholt: 

Ifi  der   CoUection    of  Voyages  by    Robert   Kerr: 
Voyage  of  a  Englishman  into  Tartary.    A.  1243. 

5. 

Joannes  de  Piano  €arpino. 

1245. 

Joannes  de  Piano  CarpinOj  ein  italiänischer  Minorit^% 
wurde;  nebst  noch  fünf  andern  Ordens-BräderU;  dem  Minoritra 
Benedictus  aus  Polen^  und  den  Prediger-Mönchen  Asce/inufy 
Simon  de  St.  Quentinj   Alexander  und  Albert  zu  einer 

Reise  in  das  Land  der  Mongolen  ausersehen.  Da  die  vero^dsten- 
den  Horden  dieser  Eroberer  Europa  immer  mehr  bedrohten^  so 
beschloss  der  Pabst  Innocenz  IV  auf  dem  Concilio  zu  Lyon, 
1245;  die  genannten  Mönche  zu  diesem  furchtbaren  Feinde  der 
Christenheit  als  Gesandte  zu  schicken  ^  wobei  sie  den  Auftrag 
erhielten ;  denselben  wo  möglich  von  Europa  abzuwenden,  und 
ihn  vielmehr  zu  einem  Kriege  gegen  die  Türken  und  Sarazenen 
zu  bewegen.  Zugleich  sollten  sie  versuchen  die  Mongolen  zum 
christlichen  Glauben  zu  bewegen,  und  auf  jeden  Fall  Nachrichten 
über  ein  noch  so  wenig  bekanntes  Volk  einziehen.»» 

Piano  Carpino  ging,  nebst  Ascelin,  von  Lyon,  wo 
sich  damals  Innocenz  IV  aufhielt,  durch  Deutschland,  Böhmen, 
Schlesien  und  Polen  nach  Kiew,  das  damals  sich  in  den  Händen 


54.  Aus  der  Familie  del  Pian  di  Carpifd  in  Peragia. 

55.  Sein   von  Innocenz  unterschriebenes  Crediüv   fmdel  man  abgednickt 
in  dAre*ac9  Ausgabe  des  Plan  Carpin,  p.  83* 


—     89     — 

ia  Tataroi  befand;  und  von  da  über  den  Dnjepr^  den  Don  und 
die  Wolga  nach  Kaplschak^  das  Batu  Khan  beherrschte!  Von 
Herbegab  er  sich  durch  das  Land  der  Komaner^  die  Russ- 
laad^;  Bulgarien  und  die  Morduinen  im  Rücken  hat- 
ten^ der  Kamgithen  und  Naymanen^  zu  Khajuk  Khan^  dem 
Oberiierm  aller  mongolischen  Horden^  und^  nachdem  er  sich  hier 
seioes  Auflnges  so  gut  wie  möglich  entledigt  hatte,  kehrte  er 
Bick  einer  Abwesenheit  von  sechszehn  Monaten  wieder  nach 
Eoropa  zurück.  * 

Von   dieser   Reise  haben   wir   einen   ausführlichen  und 

OBen  kurzem  Bericht,  beide  in  lateinischer  Sprache,  und  es  giebt 

Ton  doiselben  mehre,  zum  Theil  gleichzeitige  Abschriften.    Die 

Kaiseri.  Hofbibliolhek   in  Wien  besitzt   von  dem  grössern  drei 

Handschriften,  wovon  z^^ei  auf  Pergament  und  aus  dem   drei- 

zdiDtra  Jahrhundertc  sind.^^''    Die  eine,  inQuarto  und  unter  der 

Rubrik:    Bht  jirof.  No.   DCLI,    führt  den  Titel:    Rclacio 

fntris  Joannis  de  Planocarpini,  ordiiüs  fratruui  roino- 

nini,  de   Tartaris,    und  langt   mit   den  Worten  an:     Anno 

Domini    M^,  CC«  XL.  V»     Frater   Johannes    de   ordine 

jDioorum  fratrum  dicius  de  planocarpini  a  dominopapa 

missus  ad  tartaros  cum  alio  fratre  ejusdem  ordinis. 

Die  Folio-Handschrift  ist  bezeichnet  Ilist.  prof.  No.XCIV 
und  hat  den  Titel:  Carpini  Piano  libellus  de  moribiis 
bellicis  Tartarorum.    1245.     Sie  fangt  mit  dem  Prolog  an: 


56.  rinceni  de  BeauraU  sagt ,  Relal.  des  Voy,  en  Tartarie ;  rei.  de 
Cmrfim  4d.  de  iG34,  p.  392:  Frhre  Jean  du  Plan  Carpin  ei  ses  compagnone 
pmriiremt  d'ltaiie  et  orriekrent  en  Ru$$ie  au  premier  lieu  de§  Tariaree. 

57.  Von  beiden  besilze  ich  durch  die  bekannte  Gerdlligkeit  des  Herrn 
Honnbiiotbekar  ron  k'opüar  Abscbriaen,  die  ich  hoffe,  bei  einer  andern  Gelegen- 
linC  bfoaUen  zu  können. 


—     90     — 

Omnibus  Xpi  fidelibns-frater  Johannes  de  piano  ca 
pini  bte. 

Die  dritte  Wiener-Abschrift  ist  in  Folio  und  auf  Pa^ 
mit  No.  651  bezeichnet ,  und  hat  den  Titel:  Carpini  Plai 
legatio  in  Tartariani. 

Eine   andere   Handschrift  befindet  sich  in  der  Vaticai 

sehen  Bibliothek  unter  dem  Titel:  Libellus  historicns  Joann 

de  Piano  Carpini,  qui  missns  est  legatns  ad  Tartar 

anno  Domino  1246  ab  Innoeentio  IV.  Pontifice  Maxim 

Femer  sind  noch  folgende  Abschriften  bekannt: 

In  Cambridge  zwei:  eine  in  der Universitäts-Bibliolh« 
unter  No.  61.  3.     S.   Catalogi  libror.  msptor.  Angliae 
Hiberniae   in   nnum    collect! ,    Oxonii  1697^  fol.  P.  1 
p.  137.    Das  andere  in  der  Bibliothek  des  Corpus  Chris 
College,  unter  No.  181.    S.  d^Avezac^s  Plan  Carpin.  p.  l 

In  Tournai,  in  der  Bibliothek  von  St.  Martin^  un 
G,  6.  S.  Bibliotheca  Belgica  manuscripta  etc.  Insu! 
1641.    4^   I.    p.  130. 

In  Leyden,  in  der  Universitäts-Bibliothek.  Diese  Hai 
Schrift  gehörte  ehemals  dem  berühmten  Paul  Petau.  S.  d'Ai 
zac's  Plan  Carpin.     p.  48. 

In  London^  im  British  Museum,  und  eine  Abschi 
welche  ehemals  der  Lord  Lumley  besass^  und  die  von  Hakh 
für  seine  Principal  Navigations  benutzt  worden  ist. 

In  Paris^  in  der  Bibliotheqne  Royale^  unter  No.  6) 
in  der  von  Jacques  Dupuy  dahin  geschenkten  Sammlung^  i 
eine  andere  Handschrift,  unter  No.  2477,  welche  im  14.  Jal 
hunderte  auf  Pergament  geschrieben  ist,  und  ehemals  dem  Minis 
Colbert  gehörte. 


—     91     — 

Das  Werii  zerföllt  in  acht  Kapitel;  wovon  das  erste  die 
Beschr^nng  der  eigentlichen  Reise  enthält  ^  die  übrigen  sieben 
hadrln  von  den  Sitten^  Gebräuchen  u.  s.  w.  der  Tataren. 
Gedmckt  findet  man  diese  Reise  in  folgenden  Werken: 

Dae  Viaggi  in  Tartaria  per  alconi  fraü  del 
Ordine  de^  Blinori  et  di  San  Domenico  mandati  dal 
Ftqpm  Inoocenzio  IV  nella  detta  provincia.  In  Raccolta 
ü  Raninsio.     Vol.  11.  p.  234.  sq. 

In  Hakluyt's  Collection.     Vol.  I.  p.  24.  sp. 

IiQ  Aaszuge  im  Speeulom  historiale  auet  Vineentio 

Belloraeensi,  Venetiis,  1494  foL  Lib.  Lxxn  cap.  2.  Vincent 

de  Beauvais  fügte  diesem  Berichte  Notizen  von  den  fibrigen 

Reisenden    aus  mündlichen   Erzählungen    des   Simon  von  St. 

^ffttfn   hinzu.     Dieser   Auszug   befindet   sich    auch   in   der 

Bistoria    Oricntalis    des    Reinerns   Reineccius,    Basel 

1585  fol.  —  Femer  in  Di  vi  Antonini  Chronicis^  Marcos 

iä  Lisboa   Chronica«,  Oderici   Rinaldi  Annales  u.  a.»« 

Besonders  abgedruckt  erschien  er  zu  Paris  1495.  4®.     Ferner 

Venezia.    1537.    4<>. 

Voyages  tres-curieux,  faits  et  Berits  par  les  RR. 
PP.  Jean  dn  Plan  Carpin,  Cordelier,  et  N.  Ascelin^ 
Jacobin:  Envoyez  cn  qualifö  du  Legats  Apostoliqncs 
rt  dAmbnssadeurs  de  la  part  du  Pape  Innocent  IV 
▼ers  les  Tartaros  et  autres  peuples  Oricntaux:  avec 
ordre  expres  de  di^crirc  de  bonne  foi  ce  qui  rcgarde  les 
Tartares,  comme  la  Situation  tcint  de  leur  pays  que 
'e  leurs  affaires;  leur  y^tcment,  Boirc  et  Manger, 
leur  Gouvernement  politiquc  et  civil;    culte   de    Reli- 


bS,    S.  ifJeezact  Plam  Carpim.  p.  42. 


—     92     — 

gion;  discipline  militaire;  enterremens  etantresp 
les  plus  reniarquables;  dont  Tobservation  ^taii  le 
de  leiir  Ambassadc.  Lc  toiit  raporte  fidölcmeni 
ces  Rcligicux.  Avcc  des  notes,  tables,  obserya 
vne  carte  (rös  -  exacte  de  ces  Voyagos  et  de 
belles  fignres  pour  Texplicalion  des  choses.  - 
P.  Bergeron  Voyages  en  Tarlarie  etc.  <!^ditioii  de 
der  Aa,  Leide  1729.  4®.  Vol.  I.  Dieser  Abdruck  is 
der  oben  erwähnten  P^toti'schen  Handschrift  gemacht. 

Relation  du  voyage  de  Jean  du  Plan  C 
en  Tarlarie.  Im  Recueii  des  Voyages  au  Nord.  *] 
Abgedruckt  aus  den  Voyages  de  Benjamin  de  Tud6I( 
S.  oben  S.  64.  Voyages  en  Tartarie,  Paris  1830.  ^ 

Piano  Carpinis  Reise  in  Murray 's  Discos 
and  Travels  in   Asia,  Vol.  I.  p.  84—109. 

Eine  kritische  Bearbeitung  und  vorzüglich  reich  i 
staltete,  ja,  man  könnte  wohl  sagen  erschöpfende,  Ai 
erschien  unter  dem  Titel:  Relation  des  ülongols  ou 
tares  par  le  Frere  Jean  Dn  Plan  de  Carpii 
l'ordre  des  Frires  Minenrs,  L(^gat  du  Saint  i 
Apostolique,  IVonce  en  Tartaric  pcndaut  les  ai 
1245,  1246,  1247,  et  ArdievAque  d  Anlivari.  Prei 
Edition  complete  publice  d'apr&s  les  Mannscrit 
Leyde,  de  Paris,  et  de  Londres,  et  precedee 
nolice  sur  les  anciens  Voyages  en  Tartarie  en  g6i 
et  sur  celui  du  Plan  de  Carpin  en  particnlier^ 
M.  d'Avezac.  Paris  1838.  4^  Steht  auch  in  dem  ' 
Bande  des  Recuoil  de  Voyages  et  de  M^moires  pi 
par  la  Socit^te  de  Geographie  de  Paris,  p.  399—7 

Avis  sur  le  voyage  vers  le  Grand-Cbaii.  - 
Tliivcnot  Relations,   Vol.  Hl.    p.  1. 


—     93     — 

Ueber  die  Reise  des  Piano  Carpino  s.  Sprengers 
€eseb.  d.  geogr.  Entdeck.  S.  278 — 288;  wo  dieselben  mit 
Tiefen  belehrenden  Anmerkiuigen  erläutert  sind. 

Russisch  übersetzt:  •Iio6onbiTH'6Hmee  njTeinecTBic 
«•BaxaiRaHa  pfo  ÜJiaH'B-KapnHHa,  oocjiaHHaro  b'b  1246 
t^fj  Wh  40CTonHCTB:b  «leraTa-IIocJia  orb  flanu  Hhho- 
lemria  IV  Kh  Taxapani'B.  Dcpee.  cb  ^paHi](.  A.  AI. — 
MocRoa.  1795.  8^ 

Ferner  in  Jasykow's  CoSpanie  DyTcniecTBiu  Kh 
Tn^apaMi  h  ^pyrHM'b  BocToqHU.Mi  Hapo4ai}i'b^  wh  XIII 
3UV  H  XV  cTOJitTiaxib.  Vol.  I.  CaHRTneTep6.  1825.  4^. 
(Mehr  ist  von  diesem  Werke  nicht  erschienen).  Pag.  1 — 217. 
Ud)er.  diese  Uebersetzung  sehe  man  eine  Recension  (von  J.  ß. 
Seinilzler)  in  der  Revue  Encyclop.  T.XXXI  (JuiUet  1826.) 
p.  131. 

b's  Holländische  übersetzt:  Secr  aanmerkelyke 
Reysebeschrjvingen  van  Johan  du  Plan  Carpin  en' 
Br.  Ascelin,  beydc  als  legaten  van  den  II.  Apostoli- 
scben  stoel,  en  voor  gesanten  van  den  Paus  Innocentius 
de  IV  afgcsonden  na  Tartaryen  en  andere  oosterehe 
Volkeren  . .  •  •  Nu  aldereerst  getrouwelijk  na  het  ef  te 
kindschrill  yertaald  door  Salomon  Bor  predikant  tot 
ZejsL  Leyden  (1706).  8^.  Macht  auch  das  erste  Stück 
des  ersten  Bandes  einer  Sammlung  von  holländischen  Ueber- 
sebuogen  merkwürdiger  Reisen  aus,  welche  der  bekannte  Ley- 
dener  Buchhändler  Van  der  Aa,  seit  dem  Jahre  1706  her- 
«sgab,  unter  dem  Titel:  Naaukerigc  Tcrsameling  der 
Sedenkwaardigste  zee  en  land  Reysen  na  Ost  en 
West  -  Indien.     S.  oben  S.  47. 


—     9»     — 
6. 

A  s  c  e  I  i  n. 
1245. 

Ascelinus^  ein  Dominicaner/ der  ebenfalls^  wie  Plana 
CarpinOf  vom  Pabste  Innocenz  IV  zu  den  Mongolen  ge- 
schickt wurde^  ging  mit  seinen  Gehülfen^  den  Mönchen  Aiexan* 
der^  Albert  und  Simon  von  St.^  Quentin,  südlich  vom 
Kaspischen  Meere  durch  Syrien^  Persien  und  Khorasan  zu  dem 
mongolischen  Anführer  Baiju  Nojon^  den  sie  Bajothonjf 
nennen.  Seine  ganze  Reise  dauerte  nur  kurze  Zeit^  und  da  er 
in  seinem  Berichte  vorzüglich  nur  von  seiner  Aufnahme  bei  den 
Mongolen  spricht^  so  giebt  er  wenig  Aufschluss  über  die  von 
ihm  durchreis'ten  Länder.  Die  Erzählung  AscelifCs  ist*  aodi 
nicht  ganz  auf  uns  gekommen;  wir  kennen  sie  nur  aus  dra 
Nachrichten^  die  Vincent  von  Beauvais  durch  Asce&i's 
Begleiter^  Simon  von  St.  fiuentin  davon  erfuhr  und  aufbewahrte. 
Ascelin^s  Reise-Bericht  findet  sich  in  folgenden  Werken: 

Speculum  historiale  Vincentii  Bellovacensis^ 
Venetiis  1499  fol.  L.  31.  c.  40  sq. 

Opera  dilcttevole  ad  intendere,  la  quäl  si  coii- 
tienc  dei  Itinerarii  in  Tartaria.     Venezia   1537.    4^. 

Yoyage  da  P,  Asceüu.  In  Bergeron  VoyageB, 
id.  de  P.  van  der  Aa.  Vol.  I.  Zusammen  mit  der  R^e 
von  Piano  Carpini.    S.  oben  S.  50. 

In  Mnrray's  Discoreries  and  Trarels  in  Asia^ 
Vol.  I.  p.  75—84. 

Yojage  du  Fr6re  Ascelin.  Abgedruckt  in  Voyage 
de  Benjamin  de  Tudöle  etc.    Paris  1830.    4«.^ 


59.    S.  oben  5.  64.    Voya^e»  en  Tariarie* 


—     95     — 

RossiBch:  In  Jasykow's  Co6paHic  IlyTemecTBia 
TarapsH^  ete.    Vol.  I.  p.  232—263. 


Simon   de   Saint -Quintin. 
1245. 

Simon  de  Saint*  Quintin ^  ein  Dominicaner  -  Mönch; 
begleitete  die  Gesandtschaft;  welche  der  Pabst  Innocenz  IV 
in  die  Tatarey  schickte  ^  und  verrasste  eine  Beschreibung  dieser 
Reise  in  lateinischer  Sprache.  Das  vollständige  Original  dieser 
Rase  ist  noch  nicht  aufgefunden  •<>;  der  Dominicar  Vincent  de 
üemmvaiSj  Simon' 8  Zeitgenosse;  giebt  indessen  in  seinem 
Speeolnm  historiale  «^^  im  xxyh  BuchC;  einen  grossen  Theil; 
DiBfiGh  19  Kapitel;  des  ftinerarium  Fratris  Simonis,  und 
ans  dieser  QneDe  hat  Reinerus  Reineccius  sie  in  seine 
Historia  Orientalis«*  aufgenommen. 

Dieser  Theil  des  Itinerarium's  befindet  sich  auch 
handschriftlich  unter  No.  686  in  der  Kon.  Bibliothek  in  PariS; 
in  einem  Mannscript;  welches  den  Titel  fuhrt:  Itineraria  in 
Tartariani;  Fr.  Joannis  de  Piano  Carpino,  ord.  mino- 
mm,  et  Fr.  Simonis  de  S.  Quintino  ord.  praedieato- 
mm  etc.«» 


60.  S.  JUiaiiotu  de$  Mongoiet  <m  Tariaret  par  Mr,  dCAvenac.  p.  8.  38. 

61.  S.  oben  S.  3. 

62.  S.  oben  S.  11. 

63.  S.  irj^eMoe  l  c.  p.  50. 


—     96     — 

Man  findet  diese  Auszüge  auch  in  Hakloyt's  Coli 
Vol.  I.  p.  25—59.  Libellos  historicus  u.  s.  w.,  i« 
die  Reise  Simonis  mit  dem  Berichte  Plan  Carpin's  v( 
ist. 

In  einer  Ilaliänischen  Uebersetzung  erschienen  di 
in  dem  von  Giovan-Äntonio  de  Nicolini  da  Sahio 
stalteten,  jetzt  sehr  seltenen  Werke:  Opera  dilettev 
infeudere  efc.  Venozia  1537,  8®.«*^  und  daraus  wi( 
in  Ramusio  Raccolta  di  Yiaggi,  Vol.  II.  der  Ausga 
1574,  unter  dem  Titel:  Dnc  Viaggi  in  Tartaria. 

8. 

R  u  b  r  u  q  u  i  s. 
1253. 

Wilhelm  von  Ruf/sbroeck^^y  Rusbrock  odi 
brocke  gewöhnlich  Rubruquis  genannt,  ein  Mino 
Brabant,  wurde,  auf  das  in  Europa  verbreitete  Gerficl 
mongolische  Herrscher  Mangu  Khan  habe  die  christlic 
ligion  angenommen  y  von  dem  Tranzösischen  Könige  Lud^ 
1253,  als  dieser  auf  seinem  Kreuzzuge  gegen  die  Saraz 
Syrien  war,  zu  den  Mongolen  gesandt.  Er  trat  mit  eine 
segeflUirten,  Bartholomaeus  von  Cremona^  seine  I 
dem  genannten  Jahre  an,  ging  von   Gonstantinopel   üb 


64.    S.  oben  S.  5. 


65.    Vermathlich  von  RuyJbroeek^  einem  Dorfe  an* der  Senne, 
Brüssel  und  Hall,  von  welchem  auch  der  bekannte  Mystiker  JoAinmn*«  A« 
(auch   Rü$ebruek,   ReUbruchy   und  Hu$brochiu8  genannt)   geb.  dasell 
den  Namen  fuhrt.  —    S.  auch  Noiice  nth  Rubmcky  par  Michel  ei  B 
Mimnree  dela  Socidte  de  Geographie  de  Pari».     Vol.  IV.  p.  209. 


—    97     — 

Meer  ond  dnrdi  die  Krim««^  und  kam  endb'ch  nach 
tielea  Besohw^den   in  die  Gegend  der  Stadt  Caracorum,   in 
ier  Wtete  Gobi^  wo  Mangu  Khan  sich  damals  befand.  Seine 
Nachrichten  Aber  die   durchzogenen  L&nder   sind  ausführlicher, 
ds  die  seiner  Vorgänger^  die  er  nicht  kannte;  er  fahrt  indessen 
Menge  von  Städten  unter  Namen  an,  die  noch  nicht 
au^fimden  sind.     Ihm  verdanken  wir  unter  andern  die 
cnten  nach  eigenen  Erfahrungen  gesammelten  Nachrichten  aber 
CUna,  die  er  von  einer   diinesischen  Gesandtschaft  im  mongo- 
fadien  Lager  emzog.    Rubmquis  blieb   über  fOnf  Monate  in 
der  Nähe  des  Mangu  Khan  und  ging  dann  aber  Saral^  Astra- 
duui  und  Derbent,  durch  Georgien ,  Armem'en  und  Turkomanien 
iber  das  mittelländische   Meer   nach  Cypem,  Antiochia,   und 
'hqKdi,  von  welchem  letztern  Orte  er  den  Bericht  seiner  Reise 
tt  den  König  von  Frankreich  einschickte  «\  Wegen  dieses  letztem 
Disiandes  wird  er  auch  bisweilen  Wilketm  von  TripoUs  ganannt. 
Sprengely   a.   a.   0.  S.  295,   sagt  über  diese  Reise: 
nUMbruquis  hat  freilich  durch  sein  Journal  die  damalige  Kennt- 
Biss  des  nördlichen  Asiens  und  der  Länder  am  caspischen  und 
sciwarzen  Meere  mannigfaltig   erweitert,   er  wird  aber  dadurch 
Weh  schätzbarer,  dass  er  darin  gelegentlich  allerlei  Bemerkun- 
gen einschaltet,  die  damalige  Reisende   selten   der   Bemerkung 


^.    Rmyhroetk  sprach   zuerst  von  Gothen  in  der  Krim,   und  Barbaro 

<M  BwtUek  bestätigten   seine   Nachrichten.     Bekanntlich  sind  heutiges  Tages 

^  keine  Ueberreste   mehr  von  ihnen  vorhanden,  was  mir  Palias  schon  1810, 
'if  seine  Bitte  um  Auskunft  darüber,  meldete. 

67.  S.  über  RmhniquU  Reisen,  Fonter,  Ge$ck.  der  Entdeck.  S.  127— 
<^«Bd  äpremgei,  Geech,  d.  Entdeck,  5.288-299.  Beide  haben  zu  denselben 
^fiatemde  und  sehr  belehrende  Anmerkungen  geliefert  In  der  Berg^^ron'schtn 
^^^ersetzung  der  Vorrede  Andreas  Müllers  zu  seiner  Ausgabe  des  Marco  Polo 
^cisst  es:  Gmllamme  qui  a  4crit  des  Hubruques, 

7 


—     98     — 

^werlh  hielten/  und  belegt  dieses  Urlheil  von  S..  295— 299 
vielen  Beispielen. 

Rubruguis  hat  seine  Reise  lateinisch  geschrieben,  i 
.  es  sind  noch  mehre  Abschriften  seines  Originals  vorhanden. 

Handschriftlich  in  der  Bibliotheque  Royale  zu  Paris , 
dem  Codex  No.  686,  welcher  den  Titel  fiihrt:  Itiueraria 
Tartariam.     S.  d'Avezac's  Plaa  Carpin.     p.  50. 

In  der  Sprache  des  Originals  ist  dieselbe  nur  ein 
gedruckt  v^orden,  und  zwar  in  der  Sammlung  von  Hak/u 
T.  I.  p.  71  —  99,  aber  nach  einer  unvollständigen  Handsdi 
des  Lord  Lumley,  in  welcher  das  Ende  fehlte. 

PurcAas  fand  eine  vollständige  Abschrift  der  Reise 
einer  Bibliothek  zu  Cambridge  unter  No.  61  und  der  Ueberschi 
Historia  Monogallorum  sive  Tartarornrn.  S.  dtAvet 
a.  a.  0.  p.  52.  Er  übersetzte  sie  in's  Englische,  und  nf 
diese  Uebersetzung  in  seine  Pilgrime's,  Vol.  Ilf.  p.  1,  ) 
Ebendaselbst  hat  er  auch  einen  in  dem  Opns  Blajus 
Roger  Racon^*  enthaltenen  Auszug  aus  Rubmquis  R« 
eingeschaltet. 

Aus  dieser  englischen  Uebertragung  übersetzte  sie  R 
geron  in's  Französische  unter  dem  Titel:  Voyage  remarq' 
ble  de  Gnillannie  de  Kubmqiiis,  envoy^  en  Ambassi 
par  le  Roi  Louis  IX  ea  difT^rentes  partics  de  TOric 
priiicipalement  en  Tartarie  kt  a  la  Chine«>,  Tan 
notre  Seigneur  1253.     Contennnt  des  ricits  trös-s 


68.  Rogeri  BaconU  0pu9  mq/ta  ad  Clem^miem  /F.  fjr  am. 
Dublim.  cum  aÜi»  quibm9dam  coUalo  nunc  primmm  edidU  Sam,  Jebh.  Lm 
1733  fol.  Nachgedruckt:  renettis  1750.  4°.  Boger  Baco  lebte  zw 
Ludwigs  des  Heiligen  von  Frankreich^  und  starb  1294. 

69.  Was  nicht  der  Fall  war. 


—     99     — 

gslien  et  snrprenans.  Ecrit  par  TAmbassadeur  m^me. 
Le  tont  orn(&  d'nne  carte  de  voyage,  de  (ailles  douces, 
•i  accompagni  de  Tables.  Traduit  de  TAnglais  par 
k  Sr.  de  Bergeron.  In  Bergeron  Vojages  etc.  Vol.  I. 
Tcr^obeD;  wie  B.  sagt,  mit  zwei  lateinischen  Handschriften. 

bk   Harray^s    Discoveries   and  Travels  in  A^io, 
VoL  L  p.  105—150. 

Wieder  abgedruckt  unter  dem  Titel:  Relation  ^du 
Tojnge  en  Orient  de  Guillaume  de  Rubruk,  in  dem 
Yiertea  Bande  des  von  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Paris 
Imnsgegebenen  Recueil  de  Yoyages  et  de  Bl^moires. 
p.  205—296. 

Hieher  und  zu  den  beiden  vorhergehenden  Reisen,  gehört 
MH^knoch  folgende  Schrift: 

Q^uelques  observations  du  Meine  Bacon''<>  tou- 
ckant  IcA  parties  Septentriouales  du  monde ,    avec  les 
relations  touchant  les  Tartaros;  tirc^es  de  Thistoire  ile 
R.  W^endover  et  de  Matthieu  de  Paris,  avec  quelques 
lettres  sur  le  m^mesujct:  oüTon  faitVoir  rinhuinanitc^, 
ks  moeurs  sauvages,    la  rage   et  la  cruaut6  des  Tar- 
taros; Icurs  invasions,   par  lesquelles  ils  menacent  de 
detruire    la    Cbn^lient^;     avec    une    Lettre    de    r£ni- 
pereor  ponr  demander  du  secours  au  Roi  d'Angleterre 
eontre  les  Tartaros,    dont  on  fait  voir  les  rapines,  les 
cmaDtez  et  les  meurtres;  mais  ils  y  sont  conrageuse- 
■ent  repoussez.    In  P.  Berge ron  Voyages  etc.    Vol.  TT. 


70.    Dieser  JUömek  Baco  war  der  ältere  Bruder  des  üo^er  Ifac0, 


215  4(i9 


—     100    — 
9. 

Marco    Polo. 
1271. 

Mflrco  Polo'^^j  dieser  cr^ateur  de  la  geographie 
moderne^  THumboldt  du  treizidme  siecle^  wie  Malte 
Brun  ihn  nennt ''^^  stammle  aus  einem  adelicben*'»  Geschlechte 
in  Venedig''«  her.  Sein  Yater^  Nicolö  Polo,  und  sein  Oheim 
Matteo  PolO;  hatten  schon  früher  langjährige  Handelsrdsw 
nach  der  Tatarey  gemacht,  und  als  beide  1271  abermals  eine 
solche  nach  dem  Orient  antraten,  nahmen  sie  den  17  oder  18jdH 
rigen  Marco  mit '»6.  Die  Reise  ging  wieder  in  die  Tatarey, 
an  den  Hof  des  Kublai  Khan  wo  3Iarco  Gelegenheit  fand, 
seine  ausgezeichneten  Fähigkeiten  schnell  zu  entwickehi,  mehre 
roorgenländische  Sprachen  lernte,  von  dem  genannten  Fürsten 
häufig  zu  weiten  Reisen  und  wichtigen  Geschäften  gebrauäit 
wurde,  und  während  derselben  den  Stoff  zu  seinem  Werke  flbor 


71.  Der  Name  dieses  berühmten  Reisenden  ist  lateinisch  sehr  liiaff 
Pamlu9y  und  französisch,  immer,  selbst  von  Malte  Brun,  Paul  übersetzt  wordeo^ 
ob  er  gleich  im  Italiänischen  Poloy  und  nicht  Paolo  heisst.  Andteaa  Mütter^ 
s6in  Herausgeber,  nennt  ihn  auch  bisweilen  PouUmn,  bei  Bof^erom  heissl  er 
Paulo  o.  s.  w.  In  der  3ten  Ausgabe  von  Wüsen^s  Noord  en  Oo$i  J^mrimijif 
Inleiding  p.  XXI  wird  er  sonderbarerweise  Marco  Paola  genannt. 

72.  In  8.  PricU  de  la  Geographie  unw-    Pr^face. 

73.  Ramueio  nennt  ihn  il  Magniflco  Messer  Marco  Polo.   VoL  IL  |i.  t. 

74.  Daher  wird  er  auch  sehr  häufig  Paulm  Fentfliit  genannt;  bei  WUmm, 
M,  Paului  de  Veuetiaen, 

75.  S.  Zurloy  Notimie  iniomo  a  Nieolöy  MaHeo  e  Mareo  Pohy  lll  S. 
Werke:  Di  Marco  Polo  etc.  Vol.  I.  p.  41.  For$ter  in  seiner  GeecAiekio  d. 
Entdeck,  im  Norden  S.  154,  sagt,  dass  Marco  nur  höchstens  11  Jahr  alt  seio 
konnte,  als  sein  Vater  ihn  mitnahm. 


—     101     — 

ie  MofgenUnder  sammelte,  daS;  wie  Sprengel  sagf«:  ,,laiige 
tooh  ganz  Europa  das  allgemeine  Handbuch  über  die  Asiatische 
Geogn^e  war,  besonders  nachdem  die  Seereisen  der  Portugie- 
m  viele  von  seinen  vermeinten  Aufschneidereien  bestätigt  hatten.^ 
Ibreo  Polo  bjracbte  vier  und  zwanzig  Jahre  in  Asien  zu^ 
■d  lernte  viele  Lfinder  genau  kennen^  die  vor  ihm  kein  Euro- 
|kr  betreten  hatte. 

Auf  diesen  Reisen  soll  er  durch  den  Handel  und  die 

iRigebigkeit  Kublai  Khan's  grosse  ReichthOmer  erworben  haben, 

weswegen  ihm  seine  Landsleute  den  Beinamen  it  MilUone'^'^ 

giben,  und  auch  zu  Ramusi&s  Zeit  noch  das  Haus^  welches 

JTarüO  Polo  in  Venedig  bewohnt  hatte ^  la  casa  del  Mil- 

lione  genannt  wiu'de.''^    Er  kehrte  endhch   1295  nach  Europa 

zvAgI,  wurde  aber  bald  nachher  zum  Befehlshaber  einer  Abthei- 

ing  der  Venezianischen  Flotte  gegen  die  Genuesische  ernannt, 

•d  gerielh  als  solcher  in  die  Hände  des  feindlichen  Admirals 

Linpa  Doria.    Er  wurde  nun  als  Kriegsgefangener  nach  Genua 

gekracht,  wo  er  zwar  mit  grosser  Achtung  und  Thcilnahme  be- 

kiiidelt  wurdC;   aber   doch  einige  Jahre  im   Kerker  zubringen 


76.  Ge$eh.  d.  geogr.  Entdeck,     S.  3U6. 

77.  S.     Zmrla,  di  Marco  Polo  etc.     Vol.  L  p.  69. 

78.  Rammno,  Raccolta  Vol.  D.  p.  6   sagt  dagegen ,   Marco  Polo  habe 

iesea  Beioameo  wegen  der  grossen  Reichthümer  der  asiatischen  Höfe,  deren  er 

ii  seiner  Reise  erwähnt  (z.  B.  die  Angabe,  dass  Kubkd  Khan  allein  aus  Kim- 

Ml' Bit  dessen  Gebiete,  23,200,000  venezianische  Dukaten  gezogen  habe,  u.  a.m.), 

mbmp  als  eine  Art  von  Spottnamen,  nachher  aber  von  der  Venezianischen  Regierung 

fcttst,  bekommen.    Wie  allgemein  dieser  Name  übrigens  angenommen  gewesen 

MM  mnss,  sieht  man  onter  andern  anch  daraas,  dass  Poh  in  einer  Handschrift 

seiser  Reise  nur  schlechtweg  ü  Millione  genannt  wird,   und  dass  die  Acadetma 

Mim  Crmeem  in  ihrem  Wörterbuche  ihn  immer  nur  itMiiUome  nennt.    S.   Zurht 

VoL  l  p.  28. 


—     102     — 

musste. ''»  Hier^  im  Gefängnisse;  wnrde  sein  berühmtes  Werk  nieder- 
geschrieben^  wie  weiter  unten  ausführlicher  wird  angefShret  werden. 

Das  Hauptwerk  über  Marco  Polo  und  seine  Reisen  ist: 
Di  Marco  Polo  e  degli  altri  Viaggiatori  Yeneziani 
piü  illustri  Dissertazioni  del  P.  Ab.  D.  Placido  Zurla*«^ 
con  appendice  sopra  le  antiche  mappe  larorate  in 
Venezia  c  con  quattro  carte  geografiche.  In  Yeneziii 
1818,  gr,  4«.  Der  ganze  erste  Band  dieses  gelehrten  Werkes«« 
beschäftigt  sich  mit  Marco  Polo^  und  besonders  gehört  der 
Abschnitt;  p.  41  hieher^  der  die  Ueberschrift  fuhrt:  Notiiie 
intorno  a  Nicol6,  Matteo  e  Marco  Polo. 

Ausserdem  findet  man  ausführliche  Nachrichten  aber  ihn 
in  folgenden  Werken: 

Sar  la  chorographie  de  Marc  Paul  YänitieH. 
Priface  d'Andrö  Müller  GreilTenhag.s^  In  Bergeron 
Yoyages.    Vol.  II. 

T^moignages  et  Jogemens  de  plusienrs  Sarans 
toiichant  la  Relation  de  Marc  Paol  Y^nitien^  entre 
lesquels  ils  s'en  trourent  quelques  uns  qui  contredisent 
a  ces  Rclations,  nriais  dont  la  pluspart  sont  favorables 
et  (r6s-d]gnes   de  Foi.  Bergeron.    Vol.  II.  p.  26. 

Tcrrarossa  Riflessioni  Gcografiche  circa  le  Terra 
iücognitc.  Padova,  1687.  ^^.  Handelt  vorzüglich  von  JVareo 
Polo. 


79.  Zurla  a.  a.  0.  p.  18. 

80.  Seit  1821  Kardinal. 

81.  Citafe,  wie  Vol.  I.  p.  106.    SiAalenberg  De$cripi.  de  PImp.i 
sind  bei  so  aasgezeichnefen  Verdiensten  wohl  za  entschuldigen.. 

82.  MUihr  war  ans  Greifenhagen  in  Pommern  gehören,  daraas  madfa 
der  Uebersetzer  den  Namen  Greiffetthag,  was  hernach  öfter  wiederholt  worden  ist 


—     103     — 

Ab.  Renandot  des  anciennes  relations  des  Indes 
el  de  Im  Chine ^  de  deux  royagenrs  mahomätans  qui 
7  alMrent  dans  le  IX  si^cle,  (rad:  de  Taralie,  arcc 
des  renarqaes.  Paris  1718,  8^ 

Wo  sehr  viel  von  Marco  Polo  die  Rede  ist. 

Tirabosehi  Storia  della  Letteratora  Italiana.  Ver- 
Ikidigt  Marco  Polo  besonders  gegen  die  ihm  gemachten 
Vorwflrie  von  IrrthOmem. 

Saggi  di  StudiVeneti^  diToaldo.  Veuezia  1782^ 
8*.  Enthalt  unter  andern  ein  Elogio  de'  Poli. 

Disserlazione  iiitorno  ad  aleuni  Viaggiatori  eru- 
diti  Veoeziaui  poco  noti^  dal  Abbate  Morelli.  Venezia 
1803.    ^\ 

Vita  di  Marco  Polo.    In  der  CoUezzione  di  Vite 

eRilrattidillustriltaliani,  da  Bottoni.   Podova,  1816.  8^ 

Vies  de  plusieurs  personnages  c61ebres  des  temps 

aieicBs  et  modernes.    Par  Mr.  Walckenaer^  Laon  1830. 

2  Vol.  80.  Tome  H.  p.  1—34. 

Sehr  schätzbare  Nachrichten  über  Polo  findet  man  auch 
io  Job.  Rcinh.  Forster's  Gesch.  d.  Entdeck,  im  Norden. 
S.  151  —  182.  . 

Das  angefahrte  Werk  des  Gardinais  Zurla  über  Marco 
Polo  enthält  eine  sehr  ausrührliche  Untersuchung  über  den  Text 
der  Reisen   desselben   und   dann   eine  gründliche  Zergliederung 
der  von  ihm  bereiset en  Lander.    Diese  Uebersicht  zerlallt  in  fol- 
gende Abschnitte:    i)  Geographie,  p.  87—206.     2)  Natur- 
geschichte   und    physische    Gehgraphie^  p.  207—241. 
3)  Geschichte,  p.  242—266.     4)  Religion,  p.  267—303. 
5}  Siltcn   und    Gebräuche,    p.  304—324.     6)   Wissen- 
schaften  und    Künste,    p.   325—349.     7)    Handel    und 
Schiffahrt,  p.  350—368. 


—     104     — 

Marco  Polo  spricht  in  seinem  Weriie  von  mel 
Landen);  die  zu  dem  heuligen  Russland  gehören;   am  Ende 
dritten  Buches^'  aber  befindet  sich  ein  besonderer  Abschnitt  i 
Russland^  der,  nach  llaiiiti^V«  Text  wörtlich  also  lautet: 

Della  pronincia  di  Rnssia. 
La  prouincia  di  Rnssia  h  grandissima^  et  diu 
in  moltc  partim  et  goarda  rerso  la  parte  di  TranK 
tana,  doue  si  dice  essere  la  regione  delle  teneli 
Li  popoli  di  qnella  sono  christiani^  et  ossemano  Tasa] 
de'  Greci  nelF  officio  della  Chiesa.  Sono  beliss; 
hnomini,  bianchi  e  grandi,  et  similmente  le  loro  fem 
bianche  et  grandi^  con  li  capelli  biondi  et  lunghii 
rendoQO  tributo  al  Rä  di  Tartari  detti  di  Ponei 
con  il  quäl  confinano  nella  parte  di  loro  regione,  i 
gnarda  il  Leuante.  In  questa  pronincia  si  tron; 
nbondanza  grande  di  pelli  di  Armelini,  Ascolini,  2 
belliniy  Yari^  Yolpi^  et  eera  molta,  vi  sono  anch 
molte  minere^  doue  si  cana  argento  in  gran  qnant 
La  Rossia  ^  regipn  molto  fredda^  et  mi  fu  affermi 
che  la  si  estende  fino  sopra  il  Marc  Oceano^  nel  q 
(come  abbiamo  detto  di  sopra)  si  prendono  li  Girifalc 
Falconi  pellegrini  in  gran  copia^  che  rengono  por 
dinerse  regioni  et  prouincie. 

Ramusio^*  sagt  in  Bezug  auf  Marco  Polo's  Nc 
rieht  von  dem  CUma  Russlands :   Vltimamente  nel  fine 
terzo  libro,  oue  parla  della  Rossia,  et  del  Regno  di 
Tenebre,  come  qnello  che  in  varij  mappamondi  antic 


83.  VoL  n.  p.  60. 

84.  ft.  p    17. 


—     105    — 

k  fMio  per  fine  dcl  nostro  habitabilc  sotto  la  Tramon- 
ainganna  punto  del  sito  del  detto  regno^  ncUi 
11  perA  cli^gli  seriae  dell'  innerno. 

Bei  dem  unsläten  Leben^  das  Marco  Polo  wfihrend 
langen  Reisen  im  Oriente  führte^  ist  es  nicht  glaublich^ 
er  ein  aosfiObrliches  Journal  über  dieselben  sollte  geführt 
Vielmehr  scheint  er  nur  die  kurzen  Notizen  mitgebracht 
•*,  welche  er  für  Kublai  -  Khan  auf  seinen  ZOgen 
,  und  mit  deren  Hülfe  er^  im  Gefängnisse  zu  Genua^ 
Leidens- Genossen  und^  Freunde  Rustichello^  einem 
•«,  die  Erzählung  in  die  Feder  dictirte.  Rustichello 
tdrid)  dm  Bericht  in  lateinischer  Sprache  nieder^  obgleich 
f$h  sie  wahrscheinlich  nicht  in  dieser,  sondern  in  seiner 
ÜMnspfache  wird  dictirt  haben«''.  Bald  nach  Pol&n  Ankunft 
iiVeaedig  wurde   das  Werk  aber  auch  in's  Italiänische  über- 


85.  Rammno  sagt:    «reee  Teoir   da  Venezia  le  noe  leriUiire  e  me- 
elie  avca  portato  seeo.>     S.  Zwia,  Vol.  I.  p.  18. 

86.  RuUichello  wird  von  Ranntsio  zwar  genithomo  genotieie  genannt, 
k  kt  tekr  alten  Pariser  Handschrift  aber  heisst  er  Pimno.  S.  Mamt$crUi  /rangatB 
*  k  BAÜoiA^qme  dm  Rot,  par  Paulin-Parii.  Paris  1838.  8  YoL  TL.  Hier 
teü  er  Rm$iieello\  sonst  wird  der  Name  aach  RmtigheUo  und  RuUigielo 
fssekrieben.  In  der  alten  französischen  Uebersetzung  des  Marco  Polo  von 
Wfitwir  heisst  er:  Me$9ire  Rtuea  Py$aim,  S.  Zurla  Vol.  I.  p.  36.  In 
iAmMoe'i  Plam  Carpin,  p.  15,  wird  er  Rwtiicien  de  Püe  genannt. 

87.  Raanmo  nennt  Jlf«  Polo  zwar  pmden$  Vemetiarum  cM$  ei  doettUf 

■itsien  hatte  dieser  doch  wohl  die  Schale  zu  frohe  verlassen,  nm,  besonders 

Mden  langen  Mangel  an  Uebang,    znr  Abfassung  seines  Werkes  noch  Latein 

tnag  za  verstehen.    Nach  demselben  Autor  hatte  Polo  aber  bei  seiner  Znruck- 

ftnft  aach  das  Venezianische  ganz  vergessen.  Uebrigens  heisst  es  In  dem  Pariser 

iMiischeB  Codex  ganz  bestimmt:  Marens  Poina  cum  aono  Domiai  »ccxxxxv 

im  carceribiu  Janoensioni  foret  inelnsns  per  aer.  Roftiehelom,  civem  Plsa- 

aaBy  qai  aecam  ia  eodem  earcere  apnd  Jannam  morabatur,   qoae   conU- 

mtmUu   ia  praraenti  opaacolo  ecribi  feeit.     S.  Zwria  L  p.  20. 


—     106     — 

setzt»«^  so  dass  die  lateinischen  Absdiriften  nicht  viel  äter  f 
als  die  italiänischen.^^ 

Notice  sur  la  relation  originale    de  Mare-l 
par  Paalin  -  Paris.     Paris  1823.     8^ 

Alle  Texte  des  Marco  Polo  sind  mangelhaft,  «i 
tisch  und  incorrekt;  statt  aller  Beweise  dafür  diene  das  Zeug 
des  Purchas:  mnltos  auctores  corruptos  vidi, 
nullum  corruptiorem,  quam  latina  Pauli  Veneti  ed 
est.  Ramusius  edidit  italicam  versionem,  quae  av 
est  si  cum  latina  compai:^e(ur. 

Von  Handschriften  von  Marco  Polo  sind  folg« 
bekannt: 

In  Venedig.  Lateinisch.  Ramusio  sagt  von 
Una  copia  di  quäl  libro  scritta  la  prima  volta  lati 
mente»  di  meravigliosa  antichitä  e  forse  copiata  cl 
originale  di  esso  Messer  Marco,  molte  volte  ho  ved 
e  incontrata  con  questa  che  al  presente  mandiam< 
luce.  Diese  Handschrift,  welche  Apostolo  Zeno  noch  in 
Bibliothek  des  Senatore  Giacomo  Soranzo  sah,  ist  verl 
gegangen,  oder  man  weiss  wenigstens  nicht  mehr,  wo  sie 
befindet.»« 

In  Paris.    Lateinisch.    In   der   Bibliotheqae   Ro^ 
unter  No.  8392.    Schönes  Manuscript  in  Folio  auf  Pergai 


88.  jindreaa  Müller  glaubt,  JUareo  Polo  selbst  habe  sein  Werk  la 
nisch  and  italiänisch  geschrieben.  Monden  dagegen  ist  der  Meinung,  er 
es  im  venezianischen  Dialecte  abgefasst. 

89.  Der  Graf  BaldelH-Boni  in  seiner  Storia  del  Milliome,  Fk 
i827.  p.  11  glaubt,  Mareo  Polo'e  Werk  sei  ursprünglich  französisch  gesdul 
gewesen. 

90.  S.  Zmrla.    VoL  L  p.  19. 


—     107     — 

rii  TMeii  Miniatiireii.  Von  einem  Mönche  Fra  Pipino  ans 
I,  der  keäie  Abschrift  des  Lateinischen  Textes  finden 
),  nach  einer  aus  dem  Lateinischen  in's  Ilaliänische 
gCMtchten  Uebertragnng  wieder  in's  Lateinische  flbersetzt.*^ 
Vm  dieser  Handschrift  befinden  sich  Abschriften  in  den  öflent- 
tkm  BiUioliieken  von  Rom^  Padua^  Modena*;  Ferrara, 
Berlin  und  Wolffenbättel.»» 

In  Mainz.  Lateinisch.  S.  Recensas  codd.  Mo- 
gutiae  in  R.  Capilali  metropolitani  Bibliotheca  lati- 
tutinm,  pars  prima.  In  VaL  Ford,  de  Gaden  Sylloge 
nrionim  diplomatariomm  monunientommqae  Tetemm 
iBeditorom  adhac,  et  res  gcrnoanicas  imprimis  Mogun- 
tiilis  illastrantiam.     Franeof.  1728:   8^   p.   377—385. 

bi  Giessen^  aur  der  Universitäts-Bibliolhek^  lateinisch^ 
nter  dem  Titel:  Marcus  Polus  de  Veuetiis:  de  conditio- 
ttibus  et  eonsuetiidinibus  orientaliam  regionum;  bei 
Cod.  CCtVin  einer  Handschrift  des  Eusebius  beigebunden. 
S.  Catalogus  Codd.  Mspt.  Bibliotbccae  Acadcm.  Gis- 
sensis,  aiiet.  J.  Valcnt.  Adrian.  FrancoT.  ad  Moen. 
1840.    80. 

In  Florenz.  Italiänisch.  Diese  Handschrift  wird  ge- 
wohnlich nach  dem  Beinamen  des  Marco  Polo^^  il  Miilione 
fenannt,  und  auch  unter  diesem  Namen  im  Wörterbuche  der 
ieademia  della  Crusca  angeführt.»« 


91.  8.  Zarla.  Vol.  I.  pp.  18.  19.  23.  24.  26.  27.  30.  31. 

92.  Ebend.  p.  27.   D^Atezae  sah  im  Loavre  drei  AbscbriAen  des  lateio. 
Ofipuls.    5.   p.  14. 

93.  S.  oben  S.  101. 

94.  S.  Zmria.    Vol.  L  p.  28.  34.  35. 


—    108     - 

In  Bern.  Französisch.  Aas  dem  14^«^  Jahrbmiderte, 
unter  No.  125  auf  Pergament  in  Folio.  Aus  der  Bibliothek 
von  Bongars.  S.  Sinner  Catalogos  Codd.  Mss.  Biblio- 
(hccae  Bernensis  annotationibus  eriticis  illnstratiis; 
addita  sunt  excerpta  qaam  plurinoa  et  praefatio,  corante 
J.  R.  Sinner.  Bemae  1770^  3  Vol.  8^  T.  ü.  p.  419,  wo 
die  Geschichte  dieser  Uebersetzung  erzählt  wird.  ImJ.  1307 
kam  nämlich  Thyhault^  Herr  von  Cepoy^  auf  einer  Reise  nach 
Conslantinopel  durch  Venedig ,  und  hier  verehrte  ihm  Marco 
Polo  selbst  eine  Abschrift »»  seines  Reise  -  Berichts^  desirans, 
vne  ThyhauU  sagt,  que  ce  qu'il  avoit  veu  fus  scea  par 
Tunivers  Monde  et  pour  Tonneur  et  reverence  de 
tres  excellent  et  puissant  princ  Monseigneur  Charles 
fils  du  Roy  de  France  et  Comte  de  Valois  bailla  et 
donna  au  dessus  dit  seigneur  de  Cepoy  la  premiere 
copie  de  son  dit  livre.»«  Eine  französische  Handschrift  von 
1300  befindet  sich  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Paris.  Andere  filtere 
französische  Uebersetzungen^  die  vielleicht  nur  Abschriften  von 
dieser  sind,  fmdet  man  angeführt  in  Montraueon  Bibliolb. 
Mss.  nova  p.  895. 

Ein  handschriftlicher  Auszug  aus  diesen  Reisen  unter 
dem  Titel:  De  magnis  mirabilibus  mundi  et  de  Tartaris, 
eap.  XXI^  befindet  sich  in  einem  Codex  des  14teD  JahAunderfs 
in  der  Ambrosianischen  Bibliothek  zu  Mailand,  welcher  den 
Titel  führt:  Imago  Mundi  pars  II  sea  Chronica  Fratris 
Jacobi  ab  Aquis  (Giaeonio  d^Aqni)  in  Lombardia  Ord. 
Praed.  usqne  ad  aunum  1296. 


95.  Von  welcher  indessen  nicht  gesagt  wird,  in  welcher  Spracke  sie 
abgefasst  war. 

96.  S.    Zmrim.    Vol.  1.  p.  36. 


—     109    — 

Ud>er  die  Handschriflen  von  Marco  Poh's  Reisen 
1  an  Rieerehe  Critieo-Biografiche  sai  testi  di  Mareo 
M»,  in  ZmrMs  angefOhrtem  Werke,  Vol.  I.  p.  13  und  in 
Fivdu»  PUgrimes. 

Die  merkwärdigsten  Ausgaben  des  Marco  Poh  in 
im  hMm  Sprachen  des  Originals  sind  folgende: 

laeipit  prologus  in  libro  domini  Marc!  Paali 
Je  Teneeiis  de  consnetodinibus  et  eondieionibas 
•rientalinm  regionam.  Rom  oder  Venedig  zwischen  1484 
ad  1490.    4«. 

M.  Paulas  Venetas  de  regionibus  orientalibus. 
ZwalL  1483.    4«. 

Marco  Polo  da  Veniesia  delle  merayigliose  eose 
del  Mondo  da  lai  redute,  da  Giambattista  Sessa.  In 
Veaetia,  1496.  8^  Wieder  abgedruckt  Brescia  1508.  S\ 
ist  dne  Art  von  Auszug  in  venezianischem  und  toskani- 
Dialekte^  der  jetzt  fast  gar  nicht  mehr  zu  finden  ist. 
Marco  Polo  Venetiauo.  In  cni  si  tratta  le  me- 
rarigliose  cose  del  mondo  per  lui  rcdute,  del  costume 
di  Farii  paesi  etc.  Venetia,  s.  a.  kl.  8\ 

Diese  italiänische  Ausgabe  wurde  wiederholt:  Venetia, 
1508,  fol.;  1533,  fol.;  Treviso,  1590,  fol.;  Venetia,  1597, 
8*;  1611,  8^    1626,  kL  8«;  Trevigi,  1672,  kl.  S\ 

Paulliy  Veneti,  de  regionibas  orientalibus^ 
libri  III.  In  Orbis  nouas  regionunot  et  insnlaram 
Teteribus  incognitaram  etc.    Basil.    1532.  fol.»'' 

Marco  Polo,  gentilhiiomo  Yeuetiano,  delle  cose 
de'  Tartari   et   delle    Indie   Orientali,    con   la  vita  et 


97.    S.  aber  dieses  Werk  oben  S.  4. 


—     110    — 

eostumi  di  qae'  popoli,  decsrittione  di  qae'  paesi,  et 
molte  altre  cose  iiotabili  et  merairigliose :  in  tre  libri 
dcscritte,  non  prima  che  liora  eosi  interi  et  copiosi 
publicati.  In  der  RoccoKa  di  Ramasio,  VoL  IL  p.  1-60.** 
Dicss  ist  der  beste  und  correctesfc  italianische  Text  des  3Iarco 
Polo.^^  Ebend.  Fol.  2.  Prefatioue  di  M.  tiio.  Baltbte 
Ramusio  aranti  il  voIume,  nella  quale  si  raeconta  la 
Tita  e  aleuni  notabili  auueniuienti  di  M.  Mareo  Polo, 
et  della  sua  faniiglia.  Und  dann  ebend.:  Espositione  del 
medesimo,  sopra  le  prime  parole  del  libro  di  M.  Mareo, 
nella  qnale  si  narra  Tacquisto  ehe  feeero  i  Venetiani 
et  Francesi  doli'  Imperio  di  Constantiiiopoli  et  eome 
lo  signoreggiarono  molti  anui. 

Marcus  Peius  de  mirabilibns  mundi,  in  latinnft 
conuersus,  probemio  addito,  Venetiis  1583.  A\  Apnd 
Juntas.  Scheint  nach  der  lateinischen  Ueberset/ung  des  Fm 
Pipino^^^  abgedruckt  zu  sein.^<^i 

Marc!  Pauli  Veneti  de  regionilms  orientalibns 
libri  III.  Ex  editione  Reiueri  Reineccii.  Ilelmstadii 
1585.  40.     Ebeud.  1602.  4o    Ainstelodami  1664.     4*. 

M.  Pauli,  Veneti,  de  rcgionibns  orientalibns 
libri  III,  cum  cod.  msto.  Bibilothecae  Eleetoralii 
Brandenburgicae  coUati^  exque  eo  adjectis  notis  pluri- 
mum  tum  suppletiv  tum  illustrati.  Aecednnt  Hailhoni, 
Armeni,   Ilistoria  Orientalis,  quae  et  de  Tartans  in* 


98.  Dieser  zweite  Band  erschien  1559;  die  Vorrede  ist  aber  scbon  datiri 
1553.    S.  oben  S.  8. 

99.  S.  Zurla,  Vol.  I.  p.  17.  38. 

100.  S.  oben  S.  107.  •  • 

101.  S.  Zurlo^  Vol.  L  p.  27. 


—   ili    — 

üribitor;  itomqoe  Andreae  Miilleri  Greiffenhagii  de 
Gkma  DisqQisitio,  inqae  ipsam  Paulum  Venettiiiii 
fiidhtia  et  indiees.  Coloniae  Brandeb.  (Cöln  an  der 
Jpree)  147i.  4*. 

Tojragea  de  Marco  Polo.  Paris,  1624.  Hfi.  Latei- 
riMk  »d  Franzjteisch.  Macht  den  ersten  Band  des  Recncil 
da  T^ragea  et  de  Mämoires  pubhis  par  la  Soci^ti 
de  Geographie  de  Paris,  wovon  bis  jetzt  (1839)  fünf 
Bilde  in  4^.  erschienen  sind. 

Viaggi  di  Marco  Polo  illustrati  e  commentati, 
preeedoti  dalla  Storia  delle  Relazioni  yicenderoli  deU' 
Earopa  e  dell'  Asia,  da  Baldelli.  Firenze  1827^  4  VoL 
ia  4^^  und  Atlas  in  Folio.  Im  dritten  Bande^  p.  44—47: 
Sleria  del  Milione. 

II  Milione  di  Marco  Polo,  teste  di  lingna  del 
■eeolo  Xlll,  ora  per  la  prima  ToKa  publicato  ed  illa- 
Strato  dal  eonte  Gier.  Batista  Baldelli  Boni.  Firenze 
1827.  4«.   2  Vol. 

1  Tiaggi  in  Asia,  in  Africa,  nel  mare  deir  Indie, 
descritti  nel  secolo  XIII  da  Marco  Polo,  teste  di  lin- 
goa  detio  il  milione  illustrato  con  annotazioni.  Venezia, 
1824.  kl.  8.  2  Voj. 

In  dem  literarischen  Nachlasse  von  iSlaproth  befand 
sich  ein  reicher  Apparat  zu  einer  neuen  Ausgabe  des  Marco 
Folo^  welche  wahrscheinlich  alle  frulieren  würde  übertrofien 
hsben.<os 


102.  Von  dieser  unvollendet  gebliebenen  Arbeit  beisst  es  im  Caialogtie 
äB  im  BMioiAeqme  de  fem  Mr.  Klaproth,  Parü  1840.  8*.  T.  IL  p.  72:  La 
mmtrffle  Edition  de  Marc-Pol  qoe  Mr.  Ktaproth  etait  snr  le  point  de  pablier 
dtwmi  w  coBipofer  da   texte   d«  fiamssio   re? u   et   coflipUt^>  et  de  notee 


—     H2     — 

Es  war  natflrlich^  dass  ein  Werk  von  so  ausserordentlidieBi 
Inhalte^  wie  3Iarco  Polens  Reisen^  bald  in  mehre  Sprachen 
fibersetzt  werden  musste.  Die  davon  erschienenen  Ueber-» 
Setzungen  sind  ihrem  Alter  nach  folgende: 

Deutsch.  Die  älteste  deutsche  Uebersettung  wurde 
gedruckt  zu  Närnberg  bei  Fricz  Creussner^^K  Aof  dem 
ersten  Blatte  steht  statt  des  Titels:  Hie  hebt  sich  an  du 
Poch  des  'adeln  Ritters  und  Landtrarcrs  Marcho  PoW. 
In  dem  er  schreibt  die  grossen  wunderlichen  Ding 
dieser  Welt.  Snnderlichen  von  den  grossen  Kfinigen 
und  Keysern  die  da  herschen  in  den  selbigen  landen. 


oxplieatiTei.  II  arait  ponr  ee  trafail  eonfiiltö,  confcr^,  extralt,  traJdt 
mime  tons  les  textof  chinoia,  tartares  et  perMOf ,  qni  poaraient  rMairer 
for  la  marche  du  royagenr  vlniticD,  snr  leg  pays  qn'il  d^erit  et  les  flüts 
qQ*U  rapporte«  Eo  rapproehant  ees  ricits  def  indieatioDS  gtographiqvei 
raseemblles  a  ripoqne  oik  Üb  Mod^oIs  Itaient  mattres  de  la  Cbi«f»,  Mk 
Klaprolh  6tait  parrena  k  relroQTer  danf  ces  derniers,  et  sonf  les  «toes 
noms,  toiiB  les  lienx  dont  Marc  Pol  arait  parlö,  et  k  expliqoer  «iosi  arc« 
facilitl  les  poials  qni  araieiit  le  plus  cmbarass^  les  pröcldens  eomaest«» 
taars,  k  dissiper  robseoritl  des  uns,  k  rösondre  les  diflfteolt^  de  certaias 
aatres,  a  lever  tons  les  dontes.  Cette.liasse  eontient  des  passages  extnita 
on  tradnilt  des  glographes  et  bistoricns  orientanx ;  des  collecUoDs  de  textra, 
qQelqoes^unea  des  iiotes  da  noorean  eommentaire,  et,  ee  qai  est  plna  pfi^ 
cieox,  les  116  premiers  cbapitres  du  texte  de  Ramnsio,  e.  A.  d«  plw  da 
la  moitil  de  rourrage,  revus,  eorriges  et  annol^,  tels  eufln  qua  Mr. 
Klaproth  les  arait  pr^par^s  pour  rimprcssiou.  En  rlttnissaut  eea  malM» 
anx  aux  anuotations  manoserites  qa'il  a  faites  aax  Edition»  indiqvto  iaaa 
ca  Catalogue,  tont  porte  k  croire  qu'U  serait  possible  de  reprendra  aC 
d'aeberer  ane  eutreprise  aossl  utile  que  celle  doot  Mr.  Rlaprotk  avatt 
forml  le  dessein.  Sämmtliche  Vorarbeiten  Kiaproih'$  zu  einer  neuen  AHgilt 
von  Marco  Polo  sind  1840  bei  der  Versteigerung  seiner  Bücher  für  die  BOftUo- 
th^que  da  Roi  erstanden  iHrorden. 

103.,  Genaue  Nachricht  von  diesem  seltenen  Buche  findet  man  In  HairWw'f 
Uebersetzung  von  Marco  Polo,  Introd.  p.  LXXI.  S.  auch  Friedr,  Wi^gmuTn 
nweiicB  Schärfleim  »ur  Förderung  der  tCeHttimse  älterer  deuisc/ser  Mmadmriem 
und  Sckrfftea.    3iagdebmrg,  1836.    8  .    No.  8. 


—     113     — 

nd  Ton   ireni   Toick    nnd    seiner  gcwonheit  dascibs. 

llvSdihiss  ist:    llie    endet   sieh    das    Pueh    des   edeln 

litten  und   Landtfarers   Marcho   Polo,    das    do   saji^t 

fM  nangerley  Wunder  der  Landt  nnd  hewt  und  wie 

ir  dieselbigen  gesehen  nnd  durchfahren  hat  von  dem 

*  AiffgMg  bis  zn  dem  Niedergang  der  Snnnen.    Selig- 

f    BA.    Diss  hat  gedruckt  Friez  Crenssner  zu  Nürnberg 

neh  Christi  Gepnrdt  tausent  vierhundert  vnd  im  sieben, 

nd  siebenezigste  Jar.    fol. 

Die  zweite  deutsche  Uebersetzung  befindet  sich  beige- 
äwAt  in  der  in  Augsburg^  1481  ^  bei  Anlkonius  Sarg  in 
M.  efsduenenen  Historia  tou  Hertzog  Leuppold  und  sein 
SeliB  Wilhelm,  von  Osterreich. 

Die  new  weit,  der  landschaflen  vnnd  Innsulen, 
9%  bis  hieber  allen  Altweltbeschrybern  Tubekannl. 
Strassburg  1534.  fol.  Dicss  ist  eine  von  MicA.  Herr  ge- 
wehte Uebersetzung  des  oben  S.  4  angefahrten  Norus  orbis 
regionum  etc.^  welcher  Marco  Polo's  Reisen  enthält. 

Marcus  Polus;  wahrhafte  Besehreybung  seiner 
wunderlichen  Reise  in  die  T«irtarey,  zu  dem  grossen 
Can  Ton  Chatai  rerriehtet.  Ans  dem  Italiänischen  ver- 
teotscht  durch  llieron.  Megisernm.  Leipzig  1609.  8®; 
1611.  8*.  mit  Kpf.  Nach  dem  Texte  des  Ramusio  fibersetzt. 
Portugiesisch.  Marco  Paulo  de  Vencza  das 
condi^ones  e  custuroes  das  gentes  e  das  terras  e  pro- 
Tinrias  orientaes.  IIo  livro  de  Nycolao  Veneto.  O 
Irmltado  da  carta  de  hunn  genoves  das  ditas  terras. 
loiprimido  per  Valentyni  Fcrnandez  Alemaao.  Lyxboa 
1502.  fol.*o4 


104.    S.  Monden  B  engl.  Ucbers.  des  Marco  Polo  Introd.  p.  LXI. 

8 


—     il4     — 

Spanisch^  Uebersetzungen: 

Libro  del  famoso  Marco  Paalo  Venetiano  de  laa 
«osas  marvillosas  qac  Tide  en  las  partes  orieatalefl, 
conviene  saber,  en  las  Indias,  Armenia,  Arabia,  Persia^ 
e  Tartaria,  e  del  poder  del  Gran  Can^  j  otras  reys; 
con  otro  tratado  de  Micer  Poggio  Florentino  e  trata  ^ 
de  las  mesmas  tierras  y  islas.  Tradaeido  por  RoJri* 
gnez^  canonico  de  Sevilla.  Serilla.  1520.  fol.  md 
LogronO;  1529.  fol. 

Uistoria  de  las  grandezas  j  eosas  niararillosas 
de  las  proTineias  oricntales,  sacada  de  Marco  Pirio 
Veneto,  y  traduzida  de  Latin  en  Romanee,  y  anadida 
en  mucbas  partes^  por  D.  Martin  Abarca  de  Bolea  j 
Castro.  En  Zaragoza,  por  Aogelo  Tanano,  1601,  kL8*. 
Euglisch: 

Tbc  most  noMe  and  famons  trarels  of  Maraui 
Paulus  9  onc  of  tbe  nobility  of  the  state  of  Yenice^  in 
the  East  parts  of  tbe  World»  as  Armenia^  Penia^ 
Arabia,  Tartary^  with  many  oibcr  Hingdoms  and  pro- 
vinces.  No  Icsse  pleasant  tban  profitable^  asappeared 
by  the  Table  or  Contents  of  this  Booke.  Most  neeesi» 
sary  for  all  sortes  of  persons,  and  especially  for  tra* 
Tellers.  Translated  into  Englisb  (by  Jobn  FramptoB). 
London  1579.  fol. 

Eine  Uebersetzung  von  Samuel  Purchas  in  bis 
Pilgriraes^  nach  dem  Texte  von  Ramusio.^^^ 

Eine  andere  in  der  Bibliotbeca  Näyigantinm  voa 
Harris  ^^^j  ebenfalls  nach  dem  italiänischen  Texte  bei  Ramuiio. 


105.  S.  oben  Seite  21. 

106.  S.  oben  Seite  43. 


—     H6     — 

The  Trarels  ef  Marco  Polo,  8  Venetian^  in  (bc 
Hn  Century.  Being  a  description  hj  thai  carly  Tra«- 
ffUtr  of  reiiarkable  places  and  things  in  tke  eastern 
parte  9t  the  World.  Translated  from  the  Italian  with 
iites  hj  WiUiam  Blarsden,  F.  R.  S«  etc.  Witk  a  Map. 
1818.  gr.  4<».  Ebenfalls  nach  Ramusio  itberseUL 
höchst  vortfeffliche  Arbeit  ist  ansflQfarlich  beurtheili  in  den 
Mtting.  geL  Anz.  1822,  St.  53—55« 

In  Marrajr^s  DiscoTerics  and  Travels  in  Asia« 
VoL  L  p.  151—182. 

Holländisch.  Nach  Reineri  Reineccii  lateinisdier 
Ampdbe  übersetzt^  unter  dem  Titel:  Marcus  Paulos  Venetns: 
Eeisem  en  BeschrjyiBg  der  Oostersche  Lantscbappen 
etc^  Beneffens  de  Historie  der  Ooatersche  Lantsehap- 
pe»  door  Haithon  ron  Armenien  te  tömen  gestelt. 
Door  J.  H.  Glazemaker.    Amsterdam,  1664.    4<>. 

Französisch.  Von  der  sehr  alten  französischen 
Uebersetzong  des  Tbybault  von  Cepoy  ist  oben  S.  108  schon 
die  Rede  gewesen. 

Eine  Uebcrtragung  aus  dem  im  Orbis  novusi«''  bc- 
finiflichen  lateinischen  Texte  erschien  von  einem  Ungenannten  in 
Paris.  1556.  4«. 

La  Description  g^ographiquc  des  provinces  et 
des  Tilles  les  plus  fameuses  de  linde  Orientale,  avoe 
les  moeurs,  loix,  et  eoutnracs  des  habitans  (Mcellcs, 
nesement  de  ce  qui  est  sonbz  la  domination  du  grand 
Cham  empereur  des  Tartares.  Par  Marc  Paule,  gen- 
tilhomme  Yenitien,  et  nourellement  reduict  en  vul- 
gaire  Francois.     Paris  1556.   4<>. 


M)7.    S.  oben  Seite  4. 

8* 


—     Ii6     — 

Lcs  Voyages  trös-carieax  et  forts  remarquables 
.  aeheväs  par  toute  TAsie,  Tartaric^  Mangi,  Japon,  les 
Indes  Orientales,  lies  adjacentes,  et  rAfriqlie,  commen- 
e&s  Tan  1252.  Par  Marc  Panl,  Vinitien,  Historieo 
recommandable  par  sa  fid^lit^.  Q,ni  contiennent  iine 
relation  tr^s-exacte  des  Pais  Orientanx:  Dans  laqoelle 
il  d^crit  trös-exactement  plusieurs  Pais  et  Villes,  lesquels 
lui-m^me  a  Voiag^s  et  vns  la  piaspart:  et  oh  il  noiui 
enseigne  bri^vement  les  Moeurs  et  Contnmes  de  ees 
Penples,  arant  ce  temps  14  inconnns  aox  Enrop^ens; 
Comme  aussi  rorigiue  de  la  pnissance  des  Tartares» 
quand  k  lenrs  Conqn^tes  de  plusieurs  Etats  au  PaSii 
dans  la  Chine;  ici  clairement  proposde  et  expliqn^. 
Le  tont  dirisi  en  III  Livres,  Conföri  avec  an  Maiia- 
scrit  de  la  Biblioth&que  de  S.  A.  E.  de  Brandeboai^, 
et  enrichi  de  plusieurs  notcs  et  Additions  tiräes  du  dit 
Manuscrit,  de  Ndition  de  Ramuzio,  de  eelle  de  Par- 
chas  et  de  eelle  de  Vitriaire.    Bei  Bergeron. 

Deutsch.  Marco  Polo's  Reise  in  den  Orient 
während  der  Jahre  1272  bis  1295,  in's  Deutsche  über- 
setzt nach  den  besten  Ausgaben  des  Originals  nyd  mit 
einem  Conimentare  begleitet  ron  Felix  Peregrin« 
Ronneburg  und  Leipzig,   1802.    8^. 

Förster  sagt  in  s.  Gesch.  der  Entdeck.  S.  i52z 
„Es  wäre  zu  wünschen^  dass  ein  Mann  von  grosser  Belesenheifc 
;,alle  diese  Uebersetzungen  mit  der  zu  Wolffenbüttel  liegendecm 
„Handschrift  vergliche;  und  eine  neue  berichtigte  Ausgabe  dieses 
„nützlichen  und  fär  die  Erdbeschreibung  des  Mittelalters  höchst 
„wichtigen  Buches  herausgäbe."  Dieser  Wunsch  scheint 
grossen  Theile  durch  die  Marsden'sche  Arbeit  erfüllt  zn 


—     117     — 
10. 

Giovanni  di  Monte  Corvino. 
1288. 

Giovanni  (ü  Monte  Corvino^  ein  Franciscaner-Mönch 
MS  Calabrien^  wurde  vonndem  Pabste  Nicoiao  IV  im  Jahre 
1288  zu  Arghun^  Mongolischem  Chane  von  Persien,  und  zu 
itm  Chakan  Kubilay  als  Gesandter  geschickt,  und  starb  um 
1330  zu  Khan-Balyk,  oder  Cambalu,  der  Hauptstadt  der 
Tatarm,  dem  jetzigen  Peking,  als  Erzbischof  der  Missionen  in 
dieser  Stadt.  Man  hat  über  seine  Reise  in  die  Tatarey  nur 
iwd  Briefe  von  ihm,  von  1305  und  1306,  die  man  in  folgen- 
den Werken  abgedruckt  fmdet: 

Wadding,  Anaales  Minomni,   Romae  1732.   ((jL 
VoL  VlP'p.  69  sq. 

Moshcimii    Hlstoria    Tartarorum    Ecclesiastica, 
App.  XLIV  et  XLV.     p.  114—120. 

Marsdcn,  The  Travels  of  Marco  Polo,  a  Venelian, 

in  the  thirteenth  Century,  London  1818.  4^  p.  243-245. 

Man   sehe   über    diesen   Giovanni  auch:     Nouvcaux 

ailangcs    asiatiques,   par  Mr.  Abel   R^musat,   Vol.  II. 

p.  193_i9a 

11. 

H     a    i    t    h    o. 

1290. 

•      HailAo,  oder  Hallo ,  war  der   Sohn  Leo  II,  Königs 
*0B  K]ein-Armenien.*o9     Er   übcriiess   nach    dem    Tode  seines 


1<)8.     Bei  Ramtuto  wird  ex  ßgliuol  dei  Signor  Curchiy  und  bei  Berge- 
^  lUch  ^imdr.  MüUer,  Seigneur  de  Curchi  genannt.  * 


-     liS    — 

Vaters  das,  Reich  seinem  Bruder  Thores  (Theodor}^  nnd 
lebte  ganz  der  Ruhe  und  den  Wissenschaften.  Im  Jahr  1305 
ging  er  zu  Episcopia  in  Cypem  in  ein  Praemonstratenser-Kloster, 
kam  dann  nach  Poitiers  in  Frankreich,  und  dictirte  hier,  auf  den 
Wunsch  des  Pabstes  Clemens  Y,  dem  Nicalo  Salcani^-  in 
französischer  Sprache  die  6eschic]^te  des  JMorgwIaiides  MÜ 
der  Erscheinung  der  Mongolen,  welche  dieser  1307  in's  Ltteh» 
nische  fibersetzte,  unter  dem  Titel:  Liber  HUtorianui 
parlium  Orienti$. 

Das  Werk  Haitho's  besteht  1)  aus  Nacbriobten  Aber 
die  Tataren,  von  Tschingis  Khan  bis  Mango  Khan«  Q  Am 
Erzählungen  Haitho's  I,  Königs  von  ArmenieD,  über  seine  Er* 
lebnisse  und  Reisen.  3}  Aus  des  Mönches  BaUhQ  Erdttdinf 
dbr  Begebenheiten  seiner  Zeit. 

Haitho  hat  nun  zwar  selbst  keine  Reisen  aq|fst«iU; 
da  er  indessen  in  seinem  Werke  häufig  das  nördlidie  Asi« 
berührt  und  darin  einiger' jetzt  zu  Russland  gehörender  Linder 
erwähnt  wird,  so  scheint  er  hier  doch  eine  Stelle  zu  verdienen. 

Haitho' s  Werk  befindet  sich  handschrifth'ch  sowohl  fran«- 
zösisch  als  lateinisch  in  der  K.  K.  Hofbibliothek  zu  Wien, 
nämlich  : 

Ilaithon  la  flor  des  histoires  de  rorient  par 
Nicolas  Faucon.    In  4®.     Hist.  prof.  No.  39. 

Ilaitoni  flos  historiarum  Orientis,  fol:  Hist.  prof. 
No.  73.  ^ 

Ebenfalls  in  der  berühmten  Handschrift  des  Marco  Poh 
zu  Bern.    S.  oben  S.  108  und  in  der  Bibliolheque  Royale 
Paris  unter  No.  7500  und  8392. 


109.     Ramusio  nennt  ihn,   in  der  Einleitung  zu  Hailho'B  Beridit, 
scheinlich  richtiger,  Faiconi,  In  der  Wiener  Handschrift  heissl  er  ebenfalls  F« 


—     ii9     — 

Die  in   Dracke   erschiaBenen  Ausgaben  dteses  Works 
ftdgende: 

Das  französische  Original  wurde  1529  zu  Paris  gedruckt) 
dem  Titel:  L'bystore  mervcilleuse  ^  plaisantc  et 
recreatiye  da  grand  emperear  de  Tartarie  seigneur 
des  Tartares  nommö  le  graud  €an  etc.  €hez  Jean 
Sunet-Denys.  82  fil.  kl.  foL 

HaithoR],  Armeni^  Hiätoria  Orientalis  ex  editionc 
Menardi  Moltberi.     Ilagenoae»  1529.  ¥. 

Haithoni,  Armeui,  Liber  de  Tartans.  In  Orbis 
«•uus  regionum  et  insularum  veteril^us  incognitaram 
etc.  Basileae.     1537.  fol.^^o 

Historia  orientalis  Haytboni  armen!  et  bnic  sab- 

Jeetnm  Marci  Pauli  Teneti  itinerarium,  item  fragmentnm 

e  Speealo  HistorialiVincentüBelracensis  ejusdem  Argu- 

aenti.  Auetore  Reinesio  Reineccio.  IIalberstadiil585.4^ 

Ayton  Armeno^    dcir  origini    et  successione   di 

'    Gran  Cani  Imperadori  Tartari,   et  come  aggrandirono 

llmperio  loro,  et  della  vita,  religionc,  costumi  et  con- 

ditione    de'    Tartari.       In   der    Raecolta    di    Ramusio, 

VoLn.  p.  60 — 66.     Zerföllt  in  zwei  Thcile,  nämlicli:  Discorso 

»opra  il  libfo  dcl  Signor  Ilaytou  Armeno^   p.  60a — 62, 

Qfl(i:  Parte  Seconda  dolla  Historia  del   Signor   Ilaytou 

Armcno^  che  fü  figliuol  del  Signor  Curcbi,  parente  de' 

Re  di  Armenia.     p.  62»— 64». 

Couipeudio  della  Storia  de'  Tartari  scritta  dcll' 
Armeno  Aitone,  fatto  da  Gio  -  Boccaccio  in  latino, 
•ravato  e  (radoüo  in  volgarc,  c  pubblicato  da  Scbast. 
Ciampi.     In  Monunienti  di  uu  9lanuscritto  Autograro  e 

110.     S.  üben  Seite  4. 


—     420     — 

Lettere  incdite  di  Mes.  Gioyanni  Boccaccio,  ii  tufto 
trovato  ed  illustrato  da  Sebastiano  Ciampi.  Milane. 
i830.    8*^. 

Ilaithoni  Armeni  Historia  Orientalis.  In  Hakloyt 
Voyagcs.    Vol.  IV.    p.  479. 

Ilaithoni  Armeni  Historia  Orientalis,  qnae  et  de 
Tartaris  jnscribitnr.  In  Andr.  Müileri  M.  Pauli  Teneli 
de  rcgionibns  orientalibus  libri  IIL  Coloniae  Braii- 
deb.    1671.     4^ 

Ilaithoni  Armeni  Historia  Orientalis  qnae  eadein 
et  de  Tartaris  ikiscribitur.  S.  1.  1671.  4<^.  Besonderer 
Abdruck  ans  Andr.  MüUer's  Marco  Polo. 

Histoire  Orientale  ou  des  Tartarcs,  de  Halten, 
parent  du  Roi  d'Armenie:  qui  coqiprcnd  premiörement 
une  succinte  et  agr^able  description  de  pinsienrs  roy- 
aumes  ou  pais  orientanx  selon  Tdtat,  dans  leqncl  ils  se 
trouVoient  enriron  Tan  1300;  secondement  une  relatien 
de  beaucoup  de  choses  remarquables,  qui  sont  arriries 
aux  peuples  de  ses  pais  et  nations.  Le  tont  dicrit 
par  la  main  de  Nicolas  Salcon^  et  traduit  suirant 
l'i^dition  latine  d'Andrä  Müller  Greiffenhag.  In  Bergeren 
Voyages  Vol.  IL 

In's  Holländische  Hberselzl  dmch  J.  H.  Glazemaker^ 
und  gedruckt  bei  seiner  Uebersetzung  des  Marco  Poh^  Am-' 
sterdam  1664.     4\*" 


'vi 


lli.     S.  oben  Seile  115.  J* 


—     121     — 

12. 

Ricold  de  Montecroix. 
1296. 

M  Jahre   1296  wurden  Ricold  de  Montecraix*^^ 
oder  RiealdHS,  'de  Manie  Crucis,  ein  Dominicaner 
an  Wloteaz,   Sanctius  de  Bolea^    GuiUelmus  Bemardi, 
Bermßrdus  €ruille  und  mdbre  andere  Mönche  von  dem  Pabste 
Bonifazias  YIII  zu  ben  Sarazenen^  Bulgaren,  Rumänen^  Alanen^ 
Chazarra,  Gothen,  Russen^  Nestorianem^  Georgiern^  Tataren^ 
wA  andern  östlichen  und  nördlichen  Völkern  geschickt,  und  Ricold 
Uiteriiess  von  seinen  Reisen  ein  Itinerarium  peregrioationisj 
dessen  Original  -  Text  aber   nicht   bis   auf  uns  gekonunen  ist. 
Jokmm  Lelongy  ein  Benedictiner- Mönch  zu  Ypem^is,  über- 
setzte des  Werk  1351  in's  Französisch^,  und  nur  durch  diese 
Ud»ersetzung  kennen  wir  Bicolds  Reise. 

Es  sind  von  Lelong's  Uebersetzung  vier^  wie  es  scheint 
ziemlich  gleichlautende  Abschriften  bekannt.  Die  einC;  welche 
zugleich  die  Reisen  von  Haiton,  OderiC;  Boldensel  und 
dem  Erzbischof  von  Solthünych  enthält^  in  foL;  mit  Minia- 
turen verziert,  befindet  sich  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Paris"*, 
miter  No.  7500  C.  Von  derselben  erhielt  der  Reichs -Kanzler, 
GrafRnmanzow,  eine  Abschrift,  welche  sich  in  der  Bibliothek 
te  Rumänzowschen  Museums,  unter  No.  40  befindet. 
Diese  Uebersetzung  führt  folgenden  Titel: 


112.  Auch  Richard,  Ricuid,  Bicul  und  Bicula  genannt 

113.  Lelong  war  später  Abt  Von   St.  Bertin  zu   St.  Omer  und  starb  als 
^  üü  J.  1387. 

il4.    Joe.  Eckard   ei   Joe,  Queiif  Scripiore»    Ordmü  Praedicalontm, 
^  1TI9,  foL  T.  l.  p.  504. 


—     122    — 

Cj  commeiice  le  livrc  de  percgrinacion  de 
ritineraire  et  du  vojage  que  'fist  ung  bon  preu  d'omme 
des  freres  precheurs  qiii  ot  nom  frire  Riculd  qui  par 
le  coramendement  du  Sait  Pere  ala  oultre  mer  poor 
prechier  aus  mescreans  la  foj  de  Dieu  et  uont  en  ee 
traictiä  par  ordonnance  contennz  les  royaumea  pays 
et  provinces  Im  manieres  diverses  des  gens^  les  loy% 
les  sectes,  les  ereances  etc.  Et  fut  ce  livre  tranalmleir 
du  latin  en  fran^ois  en  Fan  de  gr&co  mil  cccn  hU 
et  eompilö  par  frere  Jehan  Lelong  dTpre  moiae  4b 
Teveschde  de  taroenne.    Folio« 

Die  ganze  Absohrift  ist  abgedraokt  unter  dem  Titel: 
L'hjstore   merveillense  plaisante   et   reereatite 
du  grand  empereur  de  Tartarie  seigneur  des  Tartares 
nomm^   le  grand  Can  etc.    Paris    1529.    82  BL  U.  ML 

Die  zweite  Abschrift  von  Lelong'^s  Uebersetzong  ist 
in  der  Stadt-Bibliotliek  zu  Bern  befindlich  ^^i^^  in  derselben  Hand» 
schritt,  welche  den  Marco  Polo  enthält. 

Die  dritte  in  der  Bibliothcca  Gottoniona  zu  London^ 
unter  der  Bezeichnung  Otho  D.  1!."6. 

Die  vierte  in  der  erzbischöflichen  Bibliothek  zu  Mainu- 
Ein  Auszug  aus  der  Percgrinacion  findet  .sich  in  Horray^s 
DiscoYeries  and  Travels  in  Asia,  Vol.  I.  p.  197 — 202. 

Ricold  de  Moutecroix,  voyageur  et  missionnaira 
en  Asie.  In  Nouveaux  Mi^langes  Asiatiques  par  II« 
Abel-R6musat,  Vol.  H.  p.  199—202. 


115.     S.  Sinner  Caiai.  Codic.  Mss.  Biblioth.  Bernensis.     T. 


116.    S.  Oaiaiogua  liörorum  mss.  Bibliothecae  Cöiiomanae,  icr^pi, 
Sanihtb.     Oxford  1G96.  Fol.  p.  74.  75. 


—     123    - 

I 

Oderico  di  Pordenone. 
1317. 

tkkrieo  Mattheusri^  ein  Franciscaner  -  Mönch;  wnrde 
■14385  IQ  Pordenone  im  Frianl  geboren^  weswegen  er 
Mh  gewOfanHoli  Oderico  von  FHaul^  Ordericw  de  Foro 
MUy  moh  OdericHS  de  Portenau  genannt  wird.  Er 
■temaliBi  1317  eine  Reise  durdi  die  Tatarey  aber  Trapezimt 
Mdi  hdten^  nnd  kdirte  Ober  Tibet  nadi  Europa  zarQck.  Im 
Jabre  1330  dictirte  er  in  Padna  einem  Mönche,  ChtgUeImo 
M  Bologna  ^^'^f  seine  Reisen  italiänisch  in  die  Feder^  und  begab 
doh  dum  nach  Udine^  wo  er  1331  starb.ii« 

Abschriften  von  dem  Reise  -  Berichte  Oderico's,  nnter 
loa  Titel:  de  Mirabilibus  Mündig  nach  der  lateinischen 
TU  dem  Mönche  Heinrich  von  Glat%  gemachten  Uebvsetnmg, 
hiUdlBa,  in  der  König!.  Bibliothek  zu  Paris^  unter  No.  2584 
«d  3195;  in   Cambridge    im    Corpus  -  Christi   College;   unter 

INo.  407^  und  in  der  Dom  -  Bibliothek  zu  Mainz,  unter  No.  52. 
Die  französische  Ucbersetzung  von  Jean  le  Long  von 
Tpern  befindet  sich  handschriftlich  in  der  Königl.  Bibliothek  zu 
Fifis,  unter  No.  7500  C.  und  No.  8392,  auf  Pergament  und 
Bit  \ielen  Miniaturen,  in  der  Stadt -Bibliothek  zu  Bern,  und  in 
<er  Bibliotheca  Colloniana  zu  Cambridge. 


117.  S.  ReceDsns  codd.  Mognntiac  in  R.  Capitnli  metropolitaai 
^Uotbeca  Ulitantiam,  pars  prina.  In  Vol.  Ferd.  de  Gnden  SjHoge  I 
^■fiona  diplomatarionim  oionnmentoniniqno  yeternm  ineditonim  adhne, 
*^  ttf  iremanicas  inprimis  rero  Mognnlinas  illnstrantinm.  Francof.  1728. 
S*.  f.  377.  385. 

118.    Durch  ein   päbstliches   Dekret   vom   2  Juli   1755   wurde   Oderico 
^  cesprochen. 


I 


—     124    — 

Oderico's  Reise  ist  gedruckt: 

In  den  Actis  BoIIandi  und  Annalibus  Widd 

Lateinisch   und  Englisch,     bei    Hakluyt, 
p.  39-67. 

Italiänisch,  bei  Ramusio,  in  den  Zusatz« 
Tommaso  Giunti,  Vol.  II.  fol.  237— 248,  und  in:  1 
storico  alle  gesta  del  Beato  Oderico  deir  ordii 
Minor!  conrentuali^  con  la  storia  da  Ini  detta 
sQoi  riaggi  asiatici,  illnstrata  da  nn  religioso 
ordine  stesso,  e  presentata  agli  amatori  delle  ant 
(Dal  Fr.  Giuseppe  Venni.)    Venezia  1761.    4^  ' 

Französisch;  in:  L'hystore  meryeilleuse  pla 
et  recreatire  du  grand  empereur  de  Tartarii 
Paris  1520.  fol. 

Englisch;  in  Murray^s  Discoreries  and  T 
in  Asii^    Vol.  I.   p.  183—192. 

Sprengel  giebt  in  s.  Geschichte  der  geog 
scheu  Entdeckungen  S.  348—349,  eine  Vergleichu 
verschiedenen  Orts-Benennungen  ^  die  in  Oderico* s  Reis 
kommen. 

Man  sehe  übrigens  noch  den  von  de  la  Henat 
verfassten  Artikel;  Qderic  in  der  Biographie  unive 
von  Michaud.     T.  XXXI.  p.  499—500. 

14. 

Ibn     Batuta« 
1324. 

Ibn  Batutttf  ein  Arabischer  Schriftsteller^  hinterli< 
Beschreibung  einer  Reise ;  in  welcher  die  Russen  hier  i 
erwähnt  werden. 


~     126     — 

S.  Ober  ihn:  Frähn's  Ibn-Foszlan,  S.  229—230. 
Das  Werk  ^^sselben   erschien  zum  erstenmale  in  einer 
Uebersetznng  gedmckt  unter  dem  Titel:  The  Tra- 
Tels  of  Ihn  Batuta,  translated  from  the  abridged  Arabic 
Ml.  copies  bj  Lee,  London  1^29.    ¥. 

Um  ansführlidie  Nachricht  über  Ibn  Batuta  und  seine 
Mie^  tedat  man  in:  PjecRifi  B'Kcthhki,  1841  No.  IL 
p.462. 

15. 

Jean    de    Cor. 

1330. 

Jeim  de  Cor^  ein  französischer  Mönch;  wurde  im  Jahre 
1330  ram  Pabste  Johannes  XXn.  als  Missionair  in  die  Tatarey 
und  für  seinen  Eifer  im  Bekehrungs- Wesen  von  ihm 
Erzbischof  von  Solthänych  ernannt.  Er  hinterliess  über  seine 
einen  Bericht ,  welcher  folgenden  Titel  fuhrt: 

De  TEstat  et  de  la  Gourernanee  du  grant  Kaau 
it  Cathaj  souverain  empereur  des  Tartrei^,  et  de  la 
'iqiosition  de  son  empire  et  de  ses  autres  princes; 
iiterpr^tö  par  un  areevesque  que  on  dit  Tarecyesque 
Siltensis  ^1%  par  le  eommandement  du  pape  Jehan  ringt- 
'euiesme  de  ee  nom,  et  translat^  de  latyn  en  fran^oys 
ptr  frire  Jehan  le  Long  n^  de  Yppre,  moine  de  Sainet- 
krthin  en  Sainct-Umer. 

Dieser  Bericht  befmdet  sich  handschriillich  in  der  königlichen 
IftKotbek  zu  Paris,  unter  No.  8392 ,  in  einem  sehr  schönen 
M  mit  vielen  Miniaturen  verzierten  Manuscripte. 

S.  D'Avezac,  Relations  des  Nongoles  ou  Tatares, 
1^  25. 


119.     Abbre^irt  für  $ofiamen$i$,  von  SoUhdmych, 


—     126     — 

16, 

Jourdain    Cafalln. 
1330. 

Jourdain  Catalan^  gewöhnlich  Jordanus  Catidmd 

genannt^  ein  französischer  Dominicaner-Mdncb  aus  S6ytrae,  machte 
Im  Anfange  des  XIV  Jahrhunderts  verschiedene  Reisen  in  AsfM/ 
und  warde  1330  vom  Pabstc  Johann  XXn  nach  Solthftnyelr^  ll 
der  Tatarey^  geschickt^  um  dem  dortigen  Erzbischof^  Jean  de 
Cor^  das  Pallium  zu  bringen.  Er  hinterliess  einige  Schriften, 
von  welchen  besonders  seine  Memorabilia  hiehcr  gehören^  von 
denen  sich  eine  Abschrift  im  Besitze  von  Walckenaer  in 
Paris  befand^  nach  welcher  sie  die  Geographische  GeseUsdiaft 
in  dem  Recueil  de  Voyages  et  de  MömoireSy  YoL  IV. 
p.  1—65  abdrucken  liess. 

Der  Bericht  führt  dort  den  Titel: 

Deseription  des  Merveilles  d'onc  partie  de  PAsie, 
par  le  P«t  Jonrdan  Catalani. 

S.  D'Avezac  a.  a.  0.  p.  25.  26. 

17. 

Jean  de  Mandeville. 
.  1332. 

Jean  de  SlandevUlc  gehörte  einer  alten  und  vorneh- 
men Familie  in  England  an.^^o    Er  wurde  zu  St.  Albans  geboren 


120.  In  der  ältesten  Aasgabe  von  seinen  Reisen^  wird  er 
Monie  Villa  und  in  dem  Mainzer  Codex:  Mendtwil  genannt.  In  seiner  verfl 
OrlheliuB  in  dem  Itiner*  Belgiae  aufbewahrten  Grabschrifl  heisst  es  vts  ftiMB 
Alias  dictuB  Barbam-,  auch  wird  er  hier  Dominm  de  €Utmpdi 
d'^vcMoe  im  b.  Plan  Carpin.    p.  33. 


-     127     — 

vd  gOMSS  etoer   ffir  seine  Zeit  sehr  sorgfaltigeit  Erziehung. 

^iter  stndirte  er  die  Mathematik,  Arzneiwissenschaft  und  Theo- 

tofßfb,  QBd  verfasste  Werke  über  alle  diese  Wissenschaften.  Sein 

«Btemehmender  Geist  trieb  ihn  indessen,  in  der  Ferne  Kenntnisse 

«Mi  Be6(Aiftigiuig  za.  soeben,  und  so  trat  er  1322  fiber  Frank- 

eine  Reise  nadi  dem  geM)tm  Lande  an,   diente  mehre 

den  Sidtan  von  Aegypten  und  dem  Gross -C3ian  von 

I,  und  nachdem  er  33  Jahre  lang  ganz  Asien  durchwandert, 

kehrte  &  nach  Europa  zurdck,   und  Start)  1371  in  Lüttich, 'wo 

■an  noch  sein  Denkmal  sieht.    Im  Jahre   1356,  wie  er  sdbst 

lagt,  im  34^te]i  Jtkre  nach  seiner  Abreise,  entwarf  er  dm  Beridit 

TOi  seiner   Reise,   wahrsdieinUch  in   französischer  Sprache, 

Umsetzte  ihn  aber  bald  nachher  selbst  in's  Lateinische,  und 

Bahn,  nach  seinem  eigenen  Gestfindmsse,  darin  vieles  aifö  damals 

beliebten  Chroniken,  Reise-Abentheuem  und  Ritter-Romanen  auf^^i 

Es  giebt  auch  in  England   viele  Absdiriften  dnes  englischen 

Berichts  dieser  Reise,    deren  Original  dem  Könige  Eduard  m 

gewidnet  ist,   und   ebenfalls  Mandetoitle  zum  Verfasser  haben 

Hier  gehört  sein  Werk  besonders  her  wegen  seiner  aus- 
hhrUchen  Nachrichten  von  den  Tataren  und  den  von  ihnen  be- 
herrschten Ländern. 

Ausser  den  erwähnten  englischen  Handschriften,  giebt 
€S  noch  eine  sehr  alle  in  französischer  Sprache  in  der  Sladt- 


121.  D*Ave%ac  sagt  in  seinem  Phn  Carpin  p.  29:  „Nul  Toyagenr  tl\ 
M  aoisi  decrie  q«e  l'aiglaift  Jkan  de  Mnmätcilk  poor  les  fabnleuses  merteilles 
*•<  est  parsemee  sa  relation. " 

122.  S.  über  JUanderiile's  Reisen:  Uannöversehes  Magazin ,  1754. 
^  '122-1134;  1755  S.  225-234.  Bnam  Heiir^,  Tb.  i  S.  62.  Eichhorn 
^''^^  if.  iMer.  .Bd.  H  Tb.  1.  S.  340. 


—     128     — 

Bibliothek  zu  Bcm^ss^  und  eine  andere  sehr  schöne  in  der  Biblioth^- 
que  Royale  zu  Paris^  auf  Pergament  und  mit  vielen  Miniaturen.  **« 

Die  verschiedenen  Ausgaben  dieser  Reise  sind  folgende: 
Englische: 

A  lytele  Treatise  or  Booke,  named  Johan  Man- 
dcuyll,  Knyht^  born  in  Bnglande,  in  the  towne  of 
Saint  Abone,  and  speaketh  of  (he  ways  of  the  Haoly  t 
Lande  toward  Jherusnlem,  and  of  Marnyles  of  Indc^ 
and  of  otber  dyrerse  countries.  London  1499.  8% 
1503.  S%  1568.  4%  1670.  4%  1696.  4<>,  1722.  4%  und 
endlich  die  vollständigste  Ausgabe  unter  dem  Titel :  The  roiage 
and  travaile  of  J.  de  Mandeville,  wliich  treateth  ofthe 
way  of  Hiemsalem  and  of  marvayles  of  Inda,  with 
other  islands  and  countiyes,  London,   1727.   8^ 

Nach  dieser  letzten  Ausgabe  auch  in  Mnrray's  Disco- 
yeries  and  Travels  in  Asia,  Vol.  I.  p.  193 — 197. 
Lateinische:  • 

Dom.  Joh.  de  Monte. villa  eqnitis  itinerarius  a 
terra  Angliae  in  partes  Iherosolimitanas  et  in  ulteris 
res  transmarinas....  translatns  in  hanc  formam  latinam. 
s.  I.  et.  a.  Gedruckt  bei  der  ersten  Ausgabe  von  Marco  Polo, 
Rom  oder  Venedig^  1484  bis  1490. 

In  Purehas  Pilgrimes,  in  einem  lateinischen  Auszüge. 
Französische: 

Ce  lirre  est  appeli  Blande ville^  et  fut  fait  et 
composi  par  Jchan  de  Mandeville,  chevalier  natif 
d'Angleterre  de  la  rille  de  St.  Albain ,  et  parle  de  la 
terre  de  promission,  e'est  k  dire  de  Jerusalem  etc. 
Lyon,  1480.  kl.  fol.    Ebcnd.  1487.  4«. 


123.  S.  Simmer  Caial.  Bibltoth.  Bememt's.     T.  U.  p.  415. 

124.  S.  dAveiufc'B  Plan  Carptm  etc.     p.  4.  ^ 


—     129     — 

Maitre  Jehan  de  Mandeville,  leqiiel  parle  des 
gnmdeu  arentores  des  pays  Stranges  oii  il  s'est  trouvd, 
enaemble  la  terre  de  promission  et  da  saint  voyage 
de  Bierasalenau    Paris  o.  J.  ^\  Ebend.  1517  u.  1542. 

Ein  so  beliebtes  Buch  musste   auch  sehr  früh  in  andere 
Sprachen  übertragen  werden.     Wir  kennen  von  diesen  alteren 
üeber^elzungen  folgende: 
Italiiniscbe: 

Tractato  delle  piu  maravigliose  eosse  e  pia  no- 
tabili,  ehe  si  troyano  in  le  parte  del  mondo  redate.... 
del  eavalier  J.  da  MandaTilIa.     Milano^  1480.  4®.   Bo- 
logna, 1488.   4«.     Venezia,  1491.    4».     Firenze,  1492. 
»•.    Venezia,   1496.    4».     Milano,   1497.    4».     Bologna, 
1497.  4*.     Venezia,  1515.   4«,     Ebend.  1534.   S«.     1537. 
8*.    1564.  8^     1567.  8^ 
Deutsche: 
Das  bueh  des  Ritters  von  Montevilla.  Angspurg, 
1481.  f.  mit  Holzschn.     Ebend.  1482.  f.  mit  Holzschn.  Diese 
l-fbersetzung  ist  von  ^lichelfetser. 

Johannes    von    Montevillii,    Ritter.     Strassburg, 
1484,  r.  mit  Holzschn.     Ucbersetzt  von  Otto  von  Defneriu- 
gem.     Wieder  abgedruckt.     Ebend.  1488.  4».;   1499.  fol.  mit 
Holzschn.;  1501.  fol.  mit  Holzschn.;  1507.  fol. 

Des  Ritters  Johannes  von  Montevilla  Reyss  und 
nTanderschafli  durch  das  gelobte  Landt,  Indien  und 
Persien.     Francf.   1580.  8».;  1600.   1008.   • 

Dieselbe  im  Reisbuch  des  heiligen  Landes  etc. 
Frmnkr.  1629.  fol.  Th.  1,  S.  759. 

Des  Ritters  Johannes   von  Montevilla  Curieu.se 
Reissbeschreibung,  o.  0.  1690.  8».;  1692.  1696. 
Spanische:  Valencia,  1540.  fol. 


—     130     — 

Französische:  Von  Bergeron^  nach  dem  bei  Pur- 
cAm  befindlichen  lateinischen  Auszüge^  im  zweiten  Theile  seiner 
Sammlung  unter  folgendem  Titel: 

Kecueil  ou  Abr^g^  des  Voiages,  et  Observation» 
du  Sr.  Jean  de  MandeTÜie,  Chevalier  et  Professenr  en 
M^decine,  faites  dans  l'Asie,  TAfrique  ete.  Commen- 
c6eu  eu  Tan  mcccxxxii.  ^^^  Dans  lesquelles  sont  com- 
pris  grand  norabre  de  cboses  inconnnes.  Par  tlon- 
sieur  (John)  Bale.  i>< 

18. 

Francesco  Balducci  Pegolotti. 
1335. 

Francesco  Balducci  Pegolotti  »»%  aus  Florenz^ 
machte  im  Dienste  einer  florentinischen  Handels  -  Gesellschaft 
Reisen  nach  dem  Oriente^  und  sammelte  besonders  in  Tant 
(Asow)  sehr  nützliche  Nachrichten  über  die  Wege  der  Kara- 
wanen^ welche  durch  das  Innere  von  Asien  nach  China  zogen. 
Er  schrieb  darüber  um  das  Jahr  1335  ein  lur  seine  Zeit  sehr 
merkwürdiges  Werk  unter  dem  Titel:  Libro  di  Divisamenti 
di  paesi   et  di   misurc  di  mercatanzie  e  d'altre  eose 


125.  Diess  ist,  wie  man  oben  gesehen  bat,  falsch,  and  mas&  1322  heissaa. 

126.  Hieher  gehören  noch  folgende  weniger  wichtige  Reisende:  in 
dentsche  Ritter  IVUhelm  von  Boldemel,  1330;  der  spanische  Frandscaner 
PoBquale  de  Victoria,  1338;  der  Florentiner  -  Mönch  Gwvammi  de*  MmtjgaßM 
äi  San  Lorenno,  1338;  und  einige  andere,  über  deren  Reisen  in  der  Tatarey 
und  ihre  Berichte  darüber  man  in  VAoeuae'e  vortrefllicher  Bearbeitaif  des 
Piano  Carpini  Nachricht  findet. 

127.  Er  wird  auch  bisweilen  PegoieUi  genannt 


—     131     - 

bisogncFoIi  di  sapcre  a'  mercatanü  di  diverse  parti 
del  mondo,  eine  Art  von  Handelsgeographie.  Diese  Schrift 
dsohien  nach  der  in  der  Riccardi'schen  Bibliothek  in  Florenz 
beiadlichen  Handschrift  unter  obigem  Titel  gedruckt ^  Lisboa  e 
Lucca,  (Florenz)  1766,  und  macht  zugleich  den  dritten  fiand 
aas  TOB  dem  Werke:  Della  Decima  e  delle  altre  grarezze 
iaiposle  dal  comnne  di  Firenze,  della  moneta  et  della 
■lerealara  dei  Fiorentini  fino  al  secolo  XVI.  Opera 
di  Gian  Francesco  Pagniui  del  Ventura.  In  Firenza 
1766,  4^  IV  Vol. 

Dieser  Aufsatz,  durch  welchen  das  Werk  hier  eine  Stelle 

verdient^  bildet  das   erste    Capitel   desselben;    und   fOhrt   den 

Titel:  iLyisamento  del  viaggio  del  Gattajo  per  lo  cam- 

mino  della  Tana  ad  andare  et  (ornare  con  niereatanzie, 

und  man  findet  ihn  wörtlich  in's  Deutsche  übersetzt  in: 

Forster's  Geschichte  der  Entdeckungen^  S.  187- 
189  mit  erläuternden  Anmerkungen. 

Franz  Balducci  P/CgoleKi's  Reise  -  Route  von 
A$o(  nach  Peking.  Mit  dem  gegenüberstehenden  Texte  des 
Originals.  In  Sprengel's  Geschichte  der  geogr«  Endeck. 
S.  257 — 260.     Mit  sehr  vielen  Anmerkungen  und  Erläuterungen. 

19. 

Luchino   Arigo. 
1374. 

Der  noch  ungedruckte  Bericht  von  einer  Expedition  des 

Geonesen  Luchino  Arigo  nach  dem  Don  und  dem  Caspischen 

Meere  im  Jahre  1374^  findet  sich  in  einer  Handschrift  aus  dem 

Anfange  des  XV  Jahrhunderts,  welche  den  Titel  führt:  Itinera- 

rium  Antonii,  Usus  Naris,  und  in  der  öiTentlichen  Bibliothek 

zu  Genua  aufbewahrt  wird. 

9* 


—     432     — 
20. 

Peter   Suehenwirt 
1377. 

Peter  Suchenwirt ^'^^^  wahrscheinlich  aus  Oesleireicii 
gebürtig  129^  lebte  ungeflUir  vom  Jahre  1356  bis  aber  das  Jahr 
1395  hinaus,  und  hinterliess  eine  Sammlung  von  Gedichtra, 
welche  theils  in  geschichtlichen  Erzählungen,  theils  in  allegori- 
schen Lehrgedichten  bestehen.  In  den  erstem  findet  man  mehre, 
von  dem  Dichter  grösstentheils  an  Ort  und  Stelle  gesammelte» 
zwar  kurze,  aber  doch  für  die  Zeit  in  welche  sie  gehören, 
immer  schätzbare  Nachrichten  über  Russische  Länder  und  Gebiete, 
und  über  geschichtliche  Vorgänge,  die  sie  betrelTen,  und  in  dieser 
Hinsicht  verdient  Suehenwirt  hier  wohl  eine  Stelle.  Von  der 
vollständigen  Sammlung  seiner  Gedichte  sind  zwei  Handschriften 
bekannt,  von  denen  die  eine,  pfälzische,  lange  in  der  vaticani- 
sehen  Bibliothek  auibewahrt  wurde  i»»^  und  sich  nun  wieder  in 
Heidelberg  befindet;  die  andere  aber  in  der  Kais.  Hofbibliothek 
zu  Wien.  Zum  Drucke  beförderte  sie  zuerst  der  gelehrte 
Primisser  in  Wien  unter  folgendem  Titel:  Peter  Saehen- 
wirt's  Werke  aus  dem  vierzehnten  Jahrhunderte.  Ein 
Beitrag  zur  Zeit-  und  Sittengeschichte,  mit  einer 
Einleitung^bistorischen  Bemerkungen  und  Wörterbnche. 


128.  In  einer  heidelbergischen  Handschrift  seiner  Gedichte,  welche  sich 
in  der  Yalicanischen  Bibliothek  befand,  heisst  er  Peter  der  Smckemmiri, 

129.  Man  hat  vor  karzem  aas  einigen  Stellen  seiner  Gedichte  z«  liewei- 
sen  gesucht,   dass  er  aus  Bamberg   gebärtig  gewesen  sei.    S.  Amis  im  JLrehh 

für   Geerh.    und  AUerihwmkvmde  tu    Ober/ramkem   wm   E.   C    99m   Umgimiu 
Bd.  I.  llen  i    >o.  3. 

130.  S.    Friedr.   Adelung,    Nacht ichien  vom   aiidemieekem   Gedicktm 
tee/vAe   ame  der   Utide/öergüchen   Bibliothek  im  die  Vatieamieehe  geAammem 

Miud,     Königsberg  179«.     8-.     S.  10. 


—     133     — 

Von  AloiM  Primisser  n.  s.  w.    Wien,  1827^  gr.  8^    In 
den   gesduchUidien   Gedichten    berührt   Suchenwirt   fast   die 
ganie  Zeitgeschichte,   indem   er  die  Begebenheiten  nnd  Thaten 
der  Hdden  seiner  Zeit,  vorzüglich  aber  seines  Landes,  in  und 
nasser  seinem  Yaterlande,  erzahlt«   Einige  dieser  fahrenden  Bitter, 
nnduBter  ihnen  besonders  Friedrich  von  Chreutzpeck  nnd 
HftBS  von  Traunn,  kommen  auf  ihren  weiten  und  mannigfalti- 
gen  Kriegszflgen    auch   in    russische    Länder,    und   beide 
wohnten  unter  andern  der  Schlacht  von  Isborsk,  1348,  und 
der  Erstürmung  dieser    Stadt  durch    den   deutschen 
Orden,  bei«    Isborsk   vrird   hier   Eysenburk  auch  Eysen- 
wurch  genannt,  und  erhfilt  den  Beinamen  die  gehewer,  oder 
toriiche.    Was  übrigens   von    den  Thaten  dieser  Helden  sonst 
noch  Bezug  auf  die  Geschichte  Busslands  hat,    mxA  an  einem 
anlero  Orte  seine  Stelle  finden,  i'^ 

Vorzüglich  gehört  aus  Suchemcirts  Werken  das  vierte- 
Gedicht  hieher,   welches  die   Ueberschrift  führt:   Von  Herzog 
Albrecht's  Bitterschaft.     Im  Jahre   1377   unternahm  nämlich 
der  junge    Herzog   Albrecht   III,     Sohn    Albrechts   H   von 
Oesterreich,  in  Begleitung  vieler  Edelleule  eine  Bilterschaft  nach 
Prenssen,    auf  welcher   Suchenwirt   ihn   als   Hofdiener 
begleitete,  und  daher  die  durchzogenen  Länder  aus 
eigener  Ansicht  beschreiben  konnte.     Die  Kriegsmann- 
schall des  Herzogs  Albrecht  rückte  von  Insterburg  in  Preussen, 
zugleich   mit    dem     deutschen    Ordensheere    nach     Samaiten 
(Samogitien)  vor,  und  drang  darauf  in  russische  Landstrecken 


131.  b  einem  Werke,  welches  nächstens  unter  dem  Titel  erscheinen 
«v4:  JfmeknckUm  der  Atulämdftr  über  RmtBlamd,  vom  den  älietiem  Zeüen  te 
Mmm  Aa/mmge  de§  mchinehnUn  Jahrhundert; 


—     134     — 

ein,   die    spater  nnler    polnischer    Oberherrschaft   Schwari- 
Renssen  hiessen.     Suchenvoirt  erzählt  v.  360  folg. 

Des  dritten  tages  chom  daz  her 
Vroleich  in  ein  ander  lant 
Daz  was  Rnasenia  genannt, 
Da  aach  man  wuhaten^^^^  prennen , 
Slahen,  achiezzen  und  rennen, 
Ilaid  ein,  pusch  ein,  unverzagt  u.  S.  W. 
Darauf  wijd  v.  427  folg.  weiter  berichtet: 

Daz  her  wuchst i^^  drew  gantze  lant 

Die  ich  mit  namen  tue  bechannt; 

Same^t^s«,  Rusaein,  Aragel^s^. 

Wint,  regen  und  der  hagel 

Begraif  una  da  mit  grozzen  yrost. 

Da  fault  uns  harnasch  und  die  chost  u.  s.  W. 

Die  Krcuzrahrer  zogen  sich  hierauf  zurück ,  v.  441  „und 
eylten  tzu  der  Mymmel^^»«;  unterwegs  stehen  sie  Jedoch 
grosses  Ungemach  darch  scl^lechte  Witterung  in  dem  unwegsamen 
Lande  aus.    Sie  durchziehen  v.  473  folg. 

Ein  wildung  heist  der  graudeni^'', 
Gen  Westen  noch  gen  sauden^'" 
So  poz  gevert  ich  nye  gerajt, 
Daz  sprich  ich  wol  auf  mejn  ajt  u.  s.  w. 
Sie  erholen  sich  jedoch,  wie  es  weiter  v.  483  heisst: 
Tzu  Chunigezperchis^  so  waz  uns  gach 
Do  het  wir  rue  und  gut  gemach. 


132. 

Wüsten,  verwüsten. 

133. 

Verwüstete. 

134. 

Samogiticn. 

135. 

S.  weiter  unten. 

136. 

Die  iMpinel. 

137. 

S.  weiter  unten. 

138. 

Süden. 

131). 

Köniirsbertf. 

—     135     — 

Die  oben  angeführten  drei  Landschaften  Rassein,  Ara- 
gel  und  Granden  eitiirt  Hr.  Primisser  durch  Weissrnss- 
lind;  Carelien  und  Grau  den  z.^^o     Diese  Landschaften  sind 
iber  von  Insterburg^  dem  Orte^  von  welchem  das  Ordensheer 
üdbrach,  so  entfernt  und  aus  einander  gelegen^  dass  diese  Er- 
Unng  sehr  unwahrscheinlich  wird.    Natürlicher  scheint  folgende^ 
wodurch  die  von  SucAenmrt  angeführten  Namen  von  Land- 
r      sdttften,   nassen  und  Oertern  richtig  gedeutet  ^   und  durch  die 
nachbarliche  Lage  derselben  die  Wahrheit  und  Genauigkeit  seines 
Beridites  dargethan  wird.    Das   Ordensheer  fällt  von  Insterburg 
ans  in  Samogilien  ein,    dringt  am  dritten  Tage  in  Russenia. 
vor,  nämlich  in  Schwarz-Russland;  die  Gegend  von  Nowogrodek 
im  jetzigen  Grodnoschen  Gouvernement,  an  dem  obem  Niemen, 
in  Preiissen  Memel  genannt;   ver\^1istct  einen  Strich  in  diesem 
Lande  und   in  Aragel,   eilt  dann  an  die  Memel ,   und  zieht 
sich  durch  die  Wildniss  Grau  den  wieder  in's  Ordensland  zurfick, 
vorauf  Suchenwirt  in  Königsberg  von  den  Mühseligkeiten  des 
Hcerzuges  ausruht.   Er  versichert  dabei,  und  will  es  beschwören, 
ii&s  er  bis  dahin  nie,    weder  in  Westen  noch  in   Süden,  so 
schlechte   Wege  gesehen    habe.     Aragel  ist  nämlich  der  ger- 
manisirte    Name    einer   Lithauischen  Landschaft  Aragola   oder 
Aragalleni«>,  und  die  Wildniss  Grau  den  ist  die  Gegend  am 
IViemen,    nordwestlich   von   Grodno,    welche  Stadt  bekanntlich 
am  Nicmen  liegt  und  um  jene  Zeit    schon  erbauet    war.     Die 
Landschaft,  die  sich  von  da  nordwestlich  gegen  die  preussische 
Granze  zieht,    ist  noch   in   unsern   Tagen  wenig  bekannt,    und 
konnte  von  Suchentcirt  leicht  eine  Wildniss  genannt  werden. 
Ein   solcher   Zug,  von  Insterburg  aus  durch   Samogitien  bis  in 


140.  S.  PrimÜBtrs  Erläuterungen  und  Anmerkungen  S.  195  und  202. 

141.  S.  Scklömer's  Geschichte  von  Lilhauen. 


.-     136     — 

die  Gegend  von  Nowogrodek,  und  von  da,  am  Niemen  über 
Grodno  hinaus,  zurück  zur  preussischen  Gränze,  konnte  allerdings 
in  kurzer  Zeit  vollbracht  werden."* 

Schliesslich  ist  noch  die  Bemerkung  hinzuzufügen,  dass 
Suchenwirt  die  Verschiedenheit  der  von  ihm  erwähnten  Russi- 
schen Länder  gekannt  zu  haben  scheint.  Das  ihm  entremteste 
nordöstlichste  Russland,  mit  dem  die  livländischen  Ritter  Krieg 
itihren,  nennt  er  Wciss-Russland  (Weizzen  Reuzzen)."» 
Isborsk  liegt  in  Weiss-Russland.  S.  XVIII.  v.  205  u.  206.  Die 
russischen  Gebiete,  welche  an  Lithauen,  im  engem  Sinne,  grfin- 
zen,  beissen  bei  ihm  Russenia  oder  Russein,  S.  VI.  v.  362 
u.  429;  es  sind  die  von  einem  Volke  russischer  Mundart  be- 
wohnten Landstrecken,  die  späterhin  Schwarz  -  Russland 
hiessen.1««  Roth-Reussen  hingegen,  oder  diejenigen  rassi- 
schen Gebiete,  die  am  frühesten  unter  pobiische  Herrschati  kamen, 
und  die  unserm  Dichter  am  nächsten  lagen,  und  daher  auch 
'  wohl  am  bekanntesten  waren,  nennt  er  schlechtweg  Reussen 
(Reuzzen). 

21. 

Johann   Schildberger. 
1394. 

Johann  Schildberger^   aus  Manchen  gebfirtig,    zog 
1394  mit  der  Armee  Königs  Sigismunds  von  Ungern  gegen 


142.  Diese   berichligende  Erklärung  verdanke  iph   der  GefUUgkeit   dat 
mit  Jener  Oertliclikeit  genau  bekannten  Hm.  Staatsraths  von  Bmae. 

143.  lieber  die    Benennung    iyet$9'R$f8$lamdy   und   ihre  Bedentong  za 
verschiedenen  Zeiten,  s.  Krug»  Bemerkungen  in  Illecroe  npacyaueale 
Aennuxi  D.  II.  AeMOAOBUMi  Barpajrfc.    C.  Dd.  1837.    8«.     p.  219—221. 

14^.    Vergl.  BiUcMmgu  Erdbeschreibung,  Zweiter  Theil,  bei  Polen. 


—     137     — 

i0  Tkken,  wurde  aber  schon  das  Jahr  darauf  in  der  Schladit 
im  Nioopolis  von  den  Türken  gefangen,  und  von  Bajazet  I, 
oder  wie  er  Ihn  nennt  Weyasit,  nach  Asien  geschickt.  Bei 
Biijtiet's  Niederlage  durch  Timur  gerieth  er  in  des  letztem 
Bkde,  den  er  bis  zu  dessen  Tode,  1405,  auf  allen  seinen 
flgca  begleitete.  So  kam  Schildberf^er  von  einem  Herrn  zu 
in  andern,  durdizog  mit  ihnen  die  ganze  Tatarey,  und  langte 
odeh  über  Constantinopel,  Akkjermann,  Lemberg  und  Krakau, 
1427,  wieder  in  München  an,  nachdem  er  32  Jahre  von  seinem 
Valeriande  abwesend  gewesen  war.**» 

Schildbcrger  war  ein  Mann  ohne  alle  Bfldung,  folglich 
nch  ganz  ausser  Stande,  die  von  ihm  durchzogenen  Linder 
lad  gesehenen  Merkwürdigkeiten  zu  beschreiben.  Wie  das  unter 
sdoem  Namen  bekannte  Reisewerk  entstanden  ist,  wissen  wir 
Mt;  wahrscheinlich  hat  er  es  nach  seiner  Zurückkunft  einem 
Revide  aus  dem  Gedächtnisse  in  die  Feder  dictirt.  Er  ßngt 
es  in  der  Mitte  seiner  Wanderungen  am  östlichen  Ufer  des 
ospischen  Meeres  mit  der  Stadt  Strana  an,  geht  nach  Georgien 
lad  Persien  über,  und  kommt  so  in  die  grosse  Tatarey,  von 
wdcher  er  viele  Merkwürdigkeiten  erzählt.  Sein  Bericht  ist,  vieler 
Eatsteilungen  und  falschen  Nachrichten  ungeachtet,  immer  noch 
von  Wichtigkeit,  besonders  liir  die  spätere  Epoche  des  Chanats 

der  goldenen  Horde,   und  verdiente  wohl  einmal  gesichtet  und 

erläutert  zu  werden. 

Schiidberger's  Reise-Beschreibung  erschien  in  folgen« 

den  Ausgaben: 

Hie  yaehct  an   d^  sehildbcrger  der  vil  wanden 

eifaren    hntt  in    der    heydensehafft   vnd  in  d'  tttrkey. 


145.     Wo  Schildberger  der  Rtmen  erwähnt,   da   nennt   er  sie   Orm«, 
Utk  den  TaUriscben  Unu, 


—     138    — 

Ohne  Ort  und  Jahr.  (Tieneicht  Ulm,  1477).  Fol.  mit  Hob-- 
schnitten. 

Frankf.  a.  M.  1549.  4^  Mit  etwas  veränderter  Ortho- 
graphie. 

Ein  wnnderbarlich  histoiy  wie  Schildberger 
ans  München  ron  den  Türken  in  die  heydensehalll 
geffihret  und  wieder  heimgekommen  ist  Nürnberg^ 
0.  J.  4^. 

Eine  wnnderbarliche  und  kürtzweylige  Histori, 
wie  Sehildberger  einer  aus  der  Stadt  München  fii 
Bayern  von  den  Tfircken  gefangen  inu  die  hajrdea- 
schafft  gefuret  und  wider  heym  gekommen.  Ilem, 
was  sich  für  Krieg,  rnnd  wunderbarlicher  thaten  die- 
weyl  er  in  der  haydenschaflft  gewesen  zugetragen^ 
gantz  kürtzweylig  zu  lesen,  Frankfurt,  durch  Wigand 
Hauen  Erben^  ohne  Jahrzahl.     QJm  1554).    8^ 

Magdeburg,  1606.     8"". 

Johann  Schildberger's  Reise  in  den  Orient  and 
wunderbare  Begebenheiten.  Von  ihm  selbst  besebrie- 
ben.  Aus  einer  alten  Handschrift  übersetzt  und  ber- 
ausgegeben  von  A.  J.  (Abraham  Jacob)  PenzeL  Mftn- 
eben  1814.  8°.    Modemisirt  und  ohne  alle  ErläutenmgeiL 

Auszüge  aus  Sehildberger' s  Reise  bei  Witsen, 
p.  132.  f. 

Eine  Uebersicht  dieser  Reise  geben  Forster,  Th.  L 
S.  245—253  und  Sprengel  S.  367—370. 


—    139     — 


22. 

Josafa   Barbaro. 
1436. 

Ji»M/b<««9    oder    eigenUich    Giosafoy   Barbaro^^\  . 

adeligen  venezianischen  Familie^  ging  1436 ^  als  Ge- 
seiner  Repnblik,  und  wahrscheinlich  auch  als  Kaufinann«««, 
Mdi  Tana^  dem  Jetzigen  Asow,  das  damals  noch  den  Genne- 
sea  gehörte^  nnd  der  vornehmste  Märktplatz  für  chinesische  nnd 
kisdie  VVaaren  war,  nnd  blieb  16  Jahre  in  der  Krim,  die  er 
zn  Lande,  iheils  zu  Wasser  dnrchreis'le,  und  dadurch  die 
gewann,  sehr  genaue  und  wichtige  Nachrichten  Über  die 
fämm  m  sammeln.  In  den  beiden  letzten  Capiteln  spricht  er 
boooders  von  Russland  und  den  Tatarenifindem,  welche  Ihm 
gegen  Süden  und  Osten  lagen.  Im  Jahre  1471  musste  er  im 
Dienste  seiner  Vaterstadt  eine  Reise  zu  Ussum  Kasaan,  oder, 
inb  er  ihn  nennt,  Assambel,  nach  Persien  madien,  um  diesen 
KriegsvüniUhü  und  kluge   Lciluug  in  dem  liikge  gegen 

diese  dadurch  in  ihren  Unter* 

Nachdem  er  eiidlkh 

\cn  war,  hc^thrieb  er  erst 

wip  er  selbst  sagl^  beide 

liiFircfi  kfinrilc,    das5  die 

ulUf^     Burbarü  starb 

• 


—     140     — 

Von  Barbaro's  Reisen  beschäftig  uns  hier  nur  die 
erstere,  von  welcher  man  einen  sehr  ausführUchen  nnd  eriftuterteo 
Auszug  findet  in  Forster's  Gesch.  der  geogr.  Entd.  oad 
Schiff,  im  Norden,  S.  203—217,  so  wie  in  Beekmaiiii's 
Liter,  der  älter.  Reisebeschreib.  Th.  I.  S.  165— 192<«». 
Hieher  gehört  vorzäglich  auch  noch  der  Auisatz,  wekdier  sidi 
unter  der  Ueberschrift  Giosofat  Barbaro  in  Zurla's  W^ke: 
Di  Marco  Polo  e  degli  altri  riaggiatori  Venexiani  pi« 
illustri,  Vol.  n.  p.  205—229  befindet. 

Barbaro  zeigt  sich  in  seinem  Weriie  überall  als  eiMB 
unterrichteten  und  aufmerksamen  Beobachter;  dieses  musste  daher 
gleich  bei  seinem  Erscheinen  viel  Aufsehen  madien,  und  wird 
auch  noch  jetzt  wegen  der  darin  enthaltenen  wichtigen  Bdtrige 
zur  Geographie  und  Handels  -  Geschichte  des  Mittelalters  sdir 
geschätzt.  1«' 

Man  war  lange  Zeit  mcht  darüber  einig,  ob  Barbaro'M 
Reisen  je  besonders  erschienen,  oder  nur  in  Manuzio's  und 
Ramusio's  Reisen  enthalten  sind.  Das  leztere  giebt  zwar  der 
sonst  so  genaue  Beckmann^^o,  als  das  Resultat  seiner  For- 
schungen; es  bleibt  nun  aber  kein  Zweifel  mehr  übrig,  dass  sie 
früher  schon  einzeln  gedruckt  erschienen,  sind,  da  Mazzuchelli 
in  seinen  Scrittori  d'Italia,  T.  IL  Vol.  I.  p.  270  eine  Aus- 
gabe, Yenezia  1543,  kl.  8^  nennt,  die  Zurla  selbst  besass«»«, 
und  ausserdem  noch  eine  andere,  Yenezia  1545,  kl.  8^  an- 
geführt  wird. 


149.  S.  Beekmamm  imd  Fonter  a.  a.  0.  Müiie  Bmity  jimm^.  4n  Fif . 
T.  JSL  und  Biographie  wdeeneiie,  Paris  1817.  T.  OL 

150.  Liier,  d.  äUeren  Reieeheeehr.    Th.  TL  S.  166. 

151.  Di  Marco  Poh  etc.  Vol.  n.  p.  207. 


—     141     — 

Yiaggio  di  Josaphat  Barbara,  Ambasciadore  di 
Veiefia,  alla  Tana  et  in  Persia.  In  der  Raccolta  di 
Vfaigfi  pobblieata  da  Antonio  Manuzio,  in  Venezia  1543. 
8^.«»;  1545.  kL  8^   apud  Aldum. 

Joaafo  Barbara  gentilhuomo  Veneziano,  il  qnal 
feee  iiio  Viaggi,  Fnno  alla  Tana,  et  Taltro  in  Persia, 
mf  qnali  son  deseritti  i  nomi  di  molte  eitt4  della 
fiffzia,  molte  particolarita  della  Tartaria,  e  del  Cataio, 
ctn  la  gnerra  che  Vssumcassan  fece  con  Pangratio 
M  di  S^orzaiiia.  Auch  für  die  Krimsche  Rejse  mit  folgendem 
nd:  Di  Messer  Josafa  Barbara  Gentilhnomo  Venetiano 
il  Tiaggio  della  Tana.  In  der  Raccolta  di  Ramosio, 
YoLIL  p«91a-98;  wo  auch  noch  eine  Lettera  dello  stesso 
Giosafat  Barbara  scritta  al  R.  Monsignor  Piere 
Btrocci  Yescovo  di  Padovan  nella  quäl  si  descrive 
Terba  del  Baltracan^s';  che  usano  i  Tartari  per  lor 
Tivere,  welche  bei  Manuzio  fehlt. 

Eine  ausführliche  Enlwickelung  des  Viaggio  alla  Tana, 
grösstentheils^  mit  gerechter  Anerkennung^  nach  Beckmann^ 
findet  man  in  Zurla,  di  Marco  Polo  etc.  Vol.  II.  p.  207— 
212^  und  einen  lateinischen  Auszug  aus  der  Reise  nach  Persien 
JD  der  Elzerir'schen  Persia  seu  regni  Persici  statns^ 
ed.  sec.  Lugd.  Bat.  1647.  24"".  p.  207—221.  Uebersetzt  ist 
Bmrbaro  nur  in's  Lateinische  und  Russische. 

Die   nicht  ganz  treue^   und  unihverlässige  lateinische 
Uebersetzung   ist   von   Jacob    Geudcr"*   von  Herolz- 


152.  S.  oben  Seite  5  u.  6. 

153.  Nach  Paiia»,  Reite  in  die  tBdi.  SiaUkaUenek.  Th.  U.  S.  453  ist 
4as  Bmttrmemm  der  Tataren  eine  Art  Her^eietum. 

154.  Bei    ZmrU,    die  Mmreo  Poh  eU.     Vol.  U.   p.  207   wird  er  irrig 
genannt. 


—     IM    — 

berg^  und  befindet  sich  in  den  Scriptoribus  Renun  Perei« 
caram.    Franeof. 

Dieselbe  befindet  sich  auch  wörtlich  wiederholt  in  Georgii 
Hornii  Ulyssea  sive  stadiosas  peregrinans  omnia  la- 
strans  littora;  Franeof.  et  Lips.  1671.  12^«"  p.  357, 
412,  495. 

Russisch  wurde  die  Reise  alla  Tana  nach  dem 
Texte  des  Ramusio  von  Wassily  Ssemenow  fibeiselzt, 
unter  dam  Titel:  IIjrromeeTBie  B'b  Taey  looa^ara  Bap- 
6apo,  Benei^iaHCKaro  ^BopaoBHa.  llepeeoA'b  t%  Hm- 
jiiaucRaro.  B.  C  Zugleich  mit  dem  italiänischen  Originale 
abgedruckt  in  dessen  EnSjoiioTeKa  HHOcrpaHHurB  Oeea^ 
Te^eH  o  Poeeio;  OT^^esie  L  Toorb  I."«  Cr.  IleTop- 
6yprb  1836.  gr.  8^*"  p.  VI— XVI  u.  1— 156, 

23. 

Nicolaus   Ciisanus* 
I7m  1450. 

J^icias  KrebSf  aus  Kuse^  einem  kleinen  Dorfe  an  der 
Mosel  im  Trierischen  ^  wo  er  1401  von  sehr  armen  Eltern  ge- 
boren wurde.  Er  trat  früh  in  den  geistlichen  Stand  und  nannte 
sich  nun  nach  der   Sitte  seiner  Zeit;   von  seinem  Geburtsorte^ 


155.  S.  Beckmamn  a.  a.  0.  S.  190. 

156.  Mehr  ist  von  dieser  nützlichen,  aber  wohl  gleich  zu  colofsal  ange- 
legten, Unternehmung  nicht  erschienen.    S.  oben  Seite  69. 

157.  S.  Bericht  dei  Jkodemiken  Krug  Über  die  EM(>4ioTeKa.  u.  8.  W.  tal 
UlecToe  npBcyaMeaie  yHpexjienun  n.  H.  Aetfiuoiuhun  lArpM^  C.  üerepÖL 
n  TMDorp.   U.  Asaji.  Uayirk    S.  165—223. 


~     143     — 

Cosanos<«<;  schwang  sich  durch  seine  Gelehrsamkeit  und  Ge- 
wandtheit zu  den  höchsten  Würden  der  Kirche  empor^  und  Start) 
1464  zu  Rom  als  Cardinal  und  Gouverneur  der  Hauptstadt  der 
Chrisleidieit»»  Herberstein^««  zählt  ihn  zu  den  Schriftstellem^ 
dfe  (Bier  Russland  geschrieben  haben  ^  und  deswegen  durfte  er 
nicht  äbergangen  werden;  es  ist  aber  sonst  kein  Werk 
Art  von  ihm  bekannt^  und  auch  in  der  grossen  Sammlung 
Schriften^  die  1565  zu  Basel  in  drei  Foliobinden  erschie* 
isty  kommt  nichts  über  Russland  vor.^«^ 

Da  Chisanus  indessen  von  dem  Pabste  Eugen  IV 
gebraocfat  wurde^  um  an  einer  Vereinigung  der  griechischen  mit 
der  römischen  Kirche  zu  arbeiten^  und  deswegen  auch  eine  Reise 
nach  Constantinopel  machte,  auf  welcher  er  vieUeicht  selbst 
Rnssland  berOhrte^  so  hat  Herber  stein  vielleicht  von  seinen 
kandschriftlichen  Nachrichten  über  die  Verrassung  der  griechischen 
Kircke^  oder  von  einem  andern  seiner  Werke,  über  Russland, 
Kenntniss  gehabt,  das  einzeln  bekannt  gemacht  wurde  und  sich 
nachher  verlor.  Vielleicht  meinte  er  aber  auch  nur  die  Tabula 
Cosani,  zu  welcher  Sebastian  Munster  eine  Erklärung 
schrieb. 


458.    Auch  Nieolam  de  Gmh^  wie  er  aof  dem  Titel  seines  Werkes  ge» 
wird. 

159.  S.  Ober  Cu$amu$y  J.  A,  Fabricü  Bibl.  iai.  metL  et  inf,  aelalüy 
wmm  dmeamme,  und  Siegm.  Freih.  vom  Herbereiein  etc.  vom  Friedr.  AdeJumg. 
SL  Petersb.  1818.    8«.    S.  314. 

160.  Comtnemi.  de  Reb.  JUoieov,  in  prae/ai,:  De  Moicoma  pimree 
pitritimü  immem  ulieno  relatu  icripeermnt :   ex  aniiquioribue  Nicolome  Cmsamme. 

161.  Meimen  Vergl.  d.  alt.  u.  neuem  Russlands  S.  7,  versichert  dasselbe» 
wmA  Mft:  er  habe  die  Werke  des  Cmeanme  durchgesehen,  ohne  darin  eiwae  von 
MJBttmm  mm  finden -y  er  nennt  ihn  aber  Anionime  Crnrnnme^  und  citirt  eine  Ausgabe 
▼Ol  Paris,  1513,  3  VoL  fol.  die  ich  sonst  nirgends  angeführt  finde. 


—     144     — 

24. 

Giorgio  Interiano. 
Nach  1450. 

Giorgio  Interiano^  aus  Genua,  ¥rar  im  XV  Jahrho 
derte  in  Tscherkessien  und  beschrieb  nach  seiner  Zurückku 
das  Land  und  seine  Bewohner  in  sehr  einfachem  Vortrage, 
sagt  in  seinem  Schreiben  an  Aldus,  bei  Ramusio  IL  196,  di 
er  bereits  vor  vielen  Jahren,  (da  piu  anni  in  quäj  das  La 
der  Tscherkessen  gesehen  habe;  er  muss  folglich  im  Anfiui 
der  zweiten  Hfilfte  des  XV  Jahrhund,  den  westlichen  Kaokas 
besucht  haben. 

Sein  Werkchen  aber  die  Tscherkessen,  oder  wie 
sie  nennt  Zychi^^s  erschien  unter  dem  Titel: 

Delia  vita  de'  Zjchi,  altrimentc  Circaesi,  Veae: 
apnd  Aldam  Bfanutiam^  1502.    8^ 

Und  in  der  Raccolta  di  Ramusio,  Vol.  U.  foL  i\ 

Der  Marchese  Girolamo  Serra  in  s.  Storia  d< 
antica  Lignria  e  di  Genora,  Torino  1834.  4^  VoL 
p.  234  nennt  unsern  Interiano  einen  uom  saggio,  piac 
vole,  amatore  delle  lottere,  peritissimo  in  geograf 
e  ricercatore  instancabile  di  lontani  paesi,  chi  ti 
primo  a  far  conoscere  i  costumi  de'  Zichi  e  Circassi 


162.    Zkhu^  oder  wie  einige  schreiben  HmcA,  heissl  im  Tsdierkeisie 
ein  Mensch;  bei  den  Griechen  schon  Zvjoi. 


—     H5     — 

25. 

A  e  II  e  a  s    S  y  1  v  i  u  s> 
1454. 

Aeneas  Sjflviug  Bartholomaeus  Piccolominij  der 

^458}  unter  dem  Namen  P ins  II   die  päbstliche  Tiara 

In^f  gelangte  im  Jahre  1450  zur  Würde  eines  Cardinals^  und 

wvde  als  solcher  von  dem  Kaiser  Friedrich  in  zu  verschie- 

daen  diplomatischen  Gesandtschaften  gebraucht.    Eben  so  Tvurde 

er  in  Geschäften  des  heil.  Stuhles  einmal  nach  Preussen  geschickt^ 

bei  welcher  Gelegenheit   er  auch  Polen  und  Lithauen  kennen 

knie.    Diese  Sendung  gab  ihm  Veranlassung  und  Stoff  zu  sei-» 

Bern  Werke: 

De  Polonia,  Lithuania  et  Priissia 
wdches  im  zweiten  Bande  von  Joh.  Pistorii  Polonicae 
kiftoriae  corpus,  h.  c.  Poionicarnm  rernm  latini,  recen- 
tiores  et  veteres  scriptores,  quotf|iiot  cxstant;  Basilcae 
1582,  fol.  3  Tbeile  in  1  Bande  ^  abgedruckt  ist.  Aus  dem 
zweiten  Abschnitte  dieser  Schrift  ist  in  der  Zeitschrift:  Scuduii- 
Sen  der  Kiirläiidiscbeii  Gesellschart  flir  Literatur  und 
Kanst,  Bd.  II.  S.  4  in  dem  Aufsätze:  Ueber  einige  reli- 
giöse Gebräuche  der  alten  Letten,  von  Watson,  eine 
Ittge  Stelle  übersetzt,  in  welcher  A^eas  Sytvius  viele  merk- 
^^^dige  Umstände  über  den  Aberglauben  der  allen  Lithauer,  ihre 
ScUangenvcrebrung,  ihren  Feuer-Cullus  und  das  damit  verbundene 
Oraiiel,  ihre  Anbetung  der  Sonne  und  eines  grossen  Hammers, 
^h  welchen  die  Zeichen  des  Thierkreises  sie  einst  aus  der 
Gefangenschaft  befteit  haben,  über  ihre  heiligen  Haine  u.  s.  \v. 
mahlt. 


iO 


—     146     — 

26. 

Ambrogio   Contarini. 
1473. 

Ambrogio  Contarini  ^^^^  ans  einer  der  ältesten  und 
angesehensten  Patrizier- Familien  der  Republik  Venedig,  wurde 
ebenfalls  wie  der  so  eben  erwähnte  Giosafa  Barbaro,  von 
seiner  Regierung  als  Gesandter  nach  Persien  geschickt,  um 
Ussumcassan  zum  Kriege  gegen  den  furchtbaren  Alahometü 
zu  bewegen.  Er  ging  mit  einer  sehr  prunkloscn,  nur  aus  vier 
Personen  bestehenden  Begleitung  i««  am  23  Febr.  1473  ^«s,  d» 
Kriegsunnihen  wegen  zu  Lande^  durch  Deutschland,  Polen  und  die 
Krim  nach  Ispahan,  wo  sich  damals  der  persische  Regent  aufhielt, 
und  wo  er  auch  seinen  Landsmann  Barbaro  antraf.  Seine 
Räckreise  machte  er  Ober  Georgien,  Mingrelien,  Derbent,  Astra- 
khan,  Räsan  und  Moskau,  wohin  er  durch  BeihOlfe  und  in 
Begleitung  eines  ebenfalls  aus  Persien  zurfickkehrenden  russisdien 
Gesandten,  Namens  Marco  Rosso^«^,  am  26  Sept.  1476  kam^ 
und  dann  von  da  am  21  Januar  1477  ^^'^  durch  Polen  und 
Deutschland  nach  Venedig  zurückkehrte. 


163.  Man  findet  den  Namen  auch  CotUarem  und  ConUtrino  gescbriebes, 
aber  irrig. 

164.  Nämlich  einem  Priester,  einem  Dollmetscher  und  zwei  Dieaeni. 
S.  Xmrla  dt  Marco  Poio,  eie     Vol.  U.  p.  231. 

165.  Zuria  a.  a.  0.  p.  231  macht  die  Bemerkung,  dass  dies  Datmn  wdk 
der  damaligen  venezianischen  Zeitrechnung,  nach  welcher  das  Jahr  noch  im  Min 
anfing,  zu  verstehen  sei,  und  folglich  dem  Jahre  1474  entspreche. 

166.  Geuder  und  Bergeron  nennen  ihn  Marcus  Rrnffttw,  und  ntcb  ibnei 
heisst  er  bei  Karamtin:  Mapn^  Pfffßo. 

167.  Bei  Beckmann  a.  a.  0.  S.  197,  steht  durch  einen  Druckfehler  1476. 
Meinerty  Vergi,  d,  Hit,  u.  neuem  RuesJ.  S.  3  sagt  irrig,  donlarmi  sei  1483 
abgereisU  und  1487  zurückgekommen. 


CamiaHnfs  Werk  enthält  ein  ausführliches  Tagebuch 
TOtt  Aüern^  was  er  vom  24  Febr.  1474  bis  zum  10  Aprü  1477 
fBiebeD)  Bodi  mehr  aber  von  dm  Uniällen,  die  ihm  auf  seiner 
Reise  zugestossen  sind;  und  ist;  besonders  der  Kriegsimruhen 
w^  andere  imgUnstiger  Umstände  wegen,  unter  denen  er  reisen 
MHle/bei  weitem  mM  so  reichhaltig  als  das  von  Barbaro. 
Der  Anfang  imd  das  Ende  seiner  Reisebeschreibmig; 
das  achte  Kapitel/  enthatten  indessen  manche  interes- 
Angaben  aber  Russland.  Cantarini  kam  am  26  Sept. 
1476  nadi  MoskaO;  wo  er  sich  dem  Grossfiirsten  Iwan  Was- 
siljewitsch  ni;  il  Duca  Zuanne  Signor  della  gran 
ftessia  bianca^««;  vorstellte,  sehr  wohl  aufgenommen  wurde, 
wA  die  bd  Hofe  herrscbrade  Pracht  anstaunte.  £r  schildert 
Üe  Lage  und  Bauart  von  Moskau ;  spricht  von  der  dortigen 
Kille;  von  dem  Handel  mit  Fellen  von  Zobebi;  Hermelinen, 
FlokseB;  Dachsen ;  Luchsen  nnd  andern  ThiereU;  die  aus  den 
InriBteii  Norden  dahin  gebradit  werden ;  und  macht  einige  Be~ 
■erkvngen  aber  die  Lebensart  und  Gebräuche  der  Russen.  Am 
21  Januar  1477  verliess  Contarini  Moskau  und  setzte  seine 
Räckreise  zu  Schlitlcn««*  über  Nowgorod **'«  fort. 

AusfOhrliche  Nachrichten  über  Contarini  und  seine  Reisen 
findet  man  übrigens  in: 


168.  FoL  113.  122.  S.  oben  S.  136.  bei  PeUr  SmehemwiH. 

169.  Li  detti  8aoi  sonn  q«asi  k  modo  di  nnm  CMa,  et  cos  nn  cataIIo 
ili  f  i  siraseiiMiao,  ei  lono  solo  per  i  Icropi  del  gliiaceio,  et  k  ciascuiio 

^•^itae  hafor  il  sao.  In  qoesti  Sani  vi  si  siede  denlro,  con  quanii  paniii 
>i  viele,  et  %i  gorerna  il  carallo,  et  fftniio  grandissimo  faminiDO^  et  por- 
*^  tache  deotro  totte  le  Tettoyaglie,    et  ogn'  allra  eosa  neeessaria. 

170.  Laqmal^  sagt  Baröaro  fol.  123,    eooflna  quasi  con  la  Francia  et 
^^  It  Alaaa^iia  altra. 


—     i48     — 

Beckmann's  Liter.  (L  alt.  Reisebesehr.  Th.  I. 
S.  193— 198, 

Zurla  di  Marco  Polo   etc.     Vol.  II.  p.  230—235. 
Aasgaben  von  Contarinfs  Reise: 

Viaggio  di  Messer  Ambrosio  Contarini,  Ambas- 
ciadore  di  Venetia  ad  Ussiincassan,  R^  di  Penis. 
Per  Annibale  Fosco,  Parmigiano ;  Venetia,  1487.  foL 

Viaggio  del  Ambrosio  Contarini,  Anibasciadore 
di  Venetia  ad  Ussuncassan  R6  di  Persia.  In  Raecolla 
de'Viaggi  pabblicata  da  Antonio  Man nzxi.  In  YenexiSy 
1545.  8°.i^i 

II  Magnifico<''s  Ambrosio  Contarino  gentilhoomo 
Venetiano,  che  mandato  nmbasciadore  dair  lilnstriui- 
ma  Sigrioria  di  Venetia  ad  Vssumcassan  Ri  di  Persia, 
scrive  il  sno  viaggio  molto  partieolarmente,  et  descrive 
li  siti  dellc  cittä,  i  costnmi,  et  stati,  non  solo  de'  po*- 
poli  Persiani,  ma  niico  di  molte  altre  provincie^  per 
ie  qnali  passö  nel  sno  viaggio.  In  Raccolta  di  Ramusio, 
Vol.  n.  Fol.  H 2a- 125a. 

Uebersetzt  ist  Contarini's  Reise  in's  Lateinische, 
Französische^  Russische,  und  theilweise  in's  Polnische. 

Lateinisch;  von  Jacob  Geuder  von  Gerolzberg, 
in  den  Scriptoribus  Rcriim  Persicarnm.    Francof. 

Ein  lateinischer  Auszug  aus  dieser  Reise  findet  sich  in 
der  EIziviFscben  Persia,  p.  220. 

Französisch:  Voiage  de  Perse,  par  Ambroise 
Contareni,  Ambassadeur   de  la  R^publiqne   de   Venise 


171.  S   oben  Seile  5  u.  6. 

172.  Den  Beinamen  magm/Ico  hatte  Comtarim  als  ProcmradoM  A'  8tm 
JUorcOj  eine  der  höchsten  Ehrenstellen  der  Repoblik  Venedig. 


—      149     -r 

ewL  ee  RoTmome  U,  en  Tannäe  mcccclxxiii.  D£erit 
pmr  lai-m^me.  In  Bergeron^s  Reeaeil  de  divers  ¥oya- 
ges  eaiieux  fails  es  Tartarie,  en  Perse  et  ailleurs, 
ete.  Amaterdam,  1724.  4^  Vol.  n.  In  der  ersten  Ausgabe 
der  Bergeron' sehen  Sammlnng^  Paris  1634,  8^,  findet  sich 
Reise  noch  nidit 

Russisch:  IlyTemeeTBie  Amepoeia  KoHTapHHH, 
ewUTA-tämeik  BeHef^iaBCKoä  Peenj6jiiiRH  Kh 
^mmmenrnroMy  nepeBAeKOMj  Toej^apio  FayvB^raceaay, 
«•vepnieHHoe  B'b  1473  roßj.  Depeeo^  eb  HTajiiaH- 
cKaro  B.  C.  Mit  dem  beigefügten  italiänischen  Texle  nach 
Raniasio  in'  BoßjiioTeRa  HHoerpaHHurb  nHearejiefi  o 
Poeeis.  Or/if  enie  nepeoe^  ToM'b  nepeuu.  C.  D.  B. 
1836.  n. 

Polnisch  im  Auszüge.  ContarmFs  Reise  durch 
Polen.  In  Skarbiee  Historii  polsiciej  przez  Karola  Si- 
eiikiewieza.    Paris,  librairie  polonaise,  1839.    8*^.    IV.   Vol. 

27. 

Niclas    Poppe  1/^» 
1486  —  1489. 

Den  Anfang  zu-  Gesandtschails-Besdiickungen  und  Unter- 
^^ndlangen  zwischen  dem  Russischen  und  Römisch-Kaiserlichen 


173.  Die  hier  über  Poppet,  so  wie  über  einige  feiner  Nachfolger  bei 
^^  Ssterreichischen  Sendungen  nach  Rassland,  mitgetheilten  Nachrichten  sind  aus 
^^  Moskauiscben  Archive  des  Ministerioms  der  auswärtigen  Angelegenheiten 
^tMnt,  und  zwar  aus  den  daselbst  befindlichen  Auszügen,  die  der  berühmte 
-Archivar  F.  G,  MüUer^  in  dem  letzten  Viertel  des  rorigen  Jahrhunderts, 
den   Wunsch  des  Grafen  (Mermatm^    aus  den  llteru  dori  auQiewahrteB 


-T-     160     — 

Hofe  hat  der  Römische  Kaiser  Friedrich  DI,  Maximilian 's 
Vater^  gemacht^  indem  er  im  Jahre  1486  einen  Abgesandten  an 
den  GrossiÜrsten  Iwan  Wassiljewitsch  I  schickte,  ntailich: 
Nicolaus  Poppel^'^^j  der  1489  ein  zweites  Mal  nach  Moskau 
kam.  Von  dieser  seiner  z\^eiten  Gesandtschaft  finden  sich  in 
dem  Moskauischen  Archive  einige  Nadirichten^  worin  andi  etwas 
von  seiner  ersten  Reise  und  von  den  Absichten  derselben^  die  mis 
sonst  unbekannt  sein  würden,  enthalten  ist.^''« 

Man  sieht  wohl,  dass  Poppet  das  erste  Mal  wie  das 
zweite,  mit  einem  Schreiben  seines  Kaisers  an  den  Grossi&rstoQ 
versehen  gewesen,  dass  man  aber  zu  Moskau  an  der  Gfiltig^Leit 
des  ersten  Schreibens  gezweifelt  habe.  Die  Bojaren  iusseiten 
nämlich  den  Argwohn,  Poppet  könnte  dasselbe  selbst  gescbrie* 
ben  haben,  und  von  dem  Könige  von  Polen  abgefertigt  seia^ 
um  zu  dessen  Besten  auf  den  Grosslürsten  zu  wirken.  Pappel 
schlug  darauf  vor,  der  Grossfürst  möge  mit  ihm  einen  Abge* 
sandten  an  den  Kaiser  schicken,  um  sidi  von  seiner  Unschuld 
zu  überzeugen.  Es  scheint  auch  wirklich,  als  wenn  Jemand 
nach  Wien  abgesandt  worden,  worüber  es  aber  an  bestimmten 
Nachrichten  fehlt.    Auf  jeden   Fall  kann  man  annehmen,    dass 


Urkunden  yerfertigte,  nm  Caihannen  der  Gro99en  eine  bequeme  Ueberdöht  der 
frubern  politischen  Verhältnisse  Rossltnds  mit  deq  übrigen  Europiiachen  Hören 
zu  vcrschafien.  Diese  höchst  nutzliche  Sammlung  besteht  aus  zwei  stirken  FoHo- 
BSnden,  und  ist  mit  MUUer'B  bekanntem  Fleisse  gemacht.  Die  oben  ndtgelkei- 
ten  Nachrichten  sind  grösstentheils  mit  Müller"»  eigenen  Worten  iriedei^gegebei. 

174.  Dessen  russificirter  Name  in  den  Moskauischen  Nachriditen  PofUm 
heisst. 

175.  Müller  macht  hier  folgende  Bemerkung:  i^Die  Archire  sind  seilea 
und  in  allen  Stucken  vollständig,  absonderiich  von  den  ältesten  Zelten,  da  wfder 
gefähriiche  Feuersbriinste ,  nider  Nässe  und  Schimmel,  wider  memgieHg&  LU^ 
kabery  noch  nicht  diejenige  Vorsicht,  welche  Jetzt  alles  in  gutem  Stande 
angewendet  worden.^ 


—     151     — 

Pmppef$  erste  Sendmig  dem  Grossi&rslen  nidit  besonders  an- 
gewesen, und  daher  kann  es  vielleicht  auch  kommen, 
Ton  dem  ersten  Kaiserlichen  Schreiben  weder  Original, 
Abschrift,  noch  Uebersetzung  im  Archive  vorhanden  ist. 
Site  andere  Beschaffenheit,  sagt  Müller,  hatte  es  mit 
'#  zweiter  Gesandtschaft,  an  wdche  um  so  weniger 
wurde,  als  diese  eine  genaue  Verbindung  beider 
Höfe 9  um  sich  gegen  seine  Feinde  beizustehen,  nebst  andern. 
Dicht  befolgten  aber  doch  nicht  unangenehmen,  YorschlAgen 
Absicht  hatte.  Das  Kaiserliche  Schreiben,  von  Ulm  den 
26  December  1488  datirt,  ist  zwar  auch  nicht  mehr  vorhanden, 
mmm  hat  aber  die  Anträge  des  Gesandten,  nachdem  er  dreimal 
bei  dem  Grossfärslen  zur  Audienz  vorgelassen  worden,  und  was 
er  darauf  fiir  Antwort  erhalten,  sorgfältig  protokollirt,  woraus 
■iB  siebte  dass  Pappel  auf  seinen  eigenen  Wunsch,  seine  dritte 
Aadieiiz  ohne  Jemandes  Beisein  und  ohne  Dolbnetscher  hatte, 
od  folglich  wahrscheinlidi  von  Slavonischer  Abkunft  war. 

In  der  ersten  Audienz  suchte  Pappel  zunächst  die  Gunst 
des  Grossfürsten  und  seiner  Bojaren  zu  gewinnen,  indem  er 
erzählte,  dass  er,  nach  seiner  Zurflckkunft  von  der  ersten  Reise, 
den  Kaiser  zu  Nürnberg  angetroffen  habe,  und  von  demselben 
und  allen  Fürsten  über  das  Kussische  Reich,  wovon  man  damals 
JD  Deutschland  noch  wenig  Kenntniss  gehabt  und  geglaubt  habe, 
<l«ss  es  unter  des  Königs  von  Polen  Botraässigkeit  stände,  befragt 
forden  sei.  Er  habe  also  Gelegenheit  gehabt  und  dieselbe 
^^^WM,  überall  den  wahrten  Zustand  von  Russland  nach  seiner 
^%enen  Erfahrung,  gründlich  und  umständlich  bekannt  zu  machen, 
^  unermesslichen  Umfang  der  dem  Kussischen  unbeschränkten 
ß^herrscher  untcnvorfenen  Länder  und  Völker  beschrieben,  von 
^  Macht ,  dem  Reichthume  und  der  Klugheit  des  Grossfürsten 
^  Augenzeuge  gesprochen  u.  s.  w. 


—     452     — 

Seine  zweite  Absicht  war^  sich  wegen  des  Argwohns 
der  Bojaren^  als  sei  er  kein  wahrer  Kaiseriicher  Abgesandter 
gewesen^  sondern  von  dem  Könige  von  Polen  unter  diesem 
Namen  und  Yorwande  abgeschickt  worden^  m  rechtfertigeo. 
Man  hat^  sagte  er^  geglaubt^  ich  hätte  selbst  das  Kaiserliche 
Schreiben  verfasst;  man  hat  von  mir  verlangt^  ich  soDte 
etwas  schreiben^  damit  man  es  mit  jenem  Briefe  vergleichen 
könne;  ich  habe  dagegen  gebeten^  man  möchte  einen  Abgesand« 
ten  mit  mir  an  den  Kaiser  schicken.  Das  ist  auch  geschehen^''^ 
und  ich  hoffe^  dass  man  nun  eine  bessere  Meinung  von  mir 
haben  wird. 

Hierauf  brachte  er  seine  Anträge  vor^  und  bat  zufördcvst, 
dass  sie  geheim  gehalten  werden  möchten.  Der  erste  Punkt 
war:  ob  der  Gcossfürst  nicht  geneigt  wäre^  eine  seiner  Prinzes- 
sinnen an  den  Markgrafen  Albrecht  von  Baden^  des  Kaisera 
Schwestersohn^  zu  vermählen^  in  diesem  Falle  wolle  der  Kaisw 
die  Sache  befördern  und  mit  dem  Grossfursten  ein  Bflndniss  der 
Liebe  und  Freundschaft  errichten.^''''  Ein  so  unerwartetes  An- 
sinnen erforderte  Bedenkzeit;  der  Grossfürst  liess  daher  dem 
Abgesandten  durch  den  Diak  Fedor  Kirizin  antworten,  er 
würde  sich  darüber  durch  einen  eigenen  Gesandten  erklären. 


176.  Der  von  dem  Grossfursten  an  den  Rdmischen  Kaiser  mit  P#jytl 
abgescliickte  Gesandte  war  JmJ  Trächamioia  oder,  wie  JUMer  ihn  sannty 
Trachamiotlom,  der  bekannte  Grieche,  der  bei  der  Vermählong  des  GrofsAnlM 
mit  der  griecliisclien  Prinzessin  Sophia  nach  Rossland  gekommen  war,  mid  häwüg 
zu  Geschäften,  die  Geschicklichkeit  and  Verschlagenheit  erforderten,  gebrandit 
wurde. 

177.  Müller  macht  hierbei  die  Bemerkung:  ^So  suchte  man  schon  da- 
mals die  Macht  des  deutschen  Reiches  durch  Russische  Bündnisse,  ungeachtet  te 
Entlegenheit  dieses  Landes  zu  verstSrken,  eine  Absicht,  wovon  die  Getchkhta 
uns  noch  viele  Beweise  geben  wird.  Eine  VermShlung  sollte  das  BOndiiiss  stifteB, 
helfen  und  befestigen." 


—     163     — 

Bei  der  zweiten  Audienz  äusserte  Pappel  den  Wunsch^ 
ie  fir  den  Markgrafen  von  Baden  erbetene  Prinzessin  sehen 
u  dtrfiNi,  worauf  er  zur  Antwort  erhielt:  es  sei  in  Russland 
ikht  der  Gebrauch^  die  Töchter  vor  der  Zeit  sehen  zu  lassen. 

Pappel  erbat  sich  nun  eine  dritte  Audienz  und  brachte 
h  ieser  vor^  er  habe  gehört,  es  sei  von  dem  Grossf&rsten  ein 
GeMiidter   an  den  Pabst  gesdiickt  worden  mit  dem  Wunsche, 
dbser  möge  ihm  den  Titel  eines  Köm'gs  von  Russland  verleihen. 
Dl  dieses  nun  nicht  in  der  Gewalt  des  Pabstes  stände,  sondern 
der  Kaiser  alldn  Könige,  Fürsten  und  Ritter  ernennen  könne,  so 
wolle  er,  Poppel,  wenn  diess  der  Wunsch  des  Grossf&rsten  wfire. 
In  zur  Erreichung  desselben  gern  bei  dem  Kaiser  behfliflich  sein, 
Mr  rnOsse  dieses  sehr  geheim  gehalten  werden,   damit  es  der 
König  von  Polen  nicht  eriOhre.   Der  Grossf&rst  liess  darauf  dem 
Abgesandten  antworten:  Er  sei  durch  Gottes  Gnade  Herr 
seiner  Länder  vom  Anfang  an  durch  seine  ersten  Vor- 
fahren  und  habe   seine   Stelle  von   Gott,   und  bitte 
Gott,  dass  er  ihm  und  seinen  Kindern  dieses  erhalten 
möge,   und  wie   er   dazu  nie  von  irgend  einer  Macht 
die  Ernennung  jemals  verlangt  habe,  so  verlange  er 
diese  auch  jetzt  nicht. 

Pappel  veriiess  Moskau  im  März  1489,  und  nahm 
seinen  Räckweg  über«  Schweden  und  Dannemark,  wohin  er  von 
dem  Kaiser  ebenfalls  Aufträge  hatte. 

Warscheinlich  befmdet  sich  sein  Reise  -  Bericht  noch  in 
dem  Kaiserlichen  Archiv  zu  Wien. 

S.  über  Pappel,  Hormayr's  Archiv  fiir  Geogra- 
phie, Historie  u.  s.  w.  Wien  1819.  No.  47. 


—     154    — 

28. 

Georg  von   Thurn. 
1490—1492. 

Georg  von  Thurn  ^'^^^  ^nirde  von  dem  Römischen 
Könige  M aximilian^''»  als  Gesandter  nach  Moskau  geschickt«*«, 
wo  er  am  10  Jali  1490  ankam  nnd  mit  ausgezeichneten  Eh- 
renbezeigungen empfangen  wurde.  •  Wenige  Tage  nach  seiner 
Ankunft  hatte  er  schon  eine  Audienz  bei  dem  Grossf&rsten^  und, 
was  bis  dahin  ganz  ungewöhnlich  war,  auch  bei  der  GrossAr- 
stin  Sophia..  Er  trug  dem  Grosstärsten  den  Wunsch  Maxi- 
milians vor^  mit  demselben  ein  genaueres  Bündniss  abzuschliciB- 
seU;  zugleich  aber  auch  sich  mit  einer  Tochter  desselben  zn  ver- 
mahlen^  und  fügte  hinzif,  wenn  dieses  letztere  Ansuchen  GehOr 
fändC;  so  wünsche  er^  die  Prinzessin  zu  sehen  und  zu  erfabmi, 
wie  hoch  sich  ihre  Mitgift  belaufen  ^\'ürde.  In  Ansehung  der 
Religion  solle  sie  vöIUg  ungestört  und  ihr  erlaubt  sein,  eine 
griechische  Kirche  und  ihre  Priester  zu  haben.1«^  Hierauf  erUett 
der  Gesandte  zur  Antwort,  es  sei  in  Russland  nicht  Sitte,  die 


178.  In  den  Moskauisdien  Archiv  -  Nachrichten  heisst  er  D^tiar  Georg 
de  ia  Torre,  und  Lehmann  in  der  Speierischen  Chronik  nennt  ihn  Georg  90m 
Thorm 

179.  Der  Name  Maximilian  heisst  in  den  damaligen  russischen  DociumH 
ten  immer  Maximian, 

180.  Sein  Creditiv  ist  in  Moskau  nur  noch  in  einer  russischen  Ubersetzoig 
vorhanden,  wo  es  vom  17  Febr.  1490  da(irt  ist:  vh  namem  rpafi  (Mpism 
(vielleicht  Bieberach?}. 

181.'  Wahrscheinlich  geschah  dieser  Heiralhs- Antrag  nur  aus  Galanterie, 
oder  aus  Politik,  denn  Maximilian  war  damals  schon  seit  einigen  Jahren  mit 
Anna  von  Bretagne  veriobt,  und  wusste  schon  aus  PoppePe  Berichte ,  dasi  dir 
Grossfürst  eine  solche  Heirath  nicht  wUnsche. 


—     4»4     — 

MuMSlttMi  mr  Schau  auszostdleo;  eben  so  sei  es  mter 
§mm  MeMTChen  «erhört^  vor  der  Vermahlimg  den  Brmilschatx 
m  beiltaiiien;  ibi  GrossfDrst  wflrde  nach  derselben  seine  TocMer 
gevriss  ihrem  Range  gemlss  ausstatten,  lieber  den  Ponkt  der  Reli-^ 
gj8B;  veikigte  man  von  dem  Gesandten  eine  Yersicherungs-Schrift; 
n  tan  Avsstellong  er  sich  aber  nicht  bevollmächtigt  erklirte. 
GUckficber  w«r  TAum  in  der  AbscMiessang  efaies 
mgem  Bdndnisses  zwischen  dem  Grossßrsten  und  MaxünOian^ 
ta  «raten,  irelches  zwischen  dem  Rns^chen  mid  Oesterreidiiadien 
BUfb  gesdilossen  wwde.  Das  Schreiben,  welches  Iwan  deshalb 
tt  seinen  neuen  Bandesgenossen  erfa'ess,  und  das  er  vorher  darch  das 
Kissen  des  Kreuzes  bestätigt  halte,  ist  nicht  mehr  im  Originale, 
sondern  nur  noch  in  einer  gleichzeitigen  Abschrift  im  Archive 
m  Mosiiau  vorhanden. 

Der  Gesandte  erhi0  i^um  Zeichen  der  Zufriedenheit  des 
GrOBsflIrsten,  Geschenlie,  weldie  fifr  die  damalige  Zeit  als  seht 
aasgezeichnet  müssen  angesehen  werden,  nämlich  eine  goldene 
Kette  mit  einem  Kreuze  >«>,  einen  Hermelin-Pelz  mit  golddurch- 
wirktem  Atlas  überzogen,  und  ein  Paar  Sporen  von  vergoldetem 
Silber. 

TAurn  verliess  Moskau  am  19  Aug.  1490  in  Beglei- 
tung des  schon  früher  geoannlen  Trachaniota  und  des  Djak 
Wassilj  Kulcschin,  welche  ein,  mit  dem  von  Iwan  ausge- 
fertigten Dokumente  genau  übereinstimmendes  milbekamen,  um 
dieses  von  Maximilian  unterzeichnen  zu  lassen.  Sie  trafen 
ihn  am  St.  Georgen  -  Tage  1491  zu  Nürnberg,  wo  er  gerade 
einen  Reichstag  hielt,  und  wo  er  nun  auch  von  seiner  Seite  den 


182.  In  den  Archir-Nachrichten  über  Thurn$  Gesandtschaft  heisst  es  bei 
4ie$er  Gelegenheit:  Tocjjutph  ynraui  ero  aojOTOHOCueMXy  der  Groufunt 
mmekle  um  Ukm  eimen  Goidiräger» 


-^     i56     — 

Bändniss  -  Brief  unterzeichnete.  Von  diesem  Aktenstflcke  hat 
sich  weder  das  Original  noch  eine  Abschrift  in  Moskau  erhaUra, 
scmdein  es  befindet  sidi  in  dem  dortigen  Ardiive  nmr  eine 
gleichzeitige  russische  Uebersetznng  davon. 

Im  November  des  nämb'chen  Jahres  wurde  TAum  zom 
zweiten  Male  nach  Moskau  gesduckt^  wo  er  am  20steB  aidkam, 
und  bereits  am  268ten  2ur  Audienz  gelassen  wurde.  Hier  rat- 
sdmldigt«  er  zuerst  seinen  Herrn  wegen  der  fräher  von  ibm 
gewünschten  Verbindung  mit  einer  Tochter  des  Grossfiirsten.  Es 
hätte  sich^  musste  er  sagen  ^  während  seiner  ersten  Reise  nach 
Russland;  in  Deutschland  das  Gerücht  verbreitet^  dass  er  auf  der 
See  verunglfickt  sei.  Maximilian  habe  daher  geglaubt^  dass 
seine  Anwerbung  gar  nicht  statt  gefunden^  und  deswegen  auf 
Zureden  seines  Vaters  und  der  Reichsf&rsfen  sich  zu  einer  Ver- 
lobung mit  der  Prinzessin  Anna  von  Bretagne  entschlossen; 
bei  welcher  Erklärung  man  auch  die  ganze  Sache  bewenden  liess. 

Dann  kam  der  Gesandte  auf  das  geschlossene  Bändniss, 
welches  Maximilian  in  Gegenwart  der  russischen  Abgeordneten 
mit  einem  Eide  bekräftiget  habC;  und  bat,  der  GrossfOrst  möge 
nun  in  seinem  Beisein  von  seiner  Seite  das  nämliche  thnn;  was 
auch  sogleich  ohne  weitere  Schv\ierigkeiten  durch  Kflssung  des 
Kreuzes  erfolgte. 

Nachdem  nun  TAurn  auf  diese  Art  alle  Aufträge  seines 
Hofes  glücklich  erfüllt  hafte ,  trat  er  am  12  April  1492  wieder 
seine  Rückreise  nach  Deutschland  an. 

Sein  Gesandtschafts-Bericht  befindet  sich  in  dem  Kaiser!. 
Archive  zu  Wien. 

lieber  Georg  eon  Thurn  findet  man  Nachrichten  in 
HormaTr's  Archiv  für  Geographie^  Historie,  Staats-  und 
Kriegskunst,  Wien  1819.  No.  47. 


—     157     — 

29. 

Michael    Sniips. 
1492. 

in  Jahre  1492  erschien  zu  Moskau  eine  österreichische 
Gaoidtsciiaft  von  Ms  dahin  ganz  neuer  Art,  nämlich  eine  Mo^ 
ühaensclialtliche.  Der  Erzherzog  Sie gismund;  der  sich  besonder? 
nü  Einziehung  von  Nachrichten  tiber  fremde  Länder  und  Völker 
beechiftigte;  schickte  von  Inspruck  aus,  wo  er  damals  seinen 
Hof  hieK,  einen  tüchtigen  Mann  nach  Moskau^  und  versah  ihn 
nrit  EmpfeUungs-Schreiben  an  den  GrossfÜrsten  von  irich  seXMl, 
«od  von  seinem  Neffen,  dem  römischen  Könige  Maximilian. 
Dieser  Reisende  war  Michael  Snups^  dessen  Name  uns  nur 
ans  russischen  Archiv  -  Nachrichten  bekannt  ist;  er  erhielt  den 
Auftrag,  sich  nach  allen' Merkwurdi^eiten  dieses,  dem  übrigen 
Europa  noch  so  wenig  bekannten  Landes  genau  zu  erkundigen, 
um!  zu  diesem  Zwecke  die  russische  Sprache  zu  erlernen. 
Besonders  hatte  der  Erzherzog  für  ihn  um  die  Erlaubniss  gebe- 
ten, das  Innere  des  Reichs  bereisen  und  selbst  bis  an  den  Ob  <«* 
geben  zu  dürfen.  Man  fand  indessen  in  Moskau,  bei  dem  all- 
gemeinen Misstrauen,  das  dort  noch  gegen  das  Ausland  herrschte, 
nicht  für  rathsam,  eine  solche  Reise  zu  begünstigen,  unter  dem 
Vorwande,  dass  der  Ob  viel  zu  entfernt,  und  die  Beschwerlich- 
keilen dieser  Reise  für  einen  Fremden  viel  zu  gross  wären,  da 
selbst  die  Beamten,  welche  von  der  Regierung  geschickt  würden, 
um  den  Tribut  von  den  dortigen  Völkern  zu  erheben,  auf  dem 
weiten  Wege  immer  mit  den  grössten  Schwierigkeiten  zu  kämpfen 


183.    MBlier  macht  herbei  in  den  oben  S.  150  Xnmerk.  173.  enrähnten 
AMtfigen  die  BenerkoBg,   dSs  dieses  die  eiste  Enrihnong  des  Flusses  Ob  sey, 
sowohl  in  rassischen  als  aoslindischen  Schriften  aitreffei 


—     158     — 

hätten.  Snups  wünschte  nnn^  durch  die  Türkey  oder  dmrdi 
Polen  znrfickzureisen^  aber  auch  dieses  wurde  ihm  unter  dem 
Vorwande  zu  grosser  Unsicherheit  abgeschlagen^  und  es  hUA 
ihm  folglich  nichts  übrig,  als  die  Rückreise  auf  demselben  Wege 
zu  machen^  auf  welchem  er  gekommen  war^  nämlich  durch 
Livland  und  Deutschland.  Die  Antwort -- Schreiben^  welche  der 
Grossiurst  ihm  an  Maximilian  und  Siegismund  mitgeben  lieas, 
sind  vom  5  Jan.  1493  datirt,  und  befinden  sich  abschrifiUch  im 
Archive  zu  Moskau. 

Wahrscheinlich   findet   sich    auch  noch   in  Wien   oder 
bspruck  der  Original-Reisebericht  des  Michael  Smfpa. 

30. 

Justus    Kantinger. 
1504. 

Nach  der  ftir  das  russische  Heer  so  unglücklichen  Sdiladit 
gegen  die  Liviander^  7  Sept  1501^  am  Fluss  Soriza  bei  Pleskan, 
schickte  der  Kaiser  Maximilian^««  einen  Gesandten  ^  Juslm$ 
Eantinger^^^ytan  den GrosstOrslen  Iwan  Wässiljewitsch,  um 
ihm^  obgleich  etwas  spät^  seine  Theilnahme  zu  bezeigen  und  seine 
Hülfe  anzubieten.  Diess  war  wenigstens  sein  ofBcieller  Auftrag, 
während  er  wohl  besonders  abgesandt  war,  um  die  eigentliche 
Lage  des  Grossi&rsten  und  den  Stand  der  Dinge  in  Russland 
auszukundschaften.  Das  Schreiben  des  Kaisers  ist^  von  Aug^urg 


184.  Den  die  russischen  Archiv  -  Schriften  noch  immer  König  nennen,  ob 
er  gleich  schon  1493  Aoiiier- geworden  war. 

185.  In  den  y6n  seiner  Gesandtschaft  im  Moskaoischen  Archiit  fibrig 
gebliebenen  Schriften  wird  er  auch  KamifgHTf  Km<i^  and  GmÜ»g9t  »4  täte 
Vorname  bald  JM;  bald  Mhk  genaant. 


—     169     — 

te  €  A«g.  1502  datirt.  In  einem  andern  vertraulichen  Briefe 
latt  12  Aug.,  dessen  Ueberbringcr  ebenfalls  Kantinger  war^ 
te  hier  Kaiserlicher  Falkenierer^  genannt  wird,  bat  der 
Kaiser,  ihm  durch  diesen  einige  weisse  Falken  (Kretschati) 
a  schicken.^««  Auf  das  erstere  Schreiben  antwortete  der 
fifmOrst  in  einmi  sehr  langen  und  höflichen  Briefe.  In  einem 
mtäm  melde,te  er  dem  Kaiser^  dass  er  ihm  fünf  Falken  über- 
flCDde,  die  der  Vorsicht  und  ihres  grossen  Werlhes  wegen  durch 
eäen  höheren  Beamten^  Namens  Michaila  Klepik  Jerqpkin^ 
abgefertigt  wurden. 

Im   folgeijjden  Jahre   wurde   Kantinger  zum  zweiten 
Male  nach  Russland  geschickt.    Er  ging  diesmal  aber^  aus  un- 
bekannten Gründen^  nur  bis  Narva^  und  übersandte  von  hier  aus 
dordi  den  Befehlshaber  von  Iwangorod;  einen  Brief  des  Kaisers 
Maximilian,  von  Costnitz  den  6  MSrz  1505^  an  den  Gross- 
Arsteo,  und  ebien  von  des  Kaisers  Sohne^  dem  Könige  Philipp 
von  Castilien^   von  Brüssel  den   13  Octol)er  ISO^^   an  den 
Grossf&rsten  und   dessen  Sohn^  Wassily  Iwanowitsch.     Der 
Hauptgegenstand  dieser  Briefe  war  die  Freilassung  eim'ger  vor- 
nehmen livländischen  Kriegsgefangenen^   die  als   deutsche  Ritter 
unter  Kaiseriichem  Schutze  standen.    Diese  Schreiben  kamen  am 
16  Juni  in  Moskau  an  und  die  grossfarsUiche  Antwort  darauf 
ging   schon   am    19    desselben    Monats    an    Eantinger  nach 
Narwa  ab^  worauf  dieser  sogleich  seine  Rückreise  nach  Deutsch- 
land antrat.    In  der  Aufschrift  des  Briefes  vom  Könige  Phijipp 
wird   dem   Grossfürslen   sowohl    als    seinem    Sohne   der   Titel 
eines  Zaren  beigelegt^  was  bis  dahin  nocli  nie  von  dem  Römisch- 
Kaiserlichen  Hofe  geschehen  war. 


186.    Ueber  den   hohen   Werth  den   man   überhaupt  In  älteren  Zeiten  ia 
RcsiUnd  auf  Falken  setzte»  sehe   man:    Amgmiin  Freiherr  wüm  Meyerberg  umd 
)  Reue  mach  Rmeelamd^  tfom  Friedr.  Adelung.  St  Petersb.  1827.  8*.  S.  211.  ff. 


_     160     — 

Kantinger^s  Berichte  aber  seine  zwei  Reisen  nach  Rnss- 
land  müssen  unstreitig  noch  in  dem  Kaiserl.  Archive  zu  Wien 
vorhanden  seyn. 

31. 

Siegmimd  Freiherr  von  Hcrberstein. 
1517  —  1526. 

Der  Freiherr  von  Herberstein  ist  einer  der  wich- 
tigsten Schriftsteller  über  das  altere  Russland^  der  hier  eine 
besondere  Ehrenstelle  verdient.  Vor  ihm  waren  fast  nur  unzu- 
verlässige und  mangelhafte  Berichte  über  dieses  *<lurch  seine  Lage^ 
Sitten  und  Sprache  von  dem  übrigen  damah'gen  Europa  so  ent- 
fernte Land  bekannt  geworden;  da  erschien  lierberstein,  durch 
Kenntnisse  und  die  günstigsten  Verhältnisse  allen  seinen  Vor- 
gängern weit  überiegen^  und  schrieb  sein  klassisches  Werk^  die 
Commentarii  Rerum  Moscoviticarum^  wodurch  er,  nicht 
nur  für  das  Ausland^  sondern  itir  Russland  selbst^  die  wichtigste 
und  reichste  Quelle  zur  Kenntniss  seiner  alten  Verfassung,  Le- 
bensart und  Gebräuche,  ja,  wie  Schlözer  sagt,  der  zweite 
Entdecker  Russlands  wurde.^«*'' 

Siegmund  von  Uerberstein^^^ ^  wurde  1486  zu 
Wippach  in  Krain  geboren  und  zu  Gurk  im  Klagenfurter  Kreise 


187.  Ich  habe  bereits  vor  22  Jahren  diesem  merkwürdigen  Manne  eta 
kleines  Denkmal  zu  errichten,  und  besonders  seinen  grossen  Werth  für  RnsslaBd 
zu  würdigen  gesucht  in  der  SchriA :  Sief^muud  Freiherr  vom  UerberUeim.  MU 
heeonderer  RUcJMchi  auf  eeine  Reüem  in  Rmeeiamd^  geechilderi  vom  FriedHe^ 
Adelung,     MU  mwei  Kupfern  nnd  einer  ffarU.     8L  PeUrebmrg,  1818.  8«. 

188.  Sein  späterer  vollständiger  Titel  war:  Siegmmnd  Freiherr  nm  JSbr- 
bereiein,  Ife^fperg  und  Güienhag,  Obereier  Erb-Kämunerer,  ObereUr  Trmcheeee 
im  Miärmiemf  üömieeh  -  KaieerL  Raih,  Kämmerer  und  Präeidemi  der  Nieder^ 
Oeeierreichieehem  Kammer. 


—     161     — 

Er  stodirle   auf  der  Hochschnle  zu  Wien^  und  trat 

itm  im  xwanzigsten  Jahre  In  KriegsdieiKSte^   in  denen  er  sich 

bd  aflen  G^genheiten  durch  Taprerkeit  und  Klugheit  ausseicb- 

Mie.    Seit  dem  Jahre  15i5  wurde  er  von  dem  Kaiser  Maxi- 

■iiian  in  Staatsgeschfiften  und  diplomatischen  Sendui^n  ge- 

kmAtf  auf  denen  er  fiberall  die  grösste  Gewandtheit^  KOhn- 

kfttM  lod  Würde  zeigte.  Eine  der'  bedeutendsten  seines  ganzen 

poiischra  Lebens  war  die  nach  Moskau^  welche  er  am  14  Dec. 

i5i6  antrat^  und  filr  welche  er  den  doppelten  Auftrag  bekam, 

ie  km  vorher  in  Wien  zwischen  dem  Kaiser  und  dem  Könige 

v«  Polen  geschlossene  Freundschaft  durch  eine  Heirath  zu  be- 

itägca  und  zu^eich  den  Grossfärsten  WassilJ  Iwanowitscfa 

gc|en  Polen  geneigter  zu  stimmen. »«     Mit  welchem   Glflcke 

Berientein  an  der  Erreichung  dieser  Zwecke  seiner  Sendung 

lAettete^   sieht   man  aus  seinem  eigenen  Berichte  Ober  seinen 

iifenthalt  in  Moskau.    Noch   vielmehr  aber  gehet  aus  diesem 

OBSterbUchen  Werke  hervor^   mit  welcher  Auszeichnung  er  dort 

behaadelt  wurde^  mit  welcher  AuAnerksamkeit  er  das  ihm  slamm- 

ond  sprachverwandte  Volk  beobachtete^  und  mit  welchem  Eifer 

nd  Erfolge  er  Alles  sammelte;  was  dazu  beitragen  konnte  ^  die 

Lngewissheit  und  Irrlhäroer  aber  das  noch  so  wenig  bekannte 

Land  aufzuklaren. 

tterberstein   reis'te   von  Hagcnau   ab;    begleitet  von 


189.  Z.  B.  bei  seiner  höchst  misslichen  Sendung  an  (krüiüm  ii,  König 
TM  Dinenark,  wo  er  diesem  sagte:  dass  er  angeschickt ,  niirrdlich  uml 
■«^lirlirh  handele,  and  dasa  er  aein  Gewissen,  die  Gebote  Gottra,  seine 
Bhr^,  die  chriatliehe  Ordnan|c,  and  die  FrenndscbaA  des  Kaisers  |ceringer 
ncbICy  als  ein  gemeines  Weib  (die  beliannte  Diiveke). 

190-  üeber  die  damaligen  Schwierickeilen  einer  solchen  Reise  und  Her- 
SerwMmt  vorzSgliche  EigenschaRen  zur  Ueberwindung  derselben  s.  mein  ange- 
fikrifs  Werk.     S.  i5— 48. 

11 


—     162     — 

seinem  Neffen^  Johann  von  Thnrn^^s  Georp  Raumsehfls- 
sei;  der  eben  erst  von  einer  Sendung  ans  Russland  zurückge- 
kommen war;  und  Petern  Mraxi;  welcher  letztere  aber  schon 
im  Januar  1517  zu  Znaym  in  Mähren  starb.  Er  kam  Aber 
Krakau  nach  GrodnO;  wo  er  von  dem  Könige  von  Polen  rine 
Audienz  erhielt  und  aufs  Beste  bewirthet  vrurde.  Nach  einer 
höchst  besdiwerlichen  und  mit  mancherlei  Gefahren  verbondenm 
Reise  kam  Herberstein  am  4  April  nach  Nowgorod;  wo  er 
sich  wegen  Einholung  der  Erlaubniss  zu  seiner  Weiterreiso^ 
sieben  Tage  aufhallen  musstC;  welche  er  zur  Besichtigung  mid 
Beschreibung  der  Alterthflmer  dieser  damals  noch  sehr  merk- 
würdigen Stadt  benutzte.  Endlich  langte  er  am  14  Apifl  in 
der  Zarenstadt  aU;  wo  er  von  Seiten  des  GrossfÖrsten  sdir 
stattlich  empfangen  und  aufgenommen  wurde.  Herier$leim 
blieb  sieben  Monate  in  Moskau ;  und  verliess  dasselbe  am 
21  November,  als  er  sich  überzeugen  musstO;  dasS;  bei  der 
Fortsetzung  der  Feindseligkeiten  Siegismund's  gegen  Hussland, 
jeder  Versudi;  den  Grossfursten  gegen  diesen  unversÖfanüdMi 
Feind  geneigter  zu  stimmen;  vergeblich  sein  müsste.  Bei  seiner 
Abreise  erhielt  er  reiche  Geschenke  und  die  schmeichelhattesten 
Beweise  von  Achtung  und  Zufriedenheit 

Nach  Verlauf  von  neun  Jahren,  wfihrend  weldier  Her^ 
herstein  in  diplomatischen  Sendungen  nach  Ungarn,  Spanien^ 
Deutschland  und  den  Niederlanden  gebraucht  worden  war^  bot 
sich  für  ihn  eine  Veranlassung  zu  einer  zweiten  Reise  nach 
Russland  dar.    Iwan  Wassilje witsch  hatte  nämlich^  auf  die 


191.  Der  in  den  russischen  Archir-Nachriehten  immer  JmfkHdmrmo^  Um- 
wmOmrmOy  and  Amfamiumo  genannt  wird)  so  wie  Herhenieim  selbst  dort  Sfo- 
gemmmd  U^rbemtier,  SkMmmi  and  SkiciMmmi  Jerk^ni^m.  SMgkmm  BKh^ 
Meny  HermoMier  u.  s.  w.  htisst 


—     163     — 

Nachfficlit  von  der  Wahl  Karl's  V  zum  KömisclieQ  Kaiser^ 
Gesaidte  mdi  Spanien  gfescidckt^  am  diesem  seine  GlüokwAnsche 
m  bringra,  etaie  Anfmerksamkeit;  die  nnn  durch  cone  abennaUge 
Scüdang  üerherstein's  nach  Moskau  erwiedert  werden  sollte, 
sweiter  ^richtiger  Zweck  dieser  Sendung  war  aber  noch  die 
Beflegung  der  Feindseligkeiten^  die  Siegismund  von 
Polaii  bis  jetzt  ununterbrochen  gegen  Russland  fortgesetzt  hatte. 
Um  die  Gesandtschaft  noch  feierlicher  zu  machen ,  ward  von 
Oeslerreichischer  Seite  auch  ein  Graf  Leonhard  von  Nuga- 
rolis  mitgeschickt  und  ausserdem  hatte  Herbentein  zwei 
Miner  Bruder-Söhne ^  und  einen  Beamten,  Namens  Christoph 
Raumschflssel,  in  seiner  Bereitung.  Der  Erzherzog  Ferdi- 
nand, von  welchem  die  neue  Gesandtschaft  in  Karls  V  und 
in  seinem  eigenen  Namen  veranstaltet  worden  war,  trug  ihm  in 
sdamn  Abfertignngs  -  Schreiben  noch  besonders  auf,  bei  dieser 
DCMn  Reise  aDes  Merbvnlrdige  zu  beobaditen  und  darüber 
•eiasig  zu  berichten.  Ein  fthnlicher  Befehl  wurde  ihm  bald  nach 
seiner  Abreise  noch  nachgeschickt,  und  dabei  besonders  empfoh- 
len, vorzugliche  Aniinerksamkeit  auf  die  Religion,  Ceremonien 
und  geistlichen  Bacher  der  russischen  Kirche  zu  richten,  wobei 
er  sich  eines  dem  Schreiben  beigefugten  Werkes  bedienen 
sollte,  das  der  Kaiserliche  Rath,  Dr.  Johann  Fabri,  kurz 
vorher  Ober  diese  Gegenstände  herausgegeben  hatte.  ^'^ 

Die  Reisenden  gingen  wieder  durch  Mähren  und  Schle- 
sien nach  Polen,  und  schlössen  sich  auf  ihrem  Wege  der  aus 
Spanien  in  ihr  Vaterland  zurückkehrenden  russischen  Ge- 
sandtschaft an,  ein  Umstand,  der  bei  dem  misstrauischen 
Siegismund  Verdacht   erregte,   und    ihnen   einen  sehr  kalten 


192.     Von    Fobri   und    seinem  Werke  lif?  MotomUarum  reiigiomf!  wird 
weiter  vnten  die  Rede  sein. 

ir 


—     164     — 

Empfang  bei  demselben  bereitete.  Es  gelang  dem  gewandten 
lierbersiein  indessen^  das  Misslrauen  des  Königs  zu  ver- 
scheuchen^ und  selbst  ihn  sich  persönlich  sehr  geneigt  zu  machen,  i»* 
Kurz  vor  Smolensk  fanden  sie  an  der  russischen  Gränze  einen 
ihnen  entgegengeschickten  Abgeordneten^  der  sie  indessen  sehr 
geringschätzig  behandelte ,  und  in  Smolensk  15  Tage  aufhidt, 
bis  die  Erlaubniss  zu  ihrer  Weiterreise  eintrat  Endlich  langte 
die  Gesandlschail;  unter  mandien  Gefahren  und  Verdriesslichkei- 
ten  am  26  April  in  Moskau  an^  in  dessen  Nähe  sie  schon  mit 
grosser  Auszeichnung  empfangen  ^  und  wo  sie  während  ihres 
ganzen  Aufenthaltes  aufs  freundschaftlichste  behandelt,  und  an- 
ständig  und  reichlich  verpflegt  wurde.  Dieser  zweite  Aufent- 
halt lierbersiein  s  in  Moskau  dauerte  wieder  ungefiihr  nenn 
Monate ;  in  denen  er  aber  diessmal  in  seinen  diplomalischeii 
Unterhandlungen  sowohl^  als  in  seinen  Erkundigungen  und  Nach- 
forschungen glücklicher  war^  als  das  erste  Mal.  Durch  seine 
besondere  Vermittelung  kam  namentlich  ein  funQähriger  Friede^'«, 
oder  eigentlich  Waflenstillstand  zwischen  dem  Grossiursten  und 
dem  Köm'ge  von  Polen  zu  Stande  ^  und  daneben  trug  er  zur 
Befestigung  der  Freundschaft  zwischen  dem  erstem  und  dem 
österreichischen  Hofe  wesentlich  bei.  Er  verliess  Moskau  am 
11  November^  überhäuft  von  Beweisen  des  Wohlwollens  und  der 
Gnade  des  Grossiursten,  und  trat  seine  Ruckreise  bei  einer  sehr 
strengen  Kälte  an,  die  ihn  bis  Krakau  begleitete.  Hier  erhielt 
er  ebenfalls  die  schmeichelhaftesten  Beweise  von  der  Zulriedan- 
heit  des  Königs  mit  dem  für  ihn  abgeschlossenen  Frieden,   ond 


193.    Herberttein  sagt  von  ihm,  er  habe  an  ihm  gehandelt  ah  ein  ehrU- 
eher  Kömig,    S.  meinen  llerbentein  ^   S.  157. 

194.     Nach   den   riiss    Chroniiien  wurde  dieser   Friede  auf  6  Jahre  ge- 
schlössen. 


—     165     — 

W  airf'8  neue  Gelegeniieit  sich  als  einen  getreuen  Diener  und 
pnmdieü  UBterhAntler  jto  zeigen. 

Herber^teiffs  fibriges  Leben  verging  fortwährend  in 
im  wkbligsten  Staatsgeschäflen  und  diplomatischen  Sendungen^ 
YW  denen  <Ue  1541  nach  Constantinopel  nntemommene  als  die 
wUMigste  und  schwierigste  anzusehen  ist.  Er  starb  zu  Wien 
k  «iMB  Alter  von  achtzig  Jahren^  mit  Ehre  und  Ruhm  gekrönt^ 
■d  unvergessUch  fOr  sein  Vaterland^  wie  für  das  ihm  zu  hohem 
Duke  verpflichtete  Russland. 

Die  Verdienste  dieses  merkwürdigen  Mannes  als  Mensch 
lad  als  Schriftsteller  sind  von  mir  schon  an  einem  anderen  Orte 
aust&hrlich  gewürdigt  worden.  <<»&  Auch  habe  ich  ebendaselbst 
VM  HerbersteMs  Quellen  zu  seinem  unsterblichen  Werke 
Iber  Russland  gesprochen^  und  eine  Entwickelung  seiner  Ansich- 
len  in  Beziehung  auf  Russland's  Geschichte^  Alterthämer,  Lan- 
deskenntniss,  Religion^  Verrassung,  Regierungsform,  Kriegswesen^ 
Handel,  häusliches  Leben  und  Vergnägungen  gegeben. <••  Hier 
können  also  nur  noch  eimge  Literar-Notizen  über  jenes  Werk, 
und  eine  genaue  Anzeige  seiner  Ausgaben  und  lieber- 
Setzungen,  so  wie  der  daraus  gemachten  Auszüge^  erwartet 
werden. 

Ausgaben: 
1}  Herum  Moscoviticanim  Coramentarii.  In  his 
Commentariis  sparsim  contenta  babcbia^  cnndide  leetor, 
RiiKsiae  et  qiiae  nunc  ejus  Metropolis,  Moscoviae 
brcvissiniam  descriptionem.  De  religione  qnoqne 
raria   iiisert«a    sunt:    et  que  nostra  cum  religione  non 


195.     In  Siegm,  Freih.  com  UerbenUin  u.  s.  w.    von  Friedr,  Adrlnng. 
S.  296-434. 

rJÜ.    Ebeodas.  S.  371-401. 


—     166     — 

conveninnt  Chorographiam  denique  totins  imperii 
Moscici:  et  yiGinoram  quornndam  mentioneiii.  Qois 
deniqne  modus  excipiendi  et  tractandi  oratores:  disse- 
ritan  Itiocraria  qnoqne  duo  in  MoscoTiam  snnt  adjnncta. 
Vindobonae  (1549)  fol.io''  Dieses  ist  die  erste  Ausgabe  des 
Herierstein'schen  Werkes^  die  sehr  selten ^  und  vielen  Litera* 
toren  unbekannt  geblieben  isL^«*  Gesner  giebt  das  Draclgahr 
nicht  an;  dass  es  aber  1549  sein  muss^  erhellet  aus  Herber» 
iteMfr  eigener  Angabe.  Es  heisst  nämlich  in  den  zu  Wien 
1560  erschienenen  Notizen  zu  seinem  Leben:  ^^^  MDLIX. 
Historiam  Moscoviae  stilo  simplici  congessi  eandem-* 
que  typis  excudi  curavi.  Das  Werk  zerfällt  in  zwei  Ab- 
theilungen: 1}  Moscoviae  Descriptio  et  Itinerariam, 
signirt  A— C.  fol.  I— XH.  2)  Chorographia,  signirt  A— G. 
fol.  I— XXXVn.200 

2)  Zwei  Jahre  später  erschien  durch  Veranlassung  von 
Wolfgang  Lazius  eine  verbesserte  Ausgabe  zu  Basel.  Der 
Titel  ist  derselbe,  wie  auf  der  ersten^  ausser  dass  sich  auf  dem- 
selben noch  der  Zusatz  befindet:    Access! t   etiam    locnples 


197.  S.  Bibliotbeea  onivenalis  s.  CaUlogns  omDimn  seriptoniBi  locvple- 
lUslnins  in  lingo«  Utiiia,  graeca  et  hebraiea  extantiom  et  non  aztantiiiBiy 
veteram  et  recenliornin  ad  A.  C  1545  doetonim  et  indoetoniBi,  aseaionm 
et  in  bibliothecis  latentinm^  anctore  Courado  CSesnero.  Figari»  1555.  foL 
S.  ober  dieses  merkwürdige  Werk  und  seinen  Verfasser  Eberl'a  bibUographi- 
sches  Lexicon,  Th.  L  S.  672—673. 

198.  S.  Wien'9  BuchdrmckergeBchiehU  bkMDLX,  vom  Miekaei  DemiB, 
Wfen  1782.  4*.  S.  656.  Denk  selbst  hatte  diese  Ausgabe  nie  ii  Gesichta 
bekommen,  und  beschrieb  sie  nur  nach  GeMmet's  Biöiiolheca, 

199.  GraUe   posteritati   L.  B.    in  Herbentein  actiones  aoas  reliqnil 

etc.    Yindob.  1560.     4«. 

200.  S.  die  nähere  Bescbreibang  dieser  Ausgabe  in  m.  Siegm,  FrM.  w. 
Herhertiei»  u.  s.  w.  S.  319. 


--.    167     — 

nmrn  et  vorboraiii  in  bis  memorabiliam  Index.  Basileaa^ 
)ier  JoMioen  Operinnm:  s.  a.  (1551}  fol.  175  Seiten  md 
3  SL  Index.1«^ 

3)  Basfleae  $.  a.  (1556)  fol.  ebenfans  bei  Oporin^ 
109  Seiten  nnd  16  S^ten  Index.  Der  Titel  ist  wie  bei  den 
fwfgen,  hat  aber  noch  folgenden  Zusatz:  Ad  haec,  non  solnm 
iMae  aliqaot  Tabalae,  sed  mnlta  etiam  alia  nnne  de«* 
MM  ab  ipso  anforc  adiecte  sunt:  qnae,  81  eui  cum 
jfrimB,  editione  conferre  libeat,  facile  deprebendet 
Co».  C^es.  et  Regiae  Maiest.  gratia  et  priuUegio  ad 
deeenniura.M* 

43  Rernm  Mosconiticaram  Commentarii  Sigia- 
■nndo  Libero^o»  antbore.  Rusaiae  breuissima  deacriptio, 
et  de  religione  eorum  raria  inserta  sunt.  Cborogra* 
phia  totios  Imperii  Moscici,  et  yicinorum  qnonindani 
aentio.  Antnerpiae  in  aedibns  Joannia  Streelsit,  1557. 
In  Octaro.   198  El.    Diese  Ausgabe  scheint  ein  ohne  Ber- 


201.  In  einem  an  den  Verleger  gerichteten  aur  der  Kehrseite  des  Titel- 
blatts abgedruckten  Schreiben  sagt  Lazttts  von  der  ersten  Ausgabe:  Foere  qoi- 
4tm  •btter  hi  (commentarii)  «pud  nos  excnsi  —  aed  adeo  eorrnpte,  adeoqne 
a^Hirdis  tjpis,  nti  vides,  nt  ni  tua  industria  aeeHat,  opns  nebercnl«  ne- 
■M»rabile  iaivriam  patiatiir. 

202.  S.  den  aasfahrlich  angegebenen  Inhalt  dieser  Ausgabe  in  meinem 
Berkenieim,  S  326-330. 

203.  Herbersieim  schrieb  sich  Sigismumdtu  Liber  Boro  ab  Berbenteim, 
woraas  er  hier  zu  einem  Sigiamund&B  Liber  gemacht  ist,  ein  Fehler,  der  öfter 
Torkonmt.  S.  meinen  Berbersiem  S.  230.  In  der  italianischen  Uebersetznng 
feines  Werkes  heisst  er:  Sigitmumdo  Libero  et  Barone  im  Berbetien,  Dass 
ibrigees  Berberttieik't  Name  auch  bisweilen  selbst  ron  seinen  eigenen  Lands- 
Beuten  mid  sogar  von  seinen  Lobrednem  verunstaltet  worden,  sieht  man  aus  der 
Sdnift:  Coo^atolatio  ad  Sifcismandom  de  Brbemtejn  feliclter  a  Moschif 
rrTersM,  aactore  Rodolpho  Agricola,    Cracoviae  1518.     4^. 


—     168     — 

berstein*9  Genehmigung  veranstalteter  Nachdruck  zu  sein^  bei 
welchem  auf  dem  Tilcl  das  schützende  Kaiserl.  Privilegiom  ifut 
angeführt  ynirde.  « 

5}  Antverpiae,  1557.  fol.  Diese  Ausgabe  wird  nur 
in  der  Hamburgischen  Bibliolheea  liistoriea  angefahrt,  wo  es 
S.  267  heissl:  Die  Anlwerpische  Ausgabe  de  ao.  15  57 
in  fol.  ist  unstreitig  die  beste, 

6)  Francofurti;  1560.  fol.  Diesen  Abdruck  erwlbnt 
nur  Denis  in  s.  Werke:  Wicn's  Bnchdrnekergesehiebte 
bis  MDLX,  Wien  1782.  4"";  wo  er  sagt:  A.  15  60  wie- 
derholten die  Oporinsche  Ausgabe  die  Wechelschen 
Erben   in  Frankfurt. 

7)  Basileae^  1567.  föl.  Diese  Ausgabe  flndet  sich 
nur  bei  dem  sehr  oberflächlichen  und  unzuverlässigen  Barch. 
Ad.  Sellins  in  s.  Schcdiasma  Literarinm  de  seriptorilms 
qni  Historiam  Rossicam  scriptis  illustrarnnt  Reraliae 
1736.     8^    p.  19."4 

8)  BasileaC;  1571.  fol.  ex  ollicina  Oporiniana. 
327  Seiten.  Ein  genauer  Abdruck  der  Ausgabe  von  1556^  mit 
einigen  Zusätzen ^  die  auf  dem  Titel  also  bezeichnet  werden: 
Uis  nunc  primiiin  acccdunt,  Scriptum  recens  de  (irae- 
coram  fide,  quos  in  omnibus  IHoscorum  natio  seqnifor: 
et  Comnicnturins  de  bellis  Aloscornni  adnersas  finiti- 
mos,  Polonos,  Litaanos,  Snedos^  Liuonios  et  alios 
gestis,  ad  niinum  usque  LXXI^  scriptus  ab  Joanne 
Leuuenclaio.2«^ 


204.    Ebendaselbst  wird  auch  gesagt,  Jlerhertteiu  sei  in  den  Jahren  1497 
und  1523  in  Russland  gewesen. 

905.    Den  ausfOhrlichen  Inhalt  dieser  Ausgabe  flndet  man  in  M^.  FMk 
ton  tleröerBlem,  u.  s.  w.  S.  334-'335. 


—     169     — 

9}  Basileae,  1573.  foL  Auch  diese  Ausgabe  wird 
bei  Sellius  a.  a.  0.  genannt.  Die  Angabe  ist  daher 
anniveriissig. 

10)  Basileae^  1574.  fol.  Dieser  Ausgabe  erwihnt 
Mensel  in  s.  Literatar  der  Staftitilik,  man  findet  sie 
lonft  nirgends  angefahrt« 

11)  Ein  ganz  unveränderter  Abdruck  nadi  der  Baseler 
Abgabe  von  1556  befindet  sich  in  der  bekannten  Sarnndupg: 
RenuD  MoseoTiticanini  Aactores  varii:  ynvm  in  eorpva 
urme  priaiTni  congesti.  Quibus  et  Gentia  Historia^  eon- 
tiaetar:  et  Regionrni  accrrata  deacriptio.  Franeofrrti 
apod  bacredes  Andreae  Wecbeli,  Glandium  Marnium 
et  Joan.  Aubriiim,  1600.  fol.  p.  1  — HT.^o« 

Ueberselzungen: 
In's  Italiänische: 

Eine  italiänische  Uebersetzung  des  Werkes  von  Herber- 
wteim  erschien  schon  ein  Jahr  nach  der  Herausgabe  des  Origi- 
nals zu  Venedig;  und;  wie  er  selbst  sagls«»''^  auf  seine  eigene 
Veranlassung.  Der  Titel  derselben  ist:  Commentari  della 
Moscovia  et  parimcnte  della  Russin,  et  delle  altre  cose 


206.  Dieser  Abdruck  erhält  vor  allen  rorhergehenden  Ausgaben  einen 
Vorzog  durch  neun,  auf  AerbtnUin^a  Reisen  nach  Polen  und  Russland  Bezug 
ha^eide  und  hier  zum  erstenmale  abgedruckte  Aktenstücke.  Diess  sind  Schreiben 
MmiimiHiBH'ty  Cartt  F,  FerdimamdB,  Lmdwig*8  II  Ton  Ungarn,  und  Siegkmmmd't 
f  Ml  Polen,  welche  die  Heraasgeber  Clmmde  Marm  und  J^tm  Ambri,  wahrscfaein- 
bdi  durch  den  Barom  Felieianm9  wm  Uerbtntein^  dessen  persönlicher  Bekannt- 
tchall  sie  sich  in  der  dieser  Sammlung  vorgesetzten  Zuschrift  an  Marquard 
Früher  rühmen,  aus  dem  Familien-Archive  erhalten  hatten. 

207.  In  der  Vorrede  zu  seiner  deutschen  Moicovia  sagt  HerbenUimi 
kah  ich  des  alles  —  Loleiniseh  geschrieben,  nnd  also  in  drackh  komen, 
—  aocli  pold  durch  ellicke  in  das  W&lüsck  gleichermoMen  in  den  dmckh 
gthrtckl. 


—     170     — 

belle  e  notabili,  composti  giä  latinamente  per  il  signor 
Sigisiiiondo  libero  Barone  in  herberstain.  iVeiperg  et 
Guetnhag,  (radotti  nonaineiite  di  latino  in  lingoanostrm 
nuolgare  Ilaliana«  Sinielmente  yi  si  trafta  della  reli* 
gionc  dclli  Moscouiti,  et  in  che  parte  qnella  sia  diffc- 
rcnte  dalla  iirä  beuche  si  chiamino  chriani.  Ilem  nun 
discriltione  particolare  di  (ut(o  l/imporio  MosconiticOy 
toccando  ancora  di  aicnni  luoghi  Ticini,  conie  sono 
de  Tartari,  Ltluuani,  Poloni,  et  altri  molti  riti  et  ordini 
di  que^  popoli.  In  Venetia  per  Gioan  Battesta  Pedrei» 
zano.  €nm  prinilegio  del  llluslriss.  Senalo  Venetiano^ 
Per  anni  X.MDL.  90  Blätter  in  Quarto.'ot 

Diese  Uebersetzung  ist  sehr  selten;  der  Verfasser  der- 
selben ist  nicht  genannt;  ich  finde  aber  in  einer  handschriftlichen 
Notiz  F.  Corvini  als  denselben  bezeichnet^  ohne  indessen  diese 
Angabe  durch  irgend  eine  Autorität  verbürgen  zu  können.  Sie 
ist  wieder  abgedruckt  in  der  Raccolta  di  Narigazionl  e 
Viaggi  di  Ramusio,  Venezia  1583.  Fol.  T.  ü.  p.  137  ff.^ 
und  dieser  Abdruck  wird  bisweilen  irrthümlich  als  eine  beson- 
dere Ueberselzung  oder  als  eine  in  diesem  Jahre  erschienene 
neue  Auflage  des  Druckes  von  1550  angegeben. 

In's  Deutsche: 

1)  Mosconia  der  Hauptstadt  in  Reissen^  dnreh 
Herrn  Sigmunden  Freyherrn  zu  Herberstain,  Neyperg 
und  Gnetenhag  Obristen  Erbcanirer^  rnd  öbristen 
Erbtruckhsessen  in  Kärntn,  Römischer  zu  Hungern  und 


908.  BmhlB  de  onttqtda  deiineai.  geograph,  JlMtlw.  p.  7,  hSIt  diese 
italiänische  Uebersetzong  fOr  die  Slteste  Ausgabe  des  Herb$r$i9MsäK&ä  Weifcei, 
weil  er  das  lateinische  Original  von  1549  nicht  kannte. 


—     171     — 

Bdudm  Khii.  Maj.  etc.  Rat^  Cainrer  rnd  Presidenten 

der  BüederttHterreiehisehen   Gonier  zasamen  getragen« 

flnMht  des  Moseouiter  gepiet,  vnd  seiner  anrainec^^^i 

beeeluinbnng  nnd  anzaigung,  in  wen  (fiic)^«»  sy  glaubens 

j  mit  Ttts  nit  gleichbellig.     Wie   die    Potsebaßen 

Gesandten   durch    sy    emphangen   rnd  gebalte« 

j  sambt   swayen   vndersebidlichen    Rtiisen   in 

die  Mosqna«    Mit  R8m.  Kbii.  May.  gnad  vnd  Priniie« 

gien  Getmckt  sn  Wienn  in  Osterreich  durch  Michael 

Zieunermann  in  S.Anna  Hoff,  1557.  id.  foliO;  24  Doppel- 

boga.  A— -Zu,  ohne  Seitenzahl.   Diese  von  Ueröerstein  seSbst, 

inoh  der  Baseler  Ausgabe  von  1556^  verfertigte  nnd  zum  Drucke 

beförderte  Uebersetzung  ist  so  selteU;  dass  man  sie  oft  selbst  in 

dm  vorzägUchsten  bibliographischen  Werken  vergebens  suchts^i 

2}  Noscouiter  wunderbare  Historien:  In  welcher 

den  treffenlichen    Grossen    land  Reiissen,   sampt  der 

Imptstatt  Moscinw,  rnd  anderer  uamrobaffligen   ymli- 

geaden  Fürstenthuinb  vnd  stetteii  gclegenheit,  Religion, 

m4  sellzame  gebreüch:   Auch  dcsz  erschroclccnlichen 

Groszlursten  zu  Moseauw  bärkominen,  männliche  thaten, 

gewalt,  rnd  lands  Ordnung,  auff  das  flcyszigest  orden* 

lieben  begriffen:  so  alles  biszhUrboy  vns  in  Teütscher 

naiion  vnbekandt  gewesen.     Erstlich   durch    den  woi- 

gebornen  herren  Sigmunden  Froyherren  zu  Herberstein, 

'"^yperg,  vnd  Gutenhag  etc.  welcher  zu  etlichen  malen 


209.  d  i.  Angränzender  Länder. 

210.  WoriD. 

211.  Eioe  aosfuhrliche  Nachricht  von  dieser  Uebersetzung  und  ihrem 
fabU«,  so  wie  von  ihrem  Verhältnisse  zu  dem  Origittale  findet  man  in  Siegm. 
Fmk   €om  iierberwMm  «.  c  tf.  «mi  Friedr,  AMumg.  S.  343—353. 


—     i72     — 

Rtfm.  Kay.  vnd  Kttnig.  May.  in  selbigen  landen  Legat 
gewesen,  fleysxig  xn  latein  besebriben:  Jetx  sn  malen 
aber,  xn  ehren  rnd  wolgefallen  dem  wolgebomea 
Herren  Jobans  Granen  xn  Nassair  etc.  durch  fleinrich 
Pantaleon,  der  Freyen  kttnsfen  rnd  Artzney  doctom 
xn  Basel,  auff  das  trettwlichest  vertetttschet  vnd  in  truek 
rerfertiget:  Alles  gantx  wunderbar,  nntxlicb,  rnd  knrta- 
weylig  zn  lesen.  Mit  sampt  H.  Pauli  Jou^j  Moaeooi- 
tiscber  Landen,  und  H.  Georgen  Wernbem  Vngariseher 
wunderbaren  wasseren  bescbreibnhg,  auch  eflichen 
schönen  Figuren  und  Landstaflen,  darzu  einem  roll- 
komroeuen  Register  bezieret.  Gedruckt  zu  Basel,  Anno 
1563.  CCXV  Seiten.  Folio.  Am  Ende  steht:  Getruekt  ra 
Basel  bey  Niclauss  Brillinger  rund  Marx  Russinger. 
1563.*i>  Da  in  dieser  Ausgabe^  der  ersten  Uebersetznng  durch* 
aas  nicht  erwähnt,  ja  auf  dem  Titel  sogar  gesagt  wird,  dass 
dieses  Werk  bisher  in  Deutschland  unbekannt  gewesen,  so  noss 
man  beinahe  glauben,  die  erst  sechs  Jahre  vorher  erschienene 
Uebertragung  sei  dem  Dr.  P  anlaleon  vöIUg  unbekannt  gcblidicn. 

3)  Basel,  1567.  Die  zweite  vöUig  unverfinderta 
Ausgabe  -der  ersten  Pantaleon 'sehen,  sogar  mit  Beibehaltmig 
ihrer  Seitenzahlen.  Auf  dem  Titel  ist  nach  den  Worten:  Pauli 
Jovii  Moseovitiscber  Landen,  hinzugesetzt:  Vnd  h. 
Heinrieh  Pantaleon  Littauwisehen,  Polniseheu,  Schwi- 
disehcn,  LeylUendisehen,  Nordwegisehen,  Yngarischcni 
Türekisehen,  vnd  Tarlarischen  Volkeren,  so  zu  ringlia* 
mm  an  die  Moseouiter  stossend.  —  Alles  ganti  wun- 
derbar, nutzlich  und  kurtzweylig  zu  lesen.    Gedmckt 


212.    Den  Inhalt  und  die  Ausstattung  dieser  Uel^ersetzung  findet  man  ge* 
nauer  angegeben  in  dem  so  eben  angefBlirlen  Leben  UerHniM9.  S.  355-311. 


f 


—     173     — 

n  Basel  Anno  1567.  Folio.  CCXXXXVI  Seiten  uiid  flhif 
Säkm  Index.  Die  auf  dem  Titel  erwfihnte  Feschreibung  von 
LttlhaneD  u.  s.  w.  tätigt  S.  CXCn  an. 

*3  ^^^S,  1567.  Diese  Ausgabe^  die  ich  sonst  nir- 
lenls  angeflOurt  geftmden  habe,  befindet  sich  auf  der  Königl. 
BUfolhdi  m  Dresden.  Sie  ist  mit  der  vorhergehenden  vöDig 
ifcciffcifillnuiiiend. 

5)  Die  MoscoTitische  Chronica^  d.  i.  Beschrei- 
\mmg  des  Grossfiirsten  in  der  Moseau  sammt  dessen 
Undern  ete.  erstlich  ron  Paul  Jorio  und  Sigm.  Her- 
herstain  in  Latein,  hernach  ron  Pantaleon  ins  (eutsche 
ibersetzl.     Frankfurt  a.  M.  1576.  folio. 

6)  Frankfurt  a.  M.   1579.  fol.    Eine  Wiederholung 
der  eben  erwähnten  Ausgabe. 

7)  Frankfurt  a.  M.  1589.  fol.   Diesen  Abdruck  giebt 
Gesig  Christ  Gebaner  in  s.  Progr. .  de  Vitn^  Fatis  et 
Seriptis  Sigismundi  L.  B.  ab  Hcrberstein  an^  und  be- 
kknibl  ihn  folgendermassen:   Quarta    (von  den   ihm  bekannt 
gewordenen  Uebersctzungen}    est    a   Sigismundo   Feyer- 
ibendio  Francofurti  ad  Moenuro  1589  fol.  sub  titulo: 
Die  Moscouitische  Chronica  edita  et  Georgio  a  Mun- 
ster Consiliario  Herbipolensi  Praefectoque  Arnstei- 
leasi  inscripta;  prioribus  merito  postponenda^  cum 
priorem    Pantaleonis^    vt    reor^    editio'nem    secutus, 
eiisdem  de   populis  Moscouiae  vicinis  commentarios 
■an  addiderit^    et   insertis   more   suo    dudum   sculptis 
nihilque  ad  rem  facientibus  figuriS;  Czari  Basilii  effi- 
fieni;  Tabulas   Geographicas   Ghorographicamque,  Vri 
Bisontisque   imagines^    et   reliqua   in   vtraque   Panta- 
leonis  editione  seruata  ornamenta  omiserit. 


—     174     — 

8)  Wien,  1618.  fol.  m.  K.  Diese  Ausgabe  finde  ich 
einzig  nur  bei  Gottl.  Heinrich  Stack,  in  s.  Veneiehn« 
Ton  ält.  II.  nencrn   Land«  und  Rcisebeschr.  I.   S.  i4'2. 

No.  662,  und  zwar  so  angeführt,  dass  man  sie  fär  einen  neuen 
Abdruck  der  ersten  zu  Wien  1557  erschienenen  Ud)ersetxang 
halten  muss. 

9)  St.  Petersburg,  1795.  fol.  Eine  sehr  merkwürdige 
Erscheinung  ist  der  von  Catharinen  der  Grossen  im  Jahre  1795 
zu  St. Petersburg  veranstaltete  neue  Abdruck  der  Pantaleonischea 
Uebersetzung  nach  der  Baseler  Ausgabe  von  1567^  und  der 
gegenwärtig  zu  den  literarischen  Seltenheiten  gehörL  Ausser 
dem  neuern,  grossem  Papiere  und  der  etwas  modernen  Schrifi, 
ist. dieser  Abdruck  auch  besonders  noch  durch  einen  kleinen  russi- 
schen Doppeladler  kenntlich,  der  auf  der  Titelvignette  aber  dem 
Rachen  des  rechts  sitzenden  Löwen  schwarz  abgedruckt  ist."* 

In's   Böhmische: 
Zymnnda  swobodneho  PÄna  z  Herbersteina  Cesta 
do  knjzetstwj  Moskewsköho.   Dieser  Auszug  aus  dem  Her^- 
bergtein'sdken  Werke   betrifft   nur  seine  Reise  nach  Rosslaiid 

Er  befindet  sich  in  dem  böhmischen  Werke:   (Frant  Fauatyi^ 

Prochazka)   Weytah    z    Kronyky   Hlozkewskä    nekdi= 

Latine    od   Alexandra   Gwagnyna   sepsanö^    potom   i^ 

Cesky    gazyk    prelozen^   od    Matansse   z   WjecUhc^ 

Meyta.    Pridäna  gest  Zygmunda  z  Herbersteiua  dwog/ 

cesta  do  Moskwj.  (w.  Praze)  1786.    8^    S.  144—175. 

Diese  sind  die  mir  bekannt  gewordenen  Uebersetzongen 
des  iTi^rAar^reiit'schen  Werkes  Ober  Russland.    AuiTallend  ist  es, 

213.    S.  eine  genauere   Nachricht  über  diesen  Abdruck  in  J9iegm  FIrwik 
roff  Htfr^nUim  etc.  rom  Fr.  Adeitmg,    S.  364—367. 


—     i76     — 

es  weder  Polen  ^  fiar  deren  Geschichte  es  in  jeder  Hinsicht 
ist;  noch  Franzosen,  Engländer  und  HoOänder,  von  denen 
kesonders  die  beiden  letzteren  seit  beinahe  dreihundert  Jahren 
■K  Rnssland  in  Handelsverbindungen  stehen,  in  ihre  Sprache 
Vertragen  haben. 

Anszäge: 
i)  Deseriptio  Lithnaniae,  ex  Mosehoria  Sigismundi 
Liberi  Baronis  ab  llerberstein.    Nach  der  Baseler  Ausgrire 
von  i557,  abgedruckt  in: 

a)  Polonieae    taistoriae   Corpus  h.   e.  Poloniea* 

vm  remm   latini   seriptores   reeentiores   et   reteres, 

fMlqvot  extant  nno  volamine  comprehensi  omnes,  ex 

MUietheca  Jo.  Pistorii.     Basileae  (1582).   fol.   Vol.  HI. 

T.l  p.  151—157. 

b)  Alex.  €aagiMni  Res  poloirieae,  T.  ID.  p.  550. 
e)  Historiae  Polonieae  et  magni  Dneatos  Litlina«*. 

liae  Seriptomm  eolleetio  magna  ed.  Laor.  Mitzier  de 
Wof.  Varsaviac  1761.   IV  Vol.   fol.    Tom  I.  oap.  7. 

2)  Fra/^raentnm  de  belle  Poloni  et  Moschi.  Ans 
teCommentarender  Basier  Ausgabe,  von  1557^  in  Pistorii 
Pilonieae  historiae  corpore,  T.  in.  p.  13 — 15. 

3}  In  der  Elzivir'schen  Russia  s.  Moscovia,  Lugd. 
Bit  1630.  16*^.  p.  79—100,  acht  verschiedene  Kapitel  aus 
Herberstein's  Commentariis. 

32. 

Francesco  da  CoUo. 

1518. 

Im  Jahre  1518  wurde  abermals  eine  österreichische 
Gesandtschaft  nach  Moskau  geschickt,  welche  aus  zwei  bedeuten«» 
den  Staatsminneni,   FranceBco  da  CoUo  und  Antonio  de' 


—     i76     — 

Conti^^^y  beide  Ilaliäner;  bestand^  denen  noch.  Johann  von 
Thum^^^j  ein  Schwestersohn  Herberstein's^  der  mit  diesem 
schon  vorher  in  Russland*  gewesen  war^  beigegeben  worde.  Der 
Hauptzweck  dieser  Gesandtschaft^  welche  am  16  Julias  in  Mos- 
kau eintraf^  war  abermals^  wie  bei  den  meisten  frohem^  einen 
Frieden  zwischen  Russland  und  Polen  zu  Stande  zu  bringra^ 
was  indessen  auch  diessmal  nicht  gelang^  da  man  sich  wegen 
der  Bedingungen  durchaus  nicht  vereinigen  konnte.  Polen  ver- 
langte nämlich^  dass  die  Unterhandlungen  in  Krakau  geführt  und 
der  GrossfQrst  dahin  seine  BevoDmächtigten  schicken^  und  ein 
fOnQähriger  Waffenstillstand  geschlossen  werden  sollte^  währeod 
welches  jeder  Theil  seine  dermaligen  Besitzungen  behatten 
wärde.  Der  GrossiOrst  dagegen  bestand  darauf^  dass  Polen  seine 
Friedens-Unterhändler  nach  Moskau  senden  sollte^  verlangte  eine 
gegenseitige  Auswechselung  aller  Gefangenen^  und  wollte  nur 
einen  WafTenstillstand  von  höchstens  einem  Jahre  bewilligen. 
Als  die  Gesandten  sahen  ^  dass  eine  gütliche  Yerg^eichung  nidit 
zu  Wege  gebracht  werden  konnte^  baten  sie  um  ihre  Entlassung, 
die  ihnen  am  30  December  bewiUigt  wurde. 

Der  Bericht  über  diese  R^ise  wurde  von  FranceBCO 
da  Cotto  bekannt  gemacht^  und  erschien  unter  folgendem  Titel: 

Trattamento  di  Paec  tra  il  Sereuissimo  Sigis- 
mondo  Ri  di  Polonia^  et  Gran  Basilio  Prencipe  di 
Moscouia^  hauuto  dalli  lUastri  Signori^  Francesco  da 
CoIIo^  Cauallier  Gentil^huomo  di  Conegliano,  el>  Anto- 
nio de  Conti,  Cauallier,  Gentirhuomo  Padouano,  Oratori 


214.    Der  in  den  Moskovischen  Archiv  -  Nachrichten  Amiümh  4e  Cmmik 
genannt  wird. 

21^.    Ebendaselbst  Imfmdufm,  auch  Vmdwrmm  genannt  S.  obenS.  154. 


—     i77     — 

della  Maesta  di  Massimiliau  Primo  Impcratore  Tanno 

151&     Scritta   (sie)   per   lo   mcdesimo   Sig.   Cauallier 

FlTMiceaco.    Cor   la    relazione    di    quel  viaggio,  «e  di 

qaei  paesi  Settentrioiuili^  de'  Monti  Ripbei,  et  Hiper- 

Wreiy   della  yera  origine  del  Fiume  Tanai,    et  delle 

Palode  Meotide.    Tradotta  (sie)  di  Lattiao  in  Yolgar, 

tt^oamente  date  (sie)  in  luce.  Air  Illustrissimo  et  Reue- 

fendiss.   Monsignor   Leonardo   Mocenigo    Veseouo    di 

Ceneda.  Stampato   in  Padoa,   per   Lorenzo   Pasquati, 

1603.  Con  Licenza  della  S.  Inquisitione.    60  Bl  in  4"". 

\hs  lateinisdie  Original  scheint  nieht  gedrackt  worden  zu  sein. 

Der  Ueberselzer^  Latino  da  CollO;  ein  Verwandter  des  Ver- 

ftfsers^  sagt  nimlich  in  der  Zuschrift:  non  m'i  paruto  bene, 

che  piü  lungamente  sepolte  stiano  quesle  carte^  per 

rintichitä   assai   malamente    scritte.    Dieses  Werkchen 

i*  iosserst  selten^   und  ich  erinnere  mich  nicht;  es  irgendwo, 

iwer  in  Karamsin's  Geschichle,  angefahrt  gesehen  zu  haben.»«« 

33. 

Paolo    Cent  Urion  e. 

1520—1525. 

Paolo  CentfirionCy  aus  einer  ansehnlichen  Palrizier- 
Fimflic  in  Genua ^ti^  kam  im  Jahre  1520,  mit  Empfehlungs- 
schreiben des  Pabsles  Leo  X  an  den  Grossfürsten  Wassilj  IV 


216.  Fin  glücklicher  Zufall  führte  mir  das  hier  benutzte  Exemplar  in  di(> 
(tiide,  das  ich  1818  h'aramiin  mitthcilte.  Es  befindet  sich  gegenwärtig  in  der 
i^uiliek  des  Rmmätt%ow' schea  Museums. 

217.  bei    Ramniio  heisst    er    Genovese,    und   in    einer    Handschriil  der 

VtUcaAtfciico  Bibliothek  wird  er  Jamtentis  genannt. 

12 


—     178     — 

Iwanowitsch^  als  Kaurmann  nach  Moskau.  Ein  Haoptgegen- 
stand  seiner  Reise  war  die  Erforschung  eines  neuen  Weges  Ar 
die  nach  Europa  zu  führenden  Indischen  Waaren,  n&mlich  sie 
vom  Indus  in  den  Oxus^  von  diesem  in's  Kaspische  Meer  und 
in  die  Wolga  ^  und  endlich  nach  Riga  zu  bringen^  von  wo  die 
SchiiTe  der  Hanse  sie  weiter  vertheilen  sollten.  Er  erreichte 
zwar  seinen  Zweck  nicht ^  erhielt  aber  bei  seiner  Rückreise  ein 
Schreiben  des  Grossfürsten  an  den  unterdessen  auf  den  Pfibsl- 
^ichen  Stuhl  gelangten  Hadrian  VI.  Im  Jahre  1525  schicUe. 
Clemens  VII  den  Paolo  Centurione  abermals ^  und  zwar 
als  Gesandten^  nach  Moskau^  dem  Scheine  nach;  um  eine  oft 
versuchte  Vereinigung  der  Griechischen  Kirche  mit  der  Römisch- 
Katholischen  zu  Stande,  zu  bringen ^  vorzüglich  aber  wohl^  um 
den  schon  früher  gemachten  Vorschlag  zu  unterstützen  ^  nflnilich 
den  Portugiesen  das  Monopol  der  von  ihnen  gesteigerten  und 
verschlechterten  ostindischen  Gewürze  zu  entreissen,  und  den 
einträglichen  Handel  mit  dieser  kostbaren  Waare  durch  Russland 
nach  Europa  zu  leilen.21»  Centurione  kehrte  noch  in  dem 
nämlichen  Jahre  ^  und  zwar  abermals  unverrichteter  Sache ^  nach 
Rom  zurück,  und  machte  diese  Reise  in  Gesellschaft  eines  Rus- 
sischen Gesandten  an  den  Pabstlichen  Hof^«»^  Namens  Dimitry 
Gera^imoW;  oder^  wie  er  von  Paulus  Jovius  genannt 
wird;  Demetrius  Erasmus.^^»      Centurione    nahm   seinen 


218.  S.  Spränget B  GtBckiehte  der  mchiigHem  geograph,  Emideckm»§fim* 
S.  256. 

219.  In  altern  Zeiten  viurde  Jeder  ausländische  nach  Moskau  gesckkfcte 
Gesandte,  brei  seiner  Zurückreise,  durch  einen  Russischen  Abgeordneten  an  seioeft 
Hof  begleitet,  theils  vielleicht  aus  Misslrauen ,  theils  zur  Benutzung  der  Gelegea- 
beit,  fremde  Länder  kennen  zu  lernen.  Beispiele  davon  haben  wir  schon  obet 
bei  den  frühern  Gesandten  des  Oesterreichischen  Hofes  gesehen. 

220.  Aus  den  Unterhaltungen  des  Paulus  Jatim  mit  diesem  Gtrmni^ 
moit  entstand  das  bekannte  Werk :  De  LegtUione  BmeÜii  mmgni  Pviat^h  JR»#> 


—     179     — 

Mekwe^  wieder  durch  Polen^  und  erhielt  hier  von  dem  Könige 
Sieg jsmund  ein  Empfehlungs-Schreiben  an  den  Pabst^  woraus 
hervorgeht^  dass  er  damals  schon  in  höherm  Alter  und  eben  nicht 
iB  gUnieoden  Umständen  war.s^i 

Centurione  beschrieb  seine  Reise  selbst^  und  dieser 
Beiiolit  ist  in  der  Raccolta  di  Ramusio^  Vol.  II.  p.  131  ab- 
gedmdLL 

34. 

Matthaeiis  von  Miechow. 
1521. 

Maithaeus  von  Micchou)^  fährt  seinen  Namen  von 
der  kleinen  Stadt  Miechow,  im  Krakauschen  Gebiete ^  wo  er 
geboren  wurde.  Gewöhnlich  wird  er  Matihaeus  MechotitOy 
bei  Ramusio  aber  Matthaeo  de  Micheota  genannt.  Er  war 
ein  gelehrter  Arzt  und  Caiionicus  zu  Krakau^  der  in  seinen 
Schrillen  sagt,  dass  er  selbst  in  Russland  gewesen  sei,  und  die 
Qaeüen  des  Dnjeprs,  des  Dons  und  der  Wolga  gesehen  habe. 
Von  seinen  Werken  *22  gehört  hieher  der  Libclliis  de  dnabiis 


f^ae  ad  dementem  IV/.  Pont,  Max.  Liber,  wovon  weiter  ünlen  die  Rede 
Mia  wird.  Ueber  einen  Theil  derselben  befindet  sich  ein  handschriftlicher  Bericht 
^  der  Vaticanischcn  Bibliothek  unter  dem  Titel:  Frammento  coneernente  la 
l^gütione  di  Demetrio  Erasmo  mandato  a  Papa  demente  l"!!  da  Basilio 
Cmt  Dmca  di  Motcovia, 

221.  Dieses  Schreiben  befindet  sich  handschriftlich  in  der  Valicanischen 
Bibijothek  unter  der  Aufschrift :  Pro  Paolo  Centurione  Januensi  ad  Moncotiae 
iheem  mma. 

222.  Sein  berühmtestes  Werk  ist  eine  Geschichte  von  Polen,  unter  dem 
Titel:  Mntthiae  a  Mierhoria  Chronicon  Polonorum  a  prima  propagatione  ab 
•Hm  PoloHorum  usgue  ad  annum  Chr,  I50G.  Cracoviae ,  1521.  fol.  S.  über 
ät^t^  Werk  und  seinen  Verfasser:  (Darid,  Braunii)  De  Scriptorum  Pohniae 
ei  Prmemae  in  Bibliotheca  Brauniana  coUeclorum  rirtuiibue  ei  vttiia  Catuiogui 
ei  tmdieimm\  Coiomime  1723.    K"".    p.  22. 

12* 


—     180     — 

Sarmatiis,  welches  bei  vielen  Mängeln  und  IitÜiümem  doch 
eins  der  ersten  war^  aus  welchem  Europa  Russland  und  die 
angrfinzenden  Tatarischen  Länder  näher  kennen  lernte. 

Die    erste   Ausgabe   dieser   Schrift   erschien  unter  dem 
Tilel: 

Dcscriptio  Sarmatiarum,  auctorc  Malthco  a  Micho- 
via,  Cracoriae,  1521.     4°. 

Wieder  abgedruckt  in  folgenden  Werken: 

In  Orbis  novus  rcgionum  et  insularum  reteribus 
incogDitarum^^s  p.  449:  jüatthaci  a  MichoTia  Sarmatia 
Asiana  et  Europaea.' 

In  Rcrum  Moscovit.  auctores  rarii,  p.206:  Mattbiac 
a  Michovia  descriptio  Duarum  Sarmatiarum. 

In  Pistorii  Script.  Rerum  Polonicarum,  T.  I.  p.  122. 
Matthiae  de  MicboFia  Sarmatiae  Europaeae  et  Asianae 
libri  IL 

In  Laur.  Mizler  a  Kolof  Collectio  Histor.  Polom 
et  Lituan.  Yarsoriae  1761.  fol.  Vol.  I.  M.  de  Michovia 
Descriptio  Sarmatiaruiu.  # 

In's  Italiänische  wurde  das  Werk  übersetzt  und  ge- 
druckt unter  dem  Titel: 

Historia  delle  due  Sarmatie,  di  Matheo  Micheoro. 
In  Vinegia,  1561.     8^ 

Daraus  wahrscheinlich  in  die  Sammlung  von  Ramtisio 
aufg;enommen: 

Maiheo  de  MicheoYO ,  dottor  fisico  et  Canonico 
CracoTiense,  delle  due  Sarmatie.  In  der  Raccolta  di 
Ramusio,  T.  II.  Append.  fol.  73. 


22:\.     S.  oben  S.  4. 


—     181     — 

Eine  neue  ilaliänische  Uebersetzung  scheint  folgende  zu 
sein: 

lli«toria  delle  due  Sarmutie  di  Alatteo  IWicheyo 
DoÜor  fisifo  et  Cafionico  Cracoviense,  tradotta  per  il 
Sig.  Annibale  Maggi  di  nuoyo  rieoretta  e  ristampata, 
Tenlltia  appresso  i  Gioliti.  1584.    8^ 

Eine  nähere  Charakteristik  dieses  Werkes  ^  nebst  der 
Anzeige  vieler  Irrthümer  desselben^  findet  man  in  C.  Meiners 
Vergleichang  des  ttlt.  und  neuern  Russlands,  Th.  I. 
S,  4-6. 

35. 

Alberto    C'ainpense. 
1523. 

Alberto    Campense   war   nicht  ^    wie   man   aus    dem 
Nafflen  schliessen  könnte  ^   ein  Italiäner^  sondern  ein  Holländer^ 
ttJd  zwar    aus  dem    kleinen    Orte   Kampen ^   in  Over-Yssel, 
gebürtig.     Er    hiess   eigentlich    Pighius^    oder   wahrscheinlich, 
«hne  die   latinisirte  Mode  -  Endigung   seiner   Zeit,   Pi^g,  und 
stammte  aus  einer  angesehenen  Familie  ab.   Von  seinem  Geburts- 
orte wurde  er,  nach  der  Sitte  des  XV  Jahrhunderts,  Campensis 
genannt,  worüber  sein  Familien-Name  beinahe  vergessen  wurde. 
Er  Studirtc  in  Löwen  und  Cöln  Theologie  und  beschäftigte  sich 
Mch  viel  mit  Astronomie,   für  welche  er  sogar  vorzügliche  In- 
slnunente  verfertigt  haben  soll.     Späterhin    ging   er   mit  seinem 
berühmten  Landsmanne  und  Freunde  Hadrian  Florens^^«^  dem 


224.     Oder  Fioremmoen,  daher   Floreniitu    genannt.    Er   war  der  Sohn 
«ne*  Schifls-Zimmermann's,  wnrde  i459  za  Utrecht  geboren,  studirte  zu  Löwen, 
1491  Doctor  der  Theologie  und   1497  Vice-Canzler  der  Universität.    Der 


—     182     — 

nachmaligen  Pabste  Hadrian  IV^  aus  Holland  nach  Spanien, 
und  begleilele  ilui  auch  nach  Rojn;  avo  er  immer  in  den  besten 
Verhältnissen  mit  ihm  blieb.  Von  den  Nachfolgern  Hadrian 's 
wurde  or  öfters  bei  Gesandtschaften,  besonders  in  Deutschland, 
gebraucht,  endlich  erhielt  er  1535  eine  Pfründe  an  dem  Stifte 
St.  Johaim  in  Utrecht^  und  starl)  daselbst  am  26  Dec.  15*2.*» 

Albert  von  Kampen  gehört  zwar  nicht  ganz  eigentlich 
hieher,  weil  er  nicht  selbst  in  Russland  gewesen  ist ;  wir  besitzen 
aber  von  ihm  einen  Bericht  über  Russland,  der  für  seine  Zeit 
von  vorzüglichem  Wcrlhe  ist.  Er  sammelte,  wie  er  selbst  sagt, 
die  Materialien  dazu  aus  den  Erzählungen  seines  Vaters,  der 
vor  50  bis  55  Jahren  in  Russland  gewesen  war,  und 
seiner  Brüder,  die,  w ahrscheinlich  in  Handelsgeschäften , 
lange  unter  den  Moskovitern  gelebt  hatten,  so  wie  aus 
dem  Munde  anderer,  nach  Moskau  handelnden   Kaufleute.^s« 


Kaiser  Maximilian  J  ernannte  ihn  zum  Lehrer  seinem  siebenjährigen  EnkeFs,  des 
nachherigen  Kaisers  Cktrr$  V,  Als  dieser  letztere  1515  für  mündig  erUSrt 
worden  \7ar,  schickte  er  den  Badrian  nach  Spanien,  als  Gesandten,  an  FerÜ- 
nand  den  Katholischen,  Bald  darauf  ward  er  Bischof,  Cardinal,  und  endlich  am 
9  Jan.  1522  zum  Pabste  erwählt,  starb  aber  schon  am  14  Sept.  1523. 

225.  Sein  Leben  ist  mehrmals  beschrieben  worden,  besonders  von  Pmai 
Jop/W,  in  dessen:  Elogia  dociorum  rirorum,  Antverpiae  1552.  8^.  p.  231.  (L 

226.  Alberto  Campense  sagt  im  7.  Cap.  dieses  Schreibens,  sein  Vater 
habe  ihm  erzählt,  dass  zu  seiner  Zeit  der  Moskonvitische  GrossfQrst  seinen  Ge- 
sandten, die  er  an  den  Römischen  Stuhl  geschickt,  aufgetragen  habe,  die  Verei- 
nigung der  Griechischen  Kirche  mit  der  Rümisch-Katholischen  zu  bewirlLen.  Diest 
sei  aber  nicht  zu  Stande  gekommen,  weil  der  damalige  Pabst  mehr  seinen  eige- 
nen, als  Christi  Vortheil  gesucht,  und  als  Zeichen  der  Anerkennung,  oder,  wie 
er  es  nennt,  des  Gehoraams,  ubedienza,  eine  grosse  Steuer,  so  wie  auch  Zehn- 
ten und  Anneten  veriangt  habe.  Wenn  der  Brief  an  Clemem  VIl  im  Jahre 
1523  oder  1524  geschrieben  ist,  und  man  50  bis  55  Jahre  znrfick  rechnet,  ie 
muss  die  erwähnte  Russische  Gesandtschaft  in  die  Zeit  von  1468  bis  1474 


—     483     — 

Dieses  ist  eia   an  den  Pabst  Clemens  VII   gerichtetes 

SdffetbeB  in  italiänischer  Sprache^  worin  er  diesen  aaiTordert;  mit 

iDen  Eifer  an  der  Yereinigang  der  Griechischen  mit  der  Römi* 

sehen  Kirche  zu   arbcilen.     Abgesehen   aber   auch  von  diesem 

UreUichen  Zwecke  ist  dieses  Schreiben  auch  für  die  Geschichla 

to  diplomatischen  Yeriiandlungen  Russlands  mit  dem  Pabste  und 

ioEi  a»wftrtigen  Holen  während  der  zweiten  Hälfte  des  XV  und 

*  to  ersten  des  XVI  Jahrhunderts  merkwürdig^  und  enthält  manche 

teue  Nachrichten  über  ein  Land,  von  welchem  er  sagt^  es  sei 

di  tntti   Cosmografi  et  Historiografi    nostri  non  co- 

nosciuto. 

Dieses  Schreiben  befindet  sich  handschrifllich  in  der  Vati- 
canischen  Bibliothek  unter  No.  3022  mit  der  Aufschrift:  Nova 
Moscovitica  ad  Cleincntem  VII  per  Albcrtnm  Pighinm 
Camprnsem. 

Gedruckt  erschien  es  unter  dem  Titel: 
Lettern  d'Alberto  Campensc,  che  scrivö  al  beatis- 
»moPadre  demente  VII  intorno  alle  cosc  diMoscovkt 
c  dello  stato  de'  Aloscoviti  et  con  qaanta  facili^a  si 
redurrcbbcro  alla  vhodienza  della  Santa  Chiesa  Roma* 
na.  Venezia,  1543.  8°.     Wieder  abgedruckt  cbend.  1583. 

Da  dieses  \\'erkchen  bald  sehr  selten  wurde ;  so  nahm 
fs  Ramusio  in  seine  Kaccolta  de'  Viaggi  etc.  auf^  wo  es 
sich  Vol.  IL  p.  126—131  unter  dem  Titel  findet:  Lettcra 
d  Alberio  Campense  al  Bcatissimo  Padrc  demente  VII 
Ponteflee  iMassimo,  intorno  le  cosc  di  Moscovia,  et  dello 
stato  de'  IHoscouiti:  et  coii  qnanta  facilita  si  redureb- 
bero  alla  vbedienza  della  santa  chiesa  Romana. 


«•4  wirklich  kamen  zu  den  Päbslcn  Pattius  11  (1464—1471)  und  Si>/irt  19^ 
(U7i— i484)  Rossiscii«  Gesandte,  nämlidr  /«mm  PrMm,  za  ersterm  1469,  und 
n  leixteren  tm  17  Jan.  1472. 


—     184     — 

Russisch  ist  dieses  Schreiben  übersetzt  und  zugleich  mit 
dem  italiänischen  Originale  abgedruckt  worden  unter  dem  Titel: 
IlacbMO  AjioepTa  KamncHse  ki>  üaa'fc  KjiHMeiiTy  VII  o 
^'bjiax'B  MocKOBiH,  in  BuojiioTeKa  uiiocTpaHHurB  oh* 
caxcjieii  o  Poccie.  Tpy^aMH  it.  CeMenoBa.  C.  DcTep- 
6yprb.  1836.  gr.  8°.  Vol.  I.  Der  gelehrte  Bericht,  den  d» 
Akademiker  Krug  über  das  genannte  russische  Werk  abzustatten 
veranlasst  wurde,  enthält  sehr  viele  literarische  Angaben  über  < 
Alberto  Campense.  Er  befindet  sich  in  den  Akten  der  Kais. 
Akademie  der  Wissenschaften,  und  ist  daraus  auch  1837  be- 
sonders abgedruckt  erschienen. 

36. 

Johann    Fabri. 
1525. 

Auch  dieser  Schriftsteller  ist  nicht  selbst  in  Rnssland 
gewesen;  er  müss  aber  doch  hier  eine  Stelle  finden,  wefl  er  eun 
für  seine  Zeit  sehr  merkwürdiges  Werk  aber  Russland  geschrie- 
ben hat,  Dr.  Johann  Fabrik  als  berühmter  Theolog  und  be- 
sonders als  heftiger  Feind  der  Reformation  bekannt,  war  Kaiserl. 
Rath  und  Beichtvater  des  Römischen  Königs  Ferdinand,  von 
welchem  er  auch  häufig  in  Staatsgeschäften  gebraucht  wurde. 
Er  erhielt  von  ihm  unter  andern  den  Auftrag,  bei  den  im  Jahre 
1525  aus  Spanien  zurückkehrenden  Gesandten  des  GrossfÜrsteo 
Iwan  Wassiljewitsch,  dem  Knäsen  Iwan  Fedorowitsch 
Jaroslawsky,  und  dem  Djak  Ssemen  Borissowitscl^ 
Trofimow227^    Nachrichten  über  ihr  Vaterland,  ihr  Volk,   ihre 


227.  Die  nämlichen,  in  deren  Gesellschaft  Herbeniem  seine  iweite  Rtiia 
nach  Russland  machte.    S.  oben  S.  162.  ff. 


—     185     — 

Sitten  und  Gebräache^  vorzuglich  aber  über  ihre  Religion^  einzu- 
aäehen  und  sorgfältig  aufzuzeichnen. 

Er  sah  diese  ungewöhnlichen  Gäste  in  Tübingen;  wäh- 
tead  ihres  dortigen  Aufenthaltes   an  Ferdinand's   Hofe^   und 
Mterhielt    sich   mit   ihnen^  durch   einen   Dollmetscher;    Namens 
Wassily  Wlas^   der  ausser   seiner   Russischen  Muttersprache 
nfii  etwas  Deutsch  und  Latein  verstand.    Die  Aufschlüsse  in- 
*  desseO;   die  er  von  ihnen  über  das  Land  und  das  Volk  der 
Russen  erhielt^  waren  sehr  unbedeutend;  desto  genauer  forschte 
er  nach  den  Lehren  und  Gebräuchen  ihrer  Religion^  welche  man 
in  Europa  zuerst  durch  ihn  kennen  lernte.    Das  Ergebniss  seiner 
Nachforschungen  berichtete  er  dem  Erzherzoge  unter  dem  18  Sep- 
tember   1525    und   machte    es    noch    in   dem   nämlichen  Jahre 
durch  den  Druck  bekannt: 

Joannis  Fabri,  liCncurchensis,  Episcopi  Yien- 
nensis^  Epistola  de  Moscovitariim  juxta  marc  glaciale 
religioue,  seu  de  dogmatibns  Moscoram,  ad  Seren. 
Prineipem  Ferdinandum,  Archidacem  Austriae,  d.  XVIIL 
Sept.  J525  data.  Tabingae  1525.     4°. 

Wieder  abgedruckt  zu  Basel  1526.  4^^,  unter  dem  Titel: 
AdSerenissiuium  Prineipem  Ferdinandum^  Archidueem 
Anstriae,  MoseoTitarnm  juxta  mare  glaciale  Religio,  a 
D.  Joanne  Fabri  edita. 

Neue  Auflage  zu  Speier^  unter  dem  nämlichen  Titel; 
1582.     4°. 

Religio  MoscoTitarura,  Johannis  Fabri  ad  Ferdi- 
nanduni  Regem  Romanornm,  eui  a  eonfessionibus  erat. 
In  Job.  Ln.sitzkii  de  Russorum  Religione,  etc.  Spirae, 
1582.  4^  p.  170—180. 

Ad  Sereniss.  Prineipem  Ferdinandum  Archidueem 
Aastriac^   MoscoYitarum  juxta   Mare  Glaciale  Religioi 


—     18&    — 

a  D.  Joanne  Fabri  acdita  (sie).  In  Rcram  Moseoyiti- 
cariim  Auctorcs  varii,  Frnncof.  1600.  fol.  p.  130 — i41. 
Fabri s  Werkchen  wurde  dem  Baron  Herber stein^ 
bei  seiner  zweiten  Sendung  nach  Russland;  von  dem  Erzherzoge 
Ferdinand  als  Leitfaden  Tür  seine  Nachforschungen  über  die 
Religion^  kirchliche  Ceremonien  und  geistliche  Bucher  der  Kussi- 
schen Kirche  ganz  besonders  empfohlen.  >>•  ' 

37. 

Marco  Foscarini. 
1537. 

Marco  Foscarini  gehörte  einem  der  ältesten  und 
ausgezeichnetesten  Geschlechter  Venedig's  an^  und  wurde  von 
seiner  Republik  im  Jahre  1537^  wahrscheinlich  in  Häudelsge- 
schäilen^  nach  Moskau  geschickt.  In  den  Russischen  Archiv- 
Nachrichten  ist  nichts  über  diese  Sendung  aufgezeichnet.  Seil 
in  lateinischer  Sprache  abgefasster  Reise-Bericht  befindet  sich 
aber  in  zwei  Abschriften  in  der  Vaticanischen  Bibliothek  in  Rom, 
und  führt  in  beiden  den  Titel: 

Narratio  bistorica  de  Moscovitico  Imperio  a 
Foscarino  Oratore  Vcncto  facta. 

Die  eine  derselben  scheint  indessen  Foscarinfs  Autor^ 
schail  in  Zweifel  zu  ziehen^  denn  sie  hat  noch  folgenden  zweiten  Titel: 

Discorso  della  Moscovia  di  Marco  Foscarini^ 
almeno  nttributo  a  lai. 

Foscarinfs  Reise  nach  Russland  ist  noch  ganz  unbe- 
kannt^ wird  aber  wahrscheinlich  bald  in  einer  von  mir  beabsiciH 
tigten  Ausgabe  handschriftlicher  auslandischen  Nachrichten  Aber 
das  ältere  Russlaud  einen  Platz  finden  können. 


228.     S.  Siegm,  Freih.  ron  Herbenieim  a.  s.  W.  Ton  Friedr.  Adeimßg, 
S.  151.    Auch  oben  S.  163. 


—     187     — 

38. 

Paulus    J  o  V  i  u  s. 
1537. 

Paolo  Giovio,  Bischof  von  Como,  ein  gelehrter  Italiä- 
m^  gewöhnlich  Paulus  Jovius  genannt  ^ss^  gehört  zwar  nicht 
eig€iitiich  zu  den  Schriftstellern  ^  die  selbst  Reisen  in  Rnssland 
gemacht^  und  diese  beschrieben  haben:  wir  verdanken  ihm  aber 
ein  fiir  seine  Zeit  sehr  wichtiges  Werk  über  Russland^  zu  welchem 
er  die  Materialien  aus  einer  sehr  authentischen  Quelle  schöpfen 
konnte,  und  deswegen  durfte  ihm  hier  nicht  gut  eine  Stelle 
versagt  werden.  Er  befand  sich  nämlich  um  das  Jahr  1523 
aRom,  als  dort  ein  Gesandter  des  GrossRirstcn  Wassily  IV 
Iwanowitsch  eintraf,  der  an  den  Pabsl  Clemens  VII  geschickt 
worden  war  230^  um  die  Gesandtschaft  zu  erwiedern,  welche 
Üeser  Pabst  kurz  vorher  in  der  Person  des  Paolo  Gen turione"* 
oich  Moskau  abgefertigt  hatte.  Dieser  Gesandte  hiess  Dmitry, 
oder  Demetrius,  und  scheint  ein  sehr  unterrichteter  und  ge- 
wandter Mann  gewesen  zu  sein,  der  schon  früher  von  seinem 
Herrn  als  Abgeordneter  an  die  Höfe  der  Könige  von  Dänemark 


229.  Die  sämmtlichen  Werke  des  Paulta  Javius  erschienen  zu  Basel, 
1578  in  6  Theilen,  in  Toi.  S.  über  seine  Schriften  Eöert's  bibhographüchee 
Lejncom  l,  898,  wo  übrigens  sein  Werk  über  Russland  fehlt.  In  seinen  geschicbt- 
Ncbeo  Werken  scheint  er  bei  seinen  Zeitgenossen  nicht  gerade  den  Ruf  der 
strtttfsten  Wahrheitsliebe  gehabt  zu  haben.  JoviuB  historiam  icripni,  sed  mom 
mhqwe  m$eadacu  sMispictome,  heisst  es  von  ihm  in  einem  Briefe  des  Hugo  Biotims  \ 
t.  äie  iiandtchriflen  der  K.  K.  nofhihliothek  in  Wien  von  Joseph  Chmely  Wien 
1840,  Ed.  L  S.  197.     S.  auch  Beckmanns  Liter,  d.  alt.  Reisebeschr.  I,  515. 

230.  Sein   Beglaubigungs  -  Schreiben    befindet  sich  in  der   Raceolta  dt 
,  Vol.  U.  fol.  160. 

231.  S.  oben  Seite  177. 


—     188    — 

und  Schweden ;  des  deutschen  Heermeisters  und  des  Kaisers 
Maximilian  geschickt  worden  war.  Jovius  musste  auf  Ver- 
anlassung des  Pabstes  die  nähere  Bekanntschaft  desselben  suchen^ 
und  aus  den  Unterhaltungen  mit  ihm  schöpfte  er  eine  Menge 
von  Nachrichten  über  das  damals  noch  so  wenig  bekannte  Russ- 
land und  die  vornehmsten  Städte  desselben^  über  die  Bildung 
und  Sitten  der  Russen  ^  und  über  die  Erzeugnisse  ^  den  Handel 
der  Russischen  Provinzen;  ferner  über  die  Tataren,  welche  das 
Land  gegen  Süden  und  Osten  umgaben,  über  die  neueroberten 
Provinzen  gegen  Norden  und  Nordosten,  kurz  über  tausend  Ge- 
genstände, die. seinem  Zeitalter  neu,  uud  dem  Oberhanpte  seiner 
Kirche  wichtig  waren.  Alle  diese  Materialiei)  stellte  Jovius 
in  der  Folge  in  lateinischer  Sprache,  welche  auch  das  Mittel  zn 
seinen  Unterredungen  mit  dem  gelehrten  Russen  gewesen  zo 
sein  scheint,  zusammen,  und  machte  sie  unter  dem  Titel:  De 
Legatioue  Basilii  Magni  Dacis  Russiae  ad  dementem  VII 
Pontificem  bekannt,  ein  Werk,  das  mit  ausserordentlichem 
Beifalle  aufgenommen,  mehrmals  abgedruckt,  und  in  verschiedene 
Sprachen  übersetzt  wurde. 

Die  verschiedenen  Ausgaben  des  lateinischen  Originals 
sind  folgende: 

Pauli  JoTÜ  de  legatione  Basilii  Magni  Prinei- 
pis  MoscoTiae  über,  in  quo  Moscovitarum  religio, 
mores  etc.  describuntur.    Basileae,  1537.  fol. 

Pauli  Jovii  de  legatione  Basilii,  Magni  Mosco«  * 
viae  Ducis   ad  Clemenfem  VII  Pontifieem  Max.  Com- 
mcntarius.     Basileae  1545.  fol.  Ibidem  1551  fol. 

Wieder  abgednfckt  in  den  Ausgaben  von  Herberstein^s 
Commentar.  Rer.  Moscovit,  Basileae  1551.  fol.  p.  158- 
175.  Antverpiae,  1557,  8°.  p.  165-178.  Basileaft,  i571. 
Ibl.  p.  156-177. 


—     189     — 

Pauli  Jovii  Liber  de  Moscovitarum  Lcgatione. 
bi  der  dritten  Ausgabe  des  Orbis  noYUs  regionum  et  in- 
mdamm  veteribus  ^ncognitaram,  Herragii,  1555. 

Panlli  JoTii,  Novocomensis,  de  legatione  Basilii 
Magni,  Moscoviae  Ducis,  ad  dementem  YII  Pontif. 
Mmx.  Commentarins,  in  quo  MoscoYitarum  religio  et 
■lores  describuntur.  Basileae  1557.  fol. 

Abgedruckt  in  den  Rerum  Moscoviticarum  Scrip- 
toribns,  Basileae,  1600.  fol.  p.  118.  sq. 

Zu  dem  Werke  des  Jovius  scheint  ursprünglich  auch 
eine  Karte  bestinunt  gewesen  zu  sein.  Er  sagt  nämlich  im 
Anfimge  desselben:  Regionis  primo  Situs  pressa  brevitate 
describetur  et  in  tabula  typis  figurabitur.  Eine  solche 
Karte  ist  aber  bei  keiner  Ausgabe  dieses  Werkes  zu  finden. 
Uebersetzungen. 
Italianische: 

Operetia  della  Ambasciera  de'  Moseoviti,  tradotta 
di  latino.     In  Venegia,  1545.     8"^. 

Relazionc  delP  Ambasciaia  spcdita  da  Basilio 
Gran  l>uca  di  Moscovia  al  Papa  demente  VII.  Di 
Paolo  Giovio.  Venezia,  per  Bartolomeo  detto  Tlmpe- 
rador,  1545.     12°. 

Paolo  Giovio  da  Como  delle  Cose  della  Moscoriaa 
lii  referte  da  Demetrio  ambasciadore  di  Basilio  Duea  di 
MoseoTia  a  Papa  demente  Settimo.  A  Alonsignor 
öoranni  Ruffo  Areierescoro  di  Cosenza.  In  Raccolta 
^iRarausio.     Vol.  II.  fol.  131a-.137. 

Paolo  Joyio  dell'  Ambasciata  spedita  da  Basilio 
Gran  Duca  di  Moscoria  al  Papa  demente  VII.  In 
^enezia,    1583.     8°. 


Deutsch: 
Des  ehnrürdigen  Pauli  Jonij  ron  Comcn  eygei 
liclie  Bcschreybung  ron  Basilij  ^cs  GrossfUrsten 
Moskauw  Legation  vnd  bottsehaft,  so  er  Bapst  Clemei 
des  nammens  dem  siebenden  zugeschieket  In  PanI 
leon's  deutscher  Uebersetzung  von  Herberstein's  Werl 
Basel  1563.  fol. 

Wunderbare  Moscoviter  Historien^  in  welchen  c 
(reflichen  grossen  Land  Renssen  samt  der  Hauptstt 
Moskauw  und  anderer  namhaftigen  umliegenden  Fi 
stenihum  und  Stettcn  Gelegenheit,  Religion  und  s 
zahmer  Gebrauch,  auch  des  erschröcklichen  Groi 
flirslen  zu  Moscau  Herkommen,  raenliclie  That4 
Gewalt  und  I^ndsordnung  auf  das  flcissigst  ordern 
eben  begriffen,  so  aflcs  bisher  bei  uns  in  toutsct 
Nation  unbekannt  gewesen,  Tcrtentscht  nnd  in  Dro 
verfertigt  durch  Heinrich  Pantaleon.  In  Pantaleo 
deutscher  Uebersetzung  Ton  Herberstein,  Basel,  15 
fol.  Ebbend.  1567,  foL 

Die  Aloscowitische  Chronike,  das  ist,  eine  grüi 
liehe  Beschreibung  des  mächtigen  und  gewaltig 
Grossfürsfen  in  der  Moskau,  samt  derselben  Fürst« 
thumb  und  Länder,  auch  des  treflichen  Landes 
Reussen,  von  ihren  Herkommen,  Religion,  Sitlen  n 
Gebräuchen,  desgleichen  ihre  Schlachten,  Kriege  u 
männliche  Thaten,  erstlicben  durch  den  hochgelahrl 
Hrn.  Jovium,  desgleichen  durch  den  Wohlgebom 
Hrn.  Sigmund  Fryherrn  zu  Herberstein  selbst  pcrsi 
lieh  erfahren,  und  folgends  dnrch  den  EhrenFes 
und   Hochgelahrten    Hrn.   D.  Pantaleon  männiglieh 


I 


—     191     — 

Unit    aus    dem    Lateinischen     zw    Teutseh    gebracht. 
Frankfart  a.  M.  1576.  fol.    Ebendaselbst  1579.  fol. 

39. 

Thomas    Schroue. 
1546. 

In  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  befindet  sich  eine 
Handschrift  von  150  Blättern  in  folio^  mit  deutschen  Lettern 
geschrieben  von  Thomas  ScAroue,  welche  den  Titel  fiihrt: 
Einn  Russisch  Buch.  Der  Verfasser  scheint  als  Kaufmann 
im  Jahre  1546  in  Russland  gewesen  zu  sein;  er  spricht  vor- 
läglich  von  der  Art^  wie  man  den  Russen  verkaufen  und  von 
ihaen  kaofen  soll  u.  dgl. 

40. 

Graf  von   Eberstein. 
1550. 

Gra/*  ton  Eberstein  und  Johannes  Slembergj  von 

denen  sonst  weiter  nichts  bekannt  ist,  als  dass  der  lelztere  schon 
früher  einmal  in  Russland  gewesen  zu  sein  scheint  232^  wurden 
von  dem  Pabste  Julius  III  im  Jahre  1550  nach  Moskau  ge- 
schickt, um  den  Grossfursten  Iwan  Wassiljewitsch  zum  Frieden 
ttil  dem  Könige  von  PoJen  geneigt  zu  machen,  und  zugleich, 
oder  vielmehr  vorzuglich,  an  der  Vereinigung  der  orientalischen 
Kirche  mit  der  occidenlalischen  zu  arbeiten,  für  deren  Gelingen  dem 


232.  Es  heisst  nämlich  in  der  ihnen  ertheiltcn  Instruction:  quod  Saneti- 
^  Sua  —  ex  Joannis  Htembergii  procurationc  cn^norerit,  Serfnitatem 
^«  —  Saero  tanclae  Apostolieae  ae  Latina«  Bccieiiae  snbseribere  etc. 


—     192     — 

Grossfurstcn  der  Königs -Titel  versprochen  werden  sollte.  Das 
Original  der  ihnen  ftir  diese  Reise  ertheilten  Instruction  befindet 
sich  noch  in  der  Vaficanischen  Bibliothek  Arm.  V,  Gas.  4.  No.  12, 
und  fuhrt  dort  die  Aufschrift:  Instruetio  Jiilii  III  Ponlifieis 
Maximi,  qua  breTissinie  oslendilur  quod  illustrissimus 
Comcs  ab  Eberstein  et  Joannes  Sterobergius  Suae 
Sanctitatis  nomine  cum  Magno  Moscovitarum  Duce 
agere  debcant.  Der  innere  Titel  giebt  aber  den  Hauptzweck 
ihrer  Sendung  genauer  an^  durch  den  Zusatz:  Et  de  eondi- 
tionibus  quibus  Serenitas  Sna  quoat  in  Ecciesiae  Rih 
roanae  eommunioncm  recipi  et  regiis  insignibus  ornari. 
Es  wird  den  Gesandten  in  dieser  Vollmacht  unter  andern  auf- 
getragen ^  dem  Grossfurstcn^  der  hier  Alagnus  Volodome- 
riae  et  MosCoviae  Dux  genannt  wird,  zu  sagen:  ,,DerPabst 
;,  trage  vorzuglich  deswegen  eine  so  väterliche  Liebe  zu  ihm, 
;,weil  er  gehört  habe,  dass  Se.  Durchlaucht,  ganz  nach  dem 
,,Beispiele  seines  Vaters  Basilius,  der  heiligen  Apostolischen 
,, Kirche  zugethan,  und  geneigt  sei,  sich  und  seine  Unterthanen 
„mit  derselben  zu  vereinigen;  dass  Se.  Heiligkeit  zu  Gott  belo, 
„ein  so  heiliges  Vorhaben  zu  einem  glücklichen  Ende  zu  fuhren, 
„und  das  von  freien  Stacken  kogfimende  Schaf  nicht  zurückweisen, 
„sondern  vielmehr  als  ein  lange  ersehntes  mit  offenen  Armen 
„aufnehmen  werde,  wobei  er  keinen  anderen  Zweck  habe,  als 
„die  Ehre  Gottes,  die  Erweiterung  der  heiligen  Kirche,  und  das 
„Seelenheil  des  Grossfürsten  und  seiner  Unterlhanen."»"    Daran 


233.  Die  Worte  des  Originals  lauten  also:  Idqae  ob  hane  polissiMsa 
causaio,  qiiod  Saiictitas  Saa,  tarn  ex  Sacrao  Cacsareae  Majesfatiii  qaaai 
Rrvemidisiiiini  Cardinalis  Janrnsis  et  aliorum  lilleris  ad  i|i9:ini  in  hoc 
iiri^otio  scriptis,  quam  ex  Joannis  Stembergii  proeorotione  cognorerif.  Sercni« 
tateni  Suam  patrh»   Sui    Basüü    laodandao    memoriae  realigiia  InsiateBtc» 


—     193     — 

iaätpll  der  Pabst  nun  natürlich  die  Bedingung^  dass  der  Gross- 

mit  P^len/Livland  und  allen  andern  christlichen  Staaten 

festen  und  ewigen  Frieden  schliessen^  und  dagegen  seine 

Macht   wider   die   länderverwfistenden   Tataren  und   die 

Tflrken,    diese   hartnäckigen    Feinde    des    christlichen   Namens 

wendea  möge;  n.  s.  w.   Ueber  den  Erfolg  der  Bemähungen  d^r 

fibsUichen   Gesandten  ist   weiter  nichts  bekannt  ^   als  was  wir 

MS  der  Geschichte  wissen.   Die  väterliche  Absicht  des  römischen 

OberUrlen  wurde  auch  diessmal  nicht  erreicht;   Iwan  Wassil- 

jewitsch  kannte  Lockungen  dieser  Art  viel  zu  gut^  und  hatte 

sie  vidleicht  manchmal  selbst  zur  Erreichung  politischer  Zwecke 

gebraucht^  um  sie  für  etwas  anders  zu  nehmen  ^  als  sie  wirklich 

war^L    Der  Gesandtschafts-Bericht  des  Grafen  von  Eberstein 

kefindet  sich  ebenfalls  handschriftlich  in  der  Vaticanischen  Bibliothek^ 

mA  ich  bin  vielleicht  so  glücklich  ^   ihn   in   die   oben  erwähnte 

Sammlnog  ungedruckter  Materialien  zur  altern  Russi- 

lehen  Geschichte  mit  aufnehmen  zu  können. 


^•eroiaaetae  Aposlolicae  ae  latinac  Efclesiae  sobscribcrf,  ae  sesc,  modo 
<iN  afqmae  coodilionea  proponautur,  et  qnod  membrum  ejn»  iaaeipi,  regiis- 
1*«  nsi^jbus  ornari  dcbeat,  certo  confirmetur,  una  cum  aubditia  suis  ei 
*^ita^re  relle ,  in  quo  qiiidem  tam  »aiicto  proposito ,  ut  Deua  Optimns 
'taaas  8nam  Seren itatem,  quo  boe  ad  opiatnm  finem  eum  ano.  omiiiom- 
^  Chriatianoram  aomno  commodo ,  otilitate  atque  tranquiUilale  reliciti*r 
''^«cere  qnral,  eonfirmel,  Serenitatem  Snam  aedulo  oraturnm,  ae  ovem 
^  veaieatem  ooa  modo  non  nfglectoram,  sed  tanqaam  deaideratiatfimani 
*^  BMuiiboa  amplecloraai,  adeoqne  in  loto  negotio  scse  ita  eabibiluram, 
^  rtt  ipta  teafefur,  Snam  Sanctitatem  omnino  ano  runetam  ofBeio,  <*l  in 
*^  ^Kiboa  nibil  aliad  quam  Dei  Orouipotentia  gloriam,  8acrosaiic(ae 
"^l'iUe  propagationrm,  ae  ipaiua  Dneis,  et  subditonim  suornm  eommunrni 
**^tai  animanim  aalnlem  apeetaaaa  et  qnaeaiiase. 

13 


—     194     — 

41. 
Der  imgenaimte  Verfasser  der 

Relazione  dell'   Imperio  di   Moscovia 

1553. 

In  der  Vaticanischen  und  Vallicellischen  Bibli 
in  Rom^  so  wie  in  den  literarischen  Schätzen  des  Brittis 
Museums  und  der  König!.  Bibliothek  in  Berlin^  be 
sich  ein  handschriftlicher  Bericht  über  Russland  ^  velchei 
Titel  führt: 

Relatione  delF  Imperio  o  Ducato  di  Mosei 
oder^   wie   er   in   der   Vallicellischen    Abschrift  von 
neuem  Hand  lautet: 

Relazione  degli  grandissinii  stati,  richozze,  f« 
religione,  go?eriio,  ordiui  militari  anlichi  e  mod 
del  Potenfissimo  Imperadore  et  Gran  Duca  di  Mosci 
et  un  Diseorso  del  modo  di  ritornare  le  speziari 
trafieo  de^  Italiani^  ancbe  conlro  volonte  de^  Spagi 
et  Portogbesi. 

Der  Verfasser  dieses  Berichtes  hat  sich  nicht  gei 
und  möchte  auch  wohl  schwer  zu  ermitteln  sein.  .So  viel 
indessen  aus  demselben  hervor^  dass  er  im  Jahre  1553  in  1 
land  gewesen  sein  muss^  da  er  pag.  20>'«  sagt;  Iwan  ^ 
silje witsch  CK^b.  1530)  sei  damals  23  Jahr  alt  gewesi 


234.  Ich  fQbre  den  Bericht  nach  Abschriften  an,   die  ich  von  der 
cettiBchtfH  und  Lomdoner  Handschrift  vor  mir  habe. 

235.  Eine  andere  Angabe  findet  sich  p.  li,  wo  es,  bei  der  Beschf 
von  Moskau  heisst,  ein  gewisser  Baameister  aus  Bologna  habe  daselbst  « 
Jahren  scbOne  Kirchen  erbaut.  Bier  ist  von  dem  berühmten  ^riUci^letA 
oder  eigentlich  Rudoifo  FhravMli,   aus  Bologna,    die  Rede,  der  nach  ^ 


—     195     — 

Femer  erhellt  aus  dem  Werkeben ,  dass  der  Verfasser  ein  Ve- 
■oiaiief  war^  der  mit  dem  Plane  nach  Russland  k«m^  den  indi« 
«dien  Gewärzhandel  auf  einem  neuen  Wege,  nämlich  fiber 
Astrakium  und  Moskaa,  nach  Venedig  zu  fuhren,  und  dass  der 
Grossf&rsl  seine  Absiebt  begänsfigen  zu  wollen  schien.  Dieser 
hatte  Bimlich,  wie  yiir  pag.  38  erfahren,  schon  früher  grosse 
Pteise  fär  die  Entdeckung  eines  neuen  Handelsweges  aus  Indien 
Iber  Rassland  ausgesetzt,  weil  er  dadurcli  seine  Einkünfte  be- 
teleod  zu  vermehren  hoffte,  und  die  Gewärze,  die  seine  Unter* 
ihaiieii  in  grosser  Menge  verbrauchten,  ihnen  wohlfeiler  zu  stehen 
^>«  Der  Verfasser  hat  sich  nur  sehr  kurze  Zdt  in  Russ- 
an^ehalten  SS'',  scheint  ab^  doch  im  Dienste  des  Gross- 

ftnten  gewesen  zu  sein,  denn  äberall,  wo  er  von  diesem  spricht, 

icont  er  ihn  unser.**« 

Der  Verfasser  holt  übrigens,  nach  Art  der  alten  Chroni- 
kii,  beim  Anfange  seines  Berichtes  weit  aus;  er  sagt  nämlich 
f  3,  ehe  er  zu  seinem  Vorhaben  schreite,  Russland  zu  schildern, 
sdieme  es  ihm  nicht  unpassend,    die  verschiedenen  Meinungen 


1474  in  den  Dienst  des  Grossfursten  Iwam  Wa99iljewiiaeh  trat,  wo  er 
KU  Jakre  itng  als  Ingenieur,  Artillerist,  Baukönstler  und  Münzmeister  von  einer 
MMrordentlichen  und  höchst  nutzlichen  Thätigkeit  war.  Er  blieb  1482  vor  FelUn 
hUriind,  dessen  Belagerung  er  leitete.  Die  obige  Angabe  ist  nickt  ganz  genau 
■i  ur  als  eine  runde  2^1  anzunehmen ,  da  von  Ari$ioieis9  Todesjahr  an  ge- 
i*(bet  (1553)  71  Jahre  verstrichen  waren. 

236.  0  nostro  Imperatore  per  facilitar  un  tal  viaggio  hk  proposto  premj 
mtetmi,  sperando,  aprendoli  la  via,  di  far  un  corsivo  viaggio  mediante  il 
P^k  cresceria  grandemente  il  datio  et  le  gabelte,  oltre  che  per  il  picciolo  pretio 
^  s«oi  Moscoviti  s'accommodaranno  di  speciarie  che  gran  quantitk  ne  consumano. 

237.  p.  29.  In  questo  poco  di  tempo  che  qui  mi  trovö. 

238.  z.  B.  p.  20.  quelle  mosiro  grand*  Imperatore  ö  nominato  Zuane  di 
^^;  p.  26.  Giovanni  mctirc  Imperatore;  p.  33.  Li  Polacchi  a  »oi  congiurati 
■•  *.  w. 

13' 


—     196     — 

der  froheren  und  jetzigen  Menschen  über  diese  Welt  zu  zeig 
damit  man  daraas  abnehme^  dass  alles^  was  er  in  seiner  Sdb 
vorbringe^  möglich  sei.  Nach  der  Beschreibung  der  versch 
denen  Zonen  kommt  er  dann  p.  6  auf  Russland;  von  cl 
er  verspricht;  Dinge >**  zu  erzählen^  die  vielleicht  früher 
gehört  worden  sind.  Der  Umfang  desselben  erstreckt  sich  m 
ihm  von  den  Altären  Alexanders  des  Grossen ;  in  der  Nfihe 
Quellen  des  Tanais^  bis  an  das  Ende  der  Erde.  Das  Land 
fruchtbar  an  Getreide^  Weiden^  Wachs  und  Vieh,  wird  im  So 
mer  oft  überschwemmt  und  ist  voller  Moräste.  Der  Hercyi 
sehe  Wald;  sdirecklich  zu  schauen ^«o^  bedeckt  einen  grosi 
Theü  von  Russland;  wird  aber  jetzt  schon  etwas  ausgehan 
Die  Gränzeii  Moscoviens  sind:  gegen  Morgen  die  ScytheU;  Je 
Tataren  genannt;  gegen  Abend  Preussen^^t  und  Livland; 
wo  das  Sarmatische  Meer  sich  durch  die  Meeren] 
des  cimbrischen  Chersonesus  in  einem  halbmondförmig 
Kreise  gegen  Mitternacht  ausdehnt;  gegen  Mittag  die  .Tatai 
am  Palus  MaeotiS;  und  um  den  Boristhenes  und  TanaiS;  Rossla 
Qa  Rossia)  und  Lilthauen.  Es  giebt  übrigens  zwei  Russla» 
ein  grosses  gegen  den  Hercynischen  Wald  zu,  das  andere;  na 
an  den  Ufern  des  Flusses  Asiat  sehe  (Asiace);  dicht  an  Pol 
und  Siebenbürgen.  Diess  Land  war  früher  von  Polen;  Geb 
DacierU;  und  Bastarmen'««  bewohnt;  und  der  Name  Russla 
kommt  daher;  weil  ein  Theil  von  Litthauen  das  niedere;  n 


239.    Coso  bellp. 

2V0.    Gia  orribile  a  gnardar. 

241.     Brusia, 

2V2.  Bm^^men,  die  Btuiermen  des  PMemmemT  Nadi  ihm  ein  geni 
nischp<(  VolX  an  der  Nordseite  des  Berges  Karpalus  lings  der  ganzaD  Provl 
Daciea. 


—     197     — 

ier  andere  das  obere  weisse  Russland  hiess^  welches  sich 

dn  Rossen  unterwerfen  musste.     Gegen  Mittemacht  trifft  man 

4to  kliten  Menschen  der  Welt  an,  die  Schab ani  (Ciabani)^ 

#i  fair  zaUreiches  Volk,  die  Stegai^  welche  viel  Ruhm  haben, 

dfe  Hegai;  und  gegen  das  Hircanische  Meer  die  Dshacatai 

(Giacatai);  die  berühmtesten  aller  Tataren.    Der  Ursprung  der 

Rmsco  wird  von  den  Livonen  und  Tataren  ^  welche  die  Wolga 

bewohnten >«*,  abgeleitet;  diess  sind  Namen  der  Goten,  welche 

die  bsel  Island  >««;  oder  Scandinavien,    vor  mehr  als  tausend 

Jahren  bewohnten^  und  unter  Totila's  Anführung^  der  bei  den 

Moscowiten  so  beräbmt  war^  wie  bei  den  Venezianern,  die  Stadt 

ad  das  Reich   der  Römer   ilrevelhaft  zerstörten.     Sie  hiessen 

ftibar  Mandoki^  wie  sie  auch  Ptolemaeus  noch  nennt;  seil 

aber  der  FlusS;  der  bei  der  Hauptstadt  Moscoviens  vorb^esst, 

dea  Namen  Mosco  angenommen  hat,  wird  die  Stadt  Moscovia 

geaannt,  und  davon  heissen  die  Bewohner  Moscowiten. 

So  weit  geht  die  Gelehrsamkeit  des  Verfassers,  dessen 
Leicht^äubigkeit  und  Unwissenheit  gegen  die  Nachrichten  seiner 
berfliunten  Vorgänger  und  Landsleutc,  eines  Barbaro,  Conta- 
Hni  u.  a.  traurig  abstechen,  und  um  so  mehr  aufTallen  mässen, 
ds  zu  seiner  Zeit  schon  Herberstein 's  classisches  Werk  über 
Rossland  in's  Itali&nische  übersetzt  war. 

Nun  folgt  die  Beschreibung  dessen  ^  was  er  selbst  in 
Rossland  gesehen  ^  und  erfahren  hat.  Das  Land  brachte  weder 
Cold,  Silber  und  Edelsteine,  noch  Kupfer,  Eisen  und  Blei  hervor; 
Wohl  aber  Pelzwerk,  das  zu  ausserordenflich  hohen  Preisen  ver- 


243.     Che  babitavano  la  Vul^a. 

24).    la  einer  Römischen  Handschrift  steht  iriaitdio. 


—     198     — 

kauft  wurde;  seitdem  \7eichliche  und  eitle  Männer  aller 
Lfinder  es  zu  ihrem  Staate  nicht  mehr  entbehren 
konnten.  Femer  aUe  Sorten  Getreide  und  Frflchte;  HanstUero 
aller  Art^  und  Wachs  und  Honig  im  Ueberfluss.  In  den  Wfldfffn 
giebt  es  scheusliche  wilde  Bestien^  besonders  gegen  Preussen  zu, 
wo  man  ungeheure  Bären  findet^  die  den  Ochsen 
gleichen^  und  Bisonti  genannt  werden^^i^  femer  grosse 
schwarze  Wölfe"«,  Elendthiere  (l.ozzi)«*''  u.  a.  m.  Dam 
werden  die  Gestalt  und  Lebensart  der  Russen,  ihre  religiösen 
Ceremonien,  Hochzeitsgebränche,  Begräbnisse,  Zeitrechnong,  Ge- 
tränke"«, Vergnügungen  und  Spiele  beschrieben. 

Vorzüglich  beredt  ist  der  Verfasser  des  Berichts  in  dem 
Lobe  von  Iwan  Wassilje witsch.  „Unser  Grossfllrst  und 
;,grosser  Kaiser,  sagt  er,  ist  23  Jahr  alt,  ischön  von  GestaK, 
,,und  von  Gemflth  edel  und  grossmüthig.  Durch  seine  seltenen 
„Tugenden,  durch  die  Liebe  seiner  Unterthanen  zu  ihm,  vand 
j^duTct  seine  grossen,  in  so  kurzer  Zeit  vollbrachten  Thaten  ver- 
„dient  er  jedem  jetzt  regierenden  Fürsten  gleichgestellt,  wo  nicht 
„vorgezogen  zu  werden.  Zu  den  ausgezeichneten  und  berfihm- 
„ten  Siegen  seiner  Vorfahren  hat  er  noch  eigene  grosse  und 
„herrliche  Siege  gefügt.  >«»     Er   hat   die  Livländer  geschlagen^ 


245.  yOrsi  grandissimi  soiniglianü  a  Tori,  li  quali  chiamano  BisonU." 

246.  „Lapi  di  pelo  negro  spavenlosi  et  smisurali." 

247.  j,Fiere  somiglianli  a  cervi,  ma  con  il  griflb  et  le  gambe  alte  senxa 
„gionlura,  li  quali  cbiainano  Lozzi.^  Nach  dem  Russischen  Namen  des  Elend- 
thiers:  Jlocb 

248.  ;,Usa  il  popolo  cerla  bevanda  di  miele  e  Inpino  quäle  meschiala 
„nelli  vasselli  si  fa  piü  nobile;  usano  la  birra  el  la  cervosa  falta  di  fonnento, 
„spella  et  orzo,  el  imbriacano  quelli  che  ne  bevono  senza  discrettione,  come 
„fö  il  vino.« 

249.  Der  Sonderbarkeit  wegen  setze  ich  den  Grossfurstlicben  Titel  her, 
um  zu  zeigen,  was  der  Ifaliäner  und  seine  Abschreiber  dartns  gemacht  haben: 


—     199     — 

«die  22  Stftdte  in  ihrem  Bändnisse  hatten »^•(?3;  dio 
•«Titftren,  die  Kasaner  und  andere.  Die  Gesetze^  nach  denen  er 
«Iril  der  grOssten  Gerechtigkeit  Ober  sein  ganzes  Reich  herrscht 
j^Mll  legiert  *Bt^  sind  dem  Lande  eigen  und  einfach '»^^  und 
«Wilden  so  gut  beobachtet;  dass  es  Niemanden  erlaubt  ist;  sie 
yBU  falschen  Erklärungen  und  Schlauheit  ^s»  zu  verdrehen.  Sie 
«bekgen  die  Räuber^  Mörder  und  Uebelthäter  mit  gewöhnlichen 
«Strafen^  und  foltern  die  Schuldigen ^  wie  es  sich  gehört. ^^^ 
«Der  Grossfürst  spricht  mit  allen^  wie  mit  Hausgenossen^^B^  mid 
ybdiandelt  auch  alle  so;  er  speis't  öffentlich  mit  seinen  Baronen^ 
«md  zeigt  in  seiner  königlichen  Mcüestat  sehr  edel  Milde  und 
«Menschlichkeit.  Er  hat  gewöhnlich  keine  Wache  um  sich;  weil 
«cfie  Bewohner  seiner  Residenz  ihm  zur  Wache  dienen.*»« 
«Unser  Kaiser ;^  heisst  es  weiter;  ^^der.  noch  jung  ist^  hat  sich 
«durch  das  Lesen  der  Römischen  Geschichten  und  anderer 
«Historien;  auch  durch  den  Rath  von  vielen  Deutschen  und 
«Polnischen  Kriegsleuten;  die  Römer  zum  Vorbilde  genommen. 
«Er  hat  seine  Leute  nach  französischer  Art  bewaffnet;  und  da- 
;,  durch  und  mit  Hülfe  seines  Geistes  die  ifvildesten  und  furcht- 
;, barsten   Feinde    überwunden."     Die    damalige  Kriegsmacht  des 


^Giovanni  di  Basilio,  Iniperatore  e  Dominatore  delle  Russie,  grand  Daca  della 
gNoMrovia ,  Smolengo,  Kteria,  Luconia,  Permia,  Bulgaria,  Dominatore  e  gran 
^FriDcipe  di  Novegradia,  Bossa,  Germigionia,  Dalmia,  Volontachia,  Hecovia;  Bolcna, 
^Boslooia,  Flatlocavia,  Bologeria,  Obdomia,  Comdimia.^ 

250.  „Che  trahevano  seco  22  cittä  a  confederazione.*' 

251.  ,,Regge  e  governa."     Also  das  moderne  rhgme  et  goueerne, 

252.  „Leggi  proprii  semplicemente  fatti.'' 

253.  „Sottiii  inCelletti.'' 

254.  „Tormentano  i  rei  debitamente." 

255.  „Domeslicamente." 

256.  „Percli^quelli  della  ciUä  reale  bene  et  fedelmeote  Tanna  la  guardia.' 


—     200     — 

Grossfürsten  war  sehr  bedeutend;  es  befanden  sich  in  derselben 
unter  andern  3000  Mann  schwer  Bewaffnete;  10^000  leidite 
Reiterei;  20^000  Schützen  zu  Pferde »''^  30^000  Annbrmt* 
Schützen  26»^  und  der  Verfasser  sah  während  seines  kunmi 
Aufenthaltes  in  Moskau^  zwei  völlig  ausgerüstete  Heere  ^  Jedes 
100;000  Mann  stark. 

Nachdem  der  Verfasser  noch  einige  unglaubliche  Dinge 
von  seinen  übrigen.  Reisen  erzählt  hat;  z.  B.  dass  er  an  der 
Küste  der  Normandie  einen  Seemenschen ;  in  Norwegen  einen 
zwanzig  Fuss  hohen  Jüngling  von  dem  wilden  Volke  der  Set- 
triponi  gesehen  u.  s.  w.;  schliesst  er  seinen  Bericht  mit  einer 
Uebersicht  der  damaligen  politischen  Lage  der  Dinge ;  und  mit 
einer  sehr  merkwürdigen  Nachricht  von  der  neuen  Religion/ die 
zu  jener  Zeit  TigraneS;  dessen  Mutter  eine  Christin  war^  in 
Asien  lehrte^  und  die  sehr  viele  Anhänger  fand. 

Die  oben  angeführten  Abschriften^»*  dieses  Berichtes  sind 
übrigens  alle  sehr  fehlerhaft;  besonders  in  den  Namen  der  Ras- 
sischen und  anderer  nordischen  Länder. 

42. 

Richard   Chance  Hon 
1553_1556. 

Das  Jahr  1553  machte  Epoche  in  der  Geschichte  des 
Handels  von  Russland  und  hatte  den  wichtigsten   Einfluss  auf 


257.  „Cbiamati  Aluali  (?)  che  viene  a  dire  uccisore  d'oomini.'' 

258.  „Archibugieri  all'  usanza  de'  Saizzeri." 

259.  Von  dem  erwähnlen  yalUcellUchen  Codex  besitzt  die  Bibliothek  des 
Romänzov'scheii  Museums  eine  neuere  Abschrift  unter  No.  120. 


—     201     — 

poKtiscben  Beziehungen  zu  dem  übrigen  Europa.   In  diesem 
fiäirte   der    Zufall    den    englischen   Seefahrer   Richard 
CtmmeeUar  nach  Archangelsk^  und  machte  ihn  im  eigentlich- 
Mi  •Sinne  f&r  das  Ausland   zum   Entdecker  eines  weiten  Ge- 
hMas   des  nördlichen  Russlands.     Der   Seefahrer   Sebastian 
Ctbott  d.  j.  hatte  nimlich  dem  Könige  von  England^  Eduard  VI^ 
im  Vorschlag  gemacht^    mehre   Schiffe   zur  Entdeckung  eines 
BOidöstlichen  Weges  nach  China  und  Indien  durch  das  Eismeer 
anazorfisten^  und  Eduard;  welcher  eifersüchtig  auf  die  neuem 
Msm  der  Portugiesen  und  Spanier  war^  gab  gern  seine  Ein- 
wfiliguBg  dazu.  Drei  dieser  Fahrzeuge^  the  Bona  Confidentia; 
tke  Bona   Speranza   und   the    Edward   Bonadventura, 
segelten  am  20  Mai  1553  unter  dem  Befehl  von  Hugh  Wil- 
longbby  aus  England  ab.    Das  erste  dieser  Schiffe  litt  sehr 
1     yM  durch  Stürme,  und  war  genöthigt^  wieder  nach  England  zu- 
ikk  zu  gehen.    Mit  dem   zweiten  lief  Willoughbie   in  den 
Vhss  Arzina,  an  der  Küste  des  Russischen  Lapplands  «««^  ein, 
iro  er  überwintern  wollte ,  jedoch  mit  allen  seinen  Leuten  der 
Üllc  unlerlag.2«i    Nur  das  dritte  Schiff,   the  Bonadventura, 
voD  Richard  Chancellor  geführt,  gelangte  nach  vielen  Ge- 
hren, in  das  Weisse  Meer,  und  lief  in  die  Bucht  von  St.  Ni- 
colai dem  Erzengel,  einem  kleinen  Kloster  an  dem  westlichen^ 
Ausflösse  der  Dwina,  ein^  wo  nachher  die  Stadt  Archangelsk 
•Dgelegt  wurde.     Auf  die  Nachricht,  die  von  der  Ankunft  der 
Münder  nach  Moskau  kam,    befahl  Iwan  Wassiljewitsch 
^  Fremden   auTs   freundlichste   zu   behandeln,    und   lud    den 


260.  Zwischen  Kola  und  dem  Vorgebirge  Swötoi-Noa. 

261.  S.  Copie  of  a  note  found  in  a  Ship,  tehich  tciniered  in  Lappia, 
"^  Wiiloughhtf  and  all  hi$  Companjf  died.  1553.  lo  Hakiuyt  Collection, 
VtLL 


—      202     — 

Anführer  derselben  ein^  selbst  nach  Moskau  zu  konunen^  wo  er 
mit  vieler  Auszeichnung  aufgenommen  wurde.  VkamceUor 
kehrte  im  folgenden  Jahre  mit  einem  Schreiben  des  Grossfärsten 
an  die  Königin  Maria^  und  mit  den  vorzä^chsten  Beweisen 
von  der  Bereitwilligkeit  desselben  ^  mit  England  in  ein  nfiheres 
Verhällniss  zu  treten,  in  sein  Vaterland  zurück.  Im  Jahre  1555 
ging  er  im  Auftrage  der  von  Sebastian  Cabota  neu  gestifte- 
ten Nordischen  Handels-Gesellschaft  mit  einer  reichen 
Ladung  zum  zweitenmale  nach  Russland^  und  fand;  wie  Mher 
die  beste  Aufnahme  in  Moskau  ^  und  einen  sehr  vortheilhaften 
Absatz  für  seine  Waaren.  Als  er  im  folgenden  Jahre  seine 
Rückreise  antrat^  schickte  Iwan  Wassiljewitsch  den  DJak 
Ossip  Grigorjewitsch  Nepea  als  Gesandten  mit^  um  die 
Königin  von  England  seiner  Freundschaft  zu  versichern^  und  die 
Verbindung  mit  ihr  noch  fester  zu  schliessen.  Chancellof^i 
Schiff  wurde  aber  an  der  Küste  von  Schottland  zertrümmert^ 
und  er  selbst  fand  sein  Grab  in  den  Wellen.  Das  Meer  ver- 
schlang die  kostbaren  Geschenke  ^  welche  der  Grossfürst  der 
Königin  schickte^  und  alle  Waaren^  welche  die  Brilten  in  Rnss» 
land  eingetauscht  hatten.  Nur  der  Russische  Gesandte  rettete 
sein  Leben,  und  setzte  seine  Reise  nach  London  fort^  wo  er 
mit  grosser  Auszeichnmig  empfangen  und  behandelt  ^  und  dam 
1557  mit  reichen  Beweisen  der  Zufriedenheit  der  Königin  wieder 
in  sein  Vaterland  entlassen  wurde. 

Die  Folgen  der  neu  begründeten  Verbindung  zwisdieiu 
Russland  und  England  waren  für  beide  Reiche  sehr  wichtige 
Russland^  dessen  Handel  bis  dahin  in  den  Händen  der  Hansa  war^. 
eröffnete  sich  für  seine  Erzeugnisse  einen  neuen,  bedeutendei^ 
und  gewinnreichen  Abzugs  und  England  konnte  nun  zur  Se^ 
dem  nördlichen  Russland  unmittelbar  seine  Waaren  zuführen^ 
und  sich  durch  das  Reich  seines  neuen  Verbündeten  mit  Persiei3 


—     20$    — 

wad  aadeni  am  Casplschen  Meere  liegenden  Lfindern  in  nähere 
Htaideb-Verbiodung:  setzen. 

Das   Nähere   über  die   Geschichte  dieser  merkwürdigen 
Btfdeekmig  und  ihre  Wirkungen  findet  man  in  folgenden  Schrif- 

m: 

Haklujfs  Collection  etc.    Vol.  L  p.  259 
Mflller^B  Sammlöng  Russischer  Geschichte,    Th. 
Vn,  p.  432  ff. 

Forster's  Geschichte  der  Entdeckungen  im  Nor- 
den^ p.  315. 

Von  der  ersten  Ankunft  der  Engländer  und  der 

Errichtnug  ihres  Handels  in  Russland.    In  dem  St.  Pe- 

lersb.  Journal,  K  Bd.  p.  83—104.  139—174.  220—237. 

Beckmann's  Literatur  der  ftltern  Reisen^  Bd.  IL 

p.  199.  ff. 

ChanceUor's  Reisen  nach  Russland  sind  übrigens  ans- 
Hhriidi  beschrieben  in  folgenden  Werken: 

Anglorum  Navigatio  ad  Moscovitas,  auctore 
demente  Adamo.  In  Renim  Moscovitic.  Scriptor. 
p.  U2— 153,  wo  Chancellor's  Ankunft  in  Archangelsk  be- 
schrieben wird.262  Dasselbe  Schriftchen  findet  man  auch  in 
Respnblica  Moscoviae  auct.  Boxhornio,  Lugd.  Bat 
1630.     16^ 

The  first  Voyage  for  discoverie  with  three  ships, 
»et  forth  under  the  Charge  of  Sir  Hugh  Willoughby, 
Knight,  in  whieh  he  dyed,  and  Moscovia  was  disco- 
^cred  by  Captaine  Chancellor.  In  Haklujt's  Collection. 
Voll.  p.  243,  und  bei  Purchas,  Pilgrimes.  Vol.ffl.  p.  211. 


262.     Dieser   Aufsalz   wurde   hier   nach   einer   Handschrift   aus  Frehet^B 
^yothek  zuerst  abgedruckt. 


—     204     — 

Clementis  Adami  Nora  Angloram  ad  BfoscoYitas 
Navigatio  1553,  quam  sab  auspiciis  Hugonis  Willow- 
beji,  classis  pracfecti,  et  Ricbardi  Caneeleri,  NaFarchae, 
tempore  Johaniiis  Basilidis  et  Richard!  Angloram  Regis 
suscepta.  Ebend.  p.  270.2«3  Ist  zweimal  ih's  Russische  über- 
setzt worden:  in  den  Ore^ecTB.  SanBCKH,  1826.  XXVII. 
p.  368,XXVin.  p.  83.  und  177,  und  von  Tarnawa  Boritschews- 
ky  in  dem  ^ypaaji'b  MoHBCTepcTea  l]apo4H«  üpocB'kiii* 
1838.    Okt.  n.  2.  p.  35. 

Yoyage  of  Richard  Chancellor,  Pilot  Bli^ory  the 
first  discQverer  by  Sea  of  the  Kingdom  of  Bfoscovia 
a.  1553.   Ebend.  p.  280. 

The  first  yojage  for  discoverie  by  Captaine 
Chancellor.  In  Purchas  his  pilgrimes  etc.  Vol.  BDL 
p.  211.  sp. 

Some  Additions  by  Clement  Adam  —  from  the 
mouth  of  Captain  Chancellor.  Ebendas.  *p.  221  und  bei 
Purchas  Vol.  m.  p.  221. 

Norden,  oder  zu  Wasser  und  Laude  im  Eine 
und  Sitee,  mit  Verlust  Blutes  und  Gutes  zu  Wege 
gebrachte,  und  fleissig  beschriebene  Erfahrung  und 
Vorstellung  des  Norden  u.  s.  w.  von  Rudolff  CapeL 
Hamburg  1678.  4"^.  p.  226. 


263.  Wahrscheinlich  ist  aach  diese  Schrift  in  der  Rmuia  §em  JffotcwvM, 
Lugd.  Bat.  1630.  16''  gemeint,  wo  es  p.  101  heisst:  ^mglut  fmidmm,  qmm 
McripHi  de  MoBCOvia  anno  1554. 


—     205     — 

f 

43.  \/ 

HansSlitte. 
1554. 

Hans  SliUe^^*y   aus  Goslar  gebürtig;  kam  1547^   man 
weiss  nicht  auf  welche  Veranlassung  ^   nach  Moskau  ^   erlernte 
bald    die    Landessprache  ^    und    wurde ;    seiner    mannigfaltigen 
Kenntnisse  wegen^   dem  Grossfürsten  Jwan  Wassilje witsch 
bekannt^  der  viel  Geschmack  an  ihm  fand^  und  sich  gern  mit 
tun  von  den  Fortschritten  unterhielt;  welche  die  Wissenschaften 
mA  Künste  in  Deutschland  machten.     Er    that  ihm   am  Ende 
dfsi  Vorschlag;   als  Russischer  Gesandter  in  sein  Vaterland  zu 
reiseU;  und  nicht  nur  Aerzte,   Apotheker;  BuchdrudLcr,  Hand- 
werker und  Kunstler;  sondern  auch  alter  und  neuem  Sprachen 
kundige  Gelehrte;  und  selbst  Theologen  von  dort  nach  Russland 
n  bringen«   SUtle  zeigte  sich  willig  dazU;  wurde  mit  Geld  und 
SopTehlungs- Schreiben  reichlich  versehen;  und  trat  im  J.  1554 
seine  Reise  nach  Deutschland  an.    Er  unternahm  es  gerU;  sagt 
Kiramsin^«»^  dem  Landesherm  und  Russland  diesen  Dienst  zu 
erweisen ;   begab  sich  zu  Kaiser  Karin  V;   der  sich  auf  dem 
Reichstage  zu  Augsburg  befand,   und  überreichte  ihm  Iwan's 
Schreiben  wegen  seiner  Aufträge.     Der  Kaiser  aber  holte  dar- 
über vorher  die  Meinung  der  Reichsstande   ein;   diese   berath- 
tagten  langC;  und  bewilligten  endlich  den  Wunsch  des  Gross- 
lärsten;  jedoch  unter  der  Bedingung;  dass  sich  Slitte  im  Nanfen 
Iwan 's  eidlich  verpflichten  musstC;  die  angenommenen  Gelehrten 


S.  37 


264.  kvLck  SekJUiy  SchlilU,  und  SchUtUm  genannt. 

265.  Ge^ekiekU  det  Rtanicken  Reick$,  deutsche  Uebersetxung.  Bd.  >1L 


und  KfinsUer  nicht  aus  Russland  in  die  TOrkey  zu  lassen^  und 
überhaupt  ihre  Talente  nicht  zum  Nachlheile  des  Deutschen 
Reiches  anzuwenden.  Darauf  erhielt  er  von  dem  Kaiser  die 
schriftliche  Erlaubnisse  in  Deutschland  taugliche  Männer  mm 
Dienste  des  Grossiiirsten  anzd^^erbeU;  und  fand  auch  123>«% 
mit  denen  er  sich  anschickte^  Ober  Lübeck  nach  Russland  zo 
gehen.  Da  stiess  er  aber  auf  unerwartete  Hindernisse;  die  nei- 
dische Politik  der  Hansa  und  des  Livländischen  Ordens  vereitel* 
teilen  seinen  Plan.  Da  diese  nämlich  fürchteten,  dass  Russland 
durch  Aufklärung  noch  mächtiger  und  für  die  ihm  benachbarten 
Staaten  gefährlicher  werden  könnte,  so  wirkten  sie  durch  alleriei 
Vorstellui^en  den  Befehl  aus,  dass  Slitte  in  Lübeck  angehalten 
und  in's  Gefangniss  gesetzt  wurde.  Hier  blieb  er  anderlhaS) 
Jahr,  während  welcher  Zeit  der  GrossIÜrt  in  völliger  Ungewiss- 
heit  über  ihn  blieb.  Denn  ein  Doctor  der  Rechte  Johann 
Zegender,  den  Slitte  in  Lübeck  willig  gemacht  hatte,  einen 
Brief  von  ihm  nach  Russland  zu  bringen,  \\iirde  in  Livland 
angehalten,  und  ein  Kaufmann,  Namens  Arnold  Pein,  den  er 
ebenfalls  mit  einem  Briefe  abschickte,  und  der,  um  sicherer  zu 
gehen,  den  Namen  Slitte* s  angenommen  hatte,  war  bei  seiner 
Ankunft  in  Moskau  als  ein  Betrüger  behandelt  und  gefangen 
gesetzt  worden.  2«''  Es  glückte  endlich  Slitte" fij  sich  selbst  in 
Freiheit  zu  setzen,  und  nun  schrieb  er  an  den  König  von  Däne- 
mark, Christian  m,  und  bat  ihn  um  sicheres  Geleit  durch 
seine  Staaten,  um  nach  Russland  zurückkehren  zu  können. 


266.  Gadebtiwh  in  s.  Lhiämd.  Jahrb.  sagt  sogar:    gegen  300. 

267.  Während  Si$Ue'$  Haft  hatten  sich  seine  zahlreichen,  Für  den  Dienst 
des  Grossiiirsten  bestimmten  Reisegefährten  zerstreut  und  nur  wenigen  tob  ihnen 
gelang  es,  nach  Russland  zu  kommen,  wo  sie  eine  sehr  gute  Aufiudune  nnd 
vortheilhaAe  Anstellungen  fanden. 


—     207     — 

Dieses  Schreiben  befindet  sich  noch  in  dem  Königlichen 
AicUve   in  Copenhagen    und  iät  merkwürdig  genug;  um  dem 
Verfosser  desselben  hier  eine  Stelle  unter  den  Schrülstellem  über 
te  altere  Russland  einzuräumen.    Bäsching  giebt  von   dem- 
selben in  seinem  Slagaizin  für  Geographie  und  Gescbichtev 
1k  Vn.  S.  299  nähere  Nachricht.     Slitte  sagt  darin:    „dass 
,er  Yon   dem  allergrossmächtigsteU;   Durchlauchtigsten  Fürsten 
,and  Herrn;  Johann^    Grossfursten   der  Russen  Muskowithen^ 
ginit  schriftlicher  Commission  und  Befehl  nach  Deutschland  ab- 
sgeTertiget  li^ordeU;  in  Meinung ^  etliche  Doctoren  und  Gelehrte 
,in  göttlicher  Schrifll;    den  Rechten  und  andern  freyen  Künsten 
,wohl  Erfahrne   Männer;   auch  sonst  allerley  geschickte  Hand- 
, Werks -LeutC;  zu  bewerben  und  aufzubringen.    Vnd  da  selben 
yin  Mnsskewilhen    hochgedachtem     seinem     gnädigsten    Herrn 
,der  ausserhalben    etzlichen    Ceremonien    in   den   hauptartiklen 
ider  Christlichen  Religion  mit  uns  gar  ubereinkomt;   auch  nach- 
finalen   durch   gelerte   Leutte    sich   mit    der   Catolischen    und 
, Apostolischen  Kirchen  gäntzlich  zur  Vereinigung  gebracht  wer- 
,den    könte.      Ihre    grosse    weitstreckende    Lande    vnd    leute 
,wahrhafiliger  Christlicher  Religion  und  löblicher  policey  Ordnung 
3,  erbauen  vnd  ziehen,  ohne  Verzug  zuführen  vnd  ins  Land  brin- 
„gen  solle.  ^     Diesem  Befehle  zufolge  habe  er  sich  nach  Augs-- 
borg  begeben;  dem  Römischen  Kaiser  seine  Vollmacht  vorgezeigt; 
und  von  ihm  die  Eriaubniss   erhalten;   solche   Personen   allent- 
halben; wo  er  sie  finden  könnte ;  es  sei  im  Reiche;  oder  auch 
in  den  Erbländem  des  Kaisers ;  anzunehmen   und  nach  Russland 
XU  führen;  er  wäre  auch  zu  dem  Ende  mit  einem  sicheren  Ge- 
lege,  von  dem  er  eine  beglaubigte  Abschrift  beifüge;   versehen 
worden.     Wie  er  mit  diesen  Leuten    nach   Lübeck    gekommen; 
um  mit  ihnen    zu    Wasser   nach   Narva    zu   gehen,    hatten  die 
Lübecker;    damit    die   angenommenen    Personen    sich   veriaufen 


möchten^  wie  anch  geschehen^  ihn  ohne  alle  Ursache  in's  Ge- 
ßngniss  geivorfeo^  sehr  äbel  behandelt^  and  einige  KaiserUcbe 
Commissions-  und  Geleit-Briefe  abgenommen.  Da  es  ihm  aber, 
nach  einer  anderthalbjährigen  Gefangenschaft  ^  geglflckt  zu  ent- 
fliehen^ so  bitte  er  den  König,  ihm  ein  sicheres  Geleit  zu  er- 
theilen^  damit  er  ohne  weitere  Gefahr  nach  Russland  zurflck- 
kommen ;  und  seinem  Herrn  von  dem  Vorgefallenen  Bericht 
abstatten  könne. 

Slitte's  Sendung  nach  Deutschland  muss  übrigens  schon 
im  Jahre  1550  bestimmt  und  vorbereitet  gewesen  sein,  denn 
es  findet  sich  in  dem  Päbstlichen  Archive  in  Rom,  Arm,  V. 
Gas.  5.  No.  12  ein  Schreiben  mit  der  Aufschrift:  1550.  De 
Depufatione  Johaunis  Schlitten  a  Joanne  Magno  Hos- 
coviae  Diice  in  Gerraaniam  pro  adducendis  Tirin 
eruditis  atqiie  artiflcibus.  Ebendaselbst  befindet  sich  audi 
ein  Schreiben  des  Pabstes  Julius  m  aber  das  von  Sliiie  zn 
seiner  Ruckkehr  nach  Russland  von  dem  Deutschen  Kaiser  er- 
betene sichere  Geleit,  unter  dem  Titel:  De  salvo  condnctn 
Johann!  Schlitten  concesso  redeunti  ad  Joannem 
Moscoviae  Ducem,  qui  cum  sibi  adducendis  hominibus 
doctis,  nee  non  ingeniosis  arlificibus  oninis  generis 
in  Germauiam  miserat. 

Siitte  kam  endlich  nach  mancheriei  neuen  Abentheuem 
im  Jahre  1557  wieder  nach  Moskau  zurück;  von  dieser  Zeit 
an  weiss  man  aber  nichts  mehr  von  ihm,  als  dass  er  dem  Gross- 
i&rsten  von  Zeit  zu  Zeit  mit  höchst  ausschweifenden  Projecten 
lästig  wurde. 


—     209     — 
44. 

Steven    Burrough. 
1556. 

Steven  Burrough  j    oder  Burrowe,   wie    sich   der 

Nune  bei  Hakluyt   auch  findet^   hatte  schon   1553  Richard 

CkiBcellor^   auf  seiner   ersten   Reise  nach  Archangelsk,   als 

Master,  oder  Obersteuermann,  begleitet,  und  wurde  im  Jahre 

1556  von  der  Englischen  Handels  -  Gesellschaft   abermals  auf 

eioe  nordische  Entdeckungs-Reise  ausgesandl. .  Das  Schiff,  welches 

ihn  ZQ   dieser  Fahrt   anvertraut   wurde,   hiess   Searchthrist 

(Soehstreben).    Er  ging  um  das  Nord-Cap,  dem  er  auf  seiner 

ersten  Reise  diesen  Namen  gegeben  hatte,  kam  nach  Kola  und 

Switoj  -  Noss,    ging    am  Ob   ans   Land,    wo   er  von  den 

Smojeden  feindlich  empfangen  wurde,  lief  in  die  Mündung  der 

Petschora  ein,  und  erreichte  endlich  No^aya-Semlia  und  die 

Meerenge  Waigats.»««     Die   früh  eintretende    Kälte  und   das 

hinfige  Eis  hielten  ihn  ab^   weiter  zu  gehen;    er  überwinterte 

daher  in  Cholmogori^  und  kehrte  dann  im  folgenden  Sommer 

nach  England  zurück. 


268.  Die  Meinungen  über  den  Ursprung  der  Benennung  IVaigats  sind 
ffhr  Terschieden.  Gewöhnlich  erklärt  man  sie  aus  dem  Holländischen  tcaairn, 
weben,  blasen,  und  gai,  ein  Loch,  eine  Enge,  als  teaigai^  eine  Sturmenge.  Da 
aber  Bmrrough  diese  iMeerenge  schon  Waigals  nennt,  ehe  noch  die  Holländer 
sie  gesehen  hatten,  und  die  Engländer  diesen  Namen  auch  schon  vorfanden,  so 
ist  es  wahrscheinlich,  dass  er  anderen  Ursprung^  ist.  Der  Holländer  Barem 
fasd  m  Nowaya-Semlia,  aar  einer  der  Meerenge  nahgelegenen  Landspitze  einige 
fescbnilzte  Bilder,  weswegen  er  sie  auch  J/goden-hoekf  Abgötter-Bucht  nannte. 
Danns  sucht  Fonier  in  seiner  GetchicMe  d.  Enid.  und  ScM/JT.  im  Norden, 
p,  318.  Note,  zu  folgern,  dass  der  Name  WaigaU  Slavonischen  Ursprungs  sei, 
BBd  Ton  dem  Worte  wayal  (ßa^mhy  schnitzen,  in  Stein  hauen)  herstamme.  (?) 

14 


—     210     — 

BurrougKs  Reise  -  Bericht  findet  man  in  der  grossra 
Sammlung  von  Hakluyl  unter  folgendem  Titel: 

The  Navigation  and  Discoveiy  toward  the 
river  Ob,  madc  by  Master  Steven  Burrongh  in  the 
yeare  1556^  and  bis  royage  from  Colmogore  to  Ward- 
house  1557.     In  Hakldyt's  Navigations,  Vol.  L  p;  274. 

Bemerkungen  dazu  von  seinem  Reisegefährten  Robert 
Johnson  ebendaselbst  unter  dem  Titel: 

Certaine  Notes  writteh  by  R.  Johnson ,  whieh 
was  witb  Steven  Burrowe  in  the  Serchtrist  1556.  fai 
VoL  I.  p.  283. 

45. 

Richard    Johnson. 
1556.   1558.  1565. 

Der  Engländer  Richard  Johnson  begleitete  im  Jahre 
1556  den  eben  angeführten  Steven  Burrough  auf  seiner  nor* 
dischen  Entdeckungs  -  Reise  ^  und  lieferte  Bemerkungen  2a  dem 
Reise*Berichte  desselben  unter  dem  Titel: 

Certaine  Notes  writlen  by  R.  Johnson^  wich  wa« 
with  Steven  Burrowe  in  the  Serebtritft.  >••  1556.  Bei 
Hakluyt,  Vol.  I.  p.  283.  sq. 

Femer:  The  landing  of  Richard  Johnson  among 
the  SumoSds.     Ebendas.  p.  316. 

Einen  Auszug  aus.  diesen  Nachrichten  JoknsmCM  gab 
N,  Witsen. 

Kort  bogrip  nit  de  aentckeningen  Tan  Richard 
Johnson^  welke  in  den  Jure  vyftien  bouderd  xes  en 
vyftig  is  iiit  gcwecst,  tot  ouldckkinge  van  Waigats  en 


2<)9.    S.  oben. 


—     2H     — 

Smyrn  Zemla,  gemclt  in  de  Engelscbe  Reis  -  besehry- 
Twgeii  ran  Riebard  Hakluit.  In  Noord-  en  Obst-*Tar- 
tMrye*'^  p.  928.  ff. 

Im  Jahre  1558  befand  sich  Richard  Johnson  bei 
ABtbony  Jenkinson  auf  seiner  zweiten  Reise  durch  Russland 
«Bd  die  Bacharey^  und  brachte  von  derselben  Nachrichten  über 
da  Weg  der  Caravanen  nach  China  mil^  die  er  zu  Buchara 
aas  dem  Munde  verschiedener  Personen  aufgezeichnet  hatte. 
Den  Bericht  äbec  diese  Reise  findet  man  abgedruckt  in  folgen- 
den Werken  : 

Certaine  Notes  gatbered  by  Richard  Johnson, 
which  was  at  Bogar  with  M.  Anthony  Jenkinson^  of 
the  reports  of  Russes  and  other  Strangers  of  the 
wayes  of  Russia  to  Calbeya,  and  of  divers  and  stränge 
people.    Bei  Hakluyt;  Vol.  I.  p.  335. 

Riebard  Jobnson's  notes  and  observations  of 
the  eeV'eral  ways  from  Russia  to  Cathay  over  land,  in 
m  letter  to  Henry  Lane  resident  in  Wologda.  Ebendas. 
Append.  p.  316.  • 

Auch  in  dem  Reeueil  des  Yoyages  au  Nord,  bei 
dem  dort  abgedruckten  Yoyage  d'Ant.  Jenkinson,  T.  IV. 
p.  509. 

Sieben  Jahre  später  finden  wir  JBie^ari/ JbAn^on  wieder 
in  Russland,  und  zwar  an  der  Spitze  einer  neuen  Expedition, 
weiche  die  Londoner  Handels  -  Gesellchall  zu  einer  abermahgen 
Reise  nach  Persien  ausgerüstet  hatte.  Seine  Begleiter  waren 
Alexander  Kitchin,  der  zu  Schamachie  starb,  und  Arthur 
Edwards^    aus   dessen  Briefen   die    näheren    Umstände    dieser 


270.    S.  oben  Seite  35. 

i4* 


—     212     — 

Unternehmung  bekannt  geworden  sind.  21  i  Die  Reise  ging  am 
15  Mai  1565  von  Jaroslawl  aus  nach  Astrachan^  und  von  hier 
zu  Wasser  nach  Nisabet,  von  wo  sie  dann  mit  dem  besten 
Erfolge  zu  Lande  nach  Schamachie  und  Casbin  fortgesetzt  imrde. 
Die  letzten  Nachrichten  aber  diese  Expedition  in  Edwards 
Briefen  sind  aus  Astrachan  vom  16  Juni  1567  datirt. 

The  thirdc  Yoyage  into  Persia,  begaen  in  tke 
jeere  1565  by  Riebard  Johnson,  Alexander  Kilsehin» 
and  Arthur  Edwards  (in  Briefen  von  dem  letzteren).  Bei 
Hakluyl,  Vol.  I.  p.  354. 

46. 

Sebastiano    Cabota. 
1556. 

Der  Name  dieses  berühmten  Seefahrers  s^'  muss  hier 
angeführt  werden^  nicht  weil  er  wirklich  eine  Reise  nach  Rose- 
land  gemacht  hat^  sondern  weil  ihm  eine  solche  Reise  zage- 
schrieben  wird.  Cahota  war  übrigens  ein  sehr  merkwflnfiger 
Mann^  der  in  beständiger  Thätigkeit  ein  so  hohes  Alter  errmdile, 
dass  man  häufig  angenommen  hat^  die  unter  seinem  Namen 
bekannten  Reisen  müssten  wenigstens  von  zwei  versdiledenen 
Seefahrern  gleichen  Namens  gemacht  worden  sein.  Seba$Uam0 
Cahota  wurde  1*475  in  Venedig  geboren^  und  folgte  noch  sehr 
jung  seinem  Vater ^  Giovanni^  nach  London^  wo  dieser  im 
Jahre  1496  von  dem  Könige  Heinrich  Vn  f&r  sich  und 
drei  Söhne  das  Recht  erhielt^   unter  Königl.  Flagge  mit 


271.  S.  Müller'9  Sammlung  RttuüeAer  GeicMekie,  Bd.  VO.  S.  45^-460. 

272.  Der  bisweilen  auch  Gavoia  geschrieben  wird. 


—     213     — 

auf  Entdeciuingen  auszulaufen.  Sebastiane  machte  seint 
Reise  als  er  22  Jahr  alt  war;  er  entdeckte  auf  derselben 
New-Foundland;  und  war  ungefähr  bis  zur  Chesepeak- 
Bai  in  Virginien  gekommen^  ^J&  ihn  Mangel  an  Lebensmitteln 
•filhigtet  wieder  nach  Eqgland  zurückzukehren.  Er  ging  darauf 
im  Sptnisdie  Dienste ,  und  kehrte  endlich  nach  mehren  Reisen 
ISkSj  73  Jahr  alt^  nach  England  zurück;  wo  er  von  Eduard  VI 
fir  schon  erwiesene  und  noch  zu  erweisende  gute 
Md  annehmliche  Dienste  als  Pilot -Major  angestellt 
wurde.  Hier  entwarf  er  nun  den  Plan^  nordostwfirts  einen 
Weg  nach  Kathay  und  Indien  zu  suchen^  und  es  fand  sich  zur 
AosfBhrung  desselben  bald  die  schon  oben  erwähnte  Gesellschaft 
voo  Kaufleuten  zusammen  ^  deren  Oberhaupt  er  wurde^  und  mit 
deren  Schiffen  unter  andern  Chancellor  nach  Archangelsk  kam. 
Audi  bei  der  Abfertigung  von  Burrough  war  Cafto/a^  in  dem 
Att^  von  82  Jahren  2''3^  noch  sehr  thätig  und  besuchte  selbst 
das  Sdiiff  desselben.  Wahrscheinlich  ist  er  auch  bald  darauf 
gestwben,  da  sein  Name  nachher  weiter  nicht  vorkommt.  2^* 

Unter  dieses  Sebastiano  Cabota's  Namen  nun  findet 
■an  bei  Ramusio  eine  See-Reise  nach  Russland;  mit  dem 
TKel: 

Navigazionc  di  Sebastiano  Cabota  ncUa  Mosco- 
ria  nelli  anni  1556  e  1557.  In  Ramusio's  Raccolta, 
T.  n.  p.  212,  aber  erst  in  der  Ausgabe  von  15^3. 

Nach  den  oben  angeRihrlen  Umständen  von  dem  Leben 
Cmboia's  ist  wohl  gar  kein  Zweifel ,  dass  er  in  den  Jahren 
1556  und  1557,  also  als  ein  83jähriger  Greis^  wohl  nicht  mehr 


273.  Er  wird  bei  liakltryi  auch  ihe  good  nid  genilemam  genannt. 

274.  S.  For$ier'$  Guch.  d.  Enid.  und  Schif.  im  Aorden.  S.  310-318. 


—     214     — 

eine  See-Reise  nach  Russland  wird  unternommen  haben, 
müssle  also  ein  anderer  Seefahrer  desselben  Namens  diese  R* 
gemachl  haben»  wie  zwar  Bergeron  annimmt^  was  aber  i 
unwahrscheinlich;  und  worüber  auc|)  durchaus  nichts  bekannt  ist.  ! 
natürlichste  aber  ist  wohl  anzunehmen^  dass  der  spätere  Hen 
geber  der  Raccolta  di  Ramusio  einen  Irrlhum  begangen, 
dem  Berichte  über  die  in  den  angefahrten  Jahren  untemomme 
Reisen  des  Burrough  und  Jenkinson  den  berühmten  Naj 
des  Oberhauptes  der  Gesellschaft  vocgesetzt  habe^  auf  d( 
Kosten  die  Schiffe  jener  Seefahrer  ausgerüstet  worden  war^ 

47. 

Anthony     Jenkinson. 
1557.  1558.  1561.  1566.  1571. 

Anthony  Jenkinson  war  fünf  Mal  in  Russland^ 
unternahm  alle  diese   Reisen  in  Handels  -  Angelegenheiten, 
zwar  meistens  in  Geschäften  der  oben  erwähnten  Englischen 
Sebastian 0  Cabota  gestifteten  Gesellschaft. 

Die  erste  Reise  machte  Jenkinson  unter  der  Kön 
Maria  im  Jahre  1557  nach  Moskau^  wohin  er  den  im  Anfi 
desselben  Jahres  von  Iwan  Wassiljewitsch  mit  Chance! 
nach  England  gesandten  Ossip  Grigorjewilsch  Nepea 
rückbegleitete.  Die  von  ihm  selbst  beschriebene  Reise  I 
den  Titel: 

The  first  royage  madc  by  Master  Anthony  J 
kinson  from  tbe  city  of  London  toward  the  Land 
Russia,  wbere  Osep  Gregoriwiebe  Napea,  first  Amt 


'  275,    S.    Di  Marco  Polo    e  degH  allri  Fiaggiaion  FeneuUmi  et 

Dissertrtziome  M  Ah,  D.  Piacido  Zuria,  T.  IL  p.  274—286  und  p.  391. 


—     215     — 

ui§r  from  the  Emperor  of  Moscoria  to  Queen  Narie 
n»  transported  into  bis  conntry  a.  1557.  With  a 
hrge  description  of  the  manners  of  his  country,  anno 
«957. 

Diese  Beschreibung  befindet  sich  in  Haklayr»  Collec- 
liti,  Völ  L  p.  310.  fi.,  und  in  Purchas  Pil^riines,  Vol.  Ol. 
pi222. 

Ueber  die  Räckreise  des  Russischen  Gesandten  enthält 
fie  angeführte  Sammlung  auch  noch  einen  besonderen  Bericht; 
QOler  der  Aufschrift:  Yoyage  wherein  Ossip  Napea,  the 
Hoseorite  Ambassador,  returned  home  1557. 

Bei  Hakluyt  findet  man  auch  eine  Art  von  allgemeiner 
Anleilong  (ur  die  im  Jahre  1557  nach  Archangelsk  gehenden 
Englischen  Schifle  unter  dem  Titel:  Instruction  for  the  ships 
passing  1557  toward  the  bay  of  S.  Nicolas  in  Russia. 

Die  zweite  Reise  machte  Jenkinson  im  Jahre  1558 
20  Lande  durch  Russland  nach  der  Bucharey,  um  einen  Land- 
weg nach  Indien  zu  finden^   zugleich  aber  auch^   um  einen  be- 
dentenden  Waaren- Vorrath,  den  er  mit  sich  führte,  vortheilhaft 
inzubringen.     Er  erhielt  von   dem  Gross(ursten  Iwan  Wassil- 
Jewitsch  Empfehlungs-Schreiben  an  alle  Fürsten,  die  er  unter- 
weges   trelfen   würde,  vcrliess  Moskau  am  28  April,   und  kam 
im  14  Juli  in  Astrachan  an.     Von  hier   ging  er  zur  See  nach 
Mangos  law,   an   der  östlichen   Küste  des  Caspischen   Meeres, 
und  von  da  mit  einer  Caravane  nach  Buchara.     Die  Reise  war 
beschwerlich  und  mit  vielen  Gefahren  verbunden,   und  da  Jen- 
kinson  seine  Waaren  fast  ohne  Vortheil  verkaufen  musste,  weil 
Buchara  mit  dergleichen  über  Aleppo  und  Smyma  reichlich  ver- 
sehen war,   so  räth  er  seinen  Landsleulen  ab,  ahnliche  Unter- 
nehmungen zu  machen.     Er  ging  nun  auf  dem  nämlichen  Wege 


—     216     — 

0 

wieder  nach  Mang;aslaw  zurück,  von  da  zur  See  nach  Astra- 
chan^  und  kam  am  2  Sept.  in  Moskau  an,  wo.  er  sich  diessnai 
eines  vorzüglich  guten  Empfanges  von  Seiten  des  Grossfärsten  zu 
rühmen  hatte.  Denn  er  brachte  25  Russen  aus. der  Gefangen- 
schaft von  Buchara  mit,  führte  6  Gesandte  von  dort,  und  aus 
Balch  und  Urgentsch  mit  sich,  und  wusste  ihm  viel  merkwürdige 
Dinge  von  Ländern  zu  erzählen,  die  damals  noch  sehr  wenig 
bekamit  waren. 

Auch  diese  Rßise  beschrieb  Jenkinson  selbst  unter  dem  Titel: 

Yoyage  made  from  the  Citie  of  Mosco  in  Rassia, 
to  thc  Citie  of.Boghar  in  Bactria^  in  the  yearc  1558. 
By  Anthony  Jcnkinson. 

Man  findet  diesen  Bericht  ebenfalls  in  Hakluyt's  Samm* 
lung,  Vol.  I.  p.  324  f.,  und  in  Purcbas  Pilgrimes^  VoL  m. 
p.  231. 

Eine  lateinische   Uebersetzung   desselben   unter  dem 
Titel:   Jenkinsonii    Descriptio    Rnssiae,    Moscoriae    et 
Tariariae,  Sydneo  dcdicata,  Londinil562,  wird  angeführt 
in  Lippenii  bibliotbeca  pbilosopbica. 
Französisch: 

Voyage  d^Antoine  Jenkinson  pour  döeoorrir 
le  cbemin  de  Caibay  par  la  Tartarie  en  1558.  Im  vier- 
ten Theile  des  Recueil  des  Voyages  au  Nord. 

Navigation  de  Jenkinson.    In  Thövenot  Relation 
de  divers  voyages  eurieux,  T.  I.  p.  17 — 40: 
Holländisch^  im  Auszuge: 

Verhael  uit  de  Reis  -  Bescbry ving  van  Antonis 
Jenkinson,  Engelsman,  om  t'ontdekken  de  weg  na 
Kafay  door  Tartarye,  over  't  Buebaren  en  Vsbekken 
Land.  In  Nikolnes  Witsen's  Noord-  en  Oost-Tiirtaryen» 
p.  346.  f. 


-.     217     — 

Deutsch  in  Sammlung  aller  Reistebesebreibungeiiy 
Bd.  VIL  S.  520.  f. 

Die  EDglische  Handelsgesellschaft  richtete  non  ihr  Aogen- 
«erk  auf  eine  unmittelbare  Handels-Yerbindong  mit  Persien^  nnd 
wtiiHe  abermals  Jenkinson,  um  eine  Unternehmung  dieser  Art 
JB  leiten^  und  so  trat  er  im  Jahre  1561  seine  dritte  Reise 
meh  Rusäland  an.  Die  Köm'gin  Elisabeth  versah  ihn  zu  der- 
selben mit  Empfehlungs-  und  Schutz-Briefen  an  den^  Grossfürsten 
von  Russland  und  den  Schach  von  Persien  ^  die  englisch  und 
lateinisch  abgefasst  waren.  Der  nach  Moskau  bestimmte  befindet 
sich  in  Hakluyt's  Sammlung^  Vol.  I.  p.  359  unter  dem  Titel: 

Letter  of  Queen  Elisabeth  to  tbe  Emperor  of 
RossiH  reqnesting  safe  conduct  for  Master  Anthony 
Jenkinson  to  pass  throngh  Rnssia  into  Persia,  1561. 

Ebendaselbst  befindet  sich  auch  eine  Rcmembranee 
giren  hy  thc  Governors,  Cousnls  and  Assistent«  of  the 
Company  of  Marchants  trading  into  Rnssia  to  Anthony 
Jenkinson^  1561. 

Jenkinson  machte  diessmal  die  Reise  zur  See  nach 
S.  Nicolas  oder  Archangelsk  ^  wo  er  am  14  Juli  anlangte.  Bei 
seiner  Ankunft  in  Moskau ^  am  20  August^  wurde  er  von  dem 
Grossfiirslen  wieder  sehr  gut  empfangen  ^  und  musste  bis  zum 
17  April  1562  dort  bleiben.  Bei  seiner  Abreise  ^  die  er  in 
Gesellsphaft  eines  aus  Russland  in  sein  Vaterland  zurückkehren- 
den Persischen  Gesandten  antrat^  erhielt  er  von  Iwan  besondere 
Aufträge  fiir  verschiedene  Punkte  seiner  Reise  ^  die  nun  zuerst 
m  Lande  nach  Astrachan  ging.  Dort  schiffte  er  sich  ein^  und 
kam  nach  einer  beschwerlichen  und  stürmischen  Fahrt  nach 
Schabran,  wo  das  Fahrzeug  ausgeladen  wurde,  und  von  wo  er 
dann  mit  seinen  Waarcn  zu  Lande  über  Schamachie,  Ardebil 
und  Tebris  nach  Kasbin  ging,  wo  der  damalige  Beherrscher  von 


—     218     — 

PersieO;  Sohach  Thamas^  sich  aufhielt.  Jenkinson  blieb 
den  ganzen  Winter  in  Kasbin^  konnte  aber  den  Zweck  seiner 
Unlernehmung  nicht  erreichen.  Auf  der  Rückreise  war  er  indes- 
sen glücklicher;  er  fand  nämlich  in  Dshewat  eine  sehr  goto 
Aufnahme,  und  erhielt  für  die  Engländer  einen  Freiheits- Brief 
von  dem  Khan  Ab  du  IIa  für  zollfreie  Handlung  in  seinen  Staaten. 
Dieser  benutzte  auch  die  Gelegenheit^  und  schickte  mit  Jenürm- 
8on  einen  Gesandten  an  Iwan  Wassilje  witsch^  um  in  nähere 
Verbindung  mit  ihm  zu  treten.  In  Schamachie  erwartete  ihn  ein 
Bote  des  Königs  von  Georgien  ^  der^  von  Türken  und  Persem 
gedrängt^  sich  unter  Russischen  Schutz  begeben  wollte,  und  ra 
erfahren  wünschte,  ob  sein  Vorhaben  von  dem  Grossfürsten  gut 
aufgenommen  werden  würde.  Jenkinson  rieth  ihm  sehr  dam, 
und  veranlasste  auf  diese  Art  die  Verbindung  und  das  spfttere 
Verhältniss  zwischen  Georgien  und  Russland.  Jenkinson  kam 
am  30  Mai  1563  zur  See  wieder  nach  Astrachan^  und  von  da 
am  20  Aug.  zu  Lande  nach  Moskau. 

Auch  diese  Reise  beschrieb  er  selbst  unter  dem  Titel: 

The  second  Yoyage  of  Anthony  Jenkinson  from 
London  into  the  Land  of  Pcrsia^  pnssin&;  in  bis  Jonr* 
ney  through  Russin,  Moscovia  and  Marc  Caspium, 
being  begunnc  a.  1561. 

In  Hakluyt's  Colleetion,   Vol.  I.  p.  365. 
Ueber  diese  Reise  s.  Müller's  Samml.  Russ.  Gesch. 
Bd.  Vn.  S.  451—457. 

Eine  vierte  Reise  nach  Russland  machte  Jenkinson 
im  Jahre  1566^  und  erhielt  auf  derselben  von  Iwan  Wassil- 
je  witsch  ein  besonderes  Handels-Privilcgium  für  die  Englische 
Gesellschaft.  Auch  diese  Reise  i§t  von  ihm  beschrieben  unter 
dem  Titel: 


—     219     — 

The  third«''«  voyage  of  Anthony  Jenkinson  into 
Rnssia  in  the  jeere  1566  with  the  privilege  granted 
hy  the  Emperor  of  Rnssia  to  the  English  Merehands 
ef  tbat  Company  obteined  the  22  Sept.  1567  by  A. 
Jenkinson. 

Bei  Haklnyt,  Vol.  I.  p.  397. 
Endlich  kam  Jenkinson  im  Jahre  1571  zum  fanften 
Male  nach  Rnssland^  und  zwar  diessmal  als  Gesandter  der 
Königin  Elisabeth.  Sein  Bericht  aber  diese  Reise  befindet 
m€b  ebenfalls  in  Haklnyfs  Collcction;  Vol.  I.  p.  426  unter 
dem  Titel: 

The  Toyagc  of  M.  A.  Jenkinson ,  Arobassador 
from  the  Qneen  Elisabeth  to  the  Emperor  of  Russia 
and  his  proeeeding  from  the  time  of  his  arrival,  there 
being  the  26  of  July  1571,  nntill  his  departnre  from 
thence  the  23  Jnly  1572. 

Jenkinson  entwarf  auch  eine  Karte  aber  seine  Reisen 
längs  der  Käste  des  Caspischen  Meeres,  die  sich  in  Ortelii 
Thesaurus  Orbis  Terr^mm  befindet.  S.  aber  diese  Karte 
Müller's  Samml.  Russ.  Gesch.     Bd.  VII.  S.  437.  f. 

Nach  dieser  Karte  wurde  eine  andere  entworfen  und 
berichtigt;  die  den  Titel  führt:  - 

Carte  du  vcl^age  par  terrc  et  par  mer  fait  par 
Antoine  Jenkinson  d'Astracan  rers  la  Tartarie  et  au 
retour  jusques  daus  Aloseou,  dressie  sur  scs  mimoi- 
res  et  reetifiee  par  diverses  obscrralions  post^rieures; 
de  noureau  mise  au  jour  par  Pierre  van  der  Aa. 
Sie  befindet  sich  im  Atlas  nouveau  et  cnrienx  des  plus 
eelibres  Itineraires,  ä  Leyde  par  Pierre  ran  der  Aa. 


276.    EigenUicii  die  vierte. 


V 


—     220     — 

lieber  Jenkinsori's  Reise  sehe  man  auch: 

Historical  account  of  Discoreries  and  Trarels 
in  Asia  from  thc  earlicst  ages  to  the  prescnt  time,  by 
Hngh  Murray^  Edinburgh,  1820.  %"".  Vol.  I.  p.  331-334. 

48. 

.     Christian    Hildebrandt 
1559. 

Einlaitiger  und  knrzer  Bericht^  was  dem  Herni 
Herrmaun,  Bischoff  und  Herrn  des  Stißs  Derbt  in 
Liyland  nach  Abtretnng  des  bemeldeten  Stifls  eilend- 
halben  begegnet  und  zugezogen  worden,  durch  Chr. 
Hildebraudt,  eilendt  in  der  Moskau  Ferfasst  und  sa- 
sammen  gelesen,  anno  a  rederopto  mundo  1559  den 
15  Tag  Januarii. 

Dieser  Bericht,  von  dem  bis  jetzt  weiter  nichts  bekannt 
ist^  befand  sich  ehemals  handschriftlich  in  der  Bibliothek  des 
Grossfiirsten  Constantin  Pawlowitsch  in  St.  Petersburg^  unti»r 
den  MSS  in  4'>^  Band  30^  S.  43—109;  und  ist  wahrscheinlich, 
als  der  grösste  Theil  derselben  im  Jahre  1837  als  Geschenk  an 
die  Universität  von  Helsingfors  kam^  mit  den  übrigen  Hand- 
schriften derselben  dahin  gewandert.  Die  Erzählung  geht  übri- 
gens bis  zum  12  Januar  1559  ^  jedoch  scheint  das  Ende  zu 
fehlen;  auch  finden  sich  in  der  Mitte  einige  Lücken. 

Der  hier  erwähnte  Herrmann  war  der  durch  seänen 
kriegerischen  MuUi  berühmte  Herrmann  Weiland,  aus  Wesel 
gebürtig;  der  letzte  Bischof  von  Dorpat,  das  im  Jahre  1558; 
am  19  Juli;  nach  einer  sehr  kiuzen  Belagerung  von  den  Russen, 
unter  der  Anführung  des  Fürsten  Peter  Schuisky,  genommen 


—     221     — 

nd  gegen  allen  Gebrauch  der  damaligen  Kriege  ^  sehr  schonend 
behandelt  morde.*''''  Die  nidit  immer  so  glückliQhen  Einwohner 
Doipat  durften  diessmal  frei  wegziehen^  wohin  sie  wollten^ 
der  Bischof  wurde  auf  Befehl  des  Grossfürsten  als  Gefan- 
nadi  Moskau  geführt^  wo  er  auch  bald  nachher  in  Kum- 
starb. 

Dun  und  seiner  vermeintlichen  Verrätberei  wurde  nun  die 
ganze  Schuld  des  Unglücks  der  Stadt  zugeschrieben^  aber  der 
ehrliche  Ba  1 1 h  a  s ar  Rä  ss  o  w^  ein  Zeitgenosse  jener  Begebenheit, 
giebt  die  Ursache  desselben  ganz  anders  an.  ,De  orsacke 
„aiierst^,  sagt  er  in  seiner  Lyfflendischen  Cbronica*''^ 
S.  65,  yworämme  de  Stadt  so  lichtlick  ys  aflhendich  Cahhfindig, 
„Vieren)  geworden,  ys^  dat  de  Borger  tho  Dörpte  ere  Stadt 
yvor  gewalt  gar  nicht  beuestiget  hadden,  und  in  dem  langwy- 
„ligen  frede  nicht  eins  daran  gedacht,  dat  ydt  ein  mal  vedder 
^vnfrede  werde  konde,  \iid  ere  beste  buwerck  in  dem  frede  ys 
9  gewesen,  eigen  nät,  gyricheit,  pracht  vnd  houardt,  freien  vnd 
^sopen  in  statliken  Kosten,  Kindelberen  (Kindtaufen)  vnd  dage- 


277.  MaD  findet  die  Bedingungen  der  Uebergabe  bei  A'aranuim,  Gtaek, 
de9  Rmu.  iU$ck9,  VII.  S.  421. 

278.  Nye  LjfOeiidiftche  Chronica  Vain  anfanck  des  Cbristendoems 
in  Ljlllandl,  beth  rp  disses  Jar  Christi  1578.  Darin  sonderlick  Wat 
aiek  Iwiiisehen  dem  JMoseoffiter  rnde  Lyfllendem,  de  uegesten  lwinti«b 
Jar,  her  aneinander  thogetragen :  Truwiich  beschrcaeo  ist,  durch  Ballhasar 
Rassowen  Ilenaliensem.  Thoni  andermal  Gedrücket,  rnde  mit  etliken 
Historien  rorroebret.  Rostork  1578.  12^.  S.  über  diese  Chronik,  die  letzte 
▼o«  LiTland,  welche  in  plattdeutscher  Sprache  geschrieben  wurde,  folgende  kleine 
Schrift:  Bmlhatar  Hüstow,  im  Erinnerung  gebracht  von  MTori  Wilhelm  Crtue 
(Prtfofsor  an  dem  actden.  Gymaasio  zu  Mitau.)  MiUm,  1816.  4^.  Der  Ver- 
fasser  handelt  in  derselben:  1)  von  der  Person  und  den  Lebensumstinden 
4e§  Chronisten;  2)  von  der  Sprache,  worin  sein  Buch  geschrieben  ist;  3)  von 
4MB  verschiedenen  Ausgaben  desselben;  4)  von  den  Urtheilen  der  Geschichtsfor- 
scher darflber;  5}  von  dem  bhalte  des  Buches,  mit  Proben  aus  demselben. 


—     222     — 

^liken  gastebaden  (tägliche  Gastereien).  Vnde  wowol  se  ein 
„herlyke  Archelye  (Gewehre)  vnd  Geschütte  in  erer  Stadt  geKit 
„hebben^  So  was  doch  dar  noch  Wall,  noch  Posteyde  (]Basiey), 
„noch  jennich  Dwenger  (Zwinger)  gebuwet,  dar  man  dat  Ge- 
„schütte  vp  gebruken  konde,  derhaliien  ys  datsüluige  GeschAtte 
„mehr  dem  Muscowiler,  alse  der  Stadt,  Ihom  besten  getäget 
„gewesen.""* 

Wer  übrigens  der  Chr.  Hildebrandt  gewesen,  der  die 
Leiden  des  unglücklichen  Herrmanns  niedergeschrieben,  und 
unter  welchen  Verhältnissen  er  in  der  Nähe  desselben  in  Moskau 
gelebt,  darüber  habe  ich  nichts  ausfindig  machen  können,  da 
selbst  der  auslöhrliche  Napiersky*»»  völlig  über  ihn  schweigt. 
Wahrscheinlich  ist  er  Secretair  des  Bischofs  gewesen  und  hat 
ihn  in  die  Gefangenschaft  begleitet. 

49. 

€!  I  a  u  s    U  h  r  o  e. 
1559. 

Im  Jahre  1558  sandte  der  König  von  Dänemark,  Chri- 
stian III,  an  den  sich  der  Livländische  Heermeisler  Kettler 
um  Schutz  gegen  die  Russische  Uebermacht  gewandt  hatte, 
Gesandte  nach  Moskau,  um  dem  hart  bedrängten  Livland  den 
Frieden  zu  verschaffen,  zugleich  aber  auch  des  Königs  Ansprüdie 


279.  Nach  A'aranuüi^t  Darstellung  jedoch,  VU,  S.  419—423,  yerlkeidif- 
ten  sich  die  Einwohner  von  Dorpat  sehr  tapfer,  and  unterlagen  nnr  der  Ueber- 
macht der  Rassen  und  der  Klugheit  Scktmky'a, 

280.  ForigeMiMiß  Abkandimmg  von  ihUktdhtkgm  GeBekiekiwtkreOerm; 
eim    iüermr  ^  ki§iori9tker   tmd  Ubiiograpkiwcher    Vertmeh   «o«   tfmi 
Napienk^,  MUam  1824.    S"*. 


—     223     — 

md  dieses  Land  2«  bewahren.  Diese  Gesandtschaft  bestand  aus 
Cäms  Uhroe^^^  zu  Bielteberg^  WaydhlaffT  Wobisser, 
>■■^mMltt  2u  Troyborch,  Petter  Bilde  zu  Suanholm  und 
Ikeromimus  Thennenc^  Secretair  und  Dr.  der  Rechte.  Sie 
gingen  za  Wasser  über  Danzig  nach  Reval^  und  von  da  zu 
Lande  nach  Moskau^  wo  sie  1559  am  Palm-Sonntage  ankamen. 
Nach  einem  Aufenthalte  von  vier  Monaten,  während  dessen  sie  nur 
dnen  halbjährigen  Waffenstillstand  f&r  Livland  bewirken  konnten^ 
verliessen  sie  Moskau  schon  wieder^  und  kamen  im  Juni  dessel- 
ben Jahres  nach  Copenhagen  zurück. 

Der  von  Claus  UAroe  deutsch  abgefasste  Reise-Bericht 

beBodet  sich  in  Copenhagen  in  der  deutschen  Canzley^  unter  der 

Aufschrift:   Russische   Acta  de  Ao.   1558  et  1559.     Ihro 

KSnigL  May tt.  Gerechtsame  in  Liefland  betreffend^  und 

ein  Xuszug  daraus  in  Büsching's  Magazin,  Th.  YII.  S.  300. 

Unter  den  Geschenken^  welche   die  Gesandten  für  den 

Grossiursten   mitbekommen    hatten,   war   auch    eine   kunstreiche 

Uhr^    über   welche   in   dem   Berichte   an    den  König  folgender 

merkwürdiger  Umstand  erwähnt  wird:  „DasZeigerwergk*^,  heisst 

es  in    demselben,    „welches   Inn    E.  Kö.  Maitt.   nhamen    dem 

^Grossfiirstenn  vorehrelt,  Ist  erstlich  angenhommen  vnd  demnach 

,am  dritten  tage  widderumb  abgeschicket  wordenn  vnd  angezeigt 

^E.  Kö.  Maitt.  freuntschafft   seye   dem  Grossfurstenn  lieb,    das 

^Geschenke  aber  sey  Im  als  dem  Christlichenn  Keyser,  welcher 

,an  Gott  gleube,  vnnd  mit  den  Planeten  vnd  Zeichen  nichts  zu 


281.  In  der  dänischen  Instruction  steht  Vkroe^  was  aber  nach  damaliger 
^c^reibart  aoch  Uhroe  gelesen  werden  kann ;  und  dass  dieses  letztere  richtig  ist, 
t^  tos  der  russischen  Urkunde  hervor ,  wo  er  Klaut  Uhroe  genannt  wird. 
^  ATaroamf  GesckicAU  det  Rmss.  Reicht ,  Th.  VU.  S.  484.  Note  267.  Die 
^■^  Gesandten  heissen  dort:  WouüMiüw  Böhmer,  PeUr  Wil4ß  und  Mtero- 
^9^^  .Themmerw  oder  Temetn, 


—     224     — 

;,schaffenn^  vndienlich^  begere  dasselbige  hinwiddenimb  an  E. 
P^Kö.  Maitl.  zurücke  zu  bringen^  vnd  solchs  aber  nicbst  anders 
;,als  Inn  guttenn  zuuormerckenn  vnnd  viel  zur  entschuldigunge 
;,Yorwenndenn  lassenn.^ 

50. 

Francesco  Tiepolo. 

1560. 

Francesco^^^  Tiepolo  ^  über  dessen  nähere  Lebens- 
umstände nichts  bekannt  ist^  ^urde  im  Jahre  1560  von  der 
Republik  Venedig,  als  ihr  Gesandter  an  den  GrosstQrsten  Iwan 
Wassiljewitsch  den  Furchtbaren^  nach  Moskau  geschickt^ 
und  stattete  bei  seiner  Zurfickkunft  der  Regierung  von  San 
Marco  einen  ausführlichen  historischen  und  topographischen  Be- 
richt über  Russland  ab. 

Von  diesem  Berichte  sind  folgende  Abschriften  band- 
ijcbriftlich  vorhanden: 

Relazione  dcUe  eose  di  Moscovia  fatta  al  Senato 
Veneto  da  Messer  Francesco  Tiepolo ,  Tanno  1560.<*s 
In  der  Barberinischen  Bibliothek  zu  Rom^  und  daraus  in 
dem  Rumänzowschen  Museum  in  St.  Petersburg.  Eine 
Abschrift  von  derselben  schickte  Ciampi  1830  aus  Florenz  an 
die  Kaiseri.  Akademie  der  Wissenschaften. 


282.  In  einer  Handschrift  des  Vaticanischen  ArchiTS  wird  er  woU  wu 
durch  eine  Abreviator,  Frameo  genannt. 

283.  In  dem  Berichte  heisst  es:  E  il  pretente  Daca  d'asBi  30;  ia 
nun  iwtm  ffamüJntiUek  1530  geboren  ist,  so  moss  Thpoi^  im  Jahn  1560  ia 
Moskau  gewesen  sein. 


—     225     — 

Diseorso  di  MoscoTia  quale  si  dice  esser  del 
thaiM^  H^  Franco  Tiepolo.  In  dem  Vaticanischen 
Archive.«««  Eine  wörtliclie  Abschrift  davon  beßndet  sich  unter 
dem  nimlichen  Titel  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Berlin. 

Karratio  historica  de  Moscovitico  Imperio  a 
Tiepolo  Oratore  Veneto  facta.  Mit  der  irrthümlichen  Jahr- 
xaU  1566^  in  der  Bibliothek  des  Vaticans.^s» 

Diseorso  di  MoscoFia  fatto  da  Messer  Francesco 
llepolo.  Mit  der  irrigen  Angabe  des  Jahres  1432.  In  den 
Archives  du  Roi  za  Paris. 

Diseorso  della  MoscoTia.  In  der  K.  K.  Hof- Bi- 
bliothek zu  Wien,  Cod.  Ms.  No.  8707.  Hist.  prof.  171.  foL 
23—31.  S.  Die  Handschriften  der  K.  K.  Hof-Biblio- 
thek in  Wien^  von  Joseph  Chmel,  Wien  1840.  Bd.  I. 
S.  519. 


284.  In  dem  handschrifUichen  Codex  Diplomatieus  Rutheno-Moseoiri- 
tievf,  Mooomeutis  e  TaboUriij  Vatieanis  depromptis  coDgestos  corante 
Marino  ex  Cojnitn>as  Marini,  eonindem  Tabalariorom  Praefeeto,  2  Voll. 
fdL,  welcher  im  Jahre  1840  durch  den  Kammerherm  AUxamder  von  Tmrgemew 
Sr.  MaJestSt  dem  Kaiser  überreicht  wurde,  ist  diese  Handschrift  mit  No.  47 
Wzciciuiet. 

285.  In  den  handschriAIichen ,  schon  von  Karam$m  häufig  benutzten 
Bztraits  de  la  Bibliotbeqae  da  Vatican  concf(rnants  Ics  Manosfrits  qui 
r«gar^«Bl  Fhistoir^  de  Rossie  depnis  Tan  1075  jnsqu'  a  Tau  1672,  tir^  en 
1790  poor  le  Roi  de  Pologne  par  Mr.  TAbb^  Albertrandi,  ist  sie  ui^ter 
9lo.  31  angeführt.  Diese  Auszüge  sind  häufig  wörtliche  Abschriften,  und  bilden 
«ioea  sehr  starken  Folio-Band,  ganz  von  A/bertraHHi'$  Hand.  Der  König  Siamü- 
imm  schenkte  diese  Sammlung  1792  dem  Russischen  Gesandten  in  Warschau, 
Bmlgmkow^  von  dessen  Sohne  Herr  Ales,  von  Turgenew  sie  erhielt,  der  sie 
1840  dem  Kaiser  Nieolam  überreichte.  Sie  ist,  wie  die  in  der  vorhergehenden 
Bfole  erwähnte  üformi'sche,  der  archäographischen  Gesellschaft  zur  Bekannt- 
fibergeben worden. 

15 


_     226  •— 

Alle  diese  Handschriften  sind  ziemlich  übereinstimmend« 
Der  Anfang  ist:  ^Vii  giä  la  Moscovia  un  Ducato  fra  i  nolti 
„nei  quali  era  divisa  la  grandissima  provincia  di  Russia.^  Das 
Ende:  ;,Mä  occorrendo  nell'  awenire  che  si  intenda  qnalche  oosa 
„di  piü^  che  si  potesse  in  questo  discorso  desiderare^  m'offerisco 
;,pronlissimo  di  snpplire  ad  ogni  parte  con  ogni  maggiore  acciH 
„ratezza.* 

Gedruckt  ist  dieser  Bericht  nach  der  Wiener  Handsohrift 
unter  dem  Titel: 

Discorso  della  Moscoria.  In  B.  ron  Wiehmann's 
Sammlnng  bisher  noch  ungedruckter  kleiner  Schriften 
zur  altern  Geschichte  und  Kenntniss  des  Russischen 
Reichs;  Berlin  1820.    8"".    Bd.  I.  S.  363—398. 

5i. 

Henrie    Lane. 
1560. 

The  manner  of  Justice  by  lots  in  Russia^  writ- 
ten  by  Master  Henrie  Lane,  and  executed  in  a  contro- 
Tersie  betweene  him  and  one  Sheray  Costromitskojr 
in  Mosco  1560.    Bei  Hakloyt,  Vol  I.  p.  309. 

Eine  kleine  Schrift  aber  einen  unwichtigen  Gegfenstand^ 
die  hier  nicht  übergangen  werden  durfte. 

52. 

Alessandro  Guagnino. 

1560. 

Alessandro  Guagnino^**^  aus  Verona^  scheint  frtii 
nach  Polen  gekommen  und  in  Sigismund  m.  Dienste  getrotoii 


286.    Häufig  Guagmimi  geschrieben;  kommt  auch  als  Gwmtdmi  Tor. 


—     227     — 

sein,  den  er  muh  auf  seinen  Kriege  und  Reisen  in  einigen 
von  Rnssland  begleitete.  In  sein»  Beschreibang  von 
nntereeiduiet  er  sich  selbst  ab  Conmiandant  der 
WMebsk.s*''  Er  starb  zu  Krakau  1614,  in  einem  Alter 
VM  76  lehren.  >••  €iuagnino  schrieb  in  den  letzten  Jahren 
iPM  Iwan  Wnssiljewitseh  dem  Furchtbaren^  und  folgte 
fal  dorohgfingjg  dem  Werke  Herberstein's,  wo  er  mcbt 
selbst  als  Augenzeuge  sprechen  konnte;  i^eswegen  auch  aar 
wemg  eigenthämliche  Nachrichten  aber  Russland  bei  ihm  vor- 
Seine Schrift^  habm  äbrigens  idle  Bezug  auf  Russ- 
nad  messen  deswegen  hier  angef&hrt  werden. 

I)  Soffieiente  e  Tera  diserittione  de  hitte  le 
re^Mi  al  Monarea  di  Moscovia  soggette,  de  tntti  i 
Tartari  rampestri  etc.  Aggicmtovi  di  pii  i  ftuti  pven» 
cipali,  et  la  tirannide  grande  del  moderno  Monarea  dE 
MoMovia  Giovanni  Basiliade,  fidelmente  descritta  di 
Aleasaadro  Gnagnino  Yeronese,  Capitano  de'  fiinti  neUä 
mcea  di  Witebska,  ehe  con  la  Blosconia  cenfina.  In 
der  Raecolta  di  Ramusio,  Vol.  II.    Append.  fol  59.  sq. 

Diess  ist  höchst  wahi-scheinlich  das*  Original  dieses 
WerkeS;»von  welchem  bald  darauf  folgende  von  Guagnino 
selbst  verfertigte  lateinische  Uebersetzung  erschien: 

Omnium  regionum  Moscoviae  Monarchae  sab- 
jeetarom,  Tartarorumque  Campestriam,  arciam,  eivita- 
tani  praeeipuarum ,  morum^  denique  gentis  religionis 
et    eonsvetudinis   vitae   sufGciens    et   vcra  Descriptio. 


207.     Cmfämm   V  famli  mtta  reeea  4i   rViiebtck;    In  s.  Sarmaim 

nennt  er  sich  eque»  amratui  pedüumqtte  frae/ectms, 
288.    S.  oben  Seite  10.  ff. 

13* 


—     228    — 

Anthore  Alexandra  Gaagnino^  Veranensi,  Spirae  t582. 
4°.  Ebend.  1584-  4^. 

Wieder  abgedrackt  in  Anctores  Rerum  MoscoYitic. 
Francof.,  1600.  fol.  No.  VI.  p.  154  sq.,  wo  auf  dem  Titel 
noch  folgender  Zusatz  steht:  Adjrncta  praetcrea  gests 
praecipua^  Tyrannisque  ingens  moderni  Monarchae 
Mosehouiae^  Joannis  Basiliadis^  nuper  perpetrata^  rerm 
fide  descripta. 

In's  Böhmische  übersetzt: 

(Front.  Faustyn  Proch4zka)  Weytah  z  Rronyky 
Mozkewskö  nekdu  Latine  od  Alexandra  Giragnyaa 
sepsani,  potom  w  Cesky  gazjk  prelozenö  Matanase 
Hosya  z  Wjsokiiho  Meyta.  Pridäna  gest  Zygmunda 
z  Herbersteina  dwogi  eesta  do  Mozkwy.  (w  Praze) 
1786.    8^ 

2)  Alexandri  Gaagnini  Sarmatiae  Enrapeae  et 
Asiatieae  descriptio^  quae  reguam  Poloniae,  Liihaani- 
am,  Samogitiam ,  Russiam,  MoscoYiam  etc.  continet. 
Cracoriae,  1578.  fol.  und  Spirae,  1581.s*»  fol.  Geht  bis 
zum  Jahre  1580,  und  ist  in  sehr  gutem  Latein  geschrieben. 

Nach  dem  Zeugnisse  von  Braun,  in  der  Biblioth. 
Seriptor.  Polon.^  ist  eigentlich  Stryikowski  der  Verfasser 
dieses  Werkes^  das  er  vorläufig  zum  Behufe  seiner  Chronik 
entwarf,  und  in  dieser  auch  mehrmals  als  seine  Arbeit  anf&hrt. 
Guagnino  soll  es  ihm  entwandt  und  unter  seinem  eigenen 
Namen  haben  drucken  lassen.  Starowolski  schreibt  in  seinen 
Werke:  De  centum  Scriptor.  Polen,  jenes  Buch  ebenlUb 
dem  Stryikowski  zu.  Da  übrigens  die  Chronik  des  Letztem  bloss 
Polnisch  existirt,  so  ist  Guagnino's  Arbeit  doch  sehr  branchbar. 

289.    In  der  Vorrede  der  Seripi.  Her,  Moteopä.  p.  2.  steht  dvek 
DmckfeUer  1381. 


—    229    — 

Der  grösste  Theil  dieses  Baches  ist  auch  enthalten  in 
jwdten  Theiie  des  folgenden  Werkes: 

Alexandri  Gaagnini   Rerum   Polonicaram  Tomi 
Tresy  qaorom  primus  omniam  Poloniae  Regum  a  Lecho 
li  Stephaniim  Bathoream,   tum  principam  Lithnaniae 
IM  gastaa,   eomplectitur:   adjecta  recens  historiamoi 
ii  nestram  aetatem  incidentiuni,  continua  narratione; 
•ecnndua  prorinciarum^  qaae  uno  Sarmatiae  Eoropeae 
nomine  Tulgo  yeniunt,  chorographicam  descriptionem 
eentinet;  tertins  res  singulariter  a  Polonis  in  Walachia 
gestas,  orationes  et  epistolas,  seeptri  Poloniei  negotia 
eoaeeraentes  habet.    FrancoC  ad  Moen.  1581.  foL 
In's  Italiänische  äbersetzt: 
La    descrittione    della   Sarmatia   Earopea,   4el 
drall.  Alessandro  Guagnino,  Veronese,  tradotta  della 
Utiaa  Liogaa   nel   rolgare  Italiano,   da   BarUiolomeo 
Dionigi  di  Fano.    In  Raccolta  di  Ramosio^  T.  n. 
Polnisch: 
Kronika  Sarmacyey  Europejski^y  w  ktörij  si^ 
lanyka  krölestwo    Polskie     ze    wszystkiemi    pahstwy 
Xi^ntwj  y  prowincyami  swemi^   tadziei  tei  Wielkie 
Xifstwo   Litewskie,    Ruskie^   Praskie,   Zmudzkie,   In- 
llantAkie,  Moskiewskie  y  cz^^c  Tartaröir  przez  Alexan- 
dra Gwagnina  z  Werony  hrabie  pataeu  fjateraiiskiego 
rjeerza  pasowanego.   y  rotmistrza  J.  K.  Mci,  pierwöy 
roku  1578  po  laeinie  wydana,  a  teraz  za^  z  przyezy- 
nieniem  tych  krolöw,   ktörych  w  laciiiski^y   niemaaz, 
tadziei   krölestw,   paiistw,    insut,   ziem   y   prowincyi 
ku    t^y   Sarmäeyey    przyleglych    etc.    przez    Marcina 
Paazkowskiego  za  staraniem  autorowym  z  tacihskiego 
na  polskie  przetoibona  Roku  Paüskiego  1611.  fol. 


—     230     — 

Abgedruckt  in:  Zbiör  dzieiopisdir  polskieh  etc. 
staraniem  Fr.  Bohomolca  S.  J.  Warschan   1764 — 1768. 

4^.  Vol.  fol.    Im  vierten  Thefle. 

Diese  Uebersetznng  geht  bis  zum  Jahre  1610  und 
begreift  auch  die  Geschichte  des  polnischen  Krieges  gegen  Russ- 
land zu  Gunsten  des  falschen  Demetrius.  Sie  enthält  dabei 
die  Portraits  des  damaUgen  Russ.  Staats-Secretairs  Affanassij 
Wlassiew^  des  falschen  Demetrius^  der  Marina  Mnisohek, 
und  des  Zaren  Wassilij  Iwanowitsch  Schuiskij. 

Als  Auszug  aus  diesem  Werke  ist  anzusehen: 

Alexandri  Guagnini  MoscoYiae  descriptio.  In  den 
Scriptor.  Rer.  Moscorit.  p.  154.  sq.j  und  der  Respabliea 
MoscoFiae^  auct.  Boxhornio.  p.  56—66. 

3)  Alexandri  Guagnini  de  Russoram  rdigione, 
ritibus  naptiamm^  fanerum^  ricta  et  restitn^  et  de 
Tartarorum  religione  et  moribus^  ad  Dar.  Chjtraeiim; 
Spirae  1582.  4^ 

Auch  in  Rerum  Polonicaram  Tomi  Tres^  VoL  IL 
p.  392.  sq. 

53. 

Eiler  Hardenberg« 
1562. 

Eüer^^^  Hardenberg  zu  Mattorf^  Köni^.  Hofindster, 
vrurde  nebst  Jacob  Brokenhusen,  Jens  Truelsen  Vl/ktanä^ 
und  Dr.  ZacAarias  VAeling,  im  Jahre*  1562  von  don 
Könige  von  Dänemark^  Friedrich  0^  nach  Russland  gesdiiokli 


290.    Auch  Eller  und  EHn  genanaf. 


—     234     — 

m  ttit  dem  GrossfllrsteA  Iwan  Wassiljewitsch  wegen  eines 
IHedeu  xu  milerhandeln.    Diese  Gesandten  kamen  am  6  Jnli 
des  nimlidien  Jahres  in  Moskau  an^  und  der  Friede  wurde  am 
7  August  in  Moshaisk  geschlossen.   In  demselben  wurde  nament- 
lich m  gegenseitiges  Bändniss  gegen  Polen  und  Schweden  ab- 

gnacht  und  die  Rechte  Dänemarks  auf  EhsUand  und  Oesel 

ÜKkshert.»«^ 

Ueber  Hardenberges  Reise  nach  Russland  findet  man 

nihere  Nachrichten  in:  Frederik  II  Krönike  udgivet  af  P. 

B.  Resen.  KiSbenharn  1680.  foL  S.  70.  ff. 

54.  • 

Thomas   Aldcocke. 

1564. 

Thomas  Aldcocke^  ein  Factor  der  Englischen  Handels- 
Gesellschaft  in  Russland^   wurde  von  Anthony  Jenkinson*»«^ 
nach  seiner  zweiten   Zuräckkunft  aus   Persien,   mit   englischen 
Waaren  dahin  abgererligt.     Er  trat  seine  Reise  in  Gesellschaft 
eioes  andern  Factors^    Namens  Richard  Cheinie,  am  10  Mai 
1564»«  von  Jaroslawl  an,  und  kam  am  24  Juli  nach  Astrachan. 
Von  da  ging  er  zur  See  nach  Schirwan,  kam  nach  Schamachie 
and  Kasbin,  wo  er  seine  Geschäfte  mit  glQcklichem  Erfolge  betrieb, 
and  wurde  aur  der  Rückreise  von  persischen  Räubern  umgebracht. 


291.  &  BMichmg^M  Magtnin  für  GeicMchte  umd  Geographie,  Th.  MI 
S.  301. 

292.  S.  oben  S.  214. 

293.  Hakluyij  die  einzige  Quelle  über  diese  Reise,  nennt  zwar  das 
Jahr  1563,  diess  muss  aber  wohl  ein  Druckfehler  sein,  denn  Jenkineon  selbst 
triff  erst  den  20  Ang.  1563  wieder  in  Moskau  ein. 


—     232     — 

Aldcocke's  Reise -Bericht  ist  abgedruckt  in  Hakloyt'is 
Sammlung  Vol.  I.  p.  374.  ff.,  bei  der  zweiten  Reise  von 
Jenkinson. 

55. 

Arthur    Edwards. 

1565.  156S.  1579. 

Arthur  Edwards  gehörte'  ebenfalls  zu  den  Factoreo 
der  Englischen  Gesellschaft^  die  von  Russland  aus  Handels-Reisen 
nach  Persicn  unternahmen^  und  uns  Nachrichten  über  die  von 
ihnen  besuchten  Länder  hinterlassen  haben.  Er  trat  am  15  Mai 
1565  mit  Richard  Johnson  von  Jaroslawl  aus  die  Reise 
an^  ging  nach  Astrachan  und  über  das  Kaspische  Meer  nach 
Nisabat;  Schamachie  und  Kasbin.  In  der  letztem  Stadt  gelang 
es  ihm^  einen  Schutzbrief  (ur  die  Handlung  der  Engländer  nach 
Persien  ohne  alle  Zoll  -  Abgaben^  zu  erhalten.  Er  trat  darauf 
am  15  Juli  1566  seine  Rückreise  von  Kasbin  an^  hielt  sidi 
lange  in  Sdiamachie  auf  und  befand  sich  erst  im  Juni  1567 
wieder  in  Astrachan. 

Die  Begebenheiten  dieser  Reise  hat  Edwards  in  Briefen 
an  die  Russische  Handels-Gesellschaft  in  England  gemeldet^  wo 
sie^  zugleich  mit  seinen  Vorschlägen  zur  Erweiterung  der  Ver- 
bindungen mit  Persien^  von  Hakluyt  in  seine  berühmte  Samm- 
lung aufgenommen  wurden. 

The  thirde  Yoyage  into  Persia,  begun  io  the 
yccre  1565,  hj  Richard  Johnson,  Aletander  Kitchin^ 
and  Arthur  Edwards.  Vol.  I.  p.  354  und  in  der  j:weiteii 
Ausgabe  unter  dem  Titel: 

Ccrtainc  letters  of  Arthur  Edwards  written  oot 
of  Russia,  Media  and  Persia,  to  the  Company  of  flie 


—     233     — 

M^se^oie  merchants  in  London.    Im  Anhange  des  ersten 
TMleS;  p.  397.  ff. 

Im  Jahre  1568  ontemahm  Edwards  mit  verschiedenen 

EagUndern  eine  Reise  nach  Persien,  ebenfalls  von  Jaroslawl  aus. 

b  ging  wieder  nach  Schamachie  und  Kasbin,   und   kehrte  auf 

dw  vorigen   Wege   nach   Russland  zurück.     Diese   Reise  hat 

iMrtmx  Ckapmany  einer  seiner  Gefährten,  in  einem  Berichte 

beedmeben,   der  sich  ebenfalls  bei  Hakluyt,   Vol.  I.  p.  413. 

befindet. 

I  Von  einer  dritten  Reise,  die  Edwards  im  Jahre  1579 

I       Dichte,  wird  weiter  unten,    bei  der  Erwähnung  Christopher 

I       Barroagh's,  Nachricht  gegeben  werden,  unter  dessen  Namen 

der  Bericht  darüber  bekannt  ist. 

Ueber  Arthur  Edwards  Reisen  sehe  man  übrigens: 
Mfillcr's  Sammlung  Russisefaer  Geschichte,  Bd.  VII. 

8.  458—462  und  469.  ff. 

Historical  Account  of  Discoreries  and  Travels  in 
Asia  from  thc  earliest  ages  to  (he  present  time,  by 
flagh  Marray;  Edinbargh  1820.  3  Vol.  S''.  I.  p.  331-339. 

56. 

Raffaello  Barberino. 
1565.    4 

Raffhello  Barberino,  wahrscheinlich  aus  der  berühm- 
ten Römischen  Familie  dieses  Namens,  berand  sich  im  J.  1564 
io  Moskau,  wohin  er,  nach  seiner  eigenen  Angabe,  als  Privat- 
iBann  gereist  war,  ein  Unternehmen,  welches  zu  jener  Zeit  eben 
so  schwierig  als  ungewöhnlich  war.  Mit  einem  Emprehlungs- 
schreiben  der  Königin  von  England,  Elisabeth,  an  den  Gross« 


—     234    — 

< 

tätslm  Iwan  Wassiljewitscb«»«  versehen;  ging  er 
Antvrerpen  über  Amsterdam^  Westphalen^^s^  Läbeok^  durch  Mek- 
lenburg  und  Pommern^  aber  Danzig^  Königsberg^  Riga^  Reval 
(Reveler),  Narva  (Le  Nerve),  Nowgorod  (Nogarde),  Torshok 
(Dorciok)^  und  Twer  (Otfer)  nach  Moskau.  Auf  den  Wmse^ 
des  Grafen  Nubarola  und  auf  dringendes  Bitten  des  KardiMb 
Amelio^  schrieb  er  bei  seiner  Zurückkunft  das  nieder,  was  er 
in  Russland  gesehen  und  gehört,  und  diese  Handschrift  wird 
noch  jetzt  unter  dem  Titel: 

Relazione  di  MoscoYia  scritta  da  Raflfiftello  Bar- 
berino  al  Conte  di  Nubarola,  Anversa»»«  li  16  Ottobre  1565 
in  der  Bar berini sehen  Bibliothek  zu  Rom  aufbewahrt»**'^ 

Gedruckt  ist  diese  Reise  ein  einziges  Mal  erschien«, 
und  zwar  in  einer  kleinen  ziemlich  seltenen  Sammlung,  weldie 
den  Titel  fuhrt: 

Viaggi  di  Moscovia  degli  anni  1633^  1634,  1635 
e  1636.  Libri  Tre  cayati  dal  Tedesco,  e  dedieati  agli 
Eniin.i»!  e  KerM  Sig."  Li  Sig."  Cardinali  della  8. 
Congregaziöne  de  Propaganda  fide.  In  Viterbo  1658. 
kl.  4°.  p.  191—222. 

Dieses  Werkchen,  dessen  Verfasser  sich  nicht  genannt 
hat,  aber  entweder  selbst  ein  Barberino,  oder  wenigstens  mit 


294.  Den  sie  in  demselifcn  MTaiser  vom  gamM  Rmukmd  mmd  MCSm^  vm 
KoMom  und  AUraehan  nannte. 

295.  Donde  useirono  i  LoDgobardi,  sagt  Barbermo. 

296.  Auvena  könnte  hier  flir  Antwerpen  genommen  werden;  wahr* 
seheinlich  iit  indessen  der  Bericbt  in  Italien  gesehrieben,  und  daher  dblla  aea 
an  Aioer$a  im  Neapolitanischen  denken. 

297.  Eine  Abschrift  davon  besitzt  das  RmmSmaoweche  Mmmmm\  aiM 
andere  Gopie  schickte  der  Cap.  Cümpi  1830  der  Kaiserlichen  Akadeaiie  der 
Wissenschaften. 


—     235     — 

in  VeikAltBissaD  dieser  Familie  imd  ihren  literarischen  Sohitxm 

gMau  bekannt  jrewesen  ist;  enthält  m^,  als  der  Titel  dessel- 

bn  Tcnpricht.  Die  auf  demselben  genannten  Viaggi  di  Mos- 

csria  beflodeii  nch  hier  p.  1-179  und  sind  eine  Uebersetmng 

to  dm  eistra  Bddier  von  Olearii  Mascowitischer  Reise- 

biiehreibang,  deren  deutsches  Original  hier  jedoch  nidit  ge* 

MiA  winL    ' 

Dann  folgt  von  p.  180-189:  Awertimento  alLettorO; 
in  welchem  einige  Au&itze  über  Russland;  die  sich  ebenfalls  in 
,  der  Barberini sehen  Bibliothek  befinden m«;  mitgetheilt  werden. 
Diese  sind: 

1)  Del  titnlO;  e  delT  arme   della  Real  Maesti 
diRnssia.  ^p.  181. 

2)  Etimologia    di   alcnni   vocabnli    SlavonicL 
p.  18». 

3)  Di  alcnni  apoftegmi;  nämlich  Russische  Spri<A- 
wMer.  p.  186. 

4)  DelSereniss.  Rö  AlessiO;  ditto  il  Pio.  (Alexey 
Mickailowitsch).    p.  187. 

5)  Dottrina  morale  del  Re  Basilio.    p.  188.s** 
Nun  folgt  p.  192  —  222   die  gedachte    Relazione  di 

Hoseoyla   scritta  da   RaflTaello   BarberinO;    aus  welcher; 


298.  Pag.  iSl  heisst  es  von  dieser  reichen  Sammlung  in  Bezog  anf 
Bioland:  VI  mono  io  esM  motte  aignalate  rarili)  imperoehe  oltre la aadetU 
r«lasioDe  (von  Barberimo)  re  se  aono  piik  altre  mannaeriUe  fatti  da  direrai 
aaibasciadori  —  e  motte  attre  notizia  rare  in  qiieato  partieotar.  Ein  Theil 
dieser  Hindsclirtften  ist  doroh  Herrn  ro»  Siramdimmm  fSr  den  Reiclis-Kander, 
ficata   Bmmämmow,  copirt  worden,    and  befindet  aidi  gegenwirtig   in   detsen 


299.    Alle  diese  Gegenstande  werden  anderweitig  eine  passende  Stelle 
isden. 


—      236    — 

bei  der  Seltenheit  des  Originals,  ein  kurzer  Anszng  hier  woU 
an  smev  Stelle  sein  dürfle. 

Der  Verfasser  dieses  Berichtes  erscheint  als  ein  sehr 
besonnener  und  sehr  unterrichteter  Mann.  Er  sagt  selbst,  da» 
er  zwar  nur  die  Hauptstadt  des  Russischen  Reiches  gesehen,  aber 
keine  Mühe  noch  Fleiss  gespart  habe,  sowohl  von  Eingebomen 
als  von  Fremden  Nachrichten  aber  dasselbe  einzuziehen.  Seine 
Beschreibung  von  Moskau  ist  nur  kurz,  desto  ausluhrlicber  aber 
ist  er  in  der  Schilderung  der  Persönlichkeit  des  Grossf&rsten 
Iwan  Wassiljewitsch  uud  seines  Hofes,  und  sein  GemAlde 
einer  grossen  Mahlzeit  im  Kreml,  zu  welcher  er  auch  eingeladen 
war,  enthalt  manche  Züge^  die  man  bei  Andern  vergebens  sudiL 

Als  er  dem  Grossfürsten  vorgestellt  wurde,  verehrte  er 
demselben  nach  der  Landessitte  eine  grosse  silberne,  inwendig 
vergoldete  Schaale  von  deutscher  Arbeit,  welche  huldvoll  anige- 
nommen  wurde  und  worauf  er  die  Einladung  erhielt,  an  demselbeD 
Tage  von  dem  Brote  und  Salze  des  Grossfürsten  zu  speisen. 
Die  Gebräuche  bei  der  Mahlzeit  glichen  so  ziemlich  den  von 
frühem  Reisenden  beschriebenen.  Am  Schlüsse  seiner  Schilde- 
rung derselben  sagt  er:  „so  sass  man  mehr  als  drei  starke 
„Stunden  an  diesen  Tafebi;  man  ass  wenig,  trank  aber  mit 
„grossem  Gelärme,  und  viele  Bojaren  waren  völlig  betrunken. 
„Als  die  Diener  kamen,  um  die  Speisen  und  das  Gedecke  weg- 
„zuräumen,  eilte  Jeder  mit  Geräusche  seinen  Platz  zu  verlassen. 
„Der  Grossfurst  aber  blieb  auf  seinem  Sitze,  und  liess  die  Ge- 
„sandten  vor  sich  rufen,  und  reichte  Jedem  von  ihnen  mit  eige- 
„ner  Hand  eine  Schaale  Wein.  Die  Fremden,  welche  durch  die 
„Dolmetscher  von  der  Sitte  des  Landes  unterrichtet  waren, 
„empfmgen  die  Schaale  mit  dem  Barette  in  der  Hand,  dann 
„drehten  sie  sich  um,  machten  5  bis  6  Schritte,  wandten  sich 
„wieder  zu  dem  Grossfürsten,  verbeugten  sich  mit  tief  gesenktem 


—     237     — 

^Haupte  nach  Türkischer  Art^  tranken  Alles  oder  einen  Thefl; 

»wie  es  ihnen  beliebte;  und  entremlen  sich  dann  ohne  Weiteres. 

»Naefadem  die  Gesandten  abgetreten  waren,  liess  der  Grossfiirst 

yVioh  ebenfalls  rufen  ^  und  reichte  mir^  wie  frOher  Jenen ;   eine 

«Sdiaale  mit  Wein^  und  ich  beobachtete  nun  dabei  auch  AlleS; 

^im  man  mich  gelehrt  hatte  ^  und  wie  es  die  Andern  gemacht. 

ykh  wmrde  darauf^  gleich  wie  sie^  auch  hinausgetriebeU;  und  die 

,Z(tliier  und  PharisSer  verliessen;  glaube  ich;  den  Tempel  nicht 

gseimeller;  als  wir  den  Saal.   So  eilten  wir  durch  die  Gemacher 

,ind  die  darin  befindb'chen  lärmenden  und  trunkenen  Hofleute, 

,iiid  kamen  ganz  ohne  Licht  bis  an  die  Treppe  des  Pallastes, 

yTor  welcher  in  einer  Entfernung  von  20  Schritten  eine  grosse 

yMenge  von  Dienern  mit  Pferden  warteten^  um  ihre  Herren  auf 

»denselben  nach  Hause  zu  führen.    Um   aber  von   d^r  Treppe 

»Ms  zu  den  Pferden  zu  gelangen ;  musste  man  in  der  dunkdn 

yNiGht  bis  über  die  Kniee  im  Kothe  waten.    So  legten  wir  ein 

sgoles  Stück  Weges  zurück;   ehe   wir   uns    zu  Pferde  setzen 

^konnten;  denn  es  ist  bei  ihnen  Sitte ;    dass  man  sich  in  der 

»Nihe  des  Pallastes   weder  zu  Pferde   setzen   noch    absteigen 

jfM.    Ich  habe  dieses  nicht  wollen  unerwähnt  lasseU;    damit 

^man  sich    einen    Begriff   von    ihren   sonderbaren   Gebräuchen 

;pDacben  könne.  ^ 

Um  von  der  Bevölkerung  und  den  Streit  -  Kräften  des 
Rfjcbes  einen  Begriff  zu  geben;  erzählt  er;  das  vor  52  Jahren 
(1512)  in  der  Schlacht  hei  Orsha  100;000  Russen  von  60;000 
Litluiuem  niedergemacht  (ammazzatij  worden  wären ;  und  dass 
er  selbst  im  December  1564  ein  Heer  von  40;000  Reitern 
habe  ausrücken  seheU;  dem  4000  Fuhren  mit  Lebensmitteln;  und 
3000  Pferde  zur  Fortschaffung  der  Ermüdeten  folgten. 

P.  200  bemerkt  der  Verfasser,  dass  die  Russen  keine 
Fremden  in  ihre  Kirchen  liesseU;  und  dass  es   ihm    nur  durch 


—     238     — 

Biltea  und  Geld  gelang,  einmal  bei  Tage,  und  ein  andenial  nr 
Nachtzeit  in  eine  Kirche  zu  kommen. 

P.  201  spricht  er  von  einer  sonderbaren  Sitte  bei 
leuten,  die  sich  trennen  \voIIten.  Beide  wären  nämlidi  m 
Bache  gegangen,  der  Mann  auf  die  eine  Seite  desselben,  uid 
die  Fran  auf  das  andere  Ufer;  beide  hätten  ein  Stack  dOime 
Leinwand  gehallen  und  daran  so  lange  gezogen,  bis  es  gerissen, 
worauf  ein  Jeder  mit  dem  ihm  gebliebenen  Stücke  gegangen, 
wohin  es  ihm  beliebte,  und  völlig  frei  gewesen  wäre. 

P.  2i6  wird  einer  besondem  Gewohnheit  erwähnt,  die 
der  Grossfärst  halle,  um  sich  im  Gedränge  auf  den  SbrasBen 
Platz  zu  schaffen,  wenn  er  ganz  einfach  gekleidet  und  ohne 
Gefolge  in  der  Stadt  umher  ritt.  Er  schlug  nämlich  mit  dem 
Stiele  seiner  Peitsche  auf  eine  kleine  an  dem  Sattel  befestigte 
Handpaucke,  worauf  das  Volk  gleich  auseinander  flog. 

P.  214  sagt  Barherino  von  der  Münze  in  Rusdand: 
„Sie  haben  Sibennfinze,  weil  ihnen,   wenn  kein  Krieg  ist,  eine 
„ausserordentlich  grosse  Menge  von  Thalern  in  Species  zagel&hrt 
„wird,  um  ihre  Produkte  zu  kaufen,   welche  in  allerlei  Sorten 
„von  Pelzwerk,  Wachs,  Hanf,  Leinen,  Talg,  Leder  und  andern 
„Dingen  bestehen.    Da  sie  diese  Thaler  nicht  wieder  flb  andere 
„Waaren  in's  Ausland   zu  schicken   brauchen,   so  werden  aie 
„schnell  geschmolzen,  und  sie  lassen  ihre  Münzen  darns  schla- 
„gen,  von  deren  grössten  50  auf  einen  Thaler  gehen. 
„Sie  sind  wie  die  Türkischen  Aspem,  und  heissen  Dengha,  mir 
„werden   nur  an  zwei  Plätzen  geschlagen  und  sonst  nirgew 
„nämlich  in  Moskau,  auf  welchen  ein  Mann  zu  Pferde  mit  eine 
„Spiesse  in  der  Hand  geprägt  ist,  und  in  Nowgorod  (Nogarrf 
„mit  einem  heil.  Georg»  und  sind  an  Gehalte  wie  die  Spanisd 
„Realen.    So,   dass  alles  Gold  und  Silber,   welches  hi  dii 
„Land  iMmunt,  nicht  allein  nicht  wieder  aus  demselben  hi' 


~    239    — 

ygriit^  sondeni  fast  lediglich  in  die  Hfinde  des  Grossfürstm 
afdangt,  der  wenig  davon  ansgiebt^  nnd  folgliob  eine  grosse 
^iMasse  davon  besitzt.^ 

Er  erzthlt  p.  2i5  die  erste  Dmckerei  sei  im  Jahre  1563 

dich  CMecben  ans  Konstantinopel  nach  Moskau  gebracht  worden^ 

wA  nan  habe  sich  anfangs   griechischer  Lettern  zum  Dmcke 

tttwenisdier  Bädier  bedient.3<M»    Man  habe  damals  anoh  schon 

dneaVersnch  gemacht  Papier  zu  verfertigen^  der  aber  sehr  nn- 

ToBkommen  ausgefallen  sei. 

An  ähnlichen  einzelnen  Zfigen  zur  Sitten-Geschichte  des 
dmaligen  Russlands  ist  das  Werkchen  überhaupt  sehr  reich;  und 
Terdiente  deswegen  wohl  einen  neuen  Abdruck  und  eine  Ueber- 
sdzQDg  in's  Russische. 

Der  ursprängliche  Reise-Bericht  Barherino's  scheint 
ttrl^os  durch  den  Herausgeber  spätere^  theils  aus  haodschrifl- 
ficheD;  theils  aus  gedruckten  Werken  über  Russladd  entlehnte 
Zositze  erhalten  zu  haben^  indem  z.  B.  Stellen  aus  Possevino's 
loseovia  u.  a.  angeführt  werden. 

57. 

Thomas   Southain. 
1566. 

Tkotmag  SoutAam^  im  Dienste  der  En^ch- Russischen 
Cnopagnie  in  London,  machte  1566;  in  Gesellschaft  von  John 
Spacke,  eine  Reise  zu  Wasser  von  Cholmogory  nach  Nowgorod, 
die  zwar  ihrer  Natur  nach  wenig  Belehrung  geben  kann,  hier 


300.    Nach  Karatimn,  VIU,   S.  40  geschah  diess  schon  1553.    S.   auch 
9ieg.  Prtih,  von  Herhtniem  u.  s.  w.  von  Friedr,  Adshmg,  S.  ST3. 


—     240     — 

aber  doch  der  Vollständigkeit  wegen  nicht  fehlen  darf.  Der 
gemeinschaiUiche  Bericht  befindet  sich  in  Hakluyt's  Sammlung 
2  Ed.  Vol.  I.  p.  365.  ff.  und  fährt  folgenden  Titel: 

Tbc  way  discorered  by  water  bj  us  Thomas 
Soutbam  et  John  Sparke  from  the  town  of  Colmogfo 
unto  tbe  citie  of  MoTOgrodc  in  Russia^  containing  manjr 
particulars  oT  tbis  waj  and  distance  of  miles.  Anna 
1566. 

58. 

John    Sparke. 

1566. 

John  Sparke  machte  die  so  eben  angefahrte  Reise 
von  Cholmogory  nach  Nowgorod  gemeinschaftlich  mit  Thomas 
Sontham^  und  der  Titel  des  darüber  abgefassten  Berichts  in 
Haklnyt's  Sammlung  nennt  ihn  ebenfaUs  als  Mitverfasser  des- 
selben. 

59. 

Herr  mann    Pispink. 

1566. 

In  den  im  geheimen  Archive  zu  Königsberg  aufbewahr- 
ten Schriften^  welche  Bezug  auf  die  ältere  livländische  und  rus- 
sische Geschichte  haben  ^  befindet  sich  ein  Brief  eines  gewissen 
Veit  Zenge  an  den  Markgrafen  AI  brecht  von  Brandenburg, 
vom  20  December  i566;  welcher  interessante  Nachrichten  Ober 
Moskau  und  den  Grossiurslen  Iwan  Wassiljewitsch  enthält, 
die  ein  Einwohner  von  Münster^  Namens  Herrmann  Pispink 
mit  aus  Moskau  gebracht  hatte. 

S.  Karamsin's  Gesch.  des  Rass.  Reichs,  Th^VOI. 
S.  315.  Anmerk.  88. 


—     241     — 

60.  ' 

Thomas    Randolfe. 
1568. 

Die  schnelle  Ausbreitung  der  Handels-Verbindung  zi^ischen 
England  und  Russland   veranlasste  die    Königin  Elisabeth  im 
Jahre  1568    eine   besondere  Gesandtschaft  an  den  Grossiursten 
Iwan  Wassiljewitsch  zu  schicken.    Sie  wählte  dazu  Thomas 
Randolfe^  einen  entschlossenen  und  stolzen  Mann^  dessen  festes 
Benehmen  selbst  dem  um   diese  Zeit   von   einer  besondern  Art 
von    Wuth    besessenen   Monarchen   nicht   missfiel.     Randolfe 
landete   am    28  Juli  in   der  Gegend  des  heutigen  Archangelsk^ 
bei  dem  Kloster  des  heil.  Nicolai  ^  und  reis'te  von  da  auf  einem 
angenehmen  Wege  durch  gut  angebaute  Felder  und  wohlhabende 
SUdie  nach  Moskau.     Bei   seiner   Ankunft  war  der   Grossfurst 
gerade  sehr  gegen  die  Engländer  aufgebracht^  weil  sie  den  Preis 
ihrer  Waaren  alle  Jahre  erhöhten^  und  sich  überhaupt  mancherlei 
Freiheiten  nahmen,  weswegen  er  den   Gesandten  auch  Anfangs 
gar  nicht  vor  sich  lassen  wollte.     Endlich,    nach    beinahe    vier 
Monaten,  wurde  er  am  29  Febr.  1569  zur  Audienz  beschieden; 
man  gab  ihm  aber  nicht  Hof- Pferde  zu  derselben,  wie  es  doch 
sonst  gewöhnlich  war,  sondern  er  musste  mit  seinem  Gefolge  zu 
Fasse  nach  dem  Pallaste  gehen.   Und  als  bei  seinem  Erscheinen 
in  dciroselben,  keiner  der  dort  versammelten  vornehmen  Hofleute 
3»^  den  Gesandten  seiner  grossen  Königin,  nicht  einmal  begrüsste, 
vergalt  Randolfe  Grobheit  mit  Grobheit,  und  schritt  mit  dem 
Hole    auf   dem   Kopfe   durch    die    Gemächer.     Der   Grossfurst, 
anslalt,  wie  man  erwarten  musste,  über  diese  unerhörte  Kühnheit 
in  den  wülhendsten  Zorn  zu  gerathen,    nahm  den  stolzen  Eng- 
länder   und    das   im  Namen   seiner  Königin  verehrte  Geschenk, 
einen  mit  Verzierungen    und   Inschriften   geschmückten  silbernen 

16 


—     242     — 

Pokal;  gütig  auf;  versicherte  ihn  seiner  Freundschaft  gegen 
seine  geliebte  Schwester  Elisabeth;  und  schenkte  den 
brittischen  Kaufleuten  seine  Gnade  wieder ;  ertheilte  ihnen  neue 
Vorrechte,  und  entliess  sogar  mehre  von  ihnen ;  die  sich  seinen 
besondern  Zorn  zugezogen  hatten,  aus  dem  Gefangnisse.  Im 
August  verliess  Bandolfe  wieder  Moskau,  in  Gesellschaft  eines 
gegenseitigen  Gesandten  des  Grossfarsten,  Namens  Sawin,  mit 
welchem  er  im  September  in  London  ankam.  ><»^ 

Der  von  Randolfe  selbst,  nach  seiner  Zuruckknnft  aus 
Russland,  entworfene  Bericht  über  seine  Reise  fuhrt  den  Titel: 

The  Ambassage  of  (he  right  worshipfull  Master 
Thomas  Randolfe  ifsquier  from  the  Queens  M^fesfie 
to  the  Emperor  of  Russia  in  the  yearc  1568  briefly 
wrilten  bj  bimselfe. 

Er  befindet  sich  in  llakluyt^s  grosser  Sammlung,  2.  Ed 
Vol.  I.  p.  376,  und  in  John  Harris  Narigantiam  atqac 
Peregrinautium  Bibliotbeca,  Vol.  I.  p.  527. 

6i. 

George  Tubervile. 
1568. 

George  Tubervile^^^  bereitete  den  im  vorhergehenden 
Artikel  erwähnten  Thomas  Randolfe  auf  seiner  Gesandtschafis* 


301.  Sawin  hatte  den  geheimen  Auftrag,  bei  EltBobeik  anzufragen,  ob 
sie  dem  Grossfürsten  woM,  fir  den  Fall  einer  EmpOrang  gegen  ihn,  einen  ZvflidUt- 
Ort  in  England  gewähren  würde.  S.  Karamtm's  GeBchiekie  det  Am».  JMrii^ 
Bd.  Vin.  S.  HO,  wo  man  auch  die  noch  im  Moskauischen  Reichs- Archive  auf- 
bewahrte Antwort  der  Köm'gin  vom  8  Mai  1570,  S.  327  abgedruckt  findet 

302.    Der  Name  wird  auch  Tmrbervile  geschrieben. 


—     2*3     — 

Reäe  nach  Moskau  als  Secretair^  und  beschrieb  die  Merkwur* 
digkeilen  dieser  Stadt^  und  die  Sitten  und  Gebräuche  ihrer  Ein- 
wohoer  in  Versen. 

Man  findet  diese  poetische  Schilderung  in  Haklayt's 
Sammlong  Vol.  I.  p.  384  unter  folgendem  Titel: 

Letter  in  Verses  written  hj  M.  George  Tuber- 
▼ile  oat  of  Moseoyia,  which  went  as  Secretarie  thiter 
with  M.  Thomas  Randolphe  her  Majeslies  Embassadour 
to  the  Emperor  1568  to  certaine  friend  or  his^  Edward 
Daaeie  in  London ,  describing  the  Manners  of  the 
coiutrjr  and  people. 

62. 

Lorenz  Chapman. 
1568. 

IdOrem  Chopman^  im  Dienste  der  Englisch  -  Russischen 
Handels-Compagnie  begleitete  Arthur  Edwards^»»  auf  seiner 
rKcxien  Reise  durch  Russland  nach  Persien,  und  beschrieb  diese 
Reise. 

S.  Ilakhiyt^s  Collection  Vol.  I,  p.  413. 

63. 

R  u  g  g  1  e  r  o. 
1568. 

Monsignore  Ruggiero  wurde  von  dem  Pabsle  Pius  V 
als  Gesandter  nach  Polen  geschickt,  und  stattete  im  Jahre  1568 


303.    S.  oben  Seite  233. 

16* 


—     244     — 

dem  heil.  Vater  einen  Bericht  über  seine  Reise  ab;  in  welchem 
natürlich  «auch  sehr  viele  Nachrichten  aber  Russland  vorkominen 
mussten.  Eine  Abschrift  dieses  Berichtes  befindet  sieh  im  Besitze 
des  Fror.  Ciampi  in  Florenz^  welcher  den  Titel  desselben  fol- 
gendermassen  anfuhrt: 

Relatione  della  Moseovia  fatta  al  Papa  Pio  V 
da  Monsignore  Ruggiero  Tanno  1568. 

In  seinem  Catalogo  di  Dociimenli  Nanoscritti  e 
stampali  relativ!  alla  Storia  del  Regno  di  Polonia 
führt  Ciampi  diesen  Bericht  unter  folgendem  Titel  an: 

Estratto  risgiiardante  alla  NoscoTia  della  rela- 
zione  del  regno  di  Polonia  fatta  a  Pio  V  dal  Nuniio 
Ruggiero. 

64. 

Paul     J  u  u  s  t  e  n. 
1569. 

Der  Bischof  von  Abo^  Paul  Jungten  y  wurde  im  Jahre 
1569  von  dem  Könige  von  Schweden  Johann  ni^  unmittelbar 
nach  seiner  Thronbesteigung  ^  zur  Befestigung  des  Friedens^ 
als  Gesandter  an  den  Grossiursten  Iwan  Wassilje witsch 
abgefertigt.  Als  Gehülfen  bei  diesem  schwierigen  Auftrage  waren 
ihm  noch  zugegeben:  Mathias  Schubert;  der  schon  fräher 
in  ähnlichen  Geschäften  in  Russland  gewesen  war»»«;  Anton 
Olafson  und  Siegfried  Michael,  und  zwei  des  Russisdien 
machtige  Dolmetscher^  Namens  Ingelbert  und  Lorenz  Bar- 
toldi.     In   dem    ihnen    nutgegebenen    Creditive   werden   noch 


304.     Vir  impios«    wie  JuuUen  sagt,    iDiqnaty   sabdolas  et  diitortot 
fyrannoB,  coi  Dominos  juzta  racla  ipsins  roddat« 


—     245     — 

zwei  Glieder  dieser  Gesandtschaft  genannt^  Germund  Swenson 
«nd  BrorErichson;  von  denen  jedoch  der  Letztere  Alters  wegen 
dfe  Reise  gar  nicht  antreten  konnte ^  mt  Erstere  aber  schon  in 
Abo  krank  zurückbleiben  musste. 

'  JuHsten  begab  sich^  am  21  Juli^  nach  Stockholm^  und 
voo  da  mit  einem  aus  56  Köpfen  bestehenden  Personale  ^  am 
2*«to»  nach  Abo,  in  dessen  Nähe,  bei  Landsudd,  er  Schiffbruch 
litt,  was  er  als  das  erste  Zeichen  eines  unglücklichen  Erfolges 
ansah.  Ein  fremdes  Fahrzeug  nahm  ihn  auf,  und  brachte  ihn  am 
30fteB  nach  Abo,  wo  er  bis  zum  9  Aug.  verweilte.  In  Wiburg 
Uieb  er  einige  Tage,  um  sich  mit  Johann  Laurentii,  der 
ia  früheren  Zeiten  einigemal  in  Russland  gewesen  war,  zu  be- 
sprechen. Am  7  September  kam  er  an  der  Russischen  Grenze 
an^  wo  der  Commendant  von  Nöteborg  ihn  im  Namen  des 
Grossiürsten  bewillkommte.  Bald  darauf  empfing  ihn  der  für 
ihn  bestimmte  Begleiter,  Affana ssij,  der  ihm  mit  einem  Gefolge 
von  23  Personen  entgegen  geschickt  worden  war.  Die  Reise 
ging  nun  über  Nöleborg^o»  nach  Nowgorod,  wo  er  am  17  Sept. 
anlangte  und  von  zwei  Bojaren  mit  einem  grossen  und  reich 
gekleideten  Gefolge  empfangen  wurde.  Der  Gouverneur  Hess  den 
Gesandten  zu-  sich  einladen,  um  mit  ihm  über  seine  Sendung 
nach  Moskau  zu  sprechen,  was  dieser  aber  mehre  Male  hart- 
nickig,  misstrauisch  und  unartig  abschlug.  Der  Gouverneur  und 
die  Reise-Commissarien  Hessen  ihn  nun,  wahrscheinHch  auf  unter- 
dessen eingeholte  Befehle,  nicht  weiter  ziehen,  entzogen  ihm 
einen  Theil  des  lur  ihn  bestimmten  Unterhaltes,  untersagten  ihm 
alle  Verbindung  mit  der  Stadt,  und  endlich  wurde  die  Gesandten- 


sos. Von  hier  aus  schickte  ihnen  der  Commcndanl  Bier,  Meth  und  etwas 
ßraotweio  (uomiibil  vitii  siibUmati)  entgegen,  was  Juusten  mit  einem  Maass 
Freussischen  Bieres  cnriederte,  das  er  in  Wiburg  gekauft  hatte. 


—     246     — 

Wohnung^  auf  gut  Japanisch^  mit  496  hohen  Plablen  umgeben^  so 
dass  Niemand  das  Haus  verlassen  konnte^  wobei  noch  ausserdem  alle 
24  Stunden  das  ganze  ffefolge^  Mann  für  Mann^  gezählt  wurde. 
Diess  dauerte  3yi  Monate^  bis  Juusten  heimlich  erfuhr ,  dass 
der  Grossfiirst  sich  zu  einem  Zuge  nach  Finnland  rfiste;  da 
glaubte  er  endlich  nachgeben  und  sich  in  den  Willen  des  Gou- 
verneurs lugen  zu  müssen^  und  so  begab  sich  am  7  Jan.  1570 
das  ganze  Gesandtschails  -  Personal  nach  dem  Schlosse.  Hier 
vergassen  aber  Juusten  und  Schubert  wieder  so  ganz  afle 
Schicklichkeit^  dass  der  Gouverneur  sie  endlich  mit  ihrem  ganzen 
Gefolge  zum  Zimmer  hinaus  werfen  Hess.  Kaum  hatten  sie 
glücklich  ihre  Fuhrwerke  erreicht^  um  in  ihre  Wohmmgen  zurfidi- 
zukehren^  als  ihnen  Leute  nachgeschickt  wurden^  die  sie  aus  den 
Wagen  rissen ^  ihnen  die  Hände  auf  den  Racken  banden^  und 
sie  einem  Reiter  übergaben ,  der  die  Enden  der  Stricke  hiett, 
und  dem  sie  zu  Fusse^  und  in  vollem  Laufe  ^  mehr  als  eine 
Viertel  Meile  durch  die  sie  verhöhnende  Menge  bis  in  ihre 
Wohnung  folgen  mussten.  Hier  entkleidete  man  sie  bis  aufi 
Hemde  ^  und  trieb  noch  alleriei  Unfug  und  Spott  mit  ihnen. 
Alles^  was  sie  an  Gold^  Silber^  kostbaren  Gelassen  und  baarem 
Gelde  um  und  an  sich  hatten^  wurde  ihnen  weggenommen,  nnd 
sie  mussten  drei  Tage  in  einem  engen  Zimmer  bei  Brot  mid 
Wasser  zubringen.  Endlich  kündigte  ihnen  am  10  Januar  ein 
neuer  Pristaw  an^  sie  könnten  nun  ihre  Reise  nach  Moskau  fort- 
setzen und  erklärte  ihnen  zugleich,  sie  wären  deswegen  so 
strenge  behandelt  worden^  weil  die  Grossfurstlichen  Gesandten 
in  Stockholm  beraubt  worden  wären ,  und  weil  sie  selbst  dem 
Russischen  Commendanten  mit  Geringschätzung  begegnet  wären. 
Die  weitere  Reise  nach  Moskau,  auf  welcher  sie  drei 
Wochen  zubrachten,  bot  ihnen  nichts  als  eine  Reihe  von  De- 
müthigiuigen  und  Misshandlungen  dar.   Sie  wurden  auf  derselben 


—     247     — 

fortwähreud  schlecht   gehallen    und  völlig  als    Gefangene   und 

Missethiter   behandelt.     Die    Gesandtschaft   langte   endlich    am 

31  Januar  1570  in  Moskau   an.      Hier  wurden  nun  zu  ihrem 

Unterhalte   für  jeden   der  vier   Herren   nur  7  Denga's  und  für 

jeden  von  ihrem  Gefolge  3  Denga's  bestimmt^  woran  von  ihren 

Verpflegem  beim  Einkaufe  der  Lebensmitlei  noch  immer  etwas 

abgezogen  wurde.  .  Und  dies  war  noch  gerade  in  der  Zeit  einer 

grossen  Uungersnolh  und  Theuerung^  so  dass  sie  endlich  zum 

Genoss  der  ekelhaftesten  Sachen  gezwungen  waren.    In  diesem 

Zustande  blieben  sie  bis  zum  Juni,  da  wäiirend  der  Abwesenlieit 

des  Grossfürsten  in  ihrer  Sache  nichts  geschehen  konnte.   Endlich 

worden  sie  ohne  allen  Prunk  in  den  Kreml  geholt  ^    wo  ihnen 

zwei  Secretaire   anzeigten^    der  Grossfurst  habe   das  Schreiben 

ihres  Königes  gelesen^  und  gesehen^  dass  er  Dinge  verlange^  die 

bis  jetzt  noch  nie  ein  Beherrscher  von  Russland  bewilligt  habe; 

md  wenn  er  früher   ein   Bündniss   mit   Schweden    geschlossen^ 

(crucem  Moscoviae  deosculari  dignatus  sit);  so  sei  dieses 

geschehen,   weil   man   ihm   die    Königin    (Königliche  Wittwe) 

versprochen    habe   (proplcr  promissam  Reginam).     Wenn 

man  diese  noch   hersenden  wolle,    so  würde    er   das  Bündinss 

auch   noch   hallen.     Bald    darauf  wurde    den   Gesandten   ohne 

weitere   ihnen  bekannte   Veranlassung  angezeigt,  der  Grossfurst 

sei  sehr  unzurdeden  mit  ihnen;    und    dieser    Groll    wurde    noch 

durch  die  Ankunft  des  Ileermeisters  von  Livland,  des  Erbfeindes 

von  Schweden,  genährt.   So  verbrachten  sie  den  ganzen  Sommer 

in  einer  Art  von  Gefangenschaft,   bis  die  Ankunft   einer   neuen 

Schwedischen  Gesandtschaft  den  Unwillen   des  Grossfürsten  aufs 

Aeusserslc  trieb.   Im  Anfange  des  Septembers  wurden  sie  endhch 

Bach  Murom  geschickt,  und  auf  der  Reise  dahin,  die  3  Wochen 

dauerte,  sehr  kärglich  verpflegt.    Dort  wurden  sie  in  ein  verfalle- 

iH!s  Gebäude  eingesperrt,^  das  sogleich  mit  745  hohen  Pfählen 


—     248     — 

eingezäunt  wurde.  Das  Einzige^  womit  sie  hier  mehr  als  noth- 
därilig  versorgt  wurden^  war  Brot  und  Quass^  so  dass  sie  sogar 
den  Ueberfluss  verkaufen^  und  dafür  Leder  und  Leinwand  za 
ihrer  nolhdürftigstcn  Bekleidung  anschafTen  konnten.  Im  MArz 
1571  wurde  ihnen  ein  anderer  Bote  aus  Schweden ^  Namens 
Blas  PrydzseU;  als  Gefangener  zugesellt, . und  im  Herbste  ein 
dritter^  Eric  Jacob i.  So  blieben  sie  ein  Jahr  und  zwei  Monate 
in  Murom  eingeschlossen  ^  während  welcher  Zeit  sie  15  ihrer 
Leute  durch  die  Pest  verloren.  Am  28  November  mussten  sie 
plötzlich  Murom  verlassen  und  wurden  nach  Klin  geführt.  Hier 
fanden  sie  Grossfurstliche  CommissärC;  die  ihnen  im  Namen  ihres 
Herrn  erklärten,  dass  sie  die  erlittene  harte  Behandlung  durch 
ihr  hartnäckiges  Betragen^  und  wegen  der  dem  Russischen  Ge- 
sandten in  Stockholm  zugefügten  Schmach  verdient,  und  dadarch 
den  Grossiiirsten  zur  Rache  gegen  Schweden  gereizt  hätten;  dass 
es  aber  bei  ihnen  stände,  grösseres  Unglück  von  ihrem  Vater- 
lande  abzuwenden ^  wenn  sie  folgende  Punkte  im  Namen  ihres 
Königs  uuterzeichnen  wollten:  1)  dass  er  zur  Entschädignog 
des  Russischen  Gesandten  10^000  Thaler  bezahlen^  2)  dem 
Grossfursten,  so  oft  er  es  verlangen  wfirde^  mit  200  bis  300 
völlig  ausgerüsteten  Reitern  beistehen^  3)  dem  Russischen  Kaiser 
(Rut bonorum  Caesari)  die  Silberminen  überlassen  wolle ^  die 
sich  etwa  auf  der  Grenze  von  Russland  zeigen  dürften  ^  und 
4)  dass  der  Kaiser  von  Russland  sich  künftig  auch  König  von 
Schweden  nennen  könne.  Juusten  antwortete  hierauf:  er  sei 
nur  gesandt;  den  Frieden  auf  billige  Bedingungen  zu  erneuern^ 
und  könne  daher  auf  die  vorgeschlagenen  Bedingungen  gar  nicht 
eingehen:  höchstens  dürfe  er  versprechen^  dass  der  dem  Russi- 
schen Gesandten  in  Stockholm  zugefugte  Schade  ersetzt  werden 
solle.  Am  12  Dec.  endlich  wurde  ihnen  angezeigt,  dass  der 
Grossftirst  sich  auf  einem  Zuge  nach  Nowgorod  in  lüin  befinde, 


—     249     — 

und  sie  sehen  wolle.  Sie  wurden  daher  am  folgenden  Tage 
in  einer  Strasse  aufgestellt^  wo  Iwan  im  Vorbeifahren  bei  ihnen 
anhielt,  und  ais  sie  sich  wiederholt  vor  ihm  zur  Erde  warfen, 
ÜHien  befahl  aufzustehen  und  sie  mit  Heftigkeit  (invectiva 
narratione}  anredete.'®«  Juusien  sagt  nicht,  auf  welche  Art 
Srnen  diese  Anrede  verdobnetscht  worden  sei;  sie  lautet  indessen 
m  seinem  Berichte  wörtlich  also: 

„Venistis  Novogordiam  ante  biennium  fere,  vt  pacis  foedera 
^apad  nos  renovaretis.  Sed  qma  voluistis  rem  alia  ratione 
^transigi,  quam  miyores  veslri  Reges  Regni  Svetiae  Dominus 
, Magnus 9  Steno  Sture,  Svanto  et  Gostavus  consueverunt,  ideo 
„iBam  vestram  superbiam  perferre  non  potuimüs.  Ad  haec  qttia 
^Dominus  Rex  vester  initio  Regni  sui  post  longam  detentionem 
^yttostrorum  legatorum,  illos  non  tantum  multiplici  ignominia  aflici, 
^  verum  etiam  ut  depraedarentur  et  bonis  suis  exuerentur  permisit. 
,Non  misimus  eos  in  Svetiam  pro  adducenda  sorore  Regis 
syPolonorum  Domina  Catherina,  nisi  adducli  promissionibus»  literis 
j^et  sigillis  Legatorum  Svetiae,  de  qiiibus  hie  Matthias  Schube/t 
^unus  adest:  dixerunt  enim  D:num  Ducem  Johannem  e  vila  de- 
^cessisse,  carere  libcris  et  hacredibus:  ideo  veluti  relictam 
,\iduam  petivimus  eam  nobis  dari.  nia  falsa  narratione  adducti, 
^misimus  Legatos  nostros  in  Svetiam,  qui  inde  affecti  contumeliis 
•et  injurüs,  velut  ex  trisli  cxilio  reversi  sunt.  Nee  reputavit 
^eos  D:nus  vester  Rex  coUoquio  suo  dignos,  quin  potius  more 
^focinorosorum  eos  Abo  alueral.  In  eam  injuriam  ulciscentes, 
.permisimus  et  vos  durius  tractari  et  depraedari:  insuper  parati 
^somus  invisere  Drnum  Regem  vestrum  Johannem,  et  Regnum 
3.  ejus  hostili  potentia  invadere,   nisi   ille   hac  hyeme  alios  suos 


306.    S.   über  die  ganze   unwürdige  Verhaodluiig  Karamsims  Gesch*  de§ 
Rmm.  Reicht  \m,  98.  ff. 


—     250     — 

„legatos  ad  nos  nüserit;  quorum  opera  et  precibus  indignttio 
„nostra  leuiatur  et  averlatur.  Volo  igilur  ut  hie  Antonius  ad 
^ySvetiam  proficiscens  vestrum  Regem  de  bis  viva  voce  et  coram 
„commonefaciat.  Interim  vos  alii  hie  in  Ruthenia  detinebiminL^ 

Hierauf  reichte  er  dem  Anton  Olafs on  die  Hand  und 
ritt  weiter.  Kaum  waren  die  Gesandten  in  ihre  Wohnung  zuräck- 
gekehrt;  als  sie  den  Befehl  erhielten,  dem  Grossiiirstlichen  Heere 
nach  Nowgorod  zu  folgen  ^  wo  sie  am  Weihnachts-Tage  anka- 
men. Von  hieraus  wurde  einfer  von  ihnen^  Siegried  Michael^ 
am  29  Dec.  mit  einem  Schreiben  des  Grossfursten  nach  Nöteborg 
abgefertigt.  Am  6  Jan.  1572  baten  die  unglücklichen  Gesandten 
die  Russischen  Gommissare  fussfalUgst^  durch  die  Vennittelung 
der  beiden  Söhne  des  Grossfursten  ^  diesen  von  einem  fiinfaDe 
in  Finnland;  und  dem  davon  zu  furchtenden  Unglücke  abzuwei- 
den. Diess  schien  von  einem  günstigen  £rfolge  gewesen  zu 
sein,  denn  schon  am  folgenden  Tage  wurden  sie  nach  Hofe 
beschicdeU;  wo  der  Grossfürst;  in  der  Mitte  seiner  beiden  Söhne, 
sie  empfing.  Als  sie  sich  wiederholt  vor  ihm  zur  Erde  warfei^ 
befahl  er  ihnen  aufzustehen;  „weil  er  ein  christlicher  Herrscher 
;,sei;  und  folglich  nicht  veriangC;  dass  sie  auf  der  Erde  vor  ihm 
;, liegen  sollten.^  Hierauf  richtete  der  Grossfurst  eine  Rede  an 
sie,  in  welcher  er  alle  seine  Beschwerden  gegen  Schweden  und 
alles  früher  Vorgefallene  wiederholte^«^'';  und  fuhr  dann  mit  Bezug 
auf  di9  Gesandten  also  fort:  „Daraufkamt  ihr;  ob  ich  gleich  von 
„eurem  Hiersein  wenig  erfuhr;  bevor  ich  euch  um  Weihnachten 


307.  Bei  der  Erwähnung  seiner  friiberen  Absicht,  sich  mit  der  Wittwo 
des  Herzogs  Johann  von  Finnland,  Catherinay  der  Schwester  des  Königs  to« 
Polen,  zu  vermählen,  fugte  er  die,  in  seinem  Munde,  und  gerade  damals  in  dem 
durch  sein  Zorngericht  so  schrecklich  heimgesuchten  Nowgorod,  merkwürdigen 
Worte  hinzu:  „Quis  enim  Justiliae  amans  avelleret  matrem  a  liberis,  marilmi  a 
„conjuge?" 


—     251     — 

ylueher   nach  Nowgorod  beschied.  '  Hier  überzeugte   ich  mich 

^dordi  den  Bericht  meiner  Bevollmächtigten  mid  Bojaren^  dass 

^flir    euch   wie    verruckte    Menschen    benommen^    alles     alte 

, Herkommen^  das  so  lange  zwischen   Russland   und   Schweden 

^beob^tet  worden ^    bei   Seite  gesetzt   habt,   und  Vieles  auf 

^Wb^  ganz   unerhörte    Weise   behandeln   wollt.     Um   daher 

^besonders  die  fräher  unsem  Gesandten  zugefügten  Unbilden  zu 

„rtchen,   und  zugleich  enem  Starrsinn  zu  Hestrafen,   haben  wir 

„zugelassen,   dass   ihr   schimpflich   behandelt   und   eurer  Habe 

^beraubt    wurdet.     Dazu   seid   ihr   über  zwei  Jahre  lang  wie 

„Gefangene  zurückgehalten  worden,  in  der  gerechten  Erwartung, 

„dass    euer   König   durch   seine   Fürsprache    euch   zu   befreien 

„suchen  würde.   Statt  dessen  aber  reizt  und  beleidigt  uns  dieser 

„mich  durch  seine  heftigen  Schreiben,  und  sagt  uns  sogar,  er 

„habe  das  Schwert  bereits   gezogen   und   der  Friede  habe  nun 

„ein  Ende.    Doch  wir  haben  uns  vielmehr  durch  die  Bitten  imd 

„die  dringende  Verwendung   unserer  geliebten  Söhne  und  aller 

„Senatoren  und  Bojaren  bewegen  lassen,   unsern  Zorn  zu  ver- 

^gessen;    wir  wollen  euch    nicht    durch   längere  Gefangenschaft 

;,beslrafen,    auch  nicht  euer    Volk  mit  Krieg  überziehen;  wenn 

„nur  der  König,  euer  Herr,  wieder  zur  Vernunft  zurückkehrt,  und, 

^zufrieden  mit  seinem  Reiche,*  uns   Livland   gänzlich   überiässt, 

„und  es  uns  als  eine    Provinz    abtritt,    die  uns  durch  Erbrecht 

„zukommt.     Kann    er  sich   aber    dazu    nicht    entschliessen,    so 

„wollen   wir   anderweit    versuchen,    was   Jeder   vermöge,   und 

, wessen  Schwert  schärfer  und  stärker  sei.     Diess  ist  es,    was 

„wir  ihm  durch  euch  wollten  zu  erkennen  geben. '^ 

Nach  geendigter  Rede  befahl  ihnen  der  Grossfiirst,  noch 
an  dem  nämlichen  Tage  an  seiner  Tafel  zu  speisen.  Ueber  das 
Gastmahl  selbst  sagt  Junsien  nicht  ein  einziges  Wort,  was  bei 
einer    so    grossen   Auszeichnung   von   Seiten   des    Grossfursten 


—     252     — 

Mohl  zu  verwundern  ist.  Nach  der  Mahlzeit  gab  er  ihnen  ^  die 
Hand,  und  reichte  ihnen  selbst  einen  Becher  Meth  zu  trinken. 
Ehe  sie  sich  aber  zur  Tafel  begaben^  erkundigten  sich  noch  die 
ersten  Grossfürstlichen  Secretaire  bei  ihnen  ^  wie  alt  die  noch 
unverheirathete  Schwester  des  Königs  und  ob  sie  schö^.  wfire, 
und  äusserten  den  Wunsch^  dass  die  erwarteten  neuen  G^andten 
ein  Bildniss  von  ihr  (ejus  faciem  et  personam  vivis  co- 
loribus  depictam)  mitbringen  möchten.  Nun  erhielten  sie 
auch  unmittelbar  darauf  ihre  Abfertigung^  verUessen  Nowgorod 
am  19  Jan.  und  kamen  am  7  Febr.  glucklich  in  Wibui^  an. 

Der  lateinische  ofTicielle  Bericht  Juusteris  an  den  König 
Johann  III.  über  diese  unglückliche  Reise  findet  sich  noch  in 
einer  Handschrift  vor,  welche  folgenden  Titel  führt: 

Acta  Legationis  Muscoviticae  per  Paulum  Jauslen, 
Episeopum  Aboi^nsem,  breviter  eomprehensa.  1569 — 
1572. 

Er  wurde  zuerst  durch  den  berühmten  Porthan  zu  Abo 
in  drei  Dissertationen  durch  den  Druck  bekannt  gemacht,  weldie 
unter  folgendem  Titel  erschienen: 

Narratio  R.  V.  Pauli  Junsten  Episeopi  AboSnsis 
de  Legatione  sua  Rnssiea.  Dissert.  H.  C.  Porthan. 
Pars  I.  p.  1  —  16;  P.  U.  p.  K  — 30;  P.  ffl.  p.  33  —  40. 
Aboae  1775.     4^ 

Und  daraus  wörtUch  wieder  abgedruckt  in:  BeitrBge 
zur  Kenntniäs  Russlands  und  seiner  Gcscbichte.  Her- 
ausgegeben von  Gustav  Ewers  und  iMoritz  von  Engel« 
hardt.  Dorpat  1816.    8°.    Bd.  I.  S.  143—184. 

Der  starrsinnige  Jungten  schliesst  seinen  Bericht  mit 
den  Worten:  „Hoc  scripto  neque  ad  dextram  neque  ad  sinistram 
„declinavi,  nee  gratiam  cujusquam  hominis  quaesivi,  sed  tantum 
.^schapham  schapham^  et  ficum  ficum  esse  dixi.^ 


—    253     — 

65. 

G    e    r    i    o. 

1570. 

Der  Prfilat  GeriOy  ein  Venezianer,  befand  sich  im  Jahre 
1570  in  Rossland;  im  Gefolge  einer  Gesandtschaft  ^  welche  der 
König  Siegismund  von  Polen  zur  Abschliessung  eines  Friedens 
an  den  Grossiursten  Iwan  Wassiijevvitsch  sandte.  Erstattete 
dem  Dogen  der  Republik  Venedig  über  seinen  Aufenthalt  in 
Rassland  einen  Bericht  ab,  der  sich  noch  in  der  Vaticanischen 
Bibliothek;  unter  No.  6786/ handschriftlich  befindet^  und  den  wir 
bis  jetzt  nur  aus  den  Auszügen  des  Abbate  AIbertrandi'<»* 
kennen ;  in  denen  er  p.  108  unter  folgendem  Titel  angefiihrt 
wird: 

Diseorso  di  JHonsignor  Gerio,  Priore  d'Inghil-* 
terra,  mandato  di  Venezia^  dcl  traltamento  che  usö  il 
Doca  di  Jlloscoria  alli  Ambasciatori  Pollaehi,  e  d^una 
ioTasione  ehe  feeero  gli  Tarturi  in  qiiei  pai^sj,  al  Doge 
di  Venezia. 

Der  Bericht  des  P.  Gerio  beschäftigt  sich  weniger 
mit  der  Beschreibung  des  Landes  und  der  Sitten  des  Volkes^  als 
riefanehr  mit  dem  Gegenstande,  welcher  seine  Aufmerksamkeit 
am  meisten  auf  sich  zog^  nämlich  der  Grausamkeit  des  Gross- 
iorsten  Iwan  Wassiljewitsch.  Karamsin  giebt,  Bd.  VIII. 
S.  332^  folgende  Stellen  aus  demselben: 

;, Durch  die  neue  Gasse,  die  in  4  Tagen  gemacht  worden 
„war,  und  wozu  man  eine  Menge  Hauser  hatte  abbrechen 
„rodssen,  kam  der  Zar  nach  Moskau  herein.   Den  Zug  eröffneten 


30a    S.  über  die  ^Iberirandischen  Aaszüge  oben  Seite  225.  Note  285. 


—     254     — 

„3000  Mann  Strclzy;  nach  diesen  kam  einer  seiner  Hoftiarren 
„aur  einem  Ochsen^  und  ein  anderer  in  goldener  Kleidung; 
„darauf  Johann  selbst;  über  dem  Rücken  hing  ihm  ein  Bogen 
„und  an  den  Hals  seines  Pferdes  war  ein  Hundekopf  angebunden. 
„Den  Zug  schlössen  4000  Reiter.  Dieser  Zar  ist  der  allergrösste 
„Tyrann.  Zu  derselben  Zeit;  da  wir  uns  in  Moskau  befanden, 
„liess  er  in  Gross-Nowgorod,  wo  er  einen  verrätherischen  Brief- 
„wechsel  der  dasigen  Einwohner  entdeckt  hatte,  18000  Men- 
„ sehen,  Weiber  und  Kinder,  Iiinrichten.  —  Einen  Wojewoden, 
„der  die  fliehenden  Tataren  nicht  gehörig  verfolgt  hatte,  gab  er 
„einem  wüthenden  Büren  Preis,  den  er  ausdrücklich  dazu  bfilt, 
„und  vor  unsern  Augen  liess  er  eine  Menge  gefangener  Tataren 
„ersäufen.^  Er  sagte  zu  unsern  (d.  h.  den  Königlichen)  Gesandten: 
„Ihr  Polen!  Ihr  Polen!  Ihr  wollt  keinen  Frieden  nüt  mir  machen; 
„ich  werde  euch  in  Stücke  zerhauen!^  —  Johann  nahm  einem 
unserer  Edelleute  seine  Zobelmütze  vom  Kopfe,  setzte  sie  seinem 
Narren  auf  und  sagte :  „Mache  einen  Polnischen  Diener.^  Als  der 
Narr  sagte,  er  verstände  es  nicht,  fing  der  Zar  an,  es  ihm  xu 
zeigen,  verneigte  sich  und  lachte.  Der  Secretair  wollte  die 
Zobel  nicht  nehmen,  die  ihm  der  Zar  schenken  liess;  da  fassten 
ihn  die  russischen  Staatsbeamten  beim  Barte  und  schrieen :  Unter- 
stehst du  dich  ein  Gesclienk  unseres  Landesherrn  auszuschlagen? 
u.  s.  w. 


66. 

Christofer  Hodsdon. 
1570. 

Christof  er  Hodsdon  machte   im  Jahre    1570  gemein- 
schaftlich mit  William  Burrough  eine  Seereise  nach  Rassland 


—     255     — 

im  Dienste  der  Londoner  Handels-Gesellschaft.  Wir  haben  von 
bdden  ein  Schreiben  an  den  Grossfursten  IwanWassiljewitsch^ 
welches  sie  von  Narva  aus  an  denselben  sandten^  und  das  sich 
in  Haklnyt's  Sammlung^  Vol.  I^  unter  folgendem  Titel  befindet: 
Copie  of  a  letter  sent  to  the  Emperor  of  Mos- 
e#Tia  hj  Christofer  Hodsdon  and  William  Barroiigh 
friHB  Narra  the  15  Jnl.  1570. 

67. 

William  BiUTOUgh. 
1570.  1576. 

WiUiam  Burrough^  ein  Engländer^  machte  mit  dem 
eben  genannten  Christofer  Hodsdon  eine  Handelsreise  naeh 
Rosdand^  nnd  verfasste  auf  derselben^  ausser  dem  kurz  vorher 
Mgeführten  Schreiben  an  den  GrossfQrsten^  auch  noch  einen 
Bericht  Ober  seine  Reise  nach  Narva.  Dieser  Aufsatz  fahrt  den 
Titel: 

William  Burroiigh:s  Voyage  to  the  Narve  in 
Liefland.  1570,  und  befindet  sich  abgedruckt  in  Hakluyt's 
Sammlung  Vol.  1.  p.  450. 

Sechs  Jahre  später,  1576;  m^(Mi5  William  Burraughy 
im  Dienste  der  Englisch  -  Russischen  Compagnie  zur  See  einige 
Handelsreisen  nach  Russland,  über  welche  man  die  von  ihm 
selbst  mitgetheilten  Nachrichten  in  Ilaklayt's  grosser  Sammlung 
findet.     Nämlich : 

Deposition  of  M.  William  Burrough  to  ecrtain 
interrogatories  mooiied  into  him  concerning  Narve  and 
Kegor.  1576.  Ed  2,  Vol.  I.  p.  466. 

Advise  toaching  a  royage  for  Cola  by  M.  Wil- 
liam Barrough.    Ebend.  p.  440. 


—     256     — 

68. 

John     Stow. 
1571. 

John  StoWj  ein  Engländer^  der  sich  wahrscheinlich  in 
Handels-Geschäften  zu  Moskau  befand^  und  Augenzeuge  der 
Einäscherung  dieser  Stadt  durch,  die  wilde  Horde  Dewlet- 
Gerai's  war,  beschrieb  diese  furchtbare  Calastrophe  in  einem 
Aufsätze^  dessen  Original  in  dem  Brittischen  Museum  zu  London 
aufbewahrt  wird.    Der  Titel  desselben  ist: 

The  Uistruetion  of  Moscau  by  John  Stow. 
20  Seiten  in  8'\ 

Eine  Abschrift  dieser  Erzählung  beßndet  sich  unter  den 
Handschriften  des  Rumänzowschen  Museum^s,  No.  52. 

Am  Schlüsse  heisst  es:  „Writlen  in  our  priuely  bouse 
,,in  the  city  of  Musco  in  the  year  from  the  creation  of  the 
,, World  7097  (1571)  in  the  month  of  April.  Translated  by 
„Jerome  Horsey  by  order  of  his  highness  ot  Moscow.^  Dieser 
letzte  Zusatz  ibt  nicht  ganz  deutlich.  Das  Original  von  Stow 
war  ja  höchst  wahrscheinlich  englisch  geschrieben^  und  das  ist 
die  sogenannte  Uebersetzung  von  Horsey  auch.  Uebrigens  war 
Jerome  Horsey^  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden^  im  Jahre 
1584  in  Moskau. 

69. 

Richard  üscombe« 

1571. 

In  Hakliiyrs  grosser  Sammlung^  Ed.  2  Vol.  I.  p.  402  ff. 
befindet  sich  ein  zweiter  gleichzeitiger  Bericht  über  die  Ver- 
brennung von  Moskau  durch  die  Tataren  ^  von  dessen  Vefasser, 
Richard  UscombCy  wir  übrigens  weiter  gar  nidits  wissen. 


—     257     — 

Der  Aufsatz  fährt  folgenden  Titel: 
A  letter  of  Richard  Uscombe  touching  tbe  barniiig 
of  tbe  citie  of  Mosco   hj   the    Crimm  Tartar,   Augast 
1571. 

Das  Datum  dieses  Aufsatzes  bezieht  sich  übrigens  augen- 
schemlich  auf  die  Abfassung  desselben^  und  nicht  auf  die  Zeit 
des  BrandeS;  der  im  April  statt  hatte. 

70. 

Eiert    Kruse. 
1572. 

Eiert  Kruse y  ein  livländischer  Edelmann  ^  war  Vogt 
und  Rath  des  Stiftes  von  Dorpat,  und  wurde  von  diesem ^  nebst 
Claus  Franke^  bereits  im  Jahre  1557^  und  ein  Jahr  später 
von  den  livlftndischen  Ständen  an  den  Grossi&rsten  Iwan  Was- 
silje witsch  als  Unterhändler  geschickt.  Im  Jahre  1560  wurde 
er  am  2  Aug.,  in  der  Schlacht  bei  Ermes,  durch  welche  Iwan 
des  Livländischen  Priester-  und  Ritter-Staates  letzte  Kraft  brach, 
mit  dem  Rigaischen  Mannrichter,  Johann  Taube^o»,  von  den 
Russen  gefangen  und  nach  Moskau  geführt^  wo  beide,  nachdem 
sie  viele  und  grosse  Misshandlungen  erlitten  hatten,  1567  in 
Zarische  Dienste  traten.  Hier  blieben  sie  einige  Jahre,  während 
welcher  sie  besonders  suchten,  ihre  Landsleute  zur  Unterwerfung 
unter  Russische  Herrschaft  zu  bewegen  ^»o,  und  dafür  zu  Gross- 


309.  In  den  Ac/i$  Legatioma  MoacofoiL  des  Bischofs  Jutuien  (S.  oben 
Seite  24V),  wird  Johann  Taube,  Iffvan  Tuuey  und  Elt^t  ßfnttCy  Lonartt 
Krw9en  genannt.     In  andern  gleichzeitigen  Akten  heisst  Kruae  auch  Eylerl. 

310.  In  der  Vaticanischen  Bibliothek  befindat  sich  ein  handschriftlicher 
Bericht  unter  dem  Titel :  Moscoriae  Dax  LiToniam  soaba  Tanberii  et  Kraniii 

17 


—     258     — 

fürstlichen  Rälhen  ernannt  und  mit  Auszeichnungen  und  Reich- 
thumem  überhäuft  wurden^^^;  überhaupt  aber  bei  den  damaligen 
Begebenheiten  eine  sehr  zweideutige  Rolle  spielten.  Als  Gott- 
hart Kettler  sich  nicht  für  ihre  Pläne  gewinnen  liesS;  veran«- 
iassten  sie^  dass  der  Grossfürst  den  Herzog  Magnus  von 
Holstein  1570  zum  Könige  von  Livland  erklärte^  in  desseo 
Gefolge  sie  nun  eine  glänzende  Rolle  spielten^  bis  sie  ihn ^  da 
sie  an  der  Dauer  seines  Reiches  zu  zweifeln  anfmgen^  verliessen 
und  sich  1571  an  Siegismund  von  Polen  verkauften.*!»    Mit 


enixe  postoUrerat,  ez  conressione  Frcderici  Gross.  In  dem  Codex  Diplomaticu 
Rnthrnas-Moscoviliens  des  Grafen  Morino  Marini  (S.  oben  S.  225  Note  284), 
wird  diese  Schrift  so  angeführt:  Qnacdam  de  Livonia  et  Moseonm  Doee  tx 
ronfessiooe  Friderici  Crrossi,  mit  der  Bezeichnung:  ß  107.  p.  198.  Dieser 
FrUdrii'h  Gros$  kommt  übrigens  schon  1560,  mit  unserm  MTrmse  als  Gesandter 
des  Bischofs  von  Beval  vor  in  einem  Documente  des  Konigsberger  Archirs, 
welches  die  Aufschrift  fQhrt:  ManritioR,  Bischof  za  Reval,  bittet  den  Bhnr. 
Itr.  if.  Crf.  'Wilhelm  und  dessen  Coadjntor  nm  Aadiens  filr  seine  Gasaodk* 
ten,  Ejlert  Kruse ,  Tonnies  Wrangel  und  Friedrich  Gros,  w&hrend  des 
Krieges  mit  den  Moseowiten.  D.  D.  Habsal,  7  Apr.  1560.  S.  Index  Diplom. 
LiToniae.    Vol.  U.  S.  263.   No.  2340. 

311.  ünfsofff  sagt  Yon  ihnen  in  seiner  L^lff^enäUchem  Ckrwmem^  S.  112: 
welckore  de  Mnscowiter,  den  andern  Diideschen  tho  locknögelen  gesettet, 
md  mit  Förstliker  ehre  rnd  Titel  bcganet  badde. 

312.  S.  Schreiben  der  lUthe  und  der  Ritterschalt  des  BrssCilb 
Riga  an  ihre  Landslente  die  Rnssisehen  Ritbe  Johann  Ton  Tanbe  «ad 
Eiert  Toa  Krause,  worin  sie  denselben  anseigen,  dass  sie  niehstens  siek 
mit  dem  Hersoge  von  Cnriand  besprechen,  und  dann  eine  Gesandtschaft  an 
den  Russischen  Kaiser  schicken  wfirden,  Vor  die  sie  sich  von  ihnen  Pisaa 
auskitten,  und  dnreh  welche  sie  die  Erklirang  in  Ansehung  ihrer  foliti* 
scheu  Maassregeln  abgeben  wfirden.  D.  D.  London,  d.  30  Not.  Index 
Diplomat.  Lironiae  VoL  IL  S.  269.  No.  3273.  Ebendaselbst  befindet  sich  miter 
No.  3274  ein  anderes  hieher  gehöriges  Aktenstfick,  welches  die  Anfschrift  ffihrt: 
Die  RIthe  und  die  Ritterschaft  der  Stadt  und  des  Ersstiftes  instmiren  ikr« 
Landsleute  Job.  von  Taube  und  Eiert  von  Krause,  Rathe  des  RnssiselicB 
Kaisers,  wie  sie  ihre  Sache  wegen  der  von  Prenssen  und  Meklenbnrg  wo. 
erwartenden  Hülfe  wider  Polen  bey  dem  Kaiser  tu  behandeln  sneben  aoUten. 
D.  D.  Erle.  d.  6  Jnny  1569. 


—     259     — 

welcher  Verachtoog  sie  indess  damals  in  Livland  behandelt  worden, 
davon  zengt  eine  im  Königsberger  geh.  Archive  aufbewahrte 
Spottschrift^  welche  unter  dem  Titel:  Eni  Pasquillauf  die 
Wiederkunft  der  livländischen  Edelleute  Johann  Tanbe 
und  Eiert  Krause  aus  Moskau  nach  Lirland  1571,  in 
im  Index  Diplomat.  Livoniae.  Th.  n.  S.  270  No.  3276. 
angeführt  wird.  Kruse  wurde  unterdessen  zum  Lohne  seiner 
Verratherei  zum  Freiherrn  erhoben^  und  von  den  Litthauischen 
Sünden  an  den  König  Johann  von  Schweden^  des  Grossfürsten 
erbittertsten  Feind ^  abgefertigt.  Im  Jahre  1577  sehen  wir  ihn 
aofs  Neue  in  Russischen  Diensten,  avo  er  1583  als  Landes- 
Vcrrälher  angeklagt  wurde.  Es  gelang  indessen  seiner  Gewandt- 
heit doch,  sich  zu  rechtfertigen.  Zuletzt  erscheint  er  noch  1587 
ds  Abgesandter  der  Livländischen  Ritterschaft  in  Warschau.  Es 
ist  übrigens  nicht  bekannt,  wie  er  bei  diesem  politischen  Wan- 
kefanuthe  geendigt  hat.»«» 

Es  scheint  als  wenn  Kruse  und  Taube  im  Jahre  1572, 
zur  Zeit  als  sie  im  Dienste  des  Königs  von  Polen  standen, 
sich  wegen  ihres  früheren  Vcrralhes  gegen  Livland,  bei  dem 
Herzoge  Gotlhard  Kettler  haben  rechtfertigen,  oder  wenigstens 
ihre  Strafbarkeit  durch  eine  Schilderung  von  der  Grausamkeit 
des  Grossturslen  haben  mindern  wollen.  Es  befindet  sich  nämlich 
iD  dem  Kon.  geheimen  Archive  zu  Königsberg,  dem  ehemaligen 
Livländischen  Heermeistcr- Archive,  ein  Aktenstück,  welches  in 
dem  Index  Diplomat.  Livoniae  aiict.  Car.  Ed.  Napicpsky, 
Vol.  IL  p.  270.  No.   3277  folgenden  Titel  führt: 


313.  S.  über  ifruse  die  Liriändäche  Bibliothtk  VOD  Gadebuttch, 
^-  n.  S.  139-141  und  Allgem,  Schr^ßgt eiler-Lexikon  der  Provinzen  Lirland, 
^^^md  und  Kurland  von  Joh,  Fr.  von  Recke,  und  üTarl  Ed.  Nnpierak^, 
^  tt.  S.  566. 


Sebreiben  der  beiden ,  secbs  Jabre  zn  Moskau 
gefangen  gebaltenen^  liyliindischen  Edelleute,  Johann 
Taube  und  Eiert  Krause,  an  den  Herzog  ron  Knrlaad, 
Gotthard  Kettler,  worin  sie  die  Grausamkeiten  den 
Zaren  Iwan  Wassi^ewitseh  schildern.  1572. 

Abschriften  von  diesem  Schreiben,  so  wie  von  allen 
auf  die  ältere  Russische  Geschichte  Bezug  habenden  Docnmenten 
der  angeführten  Sammlung,  befinden  sich  im  Reichs -Archive  zu 
Moskau,  und  in  dem  Archive  der  Livländischen  Ritlerscbaft  zn 
Riga.  Aus  dem  letztem  wurde  dasselbe  durch  Gustav  Ewers 
zum  Drucke  befödert  unter  dem  Titel: 

Zar^  Iwan  der  Grausame.  Sendschreiben  an 
Gotthard  Kettler,  Herzog  zu  Kurland  und  Semgallen, 
Yon  Johann  Taube  und  Eiert  Kruse.  1572,  in  den 
Beiträgen  zur  Kenntniss  Russlands  und  seiner.  6e* 
schichte,  herausgegeben  von  Gustav  Ewers  und  Moritz 
von  Engelhardt^  Dorpat  1816.  8^  Bd.  I.  S.  185—238. 

Kruse  und  Taube  scheinen  übrigens  noch  eine  andere 
bis  jetzt  unbekannt  gebliebene  Schrift  verfasst  zu  haben^  in 
welcher  sie  ihre  persönlichen  Schicksale  geschildert  und  ihre 
Gedanken  aber  die  Rettung  der  Christenheit  von  ^er  Tyrannei 
Iwan 's  mitgetheilt  haben.  Denn  S.  232  des  angeführten  Send- 
schreibens heisst  es:  „Femer  wie  vnd  waserley  Gestalt  wir  vor 
^^vnsere  Person^  von  jme.  (dem  Grossf&rsten)  gefangen  worden, 
^6  gantzer  Jar  lang  gefangen^  vnd  7  Jar  auf  freien  Füssen 
., gangen;  waserley  Gestalt  wir  zu  Gnaden  kommen,  zu  was 
„Ehren  vnd  Reichthumb  wir  erhoben,  wie  auch  viel  hohe  vnd 
„grosse  Potentaten  vnd  HerrschafRen  er,  der  Grosfurst,  durch 
;,gar  tapfrere,  ehrliche  vnd  vnuorwerflicbe  Mittel  vnd  Vorschlege, 
„durch   vns   an   sich    gelzogen    vnd   anhengig   gemacht;   auch 


—     261     — 

yWiseriey  Gestalt  das  alles  Folgents  in  betriglichem  Schein  vnd 
yiu  endtliGhen  Verderb  vnd  Vntergange  der  gantzen  Christen- 
j^ktäy  Krön  Polen^  Littauen  vnd  vnser  hochbeschwertes  Vater- 
yland,  von  Jme  darunter  gesucht^  vnd  wir  dässelbig  aus  seinem 
„sdbst  eigenen  Mundt  gehöret^  welches  vns  die  Lenge  zu  über- 
^tngtüy  vnd  die  Sachen  so  wider  Gott^  Ehre  vnd  die  gantze 
,CkrisUiche4ürche;  vnd  vnsere  Ehre  vnd  Gewissen  von  jmC;  dem 
^Gfosfbrsten^  so  gefehrlich  gemeinet^  damit  solche  Heupter  durch 
„sm  listiges,  krokodilisch  Hertz  mit  in  etzliche  beschwerliche 
),Sichen  eingefuret  werden  mochten;  auch  waserlei  Gestalt  vnd 
«hohen  erheblichen  Vrsachen  wir  aus  aller  gemeinen  Christenheit, 
jvnd  sonderlich  der  Krön  Polen,  Littauen  vnd  vnserm  Vaterland 
«YDd  aUgemeinen  Nutz  zu  *gut  vnd  besten,  von  jm  vnd  seiner 
^lirannischen  gottlosen  vnd  vnlöblichen  Regierung  abgethan,  vnd 
^wormit  solche  seine  vbelmeinende,  gefehrliche  Practiken  vnd 
9  Vorsatz  zurück  getriben,  vnd  er  auch  endtlich  vnterbrochen 
^werden  konte,  haben  wir  anderswegen  vmbstendlicheu 
,vnd  die  Lenge  allerseitz  beschrieben." 

Was  nun  aber  das  obige  Sendschreiben  betrifft,  so 
muss  man  es,  bei  aller  Partheilichkeit  und  unverkennbaren  lieber« 
Ireibung  der  Verrasser,  und  trotz  der  schlechten  Bewegsgründe, 
von  denen  sie  geleitet  wurden,  doch  immer  als  einen  nicht  un- 
wichtigen Beitrag  zu  dem  blutigsten  Abschnitte^  der  Geschichte 
des  Grossitirsten  Iwan  Wassilje witsch  rechnen,  und  Karamsin 
selbst  setzt  nicht  nur  einen  grossen  Werth  auf  viele  ihrer  Angaben, 
soodem  benutzt  sie  ofl  sogar  als  Quellen.  Es  wird  daher,  da 
die  verdienstliche  Zeitschrift,  in  welcher  dasselbe  abgedruckt  ist, 
über  Livland  hinaus  nicht  sehr  bekannt  geworden  zu  sein  scheint, 
nicht  überflüssig  sein,  hier  etwas  Näheres  über  dieses  merkwür- 
dige Aktenstück  zu  sagen,  und  die  vorzüglichsten  Schilderungen 
aus  demselben  hervor  zu  heben. 


Nach  einigen  Schmeicheleien  für  den  Herzog  Gotthard 
Kettler^  in  der  Einleitung^  wird  S.  190—195,  bei  don  Jahre 
1566si«^  der  Entschluss  des  Grossffirsten,  die  Regierung  nieder- 
zulegen^  erwähnt^   und  wie  er  sich  nur  durch  die  Bitten  der 
Grossen  und  der  Geistlichkeit    habe  erweichen  lassen,   aus  der 
Alexandrowschen  Sloboda^   wohin  er  sich  schon  zurückgezogen^ 
wieder  nach  Moskau  zu  kommen,     lieber  die  Rede  des  Metro- 
politen^ welche  Iwan  vorzüglich  zur  Rückkehr  bestimmte^  heist 
es  hier:    „Vnd  hat  anfenglichen .  der  Metterpolitan^   im  Namen 
;,vnd  wegen  beides  Stende  vnd  gantzer  Landschafll,  angefangen 
^zu  bitten  vnd  flehen^  er^  der  Grosfurst^  wollte  doch  bedencken 
„\7id  befrachten^   in  was  gar  grossen   Glücken^  Aufwachse  vnd 
;,Gedey  er  sein  Reich  daher  regiert,  das  er  auch  ein  Vberwint- 
^ter   vnd   Schrecker   alle    seiner  Feindte   gewortlen,   vnd  sein 
^  Reich  so  gar  hoch  vnd  breit  formiret,  dartzu  von  dem  lieben  Gott 
;jmjt  zehnen   Sonen,    wolgeschaffcn,  hochgetzirte  junge    Herrn; 
;,  begäbet,  vnd  bey  denselbigen  so  ein  vnderlheniges,  bereitwiBi- 
„ges  vnd  gehorsames,  grosses,  vnzallbares  Volck  in  seinem  Reich 
„hette,   vnd  vber  alles   ander  vnd  furnemlichen,   was  viD  hefli- 
^gen  Vgter  vnd  Wunderthetter  darinn,  in  der  Moscau,   vnd   in 
„seinem  Lande,  one  Zall  eine  grosse  Menge  jr  Seele  zu  dem 
;,  lieben  Gott  geschicktt,  vnd  gantz  vnuerwesett,  in  vnd  anf  dm 
„Grobem,  als  wenn  sie  lebten,  ligen  vnd,  allzeit  getreue  Für- 
„bitter,    seiner  vnd  des  heiligen   Reussischen  Reichs  bey  dem 
„lieben  Gott  gedechten;  vnd  sunsten,  was  Gelt,  Golt  vnd  Reich- 
„thuinb  an  keinem  kein  Mangell  hette;  er  itzo  allein  vnd  einigk, 
„als  ein  Heupt  der  rechten  Christlichen  Kirchen,  vnd  aosgeson- 
„dertten  waren  Apostolischen  Glaubens  Herren  vnd  Monarch  wer. 
„Vnd  do  er  nicht  achtet,  was  das  Zeitliche  vnd  Vergengklicbe^ 

314.    Nach   ifaramsim   1565.     In    der    Angabe    des  Sendschreibens   ist 
wenigstens  kein  Druckfehler,  da  die  Jahrzahl  ganz  ausgeschrieben  isf. 


—     263    ~ 

j^ib  sein  gros  Land,  Stette^  vntxallbare  Lenlte^  vnauspreoliliolii 

i^Sohitie  von  GoK  vnd  Silber^  oder  einigk  Dingk,  so  s<rite  er 

39  doch  gedenckao  an  gemelte   heilige  Wimderthatten  vnd  dio 

a^aWge  OirislUche  Religion ,  welches  durch  seinen  AbUug^  vnd 

jyVbergebnngk  des  Reichs  durch  den  Samen  der  Vmbilligeni  der 

^Ketrar  vorvnreinigt^  wo  nicht  gar  znrissen  vnd  vortflgett  wer- 

^dsn  konntte;   vnd  wolte  er  sich  anders  wegen  eines  andern 

„bedeDoken;  da  aber  Gebrechen  vnd  Mangel  im  Lande  waren, 

«die  sie  doch  nicht  wostra,  etwann  durch  Mildigki^  vnd  Gntta 

,idner  Gnaden,  oder  ernstliche  StraiTesatzung  m  be»eni,  n 

^OMlem  vnd  alles,  was  vnrichtig,  durch  Gebotl  vnd  Beueldi  zu 

»enetien.^ 

Merkwürdig  ist  die  auch  von  Andern  bemeAte  Verin-* 
denmg,  welche  in  dieser  Zeit  in  dem  Aeussem  des  Grossflirsten 
voigiBg:  ;,Erstlichen,  heisst  es  S.  i95,  oAob  er  sich  aufflicht^* 
^mesBen-Tag  desselbigen  Jahres  in  die  Mosoau,  vnd  mit  sMbei 
yvorkerter  vnd  schleunigen  Vorenderungk  setaier  vorigen  Gestalt, 
«das  er  auch  von  vilen  nicht  halt  megen  erkandt  werden.  Auch 
»neben  andern  mehr  Verenderungk,  wie  angemeldt,  kein  Hare 
^^auffem  Kopfe  vnd  im  Bartt  behalten,  welches  ihm  alles  der 
„Zorn  vnd  innerlich  tirannisch  Hertz  weckgefrbssen  vnd  vor- 
»tilligl-« 

S.  197  wird  die  Stiftung  der  Opritschnina,  (oder 
Aprisna,  wie  sie  hier  heisst)  dieser  furchtbaren  Leibwadie  des 
GrossfÜrsten,  ihr  Eid,  ihre  Kleidung  u.  s.  w.  beschrieben:  »Es 
3P  mosten  auch  seine  Aprisna  oder  Ausgesonderte  eine  kentliche 
3, vnd  merkliche  Anzeichen  haben  im  Reiften  die  etwa:  Hnnde- 
y,kOplte***  den  Pferden  an  Heisem  vnd  an  Jren  Flitschen,   eine 


3i5.  Woraus  diese  Hundeköpfe  gemacht  waren,  denn  an  wirkliche  darf 
■lan  doch  wohl  nicht  denken,  wird  nirgends  angegeben;  wahrscheinlich  waren  sie  aus 
Ifeua.    Der  Grosslurst  trug  ebenfalls  einen  an  dea  HalsgescJiartde  seines  Pferdes. 


ybeserne  Fegkwasohe«^«;  zu  einer  Bedenttung^  er  wolte  erstlich 
„als  ein  Hundt  beissen,  vnd  was  vberig  im  Lande  gar  ausfegen; 
„die  aber  zu  Fusse^  musten  alle  in  groben  Bettler- oder  Kloster- 
„Tuch-Vberrucke  mit  schwarzen  Scbaffeln  gefuttert^  der  Vnler- 
„rock  aber  mit  gülden  Tuch  vnd  mit  Zobebi  vnd  Mardern 
„gefuttert,  getragen  werden." 

Von  dem  sonderbaren  Kloster-Orden,  den  der  Grossftrst, 
in  <ter  Alexandrowschen  Sloboda  errichtete,  und  der  furditbaren 
Racj^-Gerechtigkeit,  die  in  demselben  geübt  wurde,  finden  wir 
hier  ausführlichere  Nachricht,  als  irgendwo:  „Er  stifilet,"  heisst  es 
S.  203  „vber  alle  diese  obgemeldette  tapfere,  aufgerichtete  last- 
„bare  Regimente  sich  auch  aus  denselbigen,  seinen  ausgesondert- 
„ten  Aprisna,  ein  sonderiich  Bruderorden,  deren  er  an  ZaH 
„dreihundert  an  junge  Manschafll,  mehrere  Theil  niederdreditigk 
„Geschlechtes,  die  alle  verwegenste»  frechste  vnd  vbergebne 
„Ehr-  vnd  Sehlose  Buben  ausseriesen,  welches  Orden  -  StiStimg 
„er  zu  einer  sonderlichen  Bösswirkung,  als  er  meinet  angestellet. 
„Vnd  was  derselben  Brueder  Grund  vnd  Fundation  dasselbige 
„nachfolgende  zu  uernemen.  Erstlich  war  das  Kloster^  oder  d^ 
„Ort,  do  er  diesen  Orden  volkomlich  hieltt,  nirgendt  als  in 
„Alexander-Schlaboden,  do  er  dan  des  mehrem  Theill  ausser- 
„halben,  so  nicht  Gesandten,  oder  andere  Ehafil  jnen  in  die 
„Moscau  furette,  seinen  Oblag  vnd  Auflenthaltt  bette.  Er  selbt 
„war  Abtt,  Knes  Aflnasse  Wesensky  Kellerer,  Maluta  Isskurof 
„Köster,  vnd  also  soUent  mit  andern  die  Embter  eines  Kloster- 
„Lebens  besatzet.  Die  Glogken  leuttet  er  mit  seinen  beiden 
„Sonen  vnd  dem  Köster  zugleich  selbst  Morgens  iruebe  vmb 
„4  Vhm  musten  alle  Brueder  in  der  Kirchen  sein;  welcher  aus- 
„ serhalb  Leibes  Schwachheit  nicht  erschienen,  der  ward  hohes  vnd 


3(6.    Ein  Besen,  Flederwisch,  oder  etwas  der  Art 


—     265     — 

yuedem  Standes  keiner  verschonet,  in  die  Gardesuni  auff  8  Tage 
yiv  Bosse  geworfTen.    In  solcher  Versamblung  sangk  er  selbst 
yUt  seinen  Braedern  vnd  zugeordentten  Pfatren;  von  vier  biss 
i2B  8i)ene.    Wan  die  Glock  acht  gesclilagen,  leuttet  er  wider 
yzv  Kirchen,   vnd  mnsst    ein  yetzlicher  gleichfals    erscheinen. 
yDi  vbt   er   das   Singende  Dviderumb  bis  an  zehen  schlegen; 
,kegea  die  Zeit  ist  die   Maltzeit  bereidt,  vnd  haben  äch  .die 
yBnedc^  alle  zu  Tisch  gesatzt,   er  aber,   als  der  Abtt,   selbst 
«stehen  blieben,  bis  die  ausgegessen,  seinen  Braedern  vorgele- 
»s^    Es  muste  auch  ein   yetzlicher  Braeder  Kreuse,  Kannen 
«VDd  Schusseln  selbst  mit  zu  Tisch  bringen,  vnd  wurde  einem 
«yedem  an  Essen  vnd  Trinken,  die  dan  ziemlich  köstlich,  an 
«goUen  Wein  vnd  Medt  vndterscbidUch  abgesondert,  vorgesetzt 
svnd  alles,  was  dieseUxm  nicht  aufessen  vnd  aussaufen  können, 
,dasselbige  muste  ein  yeder  in  der  bey  sich  habenden  Kreosen 
f.    ,vod  Schnssehi  mit  sich  hinaus  tragen,  den  Armen  geben,  auch . 
9W0I  selber,  wie  dan  mehrernlheil  geschach,  nach  Hauss  bringen. 
:,\Van  nun  dasselbe  volnzogen,  gieng  der  Abtt  selbst  zu  Tisch. 
^Vnd  wan  er  gössen   hatte,    verscumet    er    selten    einen    Tag, 
^  fuget  er  sich  auff  den  Peinhof;  do  er  altzeit  vil  hundert  sitzen 
^  halle,   die  er  in  seiner  Gegenwarth  foltern,  ja  auch  zum  Tode 
.,onc  allen  Fug  vnd  Vrsach  martern  liess,  welcher  Ansehen  jme, 
^seiner  Natlur  nach,  eine  sondere  Freude  vnd  Ergetzlichkeit  ge- 
,  bahret,  wie  das  Zeugnis  gab,  das  er  nimmer  frölicher  anzuse- 
^ben  vnd  zu  sprechen,   als    wen  er  bei   der  Pein  oder  Marter 
^gewesen;  \iid  vervrtheilt,  alss  bis  an  die  Glokh  acht.   Da  muste 
^ein  yetzlicher  in  der  Brueder  Rembter  oder  Trepes,  wie  sie  es 
^nennen,    erscheinen,   zum  Abentgebet,    welches  weret  biss  zu 
.Glok  neune.    Nach  demselben  fueget  er  sich  in  Schlaff-Kammer 
.zu  Buhe,  da  alssdaii  drey  blinde,  auff  jn  verordente  alte  Kerles 
^ vorhanden;   so  bald  er  sich  in  das  Bette  leget,  anheben  alte 


^Hislorien^  Merlein  oder  sonsten  Pl^antasey;  wan  der  eine  aitff- 
„  gehöret;  der  ander;  vnd  also  endltzelicht  erzehlen  musten;  durch 
„welches  Roden  er  seiner  Natur  oder  angeweneten  Ybung  iiacb| 
„desto  bass  zum  Schlaff  gefordert^  welches  sich  auch  nicht  laiger^ 
„als  die  Gloke  12  zu  Mittemacht  erstregket.  Da  er  alsdan 
„gar  bald  vngescumet  an  die  Glogken  vnd  in  der  Kirchen  mit 
„alle  seinen  Bruedcrn  erschinen^  welches  gewehret  bis  an  die 
„Glogke  drey^  vnd  also  durchaus  teglich  folgents  gebraucht  vndcL 
„vesticklich  gebraucht.  Was  aber  weltliche  Hendel^  Morden^ 
„Todtschlagen  vnd  allerley  Tiranney,  vnd  sonsten  sein  gantie& 
„Regiment;  verrichtet  er  in  der  Kirchen ;  zu  welcher  Hende/ 
„Furdcrungkh  oder  Hinricbtungk  er  keine  Hengker  oder  Böttell; 
„alleine  seine  heilige  Brueder  gebrauchte ^  was  jm  dan  einfallen 
„möchte;  den  zu  thödteU;  den  zu  uerlTrennen;  verordnet  er  in 
„der  KircheU;  do  musten  die  aufT  eilende  Post;  so  er  wolle 
„lödten  vnd  hinrichten  lassen;  vnd  waserley  Weise  die  zufletscht 
„oder  gethödtet  werden  sollen ;  gab  er  jnen  aulT  ein  Papir 
„schrifltlichen  Beuehlich;  in  welchen  Beuehlich  sich  auch  niemand 
„ widerte ;  sondern  vielmehr  für  ein  sonder  Glukh;  Gnadt;  Heil 
„vnd  Wolstandt  hielten.  Es  musten  auch  alle  Brueder;  vnd  et 
„selbst  zuuoraU;  lange  schwartze  Munchsstebe  mit  gulten  Feder* 
„spiesseU;  damit  man  wol  einen  Pauren  feilen  möchte;  ndien 
„langen  Messern  vndter  den  RögkeU;  fast  einer  Ehlen,  auch 
„wol  lenger;  trageU;  domit  wan  jme  einfallen  möchte;  Jemandt 
„zu  lödteU;  das  dan  nicht  etwan  nach  Böltebi  oder  Richtschwert- 
„tern  geschigkt;  sondern  alles  fertig,  vngehindert  möchte  gemärt- 
„tert,  zufletschet  vnd  hingerichtet  werden.^ 

S.  209  finden  wir  die  energische  Rede  angeßhrt,  mit 
welcher  der  unerschrockene  Metropolit  Philipp  dem  Grossflirsten 
öffentlich;  in  der  Kirche ;  und  in  Gegenwart  aller  seiner  Blut- 
genossen,   über   seine    Grausamkeit   Vorstellungen   zu    machen 


—     267     — 

wagte:  „AUergnedigster  Keyser  vnd  Grossfarst^^  sagte  der  ehr*- 

wirdife;  d^n   Tode  längst  verfallene  Greis  ^   ^wie  lange  unlstu 

gViBdialdigk  Deiner  eigenen  trewen  Leutte  vnd  Christen  Bladt 

yTirgissea?  Wie  lange  soll  Vngerechtigkeit  in  diesem  Reuschen 

,fMdi  dauern?   Die  Tattern  vnd  Heiden ^  vnd  alle  Weldt  weiss 

^a  sagen,   das   aach  alle   andere  Völcker   haben   Gesatz  vnd 

,Ro6ht,  allein  in  Reoschlandt  ist  es  nicht;  in  aller  Weldt  wirdt 

,b€y  Obrigkeit  von  den  VbeUhettern,  die  es  suchen,  Barmher«- 

,tagkeit  gefanden,  vnd  hie  in  Reuschlandt  ist  vber  die  Vnschul- 

,digai  vnd  Gerechten  kein  Erbarmen.     Gedenck  doch,  ob  Dich 

9G0U  in  der  Weldt  erhöhet,  Du  dennoch  ein  sterblicher  Mensch 

stet,  vnd    das  vnschuldig  Bludt   von  Deinen   Henden  fordern 

;}Wirdt.    Die  Steine  vndter  Deinen  Fusen,  da  nicht  die  lebendi- 

^geo  Seelen,   werden  fber  Dich  klagen,   schreien  vnd  richten; 

,nid  ich  muss  Dirs  sagen  aus  Gottes  Befehl,    vnd   wan   mich 

,a8cfa   der  Todt   derhalben    entpfangen   vnd   einnemen   sollte.^ 

Die  Wirkung  einer   solchen   ungewohnten  Anrede  war  übrigens 

vorher  zu  sehen.     ^Solches  denn,   heisst  es  gleich  darauf,  vnd 

s dergleichen  Wortte    hatt    den   Grosfursten  zu  solchem  heftigen 

7,  Zorn  erwecket,  das  er  auch  mit  dem  Stab  wieder  das  Erdreich 

„gestosscn,  vnd  angefangen:    ^Ich  bin  Dir,  Metropolit,  Deinem 

^Anhangk  vnd  meinem  Reiche  viel  zu  fromm  gewesen,  nun  aber 

-will  ich  Euch  zu  klagen  schaffen",  u.  s.  w. 

S.  216  wird  die  hochtragische  -  Hinrichtung  des  durch 
erkauftes  Zeugniss  angeklagten  Oheims  des  Grossiiirsten,  KnSs 
Wladimir,  und  seiner  ganzen  Familie,  durch  Gift,  sehr  lebendig 
geschildert.  ^Vnd  hat  zur  Stundt  den  Herrn  sambt  seinem  Gemahl 
^vnd  Kindern  vor  sich  kommen  und  bringen  lassen,  die  alsbald 
7. wehemutigst  vnd  kleglichst  erschienen,  vor  jme  m'edergefallen, 
,.vnd  vnib  Gnad,  in  Betrachtung  jrer  Vnschuldt,  vnd  Verschonung 
;,ires  Lebens  vnd  Leute,  erhalten  wollte,   das  sie  alles  Insler 


„vnd  KlosterleuU  von  aller  Weldt,  zu  dem  Ende,  wan  Gott  jr 
„Leben  von  dieser  Weldt  forderte;  bleiben  vnd  wohnen  machten. 
„Solche  vnd  dergleichen  klegliche  Beden^  vnd  erbermliche  Geberde, 
„vill  hchcr  ihre  grosse  Vnschult,  halt  den  GrosAirsten  von 
„seiner  Meinung  vnd  Tiranney  nicht  abgetzogen,  oder  bewegen 
„mugeO;  sondern  fortgefahren;  vnd  angemeldet;  diewtill  er  nach 
„seinem  Reich  vnd  Leben  gestanden^  vnd  einen  Tranck  oder 
„Essen  mit  Gifft  zugerichtet,  so  sollte  er  denselben  Tranck,  so 
„er  jme  zu  geben  vermeinet;  selber  trinckeU;  vnd  alsbald  den 
„frommen  Herrn,  sambt  seinem  Gemahl  vnd  Kinder;  niedersitzen 
„heissett;  vnd  den  Gilllbecher  erstlich  dem  Herrn  gereichet.  Indem 
„er  sich  etzlichermassen  geweigert;  vnd  zu  seinem  Gemahl 
„gesagt:  dieweill  ich  leider  sterben  soll;  so  will  ich  mich  den- 
„noch  nicht  selber  todten;  darauff  setn  Gemahl  angefangen: 
„Lieber;  das  Du  den  Todt  vnd  Gifll  trincken  sollst,  dustn  nicht 
„mit  Willen  vnd  gehrn;  sondern  der  todtet  Dich  mit  seiner 
„Handt;  der  Dirs  zu  trincken  giebt;  vnd  dieweill  Du  sterben  sollst, 
„so  mehr  werget  vnd  mordet  Dich  ein  Keiser,  als  ein  ander 
„oder  Boettell,  von  welches  Henden  Gott;  der  gerechte  Bichtcf, 
„das  vnschuldige  Blutt  am  jüngsten  vnd  gestrpf^gen  Gericht  wird 
„fordern.  Worauf  der  Herr  den  Becher  genohmen;  seine  SeUe 
„in  Gottes  Hende  beuolen  \iid  gelruncken;  der  allsbald  gantz 
„wüst  vnd  vbel  gebareU;  vnd  innerhalb  einer  Viertheillstunden 
„seinen  Geist  auffgeben;  darnach  gleicher  Gestalt  seinem  Gemahl 
„vnd  vier  Kindern  auch  gethan,  die  alle  in  einer  Stundt  vor  des 
„Tyrannen  blutdürstigen  Angesicht;  jhre  Seelen  Gott  geopfert, 
„aus  dieser  Weltt  entscheiden.^ 

S.  2i8  folgt  die  Beschreibung  des  blutigen  Zuges  Ober 
Klin  und  Twer  nach  Nowgorod;  dem  die  Verfasser  im  Gefolge 
des  Grossfürsten   beiwohnten;   und  des  schrecklichen  Gerichtes, 

welches  Iwan  der  Furchtbare  über  die  letztere  ungläcUiche 

f 


—     269     — 

Stadt  ergehen  liess.  Das  Morden  dauerte  hier  sechs  Wochen 
nd  die  Zahl  der  Umgekommenen  wird  auf  mehr  als  27000 
og^ben. 

Von  S.  224 — 229    finden    wir   endlich  eine  sehr  aus- 

ttriiGhe  Schilderung   der   Einäscherung   von   Moskau  durch  die 

Tiiiren,   die  mit  den  Worten  schliesst:     „Vnd  die  Tattern  alle 

,die  Heuser  ersllichen  beraubt^   die^  Leut  todt  geschlagen^  vnd 

j^bts  in  das  Vberschloss  gedrungen^  allein  von  wegen  des  grossen 

,Feurs   vnd  Rauchs   wieder  zurück  weichen  müssen.    Vnd  ist 

,eifl  solch  gross  Feuer  entzündet^  vnd  von  dem  lieben  Gott  ein 

yVDertiortes   Wetter   von   Windt   vnd   Blixen    one    Regen   sich 

^erhoben,    das   alle    Menschen   gemeinet ^    Himmel   vnd  Erden 

^sollten  vorgangen  sein^   das  sich    auch   der  tatterische  Keiser 

y selbst  so  hart  entsetzt;   das  er  auch  mit  seinem  Lager  aufge- 

yZOgen,   vnd  ein  wenich  gewichen^   vnd  wider  zurück   lagern 

gmmseüy  vnd  in  drei  Stundt  die  Moscau  so  gar  aussgebrandt^  das 

yiOGh  alleS;  was  von  Holtz^   nicht  ein  Stock  oder  Pfal^   daran 

jjäa  Ross  mochte  gebunden  werden,  vberblieben.    Das  Feur  hat 

^auch  das  Puluerhauss  begrifTen,    welches    die    Mauer  mehr  als 

^50  Faden,  vnd  was  noch  vbrig  geblieben,  wegkgefressen,  die 

yPorten^alle  am  Schloss,   vnd  der  Stadt  vorbrandt,    welchs  mit 

^todten    Corpern,    in  Manglung  des  Holtzes  erfüllet.     Vnd  in 

yderselbigen   Brunst    vielmehr   als  hundert  vnd  zwan- 

^tzigk    tausend    Menschen,    die    beschrieben   vnd    namhafll 

jfZn  zehlen,  one  Man,  Weiber  vnd  Kinder,  one  das  arme  Fauer 

^viid  Landuolck,  welches  aus  allen  Enden  eingewichen^  vorbrandt, 

^erschmöcht,  erschlagen  vnd  vmbgekommen;  in  Suma^ 

„nicht  möglich  ist^  es  mit  den  kleglichen  Vmbstenden  zu  beschreiben, 

^viel   vnmuglicher  ist   es   denen,   so    diese  Dinge  nicht  selbst 

„gesehen,   zu  glauben,   was  vor  ein  Elendes  Anblicken  da  ge- 

„wesen.     Die  Moscawilische  Bach,  als  sie  fast  mitten  herdurch 


—     270     — 

„rinnet;  ist  vor  Hilz  des  Feuers  envermet;  vnd  in  blntrodt  ver- 
„wandclt;  die  Menschen  das  aller  gröste  vnd  roehrer  Tliefl  ver-- 
„schmöcket  vnd  nicht  verbrandt^  das  auch  vmb  zehenfach  Gdt 
„nicht  Menschen  zu  bekomen^  die  dieselben  begraben  mochten.'^ 

Nun   folgt   noch   eine   kurze   Beschreibung  der  Talaren 
und  ihrer  Lebensart^   und   zum   Schlüsse   eine  AufTordening 
Iwan's  Feinde,  die  gegenwärtige  Schwäche  seines  Reiches 
benutzen,  und  sich  die  in  diesem  Sendschreiben  über  ihn  gege- 
benen Nachrichten  zu  Nutze  zu  machen. 

71. 

Johann     Taube. 
1572. 

Der  Livländische  Edelmann ^  Johann  Taube,  wird  als 
Mitverfasser  des  so  eben  angeführten  Sendschreibens  genanat, 
und  rouss  daher  hier  auch  noch  besonders  unter  den  Schrift- 
stellern enivähnt  werden^  die  uns  ihre  als  Augenzeugen  über 
Russland  gemachten  ßeobachtungen  selbst  hinterlassen  haben. 
Er  theilte  übrigens  länger  als  zwölf  Jahre  die  Handlangen  und 
Schicksale  seines  Freundes^  Eiert  Kruse^  die  deshalb  hier 
nicht  brauchen  wiederholt  zu  werden.  Wir  kennen  von  Tamhe 
auch  noch;  ausser  jenem  Sendschreiben^  eine  ebenfalls  hieher 
gehörige  gereimte  Geschichte  des  Deutschen  Ordens  in  Livland, 
deren  Original  im  Kön.  geh.  Archive  zu  Königsberg  auibewahrt, 
und  in  dem  Index  Diplomaticns  LiFoniae,  Vol.  II.  S.269. 
No.  3270  unter  folgendem  Titel  aufgeführt  wird: 

Cleschiehte  des  Deutschen  Ordens  in  Lirland» 
in  Reimen  besehrieben  yon  Hans  Taube,  eineni  Lir- 
ländischen  Edelmanne  rorerst  Gefangenen,  dann  Ratk 
bey  dem  Zar  Iwan  Wcssiljewitsch  zn  Moskau.  Verfer* 
(igt  zu  Moskau  am  5  März  i565. 


—     271     — 

72. 

Fedor  Senkowitsch  Woropai. 
1572. 

Fedor  Senkowitsch  Woropai^  war  von  den  Reichs-* 
von  Polen  nach  Moskau  geschickt;  um^  dem  Scheine 
wky  wegen  des  Friedens  zn  unterhandeln.  Der  Bericht  aber 
seine  Reise  nach  Russland  und  den  Erfolg  seiner  Gesandtschaft 
befindet  sich  handschriftlich  in  der  Vaticanischen  Bibliothek  ^  und 
darans  in  den  Abschriften  und  Auszügen  des  Abbate  Alber- 
trandi;  No.  42^  unter  dem  Titel: 

Stowa  Wielkiego  Ksi^dza  Moskiewskiego  do 
leh  nici  Panow  Rad  Korony  Polskiey  i  Ksi^stwa 
Litewskiego.  Przcz  Fcdora  Zienkowicza  Woropaja 
postanca  od  panstwa  Polskicgo  i  Litewskiego. 

73. 

Michael  Harabnrda. 
1573. 

Als  nach  dem  Tode  Siegismund's  II.  eft  Reichstag 
in  Warschau  eröflnet  wurde^  um  einen  neuen  König  für  Polen 
xa  wählen^  Mrar  unter  den  vornehmsten  Candidatcn  auch  Iwan 
Wassiljewitsch  vorgeschlagen  worden.  Die  lithauischen 
SCinde  schickten  deswegen  Michael  iiaraburda,  einen  aus 
ikrer  Mitte,  als  Gesandten  nach  Moskau ^  um  dem  Grossfürsten^ 
oder  seinem  Sohne  Theodor^  die  polnische  Kron^  anzutragen. 
Hmrmburda  traf  Iwan  in  Nowgorod^  und  wurde  zwar  sehr 
gol  aufgenommen ;  konnte  aber  natürlich  keinen  guten  Erfolg 
snner  gewiss  auch  nicht  aufrichtig  gemeinten  Sendung  erwarten^ 


—     272     — 

da  er  als  Hauptcrforderiusse  aurslelltc,  dass  der  neue  König  i 
Polen  selbst  leben  und  den  Römischen  Glauben  annehmen  müsse 
Die  Bedingungen ;  Avelche  der  Grossfärst  dagegen  von  seine 
Seite  aufstellte»*'',  wurden  eben  so  natürlich  von  den  polnische 
Ständen  verworren,  und  so  fiel  die  Wahl  auf  den  Herze 
Heinrich  von  Anjou,  der  nach  drei  in  Polen  verschwelgte 
Monaten  das  Land  als  Flüchtling  wieder  verliess,  and  nac 
Frankreich  zurückkehrte,  um  dort  noch  unwürdiger  zu  herrsche 
und  zu  endigen. 

Uaraburdäs  Original  -*  Bericht  an  die  Lithauische 
Stände  ist  handschriftlich  aus  der  Ottobonischen  Bibliothek  i 
die  Vaticanische  gekommen,  und  befindet  sich  daraus  in  dei 
Alb  er  trandi  sehen  Abschriften,  No.  44  unter  dem  Titel: 

Relacja  Poselstwa  Ilaraburdj  do  Moskwy  v 
roku  1573. 

In  den  von  dem  Conte  Marino  Marini  in  der  Vati- 
cana  veranstalteten  Sammlung  von  Abschriften  wird  dieser  Berichl 
in  welchem  Haraburda  falschlich  Ilarabunda  genannt  isl 
unter  No\  42  also  bezeichnet: 

Relatio  Michaelis  Ilarabunda  Lituaui  de  traetati: 
a  se  cum  Magno  Moscoviac  Duce  super  quibusdam  ai 
Regnum  ^oloniac  et  Litvaniae  pertinentibus.  Arm.  XI 
Cas.  7.  JNo.  1. 


317.  In  d^f^ausführlichen  und  schlauen  Antwort,  welche  /imm  d« 
lithauischen  Abgeordneten  gab,  sagte  er  unter  Anderm:  «Ich  weiss,  dass  Oesla 
„reich  und  Frankreich  in  ihren  Unterhandlungen  mit  euch  weit  nachgiebiger  wM 
„allein  si^  sind  kein  Muster  für  Russland,  und  wir  wissen  dass  es  anssc 
„uns  und  dem  Sultan  keinen  Fürsten  in  Europa  giebt,  dessen  Geschlecht  liagei 
„als  200  Jahre  regierte.  Die  einen  stammen  von  Prinzen ^b,  die  aaden  lüi 
„Ausländer,  und  werden  von  dem  Glänze  der  Königs  -  Krone  angelockt;  wi 
„aber  sind  ein  Ur-Zar  und  stammen  von  dem  Kaiser  jänguüm»  ab,  was  Alk 
«bekannt  ist.""     S.  Karam»in'$  Geach.  d,  Rums.  Reich»,  Th.  YDI.  S.  i85. 


—     273     — 
74. 

Zacharias  Vheling. 
1573. 

Zacharias  Vkelingy  der  Rechte  Doctor^  war  schon 
JB  den  Jahren  1562  und  1564  von  dem^4(4iQige  von  Dänemark, 
Friedrich  dem  Zweiten,  als  Gesandter  nach  Moscau  geschickt 
wordra.  Im  Jahre  1573  wurde  er  abermals  an  den  Grossfär- 
steo  Iwan  Wassiljewitsch  abgefertigt  und  demselben  im 
Febraar  desselben  Jahres  in  Nowgorod  vorgestellt.  Die  Beschreibung 
seiner  Gesandtschaft,  die,  so  wie  die  beiden  frühem,  den  Haupt- 
zweck hatte,  Dänemarks  Rechte  auf  Esthland,  Oesel,  Pilten,  u. 
s.  w.  zu  sichern,  befmdet  sich  in  dem  Grossherzoglich  Mecklen- 
borgischen  Archive  zu  Strelitz  und  daraus  abschrifUieih  in  dem 
Rnmänzow'schen  Museum  in  St.  Petersburg.. 

75. 

Jakob  von  ITlfeld. 
1575.  1578. 

Friedrich  II,  König  von  Dänemark,  schickte  im  Jahre 
'5'2'5  eine  grosse  Gesandtschaft  nach  Russland,  welche  aus 
^Istand  von  Estrop,  Arnold  Ugerup  von  Ürup,  Jakob 
^^^  Ulfeld^^^j  noch  sechs  Männern  von  Adel»»»,  dem  Secretak 


318.  Vl/eld  wird  von  Ly9chander  in  seiner  Epidoia  an  GoJdasi,  auch 
^*f/eld  genannt. 

319.  Diese  waren  nach  Ul/eids  Angabe  p.  3:  der  Reise  -  Zahlmeister 
Mamma  Wentiermamm  vom  Oliirup,  der  Reise-Marschal  Siemo  JUaimemj  Hennimg 
FdtteP^  weicher  der  Küche  vorstand,  Georgiu$  Suvavemw$,  Reise-Kellermeister, 
osd  Dmmiel  Höckern  und  Georg  Mmmcke, 

18 


—     274    — 

Paul  WernickC;  einem  Geistlichen  und  einer  Dienerschaft  von 
mehr  als  iOO  Personen  bestand.  Der  Zweck  derselben  war^ 
einen  dauerhaften  Frieden  zu  bewirken^  und  zunächst  die  Zuräck- 
gabe  der  esthländischen  Schlösser  Habsal^  Leal  und  Lohden  zu 
erhalten^  welche  die  Kussischen  Truppen  in  dem  nämlichen  Jahre 
besetzt  hatten.  Die  Gesellschaft  schifile  sich  am  9  Mai  m 
Copenhagen  in  drei  grossen  Schiffen  und  sechs  kleinen  Fahrzeu- 
gen ein^  und  stieg  nach  mancherlei  Ungemach  bei  Pemau  an's 
Land;  von  wo  die  Reisenden  ihren  Weg  zu  Lande  fortsetzten, 
und  endlich  über  Pleskow  und  Nowgorod;  durch  Gegenden,  die 
durch  Krieg  und  Hungersnolh  verödet  waren^  unter  Entbehrungen 
und  Vernachlässigungen  aller  Art  am  19  August  in  Moskan 
anlangten.  Hier  war  ihr  Aufenthalt  nur  von  kurzer  und  völlig 
fruchtloser  Dauer ;  während  welcher  sie  eine  durchaus  schnöde 
Behandlung  erfahren  mussten.  Ihre  Rückreise  ging  wieder  m 
Lande  bis  Pernau;  hier  schifften  sie  sich  am  9  Nov.  ein,  Ulten 
Schiffbruch;  und  landeten  endlich  unter  grossen  Mühseligkeiten 
an  der  Küste  von  Kurland,  von  wo  sie  glücklich  nach  Dänemark 
zurückkehrten. 

Vlfeld  wurde  1578  noch  einmal  nach  Moskau  geschickt, 
und  schloss  am  28  August  mit  dem  Russischen  BevoUmädiUgten 
einen  Traktat  ab;  welchen  der  König  von  Dänemark  aber  nicht 
ratificirtC;  und  der  ihm  die  Ungnade  seines  Hofes  zuzog.*>« 

Jakob  von  Ulfeid  beschrieb  seine  Reise  nach  Russland 
in  lateinischer  Sprache;    ohne  sich  dabei  zu  nennen,   und  seine 


320.  S.  HMchingB  Magauin  für  Gieehiehie  mnd  Erdbe$ekr.  Th.  VIL 
S.  305  —  306.  Tycho  Hof  mann  sagt  in  s.  Portraiis  hUtoriqmea  de$  kommt» 
illuttres  de  Danemark  {Copenhague  1746.  P.  1—7.  4°.)  P.  6.  p.  157  von  ihn; 
;,Gomme  le  Roi  lui  avait  commandc,  de  negocier  uoe  paix  pour  toiOours  et  point 
„DHC  trevc,  il  tomba  en  disgrace,  et  Uhlcfeld  Tut  la  mtme  aiin6e  ray6  du  nombre 
„des  Senateurs  du  Royaume.*' 


_     275     — 

Andschrift  ging*  noch  bei  seinem  Leben  verioren,  ohne  dass  das 
Garingsle  davon  bekannt  'wurde.  Endlich  fand  der  berähmte 
Heichior  Goldast  dieselbe  1601  durdi  Zufall  in  Lyon  in 
dem  Laden  eines  Gewärzkrämers^  dem  sie  als  Makulatur  ver- 
knft  worden  war^  und  von  welchem  er  sie  an  sich  brachte. 
Okae  über  dieselbe  etwas  Näheres  herausbringen  zu  können^  als 
im  ihr  Verfasser  Jakob  geheissen,  und  ein  dänisdier  Edebnann 
gewesen  war,  machte  er  sie'^i  durch  den  Druck  bekannt  unter 
den  Titel: 

Jaeobi,  Nobilis  Dani,  Friderici  II  Re^s  Legati, 
HadoeporicoD  Ruthenicum,  nunc  primum  editnm  eum 
%aris  aeneis»  ex  Bibliotbeca  Melcbioris  Heiminsfeldi 
(SaldaatL    Francofarti  1608.    4^ 

Nachdem  diese  Ausgabe  erschienen  war,  erfuhr  Goldast 
durch  einen  gelehrten  dänischen  Prediger,  Namens  Ly  seh  ander, 
den  Namen  und  die  Würde  des  Verfassers,  und  durch  genauere 
Erkundigungen  brachte  er  auch  in  Erfahrung,  dass  Ulfeid  seine 
Handschrift  vormals  bei  dem  Genfer  Buchhändler,  Henri 
Etienne,  niedergelegt  gehabt,  durch  dessen  Sorglosigkeit  sie 
sic4i  in  eine  Krämerbude  in  Lyon  verloren  habe.  Er  besorgte 
non  später  eine  neue  Ausgabe  dieser  Reise,  bei  welcher  er  den 
Verfasser  nannte,  und  die  er  einem  Grafen  Solms^^^  dedicirte, 
während  er  die  erste  einem  Grafen  Donaburg  zugeschrieben 
haue. 


321.  /Ai»r  pmdemiiae  fegatirae  ihe$aurvm,  wie  GöldaU  das  Werkchen 
im  der  Zueignuni;  nennt. 

322.  GoidoBi  fordert  in  seiner  Zuschrift  den  Grafen  Soim$  auf,  da  er 
«ichoB  so  \iele  literarische  Merkwürdigkeiten  zusammengebracht  hätte,  nun  auch 
Rii5»land  kennen  zu  lernen,  so  wie  Arißtoieiea  auch  gegen  Alesander  dem  Gro9$em 
ceiafsert  habe:  non  minuii  referre  barbaras  i^entei  quam  ciTiles  Tidisse. 
1b  dieser  Zuschrift  sagt  er  auch  von  Vi/eid,  er  sei  miuni  quideoi  elegans  io 
docrodo,  »ed  iu  existimando  admodiim  prudcns. 

18* 


—     276     — 

Diese  neue  Ausgabe  erschien  unter  folgendem  Titel: 

Nobilissimi,  et  Strenaissimi  Equitis  Dani,  Jaeobi 
Ulfeldii,  Doniini  in  Ulfeldtzholm  et  Selsoria  etc.  Regii 
Danorum  Cousiliarn^  Legatio  MoscoFitica^  si^e  Hodoe- 
poricon  Ruthenicum  in  quo  de  Russornm,  Moschornm 
et  Tataroram  Regionibiis,  Moribns,  Religione,   Guber» 
natione^  et  Aula  Imperatoria  quo  potuit  compendio  et 
eleganter  exsequitur.    Aceesserunt  Claudii  Christophori 
Ljsrhandri,  Praepositi  Qerfolgensis,  Epistolae  de  anthore 
hujns  opuscnli:  nee  non  fignrae  rariae  in  aes  incisae 
a  Job.    Theodoro    de    Bry.      Omnia    simul    edifa   ex 
bibliotheea  et  studio  Viri  Nobiliss.  et  Claritss.  Melcbioris 
Goldas(iHeiminsreldiis28  etc.  Francofurti  a.  M.  1627.  4^ 

Beide  Ausgaben^   welche    einige    Lileratoren  für   ganz 
verschiedene  Bücher  angesehen  haben  ^   unterscheiden  sich  bloss 
durch  den  Titel  und  die  auf  demselben   genannten  Briere  Ly- 
schander's^  so  me  durch  die  DedicationeU;  von  einander. 

In   G.   II.    Stuck's    Yerzeichu.    von   Land-    and 
Reisebeschr.  Th.  I.  S.  304  wird  eine  Ausgabe  von  1622  4*1 
angeführt;  Avas  aber  wohl  auf  einem  Irrthume  beruht^  weil  diese 
sonst   nirgends   vorkommt.     Auch    der   Titel   ist    ungenau  nnd 
gewiss  nicht  nach  eigener  Ansicht  angegeben.    Er  lautet  hier: 

Jac.  Ulfeldi  legatio  moscovitica:  hodoeporieoa 
rhutenicum,  iu  quo  de  Russoruoi,  Moscoram  et  Tarta- 
rorum  regionibus,  moribus^  religione  conpendioae 
excquitur  (sie)  Francof.  4608.  4°.    Francof.  1622.  4^ 


32;i.  Ltfnchander  sclieint  die  Rczciclinane  Heimimfeiühn  (ur  CeUmat'a 
Namen  aogesehen  zu  haben,  denn  er  redet  ihn  in  den  Epistolis  an:  Cimrimimä 
Ueimiitfjeli/i. 


—     277     — 

Wieder  abgedruckt^  nach  der  ersten  Ausgabe  unter  dem 
Tibd: 

Jacobi  Ulfeldii  Legatio  Moseoritiea  sive  Uodoe- 
p^ricen  Ruthenicum.  In  Uistoriue  Rutbenicae  Scrip- 
tores  Exteri  Saecali  XVI.  Ed.  Adalbertas  de  Star- 
csenHiki.  Berolini  et  Petropoli  mdcccxlii.  Vol.  I.  No.  X. 

Ulfeid  traf  in  Livland  die  schrecklichsten  Spuren  des 
ftirdiAarsten  Elends  ^  und  begegnete  mehrmals  Tataren  -  Trupps^ 
welche  Tausende  von  Gefangenen  aus  Städten  und  Dörfern  mit 
ach  fortführten,  und  Weiber  und  Mädchen  aus  denselben  unler- 
iregs  einzeln  verkauften.  Der  Prediger  der  Gesandtschaft  wurde 
oft  heimlich  ersucht,  die  Kinder  der  Bauern  zu  taufen.  Dorpat 
hg  damals  fast  ganz  in  Schutt,  und  da  die  Schwedischen  Trup- 
pen sich  in  dieser  Gegend  noch  immer  mehr  ausbreiteten,  so 
nossten  die  Reisenden  mit  ihren  Russischen  Begleitern  oft  grosse 
tWege  machen.  Am  24  Juni  kamen  sie  nach  Pleskow,  wo 
^  unter  grossen  Entbehrungen  6  Tage  bleiben  mussfen,  bis  die 
Erlaobniss  zu  ihrer  Weiterreise  von  Moskau  eintraf.  Pleskow 
zeigte  sich  ihnen  damals  noch  in  seinem  Flor,  und  hatte  300 
Kirchen  und  150  Klöster,  fast  alle  von  Stein  gebaut  und  reich 
verziert.  »24  Nowgorod  haue  ebenfalls  noch  seinen  alten  Glanz, 
war  aber  in  seinem  Innern  entmulhigt  und  verödet,  so  dass 
bam  für  Geld  die  nodiwendigsten  Nahrungsmittel  zu  finden 
waren.  »2s  Hier  musslen  sie  sich  5  Wochen  aufhalten,  während 
welcher  Zeit  sie  durch  Augenzeugen  viele  einzelne  Zöge  von  der 


324.  Der  Peipus  wird  hier  Pcba,  und  der  Umen-See  Biagnmm  Elmiw 
Bckoauere  rognominafum  genannt;  wobei  die  letztere  Benennung  wahrscheinlich 
ao5  limem  und  Oaero  zusammengesetzt  ist. 

325.  bei  der  Erwähnung  des  tollen  Uebermuths  der  OpriUchnina  wird 
diese  Apricii  genaiuil. 


—     278    — 

Grausamkeit  erruhren,  mit  welcher  Iwan  Wassiljewitsch  diese 
unglückliche  Stadt  kurz  vorher  gestraft  hatte.  Die  Fortsetzung  ihrer 
Reise  wurde  ihnen  immer  unerträglicher  gemacht;  sie  bekamen  gar 
keine  Lebensmittel  mehr^  und  erhielten  für  ihre  Fuhrwerke  nur 
wenige  und  elende  Pferde^  so  dass  ilire  Dienerschaft  fast  immer 
zu  Fusse  gehen  musste^  und  die  Pristawena^«  nahmen  nicht  die 
geringste  RQcksicht  auf  die  Beschwerden  der  Gesandten.  In 
Twer  erfuhren  sie^  dass  der  Grossiurst  sich  in  Sloboda  aoihielty 
von  wo  derselbe  sich  oft  nach  dem  Kloster  Troitzkoje  begebe, 
um  dort  sein  Gebet  zu  verrichten.  In  der  Nähe  des  Schlosses 
wurden  sie  von  einer  Menge  Bojaren  empfangen^  die  ihnen  ent- 
gegen geschickt  waren,  aber  wenig  Umstände  mit  ihnen  machtoi; 
eine  Geringschätzung,  die  Vlfeld  ihnen  erwiedem  zu  müssen 
glaubte.  Am  Abende  ihrer  Ankunft,  am  19  August,  kam  der 
Bojar  Bolher  C^'ahrschcinlich  ßoldür)  zu  ihm,  um  zn  erfahren, 
in  welcher  Absicht  er  von  seinem  Könige  geschickt  worden 
wäre.  Am  Morgen  darauf  wurde  den  Gesandten  angezeigt,  dass 
der  Grossftirst  sie  am  folgenden  Tage  empfangen  wärde,  wcriiei 
sie  sich  der  grössten  Vorsicht  und  Ehrerbietung  zu  befleissigen 
hätten,  indem  sie  ein  in  Russischen  Diensten  stehender  Dolmet- 
scher, Namens  Jakob,  aus  Oeslerrcich,  darauf  aufmerksam  machte, 
dass  wenige  Jahre  vorher  ein  fremder  Gesandter  bloss  deswegen, 
weil  er  bei  seiner  Anrede  den  Titel  seines  Herrn  eher  als  den 
des  Grossfürsten  genannt  hätte,  sogleich  schimpflich  weggejagt 
worden  wärc^^i  Auf  die  Frage,  ob  und  was  für  Geschenke  seines 
Königs  er  ftir  den  Grossfürsten  überbrächte,  antwortete  Ulfeld^ 
er  habe  für  den  Grossfürsten  und  dessen  ältesten  Sohn  grosse 


32G.     Praeiiabilii  nennt  sie  Vlfeld, 

327.    „Ignominioso  rcjectus   alquc  cxplosus  üi  ipso  ftempoiis   momenlo 
«quo  advenerat.'' 


—     279     — 

v<ffgoldete  Becher  von  Silber  mitbekommen;  und  als  Boldür. 
bemerkte;  dass  durchaus  auch  für  den  jüngsten  Prinzen  Geschenke 
Imiziigefugt  werden  mussten,  erklärte  sich  der  Gesandte  bereit, 
Aess  ebenfalls  zu  beobachten^  worauf  sich  der  Bojar  ein  genaues 
Veneichniss  aDer  dieser  Verehrungen  geben  liess. 

Am  21  Aug.  wurden  die  Gesandten  mir  Audienz  geführt. 
Sie  Bihepten  sich  durch  mehre  mit  reichgekleideten  Bojaren  an- 
geiUte  Zimmer  bereits  der  Thure  des  Thron-Saales,   als  ihnen 
eis  Deutscher   Dolmetscher,   Namens  Kaspar,  eiligst  entgegen 
kam,  um  sie  nochmals  zu  warnen,   dass  sie  ja  nicht  den  Titel 
Sires  Königs  vor  dem  Grossfürstlichen  nennen,  auch  nicht  unter- 
lassen möchten^  den  Zarischen  Prinzen  zu  begrüssen.    Bei  ihrem 
Eintritte  fanden   sie   den   Saal   voll   von   Bojaren  in  kostbaren 
Kleidern,  welche  zu  beiden  Seilen  auf  einer  langen  Bank  sassen« 
Der  Grossfflrst  sass  auf  einem  Throne,  der  etwa  eine  Elle  vom 
Fossboden    erhöhet   war,   er  trug   ein  gelbseidenes,   mit  kost- 
biren  Steinen  bedecktes  Gewand,  und  hatte  um  den  Hals  ein 
AUS  Edelsteinen  gebildetes  Kleinod.     Sein  Haupt  bedeckte  eine 
reidibesetzle  Mütze  ^    und   über   derselben  strahlte   die  Zarische 
Krone:    in  der  Rechten  hielt  er  das  Zepter,    sämmtliche  Finger 
Haren  mit  Ringen  bedeckt.     Der  Prinz  hatte,  seinem  Vater  zur 
Rechten,  einen  etwas  niedrigem  Sitz.     Er  trug  ein  Gewand  von 
rother  Seide^    das  in  Edelsteinen  strahlte,    und  hatte  auf  dem 
Haupte  eine  xMülze  von  kostbarem  Pelzwerke,    Vor  dem  Throne 
standen  vier  junge  Bojaren  mit  Aexlen  in  den  Händen. »28  Sobald 
der  Grossfürst  die  Gesandten  erblickte,  streckte  er  dem  Ul/etd 
die  Hand  entgegen,  welche  dieser  auf  die  Erinnerung  des  Cere- 
monien-Meislers   ergriff;   eine    ähnliche    Auszeichnung    widerfuhr 
den  andern  Gesandten,  und  hierauf  erkundigte  sich  der  Grossfürst 


32b.     Die  bckaBBlen  Ryndy. 


—     280     — 

nach  dem  Befinden  ihres  Königes  bei  ihrer  Abreise.  Kaum  hatte 
Ulfeid  darauf  seine  Anrede  begonnen  ^  als  ihn  der  GrossfÜrst 
mit  der  Bemerkung  unterbrach^  es  wäre  genug;  das  Uebrige 
möchten  die  Gesandten  mit  seinen  Ralhen  und  Bojaren  verhan- 
deln. Sie  musstcn  sich  nun  setzen  und  erhielten  die  Eio- 
ladung  zu  der  GrossfQrstlichen  Tafel ^  mit  der  Weisung^  aufzu- 
stehen und  sich  far  diese  Gnade  zu  bedanken.  Daravf  wurde 
ihnen  erlaubt^  die  mitgebrachten  Geschenke  zu  überreichen,  welche 
von  den  Bojaren  in  Empfang  genommen  und  sogleich  wegge- 
bracht wurden. 

Bei  der  Mittags -Tafel  erschien  der  GrossfQrst  in  einem 
andern,  weniger  kostbaren  Kleide,  und  trug  auf  dem  Haopte 
eine  Bedeckung  aus  rolhem  Tuche  mit  Edelsteinen  besetzt  Audi 
hatten  alle  Bojaren  weniger  reiche  Kleider  an,  als  bei  der  Audienr, 
wo  sie  sämmtlich  kostbare  Kleidungen  aus  dem  Grossfltrstlidien 
Schatze  trugen.  Die  Gesandten  speisten  an  einem  besondeni 
Tische,  zur  Linken  der  Tafel,  an  welcher  der  Grossfürst  und 
dessen  ältester  Sohn  sassen.  Nachdem  der  Zar  ein  wenig 
Branntwein  getrunken  hatte,  Avurden  die  Speisen  durch  Hofbe- 
diente hereingetragen  und  vor  ihm  hingestellt,  worauf  er  befahl, 
diese  oder  jene  Schussel  den  vornehmsten  Gästen  zu  bringen. 
Die  erste  bekam  der  oberste  Feldherr,  Knäs  Iwan  Fedoro- 
witsch  Stiloffsky*)^  die  zweite  der  GrossfUrslliche  Schwie- 
gersohn**), die  dritte  Ulfeid  u.  s.  w.    Dasselbe  geschah  ndt 


*)    Wohl  der  Fürst  /itcm  Fedorowihch  Maiislatpakij? 

N.  A. 

**)  Der  Hcrzoj^  Magnus^  Bruder  des  Königs  von  Dänemark,  der  1570  zu 
Ittan  n'iuHiljettiUrh  überging  und  1573  dessen  Nichte  die  Prinzessin  Mmria 
Mladimirotcna  ehclichlc  ? 

N.A. 


—     281     — 

Meth  und  Malvoisir-Weins»»  in  goldenen  Pokalen.  Jeder  der  so 

Beehrten  erhob  sich  zum  Danke  ^  und  mit  ihm  jedesmal  sämmt- 

lidie  Tischgenossen,   welches  65   mal  geschehen  musste,   und 

wobei  die  Fremden  noch  hänfig   von  den  Bojaren  angetrieben 

wvden,  sich  recht  ehrerbietig  gegen  den  Grossfürsten  zu  vdr- 

■eigen.    Wfihrend   der  Mahlzeit   wurde    Ulfeid  auch   an   die 

TalU  des  Grossfürsten  gerufen^  der  ihm  durch  den  Dolmetscher 

s^en  liess,  er  wisse  ^   dass  er  aur  seiner  Reise  viel  Ungemach 

auszustehen  gehabt  habe^  und  hätte  Berehl  gegeben^   dass  ihm 

Alles  verabfolgt  würde  ^   was  zu  seiner   Erholung  und  Bequem- 

tidikeit  beitragen  könnte.    Die  Tafeln  waren  bedeckt  mit  Speisen 

m  silbernen  Schüsseln^  und  Getränken  in  kostbaren  Schalen.  Der 

Grossfiirst  und  sein  Sohn  allein  bedienten  sich  Messer^  einer  halben 

EUe  lang;  ihre  Trinkgeschirre  und  Löffel  waren  von  Holz.  Nach 

der  Mahlzeit  empßngen  die  Gesandten  noch  Jeder  aus  der  Hand 

des  Grossfursten  eine  Schale  mit  rothem  Meth^  worauf  sie  wieder 

lorfldi  in  ihre  Wohnung  gefuhrt  wurden. 

Am  folgenden   Tage   wurden  die  Gesandten  nach  Hofo 

fc^hicden,  um  mit  den  Grossfürstlichen  Käthen  zu  unterhandeln, 

^riches  den  Tag  darauf  noch    fortgesetzt   wurde,    wobei  sich 

l'l/eld  über   gegen    ihn    geäussertes    Misstrauen   und   überall 

gewandte  Hinlerlist  beschwerte.   Endlich  waren  alle  Angelegen- 

'^^'fen   zum   Schlüsse  gebracht,   und    die  Gesandten  wurden  am 

^^  August  nach  Hofe  geholl,  weil  der  Grossfürst  in  ihrer  Ge- 

*^^Wart  den  geschlossenen   Vertrag   feierlich   bestätigen  wollte. 

^'^  a  n  W  a  s  s  i  1  j  e  w  i  t  s  c  h   trug  an    diesem   Tage    ein  reiches 

^^^v^nd    von    rolhem    Seidenzeiige ,    das   mit   Edelsteinen   und 

^■^Ifm  reich  besetzt  war;  um  den  Hals  hatte  er  einen  Schmuck 


329.     Hier  Fimitm  Marvisimum  genannt. 


—     282     — 

aus  Gold  und  kostbaren  Steinen.  Auf  dem  Haupte  trug  er  eioe 
hohe  aufs  prachtvollste  verzierte  goldene  Krone.  In  der  Rechten 
hielt  er  einen  Reichs -Apfel;  in  der  Grösse  eines  Kinderkopfes^ 
von  Gold  und  rings  umher  mit  Steinen  besetzt  ^  den  er  nach 
einiger  Zeit  wieder  auf  ein  neben  dem  Throne  dazu  befindliches 
Gestell  setzte  und  darauf  auch  die  Krone  ablegte  ^  die  anf  ein 
goldenes  Geiass  gestellt  Yfwtdo.  Nun  wurden  die  Briefe  und 
Urkunden  vorgelesen  ^  woran  der  Grossfurst  nicht  viel  Thell  zu 
nehmen  schien  ^  denn  er  rief  von  Zeit  zu  Zeit  einen  Bojaren  zu 
sich;  drehte  seinen  Stab;  spielte  mit  seinen  Ringen  u.  s.  w/ 
Nach  vollzogener  Verlesung  traten  zwei  Bojaren  herbei;  welche 
eine  silberne  Schüssel  hielten;  in  diese  legte  der  Grossf&rt  mit 
grosser  Wärde  die  Friedens-Urkunde  und  auf  dieselbe  ein  kost- 
bares CrucifiX;  welches  er  kässtO;  und  dabei  mit  lauter  Stimme 
erklärte;  er  wolle  den  Inhalt  des  Vertrages  gewissenhaft  beob* 
achten.  Nun  wurde  ein  Neues  Testament  in  Slawom'scher  Sprache 
herbeigebracht  und  in  demselben  das  Evangelium  Johannis  auf- 
geschlagen und  den  Gesandten  dargereicht.  Diese  legten  ihre 
Hand  darauf  und  küssten  es,  indem  sie  im  Namen  ihres  Königs 
schworen;  dass  von  seiner  Seite  der  Friede  unverbrüchlich  werde 
vollzogen  werden.  Darauf  wurde  ihnen  in  drei  grossen  silbernen 
Gelassen  Meth  gereicht  und  ihnen  angedeutet;  dass  ihr  Geschftft 
hiermit  beendigt  wärC;  wobei  ihnen  der  Grossfurst  zum  Schlüsse 
die  Hand  bot  und  ihnen  auftrug;  ihren  König  von  ihm  zn  grossen. 
Kaum  waren  sie  in  ihrer  Wohnung  angelangt,  als  ihnen  die 
GrossfurstUchen  Abschieds  -  Geschenke  mit  grosser  FeierlichlLeit 
überbracht  wurden;  welche  in  kostbarem  Pelzwerke  bestanden 
und  von  IJlfeld  auf  einige  Tausend  Thaler  geschätzt  wurden. 
Diese  Freigebigkeit  erstreckte  sich  indessen  nur  auf  den  Gesand- 
ten und  fünf  seiner  vornehmsten  Begleiter;  von  denen  jeder  27 
Zünmcr  Zobel-Felle  und  17  Zimmer  Marder  erhielt. 


—     283     — 

Ehe  nun  Ulfeldj  in  seinem  Reise-Berichte^  Moskau  ver- 
Msst,  holt  er  noch  mehre  nicht  unwichtige  Bemerkungen  nach, 
von  denen  ich  einige  anfuhren  zu  müssen  glaube.  Gleich  am  Tage. 
ihrer  Ankunft  wurde  den  Gesandten  angezeigt^  sie  dürften  sich  ihrer 
Trompeter,  die  auf  der  Reise  immer  bei  ihren  Mahlzeiten  musizirt 
hatten,  nicht  femer  bedienen,  auch  sei  es  ihnen  und  ihren  Leutra 
imlafsagt,  ihre  Wohnung  ohne  Vorwissen  des  GrossfQrsten  zu 
veriassen,  so  wie  auch  Niemandem  der  Zugang  zu  ihnen  gestattet 
war.  Zu  ihrem  Unterhalte  wurde  ihnen,  ganz  gegen  die  frühere 
Gewohnheit  und  wahrscheinlich  durch  Missbr&uche  der  Unter-» 
beamten,  nichts  als  Rindfleisch,  Schafe  und  Hühner,  aber  keine 
Fische,  und  zum  Gebrauche  nur  Wasser,  und  dieses  weder  hin- 
reichend noch  immer  in  trinkbarem*  Zustande,  geliefert,  so  dass 
sie  ihre  Zuflucht  zu  den  geringen  Vorrfithen  nehmen  mussteo, 
die  ihnen  noch  von  der  Reis^  übrig  geblieben  waren.  An  dem 
Bimlichen  Tage,  an  welchem  ihnen  die  Grossfärstlichen  Geschenke 
dberreicht  wurden,  mussten  sie  auch  schon  Moskau  verlassen, 
und  es  wurden  ihnen  zu  ihren  Einrichtungen  nur  drei  Stunden 
vergönnt.  Sie  traten  demzufolge  ihre  Rückreise  am  29  August 
an«  Schon  auf  dem  Wege  nach  Twer  begegneten  sie  häufig 
Ahtheilungen  von  Tataren,  welche  aus  Livland  zurückkehrten 
und  Scharen  von  Gefangenen  vor  sich  her  trieben  und  unterwegs 
um  einen  Spottpreis  verkauften.  In  Wyschnoi  Wolotschok  fanden 
»e  fiir  sie  bestimmte  Schifl^e,  die  sie  nach  einer  sehr  langweili- 
gen und  zum  Theil  gerährlichen  Reise,  nach  Nowgorod 
brachten. 


—     284     — 
76. 

Elias  Eisenberg. 
1575. 

Elias  Eisenberg  j  Secretair  in  der  deutschen  Kanzlei 
zu  Kopenhagen^  war  bereits  im  Jaiire  1571  nach  Russland  ge- 
sandt worden,  wobei  er  unter  andern  den  Auftrag  erhalten  hatte, 
auf  die  Anträge,  die  wegen  des  Herzogs  Magnus  geschehen» 
und  auf  dessen  vorgeschlagene  Vermählung  mit  der  Prinzessin 
Maria^  des  Fürsten  Wladimir  Andreje witsch  Tochter,  zu 
antworten. 

Im  Jahre  1575  wurde  er  zum  zweiten  Male  nachRusshind 
geschickt^  um  über  die  Beeinträchtigungen  von  Seiten  der  Russbchen 
Wojewoden  im  norwegischen  Lappland  Klage  zu  führen.  £r  kam 
den  19  Mai  nach  Narwa^  und  den  24st<^n  nach  Nowgorod,  wo 
er  bis  zum  20  Juni  blieb;  als  er  die  Nachricht  erhielt^  dass  der 
Grossßirst  ihm  den  24sten  zu  Dorschall  (Torshok?},  58  Meilen 
von  Nowgorod;  Audienz  ertheilen  würde.  Er  langte  dort  auch 
zur  bestimmten  Zeit  an^  da  aber  der  Grossfürst  unterdessen  seine 
Absicht  geändert  hatte  ^  mussle  Eisenberg  den  25  Juni  nach 
Otfer  (Twerj;  12  Meilen  von  Slargilz  (Staritza?);  reisen,  wo 
Iwan  Wassiljewitsch  sich  damals  aufhielt^  und  wohin  er  am 
1  Juli  mit  200  Pferden  abgeholt  wurde.  Am  h^^^  verlangte 
der  ihm  zugeordnete  Pristaw  ein  schriftliches  Verzeichniss  der  iSr 
den  Russischen  Hof  mitgebrachten  Geschenke.  Am  7^b  wurde 
er  mit  30  Pferden  zur  Audienz  geholt.  Der  Grossfurst  hatte 
seinen  Sohn  Iwan  Iwanowitsch  neben  sich^  und  empGng  den 
Gesandten  sehr  gnädig.  Am  W^^  erlüelt  er  zum  zweitenmale 
Gehör^  w  obei  der  Grossfürst  sich  sehr  ungehalten  darüber  zeigte» 
dass  der  König  von  Dänemark  ihm  seine  Vermittelung  zu  einem 
Frieden  hatte  antragen  lassen.    Er  sagte  unter  Andcnn:   pdass 


—     285     — 

pCS  fOr  ihn^  der  vom  Kaiser  Augustus  abstamme  ^  unanständig 
9 sei;  sich  mit  dem  Könige  von  Schweden  in  Unterhandlungen 
„einamlassen^  der  ja  nur  ein  erwählter  König  und  noch  dazu 
»von  geringem  Herkommen  wäre,  so  wie  auch  sein  Vater  Gustav; 
»eki  Fürst;  der  ja  auch  ohnehin  keine  Titel  von  andern  König- 
yfeichen  Ahre^  und  vormals  nur* die  von  Abo^  Wiburg  und 
»einlgen^Schlössem  angenommen  habe^  die  nie  Reiche  gewesen 
;,wiren.  Es  wundere  ihn  daher  sehr^  dass  der  Köm'g  Friedrich^ 
jfSem  Bruder,  den  von  Schweden  in  seinem  Briefe  einen  König 
9  nennen  könne  ^  und  dass  er  isich  selbst  dabei  so  viel  vergebe. 
„Ei,  der  Grossfurst;  wärde  nie  einem  Schwedischen  Gei|andtra 
3^ Audienz  geben ,  und  wenn  sie  deshalb  anzutragen  hätten ,  so 
^yOiöchten  sie  sich  damit  an  seinen  Statthalter  in  Nowgorod 
i^wenden.^  Der  Grossförst  verlangte  ferner,  dass  die  Schlösser 
Padis,  Habsal;  Lohde  und  Leal  dem  Herzoge  Magnus,  den 
er  wie  seinen  eigenen  Sohn  liebe,  gegen  Erstattung  der 
dafSr  bezahlten  Summen,  übergeben  werden  möditen.  Da  aber 
Kuenberg  über  diesen  Gegenstand  keine  Instruction  halte,  imd 
sich  darüber  nicht  in  Unterhandlungen  einlassen  konnte,  so  bat 
er  um  die  Erlaubniss  zurückzureisen.  Er  erhielt  nun  eine 
Abschieds -Audienz,  bekam  ein  Zimmer  Zobel  zum  Geschenke, 
verliess  Russland,  und  Iraf  den  25  JuU  schon  wieder  in  Narwa 
ein. 

Eisenberg's  Gesandlschafts  -  Bericht  befindet  sich  im 
Originale  in  dem  Königl.  Archive  in  Kopenhagen.  Ein  Auszug 
aus  demselben  steht  abgedruckt  in  Bttsebing's  Magazin  fUr 
Geographie  und  Gefiebichte,  Th.  VH,  S.  304*.  305. 


.  f 


—     286     — 

77. 

Johann  Pernstein. 
1575. 

In  den  Schätzen  der  Vaticanischen  Bibliothek  befindel 
sich  ein  Reise -Bericht  aber  Russland  in  ilaliänischer  Sprache, 
den  ein  Oesterreichischer  Gesandter^  Namens  Johann  Pemstein, 
im  Jahre  1575  verfasst  haben  soU;  und  welcher  den  Titel  führt: 

Relatione  di  Moscovia»  fatta  da  Giovanni  Pem- 
stein,  mandato  Ambasciatore  a  questa  Corte  dair  Impe« 
ratore  Alassimiliano  II.,  mit  welcher  Uebersehrift  dieser 
Bericht  auch  in  den  Auszügen  des  Abbate  Albertrandi  unter 
No.  45  aufgeführt  ist. 

Da  es  aber  keinen  Oesterreichischen  Gesandtmi  dieses 
Namens  gegeben  hat^ao^  so  sucht  Kar  am  sin  in  s.  Geschichte 
des  Russischen  Reichs,  Th.  VMI.  S.  343.  Anm.  230  dm- 
selben  folgendermassen  zu  erklären. 

„Im  Originale,  sagt  er,  stand  wahrscheinlich  der  Name 
„des  Verfassers  nicht,  und  irgend  Jemand,  der  von  Herberstein 
„gehört,  welcher  unter  Maximilian  nach  Russland  gesohickt 
„worden  war^  setzte  Pernstein  hin.  Aber  dieser  Giovanni 
„ist  Johann  Kobenzel;  nicht  allein  die  Zeit  (Jahr  1575), 
„sondern  alle  historischen  Umstände  beziehen  sich  ungezweifeit 
„auf  seine  Gesandtschaft.^  Und  nun  entlehnt  er  diesem  Berichte 
mehre  Stellen,  die  besonders  Bezug  auf  die  Pracht  an 
Hofe  des  GrossiQrsten  Iwan  Wassiljewitsch  haben. 


330.  Es  gab  allerdings  um  diese  Zeit  einen  sehr  aüsgezeichneteD  Stactf* 
mann,  Hans  ron  Pemslainy  der  Oberster  Kanzler  der  Krone  Böhmen  war,  ud 
häufig  zu  wichtigen  Geschäften  gebraucht,  aber  nie  nach  Russland  gesandt  wurde; 
S.  die  Hand$chr.  d,  h\  K,  Hofbibl  in  Wien,  von  Joseph  Chmel.  1840.  8^. 
Bd.  I.  S.  55.  69.  164.  125. 


—     287     — 

Diese    Vermulhung    des    berühmten    Geschichtschreibers 
scheint  aber   nicht  gegründet  zu  sein.    Denn^   1)  trägt  diese 
Handschrift  nicht,    wie  Kar  am  sin  S.   34  angiebt,    das  Datum 
d.  22  Mai  157  5^  sondern  wörtlich:  Di  Lovitio  in  Polonia 
a   27    di   Maggio    1579.     2)   Sind   Johann  Coblenzrs 
Beichte  über    seine  Russische   Gesandlschafts -Reise^   wie  wir 
gleich  sehen  werden^  lateinisch   und   deutsch^   aber  nicht^ 
wie  die  vorliegende,  italiänisch  geschrieben.     3}  Scheint  die 
Vermuthung   doch   etwas   zu   gewagt,   dass  Jemand;   der  von 
Herbersteinen    hätte   sprechen  hören,    der  bekanntlich  auch 
nicht  Johann  hiess^   und  52   Jahre   früher  in   Russland   war^ 
(ttesen  Namen   mit   Pernsiein  verwechselt  ^   und   diesen  dann 
ganz  )^illkührlich  als   den   Verfasser    der   Reise   sollte  genannt 
haben.    Glücklicherweise  aber  brauchen  wir  über  diesen  weiter 
keine  Muthmassung  zu  wagen,    da    wir  im  Stande  sind^   den 
Namen  des  Autors   der  angeftihrten   Relation  mit   Gewissheit 
anzugeben.     Diess    ist   nämlich  Filippo  Prenistan,   welcher^ 
wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  im  J.   1579  als  Gesandter 
Rudolphs  II,  nach  Moskau  ging,  dessen  Reise-Bericht  italiä- 
nisch geschrieben,  und  in  welchem  die  von  Karamsin  ange- 
führten Stellen  sich  ebenralls   wörtlich  befmden.     Dass  der  Ab- 
schreiber Prenistan  in  Pernstein   verändert,   ist  wohl  nicht 
schwer  zu  begreifen,  da  Prenisian's  Bericht  in  der  gedruckten 
lateinischen    Uebersetzung    desselben    auch    einem    Philippus 
Pemsieinius   zugeschrieben    worden,    und   unter    dem    Titel: 
Pbilippii    Periisteinii    Relatio    de    Magno    Moscoriae 
Principe,    Francof.     1640.    4^    erschienen    ist.      Es   bliebe 
sonach  nur  noch  die  Verwandlung  des  Taufnamens  Filippo  in 
Giovanni  übrig,   die  sich  wohl  leicht  entschuldigen  lässt,   und 
jedenfaUs  kein  Haupthindcrniss  darbietet. 


78. 

Hans    KobenzL 
1576. 

Uans^^^  Robenxl  von  Prosseg^^^,  Kanzler  und  Ritter 
des  Deutschen  Ordens^s»^  wurde  im  Jahre  1575  von  dem  Kaiser 
Maximilian  11^  als  Gesandter^  nach  Russland  geschickt,  aar 
wacher  Reise  er  den  Kaiserlichen  Rath  Daniel  Prinlz  von 
Buchau,  von  welchem  in  dem  gleich  folgenden  Artikel  die 
Rede  sein  wird,  als  Gehüiren  bei  sich  hatte.  Sie  traten  ihre 
Reise  am  16  October  mit  einem  Gefolge  von  20  Wagen  von 
Wien  aus  an^  und  nahmen  ihren  Weg  über  Breslau,  Thonii 
Königsberg  und  Lilthauen.  Auf  die  Nachricht  von  ihrer  Ankunft 
auf  Russischem  Gebiete,  wurden  ihnen  nach  Dorogobush  zwei 
Bojaren  und  ein  Diak  entgegengeschickt,  um  sie  zu  befrageii| 
in  welcher  Angelegenheit  sie  abgesandt  wären,  und  sie  zu 
nöthigen,  wieder  zurück  zu  gehen,  wenn  sie  sich  weigern 
sollten,  die  verlangte  Auskunft  zu  geben.  Die  Gesandten  trafen 
den  Grossfürsten  im  Januar  1576  in  Moshaisk,  wo  sie  voo 
demselben  mit  grosser  Pracht  empfangen  und  mit  vorzüglicher 
Auszeichnung  behandelt  wurden.  Nach  dreimaliger  Audienz  und 
ungewöhnlich  schneller  Erreichung  ihres  Zweckes  konnte  die  Gesandt- 
schaft schon  am  29  desselben  Monats  Moskau,  reich  beschenkt»»«, 


331.  In  Russischen  Aktenstücken  wird  er  Jam  genannt. 

332.  In  dem  Berichte  über  seine  Gesandtschaft  heisst  er  auch  tcUechlwag 
Prosieg. 

333.  Merkwürdig  genug  wird  er  von  den  Russen  Lmihermmm  gauumt, 
da  er  doch  Katholik  war.    S.  seine  weiter  unten  angefiUirte  Efüioi»^  p.  6. 

334.  „In  decesso  misit  mihi  dono  octo  qiudrageiiM  (acht  limmmi) 
„pelliom  Seobellinarnm,  quarnm  singulae  Vienoae  aettioiatae  timi  700  io- 
grenii.''    Epi^toloy  p.  6. 


—     289     — 

Kieder  verlassen;  der  Grossßirst  schickte  mit  ihnen ^  in  der 
Wärde  leichter  Gesandten^  zwei  seiner  Staatsmänner^  den 
Farsten  Sachar  Sugorsky  wid  den  Diak  Andrej  Arziba- 
schew^^  um  die  Abschliessung  eines  feierlichen  Vertrages  mit 
Oesterreich  zu  beschleunigen.'s« 

Unmittelbar  nach  ihrqr  Zurückkunft  nach  Wien  entwarfen 
(Be  Gesandten  in  deutscher  Sprache  einen  an  den  Kaiser  gerich- 
ieten  Bericht  über  ihre  Reise^  welcher  sich  handschriftlich  in  dem 
K.  K.  geh.  Haus-Archiv  befindet^  und  den  Titel  führt: 

Herren  hanss  Kobenzels  von  Prossegg  Teutsch- 
Ordens  Ritters  vnd  herrn  Daniel  Prinzens  allcrnnder- 
thenigste  Relation  vbcr  Ihre  getragene  Legation  hej 
Aem  Grossfiirsten  in  der  Mosca. 

Dieser    Bericht   ist    aber    grösstentheils    von    Daniel 

Printz  abgefasst^    wie    daraus  hervorgeht;  dass   er  darin  bis- 

weflen  in  der  ersten .  Person  von  sich  spricht,  z.  B.  Jch  Printz, 

wie  auch  folgende  Unterschrift  desselben  beweiset:    „Zu  dessen 

^alles   bekrelftigung   hab    Ich   Prinz   mich    alda  vnnderschribcn. 

„Geben  zu    Mosaisskho  den   29  Januarii.    Anno   C.  Sechs  vnd 

ySibenzig.     Daniel  Printz  Caesareae  Mtati  dno  suo  clemen- 

^tissimo  suppliciter  sese   commendans^  haec  ita  feliciter  peracta, 

,,roann  propia  confirmavit  et  subscripsit."     Auf  diesen  Theil  der 

Erzählung  werden  wir  also  im  folgenden  Artikel  zurückkommen, 

wenn  von  Printz  von  Buch  au  die  Rede  sein  wird. 


335.  Woraus  Kobem%l  einen  Arci  Bona  macht. 

336.  In  dem  deutschen  diesen  Grossrürsilicheu  Gesandten  mitgegebenen 
CreditiT-Scbreiben  heisst  es:  „Wier  schicken  zu  vnserm  bruoder,  ynsere gtttch/^rMs 
^gemmdiem,  vnsern  hofdiener  vnd  Statthalter  auff  dem  weyszen  see  Kne/en 
^Saekary  IwamkowiU,  Pi/iogertky,  vnd  vnsern  Secretarium  ^mdreen  Archibi* 
nthoff.''  S.  Samml.  kl.  Schriften  %ur^  alt.  Gesch.  und  A'emitlH,  d*$  Huw. 
MUkkt,  keromsmeg.  von  B.  r.   Wiehmamm,  Bd.  I.  S.  36. 

19 


—     290     — 

In  Moshaisk  trennten  sich  die  beiden  Gesandten^  und 
Koben%l  ging  über  Lillhauen^  Printz  aber  durch  Livland  znrficJ^. 
Der  Erstere  fahrt  nun  in  dem  Berichte  fort^  und  spricht  mit 
besonderer  Ausführlichkeit  von  seinen  Bemühungen  in  Wilna, 
den  Erzherzog  Ernst  auf  den  Polnischen  Thron  zu  bringen. 
Am  Schlüsse  des  Berichts  sagt  er: 

„Ich  war  auch  woll  genaigt  gewest  E.  Mt»  femer  aller- 
„lay  von  des  Grosfürsten  Regiment  vnd  ganczem  Wesen, 
„Sonnderlich  aber  von  grosso  seiner  Lande,  von  den  vilfeltigen 
„Vortle  so  sy  haben,  Item  von  seiner  macht  an  Volckh,  an 
„geschücz  vnd  allem  anndern,  so  zu  erhaltung  aincs  solchen 
«grossen  Reichs  nolwenndig,  Bcuor  aber  von  der  vnerhörten 
„ghorsamb  so  Er  bey  den  seinigen  hat,  vnderthenigist  zu  erzellen, 
„wie  Ich  es  dann  gueter  massen  aus  d^m  gesprach  so  Ich  mit 
„Ir  etlichen  darüber  gehalten,  ihuen  mochte,  Weill  aber  E.  Ml. 
„yeziger  Zeit  sonnsten  mit  furtrelTenlichen  häundln  also  beladen, 
;,das  sy  denselben  khaum  erkhiekhen  khünden,  des  Grosfärsten 
„Reich  auch  one  das  vassl  menigclich  dahin  bewusst  vnd  cr- 
„khannt,  das  es  aus  Villen  grossen  Fürst cnlhumben  zosamen 
„erwachsen,  vnd  bissher  dermassen  bstanden,  das  Er  in  allen 
„denselbigen  Fürstenthumben  khain  menschen  gehabt,  der  sich  sein 
„gebotten  oder  >erpoUen  im  wenigisten  widersezt  hat.  Sonnder 
„Ime  von  menigclich  zugleich  gestanden  worden  vnnd  noch,  das 
„sein  willen,  Gottes  willen,  vnd  Er  also  allain  seiner  Göttlichen 
„Maiestet  Camcrer  vnd  volzicher  scy,  Vber  das  Er  sicherlich  in 
„die  drcymalhundcrt  Tausent  Man  so  olll  vnd  bald  Ime  gefellig, 
„ins  veld  bringen  mag,  denselben  nichts  geben  oder  zaIIen  darf. 
„Sonder  noch  von  Jedem,  wann  Er  haimbkhumt,  altem  hcrkho- 
„men  nach,  ain  Summa  gells  zu  cmphahen  hat.  Neben  solichem 
„auch  mit  so  gwaltigen  statlichcn  geschücz  vnd  Munition  ver- 
„ sehen,   das  man  es  den  Jenigen  so  daruon  reden»  nit  woll 


—     291     — 

^glauben  Umn^  An  gelt  Silber  vnd  gold  aber  dermassen  habhaft 
^vnd  Reich  ^  das  es  nit  woU  ausszusprechen.  Wie  dann  sein 
,Vatter  allain  von  Neugartten^  als  Ers  erobert,  vber  die  300 
^grosser  wollgeladner  wagen^  ausser  andern  vnsaglichen  grossen 
„güets  in  die  Mosca  gebracht^  vnd  daselb  in  sein  Schacz  legen 
^lassen,  vrelicher  bissher  von  ainer  stund  zu  der  andern,  Sona- 
^yderlich  mit  gleicher  oder  noch  mcrer  Peüdt  die  der  yezige 
^^Gfosfärst^  mit  eroberung  der  zwaior  Zärtum,  Cässan  vnd  Astr&- 
jtCiSiy  bekhomen,  furlrefflich  gemehrt  worden.  Inmassen  dises 
^^auch  nit  gering  zuwegen^  das  sejn  Gepiett  sich  aur  ellidie, 
9  als  das  Liflenndisch,  das  Glacialisch,  das  Caspium  vnd  Meotisch 
^Mehr  erstrekht,  vnd  daraus  in  dieselben  etliche  anschenlidie 
^^Fldss,  als  Boristhenes,  Tanais,  Voiga^  Dnina,  Narna  vnnd  andere 
j,\ü  mehr  ain  etlich  hundert  Meill  wegs  lanng  rinnen,  Weliches 
^dem  Lannde  vnsaglichen  grossen  nucz  bringen  thuet.  So  ist 
^Er  der  Grosfürst  yeczo  im  wcrch,  nach  der  Volga  herauf  gegen 
^der  Mosca  vnd  dann  fort  nach  Neugarten^  auch  weiter  auf 
„Plescaw  vnd  dasLidannd  zuc,  etliche  Salcz-Cämer  aufzurichten,  vnd 
„vermillesl  derselben  das  Liflannd,  Curlannd,  Prcüsscn,  Schweden 
P>Tid  andere  anraichendc  Lannde  mit  der  notdurffl  von  Salcz  vmb 
„ain  gar  gerings  gelt  zuuersehen,  das  Ime  Juriich  ain  Fürstlichen 
„Schacz  tragen,  vnnd  entegen  Hispanien  vnd  Frankhreich,  die 
„bissher  Ir  Salcz  hoch  dahin  verschlissen,  vnsaglichen  abpruch 
„vnd  mangcl  bringen  wierdet." 

Der  Bericht  ist  unterschrieben:  „Wienn  dendreyzehenden 
„Martij,  Anno  C.  im  76.  E:  Kay:  MlT  gehorsamister  wenigisler 
•  dienner  Hanss  Kobcnczl  von  P rossegg  Teilschordens  R.^ 

Diesem  Berichte  sind  24  Beilagen  angefügt,  die  grösslen- 
Ihefls  von  geringem  Belange  sind,  unter  denen  sich  aber  das 
oben  erwähnte  Schreiben  des  Grossfürsten  an  die  Oesler- 
reichischen  Gesandten   in   deutscher  Sprache  befindet, 


—     292     — 

das  ich  seiner  Merkwürdigkeit  vfcgen  hier   ganz   einrücken  zu 
müssen  glaube.    Es  lautet  wörtlich  Tolgendcnnassen : 

„Gott  Ehrenden  yn  der  heyligen  dreyralttikeilt  der  hoch- 
^  gehlobten  liebe  Gottes  von  dem  grossmechtigen  herren^  vnd 
„grosfwersten  Iwan  Vassilivitz  Aller  Rwssen  des  Volodi- 
;,mierschen^  des  Musihouschen^  Naugarllischen,  Keiser  tzu  Kasan; 
„Keiser  tzu  Astrichan;  her  tzer  Pleskauen^  grosfuerst  tzu  Smo- 
^yleinsk^  der  tucrschen^  der  Wgharischen^  Vermschen^  welzschen, 
„der  Bulgarschen  vnd  Anderer  hcrr  Mid  Grosfuerst  des  Nidrigen 
„Naugarltens^  der  tziernichoveschen;  der  Rehsanischen  vnd  Poh- 
„lotzschen^  Rostouschen^  Jehroslaveschen  ^  Bielosorischen,  Odori- 
„schen^  Oboorischen^  Condinischen  vnd  des  gantzen  Sibierischen 
„Landes  vnd  der  sibierischen  seilten  Ein  Verualtter,  Ein  erbher 
„des  Lieflandes  vnd  Anderer.  Vnsers  Aller  teuyersten  Bmders 
„Maximilians  des  Andern  Von  Gottes  gchnaden  AuseruelUer 
„ROhmischer  Keiser;  ein  vermehrer  der  Deutzen  vnd  wngcrschen^ 
„behmischen^  dalmatzischen^  Kravattischen^  der  Schlavunischen  ^nd 
„Anderer  Koningk  vnd  Ertzhertzogk  tzu  Ehsterreich,  hertzogk 
„tzu  burgundien^  der  Stuyermargk^  der  Karatinischen^  Kameoli- 
„schen  vnd  Wierltembergischen,  gralT  tzu  tyroll  vnd  Anderer. 
„Tzu  den  grossen  gessantten  Johann  Kobenselen  Vnd  dah- 
„niel  Printzen.  Wier  haben  ahn  Euich  gehschikett  Wnsere 
„Boyaren  vnd  vnsere  negsten  Ralt^  Boiaren  vnd  StalhalUer  fara 
„Dthfler  Mikitta  Rohmanovitzen  Jergenson  vnd  Ynseren 
„boyaren  vnd  Stathaltter  tzu  Maszeisko  Knese  Vasilij  Andrey- 
„evitsch  Sichken  Jehroslavsken  vnd  vnseren  vitze  Kanlder 
„Andreas  Jacobson  Stzelkalof  von  Euich  tzu  Erfragen  In 
„Waserley  gchuerbe  oder  Sachen  Ihr  von  wnserm  aller  teuyer- 
„stcn  bruderen  von  3Iaximiliano  dem  Rehmischen  Keiser  ahn  ^ms 
„abegehfl^erttigett^  Ob  ess  der  vohrigen  nieynunge  nach  gehsandts- 
„ucise  ahn  unss  abegelTerltigett  seitt  hier  nüts  wass  VissentUich 


—     293     — 

ywehre  \nd  ihr  haben  vnscren  bohiaren  Mid  vnseren  kentzler 
^Verstendigett  das  Ihr  wnscres  bruderen  Maximiliano  des 
^Rohmischen  keysers  seine  gchsanlte  seilt  vnd  seytt  ahn  wnss 
3P von  keiser  Maximiliano  Wnserem  bruderen  mitt  hochuichtigen 
ySachen  ahbegeffertligett  vnd  die  Wnser  beider  vorige  Treindth- 
ySdialR  vnd  briderschafll  Izu  behkreflligen  vnd  von  allerley  nayen 
jiSachen  was  tzuischen  muss  vnd  Wnserem  tayersten  bruderen 
yüm  friden  vnd  rreindtschallt  gehlangen  mochte.  Soh  woUelt 
jfüu  wnseres  brudem  Keiser  Maximiliano  gehsantten  Euich  hier 
,,ahn  nicht  beflremden  Lassen  Dass  Wier  Euich  nicht  soh  schlai- 
yiiicht  Vnsere  Augen  sehen  haben  lassen  Ist  die  whrsache  Wie 
9  das  unss  vnsere  vielfaltlige  vnde  Wichtige  Sachen  vergerallen 
.,den  wier  seyndt  yn  ahbefzoge  yn  Etzlichen  vnseren  hierschaff- 
„üen  gehuesen  vnd  seindt  gehsinnett  In  Kortz  als  ymmer  migli- 
yChen  tzu  Maszaiska  Izu  Erscheinen  vnd  ist  vnsere  meynunge 
yEiiich  ken  Maszeiska  tzu  wnss  tzu  forderen  vnd  altar  Vnser 
j^Aogen  sehen  lassen  vnd  vnsers  teuyersten  bruders  Key:  May: 
9  mitt  Euich  der  Selben  behlTel  von  Euich  abaheren  vnd  mitt 
9  euich  handelen  lassen  von  Allerley  Sachen  Was  tzuischen  vnss 
^beiderseits  grossen  Herren  tzu  thuen  sein  wiert.  Datum  In 
„Vnser  herschaiR  Hove  tzur  muschkow  Sybentausentz  Im  Vier 
lyvnd  achtigsten  Jare  des  Monats  Decembris.^  Die  Adresse  ist 
in  Russischer  Schrift^  steht  aber  auch  folgendermaisen  in  latei- 
nischen Buchstaben  dabei:  „Brata  nazcego  nadrosoga  Maximi- 
„liana  sbosye  milosti  obranego  Rimskiego  Cezarza  velikym 
;,pozlom  Juuanu  Cobcnzlu  y  Danielu  Prinzu." 

Ferner  gehört  zu  diesem  Berichte  noch  eine  Zeichnung 
mit  der  Ueberschrift:  „Verraerkht  wie  man  gesessen  alls  wir  mit 
„dem  Grossfursstcn  geessen.^ 

Ausser  diesem  gemeinschaftlichen  Berichte ^  der  bis  jetzt 
unbekannt  geblieben    war,    setzte   JKobenzl  noch   für  seinen 


—     29*     — 

Freund;  den  Erzbischof  von  Kolotscha;  Nicolaus  Drancovitsch, 
eine  Erzählung  seiner  Reise  in  Illyrischer  Sprache  auf^  aus 
welcher  dieselbe  hernach  in's  lateinische  übersetzt  wurde.  Die 
HandschriR  dieser  Uebersetzung  befindet  sich  in  der  K.  K.  HoF- 
Bibliothck  in  Wien,  unter  No.  8707,  und  führt  den  Titel: 

Epistola  Clarissinii  riri  Joannis  Cobeuzl  a 
Prossck  Equitis  Mariaiii,  Archiducis  Austriue  Caroli 
Cancellarii  etc.  fic  Icgatione  sua  nomine  Maximilian!  IL 
Impcratoris  apud  Magnum  Moseoviae  Dneem  obita; 
ad  N.  Drancovitium  etc.  Archiepiscopnm  ColossensenHy 
et  Episcopum  Zagrasicnsem  scripta  et  ejn»  jnssu  ab 
homine  quodani  Ilungaro  ex  lingua  Illyrica  l^eu  Croa- 
tica  latina  facta,  anno  1577.   8^/^  BI-  fol. 

S.  Die  Handschrift,  der  K.  K.  Uofl)ibl.  in  Wien, 
von  Joseph  Chrael,  S.  519. 

Diese  Epistel  ist  abgedruckt  in  B.  r.  Wichmann's 
Samml.  kleiner  Schriften  znr  alt.  Gesch.  und  Renntn. 
d.  Russ.  Reichs,  Bd.  I.  S.  1—32. 

Daraus  in's  Russische  übersetzt  im B:bcTHiiirb EBpomi, 
CXUI.  p.  204  ff. 

Eine  zweite  Abschrift  dieses  Briefes^  auf  iOyi  Bl.  fol. 
befindet  sich  in  ebenderselben  Bibliothek  unter  dem  Titel:  De 
Moschovitis,  mit  der  hinzugefügten  späteren  Bemerkung: 
„Videtur  haec  relatio  sen  historica  Epistola  pertinere 
„ad  Icgationem  Equitis  de  Kobenzclii  a  Maximiliano  IL 
;,Imp.  in  Moscovium  niissi.^ 

In  der  Vaticanischen  Bibliothek  befindet  sich  eine  italia- 
nische  Ilnndschrift  unter  dem  Titel: 

Rirevimento  deli'  Ambasciatore  Imperiale  in 
Moscovia  1576;  die  in  Marini's  Cod.  Diplom.  Rulheuo- 
Moscoriticus  unter  No.  51  angeführt^  und  mit  ß  116.  p.  54^ 


—     295     — 

bezeichnet  ist.   Diess  muss  ebenfalls  ein  Bericht  von  Robenzfa 

Gesandtschaft  sein^  da  im  Jahre  1576  keine  andere  Mission  von 

Wien  nach  Moskau  Statt  gefunden  hat. 

Der   Prof.  Ciampi   in  Florenz  ist   ebenfalls  im  Besitze 

von  zwei  handschriftlichen  Berichten  über  diese  Reise  ^  yreldie 

überschrieben  sind: 

Peregrinatio    D.   Cobencelii  in  MoseoTiam,   und 
Relazioue  del   Cohcnzel  Ambasciatore  Cesareo  al 

Gran  Duca  di  Moscovia  iicl   1580,   bei   welcher  letzteren 

in  dem  beigesetzten  Datum  ein  Irrthum  liegt;  da  Kobeml  nur 

Einmal;  1576^  in  Russland  gewesen  ist. 

79. 

Daniel  Priiitz  von  Buchau. 
1576.  1578. 

Daniel  Printz  von  Buchau  j  Kaiserl.  Appellations- 
Ralh  in  Böhmen,  genoss  seiner  Gewandtheit  wegen,  die  er  in 
den  schwierigsten  -  Geschäften  bewies,  des  grösslen  Vertrauens 
der  beiden  Kaiser,  Maximilians  II  und  Rudolphs  II,  und 
wurde  folglich  von  beiden  bei  den  wichtigsten  Unterhandlungen 
gebraucht. 33T  So  wurde  er  denn  auch  zweimal,  nämlich  1576 
und  1578,  als  Unterhändler  nach  Moskau  gesandt;  das  erstemal 
gemeinschaftlich  mit  Hans  von  Kobenzl,  von  welchem  in  dem 
vorhergehenden  Artikel  die  Rede  gewesen  istj  das  zweitemal  allein. 

Was  die  Geschichte  seiner  ersten  Reise  nach  Russland 
belrüft,  so  findet  man  diese  zum  Theil  in  den  Erzählungen,  die 


337.  In  CfimeFs  Handschr.  der  A'.  /f.  Bibliothek  in  Wien  werden 
mobre  Schreiben  beider  Kaiser  an  ihn  angeführt,  die  voll  von  Bewci^cn  dieses 
grossen  Vertrauens  sind. 


—     296     — 

unter  KobenzTs  Namen  über  dieselbe  abgcfossl  sind;  die  aber 
grösstenlheils  Printz  zum  Verfasser  haben  ^  weswegen  auch 
eine  weitere  Nachricht  darüber  hier  ihre  Stelle  finden  jnuss. 
Dahin  gehört  vorzflglich  der  Bericht^  den  beide  Gesandle  dem 
Kaiser  Maximilian  überreich! en^  und  der  sich  handschrifUich 
in  dem  K.  K.  Geh.  Haus-Archive  zu  Wien  befindet^  und  folgen- 
den Titel  führt: 

Herren  hanss  Kobcnzels  von  Prosscgg  Tentsch- 
ordens  Ritters  rnd  Herren  Daniel  Prinzens  aller  rn- 
derthenigste  Relation  rber  Ihre  getragene  Legation 
bey  dem  Grossfiirsten  in  der  Mosco. 

Eine  zweite  ebendaselbst  aufbewahrte  und  gleichfalls  von 
Printz  verfasste  Handschrift  ist  von  neuerer  Hand  überschrieben : 

Ansfiihrliches  Journal  über  den  Empfang  des 
von  Cobenzel  alss  Rom.  Kay.  Abgesandten  zn  dem 
Grossfiirsten  in  Moscan  samt  bejgerdgter  umständli- 
eber Besehreibnng,  was  fiir  besondere  Ehren  Beiei- 
gungen  demselben  unter  weegs  von  dem  Herzog  in 
Prcussen  zu  Königsberg  angediehen  sind. 

Vieles  von  dem  in  diesen  Berichten  Enthaltenen  ist  in 
der  gedruckten  Beschreibung  von  Printzes  Reise  enlhallen. 
Da  sich  indessen  doch  in  den  Handschriileu  bedeutende  Abwei- 
chungen und  genauere  Schilderungen  einzelner  Gegenstände  mid 
Yorimie  finden^  so  theilen  wir  einige  derselben  hier  wörüich  mit. 

In  Königsberg  baten  die  Gesandten,  wie  es  ihnen  vor- 
geschrieben war,  um  eine  Audienz  bei  dem  Herzoge,  in  M'elcher 
sie  denselben  um  seine  Verwendung  zu  Gunsten  des  Erzherzogs 
Ernst  bei  der  bevorstehenden  Polnischen  Königs-Wahl  ersuchten, 
und  für  sich  um  freies  Geleit  baten,  was  ihnen  auch  der  Kanzler 
von  Slangenberg  in  seines  Herrn  Namen  sogleich  zusicherte. 


—     297     — 

3, Auf  solches ^^  heisst  es  nun^  „sein  Ir  Fürstlichen  gnaden 
^kk  Ir  Zimmer  ganngen^  ganncz  one  das  Sy  im  gannczen  actu 
ytia  ainiches  wort  selbs  mit  Mms  geredet.  Wir  aber  sonsten 
yWfril  allerlay  gesehen  vnd  gemerkbt^  des  vnns  vnnsere  Herzen 
3,20  sonnderm  mitleiden  bewegt/ 

Hierauf  trat  die  Herzogin,  des  Kaisers  Nichte^  zu  ihnen 
yOeloli  post  nubila  Phöbus  mit  einer  sonndem  Fürstlichen  gra- 
yiiitit  vnnd  neben  vermengter  angebomner  Oesterreichischer 
^nulde.^  Die  Gesandten  überreichten  ihr  die  für  sie  mitge- 
bfwhten  Schreiben^  und  hatten  schliesslich  ein  besonderes 
MiUeiden  „das  Sy  Ir  Zeit  in  ainem  solichen  Melancolischen 
yfreidenlosen  hauss  zuebringen  solle. ^ 

Am  25  Nov.  setzten  sie  ihre  Reise  fort  und  betraten 
tm  1  Dec.  die  Russische  Gränze»  wo  sie  „unter  grossem  Fukhen 
vnnd  naigen^  die  Anzeige  erhielten^  dass  sie  hier  bleiben  und 
tm  folgenden  Tage  stalllich  empfangen  werden  soUteif.  Diess 
geschah  dann  durch  einen  ihnen  entgegen  geschickten  Pristaw^ 
zu  dessen  Begrüssung  von  jedem  ihrer  Reisewagen  drei  Schüsse 
erfolgten.  Sie  sahen  dabei  sorgfallig  darauf/  bei  seinem  Empfange 
seinem  Monarchen  nichls  zu  vergeben^  weil  man  sie  schon  in 
LiUhauen  darauf  aufmerksam  gemacht  halle^  „wie  die  Moscouitter 
„hohen  hochmuel  gebrauchen^  vnd  sonnderUch  wurden  wollen^ 
9 wann  mr  zusamen  khonien^  das  wir  ehender  absiczen^  Inen 
„die  recht  seylen  lassen^  vnd  wir  also  allenthalben  den  nachzug 
„haben  sollten^  Welches  vns  von  E.  Ml.  Reputation  wegen  etwas 
„angefochten.^  Nach  dem  ersten  Empfange  führten  sie  den 
Prislaw  an  ihr  auf  der  Landstrasse  angemachtes  Feuer  „vnd 
„gaben  Ime  ain  Collation  von  Gonfect;  gepätem  Prot^  vnd 
„Pranlwein^  den  Sy  allem  anndern  trankh  furziehen  vnnd  wie 
„die  slawjcr  in  Österreich  den  gmain  Wein,  abends  vnd 
„morgens,  bis  Sy  toll  werden,  sauffen." 


—     298     — 

In  Smolensk  hielten  sie  ihren  Einzug  am  4  Decembcr. 
„Es  h'gctl  Smolcnsky",  sagt  Printz,  „zwischen  vielen  Bergeno, 
„vnnd  halt  sehr  viel  woU  erbawtc  Kirchenn  vnd  Goster  in 
„welchen  schwarze  ATunchen  oder  nonnen  sindt  so  ein  strenges 
„Leben  füren  ^  vnnd  kein  fleisch  nicht  essenn.  Milen  durch  die 
„Stadt  leufl  ßoristhcnes.  Diesctt  vnnd  Jennsaitt  des  dnieprs  ais 
„durch  die  gancze  Stadt  sindt  auf  beidenn  seittenn  viel  hacken- 
„schuczen  gestanden  doch  habenn  die  Leczen  hernach  anteurtirct 
„(sie)  ^ider  vorann  geläufigen  vnnd  dann  ordinem  erlengerU. 
„Es  tragen  die  weibs  bersonnen  alhier  bis  ann  drogobnsch  viel, 
„Ringlein  vonn  Silber  auch  ziem  (sie)  pro  qaulitate  pcrsonamm^ 
„ann  den  obren ^  sinnd  also  per  magnam  hominum  mnlUtudinem 
„durch  das  teill  der  Stadt  se  versuin*  septentrionem  ligett  kommen, 
„vmb  die  Stadt  sindt  viel  Koprzem  (sie)  so  sie  kurhani  nennen, 
„uonn  welchen  sie  sagenn  das  es  alte  sepulturae  vonn  vielen 
„hundert  Jaren  sein.^ 

bi  Dorogobusch  wurde  die  Gesandlschaft  unter  allerlei 
Vorwand  bis  zum  24  Dec.  aufgehalten.  Als  man  von  hier 
einen  Boten  nach  Wien  abfertigen  wollte,  wurde  diess  verwei* 
gert,  denn  hiess  es:  „Er  bette  sein  Lebtag  nicht  gesehen  das 
„Abgesanndte  Iren  herrn  Relation  gethan  ehe  Sy  von  denen 
„Potentaten  zu  welichen  Sy  gesenndet  gehört  wurden."  Ver- 
geblich bemühten  sie  sich  auch,  über  die  Polnischen  Angele- 
genheiten etwas  zu  erfahren,  ^„dami  man  hat  khaine  frenibde 
„nahent  zu  >ims  kliomen  lassen,  der  anhaimbischen  aber  gar 
„wenig,  vnnd  dieselben  sein  aintweder  gannz  arme  ainreltige 
„vnd  zu  allem,  die  Posstarbait  hindan  gesezt,  vngeschikhte^ 
„oder  aber  so  aufincrkhig  Leülh  gcwcst,  das  wir  nil  ain  worl 
„ausser  des  Jenigen,  so  sy  bey  vnns  zuuerrichten  gehabt  aus 
„Inen  bringen  khünden,  ob  Inen  nun  soliches  angebornn;  oder 
„ob  Sy  es  aus  so  scharfler,  Ires  herrn  Zucht  ^imd   traclaUon 


—     299     — 

^thaen^  das  lassen  wir  vndispudcrt.  Aber  vnus  bedunkhl  doch, 
„es  khom  vnd  fliesse  daher ^  das  Sy  sich  gedachls  Ires  Herro 
3iSO  gwaltig  fürchten,  vmb  das  bcy  Ime  so  bald  elwo  ainer 
,in  ain  verdacht  khnmbt,  khain  entschuldigun^  oder  iustification 
jyhflfll,  sonder  Er  Sy.  vmb  ain  lede  auch  geringiste  Sachen  aint-- 
9 weder  greulich  gaisslen,  oder  aber  strakhs  niderwürgen  lässt. 
„Wie  wir  dann  aigentlich  vernomen,  das  Er  vnlanngst  etliche  vill, 
„die  Er  ainer  Conspiration  verdacht  sambt  allen  Iren  angehöri- 
„gen,  Weib,  khind,  viech,  hund,  khaczen,  freundten  vnnd  negsten 
„benachberten  niderhauen,  vnnd  dasselb  gannze^  ort,  da  Sy 
„gehaust,  verwüesten  vnnd  äschern  lassen." 

Am  14  Jan.  157.6  kamen  sie  nach  Wäsma,  „weliches 
„dann  ain  grosse  weitschwaifTigc  \imd  etwo  bey  des  Grossfursten 
„VitolU  Zeiten,  des  Litlaw  Granizstat,  ob  Sy  woll  von  der 
„Wildaw  QVilna)  117  Meill  wegs  ligt,  gewest  ist." 

Nun  näherten  sie  sich  in  sehr  kleinen  Tagereisen  der 
Hauptstadt.  Unterwegs  ermahnte  sie  ihr  Begleiter,  sobald  sie 
vor  dem  Grossfürsten  erscheinen  würden  „alle  Sachen  dermassen 
„anzukheren,  damit  Er  khain  missfallen  darob  vmphienng,  vnnd 
„sonnderlich  Ime  den  Ti(l  Czar  zugeben,  dann  als  sein  vorforder 
^Vladimir US  im  6888  Jar  von  Adam  zu  raittenn  (zu  rechnen) 
^dic  Kriechen  hoch  bekhriegt,  hclte  Ime  der  Kayser  sein  Cron 
„vnd  der  Patriarch  das  Diadema,  also  hat  Ers  genent,  neben 
„gewöndlicher  Salbung  darumbcn  aufgesezt,  das  Er  nun  hinfuron 
^ sambt  seinen  Nachkliomen  ein  Czar  sein  vnd  haissen  soll. 
^Inmassen  Er  der  Grossfürst  vnd  sein  valter  etliche  Czarthumb 
^erobert,  auch  noch  in  seiner  gchorsamb  vnnd  gwaltt  hette." 

Die  Reise  wird  in  100  Schlitten  fortgesetzt,  „darunter 
..dann  sonderlich  vnnsere  Schlitten  mit  den  Rotten  vnnd  weissen 
.jWböbln  den  hauffea  zimblich  geczicrt."  Es  kommen  ihnen  nun 
drei  vornehme   Beamte    mit    1500   reich  geschmückten  Pferden 


—     300     — 

entgegen^  in  deren  Geleite  sie  endlich  nach  Aloshaisk  gehmgen^ 
wo  sich  Iwan  Wassilje witsch  damals  eufliielL  „Er  hall 
„aus  vielenn  vmbligenndeu  Landen  vnnd  orten  die  Boiaren  la 
„sich  errodert  derentwegen  Ir  ein  grosse  anzall  gewesen.  Sie 
„haben  diesen  brauch  das  sie  zum  oilemn  ire  kleider  verwandlen 
„vnnd  andres  anlegen;  Welches  dann  vonn  vnsern  Pryslawen 
„vnnd  Tohnetsch  baldt  nach  ein  ander  bey  sechs  malen  gesche* 
„hen  welches  one  zweyfTel  aus  Pracht  geschihet.^ 

Am  24  Januar  frühe  wurden  die  Gesandten  zur  Aodieni 
abgeholt.  Voq  dem  Thore  der  Stadt  bis  an  den  Pallast  standen 
etwa  1600  Hackenschülzen  zu  beiden  Seiten  aurgestellt.  Sechzig 
Bojaren  begleiteten  sie  in  Schlitten  oder  zu  Pferde.  Im  Hofe^ 
im  ersten  Saale ,  mnd  auf  einem  Gange  über  den  man  in  das 
Vorzimmer  des  GrossfQrstcn  ging^  standen  zahlreiche  Haufen  von 
Bojaren^  „alle  in  gülden  stukhen  bekhlaidet.^  Der  Grossf&ist 
„Ist  in  herliche  kleider  mit  Perlein  vnnd  Edektainen  anseUich 
„vnd  gancz  beheilett  angeleget  gewesen  ^  ein  Schone  Cron 
„welche  viell  ansehlicher  stein  gehabt  aufm  hauptt  vnnd  ein 
„Scepter  in  der  Linnkhen  hanndt  getragen.  Ann  denn  finger 
„hatt  er  viell  grosse  Ring  mit  sehr  grosscnn  Saphirenn  vnnd 
„annderen  stainen  getragen.  Die  Schuht  scindt  sehr  koslUch  nit 
„grosscnn  Perlen  behaftet  gewesen.  Hatt  vber  sich  ein  tudi 
„mit  Perlen  vnnd  bildnus  Stao  Marie,  gegen  vber  aber  das 
„bildnus  S.  Nicolai  gehapt.  Auf  der  Linckhen  seitin  ist  ein 
„gisskane  mit  einen  beckhen  gestanden^  Auf  der  rechten  SeÜB 
„ist  sein  Eltester  Son  Knici  Iwan  so  noch  Jung  vnnd  ganz 
„ane  barlt  gleichermassen  herlich  angethan  gesessen^  neben  in 
„hatt  er  ein  Crane  gehabt  vnnd  in  henden  den  gülden  Posech 
„oder  Stab  gehabtt.  Vor  Inen  sindt  auf  iede  seittn  zwene  Junge 
„Boiarem  so  breitte  (Beile)  auf  den  achseln  gehallen  in  weissem 
„kleidem  gestannden,  von  dannen  Rings  herumb  sindt  die 


—     301     — 

^fioliesteii  RaUie  aUe  herlich  bekleidet  gesessemi;  zwen  Canzler 
ytber  aur  der  Linckhen  seitlen  gestannden^  hart  vor  in  ist  eine 
yiMncUi  mit  Tepichen  zngericblet  vnnsert  wegen  gesecz  vordenn.^ 

Nachdem  der  Grossfürst  die  Gesandten  gefragt  hatte ;  wie 
sieh  „der  christliche  Kaiser;  sein  Bruder^  befände^  und  ob  sie 
eta  Sdireiben  an  ihn  hätten^  übergaben  sie  ihr  CrediliV;  nnd 
Kobeozl  hielt  seine  Anrede^  die  sich  übrigens  nicht  bei  dem 
Berichte  befindet.  Darauf  überreichte  Pr$n/%  das  kaiserUche 
Geschenk,  „das  Qainat  des  Ich  Prinz  in  ainem  schönen  mit 
„gold  aosgen&tem  facinetl  (FazzolettO;  Schnupftuch}^  doch  offen 
„vnd  dermassen  das  es  gedachte  Boiarrn  vnd  sonst  menigclidi 
„sehen  mfl^n,  in  der  hannd  getragen.  Dis  Qanott  so  ein  M[ 
„gewesemi;  oben  ein  Cron^  das  Keyserliche  tragende  Ampt  be«- 
„deotennd;  vnten  eine  ansehliche  grosse  Perlein  gehapt  ^'nd  mit 
„schönen  grossen  Diamanten  herlich  versecZ;  solches  hab  ich 
„n  der  Taust  gehabet,  bis  es  der  herr  Kobenzeil  vberant- 
„wort.'  Der  GrossfQrst  nahm  es  lächebid^  zeigte  es  seinem  Sohne^ 
indem  er  ihm  leise  etwas  sagte ;  und  übergab  es  dann  dem 
Kanzler.  Die  Gesandten  wurden  hierauf  angewiesen  ^  die  übri- 
gen milgebrachten  Geschenke  in  das  Schatzgewölbe  abzulie- 
fem,  ohne  dass  sie  der  Grossfürst  vorher  besehen  hätte  ^  ausser 
einem  Rohre ;  das  Printz  dem  Zarewitsche  verehrte  ^  „dasselb 
39 hat  der  Grossfurst  gar  in  die  hannd  genomen.'^  Hierauf 
■ossten  sich  die  Gesandten  setzen^  der  Grossiiirst  nebst  seinem 
Sohne  reichte  ihnen  die  Hand  und  lud  sie  ein  „das  prot  mit 
„tai  zn  essen. ^ 

Nach  einer  halben  Stunde  werden  sie  in  den  Speise-Saal 
geführt.  „Daselbsten'^^  sagt  Printx  in  der  Beschreibung  der 
Mahlzeit^  „wir  ain  khlains  vor  seiner  tafl  gestanden,  darnach 
„bat  Er  vns  selbs  mit  der  hannd  gewisen,  das  wir  zur  negsten 
„Tafel  an  derselben  Linggen  hannd  nidersiczeif  sollen,  weliches 


—     302     — 

^wir  aur  vorgccndc  vnderlhcnigiste  Rcucrcnz  gctban  vnd  daniftch 
„ist  vnsern  Prislawcn  sambt  den  vnseru  bis  auT  die  Köch^  Dol- 
„  matsch  vnd  Pucben  inclnsiue;  auch  nacher  zu  siezen  bouolhen 
„worden.  Aur  dasselb  giengen  in  die  hundert  Tnigsessen^  wie 
„die  Boiarrn  bekhlaidet^  daher ^  allemal  zwen  vnd  zwen  initein- 
„ander^  Pukheten  sich  gegen  dem  Grossfiirsten ^  vnd  gienngen 
„dann  fort  wider  vmb  die  Speisen.  Miller  Zeit  hat  der  Fur- 
„ Schneider  daz  Prot;  als  etlich  \ill  grosse  Laib  von  der  hoch 
„bis  an  den  Poden  nach  der  lenng  in  schmallo  schnitten  zer- 
„thaillt^  darbey  dann  von  ainem  Costlichern  etliche  Partid  in 
„der  fonn,  wie  hieneben  auf  der  seilten  vermerkht  gewest."» 
„Item  mehr  etliche  Silber^  one  Zweirel  mit  dem  Salz  vnd  der- 
„  gleichen^  auf  den  Tisch  gesezt.  Der  Grossfurst  aber  ain  gross 
„lannges  Creuz  vber  sich  gemacht^  die  Particln  Prols  furgeno- 
„meU;  erstlich  aine  selbs  behalten^  dann  aine  seinem  Son  gegeben^ 
„drey  soniel  Herzogen^  so  nahend  bey  seinem  Son  gesessen, 
„Inmassen  mir  von  Prosseg  die  Sechst  vnd  die  Sibend  dem 
„DolmatouichZ;  vnserm  Prislawcn^  volgends  mir  Prinzen  ain 
„halben  grossen  Laib^  vnd  weiter  fort  etliche  derselben  andern 
„mehr;  bey  ainem  vnd  dem  andern  tisch  siezend ^  vberschikht. 
„In  dem  Irieg  man  die  Speisen  daher ^  Welcher  erste  trachl 
„lauter  von  Seh  wannen  flügen  oder  fuessen  war^  daruon  liess 
„Er  Im  ain  6  Silber »»o  vngeuerlich  furseczen^  gab  aines  seinem 
„Son^  das  ander  namb  er  für  sich  selbs  ^  ass  etwas  danon,  vnd 
„dann  hat  Er  den  Vorigen  drey  Herzogen,  auch  vns  Jedem  ain 
„Silber  zuegeschickiit.  Wie  es  dann  hernach  mit  andern  Speisen 
„auch  beschehen,   vnd  der  Jenig  so  sy  vns  oder  andern  ziie- 


3;}8.     Hior   ist  in   der  HandschriU  ein  Slückchcn  gezeichnet,  4  ZoU  hoch 
\  Zoll  breil. 

339.    Ohne  Zweifel:  silbernes Gefass,  Geschirr;  wie  oben  Silber  nit  Salx. 


und  i\\  Zoll  breit 


—     303     — 

^bnwhle;  alczeit  also  zu  vns  oder  Inen  sagete^  Jauan  oder  Daniel 
^Gsar  y  veliki  Knes  podaye  dargcgen  wir  aliemall  samenüich 
y«ii6teen,  vns  erstlich  gegen  Ime  Grossfürsten^  dann  gegen  den 
jyBoiam  so  an  den  tischen  henimbgesessen^  Inmassen  Sy  sich 
99^gen  vnns  mit  dem  khoplT  naigen  müessen^  Also  hat  mans 
^avdi  mit  dem  Trankh  ^gehalten^  darunder  dann  dises  zu  merkhen 
^gewest.  Das  man  etlich  vill  mall  dem  Grossfürsten  ain  Acht 
7, oder  zehen  Schallen^  wie  auch  seinem  Son  ain  vier  mit  Med 
^znebringen  muessen^  aus  denen  allen  Er  alsofll  getrunkhen^ 
9 dem  Sun  erstlich  aine  geben^  die  Er  alssbald  genomen^  darmit 
^anfgestannden;  sich  mit  dem  KhopfT  gegen  dem  vattem  genaigt, 
^Dann  auch  etwas  daraus  getrunkhen^  vnd  Sy  darauf  für  sich 
„iridergesezt,  die  hernach  ^ambt  den  anndern  vier  algemach  die 
^Schenkhen  wider  daruon  getragen.  Der  alt  Herr  aber  hat  die 
^  seinigen  allesambt  den  gedachten  Herzogen,  Pristawen  vnd  >Tins, 
;„anch  hernach  derselben  mehr,  daraus  Er  aber  nit  getnmkhen^ 
^^unsem  Leutten,  alczeit  mit  dem  gedachten  vermelden,  Juuane 
„oder  Daniel,  Czar  Velikhi  Kness  podaye,  vbcrschikht,  Sonnder- 
-Uch  aber  gerad  vor  dem  aufsleen  von  der  Tafel,  derselben 
-souil  als  vnnscr  gowesf,  Imc  bringen  lassen,  Mir  von  Prosseg 
^erstlich  aine,  dann  mir  Prinzen  die  annder,  vnnd  also  fort 
^  allen  vnseni  angehorigcn,  ausser  der  Koch  vnd  Pueben,  denen 
jjWir  beuolhen,  das  Sy  nit  hinzuegcen  sollen,  yedem  aine,  mit 
^ainem  Costlichen  rotten  Med,  aus  selbs  aigen  hannden  geraicht 
jpVnd  gegeben  Inmassen  Er  khurz  zuuor  allen  obgedachten 
,Truchsässen  auch  also  aincm  nach  dem  andern  Jedem  ain 
^eingepaisslcn  weissen  Spcndling,  welche  er  für  die 
.Oliuen  braucht,  mit  seiner  hannd  gegeben,  vnnd  vnns  nachmals 
.mit  gnaden  anhaiinbs  erlaubt.  Die  Boiarrn  vnd  Herrn,  so  vmb 
-die  tisch  gesessen,  sein  sambt  vnns  woU  ain  200  gewest, 
.haben  kurcz  Zuuor  alle,  wie  die  Boiarrn,  lauter  güldene  stukh 


—     30»    — 

;;Vnd  zöblcnc  Hfletl  aufgehabt.  Als  Sy  aber  zu  lisch  siezen 
;^oIlen^  hat  man  Sy  Inen  abgezog:en;  vnd  an  derselben  stat 
;;Weisse  vhehein  Pelcz  aus  der  Gamet  gegeben.  Die  Tragsessen 
^^vnd  anndere  OiTicier  waren  auch  also  bekhlaidt^  haben  aber 
;;dieselben  khlaider  das  gancz  mall  aus^  anbehalten.  Der  Gross- 
^^fürst  hat  gewislich  in  die  hundert  oder  mehr  mal  gelrankhen, 
;;Vbcr  Jeden  trunkh  vnd  Pissen^  wie  auch  sein  Son^  ain  gross 
;;Creucz  gemacht;  sein  in  Rökhen  vber  vnd  vber  mit  EdlgesCain 
;;Vnd  Perleiii  besez(  gesessen.  Haben  mit  gnedigister  erlaubnos 
^^umelden^  ainer  Span  hoclie  fuessschämel  vnndergehabt^  der** 
;;Wegen  dann  der  Jung  Herr,  wann  Er  gegen  dem  dten  aufge- 
^^stanndeU;  gar  gross  vnd  lanng  gesehen.  Bey  Ir  Jedem  stQend 
^^ain  güldene  vnd  mit  Edlgestain  wolgezicrte  Cron  auf*  der 
;;Pankh.  Mitten  in  der  Stuben^  hat  es  ain  grosse  Runde  Pfln 
^^Bahne)  etlich  mall  vngeuerlich  ain  span  weit  abgeseczt  vnd 
^^erhöcht;  darauf  ain  ansehenlich  Silber  von  Trinkhgesdiierren  vnd 
^^dergleichen;  Also  auch  in  der  Vorsluben  vier  grosse  lanngo 
;;Tareln  gehabt^  darauf  lauter  Silbren  schOssln,  schaUn  vnd  der- 
;;gleichcn;  alzeit  zwelf  aufeinander  ^  dermassen  statlich  zusehen 
,;gewest;  das  wir  darfur  gehalten^  etlich  vill  starkhcr  zflg^  das- 
;;Selb  Silber  nit  fueren  möchten.  Der  Jung  Herr  hat  khain  aini— 
;;gen  Pissen  gessen^  der  Alt  aber  souil^  das  es  E.  Mt.  nit  woll 
»^glauben  khflnden.  Er  hat  mich  alssbald  erstes  anpUkhs  vnd 
;;dann  fort  in  gannzem  seinem  thuen  vnd  lassen^  auf  den  Herrn 
;;Cardinal  Delphinum  gemont.  Er  siecht  Ime  durchaus  Anlief 
,;Ist  also  wie  Er  im  thuen  vnd  reden  Jouialiscb,  vnd  lässt  bat 
^^allenthalben;  wie  zumerkhen  gewest;  gern  wollgeschehcn.  la 
;;Summa;  Er  hat  das  ansehen;  das  Er  ain  hochweiser  khopff  scy, 
;;transsformiert  sich  in  alle  gestalten;  wie  wir  dann  gcseheO; 
;;das  Er  gegen  etlichen  lauter  süess  vnd  honig;  gegen  etlichen 
;;aber;   die  Ine  etwo  nit  bald  verstanndeU;  wen  Er  Inen  was 


—     305     — 

y^Mudhen  weHen^   lauter  gall  vnd  biUcrkhait  geredt  hat^  Also, 

^^das  Ime  ains  vnd  das  ander  aus  den   äugen  geschinen.    Die 

^iRepotation  vnd  Mayestät  erhell  Er  zum  ansehenlichislen^  vnd 

^)A  schliesslich  von  der  natur  allenlhalben   dermassen   begabt^ 

^dft5  Er  vnder  vill  hundert  Paurn^  da  er  schon  Inen  gleich  ge- 

jJkUaidet  wfir^  von*menigclich  Tur  ain  grossen  efleüchten  Herrn 

^^eiUirat  vnd  gehallen  wurde.    Der   grössl  mangl   so  bey   der 

^jtafel  erschinen^  ist  diser  gewest^  das  wir^  weder  (filier^  seruel- 

;,ieiB  noch  Messer  zu  lisch  gehabt. »««     Es   ist   aber   Ir   brauch 

,^als0;   vnd  rOrt  noch   her  von   dem  Wladimiro  Kiouiensi, 

yjki  ain   so  gewalliger  Kriegsherr   gewest  vnd  seinem   volkh 

^es  Kuchl  vnd  kheller  geschierr   im    Veld   verboUen^   ausser 

>^MBes  hälczen  Pratspiess^  damit  Sy  von  des  khecben  vnd  trinkhen 

„wegra  an  Irer  Kriegsvebung  nit  verhindert  wurden^  Imnassea  Er 

,^n  auch  alles  vnnderpetgwandt  abgeschatit;  vnnd  zum  Exempl 

;,oder  nachuolg  allain   sein   Rosssatl   vnder   den  khopff  an  des 

),Polslers  stat  gebraucht.    Der  nun  yeczo  soliche  Disciplin  an- 

;7ricbten  vnd   erhallen  möchte,    derselb    wurde    grosser   Profiant 

r^verschwendung  vnd  viller  zug  einstellung  damit  erhallen.^' 

Nach  geendeler  Mahlzeil  luhrlen  die  Prislawen  sie  in 
rtn  Neben -Zimmer.  Hier  sahen  sie  Nikila  RomanowitscH^ 
<•«  Grosslurslen  Schwager  ^welcher  bey  der  erslen  Credencz 
iTafel  in  der  Vorslubcn  ansehenlich  gesessen",  wobei  man  ihnen 
SÄglc,  diess  sei  des  Grossfürslen  Oberhofmeisler,  und  eine  Menge 
Bojaren  bei  den  andern  Tafeln,  worauf  die  Schüsseln  und  Schalen 
stinden,  bezeichnete  man  ihnen  als  die  Kammerherrn,  Vorschnei- 
^i  Mundschenken,  u.  s.  w. 


340.     Prin%  saj^t   an  einem  andern  Orte,   dass  er  and  fCohenxl  sich  mit 
^«m  Messer  hätten  behelfen  miL»sen,  das  ihnen  ein  Bojar  geliehen. 

20 


—    306    — 

Kaum  waren  die  Gesandten  wieder  nach  Hanse  gekom- 
men;  als  die  Pristawen  rothen  und  weissen  Meth  in  grossem 
Ueberflusse  bringen  liessen^  „vermeldend  vnd  anzaigend  bey  Inen 
^^wäre  der  gebrauch,  welicher  des  tags  den  Grossfiirslen  gesehen^ 
^^der  khflndle  denselben  nit  traurig  sein,  vmb  soviel  weniger 
^;Wir;  weill  wir  mit  Imc  geredet^  Ime  die  hannd  gekhflsst  vmid 
^^darzue  sein  Prot  in  seiner  gegenwurth  gessen^  vnnd  sonnderiiGh 
^^nam  der  Dolmatouichz  ain  schalln  Med  in  die  hannd,  trat!  in 
^^mitte  der  Stuben  ^  vnnd  bracht  vnns  allen  sambt  ains  von  des 
^^Grosstiirsten  gesonnds  wegen  ^  mit  langem  grossem  gebelh  vnd 
^^Wunsch.  Nachmals  haben  wir  vnns  niedergesezt,  ain  gvele 
^^weill  fortgesoffen^  vnd  darneben^  weill  Sy  es  gern  gdiört,  Ire 
^^sachen  conuersando  gelobt^  allso  das  Sy  hofTentlich  mit  vnns 
^^zufriden  gewest^  vnnd  mit  gueten  Rauschen  denselbigen  abend 
„von  vnns  abgeschiden/' 

Am  25  Januar  hatten  die  Gesandten  abennab  eine 
Audienz,  und  erhielten  dann  durch  die  Grossfürstlichen  Rfithe  die 
Antwort  Aber  den  Gegenstand  ihrer  Sendung  „thaills  dorch  die 
,,dollmatschen,  die  gleichwoU  sehr  vngeschikht  vnd  vntan^ich 
,,Leüth  seyn,  vnd  thaills  selbst  mündlich.^  Am  folgenden  Tage 
hatten  sie  wieder  eine  Gonferenz  mit  den  Bojaren^  wobei  ilmeQ 
der  Kanzler  unter  andern  sagte:  ;,Was  der  Kaiser  seiner  Gnaden 
,,(dem  Grossfiirsten)  weiter  zu  sonndcrm  gefallen  vnd  freund- 
,,schaiR  tlmeu  möchten,  vnnd  geschähe  voraus  S.  Gn.  ain  sonnders 
„gefallen  daran,  da  E:  Mt:  Iro  ain  Pawmaister,  so  kirchen  vnd 
„Schlösser  weil  Pauen  vnd  mauern,  Item  ain  Plalner,  so  guete 
„hämisch  schlagen  khündte.  Mer  ain  etliche  guete  khurze 
,^starkhc  schöne  Puxen  zuekhomen  liess.  Die  Maister  möchten 
„wann  es  Inen  gefellig,  wider  nach  hauss  ziehen.^ 

Bei  der  letzten  Zusammenkunft  stellten  die  Russischen 
Unterhändler  als  Ultimatum  auf,   dass   Polen   dem  EnriierjBoge 


Srost^  Lftthanen  aber  dem  Sohne  des  GrosslOrsten^  Feodor, 
m  TheÜ  werden  solle^  „Darauf  wir^  sagt  PrintXy  gleichwoll 
itRcpUderen»  Sy  aber  nichts  mer  hören  wellen^  soimder  strakhs 
yiM^estannden,  vnns  gesegnet  xnA  vrlaub  von  vns  genomeny  mit 
yyirennelden  das  wir  ferner  nichts  mer  mit  einander  ^utbnen 
„ymmäm  haben.  ^ 

Sie  wurden  nnn  noch  einmal  zu  dem  GrossiQrslen  geführf^ 
der  sie;  mit  seinem  Stabe  in  der  Linken  empfing^  nnd  ihnen 
sagte,  er  wolle  femer  mit  dem  Römischen  Kaiser  in  Freundschaft 
bleiben,  wie  es  auch  sein  Vater  mit  Maximilian  I  gewesen  wfire, 
wnA  wtrde  näl  ihnen  iragleich  Gesandle  nach  Wien  senden,  die 
er  bUle,  bald  wieder  von  dort  abzufertigen,  wobei  er  hinzusetzte: 
,,Da  afich  damnder  meinem  lieben  treuisted  Brueder,  oder-  ittir 
y^etwo  wort,  so  was  herrt  zu  hören  sein,  filrkhimen,  dieselben 
„welle  ainer  vnd  der  ander  freundlich  vermerkhen,  vnd  derbalben 
„naa&t  Bruederschaffl  nit  zertrennen  lassen.^  Hierauf  mussten 
sie  sich  setzen,  und  der  GrossiOrst  reichte  Jedem  von  ihnen 
jcwei  Schalen  Meth,  gab  ihnen  seine  Hand  zu  küssen  und  entliess 
sie  iusserst  gnadig. 

Am  29  Januar  erhielten  sie  die  Grossflirstlichen  Geschenke 
and  traten  dann  ihre  Rückreise  an.  KobenzI,  der  die  Unter- 
luuidlungen  wegen  Polen  fortsetzen  sollte,  schlug  den  Weg  nach 
Litthanen  ein,  Priniz  aber  ging  mit  den  Russischen  Abgeord- 
neten, der  Sicherheit  wegen,  über  Livland  zurück. 


Printz  scheint  durch  den  Kaiser  Maximilian  U  ver- 
anlasst worden  zu  sein,  seine  Bemerkungen  über  Russland,  nu't 
Wcgiassung  aller  politischen  und  persönlichen  Vorfälle,  zusam- 
menzustellen, und  (hat  das  walirscheiniich  schon  mit  der  Absicht, 
sie  durch  den  Druck  bekannt  zu. macheu. 

20* 


—    308    — 

Es  findet  sich  nämlich  in  der  K.  K.  Bibliothek  in  Wien, 
Ilist.  prof.  No.  DGGLXII  eine  Handschrift^  welche  den  Titel  führt: 

Rcruni  MoscoTiticanim  brevc  compendiiim  in 
quo  distinctis  capitibns  de  MoscoTiac  dncibas,  eornm- 
quc  rebus  gestis,  religione,  moribus  et  aliis^  qnae 
lectii  utilia  et  iiicuuda  sunt,  breuissimc  tractalnr  aur- 
tore  Daniele  Printz.3«^ 

Am  Schlüsse  befindet  sich  der  Stammbaum  der  Russi- 
schen Grossrursten;  in  welchem  sie  von  dem  Kaiser  Augustus 
abgeleitet  >¥erden.     Der  Anfang  ist: 

„Prus  Augusti  Caesaris^  ut  Rulheni  in  annalibns  sais 
„refenint;  frater  fuit^  et  tractum  ad  mare  Balthicum  a  sese 
„Prussiam  denominauit.  Ab  hoc  quarta  progenie  descendenint 
ptres  fratres  a  Ruthenis  ad  Imperimn  vocati^  Rurik,  Sinauus^ 
„Truuor."a*2 

Eine  Copie  dieser  Handschrift  befindet  sich  in  der  Biblio- 
thek des  Rumänzow'schen  Museums  in  St.  Petersburg. 

Das  Werkchen  ist  dem  Kaiser  Rudolph  H  dedicirt  und 
fuhrt  das  Datum  vom  9  Januar  1578,  es  muss  also  die  Nach- 
richten enthalten,  die  Printz  auf  seiner  ersten  Reise  nach 
Russland  gesammelt  hat^  wie  er  auch  selbst,  p.  166^  sagt. 

Gedruckt  erschien  diese  Schrift  erst  lange  nach  dem 
Tode  PrintzenSy  zu  Neisse  in  Schlesien,  unter  dem  Titel: 

Moscoviae  ortus  et  Progressus,  Authore  Daniele 
Printz  a  Bueehau,  Augustissimorum  imperatorum  Maxi- 
niiliani,    et  Rudolph!  ubivis  secundi  Consiliario,    nee 


341.  „Jnbente  Oiuo  Imperatore  Maximiliano  hoe  eompendiam  eollegi", 
sagt  Priuiz  darin. 

342.  lieber   dies^  Abstammung  s.  ScklöMer  in  seinem  Anldr,  T.  II. 
S.  159-165. 


—     309     — 

bis  ad  Jabannem  Basilidem  inagnnm  Dncem  Mois« 
coTiae  Legato  extraordinario.  Niessae  Siles.  1668.  12^. 

Bei  diesem  Abdrucke  muss  aber  eine  andere  Abscbrift 
ab  die  in  Wien  befindliche^  benutzt  worden  sein^  weil  er  viele^ 
wenn  auch  nicht  immer  wesentliche  Abweichungen  von  dersel* 
bcD  enthfilt. 

Eine  zweite  Ausgabe  wurde  von  dem  Enkel  des  Ver- 
fassers^ einem  Baron  Adam  Leopold  Printz^^^^  besorgt  und 
erschien  unter  dem  nämlichen  Titel  zu  Guben^  1679.  12^^  und 
ebendaselbst  wieder  1681.   12^ 

Man  findet  auch  noch  ein  anderes  Werkchen  von  unserm 
Verfasser  angeitihrt  unter  dem  Titel: 

De  Ducibus  Moscoviae  eorumque  incrementia, 
Gabenae  1681.  12^'«« 

Dieses  ist  aber  keine  besondere  Schrift^  sondern  nur  das 
erste  Kapitel  des  eben  erwähnten  Buches. 

80. 

Michael     Z  a  ii  p  c. 
1576. 

31icha€l  Zaupe,  aus  Reval  gebürtig^  wurde  am  9  März 
1576  bei  einem  Ausfalle,  den  die  belagerten  Einwohner  dieser 
Stadt  gegen  die  Russen  machten,  gefangen  genommen,  und  nach 
Moskau  gebracht.  Von  hier  nahm  ihn,  zwei  Jahre  darauf,  ein 
Russischer   Bojar    mit    nach   Riga,    eigentlich  gegen  einen  von 


34;i.  Sitick  irrt  daher,  wenn  er  Th.  I.  S.  240  den  Titel  so  angiebl: 
Prim%  Boro  a  Umchau  bU  legaii  etc.  MoBcoviae  oritts  et  progremut. 

344.  S.  2.  B.  Treuer^  de  perpeitia  Rom,  imler  ei  Rmihem,  imper,  ami- 
ciiia.  p.  111).     Uenmmg  Uefltüid.  Chrom,  foL  52.  u.  a. 


—     310    — 

Ticscnhauson  auszutauschen.  Da  dieser  aber  weder  in  Llvland, 
noch  in  Lithauen  zu  finden  war^  so  wurde  Zaupe  durch  zwei  gut- 
denkende  Männer  fär  zwei  Portugaleser  losgekauft^  und  blieb 
nun  in  Biga^  wo  er  das  Burgerrecht  erhielt.  Er  hinterlicss  band- 
sdirifUich: 

Tagebuch  während  seiner  Gefangenschaft  in 
Russland.  1576 — 1578^  welches  sich  in  der  Stadt- Bibliothek 
in  Riga  befindet.3«(^ 

81. 

Christopher  Burrough. 
1579. 

Die  Gesellschaft  der  Englischen  Kaufleute  ^  die  sich  In 
London  für  den  Handel  nach  Russland^  Persien  und  der  Levante 
vereinigt  hatte  ^  sah  sich  durch  die  Räubereien  der  Kosaken, 
besonders  auf  dem  kaspischen  Meere  ^  vielleicht  auch  durch  die 
einstweilige  Verstimmung  des  Grossfürsten  gegen  die  En^che 
Regierung^  eine  Zeitlang  in  ihren  Unternehmungen  gehemmt.  Als 
endlich  im  Jahre  1579  diese  Hindemisse  nicht  mehr  zu  iOrchten 
waren  ^  wurde  von  der  Englischen  Factorei  eine  neue  Handels- 
Reise  ^  die  sechste,  durch  Russland  nach  Persien  unternommen, 
über  welche  sich  in  Ilakluyt's  grosser  Sammlung,  unter  dem 
Namen  Christopher  Burrough's,  eines  Factorei  -  Bedienten, 
aus  dessen  Briefen  sie  genommen  sind;  ausfuhrliche  Nachriehten 
befinden.    Diese  Reise ;   an  welcher,   ausser   Burrough,   die 


315.  S.  über  Zattpe:  Schrißateller '  Lexieom  der  ProtimMem  Ltcimmi^ 
Esihiand  und  Kurland^  von  J,  F,  von  Recktt  und  K.  E.  Napierdry,  Th.  IV. 
S.  583  und  ÜT.  E.  Xapienkif'i  Forigei,  NachrichUn  vom  Lhiämd*  Ge9ekicki- 
schr.  JUiiau  1824,  S.  10. 


—     31i     — 

Fadoren  der  Compagnie  Arthur  Edwards^  William  Turn- 
halle Matthew  Talboys  und  Peter  Garrard  Theil  nahmen^ 
dauerte  beinahe  drei  Jahre.  Sie  kamen  am  22  Juli  von  London 
in  Archangelsk^««^  an^  von  wo  sie^  um  noch  vor  dem  Eintritte 
des  Winters  die  Kaspische  See  zu  erreichen^  mit  ausserordentli- 
dier  Schnelligkeit  über  Cholmogori;  Wologda^  Jaroslawl,  Nishny- 
Nowgorod  und  Kasan^  am  16  Oktober  nach  Astrachan  kamen.'«'' 
Hier  mussten  sie  aber  doch  deq  Winter  zubringen^  weil  die 
Türkischen  Verheerungen  in  Persien  die  weitere  Reise  unmöglich 
machten.  Am  1  Mai  1580  ging  endlich  ein  Theil  der  Expe- 
dition ab^  und  landete  am  27sten  an  der  Käste  von  Schirwan^  das 
sie  noch  in  den  Händen  der  Türken  fanden^  Dann  gingen  sie 
unter  Türkischem  Schutze  nach  Baku  und  Derbent,  und  kehrten 
Yen  iiier,  naich  mancherlei  Unfällen^  erst  spät  im  November  nach 
Astrachan  zurück. 

Die  Beridite  über  diese  Reise,  eine  der  merkwürdigsten 
der  Englisch  -  Russischen  Handels  *  Gesellschaft  jener  Zeit,  für 
die  Topographie  und  damalige  Kenntniss  des  Wolga -Districts, 
worden  der  Factorci  von  Christopher  Burrough  in  Briefen 
nitgetheilt;  die  sich  in  der  angeführten  Sammlung  unter  folgen- 
dem Titel  bcGnden: 

Advertissement  and  Reports  of  Ihe  6  vojages 
ioto  (he  parts  of  Persia  and  Media  —  gathered  out 
of  sandrie  letters  by  Christopher  Bnrrongh  in  the 
ycares  1579,  1580, 1581.  In  Ilakluyts  CoUection,  Vol.  L 
p.  419. 


346.  Oder  eigeoUich  bei  dem  Kloster  des  heil.  ]Vicoiam$,  weil  Archan- 
^cbk  eraC  unter  dem.  Grossfürsten  Fedor  IwamomiUeh  erbaut  ward. 

347.  S.   über  diese  Reise  Malier  $  Sommi.  Rmu.  Geschichle,  Th.  VU. 
S.  461>-473. 


—     3i2     — 

82. 

Philipp  Preiiistaiu. 
1579. 

Philipp  Prenistain^^^  war  im  Jahre  1579  als  Ge- 
sandter des  Röniisehen  Kaisers  Rudolph's  II »«^  nach  Moscau 
gesandt^  von  wo  er  noch  in  demselben  Jahre  wieder  znrOck 
kehrte.  Ueber  diese  Reise  beGndet  sich  ein  handschriftlicher 
Bericht  in  der  Vaticanischen  Bibliothek^  unter  folgendem  Titel: 

Narratio  historica  Philipp!  Pernisten  Oratoris 
Cacsarei,  quomodo  in  conspectu  Magni  Ducis  BIo^co- 
Tiae  stetcrit,  de  eonloqniis  et  conyivio  cnm  ipso  Dace, 
de  religione,  disciplina  ccclesiastica  ac  moriba»  Hos- 
eorum,  dcque  aliis  qnae  sibi  acciderant  sna  fungenAo 
legatione. 

Ein  anderer  Bericht  über  diese  Reise  befindet  sich  eben- 
daselbst in  Italiänischcr  Sprache  unter  dem  Titel: 

Relazione  fatta  del  Sig^  D.  Filippo  Pernisten 
Imperiale  Ambasciatore  della  MaestÄ  Cesarea  al  Gran 
Principe  di  MoseoYia,  Tanno  1579.  Dieser  Bericht  ist 
unterzeichnet:  Di  Lovitio  in  Polonia  a  xxvii  di  Maggio 
1579. 

Eine  Abschrift  desselben  besitzt  die  Königl.  BibUothek 
in  Beriin^  wo  sie  sich  im  XV  Bande  der  Sammlung  befindet^ 
welche  den  Titel  (lihrt:  Inrormazione  politiche«  Sie  hat  die 
Aufschrift: 


348.  Der  Name  kommt  auch  unter  Tolgendeii  Formen  Tor:  PtrmmUm^ 
Pernigten,  Perm$ier,  Pernesian,  Prenislanj  PremnUiü»  unü'PermiM.  Uelwr 
diesen  letztern  Namen,  Permatein^  s.  oben  S.  286. 

349.  Also  nicht  MaximiliaM  ii  (f  1575),  wie  bisweilen  MlfelQhrl  wihL 


—     313     — 

Discono  delle  cose  di  Moscoyia«  Relatione  delP 
Ecc^  Sg[5  Don  Filippo  Preuestain  Imperiale  Ambas« 
ciatore  della  Maestä  Cesarea  al  Gran  Principe  di  Mos- 
coria  ranno  1379.     23  BI.  fol. 

Eine  neaere  Copic^  die  wahrscheinlich  nach  dem  Berliner 
Codex  gemacht  ist^  befindet  sich^  in  dem  Rum  an  zo  waschen 
Moseom  in  St.  Petersburg^  No.  20^  unter  dem  Titel: 

Discorso  delle  cose  di  Moscoria  de!  Sgre.  D. 
Philippe  Prenistan,  Imperiale  Ambasciatore  della 
IMaesta  Cesarea  al  Gran  Principe  di  Moscoyia.  1579. 

Der  Anfang  der  beiden  letzten  Abschriften  ist:  ,,Mi  6 
^^tato  di  gran  contento  che  V[?  Eccf^  abbi  havuto  caro  qnel 
^^poco  di  raguaglio  che  Ic  dette  cose  di  Moscovia  etc./ 
woraus  man  schliesscn  könnte^  dass  der  Aufsatz  delle  cose  di 
Moscovia  noch  verschieden  von  der  Relatione  sein  könnte. 
Der  Schluss  ist:  ;,Questo  e  quel  tanto  che  tö  voluta  manifestare 
„a  V[?  Ecc^  cerlificandola  che  in  questa  si  breve  relatione  non 
^;Vi  e  del  mio  cosa  alcuna^  ma  tutto  scritto  con  quella  diligenza 
„et  cerlezza  che  sia  possibile  di  quel  principe  et  dclsuoRegno." 

Eine  Abschrift  besitzt  auch  noch  der  Prof.  Ciampi  in 
Pisa,  unter  dem  Tilel: 

Relazione  di  Filippo  Prenestain  Ambasciatore 
Cesareo  al  G.  D.  di  Moscovia.     L'anno  1579. 

Davon  überschicktc  derselbe  im  Jahre  1830  der  Kais. 
Akademie  der  Wissenschaften  eine  Abschrift. 

Gedruckt  erschien  PrenistaMs  Bericht  unter  dem 
Titel: 

Philippi  Pernisteri  Relatio  de  Magno  Moscoviae 
Principe.  Francofurti  1579.  4°,  und  >^ieder  ebendaselbst 
1610.   4°. 


—     314    — 

Dieses  Werkchen  wird  auch  angeführt  nnter  dem  Titel: 
De  Aula  Moscovitica. 

Deutsch  übersetzt^  Leipzig  1717.  8^ 
Lateinisch  und  Italiänisch  in  Honorii  Thesiia« 
rus  politicus^  P.  L  p.  280.  Hier  iwerden  unter  andern  p.  289 
folgende  Worte  des  Grossfürsten  Iwan  Wassiljewitsch  ange- 
führt: ^^Postridie  coram  ipso  adductus^  haeo  fere  mihi  ipse  expli- 
^^cauit.  Cum  charissimus  et  preciosissimus  frater  ad  me  te 
^^miserit;  mentcroque  eins  tua  legatione  perceperim^  quemadmodim 
^^etiam  a  meis  Vilkis^  hoc  est,  Proceribus  intellexi^  qoae  com 
^ppsis  meo  jussu  tractauisti;  ad  eundem  fratrem  meum  referto^ 
;^ommno  me  decreuisse  inceptam  amicitiam  excolere^  ac  promo- 
^^uere  vna  cum  mea  gente  in  perpetuum,  quemadmodum  Pareos 
^^meus  effccit  et  cum  Maximiliano^  et  cum  Caesare  Ferdinando: 
^,idcircO;  si  ipse  mens  frater  Pontificem  Romae^  Regem  Hispaniae, 
^,aIiosque  Christiarios  potentes  ad  idem  facinus  induxerit^  majd- 
^^mum  erit  Christianitati  beneGcium;  quod  sanctissima  Trinitas^ 
„vnus  misericors  Dens,  dignetur  concedere/'*»« 

In  Casp.  Ens  Thesaurus  politicos,  Coloniae  1611. 

P.  m.  p.  531-556  findet  man  einen  Aufsatz  unter  dem  Titel: 

Relation  eines  ungenannten  Gesandten  vom  Rdm« 
Kaiser  Maximilian '^^  an  einen  ungenannten  Staate- 
beamten. 

Dieses  ist  ebenfalls  unsers  PrenistaMsy  oder  vie  er 
hier  genannt  wird  PernistenSy  Gesandtschafts-Bericht»  wie  aas 
der  Apologia  pro  Joanne  Basilide  II,  Vindob.  1711.  4^^ 

erhellt. 


350.  S.  Treuer  de  perp.  amictiia  eie.  p.  51.  53. 

351.  S.  die  kurz  vorhergehende  Note  349. 


—     315     — 

83. 

Martin  Broniovius  von  Biezdzfedea. 

1579. 

Martin  BroniaviuSy  von  Biezdzfedea  in  Siebenbfir* 
1,  ein  höchst  gewandter  und  gelehrter  Mann,  der  in  die 
Dienste  des  Königs  von  Polen  Johann  Bathory  trat^  und 
sieb  in  denselben  durch  Tapferkeit,  in  den  Kriegen  gegen  die 
Rossen,  so  wie  durch  geschickt  geführte  Unterhandlungen  aus- 
zeichnete. Er  wurde  namentlich  zweimal  als  Gesandter  zu  dem 
Chane  der  Krimschen  Tataren  geschickt,  und  diesen  Sendungen» 
auf  deren  letzten  er  neun  Monate  in  der  Krim  zurückgehalten 
wurde  9  verdanken  wir  sein  mit  grosser  Genauigkeit  abgefassteS| 
ood  in  sehr  elegantem  Latem  geschriebenes  Werkchen  über  die 
Tatarey,  wegen  welches  er  hier  eine  Stelle  verdient.  Dasselbe 
eischien  erst  16  Jahre  nach  seiner  Reise  unter  dem  Titel: 

Martini  Broniovii  de  Biezdzfedea,  bis  in  Tarta- 
riam  nomine  Stepbani  primi  Poloniae  regis  legati, 
Tartariae  descriptio.  Cum  Tabula  geographica.  Colo- 
niae  Agr.  1595.  fol. 

Dieser  Schrift  ist  dort  noch  angehängt :  Transylvaniae 
ac  Moldaviae,  aliarumque  vicinarum  regionum  descriptio 
Georgii  a  ReicbersdorlT,  und  Creorgii  Werneri  de 
mirandis  Ilungariae  aquis  hypomnemation;  addita  ta* 
bella  lacus  mirabilis  ad  Cirknitz. 

Des  Bromocius  Werkchen  ist  auch  in  dem  nämlichen 
Jahre  und  ebendaselbst  wieder  abgedruckt  in  Ant.  Possevini 
Moscovia.     Fol. 

Man  findet  es  auch  unter  dem  Titel: 
Martini    Broniovii    de    Biezdzfedea,   ad  Tartarum 
Legati  y   Tartaria,    in:    Russia    sea  Moscovia   itemque 


—     316    — 

Tartaria,  Conimcntario  Topograpbieo  atquc  politieo 
illtistralac.  Lugd.  Batav.  ex  off.  Elzeviriana,  1630.  16^ 
p.  243  —  327. 

Englisch  übersetzt  unter  dem  Titel: 
Colleetions  out  of  Martin  Bronioaius  de  Biczer- 
fedea  sent  Anibassadonr  from  Stephen  King  orPoland, 
to  the  Criiu  Tartar:  Coutayning  a  description  of  Tar- 
taria,  or  Chersonesus  Taurica,  and  the  Regions  sabiect 
to  the  Perecop  or  Crim  Tartars,  with  their  Cnstomes 
priuate  and  publike  in  peace  and  warrc.  In  the  Pil- 
griuies  by  Samuel  Purchai?,   Vol.  III.  p.  632. 

Ich  entlehne  dieser  Schrift  die  Beschreibung  des  Empfan- 
ges der  fremden  Gesandten  bei  dem  Tatar-Chaii;  weil  man  darin 
manche  Zage  finden  wird;  die  noch  spater  bei  dem  Hofe  des 
Grossfursten  in  Moskau  vorkommen.  Die  Stelle  fmdet  sich  in 
in  der  Elzevir'schen  Russia^  pag.  292  und  lautet  also: 

,;Donativum  Chani^  et  Legatorum  Principum  apud  enm 
^^ratio.  Donativum  annuum  ä  Rege  Poloniae^  magno  Dncala  Li- 
;;tuaniae;  Moscorum  ducC;  Palatino  Moldaviao^  et  Cercesiis 
;;Nogaiensibus  Tartaris  ex  pactis  et  foederibus  Chanus  perpetnum 
;;habet.  Legali,  Oratores^  Nnntii  et  Internuntii  Principum  eomm 
;^annis  singulis  ad  eum  veniunt^  quos  nonnunquam  humanios  et 
;;liberalius  y  aliquando  vero  plus  quam  Barbarico  morc  exdpit, 
;;Violat;  diutiusve  detinet.  Cum  itaque  Perecopiam  veniunt;  miicas 
;^Chani  homo  eis  obviam  venit^  aestate  in  pratum  vel  campmn,  in 
;;quo  sub  tentorio  quiescunt;  Hieme  vero  in  pagnm  Almae  vel 
;^Bachasanii  oppido  Regiae  ejus  vicinum  securius^  quam  honeslios 
^^et  commodius  dcducuntur.  Postquam  vero  o6  diverterinl,  per 
^^Consiliarios  vel  Aulae  iiiinistros  nomine  Chani  salulantur;  com- 
^^mcatu  vel  viclualibus,  bobus  duobus^  vel  uno^  ovibus  aliquot^ 
;;panibuS;  vino  ac  hordeO;  non  pro  liberalitate;  sed  bospitalilate 


—     3i7     — 

^qnadam,  ao  pro  tina  vice  tarnen  satis  moderate  procurant. 
^yCuin  aolem  ad  Chanum  vocanlur,  Soldanis,  Tuianis,  Vlanis, 
^^arzis^  Consiliariis  primoribus^  cacterisque  quam  plurimis  aulae 
^^ministris  et  insi^oribus  Tarlaris  praeseotibus  eos  audit:  per 
^^anicom  tantum  homioem  ad  Chani  fores  deducuntur,  per  Consili- 
jjuws  vero  dnos  iotrodacuntur.  Cum  itaque  introducti  fuerint, 
yyflnfiqQO  gentis  more  Chanum  illi  adorant^  illoque  salutato  geni- 
yjhns  flexis  exponunt^  in  ejusque  convivium  adhibentur.  Pocnlis 
„vti  crateris  deauratis  et  gemmis  distensis  mulso  impletis  de 
^^ore  gentis  in  Signum  clementiae  et  bcnevolentiae  mann  Chani 
^^porrectiS;  quos  genibus  flexis  ebibunt^  honorantur.  Et  com 
^^expediuntur^  in  convivium  eos  Chanus  iterum  adhibet.  Convivio 
^^laque  peracto  parum  ante  fores  secedunt  ejus  palatii.  Yestibus 
^ySericis  auro  intextis  usque  ad  talos  de  more  gentis  comparatis^ 
^^eqao  uno  vel  duobus  non  raro  etiam  captivis  gentis  eomm 
^^ominibus  remunerantur.  Ac  ita  vestibus  amicti  ad  Chanum 
^terom  redennt^  pro  hospilalitate  et  liberatitate  gratias  ei  referunt^ 
^,et  salutato  illo  ex  convivio  discedunt.  A  Chani  unico  homine 
y^commealus  exiguus  in  ditionibus  ejus  cum  itcr  arripuerint  non 
,/aro  Alis  procuratur,  et  ad  Borysthenem  usque  ab  iUo  dedu- 
„cuntur.">** 


352.  Bei  der  Beschreibung  des  alten  CherMon^  oder  Kormtumy  erwähnt 
9y  p.  260,  der  EIzcv.  Ausgabe,  der  berühmten  metallenen  Thüren,  die 
▼OB  dieser  Stadt  den  Namen  führen ,  und  welche  die  Volks-Sage  noch  Jetzt  in 
Nowgorod  zu  finden  glaubt.  S.  Die  Kominuchen  Thären  in  der  ICaiJke^al- 
kirckm  nur  heiligen  Sophia  in  Nowgorod  von  Friedrich  Adelung',  Berlin 
1823.  4^.  Ich  setze  diese  Stelle ,  welche  mir  bei  der  Abfassung  Jener  Schrift 
mC^Dgen  war,  auch  deswegen  hieher,  weil  hier  auch  noch  der  Tradition  erwähnt 
wird,  dass  Boletlaw  II  von  Polen  diese  Thüren  von  Kiew,  wohin  sie  durch  den 
heii'  Wladimir  von  Korssün  gebracht  worden,  weggeführt,  und  nach  Gnesen 
versetzt  habe,  wo  sie  noch  zu  Brom'oviue  Zeiten  zu  sehen  gewesen  wären.  Es 
keüst  hier  nämlich:  „Mooasteriam  Graeenn  nazimam  in  urbe  e«t  reliqaiin; 


—  '318    — 

8*. 

Veit    S  e  II  n  g. 

Um  158L 

In  dem  Kaiser!.  Kon.  geheimen  Haus -Archiv  zu  Wien 
befindet  sich  eine  Handschrift  von  wenigen  Bogen  ^  welche  die 
Aufschrift  führt:  Veit  Sengen  Anzaig  In  Moscoviterischen 
Sachen.  Dieser  Aufsatz  ist  ein  an  einen  vornehmen  Staatsmann 
gerichteter  Bericht  Ober  Russland  und  führt  die  Unterschrift: 
Veit  Senng.  Eine  eigentliche  Zeit-Anzeige  fehlt;  auf  der  mir 
davon  mitgelheilten  Abschrift  ist  zwar  bemerkt:  Um  1601,  es 
ist  indessen  aus  dem  Inhalte  selbst  nicht  schwer  zu  beweisen^ 
dass  er  wenigstens  zwanzig  Jahre  älter  sein  muss.  Denn  es  ist 
darin  noch  von  zwei  Söhnen  des  Grosslursten  Iwan  Wassil- 
je witsch  die  RedC;  deren  ältester  schon  1581  starb;  und  femer 
wird  des  Herzogs  Magnus  (f  1583)363  als  einer  noch  lebenden 
Person  erwähnt.  Ueber  den  Verfasser  und  seine  Verhältnisse 
erfahren  wir  gar  nichts^  als  dass  er  sich  einige  Zeit  in  Moskan 
aufgehalten ;  und  die  Reise  dahin  als  Kaufmann  gemacht  habe. 
Wahrscheinlich  aber  war  er  von  dem  Oesterreichischen  Hofe  im 


jypariotcs  templi  apparent  qnidoiii,  sed  (fistiindinein  nop  haben!,  ctoraaoirnta 
„acdificii  ejus  quae  ibi  erant  jnfi|ffiiia,  diruta  et  spoliata  •■al.  Es  iUo 
„monaiiterio  duat  porlas  aeris  Corinlhii,  qua«  Graecontm  prftbjteri  R^^iaa 
„Portas  vocant,  et  imaginea  insigniores ,  Graccoa  aliquot  ad  VoUdinirBB 
„roagnum  Russornm  aea  Kioviensiom  Priiicipem  ea  tempcalate  praeda« 
„loco  Kioviam  deporlavisse ,  poatmodiiin  rero  a  Boleslao  aeeando  rvge 
„Polouiae  KioviaGneftnampracdae  ilidem  locn,  qnae  in  templi  maximi  porta 
„nunc  eliam  ibi  visuntur,  delatas  esse,  liuiisoruni  et  Polonorum  aaaalea 
„memoriae  prodiderc." 

353.    S.  Karamsim,  Getch,  d.  Ihm.  Ee9eh$,   Tb.  VUL   S.  3U.   Th.  IX. 
S.  152. 


—     319     — 

.Geheim  mit  AnMgon  nach  Rassland  geschickt  und  musste^  mn 
nicht  Aufsehen  oder  Verdacht  bei  den  Polen  zu  erregen^  Handeb- 
Geschäfte  vorschützen.  Wenigstens  sehen  wir^  dass  er  von 
der  Rassischen  Grfinze  an^  einen  Pristaw  zum*  Begleiter  erhielt, 
und  auch  aus  seinem  ganzen  Berichte  geht  hervor^  dass  er  genaue 
Kenntniss  von  dem  Hofe  und  der  dortigen  Aufnahme  der  fremden 
Gesandten  hatte. 

Karamsin^ii«  theilt  aus  den  Papieren  des  Königsbergi- 
schra  Archivs  einen  Brief  eines  Veit  Zenge'Sy  wahrscheinlich 
des  unsrigen,  mit^  den  dieser  am  20  Dec.  1566  ans  Lübeck 
an  den  Markgrafen  Alb  recht  geschrieben^  und  worin  er  ihm 
interessante  Nachrichten  über  Moskau  mittbeilt^  die  er  von  einem 
gewissen  Herrmann  Pispink*)  aus  Münster^  der  eben  aus 
Russland  zurück  kam^  erfahren  hatte. 

Der  Wiener-Bericht^  zu  dessen  Abfassung  er  wahrscheinlich 
höheren  Orts  aufgefordert  worden  war^  enthält  keine  eigentliche 
Reise  -  Erzählung ,  sondern  vielmehr  eine  Anweisung  über  die 
Haupt-Punkte,  die  man  damals  bei  einer  Sendung  nach  Russland 
zu  beobachten  hatte.  Zuerst  spricht  er  von  der  Nothwendigkeil^ 
sich  schon  vor  dem  Eintritte  in  Russland  mit  tüchtigen  und  zu-> 
verlässigen  Dolmetschern  zu  versehen,  „die  vnerschrockhen  vor 
„dem  Grosslursten  in  der  Moscau  dürfTen  reden  vnd  iren  Mund 
^nicht  sperren  dürffen."  Diese,  meint  er,  finde  man  in  Lübeck, 
Danzig  und  Riga;  man  solle  sie  aber  vorher  einen  Eid  leisten 
lassen,  dass  sie,  besonders  gegen  den  Grcssiursten,  nichts  anders 
sprechen  wollten,  als  ihnen  aufgetragen  wäre.  Auch  müsse  man 
deren  immer  wem'gstens  zwei  haben,  „wan  der  Eine  vor  dem 
„Grossfürsten  was  redelt  oder  fürpringt,  das  der  ander  mit  za- 
ubert, ob  dasselb  recht  fürgepracht,   vnd  die  wort  nicht  vorkert 

354.     Ebendas.  Th.  Vin.  S.  315. 
«)    S.  oben  Seite  240. 


—     320     — 

^ werden ;  es  geschcche  gleich  darch  des  Grossfiirsten  oder  den 
„eignen  dulnielsch.^  Man  soll  sich  besonders  hüten,  derglei- 
chen in  Dorpat  (TherbbQ  oder  Narva  zu  nehmen^  weil  diese 
alle  dem  Grossfürsten  oder  dem  Herzoge  Magnus  ergeben 
waren.  Besonders  aber  dürfe  man  sich  nicht  auf  die  Gross- 
fürstlichen  Interpreten  verlassen^  „dan^  sagt  Senng,  ich  habs 
„in  der  that  erfahren^  sunderlichen  mit  Caspar  von  Wittenberg, 
„der  ist  ein  Mameluckh  wie  die  anderen  alle,  so  ist  doch  der 
„gemelte  Caspar  sein  furnemcster  vnder  den  thulmetzscben,  daner 
„hat  gestudirty  vnd  pringt  die  priff  so  Im  dem  Grossfiirsten  zuge- 
„schriben  werden,  aus  dem  Latein  ins  deutsche  ynd  hernach 
„ins  Russisch;  er  ist  aber  ein  gar  losser  versuffnerpueb.*^  Noch 
andere  Hof-Dolmetscher  waren  damals  Jakob  Edelmann,  ein 
Oesterreicher,  Andreas  Werner  aus  Braunsberg,  und  Closs 
aus  Wenden,  die  beiden  letztern  zugleich  Grossfürstliche  Gold- 
schmiede. 

Zweitens  empfiehlt  Senngy  einem  Gesandten  reiche  Go* 
schenke  für  den  Grossflirstcn  und  seine  zwei  Söhne  mitzugeben, 
und  solche  müsse  der  Gesandte  auch  für  seine  Person  mitbrin- 
gen. Den  Bojaren  dürfe  man  öiTentlich  nichts  anbieten,  aber 
heimlich  ginge  es  wohl  an.  Wenn  die  Pristawen  um  etwas 
bäten,  was  ihnen  gefiele,  ^^wie  dan  ir  geprauch  ist'^,  solle  man 
sie  mit  harten  Worten  abfertigen. 

Ist  die  Gesandtschaft  nicht  ansehnlich,  so  wird  sie  nicht 
auf  Grossfürstliche  Kosten  verpflegt,  sondern  muss  unterwegs, 
am  besten  in  Riga,  sich  mit  Speise  und  Getränk  versorgen, 
auch  räth  der  Verfasser  überhaupt,  Bettstellen,  Tisch-Geräthc  und 
Küchen-Geschirr  mit  sich  zu  führen. 

Weiler  sagt  Senngj  dass  die  Gesandten  in  Dorpat  warten 
müssen,  bis  über  sie  nach  Aloskau  berichtet,  und  von  dort  die 
Erlaubniss  zu   ihrer   Weiterreise  ertheilt   worden;   dass  sie  bei 


—     321     — 

Um  Ankunft  in  Moskau  gegen  die  Pristawen  sehr  auf  ihrer 
Hot  sein^  sie  nicht  an  ihre  Tafel  ziehen  und  ihnen  so  wenig 
wie  möglich  nachgeben  sollen.  ,,Wo  es  dan'^,  heisst  es,  „ein 
„prestoff  zu  vil  macht,  mag  man  Ime  wol  dye  haut  volschlagen, 
;,Ynd  Ins  klagen  lassen,  des  hab  ich  wol  selbst  gelhan  vn  ange- 
;^en  das  ich  für  ein  kauflman  pin  drin  gewesen/^' 

Zuletzt  spricht   er  noch  von  der  Verpflegung  der  Ge- 
sandten  aus   der   Grossfurstlichen    Küche,    worüber    sie    einen 
,;Speisezettel''  erhielten,  und  wobei  sie,  wie  bei  dem  Getränke, 
„wo  an  Metlh  wol  Zechnerley  ollog  geben  wirt",   durch  einen 
besondem   Dolmetscher   darauf  sehen   sollen,   dass  ihnen  alles 

fiewiUigte  auch  wirklich  abgeliefert  wird. 

Am  Ende  heisst  es:    ;,Dis   Alles   hab   ich   E.  G.  vnd 

„herligkeit  zum  vnderlhenigen  pericht  auff  einvoltigist  nit  ver- 

„halten  wolen  mit  vndertheniger  pitt  mir  das  gnedig  zu  guett 

,,liottende/^ 

85. 

Antonio    Posse  vi no. 
1581  — 1582. 

Antonio  Possevino^^'^  ^  ein  Jesuit,  dem  wir  ein  sehr 
bedeutendes  Werk  über  Russland  verdanken,  wurde  1534,  zu 
Blaniua  in  einer  angesehenen  aber  unbemittelten  Familie  geboren 
und  frühzeitig  zum  geistlichen  Stande  bestimmt,  weswegen  er 
schon  4550,  nach  Rom  geschickt  wurde.  Hier  zeichnete  er  sich 
durch  seine  Kcnnluissc  und  seinen  Eifer  für  das  Wohl  der 
Römischen  Kirche  bald  so  aus,  dass  ihn  der  Kardinal  Gonzaga 


355.     Kr  wird  bei  Karamtin  immer  Postevin,    und  in  der  deutschen  Ue* 
bcrsHzuDg  der  Gesch.  d.  Hmm,  Reichsy  Posueini  genannt. 

21 


—     322     — 

in  sein  Haus  und  unter  seinen  besonderen  Schulz  nahm.  Im 
Jahre  1559  trat  er  in  den  Orden  der  Jesuiten^  dem  er  bald 
durch  seine  Gelehrsamkeit  und  Gewandtheit  sehr  nätzlich  wurde, 
und  dadurch  endlich  auch  die  Aufmerksamkeit  des  PäbsÜicben 
Hofes  auf  sich  zog.  Gregor  XIII  schickte  ihn  1577  als  seinen 
Nuntius  nach  Schweden^  um  den  König  Johann  HI  m  dem 
Katholischen  Glauben  zurflckzuiiihren^  und  da  er  auf  dieser  Reise 
durch  Wien  kam  und  die  Kaiserin  Maria,  Wittwe  Maximi- 
lian's  II;  wegen  seiner  persönlichen  Sicherheit  auf  dieser  Reise 
besorgt  war,  so  ertheilte  sie  ihm  den  Titel  eines  Kajserl.  Bot- 
schafters. Als  solcher  trat  er  nun  in  Stockholm  auf,  wo  es  ihm 
im  folgenden  Jahre  gelang,  den  König  dahin  zu  bringen,  dass 
er  im  Geheim  die  Evangelische  Religion  abschwor.  Kaum  war 
er  mit  der  Nachricht  von  diesem  glänzenden  Erfolge  nach  Rom 
zurück  gekehrt,  so  wurde  er  zur  grösseren  Befestigung  seines 
Werkes  wieder  nach  Schweden  gesandt.  Kurz  darauf  schidUe 
ihn  der  Pabst  zweimal,  in  den  Jahren  1581  und  1582  nach 
Russland,  und  diese  Reisen  und  sein  Bericht  über  dieselben  sind 
es,  welche  ihm  in  unserer  Sammlung  eine  ausgezeichnete  Stelle 
anweisen. 

Po88€vino'8  Sendungen  nach  Russland  hatten  einen 
dreifachen  Zweck;  er  sollte  zwischen  dem  Grossftirsten  und  dem 
Könige  von  Polen  einen  Frieden  zu  Stande  bringen,  den  Herr- 
scher von  Russland  zu  einem  Kriege  gegen  die  Tilrken  anfinnn- 
tem,  vorzüglich  aber  wohl  versuchen,  ihn  zur  Annahme  derRö- 
misch-Katholischen  Religion  zu  vermögen.  Dieses  letztere  war 
schon  früher,  und  auch  noch  nachher  mehremal  der  Hauptgrund 
zu  ahnlichen  Sendungen,  denen  gewöhnlich  die  Politik,  und  be- 
sonders die  Vertreibung  des  Feindes  der  Christenheil  aus  Europa, 
zum  Yorwande  dienen  mussten.  Und  eben  so  wurde  hftoflg  von 
Russischer  Seite  die  Möglichkeit   einer  solchen   Glaubras-Anni- 


—     323    — 

hamg  von  ferne  gezeigt^  sobald  dadurch  politische  Unterhand- 
lungen erleichtert;  besonders  aber  Hülfe  gegen  die  Polen  imd 
Türken  veranlasst  werden  konnlcs««  Ein  merkwürdiges  Beispiel 
davon  finden  wir  auch  bei  dieser  Sendung  des  schlauen  Po^^ 
meüinOy  der  in  Russland  sehr  ausgezeichnet  empfangen  ^  und 
«nter  dessen  Mitwirkung  der  Frieden  mit  Polen  wirkUch  zu  Stan* 
d0  gd)racht  wurde,  der  aber  in  seinen  Bekehrungs-Yersuchen 
vdDLommen  sdieiterte^  ob  ihm  gleicli  der  Grossfürst  selbst  einige 
Unterhaltungen ;  ausschliesslich  über  Glaubens-Sachen  bewilligte. 
Possevino  kam  am  18  August  in  Staritza  an,  wo  sich 
damals  Iwan  W assiljewitsch  befand^  und  wurde  hier^  wie  später 
in  Moskau,  mit  ungewöhnlichen  Ehrenbezeugungen  aufgenommen 
und  behandelt.  Er  begab  sich  Ende  Septembers  1581  von  Mos- 
kau in  das  Pobiische  Lager  bei  Pleskow^  war  dort  vorzüglich 
tbätig  bey  dem  Abschlüsse  des  Friedens  zwischen  Russland  und 
Polen ;  und  kehrte  dann  im  Februar  1582  nach  Moskau  zurück. 
Hier  brachte  er  noch  einige  Monate  zu^  und  ging  dann^  von 
dem  Grossfürsten  sehr  gnädig  entlassen,  in  Begleitung  einer  an 
den  Pabst  abgefertigten  Russischen  Gesandtschaft,  wieder  nach 
Rom  zurück.  Gregor  XIII  hatte  1584  die  Absicht,  ihn  noch 
einmal  nach  Russland  zu  schicken,  um  dem  Zar  Fedor  Iwano- 
witsch  zu  seiner  Thronbesteigung  Glück  zu  wünschen,  was  aber 
unterblieb.  Das  Päbstlichc  Schreiben  befindet  sich  nach  der  Va- 
ticanischen  Abschrift  in  der  Alberlrandischen  Sammlung.  Eben 
so  wollte  ihn  Sixtus  V  in  Jahre  1586  noch  einmal  nach  Mos- 
kau senden,  was  ebenfalls  nicht  zu  Stande  kam,  wozu  aber  be- 
reits   das  Päbstliche   Creditiv   für  Possevino    unterm  20  Nov. 


356.     Häufige  Beweise  davon  findet  man  in  der  von  der  archäographiscbeu 

G^sellschafl  anter  dem  Titel :  JitBlorica  Ru$siae  MonirMnfa,  St.  Petersb.  184i. 

♦*'.  bekannt  gemachten  Sammlung  Römischer  Documenle,  namentlich  CCXIH.  CGXVI. 

CCXÄXYU.  CCXLL  CCXLIV. 

21* 


—     324    — 

■ 

1586  ausgerertigt  yftat,  welches  sidi  noch  in  dem  Archive  des 
Vtlicans  befindet. 

Er  wurde  in  der  Folge  noch  einigonrale  andenveitig  von 
dem  Pabste  zu  politischen  und  kirchlichen  Unterhandinngen  ge- 
braucht^ und  beschäftigte  sich  dann  zu  Venedig  mit  der  Ausar- 
beitung und  Herausgabe  seiner  vielen  theologischen^  polemischen^ 
moralischen  und  historisdien  Schrillen^  m  lateinischer  und  italiä- 
nisc!her  Sprache^  bis  er  1611,  78  Jahre  alt^  in  Ferrara  starb.*«'' 

Von  Possevino's  Reisen  und  Schriften  gehört  hieher 
nur  seine  doppelte  Sendung  nach  Russland  und  die  von  ihm 
selbst  verfertigte  Beschreibung  derselben.  Das  Ilauptwerii  darflber 
ist  seine  Moscovia;  diese  erschien  in  folgenden  Ausgaben: 

Antonii  Possevini  ex  Societate  Jesu  ülosconia, 
s.  de  rebus  Moscoviticis  et  acta  in  conneutu  legatomm 
regis  Poloniae  et  Magni  Diicis  Moscouiae  anno  1581. 
Vilnae,  apud  loannem  Velicensem,  1586.  8^.^^^  In  dieser 
seltenen  Ausgabe  befinden  sich  viele  Briefe  des  Königs  Stephan^ 
der  Königin  Anna^  und  des  Kanzlers  Zamoiski  an  Passetino 
und  seine  Antworten  darauf. 


357.  Ein  Theil  dieser  Angaben  ist  ans  der  Lebens-Beschreibiuif  PoMt- 
riW«  gezogen^  welche  folgenden  Titel  führt:  La  Vie  du  Phre  Amtome  Pmm^ 
vm  de  ia  Compagmie  de  Jesua,  oü  ton  voii  Phieloire  de$  mpariamiet  mSgo» 
cMioiUy  auxqueUee  U  a  iU  employi  en  qualiU  de  Nomee  de  8a  SwimMi^ 
em  Sm^de,  en  Pologne  ei  en  JlSoäcovie,  (Par  le  Pere  Jean  ikmgn^J,  PmHt 
1712.  12**.  In  das  Italiänische  übersetzt  von  P.  Nicrolo  Gommi,  Veneda  1750^ 
2  Vol.  8^  —  Sehr  viele  Nachrichten  über  Posaevino,  so  wie  auch  ein  voUstindiges 
Verzeichniss  seiner  gedruckten  und  ungednicktcn  SchriAen,  findet  man  ancli  in 
Bibliogra/ia  rrifica  delie  auiiche  reciproche  CorriepondeuMe  dett  JiaUm  epUm 
Rueeüty  coUa  Polomia  e£c.  da  Sebaatiamo  Ciampi,  Ftrenme.  1834.  8.  3  VoU., 
YoL  U.  p.  291-298. 

358.  Eine  angeblich  frühere  Ausgabe,  Goloniae  1563,  fol.  die  einige 
Literatoren  anführen,  beruhet  auf  einem  Schreibefehler  in  der  JahreszahL 


—     325     — 

Im  Jahre  daraur  unter  dem  Titel:  Antonii  Posscrini 
Soeietaiis  Jesu  MoscoFia.  Ejusdem  novissima  descrip* 
tio,  unverändert  nachgedruckt  zu  Antwerpen^  ex  ofBcina  Cbri- 
stophori  Plantini,  1587.  8"".    Mit  einer  Karte  von  Russland/ 
die  sich  aber  bei  dem  mir  vorliegenden  Exemplare  nicht  beCndet. 

In  demselben  Jahre  mit  mehren  andern  Schrillen  dessel- 
ben Verfassers  gedruckt  unter  dem  Titel:  Anlonii  PosscTini, 
Soeietatis  Jesu,  Moscovia,  et  alia  Opera,  de  statu  hu- 
Jas  secnli,  adversas  Catholicae  Ecclesiae  bestes.  Nnae 
primum  in  unnin  Tolunien  collecta,  atqne  ab  ipsomet 
anetore  cmcndata  et  ancta.  (Coloniae.)  1587.  fol.  In 
dieser  Ausgabe  ist  die  Aufeinanderfolge  der  Kapitel  etwas  geän- 
dert; der  Commentarius  primas  der  Wihiaer  Ausgabe  ist 
hier  nämUch  der  zweite,  und  umgekehrt. 

Im  Jahre  1595  abermals  mit  noch  einigen  andern  Werken 
zusammen  gedruckt  unter  folgendem  Titel:  Antonii  Possevinii 
Soeietatis  Jesu,  Noscovia  et  alia  Opera,  qnibus  nunc 
reeens,  propter  materiae  similitndinem,  et  regiomim 
quarnm  bistorias  cxplieant,  vicinitatem,  adjuncta  sunt, 
Martini  Broniovii  de  Biczdzfedca,  bis  in  Tartariam 
nomine  Stapbani  Prinni  Poloniac  Regis  Lcgati,  Tarta- 
riae  De^eriptio,  antehae  nunqnara  in  lueem  cdita,  euiu 
tabnla  geographica  ejiisdcjn  Chersoncsus  Tanrieae: 
Tmnsylvaniae,  ac  Moldaviae,  Aliarumquc  vicinarum 
regionum  siiceincta  deseriptio  Georgii  a  Reiehersdorff 
Transjlvani^  cum  (abulis  gcograpbicis  tarn  Moldaviae, 
quam  Trnnsylvaniae.  Hem,  tieorgii  W«meri  d^  Ad- 
mirandis  llungariac  Aquis  hyponinemationy  axddita  ta- 
bclla  Jacus  mirabilis  ad  Cirknitz.  (Coloniae).  1595.  fol. 

Ein  Auszug  aus  Possemno's  Werk  unter  dem  Titel: 
De  Moscovia   Antonii   Possevini    Diatribe,   befindet  sich 


—     326     - 

in  Respnblica  Moscoviae  et  Urbes.  Aecednnt  qnaedam 
latine  nanquam  antebae  edita.  (Anctore  Marco  Zaero 
Boxbornio).  Lngd.  Batar.  1633.  12^  p.  195—260. 

In's  Italiänische  ist  die  Moseovia  Posseyino's  voo 
einem  Neffen  des  Verfassers  übersetzt  unter  folgendem  Titel: 

La  nioscovia  del  P.  Antonio  Possevino,  tradotta 
di  latino  in  rolgare  da  Gio.  Battista  Posserino  Sacer^ 
dote  Montorano,  Teologe  di  Monsig.  Rer.  Gioranni 
Fontana  Vescoro  di  Ferrara.  In  Ferrara  appresso  Bc« 
nedetto  Mainmarelli,  1592.  8^ 

Dann  zu  Mantua  1596  unter  folgendem  Titel: 

Commentarii  di  MoseoFia^  et  della  Pace  segaita 
fra  Lei,  e'l  Regno  di  Polonia.  Colla  restitutione  della 
Lironia.  Scritti  in  lingna  latina  da  Antonio  Posseyino 
della  Compagnia  di  Giesü.  Et  tradotti  neir  Italiana  da 
Gio.  Battista  Possevino.  Aggiuntevi,  oltre  la  corree* 
tione,  rarie  cose,  et  Lettere  di  piü  eminenti  PriAcipi, 
et  deir  Autore,  pertinenti  alla  religionOi  et  alla  notitia 
di  Gottia,  di  Snetia,  di  Linonia  et  di  Transylnania.  Col 
Bommario  de'  Capi  delle  materie,  che  vi  si  trattano. 
In  Mantora,  per  Franceseo  Osanna,  stampatore  Daeale, 
1596.  4^  Diese  Ausgabe  erkennt  Possemno  in  einer  vw- 
gesetzten  Anmerkung  fQr  acht  an^  i^ährend  dieVebersetzoog  vm 
1592  incorrect  sei.  Auch  scheint  er  den  Inhalt  za  der  mei^- 
wflrdigen  Vorrede  selbst  geliefert  zu  haben. 

Eine  neue  Ausgabe  dieser  Uebersetzung,  welche  mehr 
als  die  vorige  ankündigt^  aber  ein  ganz  unveränderter  Abdraok 
derselben  ist^  erschien  1611;  unter  folgendem  Titel:  CooMne*- 
tarii  della  Moscovia  et  della  Paee  che  per  ordine.  della 
S.  Sede  Apostolica  proeurö  Antonio  Posserino  Manto« 
rano  della  Compagnia  di  Giesü  tra  Basilio  Grandoca 


—     327     — 

di  Moscovia,  et  Regno  di  Polonia  colla  restitnzione 
intiera  della  Livonia,  c  di  33  fortezze  di  lei,  scriüi 
prima  in  lalilio  dallo  stcsso  P.  PasseFino,  e  piu  volte 
atampati  in  Litoania,  Francia,  Fiandra,  Germania  et  in 
Italiass%  et  (radotti  nella  lingna  Italiana  di  Gio.  Battista 
PoMevino,  uno  nipote,  Teologo  et  Arciprete  di  S. 
Leonardo  in  Mantoya  et  hora  ristampati  coli'  occasione 
delle  nuove  et  scgnalate  vittorie  a^nte  quesf  anno 
1610  dal  Screniss.  Sigismondo  III  R6  di  Polonia  et 
di  Snezia  nella  Bloscoria,  ove  si  apre  la  porta  alla 
Caitölica  Religione  rerso  il  Settentrione  e  I'Oriente, 
aggiontevi  oKre  le  corrczione,  varie  Lottere  di  piü 
eminent!  Princjpi,  et  deir  Autore  a  loro  colla  notizia 
di  Ciottia,  'Svezia;  Finlandia,  Lironia  et  della  Transil* 
▼ania,  etc.  In  MantoFa  per  Aorelio  et  Lodovico  Osanna 
fratelli  stampatori  Ducali  I61I.  4''.s«« 

Dieses  Possevino'sche  Werk  de  Sloscovia  wird  uns 
also  hier  vorzuglich  beschäiligen.  Ehe  \nr.aber  sehen^  yfie  der 
klage  Jesuit  sich  bei  der  Ausführung  seiner  höchst  wichtigen 
und  schwierigen  Sendung  benommen^  wird  es  nicht  überflüssig 
seifl^  die  Hauptpunkte  der  geheimen  Instruction  kennen  zu  lernen^ 
welche  ihm  der  Kardinal  di  Como^  Staats-Secretair  Gregorys  XIII 


^'  Zk9.  Dass  das  Original  von  Po99evin&9  MoKwna  eigenUicii  nie  in  lUlian 
g04rack(  worden,  erheUt  aus  der  oben  gegebenen  Uebersicht  der  davon  veran- 
stalteten Aasgabrn. 

360.  In  6Yor.  Boiero  Rflazhne  universali  etc.  befindet  sich  im  Lib.  I 
Parte  U  eine  Schilderung  von  Rassland,  die  ganz  aus  der  Mmeoria  des  Ponevimo 
geaowwen  ist.  Der  Titel  dieses  aoch  immer  sehr  schätzbaren  aber  selten  ge- 
wordenen Werkes  ist:  Relazioni  uiirersaii  dirüe  im  quaitro  parti,  arriehUe 
di  mioiie  cote  rare,  e  memorabile  di  Gioranmi  Boiero.  Roma  1592.  3  Vol. 
4"".  Breerim  i.)!!^.  retkftia  1599.  162S.  1640.  1659.  2  Vol.  8  flUy.  Poimi$ck 
Krakaa  1659.  o  Vol.  8"".    Laieim$c/i  Uelmstädt  1670.  4^ 


—     328     — 

am  27  Murz  1581  zu  dieser  Reise  ausrerügle.'f^^  In  derselben 
heisst  es  ausdrücklich:  j,Po8sec$no  solle  dem  Grossfursten  vor- 
„ stellen,  wie  nöthig  es  sei^  dass  alle  chrisllidien  Könige  sich 
„im  Geiste  vereinigten^  zur  römisch-katholischen  Religion  bekenn- 
„ten,  und  den  Pabst  als  Oberhaupt  und  Hirten  annahmen,  den 
;,  Christus  selbst  als  solchen  eingesetzt  habe.  Er  würde  deswe- 
„gen  ein  zu  diesem  Zwecke  in's  Griechische  übersetztes  Exemplar 
„der  Satzungen  des  Florentiner  Conciliums  mitbekommen  *•>,  um 
„dem  Grossrürsten  zu  beweisen^  dass  der  Pabst  gar  nichU 
„Neues  von  ihm  verlange.  Er  solle  dem  Grossfilrsten  femer 
„bemerkbar  machen^  dass  ausser  dem  Heile  seiner  Seele  und  der 
„Erwerbung  des  himmlischen  Reiches,  er  auch  von  der  Römi-* 
„sehen  Kirche^  dieser  frommen  und  liebevollen  Mutter/ ansehnlicbe 
„Vergrösserungen  seiner  irdischen  Macht  envarten  Könne.  Dass 
„es  schimpflich  und  unschicklich  filr  einen  so  grossen  Fürsten 
„sei,    den    Metropoliten    von    Constantinopel^     der    nur    dn 


361.  Das  Kaliänische  Original  derselben  befindet  sich  in  der 
sehen  Bibliothek  za  Rom,  und  ist  daraus  in  Seb,  Ciampi  BiNiogtaßm  CHliem^ 
Vol.  I  p.  242—245  zuerst  abgedruckt  worden.  Spater  erscUm  diese  iMtmction 
nach  der  THrgenew'stYien  Abschrift  in  der  Sammlung:  Hitioriea  Ibmkm  Mmmi- 
menia,  Vol.  L  No.  CCXIL  k 

362.  PoBserimo  sagt  auch  in  einem  Briefe,  den  er  1605  an  den  Gross- 
herzog von  Toscana  schrieb,  dass  er  dem  Grossfursten  Iwam  Wa»fi{j0wM9ek 
mehre  Serbische  Bücher  und  die  Acten  des  Florentinischen  Concillams  mitgebraclil 
habe.  S.  €Xampi  Eunme  critico  della  Sioria  di  Demetrio  diwam  WmiJBvMik 
Gran  Duca  di  Aloscovia.  Firenze  lb27.  8^.  p.  49-55,  wo  dieser  neifcwirdligt 
Brief  zum  crstcnmalc  vulistündig  abgedruckt  i4.  Er  sagt  hier  auch  uter  andtn: 
„Mi  sforzai  di  fnr  stamparc  alqiianto  ccDliiiiij«  di  catccbiami  io  carattera 
i,rol<*iiici  in  Vilna  di  Lituania,  na  caaendo  i  atampatori  aeliiaaialiei  rl 
„poicro  rarj  rrrori  dcntro,  laoiide  non  trovai  piik  spediaale»  cIm  4i  fkr 
„tradarrr  in  qurlla  lingiia  caratteri  varie  cosc,  leqnale  in  ii4>ritto  iltäl  al 
pGran  Doca,  Ic  qnale  non  lo  se  laranao  in  eis^re  ades s o,  che  eoiio  segvite 
„la  gnerra  Ira'  il  Icgitlimo  priiicipei  e  Ära  Tiiuiinuo  g\%,  H  qMl«  ttlU»a- 
«meute  c  morto." 


—     329    — 

yunrechlmässiger  Hirte  und  ein  Sklave  der  Türken  sei,  anzuer- 
^kennen^  wahrend  es  doch  ein  viel  grösserer  Ruhm  für  ihn  sein 
^wurde^  mit  den  übrigen  christlichen  Färsten  dem  wahren  Statt- 
i^halter  Christi  anzuhängen.  Zur  Errreichung  dieser  Absicht  isolle 
3, er  auch  eine  griechische  Uebersetzung  des  auf  dem  Tridenti^ 
„nischen  Concilio  entworfenen  Glaubens-Bekenntnisses  mitnehmen^ 
nim  den  Haupt  -  Bestand  des  kalhoUschen  Glaubens  in  Kürze 
^darzulegen.  Und  wenn  die  Russischen  Geistlichen  (Calogeri) 
^sich  vielleicht  aus  Eigennutz^  oder  andern  Besorgnissen^  seinen 
^Bemühungen  entgegen  stellen  wollten^  so  solle  er  auf  alle  Art 
;, suchen,  sie  zu  gewinnen;  wenn  ihm  aber  diess  nicht  glücken 
^wflrdC;  so  möge  er  Alles  anwenden,  um  ihnen  bei  dem  Gross- 
j^f&rsten  zu  schaden.  Er  solle  diesem  die  Nothwendigkeit  eines 
,, Bündnisses  gegen  die  Türken  zeigen,  immer  aber  wieder  auf 
^den  Punkt  der  Religion  und  auf  die  Vereinigung  im  Geiste  und 
„in  der  Liebe  zurückkommen,  und  ihn  auf  alle  Art  und  mit 
„allen  Gründen  zu  überzeugen  suchen,  dass  dieses  unerlässlich 
;,das  wahre  Fundament  der  öffentlichen  Wohlfarlh,  und  ausser 
;,ihr  keine  Hoffnung  sei,  Gott  zu  gefallen,  ihm  dem  Herrn  der 
j,  Heerscharen  und  des  Sieges,  und  der  vorzüglich  auf  das  Gebet 
-der  Kirche,  der  glorwürdigen  Apostel  und  des  himmlischen 
„Chors  der  Heiligen,  Hüire  gegen  die  Ungläubigen  verleihe. 
„Wenn  nun,  heisst  es  am  Schlüsse,  Ew.  Reverenz  durch  Ihre 
„Klugheit,  und  mit  Hülfe  des  heiligen  Geistes,  welcher  Jedem 
„beistehet,  der  die  Sache  Gottes  treibt,  die  Seele  des  Fürsten 
„gewinnen,  und  ihn  dahin  bringendes  können,  dass  er  denKatho- 
„  tischen  Glauben  höre  und  gern  aimehme,  auch  sich  entschliesse, 
„einen  schicklichen  Botschaller  nach  Rom  zu  senden,  um  den 
-schuldigen  Gehorsam  zu  leisten,  und  sowohl  wegen  der 


MjS,    Im  Originale  heisst  es:  piegario,  wörtlich  ikn  fangen. 


—     330     — 

„Religion^  als  des  Bflndnisses  zu  unterhandeln ,  so  wird  Seine 
„Heüigkeit  darüber  voll  Freude  sein^  und  dann  werden  Wir 
„mit  Recht  sagen  können^  dass  Wir  eine  grosse  Er- 
„oberung  gemacht  haben^  und  Gott  daiOr  unendlichen  Dank 
„abstatten^  u.  s.  vr. 

Wie  nun  Possemno  das  in  dieser  wichtigen  und  krili- 
sehen  Sache  in  ihn  gesetzte  Vertrauen  zu  rechtfertigen  und  dieser 
Instruction  nachzukommen  gesucht  habe^  werden  wir  am  besten 
aus  seinen  eigenen  ^  in  der  Moscovia  enthaltenen  Beridilcn 
hören. 

Der  genauere  Inhalt  dieses  Werkes^  nach  der  Ausgabe 
von  Antwerpen,  1587,  ist  folgender: 

I.  De  Rebus  Moscouiticis  Commentarius  ad 
Greg.  Xni  Pont.  Max. 

In  der  Vorrede  sagt  PossevinOy  dass  er  in  Russland 
theils  alles  selbst  während  seines  siebenmonatlichen  Aufenthaltes 
daselbst  sehr  aufmerksam  beobachtet,  theils  die  Bemerkungen 
seiner  beiden  Gelahrten,  die  nach  seiner  Abreise  noch  5  Monate 
in  Russland'««  geblieben  wären,  benutzt  habe. 

Gap.  I.  Mosci,  qui  nunc  rerum  potitur,  eveclio 
ad  Magnum  Moscouiae  Ducatum:  propagatio  Imperii, 
et  varii  casus,     p.  8 — 12. 

Hier  erzählt  Possevino  das  Bekannte  von  den  Kriegen 
des  Grossiiirsten  und  von  dem  Umfange  Russlands,  das  Letztere 
zum  Theil  aus  Berichten  von  Italiänem  und  Spaniern,  die  aas 
der  Türkischen  Gefangenschaft  entkommen,  auf  der  Reise  bis 
Moskau  mehr  als  zwei  Jahre  zugebracht,  deren  Freiheit  er 
dann  von  dem  Grossfürsten  erbeten,  und  die  er  bei  seiner  Rück- 
reise wieder  nach  Italien  zurückgeführt  hatte.  « 


364.    Sie  blieben  in  Staritza,  wo  sie  sehr  strenge  bewacht  worden. 


—    331     — 

Cap.  2.    Celebriores  Mosel  Ginitates  et  Populi. 
^  13— 16, 

PosBevino  sa^  hier^  die  früheren  Reisenden  in  Russland 
lAlten  aDe  die  Volksmenge  und  die  Stärke  der  Heere  zu  hoch 
angegeben.»««    Zu  seiner  Zeit  wären  in  der  Stadt  Moskau  nicht 
30^000  Einwohner  gewesen.    Die   Hänser  nähmen  viel  Raum 
cte^  besonders  die  Kirchen  ^  die  mehr  zur  Zierde  der  Stadt;  als 
zu  ihrer  eigentlichen  Bestimmung  erbauet  schienen  ^  da  sie  fast 
das  ganze  Jahr  verschlossen  wären.    Früher  habe  Moskau  einen 
Umfang  von  8  bis  9  (ital.)  Meilen  gehabt  ^  jetzt  betrüge  dieser 
k^ium  5  Meilen.    Das  Schloss  und  der  Pallast  seien  prachtvoll^ 
&imch  sähe  man  reichgeschmückte  Buden^  aber  eine  einzige  Bude 
ui  Venedig  enthalte  mehr  und  kostbarere  Waaren^  als  eine  ganze 
^cihe  derselben  in  Moskau.    Die  Städte  Smolensk^  Nowgorod 
^^d  Moskau  hätten  jede   höchstens   30^000  Einwohner.     Das 
Itand  schiene  den  Fremden  deswegen  bevölkerter^  als  es  wiikBch 
Bei,  weil  bei  der  Durchreise  eines  fremden  Gesandten  das  Land- 
volk sich  immer  am  Wege  versammeln  und  zeigen  müsse.  Desto 
reicher  an  Menschen  sei  aber  die  Tatarei;  aus  welcher  Russland 
im  Kriege  2  bis  300,000  Menschen  ziehe. 

Cap.  3.  Mosci  munitiones^  et  ratio  earum  defen- 
dendarum,  cum  oppugnentur.    p.  16 — 20. 

Possevino  beschreibt  hier  die  verschiedenen  Befesligungen 
von  Nowgorod,  Pleskau,  Smoiensk  u.  a.  mit  einer  Ausluhrlichkeit 
und  Genauigkeit,  die  man  kaum  von  einem  Manne  seines  Standes 
erwarlcn  sollle. 

Cap.  4.    Vires  aliae  Mosci.  p.  20—26. 


365.    Ponevino  sah  Moskau  kurz  oach  dessen  Verheerungen  darch  die 
Taiaren. 


—     332     — 

Ucbcr  die  Aufhäufung  der  edlen  Metalle  in  dem  Gross- 
fOrstlichen  Schatze^  aus  >velchem  nur  selten  Sflber  herausgehe, 
um  Gefangene  auszuwechseln^  oder  fremde  Truppen  zu  besolden. 
Die  deutschen  Thaler  wurden  in  kleine  SilbermOnze  verwandelt, 
aber  nicht  mehr  mit  derselben  Sorgfalt^  wie  ehemals,  wo  jeder 
Goldschmidt  sie  schlagen  durflC;  aber  seinen  Namen  darauf  scteen 
musste.  Alle  Geschenke  der  Gesandten  aus  Gold  und  Sflber 
gehen  in  den  Schatz  des  Grossfursten.  Sammlliche  aus  Livland 
weggeiuhrte  Kostbarkeiten  wären  bei  dem  Einfalle  der  Tataren 
in  die  Schlösser  von  Moskau,  Jaroslawl  und  Belosero  gerettet 
worden.  Geringe  Abgaben.  Erwähnung  der  katholischen  Livländer, 
die  in  Russland  ihr  Leben  3<^«  zubringen  mussten.  Die  fremden 
Kaufleute,  welche  gewöhnlich  im  Gefolge  der  Gesandten  nach 
Moskau  kamen,  brauchten  keinen  Zoll  flir  ihre  Waaren  zu  be- 
zahlen^ und  wurden  noch  auf  Kosten  des  Zaren  unterhalten. 
Gold-  und  Silberbergwerke  gab  es  nicht  im  Lande.  Unbeschrfinkle 
Ergebenheit  gegen  den  Grossfursten.  Handel  mit  den  Engländern 
und  Hansestädten. 

Cap.  5.     Consiliarii  Mosci.     p.  26—27. 

Das  Conseii  des  Grossfursten  bestand  aus  12  Mitgfiedem, 
deren  Namen  angegeben  werden. 

Cap.  6.  Mosci  magni  Ducis  Moscouiac  Filii, 
p.  28—32. 

Possevino  erzahlt  hier  die  nahern  Umstände  von  dem 
unglücklichen  Tode  Iwan'S;  des  ältesten  Sohnes  des  Grossfursten 
Iwan  Wassiljewitsch,  so  wie  er  sie  von  einem  seiner  Dolmet- 
scher, der  früher  im  Dienste  dieses  Prinzen  gewesen  war,  erfahren 


3()().  Si  ea  vita  vocAiida  kU.  sagt  Ponevino,  qnne  hacretica  est. 
Ganz  verschieden  schildern  neuige  Jahre  darauf  Bumow,  Margeret^  Pdrejmt^ 
u.  a.  die  Lage  der  Livlünder  in  Rassland. 


—     333     — 

häUe.  j,Me  anständige  und  nicht  ganz  arme  Frauen^  sagt  er^ 
, tragen  gewöhnlich  drei  Kleidungsstücke^  die  je  nach  den  Jah- 
„leszeiten  und  dem  Wetter^  schwerer  oder  leichtejr  sind.  Frauen^ 
3idi6  nur  eines  derselben  tragen^  stehen  in  einem  schlechten  Rufe. 
pNim  lag  einst,  in  dem  Schlosse  zu  Alexandrowskcya  Sloboda, 
^an  einem  heissen  Sommer- Abende ;  die  dritte  Gemahlin  des 
^Prinzen  Iwan,  die  eben  hochschwanger  war,  und  gerade  nicht 
9 glaubte,  dass  Jemand  in  ihr  Gemach  kpmmen  könnte,  in  einer 
„leichten  Bekleidung  auf  einer  Bank^«''  ausgestreckt,  als  plötzlich 
„der  Grossiurst  zu  ihr  hereintrat.  Sie  sprang  sogleich  auf,  er 
„war  aber  so  wulhend,  dass  er  ihr  mit  der  Hand  in's  Gesiebt 
„schlug  und  sie  dann  mit  dem  Stocke,  den  er  immer  trug^«*, 
„so  misshandelte,  dass  sie  in  der  folgenden  Nacht  zu  frähzeitig 
„vcm  einem  Sohne  entbunden  wurde.  Sein  Sohn  Iwan  kam 
„auf  den  Lärm  dazu,  und  da  er  ihn  abhalten  wollte,  seine 
„Gemahlin  zu  schlagen,  und  ihm  dabei  Vorwürfe  machte,  dass 
„er  ihn  schon  seiner  beiden  ersten  Frauen  beraubt,  und  sie  in's 
„Kloster  Verstössen  hätte,  so  wandte  sich  nun  der  Zorn  des 
„Vaters  gegen  ihn,  und  er  versetzte  ihm  mit  seinem  Stocke 
„einen  Schlag  an  den  Kopf,  wobei  er  ihn  tödtlich  an  den  Schlaf 
„verletzte.  Nun  jammerte  der  Vater  zu  spat  über  seine  That; 
„er  liess  eiligst  Acrzte  aus  Moskau  holen,  und  Andreas  Sol- 
„kanoffsky  (Schtschelkalow)  und  Nikita  Romanow  rufen, 
„aber  alle  angewandte  Hülfe  blieb  fruchtlos.  Der  Prinz,  der 
„nicht  viel  über  20  Jahr  alt  war,  starb  nach  fünf  Tagen,  und 
„wurde  unter  allgemeinen  Klagen  nach  Moskau  gebracht.  Der 
„Vater  folgte  der  Leiche,   und  ging,   als  man  sich  der  Stadt 


367.  Super  scarouo  decumbenf. 

368.  An  dessen  Knopfe  sich  eine  eiserne  Spitze  befand;  e^jas  extremae 
jMirti  cuspis  fprrea  iufixA  eit,  sagt  Pouewto  p.  144. 


—     334     — 

„nähertO;  den  ganzen  Weg  zu  FussC;  und  die  Vornehmsten,  alle 
„in  tiefer  Trauer,  trugen  den  Sarg  mit  ihren  Händen«  Diese 
„Trauerkleider,  und  das  dazu  gehörige  langherabbängende  Haar 
„trugen  sie  noch,  als  w  zum  zweitenmale  nach  Moskau  kamen*«*; 
„auch  legten  sie  nicht  ihren  kleinen  Hut,  das  Zeichen  ihres 
„Adels,  an.  Der  Grossfurst  weinte  oft  und  heilig,  sprang  des 
„Nachts  aus  dem  Bette  und  kratzte  an  den  Wanden  herum,  und 
„noch,  als  er  ruhiger  geworden  war,  trug  er  wfihrend  des 
„Restes  seiner  Regierung  niemals  weder  die  Krone,  noch  soBSt 
„einen  forstlichen  Schmuck.  Er  schickte  in  aUe  Klöster  zu 
„wiederholten  Malen  Geld,  um  (ur  die  Ruhe  der  Seele  seines 
„Sohnes  zu  beten,  und  sandte  durch  die  in  ihr  Vaterland  zarflck- 
„kehrenden  Türkischen  Gesandten  zwei  seiner  Diener  mit  10,000 
„Ruh.  an  die  Patriarchen  und  Klöster  des  Orients,  um  dorch 
„Almosen  und  Gebet  das  Heil  des  Todten  zu  erlangen- ^s''» 

Cap.  7.  Ratio  Legates  in  Moscovia  recipiendi 
et  cum  iis  agendi.    p.  32—41. 

Possevino  sagt,  dass  er  im  Ganzen  noch  Alles  so 
gefunden,  wie  es  Herberstein^''^  beschrieben  hätte;  indessen 
waren  doch  zum  Empfange  der  Päbstlichen  Gesandtschaft  noch 
besondere  Veranstaltungen  getroifen  worden.  So  feuerte  man 
z.  B.  bei  ihrer  Ankunft  in  Smolensk  und  Nowgorod  das  Geschütz 
ab,  bewirthete  sie  aufs  herrlichste,  iuhrte  sie  überall  hemm,  zeigte 
Urnen  Alles,  und  wollte  sie  sogar  dem  Gottesdienste  beiwohnen 
lassen.  Bei  ihrem  Einzüge  in  Moskau  standen  5000  Mann  aas- 
gesuchter Truppen  in  den  Strassen  aufgestellt,  und  der  Gross(&rst 


369.  Im  Jahre  1582. 

370.  S.  Karam»im*9  Bemerkungen  über  die  hier  angenUiite  Veranlassung 
zu  dem  unglücklichen  Vorfalle,  Ge^ch,  d.  Htm.  Reickt  Th.  MD.  S.  359—361. 

371.  Der  hier  immer  H§rb€§Um  genannt  wird. 


—     335     — 

fjbtig  ibnai  ans  dem  Schlosse;  mit  einer  grossen  Prozession  yon 
Gefellichen  und  hohen  Räthen  entgegen  ^  um  sie  in  eine  Kirohe 
za  führen ;  iro  ein  ausgezeichneter  Platz  f&r  sie  bereitet  war^ 
damit  sie  alle  heQige  Handlungen  bequem  sehen  könnten.  Pos^ 
sevino  glaubte  aber^  diese  letztere  Auszeichnung  nicht  annehmen 
zu  dürfen^  „um^  wie  er  sagt;  nicht  den  Schein  zu  geben ;  als 
^sei  er;  ein  Gesandter  des  PabsteS;  im  Voraus  mit  all^n  Satzun- 
^gen  der  Griechischen  Kirche  einverstanden.^  „Bei  den  drei 
9  festlichen  Mahlzeiten;  heisst  es  femer;  bei  welchen  ich  in  beizten 
9  Gesandtschaften  mit  allen  Meinigen  bewirthet  wurdC;  fehlte  es  m 
„keiner  Art  königlicher  Pracht;  und  ausser  den  Speisen;  welche 
„der  GrossfQrst  uns  mit  grossem  Aufwände  durch  unsere  Prista^ 
„wen  reichen  liess;  sandte  er  uns  auch  noch  täglich  Speisen  von 
„seiner  eigenen  Tafel. '^ 

Zu  den  eigenllichen  Unterhandlungen  wurde  er  durch 
einige  vornehme  Beamte  nach  dem  Schlosse  abgeholt  und  zuerst 
vor  den  Giossfürsten  geführt;  der  ihm  sich  zu  setzen  befahl; 
und  Anfangs  selbst  mit  ihm  von  den  Geschäften  sprach;  ihn  dann 
aber  in  ein  anderes  Gemach  schickte;  wo  sich  sieben  Räthe  zum 
Negoziiren  befanden.  Hier  wurden  nun  mehre  Stunden  hindurch'*''; 
vermittelst  gegenseitiger  Dolmetscher;  alle  Punkte  besprochen. 
Bei  jedem  neuen  Vorschlage  von  Possevino's  Seile  begaben 
sich  die  Bojaren  zu  dem  GrossfürsteU;  und  brachten  dann  dessen 
Antwort  wörtlich  genau  zuräck.  Die  Unterhandlungen  wurden 
auf  diese  Art  zwei  Monate  lang  fortgesetzt;  oft  selbst  in  Gegenwart 
des  GrossfursteU;  wobei  die  Räthe  jedesmal  die  Entscheidungen 
des  Zaren  von  langen  Streifen  Papier  ablasen  und  diese  dann 
dem  Gesandten  übergaben.    Darauf  vergingen  noch  fiinf  MonatC; 


372.    Pimevmo  sagt:  garpe  ad  samoian  lasfitadincn. 


—     336     — 

wahrend  welcher  Zeit  häufig  Gesandte  an  den  König  von  Polen 
gesciiickt;  und  dann  dessen  Antworten  wieder  abgewogen  und 
erörtert  wurden^  wobei  Possevino  die  Schlauheit  und  Gewandt- 
heit der  Russischen  Diplomaten  nicht  genug  bewundem  konnte. 
Die  Unterhandlungen  scheinen  übrigens  ursprünglich  in  lateinischer 
Sprache  gefuhrt  worden  zu  sein^  und  Possecino  beklagt  sich 
p.  105  über  die  Grossfürstlichen  Dolmetscher,  die  theils  aus 
unzureichender  Kenntniss  dieser  Sprache^  theils  aus  Vorsicht 
Vieles  au3  seinen  Antragen^  besonders  über  reUgiöse  Gegen- 
stande ^  dem  Grossfärsten  gar  nicht  liinterbracht  hätten,  bis  es 
ihm  späterhin  endlich  gelungen  wäre,  eine  grössere  Genauigkeit 
zu  erbalten. 

Als  Possecino  vor  seiner  Abreise  noch  einmal  bei 
Hofe  speisen  musste,  rief  ihn  nach  der  Tafel  der  Grossrürst  zu 
sich,  erhob  sich  von  seinem  Sitze,  reichte  ihm  zum  Abschiede 
die  Hand,  und  trug  ihm  auf,  dem  Pabsle  und  dem  Könige  von 
Polen  seinen  Gruss  zu  bringen.  Darauf  wurden  ihm  noch  Briefe 
und  Geschenke  für  den  Pabst  in's  Haus  geschickt,  welche 
letztere  Possecino  Anfangs  sich  weigerte  anzunehmen,  und  darin 
erst  nachgab,  als  man  ihm  vorstellte,  der  Grossfurst,  der  ja  auch 
die  Geschenke  des  Pabstes  angenommen,  würde  sehr  ungehalten 
werden,  wenn  er  eine  alte  Russische  Sitte  verletzen  und  sich 
der  Erwiedenmg  derselben  widersetzen  wollte.  Besondere  Schwie- 
rigkeit machte  Possecino  aber  bei  den  für  Ihn  persönlich  be- 
sliumilen  Geschenken,  die  er  in  einer  langen,  in  seinem  Werke 
mit  einiger  Selbstgefälligkeit  aufbehaltenen  Rede,  jedoch  ebenfalls 
vergebens,  abzulehnen  suchte.»'^»    Er  verkciuflo  dieselben  in  der 


373  Er  schützte  dabei  besonders  das  von  ihm  abgelegte  Gelübde  der 
Armuth  vor,  und  machte  iu  Beziehung  auf  die  ihm  verehrten  kostbaren  Felle, 
das  etwas  sonderbare  Wortspiel:  „rellibus  istis  pretiosis  non  utimur  nos,  tradituri 
dPoUus  ipsas  uostras  pelles  et  vitam  pro  fidei  Catbolicao  propagalione.* 


—     337     — 

Folge  in  Deutschland^  nnd  verlheilte  das  daraus  gelös'te  Geld 
Wer  dOrftige  Studenten  in  Olmütz  und  Prag. 

Cap.  8.  Quod  qui  a  Mosco  ad  externes  Principes 
mitlunler;  nee  eiusdem  generis  sint  omnes^  et  quonam 
modo  mittantur:  quodque  legatis,  cum  Antonio  Posse- 
vino  ad  PontiTicem  Max.  venientibus  a  Mosco,  in  toto 
ilincre  accideril.'^  p.  42—54. 

Der  Verfasser  schildert  hier  mit  grosser  Ausführlichkeit 
und  unverkennbarer  Partheilichkcit  die  VorlJUIe,  welche  er  und 
die  mit  ihm  an  den  Päbsllichen  Hof  abgeschickten  Gesandten»''« 
des  GrossfOrsten  auf  ihrer  Reise  durch  Livland,  Deutschland  und 
Italien  erlebten.    Besonders  kann  er  seinen  Russischen  Begleitern 
die  Gleichgültigkeit  nicht  verzeihen,  mit  welcher  sie  im  Auslande 
alles  Grosse,  besonders  in  Augsburg  die  Pracht  des  dort  zum 
Reichslage   gegenwartigen  Kaiserlichen   Hofes   ansahen,   ob   er 
gleich  hinzusetzt,  dass  sie  Alles  sorgßltig  aufzeichneten,  um  es 
dem  Grossfiirsten   zu  melden.      In   Venedig   vereitelte    er  mit 
grosser  Schlauheit,  und  selbst  mit  Hülfe  der  dortigen  Regierung, 
die  Bemühung  der  dasigcn  schismatischen  Griechen,  die  Russi- 
schen  Gesandten  zu  ihrem  Gottesdienste  zu   ziehen,  wozu  die 
letztem  schon  ganz  bereit  waren.  Die  Republik  nahm  sie  übrigens 
mit   grosser  Auszeichnung   auf,    und   beschenkte   sie   bei  ihrer 
Abreise  mit  schweren  goldenen  Hals-Ketten.   Bei  ihrem  Eintritte 
in  die  Päbstlichen  Staaten,  und  auf  der  ganzen  Reise  bis  Rom, 


374.  Po8$frino  nennt  den  ersten  derselben  Severigenvs  statt  Schettriffiny 
■■d  den  zweiten  Molueninut;  er  hiess  Jacow  Molwänimow,  lieber  diese  Rus- 
f^bcben  Gesandten  sehe  man:  Excerpia  ex  Diarü»  PotUißcum  Romanomm  de 
LegatiombttM  a  Magno  Moßcoriae  Duce  Romam  nusaü,  MDLXXXI  et 
MDLXXXIL  Nach  Römischen  Handschriften  in  Aiberirandfs  Sammlung  und 
daraas  in  UUiorica  Ru$$iae  MonimetUa,  Vol.  I.  p.  388-^392.  Moitcäninow 
wird  hier  Malmemichow  genannt. 

22 


—     338    — 

fanden  sie  die  ehrenvollsten  Anstalten  zn  ihrem  Empfange^  und 
bei  ihrem  Einzüge  in  die  Hanptstadt  kam  ihnen  der  Röndsche 
Adel;  mit  dem  Gouverneur  an  seiner  Spitze^  entgegen  und  führte 
sie  unter  dem  Donner  des  Geschützes  von  der  Engelsburg  in 
den  zu  ihrer  Wohnung  bestimmten  Pallast  Colonna.  Hier 
wurden  sie  auch  i^ährend  ihres  ganzen  Aufenthaltes  mit  grossem 
Aufwände  auf  Päbstliche  Kosten  bewirthet.  Unter  den  Wundem 
der  ewigen  Stadt  schienen  vorzugUch  die  Anstalten  zur  Ver- 
pflegung der  Armen  und  Kranken^  so  wie  die  dem  Unterridile 
der  Jugend  bestimmten;  ihre  Aufmerksamkeil  auf  sich  zu  ziehen; 
von  der  andern  Seite  aber  fanden  sie^  zur  grossen  Erbauung  des 
frommen  PossemnOy  besonderes  Aergemiss  an  den  bfldlichen 
Ueberresten  der  heidnischen  Abgötterei. '"'s  Der  Anblick  der 
St.  Peters-Kirche  erregte  ihr  höchstes  Erstaunen  ^  und  sie  gestan- 
den;  dass  sie  so  etwas  in  ihrem  Vaterlande  nicht  gesehen  bitten. 
Die  Grossf&rstlichen  Gesandten  kehrten  endlich  reich  begabt  und 
mit  einem  kostbaren  Gemälde ;  den  Erlöser  vorstellend,  einem 
Geschenke  des.  Pabstes  für  ihren  Herrn ;  so  wie  mit  einem  aus- 
führlichen Berichte  Possevino's  an  denselben,  von  ihrer  Reise 
über  Warschau  nach  Moskau  zurück. 

Gap.  9.  Ingenium  Mosci,  et  Schisma,  p.  54-58« 
Po^emno  glaubte  die  nordischen  Völker,  nach  seiner 
Kenntniss  von  ihnen,  im  Allgemeinen  so  characterisiren  zu  kOn- 
nen^  dass  überall,  wo  die  (katholische)  Religion  nicht  ihre  Sitten 
gemildert  hätte  ^  sie  den  Mangel  an  eigentlicher  Bildung  des 
Verstandos  durch  List,  und  wo  es  nöthig  wäre  durch  Gewalt 
zu  ersetzen  suchten.  Bei  den  Russischen  Grossliirsten  war  es 
ihm  besonders  anslössig^  dass  sie  sich  an  Macht  und  Frömmig- 
keit über  alle  Fürsten  der  Erde  erhaben  glaubten.    Er  erwfihnt 


375.    Diabolica  flgmenta  sagt  Posieeimo  in  seinem  kefligei  Eifer. 


—     839     — 

4«bei  eines  bIbeäkfSlen,  sonst  nirgends  angefühiieii  UmstoodeS; 

4m»  sich  Iwan  Wassiljewitsch  einmal  in  einem  Scbreihen 

«  den  TOridschen  Snllan,  unter  seinen  übrigen   vielen  Titdfl; 

itaeh  Kaiser  von  Deutschland  genannt  habe.    Dann  spricht 

Cr  von  der  Trennung  der  Russischen  Kirche  von  der  Griechischen^ 

Ud  erzählt  noch  dass  der  Grossförst,  aus  Furcht  sich  zu  ver^ 

BBreimgen;   jedesmal    wenn   er   einem   firemden   Gesandten  die 

Hand  gegeben,   oder   auch  nur  mit  ihm   gesprochen,   sich   in 

emcm  vergoldeten  Becken,  welches  zu  diesem  Zwecke  auf  einer 

Kriifihung  immer  neben  ihm  stand,  die  Hände  gewaschen  habe. 

Cap.  10.  Quaenam  spes  sit  de  Mosco,  ac  de  eins 

promissis  ad   propagandam   in  Asiam,   et  alio  sanc- 

Ussimum  Christi  nomen  et  Hdem.    p.  58—65. 

Der  schlaue  Jesuit  ist  der  Ansicht^  und  gesteht  es  dem 
heil  Vater  oiTen,  dass  der  scheinbaren  Geneigtheit  des  Gross- 
fiirsten,  die  katholische  ßeUgion  in  seinen  besondem  Schutz 
nehmen  zu  wollen,  wenig  zu  trauen  sein  dürfte^  indem  er  offen- 
bar nur  aus  politischen  Rücksichten  sich  der  Pabstlichen  Regie- 
rung so  freundschaillich  nähere.  Dazu  käme  übrigens  noch,  dass 
er  es  wahrscheinlich  bei  seinem  Volke  auch  nie  würde  wagen 
dürfen,  eine  so  wichtige  Veränderung  zu  versuchen.  Auf  der 
andern  Seite  sei  es  unleugbar,  dass  durch  Russland  die  christ- 
liche (katholische)  Religion  mit  weniger  Unkosten  und  geringerer 
Gefahr  nach  Asien  hin  verbreitet  werden  könne,  als  auf  irgend 
einem  andern  Wege.  Deswegen  müsse  man  doch  Alles  aufbie- 
ten, dass  der  Grossfürst  sich  durch  das  Band  der  Religion  mit 
dem  Römischen  Hofe  verbinde,  was  aber  freilich  nicht  das  Werk 
eines  Tages,  oder  einer  Gesandtschaft  sein  würde.  Die 
Schwierigkeilen  könnten  allerdings  durch  die  Lehr-Anstalten  und 
Semüiare,  welche  der  König  von  Polen  schon  in  Livland  errichtet 

hätte,   so  wie  auch   durch  die  Wunder   erleichtert  werden, 

22* 


—     340    — 

welche  Gott  schon  durch  die  Jesuiten  unter  diesem 
einTfiltigen  Volke  habe  verrichten  lassen.*''«  Uebrigens 
seien  ja  auch  die  Känste  bekannt^  durch  welche  ein  Schaf  neben 
einem  Löwen  friedlich  seinen  Aufenthalt  haben  könne  u.  s.  w. 

Cap.  11.  Obseruanda^  si  qui  a  Sede  Apostolica, 
vel  ab  aliis  Catholicis  Principibus  in  Moscouiam  mit- 
tendi  sunt.    p.  66 — 68. 

Als  Haupt  -  Erfordernisse  bei  einem  nach  Russland  za 
schickenden  Gesandten  verlangt  Possevino,  dass  er  ein  Mann 
von  grossen  Geistesgaben  und  festem  Character  sei;  der  hinläng- 
liche Kenntnisse  von  diesem  Lande  habe^  mit  Süsserem  Glänze 
dort  auftreten  könne  ^  und  vorzOglich^  dass  der  Zweck  seiner 
Sendung  weder  bei  den  Polen  noch  Litthauern^  am  wenigsten 
aber  bei  den  Russen  gegründeten  Anlass  zum  Verdachte  zu 
geben  im  Stande  sei.  Zum  Beweise  fShrt  er  einige  frühere 
Beispiele  von  Gesandten  an^  die  nach  Russland  bestimmt  waren, 
aber  besonders  aus  der  letzten  Ursache  ^  das  Ziel  ihrer  Reise 
nicht  erreichen  konnten. 

Cq).  12.  Mittendi  cum  Legato.  p.  69—76. 
Die  Gesandtschaften  sollen  der  Kosten  und  des  zu  ver- 
meidenden Verdachtes  wegen  nicht  zu  zahlreich  eingeriditet 
werden;  sich  unterwegs  an  den  Höfen  nicht  lange  auflialten,  oder 
sie  lieber  ganz  zu  vermeiden  suchen;  denselben  zwei  Dolmelsoher 
von  gewissem  Alter^  und  wo  möglich  katholischer  Religion  mit^ 
zugeben ;  und  dazu  lieber  Böhmen  als  Polen  zu  nehmen,  wefl 
diese  letztem  den  Russen  immer  verdachtig  wären  ^  femer  einen 
Priester^  wo  möglich  Slawischer  Abkunft  ^  der,  wenn  auch  nicht 


376.    „Praeterea  miracula   accedunt  per  nosfrae   Societilis  bomines  io 
,simpHci  illa  genta  a  Deo  coept«.^ 


—     341     — 

dorch  mündUclie  Lehre,  doch  durch  seine  Tagenden,  der  Rdmi- 
sdMi  Kirche  Achtung  zu  erwerben  im  Stande  sei.  Die  Gesandt«- 
sdiaften  sollen  auch  Bächer  mitnehmen ,  die  sie  unterweges 
lesen,  und  bei  ihrer  Rückreise  in  Russland  lassen  können.  Diese 
Bflcher  werden  hier  namentlich  angegeben:  es  sind  24  an  der 
Zahl,  meistens  von  Jesuiten  geschrieben  und  polemischen  Inhalts. 
Vorzäglich  soll  der  Priester  einen  Altar,  Messgewänder  u.  dg^. 
mitnehmen»'''',  um  dadurch  die  Gemäthcr  an  die  katholischen 
Gebrauche  zu  gewöhnen.  Auch  solle  jeder  Gesandtschaft  ein 
Arzt  mit  den  nölhigen  Medicamenten  mitgegeben  werden,  der, 
wenn  er  der  Russischen  Sprache  mächtig  wäre,  auch  von  seiner 
Seite  zur  Gewinnung  der  Ketzer  mitwirken  könnte.  Kaufleuten 
solle  man  äbrigens  nicht  erlauben,  sich  der  Reise  anzuschliessen, 
wefl  durch  sie  und  ihren  Handel  oft  Streitigkeiten  und  selbst 
Todtschläge  ^um  grossen  Nachtheile  der  Gesandten  erfolgten. 

Gap.   13.    Litterae  a  Summo  PontiHce  ad  Moscum 
qaales,  dona  item  quaenam  esse  debeant.    p.  77 — 78« 

Wir  sehen  liier,  dass  die  Schreiben  der  Päbste,  so  wie 
auch  der  Republik  Venedig,  an  die  Grossfursten  von  Russland 
bisweilen  mit  Goldschrift  unterzeichnet  waren.»''«  Die  Geschenke, 
sowohl  von  Seiten  des  Römischen  Hofes,  als  der  Legaten,  müssen 
prächtig  sein,  und  können  in  kostbaren  Gei%ssen,  Heiligenbildern 
mit  Edelsteinen  und  Perlen  eingefasst,  reichen  Stoflen  u.  s.  w. 
bestehen.  Wir  erfahren  bei  dieser  Gelegenheit,  welches  die  von 
Possevino  dem  Grossfürsten  im  Namen*des  Pabstes  überreichten 
Geschenke  waren^  namUch:   ein  grosses  Crucifix  von  Krystall,  in 


377.  ;,Ouae  omnia,    cum  exiguo  loco  conUneri  possint,  expUcata  rapiunt 
^in  admirationem,  disponentque  animos  ad  Catholicos  ritus.* 

378.  Anro  obsigoaCae  fuerant,    was  vielleicht  auch   von  einem  aoge- 
hiflgteD  Siegel  in  einer  goldenen  Kapsei  liOnale  verstanden  werden. 


—     342     — 

welches  ein  Stackchen  Holz  von  dem  wahren  Kreuze  eingeschlossen, 
und  an  dessen  Fassgestelle  die  ganze  Leidens-4veschichle  sehr 
kunstreich  gravirt  war;  eine  Schale  von  Krystall  in  Gold  gefassti 
von  vorzäglicher  Arbeit;  Rosenkränze  aus  Edelsteinen  und  Gold, 
und  eine  Griechische  Uebersetzung  der  Acten  des  Florentiniächeii 
Conciliums  in  einem  kostbaren  Einbände. 

In  vier  folgenden  Kapiteln  wird  nun  noch  von  einigen 
ähnlichen  Gegensländen  gehandelt^  z.B.  p.  79:  von  der  Kleidong 
der  Gesandten^  die^  wenn  sie  geistlichen  Standes  wären,  so  ein- 
fach als  möglich  sein  solle^  wobei  auch  bemerkt  wird;  dass  das 
KreuZ;  welches  sie  am  Halse  trägen^  nicht  zu  tief  auf  der  Brost 
herabhängen  därfe.  p.  81:  von  der  Vorsicht,  welche  anzuwen- 
den wäre,  wenn  Gesandte  Empfehlungs  -  Briefe  anderer  Fürsten 
mitnähmen,  p.  82:  was  bei  der  Räckreise  den  Pristawen  za 
geben  sei;  Possemno  schlagt  vor^  ihnen  20  bis  30  Docaten, 
und  eben  so  viel  den  Dienern  des  Grossfürsten  zu  schenken, 
welche  die  Speisen  oder  Geschenke  gebracht  hatten,  p.  83: 
wie  sich  der  Gesandte  im  Allgemeinen  benehmen  solle. 

Nun  folgt  p.  86  die  zweite  Haupt-Abtheflung  des  Werkes 
unter  folgendem  Titel: 

Antonii  Possevini,  Societatis  Jesu,  alter  Com* 
mentariiis,  de  Rebus  Dioseoviticis,  ad  religioneni  prae- 
scrtim  spertantibns  in  Sloscouia,  mandato  eiutfdem 
Gregorii  XIIL  Ponf.  Max.  in  prima  eins  ad  Bloscniii 
Lcgratione  conscriptns.  In  quo  diflicuUas^  spes,  rationes 
afTcruntur  promouendae  Catholieae  religionis,  tarn  in 
Moscouiam,  quam  in  Rnssiam  cam^  quae  Serenissimo 
Poloniue  Rcgi  subdita  est.  Possemno  datirt  diesen  Theil 
seines  Werkes  vom  Michaelis -Tage  1581  aus  dem  Dorfe  Bor, 
ad  Schocolnam  fluvium    (an   dem   Flässchen  Schonmchta?}/ 


—     343     — 

50  W^rst  von  Nowgorod;  wo  er  eine  polnische  Escorle  erwar- 
tete'" 

Um  nicht  zu  viel  bekannte  Sachen  zu  wiederholen, 
scheint  es  mir  hinreichend  zu  sein^  aus  diesem  Abschnitte  nur 
einige  Bemerkungen  herauszuheben^  welche  besondere  Beachtung 
za  verdienen  scheinen«  Bei  der  Schilderung  des  Zustandes  der 
Russischen  Hierarchie  sagt  Possevino,  dass  ein  Metropolit 
damals  ein  Einkommen  „von  18^000  Thalern,  oder  13,000  Du- 
caten',  gehabt  habe,  wovon  er  aber,  so  wie  die  übrige  Geist- 
lichkeit von  ihrer  Einnahme,  dem  Grossiürsten  in  gewissen  Fällen 
Sab si dien  zahlen  müsste.  Der  Grossfurst  fordere  zwar  seit 
einiger  Zeit  nicht  mehr  von  dem  Patriarchen  zu  Gonstantinopel 
die  Bestätigung  des  Oberhauptes  der  Russischen  Kirche,  schicke 
ihm  aber  immer  noch  jälirlich  500  Ducaten,  als  ein  Almosen« 
Die  Kleidung  des  Grossrürsten  schien  das  Oberhaupt  der  Kirche 
anzukündigen,  und  Possetino  fand  darin  sogar  eim'ge  Aehnlich- 
keit  mit  der  Päbstlichen,  z.  B.  die  mit  Perlen  und  Edelsteinen 
reich  gezierte  Krone ^«o^  deren  er  mehre  im  Gebrauche  hat,  und 
von  denen  er,  wenn  er  auf  dem  Throne  sitzt,  immer  eine  auf 
dem  Haupte  trägt,  oder  neben  sich  stellen  lässt;  der  Hirlenstab 
(pedum),  den  er  in  der  Linken  hält,  und  der  mit  Krystall- 
Kugeln  von  oben  bis  unten  besetzt  ist;  das  lange  dem 
Päbstlichen  Talar  äholiche  Gewand  u.  s.  w.  Der  Grossfürst  trug 
auf  allen  Fingern  Ringe  mit  den  kostbarsten  Steinen.  Zur  Rechten 
des  Thrones  hing  ein  Bild  des  Erlösers,  und  über  dem  Throne 


371K     Die  Abschnitte  in  der  MoBcovia  sind  nicht  chronologisch  geordnet; 

«o   enUiält  A^r  CommetUariv  alier  den   Bericht  über  die  erste  Reise;  der 

C^mmentarius  primu$  hingegen  ist  während  oder  nach  der  zweiten  Gesandt- 
schaA  geschrieben  worden. 

3Ö0.    Uier  Uara  genannt. 


—     344     — 

die  heil.  Jungfrau.  Auf  jeder  Seite  studen  zwei  Jfin^ge  in 
weissen  Kleidern  ^  mit  Streit -Aexten  auf  den  Schultern.  Neben 
dem  Grossfursten  sass  sein  ältester  Sohn  auf  einem  etwas  nie-« 
drigern  Sitze ;  in  einer  langen  und  sehr  kostbaren  Kleidung,  und 
neben  diesem  stand  eine  etwas  kleinere  Krone.  Passevina 
fuhrt  an^  dass  der  Grossfurst  alle  Vorschriften  der  Kirche  sehr 
eifrig  beobachte^  und  jährlich  Einmal  seine  Beichte  ablege,  nach 
dem  Gebote  der  Kirche  aber  nicht  das  heil.  Abendmahl  empfim- 
genjiönne,  weil  er  mehr  als  drei  Frauen  gehabt  habe.  Damab 
wurden  die  Wohnungen  der  fremden  Gesandten  noch  mit  hohen 
Pßhlen  umgeben  3S1,  um  alle  Verbindung  derselben  nadi  anssen 
hin  zu  vermeiden. 

P.  100  verläumdet  Poss^vino  die  Lutheraner  nnd 
Calvinisten  geradezu,  indem  er  erzählt^  sie  hätten  die  Erlaubniss, 
in  Moskau  zwei  Kirchen  für  ihren  Cultus  zu  haben,  von  dem 
Grossfursten  dadurch  zu  erschleichen  ge^iisst,  dass  sie  vorgege- 
ben hätten^  Katholiken  zu  sein,  und  als  Iwan  Wassiljewitsch^ 
ehe  noch  zwei  Jahre  vergangen  wären,  die  Unwahrheit  dieser 
Angabe  erfahren,  so  hätte  er  befohlen,  diese  Kirchen  zu  vert>renoen. 

F.  i06.  Der  eifrige  Katholik  fand  grosses  Aergeiniss 
daran,  dass  die  Sonn-  und  Feiertage  in  Moskau  so  wenig  von 
dem  gemeinen  Volke  beobachtet,  und  an  denselben  alle  Aihei- 
ten  wie  an  gewöhnlichen  Tagen  fortgesetzt  wurden.  Desto 
grössere  Gerechtigkeit  lässt  er  dagegen  der  strengen  Beobachtung 
der  Fasten  bei  ihnen  wiederfahreu. 

P.  110  kommt  Possevino  wieder  in  einem  eigenen 
Kapitel  auf  die  Aussichten  und  Schwierigkeiten  zurück,  die 
katholische    Religion  in   Russland   verbreitet   zu  sehen.    Unter 


381.    llospilium  noBtrnni  pracaltis  sadibui  circaaseptaa  IUI. 


—     345     — 

•idern  Hälfsmitteln  daza  schlägt  er  dem  Pabste  als  eines  der 
vielversprechendsten  vor,  in  Rom  stets  mehre  Jünglinge  in  der 
Russischen  Sprache  und  Kirchen  -  Geschichte  unterrichten,  und 
dadurch  zu  Missionen  nach  Russland  vorbereiten  zu  lassen« 
DiesS;  meint  er,  könnte  übrigens  auch  im  Jesuiter  -  CoUegio  in 
Kraluiu  geschehen.  Eben  so  räth  er,  von  den  durch  die  Polen 
kk  Russland  gemachten  Kriegsgefangenen,  junge,  talentvolle  Leotei 
in  die  Päbstlichen  Seminarien  nach  Olmütz  und  Prag  zu  schickeni 
und  sie  so  durch  Erziehung  und  Unterricht  TOr  die  Römische. 
Kirche  zu  gewinnen.  Femer  solle  man  häufiger  katholische 
Kaofleute  nach  Russland  senden,  und  dazu  besonders  verschlagene 
Leute  wählen,  die  durch  ihren  Umgang  mit  Personen  von  allen 
Sunden,  den  Absichten  des  Päbstlichen  Hofes  nützlich  sein 
iLOimten. 

Nun  folgt  von  p.  133—158  ein  ausfuhrlicher  Bericht 
von  drei  Gesprächen  über  die  katholische  Religion,  welche  am 
21  und  23  Februar  und  4  März  1582,  folglich  bei  unsers 
Autors  zweitem  Aufenthalle  in  Jloskau,  zwischen  dem  Grossilir- 
sten  Iwan  Wassilje witsch  und  Possevino  in  Gegenwart 
von  mehr  als  hundert  Russischen  Grossen  gehalten  wurden. 

Man  muss  wohl  annehmen,  dass  diese  Gespräche,  bei 
denen  sich  Possetino  übrigens  immer  nur  in  der  dritten  Person, 
als  Antonio,  redend  einführt,  der  Hauptsache  nach  wirklich 
gebalten  worden  sind;  kann  aber  dann  die  Geduld  und  Langmuth 
des  Grossiurslen  von  der  einen,  so  wie  die  Kühnheit,  Klugheit 
und  Gewandtheit  des  Jesuiten  von  der  andern  Seite,  nicht  genug 
bewundem.  Nur  einmal,  als  PossecinOy  bei  der  Behauptung, 
dass  die  Unfehlbarkeit  und  Heiligkeil  der  Pabste  ununterbrochen 
auf  alle  Nachfolger  des  heil.  Petrus  übergegangen  sei,  in  der  Hitze 
des  Gesprächs  sich  einen  höchst  unpassenden  Vergleich  ertaubt 
hatte,   sprang   der  Grossffirst  mit  solcher  Heftigkeit  von  seinem 


—     346    — 

Sessel  auf,  und  schwang  seinen  Stab  so  gewaltig,  dass  ADe 
glaubten^  er  wurde  dem  Possevino  damit  einen  Schlag  gebeo.»»* 
Es  gelang  diesem  jedoch^  zur  höchsten  Verwunderung  aller  An- 
wesenden »»»^  durch  schnelles  Einlenken  den  Grossiärsten  wieder 
2u  besäniligen  und  selbst  zur  Fortsetzung  der  DiscussioQ  nt 
vermögen.  Am  Ende  des  Gespräches  bat  Posseeimo  den 
Grossfiirsten,  er  möge  ihm,  zum  Beweise,  dass  er  ihm  vODig 
vergeben  habe,  erlauben,  ihm  die  Hand  küssen  zu  därfen; 
der  schnell  versöhnte  Iwan  Wassiljewitsch  reichte  ihm 
bloss  die  Hand,  sondern  erhob  sich  auch,  umfasste  ihn 
mit  beiden  Armen,  und  entliess  ihn  dann  mit  vieler  Hidd.'*«  An 
demselben  Tage  schickte  ihm  der  GrossfQrst  durch  drei  Boijaren  in 
grossem  Ueberflusse  Speisen  und  Getränke  von  seiner  eigenen  Talid. 
Als  Possevino  zwei  Tage  darauf  abermals  nach  Hofe 
gerufen  wurde,  mochte  er  doch  wohl  durch  eigenes  Schuld- 
Bewusstsein,  so  wie  durch  die  Besorgnisse  und  Warnungen 
seiner  Dolmetscher^  etwas  eingeschüchtert  sein.  Er  bereitete  daher 
sich  und  die  Seinigen,  fünfzehn  an  der  Zahl,  vorher  durch  die 
Beichte  und  das  heil.  Abendmahl  auf  die  ihnen  etwa  drohende 
Gefahr  vor^  und  versah  sich  und  sein  Gefolge  zur  sidien 
Abwendung  derselben  mit  Reliquien.  Alle  Furcht  verschii^and 
indessen  vöUig^  als  der  Grossfurst  >»<^  ihm  gleich  beim  Eintreten 
freundlich  befahl,  sich  zu  setzen^  und  dann  vor  allen  seinen 
Rathen  mit  erhobener  Stimme  zu  ihm  sagte:    „Antonio,  wenn 


382.  Credebani  omnei  fbre,  vt  pedo  sao  AntonivB  («t  et  aliot)! 
atqne  adet  flliam  ipsnni.  solUus  rait,  |»crcBtfret  atqne  interfieeret.  p.  IM. 

383.  Von  denen  Einige  schon  ganz  laut  äusserten,  Pomevimo  mfisse 
sogleich  ersäuft  werden,    p.  145. 

384.  Amantcr  demisiC. 

385.  Sivc  quoiiiani  Principis  nnirouDi  Uivina  Sapkntia  cmoUiremt» 
•ire  quod  teriria  Dei  dignioribus  cam  pro  ChriBio  in  Moacovfai  patioMÜ 
palouun  tenpua  in  aliud  nervabat 


—    34T     — 

^idi  gestern»«^  etwas  Aber  den  Pabst  gesagt  habe^  was  & 
^OBaAgenebm  hStte  sein  können ^  so  bille  ich  dich,  mir  das  itt 
^rerzdhen,  und  es  nicht  Sr.  Heiligkeit  zn  berichten,  denn  ich 
^wflttsdie  mit  allen  christlichen  Forsten  in  Frieden  zu  leben.* 
PioMerlüO  ergriff  diese  Gelegenheit,  dem  Grossfiirsten  zn  danken 
«m1  flkh  seinem  ferneren  Wohlwollen  zu  empfehlen;  es  war 
■Dl  aber  auch  nicht  mehr  von  Religions-Sachen  die  Rede,  son-« 
dam  der  Grossfurst  forderte  ihn  auf,  sich  mit  seinen  Rithen  in 
ebä  anderes  Zimmer  zu  verfugen,  um  dort  die  politiscben  Ua- 
tohandtangen  fortzusetzen. 

Nachdem  der  Grossi&rst  hierauf  die  ganze  fdrigende  Wo(te 
der  grossen  Fasten  wegen  seine  innem  Gemicher  iricht  verlassen 
iMlte,  wurde  Possevino  am  4  Mirz,  dnem  Sonntage,  abermdi 
nach  Hofe  berufen.  Der  Weg  dahin  war  diessmal  mit  mehr  als 
5000  Mann  Truppen  eingefasst,  das  Volk  bedeckte  in  unäber» 
siAbarer  Menge  die  Strassen  und  Fenster,  und  die  Vorzimmer 
des  Failastes  waren  mit  Bojaren  angefüllt.  Gleich  beim  Einiritto 
befahl  ihm  der  Grossfurst  Platz  zu  nehmen,  und  verlangte  dann 
von  ihm  einen  früher  versprochenen  Aufsatz  über  den  Unterschied 
zwischen  der  Griechischen  und  Katholischen  Religion,  welchen 
Possetino  ihm  auch  überreichte.  Dann  forderte  er  ihn,  als 
ein  Zeichen  besonderer  Gnade  auf,  ihm  zum  Gottesdienste  in  die 
Kirche  der  heil.  Jungfrau  zu  folgen,  was  der  kühne  Jesuit  jedoch 
unter  irgend  einem  Vorwande  abzulehnen  wusste^  um,  wie  er  selbst 
sagt;  nicht  in  den  Fall  zu  kommen ^  dem  Metropoliten  die  Hand 
kfissen  zu  müssen.  Possevino  y  der  den  Grossfiirsten  mit  dem 
ganzen  Zuge  bis  auf  die  Strasse  begleitet  hatte,  kehrte  von  da 
wieder  in  den  Pallasl  zurück,  und  setzte  dort  mit  den  Zarischen 


3^i6.    Es  war  nicht  einen,  sondern  zwei  Tage  vorher,  wie  aas  dem  Dalam 
erMlel. 


—     348     — 

Räthen  die  Verhandlungen  aber  einige  frOher  bereits  besprodiene 
Punkte  fort. 

Der  eben  erwähnte  Aufsalz  Possevino'Sj  den  der 
GrossfQrst  selbst  von  ihm  verlangt  hatte,  folgt  nun  von  p.  159- 
192;  und  fuhrt  den  Titel :  Capila  quibus  Graeci  et  Rulheni 
a  Latinis  in  Rebus  Fidei  dissenserunt^  postquam  ab 
Ecciesia  Catholica  Graeci  descivere. 

Pag.  193—213  beGndet  sich  eine  Schrift,  welche  der 
nnermädliche  Streiter  seiner  Kirche,  Possevino^  ebenfalls  wäh- 
rend seines  Aufenthaltes  in  Moskau,  zur  Widerlegung  eines  von 
den  dortigen  Englischen  Kaufleuten  gleich  nach  seiner  AnkimA 
dem  Grossfursten  gegen  den  Pabst  überreichten  und  sogleioh 
auf  des  erstem  Befehl  in's  Russische  übersetzten  Werkes,  abge- 
fasst  hatte.  Sie  fahrt  den  Titel:  Antonii  Posserini ^  S.  J., 
Scriptum  Magno  Moseoviae  Diici  (rsidiliim^  enm  Angli 
mercatores  eidcm  obtulisscnt  libmm^  quo  haeretiena 
quidam  ostendere  conabatnr,  Pontifieem  Maximdin  esse 
Antiebristam. 

Den  Schluss  des  ganzen  Po^^^t^iito  sehen  Werkes  machl 
ein  Tagebuch  über  die  Friedens-Verhandlungen  zwischen  Ross- 
land  und  Polen,  denen  unser  Jesuit  als  Bevollmächtigter  des 
Pabstes  beiwohnen  musste,  und  die  er  im  Januar  1582,  io 
21  Sitzungen  zum  erwünschten  Abschlüsse  brachte.«  Der  Titel 
desselben  ist:  Acta  in  Conventu  Legatoram  Ser«i  Polo« 
niac  Regis  Stephanie  huias  nominis  Primi,  et  Joannia 
Basilijy  Magni  SfoscoYiae  Dueis.  Praesente  Antonio 
Posscvino,  de  Societate  Jesu:  nomine  Gregorii  XIU. 
Pont.  Max.  MDLXXXI.  Mense  Docemb.  In  ChiveroTa 
Horca,  ad  Jamum  Zapolciae  in  SIoscoFia.  Merkwürdig 
dabei  sind  die  hier  in  lateinischer  Uebersetzung  milgelheillen 
Vollmachten  beider  Mächte,   so  wie  das  von  jeder  besonders 


—     349     — 

aisgererügte  Friedens-Instniment^  ebenfalls  in  lateinischer  lieber-- 
selzuDg. 

Ausser  diesem  Hauptwerke  Posseeino's  finden  sich 
noch  viele  Aeusserungen  desselben  über  Russland  in  seinen  zahl- 
rricben  Briefen  an  den  Pabst  und  andere  Regenten  seiner  Zeit^ 
kesonders  aber  in  einer  ganz  im  Polnischen  Interesse  geschrie- 
beMft  Schrift,  über  die  Gelangung  des  falschen  Demetrius  auf 
den  Russischen  Thron^  welche  14  Jahre  nach  seiner  Zurfickkunft 
M8  Russland  zu  Venedig  erschien,  zwar  unter  einem  fremd« 
Namen,  nämlich  dem  des  Verlegers,  aber  gewiss  vorzäglich  durch 
Pos9eviHo  veranlasst,  der  damals  in  Venedig  lebte.  Der  Titd 
dKeser  Schrift  ist:  Relazione  della  segnalata,  et  come  mi- 
racolosa  conqaista  del  Paterno  Impcrio  conseguita  dal 
Serenissimo  Giovine  Deinetrio  Gran  Daca  di  Moacoria 
Panno  1605,  con  la  sna  Coronazione,  e  eon  quelle  ehe 
ha  fatto  dopo  che  fü  coronato  Poltimo  di  Lnglio  aioo 
a  qnesio  giorno.  Raecolta*da  sineerissimi  avvisi  per 
Barezzo  Barozzi.  In  Vcnezia  nppresso  il  soddetto;  e 
Fircnze  apprcsso  il  Guidncei,  1606.  4°."''  Von  dem  in 
diesem  Werkchen  herrschenden  Geiste  kann  schon  folgende 
Ueberschrift  des  ersten  Kapitels  einen  hinreichenden  Begriff  geben. 
Sie  lautet  also:  Providenza  grande  di  Dio  nelT  ordire 
qaesta  impresa.  Hier  wird  auch  Possevino's  Sendung  an 
den  Grossiurslen  IwanWassiljewitsch  ausführlich  beschrieben, 
tuid  sein  Verdienst  um  den  Päbstlichen  Hof  bei  derselben  beson- 
ders hervorgehoben 


387.  S.  Btbiiogrqfla  Crüica  di  aampi,  VoL  U.  p.  291.  Aach  in  Graiümi 
^•p  atripiu  imvUa  Mtmerva,  Fioreniiaey  i745.  4**,  wo  sich  auch  p.  302,  305, 
^07,  308,  3i6,  3i8,  319  und  325  Briefe  Yon  PoMettmo  befinden,  die  sich  zum 
*tleil  auf  Russland  beziehen. 


—     35,0    - 

86. 

Georg  van  Hoff. 
1582- 

Von  den  näheren  Lebens-Umstftnden  Georg^M  van  HoJjT 
ist  wenig:  bekannt.  Man  weiss  indessen,  dass  er  auf  BefeU 
von  Iwan  Wassiljewitscb  dreizehn  Jahre  lang  zu  Moskta 
in  einem  harten  Gefänpisse  gehalten  wurde.  Nach  seiner  Zi- 
rflckknnft  aus  Russland  sachte  er  seiner  Galle  Luft  zu  machcB, 
ond  sich  an  dem  Grossrorsten  durch  eine  SchOderang  sdner 
Grausamkeit  zu  rädien,  welche  wohl  mit  zu  den  stArkBUen  An- 
klagen gehört^  die  über  diesen  Fürsten  erschienen  sind.  Das 
Werkchen  erschien  ohne  den  Namen  des  Verfassers  und  des 
Dmckorts  und  fuhrt  den  Titel: 

Erschreckliche,  grcwlichc  tind  nie  erhörte  Tf* 
renncy'n  Johannis  Basilidis  (Naumbarg)  1582.  4^. 

87. 

Jerome  Bowes. 
1583. 

Sir  Jerome  Bowes  wurde  im  Jahre  1583  von  der 
Königin  Elisabeth  als  ihr  Gesandter  an  den  Grossiürsten  Iwan 
Wassilje witsch  geschickt,  und  machte  diese  Reise ^  wie  da- 
mals die  Engländer  immer,  von  London  bis  Archangelsk  zur 
SeC;  und  von  da  nach  Moskau  zu  Lande.  Die  ihm  für  diese 
Sendung  ertheille  Instruction  befindet  sich  handschrilUich  im 
Brittischen  Museum  in  London^  unter  dem  Titel: 

Copie  of  lastructions  giren  to  Sir  Jerome  Bo- 
wes. May  1583. 


—    351     — 

md  eine  Abschrift  davon  in  der  Bibliothek  des  Riim$nzov'* 
sehen  Moseams  zu  SL  Petersburg,  unter  No.  23. 

Ausserdem  befindet  sich  noch  eine  Art  von  Vorschrift 
f&r  ihn  bei  Hakluyt  unter  dem  Titel: 

The  Qoeenes  Majesties  Cominission  given  lo 
Sir  Jerome  Bowes ,  autborizing  him  her  highnesse 
Ambassadour  wi(h  the  Emperoor  of  Moseouie.  In 
Raklayrs  Colieetion.     Vol.  I.  p.  513. 

Den  Empfehlungsbrief  f&r  den  Ambassadeur  an  den 
Grossf&rsten  findet*  man  ebenfalls  daselbst: 

The  Queenes  Majesties  letter  written  to  the 
Emperonr  by  Sir  Jerome  Bowes  in  bis  commendation. 
Hakluyt,  Vol.  I.  p.  515. 

Der^  wahrscheinlich  von  Bowes  selbst  abgefasste^  Ge- 
sandtschafts -  Bericht  ist  in  der  angeführten  grossen  Sammlung 
abgedruckt  unter  dem  Titel: 

Jerome  Bowes  Toyage  and  ambassady  to  the 
Emperor  of  Russia  in  Ihe  year  1582.'«»  Hakluyt^ 
Vol.  I.  p.  487, 

Und  ein  anderer  in  der  zweiten  Ausgabe  dieser  Samm«- 
lang^  mit  der  Aufschrift: 

A  brief  discoiirse  of  the  Voyagc  of  Sir  Jerome 
Bowes,    Knight,    her   Majesties   Ambassador  to   Iwan 
Wassili  wich  in  the  year  1583.     VoK  I.  p.  516. 
Ferner  ein  späterer  Abdruck: 

The  Voyagc  of  Sir  Jerome  Bowes ,  Knt  her 
Majesty's  Ambassador  to  Juan  VasiloTick,  Emperor  of 


388.    Die  Jahreszahl  1582  ist  wahrscheinlich  eta  DrvekfeUer,   denn  die 
Instruction  für  Bowe$  wurde  erst  im  Mai  1583  aosgeferligt 


—     352     — 

Rnssia^  Anno  1583.    In  John  Harrin,  Navigantium  atqae 
Pcregrinantium  Bibliothcca^*«,  VoL  L  p.  535. 

88. 

Jeromc   Horsey. 

1584—1590. 

Jerome  Horsey^^^y  ein  unbedeutender  Kaufinann^  wurde, 
yfvd  diess  damals  von  England  aus  nicht  selten  zu  geschehen 
pflegte^  1584  und  1590  mit  Aufträgen  der  Königin  Elisabelk 
nach  Russland  geschickt^  und  befand  sich  in  Moskau  bei  Amt 
Tode  des  Grossiursien  Iwan  Wassiljewitsch,  und  bei  der 
Krönung  von  dessen  Nachfolger  Fedor  Iwano witsch.  Ueber 
beide  merkwürdige  Begebenheiten  hat  er^  grösstentheils  als  Augen- 
zeuge, in  seinem  merkwürdigen  Reise-Berichle,  besonders  über  die 
Unruhen  vor  Fedor 's  Krönung  und  die  ausserordentliche  Pracht 
bei  derselben,  sehr  schätzbare  Nachrichten  hinterlassen. 

Wir  haben  über  Horsey's  Aufenthalt  in  Russland  drei 
Schriften  von  ihm  selbst,  sämmtlich  in  einem  schlechten  Style 
und  sehr  unorthographisch  abgefasst,  die  eine  und  vorzäglichste 
davon  fuhrt  den  Titel: 

The  most  solenne  and  magnifieent  Coronation 
of  Pheodor  Ivanovich,  Emperor  of  Russin  etc.  the 
tenth  of  June,  in  the  year  1584  seen  and  obserred 
hy  Master  Jerom  Horsey,  Gentleman  and  serrant  by 
her  Afajestie.  In  Hakluyt's  Colleetion,  Vol.  I.  p.466  und 
in  Purchas  Pilgrimes,  Vol.  III.   p.  740. 


389.  S.  über  dieses  Werk  oben  S.  43. 

390.  Hanejf  wird  in  den  russischen  gleichzeitigen  Dokomenten  gewduükli 
Honckjf  (Popmu)  auch  Kaufmann  Jeremt'at,  vnd  Jmiimft  80km  geiUBBl, 


—     353     — 

Der  zweite  Aufsatz  ist  äberschrieben: 

Treatise  of  Russia  and  (he  nortbern  regions,  by 
Jeromc  Ilorsej.    Zuerst  abgedruckt  in  Hakluyt's  Collecdon, 
Vol.  L  p.  814—821.    Dann  in  Purcbas  Pilgrimage. 
Besonders  abgedruckt. 

Treatise  of  Russia  and  Ihe  Northern  regions,   by 
Jcr.  Horsey.     London,  1626.    4^»»» 

Deutsch  in:   Ziegler's  Täglicher  Schauplatz  der 
aCeit»  Leipzig,  1728  fol. 

Eine  dritte  Schrift  Horsey's  über  seinen  Aufenthalt  in 
Rossland  ist  bis  jetzt  noch  ungedruckt.  Die  Handschrift  dersel- 
ben beflndet  sich  in  dem  Brittischen  Museum,  und  führt  den 
Titel; 

A  disconrse'  of  thc  second  and  third  imployment 
of  Mr*  Jerome  Horsey  Esq.  sente  from  her  Migestie 
to  Ihe  Emperor  of  Russia. 

Eine    von    Karamsin   im  X  Bde.  seiner  Gesch.  des 
Rnss.  Reichs  häufig  benutzte  Abschrift  dieses  Werkes  besitzt 
*e  Bibliothek  des   Rumänzow'schen  Museums  in  St.  Peters- 
burg. 39  2 


391.  Treuer  bemerkt  in  s.  Apologia  pro  Joanne  Batil.   p.  52»  dass  er 
^^«^  Werkchen  sorgfultig  gesucht,  aber  auch  in  den  grdssten  Bibliotheken  nicht  • 
^^  finden  können. 

392.  Von  der  Uebersetzung ,  welche  der  nämliche  Horney  von  John 
^^9  De$iruciion  oj  MoBcau  gemacht  hat,  und  welche  sich  handschriftlich  im 
^^ttischen  Museum,  und  daraus  in  einer  Abschrift  in  der  RunBänMottschen  Bibliothek 
^^det,  ist  oben  S.  25G  die  Rede  gewesen. 

23 


—     354    — 

89. 

Rcinhold  Heidcnstcin. 
1584. 

Reinhold  Heidensiein,  hat  sich  zwar  nicht  eigenl 
als  Reisender  in  Russland  und  Aufzeichner  seiner  eigenen  1 
obachtiuigen  über  dieses  Land  bekannt  gemacht;  er  hat  a 
ein  Werk  hinterlassen  ^  aus  welchem  eine  besondere  Kennt] 
der  Russischen  VerhaHnisse  seiner  Zeit  hervorgeht^  und  dl 
über  die  innere  Geschichte  desselben^  in  der  Epoche  von  i 
Tode  des  Grosslurslen  Iwan  Wassiljewitsch  bis  zu  \ 
Unruhen  der  falschen  Demetrien,  so  viele  interessante  Tfc 
Sachen  und  einzelne  Züge  milgelheilt;  dass  man  vorausset 
musS;  er  habe  Gelegenheit  gehabt ^  gute  und  vielleicht  sei 
authentische  Materialien  zu  benutzen.  In  dieser  Hinsicht  verdi 
er  hier  gewiss  eine  Stelle^  um  so  mehr^  da  auch  Karam: 
ihn  in  der  Geschichte  des  angegebenen  Zeitraums^  häufig  ni 
den  von  ihm  benutzten  Quellen  nennt. '»^  Von  Ileidenstei 
Lebens-Umständen  ist  nicht  viel  mehr  bekannt^  als  dass  er  m 
dem  Könige  Stephan  und  einigen  seiner  Nachfolger  Secre 
der  Krone  Polen  war^  und  als  solcher^  besonders  aber  als  "V 
trauter  Freund  Stephan's^  häufig  zu  politischen  Sendunj 
gebraucht  wurde. 

Sein  hieher  gehöriges  Werk  erschien  unter  folgenc 
Titel: 

Rcinoldi    Heidensteinii ,    Secretarii    Rcgii, 
hello    MoscoTitico,    quod    Stephanus    Rex    Polon: 
gessit,  coinmcntariorum  libri  VI.     CracoFiae,  1581^ 
Auch  Basileae,  1588.  4°. 


303.     aesch.  d.  Run.  Reich»  y   Th.  IX.  ii.  X. 


—     355     — 

Es  ist  auch  abgedruckt  in  Mnrt.  Chromeri  de  origine 
et  gestis  Polonorum  libri  XXX;  Coloniae  1589.  fol.^  in 
Pistorii  Corpas  historie.  Polen,  und  in  den  Auetor.  Rer. 
Moscor. 

In's  Deutsche  äbersietzt  unter  dem  Titel: 

WarhaflRe,  gründtliche  vnd  eigendtliehe  Besehrei- 
Imng  des  Krieges,  welchen  der  nechstgewesene  K5nig 
n  Polen  Stephan  Batori  I.  u.  s.  w.  etliche  Jahr  nach 
#|inder,  wider  den  €!rossfiirsten  in  der  Moskaw^ 
Itia  Wnsilowitzen  geflihret,  dadurch  er  das  hochbe- 
itengte  Lifllandt,  von  des  Moscbowiters  Tieljähriger 
Iffliiger  Verfolgung  erlediget,  u.  s.  w.  Durch  Reinhold 
Bejrdenstein,  der  Krön  Polen  Secretarium,  in  VI  Bii- 
cbern  ordentlich  beschrieben:  Nunmehr  in  Deutscher 
Sprache  aussgangen  durch  Heinrich  RäteL'»«  (Görlitz) 
1590.  4^.  Selten. 

Das  lateinische  Original,  nebst  einer  Fortsetzung  des- 
selben von  Johann  Heidenstein  y  Caslellan  von  Danzig,  und 
iiosers  Reinhold 8  Sohne,  erschien  unter  dem  Titel: 

Reinholdi  Ileydensteinii,  secretarii  regii,  rerum 
'^donicarura  ab  excessu  Sigismundi  Angusti  libri  XII. 
'^t^ncofurti  a.  M.  1572.  foL^öß 


394.     Von   dem   nämlichen   Ueinr.  Rälel  verdient  hier  auch  wofal  noch 

^^•^endes,    wahrscheinlich   ebenfalls   aus    obigen   Malerialien   geschöpfte   seltene 

^   erk  einer   Erwähnung:     Erziihltwg    dessen,    was  sich   ron    i589    iji  Polen) 

^"^flandt,    Mnschkaw    vnd    Schtrcden    zngciragen.      Durch    neinrich    RtUel 

V.K).     S.  über  itein/i.   tteidensfein:     (Jadebusch    Abhandl.   von   lirUind. 
^^t$chichischr    S    6b.    Ebend.  Livi.  Bibl.  IL  S.  20. 

23'* 


—    356     — 

90. 

Lorenz    Müller. 
1585. 

Lorenz  Müller  ^  oder  Möller  wie  der  Namo  auch 
bisweilen  geschrieben  wird,  wurde  zu  Leinen,  In  der  GrafechaA 
Mark,  geboren,  und  starb  in  Livland  um  1598.  Von  seinen  • 
näheren  Lebens-Umständen  ist  wenig  mehr  bekannt,  als  dass  er 
beider  Rechte  Doctor  nnd  färstlich-kurländischer  Rath  war,  und 
1581  von  dem  Köm'ge  Stephan  von  Polen,  nach  Schweden 
und  Dänemark  gesandt  wurde,  um  diese  Reiche  zum  Kriege 
gegen  Russland  zu  bewegen,  was  ihm  auch  mit  dem  erstem 
gelang.  In  der  von  ihm  verfassten  Geschichte  seiner  Zeil,  in 
welcher  auch  sehr  viel  über  Russland  und  Livland  vorkommt, 
beßndet  sich  eine  Stelle,  aus  welcher  man  schliessen  kann,  dass 
er  auch  Reisen  in  Russland  gemacht  hat. 

Der  ausführliche  Titel  des  genannten  Werkes  ist  folgen 

der: 

Polnische,  Liffländische,  Moschowiterische »  Sehwe- — - 
dischc  vnd  andere  Ilistorien,  so  sieh  unter  diesei 
jetzigen  König  za  Polen  zugetragen,  das  ist  Warhail- 
eigentliche  ynd  kurfze  Beschreibung,  welcher  masge  ^xt 
dieser  jetzt  regierender  K5nig  in  Polen,  Stephanv^s 
des  Namens  der  Erste,  zum  Regiment  kommen,  ii  imii 
für  Krieg  er  geführt,  rnd  wie  er  dieselben  geendig^»^ 
was  sich  zu  seiner  Zeit  biss  daher  begeben,  rnnd 
den  Reisstagen  zu  unterschiedlichen  mahlen  abgehai 
delt,  vnd  was  von  den  Türcken  vnd  Mosehowitern  I 
Werbungen  vnd  andere  Anschläge  furgelanfen:  Ui^e' 
was  jetzund  Tür  ein  zustand  in  Liffland,  Polen,  Lit^ta- 
weh    vnd    der    Mosckaw    sey*     Darinnen    anch    dViV 


—     357     — 

Schwedische    Kriege    wider    den   Moschowiter^    vnd 
andere     Schwedische    ynd    Dennemärckische    hieher 
nothwendig   gehörige    Händel   mit  yermeldet  ynd  be- 
schrieben  werden.    Ingleichen  yon  der  Yndentschen 
Tölcker  in  LifQand  Sitten   ynd   Leben  ^   so  wohl  auch 
der  Tartarey,    des  Flnss  Boristbenis^    der  alten  Statt 
Kyoff  gelegenheit,  ynd  yom  warbafften  ort  des  Exilii 
Oyidiani,  sehr  nützlich  ynd  Instig  zu  lesen*   Mitfleiss 
fusammengezogen  durch  D.  Laurentium  Miiller^  damals 
Jrarstlichem  Cburländiscben  Hoffrath,  wie  anss  der  Vor- 
lade zuuernemmen.  Gedruckt  zu  Franckßirt  am  Mayn, 
&cy  Martin  Bechlcr^   1585.    4^     Zweite   Ausgabe  Ebend. 
«586.  fol. 

Vermehrt  von  einem  Ungenamiten  unter  dem  Titel: 

Septentrionalische    Historien    oder   warhaffle  Be- 

'^  Abreibung  der  fürnembsten  Polnischen^  Schwedischen 

^^nd  andern  Geschichten,  so  sich  b'ey  Regierung  beeder 

^^Snigen  in  Polen  Stephan!  vnd  Sigismundi  dess  dritten 

dieses  namens,  von  anno  1576  biss  auf  das   1593  Jar 

Zugetragen.     In  zwcy  Bücher  kurz  yerfasset.     Deren 

^as  erste  bicbeuor  durch  D.  Laurentium  Müllern,  da- 

^%uahls  F.  Cburläudischen  Iloffrath,  beschrieben  ynd  in 

^ruck  geben.   Das  ander  aber,  sampt  einem  Appendice 

^nd  continuation  des  ersten  jetzt  newlich  durch  einen 

Xiebhaher  der  Historien  mit  grossem  fleiss  zusammen« 

gezogen  worden.     Sehr  niiizlich  vnd   lustig  zu  lesen* 

Amberg    durch    Michaeln    Forstern.      Cum   Privilegio. 

Anno  1595.  ^^.     Wieder  aufgelegt  zu  Leipzig*  1606.  fol. 

Abgedruckt  in  Heinrich  Rateis  deutscher  Uebersetzung 
von  Joachim  Curaeus  Annales  Gentis  Silesiae»  Francof. 
1586;  fol.^  welche  unter  dem  Titel  erschien;  Joachimi  Curaei 


—     358     — 

Schlesisch  ynd  Breslanische  General  -  Chronica  rer* 
teatscht.  Frankf.,  1586.  foL  Wittenberg^  1587.  fol.  Eislebeo^ 
1601.  fol.   Leipzig,  1607.  fol»»« 

In's  Schwedische  übersetzt  von  Ericus  Benedicti 
Schröder,  Stockholm  1629.   8°.»>'' 

Die  Stelle  in  den  Polnischen  n.  s.  w^.  Historien, 
aus  welcher  oben  der  Schluss  gezogen  wurde,  dass  horeusi 
Muller  selbst  Reisen  in  Russland  gemacht  habe,  betrifft  das 
vermeintliche  Grab  Ovid's,  und  lautet  also: 

„Da  heist  es  die  crimmischen  Tartam  granzon  an  Podo* 
„lien  von  Kyoff,  den  Borysthenera  hinab  (der  izt  der  Dnieper 
„heist}  bis  an  den  Pontus  Euxinus.  Wir  sind  1581  nm 
„Pfingsten,  als  der  Circasky  die  Tartam  mit  Hölfe  des 
„Herzogs  zu  Osterrogge  geschlagen  ein  gut  Theil  dieses 
„Landes  durchzogen,  aber  es  ist  alles  öde  und  wäste. 
„Wir  haben  auch  einen  wohlinischen  Edelmann  Woinusky 
„mit  uns  gehabt.  Denselben  hat  uns  der  Starosta  auf  Drembtova 
„in  Bretwitz,  seines  Herkommens  ein  Schlesier,  dessen  Vater  die 
„Tartarn  oil  geschlagen,  mitgegeben,  der  wüste  dos  Landes 
„Gelegenheit,  wie  ein  gelehrter  versuchter  Gesell,  ein  guter  Poet, 
„ein  feiner  Historiker,  ein  guter  Gräcus  und  perfectissimus  HehrSns, 
„denn  er  die  Juden  unterwegs  in  Podolien  meisterlich  wosste 
„zu  plagen,  konnte  gut  tartarisch Dieser  Woinusky 


39G.    Die   ausführlichen  Tilel   dieser  verschiedenen  Ansgaben  findet 
in  (Peukers)  Biogr,  Nachr.  der  vornehmsten  Schiet.  Gelehrten,  die  vor  dem 
18.  Jahrh.  geboren  sind,     Grottkau,  1788.  8**.  S.  21.  ff. 

397.  Zu  diesen  Septentrionaliechen  Historien  soll  Frame  JV^meiedJ 
oder  NyUcdt^  ehemaliges  Mit^'lied  des  Rigaischen  Magistrats  (f  1622)  bandschnfW 
liche  Anmerkungen  hinterlassen  haben,  die  sich  vielleicht  noch  in  der  RaUis-BibL 
zu  Riga  finden.  S.M/g.  Schri/Ut,  Lexicon  der  Provinzen  Liviandy  Esikinmd 
und  Kmriand  von  Joh.  Fr.  v.  Recke  und  Jk'ari  Ed.  Najmrek^,  Tb.  JH  S,  331. 


—     359     — 

^beredet  unser  etliche  ^  dass  mr  weiter  mit  ihm  zogen^  dami 
,» wollte  er  uns  das  wahrhaflle  Begräbniss  des  Ovidii  zeigen. 
^Derowegen  als  unser  etliche  ihm  zu  folgen  bewilligten^  hat  er 
,uns  auf  leichten  Pferden  den  6  Tag  von  Boristhene  durch 
,eiiien  ungebahnten  wüsten  Weg  auf  einen  häbschen  lustigen 
]>Ort  gebracht;  darauf  ein  frisches^  grünes  bewachsenes  Brünelein 

91. 

Paul    Oderbor  n. 
1585. 

Paui  Oderbomj   aus  Pommern  gebürtig,  war  1580 
evangelischer  Prediger  zu   Kowno  in  Lithauen,    1587  zu  Riga, 
QiMl  1589  zu  Alitau ;  und  benutzte,  wie  es  scheint,  den  Aufent- 
iuill  in  der  Nähe  des  nordischen  Kriegs-Schauplatzes,  um  Nach« 
rioliten  über  Russland,  besonders  über  die  Regierung  des  Gross* 
Kirsten  Iwan  Wassiljewitsch  des  Furchtbaren,   und  über  die 
E^digion  des  Landes  zu  sammeln.   Seine  hieher  gehörigen  Werke 
^ind  in  dieser    doppelten   Rücksicht  noch   heutiges   Tages  sehr 
^cMzbar.      Karamsin  hat  daher   denselben    manche    wichtige 
^üge  entlehnen  können,  und  man  findet  sie,  besonders  in  seiner 
beschichte   des  genannten  Herrschers,  häufig  als  Quellen  ange- 
führt.    Ob  daiier  gleich  Oderborn  keine  eigentliche  Reise  in 
Bussland  gemacht  hat,  so  darf  er  doch  in  der  angeführten  Hin- 
sicht hier  nicht  übergangen  werden. 

Sein  Hauptwerk  ist  das,  mit  sichtlicher  Partheilichkeit, 
\ielleicht  selbst  Ueberlreibung,  geschriebene  Leben  des  Cross- 
/ursten  Iwan  Wassiljewitsch.  Es  erschien  in  lateinischer 
Sprache  unter  dem  Titel: 

Johannis  Basilidis  magni  Moschoviac  ducis  vita 
Iribas  libris  conscriptu.  Aatbore  Paolo  Oderboruio.  Wite- 


—     360     — 

bergae  1585.  4^.   Audi  ebendaselbst  in  demselben  Jahre^  in  l 

Abgedruckt  in  den  Auetor.  variis  rerum  MoscotIi 
carum,  p.  240—324. 

In's  Deutsche  übersetzt: 
Wunderbare,  ErscbreGkliche,  Y  nerhorte  Geschichi 
vnd  wahrhafftige  Historia  nemlicb,  des  necbstgewes 
neu  Grossfiirsten  in  der  Moscbkaw,  Joan  Basilid 
(aaff  jre  Sprach  Iwan  Basilowitsch  genandt)  Lebe 
In  drej  Bücher  verfasst  von  Paul  Oderborn,  md  a 
dem  Latein  yerdeutschet  durch  Heinr.  Rätein  zu  Sagi 
(Görlitz)  1588  C1596).  4°.  Selten. 

Eine  andere  nicht  wörtliche  Uebersetzung^  sondern  vi< 
mehr  Bearbeitung  unter  dem  Titel: 

Joannis  Basilidis  des  gransamen  Tyrannc 
gewesenen  Zaars  in  der  Moscau,  Leben  und  Thate 
(Von  Chr.  Kühn)  Erfurt  (Francfurt  a.  M.)  1698.  1 
Angehängt  ist:  Chr.  Kübu's  deutsche  Uebersetznng  von  ! 
Job.  Conr.  Danhaueri  Diss.  de  religione  Moscoritami 
Resp.  Oppenbusch.  Argentorati,  1662.    ^°^^^ 

Das  zweite  hieher  gehörige  Werk  Oderbom^s  ist: 
De  Russorum  religione,  ritibus  nuptiarum».fnneni 
victn,  yestitn  etc.  deque  Tartarorum  religione  ac  n 
ribns^  Pauli  Oderbornii  Epistola  ad  Davidnm  Chytraeoi 
S.  1.  1581.    4^ 

Petrejus  führt  in  s.  Historien  und  Bericht  n 
dem  Grossflirstenthumb  Muschkow,  P.  IL  p.  254  nc 
eine  Historia  Russica  von  Oderborn  an;  da  aber  eii 
solchen  Werivcs   sonst  nirgends  Erwähnung  geschieht,   so  d 


398.    S.  über  dio  verschiedenen  Uebersetzungen  dieser  zu  ihrer  Zeit  s 
geschätzten  DanAauerschen  Schrift :  9^erBuch  einer  krii,  Liter,  der 
Ge$ekichie  von  Joh.  GoUL  Buhle,  Bd.  I.  S.  26a 


—      361    — 

annehmen,    dass   er   darunter   die  obige  Vita  Johannis 
Basilidis  gemeint  hat. 

92. 

Jean    Sauvage. 

1586. 

Jean  Sauvage^  ein  Einwohner  von  Dieppe  in  Frankreidi, 

Aber  dessen  Lebens-Umstände  und  Verhältnisse  gar  nichts  bekannt 

ist,  unternahm  im  Jahre  1586  eine  See-Reise  von  Dieppe  nadi 

Archangelsk^  und  beschrieb  dieselbe  in  einem  kurzen  Aufsätze^ 

Xfvelcher   sich   handschriftlich   in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Paris 

beOndet.     Derselbe  führt  die  Aufschrift: 

Memoire  da  YOiage  qn'a  faict  Jehan  SaiiFage 
«le  Dieppe  cn  Riissie  k  Saint-Nieolas  et  Micbel-Archange^ 
l'an  1586  au  mois  de  Juin. 

Der  Anfang  ist:  „La  route  et  la  Saison  qu'il  faut  pren^TO 
3,pour  faire  le  voyago  de  Saint-Nicolas,  pays  de  la  Russie^  par 
^le  nord  est."  Der  Schluss  lautet:  „Qui  sera  la  lin  de  la  pr6- 
„sente,  par  moi,  Jean  Sauvage  de  Dieppe,  le  20  octobre  1586.^ 
Diese  Schrift  ist  abgedruckt  unter  dem  Titel: 
Relation  du  Vojage  en  Russic  fait  par  Jehan 
Sanvage  de  Dieppe ,  en  Tan  1586.  In:  La  Chrönique 
de  Nestor  traduite  en  frangais  —  accompagnöe  de 
Notes  et  d'un  Reeucil  de  Pikees  inidites  touchant  les 
aneiennes  relations  de  la  Russie  avec  la  Franee,  par 
Louis  Paris.     Paris,   1834.  Vol.  I.  No.  4.  p.  385—396. 

Der  Verfasser  war,  wie  aus  seiner  Schrift  hervorgeht, 
ein  völlig  ungebildeter  Mann.  Er  ilingt  jeden  Satz  mit  Item 
an,  und  der  Nord-Pol  heisst  bei  ihm  pauolo  arctique,  Nor- 
wegen Norovangue,  Süd  Sur,  West  suest,  Südwest  sur- 
suest,  Nordwest  norrouest,  die  Dwina  nennt  er  la  riviöre 


—     362     — 

Divin  C;  u.  s.  w.  Er  ist  indessen  der  erste .  Franzose^  über 
dessen  Reise  nach  Russland  wir  einen  schriftlichen  Bericht  biH 
sitzen^  und  hat  deswegen  einen  besondeni  Werth  für  uns.  Er 
verlicss  Dieppe  im  Juni  auf  einem  kleinen  Ilandelsschifle;  das 
wahrscheinlich  den  hier  genannten  Sieurs  Colas  and  du  Ncnel 
gehörte^  und  nur  eine  Versuchs-Reise  nach  Archangelsk  machte, 
kam  hier  den  28^^^!^  an^  und  kehrte  im  October  wieder  nach 
Frankreich  zurück.  Der  ganze  Aufsatz  scheint  in  der  Absiebt 
geschrieben  zu  sein^  um  künftige  französische  Seefahrer  über 
den  Weg  nach  Archangelsk,  und  die  nölhige  Vorsicht  bei  dem 
dortigen  Handel  ^  der  damals  fast  ausschliesslich  in  den  Händen 
der  Engländer  war^  zu  belehren.  Er  enthält  indessen  auch  hier 
und  da  andere  interessante  Notizen  und  Sitten-ZOgO;  die  hier  wohl 
einen  Platz  verdienen. 

P.  386  z.  B.  heisst  es:  ^Item;  quand  nous  fames  k 
„l^ancrC;  nostre  marchand  alla  en  terre  pour  parier  au  capitaine 
„du  chasteau  (de  Verdehouse);  et  Jui  demander  conge  de 
;, passer,  pour  aller  k  Saint-Nicolas.  II  respondit  que  jamais 
„ü  n'avoyt  veu  Francjois  passer  par  la  pour  aller  ä  Saint-Nico- 
„las^  et  qu'il  n'avoyt  nulle  commission  de  nous  donner  conge 
„pour  aller  la.  Et  voiant  cela^  falut  faire  presens  a  quelques 
„Sieurs  qui  parlerent  pour  nous:  ce  qni  cousta  environ  250  dalles^ 
„Sans  les  presens  et  despens  que  nous  y  feimes;  car  nous  y 
„demeurasmes  trois  jours." 

P.  387.     „Item^  quand  nous  fümes  atoUis  et  que  nous 
„eümes  paie  nostre  couslume^  les  scrviteurs  du  Sieur  nporterenf 
„a  monsieur  Colas  un  grand  pot  de  bois  rouge  qui  tenoit  plu 
„de  douzc  pols,  qui  estoit  tout  plcin  de  grosse  bierre  noire  i 
„forte  plus  que  Ic  vin»»»,  et  falut  boire  tout.    Et  croiez  que  1 

399.    Wahrscheinlich  war  diess  Porter,  den  die  Russen  von  den  £«|F 
dem  erhalten  hatten. 


—     363     — 

»sieors  Colas  et  du  Nenel  estoient  plos  fachez  de  tant  boire 
»que  de  Targent  qn'ils  venoient  de  desbourser;  car  ü  fallait 
,iVider  ceste  cruche  ou  bicn  faire  de  ryvToigne  pour  en  sortir; 
i^car  teile  est  lear  couslume/ 

P.  387.     „Le  lundi;  IS^jour  de  Juin,  quand  noos  fAmes 

(delivrös   du    capitaine   de    Verdehouse,    nous   fdmes   voir   un 

ufflarchand  qui  nous  conta  que^   au  temps  que  nous  y  estionSi 

y,WL  mois  de  juin  et  juillet;  ils  ont  tousiours  la  cognoissance  du 

nSoleO^  comme  c'est  une  chose  fort  croiable;  car  nous-mesmes 

»l'avons  veu  par  Tespace  de  deux  mois^  aussi  bien  k  la  minuit 

stau  nord^  comme  a  midy  au  sur^  et  faisoit  tout  aussi  clair  au 

«Dord;    comme  en  plein  midy  au  sur.    Et  vous  pouvez  penser 

i^qu'autant  de  jours  qu'il  continuent  de  voir  tousiours  le  soleil, 

naussy  fls  sont  aulanl  de  jours  sans  en  avoir  la  cognoissance^ 

»et  est  tousiours  nuit  par  Tepace  de  dix  semaines." 

P.  387.  ;,Ilem^  vous  pouvez  croire  que  les  gens  de  la 
jterre  qui  sc  tiennenl  par-dela^  durant  Tyver^  m'ont  cont^  que 
„c'est  (out  le  plus  fort  de  leur  travail^  quand  il  n'y  a  point  de 
Jour;  car  le  poisson  y  est  en  si  grande  abondance  qu'ils  en 
;,prennenl  laut  qu'ils  en  peuvent  portcr:  et\croiez  quo  le  fort 
j,de  la  pescherie  esloit  dcsia  faict  quand  nous  y  fumes  arrives. 
„Et  tout  le  poisson  qu'ils  peschent^  ils  ont^  tout  a  Tentour  du 
2,\i]age,  forces  perches  et  des  grand  boisses^  la  oü  ils  mettent 
„secher  leiirs  morucs.  Et  la  lune  leur  baille  cette  seche- 
„resse  qu'ils  viemient  aussi  secs  come  boys.  Et  les  Anglois 
„rappellent  lo  que  fix  (?),  mais  c'est  morue  propre." 

„Hein,  vous  avez  ä  enlendre  que  tous  les  hommes  qui  vi- 
„ennent  pcschcr  a  Verdehouse,  ne  s'y  tiennent  pas  en  temps 
„dyver  quand  leur  pescherie  est  faite;  car  aiant  prys  leur 
^poisson,  ils  s'cn  rcvont  ä  la  terre  ferme  qui  est  proche  deux, 
,qui  est  la  cosle  de  Norvagne;  et  ceux  qui  sy  tiennenl;  sont 


—     364     — 

„ceulx  qui  ont  puissance  de  vivre  de  froment;  car  il  n'y  croist 
„nulle  chose  pour  vivrc^  ils  ont  du  pain  et  ä  boire,  pois  du 
„pieinent  avec  force  poisson  qu'ils  ont,  et  force  boys  pour 
„chaufTer  Icurs  estuvcs;  car  toules  les  maisons  ont  des  estuves 
„fort  chaudes  et  bien  propres.  Et  puis^  leur  maisons  sont  dans 
„la  terre  bien  avant,  tellement^  que  le  bestail  va  manger  ce  pen 
„d'herbe  qui  croist^  sur  leurs  maisons:  et  crois  qu'ils  ont  du 
„bestail;  come  moutons,  chevres  qui^  en  temps  d'yver^  ne  vivent 
„que  de  vieilles  tripes  du  poisson  qu'ils  ont  pris.^ 

P.  388.  „Item^  quand  Fyver  est  venu,  chacun  sc  boote 
„dans  sa  maison  k  faire  ses  affaires:  et  ne  vient  clarte  quo 
„par  une  feneslre  de  verre^  voire  de  pierre^  qiü  est  mis  lä  au 
„parmi  de  la  maison.  Et  quand  la  neige  vient ^  toutes  leurs 
„maisons  sont  couvertes  de  neige ^  qu'il  n'y  a  nulle  apparence 
„de  maison ;  et  faut  qu'ils  fassent  des  scenles  come  des  ruetes 
„pour  aller  ä  leurs  affaires;  au  Service^  ä  la  pescherie  et  aulres 
„affaires  qu'ils  pcuvent  avoir  ä  faire. ** 

P.  389.  „Item;  vous  pouvez  croire  qu'ils  m*ont  conle 
„que  la  lune  et  les  esloiles  leur  donnent  autant  de  clarte  la 
„nuict;  come  le  soleil  faict  de  jour^  come  je  le  crois;  car 
„voiant  que  la  rondeur  de  la  terre  est  entre  le  soleil 
„et  la  lunC;  le  soleil  ne  peut  offusquer  la  clarte  de 
„la  lune  ni  des  estoiles^  de  ces  parties  lä^  en  ce  temps 
„qu'il  est  au  sur  de  Tequinoctial;  Car  tant  plus  le  soleil 
„est  proche  de  la  lune^  tant  moins  la  lune  a  de  force ^  et  les 
„esloiles  aussy.  Et  disent  qu'ils  fönt  aussi  bien  leur  mesnage 
„quand  la  lune  leve^  come  quand  le  solleil  Icve,  et  fönt  de  la 
„nuit  le  jour  et  du  jour  la  nuit.^ 

Ebend.  „Item  vous  pouvez  savoir  que  Tisle  de  Gillcdin 
„est  une  fort  bono  isle  non  habitucc:  et  le  roi  de  Daneroarck 
„a   mande   ä  Tempereur   de   Russio  qu'il  veut  avoir  Tislc  do 


—    365    — 

yCSDedbi  par  amoor  oa  par  force^  teUemeii^  qne  nons  avons  vea 
yles  ambassadeiirs  de  rempereiir  de  Russie  partir .  de  Saint-- 
.mdiel-ArGbaDge  ponr  acorder  de  ceste  dite  isle«««;  car  sy  le  roy 
,de  Danemarck  ne  I'a,  il  ne  peut  aller  naviguer  k  Saint-Nicolas 
,qiie  par  force^  et  se  mettre  en  grand  danger;  car  les  navires 
,dn  roy  de  Danemarck  Viendront  garder  tout  ce  passage  tt^ 
JhBqoes  an  pied  de  la  barre^  et  ont  moien  de  venir  tout  hsfolt^ 
yjosques  devant  Saint- Michel -Arcbange^  et  bmsler  la  tour  de 
ySaint-Nicolas^  sans  contredit^  mais  je  croy  qn'ils  fenmt  acord 
yCDsemble  pour  Ia/b«9e.^ 

P.  391.  Dltem^  depois  le  ditcap  (de  Boetinere)  jusqnes  k 
ySaint- Nicolas^  y  a  18  lieueS;  et  sont  establys  nord  cap  da 
yDord  est;  et  sur  card  et  sonronest:  et  qnand  tn  anras  sbiglö 
^environ  8  lieues^  venras  la  tour  de  Sainct^NicoIas^  tu  laisseras 
^k  (ien  bord  de  toy  et  les  isles  k  babord  de  toy^  et  quand 
ySeras  aussy  avant  que  les  isleS;  tu  seras  au  pied  de  la  barro 
,de  la  riviere  Divine^  qui  est  la  riviöre  qui^  depart  de  Moscovie, 
3,el  ^ient  ä  Volgueda,  puys  ä  Colmagrot,  puys  k  Archange:  puys 
„vient  ä  Poudes  -  James ,  qui  est  la  rade  du  pied  de  la  barre^ 
,ou  fault  mouiller  Tancre  ä  huit  brasses  d*eau^  pour  attendre  le 
ytemps^  et  n'y  a  sur  la  barrc  que  deux  brasses  d'eau^  la  longueur 
,de  plus  de  deux  lieues  hors  ä  la  mer.^ 


400.  lieber  die  alten  vieUähri^en  Gränz- Streitigkeiten,  welche  zwis€l«i 
Isssland  und  DänemarlL  wegen  der  nördlichen  Besitznngen,  und  besonders  wegen 
Lipptond,  statt  gehabt  haben,  S.  Jrekw-AachricAien  vom  tJiem  Umierikamdiwngm, 
tt^Me  Mttucken  dem  rmstiichem  und  dämitehtm  Bofe  rim  1554  M  1677  ge-- 
ttfl^gtm  9tordem ,  in  Amt.  Friedr.  Bm9chimg$  Magamim  fär  die  Bidorh  mmd 
Geographie  Bd.  YU.  S.  297—336.  Lappland  wird  darin  Ton  den  Rassischen 
Connissarieo  gewöhnlich  Bopky  genannt.  Hieher  gehört  auch  noch:  Siatomeom 
SmOmgeme  Bericht  €om  der  Lamdechqfft  leppia^  mf^ee^mi  1591.  Ebend« 
&  337-346. 


—     366     — 

P.  391.  ^Ilcm^  dcpuis  le  picd  de  la  barre^  qai  est  ä 
„rcntrce  de  la  rivicrc  Dhine,  jurqu'  ä  Sainl-Michel-Archangfe, 
„y  a  12  lieucs^  et  sonl  toules  isles  coupees^  lä  oü  c'est  qne  les 
„barques  passcnt  tont  a  Tentour  d'elles^  et  faut  qa'ils  viennent 
;,paier  tribut  et  leurs  coustiimes  a  Archange^  qui  est  un  chasteau 
„fail  de  mas  entrclassez  et  croisez:  et  sont  les  ouvrages  sy 
„propremcnt  avec  ccs  mas^  et  sans  elou  ni  chevüle^  que  c'est 
„une  euvre  sy  bien  practiquce  qu'il  n'y  a  que  rediro,  et  n'ont 
„que  une  scule  ache  pour  faire  tout  leur  ouvrage.  Et  n'y  a 
„maislre  mai^on  qui  puisse  faire  un  euvre  pui  est  plus  admirable 
„qu'ils  fönt." 

'  P.  392.  ^Iteni;  nous  somes  arrivez  le  28®  jour  de  juin, 
„devant  la  ville  de  Saint-Michel-Archange^  oü  nos  marchands 
„allerent  a  terre^  pour  parier  au  gouverneur  et  faire  leur  raport^ 
;,eoinnie  est  la  couslunie  en  tout  pais:  et  Fayant  salue^  0  leur 
„deinanda  d'oü  ils  estoienl^  et  quand  il  sceut  que  nous  esUons 
;,Fran9ois,  il  fut  bien  rejoui  et  dit  a  Tinterprete  qui  les  presen- 
i^toyt^  qu'ils  estoient  les  tres  bien  venus^  et  prit  une  grande 
„coupe  d'argent  et  la  feit  emplir,  et  falut  la  vuider/  et  puys 
39 une  aullre^  et  encore  la  revuider^  puis  eneore  la  troisicme, 
„qu'il  fallut  paradier.  Et  aiant  fait  ees  trois  beaux  coups  on 
„pense  estre  quitte^  mais  le  pire  est  le  dernier^  ear  fault  boire 
„une  tasse  d'eau  de  vie  qui  est  si  forte  qu'on  a  le  venire  et 
„le  gosier  en  feu^  quand  on  a  beu  une  tasse:  encore  n*est-ce 
„pas  tout;  et  ayant  parle  un  mot  avec  vous,  fauldra  encore 
„boire  ä  la  sante  de  vostre  roy;  car  vous  ne  Tauseriez  refoser. 
„Et  c'est  la  coustunie  du  pays  que  de  bien  boire/ 

„Iteni;  quand  nous  füines  ä  Tancre  et  que  nos  marchands 
„eurent  faict  leur  raport^  nous  deschargcanies  notre  marcbandise 
„ä  terre  dedans  le  chasleaU;  qui  est  un  grand  enclos^  faict  de 
„mas  en  forme  de  muraille^  et  y  a  bien  quatre-vingt  ou  cent 


—     367    — 

^mkons  dedanS;  oh  c'est  qne  les  roarchands  forains  mcttent 
yleurs  marchandises  dcdans  leurs  maisons,  et  cela  forme  ä  la  def 
„avec  Tautre  chasteau^  pour  les  marchands  du  paus,  qui  est  ä 
9|WFt,  ensemble  avec  Tautre.^ 

„Ileni;  quand  nous  eümes  mis  notre  marchandise  ä  terre^ 
„les  marchands  veinrcnt  de  Moscovic;  car  fl  y  a  fort  long 
„diemin^  et  amenerent  de  grandes  gabares  qui  portoient  leurs 
„marchandises,  come  suifs,  cuirs,  lins  et  chanvrcs,  cire  et  grands 
„cuirs  d'EsIand,  et  les  mettoient  dans  le  chasteau,  pms  les 
„vendoient  ä  ceulx  qui  en  bailloient  de  I'argent.^ 

P.  394.  „Item,  quand  les  baleaux  partent  de  Colmogrot^ 
;,  fault  avoir  tousiours  100  homes  pour  les  tirer  et  aller  contra 
„l'ean»  et  aucune  fois  Lien  200,  quand  il  y  a  temps  de  ravine^ 
„et  fault  aUer  conlre  la  maree  jusque  ä  Volgueda,  qui  est  une 
„bonne  ville,  ou  il  y  a  200  lieues  de  Colmogrot  a  Volgueday 
„et  fault  descharger  les  marchandises  lä^  car  les  gabares  ne 
;,peuvenl  monter  plus  hault." 

„Item,  quand  les  marchands  sont  venus  ä  Volgueda,  ne 
„fönt  descharger  leurs  umrchandises  jusques  ä  ce  que  le  pais 
„soit  tout  engele  et  entrepris  de  glace.  Alors,  ils  les  fönt 
„porter  a  Moscou,  la  ou  il  y  a  encore  150  lieues,  et  les  fönt 
„porter  par  des  petits  chariots  qui  n'ont  point  de  rouos 
„par  desouls^^s  a  celle  fin  qu'ils  glissent  mieux  sur 
„la  glace:  et  sont  tirez,  chacun  chariot,  avec  deux  grandes 
„bestes  qui  sc  nommcnt  Zelen*o2^  qui  vont  fort  le  trot,  et  sont 
jjde  pelilc  vie." 


401.  Also  auf  Schlitten,  die,  nach  dieser  Umschreibung  zu  schliessen,  den 
Franzosen  damals  noch  nicht  bekannt  waren. 

402.  Elenthiere. 


—      368    — 

Die  Fahrt  von  Cap  Nord  bis  St.  Nicolas  giebt 
auf  210  lieues  an^  und  bestimmt  sie: 
/  Cap  Nord. 

Verdebouse  (Wardehuus}    ...  28  lieaes.  Troisbles. 

Isle  Gilledin  (Küdin?)     ....  50  -—      —     — 

Cap  Quellen 44  —    Sept  Isles. 

Cap  Aliban 15  —      —     — 

Cap  Gratys  ..'......  12  —      —     — 

Cap  Peilmoy 10  —  Cinq  Isles. 

Cap  PoUegey 9  —  Isle  Pollege. 

Cap  Polrenne*«» li  —      —    — 

Cap  Boctinere*»« 13  —      —     — 

Sainct- Nicolas 18  —       —    — 

210  lieues 

93. 

Edward    Garland. 

1586. 

Edward  Garland*^^y  ein  Kaufinann  aus  London,  hielt 
sich  seiner  Handels-Gcschäflc  wegen  in  Moskau  auf,  und  scheint 
das  Vertrauen  des  Grossfflrsten  Fedor  Iwanowitsch  in  hohem 
Grade  genossen  zu  haben.  Er  erhielt  von  demselben  namentUdi 
den  Auftrag,  den  seiner  Zeit  berühmten  Mathematiker,  Astrologen 


403.  P.  390.  „Soüi  (outes  belles  teires  assaisonn^es,  et  force  bois  de 
haute  futaie,  lä  oü  fl  y  a  force  bestes,  come  ours  et  loups,  et  autres  sorles 
d'animaux,  come  nous  ont  coDt6  les  Rousses  da  paYs.** 

404.  P.  391.  „Qd  est  a  Fautre  bord  et  faict  le  bord  de  la  tem  4es 
Cappes." 

405.  Bei  Karamsirnj  Garhnd^  in  der  deutschen  Uebersetznog.  (Bd.  IX. 
S.  381)  irrig,  Uarland. 


—    369    — 

vmA  Alchimisten;  John  Dee«««;  den  Elisabeth  von  England 
ihren  Philosophen  nannte^  und  der  sich  damals  in  Böhmen 
aofluelt,  einzuladen^  unler  sehr  vortheilhaften  Bedingongen  nach 
Rossland  zu  kommen^  um  seinen  Rath  aber  verschiedene 
Angelegenheiten  zu  ertheilen.  Man  glaubte  damals  in 
Moskau^  man  wolle  sich  seiner  Einsichten  zur  Entdeckung  neuer 
Linder  im  Nordosten^  jenseits  Sibiriens  bedienen;  Karamsin««'' 
aber  findet  es  wahrscheinlicher,  ^^man  habe  ihm  die  Erziehung 
^des  jungen  Sohnes  von  Boris  Godunow  anvertrauen  wollen, 
,dem  der  geheime  Gedanke  des  Vaters  schon  den 
„Thron  bereitete.  Der  Ruhm  des  Alchimisten,  setzt  der 
„berühmte  Geschichtschreiber  hinzu ^  erhöhte  in  den  Augen  der 
„Unwissenheit  noch  den  Ruhm  des  Mathematikers.^  Allein  Dee, 
„der  nur  in  der  Einbildung  iur  das  künstliche  Gold  des  Steines 
„der  Weisen  Leidenschaft  hatte ^;  dankte  dem  Zaren,  „und  lehnte 
„in  stolzer  Armuth  das  Anerbieten  desselben  ab,  als  ob  er 
„durch  die  Berechnungen  seiner  geliebten  Astrologie 
„das  künftige  Schicksal  von  Russland  und  von  Boris 
„Hause  vorhergesehen  hätte!"  *»« 

Der  Brief  Garlamts  an  Dr.  Dee  findet  sich  abgedruckt 
in  Uakliiyt's  Collectlon,  Vol.  I.  p.  573  unter  dem  Titel: 

A  letter  to  thc  ri^ht  worshipfull  AI.  John  Dee, 
Esquier,  coiiteyning  thc  summe  aud  ciTect  of  M.  Gar- 
land his  message. 


406.  Bei  Karamnn,  Di,  nach  der  Aussprache;  in  der  deutschen  Ueber- 
selzung  a.  a.  0.  Dea.  Bei  diesem  Werke,  so  wie  überall  in  Russischen  Büchern, 
wäre  es  nohl  zu  wünschen,  Ja  es  ist  in  vieler  Hinsicht  wesentlich  noihwendig,  dass 
ausländische  Namen  nicht  bloss  nach  der  Aussprache,  sondern  auch  daneben  mit 
ihrer  eigenen  Orlhographie  "geschrieben  würden. 

407.  Ge$ch.  d.  /!««.  Reichs,  Bd.  IX.  S.  294. 

40a     k'aramsin  a.  a.  0. 

24 


—     370    -T 

Ferner  ebendaselbst:  TIio  contents  of  Nr.  Garland's 
Commission  nuto  Thomas  Sitnkinson  for  the  bringing 
of  M.  John  Dce  to  thc  Emperor  of  Russia  his  CoiirL 

Dieser  merkwürdige  ßrief  scheint  mir  hier  eine  Stelle  20 
verdienen;  er  lautet  bei  Hakluyl  folgendcrmassen: 

„Right  worshipfull;  it  may  please  you  to  understand^ 
„that  I  was  senl  nnto  you  from  the  most  mightie  Prince  Feodor 
„Ivanowich;  Lord  Empcrour  and  Great  Duke  of  Russia^  etc.,  as 
„also  from  the  most  excellent  Prince  Boris  Fed.^  Lord  Protector 
„of  Russia^  to  givo  your  worship  to  understand  the  great  good 
„will  and  heartie  desire  they  beare  unto  you:  for  that  of  long 
„time  they  have  had  great  good  rcport  of  your  leaming  and 
„wisedome^  as  also  of  your  good  counsel  unto  Princes:  where 
„upon  his  Meuesties  most  earnest  desire ;  and  request  is  inlo 
„you^  that  you  would  take  the  paines^  to  come  unto  his  citie 
„of  MoscO;  to  Visite  his  Mryesties  court:  for  that  he  is  desiroos 
„of  your  Company^  and  also  of  your  good  counsell  in  divers 
„  matters ;  that  his  M^yestie^  shall  thinke  needfuU.  An  for  the 
„great  good  will  that  his  Majestie  beareth  unto  you^  he  will  give 
„you  yeerely  toward  your  maintenanco  2000  pound  starling^ 
„and  the  Lord  Protector  will  give  you  a  thousand  rubbles^  as 
„also  your  proyision  for  your  table  you  shall  have  free  cot  of 
„his  Majesties  kitchin/ 

94. 

Samuel    K  i  c  c  h  c  1. 

1586. 

Samuel  Kiechel  stammle  aus  einer  angesehenen  und 
wohlhabenden  Familie  in  Ulm  ab^  und  wurde  IQr  den  Handels- 
stand  erzogen.    Seine   Neigung  die  Welt  zu  sehen ,   trieb  ihn, 


—     371     — 

oliiie  dgenüichen  kanfinfinnischen  Zweck  ^  im  Jahre  1585  von 
seiner  Vaterstadt  aus^  eine  grosse  Reise  durch  die  meisten  Länder 
Eoropas  und  selbst  durch  einen  Theil  von  Asien  zu  untemeh- 
nen^  auf  welcher  er  vier  Jahre  zubrachte^  bis  er  endlich^  am 
30  Juni  1589  wieder  in  Ulm  eintraf.  Ueber  diese  Reise  ver- 
lassto  Kiechel  einen  Bericht^  von  welchem  noch  seine  eigene 
Handschrift  bei  seinen  Venvandten  in  Ulm  aufbewahrt  wird. 

Einen  Auszug  dieser  ganz  interessanten  Reise -Beschref- 
bong  enthält;  leider  nicht  mit  des  Verfassers  eigenen  Worten, 
das  von  dem  Freiherrn  von  Hormayr  herausgegebene 
Archiv  zur  Geographie,  Historie,  Staats«  und  Kriegs- 
knnst,  1820,  No.  64—149  unter  der  Aufechrift: 

Aas  Scimuel  Kiecbels  Rcisien,  rem  Jahre  1585 
bis  15S9, 

and  aus  diesem  entlehne  ich,  da  das  Archiv  wohl  wenigen 
Lesern  zur  Hand  sein  möchte  aus  No.  86  und  96,  diejenigen 
SteUen,  welche  Lithauen,  Livland  und  Russland  betreffen,  und 
welche  dort  also  lauten: 

li  I  t  li  a  11  e  n« 
„Von  Grodno  reiste  Kiechel  mit  einem  tartarischen 
„Fuhrmann  in  einer  Kolesse  ab.  In  diesem  kleinen  engen 
„  Wagelein  ^  woran  nur  ein  Pferd  gespannt  und  worauf  nur  ein 
„Mensch  genommen  wird,  macht  man  täglich  acht  bis  zehn  Meilen. 
„Es  ist  sieben  Schuh  lang,  so  dass  sich  ein  Mensch  legen  und 
„strecken  kann,  hat  vier  Räder,  jedes  aus  einer  starken  Wiede 
„von  zähem  Holz  bestehend,  das  sich  rund  biegen  lässtj  sie 
„gehen  aber  bei  einer  Querhand  nicht  zusammen.  Am  ganzen  , 
„Wagen,  so  Avie  am  Pfcrdgcrüsle,  ist  weder  Nagel  noch  Eisen, 
„weder  Seil  noch  Leder,  jener  bloss  aus  Holz  gemacht,  diese 
„von  Bast  geflochten.  Litlhauen  hat  viele  Bäume  von  zähem 
39 Holze;    der  Litthaue   setzt  sich  auf  einen  solchen  Baum,  und 

24* 


—     372     — 

„verfertigt  sich  von  dessen  Bast  seine  Schabe  und  seine  Pferde- 
Brüstung.  —  Das  Land  hat  viel  zahmes  und  wildes  GeflQgel, 
„Lfimmer,  Kälber,  Wildbret;  alles  steht  in  wohlfeilem  Preise. 
„In  Wilna  giebt  es  wenig  Fische.  Eine  Menge  sämisches  Leder 
„aus  Bocks-  und  Elendhäuten  wird  von  Deutschen,  meistens 
„Schlesiern  fabricirt;  sie  haben  grosse  Freiheilen  und  nehmen 
„keinen  Polen  in  die  Lehre.  Im  Lande  herrscht  durchgängige 
„Religionsfreiheit.  —  Für  die  Reise  von  Wilna  nach  Riga  in  einer 
„Kutsche,  vierzig  bis  zwei  und  vierzig  deutsche  Meilen  weil, 
„bezahlte  er  einem  Tarlar  vier  Gulden,  wofür  sich  dieser  sarnml 
„Pferd  nodi  beköstigen  musste." 

li  I  V  1  a  n  dl« 
„In  Riga  war  Kiechel  Augenzeuge  der  unruhigen  Auf- 
„tritte,  welche  durch  die  Einnistclung  der  Jesuiten  veranlass! 
„wurden.  Er  erzählt  die  Vorfälle,  wie  er  selbst  sie  sah,  wie 
„sie  ihm  erzählt  wurden,  auf  folgende  Weise.  Während  über' 
„den  neuen  Kalender  bereils  Streitigkeiten  entstanden  waren, 
„schlössen  die  Jesuiten  mit  drei  Burgermeistern,  dem  Stadt- 
„Syndikus,  dem  Stadt -Vogt,  dem  Superintendenten  und  dem 
„Rector  der  Schule,  hinterrücks  des  Raths  und  der  Bürgerschaft, 
„einen  Vertrag,  vermöge  dessen  ihnen  die  Domkirche  itlr  sechs 
„und  dreissig  tausend  Thaler  eingehändigt .  werden  sollte.  Ans 
„Schickung  Gottes  kam  diess  durch  den  Rector  an  den  Tag; 
„der  Bürgermeister  Berg,  der  Syndikus  D.  Wellius,  nnd  der 
„Stadtvogt  Das s ins  wurden  ergriffen;  die  beiden  andern  Bor- 
„germeister  und  der  Rector  entwichen,  der  Superintendent  ver- 
„barg  sich  im  Backofen  seines  Hauses,  wurde  aber  durch  den 
„Pantoffel,  den  er  im  Hineinschlfipfen  fallen  liess,  entdeckt,  auf 
„den  Markt  geschleppt,  und  bis  zum  Tode  misshandelt,  dem  er 
„nur  durch  das  Versprechen  eines  vollen  Bekenntnisses  entging. 
„Der   Bnrgermeister  Öckchen   zeigte   die  Sache   dem    König 


—     373     — 

,von  PoUen  an.  Die  Burgperschail  liess  dem  Rath  durch  Dening 
,iind  Gis  Schick  bedeuten^  ohne  ihr  Wissen  nichts  in  4ler 
9  Sache  vorzunehmen.  Als  die  Gefangenen  alles  gätlich  bekannt 
yliatlen^  wurden  sie  zuerst  von  der  Burgerschaft  und  dann  vom 
,Raih  zum  Tode  verurtheilt^  der  Syndikus  und  der  Vogt  auf 
„dem  Markte  enthauptet;  der  Superintendent  seines  hohen  Alters 
9 wegen  begnadigt;  Berg  aber^  mit  den  Vornehmsten  der  Stadt 
^verwandt;  lag  bei  Riechet 8  Anwesenheit  in  Riga  noch  gefan- 
9 gen.  Keiner^  setzt  der  Reisende  hinzu^  traut  dem  Andern:  die 
„Gefangenen  und  Verurtheilten  haben  noch  Anhänger ^  die  sich 
^aber  bei  der  Ungewissheit  des  Ausgangs  nicht  äussern  därfen^ 
^und  deswegen  von  den  Andersdenkenden  Fuchsfresser  ge- 
„nannt  werden.  Man  besorgte,  der  König  von  Fohlen  werde 
,als  Schutzherr  die  Sache  nicht  gut  heissen.  Die  Bürger  hielten 
j^strenge  Wache ;  und  Niemand  durfte  sich  seines  Komvorraths 
„eotblössen.^ 

„Auf  der  Reise  durch  Esthland  und  Liefland  bewunderte 
^er  den  schönen  Flachs,  der  den  litlhauischen  noch  überTraf. 
„Durch  den  Moskowiter-Krieg  waren  viele  Dörfer  ganzlich  ver- 
^ beert.  Sein  Reisegeliihrle  versicherte  ihn,  vor  drei  Jahren  vor 
„einen  Pflug  drei  bis  vier  \Veiber  angespannt  gesehen  zu  haben^ 
„weil  ihnen  alles  Vieh  genommen  worden  sei.  In  Dorpat  waren 
„vom  Kriege  her  wenige  Häuser  ganz,  und  die  vorher  ansehnliche 
„Stadt  sehr  entvölkert." 

n  II  N  s  I  a  n  d« 
pIn  Pleskow  darf  ausser  Engländern  und  Deutschen  keine 
„andere  Nation  Handel  treiben.  Da  an  diesem,  dem  damals  unter 
•schwedischer  Herrsehall  stehenden  Liefland  zu  gelegenen  Grenzorte, 
«die  Fremden  streng  ausgefragt  wurden,  so  wurde  Riechet 
•  von  seinem  Reisegefährten  für  einen  Kaufmann  ausgegeben, 
;,weil  man  ihn  für  einen  Spion  gehalten  haben  würde,  wenn  er^ 


—     374     — 

;^der  Wahrheit  gemäss  ^  gesagt  hätte^  dass  er  nur  2a  sanem 
„Vergnügen  reise. ^  „„Es  ist  ein  grob^  unverständig^  auch  un- 
„„gewandert  Volk^  das  nicht  viel  aus  ihrem  Land  kommty  und 
„„nicht  haben  noch  glauben  wollen^  dass  andere  Nationen  lu* 
9 „ihnen  kommen^  welche  ihre  Sitten^  Art  und  Land  begehren 
„„zu  sehen  und  zu  erkundigen. ^^  „Die  Stadt  ist  nach  Moskau 
„die  grösstC;  zwar  mehr  als  diese^  jedoch  nur  schlecht  befestigt, 
„indem  sie  gegen  die  Landseite  nur  eine  Mauer  und  Wasser- 
„  graben^  auf  der  andern  Seite  aber  bloss  das  fliessende  Wasser 
„zur  Schutzwehr  hat.  Dennoch  belagerte  sie  König  Stephan 
„von  Pohlen  mit  60^000  Mann  ohne  Wirkung.  Das  Volk  hält 
„in  Festungen  und  Städten  mehr  Widerstand  als  im  Feld.  Es 
„ist  arbeitsam^  behilft  sich  mit  Wenigem^  lebt  schlecht  im  Essen 
„und  Trinken^  und  erträgt  Hunger  und  Durst  leichter  als  andere 
„Nationen.  Ausser  Kirchen  und  Stadtmauern  sind  alle  Häuser 
„schlecht;  von  Ilolz  mit  Brettern  bedeckt^  auch  die  der  Edelleute 
„und  der  Reichen;  selbst  der  Pallast  des  Grossffirsten  von 
„Moskau  soll  nur  hölzern  seyn.  Häuser  von  Stein,  geben  sie 
„vor,  seyen  ungesund.  Dem  Reichsten  kostet  sein  Haus  nicht 
„über  dreyssig  Reichsthaler.  Bey  Feuersbrunsten  ist  keine  Rottnng. 
„In  die  Stadt  selbst  darf  kein  Deutscher  noch  ein  andrer  Frem- 
„der  gehen,  selbst  wenn  sie  dort  ihr  Lager  und  ihre  Handlhie- 
„rung  haben;  auf  der  Brücke,  welche  von  dem  deutschen  Hanse 
„in  die  Stadt  fülirt,  dürfen  sie  spaziren  gehen  und  ihren  gegen- 
„seitigen  Verkehr  treiben;  wer  aber  nach  Moskau  reisen  i^'ill^ 
„wozu  die  Erlaubniss  des  Gubcrnators  erforderlichst  ist,  dem  ist 
„der  Eintritt  in  die  Stadt  gestattet.  Riechel  wollte  mit  xwcy 
„englischen  Kaufleuten  auch  dahin  reisen,  liess  sich  aber  durch 
„die  Schwierigkeit,  wieder  zurückzukommen,  durch  den  bevor- 
„stehenden  Winter,  über  welchen  er  daselbst  hätte  bleibi» 
„müssen,   und  so  wohlfeil  es  auch  zu  leben  war^  durch  den 


—     376     — 

y^damahligen  Zustand  seines  Beutels  davon  abhalten.  Auch 
y^einte  er^  dass  er  bis  jetzt  genug  ödes  Land  gesehra 
y^habe^  und  es  nicht  der  Mühe  wertb  sey^  um  der  einzigen 
^tadt  Neugarten  willen^  die  von  Pleskow  bis  Moskau  auf  einem 
„Wege  von  hundert  und  fünfzig  deutschen  Meilen  liegt^  so  weit 
yjBOL  reisen.  In  Pleskow  wird  für  das  gemeine  Volk;  welches 
,,lttcht  vermögend  ist;  sich  in  der  Kirche  begraben  zu  lassra^ 
;^uf  einem  Kirchhof^  eine  Viertelstunde  von  der  Stadt  eine  Grube 
y^graben^  welche  etliche  tausend  Leichname  fasst.  Ist  sie  voll, 
yfio  wird  sie  mit  Erde  zugedeckt,  und  das  hölzerne  Dach,  das 
„sie  gegen  den  Regen  schützen  musste,  abgebrochen,  aber  so- 
„gleich  neben  dieselbe  eine  neue  gegraben.  Der  Geruch,  ist 
„abscheulich.  Neben  einem  Leichnam  ^  welcher  in  den  Hunds- 
„tagen  in  eioem  ofTcnen  Sarge  vor  Kiechel  vorbeygetragen 
„wurde,  süss  ein  kleines  Kind.  Das  Volk  ist  hart,  grob,  unge- 
„zogen;  vor  Niemand  wird  der  Hut  abgenommen.  In  der  Kleidung 
„halten  sie  sich  reinlich,  tragen  lange  Röcke  von  gutem  Tuch, 
„den  Armeniern  nicht  unähnlich;  Mann-  und  Weibskleidung  ist, 
„wie  bey  den  Türken,  wenig  verschieden.  Reyde  Geschlechter 
„tragen  Sliefel  niil  Eisen  beschlagen;  das  weibliche  geht  auf 
„der  CTassc  so  bedeckt,  dass  man  von  ihnen  nur  die  Augen 
„sehen  kann:  das  Gegentheil  ist  Schande;  auch  im  Hause  hat 
„es  ein  abgesondertes  Gemach.  Sie  haben  keine  Aepfel  und 
„Dirnen,  noch  anderes  Obst,  pflanzen  und  geniessen  aber  viele 
„Angurien,  welche  stark  kühlen,  deren  sie  sechs  bis  acht  auf 
„eine  Mahlzeit  essen  können.  Sie  Irinken  stark  Branntwein, 
„ohne  denselben  wird  die  beste  Mahlzeit  fiir  nichts  geachtet. 
„Ihre  Waaren  sind:  Rauch  werk  von  Marder,  Zobel,  Luchs 
„Wolf  und  Fuchs,  Wachs,  Flachs,  Hanf,  Unschlilt,  Ochsen-, 
„Bocks-,  Elendliäute.  Die  Deutschen  oder  Osterlinge  führen 
^/dagegen     Tuch,    Seidengewand    und    allerley   Krämprey   ein. 


—     376     — 

;;Der  Handel^   vordem  in  Narwa  getrieben^  hatte  sich  ta  dieser 
„Zeit  nach  Pleskow  gezogen/' 

E  li  s  t  1  a  u  <!• 

^;Um  nach  Narwa  zu  reisen^  miisste  Rieckel  des  ZoOs 
^;Wegen  vorher  auf  dem  Einböck  (^Embach)  nach  Dorpat.  Auf 
;^diesem  Wasser  gibt  es  in  Menge  Aale,  die  oft  armsdick  sind. 
^^Iwannigro  (Iwangorod)  oder  das  russische  Narwa,  jenem  gegen- 
,,äber,  liatlen  damals  die  Schweden  inne,  es  sey  ihnen,  sagt 
y^ttiechelj  zur  Behauptung  Narwa's  nothwendig,  und  die  Ross« 
„werden  es  nicht  leicht  mehr  bekommen.  Unter  dem  Wasserfall 
,,ist  ein  herrlicher  Lachsfang;  die  Fischer  wissen  es  so  zu  richten, 
,,dass  sich  der  Salm  selbst  fangt.  Ein  Salm  von  zwanzig  Pfund 
,,koslet  einen  halben  Gulden,  höchslens  einen  halben  Reichslhaler. 
„ —  Auf  dem  halben  Wege  nach  Reval,  wohin  er  mit  einem 
„Schweden,  der  in  königlichen  Diensten  dahin  ging,  reisen  wollte, 
„dadurch  aufgehalten,  dass  ein  Beamter  nur  für  diesen  ein  Pferd 
„hergab  und  für  Geld  kein  zweites  zu  bekommen  war,  nahm  er 
„die  Einladung  eines  Liefländischen  Edelmanns,  Jörg  von  Berg, 
„auf  sein  drey  Meilen  entlegenes  Schloss  Sagett  an.  ImSchloss 
„war  nur  ein  Bett,  das  ein  Verwandter  des  Hauses  bereits  ein- 
„genommen  hatte,  der  es  aber  sogleich  verliess  und  sich,  wie 
yyKiechely  auf  Stroh  lagerte,  indess  der  Hausherr  das  Bett  ein- 
„nahm.  Durch  den  Krieg  war  das  Land  gänzlich  verheert  und 
„der  Adel  verarmt,  und  weil  man  sich  von  den  Moskowitern 
„noch  täglich  des  Kriegs  besorgte,  wagte  es  auch  Niemand 
„wieder  zu  bauen.  In  der  Nacht,  da  Riechel  im  Schlosse 
„sciilief,  wurden  aus  dem  Hof  sechs,  und  wenige  Tage  vorher 
,^sieben  Schafe  von  den  Wölfen  weggenommen.  Der  Edelmann 
,;aber  glaubte,  sie  scyen  gestohlen,  oder  von  Hexen  und  Zaube- 
„rern,  deren  es  im  Lande  sehr  viele  gebe,  weggeiuhrt  worden: 
„denn  es  gibt,  setzt  liiechel  hinzu,  Leute,  die  in  Wol&gestalt 


—     377     — 

jJhniBBy  md  die  man  Wehrwölfe  nennt.  —  Die  Stadt  Reval  komtfe 
^jka  Grossfüist  Basilius  nicht  erobern^  ungeaditet  er  aie  odt 
igfiB&dgtansmd  Mann  belagerte,  nnd  sie  nur  fünf  tnmdert  Borger 
^md  kein  fremdes  Volk  hatte:  denn  zwey  mit  Kriegvolk  imd 
ijlfnition  versehene  Schiffe  von  Läbeck,  womtt  man  ihnen  m 
JStUb  können  wollte,  wurden  durch  widrige  Winde  rar  Heini- 
Juktt  genAthigt.  IMe  Belagerten  wurden  aufgefordert,  sidi  ra 
,,efgeben  und  ihnen,  im  Fall  der  Unterwerfung,  die  Eriialtnng 
„Ivrer  alten  Freyheiten  versprochen,  aber  zugldch  mit  ginilicher 
^Vcrmchtung  bedroht,  wofern  sie  der  Auffordenmg  nidit  ent* 
„sprechen  würden.  Als  Antwort  schickten  sie  einen  Brief»  der 
„irichts  enthielt,  als  die  blosse  AuE$chrift,  und  Hessen,  wAhrend 
„er  im  Lager  in  Gegenwart  der  Vornehmsten  entsiegelt  wurde,  > 
„vom  Schlosse  her  auf  einmahl  Cartaunen  losgeh«,  wodurch  die 
,/emdlichen  Schanzen  zerrissen  und  eine  grosse  Anzahl  des 
„KriegsYolks  verwundet  und  getödtet  wurde.  Ungeachtet  der 
„Grossfürst  hierauf  die  Stadt  noch  heftiger  angreifen  Hess»  war 
„er  doch  gezwungen,  unverrichteter  Dinge  abzuziehen.  Unter 
„dem  Geschütze,  welches  er  bey  sich  hatte,  war*  ein  Stack,  woran 
^lunlhundert  Menschen,  gleich  dem  Vieh,  zogen/^ 

95. 

Giles    Fletchen 
*      1588. 

dies  Fletcher^  ein  Mann  von  grosser  Gelehrsamkeit  und 
Eriahrung,  wurde  im  Jahr  1588  von  der  Königin  Elisabeth  von 
England  als  ihr  Gesandter  an  den  GrosslÜrsten  Feodor  Iwano- 
witsch  geschickt,  eine  Auszeichnung,  welcher  wir  eins  der  schätz- 
barsten altem  Werke  Ober  Russland  verdanken.  Fkteker  kam  am 


—     378     — 

25  Nov.  in  Moskau  an^  und  verliess  es  sdion  wieder  im  Aogi 
des  folgenden  Jahres;  er  benutzte  diese  kurze  Zeit  von  ac 
Monaten  aber  mit  ausserordentlichem  Fleisse  zur  Einsammlung  r 
Nachrichten  über  ein  Land^  das  ihm  des  Neuen  und  Ungewöh 
liehen  so  unendlich  viel  darbot;  und  ordnete  nach  seiner  Zvrfic 
kunft  in  England  seinen  reichen  Vorrath  von  Materialien 
einem  Werke^  das  ihm  einen  ehrenvollen  Platz  neben  Herbe 
stein's  unsterblichen  Comraentarien  sichert. 

Die  von  Fletcher  selbst  geschriebene  Geschichte  sein 
Gesandtschaft   und  seines  Aufenihalts  in  Moskau  (uidet  man 
Hakluyi's  Collccllon,  Vol.  I.  p.  533  unter  dem  Titel: 

The  Aiiibassage  of  M.  Gilcs  Fletcber,  Doetor  ( 
the  civil  Law,  sent  from  her  Maijestie  to  Theodor  tl 
Emperour  or  Russia.  Anno  1588,  Briefly  written  li 
hiniselC 

Ein   zAveiter  Aufsatz  von    Fletcher  befindet   sich 
•  chas  Pilgrimes,  Vol.  III.  p.  413  mit  der  Ueberschrift. 

A  Treatisc  of  Russia  and  the  adjoyning  Reg 
ons,  written  by  Dr.  Giles  Fletcher,  Lord  Ambassstadoi 
from  the  late  Qneene,  Ever  -  glorions  Elizabeth,  l 
Theodore  then  Emperour  of  Russia.  A.  D.  1588.  Au( 
unter  dem  nämlichen  Titel  in  Harris  Navigantium  atqv 
Peregrinantium  Bibliotheca,  Vol.  I.  p.  542. 

Und  daraus  ein  Auszug  in  Moscovia  itemqne  Tartari 
Elze  vir.  p.  66 — 75  e  Lcgati  Aiiglici  commentario,  m 
über  die  Tatarcy:  Ex  rclatione  D.  Acgidii  Fletche; 
Rcginae  Angliae  ad  Russos  Legate,  ebend.  p.  343-34 

Fletchers  Hauptwerk  über  Russland  aber  erschien  dr 
Jahre  nach  seiner  Zurückkunft  unter  folgendem  Titel: 

Of  tbe  Russe-  Common -Wealth,  or  manner  \ 
government  by  the  Russe-Emperoar^  commonly  call« 


—    379     — 

the  Emperoor  of  Moseovia,  wilh  the  mannefs  and 
fiishioDs  of  the  people  of  that  countrjr.  At  London 
iprinted  by  T.  D.  for  Thomas  Charde.  1591.  4"^. 

Dieses  Werk  enthält^  bei  manchem  unreifen  und  scharfen 

Vtlbeüe^^y  einen  Schatz  von   ^richtigen  Bemerkwigea  aber  die 

Verbssmig,  die  Verwaltung'^  die  Produkte^   den  Handel  und  die 

Sitten^  besonders  auch  aber  das  damalige  Hofleben  in  Russland, 

aus  irelchem  Karamsin  im  IX  u.  X  Bande  seiner  Geschiehte 

des    Rnssitichen    Reiehs   sehr   häuflg   geschöpft  hat.     Zur 

Geschichte  dieses  merkwürdigen  Buches   gehört  übrigens  noch^ 

dass  die  Gesellschaft  der  Londoner  Kaufleute  ^  die  mit  Russland 

einen  sehr  vortheilhaften  Handel  trieben^  und  in  Moskau  Vorzugs*- 

weise  begünstigt   waren  ^   den  Zorn   des  Grosslürsten  über  die 

Freiffluthigkeit  ihres  Landsmannes  fürchteten^  und  sich  daher  an 

den  damaligen  Englischen  Minister  Cecil  mit  der  Bitte  wandten^ 

dass  Flelcher's  Werk  verboten  werden  möchte.  ,,i 

96. 

A  r  s  e  n  i  u  s. 
1589. 

Als  im  Jahre  1587  der  GrossfiirstFeodor  Iwano witsch*»« 
^cn  Entschhiss  fasstC;    dem   Russischen   Reiche   einen   eigenen 


409.  Flelcher  sagt  unter  andern  in  dem  Schreiben  an  die  Königin 
Eikabe(h ,  mit  welchem  er  ihr  sein  Werk  überreichte,  über  Russland,  es  sei 
wiiboat  truc  kiiowledge  ofGod,  wjtbout  writtcn  Lawc,  wilhoat  common 
JMticr. 

'MO.  Besonders  .unter  dem  Einflüsse  und  in  dem  Interesse  von  BorU 
üodunow,  der  wahrscheinlich  schon  damals  daran  dachte,  dem  Erzbischof  Joto 
mehr  Ansehen,  und  dadurch  seinen  eigenen  Plänen  eine  grossere  Stütze  zu  ver- 
schaffen. 


—     380     — 

Patriarchen  zu  geben^  und  dadurch  den  Einfluss  ganz  aufzuheben, 
den  der  Patriarch  von  Constantinopel  bis  dahin  noch  immer  auf 
die  Russische  Geistlichkeit  ausübte^  holte  er  vorher  ober  diesen 
iür  die  Kirche  so  wichtigen  Schritt  die  Meinung  des  Moskauischen 
Metropoliten^  Jow^  und  der  höhern  Russischen  Geistlichkeil  ein^ 
und  sciiickle  dann  Gesandte  an  die  vier  Patriarchen^  nfimlicb  den 
von  Constantiuopel^  von  Antiochia^  von  Alexandria  und  von 
Jerusalem^  um  ihre  £in\^illigung  zu  dieser  wichtigen  Veränderung 
zu  erhallen.  Diese  ertheilten  auch  ihre  Zustimmung  durch  eine 
feierliche  Urkunde«^';  und  sandten  mit  derselben  den  Patriarchen 
von  Constantinopel;  Jeremias^^^;  nach  Russland,  um  den  erst« 
Moskauischen  Patriarchen  selbst  zu  weihen.  Jeremias  kam 
1589«i>  nach  Moskau ,  führte  den  neuen  Patriarchen  feierlich 
ein,  und  bezeugte  durch  eine  förmliche,  von  ihm  ausgefertigte, 
mit  des  Grossfursten  Siegel  bekräftigte,  und  von  der  vornehmsten 
Russischen  Geistlichkeit   mit   unterschriebene   Akte^^^^  dass  der 


411.  S.  über  diese  Urkunde:  Baigold b  {ScMoMer's)  BeOagem  mmr  «mi- 
veränderten  Russland,  Riga  1769.  8^  Bd.  LS.  1,  in  dem  Aufsätze  mker  die 
Rnssische  Kirchen-  und  Reformaiions-Geschichle.  Dieser  Aufsatz  wurde  oebsl 
andern  Denkschriften  auf  Befehl  der  Kaiserin  ihtharina  II  in's  Französische 
übersetzt  und  an  Voltaire  geschickt,  um  bei  der  Geschichte  Peten  dee  Grom&m 
Gebrauch  davon  zu  machen;  er  benutzte  sie  aber  nicht,  und  schenkte  sie  der 
öffentlichen  Bibliothek  in  Genf. 

412.  Jeremias f  mit  dem  Beinamen  Tranus,  und  Lorieaaemif  wir  um 
Patriarchen  von  Constantinopel  erwählt  1572,  abgesetzt  1581,  wieder  eingeseUt 
1582,  wieder  abgesetzt,  und  nach  Rhodus  verwiesen  1584-,  zurück  gerufen  1587, 
scheint  sein  Amt  bis  1594  bekleidet  zu  haben.  Der  berühmte  Tübinger  Theolof« 
Martin  Crusius,  setzte  sich  mit  ihm  in  einen  kirchengeschichtlichen  Briefwechsel, 
der  dem  Griechischen  Prälaten  bald  sehr  lästig,  und  endlich  durch  das  Exil  des- 
selben unterbrochen  wurde.  S.  Beckmann's  Lill,  d,  alt,  Reisebesckr.  Bd.  L 
S.  387. 

413.  In  Sthliiwfs  Nestor,  Bd.  V.  S.  86  steht  durch  einen  Irrthom  1557. 

414.  S.  diese  Akte  in  der  ilfrMaVi«oi0*schen  Sammlung  vom  Urkumdem, 
CaSpoHte  rocy^apcme.  FpoMomö.    Th.  IL  p.  94. 


—     381     — 

Patriarch,  nnd  seine  Nachfolger,  alle  Vorredite  der  andern 
Patriarchen,  und  die  nächste  Stelle  nach  dem  von  Constantinopel, 
haben  sollte.««» 

Auf  seiner  Reise  nach  Moskau  erfohr  Je  rem  las,  dass 
ArseniuSj  Bischof  von  Elasson«««,  sich  in  Polen  befände, 
und  forderte  ihn  daher  in  einem  Schreiben  auf,  sich  zu  ihm  zu 
begeben,  weil  er  ihn  zu  sprechen  wünsche.  Arsenius  folgte 
der  Aufforderung  unverzüglich,  traf  den  Patriarchen  am  22  Mai 
in  Zamosc,  in  Gallizien,  und  begleitete  ihn  nun,  auf  dep  Wunsch 
desselben,  nach  Moskau. 

Der  Patriarch  und  sein  gelehrter  Begleiter  wurden  von 
dem  Grosstursten  ausserordentlich  gütig  aurgenommen  und  behan- 
delt.««'' Der  Bischor  Jr^e;i/t/^  verfasste  eine  Beschreibung  seines 
Aufenthaltes  in  Moskau  und  der  bei  der  Einweihung  des  neuen 
Patriarchen  stattgehabten  Feierlichkeiten,  die  sich  glücklicherweise 
erhalten  hat,  und  für  uns  ein  höchst  wichtiger  Beitrag  zur 
Kenntniss  der  Sitten  und  Gebrauche  jener  Zeit  ist. 


415.  Das  Weitere  und  Ausrührlicbe  über  die  Geschichte  des  Patriarchats 
in  der  Russischen  Kirche  findet  man  in  dem  oben  angeführten  Aufsätze  in  Hai" 
goldt  Beilagen ;  wodurch  auch  die  Irrthümer  berichtigt  werden,  die  sich  fiber 
die>ea  Gegenstand  bei  lleinecciua  Monheim  Ut  a.  befinden. 

416.  EfttssoMy  bei  griechischen  Schriaslellern  o^icKwoV,  o^ooooJr,  auch 
tJiaoeuy,  jetzt  AieBsome,  eine  Stadt  im  alten  Thessalien,  mit  einem  griechischen 
kloster,  am  Kusse  des  Olymps.     In  Russischen  Urkunden  heisst  sie  Gaia$um, 

417.  Den  Tiltl,  mit  welchem  Arsenius  in  Moskau  oflicien  angeredet 
wurde,  giebl  er  selbst  so  an:  c7  a^'/ti}vxa  xantivl  xov  EAaaaowi  t^ftmw  x«i 
jTuQiti  rifi  rtt^f^^iov  ixtivr^(;  8i;ßiovixov  ort  ovvai  mu  Iv^ioitoyxcu  jrXijeioy  tfg 
'  E^.>m8o^  0  7t  uvviii  8d$a  x<Jy  öofpüy  xcü  ttjv  ^rj6^uv  xAioq  xai  elvai  xai  Iv^iaxoytai  xa 
:r^*srro8u  oJ.iifixov  loü  ovoiTtov  oXvfinov  xi  xai  ov/l  xov  Aaidxov,  Was  nach 
di*r  in  Turin  beigefügten  Uebersetzung  im  Latein  lautet;  „HiiMUn^®  Elassonis, 
.inrlytae  et  relcberrimae  regionis  prope  Helladem  Episcope,  vbi  est  sapientum 
^omotum  decus,  atque  oratorum  splendor,  ad  pedes  Olympi  Occidentalis,  non  vero 
-Asialici." 


—     382    — 

Arsenius  beschrieb  seilte  Reise  in  Neu  -  Griediisoher 

Sprache«^^,  und  gab  ihr  den  Titel: 

Korroi  xal  bioTQißrj  rov  ranBivov  aQ/uniöx6nov  ^jigotvlou» 
y(Hk(fu  xal  rijv  iiQoßlßaöiv  rov  IIctrQidQXOV  Moöj(oßiag. 
(^Anstrengungen  nnd  Reise  des  demüthigcn  Erzbischofs 
Arsenius,    mit   der   Beschreibung   der   Erhöbang    des 
Patriareben  von  Moskau.) 

Wo  sich  das  Original  dieses  Tur  die  Russische  Kirchen- 
Geschichte  so  Wichligen  Doliuments  befindet;  ist.  nicht  bekannL 
Eine  Abschriil  davon^  die  einzige^  die  man  bjs  jetzt  kennt,  besass 
ehemals  die  KönigUche  Bibliothek  in  Turin^  und  als  der  Katalog 
der  Handschriften  dieser  reichen  Sammlung  auf  königliche  Kosten, 
im  Jahre  1749^  durch  Pasinus^  Rivauteila  und  Berta,  unter 
dem  Titel:  Codices  manuscripti  Bibliothecae  TanrineDsis 
Atbenaei,  Taurini  2  Voll.  gr.  fol.  im  Druck  bekannt  gemacht 
wurde,  erschien  in  demselben  zugleich,  Vol.  I.  p.  433-469,  ein 
Abdruck  dieser  Abschrift  in  neugriechischer  Sprache  unter  dem 
oben  angerührten  Titel.  Die  Herausgeber  fügten  zugleich  eine 
lateinische  Ucbersetzung  hinzu,  bemerken  jedoch  bei  derselben, 
dass  manche  Ausdrücke  des  Originals  ihnen  nicht  ganz  verständlich 
gewesen  sind.  Diese  Handschrift  kam  während  der  französischeA 
Besetzung  von  Turin,  im  Revolutions-Kriege,  nach  Paris,  wo  si» 
sich  auch  gegenwärtig  noch  in  der  Biblioth^que  du  Roi  befindet. 

Da  der  Katalog  der  Turincr  Bibliothek  ein  sehr  seltenes 
und  kostbares  Werk  ist,  so  war  es  sehr  verdienstlich  von 
Beckmann,  dass  er  in  seiner  Literatur  der  iiltern  Reise* 
beschreibnngen,  Bd.  I.  S.  404  —  420  daraus  eine  etwas 
ausfuhriichere  Nachricht  von  dieser  Reise  des  Arsenius  gab, 
wodurch  spAter  auch  Bur eh.  von  Wichmann  veranlasst  wurde, 


418.     Sermooc  graoco-?u1gari  seu  romanico. 


—    383    — 

dtaelbe  in  Mioer  Sammlong  bisher  noeh  ungedrnektair 
kleiner  Sckriften  sor  altern  Gescbiehtc  nnd  KenntniM 
dn  RoMibcken  Reichs,  Berlin  1820.  8^^  wieder  abdmckeA 
n  lassen.  ^  Sie  befindet  sich  daselbst^  B.  L  S.  57—122,  unter 
Ugendem  Titel: 

Arsenii  Elassonis  Episeopi  Deseriptio  Itinerii 
U  MosroTiam  habiti.a  Jeremia  II,  Patriareha CoBStnn* 
tiaopolitano,  ubi  et  Patriarebatos  Moseboritiei  Institntio 
Mmtnn 

Dieser  Au&ato  ist  äusserst  reich  an  Nachrichten  4ber  die 

GeiNrauche  der  orthodoxen  Kirche,  den  Hof  der  Gr(»»3iBrsten  nnd 

^^m  ausserordentlichen  Glanz  desselben,   und  daher  werden  fiA* 

C^ndo  ausfidhrlicbere,   durch   die  Ver^eichung  mit  dem  Neu* 

^«iechischen  Originale  berichligte^   und  hier  und  da  aus  Russin 

^^^im  Quellen  ergänzte,  Auszflge   aus  demselben  woU  ketarat 

^^Uschuldigung  bedürfen.    Es   muss  indessen  dabei  im  Yorans 

^^merkt  werden^  dass  einige  Ausdrüdie  des  Ane$UmSy  Gegen^ 

^^nde  des  Luxus  und  der  Mode  damaliger  2eit  betrelTen,  die 

Heul  zu  Tage  kaum  mehr  verstandlich  sind-*»» 

Der  Einzug  des  Patriarchen  in  Moskau,  wohin  er  seuie 
Iteise  auf  ein  eigenhändiges  Schreiben  des  Grossfiirsten  beschleu- 
nigte, und  wo  er  am  13  Juli  ankam,  war  äusserst  glänzend, 
und  die  Menge  der  zu  seinem  Empfange  Entgegenströmenden 
unermesslich.  Seine  Wohnung  war  in  dem  Hause  des  Erzbisdioik 
von  Kasan  ^  Jow  (Hieb),  eingerichtet,  wo  er  von  hohen 
Beamten  empfangen  und  während  seines  ganzen  Aufenthaltes, 
aof  Grossfürstliche  Kosten^  auf  das  reichlichste  verpflegt  wurde. 
Acht  Tage  nach  seiner  Ankunft,  am  21  Juli,  wurde  er  zu  emer 


419.    Mao  sehe  zur  Vergleichuog  die    Erzihlmig  der  Patriirchen  -  Walü 
Dach  Russischen  Quellen  bei  Mfarmmim  Th.  IX.  S.  181  £ 


Audienz  bei  dem  GrossfUrsten  eingeladen.  Auf  dem  Zuge  dahin 
^vurde  er  nebst  seinen  GefiEihrten,  dem  Metropoliten  von  Monem- 
basia«*%  Hierotbeus^  und  dem  Erzbischofo  Arsenius,  dem 
Arcbifnandrilen  Christoph^  dem  Archidiakon  Laurentius^  und 
drei  Prieslern:  Makarius^  Akakius  und  Gregorius^  durch 
vornehme  Hofleute  geiuhrt;  und  von  einer  grossen  Menge 
schwarzer  Mönche  begleitet.  An  der  grossen  Treppe  des  Pal- 
lastes  wurden  sie  von  vornehmen  Bojaren  empfangen^^i^  und  mit 
einem  zahlreichen  Gefolge  bis  in  die  innern  Gemächer  geführt, 
>vo  zwei  Ceremonien  -  Meisler  den  Patriarchen  unter  die  Arme 
grifl'en  und  ihn  in  den  Audienz-Saal  führten.  Der  Grosslürst^  der 
hier  immer  ßaadevg,  rex,  genannt  wird,  sass  auf  dem  Throne, 
das  Haupt  mit  einem  reichen  Diademe  und  einer  kostbaren 
Krone  geschmückt ,  und  einem  kunstreich  gearbeiteten,  mit  den 
herrlichsten  Edelsteinen  besetzten  Zepter  in  der  Rechten,  stand 
aber  bei  ihrem  Eintritte  auf  und  trat  dem  Patriarchen  entgegen. 
Dieser  bezeigte  zuerst  einem  mit  den  kostbarsten  Edelsteinen 
und  Perien  geschmückten  Bilde  der  heil.  Jungfrau,  das  innerhalb 
des  Thrones  unmittelbar  über  dem  Haupte  des  Grossfursten  hing«*'. 


420.  Das  heutige  Xapoii  di  Mahasia.  Der  Name  JUomemSanm  (t9I 
fi6rt^y  einzig,  und  ifißaoia^  Eingang,  weil  man  nur  von  einer  Seite  in  die  Stadt 
kommen  konnte)  wurde  von  den  Italiänem  in  Mahasia,  von  den  Fnuueosan  la 
Maivoisie,  von  den  Engländern  in  MaitMey  und  von  den  Russen  in  Mm  ■■§■■ 
verändert.  In  Russischen  Urkunden  heisst  HierotheuB  auch  f^poeem  und  jUmm- 
icasiicher  Metropolit. 

421.  In  der  Anrede,  welche  die  Bojaren  an  den  Patriarchen  hidtei, 
nannten  sie  den  Grossfursten,  wie  auch  später  gewöhnlich  geschah, 
RejT,  Imperator  majrimus,  Rex  Regum,  ioittugme  RasnaBy  Titel,  die,  wie 
sieht,  ganz  dem  byzantinisch-orientalischen  Style  nachgebildet  sind.  Uebrigens  wird 
der  Grossfürst  hier  auch  Rex  ommivm  liyperborearum  genannL 

422.  Eben  so  sah  es  auch  noch  Meierherg.  S.  die  Abbildungen  n 
meinem  Werke  über  Meierberg*ß  Reise  in  Russland,  Taf.  34. 


—     385     — 

seine  Ehrerbietung'^  hielt  eine  kurze  Anrede  und  schloss  mit 
Wtnschen  für  den  Zaron.^^a  Der  Grossiurst  dankte  ihm  mit 
einer  Vemeigung'  des  Kopfes  und  einigen  freundlichen  Ausdrflcken«>% 
hepb  sich  ^vieder  auf  den  Thron  ^  und  lud  den  Patriarchen  ein, 
nrten  ihm,  zu  seiner  Rechten^  auf  demselben  Platz  zu  nehmen.««« 
Bald  darauf  erhob  er  sich  wieder  und  bat  um  den  Patriarcha- 
Ksdien  Segen^  nach  dessen  Empfange  er  sich  entfernte. 

Nun  vergingen  mehre  Wochen^  ohne  dass  Jeremias  weiter 
etwas  über  den  Zweck  seiner  Reise  erfuhr;  er  Hess  dem  Grossßirsten 
daher  anzeigen^  dass  seine  Gegenwart  in  Constanlinopel  nöthig 
wäre,  und  er  um  Erlaubniss  biltC;  dahin  zurückreisen  zu  dürfen.  Da 
erschien  Boris  Go dun ow,  „clarissimus  Archon"  Mie  ihn  Arsenius 
nennt,  „primus  inlcr  Barones*^«  Regis,  atque  Reginac  Mai/u^y^^'^ 
,e(  maximi  Casani,  cujus  ret^ionis  fama  per  omnes  terrae  partes 


423.  „Prope  Regem  stans,  sanctam  manum  extulit,  multaque  Regi  fanste 
„preeatos  est,  longaevam  ut  vitani  diicerel,  atque  longe  laleqiie  Imperii  fines 
„protaheret.  Mit  in  re^na  omnia  dominaretur,  ejusque  nomen  in  Orientis  atque 
«Ocxidentis  parlibus  colcrctur;  denique  ul  sui  gcneris  successoreni  relinqueret, 
,qiii  soliuni  occuparcf." 

42*.  Die  BcneuDungen  und  Beiwörter,  die  sowohl  von  dem  Grossfürsten 
senkst,  als  in  dessen  Namen,  dem  Patriarchen  beigelegt  wurden,  sind  sehr  merk- 
würdig. Er  hcisst  hier :  Dirinus,  sanciitsimtiBy  aanctomm  »aMciissimmSy  maximw, 
j/mUr  pairum,  de$pofa  ciariaaimus,  carterorum  Pairiarchamm  prinr^pa,  Primcept 
OeemmfeMtrusj  vir  rOit/ue  t  er  rar  um  numquam  aafiB  commendandtis  u.  s.  w. 

425.  Zur  Seile  des  Thrones  stand  ein  sehr  grosses  Planetarium  aus  Gold, 
prmegruMdia  gp/tnrra  ex  auro  conßata,  im  qua  ioiiv»  terrae  ambitui  rngmaiuB 
ermi.  Vermulhlich  eins  der  vielen  kunstreichen  Geschenke,  welche  die  Fürsten  des 
Aaslandes  nach  Moskau  sandten. 

426.  Die  tiarones  Regni  bollen  hier  ^ohl  die  Bojaren  bedeuten. 

i27.  Maifiuv  oder  eigenllich  'Ofiaifioy^  bedeutet  im  spätem  Neu-Grie- 
ihi»chen,  einen  Blutsverwandten,  hier  den  Bruder  der  GrossRirstin.  Das  Wort 
i^t  zusammengesetzt  aus  o>öy,  gleich,  und  al/Aa^  Blul;  also  comamguimeuM, 

25 


—     386     — 

„celcbratur^  Dax^^  bei  ihm^  und  kündigte  ihm  mit  einiger  Verlegen- 
beih^B  den  Wunsch  des  Grossrarsten  an,  dass  er  ganz  in  Moskaa 
bleiben,  und  selbst  die  Stelle  „eines  Patriarchen  von  Wladimir, 
„Moskau  und  ganz  Russland ^  mit  einem  sehr  reichlichen  Ein- 
kommen«^»  annehmen  möchte.  Der  Patriarch  lehnte  diese  Ehre 
dankbar  von  sich  ab^  da  er  durchaus  nach  Constantinopel  zurädi- 
kehren  müsse;  damit  aber  die  Absicht  des  Grossfursten  einiger- 
massen  erreicht  würde  ^  schhig  er  vor,  diese  hohe  Stelle  einem 
Andern,  aus  der  Mitte  der  Russischen  hohen  Geistlichkeit  za 
erlheilen.  Der  Grossfurst  bcricr  darauf  aus  allen  Bischöfen  und 
Archimandriten  eine  Synode  zusammen,  und  theilte  ihnen  die 
Aeusserung  des  Patriarchen  mit,  worauf  alle  einstimmig  den 
Wunsch  ausdrückten,  Jeremias  möge  ihr  Oberhaupt  werden. 
Feodor  sandte  nun,  in  seinem  und  der  ganzen  Geistlichkeit 
Namen,  den  Bojaren  Andrej  Schtschelkalow,  (der  hier 
Tzalcanes  genannt  und  als  „vir  aetate  provectus,  mirabili 
prudentia,  doctrina  et  virtute  praedilus  celcberrimusque^  bezeichnet 
wird)  und  dessen  Bruder,  den  Djak  Wassilij  Schtschelkalow 
zu  dem  Patriarchen,  um  ihn  zur  Erfüllung  dieses  wiederholt 
geäusserten  Wunsches  zu  bewegen.  Sie  erwähnten  dabei  unter 
den  Gründen,  die  ihn  dazu  bestimmen  sollten,  auch  ausgezeichnete 
Geschenke,  ein  weites  Gebiet,  grosse  und  kleine  und  berühmte 
Städte,   und  täglich  ein  Mass  Getreide «'<»  und  tausend  Aspra«*« 


428.  „Non  vine  timore." 

429.  „Abundantissimas  innumerabilisque  omnino  ccnsas. 

430.  Wahrscheinlich  ein  Tschetwert. 

431.  Amenius  giebt  hier  den  Silber- Kopekem,  nach  denen  damals  allga* 
mein  in  Russland  gerechnet  wurde,  den  Neugriechischen  Namen  der  kleinsteo 
Silber  -  Münze,  die  ihm  aus  seinem  Vaterlande  die  bekannteste  war,  ABprn.  Das 
Wort  aait^  bedeutet,  eben  so  ^ie  der  türkische  Name  dieser  kleinen  Mflnu 
JkUchey  wein,  also  etwa  einen  Weiu^femitig^  IVitiem,  Im  Latein  des  MiUd- 
alters  Aspen.    S.    Dm  Camge  Glossar.  GraccUatis,  und  Ebend.  GUm.  MMiimü. 


—   a87   — 

N6fraCia«s<^  so  wie  für  sein  Gefolge  ebenfalls  Würden,  Lände-« 
reira  und  reichliche  Verpflegung.  Jeremias  lehnte  aber  attck 
iesen  Antrag  unter  demüthigcn  Danksagungen  ab,  weil  seine 
Gegenwart  in  der  verwaisten  Mutter-Kirche  unumgänglich  ndthig 
wire,  erbot  sich  jedoch,  gemeinschaiUich  mit  dem  Russischen  Qerus 
Ar  die  Musiiowische  Kirche  einen  eigenen  Patriarchen  zu  wählen 
md  zu  weihen.  Da  nun  der  Grossförst  und  die  hohe  Geistlich-« 
keit  in  diesen  Vorschlag  willigten,  so  wurde  unverzflglicb  zur 
Ansfiihrung  desselben  geschritten.  Alle  begaben  sieh,  den 
Patriarchen  in  ihrer  Mitte,   im    höchsten   Glänze  des  kirchlichen 


in  aevi.  ^Aen^y  was  durch  ^r^a^wv  Xtv%6v  erklärt  ^vj^d,  war  bei  den  By- 
xtBUnern  die  allgemein  angenommene  Benennung  der  UeiBen  Silber^MCUiie; 
Ib  der  Jbar^^  rifc  ytaxaoxaon^  xfQ  iP€ax6oi^Q  TtonffQ  ^/hSp  7^6100^ ,  (Moskaa 
1808)  heisst  es  S.  27:  "Äon^^  artX  xoff  ß.cvx6v,  aojr^a  tivoftda^iiaccy  nai  xä 
i^yvfa  vofiuffiaxa  tt^oq  arxiSiaoxoÄijv  X(Jy  Moxxivcfy  xc^fiaxiuwj  xux  ioUy  xtSr^^^^*^* 
ta  rw  81  yivixcjQ  xa  /^ij/iaxa  aojt^a  Aiyovxoi.  £$  oiT  xai  ^ffutf  aafr^i^Qt,  x6  Xivuaivu, 

432.  Ar9emim9  will  RuuUche  Mummen  überhaupt  ausdrücken,  nnd  braucht 
dazu  das  Wort  Nograiia,  Nowgorodsche,  weil  er  sie  in  Moskau  AotcogorodM, 
oder  Nowogrodki  nennen  hörte.  Denn  dass  diess  die  Bedeutung  von  Nogralia 
Atpera  sein  müsse,  sieht  man  daraus,  dass  er  Gross  Nowgorod  ficyaXoy  Noy^dxtcv 
übersetzt.  Nowogorodki  hiess  bekanntlich  die  Silber -Münze  von  Nowgorod, 
welche  Stadt  bis  zu  dem  Verluste  ihrer  Unabhängigkeit,  bei  denselben  stets  das 
alte  Gewicht,  von  24  Doli  beibehielt,  während  die  Kopeken  von  Moskau  immer 
fvringer  wurden,  und  endlich  unter  Alexfj  Michmlowiisch  bis  auf  9  Doli  her- 
absanken. Wenn  daher  von  Nottgorodki  und  Moskowki  die  Rede  ist,  kann 
■UB  immer  annehmen ,  das  die  erstem  den  doppellen  Werlh  von  den  letztem 
kabea.  Meint  also  Arscnius  hier,  yixe  es  möglich  ist,  wirkliche  Nowogorodki, 
weil  dieser  Name  auch  nach  der  Unterwerfung  Nowgorod's  noch  eine  Zeit  lang 
für  iimssUvhe  Münze  im  Allgemeinen  gebraucht  wurde,  so  würden  die  dem 
Paliiarchen  zugedachten  Diäten  viel  bedeutender  gewesen  sein,  als  wenn  sein 
Aasdruck  Geld  nach  Moskauer  Währung  andeuten  soll  Denn  da  zn  den  Zeiten 
des  Grossfursten  Jwan  WassiljewUsch  das  Gold  zu  dem  Silber  wie  1  zu  12 
stand,  so  galt  ein  Goldgulden  oder  Ducaten  60  Moskauiscbe  nnd  30  Nowgorod- 
seile  Dengas.  Im  zweiten  Falle  wQrde  die  dem  Jeremias  bestimmte  Summe 
tägiich,  33;  Ducaten,  oder  12161}  Jährlich,  im  ersten  Falle  aber  nur  die  Hälfte 
betragen  haben. 

25' 


-     388    — 

Pompes,  in  die  Kathedrale,  wo  aus  den  vorhandem»  vier 
Melropolilen ;  sechs  Erzbischören  und  acht  Bischöfen  durch 
schriftlich  abgegebene  Stimmen «3>  drei  gewählt  wurden«»«,  mit 
deren  Namen  sich  dann  der  Patriarch  mit  dem  ganzen  geisüicheo 
Gefolge  nach  Flofc  begab,  und  den  Grossiurslen,  der  ihnen  bis 
an  die  ThQre  entgegen  liam,  ersuchte,  aus  diesen  dreien  den 
Patriarchen  zu  ernennen.  Nach  einem  lauten  Gebete  und  emea- 
ertem  Danke  an  Jeremias,  erwählte  Feodor  den  Metropoliten 
Jow,  von  dessen  Wahl  man  schon  im  Voraus  überzeugt  war, 
und  dieser  wurde  nun  am  26  Januar,  in  Gegenwart  des  Gross- 
forsten «3<^  durch  den  Patriarchen  von  Constantinopel  in  der 
Kalhedral  -  Kirche  mit  grosser  Feieriichkcit  eingeweiht,  und  als 
Patriarch  von  Russland  ausgerufen.  «3«  Der  Grossfürst  hing  ihni 
dabei  mit  eigener  Hand  ein  kostbares  an  einem  goldenen  Bande 
befestigtes  lUeinod   (Encolpium)«»'?  um  den  Hals,   in  welchem 


433.  Diese  Wahlakte  hat  ^neaitu  mit  unterschrieben:  o  A^Ätm»» 
'EAdMwvoQ  '^f  Wfo/iwc  vftty^afo.  S.  Cb^fMme  iVry^fapMM.  />«jiom0.  VoL  0. 
p.  95. 

434.  Diess  waren  der  Moskaoischo  Metropolit  JW,  der  Nowgorodsche 
Erzbischof  ^^iexamderj  and  der  Rostowsche  Erzbiscbof  H'^orltimm. 

435.  Der  hier  in  dem  Abdrucke  bei  %Vichmanmy  p.  78,  ans  IrrthMi 
Theodosins  genannt  wird. 

436.  Die  reierlicho,  mit  10  Siegeln  versehene  Akte  darüber  Cadel  naa 
jU  der  CoSpanie  rocy^yipcms,  l)^Momb,  Vol.  H.  p.  95  —  103,  wo  htxwmm 
unterschrieben  hat:  *Ic^ifiiaQ  iHu  Sa  ^A^^unimtünoQ  Kij^ota^hw  noJUtßQ  tim^ 
P<S/ju;q  xai  oijrov/iivixofi  Uaff mpy^  ocxaVc  /»pi  vTriy^a^a,  und  AnemimBt  ToMu^ 
^A^^uitioytojttxi  'E^dooijyoQ  JifAiJvixit 'A^ivioQ.  Statt  äi^Ätjpixt  mU8f  M  Uer 
wie  oben,  dcjuovixuf  volkreich  heissen. 

437.  Encolpium,  ein  aus  Gold  oder  andcrm  Metalle,  oft  auch  nur  a« 
Holz  vcrrertigtes  kleines  Rehällniss.  in  Form  eines  Kreuzes,  worin  Reliquien  aar- 
bewahrt  werden,  und  das  auf  der  Brust,  h  n6Xn(^  gelrasen  wird.  S.  Dmram^ 
Gio$9ar.  ad  Scripi,  med.  ei  imf.  Graecitafh  v.  EyxöJimw,  Ebend.  CTAwmt. 
Lnitn.  med.  aevi  von  Encolpimm  führt  aus  Anatlasius  folgende  Erklämog  aat 
Cracrm  rnm  prHioAo  li^nn,  vol  rnm  rrliqoiis  ganrloriin  ante  pfrlMi  pM^ 
tarc  fn^prosuro  ad  collnm,  hoc  rst  qnod  rocAiil  ciirolpiiim. 


—     389     — 

sich  ausser  andern  Reliquien,  einig'e  Stückchen  des  heiligen 
Kreuzes  befanden;  Terner  legte  er  ihm  ein  reiches  Pallinm  an, 
ans  venezianischer  Seide  gewirkt  und  von  oben  bis  unten  mil 
den  herrlichsten  Steinen  besetzt,  und  verehrte  ihm  weisse 
Untergewänder  mit  kostbarer  Einfassung  «»•,  ein  reich  verziertes 
Camelauchium«'«»,  mit  der  Inschrift:  ^Geschenk  des  Zaren  an 
den  Patriarchen  Jow^,  einen  Patriarchen  -  Stab  aus  Gold,,  mit 
vier  Schüssen  oder  Abthcilungcn  (nodi}««^»,  und  eine  Menge 
auserlesener  Edelsteine  und  Perlen.  Zugleich  redete  er  ihn, 
nach  dem  Tagebuche  des  ArseniuSy  mit  folgenden  Worten  an: 
^Domine  Sanctissime,  Venerande  Patriarcha,  Pater  patruro,  totius- 
,que  Russiae  Primas,  Magnae,  inquam,  Russiae,  Volodimeriae, 
^Hoscoviae,  Septentrionalium  regionuro,  Astracani,  Cazani,  Magnae 
^Novoguardiae ,  atque  Rhazani,  totiusque  Siberiae  Palriarcha. 
yPrimatum   supra    ceteros    Episcopos   ad   te    spectare   dedarat 


438.  Lincac  candidae  rabeia  intrxtae.  Linea  ist  im  Lateio  des  Mittel- 
allers  ein  Uniergewand,  ein  Hemde.  Vestia  inferior  ex  lino  confecia,  Da 
C%B^  r.  Linea.  Die  mbei  können  hier  wohl  nur  statt  rubü  stehen,  was  im 
Mittelalter  für  rubini  gebraucht  wurde.  An  rubemM  von  rmbtu,  Brombeere,  ist 
hier  doch  nicht  zu  denken. 

439.  Wird  in  der  lateinischen  Uebersetzung  CalimamrkHt9  genannt 
KofuJiavitiWt  ^ine  Kopfbedeckung,  bei  den  Mönchen  von  schwarzem  wollenem 
Zeage,  ursprünglich  aus  Kamelhaar,  daher  der  Name.  Bisweilen  bedeutet  es  aacb 
einen  Hut.  Hier  ist  es  eine  weisse  mit  ausgesuchten  Steinen  und  Perlen  besetzte, 
and  mit  einer  Inschrift  versehene  Decke  aus  dem  feinsten  wollenen  Stoffe.  Ans 
äkomteiavcium  ist  durch  eine  sehr  gewöhnliche  Versetzung  CaiimMmckimm  gewor- 
den. S.  Du  Cnnge  Giou.  ad.  Script.  mtnL  et  inf.  Graeeit.  v.  Mfu^v'xtw^  und 
Ebend.  Gio$8.  med.  Latimit.  v.   Camelaucum, 

4  VC.  Die  gewöhnlichen  Bischof-Stäbe  waren  aus  Holz*  Goldm^  Stäbe 
za  tragen  war  ein  Königliches  Vorrecht.  S.  Du  (hmge  Gto$$.  Laiimü.  ▼.  Ba- 
cmhu.  Einer,  vielleicht  symbolischen,  Abtheilnng  dieser  Stäbe  If  modot  finde  ich 
nirgends  erwähnt. 


—     390    — 

„M^esta  mea^  edicHque^  ul  in  posterum  admirandam  sacciim««i 
„g'cstes  milramque««'^  ac  magnam  cappam««^^  atque  per  omnia 
„Imperia;  regna^  et  dominatus  Patriarcha  renuntieris^  nee  oon 
^alionim  Patriarcharum ;  Conslanlinopolitani;  ccleroruinqne  frtter 
„habearis.^  Nachdem  der  Grossiiirst  nun  noch  den  Segen  des 
neuen  Palriarchen  emprangen  hatte ;  begab  sich  der  ganze  Zog 
in  den  Zaren-Pallast  zur  Tafel. 

Diesem  Gaslmah!  wohnten^  ausser  den  beiden  Patriarchen^ 
alle  anwesenden  Bischöfe^  viele  vornehme  Kriegsmftnner  nnd 
Bojaren,  und  unter  andern  auch  Gesandte  aus  Georgien  bei,  die 
von  ihrem  Fürsten  geschickt  waren,  um  dem  Zaren  einen  Tribnt 
zu  bringen,  und  ihm  als  ihrem  Könige  und  rechtmässigen  Herrn, 
ewigen  Gehorsam  zu  schwören.«««  So  wie  alle  Platz  genonunra 
hatten,  wurden  geistliche  Hymnen  gesungen,  und  der  fremde 
Patriarch  ertheilte  der  Versammlung  seinen  Segen.  Die  Zahl 
und  Pracht  der  Gäste,  der  Ueberfluss  an  dem  kostbaren  Geräthe 
und  an  goldenen  Gelassen,  erregten  das  Erstaunen  der  Fremden. 


441.  Saccus  adndranduB,  im  Griechischen  JCaxxoc  <^avfuiax4^  efaie  Del» 
dang  der  Patriarchen  nnd  Bischöfe)  ohne  iermel.  Das  Beiwort  mdmkmmim 
hal  dieses  Kleid  hier  wohl  nur  von  seinem  Reichthame  und  seiner  SchönheiC.  la 
der  lateinischen  Ucbersetzung  findet  sich  noch  die  Erklärung:  ^VesteDi  neiBpe 
jiPatriarcharum  mauicis  carentem,  corporique  astrictam  instar  sacci",  velche  em 
Zusatz  der  Uebersetzer  ist.  Abgebildet  siehet  man  den  Saccus  in  TA»  Ritfß 
and  Ceremoaics  of  Ihe  Greek  Churck  im  Ru$$ia  eic.  by  Jaks  Cku.  MTiagt 
Lomdom  1772.  4"".  p.  40.  PJate  X. 

442.  MUra  die  bekannte  kronenformige  KopR^edeckung  der  PSbste,  Cm^ 
dinale  und  Patriarchen. 

443.  Cappa  oder  Capa,  ein  priesterliches  Oberkleid.  S.  Dm  Cmmgm  Ghm, 
ad  Script,  med,  ei  inf,  Laiimt.  r.  Capa, 

444.  Der  Ton  Türken  nnd  Persem  bedrängte  Zar  von  Grnsien,  AJMrmmäer^ 
hatte  inständig  gebeten,  ihn  nnd  sein  Volk  als  Unterthanea  aofzanehmen,  «Bd* 
leistete,  sowohl  persönlich,  als  durch  vornehme  Abgeordnete,  den  Eid  der  Tmai 
S.  KarmmtMs  Gesch.  d  Russ,  Reichs,  Th.  IX.  S.  157-159. 


—     391     — 

Sie  sahen  da  silberae  Schalen  mit  goIdeneD  Kronen  umgeben^ 
Bod  köstliche  Flaschen  voll  des  herrlichsten  Malvasiers«*»,  der 
besten  Weine  aus  Ronianieu^««,  und  des  ausgesuchtesten  Creter-* 
Weins  aus  apianischen  Trauben  gepresst.*«''  Da  prangten  mehre 
goldne  Amphoren^  grösser  als  man  sich  vorstellen  kann^  unter 
denen  namentlich  eine  ^ar^  die  zwölf  Männer  nicht  getragen 
bitten;   da  sah  man  Gefassc,  welche  die  Gestalt  von  Löwen^ 


445.  Der  Mahtuifir  war  schon  in  allem  Zeiten  ein,  wie  überall,  so  aucii 
in  Ritssland  sehr  beliebter  Wein,  und  wird  als  solcher  schon  bei  Uerherüeim  und 
A.  erwähnt.  Im  Mittelalter  kuinnil  er  schon  als  vimum  lUahaiiewm  vor.  S.  über 
Jir«/rMia  oben  Note  420.  In  einer  der  Stadt  Posen  im  J.  1534  ertheilten  Urkunde 
wird  der  Malvasicr  rmtrm  Malmaticum  genannt.  S.  Kodes  Dffpiwmtd^9my 
tHeikieJ  PoUki  wydany  pr%e%  Editor^  Rac%^n$kiego  te  Poiutamie,  1840.  4^. 
p.  197. 

446.  „rintim  Optimum  ex  RoinaniaJ*  Ein  bekannter  ans  iGrieobenlaiitf 
flaiBvender  Wein,  ans  rothen  und  weissen  Moscateller-Traaben«  der  itch  tUmeimgf 
Rmmmey,  Homauie  und  Romagna  genannt  wird.  S.  Alex,  Hendenom't  fi^«adl« 
der  Weime  der  aUen  nnd  neuen  Zeilen^  a.  d.  Engl   Weimar,  1833,  8''.  p.  326.. 

447.  „Quin  et  otnnliini  terrarnm  exqnisilisBimiini ,  Crcteiisey  ez 
•pianis  iivis  coiirpctniii."  Der  Wein  von  Oeta  war  schon  bei  den  Alten 
beliebt,  wie  Piinius  {llist.  nat,  Lib.  XIV.  11.)  erwähnt,  es  ist  daher  auiTallend, 
dass  ihn  weder  -^.  Juliien  in  s.  Topographie  de  tou$  le»  vignobies  connut, 
Parti,  1822,  8°,  noch  Airx.  ilrndprson  in  s.  eben  angeführten  Gesch.  d,  Weine 
erwähnen.  Dass  er  auch  in  Russland  in  altern  Zeiten  in  gutem  Rufe  stand, 
erhellt  unter  andern  aus  dam  Berichte  des  Paoio  Giovio^  s.  Paulue  Joviui  de 
Legaiione  Basilii  Magni  Principis  Moteoriae  ad  dementem  VIL  Pont* 
Rom.  in  den  Auetor.  Her.  Moacorit,,  wo  er  p.  171  sagt:  „Ante  alia  CVetiemm 
^sobdulce  maximc  in  honorc  habetur,  sed  in  usum  medicinae  tantnm,  Tel  prind- 
9palis  luxuriae  ostentalionem :  quum  miraculi  loco  sit,  eductum  Greta  per  Gadi- 
„fanas  Tauces,  in  tantis  conclusi  maris  occanique  Huctibus  agitatum,  incorrupta 
^snavitatis  ac  odoris  diunilate,  inter  Scylhicas  nives  abibisse."  S.  auch  O  Bu- 
iio^ib.f/M  ff  ÜMHHoü  Topkoe^ith  e»  Poetin  coe,  ilempa  Kenmena*  C  üew^ 
1832.  8^.  p.  1^  u.  lUG.  Die  apianischen  Trauben  er^vähnt  Piinins  in  Hist, 
Natur,  XIV.  IV.  3.  Er  nennt  sie  bei  den  Weinen  Mittel-Italiens,  und  sagt,  dass 
sie  ihren  Namen  von  den  Bienen  hätten,  die  sie  besonders  liebten.  Wenn  Arseniue 
sie  bei  dem  Weine  aus  Creta  nennt,  so  soll  diess  hier  wohl  nur  die  Vortretf- 
bchkeit  des  Weines  erhöben. 


—     392     — 

Bären^  Wulfen^  Ochsen ^  Pferden^  Hasen  und  Hirschen  hallen, 
und  unter  ihnen  auch  ein  Einhorn  mit  einer  grossen  Waffe  auf 
der  Stime;  da  waren  ferner  Hühner^  Pfauen  mit  goldepen  FlOgeln, 
Störche^  Kraniche ^  Enten ^  Gänse  und  grosse  Pelikane;  selbst 
viele  StraussC;  grössere  und  kleinere;  FasanC;  Tauben^  KebhOhner, 
alle  in  schönster  Folge  und  Symmetrie  aufgestellt,  und  alle  ans 
Gold  oder  Silber  verfertigt.  Ja,  man  sah  auch  einen  Jfigcr,  der 
sein  Geschoss  anlegte,  und  so  kunstlich  gemacht  war,  dass  er 
seiner  Beute  wirklich  aufzulauern  schien.  Kurz  die  Menge  der 
Schalen  und  Gerasse,  so  wie  der  kleinen  und  grossen  Geschirre 
vom  feinsten  Golde,  war  unermcsslich. 

Nach  aufgehobener  Tafel  trat  der  Ober-Garderobe-Meister 
Qnagnus  vestiarius},  gefolgt  von  tiner  Menge  von  Dienern,  woldie 
kostbare  Geschenke  trugen,  in  die  Mitte  des  Saales  und  wandte 
sich  an  den  Patriarchen  Jeremias  mit  diesen  Worten:  „Heiligster 
,,Patriarch,  der  grosse  Feodor  u.  s.  w.  verehrt  dir  diese 
9  Geschenke,  damit  du  unter  Göttlichem  Beistände  für  sein  Wohl 
„betest.  Er  Ifisst  dir  nämlich  einen  grossen  vergoldeten  Kelch 
„von  kunstreicher  Arbeit  überreichen,  ferner  ein  seidenes  Vene7 
„zianisches  Gewand^^B^  und  eine  aus  feinster  ZiegenwoDe, 
„geschoren  und  nach  Damascener««»  Art  bereitete  schöne  xXd8uM^^\ 


448.  Wahrscheinlich  ans  gerissenem  Sammt. 

449.  f^esitmenia  damacia  oder  dnma$cema^  waren  gewuhnlkh  aas  SMt^ 
unser  Damati,  Du  dnnge  sagt  GioMar.  Lai,  med.  aevi  v.  DaimaeHm:  Jgoilj 
ctMtu  pamnvB  operis  Damasceni, 

450.  KAdSia  scheinen  Verzierungen  verschiedener  Art,  Zweige,  SchiMd 
II.  dgl.  zu  sein.  In  den  Russischen  Annalcn  werden  Zierrathen  dieser  Art 
Flämmiein  oder  Sireifen  genannt.  S.  h'aramtim,  Getrhickie  d.  Rmm.  iUickB, 
Th.  IX  S.  185.  Ein  andermal,  Ebend.  S.  368.  Anm.  248  wird 
mit  Unrecht,  durch  JRfoArt/o^  erklärt. 


—     393     — 

ySibfaische  Zobelfelle «»«^  und  viele  grosse«"  Nowgorodlsche 
yMflnzen,  mit  dem  Bilde  des  Zaren^^s^  damit  da  für  ihn  und  seine 
ygMckliche  Regierung  Gebete  zu  Gott  sendest.^  Der  Patriarch 
iNtaschte  mm  in  einer  Rede^  die  eine  ganze  Stunde  währte^ 
den  GrossfOrsten  alles  Heil^  und  emprahl  ihn  dem  Schutze  des 
BAchsten  und  aller  Heiligen.  Als  man  sich  dann  wieder  an  die 
Tdel  gesetzt  hatte ^  wandte  sich  der  Zarische  Beamte  auch  an 
Hierotbeus  und  Arscnius^  und  überreichte  ihnen  mit  ähnlichen 
Anreden  ähnliche  Geschenke^  worauf  der  Grossfiirst  Jedem  einen 
Becher  mit  Wein  reichte,  der  auf  sein  Wohl  geleeret  wurde. 


451.  Im  Neugriechischen  Originale  sieht  Ltffurii^iaj  was  in  der  Uteliiisciien 
Uttersetzang  durch  peileB  muri»  Pontici  gegeben  ist  Den  Ntmen  «/lo^^ 
keut  Dm  Cmmge  nicht;  im  AUgriechischen  aber,  und  namentlich  beim  Ifetjfckku 
kMunt  £i/cof,  als  der  Parthische  Name  des  Eichhorns,  und  der  Ziesel-Maus,  vor, 
weiches  Wort  sich  wahrscheinlich  in  dem  Tatarischen  Syrnrom  und  dem  KaHnB- 
cUschep  thkymbura,  in  der  nämlichen  Bedeutung,  erhalten  hat.  Mm9  pomHem, 
oder  auch  cMpW,  war  im  Mittelalter  ziemlich  allgemein  die  lateinische  Benennung 
fir  den  Zoheij  was  höchstens  beweisen  würde,  dass  mmt  überhaupt  für  ein  kleines 
Tkier  seiner  Art  gebraucht  wird,  und  dass  .diese  Felle  über  den  Pomtut  und  das 
GnfrärAtf  Meer  geholl  wurden.  S.  Du  Cange  Gio$$ar,  Laiimä,  t.  Mms  Pere^ 
grimm,  lieber  diese  Benennungen,  so  wie  auch  über  den  Ursprung  des  Wortes 
ZoM  s.  Joh,  Beekmann'a  Beiträge  zur  Gesch.  d.  Erßnd.  Bd.  V.  p.  47-57. 

452.  Nograiiae  Pecuniaey  Nummi  Nograiii,  Nograüa  magma  argemiea, 
S.  über  die  Aspro  Nogratica  oben  Note  431  u.  432.  Hier  ist  von  groMeii  Nowgo- 
rodschen  MQnzen  aus  Silber  die  Rede,  deren  es  eigentlich  nicht  gab,  man  müsste 
sie  denn  in  Rücksicht  auf  ihren,  oben  erwähnten  bessern  Gehalt,  im  Vergleich 
zu  den  Moskowtschen  so  nennen. 

553.  Cum  tffigie  Regis.  Ein  eigentliches  Bildniss,  oder  Portrait,  efßgieM^ 
des  GrossfQrslen  giebt  es  weder  auf  den  Moskauischen,  noch  auf  den  Nowgorod- 
seben Kopeken.  Die  ersten  haben  nämlich  einen  Reiter  mit  einer  Lanze,  oder 
einen  Säbel  in  der  Hand,  und  auf  den  letztem  sieht  man  eine  gebückte  Figur, 
vor  der  eine  andre  kniet,  wobei  man  daran  denken  könnte,  dass  es  eine  Nach- 
Mdoni;  der  alten  Venezianischen  Münze  wäre.  Auch  auf  den  Goldmünzen  bis 
auf  BorU  befindet  sich  kein  Brustbild,  aber  wohl  das  Bild  des  Grossfursten 
zu  Pferde.  S.  y^ppergm  smr  /e»  monmaie»  Rm$»e»  par  le  Baron  S,  de  C^auäoir, 
T.  ///.   Pianche9, 


—     39*    — 

Einige  Tage  darauf  gab  der  nene  Patriarch  dem  hoheo 
Gaste  und  seinem  Gefolge  eine  Mahlzeit  in  der  Metropolilensf- 
Wohnung^  während  welcher  beide  Patriarchen  nach  Hofe  enlboteD 
wurden^  wohin  sie  sich  sogleich  begaben.  Der  Grossförst  stieg 
bei  ihrem  Eintritte  vom  Throne  herab  ^  und  bat  den  >aileni 
Patriarchen  um  seinen  Segen  ^  nach  dessen  Ertbeilung  Alle  Platz 
nehmen  mussten.  Da  trat  in  die  Mitte  des  Gemaches  ein  von 
der  Grossfürstin^s«  gesandter  Bojar  ^  enlblösste  sein  Haupt  nad 
brachte  mit  lauter  Stimme  «&»  die  Bitte  derselben  vor»  er  mAge 
sich  zu  ihr  begeben^  um  ihr  seinen  Segen  zu  ertheilen.  Der 
Grossfürst  erhob  sich  sogleich;  und  ging  mit  den  Patriarchen 
und  der  ganzen  Clerisey  nach  den  Gemächern  seiner  Gemahlin, 
wo  sie  AllC;  den  Grossfärsten  nicht  ausgenommen,  in  dem  zweiten 
Zimmer  etwas  warten  mussten.  Hier  befanden  sich  viele  Damen 
und  Jungfrauen  der  Grossfürstin,  alle,  vom  Kopf  bis  zu  den 
Füssen,  weiss  gekleidet,  ohne  irgend  einen  andern  Putz  oder 
Geschmeide.«^*  In  diesem  Saale  sahen  sie  auch  Hcjligen-Bilder, 
reich  mit  Edelsteinen  besetzt  auf  kostbaren  Postamenten  «»^ 
umherstehen.  Nach  einer  kurzen  Weile  öffnete  sich  die  goldene 
Thüre,  (aurea  illa  janua)  und  es  wurden  der  Grossf&rst,  Ae 
Patriarchen  nebst  ihrem  Gefolge  und  Boris  Godunow,  sonst 
aber  Niemand,  hereingerufen.  Die  Fürstin  erhob  sich  von  ihrem 
Sitze ;  empfing  den  Segen  der  Patriarchen^  und  dankte  ihnen  in 


454.  Die  hier  »//vm  Orientis  panier,  atque  Occidentis,  Volodineriae^ 
i^Moscoviae  totiusque  Russiae,  Astrachani,  Casani,  magnaeque  Novogardiadj  terra- 
i,rum  septcntrionalium,  atque  Siberiae  Kegina,*'  genanat  wird« 

455.  „Yoccm  coraiu  omnibus  cxtollens." 

456.  „Albae   omnes  a  verUcc  ad  pedcs  nsque,  u(  nivem  ipstiiy 
„gossypium,  ipsiusque  Solis  radios  aemularentur ,  neque  omamentam  nllon 
,TeI  minimam  gestabaat,  sive  auream,  sire  cocdneum.^ 

457.  ^PreUosis  stylobalis  soperposita." 


flohfiMir  «Bd  lioldseligeii  RedMH  ü  Wm.\Vilkfb^MMr 
flMi  dM  vomehnsteil  und:  soMnstea  Fraiieiy  «He  \xt-mitHsil^ 
\,  md/  nach  det  Sitte^  mtt  fiber  die  Bmst  gekremlfii 
t.4M  CiM  von  iiuieQ  winkte  die  Grtsaf&rstii  .lieian,M  «i4 
aris  Ihren  Hfiiiden  eine  kostbare  Schale  ntt.Cioid  onl 
FMin  geflUt«««  vnd  mit  den  Bcbömrten  Achaten  gescbflAH 
weU<  ^  dem  Patrl^i^n  tIberreidUe.  Der  Anbück^;  w^ 
JbmenüiBy  war  bewundemswärdig;  nnd  die  Pracht  der  FArNIi 
wafathafk  schön.««!  Sie  trog  anf  dem  Haupte  irine  Uendend» 
Enmt,  ns  den  köstlichsten  Steinen  konstrdch  gebildet,  md<taNfc 
P^en  gleichsam  in  2wölf  ThAime  getheiU««^  alSr  An^lmg  anf 
^kf  zwölf  Apostel.  Es  befanden  sich  an  derselben  vielem  Kare 
flükd^  Diamanten^  Topaise  nnd  ronde  Perien,  rings  betmnJMtol 
groase  Amethysten  nnd  Saphire,  und  von  beiden. S^tm.hb^flt 
iM  lange  Streifen  oder  Gewinde««*,  ans  ihr  herab,  ans  so  koBtü* 
barm  Steinen  gebildet^  nnd  mit  so  grossen,  mden  nml  fiukelM* 

458.  „?to^Tio  ore  lecto  et  honorifico  sermoae  ttqoa  coodniu  ontioBis 
rorau  loqtii  coepiL" 

459.  lyManibns  secandam  ritum  decasstlls." 

460.  „Adeo  ut  $ejp  margaritmntm  tHÜlim  fenna  Bomerari  possaat* 

461.  „Res  profecto  admiranda  ftiit,  et  palcbar  aspacto  Refhiae  fffioe 
„onatos.  Neqoe  mens  hominis  complecti  valaat,  ipiot  fllioe  capit  pratiosis.  coada- 
«coratuoi  esset  ^iniamentis.''  —  Die  Don  foigende  Scliildeniiig  der  Kleidiiiig  dar 
GrossfQrstin  ist  um  so  merkwürdiger,  da  wir  keine  ihnliche  haben,  wefl  dia 
Gemahlionen  der  Zaren  nie  öffentlich  bei  Hofe,  wenigstens  nicht  ror  Freinta, 
erschienen. 

462.  „In  daodecim  yeloti  tmrrM  dirfsa.'  Im  Originale:  iJ  ml^^nift^K 
SMtna.  Wahrscheinlich  können  diese  turrtB  nur  Zacken  oder  Spilzai  gawasaa 
acta.  In  der  Abbildung  der  Kaiserin  ffel§m  bei  Dm  Cbmg^  Bhmat.  CraeeiL 
mrd,  ei  imf,  a&^L  p.  XIV  rieht  man  eine  Ihnlicha  Krona  taa  aolclMi  Uakai 
«ageben.  • 

463.  „Vehit  proUxi  gyri.''  Im  Originale  hafsü  as:  Emiiimitfiiufißmm 


—     396    — 

den  Smaragden  bedeckt^  dass  ihr  Wertb  und  Gewicht  gar  mdit 
geschätzt  werden  konnten.  Die  Fremden  waren  alle  von  emer 
Art  von  sanftem  Schrecken  ergriffen«««  bei  dem  Anblicke 
solcher  Pracht  und  Zier.  Das  Kleid^  dessen  Aermel  bis  auf  die 
Fingerspitzen  reichten^  war  mit  seltener  Kunst  aus  dicker  Seide 
gemacht^  und  halte  mehre  schöne  Zierrathen««^^  mit  den  kost- 
barsten Perlen  kunstreich  besetzt^  und>iwtten  unter  den  Verzie- 
rungen herrliche  Steine  und  brennende  Karfunkel.  Ueber  den 
Kleide  trug  sie  einen  Mantel«««^  der^  obgleich  dem  Anscheine 
nach  einfach  und  kunstlos  ^  doch  unendlich  kostbar  und  meA- 
würdig  war;  wegen  der  unzahligen  Saphiren ^  Diamanten  und 
Edelsteinen  aller  Art^  womit  derselbe  bedeckt  war.««»''  Voa 
gleicher  Pracht  strahlten  die  Handschuhe,  die  Kette  und  das 
Diadem  der  Grossfurstin.«<!s  Und  das  Alles ^  sagtrArsemimg, 
sahen  wir  mit  unsern  eigenen  Augen!  Der  kleinste  Theil  davon 
hätte  hingereicht;  zehn  Fürsten  zu  schmücken! 

In  gleiches  Erstaunen  geriethen  sie  bei  dem  Anblicke  der 
Wölbung««»  des  Gemaches^  die  ganz  aus  Gold  verfertigt  schien, 
mit  vielen  Bildern  verziert  ^  und  so  künstlich  gemacht  war,  dass 
sie  auf  wunderbare  Weise  wiederhallte.    Man  sah  auf  ihr  viele 


464.  „Omoes  hlamdm  qmidam  korror  perstrinxit " 

465.  KXMa  tvfw^a^  S.  oben  Note  450. 

466.  Im  Originale  ^d/^a  oxo  f6^t/ta  cJs  ßia  drraAofujf  wte  einGewaad 
ohne  Aermel,  hier  also  wohl  ein  Mantel. 

467.  „Quis,  ruft  Arunima  aus,  der  wohl  nie  dergleichen  gesehen  lobett 
i,mochte,  quis  vero,  licet  decem  habeat  capita,  totidemque  linguas,  enarrare  raieal 
„latas  manicas"  elc? 

46S.  Das  Diadema  könnte  hier  wohl  in  dem  acht-byzanÜnischaB  Smm$ 
genommen  werden,  wo  es  eine  Art  von  kostbarem  Gürtel  bedeutete,  durch  wetehea 
das  Gewand  über  der  Brust  zusammen  gehalten  wurde,  wie  man  es  auf  AbbA* 
dingen  griechischer  Kaiserinnen  sieht    S.   Dtt  Cnnge  Ghm.  GrmeeU.  i  c. 

469.    LfM^nd^  concameratio. 


—    3«    — 

VeakMmg&ii^'^,  BAmne,  WeiDtranbeii«''«,  Rhodisdie  Ae6raH!>?y 
«h1  wnioherid  Vögel  dargestellt.  In  der  Mitte  war  ebi  I.iflwfl# 
ier  Mit  den  Zihneii  eine  ScUange  hidt,  ans  wditer  nMhfi 
knrtTirile  nnd  reicbgeschmäokte  Leuchter  herabUagen.  Bingi 
in  den  Pmnkgemadie  nmhor  sah  man  nnzflhlige  Bilder,  «ns  det 
heL  Geschichte  in  Mosaik^  alle  mit  kostbaren  Kionra^  nti 
Dfamanfen  nnd  Ferien  gesdunfida  nnd  mit  pracfatvoflen  DedMi 
behängen.  Der  Fussboden  war  mit  Persisdien  Teppiehen  aü 
Seide  nnd  Crold  bedeckt^  in  denen  Jiger  nnd  Thiere  dier  Art 
knnstreich  gestickt  waren. 

Da  die  GrossSUrstin  den  Patriarchen  bat^  auch  ihren  Damen 
and  Frflulein  seinen  Segen  zu  geben,  so  nahten  tiA  diese  aHo^ 
kISBten  seine  Hand,  und  tiberrelcbten  ihm  Jede  dn  sdiQoes  Tndi.*^§ 
Darauf  trat  auf  den  Wink  der  Prinzessin  dn  angesehener,  biH 
Jahrter  Mfum  in  die  Mitte  des  Saales  und  bat  den  Palriardie% 
jilllr  das  Leben  und  Wohl  des  Grossfllrsten  und  seiner  Gemahlin, 
die  ihm  durch  so  reiche  Geschenke«''«  ihre  Liebe  und  Verehrung 
bewiesen,^    zu  beten,   und  Gott  zu  erweichen,  dass  er  ihnen 


470.  KAaSia^  s.  oben  Note  450.  Hier  stekt  im  Origiiiala  nXoBia  Mt^töod^ 
üppige  Gewachse. 

471.  „Urae  a$faphide$*' ,  wurde  eigentlieh  Rosinen  bedenten,  die  mm 
woU  nicht  an  einem  Plafond  abbilden  würde;  im  Originale  aber  steht  licU 
imtofiBii  sondern  oxa^ia^  Tranben  schlechtweg. 

472.  „Troe  Rhodieae^^  Plinins  nennt  den  Wein  ron  Rhcim  auch  nter 
ien  TorzSglichem,  wohin  er  auch  beut  zu  Tage  noch  gerechnet  wird.  S.  A,  JtMtm 
TopagrmpkU  de  tame  le$  9igmoble$y  p.  465;  da  hier  aber  Ton  abgeUldele« 
Tranben  die  Rede  ist.  wo*  es  nur  auf  die  Farbe  ankommt,  so  könnte  man 
nanehmen,  dass  unter  otofiBia  und  Uvae  Rhodiae  nur  9rkwm9%e  mmd  roik^ 
Tranben  bezeichnet  werden  sollten. 

473.  „Mappam  pulcherrimam.* 

474.  Die  oben  angeführten  Geschenke  werden  in  der  Rede  alle  nament- 
lich wiederholt. 


—     398     — 

einen  Erben  schenken  möge.«''»  Eine  gleiche  Bitte  riohlete  der 
Greis  an  die  Gefährten  des  Patriarchen^  die  nun  aUe  mit  lauter 
Stimme  den  Himmel  um  das  ersehnte  Glück  anflehten.  Daraof 
inederholte  die  GrossfQrslin  kummervoll  und  mit  Thränen  nocb- 
mals  ihre  Bitte ;  sie  möchten  inbrünstig  beten^  dass  ihr  der 
Himmel  einen  Erben  schenke.«''«  Alle  weinten  vor  Rührung,  und 
thaten  nochmals  ein  inbrünstiges  Gebet;  das  sie  mit  den  Worten 
sdilossen:  ,Gieb  ihr,  erhabener  Gott,  \vas  Ihr  das  Wicbligste 
ist,  einen  Erben  (Ür  das  Reich!«'*'' 

Der  Grossfürst  kehrte  nun  mit  der  Geistlichkeit  zu  der 
Mahlzeit  zurück  in  die  Wohnung  des  Patriarchen.  Während 
derselben  wurden  Geschenke  fiir  den  Patriarchen  Jeremfas 
gebracht,  und  mit  einer  Anrede  überreicht,  nämlich  ein  Encol- 
pium«''«,  mit  Perlen,  vier  grossen  Karfonkeln  und  einem  Jaspis 
in  der  Mitte  besetzt,  worauf  sich  der  Name  des  Erlösers,  imd 
das  reichgeschmückte  Bild  der  heil.  Jungfrau  befand;  ferner  ein 
schön  gearbeiteter  vergoldeter  Kelch,  zwei  seidene  Gewänder, 
eins  aus  Venedig,   das  andere  aus  Damascus«''^   ein  herrlidier 


475.  Dieser  nnernuit  gebliebene  Wunsch  {Irene  gabar  bekannOick  nur 
eine  Tochter,  TheodoBia^  die  aber  schon  im  ersten  Jahre  starb)  scheint  besoadert 
die  Giite  und  Freigebigkeit  der  Grossfurstin  gegen  den  Patriarchen  veranlasst  n 
haben. 

476.  In  der  lateinischen  Uebersetzung  befindet  sich  hier  die  onTerstlBd- 
liehe  Phrase:  „Ut  Dens  preces  vestras  benigne  excipiens  mmbU  fiUm  mNfmn 
9e$tri$  nalum  concedai.^  Im  Originale  heisst  es  p.  460:  „Wa  o  aym^Q  €kig 
axofiaff  t^v  cv)f?V  oaQ  vä  96öji  iffiäQ  xa  xixva  oog  xof ;ror  in  xf^  imiAiag  Wdr** 

477.  „Vehementissimo  dolore,  moestiliaqne  premimur,  incendimurqoe  ob 
„eam  caussam  omnes,  tarn  Rex,  quam  ego,  ceterique  cot^emeree,  nobiles,  eC  tolae 
„Principes,  Cneses,  Voivodes  totios  Regni.'' 

478.  S.  oben  Note  437. 

479.  S.  oben  Note  U9. 


—     399     — 

Girtd««^  and  mehre  schwarze  sibirische  ZobeL  AchnHche  Ge« 
seheoke  worden  dem  Hierotheus  and  dem  Jr^eni m  äberreichL 
Der  Patriarch  gab  daranf  AHen  aus  dem  neaen  Kelche  in  trink», 
nfd  nachdem  man  die  Ueberbleibsel  der  Speisen  gesammelt 
hatte«*S  stand  man  vom  Tische  auf. 

Am  Sonntage  der  Butlerwoche «•>  erhielt  der  Patriardi 
einen  Besuch  von  Boris  Godunow,  den  Arsenius,  wahr^ 
scheinljch  durch  eine  ähnliche  Aussprache  verltlhrt,  immer  Bar 6^^^ 
nennt,  and  der  auch  den  Titel  Naximus  Begis  Legatns^M 
erhält,  der  von  mehren  angesehenen  Mfinnem,  unter  andern  auch  vötl 
zwei  wohlgestalteten  Schwestersöhnen  des  GrosslUrsten«««  begleiteAt 
war.  Der  Patriarch  trug  ihm  seinen  Wunsch  vor^  nun  bald  nadi 
Conslantinopel  zurflckkehren  zu  können,  worauf  Bori^  8i6h  erbot, 
diess  dem  Gi;ossftirsten  vorzutragen.  Es  erfolgte  auch  bald  Hii 
Antwort;  er  möchte  nur  noch  das  Osterfest  in  Moskau  feiern,' 
nach   welchem    er  ungehindert   reisen    könne.      Der   Patriardi 


4S0.  L6<fia  /iitaiotd.  In  der  lateinischen  Uebersetzunj^  ist  das  griechi« 
^be  Wort  beibehalten,  und  es  findet  sich  auch  weder  in  Dm  Cattge  Doch  sonst 
eine  Erklärung  desselben.  Aus  dem  Beiworte  fitta&nd^  in  der  Mitte  dttrckgelietd, 
könnte  man  auf  einen  Gürtel  ratheo. 

481.  Wahrscheinlich,  um  sie  nach  alter  Sitte  unter  die  Armen  zu  ver- 
Cheflen. 

482.  „Domimca  tifrophagü^  Eigentlich  KSsewoohe,  wie  sie  tadi  ia 
Russischen  genannt  wird,  cupaeji  ufAtjiJb 

483.  Im  Neu-Griechischen  Originale  ist  ans  dem  Namen  BorU  sogar  ein 
byzantinischer  M:ta^vo^  geworden. 

484.  Im  Originale  steht  n^oxtotoQ  [der  enU)  Mt^nnQ,  der  erste 
Sieütertreter  des  Grossfürsten ,  Reichwentetery  was  er  auch  in  der  That  war. 
Sonst  wird  er  auch  GroM- Bojar ^  und  nachher  Bojar  genannt. 

483.  Venusti  duo  Kegis  consobrini. 


—     400    — 

willigte  in  diesen  Aufschub  ein«««  und  halte  dann  unmittelbar 
nach  dem  Feste  seine  Abscliieds  -  Audienz.  Der  Grossfilrst«*'' 
empfing  ihn  bei  derselben  an  der  Thflre  des  Thron  -  Zimmers, 
reichte  ihm  die  Haiid;  und  ftihrte  ihn  zu  dem  Throne,  wo  er 
sich  zur  Rechten  desselben  setzen  musste,  während  der  game 
Hof  stand.  Darauf  wurde  dem  Patriarchen  noch  zum  Abschieds- 
Geschenke  eine  ausserordentlich  kostbare  Mitra  überreicht,  reich  mit 
Perlen  und  Edelsteinen  besetzt ,  und  mit  den  kunstvollsten  Bfldeni 
der  heil.  Jungfrau  und  vieler  Heiligen  geschmückt  und  mit  Russisdien 
Inschriften  versehen.  Dann  trat  der  Garderobe-Meister  vor  den 
Thron  hin^  und  redete  den  Patriarchen  ah,  um  ihn  nochmals  aubu- 
forderU;  für  das  Wohl  des  Grossfiirsten  und  seiner  Gemahlin  zu  beten, 
wobei  zugleich  alle  Geschenke  erwähnt  wurden,  die  er  von 
ihnen  empfangen  halte.  Zugleich  wurden  auch  noch  Geschenke 
im  Namen  des  Grossfürsten  gebracht,  bei  deren  Üeberreidiong 
und  Herzählung  Jeremias  abermals  um  seinen  Segen  gebeten 
wurde.  Dasselbe  geschah  mit  dem  Hieroth eus  und  dem  Ar^ 
seniuSy  die  ebenfalls  aufgefordert  wurden  ^  in  Erwägung  der 
erhaltenen  Geschenke^»»  für  das  GrossfQrslIiche  Haus  zu  beten. 
Der  Patriarch  beuriaubte  sich  endlich  mit  wiederholtem  Dank 
und  Segen  ^   und  der  Grossßirst  begleitete   ihn  beim  Abschiede 


486.  £s  ist  merkwürdig  dass  ^r^Jittf»  gar  nichts  von  der  Feier  des  Oster- 
festes sagt;  wo  es  doch  fQr  ihn  an  Veranlassung  zum  Anstaunen  der  Pracht  ond 
der  Erhabenheil  bei  den  Kirchen-Ceremonieen  nicht  i'ehlvn  konnte. 

487.  Der  Grossflirst  wird  hier  Bielkiae  Rex  genannt,  und  daneben  steht 
das  griechisch  geschriebene  Wort  BMw^q]  wahrscheinlich  hatte  Amemft»  den 
Ausdruck  BrjiaKia  FocyA&pb  aufgefasst,  wodurch  das  Wort  in  die  verdolnetschte 
Rede  gekommen  ist. 

488.  Die  Geschenke  werden  cop§o$a  eiemoByno,  ein  reidiliches  AlwoscB 
genannt. 


— .    401     — 

bis  nir  goMnen  Pforte  des  Pallastes^  von  wo  die  Fremden  dann 
fai  einer  zahlreichen  Begleitung  von  Geistlichen  nnd  flofleoteb 
nach  ihrer  Wohnung  zurdckkehrten. 

Hier  endigt  diese  merkwärdige  Erzählung^  die  wohl  ver- 
diente,  in  ihrem  neugriechischen  Originale^  nehst  der  lateinischen^ 
aber  verbesserten  Uebersetzung^  ganz  abgedruckt^  mit  den  gleich- 
zeftigen  Russischen  Berichten  Ober  des  Patriarchen  Jeremiils 
Aufenthalt  in  Moskau  verglichen«»»^  und  mit  einem  ausf&hrliciioli 
Conunentar^  zur  Erklärung  aller  darin  vorkommenden  historischen^ 
kirchlichen,  artistischen  und  phlilologischen  Besonderhetten  be- 
glalet  zu  werden. 


97.  ,  ,1 

Niklas  von   Warkotoclk 

1589.  1593.  1594.  « 

Nik/as  ton  Warkotsch  und  NobscAuiz*^^  auf 
M'Uhelmdorffy  wurde  dreimal,  nämlich  1589,  1593  und  1594k 
als  Rumisch-Kaiserlicber  Gesandter  an  den  Hof  des  Grossfursten 
Feodor  Iwanow itsch  geschickt,  lieber  alle  drei  Sendungen 
befinden  sich  in  den  Archiven  zu  Wien  handschriftliche  Berichte, 
von  denen  bisher  nur  einer,  und  zwar  der  über  die  Reise  von 
1593,  durch  den  Druck  bekannt  geworden  ist.  Da  ich  so  glucklieb 
bin,  von  dem  ersten  und  dritten  Berichte  getreue  Absohriften  zu 


489.     Wobei  besonders  ein  von  Sckiacherbaiow  in  s.  Rm$9.  Getek,  T.  VI. 

Tk  i.  S.  216  angefiilirtes  ausführliches  Manuscript  ober  die  Anlunfl  des  Patritf-' 

chen  Jeremiaa,  welches  sich  in  dem  Reichs-Archive  zu  Moskan  befindet,  benutzt 

werden  mü-sle. 

490.     In  den  Russischen  Annalen  wird  er  Mikvlay  Warhotsch  Smopschäi 

mmt   Welemsdorf  genannt. 

26 


—    »02     — 

besitzen^  so  kann  ich  von  diesen  beiden^  noch  unbekannten^  genane 
Nachricht  geben  mid  dabei  den  Abdruck  des  zweiten  n  Ans«- 
Zügen  und  Bemerkungen  benutzen.  ' 

1589^ 

Der  Bericht  über  die  erste  Reise  des  Niklas  vom 
Warkotsch  ist  von  ihm  selbst  aufgesetzt^  und  -«n  den  Kaiser 
Rudolph  n  gerichtet.  Der  Zweck  seiner  Gesandtschaft  war,  deici 
GrossiQrsten  den  Stand  der  Polnischen  Angelegenheiten  mflndlicft: 
auseinander  zu  setzen  und  itir  den  Fall;  dass  die  mit  Polen  eia^ 
geleiteten  Unterhandlungen  nicht  den  gewünschten  Erfolg  habe^ 
sollten ;  den  Beistand  des  Grossfursten^  besonders  an  Geld^  s« 
verlangen.  Die  Schrift  fallt  36  Blätter  in  folio,  hat  keine 
Unterschrift  noch  Datum^  und  iuhrt  den  Titel  : 

Herrn  Nirlas  Warkbotscb  Blosscouitiscbe  Relation. 
1589. 

Warkotsch  fangt  hier  erst  mit  seiner  Ankunft  in  Moskau 
an.  Aus  dem  Berichte  eines  seiner  Reisegeiahrten,  Werner  * 
von  Barxen^  der  sich  ebenfalls  handschriftlich  in  dem  geb. 
Archive  zu  Wien  befindet;  und  noch  nie  benutzt  worden  ist, 
können  hier  indessen  einige  Umstünde  über  den  Anfang  der 
Reise  nachgeholt  werden.  Dieser  Aufsatz  ist  von  Prag  ans  ja 
den  Kaiser  gerichtet;  begreift  \ier  Blätter  in  folio^  und  hat  die 
Aufschrift: 

Werners  ron  Barxcn  Relation,  wie  Er  auf  der 
Moscowittischcn  Grenilz  angriflen  vnd  gePang^i  worden, 
Alss  Er  mit  dem  Warkotsch  hinein  raisen  sollen.  Die 
Unterschrift  ist:  Werner  ron  Barxen  zu  Espelt. 

Barxcn  befand  sich  als  ein  junger  Edelmann  in  dem 
Gefolge  des  Niklas  von  Warkotsch,  das  ziemlich  ansehnlich 
muss  gewesen  sein.    Die   Reise   ging  im  Dcccmber  1588  von 


—     403     ~ 

h^  Ober  Berlm  nach  SlettiD;  von  ivq,  :tus  man  sich  nicht  gleuob 
iber  den  Weg  vereinigen  konnte,  den  man  nach  Russland  neh^ 
neu  mdsse.  Einer  aus  dem  Gefolge^  Lucas  Pauli^^,  schlug 
Dinilich  vor^  dass  man  durch  Dennenmarckht»  Nordtwegen 
yfld  Lappenlandt  ziehen  sollte.  Barxen  aber  niedersetzte 
ach  lebhaft  diesem  Plane,  weil  er  nie  g^rt,  „das  ain  ainicher 
inmsch  den  weeg  durch  Lappenlandt  Jemals  durch  khomen 
9 wehre.  Der  Warkhotsch,  als  derer  Lannde  allenthalben  vnbe^ 
ikhandt,  ist  baiderseidts  Im  Zweiuel  gestanden,  bis  Caspar  Cron 
»den  aim'gen  weeg  durdi  Liflandl  gezaigt,^  welchen  man  auch 
tiusehlug. 

Um  bei   den  überall  verbreiteten  Polnischen  und  Schwedin 
sclieo  Kundschaftern  nicht  Verdacht  zu  erregen,  „weil  sy  etliche 
l^ersonen  starkh  gewesen",  theilten  sio  sich  auf  dem  Wege  durch 
f^onmem  einigemal,   bis   sie  in  Danzig  wieder  Alle  zusammen-^ 
li^afen.   Von  Königsberg  (Khinsperg)  wurde  Barxen  mit  vier 
iHcnern   nach  Memel   vorausgeschickt,   verfehlte   hier  aber  den 
Gesandten,    der  sider,  sagt  er,   Ich  Ine  nimer  gesehen. 
In  Memel  erfuhr  er,  dass  Warkotsch  bei  Pal  wegen  (Polangen?) 
den  Joden,   die  wahrscheinlich   den  dortigen  polnischen  Zoll  in 
Pacht  hatten,  für  die  Sachen  von  Werth,  die  er  bei  sich  führte, 
eine  Abgabe  von  26  Dukaten  habe  bezahlen  müssen.     Barxen 
ging  nun  weiter  nach  Riga,  in  dessen  Nähe  er  einen  ihm  be- 
kannten Livlandcr,  Namens  Osswaldt  Groll,  traf,  mit  welchem 
er  sich  über  den  Zweck   und   bisherigen   Verlauf  seiner   Reise 
unierhielt,    welches  alles,  Wisst  es,    mein  Verretter,  von 
dem   bisher  nicht  die   Rede   gewesen,  gesehen   vnnd  ange- 
merkhet    vnnd    hernach    mir,    vnnd    dem   Osswaldt  zu 


41M.     Walirscheiulicli  derselbe,    der  im  Jahre  1588  von  Feodor  an  Hudol- 
phem  geschickt  war,   und  jcUt  luil  IVurkoUch  zurückkehrte. 


—     404     — 

grossen  schaden  vnnd  nachlail  geraicbet.  Hinter  Ri| 
nahm  er  noch  einen  Edelmann^  Namens  Christoph  v.  Dflckei 
in  des  Gesandten  Dienst^  und  reis'te  in  seiner  Gesellschaft  veiM 
Es  glückte  ihm  heimlich  aber  die  Polnische  Grfinze  zu  komiiiei 
da  er  eher  doch  Verdacht  erregt  hatte ;  so  wurde  er  Nachts  t 
einem  Wirthshause  angehalten,  aus  ^reichem  man  ihn  am  anden 
Morgen  zwar  weiter  ziehen  liess^  aber  nur  unter  einer  starkei 
Begleitung  von  Soldaten  und  Bauern.  ;,Wie  ich  solche  gebk 
^gesehen^^  sagt  er^  „hab  Ich  die  vier  khlainen  in  Wack 
„gemachten  Contrafeiten«»«^  weil  Ich  sonst  khaine  andere  sacheiH« 
„bei  mir  gehabt;  in  der  nacht  heimblich  an  ein  ort  imselbe 
„wirdtshauss  verborgen.^  Barxen  wurde  nun  von  den  Pole 
als  Gefangener  nach  dem  Schlosse  Neuhaus  gebracht,  und  daseftsl 
so  wie  seine  Begleiter,  bis  auFs  Hemde  durchsucht,  und  allefl 
Geldes,  und  anderer  Sachen  von  Wcrth  beraubt,  wobei  er  seineo 
Verlust  auf  15000  Thalcr  angiebt.  „Wie  dan  auch^,  sagt  er, 
„nach  den  vier  khlainen  Contrafetten  die  in  gleichen  der  PoB 
„verratten,  gefragt,  welche  Ich,  weil  Ich  sy  verratlen  befiinda, 
„zu  verhiettungo  mehrers  gefahrs  nit  verlaugnen  wollen,  sondern 
„auch  gewisen,  vnnd  wie  sy  sy  bekhomen,  vnnd  gesehen,  hib 
„Ich  sy  wider  begert,  mir  aber  zur  antwort  worden,  das  sy 
„nicht  vmb  4000  ducaten  zulösen  stunden,^  Da  man  m 
immer  stärkern  Verdacht  schöpfte,  und  sogar  vermuthete,  Barzei 
habe  geheime  Aufträge  des  Kaisers  wegen  der  Stadt  Riga,  w 
wurde  er  nebst  seinen  Begleitern  in  Ketten  gelegt,  und  xortkik 
nach  Wenden  geführt.  Hier  wurde  er  auPs  Neue  scharf  ansge* 
fragt,  ja  sogar  mit  dem  maister  getrohet,  ohne  etwas  n 


402.  Wahrscheinlich  für   den  Grossrurstlichen  Hof  besümmle  PortraiU  d« 
Kaisers  Rudolph  und  seiner  Familie. 

403.  Die  verdachtig  hatten  scheinen  können. 


—    405     — 

eiAdeckeii.  Unterdessen  halte  WarkoUck  von  diesem  Unfälle 
gehört,  und  von  dem  Städtchen  Petschora  aus  die  Freflassons 
Mtaer  Leute  verlangt  ^  auch  dem  Polnischen  Beamten,  der  sie 
nrtckbielt,  drei  Zimmer  Zobel  und  100  Ducaten  flir  ihre 
Frebeil  geboten.  Statt  dessen  wurden  sie  aber  zu  zwei  an 
eiDander  geschlossen,  und  nach  Warschau  gebracht,  wo  man 
ab  wieder  hart  vnd  scharff  mit  treflicher  ernster 
Trmng  der  Pein  ausfragte,  bis  man  sie  endlich,  da  nichts 
voD  fluien  herauszubringen  war,  mit  einigen  leichten  Entscbuldi- 
gugea  in  Freiheit  setzte.  Barxen,  durch  die  gemachten  Er- 
fidmugeo  abgeschreckt,  that  nun  auf  alles  Weiterreisen  Verzicht 
md  kehrte  gerade  nach  Prag  zurück. 

So  weit  Barxen  über  den  Anfang  dieser  Gesandtschalls« 

Keise.    Der  Bericht   des    Gesandten  selbst  hebt  erst  mit  seiner 

Ankanfl  in  Moskau,  und  zwar  mit  den  Worten  an:    „Alss  Ich 

»Yoo  Plesskaw  abgesckyden,  bin  Ich  mit  40  Schlitten,  biss  afn 

»Beil  weegs  von  derMosscaw  belaittet  worden.^    Der  Grossftirst 

schickte  ihm  ein  reichgeziertes  Boss  und  ebenfalls  schöne  Pferde 

^  sein  Gefolge  entgegen.     Bald  darauf  empfingen  ihn  Tausend 

^oblgeputzte  Reiter,  ;,die  meisten  in  gülden  stuckhen.    Ir  Prin- 

»cipal  einer  aus  den  Ruthen  vnd  sonderlich  des  Boryssen  Liebes 

,,khindt  ain  versuechter  Man  In  Legalionen  mit  namen  Theodorus 

jAndraeowicz  Pysombsky"*»*,  ritt  Warkotschen  entgegen, 

and  verlangte^  dieser  sollte  zuerst  absteigen,  um  die  Bewillkomm- 

aung  im  Naineii  des  Grossfürsten  zu  vernehmen;    nach  dem  ge* 

wohnlichen  Rangslreite  stiegen  beide  zu  gleicher  Zeit  vom  Pferde, 

begrüssten  sich^  und  setzten  nun  ihren  Weg  nach  Moskau  fort. 

-Als  sie  bei  dem  Gesandtenhofe  ankamen,  war  die  lur  Warkotsch 

in  demselben  bestimmte  Wohnung  „alberait  mit  villerlei  nolturfR^ 


494«     Feodor  AtHbrtJBwUwch  Pmoumkjf. 


„auch  mit  ainem  geraitten  Tisch   darauf  80  Speisen  nach  eio- 
;,ander  aufgesezt  vorsehen,   Ermelter    Theodoros    Andraeowics 
„gab  sich  auch  daselbst  baldt  an,  Er  werc  von  Irer  Grossroach- 
„tigkeit  mir  anfzawartlen  2um  obrlsten  Pristanen  vnd  neben  Ime 
„zwcn  andere  feine  Boyam  alte  Leuthe,  die  Er  mir  neben  Ime 
„fürslellet   verordnet,   sonst   stellet  Er   auch   zwainzig  gemaine 
„Boyarn  für  sagendt,   dise  alle  sollen  mir  In  grossen  gehorsamfe^ 
„aufwartten.    Bey  der  Tafel  war  Er  In  Sitten,  auch  der  Con — . 
„nersation  vernflndlig  vnd  höflich,  dergleichen  nit  vill  Mosscouittto^ 
„zu  finden;  dan  auch  khein  versucchterer  am  Hoff  fiber  Ihn  se&n 
„solt.^    Der  Gesandte  bat  nun  um  baldige  Audienz  und  mögllcksf 
schnelle  Abfertigung,  erhielt  aber  zur  Antwort,   da  man  in  der 
heil.  Woche  wäre,  so  könne  er  erst  am  Oster-Dienstage  vorge- 
lassen werden.     Bald    darauf   aber   liess   sich    der   GrossfiM 
entschuldigen,    „Er  bette  sich  die  verschine  Wochen  mitt  GoUes 
„dienst^  vnd  fasten  also  abgemattet,   das  Er  die  gegenwierdjge 
„Wochen  seine  gesundthait  in  Acht  zunemben  aussruehen  mfleste. 
„Mit  dergleichen  excusationibus  Verzügen  Sy  die  Audienz  bi89 
„zum  20  Aprill.^    Warkotsrh  vermulhete  aber,  man  hStte  erst 
aus  Polen  Nachricht  einziehen  wollen  fiber  den  Gang  der  Unter- 
handlungen zwischen  Ocsterrcich  und  Polen,  die  da  Innen  nit 
lieb  wass.  Man  halte  den  Gesandten  schon  vorher  belehrt,  er 
solle  bei  der  Audienz  nur  die  Begrüssung  vortragen,  sein  Geschill 
selbst  würde  er  dann  mit  den  Räthen  des  Grossfursten  verhan- 
deln,  „so  khindten  Ire  Grossmechtigkeit  auch  in  dem  schweren 
„Habit  vnd  Crone  one  Mattigkheidt  nit  so  lang  tauem.^    Auf 
die  Erkundigung,  was  er  für  Geschenke  mit  brächte,  antwortete 
Warkotschy  sein  Kaiser  habe  dem  GrossRirsten  etliche  ausge- 
suchte Seanisibc  Pferde  verehren  wollen,   diese  wären  aber  in 
jeziger  rumorischer  zeit  in  Pohlen  nicht  durchznbringen 
gewesen. 


—    407     — 

Am  Audienz-Tage  wurde  die  Gesandtscball  von  Pissemsky 

00  fiojaren  nach  Hofe  gefiuhrl.     ^^Von  der  Fortlen  an  der 

*islen  Slat;   darin  das  Sciiloss  ligt^   sluenden  In  Zwayen 

an  biss  fürs  Palatium  3000  Schficzen  mit  klaidung  wolge- 

l,  Im  Aufziehen  Jagten  die  Posten  Immer  aus  vollen  laoff 

Grossfürsten  biss  zu   vns  ab,  und  zue,  Jezt  Ritten  wir 

(11  fort,  baldt  gemächlich,  auch  ofll  hielten  wir  gar  still,  dar- 

dan  der  beschaidt  vom  Grossfürsten  £ruolget.^     In  dem 

Vorzimmer,  so   wie  schon  im  Hofe  und  auf  der  Treppe, 

iden    ain    grosse    mennig    Boyam    In    gülden   stuekhen 

hen,  all  in  Rauhen  hauben,  doch  thet  khainer  Reuerenz, 

lies  Ich  auch  bleiben  liess.^     In  dem  ersten  Saale  kamen 

iesaiidten  der  älteste  Kanzler  und  der  ober^  Schatzmeister 

:en,    „die  hotten  weisse  fulzene  hüetlein  In  henden,  aofln 

t  aber  heften  sy  Ire  Rauhe  hauben,  darin  8y  sehr  Prangen, 

noch  khlaine  Schlepel  darunder,  als  sy  nun  kaiue  Reuerenz 

m,  Liess  Ich  mein  hOetl  auch  stehen,  dan  Ich,  das  weisse 

^  so  sy  in  henden  trugen,  weil  sy  das  haubt  noch  dopelt 

:kht  hctten^  für  kaine  Reuerenz  achtete.    Darauf  sy  an  mich 

tteu^    Ich  weit  mein  hüell  abziehen,   Alss  Ich  von  Innen 

Anfang  begeret,  vermeldeten  sy,  ob  Ichs  nit  sehe,  das  sy 

uetlein  alberait  in  henden  betten,  darauf  Ich  geantworttet, 

erstundt  mich  auf  die  hietlein,    so  man  In  henden  Irueg 

t^eil  man  noch  zu  zwaien   auf  den  haubt  het,  sy  sollen 

übt  cntblössen,  das   wolt  Ich  auch  thuen,  darauf  sy  ver- 

'ten,    die  rauhen  hauben  so  sy   thriegen  hielten  sy  auch 

T  khirchen  bey   Irem  (lOttes  dienst  aufm   haubt.   In    dem 

aiiier  vom  Grossrürslen  Reimet  Innen  Ein,  sy  selten  das 

mit  mir  zujj^lcich  gar  Enlblössen,  solches  geschach/  Nun 

die    gewöhnlichen   Erkundigungen   nach  der    Gesundheit 

Herrn  ^    und   seiner  eigenen.     „Demnach  khamen  andere 


—    408     — 

„zwen  sagten^  Mikolay  khumb  der  Grossmecbtige  herr  Czar 
^(seinen  iiamen  vnd  ganzen  Tillel  ErzellendQ  will  dir  grosse 
„gnadt  Erczaigcn^  du  solst  Ircr  Grossmcchtigkcit  klare  äugen 
„anschauen^  «Also  volgct  Ich  Innen  zwischen  dem  Canzler  vnd 
^Schazmaisler  biss  Ins  ziincr  zum  Grossrurstcn^  welcher  solenniter 

„angethan  vnder  der  Cron  die  da  mit  grossen  herrlichen  Edel- 

;,gostaincn  den  Mehrern  tail  grossen  Schmarraggt,  den  Rubinen—, 
^vnd  Diemanlen  gezieret  ainen  Scepter  In  der  handt  habendi  , 
,Ynd  ainen  Apfel  neben  sich  ligendl^  In  einem  schönen  Solic=D 
„sasse^  In  den  andern  drey  Quarltiren  desselben  Zimmers  sasseHH 
„seine  grostc  vnd  rürncmbste  Boy  am  vnd  kniesen  all  In  grosse-  j 
„Pracht  mit  vill  Edclgcslainen  vnd  Peerlein  gezierel^  Der  Podexs 
„Im  Zymer  war  mit  schönen  Persianischen  deppichen  über  vncf 
„über  beleget  zu  handt  Im  Einlrit  sezet  man  mir  eine  Panckli. 
„7  schritt  von  Irer  Grossmcchtigkcit  solio,  da  stuende  Ir  Gross- 
„mechtigkcit  obrister  Camercr  Andre  Petrowicz  Klesnin«*»  avf, 
„vnd  saget  vberlaut  (den  ganzen  Tittel  des  Grossfiirstcn  Erzellendl) 
„Grossmechtigister  Herr  Czar  etc.  des  Grossmecht.  Römischen  Kaysers 
„Rudolphi  etc.  deines  teuristen  bruedern  Possei  oder  Gesandter 
„Mikolaj  Iwanowicz  schlecht  Tür  deiner  Grossmechti^eit 
„sein  Haubt  (dan  so  nennen  sy  die  Reuerentz)  In  dem  buckhel 
„Ich  mich  Rcuercnter,  etc." 

Als  Warkoisch  dem  Grossitlrsten  seine  Yerehrang  bezeigt, 
und  sich  auf  dessen  Befehl  gesetzt  hatte  ^  trat  der  Kanzler, 
Andre  Czolkan«o%  hervor  und  sprach  zu  ihm  mit  lauter  Stimme: 
„Mikolay  der  Grossfürst  herr  Czar  (alle  Namen  und  Titel} 
„Erzaiget  dir  grosse  gnade  ^  vnd  fordert  dich  fiir  seine  claro 
„äugen   vnd  zue  der  handt,   vnd   will   dich   auch   noch   mehr 


495.     Andrej  Petra wit$ch  iiieichmim, 

iü6.     AmdrtJ  Jakowiewäuh  Scklackelkmiow. 


—    »09     — 

9  begnadigen,  vnd  deine  werbongen  von  frer  Grossmechtigkdt 
^Teuristen  bniedern  Kayser  Rudolpho  dir  aaferlegt,  vorzubringen 
^anhören.  ^    Der  Gesandte   äberreichle   sein   Creditfv,   nnd   es 
>prwden  non  lunf  geheime  Rfilhe  ernannt;  mit  denen  er  aber  die 
flw   aulgetragenen   Geschfiile   unterhandeln   sollte,     fiei   seinw 
SMiassang  sprach  der  Grossfarst  zu  ihm:  ^^Mikolay  du  wirst  heut 
3iM1z  vnd  Prott  von  meiner  Tafel  mit  mir  vergnet  nemben^,  wobei 
Warkot9cA  in  seinem  Berichte  die  Erklftrung  hinzufiigt:    ^das 
3,  ist  ain  Pangget  auss  Irer  khuchen^,  nämlich  ihm  sollte  eine 
Mahlzeit  aus  der  Hof-Käche  zugeschickt  werden.    Nun  began- 
nen die  Unterhandlungen ;  die  wenig  Schwierigkeiten  fanden,  da 
der   Grossfurst   dem  Rom.  Kaiser   alle   mögliche   Unlerslälzung 
zusagen  liess.    Nach  dieser  ersten  Conferenz  wurde  der  Gesandte 
wieder  mit  dem  vorigen  Aufzuge   in   seine  Wohnung  begleitet» 
und  hier  mit  einer  Mahlzeit   von    185  Speisen  in  grossen  nnd 
schweren  Schüsseln  bewirlhet^  die  alle^  so  wie  eine  Menge  von 
Trinkgeschirren  und  Schalen,  von.  Gold  waren. 

Die  einzige  (hätige  Hülfe ,  die  der  Kaiser  von  dem  Gross* 
fiirstcn  erwarten  konnte,  war  eine  Geld-Subsidie,  zu  deren 
Bewerkslelligung  man  zu  einer  Maassregel  schritt,  die  in  der 
damaligen  Administration  ohne  Beispiel,  und  für  die  Russische 
Münz-  und  Geld -Geschichte  höchst  merkwürdig  ist.  Es  waren 
dazu  Drei  Millionen,  oder  wie  Warkotsch  sagt:  „Dreissigmal 
hundert  Tausend  Reichsgulden  wert",  bestimmt.  Anstatt  nun  diese 
Operation  durch  Wechsel,  oder  durch  Waarensendungen  zu  machen, 
nölhigte  die  damalige  Unsicherheit,  vielleicht  auch  die  Neuheit 
nnd  Unerrahrenheit  in  ulinlichen  Geschäften,  die  Regierung  zu 
einem  höchst  unbequemen  Mittel,  das  aber  zugleich  von  dem 
blühenden  Zustande  der  Grossfurstlichen  Finanzen  zeugt.  Man 
schmolz  nämlich  Moscowilische  gute  Silbermünze  Dcn- 
nigc    genannt   in    Platten,   und   verpackte  sie   in  Wachs- 


—     410    — 

Stacken^  um  sie  wie  andere  Waare  nach  Archangel^  und 
von  da  zur  See  nach  Deulschlapd  zu  bringen.  Diess  hatte  man 
auf  den  Rath  eines  deutschen  Kaufmanns^  Johannes  von  Wall^ 
gethan,  der  in  Moskau  grossen  Handel  trieb«»'',  und  den  der 
Grossiiirst  gerragt  hatte,  wie  man  es  wohl  anzufangen  hätte,  an 
eine  grosse  Summe  Geldes  heimlich  und  sicher  nach  dem  Auslände 
zu  bringen.  Mit  diesen  Drei  MQlionen,  deren  Einschmelzong 
zehn  Tage  dauerte,  sollte  nun  Warkotsch  nach  Deulschlaiid 
abgefertigt  werden. 

Am  17  April  brach  in  dem  Gesandtenhofe  Feuer  ans, 
wodurch  das  grosse  und  starke  Gebäude,  das  freilich  ganz  von 
Holz  war,  in  zwei  Stunden  bis  auf  den  Grund  niederbrannte. 
Warkotsch  verior  dabei  alle  seine  Sachen  und  rettete  durchaus 
nichts;  der  GrossfQrst  wollte  ihm  seinen  Schaden  ganz  ersetzmi, 
was  der  Gesandte  jedoch  nicht  annahm. 

Um  diese  Zeit  lief  die  Nachricht  ein,  „es  khemb  der  Tart- 
„tarisch  Czar  von  Precopia  dene  sy  den  Grimmen  nennen'  mit 
8000  Mann  angezogen.  Der  Grossfürst  schickte  sogleich  sein 
Heer  gegen  sie  „In  die  Wilden  felder  zwischen  dem  fluss 
„Tamaym  vnd  Boristenen  Jedoch  schickhet  Er  vor  dem  kriegs 
„voickh  her  Gesandte  zu  Innen,  liess  mit  Innen  handien  sy  solten 
„Iren  zug  änderst  wo  hin  wenden.  Er  wolt  Innen  geschenckhe 


497.  Warkoiick  erzählt,  dieser  nSmliche  Kauffmann  habe  ihn  TersIclMrty 
Er  habe  Tormals  Kaiser  Karls  lloflialtong ,  die  Pracht  der  Könige  tob 
Frankreich  und  England,  in  Italien  des  Papstes,  aUer  Fürsten  aneh  der 
Venexianer  Schätze  und  Pracht  gesehn,  von  des  Törggisehen  8ollans  aoeh 
vil  gehört,  aber  Er  glaubte  nit,  das  aUe  Potentateu  in  der  Christenheit 
rnd  der  Soltan  darzuo  alle  inhaufFcn  dem  bcraitten  vorrat  Tnd  schai  disea 
Grossfursten  an  Silber,  Goldt,  Edlstainen  vnd  Peerlein,  die  er  mit  seinen 
angen  gesehen  hett,  zu  compariren  betten,  wie  Er  dan  vill  sacheo  specifl* 
ciret,  rnd  es  ist  ain  alter  Erbarer  MaOi  dea  wol  s«  giaabeo« 


—    Mi     — 

^thnm,  dfeselbeii  haben  sy  angenomben^  vnd  Iren  corsnn  In 
3,ander  ortl  gewendet^  so  kamb  aach  das  anssgesdiidLble  khriegs 
^Yolckh  henvider. 

Warkatsch  war  seiner  baldigen  Abfertigung  schon  gewiss, 
ab  Nachrichten  von  Polen  einlieren^  welche  die  bisherige  Slimmnng 
gegen  ihn  plötzlich  änderten.  Der  Grossfürst  erfuhr  nämlich,  dass 
der  Friede  zwischen  dem  Kaiser  und  Polen  abgeschlossm  sei; 
Maximilian  habe  auf' die  Polnische  Krone  willig  Verzicht  ge- 
leistet;  sich  dagegen  mit  der  Hälfte  von  Livland  abGnden  lassen, 
werde  die  Tochter  des  Königs  von  Schweden  heurathen,  nnd 
hn  Bündnisse  mit  dieser  Macht  nnd  Polen,  „auf  sein  Ratom  vnd 
„Portion  so  er  in  Liflandt  halt,  die  Mosscaw  bekhriegen*^  Der 
Gesandte  erklärte  diese  Nachrichten  geradezu  (&r  unwahr  und  für 
Spargirung^  und  als  man  bald  darauf  erführ,  dass  Rudolph  II 
und  Maximilian  zwar  einen  Vertrag  mit  Polen  geschtosaen, 
aber  durchaus  in  kein  BQndniss  gegen  Russland  sich  eingelassen 
hätten,  wurde  er  bald  wieder  zu  einer  Conferenz  gerufen,  und 
in  dieser  gelang  es  ihm  seinen  Kaiser  völlig  zu  rechtfertigen. 
Am  Schhisse  derselben  segnete  sich  Boris  Godunow  mit  dem 
Zeichen  des  Kreuzes  und  sprach:  „Du  hailige  vnzertailte  drey- 
^raltigkheidl  sey  bey  mir  vnd  meinen  worlten^,  und  begann  nun 
sich  verlraiilich  über  die  Polnischen  Händel  auszulassen,  mit  der 
Bitte  ^es  ja  nicht  im  Argen  zu  verstehen^  er  meine  es  treulich. 
„Warlich^,  sagte  er  unter  andern,  „Ich  bin  nit  ain  Man  ainem 
„solchen  herrn^  als  Erzherzog  Maximilian  zu  vergleichen,  son* 
„dem  meines  Grossmachligsten  Czarn  Colop  oder  Kheerl,  noch 
„wan  der  Samoisky  oder  ain  anderer  an  meinem  bruedern,  wan 
;.Ich  ainen  het^  khnumb  halb  souiel  muetwillen  geübt  het.  Ich 
-wolt  Leib  Mid  Leben  dar  seczen,  das  Ich  es  Rechnete.  Alle 
^Weldt^  auch  die  Bussormanj^  (damit  mainet  er  Türggen  vnd 
„  Tartteni)   werden  selzambo  gedanckhen  daraoss  schöpffen  vnd 


—    412    — 

„nun  wider  dio  Christenheit  ein  topeltz  herz  fassen^  das  Ir 
;,Khnecht  der  Samoisky  ain  solches  verfleret.^  Oft  genug  habe 
sich  der  Grossfurst  zu  jeder  Hüire  erboten;  mit  Truppen  habe  er 
zwar  wegen  des  mit  Litlhauen  abgeschlossenen  Bündnisses  nicht 
dienen  können^  n^^^^}  setzt  erliinzu^  „es  gcbieret  meinem  herm 
„nit  wider  die  crcuz  khissung  oder  Aidt  zu  thun^,  aber  ihm  mit 
Geld  und  Schätzen  zu  heiren^  wäre  er  jederzeit  bereit,  „biss 
„aufm  Rockh^  vom  Rockh  aurs  hemmet,  vnd  von  dannen  bissauf 
„die  gorgl.^  AI3  von  der  Macht  der  Türken  die  Rede  war, 
sagt  er:  „Gott  hat  sy  umb  vnser  Synde  willen  lassen  gross 
„werden,  Er  wirdt  sich  auch  wider  über  vns  erbarmen  vnd  sy 
„Sturzen.^  Zum  Schlüsse  wiederholte  Boris  noch  mit  Thrflnen 
in  den  Augen,  „das  sein  syn  dahin  gerichtet  sey,  dem  hoch- 
„  löblichen  hause  Österreich  eine  seyle  zu  seczen,  dabey  sy 
„seiner  ewiglich  gedenkhen  sollen. 

Um  die  Correspondenz  über  die  Polnischen  Angelegenheiten 
sicherer  zu  erhalten,  wurde  mit  dem  Kanzler  und  dem  geheimen 
Dolmetsch  eine  ZifTerschrift  festgesetzt,  und  zwar,  „weil  sy  die 
„Polnische  Sprach  selbst  alle  fast  verstehen,  nach  der  spradie 
„art.« 

Im  Laufe  des  Gesprächs  erkundigte  sich  Boris  noch,  wie 
viel  50000  Maim,  Deutscher,  Spanischer  und  Ungarischer  Truppen 
dem  Kaiser  monatlich  kosteten,  und  als  der  Gesandte  diess  auf 
500000  Reichsgulden  angab,  sagte  er:  „sein  herr  khriegele 
„mit  geringen  vnkhosten,  vnd  der  Alte  GrossfQrst  auch  sein 
„Vatter  Basilius  betten  in  all  Iren  kriegen  nit  ainen  Pfenig  von 
„Irem  Schaz  oder  Einkhomben  verkhrieget,  was  etwa  aufgan- 
„gen,  das  doch  wenig,  were  von  den  Buessen  (Strafgeldern) 
„der  übertretter  darzue  genomen  worden,  seines  herrn  schAz 
„weren  gross,  vnd  in  etlich  hundert  Jaren  nicht  vermindert,  sondern 


—    413     — 

^mlchtiglich  vermehret.'  Vor  der  Trennung  trank  Boris  noch 
ans  drei  silbernen  Schalen  voll  Melh  auf  die  Gesundheit  des 
Römischen  Kaisers^  des  Königs  von  Spanien  und  des  Erzherzogs 
Maximilian;  darauf  liess  er  sich  ein  kostbares  Trinkgeschirr 
in  der  Form  eines  Schiffes  bringen  und  sagte  zu  WarkotMAX 
^Do  wirst  zu  Schiff  reisen^  aus'm  Schiff  trink  ich  Dir  diess  zu, 
jpdass  Gott  Dir  gläkliche  Reise  verleihen  wolle,  auf  dass  Du 
^Deines  Herren  klare  Augen  mit  Gesundheit  sehen  mögest.* 

Am  22  Juni  halle  der  Gesandte  wieder  eine  Audienz^  bei 
welcher  der  Zug  durch  mehr  als  6000  Mann  Truppen  ging, 
und  von  ihnen  begleitet  wurde.  Als  er  durch  die  Siäle  des 
Pallasles  schritt,  ;, waren  sy  mit  der  Reuerentz  alss'buckhendt^ 
„vnd  biet  abziehendl  was  Ehrerbielliger  dan  vorhin.  Der  Gross- 
^  fürst  sass  abernial  soiennilcr  vnder  der  Cron  in  ainem  von 
^^Edelgestaincn  khostlichen  habit,  die  Cron,  Apfl,  Scepter,  auch 
^der  habilus  alles  ainer  andern  faclion,  dan  die  Ersten.^  Der 
Grossfurst  versicherte  hier  abermals  seine  Bereitwilligkeit,  dem 
Römischen  Kaiser  jederzeit  gegen  die  Türken  und  Polen  beizu- 
stehen. 

Am  30  Juni  endlich  hatte  Warkotsch  seine  Abschieds- 
Audienz^  bei  welcher  alles  noch  viel  gl&nzender  und  feierlicher 
vorging,  als  bisher.  „Es  war^  sagt  er,  „zu  diesem  mall  der 
„ganze  hoff  am  allerzicrlichslcn  bekhlaidet,  der  Grossiurst  aber-, 
„mal  in  seiner  schönen  Cron,  welches  die  dritte  war  solenniter 
„angethan.^  Der  Grossfurst  entliess  ihn  aufs  gnädigste,  und 
gab  ihm  zum  Abschiede  noch  aus  drei  goldenen  Schalen  nach 
einander  zu  trinken.  An  diesem  Tage  wurde  er  wieder  aus 
der  IIof-Küchc  „gedienet  von  des  Grossfflrsten  Offizieren,  auf  250 
-grossen  klar  goldenen  Schusseln,  alles  von  anderer  fa(?on 
„denn  früher  vnd  eytel  güldenen  Trinkgeschirren, ^ 


—    44*    — 

Am  3  Juli  verliess  WarkotscA  Moskau  und  ging  nach  ' 
Ajrchangel^  um  von  dort  mit  den  drei  Millionen  seine  Rückreise 
2ur  See  zu  machen.  Er  legte  den  Weg  bis  Wologda  mit  40 
Wagen  und  70  Pferden  zurück,  und  schiffte  sich  dann  auf  6 
Fahrzeugen  und  10  JagdschiTfen  nach  Archangelsk  ein. 
Bei  seiner  Abfahrt  aus  diesem  Hafen  liess  der  dortige  Statthalter 
alles  Gcschuz  Gross  vnd  klain  abgehen.  Seine  Fahrt 
dauerte  sehr  lange,  bis  er  endlich  zu  Amsterdam  landete ^  und 
dann  über  Emden  nach  Wien  gelangte. 

Am  Schlüsse  seines  Berichts  fügt  WarkotscA  noch  einige 
Bemerkungen  über  Russlands  damalige  Lage  und  Politik  bei,  die 
mit  folgenden  Worten  endigen:  ,,ynnd  ob  woU  etliche  leutb  die 
,,Moscouitter  Barbarisch  vnbest endig  describiren,  vnd  vermainen, 
,,man  möcht  am  besten  mit  so  i^eit  abgesessnen  Leuthen  dar- 
,,auf  sich  nit  zuuerlassen,  vnd  vns  wenig  helifen  khöndten  zu 
„Ruhe  stehen.  So  sag  Ich  doch  darauf  dises,  ob  sy  gleich  in 
,,moribus  grob  vnd  Barbarisch,  so  scindt  sy  doch  in  ingenys 
„subtill  genug,  so  haben  sy  dennoch  Religionem  Christianam, 
„darin  sein  sy  sehr  tenaces,  vnd  Ich  wüst  nicht  wo  ain  volckh 
„die  vbertrettung  des  Aidts  hörltcr  straffen  khondtcn  alss  sy, 
„vnd  Ich  sag  in  albeg  sy  khönnen  vns  helffen,  vnd  khönnen 
„auch  so  sy  übel  weiten  vns  gcnugsamb  schaden. 

1593. 

Herr  Niklas  von  WarkotscA  wurde  im  Juli  des  Jahres 
1593  zum  zweiten  Male  als  Gesandter  Rudolphs  II  nach 
Moskau  geschickt,  um  aufs  Neue  von  dem  Grossfursten  Hülfe 
gegen  die  gemeinschafllichen  Feinde  zu  verlangen.  Auch  dieses 
Mal  war  sein  Aufenthalt  nur  kurz,  und  er  kehrte,  nach  ^üdi- 
lieber  Ausfuhrung  seines  AuHrages,  bereits  am  18  Decembcr 
desselben  Jahres  nach  Wien  zurück. 


—    415     — 

Ueber  diese  Reise  ist  ebenfalls  eine  ansfOhilidie  Naehricht 
iporiianden^  die  sich  handschriftlich  in  der  K.  K.  Hof-Bibliotheii 
n  Wien  Codd.  Msa.  bist.  prof.  No.  183  befindet«»«  Sie 
enihail  25  Blätter  in  foliO;  und  filhrt  den  Titel:  Bescbreibmig 
der  Museowitterisehen  Raiss  H.  Nielas  Wareots.  Anno 
1593  22  Jali. 

Abgedruckt  in  B.  von  Wich mann's  Sammlnng  bisher 
nach  ungedruckter  kleiner  Schriften  xar  alt  Gescbicbte 
und  Kenntniss  des  Russischen  Reichs,  Bd.  L  S.  123««-* 
200  unter  folgendeni  Titel,  der  sich  im  Originale  auf  der  zweiten 
Seite  befindet: 

Beschreibung  der  Raiss  in  die  Moskaw  so  Herr 
Niclas  Warbolsch«**  damals  Rom.  Khajr.  Mals.  Gesandter 
getban  Anno  1593  den  22  Joljr« 

Dieser  Bericht  ist  aber  nicht;  wie  der  erste,  von  Warkot$ek 
selbst  abgefassty  sondern  von  Stephan  Heuss,  einem  der 
Begleiter  desselben  ^  der  hi  dem  Namens  •*  Verzeichnisse  des 
Gesandlschafl  -  Personals  zwar  namentlich  angerührt^  aber  durdi 
veiter  nichts  bezeichnet  ist.  Er  sagt  gleich  im  Anfange:  ^Den 
22  July  bin  Ich^  neben  den  Andern  dess  Herrn  Warbotsch 
„Dienern  u.  s.  w./  rerner  S.  137^  bei  Wichmann:  Ich  Stephan 
lleuss^soo.  und  Warkotsch  selbst  wird  in  der  ganzen  firzib-* 
lung  nicht  anders  genannt^  als  der  Herr  Legat. 


498.  S.  Die  ttimthchr,  der  K.  K,  HüfbibL  im  Wittn,  im  Merene  der 
Ce^ckickie,  l^esonäert  der  Österreich,  verzeickmei  undexc^rfiri  wm  Jvfeph  CkmBi^ 

Wien  1840.  gr.  8°.  I.   S.  521. 

499.  Im  Orii^inalü  steht  hier  wirklich  WarboiMcky  aber  our  durch  einen 
ScJireibfehler,  den  iyivhmamM  beibehalten  nnd  den  ftozen  Aufsalz  bindorcb 
ifiiederholt  hat. 

5(H).  Nur  einmal,  S.  i5G,  wo  von  den  Personen  die  Rede  ist,  welche 
von  H'arkoUch  zu  dem  Persischen  Gesandten  geschickt  wurden,  spricht  er  von 
Steffen  tleun  in  der  dritten  Person. 


—    416     — 

Das  Gefolge  war  sehr  bedeutend^  und  bestand  aus  33  Per- 
sonen^ unter  denen  auch  ein  Sohn^  und  ein  Neffe  des  Gesandten 
war.  Die  Reise  wird  mit  grosser  Ausrührlichkeil  Tag  filr  T«g 
beschrieben. KOI  Sie  ging  von  Breslau  aus  Ober  Warschau  nach 
Smolcnsk.  An  der  Russischen  Gränze  wurde  der  Gesandte  von. 
zwei  vornehmen  Bojaren  empfangen^  und  von  hier  an  auf  Gross- 
fürstliche  Kosten  verpflegt.  Bei  Moshaisk  bat  der  Gesandte, 
„dass.man  Ihnen  dieweil  Er  etwas  schwach^  In  die  Stadt  eia- 
„legen  sollte  haben  Sy  Ihm  solches  abgeschlagen^  mitt  diesen 
„Wortten:  Sy  betten  solches  von  Grossfuersten  khainen  Befeldi, 
„auch  so  wer  es  Ihr  heilige  Stadt;  darin  Sie  Ihren  Heiligen  St 
„Nicolaum  hetlen.^  Am  27  Sept.  kam  Warkotsch  in  Moskaa 
an^  wo  er  auf  reichgeschmückten  Grossfiirstlichen  Pferden,  (Be 
ihm  entgegen  geschickt  worden  waren,  seinen  Einzug  hielt.  Drei 
Tage  darauf  wurde  er  schon  zur  Audienz  gefordert.  Der  Zog 
nach  Hofe  war  sehr  feierlich,  und  der  Gesandte  liess  dabei  die 
fät  den  Grossfürsten  bestimmten  Geschenke  durch  seine  Lente 
vor  sich  her  tragen.  Diese  waren  im  Namen  des  Kaisers:  ein 
aus  Krystall  geschnittener  Becher  in  Gold  gefasst,  und  ein  Trink- 
geschirr in  Gestalt  eines  Reihers.  Unten  am  Becher  waren 
geschnietten  4  Buchstaben  W.  H.  I.  B.  der  Yerstandt 
war  diss:  Wie  heilig  ist  Bruederschafft.  Von  dem  Ge-* 
sandten  war  dabei:  ein  vergoldetes  Waschbecken  nebst  Giess« 
kanne  von  getriebener  Arbeit;  von  dem  Sohne  desselben:  ein 
silberner  Becher  in  Form  einer  Blume.  Die  vier  Gesandtschafls- 
Junker   hatten   ebenfalls    für    sich    Geschenke   hinzugeftgi»** 

501.  Manche  Namen  sind  in  dem  Tagebuche  nur  mit  Mühe  zo  erkenieD, 
z.  B.  RatUuvel,  statt  Radmhil,  Nie  Par  statt  Onfepr,  PrsehnimfOi  PrMmmt 
u.  s.  w. 

502.  Die  Geschenke  des  Sohnes  und  der  Caraliere  wurden  ihnen  bei  der 
Abreise  wieder  zurückgegeben,  M-eil  es  gewöhnlich  sei,  dass  der  GrossfOrst  nur 
von  den  Gesandten  selbst  Geschenke  empfange. 


—     *17     — 

Beta  Sfotfeten  in's  Schloss  wurden  in  aDen  Kirchen  der  Nähe 
äfb  CSodien  gelAuteL^ot  ^Der  GrossiOrst  msse  3  Stnefen  hoob 
iii  am  Miuestilischen  Stuel^  welcher  Alles  mit  goldt,  Perlen 
yMd  Edlgestein  gezierel^  In  einem  Kaiserlichen  Ornat,  hatt 
yttf  seinem  Haubt  eine  gneldene  Krön,  mit  Edigesleinen  gezierety 
»der  Rockh  damit  Er  bekleidt,  war  von  rolbem  Sammetb,  undt 
iflieran  mit  grossen  Perlein  gestickht,  umb  den  Halss  halle  Er 
»hangen  eUicbe  grosse  Slueckh  der  fumembslen  Edlgestein ,  in 
igddt  gefast;  waren  formirct  wie  ein  kett  oder  Halssbanctt. 
iAn  der  linckhen  handt  hatte  Er  über  die  zwehn  f&dsten  finger 
»eiien  grossen  Rieng  mit  einem  Smaragd.  Vor  Ihm  stimdten  auf 
»jeder  Seilten  Zwehe  Edle  Knaben,  mit  Mosskowilerischen  Parlen, 
•kl  weissen  Sammellhen  kleidems^»«,  die  hallen  kreuzweiss  gülden 
»ketten  anhangen.^  Der  Gesandte  wurde  an  diesem  Tage  aus 
tkr  Hof- Köche  mit  150  Speisen  bewirthet,  die  ihm  vor  der 
Mdilzeit  eine  nach  der  andern  von  dem  GrossfOrstlichen  Vor- 
Kbieider  gezeigt,  und  dann  erst,  als  man  schon  bei  Tische  sass, 
«rfgetragen  wurden.  Zum  Getränk  reichte  man  Meth,  Malvasier 
ODd  Wein,  undt  wehrte  diess  Panckhet  biss  in  die  Mit- 
ternacht. 

Auf  einer  Jagd,  die  der  Grossfurst  um  diese  Zeit  in  der 
S'Ihe  von  xMoskau  veranstalten  liess,  und  bei  welcher  er  von 
I  bis  4000  Mann  Reiterei  begleitet  war,  wurden  über  100 
üenthiere  erlegt,  von  denen  der  Gesandtschaft  16  Stück  über- 
chickt  wurden.  Unter  diesen  war  ein  sehr  grosses  Thier,  das 
(2  Enden  hatte. 


503.  Diese  Empfangs  -  Feierlichkeil  Vut  fremde  Gesandle  war  ganz  unge- 
rahBlich;  vielleicht  war  es  das  Geläule  für  den  GollesdiensU 

504.  Die  aas  Herberwtein  u.  a.  bekannten  Pw^i^. 

27 


Bei  einer  Audienz^  die  Warkotsch  bei  Boris  Feodorc^. 
witsch  Godunow»«»  hatte;  verehrte  er  demselben  tat  Vmmm 
des  Römischen  Kaisers  ein  von  Gold  verfertigtes  und  ndt  BddL 
steinen  besetztes  Kamcel^  auf  welchem  ein  Mohr  sass,  und  das 
auf  beiden  Seiten  Kistchen  (rug^  welche  mit  kleinen  Gold-Münm 
gefüllt  waren.  Da  die  Pristawen  aber  fanden^  dass  das  Geschenk 
nicht  ansehnlich  genug'  wärC;  musste  er  noch  eine  goldene  KcUe 
und  einen  Ring  zum  Aufhängen  desselben  hiuzufiigen.  Fdr  ach 
selbst  überreichte  er  einen  Saphier-Ring;  eine  vergoldete  Giesskane 
und  einen  kunstvoll  gearbeiteten  Becher. »<>«  Boris  bewohnte  eim 
Pallast  von  Holz,  uud  hatte  einen  grossen  und  glänzenden  Hobtul 
um  sich.  Er  trug  eine  hohe  Alütze  von  Otterfellen,  auf  wdcher 
vorn  ein  grosser  mit  Perlen  umgebener  Diamant  prangte.  Uoier 
derselben  hatte  er  ein  klein  Muskowiterisch  heableia  ntt 
grossen  Perlen  und  Edelsteinen  besetzt.  Sein  Kleid  war  vw 
Goldsloff,  mit  rothen  und  grünen  Blumen  in  Sammet.  ^lieber 
^diesem  Rockh  hatte  Er  einen  andern  an^  welcher  war  etwas 
;,  kurzer ;  der  war  vom  rothen  geblümten  Sammeth^  mit  eiii 
„Atllassen  weissen  Porttcn^  dieser  Rockh  war  unten  umbhera; 
„undt  vornen  runter^  auch  vorne  umb  die  Ermel  einer  goeteo 
^Handt  breit  ^  mit  schöhnen  Perlin  gchefll;  umb  den  Habs  halt 
„Er  hengen  krcuzweiss  schöhne  gueldene  Ketten,  auch  eio 
;,  stattliches  Halsbandt.  An  baidcn  Hendten  seine  finger  ndt 
„Riengen  besteckht,  undt  den  meisten  thail  Saphier^  Nack  der 
Conferenz  zeigte  Boris  dem  Gesandten  an,  „ dass  er  mit  ihm  von 
„seinem  Brodt  essen  solt;^  und  der  letztere  fand  auch  schM 
bei  seiner  Zurückkunfl  eine  fertige  Mahlzeit  von  100  Speisen, 
alle  in  silbernen  Schusseln. 


505.  Der  hier  Borit  Wpyierttie*  Smdenatr  hefsst. 

506.  Diesen  Becher  schicklo  üori$  in  der  Folge  zurück,  „veil  er  für 
viel  zu  stattlich  sei." 


—    419     — 

Bald  darauf  hatte  WarkotscA  eine  zweite  Audienz  bei 

GfOBSflhrsten^  bei   welcher  iunf  R&lhe««''  ernannt  wurden, 

weichen  die  Verhandlungen   auch    sogldch  ihren  Anfang 

Während  die  Bojaren  sich  mit  ^  dem  Resultate  dieser 

Men  €k)nferenz  zum  Grossfiirsten  begaben^  wurde  dem  Gesand- 

toi  und   seinem   Gefolge  in   zwölf  goldenen  Schaalen  dreimal 

Unter  einander  köstlicher  Math  gereicht.    Die  Geschäfte  gfaigen 

liemlich  rasch  vorwärts;  WarkotscA  wurde  im  Ganzen  fOnimal 

ror  den  GrossfSrslen  gefordert;  und  endlich  am  9  November  mit 

grosser  Auszeichnung  entlassen.     Er   musste   an  diesem   Tage 

wSt  seinem  Gefolge  an  der  Grossiurstlichen  Tafel  speisen.»»»  Als 

lie  zur  Tafel  gefuhrt  wurden^  ^  kamen  sie  erstlidi  durch  ein  gemach 

yda  stundten  umbhero  an  den  Wendten  lange  Taffln,  aufgebauet 

ydrey  Stoffen  hoch;  wie  die  Credenztisch  zu  sein  pflegen ;  da9 

«war   Alles  mit  unseglichen  Silbernen   undt   gueldenen   Pocaln 

^besezt;   das  es   aufzurühren   unmuglich   undt   in   Teutschlandt 

^(ast  unglaublich.    Es   stundten   auf  den  untersten  Stoffen  von 

^guetem   goldt   grosse  Schüssl  undt  Trinckhschalen  ohne  Zahl; 


507.  WarkoUch  nennt  dieselben:  1)  IVoyder  Miczkowis  [Feodor 
NUniUch)  Romanow»  2)  Knituch  Itcan  JVa$$lomcM  St'czky  [Ivan  Wassilfe- 
miUck  ffi%kif,  3)  Andreas  Jakohiowim  Schnolkan  (AndrfJ  JakowlewiUch 
SekUckeiicalow),  4)  Boiiiius  Jakoblowim  Schnolkan  (IVauiiy  Jakowlewiisch 
Sehischelkalow)  und  5)  Elia$er  Feloschkin  [EUatar  Wirlusgin),  Sie  erschie- 
mtn,  wie  der  Bericht  sagt,  bei  den  Unterhandlungen  „in  grossem  bracht,  dan 
fßlm  Alle  fanir  mit  berlicben  gaeldeneii  Stnckheti  daran  sie  kra^n  mit 
•Perlen  gebefTt,  bekleidt  waren,  undt  trnegen  weisse  Maskowiterische 
eUoettlein  in  Ihren  Ilendten,  die  waren  eine  gnete  tfandt  brait  mit  Perlen 
.bebeffl,  darunter  etliche  Edlgestein  Terseat*' 

50a     Bei    Jrichmatm  a.  a.  0.  steht    „zur  Abendt  -  MahlzeiU^ ;   diess  ist 

ab«r  gewiss  ein  Missverständniss ,   denn  erstens  war  es   gar  nicht  gewöhnlich, 

fremde  Gesandte  zu  Abend-Mahlzeiten  einzuladen,  und  zweitens  sieht  man  auch 

aas  dem  Berichte  selbst,  dass   von   einer  Hittags -  Tafel  die  Rede  ist,  die  sich 

freflich  bis  spat  in  den  Abend  hineinzog. 

27- 


—     420     — 

;,auch  ein  silberner  Lew  iii  seiner  rechten  gross,  aocb  MUche 
„silberne  gefess  undt  schalen^  welche  so  gross,  dass  sie  eine  Penoa 
„nicht  leichtlich  ledig   bezwingen,   Yielweniger,   dass  Sie  zun 
„Trinkhgeschire  sollen   gebraucht  werden,  diss  war  alles  unse 
„zur  Anzeigung  seines  grossen  Schaz  undl  Beichlhumb  anrgesezt. 
„In  Summa,  alles  war   ein  grosser  Uberfluess^^;    ohne    allräi 
„liheine  Teller,  dan  die  Moskowiter,  auch  der  Grossßrst  selbst 
„braucht  kheine.^     In  dem  Speisesaale,  dem  nämlichen,  wie  er 
schon  von  Herberstein  und  andern  frühern  Reisenden  beschrie- 
ben wurde,  fanden  sie  eine  grosse  Menge  Bojaren,   „die  sassea 
„alle  in  ihren  unuberzogenen  weissen  Schanerken(?)  Beizen"* 
^mit   Piebcm.^     Der   Gesandte   erhielt   seinen   Platz   an   ma 
besondern  Tafel  zur  Linken  des  Grosslursten.   Als  man  sich  zur 
Tafel  gesetzt;  erschien    „der  Maj^schalckh^   ein  aller  Man,  nndt 
„in  die  50  Par  vornehme  Boyarn  Alss  Trukhsess,   welche  sich 
„Alle  Par  undt  Par  bey  den  Hendlen  gefast^  hinder  Ihm  hergan- 
„gen^  gingen  Alle  vor  dess  Grossfärsten  Tafll  vorüber,  undt  zeigten 
„sich  Ihmc  undt  alssbaldt  zum   gemach  wider   hinaus,   darotch 
„ward  Speiss  vor  den  Grossfuersten  getragen.^    Bei  der  Mahl- 
zeit herrschte   dieselbe  Ordnung  und  dasselbe  Ceremoniel,  was 
schon  aus  Herb  erst  ein  u.  A.  bekannt  ist.     Die  Schaalen,  iim 
denen  der  Grossfilrst  dem  Gesandten  mehre  Mal  Wein  schick!»^ 
waren  aus  Gold,  und  mil  grossen  Edelsteinen  besetzt.     Als  dpv 
Abend  anbrach,  wurden  Wachslit  hie  auf  silbernen  KronleochtarKi 
angezündet,  „auch  stundlen  umb  den  Credenztischaufzwo 


509.  WarßcotBch  erkundigte   sich  bei  seinen  Pristawen,  wie 
wohl  die  Zahl  der  goldenen  Schusseln  und  Schalen,  bei  dieser  Mahlzei 
und  erhielt  zur  Antwort,  dass  sie  wohl  auf  Tausend  angegeben  werdCB 

510.  Diess  niuss  durchaus  ein  Schreibfehler  «ein;  unfiberzogea 
die  Pelze  der  Bojaren  wohl  nicht,  bei  der  gewöhnlichen  Prtchl  md 
ihrer  Kleidung,  besonders  bei  Feierlichkeiten. 


—    421     — 


ylS'f^rsoo  mtt  grossen  wixenen  fakeln^  brennete  nach  Ordnung 
^ims  68  sehr  licht  im  Gemach  war.^    Beim  Schlüsse  der  Mahi- 


Irat  der  Hofmarschall  wieder  mit  den  Trnchsessen^  Paar  und 
Paar^  in  das  Gemach  und  stellten  sich  vor  des  GrossfQrsten 
Tisch,  der  sie  belobte  und  zum  Zeichen  seiner  Zufriedenheit 
Jedem  von  ihnen  aus  einer  grossen  goldenen  Schüssel  „ein  khlein 
,gdl)achen  krepplein  gab.  Bey  diesem  herlichen  Pankelh  war 
ykheine  Musica  gehalden^  dan  es  bey  Ihnen  nit  brenchlich. 
„Aber  anstath  derselben  leuKet  man  mit  unsäglich  Tiel  Glokhen. 
yAaff  dem  Schlosse  in  den  Kirchen^  welches  klang  im  ganzen 
, gemach  erschall.^»"  Nach  aufgehobener  Tafel  forderte  der 
Grossfurst  den  Gesandten  und  sein  Gefolge  zu  sich;  und  gab 
ihnen  nochmals  aus  einer  kostbaren  Schaale  zu  trinken  ^  und 
reichte  Jedem  zum  Abschiede  die  Hand.  Auf  dem  Räckwege 
gingen  16  Fackelträger  vor  dem  Gesandten  her,  und  6  andere 
bereiteten  den  Zug  mit  grossen  Laternen.  Kaum  waren  sie  zu 
Hause  angekommen,  so  erschien  ein  vornehmer  Bojar  an  der 
Spitze  von  drei  Wagen  voll  Meth,  womit  sie  noch  bis  nach 
Millemacbt  fröhlich  sein  musslen. 

Kurz  vor  seiner  Abfertigung  erhielt  Warkotsch  für  sich  und 
5eij|  Gefolge  Geschenke  des  Grossfürsten,  von  denen  bei  seiner 
^•^ten  Reise  nicht  die  Rede  gewesen  war.  Sie  wurden  von 
^  Leuten  getragen  und  bestanden  in  kostbarem  Pelzwerke 
^«rschiedener  Art.  Der  Gesandte  erhielt  drei  Zimmer"»  Zobel, 
*  2immer  Marder,  und  einen  schönen  „Mosko^iterischen"  Pelz  von 
^rauwerk.  Der  Sohn  des  Gesandten  und  die  fünf  Cavaliere 
^liielten  Jeder  ein  Zimmer  Zobel  und  ein  Zimmer  Marder.    Für 


51  i.     S.  oben  Note  503. 
512.     Zu  40  Stück. 


—     422     — 

den  Köm.  Kaiser  wurde  noch  ein  Zimmer  ausgesuchte  ZabA 
und  ein  kostbarer  Persischer  Anzug  gesandt.  Boris  Godunow 
schickte  auch  in  seinem  Namen  reiche  Geschenke^  sowohl  fir 
den  Kaiser,  als  für  den  Erzherzog  Maximilian;  für  den  ersten 
^eine  Persianische  Tartsch^i»  undt  Armschin  zum  BogenschiesseOi 
;,von  guetem  Damassken  Eissen  mit  guelden  zuegcn  angelegt 
^undt  mit  vielen  Turkcssen  undt  Rubinkörner  versetzL^  Für 
den  Erzherzog  „einen  Rieng  zum  Pogenschiessen,  war  auss  einem 
„ganzen  Stuckh  Stein  geschnietteU;  wird  genant  Nefrodius, 
„welcher  Stein  von  trefllichen  Tugendten,  auf  demselben  Rirag 
„waren  noch  insonderheit  achtzehn  Ruebintafll  kunstlich  in  goldt 
„versezt,  und  andere  kostbare  Sachen.^  Die  Abreise  aus  Moskau 
erfolgte  am  18  Dec.  in  14  Schlitten^  und  unter  Begleitung  eines 
Pristaws  und  eines  deutschen  Dolmetschers. 

Am  Schlüsse  des  Berichtes  folgt  noch  ein  Aufsatz  uxüjei 
der  Ueberschrill:  „Kurzes  Yerzaichnis  der  Moscowiter  Reb'giOD, 
„Sitten  undt  gcwönliche  Breuch:  undt  der  Stadt  Moskow  gele- 
„genheit^^  und  dann  am  Ende  eine  Notiz  über  die  erhaltene 
Natural- Verpflegung,  die  also  lautet: 

„Dem  Hrn.  Gesandten  Xikolay  Warkotsch  ist  In  der  Moskaa 
„auf  Ihn  undt  sein  Hoflgesindt;  so  In  Allem  33  Person,  teglioli 
„In  sein  Kuchen  zuverspeissen  geben  worden.   Erstlich  ist  Er  in. 
„dess  Moskowiters  Landt  gewesen  16  Wochen,   alle    Wodu» 
„3  Ochsen,  auf  alle  Tag  3  Schöpss,  alle  Tag  15  HQener,  au» 
„Tag  ein  Gauss,   alle   Tag   zwo  Anthen,   alle  Tag  100  Eyer^i 
„alle  Tag  3  Pfundt  Buctter,  Meth,  10  Elendl,   Summa  AOe^ 
„undt  Jedes:  Ochssen  48,  Schöpss  336,  Hüener  1680,  Gan8sli2^ 
„Anthen  224,  Eyer  11200,  Pfundt  Buetter  336,  Elendl  10. 


5 13.     Wohl  ein  Harnisch? 


—     423     — 

1594. 

Warkütsch  kam  im  Jahre  1594  zum  Drittenmale  nach 
Moskau.  Diese  Angabe  findet  sich  in  den  Archiven  in  Rom 
mid  in  Wien;  in  den  Nachrichten  des  Reichs-Archivs  zu  Moskau 
indessen  fQr  diese  dritte  Sendung  das  Jahr  1595  ange- 
Da  diese  Verschiedenheit  nun  unmöglich  auf  einem 
frrtliiine  bemhen  kann^  so  muss  man  annehmen^  dass  sie  ihren 
Grund  in  der  damals  in  Russland  noch  gewöhnlichen  Sitte  habe^ 
das  neue  Jahr  mit  dem  September  anzufangen  ^  in  welchen 
Honat  diessmal  die  Ankunft  von  Warkotsch  auch  gerade  f&Ut. 

Ueber  diese  dritte  Reise  besitzen  wir  zwei  Berichte;  beide 

loch  ungedruckt.    Der  eine  ist  lateinisch  geschrieben  ^  wie  man 

tus  der  Ueberschrift  schliessen  dürfte ^    befindet  sich   unter   den 

Handschriften  der  Valicaniscben  Bibliothek^  unter  der  Bezeichnung 

ßih9  p.  7,  und  führt  nach  Marini's  Angabe  folgenden  Tiiel: 

Relatio  Nicolai  Yarkot,  Romanorum  Imperatoris 
^  Moscoviae  Dncem  Oratoris,  de  suo  itinere  Mosco- 
^itico,  de  matrimonio  Imperatoris  cum  nato  Regis 
Succorum,  de  focdcre  ineundo  contra  Tureas,  de  belio 
Sueco  et  Moseovitico  componeudo,  de  convivio  ipsi 
Oratori  a  Diice  Moscorum  exhibito,  deque  aliis  oflieiis 
9^ibn8  Orator  tum  a  Duce,  cum  a  Proceribas  cumn- 
'atiis  fncrat.  1594. 

Eine  Abschrift  dieses  Aufsatzes  befindet  sich  in  der  Samm- 
lung der  auf  die  Russische  Geschichte  Bezug  habenden  Documenle, 
Welche  der  Graf  iMarini  in  Rom  im  Jahre  1838  an  S.  M.  den 
''^^er  übersandte. 

Ein  zweites  Exemplar  dieses  Berichtes,  in  deutscher 
•Sprache  befindet  sich  in  dem  K.  K.  Geheimen  Haus-,  Hof-  und 
^^^als- Archive  in  Wien,  unter  dem  Titel: 


—    424     — 

Relation  auss  Mosskaw.    Den  19  Martsj  Anno  94. 

Uiese  Handschrift^  von  welcher  ich  eine  Copie  besiUe, 
enthalt  den  Original-Bericht  an  den  Rom.  Kaiser,  ist  34  Mitter 
in  folio  stark  und  unterzeichnet:  Niclass  Warkotsck. 

Da  auch  diese  dritte  Reise,  deren  Hauptzweck  abennals 
das  Gesuch  um  Hülfe  gegen  die  Türken  und  Polen  war,  manche 
merkwürdige  Umstände  enthält,  so  folgen  hier,  zur  Ergfinzong  der 
beiden  frülieren,  einige  Auszüge  aus  derselben. 

Der  Weg  bis  Moskau  enthält  wenig  Neues.  WarkolseA 
kam  am  27  Sept.  in  der  Hauptstadt  an^  und  wurde  diessmal 
genauer  als  früher  beobachtet.  Am  dritten  Tage  nadi  seiner 
Ankunft  hatte  er  schon  eine  Audienz  bei  dem  GrossfDrsten,  bei 
welcher  das  frühere  Ceremoniel  beobachtet  wurde.  Den  Tag 
darauf  walfahrtete  Feodor  Iwano witsch  nach  einem  Kloster, 
;,unnd  zur  selben  Zeit  wurde  dem  Gesandten  vertraut,  dass 
„Grossfürsten  Slicibruder  Demetrius  nicht  mehr  am 
„were."«^"  Bald  darauf  wurde  er  zu  Boris  Gadunow 
fen,  dem  er  ein  Schreiben  des  Kaisers  Rudolph  zu  übergeben 
hatte.  Dieser  empfing  dasselbe  mit  Ehrerbietung,  „also  das  ^  a 
„sich  so  nider  gebucket,  das  er  mit  der  Stirnen  den  bod&«D 
„berflret^,  und  erkundigte  sich  dann  nach  dem  Wohlsein  does 
Königs  Maximilian  mit  den  Worten:  „wie  liebet  ihn  Gott^  ^ 
Er  sagte  ferner^  dass  der  Grossiurst  viele  und  mächtige  FeinA^ 
habe,  als  Tatern,  Türken^  Poln,  Littauer,  Livonieru&^ 
Schweden^  und  dass  die  Ankunft  von  „  IFur^oferA  ihm  grossen 
„Trost  gebracht.^  Der  Grossiurst  werde  den  Rom.  Kaiser  nioXat 
verlassen^    „vnd  wan  er  auss  hfilzenen   Schussehi  essen  m\l^ 


514.    DmitrJ  IwanowiUch    wurde    bekanntlich    am   15   Mai    1591 
Uglüsch  ermordet;  es  scheint  daher  unerklärlich,  dass  WarkaUek  diese 
erst  jetzt,  und  noch  dazu  als  ein  Geheimniss  erfahren  haben  sollleh 


—     426     — 

md  |,der  hochgeboren  herr  Obrister  Stadthalter  wolle  ein  trener 
9«d  fleissiger  Beförderer  sein.^  Darauf  berührte  Boris  die 
•Bgebliche  Sendung  des  Caspar  Crohn»«»^  und  fragte' fFor* 
ikolscA:  „Weistu  et^as  darumb;  es  ist  einer  alhero  gekommen 
yden  du  wol  kennest,  vonn  Lübeck  ein  Musick  Cdas  verdeutscht 
ySich  ein  Bauer}  mit  einem  Schreiben  von  deinem  Kaiser  und 
yindern  Schreiben  und  hat  15000  Rubel  begert.^  Er  erwiderte 
es  sei  nie  von  einem  Gliede  des  Hauses  Oesterreich  irgend 
Jemanden  der  Auftrag  erlheiit  worden,  j^so  ein  schimpflich  Pissell 
^Geldt^  zu  fordern,  er  wisse  nur,  dass  Crohn  vor  2  Jahren 
auf  seine  Bitte  ein  Eropfehlungs^Schreiben  an  den  GrossfOrsten 
erhalten  habe.  Vor  der  Trennung  erkundigte  sich  Boris  noch, 
,wie  vil  bey  Ime  zu  Lande  eine  Million  Geld  wftre^,  worauf 
Warkotach  erwiederte:  „100,000  Gulden,  das  thut  nach  Mos- 
ykowitischer  Rechnung  300,000  Rubell.^  Nach  einer  zweiten 
Audienz  bei  dem  Grossiursten,  der  ihn  „nach  seiner  gewonheit, 
jiPerschonHch,  in  seinem  Solio  vntter  der  Crem  vnnd  königliohen 
„habit^  empfing,  begannen  die  Unterhandlungen  „in  der  vorhör 
„Stuben^,  zu  welchen  die  nämlichen  fünf  Grossiurstlichen  RAthe 
ernannt  waren,  wie  das  Jahr  zuvor.  Das  Haupt-Gesuch  Oester- 
reichs  war  auch  diessmal  „eine  ansehnliche  eylende  geldthulfl^, 
um  Ungern  gegen  die  Türken  vertheidigen  zu  können.  Darauf 
erhielt  der  Gesandte  zur  Antwort,  „es  wer  nicht  one,  dass  der 
„Gross(urst  grosse  Schacze  von  goldt,  Silber  unnd  Edelste» 
„hette,  dieweil  aber,  wie  vnss  bewust,  goldt  vnnd  Silber  in  seine 
„Grossmcchtigkeit  lannden  nicht  gegraben  oder  auss  dem  Erdt- 
„reich  gewonnen  wirdt,  vmid  aber  Moscowittrische  wahren  in 
„den  Seesteten  baldt  bahr  geldt  wehren,  so  solle  jetzt  gleich 
eine  ansehnliche  Menge  V^'aaren  und  auch  SObergeld,  „was  gott 


515.    S.  Karmmm  Guck,  d,  Rm9i.  Hekht^  Bd.  K  AiinerL  4aa 


—    426    — 

besdicren  würdt^,  über  Iwangorod^  d.  i.  Reussisoh  Narae, 
abgesendet  werden.  Die  Unterhandinngen  hatten  raschen  Forigang^ 
und  J^arkotsck  wurde  überhaupt  fiinf  Mal  zu  dem  GrossfBrstOD 
geforderL  Endlich  erhielt  er  die  Antwoftschreiben  fiir  seinen 
Herni;  und  musste  auch  noch  einmal  bei  Hofe  speisen.  ;,Vmid 
y^vravdl",  sagt  er,  ;^in  ein  mechtig  gross  vnd  hoch  Palatiom, 
'^^welches  mit  keiner  Tapezerey  behennckt,  sonndem  die  wendt 
yyYimd  das  gewelbe  starck  verguldt^  darauf  allerley  failienn 
^^alwergk  war^  mit  etzlichen  Vornehmen  Bovam  vnnd  furstesn 
yybeleitet.  Da  sas  der  herr  Grossfuerst  albereit  in  einem  weissen 
^^ilberstuckenen  Rock,  vnnd  ein  schlapl  oder  heubell,  wie  iciis 
;^ennen  soll,  vber  vnnd  vber  mit  Edlgesteinen  beseczt,  aniT 
,,dem  haupt  habenndl,  bey  seiner  tafell/^  Diese  Tafel  des 
GrossiursteU;  an  welcher  er  allein  speis'tC;  war  4  Stufen,  die 
des  Gesandten  und  seines  Gefolges  zwei  Stufen  hoch.  An  zwei 
andern  Tafeln  sassen  die  vornehmsten  Boyaren  und  Räthe,  und 
darunter  ^^Boris  Fedrowitz.  Man  hatt  diese  Malzeit^,  sagt 
der  Bericht;  ^^welche  von  mittag  ahn,  biss  drey  Stundenn  in  die 
y^Dacht  gewehret  mit  achzehen  hundert  güldenen  Schuesseln,  auch  mit 
^^eitelm  güldenen  Trinckgeschir,  (das  Jenige  auf  den  Credraz- 
,,tischen  vnangerührt)  vber  alle  Taffeln  gedienet.^'  Wahrend  der 
Mahlzeit  trank  der  Grossfitrst  zweimal  des  Gesandten  Gesundhdt| 
und  nach  derselben  rief  er  ihn  zu  sich,  reichte  ihm  die  Hand 
und  nahm  sehr  freundlich  Abschied  von  ihm.  Am  Tage  vor  seiner 
Abreise  erhielt  Warkotsch  noch  einen  Besuch  des  Kanzlers, 
Andrej  Jakowlewitsch  Schtschelkalow,  mit  AuftrSgen 
und  Vorschlägen;  Ober  die  er  sich  vorbehielt;  mündlichen  Bericht 
abzustatten.  Der  Kanzler  sagte  hier  unter  andern  zu  ihm: 
;;Vnnsere  beyderseiz  grosse  herrnn  habenn  mit  einander ;  der 
,;Christenheit  zum  besten;  einen  Ackerbaw  ahngefangen;  der 
;;Boriss  FedrowicZ;  du,  vnd  ich;  sindt   die  PflOger  vnndt 


—     427     — 

j^Seeleodt,  bauen  wir  fleissig;  Gott  irirdtgntdl  gebemi»  das  waa$ 
jpWfr  sehen,   das  es  fluchs  aufgehe,  vnnd  wachse.^    Der  Ge* 
sandte  erfuhr  nun  auch,  dass  beschlossen  worden  wäre,  „Geldt 
^vnndt  Gut  5  Millionen  an  Wert^  an  Osterreich  zu  senden,  und 
sagt  dabei:    „Zue  mercken  aber,   das  sie  in  Moskaw  hundert 
ytausent  Rubell  rechnen,  für  ein  Millionn,   welcher  nach  reidis 
^zall  gülden  thuU  333,333  fl.    So  wuerdt  solche  Summa  des 
„Canzlers   beriebt  nach   machen   Sechzehen  hundert  sechs  vnd 
jysechzig  tausent  sechs  hundert   fünf  vnndt   sechzig  fl.  dan  ein . 
yRubell  ist   200   khreuzer.^     Als   auch   die  Rede  davon  war 
Kosacken  gegen  die  Türcken  zu  gebrauchen,  gab  man  ihm  fol- 
gende   Schilderung  von   ihnen:     „Als  nemblich  ins   feldt  zum 
yStreiiTenn    vndt  vorwusledn,    auch  vnvorsehene   einfall,    weit 
,vom  Leger,   da  es  auch  vnuermuUlich  ztae  thun,   wehren  sie 
,behendt,  es  wehr  aber  ein  roh,  vngotsfurchlig  gesindl,  auff  grosse 
ybestendikeit  bey  ihnen  nit  zue   hoffenn,  doch  kunten  sie  vor 
,Andemn  gross  geduldt,  in  hunger,  vnd  mangl,  leiden  vndt  mit 
;,  wenigem  prouiant,  viel  ihrer  ardt  nach  Expediren. 

Hier  schliesst  dieser  Bericht  mit   Warkotschens  Unter«- 
ierschrift,  ohne  von  der  Rückreise  weiter  etwas  zu  erwfihnen. 

98. 

Johann  David  Wunderer« 

1590. 

Johann  David  Wunderer^  aus  Strasburg  gebürtig^  genoss 
in  seiner  Vaterstadt  eine  sehr  gute  Erziehung.  Er  studierte  dann 
auf  der  hohen  Schule  zu  Rostock  &<«   und  unternahm  von  dort 


616.     Wo  er  unter  andern  den  berühmten  Dmoid  Ckyiraetu  zum  Lehrer 
<ier  Geschichte  halte 


—     428     — 

aus  im  Jahre  1589  eine  für  die  damalige  Zeit  gewiss  sehr 
ungewöhnliche  Reise  nach  Dänemark^  Rassland  und  Schweden, 
von  welcher  er  am  1  Nov.  des  folgenden  Jahres  Ober  Riga  m 
Wasser  nach  Lübeck  zurückkehrte. 

Wunderer  beschrieb  seine  Reise  selbst ,  und  diese 
Erzählung  zeigt  ihn  uns  als  einen,  zwar  nicht  ganz  von  den 
Yorurtheilen  seines  Zeitalters  freien,  aber  doch  sehr  wissbe- 
gierigen^  aufmerksamen  und  unterrichteten  Mann.  Die  eigen- 
händige Handschrift  desselben  erhielt  sich  bei  seiner  Familie  in 
Frankfurt  a.  M.;  wo  unser  Reisender  bald  nach  semer  ZorfkA- 
kunft  sich  niedergelassen  hatte,  und  in  der  Folge  unter  die 
dortigen  Geschlechter  -  Familien  aufgenommen  worden  war.  Sie 
erhielt  sich  dort  bei  seinen  Nachkommen,  und  als  diese  in  neuerer 
Zeit  völlig  ausstarben,  und  der  Rericht  nun  fremdes  Eigenthum 
wurde,  fiel  derselbe  glücklicher  Weise  in  die  Hände  des  um 
die  Geschichte  seiner  Vaterstadt  sehr  verdienten  Herrn  J.  C.  von 
Fichard;  der  sie  unter  dem  Titel: 

Johann  David  Wunderers  Reisen  nach  Dennemarek, 
Russlaud  und  Schweden  1589  und  1590  abdrucken  Uess 
in  dem  Frankfnrtischen  Archiv  für  ältere  deutsche 
Literatur  und  Geschichte,  herausgegeben  von  J.  C. 
von  Fichardt,  genannt  Bauer  von  fiyseneck,  Frankrort 
a.  M.  1812.  8^    Th.  H.  S.  163-255. 

Dieser  Reise-Bericht  enthält  viel  Interessantes  über  die  von 
Wunderer  besuchten  Länder  s^'';  besonders  aber  eine  Menge 
von  Nachrichten ^  über  Litthauen^  Russland  und  Livland^ 
von  denen  ich  hier  um  so  mehr  ausluhrlichere  Auszüge  geben 


517.  Iq  der  Reysse  inn  Dennemarckt  findet  man  unter  andern  S.  174 — 
176  eine  merkwürdige  Beschreibung  der  Uramwtbmrgy  des  AuTenU^aK-Ortas  des 
berühmten  Ticko-BraAey  und  ihrer  Kinrichtung. 


—    429     — 

m  dfirfen  glaube^  da  das  spätere  Schicksal  des  Originals  dieser 
Reise  nicht  bekannt  ist,  und  der  erwähnte  Abdruck  sich  in  einer 
Sammlung  befindet;  die,  ihres  grossen  historisdien  Werthes  un- 
geachtet; in  Russland  wenigstens^  wohl  nicht  vielen  Lesern  mag 
zu  Gesiebte  gekommen  sein. 

Die  Reysse  in  Moschaw  befindet  siCtk  in  dem  ange- 
IBhrten  Werke  von  S.  180-242  und  endigt  mit  des  Verfassers 
unfreiwiUiger  Einschiffung  zu  Riga. 

^^Funderer  reis'le  am  3  März  1590  von  Rostock  ab, 
und  kam  über  Stettin,  Danzig,  Eibingen  und  Köm'gsberg»«*  an 
die  Polnische  Gränze. 

„Folgends,  heisst  es  S.  189,  kamen  wir  in  Samogifiam, 
j,  durch  dicke  und  grosse  ungeheure  Wildenussen,  in  welchen  zu 
^underschiedtlich  zeilten  am  hellen  tag  erschreckliche  Visiones 
^und  Geister  gesehen  werden,  es  vermeinen  die  Gelehrten,  es 
,)komme  daher,  weill  noch  heuttiges  tags  viel  Inwohner,  wie  die 
„bestien  absque  fide  et  religione  ihr  leben  zu  pringen,  und  nicht 
„allein  thier  und  andere  Monstra   serpenlum    adoriren,    sondern 


518.  IVunderer  sagt,  S.  188,  dass  im  der  Gegend  von  Konig$berg  eine 
ßfemge  Uhrochsen  gefangen  wurden.  Diese  sah  er  auch  in  grosser  Anzahl  bei 
Georgenburg  in  einem  Walde  GrauUen  genannt.  Der  Aurochse  verlor  sich  erst 
im  vorigen  Jahrhunderte  aus  der  Gegend  von  Königsberg;  jetzt  beflndet  er  sich 
bekanntlich  nur  noch  in  Lithauen,  im  Walde  von  ßiatowieua.  S.  aus  der  reichen 
Literatur  über  diesen  Gegenstand  vorzüglich  folgende  zwei  Schriften:  M^maite 
dfcrifiif  eur  la  Foril  Imperiale  de  Bialo$eie%a  en  LUhuanie ,  ridigd  pnr  le 
Baron  de  Brinken  etc.  Fareocie  1828  4^  ar.  ßg.  und  Nene  Beiiräge  wmr 
Erläuierunc  und  endlichen  Erledigung  der  Streitfrage  über  Tor  and  Xmbr 
(UroM  and  Bison)  ran  G.  G.  Pm$ch  in  Warechau,  Im  Archiv  JUr  Naiur^ 
ffetehiehte,  heroatgegeben  von  Dr.  Ar,  Fr.  Wiegmann ,  Berlin  1840. 
\1.  Jahrgang.  I.  Heft.  S.  47—137.  Wunderer  unterscheidet  übrigens  auch  den 
Tor  und  Smber  \  er  sagt  nämlich  S.  99:  „In  Littaw  werden  in  den  Wäldern 
auch  Jhuren  oder  buflell  gefangen,  item  Saber  oder  Urodtfea« 


—    »30    — 

^auch  weD  sie  auss  teuffelischen  kfinsten  sich  in  WAIff  und 
„beeren  gestalt  transmütiren  und  verstellen,  also  der  Salhan  sehr 
„m&chlig  bei  ihnen  gefunden  wirdt,  wie  sie  dann  in  mancherlei 
„bestien  gestallt  den  durchreisenden  erscheinen ,  auch  dieselbeiiy 
„wie  sie  können,  in  WoUsgestalt  anfallen  undt  niederlegen.^  — - 
Und  gleich  darauf^*  S.  190:  „Kamen  durch  Wildnussen  nf  Kraschy 
„der  Hauplstatt  in  Samoilen  iunr  meihl,  welche  statt  von  gantz 
„hulzin  ungezimmerten  Dannbaumen  erbauwen  ist,  und  seind 
„die  gebaw  oder  Hütten,  inmassen  denn  auch  in  gantz  Saaöften 
„und  mehrentheils  in  Littaw  ufT  die  formb  und  art  ohne  redite 
„einzapfTung  halb  gezimmert,  als  die  jungen  in  Teutschlandt  die 
„Vögell  oder  Meissenschlag  zu  schnitzen  pflegen,  haben  an  einer 
„seilt  beim  boden,  ein  lang  viereckich  ausgeschnitten  Loch,  diass 
„zum  eingang  tag  lufll  und  aussgang  gibt,  an  der  unteren  Seitten 
„auch  ein  Loch  zwey  oder  drey,  doch  kleiner,  dafür  seind 
„trucken  netz  von  wilden  thieren  ahn  statt  der  glassrenster  ge- 
„  spannen,  zu  oberst  von  Bäumen  gleichralls  und  von  Baumrinden 
„bedeckt.^  Bei  Wiliia  oder,  wie  es  hier  genannt  wird,  Wildaw, 
heisst  es  S.  195:  „Demnach  sahen  wir  den  platz  vor  dem 
„Schloss  do  anno  1581  etliche  Russen,  sonderlichen  glaubens 
„halber  verbrand  worden.  Lelsllich  seind  wir  in  z>vo  Mosco- . 
„witische,  zwo  tartarische,  ein  liltauische,  zwo  Polnische,  ein 
„Armenische,  ein  Tärkische,  ein  jüdische,  zwo  teutsche,  damnier 
„ein  Niederlandische  und  ein  wälsche  kirchön  gangen.  Die 
„Littuanisch  wird  der  Thum  genannt,  an  dem  ortt,  weylandt  dass 
„ewige  Teuer  soll  gestanden  sein,  haben  bei  jeglicher  Hoaco- 
„Witter,  Türeken,  Juden,  Tartaren,  Armenier,  Scythen,  Indianer»«*, 
„Issländer,  Lapponen  und  auss  mancherley  ortt,  sehr  selzam 
„gekleidte  leuth  gesehen,   welche  wegen  ihrer  geschefRen  ald« 


519.    VieUefcbt  Zigeutr? 


—    4SI     — 

j^iustnien  kommen.  Neben  der  Utrk^hen  kirch  sahen  irir  in 
j,ftoem  grossen  steinern  Hauss ,  stattliche  Tänzen  mit  faibigeB 
jyBindten  und  blauvm  nnd  gescheckten  langen  röoken,  wdehe 
yfflit  den  Armeniern  von  Constantinopel^  durch  •Alexandrien^ 
^  ^Aegipten^  Alcairs>»;  Scythen  und  Indien  mit  köstlichen  wahren^ 
^mid  Gold  und  Silber  mid  Edellgesteinen  angekommen,  nnd  wahr 
yomb  wahr  vertanscheten.^  S.  i96:  Die  statt  steht  tag  nnd 
„nacht  ofTen,  allein  werden  zu  nacht  bey  den  eingingen  der 
„Strassen  grosse  schlagbäum  furgethan  und  von  den  Inwohnern 
„starck  bewachet;  in  Betrachtung ,  dass  sidi  ein  solche  menge 
^Barbaren  und  frembde  völcker  darin  finden,  dass  nicht  leichtlid^ 
„wie  auch  dalur  gehalten  wirdt,  ein  ort  in  der  Christenheit  m 
„finden,  da  mehr  frembder  nationen  und  selzamer  Ueidmgen 
„zusammen  kommen.^ 

EndUch  kam  Wunderer  nach  Pleskow,  wo  sich  damals 
der  Zar  Feodor  Iwanowitsch  aufhieltest,  und  sog  daselbst 
bei  der  Lithuaner  Patronen  ein.»" 

Alles,  was  uns  nun  hier  von  dem  efaist  so  merkwürdigen 
Pleskow  durch  einen  Augenzeugen  berichtet  wird,  ist  Tast  durch- 
aus neu  und  unbekannt,  und  würde  oft  an  das  Unglaubliche  zu 
gränzen  scheinen ,  wenn  nicht  gerade  hier  so  viele  innere 
Umstände  für  die  Aurrichtigkeil  und  Glaubwürdigkeit  des  Erzfih- 
lers  sprächen,  ja  wenn  man  nicht  gerade  zu  annehmen  mOsste, 
dass  er   viele   von   den  beschriebenen   Merkwürdigkeiten   nicht 


520.  Wahrscheinlich  Kairo,  Ei-Kahira. 

521.  VcrmuUilicIi  der  Littbauischen  «ad  Sclrw«di6cJMi  UnnriieA  vegea 
A'mrtmmtn  erwähnt  dieses  Aufenthalls  Feodot'$  in  Pleskow  nicht. 

522.  Diess  scheint  ein  Gastfreund  gewesen  zu  sein,  an  den  Wmmderer 
Ton  Wilna  aus  empfohlen  war.  Dass  es  ein  onterrichtater  und  mehrer  Sprachen 
kondiger  Mann  war  erhellet  ans  der  Folge. 


—    432     — 

erfinden  konnte^  sondern  selbst  mit  eigenen  Augen  gesehen  haben 
mussle.  Leider  wissen  ^ir  von  dem  altem  Zustande  diesw 
eliemals  so  anselmlichen  Erbin  des  Handels  und  Reichlhums  des 
ungläcklicheif  Nowgorod's  sehr  wenig  und  sehen  uns  umsonst 
nach  Aufschlüssen  über  die  hier  angegebenen  Nachrichten  um.»** 

Trotzt  der  sorgfältigsten  Nachforschung  ist  es  mir  nicht 
geglückt^  über  die  von  Wunderer  in  Bezug  auf  Pleskow 
gemachten  Angaben  nalicre  Erläuterung  zu  erhalten.  Ich  nrass 
midi  daher  begnügen  ^  das  Wichtigste  davon  hier  mit  seinen 
eigenen  Worten  anzuführen^  imd  schmeichle  mir^  dadurch  vielleicht 
Veranlassung  zu  glücklichem  Auikiarangen  der  hier  gelieferten 
Nachrichten  zu  geben.»«« 

S.  201  heisst  es:  „Der  Patron  führet  uns  uf  die  Vestmg 
(den  heutigen  Kreml)  „ahn  einen  Saal  da  die  comitia  gehalten 
„werden,  mit  gewürckten  Tappeten  gezieret,  darin  ein  königlicher 
„von  HelfTenbein  gemachter  sitz,  über  welchem  zu  oberst,  diese 
„nachvolgende  versiculi  von  clarem  goldt  in  gegraben  sindt: 

»Ruftsoriiro  rcx  et  Domioua  sum  inre  paterni 

»Sanguinis:  Impcril  titulos  a  nemine  quarbi 

»jMercafus  prcce  vel  precio:  nee  legibu«  ullis 

wSubditus  alterioB,  sed  Deo  crediilus  ant 

»Emendicatoft  aliia  aaperuor  honorea.«»'^ 


523.  Am  natürlichsten  sollte  man  wohl  ErlSuterangen  über  die  aagefilff- 
ten  Gegenstände  in  der  von  dem  gelehrten  Metropoliten  Jewjemff  nter  dea 
Titel:  MemapiJi  ÜHnmecmea  ncKooenaw  ea  aytjcogoaya wirfMia  /Tiaraa^ 
Kieeö,  1831,  4  vol.  8^,  herausgegebenen  Geschichte  des  FOrsCanÜiimis  Pikov 
erwarten;  allein  auch  hier  ist  wenig  Belehrung  zu  holen. 

*524.  Am  sichersten  und  erfolgreichsten  liessen  sich  diese  Erllsteraagaa 
wohl  erwarten,  wenn  die  Kaiserl.  Archaeogrephische  GeseUschaA  et  dam  Zwacke 
ihrer  Arbeiten  würdig  und  entsprechend  finden  sollte,  in  der  StadI  naikiDW 
und  besonders  in  den  dort  befindlichen  Archiven  Naohronehaafaa 


525.    Diese  fOnf  Haxanutar  kommaa  Aber  dam  Ailda  dai 
aoarst  in  ArlararaAi'f  ilfTi  JiMcaaA  fb«aiaaCMiiii  var.    S. 


—    433     — 

Es  ist  merkwürdig^  in  Pleskow^  einem  Orte;  der  nie  auf 

längere  Zeit  von  Russischen  Grossfiirsten  bewohnt;  und  überhaupt 

nur  selten  von  ihnen  besucht   war^   einen  Thron  aus  Elfenbein, 

mid  über  demselben  eine  Inschrift  zu  finden^  die  gewöhnUch  nur 

als    an    dem   Thron   von   Wassilij    Iwanowitsch   befindlidi 

gewesen    angeführt   wird,    der  die   Stadt   bekanntlich    erst    im 

Jahre   1609 ,  also   18  Jahre  nach   Wunderer's  Aufenthalt  in 

derselben  unterwarf. 

S.  202.  ^Es  waren  uns  auch  selzamme  Bettladen  gewiesen, 
jjSo  halb  rundt  und  halb  ablang  in  die  Eck  gerichtet  seindt. 
;,Am  runden  ortt  die  weiber^  am  anderen  die  mann  zu  liegen 
?,  pflegen." 

„Vor  dem  Schloss  steth  ein  hoher  Stein^  darauf  ein  messing 
»bildt  dem  Joanni  Basilis  in  rei  memoriam  uffgerichtet^  dar- 
9 unter  diese  versiculi  stehen: 

»Aeaeus  hic  lapin^  aeiica  mors,  aeneas  ille 

mQuI  legU  haec  sicci«,  tristia  verba,  ocuIim. 
»All  HO   1491.« 

Diese  Angabc  ist  völlig  unbegreiflich.  Eine  metallene 
Bildsäule^  welche  Iwan  Wassiljcwitsch  dem  Grossen^ 
errichtet  war?  und  in  PIcskow!?  Bei  welcher  Veranlassung? 
Und  dann  diese  Inschrift;  worauf  beziehet  sie  sich?  Und  wodurch 
soll*  der  Leser  derselben  zu  Thränen  gerührt  werden  und  worüber? 
Auf  der  andern  Seite  scheint  es  doch  keinen  Zweifel  zu  leiden^ 
dass  unser  Reisender  >virklich  dicss  Denkmal  gesehen  hat. 


kerr  vm  Ueröer$iein,  ron  Friedr.  .-idelumg  S.  319.  Deutsch  laulen  sie  in  der 
entea  Ton  Herbenieim  selbst  gemachten  Vebersetzong  seines  Werkes,  Wien 
1557,  also: 

Ich  bin  der  Reissen  Herr  vnd  KhSnig 

Meines  Andlichen  Erbs  benuegig 
Hab  von  nyembt  nichts  erbetn  noch  gekhtafft 
Bin  ia  aaaMa  GoUet  ala  Christ  gelaafli. 

28 


—     43»     — 

Gleich  darauf  kommt  eine  neue  cnix  interpretnm.  „Darnach^ 
sagft  Wunderer y  „sahen  wir  in  der  statt  hin  und  vider  vM 
.,pirnmites  drei  und  viereckigt  von  10  his  20  Schuch  hoch  und 
„ziemlich  breitt,  ahn  den  viel  mosscovittische  Characteres  voi 
„Blei  und  Messing  gegraben  seindl^  deren  drei  uns  der  patroi 
„verdolmetschet:" 

„Ego  Skamai  pro  palria  certans^  32  pugiics  occidi,  e( 
„tandem  a  Roluone  Sneco  in  pugna  occisus  hie  requiesco. 

Item 

„Domitor  violentorum  ac  derensor  oppressonim  cicatricibus  el 
„senectutc  plenus  gladioque  cinclus  hie  silus  sum  Schitak. 

Ilem 

„Cum.  alii  bellicis  rebus  gloriam  quaererent  cgo  Paliczky 
„paci  operam  navans  laudem  merui  immortalem.^ 

Diess  würde  also  vielleicht  das  erste  bekannte  Beispiel  sriii] 
dass  in  Russland  gefallenen  Kriegern  und  andern  um  das  Vater- 
land verdienten  Männern  Ehren-Denkmale  mit  Inschriften  errichte' 
worden  wären.    Und  dergleichen  sah  man  damals  viel  in  Pleskow 
Ucber  das  Zeitaller  der  hier  genannten  Männer  und  ihre  Ve? 
diensle  lässt  sich  übrigens  nichts  Näheres  sagen^  da  von  Sk an? 
und  Schilak  heut  zu  Tage  nichts,  und  von  Paliczky  wen 
stens   nicht   bekannt  ist,   ob   er   einer,    und    welcher   der 
Karamsin  angeführten  Russischen  Staatsdiener  dieses  Namca* 

S.  203.     „Darnach    fuhrt  mann  uns  in  ein  gross  ste 
„hauss  Pachmar^i^ft  genant,    nahe   am  Schloss  gelegen  ir 
„die  frembden  Kauflieuth  ihre  commercia  und  wahren  aus5 
„kaulfen,   verkauffen  und  gewöhnlichen  gebrauch  nach  vr 
.,schen." 


526.    Dieses   Wort  ist   mir  völlig  unbekannt;   da   es   hier   er 
Kaiifhof  bedeuten  soll,  so  könnte  man  zunächst  an  das  tatarische  Ba 


—     435     — 

Nun  folgt  eine  der  merkwürdigsten  Stellen :  „Vor  der  stalt^, 
sagt  Wunderer^  ^^saben  wir  zwehn  Abgöller,  so  von  den 
»SiK^erdotibos  vor  langen  jähren  gesetzet  worden^  die  sie  ange- 
»betieo.  Nemblicb  Ussladt^  ein  steinern  bildt^  welcbes  in  der 
»Haodt  ein  Creulz  hat^  Corsa  dass  uff  einer  Schlangen  steht;  in 
»einer  handt  ein  Schwerdt^  in  der  andern  ein  feuerstraal.^ 

Wir  finden  hier  noch  wohlerhaltene  Ueberbleibsel  der  alten 

slawischen  Abgötterei  am  Ende  des  sechzehnten  Jahrhunderts  in 

Rnssland.    Wunderer  sah  noch  in  der  Nähe  der  Stadt  Pleskow 

zwei  steinerne   Götzenbilder  mit  ihren  Symbolen,   und  hörte  als 

fanz  bekannte  Dinge  ihre  Namen  nennen,   die  ihm  sonst  wohl 

aie  vorgekommen  waren.     Diese  Gottheiten   waren   die   in   der 

nordischen     Mythologie     allgemein    bekannten    Usslad,     oder 

l^sslfid,   und  Corsa,    oder  Chors  und  Chorsch,   die  schon 

nnler   den   Gottheiten   genannt   werden,    welche  die  Russen  zu 

Wladimir's   Zeiten    verehrten.      Ussifid   war   eine   Art   von 

nordischem  Comns,   der    Gott  des  Vergnügens  und  der  Freude,' 

ein  unzertrennlicher  Gefiihrlc  der  Lada,   der  Göttin  der  Anmuth 

und  Liebe,  welcher  besonders  bei  den  Gastereien  den  Vorsitz  hatte.^*'' 

Die  Attribute,   mit  denen  er  abgebildet  wurde,  findet  man  nicht 

angegeben,  auf  jeden  Fall  scheint  es  wohl  nicht  sehr  wahrscheinlich, 

dass  das  von   Wunderer   gesehene    ein    Kreuz   gewesen    sein 

sollte.     Der  hier   genannte   Chors,  oder   Kors,    Chorsch  und 

Kor  seh,    der    Bacchus    der    Slaven,    war    der    Beschützer  der 

Trinker  und  ihrer  Saufgelage,    weswegen  er  mit  einem  Kranze 

von  Hopfen  um  den  Kopf,    und  einem  Becher  in  der  Rechten, 


527.     S.  flpenuna  PcatutH  (lutßJtH»,  coz.  FpuMopis  P^uihku.  Mitmasa, 

28' 


bisweilen  auch  aaf  einem  Fasse  sitzend  abgebildet  wurde.*'* 
So  verschieden  von  diesen  charakteristischen  Beiwerken  ttrige» 
diejenigen  sind;  welche  der  Pleskowischen  Bildsäule  ngelheitt 
waren ;  so  liessen  sich  Schlange^  Schwert  und  FeuerstraU  doch 
auch  ziemlich  ungezwungen  als  Symbole  der  Unmässigkeil  in 
Trinken  und  ihrer  Wirkungen  erklären. 

Wunderer  sagt  rcrner^  S.  205,  dass  man  Pleskow  in  der 
Grösse  mit  Rom  verglichen ^  und  die  Zahl  der  Häuser,  die  bst 
alle  von  Holz  waren,  auf  die  ungeheure  Zahl  von  41,568  an- 
gegeben habe. 

S.  206  beschreibt  er  die  Kleidung  und  die  Equipage  des 
Zaren  Feodor,  den  er  aus  der  Kirche  kommen  sah.     „Da  wir 
„vor  dem  Schloss^   beisst  es,   den  Grossrarsten  sahen,    alss  er 
„eben  auss   dem   Tempell   spalziren   ufT  den   wagen   gesessen^ 
„war  sein  Kleidung  fast  brechtig,   halt  ein  langen  Thalar  ahn^ 
„von  Goldt,  Perien  und  edelgeslein  gestickt,  biss  ulT  die  fllss^ 
„welchen  sie  Schirmkawi^so  nennen,   oben  am  halss  ein  breit* 
„rolt   von    sammet   mit   goldt   und    andern    Cleinodien  gestickt 
„Bandt,  so  sie  Barmay&^o  nennen,   ufT  dem  Haupt  ein  weisse 
„spitzige  sehr  hoche  von  köstlichen  Teilen  mit  edelgesteinen  md 
„Goldlflindern  ornirle  Kapp»  alm  tussen  rolt  sammate  Stiefel  mH 
„goldt    bestickt,   und  war  mit  viel  Trabanten,   Heidngken  und 


528.  S.  Glinka»  eben  angerührtes  Werk.  p.  99.  In  Amdrey  wm  i 
Vermeh  einer  ^avithen  Mjfthoh^e,  GÖtiingen,  1804.  12°,  sM  diese 
Gottheiten  nicht  angeführt. 

529.  Die  Erklärung  dieses  Wortes  finde  ich  nicht. 

530.  Eigentlich  Barmiiy  SapjHbi,  welches  in  17.  C.  {Feier  8mkohm"§] 
OSniiiiHepKoiiHO'C.taesHo-PocciiicKiä  (Uosaph,  C  tiem.  1834,8*',  erUiltwM: 
„Eine  mit  Perlen  und  von  Edelsteinen  iimsebenen  Heiligenbildern  venierteBUe, 
„welche  den  nissischen  Herrschern  bei  ihrer  Krönung  Ober  die  Sckullera 
„wurde." 


—    437     — 

„sUtfUiciien  Lealhen  zu   wagen  beieiltet.    Der  wagen  war  mit 

^fott  sanunat  bedeckt.    Darneben  vergoldete  Bildter,   uf  jedem 

^rmutt  oder  naben  stimdt  ein  edeler  Mosscowiter  von  rott  sam- 

,watt  bekleidet.    Vor   dem   Wagen  waren  an   einer  reig  fOnff 

^weisser  türkischer  Prerdt  mit  gülden  Spangen  uf  rott  sammatem 

Die  Gemahlin  des  Zaren  Feodor  wird;    S.  20T,   Arnia 

Vtovia;  eine  Tochter  des  Bischoff  zu  Trivera  genannt.»*^ 

Die  Kleidung  der  Russischen  Frauen  wird;   S.  241  ^  also 

beschrieben:  „Der  Weiber  Kleidung  seind  lange  Rock  von  aller- 

ihaod  färben  thuch^  uf  dem  haupt  tragen  sie  ein  subtilen  zu- 

,sammen  gefaslen  Schleyer.     Darüber  ein  weiss  mit  Seide  und 

^Perlen  ausgesticket  Thuch^  uf  der  Stirnen  ein  Edellgestein, 

,umb   den  Leib  an  statt  eines  Gürtels   ein   kupfern  verguldle 

iKett,  daran  ein  Zeichen  zweier  fmger  breit  lang;  an  dem  rechten 

,Arni;  beim  ehlenbogen  ein  arnibandt  von  Silber  oder  Kupfer 

,verguldtet.^ 

üeber  das   damalige   Kriegswesen  erzählt  uns  Wunderer, 

S.  2ii,  folgendes:  „Nachdem  der  Grossiürst  jerlich  vieLkriegs- 

i^volck  von  nölhen  hat^    so   werden   alle   drei  Jahr  der  Bojaren 

rtSdhn,    die   ihr    ^^  Jahr    erreicht;    conscribirt   und  zum   Krieg 

^gefordert;  dagegen  wirdt  denen;  so  drey  Jahr  gedienel,  abge- 

^dancket;  welche  zum  Iheil  am  hoff  und  comilatU;  so  Aprisnae^'^ 

^genannt  werden;  zum  (heil  an  der  lieiTlandischen;  schwedischen; 

ylitiHianischen    und    tatlarischen  grentzen  an  dem  Fluvio   Tanai 

^dienen;    und    wider   der  Feindt  einfall  gebraucht  werden.     Es 

;;Seindt  diese  kriegs   leulh    gemeiniglich    zu   pferde    armirt;    mit 


531.  Sie   hiess   bekanntlich  Irina  Feodorottma  und  war  eine  Schwester 
des  BortM  Godumoft* 

532.  Wwnderer  meint  die  von  tiean  iVamiJewUick  errichtete  OprÜKk- 
mmm.  oder  Schaar  der  AuserwäUten. 


—     438     — 

;^langen  Dolchou  und  einem  hultzen  (hölzernen}  mit  haall  Ober- 
^^zogenem  schildt^  etliche  mit  pantzer  und  schiepen  von  Rschbei- 
^^nen  verwahrt  und  mit  langen  sparen^  etliche  seindt  zu  foss 
^^mit  pflitzbögen^  Aext  und  Keisten^  welches  seindt  lange  riemen^ 
^,daran  ein  bleyen  oder  eisen  glotz  hanget^  und  haben  die  Bi^o- 
^^rones  alle  ur  dem  Haupt  instar  piramilis  in  summitate  ein  Bosch 
„von  viel  färben  federn.  Der  Leibeigenen  Kriegskleider  seind 
,,von  WoU,  Wolfs-  oder  Baerenhaut.  Wir  sahen  auch  >1el 
;;Bajorones^  die  Harnischt  und  Büxen  fShreten^  so  von  den 
^^Lubeckischen  Knuffleuthen  in  Moschaw  gebracht  ^verden.  Mann 
„sagt  aber  dass  ihnen  die  Buxen  gemeiniglich  mehr  schadl  dann 
„nutzlich  seindt,  weil  wenig  darmit  recht  umbziigehen  wissen. 
„In  schlachten  und  Zugordtnungen  gebrauchen  sie  viel  Posaunen, 
„Grumhörner,  schalmeyen  und  ander  geblass^  so  in  Deutschland 
„unbekannd  seindt,  die  sie  Szima^^^  nennen,  darmit  sie  uf  ein 
„halb  stundt  ohn  ufThören  mit  einem  kleinen  hellen  selzammen 
„Thon  die  zeichen  auss  blasen  können.  Im  Veldt  sollen  sie 
„sich  sehr  gering  erhallten.  Der  mehrer  Theil  speiss  ist  hirsch 
„(Hirse)  mit  wildt  Ihier  schmaltz  gekochet,  Zwiebein  und  linob- 
„lauch,  dürr  fisch,  wildt  (roh)  fleisch  von  mancherley  Tbieren, 
„seindt  also  leidtlich  und  können  sich  in  alle  Zeil  schicken/' 

S.  21i  spricht  Wunderer  von  der  Gerechligkeils -PHege 
im  damaligen  Russland,  und  sogt:  „Wider  die  Mörder  und 
„Strassenräuber  seindt  sie  grausam,  dann  sie  denselben  an  einem 
„pfal  mit  einer  eisern  Stangen  die  bein  brechen,  dar  nach  ia 
„zwcn  oder  drey  Tagen  zu  noch  grösserer  Pein  wiederumb  die 
„gebrochenen  Bein  bewegen  und  stossen,  nach  4  oder  5  Tagen, 
„so  er  die  erlebt,  allererst  gar  Ihödten,  oder  nach  dem  der 
„morde  viell,    selbst  ohne  Irost  sterben   lassen.'^     Weiler    aber 


533.    Ein  Wort  dessen  Erklärung  ich  Tergebens  gesacht  iMbe. 


—     439     — 

fahrt  ci*  an,  dass  die  meisten  Verbrechen^  besonders  aber  Dieb- 
stahl und  fleisdiliche  Vergehungen  selir  gelind,  und,  Yorzuglich 
die  letzlern,  meistens  nur  mit  geringen  Geldbussen  teslrafl 
wurden.  Um  dieses  zu  beweisen,  gibt  er  einen  Auszug  aus 
dcu  auf  dieselben  Bezug  habenden  Gesetzen  und  überschreibt 
denselben:  j^Ordinationes  Joannis  Basilii  Alagni  Dücis 
Moschoviae  Anno  1546  introductae.^  Hier  müsste  also 
dem  .'Vnscheine  nach  von  dem  Ssudebnik  des  Grossfursten 
Iwan  IV  Wassiljevvitsch  die  Kode  sein,  dieser  wurde  aber 
uicht,  wie  es  hier  heisst,  1546,  sondern  erst  1550  bekamit 
gemacht.^si  ßci  näherer  Vergleichung  findet  sich  indessen,  dass 
die  angeführten  Gesetze  nicht  aus  dem  Ssudebnik,  sondern  aus 
dem  im  Jahre  7006  (14!)S)  gegebenen  Gesetzbuciie  Iwan 
Wassiljewitsch  des  Grossen,  und  zwar  aus  dem  einzigen 
Bruchstücke  eallehnt  sind,  welches  uns  Ilerberstein^^s  von 
diesem  merkwürdigen  Werke  aufbewahrt  hal.^^^  Es  werden 
S.  212—214  neunzehn  gesetzliche  Verfugungen  angefülurt,  bei 
denen  Wunderer  indessen   sein  Original  nicht  immer  wörtlich 


53i.  Ilekannllich  öllers  abi:cdriicKl.  Zum  erslenniale  vollsländijj  in's 
heiiUche  Ubcrset/t,  unter  dorn  Titel:  Der  Snudehnik*  Gerichtsburh  äe$  Zm^B 
mmd  Großfürsten  Iwan  //'  lyaHgifietriUc/t.  1550.  In  Beil  rage  zur  Üenuiuigs 
HmitBlantin  und  seiner  (JescMr/tte,  hornnsp^egeben  ron  Gusiar  Ewers  und  Morit* 
ron  hn^elhnrdt.     Dorput,   IMS.  S^.  I.  S.  337-397. 

53').  Ordinationes  a  Joanne  liasilif  Magno  Ducc  y  Anno  mundi  7006 
Jaciae.  In  Her.  Moacovit,  Commenlarii  Sigismundi  Liberi  Uaronis  in  Herber- 
Biaim,  üuxiieite.  s.   a.   (^1j51j  f«»l.  p.   52-55. 

53t».  Der  ^rüs>le  Theil  dieses  (iesetibuclies  wurde  1818  in  einem  Klosler 
zu  Wolukaiamsii .  im  Mo^kauischen  Gouvernement,  in  einer  schönen  und  wohler- 
halteneu  lland>chriU  auf^elunden,  und  kam  ^Mücklicherweisc  in  den  BesiU  des 
Keirhs  -  Kan/Itrs  Graten  Humünzow ,  aul  dessen  Yrraustaltung  und  Kosten  das 
Werk  durili  Herrn  Ton  Kaiaidowiisvh  zum  Drucke  beiordert  wurde,  unter  dem 
Titel:  SuKOHbi  B.  K.  loa' -na  BaciuUebHza  u  en^na  €io  JLfap/i  loamta  Bavu- 
»lieettza.     MovKeUy   lbl9.    \^. 


_     440     — 

übersetzt,  sondern  sogar  bisweilen  auch  andere  Quellra  beniilit 
zu  haben  scheint^  was  besonders  vom  10  Punkte  an  der  Fall  isL 
S.  214  werden  die  damals  in  Rassland  gangbaren  Mflozen 
also  beschrieben:  ^^Es  halt  das  ganze  mosco wittische  landl  aflein 
;;Yiererley  silberne  münlz,  die  MosscauitischO;  Pleschcovisoh, 
;;NoYOgardisch  und  twerisch.  Die  Moschowitisch  mflntz  wird  in 
,,der  Stadt  Moschaw  (so  an  dem  fluvio  Mosqua  der  Hauptstatt 
,,des  gantz  Königreichs  80  Aleil  versus  meridiem  beisek  VM 
^^Plescaw  abgelegen}  gemflnlzet;  ist  ablang  oder  oval  nmdty 
,;genannt  Denga,  daran  ein  etwas  mehr  alss  ein  Reichskreotier 
,;Werth;  und  deren  sind  zweyerley,  die  allte  hatt  auf  einer  sdU 
^^em  Ross  uf  der  andern  seittcn  Mosscowitische  characleres,  die 
^^neuwe  uf  der  einen  seitt  ein  bildt  uf  einem  pferdt  sitiend,  uff 
^^der  andern  seilten  characleres.  Hundert  thatten  dazumahl  ein 
,;Ungerischen  Gulden.  Desgleichen  haben  sie  grössere  MOriU^ 
;;doch  bemeldtcn  sclilag,  die  sie  Altivos  nennen,  haltet  einer 
,,6  tengas,  Griffnas  20  tcngas,  Pollinas  100,  Rublos  200.«» 
,;DievPIescowische  Müntz  halt  uiT  der  einen  seitt  ein  gekrönten 
;^Oxenkopff^3«;  uf  der  andern  etliche  Mosscowittische  characteres. 
;;Die  Nowogardisch  uf  der  einen  seitt  die  bildnuss  magni  dncis 
;^uf  einem  königlichen  Stuhl  sitzend  und  ex  adverse  ein  bfldt 
;^knieendt;  urder  andern  characteres.  Die  Tverisch  za  beeden  seitlen 
^^Schriflen^  sonsten  bat  mann  kein  muntz  von  Geldt^  so  im  landt 
^;geschlagen,  allein  diese  erstgedachte  Mflntzen^  sie  seindt  iwar 


537.    Ein  grosser  Theil  dieser  Angtben  ist  aus  HerkenUim  eaUekni, 

53S.  Diesen  Irrthnm  findet  man  anch  bei  HtirbeniHn.  Nur  etaff«  der 
Pskowschen  Münzen  enthalten  einen  Kopr,  und  zwar  den  des  FQrstea  ichlecM 
gemacht  und  von  allerici  Zierrathen  umgeben ,  die  man  bei  etwas  Terwisehtea 
Abdräcken  leicht  Tür  Hörner  halten  konnte.  Man  findet  sie  abgebildet  \m  Aperfm 
hur  ie$  Monmaie9  Ruuea  pmr  ie  Baron  S,  de  Ckamdoitf  Si,  F/fiftwwy, 
1836.  gr.  8.  Plancbes.  Fl.  52.  Fig.  3.  4.  5. 


—    4*«     — 

y^pnti  Urallcr  vob  Silber^  aber  ia  CardieD  «ad  fei  der  PfovfeAt 
„jGaliii  wirdt  die  fefiltzen  MOniz,  wie  auch  in  der  ProvftrtxDwria 
^ßm  MHri  glaoiaU  die  ledere  and  beinen««  Mdnte  febmidlt» 
^isoostea  ü»  tegUohe  MAiitz  ist  gaoiz  von  Kupfer  geeoUaffei^ 
,^|iirfB  bekiMnt  mann  vor  ein  ongerisoben  Ckdden  sdiier  ein  bnet 

Ueber  die  damaligen  Aosfiihr-Anikel  Rvsdands  sagt  Wmmß 
ätrer  S.  215:  y^Was  die  wahren  anlangen,  ao  auas  Mosdmw 
^  miäen  Under  verfilhret  werden,  aetaidt  gemeinigücb  mttMheiW 
^yPüttttohe  beHziUl,  lebendige  wflde  thier,  acbön  wohlriechende 
,/hrtMB  ledder«  lihn  so  im  Eissmeer  gebngen  «nd  ahn  tiel 
„ortlen  filr  £lephanlenzflhn  veriLauA  werden,  ihre  stattliohe  gi- 
„wdfckte  tapeten,  leddere,  rolh,  gelb,  grfln,  blaw  und  wetesfhiUgo 
^^Mssdlt  stieffeU,  sediel,  schwdffen,  riemen,  Kappra,  mdi^ 
,y8chiitten,  wagen,  Persisdie  pfiMrdt,  edelgesteta,  gnldeoe  Bi^ 
,^Eobell,  saltE,  federn,  mahlerfarb,  nngeballirte  aelxamme 
„atein,  köstliche  reine  leinwandt,  messer,  salhel,  Axt,  Fmchl, 
„Honig,  wachs  und  flachs/'  Einige  dieser  Artiliel  konnten  mv 
ans  Persien  gezogen  werden,  wohin  vielleicht  audi  die  unpo* 
lirten  seltenen  Steine  gehören,  unter  welchen  rohe  Tftrkisae 
vefslanden  sein  könnlen,  die  noch  jetzt  nur  aus  Persien,  und  in 


539.  Ueber  Münzen  von  Holz  und  Knocken  ist  uns  nkktf  Mmnot  Wi^ 
scMbUcIi  ist  dies  nur  eine  Verwecbselnng  mit  den  Lader  •uamMem^  dte  loth 
UvSf  in  Sammlungen  vorkommen,  und  bis  zum  Ende  4es  17ten  JaMndertt  ka 
Gebraach  waren ,  und  von  denen  man  Hinf  verscUedene  in  dem  oben  anfeAkrlia 
Weriie  des  Baron  Charndtrir  PI.  I.  fig.  1~5  abgebildet  findet.  Die  Leder-Mitazia 
warden  erst  durch  ein  Verbot  vom  8.  MSrz  1700  ausser  CIrcnlatkMi  |M6lit 
5.  Ckfmolog.  Uebtfrmf^hi  der  Rmm,  Gewekiekie  eo«  der  G^mri  PUn9  d.  Gr. 
ki9  mm/  die  memetiem  ZeiUm,  v.  B.  r.  Wiekmmmm,  Lehmig,  1821.  4^  L  3.  39. 

540.  Diese  KopTer-MOnzen  waren  die  sogeoannlen  l^nXi»  die  im  16.  Jakr- 
hoiderte  von  verschiedener  GrSsse  in  mehren  FfirstenUrilmeni  gefchlagen  wvden, 
«md  als  Scheide-Münze  einen  sehr  imbedMeBdei  Werdi  MIea.  Mai  ladet  sia 
«bgebüdet  ia  OürndmirB  Jfer^m  9ur  Im  Mmmmmke  Rmmt     PL  5t.  52.  54w 


—     4*2     — 

aossorordentlich  grosser  Menge  nach  Russland  kommen.  Diese 
Stelle  zeigt  folglich^  wie  lebhaft  damals  schon  der  RussisGlie 
Handel  mit  Persien  ^ar^  und  wie  viele  Artikel  auch  sdion  die 
inländische  Industrie  dem  Auslande  anbieten  konnte.*«^ 

Auch  die  Naturgeschichte  des  Landes  geht  bei  unserm  auf- 
merksamen Reisenden  nicht  leer  aus:  ^^£s  werden ^^,  sagt  er 
S.  216;  ;;in  der  Moschaw  viel  und  mancherley  thier  gefangen, 
^^also  dass  sie  so  gemein  ^  dass  einem  jeglichen  frembden  und 
^einheimischen  dieselben  zu  fahen  erlaubt  und  zugelassen  ist. 
e^Man  fangt  schwartz  und  falbe  Zobell^  Bauchmarter^  frett  sonsten 
„Yltes  genannt,  luxen,  wölff,  schwarJz  biber,  Pessezen^«*  so 
,,wcissfarbig  wie  Gcissheut,  die  im  Winler  ein  sonderlich  grosse 
e,Wflrme  haben  sollen,  Vielfrass  ein  thier  an  Grösse  einem  hundt, 
,; Augen  und  köpf  gleich  einer  katzen,  breit  fttss,  dickh&rich, 
,/auchfarb,  verfressen,  daher  es  dann  den  nahmen,  etlich  seindt 
e,aschenrarb.(^«s     Item  Waldeselh^«,  Elendt,  büffell,  Zugbären,  die 


541.  In  der  Barberiuiaclictk  Bibliothek  in  Rom  befindet  sich  eine  merk- 
würdige Handschrift  von  Hafaelio  Burhcriniy  welcher  im  Jahre  1564  inRusslind 
war,  ond  in  derselben  unter  andern  ein  Verzeichniss  von  Waaren,  die  mu  nit 
Vortheil  aus  Russland  ziehen  oder  dabin  einführen  könnte.  £s  fiUirt  daselbst 
den  Titel:  CondoHa  delle  mercanzie  principalmenle  italiame  per  ia  Mowca  me 
Secoli  XV  e  XTI  und  in  demselben  befindet  sich  ein  besonderer  AbscbniU  mit 
der  Ueberschrin :  Mccantie  Moscoriie.  Dieser  höchst  interessante  Aufsatz  Gndel 
rieh  abgedruckt  in  folgendem  an  Notizen  über  das  ältere  Russland  sehr  reichem 
Werke:  Bibliogra/la  critica  delle  antiche  reciproche  corriapondem^e  poiHieke^ 
ecelenasdche  ^  scientißehe,  leiterarie,  artiniiche  delt  ilalia  eoiia  Ruaia^  eMm 
Poloma  ed  al/re  Pnrli  Seltenirionali.  II  ttifto  rarcollo  ed  iihuiraio  c«« 
brevi  cenni  biogra/iri  delli  autori  meno  conosciuit,  da  Seba$tiaifo  Ciampi  eie» 
Firenze.  183*-18i2.     3  Voll.    gr.  8*».    Vol.  II.    p.  141-149. 

542.  Ilrreux,  canis  lagopus. 

543.  Der  Vielfraen,  mustela  culo,  von  der  (iro«!se  eines  kleinen  Hundeis, 
bewohnt  die  Wühler  des  Nordens,  und  ist  wegen  seines  braunrolhen  oft  schwärz- 
lichen Felles  sehr  caschätzl. 

544.  Der  wilde  Ksel,  Waldenrl^  onager,  ist  nie  in  Kussland  einheimiscli 
gewesen.    Man  findet  ihn  im  wilden  Zustande  nur  in  Asien  und  Afrika. 


—     443     — 

y^gar  klein ;  und  zum  spielen  können  abg^erichtet  werdeft^^i 
^yWildtpferdt.  Item  erschreckliche  schwartze  Ubrochsen,  die  viel 
y^grOsser  als  die  gemeinen  seindt^  von  den  Inwohnevn  JoziiH.* 
^^genannl;  mit  einem  langen  bart^  langen  hörnern^  und  sdieuts- 
^^hem  Gesicht;  rotten  äugen ^  den  Menschen  feindt  undt  nach- 
y^ellig.  Item  sch^rartz  und  weisse  wölffe^  einer  m&chligen 
^^grösse^  Weissbären ;  welcher  heutte  der  wArme  halben  iu 
;;Winters  Zeiten  gebraucht  werden.  Gross  schädliche  wide 
;; Widder,  weiss,  schwartz,  aschenfarb  und  rotte  AiX;  thuren  oder 
y^Zimbern««'',  das  seindt  anderer  Art  wilde  ochsen,  Daxeo, 
,J)annhirsch;  weiss  und  graw  hassen.  Von  Gevögels  werden 
,,alda  gefangen,  Wasserhuner,  hagellganss,  schwanen,  gross  weiss 
„Uhrhüner*«»,  weiss  raben,  grosse  habigt,  Alle»««  ein  wasaer«^ 
„YOgell  einer  ganss  grosse  mit  einem  kropff,  und  wnnderlicben 
,,geschrcy,  grosse  starke  gurfalcken»»«,  ex  montibus  Pezorae^ 
„welche  sie  KretzeHsi  nennen,  in  grosse  eines  schwanen  weias 


545.  Der  Zugbär  ist  deine  besondere  Art  von  Bären;  was  hier  von  ikm 
gesagt  wird,  gilt  von  dem  gewöhnlichen  Bären,  der  bekanntlich,  so  lange  er  klein 
ist,  in  Russland  und  Pulen  zum  Vergnügen  der  Kinder  häuHg  abgerichtet  wird. 

5V6.     Vielleicht  von  >Uua,  gefrässig? 

5*7.    Ueber  den  Thur  s.  oben  Anmerk.  518. 

548.  Wahrscheinlich  der  gewöhnliche  Aaerhahn,  urogallus,  der  aber 
gewöhnlich  schwarz  ist,  und  nur  hier  und  da  weisse  Flecken  hat.  Den  NamMi 
hat  er,  wie  der  Auerochs  nicht  von  der  allen  Sylbe  t/r,  sondern  von  dem  ver- 
alteten ^^ue,  Wald,  >Vildniss;  man  sagte  aber  ehemals  Urhahn,  wie  Urochse. 

ö%9.     Diese  Benennung  für  die  Kropfgans,  Pelikan,  kenne  ich  nicht. 

550.  Gurfalken^  bei  Uerherstem  und   MeyerberK  Gerfalken,  aus  HierO" 
falco,  oder  auch  (ieierfalk  gemacht.     Ueber  das  Vaterland,  die  Pflege  nnd  dem 

Werth  der  KJelfalken  bei  den  allem  Zaren,  s.  AugvMiim  Freiherr  von  M^yerberg 
mmd  teilte    Reise  nach  Huas/andj    ron    Friedr,  Adelung*     Si,   Petent,    1827. 

-T.  8^  S.  211-22!). 

551.  h'reizef,  eiüentlich  Urei$eket.  S.  das  angeföhrte  Werk  über  Meyer- 
ber::.  S.  21^. 


_     4W     — 

^^nnd  sehr  starck^  die,  me  mir  glaobisvördig  berichtet  worden, 
^^ein  SchaiT  vom  boden  ertragen  mögen.  Dann  sie  aich  von 
,^den  Ini^'ohnem  in  der  jugendt  gezamet  und  abgericbtet  werden, 
^^Kränch^  schwanen  ^  hassen  und  ander  geflägels  damit  m  fallen. 
,,Voa  fischen  seindt  die  Stören  an  dem  bekandleslen,  dessgleiolien 
,,die  bering^  Stinten  ^  Macarellen^  bräsam  und  bielabitzt:.»««  In 
i^smeer  wird  auch  ein  monstrum  grosse  eines  Ochsens,  dess 
^e  incolae  mors^^^  auch  Walrusch  nennen,  geCangeni  weicto 
,,kein  haar,  und  gar  kurtzen  f&ss,  ein  dick  grossen  leib,  nnd 
,,lange  Zän  halt,  wie  die  Elephanten,  aus  welchen  Messeriiefty 
„trinckgeschirr  und  dergleichen  gemacht*  werden/^ 

Hier  bricht  die  Beschreibung  der  Reise  durch  Rnssland 
S.  217  plötzlich  ab;  statt  dass  der  Verfasser,  wie  man  glauben 
sollte,  seinen  Weg  nach  Moskau  versetzt.  WahrscheinUch 
fand  er  Hindernisse  in  dem  Misstrauen,  das  man  damals  in  jeden 
Ausslfinder  setzte,  der  nicht  als  Gesandter  oder  als  Kaofinann 
reis'te;  wir  icrfahren  indessen  darüber  nichts,  und  Wunderer 
sagt  uns  nur  ganz  kurz,  dass  er  „von  Ptesscaw  mit  21  Mossco- 
„witischen  KaufDeuthen,  welche  mit  Armeniern  in  Indiam  wollten, 
„uff  Calessen  ferner  gegen  Uffgang  der  Sonnen  aussgezogen.  ^ 

Nun  nimmt  er  einen  Weg,  auf  welchem  es  kaum  mögUdi 
ist,  ihm  zu  folgen,  so  undeutlich  sind  die  Namen  der  Orte,  durch 
weldie  ihn  derselbe  iuhrt.  Anfangs  östlich,  dann  nördlich,  bis 
wir  ihn  in  Stockholm  ankommen,  und  von  da  nach  Riga 
reisen  sehen.  Wir  enthalten  uns  daher  aller  Vermuthungen  und 
Commentare,  und  begnügen  uns  nur,  seine  Reise  -  Route  kurz 
anzuzeigen  und  einige  seiner  Bemerkungen  hinzuzufügen. 


552.  BielabUna^  wahrscheinlich  ein  provinzieller  Aosdnni  fiir  ^g%Miui 
puifo,  der  Weissfisch. 

553.  Mon,  Mop»i,  Lat.  rmmmnm,  9&or9)  frtozds.  Im  morm,  gewStalich 
das  Widiro9B  genannt,  eigentlich  die  Seckmk, 


—     445     — 

Wuntlerer  geht  von  Pleskaw  nach  Toky,  2  Malen; 
Gordaw^  7  Meilen  „durch  grausame  WOstinne  und  WUdtiinsieOy 
,iSit  grosser  Gefahr  wegen  der ,  Uhrochsen  ^  nach  Calni«w 
5  Meile»;  Vahulitz  8  Meilen^  aber  den  Onega  3  Meilm; 
Cantori;  9  Meilen;  Obicutzki;  7  Meilen;  ^^Daselbst  sahen 
yjirii  18  sebam  gekleitte  halbnackende  männer,  so  von  Alkayr 
,;M8  Calecutten  kommen^  und  uf  Novogrodt  zu  iKoUteBt  ftihr 
y Jeder  uff  einem  rotten  ledern  Wigle^  daran  zogen  Pferdt;  urie 
;,MauUesell;  die  waren  aber  weiss.  Ihre  Kleidungen  wahren 
„von  gelb  geflochtenen  und  breitten  schnOren,  anzusehen  abs 
y^gewürkte  breitle  bendell^  mit  engen  ermein  und  weitten  langen 
^^HoseU;  vast  wie  die  Schiflleuth  antragen.  Uff  dem  köpfe 
;;hatten  sie  gleichergestalt  hauben  ohn  stOpen  wie  die  kleidmig.^ 
Halzerkisky,  6  Meilen;  Wagradt;  9  Meilen;  Juan,  6  IL 
;;ADda  zogen  die  Gefehrten  von  uns^  denen  gaben  wir  dais 
;;glaidt  hinaus  vor  die  statt  biss  ahn  das  mftchtige  Wasser  Dm 
;,sonsten  Tanais  auch  Boristhenes  genannt.  Wir  roi»ten 
„unsere  Gcfehrlen  fast  ungern  verlassen,  weil  uns  derselbe 
„Ocohiik  kein  Pass  durch  Tanariam  wegen  der  sprach 
;,Unerfahrenheit  ertheillen  wollt,  kondten  auch  nicht  wider 
y^rück,  sondern  nuisten  dem  gebrauch  nach  ein  andern  weg 
yydurch  die  Päss  mit  Vorschreiben  uf  Byarmieu  nemen.  Zogen 
,,also  gegen  MiUernacht  mit  fflnff  anderen  Mosscowillischen  Kauf- 
;^euthen,  so  uff  Warlhuss  wollten ^  kamen  gehn  Vielowitz 
,y3  Mein.  Durch  \Vaider  26  M.  Die  Zeit  aber  wir  keiner 
y^nacht  gewahr  wurden,  wegen  dass  im  hohen  Sommer  die 
y^onu  (ag  und  nacht  ob  der  erden  ihren  lauff  behiltt.  Nitzet 
„in  Biarmieii,  H  Meilen;  Vibor,  7  Meilen;  Darnach  hinter 
,,dass  Eyssmeer,  da  selbst  unerachtel  es  Sommer  war,  ist  es 
„doch  sehr  kalll  und  rauwer  luill  gewessen.  Kamen  über  ellich 
„högel  12  Meilen  uf  Ludocup^  darinn  waren  scbeutzliche  leuth. 


—     446     — 

„Von  danncn  zogen  wir  am  Eissmeer  hinnaufT^  7  meill,  grenlzet 
„Lappenlandt.  Die  Inwohner  gehen  alle  in  lautier  wilder  Üiier 
„iiäutt^  von  oben  biss  unten  ^  das  rauwe  ausswendig  gekehret, 
„wohnen  sehr  unter  der  erden  und  essen  dürre  geriebene  fisch 
„und  schmallz  von  meerkälbern. ^  Kolbing  an  „Scricfinien  greo- 
„zendt^  3  Meilen  auf  Karren  mit  Rennthieren  (Raniger)  bespannt 
Der  See  Fi r^  10  Meilen.  Ueber  den  See  Girsaw,  2  Metten 
nach  Tralandt.  Schwetitzkaw^  7  M.;  Warlhauss^  9  M. 
„Seestadt  dem  Köm'g  in  Schweden  zustendig^  liegt  an  dem  grossen 
„Oceano  gegen  Isslandt.  Daselbst  war  die  Nacht  albereit  wider 
„uiT  ein  stundt  lang^  sahen  in  der  nacht  gegen  Mitlernacht  in 
„der  Thylss«  Insell^  sonslcn  Isslandt  genannt^  den  Heckel- 
„berg  (Hekla)  brennen ^^^^  war  anzusehen  alss  ein  Ir wusch  oder 
„feurig  mann  von  fern,  biss  weilen  war  die  flamm  gröser,  biss- 
„weilen  streben  funck-en  ufT.^  Hier  schifUe  sich  Wunderer 
ein,  und  kam  in  einigen  Tagen  nach  Stockholm. 

Von  Stockholm  ging  die  Reise  nach  Abo,  wo  unser  Rei- 
sender den  Meth  so  köstlich  fand,  dass  er  das  vollstAndige 
Rezept  dazu  giebl,  nach  welchem  man  wohl  begreift;  „dass  es 
„der  edelste  Medttranck  war,  den  man  haben  möge." 

Von  den  Letten,  die  er  auf  der  Reise  durch  Livland 
kennen  lernte,  und  in  deren  Sprache  er  das  Vater-Ünser  ziendich 
richtig  übersetzt  mittheill,  entwirft  er  kein  sehr  gilnsliges  Bild. 
„So  ein  thodter  begraben  soll  werden,  heisst  es  S.  225,  legen 
„sie  den  verstorbenen  untejr  ein  Disch,  giesen  alle  nehe  (Neige) 
„oder  Grundsuppen,  so  in  dem  trinckgefess  sonderlich  behalten 
„ist,  aulT  ihn,  sprechen  dasselbige  gehöre  ihm  zu.    Dann  vcr- 


554.  UlUma  Thule? 

555.  [o  einer  Entfernung  von  etwa  400  geogr.  Heilen. 


—     447     — 

„graben  sie  inn  den  nechsten  waldt^  legen  zn  ihm  ein  Ait^ 
„2  scharff^K«  od^r  kupfern  Pfenning^  ein  slQck  brodt  und  hültsen 
„geföss  voll  Weissbicr.  Seind  also  amie  heillose  leuth,  alle 
„leibeigen^  haben  barbarische  moreS;  essen  sehr  Obell,  rohe  milidi^ 
„sehwartz  kleyenbrodt  und  ein  dürr  ungekocht  fiscble  ist  ihr 
„beste  speiss^  liegen  auf  harlter  erden^  hallens  für  ein  scbandt^ 
„aof  einem  bett  zu  liegen.  Werden  auch  heuttiges  tags  gefun«- 
„deU;  die  Sonn^  Mondl  und  slernen^  schöne  bäum  und  thodten 
„coliren  und  anbellen.  Von  slalur  seind  sie  starck,  gross/ docb 
„ungeschickt  blochende  (?)  und  gottlose  leuth,  der  mebrerthfcil 
„zum  Zauberen  abgerichtet^  die  sich  in  WölCT  und  Katzen  trfnk^ 
^muttiren^  zu  nacht  auf  bocken  in  lüften  fahren^  in  iirfilden  und 
„wildtnussen  ihre  conventicula^  hagelsiedung  (?)^  gabbelsehmie- 
^nmg,  leufTels  däntz^  diabolicos  concubitus  und  dergleichen  un- 
„erhörte  absche^vliche  grewell  hallen^  von  welchen  viel  wimders 
„(gesagt  wirdt.  Ihre  Kleidung  ist  gar  gering ^  von  schlechten 
^beltzwerck  oder  zwilch  lange  kiltel;  schue  von  bast  und  baum- 
^rinden,  den  Sameilcn  &»''  gleich." 

Da  Wunderer   in   Riga    auch    viele  Lappländer  sah-,   so 

orzähK  er  auch  von  diesen  allerlei  unglaubliche  Dinge,  namenlHcli 

von  ihrer  Kunst,   Wind  und  Weiter  zu  machen,  und  diese  por- 

'ionweisc  und  von  verschiedener  Qualität  den  Seefahrern  zu  ver- 

*^aufen.5s»     ^Dic  Lappen  belangendl,   heisst  es  S.  227,   so  fn 


r»5fi.     Der    Scher/,    ehemals    die    kleinste   Münze    in    einigen    Gegenden 
■•t^iilsclilands;   daher  das  Scherflein  in  Luther' t  Bibel-Uebersetzung. 

r).*)?.     Sarno^ilier,  die   Wunderer  nicht  lange  vorher  gesehn  hatte. 

558.    S    über    den    Ruf   der   Zauberei,    in   welchem  Finnen  und  Lappen 
^^  anden :    De  fama  litagfae  Fennh  aiiribuia,  Ihn.  auct  Hemr.  Gabr.  Porihom, 
'^hoae    1790.    4^.     Leber   die    Lappländer   besonders   Amrby   de  la    Moiraye 
^ttyagen. 


—     448     — 

„Riga  zu  jederzeit  heuffig  ankommen ,  seind  grobe  tolpisobe 
„und  scheulzlichc  Leutli^  eines  gelben  dikiscben  gesichts, 
„gscbwindt  und  mit  dem  bogen  gei^iss  zu  schiessen.  Ihre 
„kleidung  seindt  von  zusammen  geneheter  Milder  Ihier  heiilt 
„Die  Waaren  so  sie  anpringen^  als  darre  fisch^  tvflder  thier  heiiU 
„und  dergleicben^  verlauschen  sie  für  andere  auf  dem  Meer.  In 
„Segellationibus^Ko  können  sie  mit  ihrer  Zauberey  auch  in 
„den  grössten  Slurmwinden  mit  liderlichen  an  ([ohne}  eisereo 
„negell  zusammen  gefügten  schilTen  gläcklich  darvon  komncn. 
„Dahero  dann  erfolget^  so  eltlich  kauflleuth  auch  under  den 
„Christen  über  meer  fahren  wollen ^  von  den  Lappen  ein  sdl, 
„daran  drei  oder  vier  knöden  gemachet;  mitzunehmen  pflegen, 
„mit  dem  underricht^  dass  sie  haben  im  ersten  Knoden  am  Safl 
„(so  sie  ihn  öffnen)  ein  gutlen  doch  langsamen  windL  In 
„anderen  ein  grossen  Sturmv^indt^  doch  der  ihn  i¥ürde  fOrtregiich 
„sein,  im  drillen  ein  glücklichen  erwünschten  Windt.  Im  vierten 
„ein  Naufragium^  also  y\o  sie  den  vierdien  Knopf  auch  auftfau 
„vvollen,  sie  mit  schiff  und  güelleren  zu  grundt  gehen.  ^ 

Wunderer  kam  im  Anfange  des  Augusts  1590  nach 
Riga^  in  einer  durch  <Ke  Jesuiten  -  Unruhen  sehr  bewegten  Zeit, 
die  auch  seiner  Sicherheit  ^  und  selbst  seinem  Leben  mit  Gefahr 
drohten.«««  Er  giebt  eine  sehr  ausfuhriichC;  mit  den  übrigen  gleich- 
zeitigen Nachrichten  ziemlich  äbercinstimmende  Erzfihlang  dieser 
blutigen  Händel^  von  deren  Ursprung  und  Forlgang  er  dort  duroh 
die  Evangelischen    Geistlichen^   unler   denen    er  besonders  den 


559.  Seefahrleii. 

560.  Der  Bürgermeister  B^rgj  dem  Wunderer  eineA  Empreklings-Brief 
von  dessen  Sohne,  einem  Professor  in  Rostock  brachte,  liess  ihm  „nit  enfinlMi 
„Gemfilh  wissen,  er  habe  andere  geschafft,  an  denen  ihm  mehr  gclcgm,  m  Tcr- 
„nchten,  dann  sich  mit  ihm  zu  bemühen." 


-  $m   — 

bekantfen  Geschiditschroibelr  Paul  Oderborii4ieniit^  anPs  Ge» 
Moeste  ■nlerriofatet  wuide.    Dieser  Umgang  mft  dep  „Ruroori-  * 
scfaeo  Predigern,^  uttd  der  Umstand^  dass  er  von  Pleskow  taro, 
vmä  YielleidiL  9ar  ein  Russischer  Spion  sein  konnte^  machte  ihn 
dem  Polnisch  gesinnten  Magistrat  in  so  hohem  Grade  verdächtig, 
diss  er  vor  Gericht   gefordert   und   ihm   vier   Punkte  vorgelegt 
worden,  über  die  er  sich  rechtfertigfen  sollte.     Wumierer  be- 
antwortete dieselben  gründlich^  aber  in  einem  so  stolzen  Tone,  , 
dass  er  gefänglich  eingezogejiimtde.  Kaum  wurde*  dieses  indessen 
in  der  Stadt  bekannt^  als  sicli  einige  Hundert  Burger  vor  seinem 
GeAngniss  versammelten  und  Miene  machten  ilm.aus  demselben 
ZV  befreien.     Der  Ratli  liess  ihn  nun  zwar  sogleicb  in  Freiheit 
setzen,  bald  darauf  wurde. er  aber  aufs  Neue  vor   „den  Burg- 
frawen^  oder  Burgermeister  beschieden,  und  ihm  befohlen,  die' 
Stadt  innerhalb  weniger  Tage  zu  verlassen,  und  während  dieser 
Zeit  bei  Lebens-Strafe  keinen  weitem  Umgang  mit  den  Predigern 
zu  haben,   bei  welcher  Gelegenheit  der  Syndicus,   der  ehemals 
als  Student  aus  Strassburg  relegirt  \*orden    war,   ihm  »erklärte, 
man  wolle   ihm    erlaubea^    in    seine   Vaterstadt   zurflckzukchren, 
.damit   die    nassvveisen    eingemauerten    Bauern   und   unerfahrne 
jkaöpff  zu  Slrassburg  erinnert  werden,  dass  andere  Herrschaften 
»seien,   die    ihres   gleichen   nach  würde   wissen  zu   excipiren." 
-*'»  23  Sept.   begab  sich  endlich   Wunderer,    da    die    Gefahr 
*Oer  grösser  wurde,  heimlich  auf  ein  Lübecker  Schiff,  mit  dcyp 
^^  endlich  acht  Tage  später  in  See   ging.»«»     Kaum  aber  hatte 
^^   Schiff  25  Meilen  gemacht,  als  ein  wilthender  Stunn  dasselbe 


561.     Der  CapitaiD   crrichtelc   aus   den  Pissagicrcn  eine  Art  von  SchifTs- 
^"^Ikeit  für  die  Dauer  der   Fahrt,   und  verias  vor  der  Abfahrt  das  aus  33  Art. 
^  **ehende  Schwedische  See-Rechf,  dem  sich  AHe,  irikrefid  der  Reise,  zu  unler- 
^■^«a  versprechen  mussten. 

20 


—    «o    — 

an  die  Schwedische  Kfisto  warf^  von  wo  sie  erst  am  23  Oktober 
ihren  Lauf  |prtse(zen  konnten ,  und  endlich  einige  Tage  daraar 
in  Travemünde  landeten.  Von  hier  ging  Wunderer  nun  zu 
Lande  über  Rostock^  Berlin^  Leipzig  und  Stuttgart  nach  Strassbnrg, 
wo  er  am  26  November  glucklich  ankam.  , 

99. 

Simon  von  jHllingen. 
1591. 

Simon  von  SaUngen  war  Noriircgischer  AmtmaBD  za 
Drontheim  und  wurde  von  seiner  Regierung  mehremalo  znr 
Festsetzung  der  Grunzen  zwischen  dem  Dünischen  und  Russischen 
Lnppland-'''"  und  zur  Schlichtung  der  aus  ihrer  Unbestimmtheit 
entstandenen  S(rci(igkeiten  gebraucht.  So  befand  er  sich  mit 
einigen  andern  Beamlen  in  den  Jahren  138G  und  1588  zu  Kola, 
1593  zu  Malmuss^  und  im  ^Jahre  lüOl  wurde  er  deswegen  mit 
zwei  Reichsralhen  nach  Russland  geschickt,  ohne  jedoch  den 
Zweck  dieser  Rcisc^  vollständig  erreichen  zu  können.««' 


5()2.     In  den  darül)(*r  vorhnndcnrn  offiziellen  ßcrichton  wird  L^pland  voi 
den  Iiiissfschcn    Revolimächtiszlcn   häufig   llopky  genannt.     S.  Bä$ckimg'9  ß^agu — 
am /'iir  Nistor.'e  und  ErtlbeBchreibung,     Th.  VU.  S.  310.     Dieser  Name  kOHHM 
aus   dem   Finnischen    Lappig   im   Russischen   A/>/i;   daher    auch   im    RussiscbeiH 
i^pari  j   die  Luppliiiider. 

503.  In  dem  Gcsandtschndls  -  Rerichle,  den  Jjrel  Güldemti&m.  Axtm. 
linihe  und  (Vtn'sit'an  iit 'ck  1002  von  ihrer  Reise  nach  Moskau  abslaUeten  i 
lind  der  sich  iu  dem  Köiy^I.  Archive  zu  Openhagen  beflndcl,  wird  angeführt. 
die  Diiiuii  hüllen  /ii  sehi  euerer  Abmachung  der  Grunzslrciligkeiten  vorgeschlagttJ 
Lappland  entweder  in  die  Länge  oder  in  die  Quere  zu  theilen,  die  RussiscbeiB 
Revollmächtiglen  hüUen  aber  xom  Ue weise,  das5  die  ganze  Provinz  zu  Russlan« 
gehöre.  an^H führt:   „Im  Jahre  090^  wären  viele  Lappen  nach  Nowgorod  gefco«  ■ 


—     454     — 

Sa/ingen  scheint  seine  wiederholten  Reisen  nach  Lappland 
zur  Sammlung  von  Materialien  zur  Geschichte  und  näheren 
Kenntniss  dieser  Landschaft  benutzt  imd  seiner  Regierung  mit- 
g#t  heilt  zu  haben. 

Dieser  Aurs|ilz  befindet  sich  handschriftlich  in  dem  Königl. 
Archive  zu  Kt)penhagen  unter  dem  Titel: 

Simon  von  Salingens  Bericht  de  Ao«  1591.  Wegen 
der  Landschatft  Lappia^  w\e  die  Anno  etc.  62;  63,  64 
und  65  anss  Niederlaiiat  ist  besiegelt >«^  worden ,  und 
wie  Simon  von  Salingen  zü  seiner  Ankuult  die  Land 
gebawet,  vnd  in  ihrer  Gestalt  gerunden,  vnd  folgendts 
mehr  S#gcllatz"5,  vnd  bawunge««*,  durch  die  Coninier- 
cien  crlbigt  ist. 

B US c hing  liess  diese  Handschrift  In  seinem  Alagazin 
nir  iftstorie  und  Erdlieschrcibung,  Th.  VU  S.  337-346, 
als  Anhang  zu  mehren  'Archiv  -  Nachrichten  über  frühere  nach 
Lappland  gemachte  Reisen  abdnicken. 


rjinen.  um  sicJi  von  dem  dasigen  Bischöfe  laufen  zu  lassen,  der  einen  Priester, 
n Namens  E/ias  luil  ihnen  zuriickgesandt  habe,  um  die  übrigen  zu  taufen,  and 
nder  dasell»l  eine  Kirche  mil  dem  Namen  Boris  Hieb  aufrichten  lassen,  und 
rilolglich  irehüre  Lappland  zu  Nowgorod." 

5GV.     Stall  besegelt j   so  wie  im  Texte  selbst  auCh  einigemale  vorkonmit: 
^r  siegelte  mit  einem  Schiffe.  ^ 

5(;5.     See-Rei>en.     In   Wvnderer's  Heise  nach  Russland  Im  Jahre   1590 
'5^1  »ners  von  Srgellalionibus  die  Rede.  ' 

566.     Anbau,  Niederlassungen. 

•29" 


—     452     — 
100. 

John     Smith. 
1593. 

Der  Englische  Schiffs -Capilain^  John  Smith,  machte  in 

den  Jahren  1593—1629  grosse  See -Reisen  nach  allen  vier 

Welttheilen  und  berührte  auf  denselben  auch  einige  Gegenden 
des  südlichen  Russlands. 

Er  machte  selbst  die  Beschreibung  seiner  Reise  unter  M- 
gendcm  Titel  bekannt: 

Travels  in  Europa,  Asia,  Africa  aud  America, 
with  a  continaaüon  of  the  history  of  Virgiuia.  Bj 
Captain  John  Smith.  London  1630  fbl.^  und  diese  wurde 
wieder  abgedruckt  in  John  Cburchiirs  Collection  of.Yoy- 
agess6%  Vol.  n,  p.  371—402/  unter  dem  Titel: 

The  trne  Travels,  Adrentnres,  and  Obserrlitions 
of  Captain  John  Smith  into  Europa,  Asia^  ^friea  änd 
America.  From  Ann.  Dom.  1593  to  1629^  woraus  f olgAkte  ' 
beide  Abschnitte  hieher  gehören. 

1)  The  description  of  the  Crim- Tartars^  their 
houses  and  carts^  their  idolatry  in  their  lodgings  etc. 
p.  380. 

2)  Passage  to  Russia.    p.  593. 


5G7.    Den  vollständigen  Titel  dieser  Sammlung  findet  man  oben  5.  42  «.  43. 


—     453     — 
101.' 

Comelis  Nay,  Braudt  Tetgales  und  Wilhelm 

Barentz. 

1594. 

Nachdem  die  Niederlfindischen  Provinzen  ihre  SelbstslSmUg- 
keil  errungen  halten^  entwickelte  sich  in  Folge  derselben  ia 
Amsterdam  eine  grosse  merkantilisohe  Thäligkeit.  Besonders 
war  man  bemüht^  nach  dem  Beispiele  von  Antwerpen^  die  Indi- 
schen VVaarcn  in  Lissabon  aufzukaufen,  um  sie  im  übrigen 
Europa  zu  Ycrlheilen.  Die  Spanische  Regierung,  welcher  dazu- 
mil  Portugal  unter>vorren  war^  unterdrückte  aber  diesen  Handel, 
um  den  abtrünnig  gewordenen  Provinzen  so  viel  wie  mögUcii 
Jede  Quelle  der  Bereicherung  zu  entziehen.  Die  Niederländer 
Tassten  nun  den  Entschluss,  unmittelbar  nach  Indien  zu  handeln, 
und  dieser  erzeugte  \>iedcr  die  Sehnsucht,  um  die  Nordküste 
der  allen  \N  cit  einen  neuen  Weg  nach  Indien  und  China  zu 
finden^  auf  welchem  sie  keine  Spanier  und  Portugiesen  begegnen, 
und  die  Handels  -  \'orlheile  ungelheilt  gem*essen  würden. '  Die 
Geographen  der  damaligen  Zeit  meinten,  schon  die  Alten  hätten 
den  nördlichen  Weg  nach  Clüna  gekannt.  Man  sprach  von 
einem  Vorgebirge  Tabin^  als  der  aussersten  Spitze  Asiens  nach 
Nord-Osten,  und  einer  Strasse  Anien  zwischen  Asien  und  der 
neuen  Well,  welche  nur  aufzusuchen  waren.  Der  Prinz  Moritz 
von  Nassau  und  die  Generalstaaten  begünstigten  diese  Pläne, 
und  so  wurden  denn  gegen  Ende  des  XVI  Jahrhunderts  von 
Privat  -  Personen  in  Holland  unter  dem  Schutze  der  Regierung 
mehre  Kxpediiionen  zur  Auffindung  einer  nordöstlichen  Durch- 
Tahrt  ausgerüstet.  Da  sie  die  nördlichsten  Gegenden  des  Russi- 
schen Reiches  berührten,  so  sind  sie  mit  demselben  Rechte  liiw 


—     454     — 

aufzurühren^  als  die  in  dieselben  Gegenden  unternommenen  Fahrten 
der  Eijgländer. 

Die  erste  Expedition  dieser  Art  verdankt  ihre  Ausführung 
vorzuglich  dem  Eifer  eines  Kaufnianns  aus  Middelburg^  Baltha- 
sar Rloucheron,  der  viele  Erkundigungen  Aber  den  Handel 
nach  Russhind  eingezogen  hatte.  Auf  seinen  Betrieb  wurden  im 
Jahre  1593  zwei  kleine  SchifTc  von  50—60  Lasten,  das  eine 
in  Seeland;  das  andere  in  Eiikhuysen  ausgerüstet.  Diese  Schiffe 
sollten  durch  die  Strasse  zwischen  Waigatsch  und  dem  Festlande 
nach  Osten  vordringen.  Da  aber  der  damals  berühmte  Geograph 
Peter  Plancius  die  Ueberzeugung  halte,  dass  die  Fahrt  nörd- 
lich von  Nowaya-Semlja  viel  leichter  gelingen  müsse,  wie  er 
aller  Welt  und  dem  Statthalter  zu  erweisen  suchte,  so  entschloss 
man  sich,  noch  ein  drittes  Fahrzeug,  eine  Yacht,  in  Amsterdam 
auszurüsten,  welches  angevyiesen  wurde,  sich  weiter  nach  Norden 
zu  halten. 

So  Avar  die  Expedition  schon  bei  ihrer  Gründung  eine 
gelheilte,  oder  wenigstens  bestimm!,  sich  zu  theilen. 

Zum  Admiral  der  ganzen  Ausrüstung  wurde  CorneUs 
Cornelisson  Nay  ernannt,  der  schon  früher  als  Steuermann 
im  Weissen  Meere  gewesen  war.  Er  war  zugleich  Capilain  des 
Schiffes  von  Seeland;  auf  dem  SchitTe  von  Enkhuysen  comman-» 
dirle  Brandt  Fssbrandson  Teiga/es.  Das  Amsterdamer 
Schiff,  welches  weiter  nach  Norden  zu  gehen  bestimmt  war^ 
befehligte  Wilhelm  iiarentz'^^'^,  ein  sehr  geschickter  Seemann, 
der  durch  die  später  wiederholten  Reisen  in  das  Eismeer,  sich 
bleibenden  Ruhm  erworben  hat. 


568.  Der  Name  dieses  Seefahrers  wird  auch  (besonders  von  dcuCsckM 
Sohritlsteliern)  Barenla  und  Barenz  geschrielicn.  Man  findet  diesen  Namen  auch 
\rohI  in  Harenizaen^  Barendit,  Barnands  und  auf  andere  Weise  venmslalkeC. 


_     455    ' —  V 

Am  5  Juni  1594  ging  man  unter  Segel,  mit  der  Abmadiimg 
bis  zu  der  Insel  Kildin  (an  der  Russischen  KOste  vott  Lappland} 
zusammen  zu  bleiben^  oder^  Avcnn  man  gelrennt  würde;  sickdort 
wieder  zu  vereinigen.  Am  20st«n  sah  man  WardWhuus  und 
fcegor  (jetzt  Rybalsch).  Am  23slen  war  die  ginzc  Flottille 
bei  kildin  versammelt.  Hier  aber  Iheilte  sie  sieh  mit  der 
Abmirhung,  wenn  mau  nicht  zufällig ^bei  der  Küste  von  Nowaja 
Senilja  zusammenlräfe,  bei  Kildin  sich  wieder  zu  vereirtfgen. 

Cornelis  Cornelisson  Aai/  segeKe  mit  Bnßtidf^etgales 

am  2  Juli  nach  Osten,  und  erreichte   am    5ten  Co  Ige y  (Kol- 

giijew},   fand  hier  aber  so  viel  Eis  vor,  dass  or  bei  stark  sich 

erhebendem  Ostwinde    nach    Westen   hielt.  ,  Adi    7ten  sah  j^ian 

wieder  Land,    das   man  für  Kegor  (^Rybalsch)  hielt,    das   aber 

doch  wahrscheinlicher  Kanin- Noss   war.     Sie   wigpdeten  sich 

wieder  nach  Osten,  und  segelten  nördlich  von  KolgU;^}!'.    Sic 

sahen  die   Insel   Toxar    (wahrscheinlich  Froslöi -^Ostrow},    die 

Müudnngrn     der     Flüsse     Colcova    (Kölokolkow),     Pitzano 

CPeschlschanka),     Tetzora    (I\*tschora),     und     erreichten     am 

2+  Juli  \\  aigalsch.     Sic  fuhren  nun  zwischen  Waigatsch  und 

^^*/«  Festlaudc,  also  durch  die  Jugrische  JBtasse,  welche  siptdic 

Strasse  von  Nassau  nannten.     Das   rKtland    dieser   Gegend 

^'''hidt    den    Namen     \VesJ  friesland,    eine    Insel   jcnseit    der 

•^'t'^orengc  ( Mässnoi-Oslrow)  den  Namen  Slaaten-Eylant.    Im 

'^Urischen  Meere^    oH   vom    Eise    aufge*halten,    glaubte    raarr 

^''^dlich    die    Mündung    eines    ansehnlichen    Flusses    vor  sieb  zu 

^^"'hen,  den  man  unbcdcnkh'ch  für  den   Ob   hielt.     So  wird  deun 

***ich  noch  jtMzt    in   der  Gesihichle  der  Reisen  häufig  behauptet, 

^li«*    Holländer    hätten    im    Jahre    1-594    die   Mündung    des  ^ 

^*rreicht.     Allein  die  (Jegend,  in  welcher  sie  die  Mündung  dieses 

Flusses  vermulheten,    lag  nur  50  Meilen    nach    Osten  von  ihrer 

^  trasse  von  Nassau,  und  man  sah  Land  nach  Norden.  Uiera^ 


—    456     — 

ergicbt  sich,  dass  diese  Expedition  wohl  nur  bis  zu  der  Bucb(, 
iu  welche  sich  die  Kara  ergiessl,  vorgedrungen  war,  oder 
hüchstens  elwas  weiter ;  bis  in  die  Bucht;  welche  das  Festland 
uiit  der  Obischen  Halbinsel  bildet  (Alutnaja  Guba);  in  ^velclie 
sich  aber  nur  kleine  Flüsse  ergiessen.  Ueberzeugt,  die  Mündung 
des  Ob  erreicht  zu  haben ,  und  überzeugt,  dass  von  hier  aus 
die  Küste  nach  dem  Vorgebirge  Tabin,  welches  als  das  nord- 
östliche Ende  von  Asien  betrachtet  wurde,  gerade  forllaure, 
kehrte  unsre  Expedition  aiu  12  August  befriedigt  um.  Nachdem 
sie  die  Jugrische  Strasse  wieder  durchsegelt  hallen^  trafen 
sie  bei  Dolgoi  -  Ostrow  zufällig  auf  die  Ablheiiung  unter 
itarefitz,  mit  welcher  sie  sich  wieder  vereinigten  und  glücklicJi 
im  Texel  wieder  ankamen. 

Barentz  hatte  Kildin  am  29  Juni  verlassen  und  sich  im 
Allgemeinen  nach  Nordosten  gehalten.  Er  erreichte,  ohne  vom  Ebe 
Hindernisse  zu  erfahren,  bereits  am  4  Juli  Nowaya  Semija 
bei  einem  flachen,  weit  ins  Meer  iiineinragenden  Vorgebirge, 
das  er  Langeneer  nannte  (wahrscheinlich  Suchoi  Noss),  be- 
suchte die  Lomsbai  Qvrestowaya  Guba},  und  folgte  der  Küste 
von  Nowaya  Sem^a  bis  gegen  den  77°  der  Breite,  wo  er  ein 
Vorgebirge  das  Eis-Cap  nannte,  weil  er  in  der  letzten  Zeit 
mit  vielem  Eise  zu  kämpfen  gehabt  hatte. 

Wir  besitzen  über  diese  doppelte  Expedition  auch  zwei 
verschiedene  Origiiuil-Berichte.  Der  eine  ist  von  dem  beriihnten 
Jan  Huggen  tan  Linschoten,  der  auch  Berichte  über  Reisen 
nach  Ostindien  auf  dem  Säd-\Vege  herausgegeben  haL  Er  halte 
an  dieser  Beise^  so  wie  an  der  folgenden,  nicht  nur  Theil  ge- 
nommen, sondern  hatte  die  Verpflichtung  das  Beise- Journal  zu 
fuhren.  Nach  den  Journalen  ist  von  ihm  über  diese  und  die 
folgende  Reise  ein  fortlaufender  Bericht  entworfen,  Welcher  Jetzt 
»elten  ist,  und  den  Titel  führt: 


—     457     — 

Voyagie  of  te  Schipraert  van  Jan  Uv^geä  ran 
Linschoten,  ran  bj  Noorden,  omlanges  Noorwegen, 
4#  Nortcaepy  Laplant,  Vinlant,  Rosslandt,  de  Witte 
Meetie.  door  de  Strafe  of  te  Engte  van  Nassau,  (b't 
Toarbj  de  Rivier  Obj,  anno  1594  en  1595.  Franeker, 
hy  Gerard  KeteL  (1601).  foL  mit  Kpf.^«» 

Dieser  Bericht  von  Linsckoien  ist  entweder  Obersetif 
oder  in  vollstfindigen  Auszügen  in  sehr  viele  Sammlungen  von 
Reisebeschreibungen  übergegangen.  Eine  französische  Ueber* 
Setzung  Gndet  sich  in:  Rreueil  des  Voyages  an  Nord  etc. 
(Nouv.  ediüon  1732.)  T.  ffl.   p.  1— -182. 

Nach  dieser  französischen  Ueberselzung  ist  eine  deutsche 
(mit  hjnzugeiügter  Einleitung)  gegeben  von  Johann  Christoph 
Adelung  in  seinem  Werke:  Gesehiehte  der  Schiffahrten 
und  Vergehe,  welche  zur  Eiftdeckong  des  Nordöstli- 
chen Weges  nach  Japan  und  China  von  verschiedenen 
Nationen  untcrnomuieu  worden.  &c.  Halle ,  1768.  4^ 
p.  99—166. 

Kürzere  Auszüge  sind  ungemein  zahlreich. 

Ein  zweiler  Original-Bericht,  der  die  Fahrt  von  Barent% 
beschreibt,  ist  von  Gerrit  (Gerhard)  de  Veer  (oder  van 
Veer)"o,  und  findet  sich  in  einem  Werke,  in  welchem  dieser 
Verfasser  über  alle  drei  Reisen  der  Holländer  zur  Entdeckung 
der  nordöslHchen  Durchfahrt  berichtet.  Dieses  ist  noch  seltener, 
als  das  Werk  von  Linse  holen  und  löhrt  nach  Stnck's  V*1p^ 
sHchniss  von  Land-  und  Reiscbesehreibuugen  den  Titel: 


5G9.  Ueber  LimtchoUn»  übrige,  sämmllich  selteoe  Wflfke  s.  G^iil. 
iteimrirh  Stuck's  VerMeichmin  von  äUem  und  nem€tm  Lamd  -  mmd  Reüe^ 
heBchreibttngen.  Th.  I.  p.  176  und  Th.  H.  p.  66.  67. 

jiO.    Auch  de  ytcTM  (offenbar  nur  der  fiemtif),  und  W^tre  feiäirielM. 


—     458     — 

Gerrit  de  Vcer  wacraelitige  IiescIiryviDgc  ran 
William  Baroiils  drie  soylagicii  iit  by  Noordcii,  Noor- 
weghcii,  Moscovia  ende  Tariaria,  na  do  coiiiiiskiycken 
rhu  Cattliai  ende  Cliina.  t'Amst.  1599.  fol.^  und  Ebend. 
1605.    4°. 

Dieser  Bericht  ist  kurzer  als  der  von  Linschotcn.  Er 
ist;  vielleicht  aus  diesem  Grunde,  noch  öfler  übersetzt. 

Eine  deutsche  Ueberselzung  findet  sich  in  der  Samndong 
der^SchilTahrlen;  welche  Lermus  Hulsius  in  26  Liereningen, 
jede  mit  eigenem  Tilel^  herausgegeben  hat.  Sie  bildet  den  3.  Thetl 
(^Liefermig)  und  ist  in  nlbhrcn  Auflagen  erschienen  und  mit  vielen 
Abbildungen  versehen.  Der  Titel  ist  (nach  der  drillen  Auflage^: 

Dritter  Theil,  WahrhalHige  Relation  der  dreyen, 
newen  nnerhörten,  sollzanien  Schifliahrt,  so  die  Hol- 
ländische und  Seeland iscbe  Schiff  gegen  jUitternacbt, 
drei  Jahr  nach  einander,  als  Anno  15!>4,  1595  und 
1596  yerricht,  u.  s  w.  Durch  Levinum  ilulsium.  Editio 
tertia  FrancK  1612.    4°. 

Eine  französische  Uebersetzung  in: 

Recucil  des  Voyages  qui  ont  servi  ä  retahlisse« 
ment  et  au  progres  de  la  Cumpagnit^  des  Indes 
Oricntales.     T.  I.  p.  55  ff.^^t 

Hieraus  wieder  in's  Deutsche  übersetzt  in  Joh.  Christoph 
Adelung'»  obbn  angeführlem  Werke,  p.  167 — 171. 

Ein  ziemlich  vollständiger  Auszug  in:  Rudolff  CapePs 
Norden"2,  p.  46  ff. 


571.  S.  oben  Seile  48. 

572.  S.  oben  S.  35.* 


«> 


—     45§     — 


Italiänisch  wurde  diese  Reise  übersetzt  von  Cftbvanhi' 
Cimmoj   Venezia    1609.    4^     Wieder    abgedwott   in   des 
Grafen    Aurclio    degli    Anzi    (Valerio  Z'ani)    II    gonio   ^  j^ 
mgante. "»  * 

Englisch  finden  sich  die  Reiseberichte  van  Veer's  in: 
Furchas  Pilgpimes.   Vol.  III.  .^  #     * 

In  iimg  auf  Deutung  der  von  den  Holländern  in  dieser 
and  den  folgenden  Reisen  besuchten  Orte^  vergleiche  die  EinlA«- 
tuog  zu  Lütke's  Reisebeschreibung:  ^eTupeKpaTnoe  nyre- 
niecTBie  bii  «Ip^^obiitoc  IMopo,  C,  n6.  2  Bde.  4^  In's 
Deutsche  übersetzt  unter  dem  Titeh  Viermalig»  Rffoe 
durch  das  nördliche  Eismeer  auf  der  Brigg  Nov^a 
Senilja  in  den  Jahren  1821-1824  von  Friedrieh  Litke 
(jLütke).  Ans  dem  Russischen  übersetzt  von  a!  Erm^. 
Berlin  1835.  8  \  In  der  Kahineis  Bibliothek  der  nenö-.  , 
sten  Reisen^  herausgegeben  von  Berghauft.  Bd.  II. 

102. 

rornolis    Nfiy,     Brandt    Tetgalcs,     Wflhelm 

Barentz,  Jacob  van  lleeniskerk  und  Johann  ** 

Cornolis  Ryp. 

1505.  .  y     . 

Die  erste  Reise  der  Holländer  zur  AuITindung  eines  nwd- 
östlichen  Weges  nach  Indien  halte  sehr  bedeutende  Resultate 
gehabt.  Die  ganze  \N  cslliüste  von  No\vaya-Sem|ja  war  bekannt 
geworden,  und  •ausserdem  ein  Theil  derNordliüste  des  Conlinents; 
\iele    Inseln    waren    entdeckt    und    einzelne    gute    AnkerpUtze     ' 


573.    S.  oben  S.  39. 


—     *60    — 

gefunden.  Noch  mehr  aber  waren  die  Hoffnungen  erregt  worden. 
Die  Durchfahrt  zwischen  Waigatsch  und  dem  Festlande  hatte  in 
das  Karische  Meer  geführt;  und;  die  Obische  Halbinsel  iiidit 
kennend,  hatten  die  Seefahrer  geglaubt;  die  Mändung  des  grossea 
Obstromcs  erreicht  zu  haben.     Sie  zweifelten  daher  auch  nicht 

SQ  Tatarischen  jMeere  gewesen  zu  sein,  wie  man  den  Thel 
es  Eismeeres  nannte;  den  man  nördlich  von  der  grossen 
Tatar  ei  (Nord -Asien}  vermulhete.  Es  kam  jetzt  nur  noch 
darauf  an;  das  fabelhafte  Vorgebirge  Tab  in  zu  erreichen,  iko 
die  Nordkflste  nach  Süden  mit  Bestimmtheit  umwenden  sollte, 
oder  wenigstens  zu  erfahren  wie  weit  es  noch  entfernt  sei,  da 
eS;  ohne  hinlänglichen  Grund;  unter  den  172^  der  Länge  versalzt 
wurde.  Man  wird  Gnden;  dass  nach  diesen  Ansichlai  aUe 
Karten  des  XVII  Jahrhunderts  entworfen  sind  und  anch  die 
ersten  des  XVIII;  bis  nämlich  durch  die  Expeditionen  unter  der 
Kaiserin  Anna  erwiesen  wurde ;  dass  Sibirien  sidi  sehr  viel 
weiter  nach  Osten  erstreckt;  als  man  bis  dahin  geglaubt  hatle. 
In  Holland  wurde  der  Unternehmungsgeist  durch  die  Berichte 
der  zurückkehrenden  Seeleute  ungemein  aufgeregt.  Linschoten 
musste  dem  Prinzen  Moritz  von  Nassau ;  der  grosses  Inte- 
resse an  Entdeckungsreisen  nahni;  persönlich  Bericht  erstatten. 
Der  Statthalter  und  die  Generalstaaten  beschlossen  sogleich,  von 
ihrer  Seite  eine  noch  grössere  Flottille,  von  7  Schiffen;  auszurösten, 
von  welcher  man  hoffte;  dass  sie  bis  nach  China  vordringeo 
würde.  Zugleich  bildeten  Kaufleute  von  Seeland;  Amster- 
dam; Enkhuysen  und  andern  OrteU;  eine  Handels-Gesellsohalty 
welche  Geldbeiträge  zu  der  Ausrüstung  gab;  daiOr  aber  dks 
Recht  sich  ausbedang;  Handelsverbindungen  einzuleiten.  Dieses 
zusammengesetzte  Verhältniss  erforderte  eine  Menge  Beamte. 
Corne/ia  Cortielisson  Nay  ward  wieder  zum  Admiral  der 
ganzen   Ausrüstung   crnaiuit;    Brandt   Tefgales  zum    Vice- 


—     461     ir- 

Admiral  und  Q^fehlshaber  eines  Schiffes^  Wilkem  Barenix  zun 
Capitain  und  Steuermann .  eines  dritten  Hauptschifes.  ^phamn 
Mhtggen  van  LinscAoten  war  General  -  Gommissfir  fiir  di« 
Regierung^  zugleich  aber  auch  Commissär  iur  die  Handelsgesell- 
mML  Die  letztere  ernannte  noch  zwei  Beamte:  Jacob  van 
Hßem$kerk^'^^  und  Johann  ComeUsson  Ryp^  nach  welchen 
anch  zuweilen  die  ganze  Expedition  benannt  wird. 

Die  ausgerüsteten  Schiffe  waren  grösser  als  die  vom  Jahre 
mvor^  überhaupt  hatte  man  sehr  viel  mehr  Vorkehrungen  ge^ 
troffen;  dabei  aber  das  Wichtigste  versäumt:  die  Zeit.  Die 
Expedition  konnte  erst  am  2  Juli  1595  auslaufen^  und  erreichte^ 
da  sie  überdies  vom  Winde  nicht  begünstigt  wurde^  das  Mord- 
Cap  am  7  August^  und  die  Strasse  Nassau  erst  am  19  Aug. 
Diese  fand  man  nun  vom  Eise  verschlossen.  Die  Seefahl|pr 
mossten  unter  Waigatsch  G  Tage  warten^  versuchten  dann  die 
Strasse  zu  durchschiffen^  fanden  aber  nach  so  viel  Eis  vor^  dasa^ 
sie  wieder  zu  ihrem  Ankerplatze  zurückzukehren  genölhigt  waren. 
Erst  am  2  September  sahen  sie  das  Eis  so  weit  gelöst^  dtes 
sie  in  das  K arische  Meer  einrahren  konnten.  Sie  gelangten 
aber  nur  bis  S  l  a  a  l  c  n  -  E  y  1  a  n  t ,  wo  sie  von  schwimmenden 
Eisroassen  völlig  eingeschlossen  wurden.  Am  8  September  be- 
schloss  man,  in  einer  allgemeinen  Berathung,  umzukehren,  da  &\e 
vorgerückte  Jahreszeit  ein  weiteres  Vordringen  unmöglich  mache. 
Die  Führer  des  Ainsterdammer  Schiffes  Heemskerk  und  Bärentt 
traten  dieser  Meinung  nicht  bei.  Sie  veriangten,  dass  man  vcMl^ 
der  Küste  des  Landes  sich  so  weit  trie  mö|i|ph  entferne  ^  also 
den  Norden  von  Nowaya-Semlja  zu  erreichen  suche,  oder,  wenn 


574.  Die  Schreibarten  Hem%k€rk  and  Uemakirch,  welche  vorkommen, 
sind  als  falsch  zu  betrachten  Die  letztere  ist  offenbar  eine  Uebertragung  io's 
llochdeotschc.  <»  t 


—     462     — 

das  nicht  mehr  möglich^  an  einem  passenden  Orte  uberwinlern 
solle ;  um  im  nächslen  Jahre  die  Fahrt  in's  Hohe  Meer  von 
neuem  zu  versuchen.  Alan  antwortete  ihnen^  diesen  Versuch 
könnlen  sie  auf  eigene  Verantwortung  machen.  Nachdem  man 
mit  Mühe  die  Jugrische  Strasse  wieder  durchscIiilTl  halle» 
^'urde  ein  Akten -Stück  über  die  Nolhweudigkeit  der  Rückkehr 
aufgesetzt;  welches-  Ileemskerl:  nicht  unterzeichnete. 

So  war  also  diese  mit  so  vielen  Hoffnungen  unternommene 
Reise  fast  ganz  fehlgeschlagen.  ]\Iau  war  nicht  weiter  auf  dem 
Wege  nach  Indien  vorgedrungen,  ja  man  hatte  nicht  einen  ein- 
zigen neuen  Küsten-Punkt  gesehen. 

Auch  über  diese  zweite  Reise  giebt  es  zwei  Berichte, 
obgleich  die  Expedition  bestimmt  war  eine  ungetheilte  zu  bleiben. 
Der  ausführlichere  ist  wieder  von  Linschoten^  der  Kürzere  von 
Gerrit  de  Veer.  Der  Letztere  war  auch  wieder  auf  dem 
Schiffe  von  ßarcntz,  welcher,  wie  man  sieht;  der  schon  fraher 
aufgefasstcn  Ansicht  treu  blieb;  dass  man  in  grösserer  Entfennui; 
YoA  den  Küsten  die  Durchfahrt  versuchen  müsse ;  und  deswegen 
immer  in  einer  Art  Opposition  zu  dem  Admiral  gestanden  zu 
haben  scheint. 

Die  Werke,  welche  die  Berichte  über  diese  zweite  Reise 
enthalten,  so  wie  die  Ueberselzungen;  Auszüge  und  Bearbeitun- 
gen; sind  ganz  die  bei  der  ersten  Reise  der  Holländer  genann- 
.4jlen3''5;  ^vo  entAveder  der  Tjinschoien'se\\e  Bericht  von  diestt 
zweiten  Reise  auf  den  von  der  ersten  folgt,  wie  in  dem  Original- 
Werke  desselben:  'Toyagie  of  tc  Scliipvacrt  4tc.,  und  den 
Küciicil  des  Voyages  au  Nord  T.  HI,  und  ebenso  der 
Bericht  tan  Vecr's  auf  seinen  früheren,   in  der  Uebersetzung 


575.     S.  oben  S.  437,  458  u.  45». 


—    463     — 

von  Levinus  Uulsius  und  Capel's  Norden,  —  oder,  wie 
in  den  spateren  Sammlungen  von  Johann  Christoph  Adelnng, 
Geschichte  der  SchilTahrtcn  nud  Versuche  ACC;  beide 
Berichta  über  diese  zweite  Expedition  zusammen  steheft. 

t03. 

Alessandro  Comuleone. 

1595.  1597. 

Alessandro  Comufeone^'^^ ,  aus  ülyrien  gebärfig,  wurde 
zweimal^  nämlich  in  den  Jahren  1595  und  1597,  von  dötu 
Pabste  Clemenz  VIII,  als  Gesandter  nach  Moskau  geschiciit. 

Der  Zweck  seiner  ersten  Sendung,  auf  welcher  er  im  April 
1595  in  Moskau  ankam,  war,  den  Zar  Feodor  zu  bewegen, 
den  Türken,  als  gcmeinscliafllichen  Feinden  der  ganzen  Chrisfen«* 
heit,  den  Krieg  zu  erklären.  In  der  ihm  zu  dieser  Reiso 
ertheilten  Instruction,  die  sich  auch  noch  in  der  Valicanischen 
und  Barberinischen  Bibliothek  findet k'''',  heisst  6s  namentlich 
^11  Netrozia  ha  da  avcr  per  fine  de  muavere  quel  Prericipe 
^ad  adjutare  in  que'  niodi  che  puö  li  Christiani  contro  i  llirchi 
^perpclui  nemici  della  Feda  Nostra  e  dclla  Croce.  *  Le  tagioni 
„di  persuadcre  si  caverano  della  commune  rcligione  etc.*^*'»» 


57«;.  Er  wird  auch,  selbst  in  Kaliänischen  Docuracnlen,  Comuieo  anch 
Viimaleo  und  (amuleo  genannt.  In  Russischen  Archiv  -  Nachrichten  ist  ans 
CQmat/eon^,  Kolemius  gemacht;  und  in  Karam»in9  Gesch.  d,  iiust.  tUi^j^ 
hcissl  er  h'omuUua, 

:>77.  Aus  der  letzlern  hat  Ctampi  dieselbe  in  seiner  BiöiiograJSa  criiica, 
Vol.  II.  p  205  abdrucken  lassen.  In  dem  ttmmämzotc'schcü  Museum  befindet 
sich  eintf  Cupii*  der  iiurberinischen  Abschrift ^  welche  fülschlich  die  Jahrszahl 
Li^ü^V  trügt,  und  aul  deren  Titel  der  Gesandte  Alt89am4ro  CammUo  genannt  wird. 

57^.     (ulhcrina  II  liess  schon  von  dieser  Instroe^A  ia  Rom  eine  Copie 

oiatheu.   Wi-Uhe    Mch   im   Reichs  -  Archive  zu  Moskau  befiodet     Eine   Russische 

•Itber-efzunij    «j»  r-elben    findet    man    in    der '  f.JpeeH,    PocdücK.    BuS^ihetKiu 

r.  XII.  I».  M\), 


—     464     — 

Das  zweite  Mal  kam   Comuieone   im  Mfirz   1597   nach 
Moskau.     Diese   Reise    hatte   die   nämliche   Absicht;    Yiie  di^ 
frühere^   und   das   iur  dieselbe  ausgefertigte  Greditiv,    das  sicl% 
ebenfalls  in  der  Vaticanischcn  Bibliothek  befindet^  ist  schon  voKi 
12  April  1596  datirt.    Es   war  von  einem  kostbaren  CmciGxe 
begleitet  und  der  Pabst  sagt  in  demselben    „Miftimns  ad  Te^ 
„Crucem  ex  smaragdO;  auro  inclusam  et  appensa  oniooe  oina- 
^tam^  pignus  et  monumentum  benevolentiae^  et  ille  Te  custodkly 
„qui  per  Crucis  trophaeum  mortis  auctorem  et  principes  tene- 
,,brarum  superavit;   et  Tu  hoc  veluti  gladio  fortissimo  aimatos, 
j^Turcas  et  Tartaros  et  omnes   Crucis  inimicos^  tanquam  comna 
;,(corva?)  ventiles  et  prosternas." 

Der  Zweck  dieser  Reisen  konnte  zwar  nicht  erreicht  werden; 
der  Gesandte  wurde  aber  beidemale  sehr  gut  von  dem  Zaren 
behandelt.  Sein  noch  nicht  bekannt  gemachter  Bericht  an  den 
Pabst  befindet  sich  handschrifllich  in  der  Vaticanisdien  Bibhothek, 
und  daraus  abschriftlich  in  der  fiir  S.  M.  den  Kaiser  Nicolaus 
von  dem  Grafen  Marin i  veranstalteten  Sammlung  filtercr  auf 
Russland  Bezug  habender  DocumentC;  welche  in  jener  Römischen 
Schatzkammer  vorhanden  sind. 

104. 

Jacob  van  Heemskerk,  Wilhelm  Barente  und 
Johann  Cornelisson  Ryp« 

1596.  1597. 

Der  ungünstige  Erfolg  des  z^veiten  Versuches  der  HoUSnder 
zur  Entdeckung  eines  nordöstlichen  Weges  nach  China  und  Indien, 
bewirkte;   dass   die  Generalstaaten  beschlossen;   keine  Ähnliche^ 
Expedition    mehr   von  ihrer   Seite   auszulichten.    Da  aber  die 


K.«rfinaiuischaft  vor  Amsterdam  den  Mirih  noch  mofat  verioren 

fa^Cille,  so  erbot  sich  die  Regierung,  Unternehmungen,  weldie  yod 

B^vival^Personen  ausgehen  würden,  zu  unterstatzen  und,  im  FaOe 

günstigen  Erfolges,  noch  Geldbelohnungen   zu  ertheflen. 

erkennt  leicht,  dass  die  entgegengesetzten  Ansichten,  \vel- 

^lie  die  Führer  bisher  auf  beiden  Reisen  gegen  einander  geltend 

^miacht  hatten,   auch    in    der  Heimath  jede  ihre  Vertheidiger 

linden.    Die  Ansicht  von  Barentz^  dass  man  näher  nach  dem 

Pole  halten  müsste,  hatte  offenbar  den  Beifall  der  Kaufmannschaft 

eriniten,  da  man  die  dritte  Unternehmung  nach  dieser  Richtung 

gehen  Hess.    Die    Regierung   mag  dagegen    der   Ansicht   von 

Nty   und   Tetgales,    dass    man    nur    durch    die    Strasse 

Nassau  (lugrische  Strasse)  den  Weg  nach  Indien  fmden  könne, 

gehuldigt  haben. 

fBer  Rath  der  Stadt  Amsterdam  rüstete  also  zwei  Schiife 

tos,   und  sorgte  iur  frühzeitige  Abreise.    Man  ernannte  Jacob 

roü  Heemskerk  zum  Oberbefehlshaber  des  einen  Schifli^  und 

Commissfir  der  Kaufmannschaft;    Wilhelm  Bareniz  wurde  ihm 

ab   Obersteuermann   beigegeben.     Das    andre   Schiff  befehligte 

Johann  Cornelisson  Ryp*    Gerrit  de  Veer  war,  lAie  bei 

den  früheren  Reisen,  auf  dem  Schiffe  von  Barent%.  Linscho* 

ten  reiste  nicht  mit. 

Diese    dritte    Fahrt    der  Holländer   zur  Auffindung   einer 

nordöstlichen   Durchfahrt    ist  durch    die   unglückliche  Besetzung 

des   einen   Schiffes  durch  Eis^   und   die  dadurch   herbeigeführte 

Ueberwintening  der  Mannschaft  auf  der  nordöstlichen  Spitze  von 

Nowaya  Semlja^  viel  bekannter  und  berühmter  geworden,  als  die 

beiden  vorhergehenden.     Es  scheint,  dass  beide  Schiffe  bestimmt 

gewesen  waren,  vereinigt  zu  bleiben,  allein  Bareni%j  der  eben 

so  tüchtig  als  unternehmend  war,  konnte  sich  bald  mit  dem  un- 

fügsamen  Ryp  nicht  einigen,   und    da   Heemskerk  sich  dem 

30 


—    466     — 

erstem  gefügl  zu  haben  scheint^  so  trennten  sich  endlich  beide 
SchilTe. 

Am  10.  Mai  159G  halte  man  die  Rhede  von  Amsterdam 
verlassen^  und  am  ISteu  bei  Vieland  die  hohe  See  erreicht; 
am  2(en  Juni  befand  man  sich  schon  unter  dem  71^  Breite. 
Hier  entspann  sich  bereits  die  erste  Verschiedenheit  der  Mei- 
nungen: Bare  fitz  wollte  weiter  nach  Osten  halten  als  Rjfp; 
doch  gab  er  diesem  nach^  sie  segelten  fort  nach  Norden ,  und 
entdeckten  am  9len  Juni  die  Buren-Insel.  Hier  erregle  die 
Verschiedenheit  der  Meinungen  noch  lebhafteren  Streit,  doch  gab 
Uarent%  wieder  nach.  Man  segelte  noch  weiter  nach  Norden 
und  entdeckte  Spitzbergen^  das  man  fQr  einen  Theil  von 
Grünland  hielt ^  unter  mehr  als  80""  Breite;  Eismassen  hinderten 
das  weitere  Vordringen^  und  man  ging  bis  in  die  Nfibe  der 
Baren-Inscl  zurück.  Hier  trennten  sich  beide  Schiffe  M^bn- 
mer.  Uarentz  beschloss  gegen  Nowaya-Semlja  zu  halten; 
von /fy/^'^  Schicksal  ist  weiter  nichts  bekannt,  als  dass  er  noch 
mehr  nach  Norden  sich  wandte,  und  dass  Barenlz  im  folgen- 
den Jahre,  bei  seiner  Rückkehr,  ilm  mit  seiner  Mannschaft  bi 
Kola  wieder  fand. 

Uarentz  erreichte  Nowaya-Sem|ja  bei  der  Lomsbay 
(Krcslowaya-Guba?)  und  folgte  nun  der  Küste  nach  Nordoslei; 
dann  nach  Osten,  und  zuletzt ^  die  ausserste  Spitze  umschiffend^ 
nach  Süden  und  Südost.  Die  Ausdauer,  mit  welcher  man  auf 
dieser  Fahrt  die  Eismassen  über\vunden  hatte,  ist  ein  Gegenstand 
der  Bewunderung  für  alle  spateren  Befahrer  des  Eismeeres  ge- 
worden; auch  sind  alle  ferneren  Versuche  bis  an  die  Ost-Kflste 
dieser  Inselgruppe  von  Norden  her  zu  gelangen,  fehlgeschlagen. 
Aber  nachdem  man  am  19ten  August  die  nordöstliche  Spitae 
von  Nowaya-Semlja,  die  man  das  Ersehnte  Vorgebirge 
(Hoek  van  begeerte)  nannte,  omschifll  hatte^  trafmani 


—     467     — 

an  21s(en  so  viele  und  so  hohe  Eismassen  ^  dass  man  einen 
benachbarten  Hafen  den  EishaTen  nannte.  Man  suchte  noch 
eintge  Tage  hindurch  weiter  nach  Süden  zu  dringen  ^  um  wo 
möglich  bis  Waigatsch  zu  gelangen  und  durch  die  schon  be- 
kannte Strasse  zwischen  dieser  Insel  und  dem  Festlande  die 
Rückkehr  zu  versuchen.  Allein  man  musste  am  26sten  August 
zurOck  in  den  Eishafen^  um  sich  vor  dem  Schwimm-Eise  zu 
sichern^  und  wurde  bald  von  demselben  ganz  eingeschlossen.  Hier 
war  es^  wo  man  sich  gezwungen  sah  eine  Hütte  zu  erbauen^  die 
nie  wieder  gesehen  ist. 

Die  grossen  Leiden  dieser  Ueberwinterung  haben  so  allge- 
meine Theilnahme  erregt ^  dass  sie  bis  in  die  Jugend-  und  Er- 
ziebungs*Schriften  verschiedener  Völker  übergegangen  sind^  wie 
z.B.  io  Campe's  Reisebeschreibungen  für  die  Jugend. 
Viei||Pbniger  hat  die  Wissenschall  aus  den  gelegentlich  einge- 
streuten Beobachtungen  Nutzen  gezogen.  «Hatte  man  es  z.  B. 
gehörig  beachtet,  dass  die  Holländer  zuweilen  auch  mitten  im 
Winter  das  Meer  Eisfrei  sahen,  so  würde  man  schon  aus  die- 
sem Zeugnisse  erkannt  haben,  dass  keinesweges  der  gesammte 
Wasserspiegel  des  Polar-Meeres ,  entfernt  von  den  Küsten^  den 
Winter  über  eine  zusammenhangende  Eisdecke  hat,  auf  welcher 
Annahme  der  vergebliche  Versuch  Par^p's  auf  dem  Eise  das 
Pol  zu  erreichen,  beruhte. 

Im  Hafen  halte  das  Eis  sicli  in  so,  bedeutenden  Massen 
zusammengedrängt,  dass  das  Schiff  wesentlichen  Schaden  h'tl. 
Hier  erhielt  es  sich  noch  während  des  ganzen  Mai's,  nachdem 
das  Meer  von  Zeit  zu  Zeil  frei  vom  Eise  geworden  und  ab- 
wechsekid  wieder  damit  angefüllt  war.  Man  musste  sich  end- 
lich cntschliessen  das  Schiff  aufzugeben  und  die  beiden  offenen 
Boote  mit  Anstrengung   aller    Kräfte  der   ermüdeten  Mannschaft 

auszurüsten.   «Am    14ten   JuU   ging  man  mit  ihnen  in  See  und 

30* 


—     468     — 

fuhr  die  ganze  Nord-  und  Wesl-Küsle  von  Nowaya-Sem^a 
entlang  wieder  zurück,  nicht  selten  mit  grossen  Mühseligkeiten 
die  Boote  über  Eisfelder,  die  am  Ufer  festlagen,  fortschleppend. 
Umgeben  von  solchen  Eisfeldern  starb  der  wackere  BareiUXj 
der  schon  lange  am  Scorbute  schwer  darnieder  lag.  Obgleidi 
des  erfahrenen  Führers  beraubt,  und  obgleich  die  ganze  Mann- 
schaft mehr  oder  weniger  an  diesem  Ucbel  litt,  gelangte  sie 
doch  in  ihren  offenen  Fahrzeugen,  zuerst  der  Küste  von  Now^ayt- 
Semlja  folgend,  dann  durch  die  hohe  See,  nach  der  P  eise  ho  ra- 
Mündung,  von  da  nach  Kai)in-Noss  und  über  die  Ausmün- 
dung des  Weissen  Meeres  setzend  zu  der  Insel  Kildin.  Hier 
erfuhr  man,  dass  in  der  Kolaer-Bucht  Holländisch^  Schiffe  Ifigen.^ 
Ein  hingesendeter  Bote  brachte  die  Nachricht  zurücR^  dass  das 
eine  der  dort  betindlichen  Schiffe  kein  anderes  sei,  als  das  von 
Rypy  von  welchem  man  sich  im  vorhergehenden  Jahre  ^/jj^oA 
hatte.  Auf  diesem  Schiffe  setzte  nun  unsre  Mannsetiaft  ihre 
Rückreise  fort. 

Ueber  diese  Reise  besitzt  man  nur  einen  Original-Bericht 
von  Gerrit  de  Veer,  welcher  ebenfalls  in  dem  oben  ange- 
führten Werke  sich  findet,  und  ausführlicher  ist  als  die  Berichte 
über  die  beiden  vorhergehenden  Expeditionen. 

Uebersetzungen  fimten  sich  in  den  ebenfalls  oben  bezeich- 
neten Sammlungen  von  Ifulaims  und  Adelung  (S.  220-265}, 
so  wie  in  dem  Kecueil  des  voyages  qui  ont  senri  4 
r^tablissement  et  au  progr^s  de  la  Compagnie  des 
Indes  «rienlales,   T.  I.  p.  56  ff. 

Auszüge  sind  in:  Capel's  Norden  und  in  vielen  anden 
Schrillen  über  das  Eis-Meer  und  den  höheren  Neiden,  z,  ^ILJf 
den  Werken  von  Zory drager,  Peyrere  äcc.      "    jjP.    ^^  i 

Umarbeitungen,  wie:  Jacob  llemskirehcns^  ^i^P  "^ 
länders,  wunderbare  Reise  naph  Nova  Zembl%  ^] 


—     469     — 


o 


gen  in  der  Wn1(hcr*scIion  Buchhandlung  1794.  8* 
(Separat  -  Abdruck  aus  einer  Sammlung  von  wahrhaften  und 
merkwürdigen  Schicksalen  reisender  Personen)^  giebt  es  ohne 
Zweifel  auch  in  andern  Sprachen. 

105. 

Abrc'ihain  Burggraf  zu  Dohna. 
1597. 

Abraham  Burggraf  %u  Dohna^'^^  ^vurde  im  Jahre 
1597  in  Gesellschaft  eines  Mitgliedes  des  österreichischen  Reichs- 
rathes,  Namens  Georg  Kahl^^o^  niit  einem  Geft)lge  von  mehr 
als  hundert  Personen  und  mit  reichen  Geschenken  von  dem 
Kai^LlludoIph,  nach  Moskau  gesandt.  Der  Zweck  dieser 
Senm^  war  thcils  dem  Zaren  fiir  die  ansehnliche  auf  War- 
kolschs»!  Bitte  geleistete  Hülfe ^»^  zu  danken,  theils  das  seit 
langer  Zeil  verabredete  Bündniss  gegen  die  Türken ,  dessen 
förmliche  Abschliessunjr  durch  I\ u  d o  1  ph ' s  Unentschlossenheit 
bisher  iininer  verzögert  worden  war,  endlich  wirklich  7a\  Stande 
zu  brinj^en. 


579.  Der  iNaine  dieser  allen  Familie  KommFln  ösferreichischen  Documen- 
tCD  auch  vor:  Dhonu  und  ißonai  S.  Chm^,  Handschriften  in  IVien  S.  51a.  87. 
In  harawKins  (ivHvhichte  des  Huh».  liefStt  wird  er  Th.  IX  S.  273  Burggraf 
xm  Donau,  und  rbend.  S.  372  oinnial  sogar  schlechtweg  Burggraf  genannt 

580.  Dieser    wird    in    Moskauischen    Archiv-Nachrichten,    und    auch   bei 
Kn-amsin:  Jury  h'alvm,  genannt. 

581.  S.    n'arkotscht  Heise  oben  S.  401. 

5*^2.     Der  Russische  Hof  scMrkle,    ausser   <ffem   durch    Warkoltch  öber- 

**c4len  barem  (leide,  durch  den  OkoinUachiJ  IVelJaminow  eine  ausserordentliche 

^««e  von  kosiliarem  Pelzwerke  als  Subsidie,  nämlich  40,360  Zobel,  20,760  Marder, 

'^  schwarze    Füchse,    337,235   Kichhömchen    und    300#  Biber.     S.  Waramiin, 

^  IX.  S.  235. 


« 


—     470     — 

Dohna's  Bericht  über  seine  Reise  und  seinen  Aufml- 
halt  in  Moskau  beßndet  sich  nicht  in  dem  K.  K.  geh.  Archive  m 
Wien.  Es  findet  sich  daselbst  nur  ein  von  ihm  und  Georg 
Kahl  Ulli erzeichneles Schreiben  aus  Issmin  vom  30Mftrz1597y 
MOrui  sie  ihre  Ankunft  an  der  Russischen  Gränze  melden,  imd 
zugleich  anzeigen^  dass  der  Polnische  Starost  in  Dorpat  sie  habe 
anhalten  wollen^  ^aus  ehiem  falschen  Geschrey^  als  führeten  sie 
;,deni  Grossiursten  eiiie  königliche  Cron  zu,  den  sie  aber  der 
;,gebur  nach^  weil  er  den  deshalb  erhaltenen  befehlich  nit  vor- 
;,  legen  ^vollen^  als  baldt  abgewissen.  ^  Üeber  die  Verbandlaogen 
in  Moskau  selbst^  durch  welche  Huch  diessmal  der  beabsichtigte 
Hauptzweck  nicht  erreicht  wurde  ^  haben  wir  also  nur  Russische 
Archiv-Nachrichten^  und  diese  finden  sich  von  Karamsin  benutzt 
in  seiner  Gesch.  d.  Russ.  Reichs,  Th.  IX.  S.  237-240. 

Aus  einem  Berichte  des  K.  K.  Hof- Dieners  Schiel|||||ron 
welchem  weiter  unten  die  Rede  sein  wird,  geht  hervor,  dass 
der  Burggraf^  Abraham  %u  Dohna  dazu  bestimmt  war  im 
Jahre  1598  abermals  mit  einer  Botschaft  nach  Moskau  gesandt  zu 
werden^  .dass  Siegismund  ni  aber  den  dazu  erbetenen  Pass 
zur  Durchreise  durch  Polen  verweigert  habe.^»» 

106. 

Martin    Schiele. 

1598. 

Sobald  die  Nachricht  von  dem  am  15ten  Janu^  1598  er- 
folgten Tode  des  Zars  Feodor  Iwano witsch  und  der  wahr- 
scheinlichen Thronbesteigung  des  Bpris  Godunow  nach  Wiep 


583.     S.   irichmann'9  Sammi.  M.   Sehrißen  mmr  «Mv»  GmkkkH  dW 
KemUn,  d.  Anw.  ReicAt.    S.  441.  --^*  *'  '      ,^ 


—     471     — 

gelangt  war^  besehloss  Rudolph  II  eine  grosse  Gesandtschaft 
xn  Begläckwünschung  des  neuen  Herrschers  nach  Moskau  zu 
sdiicken^  und  ernannte  zu  derselben  den  kurz  vorher  aus  Russ* 
laiid  zurückgekehrten  Abraham  Burggrafen  zu  Dohna^'« 
und  den  Geheimen  Rath  Johann  Friedrich  Hoffmann.  Da 
aber  Siegismund  die  für  sie  im  April  verlangten  Pässe  zu  ih- 
rer Reise  durch  Polen  verweigerte,  so  machte  der  Oesterreichi* 
sche  Hof  den  Versuch,  seine  Absicht  auf  eine  weniger  auffal- 
lende Art  zu  erreichen,  und  schickte  einen  Hof-Diener,  Namens 
Michael  ScAie/e^^^y  nicht  wie  einen  Gesandten,  sondern  wie 
einen  einfachen  Boten,  oder,  wie  er  selbst  sagt,  wie  eine 
Post,  mit  dem  Glückwunsch  -  Schreiben  nach  Moskau. 
Schiele y  der  höheren  Orts  die  Weisung  erhalten  hatte,  sich 
so  gut  durchzuhclfen  wie  er  könnte,  verliess  Prag,  bloss  von 
zwai  |)ienern  begleitet^  am  9  Juli  und  nahm  seinen  Weg  über 
Königsberg  nach  Dorpat.  Von  hier  wollte  man  ihn  nicht  weiter 
reisen  lassen,  und  hielt  ihn  9  Tage  auf,  bis  er  sich  endlich  heimlich 
und  ohne  Polnischen  Pass  auf  den  Weg  machte,  und  so  über 
Pleskow  am  iO  Sepleiubcr  in  Moskau  ankam. 

Von  Pleskow  aus  schrieb  Schiele  am  y^g  August  an  den 
Kaiserlichen  Geheimen  Balh  Freiherrn  RumpfXen  von  Wit- 
terach in  Prag,  um  diesem  Nachricht  von  seiner  bisherigen 
Reise  zu  geben.  Kr  sagt  in  diesem  Briefe,  dessen  Original 
sich  im  K.  K.  geheimen  Slaats-Archive  zu  Wien  befindet,  „es 
^sey  ihm  in  Königsberg  von  der  Frau  Hertzogin  auisirt,  dann 
„ihr  Fürstliche  Durchlaucht  solche  Zeiliung  \%r  gewiss  und  wahr- 
;,hafn  berichtet  worden,   dass   der  herr  Poris   Fedröwttz  Gode- 


5b4.     S.  oben  Seite  469. 

585.     In  den  Kussischae  Archiv  -  Nadincliteily    und   iM    bei    ikarammn 
wird  er,  öcMj  aach  bisweflen  SekU  gCMfuN^         '^'i*- 


—     472     — 

;,now  clc.  sainbt  seinem  gantzem  geschieht  niedergehauen,  vnd 
;,  einer  Avelcher  grausamlich  lieranisiere  zum  Grossrärsten  envehiet 
„Avorden  seyn  soll."  Er  habe  aber  nun  bei  seiner  Ankunft  in 
Fleskow  errahren^  dass  Boris  am  Leben  und  an  der  Regierung 
sei^  „doch  nicht  ohne  grosser  Aviederspenstigkeit  etzh'cher  König- 
„reich,  Fürsten  Thümer  und  Sielte." 

Nach  Schicles  AnkunR  in  Moskau  vergingen  beinahe 
drei  Monate,  ehe  er  dem  neuen  Zaren  vorgestellt  Averden  konnte. 
V\  ährend  dieser  Zeit  Avurden  seine  mitgebrachten  Schreiben  nut 
einigem  Misstrauen  untersucht  und  da  diese  endlich  fiir  acht  und 
gültig  erkannt  Avaren,  fragte  man,  Avas  er  für  Geschenke  mit- 
gebracht habe.  Schiele  antwortete  darauf,  sein  Hof  habe  ihm 
bei  der  Unsicherheit  seiner  Reise  keine  Geschenke  mitgeben  kön- 
nen, er  selbst  aber  sei  im  Besitze  von  zwei  „grossen  Schlag- 
„Uhren,"  welche  er  gern  überreichen  wolle,  wenn  man  «jia  für 
diese  Bestimmung  nicht  zu  gering  fände.  Die  Uhren  wurden 
zu  dem  Gross-Kanzler  gebracht,  und  von  diesem  zwar  sehr  schön, 
aber  nicht  kostbar  genug  befunden,  weswegen  „ihm  noch  zwey 
„hohe  vergoldete"  Credenz-Becher  und  zwei" schwere  goldene 
Ketten  zugeschickt  wurden,  um  diese  Kostbarkeiten  dem  Gross- 
frtrslen  „und  dem  Jinigen  Tzarovizen"  zu  überreichen. 

Am  ()  Dcrenibcr  wurde  Schiele  endlich  zur  Audienz  ge- 
rufen ,  zu  welcher  er  mit  grossem  Tompe  und  unter  Vortragnng 
der  Geschenke  abgeholt  wurde.  Da  er  der  erste  ausländische- 
Gesandle  war,  den  Boris  Godunow  empfing,  so  wij|de  er 
mit  grosser  AuszeicIifTiung  und  vielein  Wohlwollen  aufgejion\meii, 
und  ihm  zugleich  angekündigt ,  dass  der  Zar  im  Begriff  stände, 
eine  ansehnliche  iiesandlschafl  ,an  den  Rom.  Kaiser  zu  ilibifefceii, 
für  welche  er  nur  noch  die  nöthigen  Passe  aus  Polen  erwarte. 
Am  1 7  Januar  des  folgenden  Jahres  wurde  Schiele  zom  zw^ 
ten  Male  nach  Ilof^J^eschiedeu,  abermals  sehr  goäg  rjgümgci^' 


—     473     — 

und  dann  mit  einem  Schreiben  des  Zaren  an  Rudolph  n  entlas- 
sen. Er  trat  nun  seine  Ruckreise  am  28  Januar  aaf  demselben 
Wege  an^  auf  welchem  er  gekommen  war^  und  traf  am  8  März 
^ficklicli  wiedfer  in  Prag  ein. 

Unmittelbar  nach  seiner  Zuratkkunfl  stattete  Schiele  dem 
Kaiser  Bericht  über  seine  Reise  ab. 

Das  Original  dieses  Berichts  beßndet  sich  in  dem  K.  K. 
Geh.  Haus-  Hof-  und  Staafs-Archive  zu  Wien  unter  folgendem 
Tilel: 

SchrifDliche  Relation  wegen  Jungst  Anno  etc.  98. 
Verschinen<^66  Anberolchencn  Raiss  In  die  Moscaw. 
14  Blällcr  in  folio. 

Diesem  Berichte  ist  eine  Erzählung  von  der  Thronbestei- 
gung des  Zars  Boris  Godunow,  ebenfalls  von  Schiele's 
Handy  beigefugt,  unter  dem  Titel: 

GnindHichcr  wahrhafllcr  beschriebener  Rericht 
was  sieh  auf  absterben  des  Jungst  Anno  etc.  98.  ver- 
storbenen Grossfnrsten  vnd  Tzarn  In  der  Moscaw. 
Ilerschorn  aller  Reusscn ,  Seinem  rerlassnen  Gema- 
lirll.  vnd  dann  mit  Jetztregierendem  Grossfursten 
liogebeii  bat.      10  Blätter  in  folio. 

Von  beiden  Berichten  befinden  sich  auch  Abschriften  in 
der  Königl.  Privat-Bibliülhck  zu  Stuttgart,  und  zwar  unter  Codd. 
^\s:f>.  jiirid.  et  polit.  No.  58.  17  Bl.  fol.  und  nach  diesen 
hat  sie  B.  von  Wich  mann  in  seiner  Sammlung  bisher 
noch  ungedruekter  kleiner  Schriften  zur  altern  Ge- 
schichte und  Kennlniss  des  Russischen  Reichs  ab- 
drucken lassen. 


5b6.     Vcrwichencn  ^Jahres). 


.  Der  Reise-Bericht  befindet  sich  daselbst  S.  423— 446  nn^^ 
führt  den  Titel: 

Relatiou  wegen    der  Jüngsten  Anno  98  Ton  de^ 
Rom.  Kay.  Mayt,  vnssers  allergn.  Herrn  Hofdiener  Mi- 
chael Spielen^»''  auberoblenen   Reiss  in  die  Mosscair. 

Der  Anhang  S.  447 — 464  ist  hier  überschrieben: 
Bericht  wegen   Feder  Ivanowi tz  Grossfursten  rnd 
Tsars  In  der  Mosrau  abstcrbens. 

Aus  den  Moskaiüschen  Archiv-Nachrichten  erhellet^  dass 
Schiele  im  Jahre  1601  ^  noch  einmal  als  Eilbote  nach  Russ- 
land  geschickt  ^vordcn  ist;  s.  Karanisin'^s  Gesch.  des  Ross. 
Reichs,  Th.  X.  S.  279;  über  diese  Sendung  scheint  aber  in 
Wien  gar  kein  Document  vorhanden  zu  sein. 

Da  übrigens  der  Wichmann'sche  Abdruck  des  Beridites 
über  die  erste  Reise  einige  nicht  unbedeutende  Abweichungen 
von  den  Wiener  Originalen  enthält^  so  halte  ich  es  nicht  für 
überflüssig  diese  hier  anzuzeigen^  wobei  ich  den  erstem  mit  I. 
und  den  letztem  mit  II.  bezeichne. 

I.  Seite  432  Zeile  2^    Gutschmus^    II.  Gutschumb. 

I.  Ebend.  Z.  3  von  unten^  zuerTahrung^   II.  zu  erfrewung. 

I.  S.  434  Z.  16^  dieser  Grossfurst  Christseligister  ge- 
dechtnus,  II.  disser  Grossfürst  zwischen  Vilhöchst- 
gedachtem  Verstorbnen  Grossfürsten  Christseligi- 
ster gedechtnus. 

I.  8.  435  Z.  4;  hoher  Priesslicher^  IL  hocherspriess- 
lieber. 

I.  S.  439  Z.  15;  überwundtlichster  Romischer  Kaiser, 
II.  Vnüberwindtlichiste  Erwelle  Römische  Kaysser. 

587.    Der  Keiäcude  hiess  Schiele  ^  wie  aus  seiner  eigenea  Unlanjchrill 
in  dem  Wiener-Originale  erhellt. 


#  ., 


—     475     — 

I.     Sbend.  Z.  2  von  unten^  herzlich  erfreuet^  IL  herezlich 

^^viderumb  erfreuet. 
I.     S.  443  Z.  12,  vberVnsser  verhoffen,  IL  über  vnssere 

Herrschafften. 
I.      S.  445  Z.  3,  sich   erweiger   wurde,    II.  ^ich  fernel 

Vei;waigern  wurde. 
1*      Xbend.  Z.  13,  darauff  verlassen,    IL   darauff  Zauer-^ 

lassen. 
\-      Ebend.  Z.  15,  abgefertigt  ankommen,  II.  abgeferltigt^ 
vnd  ankhomen. 

Und  in  dem  Berichte  von  Boris  Godunow's  Thronbe-^ 
Steigung: 

l  S.  447  Z.  8,  Gruhischen,    II.  Griegischen. 
1.  Ebend.  Z.  9,  sich  Sie,  IL  Sie  sich. 
L  Ebend.  Reussischen,    IL  Reussen. 
L  Ebend.  Z.  10,  7006,     H.  7  106. 
L  S.  448  Z.  3,   gestorbenen,    II.  abgestorbenen. 
I.  Ebend.  Z.  4  v.   u. ,    Teutsche    monstra,    IL    Tiuitshe 

monslcra.5»8 
I.  S.  449  Z.  9,  beschirmer,   II.  beschuczer. 
I.  S.  450  Z.  9,  alter  Nam,     IL  alter  Fürstlicher  Nam. 
I.  Ebend.  Z.  11,  anstatt  desselben  fürstlichen  Nahmen^ 

IL  anstatt  desselben. 
I.  Ebend.  Z.  IG,  der  Gross  Canzler  Bafilio,  11.  der  Gross 

vnd  Reichs  Canczler  Basile. 
I.  S.  451  Z.  H,  huldcn,  IL  hulden  vnd  ächwern. 
/.  S.  453  Z,  1,     geschriewen,    IL  gescjirieen. 
I.  S.  456  Z.  1,    vorhanden,    IL  vorhandten  waren. 
L  S.  457  Z.  3,     angefang,     IL  affgefangen. 


bbb.     DetciUchij  Munaitür* 


~     476     — 

I.  S.  457  Z.  4,    versehung  dess  Allmechtigeii;  ü.  far--^ 

sehung  d.  A. 
I.  Ebend.  Z.  11^   Ihme,  II.  mir. 
I.  S.  458  Z.  10;  Perlen,  IL  Berlein. 
I.  Ebend.  Z.  3  v.  u.,  Mariae,  II.  Maria. 
L  S.  459  Z.  13,  Berlin,  II.  Berlein. 
I.  Ebend.  Z.  19,  der  Handt,  II.  den  hendten. 
I.  Ebend.  Z.  4  v.  u.,  Christlicher,  II.  Christseeliger. 
I.  Ebend.  Z.  1  v.  u.,  ein,  II.  in. 
I.  S.  461  Z.  7  V.  u.,  Braetischta,  II  Braecischta.Bs« 
I.  Ebend.  Z.  5  v.  u.,  Blauesseni,  II.  Blaphessenj.^^o 
I.  S.  462  Z.  4,   auf  welchem  Scharlach  Guldenstuekh, 

II.  auT  wellchem  Güldene  Stuk. 
I.  Ebend.  Z.  3  v.  u.,  wohe,   II.  Mahnung. 
I.  S.  463,   Zue  geben,  Zue  dienen,    II.   Zageben  vnd 

zudienen. 
I.  Ebend.  Z.  8,  Ao.  9  9,  II.  Cfälschlich)  Ao.  9  8. 
I.  Ebend.  Z.  17,  welche  von  etlich  Jahren,   IL  welche 

etliche  Jar. 
L  Ebend.  Z.  3.  v.  u.,  Kanffmann,   IL  Kaufrmanscharrt. 
L  S.  464  Z.  1,  das  ist  30,000  Täller,  IL  FehU. 
L  Ebend.  Z.  2,  Sechss  Jahr,    IL  Sieben  Jar. 
L  Ebend.  Z.  3,  vorleihen,   IL  vorseczen. 


589.  Wahrscheinlich   Umpeni/e  PreM^tiiUJa  Bogorodimä,   die 

fahrt  der  MuUcr  GoUcs. 

* 

590.  Biagowe$cht$eJke0je,  die  Verkündigung. 


fcr  ' 


—     477     — 
i07. 

John     Merick. 
1598. 

John   Merick  ^^^    scheint   ein    Mitglied    der   EngUschen 

Faotorei  in  Moskau  gewesen   zu    sein^   und  hier  schon  in  den 

atzten  Jahren  der  Regierung  von  Feodor  Iwanowitsch  ge-* 

lel>t  zu  haben.     Er  meldete  den  Tod  dieses  Zaren  und  die  darauf 

errolgte  Thronbesteigung  von  Boris  Godunow  einem  Freunde 

^    London,  in  einem  BrierC;  von  welchem  ein  Auszug  in  Hak-« 

luvt's  grosser   Sammlung  aufbewahret  ist.    Er  fährt  dort  den 

Titel: 

A  branch  of  a  letter  from  John  Merick  toucbing 
(hc  docith  of  Theodor  Ivanowich.  In  Hakluyt's  CoUec- 
lion.     Vol.  I.  p.  574. 

Merick  lebte  noch  zu  den  Zeiten  des  falchen  Demetrius 
in  Moskau,  von  welchem  sich  noch  in  dem  dortigen  Archive 
ein  Schreiben  an  ihn  und  die  Antwort  desselben  befindet. 
Merick  wird  in  diesem  Schreiben  Englischer  Agent  genannt. 

108. 

A  II  t  o  II  y    S  h  e  r  1  e  y.        ^ 
*  1599. 

Sir  Antony  Sherley^^'^^  ein  Englischer  Edelmann^  machte 
mehre  grosse  Reisen   in  Europa  und  Asien,    theils   im  Auftrage 


5'Jl.     Wird   iQ    Russischen    Archiv  -  Nachrichten   Iwam  Jmljamow  Merik 

genaoot.     Eben  so  auch  bei  h'aramgin. 

yj2,  Au*>iuhrliche  Nachrichten  über  Amlomy  Sherley  und  seine  Reisen 
findet ^^an  in  Beckmann  $  Litteratmr  tter  äileren  ReiiehtBckreibnmgem^  Th.  U. 
S.  612-626. 


—     478     — 

der  Königin  Elisabeth^    thcils  zu   seiner   eigenen   Belehrung. 
Eine   derselben   trat  er  im  Jahre    1598  in  Gesellschaft  seines 
Jüngern  Bruders  Robert^  nach  Persien  an^  wo  er  bald  die  Gunst  , 
des  Schach  Abbas  in  solchem  Grade  govaim^   dass  dieser  ihn  4 
mit  Briefen  und  Geschenken  an  die  Europäischen  Fürsten  sandte,^ 
um   sie   zu   bewegen^   die  Türken^   seine  Feinde ^   niil  ihm  xx^ 
gleicher  Zeit  zu  bekriegen.     Sherley  trat  diese  Reise  in  Ge — 
Seilschaft   eines   ihm   mitgegebenen   Persers^  Namens   Husseii^ 
Ali-Begh;  im  April  1599  aus  Kaswin  an^  und  da  er  nid^ 
^vagtO;  den  kürzeren  Weg  über  die  Türkey  zu  nehmen^  so  gin^ 
er  durch  Russland;  ^vo  er  über  Astrachan  am  2  Oktober  ankann. 
Von  hier  ging  er  zunächst  nach  Italien^  und  dann  nach  Spaniesv, 
Avo  er  ganz  gebUebeu   zu   sein   scheint ,   olme  je  wieder  nacA 
Persien  zurückzukehren. 

Von  dieser  Reise  des  Antony  Sherley  nach  Persiefl 
und  durch  Russland  soll  eine  besondere  von  ihm  selbst  geschrie- 
bene Beschreibung  zu  London  1613^  in  4^  erschienen  sein,  aus 
welcher  man  in  Purchas  his  Pilgrimes  T.  IL  p.  1383  einen 
Auszug  findet;  der  folgenden  Titel  führt: 

A  briefe  compendium  of  the  historie  ofSirAntonj 
Sherleys  travels  into  Persia;  and  eniployed  thence 
ambassadour  to  tbc  Christian  princes,  peuned  by  him- 
seife,  and  recommanded  to  his  brotber  Sir  Rober 
Sherley,  sinee  tbat  sent  on  like  ambassage  to  tb 
King  of  Persia. 

Ein  spaterer  Abdrii^k,  oder  vielleicht  auch  nur  ein  Ausz^ 
aus  dieser  Reise  von  Antony  Sherley  befindet  sich  in  cir 
Werke ;  wo  man  sie  auf  den  ersten  Blick   kaum  suchen  so 
nämlich  in  einer  Sammlung  welche  folgenden  Titel  fuhrt: 

Rotations  vöritablcs  et  caricuses  de  Tisle  de  Ms 
gasear   et  du  Brasil.     Arec  rhistoire  de  la  dorn 


—     479     — 

■crre  faite  aa  Brasil,  cntrc  les  Poringaits  et  les  Hol- 
imdais.  Trois  rdations  d'Egypte  et  une  da  royaumc 
^   Perse.     A  Paris  chez  Augnstin  CoHrb^,  1661.  4^»» 

Hier  befindet  sich  Skeriey's  Reise^  p.  103  ~  158  unter 
Igfendem  Titel: 

Relation  d^Yn  Toyage  de  Perse  faiet  es  antikes 
^98  et  1599  par  vn  genlil  -  homme  de  la  suite  da 
^igneur  Scierley^»^,  amhassadenr^'i^  du  roy  d'Angle- 
rre.R»« 

Dieser  Auszug  iängt  mit  der  Abreise  aus  Aleppo  an,  und 
idigt  mit  der  Ankunft  in  Astrachan. 

109. 

William    P  a  r  r  y. 
1599. 

William  Varry  begleitete  den  im  vorigen  Artikel  ge- 
annten  Antony  Sherley  auf  seinen  Reisen  nach  Pcrsien  und 
lussland,  verliess  ihn  aber  auf  der  Rflckreise  in  Deutschland, 
nd  ging  Aber  Holland  nach  England  zurück^  wo  er  im  Septem- 
er  1601  ankam.  Bald  darauf  scheint  er  selbst  die  Besehrei- 
ung  dieser  Reisen  bekannt  gemacht  zu  haben,  aus  welcher  die 
rzählung  von  der  Ueberfahrt  über  das  Caspische  Meer  nach  Astra- 
lan,  und  von  dem,  was  er  in  Moskau  gesehen,  hieher  gehört. 


r>*)3.  S.  über  dieses  Werk   Beckmann  a.  a.  Ö.  S.  596. 

5!)V.  Kifhlicer  Sherley, 

5ÜJ.  Sherley  reiste  nicht  als  Gesandter,  sondern  als  PriyatmanD. 

596.  Er  machte  seine  Reise  ontor  der  Regienaig  der  KSnigin  EfMMk 


• 


—     480     — 

Aus  diesem  Werke,  von  welchem  ich  sonst  keine  Nach- 
richt finde ;  ist  ein  Auszug  in  Purchas  grosse  Sammlang  auf- 
genommen^ unter  dem  Titel: 

Sir  Anthofiie  Sherlcy  bis  voyage  ower  tbe  Caspian 
sea  and  tborow  Russia;  taken  out  of  W.  Parry  bis 
discourse  of  the  whole  royage  of  Sir  AntboDie^  in 
wbich  he  accompanied  bim,  published  1601. 


ÜEBER  SICHT 


DKR 


REISENDEN  IN  RLISSLAND 

1700. 


1 


4 


■1 


i 


KRITISCH-LITERARISCHE 

ÜBERS^ieHT- 

DER  -  . 

mmm  in  rimand 


BIS 


1700, 

deren  Berichte  bekannt  sind» 

VON 

BHriearieh  r.  Adelungf^ 

■^„^  te  KatariiclMB  Akadenia   der  WuMMehanei  tu  81.  FMmbarf ,    im  tkkmnilUm  n 
fcüfcao,  Chnko«  nad  Kann,  det  Kdoigliob-NiederUBaiKlieti  Iiwlitoif.  der  PhiloMyMtolien  GweUidMfl  ni 

V^aadclpkii,  und  der  Frietischen  Getellfchiirt  ta  Sii««k  m  HolUiid;  Mitglied  der  Kiirli>dacli«i  GeeeUfelMll 
*^  Lüintar  nod  Kunst,  der  GeMlischaft^:  für  Nordische  Alterthümer  la  Kopeaheffen,  der  WifaeneelMnei 
>*  lofioii,  der  Deutschen  Sprachforscher  in  Berlin,  der  Deutschen  Atterthumskande  sii  Breslaa,  drt 
AHciüwner  und  der  Russischen  Geschichte  su  Moskau,  der  Naturfotscher  ta  Moskw,  für  Diniscbe  AHar- 
^k^aer  sn  Schwäbisch  -  Hall,  für  Errorsrhonfr  der  iltetn  Deutschen  Geschichte  ra  Frankfort  a.  M.,  der 
Aibdjcr  sn  Ron,  der  Asiatischen  Gesellschaft  sn  London,  der  Mineralofrischen  GeseUscbafI  ta  Sl.  PMav- 
borg,  der  Asiatischen  Gesellschaft  ta  Paris,  etc. 


Eine«  mwmmmewä  Demldlovrschen  Preises  ifewArdH^t* 


Band  11. 


09n  9aQ2Uäaa^9aic&      1  äsuspascft 

bei   Eggers  «tComp.       bei    T.  0.  Weigel. 


GKDirCKT   BKI  C.   KRAY  Ol  ST.   PKTIRSICTIG. 

18416. 


■  r.t<A!\Y 


215470 

'.-         ,».:no>'.  -MD 


^.^?  .^  .<  -i^/ 


ZUM     DKl'GK     ERLAUBT 
mit   der   ßcdioffuug  dio  gosdJzlicIio   Anzahl   dfir  ExoraplHca .  darp  Censur  -  Comit» 
zuzustellen      St.   Petersburg,  den  2()  Juli  1845. 

Ignatics  Iwaiyowski,  Censor. 

Ci^.  s.)  


I      . 


.  I 


INHALTS- Vi;|R^^  ^,. 

*''l des  Jn«  liiMi«M#.i:. :!  •  :/.  .}.!k 

i''} .  M  -   ..*.  »i  i  lt.)  iMi;v  .-.*;/.  ,*i: 

.:'•-!       ~:     r^.i    :.:^/vi  LM..»  ,.n.  II  .r.i: 

1.  Uie^^tediiidtotMk  des  PqIhiscIw«  4(«ffdqrs,ii^,Siip^    m 

nach.  RussIund.l6jD0.  •.  ...:    wi-/«..  i».)  •;  '«:    •  /•     ki      1* 

2.  Tobits  lDn6iifi)1601    .    .»     «'.^kl'.vl.  .:.  :.!::a     bM  1% 
•3;  Franccscp  As^ejitiiu  1601  .......  i>i,   :.;  >«.;;U\  ..  |  liK 

.4-i  £skc. Brock.  1(>01 ;  m.  m  ^     k  !  •.  .Vi  ICi 

5i  Jaqucs  Margcrel  16ÜI-rl&ll.  .  .  .n  ;^i  j.-.,!/ ..I  «i-l  IK 

.IK  Conrad  ßussow  1601  —  16*8'  ■!.  •:*i  L-i^-  :i  I.wihi^;»  4ß^ 
.7«.BcrJcbl  über,  die  Reise  des  Prin;dßli'Joliilttb.tott:DfiM4M  .:  K 
mark  nach  KusslaJid  .1602  .  J  '  i'  w  •  •  •  •  •  111^ 
.«.  /Uclvou  r.yldcnsüerna  1602  ..  i:  .  .  «.=  •  i='126i 
.tK  Sleplvan  .Kakasch  1ÜÜ2    '.    i.    1.1  «4   i.     i     *     *..,...  12»7i 

10.  GcorsT  Trciamler  1602-^1604';;'   *     .    ^  .:•./».-  j/lS^w 

1 1.  Johannes^  KrambacfifS' Bericht  über  die  Reise  derLflbeldd«!.  .^• 

schon  Gcsandtschan  nach  Moskau  1603     ;     •''•     •  13<i» 

12.  Johann  Skyilc   I60i  .  w     .1  .     ^m  .     .  i -4 .».-:.  .4/144* 

13.  Baron  lü^inrich  von  I^gaU  1604*     i    >J  >  ;     i!    .     J'Hßt 

I*.  Thomas  5milh   1601-  ............ -«iil5.7^ 

15.  Thomas  Frcyss   1605 lt.*    .:*;;?.!■  w  "^  161; 

lU.  Ilcinriih  Neusicdcr  1605    .     .     j     .     .     .  . -i     ••  '4-1631 
17.  Der  ungenannte  Verfasser  eines  ^JMcfea  tHS<  Arolaiigel'    .» 

IGiKy ^  .i.  w   I  •  .  fifü  "w  '  •  '  •  '162« 

IK  Andreas  Lawicki  1605 •*. ;  .jf^i.: .  .. . 'I66, 

lU.  Barez/o  Barozzi   1605  .     .     .  i  fb..|  «Mtpi.^)!/.    j4iMMifl78f 


IV 

SeMe. 

20.  Der  Vcrrasscr    der  Narratio   succincta  de   adversa  et 

prospera  fortuna  Dcmetrü  1605 173. 

21.  Der  Verfasser  des  Memoire   touchant   lo  Grand  Duc 

Dcmctrius  1605 177. 

22.  P.  Nicolaus  Czyrzowski  1605      .......  178. 

23.  Alessandro  Rangoni  1605.    ...     t-< 180. 

24.  Alessandro  Cilli  1606 ->  1608 183. 

25.  Hans  Georg  Pcycrle  1606 184. 

26.  Der  Verfasser  der  Legende  de  Demetrius  1606    .     .198. 

27.  Tagebuch  der  Polnischen  Gesandten  Pßcolai  OleMdki 

und  Alexander  G§siewski  1606 204. 

28.  Das  Tagebuch  der  Marina  Mniszech  1606  —  1608    .  208. 

29.  P.  Zelanski  1606 210. 

30.  Peter  Paterson  1608 210. 

31.  Isaak  Massa  1609   . 217. 

32;  Gerhard  Grevenbruch  1609 221. 

33.  Pierre  de  Laville  1611 223. 

34:  iVVilliam  Poursgloue  1611  .     .     .     .  ' 226« 

35.  Josias  Logan  1611 226. 

36.  iWilliam  Gourdon  1611.  1614 227. 

37.  Knud  Gyldcnslierne  1614 228. 

38.  Jakob  Henkel  von  Donnersmarck  1614.     .    .    .     .  233. 

39.  Peter  Petrcjus  1615 238. 

40.  Anthonis  Goetreris  1615.  1616 258. 

41.  Mons  Martensohn  Palm  1617 271. 

Nachträge 281. 

42.  Giovanni  Giraldo  1561 283. 

43.  Samuel  Maszkiewicz  1602 2iB3. 

44.  Sefer  Muratowicz  1602 284w 

45.  Joannes  Zamoiski  1602 - .     .  285* 

46.  Wassenberg  1603 286. 

47.  Joannes  Mosquera  1603 286. 


Seite. 
Mnisltti  ^olUewBki  1604    ■■;■■•■.■  .    .    .    .    .    .  287. 

rowiansU  1605 .    .    .    .  '.  288. 

^Qcas  Pauli  1606    .    .    .    i    .    ...    .>  ^^  «  288. 

Henry  Hudson  1607.  1608.  1609  .    ;    ...    .  289. 

(an  Peter  Sapieha  1608  —  1611      ......  291. 

r.  Danckaert  1609.  1611      .    .    .    .    -.     «    .    .  292. 

)er  Verfasser  der  Memoires  coacenmit  Ja  ITosoovIe 

1609  —  1629 .     .     .    .  29S. 

jiovanni  de'  Luna  1610   .    .    .    .    .    ,-  "»    .    ;  299. 

>aul  Piasecki  1612 ;    .    .    .  29«. 

$alomon  Neugebauer  1612 «.    ,    .  294. 

Sothard  Arthus  1613    ..<......:  29€. 

lenry  Brercton  1614 ;    .    .  296. 

Matthias  Schaum  1614      .     ...    .    .    .    .    .  296. 

i»U5tro  della  VaUe  1617    .    .    ......:.  296. 

[waschko  Petelin  1620      .    ..   ;  •■-.  > ;  ■  w    «  •■■*  <'.  296. 

SobiesU  1620 ../•.'.  296. 

zidam  Zarcuiba  1620 ^  297. 

Cosma  de  Torres  1622 297. 

lohn  Smith  1625 297. 

Frä  Giovanni  di  Lucca  1626 297. 

Der  Verfasser  der  Schrift:  Narratio  historica  1626    .  297. 

MaUhe  Juel  1631 297. 

Bengt  Johannsohn  Skylte  1631 298. 

Jakob  Johannsohn  Skytte  1632   .     .     .     .     .     .     .  298l 

Adam  Oiearius  1633.  1636—1638     .     .    .    ;     .  299. 

Philipp  Crusius  1633.  1636  —  1638     .     .    ...  306. 

Mandelslo  1633.  1636 ^    .     .     .  306. 

Paul  Flemming  1633.  1636  —  1638     .    ...    .  308. 

Andreas  Burräus  1633—1634   .     .     .    '.     .-  .    -.  SlOc 

Laurenlitts  Ludenius  1640      .    .    «    ...    .    .  3tlv 

Joachim  Pastorius  1642    .    .    .    .'   ..'.-.    .318. 


VI 

Seile. 
79.  Woldeiiiar  Christian  Güldeiiläwe;  Grtif  voll  Bchleswjg-^ 

Holstein   1643  — IÜ44   .....•••.  312. 

»0.  Wendelin  Sybclisla  JÜ33— IM*  ....     .:    4  i3|:9. 

•»I.  De  I.a  Marliuierc  16*7   .-'.■    ..  t'. '-.:.-   .     .     ,  32a 
82.  Fernand,  um   1650.     .     .     .     ......     .     ...     .  322. 

'83.  Arcangelo  Lamberli,  um   I650>i     i  •  ..    .    .;     .     .323. 

8*.  Dom  JUseph  MurJe  itauipi^iluii   165Ü  .     .    >    '.     ..  32ä; 
'H&.  Jaeub  Joslen  1652     .     .     .     .     .  .  .    ^>i  .     .    vj  323. 

'86.  J.  de  Kodes  J653     .     .     .^    .  ;  .  .  •     .. . .:  .  ..  ..,.324^ 

«7.  KoialONviez  1653 .     .     .     .     .;.     .(32*; 

88.  3Iakarius   1653.     .     .     .  ••     .•«...:•!.-    b  32&. 

8!).  I^ouis  Henri  de  Lomenie  li)5*  .     •     .     .     .  '  .     •  .326^ 
'90.  Kochouski   1655    ...     .....;..'.     .     .     .     .326-. 

'91.  Allcgretlo  .de  ^Vllegretli  und. Johaim  Tlieudor  vouLor- 
■"    .bacli  1655.  J  636.  .1657  .. 327- 


92«  Alberto  Vimena  da  Ceneda  1657  «    «...«-  \.    .•  ;327« 

93;  Niecola  Barberini.  1658 -.;.*.  ^  32a 

0*.  Johann  Chi-istoph  von  Fragslein  t658  ..••••  328. 

•  (Hh  Paisi  Ugarides  1()6Ü  .......     .     ;     .     w  329» 

D6.  Der  Verfasser  ^ler. Schrift:  Del  Seri^nissinio  K6  Alessfo*    . 
.     '     dilto  il  Pio  1660      .....     .     ^ :  w     *     .     -     •  i33a 

«7.  Friiwrlmber  1660    .........     i     .     .  330. 

ÜH.  Johannes  Nieuhov  1660  .     ......     .     .     •    •*  331. 

'99.  Le  .Vasseur  de  IJeaupla«  1660.     .     .     j    •-    *  .  4:331. 
M)0.  Aujyustin  von  IMayern  (Freiherr  vöii  Mevorber^)  und^     i 

"<^    .lloratius  Guh'ehnu»  Cbivueoi  16frl.^l663    .•  *  i     .^332; 
tot.  Sebastian  fJavinich  1661  —  1663  .     ...»    .<- »:333b 

i02.  Graf  Carlisle  1663      .     .     .........  33fi. 

H»3.  Johann  Chrysostomus  Passek  1663  ..  .  ,.  '  .  i  ^  '3*7» 
101*.  Nicolaes  VViisen  166*  .  .  «.  'i  .  *.  .  ,i  j338k 
im.  Peter  Marcellus  163*—  1665  .*  .  :..  J  y-  .  .  *3*0. 
106.  Samuel  Collins  1659  —  1667  ..uf .     k/  :v/i.?  tkf  -.^i  3*2. 


II 


Seit». 

'<.  Johann. Strays  1668  —  1610     wi  .-.'MiMit  ittiuM  3«Si 

l  Rudolff  Capcl  1670    .....     .  <  .•':  .ir.'j    •.;.|üiiii  M7i 

I.  Graf  Paul  Polockj  1.670-.ii  .^ ..:  i  i..t  ^u.^-.u.kl  wi.>l  34ffk 

b  Jacob  Reulenfcls  1671:  l.     .    ■«•ü  ..',<i  ttw/  ;>'.ii>il'.  3ft8L 

I.  iNicokMiS' HeinshiS:  IßTdi  .  nui-.i'i   ,ju  .n'ü.i.v/  .i-><l  3A9l 

I.  Ercole  JZani  1672.  .<•!.    <l'   iu.. -..»•    yi   «i.Tvru.  350. 

I.  La  Croix  1672  ....  <";"•.  iii»i..iw.''- j"><  <lv»».l  3901 

k  Chardin  1672  ....     ...     ...    l'-'.l    jiiujn/.  aSU 

i.  Der  Verfasser  des  Bitratto  dclltf  Mbseorfta»  Hta»»:^  3541 

i.  Albin  Dobbin.  1673    .tü'^ii  .■.n^.n^ih^i  3501 

h  Joachim  Scullctus  1673.  1674«. '"jo^i/iVt  ii<i/  «m/l  3881 

^  Johann.  Arnold  Brand  1673: i     .':'!.•> i  .ilji  ititi:ij<^(  3ii6l 

h  Kilburger  1674  -  .     .     i* 'ii    .  -;:•><.  i>ii"iH  "U>t</*  3SA 

).  Botloni.  und  Guzmann  L675  .  .  C<!<'.l   liil»«-!  lUiil^Jiii'i  301 

I.  Adolph.  Lyseck  1675 TOJU  .iii.;;iit/.  3671 

h  Gi ''W..Wi«khäMil6Vii  't;;!  i^'.i.ito/  nqiti'Jiil;  x^nitl  3S81 

J.  Swiderski  1675  •  .-'.'i  .."i'tl.  M^i'/l  .i  ...■i.>.i!injil..t  afiidl 

k  Conrad  van  KIcnck  1675      .     .  .  .''•.'l  .11' ; »  -..i.l  3S»l 

i.  Wood  und  FLwcs  1676       ";^ii  .m-Wi  ■(.  -A  3G01 

J.  Herfer  1677 ...''■•;»  j:-ii»  y.i-t  3811 

r.  Der  Verfasser  der  Schrift :    A  shorl<:#«6fcriptiöli'MÖb  •i<  ! 

1677 ...     .     iMBÖii 

i.  Tanner  1678 363. 

J.  Merrith  1679 363. 

).  Palrik  Gordon  1661  —  1680 364. 

1.  Alben  lleidenfeld  1680 366. 

2.  Jean  Fran(;ois  Bcgnard  1681 366. 

}.  J.  Block  1682 366. 

V.  Der  \erfu.sser  der  Schrift:  Narralio  rerum  etc.  1682  367. 

>.  Engelbert  Kämpfer  1683 367. 

}.  Zirowa  und  Biuniberg  1684 369. 

r.  Johann  Eberhard  Hövcl  1684 370. 


VUI 

138.  Laurent  Rinhuber  1684 .  372* 

139.  Philippe  Avril  1686 376i 

140.  Jean  Francis  Gerbillon  1686 378. 

141.  Michael  von  Oppenhausen  1687 378. 

142.  Der  Verfasser  der  Schrift:  Relation  de  tont  ce  qoi 

regarde  la  Moscovie  etc.  1687 ■  .  378. 

143.  Jacob  von  Sandrart  1688 .  379; 

144.  NeuvUle  1689 .i    ...  379. 

145.  Comelys  Gruys  1690 381. 

146.  Schleosing  1690 382. 

147.  Kurz  von  Senftenau  1691 383b 

148.  Yssbrant  Ides  1692  —  1695 .  386i. 

149.  Adam  Brand  1692  —  1695 388L 

150.  ChrisUan  Kelch  1695 390. 

151.  AUison  1697 392. 

152.  Ignaz  Christoph  von  Guarient  nnd  Rall  1698.  1699  392. 

153.  Johann  Georg  Korb  1698.  1699 .39a 

154.  John  CruU  1698 MO. 

155.  A.  Jordan  1698 40a 

156.  John  Perry  1698 401. 

157.  Zawadshj  1699 402; 

Zusfitze 4^2. 


i. 

DiC;  Gesandtsehart  des  Polnischen  Kanzlers 
Leo  Sajiieha  nach  Kussland. 

1600. 

Da  der  im  Jahre  1586  zNvischen  dem  Grossrärsten  Feodor 
Iwanowitsch  und  dem  Künig:e  von  Polen ^  Stephan  Bathory, 
rar  15  Jahre  geschlossene  Friede  beinahe  abgelauren  \i'ar^  so 
beschloss  Sigisnuind  III,  eine  Gesandtschaft  nach  Moskau  ab- 
zufertigen, um  dort  wegen  Verlängerung  des  friedlichen  Verhält- 
nisses in  neue  Unterhandlungen  zu  treten.  Zu  dieser  wichtigen 
Sendung  wurden  auf  dem  Reichslage  zu  Warschau  gewählt: 
Leo  SapiehOy  Kanzler  des  Grossfurstenthums  Lilthauen  >, 
Sl anislaus  Warszewicki,  Kastellan  von  Warschau,  und 
Elias  Piclgrzymowski-,  Lillhauischer  Notarius,  als  Secrc- 
tair  der  Gesandtschafl. 


1.  Leo  Sapieha  i;eliör(e  dem  in  der  rolnischcn  Geschichte  so  berühmten 
Geschlechte  dieses  Namens  an,  und  war  einer  der  ausgezeichnetsten  Staats- 
und  Kriegsniiinner  seines  Vaterlandes.  Er  starb  als  Oberfeldherr  1G33,  77  Jahr 
all.  S.  über  ihn  und  seine  Schrillen:  JamocianOy  »he  ciararum  alqme  iÜMMirkim 
Polomiae  Auctorum  ülaecrtiafumgue  memoriae  misreiiae,  VoL  HI  mume  pn'^ 
mmm  edidit  Sitmuei  TheophiiyH  Linde,  rarHOCMe^  1819.  8*.  p.  276  und  die 
durt  .'in;!enihr(e  Hioiiraphic  desselben:  Joannis  ilyworii  idea  Magni  il^roiff 
mire  ii/untriMimim  J).  Lpü  Sapiohn,  Palntinme  Vilnenfi»,  etc.  Pantgyric« 
detcrtplus.  Anirt'rpiae  löV')  ,  4".  Auch  MisztoU  liialoria  Domms  Supiehamae. 
F.  in.  p.  J!l. 

2.  Dieser  wird  in  den  Russischen  Archiv -Nachrichten  Goläech  fJn'mov- 
akoi  cenanut.     S.  Mülier  Sammi,  Rmu.  GeBch.     Th.  V.  S.  130. 

n.  1 


—     2     — 

Wir  kennen  aber  die  Reise  nnd  Geschäfte  dieser  Botschaft 
folgende  drei  handschriftliche  Berichte^  welche  wahrscheinlich  von 
einem  Verfasser ^  dem  Secretair  derselben^  herrfihren: 

1.  Diarium  Legationis^  Sigismandi  III«  Poloniae 
et  Succiac  Regis  nomine  apud  Borissiiim  FedoroviciaiBy 
Magnum  Moscorum  Ducem  et  Auctoritatem,  paeis  et 
foederis  procurandi  causa,  a  Leone  Sapieha^  BfagDi 
Dneatus  Lituaniae  Caneellario,  anno  1601  peraetae.  Das 
Tagebuch  ist  Polnisch  gesdu*ieben^  und  befand  sich,  aaoh 
Linde's  Angabe',  zu  Warschau  unter  den  Handschriften  der 
Zaluski sehen  Bibliothek,  unter  No.  324«. 

2.  Die  neuwc  Zeutnngk,  wie  die  Polnisehe  Gesand- 
tenn  Anno  1600  ihnn  die  Mosehkanw  abgezogenn  bej 
denn  Moschowitcren  vmb  einen  ewigennen  friedt  ange- 
haltenen, aber  wie  zue  sehcnen,  wenigk  oder  gar  nieblt 
ausgerichtet.  Anno  Domini  1600.  Diese  deutsche  Handschrift, 
die  wahrscheinlich  eine  Uebersetzung  aus  dem  Polnischra  Origi- 
nale ist,  betindet  sich  io  der  Herzogl.  Bibliothek  zu  WolfentifilleL 

3.  Erklerung,  wie  die  Polnische  Gesanten  in  die 
Muschow  gezogen,  bey  dem  Museowiter  vmb  einea 
ewigen  Pride  angehalten,  auch  wass  daselbst  Tcrner 
sich  TerlaufTen  etc.  Anno  1600.  Diese  von  verschiedraen 
Händen  herrührende  und^  wie  die  vorhergehende,  unvollendela 
Abschrift,  hat  20  Folio -Blätter  und  befindet  sich  in  dem  Kata. 
Kön.  geheimen  Archiv  zu  Wien. 

Aus  diesen  beiden  letzlern  Handschriften,   von  welchen  ioh 


3.  S.  die  eben  angeführte  Jamoeiama,  p.  276. 

4.  Diese  Handschrift  ist  in  dem  Speeimen  Coialogi  CoM.  Mm. 
ikecae  Zaltf$ciamae  a  Johanne  Dameie  Andrea  Jomonki  e^MkUmm.  (rmrmwme): 
1752.  4^  nicht  angeführt. 


—     3     — 

Abschriften  vor  mir  habc^  werde  ich  hier  das  WesratUchsle  Ob^ 
diese  Reise  anführen. 

Die  Gesandten  traten  ihre  Reise  am  24  September  mit  ei^ 
Bern  sehr  grossen  Gefolge  von  Warschau  ans  an;  Sapieka  mit 
700,  Warszewicki  mit  150,  und  Pielgrzymowski  mit 
70  Pferden.  Am  28-sten  betraten  sie  die  Russische  Gränze, 
wo  sie  sehr  stattlich  und  mit  grosser  Auszeichnung  empfanget 
wurden.  Als  sich  hier  über  ihre  Verpflegung  auf  Russische 
Kosten,  wegen  ihrer  grossen  Zahl  einige  Schwierigkeiten  erhoben, 
schickte  Sapieha  einen  Theil  seiner  Leute  mit  mehr  als  100 
Pferden  nach  Polen  zurück.  Und  doch  bestand  dieses  vermin- 
derte Gefolge  noch  aus  140  HoQunkern,  300  Dienern  uid  440 
Stallknechten  und  Fuhrleuten,  und  die  Rationen,  die  ihnen  be- 
willigt wurden,  müssen  wirklich  Staunen  erregen.  Es  wurdeik 
Bimlich  der  Gesandtschaft  auf  der  Reise  und  während  ihres 
ganzen  Aufenthaltes  in  Russland,  täglich  geliefert:  15  Ochsen, 
30  Schafe,  20  Seiten  Speck,  1  lebendiges  fettes. Schwein,  10 
Hasen,  4  Birkhühner,  10  Gänse,  18  Enten,  67  Huhner,  lür  die 
Fasttage  dagegen  ein  Uebcrduss  der  vortrefflichsten  Fische;  femer 
550  >Veitzenbröte,  1000  Rockenbröte,  2  Stein  Butter,  3  Stein 
Honig,  3  Stein  Salz,  520  Eier,  4  Eimer  Schroandt,  2  Eimer 
Essig,  2  Tonnen  Grütze,  2  Tonnen  Erbsen,  2  Tonnen  Weitze«- 
Mehl,  50  Wachslichte,  100  Talglichte,  Gewürz,  Holz  (75  Fuder) 
IL  s.  w.  An  Getränk  erhielten  die  zwei  Gesandten,  jeder  fflr 
seinePerson,  täglich:  1  Stof Branntwein,  1  StofRommey^, 


5.  Wahrscheinlich  Romtmie^  ein  vortrefflicher  Burgunder -Wein  ¥01  dir 
CAte  d'Or.  S.  Topographie  de  iomt  le$  rigmoUet  comm$f  par  A.  JuiUem.  Pmrit 
Ib23,  p.  105.  Dieser  Wein  war  in  altern  Zeiten  am  Grossfürstiicben  Hofe  sekr 
beüebl,  und  wird  häufig  von  den  frühern  Reisenden  als  solcher  genannt  S.  andi 
O  BuHo^th,%m  u  BuHHOu  TopMßJtrb  e»  Ptem ,  emf.  Bempo  tUmmna.  C 
nemepS.  1832.  p.  24. 

r 


_     4     _ 

i  Stof  Rheinwein^  1  Slof  Kirsch-Mclh,  1  Stof  Hinibcer-Melh, 
i  Slof  braunen,  i  Slof  weissen,  1  Stof  süssen,  1  Stof  säuer- 
lichen Meth,  1  Eimer  süsses  Bier,  2  Eimer  gewöhnliches  Bier. 
Der  Secrelair  bekam  die  Hälfte  dieser  Provisionen  und  die  Die- 
nerschaft Branntwein,  3Ieth  und  Bier  verhallnissniassig.  Ausser- 
dem wurden  fiir  die  Pferde  jeden  Tag  130  Tonnen  Hnber,  130 
Fuder  Ileu  und  75  Fuder  Stroh  geliefert. 

Die  Gesandtschaft  kam  den  16  October  in  Moskau  an, 
wo  sie  aufs  feicrlicliste  empfangen  wurde.  Bei  ihrem  Einzüge 
paradirten  Kosaken,  deren  Führer  „in  einem  güldenem  Stuck 
„auf  einem  schönen  gemalten  Rosse  aHein  voran  gcriUcnu'^ 
und  Husaren  „mit  Leoparlzheuten  vnnd  Adlersflugeln  auf  das 
„schöneste  staftiertl^^  Hier  finden  wir  auch,  obgleich  die  Gesandten 
bei  dem  Einzüge  zu  Pferde  waren,  zum  erstenniale  in  dem  Zuge 
Parade- Wagen  erwähnt,  und  zwar  „6  Carelhen  alle  zu  6 
„Rossen,  nach  diesem  die  Kutschen  alle  zu  6  Rossen,  welche 
„bey  50^'.  Darauf  folgten  die  Rüstwagen,  alle  mit  rothem  Tuche 
überzogen,  und  dann  zuletzt  die  fremden  Kaufleute ,  welche  sich, 
wie  gewöhnlich,  der  Gesandtschaft  angeschlossen  hatten.  Voa 
dem  Thore  an  bis  zu  dem  Schlosse  waren  7000  Mann  w^hl* 
gekleideter  Reiter  aufgestellt,  zwischen  welchen  sie,  „durch  elz- 
„liche  lange  Gassen  welche  mit  runden  Höltzem  gedommet  vnndt 
„mit  sandt  bestreitt  gewesen^',  von  einer  unabsehbaren  Menge 
begleitet,  einem  Hause  vorbei ,  „da  des  Königs  Erichs  Sohn  aus 
„Schweden «  stehett,  wie  man  ihn  auch  gesehen^^  dem  Schlosse 


6.  Gatitavy  der  unstete  Sohn  EricWa,  kam  1399  nach  Rnssland,  nd 
wurde  hier  theils  aus  politischen  Gründen,  theüs  aus  personlicher  Zuneigung,  mä 
den  ausgesuchtesten  Ehrenbezeigungen  aufgenommen,  auch  zum  Gamahl  der  Zi- 
rewna  Xetiia  bestimmt.  Er  verlor  aber  schon  im  folgenden  Jahre  durch  eigeie 
Schuld  die  Gunst  des  Grossfilrsten  ßoris,  und  starb,  nach  allerlei  SdücksalfB, 
1G07,  beinahe  vergessen  zu  Kaschin.  S.  weiter  unten  Bmaow'B  Nachrichln, 
■nd  üTaramMiifi  Ge$cA,  de$  Rm$8.  RekhB,    Th.  X  S.  24  *  29. 


<^ 


—     5     — 

gegenObcr  in  einen  Hof  geführt  wurden.  Hier  fanden  sie  zwar 
eine  gerSumige  und  wohleingerichlele  Wohnung,  aber  der  Hof 
^^war  mit  einem  deichten  vnd  hohen  Stackett  rings  heramb  ver<- 
^,wahrel  worden^  damit  keiner  mit  einander  sprach  halten  möchte^^ 
Auch  war  bei  dem  Hause  und  in  der  Strasse  Wache  ausgestellt^ 
«n  alle  Berührung  mit  den  Einwohnern  zn  verhindern.  Den  28 
Oktober  vcrlangfe  man  von  den  Gesandten  das  Verzeichnisse  der 
Geschenke ;  welche  sie  dem  Grossfursten  fiberreichen  wärden, 
und  bestimmte  ihre  Audienz  auf  den  2  November.  Bald  darauf 
aber  erhielten  sie  die  Nachricht,  ;;Wie  der  Gross  Fürst  an  einem 
,^Finger  kranck  were^'^  und  dann^  dass  er  ernstlich  krank  ge- 
worden ^,  so  dass  sie  noch  drei  Wochen  warten  mussten.  End- 
lich wurden  sie  am  26  November  nach  Hofe  beschieden^  und 
begaben  sich  in  einem  glänzenden  Zuge  dahin:  ,^Erstlich,  heisst 
es  in  dem  Berichte,  sein  bcy  50  Boiaren  dreyen  in  einem 
„gliede  voran  geritten,  darnach  die  diener  bey  150  zu  Fuss, 
„6  in  einem  gliede,  nach  diesen  die  Hofjunckern  140  zu  Rosa 
,,3  in  einem  glicde,  darnach  die  herren  gesandten,  zue  welchen 
,,bey  der  scylcn  die  pristaijen  ihn  güldenen  stucken  in  Perlen 
,,gesluckelt,  gcrilten,  zuc  letzt  die  Kcmmerling  2  und  2  in  einem 
,,gHede  zwischen  w  ekhenm  die  geschenck  getragen  worden  vnnd 
„sein  also  in  solcher  ürdming  zwischen  den  Schützen  so  auf 
„beiden  seilen  geslaiuien  vor  Thor*biess  an  das  Polatium  einer 
„nach  dem  Andern  in  einer  Kleidung  bcy  300  biss  inss  Sdiloss 
„beleitet  worden,  da  man  auf  den  platz  15  vergüte  Tuhrm  hat 
,,schen  können,  vnnd  aiif  einer  Kirche  9  vergille  Tuhrm  ge- 
„standen   sein   wier   durch  viel   stadiliche  Moschowiter  biess  an 


7.  Von  (i('schoi)k(Mi  d(N  Königs  von  Polen  selbst  war  diesmal  nicht  die 
Rfd«\ 

^.  huriumsin  ^ag(  Th.  A  S.  2i)  man  habe  ihnen  gesagt,  BorU  leide  am 
Podagra. 


—     6     — 

^^einen  Sahl  gegangen  vor  vnnd  in  welchen  etzlidie  hundert 
^tendlschen  pohlen  auch  Schweden,  Schotten,  vnnd  andere 
^^frembden  Nation  ein  ieglicher  nach  seiner  Land  arlt  gekleidet 
,,gestanden,  vnnd  wie  die  herren  gesandten  baldt  vor  dass  ge- 
,;mach  gekommen,  sein  ihn  vier  woywoden  entgegen  gegangen, 
„vnnd  sie  empfangen^  vnnd  ihn  dass  polatium  gefuhret  da  der 
,;Gross-Fttrst  selbt  in  einem  güldenen  Maiestal  gesessen,  ein  Ken- 
„serliche  Krön  auf  seinem  Haupt,  den  Septer  in  der  Handt  in 
„einen  Roten  Sammeten  Rock  mit  perlen  gestucket  vnnd  in  einer 
„gahr  hohen  Schwartzen  Marmurken»  mutze,  vor  ihm  stehn 
„auir  beyden  Scitten  vier  gewachsene  Kerell  ^^  in  i^eissenn  Suh 
„met  gekleidet  mit  güldenen  bortten,  mit  güldenen  Kellen  ge- 
„hengt". 

Nachdem  die  Gesandten  bis  in  die  Mitte  des  Saalea  vor^ 
getreten,  und  dem  Grossiurstcn  ihre  Verbeugung  gemacht,  fragte 
Boris  sogleich  nach  der  Gesundlieit  des  Königs  von  Polen  und 
ihrer  eigenen,  nöthigte  sie  dann  zum  Sitzen  und  empfing  ans 
ihren  Händen  durch  seinen  Kanzler  das  Schreiben  ihres  Monardiea. 
„Daraur,  heisst  es  in  dem  Berichte,  haben  sie  auch  OrdentHch 
,;nacb  einander  dem  Grossfursten  vnd  dem  Jungen  herren  die 
„handt  gegeben,  darnach  auch  die  Königlichen  HoiT  Juncken 
„vnd  ezliche  des  herren  Cantzlers  vomembste  diener,  nadi 
„diesem  sein  die  geschenck  Ordentlich  nach  dem  Register  viier- 
„geben". 

Diese  Geschenke  der  Gesandten  und  ihres  Gefolges  waren 
sehr  ansehnlich  und  bestanden  in  folgenden  Stacken: 

Leo  Sapieha  verehrte  dem  Grossfürsten:  Ein  Hals- 
Gescluneide  von  Edelsteinen  und  Perlen,  vier  grosse  vergoldete 


9.  Eine  mnnKa  MypMamKa  kommt  in  den  Rassischen  Volksltedera  vor. 

10.  Die  bekannten  Rdelknaben,   Rnmdm  genannt,  deren  gewöhnlicii  aar 
zwei  zu  Jeder  Seite  des  (irossfursten  standen. 


—     7     — 

Bech^^  etaen  braoneii  Wallach^  mit  emeni  Sattel  ten  rotheol 
Sionit  mit  Sflber  verziert ,  Zaam  und  Gebiss  von  vergoMetrai 
SOber,  nnd  einer  Decke  in  Gold  und  Perlen  gestickt.  Dem 
JiiDg^nPrinzenFeodorBorissowit9ch:Eing:oldenes  Kleinod 
mit  Edelsteinen  und  Perlen  besetzt,  in  Form  eines  Schiffes,  zwei 
grosse  vergoldete  Pokale  (Credentz}  und  einen  grauen  ,,ge- 
sohwfnden^^  Zeller  mit  einer  Decke  von  rothem  $ammt. 

Der  zweite  Gesandte  überreichte  dem  Grossffirsten:  lim 
goldene  Panzer- Kette,  einen  grossen  vergoldeten  Pokal  mit  ei- 
nem Deckel,  zwei  kleine  vergoldete  Pokale  mit  Deckeln,  „dn 
„Cristanien  ^^  braunes  Ross^^,  einen  ,,fiirsllichen^'  Wagen,  worin 
nenn  Personen  sitzen  konnten,  mit  rothem  Sammt  äberzogeOi 
„nebst  dem  Vorhange  von  Sammet^^,  inwendig  mit  Goldstoff,  und 
äberall  mit  Silber  verziert,  und  eine  mit  Perhnulter  eingelegte 
Vogelflinte.  Ffir  den  kleinen  Prinzen:  Einen  grossen  ver- 
goldeten Becher  mit  500  Ungerischen  Dukaten,  ein  Vogel-Kunst^ 
werk,  einen  Strauss  vorstellend,  von  Perlmutter  in  Silber  gefasst^ 
ein  braunes  Pferd  aus  der  Wallachei,  ein  Türkisches  Pferd  mit 
einem  Sattel  von  rothem  Sammet  mit  vergoldetem  Silber  be- 
schlagen,  roth  sammtenem  und  mit  Perlmutter  besetztem  Geschirr 
md  einem  Zaum  von  vergoldeter  Silber- Arbeit;  und  endlich: 
„14  Kasalbassky  "  Täpicht". 

Der  Secretair  brachte  dar,  dem  Grossfürsten:  einm 
grossen  und  zwei  kleinere  Deckel-Pokale  von  vergoldetem  Silber, 
und  einen  hohen  silbernen  Becher.  Dessen  Sohne:  Eni 
Waschbecken  und  Giesskanne  von  vergoldetem  Silber,  und  einen 
Türkischen  Wallach  „und  berühmten  Wettlauffer". 

Auch  sieben   Gesandlschafls-Cavaliere  überreichten  sowohl 


11.  In  beiden  Handschriften  CrUiamien,  wahrscheiolicli  Caalamienbrümm, 

12.  Vielleicht  h'oM'MechUch ^  von  einem  Ktnkasischen  Volke? 


—     8     — 

dem  GrossfärsteO;  als  seinem  Sohne;  kostbare  Geschenke  an  aus- 
gezeichnet schönen  Pferden ;  mit  reichen  Geschirren  ^^auf  busa- 
risch'^  und  ;;aur  kosakisch^^;  silbernen  Bechern  in  verschiedeneB 
Formen;  von  denen  einer  mit  200  ungerischen  Dukaten  gelSUl 
war;  goldenen  KeltcU;  Säbehi;  Pistolen ;  reichen  Sutteb  und  Pferde- 
geschirr «3;  einen  ,;Regen-Manlel  von  köstlichem  Zeuge"  u.  s.w. 

Nach  beendigter  Audienz  wurden  die  Gesandten  wieder  mit 
dem  vorigen  Pompe  ;;in  ihrtn  HoP^  zurück  geführt;  wohin  ihneii; 
bald  nach  ihrer  Ankunft;  in  einem  feierlichen  Zuge  und  unter 
Anführung  von  drei  Bojaren ;  eine  Alahlzeit  von  mehr  als  zwei 
hundert  Gerichten;  in  grossen  silbernen  Schüsseln  mit  vergoldetea 
Deckeln ;  aus  der  Grossfürsllichen  Küche  gebracht  wurde.  Die 
Speisen  bestanden;  da  es  gerade  ein  Fasttag  war,  alle  aus  den 
köslliclistcn  Fischen ;  vielerlei  Backwerk  ;;Und  andern  Scban- 
;;Gerichten^^  Ferner  brachte  man  ihnen  einige  hundert  vergoldete 
Schalen  mit  Braantwcni;  15  kleine  ;;Moskowitische  Tonnen"  mil 
verschiedenen  Arten  von  Meth  und  ;;AVein;  Rommey  >«  und 
Walmasyr". 

Am  3  Dezember  fingen  die  eigentlichen  Friedensunterhand- 
langen  an.  Die  Gesandten  wurden  nach  dem  Schlosse  abgehott, 
und  in  den  Audienz -Saal  geführt;  wo  sie  bloss  den  junges 
Prinzen;  von  seinem  Hofe  umgeben;  fanden;  der  sie  im  Namen 
seines  Vaters  empfing;  welcher  krank  war;  und  dann  auffordert^ 
sich  in  ein  anstossendes  Zinnner  zu  den  Grosslurstlichen  Rithoi 
zu  begeben;  ;^um  mit  ihnen  eiiion  christlichen  Frieden  zu  tnu)- 
;;tiren^^  Sie  fanden  hier  10  vornehme  Bojaren ;  deren  Nana 
in  ihrem  Berichte   sehr  entstellt;    aus    den  Russischen  Arehiv- 


13.  Durunler  ein  PrtTdozeiig  „mil  einem  silbernen  und  vergnUen  Simim, 
oder,  wie  es  in  der  zwfilen  HandsrhriH  heissl,  SUnun".  —  VielleicA  eii0 
Slimzierdc  ? 

IV.    S.  üben  S.  3.  \mii.  5. 


Ntcbiichten  <•  aber  leicht  zu  bericht^en  sind:  Es  werden  n&BH 
Hob  genannt:  1^  Kniaz  Phieder  Miehailowicz,  (KD. 
Feodor  Michailowitsch  Trubetzkoi).  2^  Kn.  Phiedor 
Mieczislewskj^  (Kn. FeodorlwanowitschMstislawskoi). 
3y  Stephan  Haudenaw^  (SUpan  Wassiljewitsoh  Go« 
dnnow).  ^^  Kn.  Phiedor  Andrenwicz,  (Kn.  Feodor  An- 
drejewitsch  Nagotkow).  5^  Mihal  Ignatowicz  Ta- 
tisctzen,  (Ignaiij  PetroAvitsch  Talischtschew).  6^ 
Iwan  Hondonow,  (Iwan  Wassiljewitsch  Godunow). 
7,  Mihal  Hlekowicz^  (Michailo  Glebowitsch  Salty-» 
kow).  8;  Wasaly  Pielczatniele^  (dieser  PelschatBiJ[, 
oder  Siegelbewahrer  kommt  in  den  Archiv-Nachrichten  nicht  vor; 
dort  wird  vielmehr  J.  P.  Talischtschew  als  solcher  genannt). 
9^  Daniel  Sticzartzei^  und  10;  Juan  Pisarz  Dumni^ 
(statt  dieser  beiden  werden  die  Dumni  Diaken  Wassilij 
Schtschelkalow  und  Jelissarij  AVylnsgin  genannt).  Gleich 
bei  dem  Anrange  der  Unterhandlungen  stiess  man  auf  eine  we*^ 
sentliche  Schwierigkeit.  Die  Grossfürsllichen  Rälhe  machten 
nämlich  die  Bemerkung  ^  dass  weder  in  dem  Schreiben  des  Kö- 
nigs von  Polen,  noch  in  den  Reden  der  Gesandten,  ihrem  Herrn 
der  ihm  gebührende  Titel  eines  Kaisers  und  Grossiurslen  aller 
ReiLSsen  ertheilt  worden  wäre,  ein  Titel,  den  ihm  doch,  „dei 
„i*absl,  der  Römische  Kaiser,  die  Könige  von  Spanien,  Frank-* 
„reich  und  England,  Pcrsien,  der  Türkische  und  Tartarische 
„Kaiser  und  alle  andere  Herren  und  Potentaten''  ohne  Widerrede 
j^aben;  und,  „da  vielleicht  ein  Blutb&d  daraus  entstehen  möcktc^^, 
s<i  begehrten  ."^ie  noch  vor  dem  Anfange  der  Verhandlungen, 
dass  dieser  Titel  dem  Grossfürsten  und  dessen  Sohne  von  den 
^iesandlen    ertheilt   würde.       Sapieha  erwiederte    hierauf  sehr 


15.     S.  Müllers  Samml.  Rum    GescA.     Th.  V  S.  131. 


—     10    — 

empfindlich^  sie  wären  des  Friedens  md  nicht  des  Titels  wagen 
hergeschickt  worden;  wenn  auch  andere  Färsten  dem  Grossfärston 
diesen  Titel  gäben  ^  so  sei  doch  ihr  König  deswegen  nidil 
schuldig  diess  zu  thun  wie  es  auch  seine  Yorrahren  nicht  ge- 
than.  ,^Die  Allmacht^  sagte  er  weiter  mit  unverliennbarer  Be- 
ziehung auf  Bor is^  welche  Hohe  stürzt  und  Niedere  hebty  habe 
^^auch  dem  Grossfiirsten  solche  Ehre  gegönnt^  und  ihn  anf 
^^diesen  Stuhl  gesetzt^  daran  er  sich  mfisse  contentiren  und  gi^ 
^^nOgen  lassen'^  Man  möchte  daher  jetzt  nur  wegen  des  Frie^ 
dens  untefbandeln;  ;^über  den  Titel  würde  man  sich  nachher 
y^schon  vertragen'^  Die  Bojaren  verlangten  hieraufi  diesen  Punkt 
der  Entscheidung  des  Grossrürsten  vorlegen  zu  dürfen,  nd 
schlössen  damit  die  erste  Sitzung. 

Am  folgenden  Tage  war  die  zweite  Zusammenkunft  in 
welcher  den  Gesandten  im  Namen  des  Grossffirsten  angezeigt 
wurde,  er  könne ^  wegen  ihrer  Verweigerung  des  Kaiseriicben 
Titels,  kein  Vertrauen  zu  ihrer  Aufrichtigkeit  bei  dem  abzuschlies- 
senden  Vertrage  haben ,  ^^so  lange  sie  ihm  in  gerechten  nnd 
^^billigen  Sachen  nicht  willfahren  wollten^^  Da  aber  Sapieäm 
darauf  drang,  sich  wegen  des  Titels  späterhin  zu  vereinigeni 
und  sich  jetzt  lieber  gleich  mit  den  Bedingungen  des  gewünsohton 
Friedens  zu  beschäftigen,  so  gaben  die  Grossfllrstiiohen  Rühe 
nadi,  und  der  Litthauische  Kanzler  legte  nun  einen  Entwurf  der 
Gegenstände  vor,  die  dabei  vorzfl^ich  als  Grundlage  dienen 
sollten.  Es  waren  im  Ganzen  20  Punkte,  unter  denen  rinfge^ 
als  besonders  merkwürdig,  hier  wohl  aufgezeichnet  zu  werden 
verdienen.  So  verlangten  die  Polen,  z.  B.  $  11.  „Frey  dfe 
„Kinder  des  einen  zu  dem  andern,  in  die  Lehre  zu  schüten 
,^oder  in  Dienst  und  herwieder'^  §  14.  „Das  eine  Annndn 
„auf  dem  Meer  mit  gleicher  macht  solle  aussgestafirt  werden''. 
§  15.     „Einerley   AlOnze''.    $   16.     „Dass   dem   Könige   von 


-   il   - 

,,Pole&;  bey  seiner  KrOmmgy  von  Moskowitttsehen  Ge^ndten 
yjtim  sonderliche  Krön  zum  Zeichen  der  einigkeit  solle  Mi^e-' 
y^Mlst  werden^  imd  herwieder  dem  GrossfBrsten  von  K.  pohiischeii 
„Gesandten''.  §  19.  ^^Nach  Absterben  des  GrossfÜrsten  soD 
„der  KOnig  von  Polen  zum  Grosslfirsten^  nnd  dagegen  nach  des 
„KAnigs  Absterben  der  Grossf&rst  zum  König  gewAblt  werden^. 
§  20.  „Das  Furstentham  Smolensk  und  Siewerska  nebst  3  Fes- 
„tmgen,  so  nach  Pololzka  gehörig  sollen  der  Krone  Polen 
^^znräckgestelll  werden''.  '^' 

Einige  Tage  darauf  wurden  die  Gesandten  wieder  znr 
Berathnng  nach  Höre  abgeholl,  nm  die  Grossf&rstUche  Meinmg; 
tf)er  die  von  ihnen  vorgeschlagenen  Ponkte  anzuhören,  lieber  die 
meisten  war  man  mit  den  Polen  einverstanden,  bei  andern  wor- 
den Ausnahmen  oder  Zusätze  gemachL  Von  den  oben  ange- 
fahrten Bedingungen  wurde  §  11  bewilligt,  %%  14,  15,  16 
verweigert,  auf  §  19  erfolgte  die  Antwort:  „Frey  sey  es  den 
„Polen  den  Grossfiirsten  zum  König  zu  wählen,  aber  nicht 
her  gegen'',  und  auf  §  20  hiess  es:  „Wollen  wir  nicht  wissen 
^yoder  geredt  habenn". 

In  der  folgenden  Sitzung  erklärte  Iwan  Godnnow  den 
Gesandten,  es  könne  nicht  eher  von  einem  ewigen  Frieden  zwi- 
schen ihnen  die  Rede  sein,  als  bis  Livland,  „das  vor  575  <• 
,^«hren  der  Moskowiter  väterlich  erb  gewesen'^,  dem  Grossfibrsten 
zuräckgegeben  wäre.  Der  Grossfiirst  könne  es  jetzt  um  so  leichter 
wieder  erobern,  da  er  „Itzunder  vber  hundert  vndt  funfbigk 
„Tansent  Tatcren  stcrckcr  den  zuuor".  Die  Polen  wollten  sich 
hierauf  aber  gar  nicht  einlassen;  so  dass  sich  die  Unterhändler 
„nach  grosser  Altcracion  vnd  Zanck*'  unverrichteter  Sache 
trennten. 


16.    In  der  zweiten  Abschiin  steht  gir  778. 


—     12     — 

Dieser  Gegensland  veranlasste  noch  eine  sehr  stflnnisGlie 
Sitzung;  in  welcher  es  gegenseitig  zu  derben  Aeosseningeii 
kam^  die  ein  seltsames  Bild  von  der  damaligen  diplomatischen 
Courloisie  geben  ^  Morau  hier  indessen  auch  der  gegenseitige 
Nationalhass  einen  grossen  Antheil  haben  mochte.  Ich  gebe 
daraus  als  Probe  nur  folgenden  kurzen  Dialog  zwischen  Ta- 
tischtschew  und  Sapieha. 

^^Tat  Wass  sagslu  Leo  du  bist  noch  viel  zu  jung  "  du 
„redest  nicht  wahr,  du  leugest". 

y^Sap.  Du  leugst  selber  in  deinen  halss  Chlopie  ich  habe 
„alle  Zeitt  die  Avarheilt  gesagll^  aber  alles  >vas  du  redest  ist 
„erstuncken  vnndt  erlogen,  nnt  den  fuhrleulten  im  Stall  so  den 
„mist  ausfuhrenn  (welche  noch  bescheidener  reden  alss  du)  solsta 
„reden  vnndl  nichtl  niit  einem  solchen  vornehmen  Gesandten^'. 

„Tat.  Was  schrcistu  ich  hab  es  euch  allen  gesagtt  vniidt 
„sag  es  dir  noch  einmalill  vnndt  uill  diers  auch  beweisen,  das 
„du  nit  wahr  redest", 

„Sap.  Du  bösewichtt,  du  thiist  mier  gewaldt  vnndt  vn- 
„recht,  scchll  zu^  ihr  Boiaren  vnndl  hcrren^  wie  nüer  der  lose 
„bösewichtt  vberfellt"  u.  s.  w. 

„Nach  solchem  Hader  vnndl  gezangke,  sagt  der  Bericht, 
„hiessen  die  andern  Bojaren  den  Talissow  schweigen  und  stell«- 
„ten  den  Kanzler  zurrieden".  Als  aber  nun  die  GrossIBrstliiAea 
Büthe  einige  Vorschläge  wegen  Livland  <»  machten,  und  Sm^ 
pieha  ausweichend  darauf  erwicdertc,  er  habe  darfiber  keine 
hnircichende  Vollmacht,  schrie  ihm  Tatischtschew  aufs  Nene 
zu:  „Lass  ab  vonn  deinen  lugen,  wir  wissen  doch  das  du  vonn 


17.  Sapieha  war  damals  iV  Jahr  alt. 

18.  Das  liier  immer,    wie  in  vielen  Schrincu  Jcocr  Zeit,   ijftamdi,   g9- 
naont  wird. 


—     t8    — 

^yifflaiidt  völlige  Macht  vund  Gewalldt  hast^^^  und  SapieAa  ant* 
wertete  ihm:  ^^Duliegpej  bist  gewöhnet  zu  |i^n  vnd  nicht  war 
,^  reden.  Ich  wil  hinfort  mit  dir  nicht  Sitzen^  noch  zu  schaffen 
^baben^  du  grober  Kerll.  Tch  nehme  euch  Boyaren  zu  zeugen, 
,,\iie  mich  der  böse  wicht  zum  andern  mahl  mit  groben^  Vortten 
^^ngefallen^  umb  welcher  wortt  halben  bey  vhs  pflegett  todtvnnd 
,^ordt  herzukomen^^  Damit  stand  er  auf  und  yerlless  ^^also 
„vngesegnet"  das  Versammlungs-Zimmer.  *- 

Als  die  Gesandten  am  14  Dezember  abermals  nach  lloff 
berufen  wurden^  beschwerte  sich  SapieAa  förmlich  über  Tfk- 
tischtschcw's  Beiragen,  der  nun  auch  nicht  mehr « zu  d^ 
Verhandlungen  zugelassen  wurde.  ,  i 

liier  schliessen  die  beiden  deutschen  Berichte  mit  der  Er- 
wähnung der  sechsten  Conferenz^  ohne  dass  man  etwas  Näheres 
liber  das  Ende  und  Resultat  dieser  Gesandtschaft  erführe.  Aus 
Russischen  Archiv  -  ^Nachrichten  »»  wissen  wir  indessen^  dass 
endlich  ein  Friede  auf  20  Jahre  zwischen  beiden  Reichen  zu 
Stande  kain^  und  dass  die  Gesundten  im  August  1601  reich 
beschenkt  von  Moskau  nach  Polen  zurückkehrten.  Die  Abschieds- 
Audienz  und  die  grosse  Mahlzeit  ^  welche  ihnen  der  Grossiurst 
noch  vor  ihrer  Abreise  gab^  findet  man  bei  M ärgeret^  p. 
97—99  beschrieben^  woraus  hier  aber  nichts  besonderes  anzu- 
führen ist^  da  die  näheren  Umstände  derselben  nur  das  Ge- 
wöhnliche und  Bekannte  darbieten. 


19.     Die  man  bei  Mü/ier  in  s.  Stimml.  Rm$t.  Ge$cJk.  Th.  V  S.  129—133 
und  Karamtin  Gesch.  des  Russ,  Reichs ,  Th.  X  S.  29^32  benutzt  findet. 


—     14     — 

2. 

Tobias  Loncius. 

1601. 

Tobias  LonciuSy  der  Kaiserlichen  Rechte  Licendatus,  war 
wie  es  scheint ^  iu  Hamburg  aargefordert  worden^  in  die  Dienste 
des  Grossfürsten  von  Russland  zu  treten^  nachdem  er  ikdher 
schon  in  Livland  gewesen  M-ar.  Es  ist  hierüber  weitet  vkkls 
bekannt,  als  was  er  selbst  in  einem  Rriefe  aus  Hamburg 
vom  24  Januar  1601  an  Boris  Godunow  erwähnt,  wel- 
cher sich  in  dem  Archive  des  Ministeriums  der  auswfirtlgai 
Angelegenheiten  zu  Moskau  befindet^  und  aus  welchem  ms 
Karamsin  in  s.  Geschichte  des  Russischen  Reichs, 
Th.  X,  S.  282.  Anm.  60  einen  Auszug  giebt.  Aus  Mangel  an 
andern  Nachrichten  aber  Loncius  erlaube  ich  mir  diesen  Aus- 
zug wörtlich  herzusetzen.  Er  sagt  daselbst:  ^^Kramer,  der  tob 
^;Boris  nach  Deutschland  geschickt  worden  war^  hat  viel  Fletas 
^^undt  Bitt  bey  mir  angeleget,  mich  in  Ew.  Keyserl.  und  KunigL 
^^Mcyesl.  Lande  zu  vorlügen;  denn  Ew.  Keyseii.  un4  Kunigl.  IL 
;^nicht  alleine  gelehrte  Leute  bcgehretcn,  sondern  weren  auch 
^;Selbst  allergnadigst  gesinnet  undt  Vorhabens^  in  Ihren  Keyscr- 
^^thum  undt  Landen  Schulen  und  Universiteten  zu  stifllen  mdl 

^^anzurichten Ist  gewiss  ^  dass  Ew.  Keyserl.  und  Kunfgl. 

;;Mfiuest.  sich  hirdurch  als  ein  rechter  Vater  des  VateriandM 
^^einen  unsterblichen  Nahmen  in  aller  Welt  zubereilen  werdfli: 
^^welchen  Gott  sonderlich  zum  Heil  des  Landes  erwecket  lad 
,,eingcsctzt  habe.  So  lange  als  das  Keyserthumb  der  ReosfiCB 
;^bekandt  undt  im  Beruff  gewesen^  ist  solche  Wohlfahrt  de* 
;;Lande  m'cht  zugestanden^^  Und  weiter  hin  heisst  es:  „Ich 
^^in  in  Liefland  und  Dorpat  gewesen,  wo  die  Unter- 
,;thanen  Ew.  Kais,  und  Kön.  Miy.;  die  pskowischen  KauflMie, 


fjtt  KanfliaQS  haben  nnd  Handel  treiben;  UA  habe  .BfkaiHMcM 
9,Mt  ihnen  gemacht^  und  kann  offenherzig  gestdien^  dass^oifr 
yjSiid  Deutschen  selbt  nicht  so  viel  Ehre  und  WohlwoUett  erwia^ 
^,8M  haben;  als  diese  guten  Russen.  Deswegen  liebe  Uk  sie 
y,aiich;  und  werde  mich  eifrig  bestreben,  das  Werkzeug  der 
ijikichsten  Vorsehung  zur  Belehrung  und  Unterweisuiig  der  Ju- 
yigend  in  Russland  zu  werden,  zum  Ruhme  Gottes  und  nm 
^^Heile  des  Vaterlandes.  Aber  ohne  die  gewisse  Ueberzeugimg, 
^^dass  es  Ew.  M^j.  gefiUUg  ist^  kann  idi  die  Reise  in  eis  so 
entferntes  Land  nicht  unternehmen  u.  s*  w/^ 

3. 

Francesco  AszentinL 

1601. 

Francesco  Aszentini,  ein  Juwelier  ans  Venedigi  kam 
in  Jahre  1601  nach  Moskau^  wo  er  seiner  ausgezeichneten 
Geschiciihchkeit  wegen  von  Roris  Godunow  häufig  beschifligt 
wurde.  Er  schlifT  unter  andern  einen  grossen  Smaragd  nnd 
fasste  ihn  in  einen  Ring  Tür  den  Zaren,  femer  schnitt  er  (Qr  ihn 
in  einem  Achat  die  Kreuzigung  Christi  ^  woi&r  er  einen  Zobel- 
Pelz,  eine  Hermelin -Mütze,  einen  Muff  und  100  Dukaten  er- 
hielt. Im  Jahre  1604  verliess  er  Moskau  wieder^  und  ging  Ober 
.  Kiew  durch  die  Türkey  nach  Venedig  zurück.  Erst  1617  gib 
er  daselbst  sein  Tagebuch  über  seinen  Aufenthalt  in  Moskau 
heraus,  welches  hernach  von  dem  Abbe  Bourier  unter  dem 
Titel:  Memoire»  d'Aszentini  ins  Französische  übersetzt  wurde. 

Ich  habe  über  Aszeniinfs  Leben  und  Werk  nirgends  et- 
was finden  können ^  selbst  in  der  Bibliographia  Critica  des 
Heissigen  Sebastiano  Ciampi  fehlt  sein  Name.  Die  einzige 
Notiz,   die  ich  über  ihn  kenne ;   befindet  sich  in  KanuMin^n 


—     16     — 

Geschichte  iles  Russischen  Reichs  Th.  IX^  S.  383. 
362;  wo  ein  ungedruckter  Auszug  aus  Bourier's  selteaer 
Uobersetzung  von  Aszentihi's  sehr  seltenem  Tagebuch  benotst 
worden  ist.  AVas  Kar  a  ms  in  aus  diesem  Auszüge  imtlheilty 
beschränkt  sich  auf  folgendes: 

^yAszeniini  traf  in  Moskau  seinen  Landsmann  und  FreoBd 
;^Marco   Cinopi    an^   der   noch  von  dem  Zaren  Fcodor  zur 
„Anlegung  einer  Mohrsloff-  und  Sammel-Weberei  berufen  wor- 
;^den  war.     Cinopi  sorgte  dafür,    dass  er  dem  Boris  vorge- 
;,stellct   wurde,    als   dieser   gerade    den    neuen   Thurm   Iwan 
^^AYeliky,  nicht  weit  von  Cinopi's  Fabrik  besah.    A^enlmi 
^^speisto  zweimal  an  der  grossen  Tafel,    und  mehrmals  an  den 
^^krummen  Tisclie  bei  dem  Zaren.     Im  Jahre  1604  hörte  er  in 
^^Moskau  schon  von  dem  falschen  Demetrius  sprechen.     Bd 
^^seiner  Abreise  erhielt  er  einen  von  dem  Djaken  Muromzow 
^^ausgestellten  Geleits -Brief;  in  Tschemigow  begegnete  er  dem 
,;Pseudo -Demetrius^  dem  er  die  Hand  kusste,  und  von  de« 
^^er  sich  zur  Fortsetzung  seiner  Reise  aber  Kiew  nach  Astraefaai 
^^einen  neuen  Sicherheits-Schein  geben  Hess.    In  Astrachan  leble 
;^er  bei.  einem  Florentiner^  Namens  Antonio  Ferace.   Assnen* 
fjtini  beklagt  sich  übrigens  über  verschiedene  UnbequemlichkeilM 
;;auf  der  Reise,   über  die   sohlechten  Wege  in  Russland,  wi 
,,äber  die  Beleidigungen,    welche  er  von  dem  AVojewoden  vM 
,;Kaluga,  dem  Fürsten  Kudaschew^  zu  erleiden  hatte  a.s.ir.' 

4. 
Eske    Brock. 

1601. 

Die  Streitigkeiten   z>vischen  Russland  und  Danemark  über 
die  Grinzen  und  den  Besitz  von  Lappland  veranlasste  die  Dir 


—     17     — 

nisebe  Rcfrienin^  im  Jahro  1601  eine  Gesandtschaft  nach  Moskau 
zu  schicken^  die  zugleich  dein  Grossfursten  Boris  Godunow 
KQ  seiner  Thronbesteigung  Gluck  wünschen  sollte.  Es  wurden 
zu  dieser  Mission  ernannt:  der  Reichsralh  Eske  Brock,  Amt- 
mann zu  Drunningburg  und  Karl  Bryskc,  Reichsralh  und  Amt- 
mann zu  Ruhgaard^  denen  noch  Simon  von  Salingcn^  der 
schon  früher  in  Russland  gewesen  war,  beigegeben  ward.  Ihre 
Inslruclion  ist  am  31  August  1601  unterschrii^en  und  befindet 
sich  im  Königl.  Archive  zu  Kopenhagen,  wo  auch  der  Original- 
Bericht  der  Gesandten  noch  aufbewahrt  wird.  Einen  sehr  magern 
Auszug  aus  dem  letzlern  findet  man  in  Büsching's  Maguziu 
für  Historie  und  Geographie.  Th.  V,  S.  315,  und  ob  er 
^eich  durchaus  nichts  im  Geringsten  MerkAvürdiges  über  Russland 
enthalt,  so  glaube  ich  doch,  ihn  der  Vollständigkeit  wegen  hier 
nicht  unerwähnt  lassen  zu  dürren.  Die  kurze  von  Bü  sc  hing 
aus  dem  erwähnten  Berichte  angeführte  Stelle  lautet  folgender- 
massen:^ 

„Den  3  Deccmber  dieses  Jahres  ri601)  halten  die  Ge- 
„sandten  zu  Äloskau  ihre  erste  Audienz.  Die  ihnen  zugegebenen 
Commissarien  waren  Russischer  Seils:  der  Hofmeisler  und  Slalt- 
^haller  zu  Pleskow,  Stephan  Wassilje witsch  Godunoff, 
^dcr  Knäs  Wasili  Kardanukawitz  Tscherkaskoy,  der 
^Okülnilz  Michaila  Michaile  witsch  SoUtikoff,  der  Schalz- 
^meislcr  Ignali  relrowitsch  Tatischew,  und  der  Kanzler 
5,Jelisari  Danilowitsch  Wilusgin.  Den  16  und  30  De- 
^cember  waren  sie  abermals  zur  Conferentz,  und  die  letzte 
:,hatten  sie  den  6  Februar  des  folgenden  Jahres,  bei  welcher 
^^der  damals  neulich  von  seiner  Polnischen  Gesandtschaft,  zurück- 
;.(?ckommene  Kanlzlcr  Affanassi  Iwanowitsch  mit  zur  Stelle 
;,gewesen.  Ihr  Recrediliv  ist  datirt:  Moskau  7  110,  den 
J5  Februar,   und  im  5-ten   unserer  Regierung..    Aus 


7i 


—     18    — 

„dem  Original -Bericht  der  Gesandten  vom  14tcn  Februar 
„erhellet  aber^  dass  sie  nichts  fruchtbares  ausgerichtet,  und  dass 
„die  Russen  bloss  nur  Commissarien,  um  die  Grenlzen  mi  be- 
istimmen vorgeschlagen  haben^. 


Jaqucs   Margeret 
1601  — 1611. 

Jagues  Margeret  ^^^  ein  Franzose,   dem  wir  ein  sehr 

merk^^-ürdiges  Schriftchen  über  Russland,    das   Resultat   seines 
längeren  Aurenthaltcs  in  diesem  Lande,  verdanken.    Von  seinen 
Lebens -Umständen  ist  nicht  viel  mehr  bekannt,   als  ^'as  er  in 
seinem  Buche  selbst  über  sich  sagt,   und  daraus  erfahren  wir 
zuerst,  durch  die  demselben  vorgesetzte  Zuschriil  an  Heinrich 
IV,    dass  er  während  der  bürgeriichcn  Unruhen  in  der  Armee 
des  Königs  in  Bourgogne  gedient,   nachdem  er  aber  Ffankreicb 
beruhigt  gesehen,  sein  Vaterland,   das  seine  Dienste  nicht  mehr 
brauchte,    verlassen  und  mehren  auswärtigen  Fürsten,    nämlidi 
dem   Stephan   Bathory,    in   Siebenbürgen,    dem   deutschen      ] 
Kaiser  in  Ungarn,   und  dem  Kum'ge  von  Polen,   letzterem  als 
Capitän  einer  Compagnie  Infanterie,  gedient  habe.    Endlich  kancü 
er,  wahrscheinlich  im  Jahre  1601,  nach  Russland,  und  fand  be^i 
Boris   Godunow   eine   sehr  gute   Aufnahme,    der  ihm  eim^ 
£scadron  ausländischer  Reiter  zu  commandiren  gab.    Nach  den 
Tode  dieses  Grossfürsten  schenkte  ihm  der  falsche  Demelriu  s 
sein  ganzes  Vertrauen,   und  übergab  ihm  die  erste  Compagnie 
seiner  Leibgarde,   die  nur  von  Ausländern,   meistens  Deutschen; 


20.     In  Conrad  Buisow's  lirndgcliriniichem  Werke :    Verwirrter  Zmdmi 
de$  Rlmiickem  Reich»  vird  er  Jaeoö  Jlttieareik,  auch  Mareareik,  gfmuaL 


—     19    * 

gebildet  war^  und  sowohl  in  der  Pracht  ihrer  Kleidung^  als 
ihrem  hohen  Solde  und  ihrer  ganzen  Behandlung^  ungewöhnliche 
Vorzüge  genoss.  Diesem  seinem  neuen  Herrscher  war  Margeret 
um  so  treuer  und  unbedingter  ergeben^  als  er  seine  Rechnung 
dabei  fand^  sich  von  der  Aechtheil  der  Person  desselben  und 
der  Gfiltigkeil  seiner  Ansprüche  auf  den  Russischen  Thron  über- 
zeugt zu  halten;  und  diente  ihm  mit  grosser  Tapferkeit  und 
Anhänglichkeit  «i.  Am  Tage  der  blutigen  Catastrophe  war  er, 
wie  er  selbst  sagt^  durch  Krankheit  an  Haus  und  Bette  gefesselt, 
sonst  würden  wir  ihn  gewiss  unter  den  wenigen  Verlheidigem 
des  gestürzten  Usurpators  genannt  finden.  Bald  nach  dieser  Zeit, 
im  Juli  1606;  verliess  3Iargeret  Moskau  22  und  kehrte  am 
14  September  desselben  Jahres  über  Archangel  zu  Wasser  nach 
Frankreich  zurück. 

In  Paris  musste  er  dem  Könige  Heinrich  lY  oft  von 
seinen  Erlebnissen  der  jüngsten  Zeit  erzählen,  und  dann  auf  den 
Wunsch  desselben  seine  Nachrichten  über  den  Zustand  Russlands 
nnd  die  Geschichle  des  Dcmetrius  schon  1607  durch  den 
Druck  bekannt  machen  23.  yjer  Jahre  später  finden  wir  ihn 
w/eder  in  Russland  und  zwar  als  Oberst-Lieutenant  der  auslän- 
^chen  Triippcn  im  Dienste  der  Polen,  wo  er,  nach  Bus- 
so\v's2*  Zeugnisse,  1611  in  Moskau  mit  seinen  6  Compagnieen 


21.  ParU  in  s.  Chronique  de  Nettor,  Paris,  1834.  2  Vol.  8.  drückt 
^'^H  T.  I,  p.  4()ii  elwas  sonderbar  aus,  wenn  er  von  Margerei  sagl:  „iL  ful 
»  *^^tioin  des  erSnemens  bizarres  et  niiilliplics  de  ccile  cvrieuse  epoqme^, 

22.  Er  sagt,  p.  3vS  seiner  Sclirid:  II  ne  sc  trouve  pas  qu'ils  ayent  Iaiss6 
n'^ortir  de  nolre.  temps  aucuns  du  pays  de  ceux  qui  porlent  les  armes;  cor  ie 
»'•••«i»  /e  pret/tier". 

23.  Margeref  sagt  in  der  Zueignung  seines  Buchs  an  den  König:  „apres 
t^voir  daignc  mecouler,  Kilo  a  agreable  en  oulre  de  nie  lire". 

24.  In  dessen  handschriniichem  Werke:  i'erwirrter  Zustand  des  Russin 
Sehern  Reichs,  nach  meiner  AbscbrlH,  S.  515. 


—     20     — 

Fussvolk  unter  andern    sehr   viel  dazu  beitrug,    den  lebhaflei 
Angriir  der  Russen  auf  die  Polen  abzuhalten  und  zu  schwacbefl. 
Von  seinen  ^veitern  Scincksalen  ist  gar  nichts  bekannt.    Bas- 
sow^   der   ihn  in  Moskau  schon  seit   1605   genau  gekannt  n^^ 
haben  scheint  ^^^   spricht  mit  vielem  Lobe  von  seiner  Tapferkeim 
und  seinem  Charakter^  und  nennt  ihn  überhaupt  „einen  rronuneBt^ 
„verständigen  Maini^.     Aus  eben  dieser  Quelle  kennen  wir  awX* 
die  genauere  Beschreibung  seiner  Compagnie^   ihrer  prachtvoUeii 
Ausrüstung  und  ihrer  grossen  Vorrechte. 

Margeret s  Schrift  ist  für  die  Geschichte  der  von  fluB  in 
Russland  verlebten  Zeit  sehr  wichtig  ^  undmuss  ungeachtet  seiner 
Partheilichkeit  für  den  Usurpator  ^  neben  den  inländischen  Annalen, 
als  eine  reiche  Quelle  derselben  angesehen  werden.     Der  Titel  ist: 

Estat  de  L'Empirc  de  Rvssic,  et  Grand  Diichi  de 
Mo.<covie.  Avcc  ce  qiii  s'y  est  passe  de  plus  memo- 
rable  et  Tragicjuo,  depuis  Fan  1590,  jiisques  ea  Tan 
1606.  Par  le  Capitainc  Margeret.  A  Paris^  1607.  8«. 
Mit  einer  Zueignung:    Au  Roy.    175  Seiten. 

Diess  Werk  erregle ;  besonders  nach  einer  im  2-len  Bande 
des  Mereure  de  France  davon  erscliienenen  Anzeige^  die 
Aufmerksamkeit  der  Franzosen  in  so  hohem  Grade  ^  dass  es  bald 
gar  nicht  mehr  zu  haben  war.  Im  Jahre  1G69  kannte  man  nur 
noch  ein  einziges  Exemplar  davon ^  welches  ein  Gross -Neffe 
Margerefs  ;,ein  Conseillcf  en  conseils  du  Roy  et  Grand  Au- 
;,diencier  de  France^;  besass,  und  dieser  erlaubte  dem  Pariser 
liuclitiändler  Jacques  Langlois^  einen  neuen  Abdruck  davon 
zu  vcransluHeii;  unter  der  Bedingung  jedoch^  dass  durchaus 
nichts  daran  geändert  werden  dürfte  2€.     Diese  zweite« 


25.  Ebeiidas.  S.  171. 

26.  In  dem  dieser  Ausgabe  beigefügten  Privilegium  ist  es  merkwOnlis:, 
dass  ausser  dem  Exemplare,   welches  iur  die  Bibliothek  des  Kdojgs  in  Lovrre 


—     21     — 

allage  erschien  1669  in  Paris  völlig  unverändert,  unter  fol- 
ndem  Titel:  Estat  de  L'Enoipire  de  Rvssie  et  Grand 
ochä  de  Moscovie.  Avec  ce  qui  s'y  est  pass6  de 
HS  memorable  et  Tragique,  pendant  le  rj^gne  de 
latre  Empereurs:  k  sgaToir  depuis  l'an  1590  jusqaes 
I  Tan  1606  en  Septembre.  Par  le  Capitaine  Mar- 
gret A  Paris  1669.  8.  Mit  einem  Vorberichte  des  Ver- 
^rs  und  der  Zueignung  an  Heinrich  IV^  und  am  Schlüsse 
findet  sich  das  Königliche  Privilegium  *'».  Wahrscheinlich  war 
ch  dieser  Abdruck  nur  in  einer  geringen  Anzahl  von  Exemplaren 
macht;  denn  das  Werk  gehörte  fortwährend  überall,  und 
sonders  in  Russhind^  zu  den  grössten  typographischen  Selten- 
iten.  Dieser  Umstand  veranlasste  1821  den  Fürsten  Gagarin, 
zu  Paris,  unter  der  Aufsicht  von  Julius  Klaproth,  auf 
ne  Kosten  nach  der  zweiten  Ausgabe,  und  selbst  mit  Bei- 
ialtung  des  allen  Titels,  der  Jahrzahl  1669  und  der  Seiten- 
il »»,  abdrucken  zu  lassen.  Leider  war  auch  dieser  Abdruck 
r  100  Exemplare  stark  und  kam  nicht  in  den  Buchhandel,  so 
sS  das  Werkchcn  immer  noch  als  eine  grosse  Seltenheit  an- 
;eheu  ist. 

Von  Uebersctzungcn  des  Margerefschen  Werkchens  ist 
•  nur  eine  Russische  bekannt  geworden,  welche  Herr 
jfessor  Usträlow  davon  geliefert  hat  unter  dem  Titel: 
»CTOiiiiie  PocciücKoü  /^cp/Kaeu  n  Be^UKaro  Knancc- 


elicfert  werden  musste,  auch  eins  für  die  Bibliothek  des  Kanzlers  Seguier 
iedunL^'n  ^iirde. 

27.  Ich  linde  auch  einer  dritten  Auflage  von  1721  erwähnt,  allein  ohne 
lere  beNliuinitc  Ansähe. 

2s.  Ks  linden  sirh  in  diesem  Abdrucke  mehre  Druckfehler;  schon  auf  dem 
I  stellt,  (i runde  Ducht'  stall  des  C rund- Dache  des  Originals;  ferner  p.  152, 
mir  de  Üemetrht«  stall  In  f'ie  de  Demetriwt^  der  häufigen  Beweise  YOn 
hläsMgkeil  in  der  luterpuoction  nicht  zu  gedenken« 


-     22     - 

cTna  MocKOBCRaro,  cb  npiicoBORynjienienrB  HSBliCTifi 
o  ^ocTonaMüTHMx-b  co6iJTiiix'b ,  cjyquBiUHxcji  Bü  npa« 
BJieiiic  HCTupcx-b  rocy.^apcü^  ch  1590  ro^a  no  Cea- 
TJi6pb  IGOO.  Il.^^aiiie  BTopoc.  Diese  Ueberselzong  beflndel 
sich  in  Usträlow's  CKasanin  coBpeMeHRBROB-b  o  4>' 
»inTpiu  CaMoaBanui-b.  C.  neTep6jprb  1832.  Th.  111, 
p.  1  — H7. 

Da  walirscheinlicli  nur  wenige  unserer  Leser  3Iargereft 
Buch  zu  Gesichte  beiionimen^  so  wird  eine  ausfuhrlichere  Nach- 
richt von  dem  Inhalte  desselben  wohl  um  so  leichler  Enlschnl- 
digiuig  finden^  da  dasselbe  manche  merkwürdige  Angaben  ent- 
hält^ die  hier  zimi  erst  enmale  vorkommen^  und  Weil  es  überdicss 
auch  noch  nirgends  genau  zergliedert  worden  zu  sein  scheinL 

Margeret  langt  sein  Werkchen  mit  einer  aUgemeinen 
Beschreibung  von  Russland  an^  p.  1 — 11,  der  man  es  indessen 
leicht  ansieht^  dass  er  sie  nicht  aus  eigener  Erfalirung^  sondern 
aus  Herb  er  st  ein  u.  a.  geschöpft  hat.  So  spricht  er  z.  R 
p.  3  noch  von  der  Thierpllanze^  die  in  der  Nähe  von  Astrachan 
waclisen  solle ^  und  sagt  dass  er  verschiedene  Falle  derselben 
gesehen  habe»».  P.  10  erwähnt  er  der  Wohlfeilheit  der  Lebens- 
mittel um  Moskau^  und  erzählt^  dass  er  auf  seiner  Reise ,  der 
kurz  vorher  gegangenen  Hungersnoth  ungeachtet^  ein  Lamm^  so 
gross  wie  ein  Hanmiel  in  Frankreich^  für  10  Denga's  gekauR 
habe.  Bei  dieser  Gelegenheit  führt  er  an^  dass  man  in  ganz 
Russland  kein  Kalbfleisch  esse^  weil  die  Religion  diess  verbiete, 
was  auch  p.  130^  bei  Gelegenheit  eines  Streites  des  FOrsleB 
Schuisky  mit  dem  falschen  Demetrius  über  einen  anf  der 
Grossfürsllichcn  Tafel  erscliicncnen  Kalbsbraten,  wiederholt  iriri 


29.    Dicss  waren  walirschGinlich  die  aus  der  Gegend  TOn  Asirachai 
mcndcn  silbcrjj;raucn  Felle  von  Jungen  Lämmeni,  <{apaaiui. 


—    23     — 

Von  p.  13  an  folgt  nun  die  Geschichte  der  letzten  vier 
gierungen.  Bei  Iwan  Wassiliewilsch  sucht  Margeret 
I  Erzählung^  dass  dieser  grausame  Zar  seinen  Lieblings -Sohn 
hann  in  einem  Ausbruche  von  Wuth  erschlagen  >o^  zu  wider- 
len.  Er  sagt  nämlich  p.  15:  ^^Le  bruit  court  qu'il  tua  son 
isne  de  sa  propre  main.  Ce  qui  se  trouve  autrement.  Gar 
Mnbicn  qu'il  le  frappa  du  bout  d'vn  baston  ferre  d'une  poincte 

'aciercarrec^  lequel  baston  esten  forme  de  Crosse il  fut 

iicunement  (eim'germassen^  etwas)  blesse  du  coup^  mais  n'en 
lourut  pasy  ains  (sondern^  vielmehr)  quelque  temps  apres  en 
d  peleriiiage". 

Bei  Erwähnung  der  Wasser- Weihe,  wird  der  merkwürdige 
istand  angerührt^  dass  damals  noch  der  Grossfilrst  selbst  mit 
I  Grossen  seines  Hofes  am  6.  Januar  in  den  gefrornen  Fluss 
ig.  „Apres  ia  dite  bencdiclion^,  heisst  es  p.  28,  j^rEmpereur 
,  les  grands  ont  accoulume  de  sauter  dedans  Teau,  mesmes 
ay  veu  couper  ia  glace  ä  cet  eifet,  et  L'Empereur  sauter 
^dans'^. 

Pag.  29.  spricht  Margeret  von  einer  Art  von  geistlicher 
idersrhad^  die  üanials  in  Moskau  aus  Männern  bestand,  die 
;h  einer  schweren  Krankheit  ^  in  welcher  sie  schon  durch  das 
I.  Abendmahl  zum  Tode  vorbereitet  waren,  bei  ihrer  Wieder- 
lesung  sich  verpflichten  mussten,  ihr  übriges  Leben  lang  eine 
von  Mönchs  -  Kleidung  zu   tragen.     Frauen  solcher  Männer 


30.  S.  h'aramsin  Ge$ch.  de»  Rttss.  Reicki.  Bd.  Vm,  S.  285.  Merk- 
dif;o  rmständo  ilhor  diesen  iinulücklichen  Vorfall  findet  man  bei  Aiäamio 
ietimo,  in  seiner  Moscoria,  der  den  Grossfurslen  noch  in  Trauer  und  tiefem 
imer  darüber  Tand.  „Trinreps,  saj^t  er  p.  31,  post  Joannis  interitum,  in  Ia- 
mas  solulijs  atque  in  stiiialorero  omnem  compositus,  ne  legatis  quidem  üs, 
I  niecurn  ad  Veslrarn  Healiludinem  veniebanl,  alias,  quam  nigras  Testes  (licet 
holDseriro)  iradi  jussit.  Per  Universum  ejus  Imperium  (sed  praesertim  in 
aj  eadem  tacies,  cuUusque  lugubrii  elc*« 


—     24    — 

konnten  sich,  noch  beim  Leben  derselben,  wieder  verbeiratheo. 
?ag.  30  ^vird  ein  neuer  Zng  von  Grausamkeit  des  Grossiurslen 
I^van  Wassilie witsch  erzählt.  Er  habe  nämlich  alle  Judea 
aus  ganz  Russland  zusammenbringen,  ihnen  Hände  und  Füsse 
binden  und  sie  auf  eine  Brücke  stellen  lassen.  Hier  wären  sie 
gezwungen  worden,  dem  Glauben  ihrer  Vater  zu  entsagen  und 
die  christliche  Taufe  zu  verfangen,  worauf  sie  alle  ins  Wasser 
geworfen  worden  wären.  Seit  dieser  Zeit  wurde  kein  Jude  nehr 
in  Russland  geduldet. 

Der  Ucbermuth  der  protestantischen  Deutschen  in  Moskau 
macht  den  ganzen  Eifer  seiner  kirchlichen  Intoleranz  rege.  „Dio 
„Livländcr,  sagt  er  S.  3i,  welche  Iwan  Wassiljewitsch  aus 
,,Dorpat  und  Narva  nach  Moskau  versetzt  hatte,  erhielten  zwei 
„Kirchen,  in  welchen  sie  öffentlich  ihren  lutherischen  Gottesdienst 
„ausüben  durften;  aber  ihr  Stolz  und  ihre  Eitelkeit  nahmen  bald 
„dermassen  überhand,    dass  diese  Tempel  auf  Befehl  des  nSm- 
„  liehen  Grossfürsten  wieder  niedergerissen  wurden.     Man  pifln- 
„derte  ihre  Häuser  und  vertrieb   sie  daraus,    ob  es  gleich  im 
„Winter  war^  nackt  wie  im  Augenblicke  ihrer  Geburt  und  ohne 
„Rücksicht  auf  Alter  und  Geschlecht.  Und  doch  konnten  sie  die 
„Schuld  dieser  Verfolgung  Niemanden  beimessen,  als  sich  selbsL 
„Denn  anstatt  sich  ihres  früheren  Unglücks  zu  erinnern,  \ro  sie 
„aus    ihrem   Yaterlande    fori  geführt,     ihrer  Habe   beraubt ,    ab 
„Sklaven  unter  die  Bolmässigkeit  eines  grausamen  Beherrschers 
„geriethcn;  anstatt  durch  solclies  Unghlck  gcdemüthigt  zu  werden, 
„wären  sie  viel  mehr  in  ihrem  ganzen  Benehmen  zu  stolz,   in 
„ihren  Handlungen  so   übermüthig,    und   in   ihrer  Kleidung   so 
»^iPP'o;     d^tss  man  sie  alle   für  Fürsten    und  Fürslinnen   hätte 
„hallen  mögen.    AVenn  ihre  Frauen  in  die  Kirche  gingen,  tragen 
„sie  nichts  als  Sanmiet,   Atlas  und  Damast,   und  die  Geringste 
„wenigstens  Taffet,  wenn  sie  auch  sonst  gar  nichts  anders  hatte. 


—     25    — 

„Ihr  Haapt-Geiwinii  bestand  darin ,  dass  sie  die  Erlaubniss  hatten^ 
„Branntwein,  Meih  und  andere  Getränke  zu  verkaufen ^  worauf 
„sie  nicht  Zehn^  sondern  Hundert  vom  Hundert  gewannen^  was 
,^glaublich  scheinen  wird;  aber  doch  die  reine  Wahrheit  ist'^ 

Pag.  32—39  spricht  ifcfarg'ere/,  von  kirchlichen  Gebräuchen 
und  Vorschriften  y  und  von  der  Feier  des  Osterfestes. 

Pag.  42  erwähnt  Margeret  der  Strenge,  mit  welcher  darauf 
gesehen  wurde,  dass  kein  Bichter  oder  anderer  Beamter,  von 
den  Partheien  Geschenke  annahm.  „Wenn,  sagt  er^  einer 
„von  ihnen  dieses  Vergehens  angeklagt  und  überfuhrt  wird^  so 
„muss  er  das  Geschenk  zurückgeben,  eine  Geldstrafe  von  500, 
„1000  oder  2000  Rubel  erlegen  und  sein  Vermögen  wird  con- 
„Oscirt.  Ist  es  ein  Diak,  .oder  Sccrelair,  der  nicht  zufällig  be- 
„sonders  begünstigt  ist,  so  wird  er  mit  Ruthen  durch  die  Stadt 
„gepeitscht,  und  man  hängt  ihm  dabei  einen  Sack  um  den  Hals, 
„worin  sich  das  Bestechungs-Mitlel  befindet,  es  sei  nun  Gold  oder 
„Pelzwerk,  gesalzner  Fisch  und  dergl.,  worauf  er  exilirt  wird. 
„Man  nimmt  indessen  doch  immer  fort,  und  jetzt  hat  man  dazu 
„neue  Mitlei  gefunden;  man  hängt  nämlich  die  Geschenke  an 
„ein  Heiligen -Bild  im  Hause  des  Beamten,  oder  drückt  sie  ihm 
„nnt  dem  Oster-Ei  beim  Küssen  in  die  Hand.  Jedoch  muss  man 
»Jetzt  auch  damit  sehr  vorsichtig  sein". 

„Böse  Schuldner,  hcisst  es  p.  46,  bringt  man  nach  der 
„Polizei,  Avo  sie  von  Sonnen-Aufgang  bis  10  oder  W  Uhr  mit 
„dünnen  Stücken  auf  die  Waden  geschlagen  werden;  und  diess 
„wird  täjjh'ch  wiederholt,  bis  die  Schuld  ganz  abgetragen  oder 
„der  Gläubiger  zufrieden  ist.  Diejenigen,  welche  dem  Kaiser  zu 
„Pferde  dienen^  sind  davon  ausgenommen,  und  schicken  statt 
„ihrer  einen  ihrer  Leute". 

Das  dauialifre  Geschüflls-Leben  wird  p.  47  folgendermassen 
beschrieben:  „Die  Adebgen,  das  heisst  Alle,  welche  Ländereien 


—     26     — 

,,nnd  Besoldungen  vom  Kaiser  erhalten,  stehen  im  Sommer  ge- 
,,wöhnlich  mit  Sonnen- Aufgang  auf,  und  begeben  sich  nach  den 
,,SchIosse;  wo  das  Conseil  von  der  ersten  bis  zur  sechstes 
,yStundo  3<  gehalten  wird.  Dann  wohnt  der  Kaiser  dem  Goltes- 
„dienste  bei^  wohin  ihn  alle  Räthe  begleiten ,  und  der  von  der 
,,7-len  bis  zur  8-len  Stunde  ^  das  heisst  von  11  bis  12  dauert. 
,,Wenn  der  Kaiser  die  Kirche  verlässt,  veriiigt  sich  Jeder  nach 
,,Hause  zum  Speisen,  und  nach  Tische  legt  man  sich  hin  und 
,,schläfl  zwei  bis  drei  Stunden.  Um  die  vierzehnte  Stande  wird 
,,eine  Glocke  gelöulet,  worauf  Alle  wieder  nach  dem  Schlosse 
,,zuräckkehren,  wo  sie  bis  zwei  oder  drei  Uhr  des  Abends 
,,bleiben,  dann  begeben  sie  sich  nach  Hause,  essen  zu  Abend 
,,und  legen  sich  schlafen^S 

Von  der  Lebensart  und  Kleidung  der  Frauen  der  Grossen, 
sagt  3Iargeret  pag.  48.  „Die  vornehmen  Damen  fahren  im 
„Sommer  in  Wagen  und  im  Winter  in  Schlitten,  ausser  wenn 
„die  Kaiserin  über  Land  fahrt.  Denn  dann  folgt  ihrem  Wagen 
„eine  grosse  Anzahl  Damen,  alle  zu  Pferde  nach  Art  der  M8n- 
„ncr,  und  mit  IWgw  von  weissem  Filz,  wie  die,  welche  die 
„Bischöfe  und  Aeble  im  Freien  tragen,  ausser  dass  diese  grau, 
„dunkel  oder  schwarz  sind.  Ihre  Kleidung  besteht  in  einem 
„langen  Gewände,    das  an  den  Schultern  so  weil  wie   unten. 


31.  Um  diese  ßczeichnung  der  Standen  za  verstehen,  muss  man  iick 
erinnern,  \^-ic  man  ehemals  in  Rnssland  die  Dauer  des  Tages  berechnete.  „Die 
„Russen,  sagt  Meyerberg,  Her  in  MoMchoviäm,  p.  49  theilen  1t%  QDd  Nacht 
„zusammen  in  24  Stunden,  und  rechnen  dabei  nach  der  Anwesenheit  oder  Ab- 
„vresenheil  der  Sonne,  so  dass  bei  ihrem  Aufgange  die  Uhr  Eins  schlägt  und 
„dann  die  übrigen  Stunden  immer  zunehmend  bis  zu  ihrem  Untergänge  angiebt 
„Eben  so  fängt  sie  wieder  mit  der  ersten  Stunde  der  Nacht  an,  und  sdilSgt  so 
„fort  bis  zum  Anbruche  des  Tages''.  5.  Juguslim  Freiherr  ffom  Me^r6erg 
und  seine  Reise  nach  Russland,  vom  Friedrich  ^deimng,  8i.  P^^nbmrg  1827 
gr.  8*.    S.  268  und  317. 


—     27     — 

„und  gewöhnlich  von  Scharlach  oder  von  schönem  rothen  Toche 
„ist;  unter  diesem  tragen  sie  ein  anderes  Kleid  von  Seide  mit 
„Aermeln  die  breiter  sind^  als  eine  Pariser  Elle^  mid  an  deren 
,,Enden  sich  breite  Streifen  von  GoldstolT  beßnden.  Der  Kopf- 
„putz  besieht  in  einer  Motze  ^  die  bei  den  Frauen  eine  Stickerei 
,,von  Perlen  hat;  bei  den  Mädchen  ist  es  eine  hohe  Mfltze  von 
,,schwarzem  Fuchse^  wie  die  Grossen  bei  der  Audienz  eines 
;;fremden  Gesandten  (ragen.  Eine  Frau,  die  noch  keine  Kinder 
„gehabt  hat^  kann  auch  noch  eine  solche  Mätze  tragen.  Man 
„sieht  femer  bei  Allen  ein  Halsband  von  Perlen  gute  vier  Finger 
„breit,  und  sehr  lange  Ohrgehänge.  Sie  tragen  Stiefeln  von 
„rolhem  und  gelbem  Saffian,  mit  drei  Finger  hohen  Absätzen 
„und  kleinen  Eisen,  wie  bei  den  Polen  und  Ungern.  Alle 
y^chminken  sich  sehr  stark,  und  halten  es  fär  eine  Schande 
„ungeschminkt  zu  sein,  alt  oder  jung,  reich  oder  arm'S 

Nachdem  Margerei  pag.  54 — 59  von  den  öiTentlicbea 
Einkünden  und  ihren  Quellen  gehandelt  hat^  spricht  er  pag.  60 
von  dem  Grossfürsllichcn  Schatze.  „Dieser,  sagt  er,  ist  voll 
„von  Juwcicii  aller  Art,  besonders  aber  von  Perlen,  denn  von 
„diesen  trägt  man  in  Kussland  mehr,  als  in  dem  übrigen  Europa 
„zusammen;j:enomnien.  Ich  habe  in  diesem  Schatze  wem'gstens 
„50  Gewander  der  Kaiser  gesehen,  deren  Rand  als  Einfassung 
„mit  Edelsteinen  besetzt  war,  und  andere  durchaus  mit  Perlen 
„gestickt,  oder  ringsherum  einen  Fuss,  einen  halben  Fuss  oder 
„vier  Finger  breit  mit  Perlen  besetzt.  Ich  sah  dort  auch  ein 
„halbes  Dutzend  Bettdecken  ganz  in  Perlen  brodirt  und  viele 
„andere  ähnliche  Sachen.  Die  Alenge  der  kostbarsten  Juwelen 
,,ist  dort  gross,  denn  man  kauft  deren  alle  Jahre,  und  alle 
„bleiben  in  dem  Schatze,  und  dazu  kommen  auch  noch  die 
„Geschenke  der  fremden  Gesandten.  Man  zeigt  dort  auch  vier 
„Kronen,    nämlich  drei  Kaiser -Kronen,   und  die,   mit  welcher 


—     28     — 

,,Yormals  die  Grossrürsten  g^ckrönt  wurden;  ohne  die^  welche 
„Deine  tri  US  für  die  Kaiserin  ^  seine  Gemahlin,  niachcD  liess 
„und  die  damals  noch  nicht  fertig  >var.  Es  ist  eigentlich  hier 
j.zn  Lande  nicht  Sitte  ^  die  Gemahlinnen  der  Kaiser  oder  Gross- 
,,rarsten  zu  krönen,  Demetrins  that  diess  zuerst.  Dort  sah 
„ich  auch  zwei  Zepter  und  zwei  goldene  Kugeln^  als  ich  die 
„Ehre  hatte^  dcnDcmetrius  Joannes  mehremale  in  das  Schatz- 
„gewOlbe  zu  begleiten.  Alles  gehört  hier  zum  Schatze,  es  mögen 
„Kleider,  Edelsteine,  Stoffe  oder  Silbcrgerathe  sein.  Ich  sah 
„da  ferner  zwei  ganze  llörner  vom  Einhorn,  und  einen  Stab^ 
„den  die  Kaiser  tragen,  aus  einem  ganzen  Stucke  eines  Einhorns 
y^gemacht,  nämlich  die  Länge,  denn  das  Querstück  oben,  worauf 
„man  sich  stützt,  ist  aus  einem  andern  Stuck  von  Einhorn;  ein 
„halbes  Einhorn,  wovon  man  immer  zur  Arznei  nimmt,  einen 
„andern  Stab  von  Gold,  Avelcher  der  zu  grossen  Schwere  wegen 
„inwendig  ein  wenig  hohl  ist.  Hier  findet  man  auch  grosse  und 
„kleinere  goldene  Schüsseln  und  Schalen  zum  Trinken  in  grosser 
„Anzahl;  eben  so  eine  unzählige  Alenge  von  Silber-Geschirre, 
„vergoldet  und  nicht  vergoldet.  Man  kann  sich  davon  eine 
„Vorstellung  machen,  ^venn  man  Aveiss,  dass  als  Boris  Feodo- 
„rowitsch,  nach  seiner  Wahl  die  Armee  sich  zu  Sei;po  ver- 
„sammeln  liess,  er  sechs  Wochen  lang;  beinahe  täglich  zehn 
„Tausend  Mann  bewirthete,  wobei  nach  der  Aussage  von  Au- 
„genzeugen  Alle  auf  Silber -Gerälhe  und  unter  Zelten  bedient 
ty wurden.  Ich  sah  im  Schatze  auch  ein  halbes  Dutzend  Fasser 
„aus  Silber,  Avelche  Johann  ßasilius  aus  dem  Geschirre  ma- 
„chcn  licss,  das  er  in  Livland  erbeutete.  Eins  dieser  Fässer 
„war  beinahe  von  der  Grösse  von  anderthalb  Tonnen  (niuids) 
„und  die  andern  waren  etwas  kleiner;  ferner  eine  grosse  Anzahl 
„von  grossen  und  tiefen  silbernen  Schalen  mit  Henkeln,  welche 
„gewöhiüich  zu  drei  oder  vier,  voll  Melh,  von  vier^Menschea  auf 


—    29     — 

,,die  Tafeln  gesetzt  werden^  und  zu  jeder  grosse  silberne  Tassen^ 
,,iini  daraus  zu  schöpfen^  denn  zwei  bis  drei  hundert  Menscheii 
„inrürden  nicht  genug  sein^  um  bei  den  Tafebi  för  alle  Gäste 
»^einzuschenken.  Alle  diese  GefUsse  sind  von  Russischer  Arbeit, 
»»ausser  ihnen  giebl  es  dort  aber  noch  viel  Silbergerathe  aus 
»»Deutschland^  England  und  Polen ^  entweder  Geschenke  der 
»»Forsten  durch  ihre  Gesandte  ^  oder  Stücke  ^  die  wegen  ihrer 
„ausgezeichneten  Arbeit  angekauft  worden  u.  s.  w." 

Pag.  68  heisst  es  vom  Militair:  ,,Die  Garde  des  Kaisa^ 
„besteht  aus  10^000  Strelitzen^  mit  Flinten  bewaffnet,  fiie  in 
»»Moskau  stehen,  und  nur  einen  General  haben.  Sie  sind  in 
»yPrikas  getheilt^  oder  Compagnien  von  500  Mann,  deren  jede 
„einen  Golovva  oder  Capitaa  hat;  100  Mann  haben  einen  Ssotnik, 
„10  einen  Dessätnik  oder  Corporal.  Sie  haben  weder  Lieutenants 
„noch  Fähnriche.  Ein  Capifän  hat  je  nach  den  Diensten,  die 
„er  geleistet  hat,  ein  jährliches  Gehalt  von  30,  40  bis  60  Rubel, 
„und  nach  demselben  Verhältnisse  Landereien  von  3,  4  bis  500 
„Tschetvvcrt  oder  Morgen  (arpent).  Die  meisten  Hundertmflnner 
„haben  Land  und  12  bis  20  Rubel  j  die  Corporale  bis  10  Rubel, 
„und  die  Strelilzcn  ^  bis  5  Rubel  das  Jahr.  Sie  haben  ausser- 
„dcm  12  Tschetwert  Gcrslc  und  eben  so  viel  Hafer  jährlich. 
„Wenn  der  Kaiser  aufs  Land  geht,  wäre  es  auch  niu*  6  oder  7 
„Werst  von  der  Sladt,  so  gehen  die  meisten  von  ihnen  mit  ihm, 
„und  haben  Pferde  aus  den  Ställen  des  Hofes.  Schickt  man  sie 
„ins  Feld,  oder  in  Garnison,  so  giebt  man  ihnen  Pferde  und 
„besondere  Leute,  die  für  ihre  Nahrung  sorgen;  auf  jede  10 
„Mann  >>ird  auch  ein  Wagen  gerechnet,  um  ihre  Vorräthe  zu 
„führen.  Ausser  denen,  die  regelmässig  in  Moskau  stehen^  wählt 
„man  aus  den  Städten  einige  der  vornehmsten  Edelleute,  die  in 
„deren  Nähe  ihre  Güter  haben,  nach  der  Grösse  der  Städte,  16 
»»18»  20  bis  30;  welche  drei  Jahre  in  Moskau  bleiben  müssen; 


— ,    30     — 

yinanif^'ühU  auch  noch  andere,  die  man  aber  auf  Urlaub  cntlfi$sl, 
»so  dass  sie  immer  eine  zalilreiche  Cavallerie  bilden,  und  die 
„Kaiser  ziehen  selten  aus,  ohne  18  bis  20,000  Pferde  mit  sich 
^zu  haben.  Alle  Personen  nämlich,  die  zum  Hofe  gehören^  sind 
,imnier  zu  Pferde;  die  meisten  von  ihnen  müssen  alle  Nacht 
yUnbeAvafTuel  im  Pallaste  schlafen^*.  Pag.  74.  „Jeder  General 
»hat  seine  besondere  Fahne,  die  sich  von  den  andern  durch  ein 
»darauf  gemaltes  Bild  eines  Heiligen  unterscheidet,  das  der 
»Patriarch  eingesegnet  hat,  und  zu  dessen  Vortragung  zwei  oder 
,drei  Mann  bestimmt  sind.  Ausserdem  hat  jeder  General  seinen 
»eigenen  Nabat,  >vio  sie  es  nennen,  oder  grosse  kupferne  Trom- 
»meln,  die  zu  Pferde  gebraucht  ^Verden;  jeder  hat  deren  zehn 
»oder  zwölf,  imd  eben  so  viel  Trompetc]i  und  einige  Schal- 
meien, die  alle  nur  gebraucht  werden  im  Augenblicke  der 
»Sclilacht  oder  eines  AngrilFes,  ausser  einer  Trommel,  die  ge- 
»schlagen  Avird,  >^'enn  man  ausruckt  oder  absitzt^^  Das  Gehalt 
der  vornehmsten  Beamten  giebt  Margeret  pag.  80  also  an: 
»Die  Herren  des  Keiclis-Raths  haben  500  bis  1200  Rubel;  das 
»letztere  hat  Knas  Feodor  I^vanowitsch  Mstislawsky, 
»Avelcher  bei  den  vier  Kaisern  immer  die  oberste  Stelle  bekleidet 
»hat.  Die  Okoluitschi  bekommen  200  bis  400  Rubel,  und  von 
»1000  bis  2000  Tschetwerl  Land;  ich  habe  deren  zu  gleicher 
»Zeit  etwa  fünfzehn  gekannt.  Ein  Dumnyi  Dworanin,  deren  es 
»gewöhnlich  nicht  mehr  als  sechs  giebt,  100  bis  200  Rubel, 
»und  bis  1200  Tschetwert;  ein  Moskowsky  Dworänin  20  bis 
»100  Rubel  und  500  bis  1000  Tschetwert;  ein  Wibumyi 
»Dworänin  8  bis  15  Rubel,  und  ein  Gorodowoi  Dworänin 
»von  5  bis  12  Rubel  und  bis  500  Tschetwert  Land.  Was 
»die  Bojaren  Kinder  und  Söhne  helriin,  so  ist  ihr  Gehall  4,  5 
»und  6  Rubel,  die  alle  6  oder  7  Jahre  einmal  bezahlt  werden. 
iSie  haben  alle  auch  Land  von  dem  Kaiser,  von  100  bis  500 


—    31     — 

^fTsdietyrert;  ihr  Dienst  entspricht  geyröhnlich  ihrem  Gehatte ,  da 
^e  eigentiich  fast  zu  nichts  anderm  gebraucht  werden^  als  diß 
y^ahl  voll  zu  machen.  Die  vornehmem  von  diesen  Berefals- 
y^habem  müssen  mit  einem  Panzerhemde^  einem  HeUne^  einer 
y^Lanzc  and  Bogen  und  Preilen  bewaffnet  sein;  eben  so  und 
»^Mch  gut  beritten^  jeder  von  ihren  Leuten;  die  andern  müssen 
,^te  Pferde^  einen  Bogen^  Pfeile  und  einen  Säbel  haben,  and 
,^hre  Diener  ebenfalls.  Diess  giebt  zusammen  eine  sehr  grosse 
^enge  Leute  ohne  Ordnung  und  Disziplin,  die  oft  dem  Heere 
9,mehr  Schaden  als  Nutzen  bringen.  Dazu  kommen  nun  noch 
y^die  Hulfsvölker  vonKasan^  die  zusammen  mit  den  Tscheremissen 
94^gen  20^000  Reiter  ausmachen;  ferner  die  Tataren,  die  dem 
»»Kaiser  gegen  einen  jährlichen  Sold  dienen^  und  die  Mordwinen, 
»»zusammen  7  bis  8000  Pferde,  ihre  Löhnung  ist  von  7  bis  30 
»»Rubel.  Dann  die  Tscherkessen,  3  bis  4000,  die  Fremden^ 
»»nämlich  Deutsche,  Polen  und  Griechen)  1500;  diese  haben 
»»einen  Sold  von  12  bis  60  Rubel,  oim'ge  Hauptleute  selbst 
»»120  Rubel  ohne  die  Landgüter  von  600  bis  1000  Tscheiwert. 
»»Hernach  noch  die  Datichnej-Ludei,  welche  der  Patriarch,  die 
»»Bischöfe,  Achte  und  alle  andere  Geistliche  liefern,  welche 
»,Ländereicu  besitzen,  nämlich  von  jedem  Tschetwert  ein  Mann 
»»zu  Pferde  und  einer  zu  Fuss;  wenn  die  Noth  es  fordert,  ninunt 
»,man  auch  statt  der  Leute,  eine  grosse  Anzahl  Pferde  für  die 
».Artillerie  und  anderes  Kriegs-Geräthe,  so  wie  für  die  Strelitzen 
»,und  andere,  welche  Pferde  brauchen". 

Pag.  83.     „Ihre  Pferde   kommen  meistens  aus  der  Nogai- 
»»sehen  Tatarei;    man  nennt  sie  hoin^s^    sie  sind   von  mittlerer 


32.  Vielleicht  aus  dem  Persischen  Kamam^  ein  dreyähriges,  daher 
figürlich  ein  jiin<jes,  leuriges,  schönes  Pferd.  Im  hohem,  edlern  Style  wird  es 
überhaupt  (ur  Pferd  gebraucht.  Der  gemeine  Mann  nennt  RoHb  einen  Hengst 
Dod  unterscheidet  es  von  ^oma^h^  in  der  Bedentuig  von  WaUacJi. 


—     32    — 

,,GrössC;  sehr  tüchtig  und  laufen  in  einem  Slriche  7  bis  8 
„Stunden.  Sie  sind  sehr  Avild  und  ersehrecken  sehr  vor  einem 
^^Flintenschüsse  ^  man  besciüägt  sie  eben  so  wenige  wie  die 
„Russisclicn  Pferde.  Sie  fressen  >venig  oder  gar  lieinen  Ihfer, 
„und  man  muss  sie  sehr  langsam  daran  gewöhnen.  Dann 
„haben  sie  Grusinische  Klepper  ^^^  die  aber  nicht  gemein  sind; 
„diese  sind  sehr  schöne  und  gute  Pferde  ^  aber  in  Ansehung  der 
„Ausdauer  und  Schnelligiieit  mit  den  Koins  gar  nicht  zu  ver- 
„gleichen^  ausser  bei  einem  kurzen  Laufe.  Femer  haben  sie 
„auch  Türkische  und  Polnische  Pferde  ^  die  sie  Argamaken^ 
„nennen  und  unter  denen  es  sehr  gute  giebt.  Alle  ihre  Pferde 
„sind  Wallache.  Die  Nogaischen  Klepper  sind  alle  weiss  ^  mit 
„schwarzen  Flecken^  wie  ein  Tiger  oder  Leopard^  so  dass  man 
„glauben  sollte^  sie  waren  gemalt.  Ihre  eigenen  Pferde^  die  sie 
,.Merin35  nennen^  sind  gewöhnlich  klein  und  gut^  besonders 
„die^  welche  aus  Wologda  und  der  Naclibarschail  kommen^  und 
„sind  viel  leicliter  abgerichtet  als  die  Talarischen.  Alan  kann 
„ein  sehr  schönes  und  gutes  Russisches  oder  Tatarisches  Pferd 
„für  zwanzig  Rubel  kaufen^  was  bessere  Dienste  leistet,  als  eis 
„Türkischer  Argamak^  der  50,  60  und  100  Rubel  kostet.  Die 
^yPferde  sind  hier  mehren  Krankheiten  unterworfen  als  in  Frank- 
„reich,  besonders  leiden  sie  an  einem  Uebel,  das  manMarilze** 
„nennt;  es  wirft  sich  auf  die  Brust,  und,  wenn  man  ihm  nicht 


33.  Unter  „Grusinische  Pferde"  mnss  AT.  wohl  die  Karabach'schen  Ilngslt 
verstanden  haben,  denn  nur  auf  diese  passt  die  Erklärung,  dass  sie  icbSn,  aber 
nicht  daucrhafl  sind. 

34.  Argamak,  aus  dem  Türkischen  Urugmak^  ein  Race-Pferdy  wird  nur 
von  den  Pferden  aus  der  Kabarda  gebraucht. 

35.  MepNHöf  eigentlich  ein  Wallach,  da  man  Ileogsto  nie  zum  Dienste 
brauchte. 

36.  MoKpetföj  eigentlich  die  Rappe,  eine  Wunde  am  untern  Theile  dee 
Fusses.    Hier  scheint  aber  eine  ganz  andere  Krankheit  gemeint  zu  sein. 


—     33     — 

yySchnell  abhilft^  so  greift  es  die  Beine  an,  und  dann  giebt  es 
^^keine  Hüire  mehr.  Sobald  man  es  bemerkt^  macht  man  in  dem 
yyFelle  auf  der  Brust  und  beinahe  zwischen  den  Fassen  einen 
9,Einschnitt;  und  zieht  ein  Seil  aus  Hanf  und  Baumrinde  mit 
,,Theer  bestrichen  durch  denselben,  darauf  lässt  man  das  Pferd 
yjEVfei  oder  drei  mal  des  Tages  so  stark  laufen,  bis  es  ganz  in 
,^hweiss  gerälh,  wobei  man  das  Seil  öfters  hin  und  her  zieht. 
„Nach  drei  oder  vier  Tagen  bricht  das  Geschwür  auf  und  leert 
„sich  durch  Eiter  aus.  Dies  wird  zwei  oder  drei  Wochen  fort- 
„ gesetzt,  dann  nimmt  man  das  Seil  heraus  und  die  Wunde 
„schliesst  sich^^  Eben  so  ausfährlich  handelt  nun  Margeret 
p.  86—91  von  der  Infanterie  und  den  Kosaken. 

Dann  kehrt  er  pag.  93  wieder  zur  Geschichte  der  vier 
Grossltirsten  zurück,  und  erzählt  unter  andern  von  Boris,  dass 
er  den  Zar  Simeon  von  Moskau  verwiesen,  bald  darauf  aber 
ihm  zu  seinem  Geburtstage  durch  einen  Boten  die  Nachricht  von 
seiner  baldigen  Zurückberufung  und  ein  Geschenk  an  spanischem 
Weine  gesandt  habe.  Von  diesem  lelzterm  habe  er  mit  dem 
Boten  auf  die  Gesundheit  des  Kaisers  getrunken  und  beide  wären 
bald  darauf  blind  geworden.  Diess,  sagt  Margeret  pag.  95, 
habe  er  selbst  aus  dem  Munde  des  unglücklichen  Prinzen  gehört. 
Pag.  9()  spricht  er  von  der  Ankunft  und  der  prachtvollen  Auf- 
nahme des  Prinzen  Gustav  von  Schweden,  dem  Boris  seine 
Tochter  zur  Ehe  geben  wollte,  der  aber  bald  durch  seine  unor- 
dentliche Lebensart  missflel  und  mit  einem  Jahrgeld  von  4000 
Rubeln  nach  l  glitsch  cxilirt  wurde.  Pag.  97  beschreibt  er  die 
Ankunft  des  Polnischen  Gesandten,  Leo  Sapieha,  der  zur 
Inlerzeichnung  des  Friedens  geschickt  war.  „Er  wurde  sehr 
,,gegen  seinen  Willen  lange  in  Moskau  aufgehalten,  denn  er 
„musste  Nom  August  1600  bis  zu  Ostern  des  folgenden  Jahres 
„dort  bleiben,  weil  der  Grossfürst  unwohl  war.  Am  Tage  seiner 

n.  3 


—     34     — 

,^EnlIassnng  küsstc  er  dem  Kaiser  die  Hand.     Dieser  sass  in 

,,dein  Audienz -Saal  auf  seinem  Kaiserlichen  Throne  ^  die  Krone 

,,aur  dem  Haupte ^  den  Zepter  in  der  Hand;  die  goldene  Kugel 

„vor  sich;  und  seinen  Sohn  zur  Linken  neben  sich.  Die  Reichs- 

y^Ralhe  sassen  rings  um  den  Saal  her  auf  Banken;  in  Gcm ändern 

,,Yon  reichem  GoldstolTe  mit  Perlen  gestickt;  und  mit  einer  hohen 

„Mütze   von    schwarzem   Fuchse    auf  dem   Kopfe.     Zu  beiden 

„Seiten  des  Kaisers  standen  z^ei  junge  Edelleute  in  Gewändern 

^,von  weissem  Sammet;   ringsherum  einen  halben  Fuss  breit  mit 

^^Hermelin  besetzt;  eine  hohe  weisse  Mütze  auf  dem  Kopfe ^  mn 

„den   Hals  zwei  grosse  goldene;    emaillirte   Ketten ;   kreuzweis 

,.geschlagen;   und  Jeder  mit  einer  reichen  Streitaxt  von  damas- 

„cirlem  Stahl;  die  sie  auf  ihren  Schultern  in  einer  Stellung  hieiteO; 

„als  wären  sie  immer  bereit  einen  Streich  zu  füliren»''.    Diess 

9,Alles  giebt  ein  Bild  von  einer  grossen  Mi^estat.     Der  grosse 

„Saal;   durch  welchen  die  Gesandten  hereintreten ;  ist  ganz  voll 

„Bänke ;    auf  welchen  Andere  vom  Adel  sitzen ;   die  eben  so 

;,gekleidet   sind.    Da  darf  sich   keiner   zeigen;    der   nicht  ein 

^^Gewand  von  Goldstoff  trüge.      Keiner  rührt  sich^    wenn  der 

„Gesandte  durch  den  Gang  zieht;    der  zu  diesem  Zwecke  offen 

^•gelassen  ist;  und  es  herrscht  hier  eine  solche  Stille ;  dass  man 

„glauben  soUtC;  der  Saal  wäre  ganz  leer;  diess  ist  die  gewöhn- 

9;liche  Art  die  Gesandten  zu  empfangen.    Der  Botschafler  spcis'te 

„in  Gegenwart  des  Kaisers ;  sowohl  er  als  seine  Leute,  beinahe 

„300  an  der  Zahl.     Sie  wurden   alle  auf  goldenem   Geschirre 

„bedient;  dessen  es  hier  eine  grosse  Menge  giebt;  diess  gilt  nur 

„von  den  Schüsseln;    denn  Teller  und  Servietten  sieht  man  hier 

„nicht;  und  selbst  der  Kaiser  braucht  keine.      Man  hatte  sehr 

„guten  Fisch;  der  aber  schlecht  zubereitet  war;  weil  sie  in  den 


37.    Die  bekannten  Edelknaben,  P^m^m. 


^Fasten  weder  Eier^  noch  Butter  oder  Milch  geniessen.  Man  trank 
^von  beiden  Seiten  verschiedene  Gesundheiten,  und  der  Gesandte 
9,wiirde  mit  schönen  und  ansehnlichen  Geschenken  zurückgefiihrt*^. 
Pag.  99  beschreibt  Margeret  überhaupt  die  grossen  Mahl- 
zeiten bei  feierlichen  Gelegenheiten.  „Der  Kaiser,  sagt  er,  Mird 
^ach  alter  Landes-Sitte  mit  gfosser  Pracht  bedient,  nämlich  von 
„2  bis  300  Edelleuten  in  Kleidern  von  Persischem  Gold-  oder 
j^ilber- Stoff,  mit  einem  grossen  in  Perlen  gestickten  Kragen, 
y^der  hinten  einen  halben  Fuss  breit  über  die  Schultern  ßillt,  und 
^iner  runden  eben  so  mit  Perlen  gestickten  Mütze  auf  dem 
^fKopfe.  Diese  Mütze  hat  keinen  Rand,  sondern  ist  ganz  wie 
,,ein  Napf  ohne  Henkel,  und  über  derselben  wird  eine  andere 
^hohe  von  schwarzem  Fuchse  getragen.  Ferner  haben  sie  grosse 
„goldene  Ketten  um  den  Hals.  Diese  Edelleute,  deren  Menge 
^ach  der  Zahl  der  Gäste  noch  vermehrt  wird,  tragen  die  Speisen 
„vor  den  Kaiser,  und  halten  sie,  bis  er  diese  oder  jene  davon 
„wählt.  Diess  geschieht  in  folgender  Ordnung:  wenn  der  Kaiser 
„und  nach  ihm  die  Gesandten  oder  andere  Gäste  sich  gesetzt 
„haben,  treten  die  genannten  Edelleute  in  der  eben  beschriebenen 
„Kleidung  je  zwei  und  zwei  vor  die  Tafel  des  Kaisers,  machen 
„eine  tiefe  Verbeu^uno:^  und  gehen  dann  in  derselben  Ordnung 
„hinaus,  um  aus  den  Küchen  die  Speisen  zu  holen.  Unterdessen 
,,setzt  man  liranntwein  in  silbernen  Flaschen  und  mit  kleinen 
♦Schalen,  um  ihn  daraus  zu  trinken,  auf  alle  Tische.  Auf  den 
„Tischen  sieht  man  nur  Brot,  Salz,  Essig  und  Pfeffer,  aber  weder 
„Teller  noch  Servietten.  Während  man  Branntwein  trinkt,  schickt 
„der  Kaiser  einem  Jeden  ins  Besondere  von  seiner  Tafel  ein 
„Stück  Brot  niul  nennt  ihn  dabei  laut  mit  seinem  Namen,  dieser 
, •Steht  auf,  und  man  i:i(»bt  ihm  das  Brot  mit  den  Worten:  der 
„Herr  Zar  und  Grossinrst  N.  von  ganz  Russland  begnadigt  dieh, 
„worauf  er  es  empfängt,  eine  Verbeugung  macht  und  sich  wieder 

3- 


—     36     — 

,,h]nse(zt.  Und  so  geschieht  es  bei  Jedem  besonders.  Dann 
,,kommen  die  Fleischspeisen^  und  der  Kaiser  schickt  Jedem  von 
•,den  Vornehmsien  eine  ganze  Schussel  Fleisch,  und  nun  werden 
,,alle  Tische  in  grossem  Ueberflusse  mit  Fleisch  besetzt.  Darauf 
,,schickt  der  Kaiser  Jedem  einen  Becher  oder  eine  Schale  voll 
^^panischen  Wein,  mit  den  nämlichen  Worten  und  Ceremonieeo 
,,wie  vorher.  Ungefähr  in  der  Mitte  der  Mahlzeit  sendet  der 
,,Kaiser  wieder  einem  Jeden  eine  grosse  Schale  mit  rotliem  Aletli, 
,,wovon  sie  versciMedene  Arten  haben.  Hierauf  bringt  man  grosse 
^^silberne  Becken  mit  weissem  Meth  und  setzt  sie  auf  die  Tische, 
,,woraus  dann  Jeder  mit  grossen  Schalen  schöpft,  und  so  wie 
,,einer  leer  ist,  bringt  man  wieder  einen  von  einer  andern  Galtang, 
y'je  nachdem  man  ihn  stärker  oder  schwächer  veriangt.  Dann 
,,schickt  der  Kaiser  zum  drittenmale  einem  Jeden  Wein  von  ver- 
„schiedenen  Sorten ,  jedoch  meistens  Spanischen ,  Canarischen  und 
^^dergleichen,  mid  man  reicht  auch  grosse  Schalen  von  dealscher 
,, Arbeit  herum.  Nun  folgen  wieder  Fleischspeisen,  und  zwar 
„anfangs  kalte  Schüsseln,  dann  Kindfleisch  und  Braten,  und 
„endlich  Backwerk.  Alle  diese  Gerichte  werden  in  grossen  sil* 
„bernen  Schüsseln  aufgetragen,  aber  wenn  der  Kaiser  einen 
„Gesandten  besonders  auszeichnet,  so  ist  alles  Tafelgeschirre  von 
„Gold.  Zuletzt  tragen  je  zwei  Diener  18  bis  20  grosse  Kannen 
„mit  verschiedenem  Meth,  und  andere  zwölf  bringen  Jeder  5  oder 
„6  grosse  Schalen  zum  Trinken,  und  endlich  folgen  zwei  oder 
„drei  Karren  mit  Meth  und  Bier  für  die  Dienerschaft.  AUe  Speisen 
„und  Getränke  werden  von  Strelit/en  getragen,  die  sehr  reich 
,.gekleidet  sind;  ich  habe  deren  3  bis  400  bei  einer  MahiieH 
„gesehen.  Und  so  habe  ich  auch  gesehen,  dass  man  an  Einen 
„Tage  drei  IMahl/eiten  an  verschiedene  Gesandte  schicklo^  den 
„einen  mehr,  dem  andern  weniger,  aber  immer  mit  den  nin- 
„lichen  Ceremonieen*'. 


—     37     — 

Füg.  105  berichtet  Margeret  von  der  grossen  Hongers- 
noth,  welche  1601^  einen  grossen  Theil  von  Russland  traf^  und 
erzählt  die  bekannten  Greuel  und  Scheusslichiieiten^  \^'elche  sie 
in  ihrem  Gefolge  hatte,  so  wie  die  vielen  Beweise  von  der 
Menschlichkeit  des  GrossfQrsten  Boris  und  die  zweckmässigen 
Anstalten  und  unglaublichen  Summen^  mit  denen  er  das  fOrch- 
lerliche  Elend  des  Volkes  zu  mildern  suchte. 

Pag.  108  finden  wir  eine  kurze  Erzählung  von  der  Ankunft 
luid  der  ghinzenden  Aufnahme  des  Herzogs  Johann  von  Däne- 
mark, dem  die  Tochter  des  Boris  zur  Gemahlin  bestimmt  war. 
,Jn  seinem  Gefolge,  heisst  es,  waren  200  Personen,  seine  Garde 
.Jiestand  aus  80  Schützen  und  eben  so  vielen  Hellebarden-Trä- 
,,gern.  Drei  Tage  nach  seiner  Ankunft  hatte  er  eine  Audienz 
,.bei  dem  Kaiser,  welcher  ihn  sehr  freundschaftlich  empfing  und 
„seinen  Sohn  naimle.  Es  war  für  ihn  neben  dem  Kaiserlichen 
,,Prinzen  ein  Sessel  gestellt,  den  er  einnehmen  musste^  und  nach 
,,der  Vorstellung  speiste  er  mit  dem  Kaiser  an  dessen  Tafel, 
,,v^as  man  nie  vorher  gesehen  halle,  da  es  ganz  gegen  die 
,,Landos-Sille  ist,  dass  aussrr  den  Söhnen  des  Kaisers  Jemand 
,,mil  ihm  vax  Tische  sässc.  Nach  dem  Essen  wurden  ihm  reiche 
„GcsduMike  überroiciil  iiiul  der  vorige  Zug  führte  ihn  wieder  in 
„srine  W  oluuin«r.  \  ierzehn  Tage  nachher  wurde  er  krank,  in 
.•Folsre  (Miier  Aiiss(li\vririiii<r,  wie  man  glaubt,  und  starb  kurze 
„Zeit  darauf.  Der  Kaiser  besuchte  ihn  in  Begleitung  seines 
„Sohnes  dreimal  wahrend  seiner  Krankheit,  und  bedauerte  ihn 
yjebliall,  auch  Helen  alle  Aerzle  in  Ungnade.  Der  Kaiser  wollte 
.jiichl  crlaiihen,  dass  er  einbalsamirt  würde,  da  diess  gegen 
,Jhre  Kt'Iigion  ist.  Er  wurde  in  der  deutschen  Kirche  zwei  Werst 
«^ von  Moskau  begraben;  der  ganze!  Adal  begleitete  ihn  bis  dahin, 
,.und  Alle  blieben  bis  zum  Ende  der,  Gcie«OQie^  «nd  der  Kaiser 
^oiid  der  ganze  Hof  trogen  drei  ^(»dKi^^^  llltter  um  jjlf^. 


—     38     - 

Margeret  spricht  p.  109  von  der  gössen  Veränderung, 
welche  die  erste  Nachricht  von  dem  Aiiltreten  des  Talschcn 
Denietrius,  oder^  "^vie  er  ihn  immer  nennt^  des  Demetrins 
Johannes^  in  dem  Charakter  des  Boris  Godunow  hen^or- 
brachte,  und  Avie  Verdacht  imd  Alisstrauen  einen  früher  so  gä- 
tigen  Fürsten  endlich  zu  einem  grausamen  Tyrannen  gemacht 
Iiütten.  £r  schildert  die  zunehmende  Macht  des  erstem,  und 
man  sieht  in  seinen  Beschreibungen  der  geliererten  Treflen,  be- 
sonders p.  115,  des  vom  21  Januar  1605,  überall  den  ver- 
stündigen und  erfahrenen  Kriegsmann.  Pag.  118  erwähnt  er  des 
Todes  Godunow 's,  und  sagt  nur  ganz  kurz,  dass  er  in  dem 
genaimnlen  Jahre  am  23  April,  einem  Sonnabend,  am  Schbge 
gestorben  sei. 

Ganz  ohne  nähere  Veranlassung  schaltet  er  nun  einige  Be- 
merkungen über  Ehrenhändel  inid  ihre  Entscheidung  ein.  ,^ 
„gicbl,  sagt  er,  keine  Zweikämpfe  bei  den  Russen^  denn  erstens 
„tragen  sie  nie  Waffen,  ausser  im  Kriege  und  auf  der  Reise, 
„und  dann,  wenn  einer  durch  AVorte  oder  sonst  von  einem 
,y Andern  beleidigt  ist,  so  schafll  er  sich  nur  durch  die  Justiz- 
„Bohurdc  Genugthunng.  Diese  verurtheilt  denjenigen,  welcher 
„die  Ehre  des  andern  verletzt  hat,  zu  einer  Strafe,  die  sie 
„Besschest38^  oder  Ehren-Erklärung  nennen,  und  die  immer  voa 
„dem  Beleidigten  abhängt^  ob  er  nämlich  mit  Batoggcn  geschla- 
vgen,  oder  eine  Geldstrafe  bezahlen  soll,  welche  die  Grosso  des 
„jährlichen  Gehalts  des  Verletzten  beträgt.  Ist  die  Frau  eines 
„JMannes  beleidigt^  so  muss  der  Strafbare  noch  ausserdem  die- 
„selbe  Summe  doppelt  bezahlen,  z.  B.  15  Rubel,  als  Gehah 
.„des  3Ianncs    und    30  Rubel    zur  Genuglhuung   fOr    die   Fm^ 


38.    I^azecmie,  Ebronlosigkeit,  Entchrongy  Angriff  auf  di^lrra;   tai7 
auch  die  Geld^nfe  Dir  dten  Yergaheii. 


—    39     — 

Iglich  zusammen  45  Rubel  ^  und  so  immer  fort^  wenn  das 
)hall  auch  noch  so  gross  ist.  Die  Beleidigung  kann  aber 
ich  von  der  Arl  sein^  dass  der  Beleii|iger  durch  die  Stadt 
peitscht^  in  die  gedachte  Geldstrafe  verurtheilt  und  dann  ver- 
jmt  >Yird.  Sollte  aber  einmal  der  ungewöhnliche  Fall  ein- 
ölen ,  wie  ich  es  in  sechs  Jahren  Ein  Alal  gesehen  habe^  dass 
1  Duell  unter  Ausländern  statt  hätte  ^  und  £iner  dabei  ver- 
luidet  würde  ^   es  sei  der  Herausforderer  oder  der  Geforderte^ 

wird  (Hess  wie  ein  Mord  bestraft^  ohne  dass  irgend  eine 
itschuldiguDg  gilt.  Ferner,  wenn  Jemand  iQit  Worten  stark 
leidigt  ist,  so  darf  er  nicht  schlagen^  auch  nicht  einmal  mit 
r  llaud^  sonst  wird  er  wie  oben  bestraft.  Schlagt  Einer 
er^  und  der  Andere  giebt  den  Schlag  zurück^  und  es  kommt 
r  Kla^e,  so  werden  beide  zu  Stockschlägen  verurtheilt^  oder' 
)  müssen  dem  Kaiser  eine  Geldstrafe  bezahlen;  denn  sie 
gen,  dass  derjenige,  welcher  sich  durch  Scbimpfworte  oder 
blage  zu  rächen  sucht,  der  Gerechtigkeit  vorgreift,  welche 
ein   (las  Bccht   hat,    zugefügtes  Unrecht  zu  untersuchen  und 

beslrnJcMi;  und  bcy  soliheu  Händeln,  Beleidigungen  und 
!S('hiinj)ruiij»cn  ist  sie  auch  kürzer  und  strenger,  als  bei  an- 
rn  Dingrn.  Lud  dioss  wird  nicht  nur  in  Friedenszeiten  in 
n  Städten,  soudcrn  wäiirend  des  Ivrieges  genau  beobachtet, 
mlich  bei  deui  Adel;  denn  bei  den  Bürgern  und  dem  ge- 
'ineii  \ Ollvc  bedäi»!  die  Entschädigung  nur  zwei  Rubel.  Frei- 
h  ninuut  man  aueli  nicht  jedes  AVort  auf  der  Goldwago  ^»; 
nn  sie  sind  in  ihren  IWulen  sehr  einfach,  bedienen  sich  nur 
s  Du,  und  manchmal  noch  derberer  Ausdrücke.  AVenn  man 
m  licispiel  von  einer  Ungewissen  Sache  redete,  und  einer 
jUte  widersprechen,  so  sagt  man  nicht,   virzeihen  Sie,  oder 


311.    A  pied  levö. 


—     40     — 

•^^etvvas  Aehnliches^  sondern  „du  hast  geIogcn^%  und  diess  that 
„selbst  der  Diener  gegen  seinen  Herrn ,  und  sogar  Johann  Ba- 
,,siIii]S;  den  man  doch  Tür  einen  Tyrannen  hiell^  und  so  nannte, 
,,nahin  es  nidit  übel^  wenn  man  ihm  auf  diese  Art  widersprach. 
„Jetzt  aber^  seit  sich  mehr  Fremde  unter  ihnen  befinden, 
„sie  nicht  mehr  so  gerade  heraus,  als  sie  noch  vor  zw 
„Jahren  waren". 

Dann  fahrt  Margeret  pag.  121  fort,   die  Begebenheiti 
nach  Godunow's  Tode  und  die  schnellen  Forlschritte  des  fal — 
sehen  Demctrius  zu  erzählen.    Dieser  letztere  hielt  am  39. 
Juni  seinen  Einzug  in  Moskau,  und  sandte  gleich  darauf  Msti — 
slawskij,  Schuiskij  und  andere  vornehme  Manner,  um  die 
Wiltwe  des  Iwan  Wassiljewitsch  aus  dem  Kloster  zu  holen. 
Er  gieng  ihr  eine  Werst  von  der  Stadt  entgegen,  unterhielt  sich 
hier  mit  ihr  eine  Viertelstunde ,  nicht ,  wie  gewöhnlich  gesagt 
w  ird,  ganz  im  Geheim,  sondern  „in  Gegenwart  des  ganzen  Adels 
„und  der  Deputirten   der  Stadt,   und   gieng   dann  nebst  allen 
„Grossen  zu  Fuss  neben  dem  Wagen  der  Kaiserin,   bis  zu  den 
„Schlosse'^    Die  Krönmig  des  Demetrius  hatte  am  31.  Juli 
ohne  besondere  Ceremonieen  statt,   wobei  der  Umstand  bemerkt 
zu  werden  verdient,  dass  man  auf  dem  AVegc  von  der  Kirche 
zur  heil.  Mutter  Gottes  bis  zu  der  Kirche  des  Erzengels  „kleine 
„Goldmünzen  auswarf  von  dem   AVerthe    eines   halben   Thalers, 
„eines  Thalers  und  von  zwei  Thalern,  die  man  zu  diesem  Zwecke 
„prägen  liess  «»,  denn  man  schlügt  keine  Goldmünze  in  Boss- 

40.    Was  Margeret  hier  von  den  goldeiMD  JfröiMDgs^llf&ven  IdesAaljpL 


DemetritiH  s:iL't,    stimmt  nicht  ganz  mit   den 'bis  jälzl.:iM|kunlfil^lli^^ 
Zeit  /iisamiiH'n ,  und  doch  spricht  er  hier  als  AqgeniEeiige  nod  mdiefli^.  dahjrjfe" 
^onde^e  IUTiirksichii<;ung.    Ki;!enlliche  Krönungs-Münzen  des  Demeirim^  igmäVk 
fit  balire  h  cel  effet,  vie  es  hier  heisst,    kennt  man^  gar  nicht ^ 
werden   auch  bei  gleichzeitigen  SchriflsteUern  nicht   erwihnt. 


—     41     — 

*  *«.  —  Pag.  127,  wird  des  Fürsten  Schuisklj  Verur- 
\g  wegen  Hochverralh  und  seine  Begnadigung  auf  die  be- 
)  Art  erzählt.  Pag.  128  scheint  der  Umstand  neu,  dass 
^trius  allen  den  Grossen-,  die  zu  Boris  Zeilen  nicht  ge- 
hatten, sich  zu  verheurathen ,  diess  erlaubte,  und  dass  der 
Mstislawskij  eine  leibliche  Nichte  der  vermeinten  Mutter 
euen  Herrschers  heurathcte,  der  selbst  zwei  Tage  hinter 
ler  dem  llochzeitsfestc  beiwohnte.  ,,Kurz,  sagt  Margereiy 
sah  niciits  als  Ilochzeilen,  und  Freude  und  allgemeines 
^lügcn". 


• 


Der  festliche  Einzug  der  Marina  in  Moskau,  den  12.  Mai, 
her  prächtiger  war,  als  man  je  vorher  etwas  gesehen  hatte", 
pag.  124  ausführlich  beschrieben.  Eben  so  die  Krönung 
'ermälilung  derselben,  von  welcher  Margeret ^  pag.  135 
„Sie  wurde  am  folgenden  Tage  mit  derselben  Ceremonie 
önt,  wie  der  Kaiser.  Von  der  rechten  Seite  führte  sie  der 
►assadeur  des  Königs  von  Polen,  der  Castellan  von  Mala- 


man  die  gleich  nach  seinem  Einzüge  in  Moskau  verferligten  Stempel  der 
n-Stiicivc  lür  diese  Gelegenheil  in  Gold  aus,  und  da  es  zwei  dieser  Art 
i'ine  gnisserc  und  eine  kleinere,  {S.  Essai  sisr  les  m'jnnniea  Russea  par 
'OH  S.  de  C/inudoir,  rol.  7/,  pag.  4S.  u.  PI,  6.  No.  9,  10)  SO  könnte 
er  ifi  diitiiali^erii  Kran/.ösiscliem  Gelde  angegebene  Werth  wohl  ungeßhr 
Sdiwrrer  viire  es  die  drille  grössere  Arl  von  dem  Werlhe  von  zwei 
1  zu  erklären ,  da  die  zwei  bis  jetzt  bekannten  goldenen  Münzen  des  De- 
8  (S.  (Viatidotr,  Vol.  II.  p.  47.  J\S  306  u.  307)  deren  Gewicht  ungerähr 
\ni:abe  ent>prechen  könnte,  gewiss  ersl  nach  seiner  Krönung  geprägt  wor- 
hd. 

41.  Wenn  Martrerct  sn:;t :  ii  ne  se  fiiH  aucune  monnaie  dor  en  Rmuie, 
n  dies  nur  so  verslanden  werden,  dass  bis  dahin  in  Russland  keine  Gold- 
1  für  dm  Verkehr  ^eprii^'t  wurden.  Denn  es  ist  ja  bekannt,  dass,  wenn 
h  keine  Goldsliirke  von  IViudimir  dem  Grossen,  wie  man  wähnte,  giebl, 
inter  den  loL'tndcn  (Iro<*;turslen  nicht  seilen  goldene  Medaillons,  und  klei- 
itüike  von  dtr  (irös^e  eines  Dukatens,  bei  besondern  Gelegenheiten  ge- 
un  und  >erlheill  wurden. 


—     42     — 

,,goski^  und  von  der  Linken  die  Gemahlin  des  Mstislawskij. 
,,Bein)  Herausgehen  aus  der  Kirche  fulu-te  sie  der  Kaiser  an  der 
,^Hand;  und  Wassilij  Schuiskij  unterstQlzle  sie  unter  dem 
,,linken  Arm.  An  diesem  Tage  waren  nur  Russen  eingeladen. 
„Am  19*en  fingen  die  Feierlichkeiten  der  Vermählung  an,  wobei 
^,a]le  Polen  waren ^  ausgenommen  der  Ambassadeur^  weil  der 
„Kaiser  sich  weigerte ;  ihn  an  seiner  Tafel  speisen  zu  lassen. 
„Und  ob  es  gleich  gegen  die  Gewohnheit  der  Russen  war^  dass 
„ein  Ambassadeur  an  der  Tafel  des  Kaisers  speisete^  so  hörto 
^,doch  der  Castellan  Malagoski  nicht  auf^  dem  Kaiser  vorza- 
„stelleU;  dass  dessen  Gesandter  bei  dem  Könige,  seinem  Herren^ 
^,die  nämliche  Ehre  gehabt  und  täglich  während  der  Hochzeit  an 
„der  Tafel  des  Königs  gesessen  hätte,  so  dass  man  ihn  Sonn<- 
„abend  und  Sonntag  an  einem  besondern  Tische  neben  der  Tafel 
„Ihrer  Majestäten  speisen  liess". 

Pag.  136  erzählt  Margeret  die  Ermordung  des  falschen 
Demetrius,  welche  am  Sonnabend,  den  27.  Mai  n.  St.,  Mor- 
gens um  sechs  Uhr,  statt  hatte,  wo  man,  wie  Margeret  sich 
ausdrückte,  nichts  weniger  als  diess  erwartete.  Er  spricht  über 
die  näheren  Umstände  des  Aufstandes  ziemlich  kurz^  und  erwähnt 
ihrer  ungefähr  so,  wie  man  sie  überall  angeführt  findet,  ausser 
dass  er  sagt,  Schuiskij  habe  den  Usurpator  drei  Tage  darauf 
an  der  grossen  Landstrassc  begraben  lassen;  die  Nacht  nach  des 
Demctrius  Tode  aber  sei  ein  starker,  für  die  Jahrszeil  ungo- 
wöhnlicher  Frost  eingetreten,  der  achl  Tage  gewähret,  und  alles 
Getraide,  liäunie  und  Kräuter  zerstört  hätte.  Hierauf  hatte 
Schuiskij,  auf  den  Rath  seiner  Anhänger,  des  Demctrias 
Körper  ausgraben  und  zu  Asche  verbrennen  lassen.  ,,\Vfihrend 
„dieser  Zeit,  heisst  es  pag.  138,  hörte  man  nur  dumpfe  i^ 
„rüchte;  die  Einen  weinten,  die  Andern  klagten,  noch  AudriPO 
„freuten  sich,  kurz  es  war  eine  wahre  Metamorphose^^ 


-     43     — 

Pag.  141  giebt  Margeret  folgende  Schfldening  des  fal- 
schen Demetrins:  ,,Der  verstorbene  Kaiser  war  ungefähr  fünf 
jjXaiA  zwanzig  Jahr  alt^  ohne  Bart;  und  von  mittlerer  Gestalt;  er 
^^hatte  starke  und  nervigte  Gliedmassen^  war  braun  von  Farbe  ^\ 
yjfmA  hatte  eine  Warze  dicht  bei  der  Nase  unter  dem  rechten 
,,Augc.  Er  war  behend^  hatte  einen  gtossen  Verstand,  war  zur 
„Güte  geneigt^  leicht  beleidigt,  aber  auch  eben  so  schnell  wieder 
y^besänfligl,  freigebig,  kurz  ein  Prinz  welcher  die  Ehre  liebte  und 
„bei  Andern  schätzte  «3.  Er  war  besonnen  und  ruhmbegierig  und 
„wünschte,  sich  der  Nachwelt  bekannt  zu  machen.  Er  hatte 
„seinem  Secretar  schon  befohlen,  sich  fertig  zu  machen ,  um  im 
„August  mit  den  Englischen  Schiffen  nach  Frankreich  abzureisen, 
„und  den  AllerchrisUichsten  König,  von  welchem  er  mir  öfters 
„mit  grosser  Ehrerbietung  gesprochen  hat,  seine  Glückwunsche 
„zu  bringen  und  in  Verbindung  mit  ihm  zu  treten.  Endlich  hat 
„die  ganze  Christenheit  viel  verloren  durch  seinen  Tod,  wenn 
„dieser  anders  statt  gehabt  hat,  wie  es  sehr  wahr- 
„scheinlich  ist.  Ich  spreche  nur  in  dieser  Art  davon, 
„weil  ich  ihn  nicht  mit  meinen  eigenen  Augen  todt 
„gesehen  habe,  denn  ich  war  damals  krank*^  Mar^ 
geret  erzälilt  nun  die  verschiedenen  Gerüchte  über  des  Deme- 
trius  Bellnno:  und  baldiges  VVicdererscheinen  in  Polen,  die  hier 
als  bekannt  übergang^cn  werden  können. 

Bei  Geh^gcnheit  der  Unruhen,  die  bald  nach  Schuiskij's 
Wahl  in  IMoskan  selbst  «regen  ihn  ausbrachen,  erfahren  wir  maoche 
Besonderlieilen,  die  nicht  unwichtig  sind.  So  heisst  es  pag.  148: 
••Einst  rief  man  eines  Sonntags,  ohne  dass  Schuiskij  etwas 
^•davon  >vusste,  in   des  Kaisers  Namen   das  Volk  auf  den  Platz 


42.  Mars^eret  sa^'t:  brun  de  complexion» 

43.  Latoii  en  recommamdaiion. 


_     4*     — 

,,vor  dem  Schlosse  unter  dem  Yorwande  zusammen^  dass  er  zu 
^.demselben  sprechen  wollte.     Ich  befand  mich  zuiollig  in  der 
,,Nähe  des  Kaisers^  der  sich  eben  in  die  Kirche  begeben  wollte^ 
,^als  er  die  Nachricht  erhielt ,  dass  sich  das  A'olk  seinem  Befehl 
,.ziifoIge   auf  dem  Platze   versammelte.     Er   war   darüber  sehr 
^.erslaimt;  und  Hess  gleich  nachforschen^  wer  die  Urheber  dieser 
^^Znsammenberufung  wären.     Unterdessen  verliess  er  die  Stelle 
^^nicht^  wo  er  die  Nachricht  erhalten  hatte^  und  da  nun  das  Volk 
,,hier  zusammenlief^   so  fing  Schuiskij  vor  demselben  an  zu 
„weinen  und  warf  ihm  seine  Unbeständigkeit  vor.  AVenn  sie  iho. 
j.los  sein  wölken,  sagte  er,  so  brauchten  sie  gar  nicht  solchei — 
„WeitläuAigkeiten.     Sie   hätten  ihn  gewählt,  sie  könnten  ihn  jaa 
„auch  eben  so  gut  wieder  absetzen,  wenn  er  ihnen  nicht  mehi — 

„gefiele;  er  hätte  gar  nicht  die  Absicht  sich  dem  zu  widersetzen 

„Dabei  warf  er  seinen  Stab,  den  nur  der  Kaiser  in  dieser  ArK 
„tragen  darf,  und  seinen  Hut,   auf  die  Erde,  und  setzte  hinzu  '=: 
„wenn  dem  so  ist,  so  wählt  euch  einen  Andern,  wen  ihr  wollet  ^ 
„ergrin*  darauf  sogleich  nieder  seinen  Stab  und  sagte:  Ich  bio 
„dieser  Geschichten  nu'ide,  bald  wollt  ihr  Mich  umbringen,  bald 
„die  Adeligen  und  selbst  die  Fremden,  wenigstens  wollt  ihr  diese 
„plündern.     Wenn  ihr  glaubt,  dass  ich  der  bin,  für  welchen  ihr 
„mich  gewählt  habt,  so  will  ich  diess  nicht  ungestraft  lassen. 
„Darauf  schrieen  Alle,   sie  hätten  Ihm   den  Eid  der  Treue  und 
„des  Gehorsams  geleistet,  sie  wollten  Alle  für  ihn  sterben,  und 
„die  Schuldigen  sollten  bestraft  werden.    Unterdessen  hatte  man 
.«auch  das  Volk  auf  dem  grossen  Platze   auseinander  getrieben, 
„und    fünf   Urheber    dieser   Zusannnenbcrufung   ergriflen.      Man 
„glaubt,  dass  wenn  Schuiskij  sich  dahin  unter  das  versammelte 
„Volk  begeben  hätte,  ihn  leicht  das  Schicksal  des  Demetrius 
„hätte  treffen  können.     Einige   Tage  darauf  wurden  die   Fflnfe 
„verurtheilt,  durch  die  Stadt  gepeitscht  und  c.xilirt  zu  werden, 


—     45     — 

9,iind  bei  der  Bekanntmachung  dieser  Strafe  wurde  er^ähnt^  dass 
„Mstislawskij,  welcher  als  der  Urheber  dieses  Streiches  an- 
,^eklagt  worden^  unschuldig  wäre,  und  die  ganze  Schuld  auf 
^eter  Seh  creme  tjew  fiele".  Pag.  150  erwähnt  Margeret,^ 
dass  Schuiskij  sich  bei  der  feierlichen  Einholung  der  Gebeine 
des  heil.  Demetrius  ebenfalls  in  grosser  Lebensgefahr  befunden 
iMibC;  wo  das  Volk  ihn  an  der  Spitze  des  Zuges  hätte  steinigen 
wollen  und  nur  durch  die  Vorstellung  einiger  Grossen  besänftigt 
worden  wäre  **. 

Am  Schlüsse  seines  Werkchens,  pag.  152  — 175,  sucht 
Margeret  noch,  seine  Anhänglichkeit  an  den  falschen  Deme- 
trius zu  rechtfertigen,  und  einige  Beschuldigungen  gegen  diesen 
zu  widerlegen.  Diess  geschieht  natürlich  nicht  ohne  grosse  Par- 
Iheilichkeit,  die  sich  aber  bei  ihm  um  so  eher  entschuldigen 
lässt,  da  man  alle  seine  Aeusserungen  nur  als  den  ungekünstelten 
Ausdruck  der  Dankbarkeit  und  persönlichen  Ergebenheit  in  der 
Feder  eines  einfachen  und  geraden  Kriegers  beurtheilen  muss. 

Die  Sprache  und  Orthographie  Margerets  sind  etwas 
allerlhümlichcT,  als  sie  gewöhnlich  noch  im  Anfange  des  sieb- 
zehnten JahrhundcTls  bei  französischen  Schriflstellern  vorkommen. 
Der  Slyl  ist  einfach  und  ganz  ohne  Schmuck;  das  Ganze  trägt 
den  Charakter  eines  alten  Soldaten,  den  nur  die  Umstände  zum 
Schriftsteller  gemacht  haben. 


44.  Bt'i  Krwäliniing  der  Vorsichts  -  Maassregeln,  welche  gegen  die  Ver- 
Mjche,  rnruhcn  im  liincni  uii/usUllcn,  gelroüen  wurden,  sagt  JUargereif  p.  156. 
^All«  Wi'^o  wann  dni  bis  vier  .Monale  gesperrt  und  Niemand  konnte  von  einer 
„Sudl  zur  andiTii  ^'vlien .  weiien  der  Sastaf^s  (Jacraeu,  Schlagbäume,  Sperren) 
j^weiche  man  nur  bei  ansteckendem  A'rankAeüen  mumwemdem  pß^^"* 


—    46     -^ 


6. 

Conrad    Bussow. 

1601  —  1613. 

Conrad  Bussow  ^^  bcfniid  sich  eine  geraume  Zeit  hin — 
durch  in  Russland  inid  >var  Augenzeuge  der  traurigen  A'^orlaüo 
und  häufigen  Unruhen^  >veU'hc  von  lioris  Godunow   bis  ixtr 
Wahl  von  Michael  Feodoro witsch^  das  unglückliche  Russland 
trafen.     Von  liussoits  Lebens  -  Verhüllnissen  ist  sonst  nichls 
bekannt;  als  einige  "^venige  Unislände;  die  sich  aus  seinem  wah- 
rend seines  Aufenthalts  in  Russhnid  geführten  Tagebuchc  entneh- 
men lassen.    Aus  diesem  sieht  inan^  dass  er  eine  geraume  Zeil, 
wenigst ens  von   1601  bis   1613    in  Russland  gelebt  hat,  und 
zwar  Anfangs  in  Moskau^  dann  in  Tula  und  Kaluga^  und  zuleixt 
wieder  in  der  Hauptstadt.     Dabei  ist  es  indessen  merkwürdig, 
dass  er  während  dieses  langen  Aufenthaltes  die  Landes-Sprache 
so  wenig  erlernt  hat;  denn  f\ist  alle  Russische  Namen  und  Aus- 
drucke, die  er  sehr  häufig  anbringt,  sind  falsch  oder  verstümmelt, 
und  wenn  man  aucii  einen  Theil  dieser  Fehler  auf  die  Rechnung 
der  Abschreiber  setzen  wollte,  so  ist  doch  seine  eigene  Unkundc 
der  Sprache  überall  sichtbar.     A\'ahrscheinlich  war  Bussow  ein 
Niedersachse;  er  scheint  einen  guten  Schul-Unlcrrichl  erhallen  zn 
haben,   da  er,   ausser   häufigen  Anführungen    aus    der  heiligen 
Schrid,  seine  Bemerkungen  sehr  od  mit  Stellen  aus  den  Römi- 
schen Glassikern  belegt.     Der  Aberglaube  seiner   Zeit  ist   auch 
bei  ihm  sichtbar,  und  er  spricht  mit  dem  grössten  Emslc  von 


:^ 


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^  -Mi 


45.  Er  )Kird  auch  iik$9a»  geiiannl.  In  der  Hresdoner  Handschrill  ist  der 
Name,  wahrscheinlich  nur  nach  der  Aussprache,  üiisao  iicschrieben.  ScAmmU- 
Phiseldevk,  in  s.  Eiulnlunf^  in  die  I(u^s.  GeMh. ,  nennt  ihn  iitiuow  und  Bmm9, 
Bei  Karamsm  heibSt  er  auch  Jitiss. 


f 


—     47     — 

d^m  Zeichen  und   Wundern   bei  des   Demetrius  Einzüge  in 
A*<3skau  und  bei  seinem  Tode,  von  einem  Mönche^  der  mit  12000 
rc^ÄDellischen  Teufeln  kämpfte,  von  den  Zaubermitlein  Schuiskij's 
^—      s.  \v.     Er  muss  früher  in  Schwedische  Dienste  getreten  sein, 
d^un  S.  54  erwähnt  er,  dass  ihn  1601  der  Herzog  von  Süder- 
^'^«umland  „zu  einem  Revisoren  über  alle  der  Crone  Pohlen  abge- 
)9^^Srangene  Länder,  Schlösser  und  Städte  gnädigst  verordnet  ge- 
»tiabt".    Petrejus,  pag.  277  und  nach  ihm  Treuer  *6,  nennen 
Milien  Conrad  BusSj  der  1601  in  Narwa  gelebt  und  es  über- 
kommen hätte,   diese  Stadt  durch  Verrätherei   dem  Boris  Go- 
dunow  zu  verschaffen;  und  diese  Angabe  wird  von  ihnen,  so 
wie   auch  von   Karamsin,   ohne   weiteren  Beweis   auf  unsem 
Bussow  angewendet  *^.     Als    die   Polen    in   demselben   Jahre 
einen  Theil  von  Livland  wieder  besetzten,  scheint  Bussotc  mit 
den  übrigen  vor  ihnen  flüchtigen  Deutschen  nach  Russland  ge- 
kommen zu  sein,  und  mit  ihnen  bei  Boris  eine  gute  Aufnahme 
gefunden  zu  haben.     Er  lebte   nun  in  Moskau,  ohne  dass  man 
aus   seinem   Werke    crratiien   könnte,  in   welchen  Verhältnissen. 
Bei  der  nach  Godunow's   Tode,    1605,  erfolgten  Plünderung 
der  Häuser  der   aushindischcn   Aerzte,   wohin  die  Deutschen  ihr 
Eigenlhum   geflüchtet   halten,   erlitt   er   einen  bedeutenden  Ver- 
lust*».    Die  ganze  Zeit  während   der  Regierung  des  Pseudo- 
Demetrius  war  linssow  noch  in  Moskau,  und  da  er  am  Hofe 
desselben  viele  angesehene  Männer  kannte,   und   namentlich  von 
Basmanow  sehr  freundschaftlich  behandelt  wurde*»,  so  konnte 


46.  Kinleilunj;  in  die  Muscovil.  Hisloric.     S.  238. 

47.  Wahrscheinlich  aber  passl  sie  weder  auf  den  Vater,   noch   auf  den 
Sohn  Vonrad  Husnotr  y  da  jener  Conrad  Buss  damals  soll   in  Narwa  zum  Tode 


—    48     — 

er  von  allem  Vorgefallenen  wie  ein  wohl  unterrichteter  Augen- 
zeuge sprechen.  Nach  Deinetrius  Tode  ging  er  nach  Uglitschs(>, 
und  zog  bald  darauf  von  da^  als  ein  eifriger  Anhänger  des  neuen 
Usurpators  »^  nach  Kaluga^  wo  er  auch  während  der  Belagenini; 
dieser  Stadt  durch  Polutnik  bleiben  musste  ^^.   Im  Jahre  1607 
befand  er  sich  in  Tula^  dessen  Ilungersnoth  und  Elend  während 
der  Belagerung  er  als  Leidensgefährte  beschreibt.   Als  Schuiskij 
diese  Stadt  endlich  eroberte^  wurde  ein  Sohn  BusaouTs,  Conrad, 
mit  56  andern  Deutschen^  ^^die  auf  des  Demetrii  Sccandi 
^^Seiten  in  der  Festung  mit  in  Belagerung  gcwesen^^  »a^  nach  Sibi- 
rien geschickt.    Bald  darauf  finden  wir  Uussow  wieder  in  Kaluga, 
wo  er  auch  noch   1611  wohnte^  und  den  zweiten  Pseudo- 
Demetrius  und  Marina  mehrmals  sah.    Wahrscheinlich  war  er 
von  dem  erstem  für   seine  Dienste   mit   geraubten  Landgütern 
beschenkt  worden^  denn  er  lässt  ^*  diesen  selbst  den  Deutschen, 
unter  denen  sich  auch  Bussow  befand^  öifentlich  sagen:   „Ihr 
^^habet  mir  so  lange  gedienet^  ich  habe  euch  auch  wohl  beloh- 
„net;  Kneesen-  und  Boyaren-Güthcr  gegeben^  u.  s.  w.^  Wirk- 
lich nennt  auch  Bussow  selbst  drei  solcher  Guter.    ,^Ich  habe, 
sagt  er  nämlich  ^^y  selbst  herrliche  Landgüter  in  Reussland  ge- 
,^habt^  das  eine  Pfedoroffski  gcnamit^  welches  14  Meilen  von 
y^Smolensco  gelegen^  darinne  8  Dörfer ^  diese  haben  der  Köm|^. 
^^Majestät  in  Pohlen  Kriegs-Lcule  gar  verödet  und  zir  nichte  ge- 
;;macht.     Das  andere  heisst  Rogosma^  hatten   zwey   Herren 
;,gehabt  und  ieglicher  seinen  sonderlichen  Sitz  darinne  gehalten, 


50.  Siehe  S.  268. 

51.  BuBsow  braucht  auch  immer  den  Ausdruck  die  Vnmrigem,  wenn  tob 
den  Ausländern  und  Polen,  im  Gegensatze  der  Küssen,  die  Rede  ist. 

52.  S.  331. 

53.  S.  338. 
5i.  S.  451. 
55.  S.  391. 


yyWtr  ein  stattKch  Got^  und  gehörete  dazn  eine  grosie  mltoe 
^Holzung  und  Wfldniss^  die  allein  über  6  Meflen  durohaireisife 
^griffen  y  war  nur  7  Meilen  von  der  Hauptstadt  Moscau  ge- 
^,legen.  Das  geringste  und  dritte  hiess  Kropwona;  halte  3 
y^örrer^  war  36  Meilen  von  der  Moscau^^  Diese  Güter  wurden 
schon  1608  durch  die  Polen  von  Grund  aus  geplündert^  und 
gingen  natürlich  spälerlün  bei  wiederhergestellter  Ordnung  völlig 
Ar  ihn  verloren.  Von  Bussoufs  weitern  Schicksalen  ist  durchaus 
nichts  bekannt;  an  seinem  Werke  scheint  er  indessen^  aus  ver- 
schiedenen Umständen  zu  schliessen,  bis  nach  1617  geschrieben 
in  haben. 

Bussaw  hinterlicss  eine  ausführliche  Erzählung  der  von  ihm 
in  Russland  eriebten  merkwürdigen  Begebenheiten  ^  welche  sich 
handscbridlich  in  den  Bibliotheken  zu  Woirenbültel  und  Dresden 
befindet  und  folgenden,  dem  Werke  von  späterer  Hand  vorge- 
seUten  Titel  führt: 

Verwirrter  Zustaiiid  des  Russischen  Reichs  unter 
Regierung  derer  Czaaren,  Fedor  Ivanowiz,  Boris  Gu- 
denow,  und  sonderlich  derer  Demetriorum,  auch  Basilii 
Susky,  und  des  hierauf  erwehlten  Königlichen  Pohlni- 
scheu  Prinzen  Uladislai  von  Anno  1584  biss  1613  von 
Jahren  zu  Jahren  in  <*inem  gar  genauen  Tage -Bache 
Dergleichen  Parficularitaeten  sonst  nirgends  beschrie- 
ben mit  aufrichtiger  Feder  meist  gegenwärtig  aufge- 
zeichnet, von  einem  damahls  in  Aloscau  wohnhaflen 
Teutschen,  Herrn  Conrad  Busse,  J.  K.  II.  Caroli,  Her- 
zogs zu  Sundermannlaud  uud  nechsthin  unter  dem  Nah- 
men ('aroli  IX  in  Schweden,  Königs  Revisore  und 
Intendanten  über  die,  von  der  Cron  Pohlen,  conque- 
lirte  linder,   Städte  und  Schlüsser  in  Lieffland,  her- 

II.  4 


—     50     — 

nach  Inuhaber  der  Gfiier  Tedoroffsky,   Rogosna  njid 
Kropivoiia  in  Moscau. 

Von  der  Dresdener  Handschrill  >•  habe  ich  durch  (fie  6e- 
falUgkeit  des  Herrn  Horralh  Falkenstein  eine  imt  gromr 
Genauigkeit  besorgte  Abschrift  vor  mir. 

In  WoirenbuUcI  befinden  sich  mehre  ^  wie  es  scheint  sopr 
fünf  Abschriften  dieses  Tagebuchs,  die  von  Treuer  57^  Kelch, 
Schlözer  und  Schmidt-Phiseldek  unter  verschiedenen  THA 
angefahrt  werden. 

Christian  Kelch  nennt  in  s.  LicflSndischen  Historia, 
Reval,  1695,  ¥.  S.  456  und  487  ein  von  ihm  benutztes  hand- 
schriftliches Werk  von  Bussow:  die  nie  gedruckie  Snmma- 
rische  Erzehlung  von  Russischen  Händeln  »^ 

Schlözer  ftihrt  in  der  Allgem.  hislor.  BibHothek,  Th. 
Vm.  S.  284  zwei  Handschriften  der  Wolfenbütller  Bibliothek  an, 
unter  den  Titeln:  Newc  Zriluiig  aus  Moseowiter  Ijundt, 
und:   Chrunicon  Aloscüviticuni   ah  A.  1584  ad  A.  1612, 


56.  S.    FaikemtemU   Bettckreibumg   der   gräm.   Bihlioihek   im 
S.  3i5. 

57.  Dis».  De  perpetva  amiciUa  Germamicum  int  er  et  ÜMfirarM  tmfi- 
riiim,  p.  52,  54,  56.  Treuer  scheint  eine  Göllinger  Handschria  von  Bmmw^i 
Werke  vor  Augen  gehabt  und  benutzt  zu  haben.  In  seiner  Einleitung  zi 
ttitinchen  Historie,  Leipzif:  und  Wotfenhiittet ^  1720,  8*  nennt  Trtmer 
Bi99Bow  nicht  unter  seinen  Gewährsmännern,  ob  er  ihn  gleich  muss  gekannt  nd 
benutzt  haben.  Einige  Stellen  aus  demselben  kann  er  indess  auch  ras  Peirtfm 
gonommen  haben,  der  den  Bunow  oft  wörtlich  abgeschrieben  hat. 

58.  Es  ist  daher  ein  Irrlhum,  wenn  h'anunsiny  Geeckiekte  den  Barn- 
Reichs.  T.  IX.  S.  357,  Nota  157  sagt:  „Petrejns  habe  alle  seine  interessant» 
„Aussagen  aus  der  handschriftlichfn  moskowischen  Chronik  des  JUmrtim  Bmr 
„{tdcht  Conrad  Bussam  j  wie  äCelch  schreibt)  genommen".  Im  Gegentheil  ifl  die 
ganze  in  den  drei  letzten  Bänden  der  Geschichte  des  Rmss.  Reicht  sehr  U«fg 
als  Quelle  angeführte  Chronik  von  Martin  Baer  eigentlich  >las  obengenaule 
Werk  von  Omrad  Bmsmne.  wie  weiter  unten  ausrehrlicJi  soll  bewiesM  irerta- 


=-    61     — 

Mke  beide  nach  Schmidt -Phiseldek's  Vecsiclier^pf .(«i 
ei  nur  unbedeutend  und  selten  von  einander  verscUed^nß  Akn 
iriAen  von  dem  Werke  unsers  Bussqw's  sind. 

Sehmidt-Pbiseldek  .erwähnt  in  Meusers  €le6c|ijc||^T 
rscher,  Th.  U.  S.  12  fünf  AbschriRen  der  Bibliot^k  £«Wal7 
ibtttali  unter  welchen^  wie  er  sagt^  eine  wahrscbein- 
)h  von  Bussow's  eigener  Hand  ist  Der  von  ihm  io  .9, 
nleit.  in  die  Russ.  Gescb-  Th.  I.  angegebene  Titel  der 
en  derselben  stimmt  übrigens  ganz  wörtlich  mit  dem  oben  naoll 
'  Dresdener  Handschrift  mitgetheilten  uberein  •^.  ' 

Bis  jetzt  ist  das  Original  von  Biissow''s  Werke  nod)  nicht 
Iruckt  worden  «^  Schmidt-Phiseldek  hatte  die  Absipbt^ 
durch  den  Druck  bekannt  zu  machen^  und  wollte  dayu^  aus 
ngel  eines  Verlegers^  Meusel's  periodisches  Werk;  der  Ge« 
licfatforscher,  benutzen;  in  den  sieben  von  dieser  San^mlqng 
chienenen  Bänden  ist  indessen  leider  nichts  davon  enthalten. 

Die  mir  vorliegende,  nach  der  Dresdener  Abschrift  verfer- 
e  Copie  des  IS nssoic  sehen  Werks  unifasst  537  Seilen  in 
irto.  Die  Sprache  derselben  ist,  wie  man  aus  den  weiterhin 
getheilten  Frohen  sehen  wird;  Tür  den  Ajifang  des  XVH  Jahr- 
iderts  ofTenbar  zu  neu,  was  wohl  aur  die  Schuld  eines  rrühem 


59.  i^ersuc/t  einer  Ein/eiiuitg  in  die  Hunmche  Oe$cAiekU ,  Hl»  L 
eil.  XVI. 

60.  In  der  Woirenbiittolschcn  ßibliolhek  befindeu  sich  auch  noch  Qiiler 
149  zwei  ßriefe  von  Bmtuow'$  Hand,  von  denen  der  eine  ai  dei  Htnof 
Eo/jjA  Auguti,  dur  andere  an  den  Herzog  Friedrieh  von  Bratmschweig  |^e^ 
et  ist. 

61.  Die  Humänzottsche  Copie  einer  VVolfenbütleler  Abschrüt,.  S.  Sello 
Anmerk.  5S  ist,  natürlich  mit  Beibehaltung  des  oben  gerfigtei  Irrthvms,  von 

f'$irä/ow  unter  dem  Titel:  Bepoea  .f/Mnoffwcd  MOCKoeemm  es  1584  eotfa 
1612  mit  einigen  Abiinderungen  ins  Kussische  übersetzt,  und  in  seinem  Werke  : 
Santa  CofipejneHHUKoeö  o  fJ^uMumpin  CoMoaeoHtfib,  C.  DemepS,  i831<  8". 
.  S.  l--2i3  abgedruckt  worden. 

4* 


—     52     — 

modernisirenden  Abschreibers  zu  setzen  ist.  Nach  dem  TitelbliUe 
folgt  eine  Uebcrsicht  des  in  20  Kapitel  gelheilten  Werkes  unter 
dem  Tilel:  Register  derer  Geschiebt  und  Sachen^  so  in 
dieser  Historie  begriffen;  worin  der  Inhalt  jedes  Kapitels 
mehr  oder  weniger  ausfuhrlich  angegeben  ist.    Nun  folgt: 

Ciiput  I,  rd.  13.     Von  Kneess  Predor  Iwanonitx 
des  Tyrannen  Iwan  Basilowitz  Sohn. 

Erzählung  von  dem  Tode  des  GrossfQrsten  Feodor  Iwa^ 
nowitsch.  Grosses  Lob  des  Boris  Godunow^  aber  avcb 
Beschuldigung,  dass  er  den  frOhen  Tod  der  Kinder  seiner  Schwe- 
ster Irina  veranlasst^  und  den  Jungen  Dimitrij  Iwanowitsch 
durch  zwei  erkaufte  Mörder  habe  umbringen  lassen^  weil  dieser 
zeitig  Anlagen  zur  Tyranney  und  zum  Hasse  gegen  Boris  ge- 
zeigt habe.  S.  21  kommt  das  Mährchen  vor,  dass  Boris  shft 
des  Reichs-Slabcs,  durch  welchen,  höchst  unwahrscheinlich,  der 
steitende  Feodor  seinen  Nachfolger  habe  bezeichnen  wollen, 
bei  der  Uneutschlossenheit  der  Bojaren,  eigenmächtig  bemeistert 
habe. 

Caput  II.  Vom  Kayser  Boriss  Pfedrowitz,  ond 
wie  derselhigc  znm  Reich  gekommen.  S.  22. 

Die  bekannte  Erzählung  von  den  Mitteln,  die  Boris  und 
Irina  anwcandlen,  die  Wahl  auf  den  erstem  zu  lenken,  und  von 
dessen  scheinbaren  Abneigung,  sie  anzunehmen.  Bussow  f&gt 
noch  hinzu,  dass  es  erst  den  Bitten  der  Jugend  gelungen  sei, 
seine  Weigerung  zu  besiegen.  ,,Da  machte  die  ganze  Gemeine, 
heisst  es  S.  31,  einen  Haufen  junger  Knaben  und  Junglinge 
,,aus,  die  für  dem  Kloster  ihren  Gesang  jämmerlich  genug  sun- 
„gen,  dass  er  ja  sollle  bewogol  werden:  Erbarm  dich  Ober  uns 
„Herr  Boriss  Pfedrowifz,  und  so  du  uns  nicht  begnadigen,  so 
„begnadige  doch  uns  und  werde  unser  Kayser.  Ob  vielleicht 
„unsere  Eltern  wider  dich  übel  gelhan,  darum  du  ihre  Bitte  nicht 


—    53     — 

tierfaören  wilst^  so  seind  doch  vir  unschuldig :  Sey  doch  dieser 
mannen  Gemeiac  Kayser  und  Herr  und  unscrtuvillcn.  Das  Land 
,ijsl  voller  irrenden  Schaafe^  die  keinen  Hirten  haben  >  scy  da 
ndoch  unser  Hirte  4im  Goltes  willen^  der  vird  dirs  belohnen. 
„Auf  dieser  Jünglinge  Bitte  kam  er  sampt  seiner  Schwester^  der 
y^Kayserlichen  Will\^e  abemiahl  heriur  und  schlug  es  ihnen  ab. 
t«Da  wandten  die  Jünglinge  ihr  Rufen  zu  der  Kayserin,  und 
»ybaten^  Sie  wollte  Sich  doch  der  irrenden  Schaafe  eitaraien^  und 
»^ren  Herrn  dazu  bereden^  dass  er  sich  doch  weiter  möchte 
^»nicht  verweigern,  Kayser  zu  werden.  Solches  thate  die  Kay- 
),serin,  sprach  ihrem  Bruder  zu  und  bat  fleissig,  er  sollte  sich 
lydoch  lassen  bewegen  und  dem  armen  Volke  einen  guten  Be- 
,,scheid  geben.  Darauf  wandte  er  sich  zu  dem  Volke  und  sprach: 
„Weil  ich  sehe,  dass  fast  viel  Volks  aus  allen  Ständen  hier 
ffiugegen,  ohne  Aufhören  bittet,  schliess  ich  daraus  GroUes  Willen, 
^ass  er  mich  über  Russland  zum  Herrn  haben  will<*  u.  s.  w. 
S.  37  heisst  es  von  des  neuen  Grossliirsten  Begünstigung  der 
gefangenen  Livländer  und  der  Auslander  überhaupt:  „Den  Teut- 
^chen,  so  bcy  des  Tyrannen  Iwan  Basilowitz  Zeiten  aus  Liefland 
„dahin  ins  Land  geränglich  verführet,  und  an  einem  luftigen 
„Orte  bald  eine  halbe  Meile  von  dem  Kaiserlichen  Schlosse  zu« 
„sammen  wohnelen  und  gute  Nahrung  hatten,  ihrer  viele  auch 
„dem  Kayser  zu  Felde  dienelen,  und  darum  mit  guten  Land«* 
„gütern  versehen  waren,  gab  er  frei  ihren  Gottesdienst  in  ihren 
„Ilftusern  zu  halten;  und  damit  er  unter  seinen  Unterlhanen  künftig 
„möchte  auch  weise  und  verständige  Leute  haben,  hat  er  dem 
„ganzen  Lande  die  Gnade  und  Freyheit  angeboten,  dass  er  wolte 
„aus  Teutschland,  England,  Spanien,  Frankreich,  Italien  etc. 
„gelehrte  Leute  verschreiben,  und  allerley  Sprachen  Schule  halten 
,Jassen.  Aber  die  Münche  und  Pfaifen  waren  darwieder,  und 
„wolten  mit  nichten  darein  consentireDy  gaben  fiir,  ihr  Land  wäre 


_     5*     — 

,,weit  und  gross ;  auch  ictzo  einig  in  der  Refa'gion^  Sitten  mid 
,,Zimgcn  etc.;  T\flrdGn  mehr  Sprachen ^    dann  die  ihrige  unter 
,,die  Russen  kommen^  so  yfirde  Zwiespalt  und  Gezinlie  im  Lande 
„sich  erheben^  und  der  innerliche  Friede  nicht  also^i^le  ieio^ 
^,erhalten  werden.     Ob  nun  Tvohl  solches  sein  gutes  VorhabM 
,,durch  der  Munch   und  PrafTen  Rath  muste  eingestellet  werdei; 
,,liess  er  doch  nichts  deslo>veniger  18  Edele  Knaben  der  Mosco- 
„wiler  Kinder  auslesen^  von  denen  T\'nrden  6  nach  Läbeck;  €  ii 
y,Engellnnd    und  6  in  Frankreich  geschickt  ^   dass  sie  allda  nr 
»^Schulen  sollten  gehalten  is^erden^  haben  die  fremden  SpncheB 
y^auch  leichdich  gelernct.   Aber  noch  zur  Zeit  ist  von  ihnen  aliei 
,,nicht  mehr^  denn  nur  einer  ^  wieder  in  Russland  kommen^  irel- 
„chen   Carolus  König   in  Schweden  etc.    dem  Herrn  Ponto  de 
,,la  Garda  zum  DoUmetscher  mitgegeben^  derselbe  hiess  Demelriin. 
,,Die  andern  haben  nach  ihrem   Vaterland   wieder  zu  kommen, 
„keine   Lust    gehabt,   sondern    sich   weiter  in  die  Well   vw- 
„luget". 

Bei  dem  Jahre  1599  erwähnt  Bassow  S.  40  der  Ankoft 
des  Prinzen  Gustav  von  Schweden,  den  Boris  einladea  lien^ 
nach  Russland  zu  kommen,  wahrscheinlich  um  sich  seiner  gegen 
Schweden  zu  bedienen.  Die  Absicht  des  GrossfQrsten  soll  seBist 
gewesen  sein,  ihm  seine  Tochter  zur  Ehe  zu  geben;  da  er  aber 
Gustav  nicht  geneigt  Tand,  in  seine  Pläne  einzugehen,  „and 
„dieser,  wie  Bussotc  S.  42  sagt,  auch  andere  undienliche  Reden 
„mehr  vorbrachte,  daraus  wohl  zu  ersparen,  dass  der  gHte  Heir 
„sich  entweder  verstudiret  (wie  er  denn  ein  gelehrter  Herr  war) 
„oder  zu  viel  gegrämet  haben  musste*^,  wahrscheinlich  aber  wohl, 
weil  er  sicli  von  seiner  Geliebten,  „der  Katerschen,  welche  er 
„sammt  ihrem  Ehemanne  aus  Danzig  mit  nach  Renssland  ge* 
„bracht,  nicht  trennen  konnte",  entzog  ihm  Boris  bald  seine 
Gunst.  Gustav  musste  nun  Moskau  verlassen  und  seilen  Anfent- 


—     »5     — 

l  m  Uglitsch  nehmen,  uro  er  indessen  seki  ansUadig  behaiH 
l  wurde,  bis  er  1607  daselbst  starb., 

S.  44  erzählt  BussaWy  dass  Boris  einen  Arzt,  NamenÄ 
ristophorus  Rietlinger  «>,  aus  Ungern,  der  mit  einem 
lUschen  Gesandten,  Lee,  nach  Moskau  geiiommen,  „einwohl*« 
srsnchter  Mann  und  ein  guter  Medicus,  auch  vieler  Spradien 
mdig^*,  in  seine  Dienste  genommen,  zugleich  aber  auch  iQnf 
rzte  aus  Deutschland  habe  beruren  lassen  <!>,  nämlich  die  Docto- 
David  Yasmar««  und  Henricus  Schröder««,  aas  Lübeck, 
hannes  Hylschenius ««  aus  Riga,  Caspar  Fiedleras% 


62.  S.  Richter'»  Geschfehie  der  Medizin  in  Runtamd,  Th.  L  S.  372—374. 
irird  in  den  Noskauischeil  Archiv-Nachrichten  aich  RiekHagmrj  md  M  P*» 
M,  Moscow.  Chron.  S.  253  Rytimg  genannt 

63.  Diese  AufTorderung  geschah  durch  Reinhold  Beeknumn^  den  Bari» 
regen  am  24.  Oct.  1600  nach  Deutschland  abfertigte.    Beckmann,  der  Sohs 

•  in  Russland  gebomen  Ausländers ,  war  TraBSlatenr  bei  der  Gesandtsekafls- 
dey  in  Moskau,  und  wurde  seiner  Spracb-Kenntnisse  und  Gewandheit  weg^n 

Boris  öfler  nach  dem  Auslande  geschickt.     Die  ihm  IQr  die  Gewinnung  der 
sehen  Aerzte  erthciitc  Inslruction  findet  man  in  Richtet^»  Ge»ch.  d.  Med,  Th, 

•  364  —  369.  Er  hatte  ausserdem  auch  noch  den  AuHrag ,  sich  anf  dieser 
;•  ebenfalls  um  tüchtige  Hüttenmeister,  Tuchfabrikanten,  Uhrmacher  und  Gold- 
fiter  zu  bemühen. 

64.  David  ITasmir.  S.  Rirhter,  T.  I.  S.  367,  375.  Pelrejn»  in  S. 
cow.  Chr.  S.  259  nennt  ihn  fälschlich  Phatmonm,  Wamner  war  aoch  nocH 
wkkij»  Leibarzt. 

65.  S    Richter^  Th.  I.  S.  377. 

66.  Johannen  Hiichen,  aus  Riga.  Bei  XTaramein  wird  er  Giike  genannt, 
bei  Richter»   Hilcke.     In    der   von   Treuer ^    Di$$,  da  perpelwa  mwdtiiia 

■MM.  inter  et  Ros$.  Imp.  pag.  54  benutzten  Abschrift  von  Bmuow'»  Werke 
5t  er  ilalcheniu». 

67.  S.  Richter,  Th.  I.  S.  369,  377—383.  Fiedler,  der  früher  sehon 
Dienste  des  deutschen  Kaisers  und  der  Herzoge  Ton  Preonsen  und  Curland 
esen  war,  gehörte  zu  den  ausgezeichnetesten  Aerzten  seiner  Zeit  Sein  Bruder, 
wtantin ,  welcher  als  Ar/l  in  Königsberg  lebte ,  schrieb  eine  sehr  selten  ge- 
dene  Lobrede  auf  den  Grossfürsten  Bari»,  unter  dem  Titel :  Oonslanttnl 
dieri  Oratio  lucnlcnta  in  BoriMaoi  CMaMrivB,  Btgioaottti»  1602,  4*, 


—     66    — 

aus  Königsberg,  und  Erasmus  Bcuoki  ••,  aus  Prag.  —  Ueber 
die  Behandlung  und  Besoldung  dieser  ausländischen  Aerzte  thdft 
Bussow^  S.  44—49  manche  nierkMürdige  Nachrichten  mit,  die 
hier  wohl  eine  Stelle  verdienen  <^>.  y,Dieso  alle,  sagt  er,  hidle 
yyder  Kayser  dazu^  dass  sie  musten  alle  auf  seinen  Leib  warten, 
„durften  keinen  andern,  auch  keinen  grossen  Herrn  curiren,  wo 
„nicht  derselbige  Sr.  Majsl.  zuvor  darum  begrflssen  und  bitlea 
„lassen^'. 

„Der  Herrn  Doctoren  Jährlicher  Unterhalt.  Ein  iegHcber 
„hatte  an  Jahrgelde  200  Rubel.  Alle  Monate  sein  Korn,  das 
„ist  Ausspeisunj;  auf  seine  Person  und  alle  sein  Volk.  Sechzig 
„Fuder  IIolz^  Vier  Tonnen  Meth;  Vier.  Tonnen  Bier.  Täglich 
„ohngciähr  anderthalb  Quartier  Aqua  Vitac,  und  auch  tflgüch 
„soviel  Essig.  Alle  Tage  eine  Seite  Speck.  Alle  Mahlzeiten 
„von  seiner  Kayserlichen  Tafel  Bodatschen  ''<»,  (das  sind  herrliche 
„Essen)  drei  oder  vier  Schusseln,  da  ein  starker  Kerl  an  eiaer 
„SchQssel  genug  zu  tragen  hatte.  Alle  Monate  12  Rubel,  das 
„sind  33  Rthlr.  12  Mgr.  an  Gelde,  auch  bisweilen  14  Ridiel 
„sind  36  Rthlr.  33  Mgr.^  davon  rrische  Speise  einzukaufen.  Der 
„Kayser  verehrte  einem  Jeden  5  guter  Pferde  von  seinem  Stall, 
„auf  dieselbige  ihm  monatlich  ^ohl  so  viel  Heu  und  Stroh  ge- 
„geben  Avurde,  dass  er  gar  gerne  7  Pferde  damit  hätte  rcicUKoh 
„aushalten  können.  Noch  ein  gut  Ross^  darauf  Sommers -Zeil 
„alle  Morgen  zu  Schloss  und  auf  die  Apotheken  zu  reiten.  Aneh 


zu  welcher  ihm  gewiss  unser  Caspar  viele  Materialien  geliefert  habei  wird.  Statt 
FietUer'9  Name  steht  übrigens  bei  Tremer,  p.  54  in  der  au  Bwm^m  eaUehilfB 
Steile  durch  einen  Schrcibefchler  Fritderiemt. 

68.  „War  medicinae  Studiosus". 

69.  S.  darüber  auch  Riekiers  Gesch.  tUr  Med,  4m  Rwmkmi,  TU.  L 
S.  342-347. 

70.  Podaiacküy  Oberhaupt  ein  Geicheidi,  eine  Bilde  Gtbtk 


—     »7     — 

t4M>cli  ein  sonderUdies  Ross^  den  Winter  0>er  vor  den  ScUittra 
Hin  gebraocben.  Item  auch  2  Kutschpferde  für  seine  Hansfran, 
t^damil  nach  der  christUchen  Versammlung  zu  fahrra.  Item  ein 
»yHaospferd  Wasser  damit  zu  schleppen.  Ueberdiess  gab  der 
»Kayser  einem  ieglichen  ein  stattliches  Landgut  von  30  oder  40 
^Bauern.  Und  so  oft  sie  dem  Kayser  eine  Hedicin  gegeben, 
ndie  wohl  operiret,  bekam  ein  ieder  ein  gut  Stück  Damast  oder 
iiSaromet  zum  Cafllan  und  ein  schön  Zimmer  Zobehi.  Ingleichen 
tfWenn  sie  auf  Kayserlichen  Befehl  einen  grossen  Herrn  Kneesen 
^oder  Boyaren  curiret,  lief  es  ohn  gross  Geschenke  auch  niciU 
n9b.  So  wurden  auch  die  Herren  Doctores  vom  Kayser  in  Aesti- 
t^mation  gehalten,  als  der  grösste  Knees  oder  Boyare.  Er  hat 
^vielmals  mit  ihnen  von  herrlichen  Hindebi  sehr  verstindMch 
^»conferiret,  insonderheit  in  Religions-Sachen,  da  er  denn  schüeai- 
9,lich  gebeten,  sie  weiten  fQr  ihn  auch  bitten,  dass  er  möchte 
y^seelig  werden  "v^  Summa,  es  war  bey  denen  Herrn  Doctorm 
^^  keinen  Dingen  einiger  Mangel,  bey  dieses  Kaysers  Zeit 
,^llein,  dass  sie  keine  Kirchen  hatten,  supplicirten  derowegen 
y^sftmmtlich  darum,  und  erlangten  auch  Zulass,  nach  ihrem  Ge- 
9,fallen  eine  Kirche  zu  bauen,  in  den  teutschen  Flecken.  Ausser* 
,,halb  der  Stadt  Moscau,  eine  Viertel  Meile  belegen.  Zu  diesem 
y^Kirchen-Bau  gaben  die  Herrn  Doctoren  ein  ehrliches.  Wie  dann 
y^anch  der  geringste  Teulsche  hierzn  sich  nicht  Eudionisch ''^  (?) 
yyfinden  liess,  und  baueten  Gott  dem  Herrn  zu  Ehren  eine  solche 
y^Kirche,  dass  der  Knyser  selbst  hernach  f&r  vielen  seinen  Kir- 
schen die  Teutsche  würdig  achtete,   des  Königs  in  Dänemark 


71.  Dieses  bezeichnet  der  ehrUcbe  Bmttaw  in  eiaer  Rasd-lfota,  ntt 
denen  das  Werk  reichlich  versehen  ist,  also:  „Kayser  wiD  aveh  gerne  seeiif 
„werden". 

72.  Ich  verstehe  diesen  Ausdruck  nicht ,  man  sieht  nnr,  dass  er  karg, 
geitzig,  bedeuten  soU. 


—    58    — 

;;Brndcr,  Herzog  Johansen*'*  etc.  darein  besUtigen  rn 
^^Wio  er  denn  auch  selbst  einen  Thorm  dabey  aafsetien  vnd  3 
^;Glocken  darein  hencken  liesS;  damit  der  verstorbene  Fdrst 
;;iind  sein  Volk^  das  alda  stflrbe^  mit  denselben  beläntet  wflrdoL 
;^yon  denen  zusammengeschossenen  Geldern  blieb  nach  vollende- 
tstem Kirchen -Gebau  so  viel  fibrig^  dass  die  teufscbe  Gemeiiide 
jyZii  ihren  alten  Pastoribus  (die  mit  ihnen  aus  Liefland  in  Rensfr- 
s^Iand  gerunglich  gerühret)  noch  einen  Pasloren,  Hm.  Woldo-r 
;,marum  Hulmannum^^,  Westphalum,  und  einen  Studiosom 
s^Marlinum  Beer^^  Neustadicnsem,  die  in  selbigem  Jahre 
s;dahin  ins  Land  kommen  Ovaren ,  zu  Kirch-  und  Schul-Dienaten 
s^annahmen,  die  auch  keine  Mühe  und  Arbeit  Gott  zu  Ehren 
s^erspareten ;  mit  instituiren  und  lehren,  also,  dass  in  kuizen 
,,Zeiten  mit  6,  7  und  8  Stimmen  in  der  Kirche  musiciret  wvd. 
,,Die  Herrn  Docloren  schameteu  sich  nicht,  selbst  im  Chor  Ai^n- 
,,vanlen  zu  seyn,  und  \iel  gutherzige  Leute  haben  oftmals  dar- 
„Ober  mit  Freuden  geweinet,  dass  der  liebe  Gott  sie  eine  solche 
„herrliche  Zeit  alda  in  der  Moscau  hätte  erleben  lassen'^ 

S.  50  erzählt  Bussofß  das  Mährchen  von  der  veräditliclien 
Behandlung  des  Türkischen  Sultans  durch  Boris.  „Er  sdnoUe 
„auch,  sagt  er,  dem  Türken  zu  einen  stattlichen  Pelz,  von  einet 
„ureissgegerbeten  Sch^veinshaut  in  einem  grossen  ledernen  Bettfel, 
,*,der  mit  blianten  (?)  Stucken  überzogen  und  mit  Slercore  Snfflo 
„gefiillet  und  ivohl  vernähet  vrar.  Dieses  Geschenk  hat  der  Tlr- 
„kische  Kayser  mit  solcher  Reverentz  angenommen,  dass  bis  an 
„diese  Zeit  kein  Gesandter  mehr  nach  der  Moscau  kommen'^ 


73.    Ueber  des  Dänischen  Herzogs  Johmm  Reise  nach  RoBsIand  wM  u 

einem  andern  Orte  gesprochen  werden. 

7i.    Bei  Treuer  I.  c.  p.  55  wird  er  HalmammtiB  genannt 

75.    Von  dem  Pastor  Mnriin  Boir,  und  seinem  vermeiDilicheB  Weiie 

fiber  seinen  Aufenthalt  in  Riissland  wird  am  Ende  aasrdhrUchM 


—    «9    — 

Im  Jahr^  1601  nahm  Boris  die  idelea  deMBcbm' EdcHMObi 
tfe  flire  BesiUongen  in  Livland^  bei  dem  Wechsel  des  Kriegs^- 
gMekes  nrfechen  Polen  und  Schweden^  verloren  hatten  mAäA 
Min  in  ihrer  grossen  BedrAngniss  anter  Russisehea  Schnti:  ^begair 
ben^  mit  vieler  Gfile  anf^  und  liess  ihnen  den  Bojarcn-^IIaf  in 
Moskau  einriumen  und  zugleich  -  aufs  reichlichste  für  ihreBedArCr 
nisse  sorgen.  ^^Den  12.  Decbr.;  erzählt  Bussme  &  65y  wkd 
jjim  neuen  Teutschen  angesagt^  sich  fertig  zu  machen  •nnd>ia 
y^eiten  in  ihrem  besten  Habit  auf  den  morgenden  Tag  KayMfT 
nMche  Augen  zu  sehen  ^  sie  aber  entschuldigten  sich  meisteiin- 
,^ils^  als  unwärdige  wegen  geringer  Kleidung*  lür  Büro  lifa||t.. 
y^  kommen.  Der  Kayscr  liess  ihnen  antworte:  Es  solte  sieh 
feiner  unwördig  machen  ^  er  wolte  ihre  Person  ind  nichl;  ihre 
^^Kleider  sehen,  sie  sollen  kommen  in  ihren  iüeidem^  so.<gat  ein 
y^glichcr  die  mitgebracht.  Er  wolle  sie  alle  kleiden^  und  also 
;^ne  Teutschen,  die  auf  seinen  hohen  Nahmen  zn  ihm  iommen 
y^wflren,  reichlich  versehen.  Den  13.  Decbr.  siezet  der  Kayser 
^,mit  seinem  Sohn  in  seiner  Majestät,  mit  allen  seinen  Senatoren 
^,nnd  hohen  Boyaren,  die  alle  \»  blianten  und  gülden  Stücken, 
,,nut  grossen  güldenen  Kelten  und  stattlichen  Kleinodien  behin- 
^^t,  um  den  Kayser  und  seinen  Sohn  alda  im  Pallast 
^ySassen  und  stunden;  das  Gewölbe  war  oben,  auch  alle  vier 
y,Wände  und  den  Boden ,  darauf  man  ging  und  stand  mit  kösl^ 
y^hcn  Türkischen  Tapezereyen  und  Teppichten  beschlagen.  Und 
^yWurden  die  neuen  Teutschen  fQr  Dire  Majestät  nach  der  Ordnung 
^^inein  geführet,  die  Aellesten  zuerst,  dann  die  Mittelsten,  Am^ 
„nach  die  Jungsien,  diese  alle  thalen  ihre  Reverentz  aufTeutsch 
^f&r  den  Kayser  und  seinem  Sohn.  Der  Kayser  sprach  durch 
„seinen  Dollmetscher :  „Ihr  Ausländer  aus  dem  Römischen 
,,Reiche,  Ihr  Teutschen  aus  Liefland,  Ihr  Teutschen 
,,aus  Schweden-Reich  seydUns  alle  ^riUkommen  in  onsemi 


-    60    — 

^^Lande^  Wir  crCreucn  Uns,  dass  ihr  alle  gesund  so  ireilen  Weg 
,;ZU  Uns  anhero  in  Unsere  grosse  Kayserliche  Hauptstadt  Moscan 
^^kommen  seyd.  Euer  Elend;  und  dass  ihr  von  den  Eurigen  also 
jyVcrtrieben  worden^  und  alles  verlassen  müssen^  gehet  Uns  n 
„herzen.  Doch  trauert  nicht;  Wir  wollen  euch  3  mahl  mekr 
^^wiedergeben ;  als  ihr  habt  draussen  gehabt.  Euch  Edellevle 
^yWollen  Wir  zu  Kueescn  machen,  und  euch  andern,  die  ihr 
„Bürger  und  Hauslcutc  Kinder  seyd,  zu  Boyaren.  Eure  LalUH 
„sehen ''«  und  Fulu'lcule  sollen  auch  in  Unserm  Lande  freye  Leute 
„seyn;  Wir  wollen  euch  Laud  und  Leute  und  Diener  gonqg 
„geben,  in  Sommet,  Seiden  und  gülden  Stücke  euch  kleidei; 
„Eure  ledige  Beutel  mit  Gelde  wiederum  erfüllen;  Wir  wollen 
„auch  nicht  euer  Kayser  und  Herr,  sondern  euer  Vater  seyO| 
„und  ihr  sollet  nicht  Unsere  Unterthanen,  sondern  Unsere  Teot- 
„schen  und  Unsere  Söhne  seyn,  und  soll  über  euch  keiner  n 
„gebiethen  haben,  denn  Wir  allein.  Wir  wollen  euer  Richter 
„seyn,  wenn  streitige  Sachen  unter  euch  vorfallen.  Bey  euren 
„Glauben,  Religion  und  Gottesdienst  wollen  Wir  euch  lassen,  so 
,/rey  als  ihr  in  euerm  Vaterlai^c  gehabt.  Ihr  sollet  Uns  schwö- 
„ren  bey  euerm  Gott  und  Glauben,  dass  ihr  Uns  und  Unsan 
„Sohn  wollet  treu  seyn,  und  nicht  verrathen,  noch  von  Uns  a» 
„dem  Lande  ziehen,  ohne  unsere  Erlaubniss,  auch  nicht  verlanfiM^ 
„oder  einigen  andern  Herren  zuziehen,  nicht  den  Türken,  nodi  deaen 
„Tarlarn,  nicht  den  Polen  auch  nicht  den  Schweden.  Ihr  soOel 
„es  Uns  auch  nicht  verschweigen,  wenn  ihr  einige  Verritheray 
,;Wieder  Uns  vernehmen  würdet.  Uns  auch  nicht  bezaubern,  oder 
„mit  Gilt  vergeben.  So  ihr  dieses  also  thun  und  halten  werdety 
„wollen  Wir  euch  dermassen  begnadigen  und  begaben,  dass  davon 


76.    Laiimehen\  im  Russischen  werden  die  LcUen  Jim 
Uer  loU  es  wahrscheinUeli  DiensUeote  bedeoten. 


—    61     — 

y^y  andern  Nationen  bevorans  im  Römischen  Reich  gemigttni 
^^sdH  gesaget  werden.  Diettloff  von  Thiesenhansen^  eta 
^^eflAndischer  geschickler  und  wohlberedeter  Edelmann,  thUle 
,,YOR  wegen  ihrer  aller  eine  kurze  Danksagung  fbr  solche  Kay- 
^^serHche  Erbietung  und  Gnade  ^  lobete  bey  Eidespflichlen  an, 
^^ftrem  Herrn  Vater  ^  dem  Kayser  aller  Reussen,  treu  und  hcüi 
yjn  seyn^  bis  in  den  Tod.  Der  Kayser  antwortete:  Lieben  Kin- 
^der,  bittet  Gott  i)3r  Uns  und  unsere  Gesundheit^  so  lange  Wir 
^leben^  sollet  ihr  keinen  Mangel  haben.  Grieff  mit  den  Fingern 
j^  sein  Perlen  Halsband  und  sprach:  Sollen  Wir  denselben  mit 
^ench  auch  theüen;  Darnach  streckete  der  Kayser  seine  Häsd 
^t  dem  Stabe  von  sich;  da  mussten  die  Teulschen  nach  ein- 
^^der  zutreten ;  ihm  und  seinen  Sohn  die  Hand  kfissen.  Wie 
y^lches  geschehen^  befahl  er^  dass  sie  alle  bey  Sr.  Kayiserlidien 
^^Tafel  zur  Miltagsmablzeit  bleiben  sollen.  Eine  lange  Tafel 
y^wurde  herein  getragen'''',  und  gegen  dem  Kayser  und  seinem 
,,Sohne  directe  äbergcsetzt^  da  wurden  die  Aeltesten  an  den 
,,Tisch  also  geordiiel,  dass  der  Kayser  sie  gerade  ins  Gesicht 
,,haben  konnte,  die  andern  also,  dass  sie  den  Rflcken  dahin 
,,hatten.  Fürs  erste  wurd  herrlich  Waizenbrod  und  Salz  auf 
^,den  gedeckten  Tisch  geselzet  in  silbernen  Gelassen,  fdmehme 
,,Boyaren  Avaren  verordnet  zu  dienen  und  aufzuwarten.  Im  ersten 
,,Gange  wurde  dieser  grosse  lange  Tisch  dermassen  mit  so  vielen 
^^herrlichen  Speisen  und  Trachten  erfüllet,  dass  kaum  Raum  war, 
„da  ein  jeder  sein  abgescimiltenes  Brodt  hinlegen  konte.     Solch 


77.  ^Bei  dergleichen  Gelegesheiteo ,  sagt  Müller  Samml.  Rnss.  Gesch. 
Bd.  V.  S.  151,  waren  insgemem  zwo  Tafeln  gesetzet,  an  der  einen,  welche 
^bohehoi  Btol  (die  grosse  Tafel)  hiess,  speisete  der  Zar  and  der  Zarewifsch;  die 
„andere,  welche  krttcoi  aiol  (die  krumme  Tafel)  genennel  wurde,  war  für  die 
„Boyareo  und  übri<;en  Gaste.  Diese  hiess  deswegen  die  krumme  Tafel,  weil  sie 
^in  einer  Krummnni;  die  erste  Tafel  umgab,  dergestalt  dass,  wefl  sie  nur  von 
„der  auswendigen  Seite  besetzt  wurde,  JedemuD  des  Zaren  sehes  keanle*. 


-•    63     - 

^Auftragen  ivfihret  bis  an  den  Abend.  Es  war  ein  grosser  Ueber- 
yfluss  an  allerlei  Art  ausländischer  Weine ;  item  Methe  und  Bier. 
^Die  ersten  Gerichte  liess  Er  fnr  sich  tragen^  ass  davon  od 
„sprach:  Lieben  Teutschen^  auf  Unser  Kayserlich  Salz  und  Brodt 
jyhaben  Wir  euch  begehret^  und  essen  Wir  auch  mit  ench^  langet 
„2u  und  geniesset  yias  Gott  gegeben.  Die  Teutsdien  stundeD 
„auf,  gesegneten  Ihm  die  Speise  und  sprachen:  Gott  gebe  onsem 
„Herrn  Gesundheit  und  langes  Leben.  Also  that  er  auch  den 
„ersten  Trunks  liess  einen  ieglichen  zuvor  mit  Nahmen  rufen  mid 
„sprach:  Wir  trinken  euch  allen  zu^  ^vollet  uns  bescheiden 
„Die  Boyaren  nöthiglen  die  Teutschen  treflich  zum  Trinken, 
„sie  hielten  sich  massig;  ^veil  ihnen  von  ihren  Praestauen  von  des 
„Kaysers  Massigkeiten  und  dass  er  Trunkenbolde  nicht  gerne  sehen 
„möchte^  berichtet  waren.  Solches  merkte  der  fromme  Kayser,  nad 
„begunte  zu  lachen ^  fragte ^  warum  sie  nicht  lustig  wären,  oad 
„einander  frisch  zulrunken;  wie  sonslen  der  Teutschen  Gewöhn- 
„heit.  Sie  antworteten:  Dieses  wäre  ein  unterschiedlicher  Ort, 
Jeder  musle  seine  Reuerentz  behalten;  und  wolt  sich  in  Ka^-ser- 
„lieber  Praesentz  nicht  anders  gebühren ,  dann  massig  zn  seyn 
„etc.  Der  Kayser  antwortete;  Wir  wollen  euch  tradiren,  weil 
„Wir  euch  geladen  haben;  und  was  ihr  heute  thut,  soll  aHes 
„wohl  gethan  seyn.  Trinket  Unsere  Gesundheit  hemm;  es  ist  schon 
„bestellet;  auch  euch  aufzuwarten  mit  Wagen  und  Pferden,  und 
„einen  ieglicheU;  wenn  es  wird  Zeit  sevU;  nach  seinem  Logia- 
„ment  zu  bringen  ohne  alle  Gefahr.  Damit  slnnd  der  Kaystf 
„auf,  und  liess  Sich  hinein  zu  seiner  Gemahlin  fuhren,  ordnete 
„ganze  silberne  Tonnen  mit  güldenen  Reifen  in  den  Pallast  zu 
„bringen;  mit  allerhand  köstlichen  Getränken.  Befahl  den  Boyaren, 
„die  Teutschen  also  zu  tractireU;  dass  sie  nicht  wflssten,  wie 
„sie  zu  Hause  kämen;  welches  auch  bey  denen  meisten  fast 
„dahin  gorietli".    Einige  Tage  später  wurde  den  Deulschen 


—  as  - 

^eieigty  der  Grossfitrst  schenke  einem  Jeden  von  iboen  ,50.  finbd 
«a  Gelde;  einen  Ungerischen  Itock  von  Goldstpff^  pii):  Smus^ 
sehirarzea  lammet  und  ein  Zimmer  schöner  Zobel;  fi^er  «oWt« 
Jeder  eine  jährliche  JBesoldung  von  50  Rubeln  und^ein  Landgut 
■Mt  hundert  Bauern  erhalten«  Eine  zureite  Klasse  von  iIuM|Q 
eriuett  für  Jeden  30  Rubel,  ein  Stück  roihen  Damast,  einen  Rook 
von  Silbersloff;  ein  Zimmer  Zobel;  ein  Geball  von  30  Rubeto 
and  ein  Gut  mit  50  Bauern.  Eine  dritte  Abtheilung  begriff  «di^ 
Jungen  Gesellen  von  Adel  und  etzUche  wohlversuchte. Kricgaa7 
ipleuthe^;  von  dieser  erhielt  Jeder  20  Rubel,  ein  Stack  geringem 
Sammet;  ein  Stack  Carmoisin  (Tuch)  zum  Rocke,  ein  Zimmer 
2obel,  ein  Jabrgeld  von  20  Rubebi  und  ein  Gütchen  mit  30 
Bauern.  Die  Knechte  und  Jungen  der  Edelleute  endlich  bekamen 
15  Rbl.;  ein  Stück  scharlachrotbes  Tuch  zu  einem  Rocke^-iieie 
Stück  gelben  Damast,  ein  Zimmer  geringer  Zobel,  ein  Gehilt  von 
15  Rubeln  und  Ländereien  mit  20  Bauern. 

S.  76  spricht  ttussow  von  der  Gesandtschaft  der  Hanse« 
Städte^  die  er  in  das  Jahr  1602  versetzt,  da  sie  doch  bekannt^ 
lieh  erst  im  rolgeiulen  Jahre  statt  hatte.  Nachdem  er  von  der 
guien  Aurnahme  derselben  geredel,  iahrt  er  S.  77  fort:  „In 
„Summa  dieser  Boriss  richtet  seine  Regierung  dahin,  dass  sein 
„Nähme  in  vielen  händern  gepreiset  ^erde.  Er  auch  in  seinem 
p  Lande  Friede  haben  und  die  Unterlhanen  in  guter  WohUarth 
„leben  möchten.  —  Doch  aber  war  gleichwohl  der  Seegen  des 
„Herrn  nicht  bei.  seinem  Regiment,  weil  er  mit  Mord  und  List 
„sich  zum  Kayserthum  gedrungen.  Das  Jus  Talionis  traf  ihn 
„endlich;  was  Er  gelhan,  begegnete  ihm  und  den  Seinigen  wieder. 
„Ihm  wurd  nach  dem  Leben  und  nach  der  Cron  gewaltig  ge*- 
„Irachlel,  also,  dass  er  mit  dem  Herode  in  steter  Besorgung  leben 
„und  schweben  mustc". 

S.  1\)  wird  nun  die  Empörung  und  Bestrafung  des  B^gdan 


—     6*    — 

Jakowlewitsch  Belskij,  „des  gottlosen  Bösewichts  und  gran 
,,samen  Tyrannischen  Teutschen  Feindes^%  und  S.  81  der  dmch 
Nikita  Romanowitsch  Jurjc-Romanow«  gemachte  Vei^ 
such;  den  Grossi)3rsten  zu  vergiften.  ,,Nach  diesem,  sagt  B^ 
,,sahe  der  Boriss  wohl  m,  was  er  ass  und  trank,  gab  gnte  Ackt 
„aur  seine  Schanze ,  ordnete  viel  Tausend  Strelitzen  *>•  in  der 
„Stadt;  Tag  und  Nacht  aur  seinen  Leib  zu  warten,  wo  er  ging 
„und  stund  in  seinem  Schlosse,  oder  wenn  er  seine  Belbhrt  n 
yihalten  hin  nach  dem  Kloster  verreisete,  also  dass  die  Knecses 
,,und  Boyaren  weder  mit  Gift  oder  Meulerey  an  ihm  oichls 
,yschafien  konnten'^ 

Nun  folgt  S.  83  die  Geschichte  des  falschen  Demetrivs^ 
die  in  Bussow^s  Erzfihlung  einige  neue,  bisher  unbekannte  ZQge 
enthält.  Nach  ihm  wurde  von  Godunow's  Feinden  ein  entlan- 
fener  Mönch,  den  er  Chrischa  Altrepia^o  nennt,  heimlich  nach 
Polen  geschickt,  mit  dem  Auftrage,  dort  einen  jungen  Alann 
ausfindig  zu  machen,  der  dem  zu  Uglitsch  ermordeten  Deme- 
trius  an  Alter  und  Gestalt  ähnlich  Märe.  Einen  solchen  habe 
er  in  Weiss-Russland  geAmden,  „und  zwar  einen  feinen  tapfen 
„Jungling,  der,  wie  ihm  (Bussow)  vornehme  Polnische  Herren 
„vertraut,  des  gewesenen  Polnischen  Königes  Stephan!  Ba- 
„thori,  unächtcrSohn  gewesen  seyn  soll^*.  Diesen  imterrichlele 


78.  Der  hier  nur  MekUovia  genannt  wird. 

79.  Der  Name  dieser  Soldaten  scheint  liier  zum  ersten  Male  mriakoi 

80.  Bi^kanntlich  Cnsrhka  Oirepietr.  £s  ist  merl&wiirdig ,  dass  bei  alln 
Polnischen  und  andern  ausländischen  Schriflstellcrn  Olrepiew  und  der  Psemdm 
Demetriua  immer,  wie  hier,  als  zwei  verschiedene  Personen  genannt  werdea, 
während  bei  Russischen  Quellen  nie  der  geringste  Zweifel  vorkomnt,  dass  im 
falsche  Demetriua  früher  Olrepiew  geheissen,  und  mit  ]enem  MOnche  eiae  vaA 
ebendieselbe  Person  gewesen  sei.  Das  Nähere  über  Olrepiew't  Herkunft  GnM 
man  aus  inländischen  Nachrichten  zusammengestellt  in  Mmitet^B  SammL  Bmc 
Gesdu  Bd.  Y.  S.  194  ff. 


—     $5     — 

er,  nach  Bassaw^s  Bcricbte,  von  der  RoUC;  die  er  zu  spielen 
bilie  und  übergab  ihm  zugleich,  um  sich  in  derselben  Gltiubw 
20  verschafien,  ein  wahrscheinlich  zu  diesem  Zwecke  verfertigtes, 
giridenes  Kreuz,  welches  der  unglückliche  Prinz. bei  seiner  Tatfe 
von  dem  Knas  Iwan  Feodorowitsch  Mslislawskij,  sotatciü 
Tanfpalhcn,  zum  Geschenke  erhalten  hdUe,  und  auf  welchem  die 
Namen  beider  eingegraben  waren.  Darauf  brachte  er  ihn  ,^als 
„Cammcr- Jungen"  in  die  Dienste  des  Fürsten  Adam  Wißr 
Diowecki,  dem  er  sich  anvertrauen  mussle,  und  von  wdchem 
er  sogleich  als  rechtmässiger  Fürst  von  Russland  anerkannt  Murde. 
Diese  Entdeckungs-Scene  wird  S.  88  mit  folgenden  Worten  «r- 
zihll:  ,,Da  es  sich  nun  auf  einer  Zeit  iiiget,  da  der  FArst  ins 
„Bad  gegangen  und  er  für  der  Badstuben  aufwarten  muss,  der 
„Fürst  ihm  auch  benehlet,  el>Yas  nach  der  Badstube  zu  holen, 
„und  er  nicht  bringet,  was  er  bringen  soll,  darüber  der  Firsl 
„erzürnet  und  ihm  eine  Maulschelle  reichet,  ihn  auch  iär  einen 
„Hurensohn  schillt,  stellet  er  sich,  als  wenn  ihm  solches  heftig 
,^  Herzen  ginge,  fing  an  in  der  Badsluben  bitterlich  zu  weinen, 
„sprach  zu  dem  Fürsten:  Wenn  du  Knees  Adam  wüsslest,  wer 
„ich  bin,  du  würdest  mich  nicht  für  einen  Hurensohn  gescholten, 
.,\iel  weniger  um  solcher  geringen  Ursachen  willen  an  Halsz  gc- 
„schlagen :  Aber  weil  ich  mich  bey  dir  für  einen  Diener  ausge- 
,, geben,  mnss  ich  es  mit  Geduld  leiden.  Der  Fürst  fragte,  wer 
„bist  du  denn?  wie  hcissest  du?  Der  ausgelehrte  Jüngling  that, 
„wie  er  infonnirct  war,  gab  sich  auch  für  Iwan  Basilowitz, 
„des  gewesenen  Kaysers  in  der  Moscau  jüngsten  Sohn  aus,  er- 
„zählle  nach  der  Ordnung  richlig,  wie  es  ihm  in  seiner  Kind- 
„heit  gegangen,  und  wie  ihm  der  ietztregierende  Kayser  Boriss 
„Pfedrow  ilz  nach  dem  Leben  getrachtet;  item,  wie  er  entkom- 
„men,  und  wer  iiim  davon  geholffen,  auch  wie  lange  er  sich 
„allda,  in  \> eiss - Rcussland ,  heimlich  aufgehalten,  ehe  er  sich 
n.  5 


—     66     — 

,ibey  ihm  in  Dienst  begeben^   zeigele  ihm  auch  das   goldene 
yyCreulZ;   mit  köstlichen  Edelsteinen  besetzt:   sagte^  dasselbige 
,,habe  iiun  sein  Taufpathe  zum  Pathcnpfennig  gegeben ^ 
„der  Mönch  Chrischa  Atrepia  ihn  allerseits  unterwiesen 
„gelehret  hätte.    Er  ßel  auch  auf  die  Moscovitischc  Weise  den 
„Ffirsfen  zu  seinen   Füssen   und  sprach:    Knees  Adam  Wis- 
„niowecki^  weil  es  sich  nun  also  zugetragen,  dass  du  eriahren 
„hast,  wßr  ich  bin,  so  untergeb  ich  mich  deiner  gewall ,  mache 
„du  mit  mir  was  du  willst,  ich  begehre  länger  nicht  in  solchen 
„Elend  zu  leben;  willst  du  mir  aber  behülRIich  seyn  zu  dem  Mei- 
„nigen^  soll  es  dir  reichlich  vergolten  werden,  wenn  mir  Gott 
„hellTen  wird.    Der  Fürst  Adam  emarrete  und  erstaunete  dber 
„diesen,  und  weil  es  ein  artiger  JQngling  war,  dazu  klag  und 
„bescheiden,  auch  das  stattliche  Creutz  darzeigete,  glaubte  er 
„alsbald  seinen  Worten,  vermeinende  gewisslich,  dass   er  des 
„Tyrannen  Sohn  sei,  bat  um  Verzeihung  der  Maulschelle  und 
„Schcltworte,  hicss  ihn  in  der  Badstuben  zu  bleiben,   und  skh 
„auch  abbaden,  und  nicht  wieder  heraus  zu  gehen,  ehe  er  selbst 
„zu  ihm  käme.     Der  Fürst  ging  liinauf  zu  seiner  Gemahlin  md 
„befiehlet  Anordnung  zu  Ihun  in  Küchen,  Kellern,  Gemächeni  umI 
„Cammern,    damit    also    alle  Sachen   eingerichtet  und  versehe! 
„würden,    dass  er  diesen  Abend  den  Kayser  aus   der  Mosch 
„tractiren  und  beherbergen  könnte;  welches  seiner  Gemahlia  md 
„einem  jeden  am  ganzen  Hofe  nur  wunderseltzamo  Zeitung  war, 
„nehmlich,  dass  der  Kayser  aller  Reussen  so  schnell  und  UBver- 
„muthlich  dahin  kommen   solle.     Er  liess  auch   6  schöne  RofiS 
„satteln  und  aufs  herrlichste   ausslalTiren,  ordnete  zu  jegUitea 
„Ross  einen  Diener  mit  schönen  Kleidern  angethan,  liess  lOck 
„seine  beste  Carosse   aufs   zierlichste  zurichten,   6  auserleseae 
„Kutschpferde  dafür  spannen  und  musten  diese  alle  im  Hof  siilk 
„halten,  meineten,  dass  ihr  Herr  selbst  etwa  ausfhhren  weht 


—     «T     — 

^Wie  nun  alles  nach  seinem  Gerallen  wohl  bestellet;  nimmt  er 
nlX  seiner  Diener  m  sich^  gehet  nach  der  Badstube  ^  verehret 
y^lUMliche  Habits  seinem  g;ewesenen  Diener  ^  dem  junge»  Kayser 
yyMis  Reussland;  Ihat  ihm  die  Ehre  gnugsam^  warlote  selbst  für 
y^hft  wr;  (ilhrte  ihn  aus  der  Badstuben  ^  verehrtle  ihm  die  6 
»JR^osse  mit  den  zugeordneten  Dienern ,  samt  Satteln,  Palla- 
y^schen,  Röhren^   und   allerley  Zubehör ,   dergleichen  auch   die 
,»Fitelliche  Carosse  mit  den  6  Kutschpferden  und  Fuhrleuten  auch 
^»ftiidem  Dienern^  auf  seinen  Leib  zu  warten,  mit  angehftngten 
Ritten  Sr.  Majestät  wollen  ein  so  geringes  Geschenke  von  ihm, 
t»als  einen  geringen  Fürsten  auf  diessmahl  vorlieb  nehmen.    Wo 
^er  ihm  könnte  ¥i|^r  dienen,  an  dem  wolle  er  keinen  Fleiss 
^«id  Vermögen  erspahren.  Er  sollte  sich  auch  gewisslich  zu  ihm 
»yiOes  guten  versehen.    Der  Jüngling  war  mit  grosser  Reverenz 
»ydankbar,  erbot  sich,  da  ihm  Gott  helfen  würde,  aoldies  100- 
^tig  hinwiederum  zu  verschulden,  und  ward  auch  alda  hin- 
„i&hro  gar  herrlich  gehalten'^    Boris,  f&hrt  die  Erzählung  fort, 
habe    sogleich   auf   diese   Nachricht  Boten    an   Wisniowecki 
gesandt,   und  ihm   viele  Güter  auf  der  Russischen  Gränze  und 
grosse  Summen  Geldes  versprechen  lassen,  wenn  er  den  Betrüger 
ilim   ausliefern   wolle;    wodurch  jener  nur  desto  mehr  in  seiner 
Meinung  bestärket   worden,    und  seinen   Gast  weiter  ins  Land 
hinein,  nach  einem   ihm   gehörigen   Stadtchen,    und   als   Boris 
seine  Anerbielungen  verdoppelt  und  auch  Meuchelmörder  gegen 
den  angeblichen  Demclrius  ausgesandt,  zu  dem  Woiwoden  von 
Sendomir,  Mniszech,  in  Sicherheit  gebracht  hatte. 

Zu  den  mancherlei  Bedrängnissen,  die  des  Grossfürsten 
Boris  weise  und  väteriiche  Regierung  um  diese  Zeil  beunru- 
higten, kamen  nun  noch  Pest  und  Hungersnoth,  von  deren  furcht- 
baren Verheerungen  Bussow  als  Augenzeuge  eine  sehr  lebhalle 
Schilderung  giebt.     „Diese  Theuerung,  sagt  er  S.  101,  fing  au 

5» 


—     68     — 

„Anno  1601;  und  dauerte  bis  ins  1604  Jahr^  da  eine  Tonne 

,,Rocken  zu  10  oder  12  Florin  galt^   (sonst  pfleget  eine  Tonne 

,,niclit  mehr  als  etwa  12  oder  15  Mgl.  zugelten)  und  die  Hm- 

,,gersnoth  im  ganzen  Lande  durch  und  durch  grösser  war,  ab 

„die  Noth  in  Belagerung  der  Stadt  Jerusalem^  davon  im  Josephe 

„zu  lesen^  dass  die  Juden  Hunde  und  Katzen^  Ratzen  und  Minse, 

,Ja  das  Leder  von  alten  Sätteln  und  Schuhen  ^  ilem  Taubenmist 

„gefressen^  und  eine  Landfrau  vom  Adel  ihr  eigenes  Kindiein  flir 

„grosser  Hungersnoth  in  Stücken  zerhauen  ^   gekocht  ^   gebraten 

„und  gegessen;  Gräulicheres  Mird  im  Josephe   nicht  geftuiden. 

„Aber  mit  Gott  und  der  Wahrheit  zu  bezeugen  habe  ichs  mä 

„meinen  Augen  gesehen^  dass  Menschen  au{j«kr  Gassen  gelegen, 

„im  Sommer  Gras  und  im  Winter  Heu^  wie  das  Vieh  gefressen, 

„etliche  sind  todt  gewesen^  und  in  denen  Mäulem  Heu  nnd  Koth 

„gestecket,  theils  auch  (bona  venia)  Menschenkoth  und  Hea  ver- 

„schlucket.    Unzahlich  viel  Kinder  sind  von  ihren  Eltern,  mä 

„die  Eltern  von  ihren  Kindern,  auch  der  Gast  vom  Wirthe  «ad 

„hinwiederum  der  Wirth  vom  Gaste  ertödtet,  geschlachtet^  ge- 

„kochet,  das  Menschenfleisch  klein  gehacket,  in  Pirogen,  das 

„sind  Pasteten,  verbacken,  auf. dem  Markt,  fQr  ander  Thierfflosch 

„verkauft  und  aurgcft-essen,  dass  ein  Wandersmann  sich  zur  sd- 

„bigen  Zeit  wohl  halle  vorzusehen,  bey  weme  er  zur  Heriieigf 

^.einkehrete.     Wie  nun  solcher   erschrecklicher,  nnmenscJdickr; 

„und  in  einiger  Region  nimmer  erhörter  Mord  aus  so  grausaaer 

„Theuerung  und  Hungersnoth  verursachet  auskommet  nnd  wk 

.,in  allon  Gassen  täglich  so  viel  todler  Leichnam,   die  HmigM 

„gestorben,  gefunden  worden,  und  es  dem  Boriss  gemeldet  wirf, 

„gedachte  er  solchem  Uebel  uVid  Strafe  Gottes  mit  seiner  SchiU« 

„kammer  vorzukommen,  liess  in  der  uussersten  Stadt  ManM, 

„die  im  circulo  4  teutscher  Meilen  umfangen,  4  grosse  PUU 

„verschränken,  darinnen  sich  taglich  des  Morgens  Mibe  die  AnM 


—   <»  ~ 

mIO  der  Stadt  Moscau  YersammelleQ;  da  wurd  einem  iedea  MeiH 
y^en  an  Gelde  ein  Pfennig  gegeben^  derer  geben  36  anf  einen 
»^gemeinen  Thaler.  Von  solchen  BeneGden  vnrden  die  annen 
y^Mtti^rate  auf  dem  Lande  verursachet  ^  xu  Hause  alles  stehen 
yjaai  liegen  ra  lassen  und  solch  Geld  audi  zu  empfangin  qiit 
^Weib  und  Kind  nach  der  Moscau  zu  laufen.  Es  hatte  sich  to 
y^annen  Volkes  dahin  so  hiuGg  gcsammlet,  dass  tiglieh  bey 
„500^000  Denninge  (die  machen  Dreyzehen  Tausend  Adit  him- 
9,dert  Acht  und  Achtzig  Thaler  und  32  Mgl.)  musten  aufgeben^ 
y,das  währete  die  ganze  Zeil  über,  und  mochte  gleichwohl  keine 
,,Linderung  der  Theuerung  gespOhret  werden.  Tfiglicb  wurd^ 
y^aof  den  Strassen  hin  uud  wieder  so  viel  iOO  Todte*  auf  BefeU 
yydes  Kaysers  aufgesauimelt;  und  mit  so  vielen  Wagen  hinaus 
y. geschleppet ;  dass  es  anzusehen  (oredas)  sehr  gransaii  nnd 
,,erschrecklich.  Die  Todten  mussten  von  sonderlioh  besleilleQ 
^JLeuten^  fein  sauber  abgewaschen,  ein  ieder  in  ein  weiss  Lein*- 
y,wand  gewickelt;  ein  paar  rothe  Schuhe  ihn  angetban,  und  «Iso 
,,nach  dem  Boslthumb ««  (ist  ein  Ort,  dahin  die  begraben  wer- 
,,den,  so  ohne  einprangcne  Sacramente  dahin  sterben)  zu  ver- 
yygrabeu  hinausgerühret  werden.  Und  sind  ans  solcher  Kayser- 
Jicheu  Barmherzigkeit  und  Speismig  der  Armen,  mit  Kleidung 
jyAer  Todlen^  und  die  zu  begraben,  unzihlich  viel  Hundert  Tai)- 
„send  Rubel  in  dieser  4  -jährigen  Theurung  aus  der  Sdiatz-Kam- 
,,mer  verwendet  worden,  dass  dieselbe  hierdurdi  auch  zimiich 
,,exhauriret.  Wie  dann  die  Rechnung  leicht  zu  machen,  ich  auch 


81.  Wahrscbeialich  h'Sotiii  f^oji»  oder  Bomiä  ^foji»,  ein  Aimenliiu^ 
tiottesbaus,  bis^cileü  auch  BoMiefjoMifa  genaoDl.  Diess  varen  grosse  einfache 
tiebäude,  oder  sogenannte  Schoppen,  ifto  lodlc  Körper  von  Erschlagenen,  oder 
sonst  eines  gc>^ allsamcn  oder  schleunigen  Todes  Verstorbenen  verwahret  viorden, 
bis  die  Kirchen-Gesetze  es  erlaubten  sie  zu  begraben«  S.  Mmikr$  Sanud.  Russ. 
Gesch.  Bd.  Y.  S.  357,  und  Dniuiiuon.  ^eKcanon,  T.  VI,  p.  204. 


—     TO     — 

,,von  wahrhaftigen  Candci-Schreibera  und  Kauf-Leuten  berichtet 
,,bin;  dass  allein  in  der  Sladt  Moscan  solche  theure  2eit  fiber, 
,,flber  500^000  Menschen  Hungers  gestorben^  die  Se.  MqJesL  bey 
^^Lebenszeiten  alle  gespeiset  ^  nach  ihrem  Absterben  mit  rothen 
,,Schuhen  und  weiser  Leinwand  bekleiden  und  begraben  lasseiL 
,,Das  ist  in  dieser  einigen  S(adt  geschehen^  was  mag  woU  Üb 
,,und  wieder  zu  Land  und  in  andern  Stfidlen  die  lange  Zeil 
,,flber  für  eine  grosse  Anzahl  Volks  an  Hunger  und  Pest  ver- 
,,blieben  seyn^  die  alle  aus  seinem  Schatz  zur  Erden  bestdtigel 
„wurden". 

Das  ganze  Land  war  im  schrecklichsten  Elend  und  der 
Grossfitrstliche  Schatz  erschupft  ^  als  im  Juli  1604  der  Freilmr 
von  Logau  *2  in  der  Eigenschaft  eines  Römisch -KaiserlieheB 
Gesandien  mit  einem  ansehnlichen  Gefolge  nach  Russland  kaa. 
Boris  befahl  alles  zu  vermeiden^  was  den  Fremden  die  eigeirir- 
liche  Lage  des  Reiches  verralhen  könnte  «>.  ,,Wie  der  Gesandlei 
,,sagt  Bussote  S.  110^  eine  halbe  Meile  von  der  Moscau  solte 
y^empfangen  und  eingeleitet  werden^  wurd  allen  Kneesen,  BoyareB, 
„Teutschen^  Pohlen  und  allen  andern  Ausländem,  die  mit  Laad 
9,nnd  Leuten  versehen  waren,  angesagt:  Dass  ein  ie^cher  boy 
„Verlust  jährlicher  Pension,  den  Kayser  zu  Ehren,  sich  in  SamiMl 
„und  Seiden,  auch  gülden  Stücken  aufs  herrlichste  und  pridi- 
„tigste  solte  ausstaifieren ,  und  also  im  allerbesten  Habit  deo 
„Kayserlichen  Gesandten  entgegen  reiten,  und  demselbigen 
„zu  Moscau  hinein  begleiten  helfen.    Da  muste  mancher 


82.  In   den   Rassischen   Archiv  -  Nachrichten  heisst  er 
Bunow  nennt  ihn  S.  109 :  Freykerr  von  Lokm.  —  Trümer*  Dim,  de  f^^F* 
p.  53  macht  daraas  vom  Lohe,  and  der  sonst  so  genaue  MSUer,  Smmml  Jti 
Geick,  Bd.  V.   S.  172  roit  der  lAtmgko.    Von  dem  Berichte  dieses 
wird  an  einem  andern  Orte  die  Rede  sein. 

83.  Diese  von  Petr^uB  nacherzählte  Angabe  bestreitst  mH  sehr 
Gründen  Mmller,  Samml,  Rmm.  Gewckiekie  Bd.  Y.  S.  173. 


—     71     — 

^Keri  nvider  seinen  Willen  und  Dank  HofTarth  treiben^  und  von 
^Kanflenten  doppelt  themrer  aosnehmen  und  borgen  solche  kOstf^ 
^^liche  Sachen,  die  weder  er  noch  seine  VorfUiren  getragen  oder 
^^Jemals  zu  tragen  Sinnes  gewesen.  Wer  nun  hierauf  am  piiok* 
^ytigsten  sich  halte  herausstaifiret^  der  war  des  Kaysers  bester 
jJHeiMTy  krieget  seine  jährliche  Pension  und  Landgüter  verbes* 
„sert.  Wer  sich  aber  also  nicht  herausser  gestrichen^  oder  sidi 
^^sonst  seinem  Vermögen  nach,  geringe  gekleidrt,  der  wurde 
^^ausgeftlzet  und  ihm  gedrfiuel,  dass  seine  Jährliche  Pension  und 
„Landgüter  ihm  abgeschrieben  werden  solten,  da  doch  ihrer  vMe 
,^  der  grossen  Theuerung  ihre  vorige  Kleider  verpftndet  und 
^Jkäum  hatten^  ihre  Noth  zu  sUUen.  In  der  Tractation  des  Herrn 
«^Gesandten  wurd  an  alleriey  Sachen  viel  zugeflihret  und  aufge» 
^ytragen  und  gingen  die  Leute  so  prächtig,  dass  keine  Theuemg 
,9auf  denen  Gassen  zu  sehen  war,  sondern  nur  im  Hause  und  in 
y^erzen.  Es  durfite  auch  wegen  des  Herrn  Gesandten  Leute 
y^mand  bey  ^eibes  StraiTe  klagen,  dass  Theuerung  im  Laade 
,,fewesen  oder  noch  wäre,  sondern  musten  von  eitler  wohlfeiler 
9^eit  sagen.  Also  mussle  Boriss  den  Zorn  Gottes  mit  seiner 
,^unnöthigen  Hoflarth  vermehren,  und  Aber  die  Theurung  und 
,,Pesl,  auch  das  Schwerd  herzuziehen". 

Dass  es  in  einer  solchen  verhängnissvollen  Zeit  an  allerlei 
Zeichen  und  Wundern^  am  Himmel  und  auf  der  Erde,  nicht 
fehlen  koimle^  war  natürlich,  und  auch  diese  fmden  wir  S.  112 
bis  116  alle  treulich  und  ausführiich  aufgezählt. 

Lnlerdessen  näherte  sich  der  falsche  Demetrius  im  October 
1604^  mit  einem  Heere  von  8000  Mann,  meistens  Kosaken, 
der  Russischen  Grunze,  und  es  gelang  ihm,  sich  der  Festung 
PutiwI  •»*  zu  bemächtigen,  ein  Ereigniss,  das  in  Moskau  die 


b4.     Hier  Poik^mel 


—     72     — 

grössto  Bestürzung  licrvorbrachtc.    Boris  sammelte  in  der  Eile 
200^000  Manii;  mit  denen  der  Knäs  Feodor  Iwanowilsok 
Mstislawskij,  ,,dem   dabei   15   Wunden  in  Leib  geschlagca 
y^wnrden^^  den  Empörer  bei  Nowgorod  Sewerskij  **  schlug 
und  zerslreule;   \\obei    700    deutsche    Reuter  die   iiiditigslea 
Dienste  leisteten.    Bei  diesem  ersten  Einfalle  des  Demetrivs 
hatte  der  nachher  so  berächtigt  gewordene  Bojar  Peter  Feodoro- 
witsch  Basmanow  sich  in  der  genannten  Festung  tapfer  v«^ 
theidigl,  woiiir  er  von  Boris  sehr  ausgezeichnet  belohnt  wurde. 
Als  er  sich  nämlich^  heisst  es  S.  123;  Moskau  näherte,  wwde 
er  in  einem  feierlichen  Zuge  eingeholt,  „als  wenns  der  Kayaer 
».selbst  gewesen.    Als  er  für  den  Kayser  erschien,  verehrte  der 
,,Kayser  selbst  ihm   mit  eigner  Hand  eine  güldene  SchOssel,  6 
,,Pfund  schwer  und  voller  Ducaten,  sagte :  Dieses  soll  er  ab  ein 
,,Biller  für  seine  männliche  Thaten  zu  einer  gnädigen  Erkenntidss 
,,annehmen,  und  ihm  also,  wie  nun  geschehen,  femer  Ireolidi 
„dienen.    Nebst  diesem  liess  der  Kayser  ihm  noch  geben  2000 
,,Rubel  an  Deniüngen,   seynd   5555  gemeiner  Thaler  und  20 
,,Mgl.    Demgleichen  vielerley   silberne   Geschirre.     Machte  ftn 
„zum  grossen  Herrn  im  Lande.     Gab  ihm  viel  Land  und  Leote. 
„Erhub  ihn  unter  seine  Reichsräthe  und  machte  ihn  sehr  iiocli« 
„und  gross,  wurde  auch  von  iedermann  sehr  lieb  und  werth 
„gehalten". 

Die  Erzälilnng  der  Begebenheilen  des  Jahres  1605  beginnt 
mit  einem  AngrilTe  der  15,000  Alann  starken  Armee  des  Deme- 
trius  auf  das  Heer  der  Russeit  von  200,000  Mann,  bei  wdcheffl 
vorzüglich  zwei  Schwadronc  deutscher  Reuterei,  unter  dem  Llv- 
lAnder  Walther  von  Rosen,  und  dem  bekannten  Franzosen 


85.    Bei  Btuwit:  8i6en  Novogroä, 


—     T3     - 

Margeret  ••;  den  Eiii|^drem  den  Sieg  streitig  machten.  Nach 
J!teaMi0*#  Versicherimg  wflrde  die  Nacht  des  Demetrivs  schon 
Her  völlig  vernichtet  worden  sein^  wenn  nieht  die  Verriflier  in 
B^ris  Heere  die  Deutschen  im  Verfolgen  zuräckgehalten  vnd 
flmen  zngerufen  hätten^  alle  weitere  Anslrengmig  sei  äberflOssig, 
dt  Demetrius  schon  gefangen  wire. 

Die  unglflcklithen  Bauern^  die  von  den  Anhängern  deA 
Demetrius  gezwungen  worden^  ihm  als  Sieger  den  Eid  der  Trane 
10  leisten^  wurden  nun  nach  seiner  Niederlage^  von  ihren  eigenen 
Ländsleuten  schrecklich  behandelt.  „In  der  Cammarischen  Wol- 
sJtBsf'y  heisst  es  S.  128;  so  viele  Tausend  Bauern  mit  Weib 
,,imd  Kindern  nur  bey  einem  Beine  an  die  Bäume  hängeten^  die- 
,^lben  mit  Kugeln  und  Fliczen  ••  durchschossen^  das  jämäierlfch 
^and  erbärmlich  anzusehen  war^^ 

DemetriuS;  oder  vielmehr  seine  Parttiei  nnter  den  Boja- 
ren ^  verior  unterdessen  den  Math  nicht;  er  mnsste  bdd  nadi 
seiner  zweiten  Niederlage  wiederholte  Sendschreiben  an  die  Be- 
wohner von  Moskau  erlassen,  in  welchen  er  seine  Ansprache 
aaf  den  Thron  der  Zaren  geltend  machte.  In  efaiem  dieser  Schrei- 
ben fährt  er  unter  andern  einen  ^  so  viel  ich  weiss  ^  sonst  nicht 
•  erwähnten  Umstand  an,  ,,wie  er  (Demetrius  nändich)  ancb 
«^einmal  mit  dem  Litlauischen  Canzler^  Herr  Leo  Sappia  •% 
9,als  der  für  einen  Gesandten  vom  Könige  aus  Pohlen  an  Boriss 
^,abge fertigt,  mit  in  der  Moscau  gewesen^  und  seinen  Verrälher 
,,den  Boriss  mit  grossen  Schmerzen  ^  die  er  doch  verbeissen 
y^mflssen,  auf  seinen  väterlichen  Erbstuhl  sitzen  gesehen'^ 


86.  Bttnow  nennt  ihn   Manareth   und   MMmteth,    S.    oben   S«lte   18. 
Note  20. 

87.  Die  KanwrimkUche  WoUmL 

bS.  Pfeile,  daher  noch  in  Niedersachsen :  em  FIüM^ogem 

b9.  Leo  Sapiehm  war  1600  als  Poloisehtr  Gesandter  in  Moskan.  5.  natei 
Bd.  n. 


—     74     — 

Boris^  der  die  zunehmende  Verritherei  Mb;  sdnckte  GM 
und  Truppen^  so  viel  er  vermochte;  gegen  Demetrias,  aber 
ohne  Erfolg.  ,,Und  alss  nun^  sagt  Bussow  S.  135,  die  beydai 
„Feldherrn  diese  grosse  Verrätherey  und  täglichen  Abfall  dar 
,,Boyaren  imd  Kneesen  dem  Kayser  nach  der  Moscau  kund  ge- 
,,than;  und  dass  ihre  Macht  dadurch  täglich  abnfihme;  des  Fein« 
„des  aber  sich  hefllig  vermehrete  und  stärkete,  *darflber  sie  denn  in 
,,grosser  Gefahr  schwebeten^  sinlemaln  sie  nicht  wästen,  wett 
„sie  denen  noch  bey  sich  habenden  trauen  oder  nidil  Iraifli 
„sollten.  Zudem  der  Dcmetrius  auch  immerdar  mehr  Potaisite 
„Reuter  bekam^  und  dahero  vermuthlich  er  bald  wieder  ins  Feld 
„rücken,  und  ihnen  das  Haupt  wieder  bieten  würde.  Aber  ftres 
„Ansehens  nach  (weil  die  Untreue  allzugross)  fest  alle  Hoff- 
,^ung  wider  den  Feind  zu  stehen,  vielwem'ger  Victorias  n 
„erhalten,  zerflossen,  erschreckte  der  Boriss  hierob  der- 
„massen,  dass  der  auch  in  Zweifelmulh  fället,  uid 
„sich  selbst  mit  einem  eingenommenen  Gifft  ertffdtel 
„und  ums  Leben  bringet  ••.  —  Den  13.  Aprilis  MorgeH 
^ywar^  er  frisch  und  gesund,  um  Vesper  Zeit  war  er  tod  ai 
5,den  folgenden  Tag  aufn  Schlosse  Moscau  in  der  Kirchen  n 
„den  vorigen  Kaysem  bestätiget  Da  traf  den  guten  Herm  das 
„Jus  talionis  wieder,  wie  er  den  rechten  Erbherm  nachgetnichlflt 


90.  Nach  den  Russ.  Chroniken  starb  Godmmom  nJcht  dwck  Gift|  §■ 
wenigsteq  durch  selbst  genoflunenes.  Auch  tCnrmwmim  Gesch.  dei  Mhi.  BäJ» 
Th.  X.  S.  149  ist  gegen  diese  Behauptanj^,  die  vir  indessen  nUtr  ta 
dem,  die  zum  Tbcil,  >vie  Bu99ow,  zu  dieser  Zeit  in  Moskau  lebten, 
angenommen  finden.  Bmuow  erzählt,  die  Boyareo  haUeo  sich  selbst  lanl  fe- 
rühmt,  dass  sie  den  Bori9  ver^ftet  hatten.  Die  Erscheinungen,  die  seinen  Tel 
begleitet  haben  sollen,  sprechen  übrigens  eben  so  wenig  fiir  GiR,  als  fib  einn 
Schlagfluss.  Auffallend  ist  es  hier,  ron  Brnttow  den  Todestag,  in  UebentastiB- 
muBg  nrit  den  Russischen  Nachrichten,  auf  den  13.  April,  nach  dem  aHm  Sljl 
angegeben  zv  sehen. 


—     7«     — 

^fiBid  denselben  umbringen  lassen:  Also  wurde  ihm  die  ganze 
yJUii  seiner  Regierung  wieder  nach  dem  Leben  gestanden  £s 
^(onnte  ihm  so  gut  nicht  werden^  dass  er  von  seinen  Feinden 
^wnrde  ums  Leben  gebracht  ^  sondern  muste  sein  eigen  Henker 
^^yn  und  ihm  selbst  mit  GiU  den  Tod  anthun^^ 

Cap.  III.  Von  Pfcdor  Borissowitz  des  Boriss  Pfedro- 
Witzen  Sohn,  S.  137. 

Erzählt^  wie  Basnianow  nach  Godunow's  Tode  das 
ganze  Lager  dem  Sohne  desselben  den  Eid  der  Treue  schwören 
Übst;  den  er  selbst  schon  drei  Wochen  darauf  zuerst  bricht 
Seinem  Beispiele  folgte  bald  der  grösste  Theil  des  Heeres,  und 
nur  wenige  Tausend  Mann^  unter  denen  sich  die  Deutschen  be-- 
fanden,  zogen  zum  Schutze  des  jungen  Feodor  Borissowitsch 
nach  Moskau.  Demetrius  wagte  es  nun  schon  ganz  dreist, 
sich  der  Hauptstadt  zu  nähern,  und  forderte  ihre  Bewohner  dvrch 
oinie  Drohungen  und  Versprechungen  auf,  sich  ihm  zu  ergeben. 
Diess  erfolgte  auch  am  1.  Juni;  das  Volk  rief  ihn  als  seinen 
Befreier  aus,  verjagte  die  noch  übrigen  Anhänger  Godunow's 
und  bemächtigte  sich  unter  lauten  Verwünschungen  des  jungen 
Begenlen  und  seiner  Famih'e.  ,,Und  gedachte,  sagt  Bussow 
S.  145,  unter  so  viel  Tausenden  nicht  einer  zurflcke,  dass 
,,gleichwol  Boriss  dem  ganzen  Lande  so  viel  Gutes  gethan, 
^item,  wie  er  es  innerhalb  seiner  8-jährigen  Regierung  so  treff- 
•»lich  verbesserte  etc.,  dieses,  und  dass  er  die  Scbehn  in  der 
^«grossen  Theuerung  erhalten,  wurde  also  vergessen,  als  wenn  er 
.oiicht  lobwürdiges  ausgerichtet^^.  Am  3.  Juni  erliess  die  Stadt 
3foskau  ein  Schreiben »^  an  Demetrius,  der  sich  in  Zirpow,  18 
Meilen  davon  befand,  und  lud  ihn  ein,  in  die  Residenz  zu  kom- 


91.  „Eine  Povina  Grammat"  sagl  Bm$9ow,  S.  150:  moemnnkmy  reuig, 
leeborsam,  pflichlig.  Daher  no9UHH4tM  9paMamm,  ein  Unterwerfmigs-  oder  Ver- 
pflichtungs-Schreiben. 


—    76     — 

mon,  wo  alle  seine  Feinde^  bis  auf  den  Jungen  GrossfQrslen  ood 
dessen  Mutter  und  SchAvester^  vertilgt  wiren.   „Darauf  antwortet 
„er^  er  wolte  nicht  eher  kommen^  biss  sie  seine  Verrilher  liw 
„ausgerottet^  dass  nicht  ein  einiger  mehr  m  finden  ivSre,  hWa 
„sie   die  meisten  weggeräumt^   so  sollen  sie  auch  den  JuBgca 
„Pfcdor  Borisso^'itz,  sammt  dessen  Mutter  gleichfalls  ans  den 
„Wege  schalFen^  dann  erst  Avolte  er  einkommen  und  ihr  gnidigcr 
„Herr  seyn.    Dieses  Schreiben  kam  den  10  Juny  in  der  Bloscn 
5,an,  wurde  abgelesen^  und  bald  der  junge  Kayser  Pfedor  nd 
y^eine   Mutter  in  ihren  Gemächern  beyde  erwürget.  —  ZwoM 
„Särge  wurden  gemachet^  in  den  einen  der  Sohn^  und  in  da 
„andern  die  Slutter  gcloget.    Den  Vater  ^   der  bey  die  vorigen 
9,Kayser  \or  etliche  Wochen  bestätiget^  nahmen  sie  wieder  aif 
„und  fuhreten  sie  alle  drey  vom  Schlosse  nach  der  Slrelhnizki»^ 
„ins  Bettelkloster^  begruben  sie  alda  aufn  Kirchhof  ohne  Gesang 
„und  Klang,  auch  einige  Ceremonien^  da  doch  sonsten  die  Todten 
„bey  ihnen  fein  ehrlich  bestättiget  werden.  Also  nahm  der  Kayser 
„Boriss  Gudonow  mit  seinem  ganzen  Geschlechte ,  dass  so  hoch 
„und  gross  war^  als  desgleichen  alda  keins  gewesen^  ein  er- 
.^ärmlich  Ende". 

Cap.  IV.  Von  Deiuctrio  prinio  und  seinem  Regi- 
ment, S.  153. 

Dcmetrius  rächte  nun  immer  näher ^  blieb  aber  noch  in 
einer  kleinen  Entfernung  von  der  Stadt  im  Lager  stehen^  im  die 
Deputationen  des  Adels  und  der  Bürgerschaft  zu  erwarten.  »»Alda 
„lag  cr^  sagt  Bussotc,  S.  153^  bis  an  den  3-(en  Tag,  aelile 
„die  Moscowitische  Gemeinde  wohl  auf  die  Probe  ^  ehe  er  ein- 
„zichen  Avolte^  und  nachdem  er  sie  gut  befand ,  und  gegen  ihi 

92.     OmfibmüHtficaH. 


—     T7     — 

^»sich  demathigten  ^  auch  dass  sie  sich  seiner  gesunden  Aniunill 
9,erfreuelen,  ihme  so  viel  köstliche  Geschenke  an  Gold^  Silbejt^ 
,»Ede]gesteine  nnd  Perlen^  neben  Salz  und  Brod^  Meh  aPerhftnd 
,,Getranke  (welches  nach  Reussischer  Weise  die  erste  Und  h&chste 
^»Ehrerbietung  ist)  da  gelrauete  er  ihnen^  und  sagte  2U,  er  wollte 
,^es^  was  wider  ihn  gehandelt,  vergessen  und  ninuner  geden- 
,,ken,  auch  nicht  ihr  Herr,  sondern  ihr  Vater  seyn,  auch  alleictt 
»»seiner  lieben  Unterlhanen  Bestes  suchmi  und  wissen.  Den  2Q. 
,»Juny  brachten  die  Reichs -Senatoren  aus  der  Noscau  ihrftm 
»»neuen  Kayser  schöne,  herriiche,  kostbarliche  Kleider,  von  gfU- 
^»denen  Stacken,  Sammet  und  Seiden,  mit  Edelgesteinen  und 
»,Perlen  ausgesticket,  entgegen  und  baten:  er  wolle  sich  «of- 
»»niachen,  sein  väterlich  Erbe  (dazu  ihm  der  Ud^e  Gotl  eilig  ind 
,»wunderbarlich  Avieder  verhoHen)  im  Nahmen  Gottes  einnehiHm» 
,»glficklich,  rricdlich  und  wohl  regieren.  Es  wäre  allei  verordnet 
,,nnd  zugerichtet,  solle  sich  nichts  böses  mehr  beförchtM,  ancb 
„bitte  er  keine  Ursache  mehr  zu  trauern,  er  solle  nun  firölich 
„und  guter  Dinge  seyn,  die  ihn  hätten  auflressen  wollen,  die 
».wären  alle  dahin  und  würden  ihn  nicht  beissen^^  S.  157  folgt 
die  Beschreibung  des  ausserordentlich  prachtvollen  Einzugs  in 
Moskau  93 :  ,,als  nun  Demetrius  über  die  schwebende  Brücke,  die 
„über  den  Flnss  Moscau  geleget,  zur  Wasserpforten  eintritt, 
„erhub  sich  ein  grosser  Wirbelwind,  und  ob  es  wohl  sonsten 
„ein  schön  helles  Wetter  war,  trieb  doch  der  Wind  den  Sand 
„und  Staub  so  grausam  unter  das  Volk,  dass  man  die  Augen 
„nicht  auilhun  konnte.  Darob  dann  die  Beussen  sich  gar  heftig 
»»entsetzten,  schlugen  ihrem  Gebrauch  nach  Grenze  und  sprächen: 


93.  Die  Russischen  Archiv-Nachrichten  geben  ebenfalls  den  20.  Juni  als 
den  Tag  des  £inzugs  an.  S.  Müller'»  Samml.  Russ.  Gesch.  Bd.  Y.  S.  27a  Pb- 
irejwi  hingegen ;  S.  314,  nennt  d.  16.  JunL 


—  Te- 
men^ wo  alle  seine  Feinde,  bis  auf  den  Jungen  GrossfOrsten  md 
dessen  Muller  und  Schivesler^  verlilgt  wären.  „Darauf  antwortet 
„er^  er  \volle  nicht  eher  kommen,  biss  sie  seine  Verrilher 
„ausgeroUet,  dass  nicht  ein  einiger  mehr  zu  finden  wAre, 
„sie  die  meislcn  weggeräumt,  so  sollen  sie  auch  den  Jangea 
„Pfcdor  Borissowilz,  sammt  dessen  Mutter  gleichfaDs  ans  den 
„Wege  schaffen,  daim  erst  Avolte  er  einkommen  und  ihr  gnMiger 
„Herr  seyn.  Dieses  Schreiben  kam  den  10  Juny  in  der  Hoscau 
5,an,  wurde  abgelesen,  und  bald  der  junge  Kayser  Pfedor  md 
y^einc  Mutier  in  ihren  Gemfichem  beyde  erwürget.  — -  Zwene 
„Särge  wurden  gemachet,  in  den  einen  der  Sohn,  und  in  doi 
„andern  die  Slutlcr  geleget.  Den  Vater,  der  bey  die  vorig« 
„Kayser  vor  etliche  Wochen  bestätiget,  nahmen  sie  wieder  af 
„und  führeten  sie  alle  drey  vom  Schlosse  nach  der  SlretbniiU«* 
„ins  Bettelkloster,  begruben  sie  alda  aufn  Kirchhof  ohne  Gesaig 
„und  Klang,  auch  einige  Ceremonien,  da  doch  sonsten  die  Todten 
„bey  ihnen  fein  ehrlich  bestätligel  werden.  Also  nahm  der  Kayser 
„Boriss  Gudenow  mit  seinem  ganzen  Geschlechte,  dass  so  hock 
„und  gross  war,  als  desgleichen  alda  keins  gewesen^  eis  of- 
•,bärmlich  Ende". 

Cap.  IV.  Von  Deiuctrio  prinio  und  seinem  Regi- 
ment, S.  153. 

Dcmetrius  rächte  nun  immer  naher,  blieb  aber  noch  ii 
einer  kleinen  Entfernung  von  der  Stadt  im  Lager  stehen^  im  dte 
Deputationen  des  Adels  und  der  Bürgerschaft  zu  enfi'arten.  hAUi 
„lag  er,  sagt  BussotCy  S.  153,  bis  an  den  3-ten  Tagi  selile 
„die  Moscowitische  Gemeinde  wohl  auf  die  Probe,  ehe  er  dar 
„ziehen  wolle,  und  nachdem  er  sie  gut  befand,  und  gegen  ihs 

92.     VmpthmHH9fKtiH> 


—     T7     — 

y^sich  demuthigten  ^  auch  dass  sie  steh  seiner  gesunden  Anknnft 
»^erfreueten^  ihme  so  viel  köstliche  Geschenke  an  Gold  ^  Silbejt^ 
f^Edelgesteine  und  Perlen,  neben  Salz  und  Brod,  ««eh  aPerhftnd 
,,Getränke  (welches  nach  Reussischer  Weise  die  erste  Und  h&chste 
,,Ehrerbietung  ist)  da  getrauete  er  ihnen,  und  sagte  2U,  er  wollte 
9^es,  was  wider  ihn  gehandelt,  vergessen  und  nimmer  geden- 
,,ken,  auch  nicht  ihr  Herr,  sondern  ihr  Vater  seyn,  auch  alleictt 
,^einer  lieben  Unlerlhanen  Bestes  suchen  und  wissen.  Den  20. 
,^uny  brachten  die  Reichs -Senatoren  aus  der  Noscau  QMm 
,^eaen  Kayser  schöne,  herriiche,  kostbarliche  Kleider,  von  gfU- 
,,denen  Stücken,  Sammet  und  Seiden,  mit  Edelgesteinen  und 
„Perlen  ausgesticket,  entgegen  und  baten:  er  wolle  ach  «of- 
y^achen,  sein  väterlich  Erbe  (dazu  ihm  der  lid^e  Gott  eilig  Md 
,fWunderbarlich  wieder  verhoHen)  im  Nahmen  Gottes  einnehiHm, 
y^gtucklich,  rriedlich  und  wohl  regieren.  Es  wäre  allei  verordnet 
„und  zugerichtet,  solle  sich  nichts  böses  mehr  bef&rchten,  ancb 
y.bätte  er  keine  Ursache  mehr  zu  trauern,  er  solle  niui  Trölich 
„und  guter  Dinge  seyn,  die  ihn  hätten  aufliessen  wollen,  die 
^,wären  alle  dahin  und  wurden  ihn  nicht  beissen^^  S.  157  folgt 
die  Beschreibung  des  ausserordentlich  prachtvollen  Einzugs  in 
Moskau  »3:  ,,als  nun  Demetrins  Ober  die  schwebende  Brflcke,  die 
„über  den  Fluss  Moscan  geleget,  zur  Wasserpforten  eintritt, 
„erhub  sich  ein  grosser  Wirbelwind,  und  ob  es  wohl  sonsten 
„ein  schön  helles  Wetter  war,  trieb  doch  der  Wind  den  Sand 
„and  Staub  so  grausam  unter  das  Volk,  dass  man  die  Augen 
„nicht  aulthun  konnte.  Darob  dann  die  Beussen  sieh  gar  heftig 
„entsetzten^  schlugen  ihrem  Gebrauch  nach  Grenze  und  sprächen: 


93.  Die  Russischen  Archiv-Nachrichten  geben  ebenfalls  den  20.  Juni  als 
den  Tag  des  Einzugs  an.  S.  Miitler't  Samml.  Russ.  Gesch.  Bd.  Y.  S.  27a  P^- 
irtjm»  hingegen,  S.  314,  nennt  d.  16.  Juni. 


—     78     — 

,,GoU  behate  uns  für  UnglOck.  Wie  nnn  der  Eimag 
^ein  jeder  an  seinem  Orte  foriret^  tralt  mit  etlichen 
,,Boyaren  und  Canzlem^  der  Herr  Bochdan  Beelsky  aus  den 
^ScMoss  heri&r  auf  die  Laubnameest  •«,  da  aOe  Einwohner  der 
,,ganzen  Stadt  ^  auch  Adel  und  Unadel  von  dem  Lande 
^^melt,  ermahnete  die  ganze  Gemeine;  Gott  zu  danken  flir 
y^Herm^  und  ihm  treu  zu  seyn.  Er  wäre  der  rechte  Eri>e 
y^Sohn  des  Iwan  Basilowitzen.  Nahm  sein  Creuz  aus  dDkn 
„darauf  der  Nicolaus  gegossen  ^  kOsste  dasselbe  nnd 
9^  wäre  der  rechte  Erbe,  und  er  hfitte  ihn  in  seinem 
„verwahrt;  biss  an  diese  Zeit;  den  hätte  er  ihnen  nun  wieder 
^^geschanzet.  Sie  sollen  ihn  lieben ;  ehren  und  in  gnier 
,^cht  haben.  Darauf  antwortete  die  ganze  Gemeine:  GoU 
„erhalte  unsem  Kayser,  Gott  spare  ihn  gesund  I  Gott  stOrie  afle, 
„die  ihm  Feind  seyn  etc.  Dieser  Wunsch  hat  sie  fblgenda  nach 
„des  Demetrii  Tode  trenfich  getroifen^^ 

Am  29.  Juni  fand  die  feierliche  Krönung  statt.  Bald  dar* 
auf  sagt  Bugsowy  ^Jfisst  Demetrius  seine  Mutter  aus  dem  Klofilcr 
„Troitz  (dahin  sie  Boriss  der  Kayser  Verstössen  hatte  und  iv 
„Nonne  inveslireu  lassen)  mit  grosser  Reverenz  imd  Ehren  mit  vid 
„1000  Reisigen  wieder  nach  Moscau  hohlen.  Er  selbst  zog  Ar 
„unter  Augen  und  empfingen  sich  einander  sehr  freundlich  uad 
„fröhlich.  Die  alte  Kayserin  wüste  sich  wolü  in  die  Possen  zu 
„richten;  da  es  ihr  doch  viel  anders  und  besser  im  Uenea 
„bewu^;  als  andern  viel  1000^»;  denn  durch  diesen  Sohn  kam 
^^sie  wiederum  zu  voriger  Dignität  und  Kayserl.  Ehrenstande. 
„Der  Kayser  vom  Rosse  abgestiegen;  gieng  einen  ziendidien 
„Weg  bey  ihrem  Wagen  her  zu  FussC;  welches  Spectacul  vielen 
„von  denen  gemeinen  Pöbel  die  Thränen  aus  den  Augen  ge- 

94.    JMho9  Mtbcmo. 


—     79     — 

^,dnHigea^  dass  der  liebe  Grott  so  wimderbariich  «iter  den 
^ySdien«- Kindern  mit  seiben  Werken  gehandelt.  Darauf  sehwe»-* 
,lgete  er  sich  wiederum  auf  das  Ross^  ritt  mit  seinen  Knecsen 
yjmi  Boyaren  voraus  ^  besteUete  im  Kloster ,  da  sie  solle  hinein 
^^rieben,  alles  selbst  Er  liess  aultai  Schlosse  bey^der  Jerusar 
^^omischen  Pforte  gegen  den  Kyrili  Monastyr  tbei  schöne  G^ 
,,niteher  von  neuen  aufeeUen^  nennete  dieselbigen  seiner  MiMer 
^Vater«».  Er  erhielt  sie  also,  dass  xwischen  ihrer  und  aeinelr 
^Kayserl.  Tafel  kein  Unterschied  zu  erkennen^  besuchte  sie  t4g^ 
fjächy  liebte  und  ehrte  sie  dermasseU;  dass  wohl  viel  i<MM 
,,aollen  geschworen  haben  ^  er  wäre  ihr  rechter  Mbicher  Sehn 
^^wesen^^ 

Bussow  erzählt  nun  S.  163^  dass  Demetrius  fleissig  den 
Berathschlagungen  seiner  Räthe  beigewohnt  und  dberall*  sehr*  tM 
Kenntnisse  und  Scharfsinn  gezeigt,  die  Missbräuche  in  den  Ve-- 
hörden  abgeschafll^  zweimal  wöchentlidi  öffentliche  Audienz  ge^ 
geben ^  alle  Anstalten  fleissig  besucht,  und* Jedem  seiner  Unter- 
thanen  erlaubt  hatte,  sich  im  Auslande  Kenntnisse  und  Bildung 
zn  erwerben;  dass  er  es  im  Reiten,  Jagen  und  andern  körper- 
lichen Uebungen  Allen  zavorgethan  u.  s.  w.  ,,Kurz,  heisst  es 
S.  169  ans  seinen  Ohren,  Händen,  Augen  und  Füssen  war  zu 
„ersehen,  und  aus  seinen  Worten  und  Werken  zn  verspflren, 
,,dass  er  muKo  alius  Hector  war,  denn  sonst  die  vorigen, 
„und  dass  er  in  einer  guten  Schule  erzogen  und  viel  gesehen 
„und  erfahren'^ 

Unterdessen  erregte  Demetrius  durch  Unvorsicht%keiten 
aller  Art,   besonders  aber   durch   flbermflthige  Vernachlässigung 


95.    Es  rillt  io  die  Augen,  dass  diess  ein  SciffelbMIer  ist,  den  ich  aber 
■idit  zu  verbessern  weiss.    SoUle  es  TieUaftcM  Msiiax  eeter  MhtUer  §^Mi§f 


—     80    — 

vieler  religiöser  und  nationaler  Gebräuche  den  Argitrohn  und  das 
Misstrauen  seiner  neuen  Uuterilianen  und  diese  brachen  in  lantes 
Murren  aus^  als  er  im  September  1605  durch  eine  gMnxenäe 
Gesandtschaft   um   die   Tochter   des  Woiwoden   von  SendoMir, 
Marina  ««^  t^'erben^   und  ihr  ausserordentlich  reiche  Geschenke 
(ibersenden  liess»'';  eine  Stimmung,  welche  WassiliJ  Iwaao- 
witsch  Schuiskij  geschickt  und  eifrig  benutzte,   nm  seioeo 
Plinen  gegen  den  neuen  Grossrürsten  mehr  Anhänger  n  ver- 
schaflen.  Demetrius  dagegen  ^var  von  seiner  Seite  zwar  mokl 
vorsichtiger,  fing  aber  doch  an,  mehr  auf  seine  Sicheriieil  be- 
dacht zu  sein,  und  errichtete  im  Anfang  des  Jahres  1606  iei 
Compagnieen  Leibwache,  jede  von  100  Mann,  über  welche  mi 
ihre  ausländischen  Aniiilirer  Ai««80ir  S.  171  f.  folgende  genauere 
Nachricht  giebt:  „Der  Kay ser  bestellet  drey  Capitains,  der  eiste 
^yWar  ein  Franzose,  redete  aber  fertig  Teutsch,  ein  frommer  ver* 
5^tändiger  Mann,  hiess  Jacobus  Marsareth'*,  hatte  unter 
3,sich  100  Harlschiecer,  die  müsten  Partisanen  tragen,  in  denen 
y,des  Kaysers  Wappen  mit  Golde  ausgepräget  war,  die  Schiflte 
,,mit  rothem  Sammet  überzogen,  mit  silbernen,  verguldetcn  StifltcB 
,,beschlagen,  mit  Silberdralh  umwunden  und  von  aileriiand  seiden, 
^,silbern  und  gülden  Drathen  Trollern  (Troddeln)  daran  gehangen. 
,,Die  hatten  Quartal  eine  solche  Besoldung,  dass  sie  fast  meisten- 


96.  Busaow  nennt  sie,  S.  170,  Manua  Gorgoma  und  S.  183,  MaHag 
Gregana  n  wahrscheinlich  statt  Jierjetema, 

97.  Wahrscheinlich  wurden  ihr  auch  im  Namen  der  angeblicken  Hitler 
des  Dam€triu9  Geschenke  gesandt.  In  der  K.  K.  Bibliothek  zu  Wien  indet  sich 
nlmlich  eine  Handschrift  unter  dem  Titel :  Vcrtxaicbna»  drr  Gabra  m  4cr 
Jungen  Fürstin  von  Si'nomicrs  seiiit  verehret  worden.  Von  der  KbayieriB 
TDd  Grossrürstin  aas  dem  StiflTl  Ficdoronowa ,  des  gancs  UevMea  Luidli 
heiUigsteu  Frauen,  1605.  S.  Jo9eph  Chmel  die  Handecknfteu  der  AT.  JT.  Brf" 
miioihek  m  H^ien,  Bd.  U.  S.  173. 

98.  Der  bekannte  Jacgmee  Margerti. 


—     81     — 

yjtheüs  sammctne  Manlcl  mit  güldenen  Posament  besetzet  nnd 
)^ehr  kostbare  Kleider  konnten  machen  lassen.  Der  2-te  Capitain 
^^hiess  Mathias  Knutson»»^  ein  Lieflander  aus  Cburland, 
„dem  Avurden  100  Helleparlirer  befohlen,  in  derer  Ilelleparfen 
„war  auch  das  Kayserl.  Wappen  gealzet,  die  nmsten  von  Viol 
„braunen  Gewände  mit  rothen  sammelen  Schnüren  besetzet  und 
,,rothen  Damastenen  Ermein,  Hosen  und  Wamsen  tragen.  Der 
5,3-te  Capilain  war  ein  Schotte,  hicss  Albertus  Wand  mann  «®», 
9,vvurde  sonst  Pan  Schottnitzki  lo^  genannt,  weil  er  lange 
„Zeit  in  Pohlen  versiret,  der  halte  auch  unter  sich  100  Helle- 
„partirer,  derer  Helleparten  eben  allso,  wie  die  vorigen  100 
j.geslaflireL  Der  Unterschied  zwischen  ihnen  war  dieser,  dass 
„die  ihre  Hosen  und  Wämser  mit  grünen  Sammet  besetzen  <iassen, 
„und  grüne  damastne  Ermel  tragen  musten.  Diese  Guardie  moste 
„Tag  und  Nacht  die  eine  Hälfle,  und  den  andern  Tag  und  Nacht 
„die  andere  Hälfte  auf  seinen  Leib  warten^'. 

Durch  solche  Maassregeln  gelang  es  dem  Demetrius  auch 
lur  einen  Augenblick,  den  Ausbruch  der  gegen  ihn  gemachten 
Anschläge  zu  verzogern.  „Da  practicirte  dieser  Suhsky,  heisst 
es  S.  171,  inil  der  ganzen  Moscowitischen  Gemeinde,  wie  sie 
„Demo  tri  um  mit  allen  Seinigen,  ehe  die  Ausländer  darzu  kämen, 
„aufreiben    und    ums   Leben    bringen   möchten.      Als    aber   dies 


99.  Sonst  wahrscheinlich  richliger  h'miisem  geschrieben.  Er  war  aus 
Kurland  und  von  Dänischer  AbkunH.  Der*  obige  Ausdruck ,  ein  Lieflämder  mtt 
Chmriand  kann  wohl  nur  ein  Schreibefehlor  sein. 

100.  Bei  Müller  und  h'aramnin  heissl  er  Wandemam,  bei  PetrfJuB 
Albert  Vandemon.  Kelch  nennt  \\\ii  A  Ihre  cht  Warlmann;  Grerenbruch:  Jiber- 
im9  Lanlia;  de  Thou :  Alberiu»  Lantana, 

101.  Dieser  Beiname  würde  ihm  wohl  nicht  nach  seinem  Vaterlande 
gegeben  sein,  weil  es  sonst  Schoitlandsky  hätte  heissen  müssen;  wahrscheinlich 
nannte  man  ihn  Snotnik  oder  Ssoinizky^  weil  er  eine  Compagnie  von  hundert 
Mann  befehligte. 

n.  6 


—     82     — 

„Teufels  Vorhaben  durch  Gottes  Verhängniss  ausbricht^  vrerden 
„viele  Pfaffeu  und  S(rcli(zen  eingezogen  und  torquiret^  und  war 
^^aller  der  Bekenntniss^  dass   Knees  Basili  Suhsky   eine  Ver- 
5,rätherey  vorliälle.    Die  Pfaffen  musten  die  Pein  für  lieb  nehineii^ 
„die  schuldigen  Slrelilzen  aber  gab  Demetrius  ihren  Mitgeselieii 
„hin,  dieselben  umzubringen,   auf  was  Weise  sie  immer  wohen, 
„mit  Anzeigiuig,  welcher  von  ihnen  zum    ersten  die  Hand  u 
„solche  Verrälher  logen  würde,  denselben  woltc  er  dafür  haUen, 
„dass  er  nicht  mit  in  diese  Conspiration  gehörete.   Da  fielen  die 
„Sirelitzen  auf  die  Schuldigen  zu,  wie  die  Hunde  und  zerrissen 
„sie  (zur  Beweisung  ihrer  Unschuld)  mit  den  Zähnen  auseinaa- 
„der,  also,  dass  man  nicht  sehen  konnte,  wo  ein  Stück  an  im 
„andern  gesessen.     Den  Coriphaeum  dieser  Verrätherey,  Knc« 
„Basili  Suhsky,  lasset  er  auch  geianglich  aufnehmen,  erstlick 
„per  Carnificem  auf  der  Tortur  nut  Peitschen  Avohl  tractiren,  und 
„darnach   zum  Tode   condemniren.     Als  er  aber  auf  den  Rieht- 
^.plalz,   zwischen   dem  Schloss  und  den   steinernen  Kaafbudeo, 
„da   er  solt  gerichtet   werden,  hinausgefüliret,   seine  Misselhal 
„und  darauf  gesprochenes  Urtheil  abgelesen,  er  auch  vom  Henker 
„all  ausgezogen,  auf  dem  Blocke  ziu*echte  geleget  wird,  und  der 
„Henker  ietzund  mit  dem  Beile  ihm  den  Kopf  abschlagen  will, 
„kommet  vollens  Könnens  von  dem  Kayser  aus  dem  Schlosse  ein 
„Teulscher,  Martin  Sybelsky,  ein  umgetauiner  Manimeluk  aus 
„Prcussen  bürtig,   der  haffe   des  Kaysers  Mützen  in  der  Hand, 
,,wink(e  und  schrie,    der  Ilcuker  solte  anlmllen,   es   hSIle  der 
„Kayser  Aiolon  Verrälhern  das  Leben  geschenket,  er  wollte  anch 
„diesen  begnaden,   weil  er  von  so  grossem  Geschlechle  wäre, 
„dazu  auch  seine  Frau  Mutter  für  ihn  gebeten  hätte". 

Die  Ruhe  war  nun  so  eben  scheinbar  hergestellt,  als  De- 
metrius die  Nachricht  erhielt,  dass  Marina  im  Begriffe  sei, 
ihre   Reise  nach  Moskau   anzutreten.     Er  Hess  daher  von  der 


—     83     — 

Gränze  an^  alle  mögliche  Anstalten  zur  Bequemlichkeit  ihrer  Reise 
und  zu  ihrer  Aufnahme  in  den  Städten  treffen^  und  eilte ^  da  er 
seiner  Ungeduld  sie  zu  sehen  nicht  widerstehen  konnte,  ihr  selbst 
bis  nach  Moshaisk  entgegen.  Nachdem  er  hier  ml  seiner  Braut 
und  ihrer  ganzen  Familie  zwei  Tage  in  grosser  Freude  verlebt 
hatte,  kehrte  er  nach  Moskau  zurück,  um  hier  die  Anstalten  zu 
ihrem  Teierlichen  Emprange  zu  beschleunigen.  Am  I.Mai  erfolgte 
endlich  der  Einzug,  von  welchem  Bussow  S.  183  — 188  fol- 
gende Beschreibung  giebt:  „Der  Kayser  sandte  derselben  unter 
j^ugen  sein  ganzes  Ilof-Volk,  an  Kneesen,  Boyaren,  Teut- 
,^chen,  Pohlen,  Cosacken,  Tartam  und  Strelitzcn  bey  100,000 
j^Mann  aufs  stelllichste  ausstaffirct  und  gezieret.  Er  selbst  ver- 
„kleidele  sich,  ritt  selb  3-te  ab  und  zu,  ordnete  das  Volk 
^^draussen  zur  rechten  und  linken,  wie  er  es  haben  wolte^  wA 
„dann  wieder  nach  dem  Schlosse.  Der  Braut  liess  er  entgegen 
,,bringen  12  Reit-Rosse  mit  köstlichen  Decken,  auch  die  Sattel, 
„daran  vergültete  silberne  Steigbügel  mit  Luxen-  und  Leopar- 
„dcn- Häuten  beleget  und  behanget,  die  Zaume  mit  vergüldeten 
„Stangen.  15(  y  je<»liihem  Ross  war  ein  wohl  stafllrter  Mosco- 
„witer,  der  dasselbe  leiten  muste.  Auch  liess  er  ihr  einen 
,^rosscn  IMoscowilischen  Kutsch -Wagen  entgegen  Tühren,  mit 
„rothem  Samniet  inwendig  ausgefüttert.  Die  Polster  darinnen 
„waren  von  vergüldeten  Stücken  mit  Perlen  ausgesticket ,  dafür 
„gingen  12  sdnieeweisse  Pferde,  und  wurden  die  12  Reit-Rosse 
„für  den  Waj^en  hergeführel.  Knees  Mestiloffsky  »m  musto 
„draussen  im  Felde  wegen  des  Kaysers  das  Wort  thun,  die 
„Braut  samt  ihrem  Bruder  und  Schwager  und  sämllichen  Comitat 
„empfangen.  \  errichtete  fleissig,  was  ihm  vom  Kayser  anbe- 
„fuhlen  war.    Als  solches  geschehen,  liess  er  die  12  Leib-Ross 


102.     Feodor  IteamowiUck  MUiwla&nkij, 

6* 


-     84    — 

„und  den  Wagen  mit  den  12  Blanken  der  Braut  zufuhren^  bath,  Sie 
„Avolten  ihres  herzliebsfen  Herrn  Bräutigams,  seines  allergnfidigsleB 
^^Kaysers  und  Herrn,  zugesandtes  Geschenke  nicht  verschmäheD; 
„aucli  sich  bequemen,  aus  Ihrem  Wagen  in  ihres  herzliebsfa 
,,Herrn  Bräutigams   Ihr  zugesandten   imd  verehrten   Wagen  xa 
„setzen.    Wie  sie  sich  nun  darzu  erhub,  \vnrde  Sic  von  denen 
„grösslen  Herren  mit  grosser  Reverenz  aufgenommen  und  in  den 
„Kayseriichen  Wagen  getragen.   300  Heyducken  an  Fuss  Volke, 
„die  sie  aus  Polilen  mitgebracht  mit  ihren  Scliallmeycn  und  Troin- 
„mein,  gingen  voran;  darnach  folgeten  des  Demetrii  alte  Fol- 
„nische   Reuter,   die   ihm  vorliin   im   Felde   gedienet  in  YoBer 
„Rüstung,  ie  in  jedem  Glied  10  Mann  mit  ihren  Trommehi  ond 
„Kesselpaucken,  darauf  die  1 2  Reit-Rosse,  die  der  Braut  entge- 
„gengeschickt  vraren.    Nach  diesen  kam  die  Kayserl.  Braut,  n 
„beyden  Seiten  ihres  Wagens  ritten  die  100  Hartschierer  imd 
„die  200  teutsche  Hellepartirer  gingen  zu  Fusse  bey  den  Wageo 
„her.   Hinter  den  Wagen  ritten  die  Moscowitischc  grosse  Herren 
„mit  der  Braut  Brüdern  und  Schwägern.     Hierauf  folgeten  der 
„Braut  aus  Fohlen  mitgebrachte  Reit-Rosse  aufs  prächtigste  aus- 
„stalTiret,  deren  eines  zwischen  zweyen  reitenden  Dienern  muste 
„geiuhret  werden.     Und  denn  der  Braut  Wagen,  in  welchem 
„Sie  aus  Fohlen  in  Russland  kommen,  fQr  demselben  gingen  8 
„Appelgraue   Pferde ,   mit   rothen  ^o»  Kämmen   und   Schwänzen. 
„Diesem  folgte  die  Ilofmeisterin,  die  Frau  Casanofsky  in  ihren 
„eigenen  Wagen,  dafür  6  schöne  rolhe  Rosse  gingen.    Damadi 
„das  sämtliche  Frauenzimmer  in  13  Wagen.     Denen  folgte  aDe 
„aus  Fohlen  mitgebrachte  Reutcrey  in  vollem  Hanuscb,  mit  ihren 
„Dromcten,   Heerpauckcn  und  Schallmeyen.     Nach   diesen   die 


103.    Rolh  gefärbten,  ^ie  es  noch  letzt  bei  den  Persern  gewSluilick  ist 


—     85     — 

„Reussischc  Rculerey  mit  ihren  Nabathen  «<>*,  diese  sind  grösser 
„denn  andere  Paucken  oder  Trommeln.  Hinter  diesen  her  die 
„Pohlnische  Rist-  und  Zeug- Wagen  und  der  sämtliche  Tross. 
„Aur  der  vordersten^  ^vie  auch  der  mittelsten  und  3-ten  Stadl- 
„Pforlen  waren  die  Moscowitische  Spiel -Leute,  die  mit  ihren 
„Drometen  und  Trommeln  viel  ungeschicktes  Geplerre  machten. 
„Es  erhub  sich  in  diesem  der  Kayserl.  Braut  Einzüge  z\^ischen 
„der  iMckilzki  Pforlen  unrf  der  Pforten  auf  der  Löwen-Brucke  ein 
„ebenmüssiger  grosser  Sturm -Wind,  als  da  Demetrius  seinen 
„Einzug  hielt,  welches  von  vielen  für  ein  malum  omen  ge- 
„nommcn  wurdc'^ 

Die  Menge  geharnischter  Polnischer  Reuter  und  die  fremden 
Gewehre,  welche  man  aus  den  milgekonunenen  Rüstwagen  aus- 
packen sah,  erregten  bei  dem  Volke  Verdacht,  welcher  immer 
lauter  wurde,  als  man  gewahr  wurde,  dass  Demetrius  vor- 
zugsweise den  Ausländern  sein  Vertrauen  schenkte,  und  sich  nur 
von  diesen  umgeben  und  bewachen  liess.  Diese  Stimmung  be- 
nulzle  und  vernichrlo  Schuiskij  und  bereitete  in  der  Slüle  Alles 
zu  einem  nlljjcincincn  Aiifslande  gegen  den  durch  sein  Gluck  und 
seine  Anhänger  vcrblciidclcn  Usurpator  vor.  Am  8.  Mai  fand 
die  feierliclic  Vcrnuililung  mit  Marina  slalt,  deren  Festlichkeiten 
liussotr  S.  lüj  (T.  als  Augenzeuge  ausführlich  beschreibt.  Die 
Braut  und  ihr  Anhang  bcslandcn  darauf,  sie  solle  in  Pohüscher 
Kleidunj^^  <i:clraut  werden,  Demelrius  gab  aber  den  Vorstel- 
lungen der  Bojaren  nach,  und  beredele  sie,  nur  für  diesen 
einen  Ta;r  die  Ueussischc  Kleidung  anzunehmen.  Am 
folgenden    Tage,    den   9.    Mai,   sagt    liussoic   S.    i96,   „liess 


inv.  Ihijunt?,,  ist  kein  Inslruiurnl,  sondern  ein  Zeichen  durch  eine  Glocke, 
Tromm«  I,  u.  s.  v. ,  nntih  tö  mi^am»,  Siurm  sclilagen.  Hier  soUcn  die  Nabalher 
wahrscheinlich  Kesselpauken  oder  grosse  Trommeln  bedeuien. 


—     86     — 

„Demetrius  seiner  Kayserin  neue  Polnische  Kleider  zubringen 
,,bittend,  dass  sie  solche  ihm  zu  Ehren  anle^n  und  tragen 
„wolte.  Gestern  wäre  der  Rcussischen  Herren  Tag  gewesen, 
„und  er  hätte  dem  ganzen  Lande  ^villfahren  i^'ollen^  dieser  uod 
,,foIgende  Tage  sollen  nun  seine  Tage  seyn^  er  i^olte  regierefl 
„und  thun^  was  ihme  gefälhg  Aväre^  und  nicht  was  seine  Mos- 
„cowiter  wollen.  Also  ging  die  Kayserin  von  dem  Tage  u 
„auf  Polnisch". 

Am  10.  Mai  wurde  mit  Erlaubniss  des  Demetrius  die 
erste  lutherische  Predigt  im  grossfürstlichen  Schlosse  zu  Moskan 
gehalten^  durch  den  Pastor  Martin  Beer^  „ darum ^  dass  es 
„denen  Herrn  Doctorn^  Capitainen  und  andern  Teulschen  so  aof 
„den  Kayser  warten  musten^  nach  der  Kirchen  im  teulschet 
„Flecken  zu  weit  war". 

Unterdessen  ward  die  öfFentliche  Stimmung  immer  lauter  und 
gefahrlicher;  die  Pläne  der  Gegcnparthey  wurden  mit  Klugbeil 
und  Ruhe  entworfen  und  durch  des  Demetrius  Verblendung  and 
Sicherheit  schnell  zur  Reife  gebracht.  Endlich  brach  am  1 7.  Mai 
in  der  Nacht  der  Sturm  los.  „Des  Morgens  in  der  3-ten  Stunde, 
heisst  es  S.  202^  da  der  Kayser  und  die  Polnischen  Herrn 
„noch  in  Betten  lagen^  und  den  Rausch  ausschliefen,  wurden  sie 
„unfreundlich  aus  dem  Schlaf,  gewecket.  In  einem  Huy  wurd  bey 
„allen  Kirchen  (deren  in  der  Stadt  Moscau  bey  3000  und  auf 
Jedem  Thurm  zum  wenigstens  5  oder  C,  und  was  Kirchen  scyn, 
„10  oder  12  Glocken  hängen)  zu  Sturm  'gelautet,  da  liefen 
„etzliche  viel  100^000  Menschen  aus  allen  Winkeln  zu  Häufle^ 
„eines  thoils  mit  Knütteln,  eines  theils  mit  Röhren,  viele  mit 
„blosscMi  Säbeln,  mit  Spiesscn  oder  was  si^  zu  Händen  gekriegt, 
„Furor  Arma  ininistrabat,  liefen  alle  nach  dem  Schlosse  zu  und 
„riefen:  Wer  schlagt  den  Kayser  lod?  Die  Kneesen  und  Boyam 
„antworteten,  das  thun  die  Pohlen.  Wie  nun  Demetrius  diess  greu- 


—     87     — 

etliche  Starm-Laulen  und  ungeheures  Tumultuiren  in  dem  Belle  höret^ 
,,erscbrickt  er  darob  nicht  ^svenig^  schicket  seinen  getreuen  Ritter 
y,Peler  Predrowitz  Passmanofl  hinaus  zu  erfprschen^  was  da  vor- 
,,handen,  die  Kneesen  und  Boy  am,  so  im  Vorgemach  aufwar- 
„teten  gaben  zur  Antwort:  sie  wüslens  nicht,  es  würde  vielleicht 
y,irgendswo  brennen.    Es  kömmt  zum  Sturmlfiuten  auch  ein  un- 
,ymenschlich  Geschrey  auf  allen  Gassen,  also,  dass  es  bis  in  des 
„Kaysers  Gemächer   crschallete.     ba   sandte   der   Kayser   zum 
„andernmalc  den  Herrn  Passmanoff  hinaus,  zu  erkundigen,  was 
„da  zuthuende,  ob  es  brenncte,  und  welches  Ortes,  stund  auch 
,,seibst  auf  und  Ihat  sich  an.  Der  Herr  Passmanoff  siebet  draussen 
„im  Schloss  auf  allen  Gangen  und  Treppen  unzählig  viel  Reussen 
„mit  Spiessen  und  Stangen,  dessen  er  fast  erschreckt  fraget,  was 
„sie   da  machten?   was  sie  wollen?  und  was  das  Sturmlauten 
„bedeutete?    Herr   Omnis  ^^^  antwortete  ihm,  er  solle  ...<«• 
„und  den  unrechten  Kayser  herausfordern,  den  wollten  sie  spre- 
„eben,  da  vermerkte  der  Herr  PassmanolT  bald,  was  das  Sturm- 
„lauten  bedeuicte,  und  dass  eine  Verrätherey  vorhanden,  rupiHe 
•»sich  bey   den  Ilaaren,    berahl  den   deutschen  Harischieren  ihr 
„Gewehr  in   Acht  zu   haben  und   keinen  Menschen  einzulassen, 
„ging  trauri«!^  wiederuin   zum  Kayser  hinein,  sagte:  Ach  wehe 
„mir,  Du  mein  gnädigsUT  Herr  Kayser,  hast  selbst  schuld,  es 
„ist  grosse  WTrätherey  vorhanden,  die  ganze  Gemeinde  ist  allda 
„versaininelt,  und  will  dich  hinaiishaben,  Du  hast  bishero  nimmer 
„glauben  wollen,   was  deine  getreue  Teutschen  dir  fast  IfigUch 
„kund  ^ethan.     Indem  nun  der  PassmanolT  also  mit*  dem  Kayser 
„redet,  konmiet  ein  Uoyar,  der  sich  durch  die  Trabanten  gedrun- 
„gen  zum  Kayser  in  die  Sciüarkammcr  und  sprach  wie  ein  ver- 


105.    Kin  Lieblinys-Ausdnick  Bm$9ow'$  sUU:  dis  Volk,  die  Neige. 
10i>.    Kioe  gemeine  Unfläterer. 


—     88     — 

„Avcgcner  Verräther  und  Bösewicht  vermessener  Weise  zum  Kayser, 
,,hast  du  noch  nicht  ausgeschlafleU;  du  unzeitiger  Kayser^  wamn 
,,kommest  du  nicht  l\praus  und  giebest  der  Gemeinde  Bescheid. 
,,Der  gel  reue  PassmanofT  ergrifT  des  Kaysers  Pallasch  und  sdilng 
,,den  vcrratherischen  Boyaren  in  der  Cammer  damit  den  Kopf 
,,von  dem  Rumpf  hinab.    Der  Kayser  trat  hinaus  ins  Yorgemacli 
,^unter  die  Harlschiercr^  nahm  einen  vom  Adel  mit  Nahmen  Wfl- 
,^helm  SchwenghofT;  der  in  Liefland  aus   Curland  bürtig  ^%  die 
^,Partisan  aus  der  Faust  ^  ging  damit  in  das  andere  Gemach  za 
y^den  Hellepartirern^  zeigte  der  Gemeinde  die  Partisan  und  spradi: 
,,Ilir  sollt  nicht  den  Boriss  Gudenow  an  mir  finden.  Da  schössen 
,,etliclie  nach  ihm  und  seinen  Trabanten^  dass  er  moste  nieder 
^^zurückweichen.   Der  Herr  PassmanofT  trat  hinaus  auf  den  Gan^, 
^^da  die  meisten  Boyaren  stunden^  bat  sehr  fleissig^  sie  woDtea 
„wold  betrachten^    ANas  sie   vorhätten  und  von  solchem  bösen 
„Vorhaben  abstehen  und  thun,  was  löblich  wäre.    Talischow  «••, 
,.ein  vornehmer  Ilerr^   antwortete   ihm  schimpflich   und   spradi: 
,^Du  Ilurensohn  was  redest  du  noch?    Grilf  nach  seinem  langen 
,^Iesser,  (wie  daim  die  Reussen  solche  bey  sich  pflegen  unter 
„den  langen  Kleidern  zu  tragen)  stosste  es  ihm  ins  Herz,  dass 
„er  daran    straks   niederfiel    und    starb.      Die   andern   Boyaren 
„nahmen  ihn  und  wurtreu  ihn  vom  Gange^  der  10  Klafilem  hodi 
„war,  hinunter  auf  die  Erde.     Also  musste  der  ritterUche  Held, 
„der  aller  Teiitschen   getreuer  Freund  war,  um  seines  Kaysers 
„willen,  sein  Leben  verlieren.     Da  nun  Herr  Omnis  sähe,  dass 
„dieser  lod-war,   für  dessen  Mannhaflligkeit  und  Fursichli^eit 
„sich  fast  die  meisten  furclUctcn,  waren  die  blutdürstigen  Hunde 


107.  Derselbe  sonderbare   Ausdruck,    welcher  schon  oben  S.  81  vor- 
koinnil,  und  doch  wohl  nur  einen  Livländer  oder  Kurländer  bezeichnen  soO. 

108.  Talischtivhew. 


—     89     — 

,^  viel  beherzter,  Uflen  mit  dicken  Haafen  ins  Vorbans  auf  die 
»Trabanten  zu,  wollen  den  Schelm  heraushaben,  der  kam  auch 
»mit  seiner  Pallaschen,  und  wolle  unt^r  sie.  schlagen.  Aber 
,wider  einen  glühenden  Backofen  war  bös  galTen.  Sie  schlugen 
^an  dem  Vorhause  die  Breier  aus  der  Wand,  drungen  mit  Macht 
,,aiif  die  50  Hartschirer'  zu,  nahmen  ihnen  ihr  Gewehr.  Der 
»,Kayser  aber  entsprang  ihnen  mit  15  Teutschen  in  sein  vordo*« 
»,stes  Gemach,  das  riegelten  sie  zu  und  stunden  mit  ihren  Ge- 
,,wehren  daiur.  Da  wurfT  der  gar  erschrockene  Demetrius  seinen 
»Pallasch  ins  Gemach,  raufte  sich  beym  Haaren,  redete  kein 
»»Wort,  ging  von  den  Teutschen  M'eg  nach  seiner  Schlafkammer. 
i,Dic  Reussen  schössen  flugs  durch  die  ThOre  auf  die  Teutschen 
lyza,  also  doss  sie  beyseits  treten  musten,  zuletzt  hieben  die  Reussen 
»,die  Thür  mit  BeUen  bey  ihm  enizwey,  da  wünschte  ein  Jeder 
9,Teutscher  fiir  seine  Partisan  und  Helleparten  einen  guten  Hacken 
„oder  Miisqueten  zu  haben,  einer  sagte  zum  andern,  ach,  dass 
„wir  300  Mann  möchten  alle  zusammen  seyn  und  gute  Mus- 
„queten  habcn^  wir  wollten  mit  göttlichem  Beyslande  diesen  Tag 
„Ruhm  und  Ehre  einlegen  und  unsern  Kayser  und  uns  retten; 
„nun  aber  sind  wir  mit  ihm  verloren....  Sprüngen  hiermit  ins  andere 
„Gemach^  schlossens  hinter  ihnen  zu,  fimden  aber  den  Kayser 
„nicht,  er  war  aus  seiner  Schiafkammer  durch  einen  heimlichen 
„Gang  enlAvicheii  und  der  Kayserin  Gemach  vorbey  gelauflen,  in 
„einen  steinernen  Saal,  da  er  für  Angst  zum  Fenster  i5  KlalT* 
„tem  hoch,  auf  einen  Anberg  hinausgesprungen,  und  wohl  ent- 
„kommen  wäre,  wenn  er  niclit  eines  seiner  Beine  verstauchet 
„hülle.  Die  Reussen  folgelen  durch  des  Kaysers  Gemächer  her- 
„nach,  nahmen  den  Trabanten  ihre  Gewehre,  gaben  ihnen  Wächter 
„zu,  die  liessen  sie  weiter  nicht  zu,  dann  ins  Vorhaus  gehen, 
„rragten  sie,  wo  ihr  Kayser  hmkommen  wäre,  spoliirten  die 
i,Kayseriichen  Genmclier  und  raubten  einen  stattlichen  Schatz  aus 


—     90     — 

,iScinen  Cammcrn.  Die  Kncesen  und  Boyaren  fielen  mit  Unge- 
„stäm  und  Gewalt  hinein  zur  Kayserin  ins  Frauenzimmer^  welche 
,,rur  Furcht  und  Schrecken  alle  schon  halb  tod  waren.  Die 
»yKayserin^  eine  kleine  Person ;  hatte  sich  unter  der  Hofmeisterin 
„Rock  (welche  eine  grosse  Person  war)  verstecket;  die  groben 
„Kneesen  und  Boyaren  fragten  die  Hofmeisterin  und  Jungfrauen 
„^vo  der  Kayser  und  seine  Kayserin  wären^  sie  antworteten,  das 
„möget  ihr  wissen^  wo  ihr  den  Kayser  gelassen  habt,   wir  sind 

„auf  ihn  zu  wartten  nicht  beschieden  «>o Die  Hormeisteri&| 

„unter  deren  Rock  sich  die  Kayserin  verbergetc,  war  eine  alte 

„dicke  Matron^ solle  sagen ^  wo   die  Kayserin  wäre,  sie 

„antwortete:  wir  haben  sie  diesen  Morgen  in  der  ersten  Stande 
„zu  ihrem  Herrn  Vater,  dem  Sendomirschen  Woywoden  begleilei, 
„da  ist  sie  noch.  Mittlerweile  halten  die  Strelitzen,  so  an  der 
„Tsertori  Pforten  die  Wacht  hielten /den  angesprungenen  Kayser 
„am  Anberge  liegen  sehen,  seufzen  und  winseln  hören,  wan» 
„zu  ihm  gegangen,  und  ihn  wieder  aufgeholfen,  woKen  ihn  andi 
^yWiederum  hinauf  in  seine  Gemächer  bringen.  Wie  aber  Hr.  Omus 
„solches  stehet,  und  es  den  Hrn.  Boyaren,  so  iur  und  in  dem 
„Frauenzimmer  waren,  anzeigen,  verliessen  dieselben  die  Hof- 
„meisterin  und  Kayserin  und  liefen  eilends  die  Stiegen  hinunter. 
«»,Die  Strelitzen  aber  unterslimden  sich  den  Kayser  zu  besehOtxen, 
„darum,  dass  er  ihnen  eine  grosse  Gelübde  gethan  haue,  yso 
„sie  ihn  erretten  würden,  schössen  derowegen  auch  von  den 
„Boyaren  1  oder  2  zu  Tode,  aber  sie  wurden  bald  übermannet, 
„dass  sie  nichts  mehr  ausrichten  konnten.  Die  Menge  und  Viel- 
„heit  der  Kneesen  und  Boyaren  nahmen  den  betrübten  kranken 


109.    Hier  folgen  bei  Avstoir  Acnsseningcn  und  Handlungen,  bei  deaea  er 
selbst  ausrnft :  „horretco  refe/rena  ei  piia  pareo  mtH^M.* 


—     91     — 

9,iiiid  vom  Falle  zerschmetterten  Kayser^%  und  misshandelten  Um 
n6  härteste.  Sie  brachten  ihn  dann  ,»wieder  hinauf  in  s^iiie 
,,Gemficher,  so  zuvor  herrlich  und  schön  ^  nun  aber  hassUch  de- 
,,strairet  und  ausgeplaudert  waren^  da  stunden  etliche  von  seinra 
,,Traban(en  im  Vorgemach  mit  Wächtern  bewahret^  gar  traoijg 
„«d  ihrer  Gewehre  beraubet^  die  sähe  er  an^  dass  ihm  die 
^llirfinen  von  den  Wangen  herabflossen^  reichete  einem  von  ihnea 
,^ne  Hand;  konte  aber  kein  Wort  sprechen.^^  Nun  wurde  Da- 
me tri  us  noch  auf  alle  Art  beschimpft  und  gemisshandelt  End- 
lich „sprang  ein  Kaurmann^  Mulnick<A<>  genannt^  mit  seinem 
y,Rohr  herfilr  und  schoss  ihm  damit  durch.  Der  alte  Verräther 
^uhsky  reit  im  Schloss  auf  und  nieder,  schrie  dem  Pöbel  frey 
9^,  dass  sie  mit  dem  Schelmen  die  Kürze  spielen  sollen.  Dt 
„riefen  sie  alle,  schlag  ihn  tod,  lasset  ihn  nicht  leben.  Die 
y^neesen  und  Boyaren  zogen  ihre  Säbel  und  Messer  ans;  der 
,,eine  hieb  ihn  über  den  Kopf  vorne,  der  andere  von  hinten 
yyWieder  herüber,  dass  ihm  ein  Stfick  drey  Finger  breit  heraus 
y,fiel,  und  an  der  Schwarlen  ein  wenig  hängen  blieb.  Der  dritte 
,,hieb  ihn  auf  einen  Arm,  der  vierte  über  ein  Bein,  der  fiinfle 
9,stach  ihn  gar  durch  den  Leib;  die  andern  schleplen  ihn  bey 
„den  Füssen  uns  dem  Gemach  auf  denselbigen  Gang,  da  sein 
„getreuer  Bitter,  Peter  PassmanofT,  erstochen  und  herunter  ge- 
„i^'orren  \^'ar,  da  >varren  sie  ihn  auch  hinab  und  sagten:  Ihr 
„seyd  ^nte  Brüder  im  Leben  gewesen,  ihr  möget  euch  nun  auch 
„im  Tode  einander  vergleichen.  Also  lag  der  stolCze  und  tapfere 
„Held  hinunter  im  Drecke,  der  gestern  in  grossen  Ehren  sass, 
„und  dessen   Tapferkeit  über  die  Welt  ausgebreitet  war.     Und 


110.  Mii/fer  vcrmiilbel  in  s.  Samml.  Rmm.  Ge$ek.  Th.  V.  S.  357  mit 
vieler  Wahrschomlichkrif .  (l.i>s  dieser  Kaufinanii,  vielleicht  ein  Seifensieder,  oder 
Seileakrämer ,  ^M.f»Mf#jr»,  gewesen  sei. 


-     92     — 

,,wurdc  also  die  hochzcill.  Freude  aor  den  9-ten  Tag  nach  der 
„Copulation  mit  Bräutig^am  und  Braut  und  allen  HochzeitgisU» 
,,in  ein  grosses  Herzeleid  verkehret,  darum  mag  sich  Ross  und 
„Mann  für  MoscoAvitischen  und  Parisischen  Hochzeiten  wohl  hfiteo. 
„Dieser  Demetrius  hat  ii  Monath  weniger  3  Tage  regieret." 

Zu  den  Neuenmgen  und  Ketzereien^  durch  welche  sich  der 
Pseudo-Demetrius  den  Russen  verhasst  machte,  gehörten 
nach  Bussow  folgende:  er  hatte  gewöhnlich  Tafel-Musik,  S.  165, 
sogar  Vokal -Musik  bei  seiner  Vermählungs  -  Feier,  S.  197,  er 
schaffle  die  bislicrigen  Gebräuche  bei  den  Grossiurstlichen  Mahl- 
zeiten ab^  S.  166;  er  machte  seine  Wallfahrten  zu  Pferde,  S. 
166;  er  habe  eine  paganische  Polin  geheurathet,  S.  170;  er 
hatte  eine  Leibwache  von  Auslanden),  S.  173;  er  habe  das 
Einkommen  der  Klöster  geschmälert  und  die  Geistlichkeit  ge- 
zwungen, einige  ihrer  Häuser  in  der  Nähe  des  Schlosses  seiner 
Leibwache  einzuräumen,  S.  178;  er  habe  die  unreinen  Polen  mit 
ihren  Hunden  in  die  Russischen  Kirchen  gehen  lassen,  S.  191; 
er  habe  Kalbfleisch  gegessen,  S.  198;  er  habe  ungcbadet  die 
Kirchen  besucht,  S.  199  u.  s.  w. 

Cap.  V.  Was  nach  erinordcfcm  Kayscr  mit  licm 
Woywoden  von  Sendomir  und  den  Pohlcu  iiirgenom- 
mcn,  S.  219. 

Marina's  Vater  und  Bruder,  so  wie  die  Polnischen  Ge- 
sandten, verschnnzlen  und  vertheidigten  sich  unterdessen  in  ihren 
Wohnungen,  so  gut  sie  konnten,  und  erhielten  noch  am  nimli- 
chen  Tage  die  beeidigte  Zusicherung  ihres  Lebens,  wenn  sie 
sich  ruhig  verhalten  Mürden.  In  den  Strassen  aber  dauerte  die 
Verfolgung  der  Polen  bis  zum  Abend  fort.  „Diese  tenfeliscbe 
„Jagd,  sagt  Uiissotc  S.  224,  mit  Morden  und  Todschlagen 
„währetc  von  der  3-lcn  Tagesstunde  an  bis  auf  die  10-te  Stunde 
„und  wurden  ertödlet  und  umgebracht  2135  Fehlen,  danmter 


—     93     — 

„viele  reine  Studiosi^  teülsche  Jubelirer  und  Kaufleute  von  Augs- 
„purg;  die  gross  Gut  und  Gold  bey  sich  gehabt.^  Bussaw 
schildert  nun  noch  einige  einzelne  Schreckens-Scenen^  deren  Au- 
genzeuge er  viHTj  und  schliesst  dann  die  Beschreibung  dieses 
blutigen  Tages  mit  den  Worten:  „Nach  10  Uhren  nahm  die  Tra- 
„goedia  ein  Ende^  und  ^urd  mit  den  noch  lebendigen  Fohlen 
„Friede  gemachet  ^  da  ymvd  es  still  über  die  ganze  Moscau^ 
„und  kriegten  die  Ausländer  >vieder  ein  ^enig  Luft  zum  Herzen 
^  nicht  anders^  als  vfem  sich  das  Brausen  und  Sausen  der  Slurm- 
„i^indC;  und  die  ungeheuren  Meereswellen  geleget." 

Gap.  VI.  Was  die  Aloscowitcr  mit  der  Kuyserin 
uiul  ihrem  Vater  tractiret,  S.  23i. 

Der  Gemahlin  des  Demetrius  wurden  alle  Edelsteine^ 
Koslbarkeilen  und  reiche  Kleider  genommen^  so  dass  sie  nichts 
als  „einen  Schlafpelz"  behielt,  imd  zu  ihrem  Vater  wurde  sie 
nicht  eher  gelassen,  als  bis  dieser  auf  die  zur  Bestreitung  ihrer 
Reise  gelieferten  55,000  Rubel,  als  Abschlags -Smnme  80,000 
Thaler  bezahlt  halle.  Da  sich  Mniszech  weigerte,  die  auf  seine 
mid  Marina's  Befreiung  geselzlen  Bedingungen  zu  erfüllen,  bei 
welcher  Gelegenheit  ihn  ßussoiCy  S.  242  eine  sehr  würdige  mid 
kraflige  Rede  halten  lässt,  so  wurde  er  mit  seiner  Tochter  und 
ganzen  Familie  nach  Pereslawl  gebracht,  und  dort  in  strengem 
Verwahrsam  gehauen. 

€a|i.  VII.  Wo  der  ertödtete  Demetrius  und  sein 
Ritter  der  Herr  Pfedrowitz  Passmanoff  auch  die  2135 
Pohlen  geblieben,  und  von  den  Miraculen,  die  sich  in 
Ausführnng  des  Denietrii  Leiche  begeben.   S.  248. 

Nachdeii)  liussoic  den  schamlosen  Muth\^illen  und  „greu- 
lichen Spott "•',  der  drei  Tage  lang  mit  dem  Körper  des  Deme- 
trius auf  ofTcncr  Strasse  gelrieben  wurde,  als  Augenzeuge  er- 
zalilt  hat,  spricht  er  von  den  „Wundern",  die  nach  der  Beerdi- 


—     94    —         • 

gang  desselben  geschahen.  Diese  sind;  dass  sich  bei  Hinaus- 
riihning  der  Leiche  ein  grosser  Sturm  erhob,  der  die  Thore 
beschädigte  durch  welche  sie  gefährt  ^vurde,  dass  in  der  Nadii 
Flammen  neben  dem  Grabe  aufgingen  und  verschwanden,  n.  s.  w. 
Das  släriiste  Wunder  aber  wird^  S.  253  folgendermassen  erzShIt: 
„An  dem  Orte^  dahin  Demctrius  zu  den  andern  Todten  ge- 
„worfen  war,  daselbst  lag  er  folgenden  Morgens  draussen  für 
„der  Thür,  die  doch  zugeschlossen  war  und  sassen  zwey  Tauben 
„bey  dem  Cörper,  wenn  man  wollte  hinzugehen,  flogen  sie  weg: 
„wenn  man  wieder  davon  ging,  flogen  sie  auch  wieder  dahin. 
„Und  ob  er  wohl  auf  Befehlig  der  Herren  zum  andern  male 
„dahin  geworfen,  die  Grube  auch  mit  Erdreich  eriullct  word, 
„blieb  er  doch  nicht  länger  als  bis  auf  den  27  Mai  darinnen. 
„Da  wurd  der  Leichnam  auf  einem  andern  Kirchhofe  gefanden, 
„der  w^it  von  dem  Orte  abgelegen;  da  erschrack  die  ganze 
„Stadt,  hohes  und  niedriges  Standes,  nicht  wenig,  und  wunder* 
„ten  sich  sehr,  dass  so  seltsame  Dinge  mit  dem  todlen  Cörper 
„sich  zutrugen.  Etliche  sagten:  er  muss  gleichwohl  ein  wander- 
„  lieber  Mensch  gewesen  seyn,  weil  sein  Cörper  nicht  will  in 
„der  Erden  bleiben.  Ein  anderer  sagte,  er  wäre  der  Teofiel 
„selbst,  darum  trieb  er  noch  unter  den  Christen  sein  Gankel- 
„werk  also.    Der  3-te  sagte:  er  wäre  ein  Schwarzkünstler  "& 


111.  Dass  diese  Ansicht  damals  allgemein  in  Russlaid  verbreitet  w», 
erhellet  aus  dem  Schreiben  de$  Fürsien  DmilriJ  MichailowUtck  Poekmnkff  mtk 
tlen  Rom.  h'aiser  Malhia»  [bekannt  gemacht  durch  Friedrieh  Adelmmg^  81» 
Pe/crsb,  1S40) ,  wo  er  S.  4  und  sonst  mehrmals  ein  Schwan-fCümaiUr  feBtuI 
wird.  Eben  su  sagten  1613  die  Gesandten  des  GrossrUrsten  Miekmti  Fmdor» 
teitsch  zu  Kopenhagen:  „es  habe  sich  ein  abtrünniger  Miinch,  mit  Nameii  Oir- 
"gorint  OiropiuB  gefundun,  welcher  sich  dem  TeulTel  verschrieben,  daTerae  er 
„den  Kaiserlichen  Muschowilerschcn  Sitz  bekommen  wurd,  dass  er  alsdiim  Gell 
"ausgeschlossen  sein  wolte,  dieser  habe  sich  Für  Iwan  Wassiliewttick  Sohn 


•—     95     — 

j,gewesen,  halle  von  den  wilden  Lappen  ««^  dje  Kunst  geleroet^ 
9  denn  ^renn  dieselbigen  sich  schon  umbringen  liessen^  könntefi 
^sie  sich  gleichwohl  wieder  lebendig  machen/  Man  entschloss 
sidi  daher ^  am  28.  Mai  den  Körper  zu  verbrennen  nnd  streuete 
seine  Asche  in  die  Luil. 

S.  255  schildert  nun  Bussow  den  falschen  Demetrios 
folgendermassen :  ^  Jn  diesem  sei.  Herrn  war  ein  heroisches 
;;fapreres  Gemülhe  und  scheinelen  viel  herrliche  löbliche  Tugen- 
^,den  aus  ihn  herrur.  Aber  er  halte  auch  daneben  diese  Laster 
;^an  sich,  nehmlich:  Sicherheit  und  HofTarth,  um  deren  Willen 
;;denn  ohne  Zweifel  der  liebe  Golt  solche  Strafen  über  ihn  ver- 
^^henget  hat.  Die  Sicherheit  nahm  bey  ihm  solcher  Oberhand, 
„dass  er  auch  sehr  zornig  wurd  auf  die,  die  von  der  Moscowiter 
,,Verrälherey  sagten,  und  dass  sie  ihn  samt  den  Pohlen  umziH 
,,bringen  vorhatten.  Täglich  stieg  die  HofTarlh  bey  ihm  und  seiner 
,,Kayserin,  nicht  allein  in  allerley  Pracht  und  Herrlichkeit,  die 
„sie  für  allen  andern  gewesenen  Kaysem  herfär  brachten,  son- 
„dern  er  liess  sich  auch  einen  Kayscr  aller  Kayser  schreiben. 
„Seine  Hartsihierer  und  llellepartiercr  musten  nicht  mehr  mit 
„Neigen  und  Knieebengen,  wann  er  und  seine  Kayserin  herfär 
„giengen,  ihre  Reverenz  thun,  sondern  auf  eines  ihrer  Knie 
„niederrallen,  u.  s.  w/^  Am  Schlüsse  dieses  Kapilels  fägt  BusMW 
noch  nioralisciic  Lehren  für  die  Grossen  dieser  Erde  hinzu. 

Cap.  VIIL  Eigentlicher  Bericht,  dass  dieser  De- 
inetriiis  nicht  des  Tyrannen  Iwan  Basilowitzen  Sohn, 
.sondern  ein  Fremdling  gewesen.  S.  266. 


„SPcebcn,  u.  s.  w."     S.    Archiv  -  Nachrichten   in   Bii9ching'$  Mügmmn^  Bd.  Vn. 
S.  322. 

112.  rrbcr  dio  vermeinlen  Zauber  -  Künste  der  Lappen  und  Finnen,  s. 
nieinrn  Aulsal/  :  Johann  David  Wunderer"*  Rei9€  im  Runlamd,  1590,  in  den 
St.  Peterb.  Zeit.  18V1.  No.  28  —  30.  Anra.  46,  vnd  obra  Bd.  L  S.  Ua 


—     96     — - 

Bussoto  sagt^  dass  er  sich  sehr  viel  Mühe  gegeben  habe, 
uni  sich  noch  bei  des  Dem  elf  ius  Leben  geiivisse  NachriGhl  Ober 
dessen  Ilcrkunn  zu  yerschaflen,  und  sich  überzeugt  h&Ue^  dass 
derselbe  nicht  Iwan 's  Sohn  gewesen  sei.  Unter  den  glaubwür- 
digen,  von  ihm  um  die  Wahrheit  berragten  Personen  nennt. er 
zuerst  Basmanow,  der  ihm  darüber  sagte:  „Ob  er  zwar  wohl 
„nicht  des  Kaysers  Iwan  Basilowitzen  Sohn  ist,  so  ist  er  dodi 
„nun  unser  Herr.  Wir  haben  ihn  angenommen,  ihm  auch  ge- 
,;Sch\Yoren  und  werden  auch  einen  bessern  Herrn  in  Reussland 
„niüiiner  bekommen/^  Als  zweiten  Gewährsmami  nennt  er  den 
Hof- Apotheker,  der  den  ächten  Sohn  Iwan 's  in  seiner  Jugend 
gokaimt,  Terner  eine  Livitinderin,  welche  Hebanmie  bei  des  De- 
metrius  Mutter  gewesen  war;  dann  einen  alten  Mann,  welcher 
zur  Zeit  der  Ermordung  des  jmigen  Prinzen  als  Wächter  in  dem 
Schlosse  zu  Uglitsch  diente,  und  den  Leichnam  desselben  noch 
„auf  seinem  Spielplatz^^  halle  liegen  sehen.  So  habe  er  aoch 
1609  von  dem  Feldherrn  Peter  Sapieha  selbst  gehört,  dass 
Demetrius  nicht  Iwan's  Sohn  gewesen,  u.  s.  w.  Dabei  fllhrt 
er  noch  S.  271  folgendes  an:  ,;Dem  jungen  Demetrio  zu  U^(z 
„war  keiner  von  den  grossen  Knecsen  und  Boyaren  gut  Ton 
„wegen  seiner  tyrannischen  Natur,  die  sich  alsbald  in  der  Jugend 
„an  ihm  ereignet." 

Cup.  IX  et  X.  Vom  Kayser  Wassili  Iwanoirid 
Suhski  lind  Demetrio  Seciindo,  der  dem  Sahski  wollt 
vom  SUiIil  hab(Mi  und  vorgab,  dass  er  der  cntkommeBe 
Dcm«*trius  etc.  Iiiglcicheu  auch  von  Sigismnndo  terti« 
Könige  in  Pohlcn  ctc  ,  wie  der  ins  Alittol  kommen,  nnd 
dann  auch  von  Ihro  köuigl.  MaJ.  Sohn,  Herrn  Wb- 
dislao,  wie  demsclhigcn  das  Moscowiter  Ijaud  and  Kay- 
srrthum  aufgetragen  worden,  etc.,  S.  273. 


—     97     — 

Die  Wahl  des  Fürsten  Iwan  Wassiljewitsch  Schuiskij 
wird  hier  als  das  Werk  der  Intrigue  dargestellt,  zu  deren  Ans- 
führang  man  sich  der  untern  Klasse  der  Einwohner  von  Moskau 
bedient  habe.  Das  Gerücht  von  der  Annäherung  eines  neuen 
Usurpators  verbreitete  sich,  weswegen  der  Grosslurst  den  Körper 
des  vor  17  Jahren  in  Uglitsch  ermordeten  Prinzen  nach  Moskau 
bringen  und  ,,mit  stattlichem  Prozess"  neben  den  frühern  Herr- 
schern beisetzen  liess.  Von  der  in  der  Ueberschrift  erwähnten 
Wahl  des  Polnischen  Prinzen  Wladislaw  ist  übrigens  in  diesem 
Kapitel  noch  gar  nicht  die  Rede. 

Cap.  XI.  Von  Knees  Gregor!  Sachoffski  fnrto  et 
figmento,  mit  welchem  er  dem  Kayser  Suhski  treflli- 
ehen  grossen  Schaden  zufüget.   S.  282. 

Die  erste  Erscheinung  des  zweiten  Talschen  Demetrius 
wird  hier  folgendermassen  erzahlt:  „Ein  vornehmer  Knees  Gregori 
„Sachoflski  genannt^  hatte  im  Tumult,  als  der  Kayser  Deme- 
„Irius  ermordet,  das  güldene  Reichs -Siegel  erwischet,  packle 
„sich  mit  demselben  davon  gen  Puthimel  aufs  Grenzhaus,  führete 
„auch  mit  sich  zwey  Pohlen  in  Russischen  Kleidern  aus  der 
„Moscau  weg,  liess  sich  unter  Zirpow  über  den  Strom  Occa 
„setzen,  gab  dem  Fuhrmann,  der  ihn  übersetzte,  6  Pohlnische 
„Gulden  Trinkgeld  und  fragte  ihn,  ob  er  sie  auch  wohl  kennte 
„und  wüste,  wer  sie  wären,  der  Fuhrmann  sagte:  Mein  Herr, 
„nein  ich  kenne  euer  nicht,  der  Knees  sprach:  Männlein  schweig 
j^till  und  sage  es  niemanden,  du  hast  jetzt  den  Kayser  aller 
„Reussen,  Demetrium,  übcrgeführet ,  zcigete  dem  einflUtigen 
;;Männlein  einen  von  den  beyden  Pohlen  und  sprach:  Siehe  das 
„ist  der  junge  Held,  den  unsere  Moscowiter  haben  umbringen 
„wollen,  er  ist  ihnen  Gott  Lob  uAd  Dank  entkommen.  Wir 
„wollen  nach  Pohlen  und  einen  Haufen  Kriegsvolks  hohlen,  wenn 
,,uns  Gott  damit  wiederum  anliero  helfen  wird,  soll  er  dich  zum 

IL  7 


—     98     — 

^,grosscn  Manne  machen^  nimm  jetzt  mit  diesen  geringen  vorlieb, 
,,ii.  s.  ^v."  Diese  Nachricht  wurde  auf  der  ganzen  Reise  ver- 
breitet^ und  überall  hinzugesetzt:  dass  Demetrius  nicht  in 
Moskau  ermordet  worden ^  sondern  entkommen  sei;  und  jetzt 
nach  Polen  gelie,  um  von  dort  mit  einem  grossen  Heere  zurflck- 
zukehrcn.  Der  Anhang  des  neuen  Betrügers  wuchs  mit  unglaob- 
h'cher  Schnelle ,  besonders  seitdem  der  Putiwische  Woiwoda 
Istoma  Paschkow  sich  oiTen  fiir  ihn  erklärt  hatte ,  und  er 
durfte  es  schon  nach  einigen  Monaten  wagen  ^  sich  im  olTenen 
Felde  mit  den  ihm  entgegengeschickten  Truppen  des  neuen  Gross- 
Tärsten  zu  messen. 

Cap.  XII.  Von  Iwan  Isaiwitz  Polutnik,  der  aas 
Venedig  in  Pohlen  kommen^  und  wie  derselbe  in  Foh- 
len von  einem,  der  sieh  Demetrins  und  Kajser  ans 
Reusslniid  tituliren  liess,  in  Reasslaud  zn  kriegen  ab- 
gcfertigct  wird.  S.  295. 

„Dieser  Polutnik^  sagt  Bussow^  war  seiner  Gebort  m 
„Moscowiter;  ist  in  seiner  Jugend  in  dem  wilden  Felde  von  den 
„Tartarn  (gegen  welchen  die  Moscowiter  jährlich  zu  Felde  stehen 
„müssen)  gefangen  und  in  Turkey  verkauft  worden^  da  er  anf 
„die  Galeeren  geschmiedet  und   etliche  Jahre  grosse  und  grobe 
„Arbeit  thun  müssen^  endlich  durch  deutsche  Schiffe   (die  die 
„Türken  auf  der  See  übermannet)  ^\ieder  erlöset  und  aufVenedv 
„gebracht^  von  dannen  er  durch  Teutschland  in  Pohlen  kommeB, 
„die  Avundcrliche  Mutation   (so  seines  Abwesens  in  seinem  "Vi- 
„tcrlandc  sich  zugetragen)   zu  erforschen,  wie  er  nun  dasebst 
„erföhrct,  dass  sein  Herr,  der  Kayser  Demetrius  ans  der  Mos- 
„cowiter  mörderischen  Händen  entronnen^  in  Pohlen  angelaDgci, 
„und  iezo  bey  dem  Woywodcn  zu  Sendomir  seyn  sollte,  veffigt 
„er  sich  auch  daliin  zu  ihm,  u.  s.  \\\^     Der  iieue  Demelriis 
gab  ihm  30  Ducaten,    einen  Säbel  und  einen  Filzmanid  *tl 


—     99     — 

schickte  ihn  nach  Puti\^I  an  den  Fürslen  Schachowskoy,  der 
sogleich  12^000  Mann  unter  seinen  Befehl  stellte.  Mit  diesem 
Heere  legte  sich  Polutnik  anfangs  vor  Moskau^  und  forderte  es 
auf,  sich  zu  ergeben,  da  er  aber  von  Schuiskij's  Trappen 
geschlagen  wurde,  zog  er  nach  Kaluga,  das  er  in  der  Eile  be- 
festigen liess  und  hielt  sich  hier  5  Alonate  lang.  Da  imterd^sen 
der  neue  Demetrius  aller  Aufforderungen  ungeachtet,  inuner 
nicht  nach  Russland  kam,  so  liess  Schachowskoy  den  Knäs 
Peter  Feodoro\sitsch,  Godunow's  Sch^eslersohn,  der  sich 
unter  den  Kosacken  verborgen  hielt,  einladen,  sich  mit  ihm  zu 
verbinden  und  begab  sich  mit  ihm  nach  Tula.  $.314  erzählt 
BussoiCy  dass  Friedrich  Fiedler,  aus  Königsberg,  „ein 
leichtfertiger  Mensch^,  sich  gegen  Schuiskij  erboten,  für  eine 
grosse  Summe  und  ein  Landgut  den  Polutnik  mit  GiA  aus  dem 
Wege  zu  räumen,  und  sich  dazu  mit  einem  furchtbaren  £ide, 
der  S.  317  wörllich  mitgelheilt  wird,  v^rtundlich  gemacht,  dann 
aber,  nach  empfangenem  Gelde,  sich  zu  Polutnik  begeben, 
und  diesem  gegen  eine  grosse  Belohnung  Alles  entdeckt  habe, 
bald  darauf  aber,  nachdem  er  bei  der  Einnahme  von  Tula  den 
Russen  in  die  Hände  gefallen,  von  Schuiskij  „in  Ungnade" 
nach  Sibirien  verwiesen  worden  sei. 

Cap.  XIII  und  XIV.  Von  einem  Cosacken  der  in 
Poblen  ahgefertigct,  Dcmetrium  fortzutreiben,  oder  dem 
König  in  Fohlen  alles  aufzutragen  und  wie  einer  aus 
Slowa  in  Fohlen,  der  sich  für  Demetrium  ausgab,  in 
Keussland  ankommen.   S.  325^ 

Auf  Polutnik  s  und  Schachowskoy's  dringende  Bitte  an 
den  \>oiwodcn  von  Sendomir,  ihnen  zu  ihrer  Rettung  einen  zu 
senden,  „der  sich,  als  wenn  er  Demetrius  wäre,  ivolte  aus- 
„geben,  fanden  sie  endlich  zu  Slowa  in  weiss  Reussland,  bey 
„einem  rfalFcu  einen  Schulmeister,  der  war  ein  geboraer  Mosco- 


—     100     — 

„witer^  und  hatte  sich  daselbst  lange  Zeit  aufgehalten,  komile 
„Pohlnische  und  Moscowitische  Sprache  fertig  reden,  lesen  und 
„schreiben.  Er  hiess  Iwan,  war  ein  verschmitzter  Jüngling,  mit 
„demselben  handelten  sie,  dass  er  endlich  einwilligte,  Demetrins 
„zu  seyn,  lehreten  ihn  aus,  und  schickten  ihn  gen  Pulhimel 
„mit  dem  Herrn  Michawetzki,  daselbst  wird  er  für  Deme- 
„trium  aufgenommen,  erkannt  und  geehret  und  damit  grosse 
„Freude  bey  allen  denen,  die  auf  des  Demetrii  Seite  waren, 
„angerichtet." 

S.  336  erzählt  Bussow ,  dass  Tula  sich  am  Tage  Simonis 
Judae  1607  auf  Capitulation  an  Schuiskij  ergab,  der  den  Knis 
Peter  in  Moskau  an  einen  Galgen  hangen,  dem  Polutnik  aber 
die  Augen  ausstechen  und  ihn  ins  Wasser  werfen  liess. 

Im  Jahre  1608  wurde  des  zweiten  Demetrins  Heer  durch 
viele  Tausend  Polen  verstärkt,   so  dass  er   es  wagen  konnte, 
Moskau   zu   belagern,    und   als   er   erfuhr,   dass  Marina,  auf' 
Schuiskij's  Veranstaltung  nach  Polen  gebracht  werden  sollte, 
lauerte  er  ihrem  Zuge  auf,  und  es  gelang  ihm,  ihre  Begieilnng 
in  die  Flucht  zu  schlagen  und  sich  ihrer  zu  bemächtigen.     ],Sie 
„zog  aber,   heisst  es  S.  366,    nicht  slraks  ins  Lager  zu  De- 
„metrio,  sondern  liess  yi  Meile   von   dannen  ein  sonderlich 
„Lager  für  sich  und  ihre  Mithabende  aufschlagen,  sandten  zu 
„einander  ab  und  an  und  wurd  endlich  beschlossen,  der  Kayserin 
„Vater  möchte  nach  Polen  ziehen,  Sie  aber  sollte  im  Lager  bey 
„ihrem  Herrn  Demetrio  (scilicet)  bleiben.  Des  Matrimqnii  aber 
„soltcn  sie  sich  so  lange  enthalten,    biss  er  den  Stuhl  in  der 
„Moscau  erlangte  und  besasse,  solches  hat  Demetrius  Gott 
„anloben  müssen.    Nach  diesem  zog  Demetrius  mit  Freodea 
„hinaus  zu  der  Kayserin,  schickten  sich  beyde  wohl  in  die  Sadie 
„und  hiessen  einander   mit  Weinen   und   Thränen  sehr  liebHcb 
„und  freundlich  willkommen.    Diesen  Tag  wurden  viel  scharf 


—     101     — 

^sichtiger  Augen  durch  diese  Comoedia  starr  blind  gemacht;  sie 
„thate  für  allem  Volke  dem  Demetrio  (als  wenn  er  ihr  berz- 
„  liebster  Herr  und  Gemahl  wäre)  sein  gebührliche  Reverenz  und 
„er  auch  ihr  wiederum  also^  welches  denn  durchs  ganze  Land 
„erschallete  und  von  männiglich  dalur  gehalten  wurde^  Er  mäste 
„der  rechte  Demetrius  seyn^  viel  Kneesen  und  Boyaren  kamen 
„aus  allen  Orten  des  Landes  zu  ihm  ins  Lager  und  ergaben 
„sich.« 

Cap.  XV.  Wie  Reassland  anno  1609  aof  allen 
Seiten  an  gcrand  sehr  bekrieget  und  Iribuliret  worden. 
S.  379. 

In  diesem  Kapitel  schildert  Bussow  das  furchtbare  Elend^ 
das  Polen ^  Tataren  und  die  Russen  selbst^  die  dem  neuen  De-* 
metrius  anhingen,  über  das  unglückliche  Russland  brachten.  „Was 
„in  diesem  Jahre ^  sagt  er  am  Schlüsse  desselben^  flir  merUieher 
„Schade  in  und  bey  diesen  abgefallenen  Städten^  und  Mord^  Baab 
„und  Rrand  geschehen,  ist  nic^t  auszusprechen;  oft  habe  ieh 
„mich  verwundert,  wie  solches  das  Land  so  lange  Zeit  habe 
„ausdauern  können." 

Ci\\u  XVI.  Von  Scopini  Wiederkunft  und  Ponti 
de  la  Garde  Ankunft  aus  dem  Reiche  Schweden  in 
Reussland  mit  3000  Mann  Auslilndern.   S.  393. 

Bald  nach  der  Ankunft  des  Pontus  de  la  Gardie,  im 
Januar  1609,  gelang  es  den  Truppen  des  Pseudo-Demetrius 
die  Schweden  bei  Nowgorod  zu  schlagen.  »Wie  nun  Deme- 
„trius,  heisst  es  S.  393,  sich  dessen  gar  sehr  erfreuet  und 
„vermeinet,  er  halle  nun  all  gewonnen,  liess  er  sich  des  De- 
„metrii  I.  Gemahl  (so  bey  ihm,  wie  vorgedacht;  im  Lager)  unter 
„der  Moscau  war,  wiewohl  im  Geheim  copuliren,  unangesehen, 
„dass  er  ihren  Valer  den  VVoywoden  von  Sendomir  einen  Eid 
,7 geschworen,   mit  seiner  Tochter  nicht  eher  Beilager  zu  balteu. 


—     102     — 

„bis  er  den  Kayser  Sluhl  innen  hätte.  Er  wurde  auch  sehr 
,,stolz^  nannte  sich  den  einigen  Christlichen  Kayser  unter  der 
„Sonne  9  etc.^  ^vie  aus  nachfolgendem  seinen  Titul  zu  ersehen 
„ist:  Wir  Demctrius  Iwanowifz,  Kayser  aller  Reussen  der  Mos- 
„cowitischcn  Herrschaften^  ein  Gebieter  und  Selbsterhalter  des 
„Gross -Fürstenthunis  RussiaC;  ein  Herr  von  Gott  gegeben^  von 
„Gott  auserwählet;  von  Gott  geschützt;  von  Gott  geehret,  von 
„Gott  gesalbt;  von  Gott  über  alle  Herren  erhöhet;  dem  andern 
„Israel  zu  vergleichen;  durch  die  Kraft  Gottes  gei&hret  und  be- 
„schützet;  der  einige  Christliche  Kayser  unter  der  Sonnen  und 
„vieler  Herrschaften  ein  Herr  und  Gebieter". 

Cap.  XVIL  Von  Alexandre  Josephe  Lisoffskii  des 
Demetrii  IL  Feldherrn  über  etliche  1000  Mann  Cosa- 
eken,  wie  er  mit  dencnselbigen  sich  2a  weit  ins  Land 
Ycrthan^  ihm  vom  Feinde  der  Pass  zum  Lager  verle- 
get, auch  wie  er  derwegen  mnste  auf  Sohsdal  wei- 
chen und  endlich  mit  weitem  Umschweif  auf  die  Ples- 
ehow  wieder  henius  kommen.   S.  397. 

Cap.  XVIIL  Von  des  Königs  Majestät  in  Poblen 
etc.  Legation  in  des  Demetrii  Lager  an  das  Polnische 
Kriegsvolk.  S.  402. 

Da  in  diesem  Kapitel  die  Flucht  des  neuen  Demetrius 
nach  Kaluga  erzählt  wird^  wo  sich  Bussow  wahrend  dessen 
ganzen  Aurenthalles  daselbst  befand ,  so  ist  dasselbe,  da  der 
Verrasser  wieder  als  Augenzeuge  spricht,  besonders  ansfahriicL 
Der  Gang  der  Erzählung  ist  dieser:  Siegismund  m.  scbickfe 
im  December  1G09  eine  Gesandtschaft  in  das  Lager  vor  Moskai, 
aber  nicht  an  Demetrius,  sondern  an  dessen  Feldherm,  Kais 
Roman  Rusinski,  und  den  unter  ihm  dienenden  Pohlischen 
Adel.  Die  Künigl.  histruction;  heisst  es  S.  403,  war  diese:  „Sie 
>,sollten  zurück  gedenken,  was  sie  in  Pohlcn  die  Jahre  xuvor 


—     103     — 

i,iiiit  ihrem  Aurruhr  Tür  ein  Cnmen  laesae  Majeslalis  begangen. 
„Dieses  sollte   ihnen  nachgegeben  und  verziehen  ^   und  was  in 
,,Pohlen  ihnen  genommen^    reslituiret  werden^    wofern  sie  den 
>,Imperatorem,  dem  sie  geschworen  und  dieneten^  der  sich  De- 
,,melrius  nennen  liesse  und  es  aber  nicht  waro^  etc.  aufgriffen 
,,und    unter   Smolensko  zu  Ihro   M^estat  brächten.^^     Der  Ge* 
genstand  der  Gesandtschaft  wurde  lange  vor  dem  Demetrius 
geheim  gehalten^  bis   ihm   Rusinski  in  der  Trunkenheit  unter 
den  rurchtbarsten  gegen  ihn  ausgestossenen  Drohungen  denselben 
verrielh.    „Demetrius^  sagt  Bussow,  S.  405^  entspringt  ihm, 
,,kommt  zu  seiner  Gemahlin,   fiel  zu  ihren  Füssen  und  gab  ihr 
„mit  Thränen  und  Weinen   gute  Nacht  und  sprach:  der  Köm'g 
,^in  Fohlen  treibt  gerähriiche  Practiquen  wider  mich  mit  meinem 
,, Feldherrn,  der  hat  mich  ielzt  also  ausgemacht^  dass  ich  nicht 
,,werth  deine  Augen  mehr  zu  sehen,  wo  ichs  litte.     Er  muss 
,,sterben  oder  ich  muss  verderben,  er  hat  mit  den  Fohlen  nichts 
,, gutes  im  Sinne.    Gott  behüte  mich  auf  dem  Wege,  den  ich  zu 
,,hallen  gedenke  und  bewahre  auch  dich  liir  Uebel,  die  du  must 
„alhier    bleiben.      Verkleidele    sich    darauf   mit    seinem    Narren 
,,Feler  Casoloco  in  Bauer-Kleider,  selzle  sich  auf  einen  Misl- 
„srhlillen  und  fuhren  den  29  Decbr.  Anno  1609  aus  dem  Lager 
„weg   mdx   (laluga  zu,   und   wusle  niemands,   wo   der  Kayser 
„geblieben   oder  hinkommen  war."     Er   hielt  seinen   Einzug  in 
Kaluga  am   17.  Januar  1610,   und   wurde   von  den  Einwohnern 
mit  Freuden  aufgenommen.    Sein  grösster  Hass  richtete  sich  nun 
gegen   die   Polen   und   Deutsche,    deren  viele  in  den  ihm    treu 
gebliebenen   Städten,   und   selbst   in   Kaluga,  auf  seinen   Befehl 
ermordet  \>urden.    Da  Pontus  de  la  Gardie  sich  immer  mehr 
ausbreitete,   und   aueh    für  Marina   die  Gefahr  wuchs,  so  rieth 
ihr  Sapieha,   „wofern  sie  nicht  gesonnen,  in  Fohlen  zu  ihrem 
,, Vater  mid   Mutter  sich  zu  verfügen,  oder  in  Scopin's  oder 


—     10*     — 

„Ponti  Gewalt  zu  kommen^  solte  sie  sich  heimlich  aufmachen 
„und  nach  Caluga  zu  ihrem  Herrn  verfügen.  Die  Kayserin  ant- 
„woiiete:  Ehe  ich  ais  eine  Kayserin  über  Reussland  so  verächt- 
„lich  zu  meinen  Freunden  in  Pohlen  wiederkommen  wolle,  ehe 
„wolle  ich  lieber  in  Reussland  verschwinden,  ich  mag  mit  meinem 
„Herrn  leiden,  was  der  fiebe  GoU  über  uns  verhengen  wird, 
„und  liess  ihr  alsbald  von  rothem  Sammet  auf  Polnisch  Manns 
„Kleider  machen,  legte  dieselben  an,  stallierete  sich  mit  Rohr 
„und  Säbel;  auch  Stiefeln  und  Sporen  und  einem  guten  schnellen 
„Ross.  Sapieha  ordnete  ihr  zu  die  Moscowitischen  Tealschen^ 
,,die  sich  zu  MitrofF  bey  ihm  aufhielten  und  50  Cosacken,  mit 
„denen  ritt  sie,  wie  ein  anderer  Kriegsmann,  die  45  leulsche 
„Meilen  über,  und  kam  nach  Lichtmess  bey  Nachtzeiten  xa 
„Caluga  an.  —  Und  weil  ihr  aus  Pohlen  mitgebrachtes  Fraoen- 
„zimmer  mit  ihrem  Vater  nieder  nach  Pohlen  gezogen  war,  ver- 
„sammelte  sie  ein  neu  Frauenzimmer  an  teutschen  Jungfrauen, 
„derer  Eltern  desselben  Ortes  wohneten,  setzte  auch  über  die- 
„selben  eine  teutsche  Frau  zur  Hofmeisterin  und  war  allezeit 
„denen  Teutschen  sehr  wohl  gelegen  und  zugethan." 

Unterdessen  hatte  Pontus  de  la  Gardie  das  ganze  Land 
bis  Moskau  von  den  Polen  gesäubert  und  wurde  in  der  Haupt- 
stadt von  Schuiskij  aufs  ehrenvollste  empfangen.  Seine  Offiziere 
und  Soldaten  wurden  reich  beschenkt  und  verpflegt^  und  zeigten 
sich  bald  so  übermüthig^  dass  sie  den  Russen  sehr  lästig  wiirden. 
Da  die  Polen  sich  um  diese  Zeit  Moskau  wieder  näherten,  so 
wurde  ihnen  Pontus  mit  der  Russischen  Macht  und  seinen 
fremden  Soldaten  entgegen  geschickt  und  es  kam  am  24.  Juni 
bei  Moshaisk  zu  einer  Schlacht,  die  aber^  da  gleich  beim  Anfange 
derselben  zwei  Compagnien  französischer  Reiter  ihn  verliessen 
und  zu  den  Polen  übergingen,  so  unglücklich  ausfiel,  dass  er 
das  Feld  räumen  und  sich  nach  Moskau  flüchten  musste.     Die 


—     105     — 

deutschen  Truppen;  die  von  Schuiskij's  Heer  abgeschnitten 
worden  ^aren^  rechten  noch  eine  zeillang  tapfer^  mussten  sich 
aber  endlich  den  Polen  ergeben^  was  ihnen  sowohl  von  Schui- 
skij;  als  von  Demetrius  Tür  eine  Verrätherey  angerechnet 
wurde.  Der  letztere  liess  52  Deutsche;  die  in  Koseletz  wohnten^ 
and  bei  ihm  besonders  angeschwärzt  worden  waren ;  aufheben 
und  nach  Kaluga  bringen ,  wo  sie  ersäuft  worden  wären ;  wenn 
sie  nicht  die  Klugheit  und  der  Muth  ihres  Predigers^  Martin 
Beer;  der  ih;^  Schicksal  theilen  sollte ;  gerettet  hätte.  Dieser 
liess  nämlich  den  trostlosen  Zug  vor  Kaluga  halten;  setzte  mit 
vier  Edelleuten  über  die  Okka;  und  begab  sich  mit  ihnen  heim- 
lich zu  den  deutschen  Fräulein  der  Marina;  durch  welche  es 
ihm  nach  vielen  Bitten  gelang;  den  Zorn  des  Demetrius  von 
den  Deutschen  abzuwenden  und  diese  alle  begnadigt  zu  sehen. 
Der  wackere  Beer  hatte  ebeU;  in  Bussow^s  Hause ;  seine 
Gemeine  zum  unvermeidlich  scheinenden  Tode  vorbereitet;  als 
Marina  ihnen  durch  ihren  obersten  Kammerjunker  die  frohe 
Bolschaft  ihrer  Ueltung  übersandte;  und  dabei  sagen  liess:  „sie 
„wäre  nicht  allein  der  Teutschen  KayseriU;  sondern  auch  ihre 
„liebe  Mutter."  Diese  ganze  Episode  von  dem  Unglücke  und 
der  Errettung  der  DeiUsehen;  die  Uussow  als  Augenzeuge  sehr 
umständlich  erzälilt;  hat  ein  grosses  und  rührendes  Interesse. 

Cap.  XIX.  Von  des  Suhski  Reichs  Entsctzong, 
item  von  Demefrii  II.  Untergang ,  und  dann  auch  Ton 
Erwehlung  Herrn  Uladislai  Königs  in  Pohlen  Sigismundi 
Sohn,  etc.  S.  458. 

Das  zunehmende  Elend  des  Landes  und  die  Fortschritte  des 
Demelrius,  die  Moskau  ernsthafter  wie  je  zu  bedrohen  schie- 
nen; machten ;  dass  die  Klagen  und  Unruhen  in  der  Hauptstadt 
immer   grösser   wurden.     Drei  Bojaren^  die  BussoWf  S.  459, 


—     i06     — 

Zacharias  Lippcnow  ^^^^  Michael  Molzanoch  >&«  und 
Iwan  Rasorfski  ^^^  ncnnt^  versammeiten  am  14.  Juli  das  Volk 
auf  dem  MarktC;  stelllen  ihm  den  Zustand  des  Landes  au&  eiB- 
dringlichste  vor^  schoben  die  ganze  Schuld  auf  die  Schwidie 
und  das  Unghlck  des  Grossfursten^  und  drangen  nut  dem  so 
bearbeiteten  und  erhitzten  Pöbel  sogleich  in  das  ScUoss^  nn 
Schuiskij  zu  zwingen^  die  Regierung  niederzulegen.  ,,Da8 
„Volk,  sagt  Jtussowj  S.  461;  lief  mit  obgenannten  3  Boyaren 
„zum  Kayser  Suhski  ins  Gemach  hinein,  nahmen  ihm  die 
„Kayserl.  Krone  und  Scepler,  legeten  dieselben  Oberseits  und 
„fahreten  ihn  aus  dem  Kayserl.  herrl.  Pallast  ganz  vom  Sddoss 
„herunter  in  seinen  Yorigcn  eigenen  Hof,  Hessen  ihn  eine  Platte 
„scheren,  zogen  ihn  auch  Kappen  und  Kugel  an  und  machten 
„ihn  wider  seinen  Willen  und  Dank  gar  zum  Münche."  Dann 
wurde  mit  dem  Polnischen  Heerführer  ^olkie^ski  ein  Waffen- 
stillstand geschlossen  mid  Siegismund's  Sohn,  Wladislaw, 
zum  Herrscher  von  Russland  gewählt,  mid  sogleich  eine  Depu- 
tation mit  dieser  Nachricht  nach  Smolensk  abgefertigt.  Der  König 
genehmigte  diese  Wahl,  unter  der  Bedingung,  dass  sein  Sohn 
bei  dem  katholischen  Glauben  bleiben  und/  sich  in  Moskau  mit 
einem  Polnischen  Hofe  umgeben  könne,  wogegen  „die  Reussen 
„auch  bey  ihrer  Religion,  Sitten,  Gebräuchen,  Rechten  und  Ge- 
„rechtigkeiten  uuverrückt  gelassen  und  gehalten  werden."  Beide 
Thcile  beschworen  diese  Bedingungen,  und  2olkieiHrski  bezog 
bis  zur  Ankunil  des  neuen  Herrschers  den  Kaiserl.  Pallast  in 
Moskau.  Unterdessen  begaben  sich  einige  Anhänger  des  Deme- 
trius  heimlich  zu  diesem  nach  Kaluga,  und  luden  ihn  ein,  ail 


113.  Sac/tariJ  Pelntwitsch  Läpunoit. 

114.  Michaii  I^lollHchatww. 

115.  Wahrschciuiich  Iwan  Sicpauotciitrh  lUhewkiJ, 


—     i07      — 

n  Trappen  nach  Moskau  zu  kommen^  wo  die  Slimmmig 
^r  noch  sehr  günstig  fflr  ihn  wfire.  Als  er  aber  auf  diese 
icherangen  auch  wirklich  in  die  Nfihe  der  Hauptstadt  zogr^ 
le  er  dort  so  schlecht  emprangeU;  und  von  den  PoleiKso 
dräcklich  angegriffen^  dass  er  sich  eiligst  wieder  nach  Kaluga 
tete.  Hier  konnte  er  sich  nun  auch  nicht  mehr  lange  sicher 
in;  die  Angst  und  das  Misstrauen  machten  ihn  grausam^  und 
;  wurde  er  besonders  gegen  die  bei  ihm  befindlichen  Tata- 
auf  deren  Hülfe  und  Schutz  er  nun  doch  fast  nur  allein 
1  rechnen  konnte.  Diese  schworen  ihm  Rache ^  zu  deren 
Qhrung  sich  auch  bald  eine  günstige  Gelegenheit  fand.  Am 
Dezember  nämlich,  als  er  seiner  Gewohnheit  nach  in  Be*- 
ung  von  einigen  Tataren  im  Schlitten  auf  die  Jagd  fahr, 
loss  ihn  der  FürM  Peter  Buslanoff.  Des  Demetrios 
K^r  wurde  hieraur  nach  Kaluga  gebracht  und  dort  mit  vielem 
*Snge  in  der  Schloss- Kirche  beigesetzt.  ,,Da  liegt  er,  sagt 
tsofc  S.  482,  noch  bis  auf  heutigen  Tag,  und  werden  seiner, 
lange  die  Welt  siebet,  wohl  Kindes  -  Kind  , in  Moscowiter 
id,  weil  seinetwegen  viel  Unglück,  grosse  VerM^fistungen, 
rd  und  Tod  in  ganz  Reussland  geschehen,  eingedenk  seyn 
I  dem  Tarlarischen  Fürsten  ewigen  Dank  daliir  sagen,  dass 
ihm  die  Crone  so  herrlich  aufgesetzet  und  damit  seinem 
ilhen  eine  Endschafl  gemachet  hat."  Marina,  „welche  da- 
fial  schon  schweres  Fiisses  und  auf  der  letzten  Zeit  war," 
ir  bald  daraur  einen  Sohn,  welchen  ihr  einige  Bojaren  von 
n  Anhange  „mit  ihrem  Zulass  mid  Consens  von  ihr  nahmen 
I  angelobten,  denselben  heimlich  erziehen  zu  lassen,  damit 
durch  Nachstellung  nicht  auch  ums  Leben  gebracht  würde, 
1  wo  ihm  Golt  das  Leben  gönnete,  künftig  ein  Herr  über 
jssland  werden  möchte.'^  linssow  erzählt  nun  S.  485,  dass 
uiskij  nebst  seinen  zwei  Brüdern,  Dmitrij  und  Iwan,  und 


—     108     — 

einigen  Gliedern  des  Galitzin'schen  Hauses^   von  den  RnsM 
selbst  gefangen  nach  Smolensk   gebracht  und  dem  Könige  tob 
Polen  als  Gefangene  ausgeliefert  worden  wären.     „Wahrikaftigü 
,Leute^  föhrt  er  fort,  so  damals  aus  der  Stadt  Riga  in  Lieflifld 
,auf  den  Reichstag  abgesandt  dabey  gewesen  nnd  es  geseha 
,und  auch  gehöret^  sagen  fär  gewiss^  dass  der  türkische  Kayscr 
,auf  jungst  Anno  1611  um  Martini  zu  Warschau  in  Fehlen  ge- 
»hallenem   Reichstage    einen   Gesandten   gehabt^   welchen  Ibo 
yKönigl.  Mixest,  in  Polüen  auf  einen  Tag  sollen  sonderlich  habM 
,tractiren  und  ihm  grosse  Ehren  bezeigen  lassen^  und  wie  der- 
,selbe  den  Reussischen  Kayser  gerne  sehen  wollen^  auch  dam 
,gebeten  und   angehalten^  sey  ihm  darein  gewillfahret  und  der 
,Suhski  mit  Moscowitischem  Habit  wohl  ausstafGret  herfilr  ge- 
,bracht  und  an  des  Gesandten  Tisch  gegenüber  ihm  gesetiel, 
,und  habe  der  Türkische  Gesandte^   als  er  den  Kayser  SahsU 
,eine  gute  Weile  wohl  angesehen  und  beschauet^  endlich  ange- 
,fangen^   die  Glückseligkeit  des   Königs  in  Fohlen  zu  preisen, 
,nehmlich^  das§  der  König  für  etlichen  Jahren  den  Maximilia- 
,num  gefangen  gehabt  und  ietzo  auch  den  grossmächtigen  Mo- 
,narchen  aus  Reussland   in  seiner  Gewalt  hätte.     Worauf  dem 
,der   Suhski^     als  ihm  diese  Reden  sehr  zu  Herzen  gangea, 
,dem  Gesandten  solle  geantwortet  haben ^    auch  gesaget:  Ver- 
,wundere  dich  des  nicht^  dass  ich  ein  gewesener  Fotentat,  ieiio 
,allhier  sitze^  der  unbeständige  Glückfall  hat  es  also  geiuget  und  wo- 
,fern  der  König  in  Fohlen  mein  Reussland  erhalten  wird,  ist  er 
,in  der  Welt  ein  so  mächtiger  Herr^  dass  er  auch  deinen  Hem 
,an  diesen  Ort  bringen  kann^  da  du  mich  ietzo  siebest.  Der  TMd- 
,sche  Gesandte  soll  darauf  kein  Wort  geantwortet  haben,  aber 
,im  folgenden  Jahr  1612  hat  der  Türkische  Kayser  dem  Kfinig 
,in  Fohlen  einen  erschrecklichen  Absags-Brief  zugesendet ,  wird 
,auch  dafür  gehalten^  dass  er  aus  oberwehnter  des  j 


—     109     — 

owitischen  „Kaysers  Antwort  zum  Theil  dazu  verursachet  sey."  In 
m^  S.  487  mitgetheilten  Absage-Briefe  fährt  der  Sultan  folg^enden 
lel:  ,,SuItan  Achmed  Chan^  der  AUerdurchleuchtigste ^  ein 
»ohn  des  grossen  Kaysers^  ein  Sohn  des  höhesten  Gottes^  ein 
[ayser  aller  Türken,  Griechen,  Babylonier,  Macedonier,  Sar- 
latier,  König  über  gross  und  klein  Egyplen,  Alexandria,  In- 
ien,  sowohl  aller  Völker  und  Einwohner  auf  Erden  ein  Herr 
nd  Monarche,  ein  Herr  und  leuchtender  Sohn  des  Nahomets^ 
in  Beschirmer  und  Hüter  der  Stadt  Pserasiae  "«  und  Paradies  "•» 
uf  Erden,  ein  Beschirmer  und  Behüter  des  heiligen  Grabes  des 
immlischen  Gottes,  ein  König  aller  Könige  und  Herr  aller 
lerren,  ein  Fürst  aller  Fürsten,  ein  Herr  aller  Indischen  Götter^ 
ie  nimmermehr  mögen  erfunden  werden  auf  dem  Erdboden,  ein 
lerr  des  lebendigen  Baumes  und  heiligen  Stadt  Gottes,  als 
ohl  aller  Gegend  des  reihen  Meeres,  ein  Herr  und  Erbe  aller 
rben."  So  wie  er  sich  auch,  nach  Bussouf's  Version,  in 
m  Briefe:  „Ich  Gott  auf  Erden  und  Geselle  Gottes" 
mt. 

Cap.  XX.  Was  sich  Anno  1611  in  Rcutisland  und 
Sonderheit  in  der  Hauptstadt  Noscau  zugetragen, 
irum  denn  der  König  in  Pohlen  seinen  Sohn  Herrn 
adislaum,  erwehlten  Reussischen  Kayscr,  nicht  da 
nein  kommen  lassen,  und  was  für  grosses  Unglück 
id  iiberwindlieher  Schaden  daraus  entstanden.  S.  491. 

Der  Polen  Ucbermuth  in  Moskau  erregte  laute  Klagen^  die 


iiei.     Ohne  überhaupt   die  Aechtheit  dieses  AktenstQckes ,  oder  auch  Dar 
e^  Titels  ver(heidi:;en   xu  wollen,    könnte   man  doch   glauben,   dass  P§era$ia 
statt  Huraa  oder  Purm  in  Anatolien  genannt  wäre. 

117.     Mit  Hezuü   auf  die  vorhergehende  Note   konnte  Parodie»  nun  auf 
^a  be/ogeo,  und  dann  müsste  statt  mmd,  ein  gelesen  werden. 


—     HO     — 

der  Studlikaltcr  des  Königs,    Jani^zowski;  so  viel  er  konnle, 
2u  stillen  suchte.     So  liess  er  unter  Andcrm^  me  Bu99om  S. 
496  erzüiilt,  einem  Polnischen  Edehnann,  der  im  trunkenen  Mirihe 
nach  einem  Bilde  der  heil.  Jungfrau  geschossen^  an  der  Stdk 
des  Frevels  selbst,  beide  Hände  abhauen,  und  ihn  dann  ausser- 
halb der  Stadt  lebendig  verbrennen.    Es  glückte  ihm  zwar  aich, 
durch  seine  Klugheit  und  Mussigung  einen  Auflaur  zu  stillen^  der 
am  13.  Februar  ausbrach,  und   in  welchem  von  beiden  Seüei 
mehre  erschlagen  wurden;  auch  die  Ceremome  des  Palm-Soas- 
tags,  von  welcher  S.  509—512  eine  ausführliche  Beschreibvg 
gegeben  wird,  ging  bei  grosser  Vorsicht  der  Polen ^  ruhig  vor- 
über; am  19.  März  indessen  brach  der  offene  Tumult  gegen  die 
Polen  aus.    Um  die  Reiterei  der  Feinde,  bei  welcher  wir  S.  515 
Margeret  als  Oberst  Lieutenant  des  ausländischen  Kriegsvolks 
wieder  finden,  unschädlich  zu  machen,  wurden  die  Strassen  nit 
Haufen  Holz  beworfen,  und  da  den  Polen  beinahe  kein  Verthei- 
digungs- Mittel  mehr  übrig  blieb,   so  liess  der  deutsche  Obrisl 
Borkoffsky  die  Häuser  in  der  Nähe  des  Kreml's  anzünden. 
,,Der  dritte  Theil  der  Moscau,  sagt  Bussaw  S.  518,  wurde  tut 
„diesem  Tag  ausgebrandt  und  kamen  viel  1000  Menschen  durch 
„Kugeln  und  Schwerter  und  Uebereilung  des  Feuers  ums  Leben 
„Die  Strassen  da  die  Gold -Buden  und  Kräuter -Buden  warn, 
„lagen  so  voll  tod  geschlagener  Cörpcr,    dass   eines   daselbst 
„durchgehenden  Füsse  an  etUchen  Oertern  kaum   das  ErdreiGh 
„berührten.     Die  Kriegsleute  erlangten   auf  diesem  Abend  ans 
„derer  Goldschmieden  und  Gramer -Buden  stattliche  und  fOrtref- 
„liche  Beule  an  Gold,  Silber,  Edcigesteinen,  Perlen^  Kleinodien, 
„gülden  Stücken,  Sammet  und  Seiden.'^    Bei  dem  am  rolgendcn 
Tage  erneuerten  Angriffe  der  Russen   wurde  beinahe   die  gaue 
übrige  Stadt  \on  den  Polen  verbrannt  und  geplündert.    „Sieben 
„Kaiserl.  Gronen,  heisst  es  S.   524,  und  3  Soepler^  ctaranUr 


—   Ili    — 

,f einer  von  einem  ganz  gewachsenen  Einhorn;  so  auch  mit  Ba- 
„binen  und  Diamanten  sehr  köstUch  besetzt  ^^«^  nebst  unsfi^chen 
„vielen  herrlichen  Kleinodien  mussten  in  fremde  Lander  ^andem/^ 
Endlieh  gelang  es  den  Russen  unter  Läpunow's  Anführung 
sich  Mieder  der  Stadt  und  des  Kremls  zu  bemächtigen  und  die 
Polen  zu  vertreiben. 

Bussow's  Bericht  schliesst  mit  der  Erhebung  des  Michael 
Feodorowitsch  Romanow  auf  den  Russischen Thron^  und  mit 
Wünschen  und  Gebeten  für  die  gänzliclie  Wiederherstellung  der 
Buhe  und  des  Friedens.  *) 


Berieht  über  die  Reise  des  Prinzen  Johann 
von  Dänemark  nach  Rassland. 

1602.  . 

Der  Zar  Boris  Godunow  hatle  die  Absicht,  eine  genauere 
Verbindung  zwischen  Bussland  und  Dänemark  zu  bewirken,  und 
glaubte  diesen  Zweck  am  sichersten  zu  errciciien,  wenn  er 
seine  einzige  Tochler,  Axinia,  dem  Prinzen  Johann  y  jüngsten 
Bruder  des  Königs  von  Dänemark,  Christian  IV,  zur  Gemahlin 
gäbe.     Um  die  Unterhandlungen  über  diesen  Gegenstand  einzu- 


118.  Diesen  mit  Kdelsteinen  besetzten  3;-  Fuss  langen  Scepter  hatte 
Iwan  lyannilietrUsch  für  7000  Pfund  Sterling  Yon  augsburgischen  Kaufleulen, 
die!»e  aber  von  dem  Kn£;Iünder  Horuy  gekauft,  der  1584  in  Moskau  war.  S. 
tJorney  Coronaijon  elc. ,  bei  llakluyt ,  527  und  KaroHum,  Bd.  IX.  S.  355. 
Anm.  ii^. 

•)     lieber  Husn/nr's  Werk,  s.  auch  in  den  Nachtragen. 


—     H2     — 

leiten^  sandle  er  im  Späljahre  1601  eine  ansehnliche  Gesandt- 
schaft nach  Kopenhagen^  i^elche  aus  drei  sehr  erfahrnen  Staats- 
männern;  den  Knäsen  Wassilij  Mstislawskij  und  Wassilij 
Sühuiskij^  und  dem  Djak  Affanassij  Wlassow  bestand^  and 
bald  am  Dänischen  Hofe^  dem  bei  seinen  Streitigkeiten  mit 
Schweden^  eine  so  nahe  Verbindung  mit  Russland  nicht  anden 
als  sehr  Avillkommen  sein  musste^  so  guten  Erfolg  in  ihren 
Geschälte  hatte  ^  dass  der  Prinz  sich  schon  im  August  des  fol- 
genden Jahres  zu  der  Reise  nach  Moskau  einschiflle.  Er  Inf 
daselbst  am  19  September  ein^  und  wurde  von  dem  Zaren  Bit 
den  ausgezeichnetsten  Beweisen  von  Liebe  und  Güte  empfangen, 
starb  aber  schon  am  28  October  nach  einer  kurzen  Krankheit 
in  seinem  zwanzigsten  Jahre. 

Wir  besitzen  über  die  Reise  des  Prinzen  Johann  und  sei- 
nen Empfang  in  Moskau  eine  sehr  merkwürdige  Schrift,  welche, 
bald  nach  der  Zurückkunll  der  Begleiter  desselben  in  Dänemark, 
im  Druck  erschien.  Der  Verfasser  derselben  hat  sich  zwar  nicht 
genannt;  es  ist  aber  unverkennbar,  dass  er  sich  im  Gefolge  des 
Prinzen  mit  in  Russland  befand,  und  man  darf  wohl  mit  vieler 
Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  sie  aus  der  Feder  seines 
Hofpredigers  M.  Johannes  Lund,  oder  von  seinem  Secrelair 
Dr.  Jörgen  Weber,  herrührt. 

Der  ausführliche  Titel  dieser  Schrift  lautet  also: 

WarhalTlige  Relation  der  Reussischen  vnA  Museo- 
witischen  Reyscvnd  Einzug  dessDurchleuehtigen,  Hoch- 
gehoruen  Fürsten  vnd  Herren^  Herren  Ilertzog  Johansen 
dess  Jüngern,  Auss  Königlichem  Stamm  Denncmarek 
etc.  Erbe  in  Norwegen,  Hertzog  2u  Schlegswig,  Hot 
stein,  Storniarn,  vnd  der  Dithmarscben,  Graffen  n 
Oldenburck  vnd  DcUmenhorst  etc.  Darinnen  aogezeiget 
wird,  mit  was  grossen  Frcwden  Ihr  F.  G.  iu  Rnsslaud, 


—     113     — 

▼on  dem  €ro8smc«b(igeQ  Potentaten  dem  Grossfiirsten 
in  der  Mosfcaw,  mit  grossem  Pomp  vnd  Solennitet  ist 
Müpfangcn  worden,  benebenst  der  Tractation  vnd 
forebmng,  so  Ibr  F.  D.  yorchret  ist  worden,  welebes 
alles  hierin  kttrtzlicben  specificirot  vnd  beschrieben  ist 
Saaipt  angebenckterlbr  F.  D.  Sebwacbbeit  vnd  seliger 
Abs^ied,  welcben  der  GrossfiirKt  bocbschmertslieh 
beladet,  vnd  mit  was  Proeess  die  Fürstliche  Leiche 
ist  bestptigt  worden.  Auch  warbatniger  Beriebt  der 
herrlichen  gelegenheit  des  Rnsslandes,  der  grossen 
Stadt  Musskaw,  Leben  und  Sitfen.  Darcb  einen  der 
Warbeit  Liebhaber,  dem  Hocblöblichen  Hauss  Den- 
nemarck  vnd  Hollstein,  zu  sondern  Ehren  susamnien 
getragen.  Zu  Nagdeburgk,  bey  Johan  Francken.  Anno 
CI3    13.  Clin.  4^ 

J)a  dieses  Werkchen  sehr  selten  geVrorden^  und  doch  (&r 
die  Geschichte  des  Boris  Godunow  sehr  merkwürdig  ist;  so 
hat  Büsching  dasselbe. in  s.  Magazin  für  Historie  und 
Grogruphic,  Bd.  VII,  S.  255—298  wörtlich  wieder  abdrucken 
lassen. 

Schlegel  rälirt  in  s.  Leben  Christian  IV,  S.  314  eine 
zu  Hamburg  1603  erschienene  Ausgabe 'dieser  Schrift  an,  wel- 
che vielleicht  die  älteste  ist,  wenn  nicht  anders  diese  Angabe, 
welche  Maller  in  s.  Samml.  Rnss.  Geseh.  Bd.  V,  *S.  144 
nach  Schlegel  wiederholt ^  die  9bh  aber  sonst  nirgends  erwfihnt 
finde ,  vielleicht  auf  einem  Irrthume  beruht. 

Zwei  andere  ofTicielle  Berichte  aber  diese  Reise  befinden 
sich  in  dänischer  Sprache  handschriftlich  in  Kopenhagen.  Der 
eine,  in  dem  Königl.  Geh.  Arehive  daselbst  aufbewahrte,  ÜBhrt 
[len  Titel: 

II.  8 


—    11*   — 

F.  N.  Ilcrtzog  Hans  til  Schleswig  -  Holsteen  hani 
Rcyse  att  liysland  Anno  1602. 

Der  andere  in  der  Königl.  Bibliothek  ^  iuhrt  die  Anfschrift: 

Ilrrlug  Ilansis  Reise  til  Rnsland,  soni  angik  Hei 
forste  Angnsli  Anno  1602. 

Gedruckt  erschien  diese  Reise  in  dänischer  Sprache  mter 
folgendem  Tilcl:  w|. 

Ilerhig  Ilansis  den  unge  Reise  til  Rydsland y^p^- 
dorn  »g  l)od.  Kiöbenhavn,  1606.  4^ 

Diese  Berichte  über  den  Aufenthall  des  dänischen  Pritun 
Johann  in  Russland  sind  sehr  reich  an  interessanten  Beiträgen 
zur  Kenntniss  von  Boris  GodunoM',  seinem  Höre  und  seiner 
Zcit^  und  daher  >vird  ein  ausführlicher  Auszug  aus  denselbfi 
hier  Avohl  um  so  mehr  an  seiner  Stelle  sein^  als  verschiedene 
Angaben  in  den  Dänischen  Beschreibungen  dabei  aus  Russischen 
Archiv-Nachrichten  ergänzt  und  erläutert  werden  können  "». 

Der  Prinz  Johann  trat  seine  Reise  in  Begleitung  seines 
Ober -Hofmeisters,  Axel  Gyldenstierna,  zweier  anderer 
Reichsrälhe;  Axel  Brahe  und  Christian  Ilolk^  ond  mit  ei- 
nem grossen  Gefolge  am  1  August  von  Kopenhagen  aus  zor 
See  mit  8  unler  dem  Commando  des  Admirals  Harlof  Dot 
stehenden  Fahrzeugen  an,  und  erreichte  am  10-tenNarva,  wo  er 


119.  In  ßlüller$  Samml.  Rum  GtichichtB,  Th.  V.  S.  140—157 
man  eine  ans  Rnssischeu  Archiv  -  Nachrichten  goschöpHe  Enihlan;  too  doi 
Aui'cnthaKc  des  Prinzen  Johann  in  Moskau,  w(>lche  von  der  oben  an^MkrlCi 
Helation  in  einigen  Sliicken  abweichl  und  aurh  weil  veniger  vollsUhuiig  bt 
Nach  MüilerB  Angaben,  aber  auch  mit  Benulzun^r  ausländischer  Quellen,  ist  eil 
Aufsalz  bearbeilet,  welcher  sich  unter  der  Aufschrift:  Der  Bßmhrka  Aiu 
Johanm  in  Ryn/and.  Begebenheii  des  Jahr^a  1602  im  €?mMfm»&  ^fJTM», 
1822.  JV3  8,  p.  81  und  daraus  von  Baroik  Kor/ff^  Deutsche  aberselzt,  m  te 
St.  PHenbmrgischen  Monatuchrifl  ^  herausgegeben  eom  Amg^ti  r.  Oldetef. 
1822.  M  3V  S.  121—139  belindet. 


—     115     — 

bStoits  seit  zwei  Monaten  erwartet  und  wohin  ilun  der  Bojar 
Michaile  Glebowitsch  Sallykow  von  Aloskan  aus  entgegengeschickt 
worden  war.  Der  Empfang  war  hier  von  Russischer  Seite  sehr 
Keierlich  und  es  wurden  dem  Prinzen  bei  seinem  Eintritte  auf 
das  Russische  Gebiet  im  Namen  des  Zaren  ausgezeichnete  Ge- 
schenke überreicht.  Diese  Geschenke  bestanden  in  einer  Kutsche^ 
fie  auswendig  vergoldet;  inwendig  mit  Sammt  und  Seide  aiA- 
geschlagcH;  und  mit  6  Schimmeln  bespannt  war;  9  Russischen 
Röcken  von  kostbaren  Zeugen  ^  mit  Knöpfen  von  Edelsteinen  und 
mit  Perlen  besetztem  Golde ;  5  Motzen  von  Sammt,  mit  Zobel 
besetzt  und  in  Edelsteinen  und  Perlen  gestickt;  4*  Paar  Stiefeln 
von  Goldii;to(r  und  mit  Silber  beschlagen;  2  Zimmer  der  schön- 
sten Zobel  u.  s.  w. 

Nach  einer  Erholung  von  6  Tagen  wurde  die  weitere  Reise 
■ach  Moskau  angetreten  ^  während  welcher  der  Wagen  des 
Prinzen  immer  von  einer  Ehrenwache  von  500  Mann  Russischer 
Reiterei  umgeben  war.  Am  23-sten  erreichten  sie  Nowgorod, 
wo  wieder  8  Tage  aiisgeruhet  wurde,  wahrend  welcher  Zeit 
^die  Russen  viel  (*auckelspiel  für  Ihr  Fürstl.  G.  mit  wilden 
^Thieren  vnd  dergleichen  trieben".  Am  11  September  langte 
der  Prinz  in  Siniitza  an,  wo  er  von  4000  Mann  wohlgekleideter 
Cavallerie  empfangen,  und  ihm  drei  schöne,  reich  aufgeschirrte 
Grossfürstliche  Pferde,  „darunter  ein  weises  mit  schwartzen 
„Placken  gar  dicht,  vnd  gleich  wie  ein  Luchss",  so  wie  auch 
ein  kostbarer  Säbel  in  einer  goldenen  mit  Türkissen  besetzten 
Scheide,  verehrt  wurden.  Am  i8-ten  ruhte  er  in  Tuschino  ans, 
wohin  ihm  zwei  goldene  mit  Edelsteinen  besetzte  Kellen  ent- 
gegen geschickt  Avurden.  Am  19-ten  endlich  hielt  der*  Prinz 
seinen  solennen  Einzug  in  Moskau,  auf  kostbar  verzierten  Gross- 
förstlichen  Pferden,  welche  ihm,  schon  in  beträchtlicher  Entfer- 
nung von  der  Hauptstadt,   eine  grosse  Anzahl  ^r  vomehnAten 

8* 


—     116     - 

Bojaren  in  ungewöhnlicher  Pracht^  fflr  ihn  und  sein  Gefolge 
Geschenke  entgcgengerfihrt  hatten.  An* dem  Thore  irarde  er 
von  drei  der  vornehmsten  Staatsmänner  bewillkommt^  und  in  die 
ihm  bestimmte  Wohnung  begleitet.  ^^Ihr  G.^  heisst  es  in  des 
Berichte;  musten  nicht  die  Heerpaucke  schlagen ^  oder  Tram- 
;,meten  blasen  lassen ^  sondern  also  stille  hinein  ziehen^  die 
„Russen  gaben  ror^  dass  solches  gebreuchlich  in  Kriegesslcullteii 
„vnd  nicht  zu  Fried  oder  freundlichen  Sachen  gehöre.  Es  Hess 
„der  Keyser  aulT  dem  Schlosse  die  grosse  Glocken  leuten,  welche 
„ein  gewaltig  brummen  ihete^  dieselbe  ^ar  der  Frewdenklaq^ 
jjZum  Einzüge"  *2o. 

Am  Tage  nach  seiner  Ankunft  wurde  der  Prinz  in  seiner 
Wohnung  aus  der  Grossfiirstliehen  Küche  bewirlhet^  mit  100 
Speisen  „in  Schusseln  von  lautem  klarem  Golde ^  gar  gross  vnd 
„  dicke ;  mit  güldenen  Deckeln ^  vnd  allerley  Getrencke  in  güldei 
„vnd  vergüldten  Credentzbechern  vnd  schalen."  Eine  Unpiss- 
lichkeit  des  Zaren  verschob  die  Vorstellung  des  Prinzen  bei  Hofe 
um  acht  Tage^  die  erst  am  28  September  statt  haben  konnte. 
Der  Prinz  und  sein  ganzes  Gefolge  i^urden  zu  derselben  Zeit  m 
einem  ungewöhnlich  pomphaften  Zuge  abgeholt  und  dabei  vw 
einer  grossen  Menge  der  vornehmsten  Bojaren  begleitet.  Bei 
ihrer  Annäherung  an  das  Schloss  ward  die  grosse  GIoiAe  ge- 


120.  In  der  Wurhafflen  Relalion  heisst  es,  bei  Bw9ckmg.  S.  2M: 
,Id  dem  Schlosse  war  bey  einer  Kirchen  ein  grosier  sCarcker  MQIienier-  fkiHaf 
„aber  nicht  hoch,  darinne  henget  eine  gar  schöne  grosse  Glocke,  so  120  Scktf* 
„pfund  wegen  sei.  Diese  Glocke  wird  geleutet,  wann  der  Keyser  Fest,  oder 
„sonderliche  Heiligen  feyret,  vnd  zur  Kirchen  gehet  Sonsten  ascli  wob  er 
„anss  der  Stadt  vnd  ein  reyset,  auch  wenn  er  frembde  Gesandt»  %nfls  Schlüi 
„krieget,  oder  lustig  ist,  so  wird  sie  goleut".  MüUer  in  s.  ^wmml  Bammttr 
Getchiekie  Bd.  V,  S.  147  sagt  hingegen  aus  Archiv-Nadiriebtan , '  man  habe  bri 
dem  Einzüge  des  Prinzen  die  grosse  Glocke  auf  dem  Ivuis-Thime 


—     117     — 

Hütet.  Beim  Absteigen  vm  den  Pferden  empfingen  sie  die  KnisM 
Andrej  Wassiljewitsch  Trubezkoi  mid  WassiliJ  Kasi- 
kardenukowitsch  Tscherkaskoi.  „Wie  Ihr  F.  G.^  heisst 
68^  der  Relation,  in  das  Keyserliche  Gemach  kam,  stund  Ihr 
^Keys.  Mayesl.  mit  seinem  Sohn,  vberauss  schön  bekleidet  mit 
yPirien  vnd  Edelgesteinl^n,  sonderlich  aaff  dem  Henpt  vnd  flkr 
^r  BniA,  dass  es  glentzte  vrie  die  Sterne.  Da  nun  Ihr  F«  6. 
9  für  Keys.  May  est.  mit  grosser  Reverentz  kam,  leard  er  von  Ihr 
^Mayest.  vnd  dem  Jungen  Herrn,  gar  fireundiich  vnd  liebUcb 
^emprangen,  auch  alsbald  Audientz  gegeben^.  Nach  der  Audienz 
wurde  der  Prinz  und  sein  ganzes  Gefolge  zur .  Z&risehen  Tafel 
gezogen,  zu  welcher  die  Einladung  schon  Tages  zuvor  erfolgt 
war.  Die  Mahlzeit  fand  statt  in  der  Granowitaya  Palata, 
^in  einen  grossen  Sal,  so  geweiht  vnd  stattlich  bemahlt  vnd 
,yaussgeputzt.  Dess  Keysers  Stul  war  von  Golt,  der  Tisch  von 
^Silber  mit  vergülden  Stapffen,  vmb  den  Tisch  lag  ein  Teppich 
„mit  Gold  durchi^'irckt.  Oben  am  Saal  hieng  eine  statliche 
,yKrone,  darein  ein  schlagende  Vhr.  Mitten  im  Saal  ist  eine 
„grosse  Seul^  vmb  dieselbe  ein  Berg,  darauff  stunden  so  viel 
„güldene  vnd  silberne  Becher  vnd  grosse  Geschirr  von  vnten 
„biss  oben^  dass  es  zu  verwundem.  Im  Vorsaal  stunden  vmher 
„so  viel  güldene  vnd  silberne  Schalen  vnd  Schüssel,  nebens 
„ander  gross  Geschirr  von  grossen  Thieren,  auff  allerley  Arth, 
„dass  es  vnglaublich  zu  sagen^. 

Die  Gebräuche  bei  der  Tafel  waren  die  bereits  ans  frü- 
heren Beschreibungen  bekannten.  Die  Speisen  wurden  an  beiden 
Tafeln  in  200  goldenen  Schüsseln,  und  eben  so  das  GetrSnke 
in  grossen  goldenen  Schalen  und  Bechern  aufgetragen. 

Nach  aufgehobener  Tafel  erfolgte,  wie  Müller,  Samml. 
RusH.  Gesch.  Bd.  V.  S.  153  nach  Schlegel's  Leben  Chri- 
stian IV.  S.  318  ganz  kurz  erwihnl,  die  Verloimng  des  PriBMi 


—     Ii8    — 

mit  Godunow's  Tochter,  ^obei  festgesetzt  mforde,  dass  die 
Vermählung  gegen  das  Tolgendc  Neu -Jahr  vollzogen  werden 
sollte.  Der  Zar  und  sein  Sohn  nahmen  dabei  die  goMenen, 
mit  Diamanten  und  Rubinen  verzierten  Ketten,  welche  sie  selbst 
trugen,  von  ihrem  Halse  und  hingen  sie  „mit  grosser  Reverenli' 
dem  Prinzen  um.  Zugleich  wurden  demselben  bei  dieser  iSiie- 
genheit  von  dem  Zaren  folgende  kostbare  Geschenke  verehrt; 
eine  grosse  goldene  Schale  mit  Edelsteinen  und  Perlen  besetü, 
eine  kleinere  goldene  Schale  mit  einem  Saphir,  12  silberne  nd 
vergoldete  Becher,  worunter  zwei  sehr  grosse,  drei  grosse  sill^me 
Kannen  und  15  grosse  silberne  Schalen;  ferner  11  Stücke  Goldsto^ 
15  Stucke  Sammel,  9  Stücke  Damast,  15  Stücke  Atlass,  4Siaclu 
Gansaugen^^i^  10  Stücke  englisches  Tuch,  10  Zimmer  Zdbd| 
20  Luchsfelle,  5  schwarze  Fuchse  und  3  Reussische  Röcke  voi 
Goldsloff  mit  grossen  Blumen  ^^\ 

Nach  einem  Beisammensein  von  einigen  Stunden  wjirde  ^ 
Prinz  sehr  freundlich  entlassen  und  wieder  unter  der  vorfgn 
Begleitung  in  seine  Wohnung  zuruckgerührt.  Die  Relation 
erwähnt  der  Verlobung  gar  nicht,  sondern  macht  vielmehr  bei 
der  Erzählung  von  dieser  Audienz  folgende  Bemerkung:  „Man 
;,hat  au(f  dem  Schlo^^se,  von  der  Keyserinnen  vnd  Frcwlin/ noch 
;,Frawenzimmer  niemand  gesehen,  auch  hat  Ihr  F.  G.  derer  selbst 
;, keine  gesehen,  es  kann  aber  wol  seyn,  dass  sie  am  veitorg- 
;,nen  ort  gestanden,  vnd  Ihr  F.  G.  auff  vnd  abzug  angese- 
„hen"  1". 


121.  Vermiiliilich  ein  gctiegc^(es'Scidenzcu!,^ 

122.  üc^ie^ei  a.  a.  0.  S.  312  macht  hiebol  die  Bemerknng,  dass  to 
Prinz  ebenfalls  von  seiner  Seite  mit  vielen  Koslbarkciien  versehen  gewesen,  fo 
dass  er  die  il  m  gemachten  Geschenke  mit  Gegengeschenken  erwiedern  konnle- 

123.  Karamsim,  Gesch.  de$  iIvM.  Reicht ^  Th.  X,  S.  40  giebt  nnh 
gleichzeitigen   Russischen  Nachrichten  folgende  Schilderung  tob  der 


—     119     —       ^ 

Am  4  October  erfolge  wieder  «von  Seilen  des  Zaren  eine 
fnerliclie  Uebersendun^  von  kostbaren  Gesciienken,  namentlich: 
13  Russische  Röcke  von  Damast^  mit  Zobel  b^elzt  und  mit 
Knöpfen  von  Edelsteinen^  Perlen  oder  Gold  verziert;  2  Hals- 
«khigen  mit  grossen  Perlen  besetzt;  eine  Bettdecke  von  GoldslolT 
mit  Zobel  gcfiiUert  und  mit  Biber  besetzt;  prachtvolles  Bettzeug^ 
Leibwäsche  ii.  s.  w. 

Am  6  October  machte  der  Zar  mit  seiner  ganzen  FamiUe 
iine  Wallfahrt  nach  dem  Dreiraltigkeils-KIoster;  Worüber  die  Re- 
lation eine  ausfuhrliche  Nachricht  giebL  Den  Zug  eröfltaeten 
60ü  Mann  zu  Pferde  ^  je  drei  in  einer  Reihe^  von  denen  mehre 
„mit  gülden  Stucken  in  Form  eines  Harm'sches^  beklaidot  waren. 
Dann  folgten  25  llaiidpferde  mit  kostbaren  Decken;  von  eben  so 
vtel  reich  gekleideten  Reitern  gefährL  Darauf  kam  ein  leerer 
Wagen  „eines  Deutschen  hcngenden  ^eich^^  mit  rothem  Tncbe 
bedeckt  und  überall  stark  vergoldet  Endlich  erschien  des  Gross- 
färst  in  einem  von  sechs  weissen  Pferden  gezogenen^  mit  Sammet 
bekleideten  Wagen^  dessen  Himmel  auf  vier  mit  silbernen  Kugeln 
verzierten  Stangen  ruhte,  und  neben  welchem  einige  Bojaren  zu 
Fasse  ginjüren.  Den  Zug  schloss  der  junge  Prinz  zu  Pferde  mit 
einem  grossen  Geroige  von  Bojaren  und  Soldaten.  Eine  halbe 
Stunde  darauf  folgte  die  Zarin  in  einem  prachtvollen  breiten^  mit 
10  weissen  Pferden  bespannten  Staatswagen^  vor  welchem  40 
reich  ver/ierle  llandpferdc  von  eben  so  viel  kostbar  gekleideten 


Braut:  ,Sie  war  von  millloror  Grosse,  üppii^er  Gestalt  und  schönem  Wüchse,  hatte 
„eine  niilrhwtMsse  Haut,  dichtes,  lan^res,  auf  die  Schaltern  herab  wallendes,  schwarzes 
„Haar;  riii  frixbes,  rolhes  Gesicht,  zusammenlaufende  Aagenbrauen  und  grosse 
„schwarze.  rriirii;e  Aui^en  von  unendlicher  Schönheit,  besonders  wenn  Thranen 
j,der  Rührung  oder  des  Mitleids  in  ihnen  itlänzten;  sie  bezauberte  eben  so* sehr 
„durch  ihr  Gemüth.  ihre  Milde.  Wohlredenheit  und  ihren  Versland,  als  durch  ihren 
.f«biideteu  Geschmack,  da  sie  Bucher  and  lisse,  kelligo  Gesinge  Hebte*. 


—     120     — 

Reitern  gefuhrl  wurden.  Ihr  folgte  ihre  Tochter  in  einem  didil 
verschlossenen  mit  acht  schönen  Pferden  bespannten  Wagen. 
;,Das  Frawenziniiner^  heisst  es  von  dem  Damen-Gefolge^  ritt  alles 
„zu  PferdC;  wie  das  Mann  Yolck^  hatten  auf  dem  Haupte  schnee- 
„  weise  Hüle  mit  leibfarben  fafll  gefuttert  vnd  gelbe  seidene» 
„HulbendC;  daran  KnöpflTe  von  Goldig  vnd  Quaste  dadurch  ge- 
„zogen ^  so  aufT  die  Schultern  hiengen.  Ihre  Angesichte  wam 
„verhüllet  mit  weissen  lüchern ^  biss  an  den  Mund,  sie  haliea 
„lange  Röcke  vnd  gelbe  StiefTel  an,  es  reitt  auch -ein  ide  atf 
„einem  weissen  Pferde.  Dieser  reitenden  Frawen  oder  Jon|^ 
„frawen  waren  vier  vnd  zwantzig  bey einander^.  Neben  des 
Wagen  gingen  gegen  300  wohlgekleidele  Trabanten  mit  weissea 
Stäben  in  den  Händen,  und  am  Ende  folgten  noch  gegen  5AO0 
Slann  zu  Pferde.  Als  ein  merkwürdiger  Umstand  .verdient  hierM 
noch  angeführt  zu  werden,  dass  hinter  dem  Wagen  des  Zaren 
ein  Kaslen  („eine  rote  Ladcn^)  geführt  wurde,  in  welchen  alle 
Bittschrillcn  gelegt  wurden,  mit  denen  das  Volk  schreiend  dm' 
Zuge  folgte. 

Boris  kehrte  von  dieser  Wallfahrt  am  16  October  znrflck, 
und  da  er  hörte,  dass  der  dänische  Prinz  den  Tag  vorher  kraidL 
geworden  wäre,  so  sandte  er  sogleich  seine  viei^  deutschen  Leib- 
ärzlo  zu  ihm.  Die  Krankheit  zeigte  sich  bald  als  ein  böeartigek 
hitziges  Fieber  und  erregle  die  lebhaHesle  Besorgniss.  Anf  die 
Nachricht  von  der  wachsenden  Gefahr  begab  sich  der  Zar,  dier 
den  Prinzen  bereits  sehr  lieb  gewonnen  hatte,  in  einem  MerlichBi 
Zuge  zu  ihni;  den  die  Relation  folgendemiassen  beechre&it: 
„Wie  der  Kcyser  vernam^  dass  die  schwach&eit  hefflig  war,  kan 
„er  den  27  Octbr.  Ihr  G.  zu  besuchen,  trawrig  auff  vnsem  Hol^ 
„wie  folget:  Erstlich  kam  einer  mit  einem  vergfllden  Sessel,  mV 
„leib'farb  Leischtuch  vberbcdeckt,  darnach  giengen  ein  hauffen 
„Bojaren.  Darauff  folgete  er  im  Schlitten,  so  ausswendig  vergflll, 


—     121     - 

y inwendig  imt%rflnein  Sammet  vbenogen,  daranff  eine  Deck  mit 
yZobeln  geruttert.  Da  er  auss  dem  Schlilten  trat;  vnd  aaf  Dur 
,F.  G.  losament  oder  gemach  geben  i^rolle^  gienget  die  Bojaren 
^vorher,  darnach  der  Vater  Babst  vnd  Patriarch^  mit  eim  gflldat 
yCrevt2;  weich  vnd  weyrauchfass,  creulzigten^  weiheten  vnd  be* 
Itancherten  den  Weg,  biss  in  F.  6.  gemach,  bey  vnd  hinter 
ydem.  Keyser  giengen  der  Cantzler,  Landtmarschalck,  nebens  an* 
,dern  Herrn,  dess  Keysers  verwandten,  alte  ansehnliche  Personen, 
yiiit  ihren  Biyaren  vnd  Dienern.  Wie  Ir  Mayest  in  F.  6.  Lo- 
^•ament  oder  Kamer  kam,  vnd  sah  das  Ir  F.  6.  die  sprach 
^schwach  war,  ward  Ir.  Mayest.  hoch  betrübt,  thet  Jn  mit  weh- 
y klagen  vnd  schmertzen  ansehen,  vnd  Gott  dem  ^Jln^chtigen 
^befehlen,  also  (rawrig  wieder  abgehen,  wie  er  anff  die  Stiegen 
,kam,  schalt  vnd  flucht  er  dem  Dollmetschen,  dass  er  Ihr  Mayest. 
ydie  warheit  nit  gesagt  holte,  wie  es  gewesen^.  Als  am  fol- 
genden Tage  über  den  unglücklichen  Ausgang  der  Krankheit  kein 
Zweifel  mehr  übrig  blieb,  eilte  der  Zar  auf  die  Nachricht  davon 
nochmals  zu  dem  Prinzen,  klagte  und  weinle  laut,  forderte  das 
Gefolge  desselben  aur,  iiir  ihn  zu  beten,  und  that  ein  Gelübde, 
wenn  er  am  Leben  erhalten  würde,  allen  Gefangenen,  deren  man 
damals  gegen  4000  zählte  und  unter  denen  sich  auch  viele 
Deutsche  befanden^  die  Freiheit  schenken  zn  wollen.  Kaum  hatte 
er  sich  indessen  mit  allen  Zefchen  der  tiefsten  Traner  wieder 
avOckbegeben,  als  der  Prinz  verschied.  Die  Nachricht  von  sei- 
nem Ende  erregte  überall  die  lebhafteste  Theilnahme,  weil  der 
kaum  zwanzigjährige  Verstorbene  ,,al^  ein  schöner,  munterer  und 
,, verständiger  IJMMkallgemein  beliebt  gewesen  war.  Der  Zar 
kündigte  diesenTj)|p|l  der  ihm  bestimmt  gewesenen  Braut  selbst 
mit  den  Worten  an :  „  Wir  haben  deine  Freude  und  meines 
;, Herzens  Trost  verloren^,  worauf  die  Pruizessin  ohnmfichtig  zu 
ihres  Vaters  Füssen  niedersank.    Der  Zar  and  der  ganie  Hof 


—     122     — 

legten  auf  drei  Tagoi-^  Trauer -Kleider  an.  EiRige  Tage  nach 
dein  Tode  Johanns  liess  der  Zar  in  dem  Ilore  der  Wohmuig 
desselben  unier  einigen  Tausend  Armen  ^  Speise  und  Geld  ver- 
theilen^  und  auch  in  der  Deutschen  Sloboda  alle  Frauen  mit 
Korn  und  Geld  beschenken;  ;,dass  sie  fär  der  Seele  vnd  femer 
^abwendung  alles  vnglucks  bitten  selten^  <>».  Der  entseelte 
Leichnam  Avurde  auf  Berehl  des  Zaren  in  einen  mit  aromatisches 
Kraulern  angcrülllen  kuprernen  Sarg  gelegt^  der  noch  in  einen 
eichenen  verschlossen  wurde^  und  dann  am  25  November  in  *der 
Kirche  der  in  einer  kleinen  £ntrernnng  von  Moskau  befindlichfli 
Deulschcn  Sloboda  beigesetzt  «2«,  Kurz  vor  dem  Wegführen  der 
Leiche  kam  Boris  noch^  um  von  derselben  Abschied  zu  neh- 
men ^  und  folgte  ihr  dann  auch  noch  im  Schlitten  durch  eim'ge 
Strassen.  Der  Zug  bis  zu  der  deutschen  Kirche  war  sehr  feier- 
lich und  ging  duKb  einige  Tausend  Strelitzen^  die  bis  zu  der 
Sloboda  aufgestellt  waren. 

Im  Anfange  des  Jahres  1603  kehrten  die  Begleiter  des 
verstorbenen  Prinzen  wieder  nach  Dänemark  zurück.  Am  6  Janaar 
wohnten  sie  noch  der  Feierlichkeit  der  Wasserweihe  bei,  wozu 
sie  im  Namen  des  Zaren  eingeladen  waren.  Aus  der  ausfilhr- 
liehen   Beschreibung    derselben^    welche   übrigens    wenig  Neues 


124.  Oder  wie  Margerei  j  der  sich  damals  in  Moskau  bcrand,  fL  iOtr 
sagt :  auf  drei  Wochen, 

125.  Man  hat  behauptet,  der  Tod  des  Priozen  sei  durch  Borit  Cmlmaom 
selbst  veranlasst  x^orden.  S.  MüUer$  SammL  Russ.  Gefck.  Th.  V,  S  155. 
Eine  Widerlegun<;  dieser  Verläumdung  durch  m oralischWMMf edirintsche  GrBide 
findet  man  in  m'M.  jVich.  Richter  8  Geschichte  WS^minim  im  Mfwmlnui, 
Th.  I,  S.  V03— 409.  Margerei  sagt  p.  109  bloss:  „W  lomba  malade  ttmm  exm 
„comme  Ton  licnt,  duquel  il  mourut  quelquc-temps  apres*'. 

126.  Hier  blieb  der  Leichnam  bis  1637,  wo  er  nach  Dlnemark  gebracht 
and  dort  in  der  Königl.  Familien  -  Grait  beigesetzt  itardc. 


—     12J     — 

enthält  y  hebe  ich  nur  einige  wenige  Umstfinde  hervor.  ^Der 
,1  Vater  Babst^  heissl  es^  war  selber  mit;  im  ganzen  güldenen 
f,9lück  bekleidet;  sein  Hat  so  er  auffhette^  war  ganlz  weit  ynd 
„mnd;  mit  einem  gülden  Crentz  vberzogen^  mitten  auff  der  höhe 
9  stund  ein  lilein  Crentzlein.  —  Bey  dem  loch  im  Eyse  anfi  der 
yiechten  Seiten  war  ein  Slul  etzliche  tritt  hoch;  da  der  Babst 
1»  stehen  vnd  sitzen  solle;  auff  der  lincken  Seiten  dess  Vater  Babstes^ 
^ein  wenig  nicderwertS;  war  eine  stete  zugericht  mit 
^rotem  Sammet;  für  dem  Kayser^.  Von  der  Kleidung  des 
Zaren  heissl  es:  „DerKeyscr  hatte  einen  verblöroeten  Sammeten 
,pRock  an;  vnd  eine  schwartze  FuchshüU  aulTm  Ileupt;  vnd  seinen 
jyStab  in  der  Hand.  Sein  Rock  war  fom  von  oben  herunter;  vnd 
nVnlcn  vmbher  mit  Perlen  vnd  Golde  gestickt  —  Dem  Keyser 
j,vnd  Jungen  Herrn  ward  ein  köstliche  Decke  von  Rauchwerek 
„vnter  die  Fasse  gelegt^.  • 

Am  15  Februar  verliess  ein  Theil  der  Gesandtschaft,  an 
Pelzwerk;  Stoffen  und  Geld  reich  beschenkt,  die  Russische  Haupt- 
stadt; und  kehrte  nach  Dänemark  zurück.  Der  Haupt-Gesandte^ 
Axel  Güldenstierna;  blieb  indessen  mit  einem  ansehnlichen 
Theile  des  früheren  Gefolges  noch  fünf  Monate  länger  in  Moskau, 
um  die  V  erlassenschaR  des  Prinzen  in  Ordnung  zu  bringen. 

Am  Palin-Sonnlage  sahen  sie  die  feierliche  Prozession  nach 
der  Jerusalems -Kirche,  bei  welcher  der  Zar  das  Pferd  des  Pa- 
triarchen am  Züi^cl  zu  führen  pflegte.  Die  Relation  giebt  eine 
sehr  umständliche  Beschreibung  derselben;  aus  welcher  ich  hier 
nur  einige  der  merkwürdigsten  Umstände  anführe.  Nachdem  der 
Zug  durch  eine  Menge  von  Priestern;  mit  Palmzweigen  und 
Kerzen  in  den  Händen ,  eröffnet  war;  heisst  es  daselbst;  „kam 
..sachte  gefahren  ein  Wage,  dafür  2  Pferde  vnd  etliche  Männer 
.;die  bey  her  giengeU;  vnd  den  Wagen  hielten.  Auff  diesem 
»Wagen  war  ein  schöner  Bawm  mit  vielen  Esten  vnd  Zweigen, 


—     12*    — 

^die  Zweige  waren  alle  mit  kleinen  äpffelein  vnd  Feigen  bewon- 
jfdewy  vnd  war  dieser  Bawm  aufT  dem  Wagen  mit  Bretern  \bA 
„Holtz  fest  gemacht;  dz  er  nicht  abschütteln  konde,  zwisdm 
„den  Esten  des  Bawmes  stunden  6  junge  Knaben  mit  blossen 
„heuptC;  die  hatten  weisse  iMesshemde  an,  ^ie  die  Priester. 
„Sie  sungen  aufT  jre  Sprache:  Hosianna  dem  Son  Dauid,  u.  s.ir. 
yj —  Hiernechst  rilt  der  Babst  aufT  einem  schneeweissen  Pfefd, 
„sass  im  grossen  Quersatfel;  vber  dem  Sattel  i^^ar  ein  wi|sbb 
„seidene  Decke.  Der  Vater  Babst  halle  auch  ein  vieiss  find 
„an^  vnd  ein  weiss  hüllein  aufT  dem  heupl  mit  ein  gälden  Crerfi 
„vberzogen;  oben  aufT  dem  vbergemachten  Creutz  stund  ein  kleia 
„Creufziein.  Er  helle  auch  ein  schön  gälden  Creutz  in  der  Hand, 
„da  er  allzeit  mit  segnete.  AufT  der  rechten  seilen  des  Babsis 
„gieng  der  Keyser  in  seinem  Keys,  habit,  hetle  die  Keyserliche 
„Krone  aufT  dem  Heupl^  sein  Rock  war  forn  herunter  vnd  vnten 
„vmbher  gar  breil  mit  Perlen  ^  Gold  vnd  Edelgesteinen  gestickt, 
„vmb  den  lincken  Arm  hette  er  dess  PTerdes  Zflgel,  vnd 
„sein  Stab  in  der  Hand,  da  er  bey  gieng.  In  der  rechten  tmg 
„er  einen  Palmzweig.  AufT  der  lincken  seilen  dess  Babsts  gieng 
„ein  schwartzer  Münch,  der  helle  den  lincken  Zügel  in  der  hand. 
„Ward  also  der  Babst  vom  Keyser  vnd  München,  nach  den 
„Tempel  geleitet.  Darnach  folgte  der  Junge  Herr,  gar  staüich 
„sein  Rock  von  Perlen,  Gold  vnd  Edelsteinen  wolgeschmackt, 
„schöne  Ketten  vmb  den  Halss,  eine  Hülle  von  schwartz  Fudis 
„aufT dem  Heupl,  in  der  Hand  trug  er  ein  wehendes  Rohr'. 
Der  Rückzug  erfolgte  in  der  nämlichen  Ordnung.  „Aber  der 
„Junge  Herr,  heisst  es,  gieng  negest  den  Geistlichen  ftlr  den 
„Keyser  vnd  Babsle  her,  hello  ein  Palmstranch  in  der  Hand, 
„brach  bissweilen  ein  Zweiglein  vnd  warlTs  hinter  sidi  auff  der 
„Erden  oder  Brücke.  Der  Keyser  gieng  itir  des  Babstes  PTerd 
„ein  pahr  schritt  weit,   hette  dess  Pferdes  Zügel,  so  lang 


—     125     — 

39 von  Saiünet  beneyt,  vmb  den  Hncken  Ami;  vnd  ein  wehen«^ 
,des  Rohr  in  der  rechten  Hand.  In  der  lincken  seinen  ge* 
i^brenchlichep  Keyser  Slab*^. 

Am  1&  Mai  sahen  sie  die  Wasser\\*eibe  f&r  die  Franen, 
die  der  Patriarch  an  der  Moskwa  verrichtete;  und  am  21-sten 
rine  feierliche  Prozession,  welcher  der  junge  Grossfürstliche  Prinz 
beiwohnte.  ;,Der  Junge  Herr,  heissl  es  in  der  Relation;  hatte 
, in' der  Hand  ein  gülden  Stab;  aufl  dem  Heupt  eine  schwartze 
yFuchshülIe;  vber  dem  Leib  ein  rot  sammet  Rock  statlich  mit 
^Ferien  vnd  Edelsteinen  gestickt,  köstliche  Ketten  vnd  Kleinode 
„vmb  den  HalsS;  vmb  die  Beine  gelbe  Stievel ;  waren  mit  Ferien 
„schön  aufr  dem  Fusse  gestickt.  „Auch  ein  köstliches  weiss 
„Meid;  so  jm  in  dem  Kloster  angezogen;  damit  er  auch  auffa 
„Sihlüss  gegangen"  «27, 

Am  29  Mai  endlich  hatte  der  Gesandte  seine  Abschieds- 
Audienz,  und  am  folgenden  Tage  erhielt  er  und  sein  Gefolge 
von  dem  Zaren  sehr  reiche  Geschenke  zugeschickt,  „alss  silbern 
„Geschirr,  Zobeln^  schwartze  Füchse ;  köstliche  Reussische  Röcke, 
;, güldenstücke ;  Sammet;  Dammast;  AttlasS;  Tafll  \iid  Gewand; 
;,auch  Geldt". 

Am  3  Juni  verliess  die  Gesandtschaft  Moskau  unter  einem 
ansehnlichen  Geleite  von  Bojaren  und  Kriegsleuten;  und  nahm 
ihren  Weg  über  Twer^^s  und  Nowgorod  1*'  nach  Nar^a;  und 
von  hier  auf  vier  Königl.  Dänischen  Schilfen  nach  Kopenhagen. 
Der  Zustand  des  Gesandten  AxelGyldenstierna;  der  schon 
in  Narwa  krank  eingeschifft  wurde ;   verschUmmerte  sich  auf  der 


127.  Die  Relation  oeont  den  Ort,  ron  welchem  aus  4ie  Gesaadlea  den 
Prozessionen  zusahen,  det  Heupipamdes  tiäiU^  im  RnssischeB  Lokmq/^Mmt: 

1 28.  Die  Relaiiom  sagt  Oii/eri  ntcb  dem  Alt-Hnsflfchmi  Ffamen  Oiwer. 

129.  Das  immer  Sowigroä  «id  Jf^wgmtl  ^eMBit  wM. 


—     126     — 

See  so  schnell^  dass  man  genölhigt  war^  bei  Gothland  ans  Land 
zu  gehen ;  >vo  er  bereits  am  folgenden  Tage  starb.  Der  Rest 
der  Gesandtschaft  kam  endlich  am  24  Juli  in  Kopet^igen  an  >*•• 

8. 

Axel   von    Gyldenstierna. 

1602. 

Der  Reichs- Rafh  Ajcel  von  Gyldenstierna  begleitete  n 
Jahre  1602  den  Dänischen  Prinzen  Johann,  reicher  zum  Ge- 
mahl der  Tochter  des  Zaren  Boris  bestimmt  war,  als  dessen 
Ober -Hofmeister  nach  Moskau ,  und  blieb  auch  nach  dem  Tode 
desselben  noch  mehre  Monate  daselbst.  Im  Juli  1603  trat  er 
seine  Rückreise  nach  Kopenhagen  an,  starb  aber  auf  derselben 
noch  ehe  er  sein  Vaterland  erreichen  konnte.  Die  ausfilhrliche 
Beschreibung  des  Aufenthalts  des  Prinzen  Johann  in  Moskai 
ist  in  dem  vorhergehenden  Artikel  erwähnt  worden.  GjfMen- 
stierna  hinterliess  aber  auch  ein  besonderes  Tagebuch  Aber 
diese  Reise  in  Dänischer  Sprache,  welches  im  Originale  in  den 
Königl.  Archive  zu  Kopenhagen  aulbewahret  wird.  Aus  dieser 
Handschrift  gab  Professor  EngelsloTt  im  Jahre  1814  einen 
Auszug  heraus  unter  dem  Titel: 

Udtog  nf  Rigsraod  Axel  Gyldonstiernf^s  Dagbog» 
holden  paa  hans  Reise   til   og  under  hans  Ophold  ia 


130.  Der  Herzog  von  Schleswig -Holstein,  Johann^  suchte  in  der  Foi|e 
seinen  Sohn,  Philipp,  zum  Gemahl  der  Prinzessin  Axiniu  vorzoschlagen  oid  lii 
deswegen  den  König  von  Dänemark  am  seine  Verwendung.  Das  SdveibeB  des- 
selben vom  6.  März  1605  befindet  sich  in  Bü9cKimg'9  Magtnim,  Th.  YU,  S. 
3 19-— 321.  Der  Herzog  konnte  das  Unglfick  noch  nicht  kennen^  welches  gerade 
damals  Borit  und  seine  Familie  betroffen  halte. 


—     127     — 

Hiikoir  1602—1603.    Udgiret  og  med  Anmoerkninger 
ledsaget  af  L.  Engelstofl. 

Dies«  Auszug  ßndet  man  in  Historisk  Calender  ad* 
giren  af  L.  Engelstoft  og  J.  Möller.  KJobenharn  1814. 
8*.  P.  73  —  212.  - 


9. 

S  t  c  p  h  an   K  a  k  a  s  eh. 

1602. 

SicpAan  Kakasch  i^'  ton  Zalonkemenjf ,  ein  Siebeq- 
Ijurgischer  Edelmann;   wurde    1602  von  dem  Römischen  Kaiser 
liudolph  II.  als  Gesandlcr  nach  Persien  geschickt|  um  die  zwei 
Jahre  vorher  von  Schah  Abbas  nach  Wien  abgefertigte  Bot^ 
schall  zu   erwiedern^    und  beliam  zwei  Begleiter  mit:    Geor|[ 
Tectander  von  der  Jabel«»*   und  Georg  Agelast,   von* 
denen  der  ersiere   ihm  wahrscheinlich   als  Secretair  beigegeben 
%var.     Er  kam  am  6  November  in  Moskau  an^    und  verliess  es 
am  2ü-s(en  wieder^   um  seine  Reise  über  Astrachan  nach  Per- 
sien rorlzusetzcn.     Er  erreichte  indessen  das  Ziel  seiner  Bestim- 
mung nicht;  sondern  starb  am  25  October  1603  zu  Lantzen  i>> 
in  Medien. 


i:n.  In  den  Russischen  Archiv-Nachrichten,  irad  in  Karmmm9  tfetek. 
lim  Rmm.  Hi'icht  (z.  B.  Bd.  X,  S.  27$)  wird  er  inner  MTaktu  gUkUUkL  * 

132.  In  dem  gedruckten  Berichto  iber  k'mkimtk'a  Reite  Msft  er  Tteimmd^ 
rom  drr  Jnbel ,  woraus  in  Bünrhimga  Mag^mim  Th.  VI,  S*  151  Titkel  gentdit 
ih|.  In  dor  Wiener  ()ri:;inal  -  Handschrift  derselben  tber  steht  nehre  Male  el^n- 
fiills  ;:an/.  deutlich  ton  der  Jahel, 

l.iii.    iMmnam  oder  Lmum  eta  Ueiaer  Bebe  bei  Lemktfmm  gelegeaer  Ort 


—     128     — 

Wir  haben  aber  diese  Reise  zwei  Berichte,  welebe  Hdk 
beide  in  den  handschrifllichen  Originalen  in  dem  K.  K.  geh. 
Haus-  Hof-  und  Staats -Archive  zu  Wien  befinden.^ 

Das  crstere  dieser  Aktenstücke  ist  ein  zwei  Bogen  8ti||lff 
Brief  des  Gesandten  an  den  Geheimen -Ralh,  Wolfgang  Un- 
verzagt^ Freiherrn  auf  Retz  und  Ebenfurt  in  Prag  ans 
Moskau  vom  25  November  1602. 

Das  zweite  ist  der  ausführliche  Bericht  den  TectaBd(t|r| 
einer  von  des  Kakasch  Begleitern  über  die  ganze  Reise  -ailgih  * 
fasst^  und  nach  semer  Zurfickkunil  dem  Römischen  Kaiser  ^ 
gestattet  hat.  Er  ist  in  der  Handschrift  24  FoHo- Bogen  sink 
und  führt  folgenden  Titel:  Iter  Persicunii  Kurtze,  doeli 
aiissfuhrliche  rnd  wnrhaflflige  Beschreibang  der  pe^ 
sianisehen  Reiss:  welche  aaff  der  Rom.  Kay«  May. 
aller  gned.  Bereich,  im  Jahr  Christi  1602  Von  dem 
Edlen  vnd  Gestrengen  Herren  Stephane  Kakasch  yoi 
Zaionkcnieny,  vornehmen  Sichenbfirgischen  TomAdel^ 
angefangen:  Vnd  als  derselbig  vnterwegcn  zn  Lantici 
in  Medien  Land  todtes.  verschieden;  von  seinem  Rei» 
hererten  Georgio  Tectandro  von  der  Jahel  vollenfe 
ronfinniret  vnd  verrichtet  worden. 

Diese  Reise  erschien  bereif  s  wenige  Jahre  darauf  anler  den 
angeführten  völlig  unveränderten  Titel  im  Drucke  zu  Altenbnrg 
in  MeisseU;  1609^  kl.  8^.  mit  8  Kupfern^  and  ebend.  1610, 
kl.  8^  i>«^  und  da  diese  Ausgabe  äusserst  selten  geworden  ist, 
so  liess  der  Freiherr  von  Hormayr  sie  wieder  nadi  dtf 
Wiener  Handschrift  abdrucken  in  seinem  Archive  für  CSet- 
graphie,  Historie,  Staats-  und  Kriegskunst. 
1819.  No.  11,  12,  27,  29,  37,  39,  40,  41. 


134.    S.  über  diese  Ausgabe  Bii$cküig'§  Mmganim  Tb.  VD»  S.  25i. 


—     129     — 

Die  merkwürdigsten  Russland  betreflendcn  Umstände  aus 
len  angeführten  beiden  Handschrilten  sind  folgende  : 

Kakasch  trat  seine  Reise  von  Wien  aus  am  27  Augast 
1602  an  und  ging  durch  Böhmen  und  Schlesien.  In  Wartenburg 
and  er  den  Burggrafen  Abraham  Freiherrn  von  Dohna 
hier  von  Thonaw),  der  1597  in  Russland  gewesen  war,  und 
lit  welchem  er  sich  ausführlich  über  seine  Sendung  nach  Russ- 
md  besprach.  Am  \\  September  kam  er  nach  Warschau,  von 
ro  aus  die  Reise  nun,  der  in  Polen  herrschenden  Pest  und  der 
berall  herumschwcifenden  Kosaken  wegen  sehr  unsicher  und 
eschwerlich  wurde.  Am  G  October  traf  er  in  Orscha  ein,  wo 
r  bis  zum  15-len  auf  die  Erlaubniss  zur  Forlsetzung  seiner 
iCisc  warten  mussle.  An  der  Russischen  Gränze  wurde  er,  wie 
s  hier  ^leissl,  „von  zwölff  Personen  empfangen,  so  köstlich 
bekleidet  vnd  ansehnliche  Leute  gewesen,  aus  welchen  ihr  fünff 
kleine  Trummein  am  Sattelknopf  hatten  hangen,  vnd  darauflT 
schlujjcn:  Andere  sechs  aber  mit  dem  Mund  pfieffen.  Denn,- 
a^  der  IJcriihl  veiter,  es  bey  den  31oscowillern  fast  gebräuch- 
lich isl,  dass  die  Kdelleiit,  oder  sonst  tapffere  vnd  Ritterliche 
Personen,  \Nenn  sie  reillen,  solche  Trummein  an  die  Sättel 
hengen,  dardurch  sie  \on  gemeinen  Soldaten  vnterschieden  wer- 
den, so  p(lej»en  sie  auih,  wenn  sie  eilend  Postiren,  mit  dem 
Mund  olin  eiinjic  liistnuiient  zu  pfeiffen,  also  hell  vnd  laut, 
duss  man  ^e  von  weitem  hörel.  Welches  pfeiffen  sie  von 
Juueiid  aiiir  diinh  Ian^\\irige  >bnng  also  erlernen".  Auf  dem 
V'ejre  bis  Sinolensk  hatten  sie  \iel  zu  leiden  durch  böses  Wetter 
nd  ji^nmdlose  We;re.  „Der  Brücken,  heisst  es,  giebt  es  vber 
ÜOO,  und  an  ellieh  orten  vber  eine  Meile  weges  lang,  vnd 
sehr  zerris<rn,  dass  man  allda,  wenn  es  schon  gut  weller  ist, 
zu  rei>en  \l)eiauss  \W\  zu  schallen  hat".  Von  Smolensk,  wo 
c  einige  Tage  aiilgehullen  wurden,  reisten  sie  am  21  October 

IL  *J 


—     130     ~ 

ab,  und  zwar  in  sechs  reichlich   mit   Lcbensmillcln  aller  Art 
versehenon  Wagen,   von   denen   der   des  Gesandten   mit  xwri,   ^ 
die  andern  aber,   ,,dara«ir  wir,  sagt  er,  mit  vnser  Porlalera  ^ 
„zwenc  >'nd  ZAvene   auff  einem  Wagen  gefahren*^,   mit  etoen^ 
Pferde  bespannt  waren.    Man  hielt  die  Fremden  auf  ihrer  Wei — . 
lerreise  ungewöhnlich  auf,  und  Hess  sie  sich  nur  in  sehr  lileincc;:::: 
Tagereisen  der  Hauptstadt  nähern,  wo  sie  endlich  am  9  Noveni — . 
ber<3^  ankamen.     Der  Empfang  in  Moskau  war  sehr  feieriid^. 
Schon  weit  vor  der  Stadt  wurde  die  Gesandtschaft  mit  militairff^ 
schem  Pompe  eingeholt  und  so  in  die  für  sie  bereitete  Wohnm^ 
gefuhrt.    Hier  aber  wurden  alle  dazu  gehörigen  Personen  streof 
bewacht  und  ihnen  aller  Verkehr  nach  aussen  hin  abgeschnitten. 
Mit  Allem,  was  zu  ihrem  Unterhalte  gehörte,  wurden  sie  Obrigeis 
aus  der  Zarischen  Küche  aufs  Reichlichste  versorgt.       * 

Am  27   November  «8«   wurde   der   Gesandte   zur   Audienz 
gerufen.  Seiner  dringenden  Bitten  ungeachtet  war  es  nicht  nfig- 
lich  gewesen,  diese  früher  zu  erhalten,  da  erst  kurz  vorher  der 
Herzog  Johann  von  Dänemark,  welchen  der  Zar  sehr  geliebt 
und  zu  seinem  Schwiegersohne  bestimmt  hatte,  in  Moskau  ge- 
storben war.  „Er  saye  ein  seer  dugethaffler  Fürst  gewesen^  vmb 
„den  der  Khaiser  zum  höchsten  traurig,  vnd  mit  saim  ^izen 
„hotr  in  Klag,  auch  nicht  zum  besten  auff  were^.     Den  Tag 
vorher,  sagt  Kakasch  in  seinem  Briefe,  „hatt  der  Canizler  sai- 
„nen  Secretari    abermals  zu    mier  geschikt   kliabt;    vnd  bitten 
„lassen,  Ich  welle  nit  vil  reden,  dan  der  Kayser  saye  übell  auff, 
„khinne  nit  lang  sitzen,  vnd  solle  ims  vberschiken^  was  Ich  n 


135.  In  seinem  oben  angerührten  Briefe  nennt  Makaach  den  6.  Norbr. 
als  den  Tag  seiner  Ankunft. 

136.  In  dem  Uricl'o  von  h'akasvh  ist  der  17  Novbr.  angegeben;  vakr« 
schoiolich  nach  der  Verschiedenheil  des  Styls. 


—    131     — 

9den  hab;  za  sehen  ob  nichts  wider  leren  brauch  saye*.  Die 
sandtschafl  ^vu^de  auf  Grossfursllichen  reich  verzierten  Pferden 
i^h  Höre  gerührt;  nnter  denen  das  vorzüglichste  „mit  einer 
östlichen  Salteideck  von  rolhen  Sammet  vnd  Gold  gesticket; 
as  Zeug  alles  mit  Silber  beschlagen  ^  vnd  mit  Edelgestein 
ersetzt  gewesen^.  Bei  ihrem  Eintritte  in  das  Schloss  „hat 
an  eine  grosse  Glock,  so  gar  niedrig^  viid  vber  i5  Ellen 
3ch  nicht  von  der  Erden  erhaben  ^  vnd  mitten  im  SchlosshoiT 
ßwesen,  geleutet«»^.  Alss  ^ir  nun  alle  mit  einander  in  die 
üdientz  Stuben  konmien^  ist  der  Thüren  oder  eiogange  gegen 
)er  der  Thronus  gleich  in  der  mitte^  neben  auch  einem  andern 
igerichteten  Stuel;  so  auflf  der  Lincken  seitten^  vnd  mit  vier 
aireln  erhöhet  gewesen  ^  darauir  der  Grossfürst  mit  seinem 
jhne  in  seiner  iMajeslät  mit  einer  güldenen  Grone,  güldenen 
ück  biss  auff  die  Füss«3%  vnd  in  seiner  Hand  einen  schwär- 
en Stab  mit  gutem  Golde  beschlagen,  gleichsam  einen 
zack  an  gehalten.  Sein  Sohn  auch  in  einem  sprenckligtem 
leide,  wie  ini(  einer  Luehsenhaut  bekleidet  gesessen,  auIT  jeder 
itleii  sind  zweene  lleydiicken  mit  ihren  Parlcn  vnd  weissen 
i;»e(hanen  Kleidern  gestanden «»^^  vnd  denn  ringes  vmbher  die 
>riieinbs(en  Hällie,  so  auch  alle  in  köstlichen  Kleidern  \nd 
hwiirl/cn  Fiich>nnilzen  gesessen^.  Er  wurde  durch  den  Kanzler 
;resleli(,  worauf  er  slillschweigend  vortrat,  dem  Zaren  und 
seil  Sohne  die  Hand  küsste  und  wieder  an  seinen  vorigen 
z  zuiüek  (rat.  Dann  Torcftrte  der  Kanzler  ihn  auf  zu  sprechen, 
hakasrh  hielt  nun  eine  kurze  deutsche  Anrede,  die  ihm 


137.  S.  obrn  S.  ilf). 

138.  In  (1(111  Briere  sagt  k'aka$chi    „nägelfarb  angelegt,    soll  halb  klag 
btraiier)  sain''. 

139.  Dio  bekannten  Hyndy. 

9- 


—     132    — 

den  Tag  vorher  schon  abgefordert  war.    Nach  derselben  erliA 
sich  Boris^   entblössfe  sein  Haiipt^    nnd  erkundigle   sich   nach 
dem  ßennden  seines  lieben  Bruders^  des  Römischen  KaiserS;  was 
n<u'h  ihm   auch  der  junge  Prinz  Ihat.     Endlich  wurde  er  durch 
den  Kanzler  niil  folgenden  AVorlen  entlassen:  ^Stepan,  der  durch- 
„lauchligste,  grossniächligslc   Khayser  aller  Reussen,  herr  vber 
„so  vilen  ländern  vnd  herrsciiafllen,   sagt,  Er  habe  Euch  gern  ^ 
„gesehen,  vnd  Euere  reden  gern  angehört,  will  nun  dess  Röou^ 
„Khaysers  schraiben  lesen,  vnd  vernemen  was  Jer  Mastt.  gebiet-^ 
„ten,  Euch  alssdan  andtwort   geben.    Jer   solt   dismals   lenger 
^nit  auirgehallen  sain,   solt  Euch  ahn  Euer  Herbrig  verfiegea, 
^soit  hoit  Jer  31.  gast  sain,  solt  von  denen  spaisen  haben,  die 
„Jer.  M.  essen,  vnd  solt  frölich  ,leben^.    Kaum  war  Kakasek 
wieder  mit  der  vorigen  glanzenden  Begleitung  in  seiner  Wohnung 
angelangt,    als    mehr    denn   hundert  Zarische    Leute  mit  einem 
grossen  Ueberflusse  von  Speisen  und  Getränken  anlangten,  dena 
er  ein  Geschenk  von  zwölf  Ducafen  machte,  und  dann  die  mil- 
gekonnnenen  Bojaren  bei  sich  zur  Tafel  behielt. 

liakasch  musste  nun,  trotz  aller  seiner  dringenden  Vor- 
stellungen und  Bitten,  noch  einen  ganzen  Munal  warten,  ehe  er 
abgefertigt  wurde,  und  benutzte  diese  Zeil  zu  Einrichtungen  und 
Anslaltcn  für  seine  weitere  Reise  nach  Persien.  Besonders 
versah  er  sich  bei  der  strengen  Kälte  mit  Pelzwerke,  und  sagt 
darüber  in  seinem  Briefe:  ,;llabe  Gott  waiss  fier  die  diener  vndt 
^.mich  fier  füx  vndt  schaff  bellz,  biet,  schalauarien,  stiffela, 
,Juindtscluiech  etc.,  85  dukhalen  gspendiert^' "«.  Er  bat  z\*'ar 
noch   um    die   Erlaubnisse     sich   vor   seiner  Abreise  persönlich 


iVO.  h'akwrh  ni;,'t  noch  hin/.ii :  „dio  dukhalen  nimt  man  hie  woH^wogei 
„vii(i(  gar  vngt'ru  zu  17  Uürvken^  102  KraitziT  etc'^  An  einer  udeni  SleDe 
wird  ein  Dürcke  einem  Jltin  gleicLgcstelK. 


—     133     — 

bei  dem  Zaren  beurlauben  zu  dürfen  ^  erhielt  aber  zur  Antwort^ 
^^er  möge  beim  Khayser  khain  Availere  audienlz  haben ;  ^eil  Jer 
,^M.  n^r  zu  betth  sain  alls  aufl^'.  Von  den  gewöhnlichen  Zari- 
schen  Geschenken  an  kostbaren  Pelzwerken  u.  s.  vf.  ist  weder 
in  dem  Briefe,  noch  in  dem  Rcise-Berichlc  die  Rede;  dass  sie 
indessen  wirklich  erfolgt  sind,  sieht  man  aus  Kakasch' s  vor 
seinem  Tode  in  Persien  gemachten  Verfügung,  in  welcher  er 
sieben  Zimmer  Zobel  und  einer  Schauben  (Pelzkleid) 
erwahnl,   „die  sie  leicht  für   iOOO  Dukaten  verkaufen  würden". 

Am  7  Dezember  verliess  die  Gesandtschaft  endlich  Moskau, 
und  begab  sich  über  Kasan  nach  Astrachan.  Tectander  fugt 
hier  seinem  Reise-Berichte  noch  einige  Bemerkungen  über  Russ- 
land und  seine  Be\Yohner  bei,  die  im  Ganzen  wenig  von  denen 
seiner  Vorgänger  abweichen.  Er  spricht  besonders  von  der 
grossen  Ilnngersnofh,  die  kurz  vorher  das  Land  verwüstet,  so 
^s  sie  bei  ihrer  Durchreise  noch  viele  Dörfer  völlig  menschen- 
leer gefunden  hallen.  Seine  Bemerkungen  über  die  Lebensart 
und  Sillen,  (icbriuiche  bei  den  Ileurathen  und  Beerdigungen  der 
Russen  enlhallen  nichts  Neues  und  er  (heilt  und  vergrössert  die 
Vorurlheile  und  Ansichlon  der  früheren  Reisenden  über  sie  •♦^ 

Am  23  Dezember  kamen  die  Reisenden  nach  Kasan,  wo 
sie  den  \N  inier  über  blieben  und  dann  am  11  Mai  1(j03  die 
Reise  auf  der  Wolga  bis  Astrachan  fortsetzten,  wo  sie  den 
27-slen  anlan<,^(en  und  wieder  zwei  Monate  mit  den  Anstalten 
zur  \\'eiUTrcise  zur  See  aufgehallen  wurden.  Ihre  ganze  Reise 
bis  hieher  und  selbst  ihre  EinschilTtmg  in  Astrachan  geschah 
übri*rens  auf  Zarische  Koslcn.     Zu  der  Teberfahrt  nach  Lenkoran 


IVl.     (  nt  den  Kii^ennulz  der  Küssen  anzuzeigen,   nennt  er  sie  »vber  di» 
„nvd^stn /orteihafftige  Leute''. 


—     13*    — 

brauchten  sie  31  Tage  ^  und  hier  mussten  sie  wieder  ^0  Wochen 
auf  die  Erlaubniss  von  Ispahan  Avartcn^  ihre  Reise  n^eiler  fort- 
setzen zu  dürfen.  Der  ungesunde  Aufenthalt  iftid  der  Alangel 
an  gu(en  Lebensmideln  schwüchlen  die  Gesundlieit  des  Gesandten 

zusehends.     Als  er  Lenkoran  verliess,   konnte  er  nicht  mehr  zu 

Pferde  sKzen,    sondern   nnissle   getragen  werden.      So  erreicbt^^ 
er  mit  Mühe  den  kleinen  Ort  Lazan,  avo  er  sein  Ende  heran — . 
nahen  ijühlle  uud^  nachdem  er  in  einer ^  in  dem  Berichte  mitge«^ 
theilten  noch  zu  Lenkoran  niedergeschriebenen  Instruction,   die 
Fortsetzung  der  Gesandtschafls-Rcise  und  alle  darauf  bezöglicheD 
Papiere    dem    Tcc lande r    empfohlen    halle,     am    25   Oclober 
verschied. 

Tee  tan  der  musste  nun^  da  sein  Begleiter  Georg  Age- 
last  ebenfalls  ^,an  dem  rolhe  wehe^'  gestorben  und  seine  kranke 
aus  vier  Personen  bestehende  Dienerschaft  ausser  Stande  war, 
ihm  zu  folgen,  die  Reise  allein,  mit  einem  Persischen  H(^ 
bedienten  fortsetzen,  und  langte  endlich  sehr  krank  und  matt 
in  Tanris  an ,  sieben  Tage  nachdem  diese  Stadt  wieder  in  Schah 
Abbas  GcAvalt  geralhen  Avar.  Unmittelbar  nach  seiner  Ankunft 
AYurde  er  dem  Schah  vorgestellt ,  der  ihn  sehr  wohlwollend  auf- 
nahm, zugleich  aber  während  der  Audienz  einem  hereingeführten 
vornehmen  Türken  mit  der  grösstcn  Kaltblütigkeit  den  Kopf  ab- 
hieb. Gleich  darauf  setzte  Schah  Abbas  seinen  Siegcszjug  durch 
Armenien  fort  auf  welchem  ihm  Tee  tan  der  folgen  musste  <". 
Der    Gesandle    wurde    mit    vieler    Auszeichnung   behandelt    und 


1 V2.  Tectunder  sai;t  hei  Erwäliniinff  der  Lebensart  der  Perser:'  „Sie 
„haben  weder  Uhr  nuch  iiichLs  bey  ihnen,  denn  alss  ich  nii<^h  einsmalss  im  Ca- 
.,lender  geirret,  ich  ein  ^anlz  halbes  Jahr,  biss  ich  wieJerumb  in  die  3losc»- 
„wiUeriscben  Länder  kommen,  in  den  Tag  hinein  leben  müssen,  vnd  keinen  Tag 
„vor  dem  andern  hab  hallen  können''. 


—     136     — 

masste  bei  dem  Schah  ^^eiifem  freadigen^  freundlicheD;  lustigen 
^,Herrn  etwan  im  31  Jahre  seines  Alters",  sehr  oft  speisen. 
Während  der  Belagerung  von  Eriwan,  besuchte  er  das  Kloster 
zu  Etschmiadzin^  wo  er  mit  grosser  Auszeichnung  aurgenommen 
und  bewirthct  wurde.  Endlich  wurde  er  am  14  November  von 
dem  Schah  sehr  gnädig  entlassen  und  mit  ihm  zugleich  ein  Per- 
sischer Abgesandter  aft  den  Römischen  Kaiser  geschickt.  Bei 
seiner  Abschieds-Audienz  verehrte  ihm  Schah  Abbas  „ein  Kön. 
,,Persianisclies  Kleid,  so  er  Selbsten  an  seinem  Leibe  getragen", 
ein  Arabisches  Pferd,  900  deutsche  und  spanische  Thaler,  und 
einen  reich  verzierten  Säbel. 

Die  Rückreise  ging  zu  Lande  unter  grossen  Muhseligkeiten 
bis  Cois,  wo  Tectander  6  Wochen  bleiben  musste,  ehe  er  des 
>>inters  wegen  weiter  ziehen  konnte,  bis  er  im  Februar  1604 
nach  Terck  und  von  da  mit  grosser  Lebens-Gefahr  am  23  März 
nach  Astrachan  kam.  Von  seiner  zweiten  Ankunft  in  Moskau 
spricht  er  sehr  wenig,  und  erwähnt  nur,  dass  er  von  dem 
Zaren  ein  Zimmer  Zobel,  Marder  und  einige  Ellen  Sammet  ver- 
ehret bckoiinnen  habe.  Am  15  Juli  sali  er  daselbst  den  Kai- 
serlichen Gesandten  Heinrich  von  Logau,  eintreffen,  dessen 
fciiTlic  hen  Empfang  und  Audienz  er  um  so  ausführlicher  beschreibt, 
da  er  sich  der  klzlern  anschliessen  konnte.  Dieser  Theil  von 
Tectauder's  Berichte  wird  indessen  weiter  unten  bei  der 
Erwähnun^^  der  Logau 'sehen  Gesandlschaft  seine  schicklichste 
Stelle  finden. 

Am  \  An<?ust  verliess  Heinrich  von  Logau  Moskau  und 
Tectander  trat  in  seinem  Gefolge  ebenfalls  die  Ruckreise  nach 
Deutschland  an.  Der  \\  eg  ging  nach  Narva,  und  von  dort  zur 
See  nach  Sletlin  und  endlich  von  hier  ohne  weitere  Zufalle  nach 
Pnig.     Ueber   diesen  Theil  der  Reise  bezieht  sich  Tectander 


—     136     — 

auf  den  von  Herrn  von  Logau  dem  Kaiserlichen  Hofe  abg^ 
slaltctcn  Bericht  *". 

10. 

Georg    Tectander. 

1602  —  1604. 

Georg  Tectander  von  der  Jabel  begleitete  den  Ron. 
Kaiserl.  Gesandten  Stephan  Kakasch  von  Zalonkemeny 
auf  dessen  Gesandlschafts-Reisc  nach  Russland  und  Persien  und 
stattete  über  dieselbe  seinem  Hofe  einen  ausführlichen  Bericht 
ab^  den  er  auch  bald  nach  seiner  Zuruckkund  durch  den  DradL 
bekannt  machte.  Alles  weitere  hierher  Gehörige  über  Tectan- 
der's  Reise  findet  man  in  dem  vorhergehenden  Artikel  über  die 
Reise  des  Stephan  Kakasch. 

11. 

Johannes   Brambach*s 

Bericht  über  die  Reise  der  Lübeckischen 
Gesandtschaft  nach  Mosicau. 

1603. 

Die  Städte  der  Hansa  fanden  es  für  nöthig^  ihre  alten  seit 
200  Jahren  in  Russland  genossenen  Handels-Vorrcchle  wieder- 


143.  Der  oben  anaefiihrlon  Ausgabe  des  Iter  Penimm  htl  TerU 
noch  am  Knrle  p.  liT  — 1h()  oino  laleiiiische  Rede  an  den  Schah  von  Penda 
beigefügt,  welche  Kakasch  unterwegs  aufgesetzt  halte,  in  der  Absicht,  sie  bd 
seiner  Audienz  in  Ispahan  zu  halten. 


—     137     — 

'Stttten  und  erweitern  zu  lassen  ^  und  es  wurde  daher  im 
ire  1602  auf  dem  Hansa -r Tage  in  Ldbeck  beschlossen,  zu 
seni  Zwecke  eine  feierliche  Gesandtschaft  an  den  Zaren  Bo- 

Godunow^  der  wie  es  in  dem  Gesandfschafls  -  Berichte 
ssl;  ;;W  cgen  seines  wohllhatigen  Gemülhes  allenthalben  berühmt 
r",  abzuferligen.  Zu  derselben  wrurden  erwählt:  der  Burge- 
ister von  Lübeck^  Cordt  Germers^  der  Rathsverwandte 
inrich  Kerckring^  und  der  Hansische  Secretair  .Jf.  Ja* 
nnes  Brambach^  ein  erfahrener  und  gewandter  Mann,  der 
eits  häufig  von  seiner  Vaterstadt  in  den  wichtigsten  Geschäften 
>raucht  w  orden  w  ar.  Diesen  schlössen  sich  von  Stralsund  die  ' 
Ihmänner  Nicolaus  Dicmmies  und  Dr.  Johann  Richen- 
rgk  mit  an.  Als  •Dolmetscher  wurde  ihnen  Zacharias 
^yer,  ein  Lübecker  Kaufmann,  mitgegeben,  der  schon  sechs- 
inmal  und  zuletzt  1599  in.  Geschälten  seiner  Vaterstadt,  in 
iskau  gew  esen  und  der  Russischen  Sprache  vollkommen  kundig 
r.  Diese  Gesandtschaft  trat  ihre  Reise  am  13  Januar  1603 
1  Lübeck  an  und  kehrte  im  Juli  des  nämlichen  Jahres  wieder 
ück. 

Der  von  dem  Sccrclair  der  Gesandtschalt,  Johannes 
^ambach  iu  PlaUdcutscher  Sprache  an  den  Rath  zu  Lübeck 
rcfassle  Bericht  über  diese  Reise  befindet  sich  in  dem  dortigen 
idl-Archiv,  und  ist,  ins  Hochdeutsche  übertragen,  mit  26  dazu 
lörigcu  Documentcn^  abgedruckt  in  der  Hansischen  Chro- 
k  aus  heglaiihten  Aaehriehten  ziisammengetragen  von 

Joliann  Peter  Willehrandt,  Lübeck  1748,  fol.  in  der 
Ken  Abiheilung,  S.  121  —  178,  wo  derselbe  folgenden  Titel 
rl: 

Relatio.  Was  in  dorRrbarii  von  Lübeck,  vnd  ande- 
r  Ilansa  Stetrr  Sachen,  die  B^furderiinge  der  Gewerb 
d  Kaufriiandol  belangende,  by  dem  üurchlauchtigsteD 


—     138     — 

Grossiuechtigsten  Keyser  vnd  Grossfursteiii  Herrn  Baiyu 
Foc(Ioi'o\ntz,  ein  seihst  Erbohlcr  aller  Rcussen  ete. 
vnd  dem  Jungen  Herrn  Keyser  vnd  Fürsten,  Herr 
Foedor  Barisowitscli  aller  Reussen  etc.  Anno  1603,  in 
Monat  Aprili,  Najo  vnd  Junio,  in  der  Stadt  Slasskoir 
vnd  sonsten  vorglanflcn  vnd  verrichtet  worden. 

Der  Bericht^  Avelcher  sich  fast  ausschliesslich  auf  die  Ver- 
handlungen der  Geschäfte  der  Hanse -Städte  beschränkt^  md 
wenig  besondere  Bemerkungen  über  das  Uand ,  seine  Verrassipg, 
Sitten  u.  s.  w.  enthält^  fangt  gleich  mit  der  Ankunft  in  Moskw 
an,  Avelche  am  25  3Iärz  errolgto.  Die  Gesandten  benutzten  die 
ersten  Tage  dazu^  um  die  Geschenke ,  welche  sie  für  den  Zirei 
und  dessen  Sohn  mitgebracht  hatten^  bei  den  dortigen  GoM-  ^ 
arbeitern  ausbessern  und  in  die  gehörige  Ordnung  setzen  a 
lassen.  Am  Tage  vor  ihrer  Audienz  wurde  ein  Yerzeidiwss 
dieser  Gesciienke  von  ihnen  verlangt  und  ihnen  angezeigt,  dass 
sie  sich  bei  der  Vorslclhmg  nur  auf  die  mündlichen  Begrässungen 
und  Glückwünsche  beschränken^  über  alle  Geschäft^  aber  dem 
Kanzler  durch  den  Dolmetscher  ^^^  einen  schrifllichcn  AnEsitz 
übergeben  sollten.  Am  3  April  Avurden  sie  mit  <GrossIlirs(lichea 
Pferden,  und  unter  Begleitung  vieler  Bojaren  und  anderer  vor- 
nehmen Beamten  zur  Audienz  abgeholt  ^«s.  Nach  der  Vebcr- 
reichung  ihres  C red entz -Briefes  >««   wurden  die  Geschenkt 


lU.  Der  Dolmctsclirr  heisst  hier  immer  Dolch  j  auch  Tohk.  VieOeicht 
nach  dem  Riissisdien  mo,i/ca7  Oder  nach  dem  Alt-Prciissischen  Toik? 

1 V5.  Bei  der  Reschrcibuiig  dieser  Audienz  und  -auch  spater  heisst  es  ii 
der  Relation  mclirinals:  „alles  Tcrner  Inhalts  eines  hierüber  gehalteneii  Speciil- 
,jrro(()colls",  ^'ovon  indessen  hier  weiter  nichts  niitgelheill  wird. 

14G.  In  dem  von  den  Stadien  Lübeck,  Bremen,  Hamburg,  Rostod, 
Stralsund,  Dan/iji;,  Lüiiebiirj;  und  Greifswalde  unterzeichneten  Creditire  ist  der 
dem  Zaren  beigelegte  Titel  merkwürdig:  Er  heisst  hier  nämlich:  ,AUer  Reussei  aii 


—     139     — 

gebracht,  u eiche,  nach  dera  S.  145  beigefüglen  Verzeichnisse 
:  in  lauter  Thicr- Figuren  bestanden.  Es  waren  nämlich  fiir 
i  Grossfürslen  Boris;  Ein  grosser  silberner  und  vergoldeter 
ler,  ein  ähnlicher  Slrauss,  ein  Pelikan,  ein  Greiff,  ein  Löwe, 
Einhorn,  ein  Pferd,  ein  Hirsch  und  ein  Rhinocerosj  fflr  den 
gel  Prinzen:  ein  silberner  und  vergoldeter  Adler,  eine  fihn- 
le  Fortuna,  eine  Venus,  ein  Pfau«*'»,  und  ein  Pferd;  nebst 
em  Pokal  von  jedem  Gesandten  ins  Besondere.  Nach  Been- 
ung  der  Audienz  wurden  die  Fremden  wieder  feierlich  in  ihre 
»hnung  zurückgeführt,  wo  sie  an  diesem  Tage  aus  der  Kaiser!. 
:hc  mit  einer  Mahlzeit  von  109  Speisen,  „dafür,  heissl  es 
der  Relation,  wir  uns  in  Wahrheit  entselzel",  und  mit  einem 
)erflussc  von  mancherlei  Gelränken  bewirlhet  wurden.  Auf 
Anfrage  des  Zaren  nach  der  Zahl  und  den  Namen  der  StAdte^ 
deren  Geschäften  die  Gcsandlen  gekommen  wären,  fibergabeo 
ein,  S.  149,  befindliches  Verzeichniss  aller  damals  zur  Hansa 
örigen  Släd(c,  im  Ganzen  58,  nach  den  vier  Quartieren 
)eck,  Köhi,  Braiinschweig  und  Danzig  eingelheilt;  zugleich 
r  auch  eine  kleinere  Liste,  worauf  nur  diejenigen  12  Städte 
lerkt  w;uen,  welche  eigentlich  SchillTahrt  und  Handel  nach 
Island  trieben,   nämlich  Lübeck,   Bremen,  Hamburg,  Rostock, 


bst  -  FrIjoMcr,  der  Wolodirnirischen,  Muskouischen,  vnd  Naugrotscben  efc. 
v<;er  zu  f^i^^son .  hnyscr  zu  Asiorican,  vnd  Kayser  in  SiberieD,  ein  Herr  der- 
-kiiw.  vnd  (Ir(»«.<[ürsl  zu  Sc  hniolcntzky ,  Twerschogo  ,  Jungerschogo ,  Perm- 
oiii) ,  Wfizsflioi'o,  lJ{)!;:arsclin::o,  vnd  andere,  ein  Herr  vnd  Grossftirst  zu 
Uijardlrn,  dc^  .NitMlcrlaiidcv  /crin^zofTschogo ,  Beloosserschogo,  Lyfflandschogo, 
erscho::«) ,  olxlcrNclioiio.  KondNnschogo,  vnd  der  gantzen  Nordersyden,  ein 
hiffcr  \nd  ( iii  lleu"  drr  Iwersdien  Lande,  der  Grasingscben  Kaysertbame, 
i  der  Kabardiii^clien  Lande,  der  Zyrcasscn  vnd  Igorscben  Fürslentbume ,  vnd 
lerer  vieler  lierrschailten  vnd  Regent". 

iV7.     In  der  Keiütion  steht:  einPiur/tfii,  wabrscheinlicb  für  Pmcimm,  nacb 
Italiänisclien  i'ucoiinoj  oder  dem  Russiscben 


—     140    — 

Stralsund;  Magdeburg^  Wismar^  Lüneburg,  Braunsch^reig;  Danzig, 
Greirs^valdc  und  Stettin. 

Die  Unterhandlungen^  welche  vorzugsweise  die  frfiher  genossene 
Befreiung  von  den  Zöllen^  Wiederherstellung  der  filtern  Handels- 
Niederlassungen  u.  s.  w.  betrafen  und  von  Grossfursllicher  Seiten 
besonders  von  Stepan  Wassilje witsch  Godunow  und  Affa- 
na ssij  Wlassiew  geleitet  wurden  ^  fanden  allerlei  Schiiiiefl;- 
keilen  und  wurden  dann  durch  die  Oster-Feiertage  unterbrochen. 
Am  Palm  -  Sonnlage  sahen  sie  der  Kirchlichen  Prozession  des 
Einzuges  in  Jerusalem  zu^  deren  Beschreibung  nichts  Neues  dir- 
bietet.  An  diesem  Tage^  so  wie  auch  am  Oster-Feste  wurden 
ihnen  Speisen  ^^^  aus  der  Grossfürstlichen  Küche  zugesandL  Dt 
auch  nach  den  Feiertagen  noch  immer  kein  Bescheid  erfolgte,  so 
benutzten  die  Gesandten  in  ihrer  Ungeduld  den  Umstan*  dass 
der  junge  Prinz  bei  einer  Feierlichkeit,  ;,um  die  Früchte  des 
^Feldes  zu  gesegnen",  bei  ihrer  Wohnung  vorbeirill,  und  über- 
reichten ihm  eine  Bittschrift  um  Beschleunigung  ihrer  Abfcriigmi;. 
Es  ist  überhaupt  merk^vürdig,  dass  hier  bei  allen  Vcrhandlungeo 
die  Geschäfle  immer  ;,im  Namen  des  Grossmfichtigsten  Kaysers 
^und  Grossfürsten  Boris  Feodorowitsch  und  Sr.  Majestät 
^Sohn,  des  jungen  Kaysers"  gefuhrel  wurden.  Am  25 
Mai  erhielten  sie  endlich  den  lang  erwarteten  Bescheid  auf  ihr 
Gesuch  und  zwar  in  Russischer  Sprache,  was  damals  in  Ge- 
schäden  mit  Fremden  nicht  gewöhnlich  war^«>.   Das  WichÜgsle, 


148.  Der  Bericht  nennt  diese  Speisung  Comtm,  TermothUcli  nach  dca 
Russischem  Worte  xopMb,  die  Speise,  Nahrung.  « 

149.  Die  Russischen  Aktenstücke  wurden  von  den  LQbeckiscken  DolMl- 
schem  Zacharias  Meyer  und  Hans  Helms,  für  die  Gesandten  ins  P/o/ldlrafwA* 
Übersetzt,  und  so  befinden  sie  sich  auch  unter  den  diplomatischen  BeOagen  der 
Oelaiio,  z.  B.  S.  152   G,   S.  163  Z,  S.  171  T  und  S.  177  AA. 


—     141     — 

is  ihnen  in  demselben  zugestanden  wurde,   war  die  Erlassung 
-  bis  dahin  bestandenen  Zölle,   für  Lübeck  allein,   aber  nicht 
die  andern  Hanse -Städte  und   die  Bewilligung  des  Privat- 
Itesdienstes  in  ihren  Niederlassungen  im  Russischen  Reiche. 

Am  7  Juni  endlich  erhielten  die  Gesandten  eine  nochmalige 
idienz,  und  in  derselben  ihre  völlige  Entlassung.  Den  Tag 
raur  wurden  ihnen  als  GrossrOrstliche  Geschenke  zugesandt: 
Jeden  von  ihnen  ein  vergoldeter  Pokal  und  zwei  Zimmer 
bei,  ;,nHt  dem  Begehren,  dass  sie  solches  Ir.  Mayest.  zu  ehren 
ehallen,  vud  derselben  dabcy  gedencken  sollen".  Der  Gross- 
st  trat  an  demselben  Tage  mit  seiner  ganzen  Familie  die.ge- 
hnlichc  Wallfahrt  nach  dem  Troizkischen  Kloster  an,  weswegen 
'  Pristaw  den  Gesandten  deutlich  zu  verstehen  gab^  dass  sie 
h  nun  auch  unverzüglich  zu  ihrer  Rückreise  nach  Deutschland 
mschicken  hallen.  Da  sie  aber  immer  noch  Vorstellungen  und 
I Wendungen  zu  machen  hatten,  sagte  man  ihnen  endlich  ganz 
cken:  „sie  wären  etwas  unverschämt,  dero  behueff  sie  dan 
as  Russische  Wörllein  Sorum  «so  gebrauchten".  „Derowegen 
ir  dann  endlich,  hcisst  es  S.  135  der  Relation,  zu  Ver- 
atung  besor<^li(hor  Pcricul  und  Verlegenheit  ferner  sollicitatur 
nslellen  >nd  in  GcfUiIt  acquicsciren  müssen".  Die  nächste 
Ige  dieser  UnzurricHlcnhcil  der  Grossfürsllichen  Räthe  war,  dass 
en  die  früher  versprochenen  Pferde  und  Fuhrwerke  bis  an  die 
ssische  (iränze  nun  nicht  geliefert  wurden,  und  sie  sich  diese 
;  ihren  ei:,MMion  Miüchi  verschaffen  musslen.  Am  11  Juni 
liessen  sie  endlich  Moskau,  wobei  sie  von  etwa  300  Reitern 
an  das  aiisserste  Thor  begleitet  wurden.  In  Nowgorod  fanden 
bei  dem  dortigen  Woywoden,  der  von  den  ihnen  ertheilten 

150.     Wahrscheinlich  copoM^\  cpajtö,  Schande. 


—     142     — 

Privilegien  noch  nicht  unterrichtet  >var^  und  auch  bei  den  Zollbeam- 
ten >^i  Schwierigkeiten^  \vcsT\Tgcn  sie  einen  Boten  nach  Moskau 
abfertigten^   und  bis  zur  Kriedigung  ihrer  Sache  Einen  aus  ihrer 
Milte  dort  zurückliessen.  Kaum  >varen  sie  eine  Tagereise  veiter 
gezogen^   als  sie  ein   Grossrürstlicher  Bote   einholte ^   der  iiueo 
ein  Schreiben  des   Zaren  überbrachte ^   worin   er  sie  bal^  liifif 
junge  Edelleute^  die  gleich  mitgeschickt  wurden^  mit  nach  Deutsch- 
land zu  nehmen^  und   den  Magistrat  von  Lübeck   zu  crsucheiii 
diese  auf  Kosten  der  Russischen  Regierung   ,zur  9chu|e  hallen^ 
„in  Deutscher^  Lateinischer  und  andern  Sprachen  informireii,  auch 
„inmittelst  bey  ihren  christlichen  Glauben  zu  lassen,  vud  i^feder- 
„umb  nachher  Russl'and   zu   schicken^  i^^^  ein  Auftrag,   den  sie 
mit  grosser  Bereitwilligkeit  erroilten  i^».     Am  3  Juli  kamen  sie 


151.  In  der  Relation  heisst  es:  „die  Soiotcanckem  vnd  ZoUen  Yervil- 
„ters^,  eben  so  S.  138:  „die  Salwanckem  oder  Zöllner^  Wahrscheinlick  t« 
IJ'biOBa.ibHaKii.  —  Steuereinnehmer. 

152.  Das  Grossfurstliche  Schreiben  laufet  S.  177.  AA.  in  der  FUilldeit- 
schen  Uebersetzung  folgendermassen  :  „Der  Stadt  Lübeck  Gesandten ,  dem  te- 
„germeister  Cunradt  Germers,  vnd  dem  Rathmanne  Heinrick  Kerckrinck,  tbI 
„Johanne  Brambachin,  wy  senden  mit  juw  vp  Lübeck,  tho  Icrende  die LatiDiscte 
„vnd  Dudesche,  vnd  andere  gedelde  Spracken  vnd  Schrieen,  5  Jungen.  Wc0 
„sie  nu  werden  tho  juw  kahmcn  in  Lübeck ,  so  wollet  gy  ^usemthalben  redn 
„mit  den  Burgermeislern ,  Rathmannen  vnd  Burgern,  dat  se  woRen  beaeUci 
„dussen  Knaben  tho  lerende  die  Lalinsche  vnd  Dudesche  Spracken  vnd  SchriAei. 
„Vnd  dat  sie  woll  werden  in  acht  gcnamen,  dat  sie  in  der  Ue  mSchlen 
„werden,  vnd  dat  gy  hirmit  vns  juwen  Dcnst  sehen  latcn,  vnd  dat  so  okl 
„dal  se  von  den  ChristUckcn  Gdöuen  nicht  möchten  aflTgerörel  werden,  dat  it 
„datsuluc  veste  wollen  in  acht  nehmen,  darniit  se  die  Russische  Gewonbeidei 
„vnd  Gclöuen  nicht  möchten  vorgeten.  Vnd  wenn  na  diisse  Knaben  die  Latiai- 
„sche  vnd  Dudeschc  Spracken  vnd  SchrifRen  genogsamb  gelerei  hebben,  dat  gy 
„se  den  wolden  wedderumb  van  dar  laten,  tho  vnaer  KayserL  MaylL  Tnd  vat 
„er  Etent  vnd  Lchrgeldt  kosten  werdt,  dat  schall  thor  Stnndt  Ttb  vnser  KaysciL 
„MnyK.  Schailkammer  betalet  werden.  Geschreuen  in  vnser  Kayserl.  StadI  Xas- 
„kow,  im  Monat  Jnny". 

153.  Binsoic   sagt  in  s.  handschriiUidien  Werke:     Kentirrier  Zmulmni 


—     143     — 

ch  Pleskow,  und  von  da  „ddrch  das  jemmcriiche  vcrwüslelc 
d  „vcrödelo  Lyfllandt"  nach  Riga',  vromit  der  Reise  -  Bericht 
iDessl.  '        ' 

Der  Verfasser  dieser  RelaUdn^at  sich  in  derselben  häufig 
issischer  Ausdrücke  bedient,  dfe  Vwar  meistens  sehr  entstellt, 
er  doch  leicht  zu  errathen  ML  So  findet  man  ausser  den 
reits  angeführten,  noch  folgende: 

S.  143.  Ein  Muskowischer,  und  S.  169,  ein  Musco- 
ke,  vcrmulhlich  eine  Mosko wische  Denga,  die  S.  155  ein 
*nningk  genannt  wird  »5*^.  ^' 

S.  160.  „Salpietiscjten  oder  suppliciren^',  und  S.  169 
nscrc  vorige  Salpiotliche",  statt  Supplik.  Wahrscheinlich 
s  dem  Russischen  Hc.io6HTHafl,  die  Bittschrift,  bekannthch 
n  HejoM-L  ÖBTb,  mit  der  Slirne  (die  Erde)  schlagen,  das 
emals  gebräuchliche  Zeichen  der  Unterwürfigkeit,  Verehrung 
d  Bitte. 

S.  IGli.  ;^Dic  Sehe  Ockijäne  nennen  sie  die  Sehe 
erden  umt'^,  im  Russischen  Mope  OKeau-b. 

S.  166.  „Eine  Polosonoy^^  Eine  Abgabe  von  einem 
Uitten;  entweder  als  nojoxceDie  überhaupt,  oder  von  no403fc. 

S.   169.  „Das  Trojesda",  von  npota^i,  die  Durchfalirl. 

Ebcnd.  „Die  xNeuerung  des  Wege-Geldtes,  welche  sie  auf 
ussische  Sprache  Vesonoy  nennen".  Vermuthlich  von  Boa*», 
3BTk,  füliren. 


Ru9si*chen  Reichs  fs.  obon  S.  46):  „Kr  licss  i8  e^le  Knaben  '9k  Mos- 
»wiler  hind«T  aiislesoii,  ton  denen  wurden  §echa  nach  Lübeck ,  6  in  England 
id  6  in  h rankreich  gcsciiiikt,  dass  sie  alda  zur  Schulen  sollen  gebalten  werden; 
er  not  li  /ur  Zeil  i>(  von  ihnen  allen  nicht  mehr  denn  nur  einer  wieder  in 
issland  kommen "*. 

\:}\.    S.  oben  Bd.  I,  S.  387.    Kole  432. 


—     144    — 

Als  eine  diplomatische  McrkwQrdigkeit  kann  noch  die  Ein- 
leitung des  den  Lübeckern  verliehenen  Grossiiirjtlichen  Gnaden- 
brieres  angeführet  Averden,  i;\'clchc'S.  171  in  der  Plalldeulschea 
Uebersetziing  also  lautet :^  ^^n  der  Drcyfaltigkeil  la^en  ^ir  Godt 

^^in  der  Rcgerung  vnd  WollgefaDens  diesuluige  beuestige  vnsern 

■i 

^^Scepler  vnd  holden  in  Avahrhaffligen  röinclichen  vnd  erschien- 
^^lichen/  vnd  in  allerley  erholdingc  des  grölen  Russischen  Kay- 
scrdoiubs^'  ^ss. 

12. 

J  o  h  a  n  n    ^  k  y  t  t  e. 
1604. 

Johann  Skytte  wird  von  Müller  in  seiner  Sammlung 
Russischer  Geschichte^  Th.  IX^  S.  156  durch  einea  Irrlhom 
als  Verfasser  eines  Reise -Berichtes  über  Bussland  genannt,  und 
mussle  daher  auch  hier  zur  Erklärung  und  Berichtigung  dieses 
Irrthums  angeführt  worden.  Müller  sagt  nämlich  a.  a.  0.  tod 
ihm:  ,^Er  ward  in  Gesandtschaften  nach  Russland,  Engelland| 
,,IIolland  und  Dännemarck  gebraucht  ^^,  und  S.  168  heissl 
es:  ^^Eine  Reise  -  Beschreibung  seiner  Russischen  Gesandlschail 
,,hat  Peter  Janson,  sein  Gesandtschails  -  Prediger,  1619  za 
,;Hamburg  in  deulsciier  Sprache  herausgegeben^^  £s  lässt  sich 
aber  beweisen^  dass  Skytte  nicht  in  Russland  war,  und  dass 
diese  beiden  Angaben  auf  einem  Missversländiüssc  beruhen. 


155.  Am  Ende  dieses  Aktenstuckes  heisst  es:  „Gageben  diesen  TBsen 
„Keyserlichen  Be^'nado  Briefl  in  viiser  Kcyserlichen  SladI  Mosskow,  Im  Jar  na 
„Schoppinge  der  Welt  7111,  im  Monat  Juny,  in  vnser  HcrschaHen  Tnd  Keysar- 
„thumb  den  5  Imdicih, 


—     145     — 

Skyife  hicss  ursprünglich  Schröder^  und  war  der  Sohn 
eines  Biurgemeislers  in  Nyköping.  Er  wurde  1602  von  dem 
Herzoge  Carl -von  Schweden  sum  Lehrer  seines  Sohnes^  Gustav 
Adolph;  ernannt;  und  1603  ia  den  Adelstand  erhoben,  wobei 
er  den  Namen  6er  allen  Familie  Sfcytte^  aus  welcher  seine 
Mutler  herslammte,  annahm«  fm  J^ro  1604  wurde  er  als  Ge- 
sandter nach  England  gesobickt;  und  nahm  .seinen  Weg  dahin 
Obci  Danemark  und  Holland  ^^^  Die  Beschreibung  dieser  Reise 
gab  Peter  Janson  hertaV;  und,  fiigle  derselben  drei  Anisätze 
aber  Russland  bei^  welcher  Umstand  Veranlassung  zu  dem  Irrthmne 
gab,  als  wenn  Ski/Uc  auclLTTach  Russland  gesandt ,  und  diese 
drei  klcMnen  Schriften  vielleicht  auch  von  ihm  verfassl  worden 
waren. 

Der  ausführliche  Titel  des  Janson 'sehen  Werkchens  ist 
nämlich  rolgender: 

Itinerarium  oder  anssrührlieher  Bericht,  welcher 
gestellt  Ihre  Koni/sri.  Mnyest.  von  Schweden  rulengest 
Abgesandter  <^ii  die  Diirchleuehtigste,  Gfilssmeehtige 
Könige,  von  Gross  Britannien  vnd  Dennemarcken,  wie 
aiieh  an  die  lloehmögende  Herrn  Staaten,  der  verei- 
nigten Freyer  Mederl;indeii,  Herr  Johann  Skyftc  aiifts 
Schweden  ii:ieh  Denneniareken,  von  dannen  nach  Hol- 
landt.  endlirlion  nach  Kngellandt  verreiset,  vnd  wie 
ihfTie  seine  Vni')assad(*  abgegangen,  auch  was  sieh  für- 
iirinMirh  ln^y  den  llöehtg.  Polentaten  vnd  Herrn  da- 
znniahl  ziij:rtr;igen,  \eben  griindlieher  Beschreibung 
der  Orlheii,  Stiidt  vnd  Flecken,  was  in  denselben  son- 


!*)(;  sfcyttpn  wiMiere  Lebens  -  rin<;l5nde  und  zahlreiche  Srhiiflon  findet 
nun  \n\  Mhlltr  I\  S.  i:.5— IT.o  jiniioführl.  Hr  ist  für  Russland  besonders  da- 
durch iiurkwiinli::,  dass  tr  der  erste  Kanzler  der  l'niversitäl  Dorpat,  in  der 
er5ten  llaliU*  des  XVU.  Jahrhunderts  war. 

n.  10 


—     i46     — 

derlich  zu  selten,  viiil  wie  weit  sie  von  einander  ge- 
legen,  etc.  Neben  Drey  anilern  newen  TraciiUlein.  Das 
Eine  Ist  ein  Process,  welcher  so  wol  hey  I.  K.  May. 
von  Schweden  an  den  Gross  Fürsten  in  Mu^cow  Ge* 
sandten  andientz  am  3  May,  als  bey  der'Creutikttssnng 
am  8  Jnny  gebalten  woVden.  Das  Ander  Ist  im  glei- 
chen ein  Process,  welcher  bey  den  Russischen  Ge- 
sandten nn  I.  K.  May.  von  Schweden  den  28  Jnny  n 
Stockholm  gehalten  worden.  Das  Dritte  Ist  iFon  der 
Russen  oder  ülnscowiter  Religion,  Ccremonien,  Gese- 
tzen, Policey  rnd  Kriegesnundel,  wie  auch  von  des 
Landes  beschaflTenheit.  In  Drncb:  verrertigt.  Durch 
Petrnm  Jansoninm.  Gedrucket  zu  Hamburg,  Im  Jahr 
J619.  4^ 

Die  hier  angerührten  Drey  newe  Tractiillein,  von  denen 
eigentlich  nur  der  erstere  hieher  gehört,  sind  folglich  offenbar 
von  Jansen  hinziigefiigl,  und  wahrscheinlich  auch  von  flun^ 
diesem  Zwecke  ans  dem  Schwedischen  äbersetzt  worden.  Das 
erste  derselben  enthält  einen  kurzen  von  Mens  Martensohn 
verfassten  Bericht  über  eine  im  Jahre  1617  aus  Schweden  moh 
Russland  abgefertigte  Gesandtschaft,  dessen  weiter  unten  bd 
diesem  Jahre  wird  erwähnt  werden. 

13. 

Baron  Heinrich  von  Logau. 

1604. 

Haron  Heinrich  ton  LogaWy  oder  liOgau  >»'',  Haupt- 
mann von  GlatZ;  wurde  von  dem  Rom.  Kaiser  Rudolph  ü.  an 

157.    Drr  Name  dieses  Gesandten  ist  rielfSItig  and  sonderbar  TeniBSlaltet 
worden.     Tecfamkr,  in  dem  Her  Penicum,   nennt  ihn  iegmw.    Bei  TWwr, 


—     447     — 

den  Grossiursten  Boris  geschickt  ^  um  die  Bitte  wegen  Hälfe 
gi^n  die  Türken  und  Polen  zu  erneuem. 

Sein  noch  nicht  gedruckter,  nur  20  FoHo- Blätter  starker 
Reise -Bericht  befindet  sich  in  der  Original -Handschriil,  in  dem 
IL  K.  Geh.  Haus-  Hof-  und  Staats -Archive  J^  Wien,  und  bat 
folgenden  Titel: 

Der  Rom.  Khay.  Auch  zu  Hanigrern  vnd  Böhmen 
Kliiin.  Mit.  zum  Grossfurstcn  In  der  üluscaw  Abgefer- 
tigteii  Ab^osandeu,  Heinrichen  von  Logaw,  etc.  Vnlter- 
thenigsle  Itelalion. 

Diese  Erzählung  ist  üeinricA  ron  Loscatt  unterschrieben. 
Sie  ist  sehr  kurz^  wird  aber  lum  Theil  ergänzt  durch  das  Iter 
Persiciim  von  Georg  Tectander  von  der  Jabel«««,  der 
nach  seiner  Zurückkunll  aus  Persien  mit  dem  Baron  von  hogau 
m  Moskau  zusammen  traf,  und  sich  bei  dessen  feierlicher  Audienz 
an  denselben  anschloss,  so  wie  durch  die  Erzfihfung  Conrad 
Bus  so  WS  in  seinem  Verwirrten  Zustand  des  Rassischen 
Rriehs  »^a. 

Loß;nu  (rat  seine  Reise  am  27  April  ^  mit  einem  Gefolge 
von  mehr  als  60  Personen^  von  Glalz  aus  an,  ging  von  dort  über 
Frankfurt  a.  d.  0.  nach  Stettin,  und  blieb  „wegen  bösen  ge- 
„ Filters  vnd  vmbcquemben  w indes*'  fünf  Wochen  bei  dem  jün- 
jrern  Herzoge  von  Pommern,  Philipp  Julius,  auf  dem  ßirstli- 
liehen  Amte  Ellenau.  Von  hier  setzte  er  die  Reise  zur  See  fort, 
und  brauchte  drei  VN'ochen,  um  nach  Narwa  zu  kommen,  wo  der 


/>tM.  d^  P^P'  (tffn'r^  p.  53  heisst  er  L.  17.  de  Lobe,  bei  Btnuott^  VertcirHer 
Zu9tand  de$  /?mm.  Reicht  S.  109  ron  Lahm,  bei  MiilUr,  Samml.  Rom,  Geath. 
Bd.  V.  S.  127.  9'on  der  Lavgko,  und  in  den  Rom.  Archiv-Nathrichtemj  bH 
h'aratntin  ,  Andrej  Loch, 

13M.     S.  oben  S.  t3G. 

\y}.     6.  oben  S.  40. 

10* 


—     148     — 

nach  MoskAu  vorausgeschickte  K.  K.  Hordiener,  Baltkasar 
MerlC;  ihn  mit  dem  Grossiurstlichen  Passe  und  Geleile  beceite 
erwartete. 

Am  25  Juli  hielt  er  seinen  feierlichen  Einzug  in  Moskau, 
zu  Tvelchem  er  schon  in  einer  grossen  Entfernung  von  der  SlaA 
von  4000  reich  ausgestatteten  Reitern  empfangen  ^iirde.  Bis- 
sow  sagt  S.  109.    ;,Da  thSte  Boriss  die  VerschaCning,  dass  an 
;,  denen  Oertern^   da  der   Gesandte  durchzog^  kein  Bettler  sioli 
;,muste  sehen  lassen.    Liess   auf  die  Märkte  in  denen  StMloi 
„allerley  Nothdurfl  führen^  damit  durch  die  Fremden  Ja  kehw 
„Theuerung  möchte  gespuhret  ^'erden.     Wie  der  Gesandte  eine 
„halbe  Meile  von  der  Moscau  solte  empfangen  und  eingeleitet 
„werden,  wurd  allen  Kneesen,  Boyaren,  Teutschen,  PoUeD;  md 
„allen  andern  Ausländern,    die  mit  Land  und  Leuten  versehen 
„waren,  angesagt:  Dass  ein  ieglicher  bey  Verlust  jchrlich^  Pen- 
„sion,  den  Kayser  zu  Ehren,  sich  in  Sammet  und  Seiden,  auch 
„gülden  Stucken   aufs  herrlichste  und  prächtigste  sollte  aussta^ 
„fieren,  und  also  im  allerbesten  Habit  den  Kayserlichen  Gesandte! 
„entgegen   reiten,  und  demselbigen  also  zu  Moscau  hinein  be- 
„gleiten   helfen  "•''o.     Zur   AVohnung   erhielt   er   das    GdMlii*, 
welches  kurz  vorher  der  Herzog  von  Holstein  inne  gehabt  hiilti 
Zu  seiner  Verpflegung  waren  drei  vornehme  Beamte  verordMi, 
und  für  seinen  Unterhalt  wurden  täglich   ein  ganzer  Ochse,  7 
Schafe,  30  Hülmer,  eine  grosse  Menge  Wild,  Fische,  Eier,  BnUff; 
Speck  u.  s.  w\,  so  wie  Wein,  Braut ewein,  Bier  und  Metk  ii 
reberflusse  geliefert.    Drei  Tage  nach  seiner  Ankunft  erhielt  ff 
schon  die  erste  Audienz  bewilligt,  zu  welcher  er  und  s^in  ganxes 
Gefolge  um  9  Uhr,  mit  sehr  schönen  und  kostbar  aulgqwUW 


iGO.    Müller  und  h'aratMim  bezweileln  mit  Recht  diiio  Aigabe,  ties^ 
ans  Prtrejtin  kannf en .  auf  joden  Fall  scheint  sie  sehr 


—     149     — 

Reitpferden  abgehoU  wurden.  Den  Zug^  dessen  ausfahrlMke 
Beschreibung  man  bei  Teclander  Cndet^  eröffnelen  die  Rönu 
Kaiserl.  Geschenke  ^  welche  nül  grossem  Pompe  voran  getragen 
wurden,  und  in  folgenden  Slücken  bestanden:  1,  funlzebn  kost- 
bare Gewehre,  mit  Perhnuüer  ausgelegt;  2,  ein  grosser  silberner 
und  vergoldeter  Becher;  3,  vier  schwere  goldene  Ketten;  4,  ein 
kanstreicher  Becher,  „daran  eine  Wassermühle  gewesen'^;  5,  ein 
silberner,  vergoldeter  Arm,  auf  welchem  sich  3  Becher  und  ein 
Paradies -Vogel  befanden;  G,  ein  kostbarer  Schreibe -Tisch  von 
Elfenbein  mit  Gold  eingefasst;  7,  drei  silberoe  mehr  als  zwei 
Ellen  hohe  Kaimen,  deren  jede  von  zwei  Mannern  gelragen 
werden  nuissle;  8,  ein  mit  grosser  Kunst  verfertigtes  und  völlig 
ausgerüstetes  Schilf  von  Silber,  zwei  Ellen  lang;  9,  ein  Hirsch 
von  Silber,  auf  welchem  Diana  sass,  und  der  am  Halse  ein 
kostbares  Geschmeide,  und  ein  Geweih  von  seltenen  Korallea« 
Zinken  trug.  Ausser  diesen  von  Tectander  beschriebenen  Ge-* 
schenken  erwähnt  der  Grossfürstliche  Kanzler  walurend  der  Ver- 
handluniren  mit  den  Gesandten  noch  einiger  andern,  auf  deren 
symbolische  Bedeutung  er  noch  einen  besondern  politischen  VV^rth 
zu  setzen  schien.  Er  sagte  nämlich,  der  Römische  Kaiser  habe 
deui  Grossrürstcn  durch  Logau  gesandt:  „Eine  gewaltige  Reich 
„Schaczi^rc  (kostbare)  Chron,  Apfel,  Cepter,  dadurch  Imbe  (ihm) 
^zum  Kheiser  oder  Kunige  zue  bestettigen.  Item  ein  Castel  oder 
^Schloss  \ou  lauterem  Golde  vnd  Edelsteinen  gemacht,  welches 
,auch  seine  sonderliche  bedeutung  haben  vnd  der  Gesandte  Ir. 
.Gross.  .M.  uuslcfren  würde".  Hinter  den  Geschenken  wurden 
die  drei  Oediliv-Schreiben  des  Gesandten,  mit  Decken  von  rothem 
und  grünem  TalU  behangen,  getragen. 

\o\\  dieser  ersten  Audienz  sagt  Logau  sehr  kurz:  ;,aldo 
flucht  Anders  alss  Hu.  Khay.  Mit.  gruss  vnd  gluckwindschung.... 
;iangebracht,  dorauif  der  Grossfurst,  mjch  selbst  mir  Taflei  lahdcti, 


—     150    — 

„vnd  auch  Alle  mein  Voick  vor  Imbo  zue  Tische  sezen  lassen, 
„vnd  stattlich  traclirt^.    Die  Feierlichkeit ^  ivelcher  Tectander 
im  Gefolge  der  Gesandten  beiwohnte^  ist  von  diesem  ia  seinea 
Itcr  Pcrsietim  uusführlicb  beschrieben.     Als  die  Gesandtschaft 
eingefahrt  wurde^  sah  sie  den  Grossfürsten  der  ThQro  gegeiiOber 
uuf  einem  vergoldeten  Sesj^el  sitzen ^  in  einem  langen^  bis  auf 
die  Füsse  reichenden^  mit  Perlen  und  Edelsteinen  besetzten  Kleide 
von  Goldstotr.     Er  hatte  eine  doppelte  Krone  auf  dem  llaiqrtei 
und  eine  andere  dreiraclie  „Tast  anderthalb  Ellen  hohe,  so  sehr 
„schön  und  prechlig  mit  Edelgestein  versetzt^,  neben  sich  stehen. 
Neben  ihm  sass  Feodor  Borissowitsch  in  Silbersloff  geklei- 
det  und   mit    einem   goldenen  Stabe   in   der  Hand.     Nach  der 
Ueberreichung  des  Crediliv  -  Schreibens   erhoben  sich  beide  and 
erkundigten  sich  nach  dem  Befinden  des  Römischen  Kaisers^  und 
der  Grossfürst  erlheilte  den  Befehl^  den  Gesandten  und  sein  ganzes 
Gefolge  zur  Tafol  einzuladen.     Nach   der  Audienz  wurden  die 
Fremden  in  ein  grosses  Zimmer  geröhrt,  um  dort  bis  zur  Tisch- 
zeit zu  urarten.     Hier  sahen  sie  ehie  ausserordentliche  Menge 
der  kostbarsten  Gefässe  von  Gold  und  Silber,   „unter  denen  ein 
„grosser  Silberner  Löwe^  welcher  vber  eine  Tonne  Bier  gehalleo^ 
„neben  auch  einer  silbernen  Thonnen   vergfildet,  auch  so  gross 
„alss  eine  Bier  Tonne  ^.     In  der  Mitte  des  Zimmers  sahen  sie 
einen  grossen  Pfoiler,  welcher  in   seiner  ganzen  Höhe  mit  o- 
zahligen  goldenen  und  silbernen  Bechern  und  Schalen  besetzt  inr. 
Nachdem  sie  hier  etwa  eine  Stunde  gewartet  halten,  irurden  sie 
zur  Tafel  abgeholt.      „Auss  diesem  Zimmer,  sagt  Tectander, 
„gieng  eine  Thür  in  ein  ander  Losamcnt,  welches  man  geöHM» 
„darinnen  der  Grossrürst  neben  dem  Jungen  Herrn  seinem  Solmc 
„aulf  vergüldelen  Sässeln  vber  eüicr  gantz  Silbernen  vnd  vei- 
„göldeten  Tafol  gesessen,  nicht  weit  von  diesem  ist  ein  andere 
„lange  Tafol  gestanden,  darüber  man  dem  Kayserlioh  GesandM} 


nd  die  andern  alle  nach  der  Ordnung  wie  sie  eingoriUeii,  ge- 
rtzl.  Zum  auffwartten  vnd  Speiss  aulllragen  siol  vber  200 
tätlicher  Moscowitter^  so  mehrentheils  all  auiT  einerley  ferm  in 
öldene  Stuck  bekleidet^  verordnet  gewesen.  Alss  man  nw 
en  Grossrarsteii  etliche  grosse  Semmel  Brodt  gebracht,  hat  er 
ieselben  persönlich  in  stuck  gelheilet;  vnd  einem  jeden  nach 
er  Ordnung^  wie  sie  gesessen^  eines  vorlegen  lassen,  mit  die- 
?n  Worten :  der  Grossmcchtige  Herr  vnd  Grossf&rst  Boris 
oedrowitzsch  begnadet  dich  mit  Brodt  von  seinem  TisdM. 
ach  diesem  hat  man  in  die  300  gute  gäldene  schalen  mit 
peiss  vnd  alleriey  Tranck  aufgesetzt,  vnd  hat  also  die  Taffei 
I  die  5  Stunden  lang  gewehret.  Es  seind  auch  in  ^rnelten 
immer  vber  200  Teutzschen  (jedoch  vnterschiedlich)  gespeiset 
orden^  es  hat  aber  keiner  derselben  sich  zu  vns  nahen,  viel 
eniger  inil  vns  reden  dürfTen,  darauff  denn  die  Moscowitter 
enaw  achtung  gehabt". 

Als  Logdfi  am  30  Juli  um  ein  zweites  Gehör  anhalten 
;s,   SiindU'  der  Grossfürsl  drei  vornehme  Bojaren  zu  ihm,    mit 

Aiifrüideiun;Lr^  sein  Anliegen  sehriniich  zu  übergeben,  danul 
desto  seiuieller  libersel/l  und  beralhen  werden  könnte.  Nach- 
n  diess  geschehen,  besiichle  ihn  zw  ei  Tage  darauf  der  Kanzler, 

ihn  im  Namen  seines  Herrn  zu  fragen,  ob  er  denn  gar  keine 
lere  Aufdiiijre  halle,  als  diejenigen,  welche  er  in  seiner  über- 
hlen  Sein  in  angej^eben;  da  doch  in  seinem  Crediliv  gesagt 
rden,  ,,dass  er  in  grossen  Sachen  zu  tracliren  volle  Gewalt 
ibc",  und  als  der  (iesandlc  anlworlele,  dass  er  durchaus  keine 
lere  Aiifiräj^a'  habe,  „sehied  der  Kanzler  gar  nit  frölich". 

Am  3  August ,  dem  Geburtsfeste  des  Grossfilrsteo,  wurden 
n  Gesandien  mehr  als  200  Speisen  in  goldenen  Schüsseln  und 
e  Men^^e  Gel  ranke   alier  Art  io  kostbaren  Geltesen  getchiekL 


—     152     — 

Die  gcläuschle  Envartnng  über  den  Z^veck  von  Logmi*$ 
Gesandtschaft   halte   unterdessen    an   dem   GrossfiirsUichen  Hofe 
eine  grosse  Verstimmung  gegen  ihn  hervorgebracht.    Am  5  An- 
gast  erschien  der  Kanzler  wieder  bei  ihm  mit  allerlei  Beschwerden 
^^vnd  vornemblich;«sagl  Logau  in  Seinem  Bi  richte ;  dass  es  den 
^^Grossförsten  gar  hoch  wunder  ncmbe,  vnd  gleich  verkleinerlidi 
^^vorkombc^^    dass  der  Rom.  Kaiser  ihn  abermals  nicht  den  ihm 
gebührenden  Titel;   mit  Erwähnung  aller  Lander  gegeben  habe, 
während  doch  der  Grossfürst  ihm  nicht  einen  Buchstaben  in  sei- 
nen Titeln  entziehcf.     Als  hierauf  Logau  der  dem  Kaiser  zu- 
gesagten Hülfe  gegen  die  Türken   erwähnte,   ^^hal  der  Kanzler 
,;doch  nur   ein  Lachen   daran  gegeben  vnd  nit  heraus  gei^oU", 
so    sehr  jener   auch    darauf  drang.     Der  Grossfürst  Hess  dem 
Gesandten  auch  wissen ,  dass  er  durchaus  von  ihm  nähern  Anf- 
schluss  über  viele  Punkte  erwarte,    welclie  besonders  den  Erz- 
herzog jMa\imiiian  beträfen,    welcher  nach   den  frühem  Ver- 
trägen   zum    Könige    von    Polen    erwählt   werden,     und    die 
Tochter  desGrossfürsten  zurGemahlin  erhallen  sollte. 
Bey  dieser  Gelegenheit  erfaliren  wir,  dass  kurz  vorher  Rudolpk 
II,    einen  hohen  Geistlichen,   der  hier   ein   Metropolit   genannt 
wird,   Namens  Dionys,   nach  Aloskau  jg^esandt  hatte,   welcher 
seinem  Vorgeben  nach  so  wichtige  Aufträge  gehabt,    dass  iha 
ausdrücklich   mündUch   befohlen    worden,    dieselben   allein  den 
Grossfürsten   vorzutragen,    weswegen  dieser   ihm  auch,    „wider 
„alle  gewonheit   geheimbe   Audientz   geben"      In  dieser  hafcc 
Dionys  gesagt,  der  Römische  Kaiser  habe  ihn,   allein  und  flv 
im  Beisein  eines  Dr.  Petzens,  welcher  alsDolmetscher  gedietil| 
sehr  wichtige  Punkte   für    den  Grossfürsten  aufgetragen,  deren 
Geheimhaltung  er  auf  das  Evangelium  beschworen  müssen.  Diese 
Punkte   hatten    die    oben   erwähnten   Pläne   für   den   Erzherzog 
iMaximilian  betroffen,  und  Dionys  habe  von  dem  GrossfÜistcn 


—     153     — 

für  seine  gule  Botschaft  ein  Geschenk^  im  Wcrtbe  von  3000 
Rbl.^  die  hier  9000  Thalern  gleich  geschätzet  i^' erden  ^  erhalten. 
Er  habe  auch  hinzageselzt  ^  der  Kömische  Kaiser  werde  ehestens 
einen  angesehenen  Gesandten  mit  hinreichenden  Vollmachten  zor 
gänzlichen  Beendigung  dieser  Angclegenheilen  schicken^  und  iür 
einen  solchen  habe  man  nun  den  Baron  von  Logau  gehalten« 
Dieser  mochte  sich  daher  entschuldigen  Avie  er  wollte^  dass  er 
Iür  diese  Punkte  gar  keine  Instruction  habe^  so  wollte  man  ihm 
doch  durchaus  nicht  Glauben  beimessen^  ;>^^^ii;  ^'iG  ^r  sagt, 
^^diese  Nation  gar  argh'slig  und  misstraulich".  Es  wurde  nun 
aber  auch  sogleich  ein  Eilbote  abgesandt,  um  den  Dionys, 
wenn  es  noch  möglich  wäre,  wieder  zurück  zn  bringen;  dieler 
war  indessen  bereits  über  die  Gränze  gekommen.  „Deretwegen, 
sagt  Logau  in  seinem  Berichte,  vnd  zum  Anfang  meiner 
„Werbung:,  grosse  vnd  fieliche  Erbietten  gescheen,  als  sie  aber 
„den  Inhalt  meiner  Auflräge  erfuren,  seint  sie  gar  kleinmuthig 
„worden,  vnd  iin^efangen-.jdes  Turcken  hulff  halberen  difücul^ 
„tiren  vnd  auslhlclile  'i\\(^  suclicn^^ 

Am  ."3  August  hatte  der  Gesandle  eine  zweite  Audienz  bei 
dem  Grosslürslcn,  in  welcher  er  ziemlich  kalt  empfangen,  und 
nach  >>clcher  er  zur  weitern  Unterhandlung  mit  dem  Kanzler 
und  >ieicn  der  vornehmsten  Bojaren  in  ein  besonderes  Zimmer 
geführt  wurde.  Diese  waren  hnäs  Feodor  Iwanowitsch 
Mstislawskij,  hiuis  Dmitrij  Iwanowitsch  Schuiskij, 
Slepan  \Nassilj  e  witsch  Godunow  und  Ssemen  Niki- 
lisch Godunow,  von  denen  jeder  einen  einzelnen  Punkt  zur 
Bercithuiiii  vortrug  und  besprach;  worauf  der  Kanzler  am  Schlüsse 
noch  einmal  alle  vier  Tunkte  zusammen  fasste ,  um  zu  beweisen, 
dass  der  Grossfürst  theils  die  gegen  den  Kaiser  eingegangenen 
\  erbindlichkeiten   bereits   erfüllt  habe,    theils  seine  Mittel  daidi 


—     154     — 

die  anhaltende  Hun^ersnolh  und  Pest  sehr  verringert,  und  er 
dadurch  ausser  Stand  gesetzt  worden,  seine  HOire  gegen  des 
Köm.  Kaisers  Feinde  noch  wirksamer  zu  äussern.  -  Der  Grossfilrsl, 
fugte  er  hinzu  ^  sei  erst  vor  Kurzem  zur  Regierung  gekommen, 
^^dahcr  Er  necessario  abermal  die  Schäzo  eröffnen  vnd  angreiffin, 
^^alten  gebrauch  nach  menniglichen  dreimal  nach  Stand  vnd 
;,Wurden  Vor  Ehrung  thun  müssen^  wie  Er  denn  Reich  vnd  Am 
^^von  seinen  Aigenen  Korn  speisen  müssen  ^  vnd  täglich  vber  2000 
;,Rubel;  welches  6000  Taler  seint^  austeilen  lassen,  weiches 
^ydoch  gegen  solcher  grossen  menge  noch  nicht  ausgetragen. 
,^Auch  nochmales  wegen  eingerallener  Inrection  die  Lande  ge- 
^^sperret;  vnd  alle  Nahrung  vnd  Handel  darnieder  gelegen^'. 

Zwei    Tage    darauf  wurde    der  Kanzler   wieder    zo   den 
Gesandten  geschickt^   um   die  Unterhandlungen  fortzusetzen.    £r 
beschwerte  sich  zunächst  abermals^  dass  in  dem  Kaiserl.  Schrei- 
ben  dem  Grossfürsten  nicht  der  Titel  eines  Kaisers  gegebed 
worden;    führte    an^     dass    er    selbst    schon   zu    Pilsen    der 
Reichsliofkanzlei  erkläret  habe^    man  würde   Kaiserl.   Schreiben, 
in  welchen  dieser  Titel  ausgelassen  wäre^  in  Zukunft  nicht  mehr 
annehmen^   und  zeigte  dem  Gesandten  zugleich  die  Urkunde  des 
zwischen    Maximilian  I;    und   Iwan  VVassiljewitsch  ge- 
schlossenen Bündnisses  im  Originale  und  mit  der  goldenen  Bolle 
des  Kaisers  versehen  vor^   in  welcher  der  Grossfürst  ein  Kaiser 
aller  Reussen  genannt  wird;  ^^welches  sich  zwar  also  befundefl^i 
setzt  Logau  hinzu  ict.     Der  Gesandte  versprach^  darüber  seiMfl 
Bericht  nach  Wien  zu  machen  ^  und  bat  nur^  wegen  dieser  For- 
malität die  erbetene  Hülfe  doch  ja  nicht  länger  zu  verschieben 


161.  Diese  Ansabe  ist  sehr  wichtig  zur  Geschichte  dieser  Urknde  al 
der  1723  von  Peler  dem  Grossen  bei  der  Annahme  des  Kaiser-Titels  daraaf  gt- 
gründeten  and  gellend  gemachten  Ans|iriiche. 


—     i55     — 

Bei  dieser  Gelegenheit  Tragte  ihn  der  Kanzler  im  Namen  des 
Grossfürsten  nochmals^  ob  er  nicht  von  seinem "^  Herren  nodk 
besondere  j  geheime  Aufträge  habe ,  welches  Logau^  abermals 
verneinte.  Zugleich  theilte  er  ihm  in  dieser  Conferenz  den 
Wunsch  des  Grossfürsten  mit,  dass  er  bei  seiner  bevorsteh^fideo 
Rflckreise  den  damals  in  Moskau  befindlichen  Persischen  Ge- 
sandten unter  seinem  Schutze  mit  nach  Oesterreich  nehmen 
möchte. 

Am  22  August  halte  Logau  seine  Abschieds  -  Audienz 
am  Hofe  des  GrossfQrsten,  bei  welcher  niemand  als  ein  Deut- 
scher Dolmetscher  zugegen  war.  Boris  bezeigte  ihm  nochmals 
seine  Verwunderung  daräber,  dass  er  durch  ihn  nichts  von  den 
angekänüig(en  geheimen  Angelegenheiten  habe  erfahren  könneiL 
und  wiederholte  seine  Entschuldigung,  dass  er,  aus  den  herdtf 
von  seinem  Kanzler  angerührten  Gründen,  die  ge\^ilnscbte  Knegs- 
Hfllfe  gegen wärlig  zu  leisten  ausser  Stande  sei.  Endlich  über- 
reichte er  ihm  bei  seiner  Entlassung  zwei  Schreiben  an  Rudolph 
und  Maximilian.  An  diesem  Tage  wurde  der  Gesandte  noch- 
mals aus  der  Grossfürstlichen  Küche  mit  den  gewöhnlichen  Ce- 
remonicn  bovirlhet.  - 

Am  folgenden  Tage  wurden  ihm  die  üblichen  Abschieds- 
Gescheiikc  überbracht,  nämlich  ein  kostbarer  Kaftan  aus  Goldstoff 
mit  Perlen  gestickt  und  nut  einem  Futter  von  Zobel,  6  Zimmer 
Zobel  -  Felle ,  3  Zimmer  Marder  und  3  Felle  von  schwarzen 
Füchsen,  und  für  das  Gefolge  Zobel,  Marder  und  reiche  Stoffe 
nach  dem  Hange. 

Am  29  August  verliess  Logau  endlich  Moskani  unter  ei- 
ner feierlichen  Begleitung,  und  erreichte  am  7  September  Narwa, 
wohin  der  Persische  Gesandte  sich  voraus  begeben  hatte.  Das, 
ihm  wi(*   es  scheint  von   dem  Herzoge   von  Pommern  entgegen 


—     156     — 

geschickte  Schiff  >var  beinahe  zu  klein,  um  den  Gesandten  mil 
dem   ihm    aufgedruugeuen  Begleiter   aufzunehmen;    sie  schifllen 
sich  indessen  doch  ein,  und  als  sie  am  18  September  eben  im 
BegrilTe  waren,  unter  Segel  zu  gehen,  schickte  der Schiivedische 
Admiral  Benedict  Larsen,   der  mit  zwei  Linienschiffen  in  der 
Nähe  von  Narwa  lag,   einen  Capitaino  zu  Logau  mit  der  An- 
zeige, der  König  Karl  wünsche  ihn  in  Stoekhohn  zu  sehen,  und 
lasse   ilm   dalier   einladen,    ihn  dort   zu   einer  Unterredung  n 
besuchen.    Der  Gesandte  glaubte  diess  ablehnen  zn  müssen,  und 
fülirte  zu  seiner  Entschuldigung  an,  dass  er  dazu  keine  Erlaub- 
niss  habe  und  sich  auch  gar  niclit  aufhalten  könne.  Der  Admiral 
wollte  indessen  von   diesen  Ausllächton  nichts  hören;   er  nahm 
das  Deutsche  ScIiilT  zwischen  die   seinigen,  und  als  es  dennoch 
Jliene  machte,    iinn  nicht  folgen  zu  wollen,   liess  er  sogar  anf 
dasselbe  feuern.      Logau   wurde   also  im  eigentlichsten  SioQe 
mit  Gewalt   nach  Stockliolm    gefOlirl,    wo  er  dann    mil  vielen 
Entschuldigungen  und  der  grössten  Zuvorkommenheil  von  dem 
Könige  emprangcn  wurde.      Es  war  nämlich  Karl  Xi  sehr  darai 
gelegen,   sich  mit  ihm  über  die  Livländischen  Angelegenheilei 
zu  besprechen,  weswegen  er  iim  auch  bat  einen  seiner Hofdiener 
mit  nach  Wien  zu  nehmen,  und  dessen  Aufträge  bei  dem  Kaiser 
bestens  zu  unterstützen.     Am  12  October  verliess  der  Gesaodlf 
Stockholm  wieder  ^  und  setzte  die  Reise  auf  einem  Schwedischei 
Scliilfe  fort,   welches  der  König  zu  diesem  Zwecke  aufs  soig^ 
faltigste  hatte  einrichten  lassen,  während  der  Perser  die  ganze  Zeil 
hindurch   sein  Schilf  in  dem  Hafen  nicht  verlassen  halle.    Die 
Uebcrfahrt  dauerte  wegen  widriger  Winde   drei  volle  Wocien, 
bis  die  Schiffe  sich  endlich  in  Greifswalde  wieder  trafen,  voi 
wo  die  Gesandten  ihre  Reise  nach  Prag  zu  Lande  forlsetien. 


—     157     — 
44. 

Thomas     Smith. 
1604. 

Sir  Thomas  Smith  >vurde  von  dem  Könige  von  England^ 
Jacob  I,  im  Jahre  1604  als  Gesandter  an  den  Grossftlrsten 
Boris  Godunow  geschickt,  bei  welchem  er  eine  sehr  ehren- 
volle Aufnahme  fand.  Er  vcriiess  Moskau  kurz  vor  dem  Tode 
dieses  Zaren,  und  nahm  seinen  Rückweg  über  Archangel,  wo 
er  eben  im  Begrilfe  war,  sich  nach  seinem  Vaterlande  ein;!:u- 
schiffen,  als  ihm  der  unterdessen  auf'  den  Russischen  Thron 
gelangl c  Pseudo-Demetrius,  dem ,  ausser  seiner  grossen 
Vorliebe  für  England,  noch  besonders  an  der  Frenndschafl  mit 
dessen  Könige  gelegen  war,  im  Jnli  1605  einen  Hofliediei^n 
Namens  Gawrila  «^2,  nachschickte,  um  von  ihm  das  von  Go- 
dunow für  seinen  König  erhaltene  Schreiben  zurück  zu  ver- 
langen, und  diesem  mündlich  zu  hinterbringen,  dass  Demelrius 
nächstens  selbst  eine  Gesandlschafl  nach  England  schicken 
würde  «^^ 

Mau  hat  verschiedene  von  Thomas  Smith  verfassle  Be- 
richte über  seine  Reise.     Der  erste  erschien  unter  dem  Titel: 


1G2.  Der  Kamilion  -  Name  dieses  Gawrila  ist  nicht  bekannt  Aas  dem 
HussiMhen  Voniainen  hat  man  im  Kii^'lischen  und  Fran/ösischen  die  Namen  ^Sa- 
wnre/a  ,  fiawnreln,   Garatreln  und   Genareia  gemacht. 

1f>3.  Die  Deutsche  üeberoefziinj^  der  an  GiHtrita  fnr  diese  Sendunjr  er- 
ibeilten  Inblrui  tion  findet  nun  in  MüiUrB  Sammimmg  Run.  Gfßtkickie  Th.  V, 
S.  26s.  In  der  ihm  dann  vorgeschriebenen,  im  Namen  des  DemelriuB  an  den 
Englixcheii  Gesandten  im  hallenden  Anrede  heisst  es :  „Wir  Grosser  Herr  etc. 
^he/ehUn  dir  Thomas  Smith  Englisdien  Gesaodtea  o.  s.  ir.* 


—     158     — 

Vojftge  and  Entertainment  in  Russin,  with  the 
tragical  ends  of  too  Empcrors  and  one  Empress,  hy 
Sir  Thomas  Smith.     London  1609.  8». 

Ein  anderer  wurde  aurg^enommen  in  die  grosse  Sammlung 
von  Purchas,  >yo  er  die  Ueberschrlft  führt: 

Oceiirrents  of  priitcipal  Note  whieh  happenc«!  in 
Russia,  in  the  timc  white  the  Ilonorablc  Sir  Thomas 
Smith  remained  there  Emhassadour  from  his  Maieslie. 
In  Purchas  his  Pilgrimos,  Vol.  III^  p.  785. 

In  Milton's  Description  or  nioscoria  befindet  sich  p. 
837  ein  Aufsatz  unter  dem  Titel: 

Embassage  in  Rnssia  of  Sir  Thomas  Smith,  velchea 
Milton  unter  seinen  Hauptquellen  nennt. 

Sir  Thomas  SmitA  >vurde  5  Werst  vor  Moskau  feieriidi 
empfangen;  auf  beiden  Seiten  des  Weges  bis  zur  Hauptstadt 
Ovaren  mehre  Tausende  vornehmer  Russen  zu  Pferde  aufgeslelll, 
und  als  der  Gesandte  seinen  Reisewagen  verh'ess^  um  zu  Pfefde 
zu  steigen^  erseholl  die  Luft  vom  Schmettern  der  Trompeten. 
Ein  angesehener  Stall -Beamte  brachte  ihm  ein  mit  Gold^  Periei 
und  Edelsteinen  kostbar  geschmücktes  (gorgeously  trapt)  Boss, 
dem  eine  grosse  goldene  Kette  über  dem  Halse  hing.  Anderf 
reich  verzierte  Pferde  erhielt  sein  Gefolge.  Dann  kamen  drei 
hohe  Beamte  mit  einem  DoUmelscher^  um  eine  Anrede  an  iko 
zu  halten;  der  Gesandte  lehnte  diese  Ceremonie  aber  mit  einen 
kurzen  Complimente  ab.  Darauf  begrüssten  sie  sich  und  gaben 
sich  die  Hände.  Jeder  der  drei  vornehmen  Bojaren  richtete  n0 
mit  Vorausschickung  eines  unendlich  langen,  oft  wiederholten  Titeb 
des  Kaisers  einige  Worte  an  ihn;  der  Erste  fragte:  wie  sich  sein  König 


—     159     — 

beSnde?  der  Andere:  ob  der  Gesandte  wohl  sei?  der  Dritte  be- 
richtete ihnv:  dass  ein  stattliches  Hans  zu  seiner  Anrnahme  bereit 
sei.  Sie  nahmen  ihn  dann  in  ihre  Mitte ^  und  fahrten  ihn,  an 
der  Spitze  von  mehr  als  6000  Reitern  in  das  Tur  ihn  bestimmte 
Gebäude,  wo  er  eine  tägliche  Wache  von  50  Mann  erhielt. 
Bald  nach  seiner- Ankunft  Torderle  man  ihm  eine  Abschrift  seines 
Creditivs  und  der  Anrede  ab,  die  er  an  den  Grossfürsten  halten 
sollte,  damit  sie  könnten  übersetzt  werden.  Am  Tage  der  Aa^ 
dienz  wurden  für  ihn  und  sein  Gefolge  Pferde  gesandt.  Den 
Zug  nach  dem  Schlosse,  der  durch  zwei  fteihen  Kaiserlicher 
Garden  ging,  eröifnele  ein  kostbarer  Wagen  mit  zwei  Zeltern 
bespannt,  der  zum  Geschenke  für  den  Grossffirsten  bestimmt  war; 
die  übrigen  Geschenke  trugen  Leute  aus  dem  Englischen  Gefolge. 
Der  Gesandte  wurde  mit  zwei  seiner  Räthe  vor  den  Grosslärsten 
gefuhrt,  bezeigte  demselben  seine  Verehrung^  und  äberreisHie 
dann  seines  Herrn  und  seine  eigenen  Geschenke.  Nachdem 
Boris  und  der  Prinz  sich  nach  dem  Befinden  des  Königs  von 
England  erkundigt  hallen,  überreichte  Sir  Thomas  Smiih  die 
mitgebrachten  Schreiben.  Alles,  sagt  der  Gesandte  in  seinem 
Berichte,  >erkandigtc  die  Majestät  eines  mächtigen  Kaisers.  Seine 
Krone  und  Sccptcr  waren  von  lauterm  Golde,  um  den  Hals  hfig 
ihm  eine  Schnur  von  Perlen,  sein  Kleid  von  karmoisinfarbenem 
Sammet  war  mit  Goldstickerei  und  kostbaren  Steinen  eingefasst. 
Zu  seiner  Rechten  stand  eine  prachtvolle  Kugel  von  geschlage- 
nem Golde  auf  einer  Pyramide  mit  einem  Kreuze  darauf^  m 
welcher  der  (irossfürst,  ehe  er  sprach,  sfch  ein  wenig  wandte 
und  bekreuzigte.  Auf  einem  nicht  minder  kostbaren  Throne  sass 
der  Prinz.  Neben  dem  Kaiser  standen  z^vei  Edelleuto  in  Röcken 
von  SilberstolT,  nut  hohen  ^Mutzen  von  schwarzem  Felle  und 
goldenen  Kelten,  die  bis  auf  ihre  Füsse  herabhingen;  auf  ihrer 
Schuller  hielten  sie  eine  Axt  von  Gold;  die  zwei  neben  dem 


—     160     — 

Prinzcti  halten  Aexte  von  Silber.  Die  Wände  des  Gemachs  waftn 
mit  Tapeten  ans  Arras  behangen;   in  der  Glitte  desselben  stand 
ein  Pfeiler^  und  um  denselben   herum   eine  grosse  Menge  von 
Gelassen  in  den  sonderbarsten  Formen  von  Ungeheuern ,  Thieren 
und  Fischen.    Des  Kaisers  Tafel  war  von  zwei  hunderl  Edelleu- 
ten^  in  Goldstofl'  gekleidet^  bedient ^  die  des  Prinzen  von  jungen 
Fürsten  von  Kasan,  Astrachan,  Sibirien,   der  Tatarey  und  Cir- 
cassien.    Der  Kaiser  schickte  dem  Gesandten  von  seinem  Tische 
dreissig   Flaschen    Meih    und    einige    Schnitte    des   allerfeinslea 
Brotes,  so  mo  eine  Menge  kostbarer  Speisen,  gekocht,  gebraten 
und  gebacken,  und  meistens  mit  Knoblauch  und  Zwiebeln  gewurxL 
In  der  Mitte  der  Mahlzeit  rief  er  den  Gesandten  zu  sich,  um  auf 
die  Gesundheit  des  Königs  zu  trinken,  worauf  er  ihm  die  Schale 
aus  kostbarem  Krystallo  reichte,   woraus   er   dann   mit   seinaii 
ganzen  Gefolge  auch  trank.     Nach  dem  Essen  reichte  ihnen  der 
Kaiser  noch  mit  eigener  Hand  vortrefflichen  Meth  zu  trinken,  md 
wenn  Einer  nicht  Alles  austrinken  konnte,   so   nahm  er  diess 
nicht  übel,  sondern  sagte:  Jeder  müssle  am  besten  wissen,  was 
ihm  zulrägiich  wäre.     Nachher  sandte   er  noch  denselben  Tag 
einen  grossen  und  vornehmen  Fürsten,  einen  von  denen,  die  dir 
goldne  Axt  trugen,  mit  >ielen   Arten  von  Meth,  um  mit  dem 
Gesandten  zu  trinken,   der  ihn  dann  mit  30  Ellen  Goldstofl* und 
zwei  grossen  Pokalen  beschenkte  und  mit   erleuchtetem  Hanpie 
(light-headed)   entliess.     Bei  der  z^veilen   Audienz    wurde  der 
Gesandte  eben  so  empfangen  wie  bei  der  ersten,  und  nach  seiner 
Zuriickjvunflt   wurde   ihm   eine  Mahlzeit    von   300    verschiedeici 
Fischspeisen,  weil  es  gerade  Fastenzeil  war,  von  der  aosgesadn 
testen  Seltenheit  und  Vortrefflichkeit  geschickt.    Bei  seiner  Abreise 
wurde  er  eine  Meile  weil  aus  der  Stadt  in  dem  Schlitten  des 
Grossfürston   geführt   und   eben   so  begleitet   wie  er  empfa^yB 
worden  war. 


—     161     — 


15. 


Thomas    Freys  s. 
1605. 

In  dem  K.  K.  geh.  Flaus-  Hof-  und  Staats-Archiv  zu  Wien 
mdet  sich  das  Original  eines  Schreibens  des  Magistrats  der 
idt  Lübeck  an  Herrn  Michael  Schiele,  welcher  1598  als 
m.  Kaiserl.  Gesandter  in  Moskau  gewesen  war,  und  denselben, 
'  das  Gerücht  von  der  Krönung  des  falschen  Demetrius,  um 
:theilung  der  ncueslen  aus  Russland  erhaltenen  NachrichleD 
)cten  hatte.  In  diesem  Schreiben* erfüllt  der  Ralh  von  Lübeck 
hiele's  Wunsch,  und  überschickt  demselben  beglaubigte  Ab- 
ritten von  zwei  aus  Russland  über  die  neuesten  daselbst  vor- 
allenen  Veränderungen  erhaltenen  Berichten. 

Der  eine  derselben  ist  aus  Nowgorod  (^jGrotlNouegoroth") 
I  3  Mai  IGOo  dalirl,  und  Thomas  Freyss  unterschrieben, 
eher  vcrmiilhlich  ein  Beamter  der  Hansa  daselbst  war.  Er 
det  darin  dem  .Magistrale  von  Lübeck,  „seinen  Grossgunstigen 
?rrn  vnd  Fürdercrn",  in  einem  sehr  ehrerbietigen  Style,  „von 
pgen  der  itzt  gef!:enwarttigen  Zeit,  so  alda  verbanden  vnd 
rlauffet",  des  Demetrius  Einfall  und  Fortschritte  in  Russ- 
in Bas  manu  WS  Verrätherey,  den  Tod  des  Grossfürsten 
ris  Godunow  u.  s.  w.,  ohne  dass  jedoch  sein  Bericht  das 
mrsle  Neue  enthalte.  Es  gehet  nur  aus  demselben  henor, 
?  der  Schreiber  desselben  nicht  entfernt  an  der  Gültigkeit  der 
prüche  des  Usurpators  gezweifelt  habe. 


u. 


H 


—     162     — 

16. 

H  e  i  II  r  i  ch    N  e  u  s  t  e  d  e  r. 

1605. 

In  der  so  eben  erwähnten  MiUheflnng  des  Magistrats  vod 
Lübeck  an  Hrn.  Michael  Schiele  befindet  sich  auch  ein  Brief 
eines  gewissen  Heinrich  Xeusteder^  der  wahrscheinlich  cben- 
Talls  ein  Beamter  der  Ilansa  war,  ans  Pleskow  vom  17  Juni 
1605  datirt;  und  an  den  Erbaren  Heinrich  Hulsshorsten, 
wahrscheinlich  einen  Einwohner  von  Lübeck  ^  gerichtet.  In  die- 
sem Briefe  wird  ebenfalls  über  des  Denietrius  Erscheinen  imi 
dessen  glucklichen  Erfolg  J)erich(el,  und  nicht  der  geringste 
Zweifel  über  die  Rechtmässigkeit  seiner  Ansprüche  auf  den  Rus- 
sischen Thron  erhoben. 

17. 

Der  ungenannte  Verfasser  eines  Briefes 
aus  Arehangel. 

1605. 

In  dem  Archivo  vecchio  Medicco  zu  Florenz  befindet  sich 
ein  haudschriniicher  Brief  in  Italiänischer  Sprache  aus  Archangd 
vom  4  Juli  1G05  datirt^  welcher  die  Ueberschrill  führt: 
Lettera  scritta  in  Arcangelo  a  di  4  luglio  1605. 
Dieses  Document  scheint  das  Original  zu  sein^  von  wddMi 
sich  in  mehren  Bibliotheken  Italiens  ^  namentlich  in  der  Barbe- 
rinis(hen   in  Rom  Abschrifien  finden.    Naoh  dieser  letztem  ist 
dasselbe  in  einem  sehr  seltenen  Werkchen^  welches  doo  lÜd' 
führt:   Ving^Eci  di  »loscovia  dogli  Anni  1633,  1634,  1635 


—     163     — 

1636.     Libri    Tri;   in    Vitcrbo    1658.    4o.    abgedrnckt 
jrden. 

Der  Verfasser  dieses  Briefes  ist  sowohl  seinem  Namen^  als 
inen  übrigen  Verhältnissen  nach  unbekannt;  man  sieht  nur^  dass 

ein  Ilnliäner  >var^  und  sich  in  dem  genannten  Jahre  in  Ar- 
angel  aufhielt^  vielleicht  um  sich  dort  zur  Rückkehr  in  sein 
lerland  einzuschiffen.  Höchst  wahrscheinlich  war  es  ein  katho- 
i^her  Geistlicher^  die  damals  zu  den  Zeiten  des  falschen  De- 
xtrins häufig  nach  Russland  kamen;  vielleicht  ein  Jesuit, 
enigstens  ihcilte  er  ganz  die  damalige  politische  Ansicht  der 
len^  und  hielt  den  so  eben  auf  den  Russischen  Thron  gelangten 
urpalor  in  seiner  vollsten  Ueberzeugung  für  den  rechtmässigen 
rrscher.     Eben  so  wenig  ist  aus  dem  Schreiben  zn  ersehen, 

wen  dasselbe  gerichtet  gewesen.  Der  Inhalt  des  zwei  Bogen 
rken  Briefes  bctrifR  den  am  13  April  1605  erfolgten  plötz- 
ien  Tod  des  Grossfürsten  Boris  Godnnow^  und  das  gewalt- 
ne  Ende  seiner  Gemahlin  und  seines  Sohnes,  welches  am  12 
u  Statt  fand.  Der  vorliegende  Bericht  ist  also  nur  drei  Wo- 
'n  nach  dieser  Katastrophe  geschrieben;  es  ist  indessen  nicht 
hrscheiiilich,  dass  sich  der  Verfasser  als  Augenzeuge  derselben 

Moskau  sollte  befunden  haben. 

Er  erzählt,  es  sei  allgemein  bekannt,  dass' einige  Grosse 
.  Reichs,  um  die  Pläne  Godunow's»«*  zu  vereiteln,  und  „um 
nen  Stannn  der  geraden  Kaiserlidien^^Linie  zu  erhalten*',  den 
gslen  Sohn  des  Grossfürsten  Iwan  Wassiljewitsch,  in 
ler  frühesten  Jugend  und  unter  dem  Schutze  einiger  Griechi- 
en  Friestcr,  aus  dem  Lande  gebracht,  und  U|n  Boris  bei 
ler  blutdürstigen  Absicht  zu  täuschen,  an  seiner  Stelle,  einen 
leifh  Knaben  hätten  umbringen  lassen.     Dieser  ächte  Deme- 


164.    Der  hier  immer  G'odemo  genaint  wird. 


—     164     — 

trius  sei  hicraur  im  Auslande  sorgfillig^  erzogen  worden,  hUle 
Reisen  in  Italien  und  Dcutsehland  gemacht;  und  sich  dann  grAss- 
teniheils  in  Polen  aufgehallen.     Boris  sei  in  der  Fdge^hSofig 
vor  der  ihm  drohenden  Gefahr  gewarnt  ^vorden,  habe  aber  nickt    ( 
darauf  geachtet  ^   bis   der  junge  Prinz  im  Anfange  des  Winten 
1604  mit  einem  grossen  Heere  von  Kosaken  ^  Polen  und  Den!- 
sehen  nach  Russland  gekommen  ^  wo  er  gleich  einen  bedeniai- 
den  Anhang  gefunden  hätte.   Boris  habe  ihm  zwar  eine  Amee 
von  200^000  Mann   entgegen  geschickt ,  diese  hätten  aber  bei 
jeder  Gelegenheit  seine  Sache  so  schwach  vertheidigt/  dass  mi   i 
sieh  schämen  müsste^  es  zu  erzählen.     Die  Gcgenparlhei  bdM 
sich  hingegen  im  Gefühle  ihrer  guten  Sache  sehr  tapfer  gehaltfli, 
und  CS  seien  in  diesem  traurigen  Kriege  mehr  als  70^000  TSßh 
sehen  geblieben.  Einmal  hätten  die  Grossfurstlichen  Truppen  das 
Lager  des  Demc trius  mit  grossem  Ungestüm  überfallen,  und 
würden  gewiss   sein  ganzes  Heer  zerstreut ,  und  ihn  selbst  xm 
Gefangenen  gemacht  haben;  es  scliiene  aber^  als  wenn  GoU  dm 
Tod  jenes  unschuldig  ermordeten  Knaben  habe  rächen  imd  so 
viele  gegen   das   Kaiserliche  Haus   verübte  Verbrechen  strafai 
wollen.    Denn  die  Russen  hätten  nicht  verstanden,  den  Sieg  n 
benutzen,  vielmehr  dem  Deme trius  Zeit  gegeben,  sich  zu  er- 
holen und  zu  verstärken.   Und  so  sei  denn  des  Letziem  Anhaag 
bald  so  gewachsen,   dass  er  sich  Moskau  habe  nähern  köOMi^ 
und  nun  den  Boris  aufgefordert  habe,  er  möge,  nm  ein  scUitt- 
meres  Schicksal  zu  vermeiden,  die  Regierung  niederlegen  md  Ji 
ein  Kloster  gehen.    Um  sich  dieser  Schande  zu  entziehen,  habe 
Boris  Gift  genommen,  und  sei  am  13  April,  n^ch^jmJHitt^iS" 
Essen  gegen  ^  Uhr,  so  plötzlich  gestorben,  dass   8d^|ndkk 
Hülfe  zu  spät  gekommen.     Den  Tag  darauf  sQi  er  in  .einqSii- 
serlidien  Kirche  beigesetzt,  bald  daraufildier  in  einer  gaM  esn- 
Huhen  Kirche  begraben  worden.  GleiclTTOi^^eitieai  Todo  liöllfil 


—     i65     — 

ine  Verwandten,  die  Bojaren  und  das  Volk  seinem  Sohne,  Feo- 
>r,  den  Eid  der  Treue  schwören  lassen,  in  dessen  und  seiner 
itter  Namen  nun   auch  in   alle  Provinzen  Bevollmächtigte  gc- 
Uckl  worden,  um  ihnen  die  Huldigung  abzunehmen.  Der  vor- 
hmsle    unter    diesen,    Basmanow««»,    der   für   seine  frühem 
ensle  von  Boris   so  ausgezeichnet  belohnet  worden,   sei  im 
men  des  jungen  Kaisers  zu  der  Armee  geschickt;  anstatt  diese 
er  für  Feodor  zu  gewinnen,  habe  er  sie  zum  Abfall  verleitet, 
d  dadurch  dem  Demetrius  die  Thore  der  Hauptstadt  geöffnet. 
s  Volk  habe   sich   nun  des  jungen  Fürsten  und  seiner  Mutter 
(nächtigt,  und  diese  letztere,  um  einem  scliimpflichem  Schick- 
e  zu  entgehen,    „si  e  risoluta,   heisst  es  in  dem  Briefe,   di 
ir  un  atto  Ronianesco  quantunque  horribile  e  crudelissimo  tanto 
se  slcssa,  poi  al  suo  figliuolo  et  sua  figliuola  unica,  facen- 
oli  bere  dcl  veneno".    So  sei  sie  in  den  Armen  ihres  Sohnes 
sterben,  und  dieser  bald  nach  ihr  verschieden.   Man  sage,  die 
chter  habe  das  genossene  Gift  schnell  ausgebrochen,  und  sei 
iurch  zwar  vom  aii»rt'iiblicklichen  Tode  gerettet,  aber  doch  so 
nk  geworden,  dass  man  noch  nicht  wisse,  ob  sie  werde*am 
3en    ciliaKcn   werden  «^     Demetrius    habe    anfangs    dieses 
glück  selir  bedaiierl^  dann  aber  den  Körper  des  jungen  Kaisers 
»ntlich  niisstellen  lassen,   damit  Jeder   sich  überzeugen  könne, 
;s  er  wirklieh  todl  sei,  „per  darli  intendere,  setzt  der  Brief- 
Her  sehr  naiv   hinzu,   che   e  il  giovino  Principe,    se    qualch' 
10  si  vollesse  sollevar". 

Der   Brief  schliesst   mit   der  Bemerkung,   dass   es  verdiene 
gezeichnet  zu   werden,   dass  man   in  dem  kurzen  Zeiträume 


KiV     her  liier  Pietro  FedrowUnio  BanamoHouffo  heisst. 

UKi.  hcKanalfirli  wird  der  Tod  des  jungen  Feodor  und  seiner  Matter  dem 
:hen  Demelrtui  zugeschrieben,  auf  dessen  Befehl  auch  die  schöne  Aximia 
ittet  wurde,  ttm  einem  andern  Schicksale  aufbewahret  zu  werden. 


—     166     — 

von  drei  Monaten ,  drei  Kaiser  von  Russland  gesehen  haUe,  md 
mit  frommen  Belrachlungeii  über  die  Unbeständigkeit  der  meosch- 
liclien  Dinge;  so  Mio  mit  A>'ünscbeu  für  den  neuen  Regenlen  md 
seine  treue  Ergebenheil  für  die  katholische  Kirche,  damit  seine 
Unter(hanen  „  possino  pervenire  una  volta  alla  cognosccnza  de! 
„sacro  £vaiigeIio  della  loro  salulo^. 

48. 

AndreasLawicki. 

1605. 

Der  Pohiische  Jesuit  ^  P.  Andreas  Latcicki^^'*,  var  nil 

andern  Välern  seines  Ordens  im  Gefolge  des  falschen  Üeme- 
tri  US  nach  R.ussland  gekommen^  und  kehrte  erst  nach  dem  blu- 
tigen Ende  desselben  nach  Warschau  zurück.  Während  senes 
Aufenthaltes  in  Moskau  verfassfe  er  mchre^  bis  jetzt  inrenig  oder 
gar  nicht  bekannt  gewordene  Aufsätze,  über  welche  hier  ua- 
ständUchere  Nachricht  gegeben  werden  muss. 

Der  erste  dieser  Aufsätze  ist  ein  ausführlicher  Bericht  n 
den  Pater  Provincialis  in  Warschau^  Stanislaus  Grodzicki, 
über  den  Einzug  und  die  Krönung  des  Demetrius^  so  wie 
über  die  Aussichten;  die  sich  der  Verbreitung  der  KatholisdM 
Religion,  in  Russland  zu  eröiTnen  schienen. 

Dieser^  in  Laicickts^  und  in  seines  mit  ihm  gekommeMi 
Ordens- Bruders ;  Nicolaus  Tczernikowski's  Namen  abge- 
fassle  Bericht  ist  in  Lateinischer  und  Raliänischer  Sprache  vor- 
handen. Das  erstere  ist  wahrscheinlich  das  Original,  und  wird 
in  der  Vallicellischen  Bibliothek  in  Rom  aufbewahrt.    Eiae 


167.    Lateinisch  LaviciuB]  bei  den  Italiänem  iAifkia^  ^ 


—     i67     — 

Abschrift  desselben  befindet  sich  in  der  GrossfursUichen  Bibliothek 
zu  Pawlowsk^  in  einer  Sammlung  von  Schriilen^  welche  Bezug 
auf  die  Geschichte  des  falschen  Demetrius  haben ^  und  nach 
dieser  bin  ich  im  Stande;  hier  nähere  Nachricht  von  derselben 
zu  geben. 

Der  Anfang  des  Aufsalzes  lautet  also:  „Ecce  tandem;  quae 
„Dei  boni(as  est  maxima;  postridie  SS.  Petri  et  Pauli  seu  die 
„conimenioralionis  D.  Pauli  magno  cum  iriumpho  et  laetilia  ipsam 
„!\Ioschuain  primariam  totius  Aloschouiae  urbem  una  cum  Serfe- 
„nissimo  Principe^  Polonis  septingenliS;  Moschis  prope  innumeris, 
^felinssiine  ingressi  sumus^.  Dann  fahrt  der  Verfasser  fort: 
„Alle  Glocken  wurden  geläulel;  so  dass  man  davon  ganz  betäubt 
„wurde.  Vorauf  zogen  unter  Trompeten-  und  Pauken -Schall 
„einige  (^ompagnieen  Polnischer  Truppen  mit  Lanzen  und  schim- 
„mernden  WafTen^  dann  folgten  eim'ge  Tausend  Schulzen^  und 
^in  deren  Mitte  eine  Reihe  KaiserUcher  sechsspänniger  Wagen 
„mit  GoldstofT  bedeckt  ^  eine  Menge  der  schönsten  •Handpferde 
„mil  goldenem  und  silbernem  Geschirre,  die  in  Edelsteinen  und 
„Perlen  glänzlen,  und  ein  langer  Zug  Reiterei.  Unmittelbar  vor 
^dem  Grossfürslen  zog:  die  zahlreiche  Geistlichkeit  mit  Rirchen- 
^  Fahnen  und  koslbarcn  Heiligen -Bildern,  und  der  neue  von 
„Üemetrius  einj^cselzte  Patriarch,  vor  welchem  vier  kurze 
^goldene  Stäbe  von  Priestern  getragen  wurden.  Dann  folgte 
„Demetrius  selbst,  in  einem  so  kostbaren  Schmucke,  dass 
pseinc  Halskette  allein  auf  15,000  Dukaten  geschätzt  wurde. 
;,  Der  Zu«?  j^iiij?  zuerst  in  die  Kirche  der  heil.  Jungfrau,  im  Kreml, 
„und  \on  dort  in  den  Tempel  des  heil.  Michael,  wo  sein  Vater 
,,(hvan  Wassilje witsch)  begraben  lag-  Als  Demetrius 
^ horte,  dass  hier  auch  Boris  beigesetzt  sei,  befahl  er,  dass 
„dieser  ausgegraben  und  an  einem  andern  Orte  begraben  werden 
„solltet    Indem  der  Verfasser  fernei#«ii(&hrl^  dass  Demetrius 


—     168     — 

„auf  diesem  Zuge  zu  dein   väterlichen  Throne'   die  Wohmiq; 
des  Boris  umgangen  habe^  erzählt  er^  dass  dieser  letztere,  im 
Vorgerühle  seines  Todes  ^  das  Schloss  habe  unterminiren  lassen, 
um  seinen  Nachrolger  vermittelsl  einer   auf  eine   geiivisse  Zeil 
berechneten  Lampe  in   die  Luft  zu   sprengen^    dieser  Plan  sei 
aber  schon   gleich  nach  seinem  Tode   entdeckt^    und  von  den 
Volke  selbst  vereitelt  worden  ^c».    Bei  dieser  Gelegenheil  wird 
auch   die  Erzählung   von   dem  Tode  von  Godunow's  Wittwe 
und  SohnC;   so  wie  von  Schuiskij's  vereitelter  VerschwönilV 
eingeschaltet.    Dann  fahrt  der  Bericht  fort:    „Wir  erkennen  das 
„Wachen  der  Göttlichen  Vorsehung  über  unsem  Herrn   immer 
„mehr  und  mehr.     £r  ^vird   nach  z^^ci   Wochen^    oder  etiras 
„spater^   in  der  Kirche  der  heil.  Jungfrau   von  dem  Patriarciieo 
„gekrönt  werden,   wozu  seine  3Iutter,   die  von  Boris  in  ek 
„enlfernles  Kloster  verbannt  wurde,    erst  erwartet  wird.     Paido 
„post   igilur,     sagt   der    eifrige    Jesuit    voll    schöner    Erwai^ 
tungen,  spectabimus  exspectatam  diem,  in  qua  lux  qnae  oeca- 
„buerat  resplendebit  toli  I\Ioscho>iae,   imo^   si  sanctissimi  illns 
„conatus  sortientur  exitum,  toti  Christiano  orbi.  Nobis  hoc  initio 
„Silentium  imposuimus;   nihil  de  rebus  nostris  cum  Serenissimo 
„propter  Moschos,    donec  illi  plena  poteslas  .sit,    et  primarios 
„consiliorum   suorum  capaces  addat^.     Lawicki  erzählt  dam 
noch^   es  habe  den  Demetrius  einer  Seiner  neuen  Räthe  ge- 
fragt,  ob  es  wahr  wäre,   dass  er  die  Absicht  habe,   lär  die 
Polen  in  iMoskau  eine  Kirche  bauen  zu  lassen,  und  dieser  habe 
darauf  geantwortet:    warum  sollte  ich  es  nteht  itir  diese  Ihmiy 
die  doch  Christen  sind  und  mir  treue  Dienste  leisten,   da  Ihr 
doch  es  habt  geschehen  lassen,  dass  ipan  fär  Ketzer  einen  Ten^d 


» 

168.    Die   umständliche  >>zähluug  dieses  Hährchens  finAt  skh  in  de* 
Tagebuche  \on  Conrad  Hirwoir^'S.  oben  S.  46.*.  .  .     ^ 


—     169     — 

(syna^gam)  und  eine  Schule  bauete?  Und  Lawicki  setzt  hinzu: 
„Ecce  vero  hoc  eodeni  anno  Societas  Jesu  contra  adversarium^ 
„ul  bene  speranius  castra  sua  ponet^.  Die  Polen^  sagt  er  ferner^ 
haben  schon  seit  dem  ersten  Siege^  den  sie  für  des  Demetrius 
Anspräche  gerade  am  Tage  der  Verkündigung  errungen,  die 
heil.  Jungfrau  „una  nobiscum^  zu  ihrer  besondern  Schulzpatronin 
erkoren^  und  beschlossen^  dass  känilig  der  Sonnabend^  als  auf 
welchen  jener  Sieg  fiel,  und  als  der  Tag  an  welchem  170,000 
Russen  dem  Demetrius  zufielen,  an  welchem  die  Gemahlin  und 
der  Sohn  des  Boris  an  Gift  starben,  an  welchem  die  Polnischen 
Gefangenen  befreiet,  und  die  Verschwörung  gegen  den  jungen 
Kaiser  enldeckl  worden,  künftig  als  ein  besonderer  Festtag  ge- 
feiert werden  sollte.  Am  Schlüsse  verhehlen  sich  die  Jesuiten 
doch  auch  nicht  die  Gefahren,  denen  sie  in  Moskau  ausgesetzt 
sein  könnten,  ja  sie  hodlen,  wie  sie  sagen,  um  ihres  Glaubens 
willen  .Alartern  aller  Art  zu  leiden,  die  ihnen  auch  der  Erlöser 
schon  dadurch  versprochen  hätte,  dass  ihnen  gerade  an  dem 
Tage  ihres  Hinzuges  in  3Ioskau  das  Evangelium  die  Worte  zu- 
gerufen hülle:  Ecce  ego  niilto  vos  sicut  oves  in  medio  luporum. 
In  einer  spälern  Nachschrift  bittet  Lawicki  noch,  ihm 
Schulbücher  in  Lateinischer,  Polnischer  und  Slawonischer  Sprache 
zu  schicken,  ;,pro  devolis  noslis,  et  3Ioschis  futuris  eliam  Deo 
„adjuvante  noslris".  Es  fehlt  den  Russen,  sagt  er,  jetzt  schon 
nicht  an  mannigfachen  Anregungen  zum  Guten,  „wir  feiern 
„täglich  die  .Messe,  verzieren  unsere  Altäre  aufs  Glänzendste, 
„und  bedienen  uns  an  festlichen  Tagen  der  Pauken  und  Po- 
„ saunen,  so  dass  die  Russen  jetzt  schon  die  Polen,  welche  sie 
„noch  vor  Kurzem  Ketzer  nannten,  voll  Verwunderung  fiir  fromme 
„Christen  anerkennen".  Er  berichtet  nun  auch  noch,  dass  die 
(angebliche)  Mutler  des  Demetrius  am  28  Juli  aus  ihrer  Ver- 
bannung in  Moskau  angekommen,  und  die  Krönung  des  Letztern 


—     i70    — 

gleich  darauf^  gerade  am  Tage  des  heil.  Ignatius  erfolgt  sei, 
^velchen  Umsland^  heisst  es^  ;,  Serenissimus  instar  prodigii  ex 
;,nobis  accepit^.  Gleich  nach  der  Krönung  habe  der  P.  Nico- 
laus (Czcrnikovvski)  dem  neuen  Kaiser,  vor  dem  ganzen 
Senate ;  den  Glückwunsch  sämmtlicher  Polnischen  Truppen  „con 
applausu^  abgestatlet.  An  diesem  Tage  speisten  auch  die  beideo 
Jesuileii  bei  Hofe  ^  und  erfuhren  hier  ;,mulla  Serenissimo  jucuoda 
^et  spei  multorum  bonorum  plena^,  worüber  sich  iMwhki 
vorbehält^  in  einem  andern  Briefe  ausführlicher  zu  berichten. 

Von  diesem  Lateinischen  Briefe;  der  so  viel  ich  weiss, 
niemals  gedruckt  worden^  gicbt  es  eine  Italiänische  Ueber- 
setzung,  welche  sich  handschriftlich  ebenfalls  in  derVallicelli- 
schen  Bibliothek  befindet ^  und  die  durch  einige  Abweichungen 
von  dem  erstem  merkwürdig  ist  «ß».  Sie  erschien  zuerst  gedruckt 
in  einem  Buche  ^  in  welchem  man  seinem  Titel  nach  sie  wohl 
nicht  suchen  sollte;  nämlich:  Avvisi  c  Icticre  ultimamente 
giuntc  di  cosc  inemorahili  siiccodiile  taiito  in  Affriea 
nei  Regne  di  Bigula,  che  6  iiella  Guinea,  qaanto  in 
Aloscovia  doppo  i'ullima  rclazionc  ehe  poe.o  fa  si  stampA, 
et  le  cause  della  Coiiversionc  di  due  nobilissimi  Ba- 
roni  oltnamontani  alla  S.  Fcde  Caltolica,  raccolte  da 
Barozzo  Barozzi  Cremonei^e.  In  Venczia,  apprcsso  Ba- 
rezzo  Barozzi  alla  lilireria  della  Madonna,  1606.  8^ '*'*. 
Hieraus  wurde  der  Brief  wieder  abgedruckt  in  Scb.  Ciampi 
Notizie    de'  Secoli  XV.  e  XVI.    siilT    Italia,    Riissiae 


1()9.  So  fehlt  z.  B.  das  oben  angeführte  Mährchen  von  der  nr  Aazli- 
Awng  einer  Mine  bestimiiilen  Lampe ,  die  in  der  Nachschrift  angeHihrten  Unstiiie 
werden  schon  in  dem  Briefe  erwähnt  u.  s.  w. 

i70.  Ciampi  sah  dieses  äusserst  selteoo  Werkchen  in  der  FMnlli- 
schcn  Bibliothek,  s.  Bib/iogr,  Crii,  Vol.  I,  p.  229. 


—     171     — 

Polonia.  Firenze  1833.  80.  und  in  Ebendcss.  Bibliografia 
Crilica,  Vol.  I,  p.  227.  Der  Bericht  führt  hier  den  Titel: 
UKima  Lettera  scritta  dal  P.  Andrea  Lavicio  e  niandata 
da  iMoscua  al  Padrc  Provinciale  di  Polonia.  Die  Be- 
zeichnung: ultima  lettera  scheint  sich  auf  frühere  Briefe  dieses 
Jesuiten  zu  bezichen,  die  nicht  bekannt  sind;  der  letzte  Brief 
desselben  aus  Moskau  ist  es  Avenigslens  nicht. 

Es  befindel  sich  nämlich  in  der  oben  erwähnten  Sammlnog 
der  GrossrürsUichen  Bibliothek  zu  Pawlowsk  noch  ein  Schreiben 
des  P.  Lawicki,  aus  Moskau  vom  16  August  1605,  worin 
er  dem  P.  Grodzicki  theils  den  Inhalt  des  Erstem  wiederholt, 
theils  einige  neue  Umstände  über  Demetrius  hinzufügt.  Merk- 
würdig ist  hier  die  Angabe^  dass  Boris  bestimmt  an  einem 
Schlagdussc  gestorben  sei.  Es  wird  femer  noch  erzählt,  dass 
die  Krönungs-Feierhchkciten  vier  Tage  gedauert  hätten,  dass  die 
beiden  Je  suilen  am  ersten  Tage  derselben  an  der  Grossiursllichen 
Tafel  gespeist  und  der  eine  von  ihnen,  F.  Czernikowski, 
vor  der  Tafel  eine  Polnisehe  Anrede  an  Demetrius  gerichtet, 
und  dieser  den  vornehmen  Russen,  die  seinen  Thron  umgaben, 
mehre  S(ellen  aus  derselben  verdolmetscht  halle,  u.  s.  w.  Am 
Sehhisse  des  Briefes  heisst  es:  „De  caelero  silemus,  pt  in  pa- 
„tientia  expeetamus  bona  multa,  ad  quae  tractanda  bene  et  cum 
„fruetu  maxiino  nos  comparamus  dum  nobis  ipsis  inlenta  sollicite 
„allcndiinus'^. 

Dass  übrigens  der  P.  Latcicki  fortwährend  des  höchsten 
Vertrauens  des  neuen  Grossfürslen  genossen  habe,  erhellet  vor- 
zuglieh daraus,  dass  dieser  ihn  gegen  das  Ende  des  Jahres  i605 
als  seinen  Gesandten  mit  geheimen  Auilrägen  nach  Rom  schickte. 
Dieser  Mission  wird  sonst  nirgends  erwähnt;  in  der  oben  ange- 
fühlten Sammlung  der  Grossfürstlichen  Bibliothek  zu  Pawlowsk 
aber  behndel  sich  eine  Abschrift  der  dem  P.  Lawicki  ertheiUeu 


—     172     — 

und  Dcmctrius  Imperator  unterzeichneten  Instruction  fiir  diese 
Sendung.  Sie  führt  folgende  Ueberschrift:  Instructio  memo- 
rine  causa  ad  Sanetissimum  Dnum  Dominum  Paulon 
<|uintuni  Poutificem  Max.  Rifverendo  Patri  Andreae  La- 
vitio  Socictatis  Jesu  Die  XVIIL  Mensis  Decembris  Anno 
Doniini  MDCV.  Diess  Aktenstück  enthält  sechs  Punkte^  die 
sich  hauptsächlich  darauf  beziehen^  dass  der  Pabst  alles  anwen- 
den soll;  um  den  Römischen  Kaiser  und  den  König  von  Polen 
zu  bestimmen ;  sich  mit  dem  Demetrius  zum  Kriege  gegen  die 
Türken  (ad  pium  istud  bellum)  zu  verbinden.  Zugleich  wird 
dem  Gesandten  aufgetragen  ^  daran  zu  arbeiten^  dass  der  König 
von  Polen  durch  den  Pabst  Avillig  gemacht  werde  ^  dem  neuen 
Grossfürsten  ^  den  ihm  mit  dem  höchsten  Rechte  zukommenden  ^ 
;, Titel  eines  Kaisers^  zu  geben ^  und  den  um  Demetrinis 
höchst  verdienten  Rischof  Rangoni  zum  Kardinal  zu  erheben. 

19. 

Barczzo    Barozzi. 

1605. 

Uarexzo  Uarozzi,  ein  Buchhändler  in  Venedig,  ist  zwar 
nicht  selbst  in  Russland  govcsen^  hat  aber  unter  seinem  Namen 
eine  Schrill  herausgegeben,  Avelche  sehr  umständliche  Nachrichten 
über  des  falschen  Demetrius  Thronbesteigung;  und  die  dersel- 
ben vorhergegangenen  Begebenheiten  enthält ,  weswegen  er  hier 
nicht  übergangen  Averdcn  darf.    Der  Titel  seines  Werkchens  ist: 

Relnzione  della  segimlnia,  c  conic  miracolosa  con- 
quista  del  Patorno  Imperio  eonseguita  dal  Serenissimo 
Giovine  Demctrio  Gran  Diica  di  Noscovia  Tnnno  1605 
con  Ja  siia  Coronazione^  e  con  ijuello  cbc  ha  fatto  dopo 


—     173     — 

f he  fü  coroiiato  rultimo  di  Luglio  sino  a  qucsto  giorno. 
Raccolta  da  sinccrissimi  avvisi  per  Barezzo  Barozzi. 
In  Veiiezia  appresso  Barezzo  Barozzi,  i605.  8^  Firenze 
appresso  il  Guiducci,  i606.  80. 

Der  Titel  zeigt  schon  ^  in  welchem  Geiste  das  Buch  ge- 
schrieben ist.  Man  hält  den  P.  Antonio  Possevino  für  den 
Haupt- Verfasser  desselben*'»*,  oder  wenigstens  des  ersten  Kapi- 
tels*''-^ und  diess  mit  um  so  grösserer  Wahrscheinlichkeit^  da 
dieser  schlaue  Jesuit  die  hier  beschriebenen  Begebenheilen  sehr 
genau  kannte,  und  wahrscheinlich,  seit  seinem  frühem  Aufenthalte 
in  Russland  zu  ihrer  Herbeiführung  nicht  unwesentlich  beigetra- 
gen hatte. 

Ciampi  scheint  übrigens  zu  glauben^  dass  auch  Andreas 
Lawicki  einen  wesentlichen  Antheil  an  diesem  Buche  gehabt 
habe,  denn  er  führt  dasselbe  einmal  geradezu  unter  dem  Namen 
dieses  Jesuiten  an  ^3.  • 

20. 

I>er    Verfasser   der   IVarratio    succincta   de 

ad\  ersa  et  prospera  Fortuna  Demetrii. 

16a5. 

In  der  K.  K.  Ilofbibliothck  in  Wien  befinden  sich  zwei 
Abschriften  eines  handschriftlichen  Berichts  eines  Augenzeugen 
über  die  (Jeschichlc  des  falschen  Demetrius  bis  zu  seiner  Krö- 
nung, unter  dem  Titel : 

.\arratio  succincia  de  adversa  et  prospera  fortuna 
Demotrii  niodenii  Moschoviae  Ducis, 


i71.     S.  oben  Bd.  I,  p.  321. 

172.  S.   Ciampi  Hibiiografia  criHcOy  Vol.  II,  p.  295. 

173.  Bibliogr.  crU,  Vol.  I,  p.  75. 


—     17*     — 

wovon  die  eine,  unter  No.  429;  16  Seiten  in  Folio ,  und  die 
andere,  unter  No.  854,  23  Seiten  in  Quarto  enthält.  Beide 
sind  gleichlautend  und  weichen  nur  an  wenigen  Stellen  und  in 
Kleinigkeiten  von  einander  ab  "«. 

Eine  dritte  Abschrill  dieses  Berichtes  besass  der  bekannte 
Hallische  Kanzler  von  Lud  ewig  in  Halle,  und  dieser  liess  den- 
selben zuerst  abdrucken  in  s.  Rcliquiae  Mannscripto,  rerom 
oniiiis  aevi  Dipiomalunn  nc  Hlonnmentorum  incditornm 
adliiic.  Cum  praefationo  ac  rccensioiie  inonummlorum 
singiilari  Jo.  Peiri  de  Lndowig.  FrancoT  et  Lips.  1723. 
8o.  T.  VI,  p.  349—360,  wo  dieser  Aufsatz  folgenden  Tttd 
führt : 

JVtarratio  suceincta  de  adrersa  et  prospcra  fortona 
Dcmctrii^  Moschoviae  Dacis;  aactorc  anoiiynio  R.  le- 
gato  "6. 

Ein  anderer  Abdruck  dieses  Berichtes  wurde  von  B.  von 
Wich  mann  veranstaltet,  dem  es  unbekannt  geblieben  war,  dass 
ihn  Lud  ewig  schon  bewerkstelligt  hatte.  Wichmann  copirte 
nämlich  in  Wien  die  zweite  oben  angeführte  Handschrift,  No.  854^ 
und  gab  sie,  in  der  Meinung,  dass  sie  noch  nicht  bekannt 
Avärei^%  in  seiner  Saniniluiig  bisher  noch  iingcdriickter 
kleiner  Sehriftcn  zur  filtern  Gi^schiGhte  nnd  Kcnntniss 
des  Russischen  Reiches,  Berlin  1810.  S«.  S.  399  —  419 
heraus  *'»''. 


174.  S.   die   llandsrhrißen  der   K.   A",  HofbMiotkek  m   Wl$u,    vm 
Joseph  Chmel,   Wien  i841 ,  gr.  8«».  Th.  H,  S.  171. 

175.  Boris  Godunow  heisst  hier  Bonums  iiodmm.    P.  352  Stekt  olai- 
bur  durch  einen  Druckfehler  venatum  poculum  slatl  temenaimm. 

176.  Auch  Karamsin  scheint   den  Abdruck  bei  tAtdewig  nichl  gekaut 
zu  haben ,    denn  er  führt  Th.  X ,  S.  322   die  Narraiio  smceimcta  nur  ak 
Wichmann  bekannt  gemacht  an. 

177.  In  den  iKirAjfiAWschen  Abdruck  haben  sich  mehre  FeUer 


—     175     — 

Der  Verfasser  dieses  rnerkwärdigen  Berichtes  ist  völlig 
nnbeliannt;  man  sieht  aus  demselben  nur,  dass  er  ein  Pole^  oder 
ein  Deutscher^  und  auf  jeden  Fall  ein  von  der  Aech(beil  des 
Dero  e  tri  US  ganz  überzeugter  Anhänger  desselben^  vielleicht  selbst 
ein  in  dessen  Heere  befmdlicher  Krieger  ^ar^  denn  er  sagt  ein- 
mal ^  bei  Lud  ewig  p.  359^  wo  von  des  Usurpators  Truppen 
die  Rede  isl^  „dum  nostri  frigoris  pertaesi  essent^.  Der  Kanzler 
von  Ludewig  scheint  indessen^  durch  seine  Abschrift  oder  auf 
anderm  Wege,  einige  nähere  Nachricht  über  den  Verfasser  ge- 
habt zu  haben,  denn  er  nennt  ihn  auf  dem  Titel  des  Berichts 
R.  legal  US,  und  sagt  in  der  Vorrede^  p.  14  von  ihm^  er  sei 
„scenae  hujus  (der  Thronbesteigung  des  Demetrius)  spectator 
et  aclor^  gewesen,  worüber  doch  aus  dem  Berichte  selbst  nicht 
anders  hervorgehl,  als  dass  er  einmal^  an  der  oben  angeführten 
Stelle,  die  Fremden  Truppen  als  nostri  bezeichnet.  Besonders 
wichtig  wäre  es  zu  wissen,  woher  er  ihn  einen  R.  (Regius?) 
legal  US  nennt.  Diess  würde  doch  wohl  offenbar  auf  einen 
Gesandten  des  Königs  von  Polen  an  Demetrius  gedeutet  werden 
müssen,  obgleich  Müller  «"'s  glaubt,  „diese  Worte  schienen 
„anzudeuten,  dass  der  Verfasser  ein  Russischer  Gesandter  an 
„irgend  einem  fremden  Hofe  gewesen  sey". 

Dass  der  Verfasser  ein  eifriger  Anhänger  des  Demetrius 
war,  geht  schon  aus  der  ganzen  Darstellung  der  Begebenheiten 
und   dem  Tone   der  Erzählung  hervor.     Merkwürdig  genug  aber 


«schlichen .  von  denen  Tolgende  die  bedeutendsten  sind;  p.  402  steht  in  ßdeliüiiem 
s\^{\  infidelitatern;  p.  40i  ob$erravä  st.  obsecrarit;  p.  405  retfohemg  st.  ammo 
revolvens;  ne  putaöai  st.  esse  pulabat;  quamquam  st.  qoumque;  m  st.  scilicet 
(f.c  .  p.  W}  de  poUicibun  st.  de  se  pollicitus;  iptim  et  Demeirims  st.  ipsemet 
Demetmi«;;  p.  \\(y  yrtttira  obserranie  st.  frustra  obsecrante,  etc. 

178.     Samml.  Ernst.  Ceach.  Tb.  V,  S.  185. 


—     176     - 

weicht  er  in  der  Anführung  mancher  Umstände  von  Margerei, 
Bussow  und  andern  Augenzeugen  und  Zeitgenossen  wesenllidi 
ab.  Gleich  im  Anfange  z.  B.  erzahlt  er  (Wichmann  S.  401): 
„Wassilij  Iwanowitsch  habe  seinen  jüngsten  Sohn^  Iwan, 
„durch  einen  unglücklichen  Schlag  getödtet^  "(veil  dieser  ihm  am 
„Frieden  mit  den  Polen^  denen  doch  Niemand  wieder- 
„stehen  könne^  gerathen  hatte ^.  Dann-heisst  es^  der  zweite 
Sohn^  Dcmetrius  (Demetrius  hie  nennt  ihn  der  Verfasser) 
sei  von  seinem  Vater  nach  Uglitsch  geschickt  worden ^  »in  91a 
„civitate  hominum  litteralorum  magna  copia  fuit^,  unter  weldm 
ein  gewisser  Dr.  Augustinus^  der  hernach  ein  Griechischer 
Mönch  geworden ;  besonders  über  den  jungen  Prinzen  gewadit 
habC;  weil  er  in  die  demselben  mitgegebene  Dienerschaft  Miss- 
trauen gesetzt  habe.  Godunow,  der  den  Demetrius*  ans 
dem  Wege  räumen  wollen^  habe  dessen  Umgebung  für  dieses 
Zweck  durch  grosse  Versprechungen  ^gewinnen  gesucht;  dieser 
aber  sei  durch  Augustinus  Vorsicht  gerettet^  und  an  seiner 
Stelle  ein  anderer  Knabe ^  Namens  Istomin^  umgebracht  wordei. 
Diese  ganze  Erzählung  von  des  Demetrius  angeblicher  Rettung 
und  Aveitern  Schicksalen  enthält  >iele  sonst  nicht  vorkommende 
Umstände.  So  wird  z.B.  (Wichmann  p. 407)  angeiilhr(|  dass 
er  auf  seiner  Flucht  einige  Zeit  in  dem  Hause  eines  vomehniei 
Russen ;  Namens  Iloyski^  die  Stelle  eines  Lehrers  beUefdei| 
und  dessen  Söhne  Griechisch  lesen  und  schreiben  gelehrt  habe 
u.  s.  w.  Pag.  410  Avird  ein  vereitelter  Mordversuch  auf  De- 
metrius erzählt.  Pag.  413  folgt  dessen  erstes  Einrficken  k 
Russland  an  der  Spitze  eines  Russischen  Heeres.  Pag.  416 
zweifclhaHier  Erfolg.  Pag.  417  werden  folgende  Umstfinde  voi 
des  Grossfürsten  Boris  Tode  angegeben:  „Borissios  cum  jfnr 
jftorem  Kegis  Daniae  expediret  in  ipso  colloquio  repeote  d| 
^solio   recidit,    atque   sanguine  per  os^    nares,   oculos^bjp 


—     177     — 

„erumpente  ejosdem  proflnvio  justa  Dei  vindicita  mortiras  et  ex- 
„tinctus  est^.  Diese  Erzählang  schliesst  mit  der  Krtaung^  dW 
Demetrias  in  Moskau.  „Coronatus^  heisst  es  p.  419^  in  soito 
^paterno  residens  Omnibus  tam  spirituaUbus  quam  seeularibvt 
„se  benignum  ac  dementem  prineipem  fore  pollicitns  est  sdnid- 
yque  ab  omnibus  juramcntum  fidelitätis  et  subjectionis  reeeplL 
„Secuta  tormenlonim  horrida  explosio  et  triumphus  undique  lae- 
„tissimus  exciamantium  Ju^  Ju,  Ju^^''^ 

21. 

Der  Verfasser  des  Memoire  touchant  le  Grand 
Duo  Demetrius. 

1605. 

In  der  Barberinischen  Bibliothek  zu  Rom  befindet  8ioll 
ein  kurzer,  zwei  Bogen  starker^  handschriftlicher  Aufsatz  in  Fran-« 
zösischer  Sprache,  welcher  von  neuerer  Hand  die  Aufschrift  fahrt: 

Memoire,  toiiehant  le  Grand  Duc  D^iiK^trias  et  !a 
mort  de  Boris  tiodoiiiiofT,  ^crit  par  un  T^moin  oen« 
laire  en  Tun  nee  1605. 

Der  Verfasser  dieser  kleinen  Schrift,  von  welcher  das  Ru- 
in an  zo\^' sehe  Museum  in  St.  Petersburg  eine  Abschrift  besitJrt, 
ist  nicht  bekannt,  und  würde  hier  auch  kaum  eine  Stelle  ver- 
dienen, wenn  er  nicht  auf  dem  Titel  ein  Augenzeuge  der 
darin  erzähllen  Begebenheiten  genannt  Aväre.  Es  geht  aus  der- 
selben hervor,  dass  er  Avahrscheinlich  ein  Franzose  war,  weil  er 


179.  Dieser  Vreudenruf  erinnert  an  den  Festgesang  der  Waräger  am  Hofe 
der  B^zantinisrhen  Kaiser,  von  welchem  Comtanimm  Porpkgfgemtim  ^erxahil, 
uid  SB  ein  uraltes  noch  bei  den  Leiten  gebriucfcliclMS  Johunes-Iiei« 

n.  12 


—     178     — 

die  Entfernungen  in  Französischen  Lieaes  angiebt,  und  dus  er 
den  Demetrius  nicht  geradezu  f&r  einen  Betrfiger  erkliit,  «b 
er  gleich  sagt^  dass  ihn  viele  dafür  hielten.  Die  Erzfihhing  eol- 
hfilt  übrigens  durchaus  nichts  Neues^  und  endigt  mä  den  Wortn: 
„Voilä  le  bonheur  et  preniier  succes  des  affaires  de  DemAriB 
„en  moins  de  deux  ans^. 

22. 

P.  Nicolaus  Gzyrzowski. 

1605. 

Der  P.  jSicolaus  C%yr%ow8ki  scheint  einer  der  JesuUea 
gewesen  zu  sein^  welche  dem  falschen  Demetrias  auf  sein« 
Zuge  nach  Russland  von  Polen  aus  mitgegeben  wurden.  In  der 
oben  angeführten  Sammlung  handschriftlicher  Aktenstlkcke  oi 
jener  Zeit,  welche  sich  in  der  GrossfQrsllichen  Bibliothek  la 
Pawlowsk  beimdet,  sind  auch  zwei  lateinische  Briefe  von  ^m^ 
beide  aus  Moskau  vom  17  August  1605  datirt,  in  welchen  er 
den  glücklichen  Erfolg  und  die  Krönung  des  Demetrius 

Der  erste  dieser  Briefe  hat  keine  Aufechrift,  ist  aber 
scheinlich  an  den  P.  Provincialis  der  Jesuiten  in  Warscha«  ge- 
richtet. C%yr%owski  meldet  ihm,  dass  Demetrius  endHA 
^sublaliS;  wie  er  sagt,  diviniter  suis  capitalibns  hostibas  Bortasto 
;^Godun  ejusque  uxore  ac  filio",  in  die  Hauptstadt  ,,seines  vMM^ 
„liehen  Reiches^  eingezogen,  nnd  von  dem  Patriardien  ,mnI 
„der  Sitte  seiner  Vorfahren^  gesalbet  worden  wflre,  und  Mi 
„multiplici  diademafe  majorum  suorum  insigniter  regnat,  tiftiH 
„phat,  dominafur  totius  Moscoviae''.  Er  meldet  seinem  Obern 
ferner^  dass  er  und  seine  GeiShrlen  sich,  ihrer  Instniofioa  ge- 
mäss, noch  sllil  verhalten,  aber  voll  der  besten  Holhmign 


—     179     — 

Dcmefrius  habe  ihnen  wissen  lassen^  er  hoffe  den  Widerwillen 
und  die  Furcht^  welche  Boris  den  Bussen  gegen  die  Katholiken 
beigebracht,  bald  völlig  auszurotten.  Unterdessen,  fihrt.er  fort, 
verrichteten  sie  bei  den  Polen  öffentlich  alle  diejenigft  Pflichten, 
welche  ihnen  die  Kirche  gebiete,  zur  grossen  Erbdäung  der 
Rassen,  die  sie  doch  bis  jetzt  nicht  für  Christen  gehalten  bitten. 
^Utinam,  ruil  der  philanthropische  Jesuit  in  seinem  frommen. Be- 
kehrungs -« Eifer  aus,  Dominus  clemenlissimus  etiam  hnjus  gentis 
^misereatur,  atque  fontes  misericordiae  suae  aperiat  copfösam 
„piscium  multiludinem  reti  Dominico  conclnderemus  et  sociis  ut 
jpVenirent  atque  a4juvarenl  annueremus^ !  Wir  erfahren  hiflir  auch, 
dass  Demetrius  gegoil  seine  Aerzte  geäussert  habe,  dass  er 
gesonnen  sei,  in  Moskau  eine  Akademie  zn  stiften,  nnd  zu  die- 
sem Zwecke  mehre  gelehrte  Männer  aus  Polen  komnün  zu  lassen; 
anch  wäre  die  Rede  davon,  ein  Jesuiter-Collegium  daselbst 
za  errichten,  denn  das  soll  das  hier  erwähnte  Colleginm, 
schlechthin,  doch  wohl  bedeuten.  C^yrtowski  m^det  femer, 
Demetrins  sei  im  Bof^riffe,  eine  Gesandtschaft  mit  geheimen 
nnd  äusserst  wichtigen  Auflrägen  nach  Rom  zu  sdiickeit  u.  s.  vt. 

Der  zweite  Brief  ist  an  den  P.  Caspar  Sarvicki  in 
Krakau  gerichtet,  und  wiederholt,  der  Hauptsache  nach,  d^n 
Inhalt  des  vorigen.  Der  Verfasser  sagt  darin  unter  anderro,  dass 
er  am  Krönungs-Tage  mit  den  andern  Jesuiten  bei  Hofe  ge- 
speiset, und  auch  nur  diess  eine  Mal  während  der  sieben  Wo- 
chen, die  er  schon  in  Moskau  wäre,  den  Demetrias  habe  sehen 
können,  denn,  sagt  er,  „ad  Sereniss.  biiperatorem  aditus  est 
.dUBcillimus'^. 


12* 


—     180     — 

23. 

A  1  e  s  s  a  n  d  ro    Rangoni 

1605. 

.  Der  Prälat  Alessandro  Rangoni  war  Nuoliiis  des  Paibriei 
Faul  V^  am  Hofe  des  Königs  von  Polen^  und  bekam  von  Rw 
aus  den  Befehl,  sich  in  gleicher  Eigenschaft/ zur  Beglücktrai- 
schung  des  üemetrius  nach  Russland  zu  begeben.  Er  kan 
im  September  1605  in  Moskau  an,  und  bljeb  daselbst  dni 
Monate.  Ein  Bericht  von  ihm  über  den  Erfolg  seiner  Reise  Wtfi 
unter  seinem  Namen  eigentlich  nicht  bekannt^  ich  glaube  indessea 
mich  nicht  zi^.  irren ,  wenn  ich  einen  Aufsatz  über  eine  Pibsüiche 
Gesandtschaft^  ohne  Unterschrift  und  Datum,  welcher  sich  in  der 
bereits  öfter  angeführten  Sammlung  Römischer  Abschriften  in  te 
Grossfürstlichen  Bibliothek  in  Pawlowsk  beßndet,  und  in  vveldiMi 
Zeit  und  Umstünde  offenbar  für  diese  Epoche  sprechen,  iwar 
nicht  gerade  für  den  ofTiciellen  Bericht  dieses  Gesandten  an  da 
Pabst,  aber  doch  für  ein  Schreiben  RangonCs,  vielleicht  ai 
den  P.  Provinzial  der  Jesuiten  in  Warschau,  halte,  in  welchM 
derselbe  seine  Aufnahme  bei  Demetrius  und  manche  nicht  gm 
unwichtige  Umstände  über  denselben  erzählt. 

Der  Ilaliänische  Aufsatz  enthält  eigentlich  nur  die  Beschrci-^ 
bnng  der  ersten  öfTentlichen  Audienz  bei  Demctrias,  wehte 
am  zweiten  Sonntage  nach  Quadragesima,  also  Ende  Septembaii 
statt  halte.  Der  Gesandte  wurde  mit  grossem  Pompe  in  de« 
eigenen  Schlitten  des  Grossftirsten  abgeholt,  vor  welchem  Ar. 
Oberstallnieister  in  einem  Kleide  von  GoldstofT,  dessen  Kragfli 
mit  Edelsteinen  besetzt  war,  vorauf  ritt.  Der  Schlitten  war  gav 
mit  Zobel  ausgelegt  und  mit  Brocat  bedeckt;  er  wurde  von  ei- 


-     AM    — 

sm  einzigen  sehr  schönen  Pferde,   einem  Scbktttel,  «gezogen 
as  niil  einer  Sainincl  -  Decke  und  vielen  2obel- Fällen  verziert 
ar^    und  uuf  welchem  ein  in  rolhem  Sammet  reich  gekleideter 
[ihrer  sass.     Der  lange  Zug  nach  dem  Schlosse  ging  durch 
vei  Reihen  mil  Flinten  bei^vaifneter  Schützen ,   und  diO  Strassen 
id  Fenster    waren  mit    einer    zahllosen  Menge  Vblk»  besetzt^ 
iter  welchem  man  laut  den  Ausruf  hörte:    Ein  Gesandter  des 
ibstes!  Der  Grossfürst  sass  in  dem  oft  beschriebenea  Audiene- 
lal  unter  einem  grossen  Fenster  auf  einem  vergoldeten  Throne^ 
[  welchem  fünf  Stufen  führten,  er  hatte  eine  Krone  von  aus»er- 
dentliiiiem  W'erthe  auf  dem  llauptC;  und  -das  Kaiserliche  Scepter 
der  Hand.     Sein  Kleid  war  von  SUberstofT,  mit  Juwelen  he- 
tzt,    um   den  Hals   trug  er  ein  Kreuz  von  den  flH|>t^>llsten 
amanten^     und   an  den  Fingern   vier  oder   sedis  Binge  von 
stbaren  Steinen.     Zu  seiner  Linken  sah  man  eine  «wei^EUen 
he  vergoldete  Pyramide,  auf  welcher  eine  Welt-Kugel  rubele, 
d   vor  ihm  standen  vier  junge  Fürsten   in  weissei  Htettlung, 
'Idie  eine  Axt  hielten.      Kurz,    man  sieht,    dass  Demetrius 
en   frühem   Tünip   und  alle  Gebräuche  des  alten  Hofes  sorg- 
lig  bi'ibehallen  halle.     Der  Gesandle  näherte  sich  bei  seinem 
itritte  (lein  (irossfürsten,    und  küsste  ihm  die  Hand,  die  Jener 
II    mit    einer    leichten    Venieig:ung  und   freutdliehem    Lächeln 
chie;  (laini  trat  er  einige  Sehritte  zurück  und  hielt  seine  Au- 
le in  Laleinixher  Sprache,  welche  dclWBrosslurslliche  Secretair 
l.^chinski,  ein  Ketzer,  wie  er  hier  genannt  wird,  ins  Pol- 
sche  verdolmetschte,  und  auf  welche  dann  Demetrius  ai(^- 
trtete.     Darauf  mnsste  er  sich   auf  eine  von  zwei  vornehmen 
jaren  herbei;,^ebrachte,  mil  einer  goldgewirkten  Tapete  bedeckte 
nk  setzen,    und   nun  fragte   ilm,    Demetrius^    ob  er  ein 
treiben   an   ihn   mitgebracht  habe^    und  streckte  zugleich  die 
nd  aus,   um  dasselbe  in  £nipiang  n  jiehmen^   der  Gross«- 


—     182     — 

Kanzler  trat  aber  hinzu  und  nahm  dem  Gesandten  den  Brief  ak. 
Darauf  gab  der  Grossfürsl  ein  Zeichen,  dass  alle  Bojaren  ai^ 
stehen  sollten  ^   und  erkundigte  sich  mit  einer  Verbeugang  nach 
der  Gesundheit  des  Pabstes  und  seines  ganzen  erlauchten  HaoMS 
(„e  di  tutla  la  chiarissima  sua  Casa^).    Er  liess  auch,  ,alselr 
Avas  ganz  ungewöhnliches^,    den  Patriarchen  hereintreten,   dar 
sich  zu  seiner  Rechten  einige  Stufen  niedriger  setzte,  und  adi 
silbernes  Kreuz  an  die  Wand  lehnte;  mit  ihm  i^'aren  noch  mahv 
vornehme  Geistliche,  etwa  15  an  der  Zahl,  in  den  Saal  getrüca 
Darauf  (ragte  ihn  der  Grossfurst,   ob  er  noch  sonst  etwas  Tor- 
zutragen  hätte ,  und  bat  ihn  dann,  mit  frohem  Mulhe  die  Sposca 
anzunehmen,  die  er  ihm  von  seiner  Tafel  schicken  würde.    Üb- 
mittelbar  nach  der  Zurückkunll  des  Gesandten  wurde  ihm  ancfc 
eine  aufs  Beste  zubereitete  Mahlzeit  in  nahe  an  200  goldenei 
und  vergoldeten  Schüsseln,   und  verschiedenes  Getrfinke  in  50 
vergoldeten  Gefässen  gebracht,   die  er  alle  selbst  mit  eigenea 
Händen  in  Empfang  nehmen  musste.  Dem  vornehmen  Hofbeamlen, 
der  die  Mahlzeit  begleitete,    verehrte  er  ein  schönes   Bild  der 
heil.  Jungfrau.    Zugleich  erschien   der  $eeretair  Butschinski 
um  im  Namen   des    Grossfärsten   Entschuldigungen  zu   machen, 
dass  derselbe  den  Gesandten  mit  solcher  Feierlichkeit  empüngea 
(„che  in  tanta  Maestä  m'avesse  dato  udienza^),  und  dass  Bn- 
tschinski  in  seiner  Polnischen  Uebersetzung  der  Antritts-Reda 
dem  Pabste  nicht  die  ihm  schuldigen  Titel  gegeben,  indem  der- 
selbe ihn  nur    „den   obersten  Priester  der  Römischen   Kirdw' 
genannt  hätte,  da  der  Gesandte  doch  wohl  müsse  bemerkt  hdMi^ 
mit  welcher  grossen  Verehrung  er  den  Namen  Seiner  Heiligkaft 
ausgesprochen,   „dessen  höchst  ergebener,   gehorsamer  und  mr 
„ler(häniger  Sohn  und  Diener  er  sey,   der  sich  nie  von  seiner 
„kindlichen  Ehrerbietung  en( fernen  werde ^,  und,'  wenn  der  G^ 
sandte  irgend  etwas  gesehen  oder  gehört  bitte,  was  ihn 


—     188     — 

onangenehm  sein  können,  so  möge  er  ihm  Alles  in'RaoksMI ' 
auf  die  Russen  verzeihen.  Der  Abgeordnete  halte  dogIi  te  . 
Auftrag,  hinzuxuseteen;  es  habe  dem  Demetrius  nöthig  gesofatanB, 
nsdräcklich  seine  Ergebenheit  gegen  den  Pabst  zu  bezeigen^ 
weil  es  ihm  geschienen  habe,  als  sei  der  Gesandte  bei  der 
Audienz  etwas  verstimmt  gewesen.  An  dem  nämlichen  Tage, 
heisst  es  am  Schlüsse  des  Berichtes,  liess  der  GrosslQrst  noch 
spät  den  Jesuiten  P.  Nicolaus  (Lawicki)  heimlich  zu  sich  ru- 
fen, und  trug  ihm  auf,  dem  Gesandten  ebenfalls  seine  Entscfanl-* 
digung,  besonders  auch  deswegen,  zu  machen,  dass  er  ihn  nicht 
zu  seiner  Tafel  eingeladen  hätte,  was  er  so  gerne  thun  möchte, 
aber  der  Russen  wegen  nicht  wagen  dürfte. 

24. 

Alessand  ro    Cilli. 

1606  —  1608. 

Alessandro  Cilli,  aus  Pistoja  geburtig,  war  30  Jahre 
lang  Sänger  in  der  Hor-Capelle  Sigismundlll.  von  Polen,  den 
er  aur  allen  seinen  Reisen  und  Feldzugen  begleiten  musste.  Auf 
diese  Art  kam  er  auch  nach  Russland,  und  da  er  alle  selbst 
erlebte  Begebenheiten  aufzeichnete,  und  durch  den  Druck  bekannt 
machte,  so  verdient  er  hier  um  so  eher  eine  Stelle,  als  er 
vieles  Merkwürdige  zur  Geschichte  des  Demetrins  aufbewahret 
hat  "0. 

Ein  handschriftliches  Werk  über  die  Geschichte  dieser  Zeit 
befmdet  sich  von  seiner  Hand  in  dem  Mediceischen  Archive 


ISO.    Siehe  über  Cilli  und  seine  Lebens -Umstlnde  Btl^.  Ciamj^NoiiwU 
di  Medici,  Mmmei  «Ic.,  p.  49. 


—     184    — 

2U  Florenz,  von  iirelchem  man  ausführliche  Nachricht  biB  k 
Ciampi  Docunicnti  relativ!  alla  Polonia,  unter  der  Ast- 
schrill:  Seeita  del  Carteggio  originale  di .  AlessAadi« 
Cilli,  in  eui  si  da  conto  degli  avvenimenti  della  gnem 
coi  Moscoviti,  e  d'altri  fatü  appartenenti  alle  imprett 
militari  di  Sigisnioudo  III.  Rö  di  Polonia. 

Gedruckt  erschien  das  Werk  unter  dem  Titel: 
Istoria  dellc  soUcvazioni  notabili  seguite  in  Polonia 
gli  amii  1606  —  7—8  e  delle  ationi  eroiche  e  memoriF 
bili  imprese  falte  in  Moscovia  da  Sigismondo  III.  Ri 
di  Polonia.  Opera  di  Alessandro  Cilli  di  Pistoia.  K- 
stoia  1627.  4o. 

Und  gleichzeitig  mit  demselben:  Istoria  di  Moscovia,  dl  ' 
Alessandro  Cilli.     Pisloia  i627.  4«. 

Diese  letztere  enthält  vorzäglich  die  Geschichte  des  falschen 
Demetrius. 

25! 

Hans    Georg    Peyerle. 

1606. 

Hans  Georg  Peyerle  war  ein  Kaufmann  von  Aogsboif, 
der^  wie  er  selbst  erzählt,  im  Jahre  1606  in  Gesellsdiaft  aadem 
Handelsleute  mit  einem  bedeutenden  Vorralhe  von  werthToBei 
Waaren  von  Krakau  aus  nach  Moskau  zog;  um  diese  dasdbat 
bei  Gelegenheit  der  durch  die  Krönung  des  falschen  Demetriii 
veranlassten  Feierliclikeiten  abzusetzen.  Er  und  seine  Reisega^ 
fährten  traten  üuf  ausdrückliche  Einladung  und  unter  ZasichemDg 
des  besondern  Grossfürstlichen  Schutzes  die  Reise  an,  auf  wel- 
cher sie  auf  öiTenlliche  Kosten  verpflegt  und  sdir 


—     185     — 

dert  wurden,  weil  ihnen  des  Demetrius  geheimer  Rath/ Jo- 
hann Bulschinski^  empfohlen  hatte  noch  einige  Tage  vor  der 
Marina  Ankunft  mit  ihren  VVaaren  in  Moskau  einzutrelTen.  Bei 
dem^  nach  des  Demetrius  gewaltsamen  Tode^  gegen  die  Ptrien 
ood  alle  Fremde  angestellten  Blutbade  gelang  ^s  ihm,  obgleich 
jDit  Verlust  aller  seiner*  Waaren^  sein  Leben  zu  retten,  und  sich 
imCer  den  Schutz  der  Polnischen  Gesandt^  zu  stellen^  durch 
deren  Hülfe  er  aus  Moskau  entkam,  und  in  sein  VaterHInd  zu- 
rückkehren konnte.  Peyerle  beschäftigte  sich  schon  in  Russ- 
land damit  ^  die  hier  erlebten  Begebenheiten  niederzusohreibftn, 
und  so  entstand  ein  Werk,  das  zwar  wenig  schriftstellerisches 
Verdienst  hat,  aber  als  Darstellung  eines  ganz  gebildeten  Augen- 
zeugen von  einer  der  merkwürdigsten  Epochen  der  neuem  Ge- 
schichte überhaupt,  und  als  Ergänzung  der  von  M ärgeret, 
Bussow,  dem  Verfasser  der  Legende  de  Demetrius  u.  a. 
gegebenen  Erzählungen  von  jener  denkwtirdigea>Zeit,  von  sehr 
grossem  W'crlhc  für  die  Geschichte  derselben  ist. 

Von  diesem  Werke  Peyerle's  besitzt  die  Herzogliche 
Bibliothek  zu  \\'oIfenbütlel  zwei  Abschriften,  die  eine  unter  No. 
41,  108  Bl.  kl.  foL,  und  die  andere  unter  No.  32  fol.,.und 
diess  sind  die  einzigen  Handschriften,  die  wir  von  Peyerle's 
Reise-Erzählung  kennen.     Der  Titel  derselben  ist  folgender:  • 

BoseJireibiing  der  Moscouitteriscben  Rajss,  welche 
Ich  Unnas  Georg  Pcyerlo,  voii^ugspnrg,  mit  herrn 
Andreascii  A'athan,  vnd  Alatheo  Bernhardt  Manlichen 
dem  Jüngern,  Ady  19  Marty  Ao.  1606  Ton  Cracbaw 
ans,  angelangeH,  rud  was  wir  warhafftiges  gehört,  ge- 
sehen vnd  erfahren,  alles  aufs  kbürzest  beschrieben, 
iii.s  zue  vnserer  üottlob  wider  dahin  ankunft  den  15 
Dccenibris  Anno  1608. 


—     186     — 

Bei  dieser  Handschrift  sdieinen  einige  Blilter  lu  Teideo. 
Der  Titel  liOndigt  nämlich  Peyerki's  Reise  bis  mm  Ende  des 
Jahres  1608  an^  und  hier  geht  sie  nur  bis  som  8  Januar  dies« 
Jahres. 

Die  erste  Nachricht  von  diesem  Werke  gab  Schmidt* 
Phiseldek,  von  Schlözer  darauf  a)ifmerlLsam  geoMofcty.k 
seinem  Versuch  einer  neuen  Einleitung  in  die  Rnsri- 
sehe  6eschichte,  Riga^  1773.  S«,  wo  im  erstell  TiMi^ 
Anhang  S.  317—389  in  völlig  modemisirter  Sprache,  bei  wel- 
cher die  Schreibart  des  Originals  nur  stellweise  beibehaltea  iri, 
ein  Auszug  aus  demselben  gegeben  \Yird.  Schmidt-Phisel-* 
dek  hatte  später  die  Absicht ,  alle  auf  die  Russische  Gescfaichia 
B^zug  habenden  Handschriften  der  Woirenbüttler  Bibliothd  n- , 
sarndtengedruckt  herauszugeben,  musste  diesen  schönen  Plan  ito 
aus  Mangel  eines  Veriegers  aufgeben,  und  iiollte  nun  wenigsiMi 
einige  derselben  in  dem  Geschichtrorschcr,  einer  von  JoL 
Georg  Meusel  veranstalteten  periodischen  Schrift,  abdradua 
lassen.  Leider  ist  aber  in  derselben  von  diesen  Werken  nidtt 
erschienen,  als  ein  vollständiger  Abdmck  des  PeyerhPsfkm 
Reise-Berichts,  Avclcher  unter  ob|gem  Titel,  mit  genauer  BeAe- 
haltung  der  Orthographie  des' Originals ,  in  dem  Geacbichtfar- 
scher,  tlk  V.  S.  150  —  193  und  Th.  VI.  S.  131  —  245  v« 
ihm  geliefert  i^rde,  und  einige  kleinere  Aufsätze^  von  dnfli 
iveiter  unten  die  Rede  sein  wird. 

Peyerle's  Werk  ^de,  nach  einer  im  Rnmänioirsokl 
Museum  in  St.  Petersburg  befindlichen  Abschrift  des  WoltaM^ 
teler  Originals,  welche  auch  Karamsin  filr  sdne  Gcsehiehlt 
des  Russischen  Reiches  benutzte^-  ins  Rassische  flberseHi 
unter  dem  Titel :  3anucRH  TeopFa  üaepjie,  o  nyrcinecTBiB 
cro  n3B  RpaKoea  n-b  MocKsy  h  BVfc  Hockbu  b%  Kpt- 
KOBi»,  cb  19  Mapra  1606  ro^a  iM>^5  ^wmlSfm  1606i 


—     187     — "" 

lepeB04'b  cb  HbMei^Kou  pyKooHcu.  Diese  UeberteUung 
efindei  sich  in  Nicolai  Ustrialo^'s  CKasaiiia  CoepeMeH- 
iHKOB'b   o  4^MiiTpiH   CaMa3Baui^b,   Tb.  Uy   p.  l-^i29, 

od  ergänzende  Aiimerkung:en  dazu  p.  173  —  216. 

Die  erste  Abtheilung  des  Abdruclis  im  Geschieh fftirecher, 
l  150  (T.  erzählt  die  frühern  Begebenheiten  des  jPseodo*De- 
letrius  bis  zu  seiner  Krönung^  und  enthält  im  Ganzen  nicht 
ielC;  von  Andern  abweichende^  Umstände.  Dei^ehrer  des  ächten 
mgen  Prinzen^  der  einen  fremden  Knaben  an  dessen  Stelle  hiUe 
nibringen  lassen^  wird  hier  Simeon  genannt.  S.  155  wird 
rzahlt^  Boris^  der  hier  immer  Hodenuff  ^nannt  Avird^  habe 
em  Grossfürsten  berichtet^  „dass  er  Yernommen,  dass  der  De- 
metrius  sich  selbsten  Inn  einer  schnell  vberfallenden  selzamen 
kranckheit,  mit  einem  Messer  ermordet'.  S.  156  jieisst  eS; 
•oris  hübe  mit  Hüire  seiner  Schwester,  den  Grossfärstea  Feo- 
or  durch  Girt  aus  dem  Wege  geräumt.  Die  Flucht  des  De- 
letrius  nach  Polen,  die  günstige  Auihahme,  welche  er  hier 
md,.  sein  glücklicher  Erfolg  in  Russland  u.  s.  w.  werden  hier 
>  ziemlich  nach  der  gewöhnlichen.  Art  erzälilt.  S.  167  — 170 
isst  Peyerle  den  Demctrius  bei  Nowogrodek  mit  dem  er- 
wünschtesten Erfolge  eine  lange  Anrede  an  seine  Truppen  halten, 
ic  der  Verfasser  wohl,  wie  Livius  die  Reden  seiner  Feldherm, 
slbst  erfunden  hat,  weil  es  kaum  denkbar  ist,  dass,  wenn  sie 
uch  wirklich  gehalten  wäre,  er  eine  Abschrift  davon  hätte 
rhalten  können.  Bei  der  zweiten  Schlacht^  welche  die  Russen 
em  Demctrius  lieferten,  ^Sprunge  er  selbst,  wie  Pe%i%rle 
.  175  sagt,  sizent  avf  einem  Castani  braunen  Türckischen  Pfert, 
mit  einem  blosen  pallash  Inn  der  haut,  vor  dem  ersten  hauden 
auff  dem  feindt  zue,  darmit  den  andern  desto  bessers  hertz  zu 
machen,  \Nelches  sonsten  wenig  gehört  wirt,  dass  dass  haupl 
Inn  schlachten  den  angrif  tbul'^.     Demetrios  verlor  in  dieser 


—     188    — 

Schlacht^  nach  Peyerle's  Angabe^  5000  Mann  und  zog  fUk 
nach  Puliwl  zurück.  S.  179  verleitet  den  "Verfasser. seine  IXUib 
Ergebenheit  gegen  Deinetrius  zu  folgender  läppischen  Uebtf- 
Ireibung:  „Zuvor  alss  der  feint  vnder  dass  Sehloss  Kramy  Imi 
„hat  er  inn  dem  gantzeu  fiirstenthumb  Seuier,  so  weit  es  tkk 
„dem  Demetrio  ergeben^  grosse  Tyranney  gedbet^  vnd  ätt 
„grosse  Summa  voicks  Jimg  vnd  alt^  Mann  vnd  weib^ 
„lieh  vmb  das  leben  gebracht ^  vnd  dass  wäre  sich  sehr 
„wundern^  dass  sie  alle  von  wegen  des  Demetrio  (die  in  doflk 
„niemalss  gesehen  hatten)  die  vnschuldig  Pein  vnd  Marter  wL 
„frewdcn  erlitten ,  vnd  sich  gleichsam  glückhselig  achteteOi  te 
„sie  von  seinetwegm  sterben  sollten^.  S.  180  wird  die  Ge- 
schichte von  den  drei  Mönchen  erzählt^  die  Boris  geschidl 
halte ^  lun  dem  Demetrius  Gifl  beizubringen^  und  von  deaen 
der  älteste ;  als  er  sollte  gemartert  werden^  öffentlich  eiUiil 
hätte ^  Demetrius  sei  der  ächte  Thronerbe.  Von  dem  v^ 
Boris  zu  diesem  Zwecke  mitgegebenen  Gifte *heissl  es:  „dass 
„hat  solche  starckhe  würkhung^  wenn  man  einem  mennschen  ■■ 
„ein  wenig  damit  berueret^  so  wirt  derselbig  in  Neun  Tagci 
„also  geschwollen ;  dass  dem  von  grosser  geschwulsl  der  Lob 
„enlzwey  springen  muess^.  Dieses  Gift.  hätteA  zwei,  ebenidi 
durch  Boris  erkaufte  Bojaren  unter  den  Kirchen  -  WeihrM^ 
mischen ;  und  auf  diese  Weise  den  Demetrius  dadurch  UMiai 
sollen.  S.  189  wird  erzählt,  das  Basmanow's  Venälheni 
schon  zu  Kromfl,  noch  vor  Godunow's  Tode,  statt  geAmdflt 
hätte,  und  S.  190,  als  Basmanow  nach  Putiwi  vor  den  De- 
metrius gebracht  worden,  „hat  er  in  alssbalt  erkhant,  den»- 
„ halben  die  Stirn  auf  die  Erden  geschlagen,  vnd  vmb  güd 
„gebetten,  die  ime  erzaigt  worden^.  S.  191  sagt 
Boris  sei  über  die  Nachricht  von  des  Usurpators 
so  sehr  erschrocken,  dass  er  plötzlich  gestorben,  j^viel 


—     189    — 

ibcr  sagen,  setzt  er  hinzu ^  dass  er  Ime  selbs  mit  ^efl  ver- 
!;eben  habe^.  S.  192.  Einzug  des  Demetrius  in  Moskau, 
id  reierlicho  Einholung  seiner  vorgeblichen  Mutier.  „Naciidem, 
»i86t  es,  hat  er  seine  Frau  Mueter,  weiche*  in  einem  Kloster 
)4  meil  von  der  Statt  Mossci^u  gelegen,  durch  etliche  fQmeme 
loyaren  abholen  lassen,  welche  auch  den  28  July  Inn  der 
itaU  mit  grossen  frewden  ankommen,  Dann  der  Demetrius  Dir 
nit  vilen  Kinasen,  VVoiwoden  vnd  boyaren  sta^liob  vnd  Prechtig 
entgegen  gezogen,  vnd  fast  eine  halbe  stund  vor  der  Statt  sie 
ingetrolTen,  da  ist  er  abgesligen  alssbalfe  von  dem  Prer|,  vnd 
laben  einander  mit  solchen  frewden  eapfaogeflT,  dass  Ihea 
leeden  nit  allein,  sondern  auch  vilen  vmbltebenden,  die  tbrftnen. 
^'ber  die  backhcn  gcdossen,  Hernach  isrer  mit  blosem  hanpt 
leben  der  Guctschen  zue  Fuess  biss  inn  dass  Schloss  gangen, 
>ie  hat  In  alssbalt  ofrcntlich  vor  der  gemein  i&r  Ivetk  fechten 
rnd  leiblichen  Sohn  crkhenl  u.  s.  w." 

Die  zweite  Abtheilung  des  Pe^erA?'schen  Berichts  befindSl 
ch  im  6-tcn  Theilc  des  Geschichtforschers,  S.  131—245 
id  enlhält  die  Geschichte  der  Regierung  und  Ermordung  des 
emetrius,  und  der  darauf  folgenden  Begebenheilen  bis  1608. 
a  Pet/cr/e  \(m  dem  grösslen  Tbefle  die3er  Vorfalle  Augen- 
^uge,  und  bei  einigen  derselben  selbst  betheiligt  war,  so  ist 
ieser  Th(*il  seines  Werkes  für  die  Geschichte  jener  Zeit  auch 
[^sonders  wichii":.  S.  132.  Demetrius  schickt  seinen  Kamsler, 
?n  gewandten  Affanasij  VVlassjew,  an  den  König- von  Polen^ 
n  demselben  von  seiner  Thronbesteigung  Naclyfcht  zu  geben, 
id  ihn  um  die  Kriaubniss  zu  bitten,  sich  die  Srant  des  Gross- 
irsten^  .Marina  Mnis/ech,  antrauen  zu  lassen  und  dann  nach 
[oskau  zu  rühren.  Die  (icschenke ,  welche  er  im  Namen  seines 
erren  dem  Kuni^^o  überreichte,  waren:  ein  grosser  Saphir,  ein 
hr  kostbarer  Bo^^en  und  Köcher^   und  eine  bedeutende  Anzahl 


—     190    ~ 

• 

der  schönsten  Zobel,  schwarzen  Füchse  und  Lnchs- Felle;  mi 
iiir  die  Braut:  „Sechs  schöne  zümmer  zobel^  etliche  iflinuu 
„schwartze  füx^  lu.xeim  vnd  oltbern,  15  allerley  goldina  sloedd^ 
^vnd  3  grosse  kleinotthern  ^«^  inn  einem  silbernen  khaestle,  tm 
„nit  gar  hochem  pres-^  und  vnrejnen  diamanten^.  Marina  wM 
dem  Bevollmächtigten  des  Demetrius  darch  den  am  Potanschei 
Hofe  gegenwartigen  Kardinal  angetraut ^  „doch  hat  der  gesaadto 
„seinen  handtschuech  von  der  rechten  band  nicht  abgetbon,  irfe 
„auch  den  mählring  von  höchstgedachten  FrewHn  nit  angestedtf, 
„sondern  inn  einen  weisen  TaiTet  empfangen  ^  vnd  inn  ein  kUm 
„goldin  thrälin  verschlossen^.  S.  135.  Empfang  des  Woywodn 
von  Sendomir  in  Moskau.  Demetrius  schickte  ihm  wm 
Geschenke  einen  „schönen  Wallachen  mit  aufgescbliliten  NaMh 
jylöchern^  sie  nennen  nie  bachmaten^  ">,  entgegen,  desM 
Steigbügd  und  alles  übrige  Zeug  von  reinem  Golde,  i 0,000 
Dukaten  an  Gewichte  war.  Am  4  Mai  ward  derselbe  zw  Ai- 
Aenz  geführt;  „alda^  seigl  Peyerle  S.  135^  sasse  der  GrosslM 
„auf  einem  hochenn  sassel;  von  lauter  Silber  vnd  ganz  vergdl, 
„oben  gedeckt^  die  zier  aber  darauf ,  wie  auch  oben  anf  im 
„Sessel^  ein  dopleter  Adler  mit  aussgebraiien  hangenden 
„schwarz  geschmelzt^  auch  darunder  ein  Crucifix  tfifelin, 
„disen  war  ein  groser  orientalischer  Topasins,  irie  anch  in- 
„  wendig  dem  sluel  ein  Maria  bilt,  welchs  rings  kenimb  wä 
„khleinoter  vnd  Edelgestein  behangt  war^  die  waren  alleas  vaa 
„gold;  diser  Stuel  hatte  vnden  3  Staülen,  auf  ieder  seitea  dM 
„stuels  lag  ein^löw  von  silber  halb  vergult,  auch  stuendea  arf 
„hochen   füessen  von   Silber  zue  beden  seitten  iween 


181.    Kleinode. 
.    i82.     Die   Russischen   BaxMnmhi.      Bompittmä,    Detrrifimm   ^ührnm, 
1660,  p.  31  BenoC  sie  Hagmemaie». 


er  eine  haltet  den  Reichsapfel  ^  der  ander  ein  Meines  Moses 
Awert,  in  khosdichen  Keiserlichen  Kleidungen  angethon^  die 
aren  mit  lauter  Edelgeslein  vnd  Periin  geslickht,  darauf  ein 
roses  halssbant  von  Diemant  vnd  Robinen^  sambt  einem  grosen 
2hmarall  Creuz  daran  hangent,  auf  dem  (Haupte)  trage  er  ein 
5Ghte  Kaiserliche  Cron^  inn  der  hant  einen  sehr  köstlichen 
septer^  vor  Ime  sluenden  auf  beeden  seitten  4  Junge  Kniasen 
I  weiss  silbernen  stuckhen  gekleidet,  mit  guldfnen  Kettenin 
reuzweiss  behengt,  Jeder  hatte  auf  der  Achsel  ein  khuize 
raitte  Partien,  derer  stiel  von  gold  vnd  Edelgestein  .gvamisiert 
aren,  der  5-te  aber  war  bekhleidt  mit  einem  dunckhel  Castani 
raunen  Sammetin  vberrokch,  vnd  von  einem  guldio  stuckb, 
it  gezöblin  gefuettert  vnder  demselben,  inn  beeden  binden 
ielle  er  ein  bioses  schwerdl,  mit  guldem  Creutz,  auch  stuende 
eben  diesem  des  Canziersj^ohn,  gekhleidt  in  ein^n  goldin 
lueckh^  der  hielte  dess  jGro^iJ^arsten  Schnunyi^^  von  diesem 
iron  ein  wenig  abgesondert  j^r  auf  der  rechtenreitten,  sasse  dw 
atriarch  in  einem  Sessel  nÜ  schwarzem  Sammat,  bedeckt,  sein 
hlaydt  oder  voickh  <«>  wäre  auch  von  schwarzem  Sammal, 
nd  der  bort  fast  einer  gueten  hanndt  breit  gestickht  mit  Edelge- 
teinen  vnd  Perlen,  in  der  rechten  bannd  hielte  er  seinen  Bi- 
choillichen  stab  (welcher  oben  gleich  fast  einer  kruckhen,  der 
»are  geziert  mit  gold  vnd  Edelgesteinen),  neben  Ime  stuende 
ein  Diener,  haltent  in  einer  silbernen  Schissel  dass  weichwaasttr 
nd  ein  guldines  Creuz,  ein  wenig  von  Ime  «^Kgf«ffBdfl(gAiy!fffn 
iben  ErzbischofT  vnd  bischoff,  vncUigiters  auf  beeden  seitten^ 
ie  boyaren  u.  s.  w.^  Hierauf  pird  die  lange,  kunstreiche' 
d  gelehrte  Rede,  welche  der  Woywode  an  Deroetrins 
'll,   von  S.  137  —  141    wörtlich  mitgetheilt,   wobei  es,   wie 


iH3     In  der  zweiton  Handschrift  stellt 


—     192     — 

bei  ähnlichen  von  Peyerle  angeführten  Mustern  der  Eloqneniy 
eben  so  schwer  anzunehmen  ist^  dass  er  sie  selbst  ganz  solke 
erfunden ,  als  dass  er  eine  Abschrift  davon  sollte  erhallen  haben. 
S.  142  —  145  ^vird  der  prachtvolle  Einzug  der  Marina  be- 
schrieben. ^^ Vorher ;  heisst  es  hier,  zogen  1000  boyaren  zne 
^^Pferdl,  mit  bogen  vnd  Pfeilen^  die  sie  von  der  granz  an  m 
^^Landt  allzeit  beglaitet  haben  ^  Inen  volgenden  dess  herm  woi- 
;;>voda  200  Polnische  husaren^  in  ihm  Rüstungen,  an  denLanm 
^^auch  rothe  vnd  weise  Tahnen,  auf  die  Bitten  seine  andere 
^^fOrnembste  von  Adel;  auch  sein  herr  Sohn,  Tbchlerman  vnd 
;;Brueder;  stattlich  beklaydet,  vnd  auf  schönen  Türckiscben  Pferd- ' 
;,ten;  Derer  zeug  alle  von  gold  vnd  silber  vnd  Edelgesleim 
;;gezieret  ^var^  er  selb  aber  ritte  neben  der  gutschea  aoT  einen 
;,sehr  schönen  Türckischen  Pferdt^  darauf  der  zeug  alles  saabl 
;;den  Stegraiifen  vnd  Sporn ^  von  lauter  gold  geschmelzt,  vnd 
;;mit  Thürkesenn  guarnisiert  war^  inn  einem  Purpurfarb  goMin 
;,stuckh;  der  rockh  mit  schönen  zöblin  durchfiettert,  an  IreGulr 
;^schen  waren  gespannt:  S  Aveise  schöne  Tärckische  prerdt,  Roth 
;;geferbt  von  vnden  an  biss  au  hajben  leib,  die  geschfirr  damf 
;,waren  von  rothem  Samat,  die  spangen  von  Silber  vnd  vefgilt, 
;,der  wagen  gefüeltert  mit  grüenem  guldin  stueckh,  die  guetscher 
,,inn  dergleichen  grüenen  vnd  weysen  seydin  röckhin,  nach  Ikr 
,,fuhren  inn  4  gulschen  Ir  frawenzimmer  ser  stattlich,  hiader 
,;Vnd  neben  disen  gutschen  giengen  300  hayduggen  alle  in 
;;Schönein  blawen  Tuech  bekhieidet  vnd  iveisc  lange  spitzTedeqi 
;^auf  Iren  Magierken  <»«^i(oder  hüetlen)  u.  s.  w/'  Bei  der 
Audienz ;  welche  Dcmetrius  hierauf  den  Polnischen  Ge5andtei^ 
Gosiewski  und  Olesnicki,  ertheilte,  bemerkte  derselbe,  dass 


1S4.     Veriiiiithlicli  Magyarken,  Ungariicbc  Mutzen/  was  für  dieüeidwlci 
gauz  gut  passen  würdo. 


—    493     — 

in  der  Aurschrift  des  Briefes  Siegmand's  ihm  nicht  der  Kaiser- 
liche Titel  gegeben  war^  worüber  er  sich  sehr  entrüstete  und 
befahl y  das  Schreiben  uneröflhet  zurückzugeben.  „Nach  disem, 
heisst  es  S.  146^  hat  der  grossiurst  Selbsten  anfangen  zu  reden, 
9  Er  were  ein  solcher  herr,  der  vnder  Ime  habe  souil  grose  vnd 
^weilte  herrschaiRen^  der  einig  vnd  allein  nach  seinem  willen 
,  regiere ;  welcher  nit  allein  fürstenthumb;  sondern  auch  etliche 
,1  Königreich  \7ider  seinem  gehorsam  habe,  vnd  es  were  niemant^ 
„gegen  nidergang  noch  aufgang  der  Sonnen,  der  Ime  möchte 
„verglichen  werden,  noch  khein  höcherer  alss  ein  Gott,  >iid  also 
„vermainte  er,  dass  er  solchen  Tittel  nit  mit  geringem  Recht 
„brauchen  ihete,  alss  vor  zeiten  die  Ass^Tische,  Medische  vnd 
„Romanische  Keyser,  dass  In  auch  alle  Potentaten  in  dieser 
„weit,  mit  solchem  Titel  ehreten,  nur  allein  Sigmund  der  dritte 
„hne  solchen  beneme,  vndt  er  khundte  nit  dariür  halten,  dass 
„solches  geschehe  auss  vnwissenheit,  oder  vnachtsamkheit  der 
„Notarien,  die  weil  er  angezaigt  durch  den  Alexander  Gonschefski, 
„Gubernalorii  der  statt  Wielisch,  der  newlich  Poltschafl  weyse 
^bey  Ime  gewesen,  vnd  durch  seinen  Arabassatom  Anathasium, 
„dass  Ime  dass  vnbillig  vorkcme,  wann  Ime  dass  nit  geben 
„wurde  wass  Ime  von  andern  zugeaignet,  khundte  derohalben 
„einen  solchen  für  seinen  frcunl  nit  halten,  vnd  seine  brief  nit 
„an  vnd  aufnemmcn"  •8^  Der  Gesandle  Olesnicki  antwortete 
darauf  ziemlich  derb^  da  sein  König  dem  Russischen  Grossfürsten 
nie  den  Königs-Titel  bewilligt  hätte,  so  würde  er  ihm  noch  viel 
weniger  den   Titel   eines   Kaisers  zugestehen;  diesen  könne  ihm 


1S5.     MTaramBin  in  s.  Ge$rh,  d.  Rtm,  Re$ek$f    Th.  X,    S.  296    Sussert 

die  Vermuthung.  diese  von  Peyerle  angeführte  Rede  des  Dem^trim  sei  ron  Jenem 

rar  diesen   geschrieben    worden;    was  allen  Umstanden  nach  doeh   wohl  nichts 

anders  bedeuten  kann,  als  sie  sei  ihm  Ton  P^yerU  in  den  Nmid  geleft  worden« 

u.  13 


—     194     — 

allein  der  Pabst  erdieilen,  „der  alss  ein  Yicarias  Christi  anf 
„diser  Welt  sey^  dann  derselbe  yf&ro  von  Gott  gesetzt  fdss  m 
„Fürst  vber  alle  Welt^.  Demetrius  erklärte  hierauf,  er  kflflie 
unter  diesen  Umständen  Olesnicki  nicht  als  einen  Gesandlc^ 
sondern  nur  als  einen  guten  Freund  und  alten  Bekannten  $m 
Polen  aufnehmen;  der  Gesandte  aber  erklärte  mit  Festigkeit  sei- 
nen Entschluss  alle  weitere  Verhandlungen  abzubrechen  md  so- 
gleich wieder  zurückzureisen.  „Da  der  grossfuerst,  sagt  Pegerle 
S.  149^  sahe^  die  verstendigkeit  ^  dass  grose  gemfleth  vnd  be- 
„standhaßligkheit  dess  gesandten^  hat  er  sich  höchlich  darob 
„verwundert^  vnd  ist  entlich  dahin  kommen,  dass  er  vennehkie, 
.er  vrolte  Jezunt  diser  gegenwertigen  schmach  vergessen,  VBd 
„die  allgemeine  frewde  seinem  khummer  vorziehen,  vod  theMr 
„solches  zugerallen  allen  den  Jenigen  Pollen,  die  anf  seine  hock- 
„zeit  alss  gaste  ankhommen  sein,  hinforter  aber  weite  er  sokhe 
„brier  nit  annemmen^.  Worauf  beide  Gesandte  von  dem  De- 
metrius freundlich  begrüsst  wurden,  und  jeder  von  ihnen  eine 
besondere  Anrede  an  ihn  hielt.  S.  151  folgt  die  Beschreibng 
der  Krönung  der  Marina  und  der  Vermählung  des  Demetriis 
mit  ihr.  Sie  war,  wie  es  hier  hcisst,  „bekhiaidt  in  MossconiUe- 
^rischen  khleidern^  Beschlagenen  hochen  Slfifflen,  alles  demassn 
„mit  goldt,  Perlen  vnd  Edelgesteinen  versezt  vnd  gestickt,  te 
„man  schier  den  grünt  dess  Klaidts  noch  der  stilTel  nit  sehn 
„kunt,  die  Haar  auf  dem  Kopf  waren  Ir.  gebunden,  mit  goR, 
„Perlen  vnd  edelgesteinen,  wie  es  die  furneme  Pollnische  Jmv* 
„frawen  vom  Adel  tragen,  gleichent  einer  khleinen  Krön,  be- 
„glaith  zur  Rechten  von  des  Knias  MiscislafTski  gemahl,  m 
„linkhen  von  dess  Knias  Suiskis  gemahl,  vor  Ir  trueg  man  im 
„einer  guldin  schissel  eine  Kaiserliche  Krön,  \iid  nach  Ir  gieqgci 
„ediche  Pollnische  Frawen,  u.  s.  w.^  Nun  folget  die  ansfuhiücfes 
Erzählung  von  der  Krönung  der  GrossfQrstin,  die  man 


—     195     — 

80  umslandlich  beschrieben  findet,  wie  hier.  Während  der  Cere- 
inonie  äusserte  Demetrius  einen  grossen  Uebermuth,  liess  sich 
von  den  vornehmsten  Bojaren  die  kleinlichsten  Dienste  erzeigen, 
imd  veranlasste  dadurch  mancherlei  Aergerniss  und  Stönmg. 
,^ierauf,  sagt  Peyerle^  vermählet  sie  der  Patriarch  mit  vielen 
„Ceremonien,  vndcr  welchen  *er  dise  denckwürdige  sein,  da^s 
,,Dachdem  er  dess  grossfürsten  bände  vnd  der  Qrossiiirstenen 
„zusammen  genommen,  Tuhrete  er  dieselbig  3  mal  in  einem  Ring 
„herumb.  Nachdem  nam  er  ein  glass  mit  Rothem  Wein,  trunckh 
„erstlich  selbs  darauss,  raichte  Damach  Darauss  zne  trincken 
„dem  Grossfurstin  vnd  der  Grossitirslinn,  Vnd  dass  auch  drej 
„mal  Mid  alssdan  nam  er  dass  glass,  sezet  es  aor  die  Erdenn 
„fär  den  Grossfurstin,  welcher  es  mit  seinem  fuesse  vmbstossele 
„n.  s.  w/^  Beim  Ausgange  aus  der  Kirche  wurden  aus  einer 
goldenen  Schüssel  Goldstücke  unter  das  Volk  geworfen,  ,  derer 
„etliche  1  auch  5,  10  biss  Inn  20  Ducaten  gewichtig  waren, 
„die  sein  auch  für  die  gesandte  vnd  die  Ingen  geworlfen  wor- 
„den,  aber  nou  Dcnselbigen  Im  wenigsten  nit  aufgehoben'*.  Bei 
der  \'erniahlun^^s- Mahlzeit  eulstand  ein  lebhafter  Streit  darüber, 
dass  die  Polnischen  Gesandten  nicht  anders  dabei  erscheinen 
wollten,  iils  wenn  sie  ihren  Platz  an  der  Grossfürstlichen  Tafel 
bekamen,  und  der  mit  vieler  Mühe  dahin  ausgeglichen  wurde, 
dass  für  den  \  orni^hmslen  von  ihnen  ein  besonderer  Tisch  in 
der  Nah(»  des  (irossfürslen  gestellt,  und  der  Zweite  dahin  gesetzt 
wurde,  wo  dii»  Gesandten  gewöhnlich  zu  silzen  pflegten.  Die 
Beschreibun^^  des  Hochzeil-Mahles  ist  übrigens  mit  solcher  Aus* 
führlichkeil  gegeben,  dass  man  glauben  muss,  Peyerle  habe 
sich  unter  den  Gästen  befimden.  Als  ein  besonderer  Umstand 
rauss  aus  derselben  wohl  noch  angeführt  werden,  dass  Deme- 
trius und  Marina  bei  demselben  in  Polnischer  Kleidung 
und  mit  der  Krone  auf  dem  Haupte  erschienen.     Am  folgenden 


—     196     — 

Tage  gab  die  neue  Grossfarstin  eine  grosse  MabLEeit,  „wekhes 
^^baiicket  auf  PoUnisch  vnd  Königlich  ist  verriebt  worden"*  Ab 
Abend  ^urde  auch^  ganz  gegen  Russische  Sitte,  getanzt 

S.  160  folgt  nun  die  Geschichte  der  Cataslropbe ;  wo  unter 
andern  gesagt  Mird,  Deiuetrius  sei  von  einem  Bojaren,  Naneas 
Georgius  VVoIeiofr,  erschossen  worden.  Bei  der  ErzAhlaBg 
der  hierauf  erfolgten  Verfolgung  und  Ermordung  der  Polen  wer- 
den viele  einzebie;  sonst  nirgends  vorkommende  Umstflnde  über 
die  gegen  sie  verübten  Grausamkeiten  angefahrt.  Pejferle  gftt 
S.  177  die  Zahl  der  in  diesem  Aufslande  gebliebenen  Russoi 
auf  mehr  als  1000  und  die  der  Polen  auf  600  an.  Er  md 
seine  Gefährten  waren,  als  Anhänger  des  Demetrius  und  der 
Polen  ^  drei  Tage  lang  in  der  grössten  Lebens -Gefahr,  bis  es 
ihnen  endlich,  obgleich  mit  Verlust  aller  ihrer  kostbaren  Waarea, 
gelang^  sich  unter  den  Schutz  des  Polnischen  Gesandten  n 
stellen. 

S.  178  wird  der  Unfug  erwfihnt,  der  mit  dem  Körper  des 
Demetrius  drei  Tage  lang  getrieben  wurde,  und  dabei  gesagt, 
ein  Kaufinann  von  Moskau  habe  endlich  ,^auss  haimblicher  er- 
^^barmung,  vnd  auch  die  grose  vppigkheit  vnd  schand,  so  aa 
,;Ime  von  dem  wcibsvolck  geübt  wurde,  zuverbindem^',  von  dea 
Senatoren  die  Erlaubniss  erbeten ,  ihn  ausser  der  Stadt  begraben 
zu  lassen ;  und  als  bei  dem  Grabe  sich  des  Nachts  Ldditer  ge* 
zeigt  und  liebliche  Musik  hören  lassen,  hätte  man  nadi  aok 
Tagen  den  Körper  wieder  ausgraben,  zu  Pnlver  verbrennetti  1a 
ein  grosses  Geschütz  laden ^  ,^vnd  zue  der  Porten,  da  er  JM 
„ersten  in  die  Statt  einkhommen^  hinauss  widemmb  sohfeflNa 
„lassen,  darmit  Ja  nichts  von  Ime  vberbliebe'^ 

Nach  Schuiskij's  Wahl  wurden  die  Polnisdien  Gesandten 
von  diesem  zu  einer  Audienz  gefordert,  bei  welcher  der  Kanzler 
Mstislawskij  eine  lange  an  sie  gerichtete  Rede  ablas^ 


—     197     — 

Pe^eHe  (S.  183  —  186)  wörtlich  miUhoat^  so  wie  er  anph, 
S.  186 — 197^  die  kühne  Antwort  gicbl,  welche  Gfsiewski 
darauf,  wie  es  scheint  aus  dem  Stegcreife^  ertheilte. 

S.  205  heisst  es  bei  Erw&hnung  des  zweitm  falscheo 
DemelriuS;  dieser  sey  aus  Prag  gebürtig,  und  einer  von  den 
deutschen  Trabanten  des  erslc^n  gewesen. 

S.  217  ^ird  eines  sonderbaren  Mittels  erwähnt,  zu  erfahren/ 
wie  viel  Mann  sich  bei  einem  allgemeinen  Aufgebote  gestellt 
halten,  und  wie  viel  davon  im  Felde  geblieben  wären.  Wenn 
die  Bauern  nämlich  nach  geschehenem  Aufrufe  nach  Moskau 
kamen,  hätte  Jeder  einen  Kopeken  erlegen  mflssen,  den  er  bei 
seiner  liiukkchr  aus  dem  Feldzuge  wieder  lurackfordern  können. 

S.  219  wird  der  Erscheinung  eines  Kometen  erwähnt,  der 
vom  25  September  1607  an,  eilf  Tage  lang  In  Bfoskau  Üoht* 
bar  war. 

Am  10  November  hielt  Schuiskij  nach  der  Einnahme  von 
Tula  seinen  Einzug  in  Moskau.  Er  sass  allein  in  einem  mit 
rothem  Scharlach  bedeckten  Wagen,  der  mit  vier  Pferden,  eins 
vor  dem  andern,  bespannt  war,  und  stieg  in  der  Nähe  der 
Stadt  aus,  um  an  der  Spitze  der  ihm  entgegen  kommenden 
Prozession  zu  Fusse  in  das  Schloss  zu  ziehen.  Das  Volk  zeigte 
sich  bei  seinem  Emprange  sehr  kalt,  und,  wie  Peyerle  sagt, 
„mit  schlechtem  rrolocken  vnd  triumphieren '^^ 

Im  November  1G07  erschienen  neue  Gesandte  des  Königs 
von  Polen  in  Moskau,  weiche  unter  Andern  audi  die  FraflasSQQg 
aller  in  Russland  zurückgehaltenen  Polen  und  fremden  Kaufleute 
verlangten.  Lnter  den  letztern  \\ird  besonders  Andreas  Na- 
than <«<^   genannt,    ^vnd  seine   mit   sich   Habende'',   worunter 


186.     In  der  Legende  de  im  wie  0i  de  im  mmH  dm  JUmmMm,  w«vm 
t»ald  die  Rede  sein  wird,    Mssl  m  p^   21:    Mmrmr  $  m  U  if§  mm  mmrthund 


—     198     — 

auch  unser  Peyerle  gehörte;    denen  ihr  ganzer  Verlust  sott« 
ersetzt  werden. 

Peyerle* s  Werk  schliessl  mit  dem  8.  Januar  1608,  n 
iiielcher  Zeit  die  Polnischen  Gesandten  und  mit  ihnen  die  fremdM 
Handelsleute  im  Begriflb  waren  ^  von  Moskau  abzureisen. 

26. 
Der  Verfasser  der  Legende  de  Demetrius. 

1606. 

Im  Jahre  IGOG  erschien  zu  Amsterdam  eine  kleine  Schrift 
unter  dem  Titel: 

La  Lc'gende  de  la  Vie  et  de  la  niort  de  Demetrios 
dernier  Grand  Diic  de  jMosoovic.  Traduiete  iiouTelle* 
luent  Tan  1606.  A  Amsterdam^  chez  Corneille  Nicolas, 
a  I'enseignc  du  liure  a  cserire,  kl.  8<>.  34  Seiten. 

Da  dieses  Buchelchen  äusserst  selten  geworden^  und  doch 
als  die  Erzählung  eines  Augenzeugen  für  die  Geschichte  des 
Demetrius  nicht  ganz  unwiclilig  ist^  so  liess  der  Fflrst  Mi- 
chael Obolenskij,  Director  des  Kaiserl.  Archivs  zu  Moskao, 
dasselbe  im  Jahre  1839  unverändert  wieder  abdrucken  unter 
dem  Titel: 

La  Liegende  de  la  Vie  et  de  la  Mort  de  Dcmetrias 
riiiiposteur,  eonnu  sous  Ics  uonis  de  Griehka  Otrepici| 
SamozFanetz,  Kastriga  ou  LJcdmilri.  Imprimi  a  An- 
Rterdam  cn  1606.  KdMiiipriin6  en  1839.  Aloseou,  kl.  8*. 
Vorrede  16  Seiten.    Legende  31  Seiten.    Mit  7  AbbfldgiL  "\ 


dAuxbouTf;    appcle  Andre  NtUham   qui  amoU  limre  a  lo  Comri  pomr  200^000 
flurim  ei  a  eaie  piHe  enror  de  10.000  ßorkm  em  6aM0  ei  mmrkamäkm 

187.    Der  verdienstvolle  Herausgeber  hat  diesen  Abdruck  fm  dar  Vtniii 


—     i99     — 

Der  Name  des  Verrassers  ist  nicht  bekannt.  Der  Fürst 
)Olenskij  «»8  verniulliet,  es  könne  ein  gewisser  Simon 
jnischuck  sein,  dessen  in  den  Antworten  der  Lilhaui- 
beu  Gesandten  von  1608  i««>  erwähnt  wird.  Aus  seiner 
irill  geht  nur  hervor,  dass  er  ein  Deutscher  *®®,  sehr  wohlha- 
ider>»i  und  nicht  ungebildeter  Kaufmann  gewesen  ist,  der  um 

Zeit  der  lüönung  des  Demetrius  mit  kostbaren  Waareo 
iKrakau  nach  iMoskau  kam,  und  sich  am  Ende  des  Juni  1606 
^h  daselbst  berund.     Seine  angeführte  Schrill  ist  wahrscheinlich 

üricf,  den  er  aus  Moskau  <»2  an  einen  nichl  genannten 
und  i^^3  in  Deutschland  schrieb,  und  der  unmittelbar  darauf 
Französische  überselzt  und  gedruckt  wurde.  Ob  das  Deutsche 
ginal  auch  im  Drucke  erschienen,  ist  nicht  bekannt.  Der 
»atz  auf  dem  Titel:  Traduictc  iiouvellement  ist  übrigens 
Id  nur  so  zu  verstehen,  dass  es  jetzt  ganz  vor  Kurzem, 
it  abermals  bcdculen  soll,  weil  zu  einer  neuen  Ueber- 
:ung  und  Auflage  die  Zeit  wohl  zu  kurz  war.  Das  Werkcfien 
übrigens  höchst  nachhissig,  und  nicht  ohne  Vorliebe  fiir  las- 
*  Anspiclnnircu,  zugleich  aber  auch  hier  und  da  mit  einigem 
nk  von  (Jcklirsamkci^  geschrieben.  Die  Namen  in  demselben 
I  ganz  ungovöhnlich  verunstaltet"«*,  was,  so  wie  die  groben 


rhrrcirhcn  Aninorkiincon  bccieitel ,  und  demselben  das  Portrait  des  bekannten 
nannif  lllanitjeic  und  die  Abbildung  einiger  Münzen,  Siegel  und  l-nterschriHen 

1H»>.  S.  Lenendr,  Pref.  I. 

4^9.  In  dorn  Itrmnptiiecreiu  C^opNittfb  K,  M,  05oAeHtKa90, 

lM(i.  Kr  <iL't  an  nieliren  Stellen:  mou9  omtre»  tmmtihamdB  Ji/emonA- 

TM.  Kr  s[.ri(lit  v(»n  vii*|pn  Dienern,  die  er  mit  sich  hatte. 

1!'J.  P.   li  hcisst  es:    quand Je  refonmerai,   und  p.  31  :   om  a  emrnye 

l'*i       P.    iJ.      rotre  fr^re  et  utoy, 

ira      .>o  findcl  man  z.  B.   p.  3 :     /  emdromU  und  FetuiromÜM  statt  ^'d^ 


—     200     — 

Druckfehler  >»%  von  denen  es  ^^^immelt^  \\ohl  nnr  durch  die 
Schnelligkeit;  mit  welcher  es  abgedruckt  ivurde,  erkttrt  werdn 
kaim. 

Ich  führe  nun  noch  einige  Stellen  an,  die  thefls  ganz  oeae 
Umstände  enthalten,  theils  von  den  Berichten  der  übrigen  Zett- 
genossen mehr  oder  weniger  abweidien.  Pag.  4  heisst  es,  De- 
metrius  habe  seine  angebliche  Mutter»«  von  ihrem  Klostar 
bis  Moskau  eingeholt,  und  zwar  „raccompagnant  du  coste  de 
„son  charriot  toujours  la  teste  decouuerte  et  a  pied  sans 
Jamals  monier  a  cheval^,  während  nach  Andern  Demetriis 
ihr  nur  eine  kleine  Strecke  zu  Fuss  entgegon  zog. 

Pag.  5  wird  erzählt,  dass  Demetrius  bald  nach  semer 
Krönung  viele  von  den  Polnischen  und  andern  fremden  Kriegeniy 
ohne  Rücksicht  auf  die  viele  wichtigen  Dienste,  welche  sie  ihn 
früher  geleistet,  entlassen  hätte,  und  unter  diesen  den  Fürsten 
Adam  Wisniowiecki,  der  ihm  in  Polen  gegen  80,000  Robd 
vorgeschossen,  und  nun  ohne  die  geringste  Bezahlung  oder  Be- 
friedigung verabschiedet  worden  wäre.  Dieser  hielte  sich  nm 
auf  der  Gränze  auf,  wo  er  gemeinschalUich  mit  andern  Unio- 
friedcnen  viel  Unheil  anstifte. 

Pag.  G  wird  folgendes  Bild  von  Demetrius   entworfei: 
„C'esloit   vn   homme   de   mediocre  stature,   de  couleur  bmne, 


odorowit9ch\  p.  4  Godeua  sL  Godoumow\  p.  6  GuuAy  und  p.  24  CMtal|ylk 
8chui9kiJ,  Oiionam  und  OuBenani  sU  Affammy-^  p.  7  Kümw  sL  Fimmi^^ 
Landomier  st.  Sendomir,  pag.  9  Svümemiim  und  p.  20  KUwmeiMkg  it  Fkak^ 
wiecki\  p.  18.  ^^liütoUa  sf.  Malagow$ki}  p.  25  Gfftkjf  Sir^fg  it 
Olr^pteic'j  p.  26  Diöiria  st.  S$ibir  u.  S.  V. 

195.  Z.  B.    p.  30    imflrmUe  sL   inßmUd'^     p.  3i    mmmjt   sU 
u.  a.  m. 

196.  Es  steht  hier:     ^lu  Mere  d^  tyran' Juan"    wo  es  doch  offenbar 
ia  reute  beissen  muss. 


—     201     — 

„prompt  a  colere^  mais  bieii  tost  appaise,  il  a  rompu  maiiit 
jybaslon  en  donnaut  seotence  de  mort  sur  les  doyens  et  aatres 
„officierS;  a  cause  qu'ils  avoyent  vn  peu  trangressi  leur  devoiri 
3,U  estoit  fort  bien  a  cheual  et  aimoit  d'aller  souvent  a  la  cbasse^ 
„homme  de  grande  expedition^  qui  doniioit  ordre  a  tout  ce  <iiii 
„estoit,  et  commandoit  auec  vne  belle  preuoyance  jusqaes  aax 
„moindres  choses,  il  estoit  grand  entrepreneur  et  de  fort 
„grand  courage,  et  s'imaginoit  en  soymesme  que  tout  \t  pays 
„de  Moscovie  n'estoit  bastant  assez  pour  luy  acqoerir  vne 
„grande  renommee,  de  sorte  qu'il  aspiroit  encor  apres  d'autres 
„pays  et  monarchieS;  du  commencement  il  estoit  fort  affable 
„donnant  libres  acces  iusques  aux  moindres  etc.^ 

Pag.  7  wird  der  Schotte ,  welcher  eine  Compagnie  der 
Leibgarde  des  Demctrius  commandirte,  Albert  Lantia  ge^ 
nannt  ^»\  * 

Pag.  10  erzählt  der  Verfasser,  dass  Marina,  w&hrend  ih<- 
res  kurzen  Aufeulhalles  in  einem  Kloster,  nach  ihrem  Einzüge 
in  Moskau^  so  wie  die  Polnischen  Damen  von  ihrem  Gefolge,  in 
dem  Glauben  der  Griechischen  Kirche  unterrichtet  irorden  wäre, 
und  setzt  hinzu  ^  er  habe  gehört,  „qu'on  la  deuoit^puis  apres 
j,baplizcr  a  la  Russienne". 

Pag.  11  werden  die  Geschenke  angeführt,  welche  der  Pol- 
nische Gesandte  am  Tage  nach  der  Krönung,  der  Marina  über- 
reichte. Es  waren:  reiches  Geschirr  von  vergoldetem  Silber,  eine 
grosse  Anzahl  von  Schalen  und  Gefössen,  zwei  schöne  Pferde, 
und  ein  Iliuid  von  seltener  Schönheit. 

Als  der  Polnische  Gesandte  in  seiner  Anrede  an  Deme- 
trius  ihm   den  Kaiserlichen  Titel   verweigert,   und  auf  dessen 


197.     Bei  Bunow  in  s.  VtrmirrUm  Zm^immd  äe$  Rmm.  iUiekt,  S.  173, 
hei>sl  er  .£iberiu$ 


—     202     — 

Beschwerde  darüber  sich  durch  eine  höchst  insolente  Antwort, 
die  selbst  den  Woyewoden  von  Sendomir  in  Erstaunen  seilte, 
hatte  rechtfertigen  wollen,  gerieth  Demetrius  in  solchen Zora, 
dass  er  Miene  machte^  dem  Gesandten  seinen  Scepter  an  den 
Kopf  zu  werfen.  Als  die  Aufwallung  vorüber  war^  fragte  Je- 
mand den  Gesandten^  was  er  würde  gemadit  haben,  wenn  der 
Grossfurst  wirklich  nach  ihm  geworfen  hotte?  er  antwortete:  Ich 
würde  den  Scepter  aufgehoben  haben  und  mit  demselben  gleich 
nach  Polen  zurück  gegangen  sein. 

Pag.  12  erzählt  der  Verfasser^  dass  er  mit.  den  andern 
fremden  Kaufleuten  am  Tage  nach  der  Vermahlung,  der  Mariaa 
Geschenke  überreicht  halte,  in  der  Hoffnung,  dadurch  einige  be- 
sondere Privilegien  zu  erhalten,  und  bedauert  die  nutzlose  An* 
Wendung  seines  Geldes.  An  diesem  Tage  wurde  er  auch  mit 
«seinen  Freunden  zu  der  Kaiserl.  Tafel  gezogen.  ,,De  oe  festin^ 
sagt  er,  il  y  auroit  bien  a  escrir  vn  petit  traicte  a  part,  mais 
„il  faut  reseruer  quelque  chose  pour  les  amis  quand  je  retour- 
„neray,  pour  vous  raconler  de  bouche  les  iolis  traits  que  Ton 
,y  a  fait  a  bien  boire  etc. 

Am  Vage  der  Katastrophe  halte  die  neue  Grossiürstin  eine 
grosse  Maskerade  und  künstliche  Tanze  vorbereiten  lassen,  mit 
welchen  sie  ihren  Gemahl  am  folgenden  Sonntage  fiberrascheo 
wollte,  als  der  vorhergehende  Sonnabend  diese  und  so  ^icifl 
andere  Pläne  auf  eine  furchtbare  Art  störte. 

Die  Erzählung  des  Aufslandes  weicht  in  wenig  Umstindea 
von  den  bekannten  ab^  ausser  dass  Demetrius  hier  mehrNiÜi 
und  Entschlossenheil  als  gewöhnlich  zeigt. 

Pag.  20  wird  die  List  erzählt,  durch  welche  Wisniowiecki 
sich  mil  den  Soinigen  rettete.  Als  nämlich  der  wüthende  Haufe 
eben  im  Begrilfe  war,  in  sein  Haus  einzubrechen,  liess  er  ans 
den  Fenstern  Ducaten  auswerfen,   und  während  das  Volk  sich 


—     203     — 

auf  diese  stdrzte^  bahnte  er  sich  einen  Weg  durch  daiisdbe, 
wobei  mehr  als  100  Russen  uiiikanien.  Von  den  umgekommeiieDi 
oder  bloss  gepländerlen,  fremden  Kanfleuten  werden  fo^wdo 
genannt:  Ambrosio  Celari^  aus  Mailand^  welcher  dem  Hofe 
fär  33;000  Fl.  Waarcn  geliefert  hatte;  zwei  Handlungs- Diener 
des  Kaufmannes  Philipp  Helbaum^  von  Augsburg,  die  mehr 
ab  35,000  Fl.  verloren;  Andreas  Nathan,  ebcnfalto  vos 
Augsburg,  der  200,000  Fl.  für  gelieferte  Waaren  zu  fordern 
hatte,  und  noch  iur  10,000  Fl.  bei  der  Pländerung  verlor; 
Nicolai  aus  Lemberg  u.  a.  m.  Pag.  22  wird  Demetriua 
beschuldigt,  dass  er  alle  Reichthämer  und  Kostbarkeiten  des 
öfTentlichen  Schatzes  aus  dem  Lande  geschafll  bitte. 

Der  Verfasser  ist  übrigens  gar  nicht  gut  auf  die  Polen  ra 
sprechen;  pag.  23  sagt  er  von  ihnen:  „les  Polonois  ne  valent 
j^rien  du  tout,  et  son(  bicn  si  meschans  oomme  les  Russiens^. 

Pag.  25-30  werden  die  bekannten  zehn  Punkte  ge^ 
Demetrius  den  Schwarzkünstfer  aufgezählt,  deren  ihn 
Schuiskij  nach  seinem  Tode  öOenlltch  beschuldigen  liess,  und 
die  man  in  den  Russischen  Archiv -Nachrichten  und  anderwärts 
häufig  findet.  Bei  dem  sechsten  Punl^te,  wo  von  seiner  Ver- 
schwendung  die  Rede  ist^  heisst  es:  „Et  combien  que  Ton  dit 
^que  le  reuenu  de  tout  le  pays  de  Russie  soit  plus 
„de  22  millions^  si  faul-il  dire,  que  c'estoit  trop  peu  pour 
„^n  tel  despensior,  sil  eut  voulu  ainsi  conttnuer  son  train  comm^ 
gll  auoil  commcnce". 

Am  Schlüsse  nimmt  der  Verfasser  sein  Urtheil  Aber  das  Ende 
desDemcfrins  in  folgende  Worte  zusammmen:  „Je  suis  d'opf- 
„nion  que  sil  se  fut  comporiö  plus  modestement,  Sans  scr  meslcJT 
.des  Polonois^  et  qu  il  en(  espons^  vne  Dame  du  pays,  et  5Ö 
„fut  accomode  a  leur  humeur,  encor  qu'il  eut  esti  pire  qu'vn 
^moine  moinant,  si  est-ce  que  la  coaroiiiie  loy  I 


—     20*    — 

„sur  la  teste:  mais  je  pense  que  le  Pape  aneo  ses 
„(el)  les  Jesuites  ont  este  cause  de  sa  raine  et  subuentoi 
„totale:  car  ces  assasins  des  Princes  en  ont  vonlu  faire  ttop 
„vislement  vn  Monarque,  et  se  sont  fonirez  trop  tost 
„les  niches  k  miel:  c'est  dommage  qu'on  iie  lenr  a  pas 
„raze  la  teste^  mais  tis  s'esloient  trop  bien  Iransformez  en 
„seculier:  Car  lels  allans  ne  se  preignent  pas  volontiers  sam 
.vert«. 

27. 

Tagebuch  der  Polnischen  Gesandten  Nicolai 

Olesnicki  und  Alexander  GasiewskL 

1606. 

Der  König  von  Polen^  Siegismund  III,  schickte  im  Jahre 
1606  zwei  seiner  ausgezeichnetsten  Staatsmänner,  den  Kaslellao 
Olesnicki  von  Olesnice,  und  den  Statthalter  von  Wiloa  m4 
Königlichen  Secrelair,  Alexander  Corvinus  G§sievski| 
nach  Moskau,  um  den  Feierlichkeiten  der  Verm&hlung  des  tai- 
schen  Demetrius  mit  der  Marina  Mniszech,  Tochter  des 
Woyewoden  von  Sendomir  beizuwohnen. 

Das  ausführliche  Tagebuch  dieser  Gesandtschaft  bellndei 
sich  in  Polnischer  Sprache  handschrifUich  in  der  Vaticanischei 
Bibliothek  zu  Rom,  unter  folgendem  Titel: 

Dyariusz  dziejöw  Aloskiewskich  i  logacyi  J.  X 
91.  M.  p.  p.  Postöw,  P.  .\ikotaija  Ulcsiiickiego  s  Oleinice 
Kaszielanu  Malachowskirgo  i  Pana  Ali-xandra  Konriaa 
tij^siewskiego  Slarosty  Wielieiiskiego,  Sekrelarxii  J.  K> 
Mosci.     Spisany  w  rokii  BIDCVI  w  Mosliwie  <**• 


198.    In  demselben  Sinne  ist  eine  gleichzeiü^e , 
und  seltene  Ueint  Schrift  abgefasst,  welche  den  Titel  fiihrt:  IteM  UM«  mm 


—     205     — 

Von  dieser  Handschrift  halte  der  Abbate  Albertrandi  <•• 
eine  Abschrift  genommen^  nach  welcher  das  Tagebuch  unter  da« 
angefilhrten  Titel  wörtlich  abgedruckt  ist  in  der  von  der  Kaiserl. 
Archäographischen  Gesellschaft  veranstalteten  Samndung:  Histo« 
rica  Rassiae  Monimenta,  ex  antiqnis  cxterarum  gen« 
tram  Archivis  et  Bibliothecis  deprompta  ab  A.  J.  Tor- 
genevio.     Pctropoli  1841,  1842.  4o.  Th.  11,  p.  92—135. 

Früher  schon  hatte  Herr  Akademiker  Usträl(U¥  dieses  Tage- 
buch nach  der  nämlichen  Albert  randischen  Abschrift  in  seinen 
Aussagen  der  Zeitgenossen  über  den  falschen  Deme- 
trius  ins  Russische  übersetzt,  unter  dem  Titel:  4"^*BHrfc 
nocjioB'b  nojibCRHx-b  OjiecHBi^Raro  h  roHC'feBeRaro  1606 
ro^a.  Ilepeeo/^'b  cb  llojibCKou  pyRODHCH.  S.  CRaaanM 
coBpeMeiiHUKOB-b  0  4iiMHTpiB  CaMOdBaoqt.  C.  IleTepC. 
1834.  8^  4.  IV,  p.  113—212. 

Der  eigenfliche  Verfasser  dieses  Tagebuchs,  der  immer  von 
sich  in  der  ersten  Person  spricht,  ist  nicht  genannt,  man  darf 
aber  wohl  annehmen,  dass  es  G§siewski  sei,  theils  wegen 
seines  AmIes  eines  Königl.  Secrelairs,  theils  weil  er  sowohl  in 
dem  Gesandlschafts-Berichle,  als  in  andern  gleichzeitigen  Nach- 
richten, z.  B.  von  Peyerle,  als  der  vorzüglichere  Redner  der- 
selben aiigeführ!  \^ird. 

Die  Gesandten   traten   ihre  Reise  am   25   April   1606   mit 

der  31osfar,  Von  den  wanderbaren  Praclikeo  der  Jetniter,  tdiI  Jbrem 
auirf^eworiTenrn  rermeinten  Grossfursten  Demetrio,  was  et  f&r  ein  Ende 
genommen.  1606.  Vier  Blätter  inQuarto,  ohne  Drnckort.  Diess  war  urspriiog- 
lieh  eine  Antwort  des  Russischen  Woyewoden  von  Iwangorod,  an  Sommel  Niei- 
»emj  Schwedischen  Statthalter  der  benachbarten  Schwedischen  Stadt  Narwa ,  auf 
des  letztern  Anfrage  über  die  Veranlassung  der  in  Iwangorod  (fiber  den  Tod  des 
Demetriui)  angestellten  Freudenbezeuguogen.  S.  der  Ge$ekiekif9r9eker ,  Yoa 
JoA     Georg  Meu$ei,  Th.  II,  S.   41.      Th.  \1,  S.   163. 

199.    Siehe    Ober   die   Docomenten  -  SafflmlvDg  des   Abbita  Albertrandi 


—     206     — 

einer  irrosseii  Dienerschaft   von  Orscha  an^   trafen  in  Moshaisk 
am  8  Mai  mit  der  Braut  desDemelrius  zusammen,  und  hidtoi 
am  nämlichen  Tage  in  ihrem  Gefolge  einen  höchst  praGhlvoIioi 
Einzug  in  MosiiaU;  dessen  ausfuhrliche  Beschreibung  hier  p.  97 
gegeben  >vird.     Am   13  Mai  hatten  sie  ihre  Audienz  bei  dem 
Grossfürsten^   bei  Avelcher  der  bekannte  Streit  lyegen   der  Ver^ 
Weigerung  des  Kaiser!.  Titels  statt  hatte ^   über  welche  Deine- 
tri  US  in  so  ausserordentliche  Heftigkeit  gerieth,  dass  es  beinahe 
zu  Thätlichkeiten  gekommen  wäre,   und  der  hier,  p.  98 — 103, 
mit  allen  dabei  von  beiden  Seiten  gewechselten  Reden  und  Ge- 
genreden angefahrt  wird.    Nach  wieder  hergestellter  Ruhe  Über- 
gaben die  Gesandten  ihre  Geschenke,  nämlich  Pan  Olesnicki: 
eine  schwere  goldene  Halskette,   eilf  grosse  silberne,    inwendig 
vergoldete   Pokale,  zwei   grosse  kunstreich  gearbeitete  Becher, 
einen   braunen   reich    aufgeschirrten   Hengst,     einen    Tflrkiscbea 
Schimmel  mit  kostbarem  Zeuge,  einen  grossen  Persischen  TeiKpicb. 
und  einen  vorzüglich  abgerichteten  Zimmer-Hund;  G^siewski 
hingegen  brachte  dar:   einen  grossen  silbernen  und  vergoldelrn 
Deckel- Pokal,   einen  grossen  silbernen  und  vergoldeten  Berber 
mit  einem  Deckel,  und  ebenfalls  einen  braunen  Hengst  mit  rei- 
chem Geschirre.     Pag.  106—108.     Koronacya  na  p^nstvo 
Moskiewskic    Jasnic     Wielmozney    Panny     Maryny 
Mniszkowney.     Marina   trug  bei  derselben,   wie  hier  aus- 
drücklich bemerkt  wird,    ein  reich   mit  Edelsteinen    und  Peri» 
besetztes  Russisches  Kleid  von  rothem  Stolfe,  mit  weiten  Aer- 
meln,  und  auf  dem  Haupte  eine  Krone  von  unschätzbarem  Werlhe. 
Sie  wurde  von  den  Fürstinnen  Mstislawskij  und  Schuiskij 
geführt,   und  hatte  ein  grosses  Gefolge  von  Polnischen  Daum. 
Beim   Austritte  aus  der  Kirche  warf  der  Knäs   Mstislawskij 
aus  einer  goldenen  Schüssel  Portugiesische  Münzen >»•  Von 
200.    Es  hcisst  hier  zwar  PoriugiesiMche  Goldstücke,  diess  darf  aber  dW 


—     207     — 

20,  10  und  5  Dukaten  am  Werthe  unter  das  Volk.  Die  Cere- 
tnonie  dauerte  sehr  lange;  Demetrius  entschuldigte  sich  daher 
selbst  bei  den  Gesandten,  dass  er  sie  nicht  an  seiner  Tafel 
empfangen  könne,  weil  es  zu  spät  und  er  selbst  auch  zu  mflde 
sei,  weswegen  er  sie  auf  den  folgenden  Tag  einlud.  P.  108— i  13. 
Kontrowersya  o  Micysoe  u  stotu.  AusfQhrliche  Erzftb- 
long  der  Streitigkeiten  über  die  Plätze,  lyelche  die  Pobiischen 
Gesandten  an  der  Grossfürstlichen  Tafel  bekommen  sollten,  und 
alle  darüber  gewechselten  Reden.  P.  113  —  114.  Bankiet 
Hospodara  Moskiewskiego  na  Posty  J.  Krolewskiöy 
Mo  sei.  Die  grosse  Mahlzeit,  welche  am  23  Mai  bei  Hofe  statt 
hatte,  und  zu  welcher  vorzüglich  Polnische  Gäste  eingeladen 
waren,  war  zwar  nach  Moskowischer,  den  Gästen  sehr  wider- 
wärtiger Küche,  sonst  aber  ganz  nach  Polnischen  Sitten  und  Ge- 
bräuchen eingerichtet,  und  wurde,  zum  grossen  Aergerniss  der 
Russen,  mit  Musik  und  Tanz  beschlossen.  P.  114 — 117. 
Traktaly  Ichmcitiw  P.  P.  Postow  z  Bojary  dumnemf 
dnia  2  5  Maja.  Die  Gesandten  wurden  zu  den  Unterhandlungen 
in  einen  hölzernen  Pallast  abgeholt,  wo  sie  der  Grossfflrst  auf 
dem  Throne,  in  einem  blauen  Kleide  und  mit  einer  hohen  Mütze 
auf  dein  Haupte  empfmg.  Nach  einer  kurzen  Bewillkommong 
rnussten  sie  sich  in  ein  Nebenzimmer  begeben,  wo  sie  die  Rus- 


buchsläblidi  LUMtonimen  werden,  da  im  15.  und  16.  Jahrhunderte  überhaupt,  und 
bcNondcr*^  im  Norden,  grössere  Goldstücke  Porimgaleant  genasDl  wurden,  weil 
Porlii^'al  damals  die  gröbsten  Gold-Münzen,  von  zehn  Dukaten  an  Gewichte,  prägte. 
Auch  die  Gold-Münzen  einiger  Hcrrmeister  in  Livland,  die  gerade  ein  Gewicht  von 
10  Dukaten  hüben,  wurden  Portugaitaen  genannt.  Dass  hier  Goldstücke  von  20 
Dukaten  anch  Portugiesische  Münze  genannt  werden,  lässt  lieh  wohl  aus  dem  eben 
aneefuhrten  Gebrauche  des  spätem  Mittelalters  erklären.  Man  siebt  fibrigens  aus 
dieser  Stelle ,  dass  die  bei  Marina's  Kronnog  ausgeworfenen  GoldstOcke  nicbl,  wie 
einii^o  Angenzeiigen  berichten,  Ryniache ^  noch  mit  dem  GeprSge  des  Demeirim$ 
versehene   waren,    auch  nicht  sein  konnten,   wie  oben  S.  40,  Note  40,  schon 


kA*.A»Lf    1.1 


—     208     — 

sischen  BevoUniächligleii;  Knus  Dmilrij  Schuiskij,  Knfls  Mi- 
chailo  Massalskij;  Michaile  Ignatjewitsch  Tatisckt- 
schew^  Afranassij  Wlassjew  und  Iwan  Gramotin  fanda^ 
mit  denen  sie  in  lebhafte  Unterredung  traten,  ohne  sich  in  OvM 
Ansichten  und  Forderungen  vereinigen  zu  können.  Zwei  Tage 
darauf  erfolgte  die  blutige  Entwickelung  des  kurzen  Drama's^ 
deren  ausführliche  Beschreibung  der  Bericht  von  p.  117  — 127' 
unter  der  Aufschrift  giebt:  0  zamordowaniu  Dymitra  Hospo* 
dara  Moskicwskiego  dnia  27  Maja  v  Sobote  Rok« 
1606.  Die  Erzählung  stimmt  in  der  Hauptsache  mit  den  Ml 
andern  Quellen  bekannten  Umständen  überein,  liefert  aber  omh 
ches  Detail  über  die  dabei  statt  gehabte  Verfolgung  und  EnDOr- 
düng  der  Polen.  Unter  den  Namen  der  durch  den  Schulz  der 
Gesandten  Gereltelen  finden  wir  p.  124  den  Jesuiten  Kaeadz 
Sanicki  nebst  fünf  Andern  ^  mehre  ausländische  Kauflente,  ans 
Augsburg,  Krakau  u.  s.  w.,  einen  Narren ,  Namens  Balzer 
Sidek  u.  a.  m.,  zusammen  131  Personen.*  Weiterhin  werda 
die  auf  der  Strasse  und  in  den  Häusern  getödtelen  bekanntm 
Polen  genannt.  Das  Tagebuch  geht  bis  Seile  135  und  endigt 
mit  dem  15  Juni,  während  die  Gesandten  doch  bekanntlich  wdl 
länger  in  Moskau  blieben. 

28. 

Das  Tagebuch  der  Marina  Alniszech. 

1606  —  1608. 

Das  unter  dem  Namen  der  Marina  Mniszech^  der  Ge- 
mahlin des  falschen  Demetrius  bekannte  Tagebuch  Aber  die 
zwei  ersten  Jahre  ihres  verhängnissvollen  Aufenthalts  in  Russ- 
land;  ist  nicht  von  dieser  durch  ihr  Schicksal  so  merkwttrdigcn 


—     209     — 

Färstin,  sondern  von  einem  in  ihrem  Gefolge  nach  Moskau  ge- 
kommenen Polen,  Namens  Diamentowskl,  abgefassi.  Es  be- 
findet sich  nämlich  in  der  Vaticanischen  Bibliothek  zu  Rom  eine 
Handschrift  in  Polnischer  Sprache  unter  dem  Titel: 

Rzeczy  Polskich  w  Moskwie  za  Dimitra  Opisaiiie 
przez  jednego  (am  ohecnego  roku  1605  do  roku  1609, 
in  welcher  überhaupt  die  politischen  Beziehungen  des  Königs 
von  Polen  zu  Demetrius^  und  in  derselben  unter  dem  beson- 
dem  Titel:  Dyaryasz  wesela  z  Mary  na,  die  Erlebnisse  der 
Marina  in  Russland  während  der  angegebenen  Zeit,  beschrie- 
ben werden. 

Eine  Abschrift  der  Rzeczy  ele.  befindet  sich  in  der  Al- 
fa er  trän  di  sehen  Sammlung  von  Römischen  Documenten  zur 
Polnischen  und  Russischen  Geschichte,  aus  welcher  die  KaiserL 
Archäographische  Gesellschaft  in  St.  Petersburg  dieselben  auch^ 
wie  die  meisten  andern  der  darin  enthaltenen  Aktenstficke,  in  ihre 
Historica  Riissiuc  Monimenta  Bd.  II,  155—196  auTge- 
nommen  hat. 

Die  angcTührte  Episode  ist  aus  der  A Ib er trandi* sehen 
Sammlung  ins  Russische  übersetzt,  unter  dem  Titel:  ^H^BHaicb 
MapiiHki  MiiiinieKii,  cb  1605  ro4a  no  1608.  IfeppBo^b 
ch  no.ibCKoii  py Können,  in  Usträlow's  CKaaaHia  Co« 
BpeMciiiniKOBb  o  ,l,n!ftiUTpin  raMosBaiiitb.  *I.  IV,  pag. 
1-109  ioi. 

Die  Schrift  zerlallt  in  zwei  Abtheilungen,  von  denen  die 
erste,  p.  1—63,  die  Trühere  Geschichte  des^Demetrius,  seine 
Erhebung  aur  den  Russischen  Thron,  die  Reise  der  Marina 
nach  Moskau,    ihre   Vermahlung   und  den   Tod   des  Usurpators 


201.     Duser   Dt/anun  befindet  sich  auch,   vrahrscheinlich  ebenfalls  aus 
der  A/ber(nindi\chen  Sammlung,  in  Xarutmetciv  UmUnia  J,  tC.  Ckodkiewicza, 


—     210     — 

erzählt.  Die  zweite  Hälfte^  p.  64—109,  enthält  die  weitem  Schick- 
sale der  Marina  in  Aloskau  und  ihre  Abreise  nach  Jaroslaw.  Dm 
Ganze  ist  weit  firmer  an  neuen  Thalsachen  und  AQ&chlflSMB, 
als  man  nach  der  Stellung  des  Verfassers  erwarten  sollte. 

29. 

P.    Z  e  1  a  n  s  k  i. 

1606. 

WarhafTliger  Tond  glaubwürdiger  Bericht,  Von  der 
Itloscbkowitischcn  Blolbochzeit,  Wie  Demetrios  der 
Grossfiirst,  so  jämmerlich  von  seinem  Voick  ermordet, 
Tud  neben  jhm  fast  in  die  zwey  laasend  Polen  hinge* 
richtet  worden.  Von  H.  Paulo  Zelansky,  einem  fttr- 
nemen  Ton  Adel  mit  fleiss  beschrieben^  welcher  selbst 
darbej  gewesen,  vnd  solches  «in  der  Person  an« 
gesehen,  auch  zugleich  in  Leibs  vnnd  Lebens  Gelkhr 
gestanden.  II.  Benebcn  mit  angehefilter  glaubwürdiger 
Copey  Dess  Gesprächs  So  der  Hnngerischen  Friedens 
traetation  zwischen  den  Christen  Tud  Tiireken  fttigas- 
gen.     Gedruckt  im  Jahr,  1607.  4^ 

Der  Verfasser  ist  wahrscheinlich  einer  von  den  Jesnütf^ 
welche  mit  dem  falschen  Demetrius  aus  Polen  nach  RossliBd 
IITckommen  waren  ^  und  wäre  folglich  als  ein  Augenzengc  n 
betrachten. 

Vielleicht  ist  folgende  ebenfalls  sehr  seltene,  kleine  Schrill: 
The  hloody  niassacre  in  the  city  of  Mosco»  Londoi 
1607.  8^  eine  Uebcrsetzung  davon. 

30. 

Peter    Paterson. 

1608. 

Peter  Paterson  y  aus  Upsala  gebürtig,  ist  zur  Zeit  des 
falschen  Demetrius  in  Russland  gewesen,   und  hat  dber  die 


—     211     — 

hier  von  ihm  gcsammellen  Nachrichten  und  erlebten  Be^ben«^ 
heiten  einen  Bericht  hinteriassen.  Unter  welchen  Verhfillnissen 
er  nach  Russland  kam^  ist  nicht  bekannt,  es  ist  indessen  nicht 
unwahrscheinlich^  dass  er  sich  auf  einer  von  des  Petrejus 
frühern  Sendungen  nach  Moskau  in  dessen  Gefolge  befunden  hat. 
Er  verliess  Russland  im  Jahre  1606^  und  kehrte  aber  Frankreich 
in  sein  Vaterland  zurück,  \vo  er  bald  nachher  die  Geschichte 
des  Demetrius  in  Schwedischer  Sprache  beschrieb.  Das  Ori- 
ginal derselben  ist^  so  viel  ich  weiss  ^  nie  bekannt  geworden; 
eine  Deutsche^  wie  es  scheint  gleichzeitige,  Uebersetzung  des- 
selben befindet  sich  in  der  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  (32.  5 
Msc.  Fol.)  unter  folgendem  Titel: 

Gewiser  vnil  warbaffller  bericht.  Tan  den  vcrcn- 
derungen  so  ettlich  Jar  hero  in  dem  Grossniratenthnmb 
Noseow  fiirgangen  gestelt  durch  Peter  Palbrson  ^^ 
Ton  Vbsell  Anno  1606.  Auss  dem  Schwedischen  rer- 
tentseht.     14  Seiten. 

Dieser  Herichl  befindet  sich  unter  obigem  Titel  abgedruckt 
in:  I)or  (fosrhiehtrorscher,  heransgegehen  von  Johann 
Georg  Meusel,  Halle   1777.  S«.  Th.  IV,  S.  135  —  157. 

Das  Schwedische  Original,  oder  vielleicht  eine  Französische 
Ueberse(zunji^  desselben,  hat  der  berühmte  Geschichlschreiber 
Jacques  Auguste  de  Thou  in  der  Ilistoria  sui  tempo- 
ris  203  bcnulzl,  und  auch  unter  seinen  Quellen  angeßhrt,  als 
Prlri  Patorsoni  Vbsalensis  relatio  manuiicripta.  Er  sagt 
auch -0«,  indem  er  sich  auf  dieselbe  beruft,  haec  ila  in  VvAvi 


202.    So  stellt  in   der  WoirenbuUelschen  Handschrift;    es  ist  aber  wohl 
S'ir  kein  Zvicifel.  dass  es  Patrnom  heissen  soll,  wie  flin  auch  Tkwtmtn  DfDOt. 


n.t    v^i    rTT     .     jAno 


—     212     — 

Patcrsoiii   Vpsaleiisis,    qui  in  Russia  tnnc  erat,    rela- 
tionc  perscript«a  sunt.     Diese  Stelle  aus  de  Thoa  ist  in  der 
Rospuhlica  Moscoviac  Elzevir,  p.  146  wieder  abgedmckl. 
Der  Bericht  Paterson's  ist   im   Ganzen  nicht  besondeis 
nichtig;  selbst  hier  und  da  nicht  frei  von  Unrichti^eiten^  aber 
doch  als   die  Erzählung   eines  Augenzeugen   nicht  vöDig  ohne 
Werth.    Er  fängt  mit  der  Grausamkeit  des  GrossfOrsten  Iwaa 
Was  Sil  je  witsch  an^  spricht  von  der  Pest  und  der  Hongen- 
nolh ,  welche  Russland  im  Anfange  des  XVII.  Jahrhunderts  ver- 
heerten^ und  kommt  dann  auf  Boris  Godunow.    „Dieser  w, 
heisst  eS;  ein  hurtiger^  kluger  und  ilQrsichtiger  Mann^  dodi  gv 
., falsch^  betruegerisch,  arglistig  vnd  lugenhafil;  vnd  diewefl  vk 
^dem  Zaar  Pedro  ^  alss  einem  albern  \7id  blöden  herm  nichs 
^ausszurichten^    vnd  sich  niemandts  vor  ihm  förchtele^   so  nii 
^sich  Borfs  des  Regiments  steiff  an^  vnd  regirte  wie  es  Ime  M 
„besten  zu  sein  gedauchte,  vnd  fieng  an  zu  dichten^  vnd  n 
„trachten^   wie   Er   das    alte   Grossittrstliche  geschlccht  möckte 
^  aussrot ten^  vnd  dargogen  Er  vnd  seine  Nachkommen  zur  Zaarske^ 
„vnd  Grossfurstlichen  hochait  erhaben  werden''.     S.   141  irnd 
die  Ermordung  des  jungen  Demetrius  zu  Uglitsch  nach  falscbcB 
Nachrichten  erzählt.      „Das  Schloss^  heisst  es  S.  143,  hab  idi 
„mit  meinen  Augen  gesehen  ^os^  bin  auch  auff  der  süegen  ge- 
„trelteU;  darauff  Demetrius  erschlagen  worden*««,  auch  vid- 
„malss  von  des  Zuski  Kriegsuolckh  so  wol  in  der  Stadl  Mosciw, 
„alss  im  Lager  gehört,  dass  sie  Demetrium  dass  Jnvan  Vasilivii 
„natäriichen  leiblichen  Sohn  begraben   haben,   vnd  solches  ait 


205.  Kurz  vorher  aber  beisst  es  unrichtig  Boria  habe  das  ScUo«  159t 

niederreissen  lassen. 

206  Demefriiis  wurde  bokanntlirh  am  Tage,  und  auf  einem  freien  Ptaltt 
ermordet. 


—     213     — 

„dem  Aidt  belevvert".   Von  S.  145  an  folgt  nun  die  Geschidile 
des  falschen  Demetrius,  der  hier  „der  Münch  Griska  Trepeia" 
genannt  Avird.     Er  wurde  ^  heisst  es^  von  seinen  Eltern  ^^seiner 
„bossheit  vnd  schalckhait  wegen  ^   in  ein  Kloster  gesteckt^   aus 
welchem  er  entlief,  weil  ihm  die  strenge  und  harte  Zucht  nicht 
gefiel,    „vnd  weil  er   ain  arger  schalckh,   spilzfündig,  vnd  ain 
„grosser  schwartzkünstler  war,  auch  in  der  iMuscowitischen  Cranic 
„wol  erfahren,  begab  er  sich   wider  in  ein  Closler  Kiow,  was 
„für  bubensluckh  er  zuuor  nit  khonle,  die  lernete  er  alhie  völlig^. 
Der  Abt  des  Klosters  empfahl   ihn   dem  Woywoden  VVisnio- 
wiecki;    „dieser,    sagt   PaJerson^    nam  In  alssbald   in   seinen 
„dienst,  vebte  Ine  im  Rillerspielen,  mit  fechten,  remien,  thumi- 
„ren,  vnd  anderen  dergleichen  Sachen,  vnd  die  weil  er  lehrhafllig, 
„klug,  schnell,  vnd  hurtig  war,  auch  lusl  zu  allen  dingen  hette, 
„dessgleichen  Iine  die  aine  band  etwas  lenger,   alss  die  andere, 
„vnd  ein  warl/en  vlT  der  linckhen  saiten  bey  der  nasen,  gestre- 
„belte  haar  hatte,   auch  kurtz  von  leib  wäre  etc.,  so  dauchte 
„Ine,    dass    man    wunderliche    abenlhewr    mit   Ime    aussrichlen 
•  köndle".     Demetrius   wurde    dann  zu   dem   Woywoden   von 
Sendomir    geschickl.     „Da    ward   Er,    heisst    es  S.    146,    den 
y^TeufTilen   gar   \berantworUel,    Dan    so   bald   Ine    die    Jesuiter 
;, sahen ^  beschaweten  sie  seinen  Leib,   vnd  proporlion  wol,   vnd 
.dachten  hioraufl,  dass  Juvan  Vasiliviz  ainen  Sohn  gehabt,  so. 
.Demelrius  gehaisscn,  vnd  vor  eUhch  Jahren  erschlagen  worden, 
^vnd   diesem   Griska    nil   vnähnlich   gesehen,    die   Jesuiter  aber 
^zaiglem  dem  \>'oywoda  an,  was  sie  im  sinn  betten,  vnd  was 
„sie  mit  Ime  anfangen  wollen,   vnd  mit    dessen  ralh  vnderwei- 
^selcn   sie   Ine   Griska,   wie   Er  köndte   zu  grossen  ehren,   vnd 
„hochail  kommen^  weil  er  solche  zaichen,  vnd  keimzaichen  am 
^leib,  wie  Ju\an  Vasiliviz  Sohn  Demetrius  helle,  wan  Er  ^Uain 
.Irem  ralh  folgen  wolle,  Darumben  soll  er  sich  alssbald  Dcme- 


—     214     — 

;,liius  nennen^  vnd  sagen,  dass  Er  des  Juvan  Vasiliviz  naUrli- 
„cher  Sohn,  vnd  ein  rechter  Erb  des  Reisslaodes  seye,  dauoB 
;,Er  vnbillicher   weyss   von   Boris  Gudenoi^   verlriben   wordoi: 
;, hingegen  wollen  sie  Inie  getrewe  hilff  laisten^  mit  goldt,  gdt, 
j^pferdt,  kriegsmunilion,  vnd  alles  dessen,  so  er  zu  eumemuaiv 
,,des  Landts  bedürlltig,  doch  mit  dem  gediog,  ifm  Er  die  Gross- 
^fiirstlichc  hochait  in  der  Moscaw  bekhommen^  so  solte  er  abs- 
„dan  des  VVoywodens  zu  Sandamir  tochter  zum  gemahel  neoMi^ 
;.auch  die  Griechische  Religion  abschaffen,  vnd  an  dero  statt  dis 
^Pabstumb  einOehren,   Diss  alles  sagt  Inen  der  Griska  alsslMU 
„zu,  vnd  gab  Inen  brieff,  vnd  Siegel  liierübcr^.    Er  irnrde  ■ 
von  dem  Pabstc  mit  Geld,  und  von  dem  Könige  von  Polen  Hl 
Truppen  unterstützt,  und  fiel  dann  in  Russland  ein,  iro  er  «h 
mit  Hülfe  der  Kosaken  des  Schlosses  Tschernigoff  bemidiiigle; 
„Ihr  Obrister,  heisst  es  S.   148,   hiess  Corela,  der  ward  di 
„schviartzkünstler  mit  dessen  Zauberey  der  Griska  vil  vberwandt'. 
lieber  des  Boris  Tod  sagt  Paterson:   „Ettliche  mainen,  dass 
„er  Ime  selbsten   wegen  der  falschhait  vnd  verrälherey  seiner 
„kriegs  Obristen  das  leben  abgekürzt,  Ettliche  halten  darf&r,  dass 
„andere  Ime  vergeben  haben,  hieuon  ist  kain  gewishail,  aüiiB, 
„dass  er  geschwindl  darauff  gangen^.     Als  sich  Demetrins 
bei  seiner  Annäherung  den  Einwohnern  von  Mo^an   als  um 
rechtmassigen  Beherrscher  angekündigt,  und  diese  Schoiskij's 
Meinung  über  ihn  verlangt  hät'ten,  habe  er  ihn  für  den  Sohla 
erklart;  „warumb  aber,  heisst  es  S.  150,  Vasili  Juvanowiz  iridff 
„sein  besser  wissen  den  vngrundt  geredt,  kan  ein  jeder  veisieB- 
„diger  wol  erachten,  Nemlich  veil  er  selbsten  nach  dem  Regi- 
„menl  trachtete,  vnd  wie  Er  möchte  Grossfärst  werden^  Inmassoi 
„dan  nachmalss  geschehen  ist^.  Der  Tod  der  Famjlie  des  Boris 
wird  hier   mit   folgenden   Umständen   erzählt:    ^Dieweil  Griska 
„Trepeia  sich  vor  dem  Jimgcn   hcrrn  Pedro  (der  das  ansdMBy 


—     215     — 

y^aiss  solle  er  zu  einem  klugen ^  verschmitzten,  vnd  vorsichtigen 
^herrn  werden)  berörchlet,  \van  er  zu  seinen  Jaren  kerne ,  dass 
„er  Ime  das  Regiment  entziehen  möchte,  Desshalben  handelt  Er 
„mit  ainem  sehreiber  Juvan  Bogdanof  genandt,  dass  Er  in  die 
9M0SCOW  ziehen,  vnd  beedes  Muter  vnd  Sohn  vmbringen,  vnd 
yhemacher  aussgeben  solle,  sie  hellen  Inen  selbslen  mit  gi£Rl 
j, vergeben.  Die  tochler  aber  solle  er  bis  zu  seiner  ankunll  vrol 
9 verwahren,  welchem  allem  der  Schreiber  vleissig  nachkommen, 
„Dan  so  bald  er  in  die  Aloscaw  käme,  liss  er  die  Muter  sampl 
9 dem  Sohn  slranguliren,  vnd  dem  volckh  anzaigen,  sie  helten 
„sich  Selbsten  vmbbracht,  die  slrickh  damit  sie  erwürckht  wor- 
„den,  hab  ich  mit  meinen  aignen  äugen  neben  vilen  anderen 
„menschen  gesehen^.  Nach  des  Demetrius  Krönung  „erinnert 
„Er  sich  seines  In  Polen  gethanen  Aidts  wegen  einfiehruog  der 
„Fabstischcn  reiigion,  vnd  befahle  dass  man  den  Jesuiteren, 
„deren  er  vil  bey  vnd  vmb  sich  hatte,  den  grossen  hoff  in  der 
„Statt  Noscaw  solle  einräumen  Darinnen  Iren  Goltesdienst  m 
„veben,  dan  dieser  Griska  zu  des  Pabsts  Instrument  ausserkiest 
„gewesst,  durch  den  Er  sich  vnterstanden  die  Griechische  reli- 
„gion  ausszuroUen^  vnd  dargegen  den  Päbslischen  Aberglauben 
^cinzufiehren,  welches  auch  geschehen  were,  wo  nit  der  ietzige 
„Grossfürst  \asil  Juvanowiz  solches  verhindert,  \T)d  abgewendet 
^hette,  Dan  nachdem  die  Jesiüter  erlaubnuss  bekommen,  Mess 
^zii  lullten,  zu  predigen,  vnd  zu  Ihmi  was  sie  wollen,  auch 
^Griska  die  hand  vber  sie  huile,  also  dass  Inen  niemandl  wider- 
„sprechen  dordl  —  kundlen  sie  leichtlich  die  vngelehrte  Reussen 
„zum  falschen  Gottesdienst  vberreden,  oder  die  widerspenstige 
„bezwingen,  vnd  zum  Arett  bringen".  S.  152  wird  die  nichste 
Veranlassung  zu  dem  Tode  des  falschen  Demetrius  folgender- 
mausen  crzähli :  „  Nachdem  Griska  alle  seine  bubenstuckh,  vnd 
^fabche   l.cndcl  seinem  Marschalckhen  Knez  Vasili  Vasiliviz  ge- 


—     216     — 

;,o(reiibahret^  \nd  Er  hcmacber  solche  ansciilSg  vnd  Prattickbe 
;,\viderumb  cUlichcn  Rcichsrälhen  entdeckfalc^  hatt  der  ielzige 
„Grossfürst  Knez  Vasili  Juvanoviz  Zuski  Ine  zum  Slatthaller  vff 
;,Kc.\liolni  geselzts'^'?^  Da  nun  die  Reichsslcndt  vemomeD,  dasg 
„Griska  seine  böse  Prattickhen  anfieng  ins  werkh  zu  ricblen, 
„namblich  die  alle  Griechische  reb'gion  abzuschaffen^  dargegea 
^die  Päbstische  einzufiehren^  das  gelt  uff  frembde  nationen  n 
.^spendiren^  die  Polackhen  den  Reussen  vorzuziehen,  dessgteioha 
„dass  er  den  König  in  Polen  —  zugesagt,  den  gemachten  ewigeo 
,,friden  zwischen  Schweden  vnd  Reusslandl  zu  brechen,  aodi  Im 
;,sinn  halte,  zu  >vürgen  zu  henckhen  vnd  vmbzubringcn  alle  die 
.Jenige  seine  vnderthanen,  Avelche  die  Päbstische  religion  nt 
„wurden  annemen  wollen,  Inmassen  er  dan  hierzu  den  17  May 
„ein  bankhet  liesse  zurüsten,  aber  dises  beslelte  bad  gieng  yba 
„Ihne,  vnd  die  Polen  selbsten  außs^.  Bei  der  Erzählung  voa 
Demelrius  Tode  und  dessen  Folgen  verdienen  folgende  Un- 
stande  herausgehoben  zu  werden,  weil  sie  von  den  gew'öhnlichei 
Angaben  abweichen.  Ais  Demetrius,  nach  seinem  missglficktea 
Versuche,  sich  durch  einen  Sprung  aus  dem  Fenster  zu  retlea^ 
wieder  in  das  Schloss  gebracht  war,  begab  sich  Schniskijn 
ihm,  „vnd  hatte  in  der  ainen  handt  ain  Creulz,  in  der  andoi 
„ain  lang  mcsser;  da  fieng  ainer  auss  den  herren  an  den  Griflka 
„zu  vermaledeyen,  vnd  zu  sagen,  dass  er  mit  nichten  der  De- 
„metrius,  sondern  ein  lugner,  schelm,  \'nd  verräther  were^  dar- 
„über  Griska  also  erbittert,  dass  er  disem  herm  mit  den  sebd  die 
„hirnschalcn  spaltete,  dass  er  starb ^.  Nachdem  man  den  LeichnM 
des  Demetrius  drei  Tage  lang  auf  dem  Markte  hatte  liegen  laaso^ 
damit  Jeder  sich  von  seinem  Tode  überzeugen  könnte^  waid  er 
auf' einem  Kirchhorc  (ur  arme  Leute  verscharrt.     Da   aber  bald 


207.    Hier  scheint  kein  rechter  Zusammenhaog  xu 


—     217     — 

daraur  ein  starker  Frost  eintrat^  so  «ah  das  Volk  diess  ßlr  eine 
StraTe  des  Himmels  dafür  an^  dass  man  einen  solchen  Bösewicht 
an  einem  geweihten  Orte  begraben  hätte;  der  Körper  wurde 
daher  wieder  ausgegraben  und  verbrannt. 

Paterson  schliesst  seine  Erzählung  mit  folgenden  Worten: 
y^iss  ist  also  kürtzlich  vnd  einfeltig  von  den  verenderungen^ 
yfio  sich  die  verschiene  Jar  in  der  Moscaw  zugetragen^  alda 
„ich  auch  gewesen,  vnd  vernommen,  wie  sich  alles  verloffen, 
^,sonderlich  in  dem  krieg  den  Boris  Gudenow,  vnd  Griska  mit 
,,einanderen  gefichrt  haben,  dessgleichen  hab  Ich  auch  gesehen 
„die  andere  plagen,  nämlich  Pestilenz,  vnd  theure  Zeit,  vnd 
,^ezeuge  solches  vor  Gott,  vnd  der  Welt". 

31. 

Isaak    Massa. 

1609. 

Isaak  Massa,  ein  gelehrter  Holländischer  Geograph  aus 
Harlem  20S  gebürtig,  machte  im  Jahre  1609  eine  Reise  nach 
Moskau,  wo  er  aus  dem  Munde  Russischer  Reisender  und  Be- 
amter Nachrichten,  welche  noch  jetzt  ihren  Werth  haben,  über 
das  damals  noch  so  wenig  gekannte  und  so  fabelhaft  beurtheilte 
Sibirien,  und  das  östliche  Russland  überhaupt,  so  wie  über  die 
von  der  Regierung  dahin  geschickten  Russischen  Colonien  sam- 
melte. Durch  seinen  Gastfreund  in  Moskau.,  dessen  Bruder  unter 
Boris  Godunow  Theil  an  einer  Expedition  zur  Erforschung. 
Sibiriens  genommen  hatte,  verschalfte  er  sich  einen  Abriss  der 
neuentdecklen  Länder,    und  Aufklärungen  über  dieselben^  deren 


208.    Mülhr  hielt    ihn  irrthumlich    für  einen  Kiliiner,    wozo  ihn  wahr- 

««dieinllch  dt^r  iName  verführte. 


—     218    — 

AlitthefluDg  damals  doppelt  -schwierig  zu  erlangen  war.  Mm99tl$ 
Verdienste  um  die  Kennlniss  von  Russland  sind  doppelt,  einoMl 
durch  seine  Beschreibung^  und  dann  durch  seinie  Karten. 

Die  erstcre  ist  in  Lafeinischer  Sprache  abgefasst,  und  (Urt 
folgenden  Titel: 

Brevis  Descriptio  Itinerum  dueentiam,  et  flonih 
rum  labentium  aMoscoyiäOrieiitem  etAquiloncm  venu, 
iu  Siberiam,  Samojcdiam  et  TingoYsiani,  ut  a  Hosekii 
hodie  frequentantur.  Item  Nomenclaturae  oppidonun 
in  Sibcria  a  Moschis  conditorum,  quae  prorex  guber- 
nat,  etiam  incognita  explorat,  et  occupat,  ila  ot  in 
magnam  Tartariam  fere  penetrarit. 

Diese  kleine  Schrift  findet  sich  in  folgendem,  wahrscheinBdi 
durch  den  bekannten  Niederländischen  Geographen,  Hassel  Ge- 
rard herausgegebenen,  sehr  seltenen  Werkchen: 

Descriptio  ac  delineatio  geographica  detectionis 
Freti,  sivc  Traiisitus  ad  Oceaiiuni,  super  tcrras  Ame- 
ricanas,  iu  Chiuani  atque  Jnponem  darturi,  reeens 
investigati  ab  M.  H.  Hudsono  Anglo.  Ilem,  Namtia 
Ser.  Rogi  Hispauiae  facta ,  super  tractu  iu  quinta  Or- 
bis  terrarum  parte,  cui  Australiae  incoguitae  nomen 
est,  recens  detecto,  perCapitaneum  Petrum  Ferdinaa- 
dez  de  Qnir,  uua  cum  descriptione  terrae  Samojed»- 
rum  et  Tingol^sioruni,  iu  Tartaria  ad  ortnm  FretI  Waj- 
gats  sitae,  uuperque  Imperio  Moscovitamm  snbactae. 
Auistelodami  ex  ofGcina  Hesselii  Gerardi.  Anno  4612.  V 
m.  Kpr.  —  Und  mit  wenig  verändertem  Titel  wieder  abgedrackt 
Ebend.  1613.  40200. 


209.    S.  Ober  das  Werkchen:    DtBenpiio  deteeUomU  Frwii  de,  iiA 

über  das  Interesse.,  welches  Monas  kleine  Schrift  fCr  die  Geschkhto  Rassluis 


—     219     — 

Massa  giebt  hier  eine  sehr  ausführliche  Beschreibung  von 
dem  damaligen  Zustande  des  nördlichen  Sibiriens  ^  nach  den  Ma- 
terialien die  er  dazu  aus  sehr  guter  Quelle  in  Moskau  gesam- 
melt hatte.  Er  sagt  pag.  3  sehr  gut  von  der  niOden  Regierung 
Russlands  aber  die  Völker  Sibiriens:  ^^emo  invitus  religionem 
y^hanc  vel  illam  amplecti  cogitur,  sed  a  Russis  media  quaedam 
,^on  violenta  adhibentur^  quibus^  homines  istos  lueri  fSEidant, 
y,ducant  et  non  cogant^^  Pag.  4  werden  unter  den  Thieren^ 
welche  die  Wälder  um  Tobolsk  bewohnten,  Panther,  Luchse, 
Fuchse^  Zobel  und  «Marder  genannt.  Pag.  6  heisst  es:  ,,Fluviiis 
,,Jeniseik  magnitudine  Obi  superans,  ab  ortu  excdsis  montibus 
,^vestitur^  ignivomis  nonnullis  et  sulphureis^^  Sehr 
merkwürdig^  wenn  auch  durch  viele  fabelhafte  Zusätze  verun- 
staltet^ ist  die  Schilderung  des  Jenseits  des  Jenissel's  entdeckten 
Landes ;  wie  des  dort  in  der  Feme  gehörten  Glockengetönes  und 
Pferdegelrampels^  der  dort  wohnenden  dunkelfarbigen  Menschen 
a.  s.  w.^  so  wie  der  bis  dahin  missglQckten  Versuche  weiter  in 
das  Land  vorzudringen.  Am  Schlüsse  des  Werkchens  heisst  es: 
,,Haec  sunt  quae  maximo  studio  ^  resciscere  potui,  in  Urbe  ipsa 
^,iMoscua^  de  colonüs  duclis  in  maximam  Regionem  Siberiae,  cum 
,^adjacentibiis  Tartaris,  Scylhicisque  nationibus:  plura  non  licuit 
«^nquirerC;  imo  diiTiciie  fuit^  haec  quae  retuli  impetrare  ab  aUis, 
,^cuiii  Kussts  maximc  displiceat^  si  exteris  secreta  Regni  imio- 
„tcscaiil". 

Wilsen  hat  in  seiner  Noord  en  Oost  Tartarye*»»  ei- 
nen ausführlichen  Auszug  der  kleinen  Schriil  von  JUassa  gege- 


gewährt,    einen  Aufsatz  des  Herrn  Akademikers  vom  Baer  im  Bmlleiim  tcümiff. 
Th.  X,  .y^  17.    Die  kritischen  Zweifel,   welche  hier  erhoben  werden,   bin  ich 

naht   zu  lösen   im  Stande.  * 

210.    Zweite  Ausgabe,  p.  936-940. 


—     220     — 

ben  und  ihr  einen  hohen  Werlh  beigelegt.  Das  Werkchen  ist 
auch  Mieder  abgedruckt  worden  in  den  Voyages  de  la  Com- 
paguic  des  Indes  Orieiitales. 

Massa  spricht  übrigens  in  seiner  angeiuhrten  Schrift  p.  9 
von  einem  Werke  über  die  inneren  Unruhen^  wahrscheinlich  die 
seiner  Ankunft  zunächst  vorangegangfenen^  in  Rassland,  welches 
er  die  Absicht  habC;  zu  schreiben.  Er  sagt  nämlich:  „ut  ex 
„bellorum  civilium  descriptionibus  fusius  Uquebil,  quas  brevi 
„Deo  Yolenle  publicas  faciemus''.  Ob  eine  solche  Schrift  wirk- 
lich von  ihm  erschienen^  ist  mir  nicht  bekannt.  Witsen  ffihrt 
indessen  zwei  Werke  \o\\  ihm  an^  nämlich:  1^  Zijne  reisbe- 
schrjving,  worunter  wahrscheinlich  die  obige  deseriptio  ae 
delineatio  verstanden  ist^  und  2^  Eeen  boek:  Russia  ge- 
titeld^  welches  vielleicht  die  erwähnte  Geschichte  der  lebten 
innern  Kriege  ist. 

Massa  hat  sich  aber  auch  als  Geograph  durcl|  seine  Kartai 
um  die  Kenntniss  von  Russland  sehr  verdient  gemacht  Die 
erste  y  welche  das  neu  entdeckte  Sibirien  darstellt^  erschien  schoa 
1609.  In  demselben  Jahre  gab  er  eine  zweite  Karte  hera«, 
welche  die  Länder  zwischen  dem  Dnepr  und  der  Wolga  omfasri^ 
so  wie  ein  kleines  Blatt  von  der  nördlichen  Küste  Rnsdanb. 
Eine  dritte  von  dem  nördlichen  Europa  und  Asien  ist  von  1610; 
eine  vierte  von  1612  enthält  Russland  und  den  übrigen  Nordet 
von  Europa  2". 

Die  merkwürdigste  Karte  von  ihm  ist  aber  die  xa  der  obei 
angefiihrten  Schrift  gehörige ,   welche  hier  etwas  genauer  be* 


211.    S.  von  diesen  Blättern:     Ueber  die  Slierm  amtiämditrk&m  MTm 
roM  Ru99laiidj    von  Friedr.  .Adelung  ^    in  dem  BeürSgem  nmr  MTemmimm  in 

Rum,  Reichs,   Bd.  IV,   S.  26—28,  wo  die  Nachricht  von  dem  Lande  der  Sa- 

mojeden  und  Tungiiscn  nach  dem  oben  angeführten  zu  erginzen,    andi  S.  27. 
/mmc  statt  Jacob  z«  lesen  ist. 


—     221     — 

schrieben  werden  muss.  Sie  führt  den  Titel:  Caerte  yan't 
IVoorderstc  Russen,  Samojeilciiy  ende  Tingoesen  landt: 
also  dat  van  de  Russen  nfghctekent,  en  door  Isaae 
Mossa  vertaelt  is.  Ueber  die  Entstehung  derselben  sagt  er 
in  seiner  iileinen  Schrift^  p.  11:  ^Vivebat  tum  lemporis  in  Mos- 
„coYia  ainici  mei  frater^  qui  his  detectionibus  comes  fuerat^  is 
„tabulam  quandam^  ex  fratris  jani  defuncti  ore  exceplam  et 
^a  se  delinealam  nobis  tradidil,  ipse  vero  fretum  Waygats  pe- 
„netraverat  omniumquc  locorum  usque  ad  Obi  gnarus  est;  qui 
„vero  Situs  regionum  ultra  flumen^  cognovil  ex  aliis.  Est  sola 
;,haec  quam  damus  tabella  rudis  duntaxat  illius  orae  delineatis 
„maritimae^  eamque  magna  molestiä  mihi  comparavi;  si  vero 
„resciscerent  illi  quorum  interest,  actum  esset  de  Moschi  illius 
„vita^  nomen  ideo  illius  non  prodimus^. 

Links  in  der  obern  Ecke  der  Karte  steht  folgende  HoUfin- 
dische  Erläuterung  der  Russischen  Benennungen:  V  er  ciaringe 
van  somighe  Rusche  namen:  Beloi  ostorf^  wit  eylandt. 
Reebnaia,  Falrys  riviere.  VVegorscoitsar;  Weygals.  Moct- 
naia,  Olij  ri viere.  Tsernaia,  Roo  ri viere.  Zclenoi,  Gronde- 
lingen.  Promoi,  Inham.  SocchoiamorC;  Drovge  zee.  Swe- 
lenoos,  Heylgehoeck.  Dolgoostrof,  Lange  eylandt.  Tros- 
couaia,  Cabelauwriviere.  Matscof,  Mathys  eylandt.  Zemostrof, 
Zcven  eylanden.  Zelcneija,  Green.  Cosci^  Gatten.  Ozera^Lacus. 

32. 

Gerhard  Grevenbruch. 

1609. 

Gerhard  Gretenbruch  ^»2  ist  zwar  nie  selbst  in  Russ-> 
land  gewesen ,  es  giebl  aber  unter  seinem  Namen  ein  Werkchen 


312.     Auch  Greuenbruc.  S.  Menuti  Ge$ekkhtfancUr.    Bd.  U,  S.  18. 


—     222     — 

aber  die  Geschichte  und  zur  Vertheidigung  des  falschen  Deme- 
trins^  welches  eine  Menge  nicht  unwichtiger  Nachrichten  aber  die 
Regierung  und  das  Ende  dieses  Usurpators  enthält,  die  der  Ver- 
fasser meistens  von  Polen  ^  zum  Theile  von  solchen^  die  Augen- 
zeugen der  von  ihnen  erzählten  Begebenheiten  gewesen  wareOi 
erhalten  hatte.    Der  Titel  dieses  Werkchens  ist:     * 

Tragoedia  Moseovitica,  sive  de  vita  et  morie 
Dcmetrii,  qui  nupcr  apiid  Rutlienos  iniperinin  tennit, 
narratio,  ex  fide  dignis  seriptis  et  litleris  excerpta. 
Coloniae  Agrippinae  apud  Gerardum  Greucnbruc.  Anno 

1608.  80.  4  Bogen.  Ebendas.  1609.  8«.  5  Bogen. 

lieber  Greeenhruch  selbst  ist  im  Ganzen  sehr  wenig 
bekannt^  ja  man  weiss  eigentlich  nicht  einmal,  ob  er  der  Ver- 
fasser, oder  nur  der  Verieger  oder  Drucker  des  Büchleins  ge- 
wesen ist,  das  indessen  gewöhnlieh  unter  seinem  Namen  ange- 
rührt wird.  Seit  ihrer  Erscheinung,  und  noph  bis  in  die  neuestes 
Zeiten  ist  diese  kleine  Schrift  als  ein  nicht  unbedeutender  Beitrag 
zur  Geschichte  des  Demelrius  angesehen,  und  sowohl  von 
de  Thou  wie  von  Karamsin  als  ein  solcher  benutzt  wordeOi 
weswegen  sie  liier  nicht  unangcfuhrt  bleiben  durfte.  Dass  <B>ri- 
gens  hier  viele,  zum  Theil  schon  von  Müller  ><«  bemerUe 
Fehler  21«  vorkommen,  ist  wohl  eben  so  leicht  zu  erklArea  ab 
zu  entschuldigen,  da  der  Verfasser  seinen  Gegenstand  nur  darck 
Andere  kannte,  und  nicht  nur  die  Irrthümer  derselben  wieder- 
holte, sondern  wahrscheinlich  durch  schlechte  Handschrift  u.  s. 
w.  veranlasst,  dieselbe  noch  durch  neue  vermehren  musste. 


213.     SanwiL  Run.  Gesch.,  Th.  V,  S.  240,  282. 
21V.     So  wird  z.  ß.  der  Name  Griickko  Oirepiew  hier  in  Himakm  Otfir 
peioH  verunstaltet,  woraus  bei  de  Thou  wieder  Himko  OÜoftim  geirttidea  ist 


—     223     — 

33. 
Pierre    de    Laville. 
1611. 

Pierre  de  Laville  befand  sich  als  Befehlshaber  eines 
Französischen  Regiments  Infanterie  unter  dem  £ommando  des 
Jacques  de  la  Gardie^^s  jn  Russland^  und  rückte  mit  den 
Schwedischen  Truppen  bis  Moskau  vor,  um  dem  Vertrage  zu- 
folge^ welchen  Schweden  mit  dem  GrossiÜrsten  Schuiskij  ge- 
schlossen hatte ;  diesem  gegen  die  Polen  zu  Hälfe  zu  kommen. 
Er  zeigte  sich  überall  als  einen  tapfem  und  biedern  Mann^  und 
zog  sich  endlich^  als  die  Schweden  der  Uebermacht  und  der 
Verrätherei  weichen  mussten^  durch  Capitulation  nach  Schweden, 
und  von  dort  in  sein  Vaterland  zurück.  Hier  schrieb  er  einen 
Aufsatz  über  die  von  ihm  in  seinen  Russischen  Feldzügen  er- 
lebten Begebenheiten  welcher  den  Titel  fuhrt: 

Discours  sonimaire  de  ce  qai  est  arriv6  en  Mos- 
covic  dcpiiis  Ic  rc^gne  de  Ivan  Wassiliwich,  empereilr, 
jusquos  «a  Vassili  Ivanovitz  Soushy;  par  Pierre  de  La- 
villo,  Sieiir  de  Dombasle. 

Das  Original  dieser  Schrift  befindet  sich  in  der  Königlichen 
Bibliothek  zu  Paris  ^  und  wurde  zuerst  durch  den  Druck  bekannt 
gemacht  in  folgender  Schrift: 

La  Chrouiqiie  des  Nestor  traduite  en  Fran^ais 
d'apres  Tedition  Imperiale  de  P6te»bourg  (Maiiuscrit 
de   Koenigsherg),  uccompagn^e  de  notes   et  d'un   re- 


21  j.     Des  (apfern  Sohnes  des  beriihmlen  Pomim  de  la  Gardiey   welcher 
letztere  bei  seiner  Ruckkehr  aus  RassItBd  in  dea  Flosse  Hon  eftrank. 


—     224     — 

cueil  de  pi^ces  in<^'ditcs  touchaiit  les  aneiehnes  rela- 
tions  de  lu  Russie  avec  la  Fraoce,  par  Loais  Paris. 
Paris  1834.  80.    2  Voll.     Im  ersten  Bande  p.  404—422. 

Ins  Russische  ist  dieser  Aufsatz  übersetzt,  in  dem  Jourail 
PyccKiü  BtCTHUK-b,  1841;  im  3-len  Hefte,  p.  744 — 758. 

Die  Schrift  des  Laville  ist  nicht  frei  von  Unrichti^eiteOi 
und  bietet  überhaupt  keine  besonders  nichtigen  Nachrichten  dar, 
kann  aber  wohl  als  ein  merkwürdiger  Beitrag  zur  Geschichie  der 
Unternehmungen  der  Polen  gegen  Schuiskij  angesehen  werdeo. 

Pag.  404  heisst  es,  Iwan  Wassilje witsch  sei,  auf 
Anstiften  von  Bogdan  Belskij  und  Boris  Godanow,  durch 
seinen  Leibarzt,  Johann  Nilos  vergiftet  worden.  Dieser  Name 
eines  Grossftirstlichen  Arztes  kommt  aber  weder  in  Richter's 
Geschichte  der  Medizin  inBussländ,  noch  sonst  vor.  Auch 
wird  von  dieser  Todesart  Iwan 's  nirgend  etwas  erwfthnt. 

Die  Ermordung  des  jungen  Demetrins  in  Uglitsch  soB 
nach  p.  405  auf  Godunow's  Befehl  durch  Michael  Tho- 
gorosky,  Sohn  eines  Secrelairs,  mit  einem  Messer  geschehen 
sein. 

Laville  nimmt  p.  406  für  ausgemacht  an,  dass  sich  Go- 
dunow  selbst  durch  Gift  das  Leben  genommen  habe,  und  dass 
der  falsche  Demetrius  den  Grossfursten  Feodor  Borisso- 
witsch  durch  den  Fürsten  Wassilij  Wassiljewitsch  Goli- 
tzyn  habe  erdrosseln  lassen. 

Pag.  407.  wird  das  Gerücht  angeführt,  Axinia,  die  Tochter 
Godunow's,  sei  in  dem  Kloster,  wohin  Demetrias  sie  Ver- 
stössen hatte,  von  einem  Sohne  von  diesem  entbunden  wordea. 

Pag.  412  erwähnt  Zrat?iV/e  des  Verdachtes,  dass  der  Gross- 
fürst Schuiskij  seinen  siegreichen  Bruder  und  Retter,  aus  Neid 
und  Misstrauen  habe  vergiften  lassen. 


—     225     — 

Von  p.  410  —  414  werden  die  Fortschritte  der  Polen  er- 
zählt^ die  durch  Verrätherei  und  Uneinigkeit  der  Russen,  überall 
Sieger  waren  ^  und  endlich  der  unglücklichen  Hauptstadt  einen 
Prinzen  ihrer  Nation  zum  Grossfürsten  gaben. 

Pag.  4l5  spricht  Lacille  von  der  Einnahme  Ladoga's  und  be- 
dient sich  dabei  einer  ganz  unverständlichen  Phrase.  Er  sagt  näm- 
lich: „la  ville  fut  prise  avec  des  cloches,  par  faute  de  pctard^. 
Dann  warf  er  sich  in  Nowgorod,  das  er  mit  einer  Handvoll 
Leute  gegen  einige  Tausend  Polen  vertheidigte,  und  wo  sein 
Bruder,  bei  einem  Ausfalle,  in  die  Gefangenschaft  der  Letztern 
gerieth.  Die  Polen  drohten  ihm,  seinen  Bruder  erschiessen  zu 
lassen,  wenn  er  den  Platz  nicht  übergäbe,  und  machten  selbst 
Anstalten,  ihre  Drohung  im  Angesichte  der  Festung  auszuiubren; 
der  brave  Lacille  blieb  indessen  seiner  Pflicht  treu;  bis  Hunger 
und  Verrath  ihn  doch  endlich  zwangen,  sich  auf  eine^sehr  ehren- 
volle Capitulation  zu  ergeben. 

Der  Discours  sommaire  schliesst  mit  dem  Zeitpunkte, 
wo  eine  Parthoi  in  Russland  den  Wunsch  laut  werden  liess,  ihr 
durch  innere  Kriege  zerrissenes  Vaterland  von  einem  Schwedi- 
schen Prinzen  beherrscht  zu  sehen,  weswegen  auch  eine  Ambas- 
sade  nach  Stockholm  geschickt  wurde,  deren  Unterhandlungen 
aber  iroradc  damals  durch  den  Tod  des  Königs  eine  Unterbre- 
chung erlitten. 

Die  \  crstummelung  der  Russischen  Eigennamen  in  dieser 
Schrift,  macht  sie  oft  ganz  unkenntlich.  Pag.  404  heisst  es  z.  B. 
Iwan  Wassiljc witsch  habe  seinen  eigenen  Sohn  Lekneet 
Ivanowits  getödtet,  was  vielleicht  nur  aus  dem  falsch  ver- 
standenen Worte  Naslednik,  Nachfolger,  zu  erklären  ist,  da 
andere  Erklärungen,  z.  B.  Le  Knees  u.  s.  w.  noch  \iel  un- 
wahrscheinlicher sind.     Man  findet  hier  femer  Zornanova  statt 


—     226     — 

Basmaiio^v;  Saintcmir  sl.  Sendomir;  Blesky  sL  Belskij; 
Gaiidcnou  st.  Godunow;  Kriska  Otreka  sL  Grischka 
Otrepiew;  Bolotvico  st.  Bolotnikow;  Troyes  st.Troizkij; 
Magasque  st.  Moshaisk;  La  Dega  sL  Ladoga;  Goliski 
St.  Golitzyn;  Mageasquc  st.  Massalskij  u.  a.  m. 

34. 

William    Poursgloue. 

161L 

William  Poursgioue  machte  im  Jahre  1611  zur  See 
eine  Handelsreise  nach  den  nördlichen  Küsten  von  Russland,  arf 
welcher  er  genöthigt  war^  in  Petschora  zu  überwinlem.  Er  be- 
schrieb dieselbe  luiter  dem  Titel: 

A  bricfe  relation  of  a  Vojagc  (o  Pechora,  ud 
winthcring  thcre,  bcgaii  in  the  yeere  1611. 

Dieser  kleine  Beise -Bericht  ist  abgedruckt  in  Purehas 
Pilgrimes.  Vol.  III,  p.  547  ff. 

John  Milton  fiihrt  in  seiner  llistory  of  MoscoTiii 
p.  109:  llie  Voyago  of  William  Pnrsglono  unter  sräm 
Quellen  an. 

35. 

Josias     Logan. 

1611. 

Josias  Logan  begleitete  den  eben  genannten  Willits 
r  oursgloue,  >vahrscheinlich  als  Steuermann^  und  hlnterliess  dWH 
falls  eine  Beschreibung  der  IJeberwinterung  auf  Petschora.  Sek 
Aufsatz  fährt  den  Titel: 


—     227     — 

The  V  oyagc  of  Master  Josias  Logan  to  Petcliora, 
aiifl  his  winthering  (here,  with  Master  William  Ponrs- 
gloue,  and  Mannaduke  Wilson.  Anno  1611  und  befindet 
sich  abgedruckt  in  Purchas  Pilgrimes.  Vol.  in^  p.  541  ff. 

Auch  Logan's  Reise  ist  von  Milton,  p.  109,  unler 
seinen  Quellen  angeführl. 

36. 

William    G  o  u  r  d  o  n. 
1611.     1614. 

Wifliam   GourfJouy  von  Hüll,  war  zweimal  als  Ober- 
Steuermann  mit  einer  Ilandels-Expedition  im  nördlichen  Russland, 
und  hinlerliess  von  beiden  Reisen  eine  kurze  Beschreibung.    Die 
X erste  fülirt  den  Titel: 

A  voyagc  ma<lc  (o  Pechora  1611.  Written  by  Wil- 
liam (jiourdoii  of  iiiill,  nppointed  ehiefe  Pilot-,  for  dis- 
couerie  lo  (Hi  elc.  und  belindel  sich  abgedruckt  in  der  Samm- 
lung von  Purchas.   Vol.  III,  p.  530  ff. 

Seine  zweite  Reise,  auf  welcher  er  1614  in  Pustosero 
übe^^^ intern  musste,  beschrieb  Gourdon  unter  folgendem  Titel: 

liater  ohseruations  of  Williani  Gonrdon,  in  his 
winthering  of  Pustozora,  in  Ihe  yccres  1614  and  1615 
with  a  di*srri[)tion  of  the  Samoeds  life.  Man  findet  sie 
bei  Purihas,  Vol.  III,  p.  553  ff.,  und  aus  dieser  Sammlung 
fuhrt  sie  IMilton,  p.  109,  auch  unter  den  von  ihm  benutzten 
Onellen  an. 


IS» 


—     228     — 
•     37. 

k  n  u  d    G  y  1  d  e  11  s  t  i  e  r  11  e. 
1614. 

Im  Jahre  1614  wurden  Knud  Gyldenstieme  und  Otto 
s  Skeel  von  dem  Könige  von  Uunemark  nach  Russland  geschickt, 
um  dem  Grossrürsten  Michail  Feodorowitsch  zu  seiner 
Thron-Besteigung  die  GlöckAviinsche  desselben  zu  äbeitringen. 
Sie  machten  die  Reise  von  Kopenhagen  zu  Wasser  bis  Nanra, 
von  wo  sie  dieselbe  bis  Moskau  zu  Lande  fortsetzten.  Der  Be- 
richt über  ihre  Gesandlschaft  befindet  sich  Iiandschriitlich  in  dem 
Königl.  Archive  zu  Kopenhagen,  nach  welchem  er  abgedruckt  ist 
in  Biisching's  Magazin  fUr  die  Geographie  und  Ge- 
scliichte,  Bd.  VII.     S.  321^322. 

Ob  die  Danischen  Gesandten  bei  dem  GrossfÜrsten  selbst 
eine  Audienz  gehabt  haben,  wird  in  dem  Berichte  nicht  erRihnt, 
sondern  es  werden  nur  zwei  Conferenzen  angeführt,  welche  sie 
mit  den  Grossrürsllichen  Rälhen  halten.  Bei  der  ersten  Znsaa- 
menkunft  stellten  die  letztem  eine  merkwürdige  Uebcrsicht  der 
in  Russland  seit  des  GrossITirsten  Boris  Tode  statt  gefundene! 
(Gegebenheiten,  und  besonders  der  durch  die  falschen  Demetrien 
erregten  inncrn  Unruhen  auf.  ^Es  habe  sich,  sagten  sie,  ein 
„abtrünniger  Münch,  mit  Namen  Grcgorius  Otropius^  geronden, 
„welcher  sich  dem  Teuffei  verschrieben,  daferne  erdei 
^KayserlichenMuschowiterschenSitz  bekommen  warde, 
„dass  er  alsdann  Gott  ausgeschlossen  sein  wolte;  die- 
„ser  habe  sich  für  Iwan  ^Vasilie witsch  Sohn  aussgegeben,  \iid 
„sich  Priniz  Dometrium  von  Tglilz  genennet,  da  doch  der  redite 
DemefriM^:   alboreil    liir    13  iharen   gestorben  war.     Zu  diesem 


-^     229     — 

„München  haben  sich  etliche  voraehmbe  herm^  als  der  Weywode 
„von  Sendomir^  vnd  Fürst  Adam  lud  Constantin  Wiesoowitzky 
„geschlagen,  welche  ihn  zu  König  Sigismundum  in  Polen  ge- 
„ bracht,  der  von  ihm  vmb  hüJff  angesprochen,  vnd  gebeten  ward, 
„er  moch(e  ihn  in  debituin  sibi  imperium  restituiren,  welchem 
„der  König  zufolge,  er  sich  Ynterslanden  viel  Volckes  gegen 
„den  Kayscr  Boris  vnd  seine  Reiche  in  die  MuschcTW  zu  führen, 
^Inmassen  er  >ngewarneler  Sachen  viele  Siucrsche  StädCfe,  wer- 
„innen  der  Grossfürst  dainahls,  weil  er  sich  vom  Polen  nichts 
„böses  besorgetc,  keine  Soldaten  gehabt,  eingenommen.  Hierauff 
„haben  die  Stäiide  in  der  Muschow,  des  verlauflenen  München 
„Otrepij  leiblichen  Ohcimb,  Smirnoy  Otropium,  zu  der 
„Cron  Polen,  vnd  Kayser  Boris  seine  Gesandten  zu  König  Si- 
„gismund  geschicket,  zu  dem  ende,  dass  sie  möchten  gründt* 
„lieh  erfahren  des  vermeinten  Demetrii  zustand^  vnd  welcher- 
„geslalt  Dcmctrius  des  Kaysers  Sohn  vorlengsl  gestorben,  mit 
„Bitte  den  Vertrag  nicht  zu  brechen:  welches  vom  Gegentheil 
„nichts  geaehlel,  Sondern  noch  vielmehr  Volck  in  die  Muschow 
^geschickel,  vnd  an  alle  Städte  geschrieben  wordcnn,  dass  sie 
«Priiilz  Deine Irio,  I>vau  Wasilei  witsch  Sohn,  mit  nichten 
;widers(ündl  thun  sollen;  durch  diese  Schreiben  weren  viele 
„vnuerslendiiie  aiieli  zur  Rebellion  gezogen  worden". 

-Niieii  Bniis  Fuedoro witsch  Tode  aber  habe  sich  das 
^\()lik  zertrennet,  vnd  endlich  der  Weywode  selbst,  welcher 
^Feld-Obrisler  j^ewesen,  sieh  zu  dem  vermeinten  Demetrio 
^geschlajren,  Mid  also  durch  hülff  des  Königs  in  Polen  den 
„kayserlichen  Sitz  der  Stadt  Muschow  eingenommen,  Worauff 
„er  die  \r)rnembste  Bojarn  vnd  AVeywoden,  auch  ander  Volck, 
-in  weit  ahi^H'legenc  Städte  gefangen  geschicket,  auch  ein  theil 
..soiuislen  hinrichten  vnd  marteren  lassen". 


—     230     —  • 

„Diesem  nach  kam  der  Weywode  von  Sendomir  mit  vid« 
;,YoIcke  zu  Demetrio^  mA  brachte  ihme  seine  Tochter,  irie 
„solches  hicbcuor  veranlasset  war^  vnd  gab  dieselbe  ihme;  nr 
;,£he;  Ess  kamen  auch  zugleich  Gesandten  vom  Könige  in  Polen, 
„>Yelche  ihm  Gluck  gorünschet,  vnd  begehret,  dass  er  ihnen 
„etliche  Städte  vnd  Provintzen  des  Muschowitischen  Reidies 
;,möchte  vbergeben:  Demetrius  aber  fuhr  fort,  ihren  Glauben 
„zu  prophaniren  vnd  die  vornembste  Leutte  vmbzubringen,  vror- 
„über  er  vmbgcbracht  worden". 

Hierauf  haUen  die  Russen  den  Fürsten  Wassilij  Schni- 
skij  zum  Gros^rürsten  erwählt,  und  von  den  Polen  Ersatz  flr 
den  zugeragten  Schaden  gefordert;  diese  aber  hätten  ihnen  melden 
lassen,  Demetrius  sei  nicht  umgebracht,  sondern  gerettet  worden. 
Es  vf&re  auch  ein  zweiter  Demetrius  aus  Polen  gekommen, 
der  grossen  Anhang  gefunden  und  selbst  Moskau  belagert  habe, 
bald  darauf  aber  genöthigt  vvorden  sei,  sich  bis  nach  Kalnga 
zurück  zu  ziehen. 

„Dicsemnach,  erzählten  die  Grossfürstlichen  Räthe  den  Däni- 
schen Gesandten  weiter,  hat  der  König  in  Pohlen,  wieder  den 
„Vertrag,  Schmolenscliky  belegert,  wohin  der  Grossfürsl  Basi- 
„lius  seinen  halbbruder  Demetrium,  dieselbe  Stadt  zu  entaetzea 
„geschicket,  dieser  Imlte  Jacobum  Pontum»««  zu  hälfe,  aber 
„er,  Pontus,  liell  mit  seinem  Voicke  zum  Polen»",  vnd  zog 
„nach  Nowogrodt,  wordurch  der  Fürst  Demetrius  vervrsachel 


2 IG.    Bckannllich  war  Ponitu  de  ia  Gardie  der  Vater,  vnd  Jaeqmmitt 

Sohn.    Der  Letztere  beleiiligto,   nach  dem  Rückzuge  des  Vaters,   ebeafans  dte 
Schwedischen  Hiilfsfriippcn  in  Russland. 

217.  Die  Geschichte  spricht  sowohl  Pomitn  aU  Jmcfmm  de  im  €mHm 
\on  diesem  Vorwiirte  frei,  ob  sie  gleich,  besonders  der  letztere,  bisweilen  duck 
(las  IMisslraiien  und  den  bösen  Willen  ihrer  VcrbGudelcn  gcnSlUgl  waren,  fitf 
eij^cne  ]lcchuiin^  zu  handeln. 


7> 


39 abzuziehen.  Der  Calsche  DemelriaS;  als  er  vemoimiieB^  dass 
„Nowogrodt  vom  Kayser  Basilio  cntselzel  moste  werden^  hat 
„er  die  Sladl  Muschow  an  zwey  Oertern  belegert.  D^  Königes 
,^us  Polen  Oberster  aber  schickte  in  die  Stadt  Muschow ,  mit 
„anerbieten^  dass  dafeme  sie  des  Königs  in  Fohlen  Sohn  wolten 
„anneh'niben^  wollte  er  ihnen  Frieden  verschafTen^  worauff  die 
„Muschowiter  in  der  Stadt  ihren  Grossiiirsten  Basilium  gebeten^ 
„dass  er  das  Kayserthun)b  ^  weiter  Blulhvergiessen  zu  verbäten^ 
abstehen  möchte^  welches  er  einge williget >>^;  vnd  ist  diesem 
„nach  der  Vertrag  gemacht  ^  dass  des  Königs  in  Polen  Sohn 
„ihre  Griechische  Religion  bekennen^  vnd  alsdann  Grossfursl  sein 
„solte;  Jedoch  dass  Demetrius^  mit  seinem  anhange  entweder 
„gefangen^  oder  verjaget  wurde^  der  König  aus  Pohlen  solle  auch 
„mit  seinem  Volcke  aus  der  Muschow  weichen:  Welcher  Vertrag 
„beyderseits  ratificiret". 

;,Diesemnach  hat  Michaila  Solzkovi^^»^  den  Kayser  Basi- 
„lium^  seinen  eigenen  Herrn ^  dem  König  in  Polen  vberliciTert; 
„der  ihn  gerangen  nach  Polen  geschickel.  Ess  sein  sonnsten  die 
„Polen ^  nach  laut  des  Vertrages ^  nicht  auss  der  Muschow  ge«- 
„wichen^  auch  des  Königs  in  Polen  Sohn  allda  nicht  gebracht, 
„Sondern  begehret,  dass  Könige  Sigismundo  selbst  zum  besten, 
„das  Muscho>vilische  Reiche  vnler  die  Chron  Polen  möchte  ge- 
^ bracht  \verden.  Worauss  zu  schliessen,  dass  sie  ihren  cydt 
^  nicht  gehauen.  Diesemnach  schreyben  die  Geistliche  an  alle 
^ihre  Slädle,  dass  die  Polen  sich  unterstehen,  die  papistische 
„Reli^^ion  mit  gewüldl  einzurühren,  vnd  dass  vom  Könige  in 
;,  Pohlen  nicht  «relialten  worden,  wass  ihnen  zugesaget;  dass  gantze 
^Reiche   sciucket   auch   Gesandten   zum    Könige   in    Polen,   sich 


21^      Hekaiinilicii  /^CMiiali  dics>  nicht  gutwillig,  soudern  gewaltsam. 
Ji'K      SoikowBkij. 


—     232     — 

^liiervber  zu  beschweren^  dieselbigen  aber  sein  gefenglich  ange- 
^jlialten^  Scbmolenschky  auch  dicht  restituiret  worden^  heroacfaer 
»haben  die  Polen  ihre  Religion  noch  mehr  verachtet^  \iel  tb- 
» schuldig  Blut  vergossen^  vnd  den  Schatz  auss  der  Stadt  hinweg 
;,geschicket.  Worvber  sie  semptlich  verursachet  worden^  sich 
»zusammen  zu  thun  vnd  einen  Eydt  wieder  den  König  in  Poiei 
»vnd  seinen  Sohn  zu  schweren^  vnd  die  Stadt  2  Jhar  belageit| 
»vnd  inmittler  Zeit  dem  Polen  viel  Volckcs  abgeschlagen,  vad 
»4000  gefangen  genommen:  diesemnach  hat  zwar  der  König  ta 
»Pohlen  den  seinen  Hülfe  zugeschicket.  Aber  sie  seyn  mefaroH 
»theils  erschlagen^  Mid  vber  10^000  gefangen  genommen  worden. 
»Wie  nun  hemacher  die  Muschowiter  von  newen  vemommoi, 
»dass  der  König  in  Pohlen  abermal  stark  vorhanden,  hab«i  sie 
»der  Stadt  hefllig  zugesetzt,  vnd  dieselbe  eingenommen,  15,000 
»Man  erschlagen,  9000  gefangen  genommen.  Nach  Verriditmig 
» dieses ;  sein  sie  dem  Könige  in  Polen  entgegen  gezogen,  wä 
»ihn  zurück  gelrieben.  Worauff  sie  Gott  gedancket  für  die  Victori, 
»vnd  dess  jetzigen  Kaysers  Michaila  Foedorowitsch  MoUrr, 
»Marta  Iwanowna,  wie  auch  den  Kayser  selbst  gebeten,  dass 
»er  sich  zu  ihrem  Kayser  möchte  erwählen  lassen,  dieweill  er 
»von  dess  vorigen  Kuysors  Iwan  Wasiliewitsch  gescUechle^ 
»auch  des  Kaysers  Foedor  Iw an o witsch  leiblicher  Schwester 
»Sohn  were^^  SchliessUch  baten  die  Rfithe  im  Namen  des  Gross- 
fürsten die  Gesandten,  ihrem  Herrn  die  Versichemng  seiner 
Freundschaft,  „auss  welcher  er  verursachet  worden,  Ihrer  KM^ 
»May lt.  seinen  Zustand  zu  offenbahren^^,  und  seiner  Dienstberell- 
willigkeit  zu  überbringen. 

Am  12  November  hatten  die  Gesandten  eine  rweite  Confe- 
renz  mit  dem  Grossfürsllichen  Kanzler,  wobei  dieser  die  fiHher 
erzählten  historischen  Ijuslände  wiederholte  und  hiiizuselzte,  „dass 
„der  Pabst  dem  Könige  Sigismund  mit  Geld  vnd  Volcie  wieder 


—     233     — 

„Kayser  Boris  beyg'espningeD^  darmit  dass  die  Papistische  Re- 
„ligion  in  die  Muschow  möchte  eingefohret  vrerdeii;  vnd  das$  die 
Gesandten^  welche  der  König  in  Polen  angehalten^  nach  Preussen 


7i 


U 


W 


als  Gefangene  verschicket  worden  sein 

Schliesslich  Hess  der  Grossfärst  den  König  von  Dänemark 
kittetV;  er  möchte  ihm  gegen  die  Polen  mit  Geld  und  Kriegs- 
Munition  ^  so  viel  ihm  möglich  zu  Hülfe  kommen^  und  den 
König  von  Schweden  veranlassen ,  diQ  Provinzen  Russlands^ 
welche  er  \viderrechllich  an  sich  gebracht^  zurück  zu  geben  und 
das  frühere  gule  Verhällniss  mit  dem  Grossfürsten  wieder  her- 
zustellen. 

38. 

Jakob  Henkel  voo  Douiiersmarck. 

1614. 

Jakoh  Henkel  von  Donr^rsmarck ^  über  dessen  Le- 
bens -  rmslände  und  Dienst  -  Verhältnisse  nichts  weiter  bekannt 
ist,  als  was  aus  seinem  eigenen  Berichte  hervorgeht,  dass  er 
nämlich  früher  im  Kaiserl.  Meere  gedient,  und  dann  eine  bedeu- 
tende Stelle  in  der  Staals  -  Verwaltung  bekleidet  haben  muss, 
wurde  im  Octobcr  1013  von  dem  Kaiser  Matthias,*  von  Re- 
gensbur^  aus,  wo  sich  derselbe  auf  dem  Reichstage  befand,  als 
Gesandter  nach  Hussland  geschickt,  von  welcher  Reise  er  im 
Juli  des  folgenden  Jahres  unverrichteter  Sache  wieder  nach  Wien 
zurückkehrle.  Die  damaligen  Kriegs-Umstände,  noch  mehr  aber 
das  ^reironseiliijre  Misstrauen  zwischen  Russland  und  Polen,  ver- 
hindorieu  luimlich,  dass  Henkel  den  Zweck  seinfer  Sendung 
liaile  erreichen,  und  dieselbe  bis  Moskau  fortsetzen  können, 
indrssen   scliicu    mir  sein    Bericht,    gerade    zur  Characterisirung 


—     234     — 

dieser  Stiiiiinung^  und  zur  Geschichte  der  wachseodra  Macht  der 
Russen  merk^vürdig  genüge  um  seiner  in  dieser  Sammlmg  b 
er^vähnen.  Die  Original-Handschrift  dieses  Actenstuckes  beßadd 
sich  in  dem  K.  K.  geji.  Haus-  und  Staats-Archive  in  Wien.  Sie 
ist  vom  9  August  1614  datirt  und  fuhrt  folgende  Au&chiiil: 

Relation  des  Kais.  Hofdieners  Jakob  Henkel  m 
Douncrsniarck.  Mit  neun  Beilagen ,  welche  sich  auf  die 
Missglückung  der  Reise  beziehen. 

Im  Eingange  dieses  Berichts  giebt  Henkel  die  Veranlassov 
zu  seiner  Sendung  an.  Der  Kaiser^  sagt  er  nämlich,  |,habe  Ah 
;,resoluirt^  auf  der  Slendt  vnnd  Boiaren  der  MoscawitL  mi 
„Reussischen  Lande  vorher  beschehenes  Be^regliches  AnsudM 
„vnnd  Bitten  220^  zu  Hinlegung  der  zwischen  der  Cron  Poflea 
„vnnd  Moscau  endtslandtenen  misshelligkheitten  vnnd 
„pörungen  dero  Kaysserliche  Authoritfit  durch  Absendung 
„Ansehnlichen  Gesandten,  zwischen  beeden  Partien  zu  inteipo- 
„nireii  vnnd  alle  dienliche  Mittl,  wie  derenendts  wideraab 
„gueter   Bcstendiger    fridt   vnnd    Eini^eitt   gepflanzet,    mad 


220.  Das  betceg/iche  Ansuchen  der  Stande  und  Bojaren ,  wodurch  dir 
Kaiser  zu  dieser  Gesandtschaft  veranlasst  wurde,  ist  höchst  wahrs€heiiilicl  dv 
sehr  dringende  Schreibern  des  Fünien  Dümirff  Mtekaämrüaek  Potkmntff  m 
den  Römiscfien  MTaieer  Mathias,  d.  d.  Jaroslawl  d.  20  Juni  1612,  welchai  nI 
zuerst  nach  dem  in  dem  geh.  Haus-  und  Staats  -  Archiv  in  WiOD 
Originale,  St.  Petersburg  1840.  8^.  habe  abdrucken  lassen.  In 
entwirft  Poshorsky  allerdings  ein  sehr  trauriges  Gemilde  von  dea  Ui^ickt  \ 
nes  Vaterlandes,  und  bittet  angelegenUich  um  güüiche  VermiUeliuif  bei  deml 
von  Polen,  und  um  Hülfe  durch  Truppen  und  Geld.  Kurz  vorher  vir  ein 
falls  durch  Posharskff  veranlasstes,  und  mit  24  Unterschriften  der 
Bojaren  versehenes  Schreiben  an  den  Kaiser  Bmäoipk  Dich  Wien 
worin  ein  ähnliches  Bild  von  dem  Zustande  Russlands  eatwoifen,  und  ab  dv 
einzige  Mittel,  dasselbe  zu  retten,  dem  Bruder  des  Kaisers  der  Ztren-Thnm  ai- 
gcboteu  \^ird.  S.  Toupaiiie  rorrjai^CTBCHBUxi  TpaHon  ■  /loroM>|o*% ,  »pa- 
luimuxcfl  Bi  roc>Mapn'BeHuuu  Ko.i.icria  llBocrpamiuxi  .rtjv  Vol.  U,  f.  67- 


—     235     — 

^ferner  Christen  Blaets  vergiessung  dadurch  verhäettet  vrerden 
I,  möchte ;  versuechen  zuelassen^.  Man  schien  also  bei  der 
Abfertigung  des  Gesandten  ^  in  Wien  die  oflmelle  Anzeige  von 
der  Thron  -  Besteigung  des  Grossfursten  Michael  Feodoro- 
witsch  noch  nicht  erhalten  zu  haben ^  weswegen  das  Crediüv- 
Scbreiben  auch  noch  an  die  Stände  und  Bojaren  in  Moskau 
gmchtet  wurde. 

Henkel  trat  seine  Reise  am  21  October  1613  von  Re- 
gensburg aus  an^  und  ging  durch  Oesterreich^  Mähren  und 
Schlesien  nach  Warschau.  lu  Polen  wurde  er  durch  die  Con« 
foederirtcn  vonSnioIensk  angehalten^  und  nur  dadurch  vor  gänz- 
licher Ausplünderung  gerettet^  dass  ihn  einige  Soldaten^  die 
früher  unter  ihm  als  Kasacken  gegen  die  Türken  gedient^  er- 
kannten^ und  er  dadurch  ungehindert  weiter  reisen  koimte.  In 
Warschau  trug  er  dem  Könige  den  Gegenstand  seiner  Sendung 
vor,  und  dieser  gab  ihm  die  Versicherung^  er  würde  sich  mit 
seinen  Ständen  über  die  Mittel  zum  Frieden  miW  Russland  bera- 
then.  Am  5  Ueixmber  komite  er  endlich  abreisen^  nachdem  er 
noch  einen  Ikfehl  an  den  in  Litthauen  conunandirenden  General 
nütbekoninien  halte  ^  dass  ihm  dieser  zu  seiner  Sicherheit  eine 
Bedeckung  von  100  Kosacken  mitgeben  sollte.  Kaum  hatte  er 
aber  die  \>  eichsei  passirt,  als  er  im  Namen  der  Polnischen 
Reichs -Stände  aufgefordert  wurde,  wieder  nach  Warschau  zn- 
rückzukcliren  ^  und  dort  fernem  Bescheid  zu  erwarten.  Nach  drei 
Wochen  Aufenthalt  zeigte  man  ihm  ein  unterdessen  ansgefertig«- 
tes,  mit  10  Unterschriften  und  Siegehi  versehenes  Schreiben 
„an  die  IVloscawitterische  Stendle  vnd  Boiaren^  welches  dahin 
;,geiiclit   g^e Wesen,    das   Sy    den  jungen   Priiiren**^  mit    einer 


2l\.     Hier   kann    dodi   wohl   nidil  der  Trülier  darcb   Polaischen  Eioflass 
/um    Ku^HniiiTi   (iiossrürsleii   uewälilte   Prinz    IVimdiMiüw  gemeinl  sein,   da  die 


—     236     — 

„Starckhen  macht  ^vider  hinein  schiekhen^  vnnd  flir  Hefl 
„^verts  versuchen  wollten^.  Zur  Ueberbringung  dieses  ScIiräbcBs 
^urde  ihm  ein  Polnischer  Secretair^  Namens  Hanss  Hritilz, 
mitgegeben^  „welcher  in  der  Reussischen  vnd  Moscowitterischa 
„Sprach  wol  errahren  war^.  Er  selbst  erhielt  iür  sich  eine  v« 
den  Ständen  entworrene  „InTormation^^  die  aber  weder  Ualir- 
schrill  noch  Siegel  hatte.  Unter  grossen  Mähseligkeiten  ad 
Gefahren  kam  Henkel  nach  Mohilew^  von  wo  ans  die  Fort- 
setzung seiner  Reise  die  grössten  Schwierigkeiten  und  Hindeffmase 
fand.  Um  diese  zu  beseitigen  ^  schrieb  er  an  den  BefeUdubcr 
der  Russischen  Truppen,  die  vor  Smolensk  standen^  gab  in 
Nachricht  von  seiner  Reise,  und  iiberschickte  ihm  das  KaisoL 
Schreiben ;  damit  er  es  weiter  nach  Moskau  befördern  möchte. 
In  der  darauf  ertheilten  Antwort^  die  er  in  Orsdia  traf,  bezeigte 
der  Russische  Heerführer  seine  Verwimderung  darüber,  dass  des 
neuen  Grossfürsten  in  dem  Schreiben  gar  nicht  erwähnt  wode, 
obgleich  dessea  Wahl  sogleich  allen  Höfen,  und  vorzugsweise 
dem  Kaiserlichen  durch  den  Bojaren  Step  an  Michaile  witsch 
Uschakow  angezeigt  worden  wäre,  weswegen  er  nicht  wige^ 
den  Kaiserlichen  Brief  an  den  Grossiursten  zu  senden;  unterdessei 
solle  er  angeben,  wie  stark  sein  Gefolge  sei,  und  die  weilen 
Verfügungen  über  seine  Reise  in  Orscha  erwarten.  In  der  nach 
einem  bedeutenden  Zwischenräume  erfolgten  Antwort  wurde  te 
erlaubt^  seine  Reise  weiter  fortzusetzen,  und  „mit  den  Mesoo- 
^ wittischen  Landtstendten  zu  reden,  vnnd  meine  Legation  oder 
„Poltschafll  von  dem  Allgemeinen  guet  des  fridens  (aber  mchtdei 
„Königs  Sigismundi  in  Polin  Sohn  für  einen  Grossf&ersten  derMoskaw 
;, anzunehmen)  ausszurichlen^  dabey  verwarnende,  ich  möchte  micl 


Tolcn  ja   scLun  längbl  vun  der  Wahl   des  lirossrüKicn  Mickati  FecdonntiKk 
uiitorrichlet  sein  inus>(eD. 


—     237     — 

^iursebei);  das  ich  ganz  vnnd  gar  Rheine  briefl  mehr  ohne  Ihres 
„Grossfuerslen  Till  ^7lnd  Namben  an  Sie  schickhen^  sondern  ne- 
^ben  demselben  von  Ires  Grossiiiersten  Gesamten  Anzeig  vnnd 
^Bericht  tiifin  sollte^  ob  Sie  vor  meiner  Abferltigung  bey  Eur 
„Kay.  Matl.  Ankhomben,  oder  ob  ich  vor  Irer  Ankhunfil  albe* 
„reith  vr  der  Raiss  gewest^  vnnd  von  Ihnen,  vro  sie  damahls 
„gewessen  sein^  nichts  gehöret  hclle^.  Unterdessai  erhielten 
die  Rus^n  im  Felde  täglich  neue  Vortheile  über  die  Polen. 
„Es  werden,  sagt  Henkel^  beherzte  Kriegsleulh  aus  Omen^ 
„seint  Avider  die  Polin  heftig  crhizt,  wöhren  sich  weil  einer  ein 
„Ader  oder  finger  rüeren  khan,  gehn  in  die  Schlacht  wol  nuer 
„mit  blossen  Leib  hinan,  hengen  aliein  das  hembt  gleich  einem 
„(eldtzeichen  umb  den  Leib  vnnd  Scharmuezieren  Tast  Täglich 
„mit  den  Königischen,  Ebenmessig •  M>en  Sy  auch  mit  dem 
„Ponto,  welcher  ein  Schwed  \Tind  Ausserweldt  Kriegsvolkh  von 
„Franzossen,  Niederlendem,  Engellendem  vnndPodoliem  gehabt^ 
„vnnd  sowoll  wider  die  Polin  als  Moscowitter  gewest^  geschla- 
„gen,  demselben  aufs  haubt  vnnd  bey  3000  der  seinigen  erlegt. 
„Der  Persancr  mit  welchem,  wie  auch  dem  Türken  Sy  die 
„Moscowitter  fridt  gemacht,  thuet  Ihnen  starkhe  Hülff  mit  brodt 
„vnnd  gelt,  hat  Ihnen  auch  zuegeschrieben,  Sy  sollen  bey  diesem 
„Iren  Jezigen  Grossrüersten  Standthafitig  haltten  vnnd  verbleiben 

„vnnd  kheinen  Andern  nicht  erwölhen Also  das  das  PoU- 

„nischeVdckh  lenger  je  mehr  ab-  der  Moscowitter  aber  zunimbt^ 
„wie  sich  dann  bey  meinem  Abzug  aussm.  Landt  die  Mosco- 
„witler  biss  in  20,000,  der  Polin  aber  kaum  bey  5000  Man 
„starkh  befunden  haben". 

Henkel  wandle  sich  in  seiner  Verlegenheit  an  einige  Pol- 
nische Starosten  um  Rath  und  Hülfe,  l)ekam  aber  von  Allen 
späte  und  ausweichende  Antwort,  worüber  sechs  Monate  ver- 
gangen   waren   und   da   er  seiner  Instniction  nach   angewiesen 


—     238     — 

war;  dos  Kaiserliche  Schreiben  nur  an  die  Moskauisc4ieii  SUade 
abzuiierern;  und  weder  diese  noch  die  GrosslQrstlichen  Rüfee 
dasselbe  annehmen  wuUten;  so  schien  ihni  nichts  äbrig  n  Uei- 
ben^  als  seine  Rückreise  anzutreten.  Er  begab  sic||  also  md 
Warschau ;  >vo  er  sein  Benehmen  bei  dem  Könige  za  redUfBi- 
tigen  suchte;  und  setzte  von  dort  am  20  Juli  seine  Reise  wtA 
Wien  weiter  fort.' 

39. 

Peter    Petrcjus. 
1615. 

Peter  PetrejuSy  oder^  wie  er  sich  auf  dem  Titel  der 
deutschen  Bearbeitung  seines  Werkes  nennt;  Peter  Pe^r^iu 
de  Eriesundüy  hicss  eigentlich  Peer  Persson,  UDd  war  an 
Upsala  gebürtig.  Von  seinen  Lebens-UmstAnden  ist  weiter  nicbls 
bekannt;  als  was  er  beiläufig  in  seinem  Werke  Aber  Russlaid, 
anführt.  Daraus  erfahren  wir;  dass  er,  wie  er  selbst  sagt,  fito 
quo  dam;  vier  Jahre  in  Russland  gelebt  und  dem  Grossfllnlai 
wahrscheinlich  Wassilij  Iwanowitsch  Sohuiskij,  gedieMl, 
ohne  dass  man  jedoch  erfährt;  in  welchen  Verhältnissen.  Nach 
seiner  Zurückkunft  in  Schweden  wurde  er  im  Jahre  1608  yw 
Karin  IX.  ohne  Erfolg  nach  Moskau  gesendet;  um  dem  Qnur 
fürsten  Hülfe  gegen  die  Polen  anzubieten;  deren  Ausbreitniig  ii 
Russland;  auch  in  Schweden  Besorgnisse  erregen  mussle.  ii 
Jahre  1611  wurde  er  abermals  nach  Russiand  gesduckt,  mi 
zwar  nach  Iwangorod;  um  dort  Erkundigungen  aber  den  drilia 
Pseudo-Demetrius  einzuziehen;  der  damals  noch  in  einipi 
Russischen  Provinzen  sein  Wesen  trieb.  Dieser  neue  EmpAcr 
nämlich;  ein  verlauifener  Schreiber  ans  Moskau,  hatte 


—     239     — 

den  Schwedischen  Statthalter  in  Narvra^  den  Reichsrath  Philipp 
Scheding^  gewandt^  am  durch  Gustav  Adolph  Hälfe  in  sei- 
ner Unternehmung  zu  erhalten.  Der  König  schickte  daher  den 
Pelrejus  nach  Narwa^  weil  dieser^  ^^ie  er  selbst  sagt^  „den 
„andern  ermordeten  Demetrius  sowohl  in  Polen  als  in  der 
„Mnsscow  gesehen  und  gekannt  hatte ^^  um  zu  erforschen^  ob 
jener  wirklich  der  Demetrius  sei^  für  den  er  sich  ausgebe.  Die 
letzten  Nachrichten  von  des  Petrejus  Leben  finden  wir  vom 
Jahre  1620^  wo  er  sich  wegen  der  deutsdien  Ausgabe  seines 
Werkes  in  Leipzig  befand. 

Den  ganzen  Schatz  seiner  theils  durdi  eigene  Erfahrung  und 
Anschauung^  theils  aus  altem  Vorgängern  und  durch  fremde 
Mittheilungen  gesammelten  Nachrichten  über  Russland  legte  Pe- 
trejus  in  einem  Werke  nieder^  welches  er  im  Jahre  1615  in 
Schwedischer  Sprache  unter  folgendem  Titel  herausgab: 

Regni  Musebowitici  Sciographia,  thet  är:  Eeowiin 
oeh  egentelich  Beskriffning  om  Rydzland,  med  tli«s 
mänga  och  stora  Furstendömers,  Provinciers,  Befcat- 
ningars,  Städcrs,  Slögars  och  ElfVers  Tiestftnd,  Rom 
oeh  Lägenheer:  Süsom  och  the  Muskowiterske  Stör- 
furstcrs,  Ilfirkoinfl,  Rcgemente,  macht  och  myndig- 
heet,  mcdh  theras  Gudztienst  och  Ceremonier,  Stadgar 
och  äthUfwor,  bade  vtbi  Andeliga  och  Politiske  saker, 
Vthi  Sex  Böker  kortcligen  författat,  beskrifwin  och 
sammandragin,  af  Petro  Petreio  Vbsaliemsi.  Tiyckt  i 
Stockholm,  Är  1615.  4». 

Das  heut  zu  Tage  sehr  seltene  Werk  ist  dem  Könige 
Gustav  Adolph  gewidmet;  und  in  sechs  Bücher  getheUt^  von 
denen  jedes  ein  eigenes  Titelblatt  hat;  und  auch  besonders  pagi- 
nirt  und  Einem  der  Grossen  des  Reichs  dedicirt  ist.  So  führt  z.  B. 
das  zweite  Buch  folgenden  Titel:  Theo  HSghbtme  Partie 


—     240     — 

ocii  Ilerre,  Her  Carl  Philip,  Swerikis^  Göthis  ock 
Wciidis  Arifurste,  Ilcrtigh  til  Söderniaoneland,  NeridM 
och  Wernieluiid,  min  nädigste  Purste  och  Herre,  ir 
thciina  Andra  Book  pä  tbenna  Muskowiterska  CrSnika, 
oni  Ihe  Storfurster  och  Regenter,  soui  hafwa  vthi  Lu- 
det regerat,  och  Rysserna  sielfwa  wetskap  om  hafwa, 
effter  soni  thoras  Register  och  Annales  vthwissa,  Vlhi 
all  vndcrdSnigheot  ödminkeligen  dedieerat  aflp  Petro 
Petreio  Ubsalensi.  Stockholm,  Ar  1615.  Das  erste  Bach 
hat  111  Seiten^  das  Zweite  274^  das  Dritte  36,  das  Vierte  18, 
das  Fünfte  33 ^  und  das  Sechste  50  Seiten.  . 

Fünf  Jahre  später  erschien  eine  von  dem  Verfasser  seM 
besorgte  sehr  erweiterte  und  vermehrte  Deutsche  Uebersetnmiy 
oder  vielmehr  Bearbeitung^  dieses  Werkes  unter  folgendem  TiM: 

Historien  vnd  Bericht  Ton  dem  Grossriirstenthnsb 
Aluschkow,  mit  dero  schönen  fmchtharen  ProviDfiea 
vnd  llerrschafTlen,  Festungen,  Schlössern,  StftdteB, 
Flecken,  Fischreichen  Wassern,  Flüssen,  StrSmea 
vnd  Seen,  wie  auch  von  der  Reussischen  GrossffirsteB 
Herkommen,  Regierung,  Macht,  Eminentz  vnd  Herr^ 
ligkeit,  vielfältigen  Kriegen,  jnnerlichen  Zirytracbtea, 
hiss  sie  zu  einer  IMonarchi  gewachsen,  Mit  den  new- 
lich  voriu;eluuffenen  Auffriihren  vnd  Händeln  Ton  den 
dreyen  erdichteten  Demetrijs,  Nelienst  dem  auffge- 
richteten  Friedens  Contractu  zwischen  dem  Löblichca 
König  in  Schweden,  vnd  Jetzt  regirrenden  Grois 
Fürsten,  Dessgleichen  die  Processe,  so  zwi8cben  den 
Königlichen  Ambassadouren  in  der  Stadt  Mnschaw, 
vnd  der  Grossturstlichen  Reussiscben  Gesandten  in 
der  Königlichen  Stadt  Stockholm,  wegen  dess  anffge* 
richteten  Friedens  Contracts  Confirmaiion  seyu  gehal- 


—     241     ~ 

ten  worilpn,  Mit  der  Miischowiter  Ci!cso(zoii,  Sladitcii, 
Sitten,  (ielierdeii,  Leben,  Policey  vnd  Kriegswesen: 
wie  auch,  was  es  mit  jhrcr  Religion  vnd  Ceremonien 
▼or  eine  BeseliafTenlieit  hat,  kUrtzlich  vnd  dentlieh  in 
sechs  Theilen  zusammen  gefasset,  beschrieben  vnd 
publiciret  Dnreh  Petrvm  Pefreivm  de  Erlesvnda.  Lip- 
»iae  Anno  MDCXX.  4^ 

PetrcJHS  Avird  mit  Recht  für  einen  der  merkwürdigsten 
und  reichhaltijrslen  Schriftsteller  über  die  ältere  Geschichte  und 
Verfnssunp  Husslands  geJialten,  da  er  selbst  zu  verschiedenen 
Zeiten  mehre  Jahre  hinter  einander  in  diesem  Lande  zugebracht, 
und  daselbst  in  A'erhältnissen  gelebt  hat,  die  ihm  das  Einsam- 
meln von  iu'kundigunffen  und  Nachrichten  vor  Vielen  erleichterten. 
Besonders  \vichtig  sind  seine  Beiträge  zu  der  Gcscbiehte-  des 
Grossfürsten  Boris  und  der  falschen  Demetrien,  vio  er  häufig 
als  Augenzeuge  sprechen  konnte ,  so  wie  die  von  der  Lebensart, 
und  den  Sillen  und  (iewohnheiten  der  Russen  seiner  Zeit.  In- 
dessen ist  es  auch  unverkennbar,  dass  er  gerade  bei  der  Er- 
zählnni;  der  lUgebenheilen  dieser  Epoche  das  handschriftliche 
Werk  (IcMiriui  Bussow  s--^,  seines  Zeit-  und  Dienstgenossen, 
nicht  bloss  l>ehul/l,  sondern  oft  seilenlang  wörtlich  abgeschrie- 
ben, und  dabei  anHallend  genuo:;  ihn  nicht  ein  einziges  Mal  als 
seine  Oiielle  genannt  hat.  In  Ansehtjng  der  altern  Gesciüchte 
und  (ieoirriiphie,  besonders  der  nördlichen  Provinzen  Russlands, 
folgt  er  liau[i(>iithli('h  dem  Altvater  Ilerberslein,  wiederholt 
gläubig  die  diVseni  \erzeihlichen  Fehler  und  Irrthümer,  und  ver- 
lurhrt  soüar  nidil  seilen  deren  Zahl  aus  National  -  Vorurlheilen 
und  luanirelli  ifter  Keimtniss  der  Landes  -  Sprache.  Indessen 
hleihl  do<  Werk  des   PetrrJuSj  wie  gesagt,  immer'sehr  merk- 


JJJ      >    oben  S.   %n. 

M.  16 


—     242     — 

würdig;  und  verdient  deswegen  hier  einer  etwas  ausluhrlicheni 
Erwähnung. 

Nach  der  Zuschrilt  an  die  Magistrate  der  freien  SUdte 
Lübek^  Stockhohn;  Reval;  Wismar  und  Stralsund  folgen^  nach 
der  Sitte  jener  Zeit,  10  lateinische  Gedichte  zum  Lobe  des  Ver- 
fassers 32a.    Dann  beginnt  das  Werk  selbst. 

I.  Pctri  Petrci,  S.  224  de  Erlesunda.  Warhafllige 
vnd  Eigciitliclic  Beschreibung  des  grossen  Ffirsten- 
thiinibs  Reiissland  :  In  ^reicher  deailich  besehrieben 
wird,  die  fiirnenibsten  Fiirstenthumb,  Provincien,  Be- 
festungen,  Schlösser,  Städte,  Flecken,  Wasser,  Seen, 
Flüsse  vnd  Ströme ;  Vnd  mit  welchen  Lündern  md 
Königreichen  Reiissland  gräntzet.:  Vnd  woher  Reass- 
land  seinen  Nahmen  bekommen  hat.  Der  Erste  Theil. 
S.  1  —  136. 

Bei  der  Beschreibung  des  Grossiiirstlichen  Pallastes  in  Moskn 
heisst  es  S.  4:  „Gegen  Mittage  des  Hauses^  ist  ein  tiefler  Grabei 
„gemacht^  darinne  pflegt  der  Grossfurst  Löwen  zu  hallen,  dsss 
„ein  jeder  der  Lust  hat,  zu  sehen  bekommen  kan^. 

Ebendas.  „Ein  Büchsenschoss  von  dess  GrossfQrsten  PaDasI, 
„auir  einem  grossen  weiten  Platze,  beuget  eine  vberauss  grosse 
„Glocke,  wiegt  336  Centner,  welche  der  Grossfiirst  Boris  Gt- 
„deiiow  bey  seinen  Zeiten  hat  giessen  lassen,  dieselbige  vini 


223.  Neben  andern  poetischen  Spielereien,  wird  aus  dem  Namen  Ptier 
Peirrjua  per  anagrainma  herausgebracht  und  durchgeführt  Serii  Perp^mm,  ni 
Riissland  /ieniUch  hyperbolisch  so  angeredet: 

d  quid 
.    Peirp/Oj  medico  iuo,  sub  auras 
qui  To  scniinecom  vocavit,  A  quid, 
Quid  hui'c,  Moacocia,  A  quid  hmc  rependes? 
22V.     Dieses  S.  weiss  ich  nicht  zu  erklären. 


—     243     — 

^geleulet,  wenn  sie  grosse  Feyertage  halten  vnd  ceJebriren, 
jiVnd  wann  Gesandte  auss  frembden  Ländern  vnd  Oerten  kommen^ 
„vnd  für  den  Grossfürsten  zur  audientz  gelassen  werden"  ^^^. 

S.  5  sagt  Petrejus:  „Auff  das  Schloss  (im  Kreml)  sind 
„auch  zwcy  vornehme,  ein  Mönnich-  vnd  Nonnen-Kloster,  sampt 
„50  Kirchen  von  Ziegelsteinen  gebawet,  welche  ich  alle  mit 
„Leiblichen  Augen  gesehen,  vnd  Munde  gezehlet  habe". 

S.  60  wird  die  Fabel  von  der  Enlslehung  der  Stadt  Clilo- 
pigorod  ganz  nach  llerberstein  erzählt. 

Von  den  Lapphindern  heisst  es  S.  66:  „Es  ist  ein  kurtz 
„vntcrsetzt  Volck,  einerley  proportion,  mit  breiten  Angesichte, 
„wie  man  den  Acsopum  pfleget  zu  mahlen.  Sonderlich  mit  jh- 
„rer  Music,  wie  gemeiniglich  die  Reussen  alle,  singen  sie  an- 
„  dächt  ig  vnd  lieblich,  gleich  wie  die  Nachligal,  so  die  Schaffe 
„beist^  22r.. 

•Von  Ingrien  sagt  Petrejus  S.  67 :  „Aus  dieser  Provinz 
„meyncn  die  Reussen^  dass  die  Vngern  solten  seyn  ausgangen, 
„oder  htTkoininon,  vnd  hellen  ersllich  gewohnet  bey  dem  See 
y,3Ioeo(is,  vnnd  hernach  bey  dein  Slrom  Dänubium,  da  nun  die 
„rechten  \'njiern  wohnhadlig  seyn,  davon  die  Reussen  sich  hoch 
„benihmcn  vnd  sagen:  Dass  vnter  jhrer  Herrschadl  die  Völcker 
„seyn  j^cwcson,    die  Hauen,  Franckreich  vnd  Teutschland,  jäm- 

,.nuTli(  h   verwüstel ,    verheeret   vnd   verderbet   haben Sie 

„haben  fjis(  einerley  Sprache  mit  den  Vngern". 

I5ei  der  Resehreibung  von  Nowgorod  heisst  es  S.  74: 
„Newgarleii  war   zu   der   Zeil   eine  von  den  vieren  vornehmsten 


225.  Kinc  iilinlirhc  (ilorke  gab  es  bekannilich  schon  an  demselben  Platze 
|;in-r  v(»r  Uorin  ,  dio  auch  bei  ahnlichen  Veranlassungen  gelaalet  wurde.  Pon- 
winn  «Twiihnl  ihrer  schon   1581.     S.  oben  Bd.  I,  S.  321  ff. 

22r».  Wahrscheinlich  ist  diess  eine  veraltete,  spöttische  Redensart,  an- 
sfaJf  trir  lynl/ngeheul,  oder  dergleichen. 

16» 


—     244     — 

..(;e^verI)s-Sliidtr^  in  Europa^  als  Bergen  in  Nort^egen,  Wi 
..aiifr  (jodllaiul,  vnd  Antwerpen  in  Brabant,  da  die  reidM» 
„KaufileutC;  aus  vielen  Königreichen^  Ländern  vnd  Oertem^  ab 
„gnntz  Europa,  jlirc  Niederlage  vnd  Factoreien  haUcn^  und  m 
„vberaus  grossen  Handel  trieben  viul  brauchlen^. 

S.  135  erklärt  sieh  Pelrejus  für  die  Hcrleilung  des  Ki- 
niens  der  Moskowiter  von  Alosoch^  dem  Sohne  Japhets,  nnd 
argumentirt  also:  .,I)ann  Mosoeh  oder  3iuschkowi(a^  bedeutet  so 
„viel  als  einer,  der  ein  grewlieh  Leben  führet  vnd  seinen  Bog» 
„spannet  vnd  aiiszslrecket,  >nd  w\\  schiessen,  welches  die 
^Musehkowiter  aiuh  thiin,  vnd  lernen  von  Jugend  nulf  mit  Bogen 
.vndFIlit/en  schiessen,  vnd  gehen  vmb,  vnd  vben  sich  in  allei 
.jscheusslichen  vnd  grovlichen  Thalen  vnd  Handlungen,  davoi 
^der  Psalm  David  redet  klarlich  vnd  spricht:  Hei  nühi  q«d 
,,e\ulo  in  Meseck.  Sollen  hieniit  die  Bcussen  vnd  Muschkoiritcr 
„nicht  gemeynet  seyn,  kan  ich  nicht  wissen,  welche  Völcker  es 
„sonst  seyn  müssen.  Dann  sie  haben  von  Anfange  gebraucht, 
„vnd  gebrauchen  noch  heute  zu  Tage,  so  wol  im  Kriege,  als 
„Avenn  sie  Vogel  vnd  Wild  schiessen,  Bogen,  Armbrust,  Pfcäk 
„vnd  Pflitzen,  vnd  seyn  damit  so  behend,  geschwinde  \Tid  er- 
„ fahren^  dass  sie  selten  einen  Pflitz  vergebens  wegscliiessc& 
„Sie  haben  Bogen  aufT  allerley  Monier,  sehr  Kunstreich  genucM, 
„vnd  mit  allerley  Farben  aussgestri(;hen  vnd  aussstalTierct,'  di9B 
„in  andern  Ländern  jhres  gleichen  nicht  zu  Qnden  seyn". 

Der  ander  Theil.  Warhafftige  vnd  Eigeiltticit 
Bcsrhrcihiing  der  Reussischen  Regenten,  so  in  Ren«- 
huul  geherrschet  haben,  von  Anno  752  biss  anflTJiiit 
regierenden  Grossfiirstcn  IHicbuel  Fedrowitc,  so  AnM 
1613  envehlet  ist,  Ncbenst  den  dreyen  erdichtet» 
Denielrijs,  so  sich  fiir  des  Landes  Nfttttrliehe  Erbhem 


—     245     — 

aufigeworiren ,    viid  grosse  Vnriihe  vnd  Blutvergiessen 
aagerielitet  haben.     S.  137  —  531. 

Dieser  historische  Theil  ist  stärker  als  die  übrigen  filiif 
ziisaniiiieu. 

S.  138  \\ir(I  das  Russische  AJphabet  ziemlich  richtig  aiige- 
fiilifl,  Pelrejus  nennt  aber  43  Buchslaben,  ohne  die  8  Sla- 
ironischen,  von  den  eigenllichen  Russischen  »zu  unterscheideri. 

Um  die  V  erbreilung  der  Slawonisciien  Sprache  zu  beweise«, 
heissl  es  S.  139:  „Nach  dem  die  Reussischc  Buchstaben  eine 
„grosse  adinilel  mit  clzhchen  Griechischen  haben,  vnd  die  Sclda- 
^woiüsche  Spriuh  in  viek^n  vnd  meisten  Worten  mit  der  Reus- 
„sischcn  Sprach  vberein  slhnmet,  Also  kan  ein  Muschkowirfr, 
„oder  ein  anderer,  der  die  Reussische  Sprach  perfect  vnd  vol- 
^kömlich  pelernct  Jiat,  verstehen  vnd  reden  mit  den  Polen, 
„Liüawcn,  Cassuben,  Schla^oniern,  Böhmen^  Wenden,  Dalmalen, 
„Bulgarn,  Crabaten  vnd  andern,  vnd  kan  reysen  durch  Tarterey 
„vnd  Türekey,  gen  Conslanlinopel,  da  selbige  Sprach  hn  Schwang 
jjgchel,  \\\i\  7AX  Hofe  jrcrcdet  wird".  Welches  Letztere  doch 
wohl  nur  Ijtissen  kann ,  dass  es  auch  m  Konslantinopel  Leute 
gab,  NNcIcIii'  Slawonisch  >er>landen. 

Die  \\  arä^cr  \i\>>{  Ptirejus  mit  sehr  vernünftigen  Gründen 
aus  Schweden  koiinncn^  setzt  aber  S.  140  hinzu:  „Darumb 
„scheinet  der  Warheil  naher  zu  seyn,  dass  die  Warogi  auss 
^Schweden  koiuinen^  oder  einen  Kriegs -Obersten  gehabt,  der 
.\ielleichl  In  der  Provintz  WaitolHa  in  We;Jtergotland,  oder  in 
„der  LamIxh.ilK  \\ Crend  in  Smaland,  gebohren,  oder  lial  viel- 
^leiihl  \\  erncr  geheissen,  vnd  hiervon  Waregus,  vnd  sei« 
.Kriei»>vohk  \\  aregi,  \nd  das  Wasser,  da  sie  hinüber  ge- 
.schillel,  \>(Metskoi  .More^ 

IJei  (J(  I  (ieschichte  der  einzelnen  Grossfürsten  werden  na- 
luihih    alle    .ilien   Fabeln  und  irrthümer   wiederholt;     Petrejns 


—     246     — 

hat  indessen  doch  das  Verdienst^  dass  er  bei  Jedem  die  gleich- 
zeiligen  Regenten  anderer  Länder^  besonders  von  Schweden  od 
Polen,  anführt. 

Von  der  Grausamkeit  des  Grossiiirsten  Iwan  Wassilje* 
witsch  werden,  S.  183  —  254,  eine  ansserordentliche  Menge 
Beispiele  angeführt,  aus  denen  ich  nur  eines  aushebe,  weil  es 
zugleich  ein  damaliges,  merkwürdiges  National- Vorortheil  berthrt. 
Bei  der  Erbauung  der  Festung  Orel,  heisst  es  nämlich  S.  228, 
liess  man  die  Arbeiter  ohne  Lebensmittel,  „also  dass  sie  Hod- 
,;gcrs  halben  gezwungen  worden,  einen  vnter  sich  der  an 
„feistesten  war,  zu  schlachten,  vnd  erwehreten  sich  also  des 
„Hungers.  Die  andern,  die  Menschen  -  Fleisch  nicht  esses 
„mochten,  zwang  der  Hunger,  dass  sie  ein  Kalb  abschlachletea, 
„Welches  da  es  der  Gross-Fürst  erfuhr,  liess  er  die  jenigen  die 
„Kalb -Fleisch  gefressen,  lebendig  verbrennen,  vnd  die  Ascke 
„ins  Wasser  werlFen,  Die  andern  die  Menschen-Fleisch  gefressea 
„hatten,  wurden  perdoniret  vnd  von  der  Straffe  erlediget  Den 
„bey  den  ]\Iusskowi(ern  ist  es  abschewiich  vnd  hallens  vor 
„grössere  Sünde,  Kalb-Fleisch  essen,  als  Menschen", 

Als  Veranlassung,  zu  dem  unglücklichen  Tode  des  ältcsU» 
Sohnes  von  Iwan  Wassilje witsch,  wird  der  Verdacht  ange- 
geben, als  wenn  sich  jener  an  die  Spitze  der  unzufriedenen^ 
Grossen  hatte  stellen  wollen.  „Vber  dieser  des  Vaters  schaifliBB 
„Rede,  heisst  es  S.  237,  erschrack  der  Sohn  gar  heflUg,  vnd 
„in  dem  er  die  Augen  niederschlagt,  dencket  wie  er  sich  ver- 
„antworten  wolle,  balh  den  Vater  mit  grosser  Demulh  ^'■d 
„Revereniz  seine  Entscliüldigung  anzuhören,  vnnd  ßeng  an  gtr 
„sandlniühtig  zu  leden,  der  Vater  wolte  jhm  solches  nicht  ge- 
„ statten,  sondern  gab  jhm  ein  Zeichen  mit  seinem  Stabe  an  dea 
„Schlair,  dass  er  schweigen  solte.  Der  junge  Hertzog  Rihlel 
„den   Schh)^^    für    Furcht    vnd    Erschrecken    nicht,     vnnd   fieng 


—     247      — 

^wieder  an  zureden ^  aber  das  Blut  lielT  jhm  alsbald  vber  den 
2,gantzen  Leib^  vnd  Gel  vor  dem  Angesicht  des  Vaters^  halb 
„todt  zur  Erden,  Solches  alsbald  es  der  Valer  sihet,  wird  er 
„erschrocken  vnd  betrübt,  hübe  seine  Hände  gegen  den  Himmel, 
„Aveinet  vnd  klaget  billerlich,  küsset  den  Sohn  an  seinen  Mund, 

„vnd  Iröstet  jhn  also  liegend Der  Gross-Fürst  sass  selbst 

„vnsinnig  vnd  krafltlos  auff  der  Erden,  nahm  keine  Speise  noch 
„Tranck  zu  sich,  legte  Trauer-Kleider  an,  vnd  weinete  bitler- 
„lieh,  nicht  allein  die  fünff  Tage  so  lang  er  lebelc,  sondern 
„auch  do  er  lodl  war,  vnd  ist  begraben  worden.  Er  thatc 
„nichls  anders  in  langer  Zeit,  als  he\ilete  vnd  weinete,  vnnd 
„verhielt  sich  vber  alle  niassen  sehr  erbärmlich  vnqd  elendiglich, 
„sorgete  vnd  befürchte,  Gott  würde  diese  Vnthat  mit  besondern 
„SlratTen  \nd  Plagen  an  Verfolgung  seiner  Vnterthanen  vnd  des 
„Voicks  Vntcrgang  rechen,  schickele,  dem  Patriarchen  zu  Con- 
„stantinopel  vnd  Alexandria,  vnd  den  München,  die  .das  Grab 
„Christi  bewachen,  77,000  Florenen,  dass  sie  für  des  jungen 
„Herren  Seele  bitten  vnd  opITcrn  solten^^  u.  s.  w. 

S.  31^  spricht  Pelrcjus  von  der  Ermordung  der  Gemah- 
lin --"  und  des  Sohnes  von  Boris  Godunow^  und  erzählt, 
Denietrins  habe  sie  durch  einen  Schreiber,  Namens  Iwan 
\  Bogdanow,  in  ihrem  Gefängnisse  erwürgen  und  dann  ausspren- 
tren  hissen,  sie  hätten  sich  selbst  durch  Gift  das  Leben  genom- 
iiieii.  .\Nel(hes  sie  doch,  setzt  er  hinzu,  auff  keine  weise  thaten, 
^soiideni  mnsten  sterben  wie  die  jenigen  die  nicht  gern  starben, 
^ weh  lies  die  Zeichen  nach  dem  Stricke,  damit  sie  gewürget 
..waren,  ünu^sain  ausweiseten,  welches  ich  mit  leibhchen  Augen, 
-,neh(iisl  viel  hundert  Menschen  gesehen  hab". 

JJ7       Marin   Shurntoua ,  die  liii»r  Moria   Waimtina  genaanl  wird. 


—     248     — 

lici  dem  Einzüge  der  Marina  in  Moskau^  \vird  S.  327 
orwühut^  dass  die  Fenster  an  dem  ihr  entgegen  geschiciUen 
Sdiliden  nocli  von  Alarien-dilase,  oder  wie  es  hier  heisst:  „.Moss- 
^^küwilischen  Sieinghjss"  \varen. 

S.  331)  wird  erzählt^  dass  bei  der  Krönung  der  Marina 
(ioldniünzen  aiisg-eworreu  wären.  ^Als  sie  nun^  heissl  es  daselbsti 
^ wider  von  der  Krönung  aus  der  Kirchen   gefuhret^   da  worden 
j.  etliche   tausend   ]»fcnning  auff  beyden    seilen  \iUer    das  Vokk 
%«gewor(ren,  das   slüik  zu   zween  Vngarisohen  Ducaten^   elfiche 
„auch  kleiner,   auü'  beyden    Seiten    mit   zweyköpITigen  AdelcrOy 
yjWie   man   sie   danmls   geschlagen^.     Diese    Stelle    ist    ffir  die 
Russische  Numismatik  sehr  merkwürdig^  da  sie  einen  Punkt  auT- 
helK,  der  bisher  durchaus  dunkel  geblieben  war.  Alle  Ausländer, 
weiche  der  Krönung  der   Marina  und  der  bei  derselben  aus- 
geworfenen Uenk-3Iünzen  crwälinen,  w  eichen  in  der  Angabe  der 
Grösse  und  Resciireibung  derselben  von  einander  ab.    Petrejui 
allein  bestimmt  sie  genau;  es  waren  grössere  und  kleinere  Gold- 
stiicke,  von  denen  man  jedoch  bis  jetzt  nur  die  klcineni  kannte, 
nämlich  die  von  Demetrius  geschlagenen  Kopeken  =*"^  ii\dche 
für  diese   Gelegenheit   in  Gold  ausgeprägt  waren.     Die  grössere 
hier  angeführte  (i0ld-3Iünze  aber  war  bis  jetzt  unbekannt.     Von 
diesen   grössern  Krönungs- Münzen  des  Demetrius,  die  dochi  a 
luii'h    Pefrcjus^    in    bedeutender    Menge    ausgeworren ^    wahr- 
scheinlich  aber   meistens  in  den  Händen   der  Polen  blieben  und 
später  eingeschmolzen   wurden^    ist   bis   jetzt  nur    ein    eimdges 
Kxemplar  bekannt,  das  sich  in  der  Sammlung  der  Kaiserl.  Uni- 
versität zu   Moskau   befindet^  und  zum  ersteumalc  bekannt  ge- 
nuu-hl  uud   abgcbiUlet   worden  ist   in  dem,    durch  den   Ffirslen 


2JS.     S.   Aprri^'tt  Rur  Ivn   monnairs   Hasses  cU\,   par   ie  Bnrom   S.  äf 
f'htimhir.     S|.  Pelersli.   Jh.i^.  Vol.  U,  p.   VS 


—     249     — 

Michael  Oboicuskij  iu  Moskau  1839  verauslaltelen  VVieder- 
Abdrnck  der  Liegende  lio  la  v  e  rt  de  lu  nioH  de  D6ine* 
ipiiis  I  liiiposteur  220.  Uebrigeiis  fehlt  diese  ganze  Stelle  über 
die  ausgevvüifencn  Münzen,  wie  so  immche  andere,  im  Schwe- 
dischen Originale  des  Petrejas. 

Von  S.  370  —  375  werden  zelin  Gründe  als  Beweise  an- 
peffthrt,  dass  Demetrius  ein  Betruger  gewesen,  welche  alle 
w Örtlich  ans  Conrad  Bussow  entlehnt  sind. 

S.  492  —  518  ist  das,  durch  die  Vermittelung  Eng- 
lands, zwischen  Hnssland  und  Schweden  am  27  Februar  16il 
zn  Stolhowa,  einem  Üorfe  zwischen  Tichwin  und  Alt-Ladoga,  in 
33  Artikeln  abgeschlossene  Friedens-Bündniss  wörtlich  abgedruckL 

S.  519  —  524  ist  die  Beschreibung  der  grossen  zur  Ratifi- 
cirnng  des  Friedens  nach  .Moskau  abgefertigten  Schwedischen 
Cesandlschal't  und  ihrer  Aufnahme,  so  wie  der  Feierlichkeit  bei 
der  erfoiglen  Kreuz -Knssung,  oder  Bestätigung,  aufgenommen; 
so  wie  ebenfalls  S.  524  —  530  der  Empfang  der  in  gleicher 
Ab>i('hl  nach  Stockholm  abgefertigten  Russischen  Gesandten  aus- 
führlich beschrieben  wird. 

Der  dritte  Theil.  WarhaflTtigo  vnd  Eigentliche  Be- 
schreilniiiü:,  wie  vnd  mit  welchen  Cereinoiüen  die  Hlnss- 
k  kow  iter  jiire  (iross-FUrsten  vnd  Regenten  kröhnen  vnd 
faiildigni:  Vnd  wie  die  fiross  Fürsten  frembder  Poten- 
taten vnd  liiinigen  Abgesandte,  vnd  Anibasaudonren, 
rniplanir<Mi,  vnd   in   ileni   Lande  Iractiren*  S.  532  —  572. 

\m  S.  532  —  5Ti2  wird  die  Krönung  der  Russischen  Gross- 
fiir>len  (liinuiii^er  Zeil  umständlich  beschrieben,  wobei  folgender 
besonderer   linslnnd    nni»efiihrt   ist.     Nach  vollzogener  Feierlich- 


l'nidrc  p     \ni. 


—     250     -    ' 

keil  wurde  dem  Grossrürsten  eine  Schüssel  Fisdie  aus  dem  Pe- 
reslawlschen  See  überreicht^  zum  Andenken^  dass  die  Stadt  Pe- 
reslawl  niemals  andern  Fürsten  gehorcht  habe^  sondern  stets  deo 
rechtmässigen  Beherrschern  von  Rus$Iand  treu  geblieben  sei. 

Bei  der  Erwähnung  der  Art^  wie  die  ausländischen  GesaDd- 
ten  auf  ihrer  Reise  nach  31oskau  weiter  befördert  werden^  qmcht 
PetrejHS  von  der  damah'gen  Post- Einrichtung.  Die  Reise  md 
Verpflegung  der  Fremden  geschah  bekanntlich  auf  Kosten  der 
Regierung.  „So  viel  Wagen,  Pferde  vnd  Schlitten^  heissl  es 
S.  545;  sie  das  erste  mal  nemen^  so  viel  wird  jhnen  allemd 
^^gegeben^  durch  die  ganlze  Reise ,  so  wol  inn  als  aus  dem 
^^Landc,  vnd  keines  mehr  oder  weniger'^  Die  Bauern  müssen 
die  nöthigen  Pferde  liefern,  und  Jeder  bekömmt  iur  ein  Pferd 
auf  die  Meile  einen  Dreier.  Wenn  etwas  gestohlen,  verloren 
oder  zerbrochen  wird,  so  muss  es  der  Bauer,  dem  das  Pferd 
gehört;  wieder  herschaffen  oder  bezahlen.  Jeder,  der  mit  der 
Post  reiset;  kann  so  schnell  fortkommen,  dass  er  nie  auf  ein 
Pferd  zu  Avarten  braucht,  sondern  so  bald  er  von  dem  einen 
absteigt;  findet  er  sogleich  ein  anderes.  „Vnd  wird  diese  anord- 
;;nung;  fährt  er  S.  547  fort;  allein  gebraucht  vnd  gehalten  i&r 
„des  Grossfürsten  Posten  vnd  Currirer,  wenn  sie  aussgeschicket 
„werden,  vnd  bekommen  sie  einen  Passport  aus  des  Grossfürsten 
;;Cantzeley;  welcher;  do  die  abwechselung  geschieht,  abgelesen 
;;Wird.  Derowegen  kan  der  Grossfürst  in  vierzehen  tagen  alles, 
;;Was  in  seinem  gantzen  Lande  vnd  Gräntzen  geschieht  vnd  sich 
;;Zuträgl;  erfahren.  Welche  aber  wegen  jhrer  eigen  GeschdRe 
„im  Lande  ab  vnd  zu  reisen ;  es  seyen  Edel  oder  Kaalfleittey 
;;Ba>Yren  oder  llandvvercker;  die  müssen  entweder  jhre  eigene 
;;rferde  Iiaben,  oder  müssen  von  den  Bawren  vnd  Fohrlenlen 
„mieleii;  wie  sie  am  besten  können". 


—     251     — 

Bei  der  Audienz  der  Gesandten  heisst  es  S.  553 :  ;;Vnd 
^^sitzel  der  Grossfärst  selbst  auff  einem  Stoel^  welcher  Vierediet 
,^vnd  ziemlich  hoch  gemacht  ist  mit  einem  spitzigen  Thflnnichen^ 
,^vnd  gantz  vnd  gar  mit  goldo  vberzogen.  Aoff  der  sjMlIzen 
^^deszselbigen  Stuels^  stehet  ein  Adler  mit  anssgebreiteten  flügeln^ 
^yvon  golde  gemacht.  Vnter  des  Grossiürsten  Sitz  ist  auff  dem 
,}Stuel;  wie  auch  vnter  seinen  Fassen^  ein  gülden  Stacke  geleget. 
,,Bcy  dem  Stuel«  zu  des  Grossfarsten  Rechten  Hand  stehet  auch 
^^ein  viereckigt  kleines  Thürmichen^  mit  golde  gantz  vnd  gar 
^^v herzogen^  vnd  vngefehr  zwo  Ellen  hoch;  darauff  stehet  des 
;,Reichs  ApfTel^  mit  allerlcy  Edelsteinen  gezieret ^  vnd  oben  aoff 
;;ein  klein  Creutze :  so  stehet  auch  nicht  weit  danion  auff  ein 
;;gäldenen  Stück  ein  güldenes  Handbecken  vnd  GiesskannO;  nit 
^^eiiieni  \>cissen  Handluche  von  golde  vnd  seiden  aussgenfthet^ 
y^auir  dem  Hänichen  der  Giesskanne  liegend.  Denn  so  bald  er 
;,einem  Frembden^  so  nicht  seiner  Religion  ist,  die  Hand  gege* 
;,ben  hat;  düncket  jhn^  seine  Hand  sey  vnrein  worden.  Dero- 
„wcffcMi  Aveim  der  Frenibde  weg  ist,  waschet  er  die  Hand^  so 
;,wird  sie  wider  rein.  Vber  des  Grossfürsten  kopffe^  hanget 
;^hris(i  vnnd  der  Jungfrawen  Mariae  Bildniss^  von  lauterm  golde 
;;S:einacht,  darür  Er^  vnd  alle  Herren  >Tid  Diener ;  wenn  sie  in 
;,deri  Saal  koiiinien^  sich  neigen  vnd  bücken.  Wenn  der  Gross« 
,,rürst  etwas  redet^  vnd  wil  seine  Rede  mit  einem  Eyde  bekrfiff- 
^^tijürer^  siehet  er  daraufT^  vnd  segnet  sich.  —  Der  Grossfilrste 
;,sell)s(  hat  gemeiniglich  aufT  dem  Haupte  eine  kleine  Zobelen 
;,Mütze,  daraufr  eine  Krun  von  golde^  mit  vielen  köstlichen 
^^Edeliro^leiiiei)  gezieret,  vnd  oben  auff  Creutzweise  zugeschren- 
;,cket.  Sein  Rock  ist  von  güldenen  Stücken  mit  rothen  Sammat 
,.i;riin(liret ,  durch  vnd  durch  mit  grossen  Perlen^  wie  das  Laub 
,.aull  d(Mi  Bawinen  gearbeitet ,  vnd  rings  vnibher,  wie  auch  vor 
,die   liande,    mit  stattlichen  schönen  Perlen  vnd  Edelgesteinen 


~     252     — 

;,eiiKT  viertel  Elen  breit  ^  ganlz  dicke  ^sticket.  \l)er  dem  Rock 
;,aiii  Halse  aull*  den  Schnldern,  hat  er  einen  schönen  Halsskra- 
;,gen^  in  geslall  eines  Harnisch  Halsskrageus  ^  doch  ein  gut  Ihefl 
;, grösser^  derselbe  ist  mit  sehr  grossen  köstlichen  Perlen  vnd 
„Edelg esteinen  ge/ierel.  Vor  derBrusl  hat  er  ein  schön  gülden 
„Creulz  hangen^  einer  guten  Spannen  lang;  >iid  zweyer  Finger 
;, breit  dicke.  Seine  Finger  seyn  mit  vielen  vnd  grossen  Ringen 
^bestecket;  vnd  seine  StieiTeln  mit  Perlen  gesljcket,  vnd  ganu 
„herrlich  geiuaehl  vnd  angelhan.  In  der  Lincken  Hand  bat  er 
„einen  vberaus  herrlichen  Stab  von  Einhorn  gemacht,  mit  Golde 
„vnd  Edelgesteinen^  vnd  grossen  Demanten  zierlidi  genuM^ 
„vnd  eingerasset;  dass  einer  dadurch  sehen  kan,  Avelcher  jhm 
„in  der  Krönung  ist  vbcrantworlet  worden". 

Die  Gesandten  durilen  nicht  mit  ihren  Waffen  vor  den 
Grossrarsten  erscheinen^  wovon  nur  für  den  Grafen  Jacobus  de 
la  Gardic  eine  Ausnalune  gemacht  wurde ;  dem  man,  in  An- 
erkennung seiner  wichtigen  Dienste ^  so  \\\e  seinem  ganzen 
Gefolge ;  gestattete  gewalfnct  bei  der  Audienz  zu  erscheinen. 

Der  vierdle  Thcil.  WarhaffJtige  vnd  EigentHrhe 
bcschreihung  der  Rciisscn  Manier  vnd  Art,  wcun  sie 
zu  Felde  ziehen,  Mustern,  Marsieren,  vnd  jlire 
Sehlaehtordnung  machen,  Wie  nie  dem  Feinde  be- 
gegnen, was  für  Waffen  vnd  Wehren  sie  gebranchen, 
rnd  wie  sie  sich  gegen  dem  Feinde  dcfeudiren,  md 
zu  Felde  behelffen.     S.  573  —  591. 

Von  den  Sehutz  -  und  Trutz  -  WafTen  der  damaligen  Zett 
hei>sl  es  S.  583^3":  ;,I)ic  Ueussen,  Insonderheit  die  vornehm- 
„sleu^    aebrauchen   gerne  Sturmhauben   vnd  Pantzer-Ilembden: 


'230.     Durch  eiiuMi  Drucktukler  ist  die  Seile  bozeichiMl  573. 


—     253     — 

^Etliche  lassen  jhre  Kleider  mit  Baumwolle^  oder  Pappior;  so 
^starck  vad  dicke  füttern^  doss  ein  PfeU;  so  abgeschossen  wird, 
^jhnen  nicht  leichtlich  schaden  kan.  Die  andern  vnd  gemeinen 
^seyn  meist enlheils  vnbewehret,  vnd  seyn  jhre  WaiTen  Frieder 
^den  Feind  ^  Bogen  vnd  ein  Köcher  voll  Pfeile ;  der  hinden  anfT 
^dem  Kücken  lianget.  1\Iit  diesen  Bogen  schiessen  Sie  gewiss 
^vnd  scharff,  denn  Sie  von  Jugend  aulT  darinnen  geflbet  werden. 
„Sie  haben  knimme  Schwerdler,  welche  Sie  Sebel  nennen.  Ei- 
dliche haben  Pistolen  vnd  andere  lange  Röhre  mit  Lrniten  md 
^Schnaphahuen,  sampt  Copien  vnd  Lanteen.  Welches  Sie  mir 
pltir  etlichen  Jahren  gelemet  haben,  md  sejn  damit  so  behend 
^vrid  gciibcl,  dass  Sie  keinem  Frenibden  etwas  nachgeben.  AnlT 
„der  einen  Seilen  des  Sattels,  haben  die  von  Adel  .eine  kleine 
^Kesseldnimnu)!;  >nd  ein  Beil  daitey  hangen.  Etliche  filhren 
,, zwischen  den  Beinen  vnd  Sattel  ein  langen  Sleckade,  Jhre 
^  Sebel  vnd  Bogen  gebrauchen  Sie  zu  gleich  onB  eine  Manier. 
„Denn  in  der  linnd  do  Sie  den  Zaum  an  Fingern  haben,  halten 
-Sie  d('n  Bojrcn,  in  dem  Munde  einen  Pfeil,  in  der  rechten 
.Hand  dt II  Sebel,  vnd  die  hangende  Peitsche.  Wenn  Sie  nun 
-sthiesscn  wollen,  so  lassen  sie  den  Sebel,  so  mit  einer  Schnur 
,an  Arm  gebunden,  nieder  fallen,  vnd  hangen^  u.  8.  w.  — 
S.  r)!)0.  „Wenn  Sie  mit  dem  Feinde  ein  Treffen  thun,  schlagen 
.Sie  aull  jhren  Truiiimeln,  slossen  in  die  Drempeten ,  vnd  blasen 
^auif  den  Sehallnie^en,  vnd  andern  langen  Instriunenten,  so  von 
J'ireken-Hjiulen  jremachl  seyn,  welches  eine  seli;i:ame  Melodey 
.giebel,  ^dass  einem,  so  es  zuvor  nicht  gebort,  grawet  vnd 
„faselet,  vnd  dass  jhnen  die  Ohren  wehe  thun*. 

Der  ninfflc  Theil.  Warbafflige  rnd  Eigentliche 
Bcschreibiinfi:^  d.irinnen  denllieh  gemeldet  wird,  der 
Keiisseii  dleslalt,  Qiialitet,  Kleider  vnd  Habil^  Sitten, 
(■ebrliiiche.  Policey,  wie  Sie  keyrahten,  md  wie  Sie 


—     254     — 

sich  duriiin  verhalten,    viid  den  Ehebrach,    DiebsfaU, 
vnd  andere  Laster  rnd  Missethaten  straffen.  S.  592-637. 

Von  der  Kleidung  der  Männer  heissl  es  S.  593:  ,Die 
„Beussen  scyn  gemeiniglich  grosse^  starke^  dicke ^  wolge^rach- 
;,sene  Kurie,  welches  nieistentheils  dauon  geursachet  wird^  dass 
„sie  sich  nicht  hart  vnib  den  Leib  mit  gürtein  oder  Schnuren 
„zn  binden^  sondern  gebrauchen  weite ^  räume,  lange  Kleider 
„vnd  Rücke ^  mit  schmalen  Ermein,  so  biss  auff  die  Fflsse  han- 
;,gen,  vnd  seyn  alle  jlire  Kleider,  so  tioI  die  Belize,  als  die 
„Vntcr  vnd  Ober  Röcke,  auff  ein  manier  gemacht,  iftdche 
„sie  nicht  mit  Hacken  oder  Knöpffen,  sondern  mit  Schleiffen, 
„Litzen  von  dem  Halse,  biss  in  der  mitten  zu  häfflen,  der  ander 
„Iheil  bleibet  offen,  so  sich  auff  die  Beine  strecket.  Ihre  Hemb- 
„den  seyn  gesticket  vnd  aussgenähet,  mit  seide  von  allerley 
„färben,  etliche  mit  gold  vnd  perlen  auHs  köstlichste  anssgear- 
„beitet,  darnach  sie  reich  vnd  Vermögens  seyn,  vnd  gebraucfaen 
„sie  alle  an  den  Ilembden  kleine  Kragen,  zweene  finger  breit, 
„von  allass  oder  sammet,  mit  gold  vnd  perlen,  oder  mit  seide 
„vnd  Silber  gewircket,  nachdem  ein  jeder  darzu  lust^  hat.  Die 
„Reichen  vnd  Vornehmbslen  gebrauchen  am  ende  der  Kragen, 
„die  schönsten,  grösten,  rundesten  perlen,  so  sie  nur  bekonunen 
„können.  Etliche  gebrauchen  Edelgesteine,  etliche  gfildene  vnd 
„silberne  Knöpffe,  etliche  Kuöpffe,  so  von  seiden  vnd  zwin 
„gemacht  seyn,  nachdem  eim  jeden  Stand  gebühret^  vnd  sie 
„Vermögens  seyn". 

Von  der  Kleidung  der  Frauen  sagt  Petrejus  eb&daselbst: 
„Die  Weiber  gebrauchen  auch  lange  Aveile  Röcke  vnd  Tahlan, 
„so  wol  oben  als  vnten  mit  langen  Ermein,  welche  die  von 
„Adel  vnd  die  Reichsten  lassen  machen,  von  gülden  stücken, 
„vnd  bearbeiten  dieselben  mit  perlen,  gold  Mid  seide.  Auff  den 
„Häuptern  haben  sie  Mützen  von  gülden  stücken,  sammet,  nt- 


—     255     — 

asS;  damassk.  allerley  färben  ^  mit  gäldenen.borten^  Ferien  vnd 
ulelgesteinen  versetzt;  zweene  finger  breit^  und  vmbher  Grenti- 
veise.  Die  Jungfrawen  und  Mägde ^  so  Mannbar  seyn^  haben 
luff  den  kupflen  grosse  ^  hohe  Fächsene  Mützen^  vnd  flechten 
lie  Haar  in  einen  Lock;  vnd  lassens  hangen:  die  aber  nicht 
Aannbar  vnd  erwachsen  seyn,  schneiden  die  Haar  weg; 
vie  die  Jungen ;  doch  lassens  bey  den  Ohren  etwas  lang 
vachseU;  sie  gebrauchen  alle  in  die  Ohren  grosse  Ringe ;  so 
vol  die  Armen  als  die  Reichen;  von  EdelgesteineU;  FerieO; 
:old;  Silber;  Sciüangenköpfle ;  vnd  andere  Sachen;  welches  sie 
Qr  eine  grosse  zierung  achten.  Die  Widtwen  aussgenommen; 
o  die  Männer  abgestorben  seyU;  damit  man  sie  von  den  an- 
lern  vnterscheiden  kan;  vnd  eine  discretion  machen.  Sie  ge- 
rauchen  auch  grosse  HalsskrageU;  wie  die  MAnner;  von  perleO; 
ampt  StiefTeln  von  allerley  coloreU;  gelbe;  rothO;  weisse;  grüne; 
nd  leibrarbeii^  vnd  seyn  >Dten  mit  eysem  plätlein  beschlagen; 
iben  anfT  den  fussen  seyn  sie  mit  gold  vnd  seiden  genfihet; 
ud  mit  perlen  gesticket  vnd  gezieret.  Sie  binden  die  Gürtel 
nter  den  Nabel,  umb  die  Länden;  «so  schlafT  als  sie  nur  kdn- 
eU;  nieyiiend;  dadurch  gesünder  zu  seyU;  dass  sie  dem  Leibe 
0  rauni  lassen^  damit  das  Essen  in  den  Menschen  desto  besser 
erdaweii  \nd  schnieKzen  kaU;  vnd  die  digesUon  nicht  hindere; 
Is  wie  sie  gedeneken^  wenn  einer  enge  Kleider  hat;  vnd  die- 
elbe  so  hart  mit  Nesteln  zubindet;  vnd  gürtet  dass  dem  Leibe 
rche  thul". 

S.  596.  ^Den  Frawen  wird  nicht  gestattet;  mit  den  Mau- 
ern zugleich  zu  essen,  entweder  sie  seyn  aUeiU;  oder  haben 
laste,  sondern  sie  werden  sonderlich  in  jhren  Zimmern  vnd 
tubeU;  mit  jhren  Frawenzimmer  gespeiset;  vnd  darf  keine 
lannssperson  hinein  geheU;  sondern  allein  die  KnabeO;  so  dahin 
ufTzu warten  beschieden  seyn". 


—     256     — 

S.  625  wird  einer  besondern  Art  von  gerichllichem  Zwei- 
kampf erwähnt.     „KämpfTen  etliche^  hcisst  eS;  vmb   Leib  vnd 
„Leben,  als  wegvn  Mord,  Verrähtcrey,  Diebstahl^  oder  anderer 
„Misse! baten,  so  soll  der  den  Kampff  gCAvinnet;  so  \iel  von  dea 
„andern  nehmen,  als  er  haben  wil^  vnd  dem  Richter^  Schreber 
„vnd  Schirrganlen  geben,  so  viel  zuvor  angezeiget  ist.   Hat  aber 
„der  jenige,  so  die  Sache  verlohrcn  hat,  vnd  vberiMinden  ist, 
„etAvas  mehr  als  er  ausgegeben  hat^  das  soll  verkauAl,  Timd 
„dem  Richter  gegeben,  vnd  darnach  am  Leben  gestraflct  werdea, 
„nach  der  mass  vnd  weise ^  als  gross  die  Sache  gewesen  isL 
„Mit  diesem  KampfT,  so  zwischen  zweycn  Personen,  oder  Par- 
„theyen  geschieht,  wird  es  anff  diese  Art  gemacht,   Nemlidi, 
„wenn  Sie  befinden,  dass  Sie  zu  schwach,  vnd  nit  slarck  gmg 
„seyn,    vnd   nicht   selbst  kämpfTen  wollen,   ist  jhnen  erliubel, 
„andere  an  jhre  Stete,  Ja  die  stärckcsten  Helden  zu  suchen,  ^nd 
„bedingen,   die  Sie  nur  finden  können.     WU  aber  einer,  ind 
„der  ander  nicht,  so  mag  der  nicht  wil,  gleichwol  einen  mdcra 
„bedingen,  welcher  jhm  gerället,  vnd  er  haben  wil,  vnd  solche 
„WafTen  nehmen,  die  jhm  belieben,  vnd  darzu  pflegen  gdiraochet 
„zu  werden,  als  Pantzer-Hembden,  vnd  ziehen  eines  vber  das 
„niulcr,  biss  es  gnug  ist,  vnd  sich  drinnen  können  bewegen,  ein 
«Knebelspiess ,   vnd   ein  Faust -Hammer,    oder  ein  ander  git» 
„Eysen,  so  an  beyden  £nden  eine  scharffc  Spitze  hat,  vnd  einer 
„Spannen  lang  an  beyden  Seiten  der  Hand,  aulT  dass  wenn  Sie 
..vnterhuifren,  vnd  mit  einander  ringen,  in  die  Armen  komown, 
„^iner  den  andern   desto  besser  stechen  kan,   vnd  durch  den 
„Pant/er  hawen,  vnd  kein  Gliedmass  schonen,  weder  KoplT  Mck 
„Auge,  vnd  düriTen  nicht  che  auiriiören,  biss  einer  todtist.  Vnd 
„welcher  denn  in  solcher  massen  wird  todt  geschlagen,  der  ave 
„schuldig  seyn.     Bleiben  Sie  aber  bcyde  aulT  dem  Platte  lodt 
„liegen,  so  werden  andere  von  jhren  Verwandten  vertrdnel,  fo 


—     257     — 

^gleiclifiills  aiilTs  ncwe  streiten  \Tid  kämpflen  sollen.  Wer  als- 
„denn  den  andern  erwürget,  der  hat  die  Sache  gewunnen,  vnd 
^der  ander  verlohren.  Vnnd  kein  Mensch  hat  macht  von  seinem 
^Tode  zu  reden,  sondern  bezahlen  alles,  was  der  ander  jhm  hat 
„zu  gemessen,  vnd  sich  drumb  gezanckel  haben''. 

Der  sechste  Tfaeil.  Warhafflige  ynd  Eigentliche 
Beschrcihung  der  Musskowiter  Religion,  Ccremonien, 
vnd  Geistlichen  Gesetzen,  dabey  gedacht  wird,  woher 
Sie  jhren  Gottes-Dienst  bekommen,  vnd  wer  denselben 
rrstlich  eingeflihret,  gepflantzet,  vnd  gestiJRIet  hat.  S. 
638  — «95. 

Nachdem  Petrejus  unter  andern  von  dem  Neujahrs -Tage 
der  Russen  und  ihrer  damaligen  Art,  nicht  nach  Christi  Geburt, 
sondern  nach  Erschaffung  der  Welt  zu  zählen,  nach  welcher  das 
Jahr  IG 20  das  7i79ste  gewesen  wäre,  gesprochen  hat,  erwähnt 
er  auch  der  Art,  die  Stunden  des  Tages  zu  zählen.  ^^Es  ist  auch 
„zuerachten,  heisst  es  S.  672,  dass  die  Reussen  zehlen  die 
„Stunde,  vnd  stellen  den  Zeyger  nicht  nach  vnser  manier  vnd 
„gebrauch,  ^^ie  wir  thun,  sondern  anfangen  dess  Morgens  wenn 
„die  hebe  Sonne  anbricht,  vnd  zählen  biss  die  Sonne  wider 
„vntergohel.  Dann  wenn  die  Sonne  dess  Morgens  einer  stunden 
„lang  ist  iinge^angen  gcwesl,  so  schlegt  die  Glocke  eins.  Damach, 
„wann  dir  Sonne  ist  zwo  Stunden  vber  der  Erden  gewest,  schlä- 
„get  die  (ilocke  zwey,  vnd  so  fort  an  biss  zum  niedergange  der 
„Sonnen,  vnd  die  Nacht  herbey  nahet.  Von  diesem  niedergange 
„der  Soniu'u,  zählen  sie  die  Stunden  abermahl  an,  biss  an  den 
^.aufl'i^ang  der  Sonnen  vnd  der  Tag  anbricht". 

S.  081  wird  unter  andern  kirchlichen  Gebräuchen  auch  die 
Ceremonie  des  Einzuges  Christi  in  Jerusalem  am  Palm-Sonntage 
ausführlich  und  genau  übereinstinmiend  mit  altern  Berichten  der 
Ausländer  beschrieben. 

11.  17 


—     258    — 

Bei  der  Er\vähming  der  Oster-Eier  y^M  auch  des  folgendea 
schönen  Gebrauches  gedacht.  „Der  Grossfttrst;  heisst  es  S.  684, 
„stehet  selbst  vmb  zwöltt  Vhr  auff  in  der  Nacht ,  vnd  geliet  n 
..allen  Kerckern  vnd  Thärmen^  da  die  Gefangenen,  iNrelcber  aD- 
„zeit  eine  grosse  anzahl  seyn,  sitzen,  vnd  lest  mit  sich  bringn 
^etliche  hundert  Eyer,  vnd  giebet  einem  jeden  GefangneB  en 
„Ey,  vnd  ein  Schaff-Beltz,  vnd  spricht,  ohn  bertzen  vnd  kflsm, 
„Sie  sollen  sich  erfrewen,  vnd  i^^arhafllig  glenben,  dass  Christas 
„vor  der  gantzen  Welt  Sünde  ist  Gecreutziget,  Gestorben  md 
„AufTerstanden,  vnd  gehet  damit  weg  nach  der  Kirchen,  vnd 
„befiehlet  die  Thürme  wider  zu  schliessen  vnd  verwahren^. 

Am  Schlüsse  des  Werks  folgen  noch  zwei  Beilagen  miter 
folgenden  Ueberschriilen : 

Diese  Kecesse  ynnd  Statuten,  halten  die  Rensaen 
auch  in  jhrem  Gottesdienste ,  welche  ein  Patriareh  n 
der  Rlnsskow  jhnen  gestellet  vnd  fftrgeaeh rieben  hat. 
S.  685—688. 

Etliche  Fragstücken,  welche  ein  vomehflier  MSach, 
mit  dem  Metropoliten  zu  grossen  Newgarden  soll  ge- 
halten haben.  S.  689  —  695. 

• 

Anihoiiis     Goeteeris. 
1615.  1616. 

Im  Jahre  1615  fertigten  die  Hochmögenden  Staaten  ym 
Holland  eine  ansehnliche  Gesandtschaft  nach  Rosslaod  und  Sdiwe- 
den  ab;  um  auf  Veranlassung  des  letztem  Reiches  die 
eines  Friedens  zwischen  beiden  zu  befördern  und  denselben 
möglich  zu  Stande  zu  bringen.  Diese  Sendong 


—     259     — 

RiUer  Reynhout  van  Brederode,  Präsidenten  -  des  hohen 
Raihs'  von  Holland^  der  in  dem  Reise-Berichte  auch  hSofig^  nach 
seiner  Haupt-Besitzung^  Herr  van  Veenhoysen  genannt  wird^ 
den  Dr.  Dircli  Bas^  Burgemeister  von  Amsterdam^  und  drai 
Ritter  Aelbrecht  Joaohimi,  Landes -Deputirten  von  Seeland, 
denen  noch  AntAanis  Goeteeris^^^j  erster  Thttrsteher  des 
hohen  Rathes  von  HoUand^  als  Reise -Schatzmeister  beigegdmi 
war.  Diesem  letzlern  verdanken  wir  eine  in  Hollfindischer  Sprache 
abgefasste^  sehr  interessante  Beschreibung  dieser  Reise,  welche, 
weniger  wegen  der  darin  enthaltenen  historischen  und  statisti- 
schen Angaben  9  als  wegen  der  Schilderung  des  damaligen  Zu- 
Standes  des  Landes  ^  zu  den  merkwardigen  Sltem  Werken  Aber 
Russland  zu  rechnen  ist.  Diese  Gesandtschaft  kam  nidht  bis 
nach  Moskau^  konnte  uns  also  auch  gar  keine  Nachrichten  Aber 
diese  Stadt  und  aber  den  Hof  geben.  Der  Bericht  Ober  dieselbe 
schränkt  sich  vielmehr  auf  die  Beschreibung  der  Gegend  ui^ 
Nowgorod  und  Staraja-Rnssa  ein,  wo  die  Friedens-Unterhand«» 
lungen  gepflogen  wurden^  malt  uns  aber  dafür  mit  Niederländi- 
scher Genauigkeit  die  Schwierigkeiten  und  Entbehrungen,  die 
damals  mit  einer  solchen  Reise  veAunden  waren,  und  hat  da- 
durch ^  als  Schilderung  der  Folgen  des  damaligen  Krieges,  da 
Interesse  gauz  eigner  Art. 

Der  ausführliche  Titel  dieser  seltenen  Schrift  ist  folgender: 
Jovrnaol  Der  Legatie  ghedaen  inde  Jaren  1615 
ende  1616  hy  de  Edele^  Gestrenge,  Hooehgheleerde 
Heeren;  Heer  Reynhout  van  Brederode,  Ridderi  Heere 
van  Veenbuysen,  Spanbroeek,  Oostbnysen,  Etershem; 
Hobrede,  ete.  naedorbnndt  Vry-Heiire  tot  Wetanberg- 


231.  Bei  dem  sonst  so  geDioen  Btekmmmm^  LiUtr.  4,  Ml  Rfimhewehr, 
Tk.  II,  S.  378  wird  er  Goe€9rm  geBtant.  b  8imek'$  F§rm.  m»  Mwm  mmd  tmmerm 
iumd-  mnd  Rei$ebe§ckrHhmgem.  Tb-  l,  S.  127  bdllt  tr  S9$§C9ri§. 


-     260    — 

lii'n,  Prcsulont  indcn  Ilooghen  Rade  van  Hollanilt, 
ZoolniuK  ende  Vrieslandt;  Dirck  Bas,  der  Rechtra 
Doctor  ende  Burghcmocstcr  der  Stede  ran  Amsterdaa, 
ende  nnderliandt  Ridder;  ende  Aelbreeht  Joaehiai, 
Ridder,  Heere  (ot  Oostcnde,  in  Oedekens  Kereke, 
Gliedeputeerdc's  Landts  van  Zeelandt»  ter  Vergade- 
ringlie  vande  Hooeh-gbenielte  Heeren  Stalcn  Crenerael 
derVereenichde  Nederlanden:  Te  samen  by  de  Hooeb- 
gbemelte  Heeren  Staten  Generael  Toomoemty  ai^e- 
sonden  aende  Grootmachticbste  Coninghen  yan  Swedea 
ende  Denemercken;  mitsgaders  aenden  Groot-TorstTaa 
Afoseovien»  Keyser  van  Ruscblandt.  Ende,  namentKck 
op  den  Vreden-handel  (uscben  den  Hoocb-ghemeUeo  Ga- 
ninek  van  Sweden  ter  eenre,  ende  den  Groot-Vant 
van  Moseovien  ter  anderer  sijde.  Inhoudende  cart 
ende  waeracbticb  verbael,  vande  seer  selfsame  ende 
wonderbaerlicke  gbesteltnisse  des  landts  yan  Rasch- 
landt,  ende  de  seer  nioeyelicke  ende  beswaerlieke  RajM 
aldaer  gevallen.  Vereiert  met  vele  verscbpjdene  Capers 
Figneren,  aldaer  naer  Hieven  Ar-gheeanterfeyl.  Daar 
Anthonis  Goeteeris,  eerste  Deunvaerder  ordinairia 
den  Hoogben  Rade  in  Hollandt  voomoemt;  de^  Toor 
Heeren  Ghesanten  Penningb-nieesfer,  ende  Diapeneier 
iiide  selve  Reyse.  In  s'Graven-Hage.  By  Aert  Meari& 
Int  Jaer  ons  Heeren  1619.  In  Qner-Qnarto.  157 
Die  19  sehr  mittelmässigen  KupfersUche,  welche 
(heils  in  den  Text  gedruckt  sind;  stellen  theils  Ansichten,  Ihdb 
Volks-Gebräiiche  dar  «•». 


232.    Die  Abbildungen  S.  21  von  Narira,  S.  25  tob  den  Dorfe  Sobtwa, 
und  S.  80  von  der  Zusammenkuna  der  Russischen  nod  SchiMIfCkas 
saricn .  fohlen  in  dem  vor  mir  lieipenden  Rxenplare. 


-     261     — 

Die  Gesandten  reis'ten  am  27  August  1615  mit  einem  Ge- 
folge von  42  Personen  zu  Schiffe  von  Amsterdam  ab^  und  lan- 
deten nach  einer  sehr  stOrmisdien  und  gefidmroUen  See-Reise 
am  14  September  zu  RevaL  Nach  einem  Aufenthalte  von  vier 
Tagen  setzten  sie  die  Reise  von  hier  zu  Lande  nach  Narwa 
fort;  wo  sie  am  22-sten  anliameU;  und  im  Namen  des  Königs 
von  Schweden ;  welcher  sich  damals  im  Lager  vor  Pleskow  be- 
fand^ von  dessen  Kanzler^  Axel  Oxenstierna,  bewillkommt 
und  mit  grosser  Auszeichnung  empfangen  wurden.  Die  Anstallen 
XU  ihrer  Weiterreise  zu  Lande  hielten  sie  hier  bis  zum  12  Octö- 
ber  auf;  und  bei  ihrer  Abreise  eriuelten  sie  von  Seiten  des 
Königs^  Jeder  einen  Reisewagen  mit  zwei  tüchtigen  Pferden  be- 
spannt. Der  Weg  ging  nun  bei  dem  schlechtesten  Wetter  und 
dem  furchtbarslen  Wege^  wobei  der  Verfasser  besonders  unaus- 
sprechlicher  Knappe! -Braclien^"  erwAhnt^  md  durch  wOste 
Gegenden ;  welche  durch  die  Raubzüge  der  Kosaken  sehr  unsi- 
cher waren ;  und  wo  die  Reisenden  aus  Mangel  an  Obdach  die 
Nachle  Tast  immer  im  WaldC;  oder  höchstens  bisweilen  in  halb- 
zerstörlcn  klustern  zuzubringen  genöthiget  waren.  £inmal  ge- 
rielhen  sie  so^ar  in  die  augenscheinlichste  Lebens  -  Gefahr^  als 
ihr  Weg  sie  über  eine  Fioss-Brücke  führte^  die  in  so  schlechtem 
Zustande  w  ar^  dass  der  Wagen  des  ersten  Gesandten  ins  Wasser 
stürzte^  und  dieser  nur  mit  grosser  Anstrengung  gerettet  werden 
konnte.  Endlich  kamen  die  Reisenden  unter  Mühseligkeiten  und 
Besdnverden  aller  Art  am  25  October  nach  Nowgorod^  das  sich 
damals  in  den  Hunden  der  Schweden  befand;  und  wo  sie  von 


2J3.  „Ken  scer  moeyelicke  ende  bynt  onuytopreeckeUckeKMppd-Bnifglie, 
„de  iki  bevonden  niet  argher  le  connen  weseo,  se\h  alirtert  dti  die  den  weeck 
.naer  de  Iklle  tue  leyde".  Diese  Turchlbare  KofippeU Brücke  hat  der  Verfasser 
auch  noch  abbilden  lassen,  wobei  er  aber  binzuietzi,  dass  das  Bild  Bur  eioea 
M:hi\achen  begiilT  von  ihrer  AbscbeolicbkeU  gebea  ktaat. 


-     263     — 

Bart^  trug  eine  >^eite  Kleidung^  deren  Farbe  und  Stoff  in  der 
Dunkelheit  nicht  zu  unterscheiden  war^  und  stützte  sich  Allers 
iregen  auf  einen  Stab.  In  seiner  Nähe  standen  und  beschfilUgtea 
sich  mehre  Mönche ;  von  denen  einige  auf  dem  Kopfe  eine  Be* 
deckung  in  Form  eines  Tellers  trugen.  Der  Metropolit;  der  ihnen 
in  dieser  Umgebung  i^ie  eine  Erscheinung  vorkam  ^  empfing  sie 
sehr  freundlich  und  bediente  sich  zur  Unterhaltung  eines  Russi- 
schen DolmelscherS;  während  die  Gesandten  dabei  ihren  milge* 
brachten  Mittelsmann^  Namens  Gerrith  van  der  Heyde^  ge- 
brauchten. \>  ährend  der  Unterredung  trat  der  Russische  Bojar^ 
Fürst  Odojewskij  herein,  auf  dessen  Veranlassung  bald  alle 
Schweden  sich  zurückzogen  und  sie  allein  liessen.  Endlich  beur* 
laubten  sich  die  Gesandten ,  sehr  zufrieden  mit  ihrer  Aufiiahme^ 
aber  noch  mehr  froh  darüber^  dass  sie  wieder  ans  helle  Tages- 
licht kamen  -^'\  Die  Gesandten  sahen  ferner  in  dem  Kloster  des 
heil.  Antonius  den,  etwa  3  Fuss  im  Durchmesser  hallenden  Stein^ 
auf  welchem  der  genaimte  Heilige  die  Reise  von  Rom  nach  Now- 
gorod zu  Wasser  gemacht  haben  soll^^ß. 

Am  12  November  verliessen  die  Gesandten  Nowgorod,  und 
setzten  ihre  Heise  bei  strenger  Kälte,  unter  einer  sehr  feierlichen 
Begleitun;,^  der  Kussischen  und  Schwedischen  Befehlshaber^  zu 
Schlilleii  nach  Slaraja-Kussa  fort.  Ehe  sie  diess  aber  erreichen 
konnten,  ^eriethen  beide  Gesandte  abermals  in  grosse  Lebens- 
(ielahr,    indem   ihre  Schlitten  auf  dem  lUnen-See  durch  das  Eis 


2s:i.  JieblitMi  den  Metropolijl  aldaer  inde  duysterheit  gelaten.  eend«  syn 
.wediToni  iiui  iirool  verlaiiijen  ende  blijlschap  naer'l  Üchl  gegaen*'. 

dU^.  K>  Ist  njerk\\ürdig,  dass  die  Gesandten  bei  ihrem  langen  Aufent- 
halte in  Now;;<iro  t  u>cht  auf  die  merliwürdigeu ,  sogenannten  Aorwv« sehen  Thfiren 
dvr  St.  Sophien    Kirche  aufmerksam  gemacht  vurden. 


—     26*     — 

brachen.  Ein  gleiches  Unglück  traf  die  Fahrzeuge^  woratif  sich 
ihr  Gcpäcke  und  Proviant  befand^  doch  iirurde  aOes  mit  vieier 
Anstrengung  gerettet^  und  die  Reisenden  schitzlen  sich  glücklich^ 
das  Ufer  zu  gewinnen,  wo  sie  die  Nacht  unter  Hanger  und  Frost 
im  Freien  und  in  steler  Gefahr,  von  Bären  und  Wölfen  ange- 
fallen zu  werden,  zubringen  musslen.  Den  Tag  darauf  kamcB 
sie  nach  Slaraja-Kussa,  welche  ehemals  sehr  blühende  Stadt  sie 
durch  Feuer  verwüstet  und  verödet  fanden.  Hier  und  rings  jb- 
her  herrschte  das  furchtbarste  Elend,  wovon  einige  sdianderhafie 
Beispiele  angeführt  werden.  Die  Salz  -  Werke,  weldbß  *m 
Friedens  -  Zeilen  dem  Grossfflrstlichen  Schatze  einen  Ertrag  von 
40,000  Rubeln  gegeben  hatten,  waren  durchaus  zerstört  Der 
dortige  Schwedische  Commendant,  Franz  Duck  er,  nahm  die 
Gesandten  so  gut  auf,  als  es  unter  den  damaligen  Umständen 
möglich  war,  und  liess,  bei  ihrer  Weiterreise,  da  sonst  darchans 
keine  Pferde  zu  bekommen  waren,  einige  Pferde  seiner  Reiter 
vor  ihre  Schlitten  spannen,  die  sie  gegen  Abend  nach  eiam 
ganz  zerstörten  und  menschenleeren  Dorfe  brachten.  So  reis'tei 
sie  drei  Tage  auf  der  Wolga  fort,  wo  sie  einigemal  durch  das 
Eis  brachen  und  dann,  um  sich  und  ihre  Sachen  zu  Irockneiy 
ein  hier  und  da  am  Ufer  verödet  stehendes  Haus  anzundei 
musslen.  Die  Nächte  brachten  sie  in  verwüsteten  Dörfern  zu,  vo 
sie  die  Stuben  erst  von  den  Leichnamen  ihrer  ermordeten  frühen 
Bewohner  reinigen,  und  dann  doeh,  des  unerträglichen  Gestaato 
wegen,  der  grinmiigen  Kälte  wigeachtet,  im  Freira  sdilafto 
musslen.  Endlich  kamen  sie,  SAIeilen  von  Star^^a-Russa,  nach 
einem  ebenfalls  verwüsteten  Dorfe,  Namens  Milagona,  wo  sie 
zu  ihrer  grossen  Freude  die  Schwedischen  Friedens-Commissarioi 
vorfanden,  nämlich  den  Ober-Feldlierrn,  Jacob  de  la  Gardie, 
den  iMarschuli  und  Reichs-Rath  Friedrich  Hoorn,  den  Stall- 
halter  von  Wyburg^  Arffwe  Thonuisson,  und  den  Secretair, 


—     265     — 

Mons  Martcnsonss''.  Die  Holländer  blieben  inMilagona^  wo 
sie  sich  nothdürilig  einzurichten  suchten  ^  und  die  Schweden  in 
Ronianowo^  einem  Dorfe  in  ihrer  Nähe.  Beide  waren  in  bestän- 
diger Unruhe  wegen  der  Bären  und  Wölfe,  die  im  Gefolge  des 
Krieges  diese  Gegend  überschwemmt  hatten,  besonders  aber 
wegen  der  herumstreifenden  Räuber -Horden,  unter  denen  ein 
gewisser  Lisowski,  der  an  der  Spitze  von  2000  Reitern  in 
einem  Umkreise  von  40  Meilen  Schrecken  verbreitete,  und  von 
dem  man  glaubte  ^  er  treibe  sein  Wesen  unter  dem  Schutze  der 
Polnischen  Regierung,  um  die  Friedens  -  Unterhändler  in  ihrem 
Geschärie  zu  stören.  Am  Tage  nach  ihrer  Ankunft  in  diese 
Gegend  traf  auch  der  Englische  Gesandte,  John  Merrick"«, 
als  Friedens -Bevollmächtigter,  ein,  und  nahm  seine  Wohnung 
auf  dem  nahe  gelegeneu  Gute  eines  Russischen  Edebnannes.  Die 
Russischen  Bevollmächtigten  waren  Knäs  Daniil  Iwanowilsch 
Meschtscherskij,  Nikolai  Nikititsch  Now^ssiUzow"»  und 
der  Üjak  Dobrin  Ssemenow,  nebst  zwei  Dobnetschern.  Sie 
hatten  /u  ihrer  Bedeckung  eine  Compagnie  Schützen  zu  Fusse 
und  300  iMann  Reiterei,  nebst  einem  Corps  von  200  Reitern, 
die  in  der  iNähc  im  Walde  versteckt  wurden,  woran  die  Schwe- 
den cinij^H's  Vergerniss  nahmen.  Die  Ausrüstung  der  Russischen 
ReikT  kam  den  Holländern  sehr  ungewöhnlich  vor.  „Sie  hatten, 
sagt  (MüeteeriSj  einen  Bogen,  der  in  einem  Ueberzuge  an 
;, einem  Bicmcn  hieng^  um  den  Hals  links  einen  Köcher  mit 
^Pfeilen,  und  neben  demselben  einen  breiten  Säbel;  rechts  unter 


2M.  Derselbe,  von  welchem  wir  einen  Bericht  über  die  RaUflcirung  des 
/u  Stoiho\>a  ab:;eschlossenen  Friedens  haben.     S.  den  folgenden  AofsiU. 

2  ib.  >N  ahrsclieiiilich  der  uämliche,  der  schon  1598  als  Englischer  Ge- 
fcdiidler  III  Kij>s|arMi  war.     S.  oben  Bd.  I,  S.  477. 

2S'}.  Im  Holländischen  Originale  i^ird  er  Mikaiai  NikUin$om  AQPojpcemote 
;;i'(ijnnt. 


—     266     — 

;,dem  Sattel  sah  man  eine  lange  Flinte^  und  links  einen  Pdlasch, 
„der  so  gross  war^  dass  man  ihn  nur  mit  beiden  H&nden  fShrai 
„konnte;  dann  noch  ein  Paar  Pistolen  am  Sattel  befestigt;  ud 
„gewöhnlich  eine  kurze ^  dicke  Peitsche  an  der  Hand  hingend*. 
Auch  flel  den  Fremden  die  reiche  Ausrüstung  der  Pferde  bd 
den  vornehmen  Russen ^  so  wie  ihre  Gewohnheit  auf^  an  den 
Sattel  eine  kleine  Paucke  zu  haben  ^  worauf  sie  auf  demMaisde 
fleissig  scldugen. 

Nach  den  ersten  Begrüssungen^  von  denen  uns  Goeleerk 
Tag  iiir  Tag  jeden  Besuch  und  jede   Höflichkeits  *  Bezeiginig 
genau  berichtet  ^  fmgen  die  BevoUmSchtigten  an^  sich  Aber  die 
ersten  Grundlagen  des  Friedens-Geschäftes  zu  besprechen^  wobei 
sich  sogleich  zwischen  den  Russen  und  Schweden  sehr  lebbiAe 
Schwierigkeiten;  über  die  ihren  Souverainen  zukommenden  TÜd 
erhoben.     Unterdessen  wurde  den  Hollandischen  Gesandten  eiie 
einigermassen  weniger  unbequeme  Wohnung^   drei  Meilen  voi 
ihrer  bisherigen^  in  dem  Dorfc  Gleboa^  angewiesen^  wohin  sick 
dieselben  am  17  December  aufmachten.    Von  hier  aus  begab« 
sie  sich  täglich  zweimal  bei  der  strengsten  Kälte  im  Schlitten  n 
dem  Englischen  Unterhändler  ^  wo  die  vorläufigen  BesprechuQgei 
gemeinschaftlich  gehalten  wurden.    Dazwischen  bewirlheten  sicfc 
die  Gesandten  unter  einander  ^   so  gut  es  die  Umstände  in  der 
menschenleeren  Wüste  erlaubten^  wobei  die  Küche  der  Russoi 
den  Holländern  nicht   sehr  behagt  zu  haben   scheint  **^    Die 
Conferenzen  rückten  sehr  langsam  vorwärts  ^  und  stiessen  anf  so 
viele  Schwierigkeiten^  dass  sogar  die  Zelte ^  die  schon  zur  ge- 
meinschaftlichen Vereinbarung  in  der  Nähe  der  Russischen  üw- 
missarien  aufgestellt  waren  ^  wieder  abgebrochen  wurden.    Ead- 
lich  näherte  man  sich  gegenseitig;   so  weit,   dass  die  2elie  •■ 


240.    üoeteeriB  sagt  p.  73:  es  war  für  sie  «eine  sellsiMfl  cokillit^. 


—     267     — 

i2  Januar  i^ieder  gestellt  werden  komiteO;  wcribd  wieder  Croti 
der  furchtbaren  Kilte  und  aller  andern  ongflnstigen  Umslfnde, 
eine  so  grosse  Eliquette  und  Vorsicht  beobaoittet  wurde,  daai 
sie  ^  als  ein  Beilrag  mm  diplomatischen  Ceremonel  jenw  Zettan, 
hier  wohl  eine  besondere  Erwähnung  verdienen.  Jede  Abtheflnng 
der  vier  Bevollmächtigten  hatte  fünf  durch  Vorhänge  geschlossene 
Zelte,  in  deren  Mitte  ein  grosser  Tisch  so  gestdlt  war,  dasi 
Jeder,  unmittelbar  beim  Heraustreten  aus  seiner  Abthalung,  vor 
der  lur  ihn  bestimmten  Seite  des  Tisches  stand,  welcher  der 
Länge  nach  durch  einen  kleinm  Vorhang  getheitt  war,  damit 
8io  sich  nicht  einander  sitzen  sehen  konnten  ^^K  Der  Fassboden 
war  mit  grossen  Bären -Fellen  bedeckt,  was  aber  bei  der  ans«- 
serordentlichen  Kälte  wenig  half.  Der  ganze  von  den  Zelten 
eingenommene  Platz  war  mit  Russischer  Reiierei  wigd>en.  Jeder 
Friedens-Commissair  hatte  seinen  Dolmetscher  neben  sich  stdien. 
Da  sie  sich  wegen  der  Vorhänge  nicht  seheo  konnten,  so  frag-- 
ien  die  Russen  den  Schwedischen  Feldherm  ob  er  Pistden  bei 
sich  trage ^  worauf  mit  Nein  geantwortet  wurde,  und  darauf: 
ob  er  mit  seinem  Seiten-Gewehr  erschienen  sei,  welches  er  be- 
jahete.  Darauf  wurde  der  Vorhang  weggezogen,  und  die  beiden 
feindlichen  Anführer^  die  sich  zwar  lange  bekriegt,  aber  nie 
zuvor  einander  gesehen  hatten ,  standen  nun  einander  gegenäber, 
und  reichten  sich  unter  sehr  verschiedenen  Empfindungen  die 
Hand  242.  vorauf  man  sogleich  die  Verhandlungen  anfing.  Doch 
schon  wenige  Augenblicke  nachher  entstanden  zwischen  betden, 
wegen  der  ihren  Monarchen  zukommenden  Titel  so  grosse 
Schwierigkeiten,   dass  der  Graf  de  la  Gardie  auftprang,   um 


2 VI.    „Dal  sy,  hcisst  es,  malcanderen  iDt  siden  nial  sien  conden*'. 
2V2.    ^Ooch  niet,  heisst  es  in  dem  Berichte,  soader  groote  veraenderinse 
;Ctide  tiuTcklickc  aKeratie  ten  weder  sydea*. 


—     268     — 

die  Versammlung  zu  verlassen^  und  alle  weitere  Unterhandlungci 
abzubrechen.  Indessen  gelang  es  endlich  den  fremden  Vennill- 
lern^  beide  Partheien  zu  verständigen.  Man  arbeitete  nun  noch 
zwei  Tage  9  jeden  Tag  sechs  Stunden  hinter  einander^  bis  die 
ganz  unerträgliche  Kälte  sie  endlich  zwange  die  Zelte  m  ver- 
lassen ^  und  sich  nun  in  der  Wohnung  des  Englischen  Botschaf- 
ters zu  versammeln.  Hier  kamen  sie  vom  15  Januar  an  tiglich 
zweimal  zusammen  und  setzten  ihre  Arbeiten  bis  Aofimg  Hin 
fort.      - 

Unterdessen  konnten  die  Wirkungen  der  grossen  Kfilte  vi 
aller  damit  verbundenen  Beschwerlichkeiten  nicht  ausbleiben  Die 
Gesandten  litten  an  Entzündungen  und  Colikeu^  und  ihre  Lerie 
an  den  Folgen  des  Mangels  und  der  ungewohnten  und  wg^ 
Sunden  Nahrung.  Ebenso  fehlte  ihnen  am  Ende  das  Heu^  das 
in  dem  verwüsteten  Lande  aus  Finnland  weit  musste  hefgdiol 
werden ;  wobei  viele  Leute  von  den  Wölfen  gefressen  wnnks, 
und  ein  grosser  Theil  ihrer  Pferde  starb  vor  Hunger.  Ihre 
Dienstboten  fmgen  aus  Mangel  und  Verzweiflung  an  zu  sldiki 
und  wegzulaufen^  so  dass  man  sich  genöthigt  sah^  zwei^  die 
wieder  cingefangen  wurden^  zum  abschreckenden  Beispiele  filr 
die  Andern^  mit  dem  Strange  hinzurichten.  Dabei  nahm  die 
Kälte  noch  immer  zU;  so  dass  es  oft  sogar  unmöglich  war,  die 
Lebensmittel  aufzulhauen  und  zu  gemessen^  und  es  gab  kam 
mehr  in  den  Zimmern  Mittel;  sich  vor  Erfrieren  der  Gliedmassci 
zu  schützen.  Endlich  fassten  die  Holländischen  Gesandten  dei 
EntsclilusS;  sieh  dieser  traurigen  Lage  zu  entreissen^  um  so 
mehr^  da  sie  die  Russen  im  Verdachte  hatten^  als  ob  es  dieiei 
an  gutem  Willen  fehlte  ^  das  Friedens -Geschäft  zu  fördern  und 
das  Ungemach  der  Vermittler  zu  erleichtern.  Sie  trafen  also 
Anstalten ;  ihr  Dorf  zu  verlassen  ^  und  hatten  schon  einen  Thea 
ihres  Gepäckes  nach  Nowgorod  abgeschickt;    als  sie  von  im 


—    269     — 

Russischen  Befehlshaber  dringend  auffordert  wnrdeni  nor  noch 
kurze  Zeit  zu  bleiben  und  die  Geschäfte  gemeinschaftlich  mit 
dem  Englischen  Unterhändler  zu  Ende  zu  bringen.  Darflber 
vergingen  wieder  zwei  Wochen,  während  welcher  ihre  La^  so 
bedenklich  wurde,  dass  sie  wieder  Vorbereitungen  zur  Abreise 
machten  y  an  welcher  die  Russen  sie  abermals  durch  Bitten  und 
Versprechungen  zu  verhindern  wussten.  Endlich  erreichten  die 
Verhandlungen  ein  Ende,  und  am  4  März  konnte  ein  Waffenstillstand 
auf  drei  Monate  zwischen  Russen  und  Schweden  abgesddossen 
und  unterzeichnet  werden.  Die  HoOänder  eilten  nodi  an  dem 
nämlichen  Tage  einen  Ort  zu  verfassen,  wo  sie  beinahe  zwei 
Monate  unter  beispiellosen  Leiden  und  Entbehrungen  hatten  zu- 
bringen müssen,  während  sie  bei  der  Abreise  aus  ihrem  Vat^- 
lande  sich  wohl  schweriich  die  Ungeheuern  Opfer  als  möglich 
denken  konnten,  mit  welchen  sie  die  schöne  Rolle  von  Friedens* 
Vermittlern  erkaufen  sollten. 

Bei  der  Schwedischen  Gesandtschaft,  welche  mit  den  Hol- 
ländern zu  gleicher  Zeil  abreis'te,  bedienten  sich  eim'ge  Soldaten 
der  Schnee-Schuhe,  welche  6  bis  7  Fuss  lang  und  eine  Hand 
breit  waren. 

Am  8  iMärz  kamen  die  Reisenden  nach  Nowgorod,  wo 
sie  sich  Treulen^  wieder  unter  Menschen  zu  kommen,  mit 
denen  sie  reden  jjnd  bei  denen  sie  einige  Pflege  erwarten  konn- 
ten. Sie  Tanden  hier  übrigens  noch  grosses  Elend,  und  sahen 
die  iMenschen  täglich  vor  Hunger  und  Kälte  auf  den  Strassen 
sterben.  Die  Leichen  wurden  ausserhalb  der  Stadt  in  eine  tiefe 
Gnibe  geworren^  und  man  erzählte  den  Fremden,  dass  während 
dieses  Winters  hier  gegen  18,000  Menschen  auf  diese  Art  um- 
gekommen und  weggeschafft  worden  wären.  Hier  hörten  sie 
duch  noch  viele  Züge  von  der  Grausamkeit  erzihlm,  mit  weldier 


—     270     — 

der  furchtbare  Iwan  Wassi^ewitsch,  dessen  Bfldoiss  (Conter- 
feylsel)  sie  in  einem  der  ihnen  im  Schlosse  angewiesenen  Zimmer 
sahen ;  die  Nowgoroder  im  Jalire  1569  bestraft^  und  unter  an- 
dern 1700  der  vornehmsten  Bürger;  und  mit  ihnen  Mönche  und 
arme  Leute  in  den  Woichow  hätte  werfen  lassen.  Am  1 7  Min 
verliessen  sie  Nowgorod  wohlversorgt  und  mit  einer  starkes 
militiurischen  Begleitung  ^  worunter  sich  auch  zehn  französische 
Reiter  befanden  ^  und  erreichten  am  22-sten  Narwa.  Hier  blie- 
ben sie  fünf  Tage^  und  kamen  dann^  noch  immer  in  SchliUeB 
und  mit  ihren  ausgehungerten  Pferden^  in  kleinen  Tagreisen,  Aber 
die  Ortschaften  Peers ;  Warry^  Tolsburg  und  Kolko  am  2  Aiirfl 
nachReval;  wo  sie  stattlich  bewirthet  wurden,  und,  imVergleieh 
mit  ihren  äberstandenen  Drangsalen,  im  gelobten  Lande  zu  sein 
glaubten.  Nach  einem  Aufenthalte  von  etwa  4  Wochen  ver- 
liessen die  Gesandten  Reval^  und  traten  in  Folge  einer  an  sie 
ergangenen  Einladung  des  Königs  von  Schweden,  die  Reise  zv 
See  nach  Stockholm  an,  wo  sie  am  29  Alai  ankamen.  Uier 
wurden  sie  von  dem  jungen  Könige  Gustav  Adolph  an&  eh- 
renvollste empfangen  und  für  ihre  Bemühung  umZustandebringung 
des  Friedens  ausgezeichnet  belohnt.  Der  Herr  van  Veenhuy- 
scn  erhielt  nämlich  das  grosse  Landgut,  Schloss  Wesenbeig, 
erb-  und  eigenlhümlich  zum  Geschenke,  und  eine  goldene  Me- 
daille mit  des  Königs  Bildniss  und  mit  grossen  Diamanten  beseUl, 
an  einer  reichen  Kette  um  den  Hals  zu  tragen.  JDer  Burgemeislcr 
Bas  und  Dr.  Joachimi  wurden  zu  Rittern  geschlagen,  und  er- 
hielten^ wie  das  ganze  Gefolge^  goldene  Medaillen  an  Ketten 
zu  tragen  y  und  den  drei  Gesandten  zusammen  wurden  nooh,  als 
ein  Landes-Produkt,  100  Scliiff-Pfund  Kupfer  geschenkt.  Nach 
einem  in  fortwährenden  Festen  verlebten  Monate  veriiessen  sie 
Stockhohn  auf  einem  für  sie  eingerichteten  König].  Kriegs-^chiffe, 
um  sich  nach  Lübeck  zn  begeben  ^  wo  sie  am  21  JaU 


_     271     — 

Von  hier  setzten  sie  ihre  Reise  nach  Holland  zu  Lande  weiter 
Tort  y  und  trafen  endlich  am  2  August  m'eder  in  Amsterdam  ein. 

4i. 

Mens   Martensohn    Palm. 

1617. 

Im  Jahre  1617  wurde  eine  feierliche  Schwedische  Gesandt- 
schaft,  zur  vollständigen  Vollziehung  des  zwischen  Russland  und 
Schweden  zu  Stolbowa  geschlossenen  Friedens  nach  Moskau  ab- 
gefertigt. Sie  bestand  aus  dem  Reichsherm,  Baron  Gustav  von 
Steinbock^  zu  Cronebeck  und  Gerestein^  und  dem  Hofgerichts- 
Beisitzer  Jakob  Jakobsohn  Bafit;  denen  ein  Königl.  Beamter^ 
Naniens  Mons  Martensohn  Palmy  als  Secretair  zugegeben 
war  243.  Von  diesem  Letzlern  haben  wir  in  Deutscher  Sprache 
einen  Bericht  über  den  Empfang  und  Aufenthalt  der  Gesandten 
in  Moskau,  welcher  den  Titel  führt: 

Aussfiihrlichcr  vnd  wahrhafftiger  Bericht,  was  vor 
ein  Prozess,  so  wol  bey  I.  K.  Mayest  von  Schweden 
an  den  Grossiürsten  in  Moscow  Gesandten  audieuz  am 
3  Maij,  als  bey  der  Creutzkttssung  am  18  Jnnij  ge- 
halten worden. 

Dieser  Bericht  befindet  sich  in  einem  Werkchen,  wo  man 
ihn  kaum  erwarten  sollte,  und  dessen  ausführlicher  Titel  also 
lautet : 

Itinerarium  oder  aussfiihrlicber  Bericht,  Welcher 
^estalt  Ihre  Königl.  Mayest.   von   Schweden  vnlengest 


2\3  Per  auch  schon  in  den  Jahren  1615  und  1616  mit  einer  Schwe- 
dischen fiesandtschaft  zur  Vorbereitung  dieses  Friedens  in  Rasslind  gewesen  war. 
S    den  nächst  vorangehenden  Artikel. 


—     272     — 

Ahgcsaiulier  an  die  Durcbleachtigsic,  Grossmeehtige 
Könige,  von  Gross  Britannien  ynd  Dennemareken,  wie 
auch  an  die  Iloehraögendc  Herrn  Staaten,  der  verei- 
nigten Freyen  Niederlanden,  Herr  Johau  Skjtte  ans 
Scfhweden  nach  Dennemarcken,  von  dannen  nach  Hol- 
landt,  endlichen  nach  Engellandt  verreiset,  vnd  wie 
ihine  seine  Ambassade  abgangen,  anch  was  sieh  ßr- 
nemblich  bey  den  Höchstg.  Potentaten  vnd  Herrn  da- 
zumahl  zugetragen.  Neben  gründlicher  Besehreibnng 
der  Orthen,  Stadt  vnd  Flecken,  was  in  denselben  saa- 
derlich  zu  sehen,  vnd  wie  weit  sie  von  einander  ge- 
legen etc.  Neben  Drey  andern  newen  Tracttttlein:  Das 
Eine  Ist  ein  Process,  welcher  so  wol  bey  L  K.  May. 
von  Schweden  an  den  Grosstiirsten  in  Myscow  Gesand- 
ten audienz  am  3  Maij,  als  bey  der  Crentzküssung  am 
8  Junij  gehalten  worden.  Das  Ander  Ist  im  gleichen 
ein  Process,  welcher  bey  dem  Rfissischen  Gesandten 
an  I.  K.  Mayest.  von  Schweden  den  28  Jnnij  zu  Stoek- 
holm  gehalten  worden.  Das  Dritte  Ist  von  der  RBssea 
oder  Mnscowiter  Religioni  Ceremonien,  Gesetzen,  Po- 
licey,  vnd  Kriegshandel,  wie  auch  von  des  Landes 
bescbaficnheit.  In  Druck  verfertiget,  Dnreh  Petnua 
Jansoninm.  Gedrucket  zu  Hamburg,  im  Jahr  1619.  4«. 
Warum  die  auT  dem  Titel  genannten  drei  TracUNlein,  hier, 
wo  von  Russland  gar  nicht  die  Rede  isi^  angehingt,  und  wie 
diese  Aufsätze  überhaupt  in  die  Hände  des  Herausgeben  der 
Skyt leschen  Gesandtschafls-Reisen  gekommen  suid^  dar<tt»er  er- 
halten wir  gar  keine  Nachricht.  Sie  sind  dem  Hauptwerke  wä 
Torllaufender  Seitenzahl^  von  S.  53— lOi^  beigef&gt  und 
wahrscheinh'ch  alle  drei  den  3Ion8  MartemsoAm  Palm 
Verfasser. 


—     273     — 

Der  erste  Bericht  ist  sehr  korz  und  nimmt  nnr  die  Seilen 
53  bis  64  ein.  Er  enthält  nichts  fibcr  die  Reise  der  Gesandten 
und  ihre  Ankunft  in  Moskau,  sondern  fiingf  gleich  mit  der  Au- 
dienz bei  dem  Grossrorslen  an ,  welche  am  3  Mai  statt  hatte. 
Die  Gesandten  wurden  dazu  in  ihrer  Wohnung  von  zwei  vor- 
nehmen Beamten  abgeholt,  und  begaben  sich  zu  Pferde  durch 
eine  Reihe  aurgestelller  Strelitzen  nach  Höre.  Im  Vorsaale,  ^^ein 
^nichl  sonderlich  gross  gewelle^,  wie  es  hier  heisst,  fanden  sie 
eine  grosse  Menge  Bojaren  an  den  Winden  nmhersitzend^  j^so 
„alle  mit  gfildenen  Stucken  angethan,  vnd  grosse,  hohe,  *(toch 
^  nicht  recht  schwartze  FuchsmOtzen  auffbatten^,  und  sich  nur 
von  ihren  Bänken  erhoben,  wenn  des  Grossfiirsten,  oder  des 
Königs  von  Schweden  Name  genannt  wurde.  Als  die  Gesandten 
in  den  Audienz-Saal  getreten  waren,  wurden  sie  von  dem  Okol- 
nitschySsemen  Wassiljewitsch  Golowin  aufgefordert,  „was 
„sie  vor  S.  Z.  Mayest.  zu  bringen  hätten,  sollten  sie  Jetzt  thnn^, 
und  nun  nahmen  sie  erst  ihre  Hüte  ab.  Der  Baron  Steinbock 
wollte,  um  seine  Anrede  zu  halten,  einige  Schritte  gegen  den 
Grossfärsteii  vortreten,  wurde  aber  von  dem  Dolmetscher,  oder 
Tolck,  wie  er  hier  genannt  wird,  HansHelms  daran  verhindert, 
und  musste  an  der  ihm  angewiesenen  Stelle  stehen  bleiben.  Der 
Grossfürst  war,  wie  es  in  dem  Berichte  heisst,  „ein  Junger  Herr 
„von  20  Jahren,  mittelmessiger  Statur,  zimlich  weiss  vnd  ftUlig 
„im  Gesichte,  auch  feist  an  Leibe ^.  Nachdem  der  Gesandte 
seinen  Vortrag  gehalten  hatte,  machte  der  GrosslÖrst  eine  leichte 
Bewegung  mit  dem  Kopfe,  „sein  Haupt  aber  thete  er  niemals 
„entblössen,  denn  er  die  Reichs  Cron  auff  hette,  welche  Ihme 
„auch  selber  abzunehmen,  dem  ansehen  nach,  fast  vnmflgUch 
;•  gewesen''.  Darauf  nahm  der  zweite  Gesandte  das  Wort,  und 
sprach  von  dem  Stolbowa'schen  Frieden,  worauf  Palm  zum 
Schlüsse  hinzufügte,  dass  sie  von  ihrem  Könige  abgeschickt  wären, 

n.  18 


—     274     — 

um  die  Kreuzkussung^  oder  Bestfiügung,  des  Fiedens-Trakiats 
iDitanzusehen  und  die  schriftliche  Ausfertigung  darüber  in  Empfiaf 
zu  nehmen.  Hierauf  befragte  der  GrossiSrst  die  Gesandten  nack 
ihrer  Gesundheit^  und  reichte  ihnen  seine  Hand^  die  sie  aber 
gegen  die  hergebrachte  Gewohnheit  nicht  küssten,  und  daan 
wurde  eine  mit  einem  Teppiche  bedeckte  Bank  für  sie  g^ndt, 
worauf  sie  sich  setzten  und  dabei  ihr  Haupt  wieder  bededtei. 
Nachdem  auch  das  Gefolge  der  Gesandten  seine  Verebning  beuigl 
hatte ;  kündigte  ihnen  der  Kanzler  an^  „dass  der  Grosslttrst  sie  aft 
„seinem  Zarischen  Essen  begnadigen  vnd  ihnen  zoschicken  woite'i 
worauf  sich  die  Gesandtschaft  wieder  unter  der  vorigen  B^|iei- 
tung  in  ihre  Wohnung  zurückzog.  Bald  darauf  folgte  Anen 
dahin  aus  der  Grossfurstlichen  Küche  eine  Mahlzeit  von  120 
Schüsseln ;  welche  eben  so  viele  Hof-Bediente  trogen. 

Hierauf  folgt  S.  58  eine  ausführliche  Beschreibung  der  1 
düng  des  Grossfürsten  und  seines  Thrones  ^  und  der  ihn 
benden  Pracht^  welche  mit  der  von  PetrejnS;  S.  553,  ge|e- 
benen^««^  in  den  meisten  Stücken  genau  Übereinstimmt. 

Am  10  Mai  wurden  die  Gesandten  abermals  nach  Hob 
beschieden  ^  wo  sie  zwar  dem  Grossfürsten  wieder  voigealdl, 
aber  bald  darauf  ihrer  Geschäfte  wegen  an  dessen  Rilhe 
wiesen  wurden^  mit  denen  sie  in  der  Folge  noch  filnf 
zen  hatten.  Endlich  erfolgte  am  18  Juni  die  feieriiche 
giing  des  Friedens  -  Instruments ;  deren  BesohreibQn^  wir 
weil  sie  sonst  nicht  vorkommt^  in  einem  ausfObriiGhem 
geben.  „Nachdem^  heisst  es  hierüber  S.  59,  die  Gesandten  ii6 
„reverentz  gethan^  vnd  des  Grossfflrsten  Cantiler  sdne 
„vorbracht,  vnd  der  Creutzküssungs  Schrilft  Olratlioh 
„vnd  dieselben  in  einer  Gülden  Schüssel  auflT  ein  Reassisch  BM^ 


2U.    S.  oben  S.  25«  n.  252. 


—     275     — 

„vnler  ein  Crcutz^  so  von  Golt  vnd  Edel^estcinen  gemacht^  ge- 
siegt gehabt^  Wie  auch  nachdem  der  Grossfärst  selber  kürtzlidi 
„seine  rede  stehendt  beschlossen:  Nemlich  das  laut  dem  auffge- 
„richlem  Friedensvertrag  er  alles  auffrichtig  halten  wolle  ^  vnd 
lySich  dessgleichen  von  L  K.  Mayst.  versehe.   Da  neigte  er  sein 
jyllfinpt;  vnd  liess  die  zween  vomembste  des  Reichs  Rihte  KnAs 
„Feodor  Iwano^ritz  Mistifslofsky  die  Crone  von  seinem  HtuptC; 
;,vnd  Knäs  Iwan  Michaelowitz  Woratinskoy  den  Scepter  nehmen. 
9  Der  Cantzler  aber  ermahnte  die  Gesandten  ^  das  sie  mit  fleiss 
„daranif  sehen  solten^  wie  S.  Z.  Mayest.  das  Crentz  kflsseteB, 
„vnd  trat  der  Grossf.  von  seinem  Zariscben  Stuel  dnen  aohift 
„fort;  legte  sein  Angesicht  auff  das  Creotz^  vnd  kässete  darnach 
9 dasselbe,  wie  es  sich  ansehen  lies^  mit  sonderlicher  devotion. 
„Nach  Verrichtung  dieses ,  sagte  der  Grossf.  selber  zu  L  K.  M. 
„Gesandten :  Nun  habt  ihr  gesehen^  das  wir  das  Crenlz  gekässet 
„ haben  ^  vnd  alles  zuhalten  ^  was  zwischen  vns  grossen  Herrn 
„Zam  \7)d  Grossr.  Michael  Foederwilz  aller  Reussen  Samodersetz, 
„vnd  vieler  Herrschafllen  Herr  vnd  Obladatel^  vnd  vnserm  viel- 
„  geliebten  Bruder  ewern  Herrn  dem  Grossmechtigen  König  Gustavo 
„Adolphe  in  Schweden  etc.  in  dem  auiTgerichten  Contract  be- 
„schlössen  worden^  vnd  liess  sich  damit  die  Crone  wider  auff- 
„setzen,  wie  auch  den  Scepter  wider  geben,  vnd  satzte  sieb 
„wider  in  seinen  Zarischen  Stuel;  der  Cantzler  aber  nam  di6 
„Creutzküssungs  schriffl,  trat  darmit  dem   Grossf.   zur  rechtefli 
„\Tid  Torderte   die  Gesandten  heran  zutreten,   vnd  vberreicheta 
„ihnen  dieselbe  vor  S.  Z.  Mayest.  Gesicht.     Gleichmessig  wird 
,,auch  mit  vberiiererung  des  Grossfärstl.  Antwort  Schreibens  pro- 
„cediret,  vnd  den  Gesandter  nach  gedachter  Schrifilen  empfahmig 
„wider  zu  sitzen  geheissen^.  Bald  darmf  entliess  sie  der  Gross- 
färst gänzlich,  \iilnschte  ihnen  eine  glOekliobe  Rflckreise  md  trog 
ihnen  einen  Gruss  an  ihren  HMgy^^sdnen  vidgeüeblaii  Bmder' 


18* 


[• 


—     276     — 

nur.  Als  die  Cicsinulton  sich  von  dem  Grossfiirsten  beuriaubtea^ 
reichte  er  ihnen,  wider  die  Gewoiniheit,  nicht  die  Ilatid^  „vicl- 
., leicht,  sagt  der  Uerichl,  auss  vrsachen,  dass  sie  ihme  die  Haiid 
;,bey  der  audienlz  am  5  iMay  niciil  gekusset^.  Kaum  i^aren 
sie  in  ihre  AA'ohnung  zurückgekehrt,  als  ihnen  auch  wieder  aus 
der  Grossfürstlichen  Küche  eine  stattliche  Alahlzeit  überbracU 
wurde.  Zwei  Tage  darauf  sandte  ihnen  der  Grossfurst  ein,  nie 
es  scheint,  nicht  sonderlich  reiches  Geschenk  an  Zobeln,  schwar- 
zen Füchsen  und  Mardern,  und  Tür  ihre  Dienerschall  50  Rubel 
an  Gelde,  >voraur  sie  am  21  Juni  abreisten.  Ihr  Aufenthall  in 
Moskau  hatte  3^2  Monate  gedauert,  wfüirend  welcher  Zeit  sie 
nie  allein  ihr  Haus  hatten  verlassen  dürfen. 


Die  zweile  kleine  Schrift,  S.  62  —  64,  führt  den  Titel: 
Warhaffligrr  Bericht,  was  vor  ein  Prozess  hcj  den 
RU.ssischeii  (jesandten  an  Ihre  K.  Mayest.  von  Schwe- 
den d.  28  Jnnij  zu  Stockholm  gehalten  worden.  Sie 
ist  ^vahrscheinlich  ebenfalls  von  3lons  MarlensoJkn  Palm^  und 
enthält  die  Beschreibung  der  Bestätigung  des  Friedens  von  Stol- 
bowa  durch  den  König  Gustav  Adolph,  welche  am  geoannlen 
Tage  1617  in  GegenAvart  der  dazu  nach  Schweden  abgefertigten 
Russischen  Gesandten,  Knäs  Feodor  Pelrowitsch  Baria- 
tinskij,  Ossip  Jakowlewitsch  Pronzusew  und  d^  Djak 
Bogdan  Kaskin,  die  am  5  Juni  ihren  solennen  Einzug  in  die 
SchAvedische  Hauptstadt  gehalten  halten,  in  der  Stadt-Kirche  mit 
grosser  Feierlichkeit  erfolgte. 

Das  dritte  hieher  gehörige  kleine  Werk,  welches  ebenüdis 
\on  Palm  herzurühren,  und  das  Resultat  seiner  Beobachtongeo 
und  Erkundigungen  in  Russland  zu  sein  scheint^  obgleiGh 


—     277     — 

hier  die  Benutzung  des  Petrejus  >«»  unverkennbar  ist,  filhrt  dj^ 
Ueberschrifl :  Traetat,  Darinn,  wie  w6bl  kürizlicb,  doch 
ausnUirlich,  des  MoscoTiteii  oder  Russen  Religion,  Ce- 
remoiiieii,  Gesetzen,  Polizey  vnd  Kriegsbandel,  wie 
auch  des  Laiidts  bescbafienheit  beschrieben  wird.  S. 
65 — 104.  Es  isl  in  32  kurze  Kapitel  abgetheilt^  von  denen 
Kap.  1;  3—10  von  der  Religion  und  ihren  Dienern;  Kap.  11, 
12  von  den  kirchlichen  Ceremonien;  Kap.  19  und  21  von  den 
Gesetzen ;  Kap.  20  von  der  Polizey;  Kap.  29  —  32  von  den 
Waffen  und  dem  Kriegswesen;  Kap.  2,  22  —  28  von  der  Lan- 
desbeschaffenheit;  und  Kap.  13—18  von  den  Sitten  und  Gebrfia- 
eben  der  Einwohner  liandeln.  Da  die  hier  nülgetheilten  Bemer- 
kungen zum  Theile  \veniger  bekannte  Dinge  enthalten^  so  f&hre 
ich  hier  einige  derselben  an. 

S.  70  heissl  es,  bei  der  Kleidung  der  geistlichen  Personen: 
„Die  Uischoiren  tragen  einen  langen  schi^arizen  Mantel  vber  den 
„Kock,  der  an  jegHcher  seilen  der  Brust  3  weisse  Seydeno 
^(luästen  liul,  welche  gellochlen  sein  gleich  als  ein  fliessent 
„Wasser,  womiit  sie  zu  erkennen  geben,  das  auss  jhrenllertzen 
r\wl  3Iund(  Hrünlein  des  Glaubens  tliessen^. 

S.  83  bei  den  Hochzeit -Gebräuchen:  „Dasselbe  geschieht 
.nicht  ohne  beynehmung  der  aller  erfahrnsten  Zauberer,  die  sie 
^finden  kuniien,  deren  eine  grosse  menge  in  diesen  Landen  sein, 
^Mid  dieweil  sie  oinmahls  eins  dem  ander  durch  Ilass  vnd  neid 
.gross  lejdl  anihun,  vnd  solches  gemeiniglich  durch  Zäuberey, 
.so  (rächten  sie  dasselbe  allermeist  zu  thun  an  Zeiten  ihres 
.Beehliuiiiii^^>.(a<jrs,  damit  sie  vnler  den  newangehenden  Eheleuten 


jr»      N.iiiilirii  dts  Schwedischen  Originals,  denn  die  dcalhche Bearbeitung 
erschien  < t>i  ein  Jahr  später  als  das  SA'^ie'sckt  iimerwHmm* 


—     278     — 

;,vn(l  iliren  rreunden  Zwietracht  machen.  So  nun  der  Breutigam 
„vnd  die  Braut  selbst  eine  Zauberin  mithaben^  so  bleibt  dien 
;,  allzeit  bey  ihnen  gegenwertig;  vnd  gebraucht  solche  praeser- 
^jvativen^  das  sie  von  andern  nit  leichtlich  gehindert  oder  be- 
2,  schädiget  werden  können.  Vnd  ob  sie  schon  darnach  traditeB 
„ihre  zäubercy  nis  AA'erck  zustellen^  so  wissen  gleichwol  die  aa- 
„derC;  als  welche  die  meiste  erfahrung  haben^  dieselbe  zuoer- 
„hindern  vnd  kratülos  zumachen^. 

S.  91  heisst  es  von  der  Bestrafung  des  Diebstahls:  ,Dei^ 
„jenige;  welcher  nicht  viel  gestolen  hat;  wird  allein  mit  Geisseb 
„aufT  sein  Gesess  gegeisselt;  steckende  sein  H&upt  zwischen  die 
„Beine  des  jenigen ;  den  er  bestolilen  hat.  So  ^ber  der  Dieb- 
„stal  gross  ist;  der  sich  einiger  weiss  zum  nachtheil  des  Keyseis 
„streckt;  so  wird  er  wol  mit  dem  Todt  geslrafll;  vnd  sokbes 
„meistenlheils  mit  ertrencken  in  den  Flüssen ;  vnd  des  Winteis 
„in  einem  Fass  vnter  das  Eyss  zu  stecken;  bissweiln  aach, 
„doch  sehr  selten;  an  einen  Baum  zuhängen^. 

S.  96  sagt  der  Verfasser;  indem  er  der  heftigen  Gewitter 
erwähnt:  „Sie  haben  alda  zu  Landt  viel  Stein,  langwerflig;  vad 
„auir  bey  den  seilen  spitzig;  welche  sie  sageU;  dass  es  Donner- 
„ stein  seiU;  welches  doch  der  warheit  nicht  gemess  ist,  vnan- 
„gesehen,  das  viel  aussländische  ihnen  darin  gegliabt  haben*. 

S.  98  wird  der  Caviar,  „die  Cüyt  von  dem  Stör*,  nd 
seine  Verschiffung  nach  Italien  beschrieben;  und  unter  den  Flnss- 
fischen  der  „Schiuck;  Praxen;  Mancarpen  und  Qoavael*  Erwik- 
nung  gelhan. 

S.  99  wird  von  den  Schnee-Schuhen  und  ihrem  Gebraache 
bei  Winter -Feldziigen  gesprochen.  Es  heisst  nimlich  von  des 
feindlichen  Einiallen:  „Aber  gegen  dieses  haben  die  Russen  ei- 
gnen fundt,  welcher;  so  er  recht  vnd  mit  voDen  moth  insWeitk 


—     279     — 

j^gestell  würde,  ihre  Feinde  alsdemi  niciu  alleia  von  dem  infall 
j^m  rück  hallen^  sonder  auch  dieselbe  ^  so  sie  in  dem  Laude 
ySein,  ein^rickeln,  vnd  nacik  ihrem  willen  vnterdrficken  kundten« 
„Dasselbe  aber  geschieht  solcher  geslall.  Sie  hoben  Höluerne 
„Scheiben,  vngefehr  sieben  Fuss  limg^  vnd  ein  spann  breit^  \on 
„vnlen  aber  eben  vnd  glat.  Diese  binden  sie  vnter  ihre  Fasse, 
„vnd  lauffen  damit  vber  den  Schnee,  darin  sie  nit  einmal  sin- 
„cken,  vnd  zwar  mit  einer  solchen  geschwindigkeil,  dass  es  zu 
„verwundern  ist.  Vnd  ob  schon  elliche  tausenl  von  dem  Feind t 
„auff  den  gebahnten  Weg  weren,  zu  Fuss  oder  zu  Pferd,  so 
„können  sie  gleichwol  mit  einer  so  geringen  anzahl  als  sie 
„wollen,  dabey  vnd  rund  vmbher  laufTen,  vnd  so  sie  einige 
„lange  Röhren  vnd  Mussquetten  hellen,  die  selbe  heftig  besehe- 
„digen.  Aber  aus  Mangel  dieser  Waffen,  vnd  meist  eines  fri- 
„schen  gemühls,  stellen  sie  fiolches  wenig  ins  Werck.  Es  ist 
„zuverwundern  das  noch  diejaifatenheit,  noch  zeit,  noch  gute 
„gelegenheit,  noch  die  noht^  die,  wie  man  sagt,  alles  vberwind^ 
„diese  Menschen  incilirt  vnd  reitzet  zu  den  rechten  gebrauch 
„desjenigen,  das  sie  so  wol  erfunden  haben.  Man  sihet  sie  anff 
„diesen  Scheiben  gemeiniglich  nach  den  Feind  reiten  mit  Bogen 
„vnd  Preilen,  ohn  betrachtung,  das  die  Röhren  vnd  Pistolen  des 
„Feindls  viel  widerwertiges  einführen.  Sie  sein  sehr  beinern 
„kundschafU  von  dem  Feind  einzunehmen,  vnd  den  belegerlen 
;, platzen  beizustehen". 

S.  101  wird  bei  den  Schutz  -  Waffen  bemerkt:  „An  ihren 
„Leib  tragen  sie  keine  Waffen,  ausgenommen  etliche  Herrn  vnd 
„Bojaren,  die  haben  Casaken  von  MaHen*%  wahrscheinlich 
eine  Art  von  Panzer-Hemde,  coües  de  maille^?  u.  s.  w. 


p 


4 

i  ■■ 


* 


NACHTRÄGE. 


1 


42. 

Giovanni    G  i  r  a  I  d  o. 
156L 

Der  Venezianer  Gimanni  GiraMo  wurde  Ira  Jahre  1561 
von  dem  Pabste  Pias  IV.  mit  dem  Auftrage  nach  Moskau  ab- 
gerertigt^  den  Grossfiirsten  Iwan  Wassiliewilscli  zur  Abseu- 
dung  von  Deputirten  zum  ConsJl  nach  Tridenl  aufimfordeni. 

Die  Instruction  an  Giraida  fiüdet  sich  haiidschrirnicb 
in  den  Vatican- Archiven ,  und  daraus  in  der  Marini 'sehen  Samm- 
lung; abgedruckt  in  Turgenew's  Ilistoriea  Rasiiitie  Mo- 
nioienta,  I,  18i  — 184,  unter  der  Atifechrill; 

Instruzione  per  Miinsigiior  Giovuiiiii  Ijüraldo  Vc* 
iieziano  niaudato  da  Papti  Pio  IV  al  Duea  di  Hloscovja, 
al  quäle  Sua  Santilä  diede  il  titolo  di  Re  di  Moscovia 
iiel  soprascrilto  del  Breve. 

Die  Zuschrift  des  Pabsiles  an  den  GrossfOrsteu  ist  ebenda- 
selbst, S.  iSO,  abgedruckt, 

Samuel    M  a  s  z  Ic  i  e  w  I  c  z« 

1602. 

Samuel  3la8%kiewk*%  xnix  mit  dem  ralsrhen  Herne  tri  us 
in  Moskau,  und  schrieb  darauf  seine  Detik Würdigkeiten  über  die 
Zeil  von  1594  bis  1621.     Sie  tTSchienen  unter  dem  Titel; 


i 


—     284     — 

raiiiiotiiiki  Samucia  Maszkiewicza,  poczntek  swoj 
hioni  od  r.  1591  w  lata  po  sohio  dace,  wydane  przei 
J.  Zakrzcwskiego. 

Abgedruckt  in: 
jMemcewicz,   Kbior  painic^lnikow^  hysforycziiych  o 
dawniy  Polszcze.  T.  II,  p.  341—432. 

Eine  Russische  Uebcrsetzung,  nach  einer  ehemals  der 
Jesuiten  -  Bibliothek  in  Polozk  gehörigen  polnischen  Handschrift 
(Dyaryusz  Sainucia  Maszkiewicza),  gemacht,  findet  sich 
in  Ustralow's  CKasaiiin  CoBpeMCiiiiaROBi»  o  ^UMnTpiu 
CaM03BaIl^t.  C.  Ilexepoyprb,  1831-1834.  T.  V,  p.  1- 
175,  unter  dem  Titel: 

J^neBBUK-b  CaMyujia  lllacK'J>BH4a  1594  — 1621.  Ile- 
peB04'b  CT»  llo^ibCKOÜ  PyKoiuicii.  S.  auch  Usträlow's 
Vorrede  zu  seinem  angeführten  Werke. 

44. 

S  c  {  c  T    AI  u  r  a  t  o  w  i  c  z. 

1602. 

Se/er  iMu^aloicicx^  ein  Warschauer  Bürger,  wurde  im 
Jahre  1602  von  dem  Könige  von  Polen  Siegismund  III.  mU 
Auflrägen  nach  Persien  gesandt;  sein  handschriftlicher  Reisebe- 
richt wurde  erst  1777  in  Warschau  unter  folgendem  Titel  ge- 
druckt : 

Kelaeya  Sefrra  Muralowicza  obywalela  Warssaw* 
skiego  od  Zygminila  III.  Kröla  Polskiego  do  sprawo- 
waiiia  rzei*/v  wyslaiiego  do  Pi*rsy]  w  rukii  1602,  rzcri 
z  starcgo  rrkopisrnii  wyhrana.  w  Warszavic  ii  Milzieni 
1777  in  S'\ 


—     285     — 

Eine  zweite  Auflagre  erschien  ebendaselbst  1807,  sT 
Ein  speciciler  Bericht  von  Sefer  findet  sich  ans  der  Albert- 
ran di  sehen  Sammlung  bei  Turgenew  (llistorica  Rassiae 
MoniiiiciitH,  Bd.  U.  S.  50  —  53)»«  unter  folgendem  Titel: 

0  przyjcilzie  posta  W«  Kiiiazia  Itloskicwskiego  do 
Kröla  Pcrskicgo.  Relacya  Szafera  Orraianina  tarn  od 
Krola  PoLskiegc»  posfanrgo,  ktiry  (am  we  duie  nied- 
zielc  przybyt  i  to  styszat  od  Tachmas  Bega  Wezyra 
okoio  roku  MDC. 

Se/er  wird  hier  Sza/er  genannt  und  f&r  einen  Armenier 
ausgegeben^  der  vom  Polnischen  Könige  als  Gesandter  an  den 
Schah  von  Persicn  geschickt  worden  war.  Der  Vesier  des  Schahs 
theilte  ilim  Nachrichten  Ober  die  im  Jahre  1600  erfolgte  Ankunft 
eines  Grossrärstlichen  Gesandten  aus  Moskau  mit,  welche  wahr- 
scheinlich nur  einen  Theil  seines  Gesaromtberichts  bilden.  Da 
Se/cr  bei  Mitzier  als  ein  Bürger  von  Warschau  anfgefllhrt 
wird ,  so  lässt  sich  vermuthen  y  dass  er  von  den  Armeniern  ab- 
stuminle^  welche  sich  in  dem  damaligen  Süd-Polen,  namentlich 
in  Galizicii^  angesiedelt  hatten. 

45. 

Joannes    Z  a  ni  o  i  s  k  i. 
1602. 

Joannes  Zamoiski  gehört  zwar^  streng  genommen,  nicht 
unter  die  altern  Reisenden  in  Russland;  da  er  jedoch  auf  dem 
\  er/eieliniss  der  Reisenden  sich  befindet,  welche  in  diesem  Werke 
behandelt  >verden  sollten^  so  kann  er  nicht  fiigHch  ausgelassen 
werden.     Kinen  Kriegsbericht   von  ihm  fmden  wir  in  Ciampi, 


2M\.    Heber  dieses  Werk  s.  olm  Bd.  I,  S.  70  ff. 


—     29t     — 

el  ano  de  1603;  juutameDte  eon  su  c^ronaeioii,  i  con 
lo  que  a  hechn  dospues  que  fiie  noronado ,  ,, .  tradn* 
sido  de  lengita  italiapa  en  nuestro  vulgär  eastellaßo, 
per  Juan  Masqoera  de  la  C»  de  J.  Lisima  1606.  kt  i^. 

Die  Lateinische  Ueberseüning  führt  den  Titel:  Jo/Ilfog^ 
querae  de  lulpptione  imperii  paterni  priaeiiiig  Deine« 
trii,  Dueis  MoiicoTiae,  anno  1603.  Madriti  1609, 

Diese  letztere  findet  sieb  angeführt  in :  Noltenii  llialribe 
de  genuinJH  llistoriae  Russieae  fantibus,  p.  21. 

Stanislas    ZolkiewgkL 

1604. 

Die  Rolle  welche  der  Hetiaann  Zuf^iewski  während  der 
Unrahen  in  Russland  lur  Zeit  des  Zuges  des  falschen  Deme- 
trius  spielte,  ist  bekannt.  Es  giebi  von  ihm  eine  Beschreibung 
des  Polnischen  Feldzuges,  welche  im  Jahre  1835  in  Moskau 
von  P.  Mucbanow  im  pohiisohen  Original,  mit  einer  Russi- 
schen UebersetzuTig  gedruckt  erschien  und  folgenden  Titel  fährt: 

PyKOQHCb  JKownr^BCKara.  Ha^ajfo  h  jreirfcn 
MocROBCKoii  BOHUbi  Wh  ll^apcTBaBaiiie  E*  B.  RopHdia 
CHFHCMyiiAa  III.  no/p,  n^nnj^htTnom%  ero  niu^tocTB 
nana  CTaHiicjiaBa  >KojKKBeRarii,  aoeBO^u  KieBciearo, 
HaoojibHaro  KopoHiiaro  reTMaiia.  Il3AaHiiaa  IlaB^OM-^ 
MjxaHOBU.M'b*     Mo€BBa  lää5.  8^, 

Eine  andere  Russische  Uebersetzung  von  Mitkiewicz  an- 
gefertigt, erschien  in  Warschau  unter  dem  Titet: 

Hasauio  a  jea1»n  MocROBCRoil  BottiiM  b^  I^ap^^ 
CTBOBanie  Em  RopojeBeRaro  Bejiii^eeTBa  €ar^eMyii4a 
III,  0041»  raoBjiMMb  ua^iaAiiCTBoarb  em  mujoctii  nana 


—     288     — 

Craiine^iaBa  /KojiKl»BrRaro ,  KieBCKaro  Boeso^u,   Fer- 
MaiiH  üojiCBaro  Koponnaro.     BapoiaBa  1835.  8^. 

Diese   Uebersetzung  rindet   sich  auch  abgednidit   im  Jnli- 
Heite  der  fiuoaioTeKa  ^jia  ^Teinji  für  1835. 

49. 

T  o  w  i  a  n  s  k  i. 

1605. 

Karamsin  (Geschichte  des  Russischen  Reichs,  Th.  X,  p. 
322^  Note  314)  führt  eine  ;,sehr  umständliche  Erzählung  eines 
;, Schmu dischen  Edelmannes ,  Towänski,  von  dem  ralscbeo 
;,Demelrius^  an.  ;, Diese  Handschrift,  heisst  es  weiter ,  ward 
;,in  der  Bibliothek  des  Zaiusky's  aufbewahrt  (s.  Niemcev: 
„Dz.  Panow.  Zygm.  III,  Th.  I,  S.  233)  und  gedruckt  in  der 
„Lebensbeschreibung  Jan  Peter  Sapicha's  (iycie  J.  P 
„Sapiehy«).    Warschau  1791. 

50. 

Lucas    Pauli. 
1606. 

Lucas  Pauli  ^^'^y  ein  Kaiserlicher  Hofdiener,  war  unter 
Wassil.ij  Iwanowitsch  Schuiskij  in  Russland,  und  schrieb 
an  den  Kaiser  Rudolph  II  einen  Bericht  der  sich  handsdiril- 
lich  in  dem  Wiener  Hof- Archiv  befindet.  In  dem  uns  vor- 
liegenden Auszüge  aus  diesem  Berichte,  steht  zwar  die  Jahres- 
zahl   1607    (?),    Lucas   Pauli   muss   aber   denselben   woU 


2V7.    In  der  Abschrin  des  Berichtest  wird  er  imkmt  FmtK 


—     289     — 

schon  1606  abgerertigt  habeii;  da  er  in  demselben  von  Schoi- 
skij's  Beziehungen  zu  den  fremden  Mächten  spricht  und  mit 
keinem  Worte  der  neuen  Unruhen  im  Innern  erwähnt^  während 
doch  bekanntlich  bereits  im  Juni  1606  die  erste  Schreckens- 
kunde von  dem  zweiten  Demetrius  in  Moskau  anlangte ,  und 
von  der  Zeit  an^  Russland  wieder  in  eine  neue  und  noch 
grössere  Verwirrung  gerieth  als  bei  dem  Erscheinen  des  ersten 
Usurpators.  Von  Schuiskij  sagt  Lucas  Pauli:  „Dieser 
^„Icziger  Grossfiirsl  aber  Kniez  Basili  Iwanowiz  ist  von  den  aller 
„vornembsten  Stennden  vnd  Boiaren  Altes  Fürstliches  herkom- 
„mens  daselbst,  dem  auch  vor  allen  andern  das  Regiment  ge- 
^bühret^  der  auch  vnnd  seine  Erben  nach  Im^  wol  Grossfürsten 
9  zu  Muscaw  bleiben  werden^  ist  auch  der  Teutschen  Nation  gancz 
„wohl  affeclionirt  vnnd  zuegelhan"  etc. 

51. 

Henry    Hudson. 
1607.     1608.     1609. 

Henry  Hudson^  ein  ausgezeichneter  Seemann ;  besuchte 
zuerst  im  Jahre  1607  und  im  Auftrage  der  Englischen  Handels- 
Compagnie,  auf  einer  Reise  welche  die  Entdeckung  einer  nord- 
östlichen Durchfahrt  nach  Ost-Indien  zum  Zwecke  hatte,  Novaya- 
Semlä,  mussle  aber,  des  vielen  Eises  wegen  bald  unverrichteler 
Sache  wieder  heimkehren.  Im  nächstrolgenden  Jahre  1608  gelang 
ihm  eine  zweite  Entdeckungsreise,  welche  denselben  Zweck  hatte, 
nicht  besser.  Seinen  LiebliQgspIan  immer  noch  nicht  aurgeb^nd, 
ging  er  im  Jahre  1609  nach  Holland  und  erbot  sich,  von  seinem 
Unternehmungsgeiste  beseelt,  im  Interesse  der  dortigen  Handels- 
Compagnie  eine  neue  Entdeckungsreise  zu  machen.   Zwar  hatten 

n.  19 


—     290    — 

die  unglücklichen  Versuche  von  1594^  1595  und  1596  »t^  die 
Holländer  auf  einige  Jahre  von  der  Entdeckung  ein«  nordösl-* 
liehen  Weges  zu  Wasser  nach  Ost- Indien  abgeschreckt^  nml 
da  die  Reisen^  welche  sie  zu  gleicher  Zeit  um  das  Vorgebirge 
der  guten  Hoffnung  dorthin  unternahmen,  einen  glücklieberen  firibig 
geiYährten;  dennoch  verlockte  die  scheinbar  ungleich  geringere 
Entfernung;  die  auf  dem  nordöstlichen  Wege  nach  Ost^bdien 
zurückzulegen  wäre,  die  Hollandische  Handels -Compagnie  ni 
neuen  Opfern^  und  Henry  Hudson  fand  daher  bald  GdiAr,  ab 
er  der  genannten  Handels-Gescllschaft  seinen  Vorschlag  miUbeOle 
einen  4-ten  Versuch  zu  machen.  Es  wurde  für  ihn  sofort  eine 
Yacht  ausgerüstet;  und  am  6  April  seegelte  er  mit  einer  ManiH 
schail  von  20  Personen,  die  theils  aus  Hollfindera,  tbeBs  ais 
Engländern  bestand,  aus  dem  Texel  ab.  Allein  nachdem  er  aa 
5  Mai  das  Nordcap  umschiflll  hatte,  um  längst  der  Lappländi- 
schen Küste  nach  Novaya-Semlä  zu  kommen,  stiess  er  auf  solche 
Massen  Eis,  dass  er  alle  Hoffnung  aufgab  durchzukommen.  Den 
14  Mai  entschloss  sich  Hudson  von  weiteren  Versuchen  abzu- 
stehen. Um  aber  nicht  wieder  unverrichteter  Sache  heimzukehren, 
wollte  er  einen  Weg  durch  die  Davidstrasse  suchen,  und  seegette 
daher  in  der  Richtung  nach  Amerika  zu. 

Ob  nun  gleich  Hudson  bei  seinen  dreimaligen  Versndien, 
Russland  eigentlich  kaum  betreten,  so  möchte  er  doch  hier  nnlec 
den  Reisenden  eine  Stelle  einzunehmen  infoiem  verdienen,  weil 
seine  drei  Reisen  so  zu  sagen  Zwischenglieder  in  der  langen 
Kette  der  Unternehmungen  bilden,  welche  von  England  und  Hol- 
land veranstaltet  wurden,  um  eine  nordöstliche  Dnrohfahrt  nack 
China  und  Indien  zu  entdecken.  Nur  im  Jahre  1608  hat  Hmi* 
son^s  Mannschaft  Novaya-Semlä  besucht,  um  eine  Strömung  n 


2V^.    S.  oben  Bd.  I,  S.  4i3  —  463  and  464—469. 


—     291     — 

verToigen^  welche  vom  Ufer  her  ihm  bemerkbar  wurde.  Br 
wähnte  in  dieser  eine  Meerenge  zo  erkennen^  die  eine  Dmrohfahrt 
gewahren  könnte. 

Nachrichten  über  üudson^s  Reisen  finden  wir  in: 

Purchas  Pilgrimes.   T.  m,  p.  581  ff. 

John  Harris  Narigantiam  atque  Peregrinantiiiai 
Bibliotheca.  T.  I. 

Recueil  des  Voyages  qui  ont  servi  k  r^tablisse- 
ment  et  aux  progr^s  de  la  CcAipagnie  des  Indes  Ori- 
entalen. T.  I^  p.  210. 

Capel,  Norden  A*c.,  p.  139. 

Johann  Christoph  Adelung.  Geschichte  der  Scbiif- 
fahrten  und  Versuche,  welche  zur  Entdeckung  des  nord- 
östlichen Weges  nach  Japan  und  China  Ton  verschie- 
denen Nationen  unternommen  worden.  Zum  Behufs 
der  Erdbeschreibung  und  Naturgeschichte  dieser  Ge- 
genden entworfen.  Halle  1768.  4^  p.  266—268. 
Hudson^  s  Lebens  -  Beschreibung  findet  sich  in; 

Sauunliing  von  merkwürdigen  Lebensbeschreibun- 
geu  aus  der  Britannischen  Biographie.  Th.  VI^  p.  357 
und  362. 

Vorliegende  Nachrichten  sind  dem  eben  angeführten  Werke 
J.  Chr.  Adelung'^  entnommen. 

52. 

Jan    Peter    Sapieha« 

1608  —  1611. 

Der  sowohl  durch  seine  Tapferkeit  und  seine  kriegerischen 
Talente^  wie  durch  seine  Unverschämtheit  und  Rohheit  berüch- 
tigte Jan  Peier  Sapieka^  Starosta  von  Uswiat,  brachte  den 


—     292     — 

im  J.  1608  in  Rassland  (reubraclug  kämpfenden  Polen^  ein  Hfllfwoips 
von  7000  Reitern;  und  trug  mehr  noch  durch  seine  aosgeiekih 
neten  Talente  als  durch  seine  HQIfstrappen  za  den  ephenim 
Erfolgen  des  dritten  Demetrius  bei,  bis  auch  er^  der  Gewall 
weichend;  diesen  verliesS;  um  mit  seinen  ungezügelten  Schaaiei' 
sein  Unwesen  in  Russland  auf  eigene  Hand  fortzutreiben.  S.  über 
J.  P.  SapieAttj  dessen  Lebensbeschreibung  die  von  Cogno- 
wicki  unter  folgendem  Titel  erschien:  Kycie  J.  P.  Sapiehi 
przcz  Kogiiowickiego.    • 

53. 

J.    Danckaert 

1609.    161L 

Danckaert^  ein  Holländer  ,aus  Geldern  gebfirtig,  um 
zweimal  in  Russland;  das  erste  Mal  im  Jahre  1609  beglelMa 
er  Jacob  Pontus  de  la  Gardie.  Er  hielt  sich  danab  ki 
Schweden  auf^  wo  ihn  de  la  Gardie  aufforderte;  sieb  den 
Heere  anzuschliesseU;  welches  Moskau  gegen  die  Polen  nnter- 
stützen  sollte.  Von  Moskau  aus  musste  aber  Danckaerl 
Krankheits  halber  nach  Holland  zurückkehren.  Er  berichtet  ab 
Augenzeuge  dass  in  diesem  Feldzuge^  von  den  Rossen  Aber  30 
Städte  und  200  Dörfer  bis  auf  den  Grund  niedergebrannt  wur- 
den. Einige  Jahre  später  (wahrscheinlich  1611;  da  er  als  Au- 
genzeuge von  der  Thronbesteigung  von  Michail  Feodorowitsch 
spricht)  begleitete  er  als  Secretair  den  Baron  van  Lnyt  aaf 
seiner  Gesandtschaflsreise  nach  Moskau  >«•.  Ueber  seine  ander- 
weitigen Lebensverhältnisse  ist  uns  nichts  bekannt. 


249.    Sekeitema  nennt  zwar  diesen  Gesandten  nicht; 
aber  von  ihm,  dass  er:  j,eenige  reyse  nter  MoscovtoMI 


—     293     — 

• 

Danckaerfg  Reisebeschreibong  erschien  zoerst  unter  de» 
Titel: 

Danckaert's  Rejze  door  MoscoTien  ofte  Rus-Landt; 
Amsterdam  1615,  4^ 

Die  zweite  Aasgabe  fuhrt  den  Titel: 

Reyse^  ofte  Voyagie,  Gedaen  door  Hoscoyieni 
ofte  Rus-Landt:  Gestelt  in  twee  deelen.  Waer  ranH 
eerste  fracteert  van  den  stant  des  Rijcks,  en  op  wat 
tijt  de  selve  bekent  is  geweest.  Het  tweede  ran  der 
Moscoviten,  oft  Russen  religie^  eeremonien,  wetten  etc. 
Door  J.  üanekaert.  Tot  Dordreebt  1652.  12^ 

Ferner  finden  wir  dieselbe  in  der  von  Adr.  van  Nispen 
im  Jahre  1652  in  Dortrecht  veranstalteten  Sammlung  von  Reise- 
beschreibungen *&^     P.  1  —  161  der  2-ten  Abtheilung. 

54. 

Der  Verfasser  tfer  Memoires  concemaDt 

la  Moscovie. 

1609—1629. 

Die  Handschrift  unter  dem  Titel: 
M^raoires  et  lettres  concernant  la  MoscoTie  depuis 
Tan  1609  jnsqu'en  1629 

befindet  sich  in  den  Pariser  Archives  du  Roi. 

55. 

Giovanni    de*    La  na« 

1610. 

Giornuni  de'  Ltina  rauss  1610  in  dem  Lager  der  Polen 
vor  Smolensk  gewesen  sein,  da  ein  handschriftlicher  Bericht  ans 


250.    S.  oben  Bd.  I,  S.  29. 


—     29»     — 

diesem  Lager  dalirt  in  Ciampi's  Hftndeii  sidi  befindel|  welcher 
auch  in  dessen  Bibliografia  Critica  SCe.  Bd.  I^  p.  283  i*- 
gedruckt  ist    Dieser  Bericht  f&hrt  die  Aufschrift: 

Lettera  estratta  dal  Cartcggio  inedito  del  CTapitaM 
Giovanni  de'  Lima  con  Aleasandro  CiUi  dal  Campo 
sotto  Sniolensco  in  data  del  10  aprile  1610  al  5  mano 
1612. 

56. 

Paul    Piaseck L 
1612. 

Piaseckiy  Bischof  zu  Przesmiszl  in  Galiden^  (f  nach  1645) 
^ar  selbst  1612  inBussIand^  mit  derArmee^  dieSieglsmnid 
m^  dahin  schickte  251. 

Sein  Werk  erschien  unter  dem  Titel: 

Chronica  gestorum  in  Erropa  Singnlariiim  aParb 
Piasecio,  Episcopo  Praemisliensi^  Accnrate  ac  fideliter 
conscripta  ad  Annum  Dominik  1645.  Ad  utilitaiea 
publicam  divulgata,  et  Typis  expreraa.  CracoYiae^  foL 

57. 

Salomon  Neugebaner. 

1612. 

Salomon  Neugebauer^  dessen  Lebens -Umstinde  ob 
nicht  bekannt  sind^  ist  der  Verfasser  mehrer  geschichUichen  WeAe 
über  Polen  und  Bussland;  und  es  ist  wohl  wahrscheinlich^  ditf 
er  den  Stoff  zu  seinen  Nachriditen  Ober  Letaleres  fan  Lande  selbst 
gesammelt  hat.    Wir  fähren  hier  seine  Werke  an: 


251.     S.  Treuer,  Eimleiimmg  etc.  p.  387. 


—     295     — 

1.)  Hoscovia,  boc  est^  de  origine,  situ,  regioni- 
bus,  moribusy  religione  ac  Republica  Hoscoviae  coni- 
roeiitarius.  Auetore  Sal.  Neugebauero  a  Cadano.  Ge- 
dani   1612.  4'. 

Dasselbe  Werk  erschien  ferner:  Ebendaselbst  1613  und  in 
Danzig,  1613.  4«. 

Neugebauer^s  Nachrichten  über  Russland  enthalten  übri- 
gens wenig  Neues,  und  sind  meist  Wiederholungen  dessen^  was 
wir  schon  bei  Herberstein  finden.  Er  tritt  als  Freund  der 
Polen  und  Vertheidiger  des  falschen  Demetrius  auf. 

2.)  Ilistoriae  rerum  Polonicanim,  libri  quinque. 
Quibus  praeter  rogionis  situm  qualitateni  et  terminos 
genüs  idem  Polonicae  originem»  liogoam^  nioreSi  coa-^ 
sucdidiiies,  ceteraque,  quae  eo  pertiuent,  ea  quae  a 
priinis  Regni  incunabulis»  observato  legitime  Docom 
Principiim  et  Reguni  ordiae,  hocnsque  ia  regne  isto 
gesta  sunt,  dilncide  et  fiise  dfscribuntur.  Auetore  Sa- 
lonione  Neugebauero  de  Cadano  Borusso.  Additus  est 
in  Hnr  index  rerum  et  bistorlarum  copiosus.  Franeo- 
furti  typis  Wecbeliauis,  sumptibus  hered,  Joa.  Aubrii. 
Kill.  r. 

3.)  Ilistoria  rerum  Polonicamm  concinnata,  et  ad 
Sigisniundum  tertium,  Peloniae  Sneciaeque  regem 
usr|ue  dedufta  libris  decem,  a  Salomone  Neagebauero 
a  Cadano.  Cum  duplici  tum  personaruro  laadatarum, 
tum  rerum  et  verbornm  indiee  locupletissiroo.  Hanno- 
viae  sumptibus  Danielis  et  Daridis  Aubriorum  nee  non 
Clemeutis  Schleichii.    Anno  1618.  4^ 


—     296     — 

58. 

Gothard    Arthus. 
1613. 

Petri  Fernand!  de  Quir  descriptio  reglonom  Sibe- 
riae  qnae  nuper  a  Bloscis  detectae  sunt,  auctore  H. 
Gotardo  Arthnsio  Dantiscano.    Francof.  1613. 

Darin,  p.  25  ff.  Itinerarinm  e  JMEoscoTia  in  Siberüun. 

59. 

Henry    Brereton. 

1614. 

The  miseries  of  Rnssia  occasioned  hy  war.  By 
Heniy  Brereton.  London  1614.  8«. 

60. 

Mat^thias    Schaum. 

1614. 

61. 

Pietro    de  IIa    Vaile. 
1617. 

62. 

Iwaschko    Petelin. 
1620. 

63. 

Sobieski. 
1620.   . 


—     297     — 

Adam    Z  a  r  e  in  b  a. 

1620. 

♦      65. 
€  o  8  m  a    (I  o    Torr«?  s. 
1622. 

J  o  b  II    S  111  i  (  b. 
1625. 

'      er. 
Frä   Giovanni    ili    Lurca. 
16-26. 


68. 

Der  Verfasser  der  ScJirilt:  Narratiü  historica. 

1626. 

69. 

M  a  1  (  b  c    J  ti  c  1. 

16:il. 

Malthe  Juel  muss  Im  Jnhn;  1631  als  Gesandter  des  Kö- 
nigs von  Dänemark  Christian  rv.  In  Russland  gewesen  sein, 
wie  aus  der  ihm  ertheilten  Instruflion  Mhelll,  weJche  wir  abge- 
druckt finden  in: 

i\yc  Danske  Ma^zin,  Bd.  1).  Hell   12.  S.  349  IT. 

Leider  Tehlen  uns  beslinunlcre  und  unistöndicfaere  Naeii> 
richten  über  ihn. 


\ 


\ 


—     298     — 
70. 

Bengt  Johaiiusohn  Skytte. 
1631. 

Bengt  JoAanfisoAn  Skytte^  Freiherr  auf  Duderhof| 
Herr  auf  Gronsiö^  Marby,  Elf^esiö  nnd  StrOmsrum, 
ein  Sohn  des  Johann  Skylte^  SUners  der  Universität  zaDor- 
pat  2S3^  ^\ll^dC;  nachdem  er  einer  Gesandtschaft  nach  England 
gefolgt  war  und  darauf  verschiedene  hohe  Acmter  in  Schweden 
bekleidet  hatte  ^  im  Jahre  1648  zum  Reichsralh  und  Kanzler  der 
Universität  Dorpat  ernannt^  bald  aber  bei  Hofe  verliamdet,  ab- 
gesetzt^ später  wieder  in  Gnaden  aufgenommen^  und  endlich 
1664  doch  vrieder  seiner  Worden  entsetzt.  Von  nun  an  ver- 
brachte er  seine  letzten  Lebensjahre  in  stiller  Znrflckgezogenhdt 
auf  seinen  Landgütern  ^^^.  Der  einzige  uns  bekannte  Beweiss 
dass  Bengt  Skytte  wohl  unter  die  Zahl  derjenigen  Reisendca 
gehört^  über  welche  wir  zu  berichten  haben  ^  ist  eine  Handschrill 
von  ihm^  welche  im  Reichsarchive  zu  Stockholm  aufbewahrt  wird, 
und  den  Titel  führt: 

Rclatio   de  statu  Sfoscovitico,  regi  Gustaro  Adol- 
phe a.  1631.  d.  12  Sept.  oblata. 

71. 

Jakob  Johannsohn  Skytte. 
1632. 

Jakob  Johannsohn  SkyttCj  Freiherr  auf  Dnderhof, 
Herr  auf  Edby  und  Stenshoem^  ein  Bruder  des  vorlierge- 


252.  S.  oben  S.  144. 

253.  S.  Recke  u.  \apier$ky,  M/gemeim^s  SekrifitieOer»  mmTCMtM»- 
Lexieom  der  Proviuuen  Lwimd,  EaiAlamd  mnd  MTmrUuid  He.  Mitaa  f 8S2.  S*. 
Bd.  IV,  p.  210. 


—     299     — 

beodeD;  ward  1632  zum  ersten  Rector  der  Universität  znDprpiA 
ernannt  und  bekleidete  spater  verschiedene  hohe  Aemter  in  Schwe- 
den. Im  Jahre  1632  muss  er  in  Russland  gewesen  sein,  da  es 
einen  handschriilh'chen  Bericht  von  ihm  giebt,  weldier  die  Ueber- 
Schrift  führt:  Relatio  de  Russis,  MoscoTiae  conficripta 
anno  1632. 

72. 

Adam    Olearius« 
1633.    1636  —  1638. 

Adam  Oiearius^  Hof-Mathematiker  and  Bibliothekar  des 
Herzogs  Friedrich  von  Holstein -Gottorp,  war  zwei  Mal  ia 
Russland  und  zwar  in  den  Jahren  1633  and  1636.—  Das  eiste 
Mal  begleilete  er  als  Gesandtschafls-Secretair  die  HoisteiBischea 
Gesandten  Philipp  Crusius  ^s«  aus  Eislaben,  UceMiat  der  Rechte 
und  Staatsrath^  und  Otto  Bruggmann^  Kaubaann  aus  Hamburg, 
welcher  vor  der  Reise  zum  Rath  ernannt  worden  war.  Letzlerer 
\^nirde  am  5  November  1640,  wegen  einiger  auf  dieser  Reise 
begangener  Verunireuungen  und  Grausamkeiten,  nach  UrtheO  und 
Recht,  in  Gottorp  enthauptet. 

Der  Zweck  der  Gesandtschaft  war  freundschaftliche  Handels- 
Verbindungen  mit  Russland  und  Persien  anzuknüpfen;  aus  Per- 
sien sollte  nämlich  Seide  bezogen,  und  dieselbe  durch  Russland 
nach  Holslein  gebracht  werden. 

O/earifiSj  ein  höchst  kenntnissreicher,  gebildeter  Mann^ 
sammelte  mit  einem  unermüdlichen  Fleiss  and  höchst  löbh'cber 
Vorsicht   bei   der  Wahl  der  Quellen,  alle  Nachrichten,  die  ihm 


25V.    leber  Cnuims  s.  die  nächstfolgende  Af\   rergl.  auch  AerAw  mi^ 
Sopiernky^  t>chri/lilelier»Lex4kom  Bic,  I,  p.  387. 


—     300     — 

über  die  von  ihm  besuchten  Länder  zngfin^oh  waren^  mid  Ter- 
anstaltete  nach  seiner  zweiten  Rückkehr^  eine  ReisebeschreibiqK 
welche  zu  den  merku'ürdigsten  filtern  Werken  Aber  Rnssland 
gehört^  und  noch  heutigen  Tages  grossen  Werth  haL  Aue 
seinem  Werke  beigefägten  Karten  und  Ansiditen  zeiclmete  Ok- 
arius  selbst  an  Ort  und  Stelle^  und  liess  sie  später  in  setnoi 
Hause  und  unter  seiner  Aufsicht  von  geschickten  Künstlern  in 
Kupfer  stechen. 

Am  22  Oclober  1633  begaben  sich  die  beiden  Gesandten 
nach  Hamburg;  um  die  nöthigen  Vorrichtungen  zu  ihrer  Reise  n 
trcifeU;  und  traten  von  dort;  am  6  November^  mit  einem  Gefolge 
von  34  Personen^  ihre  Reise  über  Lübeck  und  Travemfinde  an, 
wo  die  Gesandtschaft  sich  am  9-ten  einschiffte;  und  nodi  aa 
nämlichen  Tage  unter  Segel  ging.  In  Travemünde  geseUte  sich 
der  Doctor  der  Medizin  Wendelin  Sybelista^»  zu  ihne^ 
welcher  nach  Russland  als  Leib-Arzt  des  Grosslürsten  Michael 
Feodorowitsch  berufen  war. 

Nach  einer  5tagigen  stürmischen  Ueberfahrt^  langte  die  Ge- 
sandtschaft am  14-ten  Abends  glücklich  in  Riga  an^  wo  sie  an's 
Land  stieg.  Hier  benutzte  Olearius  den  beinahe  5  wöchent- 
lichen Aufenthalt;  welchen  die  Gesandtschaft  dort  machen  musste 
um  das  Gefrieren  der  Sümpfe  abzuwarten;  zum  Sammeln  vm 
historischen  Nachrichten  über  die  Stadt  Riga. 

Nachdem  die  Holsteinische  Gesandtschaft  sich  mit  den  Schwe- 
dischen Gesandten  Obrist  Heinrich  Flemming^  Erich  Gtll- 
denstierna  und  Andreas   Burräus»*  in  Narwa  vydDigl 


255.  Siehe  Ober  ihn  weiter  unten  in  dem  flim  besoadtrs 
Abschnitte. 

256.  S.  weiter  unten  den  betreffenden  Abschnilt 


—     301     — 

halte,  setzten  beide  ibren  Weg  gemeiiischafUich  nadi  Mosfejui 
fort;  wo  die  HoIsteinisoheD  Gesandten  am  14  Augoat  fiirai 
feierlichen  Einzug  hielten. 

Nachdem  die  Gesandten  einige  Audienzen  gehabt  hatten, 
erreichten  sie  endlich  am  19  November  den  Hauptzweck  ihrer 
Sendung;  jedoch  Wurde  ihnen  die  Bedingung  gestellt,  dass  sie 
zufOrderst  mit  der  Ratification  dieses  Uebereinkommens  nach  Hol- 
stein zuräckkehren  sollten. 

Am  16  September  beurlaubten  sich  die  Gesandten  in  einer 
öffentlichen  Audienz  beim  Zaren,  und  reis'ten,  nachdem  sie  den 
Michael  Cordes  an  die  Wolga  abgefertigt,  um  dort  zu  ihrer 
bevorstehenden  Reise  nach  Persien  Fahrzeuge  zur  SchiflÜEdirt  auf 
der  Wolga  und  dem  Caspischen  Meere  vorzubereiten,  am  24 
December  aus  Moskau  ab.  In  Riga  gesellte  sich  Charles  de 
Tallerand  zu  ihnen,  welcher  von  Ludwig  dem  XIIL,  zu- 
sammen mit  Jacques  Roussel  als  Gesandte  nach  Russland  und 
der  Türkei  geschickt  worden,  von  seinem  Collegen  bei  dem  Pa- 
triarchen verläuffldet,  nach  Sibirien  verwiesen,  und  nun  nach 
einer  Gerangenschaft  von  3  Jahren,  als  unschuldig  erkannt  und 
befreit,  nach  Frankreich  zurflckkehrte. 

Nach  der  Rückkunft  dieser  ersten  Gesandtschaft  wurde  von 
dem  Herzog  von  Holstein-Gottorp  sofort  die  2-te  nach  Russland 
und  Persien  mit  grosser  Pracht  ausgerastet  Die  Gesandten  er- 
hielten diesesmal  ein  weit  grösseres  Gefolge,  und  bekamen  wertb- 
volle  Geschenke  vom  Herzoge  an  den  Zaren  und  den  Schah  mit 
Das  Gefolge  bestand  aus  14  Reamten,  8  Pagen,  14  Kammer- 
dienern ^  8  Hellebardierem,  und  einer  Dienerschaft  von  mehr  ab 
50  Köpfen,  darunter  eine  Schiffsmannschaft  üQr  die  Reise  auf  der 
Wolga  und  dem  Caspischen  Meere.  OleariuM  begleitete  auch 
diese  Gesandtschaft  als  Rotschaftsrath   vmI  Seorelair,  vmI  der 


—     302     — 

bekannte  deutsche  Dichter  Paul  Flemniing»i;  der  sich  «Mb 
im  Gefolge  befand^  schOpile  hier  den  Stoff  xu  vielen  seiner 
Gedichte. 

Am  22  October  1635  verliess  die  Gesandtschaft  Hamburg, 
hatte  auch  diesesmal  ein  heiliges  Unwetter  auf  der  See  zu  Aber- 
stehen^  und  litt  bei  Hogland  Schiffbruch.  Bei  dieser  Gelegenheit 
bfisste  die  Gesandtschaft  alle  ihre  Pforde^  ihre  Creditive  und  die 
meisten  der  Herzoglichen  Geschenke,  so  Vrie  viele  ihrer 
Habseligkeilen  ein.  Am  2  December  langte  sie  endlich 
uberstandenen  Mühseligkeiten  in  Reval  an,  und  ging  nun  Aber 
Narwa^  Nowgorod^  Torshok  u.  s.  vf.  nach  Moskau,  wo  sie  am 
29  März  ankam. 

Am  3  April  fand  die  erste  öffentliche  Audienz  mit  den  ge- 
i^öhnlichen  Feierlichkeiten  statt.  Am  5  und  9  April  und  am  30 
Mai  halten  die  Gesandten  geheime  Audienzen  und  nachdem  noch 
am  4  Juni  eine  allgemeine  Abschieds-Audienz  für  alle  in  Moskan 
anwesende  fremde  Gesandten  statt  gefunden  hatte,  vergessen 
die  Holsteinischen  Gesandten  am  16  Juni  Moskau,  ohne  za  emer 
speciellen  Abschieds  -  Audienz  zugelassen  zu  werden,  weil  es, 
wie  man  ihnen  sagte,  „nicht  passend  sei,  dass  Gesandte,  die 
„nicht  in  ihre  Heimalh  zurückgingen,  und  auf  ihrer  Rfickreise 
„aus  Persien  wieder  in  Moskau  erscheinen  würden,  dem  Gross- 
„fürsten  die  Hand  küssen  sollten^. 

Da  der  Aufenthalt  der  Holsteinischen  Gesandtschaft  in  Per- 
sien  nicht  hierher  gehört,  so  verlassen  wir  sie  hier,  und  komnoi 
erst  wieder  bei  ihrer  Bückkehr  nach  Russland  auf  diesdbe  zorfloL 

Am  14  Juni  1638  langten  die  Gesandten  auf  ihrer  ROck- 
reise  aus  Persien  in  Astrachan,  und  nach  einer  Reise  von  mehr 
als  6  Monaten,  am  2  Januar  1639,  endlich  wieder  in  Moskan 


257.    S.  über  Fiemmimg  weiter  unfen  dm  beCreÜMdM 


—     303     — 

an.  Nach  einigen  Privat -Audienzen  hatten  die  Gesandten  am 
23  Februar  ihre  öffentliche  Abschieds -Audienz  und  verliessen 
Moskau  am  15  März^  um  wieder  nach  Holstein  zu  gehen. 

Dem  fleissigen  und  aurmerksamen  Olearius  entging  wäh- 
rend seines  wiederholten  Aufenthaltes  in  Russland  nichts^  was 
dem  Fremden  damals  einiges  Interesse  darbieten  konnte^  und  so 
finden  wir  denn  in  seinem  Werke  eine  umständliche  und  zugleich 
treue  Schilderung  des  damaligen  politischen  und  socialen  Zu- 
standes  Russlands.  Er  fugte  der  Erzählung  der  Sitten  und  Ge- 
bräuche zugleich  mehre  von  ihm  selbst  mit  grosser  Genauigkeit 
angeferligie  Zeichnungen  hinzu  ^  und  so  gestaltete  sich  seine 
Reisebeschreibung  zu  einem  der  tüchtigsten  und  bis  auf  den 
heutigen  Tag  geschätztesten  Werke  seiner  Zeit  aber  Russland  ^k«. 
Olearius  hatte  mit  MandelslO;  welcher  an  derselben  Ge« 
sandlschail  Theil  nahm^  die  Verabredung  getroffen  dass  derjenige 
von  ihnen,  welcher  den  andern  überleben  würde,  die  Heraus- 
gabe der  Reisebeschreibung  übernehmen  sollte.  Mandelslo 
starb  früher. 

Wir  fuhren  hier  folgende  uns  bekannte  Ausgaben  und  Ue- 
bersetzimgen  des  Werkes  auf: 

Adam  Olearii  ansrührliche  Beschreibung  der  künd- 
baren Royss  nach  Nuscow  und  Persien,  so  durch 
üelegenheit  einer  Holsteinischen  Cresandtschaft  von 
tiottorp  auss  au  Michael  Fedorowitz  den  Grossen  Zaar 
in  Nuscow^    und    Schach   Sofi  König  in   Persien   ge- 


25^.  Fernere  Nachrichten  über  Olearitu  findet  man  in:  Mmüer,  Smml. 
Hmu.  Ge$ch.  VII,  p.  492.  ->  O^atdim  U.  —  ^aiebrnteh  LM  BM  U,  p.  320. 
~  Mmray  DUcov,  and  Travels  in  Ana^  \i\^  p.  49-52.  —  Treuer  de  Perp. 
Amiciiia  etc.  p.  59-62.  —  Meimen  p.  24.  —  Recke  mmd  Napienky  Schrift- 
Bltlier -  Lexikon  eic,  HI,  p.  349.  a.  a.  IB.  —  Ein  Stafflaibvell  yob  OleaHme 
>vurde  im  Jahre  lb45  in  der  VersammJimg  der  DMiUcheii  OrieBtaHsIeD  besprocIieB. 


—     30»     — 

schehen.  Mit  Kupfern ,  Plänen  und  Ansichten  t« 
Städten  und  Gegenden,  in  den  Jahren  1633-1639L 
Schleswig  1646.  fol. 

Die  ferneren  Auflagen  des  Originals  erschienen:  Schleswig 
1647.  40.,  Ebend.   1656.  fol.,   Ebend.   1663.  foL,    Ebend 
1673.  fol.,  Ebend.  1694.  4».,  Hamburg  1694.  4^.^  EbeBd 
1696.  fol.,  alle  mit  Kupfern  und  Karten. 
Französisch : 

Relation  du  Yoyage  de  Moscovie^  Tarlarie  et 
Perse»  traduit  de  PAUemand  d'Olearius,  par  L.  IL  D. 
B.  (le  Resident  de  Brandebourg,  c.  k.  d.  WicqnefoH)  »•. 
Paris  1656.  4^ 

Voyages  faits  en  Aloscoyie»  Tartarie  etPerse,  par 
Adam  Olearins  (depnis  1633-1639)  traduits  de  Torigi- 
nal  et  augmentös  par  le  Sr.  Abraham  Wicqneforty  di- 
yis^s  en  deux  parties.  Paris  1659.  4°,  Ebend.  1666. 
4°,  1679.  4^ 

Im  Jahre  1719  besorgte  der  Leidner  Buchhändler  Van  der 
Aa  eine  neue  Ausgabe  der  Wicquefort'schen  Uebersetzinf, 
nach  dessen  Tode.  Eine  spätere  im  Jahre  1727  in  AmsterdaB 
mit  einer  Zueignung  von  P.  Van  der  Aa  an  Friedrich  IV, 
König  von  Dänemark  erschienene ^  führt  den  Titel: 

Voyagcs  tris  -  curieux  et  fr6s  -  renommei  faits  en 
Moscovie,  Tartarie  et  Pcrse,  par  le  Sr.  Adam  Olearins» 
Bibliothecaire  du  Duc  de  Holstein,  et  Mathematieien 
de  sa  Cour.  Dans  lesqucls  ou  Irouve  nne  DescripliM 
curiense  et  la  Situation  exacte  des  Paya  et  Etats,  par 
oü  il  a  pass^9   tels  que  sont  la  LiTonie,  la  MoMOTie, 


259.    Ueber  ui.  de   Wie^mfaH  fisdel  ■»■  NachikkliB  ia 
LUt.  der  äU,  Reuen  ü,  p.  62a 


~     305     — 

la  TaHarie,  la  Modie^  et  la  Perse;  Et  oü  il  est  papl6 
du  Naturell  des  Manieres  de  vivre,  des  Moeurs,  et 
des  Coutumes  de  leurs  Ilahitans;  du  GouFernement 
Politique  et  Ecc](*siastique,  des  Raretez  qui  se  trou- 
vent  daiis  ce  Pays;  et  des  Ceremoiiies  qui  s'j  obser- 
vent.  Traduifs  de  I'Original  et  augmeutez  pur  le  Sr. 
de  Wicquefort,  Conseiller  aux  Conseils  d'Etat  etPrivi 
du  Duc  de  Brunswick  et  Lunebourg,  Zell  etc.  Auteur 
de  rAiubassadeur  et  de  ses  Fonctions  Divisez  en  deux 
parlies.  Nouvelle  Edition  revüe  et  corrigie  exaete- 
nient,  augmentee  eousiderablenient,  tant  dans  le  Corps 
de  rOuvrage,  que  dans  les  Marginales,  et  surpassant 
en  bont6  et  en  beautö  les  pr^cedentes  Editions.  A 
quoi  on  a  Joint  des  Cartes  Geographiques,  des  Reprö- 
sentations  des  Villes,  et  autres  Taille-donees  trös-belles 
et  tres-exaetes.  Amsterdam,  ebez  Michel  CbarlBs  Le 
Cöne,  Libraire.  1727.  fol.  II  Voll. 

Die  letzte  Ausgabe  im  Französischen  erschien  im  Haag 
1727 

K  u  <r  I  i  s  e  h  : 

Die  von  .loh.  Da  vi  es  besorgten  Ausgaben:  London  1666 
11.   1669.  fol.^  und  im  Auszüge:  London   1705.  fol. 
Ilolläiulisrh: 

Besclirijvink  van  de  IMieuve  Persianensehc,  ofle 
Orientaulisehc  Reyse,  welk  door  Gelegentheyt  van  een 
llolsteynesehe  Anihassade  aen  den  Konigb  in  Persien 
geschikt  is.  Door  Ad.  Olearius.   Utrecht  1651.  12^ 

De  nieiiwe  Persiaenz  Reyse  ofte  een  Ostindische 
Voyngip,  hi»schreeven  door  M.  Adaniy  Oleary,  ende 
nu  in  \(M»rduyts  overgeset  door  D.  V.  Wageninge; 
rAmsferdam  1651.  4°.    Ebend.  1651.  8^ 

II.  20 


—     306     — 

Itniiunisch  (die  3  ersten  Bücher  aus  Oleariuä): 
Viaggi  die  Moscovia  clegli  anni  1633—1636  librl 
trecavati  dal  Tedcsco,  in  Vitcrbo  1658.  4". 

73. 

Philipp    Crusius. 
1633.    1636  —  1638. 

Philipp  CmsiuSf  dessen  zvfci  Gesandlschafts-Rciscn  dvrh 
Ölen ri IIS  eben  besprochenes  Werk  bekaYint  sind,  iKnrde  Ar 
seine  bei  dieser  Gelegenheit  geleisteten  Dienste  in  den  Schwe- 
dischen Adelstand  erlioben^  und  sein  Famih'enname  in  Krnsca- 
sfjerna  verwandelt.  Er  ist  der  Stammvater  der  in  den  Oslsee- 
Provinzen  noch  bis  jetzt  sehr  verbreiteten  FamiUe  dieses  Nameas^ 
und  folglich  auch  unseres  so  berühmten  Weltnmsegler's  des  Ad- 
miral's  v.  Krusenstern. 

Ein  handschriftlicher  Reisebericht  von  Cru8ius  in  4^.  be- 
findet sich  im  Archive  zu  Stockholm.  Nachrichten  Aber  denselbci 
findet  man  in  Bulgarin's  Reise  nach  Schweden. 

7*. 

M  a  11  d  e  1  s  1  o. 

1633.    1636. 

Johann  Albert  Mandelslo  war  am  Hofe  des  Henogs 
von  Holstein -Gollorp  als  Tage  erzogen,  und  verrieth  eine  so 
rege  Lust  zum  Reisen^  dass  der  Herzog  ihn  als  Kammer-Junker  bd 
der  Rolschafl  des  Crusius  und  des  Bruggmann  anstellte,  ta 
Ispahan  erklärte  Mandelslo  er  wünsche  sich  von  der  Gesandt- 
schaft zu  trennen^  um  von  dort  nach  Jerusalem  za  gehen  oad 
dann  über  Italien  nach  Deutschland  zurflckzukehren.    Troll  allM 


—     30i     — 

Schwierigkeiten  die  ihm  anlanj^lich  von  den  Gcsaiidteii  entgegen- 
gestellt  wurden^  blieb  der  junge  Mann  harUtäckig  bei  seinem 
Vorsätze  und  da  er  vollends  die  besondre  Erlatibniss  und  einige 
Empfehlungs- Briefe  des  Herzogs  vor^fcigtc,  ivek*e  er  bis  dahin 
geheim  gehalten  hatte,  so  konnten  die  Gesandten  ihn  auch  nicht 
länger  von  der  Ausfüiirung  seines  gefahr-  und  mulrevoUen  Planes 
abhalten  2ßo,  jp  ^jng  später  nach  Osündien  und  lunterliess  bei 
seinem  Tode  eine  Reisebeschreibung,  welche  er  dem  Olearius 
vermachte.  Zuerst  erschien  eine  vorläufige  Nachricht  von  dem 
Anfange  der  Reis©  unter  dem  Titel: 

Job.  Albn  von  HliMiiielslo  Sehreihen  van  seiner 
Ostindischen  Kebei  ous  der  In^el  Madagusear»  Atnio 
1639  ahgelasHen:  gatiiinl  einen  knrzen  Beriejil  von 
dem  jetzigen  Zustande  des  üusser^ien  Orientalisebeii 
Königreichs  Tzina  mit  etlirhen  Anmerknngen  Olearii* 
Schleswig  1615,  foL,  Ebend.  1647.  fol  »*«. 

Diese  Schrill  wurde  spttter  der  eigentbchen  von  Otearius 
herausgegebenen  Ueschreibung  Mandeiulo's  beigefügt^  welche 
den  Titel  führt: 

Job.  Albr.  von  Mandpl?«Io  morgertlündinche  Reise- 
beschreibung,  mit  Adam  Olearii  Anmerkungen.  Sehles- 
wig  1658.  fol,  Ebend.  1668,  Tot  m.  K, 

Französisc^h  erschien  MaudeMo'g  Werk  unter  dem 
Titel: 

Voyagrs  rclebres  et  remaniuables,  falls  de  Perge 
el   aux   luden   Orientalen   (i]e{}uijt  1638  jusqu'en  1640)^ 


2G0.  Diese  NacHrirhtPii  gißtit  OUarim  in  meiner  ob«n  aDgefithrlen  R^k«- 
beschreibung.     S.  lo^a^«  eit.  dJd   Oit»tfrt*is.  AiUHierdam  ilAl^  Ibh  p.  ^H7  f. 

261.  S.  Stvrit^ä  l'«rc#ri>Aai4#  roji  äii,  umd  m^mtftm  Läm4-  tmä  HjHw^ 
btBchreibumgen  etc.  Halle  t7Ä7.  6*.  TU,  U,  p.  1% 


—     308     — 

(raduits  de  rorigiiial  allemand  par  (A.  de)  Wicqaefort. 
Leyde  1719.  fol.,  II  Voll.  —  La  Ilayc  et  Amsterdam  1727. 
fol,  2  Voll.  —  Augraentös  a  Amsterdam  1737.  fol.  c,  f. 
Holländisch: 

Bcschryringh  rnn  de  gedenkwaerdige  Zee-  en 
Lbiid-reyze  iinar  Oost-Indien  (uytgegeven)  door  (M. 
Adam)  Oleavius.  ('Amsterdam  1658.  4^.  m.  T. 

Mandeislo^s  Reisebeschreibung  findet  sich  Terner  einigen 
Ausgaben  des  Olearius  angehängt  oder  einverleibt^  und  ist  in 
mehre  grössere  Sammlungen  aurgenommen  362. 

75. 

Paul    Flemmin'g. 
1633.    1636  —  1638. 

4 

Paul  Flemming  ^^\  der  bekannte  dcatsche  Dichter,  machte, 
Avie  in  einem  der  vorhergehenden  Artikel  bereits  erwähnt ,  die 
beiden  Reisen  der  Holsteinischen  Gesandten  Philipp  Crosius 
und  Otto  Briiggmann  nach  Russland  mit. 

Paul  Flemming  ^urde  im  October  (den  12.  oder  17.) 
1609  zu  Hartenstein  im  Schonburgischen  geboren  und  besuchte 


2G2.  Vergl.  Siuck^B  Ver%eichnin  eic,  Eberf§  BibHagrofk.  lejfOm 
u.  a.  m.    * 

263.  S.  über  Flemming  und  seine  2$chriften :  JSrdeM  Leaeikom  demhekfr 
Dichter  und  Prosaisten,  Leipzig  1806-1811  gr.  8^  —  ComvenoUomt^LexiHm, 
7-(e  AuH.  Leipzig  1827.  Bd.  IV,  S.  146  u.  147.  —  GIr.  GfM.  JSeAef'9  JM- 
getneines  Gelehrten- Lexikon,  Leipzig  1750.  4^.  Bd.  0,  S.  637.  ^  Fr.  Ad. 
EberCs  Allgem.  Bib/iogr,  Lexikon.  Leipzig  1821.  4*».  Bd.  I ,  S.  605.  - 
Recke  und  Napiersky,  AUg.  Schnftsi.-  und  Gelekriem-Lejeikomete.h  583.* 
Biograpbisclie  Denkmale  ton  rarnkagen  von  JEInm»  BeiliA  1846,  2Ae  AA 
IV,  1-168. 


-     309     — 

die  Universittt  zu  Leipzig,  wo  er  Medkin  §tutUrte,  Die  Uß* 
ruhen  des  dreissigjäiirigeii  Krieges  nutiugten  Um  Iß 3 3  mh  nach 
Holstein  zu  ¥renden^  yio  er  voll  Feuer  ujid  Wissbegierde  sieb 
um  die  Gunst  bewarb^  an  der  eben  beabsichtigten  Gesandt scMI 
naeh  Russland  und  l'ersien  Tkeü  zu  nebmeni  was  ihm  auch 
gelang.  Auf  der  zweiten  Gesandischalbreise  verloble  sich 
Flemming  in  Riva!  mit  der  Tochter  eines  dortigen  ange- 
sehenen Kaufmanns,  tiad  eilte,  nach  seiner  Rückkehr  ins  Va- 
terland nach  Hamburg,  wo  er  sich  als  practischer  Arzt  später 
niederzulassen  die  Absitlil  hatte.  Allein  kaum  war  er  in  Ham- 
burg angelangt,  so  erlag  er  am  2  April  1G40  in  der  Blülhc 
seiner  Jalire  einer  sch\%cren  KrankhciL 

Es  ist  uns  zwar  kein  cigenilicher  Bericht  von  ihm  über 
diese  Reisen  bekannt  j  wir  haben  ihm  aber  hier  auch  einen  Tlatz 
einräumen  zu  müssrn  ^ejjlaiil*! ,  da  er  den  Stoff  m  vielen  seiner 
Gedichte  in  Russland  eeschtipfl;  ans  diesem  Grwnde  gehört  vor- 
zöglich  sein  Sonnett  an  die  Stadt  Moskau  hierher,  dessen  erste 
Zeilen  so  lauten: 


^Du  edle   Kaiserinii  der  SUidle  der  Rulheneii^ 

^tiroüs,  herrlich^  Nhiuie,  reich  l  nah  ieh  autf  dich   dorthm, 


r)  • 


Auf  dein  vergiildtcs  Hnupt^  f(o  kömmt  mir  in  di^ii  Slna, 
Waii  giUdners    noi^li    nl«  fsold ,    iiAch   d«m    kOi    atilcli    [uuü 


Flemming'8  Gedichte   erschienen  ruerst  unter  dem  Titel: 
GVist-  lind  Welilirhc  Poemata,     Jena  1642.  8".     Spätere 


264.  Nämlich  dif  %M  mnei  Gf*lteMeii*  Dienes  SosfieU  ift  untfr  tndum 
auch  abgedrurkt  in  den  Hhrnm  tUnitch^r  Dirkfrf.  @9i9  dßr  ff*t€M  MSl/t*  <fet 
/7-Un  JahrhunderU,  graammfÜ  m*n  G,  d.  U.  Cram&iirg,  Oiimhüit  IW5*  &'. 

p.  211. 


—     310     — 

Ausgaben  sind:  Jena  1652.  Naumburg  1666.  8^  Merse- 
burg 1685.  8^205. 

Fiemming^s  Reisen  gaben  unlängst  Veranlassung  zu  einen 
Roman  der  unter  folgendem  Titel  erschien: 

Paut  Flemmingy  oder  die  Gcsandtsehadtliche  Reise 
uacli  Pcrsicn.  Historischer  RoDiaii  von  F.  Th.  Waii- 
genheim,  m.  KpH  Leipzig  1842.  8^  3  Bde. 

76. 

Andreas    Burräns. 

1633  — 1634. 

Burräus  s«*«*',  über  dessen  Reise  uns  nichts  breiteres  be- 
kannt ist  als  ^vas  uns  Olearius  mittheilt ^  >var  in  den  Jahren 
1633  und  1634  als  Gcsandler  der  Königin  Christine  von  Schwe- 
den^ mit  Heinrich  Flemming  und  Erich  Güldcnstierna| 
in  Russland.  Da  uns  kein  Bericht  über  seine  Reise  bekannt  ist, 
so  müssen  Avir  uns  auf  diese  Alillheilung  und  auf  eine  vage 
Notiz  aus  Richter's  Geschichte  der  Medizin  in  Riissland 
bescliränken^  avo  es  Bd.  I^  p.  71  heisst:  In  einem  aus  Schleswig 
d.  4  Juni  1643;  an  den  Bojaren  Feodor  Iwanowilsch  Sche- 
remetjew  in  iMoskau  gericliteten  Briero^  spricht  der  Leibarzt 
des  Zaren  Michael  Feodorowitsch,  Dr.  Wcndelin  Sybc- 


265.    Eine  neue  Ausgabe  von  Fiemmimg'$  Gedichten  erschien  Tor 
Jahren  in  Leipzig. 

200.  Wenn  auch  Burräw^  strenggenommen,  nicht  eigentlich  anter  dieZaU 
der  Roisenden  in  Russland  gehört,  deren  Beriekie  hekamat  ämd^  so  gianMen 
wir  ihn  hier  doch  aufnehmen  zu  müssen ,  in  der  Voraussetzung ,  das«  ein  BerkhC 
von  ihm  irgendwo  vorhanden  sein  müsse,  und  in  der  liofliiung  dass  diese,  wenn 
auch  noch  so  ungenügende  Nachricht  über  ihn,  vieUoichl  zur  Aunindnng  der  be- 
richte beilragen  könnte. 


—     311     — 

lista»«''^  von  einem  Handels-Projecte  der  Hollfinder.  Er  sagt: 
I,  obgleich  sie  in  dem  Handel  nach  Ostindien  eine  sehr  reicte 
^Ausbeute  finden^  so  wünschten  sie  doch  auch  sich  der  Wolgt 
^z\i  nähern^  um  ihren  Handel  auf  diesem  grossen  und  fahrbaren 
,,  Flusse  bis  nach  Astrachan  ausdehnen  zu  können.  Zwar  würden 
^sie  sich  nie  unierstehen ,  das  Innere  von  Russland  zu  betreten, 
9  indem  sie  von  der  grossen  Macht  Seiner  Zarischen  Miyestit  zu 
^sehr  überzeugt  waren;  indess  hfitte  doch  der  vormals  in 
;,Kussland  gewesene  Burräus  den  Plan  gemacht,  wie  man 
2, aus  dem  Weissen  Meere  füglich  nach  Kargopol,  von  hier  nach 
„Belosero  und  von  dort  in  die  Wolga  kommen  könne.  Daher 
j,w  anschien  die  Holländer  schon  seit  langer  Zeit  einen  freien 
I,  Durchzug  bis  Wologda  zu  erhalten  und  er  theilt  die  von 
jy  Hur  ruf £8  geüusserlc  Verwunderung  mit,  warum  Seine  Zarische 
;,Mnj(*s(üt  nicht  an  der  Mündung  des  Weissen  Meeres  Kriegs- 
„schilTc  bereit  hicile,  um- jeder  Nation  den  Eingang  in  dasselbe 
jySlreitig  zu  machen^  und  warum  m'chl  in  den  Umgebungen  von 
;,WulüijiIa  einige  bcfcsligle  Plälze  angelegt  würden^. 

77. 
L  a  u  r  c  II  t  i  u  s    L  u  d  e  n  i  u  s. 

1640. 

Laureniins  Ludenius  war  Professor  nnd  zwei  Mal  Rector 

der  lni\crsitüt  zu  Dorpat,  und  verfasste  eine  sehr  bedentende 
Anzalil  von  grössern  und  kleinem  Schrillen,  worunter  sich  eine 
beiindel;  welche  Kussland  betrifll  und  den  Titel  filhrt: 

De  Moscoviae  llistorio« 


2G7     S.  weiter  lulcn. 


—     312     — 

Ob  nun  Ludemus  den  Stoff  zu  diesem  Werkchen  avf 
eigenen  Reisen  oder  aus  den  Nachrichten  andrer  Reisenden  ge- 
schöpft; mag  hier  unentschieden  bleiben. 

78. 

Joachim    Pastorin  s. 
1642. 

Von  Pastorius  Werken  gehört  hierher: 

Bellum  Scythico-Cosacicum  Seu  De  Conjnratione 
Tartarornm  Cosacoruni  et  plebis  Rnssicae  Contra  Reg* 
num  Poloniae  ab  Iiivietissirao  Poloniae  et  Sveciae  Rege 
Joanne  Casirairo  profligatsi  Narratio  Plenioris  Ilistoaae 
operi  praeniissa  Auetore  Joachime  Pastorio.  Dantisci 
Anno  1652.  4^ 

79. 

Woldemar  Christian   Güldenlöwe,    Graf  von 
Schleswig  -Holstein. 

1643  — 1644. 

Der  erste  Vorschlag  zur  Vermählung  des  Grafen  Walde- 
mar  Christian  von  SchlesNvig-HoIstein,  eines  natürlichen  Sohnes 
des  Königs  von  Dänemark  Christian  IV.  und  der  Christina 
Munk;  mit  der  Prinzessin  Irina  Michaile^' na,  Tochter  des 
Grossfürsten  Michael  F e od oro witsch^  geschab  von  Dinischer 
Seite  durch  Johann  Bock  er  aus  Kopenhagen^  welcher  sich  als 
erster   Dolirictscher    am    Grossrfirsllichen   Hofe    befand  *••.    Der 


2G8.  lieber  diese  beabsichtigte  Ileirafh  vergl.  HSJet^B  kmrMge/mmie  Dm* 
nemarkinche  Uvachichle,  S.  40  V- 405.  —  Lndie,  Uolberg'$  DattücAe  AmtA^ 
/iisiorie.  Tu.  U,  S.  853 -86  V.  -  Ludwig  Alb,  Gebkardft  GeBckickte  dtr 
hönigreivhe  Dänemark  und  Xorwegcu^  Th.  U,  S.  339.  ff. 


—    319     - 

Grossfürst  schickle  1642  Hm  besondere  Gesandlschan  nach  Dii- 
nemark;  um  seine  tlürcUwilligkeit  ^u  einer  solchen  Verbindung 
zu  bezeigen ;  die  Unterüiändlungen  derselben  zerschlugen  sieh 
aber  gleich  ^  als  von  Russischer  Seile  die  Bedingung:  aufgesteUl 
ifurde,  dass  der  Prinz  die  tiriechisehe  Religion  annehmen  müsse*«*. 
Der  Grossfilrst  schrieb  diesen  schlechten  Erfolg  der  Ungeschiek- 
lichkeit  der  Gesandten  zu^  die  deswegen  auch  gleleh  bei  ihrer 
Zurückkunft  ins  Gefäiigniss  geworfen  wurden.  Michael  Feodo- 
row lisch  sandle  nun  im  folgenden  Jahro  den  geschickten  Un- 
terhändler Feter  Marcellus  »-^«»^  DÄiiiscben  und  flolsteiiiischen 
Commissarius,  mit  der  Vollmacht  nach  Kopenhagen,  zu  erklAren: 
dass  der  Zar  zn  der  vorgeschlagenen  Heirath  noch  geneigl  wäm^ 
dass  der  Sohn  des  Königs  am  Russischen  Hofe  den  nächsteii 
Rang  nach  dem  Zare witsch  haben,  die  Städte  Susdal  und  Jaros- 
lawl  mit  allen  ihren  Rinkünflen  zum  Besitz  eihalten^  und  ihm 
und  seinem  Gelotge  kein  Hrndcrniss  noch  Widerwillen 
in  der  Religion  widerfahren  solle.  Der  König  von  Dilne- 
mark  wönsriifc  über  alle  diese  Funkle^  besonders  \iegeu  der 
Religion,  ijcslimmlere  und  genauere  AnskunH,  und  Marcellns 
musste  wieder  nach  Moskau  zurili  kkehren ,  um  diese  zu  holen. 
Er  brachte  die  gewünschte  Auskunft  auch  bald  wieder  zurück^ 
und  besonders  wurde  nochmals  wegen  der  Religion  die  Versi- 
cherung gfjreben,  dass  der  Prinz  und  seine  Leute  nicht  sollten 
in  der  Ausübung  der  ihrii^en  gestört  werden,  dass  man  [hm  in 
Äloskau  einf^  Kirche  bauen  wurde,  und  der  Grossfürst  seirier 
Tochter  nfnii  eine  Aussteuer  von  600,000  Dukaten  ausselsfen 
>\olie.  Die  Heirath  wurde  nun  beschhisj^cö,  und  der  Prinz  trat 
MW  23  Odober  1613  in  Begleilung  der  KönigL  Gesandten,  des 


2t)!K     Vcrgi  HieM^n  Ufrhirhi*  der  JffdUrt  im  Hmmimmdy  Jh.  U,  S.  m^ 
J7().     S.  den  bi^lrelTimdeti  Atitriiiiln  meiter  luittll* 


—     314    — 

Reichsraths  IlansPassbierg^  und  desKönigl.  Amtmanns  Streno 
Billen^  des  Horprcdigcrs  Mathias  Velbaber  und  mit  einem 
Gefolge  von  mehr  als  300  Personen^  die  Reise  zur  See  an, 
landete  in  Danzig  und  setzte  seinen  Weg  über  Königsberg  naidi 
Wilna  Tort^  wo  er  sich  12  Tage  aufhielt  und  aufs  prächtigste 
bewirlhel  Avurde.  Der  König  von  Polen  machte  dem  Priiuen  bei 
seiner  Abreise  einen  Diamant-Ring  von  4000  Rlbl.^  ein  Kleinod 
auf  den  Hut  von  3000  Tbl.,  noch  ein  Kleinod  von  2000  RlU. 
und  eine  Fensterkutsche  mit  sieben  apfelgrauen  Pferden  zum 
Geschenk.  Von  hier  ging  die  Reise  nach  Pleskow^  Nowgorod 
und  Twer  unter  Königl.  Elu'enbezeigungen  nach  Moskau^  wo  def 
Prinz  am  21  Januar  1644  mit  dem  grössten  Pomp  seinen  Einzug 
hielt.  Am  folgenden  Tage  machte  der  Grossfursl  ,,  durch  einen 
;, verdeckten  Gang,  so  von  Uiro  Zar.  M^j.  Gemach  bis  an  Ihre 
;,Grun.  Gn.  Gemächer  geführet '^  dem  Prinzen  den  ersten  Besuch, 
und  bewillkommte  ihn  wie  einen  Sohn.  Sechs  Tage  nachhcf 
hatte  der  Prinz  seine  feierliche  Audienz,  bei  welcher  ihm  der 
Grossfürst  Alexei  Michailowilsch  bis  dicht  an  die  Thäre 
entgegen  kam  und  ;,der  Zar  von  seinem  güldenem  Stul  aulsle- 
,yhend;  ihro  Gräfl.  Gn.  mit  einem  freundlichen  Winke  des  Ilauptes 
;,und  Scepters  bewillkommte^,  auch  nachher  nicht  zugab,  dass 
ihm  der  Prinz  die  Hand  küsste,  sondern  ihn  herzlich  umarmte, 
was  hierauf  auch  der  Zarewitsch  Chat.  Bei  dieser  Audienz  äber- 
reiclite  sowolil  der  Prinz,  als  die  ihn  beseitenden  Gesandten  die 
herkömmlichen  Geschenke,  die  aber  nicht  weiter  beschriebci 
werden.  Bei  der  darauf  folgenden  Tafel  war  der  Grossfürst  ,vie 
„auch  der  Zarewitz  mit  einem  langen  moscowitischen  Rock 
„mit  köstlichen  Zobeln  ohne  Ucberzug  andern  Zeuges*^* 


271.     Dieser  uiiiiberzoi;cnen  Telzc   cnrahni  svhoD  Wm^nitek  ii 
Ucrichle,  vcrgl.  oben  Ud.  1,  S.  V20  uud  Note  510. 


.     3i5    — 

„angelhan'  und  brachte  raerst  die  Gesundheit  des  Königl.  Gastes 
aus.  „Wie  nun  die  Zeit  in  Lustigkeit  etwas  verbradit,  und 
9  man  Tast  aursteben  wollen,  liessen  Ihre  Zar.  MiJ.  ihre  PrSsente 
9  als  unterschiedliche  grosse  flbergflldele  Pocale,  deren  etliche  von 
9 16  bis  19  Prund  Silber  hielten,  eine  stattliche  diamantene  Kette^ 
,,mit  einem  daran  hangenden  grossen  Kleinode,  und  15  Zimmer 
yder  besten  Zobel,  samt  vielen  tOrkischen  und  persischen  gtil- 
„denen,  Silber-  und  seidenen  Teppichen  und  Decken,  Silber- 
„und  Goldstücke,  allcrley  köstlich  gewirkten  güldenen  Sammet| 
„Dammast  und  Atlass^.  Der  junge  Grossiürst  lie^s  Ähnliche 
Geschenke  überreichen;  der  Prinz  hoffte  nach  diesem  Empfange 
die  Heiruths-Angelegenheit  bald  beendigt  m  sehen,  und  wirklich 
zeigten  ihm  wenige  Tage  nachher  einige  KaiserL  Rftthe  an,  dass 
der  Grossrürst  die  Vermahlung  zu  beschleunigen  wünsche,  und 
dass  da/u  nun  weiter  nichts  nöthig  wflre,  als  dass  der  Prinz 
unverzüglich  die  Griechische  Religion  ann&hme.  Der  Prinz  pro- 
testirte  fiierüber  Teierlich  sowohl  mflndlidb  als  schriftlich,  und  als 
ihm  an<r(Z(ij^t  wurde,  dass  ohne  diese  Veränderung  die  Hcirath 
ni<*lit  slciU  haben  könne,  sandte  er  seine  zwei  Marschälle  Hein« 
rieh  Penzen  und  Siverdt  Uhren  nach  Kopenhagen,  um  dar- 
üb(  r  Hrrichl  zu  erstatten.  Unterdessen  setzte  man  die  Versuche 
Tort^  (hl)  rriiizin  wankend  zu  machen,  und  brauchte  dazu  selbst 
den  ratriurihcn.  Der  Prinz  entschloss  sich  nun,  sich  durch  die 
Fluiht  zu  reltrn,  was  er  auch  am  9  Mai  in  der  Nacht  zu  bc- 
werkst« Ihm  11  suchte;  er  wurde  aber  am  Thor  entdeckt  und  zu* 
rü(  kfrcTiihrl  und  nun  mit  grosser  Strenge  bewacht.  Darauf  bat 
lirr  Prinz  um  die  Erlaubniss,  zurück  zu  reisen,  die  aber  unter 
alh  rh'i  \ Orwand  verzögert  wurde.  Unterdessen  erhielt  der  Prinz 
die  Krhnihniss  in  einiger  Entremimg  von  Moskau,  obgleich  nur 
unter  »ro»er  Itc^leilung,  auf  die  Jagd  zu  gehen  und  spci^'le 
auiii  hei  einer  feierlichen  Gelegenheit  bei  Hofe.    Darauf  lud  der 


—     316     — 

Prinz  den  Grossrürsten  und  den  Zarewitsch  bei  sich  zur  Tafel 
ein^  Avelcbes  sie  auch  annahmen;  vielleicht  das  erste  Beispiel 
dieser  AvL  Die  Gesandtschaft  kehrte  endlich  aas  Dänemaffc 
zuräck  und  braclite  einen  sehr  dringenden  Brief  wegen  der  Zu- 
riicksendung  des  Prinzen  niil^  aber  auch  dieser  Schritt  blid) 
ohne  Erfolg. 

S.  240  ist  von  den  Vorbereitungen  zu  der  Wahl  eines 
Bischofs  die  Kode  ;,  der  bey  seiner  Probe  vor  der  Weihung  auf 
„einen  Schlitten  gcsetzet^  von  z^vey  Pferden  in  der  Stadt  Mosca« 
„hcrumgeschleppet,  und  von  vielen  Pfaflenknechten^  deren  etliche 
;,in  leichtfertiger  Teufelskleidung  verkleidet  waren,  also  begleitet 
„ward,  dass  sie  um  ihn  her,  auch  bald  auf,  bald  vom  Schlitten 
„gesprungen,  und  nach  bestem  Vermögen  ihre  hohen  Künste  ver- 
„sucht,  ob  sie  den  Vater  durch  ihre  leichtfertige  Worte  und 
„Gebcrdcn,  zu  etwa  einem  Lachen  bewegen;  und  also  strfiflidi 
„und  der  bischöflichen  Ehre  verlustig  machen  könnten,  oder  ob 
„er  dergestalt  untadelhaft  und  geschickt  möchte  befunden  werden^. 

Um  diese  Zeit  kam  ein  polnischer  Gesandter  nachMos- 
kau,  uui  dessen  Vcrmittelung  der  Prinz  bat,  ohne  jedoch  etiras 
ausrichten  zu  können.  Endlich  wurde  wieder  ein  Religions-Ge- 
sprach  mit  dem  Hofprediger  des  Prinzen  veranstaltet)  das  eben- 
falls ohne  Folgen  blieb. 

Der  schnelle,  am  12  Juli  seinem  Geburtstage  Abends  11 
Uhr  erfolgte  Tod  des  Grossfürsten  brachte  nun  in  der  Lage  des 
Prinzen  eine  grosse  Veränderung  hervor. 

S.  267.  Ueber  die  Begräbniss-Ceromonic :  „Nach  vcrwi- 
„ebener  Nacht  um  5  Uhr  fruiie  (also  30  Stunden  nach  seinen 
Ableben)  ward  die  Leiche  des  verstorbenen  Herrn  in  die  Mi- 
;,chaeliskirche  mit  solchem  Gepränge  zur  Erden  besl&Uigcl  (in 
der  Kirche  beigesetzt  oder  vielleicht  doch  wirklich  gleich  be- 
graben,   da  bis   zum  20  August  von  einem  andern  BegrAbniss 


—     317     — 

nicht  die  Rede  ist),  dass  von  der  Kirchen  bis  zum  grossfurst- 
„liehen  Gemach,  all  wo  er  ausgebracht  wurde,  an  beyden  Seilen 
„etliche  Hundert  Mönche  und  PfaiTen,  mit  brennenden  Wachs- 
„lichtern  in  den  Händen  gestanden,  zwischen  welchen  mitten 
„durch  die  Leiche  in  einem  Schlitten  mit  Rinden  von  Bäumen 
„umher  staffiret,  und  mit  einer  sammelenen  Decke  überdeckt  war. 
„Von  den  grossen  Bojaren  wurde  sie  getragen,  imd  seyn  bey 
„zwey  hunderf  PfalTen  vorhergegangen,  und  der  junge  Zar  und 
„die  übrigen  Bojaren  und  Edeln  gefolget,  die  grossfürstl.  Wiltwe, 
„welche  auch  ihres  verstorbenen  Herrn  Körper  zm  Erden  beglei- 
„lete,  sass  in  einer  Sanfle  von  Rinden  der  Bäume  gemacht,  und 
„ward  von  vielen  Kerlen  getragen,  doch  also,  dass  im  hinter- 
„slcn  Theil  der  Sänfte  ein  Weib  sass,  in  dessen  Schooss  sie  in 
„der  Sänfte  liegend  mit  dem  Kopf  ruhete,  und  für  Herzeleid 
„weinete". 

Fünf  Tage  nach  seiner  Thronbesteigung  ertheilte  der  junge 
Grossfürst  Alexei  IMichailo witsch  dem  Prinzen  eine  feierliche 
Audienz^  wobei  die  Vcrändermig  der  Religion  wieder  zur  Sprache 
kam.  Kndlii  li  wurde  noch  am  3  August  ein  letzter  Versuch  mit 
Zuziehiiiig^  des  Palriarchcn  Joseph  gemacht,  der  eben  so  wenig  • 
Erfolff  halle. 

Die  Kleiduns^  des  Patriarchen:  S.  269.  Er  war  „mit  einer 
„weissen  Hauben,  mit  langen  und  breiten  Ohrenklappen,  so  ihm 
.bey    den   Ohren   über   die  Backen   auf  die  Brust  herunter  ge- 

.,hanoen,    bedecket,    und  vor  der  Stirn  den  heiligen  Geist 

^in  (ieslaK  einer  Taube  von  Silber  und  Gold  bordiret,  auf  der 
„Brust  ober  das  Bildniss  Christi  in  einen  Stein  geschnitten,  u^d 
„einen  schwarzen  Mantel  von  geringen  Zeuge,  so  sonderUch 
„da/u  irebrauchel  und  mit  sechs  bunten  Strichen,  deren  jeder 
«also  ^^ewirkel,  dass  es  in  der  Mitte  weiss,  und  an  beyden 
„Seilen  rolh  ist,  gezieret  war^. 


N 


—     318    — 

Alcxci  Michailoi^ilsch  willigte  nun  in  die  Rückreise 
des  Prinzen;  die  in  dessen  Händen  befindlichen  Ehepaclcn  und 
Schreiben  des  Grossfürsten  Michael  Feodorowitsch  linirdeD 
dem  Grossfärsten  gegen  einen  Revers  zuruckgeslellt^  nnd  der 
Prinz  erhielt  den  17  August  seine  Abschieds- Audienz ^  bei  wel- 
cher der  Grosskanzler,  Fürst  Lwow,  die  Ursache  verlas  wes- 
wegen der  Prinz  zurückzureisen  wünsche,  und  ihn  hierauf  der 
Grossfürst  sehr  frcundschatllich  entliess.  Der  Prinz  erhielt  zum 
Geschenk  20  Zimmer  Zobel,  7000  Rthlr.  an  Werth,  und  nr 
Reise  14,000  Rthlr.,  sein  Marschall  300  Rthlr.,  der  Oberschenk 
200  Thlr.  u.  s.  w. 

Am  20  August  verliess  endlich  der  Prinz  Moskan,  und 
kehrte  über  Wilna  und  Warschau  zurück. 

Der  Verrasser  dieses  Berichtes  ist  unbekannt;  er  ist  aber 
olTenbar  sehr  parlheüsch  und  ungerecht,  und  höchst  wahrschein- 
lich, wie  auch  Dr.  Sybellista  als  Augenzeuge  bemerkt,  oft 
völlig  unwahr. 

Vollständig  abgedruckt  in  Büsching's  Magazin  X,  S. 
2H-27G,  wo  jedoch  die  27  Beilagen  A  -  Cc,  worauf  sich 
das  Original  bezieht,  nicht  beigelQgt  sind.  Buschinp  nennt 
seine  Quelle  nicht;  wahrscheinlich  befindet  sich  indessen  die 
Handschrift  in  dem  Königl.  Archiv  in  Kopenhagen. 

Die  Ehepacten  für  den  Grafen  Woldemar  von  üobtem^ 
Avie  sie  Michael  Feodorowitsch  1643  nach  Dänemark  sandte, 
befinden  sich  bei  Büsching  YII,  S.  331. 

Handschrirtlich  in  Französischer  Sprache  unter  der  Arf- 
sclirirt:  Negociations  et  M^moires  snr  l'unioD  matrin«- 
niale  entre  le  Prinee  Chr^tien  Woldemar  de  Daae- 
inarc  et  la  Prineesse  de  Rnssie  1642-1645  in  KArigL 
Archiv  in  Kopenhagen,  und  daraus  eine  Abschritt  im  Rnnin- 
ZG w sehen  Museum. 


—    319    — 

80. 

Wendelin    Sybelista. 

1633  —  1644. 

Wendetin  Syhelista  kam  mit  der  Holsteim'schen  Ge- 
sandtschaft ^^^s  {633  nach  Russland  und  urar  eine  lange  Reihe 
>on  Jahren  Leibarzt >'>>  des  GrossfÜrstcn  Michael  Feodoro- 
witsch.  ~  Am  Ende  der  bei  Bflsching  abgedruckten  Hand-* 
.schrill  über  die  Reise  des  Grafen  Christian  Woldemar  von 
Schleswig  -  Holstein^  findet  sich  folgender  Znsatz  des 
Wendelin  Sybelisla: 

„Multa  in  hac  relatione  falsa  narrata^  mnlta  non  sie,  sed 
„aliler  sunt  gesta,  mulla-omissa«  Non  reUgio  Adt  cansa  non 
„connrmali  malrimonii,  set  tantum  praetextns/et  nisiSaeci  prae- 
„Ycniendo  invasissent  Daniam  victores,  et  Zaar  Mich.  Fedorowitz 
„diem  siium  ex  summo  moerore  am'mi  obiisset,  consumroatom 
„omnino  fuisset  jam  dudum  connabium.  Amabat  enim  Zaar 
;,principum  Woldemarum  intime. 

^Ua  testatur  testis  ocularis  et  aoritus,   imo  in  mnltis 

„admissus  et  commissus 

„W.  S.  D.  C.  P.  S.    (Wendelinus  Sybelista,  Coroes 

„Palalinus  Caesareos)  olim  /iaxoQnH  Zaaris  medicos  con- 

„siliarius". 
Er  (ahrl  noch  weiter  fort: 

„Coinrnuno  proverbiam,  malam  omen  in  principio  lapsns. 
„Principis  Woldemari  carossis  cum  reüqnis  bmaroentis,  eqnis 
„phaleratis^   et  donariis  sponsae  a  rege  ChrisUano  IV  desünalis 


272.  S.  oben,  O/eariua,  S.  299. 

273.  Vergl.  RicAUr,  Ge9ckkkU  tht  MMbdm  db  9bmhmi  U,  ^  59.  C 


—     320     — 

„et  a  sponso  ofTcrendis  navis  onusla,  per  naufraginm  ad  littus 
„Curlandicuin  vi  ventoruin  adpulsa,  difTringebatur,  et  eodem  die 
„21.  Jaiiiiaiii  1G44^  quo  a  Russis,  pias  quam  regia  pompo 
„princeps  Woldemarus  cxcipiebalur^  et  in  aulam  sibi  appropria- 
„(am  el  novo  cxstructam  deducebatur^  mala  nuncia  ex  Livonia 
„slrategis  Suecis  advolabant^  Suecos  cum  exercitu  magno  el 
„Uolsaliam  el  Daniani  occupasse.  Hinc  illae  lacrjmac^  hinc 
„amoris  ubsynlhia^  et  conjugii  tardamenta.  Crede  mihi  colophonis 
„locO;  ccntrum  consiliorum  procemm  regni  Daniae  hoc  erat, 
„ablegare  dominum  Comilem  per  ostracismum  ad  pias  causas^ 
„Ruthenicas^  ne  haberent  ipsum  in  patria  competitorem  primi 
„honoris  Mcc  regis,  quem  jure  alTectabat^  »''«. 

81. 

De    la  Martinier  e. 

1647. 

De  la  JUarii'niere,  ein  Chirurgus,  besuchte  im  Jahre 
1G47^  aur  einem  Dünischen  SchifTe  das  Schwedische  und  das 
Russische  Lappland  ^  die  Küsten  des  Eismeeres  und  Nowaya- 
Scmlä^  ohne  neue  Entdeckungen  zu  machen.  Ungeachtet  er 
nicht  so  (ier  nach  Sibirien  gekommen  ist;  dass  er  selbst  die 
Russen  hätte  kennen  lernen  können  ^  so  hat  er  doch  sehr  viel 
von  der  Regierung,  Lebensart ,  Sitten  und  Religion  des  Volkes 
gcsanmielt;  er  giebt  vor  dass  ihm  diese  Nachrichten  von  einigen 
Staatsgerangencn,  unter  welchen  ein  Franzose  vrar,  mitgetheilt 
worden  Avären.  Unter  andern  spricht  er  auch  von  der  Zauberei 
der  Lappen  und  ihrer  Kunst  ^   den  SchifTem  den  ihnen  nöthigen 


274.     BiUchinga  MagoMim,  Th.  X,  S.  213.  214. 


—     321     — 

Wind  zu  v<?rschafren,      ücbrigens  sind  Marfiniere*^  Ang^bvn 
höchst  nnzaverlässijc  un*J  Ihcil^  mich  wohl  jtri'rüdrzii  crdirhtel. 

Seine  lUisebeschrdbung  erschien  initer  dem  Tilci: 
Französisch: 

Vojage  des  pajs  i!ie|itciHrionuii,T.  dun»  lef|itrl  sü 
Toit  Ics  niociirn*  mmiir rrs  de  vhre  i^le.  des  iVorrÄ- 
gieiiH,  des  Liipcms  cfr,  nvee  figures  fr^$*eurioux.  Pa- 
ris 1671.  12^  Viw  La  Mtirliiiiere.  Ebend.  1672.  gr.  12^ 
—  Eben d.  ItiTG.  gr.  12«,  —  Ebend.  I(jy2^  8«.  —  Ferner: 
Amsterdam  1708  iiiUer  etwtts  verHiiderU^m  Tüel,  ohne  Namen 

des  Autors   und   mit  IJebürgehiriig  einiger  Nadiiichleu  liiar  Re- 

* 

ligion,  Sitten  etc.  '^^K 
Deutsch: 

Herrn  Itlartiiiiere  IVt*uc  Reise  in  die  >'ordi^clien 
Landsebaineit.  Da*J  is!:  Eine  Be^^rhreiliiitig  der  Hirten, 
Gebräuche^  AberglantieiiH,  Ivctiiiiideti,  find  Klridtiii^  der 
Norweger,  liM|iIiinder,  Killoperi,  Bonuidi.'iiter,  Silie- 
rianer«  Sjiniojedeii,  Zeiiiblitiier  und  Eisislünder,  Hiini[il 
einen  Bedeneken  iilier  den  Irriliiini  uni^erer  Erdhe- 
Schreiber,  wo  ncnitieh  Clriinland  und  xVoia  Zenibla 
liegen,  nnd  wie  weil  sie  ?<irh  rrntreeken.  \ns  ilem 
Englischen  ins  DenNche  iiben«e(2£et  durrli  Johann 
Lnngen.     Ilamhur;;   lli7S,  kl.  4^. 

Spätere  Deutsche  Ausgraben  erschienen  ohne  Najnen  de$ 
Verfassers ,  luiter  dem  Titel : 

Reise  niivh  forden,  wiinnneii  ilie  Rillefi,  Lehen*«- 
art  nnd  Ahrrglunben  derer  Aorweger.  fiup|i1linder  KU 
loppen,  Boraridier.  Sj  berier,  Mö*iro%iter*  .Samitjeden, 
Zeniblaner^  nud  Isländer  aceunil  bcsebrieben  werden. 


^ 


275     \ml  Swfmmm.  lUir.  H.  fMt.  f.  r    i^  M.  •>.  ^  SSO. 
IL  2t 


—     322     — 

Uebersetzt  iiiul  niil  den  aiinehinliclieii  Nördisrhon  Co- 
riositUtcii  vermehret  von  Hering.  Leipzig  1703.  12^ 
mit  Knpf.  —  Ebend.  1706.  12°.  —  Ebend.  1710.  12^ 
—  Ebend,  1711.  12^  —  Ebend.  1*718.  8^ 

Lateinisch:  übcrsel/l  von  Johann  Langen.  Glöckstadl 
1675.  ^^. 

Holländisch: 

De  3foürdsehe  Weereld,  rertoont  in  lirc  nicwe 
derwaerts  gedaene  Reysen,  d'eene  yuu  de  Heer  Mar- 
tiniere,  dMnderc  van  de  llambnrger  Frederik  Marfens, 
na  Spitzbergen  1671  vertaald  door  de  Vrier,  TAnifester- 
daui  1681.  —  Ebend.  1685.  8°. 

Italiunisch^  nach  der  Pariser  Ausgabe  von  1671  übersetzt^ 
befindet  sich  Martiniere's  Reise  in:  fl  genio  ragantc '''^ 
Englisch: 

A  new  voyage  to  the  North.     London  1706.  8^ 

82. 

F  e  r  r  a  u  d. 
um  1650. 

In  dem  Reeneil  des  Voyages  au  Nord  >'''>  findet  sich 
Th.  IV ^  p.  516-534  folgende  Schria  von  Ferrand^  welche 
hier  wohl  an  ihrem  Orte  wäre: 

Relation  du  Sieur  Ferraad  ^  Rlödecin  dn  Kan  des 
Tartaros,  Touchant  la  Krimpe,  les  Tartares  Nogab, 
et  ee  qni  se  passe  au  Serrail  dn  dit  Kan. 


276.  S.  üben  Bd.  I,  S.  3!). 

277.  S.  oben  M.  I,  S.  48,  49. 


^    323     — 

8t. 

A  r  c  II  n  g  e  I  o    La  tu  li  e  r  t  i. 
um  lfi50. 

In  dem  Rectieil  deü  Voyages  an  Nord,  T.  Vn,  pag< 
136  —  302  finden  wir  auch  folgende  Schrift  von  Aremig&ia 
Lamberti: 

Relation  de  la  €olehide  ou  IHingrellie^  par  le  P^re 
Archange  LamUerü,  Mis^iioriuuire  de  la  Congrigation 
de  la  Propagalioti  de  la  FoL 

Dom  Joseph  Marie  Kampi: 
tiiti  T65(K 

In  derselben  grossen  Sammlung  bermdct  sich  anch  ein  Be- 
richt von  Dom  Joseph  3tarh  Zampij  der  den  Titel  Miti: 
Relation  de  la  Colrliide  el  de  la  IHingrellte* 

"85. 

JacobJosten« 
1652, 

Der  Voll*^ländigkeil  wegen  nitu^s  hier  wähl  auch  das  Werk 
von  Josten  aiifgeRiiirt  wc*fdcn,  wenn  es  gteii*  nichts  neues 
über  Rnssland  rnlhält  and  auch  das  schon  bekannte  schlecht 
erzählt;  es  fülirl  den  THel : 

Reisebr'sehreibung  dtireli  die  Tiirkey ,  rngarn, 
Poblen,  Reusseil,  BUbmen.,  Oesterrpieh  j  Teotsebland, 
Spanien,  Frankreieb,  dai«  geloble  Land,  Xen  Jerii«a- 
lern,  Ost-  und  IVcul-lndien.   IJiberk   1652.  AK 

2f 


—     324     — 

86. 

J.    de    R  o  d  e  s. 
1653. 

Ueber  J.  de  Rodes  Lebensumstände  ist  uns  leider  gar 
nichts  bekannt;  es  scheint  dass  er  sich  eine  geraume  Zeit  io 
Russland  aurgchallen  hat;  er  benutzte  diesen  Aureuthalt^  ob 
möglichst  genaue  Nachrichten  über  den  dortigen  Handel  jener 
Zeit  einzusammeln.  Die  reiche  Ausbeute  seiner  sehr  fleissigea 
Forschungen  zeichnete  Rodes  auf;  i^ir  finden  diese  höchst  inte- 
ressante Schrift  abgedruckt  in :  Beiträge  zur  Keiintniss  Rass- 
lands und  seiner  Geschichte ,  von  G.  Ewers  und  M.  t. 
Engelbardt^  Bd.  I;  p.  239  —  276,  vro  sie  den  Titel  führt: 

J.  de  Rodes  Bedenken  über  den  russischen  Han- 
del im  Jahre  1653. 

87. 

Koialowicz. 
1653. 

Von  dem  Jesuiten  Albert  Wiiuk  Koialowic%  ist  mis 
nicht  be^^iisst  ob  er  selbst  in  Russland  gewesen,  oder  seine 
Nachrichten  über  dasselbe  in  Lithauen  gesammelt.  Von  seinea 
VVerlien  gehören  hierher: 

De  gestis  eontra  Zapororianos  Cosacos,  antliore 
AlbeHo  Wiiuk  Koialowiez  S.  J.  —  Vilnae  1651.  V.— 
Mit  einem  Commentare  1653.  16<^. —  Ohne  Namen  des  AnUrfSy 
Eibingen  1656.  4^ 

Rerum  in  Litvania  per  tempus  rebellionis  RussicM^ 
hoc  est  Cosaeoruuiy  gestarum  coinmenlarins,  ElbingM 
1655. 


.1 


—     325     — 

HI  a  k  a  r  }  II  s* 
165.% 

Der  Patriarch  von  Anliochicn  ßtakarias  kam  tm  Jahre 
i653  nach  Russland.  Von  Hloskau,  wo  sich  der  Patriarch  der 
bcsondcrn  Huld  luid  Gnade  des  Zaren  zu  ertieuen  haUDj  unier- 
nahm  er  eine  Reise  in  diu  grös&ten  Ruä^sisJihcn  Klöster,  uro  üo- 
terslülzungen  Iiir  das  Palriarchat  Antiothien  m  sammeln.  Die 
Beschreibung  der  Reise  des  ßtalmrins  ist  vcra  dem  Erzdiacofi 
Paul  von  Aleppo.  Es  ist  nicht  zu  verwuiidem  üm$  dieser  Geist- 
liche den  kirchlichen  Ccremonic«  und  Allem ,  was  den  aenii 
betrifft,  ganz  besondre  Aurmerksamkeit  schenkl;  übrigens  linden 
wir  bei  ihm  auch  so  iMauohcs  über  die  damalige  Politik  Russ- 
lands, so  wie  einige  historische  und  naturtiislurischc  Nachrichten. 

Eine  auf  Kosten  der  Orienlal  Translation -Committcc  her- 
ausgofi^ebeiic  Englische  l  cbersetzung  der  Reiscbcsclueibung  führt 

den  Titel : 

The  travels  ol  MacuHuis  Pairiarrh  iirAiiliaeb  wril- 
teil  hy  bis  attcudunt  Arcbdeacon^  Faul  of  A1p{i[)0,  in 
Aiabie.  —  Traiislati  d  by  F,  €.  Beilbiir.  Loiulou  1829  — 
J83r».  2  Voll.  4^ 

Ziemlich  umständllcbe  Ausjrtls^c  aus  dieser  Englischen  Ue- 
berselzuM^'^  erschienen  in  Ilussisthcr  Sprache  in  den  MMi-  und 
April-Ileflen  der  BnowiioTi'Ka  ,Mi  *lT<*HiÄ  für  am  Jahr  1836. 
Hr.  V.  Saweliew,  der  Verfasser  dieser  Auszüge ,  hat  in  den- 
^ielbe^  besonders  die  Nachrichten  über  Am  damalige  Rnsslaiid 
berücksiihiigt,  und  durch  Noten  den  Text  hin  mid  wieder  erlÄuleri. 


326 


89. 

Louis  Henri  de  Lomenie. 
1654. 

Lomenie's  Reise  von  Stockholm  über  Lappland  und  Fiim- 
land^is  ersciüen  zuerst  in  Paris  1660  in  12^^  und  eine  zweite 
Aufl.  1662  unter  dem  Titel: 

Ludovici  Uenrici  Lomenii,  Briennae  comititty  regi 
a  consiliis,  actis  et  epistolis,  itinerarium.  Editio  alterai 
auclior  cl  enieudatior.    Curante  Car.  Patin,   D.  HL  P. 

Parisii:»  16ü2.  8"". 

90. 

Kochowski. 
1655. 

Wespasian  Kochowski  gehört  wolil  nur  unter  die  Sclirift- 
steller  über  Russland;  da  er  jedoch  mit  auf  der  Liste  der  Rei- 
senden stand,  und  kein  Beweis  vorliegt  dass  er  Russland  nidit 
auch  selbst  besucht  hat,  so  durften  wir  ihn  nicht  we^assen. 

Hiehcr  gehört  von  seiner  Geschichte  Polens:  Annaliam 
Poloninc  ab  obitu  Vladisl.ii  IV  SCe,  nur  der  zweite  Thefl: 
Climaeter  seeundus,  bcUa  Suelicnm,  Transylvanieua» 
Aloschoviticuni,  aliasquc  res   gestas  ah  anno   1655  arf 


27b.     Ver^I.  BeckmoHm,  IM.  der  Reü^m  1,  p.  143.  C 


-     32T     — 

aiiuuQi   1661   iacltiHive   coitliiieus  ^cri^tore   V^^p*   liü« 
Ciiowski  etc.    Craeoviae  16äS  fol. 

91. 

Allegrefto  de  Ailegretli  und  Jiiluiuii  Tlu^odur 
\  Oll  liorbaclu 

ia^5.     1Ü56.    1G57. 

Drei  Berichte  der  beiden  Gcsunifteri  des  Kiiisers  Ferdi- 
nand  III,  AUegreUa  He  Aiivgreiii  nnd  JnL  Theodor  ^'^ 
€on  Lorbach  j  aus  Moskau  dtttirt^  beruideii  sich  in  dem  \L  K, 
Archive  zu  Wien;  der  erste  isl  vom  15  November  i655  und 
in  Deutscher  Sprache;  der  2-16^  Lateinische,  vom  18  Jammr 
1656,  und  der  3-te^  luliänische,  vom  28  Februar  1657. — 
Dieser  letzlere  ist  ein  Separat -Bericht  des  AftegreUi^  well  er 
dafür  häl|,  dass  seift  College  „le  circonstanzo  e  casi  occorbi  non 
„hauendoh'  ponderflto^  eome  shanno  da  ponderare,  per  essere 
;,poco  praclico  ddU  negocij  publioi**, 

93. 

Alberio  Vimeiia  da  t'eiieda, 

1657. 

Die  Nachrichten  Über  Russbiiid  von  Alberio  Vimen€$  da 
Vene  da,  vom  Jahre  1657^  befinden  sich  haftd.schrinikh  in  der 
Barberini  sehen  Bibliothek  In  Rom,  Nach  seinem  Tode  wur- 
den dieselben  xon  Ciov.  natlista  Cnsatti  herau^ge|rebcn 
unter  dem  Titel: 


279.     Inter  dem    «rslrif   thai^ek^m  ßmcbl»   sM^hi  loh    BüMrh    \m 
Lorbach. 


—     328     — 

Istorie  delle  giierrc  civili  di  Polonia.  —  Progrefwi 
ilt'lle  armi  Moscovite  contro  i  Poincchi.  —  Relazioni 
(lella  Moscovia  c  Syeeia  e  loro  tioverni.  Di  Alberto 
Viiiiiiiu  Belluiiosc.     Vcnezia  1671  4^ 

Eine  2-(c  Ausgabe  erschien  Ebeiid.  in  4^,  im  Jahre  1678, 
ciiiii  adiiotalioiiibiis  Joaiinis  Baptistae  Casotti. 

Eine  Russische  Ueberselzung  befindet  sich  in  den  Ore- 
MecTBeiiiiiBiii  ;5aiiiicKii  1829.  XXXVII,  p.  18,  224  a.  421, 
und  XXXVm,  p.  79,  und  (uhrt  die  Aufschrift:  üaB-bCTiü  o 
MocKOBiii,  nucaiiiiMH  AjiGepToarb  BuMena  Aa  4eHe4a 
(Viinena  da  CfMU'da)  Bb  1657  ro4y. 

93. 

Niceolö    BarberinL 
1658. 

Miccolö  Burberims  Reisebeschreibung  befindet  sich 
hundschriftlich  in  der  Barbcrintsclicn  Bibliolhek  in  Rom,  mid 
ist  im  Druck  erschienen  unter  dem  Titel: 

Niceolo  Barbcriui  viaggio  di  Moscovia.  Viterbo 
1658  2S0. 

94. 

Johann  Christoph  von  Fragstein. 
1658.   . 

Johann  Christoph  von  M^ragstein  war  in  Begleitung 

von  Christoph  Bewer  von  der  Binn,  als  Kaiserl.  Gesandter 
in  Russhuiü.     In  dem  K.  K.  Hor-Archivc  in  Wien  befinden  sich 


280.     S.  Ciampi,  Bibi.  CrUica.  U,  206.     Yeii;l.  etold.  U,  53  -  72. 


—     329     — 

iwei  handschriftliche  Berichte  von  ihm;  der  eiac  datirl  aus  No- 
wid^ufj  den  29  .Juli  tli57  mid  von  beiden  gemeinst baftüch 
unlerzoiilinet^  worin  ihro  Ankunft  dnselb?*t  gemeldet  wird;  der 
andre,  von  Fragstein  all  ein  imterschriebenoj  Bcrjeht  ist  aus 
Mosktm  vom  25  Febmar  1G5S,  iind  enthält  umslftndJiche  Naeh- 
richteii  über  seine  fernere  Heise  nach  Moskau  und  seineu  Auf- 
enthalt daselbst. 

P  a  1  s  i    L  i  g  a  r  i  d  e  St 

PiiiSi  fJgarides  win^c  auf  der  Fnsel  Chioi  geboren^  in 
Rom  vr/.ogvA\^  daraiir  Erzpriester  fn  Jerusalem^  und  spüler  Me- 
tropolrl  von  Thessulonidi  und  Ga^a.  Ini  Jahre  1C60  kam  er 
mit  t  iiiern  Empfehlungssehreiben  des  Fatriarehen  von  Konstan- 
tinopr!  rärthenius  Kumkum  nach  Russhmd,  al!^  ein  höherer 
Geisllirhcr  aus  dem  Orient  ^ur  l  ulersucluuig  der  Nikon 'sehen 
AnfoKy^i'iiheit  d^liin  berufen  wurde.  Pa'tii  IJgurides  wurde 
in  IMnskau  von  dem  Xareti  und  der  Geisthchkeit  sehr  wohlwol- 
lend «jnpOingeu  und  trug  viel  zumSlttn^e  des  Palriarchen  Nikon 
bei.  Naeh  einem  kurzen  Aufenthallo  in  Kiew,  kehrte  er  wieder 
nach  Moskini  zurück  und  liier  lebte  er  noch  1687,  wie  auä 
seinen  llritlen  m  ersehen  ist,  Ucber  seine  ferneren  Schicksale 
isl  ntriiis  bekannt. 

üb  /war  es  von  Paisi  fjgarides  keinen  eigcnÜiehen 
ßericiu  über  seinen  Auteulhalt  in  Russland  giebl,  so  gehurt  er 
doch  \^ulü  wegen  seiner  Üearbeitung  einiger  si>eciellcr  Zustande 
des  damaligrn  Itusslands^  in  diese  Sammlung. 

Im  Archive  des  iVlinisleriums  der  Auswärligcn  Angelegen- 
heilen  in  Moskau  befmdel  ddi  sein  EriefHeilisel  mit  den  Orieu- 


—     330     — 

talischen  Patriarchen^  so  wie  einige  Briefe  von  ihm  an  dca 
Zaren  in  lateinischer  Sprache  und  sein  Schreiben  an  den  Kardinal 
Barberini  und  an  den  Erzbischof  Kelephiu  von  Strigon. 

Ferner  verfassle  Päisi  Ligarides  in  Moskau:  Conimen- 
tariu  noii  nuUa  ad  rcligioiicm  speetautia^  und  auf  den 
Wunsch  des  damals  anniesenden  Schwedischen  Gesandten  Jok 
Lilienlhal  schrieb  er  1660:  Tractatum  de  fide  Graeco- 
ruin  et  Moscovitaruin  circa  saerosauctuni  Eucharistiue 
mysteriuni  2s>. 

96. 

Der  Verfasser  der  Schrift: 
Del  Sereiiissiino  Ke  Alessio  ditto  il  Pio. 

1660. 

Die  Schrift  unter  diesem  Titel  ist  abgedruckt  in  den  sehr 
seltenen  Viaggi  di  nioscovia  ^^\  Das  Manuscripl  befindet 
sich  in  der  Barberini  sehen  Bibliothek  in  Rom. 

97. 

Prinzhube  r. 

1660. 

PrimAnb er  wurde  von  dem  Herzoge  von  Gotha  an  den 
Zar  Alexei  Michailowitsch  nach  Moskau  gesandt  Sein 
Gesandlschailsbericht  befindet  sich  handschriniich  in  der  Herzog- 
lichen Bibliothek  in  Gotha. 


281.^    Verjsl.    über  Liffaridea:     Phüipp  Sirakl,   das  gelehlta    mim»—, 
Leipxiß,  1S2B.  s'\  p.  214   -216.    —    Eß^enm,   CMoeufh  elc    Hau.  2.   T.  11, 

cTp.  1.V5    -  119. 

282.    S.  über  dieses  Werk  oben  Bd.  I.  S.  29. 


I 


^ 


—     331     - 

J  o  h  a  u  II  e  s    N  i  e  ii  h  o  v, 
.   ^m%AK  <M».  1660* 

Jahaiiiiis  IVicuhovti  Legalio  Balaiica  ad  lUiiKtiiim 
Tarkiriiie  Ciiuiium  Siiiigteium.  LiilitiUtile  tlunala  per 
<»eorgiuiii  Horaiuai.    Aiii^lelodaiiii  l(i€S  fol 

99.  •fn 

Le  Vassciir  de  ßeaiipluii. 

iimUaume  he  VmRcuY  de  Beaupfan  stand  17  Jahre 
Inn^  als  In^cuieur  iti  Polnischen  Dieitöteu  unter  Siegiäniuud  lU. 
lind  Vladislav  IV  ^  und  scheint  in  den  Kusaken- Kriegen  viel 
gehrauchl  worden  m  sein;  seine  wIederlicjUen  Kelsen  durch  die 
tlkrainq  i^üben  ifim  den  Sloff  tu  einem  Werke,  das  jelxt  sehF 
selten  ist  und  folgenden  Titel  (Qhrt: 

lleseHtilifiti  rl* Ukraine,  tiiii  sont  fltisieiirs  {iroTin- 
res  du  Royanme  de  Pningiie*  eaiileniieü  depub  len 
t^onfins  de  Iü  Moscoiie  jiisr[U'nüX  limites  de  lu  Trau- 
Hyhanie;  nvec  le»  moeiini  de»  ittibitantic,  fü^^üii  de  vivre 
et  de  fiiire  la  giierre;  par  (^tiillaume  Le  Vai^^eur  Siear 
de  Benuplüii.  \  Iloueu  1660«  4"^^  ävee  ytie  carte»«. 


4 


263«  Kme  friüiere  Auflage  «cbfüht  in  Bmzig  i6S0  üncbieneß  m  teln; 
da  \(in  ^wst*T  jedurh  nur  100  Kiemphro  «hf^xngen  viurdrn,  fc>  ist  4l9f*tft0  lufd 
4D^>«ri»t  st-lu-u  gi^\v4>f«leii.  -^  Vuhüt  die  drin  niifvrijlirti^ti  Wtrlv  bfiitllit«^  liHcfcit 
scJääiKbari?  Kino  dir  Ukniat,  wtleli«  ^piccr  ftacli  be«(itMl«r«  in  mBkten  AaU^wm 
erschienen  iM,  s*  Mül$^»  Samml  Hm^M.  C^rk.  Ud.  Vi,  p.  20    ff.  m4  Ff^ä^^k 


—     332     — 

Auf  dem  Titel  der  Karle  nennt  sich  Beauplan  Ingenienr 
et  Gapitaine  de  TArtillerie  du  Serenissime  Roi  de 
Pologne. 

Englisch  übersetzt  erschien  iBeati|i/(eiii'8  Beschreibiiiig  der 
Ukraine  in:  Colleclion  of  Voyages  and  Travels.  Londoa 
1704  fol,  priiited  for  Awiiham  et  John  Churchil.  Yol.  L 

Eine  Russische  Ueberselzung  dieses  Werkes  gab  Th.  Ustri- 
lovf  heraus  unter  dem  Titel:  OnBcanie  S^KpauHU«  C.  Oe- 
.  xepöypri  i832. 

100. 

Augustin  von  Mayem  (Freih.  von  Meyerbeig) 

und  Horatius  Gulielmus  CalvuccL 

1661  —  1663. 

Ueber  Augustin  Freiherr  von  Meyerberg's  Person 
und  seine  Gesandtschall  nach  Russland  finden  sich  nähere  Nach- 
richten in  dem  VV  erke :  Augustin  Freiherr  von  Meyerberg 
und  seine  Keisc  nach  Kussland,  Nebst  einer  von  ihm 
auf  dieser  Keisc  veranslaltcten  Sammlung  von  Ansich- 
ten, Gebräuchen,  Bildnissen  u.  s.  w.  Von  Friedrich 
Adelung  etc.  St.  Petersburg  1827.  8^,  und  Atlas  in 
gr.  fol. 

Wir  begnügen  uns  daher  ^  hier  nur  dasjenige  nachzulrageRi 
Avas  dem  Verfasser  nach  dem  Erscheinen  jenes  Werkes  bekannt 
ge>Yürden  ist.     Diese  Nachträge  beschranken  sich  auf  zwei  Be- 


'/«*pii«.  Iteramgegeben  eon  K,  E,  r.  Baer  und  Gr,  r.  HelnrmMi.  BA  4. 
Si.  Petersburg  1840.  8"*.  S.  33.  \Z  Hrnshch  abgedruckt  unter  dem  TM: 
O  f.JpeßHttx»  uHovmpaHHbta'ö  Kapmaxb  Pocciu  ^o  1700  m^«  Stf^mpm  <^f|r- 
.i^Mia.  Urpee,  cb  niö.veifKato  //.  .1.,  in  dpm  HitjfpNa.u  JUtmmimtpemm 
UapOf^Haio  Upoceiw^cniH,    t\  UemepSjfpt^  b^.  1840.  T.  XXVL  JIg  %  m  ^ 


—     333     — 

richte,  welche  in  der  K.  K.  Hof-Bibliotlieh  aiirbe wahrt  werdeti, 
und  von  denen  nns  jrcnane  Abschrifltf«  vorliegen;  sie  sind  beide 
in  Lateinischer  Sprache  abgcras^t  und  fuhren  in  der  Abschrift 
folgende  Bezeichnnnffen  : 

Relaüfin  der  Kais^erL  Ablegaten AugiiHlin  %'oii  Ulayent 
und  IliiniüuH  Wilhelm  Cahueci  Hher  ihre  Reise  nach 
Moskau  iintl  ihren  Cfiipfiing  duKeltiHt  Dcit  12  Jutii  IGCil. 

Weitere  Relation  iles  Anguäiin  von  Mnyerii  und 
Horatius  Wilhelm  CalTueci.  Smolensk,  den  27  Miti  14i62. 

Der  erste  von  diesen  Bcrichteo  unilasst  in  der  Ab^dirin 
etwas  mehr  als  8^  der  ^weile  beinahe  5  Dogeo- 

Ferner  giebt  es  eine  Ilaliänische  Ueborseliciing  der  Fran- 
zösischen Ueberiragnnjor  des  Her  in  Moschoviani  van  il/iryer- 
bergy  die  folgenden  Tilel  führt: 

Viaggio  nellii  MosiüoviH  di  Angiistino  Sleyerbergy 
tradoita  dal  Idtonia  francese.  IVapciU  16f)7*  12^. 

Naclu-icbten  über  Meyerberg  finden  sich  auch  in  Jos* 
Chmels  mehramls  angeführteiu  Werke:  Oie  llandsehriften 
der  K.  M.  Bibliothek  in  Wien,  T,  II,  p.  2Vh 

101. 

Sebastian    G  1  a  v  i  n  i  c  h. 
1661  —  1663. 

Sebmiiau  Glmrinieh »"  begleitete  die  Gesandten  von 
Maycrn  und  Calvnccj^^*  auf  ihrer  Reise  nach  liuissland,  ah 
Caplan.    Nach  seiner  Zurückkunfl  überreichte  anch  er  dem  Kaiser 


284^     S.  auch  FN^dritk  Adelung" §  Augm§i4m  fWih^rr   p0n  Mt^ftH^rg 
eie.  p.   16  u.  23. 


—     334     — 


Leopold  I^  einen  Bericht  aber  Russland^  den  Grossfarsllichei 
Hof  und  verschiedene  andre  Gegenstände  ^  die  seine  Aufmerk- 
samkeit daselbst  besonders  in  Anspruch  genommen  hatien. 
Dieser  in  Lateinischer  Sprache  abgefasste  Bericht  befindet  sirli 
handschriniich  in  dem  K.  K.  Hof-Archive  in  Wien^  nnd  ist  ab- 
gedracht  in:  Wichmann's  Sammlung  bisher  iiocb  unge- 
druektcr  kleiner  Schriften  zur  Sitern  Geschiebte  nnil 
Kcnntniss  des  RussiHchen  Reichs.  Berlin  1820.  8^. 
Bd.  I,  p.  339  —  362.  —  GlavinicKs  Bericht  fahrt  hier  die 
Anfschriil: 

Scbastinnns  GLivinich  de  Rebus  Moschornm. 

Die  dem  Berichte  vorangeschiciite  Zuschrift  an  den  Kaiser 
ist  unterzeichnet:  Humillimns  snbditus  etCnpellanunSeha- 
stianus  Glavinich.  Der  Bericht  beginnt  mit  einer  Geographj- 
sehen  Beschreibung  des  daniah'gen  Russlands ,  viohei  dieFflrsten- 
thümcr,  Provinzen  und  Landereien  aufgezflUt  werden,  welche 
damals  unter  dem  Scepter  des  Russischen  Zaren  und  Grossfürsten 
vereinigt  waren ,  es  sind  dieses : 


Moscovia , 

Novogardia  Maj 

^a^    Chehnia, 

Wolodimiria^ 

Bicloiezaro, 

Ustiugha^ 

Nisennovogardia , 

Jaroszlavia , 

Pereszlavia , 

Casan, 

Reskovia, 

Vilepszko, 

Astracan, 

Susdalia  ^ 

!\Iozaiszko , 

Resan , 

Tersanovolok, 

Czernikovia, 

Porotin , 

CandalaX; 

Galitz, 

Severia, 

CohnogardiU; 

Duina; 

Chiovia, 

Cargapolia^ 

Archangelas    (hie  est 
portus  maris  Mosco- 
ru  (m), 

Bielskia, 

Vaga, 

Udoria, 

Rostbovia^ 

Vologda, 

Petsora, 

Tueritf, 
Plescovia^ 


—     335     — 


Obdcim 

S^amrijerfA    (Un    dieti 
quia  oUtu   tu   ea  5e 
invicem  homtaes  ro- 
medebant). 
Sibiria  (hiiic  Zebel-   .  Lucoinorja  ^  Pejaorda, 

linae    pelles    mWes-  i 

nmlur) , 
Jugoria  (Ex  hw  pro-    PermfA , 
vincia  volunt  aliqui 
enipisse  Huii|firos), 
Vialka ,  ,  Bulgaria  j 

Grcassia,  Gnisirita^ 

Goria^  (labarda, 

Am  Sebluise  des  Ucrichtcs  ist  beigerugt:  , 

PriFilegium  Oeutis  .Sluvoruin^  binc  Moseii  a| 
Aiexaiulro  Mttj^iio  eoiiceniiuiii ,  ex  Aiitiiilibug  coruiulem 
Moscorum  rtiaiiUüieHptis  eitruetiiui. 


Tiiitiün, 


Colmacia^ 

Clarlhalitiia^ 

Torsok. 


i02. 
€;  r  a  r    Ca  r  I  i  8  1  e. 

mm. 

f'Aaries  Vount  nf  Varlhle^  Howard  uf  Mürpeik, 
Baron  Darre  of  GilleB-hünd  lÄWdc  iiti  Jahre  1663  von 
dem  Könige  Kar)  II.  von  Grossbritanmen  als  Gesandter  nac!i 
Russland  gesrhicklj  und  hat  sich  bfinahe  eSn  Jahr  in  Moskau 
aiifgehaKen.  Der  Bericht  Aber  die  Cesandlschafts  -  Reisen  des 
Grafen  Carikle  nach  Riiasland^  Schweden  imd  Dänemark, 
welcher  bald  nach  seiner  Ziirückkunft  im  Druck  ersdiien^  wird 


-     336     — 

häufig  einem  Landsinaiine  von  ihm  Namens  Smith  zugeschrieben. 
Folgende  Ausgaben  des  Originals  und  der  Uebcrselzungen  des 
Berichtes  des  Grafen  Carlisle  sind  uns  bekannt: 

A  Relation  of  thrcc  Anibussirs  froni  bis  sacred 
Alujesty  Charles  II.,  to  thc  Grcat  Dnkc  o(  Moscoria, 
thc  King  of  Swedi^i  and  (hc  King  of  Denmark,  per- 
formed  by  thc  Earl  of  Carlisle  in  thc  ycars  1663  and 
1664.  London  1G6S.  8"".  Ebend.  1669^  mit  dem  Zusätze  auf 
dem  Titel:  Written  by  an  attendant  of  the  Amhassy^  was 
wohl  als  Beleg  für  die  Meinung  dienen  kana^  dass  der  Bericht 
von  einem  der  Begleiter  des  Grafen  Carlishy  der  vielleicht 
Smith  hiesS;  verfasst  ist. 

Uebersetzungen : 

Französische: 

La  Relation  des  trois  Ambassadcs  de  Nonscignciir 
le  Conite  de  Carlisle  de  la  part  du  Sercnissime  et 
tres-puissant  Prinee  Charles  II.  Roy  de  la  Grande 
Bretagne  vers  leurs  Serenissinies  Alajestös  Alexry 
Aliehailovitz,  Czar  et  Grand  Duc  de  nioscovie,  Charles 
XI.  Roy  deSnede,  et  Frederic  III.  Roy  de  Dunemurc 
et  de  iVorvege,  commenec^es  an  mois  de  Juillct  1663 
et  linies  an  niois  de  Janvier  1665.  Ronen  1700.  12°. 
—  Seconde  Edition  revue  et  corrigie,  Amsterdam 
1672.  12°.  286.  Der  Herausgeber  dieser  2-ten  französischen 
Ausgabe;  Guy  Miege^  sagt  in  seiner  Dediealion  an  den  Sohn 
des  Grafen  Carlisle  dass  die  erste  französische  Ausgabe 
das  Original  gewesen  sei. 


286.    Vollständig  behandelt   in   Beckmamm,   La.   dar  älierm   Reitern  H, 
p.  109  -  225. 


—     337     — 

Eine  3-te  Ausgabe  dieser  fraiizösischen  IfcberseljEung  er- 
schien auch  in  Amsterdatu  f70ü.   12"^. 

Deulsche: 

Des  Grafen  Carliiile,  Namens  Sr.  R,  Mnj.  \^oii 
Gross  -  Britannien  nltgelegte  drey  Gewand teehaflen  an 
Alexium  Miehaelowitz,  Czareii  und  Grossltir^en  in 
Moskau,  Carln  XI.  IConijc  in  Schwedroi  und  Fried- 
rich III.  König  in  llünnemark,  snnibt  einer  furiosen 
Beschreibung  des  Landes  Masrorien,  iogleieben  Lief« 
lands  und  deren  beydersieifs  Einwohner,  ans  dem 
französischen  übersetzt  und  auch  in  der  Beätchreihnng 
hin  und  wieder  rerttiebrt  Frankfurt  und  Leipzig 
1701.  8^ 

Englisch  ist  die  Reisebeschreibung  des  Grafen  Cariiiie 
auch  aurgenoromen  in:  Jobn  Harris,  Navigantium  utt|ue 
Peregrinantium  BibliaUieca  fl^  p.   177. 

103. 

Johann  Chrysostomus  Passek. 
1663. 

Denkwürdigkeiten  des  Johann  (.'hrj  »oBlonius  Vm- 
sekj  aus  den  Regiemngsjahren  der  Könige  Johann 
Kat^imir,  Mich.  Korybut  und  Johann  HL  von  Polens 
vom  Jahre  1656-88.  Herausgegeben  von  dem  Grafen 
Kduard  Raczynski,  aui«  dem  Polnischen  über!$elzt  und 
mit  Anmerkungen  versehen^  Ton  Prof.  Stenzel  RreHlan 
1838.  gr.  8°. 

n.  2a 


—     338     — 
104. 

Nicolacs    Witsen. 
1664. 

In  dem  dieser  Uebersicht  der  Reisenden  vorongeschicilei 
Verzeichniss  der  Sammlungen^  in  welchen  allere  Rei- 
sen nach  Russland  vorkommen  2<*''^  befinden  sich  bereits 
Nachrichten  soAvohl  über  IVi/sen  selbst^  ^ie  auch  über  sdn 
classisches  Werk  über  Russland:  Noord-  en  Oost-Tartarye  etc., 
so  dass  hier  wohl  wenig  über  ihn  in  Beziehung  auf  seine  Reise 
nach  Russland  anzurühren  übrig  bleibt.  Dass  Witsen  aus  blosser 
VVissbegierde  im  Jahre  1G6G  den  Hollandischen  Gesandten  Bo-* 
reel  als  Privatmann  nach  Russland  begleitete  und  seinen  Aufent- 
halt daselbst  zum  Einsammeln  von  höchst  schätzbaren  Nachrichlen 
über  alle  Theile  dieses  damals  so  wenig  bekannten  Landes  mit 
ungewöhnlichem  Fleiss  benutzte;  ist  bereits  oben  erwähnt.  Peter 
der  Grosse,  dem  Witsen  schon  damals  vorgestellt  worden 
war,  suchte  ihn  bei  seiner  Ankunft  in  Amsterdam  gleich  auf, 
und  hier  beginnt  Witsen's  für  Russland  sehr  bedeutsame  Rolle, 
denn  ihm  verdankte  Peter  der  Grosse  viele  von  den  in  Hol- 
land gesammelten  Kenntnissen.  Witsen  unterrichtete  ihn  in  den 
Naturwissenschaften  und  trug  wohl  überhaupt  durch  seine  beleh- 
rende Unterhaltung  nicht  wenig  zu  dei«  wissenschafUichen  Aus- 
bildung Peters  I.  bei.  Er  begleitete  auch  Petern  L  bei  dem 
Besuche,  den  der  Kaiser  dem  Erbstatthalter  Wilhelm  von  Om- 
ni en  machte  und  fßhrte  ihn  zu  allen  Amsterdamer  GelehrfeDy 
numentlich  auch  zu  Ruysch,  Leuwenhoeli  und  BoerhaTe. 
Nach  seiner  Zurückkunft  nach  Russland,  blieb  Peter  der  Grosse 


287.    S.  ubcD  Ud.  I ,  S.  32  ~  35. 


—     33f»     — 

Doch  ifu  Briefwechsel  mit  ihm.  Einen  seiner  Briefe  nn  den  Kaisef 
adrcssirfe  tVfigen:  „An  den  gross ten  Ht^rren  Cornmaw- 
deuTj  l^cter  Womanow^  Wiisen  widmete  auch  die  enslo 
Ausgabe  seines  gros&en  Werltcs  ul>er  RtissUind^  iiui!  seine  Kario 
von  Hussland  dem  Kaiser  Peter  I,  der  ihm  eigenhiindig  für  die 
letztere  dankte  und  ihm  ein  besünderes  Privilcgiimi  auf  dieselbe 
crtheilte. 

Dass  WitseM*B  Werk  bei  seiuem  hohen  Interesse  keinen 
Uebcrselzer  in  irgend  eine  Sprache  gefunden  hat^  ist  wohl  sehr 
zu  verwundern  und  lasst  sich  viellekht  nur  din-ch  den  Um  lang: 
und  tliir»  h  die  Sprache  des  Originals  eiklören. 

Il7/,se/r^  für  die  Geogrnphic  Hunslands  su  bedeutsamer 
Namo  ist  zu  seinen  Lebzeiten  schon  einer  Insel  gcschenkl  wor- 
den, welche  im  Jahre  1688  bei  Nowaya-Semla  entdeckt  uod 
Wilsen-Eyland  genannt  \^urde. 

Die  Handschrift  der  Noord  -  m  Oosl  -  Tartarye  "*  befindet 
sich  in  der  Bihlioth^que  Roy ali^  zu  Paris;  der  Verfasser  hallo 
dieselbe  dem  Melchisedech  Thevenot  geschenkt. 

W Ilsen  ist  auch  der  Herausgeber  der  Reise  eines  Russi- 
schen ficsandlen  nach  China  ^  auf  deren  Titel  er  sich  jedoch 
nicht  genannt  hat.  Dieses  letztere  Werk  ist  mehrmals  übersetzt: 
Deutsch: 

Eine  moscowitisch-Tartarische  llciseljcschrcibting^ 
welche  vor  70  Jahren  durch  eiueii  BloHcoivUer  von 
Jeresla  gebürtig  in  russischer  Sprache  verfertigt^  und 
im  Jahre  1G65  durch  Nicolaes  WiUea  aus  Moseau  ge* 


288.  S.  über  dieses  Werk  aach:  BtSihr,  Stimml  Hm*,  l7«r»rAt.  f,  füll. 
272.  —  Forster,  GeBchichlt  der  Emideek.  im  I^ordem,  S.  196.  —  nmmwrm 
Lacrozinnus,  Vol.  I,  p.  45  und  VoL  UL  p.  51.  —  Leiiret  dEt  Ontifm^,  ifHIt- 
toire  et  de  UU^raimre  par  GMeH  Otftr.     Amtt$fä§m  1142.  4*.  p.  25.  74. 

22» 


—     340     — 

I>racht,  und  von  demselben  in  die  lioIlSndiselie  Spneht 
übersetzt  und  mit  curieusen  Anmerkungen  Termehi% 
jetzt  aus  dem  Holländischen  Mst.  ins  Teutselie  fiber- 
setzt worden.  In:  Der  curieusen  und  historischen  Rei« 
sen  durch  Europa  ander  Haupttheil.  Von  Talaudem. 
Leipzig  1699.  8^  S.  883. 
Französisch: 

Voyagc  d'un  ambassadeur  que  le  Czar  de  Mosco« 
vie    envoya  par   terre    ä  la  Chine   en   1653.     In  dem: 
Recueil  des  Voyages  au  Nord,  T.  IV^  p.  535 — 554.  Hkr 
hcisst  der  Gesandte  Saedor  Jacowits  Baiooof. 
Englisch: 

The  travels  of  Feodor  Iskowitz  Backhoff  fhm 
Muscow  into  China  (7112  =  1654).  In:  Charchiirs  Col- 
lection  of  Voyages,  T.  II,  p.  547 — 551. 

105. 

Peter    Marcellus. 
1634—1665. 

Peter  Marcellus^  oder  Marsitius^  stammte  ans  Her- 
zogenbusch in  Brabant,  von  wo  er  mit  seinem  Vater  und 
Brüdern,  Goclius  und  Gabriel,  aus  religiösen  Ursachen 
wanderte.  Sein  Vater  gehörte  wie  es  scheint  dem  Handelsstandc 
an,  welchem  auch  die  3  Söhne  sich  vorzugsweise  widnetOL 
Sie  erwarben  sich  alle  drei  sehr  bedeutendes  Vermögen.  Cociias 
kaufte  sich  in  Dänemark  an  und  besass  auch  in  Norweg»  lie- 
gende Grunde;  Gabriel  liess  sich  in  Holland  nieder^  wo  er  zo 
den  reichsten  Kaufleuten  seiner  Zeit  gehörte  und  ein  ansehnliobes 
Wohngebäude  bei  Hartem  besass^  welches  berOhnt  gewesen  uik 


—     3*i     — 

soll  -^  Peier  3Iarcellm  wandle  sich  zuerst  fiacli  Uäuemark, 
und  scheint  durch  seine«  Verstand  und  seine  Gewairdheit  in  Ge- 
3ehaften  die  Aufmerksamkeit  des  Kömgs  Chris tian's  IV  mt  sieli 
gezogen  zu  baben^  denn  der  König  sandle  ihn  als  seine»  Com- 
missarius  nach  Moskau  und  vertraute  ihm  die  Unterhandlungen 
wegen  der  Heirath  seines  naturlichen  Sohnes  W  o  i  d  e  m a  r  C  h  r  i  - 
ßtian  Güldenlöwe^  Grafen  von  Schleswig-Holstein»** 
mit  der  Grossfurslin  Irina  Michailowna,  Tochter  des  Gross- 
fürsten  Michail  Fco doro witsch.  —  Wir  haben  schon  oben 
erwähnt^  dass  Peter  Biarceilug  vom  Crossfiirsten  in  demsel*^ 
ben  Geschäfte  mit  Vollmachten  2  Male  nach  Kopenhagen  abge- 
fertigt ^vurde  und  endBeh  so  glücklich  war  die  Angelegenheit  zu 
dem  erwünschten  Resullale  zu  bringen.  Der  Kömg  Christian 
rv.  war  so  sehr  mit  3iarc€iius  Diensileistungen  zufrieden^  dass 
er  ihn  bei  dem  Schluss  dieser  Unlerbandlungen  in  den  Dänischen 
Adelstand  erhob,  ßiareelius  glanble  sich  dadurch  dem  Könige 
so  verpflichte ^  dass  er  sich  auch  später  noch  immer  des  Kuaig's 
von  Danemark  Vasallen  nannte. 

Peter  Marcellus  scheint  schon  rrüber^  und  zwar  um  das 
Jahr  1634^  sich  in  Moskau  niedergelassen^  dort  längere  Zeili 
geblieben  zu  sein  und  durch  grosse  Geschäfte  in  Eisen^  sieh  ein 
bedeutendes  Vermögen  erworben  za  haben.  Sein  Ansehen  stieg 
dadurch  allmahlig  und  im  Jahre  1665  wurde  er  von  dem  Zaren 
Alex  ei  31ichailowitsch  an  den  Kaiser  Maximilian  ü.  als 
Gesandter  abgefertigt.  Der  Zweck  dieser  Sendung  war  ein  engeres 
Bündniss  mit  Oesterreich  anzukn^fen  und  den  Kaiser  zu  bewe«^ 
gen;  den  Vermittler  zwischen  Russland  und  Polen  zu  rnacben. .. 

Ueber  die  Sendungen  des  Peter  Marcellun  in  Benf  i^ 
die  Heiraths-Unterhandlungen  des  Grafen  Woldemar  von  Hol- 


2ba.    S.  deo  belreffenden  Artikel ,  obea  S.  312. 


—     3*2     — 

stein  im  Jahre  1643  befinden  sich  in  dem  Köiiigl.  Archiv  in 
Kopenimgen  mehre  Mtenstficke;  von  vreichen  Büsching  in  sei* 
nem  Magazin  für  die  neue  Historie  und  Ceographie, 
Bd.  VII.  S.  331  —335  folg:endes  Antwortschreiben  des  Zarei 
anfuhrt  : 

Deutsches  Trunslat,  Ihrer  Zaar.  Maytt  Ina  Ross- 
land  Autwortt,  auf  Ihrer  Königl.  Mnytt  la  Denneinar- 
ckcn  etc.  jüngst  cingesondenes  Resolution  Schreiben. 

Ueber  die  Sendung  des  Peter  MarceUus  im  Jahre  1665 
nach  Oesterreich  Averden  im  K.  K.  Geh.  Haus-  Hof«  nnd 
Staats-Archive  folgende  Berichte  aufbewahrt: 

Creditif  des  Feter  Alarsilius  d.  d.  Moscaii  am  4 
Februnr  1665. 

Relation  über  des  IMoscowitischen  Abgeordneten 
Marsilius  Aiircnthalt  in  Wien  im  Monat  Juni  1665. 

Ferner  zi^ei  Berichte  Ober  Siarsi/ws  von  dem  Baron 
Goess^  Reichshofrath  und  Kaiser!.  Gesandten  am  KurfÜrsUich 
Brandenburgischen  Hofe  an  den  Kaiser  Maximilian  H,  daliit 
Berlin  am  1  Mai  1665^  und  Berlin  am  11  Mai  1665. 

106. 

S  a  III  II  e  1     Cy  o  1  1  i  n  s. 
1659—1667. 

Dr.  Samuel  CoUins^^^  war  vom  Jahre  1659  bis  1667 
Leibarzt  des  Zaren  Alexei  Michailowitsch.  Er  war  ein 
geborner  Engländer  und  hatte  in  Cambridge  und  Oxford  stodirt. 
Mit  Wohlwollen  und  Belohmmgen  äberhfiuft  kehrte  er  in  sein 


290.    S.  über  ilui  liicMer'B  Geschickie  der  JUediMim  im  Hanf—rf,  IM. 

Jl,  S.  27C  — 281. 


—     3*3     - 

Vaterland  ^nniok^  wo  er  im  Jabre  1667  eiii  Werk  über  liiiss- 
laiid  herausgilb  ^  das  er  wie  es  SübeJfli  schon  in  Russlaad  aus* 
gearbeitet  tmue;  es  fiilirt  folgenden  Titel : 

The  presesii  81ute  of  IlttMKJii  iit  ti  letter  ia  a  frieiiii 
at  London  written  liy  au  eniitient  ]ier^oii  reHirtiiig  jil 
the  Greut  Tzar%  Court  at  Mtii^eii  for  the  «%|iarc  of  aiiie 
jreare«  IllustratL^U  with  copperpluteH.    Lonüun  lOtiT.  8^ 

Die  zweite  Ausgabe  dieses  Werkes  erscbien  iu  LaiJtlüO 
1G98  unter  fülgendeai  Tilel:  An  bblcirifal  iieroiinl  afRyti- 
sia,  coutuiiutig  llie  Cui»t4ini8  und  iHuiiiier^  of  Üif!  jjDfifil^, 
and  a  drscriplifiEi  uf  Ibe  vaKt  dauiiniotiH  sulijeet  to  Hin 
Maijesiy  the  tiar  af  MojiCfivia*  Bei  dieser  Ausgabe  ist 
der  Name  des  Verfassers  am  Hndo  des  Buches  auf  einetii  etge- 
neu  Blatte^  iüigcgebeii  und  dabei  von  iluii  gesagt:  He  had  Ibc 
happinc^s  La  be  a  favorile  lü  the  great  Tzar  and  his 
Fahiarch. 

Eine  dritte  Ausgabe  Lüfidüti  tfiTl^  fultrl  den  Titel  der 
ersten.  ' 

Eine  Französisehe  Uebersetzung  erschien  unter  dem  Titel: 

Relation  curieuse  de  TtWat  präsent  de  la  Russieii 
Irndnilc  d'un  autour  anglois  (Samuel  CoUins)  qui  a 
ete  9  ans  a  la  Cour  du  Grand  Tsar,  avee  rhistoire  des 
revoliiticMis  arrjvees  sons  Tusurpation  de  Boris  et  Tini- 
postiire  de  Deinetrius,  dernier  Empereur  de  Bloscovie. 
Faiis  167!).  8  .  .    ^ 

lUissisch  im  PyrcKÜi  B-bCTunirb  1841;  No.  8  u.  9  mit 
Aninn  klingen  und  der  Aufschrift:  IlhiH'buiuee  cocTOHflie  P^- 
ein,  oiiiieanude  AurAUHaHmihiM-h^  KOTOpMil  4emA« •l'fcrk 
iipo;Kii.ii>  iipii  ^nopii  BejiiiKaro  U^upA  PyceKaro* 

Samiu'l  VoUiM  giebl  in  seinem  Werke  viele  iateressaate 
Nachricilieii    über  den   Zustand   des  damaligen  RiiSBlands^  j^ie 


—     344     — 

desto  glaubwürdiger  sind^  da  seine  Ausbildung  sowdd,  "wie  mdi 
seine  eminente  Stellung  ihm  beim  Einsammeln  derselben  behflUHch 
^aren.  Wir  heben  hier  in  Kürze  nur  eim'ge  Stellen  heraoS;  die 
uns  besonders  beachtungs^erlh  erscheinen. 

P.  45  sagt  Collins  dass  im  Jahre  1655  durch  die  Pest 
7  bis  800^000  Menschen  in  Rbssland  weggerafft  worden  sden 

P.  96  leitet  er  den  Ursprung  der  Lustseache  in  Rnsfauid 
von  der  Zeit  des  polnischen  Krieges  am  Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts her. 

P.  62  erwähnt  er  der  grossen  Massigkeit  des  Zaren  Alexei 
Michailowitsch  und  nennt  ihn  p.  44:  „bountiftall,  charitdrie, 
^yChastly,  uxorious,  very  kind  to  his  Sister  and  chfldren',  ud 
p.  125  heisst  es  von  ihm:  „this  present  Emperour  of  Rnssia  is 
;,a  piouS;  conscientious^  dement^  mercifoll  and  good  Prince  as 
;,any  in  the  world". 

P.  13.  Während  der  Fastenzeit;  sagt  CoUins^  dnrften  voi 
den  Aerzten  keine  Arzneimittel  aus  dem  Thierreiche  verschrie- 
ben werden. 

P.  135  giebt  er  eine  sehr  genaue  Beschreibmig  mid  Ab- 
bildung der  in  Russland  als  Speise  gebFfincldiolien  Pilze  md 
Schwämme^  und  bemerkt  dabei,  dass  es  hier  wenig  oder  gar 
keine  giftigen  Pilze  gäbe,  u.  s.  w. 

107. 

Johann    Struys. 
1668—1670. 

Johann  Jansen  Stmys  hielt  sich  von  1668—1670  io 

Russland  auf  und  gab  darauf  im  Jahre   1676  ebi  Werk 
seine  Reise  heraus,  das  bei  dem  geringm  Grade  von 
den  der  Verfasser  besasS;  viel  Triviales, und  UnridiUges 


—     3*5     — 

Interessant  ist  sein  Zog  auf  der  Wolga  nnt  Stenkt  RaairiJfEs 
ist  oft  daran  gezweifelt  worden^  ob  Struj^s  Überhaupt  Jeikall 
selbst  eine  Reise  nach  Russland  unternommene«;  diese  ZweÜA 
sind  jedoch  wohl  nur  der  eben  angeführten  Unzuverttsaigkeit 
und  Oberflächlichkeit  seiner  Angaben  znzusckr^en  <h.  Ekib 
Handschrift  seiner  Reisebeschreibung  befindet  sich  in  der  Kaiseill 
Akademie  der  Wissenschaften.  ik. 

Gedruckt  erschien  das  Werk  unter  folgenden  lltel:       / 

Drie  aanmerkeljke  en  aeer  ranipspeedi^e  KeyneAr 
door  Italien,  Crrierkenlandt,  LjUandt,  MosedYien^  Tüf 
taiycii,  Meden,  Persien,  Oost-Iudicn,  Japan  etc.  Jktti4 
slerdani  1676.  4'',  mit  Kupf. 

Deutsch:  ,%    ,f,    v-^ 

Job.  Jansz.  StroussrusSehr  srhwere,  wiedervrerfigr^ 
und  DeiickwUrdige  lleysen,  durch  Italien,  Griecbeitland^ 
Liflaiid,  Moscaa,  Tarliirey,  Mcdett,  Persieti,  Tiirckey, 
Ost-Indien,  Japan,  iiiul  iinlrrschiefnirhe  oniirre  I^Kuder« 
Worin  neu  ausserhalb  der  gewissen  gründlichen  lle^ 
Schreibung  ermeldeter  Oerter,  nnd  derer  Eygenschafl 
und  Natur,  wunderliche  Zufälle  und  warhaffKige  Ge- 
schichte, angewiesen  werden,  welche  der  Atithor  seihat 
durch  gefährliche  SchifiThrfiche^  Pliinderungcu,  schwere 
Dieustbarkeit  unter  den  Türeken,  Persiern,  und  Tar- 
teru,  grosse  Hungers « nobt^  Marter,  und  vielerley 
Ungemach  ausgestanden.     Angefiingen  Anrin  1647.  nnd 


291.  S.  Ober  ibo  MmUer,  SmmnI.  iüm.  Qmek.  Bd.  VU,  S.  499. 

292.  Z.  B.  in  der  BiblioMque  fraa^^ke,   om  khtoif  UlUrtdM  ^  Im 
Framce,  Amsierd.  1724.  12'',  wo  68  Th.  lY,  p.  5t  h^Mi:  »0  7  a  def  relttioaft 

^qui  oDi  ete   fabhquees   pour  en  imposer  le  public  comme le  royage  d*m 

^nomme  Jeam  SiruU  en  Moscovie ,   eo  Tarttritf  etc.  doil  le  Qanlier  CkmtHim 
;,ci  quelques  autrcs  oot  si  bien  dta^ntr^  li  fawMli  flc*  t    ^ 


—     346     — 

Yollbraclit  1673.  begrciffende  die  Zeit  gantzer  26iAn. 
Neben  zweyeu  befgefiigtcii  Brieffen^  rerhandelende 
den  greulichen  Mord,  Verrühterey  und  Übergabe  der 
Stadt  Astmean,  mit  noch  vielen  Umstfinden;  wie  anck 
die  mannigfaltige  Gefahr  und  Elend^  so  Cnp.  David 
Butler  erlitten,  und  zu  iHpahan  selbftten  besehriebea 
hat.  Verziehret  mit  vielen  schönen  Kaplfer  -  atürkea, 
vom  Anthore  selbst  nach  dem  flehen  gezeichnet.  Ans 
dem  liolländischen  iibergesetzet  von  A.  M.  (Andreas 
Müller).  Amsterdam  1678.  fol.,  mit  Kopt  —  Gotha 
1832.  8°. 

Französisch: 
Lcs  Voyages  de  Jean  Strnys  en  Moseovie,  ea 
Tartarie,  en  Perse,  aus  Indes  et  en  plusieurs  aatres 
paus  ötrangcrs,  avec  la  relatiou  d'un  naarruge  dont 
les  suites  ont  produit  des  effets  extraordinuires.  Tra« 
dnit  du  ilamand  par  Glanius.  Amsterdam  1681.  4^.  — 
Lyon  1682.  12°.  —  Paris  1719.  12^  —  Amsterdan 
1720.  12^  —  Roucn  1724.  8°.  —  Paris  1838.  ly*. 

Englisch: 
The  Yoyagcs  of  J.  Slruys  through  Moscovia^  Tar- 
tary,  India,   and  most  of  (he  eastern  World;    rendred 
out  of  IVcthcr-Dntch  hy  J.  Morrison.  London  1683.  4^ 

Russiscli  erschien  im  Jahro  1719  einAnsng  aus^Ungi« 
Werke ;  der  dessen  Reise  aus  Holland  durch  Russland  liis  liasan 
enthält^  in:  /t^penu^n  PocciucRaji  BuojiiooHKii  nju  Co- 
upanie  ^pennocTcik  PocciiicKurb,  40  PocciücKia  Hcto- 
piii,  Feorpa^iu  u  reneajioriii  Kacaioutiixcji ,  HS.virac- 
Maii  uoMbcH'juo  IIiiK0Jiae3rb  IIobukobuimi.  ۥ  IL  (L  8^ 
T.  1,  cxp.  40  —  51. 


1^  u  4  ü  1  f  r    €  u  p  c  L 

167<K  ''^^ 

lindoljgr  Capel^  ein  GeisUichtT  »tis  lliimbrng  gebüiUgi 
war  selbst  in  Russland  und  £^cbcint  sogar  Reben  in  die  Nord- 
wcsllicheu  Tbeile  des  Reiches  untcrHoiumcn  m  haben,  deim  er 
sagt  S.  27  seines  Werkes  Norden  elc.  ^*ä:  ^Nuii  \^U1  ich  aucb 
^anzeigen ^  was  man  für  eiueiL  Weg  gebrauobi  aus  der  Afnscaif 
^in  diese  Lander  (Sibcria^  SamoßJia  und  Tingüisia)  zu  kajumciij 
;,  welches  ich,  als  ich  in  dciMuscavv  gewesen^  nicht  ulme  grosseMiihc 
;jund  sonderliche  Practick  vom  Hofe  bekommen  habe.  Und  darfRe 
;,ich  solche  Sachen  ohne  grosse  Leibes-  und  Lebens  -  Gefahr 
„nichl  oirenbahren,  so  ich  noch  in  der  Musoaw  währe.  Dana 
^  die  MuscoAviter  also  gesinnel  scyn,  dass  sie  nicht  leichlHch  m~ 
„geben,  dass  man  die  Gcheiiuniiss  ihres  Reichs  olTeubuhre^, 

C;  r  a  f    Paul    P  o  t  o  c  k  i. 
1670.        ^^  ^^*  ^^  ^' 

Der  Graf  Paul  Polok  Pötocki  war  UÄ  das  Jahr  lÖfÖ 
selbst  in  Russland  gewesen  und  sehrieb  ein  Werk'flber  ^tesselbb*^ 
unter  dem  Titel:  '  '*  »''    "     '    ' 

Moseovin  sive  brcvis  nnrralfd  MlMiflJ^cfalä«;  liiriiii^' 
adv(M-sionihiis  civilibiis  et  poKriefS  doe^«iltis  mttdtil'lkr 
et  rernni  piiblicanmi  ätudii  aecatoiiliodatiiV  aotfM^tf'Fiktlftt 


293.    S.  oben  Bd.  I,   S.  35,    wo  der  ganze  tUel  (fresk  VT^iIlW  akii«- 

lührl  bt.  •       •!     i\tv\i/\       .    i'ifif  tili  t«l 


—    348    — 

a  Potok  Potocki,  Palatinidae  Braclaviensis^  doabos 
annis  et  dimidio  supra  deccnniam  in  principe  illins 
imperii  urbe^  retiuendbns  com  belli  jaribiu^  noper 
commoranlc. 

Diese  Schrift  macht  einen  Thefl  seiner  sflnunüidien  Weike 
anS;  die  den  Titel  führen: 

Opera  omnia  Paali  Coniitis  in  Aareo  Potok  Pila- 
vitae  Potoeki  (Palatinidae  BraclaYiensis)  CasteDui 
Camcuecensis  in  Podolia  Senatoris  Regni  Poloniae  elf. 
Dantisci  1670.  4"*.  —  Warschau  1747.  foL 

Potoeki' 8  MoscoTia  ist  in  einem  declamatorischen^  lei- 
denschafllichen  Tone  gehalten^  und  nicht  lobend^  wie  es  sich 
von  einem  Pobiischen  Magnaten  unter  den  damaligen  Umstftiden 
auch  wohl  nicht  anders  erwarten  ISsst. 

110. 

Jacob    Reutenfels. 

1671. 

Jacob  Reutenfels  war  der  Sohn  eines  Rathes  und  Ge- 
heimschreibers bei  dem  Könige  Casimir  inPoIen^  lebte  nriscbea 
167.1  — 1673  in  Russland^  und  schrieb  un  Jahre.  .1676,  dea 
Todesjahre  von  AI  ex  ei  Michailowitsch^  drai  Grossbenoge 
Gosmus  in.  zu  Gerallen^  an  dessen  Hofe  er  sich  eine  Zeit  Ivg 
aufhielt,  ein  Werk  aber  Russland.  Ein  Deutscher  fhnd  die  Hand- 
schrift in  der  Grossherzoglichen  Bibliothek^  jond  gab  aie  in  Jahie 
1680  in  Padua  unter  folgendem  Titel  heraus: 

De  rebus  MuschoTiticis  ad  aereniseimam  Hagnnm 
Hetruriae  Dnceni  Cosroum  tertioni,  aaetore  Jaeobe 
Rcutenrels.     Patavii  16S0.  8^ 


—    »9     — 

Reutenfels  eAielt  einige  AUiandlungfMi  tim  die*  filier 
chische  Religion  von  dem  Mönch  Palsi  Ligarides^f^iMs 
Chios^  der  sich  in  Moskau  einige  Zeit  aufhielt.  Dieser  war 
früher  Erzpriester  in  JeiHsalem^  md  dann  Metropolit  von  Thes- 
salonich und  Gaza  gewesen.  Dun  verdankt  ßeutenfeh  auch  eine 
Abhandhing  über  die  Lehre  vom  Abendmahle  in  der  Griechischen 
Kirche^  die  derselbe  im  Jahre  1660  auf  die  Bitte  eines  Schwe- 
dischen Gesandten  verfasst  hatte  ^  und  welche  Ueuienfeh  als 
Anhang^  bei  seinem  Weite  hat  abdrucken  lassen.  Das  Werk 
selbst  ist  unpartheiisch  gehalten  und  voll  t  redlicher  Bemerkun- 
gen 29  5. 

Ein  Auszug  aus  Reutenfels  Werke  erschien  im  Russi- 
scher Sprache  in  dem  ^ypnajn  MnHuerepeTsa  IIapo4Bara 
IfpocB-feiiiieHifl  1839.  Iiojib,  Ot^.  II,  erp«  1--54,  tmd 
fuhrt  hier  die  Aufschrift: 

HdBjieqenie  ea*»  eicaaaHtü  ARosa  PeÜTen^e^bra 
o  cocTOHHiH  PocciH  iipH  fl(ap^  A^ieRcm  MHxaHJioiiif'r&* 
V/h  JlaTUHCKaro  uepoBeji-b  H.  TapHaea-Bopa^eBCKifiL 

m. 

Nieolaus    Heins  ius« 

1672. 

yicolaus  Heinsius  war  im  Jahre  1672  als,  G^^dter 
der  General-Staaten  in  Moskau«    Sein  BrieAjrecbse]  n^t  Joha^9 


294.  Vergl.  über  ihn :  Cw^ftph  iieampm^Mm  o  ^«mmj^  if&  IVe- 
ciu  nucame,%nxh  ^jfjpoeHato  euHa  Fp^MH-  Pm^emtitum  Ifrj»ir«iff.  C.  El.  ^.  1827. 
8^  ifa^i.   2'oe.  Bd.  II,  p.  U5-U9.     S.  oNn  S.  32^-330. 

295.  S.  auch  3ie$m€r$  S.  27,    und   OupMff,   Büihgrmßm  CNÜea,   U. 

m,  S.  28. 


—     350     — 

Georg  Grävius  befindet  sich  handschriftlich  in  der Kaiscriicheo 

Akademie  der  Wissenschaften »»«. 

Ercole    Za  n  L 
1672. 

Ercole  Zani  ^^'^  brachte  einen  grossen  Theü  seines  Le- 
bens auf  Reisen  zu^  und  hielt  sich  unter  andern  anch  einige 
Zeit  in  Russland  auf.    Ein  Werk  über  Russland  von  Zani  er- 

schieu  unter  folgendem  Titel: 

Relazionc  e  viaggio  della  MotcoTia  delSig.€a«i* 
Uerc  p.  Ercole  Zani  Bolognese.    Bologna  :1690.  12^. 

Dieser  Reisebericht  ist  auch  anfgenommen  in:  II  geaio 
Tagante  etc. »«. 

il3. 

La    Cy  r  o  i  X. 

1672. 

Von  La  Croix  giebt  es  dn  Werk  Ober  die  Kriege  der 
Türken  mit  den  Polen  und  Russen^  das  den  lltel  fiihrt: 

Goerres^  des  Tures  avec  la  Pölognie  et  lä  Hosco- 
rie.    Par  La  Croix,    A  la  Haye  1689.  8^ 


296.  S.  auch  Schlömer'i  Negior ,  I,  p.  87. 

297.  S.  über  ihn:  Ciantpi,  Bibh  OrUiem,  DI,  p.  15  «.  13li, 
mamm,  Lii,  ^r  äU.  Rei9€n  l,  165^167. 

298.  S.  oben  Bd.  1,  S.  39. 


—     351     — 


1i4. 

€  h  n  r  il  i  ii. 

1672, 

CAnrdin's  Rcisebesrhrcibting  ^t  zuerst  erschienen  im  Jahre 
1686,  unter  dem  Titel: 

Journal  du  Voyage  de  Nr.  f'liardiu  eii  Persc  et 
aux  Indes  Orientales  par  )a  tnor  I^oire  et  par  la  Col* 
cliide.     TiOndon  1686.  roL.mit  kupll 

Spätcrc  Ausgaben  sind:  Amsterdam  1711,  12''.  in  10 
Bänden.,  Ebcnd.  1735.  4^  in  4  Bdn.,  Paris  1723.  12^  in 
10  Bdn.,  und  Ebend,  1811,  8^  in  10  Bda.  ^ 

Eine  Holländische  lJeberset£ung  von  Broekhuiieii| 
Amslerdam  1687.  4°. 

Deutsch:  Leipzig  1G87  ood  Frantfart  a,  M.  1780. 
8°.    2  Bände. 

Englisch,  in  Murroy's  lliseoveneH  aiid  Traieli*  in 
Asia  etc.  2»9    p.  5/i._72. 

■       >,  '.•■:■       .-,  ..I 

Der  Verßisscr  des  Rifralto  dt]l»MoseatMj^ 

1672. 

Der  Verrasser  dieser  weii|ivoUei  iBe4chfei|)iqiig  Bnsslands 
vom  Jnhre  1<)72  ist  nicht  bekannt.  Die  Handschrift  befand  sich 
in  der  Albertrandi'schen  Sammhing  und  ist  von  Targeneir 
in  seinen  llistorica  Russiae  Moatmefttay  BA.  >H,  pL  249 
—  278  unter  rolgeoder  Ueberschrift  abgedniekt:  i'^i.* '  i     .i  ;^.) 


29'J.    S.  oben  Bd.  I,  p.  61  m.  62. 


—     352     — 

Ritratto  della  Moscoria  eonsaerato  all  Emincntif- 
sinio  c  reverendissimo  Sig.  Card.  Altieri^  da  C.  H. 
V.  D.  C.  D.  G. 

Der  eigentliche  Titel  ist: 

Ritratto  della  MoseoTia.  Risiretto  geog^fieo,  ki- 
storico  e  gencalogico  de!  gran  Daeato  o  sia  Inperia 
di  MoscoTia« 

Besonders  merkwärdig  ist  des  Verfassers  Schfldfflnig  voa 
Alexei  Michailowitsch^  und  sein  Ürtheil  Aber  Stenko 
Rasin. 

116. 

Albin    Dobbia. 

1673. 

Albin  DobbiHy  ein  Meklenborger^  aus  Rostock  gd>örlif, 
war  Hauptmann  unter  Alexei  Michailowitsch  und  lebte  17 
Jahre  in  Sibirien.  Joh.  Arn.  Brand>*%  der  1673  im  Cefc^ 
der  Brandenburgischen  Gesandtschaft  war^  beme^  in 
Reisebeschreibung,  dass  Dobbin  eine  Schfldemng  von 
in  Deutscher  Sprache  verfasst  habe.  Wo  diese  Handschrift  ab« 
geblieben,  ist  leider  bisher  unbekannt. 

117. 

Joachim     Senltetas. 
1673.    1675. 


Der  Königlich-Preussische  und  Knrflirstlidi-] 
Geheime  Legations-  undHofrath  JoaoMm  JSkmUetmt  id 


300.    S.  unten  den  betreffenden  ArtikeL 


—     353     — 

mal  als  Gesandter  seines  Hofes  in  Bussbnd  gev^esea  Seim 
erste  Beisc  im  Jahre  lfi73  Ist  von  Johann  Arwüld  Brand 
beschrieben  worden*««.  Der  Bericht  seiner  zweiten  Gesaudl- 
schaAsreise  ist  in  Büsehing's  illujE^nziti  Bd.  IX^  S*  7S  voU- 
slftndi;  abgedruckt»  unler  folgendem  Titel: 

Besehrfibung  der  2Wi>(rii  Gesamlfirlian,  welrhc! 
Joachim  8cultelus,  Köni^lieh  prrussisclier  und  (hur* 
nirstlirb  HrandetiburgiBeber  geheimer  LoguliottH-  und 
Hofrath,  1(i75  naeh  llti.ss)and  angetreten. 

Der  Zweck  dieser  zweite»  Gesflndtschaft  des  Hcuiieius 
nach  Bitssland  war^  den  2aren  AI  exet  Michailo  witsch  dar- 
auf aurmerbam  m  niacben^  dass  es  damals^  wo  Sehweden  von 
mehren  S<^tten  zugleich  angegrilfen  war^  der  günstigste  Augen- 
bbck  Avöre,  sich  an  Schweden  wegen  der  Besetzung  von  Narwa, 
Ingermannland  und  Carelien  zu  rächen  und  mit  einer  Armee  in 
Liefland  ein^u fallen,  Die  darüber  von  Senfieiti^  eingegebcnü 
Note  findet  sich  abgedruckt  bei  Büsching,  Bd.  IX,  S.  30-34. 

ScuiU*iii.'i  langte  bei  dieser  zweiten  Gesandtsotiad  am  tO 
August  1675  in  Moskau  an,  und  wurde  mit  grosser  Feierliehkeit 
eingeholt,  die  jedoch  mit  dem  früher  bei  solchen  Gelegenheilen 
gebrauchlichen  Pompe  gar  nicht  zu  vergleichen  war.  Am  i8-len 
hatte  er  seine  erste  Audienz  bei  dem  Zaren.  Unler  den  über- 
reichten Geschenken  waren:  ein  grosser  Spiegel  j,köstJich  mit 
^Bernstein  ausgeleget^,  eine  grosse  silberne  und  stark  vergoldete 
Fontaine,  an  welcher  12  Leute  irngen,  und  ein  künstlich  gear- 
beitetes Sthachspiel  von  Bernstein  mit  Silber  ausgelegt,  welches 
4  Leute  trugen,  und  das  dem  Zaren  besonders  gefallen  zu  haben 
scheint.  An  der  Treppe  dei  Fatlastes  tnussten  der  Gesandte  und 
sein    Gefolge    die    üegea    ablegen.      Auch    die    Audienz    selbst 


301.     S.  wtifer  uiili-n. 

n.   -  23 


—     354     — 

y^wvde  mit  weniger  Coremonie  als  in  frähem  Zeitea  erüieitty  so 
iivie  auch  die  Bewirlhung  der  Gesandtschaft  weit  weniger  prickl|| 
war.  Als  der  Zar  seine  übliche  Wallfahrt  nach  dem  Troiikischei 
Klostor  mit  grossem  Gepränge  antrat;  wurde  ScuUetms  dnge- 
laden;  den  Zug  mit  anzusehen  und  mit  einem  Grossfärsüicliai 
Wagen  dazu  abgeholt;  er  bekam  einen  Platz  auf  einem  Gerfisl 
neben  den  Kaiserlichen  Gesandten.  Dem  Dänischen 
war  ebenfalls  ein  Platz  auf  einem  Geröste  angewiesen  wq 
wollin  er  sich  auch  bereits  bogeben  hatte;  als  er  aber  sah,  dm 
Sruftettis  in  einer  Hof-Equipage  angefahren  kam,  die  er  mchl 
erhallen  hatte ;  „fand  er  sich  dadurch  offendiret,  verliess  noch 
„vor  Sr.  Czar.  Maj.  Ankunft  sein  ihm  aufgerichtetes  Theatnan, 
„setzle  sich  in  seine  Kutsche  und  sah  im  Felde  von  fem  dm 
„Einzug  mit  an;  und  als  Sr.  Czar.  Mcy.  angesagt  worden,  dM 
„er  aus  angeführten  Ursachen  seine  angewiesene  Stelle  Yeriaasm 
„hätte:  haben  Sie  sofort  einen  geheimen  Secretarium  m  iha 
„geschickt,  und  andeuten  lassen,  dass  Sie  in  kurzem  Ihn  nioll 
„länger  wissen  wollten;  sondern  er  hätte  sich  2am  Abschied 
„gefasst  zu  halten;  allermassen  Sie  Sich  von  keinem,  wie  m 
„eines  imd  das  andere  der  Gesandten  halber  anzuordnen  befoUea, 
„wollten  vorschreiben  lassen^. 

Am  4  Octobcr  hatte  ScnUetus  seine  Abschieds-Aadtei^ 
von  >Yelcher  er  gar  nichts  Besonderes  bemerkt.  Das  Reciediii^ 
Schreiben;  das  wörtlich  in  einer  deutschen  UebersefiuBg  nilg^ 
theilt  und  in  welchem  er  immer  Joachim  SemUetms  IbmüM 
mowitsch  genannt  i\ird;  hat  vor  dem  Titel  des  Zaren  folgeaii 
Einleitung: 

„Von  Gottes  des  Allmächtigen,  der  da  wirket  aDeft  in  aBm^ 
„allenthalben  gegenwärüg  ist,  und  alles  erÜUlet,  anoh  gtti 
„Trost  giebet  allen  Menschen;  unsers  in  Dreyfalli^eit  bocl«e- 
„ lobten  SchöpfcrS;  Macht  und  Wirkung,  Willen  nnd  YrnhlgrfaBfa^ 


—     355     — 

^der  Iltis  bbfesfigcl  und  stÄrket,  durch  seine  pewaUfge  Hand, 
^unsern  aiigcrMuhUeii  Scepler  In  der  Reiht löldichkeit  zu  vorsieh- 
y,ligeT  Erhalixmg  unserer  grossen  rusmcliruCzarsckaJl^  und  vieler 
„deren  untortliänigen  und  vormehrien  IIcrrschBnen^  so  hernlhreai 
„von  grossväterlichef  Erbschaft  und  Beherrsehtingj  um  selbtgo 
„zu  allen  Zeiten  rriedUch  und  ohne  Zwiespalt  zu  regieren  und 
„ra  bewahren.  Wir  grosser  Herr  Czar  und  Grossfumt  Ahxey 
„Michailowiu  eto.*^        .»  ^.i         .  f^. 

In  diesem  Schreibeii  wurde  die  Hunptsache,  der  erbeteno 
Beistand  gegen  Schweden ^  ganz  umgangen,  und  ab  HctiHeiuB 
auf  eine  bcstüumtere  Erklärung  drangt  erhielt  er  zwx  Antwort^ 
der  Grossfürst  könne  den  ewigen  Frieden  ni^  Schwede«  wegen 
Brandenburg  nicht  brechen,  noch  sich  mm  Hichter  zwisclien  iV 
nen  aufwerfen^  dass  er  übrigensi  von  dem  Unreeht  das  Schweden 
gegen  Preusseu  habe^  überzeug!  wMt^  und  alte$  thun  wilrda^ 
Schweden  auf  gütlichem  Wege  zur  Zurückziehung  ßeiner  Truppen 
aus  den  Ländern  des  Kurftirslen  zu  bewegen. 

tta 
Johann    Arnold    Brand, 
i.i  •     1673« 

Jnhmm  Arnoid  Brand  ^^^  war  ProfessJor  in  Duisburg, 
und  ging  im  Jahre  1673  im  Geroige  des  ßrandenburgischen 
Gesandten  Sculletus,  bei  desstn  eruier  Reise ^  nach  Moskau. 
Seine  Riiscbesthreibung  erschien  erst  nach  seinem  Tode  imd 
führt  den  Titel: 


30i.  Wird  auch  Adam  Bramd  utd  Brmi4i  ^enanat,  und  SQii«tlrn  mit 
Ereri  Iihfan4  id^0  rtTWtthitlt ,  d%&%m  ^tkthۤchTtlhim$  mcH  VOD  Ad.  itrimd 
beraasgegeben  vordffi  lit    S.  weiter  unten  dt^ti  li^tr^ffeßäen  Artihel. 

m  2r 


—     356     — 

Johann  Arnholds  Ton  Brandy  weiland  J.  U.  D. 
und  in  der  UniTcrsität  zu  Duisburg  am  Rhein  Prores- 
Boris  Ordinarii^  Reysen  darch  die  Mark  Bmndenbarg, 
Preussen^  Churland^  Lieflnnd,  PlcseoTien,  Gross-Nau- 
gardien,  Twccricn  und  MoscoTien,  in  welchen  vieles 
nachdcncklich  wegen  gemeldter  Länder,  wie  aneb  der 
Litthauwer  T^cbonsart,  Gottesdienst ^  allerhand  Ceremo* 
nien,  Kleydnng,  Regierung,  Rechtspflegung,  nnd  der- 
gleichen, angemerckct:  anbejr  eine  Seltsame  und  sehr 
Anmercklichc  Beschreibung  von  Siberien»  Alles  naeh- 
geschen;  und  mit  nöthigen  Uebersetaungen,  Anmerk- 
ungen und  Kupfferstückcn  gezieret  und  vermehret; 
auch  mit  der  über  des  II n.  Urhebers  seeligen  Abschied 
gehaltenen  Leich-reden  heranss  gegeben  dnrcb  Hria- 
rich  Christian  ron  Hennin,  der  Artzeneyen  Doetor, 
und  selbiger,  wie  auch  der  Geschichten,  Grieeh-  und 
Lateinischen  Wohlrcdenheit  in  obgemeldter  Königüebea 
Universität  Prof.  Publ.  Wesel  1702,  kl.  8^ 
Holländisch: 

Reisbcschryving  van  rMark  Braudenbourg,  Prais- 
sen,  Conrland,  Lithauwen,  Lyflaud,  Plescovicu,  Groot- 
Naugardien,  en  Moscovien,  mcede  cn  beschryving  van 
Sibcricn,  cn  den  Zabelvangst.  Utrecht  1703.  S**!  mit 
Kupfern. 

119. 

Kilburger. 

1674. 

Eilburger  war  von  Gebart  ein  Schwede  und. ist  mit  einer 
Schwedischen  Gesaodlschaft  in  Moskau  gewesen..    Er  sohrieb  ia 


—     357     — 

Slockholm  ein  Werk  über  deti  Russischen  Uttodelj  das  $p&iet  m 
dm  Besitz  de^  Hblunogniphcti  Müller,  und  von  dmmn  au 
Bäschiiig  küiU;  welcher  es  auch  In  deai  IlL  Baiide  seines 
Ilagu^iirg  abgedruckt  hat.     Es  rolift  dm  Tiiel: 

KUhurgei^'s  Uiitcrriclil  rmu  Rumhehen  Uund^lj 
wie  solcher  im  Jiihre  1674  durch  ^aii2  IteulHchluiid 
geitrtehcn  worden, 

120. 

B  o  1 1  o  n  i    II  u  d    ü  ti  x  m  a  ii  n, 
1675. 

Annibale  VranceBeo  VuvaUere  BüUoni  und  Johann 
Carl  Teriinger  von  Guzmaun  wurden  hn  Jahre  1675  ab 
Gesandte  des  Römischen  Kaisers  Leopold  F,  an  den  Zaren 
Alcxci  iMichai  low  lisch  geschickt  und  laugten  am  20  August 
in  Moskau  an.  Im  K.  K,  Geheimen  Haus-  Hof-  und  Staats- 
Archive  befindea  sich  2  ßerichie  der  Gesandten  iiutioni  und 
Guzmannj  der  eine  dd.  xMoskau  den  10  September,  über  ihren 
Einzug  in  Smolensk  und  in  der  Hauptstadt,  der  andre  ebeufalb 
aus  Moskau^  vom  18  September,  in  welchem  die  Neiyahrsfeier 
und  die  erste  Audienz  beim  Zaren  beschrieben  wird. 


M.l) 


i2t 


Adotpli    Lyseek* 
1675, 

Adolph  Ltfseek  begleilete  dia  vorerwähnten  Gesaiidton 
Botloni  und  Guzmann  auf  ihrer  Reise  nach  Moskau,  als  C©- 
sandlschaHs-SecretÄr,  und  verfasste  eine  Beschreibung  dieser  Reise^ 
welche  im  Jahre  darauf  unter  folgendem  Titel  im  Dnak  erscinca: 


—     358     — 

RelaUo  eoriim^  qiiae  circa  Sacrae  Caeaareae  Ma» 
jestatis  ad  Blagnum  Bloseoruin  Czarum  AblegatoB  An- 
nibalcm  Fraiieiscuni  de  Botloiii^  Sacri  ilomani  Inperii 
£(|uiteiii,  Archidiicalis  Rcginiiiiis  in  infertora  Ansiria 
Consiliarium,  et  Joaiinem  Carolum  Tcrlingerenum  de 
Giizmaiin^  Sacrae  Caesarea»  lllajestalis  Conailiariam, 
anno  1675  gestu  sunt,  strictim  recensita  per  Adolpbva 
Lyseck ,  dictae  Legationis  Sccretarium«  Saliabnrgi 
1676.  12°. 

Eine  zweite  Ausgabe  mit  dem  nämlichen  Titel:  Mognn- 
liae  1679.  8^ 

Ins  Deutsche  Avurde  dieser  Reisebericht  von  M.  Chri- 
stoph Hornbach  übersetzt  und  in  Leipzig  1718.  8*  her- 
ausgegeben. 

122. 

C.   W.   W  i  c  k  h  a  p  t. 
1675. 

iJarl  Valerius  Wickhart  begleitete  dieselben  Gesandten 
Bottoni  und  Guzmann  als  Cammer-Buchhalter  und  Rait-OfOder, 
und  gab  in  demselben  Jahre  noch  eine  höchst  unbedeutende  Be- 
schreibung der  Reise  unter  dem  Titel  heraus: 

Aloscowitiscbe  Ileisebeschreibuug  der  Kaiaerlicken 
Gcsandtschad  u.  s.  w.,  von  C.  W.  WiekharL  Wiea 
1675.  8°. 

Auszüge  aus  Wickharrs  Reisebeschreibnng  ertohieDeB  tai 
Russischer  Sprache  in  den  OTeHecTfieflHua  SaiMrRB  1898. 
YXXm  und  XXXV. 


—     359     — 

»  w  ]  d  e  r  s  K  I. 

-^NiiM/Ki^^  ••^•n?m  f)         1675. 

Sw9aersk$  war,  wie  wir  aus  Scuil^lus  seiner  Besclirri- 
bung  der  ^wolen  Gesandtschaft  selieu,  1675  Polnischer 
Kcsidenl  in  Moskau,  und  zwar  schon  seil  vielen  Jahren.  Leider 
ist  uns  nicht  bekannt^  ob  und  wo  ein  Bericht  über  seuien  Aurent- 
halt  ain  Zarjschcn  llofe  cxisUrt. 

-    la     -  'M*  Mir»        rT|( 

van    K  I  e  a  c  k« 

1675. 

Conrad  ean  Kienek  reiste  im  Jahre  1615  als  Gesandter 
der  General -Staaten  nach  Husölftiid,  Diese  GesandtschaJlsieire 
\Hirde  zm  See,  aus  dein  Tcxel,  unter  Anführung  des  Adniirtili 
de  hui  Lei  nat:li  Anhangrl  unteraommen;  von  dort  gm^  dieselbe 
zu  jjiudc  über  Wologda  nach  Äloskuu.  Während  tan  A/enrA'ir 
Auleulhult  in  Moskau,  erfoljjte  der  Tod  des  Zaren  Alexei  Mi- 
cha ilo  witsch  und  die  Krönung  des  Jungen  Zaren  Feodor 
A 1  e  X  e j  c  w  j t s ch.  Diese  Begebenheiten  hat  nach  ra w  Klenck's 
Rückkehr  nach  Amsterdnm  einer  seiner  Begleiter,  der  sich  nicht 
genannt  hat,  beschrieben.  Auch  sind  diesem  Berichte  viele  sehr 
scliauhure  und  interessante  Nachrichten  über  die  danuihiren  Zu- 
stände in  Ru^island  beigefügt .  In  Moskau  Iheiltc  ihm  unter  an- 
dern der  Zar  Ische  Leibal^ft  Dr.  Johannes  Costerus  vdn  Bo- 
senburg  Mönches  über  seine  Praxis  bei  Hofe  mit.  So  eraffthH 
ran  kietick  z.  B.  den  ganzen  Hergang  der  Krankheit^  welcher 
der  Zar  Alexei  Michail o witsch  erli^^  und  Utbrt  einen  Ge- 


1'  o  ü  r  a  d 

II  yi»  t 

^      .11     ItiM      V.|UV 

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Mtl   •rr'iFi 

—     360    — 

brauch  an^  der  characteristiscb  für  jene  Zeil  ist;  er  sagt  DSm- 
lich^  dass  ehe  der  Zar  eine  für  ihn  bereitete  Arznei  einnahm, 
diese  entweder  von  dem  Arzte  selbst ,  oder  von  einigen  andern 
ihn  umgebenden  Hofleuten  genossen  werden  musste.  Dr.  Rosen- 
burg hatte  dem  Gesandten  einen  ihm  selbst  begegneten  ähnlichen 
Fall  mirgelheilt,  y\o  er  sich  genöthigt  sah  einen  vom  Apotheker 
für  die  Zarin  aus  Versehen  unrecht  bereiteten  Arznei-Trank  selbst 
auszutrinken^  weil  eine  Hofdame,  welcher  man  denselben  vorher 
zur  Probe  eingegeben  hatte,  sich  davon  übel  berand.  —  Wir 
finden  in  ran  Klenck^s  Reiseberichte  überhaupt  eine  sehr  ge- 
naue Schilderung  des  Zaren  Alex  ei  Michailowitsch*«^*. 

Die  Reisebeschreibung  erschien  unter  dem  Titel: 

Historisch  Verhael  of  Beschry ving  van  de  Vojagie 
gcdaau  oiider  de  Suite  van  den  Heere  Koenraud  vui 
Klenck  extraordinari  Ambassadear  van  haer  Ho.  Mog. 
de  Heeren  Staeten  Generael  en  Syn  Hooghejt  den 
Heore  Prince  van  Orange  an  Zijne  Zaarsche  Mfljestcyt 
van  Rloseovien,  verziert  niet  eenige  Koopero  Plaeieo. 
Amslerduui  bey  Jan  Claess  tcn  Hoorn,   1677.  4^ 

125. 

Wood    und    Flawes« 
1676. 

Ueber  Wood  und  Flatoes  finden  sich  Naohrichten  in 
Fors(er*s  Geschichte  der  Entdeckungen  etc^    Bd.  ü,  p. 

195  der  französischen  Ausgabe. 


303.    S.  über  diesen  Reisenden  Jli0mer$,  p.  29. 


—     301     — 

inob   \km  -' "  '         ,„«      ' 
t26. 

;    . . 

II  e  r  r  e  r.  , 

••-"^"•^  1Ü77.  1 

■     ...  .  j 

D.    Abraham    Herfer^^^j    ei«   Holländer,    inachlc    Im  ^ 

Jahre  1677   eine   Seereise   von  Amsterdmn  aus  nach  IVu$s]aj)d|  I 

und  beschrieb   dieseJbe  in   Hollfindiicber   Sprache.     Sein   Werk 
erschien  noch  in   demselben  Jahre   in  Amsterdam;   es  Hi  ganz  \ 

unbedeutend^  und  eulhäll  eigciiUieh  nur  SchitTermi^hflchlea    Eine  i 

deutsche  Uebersetzung  iuhrt  den  Tilel; 

UeukwUrrligo  Schiffreisic  iiaeb  dem  Gro^sfiirsleti* 
Ihiim  MoseoviiHi,  uo  im  Jahre  1677  ron  Ainsterclaiii 
dahin  ges$cheiieiL  llolliinditsch  aQ%€setzt  von  O.  A< 
Herfer ,  ubrrselzl  ron  Lconh,  Leschge.  Nürnberg 
1678.  4°. 

127.  ' 

Der  Verfasser   der  SchrlH: 
A  Short  description  etc.  '**^- 

IUI 

1077. 

Der  unbekannte  Verrasser  dieser  Schrill  ^  der  sich  in  dbr 
Unterschrift  Aslracan  nennt,  hat  sich  gegen  20  Jahre  in  den 
Gegenden  aurgehalten,  die  jetil  das  süd-Öslttehe  Russland  büden, 
und  ist,  wie  aus  der  Bcschreibang  zu  sehen,  von  einem  vor- 
nehmen Lnndsmanne  aus  der  (lefangenschajl  befreit  worden,  dem 
er  auch  seine  Schrift  mit  den  Ausdrücken  der  wärnisten  Dank- 
barkeit widmet.   Die  Handschrift  erbiell  der  Herausfüber,  IVIosei 


304.     5.  aucJi  JfnMrtt  p.  %$, 


—     262     — 

Pytt^  von  einem  seiner  Freunde ;  welcher  mit  dem  Verfasser 
zusammen  gelebt  und  aus  seinen  Händen  das  Manascript  be- 
kommen hatte.  Leider  hat  Pytt^  wie  er  in  einer  langen  Vorrede 
selbst  sagt^  die  Handschrift  auf  seine  Art  zugestutzt,  indem  er 
nicht  nur  den  schlechten  Styl  und  die  Ausdrucksweise  des  Ver- 
fassers gebessert;  sondern  sogar  gärize  Stellen  der  Handschriü 
weggelassen  und  alle  Wiederholungen  nach  seinem  GotdOnken 
gestrichen  hat.  In  der  Vorrede  giebt  Py t(  auch  eine  histori- 
sche Notiz  über  diejenigen  Lander  die  in  der  Schrift  behandelt 
werden.  In  diesem  fremden  Gewände  erschien  dieselbe  im  Jahre 
i677  gedruckt  unter  dem  Titel: 

A  Short  dcscription  of  all  (he  Kingdoiiis  which 
cnconipass  the  Euxiiie  and  Caspian  Seas,  delivereil  bjr 
ihe  Allthor  after  ahove  Iwenly  years  Travel.  Togelber 
with  a  Preface  containing  Several  Rcmarkable  Öbser- 
Tations  concerning  divers  of  Ihe  forementioncd  Cuant* 
ries.   London  1677  fol. 

Unter  Andern  hat  Pytt  eine  Beschreibung  der  Sitten  der 
Nogayer  Tataren  ganz  weggelassen^  indem  sie  ihm  in  Beziehung 
auf  Geschichte  und  Geographie  nichts  Belehrendes  zn  enthalten 
schien.  Der  Bericht  beginnt  mit  der  Anrede:  ;,Right  Honourable 
„and  my  mostWorthy  Lord",  und  führt  die  Unterschrift:  „Your 
Faithful  Slave^  Aslracan^.  Derselbe  ist  der  Ausgabe  .von  1678 
der  Reise  des  John  Baptista  Tavernier'os  angehAngtj  und 


905.    Der  Tollständigc  Titel  diese«  Werkes*  istV  '^    <'  -    ' 

The  Six  Voyages  of  John  BapÜifa  i'airehilerv'  •  MeMe  Jtaa  oT 
France  nov.  lirinf:)  thrfingh  Torky  into  Peniatt-fidi^Hle  Qsfili'lfeiiirBi  FW- 
ahed  io  the  Year  1670.  Glviiig  an  Accoant  of  llieSlate  of  those  Cnnolriea. 
lUustrated  with  divom  Sculpturcs.  Togrthrr  wilh  m  New  RrUtion  of  Ar 
Presenl  C^rand    Seigiior*»  Seraglio,    Bj  the  imm  ^AvOnni    4I«4»  Brngj^ak 


_     363     — 

die  fortlaufende  SeiteüJEdil^  so  wie  die  Erwühmng  dieser  Schrift 
luif  dem  Haupttiiel,  beweiiä'l  dasa  dieses  keiu  Zufall  ist  Dm 
SAori  Uemriptiün  fängt  au  auf  der  Seite  99  und  sebli^^sl 
Softe  11 9i.i   uirJii'ievHi  litif 


by  J.  P.  —    To  whieb  li  «idrd   A   tlr«fripf}on  fif  «U  ihn  K\f^j^äamn  mhWh 
hrfure  Priiil«a.     Lotidoi   1679.  foK|  «11  Kitpi; 


ii 

I 


.  .«,-»•**.      Tann  er.  i 

^tiiwü       1678.  I 

Bernhard  Leopold  Vrau%  Tanner y  aus  Prag  gebflrlig,  . 

war  im  Gefolge  des  Poliiischeii  Gesandten  Czartoryski,  im  Jahre 
1678  in  Husstand  und  Hai  uns  eine  Beschreibung  dieser  Gesaiidl- 
schaflsreisc  imicr  Tolgendem  Titel  hinterlassen: 

LojLT.'iltd  Polono  -  Liilmutiiuu  iii  Moscoriara  Poten- 
tissimi  Poluiiiiic  i'vgi.s,  ac  reipiibticac  Jllandalo  et  con- 
sensu  a  1578  rclicilpr  snsccpta,  nunc  breviter,  seil 
uccurafe  qtioad  siiigtila  nolabiliu  deKcnpla  a  leaile  ocü- 
lato  Bcrnh,  Leop.  iVanc.  Tanncro,  Banne  Prageuse 
l)ni  Legat!  Prineipis  Ozartaryski  Camerario  Gerinaiiico. 
IVorimborgac  1680.  4°.  "' 

Eine  2-te  Ausgabe  erschien  Ebend.   1689.  4».  '"" 

129.  'H 

.  M  e  rr  i  ch.  '  ',"^' 

/•      -.i     1679.  'l 

Merriüh^  ein  Engländer,  war  unter  der  Regierung  am 
Zaren  Alexei  Mtchailow lisch  ui  Rui^sland  gewesen  nnd  hat 


—     364    — 

eine  Beschreibung  seiner  Reise  ausgeäriwitet,  voA  welcher  vh 
nur  eine  Französisclie  Uebersetzong  bekannt  ist.  Diese  fiUiit 
den  Titel: 

Relation  curicuse  de  Testat  präsent  de  la  Riusie; 
traduite  d'iin  auteur  anglais^  qni  a  Hi  neuf  ans  a  la 
Cour  du  Gi-nnd  Czar^  arec  rbistoire  des  reFoIutioni 
arrivi!*es  sous  Tusurpatiou  de  Boris  et  rimpostare  de 
D^mötrius.  Paris  1679.  12''^  aree  figures. 

130. 

P  a  t  r  i  k    G  o  r  d  o  n. 
1661  —  1680. 

Patrik  Gordon  con  AcA/euris  ^^*  y  Sprössling  einer 
angesehenen  Schottischen  Familie  aus  der  GraCscbaft  AberdeeD, 
^urde  am  31  Mai  1635  geboren.  Im  Jahre  1651  wurde  er 
nach  Braunsberg  geschickt,  um  seine  Erziehung  im  dortigen  Je- 
suiler-CoIIegium  zu  vollenden ;  nach  3  Jahren  verliess  er  aber 
diese  Anstalt  heimlich,  um  in  sein  Vaterland  zurückzukehren.  In 
Hamburg  angelangt  ^rurde  er  bewogen  in  Schwedische  Dienste 
zu  treten,  und  nun  begann  für  ihn  eine  Reihe  von  kriegerischen 
Begebenheiten,  die  ihn  5  Male  in  verschiedene  Gerangenschan, 
in  Polnische  und  Brandenburgische  Dienste,  und  endlich  im  Jahre 
1661  nach  Russland  »0''  führten.  Er  trat  als  M^jor  in  die  Dienste 
von  Alexei  Michailowilsch.     Im  Jahre   1667   wurde   er  in 


306.  Gordöifs  Lebensbescbreibao;  fiadet  nan  iiiJnr.  JRm|/.  Ifariiii— fi 
Peter  der  Grosse  als  Mensch  umd  Regemi.  Mi  tau  1830.  Bd.  VI,  p.  175  — 
185.  Vergl.  auch:  Neues  St.  Petersb.  Jomrami  177a  Bd.  IV.  ApriL  ^  Jr«r4'i 
Diarmmy  p.  214.  —  Beckmamis  LiL  4§r  (UUrm  IMiM,  Bd.  P,  p.  387.  — 
Müiler's  Sammi.  Ram.  Gesch.  Bd.  H,  p.  Ul  ft  i<  w.        .     . 

307.  lo  Russland  wurde  Gordom  —  Uomm  thmm&m^ , 


—     365     — 

Aufträgen  nach  England  gesandt  ^  kam  im  daraufTolgenden  Jahre 
wieder  nach  Russland^  und  blieb  nuii  bi:^  zu  meinem  Tode  in 
seiner  neuen  Heimat II  Tetcr  der  Grosse  baUe  den  taprem^ 
einsichtsvollen  Krieger  zu  ^lürdigen  und  achten  gclenit,  und 
schenkte  ihm  sein  ganzes  Vertrauen.  Arn  9  Decembiar  1699 
starb  Gordon  als  General -en-chef  in  MoskaUj  wo  itin  Petei 
der  Grosse  ivAhrend  seiner  Kfankheil  mehrmals  besuchte  und 
auch  im  Augenblicke  des  Vcrscheidens  bei  ihm  i^var, 

Gordon  hlnterliess  ein  eigenhändiges  Journal  in  Englisch^ 
Sprache,  worin  er  sein  Leben  von  der  Geburl  an  bis  1699  um- 
sländlich  beschrieben^  und  das  sich  handschriftlidi ,  in  6  Qnart- 
bändcn,  im  Moskauiscben  Reichs-Archive  befindet. 

Eine  Abschrift  in  5  Q'^^^^tbünden  besitzt  die  Kaiserl  Enni- 
lage;  den  einen  Band  hat  Herr  v,  Köhler  Jun.  in'3  Russische 
übertragen. 

Viele  Auszüge  aus  dem  handscliriniichen  Tagebucbe  hat 
Müller  in  dem  II.  Bande  geiner  Samml.  Riiss.  Gefach,  ab- 
gedruckt, unter  andern  die  Erzählung  des  Feldzuges  Gordan*i 
gegen  die  Tataren  im  Jahre  1687,  S.  Bd.  II  S.   i41  — i78, 

Gordon  hinteriiess  3  Söhne  und  eine  Tochter^,  welobe 
später  in  2-ter  Ehe  an  den  General-Major  Alexander  Gordon 
verheirathet  war.  Von  diesem  giebl  es  eine  Schilderung  Peters 
des  Grossen,  welche  unter  folgendem  Titel  gedruckt  ist: 

The  llistory  of  Pelür  thß  Gr^at,  Emperor  of  Buh- 
sia,  to  which  is  |iiTfixod  a  shnrl  fem^ml  hUtary  of  Ihe 
eoiintry,  from  thc  rise  »f  Ibnl  manarchy^  hj  AlexJiiiil« 
Gordon  of  Achin lotiL  Aberdeen  1755,  2  %'itlL  gr.  8^ 

Eine  deutsche,  von  C  A.  Wich  mann  besorgte  Vepet^^ 
Setzung  dieses  Werkes  erschien  In  Leipzig  1765.  2  Bde  8». 


—     366     — 

i31. 

Albert    HeidenfeliL 

1680. 

:  Albert  Iteidenfeld  war  der  VeiÜBisser  des  im  Jahre  1680 
in  Frankfurt  erschienenen  Werkes: 

Albert  Heidenfeld's  Ansfiihrlirhe  BeschreibiiBg  der 
Orieutalischen  Königreiche  Tfirkey^  PenicB,  MoseM 
und  China.     Fraukf.  I(i80.  4^ 

i32. 

Jean   Frangois   Regnard. 

1681. 

Jean  Frangois  Regnard  kam  auf  seinen  weiten  Reisoi 
durch  die  meisten  Europäischen  Länder^  auch  nach  RusslaBd  oid 
gehört  deshalb  mit  in  diese  Sammlung.  RSgnard  gab  die  Be- 
schreibung aller  seiner  Reisen  heraus  in  seinen:  Oeuvres  eon- 
pl6tes^  i^elche  in  sehr  vielen  Auflagen  erschienen  sind  •••. 

Seine  Reise  nach  Lappland  befindet  sich  im  Aaszage  ia 
Prövot's  Sammlung  von  Reisen  und  daraus  in  der  Allgemei- 
nen Histerie  der  Reisen  ete.  Rd.  XYII/S.  315»^. 

i33. 

J.    B  1  o  c  k. 
1682. 

J.  Blocky  oder  Bloch ^  machte  im  Jahre  1682  a&  S<Aift- 
prediger  auf  einer  Hamburger  Kauifahrteiflotte,   eine  Reise 


308.  S.  darüber  Ebert'M  Aüg.  BMwgr.  UsUtmu  Laif  lif  iSSt.  4*. 
Bd.  n,  p.  598.  —  Auch  Beekmamfs  Lit.  d.  älL  Brnhem.  Vi,  295  i.  299. 

309.  S.  aber  dieee  Sammlmig  obea  Bd.  I,  S.  5«.' 


«^ 


—     367     — 

Russland;  ^elelie  3  Jahre  darauf  in  Haniburpt  im  Druoke  erschien 
unter  dem  Titel: 

J.  Bloche  Historie  seiner  AloKkiiwieiirührL  Ilttiu* 
borg  1685.  4''* 

Her  ierfasÄer  iler  Schrill: 

INarratio  reruiti  etc. 
16H2. 

Der  Verfasser  dieser  Scliria  hat  sich  nicht  genannl  ond  ist 
auch  bisher,  so  viel  uns  bewusst^  nicht  enuitlelt  worden.  Det 
verdiente  Ciampi  hat  dieselbe  im  Jahre  1829  herausgegeben^ 
unter  dem  Titel: 

Narraüo  rcruin,  cjitae  post  obiltitn  Alexii  Miekalo- 
wicz  llijssonim  Iniiieratoris  ete«  etc.  ote*  gesliii»  sunt 
Moschuac  XI.  Kai.  Oelobri^  an.  1682.  misüa  e%  nrbe 
Mosch ua  ad  iirchiep,  Coriulbi  Franelsruni  Slartc^lli 
florentinniu  iNuiitium  Apoütolieum  ajind  Joanntuu  IIL 
regem  Poloiiiae,  reperta  ex  Authographo  ad  Terbum 
scripta  et  in  luceni  edita  a  Seb.  Ciampi  Florentiae 
1829  3to. 

Engelbert    Kamprer. 

1683. 

EtifTciheri  /iamfi/er^*\  der  Sohn  eines  Predigers,  ge- 
boren  in   Lrmgo  am    i6   September  165f;    studirte   in   Danzi^ 


If.    158. 


310     S.  Tiber  diese  Sx.hm:    €%m^  Biblmgr.  i^üicm^   1^.  W  — 19  M 
"8. 
311.     S.  über  iljD  H9€kmmm4  iM.  4*  ä^.  H^wm.   H,  SOBl 


—     368     — 

und  Krakau  Jarisprudenz,  und  darauf  in  Königsberg  Mediaa. 
Im  Jahre  1681  zog  er  nach  Upsala.  Zvei  Jahre  darauf  begab 
er  sich  nach  Stockholm  und  ging  in  dem  nämlichea  Jahre  ab 
Legations  -  Secrelair  mit  einer  Gesandlschaft,  velche  eine  Haa- 
delsverbindung  zwischen  Schweden  und  Persien  begrflndeo  «ad 
am  Zarischen  Hofe  die  freie  Durchfuhr  der  Waaren  aoswirkea 
sollte ;  über  Nowgorod  und  Moskau  nach  Ispahan.  Nadi  Beea- 
digung  dieser  Mission  (rat  er  als  Wundarzt  ^unter  einem  schlech- 
„ten  TituI;  der  mir  aber  zu  meinem  Dessein  am  besten  dienen 
„konnte^;  in  Dienste  der  Holländisch  -  Osündischen  Compagnie, 
deren  Flotte  damals  im  Persischen  Meerbusen  bei  Gamron  oder 
Bender  -  Abassi  lag^  nachdem  er  von  dort  aus  noch  Georgien 
besucht  und  sich  einige  Zeit  in  Tiilis  bei  dem  Fürsten  als  Leib- 
arzt aufgehalten  hatte.  Von  dort  zurückgekehrt,  besuchte  er 
nun  mit  der  Flotte  Arabien,  die  Küste  von  Malabar  bis  Ceylon, 
äeii  Golf  von  Bengalen,  Sumatra,  Java  und  Siam,  bis  er  den 
16  September  nach  Japan  kam,  wo  er  2  Jahre' blieb  und  end* 
lieh,  nach  einer  10jährigen  Abwesenheit,  wieder  nach  Europa 
züirückkehrte. 

'  Nach  seiner  Zurückkunft  wurde  Kämpfer  in  seiner  Vater- 
stadt Leibarzt  des  Grafen  von  Lippe,  aber  der  Rest  seines 
rastlos  thätigen  Lebens  war  ^eder  so  glfinzend  als  es  seinen 
Verdiensten  gebührte,  noch  so  glücklich,  Us  der  rdche  Schatz 
von  Erfahrungen  aus  seinem  bewegten  Leben  es  verhiess.  Hins- 
licher  Kummer  in  einer  unglücklichen  Ehe,  und  der  Missmiith 
dass  es  ihm  nicht  gelingen  sollte,  seine  Manuscripte  und  Zeich- 
nungen in  würdiger  Ausstattung  der  Oeifentlichkeit  zu  flbergebca, 
verbitterten  ihm  seine  letzten  Lebensjahre.  Er  staib,  nadidem 
er  seine  drei  Kinder  verloren  hatte ,  am  2  November  1716  in 
Alter  von  66  Jahren.  


—     369     — 

.  Unter  andern  ausgearbeitetea  Schriften  von  denep  die  Ge- 
schichte  und  Beschreibung  von  Japan  in  Lemgo  1777^ 
4"^  in  2  Banden  erschien^  hinterlies6  Ki^mp/er  lein  JUanuscript 
unter  dem  Titel:  ,  ,-* 

Enicrelberti  Raempferi  Diariuni  Ilineris  ad  Aolatai 
Miiscoriticam  indeque  Astracanniu  suscepti  Anab 
MDCLXXXIII. 

Diese  Handschrift  wird  im  Brittischen  Museum  lu 
London  aurbewahrt.  In  der  Abschrift  derselben  die  uns  vorliegt^ 
befindet  sich  auf  dem  Titeiblatle  noch  folgender  Zusatz:  Sx 
Autoris  AutographO;  quod  asservatur  in  Huseo  Bri- 
tannico  (Biblioth-ao  MSS.  Sloan-ae  No.  8923)'  COM 
permissione  Curalorum  ejusdem  Musei  nnnc  pritti«m 
cn  11  eleu  tum.     Londini  1816.  • 

Die  Abschrift  bildet  einen  Quartband  von  168  Sioften,  add 
XVII  Seiten  füllt  eine^  derselben  vorangeschfckte  Einleitung  dM 
Abschreibers  Ober  die  im  BHttischen  Museum  aufbewahrtehi 
Hnndsrhrinen  Kämpfer* fi  im  Allgemeinen;   und  die  vorliegeide 

ins  besondere. 

136. 

Xirowa   und   Blumberg. 
1684. 

("hnstoph  Baron  von  Zirotta  TSyrottskjf  und  Se- 
hastian  Reichs  -  Freiherr  ton  Blumberg  ^^^  wurden  fii 
Jahre  1681^  von  dem  Kaiser  Leopold  I.  als  Gesandte  ntoh 
Moskau  geschickt;   um  Russland  zum  Kriege  gegen  die  Tfirkeir 


..5^ 


:M2.     Emgel  neuH  fi«  fllKUfteh  PM^  FMi  m 
n.  24 


-     370     — 

aufeurordcrn.     Eine  Schilderung  ihres  Einzuges  önd  ihrer  Be- 
wiilhung  erschien  unter  dem  Tilel: 

Beschreibung  des  Schauwurdigen  MoskowitiselieR 
Einzuges  und  Traktaments  derer  beiden  RSm.  KaiserL 
Grossgesandten  an  den  Mo.skowitischen  Ctarcn.  s.  I. 
1684.  4°. 

137. 

Johann    Eberhard   Hövel. 
1684. 

Johann  Eberhard  Höcel  wurde  im  Jahre  1684  von 
dem  Kaiser  Leopold  I.  nach  Moskau  gesandt ^  um  die  Zaren 
Iwan  und  Peter  zu  einem  Bündniss  gegen  die  Türken  zu  be- 
wegen. Ein  handschridlicher  Bericht  von  Uövel  vom  7  Febniar 
1684;  der  sich  im  K.  K.  Geheimen  Haus-  Hof-  und  Statu- 
Archive  befindet  ^  meldet  in  Lateinischer  Sprache  seinQ  AnkonD 
in  Moskau ;  und  giebt  einige  Nachrichten  über  die  dortigen  Zu- 
stande; der  Schluss  des  Berichtes  ^  so  wie  ein  P.  S.  vom  8 
Februar^  sind  in  Deutscher  Sprache  abgefasst.  Höcel  vinrde  bei 
seiner  Audienz  von  dem  altern  Zaren  Iwan  allein  empfangen. 
„Wie  aber^  sagt  llöcelj  nach  Ew.  Kay.  M.  gesundtheit  gefragt 
„  wurde ;  stunde  der  Czar  so  von  schwacheit  kaum  so  lang  sie- 
chen konte^  vnd  also  von  denn  zweien  Cammerherren  gleich- 
„samb  vnter  den  arm  gehalten  worden ^  Selbsten  auff  ....  wA 
;9  redet  mit  sehr  schwachen  vnklaren  stimm  etc.^ 

Als  er  wieder  in  seiner  Wohnung  war  ladete  er  denPristaw 
zur  Mahlzeit  ein,  zu  welcher  auch  djesesmal;  irie  äblich,  die 
Speisen  und  Getränke ^  aber  erst  gegen  5  Uhr  Abends^  aus  der 
Zarischen  Küche  ihm  zugeschickt  wurden.  Nach  der  Tafel,  „wie 
^der  PristaMiS;  so  hcisst  es  bei  fföveft  \iM  trtmek  ein  wenig 


—     371     — 

„exallirt  vnd  lustig  worden"  fra^e  Ihn  Hotel  um  die  Ursache, 
warum  der  Zar  Iwan  nicht  nur  allein  ihn  emprangen,  sondern 
auch  die  Antwort  nur  in  seinem  Namett  femaoM  worden; 
„daraufT^  iahrl  HStel  torly  er  geantwortet^  dass  er  Petrus  von 
„den  blättern  annoch  elwan  unpSssIich  were^  und  sich  deswegen 
„nicht  gietrautO;  äuss  seinen  Zirtiber  in  die'  fofll  m  kommen^. 
HSvel  (iher  zweifelte*  an  der  Wahrheit  didseb  Bescheides  Qttii 
sagt  in  dem  Berichte:  „ich  glaube  aber/  dass  vielleicht  ein  aüe 
„dercs  darunter  vorborgen  sein  dürfte;  vnd  vermeint  man,  .dlufc 
„einige  mit  der  Jungst  vorgangenen  heyralh  des  älteren  Gzareh 
„deswegen  nicht  wohl  zurrieden  \iid  zwischen  Ihnen  einige  miss^ 
„helligkeit  erwachsen  sein  solte,  weilen  derselbe  ein  sehr  schwa-«- 
„eher  Herr^  herenfgegen  der  iOngere  von.  grösserer  exspectanl^ 
„prudentz  vnd  vigeur  ist;  des  Joannis  Schwester  Sophi«  aber 
„so  guten  theils  die  regierung  ftlhrt,  scheint  •  von  60  grosst^ 
„potentz  zu  sein,  dass  Sie  mit  dieser  iieyrttli  vorgetrungen^  im 
„HofTriung;  dass  von  dem  Joanne  zum  ersten  £rikn  komAäi 
„vnd  dardurrh  die  succession  propagirt  werden  mögte;  So  aber 
„meines  wenigen  Erachtens  eine  vergebliche  sache  zu  sein  schcSnt^ 
„in  dehmo  Czarus  Joannes  ein  ganlz  migesander^  contractfer 
„blinder  herr  ist,  welchem  die  baut  gar  über  die  angen  gowadn 

„sen ;  wie  dan  nicht  wol  einzubilden,  dass  es  also  Itngi 

„in  duobus  simul  bestehen  werde;  Petrus  hat  zwar  die:grthH 
„sestc  adhaerenz  der  Boiam  vtkI  Senatoren;  Soror  Sophia  «aber) 
^so  viigcfehr  26  Jahr  alt  vnd  von  grossem  esprit  vnd  verstand 
^sein  solle^  anteportirt  ihren  herra  Bnidem  den  iiteren.  Es  BMtfa 
„darnach  ein  Jeder  gestehen,  däss  ein  so  blödsinliiger  Kranker 
„herr  von  natur  zum  Regiment  unlangiich  sey,  gestalten  ;4iB 
„Boiarn  öfllers  selbst  darüber  seuben  ^nd  es  genugsamb  agnos*^ 
ciren  etc.**  ■  *$i\ 

24* 


—     372     — 
138. 

Laurent    Rinhuber. 
1684. 

LaurefU  Binhnber^  Doctor  der  Medizin  ^  war  in  de« 
Jahren  1675  und  1676^  wie  er  sagt:  „Zarlicher  HofrMedicos' 
gewesen^  und  halte^  me  es  schein^  Russland  wegen  Unamehn- 
lichkeiten  mit  seinen  dortigen  Landsleuten  verlassen.  Im  April 
1683  wurde  er  von  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  Johann 
Georg  III.  mit  einem  Schreiben  an  die  Zaren  Iwan  und  Peter 
versehen ;  in  welchem  diese  zum  Kriege  gegen  die  Tttriira  auf- 
gefordert wurden^  und  sollte  sogleich  nach  Moskau  reisefi,  yoo 
wo  er  die  Erlaubniss  hatte  ^  nach  verrichtetem  Aullrage  seines 
Herrn  ^  in  eigenen  Angelegenheiten  nach  Persien  nod  Abissinien 
zu  gehen.  Er  reis'te  auch  in  der  Thal  im  Mai  1683.  ab ,  liess 
sich  aber  überreden  über  England  zu  gehen,  von  Wo  ilun  aoch 
ein  Schreiben  an  die  Zaren  versprochen  wurde,  verlor  dadwdi 
viel  Zeit  und  musste  in  Meklenburg  überwintern.  So  war  denn 
gleich  zu  Anfang  seiner  Reise  unser  RinAuber  vom  Schickal 
nicht  begünstigt;  und  nun  folgten  sich  Missgesdiicke  .aller  AA 
itir  ihn.  Er  segeKe  erst  am  24  April  1684  aus  Wismar  ab 
und  lief  am  1  Mai  in  Riga  ein.  Am  6  Jimf  langte  er  endidr 
in  Moskau  an^  wo  er  bis  zum  17  Siepiember  blieb,  and  sem 
ganzer  Aufenthalt  eine  beinahe  ununterbrochene  Reihe  von  Slrei- 
tigkeilcn  mit  den  Russischen  hohen  Beamten  bildete. 

RinAuber  hatte,  nach  allerlei  Ihtriguen  und  .1 
lichkeiten;  am  20  Juni  seine  erste  Audienz  bei  Hofie^ 
das  Schreiben  seines  Herrn  und  wurde  zum  Handknss  bei  beiden 
Zaren  zugelassen.  Die  Ccremonien  der  Audienz  weichen  vitmg 
von  den  früher  gebrauchlichen  ab,  und  deren  EnlUnng  bedarf 


^ 


—     373     — 


hief  also  keinar  besonciem  Ewahimng.  Bei  der  Aiidietu,  wie 
überhaupt  iti  allen  Geschiinen  in  Russiand^  nurde  Rinhuber 
immer  selilcdilweg  der  Dohlor  gciianiU.  Von  Peler  sagt 
Hinhuber  loj  GelegenbeÜ  des  llancUiusses:  »bald  küssle  kh 
»aüih  die  Rechte  des  Xaren  Peter  AU^xejewici^  so  mir 
^init  halb  lachenden  Munde  einen  freundlichen  nnd  ^nÄdigen  Bliek 
j^güb  und  mich  gar  eben  ansähe  ot  daos  un  monient  Selbsten 
^die  Itand  darreti:tiie  "^  (%übrend  nftmbch  des  Karen  Jwan  htm 
dabei  hatte  unterstützt  werden  müssen)  „ein  überaus  schöner 
„Herr,  an  ivekhem  die  Natur  soii  poupoir  iiohl  erwiesen,  und  m 

i^wie  ich  anderswo  geschrieben  »*'  le  Ciar  Pierre  est  n^  heu- 
^rfusement  et  avee  lant  davantage«!^  de  la  na  Iure  q\i\im  des 
^tn«>iiidfes  (fualites  c|u>st  en  luv  est  d>5tre  Us  de  RoL  H  a 
„une  bcaule  qui  gaigne  le  coer  de  tont  oeux  qui  te  voyent^  un 
jjcsprit  qui  dans  les  preniieres  annees  de  son  age  ne  Ifonvi? 
jjdesia  plus  soa  pareil  elc/** 

Recht  komisch  sind  manche  seiner  Schilderungen^  so  z,  B. 
die  ganze  Episode  der  Krankheit  des  „Premier  Ministre"  Fürsten 
tJoliüvn^  der  in  Folge  eines  Sturzes  sehr  leidend  war  und 
ItiiiAubcr  als  Arzt  cünsultirle.  Dieser  hatle  das  Glück  Um  bald 
hri/ustcllca,  und  dadurch  die  Gunst  des  Goliisyn  iu  hohem 
(jradü  yich  zn  ervverbeiL  Einige  für  die  damalige  Rechtspllege 
in  Hnsshind  recht  characteristische  Ziigc  Iheilt  Hinktthcr  mit 
sehr  grosser  Naivität  mit*  So  erxaliU  er  unter  andern:  ^Gleteb 
jjWic  nun  obigerwahnter  Casus  mit  dem  Herrn  Golixin  sich 
^ ereignet^  also  ging  es  dem  Reichs  Canzler  dem  Herrn  Acmi- 


313.  Vrm^  tUndeuloo«  auf  aodre  Sfburtcn  ttW  nnitliiid  findf^t  %ith  m 
iUmhmhttr'ß  Henchl»  DK'hrnuU  iii(*d«rliult ;  ducli  li(  Uli  M&t  fiokbe  von  Ito 
l»i*k«iinlf  iiisMfr  dfm  im  Ende  «rwiknitn.  At»^r«f^  d£i<ai  di«  H&»e9yit* 


—     374     — 

^lian  3>«  etliche  Tage  hernach  gar  possiriich^  dem  er  urorde 
;,von  ein  fünfzig  Slrelitzen  convöiret  nach  dem  Thunn^  wo  aDo 
„Schehne  und  Diebe  inne  sitzen  und  zwar  gar  ehrtiariich  ge- 
;, führt;  er  blieb  also  da  in  arrest^  als  er  aber  ein  raar  StmdcB 
;,lang  sich  drinnen  divertiret^  kam  wiederum  ein  Jovialisdier 
;, Befehl  den  Herrn  Canzler  nach  seinen  logis  zu  bringen;  dahii 
^er  auch  von  besagten  Strelitzenburschen  begleitet  ward.  Diese 
;,avnn(ure  so  ihn  befallen ^  war  eine  Zarliche  Schalowaq|a  oder 
;,Begnadigung  womit  ihn  die  Zarewna  Sophia^  Herrn  Zar  Joann 
;,Fräulein  Schwester  regaliret^  darum^  dass  der  Herr  Canzler  Bit 
;,  einem  grossen  Herrn  einen  Wortwechsel  gehabt,  und  deswegen 
„bei  der  Sophia  verklagt  worden  war^.  Unmittelbar  darauf  er- 
zählt Rinhnber  nun  folgenden  Fall:  ;,Noch  ein  Casus:  den  26 
;,Juli  sehe  ich  auf  dem  grossen  Markt  einen  Chevalier  Pan  Ne- 
„grebizky^  so  mit  denen  so  ihm  begleiteten  zn  expotuUren  schieOi 
;,er  war  ein  !\Ioscovischer  Dworanin  oder  HoQunker  von  guter 
;,conduite  und  en  consideratiou,  bald  hieb  ihm  der  Henker  den 
;,Kopf  htTunlef;  ohne  viele  Compliments  machen,  und  etliche 
„Kerle  waren  da  mit  einem  seidenen  rothen  Tuch,  so  von  denen 
„Seinen  kam,  und  wickelten  selbes  5  oder  6  mal  um  denKör- 
„per  herum  und  liefen  damit  fort,  als  wenn  ihnen  der  Kopf 
„brennte^  niemand  wussle^  was  dies  vor  ein  proccss.  Negrebizky 
„aber  hatte  gerühmt  wie  er  mit  dem  Frauenzimmer  d'Estat  cour- 
„loisiret^  und  in  seinem  Briefe  nach  Polden  vorgegeben,  dass  er 
„wohl  gar  die  Z.  S.  nach  dem  polnischen  Hof  mit  sich  hinzu- 
^^ führen  gedächte  etc." 

Ueberhaupt  enthält  der  Reisebericht  RinAuber^s  viele  sehr 
interessante  Einzelheiten,  welche  die  damaligen  ZusUnde  recht 
anschauh'ch  nmchen;  mit  der  Reichscanzloi  war  er  die  ganze  Zeil 


314.     Jem^iiaH  ignatirteÜack   Ukrmmtow. 


—     375     — 

Ober  in  Streu;  was  er  deo  httiigam  der  DeMsobea  '^ittqbraQMj 
indem  er  behauptet,  dass  das  ibn .  wiederholt  gema«M9  :4aWt 
bietea  ia  Russland  2U  bleiben  und  wieder  Dienala  ab  LjBjb^ 
am  ZarischcD  Hofe  anzunehmen,  den  Neid  und  die  Missgoiii^ 
seiner  Landsleute  aufs  höchste  erregt  iiabe.  Nachdem  es  üifit 
Auiier  endlich  mit  vieler  J^übe  und  mit  der  mAobtigeo  Prot^iiKI 
des  Fürsten  Golizyn  gelungen  war  die  MisshelligkeileQ.iq|(  idfr 
Reichscanzlti  glücklich  beizulegen,  erhielt  er  «a  30  AagHsHi  peiof 
Abschieds -Audienz,  wieder  von  beiden  Zaren,  und  naphdem 
er  noch  wegen  der  ihm  gemachten  Zarischen  Geschenke  iqe|en 
Streit  gehabt,  reiste  er,  sehr  gnädig  entlassen,,  am  8 September 
von  Moskau  ab.  Mit  seiner  Abreise  aus  der  Zaren-Stadt  berr 
gaimcn  jedoch  von  neuem  die  Widerwärtigkeiten  mit  ^oen  d^ 
arme  Rinhnber  auf  seiner  Hinreise  sdion  80  reichlich  von  dem 
Sdiirksale  heimgesucht  worden  war.  Statt  über  Pleskow .  oacli 
Ki<ra  abgerertigt  zu  werden,  mnsste  er  »os  Nowgorod  nach 
Narwn  reisen,  wo  er  nach  Einschifftang  seiner  liabseligkeiten  am 
j  Octobcr^  von  dem  Schwedischen  Gouverneur,  unter  dem  Vor- 
wanile  (lonlrcbande  treiben  zu  wollen,  bis  zum  22  Ociober  auf- 
gehalten N\  urdo.  Auf  der  See  hatte  Rimhuber  noch  die  grösste 
(icraln  ans/us(ehen^  indem  ein  wäthender  Sturm  das  Schiff  nach 
At)()  versdilug.  .,Die  See^  sagt  RinAuber y  war  ungeheuer  und 
^schäumend  wie  ein  im  Kessel  wallendes  und  heisssiedendes  Was- 
^>er^  die  Wellen  hohl,  und  die  Wogen  hielten  das  rendezvoos 
Jn  iinsi^rm  SchifT  und  Kammern,  und  schlugen  sowohl  uns  als 
^(Ije  wohlgeübte  SchifTbursche  darnieder,  dass  wir  des  Aufstehens 
.und  unser  selbst  vergassen,  und  in  die  acht  und  vicnäg  Stun- 
^den  nichts  erwarteten  als  den  augenblicklichen  Tod"  etc.  Btt 
Geleirenheit  dieses  Sturmes  Tührt  KSnkuber  an,  dass  er  14 
Seefahrirn  vor  dem  gemacht  habe  in  der  »Ost-  Nord-  Westsee 
..und  Levante ^      Mehre  SchilTe  giogen  vor  seipfW  A^S^D  unter 


—     376     — 

und  dasselbe  Schicksal  schien  ihm  auch  flir  sein  Fahrzeug  im- 
vermeidh'ch.  Nachdem  RinAuber  nun  endlich  doch  wohlbehalteii 
am  19  December  in  Leipzig  angelangt^  musste  er  noch'eta 
kleines  Alissgeschick  ertragen^  indem  seine  Sachen  durch  einn 
Irrthum  statt  nach  Erfurt^  nach  Altenburg  gebracht  wurden^  nd 
er  somit  genöthigt  Avar  dieselben  von  da  abzuholen^  und  nadi 
vielem  Zeit-  und  Geldverlust  erst  an  den  Ort  seiner  mdäcbea 
Bestimmung  gelangte. 

Das  uns  in  einer  Abschrift  vorliegende  Manuscript  ist  fiber- 
schrieben : 

Wahrhafte  Relation  Von  der  Moscnrisehen  Reise 
und  occiipation,  so  ich  im  Monat  April  1GS4  angetre- 
ten, und  nicnse  Septembr  1684  in  Moscau  rollxogen 
wobei  auch  zu  finden  un  abbrogö  d'Estat  de  Mos- 
couie  3". 

Die  Unlerschrifl  lautet: 

Laureut  Rinhuber.   Gotha  d.  24  Januar  1685. 

Unsre  Abschrift  lullt  56  Quartblatter  enger  Schrift.  Yoo 
der  Ausdrucksweise  des  Verfassers  kann  man  sich  nach  den  hier 
gegebenen  Auszügen  eine  klare  Vorstellung  machen. 

139. 

Philippe    AvriL 

1686. 

Philippe  Avrilj  ein  französischer  Jesuit,  \mrde  mit  den 
Auftrage  ausgesandl^  einen  neuen  und  weniger  gelShrlichen  Weg, 
als  man  auf  dem  Meere  bisher  gefunden  hatte,  zu  Lande  nack 


315.    Letztere  Schrift  fehU  leider  in  ansrer  Abschrift. 


—     3T7     ^ 


China  aiiftiü^fichciL  Er  schiflte  sich  {iti  Jahre  16S5  fw  Livomo 
Pill,  durchirrte  Syrien,  Üiarbekr  tmd  Georgien,  um!  \imn  im 
nä€hs?t folgenden  Jahre  Iü8fi  til»er  (iösStImarz«  Meer  nach  Astra- 
dum,  und  von  da  naili  Itlot^kiiu,  wo  er  aber  selbst  durch  die 
Vklvermügciuläteii  Vorwendimgen  siöli  nicht  die  Erlaubitiaa  ma^ 
wirken  liunutü,  dur^Ji  Siliiiicii  nach  Ouuu  ^u  reisen*  Ui^  Nacl!» 
richten  uJ>er  die  beabi^ichtJfrt«  Heise  nach  China  und  die  hmie^ 
welche  Jvril  nach  einem  Kuäsiächeii  Original  copirt  li^tie,  bCH 
yimcn  wie  unvültkuniineo  damals  auch  die  Kennt tug^  >on  d«}in 
östliclien  Asien  \var.  ^i 

Ar^tfts  Betf^übesehrmbunf  ■<*  ist  Tür  die  Gesdilehfe  dir 
Erdkunde  des  nOrdliihen  nad  ü^fticben  Asienj^  merkwürdig,  Sie 
erschien  an! er  dem  Titel: 

Voya^  eti  <liTi*rs  Hnin  ilEurope  et  d'Agie,  i^nlrc- 
pris  poiir  d^eonvrir  im  nourfau  eheniiii  4  ]a  Cliiiie. 
Cotilettanl  pUiKieiirs  reiiiiirijues  curienftrM  de  Phy^ique, 
de  Geogniphlfs  d'llydrogrnphie  et  dllistoirc.  Aree 
iine  deseniilioii  di*  la  grnmde  Tarturie,  et  de»  diiri'Teii» 
peuplcs  qiii  Ihaliitent  Paris  1ii9l,  4^  —  Ebend*  lC9i 
4^,  Ebend.  1093,  12«.  av.  fig.,  IM  recht  f69l  *«. 

Deutsch: 

C'urteu^e  Reise  dureh  rerseliiedciie  «'Sianl^^rt  in 
Enrcipa  und  A^ia*  Mit  Aiiinerktiti|?i^ti  iroii  U,  |f^  ^^ 
(Ludw.  Friedr,  Viseber).  Ilaiuburg  170ä.  8^  «"\ 

(1,  morgenlandischf ;  2»  tartarfeehe;  3,  chinesische;  4^ 
moÄCOwische;     5,  moldauische  Reisen), 


■Hß,    $   Mitfh  ftbfft  Bl  t,  S,  311. 


i 


l^ftg*  30. 


—     378     ^ 

140. 

Jean  Frangois  C^erbillon. 

1686. 

Die  Jesuiten  P.  Jean  Frangois  Gerhitton  und  P.  Tkow^m 

Pereira  wurden  im  Jahre  1686  der  ans  Moskau  von  den  Zaren 
Iwan  und  Peter  nach  China  bestimmten  Gesandtschaft"«  ab 
Dolmetscher  mitgegeben.  Gerbillon  zeichnete  irahrend  der  Reise 
Alles  auf  was  ihm  merkwürdig  erschien  ^  und  dieses  Tagebuch 
ist  abgedruckt  im  4-ten  Bande  der: 

Deseription  de  la  Chine  par  Du  Halde  >»• 

14i. 

Michietel  von  Oppenhauseu^ 
1687.         ^ 

i42. 

Der  Verfasser  der  Schrift: 
Relation  de  tout  ce  qui  regarde  laMoscovieetc 

1687. 

Im  Jahre  1687  erschien  zu  Paris  eine  Schrift  flb^f  Riisslaod, 
die  heutzutage  unter  die  grossen  Seltenheiten  gehÄHf^  Imd  den 

Titel  führt: 


318.  Die  Russischen  Gesandten  waren  bekannUicb:  der  Okoloitscky  nd 
Slaühaller  von  ßränsk  Feodor  ^Iearejeitit9ch  Gotowim  und  der  Stolnick  nd 
Slalthalter  zu  Jelalma  (der  nachmalii:e  Woiwode  za  NertschiiiA)  Mtrmm  AtimfU- 
witsch  Wlassow.  Der  Secrelaire  der  Gesandlscbaft  w  der  MMak  Semgm 
Kormi%koJ. 

319.  S.  auch  Müiier'g  Sammi,  Rtm.  Ge9ek.  II,  4i0  iq/ 


—     379     — 

1  iUlalioEi  ite  töul  ce  qiii  rei^arili^  k  llaHCtivie,  net 
bnbitiiiis  et   lenr  gniuil    Utic,    Pnrh  lGb7^   |retil  ia   It^, 

j  Der  Name  und  die  LebeJisinrisiÄiide  des  Veffaf^ers  dimm 
Werkcheiis  sind  uns  nidit  bekaniiL 

Jaeoli    von    feiandrart 
1688. 

Ob  Jacob  tun  Hnndrari  selbst  in  Rossland  ^we^eo  Hl^ 
haben  wir  nitbi  ennittelii  kuni>eii ,  daher  ist  es  denn  auih  nicht 
gewiss  ob  er  in  dieser  Simmihiiig  einen  Flair  verdient*  Jedenraihi 
führen  wir  ein  Werk  von  ihm  über  Rvissland  an,  von  welcheiu 
wir  Kennfniös  erhattttij  imi  so  mehr  da  Mir  dai^selbe  im  Eberl, 
im  Stnck  und  in  ondern  Bibliograt^hischen  Werken  ond  Sammlungeii 
von  Reisen  vergebens  gesuihl  haben.  Der  Titel  dieses  Werkes 
luulel: 

Kurze  Brschreibiiug  rati  Moskovien  od^r  Ilusflp- 
Innd,  aus  fron^o^siKcheiif  hollUnilkeheti  i|,  a*  Scrilieiitieil 
zusiunmengrrnsst.  \m\  Jur,  ron  82inflr»H«  IVÜrnl*erg 
16S8.  vr.  mit  Ki#f.  Bei  der  2-len  Aui^pbc,  Nömber|r  I70i, 
8%  ist  auf  dem  lUel  hinJFWgcscUI :  dem  yqu  »ciieni  ftWg^ 
fiiirt  worden  den  Vtttf^  Reben.  l 

Laieiniscb  erschien  dioes  Werk  auch  in  Nürnberg  f  7 12; 

lU, 

M  e  11  V  i  I  I  ü. 
1089. 

Ob  J\  cur  Hie  ein  pseudonym,  (»der  ein  iwirkl  Jeher  Ztitiiuiia 
ist;    und  ob  dreier   ^euti/ie  in   der  Tliat  seUiet  in  Riisslaid 


—     380     — 

gewesen^  —  diese  beiden  Fragen  haben  zu  mancbeiiei  Mei- 
nungsverschiedenheiten gefflhrt.  Jedenfalls  ist  nnter  diesem  Ka- 
men ein  Werk  über  Riissland  unter  der  Regierung  Peters  des 
Grossen  bekannt^  das  den  Titel  föhrt: 

Relatiou  curieusc  et  uouvelle  de  Moscovie,  eon- 
teiiaiit  Tetat  prescnt  de  cet  enipire,  les  cxpeditions 
des  Moseovites  eii  Crimi^e  eii  1689.  Irs  causes  des 
derniercs  rcvoliitiuiis,  leiirs  mocurs  et  leur  religion,  Ic 
recit  d*iiii  voyagc  de  Spatarns,  par  (crre,  k  la  Chine. 
Paris  1698.  12^  —  A  la  Ilaye  1699.  12^ 

Eine  holländische  Uebersetzung  dieses  Werkes  erschien  un- 
ter dem  Titel: 

Reis  -  Besckryvinge  van  Polen  na  Sfiiseovifn  an. 
1689  door  de  Heer  vaii  Kicwstad.  Tycl  1699.  8^  — 
Utrecht  1707.  8^ 

In  dieser  Uebersefzung;  die  sogar  den  Namen  des  Verfassen 
fiberlragen  hat;  ist  die  Zueignung  an  den  König  von  Frankreich 
Ludwig  XIV  Aveggelassen;  sie  hat  dagegen  efaie  Vorrede  des 
holländischen  Ueberselzers  und  p.  108  sq.  einen  „aanmerkelyken 
;, Brief  van  cen  voornam  Duilsch  Heer  uitAfuscauw  geschreeven', 
in  welchem  allerlei  Anecdoten  über  Peter  I,  und  dessen  Reise 
durch  Holland  erzählt  Averden. 

Trotz  allen  dagegen  erhobenen  Zweifeln^  scheint  es  mm 
doch;  dass  ein  Mann  unter  dem  Namen  de  la  Neuville  m 
Jahre  1G89  von  Polen  aus  nach  Russland  gesandt  worden  ist, 
und  zwar  vermuthlich  von  Seiten  Frankreichs,  und  dass  er  uilfr 
der  Maske  eines  Polnischen  Gesandten  desto  sicherer  seine  ge- 
heimen Anflräge  ausziiführen  gedachte.  Man  hat  vermuthet  dass 
der  Verfasser  eigentlich  Baillet  gebiesstii;  md  de«  Naaea  ie 


—     38  i     — 

/«  Neueille  nach  seinem  Gebiirtüorle  änffonomiiw^rt  hutiüttK 
An  mitunter  tvxhi  konuscheii  Venin^lBltuiiiren  der  Rus^iKdieti 
Namen  kann  ts  nalillrUcb  in  eiiiur  vüii  mwm  Ymino^m  zu  da-* 
ndaKgür  Zeit  i^f  tiiaehttm  Bt^^clireiburtf^  wkH  iehim,  $q  et7lldt 
NtMtmlle  t.  B.  p.  t43  von  Wassilij  Wa.HsiliewiUob  11  to- 
ll z^n:  „il  fut  e\ilc  k  Karga^  liUe  stlitee  mm  lo  iidla^^  ^^ 
wwde  namliefa  nach  Kargopol  iai  Olanejdiischeii  Gouveriieniont 
verwiesen.       p^'t^^vf.  ^u  m  <  *i  -»•»■•^••u*«  ^4««  otM 

Ins  Russi^elip  uwA  NtfmHlien  M&imUm" mer^xmhÜ 
im  PjccRiu  HtäeTfiuKit  I8IL  9,  p«  f^OS  inii  vicjcii  Anmer^ 
klingen  abgednirkt  imler  dorn  TJtrl; 

«     •i]io6onMTiii4A     ti    HtiKKja     iiaBtrTiJi     o    Moefti^Riit 
1689-ro  roAa.    •♦:  ii^ü^H.rH*  ,1    »ii*  i 


€  ci  r  n  e  1  y  s    <Vr  ii  y  b. 


i% 


-  llilKK  ^** 

Der  VIce-AiimirftI  t'ornrfys  Vruf/u,  ^in  HoIlÄnder  von 
Cebur( ,  ist  zu  hekaniit  durch  sefne  V>rdieii3le  mn  Ru^and  imtl 
durch  die  ausgrz*ichiielc  Rolle  die  rr  unter  Peters  des  Gros- 
sen Regierun«:  gespielt ,  als  d^ss  hier  die  näheren  I^ebens- 
umslände  dieses  verdienten  Seemanns  greschildert  m  werden 
brauchten;  wir  führen  daher  nur  das  Werk'  von  ihm  an^  welches 
ihm  einen  verdienfcn  Plalz  unter  den  Au^Ifindem  sichert,    deren 


HO.  . ) '  2769.  Hirr  htmi  dftf  Vf  rfa^spr  Aiirmm  Rai/Ui  <*#■  la  JV#«rf##  m 
He9  und  ist  hinzoffffii^t  §om§  h  mm  tma/rrmmmmtw^  iÜmU,}  M^Bumi  d«  h 
NemriiU,   —  S.  auch  Mmm^rß  p.  3tt  -«• 


n 


—     382     — 

Beriohte  über  Russland  bekannt  sind.  Dieses  erschien  ohne  Jak- 
resKahl  in  Amsterdam  unter  dem  Titel : 

Niew  Pa5i  Kaart  Boek  behelfcndo  de  groote  Riner 
Don  of  Tanais,  nu  de  soirs  waaraglige  Gelegenhcid, 
Strckkilig  en  Coiirs,  van  de  Sladt  Woronets^  iot  dar 
lij  in  Zoc  vnldt,  mc(  zyn  invloicnde-  Siromen,  Ejlan- 
den,  StediMi,  Dorpon,  Kloosters  ete.  Dar  hencwem 
een  sehr  cnrioiise  Paskaart  van  de  AsoiTsche  Zee^  tf 
Pnlus  Naeotis^  cn  Pontus  Enxinua  bf  Swiu-to  See  nift 
alle  haar  Diepten,  Uroogtens,  aangelegrn  Ririereii 
Havens,  Strdon  etc.  Zyndo  dar  bj  gevoegt  eon  At 
beelding  der  Doorgraving  vni  den  Don  door  de  llnfla 
te  leydcn  in  de  Wolga  or  Astracansehc  Rivier,  iillei 
zeer  nau-keurig  en  door  eygenc  Ondcrvindung  opge- 
nomen,  gepeylt^  argenie('(cm,  en  opgedragen  aan  zyii 
Doorlii;u;tige  flooghcyd  Aloxins  Petreides  Erf-  Prinre 
der  Kcyser  Rycken,  Konig  Ryckcii,  VorsfcndommeB, 
Heersckappen,  zyns  Heer  Vaders^  zyn  tirootniagiigslc 
Czaarsche  Maiesteyt,  door  Cornelys  Crnys  Viee-Ad- 
miral  vjan  HooghgenieUe  ^yner  MaieAlejrta  Zee-H^gten. 
Tot  AoMterilaoi  by  Hendrik  Deqker.  ToK     .     *       >    . 

1*6. 

8  ch  1  e  II  s  1  II  g. 

1690. 

fJeor^  Adam  ScMeusing  »*^  scbeint  selbst  in  Rossland, 
und  z\i&x  bis  in  Sibirien  ge^vesen.  zu  sein;  seine  Werke  enüialten 


821.    ^der  SMemikg^  wie  iur  «Mn  Titel  der  Augatefe  ^i  Jcm  1M#. 

und  1694:  auch  SchUuwimger ,  s.  8imck*t  KiMI  Ml^llHMMM^  IT^TV.^ 


f 


^     383     — 

aber  vfel  Unrlohllgkeilen,  besonders  über  SibTTini.  Es  IM  mifi 
leider  liicht  gelutig:eü  nähere  NaehrklUeii  ütMT  Ihn  m  erlanfeii. 
Wir  kmnm  von  ihm  zwei  Schiifteo:  '  ' 

^'•'  1)  NeneiUdrekteÄ  Sihyrien,  oder  Siewei'ien  %'0fi 
G.  A.  SehleoHinif.  iMia  1690.  la^  —  Danzif?  i692.  8^. 

Die  Handschrift  dieses  Werkes  I>ofintIet  ^ich  in  dem  B«* 
manx0iv*!*chen  Mnspum  mt  St  Petersbarf. 

2)  ller^r  bf^yilen  l'zaarfm  in  Riniftulancl,  Iwan  inid 
Peter  Alex^wifz  rtelmt  dero  SeliTrc«lor  Ho|ihiii  IiNliero 
lireyritrli  gefiitirter  KegtniefilH-Stiiti.  Vcin  ti.  A.  Selileis* 
fiing  «.  I.   I694i  h"^.  mit  KHjir. 

Kurz    von    S  o  n  r  l  e  n  11  u, 
1691. 

Johnnn  1gnü%  Kurz  Freiherr  n&n  Sen/temiu  wirrdö 
im  Jahre  1691  vrm  dem  Kaiser  Leopold  1.  als  Gesandter  nach 
Russland  obgeferligt ;  wie  as  scheint^  mit  dem  Auftrage  die  Zaren 
m  eiiiein  Kriege  gegen  die  Türken  zn  belegen.  Die  ans  vor- 
liegende Abschrill  seines  Berichtes  ans  Moskau^  vom  5  Met  1691^ 
wird  im  Origiiiftl  in  dem  K.  K.  Hauf-  Un(~  und  Staats- ArcWV«f 
in  Wien  aufbewahrt,  wo  sich  höchst  wahrscheialich  aoch  noch 
fernere  Berichte  von  Kurz  ro»  Henßennu  vorfinde«  mttsscir, 
da  dieser  mi(  der  eistea  Audienz  schHesst. 

Der  Freiherr  non  HtnJKenmi  kam  im  Anfangt!  April  an 
der  Russischen  Grunze  an,  und  branthte  lange  Zeil  um  bis  nach 
Moskau  zu  gelangen;  er  nagt  von  dieser  Reise:  „nndl  also  fort 
j,bissS!olife"*  \i^rai?et,  allwo  wegen  allzue  hinfDg  geflossenen 


n%    $«<ihxi  (Cmimui},  ü%  Refldefliu 


—     384     — 

„gewässercii  vndt  darauff  ontstandeuen  ..gmoiSMCii  weeg  aUeist 
jfdon  25  AprjUs  anlangcu  könneo''. 

Vor  der  Stadt  musste  von  Sem/tenau  still  lialten  mniof 
die  ihm  cntgcgengeschicklen  „Dolimetsch  und  Trachse^'  xq  war- 
ten, ja  Es  kham  mir;  erzählt  er  hier^  d^r  C^ar  Petrus  fiuitai  pfer4t 
„in  einer  liderlichen  peruque  yndt  von  hinten. dea.  SaUelss  aoff- 
„gebundenen  hasen^  mit  seinem  premier  Ministr«  Kareaoifli-ajDff 
j^ einer  hatz  (He(z-Jagd)  entgegen;  alss  er. mich  undl  meine  Leoik 
„forthin  betrachtet;  liat  Er  sieh  gegen  der  Sti^ljOber.« den  Btasp 
„Mosoaii;  welchen  Wir  auch  passiren  müssqo^  .gewendet  ^nd 
„meiner  jenseits  des  Wasscrß  gewarVel^.  Hier  sah  nun  der 
junge  Zar  z\\  Avie  die  Leute  des  in  Moskau  anwesenden  Pohli- 
schen Gesandten  den  von  Sen/tenau  im  Namen  ihres  Herrn 
begrüssteu;  wobei  sie  lange  Reden  hielten^  ferner  wie  der  ge- 
Avöhniiche  Rangstreit  zwischen  dein  Kaiserlichen  Uesandien  und 
dem  Russischen  Truchses  vor  sich  ging^  Aveil  keiner  von  beideo 
zuerst  hinuuterslcigeu  Avollte  u.  s.  w.  „Der  Gz^r  Petra^^  sagt 
Hen/tenau  weiter  ^  welcher  öfllers  dergl^ic^n  i^ff^scarade  mär 
lachen  solle,  halt  alles  dieses,  wie  pbgemeldt|  instigir^t  oodl 
„biss  zue  dem  ende  beygewohnet^. 

Am  29  April  hatte  von  Se^ftemau  seine  EmpfanKa-Aa* 
dienz^  zu  welcher  er ,  von  zwei  Dienern  mus^Le  geC^  irerdea» 
da  ihm  das  .Gehen,  wegen  einer  Geschwulst,  .«n  Bejp^  hSehä( 
hpschwerlich  war.  Er  wurde  von  beiden  Zaren  gqüdv  jenpfiMi- 
gen,  und  überreichte  Ihnen  seine  Creditive.  .^^^  .  . 

„Volgenden  Tages,  erzählt  er  hierauf,  ist  der  (ker.  Petras 
puut  Seinen  vornehmisten  Ministris  nacher  Kolumpsky.*»^  xwef 
„meyl  von  hier  zue  Wasser  verraisel,  auffwelGhen  Er  buI  etf^ 
„1000  Alann  der  Strclizen  gleich  einer  SeescUadit,   worxue  Er 


323.     tCoiowtemBkoyu, 


i  .  I  ».^tli-j* 


—     385    .— 

^absoiidi[?rlich€  SchifToI  aus  HoIlaDcl  brlngüti  liLsscHp  mjlt  Blind 
j,gtiadfjieui  gewöhr  ein  achüfles  EjcerciÜuiu  gehaUea,  Martof 
^etliche  Todt  und  \1el0  blessirel  wurdtrL  Er  Ihüet  «lioli  itlgHck 
^in  aUerhfind  milituribas  ^xercirea^  da^s  auch  ikim  unlfb^slens 
uvora  teier  Ziinbliclier  schaden  gerhan  worden**. 

^^^  )Väs  iniu  die  eigenüicheii  Gesandkchiifts-GesqhiUle  brtritn^ 
$p  sollte  Henfieimu  dieselben  mit  ei^eni*;  da^u  bestinuaten 
Commi^ären  verhandeln^  wie  dl(f8cs  gc\t6linJith  m  gciichehen 
pflegle. 

Kiir%  €&n  Ben/tenmi  mm^  wohl,  wje  aus  seinem  Be^ 
rjchie  m  ersehen^  früh^T  ^ctioti  uh  Gesandter  in  Riisf^laod  ge- 
wesen sein^  denn  er  sagt  naiiicnllich:  „Ipdeme  Ich  in  vorniablens 
^dahier  gehabten  negolien  ctc/ 

V  8  8  b  r  a  D  I     I  d  c  .s.  #»1 

nu    .tiNNTini^Hrf^»  16!>2 ^1695. 

Eteri  Issbrani  idi^f^,  efn  Itoliajicler  von  peburt^  w^rdfs 
im  Jahre  1692  von  den  Zaren  Iwan  und  Peter  als  ,Gesandi0|| 
nach  China  geschickt»  um  die  Handelsverbindungen  zwischen  die- 
sem Reiche  und  Busslaad  m  begrßnden;  wenn  er  gfleich  unter 
diesen  Uaistiiulen^  aiiT  den  erllen  Blick^  taber  in  ciaü  Uabersicht 
der  Beisendciii  China  geb6rt,  so  liani  ihm  doch  das  KfHsht^ 
in  itnsre  Sauiiuluitj^  aufgenonirnfm  zu  werden^  wohl  nicht  abgo^ 
sprooben  werden,  da  er  in  der  Beschreüiong  seiner  Reise  nach 
China,  auch  den  gan^^^n  Yhcil  derselbim  durch  Russiaod^  voa 
Moskau  bis  lur  Ounesischon  UrAnza,  sehr  umstaniMich  etzibä^ 
Dieser  Theil  seines  BerM^Iierichlü  enthalt  viele  benirrkvnswertbi 
Schilderungen  von  Gegenden  di?s  Biiisischen  Beirbi«  welche  da- 
xunial  wenig  ud^  behtahe  gar  niihl  bekAnsl  wafrn. 

n.  2a 


— .  386     — 

Fssbrant  Ides  iUhrle  ein  graaues  Tag^bach  In  HoBAidi- 
scher  Sprache  während  seiner  dreyfihrigeii  Reise^  das  in  der 
Folge  im  Dnicii  erschien  und  den  Titel  f&hit: 

Driejaarige  Reize  naar  China,  te  lande  gedaaa 
door  den  Moskowischcn  Af^ezaut  E«  ITsbranta  Ides 
Van  Moskoti  ar,  orer  groot  Usliga^  Siriania,  Permia, 
Sibirien,  Uaour,  groot  'IWtaryen  tot  in  China.  Waar 
in,  bchalven  de  genielde  Landstreekcn,  de  Zeden 
dier  woestc  Volken,  ten  aanzien  van  hminen  geU- 
dienst,  regeeringen,  huwelykcn,  dageljkschcii  han- 
del,  kleedinge,  woningon,  onderhoud,  dood  en  be* 
graafnissen  naaiikeuriglyk  beschreven  worden.  Met 
en  landkaart,  door  den  Gezant  op  zjne  reize,  naar 
de  waare  gclegenheit  der  piaatzen  gctekent^  en  net 
veele  scboone  printvcrbceldingcn  versiert  Hier  ii 
bygevoegt,  eene  beknopte  beschrjvinge  van  China, 
door  ecncn  Chinoesehen  sebryver  Tzaniengestclt,  nn 
eerst  in't  Neerdnitscb  vertaalt,  en  met  verseheide 
äntekeningen  verrykt.  TAmsterdani  1704.  4^  ita.  KpC 
Ebend.  1729.  ^2^     .  '  . 

Deutsch: 

Droyjährige  Keise  nach  China,  von  Mosean  ab  an 
lande  durch  gross  Ustiga,  Siriunia,  Penhia,  BtUrien, 
Daour,  lind  die  grosse  Tartarey;.  gethan  dnrvh  dev 
Moscovitischen  Abgesandten  Hrn.  E.  Yssbranta  Ides: 
Nebst  einer  landtcharte  und  vielen  kopferstiehen  ^  so 
von  dem  abgesandten  selbst  anff  der  reise  au^^aeieb- 
net  worden ;  Wie  auch  einer  beschreibung  vod  China 
durch  einen  Cbineser  in  seiner  apraoha  gesehriebea* 
Alles   aus    dein    Holländiaehen   äbehMtoptir 


-     387     — 

1698.  8^  uL  Kpf.    —   Prankforr   1701.  8*  m,  Kpt  —  Lfl- 
beok  1723.  8^ 

Ides  Ifibmiic]  Trarek  A'oiu  Moieow  ov^er  kiid  ta 
ChiDa.  Liitiilon  1706.  6^ 

Auszüire  «US  Fssbrani  ideg  Reise  rinden  sich  in  vietea 
Werken,  unler  andern  in  Bcckmann's  Liter,  d.  älü  ReUeti, 
n,  43*  u.  452  nnd  in  Alex.  Gordon's  Genchiebte  Peiei'« 
des  Grossen,  Leipzig  1765,  8%  Bd,  H,  337—368. 

Die  dem  Werke  angefügte  Beschreibung  von  China 
brachte  Tssbrnnt  hien  aus  China  mit;  sie  ist  von  einem  ge- 
bornen  Chinesen ,  Namens  Dyonisius  Kao^  von  welchem  l#f- 
brani  Ides  in  der  üeulschen  Uebersclxung  p  ^S^  sogt:  „Ferner 
„können  y^it  auch  dem  leser  von  der  pcrson  selbsteßi  welche 
„diese  besehreibung  China  aulTgesei^t  hat,  keine  nöhcre  nach* 
„rieht  erthedcn,  ßiiss^er  der  welche  wir  sdion  p.  2*8*»«  ange- 
„reichnel  haben,  du  wir  selbst  seynd  versichert  worden^  dass 
„dieselbe  ein  in  Gmtou  gebahmer  Chrneser  uiW  gimesen  scyii, 
„welcher  die  ChrisUiibe  religjon«»  angenommen,  und  daratiff 
„Siam  und  fniiien  durchsiluffet,  wie  auch  seiner  liandtliierung 
„nach  ein  cliifurgus  oder  wundarlzt  gewesen,  und  sernem  nah- 
„men  nach  Üionysius  Kao  geheis^en^  und  die  benannten  abschrilT- 
„ten  selbst  dem  an  beuannLem  orte  hechgeiiieldeen  Herrn  einge- 
„händigt  habe  etc*** 

Ferner  sagl  Ysnhrani  ideg^  In  einer  der  Beschreibung 
von  China  angehängten  ^Nae bricht*^  p.  4  62  Aber  dieselbe  noch 


324.  Fig.  24$  lit  dtrllbür  nur  gm^gx :  ^wonufT  tir  ntrn  Bded  tolgtn 
„lassen  eine  kurue,  docä  tehr  fisuaue  ^^elir«itiuiif  dti  niichrtgtn  üayserttkiat 
.China,  welches  von  eioein  iui  ^dbif^r  w$Xmn  aurge««l2^l  und  ri^n  mit  lieraiu 
^gebracht  ist.  £&  ist  diese  be&clireibsBg  CbinI  aittnaJi  lutor  f  ednitlit  m9t4mk  vl«V 

325     Dufch  dli  Tttife  iiijlrt  «kli  iuel  dsr  Vi^rai»«  i>mm^dm. 


—     388     — 

folgendes:  „Hier  siebet  der  begierig«  leset  einen  Ghineäer;  und 
„boret  ihn  in  unserer  spräche  reden.  Wir  haben  ihn  au»  schlin- 
„men  und  flbehn  iatcin  und  ein  \venig  bessenn  bochteutsch  in 
„gut  holländisch  übersetzt.  Beyde  Abschriften,  indem  niemaUs 
„diese  kurtze  beschreibung  China  in  druck  gesehen  nvorden*  ele. 
Es  bleibt  sonach  wohl  schwer  zu  erklären ,  auf  welche  Art  sich 
in  China  zwei  Abschriften  einer  von  einem  gebomen  Chinesea 
in  seiner  Muttersprache  verfassten  Schrift;  in  Lateinischer  mA 
Deutscher  Sprache  vorgefunden!  —  ■ 

Zum  Schluss  bleibt  noch  zu  bemerken  dass  ein  gewisser 
Adam  Brandy  welcher  im  Geft)lge  des  Fssbrant  Idea  die 
Reise  nach  China  mitgemacht  ^  eine  besondre  Beschreibung  der- 
selben herausgegeben ;  welches  oft  zu  VerwechseluDgen  der  bet? 
den  Autoren  Anlass  gegeben  hat;  es  ist  nicht  selten  die  AbsigU 
aufgestellt  worden  dass  diese  beiden  I^amen  identisch  seien.  Da 
es  nun  aber  kaum  mehr  einem  Zweifel  ^untprliegt  *^%  dan  es 
zwei  verschiedene  Personen  sind;  die  wenn  angh  die  genaJe- 
same  Reise ;  doch  einzeln  beschrieben  haben ^  »oglaiibeii  wir 
auch  dem  Adam  Brand  einen  besondem  Abschnitt  hier  weiha 
zu  müssen. 

A  dam    Brand.. 

1692—1695.  ■" 

■.   .       :  ■  .  ü  '  i 

Dass  Adam  Brand  die  Gesandlschaflsreise  des  e)i)M»gi»r 
nannten  Yssbrant  Ides  mitgemacht  hat;  ist  erwähnt  wordn. 


326.  Der  beste  Beweis  Hegt  wohl  in  dem  Titel  des  WMas  ViM 
selbst,  wo  es  nanionUich  heisst:  „ireirks  m»  im  ffer-SmüB  Hf  Btm^' Bb.  h§t. 
„id€$g€ikan^,  s.  den  nächsten  Artikel,  auch  MMmen,  %  32,  wdcber  Tun  Jr— fi 
Werke  sagt:.M  iamge  §o  imierenani  micki,  tih  dk  I^m'JmUmI'aM 


—     389     — 

Seine  Beschreibung  dieser  Beiße,  deren  Orifjinal  in  Deutscher 
Sprache  M^rEasst  grivi*f;eii  zvk  s€^  sclieiot^  erschion  Jn  ft%t*iid€tt 
Sprachen  und  Ausgaben:  '  •!• 

A.  hfhÄä,  Beschrciltiing  geiiier  gm^seii  chiDe^i* 
btlieif  Reise,  "weldiß  er  Ann«  1692,  in  der  Suite  des 
Herrn  Eberhard  l^ilinuidi  i^  Ides  rdii  Moseau  iiuh  Ut>er 
li^ösüi^ili^ä,  Sfiierlt'fi,  Huiirirti  iind  durch  die  grosse 
i'Äkärcy,  bis  in  China  gelhan.  Fninkrnri  1697.  fi^  — 
Vermehrt,  Berlin  1712.  8^  —  Ldbeck  1723.  8**;  — 
Ebend.  1734.  8^ 

Von  einer  Französischen  lleberselzunif  diesem  Werkes 
linden  wir  Angaben  von  rvvci  gleichzdlii^vn  Ausgaben.  So  auf- 
fallend  nun  auch  dieser  Uttisland  an  und  für  sich  isl,  ::^o  scheint 
die  grosse  Versfchicdenheit  der  Tild  doch  ein  geiiüjrf^tider  Beweis 
zu  sein  dass  in  dtr  That  In  Tyel  und  Amslerdain  in  dem 
niiinhchen  Jahre  fniiuüsische  Uebersetzungen  dei^ //r«ii<f sehen 
\\crkcs  erschienen  .sind.     i)ie  beiden  Titel  löulen: 

1)  Voyafre  tri^K^eurirtiai  jjnr  lerre  el  par  nier  (mi  rv- 
riiiinirnl  par  r2iiuh:isi<ade  de  K.  M*  l^xiirii^niie  de  Rlosrtiu 
en  rhine.  sons  In  dirrclion  de  rmiilinfiHadeur  Islirniid, 
ä  IravtM's  la  graiiilc  IVIikh*  la  f^ilierie,  la  llaourie,  1a 
Tarlarie  inoni^tue  elr.  confenaiil  Irn  |iürlieij|;iriteii 
e\(i\iordiiiaires  ei  mrrveilleu^e^i  de  qnelr[iiejt  peupten 
iiieoniiiis  quils  oni  reneoiilrA»,  lenrs  aTf*nlnr<'s  parti- 
cniliiMTs  el  plusieijr?(  niilrrn  choHeK  lu^moraliies,  deerites 
par  Ad.  Brand ,  nree  l'nddtlifin  d*nne  desrriplititi  cn* 
rieiiso  de  i  histciire  iialur<*lle  de  Itt  Rüssiei  tnid.  ponr 
la  preniiere  foi.s.     Tjel   icyö.  12^ 

2)  Relation  du  voyage  dr  fir.  Ererl  l?ihnuid  Iden» 
Envoyi^  du  Cxaar  i  rempereur  de  la  CUiiue,    en   169*2 


—     390     — 

— 1694;  par  Ad.  Brand;  arec  une  lettre,  de  V6tat  prä- 
sent de  la  Moscovie.     Ainstcrdam  1699,  gr.  12''**''. 

Holländisch: 

Land-  en  Water-Reys  uyt  Bioscan  na  China^  ge* 
daon  met  de  Herr  Isbrand,  in't  jae  1692 — 1694»  dear 
Ad.  Brand.     Tyel  1699.  8^ 

Eine  lateinische  Uebersetzung  ist  aufgenommen  in:  No- 
vissiroa  Sinicn^  edente  Leibuitz  1699.  8^  p.  163—170^ 
unter  dem  Titel: 

Brcvis  Descriptio  itineris  Sinensis  a  legato  Hos* 
coFitico  a.  1693  —  1693  conrecti^  commnn  cante  Dno. 
Brandio. 

iSO. 

C^hristiaii    Kelch. 
1695. 

Christian  Reiche  der  Sohn  eines  Predigers  zu  Greifen- 
hagen  in  Pommern;  geb.  daselbst  im  Jahre  1657^  kam,  nachdem 
er  seine  Studien  in  Stettin^  Berlin  und  Frankfurt  a.  d.  0.  ge- 
macht halte;  im  Jahre  1680  nach  Reval.  1682  wnrde  er  zum 
Pastor  zu  St.  Johannis  in  Jerwen  ordinirt,  erlebte  daselbst  die 
Hungersjahre  1695 — 1697  und  wurde  1710  Oberpastor  an  der 
St.  Nicolai-Kirche  in  Keval.  Hier  musste  er  wfihrend  der  damab 
wüthenden  Pest^  obgleich  er  sein  Amt  noch  nicht  angetreten 
hattC;  alle  Amtsgeschäde  in  der  Stadt  fast  allein  besorgen,  md 
unterlag  den  Tag  zuvor^  da  er  seine  Antrittspredigt  halten  woDle, 
selbst  der  allgemeinen  Landplage. 

Christian  Reich  hinterliess  zwei  Weite;  das  eine  enddni 
im  Drucke  1695;  und  fahrt  den  Titel: 


327.     Vergl.  Rfcueii  d^$  rnymgf^M  mm  Xmrd,  Vni,4. 


—     39*     — 


1 


LiefliiiidiHrltr  llifi(r»riiu    nilep  kiirzi'    Bf^srtirciliung 
der  dnikwCiriiiirt^lf^ti  Krir^!«-  iinil  Friedenn-Oesriiichtc 
Kh»(-  IJef-  und  Lrftlatnlpg;     yorfir^limlich  in  sich  he- 
greJQciifl    einen    liiirlzm    Bon  cht    van    den    !^*a)inirn, 
Kintlieilun^,  und  BesrliafTenlirit  iler  Prolin t£  Lieflnnd^ 
von  deroiiellien  lilteHten  KHiwoluiernt   der  Elis^Icn  und 
ti^tten  Ursprung,  Hrydenftium   und  rrster  BriEivingunp: 
Vnii  des  Sclinerd-Briiiler  und  Miirianlsrlicu  Teulsclieri 
Riürr-OrJens  Atintn^i  Regierung  und  ünlergang:  Von 
denen  zh  iHelieu  Scliweden^  Polenf  Mose  an  und  Denne* 
tuarrk  etc.  des  l^andes  wegen»  genihrten  langwierigen 
Krie/fen,  und  viel  andern  bi»  auffi  IfiOO  Jahr,  vorge- 
lauffenen    denck würdigen    Dingen    mehr;     Theil«    aiut 
Kill-  und  Au^tüudi^elien  Ci'e^ebieM-^ehreibernf   theili^ 
an«i  iflaulmürdigen,  noch  iingedruekfcn  Urkunden  und 
seihst    ei;^ener  Ivrralining  zuftanimengetragen ,    und   in 
fiinfr  Bueliern  ubgefaBsel  v^on  Cärisliauo  iieleben,  Fa- 
HtuvQ  tn  Sl.  JnkanniH  in  Jerwen,  im  llerzo^thuni  Esth^ 
land.     Itevall   1695.  4^ 

Das  nndre  Werk  von  IMcA  Istj  wie  es  scheial,  ^uid  Druck 
zwar  vollkommen  vorberciiüt  gewesen,  aber  nie  gedruckt  worden* 
Eä  ki  dieses  eine  ForteeUuiig  das  eben  ang^sfülirlea  Werkes^ 
und  fülirt  in  der  IIiirid.si-Iirill  den  Titel: 

lardiindi^ieher  Ili^tnriae9  oder  Kriegen-  und  l'rie* 
fleiisiri'srbieble  fnntiuualion  in  «leb  bujteude,  wns  von 
Anna  llilJO  nh,  bis  Anun  170t»  in  die^ner  Prtiiini  denk-» 
würdigen  lurgrgiingen^  welehe«  dem  gescbiebtHebenden 
Lener  und  iii^iinilerheit  unKern  ^aehkoulmen  zu  llien£le 
zu!4ani  meng  einigen  und  Kum  llruek  gegeben  Chrisilian 
Keleb  PaHtor  zu  St.  Jaeahi  und  PrueposilUK  im  über 
Seniinisrhen  l¥ierland  und  Ailntaken. 


—     392     — 

151.  ■•  '[ 

A  1  1  i  s  o  D. 
1697. 

Thomas  AUison,  ein  Engländer^  gehört  anter  die  Sohiil- 
steller  über  Russland;  von  welchen  es  noch  unentschieden  lA^ 
ob  sie  selbst  das  Land,  das  sie  beschreiben,  besucht  haben. 
Sein  Werk  führt  den  Titel: 

Account  of  a  Voyage  from  Archnngel  in  Rnssi» 
in  the  year  1697.    London  1699.  8^ 

152. 

Ignaz  Christoph  von  Gaarient  und  Hall. 
1698.    1699. 

Nachdem  iin  Jahre  1697  zwischen  dem  Kaiser  Leopold 
I;  und  dem  Zaren  Peter  I;  gemeinschaftlich  mit  der  Repdriili 
Venedig  und  dem  Könige  von  Polen  ein  Offensiv -Bflndniss 
wider  die  Türken  geschlossen  worden,  entschloss  sich  der  Kaiser 
Leopold  I;  eine  Gesandtschaft  nach  Moskau  zu  schicken,  na 
auf  diesem  Wege  zu  erfahren  was  für  Anstalten  von  Seiten  des 
Zaren  zu  dem  bevorstehenden  Kriege  gegen  die  TOrken  gemackt 
würden. 

Zur  Ausftihrüng  dieses  Auftrages  wurde  Ifgna%  CM^ 
stop Ay  Edler  Herr  von  Guarient  und  Rall^^  genUil, 
ein  ausgezeichneter  Staatsmann^  der  schon  früher  von  dem  Kaiser 
in  wichtigen  diplomatischen  Sendungen  gebraucht  worden  >  i/bA 


328.     In  aordona  Genh,  Pettr'$  de$  ^nmem,  Le^nig  1765.  8^.  B4. 


I.  S.  128,  heisst  er   Wonquarient 


—     393     — 

zwar  JEWdmal  al^  Kaiserlicher  GesaHAer  in  .Kot)atinÜnopii>.tniid 
aacb  früher  schoti  einmal  bei  einer  Gesandtschaft  in  JtfoakMgcy- 
^fesen  war.  Auch  bei  der  Belagerung  vbli  Wien  durch  ;dle 
Tärken  halte  er  sich  grosse  Verdienste  eirworbett.;      .-      :  >.n 

Von  Guarient  und  Ra/i  reii'te  in  detf  etslbn  Monaten 
des  Jahres  i698  ans  Wien^  und  langte  ata  29  Aptä  JD  Moskkui 
an.  Bei  den  günstigen  Vethfiltriissen  unter  'we]cbe!n  er,  iMdl 
eben  geschlossenem  Freundschafls-Bündnisse;  nach  Russland  >luun^ 
war  es  wohl  natürlich^  dass  ihm  von  Seiten  der  Russistheii 
Behörden  alle  die  Rangslreifigkeiten  und  übrigen  Hindernisse  mil 
M  eichen  die  meisten  ausländischen  Gesandten  vor  ihm  so  sdhr 
zu  kämprcn  gehabt  halfen^  erspart  wurden;  ja  wir  sehen  sogar 
aus  seinen  Berichten  dass  er  mil  einer  in  Russland  damals  gani 
ungewöhnlichen  Zuvorkommenheit  und  Auszeichnung  ifteral.'he«^ 
handelt  wurde.  Schon  in  Smotensk  erftihr  er  alle  möj^iehiBft 
Höflichkeiten  von  dem  dortigen  Woiwoden.  i  Dieser  fiess  atiob 
nämlich^  als  er  non  Guarient  und  Ralf 9  Ankunft  erftihr,  8<H 
gleirh  bei  ihm  entschuldigen,  dass  er  wegen  j^ grosser  Leibesi-^ 
^schwaclilicil^  ausser  Stande  sei,  ihm  den  ersten  Besuch  zu  machen, 
und  als  der  Gesandte  ihn  daraur  privatim  in  seinem  Hause  be- 
suchte, so  liess  sicli  der  Woiwode  gleich  „durch  2  ^iner  Be- 
,,dicnien  von  der  Obersten  bis  fast  Ende  derVntersten  Treppen, 
^umb  mich  allda  sehr  Höfllich  zu  Empfangen,  entgegen  f&hred'', 
während  iiuarient  von  einer  Ehrenwache  „nebst  deden 
^aussgestecktcn  Fliehenden  Fahnen^  empfangen  und  bis  an  die 
Treppe  beirleitet  wurde  welche  „dergestaiten  mit  olBciers  Bee- 
^derseils  angcriillel  ware^  das  deren  sich  mehrer  dann  200 
.  uH  ines  crachtens  zeigten  und  micJi  von  allen  orthra  nich  Rus- 
„si.seher  arlli  complimenlicrtcn  etc." 

Der  Einzug  in  Moskau  war  überaus  glinzend  und  scheint 
.\\W  Trühere  ähnliche  Solennitaten  an  Pomp  und  Reichthum  zu 


—     394    — 

Öbertreifen.  Aach  hier  erfuhr  von  Oumient  nnd  Roll  eae 
Auszeichnung  die  ohne  Beispiel  war;  der  ihm  entgegengesandle 
Truchsess  ^29  nämlich  stieg  so  bald  er  den  Gesandtea  emisM, 
sogleich  vom  Pferde,  ohne  dass  der  geringste  Rangstreit  deswe- 
gen stall  gehabt  hätte.  —  In  dem  Berichte  wird  der  ganae  Zvig 
sehr  umständlich  beschrieben;  wir  entnehmen  daraos  in  Köm 
folgende  Schilderung:  Zuerst  ritten  4^0  Mann  AdeUger  Trappen 
von  einem  Canzlei-Diener  angefulirt;  darauf  folgte  des  Gesandten 
Stallmeisfer  mit  einem  Zarischen  Commissfir^  dann  4  Handpferde 
des  Gesandten  „die  da  nicht  allein  von  Silber  und  vergoldlen 
^Zäumen  und  Zügeln ;  sondern  mit  Hocherhebt  und  Gestickten 
^Schabracken  wohlgezierter  ^ ;  alle  Deutsche  und  8  Officiere  aif 
den  entgegengeschickten  reich  gezäumten  Zarischen  Pferdei; 
darauf  der  Gesandte  selbst  mit  dem  Pristaw  nnd  dem  Dofanet- 
schcr  in  dem  „Czärischen  mit  Rothen  Samroeth  gef&elterien  imd 
^mit  Sechs  grossen  Schiml  bespannten  Wagen,  vnd  die  Ross- 
„geschicr  mit  des  Gutschers  Kleydlung  von  gleichen  Samroeth'. 
Neben  dem  Wagen  2^  Zarische  und  8  GesandtschafUiche  Diener; 
hinter  dem  Wagen  ritten  „etliche  Trouppen  Glidweiss  von  deflÜBB 
„in  Silber ;  Goldt  vnd  Zowelpöltz  prangenden  MoscoviL  EdlleiH 
„then;  vnd  gleich  darauff  wurde  mein  mit  Gelbblomten  Weissen 
„Sammelh  gefüettert-  und  gut  vergoldter  Leib- Wagen  (deme  die 
pSiiz  dcckhen  mit  Hochseydenen  Crepinnen  vnd  gMchfiibiger 
^Materi  accordiret)  durch  6  Sch^artzbraune  mit  Qoasten  nnd 
„Baiidt  eingeflochtene  Follpferds  >»«  gezogen:  welchen  der  An- 
„dcrte  eben  mit  vnsparsamb  angelegten  gaten  Gold^  Hnw-  nnd 
„Gölb-  vcnetian.  Sammeth  gefueltert:  dann  der  3«le  noch  von 
„zweifarbigen  jedoch  schlechteren  Sammeth  vnd  genudlerer  in  lier 


H20.     In  dem  Berichte  hei<s(  er:  Trmsem. 
330.     Wahrscheinlich  wohl  rotibiwi-gyenhf 


i 


—     395     — 


;,Vergoldt:  Vnd  LeUlioh  mein  Rüiäs-Wagen,  küm  iiiit  6  mmm 
„aigenen  Pferden,  gelobe  mit  derinen  reicli  \ergciidtcn  GeschierB 
^mehrere  Verwunderung  denneii  zueseheni  erwfdilicl,  LrspBittfn 
„nachgeführel    etc."     Der  Zug   wurde    noch  von  einer  grossen  ' 

Menge  Reiter  ohne  Ordnung  beschlossen.  j 

Die  hier  angeführten  Unislaade  Ijc weisen,  wie  glänzend 
zugleich  die  Gesandtschall  selbst  ausgestiitlet  worden  war|  was 
auch,  wie  es  scheint,  in  Moskau  grosses  Aufsehen  machte  mi 
sehr  gut  aufgenommen  wurde.  Der  Zug  musste  auf  den  Wunsch  I 

der  Zarischen  Familie  (Peter  I*  war  noch  aichl  von  seiner  Reise 
ins  Ausland  zurückgekehrt),  gegen  den  gewßhnUrhcn  Gebrauch,  , 

diescsmal    durch   das   Schloss   geführt    werden.      Dieser    Befehl  * 

wurde  dem  Pristaw  durch  einen  reitenden  Boten  in  dem  Augen-  ^ 

blicke  überbracht,  als  der  Zug  sschon  in  die  Gasse  gebogen  war, 
durch  welche  die  Auswärtigen  (lesandten  in  der    Regel   in    Ihr  J 

Hotel  geleitet  wurden.  In  diesem  Augenblick,  sagt  der  Berichtj 
Jsl  mein  Prislav  von  Einem  Ryllferügst  ihme  Znegeschickien 
„Ilofhedicnlen  Bcfelcht  worden,  mich  äJüOgleich  (nicht  ohne 
„Seiner  vnd  Völler  anderer  Grosser  Verwunderung)  mitten  durch 
„das  Czarischc  Schloss  directe  zu  führen;  Allda  Ihro  l^fay.  die 
„Czarin,  Prinz  und  alle  Princessinen  mit  dcro  ganzen  HoflTstaU 
„und  Frawenzimer  meinen  Einzug  zusehen  wollen;  welcher  roii 
„  1 1  Vhv  Flühe  bis  glocken  3  nachmittag  gewehret  eto.^ 

Diese  Umstände  sind  in  einem  Berichte  des  ton  Guütieni 
ufid  Halt  an  den  Kaiser  Leopold  I.  d.  d.  Moskaii  den  13  Mai 
16!I8  enthalten.  Von  diesem  Berichte,  der  sich  im  Original  in 
dem  K.  K.  Haus-,  Hof-  und  Staats -Archive  zu  Wien  bHfnd«?t, 
so  uie  von  zwei  späteren  ebendaselbst  aufbewahrten  Berjcblen 
desselben  Gesandten,  liegen  uns  Abschriften  vor. 

Der  zweite  Bericht  ist  aus  Moskau  vom.  i^Aygust:  1698, 
und   der   dritte    vom    18   Februar   1699.     b   diesem  kMeiem 


~     396     — 

bezieht  sich  von  Guarient  und  Roll  noch  auf  seine  RdatioD 
vom  16  September  y  von  welcher  vrir  leider  keine  Abschrift  ht- 
sitzen^  die  aber  doch  wohl  sich  noch  in  dem  Wiener  ArciiiTe 
vorfinden  muss. 

Der  Bericht  vom  12  August  fuhrt  in  misrer  Cople  die 
Aufschrill: 

Relation  des  Kais.  Gesandten  Ignaz  ron  Gnaricnt 
über  die  Ankunft  des  Erzbischofs  yon  Ancyra^  Petnü« 
Panlns  Palma  zii  Moscan. 

Am  Ende  dieses  Berichtes  spricht  ron  Guarient  und 
Rall  von  einer  ungünstigen  Kriegesnachricht ,  welche  sich  ver- 
breitet hatte ;  bezweifelt  aber  die  Aechtheit  derselben  nnd  sagt, 
er  habe  von  wohlunterrichteten  Leuten  gehört  „  dass  derlei  Un- 
„glficksnachrichten  von  dem  Ministerium  auss  sonderer  Politik 
„darumben  aussgesprengt  worden ,  des  Czaren  Intention  nach 
^Italien  zu  gehen  gantz  verhindern^  nnd  selbigen  sich  desto 
„ehundcr  in  seinem  Reich  einfinden  möchte;  massen  alzugewiss, 
„dass  diese  imternehmende  rayss  Russen^  Calviner  nnd  Lathe- 
„raner  in  grosse  Bestfirtzung  und  noch  grösseren  argwöhn  einer 
.yinnerlich-gueliiihrender  propension  zu  dem  Calbolicisino  tigUch 
„mehr  setzen  sollte." 

In  der  dritten  Relation  beschreibt  von  Guarient  und  Rall 
die  Ceremonie  der  Wassenveihe  und  sagt  dass  „  die  mit  KUb- 
„genden  Spill  und  fliehenden  fahnen  vorgegangene  Vier  (also- 
„ genannte)  ausseriösene  Czar.  Leib-Regimenter  dass  Vomehaute 
^ansehen  gemacht. ^^^^^ 


3%\.    Pas  Prfobrashcnskisrhe  Regmieiit   wird  hier:  das 


—     397     — 

Am  Schlüsse  dieses  Berichtes  kommt  von  Guarieni 
Rall  auf  die  Gräuelsoenen  die  bei  der  Vernidiliuig  der  StraUi^ 
vorliaroen.  • 

In  der  Vaticanischen  Bibliothek  und  daraas  in  Marinl'^ 
Sammlung  befindet  sich  ein  Giackwunsch-Schriibon  (le.s  I'abstes 
InnocentiusXn  an  von  Guarient  und  itnii,  zu  dessen 
Ernennung  zum  Kaiserlichen  Gesandten^  das  in  Turgenew's 
Ilistorica  Russiae  Mouimenta  U,  281  abgedruckt  bl  uoler 
der  Aufschrift: 

Dilecto  filio  Igiiatio  Guarent  de  Rall  Imioecnliiis 

V.  r.  XII. 


153. 

Johann   Georg  Korb. 
1698.   1699. 

Johann  Georg  Korö^^^  begleitete  den  eben  erwähnten 
Ij^na/  Christoph  von  Guarient  und  Rall^  als  Secretaki 
auf  dessen  Gesandtschafls  -  Reise  nach  Russland  Wir  besitzen 
von  Horb   ein  höchst  schatzbares  und  überaus  seltenes  Werk^ 

das  den  Titel  führt: 

niariiiin  itineris  in  Noscoviam  Perillnstris  ac  Mag- 
iiinri  Domiiii   Igiialii  Cbristophori  üVobilis  Domioi  De 


332.     S.   über   JCorb,   Beckmamti  LiL  der  älUrm  ümmü  D,  377   f4|^ 
Herginanmt  Ftter  der  Gro99e  mä  Mm^k  mmd  MUgml,  Mämm  1823  — 1830. 

h  .  I,  360. 


—     398     — 

Giuirient»  et  Rnll^  Sacri  Römani  Idipmi.)  et  RegHi 
Hungariae  Equitis,  Saerae  Caesarta*  Bl^Jestatia  CM« 
silinrii  Aulico-Bellici  ab  Augustissimo,  et  loTictiasimo 
Romanornm  Imperatore  Lcapoldo*  I.  ad  SereniMinofli, 
ac  Potentissiiniim  Tzarum,  etMagnam  MoscoTiae  Da- 
cem  Petrum  Alexiowicium  Anno  MDCXCVIIL  AUegati 
Extraordinarii  Descriptum  a  Joanne  Georgio  Korb^ 
p.  t.  Seere(ario  Ablegationis  Caesareae.  Aeeessik  Re- 
ditus  Saae  Tzareae  Majestatis  k  Proyinciis  Eoropacis 
ad  proprios  limites  periculosae  Rebellionis  Strelizionm, 
et  latae  in  cosdem  sentcntiae  cum  subseenta  saa* 
guinea  Exccutione,  nee  non  praecipuarnm  Moscoriae 
rernm  compendiosa,  et  nccnrata  descriptio  etc.  Caoi 
Privilegio  Saerae  Caesareae  Majestatis.  Viennae  Aa- 
Striae,  Typis  Leopoldi  Voigt,  Uniyersit^  '^Ypog.  fol. 

Der  Titel  sowohl  wie  die  Zuschrift  des  Verfassers  ao  dea 
Grafen  von  Kaunitz  sind  ohne  Jahrzahl^  da  ind^ss  das  Kai- 
serliche Privilegium  zum  Drucke  am  8  Oclober  1700  ausgestdH 
isty  so  ist  zu  vermulhen;  dass  Korbes  Diarium  auch  noch  in 
dem  nämlichen  oder  doch  spätestens  im  nächstfolgenden  Jahre 
erschienen  ist. 

Es  ist  nicht  selten  bezweifelt  worden,  dass  Korb  der  wirk- 
liche Verfasser  des  Diarium  sei,  und  die  Meinung  aofgesteDl, 
dass  der  Gesandte  selbst  dasselbe  verfasst  und  Mor6  bloss 
seinen   Namen  habe  hergeben  müssen'ss;    es   ist    indess  doch 


333.     S.  Beckmann'8  LH.  d.  Uli,  Rehem  0,  377  sq.  —    And: 
%eri  Orot,  de  tUulo  imperatori§,  quem  Cumtm  Rm$orwm  tM  ämri  \ 
p.  67.  -  Jretim'M  Beürage  nmr  GetchMU  4»r  Idimrmfmr  i9M.  Jaaair  p.  62. 
—   MeinerMy    rergieickmmg  de$  iUinm  mmi  m^erm  Rm$tkmtt0  Hm.  l,   92.  — 

EberCB  Bibiiogr,  l^xikon  I,  947  u.  a.  m. 


—     899     — 


I 


Mohl  aus  mehren  GrOnden.  atunmehöien  das^  Rorb  wirklieh  dar 
Verfasser  ist.  1 

Die  Seltenheit  des  Werkes  wird  gewöhnlich  dadurch  erklärt , 
dass  Peter  der  Grosse,  besonders  wegrn   der  musiaihllidien  I 

Nachrichten  von  den  Gräoeln  der  HiDrichttiiig  der  Slreljsy,  seine 
Unzufriedenheit  aber  dasselbe  dem  V\  iener  Hofe  habe  bciceugeni 
und  dieser  die  noch  unverkauften  Exemplare  vernichlen  lassen. 
Uebrigens  ist  Korb,  bei  der  Schilderung  dieser  blutigtü)  €ata- 
Strophe  vollkommen  von  der  Schuld  der  zahllosen  Opfer  Ober- 
zeugt und  rechnet  die  Graucl  keines ^vp^^ps  dem  Zaren  als 
Schuld  an.  • 

Das  Diarium  enthält  sehr  viele  äusserst  niarkwiirdigc  Nach- 
richten und  wird  daher  auch  sehr  geschätzt.  So  rtnden  wir  in 
demselben  zuerst  die  Risse  zu  der  neuen  Befestigung  von  Aiow,  \ 

die  sich  der  Gesandte  in  Moskau   zu  verschaffen  gewusst  halte;  j 

ferner  erhielt  Korb  viele  Maleriiilipii  vr*n  Conlno  t.  X\.  ifii« 
Beschreibung  und  Abbildung  der  kolossalen  Quadrat -Wagenburg 
(557  Faden  breit  und  1000  Faden  lang),  in  welcher  die  Russen 
gt^Qn  die  Talaren  niarschirten  u.  a.  nt 


John    €  r  n  1  K 
1698. 

Es  ist  zweifelhaft  ob  Dr.  John  CmU  Jemals  selbst  in 
Russland  gewesen  ist.  Ein  Werk  von  ihm  welches  wohl  Anlass 
^neht ,  ihn  hier  mit  aufznnebmeo,  imd  es  Mtufttgep  Foffsobero  2W 


—     *00     — 

Beurtheilung  zu  überlassen  ob  er  zu  den  Reisenden  in  Russliod 
oder   blos   zu   den   Schriftstellern    Ober   dasselbe    gehört,  lUirt 

den  Titel: 

Tlie  ancient  and  present  State  of  Mußeory  cob- 
taining  a  geographica!,  historical  and  political  aceooHt 
of  all  those  iiations  and  territories  nnder  the  Jurisdic- 
tion of  tlie  prescut  Czaar  and  of  all  the  mos!  remar- 
kable  transactious  in  that  Empire,  with  senlptures  aad 
a  new  map  b.  J.  Crall ,  Med.  Doct.  London  1696*  8^. 
II  Voll. 


155. 

A.    Jordan. 
1698. 

156. 

John    Perry. 
1698. 

Der  Engländer  JoAn  Perry  lebte  eine  Reihe  von  Jahren 
in  Russland  33^  und  durchreisete  alle  Provinzen  des  Reichs.  Er 
war  von  Profession  ein  Architekt  und  hielt  sich  die  mehrste  Zeit 
in  Moskau  selbst  auf.  Seine  Bemerkungen  Aber  Rassland  fassle 
er  in  ein  Werk  zusammen  das  den  Titel  fOhrt: 


334.    Die  einzige  Angabe  über  die  Epodie  seiaes  ABfenttote  k 
ist:  von  1698  bis  1711;  da  nun  aber,  vie  es  scbeint*  sein  Weifc  iber  iea 
Zustand  Russlands  scbon  1698  in  London  erschienen  ist^^io  ist  MB  wohl  ht- 
rechiigt  zu  glauben,  dass  er  viel  früher  oaoh  Rnssluid 


—     401     -  ^4 

The  State  or  Rassia  nnder  the  present  Csaar. 
London  1698.  8"",  mit  einer  Karte.     Ebend.  1716.  8^  \ 

Französisch: 

Etat  präsent  de  la  graude  Russie  contenatit  ime 
relation  de  ce  qne  Sa  Maijesti^  Czarienne  a  fait  de  plan 
reniarquahle  dans  ses  i^tats,  et  une  deseription  de  In 
roliif^ion,    des  nioears  etc.    tant  des  Runsiens  qtie  des  | 

TaHares  et  autres  peuplcs  Toisins,  par  Jean  Terry. 
Traduit  de  Tanglais  (par  Hogonj).  A  la  Haye  1717. 
12^  av,  carte. 

Deutsch: 

Jetziger  Staat  ron  Radsland  oder  Moscao  anter 
jetziger  Czarischer  Majestaet.     Leipzig  1717.  8*.  mit  1 

Karte.     Ebend.  1724.  8^  ^ 

Holländisch: 

Tegenwoordige   Staat   yan    groot  Rnraland.    Am* 

stpidani   1717.  8^ 


157. 

Zawadzki. 
1699. 

Casimir!  Zawadzki  castellani  Calmensis,  gnber- 
natoris  Lipinensis  historia  Arcana  sen  Annaliam  Polo- 
nicoriim  libri  VII,  rodactae,  primoni  et  post  Piasti 
tempora  vere  liberi  Toti  liberae  eleetioniz  eenturiati« 
regni  comiliis  in  electorali  campo  eelebnUae.  Cofina* 
poli  (Francof.)  1699.  4^  .  ., 

n.  26 


M 


—     402     — 


Z    u    s    ä    t 


Bd.  I,  p.  70  —  72 

Der  zweite  Band  der  HUiorIca  Rusi 

im  Jahre  1843. 


Bd.  I,   p.  133.     Kote 

Dass  diese  Hinweisung  auf  eine  andre 
fasser  später  herauszugeben  gedachte,  so  w 
Andeutungen  für's  erste  unberücksichtigt  ble 
alle  ferneren  Beschäftigungen  unterbrochen  1 
wähnung. 


Bd.  II,  p.  111.    N< 

Ausser  der  Abschrift  des  Bussow's^ 
Verfasser  für  sich  in  Dresden  verfertigen  lic 
den  betreffenden  Abschnitt  auch  bearbeitet 
St.  Petersburg  noch  zwei  andere.  Die  eine 
erwähnte  Abschrift  gehört  der  Kaiseriichen  AI 
und  sdieint  nach  dem  Original  gemacht  n 


—     403     — 

selbst  für  denDrack  besüminl  w^rdea  war,  wie  dieses  auch  aus  dem 
Zusätze  auf  dem  Tdef  scboo  erbelU;  auf  diesem  fliidaa  ivif  nicht  nur 
diese  Andeutung,  soudern  noch  die  B«jceiclijiung  des  Orte«,  wo  Duisöw^ 
wahrscheinlich  im  Jahre  1617,  gestorben  und  beerdigt  ist  Diele 
Abschrift  enthält  auch  am  Schlüsse  die  Gebete  des  PaHtars  Martio 
Baer.    Der  vollsländige  Titel  der  Akademischen  Abscttrill  lautet: 

Relatio  liuB  iit  Summ  arische  Erzehluiig  rom  elgeoillelien 
Ursprung  die^fs  Hiiigen  Kriegs  Wesen«  In  JUoftrowit^r-Liiiid 
oder  Keuss-Laiitl.  Und  was  sieh  Innerbulb  Secli»*  utiJZviaii- 
tzig  Jahren,  mit  fünlT  Regiere  11  dt^n  Utyncrn  (wie  Sie  dann 
Ihren  Herrn  abo  wollen  tituUrel  und  genctuii^t  hattet])  da^elhut 
allerft4*itft  Begeben  und  Zugetragen:  Wie  einer  nach  dem  iti- 
dern  zu  der  Krou  und  Regierung,  und  auch  wiederum  daran 
kommen.  —  Item  Von  der  Erwelilnuj^  llerrn  Uladlulai  Ki^niga 
in  Polen  Sigismuudi  III  Sohn:  Und  endlichen  ron  der  grau* 
ftamen  Zerstörung  der  llan|>t-8tadt  daselhiit  in  Reufia- Litud^ 
Moscovia  genniit«  Aus  wekliem  lu  eraehende,  wan  der  lejdig« 
Höllische  Störelrlede  (ireuna  auf  Eiejdeo  Seifen  an  gebülir^ 
licher  Aufsicht  mangeUi  Ihut)  ZwiMcheii  -  Obrigkelte u  und 
Unterthaiien  liir  Grauüam,  Aufruhr^  EmpiVruiig  und  UuhejI 
stifHeii  und  anrichten  kanup  «—  Alleu  LicOthaheru  der  llinto^i^ 
risrlien  Cieschieliteo  tu  ionderlichem  Dienst  1^  Ehren  und 
Wolil^rfallen  f  xuftammen  getrajien  und  im  Ilrurk  gegehegi 
durch  Conradum  IIu^üow,  dea  Ijüne-Uurgtsclieu  Fümtentbuma 
in   den   Frejen    Bürtig. 

Anno  IG  12  d.  1  MaHf  in  Ri^a  In  richtige  Ordnung  ge- 
li rächt  und  An  17  sum  llrurke  Refurderl  werden  ftollen  (wie 
d<*s  Ituchdrui-Ler^  Coniracl  aunwelset)  lief  Attthor  «her  in 
liiihci'k  darüb4*r  genturlien  und  im  Umhgaiig  der  Thum  Kircheu 
Elirlich   begraben«. 

Diese  Abst  hrift  in  (ol.,  enthält  397  Seiten  und  ist  in  dem  KniJtEoit 
der  Akademie  !»c/eichnel:   XX.  B*  ä  IV. 

Die  zweilt  Ahsibrin  des  Werken  tuo  Conrad  Dussnw,  welche 
>on  Karamsin  und  Ustraluw  benutzt  worden  Ut,  gehört  dem  Hu- 

2Ö' 


4 


—     404     — 

manzow'flchen  Museum.  Leider  finde  ich  diese  Abschrift  nicht  mehr 
in  dem  Manuscripten  -  Cataloge  des  Museums  angezeigt  Nach  einer 
früher  im  Museum  gemachten  Abschrift  des  Titels ,  lautet  derselbe: 

Chronicoo  MoscoTiticum  continens  res  a  morte  Joannla 
Basilidis  TyraDiii  omnium  quos  sol  ridit  inmaniasiini  ei  tra- 
culebtissimi  Anno  Chr.  1584  —  1612. 

Eine  genaue  Yergleichung  dieser  Chronik  mit  den  beiden  anden 
Abschriften,  auf  deren  Titel  Bussow  als  Author  genannt  ist,  bat 
meinen  Vater  zu  der  Ueberzeugung  gebracht,  dass  dieses  ChronieoB 
Moscoviticum  von  Conrad  Bussow  verfasst  ist  Während  ich  nit 
dem  DruciLe  des  vorliegenden  Werlies  bereits  ziemlich  weit  vorge- 
schritten  war,  erhielt  ich  die  Nachricht  dass  Dr.  Ernst  Herr« 
mann  in  Dresden  dieselbe  Ueberzeugung  gewonnen  hatte,  ohne  noch 
die  Ansicht  meines  verstorbenen  Vaters  zu  kennen.  Es  bliebe  Jedoch 
zu  entscheiden,  ob  der  Pastor  Martin  Beer,  welcher  von  Bussow 
so  oft  als  sein  Zeit-  und  Leidensgenosse  in  Russland  genannt  wird, 
nicht  auch  eine  Chronik  verfasst  hat  Vielleicht  Iftsst  sich  dieselbe  wä 
der  Zeit  noch  auffinden. 


€l)rouolo9i0ct)ed  l}a:^eic[)ui90  alltr  in  hxtstm 
tocrke  enoätinten  Ueieenben. 


Chroiiolog^isches  TerKcIciiiilNM    aller   in 
diesem  l¥eriLe  erwäluite»  Itelsendcn. 


Jahrzahl.  M  Bd.  SdM 

890.  Ohlhere 1.  I.     81. 

921.  Ibn-Fosziaii 2.  L     83. 

1 1  GG.  Iicr\jan)in  von  Tudela 3.  1.     B5. 

124^3.  Anonymus  Anglus 4.  1.     87. 

1245.  Joannes  de  Piano  Carpiiio 5.  I.    88. 

1245.  Ascelin 6.  L    M; 

1245.  Simon  de  Saint-Quinlin 7.  I.     95« 

1253.  lUibruquis 8.  1.     96. 

1271.  Marco  Folo 9.  I.  100. 

12>^S.  (iiovamii  di  Rlonlo  Corvino   .....  10,  I,   117. 

1290.  Ilailho H.  I.  117. 

129G.  HicoKI  de  RIonlecroix 12.  I.   121. 

1317.  Oderico  di  Pordenone 13.  I.  123. 

1321.  Ilm-Raliila t*.  l.   12*. 

1330,  .Ican  de  Cor 15.  I.  125. 

1330.  .loiirdain  Catalan IG.  I.   126. 

1332.  Jean  de  Mandeviiie 17.  I.  126. 

1335.  Francesco  Rnlducci  PegoloUi      .     .     .     .  18,  I.  130, 

1374.  Luchino  Arigo 19.  I.  131. 

1377.  Peler  Suclienwirt 20.  I.  132. 

1391.  Johann  Schildbcrger 21.  I.  136. 


—     408     — 

Jahrzahl.  jn  Bd.  Sdit. 

1436.  Josafa  Barbaro 22.  L  139. 

c.  1450.  Nicolaus  Cusanus 23.  I.  142. 

c.  1450.  Giorgio  Interiano 24.  L  IM. 

1454.  Aeneas  Sylvius 25.  I.  145. 

1473.  Ambrogio  Conlarini 26.  L  146. 

i486.) 

1489  1^'^'^^  Poppel 27.  L  149. 

1490.) 

1492  (^<'<""ff  ^on  Thurn 28.  I.  154. 

1492.  Michael  Snups 29.  L  157. 

1504.  Juslus  Kantiiigcr 30.  I.  158. 

1517.) 

1526  1^'^^^°^  Freilierr  von  Herbersteio  .    .    .  31.  L  160. 

1518.  Francesco  da  CoUo 32.  I.  175. 

1520.) 
1525. 

1521.  Mattbaeus  von  Miechov 34.  L  179. 

1523.  Alberto  Campense 35.  I.  181. 

1525.  Johann  Fabri 36.  I.  184. 

1537.  Marco  Foscarini 37.  I.  186. 

1537.  Paulus  Jovius 38.  L  187. 

1546.  Thomas  Schroue 39.  L  191. 

1550.  Graf  von  Eberstein 40.  I.  191. 

1553.  Der  Verfasser  der:  Rclazione  dell'  Imperio 

di  Moscovia 41.  I.  194. 

1553.) 

...^    Richard  Ciiancellor 42.1.200. 

lo56.) 

1554.  Hans  Slitfc 43.  I.  205. 

1556.  Steven  Burrough 44.  L  209. 

1556.) 

1558.?Richard  Johnson 45.  I.  210. 

1565.) 

1556.  Sebasliano  Cabota 46.  L  212. 


.  I  Paolo  Centurione 33.  I.  177. 


JabrzabL 
1557. 

1571. 
1559. 
1559. 
1560. 
1560. 
1560. 
1561. 
1562. 
1564. 
1565. 
1579. 
1665. 
1566. 
1566. 
1566. 
1568. 
1568. 
1568. 
1568. 
156!). 
1570. 
1570. 
1570. 
157G. 
1571. 
1571. 
1572. 
1572. 
1572. 
1573. 
1573. 


Anthony  Jcnktnson 

Christian  Hildt'bniiidt 
Claus  Uhrue 
Francesco  Tiepolo 
Hcnrie  Lane 
AIcssandro  Guagnino 
Giovanni  Gtraldu 
Eilcr  HardenbuTg 
Thomas  Aldcockc 


Arlhus  Edwards 

Hafraello  Barbcrino 
Thomas  Southani 
John  Sparkc     , 
ilerrmann  Pispink 
Thomas  Randotfe 
tjporgc  Tnbervile 
Lorrnz  Chapman 
liirjiitiVro      .     , 
l'iiiil  Juustcn     . 
llerio 
C.hri «torer  Hodsdon 

\VilIiam  Diirroutth 


.Iiihn  Stow.  .     , 
itirhard  t'scombe 
KltTl  Kruse  .     . 
.luhiinn  Taube   . 
I'rdor  ScnKo witsch 
Micliiiel  llaraburda 
Zachafias  Vheting 


W 


oropai 


Mi.  l 

49.  I. 
5Ü.  I 
51.  I. 


52.  I. 
42.  U. 

53.  L 

54.  1. 


220. 
222. 
224» 
226. 
226. 
283. 
230. 
231. 


55.  1.  232» 


56.  I. 

57.  I. 

58.  I. 


59.  1. 

60.  I 
6t.  I. 

62.  I. 

63.  L 

64.  L 

65.  t. 

66.  r. 


67.  r. 


68.  I. 


69.  I. 

70.  I. 


71.  I. 

72.  I. 

73.  I. 

74.  l 


233. 
239, 
24a. 
240. 
241. 
242. 
243. 
243. 
24», 
253. 
254. 

255. 

256. 
256. 
257. 
270. 
271. 
271, 
273. 


1 


• 


—    410    — 

Jahrzahl.  jM   Bd.  S«Mc 

1575.) 

^5Yg  (Jakob  von  ülfeld 75.  L  273. 

1575.  Elias  Eisenberg 76.  I.  284. 

1575.  Johann  Pernslcin 77.  L  286. 

1576.  Hans  Kobenzl 78.  I.  28& 

1576.) 

^g^g  (Daniel  Prinlz  a  Buchau 79.  I.  295. 

1576.  Michael  Zaupc 80.  I.  309. 

1579.  Chrislophcr  Burrough 81.  I.  310. 

1579.  Philipp  Prenislain 82.  I.  312. 

1579.  Marlin  Broniovius  von  Biezdzredca  .    .     .  83.  I.  315. 

c.  1581.  Veit  Senng 84.  I.  318. 

1581.) 

jgon  (Antonio  Possevino 85.  I.  321. 

1582.  Georg  van  IIoiT 86.  I.  350. 

1583.  Jerome  Bowes 87.  1.  350. 

1584.) 

.ggQJ  Jerome  Horsey 88.  I.  352. 

1584.  Rcinhold  Heidenstein 89.  I.  354. 

1585.  Lorenz  Müller 90.  L  356. 

1585.  Paal  Oderborn 91.  L  359. 

1586.  Jean  Sauvage 92.  I.  361. 

1586.  Edward  Garland 93.  I.  368. 

1586.  Samuel  Kiechel M.  I.  370. 

1588.  Giles  Fletcher 95.  I.  377. 

1589.  Arscnius 96.  I.  379. 

1589.1 

..Q,  (Niklas  von  Warkotsch 97.  I.  401. 

1590.  Johann  David  Wunderer 98.  I.  427. 

1591.  Simon  von  Saliugen 99.  I.  450. 

1593.  John  Smith 100.  I.  452. 

1594.  Cornelis  Nay,  Brandt  Teigales  und  Wilhelm 

Barentz 101.  L  453. 


—   Mt   — 

Jabnabl. 

1595.  Coraelis  Nay,  Brandt  Tcignles,  Wilhelm 
Barentz,  Jacob  van  Hecmskcrk  »fid  Jo- 
bann Coraelis  Byp 

1595. 

1597. 

1596.1  Jacob  van  Heemskerk,  Wilhelm  Barpntz  und 

1597.1  Johann  Coraelis üun  Byp 

1597.  Abraham  Burggraf  zu  Dohtiu 

1598.  Martin  Schiele 


J»     Bd.  Stil». 


(Alessandro  Coinuleone 


1598.  John  Merick    .  . 

1599.  Anlony  Sherley  . 

1599.  Wilüara  Parry  .  . 

1600.  Leo  Sapieha       .  . 

1601.  Tobias  Loncius  . 
1601.  Francesco  Aszentini 

1601.  Eske  Brock     .  . 
1601.1 
1611  p^fl'^^s  Margerei  . 

IGOl.i 

1613  1^^'*'^^^  Bussow     . 

1602.  Prinz  Johann  von  Dänemark 
1602.  Axel  von  Gyldenstierna 
1602.  Stephan  Kakasch  . 


1602. 
1601. 


Georg  Tectander  . 

1602.  Samuel  Maszkiewicz 
1602.  Sefer  Muratowicz  . 

1602.  Joannes  Zamoiski 

1603.  Johann  Brambach 
1603.  Wasscnberg     .     . 
1603.  Joannes  Mosquera 
160^.  Juhann  Skytte 
1604^.  Baron  Heinrich  von  Logau 


•  :/ 


"Ül 


102. 
103. 

104. 
105. 
106. 


iÜ7. 

108. 

109. 

I. 


2. 
3. 
4. 


I.  45», 
1.  4G3. 

1.  464. 
1.  469. 
L  470. 
I.  477. 
I.  477, 

I.  479. 

II.  1. 
U.  14* 
IL  15. 
U.  16, 


5.  a     18. 


6.  U.     46. 


8. 
9. 


U.  111^ 
U.  126. 
II.  127. 


10. 
43. 
44. 


45, 
II. 
46. 
47. 

n. 

'13, 


lt.  136. 
U.  283. 
n.  2844 
II.  285. 
n.  136. 
II.  986; 
U.  fMj 
tl.  144; 
U.  t48J 


{ 


—     »12     — 

Jahrzahl.  M   Bd.    Stä». 

1604.  Thomas  Smith 14.  IL  157. 

1604.  Stanislas  ^otkievrski 48.  II.  287. 

1605.  Thomas  Freyss 15.  IL  161. 

1605.  Heinrich  Neusleder 16.  IL  162. 

1605.  Der  Verrasser  eines  Briefes  aus  Archangel  17.  II.  162. 

1605.  Andreas  Lawicki 18.  11.  166. 

1605.  Barezzo  Barozzi 19.  IL  172. 

1605.  Der  Verfasser  der  Narratio  sucdncta  etc.  20.  IL  173. 
1605.  Der  Verfasser  des  Memoire  touchant  le  Grand 

Düc  Demctrius 21.  IL  177. 

1605.  P.  Nicolaus  Czyrzowski 22.  IL  178. 

1605.  Alessandro  Rangoni 23.  IL  180. 

1605.  Towianski 49.  IL  288. 

1606.) 

jgQg  J  Alessandro  Cilli 24.  IL  183. 

1606.  Hans  Georg  Peyerle 25.  IL  184. 

1606.  Der  Verfasser  der  Legende  de  Demetrios  26.  IL  198. 

1 606.  Nicolai  Olesnicki  und  Alexander  G^siewskl  27.  IL  204. 

1606.) 

1608  \^^  Tagebuch  der  Marina  Mniszech   .     .  28.  IL  208. 

1606.  Paul  Zclanski 29.  IL  210. 

1606.  Lucas  Pauli 50.  IL  -288. 

1607.) 

jgQg  >  Henry  Hudson 51.  II.  289. 

1608.  Peter  Paterson 30.  IL  210. 

1608.) 

1611  i'^^  ^^^^^  Sapieha     .     , 52.  IL  291. 

1609.  Isaak  Massa 31.  IL  217. 

1609.  Gerhard  Grevenbruch 32.  IL  221. 

1609.) 

1611  r'  ^^"^'^^^''^ 53.  n.  292. 

1609.|  Der  Verfasser  der  Memoires  concemant  ta 

1629.(         Moscovie      .     .     .     .    ,     .    .    .  54.  IL  293. 


— .  413  — 


Jahnahi. 

i610. 

1611. 

1611. 

1611. 

1611.1 

1614.i 

1612. 

1612. 

1613. 

1614- 

1614. 

1614. 

1614. 

1615. 

1615.1 

1616.( 

1617. 

1617. 

1620. 

1620. 

1620. 

1622. 

1625. 

1626. 

1626. 

1631. 

1631. 

1632. 

1633.| 

1638.( 

1633.| 

1638.i 


M 

B4    S^t». 

Giovanni  de'  Liina     .     * 

55. 

11.  293. 

Pierre  de  Laville  .     *     • 

33. 

U.  223. 

William  Poursglooe    .     . 

34. 

II.  226. 

Josias  Logan  .... 

33. 

U.  226. 

William  Gourdou  *     •     . 

36. 

IL  227. 

Paul  Piasecki  .... 

56. 

U.  294. 

Salomon  Neugebauer.     , 

57. 

U.  394. 

Gothard  Arthu3     .     *     . 

58. 

U.  296. 

Knud  Gyldenstiemo    .     . 

37. 

11.  228. 

Jakob  Henkel  von  Donnersmarck    . 

38. 

II.  233. 

Henry  Brereton     .     ,     . 

■     »     * 

59. 

U.  296. 

Matthias  Schaum  .     *     . 

*     •     • 

60. 

IL  296. 

Peter  Petreius  .     *     .     * 

39. 

IL  238. 

Anlhonis  Goeteeris     .     . 

*     «     » 

40. 

U.  258. 

Mons  Martensobn  Palm  , 

•          a           • 

41. 

IL  271. 

Pielro  della  Valle 

6t. 
62. 

IL  296. 

Iwaschko  Petiliii  .     •     , 

i           «           « 

n.  296. 

Sobieski 

■           *           « 

63. 

IL  296. 

Adam  Zaremba     .     *     . 

«           •           > 

64. 

II.  297. 

Cosma  de  Torres       .     . 

*           *          •• 

65. 

n.  297. 

John  Smith      .     ,     ,     . 

*           «           « 

66. 

U.  297. 

Fra  Giovanni  di  Lacca    . 

•           ♦           • 

67. 

n,  297. 

Der  Verfasser  der  Schrift:  1 

VarratiOthlslorica 

68. 

n.  297. 

Malthe  Juel      .     .     >     • 

«     *     • 

m           m 

69. 

n.  297. 

Bengl  Johamisohn  SkyHc 

1           *          m 

*          • 

70. 

IL  298. 

Jakob  Johannsohn  Skylle 

4            •            * 

•           ■ 

71. 

IL  298. 

Adam  Olearius     .     .     . 

•             «             • 

•           » 

72. 

IL  299. 

Philipp  Crusius     .     •     ** 

m         m         m 

*           * 

73. 

IL  306. 

—     4i*     — 


Graf  von 


Jahrzahl. 

1633.| 

^g3g,MandclsIo 

1633.) 

^gqo  jPaul  FIcmming     .... 

1633!( 

jgo»  (Andreas  Biirrüus  .... 

1640.  Lnurcntius  Ludcnius  .     .     '. 

1642.  Joachim  Pastorius       .     .     . 

1643.  Woldcmar  Christian  Gilldenlöwe, 

Schleswig  -  Holstein   .     .     . 

1633.J 

.g»,  (Wendelin  Sybelista    .    .    . 

1647.  De  La  Marlinicro      .     .     . 

0.  1650.  Fcrrand 

c.  1650.  Arcangelo  Lainberti    .     . 
c.  1650.  Dom  Joseph  Mario  Zampi 

1652.  Jacob  Josten 

1653.  J.  de  Rodes 

1653.  KoialOAvicz 

1653.  Makarius 

1654.  Louis  Henri  de  Lomcnic 

1655.  Kochowski 

1655.|  Ailegrelto  de  Allegretti  und  Johann  Theo- 
1657.1     dor  von  Lorbach    .     .     . 

1657.  Alberto  Vimena  da  Ccneda  . 

1658.  Niccol«)  Barberini       .     .     . 
1658.  Johann  (Christoph  von  Fragstein 
1660.  Paisi  Ligarides      .... 
1660.  Der  Verfasser  der  Schrill:  Dol  Serenissüno 

Kü  AIcssio  dilto  il  Fio  .     . 

1660.  Prinzhuber 

1660.  Johannes  Nieuhov      .     .     . 
1660.  Le  Vasscur  de  Beauplan 


JM     Bd.  SfltI» 

74.  IL  306. 


75.  n.  308. 

76.  n.  310. 

77.  n.  311. 

78.  n.  312. 

79.  n.  312. 

80.  n.  319. 

81.  0.  320. 

82.  n.  322. 

83.  U.  323. 

84.  H.  323. 

85.  IL  323. 

86.  n.  324. 

87.  IL  324. 

88.  iL  325. 

89.  IL  326. 

90.  IL  326. 

91.  n.  327. 

92.  n.  327. 

93.  IL  328. 

94.  n.  328. 

95.  n.  32». 

96.  n.  330. 

97.  n.  330. 

98.  n.  331. 

99.  n.  aai. 


—     4t5     — 

Jabrzahl. 

1661.)  Augustin  von  Mayoni  und  Moralins  Guüel- 

1663.1     miis  Calvucct     . 

1661.1 

iCG3  I Sebastian  Glaviiiicb 

1663.  Graf  Carlisle     .     . 

1663.  Johann  Chrysostomus  Passck 

1664.  Nicolaes  Witsen 

1634.1 

,^p.    Peter  Mareen iis 

1659,1 

.j.g_  ^Samuel  ColUtis 

1668.) 

.„  Q  |Joliann  Slruyss 

1670.  Rudolff  Capcl 

1670.  Graf  Paul  Polodi 

1671.  Jacob  Reulenfels 

1672.  Nicolaus  Heinsias 
1672.  Ercolc  Zani     . 
1672.  La  Croix     .     . 

1672.  Cliardin .     .     . 
1G72.  Der  Verfasser  des  Rilratto  dcIJa  Moscovi« 

1673.  Albin  Dobbin 
1673.1 
1675.' 

1673.  Johann  Arnold  hutvi 

1674.  Kilburger     .     ,     . 

1675.  Bniioni  und  Gtizmnnn 
1()75.  Adolpli  Lyserk 
1(175.  C.  \V.  Wiclüian   . 
1675.  Swiderslii    .     .     .     , 
tli75.  Conrad  \nn  Kleiick 
l»i7(».  \\()od  und  Flaues 
1677.  Ilcrfer    .... 


iJoacliim  Scultctus 


100.  n.  33a. 

tot.  II.  333. 

102.  lt.  33». 

t03.  U.  337. 

t04   M  338. 

105.  n.  340, 

f06.  II.  342t 


t07.  U. 

10$.  II. 
109.  II. 
IIU.  II. 

111.  n. 

112.  II. 

113.  it. 

114.  II. 

115.  n. 

116.  n. 


344. 

H7. 
34T» 
34«. 
349; 
350. 
350, 
351. 
351. 
352. 


117. 

HS. 
119. 
120. 
121. 
122. 
123. 
121. 
125. 
I2(i. 


IL  352. 

n.  355. 
II.  35«. 
II.  357t 
II.  357. 
It.  358. 
II.  asü. 

tl.  359. 
II.  3fiO. 
tl.  361. 


—    416     — 

Jahrzahl.  JM     Bd.  Seile. 

1677.  Der  Verf.  der  Schrift:  A  short  descriptionetc.  127.  IL  361. 

1678.  Tanner 128.  H.  363. 

1679.  Merrich 129.  IL  363. 

1661.1 

1680  (''^'"'^  Gordon 130.  11.  364. 

1680.  Albert  Hcidenfeld 131.  II.  366. 

1681.  Jean  Frangois  Regnard 132.  11.  366. 

1682.  J.  Block 133.  IL  366. 

1682.  Der  Verfasser  der  Schrift :  Narratiorerum  etc.  134.  IL  367. 

1683.  Engelbert  Kämpfer 135.  IL  367. 

1684.  Zirowa  und  Blumberg 136.  IL  369. 

1684.  Johann  Eberhard  Hövel 137.  IL  370. 

1684.  Laurent  Rinhuber 138.  n.  372i 

1686.  Philippe  Avril 139.  II.  376. 

1686.  Jean  FranQOis  Gerbillon 140.  IL  378. 

1687.  Michael  von  Oppenhausen 141.  IL  378. 

1687.  Der  Verfasser  der  Schrift:  Relation  de  tout 

ce  qui  regarde  la  Moscovie  etc.  .    .     .  142.  IL  378. 

1688.  Jacob  von  Sandrart 143.  IL  379. 

1689.  Neuville 144.  H.  379. 

1690.  Cornelys  Cruys 145.  H.  381. 

1690.  Schlcusing 146.  H.  382. 

1691.  Kurz  von  Senftenau 147.  H.  383. 

1692.) 

1695  pss^i'^t  '^^^ ^^^*  ^*  ^°^* 

1692!) 

.ggg  (Adam  Brand 149.  n.  388. 

1695.  Christian  Kelch 150.  II.  390. 

1697.  AUison 151.  IL  392. 

1698.) 

4cqq  (Ignaz  Christoph  von  Guarient  und  Bali    .  152.  IL  392. 

1 698  ) 

jggg'j  Johann  Georg  Korb 153.  IL  398. 

1698.  John  Crull 154.  IL  400. 

1698.  A.  Jordan 155.  IL  400. 

1698.  Jolui  Perry 156.  IL  401. 

1699.  ZaAvadski 157.  IL  402. 


Ul    r. 

' 

:rt»    tc 

ALPHAUKTISC'IIRS  VERZKI(lfM!!i8 

aller  Relfionden,  die  in  diesem  Werke 

vorlioiiimen. 

"»11   > 

1 

'.')  >»,f                                                  1 

*.i    ii«           A-                                 » 

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^4««     Jahr-    „.,.   -  „^ 
-     •      HelMiid«!!.  tM.  *•"'••  ^''** 

A  Short  desuriptJoa  eic i2T.  1677.  IL  361. 

Aeneas  Sylvius     .     .     . 

.     .     2$.  1454.    I.  Uit 

Aldcocke    .... 

.     ,     64.  16«4.    I.  nu 

AHfgrcIti    .... 

,     .     91.   1655.  II.  327. 

Allison 

.     .   151.  1697.  IL  392^ 

Anonymus  Ani^lus 

,     .    .      4.  1243.    I.    ST« 

Arig«     ,     .     .     .     . 

4    ,     19.  1374.    I.  131. 

Arsenius      .     .     .     , 

.     .    96.  1589.    I.  379. 

Arthus,  Gothard    .     , 

.     .     56.  1613.  n.  296. 

Ascelin 

.     .    .       6.  1245.    L     94. 

Aszantüii     .     .     . 

,. 

.     .     .       3w  1601.  a     15^ 

Avril      .     .".'J   ,?    , 

,    .    .  J39.  1686.  n.  376. 

0. 

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—     418     — 


Barbaro.     .     •     . 
Barberini^  Niccolö, 
Barberino^  Raffaello^ 
Barenlz .... 

id.     •     .     •     • 

id 

Barozzi       .     .     . 

Beauplan^  Le  Vasseur  de, 

Bei\jainin  von  Tudela 

Block    . 

Blumberg 

BoUoni  • 

Bowes  . 

Brambach 

Brandy  Adam,      .     . 

Brand;  Johann  Arnold , 

Brcrcton     .     •     .     . 

Brief  aus  Archangel  • 

Brock    

Broniovius  von  Biezdzredea 

Burräus 

Burrough,  Christopher, 
Burrough,  Steven, 
Burrough,  William,    . 
Bussow 


ReisendeD.  tM. 

Band.  Seite. 

.     22. 

1436. 

L  139. 

.     93. 

1658. 

n.  328. 

.     56. 

1565. 

L  233. 

.  101. 

1594. 

I.  453. 

.  102. 

1595. 

I.  459.. 

.  104. 

1596. 

I.  464. 

.     19. 

1605. 

n.  172. 

.     99. 

1660. 

n.  331. 

.       3. 

1160. 

I.     85. 

.  133. 

1682. 

II.  366. 

.   136. 

1684. 

n.  369. 

.  120. 

1675. 

IL  357. 

.     87. 

1583. 

I.  350. 

.     H. 

1603. 

n.  136. 

.  149. 

1692. 

II.  388. 

.  118. 

1673. 

n.  355. 

.     59. 

1614. 

n.  296. 

.     17. 

1605. 

n.  162. 

.       4. 

1601. 

U.     16. 

.     83. 

1579. 

I.  315. 

.     76. 

1633. 

0.  aio. 

.     81. 

1579« 

L  310. 

.     44. 

1556. 

L  209. 

.     67. 

1570. 

L  255. 

6. 

1601. 

n.    H. 

1 

—     41» 

1 

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O 

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''          i 

Cabola  .     .     *    l^ ' .     .     .     . 

Hü.  1356.    1.  212.        ' 

Calvucci      -     *     J  *  ♦ 

100.  1661.  IL  nr     ^ 

Campense    .     . 

•           m 

35.  1523.    L  181. 

Capel     •     .     . 

109.  1670.  II.  347. 

Carlisle^  Grar^ 

102.  1663.  U.  33$. 

Calalan  .     ,     . 

16.  1330.    I.  126. 

Cenlurione  .     * 

33.  1520.    I.  177. 

Chancellor  .     . 

42.  1S53.    1.  200. 

Chapman     .     .     . 

62.  1568.    I.  243. 

1 

Clmrdin  .     .     . 

114.  1672.  iL  351. 

Cilli  .... 

1 

24.  1606.  II.  183. 

Collins    .     ,     , 

106.  1659.  IL  342. 

Collo,  Francesco  < 

k, 

32.  1516.    L  175. 

Comüleone  .     . 

103.  1595.    l  463. 

Contarini     .     .     . 

• 

26.  1473.    L  146.        ' 

Cor,  Jean  de, 

15.  1330.    L  125. 

Croix,  La,       .     . 

V 

113.  1672.  IL  330. 

Crull      .     .     .     , 

* 

154.  1698.  IL  400, 

Crusius  .     ,     *     , 

73.  1633.  IL  306. 

Cruys     .... 

145.  1690.  IL  381, 

Cusanus       «     .     . 

• 

23.  1450.    L  142, 

Ciyrzowski .     .     , 

« 

22.  1605.  IL  178^ 

1  •        «  • 

fr                   1 

j 

—    420    — 


JMdet   Jahr- 


Band.  Saiu. 


RetsendeiL  zahL 

Danckaert 53.  1609.  IL  292. 

Del  Serenissimo  Rd  Alessio  dilto  ü  Pio  .    96.  1660.  IL  330. 

Dobbin,  Albin^ 116.  1673.  IL  352. 

Dobna,  Burggraf  zu, 105.  1597.    I.  469. 


JB. 


Eberstein,  Graf  von, 
Edvrards     .    .    . 
Eisenberg   .     .    . 


40.  1550.  L  191. 
55.  1565.  L  232. 
76.  1575.    1.  284. 


Fabri     . 
Ferrand . 
Flawes  . 
Flemming 
Flelcher 
Foscarini 
Fragslein,  von, 
Freyss  .    .    . 


.  36.  1525.  L  184. 

.  82.  1650.  n.  322. 

.  125.  1676.  n.  360. 

.  75.  1633.  n.  308. 

.  95.  1588.  L  377. 

.  37.  1537.  L  186. 

.  94.  1658.  n.  328. 

.  15.  1605.  IL  161. 


—    Mi    — 


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Bud  StlMk 

Garlaiid.    ....*... 

1               •                4 

93. 

1586. 

1.  368. 

G^siewski 

t                *              * 

27. 

1606. 

IL  204. 

Gorbillon     ..... 

.                ■ 

14a. 

1686. 

11.  378. 

Gerio     .     •     .     •     * 

1               • 

65. 

1570. 

1.  253. 

Giraldo  ..«,.« 

.               « 

ti2. 

1561. 

11.  U3, 

Glavinich     .... 

.     ,    - 

»                • 

lüi. 

1661. 

IL  333. 

Goeteeris    .     .     ,     ,     , 

1               «                1 

40. 

1615. 

IL  25S. 

Gordon,  Palrik,     .     . 

■               •               4 

130. 

1661. 

11.  364. 

Godrdon,  \Vilft»rii,     .     , 

1               *               4 

36. 

1611. 

IL  327. 

Grevcnbruch     .     .     . 

w          m 

32. 

1609. 

IL  221. 

Guagnino    .... 

■■          * 

52. 

1560. 

L  228. 

Guarient  und  Kall,  von^ 

■           ■ 

U2. 

1698. 

IL  393. 

Güldcnlüwc,  W  oldeniar  Chrislian 

,  Graf 

voo 

Schles\Mg-HoLslein 

»         .         t 

79. 

1643. 

IL  312. 

Guzmann     ....... 

m           ■ 

122. 

1675. 

IL  397. 

Gyldensliernaj  Axel  voHj     . 

t          m 

8. 

1602. 

IL  126. 

Gyldenslicrnc,  Knud,       .     .     . 

*           • 

37. 

1614. 

n.  228. 

»  .u- 

II. 


Ilailho    .......... 

Haraburda 

tiardenberg      »     . 


.     •     « 


11.  1290.  L  117. 
73.  1573.  L  271. 
»3.   1562.    l  230. 


—  m  — 


Heemskerk 

id. 

Heidcnfeld  . 

•     ■     •     •     • 

Heidenstein 

Heinsius      • 

Henkel  von 

Donuersmarck   . 

Herberstein; 

Siegmund  Freiherr 

Herfer   .     . 

Hildebrandt 

Hodsdon     . 

Hoff,  van,  . 

Horsey 

Hövel    .     . 

Hudson .     • 

von 


Min 

Riisendeii 

.  25:  »-- 

Seile. 

.  102. 

1595. 

I. 

459. 

.  104. 

1596. 

I. 

464. 

.  131. 

1680. 

n. 

366. 

.     89. 

1584. 

L 

354. 

.  111. 

1672. 

n. 

349. 

.     38. 

1614. 

IL 

233. 

.    31. 

1517. 

I. 

160. 

.  126. 

1677. 

IL 

361. 

.     48. 

1559. 

L 

220. 

.     66. 

1570. 

L 

254. 

.     86. 

1582. 

L 

350. 

.     88. 

1584. 

L 

352. 

.  137. 

1684. 

IL 

370. 

.     51. 

1607. 

IL 

289. 

ibn- Batuta 
Ibn-Foszian    . 
Idcs,  Yssbrant, 
Interiano     .     . 


14.  1324.    L   124. 

2.     921.    L     83. 

148.  1692.  n.  385. 

24.  1450.    L   144. 


Jenkinson 

Johann ;  Prinz  von  Dänemark    . 


47.  1557.    L   214. 
7.  1603.  n.   111. 


—     433 


f 

il 

Reiseo<leD.   zahl.    ""'•  "•"•• 

Johnson      .,,,.,* 

45. 

1556.    1.  310. 

Jordan  >     .     .     .    « 

155. 

1698.  U.  WO. 

Josten   •     .     , 

»     * 

85. 

1653.  n.  333. 

JoviuS;  Paulnij 

t           m          i 

38. 

1537.    I.  187. 

Juel,  MallhO;  . 

* 

69. 

1631.  U.  397. 

Jnusten       .     .     . 

• 

«4. 

1569.    t.  344. 

•  • 

.r  1* 

•«   •*    .        M. 

Kakasch 

9. 

1603.  IL  itr. 

Kämpfer 

135. 

1683.  n.  367; 

Kantinger    . 

30. 

1504.    L  158. 

Kelch     .     . 

150. 

1695.  II.  390. 

Kiechel  .     .     . 

94. 

1586.    1.  370. 

Kilburger     . 

U9. 

1674.  II.  356. 

Klenck,  van, 

134. 

1675.  IL  3S9. 

Kobenzl 

78. 

1576.    L  388. 

KochowsKi  . 

90. 

1655.  n.  336. 

Koialo>vicz  . 

87. 

1653.  U.  334. 

Korb      .     . 

153. 

1698.  U.  398. 

Kruse    .     .     , 

m 

70. 

1573.    L  357. 

Lainberti  . 
Lane  .  . 
Laville,  de, 


83.  1650.  It.  123. 
5t.  1560.  l  226, 
33.  1611.  II  223. 


—     *84     — 


LaMicki  .... 
Legende  de  Demetrius 
Ligarides    .... 

Logan  

Logau^  Barou  Heinrich  ^ 
Lomeiüe^  de^  .  .  . 
Loncius  .... 
Lorbach  ^  von^  •  . 
Lucca^  Frä  Giovanni  di^ 
Ludenius  .... 
Luna^  Giovanni  de'^  . 
i^ysecK  ..... 


Reisenden.   iM.    »»««>•  S«««- 

18.  1605.  IL  166. 

.     .    26.  1606.  n.  i98. 

.     .     95.  1660.  n.  329. 

.     35.  1611.  n.  226. 

von, 

.    .     13.  1604.  IL  146. 

.     89.  1654.  fl.  326. 

.       2.  1601.  n.     14. 

.     .     91.  1655.  n.  327. 

.     67.  1626.  n.  297. 

.     77.  1640.  n.  311. 

.     55.  1610.  n.  293. 

.     .  121.  1675.  n.  357. 

J». 


Makarius     .     .     . 

.                  4 

88. 

1653. 

n.  325. 

Mandelslo  .     .     . 

.                 « 

74. 

1633. 

n.  306. 

MandevillC;  Jean  de, 

17. 

1332. 

1.  126. 

Marcellus,  Peter, 

• 

105. 

1665. 

II.  340. 

Margeret     .     .     . 

•                  ■ 

5. 

1601. 

U.     18. 

Mariinicrc,  De  La, 

. 

81. 

1647. 

II.  320. 

Massa,  Isaak, .     . 

. 

31. 

1609. 

n.  217. 

Maszkiovicz     .     . 

.                 • 

43. 

1602. 

II.  283. 

May  cm  (Freiherr  von  Meyerberg) 

100. 

1661. 

n.  332. 

Memoire  touchant  le 

Grand  Duc  Demeirius 

21. 

1605. 

n.   177. 

Memoires  concernant 

la  Moscovie  . 

•     • 

54. 

1609. 

n.  293. 

Meriok,  John, 

• 

>     .     . 

.     • 

107. 

15«8. 

j^477. 

4 


—     «6     — 


•9m   r 


NiocboW;  AfaitUiaeiis  von^  ,  . 
MUszeck;. Tafebuch  der  Marina^ 
Monte  Corvino^  Giovanni  dü,  . 
MontecroiX;  Rioold  de,  .  *  . 
Mosquera  ...,*.. 
Müller,  Lorenz^  •...<•! 
Muralowicz,  Sefer,     .... 


.  129.  1679.  IL  363, 

.  3*.  1521.  1.  iI9. 

.  28.  1606,  U.  208. 

.  10.  1288.  I.  117. 

.  12.  1296.  1.  121. 

.  47.  1603.  IL  286. 

.  90.  1585,  L  356. 

,  44.  1602-  IL  284, 


1 

X%U 

I«. 

NarratiQ  hisloriea 

-1     . 

1     • 

.    68.  1626. 

IL  29T. 

Narralio  reruin  etc,     , 

1     « 

.  134.  1682. 

U.  367. 

Narralio  succintti 

1    Ctti 

.   ^^1 

,.     20.  1605. 

IL  173, 

Nay,  Cornelis, 

>    • 

.  101.  1594. 

L  453. 

»               ;j 

f     . 

.  102.  1595. 

L  45^ 

Neugcbauer 

»     « 

.     57.  1612. 

n.  29^ 

Ncusleder    .     . 

i-     . 

.     16.  1605. 

IL  161^, 

Neuville 

4» 

.  tu.  1689. 

iL  379, 

Nieuhov      .     , 

*■:  < 

f                  * 

.     98.  1660. 

IL  331. 

1 
1 

t              ... 

4    & 

'      »i,Mi      iiiiiii 

t 
CMerborij    .     . 

r 

•                   4 

.     91.  1585. 

1 

L  359. 

Oderico  di  Pordi 

'ncino     .     t     « 

.                   . 

.     U.  131T. 

L  133. 

Obther«      .     . 

. 

* 

. 

*     * 

■                   • 

.       1.     890. 

L    81. 

~    436     — 


•         •         • 


Olearius 

Oleänicki 

Oppenhausen^  vori;    .     .     .     . 


jif  des  ithr-  j  ^  5^ 
Reisenden,  zahl  ^"^ 

.     73.  1633.  II.  299. 

.     27.  1606.  n.  20». 

.  141.  1687.  n.  378. 


Palm      .     .     . 

Parry,  William, 

Passek  .     .     . 

Paslorius     .     . 

Palcrson     .     . 

Pauli;  Lucas ; 

Pegolotli;  Francesco  Balducci, 

Peraslein,  Johann , 

Perry,  John,    .     . 

Petclin,  I^aschko, 

Pelrejus 

Pcycrlo 

Plasccki 

Pispink 

Piano  Carpino,  Joannes  de, 

Polo,  Marco,  .     . 

Poppol  .... 

Possevino    .     .     . 

Polocki,  Graf  Paul, 

Poursgloue      .     . 


.  41. 

1617. 

IL  271. 

.  109. 

1599. 

1.  479. 

.  103. 

1663. 

n.  337. 

.  78. 

1642. 

IL  312. 

.  30. 

1608. 

IL  210. 

.  50. 

1606. 

IL  288. 

.  18. 

1335. 

L  130. 

.  77. 

1575. 

L  286. 

.  156. 

1698. 

n.  401. 

.  62. 

1620. 

n.  296. 

.  39. 

1615. 

n.  238. 

.  25. 

1606. 

n.  184. 

.  56. 

1612. 

n.  294. 

.  59. 

1566. 

I.  240. 

.   5. 

1245. 

L  88. 

.   9. 

1271. 

L  100. 

.  27. 

1486. 

L  149. 

.  85. 

1581. 

L  321. 

.  109. 

1670. 

n.  347. 

.  34. 

161U 

JL  326. 

Prenistain  .  ^  .  . 
Printz  a  Ba(M\i  .  . 
Prinzhuber  .... 

r 

i  .♦ 

Raodolfe 60.  1568.  1.  241. 

Rangoni 23.  1605.  11.  180. 

Regnard 132.  1681.  U.  366. 

Relation  de  toul  ce  (ict  regarde  la  Mos- 

covie  etc. 1*2,  1687,  IL  378. 

Relazione  dell'  Impcrio  di  Mosccnia    .     .  M.  1553.  I.  194. 

Rcutcnfels 110.  1671.  II.  348. 

Rinhubcr 138,  1684.  11.  372. 

Rilrallo  della  Muscovia 115.  1672.  11.  351. 

Rodcs,  J.  de, 86.  1653.  11.  324. 

Rubruquis 8.  1253.  L     96. 

Ruggiero 63.  1568.  I.  243. 

Ryp,  Johann  Comclls 102.  1595.  L  459. 

,         ,           ,            104.  1596.  1.  464. 


•  «• 


Saint- Quiiiiin,  Simon  de, 
Sniingen,  von,      .     .     . 


Sandrarl,  von, 


7.  1245.    I.     95. 

99.  1591.    1.  450. 

143.  1688.  II.  379. 


—     428     — 


Sapieha;  Jan  Peter; 

Sapieha^  Leo^ 

Sanvag:e     . 

Schaum 

Schiele  .     . 

Schildbcrger 

Schleusing  • 

Schroue 

Scultetus     . 

Senfleiiau,  Kur/  voii; 

Seang,  Veit, 

Sherlcy 

Skylle,  ßengt  Johannsohn, 

Skytte^  Jakob  Johannsohn, 

SkyUe,  Johann^ 

Slitlc,  Hans. 

Smilh,  John, 

Smilh;  John, 

Smilh,  Thomas 

Snups    .     • 

S»bicski 

Southain 

Sparko  . 

Slow      .     . 

Struys    .     . 

Suchen N\irt  . 

Swiilerski    . 

Sybelista     . 


JMdes 
Reifenden 

Jahr- 
.   zdü.    ' 

Band.  Satte 

.     52. 

1608. 

IL  291. 

1. 

1600. 

ü.      1. 

.     92. 

1586. 

L  361. 

.     60. 

1614. 

IL  296. 

.  106. 

1598. 

L  470. 

.     21. 

1394. 

L  136. 

.  146. 

1690. 

IL  382. 

.     39. 

1546. 

L  191. 

.  117. 

1673. 

n.  352. 

.  147. 

1691. 

IL  383. 

.     84. 

1581. 

L  318. 

.  108. 

1599. 

L  477. 

.     70. 

1631. 

n.  298. 

.     71. 

1632. 

n.  298. 

.     12. 

1604. 

IL  144. 

.     43. 

1554. 

L  205. 

.  100. 

1593. 

L  452. 

.     66. 

1625. 

n.  297. 

.     14. 

1604. 

IL  157. 

.     29. 

1492. 

L  157. 

.     63. 

1620. 

a  296. 

.     57. 

1566. 

L  239. 

.     58. 

1566. 

L  240. 

.     68. 

1571. 

L  256. 

.  107. 

1668. 

n.  344. 

.     20. 

1377. 

L  132. 

.  123. 

1675. 

n.  359. 

.     80. 

1644. 

n.  319. 

—     M9     — 


'  .-  i     T'' 
Tanoer  .     «     .,    ^     , 

Taube  ,     •     •     *  ,  ^ 

Tectander  •     .     .  ,  « 

Tetgales^  Brandt,      t 

Thurn,  von,  •,  , ,  * 
Tiepolo,  Francesco,  . 
Torrcs,  Cosma  de,  . 
Towianski  .... 
Tubervile   .... 


AeJsendeiä^  tM.   *^"     .      'f 

.  128.  1678.  U,  363- 

,  71,  1572.  I.  2X0* 

,  10.  1602.  IK  130. 

.  101.  1594,  L  *53, 

.  102.  159*.  ,L  459, 

.  28.  1490.  .JU  l^i 

\     SO«  16«a  I,  224. 

.  65.  1622.  IL  297, 

.  49.  1605.  II.  288. 

.  61.  4568.  1.  242. 


IT. 


U|lflAS 

'•tili  tii>x 


Uhroe,  Claus,  -i'" .  .  .  .     .  %     .  49.  1S59.  1.  22!}. 

Uireld,  ton,    .  .     .  .  .  .     ...  75.  1575.  t'lt!^' 

Uscombe    .     .  .  -.  .  .  ...     .  69.  1571.  t  H^' 

:  ..,»  I  .  .  ■■■■ 


Valle^  Pietro  della,  . 
Vheling       .     .     . 
Viniena  da  Cened«    . 


61.  1617.  U.  296. 
7*.  1573.  1.  273. 
92.  1657.  IL  327. 


—     430     — 


IV. 


JM  des    Jahr- 


Bud.  S«tk. 


Warkotsch,  von, 

Wassenberg  . 
Wickhart     .     . 

Witsen  .     .  . 

Wood  .     .  . 

Woropai     .  . 

Wunderer  .  . 


Reisenden,   ithl. 

.  97.   1589.  I.  401. 

.  46.  1603.  IL  286. 

.  122.  1675.  II.  358. 

.  104.  1664.  II.  338. 

.  125.  1676.  II.  360. 

.  72.  1572.  I.  271. 

.  98.  1590.  I.  427. 


Z. 


Zamoiski 

Zampi  . 

Zani 

Zaremba 

Zaupe  . 

Zawadski 

Zelanski 

Zirowa 

2otkiewski 


45. 

1602. 

II.  285. 

84. 

1600. 

II.  323. 

112. 

1672. 

II.  350. 

64. 

1620. 

II.  297. 

80. 

1576. 

I.  309. 

157. 

1699. 

II.  402. 

29. 

1606. 

IL  210. 

136. 

1684. 

II.  369. 

48. 

1604. 

II.  287. 

•^^ 


i 


A 


J 


V  .              * 

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