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UEBERSICHT
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KRITISCH -LITERARISCHE
ÜBERSICHT
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BIS
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1700,
deren* Berichte bekannt sind,
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AlUffikäa» rnA in KutntclMi GMchichl« in MoikMit d«r FUtarronofa^r lo BfotlcMi, ftir DioMcb« Alt«r^
•n ^chwibüch - Hall, f«r ErforaeJHinf Her äHen Deattch^ fiftichichte ra Frankfurt a. N., 4er
r so feqp, drr Ariatbcbra Getellachaft lu London, der Mioer^lorifchen GeMllfohaft lo 6(. Pelcn-
bar(, <l«r Aaiaüfcheu Getalladkafl to Purii, etc.
AriAdiPT
Else« sr«Miea Demitieii-ftcliea Preliie« sewAriilift.
Band I.
bei Esgers d: Comp.
bei T. 0. W f i g e I.
CKnniTKT «r.i r. kr^y ih st. prtf.rsbi riO.
18/16.
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Indem ich das Torliegende Werk meines yerstpr-
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benen Vaters der QeffeiiUiphkeit fib^rgebe. sei ßs mir
gestattet, einige Worte fiber die Entstehung und die
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Anordnung desselben rorauszuschieken.
Zu der Zeit, als mein, Vfiter dem Studium der
älteren Geschichte Russlands^ seines zweiten Vaterr
landes, sich mit besonderer Vorliebe zuwandte , war
bereits Raramsin mit Erfolg an die Bearbeitung der
einheimischen Quellen der Russischen Geschichte
gegangen^ und es stand zu hoffen, dass dem verehrten
Ilistoriographen bald Andere auf der von ihm einge-
schlagenen Bahn nachfolgen wUrdeu.
Mein Vater, ohne im geringsten den hohen Werth
der einheimischen Quellen zu verkennen, hielt es in-
dessen fUr unerlässlich, den ausländischen Nachrichten
über das ältere Russland eine noch grössere Auf-
merksamkeit zu schenken, als ihnen bis auf jene Zeit
Tm
im allgemeinen zu Theil geworden war. Unter den
Männern, welchen seine Bestrebungen von Anfang an
besonderes Interesse einflössteu, ist Russlands grosser
Mäeenas, der rerstorbene Reichs-Kanzler Graf Nikolai
Petrowitsch Rnmänzow zu nennen, auf dessen
Kosten mein Vater^die pri^e^ JSr^hte seiner Studien
auf dem Gebiete der russischen Geschichte herausgab.
Es waren dffe^^ ^lif« 1hföÄb|;¥ä^^^^ beiden
deutschen Reisenden Herberstein*) und Mejer-
berg**). Auch nach dem Erscheinen dieser zwei
Schriften war mein Vater unablässig darauf bedacht,
s^ine S^mrolupgen zu rermebr^n und zu erweitern,
•IHM -i J'i-' 4'J^'-iii;i<ii Ji .il.?ii':;i ;il'»l? •=.;ii ; V^ ■ ^ü ■
WOZU ihm der aufgeklärte Beistand eines hohen Gon-
!•!!• i Uli ':\i:ii: .■.'\iui '•';) 'ru*.) m|- T '»^-j;- ■•■•i w
Den, man darf wohl sagen, aussergewobnliche Mittel
darbot.
lin' Janre 1840 endlich'entsciilöss'sicli mein Vater,
bei Gelcj^enbeil der Herausgabe eines sich' auf die mitt-
lere Geschicke kiisslands tiezi'enenden Documeäts^*^),
clen Freunde h^^c! er 'Cieschic^te nähere AüsküAß über
^) Si^goiand Freiheri' von Herbersteio. Mit besonderer Rücksicht aul'
•eintrileisen in Kusstand /geschlfdert von Friedrich Adelung elöt !?l. l^eiersbui-g
18ia 8*». m. K. u. Kpf, . .
■ i')^ AugjUstfti F^lih^, von Heyerberg und seine Reise n|M:li HQssland.
Nebst einer von ihm auf dieser Reise veranstalteten Sammlung von Ansichten,
G^bfäucKen/^iiani^^bif ii: 1 W/ Vöh iMedilch'^X^^^^ en^. !St. PetWbuVg
iaM,;glM|..;A9is,M:tr, «,■;;:,. ..;,.'•... .'.i ..n . • . ,•
\UtT'^))ß^^!^f^ djis F^rst^D Dmitij licUil«witscb; Fesfaar^^^^^^ aB,.tdeii
Römischen Kaiser Mathias d. d. Jaroslawl d. 20 Juni 1612. Zum ersten Male
a«A» 'i%T d^htkchoil ^ebersetzA«!^ bckanAt getoUrolf.' SC/ f eleisba^^^ 4S#0. ^gf.
IX
dfoiie fikünmlttttgM tu geben. Es mögen hier ans
jtnn kleinen Suhrift, die öknediesA ausserhalb Rass-
lands fast gar nieht bekannt geworden ist, diejenigen
8«iteil wieder abgedrnekt werden, in welchen ron dem
Plaiie der Arbeiten neiues Vaters die Rede ist:
„leb beschSflige mich nflmlich seit mehr als
«fSwanxig Jahren mit einer iKnsammentrngung ansiandr-^
•yseher Nachrichten zur AurktSrung des ^iSastandes des
••lltern Itnsslands, bei welcher ich durch die günstig*
.,sfen Umstände and die gerälligste Bereitwilligkeit tn
,,den Archiren nnd Bibliotheken des Auslandes nnt^r-
,,8f1ltzt worden bin. Der Vorrath meiner gesammelten
yyMatcrialien , su denen ich besonders die AnfGndtiilg
,,iuid Erwerbung der Papiere Btthle's £ur Fortset^Utig
feines bekannten Werkes rechne*), ist unterdessen
„so stark angewachsen, dass ich glaube, die Verarbei«
•»lang und Bekanntmachung derselben, besonders bei
sineinem bereits vorgerückten Alter nicht länger rer-
..schieben zu dürfen. Meine Absicht ist daher, sie in
*' ..Versuch einer kritischen Literatur der Russischen
■deschicbtc, von Johann Gultlieb Buhle, Moskwa 1810. 8^ Von
diMirni mit »rossem Fleisse ausgearbeiteten >Vcrko erschien nur der erste Theü,
«elchrr die Literatur der nllgemeinen Nordischen Geschichte enthält. Eloe
yrtüge, vielleicht hier und da ungerechte Recension desselben von Rühs ver-
Iridete dem Verfasser seine Arbeit für immer, und die Fortsetzung derselben,
ron welcher der zweite Rand «ranz und der dritte zum Tht^H mis{!C«rbeilet ¥rar.
«chieo ITir die Literatur völlig ^Trloren. als es mir vor eini;!en Jahren glückte.
.6e Handschrift derselben in Rraunsch>^eig zu entdecken, und mit nicht unbedeu-
fmden Opfern an nrirh m bringen."
^ydreiiverscbiedeneu Werjc^n herausf.ogebeii, toa deji^ii
,,iek hier vorläuBg iolgeude ' bähere Naehtiobt :i|ii4(li^if;
^^len zu dürfen gktube/^ ; j .;,.ii.,
• f ,;Daf( «erS'te. Werk soll eine t Sammliiiig, iTion
,,noch< nngedruekte.n Or i ginal - B er ic hie nuder
^Ausländer über das ältere Rassland .enthal-
ffien^ Zur nähern Bezeichnung des InbaJti^ derselben
,ywird es hinreichend sein, anzufahren,, dass ich.. im
,,Besi(se sehr interessanter Aktenstücke di«§^r. Arf^n,
iiWelche ich sp glücklich iv:ar, mir aus den Ai^biven
,,niid »BibUotlieken in Rom, Wien, Wolfpnbjjittel ,.aiid
„l^^ndon zu verschiaffeii, ^nd dass ich in .^Lurzen^ , u^.b
^Kielflillleiträgß^^afp,, aus. Berlin und StocklipliQ. er^^iT-
^ten^idarf. Tprjäpfi^ affine iqli hier voq .den zufiäcbst
i^um Abd^nclf e; bestimqiten Ilan^Mf^^rffi(e.i^..n^r, folgeff ^e :
,^ie ^änuntlicben Original -Berichte ^^f^r
j,Pföjnisch - Kaiserlichem Gesandten ap 4.^(^
„Russischen Hof, yom fünfzehnten ;bis zum £nde
„des siebenzehnten Jahrhunderts, die Relazione delT
„Imperio di Moscovia von 1553, eine bodeutende
„Anzahl tou römischen Documenten über den
„falschen Demetrius und die Regierung Was-
„silij Iwanöiritscb Schuiskij^s, des berühmten
„Engelb. KSmpfer's Diarium Itineris ad aulam
,.Moscoviticam suscepti und vieler andern mehr/^
„Ein zweites Werk, welches zu gleicher Zeit
„mit dem ersten erscheinen soll, ist eine kritisch -
„literarische Uebersicht aller bis zum tfabre ^700
^«BtemomMnei^ igidmekten und uligedruektcn
^Rei«e*il in- R«saland,/ etwa 260 an der Zahl/ eioft
9yArbeit;:dereiifiisfcerigon JMaDgcl.wohl Jeder, deV aieb
mbU dMa^jiiUiern''SMadran(i «des Vaterlandes .bbschSfligl^
«^ebbaO ' an fiUilen' Gelegenheit gehabt, hat^^^ i tu
■' ffVine dritt4':liuteruehoiang, die; mit den beiden
tyvorhergehenden .in gquaii^r Verbindung is^htji. t^ki^g
f^hrtw Natur nacb-Tiel ;unifassender iiein aiuM/;ifit
y^eine Nachweiaung. der . ausländ 19 eb6^:.N^€^'
y^ricJiten über daa, filtere |ius»laiid vo,!! dein
y/rftheaten Zeiten ;an bjs anni :Ende..de:a. Bief
«»benaehnten Jahrhundert^s, «beafallaausg^naeki-
yyten und wigedrucklen ^Qjuiettett zu^ataiaiengfetrogbni
»Aiieb. SU 4ieae«i IVerke^ Welebßs dje filtere RwajscibB
„Gesehichte Regierung fiir. Hegiernng^: ja ;J«1ir ßif
f^ahr;* begleiten #ird/ist ein sehr reieher Vorrath
,«Ton Materialien vorhanden, die selbst fiir den Fail^
«,dass ich vor der völligen Bearbeitung derselben ab^
^eroren würde, nicht verloren gehen werden/^
Der IVnnsch meines Vaters, diese Arbeiten an
Ende sn führen, ging nicht in ErfUlInng. Sein Ge^
sandheitsznstand Terschlimmerte sich seit jener Zeit
immer mehr, so dass er keine seiner Mnssestnnden
rorüber gehen Hess , um die Uebersicht der Reise«
berichte, welche sein Interesse besonders fesselte, M
TollstSndig wie möglich auszuarbeiten. Er war daniit
ziemlich weit vorgeschritten, als er am 18, Januar 1843
rerschied. • »'
In den letzten Tagen seines Lebens bstte meinen
¥ater oft der Gedanke beschäntigt, auf welche Weise
sein Wunsch, Jenes Werk über die altern Reisen«
den in Rnssland der Oeffentlickkeit m fibergefaen,
in Erfällung gehen könnte. Daf ich der- einzige von
seinen Söhnen war, der ihm znr Seite stand, nnd mir
also der Gang, den die Ansarbeitnng genommen^ am
besten l^kannt wur^ so hatte mein Vater daranf ge«
reehnet, dass ich einst seine Absichten in Ansflibrnng
bringen würde, falls er selbst es nicht erleben sollte«
Es lag mir daher ^ ohne dass ich mir die im JTnkre
tö40 an^gespreehenen nnd spttter mündlich wieder-
holten Werte in's GedSchtniss en rnfen nöthig hatte,
die betl^e Yerpfliehtting ob, fUt die Terötfentlickung
dies Werkes. Serge zn tragen.
'<* Es rergiog einige Zeit, ehe ich in dieser Hinsidit
einen festen Entschluss fassen kannte. Meinem Vater
lag es sehr am Herzen, dass dieses Werk in dem
Lande, dessen Gesehichte er so lieb gewonnen hatte,
erschiene; doch war es ihm bis an sei« Ende noch
Hiebt möglich gewesen, die Mittel zur Herausgab«
aMsfindig jEn machen, da er selbst schon, um sieb das
nötbign Material aus Terschiedenen Ländern Enropa's
berbelznsehafl^n,^ bedeutende Opfer. ^— ieli darf es
wohl i Sagen ~ gebmoht hatte. E9 blieb iiiir daher
niobti^ .übrig, als zu boffen, dass der .innere. Werlb
dpn>Werbas die nStbigen lUittel j^ur He^ansgafaie ^i^if
verschaffen würde. Getrost reichte ich dann iniiletob^i^
4m JabreB 1844 dasselbe xu dem Deniidowsehen
Coneim ein 9 uid sprach zagleieh die Absiefafe aua,
wttMi die HHtel'biareiebend sein wiirdeo, dieselbefk
SB den Ten 4Bflieineiii Vater beabsichtigten Dnick der
Origmal* Berichte: -ra rerwenden. Die Kaiseriiehe
Akademie der WisMQMhafteii würdigte im April 1845
4im Arbeit meines Vaters nicht nur eines vollen
Dnmidewsehen Preises, sondern bewilligte aach ans-
serdem eine Summe aur Bestreitung eines Theiles der
Dmckkesten»! Sq wurde mir das Cliiek su Theil» den
leisten Wnnach meines Vaters zu erflallen; und miek
meiner schweren Sehnld gegen sein Andenken an ent^
led%en. ■ .^;-\
Es schien mir notbwendig, diese Verii<nMse an
erwKhnen, am mich vor jedem Vorwurf der Unbern«>
ienheit an der AnfgabCy der ich mich unteraegen habeii
lu schiMzen. Allerdings war diese eine schwierige;
ja» es schien mir im Anfange sogar, als würde .aller
Eifer und guter Wille nicht genügend sein, um ^die^
»elbe cur Ausführung zu bringen, doch mnsste ich
Bsch meinem CSefühle die Herausgabe des Werkes auf
nich nehmen^ und ich darf wohl mit Vertrauen auf
einige Nachsicht rechnrn, wenn ich edtläre, diiss 'tiur
die angedeuteten Rücksichten mich bewogen, an die
Veröffendichung der Kritisch-Literarischen Uebersieht
xn gehen.
Von den 265 Reiseberichten, die iu diesem Werke
besprochen werden sollten , waren tou meinem Vater
nur' 150 vollitKndig bearbeitet wbr<)«#; ttbei' die aiideTii
11«!^ ftifade« sieh' zwar mehr oAw iiiiMder^fitlsßlhHit^he
NotiaeM Tor^ altein eti wa^ meist tinkeatliiniit g^IasaeB,
•b dieselben i b^i der Ausarbeitang< ben<ii(2rt werden
sollten, oder ob diei^er • oder jener Auter^Rtls nob^*
rackslehttgt' gelasstrn werden '9o)lt(^w ' Gewiss 'gehörten
m^bre jener Autoren au solchen Personen/ Uboi^ deren
LebeilaY^rhSltikisseondlleifienntecnehmungenesnieinett
Vmi^r ans objecliren Gründen nich^ mttglieh igeinorden
war^iaieh nKhere Auskonfl zü 'TerscbaSeh. > Dte^rei«-
iaiidehen MateWalien nnn habe ich .veHs«iebt\** so ivfrel
:wie jDiögtieh'^Mi^ dem aUgemeinen. Plane des Werkes
zusammenzustellen, wagte indessen nicht, dieseHieii
Ml do». aiotgearheilttten Hanptberieht meines Taters
einztecäialtto, in der Sesorgtii^s, dass*diese mangels
Mftiü Rorfaetiott: mitunter meinem^^Vster selbst* zügie«-
nekriebeÄ' werden küuute.' Deswegißn zog ich yöi>,
dii^selbeD: ron dem etgentiiek^n Te'kte "des Werbeb
gaiiz zu trenneiivi und sie lieber ün Form ieiiies Na^^b-
tt^gen jBU drucken..: Diese so Tiersehiedenartigen
SiotiseJi; ganz wegzulasseniiikonnte Sich nii^b- nicht -ent-
acbliessen^ inidcr! Meinboi;, sda^s selbst die blossfe«
JiameMk tiTim Reisenden, spttterb» Bcfarheitor dieses
•Crebiotes der Rassiscken GcMbiebte zu weiteren For-
nehungeni anregen köniiten. n* '< * '
Die aur die Nachträge folgenden Zusätze cnthaltüii
«jnaeliiei ergiuzcnde ^et benehligeiide B^mcrkifngen,
dio* Ickitet Texte selbst YieobtMcht^'fiifibi-fng^irikonnYf^.
' Mttt'dM ConetfUt habe ich mSgltetisl; ^ossc
SairgfÜltVerwändt;* besonders habe tcb es mrr ati^c^lei
geil' setii tos««; die Zahlen Hiid filgbnntfnfr^ gtMii
m^'der mi^ TbyHel^iBnden Hatidsekfift abstidinekeWi
die mach sonst'^irft' yferBndeni leb >tiii<ih ^ mcbt^bfeftigt
hielt Ich habe indessen in Beziehung darauf noch
iii^«%^1ltefkeff, ^MMP^eh bei der Correctur auf das
gewissenhafteste diejenigen Original - Werke und
Abschriften^ ans welchen mein VaiertAarail^e -Mitge-
theilt bat» verglichen habe; leidei" korinle':i<$b mehre
derselben nicht auffinden.
Nun sei es mir noch erlaubt, im Namen meines
rerstorbenen Vaters allen Denjenigen öffentiich zu
danken, welcbe im In- und Auslände mit der grössten
ZuTorkommenheit ihm behülflich gewesen sind, dieses
Werk zu Stande zu bringen. HStte er das Erschei-
nen desselben erlebt, so würde er gewiss nicht unter-
lassen haben, das Publicum näher mit den Beweisen
der Gefälligkeit bekannt zu machen, die ihm so oft
und von so verschiedenen Seiten zu Thoil geworden
»ind.
Dem Herrn Akademiker von Bacr verdanke ich
die Ausarbeitung der Berichte über die drei Versuche
der Holländer, eine nordöstliche Durchfahrt nach
Indien aufzufinden, und ausserdem so manchen treff-
lichen Rath.
XVI
.,■ Möge denn die letzte Fruelit der geistigca Tliä-
tigkeit meines Vaters von der literäriscbea Welt mü
Wobiwollea au^enommeQ werdeu^ uquI nicht iiiili^-
i^ki^ichtigt blfiiiieny dass es ihm pii^ht r^rgÖRiit ürar;
fli0 letzte Hand an sein Werk zw legen.
Mfieoimi ». Atßifimntß^
St. PBTBasBvacy
I üi Jn n i 18 4 6.
tifr
!4*»:
INHALTS - VERZEICIINISS
des !• Bandes*
Scüe.
Verzcichniss der Samminngen in welchen ältere Reisen
nach Russland vorkommen 1.
1. Vincenlii Bellovacensis Speculum lustorialc 1473 . 3.
2. Orbis novus 1532 4.
3. Opera dilcllevole di Giovan-Anlonio de' Nicolini da
Sabio 1537 5.
*. Maggi FaUi da Venetia alla Tana, etc. 1541 . . 5.
y KaccoUa di Giov. Battisla Ramusio 1550 .... 6.
6. Alexandri Guagnini Res Polonicae 1584 .... 10.
7. Reinen Reineccü Ilistoria orientalis 1585 . . . 11.
S. Kichard Ilakluyrs Colleolion 1589 12.
fl. Rerum Moscovilicanim Auclores varii 1600 . . • 18.
Seite.
10. Documenta ad historiam Pseudo Demetrü spectanlia
i605 — 1606 20.
H. The Pilgrimes by Samuel Purchas 1613 . . . . 21.
12. Philipp! Honorii Thesaurus Polilicus 1617 ... 25.
13. Russia seu Moscovia Elzevier 1630 26.
14. Respublica Moscoviac auct. Boxhornio 1630 ... 27.
15. Recueii de Voyages de Bergeron 1634 .... 27.
16. Adrian van Nispen, Verscheyde Voyagien 1652 . 29.
17. Viaggi di Moscovia 1658 29.
18. Relation de divers voyages par Thevenot 1663 . . 31.
19. Nicolaes Wilsen's Noord- en Oosl-Tartarye 1664 . 32.
20. Norden, von Rudolff Capel 1678 35.
21. A brief Hislory of Moscovia, by John Milton 1682. 37.
22. Voyage en divers elats, par Ph. Avril 1691 . . 39.
23. n genio vagante, vom Grafen Aurelio degli Anzi
1691 39.
24. Voyages hisloriques par Claude Jordan 1698 . . 40.
25. CoUection of Voyages of John Churchill 1704 . . 42.
26. Nayigantium atque Peregrinantium Bibliotheca, von
John Harris 1705 48.
27. Naaukerige Versameling etc. von Peter van der Aa
1706 47.
28. Becueil des Voyages au Nord 1715 . . . . . 48.
29. CoUecüon de Voyages de P. van der Aa 1729 . 50.
30. Sammlung Russischer Geschichte von Gerbard Friedrich
Müller 1732 .' 52.
31. Histoire generale des Voyages 1746 • . ... 54.
32; Allgemeine Historie der Reisen 1774 54.
33. Magazin von A. Fr. Busching 1767 ..... 55.
Seite.
34. EinldtiiDg in die Russische Geschichte von Dr. Chr.
Scbmidty ^nannt Phiseldek 1773 56.
35. Honntyr's Archiv 1810 57.
36. CoUecÜon of voyages by Robert Korr 1811 . . . 57.
37. Frankfurtisches Archiv 1811 58.
3& Beilrige zur Kennlniss Russlaiids von Ewers und
Engelhardt 1816 58.
39. Di Marco Polo e degli altri Viaggiatori Veneziani^
Disserlazioni del Abbate Placido Zurla 1818. . 59.
40. Sammlung kleiner Schriflen von B. von Wichmann
1820 60.
41. Discoveries and Travels in Asia^ by Hugh Murray 1820 61.
42. Recueil de Voyages publie par la Sociöte de Geo--
graphie i824 62.
43. HyTemecTBifl. k% TaTapam» 1825 . . • . . . 63.
44. Voyages en Tartarie 1530 64.
45. CKaaaHia GoBpeueuauKOBi o 4attBTpii CauoaBauiii
1831 64.
46. Qampi, Bibliografia Crilica 1834 67.
47. La Chronique de Nestor, par Louis Paris 1834 . . 68.
48. EafiaiOTeica IIuocTpaiiubiii» IlucaTCjeH o Poccin 1836 69.
49. Hislorica Russiae Monimenta 1841 70.
Literfirische Nachweisiingen über die älteren Reisen der
Auslander in Russland 73.
i. Geschichte der Entdeckungen und SchifTahrten im
Norden, von J. R. Forster 75.
2. Verzeichniss von altern und neuern Land - und
Reisebeschreibungen^ von G. V. Stuck .... 76.
XX
Seite.
3. Grundriss einer Geschichte der wichtigsten geographi-
schen Entdeckungen, von M. Chr. Sprengel . . 76.
4. Yergleichung des filtern und neuem Russlands, von
C. Meiners 76.
5. Litteratnr der filteren Reisebeschreibungen, von J.
Beckmann 76.
6. Versuch einer kritischen Literatur der Russischen
Geschichte, von J. G. Buhle 77.
Aeltcre Reisen der Ausländer in Russland 79.
1. Ohlhere 890 81.
2. Ibn-Foszlan 921 83.
3. Bei\iamin von Tudela 1160 85.
4. Anonymus Anglus 1243 87.
5. Joannes de Piano Carpino 1245 88.
6. Ascclin 1245 94.
7. Simon de St. Quintin 1245 95.
8. Rubruquis 1253 96.
9. Marco Polo 1271 100.
10. Giovanni di Monte Corvino 1288 117.
11. Haitho 1290 117.
12. Ricold de Montccroix 1296 121.
13. Oderico di Pordcnone 1317 123.
14. Ibn-Batuta 1324 124.
15. Jean de Cor 1330 125.
16. Jourdain Catalan 1330 126.
17. Jean de Mandcville 1332 126.
18. Francesco Balducci Pegololti 1335 130.
19. Luchino Arigo 1374 131.
20. Peter Suchcnwirl 1377 132.
XXI
Seile.
21. Johaim Schildberger 1394 136.
22. Josafa Barbara 1436 . 139.
23. Nicolaus Cusanus, um 1450 142.
24. Giorgio Interiano, nach 1450 144.
25. Aeneas Sylvius 1454 ...» 145.
26. Ambrogio Contarini 1473 146.
27. Nicias Poppcl 1486—1489 149.
28. Georg von Thurn 1490—1492 154.
29. Michael Snups 1492 . 157.
SU. Justus Kanthiger 1504 158.
31. Sicgmund Freiherr von Uerberstein 1517 — 1526 . 160.
32. Francisco da CoUo 1518 175.
33. Paolo CcnluriODO 1520—1525 177.
34. Matthaeus von Miechow 1521 179.
35. Alberto Campense 1523 181.
36. Jobann Fabri 1525 184.
37. Marco Foscariiü 1537 186.
38. Paulus Jovius 1537 187.
39. Thomas Schroue 1546 191.
40. Graf von Eberslein 1550 191.
41. Der ungenannte Verrasser der Rclazione dcll' Imperio
di Moscovia 1553 194.
42. Richard Chanccllor 1553—1556 200.
43. Hans Slitte 1554 205.
44. Steven Burrough 1556 209.
45. Bichard Johnson 1556. 1558. 1565 210.
46. Scbastiano Cabota 1556 212.
47. Anthony Jcnkinson 1557. 1558. 1561. 1566. 1571. 214.
4». Christian Hildebrandl 1559 220.
UUI
U Seite.
r 49. Claus Uhroe 4559 222.
50.: Francesco Tiepolo 1560 . 224.
51. Henrie Lane 1560 226.
52. Alessandro Guagnino 1560 226.
53. EUer HardcDberg 1562 230.
. 54. Thomas jUdcocke 1564 231.
55. Arthur Edwards 1565. 1568. 1579 232.
56. RafTaeUo. Barberina 1565 233.
57.: Thomas Southam 1566 239.
58. JohnSparke 1566 240,
59. Herrmann Pispink 1566 240.
60. Thomas Randolfe 156S 241.
61. George Tubervile 1568 242.
62.. Lorenz Chapman 1568:. . . . . . . . . 243«
ea. i Ruggicro 1568 . . ...... .; . . . . 243v
64.. Paul Juuslen 1569 244.
65. Gerio 1570 253.
66.: CbrisU)fei Hodsdoo 1570 254.
67. ; William Burrough .1570. 15.76 255.
68. John Stow. 1571. 256.
69. Richard Uscombe 1571 256.
70. . Elerl .Kruse 1572 257.
V 7-1. Johann Taube. 15^72 . .- 270.
72. Fedor Senkowilsch. Woropai 1572 i :. . . . 271.
73. .Michael Haraburda 15.73. .. . ...... 271.
74. Zacharias Vheling 1573 273.
75. Jakob von Ulfeid 1575. 1578 273.
76. . Elias Eisenberg 1575 284.
77. Johann Pemslein 1575 . 286.
XKIU
Seile.
78. Hans Kobenzl 1576. . i' . ■ . . . . v . 28a
79* Daniel Printe ^'X>n Buchau 1576. 1578 . . . . 295.
80. Michael Zanpe 1576 . . . . ... . . . 309l
8t. Christopher . Burrougli 1579 . . -<r-^' ... 310L
82. Philipp Prenislain 1579. . .. . i .. . .:. 4 312i
83. Mariin Broniovius von Biezdzfedeai 1579 ..«:. 315^
84w Veit Senng, um 1581 . . . .* . .!. . ; 3t8l
85. Antonio Possevino 1581—1582 321.
86. Georg van HolT 1582 350.
87. Jerome Bowes 1583 350.
88. Jerome Horsey 1584—1590 352.
89. Reinbold Heidenstein 1584 354.
90. Lorenz Müller 1585 356.
91. Paul Oderborn 1585 359.
92. Jean Sauvage 1586 361.
93. Edward Garland 1586 368.
9». Samuel Kiechcl 1586 370.
95. Ciles Fletcher 1588 377.
96. Arsenius 1589 379.
97. Niklas von Warkotscb 1589. 1593. 1594. . . 401.
98. Jobann David Wunderer 1590 427.
99. Simon von Salingen 1591 450.
100. Jobn Smith 1593 452.
101. Comelis Nay, Brandt Tetgales u. Wilhelm Barenlz
1594 453.
102. Comelis Nay, Brandt Tetgales, Wilhelm Barentz,
Jacob van Heemskerk imd Jobann Cornelis Kyp.
1595 459.
103. Alessandro Comuleone 1595. 1597 .... 463
xxtv
Seile.
i04. Jacob van Hecmskerk, Wilhelm Barontz und Johann
Comelisson Ryp 159&. 1597 46*.
105. Abraham Barggraf zn Dohna 1597 469.
106. Marlin Schiele 1598 470.
107. John Merick 1598 477.
i08. Anlony Sherley 1599 477.
f09. Wüüara Parry 1599 ... 479.
-«
VERZEICHHISS DRR SillLUSGEli
in weldien
ältere Eeti^ren naclf tluJ0J0bn^
rorkommen.
Yincentii Bellovacensis Speculum historiale.
1473.
Vincent^ ein Praemonstratenser-Möndi von Beauvais^
?ciCiS8te eine Art von Encyclopaedie des Mittelalters, welcher
er den Titel gab: Spceulum quadraplex, naturale^ doc«*
trinale, moralc et historiale. Dieses grosse und wichtige
Werk befindet sich handschrilllich in der Königl. Bibliothek in
Paris; gedruckt erschien es zuerst in den Jahren 1473-1476
n Strassburg in der OfTicin von J. Menielin in sieben starken
Folio -Bänden^ von welchen das Speculnm historiale allein
^ler Theile füllt. < — Spätere Ausgaben desselben sind: Mainz
1474; Basel 1476; Nürnberg 1483; Venedig 1489, 1494,
1591; Augsburg 1496; Douai 1624.
Ins Französische fibersetzt: Miroir historial (traduit
pir J. de Vignay). Paris 1495-1496. 5 vol. fol. mit Holz-
sdmitten; auch Paris 1531. f.
1. 5. EbeH» Bibliograph. LcxicOB, T. 0 S. 1032.
_ 4 —
Holländisch: Den Spiegel historiaeL Antwerpen
1515. f. mit Holzschnitten.
In diesem Werke finden sich folgende hicher gehörige
Reisen :
a) Ein Theil von Johannis tle Piano Carpini, Ilistoria
Mongaloruro.2
b) Itinerarium Simonis de Sancto C^uintino.»
c) Einige andere ältere Reise-Berichte über die Tatarey.
Orbis novus.
1532.
Orbis nonns regionum et insuLarnin Teteribns
ineognitarum vna eum tabula cosmographica et aliquot
aliis eonsiniilis argumenti libellis. Basileae 1532. fol.
ibid. 1534. 1537. Hervagii 1555. f. Diese letzte Ausgabe
hat auf dem Titel noch den Zusatz: IVouis navigationiboa
auctus. Man pflegt diese interessante Sammlung von Reise-*
beschreibungen gewöhnlich dem Simon Grynaeus beizulegen;
dieser aber hat nur die Vorrede dazu gemacht; der eigentliche
Herausgeber war Joh. Uutichius.
In der letzten Ausgabe dieses Werkes^ von 1555 ^ be-
finden sich folgende hieher gehörige Reisen:
a) Paulli Veneti libb. IIL de regionibus orientalibns.
b} Haitboni^ Armeni^ lib. de Tartans.
c) Matthaci aMichoviaSarmatiaAsiaua et Europaea.
2. Von welchem weiter unten ausfuhrlich wird gehandelt werden.
3. S. unten Simon de St. Quimim.
-. # -.
d) Paulli Jo?ii Hb. de Moscoyitamm legatione.
Deuts dl erschien dieses Werk unter dem Titel:
Die new weit, der landschaften vund Innanlen^
se bis hie her allen AltfreUbeschrybern Tubekannt
Sfrassbarg 1534. fol. Der Uebersetzer war Mich. Herr.
3.
Opera dilettcvolc di Giovan - Antonio
de' Nicolini da Sabio. •
1537.
Opera dilettevolc da intendere, nella quäle si
confieiie de' Itincrarj in Tartaria per nlcuni fratti deir
ordine minore e di san Dorocnico^ inaudali da papa
Iniiocentio IUI nella detta provincia di Scithia per
anbasciatori ; non piu volgarizati. üa Giovan-Antonio
de' Kieolini da Sabio. In Venezia, 1537. kL 8.«
Enlhalt eine italiänische Ucbersetzung der sclion oben^
S. 4.y angeführten Auszuge aus Plan Carpüis und Simon
de Si. QuenÜH Reisen in die Tatarey.
4.
Viaggi Tatti da Yenetia alla Tana, ete.
1541.
Viaggi (ätti da Venetia^ alla Tana, in Persia,
in India et in Conslantinopoli. Venetia, (iglivoli dl
AMo 1541. 8. Ebend. 1543. 12. Ebend. 1545. 8.
4. S. fiber dieses äusserst seltene Werkchen: Relation de§ MomgoU
f^' 4m Pere Jemm dm PUtn de Carpim etc. par M. d^vezac. Parti 1838.
^ l 3^39.
- # -
Mtr^^ Oiese kleine sehr seltene Sammhinir wurde von Antonio
ManUeei liertusgegeben, und wird deswegen auch häufig citirt:
Radeelta de^ Viaggi pabblieuta da Ant Manuzio.
'^ Hs befinden sich in derselben zwei Weher gehörige
Reiset:
a) Yiaggio cli Giosafa Barbaro^ ambasc. di Veiictia,
alla Tana et in Persia.
b) Viaggio dcl Ambrosio Contariiii, ambas. di
Yenetia ad tJssuncassan Re di Persia.
5.
Raccolta di Giov. Battista Ramusio.«^
1550.
< Dieses seltene Werk besteht aus drei Bfinden in kl. folio^
von denen der zweite später als der dritte erschien/ und
weiche folgende Titel fahren:
Vol. I. Delle Navigationi et Viaggi, in Trc
volumi divise; nelle quali con relatione fidelissima »l
descriuono tutti qne^ paesi, che da gia 300 anni siir
hara sono stati scopcrti, cosi di verso Leuante, et
Ponefite, come di rerso Mczzodi, et Traiuontana; et
si ha notizia del regne del Prete Gioanni, et deir
Afriea'stno a Calicoty et all' I^ole Moliicehe. Et »i
Ifatta deli' Isola Giappao » delle due Sarmatie, della
Tartaria, Scitia, Cireasia^ et eirconstauli Prorineie:
5. Rmnmtm machte in seiner Jagend, selbst bedeatende Reisen. Er starb
1557, 71 Jahr alt, in seiner Vaterstadt Venedig, als Secretair des (Jtmmgiio dB* DiecL
Sein Name wird Qbrigens von den Italiänem auch häufig Rammtfio geschrieben.
~ T —
4tlla IVina et delt* lodie Oecidcntali, quanto Orientalii
et delia Navigatione d'intorno il Mondo. Con Diseorsi
i suai loagtiiy et imprese diuerse d'Imperatori di
Tartaria, di Turehi, et di Fersiani^ di Soldani di
Babilonia: et d'altri Prencipi; et alcuni eapitoli, et
Taoole di Geografia secondo le carte da uauicare, eo'
nomi de' popoti, Porti | ""Citlä, Litghi, Fiame et altre
cose notabili.
Vol. II. Secondo volame delle Navigationi et
Viaggi nel qaale si conteugono VHistoria delle cosc
de** Tarlari, et diuersi fatti de' loro Impcratori, dc-
scritta da M. Marco Polo Geiitilhnomo Venetiano, et
da Hayton Armeuo. Vnrie descrittioni di diaersi
autoriy delle Indie Orienfali, della Tartaria, della
Persia, Armenia, Blcngrelia, Zorzania, et altre Prouiucie,
seile qnali si raccontano molte imprese dTssuncassan^
dlsniael Soffl, del Soldnno di Babilonia, di dinersi
Imperator! Otfomani, et particolarmeute di Selim contro
Toroombei, vKimo Soldano de' Mamaluccbi, et d'altri
Prineipi. Et il riuggio della Tana. Con la descrit-
tionQ de' nomi de' Popoli, Citta, Fiumi, et Porti d'in-
torno al Mar' Maggiorc, corae si nominauauo al tempo
deir Imperator Adriane, et raolte altre narrazioni,
€081 dello stato de' Mosconili, Scithi, et Circbassi,
eome d'aKre genti barbare agii anlicliijncognite. Et
il naurragio di M. Pietro (^uirino gentiihnomo Vene-
iiano, portato per fortuna scttanta gradi sotto la
Trauiontana.
Vol. III. Tre Nauigationi fatto dagli Olandesi et
Zelaodesi al Settentrione, nella Noniegia, Moscouia et
Tartaria, vcrso il Caüai et Regno de' Sini, doue sco-
— 8 —
pcrsero il mare di Yueygats, et la Noora Zembla. Et
im pacsc ncir oitantesimo grado crediito la Grocnlan-
dia. Con uiia descrittonc di ttiUi gli accidenti oecorsi
di giorno in giorno a quc' Naoiganti.
Urspflnglich sollte das Werk noch einen vierten Band
haben rnid Ramusio beschäfligie sich eben mit dem Ordnen
der Materialien zu demselben^ als ihn der Tod äbcrraschte.
Die Reihe der verschiedenen Ausgaben dieses wichtigen
Werkes ist, selbst nach dps fleisgigen EberCs Geständnisse«
noch njcht ganz aufs Reine gebracht. Folgendes ist indessen
das Resultat der genauesten Forschungen über diesei) Gegen-
stand,
Eß 3ind voi) dem ersten Bande der Raccolta di
Bamasioy >vie diese Sammbing gewöhnlich angeführt wird|
sechs Ausgaben erschienen, die vipr ersten ohne seinen Namen,
den sein Freund und Verleger, Giuntiy erst bei der vierten,
nacb Ramu^io's Tode herausgekommenen; nannte. Von dem
«weUeq und dritten ßande kennt man fanf Aus*
gßben, Der erste Band erschien 1550; ihm folgte 1556
der dritte, und erst 1559 wurde der zweite gedruckt, weil
RamußiQ zu diesem noch einiges liefern wollte, mit dessen
Rx^daction er njcht fertig war. Er starb aber bereits 1557^
und durch diespn Todesfall und wegen einer Feuersbru||^t; die
iß der Druckerey des TQmmQSO Giunti einen grossen Scha-
6. S. merfs Bibiiographischt^M Lexlcon, T. n. S. 583. S€lbst in der
Bibliothhqne imtirttrUre par De Bure findet sich T. V. p. 190-192 nar nock
eine höchst unvollständige und feblerhafle Nuliz über diese Sammlung. Die
genauesten Angaben darüber findet man in tT^eezac'» vortrcdlicher Ausgabe
von Plam CarpM» Reise, Paris 1838, 4. von weicher unten ausführlicher die
liede sein wird.
— 9 —
dm awiddete, erschien der zweite Band so spSt. Von dem
ersten Baade wurde flbrigens bereits 1554 eine zweite Auf-
I$g0 godmekt.
Im Ganzen kamen die drei Bände ^ alle in klein Folio
■d Im den Qiunti in Venedig gedruckt, nach ihren verschie-
deoen Ausgaben in folgenden Jahren heraus:
VoL L 1550. 1554. 1563. 1588. 1606. 1613.
VoL n. 1559. 1574.'' 1583. 1606. 1613.
VoL ffl. 1556. 1565. 1583. 1606. 1613.
Vor einigen Jahren t^ranstaltete Ludavico Peztana
in Venedig eine neue Ausgabe dieser Sammlung unter fol-
gendem Titel: Raccolla di Ramusio. Nuova Edizione
rireduta sopra quella de' Giunti. Con ritratto. Ycnezia,
1834. 4. 3 Vol.
Für den Zweck dieser gegenwärtigen Arbeit enthalten
der erste imd dritte Band der Raccolta nichts; im zweiten
aber, und zwar in den Ausgaben von 1574 und 1583^ befinden J
sich folgende Reisen nach und in Russland.
a) üc^ Viaggi di Messer Marco Polo, Gentilbuomo
Ycnetiano, libri HL p. 1 — 60.
b) Parte seconda dclla Historia dcl Signor Hajton
Armeno. p. 62» — 64*.
c) Di Messer Josafa Barbaro, Gcntilhiiorao Venc-
tiauo, il viaggio della Taiia. p. 91» — 98.
7. In der Bibliothbque AmMcaine puhliee par M. Jlf^nry Ternamx
^•mptn, ParM 1837. 8. p. 13 wird eine Ausgabe des zweilcn Theils vom
^ 156* angerührt. Diese Angabe scheint indessen auf einem Irrlhume zu
^»«hen, da es den gründlichen Nachforschungen des Herrn dArezac nicht
flickt ist, ein Exemplar dieser Ausgabe zu entdecken. S. cVAve%ac» ange-
fi^ Werk, p. 39.
— iO —
d) II Tiaggio del Magnifico M. Ambrosio CoDtarini,
Ambasciadore della Illus^trissima Signoria di Yenetia
al gran Signore Vssuncassan Rö di Persia neW anno
Mccccxxxirr. p. 112« — 125 ^
e) Iiottera d'Alberto €ainpeiise intorno le cose di
Moscovia. p. 126 — 131.
f) Due Viaggi iu Tartaria per alconi frati del
ordiuc minore et di san üominieo mandati da Papa
Innocentio nu nella detta provincia per anibasciatori^
l'anno 1247. Enthält in einer indianischen Uebersetzung Aus-
züge aus Pian Carpin^s und Simon de St. Quentin Reisen
in die Tatarey.«
g) Sigismondo Libero Barone (di Herberstein)
della Moseovia.
h) Navigazione di Sebastiane Cabot^.
i) Alessandro Gungnino delia Surmatia.
k) Paolo Jorio da Como delle eose di Moscovia
a Monsignor Giovanni Ruffo Arcivescovo di Cosenza.
1) Mattheo di Micheovo delle dne Sarmatie.
6.
Alexandri Guagnini Res Polonicae.
1584.
Alessandro Cfuagmno^ aus Verona gebflrtig, stand
lange in Polnischen Kriegsdiensten als Hauptmann der Infanterie,
und war als solcher^ in dem Kriege gegen Russland; Comman-
dant von Witepsk.«» Er starb zu Krakaul614, im 76s>®i^ Jahre.
8. S. oben S. 4.
9. Daher heisst er in der RmecoUa di RammUo^ vol. UI, App. 59:
iJufiUmo dt^ /arnii neUa rocca di Kiie6$9ta, che con ia Mo$eovia eomßnm*
— n —
Seil Udier gehöriges Werk fuhrt folgenden Titel: Reram
P^loiiieamoi Tomi Tres: qaorum primus omnium
Poloniac Regum a Lecho ad Stephanum Bathoreum^
tauD piueipum Lithaaniae chronologieam recensionem
ae siDgalarom res gestas coroplectitur: adjecta histo-
riaraiD in nostram aetatem ineidentiam continua uar«*
ffttlMBe« Seeondus prorinciariini, quae ano Sarmatiae
Earopeae nomine rulgo veniunt, chorographicara de*
scriptionem continet Tertiusrea singalariter a PolonU
in Valachia gestas, oratioiies et epistolas, sceptri Polonici
negotia coneernentes habet. Alexandri Guagnini, Equite
aorato pedilamque praefeeto, auetore. Franeorurti ad
Moenum, 1584. III. vol. 8.
Aus dieser Sammlung müssen hier folgende Schriften
mgefldirt ii^erden:
Im zweiten Theile.
a) Moseoriae deseriptio in quatuor capifa disper-
tita: 1) de Moscovia, regionc urbeqiie. 2) De religione
Moscovitarum. 3) üe expeditioue bellica. 4) De con-
iiietudine nioribusqiic Moscovilaruni.
Im dritten Theile:
b) Fragmeutum ex L. B. de Ilerbersteiii de bellu
Ptltnos inter et Moschos gesto. lSrl4.
7.
Reineri Reincccii Historia orientalis.
1585.
Historia OrientalisiHaylhoniArnienii, etbuic sub-
ittiam Marci Pauli Veneti Itincrarium, item fragmcntum
— 12 —
e speculo hisforiali Vinccnlii belvacensis, ejusdem
argiiroenti aactore Reiiiero Reineccio. Uelmstadii^ 1585.
4. Auch Francofurti 1595. 4.
Diese Sammlung des bekannten Reiner Reinecke
enthalt die genannten Reisen des Uaitho und Marco PolOy
und, in dem auf dem Titel erwähnten fragmcutum , ein ajos
dem oben S. 3 angeführten Werke des Vincent de Reauvaie
entlehntes Bruchstück aus den Berichten Plan Carpin^'s OQd
Simonis de St. Quentin.
8.
Richard Hakluyt's Collcction.
1589.
The principal N«avigalions, Voyages, Trafiques
and Discovcries of thc English Nation, made by sea
or oiicr Land to thc rcmotc and farthest distant C^uar-
ters of Ihe Barth, at nny time within (he compassc of
the^e 600 yorcs: diiiidcd iiito thren seucral volumcsj,
aecording (o thc posilions of Ihe rogions whcrcuiitb
thej wcrc dirccted. The first Tolume confaincth thc
worthy Disconeries etc. of the Eoglish toward the
North and NortlicaiKt liy Sc«i, as of Lapland, Scrikfinia^
Corella, thc Baic or S. Nicolas, thc Islcs of Cplgoienc^
Vaigatz, nnd Nona Zemhla, (oirard (he great Riiicr,
Oh, inth (he niighty Empire of Russia, the Caspian
Sea, Georgia, Armenia, Media, Persia, Boghar in
Bactria, and diuers Kingdomes of Tartaria: togethcr
wi(h many notable Monuments and Tes(imonic8 of
the Ancient forren Trades, Vtad of Uie warrelike and
otbcr shipping of thin rcalmc of England in former
— i3 —
(9 whereunto i« aniiexcd a briefo Commciitary or
the tme statc of Island, anil of tbe IVordicrii Seas and
Lands siloatc that wtxy: as also tbe mcmorablo Defcat
af the Spanish fange Annada, anno 158S« The second
raloine eomprehendeih (hc principall Nanigations,
Fojages, Trafiques, and Diseouerics or tbe Englisli
Ilati#ii nade by Sea or Ouer-Land, to the South and
SMth-East Parts of the World, hs well witbin
as without the Streight of Gibraltar, atanylime witbin
the Compasse of these 1600 ycres: diuided into two
aereral parts, ete. By Richard Haklnyt, Praechcr.io
Printed to London. Anno i589.<i
Eine zweite Ausgabe erschien sehr vermehrt ebenfalb
XU London in drey Bänden unter dem Titel: ColIe<Aion of
the eariy voyages , trarels and diseoreries of tbe
EngUsli Nation. By Riebard Haklnyt. Vol. I. 1598.<>
YoL n. 1599. Vol. in. 1600 fol.
Diese beiden älteren Ausgaben sind äusserst selten; dalier
veranslahete man in neueren Zeiten eine dritte^ welche unter
dem Titel erschien:
Haklnyt's Colleetion of tbe early Vayages,
Travels and Discoveries of (he Englisb Nation. A
New Edition, with additions. London. 1809 — 1812.
5 vol. 4.
10. Ueber HaKimyC» Unternehmung s. Lettre de Gerard Mercaior a
HoKlmyt em 15S0. Bey Bergerom Koyage* ect. Vol. I. p. Ii4.
U. S. D.€3ememi Bibliothkque Cmrieuse. T. IX. p. 347.
12. Der erste Band erhielt 1599 einen neuen Titel; in diesem zweiten
Micke wurde aber der Bericht über des Grafen Essex Expedition nach Cadix,
h (07— 620, wegen E$$ejp Ungnade weggelassen.
— 14 —
Von- dieser letzten Ausgabe sind nar 200 Exemplare
abgedruckt wordeU; weswegen sie auch sehr selten ist.
Der erste Band der zweiten Ausgabe liihrt nodi den
besonderen Titel: Voyages made to the North aod North*
east qnarterS; und er allein enthält mehre hieher gehörende
Reiseil. Es sind namentlich folgende:
a) The Toyage of Oether, made to the Northeast
parts beyond Norway^ reporied bj h int seife unto
Alfred the faraoos king of England ^ about the yere
890. p. 5.
h) The mariage of the däughter of Harald, slaine
by William tbo Conqneror, vnto Jeruslaus duke of
Ruasia, takeii out of the 9 booke of the Danish historie
written^ by Saxo-Grammaticus. A. D. 1067.
c} The Yoyage of a certain Englishman into Tar-
taria, and frora thenee into Poland amd Hungary^
anno 1243.
d) Libellns historicns Joannis de Piano Carpini,
qni missus est legatus ad Tartaros anno Domini 1246,
ab Innocentio quarto Pontifice maximo. p. 24 — 59.
e) The royage of Johannes de Piano Carpiui vnto
the Northeast parts of (he world, in the yere of oiir
Lord 1246. Aus dem 12ten Buche des Speculum historiale
Yincentii Beluacensis. p. 59 — 79.
f) Itinerarium fratris Willielmi de Rubruquis de
ordine fratrum Minorum, Gallig anno gratiae^i253 ad
partes orieutales. p. 80 — 101.
g) The first royage for discoverie with three
ships, set forth under the charge of Sir Hugh Willoughhy,
Knight, in whieh he dyed, and Moseovia was discore-
red by Captaine Chaneellor. 1553. p. 258.
— 15 —
li) Copie of a note fonnd in a Ship, which win-
teret in Lappio, wbere Willongliby anil all bist Com-
pMiy died. 1553. p. 258.
i) Tbc Karigation and Discovery toward thc ri?er
Ob, sade bj Master Steven Bnrrough^ in tbe yeare
1556 and bia voyage rrom Colmogore lo Wardbouse.
1557. p. 306.
k) Voyage of Riebard Chaneellor, Pilot Mfajor^
tbe firKt discoverer by Sea or Uie Kingdom of Mosco-
via, a* 1553. Englisch und Lateinisch, p. 263.
I) Certaine Notes written by Riebard Johnson,
wbieb was ^ witb Steven Bnrrowe in tbe SerehtriflL
1556.
n) Tbe landing of Richard Johnson aniong tbe
Shonollds, anno 1556. p. 316.
n) Tbe first voyage made by Master Anthony
Jeakinson from tbe city of London toward the Land
of Rossia, where Osep Grigoriwiche Napea first
Anbtssador from the Emperor of Moscovia to (^ueen
Mirie was transportet into bis eountry a. 1557^ witb
t Wge description of the manners of bis eountry.
p. 346.
o) Voyage made by Anthony Jenkinson from the
Htjr of Mosco in Russia to thc city of Boghar in
Bietria, in tbe yeare 1558, p. 362.
p) Certaine Kotes gnthcred by Richard Johnson,
^ieh was at Boghar witb M. Anthony Jenkinson of
fte Reports of Rnssians and othcr Strangers of the
^ftycs of Russia to'Cathaya, and of divers and
Strange people. p. 335.
— 46 -
q} The ^ccond voyage of Antkony Jenkinson
from London into the Land of Persia, passing in bis
Journey throngh Rnssia, Moscovia and Mare Casplam»
being begnnne a. 1561. p. 384.
r) The way diseovered by water by fis Tbomas
Sontham et John Sparke from the town of Calmagfo
unto the citie of Novogrode in Russia etc. 1566.
p. 409.
s) The Ainbassager of the right worshipfull Master
Thomas Randolfe Esqnier from the (^ueenes Maiestie
to the Emperor of Russia in the yeare 1568 briefly
written by himselfe. p. 422.
t) Certaine Letters in verses, written out of
Moscovia touching the State of the coantry and man-
ners of the people, by Master George TaberFile,
Secretary to M. Randolfe. p. 432.
u) The third Voyage of Anthony Jenkinson into
Russia in the yeare 1566 etc. p. 418.
v) William Bnrrough's Voyage to the Nanre ia
Liefland. 1570. p. 450.
w) A Letter of Richard Uscombe touching the
buming of (he citie of Mosco by the Crimme Tartar,
August 1571. p. 452.
x) Advertissement and Reports of the 6 Toyage»
into the parts of Persia and Media — gathered out
of sundrie letters written by Christopher Burrough in .
the yeares 1579, 1580, 1581. p. 419.
y) The voyage of M. Anthony Jenkinson^ Ambas«
sador from the (^ueenes Maiestie to the Emperor of
Russia. Anno 1571. p. 452.
— 47 —
.«) U>j[ni^iiiiii ef M. William Borrongh io certain
iate#rogatorief8 mooned into bim concerning the Karvc
ud KegM* 1576. p. 466.
ua) A briefe discoürse or thc Voyage of Sir
Jemtte Bowes, Knigbt, ber Majesties Ambassador to
Iurma. Wasfliiliwicb m the year 1583. p. 516.
bb) Advise toncbing a voyage for Cola. 1578. p. 440.
ee) Tbe most solemne and magnificent coronation
of Pbeodor Juaiiowicb, Emperoar of Russia, in the
yeare 1584^ seen and observed bjr Master Jerome
Honey. p. 525.
dd) Tbe Ambassage of M. Giles Fleteber, Doetor
of die Ciril laWe, sent from ber Majestie to Tbeodor
tko Btiperoiir of Rassia, a. 1588. p. 533.
ee) Jerome Bowes voyage and ambassady to tbe
Eaperor of Rassia in tbe year 1582. p. 487.
ff) Treatise of Russia and the nortbern regions,
by Jerome Horsey, p. 819.
gg) Voyage to the Northeast, performed by cer-
tadne Bosses and translated ont of Sigisraundus ab
lerkerstein. p. 556. ^
hb) A voyage in Sibier and to tbe river of Ob,
^hured in a Jletter, written to Oerardns Mercator.
P* S75. «
In einem Alihange des ersten Thefles, der den Tilel
ttrt: Tlie ambassages, priviledges, letters and other
•bserrations^ depending npon tbe voyages of tbe first
Vtlnie^ kommen nodi folgende hieher gehörige Stacke vor:
a) lastmetions given to tbe Parsers of ttie Mos-
^oric voyage. p. 304.
— 18 —
b) Richard Johnson's diseonrs^i etftaMtniog the
Samoeds. p. 316.
c) A description of Rossia with (he cnstonis and
manners of the inhahitauts. p. 357.
d) Rieh. Johnson'g notes and observations of the
several ways from Rusßia to Cathay over land^ in a
letter to Henry Lane resident in Vologda. p. 375.
e) The distances of diverses places in Rossia«
p. 407.
f) The wajr and dislance from St Nicolas in
Rnssia to the Caspiansea. A. 1557. p. 408.
g) A brief researfall of all the travails of Anthonj
Jenkinson.
h) Certaine letters of Arthur Edwards written ont
of Russia^ Media and Persia^ to the Company of the
Hosconie merchants in London, p. 397.
i) A notable description of Rnssia. p. 535.
Reram M oscoylticarnm Anctores varlL
1600.
Remm Moscoriticarom Anctores varii nnan in
corpns nnne primnm congesti. ^^bns et fientfa
Historia continetnr: et Regionnm accnralatdescr^tfew
Francofnrtiy apnd haeredes Andreae Wecheli. ,MDC M.
Der eigentliche Herausgeber dieser TTrhfltrhnrimiriiimmhm
gen ist nicht mit BesUnuntheit anzugeben. Einige schraOiw sie
dem Bongarsmä zu; wahrscheinlicher aber ist es der berthnite
Marquard FreAer. Unter der Dedication haben sich Jfamftft
und Aubrius unterzeichnet.
— 19 —
li diesem Werke befinden sich folgende Reisen in Rnss-
laiid, und Nafihrichtea über dasselbe.
* a) Remm Moscoviticaram Coramcntarii Sigisraundi
Ubm Baronis in Herberslain, Neybcrg, et Goettenhag:
^usiajl^'^et qaae niioe ejus itietropolis esf, Aloscoviae,
t littgriMima deseriptio. Chorographia deniquc totius
^Ivperfjl Voseici^ et Ticinornm qnornndam mentio. De
lUli|^onA^quoqQe varia ins'erta snnt, et quae nostra
ran religione non eonveniant. ((ui dcnique modus
neipiendi et traetandi Oratores, disseHinr. Itineraria
lM|ae dao in Moscoviam sunt adjuncta. Ad haee
Ml solnm'novae aliquot Tabulae, sed multa etiam
ilk none demum ab ipso auc'tore adjecia sunt^ quae
si evi cum prima editione conferre libeat, facile de-
piehradet p. 1 — ll^.
b) Pauli JoTÜ Novoeomensis, de legatione Basilii
lH;ni Prineipis Moseoriae ad dementem VII Ponti-
,. fieum Maximum Liber: in quo situs regionis antiqnis
iacognitns, religio gentis, mores et eausae legationis
UtliBsime refemntnr. p. 118 — 130.
e) D. Joannis Fabri Möseoritarum juxta mare
gliriale Religio, p. 130 — 141.
d) Anglorum Navigatio ad Moseovitas. Auetore
Clmente Adamo. p. i4'2 — 153.
e) Matthiae a Midiovia Deseriptio duarum Sar-
aatianuD. p. 206.
2'
— 20 —
40.
Documenta ad historiam Pscudo Demetrii
spcctantia. ^
1605 — 1606. Jf
Bey der Anwesenheit des hochseligen Kaisers PAUL,
als GrossfOrst^ in Rom^ im Jahre 1782^ überreichte demselben
der Abbate Aloisio Parisio^^ eine Sammlung von achtzehn
Documenten in lateinischer und italiänischer Sprache, welche skh
sämmtlich aur die Geschichte des falschen Den^trius beziehen,
und die derselbe in einer römischen Bibliothek^ die er leider
nicht nennt^ in der Absicht copirt hatte ^ um sie dem hohen
nordischen Gaste zu überreichen. Diese zur Geschichte der an-
gedeuteten Periode nicht unwichUgen Aktenstticke; von dene%
so viel ich weiss^ noch keines durch den Druck bekannt gewor-
den ist; befinden sich in der Kaiserl. Bibliothek zu Pawlowsk.
Eigentliche Reise - Berichte über Russland befinden sich
unter diesen nur sechs^ und zwar folgende:
1) Nova ex iclioniata Poloiiico in latinom fideliter
translata ex litlerisVice eapitaneiVilisien eoUecta. p.6-7.
2) Ex litteris P. Lavieii ad R. F. Provincialem
Poloniae datis, aus Moskau vom 14 Juli und 8 August 1605.
p. 9 — 16.
3} Litterae P. Nicolai Czjrzowski. Mosenacy 17 Ang.
1605. p. 17—21.
4) Litterae P. Andreae Lavieii ad P. Stanislaan
Grodzicki. Mosquae^ 16 Aug. 1605. p. 22 — 23.
i
13. Der sich am Ende der AbschriH Jitris Uinwiqye Docior ac Amit
Her. Vatri» D, Praeniii Marqfo9cki$ nennt.
-p «4 -
ir).Litt^rM. P. JükoUi CsyroMwski ad P. €!ospa>
49MTieexki. Hm^dm, 17. Aug. 1605. p. 34 — 35.
■ ' ^ .iän findliyaer Bericht fiber den falschen De-
X
. übe Piigriioes by Samuel Purchas.
1613.
Pilgrimage: or relations of tke world and the
inBgius ebserred in all ages and places, discoyered
frw the creation into liis present, containing a theo*
ligicilaDd geographica! history of Asia, Afriea, America
eic By Samuel Porchas. London 1613. foL Ebend.
Aus diesem Werke gehört hieher:
Jerome Horsej's treatise of Russia und other
■iribeastern regions.
Ein anderes Werk verwandten Inhalts^ das man anch
ib eine sehr vermehrte und völlig umgearbeitete Ausgabe des
miero ansehen kann^ und hier als Hauptwerk angesehen werden
umSy erschien unter folgendem Titel :
Purchas bis Pilgrimes. In fiFC Bookes. The first
eonlaining Peregrtnaüons and Discoucries in the re-
■•fest North and East parts of Asia; calied Tartaria
and China« The second, Percgrinations, Voyages,
Diseooeriesc^ of China, Tartaria, Russin, and other the
5orfh and Enst parts of the World, bj English-men
and others. llie third, Voyagos and Discoucries of the
North parts of the World, by Land and Soa, in Asia,
Errope; the Polare Regions, and in the' North • wcst
of Amerlea. The foiir . iKliglhih noHherne Smuii
tioofi, and Diseoaeries: laftons of Greentand^ Gnn
land, tke Nortb-went pa88ii|;e, and oth<er Arcitifce Regio
with later Russian Oceurreata. The fifth^ "^^TH
and Travels to and in the Sew World, calied Ameri(
Relations of thcir Pagan ABti<iiiitlesand^fthe|legii
and Plantations in the North and South parts thorc
and of the Seas and Ilands adiaeent. Vmus De
Vna Veritas. London 16»5 — 1626. 4 YoL fol.
Kopfera und Karten; oder wenn man, wie es von ejnij
Bibliographen geschieht^ das erstgenannte Werk daza re^
fünf Bande.
Ans dieser äusserst selten gewordenen Sammlung gel
ren, vorzOglich aus dem drittm Bande^ folgende Beisen hierli
a) The Jonrnall öf Friar William de Rnhmqi
a Frenchman^ of the Minorite Friars, mto the E
parts of the World, Anno Dom. 1253. p. 1.
b) Tartarian and Northerne Relations written
Latin liy the famons Friar Roger Bacon. p. 52.
c) Relations of Vincentius Belnaeensis, the m
of whieh he reeeined frora Friar Simon de San
Quintino, one of the foure Friars sent by Pope Im
Cent the fonrth to the Tartars. p. 5^.
d) The first booke of Marens Panlns Venetns,
of Master Marco Polo, a Gentleman of Venice, 1
Voyages. p. 65.
e) The Historie of Ayton, or Anthonie the Am
nian, of Asia, and specially touching the Tart«
p. 108.
f) Traueis and Memorials of Sir John Mandeni
p. 128.
— a» —
f ) IHli'Ml "fVJH^ tot discouerie with ihree ihipsi
Mi Mb flide» *• ehalte of Sir Hngh Willonghfcj,
lüugU» ia wliieii ke dyed; and Huseonia was diseoue-
itl hf ikiptaiiie Chancellor. p. 211.
k) Sana additioas ior betler knowledge of tkia
Tumfe» tii^n kj* Clement Adanis^ Seboole-master ta
ie 4|iiaaaea Hensknan, from tbe moutb af Captaine
CkfieeUor. p. 218.
i) Tke firet Toyage made hj Master Anikonie
lainaiop, from tke citie of London^ toward tke Land
Uimsmm, begnn tke twelftk of May in tke yeere 1557.
r. 322.
k) IVotes taken ont of anotker mans Relations of
ibi mme rojage, toucbing tke Russian Rites. p. 226«
1) Tke voyage of Master Antkonj Jenkinson^
■uk Crom 4ke Citie of Moseo in Rnssia, to tke citie
ifBagkar in Baetria^ in tke jeere 1558^ written hy
luMslfe to tke Marckants of London, of tke Moscouie
CoBpanie. p. 231.
m) A Treatise of Russia and tbe adioyning Regions,
vritten bj Doctor Giles Fletcber, Lord Ambassadeur
/rom tke late (^ucene, Euer - glorious Elizabetk, to
Theodore tken Emperour of Russia, A.D. 1588. p. 413.
b) A briefe declaration of Barents bis second
Harigalion, made in Anno 1595 bebind Norway, Mus*
eonia, and Tartaria, written by Gerart de Vcer. p. 478.
o) A description of tbe Countries of Siberia, Sa-
■aieda, and Tingoesia. Togetber witb tbe Journeyes
leading Tuto tbe same Countries toirard tbe East and
Nortk-east, as tiiey are duly frequented by tbe Mosco-
nites. p. 522.
- » —
p) A Tojrage made to Peeh^ra .1611. r^tiHtem hy
William Goordon of Hnll, appöintei' «1iic|p^ PIM^ fojr
(liseonerie to Ob ete. p. 530. >^
q) The voyage of Master Jösias Logan tö Petcliony
and bis wintering tbere, witb Master WiUiam Pars«
glone, and Marmaduke Wilson. Anno 161^, p.- 541.
r) A briefe relation of a Voyage to Pecliorgy aod
wintering there, begun in tbe yeere 1611. Wrif/jg^U
hj William Pnrsglone. p. 547.
s) The trauell from Pecbora to Permia, OogoHa,
and to tbe Riuer Ob, and the Townes sitnated tttcfre^
upon, ouer Land. p. 551.
t) Later obseruations of William Goardoil, in bis
Wintering at Pustozera, in tbe yeeres 1614 and 1615,
witb a deseription of the Samoeds life. p. 553.
a) Colleetions out of Martin Bronionins de Bie-
zerfedea sent Ambassadeur from Stephen King^ of
Poland, to the Crim Tartar: Contayning a deseription
of Tartaria, or Cbersonesus Taurica, and tbe Regions
snbiect to the. Perecop or Crim Tartars, witb tbeir
Costomes priuate and publike in peace and. warre.
p. 632.
t) Tbe most solemne and magnificent coronation
of Pbeodor Juanowich, Emperoor of Russia etc. tbe
fentb of June, ia tbe yeere 1584. Seene and obseraed
hy Master Jerom Horsey Gentleman, and seruant to
her Maiestie. p. 740.
w) Occurrents of principall Note wbicb bappened
in Russia, in tbe time wbile tbe Honorable Sir Thomas
SmiÜi remnined there Embassadour from bis M^jestie.
p. 748.
^_ 25 —
12.
Pliil^pi Honorii Thesaurtis Peliticiis.
t * . 1617.
Philipp! Honoiw' X U. D. Thesaunis Politicns.
Ofiis Mlleetum ex italieis tnm publicatis^ tum Mss«
firib Tarioram Ambassatonim obserFationibHS et dia-
canibus aecnrato cam dialecto coneinnatum et ia
gntitm politicae aapientiae et lioguarum studiosomm
tue lafioe simnl, et italice editum. Editio postrema.
FrtBcofarti, 1617. 4. m^. Eine Continuatio erschien
vier dem nämlichen Titel. Ebend. 1618.^«
Im ersten Theile befindet sich unter No. XVII folgender
Wer gdiörender Reise -Bericht:
Relazione di Filippo Pernesta Imperiale ambas*
eiitore della Maesta Cesarea al Gran Principe di
Moseoria Tanno 1579.
Aus der Continuatio gehöret hieher der unter No. II
befindliche AuTsatz:
Trattato de^ Tartari Precopensi, Chcrsonesii e
Itosfori.
Eine frühere wem'ger vollständige Ausgabe dieses Werkes
erschien unter dem Titel:
Pbilippi Honorii Praxis Prudentiae^ Politicae
etc. Francofurti, 1610. 4.
ilw Eioe aasfuhriichc Anzeige der in diesem Werke enthaltenen S(Od[e
iadeC warn in Cümpi Biölwgrafia critica delle aniiche reHproche carrkpon-
€ic. tUir liüUa eoila Hmmo etc. Vol. U. p. 199.
— 26 —
i3.
' Russia ^u Moscouia £lzevier.
1630.
Rvssia seu Moseofia^ itemqne Tarfaria, Commen-
tario Topagraphico atqae politico illustratae. Logd«
Batav. ex offieiiia Elzeviriana, 1630« 16.
Von dieser schätzbaren kleinen Sammlung von Sdiriftra
aber Rassland and die Tatarey^ welche zu den gerahmten
Elzevirischen Republiken ^^ gehört^ erschien in dem nimli-
chen JahrC; und unter dem nämlichen Titel^ eine zweite Ausgabe,
die im wesentlichen durch nichts von der ersten unterschieden ist.
Deijenige Theil des BüchelchenS; welcher von Russland
handelt, hat zehn, und der andere^ Aber die Tatare^, fünf
Abschnitte. Die erstem enthalten nicht nur das Wichtigste von
dem; was bekannte Schriftsteller über Russland geschrieben hatten,
sondern wahrscheinlich auch manche möndliche Nachrichten,
denn man findet darin bisweilen Umstände angeführf, die man
in früheren Autoren vergebens sucht. Leider sind indessen nicht
überall die benutzten Quellen angegeben, wie dies woM bei dem
X Kapitel gesdüeht^ an dessen Schlüsse^ p. 188; dieBemeriLung
steht: Haec, ex Joanne Botero a Jasto Reifcnbergh
fxpressa, hie addcnda duximus, etc.
15. Das vollständige Verzeichniss ^er anter der Benennimg JRetpmbüeme
Eizevirianae bekannten Sammlung von 40 Bändchen, die vom Jalire 1625 an, za
Leiden in IG*' erschienen, und meistens von Jean de Laeri ausgearbeitet
wurden, findet man in Eberfi Bibiiographkchem Lexikon Th. IL S. 615—618.
Ueber die von den Elzeviers überhaupt gedruckten Werke, s. Caialogmt Don, ei
Ahr. EUeeirianm^ i^d. Bai. 1653. 4. und Noiice emr ie$ Imptimemre da im
familie de§ Ei^evien^ pat mn ancien bibOeihicaire (J. FdHckeimt Jidty), Ptm
1806. 8.
— 27 —
' Tod diaBerSamdmig sekOren mir folgende zwei Reisen^
M der iwettei Abtheiloiig, hieher:
t) Harfiiii BronioYÜ de Biezdzfedea^ ad Tartanim
UgM^ Tartaria. p. 254 — 328.
h) Ez relatione D« Aegidii Fletcheri Reginae Aa-
^|i#kad RasMS Legati. p. 343 — 345.
V
14.
llespiibUca Moscoviae auct Boxhomio.
1630.
Respiiblica Moscoviae et Urbes« Aceednnt qnae-
hm latini nunqoam antehae edita. (Aoctore Marco
tun Poxhornio) Logd. Batav. Ex ofUcina J. Maire,
1630. 287 und 104 (oder vielmehr 1 92) Seiten. Eine zweite
Ausgabe erschien in dem nämlichen Jahre ebendaselbst.
Die Sammlung zerfällt in zwei Theile^ einen chorogra-
tl^isAea md einen politischen. Aus derselben gehören folgende
Abschütte hieher.
a) Moscoviae Descriptio, ex Alexandre Guagnino.
p. 24 — 58.
b) Ant Possevini de Moscovia Diatriba. p. 195-245.
e) Anglorum Navigatio ad Moscovitas. Auetore
demente Adamo. p. 311 — 364.
d) De Moribos Tartaromm, Litaanomm et Mos-
eomin, ex Michalone Utvano. p. 557 — 565.
15.
Recueil de Voyages de Bergeron.
1634.
Relation des Voyages cn Tartarie, de Fr.
Cuillaume de Rubruqois, Fr. Jean da Plan Carpin^
— 28 —
Fr. Ascelin, et anires iti||j|eax de S. Fnui^iilä et
Dominique, qni y furent envoyez par le pape Ina
Cent IV. et le Roy S. Loays. Plus nik, traiet^ d
Tartares, de lenr origine^ moears, religion, eonqaei|[4
empire, Chams, hordes diverses et changem^na j|us^
anjonrd'bni« Avec nn abr^gi de Thistoffii^^es
sins et Mahomitans, de leur pajrs^ peuples, reli
guerres: sniCe de lears Califes, roys, soudans, e|^
leurs divers empires et estats establis par Ic^niMc
Le tont recueilly par Pierre Bergeron,^« Parisien.
Paris, 1634. 8.
Aus diesem Werke gehören hieher:
a) Die. von Bergeron gemachte /ransösischö- Üebi
setzmig von Rubruquis Reise.
b) Die Reise des Jean du Plan Carpin^ die Berg
ron aus Hakluyfs Principal Navigations ins Franzdsisc
übersetzte, und der er noch aus dem Miroir historial c
Vincent de Beauvais^'^ die 15 Kapitel hinzufugte, welche \
dieser Reise handebi.
c) Die Reise des Ascelin. p. 439 — 466.
Bergeron sagt im Yorberichte von seiner Aüsgs
dieser Reisen: Je tronvay moyen de les acbeverdntoi
avec Tayde d'un mauuscrit qni itait demeur^ cae
parmy nons jnsqn' aujonrd'huy. Diese Handschrift, wek
vollständiger als die von Hakluyt benutzte war, hatte vorm
dem Paul Petau zugehört. "
16. CSlebreaßvocaiauparlemenideParUiWVd'itaiAetP.UmU()oulonfLti
17. S. oben S. 4.
18. S. RehUion de$Mongoh ou Tatare» eic» par M, d'jieemae, p. 43-
Von den spätern Aasgaben der Aer^eron'schen Sammlang, besonders den
Vom der Aa veran^Ulteten , wird weiter unten die Rede seyn.
- m
Adrian van ^'Ispeii Versch^de Voi^agion, **
1652,
■ Yenicbfyde Tayagien^ oUte reysen^ gedf^n door
^ Joiys Tun der Does na JjE^nstantinopel^ Heer
JLitriftoit van Vlaniiiig ua Ilierii^Rm, Den Faetoor van
Ikü Kontng too Portugael door verscheide Landen.
?iieobes Clenard na Tnrkyen, etc. Als mede door f
kotiiaekfijU vnn Siam. Moscovien oße Rus-landt.
Tübndl ende GroenlaitdL Alle byeen rersamelt door
n lieMialilier der setrer (Adrian ran Nispen). Tot
Dordrfclit, 1652. 12, m. K.
Aus diesem Werkeben gehört nur die eine Reise nach*
Imktd yoa J. Uanckuert hieher; welche folgeadeki .beson-
tatÄelia&t;^ ^
^flejse,. oße 1^ag|(p^ Gedaen door Moscovien^
•de Rns ^Lan^ Gestelt in twee deelen : «W^er ran't
eente tracteert jan den stant des Rijcks^ en op wat
tijt de «ehre beke^t is geweest. Het tii^eede ran der
Xos^Titeii^ ofte Rnssenjreligie^ ceremonien, wetten etc.
Dfor J. ^anc^ert. l*o\Dordrecht» 1652. ^^
17.
•\ Viaggi di Moscovia.
1«58.
Viaggi di MoscoTia de gli anni 1633, 1634,
1635 e 1636. Libri Tre Tavati dal Tedesco e dedicati
19. YoD dfeser Reise wird unten aosnUurlicher die Rede seyn«
^ se —
*
agii Emin"^ e ReTm> Sig^ Li Sig. Cardinali della
JS. Coiigregazione de Propaganda Fideb: fft-^^VIteriio,
165Ö. 4. 222 Seiten, m. Kpf.
Yga dieser ziemlich seltenen und imbeki
deren Yerrasser sich nicl^t genannt hat,:raber in Rö^m
haben scheint, erschien Ml Venedig ([tn;.^inegia3 inr^ahro
1687, unter dem nämlichen Titel, ein ganz buchstäblicher uqijf
bis auf die Seitenzahl völlig unveränderter Abdradi/* dertabfcn^
falls, selbst in Italien, selten geblie))en ist. AusdeFsdbflpig^|^||q»
folgende Stücke hieher: .
a} Descrittione del primct Viaggio di^Moseavit,
e de' snoi suecessi. p. 1 r- 41. • ^
b) Del novo riaggio^ che si |ilce ßer MOBeoTia.
p. 42 — 77.
*►
c) Del secondo viaggio. Continnasi la descritti#ne
del paese di Moscovia, e de^ suoi habitfitori. p. 78-179.
Diese drei Stücke sind eine sehr gute und treue lieber-
Setzung der drei ersten Bücher von Olearjias 9f askfei^tiscbar
Reisebesehreibong, den der Uebersetzer^Jedoch nicht pennt^
und auf den zu rathen man zuerst nur durch d[e Zeil de^lMae,
und dann durch den Ort der Abreise und den Zweck der
Unternehmung veranlasst wird.
d) Relatione di Moscovia seritta da RaflTaello Bar-
berini al Conte di Nnbarola. p. 191 —232. Der Bericht
ist datirt aus Antwerpen (Anversa) 16 Oct. 1565. Von
dieser hier zum erstenmale bekannt gemachten und sehr nedi-
würdigen Reise - Beschreibung wird wdter unten ausführlich die
Bede seyn.
— 31 — «
18.
Relation de divers Toyages pap^Thevenot
1663.
Relation de dirers Tii^|g||p\|hrie«2(9 qni n'ont
pu M publik et qA'on a trädnite oa tirös des origi-
ttnz. Pto Helehisedech Thevenot. Paris 1663-1672.
ML 4^ YoL in zwey BAnden^ welche in folgenden Jahren und
Aittgaben erechienenrYol. I. Paris 1663; ebend. 1666; eben(||
1696. YoL n. Paris 1664; ebend. 1696. Yol. m. Paris 1666;
1696. YdL lY. Paris 1672, ebend. 1696.
'Die YoTlstindigste nnd beste Ansgfabe dieser widitigei
sdtenea Sammlnng ist die von 1696, welche den Titel iOhrL*
Relations de dirers yojages eorieox, qni n'ont
point ^t^ pnbii^es. et qn^on a tradnites on tiries des
ariginanx des Vojagenrs de tontes les Nations, et
donn^es an pnblie par Melebisedeeh Thevenot; aree
des eartes et des fignres grar^es en taille donee. fol.*»
Tkevenot wurde durch den Tod verhindert, einen
fflnften Theil folgen zu lassen, dessen Materialien in der
Bibliographie instmetive de Gniil. Franf. de Bnre le
Jenne. T. Y. p. 188 angeiOhrt, und die grösstentheils der
letzten Ausgabe beigefügt sind.
Ffir unsem Zweck können folgende Stücke aus dieser
Sanunlung bemerkt werden:
20. Eine sehr ToUstlndige Anzeige über TkevematM Stmmlang findet man
ta jDwff Bikiiögrmfk. Lexiecm Bd. U. S. 955 — 957. S. avcli Retmeii def
rtfiyfi d0 M. Tk€90moiy Paris 1681, kl. 8., welches ein Verzeicliniss aller bis
1681 n die<er Sammlnng gehörenden Stücke enthält; und y^. G, Ckami, MStmoire
»wr Im fhUeeiiom df grmmd» ei peiü» vojfmgtSy et tarr Im Coileciiom dee
mmfmgee dm Melekimdmck Tkmvemoi. Paris, an XI. (1802). 4.
4
a) Relalioii des Cosaques. I. p. 30.
I^ReItt(WllcJM^chM^^ L
c) ItlftnnafSgMM^K^Gi|^ I.
d) illfevigatiaBBBHfe I.
e) Aris^^T^PlVlHB 4rers le Grand — Chan. III.
19.
,Ni(ihaes Witsen's Noord- en Oost- Tartarye.
1664.
Nicolaes Witsen, der als Gelehrte^ nnd Säiatsnumi ^
l^erühmte Burgemeister von Amsterdam^ geh. daseflit 1640,
gest. ebendaselbst am 10 Aug. 1717; gehörte zu einer sehr
angesehenen Patrizier-Familie mid genoss in seiner Jagend einen
sehr sorgialligen Unterricht; den er späterhin dorch^osse Reisen
un Auslande noch erweiterte. Seine Begierde nach Belehnmg
erzeugte in ihm den Wunsch^ Russland kennen zu lernen, and
er benutzte zu dessen Befriedigung die Reise des holländischen
Gesandten^ Boreelj dem er sich 1666 als Begleiter anschloss.
Während seines ganzen Aufenthaltes in Moskau war er unermfl-
det im Einsammeln von Nachrichten;^ und die ausgebreiteten
Verbindungen^ die ihm sein Wohlstand^ seine Gelehrsamkeit nnd
sein bescheidenes und liebenswürdiges Betragen verschaSlenp
setzten ihn in den Stand, sich über Religion ^ Geschichte,
Geographie; Statistik; Kriegskunst; SitteU; Gebräuche und Sprache
von Russland und allen ihm unterworfenen Völkern zu unterridi-
teU; und so einen Schatz von Nachrichten zusammen zu tragen,
die man nicht ohne Erstaunen in seinem Werke vereim'gt sieh^
and ^die noch heut zu Tage selbst für Russland i;Hchtig^ ndtt
lehrreich sind. Sein grosses Werk;' das er selbst eine Arbeit
von 25 Jahren nennt; erschien in holländischer Sprache ante
folgendem Titel;
/
— 33 —
Noord- en Oost - Tartaiye, ofte bondig Ontwcrp
Tai eenige dier Landen en Volken, zo als vormaels
bekent s^n geireesl, beneffens rerseheide tot noch toe
•ibekendc en meest nooit Toorheen Beflehrere Tartcr-
iffca en nabnurige geiresten Lantstrcekcn , Stoden,
lififren^ en Plaetzen in de Noordcr en Oosterlykste
Gdeelten yan Asia en Europa, zoo biiiten en binnen
deRirieren Tanais en Oby, als onitrcnt de Kaspisehe,
Indische- Ooster, en Swarte Zce gelegen; gelijk de
Lutschappen Niuchc, Dauria, Jesso, Moegalia, Kai-
■ikkia, Tangnt, Usbek, Noorder Persie, Georgia,
Ciitassia, Crim, Altin enz mitsgaders Tingoesia, Sihe-
ria, Samojedia, en andere Hare Zaerze Majcsteifch
Eroon gehoorende Heerschapp jen : met dcrzelver
liadkaerten: zedert nauirkenrig onderzoek yan yeele
^ Jiren, en eigen Onderrindingc beschrcven, getekeut,
n in*t Licht gegeyen door Nicolaes Witsen. TAmstor-
dam in't Jar 1672. 2 Bände in fol. I Vol. 8 ßl. Vorrede,
U2 Seiten; II Vol. 11 Bl. Vorrede, 600 Seilen, nebst 4 Blatt
Bladtwyzer.
Eine zweite Ausgabe, oder zweiler Druck (Tweede Druck)
erschien ebenfalls zu Amsterdam, 1705, in einem Bande unter
dem nämlichen Titel, 8 Bl. Vorrede und 968 Seiten Text, in
Fofio.
Das Werk, das Witsen nun die Arbeit von 35 Jahren
aennt, ist hier völlig umgearbeitet, und besonders durch Nach-
richten und Verbesserungen bereichert, die der Verfasser aus
Rossland nachgesandt erhalten hatte.
Die Exemplare beider Auflagen, die wahrscheinlich nicht
slark waren, wurden bald nach ihrer Erscheinung so äusserst
seilen, dass sogar LeibnitZy ein Freund Witsen's^ von ihrem
3
— 34 —
Dasein nichts wussle. Daher entstand wahrscheinlich die schoa
von StraA/enberg^^ veranlasste, nnd im MUhridate$^^
aufgestellte Vermalhnng^ als sei das Werk auf Befehl Pelers
des Grossen unterdrückt worden.
Im Jahre 1785 erschien zu Amsterdam eine von
P. Boddaert veranstaltete dritte Ausgabe, oder^ w ie es hier heisst^
IVeedc Druck, nienwe Uitgaaf, welche^ eine ausführliche
Einleitung abgerechnet, in Druck und Seitenzahl ganz mit der
zweiten übereinstimmt. >>
Witsen's Werk enthält eine Masse von Nachrichten über
Russland ^ von denen hier besonders folgende eigentliche Reisen
angeführt werden müssen:
a) Bericht op het Landschap Crim, en onderschei-
dene gewesten en plaetzen, in de Nabnnrschap van de
Kaspiscbe Zec gelegen. P. 602 ff. Aus den Papieren eines
englischen Kriegsbeamten^ der sich um das Jahr 1620 in
der Gefangenschaft der Krymschcn Tataren befand,
b) Die Reise eines Ungenannten durch das nördliche Sibirien;
p. 781 ff.
c) Kort Bcgrip uit de Reize des Gezantschaps,
welke hunne Tzaersche Majesteiten ran Moskorien,
in 't Jaer zesticn honderd vier en ryAig na Cbristmi
geboorte, en na des Russchen Jaergetal zeven dniiend,
een honderd en twee en zestig, aen den Groolen Tar-
tarischen Chain , in de Sinesche Zetel-stad Peking,
21. Nord und OüL TheU vom Europa und Atia, S. 3.
22. Tb. I. S. 661.
23. Ueber ITi/m»*« merkwürdiges Werk wird nnten mehr rorkommei;
unterdessen s. man Ober dasselbe MUlhr'$ SamnO. Aitm. G€$ek. Tb. I. St. 3
i). 222 ir.
— 35 —
vefte de Russen Kombalik noemen, gezonden hebben.
d) Ein Reise-Bericht über Samojedia und dessen Nach-*
Indüft. p. 887 iL
e) Veriiael nit Parchas Reise -Book, rakende de
Swojeden. Aus Purehass Pilgrims, VoL in. No. 20 p. 8990.
f) Kort begrip nit de aentekeningen van Richard
Msson, welke in den Jare rytlien honderd zes en
rjt&g is uit gcwesty tot ontdekkinge van Waigats en
H«7a Zembla, gemelt in de Engelscbe Reis - beehry«
riigen Tan Richard Haklnyl. p. 929 IT.
g) Eenige Berichten ran de HVoorder en 0o8<er
gewesten , getogen uit de ende Engelscbe Reis - be«
•ffciTringe van Purchass. p. 935.
h) Verslag uit Purchass Rcis-boek, sprekendevan
de Pennakken, Tingoesen en Samojeden. p. 942.
20.
Norden , von Rudolff Capel.
1678.
Norden, Oder zu Wasser und Lande im Eise
BBil Snee, mit Verlust Blutes und Gutes zu Wege
gebrachte, und fleissig beschriebene Erfahrung und
Vorstellung des Nordens, Ausz denen, welche zu un-
terschiedenen Zeiten gelebet, viel im Norden versuchet,
riel auch umbsonst angefangen und angewandt haben:
Aoff guter Freunde Begehren zusammen gebracht dar-
gereichet, und ferner zu betrachten und zu vermehren,
▼Ol RudolflT Capel, der II. SchrifTt D. und Historiarum
^' P. auszgeßrtiget. Hamburg und Stockholm , im
16780« Jahre der Christen. 4.
— 36 —
Capel fOhrt in seinem Werke«« an^ dass er selbst lo
Russland gewesen ist^ und sich daselbst mancherlei Notizen nicht
ohne grosse Gefahr für die Miltheilef; verschafll hat. Er erscheint
äberall als ein gelehrter >>^ und fleissiger Sammler^ nnd als ein
für seine Zeit sehr vorurlhcilsfreier Mann.*«
Aus dieser Sammlung kann man folgende Stücke hieher
rechnen:
a) Knrtze Beschreibung der Reise ans Mnscaw,
Ost Nort - Osiwerts, in die neuerkündigte Länder:
Siberia, Samoedia nnd Tingoesia, wie solche Reise
heutiges Tages von den Museowiteru stätigs gebranebt
wird : sambt einer Erzeblung was für Städte in Siberia
neulich seynd erbauet worden. S. 27 — 40.
b) Kurtze Erzeblung der ersten Sebifflarth^ der
Holländischen nnd Seeländisehen Schiffe, nniK Norden,
Norwegen, Mosean und Tartarey, nach den K5nig«
reichen Cathay und China, aus Gerrit de Veers Journal
oder Tagebucb gezogen. S. 46 — 53.
c) Kurtze Erzeblung der andern ScbiffTartb, welche
durch die HoU und Seeländisehen Schiffe, Anno 1595
hinter Norwegen, Moscau und Tartarey um, nach
Cathay und China Torgenoinmen worden. Ans gemeldten
Gerrits de Veer Journal oder Tagebucb auszgesogcn«
S. 53—63.
24. S. 27.
25. Obgleich Jöcl^r meint: et habe ihm am Judtcio g^fehH,
26. Er thefll z. B. die Nachrichten Ober den ferneren Norden ein: im
gnhtdUcken Bmicht und grmmdio$e» Gedieht, and sagt aaf Vrranlassnnf das
letzlern: „Gedichte, welche für wahrhaffle Geschichte: und unbefindliche, wtw»
«weissliche und ungewisse Dinge, welche für befmdlicke, erweissliche und gewisse
,,ausgegeben werden^ seyn der wahrhafHcn Geschichte GlfR und TodL''
— 37 —
d) Kurtjse Enehlung, der dritten und nllcrwander«
Wkresten uod seltsamuten, ja zuvor iiiemahls erhörten^
dknrrk deo rorgedacbten Wilhelm Barents hinter Nor*
wegen^ Moiseonen nnd Tartarey ürob, naek Cathajr
Wid China gethaneu Sehiffart^ im Namen nnd von
«^•n £. E. Rahts der berühmten Stadt Amsterdam,
im Jahr 1596^ gleichrals aus desz vorgemeldten Gerrits
de Feer Jonmal oder Tagebuch extrahiret und ausz-
geiogen. S. 63—138.
21.
A brief History of Moscovift, by John Milton.
1682.
A Brier History of Moscovia: and ofother less-
kaown Conntries lying eastward of Russia as far as
Cithay. Gather'd froni the Writings of several Eye-
witaessei^. By John Milton. London 1682. kl. 8«
BeGndct sich auch in JoAn MiUon'sWorks^ Amstcr-
daa, 1689. fol. p. 819. (T.
Der Verfasser dieser kleinen Schrift ist der berühmte
Didiler des Verlornen Paradieses^ der sie aus den besten
Eflglischen Reise-Berichten zusammentrug. Sie ist nicht sowolil,
wie der Titel anzukündigen scheint^ eine blosse Geschichte^ als
vielmehr eine historisch -geographische Beschreibung des nörd-
iiclislen uod östlichen Russlands ^ wie es auch der zweite Titel
p. i andeutet; wo das Werkchen heisst: Noscovia: or, Relu-
tions of Moscovia, as Tar as halb been diseover'd by
Eoglisb Voyages; galher'd Trom the Writings of several
Eye^witnesses: And of other less-known Conntries lying
Eastwardof Russia as far as Cathay^ lately diseorered
— 38 —
at sereral timcs hy Rns^ians. Zu dieser Schrifl bat Milton
sich nicht nur der grossen Sammlungen En^ischer Reisen von
Pure Aas und Hackluit bedient^ sondern auch Archiv-Naoh-
richten und andere handschrifth'che Materialien benutzt^ wes*
wegen sein Werkchen hier in der Aufzählung von Sammlungeii^
in welchem sich Berichte von Augenzeugen aber Russland be&iH
den, wohl eine Stelle verdient.
Am Schlüsse giebl Milton folgendes Verzeicbdss von
Schriften, aus denen er seine Nachrichten gezogen:
The Journal of Sir Hugh Willowbj.
Discourse of Riehard Chancelor.
Another of Clement Adams taken from Ihe mooth of
Chancelor.
Notes of Richard Johnson, Servant to Chancelor.
The Protonotaries Register.
Two Letters of Mr. Ben. Laue.
Tbe several Voiages of Jenkinson.
Soulham and Sparks.
The Journal of Randolf the Embass.
Another of Sir Jerom Boives.
The Coronation of Pheodorwritten bjr Jerom Horsey.
Gourdon of Huirs Voiage to Pecbonu
The Voiage of William Pursglove, to Petehora.
Of Josias Logan.
Ilessel Gerardus, ont of PurchaS; pari 3. 1. 3.
Russian Relations in Porch. 797. ibid. 806.
Tbc Embassage of Sir Thomas Smith.
Papers of Sir. Hackluit.
Jansonius.
Ausser diesen Materialien hat Milton noch die Memoim
des Schottischen Capitains €fü6ert benatzt^ die er p. &9 asflyot
— 39 —
22.
Voyage en divers etats, par Ph. Avpil.
1691.
Vojrage en dirers iUts d'Eorope et , d*Asie«
btrepri« ponr d^couFrir un nonveau chemin k la
(Auuie. Contenant plusicurs remarques curicuses de
Phjaiqiie^ de Geographien d'Hydrograpbie el d'Hisloire*
A^ee one deseription de la grande Tartarie, et des
diff&rens pcoples qui Thabitent. Paris 1693. 12. av/fig.
Der Verrasser dieses Werkchens ist Phiiippe Avrii^
etai französischer Jesuit, der im Jahre 1691 ausgesandt wurde,
uia einen kürzeren und bequemeren Weg nach CUna; als den
biskerigen ausfindig zu machen. Er kam auf seinen grossen
Reisen zweimal nach Moskau ^ einmal über Astrakhan, und das
zweileroal von Warschau aus.
Seine Bemerkungen über Russland machen das vierte
Bich der Sammlung aus^ welches den Titel fuhrt:
Voyage de Moscovie, p. 193 — 270.
23.
II genio vagante, vom Grafen Aorelio
degli Anzi.
1691.
11 genio yagante, bibliotheca euriosa di eento,
e piü relazioni di viaggi stranieri di nostri tempi,
raeeolta dal signor Conte Aarelio degli Anzi^ ed estratto
da diverse Icttere private^ informazioni partieolari, e
libri di yarii scrittori Italiani^ Francesi^ Spagnnoli,
— 40 —
Alcmuui^ Latiniy ed ultri autori del corrcnte sccolo.
In Parma 1691. Drei Bände in 12o.
Der Herausgeber dieser seltenen Sammlung von kleinen
Reisen ; über welche man in Beckmann'' 8 Littcratur der
altern Reisebeschrcibungen , Tb. II. S. 163 — 169 eine
ausführliche Nachricht findet^ war der Graf Valerio Zum in
Bologna^ der durch Versetzung der Buchstaben den Namen
Aurelio Ami herausbrachte ^ unter welchem er seine Arbeit
herausgab.
Für unsem Zweck finden wir hier nur im ersten Händ-
chen p. 121-267 eine Reise nach Russland> unter folgendem Titel:
Relazione e viaggio dclla Moscovia del Sig.
Caraliere D. Ercole Zani, Bolognese.
24.
^oyages historiques par Claude Jordan.
1698.
Voyages historiques de l'Earope, eontenant
Torigine, la religion^ les moeurs^ coutumes et forees
de tons les peuples qui Tbabitent^ et une relation
exacte de tont ce que cbaqne paYs renferme de plus
digne de la cariosite d'un Toyageur. A Paris 1692 —
1700. 8. Vol. in 12«.
Spätere Ausgaben sind: ä Paris 1695 — 1702^ k la
Haye 1698^ ä Rrusselles 1704^ a Amsterdam 1718^
ä Paris 1721; avec cartes.
Der Verfasser dieser Sammlung ist Claude Jordan^
er sagt zAvar selbst ^ dass er über 12 Jahre auf Reisen ausser
Frankreich zugebracht habe^ sein Werk ist dessen ungeachtet doch
nur eine Compilation; bei welcher nicht einmal die Quellen
genannt sind.
— 41 — .
Diese Sammlung muss zu ihrer Zeit sehr beliebt gewe-
sen fiem; diess zeigen die verschiedenen Ausgaben derselben^
so wie die Uebersetzungen in Englischer^ Holländischer
«id Deutscher Sprache.
Die leztere führt folgenden Titel:
Carieosc und historische Reisen durch Earopii,
laraaen aller dieses Welt-Theil hewolüieiiden Völker
Vnpmna;, Religion, Sitten und Gebrftuehe, nebst der
Regimen ts*Art und ihrer Stärke oder Krieges - Macht
begriffen; sonderlich aber was ganz Frankreich, Spa«
nien^ Portugal!, Italien, Eugelaud, Schott- und Irland,
Holland und die vereinigten Provinzen, wie auch das
Rinisch-Teutsche Reich merkwttrdiges in sich hält:
ans der französischen Sprache in unsere Hochtentsche
ihersetzet und mit einigen Anmerkungen, auch voll-
ttliidigen Registern versehen von Talandern.*'' Leipzig
i699. 2 Theüe. 8«.
Diese deutsche Ueberselzong umfasst nnr sieben Bande
des Originals, dessen achter Band bei ihrer Erscheinung noch
nkkt gedruckt war.
Im Originale enthält der im Jahre 1698 erschienene
Band Voyages en Russic. Dafür gicbt die deutsche Ueber-
seUung folgende Stucke:
a) Besehreibung der Russiehen Gesandtschaft nach
Cklna." S. 883.
b) Historischer Bericht von den Kosacken und
ifcren Kriegen. S. 914. Aus Thevenors Relation des
Voyages. Vol. I.
27. Der wahre Name des Ueberselzers ist Augu$t Bohte, S. über ihn
Seciaann*s LiUeralor der äU. Reisebeschreib. Th. I. S. 285—287.
29. Von dieser Reise wird wei(«r unten die Rede «ein.
. — 42 —
25.
CoUection of Voyages of John CharchilL
1704.
A CoUection of Voyages and Trarcls, Some now
flriit Printed from Original Manuscripfs. Otbers Trans-
lated ont of Foreign Languages, and now first Pablish'd
in English. To whieh are Added some Few tbat hare
formerly appear^d in English, but do noir for their
Excellencjr and Scarcenefs deserve to be Reprinted.
In Four Volumes. With a General Preface, gi^ing
an Account of Ihe Progress of Navigation , from ifa
first Beginning to the Perfection it is now in etc. The
Whole lllnstrated wilh a great Number of UsefuI Mapa,
and Cntä, all engraven on Copper. London, printed
for Awnsham and John Churchill, 1704. fol.
Im Jahre 1732 erschien eine Fortsetzung dieser Samm-
lung in zwey Theilen^ Y nnd VI^ und unter. dem nämlichen
Titef, auf welchem indessen beroerlit ist: In six yolnmes:
London, printed hy assignment from Messrs. CburchilTs,
1732 fol. Neu aufgelegt in London 1752, 8 Vol. in 8o.
Aus diesem grossen ^ sehr geschätzten und seltenen
Werke gehören nur folgende Stucke der beiden ersten Bände
Weher.»
a) A Discription of Ukraine, containing seyeral
Provinces of the Kingdom of Poland, Lying betireen
29. Dem ersten Bande ist eine höchst schätzbare raisonnirende Uebenicht
der bekanntesten Reisebeschreibongen , in lateinischer, italiänischer, franzMscher,
spanischer und englischer Sprache, vorangeschickt, anter den Titel: Tke CWb-
iogme amd Characier of mnd hoom of TWnw^
— 43 —
Übe Cenflnes of MuscoTy, and tbe Borders orTransyl-
▼Miim; Tugetherwilh thcirCusfoms, Männer of Life, nnd
Imw Ikey manage tbeir Wars. Written in French by the
Siear de Beanplan. Vol. I. p. 571—610.
b) The (rae Trarelis, Adrentnres^ and Obserra^
tiem of Captain John Smith into Enrope, Asia, Africa
«id America. Frora Ann. Dom. 1593 to 1629 VoL IL
p. 371*— 402 *• md hieraus folgende zwei Abschnitte: The
Deseription of the Crim-Tartars, Iheir Houses and Carla,
their Idolatry in Iheir Lodgings etc. p. 389; und: Capt
Smilh^s Passage to Russin, p. 593.
c) The trarels of Feodor Iskowitz Baekhuff from
Mueow into China. (7162 = 1654). VoL U. p. 547—
551. Dem Herausgeber roilgetheilt von dem Brandenburg. Re-
s*Ratbe Johann Scultetus.
26.
Wavigantium atque Peregriiiantium Biblior
theca^ von Johii Harris.
1705.
Navigantium atquc Peregrinantinm Bibliotheea:
or, a compleat CoIIection of Voyuges and Travels:
Consisting of abore Fonr Hundred of the most Authen-
lic Writers; beginning with Hackluit, Purehass, ete.
in English; Ramusio in Italian; Thevenot etc. in
French; De Bry, and Grynaei Novus Orbis in Latin;
the Dntch East-India Company in Dutch: And conti-
30. Im Origmtle steht durch einen Dnickfehler 412.
— 44 —
nued wilh Others of Note^ (hat hare Publish'd Histo-
ries, Voyages« Trayels, or DiscoTeries, in (he Eogli«!!,
Latin, French, Kalian, Spanisb, Por(ngnese, Gerroan,
or l)u(ch Tongues; Rela(ing (o anj Part of Asia,
Africa, America, Europc, or (he Islands (hereof, (o (his
pre8en( Time. With (he Heads of several ofonrmost
Considcrable Sea«Commanders; and a great Komber
of Excellent Maps of all Par(s of the World, and Cnts
of most Gurions Things in all the Voyages. Also, an
Appendix, of (he Remarkahle Aecidents at Sea; and
Several of onrConsiderableEngageraen(s: The Charten,
Acts of Parliament, etc. abonth (heEast-lndia Trade: and
Papers relating to the Union of the Two Companiea.
Throngbont the Whole All Original Papers aro Printed
at Large; as the Popo's Bnli, to Di^pose of tbeWeat«
Indies (o (he King of Spain; Letters Pa(en(s for Esta-
blisbing Companries of Nerchants; as the Rassia,
East-lndia Companies, etc. Lettora from one Great
Prince or Sta(e to ano(her; shewiug (hcir Titles,
Style, etc. To which is Prefixed A History of the
Pcopling of the sereral Parts of the World, and paHico«
larly of America; An Account of the Ancient Shipping,
and itssuccessivolmprorcments; toge(herwi(h (belnven*
tion and Use öf the Nagnet, and its Variation, etc. Bj
John Harris, A. N. Fcllow of the Royal Society. In Two
Volumes. London, 1705. 2 Vol. fol. mit vielen Karlen u. Kupfenu
Eine neue Ausgabe^ with great improvements by
Campbell, London 1715; 2 Vol. foL; eine dritte : Now cap
refully revised with larges additions and condnned
down (o (he present timc, London, 1744 — 1748; 2 vol.
Ol. und die neueste: London^ 1764. 2 Vol. foL
— 45 —
* Am dieser sehr schätzbaren Sammlung gehören fiolgende
SMteke Ueher:
Ans dem ersten Bande: •
a) The Journal of Williaun de Rubraquiab, a
Ffemcli-Many of the Order of the Minorit Fryars, iolo
TuUry and China. Written to Lewis IX. ^ King of
ffVuoe, 1253. p. 501.
h) The enrioos and remarkable Toyagea and
traTela of Mareo Polo, a gentleman of Veniee, who
» the niddle of the xiii*th eentary, pai^sed throngh a
great part of Asia, all the dominions of the Tartara,
andl retarned home by sea, throngh the Islands of the
Ewt-Inidies. Takcn chiefly from the aeeurate edition
of Ramusio, eompared with an original mannscript »
his Prussian Majestys Library , and with most of the
traaslalions hitherto published. p. 593— -625.»^
e) Sir Hugh Willoughby's unfortunate Voyage,
(• diseover and setQe a Trade in Russia, 1553. p. 506.
d3 The secoud Voyage to Riissia, by Mr. Chan-
rdoor, with the Privileges granted to the Russia Com-
pany, p. 508*
e) The Third Voyage to Russia. p. 513.
f) The sereral Voyages of Mr. Anthony Jenkin«
isn; the First whereof was in the Prim-rose^ with
die Ambassador Osep Napea, in the Year 1557. p. 516.
g) Mr. Anthony Jenkinson's Seeoud Voyage from
London to Mosco, and thenec orer the Caspian Sis%
into Persia, anno 1561^ p. 521.
31. UmrtoPolo befindet sich nicht in der ersten, sondern nur in der zweiten
n4 dritten Ausgabe von Aarrw Sammlung^ während die andern hieher gehörigen
lebea aUe ms der ersten angeführt sind.
— 46 —
b) The Embassie of Tbomas Rahdolph, Esq. fo
the Empcror of Riissia^ anno 1568, briefly wriftcn by
himseir. p. 527.
i ) The Fonrth Voyago ot Mr. Anthony Jenkinaoot
Ambassador from the Qneen*s most Exeellent Hajeatjr^
to the Eniperor of Rnssia, Anno 1571. p. 528.
k) The Vojage of Sir Jerom Bovres, Knt her
Majcsty'a Ambassador to Jnan Vasilorick^ Eniperor
of Rnissia^ Anno 1583. p. 535.
I) A Short Narratire of the Tragical RevolntloM
in Riissia, after the Death of Jnan Vasilowick. p. 537.
m) A Treati^e of Russia, hy Dr. Giles Fleteker,
Ambassador from Q. Elizabeth to Theodore, Empenir
of Rossia, Anno 158$^ p. 542.
Aus dem zweiten Bande:
a) The Ambassadors from the Duke of Holstain's
Travels into Mnseovy. p. 1.
b) The Trarels of the Duke of Holstcin's Ambas-
sadors into Portfia, Tartarj and Museorjr, p. 100.
Diese beiden Stücke sind Auszüge aui^ OleariusMus-
kowitischer Reisebesehreibung.
c) The Earl of Carlisle's Embassie from King
Charles II to the Great Duke of MnseoTjr, and to the
Eings of Sweden and Denmark, Anno 1663 and 1664^
p. 177.
d) An Account of a Jonmey out of Poland into
Mnscovy; with a Relation of the Expeditions of the
Binscovites against the Crim Tartars; the Tumults and
Rerolutions which ivere contrived and managed chiefly
by the Princess Sophia» Sister to bis präsent Cxarish
Majcsty Peter Alexiowitz: Some Observations on a
— 47 —
Jtmmmej hj Land (rom Moseovj into China; made bj
Mr. Spartaros; and upon the present State ofMnscoTy
bj the Sienr JNewstad. Herennto is annexed, a Letier
fffMB a eertain Gentleman of Germonj, written from
lliisc«^ coneeming the Siege of Asoph, and Kasikei^
«eea and Ihe other Warlike Ezploits of the MuseoTitet
»ttiatWar; with some political Remarks upon the most
reoMufadble Pansages that have happen'd late in the
MiiacoTite Empire« Translated from the Low Dntch.
p. 212.
e) A Journal of an Elmbassie from their Majeaties
Iwia and Peter Alexibwita^ Cxars ofMuacoTyete. over
Lud into China, throngh (he ProTinees of Uatingha^
Sikeria, Danria, and the Great Tartary to Pecking,
tke Metropolis of China, by Ererard Isbrand, their
Anbassador, in the Years 1693. 1694 and 1695. Col«
kcted by Adam Brand, Secretary to the said Embaa-
sie, and translated from the High Dutch Original
prinied at Hamburgh, 1698. p. 229.
f) Father Arerirs Travels into some Parts of
Ttriary. p. 2*7.
g) Father AreriPs Travels into Mnseovy, p. 258.
27.
iVaankerige Yersameling ele. von Peter van
der Aa.
1706.
Naankerige versameling der gedenkwaardigste
lee en land Reysen na Oost en West Indien. Door
P. van der Aa. Leyden 1706, 2 Vol. 8^
— 48 —
Der Leydener Buchhändler Piter van der Aa verei-
nigte in dieser Sammlung mehre Reisen^ die von ihm und Andern
ins Holländische äbersetzt waren^ und die er auch alle einzeln mit
besonderer Seitenzahl abdrucken liess. Im ersten Bande der--
selben beOndet sich eine Uebersetzung der Reise des Jean du
Plan Carpin und Ascelin unter folgendem Titel:
Seer aanmerkelyke Reysebeschryviugen van
Johan du Plan Carpin en Br. Ascelin, bcyde als Icga*
tcn van den H. Apostolischen Stoel, cn voor gcsanlen
ran den Pabs Innocentins de IV nfgcsondcn na Tar-
tarjen en andere oostcrsche rolkcren. Na alderocrst*
getrouwelijk na Iiet ef;ie haudschrift vertaald door
Salonion Bor prodikaiit tot Zcyst Leyden. 92 Seiten.
Diese Uebersetzung ist aus Bergeron's Relation des
Voyages en Tartarie etc.'^ gemacht, wie der Titel sagt,
mit Benutzung einer Handchrift des Originals. Der Verfasser
derselben hat sich dabei aber eine Versetzung der Stucke erlaubt,
die Bergeron aus verschiedenen Quellen geschöpft hatte.>>
28.
Recueil des Voyages au Nord.
1715.
Recueil des Voyages au Nord, Contenant divers
Mimoires tr^s-ntiles an Commerce et a la Navigation.
A Amsterdam 1715. 10 VoL S«.
32. S. oben S. 27.
33. S. Relaikm des Mongoiet ou Tariaret par le Frere Jean du Ptmm
de Carpim eie. par Mr. d'Avezac, Paris 183a 4. p. 45.
— 49 —
NoaTeUe Edition corrig^e et mise.en meilleur
A Amsterdam 1731—1738. 10 YoL 8\
Aus dieser Sammliuig gehören folgende Reisen hieher.
a) Vojage d'Antoine Jenl^iuson^ Pour d^eoarrir le
da Catbajr par lä Tartarie. Ecrit par lui-möme
Harehaads Anglois k Moscovr^ en 1558. T. IV.
p. 470—515.
b) Relation du Sieur Ferrand, M^deein du Kan
des Tartaros^ Touehant la Krimpe, les Tartaros NogaYs,
et ee qni se passe au Serrail du dit Ran. T. lY. p.
516 — 534.
e) Vojage d'un Ambassadeur Quo le dar de
Moseorie enroja par terre a la Chine Tannie 1653.
T. IV. p. 535 — 554. Der Gesandle wird hier Saedor Jaco-
wits Boicoof genannt.
d) Journal du royage de Laurent Lange k la
Ckiae. T. V.
e) Relation des Tartares Pereopites et Nogäies^
df8 CirQassicns, Mingrelien^, et Georgiens, par Jean
de Luca, Religieux de TOrdre de St. Dominique. Mit
Zosilzenaus Beauplan. T. VII. p. 89—135.
f) Relation de la Colehide on Mingrellie, par Ic
P. Archange Lamberti, Missionnaire de la Congri-
^tion de la Propagation de la Foi. T. VU. p. 136-197.
g) Relation de la Colehide et de la Mingrellie
par le P^re Dom Joseph Marie Zampi, Missionnaire,
ea la Colehide. T. VII. p. 198—302.
b) Extrait des 6crits du Sr. Parry, Anglois^ pour
Ilntelligenee de la Carte de la Ner Caspienne et des
relatioDs des Tartares voisins de eette mer. T. VII.
p. 303—310.
— 50 —
i ) Relation du Yoyage de Jean du Plan Carpin,
Cordelier qni fut enToji en Tartarie par le Pap«
Innoeent IV. l'an 1264. T. Vü. p. 330—424.
IT) Voyage de Moscon &la Chine, parMr. Everard
Isbrants Ides, Ambassadear de Moscorie. T. vm.
p. 1—217.
29.
f'ollection de Voyages de P. van der Aa.
1729.
Recueil de divers Vojages cnricux, faits en
Tartarie, en Perse et ailleurs. Enriclii de cartet
g^ographiques et de .figures eu (aille doace. On a
mis ao derant le traiti de la narigation et des voja-
ges de d^couverte et conq\i6tes modernes. DitisejE en
deux tomes. A Leyde. Anx d^pens de Pierre ran
der Aa. 1729. 4o.
Dies6 Sammlung wird gewöhnlich un^r dem Namea
CoUection de Van der Aa angeführt^ sie ist aber eigenUich
nichts als eine von dem genannten Buchhändler veranstaltete
und etwas vermehrte Ausgabe der JSTer^erofi'schen Sammlung.
Sie enthält iur unsem Zweck folgende Stacke^ deren jed^s'
äbrigens mit einer besondern Seitenzahl anföngt:
a) Voyage de Benjamin de Tuddle. Vol. L
b) Voyage de Jean dn Plan Carpin, veryUohe^^ ntt
einer Handschrift aus Petau's Bibliothek. Vol. I.
— 51 —
c) Voyage d*Ascclin. Vol. I.
d) Vojage de Rubruquis, verglichen mit zwei lateini-
s€tm Handschriften^ Vol. I. ,
e) Obserrations du moine Bacon, touchant Ics
parties septeotrionales du mondc, utcc les relations
toncliaiit les Tartares, tir^es de Tliistoire de R. Wen-
dorer et de Mat Paris. Vol. n.
f ) Voyagc de Marc Paul. Vol. II.
g) Histoire Orientale de Haiton. Vol. II.
li) Recueil ou abrig^ des rojages de J. de Man-
dleTÜle. Vol. ü.
i) Vojagc d'Ambroise Contarini. Vol. n.
Die Ueberselzungen sind im Durchschnitte schlecht, die
Namen oft entstellt, und Manches ist in den Originalen verändert
worden.
V^^JAges faits principalement cn Asie dans les
XII, XIII, XIV et XV siecles par Benjamin de Tud6le,
J^n de Plan Carpin, N. Ascelin, Guillaume de Ru-
hrnquisy M. Paul Vönitien, Ilaiton, Jean de Mandeville
et Ambroise Contarini. Accompagn^s de Thistoire des
Sarasin9 et des Tartaros, et prid^dös d'une introduc-
iion eoncernant les rojages et les nouvelles decou-
rerles des prineipanx royageu^s, par Pierre Bergeron.
A la Baye, chez Jean Ncaulme. 1735. 2 Vol. 4».
Diese Ausgabe ist ein wörüicher Abdruck der vorigen^
den der Budihandler Neauimf mr ein neues. Titelblatt^ hat
vorsetzen lassen.
— 52 —
30.
• Sammlung Russischer Geschichte von
Gerhard Friedlich Müller«
1732.
Sammlung Russischer Geschichte. Herausgege-
ben von Gerhard Friedrich Müller. St. Petersburg
1732—1764. 9 Bände in 80.34
Diesem noch immer sehr schätzbaren, ja unenlbehrlichen
Werke schickte Müller eine kleine Schrift voran; welche den
Titel fuhrt: £rtiffnung eines Vorschlages zur Verbesse-
rung der Russischen Historie durch den Druck ciaer
Stückweise herauszugebenden Sammlung ron allerley
zu den Umständen und Begebenheiten dieses Reichs
gehörigen Nachrichten. St. Petersburg 1732. 8<>.
Kaum hatte Müller den ersten Band dieser Sammlung
herausgegeben^ als er im Jahre 1733 eine wissenschaftliche*
Beise nach Sibirien unternehmen musste, von welcher er erst
1743 nach St. Petersburg zurückkehrte. »^ Die drei ersten
Stücke des zweiten Bandes besorgte noch Theoph. Sieg/r.
Bayer y 1736 und 1737; nun entstand aber eine lange Unter*
34. Vollständige Exemplare dieses Werkes sind sehr selten xo finden,
da seit langer Zeit einige Bogen des ersten Bandes fehlen. Als eine Fort-
setzoDg des Afil/for'schejA Werkes erschien mit Beibehaltung 4es altem fitdf :
Beiträge »ur Kennimise RuselamdB «Mdf^ seiner Geeekicfite. Tferamtgeg^bem
von Gustav Ewers und Morst* vom Engelhardt, Dorpai 1818. Ein Band. 8*.
S. p. 58.
35. Auf Allerhöchsten Befehl «nd auf Verordnung des dirig. Senats
wurdep drei Gliieder der Kaiserlichen Akademie dir Wissenschafleit' im J. iT33
geschickt, um nähere Kenntniss über Sibirien einzusammeln. Müller, der va$ßf
der Zahl war, bekam den Auftrag, sieb nd( dem^ was zur -Clescbichte and Erdbe-
scKreibung gehört, zu beschäftigen. Er brachte 10 Jähre auf Mtfidt- Reise zu,
8 Aug. i733 bis i\ Febr. i743.
— 63 —
hreqfumg bis 1758, wo Müller das 4. uiid 6. Stück des
iwdten Bandes, und dann bis 1764 die folgenden sieben Bände
Baddieferte.s«
Da dieses Werk in Deutschland sehr gesucht wurde, so
venitfUUete der Kriegs -Ralh Johann Heinrich Merck ^"^ in
DjirBi Stadt eine neue Ausgabe davon, in welcher er zugleich
dto darin zerstreuten Materialien in eine systematische Ordnung
brachte. Diese sehr natzUche Arbeit fährt den Titel: Sammlnug
RassUeher Geschichten des Staatsraths G. F. Müller
in Moskau, in einer mehr natürlichen Ordnung. Oflen-
bacb, 1777 — 1779. 5 TheUe, in S«.
Aus Mällir's Sammlung gehören, ihres übrigen grossen
Rddilhums ungeachtet, eigentlich nur folgende Aufsätze des ersten
Budes hieher, die zwar keine eigentlichen Reisen in Rnssland,
aber doch Nachrichten und Aurklärungen über ein sehr wichtiges,
iveiier gehöriges Werk enthalten:
1) Nachricht Ton einem raren Wercke, betitult:
?foord- en Oost - Tartarye durch Nicolaes Witscn, S.
196 — 221. In diesem Aufsätze gab Müller die erste aus-
ffihrliche Nachricht von Witsen's Werke, welches bis dahin fast
ganz unbekamit geblieben war.
2) Register über Nicolaes Wilsens Nord- und
OstTattarey erster und anderer Edition, S. 222-272.
Durch diese mühsame Arbeit hat Müller den Gebrauch
des IfVifeii'schen Werkes ausserordentlich erieichtert.
36. S. Müller B Leben in A. F. BiUchMg's Beiträge zn der Lehemi-
gnehickte denkitiirdiger Pertoneu,
37. Göike^s, Herder'B und IVieland's Freund, und das nächste Original
f« des Erstern JUephisiophelet. Man sehe über diesen merkwürdigen Mann den
AiÜMtz : Ueber Johamm Heinrich Merck, in Briefen an Johann Heinrich Merck
#oa Gotke^ Herder, Hleland u. «. ir. Heratisgegeben von Dr. Wagner.
1835. 8. S. VU-LX.
— 54 —
31.
Ilistoire generale des Voyages.
1746.
Ilistoiro generale des Voyages, ou noorelie
Collcclion de toutcs les reiations de royages par mer
et par terre, qui ont 6ii publikes jnsqn' k präsent dans les
diff&rentcs Laiigues de toutes les Nations coiinues etc.
k Paris, 1746. 4«. Avec partes et Figures. 20 Vol.
Diese Sammlung wurde von Antoine Frangois Pre^
rost ifExiles veranstaltet und meistens aus englischen Werken
zusammengetragen. Neue Ausgaben sind: Paris 1746 — 1789.
12^ 80 Vol. m. K. älaHaye. 1747 — 1780. 4^ 25 Vol. m. K.
Für unsern Zweck ist daraus nur anzurühren: ,
a} Voyage de Regnard en Tjaponie, Vol. XXit
p. 411—437.
b) Voyage au Nord de Mr. de Maupertois et de
Mr. FAbbä Outbier. Ebend. p. 438.
32.
Allgemeine Ilisforle der Reisen.
1774.
Allgemeine Historie der Reisen zn Wasser uod
zu Lande, oder Sammlung aller Reisebeschreibangen,
welche bis itzo in rerscbiedencn Sprachen von allen
Völkern herausgegeben worden, u. s. w. Leipzig
1747—1774. 21 Bände in ^\ m. K. und Kpf.
Diese grösslentheils von J. J. Schwabe j in Leipzig^
besorgte Sammlung ist theils aus dem Englischen^ theils aus dem
— . 55 —
wd Spanischen äberselzt^ und enthalt für unsem
Zweck folgende Stacke:
m) Eberhard Isbrand Idcs^ rassischen Gesandten,
Reise naeh China, [im Jahre 1693. 4vis dem HoUftn-
tischen fibersetst. Im V Bande, S. 512—526.
b) Plan Carpin's Reise nach der Tartarey. Bd. VI.
*c) Rnbrnqnis Reise. Ebend.
d) Marco Polo's Reise. Ebend.
e) Regnard's Reise nach Lappland. Bd. XVIL
f) Blaupertttis Reise nach Lappland. Ebend.
33.
Magazin von A. Fr. Bfisching.
176L
Magazin für die neue Historie ^nd Geogra-
phie, angelegt ron Dr. Anton Friedricu Rttschiug.
Ilambnrg und später zu Halle, 1767—1788. 4o. 22 Bände.
Aus dieser reichhaltigen Sanunlung gehören folgende
Reisen hieher:
a) Hurtze Vermeidung der Russischen und Musz-
kowilischcn Rejse vnd Einzuges desz Durchleuchtigen,
Hochgcbornen Fürsten vnd Herrn , Herrn Hertzog
Hansen, desz jttngern ansz Uennemarck, Erbe zu Nor-
wegen, Hertzog zu Schleszwig Holstein, Stormarn, rnd
der Ditmarscben, Granen zu Oldenburg und Delmen*
borst, etc. Anno 1602. Bd. VU. S. 257—298.
h) Simon ron Salingens Bericht, de Anno 1391.
Wegen der Landscbafft Lappia, wie die Anno etc. 62.
63. 64. rnd 65 ausz Kiederlandt ist besiegelt worden,
— 56 —
rnd urie Simon ron Salingen zu seiner Anknnft die
Land gebawet, rnd in ihrer Gestalt geflinden^ md
folgend tsz mehr Segellatz vnd bawnnge^ darch die
Commercien erfolgt ist Ebend. S. 339—346.
c) Beschreibung der zwotcn Gesandschaft^ welche
Joachim Scultetus, Königl. preuszi. und chnrflirstl.
Brandenburgischcr geheimer Legations- nnd Hofrath^
1675 nach Raszland angetreten. Bd. IX S. 1—76.
d) Nachricht von Woldemar Christian Güldenlöwe
Grafen von Schleszwig-Holstein, Sohn des dSnischen
Königs Christian des Vierten, von der Christina Blunk^
Reise nach Ruszland, zur Vermählung mit «des Zaren
Michael Fedrowitsch Tochter Jrene. Bd. X S. 211— 276.
34.
Einleitung in die Russische Geschichte von
Dr. '<%r. Schmidt^ genannt Phiseldek.
1773.
Versuch einer neuen Einleitung in die Russische
Geschichte. Nach bewährten Schriftstellern. Von Dr.
Christoph Schmidt, genannt Phiseldek. Riga 1773.
2 Th. 8^
Als Anhang zum ersten Theile findet man hier S. 317-
384 Hans Georg Peyerle's Reise nach Rossland^ nadi der
in der WolfTenbOtteler Bibliothek befindlichen Ori^nal-bandsdirift
zum ersten Male abgedruckt. Sie führet daselbst folgenden* Tild:
Beschreibung der Moscouitterischen Rajss, welche
Ich Hans Georg Pejerle ron Angspurg mit Herrn
Andreasen Nathan rnd Malhco Bernhardt ManliebeB
dem Jiingcrn Ady 19 Marty Anno 1606 von €raeh*w
— 57 —
a» ng^fiuigen, rnd was Wir wahrhafitiges gehört,
letehen Tnd erfahren, alles aufs khfirzest beschriben.
Kl tae mserer 6ott lob wider dahin anknnil den
15 Decembris anno 1^08.
35.
Hormayr's Archiv.
1810.
Archiv fiir Geschichte, Statistik, Literatur und
Kunst Herausgegeben von dem Freiherrn ron Hor-
nairr. Wien 1810. 4».
In dieser vorlreflDichen Sammlung beßnden sich folgende
hieber gehörende Reisen:
a) Aus Samuel Hiechers Reisen vom Jahre 1585
bis 1589. Fohlen, LiUhauen, Liefland, Russland. 1820
Ko. 86. 96.
b) Reise durch Russland von Stephan Kakasch
von Zalokeroenj.
' 36.
Colleclion of voyages by Robert Kerr.
1811.
The llistory and general Collection or Voyages
lad Travels, by Robert Kerr. Edinburgh, 1811—17.
»•. 18 Bände m. Karl. *
Im ersten Bande befinden sich folgende hieher gehörende
Nscn:
a) Voyagc ofanEnglisbman into the Tartary. A. 1243.
— 58 —
b) Voyage at Asow to China , made hj Pegoleltif
a. 1355.
c) Voyage iuto (he Tartaiy, by John Sehildtber-
ger. a. 1394.
d) Voyage at Venice nnto Tana^ made by Josafat
Barbaro, a. 1406.
37.
• Frankfurtisches Archiv.
1811.
Erankrnrtisches Archiv flir ältere deutsche Lit-
teratur und Geschichte. Herausgegeben Ton J. C. t.
Fichard, genannt Bau» von Eyseneck. Frankfurt a. M.
1811-1813. 8^ 3 Bde.
In dieser interessanten Sammlung befindet sich im 2ten
Bande folgender höchst merkwürdiger. Reise-Bericht:
Johann David Wunderer's Reisen nach Denne-
niarck, Russland und Schweden 1589 und 1590. S. 169-
255« Von welchem weiter unten ausfuhrUch wird gesprochen werden.
38.
Beiträge zur Kenntniss Russlands von Ewers
und £ngelhardt.
1816.
Beiträge zur Kenntniss Russlands und «einer
Geschichte. Herausgegeben von Gustav Eweni und
Moritz von Engelhardt Dorpat, 1816. 8. Erster Band.»
3a Dieses Werk fahrt auch den doppelten Titel: Sammimmg Bmmktkar
Geschichte, Zehnier Band, Sankt-Petersburg 1816, weil es als eine Fortsetnng
der bekannten Sammlung von Gerhard Friedrich lUulicr, St. Petersburg 1732—
1764, neun BSnde in 8*, angesehen werden sollte.
— 59 —
kl dies«r schilzbaren Sammlung^ von ^reicher leider^ aus
Mangel an UnterstfllzuDg^ nur ein Band erschien^ befinden sich
MgfPfir Reise-Berichte:
a) Acta Legationis Muscoriticae per Paulum Junsten,
^meopam Aboeuseni^ brcriter comprehensa. 1569 —
1572. S. 143—18*.
b) Zar^ Jwan der Graasame. Sendschreiben an
Gotthard Kettler , Herzog zu Kurland und Semgallen,
TOD Johann Taube und Eiert Kruse. 1572. S. 183-238.
39.
Di Marco Polo e degli altri Yiaggiatori Vene-
xiaoL Dissertazloni del Abbate Plaeido Zurla«
1818.
Di Marco Polo e degli altri Yiaggiatori Yene-
liani piü illnstri Disserüizioni dcl F. Ab. D. Plaeido
Znria. Con appcndice sopra le anticbe Mappe lavorate
in Venezia e con quattro carte geografiche. In Yene-
sia. 1818. 2 Yol. 4.
Diese mit grossem Fleisse veranstaltete, höchst schätz-
bare Sammlung enthalt Tolgende hieher gehörende Reisen:
a) Oei Viaggi di Marco Polo Dissertazione. Eine
sAr ausführliche und gelehrte Analyse der Reisen des berühm-
te Venezianers, aus denen mit seinen eigenen Worten die
Cwgraphie, physische Beschaffenheit, Geschichte, Religion, Sitten,
Wissenschafien, Künste, Handel und Schillfahrt der von ihm
*rchreis'ten Länder beschrieben worden. Diese Arbeit füllt den
PMcn ersten Band aus.
— 60 —
b) Yiaggio di Giosofat Barbaro alla Tana^ in
Russia e Polonia. Vol. D. p. 207—213.
c) Viaggio di Ambrogio ConCarini. EbeiuL p. 230
—235-
d) Viaggio di Luigi Roncinotto. ' Ebend. p. 241.
40.
Sammlung kleiner Schriften von B. von
Wichmann.
1820.
Saminlang bisher noch nngedrucktcr kleiner
^ Schriflcn zur altern Geschichte und Renntniss des
\ Russischen Reichs. Herausgegeben ron B. (BnrkhanI)
Ton Wichmann. Erster Band. Berlin 1820. 8®.
Von dieser höchst verdienslvollen Sammlong^ die der
Verfasser meistens aus den handschriftlichen Schätzen der KaiserL
HofbibUothek in Wien zusammentrug^ und von welcher nicht
mehr als dieser erste Band erschienen ist^ mässen folgende
Reisen hier angeföhrt werden:
a) Joannis CobenzI Legatio MoscoTitica. p. 1 — 32.
b) Arsenii, Elassonis Episcopi, Descriptio Itineris
in MoscoTiam habiti a Jeremia II, Patriarcha Conatan»
tinopolitano, ubi et Patriarchatus Moscoritrci Instiintio
narratur. p. 57—122.
c) Beschreibung der Raiss in die Moscawv 80
Herr Kiclas Warbotsch»» damals Rom. Khay. Mate.
Gesandter gethan Anno 1593 den 22JuIy. p. 123—200.
39. Der Gesandte hiess IKorAro/tcA, wie weiter unten wird gezeigt werden»
— 61 — .
il) Relatio bumilliina Aa^stini de Metern et
üoratii Galielmi Calniccii Ablegatorum in Moseboviam
a d. 17 Febr. Ad. 1661, us(j[ue ad d. 22 Febr. Ad. 1663.
p. 201--338.
e) Sebastianns Glariiiicb de Rebus Moscborum
p. 339—362.
f ) Discorso della Moseoria. p. 363 — 398.
g) Relation wegen der Jüngsten Auno 98 (1598)
ran der Rom. Kay. Muyt. rnsers allergn. Herrn Hof-
diener HiebaSl Spielen«» anbefoblenen Reiss in die
Mosseaw. p. 423—464.
41.
Discoveries and Travels in Asia^ by Hugh
Murray.
1820.
HistoricHl Account of Discoveries and Travels
11 Asia y from tbe earliest ages to the present tirae.
Bj Hngb Murray, F. R. S. £. Edinburgb, 1820. 8o.
DL Vol. Am Ende des driltcD Bandes befindet sich p. 487 —
513, eine List of Autborities and iniportant works rela-
^uf to Asia.
Dieses verdienstvolle Werk enthält zwar nicht den Text
IMer gehöriger Reise - Berichte , es giebt von denselben aber
«IC so lichtvolle, historisch-kritische Uebcrsicht, und oft ausfOhr-
iche, wörtliche Auszüge, dass es hier gewiss eine Stelle ver-
dau.
Ml Der Reiieiiito'lieisit im Originale SekieU.
— 62 —
Die uns belrelTenden Reisenden und ihre Nadirichten
sind folgende:
Im ersten Bande:
a) Beujamin of Tndela. p. 63—68.
b) Aseelin. p. 75 — 84.
c) Carpini. p. 84—100.
d) Rubruqnis. p. 105 — 150.
e) Marco Polo. p. 151—182.
f) Oderic of Portenau. p. 183—192.
g) Sir John MandeTille. p. 193—197.
h) Ricold de Monte Crucis. p. 197—208.
i) Schildtberger; p. 224—226.
k) Anthony Jcnkinson. p. 307—331.
I) Arthur Edwards, p. 331—334.
m) Pegolelti. p. 447—448.
Im dritten Bande:
a) Josafat Barbaro. p. 10 — 16.
b) Ambrogio Contarini. p. 16 — 19.
e) Olearius. p. 49—52.
d) Chardin. p. 54—72.
e) William de Bouldcsell. p. 113—114.
42.
Recueil de Voyages public par la Soci^tö
de Geographie.
1824.
Recaeil de Vojages et de M^moires pnltliÄ ^
par la Sociiti di; Geographie. Paris, 1824—1840. V.'
Aus dieser schfitzbaren Sammlung:^ von welcher bis jetil 6 Binde
erschienen sind; gehören .folgende •Ilei:>en bi%hef: '^/^
— 63 —
a) Yoyuge de Marc Pol. Macht den ersten Band aus.
b) Description des Merveilles d'une partie de TAsie,
par le P. Jordan au Jourdaiii Catalani. T. IV. p. 1—65.
c) Voyage en Orient du Frire Guillaume de Ru-
bnilu T. IV. p. 205—396.
d) Relation des Mongols ou Tartares, par le Frire
Jean da Plan de Carpin. Nach dAve%a&8 kritischer
Augabe. T. IV. p. 399 — 779. Auch besonders abgedruckt,
Paris. 4839. 4^
43.
nyremecTBiA m TaTapaarb.
1825.
Co6paH]e nyTeuiecTRiä kb TaTapaan n ApyrsAi'B
B^CMIHUM'B Hap04aM'b^ Vh XIII 9 XIV H XV CTOJlt-
Tiarft. I. njiaiio KapnnuH. II. Aci^e.njiHH'b. CaHRT-
■eTep6yprb. 1825. 4^.
Der Herausgeber dieser Sammlung ist der Wirkliche
Slutsrath Jasykoff'. Sie sollte ursprünglich eilf Schriftsteller
iber die Tatarey, sowohl in der Sprache des Originals als in
der Rossischen Uebersefzung enthalten^ nämlich: Piano Carpini^
AictUn, RuhrvquiSy Marco Polo^ Haithon^ ßlandeviNe,
^ricAvon Portenau, ScAildberger, Clavigo^ Giose/b
tarbaro und Ambrosia Coniarinij es ist aber nur der
(Qte Band erschienen. In diesem befinden sich folgende Reisen:
a) Libellus liistoricus Joanqis de Piano Carpini,
V^ missns est Lcgatns ud Tartaros anno Domini 1246
^ Iimoeentio I V PontiGce Maxime.. Lateinisch und Rus-
Ädi p. 1—217.
— 6* -
b) Itinernriuin Fratris Ascellini. Lateinisch und Rus-
sisch. P. 222—263.
44.
Voyages en Tartarle.
1830.
Voyage de Benjamin de Tudele autour da monde,
de Jean du Plan Carpin en Tartarie, du fr&re Aseelin
et de ses compagnons vers I^ Tartarie, de Guiliaume
de Rubruquis en Tartarie et en Chine en 1253 , suifI
des additions de Vincent de Beauvais et de Thistoire
de Guillaume de Nangis pour räclaireissement des
pr^cödens royages. Paris, 1830. 8^
Diese Sammlung, welche die französische Regierung,
neben eim'gen andern typographischen, im Jahre 1830 veran-
staltete, um die massigen Arbeiter der Imprimerie Royale in
beschäftigen, ist eigentUch nur ein erneuerter Abdruck dor
Colleetion de Voyages des van der Aa^\ aus >reIolirai
die meisten auf dem Titel genannten Reisen hieher gehören.
45.
CKa3aHiA COBpeUfeHHUKOB'B O ^HMHTpiH
€a>i03BaHiJi'b.
1831.
CRaaafliH CoepeaieHUHKOB'B o ^auHTpia Csmo-
dBaHit-b. CaHKToeTepSypFB 1831—1834. 5 Vol. 8n
41. S. oben S. 50.
— 65 —
Der Herausgeber dieser Sammlung von Zeugnissen der
Zatgenossen über den falschen Demetrius ist der Adjunkt der
Kais. Akademie der Wissenschaften^ Herr von Usträlovo*). Aus
derselben gehören folgende Berichte hieher:
a} EepoBa «ItoonHCb MocROBCRaA, ei^ 1584 ro4a
■• 1612. nepeB04'b cb H-bmei^Karo. T.' L Dieses ist
ciM Russische Uebersetzung des noch ungedruckten Chronicon
MnseoTitidtkin von M. Martin Beer"^)^ von welchem sich das
deutsche Original in der Bibliothek zu Wolffenbüttel und
eine Abschrift desselben in dem iZtimä/tsofr'schen Museum in
St Petersburg befmdet; nach welcher letztern dieser Bericht hier
«befsetzt ist/**)
b^ 'SaoHCRH Teopra Ifacp^ie , o nyreiuecTBiH ero
■s'B KpaRoea bb NoeRey h bs-b MoeRBU wh KpaROB-b,
trh 19 Mapra 1606 roAa no 15 4^Ra6pfl 1608. Ilepe-
B04> ei HtMei^ROH PyRonDcn. T. IL Dieses ist die
Uebersetzung der Bescbreibnng der MoscoTiterischen
Reise von Hans Georg Peyerle, von welcher die Original-
Handschrift ebenfalls in der Wolffcnbütt eischen Bibliothek auf-
bewahrt wird. Eine Abschrift derselben besitzt das Rutnän-
toir'sche Museum, nach welcher die vorliegende Uebersetzung
l?tmacht ist. Ein Auszug aus derselben befindet sich bereits abge-
dnicklin Schmidt's^genanntPhiscldck, Versuch einerneucn
Einleitong in die Russische Geschichte, Th. I. S. 317-384.
*) UHKaiaü repacHHOBH^u YcTpiuoBi», Jetzt Ordentl. Akademiker.
N. A.
**) Eigentlich Conrad Bunoto^ dessen Bericht über den Zustand Russ-
^ TOB Karamsin und Usträlow durch Irrthum dem Martin Beer zugeschrieben
vordea ist AosfOhriiche Nachricht darüber enthalten einige Noten in dem Auf-
^ Cpmrad Bmsow 1601 — 1613, am Anfange des zweiten Bandes dieses Werkes.
N, A.
***) Auch die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften besitzt eine
^Imfl von Conrad Buuow'i HandschriA.
N, A.
5
— 66 —
c) CocTOüflie PoccificKofi ^epaeaBU h BejiBKaro
KHJi^eeTBa MocKOBCRaro erb npiicoBOKyiLaeuieM% hb-
wbenk o AOcrronaMJiTHUx'B eoöhmsx'b, eAjHBBumem
B-b opaB^ieHie neTupex'B TocjAapeH, erh 1590 ro/ta no
CeBTtf6pb 1606. Co^HHeflie KaoHTana Mapacepera.
DcpesoA'B ci^ ^paBiqrscRaro. Ha^anie rpeTie. T. III.
S. 1-117. Uebersetzung des bekannten ilfarg*er6/'scheii Weites:
Estat de rEmpire de Rrssie et Grande* Duchi de
Moseovie. Paris 1607. 12.
d) ^neBHHiTb nyreuiecTBia Mapnnu (MHHuieRb) B'h
MocKBjr H npeöuBaBia üojiflKOB'B B-h Poccin^ cb 1605
roAa no 1608. üepoBO^-b cb iiojibCROu pjKonacH»
T. IV. S. 1 — 109. Das Tagebuch der Marina 3InücAek,
Gemahlin des falschen Demetrius^ aber ihre Reise nach Moskau,
und ihren Aufenlbalt daselbst. Aus einer polnischen Handschrift,
welche den Titel führt: Rzeczy Polskich u Moskwie za
Dimifra Opisanie przez jednego (am obecnego rokn
1605 do roku 1609.
e) ^aeBHHKi noc^oB-b no.9bCKHXib OjieeHHmcaro
H roactBCRaro, 1606 ro^a. IIepeB04'b cb DojibeRoft
pyROODCH. T. IV. S. tll--212. Tagebuch der Potauschen
Gesandten Olesnicki und Gonsiewskiy auf ihrer Reise nach
Moskau im Jahre 1606. Aus einer pobiischen Handschrift
übersetzt.
f) ^HeBHORb CaMjHJia MacicbBn^a. 1594— 162L
IlepeBO^fi Cb no.abeRou pyKonaeu. T. V. S. 1—175.
Das Tagebuch des Samuel Maskiewic% aber die Jahre 1594-
1621. Aus einer ehemals der Jesuiten -Bibliothek in Polozk
gehörigen polnischen Handschrift übersetzt^ welche den Titel führt:
Dyaryusz Samnela Maskiewicza.
— 67 —
46.
Ciampi Bibliografia Critica.
1834.
Bibliografia critica delle antiche reciproche
(^frispondenze politiehe^ ecclcsiastiche, scientifiche^
leltenrie^ artistiche delF Italia colla Russia^ eolla
P^lenia ed altre parti settenfrionali , il tutto raccolto
ed illnstrato con breri cenni biografici dclli autori
■eno eonosciatiy da Sebastiano Ciampi etc. Fircnze^
VoL L A-M, 1834. Vol.n. N-P, 1839. gr. 8. Ein dritter Theo,
wddher dea Schluss des Werkes enthält^ soll bald erscheinen. *")
bi diesem; an mannigfachen^ auf Bussland Bezug haben-
de Notizen sehr reichen Werke finden sich besonders folgende
VAtt gehörige Aufsätze ^ die grösstentheils hier zum erstenmale
ihgedrackt sind.
Im ersten Theile:
1) Narratio reram, quae post obitum Alexii
Hickalowicz Russorum Irapcratoris etc. gcstae sunt
Hoaehnae XI KaK Octobris an. 1682. missa ex urbe
MtMiehaa ad Archiep. Corinthi Franciscnro Martelli
Borentinum Nantium Apostolicnm apnd Joanncm IIL
regem Poloniae^ reperta ex Aatographo ad rerbum
scripta et in lucem cdita a Seb. Ciampi. Florentiae 1829.
pi^. 75—79.
2) Literae ab Joanne Zamoyscio, Regni Poloniae
Caneellario, et Exercitns Poloni Impcratore supremo.
De Expngnatione Albi-Lapidis^s ad Nnntium Aposto-
Benm datae. p. 224—226.
*) Ist in Jahre 1842 bereits erschienen und enthält R-Z.
N. A.
i 42. Dts ScJiloss Weisseistein.
— 68 —
3) Ultima Lcftera scritta da Andrea liavirio, ge-
suita^ e mandata da Moscu^ al Padre Provinciale di
Polonia. p. 227—229.
4) Lettcra di Simone Genga a Belisario Vinta
Segrctario dcl Gran Duca di Toscana concernente
alla prcsa di Wielikiluki fatta l'anno 1581. p. 256-258.
5) Lettcra dcl istesso al medesimo, sopra Fassedio
di Plcscovia Tanno 1581. p. 258—260.
G) ATvisi di Polonia et di Livonia^ del 1582^
p. 267—271.
Im zweiten Theile:
Rclatione fatta da mc Frä Giovanni da Lncca
Domcnicano circa il modo di yiTcre collc particolaritä
de' costumi delli Tartari Pcrcopiti, Nogai, Circassi,
Abbazä etc. Mangrilli e Giorgaui. p. 53—62.
47.
La Chronique de Nestor^ par Louis Paris.
1834.
La Chronique de Nestor traduite en fran^ais
d'aprj^s riditiun Imperiale dePitersbourg, accompagnie
de notes et d'un recueil de piiccs in^dites toucbant
les ancicnnes rclations de la Russie avcc la France.
Par Louis Paris. A Paris 1834, 2 vol. 8^
Aus den dieser Uebersetzung des Nestor's angehängten
nnedirten Stücken gehören hieher:
a) Relation du Voyage en Russie fait par Jehan
Sau vage de Dieppe, en Tan 1586. T. I. p. 385—396.
b) Discours sommaire de ce qui est arriri ea
Noscovie depuis le rigne de Ivan Wassiliwich, empe-
renr, jusques k Vassili Ivanovitz Sousby; par Pierre
de LavillOy sieur de Dombasle. T. I. p. 404—423. ^
— 69 —
48.
Bfl6jiioTeKa ÜHocTpaHHbix'B üacaTejieif
o Pocciu.
1836.
EHÖJiioTeRa HaoGTpaHHux'b DBcaTejie ii o Poccin.
Or^tJieuie nepBoe. Tonil» nepsuH. UmAUBeuiejurh M.
Ra^iHCTpaTOBa, TpyA^MU B. CeMeHoea, I. fiapoapn.
A. RoHTapuHu, A. Ramacnde, II. Iobih. — CaHftrne-
Tep6yprb 1836. gr. 8^. S. Krug's Rec. in d. Nachtragen.
Das Hauplverdiensl bei dieser schätzbaren Sammlung und
die vorzäglichste Arbeit bei der Uebersetzung und Erläuterung
der hier geliererten Reisen gehört dem Hofrathe Semenow.
Seine Absicht bei dieser Unternehmung war^ nach und nach die
wichtigsten . älteren Reiseberichte der Ausländer über Russland
in den Originalen abdrucken zu lassen^ und mit einer russischen
Uebersetzung zu begleiten. Dieser Plan scheint aber theils durch
seine zu grosse Anlage, theils durch andere Umstände gescheitert
«1 das ganze Werk auf diesen ersten Theil beschränkt geblie-
ben zu sein. Die Einrichtung desselben ist übrigens folgende:
wcrsl giebt Herr Semenow die russische Uebersetzung jeder
Reise, dann das Original des Verfassers, Varianten der verschie-
deaen Ausgaben, und endlich erläuternde Anmerkungen.
Wir finden in diesem ersten Bande folgende vier Reisen,
jede mit besonderer Seilenzahl:
a) Di Nesser Josafa Barbaro Gentirhuoino Vene-
tiaiio, il Viaggio della Taua.
b) 11 Viaggio dcl Magnifico M. Ambrosio Conta-
fiiii Anibasciadore dclla llliistrissima Signoria di Venetia
^ Gran Sigaore Ussun-Cassau Re di Persia neu' Anno
VCCCCLXXJII.
— 70 —
c) Lettera d'Alberto Campense intorno le eose di
Moscoria. AI Beatissimo Padre demente VII Pon-
tefice Massimo.
d) Pauli Jovii Norocomensis^ de Legatione Basilii
magni Principis Moscoviae ad Clementem VU. Ponti-
ficcm Max. Liber: in qno situs regionis antiqais in-
cognitas, religio gentis^ mores et cansao legationis
fidelissime referontur. Caeterum ostenditur error Stra-
bonis, Ptolomaei^ aliorumqne Geographiae scrijptoram,
ubi de Ripbaeis roontibus meminere: quos bac aefate
nnsqnam esse, plane eompertnm est.
49.
Historica Russiae Monimenta.
1841.
llistoriea Russiae Monimenta^ ex antiqnis exte-
rarum gentium Archivis et Bibliotbecis deprompta, ab
A. J. Turgenevio, Tomus L Scripta raria e secreto
Arcbivo Vaticano et aliis Arcbivis et Bibliotbecis
Romanis excerpta conünens, inde ab anno mlxxt ad
annum mdlxxxit. Petropoli, 1841. 4^ Zugleich mit dem
Russischen Titel: Artu QcTopnYecRie, OTHOCflni(iecfl Kh
Pocciu, 03Bjie4eHHue us-h HHocTpaunuxb ApxHBOB'B h
BuOjiioTeKib 4- Ct. Cob. A, H. TjpreHeBWM-B, Tom%I.
BuuucKH us-h BaTDKancKaro Tauuaro ApxHBa m H3'b
Apyrnxi» PumcKax-b Bn6jiioTeirb h ApxBBOB^. C-b 107$
no 1584 roAb. C. IleTepfiyprb, 1841.
Diese höchst merkwürdige Sammlung ^ durch deren Her-
ausgabe sich die Kaiser!. Archäographische Gommissiqn ein neoes
Verdienst um die ältere Geschichte Russlands erwirbt^ cnthill
— 71 — .
rak^B SchitJS von aoslSndischeii Beriditen iber das filtere
I, welchen der Herr Geheime - Rath Alexander van
TmrgeneWj in Italien, und vorzüglich in der Vaticana in Rom,
«it der tbfitjgen Hilfe des dortigen Arohivars, Conte Marino
im* Marinij gesammelt mul Sr. M. dem Kaiser im J. 1839
flbcneicht hat. Herr v. Turgenew fügte noch die Absdiriften
kiBiii, welche der Abbale Albertrandi am Ende des vorig»
Mrinmderts auf Veranlassung des Königs Stanislaus Augustus
in der Vaticanischen Bibliothek von einem grossen Theile der
dort befindlichen auf die ältere Geschichte Russlands und Polens
Bezu^ habenden Handschriften gemacht hatte«', und welche wir
mm ebenfalls in diesen Monumentis gedruckt erhalten.
Dieser erste Band, vor welchem eine lateinisdie und
eine Russische Vorrede nähere Nachricht über diese Sammlung
giebt, enthält die in den Italiänischen Bibliotheken gd'undenra
Documente von 1075 bis 1584, in lateinischer, italiänischer und
pohiischer Sprache. Der zweite wird die Fortsetzung aus dem
i7ten und 18*en Jahrhundert und zugleich die von Herrn von
Turgenew in Turin, Paris und London gefundenen. Aclcn-
stücke liefern. Aus diesem ersten Bande müssen hier besonders
folgende merkwiirdige Stücke angefahrt werden.
1) 1514. Rnthenorum nationes cum erroribns
eonindem in concilio Lateranensi per Revcrcndum in
Christo Patrcm Dominum Johanucm de Lasco Archie-
piscopum Gnesncnsem et Serenissimi Principis Domini
43. Der König StamUlauM Augutim verehrte die jUberlranditche Samm-
\vih% wenige Jahre Torbef) ehe er die Regierung niederlegte, dem damaligen
KiK. Russischen Gesandten in Warschau, Geheimen-Rathe BulgaKow, nach dessen
Tode sie sein Sohn dem Hm. r. Turgenew schenkte, welcher letztere sie schon
Hwrwmmm bei seiaer Rofisisdien Geschichte zur Benutzung überliess.
— 72 —
Sigismnndi Dei graüa Regis Poloniae oratorem descrip-
tae atque prodactae. Anno Domini mdxiui ad sessionem
pro T Aprilis pnblicatam p. 123—127.
3) 1557. Narratio historica de Moschovitico Im-
perio a Foscarino oratore Vcncto facta , p. 144 — 162.
Ist der unter dem Titel: Discorso della Moscoria bekannte
und in vielen Abschriften vorhandene Aufsatz.
3) 1570. Lcgatornm in Moschoriam a Sigismando
Angusfo Poloniae Rege legafionis saae per literis
relatio. p. 210 — 212. Die Gesandten waren Joannes
SxiencowycZy Joannes Hayko und Martin Wolodkietcicz.
4) 1570. Discorso di Monsignor Gerio Priore
d'Inghilterra Mandate da Venetia del trattamento che
us6 il Duca di Moscoria alli ambasciatori Poliachi et
d'una invasione che fecero gli Tartari in qu6i paesi,
al Doge di Venetia. p. 213—215.
5) 1573. Relacya poselstwa Harabardy do Mo8k¥P7
w roku MDLXXiii. p. 237—242.
6) 1575. Relatione di Moscovia fatta daGioFanni
Pernstein, mandato ambasciatore a quella corte dalV
Imperatore Massimiliano IL p. 255—264.
7) 1581. Instrnzione segreta data al Padre Anto-
nio Posseyino de^tinato in Moscoria^ p. 299 — 305. *}
*) lieber den später erschienenen Band s. die Nachträge.
LITERARISCHE NAGHWEISUNGEN
Aber
bu älteren ÄeWen ^er !^n»lB[filftt
in 1Xu00lBinli.
— 76 —
Vor der eigentlichen AQfisfiUung der älteren Reisen der
Andänder in Rassland, müssen hier wohl noch einige Werke
aiigtfiiirt werden 9 in welchen sich sehr reiche Beitrage 2a der
Ueralnr dieser Reisen finden. Es sind in chronologischer Ord-
iiid; folgende :
1) Geschichte der Entdeckungen und Schiffahrten
in Norden. Mit neuen Originalkarten versehen. Von
Johann Reinhold Forster. Frankfurt a.d. O. 17S4. 8^««
Französisch: Histoire des d^couvertes et des roya-
ges Taits dans le Nord, par Jean Reinhold Forster;
(radnite de rAllemand par M. A. Broussonet Paris 1788.
In diesem höchst schätzbaren Werke findet man sehr
ziUreicbe Beilrage zu der Literatur der altem Seereisen nach
verschiedenen Ländern des heutigen Russlands.
44. Beckmamm im ». LUer, der äli. Retaebeschr, I. 20S, vermathet dass
Fm^er za dieser Arbeil durch Bergerom'9 TraU4 de In navigaiüm, ei det
i'mmgee de ü^comrerie ei CamquMe Modemeg^ in dessen Vüyagee eie.
C«. p\en S. 27.) veranlasst worden sei; er setzt indessen hinzu: dass F, sich
eigene wichtige Untemehraongen ein grosses Verdienst erworben habe.
— 76 —
2) Verzeichnis von aeltern und neuem Land- und
Reisebeschreibungen. Ein Versuch eines HauptstUcks
der geographischen Litteratur, von G. H. Stuck. Mit
einer Vorrede von J. E. Fabri. Halle^ 1784. 8^
Nachtrag 1785. Zweyter Theil, nach des Verfassers Tode
herausgegeben von H. Ch. Weber, ebend. 1787. 8®.
3) Grundriss einer Geschichte der wichtigsten
geographischen Entdeckungen; von Mathias Christian
Sprengel. Halle 1783. 8». Die zweite reich vermehrte
Ausgabe erschien unter dem Titel: Geschichte der wichtig-
sten geographischen Entdeckungen bis zur Ankunft
^ der Portugiesen in Japan 1542. Halle 1792. 8^
4) Yergleichung des altern, und neuern Russlandes,
in Rücksicht auf die natürlichen Beschaffenheiten der
Einwohner^ ihrer Cultur^ Sitten , Lebensart^ und Ge-
bräuehe, so wie auf die Yerfassnng und Verwaltung
des Reichs. Nach Anleitung älterer und neuerer Reise-
beschreiben Von C. Meiners. Leipzig. 1798. 2 Bde. 8:
Bei diesem Werke befindet sich S. 1 — 43 als Einleitung
ein zwar bei weitem nicht vollständiges^ aber doch immer sehr
nützliches kritisches Verzeichniss der Reisebeschreibun-
gen, und älteren geographischen Schriften^ welche ron
Russland handeln.
5) Litteratur der älteren Reisebeschreibungen.
Nachrichten von ihren Verfassern, von ihrem Inhalte,
Yon ihren Ausgaben und Uebersetzungen. Nebst ein-
gestreueten Anmerkungen über mancherley gelehrte
Gegenstände. Von Johann Beckmann, Hofrath u. s. w.
Göttingen 1807 und 1809. 2 Bände. 8^
Dieses ausserordentlich lehrreiche Werk konnte tinr von
einem so fleissigen Literaten wie Beckmann ^ und auch nur
— 77 —
ii der Niho einer Bibliothek^ wie die Göttingensche^ zu Stande
febndit werden. Es enthält vollkommen^ was der Titel ver-
tpridit, nnd lisst es lebhaft bedauern^ dass der Tod des Yer-
ftwers die Fortsetzung desselben verhindert hat.
6) Yenach einer kritischen Literatur der Russi-
sclien Geschichte. Erster Thcil enthaltend die Literatur
Aer telteren allgemeinen Nordischen Geschichte. Von#
JokMO Gottlieb Buhle. Moskwa 1810. 8o.
Von diesem mit grossem Fleisse ausgearbeiteten Werke
ist Dor der erste Theil erschienen; es war ursprünglich auf drei
beredmet, von denen der zweite^ bis zum 11 Jahrh.^ auch
bereits fast ganz zum Drucke fertig, und die reichen Materialien
zn dritten, der bis auf die neuesten Zeiten gehen sollte, nur
■odi der Zusammenstellung bedurften. Der Verfasser verlor in-
dessoB die Lust, sein Werk zu vollenden «i^; er verliess Russland
■i Jahre 1814 und begab sich nach Braunschweig, wo er 1818
starb, und von wo seine bis dahin vöUig unbekannt gebhebenen
Pipiere im Jahre 1837 in meine Hände gekommen sind.
45. BaAIe Hess sein Werk auf eigene Kosten drucken, und wurde durch
dra Absati desselben bei weitem nicht entschädigt. Besonders aber wurde ihm
4»e Fortselxung des Druckes durch eine gewiss unverdient strenge Recension
verleidet, welche Rmk$ von dem ersten Theile in der Hall. Allg. Liter. Zeitung
wnchttkot lieM.
MLTKBX WLSaSKS HER AUBlAlVIlER
rar RcssiiAm».
— 81 —
O h t h e r e.
890.
Periplas Ohtheri Norvegi et Wiiirstani^ sivc
eornm narrationcs de f^iiis in septemtrionem et in muri
balthico naTigationibns.
Ohthere^ ein Normaim, von dem wir nicht viel mehr
wissen^ als dass er aus Helgoland gebürtig und sehr wohlhabend
war^ und mehre Reisen unternahm^ von denen ihn die eine
von Norwegen aus nach den äussersten nördlichen Küsten führte,
BDd aof welcher er die Finnen und die Bjarmier kennenlernte.
Auf einer dieser Reisen muss er auch nach England gekommen
5ein, welches damals Alfred der Grosse beherrschte. Dieser
oerkwürdige Fürst*« sammelte alle ihm erreichbaren geographi-
sdien Nachrichten von der damals bekannten Welt, die er, nebst
den Reise-Berichten Ohthere's und WulfstariSj eines Auslän-
ders, in seine, deswegen besonders schätzbare, angelsächsische
46. S. AM$eru9 de rebus ge$iis Aifredi, in ^ngiica, Hibermcay etc.
wtrifiOj ex bibliolheco Camdem, Auetore 8ilve$tro Giraldo (eigentlich Gira/d
Mmi§, gtb. 1146 in Wales). Francof. 1602. Fol. p. 5. S. ^uch For$ier'$ Gesch.
4. Emideck. S. 72-101.
6
— 82 —
Uebcrsctzung der Hormista des Paulus Orosius auihahiB.
Die sehr schön geschriebene und gut erhaltene Urschrift dieses^
Werkes befindet sich in der Cotton'schen Bibliothek in London.
Gedruckt erschien es unter dem Titel:
The anglo-saxon vcrsion from the historian
Orosius, by Aclfrcd tke Great. Togcther with an
euglish (ranslation from the anglo-saxon. (Bj Daines
Barringlon«) London 1773. 8^.^'^
Eine deutsche Ucbersetzung der von Ohthere nnd
Wulfstan mitgetheilten Nachrichten gab Joh. ReinA. Förster
in seiner Geschichte der Entdeckungen unter dem Titd:
Erdbeschreibung Yom nördlichen Europa nach König
Alfred, aus dem Angelsächsischen beinahe wörtlich
fibersetzt, mit sehr schatzbaren Anmerkungen und Erläuterungen.
S. 75—101."
Ohthere' 8 Reisen sind auch in folgenden Werken wieder
besonders abgedruckt:
The voyage of Ochthere (sie) made to the IV. IL
parte beyond Norway, reported by himself unto Alfred
the famous King. In Haklujt's CoUection, 2 Aufl. L
4. sq.
Aelfredi magni Anglorum regis vita tribus libris
coroprehensa a Job. Spelman anglice conscripta,
dein latine reddita et annotalionibus illustrata ab Aelfredi
47. Wobei Fonter*$ an Barrington mitgetheilte Anmerkungen ndt abge-
druckt sind. S. Förster a. a. 0. S. 73.
48. Sehr aasführliche Nachrichten über König Alfred» Werk und OkJh^rt
findet man in ßeckwumn't LUier, d, äit. Reüebewckr. Th. l S. ^450—471.
S. auch Fortier a. a. 0. Seite 73. 85. 88. 92.
— 83 —
fai eoUeg^o magnae aulae UiiiTersitatis Oxoniensis
ahmais. Oxonii 1673. fol. pag. 205 sq. Hier befindet sich
diese Reise mm erstenmale angelsächsisch abgedruckt^ mit einer
liaääi fehlerhaften lateinischen Uebersetzung.
Porcbas his Pilgrimes« Vol. I.
Scriptores Renim Danicaruni. Ed. Lnngebeck.
Hafiiiae 1773. fol. Vol. D. p. 106. sq. Im Originale und
einer lateinischen Uebersetzung^ und mit einem vortrefllichen
Commentare.
Hiscellanies hy Daines Barrington, London 1781.
»•. p. 460.
M. C. Sprengeles Geschichte der wichtigsten
^graphischen Entdeckungen etc. S. 197.
J. P. Murray^s Commentatiunes in periplos
OÜieri et Wulfstani sind nicht gedruckt worden. Sie befin-
te sich unvollendet bei der Göttinger Gesellschaft. S. Beck-
nann's Litter. d. Sit. Reisebeschr. I. 462. Einen von
Mwrray selbst gemachten Auszug aus denselben findet man
iodcn Götting. gel. Auz. 1771. S. 625 u. 761.
2.
Ibn - Foszlan.
921.
Ibn-Foszfan, oder, wie Jakut*^ ihn mit seinem voll-
ständigen Namen nennt^ Ahmed Ben -Foszlan- Ben- Abbas
Ben 'Raschid Ben-Hammad, wurde im Jahre 921 n. Chr.
49. In seinem Werke : Mo'ad$ehem ei-bmldany oder Alphabet der Länder«
f eographischen Wörterbache in alphabetischer Ordnung.
6*
— 84 —
von dem Abassidischen Chalifen Muktedir als Begleiter eines
Gesandten an den König der Wolga-Bulgharen^ oder nach Jafcut,
der Slawen geschickt 50. Auf dieser Reise traf er an der
Wolga Russen, die des Handels wegen z\i Schiffe dahin
gekommen waren, und von diesen Russen, ihren Sitten und
Gebräuchen giebt er nun die merkwürdige und ausführliche
Schilderung, die uns Ftähn in seiner vortrefflichen Bearbeitung
derselben zugänglich gemacht und erläutert hat. Ibn-Fos%ian's
Bericht ist zwar, wie es nicht fehlen konnte, andern älteren
arabischen Schriftstellern bekannt gewesen, und, wie man jetzt
aus näherer Vergleichung findet, auch von ihnen benutzt worden^
vollständig aber hat ihn nur Jakut aufbehalten. Aus diesem
machte ihn zuerst der ebengenannte grosse Orientalist bekannt
in folgenden Schriften:
Die ältesten arabischen Nachrichten über die
Wolga-Bulgharen aus Ibn - Foszlan's Reise- Berichte.
In den Nemoires de FAcad. Imp. des Sciences de St.
Vki. VI Serie, T. I. St. Petersb. 1832. p. 527—577.
Ibn - Foszlan's und anderer Araber Berichte über
die Russen älterer Zeit. Text und Uebersetzung mit
kritisch-philologischen Anmerkungen; nebst drei Bei-
lagen über sogenannte Russen-Stämme und Kiew, die
Warenger und das Warenger -Meer, und das Land
Wisu, ebenralls nach arabischen Schriftstellern, von
C. M. Frähn etc. Herausgegeben von der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften. St. Petersburg, 1823. 4^
50. Ueber den Zweck und die näheren Umstände dieser Reise s. FrMkm*9
ibi^Fo$%ian. S. LUI-LYm.
— 85 —
3.
Beiyainin von Tiidela.
1160.
Rabbi Benfamin^ ein spanischer Jude aus Tudela^
kleinen Stadt in Navarra^ kam auf den et\yas fabelhaften
Keben, die er in den Jahren 1160 — 1173 durch Süd-Europa,
GriMtodand^ Palästina, Indien, Aelhiopien und Aegypten gemacht
habea soll, auch nach Russia und spricht von einigen Städten
imd Thieren und andern Producten desselben. Er mischt im
Ginrcn so viel Unglaubliches in seinen Bericht von den genann-
ten lindem, dass der Zweifel entstanden ist, ob er denselben
äberhaupt aus eigenen Erfahrungen, oder nur aus fremden
Sdirifien zusammengetragen habe.^^
Benfamin's Reisen (Mai^aboth) erschienen zuerst
bebriisch gedruckt zu Constantinopel 1543. 8^.
Kincrarium Beujamini de Tudcla, ex vcrsionc
Monlani. Ludg. Batav. 1575. 8^
Hebräisch und lateinisch: Benjamini TodelcMisis
ilincrariiim, hcbraice, cum vorsione latina ex notis
Coiislaiil. L'Eiupereur. Lugd. Bat. ex off. F]lzev. 1633.
\2\
Lateinisch allein: Ibid. 1633. 16^
Itinerarium Benjauiini Tiidelensis, ciira Calixti«
Helmstadii, 1638. 8».
51. S. Fonter' 9 Ge$ch. d. EtUdeck. S. 121 und Sprenget 9 Ge9chichle
d, i^ogr, Emid, S. 271 — 274. 277. E. Carmoly sagt in seiner Ausgabe der
E«se Eldad de9 Danilen. Pa>is 1838. b"". p. 8. von der Heise di'9 Benjamin:
^Sa relaiiom a4U publiee Jusqu* ä preseni de ta moniere la plu9 d^feetuetne .
Le texte fourmiüe de faute9^ le9 traduction9 9ont remplie9 de coalfC9en$\ en
mm mmd eeiie reiatiom e9i derenue m^connai99able ä iei point quelle a He
regmrd^ de beamcoup de 9a9aH» comme inteni^e a piaitir,"
— 86 —
Yojage da c^Iibre Beiyainin^ fils de Jonas,
de Tudelle du Royaame de Navarre, aatoor da monde,
commcuc^ Tan 1173.(^2 Contenant une exacte et soc*-
cincte Description de ce qu'il a tu de plas remar-
qaable, dans prcsqne tonten Ics parties de la Teire;
aassi bien que de ee qu'il en a apris de plasiears de
ses Contefnporains dignes de foy. Avec aa detail, Jos«
ques iei inconnu, de la Conduite, des Sinagogues,
de la Dcmcure et da Nombrc des Juifs et de leon
Rabins, dans tous les endroits oü il a iie ete. dont
on aprcnd en inline tems Fctat oü sc trouraient alon
diförentcs Naiions avant ragraudissement des Tares.
Ecrit premi^reraent en Ilebreu par FAuteur de ce Vojage;
traduit ensuite en Latin par Benoit Arian Montan; pt
nonvellement dn Latin en Frangois. Le toat euriehi
de Notes, pour Texplication de plusieurs passages.
In Bergeron Voyages, T. I. Mit einer Karte.
Yoyages de Rabbi Benjamin de Tudj^le fradaits
de rilebreu et enrichis de notes, par J. P. Baratier.
Amsterdam. 1734. 2 Vol. 8^
Travels or Rabbi Benjamin^ Son of Jonah^ of
Tudela, nnthrullj translated Trom the Hebrcw and
enriched with a dissertation and notes critical, histo-
rical and geographical by B. Gerrans. London 1783.
The itineray orBenjamin of Tudela. In Hurraj'.«
DiseoTcries and Travels in Asia, Vol. I. p. 63—68.
52. Nach FonUr a, o. O. von 1160—1173.
53. Ueber die Aasgaben und Ueberselzungen von ^emJamimB Rt
s. CfUalogtf Biblioth. Buntw. T. I. p. 1741.
— 87 —
VojTBges de Benjamin de Tudile antoar da
m»miej de Jean da Plan Carpin en Tärtarie, du frdre
Aieelin et de sen compagnons yers la Tartarie, de
fiiillaanie de Rubrnqain (sie) en Tartarie et en Ghine
ea 1253 9 sniFi des additions de Vincent de Beanvais
€l de riiistoire de Gnillanme de Nangis ponr T^clair-
ciuenent des pr^c^dents rojages. Paris 1830. 8^.
Notiee snr Benjamin de Tadele et ses Yoyages.
Pir E. Carmoly. Bruxelles. 1837. 8\
Les Voyages de Benjamin de Tad61e, fraduits
en fnuifais, accompagnös da texte corrig^ et compBtä
d'iprts un manuscrit dn XiV® siele, et suivis de notes
kUtoriques, g^ographiqnes et litlöraires. Par E. Car-
■tlj. Paris, 1839. 8«.
The itineraiy of Rabbi Benjamin of Tudela.
Transiated and edited by A. Asher. London et Berlin,
(841. 8*. Hebräisch and Englisch.
Auszüge aus Benjamin ton Tudela in den Sanun-
famgen von Purchas und Harris.
4.
Anonymus Anglus.
1243.
Von einem Englischen Reisenden, dessen Name nicht
bekannt ist, haben mi einen hieher gehörigen Bericht über seine
Reise in die Talarey, den man in folgenden Sammlungen abge-
druckt findet:
Bei Uakluyty im Ersten Bande seiner Collcction, unter
dem Titel: Tlie Voyage of a cerlain Englishman into
— 88 —
Tartary, and from tliencc into Poland and Hangarj,
anno 1243, und daraus wiederholt:
Ifi der CoUection of Voyages by Robert Kerr:
Voyage of a Englishman into Tartary. A. 1243.
5.
Joannes de Piano €arpino.
1245.
Joannes de Piano CarpinOj ein italiänischer Minorit^%
wurde; nebst noch fünf andern Ordens-BräderU; dem Minoritra
Benedictus aus Polen^ und den Prediger-Mönchen Asce/inufy
Simon de St. Quentinj Alexander und Albert zu einer
Reise in das Land der Mongolen ausersehen. Da die vero^dsten-
den Horden dieser Eroberer Europa immer mehr bedrohten^ so
beschloss der Pabst Innocenz IV auf dem Concilio zu Lyon,
1245; die genannten Mönche zu diesem furchtbaren Feinde der
Christenheit als Gesandte zu schicken ^ wobei sie den Auftrag
erhielten ; denselben wo möglich von Europa abzuwenden, und
ihn vielmehr zu einem Kriege gegen die Türken und Sarazenen
zu bewegen. Zugleich sollten sie versuchen die Mongolen zum
christlichen Glauben zu bewegen, und auf jeden Fall Nachrichten
über ein noch so wenig bekanntes Volk einziehen.»»
Piano Carpino ging, nebst Ascelin, von Lyon, wo
sich damals Innocenz IV aufhielt, durch Deutschland, Böhmen,
Schlesien und Polen nach Kiew, das damals sich in den Händen
54. Aus der Familie del Pian di Carpifd in Peragia.
55. Sein von Innocenz unterschriebenes Crediüv fmdel man abgednickt
in dAre*ac9 Ausgabe des Plan Carpin, p. 83*
— 89 —
ia Tataroi befand; und von da über den Dnjepr^ den Don und
die Wolga nach Kaplschak^ das Batu Khan beherrschte! Von
Herbegab er sich durch das Land der Komaner^ die Russ-
laad^; Bulgarien und die Morduinen im Rücken hat-
ten^ der Kamgithen und Naymanen^ zu Khajuk Khan^ dem
Oberiierm aller mongolischen Horden^ und^ nachdem er sich hier
seioes Auflnges so gut wie möglich entledigt hatte, kehrte er
Bick einer Abwesenheit von sechszehn Monaten wieder nach
Eoropa zurück. *
Von dieser Reise haben wir einen ausführlichen und
OBen kurzem Bericht, beide in lateinischer Sprache, und es giebt
Ton doiselben mehre, zum Theil gleichzeitige Abschriften. Die
Kaiseri. Hofbibliolhek in Wien besitzt von dem grössern drei
Handschriften, wovon z^^ei auf Pergament und aus dem drei-
zdiDtra Jahrhundertc sind.^^'' Die eine, inQuarto und unter der
Rubrik: Bht jirof. No. DCLI, führt den Titel: Rclacio
fntris Joannis de Planocarpini, ordiiüs fratruui roino-
nini, de Tartaris, und langt mit den Worten an: Anno
Domini M^, CC« XL. V» Frater Johannes de ordine
jDioorum fratrum dicius de planocarpini a dominopapa
missus ad tartaros cum alio fratre ejusdem ordinis.
Die Folio-Handschrift ist bezeichnet Ilist. prof. No.XCIV
und hat den Titel: Carpini Piano libellus de moribiis
bellicis Tartarorum. 1245. Sie fangt mit dem Prolog an:
56. rinceni de BeauraU sagt , Relal. des Voy, en Tartarie ; rei. de
Cmrfim 4d. de iG34, p. 392: Frhre Jean du Plan Carpin ei ses compagnone
pmriiremt d'ltaiie et orriekrent en Ru$$ie au premier lieu de§ Tariaree.
57. Von beiden besilze ich durch die bekannte Gerdlligkeit des Herrn
Honnbiiotbekar ron k'opüar Abscbriaen, die ich hoffe, bei einer andern Gelegen-
linC bfoaUen zu können.
— 90 —
Omnibus Xpi fidelibns-frater Johannes de piano ca
pini bte.
Die dritte Wiener-Abschrift ist in Folio und auf Pa^
mit No. 651 bezeichnet , und hat den Titel: Carpini Plai
legatio in Tartariani.
Eine andere Handschrift befindet sich in der Vaticai
sehen Bibliothek unter dem Titel: Libellus historicns Joann
de Piano Carpini, qui missns est legatns ad Tartar
anno Domino 1246 ab Innoeentio IV. Pontifice Maxim
Femer sind noch folgende Abschriften bekannt:
In Cambridge zwei: eine in der Universitäts-Bibliolh«
unter No. 61. 3. S. Catalogi libror. msptor. Angliae
Hiberniae in nnum collect! , Oxonii 1697^ fol. P. 1
p. 137. Das andere in der Bibliothek des Corpus Chris
College, unter No. 181. S. d^Avezac^s Plan Carpin. p. l
In Tournai, in der Bibliothek von St. Martin^ un
G, 6. S. Bibliotheca Belgica manuscripta etc. Insu!
1641. 4^ I. p. 130.
In Leyden, in der Universitäts-Bibliothek. Diese Hai
Schrift gehörte ehemals dem berühmten Paul Petau. S. d'Ai
zac's Plan Carpin. p. 48.
In London^ im British Museum, und eine Abschi
welche ehemals der Lord Lumley besass^ und die von Hakh
für seine Principal Navigations benutzt worden ist.
In Paris^ in der Bibliotheqne Royale^ unter No. 6)
in der von Jacques Dupuy dahin geschenkten Sammlung^ i
eine andere Handschrift, unter No. 2477, welche im 14. Jal
hunderte auf Pergament geschrieben ist, und ehemals dem Minis
Colbert gehörte.
— 91 —
Das Werii zerföllt in acht Kapitel; wovon das erste die
Beschr^nng der eigentlichen Reise enthält ^ die übrigen sieben
hadrln von den Sitten^ Gebräuchen u. s. w. der Tataren.
Gedmckt findet man diese Reise in folgenden Werken:
Dae Viaggi in Tartaria per alconi fraü del
Ordine de^ Blinori et di San Domenico mandati dal
Ftqpm Inoocenzio IV nella detta provincia. In Raccolta
ü Raninsio. Vol. 11. p. 234. sq.
In Hakluyt's Collection. Vol. I. p. 24. sp.
IiQ Aaszuge im Speeulom historiale auet Vineentio
Belloraeensi, Venetiis, 1494 foL Lib. Lxxn cap. 2. Vincent
de Beauvais fügte diesem Berichte Notizen von den fibrigen
Reisenden aus mündlichen Erzählungen des Simon von St.
^ffttfn hinzu. Dieser Auszug befindet sich auch in der
Bistoria Oricntalis des Reinerns Reineccius, Basel
1585 fol. — Femer in Di vi Antonini Chronicis^ Marcos
iä Lisboa Chronica«, Oderici Rinaldi Annales u. a.»«
Besonders abgedruckt erschien er zu Paris 1495. 4®. Ferner
Venezia. 1537. 4<>.
Voyages tres-curieux, faits et Berits par les RR.
PP. Jean dn Plan Carpin, Cordelier, et N. Ascelin^
Jacobin: Envoyez cn qualifö du Legats Apostoliqncs
rt dAmbnssadeurs de la part du Pape Innocent IV
▼ers les Tartaros et autres peuples Oricntaux: avec
ordre expres de di^crirc de bonne foi ce qui rcgarde les
Tartares, comme la Situation tcint de leur pays que
'e leurs affaires; leur y^tcment, Boirc et Manger,
leur Gouvernement politiquc et civil; culte de Reli-
bS, S. ifJeezact Plam Carpim. p. 42.
— 92 —
gion; discipline militaire; enterremens etantresp
les plus reniarquables; dont Tobservation ^taii le
de leiir Ambassadc. Lc toiit raporte fidölcmeni
ces Rcligicux. Avcc des notes, tables, obserya
vne carte (rös - exacte de ces Voyagos et de
belles fignres pour Texplicalion des choses. -
P. Bergeron Voyages en Tarlarie etc. <!^ditioii de
der Aa, Leide 1729. 4®. Vol. I. Dieser Abdruck is
der oben erwähnten P^toti'schen Handschrift gemacht.
Relation du voyage de Jean du Plan C
en Tarlarie. Im Recueii des Voyages au Nord. *]
Abgedruckt aus den Voyages de Benjamin de Tud6I(
S. oben S. 64. Voyages en Tartarie, Paris 1830. ^
Piano Carpinis Reise in Murray 's Discos
and Travels in Asia, Vol. I. p. 84—109.
Eine kritische Bearbeitung und vorzüglich reich i
staltete, ja, man könnte wohl sagen erschöpfende, Ai
erschien unter dem Titel: Relation des ülongols ou
tares par le Frere Jean Dn Plan de Carpii
l'ordre des Frires Minenrs, L(^gat du Saint i
Apostolique, IVonce en Tartaric pcndaut les ai
1245, 1246, 1247, et ArdievAque d Anlivari. Prei
Edition complete publice d'apr&s les Mannscrit
Leyde, de Paris, et de Londres, et precedee
nolice sur les anciens Voyages en Tartarie en g6i
et sur celui du Plan de Carpin en particnlier^
M. d'Avezac. Paris 1838. 4^ Steht auch in dem '
Bande des Recuoil de Voyages et de M^moires pi
par la Socit^te de Geographie de Paris, p. 399—7
Avis sur le voyage vers le Grand-Cbaii. -
Tliivcnot Relations, Vol. Hl. p. 1.
— 93 —
Ueber die Reise des Piano Carpino s. Sprengers
€eseb. d. geogr. Entdeck. S. 278 — 288; wo dieselben mit
Tiefen belehrenden Anmerkiuigen erläutert sind.
Russisch übersetzt: •Iio6onbiTH'6Hmee njTeinecTBic
«•BaxaiRaHa pfo ÜJiaH'B-KapnHHa, oocjiaHHaro b'b 1246
t^fj Wh 40CTonHCTB:b «leraTa-IIocJia orb flanu Hhho-
lemria IV Kh Taxapani'B. Dcpee. cb ^paHi](. A. AI. —
MocRoa. 1795. 8^
Ferner in Jasykow's CoSpanie DyTcniecTBiu Kh
Tn^apaMi h ^pyrHM'b BocToqHU.Mi Hapo4ai}i'b^ wh XIII
3UV H XV cTOJitTiaxib. Vol. I. CaHRTneTep6. 1825. 4^.
(Mehr ist von diesem Werke nicht erschienen). Pag. 1 — 217.
Ud)er. diese Uebersetzung sehe man eine Recension (von J. ß.
Seinilzler) in der Revue Encyclop. T.XXXI (JuiUet 1826.)
p. 131.
b's Holländische übersetzt: Secr aanmerkelyke
Reysebeschrjvingen van Johan du Plan Carpin en'
Br. Ascelin, beydc als legaten van den II. Apostoli-
scben stoel, en voor gesanten van den Paus Innocentius
de IV afgcsonden na Tartaryen en andere oosterehe
Volkeren . . • • Nu aldereerst getrouwelijk na het ef te
kindschrill yertaald door Salomon Bor predikant tot
ZejsL Leyden (1706). 8^. Macht auch das erste Stück
des ersten Bandes einer Sammlung von holländischen Ueber-
sebuogen merkwürdiger Reisen aus, welche der bekannte Ley-
dener Buchhändler Van der Aa, seit dem Jahre 1706 her-
«sgab, unter dem Titel: Naaukerigc Tcrsameling der
Sedenkwaardigste zee en land Reysen na Ost en
West - Indien. S. oben S. 47.
— 9» —
6.
A s c e I i n.
1245.
Ascelinus^ ein Dominicaner/ der ebenfalls^ wie Plana
CarpinOf vom Pabste Innocenz IV zu den Mongolen ge-
schickt wurde^ ging mit seinen Gehülfen^ den Mönchen Aiexan*
der^ Albert und Simon von St.^ Quentin, südlich vom
Kaspischen Meere durch Syrien^ Persien und Khorasan zu dem
mongolischen Anführer Baiju Nojon^ den sie Bajothonjf
nennen. Seine ganze Reise dauerte nur kurze Zeit^ und da er
in seinem Berichte vorzüglich nur von seiner Aufnahme bei den
Mongolen spricht^ so giebt er wenig Aufschluss über die von
ihm durchreis'ten Länder. Die Erzählung AscelifCs ist* aodi
nicht ganz auf uns gekommen; wir kennen sie nur aus dra
Nachrichten^ die Vincent von Beauvais durch Asce&i's
Begleiter^ Simon von St. fiuentin davon erfuhr und aufbewahrte.
Ascelin^s Reise-Bericht findet sich in folgenden Werken:
Speculum historiale Vincentii Bellovacensis^
Venetiis 1499 fol. L. 31. c. 40 sq.
Opera dilcttevole ad intendere, la quäl si coii-
tienc dei Itinerarii in Tartaria. Venezia 1537. 4^.
Yoyage da P, Asceüu. In Bergeron VoyageB,
id. de P. van der Aa. Vol. I. Zusammen mit der R^e
von Piano Carpini. S. oben S. 50.
In Mnrray's Discoreries and Trarels in Asia^
Vol. I. p. 75—84.
Yojage du Fr6re Ascelin. Abgedruckt in Voyage
de Benjamin de Tudöle etc. Paris 1830. 4«.^
59. S. oben 5. 64. Voya^e» en Tariarie*
— 95 —
RossiBch: In Jasykow's Co6paHic IlyTemecTBia
TarapsH^ ete. Vol. I. p. 232—263.
Simon de Saint -Quintin.
1245.
Simon de Saint* Quintin ^ ein Dominicaner - Mönch;
begleitete die Gesandtschaft; welche der Pabst Innocenz IV
in die Tatarey schickte ^ und verrasste eine Beschreibung dieser
Reise in lateinischer Sprache. Das vollständige Original dieser
Rase ist noch nicht aufgefunden •<>; der Dominicar Vincent de
üemmvaiSj Simon' 8 Zeitgenosse; giebt indessen in seinem
Speeolnm historiale «^^ im xxyh BuchC; einen grossen Theil;
DiBfiGh 19 Kapitel; des ftinerarium Fratris Simonis, und
ans dieser QneDe hat Reinerus Reineccius sie in seine
Historia Orientalis«* aufgenommen.
Dieser Theil des Itinerarium's befindet sich auch
handschriftlich unter No. 686 in der Kon. Bibliothek in PariS;
in einem Mannscript; welches den Titel fuhrt: Itineraria in
Tartariani; Fr. Joannis de Piano Carpino, ord. mino-
mm, et Fr. Simonis de S. Quintino ord. praedieato-
mm etc.«»
60. S. JUiaiiotu de$ Mongoiet <m Tariaret par Mr, dCAvenac. p. 8. 38.
61. S. oben S. 3.
62. S. oben S. 11.
63. S. irj^eMoe l c. p. 50.
— 96 —
Man findet diese Auszüge auch in Hakloyt's Coli
Vol. I. p. 25—59. Libellos historicus u. s. w., i«
die Reise Simonis mit dem Berichte Plan Carpin's v(
ist.
In einer Ilaliänischen Uebersetzung erschienen di
in dem von Giovan-Äntonio de Nicolini da Sahio
stalteten, jetzt sehr seltenen Werke: Opera dilettev
infeudere efc. Venozia 1537, 8®.«*^ und daraus wi(
in Ramusio Raccolta di Yiaggi, Vol. II. der Ausga
1574, unter dem Titel: Dnc Viaggi in Tartaria.
8.
R u b r u q u i s.
1253.
Wilhelm von Ruf/sbroeck^^y Rusbrock odi
brocke gewöhnlich Rubruquis genannt, ein Mino
Brabant, wurde, auf das in Europa verbreitete Gerficl
mongolische Herrscher Mangu Khan habe die christlic
ligion angenommen y von dem Tranzösischen Könige Lud^
1253, als dieser auf seinem Kreuzzuge gegen die Saraz
Syrien war, zu den Mongolen gesandt. Er trat mit eine
segeflUirten, Bartholomaeus von Cremona^ seine I
dem genannten Jahre an, ging von Gonstantinopel üb
64. S. oben S. 5.
65. Vermathlich von RuyJbroeek^ einem Dorfe an* der Senne,
Brüssel und Hall, von welchem auch der bekannte Mystiker JoAinmn*« A«
(auch Rü$ebruek, ReUbruchy und Hu$brochiu8 genannt) geb. dasell
den Namen fuhrt. — S. auch Noiice nth Rubmcky par Michel ei B
Mimnree dela Socidte de Geographie de Pari». Vol. IV. p. 209.
— 97 —
Meer ond dnrdi die Krim««^ und kam endb'ch nach
tielea Besohw^den in die Gegend der Stadt Caracorum, in
ier Wtete Gobi^ wo Mangu Khan sich damals befand. Seine
Nachrichten Aber die durchzogenen L&nder sind ausführlicher,
ds die seiner Vorgänger^ die er nicht kannte; er fahrt indessen
Menge von Städten unter Namen an, die noch nicht
au^fimden sind. Ihm verdanken wir unter andern die
cnten nach eigenen Erfahrungen gesammelten Nachrichten aber
CUna, die er von einer diinesischen Gesandtschaft im mongo-
fadien Lager emzog. Rubmquis blieb über fOnf Monate in
der Nähe des Mangu Khan und ging dann aber Saral^ Astra-
duui und Derbent, durch Georgien , Armem'en und Turkomanien
iber das mittelländische Meer nach Cypem, Antiochia, und
'hqKdi, von welchem letztern Orte er den Bericht seiner Reise
tt den König von Frankreich einschickte «\ Wegen dieses letztem
Disiandes wird er auch bisweilen Wilketm von TripoUs ganannt.
Sprengely a. a. 0. S. 295, sagt über diese Reise:
nUMbruquis hat freilich durch sein Journal die damalige Kennt-
Biss des nördlichen Asiens und der Länder am caspischen und
sciwarzen Meere mannigfaltig erweitert, er wird aber dadurch
Weh schätzbarer, dass er darin gelegentlich allerlei Bemerkun-
gen einschaltet, die damalige Reisende selten der Bemerkung
^. Rmyhroetk sprach zuerst von Gothen in der Krim, und Barbaro
<M BwtUek bestätigten seine Nachrichten. Bekanntlich sind heutiges Tages
^ keine Ueberreste mehr von ihnen vorhanden, was mir Palias schon 1810,
'if seine Bitte um Auskunft darüber, meldete.
67. S. über RmhniquU Reisen, Fonter, Ge$ck. der Entdeck. S. 127—
<^«Bd äpremgei, Geech, d. Entdeck, 5.288-299. Beide haben zu denselben
^fiatemde und sehr belehrende Anmerkungen geliefert In der Berg^^ron'schtn
^^^ersetzung der Vorrede Andreas Müllers zu seiner Ausgabe des Marco Polo
^cisst es: Gmllamme qui a 4crit des Hubruques,
7
— 98 —
^werlh hielten/ und belegt dieses Urlheil von S.. 295— 299
vielen Beispielen.
Rubruguis hat seine Reise lateinisch geschrieben, i
. es sind noch mehre Abschriften seines Originals vorhanden.
Handschriftlich in der Bibliotheque Royale zu Paris ,
dem Codex No. 686, welcher den Titel fiihrt: Itiueraria
Tartariam. S. d'Avezac's Plaa Carpin. p. 50.
In der Sprache des Originals ist dieselbe nur ein
gedruckt v^orden, und zwar in der Sammlung von Hak/u
T. I. p. 71 — 99, aber nach einer unvollständigen Handsdi
des Lord Lumley, in welcher das Ende fehlte.
PurcAas fand eine vollständige Abschrift der Reise
einer Bibliothek zu Cambridge unter No. 61 und der Ueberschi
Historia Monogallorum sive Tartarornrn. S. dtAvet
a. a. 0. p. 52. Er übersetzte sie in's Englische, und nf
diese Uebersetzung in seine Pilgrime's, Vol. Ilf. p. 1, )
Ebendaselbst hat er auch einen in dem Opns Blajus
Roger Racon^* enthaltenen Auszug aus Rubmquis R«
eingeschaltet.
Aus dieser englischen Uebertragung übersetzte sie R
geron in's Französische unter dem Titel: Voyage remarq'
ble de Gnillannie de Kubmqiiis, envoy^ en Ambassi
par le Roi Louis IX ea difT^rentes partics de TOric
priiicipalement en Tartarie kt a la Chine«>, Tan
notre Seigneur 1253. Contennnt des ricits trös-s
68. Rogeri BaconU 0pu9 mq/ta ad Clem^miem /F. fjr am.
Dublim. cum aÜi» quibm9dam coUalo nunc primmm edidU Sam, Jebh. Lm
1733 fol. Nachgedruckt: renettis 1750. 4°. Boger Baco lebte zw
Ludwigs des Heiligen von Frankreich^ und starb 1294.
69. Was nicht der Fall war.
— 99 —
gslien et snrprenans. Ecrit par TAmbassadeur m^me.
Le tont orn(& d'nne carte de voyage, de (ailles douces,
•i accompagni de Tables. Traduit de TAnglais par
k Sr. de Bergeron. In Bergeron Vojages etc. Vol. I.
Tcr^obeD; wie B. sagt, mit zwei lateinischen Handschriften.
bk Harray^s Discoveries and Travels in A^io,
VoL L p. 105—150.
Wieder abgedruckt unter dem Titel: Relation ^du
Tojnge en Orient de Guillaume de Rubruk, in dem
Yiertea Bande des von der Geographischen Gesellschaft in Paris
Imnsgegebenen Recueil de Yoyages et de Bl^moires.
p. 205—296.
Hieher und zu den beiden vorhergehenden Reisen, gehört
MH^knoch folgende Schrift:
Q^uelques observations du Meine Bacon''<> tou-
ckant IcA parties Septentriouales du monde , avec les
relations touchant les Tartaros; tirc^es de Thistoire ile
R. W^endover et de Matthieu de Paris, avec quelques
lettres sur le m^mesujct: oüTon faitVoir rinhuinanitc^,
ks moeurs sauvages, la rage et la cruaut6 des Tar-
taros; Icurs invasions, par lesquelles ils menacent de
detruire la Cbn^lient^; avec une Lettre de r£ni-
pereor ponr demander du secours au Roi d'Angleterre
eontre les Tartaros, dont on fait voir les rapines, les
cmaDtez et les meurtres; mais ils y sont conrageuse-
■ent repoussez. In P. Berge ron Voyages etc. Vol. TT.
70. Dieser JUömek Baco war der ältere Bruder des üo^er Ifac0,
215 4(i9
— 100 —
9.
Marco Polo.
1271.
Mflrco Polo'^^j dieser cr^ateur de la geographie
moderne^ THumboldt du treizidme siecle^ wie Malte
Brun ihn nennt ''^^ stammle aus einem adelicben*'» Geschlechte
in Venedig''« her. Sein Yater^ Nicolö Polo, und sein Oheim
Matteo PolO; hatten schon früher langjährige Handelsrdsw
nach der Tatarey gemacht, und als beide 1271 abermals eine
solche nach dem Orient antraten, nahmen sie den 17 oder 18jdH
rigen Marco mit '»6. Die Reise ging wieder in die Tatarey,
an den Hof des Kublai Khan wo 3Iarco Gelegenheit fand,
seine ausgezeichneten Fähigkeiten schnell zu entwickehi, mehre
roorgenländische Sprachen lernte, von dem genannten Fürsten
häufig zu weiten Reisen und wichtigen Geschäften gebrauäit
wurde, und während derselben den Stoff zu seinem Werke flbor
71. Der Name dieses berühmten Reisenden ist lateinisch sehr liiaff
Pamlu9y und französisch, immer, selbst von Malte Brun, Paul übersetzt wordeo^
ob er gleich im Italiänischen Poloy und nicht Paolo heisst. Andteaa Mütter^
s6in Herausgeber, nennt ihn auch bisweilen PouUmn, bei Bof^erom heissl er
Paulo o. s. w. In der 3ten Ausgabe von Wüsen^s Noord en Oo$i J^mrimijif
Inleiding p. XXI wird er sonderbarerweise Marco Paola genannt.
72. In 8. PricU de la Geographie unw- Pr^face.
73. Ramueio nennt ihn il Magniflco Messer Marco Polo. VoL IL |i. t.
74. Daher wird er auch sehr häufig Paulm Fentfliit genannt; bei WUmm,
M, Paului de Veuetiaen,
75. S. Zurloy Notimie iniomo a Nieolöy MaHeo e Mareo Pohy lll S.
Werke: Di Marco Polo etc. Vol. I. p. 41. For$ter in seiner GeecAiekio d.
Entdeck, im Norden S. 154, sagt, dass Marco nur höchstens 11 Jahr alt seio
konnte, als sein Vater ihn mitnahm.
— 101 —
ie MofgenUnder sammelte, daS; wie Sprengel sagf«: ,,laiige
tooh ganz Europa das allgemeine Handbuch über die Asiatische
Geogn^e war, besonders nachdem die Seereisen der Portugie-
m viele von seinen vermeinten Aufschneidereien bestätigt hatten.^
Ibreo Polo bjracbte vier und zwanzig Jahre in Asien zu^
■d lernte viele Lfinder genau kennen^ die vor ihm kein Euro-
|kr betreten hatte.
Auf diesen Reisen soll er durch den Handel und die
iRigebigkeit Kublai Khan's grosse ReichthOmer erworben haben,
weswegen ihm seine Landsleute den Beinamen it MilUone'^'^
giben, und auch zu Ramusi&s Zeit noch das Haus^ welches
JTarüO Polo in Venedig bewohnt hatte ^ la casa del Mil-
lione genannt wiu'de.''^ Er kehrte endhch 1295 nach Europa
zvAgI, wurde aber bald nachher zum Befehlshaber einer Abthei-
ing der Venezianischen Flotte gegen die Genuesische ernannt,
•d gerielh als solcher in die Hände des feindlichen Admirals
Linpa Doria. Er wurde nun als Kriegsgefangener nach Genua
gekracht, wo er zwar mit grosser Achtung und Thcilnahme be-
kiiidelt wurdC; aber doch einige Jahre im Kerker zubringen
76. Ge$eh. d. geogr. Entdeck, S. 3U6.
77. S. Zmrla, di Marco Polo etc. Vol. L p. 69.
78. Rammno, Raccolta Vol. D. p. 6 sagt dagegen , Marco Polo habe
iesea Beioameo wegen der grossen Reichthümer der asiatischen Höfe, deren er
ii seiner Reise erwähnt (z. B. die Angabe, dass Kubkd Khan allein aus Kim-
Ml' Bit dessen Gebiete, 23,200,000 venezianische Dukaten gezogen habe, u. a.m.),
mbmp als eine Art von Spottnamen, nachher aber von der Venezianischen Regierung
fcttst, bekommen. Wie allgemein dieser Name übrigens angenommen gewesen
MM mnss, sieht man onter andern anch daraas, dass Poh in einer Handschrift
seiser Reise nur schlechtweg ü Millione genannt wird, und dass die Acadetma
Mim Crmeem in ihrem Wörterbuche ihn immer nur itMiiUome nennt. S. Zurht
VoL l p. 28.
— 102 —
musste. ''» Hier^ im Gefängnisse; wnrde sein berühmtes Werk nieder-
geschrieben^ wie weiter unten ausführlicher wird angefShret werden.
Das Hauptwerk über Marco Polo und seine Reisen ist:
Di Marco Polo e degli altri Viaggiatori Yeneziani
piü illustri Dissertazioni del P. Ab. D. Placido Zurla*«^
con appendice sopra le antiche mappe larorate in
Venezia c con quattro carte geografiche. In Yeneziii
1818, gr, 4«. Der ganze erste Band dieses gelehrten Werkes««
beschäftigt sich mit Marco Polo^ und besonders gehört der
Abschnitt; p. 41 hieher^ der die Ueberschrift fuhrt: Notiiie
intorno a Nicol6, Matteo e Marco Polo.
Ausserdem findet man ausführliche Nachrichten aber ihn
in folgenden Werken:
Sar la chorographie de Marc Paul YänitieH.
Priface d'Andrö Müller GreilTenhag.s^ In Bergeron
Yoyages. Vol. II.
T^moignages et Jogemens de plusienrs Sarans
toiichant la Relation de Marc Paol Y^nitien^ entre
lesquels ils s'en trourent quelques uns qui contredisent
a ces Rclations, nriais dont la pluspart sont favorables
et (r6s-d]gnes de Foi. Bergeron. Vol. II. p. 26.
Tcrrarossa Riflessioni Gcografiche circa le Terra
iücognitc. Padova, 1687. ^^. Handelt vorzüglich von JVareo
Polo.
79. Zurla a. a. 0. p. 18.
80. Seit 1821 Kardinal.
81. Citafe, wie Vol. I. p. 106. SiAalenberg De$cripi. de PImp.i
sind bei so aasgezeichnefen Verdiensten wohl za entschuldigen..
82. MUihr war ans Greifenhagen in Pommern gehören, daraas madfa
der Uebersetzer den Namen Greiffetthag, was hernach öfter wiederholt worden ist
— 103 —
Ab. Renandot des anciennes relations des Indes
el de Im Chine ^ de deux royagenrs mahomätans qui
7 alMrent dans le IX si^cle, (rad: de Taralie, arcc
des renarqaes. Paris 1718, 8^
Wo sehr viel von Marco Polo die Rede ist.
Tirabosehi Storia della Letteratora Italiana. Ver-
Ikidigt Marco Polo besonders gegen die ihm gemachten
Vorwflrie von IrrthOmem.
Saggi di StudiVeneti^ diToaldo. Veuezia 1782^
8*. Enthalt unter andern ein Elogio de' Poli.
Disserlazione iiitorno ad aleuni Viaggiatori eru-
diti Veoeziaui poco noti^ dal Abbate Morelli. Venezia
1803. ^\
Vita di Marco Polo. In der CoUezzione di Vite
eRilrattidillustriltaliani, da Bottoni. Podova, 1816. 8^
Vies de plusieurs personnages c61ebres des temps
aieicBs et modernes. Par Mr. Walckenaer^ Laon 1830.
2 Vol. 80. Tome H. p. 1—34.
Sehr schätzbare Nachrichten über Polo findet man auch
io Job. Rcinh. Forster's Gesch. d. Entdeck, im Norden.
S. 151 — 182. .
Das angefahrte Werk des Gardinais Zurla über Marco
Polo enthält eine sehr ausrührliche Untersuchung über den Text
der Reisen desselben und dann eine gründliche Zergliederung
der von ihm bereiset en Lander. Diese Uebersicht zerlallt in fol-
gende Abschnitte: i) Geographie, p. 87—206. 2) Natur-
geschichte und physische Gehgraphie^ p. 207—241.
3) Geschichte, p. 242—266. 4) Religion, p. 267—303.
5} Siltcn und Gebräuche, p. 304—324. 6) Wissen-
schaften und Künste, p. 325—349. 7) Handel und
Schiffahrt, p. 350—368.
— 104 —
Marco Polo spricht in seinem Weriie von mel
Landen); die zu dem heuligen Russland gehören; am Ende
dritten Buches^' aber befindet sich ein besonderer Abschnitt i
Russland^ der, nach llaiiiti^V« Text wörtlich also lautet:
Della pronincia di Rnssia.
La prouincia di Rnssia h grandissima^ et diu
in moltc partim et goarda rerso la parte di TranK
tana, doue si dice essere la regione delle teneli
Li popoli di qnella sono christiani^ et ossemano Tasa]
de' Greci nelF officio della Chiesa. Sono beliss;
hnomini, bianchi e grandi, et similmente le loro fem
bianche et grandi^ con li capelli biondi et lunghii
rendoQO tributo al Rä di Tartari detti di Ponei
con il quäl confinano nella parte di loro regione, i
gnarda il Leuante. In questa pronincia si tron;
nbondanza grande di pelli di Armelini, Ascolini, 2
belliniy Yari^ Yolpi^ et eera molta, vi sono anch
molte minere^ doue si cana argento in gran qnant
La Rossia ^ regipn molto fredda^ et mi fu affermi
che la si estende fino sopra il Marc Oceano^ nel q
(come abbiamo detto di sopra) si prendono li Girifalc
Falconi pellegrini in gran copia^ che rengono por
dinerse regioni et prouincie.
Ramusio^* sagt in Bezug auf Marco Polo's Nc
rieht von dem CUma Russlands : Vltimamente nel fine
terzo libro, oue parla della Rossia, et del Regno di
Tenebre, come qnello che in varij mappamondi antic
83. VoL n. p. 60.
84. ft. p 17.
— 105 —
k fMio per fine dcl nostro habitabilc sotto la Tramon-
ainganna punto del sito del detto regno^ ncUi
11 perA cli^gli seriae dell' innerno.
Bei dem unsläten Leben^ das Marco Polo wfihrend
langen Reisen im Oriente führte^ ist es nicht glaublich^
er ein aosfiObrliches Journal über dieselben sollte geführt
Vielmehr scheint er nur die kurzen Notizen mitgebracht
•*, welche er für Kublai - Khan auf seinen ZOgen
, und mit deren Hülfe er^ im Gefängnisse zu Genua^
Leidens- Genossen und^ Freunde Rustichello^ einem
•«, die Erzählung in die Feder dictirte. Rustichello
tdrid) dm Bericht in lateinischer Sprache nieder^ obgleich
f$h sie wahrscheinlich nicht in dieser, sondern in seiner
ÜMnspfache wird dictirt haben«''. Bald nach Pol&n Ankunft
iiVeaedig wurde das Werk aber auch in's Italiänische über-
85. Rammno sagt: «reee Teoir da Venezia le noe leriUiire e me-
elie avca portato seeo.> S. Zwia, Vol. I. p. 18.
86. RuUichello wird von Ranntsio zwar genithomo genotieie genannt,
k kt tekr alten Pariser Handschrift aber heisst er Pimno. S. Mamt$crUi /rangatB
* k BAÜoiA^qme dm Rot, par Paulin-Parii. Paris 1838. 8 YoL TL. Hier
teü er Rm$iieello\ sonst wird der Name aach RmtigheUo und RuUigielo
fssekrieben. In der alten französischen Uebersetzung des Marco Polo von
Wfitwir heisst er: Me$9ire Rtuea Py$aim, S. Zurla Vol. I. p. 36. In
iAmMoe'i Plam Carpin, p. 15, wird er Rwtiicien de Püe genannt.
87. Raanmo nennt Jlf« Polo zwar pmden$ Vemetiarum cM$ ei doettUf
■itsien hatte dieser doch wohl die Schale zu frohe verlassen, nm, besonders
Mden langen Mangel an Uebang, znr Abfassung seines Werkes noch Latein
tnag za verstehen. Nach demselben Autor hatte Polo aber bei seiner Znruck-
ftnft aach das Venezianische ganz vergessen. Uebrigens heisst es In dem Pariser
iMiischeB Codex ganz bestimmt: Marens Poina cum aono Domiai »ccxxxxv
im carceribiu Janoensioni foret inelnsns per aer. Roftiehelom, civem Plsa-
aaBy qai aecam ia eodem earcere apnd Jannam morabatur, qoae conU-
mtmUu ia praraenti opaacolo ecribi feeit. S. Zwria L p. 20.
— 106 —
setzt»«^ so dass die lateinischen Absdiriften nicht viel äter f
als die italiänischen.^^
Notice sur la relation originale de Mare-l
par Paalin - Paris. Paris 1823. 8^
Alle Texte des Marco Polo sind mangelhaft, «i
tisch und incorrekt; statt aller Beweise dafür diene das Zeug
des Purchas: mnltos auctores corruptos vidi,
nullum corruptiorem, quam latina Pauli Veneti ed
est. Ramusius edidit italicam versionem, quae av
est si cum latina compai:^e(ur.
Von Handschriften von Marco Polo sind folg«
bekannt:
In Venedig. Lateinisch. Ramusio sagt von
Una copia di quäl libro scritta la prima volta lati
mente» di meravigliosa antichitä e forse copiata cl
originale di esso Messer Marco, molte volte ho ved
e incontrata con questa che al presente mandiam<
luce. Diese Handschrift, welche Apostolo Zeno noch in
Bibliothek des Senatore Giacomo Soranzo sah, ist verl
gegangen, oder man weiss wenigstens nicht mehr, wo sie
befindet.»«
In Paris. Lateinisch. In der Bibliotheqae Ro^
unter No. 8392. Schönes Manuscript in Folio auf Pergai
88. jindreaa Müller glaubt, JUareo Polo selbst habe sein Werk la
nisch and italiänisch geschrieben. Monden dagegen ist der Meinung, er
es im venezianischen Dialecte abgefasst.
89. Der Graf BaldelH-Boni in seiner Storia del Milliome, Fk
i827. p. 11 glaubt, Mareo Polo'e Werk sei ursprünglich französisch gesdul
gewesen.
90. S. Zmrla. VoL L p. 19.
— 107 —
rii TMeii Miniatiireii. Von einem Mönche Fra Pipino ans
I, der keäie Abschrift des Lateinischen Textes finden
), nach einer aus dem Lateinischen in's Ilaliänische
gCMtchten Uebertragnng wieder in's Lateinische flbersetzt.*^
Vm dieser Handschrift befinden sich Abschriften in den öflent-
tkm BiUioliieken von Rom^ Padua^ Modena*; Ferrara,
Berlin und Wolffenbättel.»»
In Mainz. Lateinisch. S. Recensas codd. Mo-
gutiae in R. Capilali metropolitani Bibliotheca lati-
tutinm, pars prima. In VaL Ford, de Gaden Sylloge
nrionim diplomatariomm monunientommqae Tetemm
iBeditorom adhac, et res gcrnoanicas imprimis Mogun-
tiilis illastrantiam. Franeof. 1728: 8^ p. 377—385.
bi Giessen^ aur der Universitäts-Bibliolhek^ lateinisch^
nter dem Titel: Marcus Polus de Veuetiis: de conditio-
ttibus et eonsuetiidinibus orientaliam regionum; bei
Cod. CCtVin einer Handschrift des Eusebius beigebunden.
S. Catalogus Codd. Mspt. Bibliotbccae Acadcm. Gis-
sensis, aiiet. J. Valcnt. Adrian. FrancoT. ad Moen.
1840. 80.
In Florenz. Italiänisch. Diese Handschrift wird ge-
wohnlich nach dem Beinamen des Marco Polo^^ il Miilione
fenannt, und auch unter diesem Namen im Wörterbuche der
ieademia della Crusca angeführt.»«
91. 8. Zarla. Vol. I. pp. 18. 19. 23. 24. 26. 27. 30. 31.
92. Ebend. p. 27. D^Atezae sah im Loavre drei AbscbriAen des lateio.
Ofipuls. 5. p. 14.
93. S. oben S. 101.
94. S. Zmria. Vol. L p. 28. 34. 35.
— 108 -
In Bern. Französisch. Aas dem 14^«^ Jahrbmiderte,
unter No. 125 auf Pergament in Folio. Aus der Bibliothek
von Bongars. S. Sinner Catalogos Codd. Mss. Biblio-
(hccae Bernensis annotationibus eriticis illnstratiis;
addita sunt excerpta qaam plurinoa et praefatio, corante
J. R. Sinner. Bemae 1770^ 3 Vol. 8^ T. ü. p. 419, wo
die Geschichte dieser Uebersetzung erzählt wird. ImJ. 1307
kam nämlich Thyhault^ Herr von Cepoy^ auf einer Reise nach
Conslantinopel durch Venedig , und hier verehrte ihm Marco
Polo selbst eine Abschrift »» seines Reise - Berichts^ desirans,
vne ThyhauU sagt, que ce qu'il avoit veu fus scea par
Tunivers Monde et pour Tonneur et reverence de
tres excellent et puissant princ Monseigneur Charles
fils du Roy de France et Comte de Valois bailla et
donna au dessus dit seigneur de Cepoy la premiere
copie de son dit livre.»« Eine französische Handschrift von
1300 befindet sich in der Königl. Bibliothek zu Paris. Andere filtere
französische Uebersetzungen^ die vielleicht nur Abschriften von
dieser sind, fmdet man angeführt in Montraueon Bibliolb.
Mss. nova p. 895.
Ein handschriftlicher Auszug aus diesen Reisen unter
dem Titel: De magnis mirabilibus mundi et de Tartaris,
eap. XXI^ befindet sich in einem Codex des 14teD JahAunderfs
in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, welcher den
Titel führt: Imago Mundi pars II sea Chronica Fratris
Jacobi ab Aquis (Giaeonio d^Aqni) in Lombardia Ord.
Praed. usqne ad aunum 1296.
95. Von welcher indessen nicht gesagt wird, in welcher Spracke sie
abgefasst war.
96. S. Zmrim. Vol. 1. p. 36.
— 109 —
Ud>er die Handschriflen von Marco Poh's Reisen
1 an Rieerehe Critieo-Biografiche sai testi di Mareo
M», in ZmrMs angefOhrtem Werke, Vol. I. p. 13 und in
Fivdu» PUgrimes.
Die merkwärdigsten Ausgaben des Marco Poh in
im hMm Sprachen des Originals sind folgende:
laeipit prologus in libro domini Marc! Paali
Je Teneeiis de consnetodinibus et eondieionibas
•rientalinm regionam. Rom oder Venedig zwischen 1484
ad 1490. 4«.
M. Paulas Venetas de regionibus orientalibus.
ZwalL 1483. 4«.
Marco Polo da Veniesia delle merayigliose eose
del Mondo da lai redute, da Giambattista Sessa. In
Veaetia, 1496. 8^ Wieder abgedruckt Brescia 1508. S\
ist dne Art von Auszug in venezianischem und toskani-
Dialekte^ der jetzt fast gar nicht mehr zu finden ist.
Marco Polo Venetiauo. In cni si tratta le me-
rarigliose cose del mondo per lui rcdute, del costume
di Farii paesi etc. Venetia, s. a. kl. 8\
Diese italiänische Ausgabe wurde wiederholt: Venetia,
1508, fol.; 1533, fol.; Treviso, 1590, fol.; Venetia, 1597,
8*; 1611, 8^ 1626, kL 8«; Trevigi, 1672, kl. S\
Paulliy Veneti, de regionibas orientalibus^
libri III. In Orbis nouas regionunot et insnlaram
Teteribus incognitaram etc. Basil. 1532. fol.»''
Marco Polo, gentilhiiomo Yeuetiano, delle cose
de' Tartari et delle Indie Orientali, con la vita et
97. S. aber dieses Werk oben S. 4.
— 110 —
eostumi di qae' popoli, decsrittione di qae' paesi, et
molte altre cose iiotabili et merairigliose : in tre libri
dcscritte, non prima che liora eosi interi et copiosi
publicati. In der RoccoKa di Ramasio, VoL IL p. 1-60.**
Dicss ist der beste und correctesfc italianische Text des 3Iarco
Polo.^^ Ebend. Fol. 2. Prefatioue di M. tiio. Baltbte
Ramusio aranti il voIume, nella quale si raeconta la
Tita e aleuni notabili auueniuienti di M. Mareo Polo,
et della sua faniiglia. Und dann ebend.: Espositione del
medesimo, sopra le prime parole del libro di M. Mareo,
nella qnale si narra Tacquisto ehe feeero i Venetiani
et Francesi doli' Imperio di Constantiiiopoli et eome
lo signoreggiarono molti anui.
Marcus Peius de mirabilibns mundi, in latinnft
conuersus, probemio addito, Venetiis 1583. A\ Apnd
Juntas. Scheint nach der lateinischen Ueberset/ung des Fm
Pipino^^^ abgedruckt zu sein.^<^i
Marc! Pauli Veneti de regionilms orientalibns
libri III. Ex editione Reiueri Reineccii. Ilelmstadii
1585. 40. Ebeud. 1602. 4o Ainstelodami 1664. 4*.
M. Pauli, Veneti, de rcgionibns orientalibns
libri III, cum cod. msto. Bibilothecae Eleetoralii
Brandenburgicae coUati^ exque eo adjectis notis pluri-
mum tum suppletiv tum illustrati. Aecednnt Hailhoni,
Armeni, Ilistoria Orientalis, quae et de Tartans in*
98. Dieser zweite Band erschien 1559; die Vorrede ist aber scbon datiri
1553. S. oben S. 8.
99. S. Zurla, Vol. I. p. 17. 38.
100. S. oben S. 107. • •
101. S. Zurlo^ Vol. L p. 27.
— ili —
üribitor; itomqoe Andreae Miilleri Greiffenhagii de
Gkma DisqQisitio, inqae ipsam Paulum Venettiiiii
fiidhtia et indiees. Coloniae Brandeb. (Cöln an der
Jpree) 147i. 4*.
Tojragea de Marco Polo. Paris, 1624. Hfi. Latei-
riMk »d Franzjteisch. Macht den ersten Band des Recncil
da T^ragea et de Mämoires pubhis par la Soci^ti
de Geographie de Paris, wovon bis jetzt (1839) fünf
Bilde in 4^. erschienen sind.
Viaggi di Marco Polo illustrati e commentati,
preeedoti dalla Storia delle Relazioni yicenderoli deU'
Earopa e dell' Asia, da Baldelli. Firenze 1827^ 4 VoL
ia 4^^ und Atlas in Folio. Im dritten Bande^ p. 44—47:
Sleria del Milione.
II Milione di Marco Polo, teste di lingna del
■eeolo Xlll, ora per la prima ToKa publicato ed illa-
Strato dal eonte Gier. Batista Baldelli Boni. Firenze
1827. 4«. 2 Vol.
1 Tiaggi in Asia, in Africa, nel mare deir Indie,
descritti nel secolo XIII da Marco Polo, teste di lin-
goa detio il milione illustrato con annotazioni. Venezia,
1824. kl. 8. 2 Voj.
In dem literarischen Nachlasse von iSlaproth befand
sich ein reicher Apparat zu einer neuen Ausgabe des Marco
Folo^ welche wahrscheinlich alle frulieren würde übertrofien
hsben.<os
102. Von dieser unvollendet gebliebenen Arbeit beisst es im Caialogtie
äB im BMioiAeqme de fem Mr. Klaproth, Parü 1840. 8*. T. IL p. 72: La
mmtrffle Edition de Marc-Pol qoe Mr. Ktaproth etait snr le point de pablier
dtwmi w coBipofer da texte d« fiamssio re? u et coflipUt^> et de notee
— H2 —
Es war natflrlich^ dass ein Werk von so ausserordentlidieBi
Inhalte^ wie 3Iarco Polens Reisen^ bald in mehre Sprachen
fibersetzt werden musste. Die davon erschienenen Ueber-»
Setzungen sind ihrem Alter nach folgende:
Deutsch. Die älteste deutsche Uebersettung wurde
gedruckt zu Närnberg bei Fricz Creussner^^K Aof dem
ersten Blatte steht statt des Titels: Hie hebt sich an du
Poch des 'adeln Ritters und Landtrarcrs Marcho PoW.
In dem er schreibt die grossen wunderlichen Ding
dieser Welt. Snnderlichen von den grossen Kfinigen
und Keysern die da herschen in den selbigen landen.
oxplieatiTei. II arait ponr ee trafail eonfiiltö, confcr^, extralt, traJdt
mime tons les textof chinoia, tartares et perMOf , qni poaraient rMairer
for la marche du royagenr vlniticD, snr leg pays qn'il d^erit et les flüts
qQ*U rapporte« Eo rapproehant ees ricits def indieatioDS gtographiqvei
raseemblles a ripoqne oik Üb Mod^oIs Itaient mattres de la Cbi«f», Mk
Klaprolh 6tait parrena k relroQTer danf ces derniers, et sonf les «toes
noms, toiiB les lienx dont Marc Pol arait parlö, et k expliqoer «iosi arc«
facilitl les poials qni araieiit le plus cmbarass^ les pröcldens eomaest«»
taars, k dissiper robseoritl des uns, k rösondre les diflfteolt^ de certaias
aatres, a lever tons les dontes. Cette.liasse eontient des passages extnita
on tradnilt des glographes et bistoricns orientanx ; des collecUoDs de textra,
qQelqoes^unea des iiotes da noorean eommentaire, et, ee qai est plna pfi^
cieox, les 116 premiers cbapitres du texte de Ramnsio, e. A. d« plw da
la moitil de rourrage, revus, eorriges et annol^, tels eufln qua Mr.
Klaproth les arait pr^par^s pour rimprcssiou. En rlttnissaut eea malM»
anx aux anuotations manoserites qa'il a faites aax Edition» indiqvto iaaa
ca Catalogue, tont porte k croire qu'U serait possible de reprendra aC
d'aeberer ane eutreprise aossl utile que celle doot Mr. Rlaprotk avatt
forml le dessein. Sämmtliche Vorarbeiten Kiaproih'$ zu einer neuen AHgilt
von Marco Polo sind 1840 bei der Versteigerung seiner Bücher für die BOftUo-
th^que da Roi erstanden iHrorden.
103., Genaue Nachricht von diesem seltenen Buche findet man In HairWw'f
Uebersetzung von Marco Polo, Introd. p. LXXI. S. auch Friedr, Wi^gmuTn
nweiicB Schärfleim »ur Förderung der tCeHttimse älterer deuisc/ser Mmadmriem
und Sckrfftea. 3iagdebmrg, 1836. 8 . No. 8.
— 113 —
nd Ton ireni Toick nnd seiner gcwonheit dascibs.
llvSdihiss ist: llie endet sieh das Pueh des edeln
litten und Landtfarers Marcho Polo, das do saji^t
fM nangerley Wunder der Landt nnd hewt und wie
ir dieselbigen gesehen nnd durchfahren hat von dem
* AiffgMg bis zn dem Niedergang der Snnnen. Selig-
f BA. Diss hat gedruckt Friez Crenssner zu Nürnberg
neh Christi Gepnrdt tausent vierhundert vnd im sieben,
nd siebenezigste Jar. fol.
Die zweite deutsche Uebersetzung befindet sich beige-
äwAt in der in Augsburg^ 1481 ^ bei Anlkonius Sarg in
M. efsduenenen Historia tou Hertzog Leuppold und sein
SeliB Wilhelm, von Osterreich.
Die new weit, der landschaflen vnnd Innsulen,
9% bis hieber allen Altweltbeschrybern Tubekannl.
Strassburg 1534. fol. Dicss ist eine von MicA. Herr ge-
wehte Uebersetzung des oben S. 4 angefahrten Norus orbis
regionum etc.^ welcher Marco Polo's Reisen enthält.
Marcus Polus; wahrhafte Besehreybung seiner
wunderlichen Reise in die T«irtarey, zu dem grossen
Can Ton Chatai rerriehtet. Ans dem Italiänischen ver-
teotscht durch llieron. Megisernm. Leipzig 1609. 8®;
1611. 8*. mit Kpf. Nach dem Texte des Ramusio fibersetzt.
Portugiesisch. Marco Paulo de Vencza das
condi^ones e custuroes das gentes e das terras e pro-
Tinrias orientaes. IIo livro de Nycolao Veneto. O
Irmltado da carta de hunn genoves das ditas terras.
loiprimido per Valentyni Fcrnandez Alemaao. Lyxboa
1502. fol.*o4
104. S. Monden B engl. Ucbers. des Marco Polo Introd. p. LXI.
8
— il4 —
Spanisch^ Uebersetzungen:
Libro del famoso Marco Paalo Venetiano de laa
«osas marvillosas qac Tide en las partes orieatalefl,
conviene saber, en las Indias, Armenia, Arabia, Persia^
e Tartaria, e del poder del Gran Can^ j otras reys;
con otro tratado de Micer Poggio Florentino e trata ^
de las mesmas tierras y islas. Tradaeido por RoJri*
gnez^ canonico de Sevilla. Serilla. 1520. fol. md
LogronO; 1529. fol.
Uistoria de las grandezas j eosas niararillosas
de las proTineias oricntales, sacada de Marco Pirio
Veneto, y traduzida de Latin en Romanee, y anadida
en mucbas partes^ por D. Martin Abarca de Bolea j
Castro. En Zaragoza, por Aogelo Tanano, 1601, kL8*.
Euglisch:
Tbc most noMe and famons trarels of Maraui
Paulus 9 onc of tbe nobility of the state of Yenice^ in
the East parts of tbe World» as Armenia^ Penia^
Arabia, Tartary^ with many oibcr Hingdoms and pro-
vinces. No Icsse pleasant tban profitable^ asappeared
by the Table or Contents of this Booke. Most neeesi»
sary for all sortes of persons, and especially for tra*
Tellers. Translated into Englisb (by Jobn FramptoB).
London 1579. fol.
Eine Uebersetzung von Samuel Purchas in bis
Pilgriraes^ nach dem Texte von Ramusio.^^^
Eine andere in der Bibliotbeca Näyigantinm voa
Harris ^^^j ebenfalls nach dem italiänischen Texte bei Ramuiio.
105. S. oben Seite 21.
106. S. oben Seite 43.
— H6 —
The Trarels ef Marco Polo, 8 Venetian^ in (bc
Hn Century. Being a description hj thai carly Tra«-
ffUtr of reiiarkable places and things in tke eastern
parte 9t the World. Translated from the Italian with
iites hj WiUiam Blarsden, F. R. S« etc. Witk a Map.
1818. gr. 4<». Ebenfalls nach Ramusio itberseUL
höchst vortfeffliche Arbeit ist ansflQfarlich beurtheili in den
Mtting. geL Anz. 1822, St. 53—55«
In Marrajr^s DiscoTerics and Travels in Asia«
VoL L p. 151—182.
Holländisch. Nach Reineri Reineccii lateinisdier
Ampdbe übersetzt^ unter dem Titel: Marcus Paulos Venetns:
Eeisem en BeschrjyiBg der Oostersche Lantscbappen
etc^ Beneffens de Historie der Ooatersche Lantsehap-
pe» door Haithon ron Armenien te tömen gestelt.
Door J. H. Glazemaker. Amsterdam, 1664. 4<>.
Französisch. Von der sehr alten französischen
Uebersetzong des Tbybault von Cepoy ist oben S. 108 schon
die Rede gewesen.
Eine Uebcrtragung aus dem im Orbis novusi«'' bc-
finiflichen lateinischen Texte erschien von einem Ungenannten in
Paris. 1556. 4«.
La Description g^ographiquc des provinces et
des Tilles les plus fameuses de linde Orientale, avoe
les moeurs, loix, et eoutnracs des habitans (Mcellcs,
nesement de ce qui est sonbz la domination du grand
Cham empereur des Tartares. Par Marc Paule, gen-
tilhomme Yenitien, et nourellement reduict en vul-
gaire Francois. Paris 1556. 4<>.
M)7. S. oben Seite 4.
8*
— Ii6 —
Lcs Voyages trös-carieax et forts remarquables
. aeheväs par toute TAsie, Tartaric^ Mangi, Japon, les
Indes Orientales, lies adjacentes, et rAfriqlie, commen-
e&s Tan 1252. Par Marc Panl, Vinitien, Historieo
recommandable par sa fid^lit^. Q,ni contiennent iine
relation tr^s-exacte des Pais Orientanx: Dans laqoelle
il d^crit trös-exactement plusieurs Pais et Villes, lesquels
lui-m^me a Voiag^s et vns la piaspart: et oh il noiui
enseigne bri^vement les Moeurs et Contnmes de ees
Penples, arant ce temps 14 inconnns aox Enrop^ens;
Comme aussi rorigiue de la pnissance des Tartares»
quand k lenrs Conqn^tes de plusieurs Etats au PaSii
dans la Chine; ici clairement proposde et expliqn^.
Le tont dirisi en III Livres, Conföri avec an Maiia-
scrit de la Biblioth&que de S. A. E. de Brandeboai^,
et enrichi de plusieurs notcs et Additions tiräes du dit
Manuscrit, de Ndition de Ramuzio, de eelle de Par-
chas et de eelle de Vitriaire. Bei Bergeron.
Deutsch. Marco Polo's Reise in den Orient
während der Jahre 1272 bis 1295, in's Deutsche über-
setzt nach den besten Ausgaben des Originals nyd mit
einem Conimentare begleitet ron Felix Peregrin«
Ronneburg und Leipzig, 1802. 8^.
Förster sagt in s. Gesch. der Entdeck. S. i52z
„Es wäre zu wünschen^ dass ein Mann von grosser Belesenheifc
;,alle diese Uebersetzungen mit der zu Wolffenbüttel liegendecm
„Handschrift vergliche; und eine neue berichtigte Ausgabe dieses
„nützlichen und fär die Erdbeschreibung des Mittelalters höchst
„wichtigen Buches herausgäbe." Dieser Wunsch scheint
grossen Theile durch die Marsden'sche Arbeit erfüllt zn
— 117 —
10.
Giovanni di Monte Corvino.
1288.
Giovanni (ü Monte Corvino^ ein Franciscaner-Mönch
MS Calabrien^ wurde vonndem Pabste Nicoiao IV im Jahre
1288 zu Arghun^ Mongolischem Chane von Persien, und zu
itm Chakan Kubilay als Gesandter geschickt, und starb um
1330 zu Khan-Balyk, oder Cambalu, der Hauptstadt der
Tatarm, dem jetzigen Peking, als Erzbischof der Missionen in
dieser Stadt. Man hat über seine Reise in die Tatarey nur
iwd Briefe von ihm, von 1305 und 1306, die man in folgen-
den Werken abgedruckt fmdet:
Wadding, Anaales Minomni, Romae 1732. ((jL
VoL VlP'p. 69 sq.
Moshcimii Hlstoria Tartarorum Ecclesiastica,
App. XLIV et XLV. p. 114—120.
Marsdcn, The Travels of Marco Polo, a Venelian,
in the thirteenth Century, London 1818. 4^ p. 243-245.
Man sehe über diesen Giovanni auch: Nouvcaux
ailangcs asiatiques, par Mr. Abel R^musat, Vol. II.
p. 193_i9a
11.
H a i t h o.
1290.
• HailAo, oder Hallo , war der Sohn Leo II, Königs
*0B K]ein-Armenien.*o9 Er übcriiess nach dem Tode seines
1<)8. Bei Ramtuto wird ex ßgliuol dei Signor Curchiy und bei Berge-
^ lUch ^imdr. MüUer, Seigneur de Curchi genannt. *
- liS —
Vaters das, Reich seinem Bruder Thores (Theodor}^ nnd
lebte ganz der Ruhe und den Wissenschaften. Im Jahr 1305
ging er zu Episcopia in Cypem in ein Praemonstratenser-Kloster,
kam dann nach Poitiers in Frankreich, und dictirte hier, auf den
Wunsch des Pabstes Clemens Y, dem Nicalo Salcani^- in
französischer Sprache die 6eschic]^te des JMorgwIaiides MÜ
der Erscheinung der Mongolen, welche dieser 1307 in's Ltteh»
nische fibersetzte, unter dem Titel: Liber HUtorianui
parlium Orienti$.
Das Werk Haitho's besteht 1) aus Nacbriobten Aber
die Tataren, von Tschingis Khan bis Mango Khan« Q Am
Erzählungen Haitho's I, Königs von ArmenieD, über seine Er*
lebnisse und Reisen. 3} Aus des Mönches BaUhQ Erdttdinf
dbr Begebenheiten seiner Zeit.
Haitho hat nun zwar selbst keine Reisen aq|fst«iU;
da er indessen in seinem Werke häufig das nördlidie Asi«
berührt und darin einiger' jetzt zu Russland gehörender Linder
erwähnt wird, so scheint er hier doch eine Stelle zu verdienen.
Haitho' s Werk befindet sich handschrifth'ch sowohl fran«-
zösisch als lateinisch in der K. K. Hofbibliothek zu Wien,
nämlich :
Ilaithon la flor des histoires de rorient par
Nicolas Faucon. In 4®. Hist. prof. No. 39.
Ilaitoni flos historiarum Orientis, fol: Hist. prof.
No. 73. ^
Ebenfalls in der berühmten Handschrift des Marco Poh
zu Bern. S. oben S. 108 und in der Bibliolheque Royale
Paris unter No. 7500 und 8392.
109. Ramusio nennt ihn, in der Einleitung zu Hailho'B Beridit,
scheinlich richtiger, Faiconi, In der Wiener Handschrift heissl er ebenfalls F«
— ii9 —
Die in Dracke erschiaBenen Ausgaben dteses Works
ftdgende:
Das französische Original wurde 1529 zu Paris gedruckt)
dem Titel: L'bystore mervcilleuse ^ plaisantc et
recreatiye da grand emperear de Tartarie seigneur
des Tartares nommö le graud €an etc. €hez Jean
Sunet-Denys. 82 fil. kl. foL
HaithoR], Armeni^ Hiätoria Orientalis ex editionc
Menardi Moltberi. Ilagenoae» 1529. ¥.
Haithoni, Armeui, Liber de Tartans. In Orbis
«•uus regionum et insularum veteril^us incognitaram
etc. Basileae. 1537. fol.^^o
Historia orientalis Haytboni armen! et bnic sab-
Jeetnm Marci Pauli Teneti itinerarium, item fragmentnm
e Speealo HistorialiVincentüBelracensis ejusdem Argu-
aenti. Auetore Reinesio Reineccio. IIalberstadiil585.4^
Ayton Armeno^ dcir origini et successione di
' Gran Cani Imperadori Tartari, et come aggrandirono
llmperio loro, et della vita, religionc, costumi et con-
ditione de' Tartari. In der Raecolta di Ramusio,
VoLn. p. 60 — 66. Zerföllt in zwei Thcile, nämlicli: Discorso
»opra il libfo dcl Signor Ilaytou Armeno^ p. 60a — 62,
Qfl(i: Parte Seconda dolla Historia del Signor Ilaytou
Armcno^ che fü figliuol del Signor Curcbi, parente de'
Re di Armenia. p. 62»— 64».
Couipeudio della Storia de' Tartari scritta dcll'
Armeno Aitone, fatto da Gio - Boccaccio in latino,
•ravato e (radoüo in volgarc, c pubblicato da Scbast.
Ciampi. In Monunienti di uu 9lanuscritto Autograro e
110. S. üben Seite 4.
— 420 —
Lettere incdite di Mes. Gioyanni Boccaccio, ii tufto
trovato ed illustrato da Sebastiano Ciampi. Milane.
i830. 8*^.
Ilaithoni Armeni Historia Orientalis. In Hakloyt
Voyagcs. Vol. IV. p. 479.
Ilaithoni Armeni Historia Orientalis, qnae et de
Tartaris jnscribitnr. In Andr. Müileri M. Pauli Teneli
de rcgionibns orientalibus libri IIL Coloniae Braii-
deb. 1671. 4^
Ilaithoni Armeni Historia Orientalis qnae eadein
et de Tartaris ikiscribitur. S. 1. 1671. 4<^. Besonderer
Abdruck ans Andr. MüUer's Marco Polo.
Histoire Orientale ou des Tartarcs, de Halten,
parent du Roi d'Armenie: qui coqiprcnd premiörement
une succinte et agr^able description de pinsienrs roy-
aumes ou pais orientanx selon Tdtat, dans leqncl ils se
trouVoient enriron Tan 1300; secondement une relatien
de beaucoup de choses remarquables, qui sont arriries
aux peuples de ses pais et nations. Le tont dicrit
par la main de Nicolas Salcon^ et traduit suirant
l'i^dition latine d'Andrä Müller Greiffenhag. In Bergeren
Voyages Vol. IL
In's Holländische Hberselzl dmch J. H. Glazemaker^
und gedruckt bei seiner Uebersetzung des Marco Poh^ Am-'
sterdam 1664. 4\*"
'vi
lli. S. oben Seile 115. J*
— 121 —
12.
Ricold de Montecroix.
1296.
M Jahre 1296 wurden Ricold de Montecraix*^^
oder RiealdHS, 'de Manie Crucis, ein Dominicaner
an Wloteaz, Sanctius de Bolea^ GuiUelmus Bemardi,
Bermßrdus €ruille und mdbre andere Mönche von dem Pabste
Bonifazias YIII zu ben Sarazenen^ Bulgaren, Rumänen^ Alanen^
Chazarra, Gothen, Russen^ Nestorianem^ Georgiern^ Tataren^
wA andern östlichen und nördlichen Völkern geschickt, und Ricold
Uiteriiess von seinen Reisen ein Itinerarium peregrioationisj
dessen Original - Text aber nicht bis auf uns gekonunen ist.
Jokmm Lelongy ein Benedictiner- Mönch zu Ypem^is, über-
setzte des Werk 1351 in's Französisch^, und nur durch diese
Ud»ersetzung kennen wir Bicolds Reise.
Es sind von Lelong's Uebersetzung vier^ wie es scheint
ziemlich gleichlautende Abschriften bekannt. Die einC; welche
zugleich die Reisen von Haiton, OderiC; Boldensel und
dem Erzbischof von Solthünych enthält^ in foL; mit Minia-
turen verziert, befindet sich in der Königl. Bibliothek zu Paris"*,
miter No. 7500 C. Von derselben erhielt der Reichs -Kanzler,
GrafRnmanzow, eine Abschrift, welche sich in der Bibliothek
te Rumänzowschen Museums, unter No. 40 befindet.
Diese Uebersetzung führt folgenden Titel:
112. Auch Richard, Ricuid, Bicul und Bicula genannt
113. Lelong war später Abt Von St. Bertin zu St. Omer und starb als
^ üü J. 1387.
il4. Joe. Eckard ei Joe, Queiif Scripiore» Ordmü Praedicalontm,
^ 1TI9, foL T. l. p. 504.
— 122 —
Cj commeiice le livrc de percgrinacion de
ritineraire et du vojage que 'fist ung bon preu d'omme
des freres precheurs qiii ot nom frire Riculd qui par
le coramendement du Sait Pere ala oultre mer poor
prechier aus mescreans la foj de Dieu et uont en ee
traictiä par ordonnance contennz les royaumea pays
et provinces Im manieres diverses des gens^ les loy%
les sectes, les ereances etc. Et fut ce livre tranalmleir
du latin en fran^ois en Fan de gr&co mil cccn hU
et eompilö par frere Jehan Lelong dTpre moiae 4b
Teveschde de taroenne. Folio«
Die ganze Absohrift ist abgedraokt unter dem Titel:
L'hjstore merveillense plaisante et reereatite
du grand empereur de Tartarie seigneur des Tartares
nomm^ le grand Can etc. Paris 1529. 82 BL U. ML
Die zweite Abschrift von Lelong'^s Uebersetzong ist
in der Stadt-Bibliotliek zu Bern befindlich ^^i^^ in derselben Hand»
schritt, welche den Marco Polo enthält.
Die dritte in der Bibliothcca Gottoniona zu London^
unter der Bezeichnung Otho D. 1!."6.
Die vierte in der erzbischöflichen Bibliothek zu Mainu-
Ein Auszug aus der Percgrinacion findet .sich in Horray^s
DiscoYeries and Travels in Asia, Vol. I. p. 197 — 202.
Ricold de Moutecroix, voyageur et missionnaira
en Asie. In Nouveaux Mi^langes Asiatiques par II«
Abel-R6musat, Vol. H. p. 199—202.
115. S. Sinner Caiai. Codic. Mss. Biblioth. Bernensis. T.
116. S. Oaiaiogua liörorum mss. Bibliothecae Cöiiomanae, icr^pi,
Sanihtb. Oxford 1G96. Fol. p. 74. 75.
— 123 -
I
Oderico di Pordenone.
1317.
tkkrieo Mattheusri^ ein Franciscaner - Mönch; wnrde
■14385 IQ Pordenone im Frianl geboren^ weswegen er
Mh gewOfanHoli Oderico von FHaul^ Ordericw de Foro
MUy moh OdericHS de Portenau genannt wird. Er
■temaliBi 1317 eine Reise durdi die Tatarey aber Trapezimt
Mdi hdten^ nnd kdirte Ober Tibet nadi Europa zarQck. Im
Jabre 1330 dictirte er in Padna einem Mönche, ChtgUeImo
M Bologna ^^'^f seine Reisen italiänisch in die Feder^ und begab
doh dum nach Udine^ wo er 1331 starb.ii«
Abschriften von dem Reise - Berichte Oderico's, nnter
loa Titel: de Mirabilibus Mündig nach der lateinischen
TU dem Mönche Heinrich von Glat% gemachten Uebvsetnmg,
hiUdlBa, in der König!. Bibliothek zu Paris^ unter No. 2584
«d 3195; in Cambridge im Corpus - Christi College; unter
INo. 407^ und in der Dom - Bibliothek zu Mainz, unter No. 52.
Die französische Ucbersetzung von Jean le Long von
Tpern befindet sich handschriftlich in der Königl. Bibliothek zu
Fifis, unter No. 7500 C. und No. 8392, auf Pergament und
Bit \ielen Miniaturen, in der Stadt -Bibliothek zu Bern, und in
<er Bibliotheca Colloniana zu Cambridge.
117. S. ReceDsns codd. Mognntiac in R. Capitnli metropolitaai
^Uotbeca Ulitantiam, pars prina. In Vol. Ferd. de Gnden SjHoge I
^■fiona diplomatarionim oionnmentoniniqno yeternm ineditonim adhne,
*^ ttf iremanicas inprimis rero Mognnlinas illnstrantinm. Francof. 1728.
S*. f. 377. 385.
118. Durch ein päbstliches Dekret vom 2 Juli 1755 wurde Oderico
^ cesprochen.
I
— 124 —
Oderico's Reise ist gedruckt:
In den Actis BoIIandi und Annalibus Widd
Lateinisch und Englisch, bei Hakluyt,
p. 39-67.
Italiänisch, bei Ramusio, in den Zusatz«
Tommaso Giunti, Vol. II. fol. 237— 248, und in: 1
storico alle gesta del Beato Oderico deir ordii
Minor! conrentuali^ con la storia da Ini detta
sQoi riaggi asiatici, illnstrata da nn religioso
ordine stesso, e presentata agli amatori delle ant
(Dal Fr. Giuseppe Venni.) Venezia 1761. 4^ '
Französisch; in: L'hystore meryeilleuse pla
et recreatire du grand empereur de Tartarii
Paris 1520. fol.
Englisch; in Murray^s Discoreries and T
in Asii^ Vol. I. p. 183—192.
Sprengel giebt in s. Geschichte der geog
scheu Entdeckungen S. 348—349, eine Vergleichu
verschiedenen Orts-Benennungen ^ die in Oderico* s Reis
kommen.
Man sehe übrigens noch den von de la Henat
verfassten Artikel; Qderic in der Biographie unive
von Michaud. T. XXXI. p. 499—500.
14.
Ibn Batuta«
1324.
Ibn Batutttf ein Arabischer Schriftsteller^ hinterli<
Beschreibung einer Reise ; in welcher die Russen hier i
erwähnt werden.
~ 126 —
S. Ober ihn: Frähn's Ibn-Foszlan, S. 229—230.
Das Werk ^^sselben erschien zum erstenmale in einer
Uebersetznng gedmckt unter dem Titel: The Tra-
Tels of Ihn Batuta, translated from the abridged Arabic
Ml. copies bj Lee, London 1^29. ¥.
Um ansführlidie Nachricht über Ibn Batuta und seine
Mie^ tedat man in: PjecRifi B'Kcthhki, 1841 No. IL
p.462.
15.
Jean de Cor.
1330.
Jeim de Cor^ ein französischer Mönch; wurde im Jahre
1330 ram Pabste Johannes XXn. als Missionair in die Tatarey
und für seinen Eifer im Bekehrungs- Wesen von ihm
Erzbischof von Solthänych ernannt. Er hinterliess über seine
einen Bericht , welcher folgenden Titel fuhrt:
De TEstat et de la Gourernanee du grant Kaau
it Cathaj souverain empereur des Tartrei^, et de la
'iqiosition de son empire et de ses autres princes;
iiterpr^tö par un areevesque que on dit Tarecyesque
Siltensis ^1% par le eommandement du pape Jehan ringt-
'euiesme de ee nom, et translat^ de latyn en fran^oys
ptr frire Jehan le Long n^ de Yppre, moine de Sainet-
krthin en Sainct-Umer.
Dieser Bericht befmdet sich handschriillich in der königlichen
IftKotbek zu Paris, unter No. 8392 , in einem sehr schönen
M mit vielen Miniaturen verzierten Manuscripte.
S. D'Avezac, Relations des Nongoles ou Tatares,
1^ 25.
119. Abbre^irt für $ofiamen$i$, von SoUhdmych,
— 126 —
16,
Jourdain Cafalln.
1330.
Jourdain Catalan^ gewöhnlich Jordanus Catidmd
genannt^ ein französischer Dominicaner-Mdncb aus S6ytrae, machte
Im Anfange des XIV Jahrhunderts verschiedene Reisen in AsfM/
und warde 1330 vom Pabstc Johann XXn nach Solthftnyelr^ ll
der Tatarey^ geschickt^ um dem dortigen Erzbischof^ Jean de
Cor^ das Pallium zu bringen. Er hinterliess einige Schriften,
von welchen besonders seine Memorabilia hiehcr gehören^ von
denen sich eine Abschrift im Besitze von Walckenaer in
Paris befand^ nach welcher sie die Geographische GeseUsdiaft
in dem Recueil de Voyages et de MömoireSy YoL IV.
p. 1—65 abdrucken liess.
Der Bericht führt dort den Titel:
Deseription des Merveilles d'onc partie de PAsie,
par le P«t Jonrdan Catalani.
S. D'Avezac a. a. 0. p. 25. 26.
17.
Jean de Mandeville.
. 1332.
Jean de SlandevUlc gehörte einer alten und vorneh-
men Familie in England an.^^o Er wurde zu St. Albans geboren
120. In der ältesten Aasgabe von seinen Reisen^ wird er
Monie Villa und in dem Mainzer Codex: Mendtwil genannt. In seiner verfl
OrlheliuB in dem Itiner* Belgiae aufbewahrten Grabschrifl heisst es vts ftiMB
Alias dictuB Barbam-, auch wird er hier Dominm de €Utmpdi
d'^vcMoe im b. Plan Carpin. p. 33.
- 127 —
vd gOMSS etoer ffir seine Zeit sehr sorgfaltigeit Erziehung.
^iter stndirte er die Mathematik, Arzneiwissenschaft und Theo-
tofßfb, QBd verfasste Werke über alle diese Wissenschaften. Sein
«Btemehmender Geist trieb ihn indessen, in der Ferne Kenntnisse
«Mi Be6(Aiftigiuig za. soeben, und so trat er 1322 fiber Frank-
eine Reise nadi dem geM)tm Lande an, diente mehre
den Sidtan von Aegypten und dem Gross -C3ian von
I, und nachdem er 33 Jahre lang ganz Asien durchwandert,
kehrte & nach Europa zurdck, und Start) 1371 in Lüttich, 'wo
■an noch sein Denkmal sieht. Im Jahre 1356, wie er sdbst
lagt, im 34^te]i Jtkre nach seiner Abreise, entwarf er dm Beridit
TOi seiner Reise, wahrsdieinUch in französischer Sprache,
Umsetzte ihn aber bald nachher selbst in's Lateinische, und
Bahn, nach seinem eigenen Gestfindmsse, darin vieles aifö damals
beliebten Chroniken, Reise-Abentheuem und Ritter-Romanen auf^^i
Es giebt auch in England viele Absdiriften dnes englischen
Berichts dieser Reise, deren Original dem Könige Eduard m
gewidnet ist, und ebenfalls Mandetoitle zum Verfasser haben
Hier gehört sein Werk besonders her wegen seiner aus-
hhrUchen Nachrichten von den Tataren und den von ihnen be-
herrschten Ländern.
Ausser den erwähnten englischen Handschriften, giebt
€S noch eine sehr alle in französischer Sprache in der Sladt-
121. D*Ave%ac sagt in seinem Phn Carpin p. 29: „Nul Toyagenr tl\
M aoisi decrie q«e l'aiglaift Jkan de Mnmätcilk poor les fabnleuses merteilles
*•< est parsemee sa relation. "
122. S. über JUanderiile's Reisen: Uannöversehes Magazin , 1754.
^ '122-1134; 1755 S. 225-234. Bnam Heiir^, Tb. i S. 62. Eichhorn
^''^^ if. iMer. .Bd. H Tb. 1. S. 340.
— 128 —
Bibliothek zu Bcm^ss^ und eine andere sehr schöne in der Biblioth^-
que Royale zu Paris^ auf Pergament und mit vielen Miniaturen. **«
Die verschiedenen Ausgaben dieser Reise sind folgende:
Englische:
A lytele Treatise or Booke, named Johan Man-
dcuyll, Knyht^ born in Bnglande, in the towne of
Saint Abone, and speaketh of (he ways of the Haoly t
Lande toward Jherusnlem, and of Marnyles of Indc^
and of otber dyrerse countries. London 1499. 8%
1503. S% 1568. 4% 1670. 4% 1696. 4<>, 1722. 4% und
endlich die vollständigste Ausgabe unter dem Titel : The roiage
and travaile of J. de Mandeville, wliich treateth ofthe
way of Hiemsalem and of marvayles of Inda, with
other islands and countiyes, London, 1727. 8^
Nach dieser letzten Ausgabe auch in Mnrray's Disco-
yeries and Travels in Asia, Vol. I. p. 193 — 197.
Lateinische: •
Dom. Joh. de Monte. villa eqnitis itinerarius a
terra Angliae in partes Iherosolimitanas et in ulteris
res transmarinas.... translatns in hanc formam latinam.
s. I. et. a. Gedruckt bei der ersten Ausgabe von Marco Polo,
Rom oder Venedig^ 1484 bis 1490.
In Purehas Pilgrimes, in einem lateinischen Auszüge.
Französische:
Ce lirre est appeli Blande ville^ et fut fait et
composi par Jchan de Mandeville, chevalier natif
d'Angleterre de la rille de St. Albain , et parle de la
terre de promission, e'est k dire de Jerusalem etc.
Lyon, 1480. kl. fol. Ebcnd. 1487. 4«.
123. S. Simmer Caial. Bibltoth. Bememt's. T. U. p. 415.
124. S. dAveiufc'B Plan Carptm etc. p. 4. ^
— 129 —
Maitre Jehan de Mandeville, leqiiel parle des
gnmdeu arentores des pays Stranges oii il s'est trouvd,
enaemble la terre de promission et da saint voyage
de Bierasalenau Paris o. J. ^\ Ebend. 1517 u. 1542.
Ein so beliebtes Buch musste auch sehr früh in andere
Sprachen übertragen werden. Wir kennen von diesen alteren
üeber^elzungen folgende:
Italiiniscbe:
Tractato delle piu maravigliose eosse e pia no-
tabili, ehe si troyano in le parte del mondo redate....
del eavalier J. da MandaTilIa. Milano^ 1480. 4®. Bo-
logna, 1488. 4«. Venezia, 1491. 4». Firenze, 1492.
»•. Venezia, 1496. 4». Milano, 1497. 4». Bologna,
1497. 4*. Venezia, 1515. 4«, Ebend. 1534. S«. 1537.
8*. 1564. 8^ 1567. 8^
Deutsche:
Das bueh des Ritters von Montevilla. Angspurg,
1481. f. mit Holzschn. Ebend. 1482. f. mit Holzschn. Diese
l-fbersetzung ist von ^lichelfetser.
Johannes von Montevillii, Ritter. Strassburg,
1484, r. mit Holzschn. Ucbersetzt von Otto von Defneriu-
gem. Wieder abgedruckt. Ebend. 1488. 4».; 1499. fol. mit
Holzschn.; 1501. fol. mit Holzschn.; 1507. fol.
Des Ritters Johannes von Montevilla Reyss und
nTanderschafli durch das gelobte Landt, Indien und
Persien. Francf. 1580. 8».; 1600. 1008. •
Dieselbe im Reisbuch des heiligen Landes etc.
Frmnkr. 1629. fol. Th. 1, S. 759.
Des Ritters Johannes von Montevilla Curieu.se
Reissbeschreibung, o. 0. 1690. 8».; 1692. 1696.
Spanische: Valencia, 1540. fol.
— 130 —
Französische: Von Bergeron^ nach dem bei Pur-
cAm befindlichen lateinischen Auszüge^ im zweiten Theile seiner
Sammlung unter folgendem Titel:
Kecueil ou Abr^g^ des Voiages, et Observation»
du Sr. Jean de MandeTÜie, Chevalier et Professenr en
M^decine, faites dans l'Asie, TAfrique ete. Commen-
c6eu eu Tan mcccxxxii. ^^^ Dans lesquelles sont com-
pris grand norabre de cboses inconnnes. Par tlon-
sieur (John) Bale. i><
18.
Francesco Balducci Pegolotti.
1335.
Francesco Balducci Pegolotti »»% aus Florenz^
machte im Dienste einer florentinischen Handels - Gesellschaft
Reisen nach dem Oriente^ und sammelte besonders in Tant
(Asow) sehr nützliche Nachrichten über die Wege der Kara-
wanen^ welche durch das Innere von Asien nach China zogen.
Er schrieb darüber um das Jahr 1335 ein lur seine Zeit sehr
merkwürdiges Werk unter dem Titel: Libro di Divisamenti
di paesi et di misurc di mercatanzie e d'altre eose
125. Diess ist, wie man oben gesehen bat, falsch, and mas& 1322 heissaa.
126. Hieher gehören noch folgende weniger wichtige Reisende: in
dentsche Ritter IVUhelm von Boldemel, 1330; der spanische Frandscaner
PoBquale de Victoria, 1338; der Florentiner - Mönch Gwvammi de* MmtjgaßM
äi San Lorenno, 1338; und einige andere, über deren Reisen in der Tatarey
und ihre Berichte darüber man in VAoeuae'e vortrefllicher Bearbeitaif des
Piano Carpini Nachricht findet.
127. Er wird auch bisweilen PegoieUi genannt
— 131 -
bisogncFoIi di sapcre a' mercatanü di diverse parti
del mondo, eine Art von Handelsgeographie. Diese Schrift
dsohien nach der in der Riccardi'schen Bibliothek in Florenz
beiadlichen Handschrift unter obigem Titel gedruckt ^ Lisboa e
Lucca, (Florenz) 1766, und macht zugleich den dritten fiand
aas TOB dem Werke: Della Decima e delle altre grarezze
iaiposle dal comnne di Firenze, della moneta et della
■lerealara dei Fiorentini fino al secolo XVI. Opera
di Gian Francesco Pagniui del Ventura. In Firenza
1766, 4^ IV Vol.
Dieser Aufsatz, durch welchen das Werk hier eine Stelle
verdient^ bildet das erste Capitel desselben; und fOhrt den
Titel: iLyisamento del viaggio del Gattajo per lo cam-
mino della Tana ad andare et (ornare con niereatanzie,
und man findet ihn wörtlich in's Deutsche übersetzt in:
Forster's Geschichte der Entdeckungen^ S. 187-
189 mit erläuternden Anmerkungen.
Franz Balducci P/CgoleKi's Reise - Route von
A$o( nach Peking. Mit dem gegenüberstehenden Texte des
Originals. In Sprengel's Geschichte der geogr« Endeck.
S. 257 — 260. Mit sehr vielen Anmerkungen und Erläuterungen.
19.
Luchino Arigo.
1374.
Der noch ungedruckte Bericht von einer Expedition des
Geonesen Luchino Arigo nach dem Don und dem Caspischen
Meere im Jahre 1374^ findet sich in einer Handschrift aus dem
Anfange des XV Jahrhunderts, welche den Titel führt: Itinera-
rium Antonii, Usus Naris, und in der öiTentlichen Bibliothek
zu Genua aufbewahrt wird.
9*
— 432 —
20.
Peter Suehenwirt
1377.
Peter Suchenwirt ^'^^^ wahrscheinlich aus Oesleireicii
gebürtig 129^ lebte ungeflUir vom Jahre 1356 bis aber das Jahr
1395 hinaus, und hinterliess eine Sammlung von Gedichtra,
welche theils in geschichtlichen Erzählungen, theils in allegori-
schen Lehrgedichten bestehen. In den erstem findet man mehre,
von dem Dichter grösstentheils an Ort und Stelle gesammelte»
zwar kurze, aber doch für die Zeit in welche sie gehören,
immer schätzbare Nachrichten über Russische Länder und Gebiete,
und über geschichtliche Vorgänge, die sie betrelTen, und in dieser
Hinsicht verdient Suehenwirt hier wohl eine Stelle. Von der
vollständigen Sammlung seiner Gedichte sind zwei Handschriften
bekannt, von denen die eine, pfälzische, lange in der vaticani-
sehen Bibliothek auibewahrt wurde i»»^ und sich nun wieder in
Heidelberg befindet; die andere aber in der Kais. Hofbibliothek
zu Wien. Zum Drucke beförderte sie zuerst der gelehrte
Primisser in Wien unter folgendem Titel: Peter Saehen-
wirt's Werke aus dem vierzehnten Jahrhunderte. Ein
Beitrag zur Zeit- und Sittengeschichte, mit einer
Einleitung^bistorischen Bemerkungen und Wörterbnche.
128. In einer heidelbergischen Handschrift seiner Gedichte, welche sich
in der Yalicanischen Bibliothek befand, heisst er Peter der Smckemmiri,
129. Man hat vor karzem aas einigen Stellen seiner Gedichte z« liewei-
sen gesucht, dass er aus Bamberg gebärtig gewesen sei. S. Amis im JLrehh
für Geerh. und AUerihwmkvmde tu Ober/ramkem wm E. C 99m Umgimiu
Bd. I. llen i >o. 3.
130. S. Friedr. Adelung, Nacht ichien vom aiidemieekem Gedicktm
tee/vAe ame der Utide/öergüchen Bibliothek im die Vatieamieehe geAammem
Miud, Königsberg 179«. 8-. S. 10.
— 133 —
Von AloiM Primisser n. s. w. Wien, 1827^ gr. 8^ In
den gesduchUidien Gedichten berührt Suchenwirt fast die
ganie Zeitgeschichte, indem er die Begebenheiten nnd Thaten
der Hdden seiner Zeit, vorzüglich aber seines Landes, in und
nasser seinem Yaterlande, erzahlt« Einige dieser fahrenden Bitter,
nnduBter ihnen besonders Friedrich von Chreutzpeck nnd
HftBS von Traunn, kommen auf ihren weiten und mannigfalti-
gen Kriegszflgen auch in russische Länder, und beide
wohnten unter andern der Schlacht von Isborsk, 1348, und
der Erstürmung dieser Stadt durch den deutschen
Orden, bei« Isborsk vrird hier Eysenburk auch Eysen-
wurch genannt, und erhfilt den Beinamen die gehewer, oder
toriiche. Was übrigens von den Thaten dieser Helden sonst
noch Bezug auf die Geschichte Busslands hat, mxA an einem
anlero Orte seine Stelle finden, i'^
Vorzüglich gehört aus Suchemcirts Werken das vierte-
Gedicht hieher, welches die Ueberschrift führt: Von Herzog
Albrecht's Bitterschaft. Im Jahre 1377 unternahm nämlich
der junge Herzog Albrecht III, Sohn Albrechts H von
Oesterreich, in Begleitung vieler Edelleule eine Bilterschaft nach
Prenssen, auf welcher Suchenwirt ihn als Hofdiener
begleitete, und daher die durchzogenen Länder aus
eigener Ansicht beschreiben konnte. Die Kriegsmann-
schall des Herzogs Albrecht rückte von Insterburg in Preussen,
zugleich mit dem deutschen Ordensheere nach Samaiten
(Samogitien) vor, und drang darauf in russische Landstrecken
131. b einem Werke, welches nächstens unter dem Titel erscheinen
«v4: JfmeknckUm der Atulämdftr über RmtBlamd, vom den älietiem Zeüen te
Mmm Aa/mmge de§ mchinehnUn Jahrhundert;
— 134 —
ein, die spater nnler polnischer Oberherrschaft Schwari-
Renssen hiessen. Suchenvoirt erzählt v. 360 folg.
Des dritten tages chom daz her
Vroleich in ein ander lant
Daz was Rnasenia genannt,
Da aach man wuhaten^^^^ prennen ,
Slahen, achiezzen und rennen,
Ilaid ein, pusch ein, unverzagt u. S. W.
Darauf wijd v. 427 folg. weiter berichtet:
Daz her wuchst i^^ drew gantze lant
Die ich mit namen tue bechannt;
Same^t^s«, Rusaein, Aragel^s^.
Wint, regen und der hagel
Begraif una da mit grozzen yrost.
Da fault uns harnasch und die chost u. s. W.
Die Krcuzrahrer zogen sich hierauf zurück , v. 441 „und
eylten tzu der Mymmel^^»«; unterwegs stehen sie Jedoch
grosses Ungemach darch scl^lechte Witterung in dem unwegsamen
Lande aus. Sie durchziehen v. 473 folg.
Ein wildung heist der graudeni^'',
Gen Westen noch gen sauden^'"
So poz gevert ich nye gerajt,
Daz sprich ich wol auf mejn ajt u. s. w.
Sie erholen sich jedoch, wie es weiter v. 483 heisst:
Tzu Chunigezperchis^ so waz uns gach
Do het wir rue und gut gemach.
132.
Wüsten, verwüsten.
133.
Verwüstete.
134.
Samogiticn.
135.
S. weiter unten.
136.
Die iMpinel.
137.
S. weiter unten.
138.
Süden.
131).
Köniirsbertf.
— 135 —
Die oben angeführten drei Landschaften Rassein, Ara-
gel und Granden eitiirt Hr. Primisser durch Weissrnss-
lind; Carelien und Grau den z.^^o Diese Landschaften sind
iber von Insterburg^ dem Orte^ von welchem das Ordensheer
üdbrach, so entfernt und aus einander gelegen^ dass diese Er-
Unng sehr unwahrscheinlich wird. Natürlicher scheint folgende^
wodurch die von SucAenmrt angeführten Namen von Land-
r sdttften, nassen und Oertern richtig gedeutet ^ und durch die
nachbarliche Lage derselben die Wahrheit und Genauigkeit seines
Beridites dargethan wird. Das Ordensheer fällt von Insterburg
ans in Samogilien ein, dringt am dritten Tage in Russenia.
vor, nämlich in Schwarz-Russland; die Gegend von Nowogrodek
im jetzigen Grodnoschen Gouvernement, an dem obem Niemen,
in Preiissen Memel genannt; ver\^1istct einen Strich in diesem
Lande und in Aragel, eilt dann an die Memel , und zieht
sich durch die Wildniss Grau den wieder in's Ordensland zurfick,
vorauf Suchenwirt in Königsberg von den Mühseligkeiten des
Hcerzuges ausruht. Er versichert dabei, und will es beschwören,
ii&s er bis dahin nie, weder in Westen noch in Süden, so
schlechte Wege gesehen habe. Aragel ist nämlich der ger-
manisirte Name einer Lithauischen Landschaft Aragola oder
Aragalleni«>, und die Wildniss Grau den ist die Gegend am
IViemen, nordwestlich von Grodno, welche Stadt bekanntlich
am Nicmen liegt und um jene Zeit schon erbauet war. Die
Landschaft, die sich von da nordwestlich gegen die preussische
Granze zieht, ist noch in unsern Tagen wenig bekannt, und
konnte von Suchentcirt leicht eine Wildniss genannt werden.
Ein solcher Zug, von Insterburg aus durch Samogitien bis in
140. S. PrimÜBtrs Erläuterungen und Anmerkungen S. 195 und 202.
141. S. Scklömer's Geschichte von Lilhauen.
.- 136 —
die Gegend von Nowogrodek, und von da, am Niemen über
Grodno hinaus, zurück zur preussischen Gränze, konnte allerdings
in kurzer Zeit vollbracht werden."*
Schliesslich ist noch die Bemerkung hinzuzufügen, dass
Suchenwirt die Verschiedenheit der von ihm erwähnten Russi-
schen Länder gekannt zu haben scheint. Das ihm entremteste
nordöstlichste Russland, mit dem die livländischen Ritter Krieg
itihren, nennt er Wciss-Russland (Weizzen Reuzzen)."»
Isborsk liegt in Weiss-Russland. S. XVIII. v. 205 u. 206. Die
russischen Gebiete, welche an Lithauen, im engem Sinne, grfin-
zen, beissen bei ihm Russenia oder Russein, S. VI. v. 362
u. 429; es sind die von einem Volke russischer Mundart be-
wohnten Landstrecken, die späterhin Schwarz - Russland
hiessen.1«« Roth-Reussen hingegen, oder diejenigen rassi-
schen Gebiete, die am frühesten unter pobiische Herrschati kamen,
und die unserm Dichter am nächsten lagen, und daher auch
' wohl am bekanntesten waren, nennt er schlechtweg Reussen
(Reuzzen).
21.
Johann Schildberger.
1394.
Johann Schildberger^ aus Manchen gebfirtig, zog
1394 mit der Armee Königs Sigismunds von Ungern gegen
142. Diese berichligende Erklärung verdanke iph der GefUUgkeit dat
mit Jener Oertliclikeit genau bekannten Hm. Staatsraths von Bmae.
143. lieber die Benennung iyet$9'R$f8$lamdy und ihre Bedentong za
verschiedenen Zeiten, s. Krug» Bemerkungen in Illecroe npacyaueale
Aennuxi D. II. AeMOAOBUMi Barpajrfc. C. Dd. 1837. 8«. p. 219—221.
14^. Vergl. BiUcMmgu Erdbeschreibung, Zweiter Theil, bei Polen.
— 137 —
i0 Tkken, wurde aber schon das Jahr darauf in der Schladit
im Nioopolis von den Türken gefangen, und von Bajazet I,
oder wie er Ihn nennt Weyasit, nach Asien geschickt. Bei
Biijtiet's Niederlage durch Timur gerieth er in des letztem
Bkde, den er bis zu dessen Tode, 1405, auf allen seinen
flgca begleitete. So kam Schildberf^er von einem Herrn zu
in andern, durdizog mit ihnen die ganze Tatarey, und langte
odeh über Constantinopel, Akkjermann, Lemberg und Krakau,
1427, wieder in München an, nachdem er 32 Jahre von seinem
Valeriande abwesend gewesen war.**»
Schildbcrger war ein Mann ohne alle Bfldung, folglich
nch ganz ausser Stande, die von ihm durchzogenen Linder
lad gesehenen Merkwürdigkeiten zu beschreiben. Wie das unter
sdoem Namen bekannte Reisewerk entstanden ist, wissen wir
Mt; wahrscheinlich hat er es nach seiner Zurückkunft einem
Revide aus dem Gedächtnisse in die Feder dictirt. Er ßngt
es in der Mitte seiner Wanderungen am östlichen Ufer des
ospischen Meeres mit der Stadt Strana an, geht nach Georgien
lad Persien über, und kommt so in die grosse Tatarey, von
wdcher er viele Merkwürdigkeiten erzählt. Sein Bericht ist, vieler
Eatsteilungen und falschen Nachrichten ungeachtet, immer noch
von Wichtigkeit, besonders liir die spätere Epoche des Chanats
der goldenen Horde, und verdiente wohl einmal gesichtet und
erläutert zu werden.
Schiidberger's Reise-Beschreibung erschien in folgen«
den Ausgaben:
Hie yaehct an d^ sehildbcrger der vil wanden
eifaren hntt in der heydensehafft vnd in d' tttrkey.
145. Wo Schildberger der Rtmen erwähnt, da nennt er sie Orm«,
Utk den TaUriscben Unu,
— 138 —
Ohne Ort und Jahr. (Tieneicht Ulm, 1477). Fol. mit Hob--
schnitten.
Frankf. a. M. 1549. 4^ Mit etwas veränderter Ortho-
graphie.
Ein wnnderbarlich histoiy wie Schildberger
ans München ron den Türken in die heydensehalll
geffihret und wieder heimgekommen ist Nürnberg^
0. J. 4^.
Eine wnnderbarliche und kürtzweylige Histori,
wie Sehildberger einer aus der Stadt München fii
Bayern von den Tfircken gefangen inu die hajrdea-
schafft gefuret und wider heym gekommen. Ilem,
was sich für Krieg, rnnd wunderbarlicher thaten die-
weyl er in der haydenschaflft gewesen zugetragen^
gantz kürtzweylig zu lesen, Frankfurt, durch Wigand
Hauen Erben^ ohne Jahrzahl. QJm 1554). 8^
Magdeburg, 1606. 8"".
Johann Schildberger's Reise in den Orient and
wunderbare Begebenheiten. Von ihm selbst besebrie-
ben. Aus einer alten Handschrift übersetzt und ber-
ausgegeben von A. J. (Abraham Jacob) PenzeL Mftn-
eben 1814. 8°. Modemisirt und ohne alle ErläutenmgeiL
Auszüge aus Sehildberger' s Reise bei Witsen,
p. 132. f.
Eine Uebersicht dieser Reise geben Forster, Th. L
S. 245—253 und Sprengel S. 367—370.
— 139 —
22.
Josafa Barbaro.
1436.
Ji»M/b<««9 oder eigenUich Giosafoy Barbaro^^\ .
adeligen venezianischen Familie^ ging 1436 ^ als Ge-
seiner Repnblik, und wahrscheinlich auch als Kaufinann«««,
Mdi Tana^ dem Jetzigen Asow, das damals noch den Genne-
sea gehörte^ nnd der vornehmste Märktplatz für chinesische nnd
kisdie VVaaren war, nnd blieb 16 Jahre in der Krim, die er
zn Lande, iheils zu Wasser dnrchreis'le, und dadurch die
gewann, sehr genaue und wichtige Nachrichten Über die
fämm m sammeln. In den beiden letzten Capiteln spricht er
boooders von Russland und den Tatarenifindem, welche Ihm
gegen Süden und Osten lagen. Im Jahre 1471 musste er im
Dienste seiner Vaterstadt eine Reise zu Ussum Kasaan, oder,
inb er ihn nennt, Assambel, nach Persien madien, um diesen
KriegsvüniUhü und kluge Lciluug in dem liikge gegen
diese dadurch in ihren Unter*
Nachdem er eiidlkh
\cn war, hc^thrieb er erst
wip er selbst sagl^ beide
liiFircfi kfinrilc, das5 die
ulUf^ Burbarü starb
•
— 140 —
Von Barbaro's Reisen beschäftig uns hier nur die
erstere, von welcher man einen sehr ausführUchen nnd eriftuterteo
Auszug findet in Forster's Gesch. der geogr. Entd. oad
Schiff, im Norden, S. 203—217, so wie in Beekmaiiii's
Liter, der älter. Reisebeschreib. Th. I. S. 165— 192<«».
Hieher gehört vorzäglich auch noch der Auisatz, wekdier sidi
unter der Ueberschrift Giosofat Barbaro in Zurla's W^ke:
Di Marco Polo e degli altri riaggiatori Venexiani pi«
illustri, Vol. n. p. 205—229 befindet.
Barbaro zeigt sich in seinem Weriie überall als eiMB
unterrichteten und aufmerksamen Beobachter; dieses musste daher
gleich bei seinem Erscheinen viel Aufsehen madien, und wird
auch noch jetzt wegen der darin enthaltenen wichtigen Bdtrige
zur Geographie und Handels - Geschichte des Mittelalters sdir
geschätzt. 1«'
Man war lange Zeit mcht darüber einig, ob Barbaro'M
Reisen je besonders erschienen, oder nur in Manuzio's und
Ramusio's Reisen enthalten sind. Das leztere giebt zwar der
sonst so genaue Beckmann^^o, als das Resultat seiner For-
schungen; es bleibt nun aber kein Zweifel mehr übrig, dass sie
früher schon einzeln gedruckt erschienen, sind, da Mazzuchelli
in seinen Scrittori d'Italia, T. IL Vol. I. p. 270 eine Aus-
gabe, Yenezia 1543, kl. 8^ nennt, die Zurla selbst besass«»«,
und ausserdem noch eine andere, Yenezia 1545, kl. 8^ an-
geführt wird.
149. S. Beekmamm imd Fonter a. a. 0. Müiie Bmity jimm^. 4n Fif .
T. JSL und Biographie wdeeneiie, Paris 1817. T. OL
150. Liier, d. äUeren Reieeheeehr. Th. TL S. 166.
151. Di Marco Poh etc. Vol. n. p. 207.
— 141 —
Yiaggio di Josaphat Barbara, Ambasciadore di
Veiefia, alla Tana et in Persia. In der Raccolta di
Vfaigfi pobblieata da Antonio Manuzio, in Venezia 1543.
8^.«»; 1545. kL 8^ apud Aldum.
Joaafo Barbara gentilhuomo Veneziano, il qnal
feee iiio Viaggi, Fnno alla Tana, et Taltro in Persia,
mf qnali son deseritti i nomi di molte eitt4 della
fiffzia, molte particolarita della Tartaria, e del Cataio,
ctn la gnerra che Vssumcassan fece con Pangratio
M di S^orzaiiia. Auch für die Krimsche Rejse mit folgendem
nd: Di Messer Josafa Barbara Gentilhnomo Venetiano
il Tiaggio della Tana. In der Raccolta di Ramosio,
YoLIL p«91a-98; wo auch noch eine Lettera dello stesso
Giosafat Barbara scritta al R. Monsignor Piere
Btrocci Yescovo di Padovan nella quäl si descrive
Terba del Baltracan^s'; che usano i Tartari per lor
Tivere, welche bei Manuzio fehlt.
Eine ausführliche Enlwickelung des Viaggio alla Tana,
grösstentheils^ mit gerechter Anerkennung^ nach Beckmann^
findet man in Zurla, di Marco Polo etc. Vol. II. p. 207—
212^ und einen lateinischen Auszug aus der Reise nach Persien
JD der Elzerir'schen Persia seu regni Persici statns^
ed. sec. Lugd. Bat. 1647. 24"". p. 207—221. Uebersetzt ist
Bmrbaro nur in's Lateinische und Russische.
Die nicht ganz treue^ und unihverlässige lateinische
Uebersetzung ist von Jacob Geudcr"* von Herolz-
152. S. oben Seite 5 u. 6.
153. Nach Paiia», Reite in die tBdi. SiaUkaUenek. Th. U. S. 453 ist
4as Bmttrmemm der Tataren eine Art Her^eietum.
154. Bei ZmrU, die Mmreo Poh eU. Vol. U. p. 207 wird er irrig
genannt.
— IM —
berg^ und befindet sich in den Scriptoribus Renun Perei«
caram. Franeof.
Dieselbe befindet sich auch wörtlich wiederholt in Georgii
Hornii Ulyssea sive stadiosas peregrinans omnia la-
strans littora; Franeof. et Lips. 1671. 12^«" p. 357,
412, 495.
Russisch wurde die Reise alla Tana nach dem
Texte des Ramusio von Wassily Ssemenow fibeiselzt,
unter dam Titel: IIjrromeeTBie B'b Taey looa^ara Bap-
6apo, Benei^iaHCKaro ^BopaoBHa. llepeeoA'b t% Hm-
jiiaucRaro. B. C Zugleich mit dem italiänischen Originale
abgedruckt in dessen EnSjoiioTeKa HHOcrpaHHurB Oeea^
Te^eH o Poeeio; OT^^esie L Toorb I."« Cr. IleTop-
6yprb 1836. gr. 8^*" p. VI— XVI u. 1— 156,
23.
Nicolaus Ciisanus*
I7m 1450.
J^icias KrebSf aus Kuse^ einem kleinen Dorfe an der
Mosel im Trierischen ^ wo er 1401 von sehr armen Eltern ge-
boren wurde. Er trat früh in den geistlichen Stand und nannte
sich nun nach der Sitte seiner Zeit; von seinem Geburtsorte^
155. S. Beckmamn a. a. 0. S. 190.
156. Mehr ist von dieser nützlichen, aber wohl gleich zu colofsal ange-
legten, Unternehmung nicht erschienen. S. oben Seite 69.
157. S. Bericht dei Jkodemiken Krug Über die EM(>4ioTeKa. u. 8. W. tal
UlecToe npBcyaMeaie yHpexjienun n. H. Aetfiuoiuhun lArpM^ C. üerepÖL
n TMDorp. U. Asaji. Uayirk S. 165—223.
~ 143 —
Cosanos<«<; schwang sich durch seine Gelehrsamkeit und Ge-
wandtheit zu den höchsten Würden der Kirche empor^ und Start)
1464 zu Rom als Cardinal und Gouverneur der Hauptstadt der
Chrisleidieit»» Herberstein^«« zählt ihn zu den Schriftstellem^
dfe (Bier Russland geschrieben haben ^ und deswegen durfte er
nicht äbergangen werden; es ist aber sonst kein Werk
Art von ihm bekannt^ und auch in der grossen Sammlung
Schriften^ die 1565 zu Basel in drei Foliobinden erschie*
isty kommt nichts über Russland vor.^«^
Da Chisanus indessen von dem Pabste Eugen IV
gebraocfat wurde^ um an einer Vereinigung der griechischen mit
der römischen Kirche zu arbeiten^ und deswegen auch eine Reise
nach Constantinopel machte, auf welcher er vieUeicht selbst
Rnssland berOhrte^ so hat Herber stein vielleicht von seinen
kandschriftlichen Nachrichten über die Verrassung der griechischen
Kircke^ oder von einem andern seiner Werke, über Russland,
Kenntniss gehabt, das einzeln bekannt gemacht wurde und sich
nachher verlor. Vielleicht meinte er aber auch nur die Tabula
Cosani, zu welcher Sebastian Munster eine Erklärung
schrieb.
458. Auch Nieolam de Gmh^ wie er aof dem Titel seines Werkes ge»
wird.
159. S. Ober Cu$amu$y J. A, Fabricü Bibl. iai. metL et inf, aelalüy
wmm dmeamme, und Siegm. Freih. vom Herbereiein etc. vom Friedr. AdeJumg.
SL Petersb. 1818. 8«. S. 314.
160. Comtnemi. de Reb. JUoieov, in prae/ai,: De Moicoma pimree
pitritimü immem ulieno relatu icripeermnt : ex aniiquioribue Nicolome Cmsamme.
161. Meimen Vergl. d. alt. u. neuem Russlands S. 7, versichert dasselbe»
wmA Mft: er habe die Werke des Cmeanme durchgesehen, ohne darin eiwae von
MJBttmm mm finden -y er nennt ihn aber Anionime Crnrnnme^ und citirt eine Ausgabe
▼Ol Paris, 1513, 3 VoL fol. die ich sonst nirgends angeführt finde.
— 144 —
24.
Giorgio Interiano.
Nach 1450.
Giorgio Interiano^ aus Genua, ¥rar im XV Jahrho
derte in Tscherkessien und beschrieb nach seiner Zurückku
das Land und seine Bewohner in sehr einfachem Vortrage,
sagt in seinem Schreiben an Aldus, bei Ramusio IL 196, di
er bereits vor vielen Jahren, (da piu anni in quäj das La
der Tscherkessen gesehen habe; er muss folglich im Anfiui
der zweiten Hfilfte des XV Jahrhund, den westlichen Kaokas
besucht haben.
Sein Werkchen aber die Tscherkessen, oder wie
sie nennt Zychi^^s erschien unter dem Titel:
Delia vita de' Zjchi, altrimentc Circaesi, Veae:
apnd Aldam Bfanutiam^ 1502. 8^
Und in der Raccolta di Ramusio, Vol. U. foL i\
Der Marchese Girolamo Serra in s. Storia d<
antica Lignria e di Genora, Torino 1834. 4^ VoL
p. 234 nennt unsern Interiano einen uom saggio, piac
vole, amatore delle lottere, peritissimo in geograf
e ricercatore instancabile di lontani paesi, chi ti
primo a far conoscere i costumi de' Zichi e Circassi
162. Zkhu^ oder wie einige schreiben HmcA, heissl im Tsdierkeisie
ein Mensch; bei den Griechen schon Zvjoi.
— H5 —
25.
A e II e a s S y 1 v i u s>
1454.
Aeneas Sjflviug Bartholomaeus Piccolominij der
^458} unter dem Namen P ins II die päbstliche Tiara
In^f gelangte im Jahre 1450 zur Würde eines Cardinals^ und
wvde als solcher von dem Kaiser Friedrich in zu verschie-
daen diplomatischen Gesandtschaften gebraucht. Eben so Tvurde
er in Geschäften des heil. Stuhles einmal nach Preussen geschickt^
bei welcher Gelegenheit er auch Polen und Lithauen kennen
knie. Diese Sendung gab ihm Veranlassung und Stoff zu sei-»
Bern Werke:
De Polonia, Lithuania et Priissia
wdches im zweiten Bande von Joh. Pistorii Polonicae
kiftoriae corpus, h. c. Poionicarnm rernm latini, recen-
tiores et veteres scriptores, quotf|iiot cxstant; Basilcae
1582, fol. 3 Tbeile in 1 Bande ^ abgedruckt ist. Aus dem
zweiten Abschnitte dieser Schrift ist in der Zeitschrift: Scuduii-
Sen der Kiirläiidiscbeii Gesellschart flir Literatur und
Kanst, Bd. II. S. 4 in dem Aufsätze: Ueber einige reli-
giöse Gebräuche der alten Letten, von Watson, eine
Ittge Stelle übersetzt, in welcher A^eas Sytvius viele merk-
^^^dige Umstände über den Aberglauben der allen Lithauer, ihre
ScUangenvcrebrung, ihren Feuer-Cullus und das damit verbundene
Oraiiel, ihre Anbetung der Sonne und eines grossen Hammers,
^h welchen die Zeichen des Thierkreises sie einst aus der
Gefangenschaft befteit haben, über ihre heiligen Haine u. s. \v.
mahlt.
iO
— 146 —
26.
Ambrogio Contarini.
1473.
Ambrogio Contarini ^^^^ ans einer der ältesten und
angesehensten Patrizier- Familien der Republik Venedig, wurde
ebenfalls wie der so eben erwähnte Giosafa Barbaro, von
seiner Regierung als Gesandter nach Persien geschickt, um
Ussumcassan zum Kriege gegen den furchtbaren Alahometü
zu bewegen. Er ging mit einer sehr prunkloscn, nur aus vier
Personen bestehenden Begleitung i«« am 23 Febr. 1473 ^«s, d»
Kriegsunnihen wegen zu Lande^ durch Deutschland, Polen und die
Krim nach Ispahan, wo sich damals der persische Regent aufhielt,
und wo er auch seinen Landsmann Barbaro antraf. Seine
Räckreise machte er Ober Georgien, Mingrelien, Derbent, Astra-
khan, Räsan und Moskau, wohin er durch BeihOlfe und in
Begleitung eines ebenfalls aus Persien zurfickkehrenden russisdien
Gesandten, Namens Marco Rosso^«^, am 26 Sept. 1476 kam^
und dann von da am 21 Januar 1477 ^^'^ durch Polen und
Deutschland nach Venedig zurückkehrte.
163. Man findet den Namen auch CotUarem und ConUtrino gescbriebes,
aber irrig.
164. Nämlich einem Priester, einem Dollmetscher und zwei Dieaeni.
S. Xmrla dt Marco Poio, eie Vol. U. p. 231.
165. Zuria a. a. 0. p. 231 macht die Bemerkung, dass dies Datmn wdk
der damaligen venezianischen Zeitrechnung, nach welcher das Jahr noch im Min
anfing, zu verstehen sei, und folglich dem Jahre 1474 entspreche.
166. Geuder und Bergeron nennen ihn Marcus Rrnffttw, und ntcb ibnei
heisst er bei Karamtin: Mapn^ Pfffßo.
167. Bei Beckmann a. a. 0. S. 197, steht durch einen Druckfehler 1476.
Meinerty Vergi, d, Hit, u. neuem RuesJ. S. 3 sagt irrig, donlarmi sei 1483
abgereisU und 1487 zurückgekommen.
CamiaHnfs Werk enthält ein ausführliches Tagebuch
TOtt Aüern^ was er vom 24 Febr. 1474 bis zum 10 Aprü 1477
fBiebeD) Bodi mehr aber von dm Uniällen, die ihm auf seiner
Reise zugestossen sind; und ist; besonders der Kriegsimruhen
w^ andere imgUnstiger Umstände wegen, unter denen er reisen
MHle/bei weitem mM so reichhaltig als das von Barbaro.
Der Anfang imd das Ende seiner Reisebeschreibmig;
das achte Kapitel/ enthatten indessen manche interes-
Angaben aber Russland. Cantarini kam am 26 Sept.
1476 nadi MoskaO; wo er sich dem Grossfiirsten Iwan Was-
siljewitsch ni; il Duca Zuanne Signor della gran
ftessia bianca^««; vorstellte, sehr wohl aufgenommen wurde,
wA die bd Hofe herrscbrade Pracht anstaunte. £r schildert
Üe Lage und Bauart von Moskau ; spricht von der dortigen
Kille; von dem Handel mit Fellen von Zobebi; Hermelinen,
FlokseB; Dachsen ; Luchsen nnd andern ThiereU; die aus den
InriBteii Norden dahin gebradit werden ; und macht einige Be~
■erkvngen aber die Lebensart und Gebräuche der Russen. Am
21 Januar 1477 verliess Contarini Moskau und setzte seine
Räckreise zu Schlitlcn««* über Nowgorod **'« fort.
AusfOhrliche Nachrichten über Contarini und seine Reisen
findet man übrigens in:
168. FoL 113. 122. S. oben S. 136. bei PeUr SmehemwiH.
169. Li detti 8aoi sonn q«asi k modo di nnm CMa, et cos nn cataIIo
ili f i siraseiiMiao, ei lono solo per i Icropi del gliiaceio, et k ciascuiio
^•^itae hafor il sao. In qoesti Sani vi si siede denlro, con quanii paniii
>i viele, et %i gorerna il carallo, et fftniio grandissimo faminiDO^ et por-
*^ tache deotro totte le Tettoyaglie, et ogn' allra eosa neeessaria.
170. Laqmal^ sagt Baröaro fol. 123, eooflna quasi con la Francia et
^^ It Alaaa^iia altra.
— i48 —
Beckmann's Liter. (L alt. Reisebesehr. Th. I.
S. 193— 198,
Zurla di Marco Polo etc. Vol. II. p. 230—235.
Aasgaben von Contarinfs Reise:
Viaggio di Messer Ambrosio Contarini, Ambas-
ciadore di Venetia ad Ussiincassan, R^ di Penis.
Per Annibale Fosco, Parmigiano ; Venetia, 1487. foL
Viaggio del Ambrosio Contarini, Anibasciadore
di Venetia ad Ussuncassan R6 di Persia. In Raecolla
de'Viaggi pabblicata da Antonio Man nzxi. In YenexiSy
1545. 8°.i^i
II Magnifico<''s Ambrosio Contarino gentilhoomo
Venetiano, che mandato nmbasciadore dair lilnstriui-
ma Sigrioria di Venetia ad Vssumcassan Ri di Persia,
scrive il sno viaggio molto partieolarmente, et descrive
li siti dellc cittä, i costnmi, et stati, non solo de' po*-
poli Persiani, ma niico di molte altre provincie^ per
ie qnali passö nel sno viaggio. In Raccolta di Ramusio,
Vol. n. Fol. H 2a- 125a.
Uebersetzt ist Contarini's Reise in's Lateinische,
Französische^ Russische, und theilweise in's Polnische.
Lateinisch; von Jacob Geuder von Gerolzberg,
in den Scriptoribus Rcriim Persicarnm. Francof.
Ein lateinischer Auszug aus dieser Reise findet sich in
der EIziviFscben Persia, p. 220.
Französisch: Voiage de Perse, par Ambroise
Contareni, Ambassadeur de la R^publiqne de Venise
171. S oben Seile 5 u. 6.
172. Den Beinamen magm/Ico hatte Comtarim als ProcmradoM A' 8tm
JUorcOj eine der höchsten Ehrenstellen der Repoblik Venedig.
— 149 -r
ewL ee RoTmome U, en Tannäe mcccclxxiii. D£erit
pmr lai-m^me. In Bergeron^s Reeaeil de divers ¥oya-
ges eaiieux fails es Tartarie, en Perse et ailleurs,
ete. Amaterdam, 1724. 4^ Vol. n. In der ersten Ausgabe
der Bergeron' sehen Sammlnng^ Paris 1634, 8^, findet sich
Reise noch nidit
Russisch: IlyTemeeTBie Amepoeia KoHTapHHH,
ewUTA-tämeik BeHef^iaBCKoä Peenj6jiiiRH Kh
^mmmenrnroMy nepeBAeKOMj Toej^apio FayvB^raceaay,
«•vepnieHHoe B'b 1473 roßj. Depeeo^ eb HTajiiaH-
cKaro B. C. Mit dem beigefügten italiänischen Texle nach
Raniasio in' BoßjiioTeRa HHoerpaHHurb nHearejiefi o
Poeeis. Or/if enie nepeoe^ ToM'b nepeuu. C. D. B.
1836. n.
Polnisch im Auszüge. ContarmFs Reise durch
Polen. In Skarbiee Historii polsiciej przez Karola Si-
eiikiewieza. Paris, librairie polonaise, 1839. 8*^. IV. Vol.
27.
Niclas Poppe 1/^»
1486 — 1489.
Den Anfang zu- Gesandtschails-Besdiickungen und Unter-
^^ndlangen zwischen dem Russischen und Römisch-Kaiserlichen
173. Die hier über Poppet, so wie über einige feiner Nachfolger bei
^^ Ssterreichischen Sendungen nach Rassland, mitgetheilten Nachrichten sind aus
^^ Moskauiscben Archive des Ministerioms der auswärtigen Angelegenheiten
^tMnt, und zwar aus den daselbst befindlichen Auszügen, die der berühmte
-Archivar F. G, MüUer^ in dem letzten Viertel des rorigen Jahrhunderts,
den Wunsch des Grafen (Mermatm^ aus den llteru dori auQiewahrteB
-T- 160 —
Hofe hat der Römische Kaiser Friedrich DI, Maximilian 's
Vater^ gemacht^ indem er im Jahre 1486 einen Abgesandten an
den GrossiÜrsten Iwan Wassiljewitsch I schickte, ntailich:
Nicolaus Poppel^'^^j der 1489 ein zweites Mal nach Moskau
kam. Von dieser seiner z\^eiten Gesandtschaft finden sich in
dem Moskauischen Archive einige Nadirichten^ worin andi etwas
von seiner ersten Reise und von den Absichten derselben^ die mis
sonst unbekannt sein würden, enthalten ist.^''«
Man sieht wohl, dass Poppet das erste Mal wie das
zweite, mit einem Schreiben seines Kaisers an den Grossi&rstoQ
versehen gewesen, dass man aber zu Moskau an der Gfiltig^Leit
des ersten Schreibens gezweifelt habe. Die Bojaren iusseiten
nämlich den Argwohn, Poppet könnte dasselbe selbst gescbrie*
ben haben, und von dem Könige von Polen abgefertigt seia^
um zu dessen Besten auf den Grosslürsten zu wirken. Pappel
schlug darauf vor, der Grossfürst möge mit ihm einen Abge*
sandten an den Kaiser schicken, um sidi von seiner Unschuld
zu überzeugen. Es scheint auch wirklich, als wenn Jemand
nach Wien abgesandt worden, worüber es aber an bestimmten
Nachrichten fehlt. Auf jeden Fall kann man annehmen, dass
Urkunden yerfertigte, nm Caihannen der Gro99en eine bequeme Ueberdöht der
frubern politischen Verhältnisse Rossltnds mit deq übrigen Europiiachen Hören
zu vcrschafien. Diese höchst nutzliche Sammlung besteht aus zwei stirken FoHo-
BSnden, und ist mit MUUer'B bekanntem Fleisse gemacht. Die oben ndtgelkei-
ten Nachrichten sind grösstentheils mit Müller"» eigenen Worten iriedei^gegebei.
174. Dessen russificirter Name in den Moskauischen Nachriditen PofUm
heisst.
175. Müller macht hier folgende Bemerkung: i^Die Archire sind seilea
und in allen Stucken vollständig, absonderiich von den ältesten Zelten, da wfder
gefähriiche Feuersbriinste , nider Nässe und Schimmel, wider memgieHg& LU^
kabery noch nicht diejenige Vorsicht, welche Jetzt alles in gutem Stande
angewendet worden.^
— 151 —
Pmppef$ erste Sendmig dem Grossi&rslen nidit besonders an-
gewesen, und daher kann es vielleicht auch kommen,
Ton dem ersten Kaiserlichen Schreiben weder Original,
Abschrift, noch Uebersetzung im Archive vorhanden ist.
Site andere Beschaffenheit, sagt Müller, hatte es mit
'# zweiter Gesandtschaft, an wdche um so weniger
wurde, als diese eine genaue Verbindung beider
Höfe 9 um sich gegen seine Feinde beizustehen, nebst andern.
Dicht befolgten aber doch nicht unangenehmen, YorschlAgen
Absicht hatte. Das Kaiserliche Schreiben, von Ulm den
26 December 1488 datirt, ist zwar auch nicht mehr vorhanden,
mmm hat aber die Anträge des Gesandten, nachdem er dreimal
bei dem Grossfärslen zur Audienz vorgelassen worden, und was
er darauf fiir Antwort erhalten, sorgfältig protokollirt, woraus
■iB siebte dass Pappel auf seinen eigenen Wunsch, seine dritte
Aadieiiz ohne Jemandes Beisein und ohne Dolbnetscher hatte,
od folglich wahrscheinlidi von Slavonischer Abkunft war.
In der ersten Audienz suchte Pappel zunächst die Gunst
des Grossfürsten und seiner Bojaren zu gewinnen, indem er
erzählte, dass er, nach seiner Zurflckkunft von der ersten Reise,
den Kaiser zu Nürnberg angetroffen habe, und von demselben
und allen Fürsten über das Kussische Reich, wovon man damals
JD Deutschland noch wenig Kenntniss gehabt und geglaubt habe,
<l«ss es unter des Königs von Polen Botraässigkeit stände, befragt
forden sei. Er habe also Gelegenheit gehabt und dieselbe
^^^WM, überall den wahrten Zustand von Russland nach seiner
^%enen Erfahrung, gründlich und umständlich bekannt zu machen,
^ unermesslichen Umfang der dem Kussischen unbeschränkten
ß^herrscher untcnvorfenen Länder und Völker beschrieben, von
^ Macht , dem Reichthume und der Klugheit des Grossfürsten
^ Augenzeuge gesprochen u. s. w.
— 452 —
Seine zweite Absicht war^ sich wegen des Argwohns
der Bojaren^ als sei er kein wahrer Kaiseriicher Abgesandter
gewesen^ sondern von dem Könige von Polen unter diesem
Namen und Yorwande abgeschickt worden^ m rechtfertigeo.
Man hat^ sagte er^ geglaubt^ ich hätte selbst das Kaiserliche
Schreiben verfasst; man hat von mir verlangt^ ich soDte
etwas schreiben^ damit man es mit jenem Briefe vergleichen
könne; ich habe dagegen gebeten^ man möchte einen Abgesand«
ten mit mir an den Kaiser schicken. Das ist auch geschehen^''^
und ich hoffe^ dass man nun eine bessere Meinung von mir
haben wird.
Hierauf brachte er seine Anträge vor^ und bat zufördcvst,
dass sie geheim gehalten werden möchten. Der erste Punkt
war: ob der Gcossfürst nicht geneigt wäre^ eine seiner Prinzes-
sinnen an den Markgrafen Albrecht von Baden^ des Kaisera
Schwestersohn^ zu vermählen^ in diesem Falle wolle der Kaisw
die Sache befördern und mit dem Grossfursten ein Bflndniss der
Liebe und Freundschaft errichten.^'''' Ein so unerwartetes An-
sinnen erforderte Bedenkzeit; der Grossfürst liess daher dem
Abgesandten durch den Diak Fedor Kirizin antworten, er
würde sich darüber durch einen eigenen Gesandten erklären.
176. Der von dem Grossfursten an den Rdmischen Kaiser mit P#jytl
abgescliickte Gesandte war JmJ Trächamioia oder, wie JUMer ihn sannty
Trachamiotlom, der bekannte Grieche, der bei der Vermählong des GrofsAnlM
mit der griecliisclien Prinzessin Sophia nach Rossland gekommen war, mid häwüg
zu Geschäften, die Geschicklichkeit and Verschlagenheit erforderten, gebrandit
wurde.
177. Müller macht hierbei die Bemerkung: ^So suchte man schon da-
mals die Macht des deutschen Reiches durch Russische Bündnisse, ungeachtet te
Entlegenheit dieses Landes zu verstSrken, eine Absicht, wovon die Getchkhta
uns noch viele Beweise geben wird. Eine VermShlung sollte das BOndiiiss stifteB,
helfen und befestigen."
— 163 —
Bei der zweiten Audienz äusserte Pappel den Wunsch^
ie fir den Markgrafen von Baden erbetene Prinzessin sehen
u dtrfiNi, worauf er zur Antwort erhielt: es sei in Russland
ikht der Gebrauch^ die Töchter vor der Zeit sehen zu lassen.
Pappel erbat sich nun eine dritte Audienz und brachte
h ieser vor^ er habe gehört, es sei von dem Grossf&rsten ein
GeMiidter an den Pabst gesdiickt worden mit dem Wunsche,
dbser möge ihm den Titel eines Köm'gs von Russland verleihen.
Dl dieses nun nicht in der Gewalt des Pabstes stände, sondern
der Kaiser alldn Könige, Fürsten und Ritter ernennen könne, so
wolle er, Poppel, wenn diess der Wunsch des Grossf&rsten wfire.
In zur Erreichung desselben gern bei dem Kaiser behfliflich sein,
Mr rnOsse dieses sehr geheim gehalten werden, damit es der
König von Polen nicht eriOhre. Der Grossf&rst liess darauf dem
Abgesandten antworten: Er sei durch Gottes Gnade Herr
seiner Länder vom Anfang an durch seine ersten Vor-
fahren und habe seine Stelle von Gott, und bitte
Gott, dass er ihm und seinen Kindern dieses erhalten
möge, und wie er dazu nie von irgend einer Macht
die Ernennung jemals verlangt habe, so verlange er
diese auch jetzt nicht.
Pappel veriiess Moskau im März 1489, und nahm
seinen Räckweg über« Schweden und Dannemark, wohin er von
dem Kaiser ebenfalls Aufträge hatte.
Warscheinlich befmdet sich sein Reise - Bericht noch in
dem Kaiserlichen Archiv zu Wien.
S. über Pappel, Hormayr's Archiv fiir Geogra-
phie, Historie u. s. w. Wien 1819. No. 47.
— 154 —
28.
Georg von Thurn.
1490—1492.
Georg von Thurn ^'^^^ ^nirde von dem Römischen
Könige M aximilian^''» als Gesandter nach Moskau geschickt«*«,
wo er am 10 Jali 1490 ankam nnd mit ausgezeichneten Eh-
renbezeigungen empfangen wurde. • Wenige Tage nach seiner
Ankunft hatte er schon eine Audienz bei dem Grossf&rsten^ und,
was bis dahin ganz ungewöhnlich war, auch bei der GrossAr-
stin Sophia.. Er trug dem Grosstärsten den Wunsch Maxi-
milians vor^ mit demselben ein genaueres Bündniss abzuschliciB-
seU; zugleich aber auch sich mit einer Tochter desselben zn ver-
mahlen^ und fügte hinzif, wenn dieses letztere Ansuchen GehOr
fändC; so wünsche er^ die Prinzessin zu sehen und zu erfabmi,
wie hoch sich ihre Mitgift belaufen ^\'ürde. In Ansehung der
Religion solle sie vöIUg ungestört und ihr erlaubt sein, eine
griechische Kirche und ihre Priester zu haben.1«^ Hierauf erUett
der Gesandte zur Antwort, es sei in Russland nicht Sitte, die
178. In den Moskauisdien Archiv - Nachrichten heisst er D^tiar Georg
de ia Torre, und Lehmann in der Speierischen Chronik nennt ihn Georg 90m
Thorm
179. Der Name Maximilian heisst in den damaligen russischen DociumH
ten immer Maximian,
180. Sein Creditiv ist in Moskau nur noch in einer russischen Ubersetzoig
vorhanden, wo es vom 17 Febr. 1490 da(irt ist: vh namem rpafi (Mpism
(vielleicht Bieberach?}.
181.' Wahrscheinlich geschah dieser Heiralhs- Antrag nur aus Galanterie,
oder aus Politik, denn Maximilian war damals schon seit einigen Jahren mit
Anna von Bretagne veriobt, und wusste schon aus PoppePe Berichte , dasi dir
Grossfürst eine solche Heirath nicht wUnsche.
— 4»4 —
MuMSlttMi mr Schau auszostdleo; eben so sei es mter
§mm MeMTChen «erhört^ vor der Vermahlimg den Brmilschatx
m beiltaiiien; ibi GrossfDrst wflrde nach derselben seine TocMer
gevriss ihrem Range gemlss ausstatten, lieber den Ponkt der Reli-^
gj8B; veikigte man von dem Gesandten eine Yersicherungs-Schrift;
n tan Avsstellong er sich aber nicht bevollmächtigt erklirte.
GUckficber w«r TAum in der AbscMiessang efaies
mgem Bdndnisses zwischen dem Grossßrsten und MaxünOian^
ta «raten, irelches zwischen dem Rns^chen mid Oesterreidiiadien
BUfb gesdilossen wwde. Das Schreiben, welches Iwan deshalb
tt seinen neuen Bandesgenossen erfa'ess, und das er vorher darch das
Kissen des Kreuzes bestätigt halte, ist nicht mehr im Originale,
sondern nur noch in einer gleichzeitigen Abschrift im Archive
m Mosiiau vorhanden.
Der Gesandte erhi0 i^um Zeichen der Zufriedenheit des
GrOBsflIrsten, Geschenlie, weldie fifr die damalige Zeit als seht
aasgezeichnet müssen angesehen werden, nämlich eine goldene
Kette mit einem Kreuze >«>, einen Hermelin-Pelz mit golddurch-
wirktem Atlas überzogen, und ein Paar Sporen von vergoldetem
Silber.
TAurn verliess Moskau am 19 Aug. 1490 in Beglei-
tung des schon früher geoannlen Trachaniota und des Djak
Wassilj Kulcschin, welche ein, mit dem von Iwan ausge-
fertigten Dokumente genau übereinstimmendes milbekamen, um
dieses von Maximilian unterzeichnen zu lassen. Sie trafen
ihn am St. Georgen - Tage 1491 zu Nürnberg, wo er gerade
einen Reichstag hielt, und wo er nun auch von seiner Seite den
182. In den Archir-Nachrichten über Thurn$ Gesandtschaft heisst es bei
4ie$er Gelegenheit: Tocjjutph ynraui ero aojOTOHOCueMXy der Groufunt
mmekle um Ukm eimen Goidiräger»
-^ i56 —
Bändniss - Brief unterzeichnete. Von diesem Aktenstflcke hat
sich weder das Original noch eine Abschrift in Moskau erhaUra,
scmdein es befindet sidi in dem dortigen Ardiive nmr eine
gleichzeitige russische Uebersetznng davon.
Im November des nämb'chen Jahres wurde TAum zom
zweiten Male nach Moskau gesduckt^ wo er am 20steB aidkam,
und bereits am 268ten 2ur Audienz gelassen wurde. Hier rat-
sdmldigt« er zuerst seinen Herrn wegen der fräher von ibm
gewünschten Verbindung mit einer Tochter des Grossfiirsten. Es
hätte sich^ musste er sagen ^ während seiner ersten Reise nach
Russland; in Deutschland das Gerücht verbreitet^ dass er auf der
See verunglfickt sei. Maximilian habe daher geglaubt^ dass
seine Anwerbung gar nicht statt gefunden^ und deswegen auf
Zureden seines Vaters und der Reichsf&rsfen sich zu einer Ver-
lobung mit der Prinzessin Anna von Bretagne entschlossen;
bei welcher Erklärung man auch die ganze Sache bewenden liess.
Dann kam der Gesandte auf das geschlossene Bändniss,
welches Maximilian in Gegenwart der russischen Abgeordneten
mit einem Eide bekräftiget habC; und bat, der GrossfOrst möge
nun in seinem Beisein von seiner Seite das nämliche thnn; was
auch sogleich ohne weitere Schv\ierigkeiten durch Kflssung des
Kreuzes erfolgte.
Nachdem nun TAurn auf diese Art alle Aufträge seines
Hofes glücklich erfüllt hafte , trat er am 12 April 1492 wieder
seine Rückreise nach Deutschland an.
Sein Gesandtschafts-Bericht befindet sich in dem Kaiser!.
Archive zu Wien.
lieber Georg eon Thurn findet man Nachrichten in
HormaTr's Archiv für Geographie^ Historie, Staats- und
Kriegskunst, Wien 1819. No. 47.
— 157 —
29.
Michael Sniips.
1492.
in Jahre 1492 erschien zu Moskau eine österreichische
Gaoidtsciiaft von Ms dahin ganz neuer Art, nämlich eine Mo^
ühaensclialtliche. Der Erzherzog Sie gismund; der sich besonder?
nü Einziehung von Nachrichten tiber fremde Länder und Völker
beechiftigte; schickte von Inspruck aus, wo er damals seinen
Hof hieK, einen tüchtigen Mann nach Moskau^ und versah ihn
nrit EmpfeUungs-Schreiben an den GrossfÜrsten von irich seXMl,
«od von seinem Neffen, dem römischen Könige Maximilian.
Dieser Reisende war Michael Snups^ dessen Name uns nur
ans russischen Archiv - Nachrichten bekannt ist; er erhielt den
Auftrag, sich nach allen' Merkwurdi^eiten dieses, dem übrigen
Europa noch so wenig bekannten Landes genau zu erkundigen,
um! zu diesem Zwecke die russische Sprache zu erlernen.
Besonders hatte der Erzherzog für ihn um die Erlaubniss gebe-
ten, das Innere des Reichs bereisen und selbst bis an den Ob <«*
geben zu dürfen. Man fand indessen in Moskau, bei dem all-
gemeinen Misstrauen, das dort noch gegen das Ausland herrschte,
nicht für rathsam, eine solche Reise zu begünstigen, unter dem
Vorwande, dass der Ob viel zu entfernt, und die Beschwerlich-
keilen dieser Reise für einen Fremden viel zu gross wären, da
selbst die Beamten, welche von der Regierung geschickt würden,
um den Tribut von den dortigen Völkern zu erheben, auf dem
weiten Wege immer mit den grössten Schwierigkeiten zu kämpfen
183. MBlier macht herbei in den oben S. 150 Xnmerk. 173. enrähnten
AMtfigen die BenerkoBg, dSs dieses die eiste Enrihnong des Flusses Ob sey,
sowohl in rassischen als aoslindischen Schriften aitreffei
— 158 —
hätten. Snups wünschte nnn^ durch die Türkey oder dmrdi
Polen znrfickzureisen^ aber auch dieses wurde ihm unter dem
Vorwande zu grosser Unsicherheit abgeschlagen^ und es hUA
ihm folglich nichts übrig, als die Rückreise auf demselben Wege
zu machen^ auf welchem er gekommen war^ nämlich durch
Livland und Deutschland. Die Antwort -- Schreiben^ welche der
Grossiurst ihm an Maximilian und Siegismund mitgeben lieas,
sind vom 5 Jan. 1493 datirt, und befinden sich abschrifiUch im
Archive zu Moskau.
Wahrscheinlich findet sich auch noch in Wien oder
bspruck der Original-Reisebericht des Michael Smfpa.
30.
Justus Kantinger.
1504.
Nach der ftir das russische Heer so unglücklichen Sdiladit
gegen die Liviander^ 7 Sept 1501^ am Fluss Soriza bei Pleskan,
schickte der Kaiser Maximilian^«« einen Gesandten ^ Juslm$
Eantinger^^^ytan den GrosstOrslen Iwan Wässiljewitsch, um
ihm^ obgleich etwas spät^ seine Theilnahme zu bezeigen und seine
Hülfe anzubieten. Diess war wenigstens sein ofBcieller Auftrag,
während er wohl besonders abgesandt war, um die eigentliche
Lage des Grossi&rsten und den Stand der Dinge in Russland
auszukundschaften. Das Schreiben des Kaisers ist^ von Aug^urg
184. Den die russischen Archiv - Schriften noch immer König nennen, ob
er gleich schon 1493 Aoiiier- geworden war.
185. In den y6n seiner Gesandtschaft im Moskaoischen Archiit fibrig
gebliebenen Schriften wird er auch KamifgHTf Km<i^ and GmÜ»g9t »4 täte
Vorname bald JM; bald Mhk genaant.
— 169 —
te € A«g. 1502 datirt. In einem andern vertraulichen Briefe
latt 12 Aug., dessen Ueberbringcr ebenfalls Kantinger war^
te hier Kaiserlicher Falkenierer^ genannt wird, bat der
Kaiser, ihm durch diesen einige weisse Falken (Kretschati)
a schicken.^«« Auf das erstere Schreiben antwortete der
fifmOrst in einmi sehr langen und höflichen Briefe. In einem
mtäm melde,te er dem Kaiser^ dass er ihm fünf Falken über-
flCDde, die der Vorsicht und ihres grossen Werlhes wegen durch
eäen höheren Beamten^ Namens Michaila Klepik Jerqpkin^
abgefertigt wurden.
Im folgeijjden Jahre wurde Kantinger zum zweiten
Male nach Russland geschickt. Er ging diesmal aber^ aus un-
bekannten Gründen^ nur bis Narva^ und übersandte von hier aus
dordi den Befehlshaber von Iwangorod; einen Brief des Kaisers
Maximilian, von Costnitz den 6 MSrz 1505^ an den Gross-
Arsteo, und ebien von des Kaisers Sohne^ dem Könige Philipp
von Castilien^ von Brüssel den 13 Octol)er ISO^^ an den
Grossf&rsten und dessen Sohn^ Wassily Iwanowitsch. Der
Hauptgegenstand dieser Briefe war die Freilassung eim'ger vor-
nehmen livländischen Kriegsgefangenen^ die als deutsche Ritter
unter Kaiseriichem Schutze standen. Diese Schreiben kamen am
16 Juni in Moskau an und die grossfarsUiche Antwort darauf
ging schon am 19 desselben Monats an Eantinger nach
Narwa ab^ worauf dieser sogleich seine Rückreise nach Deutsch-
land antrat. In der Aufschrift des Briefes vom Könige Phijipp
wird dem Grossfürslen sowohl als seinem Sohne der Titel
eines Zaren beigelegt^ was bis dahin nocli nie von dem Römisch-
Kaiserlichen Hofe geschehen war.
186. Ueber den hohen Werth den man überhaupt In älteren Zeiten ia
RcsiUnd auf Falken setzte» sehe man: Amgmiin Freiherr wüm Meyerberg umd
) Reue mach Rmeelamd^ tfom Friedr. Adelung. St Petersb. 1827. 8*. S. 211. ff.
_ 160 —
Kantinger^s Berichte aber seine zwei Reisen nach Rnss-
land müssen unstreitig noch in dem Kaiserl. Archive zu Wien
vorhanden seyn.
31.
Siegmimd Freiherr von Hcrberstein.
1517 — 1526.
Der Freiherr von Herberstein ist einer der wich-
tigsten Schriftsteller über das altere Russland^ der hier eine
besondere Ehrenstelle verdient. Vor ihm waren fast nur unzu-
verlässige und mangelhafte Berichte über dieses *<lurch seine Lage^
Sitten und Sprache von dem übrigen damah'gen Europa so ent-
fernte Land bekannt geworden; da erschien lierberstein, durch
Kenntnisse und die günstigsten Verhältnisse allen seinen Vor-
gängern weit überiegen^ und schrieb sein klassisches Werk^ die
Commentarii Rerum Moscoviticarum^ wodurch er, nicht
nur für das Ausland^ sondern itir Russland selbst^ die wichtigste
und reichste Quelle zur Kenntniss seiner alten Verfassung, Le-
bensart und Gebräuche, ja, wie Schlözer sagt, der zweite
Entdecker Russlands wurde.^«*''
Siegmund von Uerberstein^^^ ^ wurde 1486 zu
Wippach in Krain geboren und zu Gurk im Klagenfurter Kreise
187. Ich habe bereits vor 22 Jahren diesem merkwürdigen Manne eta
kleines Denkmal zu errichten, und besonders seinen grossen Werth für RnsslaBd
zu würdigen gesucht in der SchriA : Sief^muud Freiherr vom UerberUeim. MU
heeonderer RUcJMchi auf eeine Reüem in Rmeeiamd^ geechilderi vom FriedHe^
Adelung, MU mwei Kupfern nnd einer ffarU. 8L PeUrebmrg, 1818. 8«.
188. Sein späterer vollständiger Titel war: Siegmmnd Freiherr nm JSbr-
bereiein, Ife^fperg und Güienhag, Obereier Erb-Kämunerer, ObereUr Trmcheeee
im Miärmiemf üömieeh - KaieerL Raih, Kämmerer und Präeidemi der Nieder^
Oeeierreichieehem Kammer.
— 161 —
Er stodirle auf der Hochschnle zu Wien^ und trat
itm im xwanzigsten Jahre In KriegsdieiKSte^ in denen er sich
bd aflen G^genheiten durch Taprerkeit und Klugheit ausseicb-
Mie. Seit dem Jahre 15i5 wurde er von dem Kaiser Maxi-
■iiian in Staatsgeschfiften und diplomatischen Sendui^n ge-
kmAtf auf denen er fiberall die grösste Gewandtheit^ KOhn-
kfttM lod Würde zeigte. Eine der' bedeutendsten seines ganzen
poiischra Lebens war die nach Moskau^ welche er am 14 Dec.
i5i6 antrat^ und filr welche er den doppelten Auftrag bekam,
ie km vorher in Wien zwischen dem Kaiser und dem Könige
v« Polen geschlossene Freundschaft durch eine Heirath zu be-
itägca und zu^eich den Grossfärsten WassilJ Iwanowitscfa
gc|en Polen geneigter zu stimmen. »« Mit welchem Glflcke
Berientein an der Erreichung dieser Zwecke seiner Sendung
lAettete^ sieht man aus seinem eigenen Berichte Ober seinen
iifenthalt in Moskau. Noch vielmehr aber gehet aus diesem
OBSterbUchen Werke hervor^ mit welcher Auszeichnung er dort
behaadelt wurde^ mit welcher AuAnerksamkeit er das ihm slamm-
ond sprachverwandte Volk beobachtete^ und mit welchem Eifer
nd Erfolge er Alles sammelte; was dazu beitragen konnte ^ die
Lngewissheit und Irrlhäroer aber das noch so wenig bekannte
Land aufzuklaren.
tterberstein reis'te von Hagcnau ab; begleitet von
189. Z. B. bei seiner höchst misslichen Sendung an (krüiüm ii, König
TM Dinenark, wo er diesem sagte: dass er angeschickt , niirrdlich uml
■«^lirlirh handele, and dasa er aein Gewissen, die Gebote Gottra, seine
Bhr^, die chriatliehe Ordnan|c, and die FrenndscbaA des Kaisers |ceringer
ncbICy als ein gemeines Weib (die beliannte Diiveke).
190- üeber die damaligen Schwierickeilen einer solchen Reise und Her-
SerwMmt vorzSgliche EigenschaRen zur Ueberwindung derselben s. mein ange-
fikrifs Werk. S. i5— 48.
11
— 162 —
seinem Neffen^ Johann von Thnrn^^s Georp Raumsehfls-
sei; der eben erst von einer Sendung ans Russland zurückge-
kommen war; und Petern Mraxi; welcher letztere aber schon
im Januar 1517 zu Znaym in Mähren starb. Er kam Aber
Krakau nach GrodnO; wo er von dem Könige von Polen rine
Audienz erhielt und aufs Beste bewirthet vrurde. Nach einer
höchst besdiwerlichen und mit mancherlei Gefahren verbondenm
Reise kam Herberstein am 4 April nach Nowgorod; wo er
sich wegen Einholung der Erlaubniss zu seiner Weiterreiso^
sieben Tage aufhallen musstC; welche er zur Besichtigung mid
Beschreibung der Alterthflmer dieser damals noch sehr merk-
würdigen Stadt benutzte. Endlich langte er am 14 Apifl in
der Zarenstadt aU; wo er von Seiten des GrossfÖrsten sdir
stattlich empfangen und aufgenommen wurde. Herier$leim
blieb sieben Monate in Moskau ; und verliess dasselbe am
21 November, als er sich überzeugen musstO; dasS; bei der
Fortsetzung der Feindseligkeiten Siegismund's gegen Hussland,
jeder Versudi; den Grossfursten gegen diesen unversÖfanüdMi
Feind geneigter zu stimmen; vergeblich sein müsste. Bei seiner
Abreise erhielt er reiche Geschenke und die schmeichelhattesten
Beweise von Achtung und Zufriedenheit
Nach Verlauf von neun Jahren, wfihrend weldier Her^
herstein in diplomatischen Sendungen nach Ungarn, Spanien^
Deutschland und den Niederlanden gebraucht worden war^ bot
sich für ihn eine Veranlassung zu einer zweiten Reise nach
Russland dar. Iwan Wassilje witsch hatte nämlich^ auf die
191. Der in den russischen Archir-Nachriehten immer JmfkHdmrmo^ Um-
wmOmrmOy and Amfamiumo genannt wird) so wie Herhenieim selbst dort Sfo-
gemmmd U^rbemtier, SkMmmi and SkiciMmmi Jerk^ni^m. SMgkmm BKh^
Meny HermoMier u. s. w. htisst
— 163 —
Nachfficlit von der Wahl Karl's V zum KömisclieQ Kaiser^
Gesaidte mdi Spanien gfescidckt^ am diesem seine GlüokwAnsche
m bringra, etaie Anfmerksamkeit; die nnn durch cone abennaUge
Scüdang üerherstein's nach Moskau erwiedert werden sollte,
sweiter ^richtiger Zweck dieser Sendung war aber noch die
Beflegung der Feindseligkeiten^ die Siegismund von
Polaii bis jetzt ununterbrochen gegen Russland fortgesetzt hatte.
Um die Gesandtschaft noch feierlicher zu machen , ward von
Oeslerreichischer Seite auch ein Graf Leonhard von Nuga-
rolis mitgeschickt und ausserdem hatte Herbentein zwei
Miner Bruder-Söhne ^ und einen Beamten, Namens Christoph
Raumschflssel, in seiner Bereitung. Der Erzherzog Ferdi-
nand, von welchem die neue Gesandtschaft in Karls V und
in seinem eigenen Namen veranstaltet worden war, trug ihm in
sdamn Abfertignngs - Schreiben noch besonders auf, bei dieser
DCMn Reise aDes Merbvnlrdige zu beobaditen und darüber
•eiasig zu berichten. Ein fthnlicher Befehl wurde ihm bald nach
seiner Abreise noch nachgeschickt, und dabei besonders empfoh-
len, vorzugliche Aniinerksamkeit auf die Religion, Ceremonien
und geistlichen Bacher der russischen Kirche zu richten, wobei
er sich eines dem Schreiben beigefugten Werkes bedienen
sollte, das der Kaiserliche Rath, Dr. Johann Fabri, kurz
vorher Ober diese Gegenstände herausgegeben hatte. ^'^
Die Reisenden gingen wieder durch Mähren und Schle-
sien nach Polen, und schlössen sich auf ihrem Wege der aus
Spanien in ihr Vaterland zurückkehrenden russischen Ge-
sandtschaft an, ein Umstand, der bei dem misstrauischen
Siegismund Verdacht erregte, und ihnen einen sehr kalten
192. Von Fobri und seinem Werke lif? MotomUarum reiigiomf! wird
weiter vnten die Rede sein.
ir
— 164 —
Empfang bei demselben bereitete. Es gelang dem gewandten
lierbersiein indessen^ das Misslrauen des Königs zu ver-
scheuchen^ und selbst ihn sich persönlich sehr geneigt zu machen, i»*
Kurz vor Smolensk fanden sie an der russischen Gränze einen
ihnen entgegengeschickten Abgeordneten^ der sie indessen sehr
geringschätzig behandelte , und in Smolensk 15 Tage aufhidt,
bis die Erlaubniss zu ihrer Weiterreise eintrat Endlich langte
die Gesandlschail; unter mandien Gefahren und Verdriesslichkei-
ten am 26 April in Moskau an^ in dessen Nähe sie schon mit
grosser Auszeichnung empfangen ^ und wo sie während ihres
ganzen Aufenthaltes aufs freundschaftlichste behandelt, und an-
ständig und reichlich verpflegt wurde. Dieser zweite Aufent-
halt lierbersiein s in Moskau dauerte wieder ungefiihr nenn
Monate ; in denen er aber diessmal in seinen diplomalischeii
Unterhandlungen sowohl^ als in seinen Erkundigungen und Nach-
forschungen glücklicher war^ als das erste Mal. Durch seine
besondere Vermittelung kam namentlich ein funQähriger Friede^'«,
oder eigentlich Waflenstillstand zwischen dem Grossiursten und
dem Köm'ge von Polen zu Stande ^ und daneben trug er zur
Befestigung der Freundschaft zwischen dem erstem und dem
österreichischen Hofe wesentlich bei. Er verliess Moskau am
11 November^ überhäuft von Beweisen des Wohlwollens und der
Gnade des Grossiursten, und trat seine Ruckreise bei einer sehr
strengen Kälte an, die ihn bis Krakau begleitete. Hier erhielt
er ebenfalls die schmeichelhaftesten Beweise von der Zulriedan-
heit des Königs mit dem für ihn abgeschlossenen Frieden, ond
193. Herberttein sagt von ihm, er habe an ihm gehandelt ah ein ehrU-
eher Kömig, S. meinen llerbentein ^ S. 157.
194. Nach den riiss Chroniiien wurde dieser Friede auf 6 Jahre ge-
schlössen.
— 165 —
W airf'8 neue Gelegeniieit sich als einen getreuen Diener und
pnmdieü UBterhAntler jto zeigen.
Herber^teiffs fibriges Leben verging fortwährend in
im wkbligsten Staatsgeschäflen und diplomatischen Sendungen^
YW denen <Ue 1541 nach Constantinopel nntemommene als die
wUMigste und schwierigste anzusehen ist. Er starb zu Wien
k «iMB Alter von achtzig Jahren^ mit Ehre und Ruhm gekrönt^
■d unvergessUch fOr sein Vaterland^ wie für das ihm zu hohem
Duke verpflichtete Russland.
Die Verdienste dieses merkwürdigen Mannes als Mensch
lad als Schriftsteller sind von mir schon an einem anderen Orte
aust&hrlich gewürdigt worden. <<»& Auch habe ich ebendaselbst
VM HerbersteMs Quellen zu seinem unsterblichen Werke
Iber Russland gesprochen^ und eine Entwickelung seiner Ansich-
len in Beziehung auf Russland's Geschichte^ Alterthämer, Lan-
deskenntniss, Religion^ Verrassung, Regierungsform, Kriegswesen^
Handel, häusliches Leben und Vergnägungen gegeben. <•• Hier
können also nur noch eimge Literar-Notizen über jenes Werk,
und eine genaue Anzeige seiner Ausgaben und lieber-
Setzungen, so wie der daraus gemachten Auszüge^ erwartet
werden.
Ausgaben:
1} Herum Moscoviticanim Coramentarii. In his
Commentariis sparsim contenta babcbia^ cnndide leetor,
RiiKsiae et qiiae nunc ejus Metropolis, Moscoviae
brcvissiniam descriptionem. De religione qnoqne
raria iiisert«a sunt: et que nostra cum religione non
195. In Siegm, Freih. com UerbenUin u. s. w. von Friedr, Adrlnng.
S. 296-434.
rJÜ. Ebeodas. S. 371-401.
— 166 —
conveninnt Chorographiam denique totins imperii
Moscici: et yiGinoram quornndam mentioneiii. Qois
deniqne modus excipiendi et tractandi oratores: disse-
ritan Itiocraria qnoqne duo in MoscoTiam snnt adjnncta.
Vindobonae (1549) fol.io'' Dieses ist die erste Ausgabe des
Herierstein'schen Werkes^ die sehr selten ^ und vielen Litera*
toren unbekannt geblieben isL^«* Gesner giebt das Draclgahr
nicht an; dass es aber 1549 sein muss^ erhellet aus Herber»
iteMfr eigener Angabe. Es heisst nämlich in den zu Wien
1560 erschienenen Notizen zu seinem Leben: ^^^ MDLIX.
Historiam Moscoviae stilo simplici congessi eandem-*
que typis excudi curavi. Das Werk zerfällt in zwei Ab-
theilungen: 1} Moscoviae Descriptio et Itinerariam,
signirt A— C. fol. I— XH. 2) Chorographia, signirt A— G.
fol. I— XXXVn.200
2) Zwei Jahre später erschien durch Veranlassung von
Wolfgang Lazius eine verbesserte Ausgabe zu Basel. Der
Titel ist derselbe, wie auf der ersten^ ausser dass sich auf dem-
selben noch der Zusatz befindet: Access! t etiam locnples
197. S. Bibliotbeea onivenalis s. CaUlogns omDimn seriptoniBi locvple-
lUslnins in lingo« Utiiia, graeca et hebraiea extantiom et non aztantiiiBiy
veteram et recenliornin ad A. C 1545 doetonim et indoetoniBi, aseaionm
et in bibliothecis latentinm^ anctore Courado CSesnero. Figari» 1555. foL
S. ober dieses merkwürdige Werk und seinen Verfasser Eberl'a bibUographi-
sches Lexicon, Th. L S. 672—673.
198. S. Wien'9 BuchdrmckergeBchiehU bkMDLX, vom Miekaei DemiB,
Wfen 1782. 4*. S. 656. Denk selbst hatte diese Ausgabe nie ii Gesichta
bekommen, und beschrieb sie nur nach GeMmet's Biöiiolheca,
199. GraUe posteritati L. B. in Herbentein actiones aoas reliqnil
etc. Yindob. 1560. 4«.
200. S. die nähere Bescbreibang dieser Ausgabe in m. Siegm, FrM. w.
Herhertiei» u. s. w. S. 319.
--. 167 —
nmrn et vorboraiii in bis memorabiliam Index. Basileaa^
)ier JoMioen Operinnm: s. a. (1551} fol. 175 Seiten md
3 SL Index.1«^
3) Basfleae $. a. (1556) fol. ebenfans bei Oporin^
109 Seiten nnd 16 S^ten Index. Der Titel ist wie bei den
fwfgen, hat aber noch folgenden Zusatz: Ad haec, non solnm
iMae aliqaot Tabalae, sed mnlta etiam alia nnne de«*
MM ab ipso anforc adiecte sunt: qnae, 81 eui cum
jfrimB, editione conferre libeat, facile deprebendet
Co». C^es. et Regiae Maiest. gratia et priuUegio ad
deeenniura.M*
43 Rernm Mosconiticaram Commentarii Sigia-
■nndo Libero^o» antbore. Rusaiae breuissima deacriptio,
et de religione eorum raria inserta sunt. Cborogra*
phia totios Imperii Moscici, et yicinorum qnonindani
aentio. Antnerpiae in aedibns Joannia Streelsit, 1557.
In Octaro. 198 El. Diese Ausgabe scheint ein ohne Ber-
201. In einem an den Verleger gerichteten aur der Kehrseite des Titel-
blatts abgedruckten Schreiben sagt Lazttts von der ersten Ausgabe: Foere qoi-
4tm •btter hi (commentarii) «pud nos excnsi — aed adeo eorrnpte, adeoqne
a^Hirdis tjpis, nti vides, nt ni tua industria aeeHat, opns nebercnl« ne-
■M»rabile iaivriam patiatiir.
202. S. den aasfahrlich angegebenen Inhalt dieser Ausgabe in meinem
Berkenieim, S 326-330.
203. Herbersieim schrieb sich Sigismumdtu Liber Boro ab Berbenteim,
woraas er hier zu einem Sigiamund&B Liber gemacht ist, ein Fehler, der öfter
Torkonmt. S. meinen Berbersiem S. 230. In der italianischen Uebersetznng
feines Werkes heisst er: Sigitmumdo Libero et Barone im Berbetien, Dass
ibrigees Berberttieik't Name auch bisweilen selbst ron seinen eigenen Lands-
Beuten mid sogar von seinen Lobrednem verunstaltet worden, sieht man aus der
Sdnift: Coo^atolatio ad Sifcismandom de Brbemtejn feliclter a Moschif
rrTersM, aactore Rodolpho Agricola, Cracoviae 1518. 4^.
— 168 —
berstein*9 Genehmigung veranstalteter Nachdruck zu sein^ bei
welchem auf dem Tilcl das schützende Kaiserl. Privilegiom ifut
angeführt ynirde. «
5} Antverpiae, 1557. fol. Diese Ausgabe wird nur
in der Hamburgischen Bibliolheea liistoriea angefahrt, wo es
S. 267 heissl: Die Anlwerpische Ausgabe de ao. 15 57
in fol. ist unstreitig die beste,
6) Francofurti; 1560. fol. Diesen Abdruck erwlbnt
nur Denis in s. Werke: Wicn's Bnchdrnekergesehiebte
bis MDLX, Wien 1782. 4""; wo er sagt: A. 15 60 wie-
derholten die Oporinsche Ausgabe die Wechelschen
Erben in Frankfurt.
7) Basileae^ 1567. föl. Diese Ausgabe flndet sich
nur bei dem sehr oberflächlichen und unzuverlässigen Barch.
Ad. Sellins in s. Schcdiasma Literarinm de seriptorilms
qni Historiam Rossicam scriptis illustrarnnt Reraliae
1736. 8^ p. 19."4
8) BasileaC; 1571. fol. ex ollicina Oporiniana.
327 Seiten. Ein genauer Abdruck der Ausgabe von 1556^ mit
einigen Zusätzen ^ die auf dem Titel also bezeichnet werden:
Uis nunc primiiin acccdunt, Scriptum recens de (irae-
coram fide, quos in omnibus IHoscorum natio seqnifor:
et Comnicnturins de bellis Aloscornni adnersas finiti-
mos, Polonos, Litaanos, Snedos^ Liuonios et alios
gestis, ad niinum usque LXXI^ scriptus ab Joanne
Leuuenclaio.2«^
204. Ebendaselbst wird auch gesagt, Jlerhertteiu sei in den Jahren 1497
und 1523 in Russland gewesen.
905. Den ausfOhrlichen Inhalt dieser Ausgabe flndet man in M^. FMk
ton tleröerBlem, u. s. w. S. 334-'335.
— 169 —
9} Basileae, 1573. foL Auch diese Ausgabe wird
bei Sellius a. a. 0. genannt. Die Angabe ist daher
anniveriissig.
10) Basileae^ 1574. fol. Dieser Ausgabe erwihnt
Mensel in s. Literatar der Staftitilik, man findet sie
lonft nirgends angefahrt«
11) Ein ganz unveränderter Abdruck nadi der Baseler
Abgabe von 1556 befindet sich in der bekannten Sarnndupg:
RenuD MoseoTiticanini Aactores varii: ynvm in eorpva
urme priaiTni congesti. Quibus et Gentia Historia^ eon-
tiaetar: et Regionrni accrrata deacriptio. Franeofrrti
apod bacredes Andreae Wecbeli, Glandium Marnium
et Joan. Aubriiim, 1600. fol. p. 1 — HT.^o«
Ueberselzungen:
In's Italiänische:
Eine italiänische Uebersetzung des Werkes von Herber-
wteim erschien schon ein Jahr nach der Herausgabe des Origi-
nals zu Venedig; und; wie er selbst sagls«»''^ auf seine eigene
Veranlassung. Der Titel derselben ist: Commentari della
Moscovia et parimcnte della Russin, et delle altre cose
206. Dieser Abdruck erhält vor allen rorhergehenden Ausgaben einen
Vorzog durch neun, auf AerbtnUin^a Reisen nach Polen und Russland Bezug
ha^eide und hier zum erstenmale abgedruckte Aktenstücke. Diess sind Schreiben
MmiimiHiBH'ty Cartt F, FerdimamdB, Lmdwig*8 II Ton Ungarn, und Siegkmmmd't
f Ml Polen, welche die Heraasgeber Clmmde Marm und J^tm Ambri, wahrscfaein-
bdi durch den Barom Felieianm9 wm Uerbtntein^ dessen persönlicher Bekannt-
tchall sie sich in der dieser Sammlung vorgesetzten Zuschrift an Marquard
Früher rühmen, aus dem Familien-Archive erhalten hatten.
207. In der Vorrede zu seiner deutschen Moicovia sagt HerbenUimi
kah ich des alles — Loleiniseh geschrieben, nnd also in drackh komen,
— aocli pold durch ellicke in das W&lüsck gleichermoMen in den dmckh
gthrtckl.
— 170 —
belle e notabili, composti giä latinamente per il signor
Sigisiiiondo libero Barone in herberstain. iVeiperg et
Guetnhag, (radotti nonaineiite di latino in lingoanostrm
nuolgare Ilaliana« Sinielmente yi si trafta della reli*
gionc dclli Moscouiti, et in che parte qnella sia diffc-
rcnte dalla iirä beuche si chiamino chriani. Ilem nun
discriltione particolare di (ut(o l/imporio MosconiticOy
toccando ancora di aicnni luoghi Ticini, conie sono
de Tartari, Ltluuani, Poloni, et altri molti riti et ordini
di que^ popoli. In Venetia per Gioan Battesta Pedrei»
zano. €nm prinilegio del llluslriss. Senalo Venetiano^
Per anni X.MDL. 90 Blätter in Quarto.'ot
Diese Uebersetzung ist sehr selten; der Verfasser der-
selben ist nicht genannt; ich finde aber in einer handschriftlichen
Notiz F. Corvini als denselben bezeichnet^ ohne indessen diese
Angabe durch irgend eine Autorität verbürgen zu können. Sie
ist wieder abgedruckt in der Raccolta di Narigazionl e
Viaggi di Ramusio, Venezia 1583. Fol. T. ü. p. 137 ff.^
und dieser Abdruck wird bisweilen irrthümlich als eine beson-
dere Ueberselzung oder als eine in diesem Jahre erschienene
neue Auflage des Druckes von 1550 angegeben.
In's Deutsche:
1) Mosconia der Hauptstadt in Reissen^ dnreh
Herrn Sigmunden Freyherrn zu Herberstain, Neyperg
und Gnetenhag Obristen Erbcanirer^ rnd öbristen
Erbtruckhsessen in Kärntn, Römischer zu Hungern und
908. BmhlB de onttqtda deiineai. geograph, JlMtlw. p. 7, hSIt diese
italiänische Uebersetzong fOr die Slteste Ausgabe des Herb$r$i9MsäK&ä Weifcei,
weil er das lateinische Original von 1549 nicht kannte.
— 171 —
Bdudm Khii. Maj. etc. Rat^ Cainrer rnd Presidenten
der BüederttHterreiehisehen Gonier zasamen getragen«
flnMht des Moseouiter gepiet, vnd seiner anrainec^^^i
beeeluinbnng nnd anzaigung, in wen (fiic)^«» sy glaubens
j mit Ttts nit gleichbellig. Wie die Potsebaßen
Gesandten durch sy emphangen rnd gebalte«
j sambt swayen vndersebidlichen Rtiisen in
die Mosqna« Mit R8m. Kbii. May. gnad vnd Priniie«
gien Getmckt sn Wienn in Osterreich durch Michael
Zieunermann in S.Anna Hoff, 1557. id. foliO; 24 Doppel-
boga. A— -Zu, ohne Seitenzahl. Diese von Ueröerstein seSbst,
inoh der Baseler Ausgabe von 1556^ verfertigte nnd zum Drucke
beförderte Uebersetzung ist so selteU; dass man sie oft selbst in
dm vorzägUchsten bibliographischen Werken vergebens suchts^i
2} Noscouiter wunderbare Historien: In welcher
den treffenlichen Grossen land Reiissen, sampt der
Imptstatt Moscinw, rnd anderer uamrobaffligen ymli-
geaden Fürstenthuinb vnd stetteii gclegenheit, Religion,
m4 sellzame gebreüch: Auch dcsz erschroclccnlichen
Groszlursten zu Moseauw bärkominen, männliche thaten,
gewalt, rnd lands Ordnung, auff das flcyszigest orden*
lieben begriffen: so alles biszhUrboy vns in Teütscher
naiion vnbekandt gewesen. Erstlich durch den woi-
gebornen herren Sigmunden Froyherren zu Herberstein,
'"^yperg, vnd Gutenhag etc. welcher zu etlichen malen
209. d i. Angränzender Länder.
210. WoriD.
211. Eioe aosfuhrliche Nachricht von dieser Uebersetzung und ihrem
fabU«, so wie von ihrem Verhältnisse zu dem Origittale findet man in Siegm.
Fmk €om iierberwMm «. c tf. «mi Friedr, AMumg. S. 343—353.
— i72 —
Rtfm. Kay. vnd Kttnig. May. in selbigen landen Legat
gewesen, fleysxig xn latein besebriben: Jetx sn malen
aber, xn ehren rnd wolgefallen dem wolgebomea
Herren Jobans Granen xn Nassair etc. durch fleinrich
Pantaleon, der Freyen kttnsfen rnd Artzney doctom
xn Basel, auff das trettwlichest vertetttschet vnd in truek
rerfertiget: Alles gantx wunderbar, nntxlicb, rnd knrta-
weylig zn lesen. Mit sampt H. Pauli Jou^j Moaeooi-
tiscber Landen, und H. Georgen Wernbem Vngariseher
wunderbaren wasseren bescbreibnhg, auch eflichen
schönen Figuren und Landstaflen, darzu einem roll-
komroeuen Register bezieret. Gedruckt zu Basel, Anno
1563. CCXV Seiten. Folio. Am Ende steht: Getruekt ra
Basel bey Niclauss Brillinger rund Marx Russinger.
1563.*i> Da in dieser Ausgabe^ der ersten Uebersetznng durch*
aas nicht erwähnt, ja auf dem Titel sogar gesagt wird, dass
dieses Werk bisher in Deutschland unbekannt gewesen, so noss
man beinahe glauben, die erst sechs Jahre vorher erschienene
Uebertragung sei dem Dr. P anlaleon vöIUg unbekannt gcblidicn.
3) Basel, 1567. Die zweite vöUig unverfinderta
Ausgabe -der ersten Pantaleon 'sehen, sogar mit Beibehaltmig
ihrer Seitenzahlen. Auf dem Titel ist nach den Worten: Pauli
Jovii Moseovitiscber Landen, hinzugesetzt: Vnd h.
Heinrieh Pantaleon Littauwisehen, Polniseheu, Schwi-
disehcn, LeylUendisehen, Nordwegisehen, Yngarischcni
Türekisehen, vnd Tarlarischen Volkeren, so zu ringlia*
mm an die Moseouiter stossend. — Alles ganti wun-
derbar, nutzlich und kurtzweylig zu lesen. Gedmckt
212. Den Inhalt und die Ausstattung dieser Uel^ersetzung findet man ge*
nauer angegeben in dem so eben angefBlirlen Leben UerHniM9. S. 355-311.
f
— 173 —
n Basel Anno 1567. Folio. CCXXXXVI Seiten uiid flhif
Säkm Index. Die auf dem Titel erwfihnte Feschreibung von
LttlhaneD u. s. w. tätigt S. CXCn an.
*3 ^^^S, 1567. Diese Ausgabe^ die ich sonst nir-
lenls angeflOurt geftmden habe, befindet sich auf der Königl.
BUfolhdi m Dresden. Sie ist mit der vorhergehenden vöDig
ifcciffcifillnuiiiend.
5) Die MoscoTitische Chronica^ d. i. Beschrei-
\mmg des Grossfiirsten in der Moseau sammt dessen
Undern ete. erstlich ron Paul Jorio und Sigm. Her-
herstain in Latein, hernach ron Pantaleon ins (eutsche
ibersetzl. Frankfurt a. M. 1576. folio.
6) Frankfurt a. M. 1579. fol. Eine Wiederholung
der eben erwähnten Ausgabe.
7) Frankfurt a. M. 1589. fol. Diesen Abdruck giebt
Gesig Christ Gebaner in s. Progr. . de Vitn^ Fatis et
Seriptis Sigismundi L. B. ab Hcrberstein an^ und be-
kknibl ihn folgendermassen: Quarta (von den ihm bekannt
gewordenen Uebersctzungen} est a Sigismundo Feyer-
ibendio Francofurti ad Moenuro 1589 fol. sub titulo:
Die Moscouitische Chronica edita et Georgio a Mun-
ster Consiliario Herbipolensi Praefectoque Arnstei-
leasi inscripta; prioribus merito postponenda^ cum
priorem Pantaleonis^ vt reor^ editio'nem secutus,
eiisdem de populis Moscouiae vicinis commentarios
■an addiderit^ et insertis more suo dudum sculptis
nihilque ad rem facientibus figuriS; Czari Basilii effi-
fieni; Tabulas Geographicas Ghorographicamque, Vri
Bisontisque imagines^ et reliqua in vtraque Panta-
leonis editione seruata ornamenta omiserit.
— 174 —
8) Wien, 1618. fol. m. K. Diese Ausgabe finde ich
einzig nur bei Gottl. Heinrich Stack, in s. Veneiehn«
Ton ält. II. nencrn Land« und Rcisebeschr. I. S. i4'2.
No. 662, und zwar so angeführt, dass man sie fär einen neuen
Abdruck der ersten zu Wien 1557 erschienenen Ud)ersetxang
halten muss.
9) St. Petersburg, 1795. fol. Eine sehr merkwürdige
Erscheinung ist der von Catharinen der Grossen im Jahre 1795
zu St. Petersburg veranstaltete neue Abdruck der Pantaleonischea
Uebersetzung nach der Baseler Ausgabe von 1567^ und der
gegenwärtig zu den literarischen Seltenheiten gehörL Ausser
dem neuern, grossem Papiere und der etwas modernen Schrifi,
ist. dieser Abdruck auch besonders noch durch einen kleinen russi-
schen Doppeladler kenntlich, der auf der Titelvignette aber dem
Rachen des rechts sitzenden Löwen schwarz abgedruckt ist."*
In's Böhmische:
Zymnnda swobodneho PÄna z Herbersteina Cesta
do knjzetstwj Moskewsköho. Dieser Auszug aus dem Her^-
bergtein'sdken Werke betrifft nur seine Reise nach Rosslaiid
Er befindet sich in dem böhmischen Werke: (Frant Fauatyi^
Prochazka) Weytah z Kronyky Hlozkewskä nekdi=
Latine od Alexandra Gwagnyna sepsanö^ potom i^
Cesky gazyk prelozen^ od Matansse z WjecUhc^
Meyta. Pridäna gest Zygmunda z Herbersteiua dwog/
cesta do Moskwj. (w. Praze) 1786. 8^ S. 144—175.
Diese sind die mir bekannt gewordenen Uebersetzongen
des iTi^rAar^reiit'schen Werkes Ober Russland. AuiTallend ist es,
213. S. eine genauere Nachricht über diesen Abdruck in J9iegm FIrwik
roff Htfr^nUim etc. rom Fr. Adeitmg, S. 364—367.
— i76 —
es weder Polen ^ fiar deren Geschichte es in jeder Hinsicht
ist; noch Franzosen, Engländer und HoOänder, von denen
kesonders die beiden letzteren seit beinahe dreihundert Jahren
■K Rnssland in Handelsverbindungen stehen, in ihre Sprache
Vertragen haben.
Anszäge:
i) Deseriptio Lithnaniae, ex Mosehoria Sigismundi
Liberi Baronis ab llerberstein. Nach der Baseler Ausgrire
von i557, abgedruckt in:
a) Polonieae taistoriae Corpus h. e. Poloniea*
vm remm latini seriptores reeentiores et reteres,
fMlqvot extant nno volamine comprehensi omnes, ex
MUietheca Jo. Pistorii. Basileae (1582). fol. Vol. HI.
T.l p. 151—157.
b) Alex. €aagiMni Res poloirieae, T. ID. p. 550.
e) Historiae Polonieae et magni Dneatos Litlina«*.
liae Seriptomm eolleetio magna ed. Laor. Mitzier de
Wof. Varsaviac 1761. IV Vol. fol. Tom I. oap. 7.
2) Fra/^raentnm de belle Poloni et Moschi. Ans
teCommentarender Basier Ausgabe, von 1557^ in Pistorii
Pilonieae historiae corpore, T. in. p. 13 — 15.
3} In der Elzivir'schen Russia s. Moscovia, Lugd.
Bit 1630. 16*^. p. 79—100, acht verschiedene Kapitel aus
Herberstein's Commentariis.
32.
Francesco da CoUo.
1518.
Im Jahre 1518 wurde abermals eine österreichische
Gesandtschaft nach Moskau geschickt, welche aus zwei bedeuten«»
den Staatsminneni, FranceBco da CoUo und Antonio de'
— i76 —
Conti^^^y beide Ilaliäner; bestand^ denen noch. Johann von
Thum^^^j ein Schwestersohn Herberstein's^ der mit diesem
schon vorher in Russland* gewesen war^ beigegeben worde. Der
Hauptzweck dieser Gesandtschaft^ welche am 16 Julias in Mos-
kau eintraf^ war abermals^ wie bei den meisten frohem^ einen
Frieden zwischen Russland und Polen zu Stande zu bringra^
was indessen auch diessmal nicht gelang^ da man sich wegen
der Bedingungen durchaus nicht vereinigen konnte. Polen ver-
langte nämlich^ dass die Unterhandlungen in Krakau geführt und
der GrossfQrst dahin seine BevoDmächtigten schicken^ und ein
fOnQähriger Waffenstillstand geschlossen werden sollte^ währeod
welches jeder Theil seine dermaligen Besitzungen behatten
wärde. Der GrossiOrst dagegen bestand darauf^ dass Polen seine
Friedens-Unterhändler nach Moskau senden sollte^ verlangte eine
gegenseitige Auswechselung aller Gefangenen^ und wollte nur
einen WafTenstillstand von höchstens einem Jahre bewilligen.
Als die Gesandten sahen ^ dass eine gütliche Yerg^eichung nidit
zu Wege gebracht werden konnte^ baten sie um ihre Entlassung,
die ihnen am 30 December bewiUigt wurde.
Der Bericht über diese R^ise wurde von FranceBCO
da Cotto bekannt gemacht^ und erschien unter folgendem Titel:
Trattamento di Paec tra il Sereuissimo Sigis-
mondo Ri di Polonia^ et Gran Basilio Prencipe di
Moscouia^ hauuto dalli lUastri Signori^ Francesco da
CoIIo^ Cauallier Gentil^huomo di Conegliano, el> Anto-
nio de Conti, Cauallier, Gentirhuomo Padouano, Oratori
214. Der in den Moskovischen Archiv - Nachrichten Amiümh 4e Cmmik
genannt wird.
21^. Ebendaselbst Imfmdufm, auch Vmdwrmm genannt S. obenS. 154.
— i77 —
della Maesta di Massimiliau Primo Impcratore Tanno
151& Scritta (sie) per lo mcdesimo Sig. Cauallier
FlTMiceaco. Cor la relazione di quel viaggio, «e di
qaei paesi Settentrioiuili^ de' Monti Ripbei, et Hiper-
Wreiy della yera origine del Fiume Tanai, et delle
Palode Meotide. Tradotta (sie) di Lattiao in Yolgar,
tt^oamente date (sie) in luce. Air Illustrissimo et Reue-
fendiss. Monsignor Leonardo Mocenigo Veseouo di
Ceneda. Stampato in Padoa, per Lorenzo Pasquati,
1603. Con Licenza della S. Inquisitione. 60 Bl in 4"".
\hs lateinisdie Original scheint nieht gedrackt worden zu sein.
Der Ueberselzer^ Latino da CollO; ein Verwandter des Ver-
ftfsers^ sagt nimlich in der Zuschrift: non m'i paruto bene,
che piü lungamente sepolte stiano quesle carte^ per
rintichitä assai malamente scritte. Dieses Werkchen
i* iosserst selten^ und ich erinnere mich nicht; es irgendwo,
iwer in Karamsin's Geschichle, angefahrt gesehen zu haben.»««
33.
Paolo Cent Urion e.
1520—1525.
Paolo CentfirionCy aus einer ansehnlichen Palrizier-
Fimflic in Genua ^ti^ kam im Jahre 1520, mit Empfehlungs-
schreiben des Pabsles Leo X an den Grossfürsten Wassilj IV
216. Fin glücklicher Zufall führte mir das hier benutzte Exemplar in di(>
(tiide, das ich 1818 h'aramiin mitthcilte. Es befindet sich gegenwärtig in der
i^uiliek des Rmmätt%ow' schea Museums.
217. bei Ramniio heisst er Genovese, und in einer Handschriil der
VtUcaAtfciico Bibliothek wird er Jamtentis genannt.
12
— 178 —
Iwanowitsch^ als Kaurmann nach Moskau. Ein Haoptgegen-
stand seiner Reise war die Erforschung eines neuen Weges Ar
die nach Europa zu führenden Indischen Waaren, n&mlich sie
vom Indus in den Oxus^ von diesem in's Kaspische Meer und
in die Wolga ^ und endlich nach Riga zu bringen^ von wo die
SchiiTe der Hanse sie weiter vertheilen sollten. Er erreichte
zwar seinen Zweck nicht ^ erhielt aber bei seiner Rückreise ein
Schreiben des Grossfürsten an den unterdessen auf den Pfibsl-
^ichen Stuhl gelangten Hadrian VI. Im Jahre 1525 schicUe.
Clemens VII den Paolo Centurione abermals ^ und zwar
als Gesandten^ nach Moskau^ dem Scheine nach; um eine oft
versuchte Vereinigung der Griechischen Kirche mit der Römisch-
Katholischen zu Stande, zu bringen ^ vorzüglich aber wohl^ um
den schon früher gemachten Vorschlag zu unterstützen ^ nflnilich
den Portugiesen das Monopol der von ihnen gesteigerten und
verschlechterten ostindischen Gewürze zu entreissen, und den
einträglichen Handel mit dieser kostbaren Waare durch Russland
nach Europa zu leilen.21» Centurione kehrte noch in dem
nämlichen Jahre ^ und zwar abermals unverrichteter Sache ^ nach
Rom zurück, und machte diese Reise in Gesellschaft eines Rus-
sischen Gesandten an den Pabstlichen Hof^«»^ Namens Dimitry
Gera^imoW; oder^ wie er von Paulus Jovius genannt
wird; Demetrius Erasmus.^^» Centurione nahm seinen
218. S. Spränget B GtBckiehte der mchiigHem geograph, Emideckm»§fim*
S. 256.
219. In altern Zeiten viurde Jeder ausländische nach Moskau gesckkfcte
Gesandte, brei seiner Zurückreise, durch einen Russischen Abgeordneten an seioeft
Hof begleitet, theils vielleicht aus Misslrauen , theils zur Benutzung der Gelegea-
beit, fremde Länder kennen zu lernen. Beispiele davon haben wir schon obet
bei den frühern Gesandten des Oesterreichischen Hofes gesehen.
220. Aus den Unterhaltungen des Paulus Jatim mit diesem Gtrmni^
moit entstand das bekannte Werk : De LegtUione BmeÜii mmgni Pviat^h JR»#>
— 179 —
Mekwe^ wieder durch Polen^ und erhielt hier von dem Könige
Sieg jsmund ein Empfehlungs-Schreiben an den Pabst^ woraus
hervorgeht^ dass er damals schon in höherm Alter und eben nicht
iB gUnieoden Umständen war.s^i
Centurione beschrieb seine Reise selbst^ und dieser
Beiiolit ist in der Raccolta di Ramusio^ Vol. II. p. 131 ab-
gedmdLL
34.
Matthaeiis von Miechow.
1521.
Maithaeus von Micchou)^ fährt seinen Namen von
der kleinen Stadt Miechow, im Krakauschen Gebiete ^ wo er
geboren wurde. Gewöhnlich wird er Matihaeus MechotitOy
bei Ramusio aber Matthaeo de Micheota genannt. Er war
ein gelehrter Arzt und Caiionicus zu Krakau^ der in seinen
Schrillen sagt, dass er selbst in Russland gewesen sei, und die
Qaeüen des Dnjeprs, des Dons und der Wolga gesehen habe.
Von seinen Werken *22 gehört hieher der Libclliis de dnabiis
f^ae ad dementem IV/. Pont, Max. Liber, wovon weiter ünlen die Rede
Mia wird. Ueber einen Theil derselben befindet sich ein handschriftlicher Bericht
^ der Vaticanischcn Bibliothek unter dem Titel: Frammento coneernente la
l^gütione di Demetrio Erasmo mandato a Papa demente l"!! da Basilio
Cmt Dmca di Motcovia,
221. Dieses Schreiben befindet sich handschriftlich in der Valicanischen
Bibijothek unter der Aufschrift : Pro Paolo Centurione Januensi ad Moncotiae
iheem mma.
222. Sein berühmtestes Werk ist eine Geschichte von Polen, unter dem
Titel: Mntthiae a Mierhoria Chronicon Polonorum a prima propagatione ab
•Hm PoloHorum usgue ad annum Chr, I50G. Cracoviae , 1521. fol. S. über
ät^t^ Werk und seinen Verfasser: (Darid, Braunii) De Scriptorum Pohniae
ei Prmemae in Bibliotheca Brauniana coUeclorum rirtuiibue ei vttiia Catuiogui
ei tmdieimm\ Coiomime 1723. K"". p. 22.
12*
— 180 —
Sarmatiis, welches bei vielen Mängeln und IitÜiümem doch
eins der ersten war^ aus welchem Europa Russland und die
angrfinzenden Tatarischen Länder näher kennen lernte.
Die erste Ausgabe dieser Schrift erschien unter dem
Tilel:
Dcscriptio Sarmatiarum, auctorc Malthco a Micho-
via, Cracoriae, 1521. 4°.
Wieder abgedruckt in folgenden Werken:
In Orbis novus rcgionum et insularum reteribus
incogDitarum^^s p. 449: jüatthaci a MichoTia Sarmatia
Asiana et Europaea.'
In Rcrum Moscovit. auctores rarii, p.206: Mattbiac
a Michovia descriptio Duarum Sarmatiarum.
In Pistorii Script. Rerum Polonicarum, T. I. p. 122.
Matthiae de MicboFia Sarmatiae Europaeae et Asianae
libri IL
In Laur. Mizler a Kolof Collectio Histor. Polom
et Lituan. Yarsoriae 1761. fol. Vol. I. M. de Michovia
Descriptio Sarmatiaruiu. #
In's Italiänische wurde das Werk übersetzt und ge-
druckt unter dem Titel:
Historia delle due Sarmatie, di Matheo Micheoro.
In Vinegia, 1561. 8^
Daraus wahrscheinlich in die Sammlung von Ramtisio
aufg;enommen:
Maiheo de MicheoYO , dottor fisico et Canonico
CracoTiense, delle due Sarmatie. In der Raccolta di
Ramusio, T. II. Append. fol. 73.
22:\. S. oben S. 4.
— 181 —
Eine neue ilaliänische Uebersetzung scheint folgende zu
sein:
lli«toria delle due Sarmutie di Alatteo IWicheyo
DoÜor fisifo et Cafionico Cracoviense, tradotta per il
Sig. Annibale Maggi di nuoyo rieoretta e ristampata,
Tenlltia appresso i Gioliti. 1584. 8^
Eine nähere Charakteristik dieses Werkes ^ nebst der
Anzeige vieler Irrthümer desselben^ findet man in C. Meiners
Vergleichang des ttlt. und neuern Russlands, Th. I.
S, 4-6.
35.
Alberto C'ainpense.
1523.
Alberto Campense war nicht ^ wie man aus dem
Nafflen schliessen könnte ^ ein Italiäner^ sondern ein Holländer^
ttJd zwar aus dem kleinen Orte Kampen ^ in Over-Yssel,
gebürtig. Er hiess eigentlich Pighius^ oder wahrscheinlich,
«hne die latinisirte Mode - Endigung seiner Zeit, Pi^g, und
stammte aus einer angesehenen Familie ab. Von seinem Geburts-
orte wurde er, nach der Sitte des XV Jahrhunderts, Campensis
genannt, worüber sein Familien-Name beinahe vergessen wurde.
Er Studirtc in Löwen und Cöln Theologie und beschäftigte sich
Mch viel mit Astronomie, für welche er sogar vorzügliche In-
slnunente verfertigt haben soll. Späterhin ging er mit seinem
berühmten Landsmanne und Freunde Hadrian Florens^^«^ dem
224. Oder Fioremmoen, daher Floreniitu genannt. Er war der Sohn
«ne* Schifls-Zimmermann's, wnrde i459 za Utrecht geboren, studirte zu Löwen,
1491 Doctor der Theologie und 1497 Vice-Canzler der Universität. Der
— 182 —
nachmaligen Pabste Hadrian IV^ aus Holland nach Spanien,
und begleilele ilui auch nach Rojn; avo er immer in den besten
Verhältnissen mit ihm blieb. Von den Nachfolgern Hadrian 's
wurde or öfters bei Gesandtschaften, besonders in Deutschland,
gebraucht, endlich erhielt er 1535 eine Pfründe an dem Stifte
St. Johaim in Utrecht^ und starl) daselbst am 26 Dec. 15*2.*»
Albert von Kampen gehört zwar nicht ganz eigentlich
hieher, weil er nicht selbst in Russland gewesen ist ; wir besitzen
aber von ihm einen Bericht über Russland, der für seine Zeit
von vorzüglichem Wcrlhe ist. Er sammelte, wie er selbst sagt,
die Materialien dazu aus den Erzählungen seines Vaters, der
vor 50 bis 55 Jahren in Russland gewesen war, und
seiner Brüder, die, w ahrscheinlich in Handelsgeschäften ,
lange unter den Moskovitern gelebt hatten, so wie aus
dem Munde anderer, nach Moskau handelnden Kaufleute.^s«
Kaiser Maximilian J ernannte ihn zum Lehrer seinem siebenjährigen EnkeFs, des
nachherigen Kaisers Cktrr$ V, Als dieser letztere 1515 für mündig erUSrt
worden \7ar, schickte er den Badrian nach Spanien, als Gesandten, an FerÜ-
nand den Katholischen, Bald darauf ward er Bischof, Cardinal, und endlich am
9 Jan. 1522 zum Pabste erwählt, starb aber schon am 14 Sept. 1523.
225. Sein Leben ist mehrmals beschrieben worden, besonders von Pmai
Jop/W, in dessen: Elogia dociorum rirorum, Antverpiae 1552. 8^. p. 231. (L
226. Alberto Campense sagt im 7. Cap. dieses Schreibens, sein Vater
habe ihm erzählt, dass zu seiner Zeit der Moskonvitische GrossfQrst seinen Ge-
sandten, die er an den Römischen Stuhl geschickt, aufgetragen habe, die Verei-
nigung der Griechischen Kirche mit der Rümisch-Katholischen zu bewirlLen. Diest
sei aber nicht zu Stande gekommen, weil der damalige Pabst mehr seinen eige-
nen, als Christi Vortheil gesucht, und als Zeichen der Anerkennung, oder, wie
er es nennt, des Gehoraams, ubedienza, eine grosse Steuer, so wie auch Zehn-
ten und Anneten veriangt habe. Wenn der Brief an Clemem VIl im Jahre
1523 oder 1524 geschrieben ist, und man 50 bis 55 Jahre znrfick rechnet, ie
muss die erwähnte Russische Gesandtschaft in die Zeit von 1468 bis 1474
— 483 —
Dieses ist eia an den Pabst Clemens VII gerichtetes
SdffetbeB in italiänischer Sprache^ worin er diesen aaiTordert; mit
iDen Eifer an der Yereinigang der Griechischen mit der Römi*
sehen Kirche zu arbcilen. Abgesehen aber auch von diesem
UreUichen Zwecke ist dieses Schreiben auch für die Geschichla
to diplomatischen Yeriiandlungen Russlands mit dem Pabste und
ioEi a»wftrtigen Holen während der zweiten Hälfte des XV und
* to ersten des XVI Jahrhunderts merkwürdig^ und enthält manche
teue Nachrichten über ein Land, von welchem er sagt^ es sei
di tntti Cosmografi et Historiografi nostri non co-
nosciuto.
Dieses Schreiben befindet sich handschrifllich in der Vati-
canischen Bibliothek unter No. 3022 mit der Aufschrift: Nova
Moscovitica ad Cleincntem VII per Albcrtnm Pighinm
Camprnsem.
Gedruckt erschien es unter dem Titel:
Lettern d'Alberto Campensc, che scrivö al beatis-
»moPadre demente VII intorno alle cosc diMoscovkt
c dello stato de' Aloscoviti et con qaanta facili^a si
redurrcbbcro alla vhodienza della Santa Chiesa Roma*
na. Venezia, 1543. 8°. Wieder abgedruckt cbend. 1583.
Da dieses \\'erkchen bald sehr selten wurde ; so nahm
fs Ramusio in seine Kaccolta de' Viaggi etc. auf^ wo es
sich Vol. IL p. 126—131 unter dem Titel findet: Lettcra
d Alberio Campense al Bcatissimo Padrc demente VII
Ponteflee iMassimo, intorno le cosc di Moscovia, et dello
stato de' IHoscouiti: et coii qnanta facilita si redureb-
bero alla vbedienza della santa chiesa Romana.
«•4 wirklich kamen zu den Päbslcn Pattius 11 (1464—1471) und Si>/irt 19^
(U7i— i484) Rossiscii« Gesandte, nämlidr /«mm PrMm, za ersterm 1469, und
n leixteren tm 17 Jan. 1472.
— 184 —
Russisch ist dieses Schreiben übersetzt und zugleich mit
dem italiänischen Originale abgedruckt worden unter dem Titel:
IlacbMO AjioepTa KamncHse ki> üaa'fc KjiHMeiiTy VII o
^'bjiax'B MocKOBiH, in BuojiioTeKa uiiocTpaHHurB oh*
caxcjieii o Poccie. Tpy^aMH it. CeMenoBa. C. DcTep-
6yprb. 1836. gr. 8°. Vol. I. Der gelehrte Bericht, den d»
Akademiker Krug über das genannte russische Werk abzustatten
veranlasst wurde, enthält sehr viele literarische Angaben über <
Alberto Campense. Er befindet sich in den Akten der Kais.
Akademie der Wissenschaften, und ist daraus auch 1837 be-
sonders abgedruckt erschienen.
36.
Johann Fabri.
1525.
Auch dieser Schriftsteller ist nicht selbst in Rnssland
gewesen; er müss aber doch hier eine Stelle finden, wefl er eun
für seine Zeit sehr merkwürdiges Werk aber Russland geschrie-
ben hat, Dr. Johann Fabrik als berühmter Theolog und be-
sonders als heftiger Feind der Reformation bekannt, war Kaiserl.
Rath und Beichtvater des Römischen Königs Ferdinand, von
welchem er auch häufig in Staatsgeschäften gebraucht wurde.
Er erhielt von ihm unter andern den Auftrag, bei den im Jahre
1525 aus Spanien zurückkehrenden Gesandten des GrossfÜrsteo
Iwan Wassiljewitsch, dem Knäsen Iwan Fedorowitsch
Jaroslawsky, und dem Djak Ssemen Borissowitscl^
Trofimow227^ Nachrichten über ihr Vaterland, ihr Volk, ihre
227. Die nämlichen, in deren Gesellschaft Herbeniem seine iweite Rtiia
nach Russland machte. S. oben S. 162. ff.
— 185 —
Sitten und Gebräache^ vorzuglich aber über ihre Religion^ einzu-
aäehen und sorgfältig aufzuzeichnen.
Er sah diese ungewöhnlichen Gäste in Tübingen; wäh-
tead ihres dortigen Aufenthaltes an Ferdinand's Hofe^ und
Mterhielt sich mit ihnen^ durch einen Dollmetscher; Namens
Wassily Wlas^ der ausser seiner Russischen Muttersprache
nfii etwas Deutsch und Latein verstand. Die Aufschlüsse in-
* desseO; die er von ihnen über das Land und das Volk der
Russen erhielt^ waren sehr unbedeutend; desto genauer forschte
er nach den Lehren und Gebräuchen ihrer Religion^ welche man
in Europa zuerst durch ihn kennen lernte. Das Ergebniss seiner
Nachforschungen berichtete er dem Erzherzoge unter dem 18 Sep-
tember 1525 und machte es noch in dem nämlichen Jahre
durch den Druck bekannt:
Joannis Fabri, liCncurchensis, Episcopi Yien-
nensis^ Epistola de Moscovitariim juxta marc glaciale
religioue, seu de dogmatibns Moscoram, ad Seren.
Prineipem Ferdinandum, Archidacem Austriae, d. XVIIL
Sept. J525 data. Tabingae 1525. 4°.
Wieder abgedruckt zu Basel 1526. 4^^, unter dem Titel:
AdSerenissiuium Prineipem Ferdinandum^ Archidueem
Anstriae, MoseoTitarnm juxta mare glaciale Religio, a
D. Joanne Fabri edita.
Neue Auflage zu Speier^ unter dem nämlichen Titel;
1582. 4°.
Religio MoscoTitarura, Johannis Fabri ad Ferdi-
nanduni Regem Romanornm, eui a eonfessionibus erat.
In Job. Ln.sitzkii de Russorum Religione, etc. Spirae,
1582. 4^ p. 170—180.
Ad Sereniss. Prineipem Ferdinandum Archidueem
Aastriac^ MoscoYitarum juxta Mare Glaciale Religioi
— 18& —
a D. Joanne Fabri acdita (sie). In Rcram Moseoyiti-
cariim Auctorcs varii, Frnncof. 1600. fol. p. 130 — i41.
Fabri s Werkchen wurde dem Baron Herber stein^
bei seiner zweiten Sendung nach Russland; von dem Erzherzoge
Ferdinand als Leitfaden Tür seine Nachforschungen über die
Religion^ kirchliche Ceremonien und geistliche Bucher der Kussi-
schen Kirche ganz besonders empfohlen. >>• '
37.
Marco Foscarini.
1537.
Marco Foscarini gehörte einem der ältesten und
ausgezeichnetesten Geschlechter Venedig's an^ und wurde von
seiner Republik im Jahre 1537^ wahrscheinlich in Häudelsge-
schäilen^ nach Moskau geschickt. In den Russischen Archiv-
Nachrichten ist nichts über diese Sendung aufgezeichnet. Seil
in lateinischer Sprache abgefasster Reise-Bericht befindet sich
aber in zwei Abschriften in der Vaticanischen Bibliothek in Rom,
und führt in beiden den Titel:
Narratio bistorica de Moscovitico Imperio a
Foscarino Oratore Vcncto facta.
Die eine derselben scheint indessen Foscarinfs Autor^
schail in Zweifel zu ziehen^ denn sie hat noch folgenden zweiten Titel:
Discorso della Moscovia di Marco Foscarini^
almeno nttributo a lai.
Foscarinfs Reise nach Russland ist noch ganz unbe-
kannt^ wird aber wahrscheinlich bald in einer von mir beabsiciH
tigten Ausgabe handschriftlicher auslandischen Nachrichten Aber
das ältere Russlaud einen Platz finden können.
228. S. Siegm, Freih. ron Herbenieim a. s. W. Ton Friedr. Adeimßg,
S. 151. Auch oben S. 163.
— 187 —
38.
Paulus J o V i u s.
1537.
Paolo Giovio, Bischof von Como, ein gelehrter Italiä-
m^ gewöhnlich Paulus Jovius genannt ^ss^ gehört zwar nicht
eig€iitiich zu den Schriftstellern ^ die selbst Reisen in Rnssland
gemacht^ und diese beschrieben haben: wir verdanken ihm aber
ein fiir seine Zeit sehr wichtiges Werk über Russland^ zu welchem
er die Materialien aus einer sehr authentischen Quelle schöpfen
konnte, und deswegen durfte ihm hier nicht gut eine Stelle
versagt werden. Er befand sich nämlich um das Jahr 1523
aRom, als dort ein Gesandter des GrossRirstcn Wassily IV
Iwanowitsch eintraf, der an den Pabsl Clemens VII geschickt
worden war 230^ um die Gesandtschaft zu erwiedern, welche
Üeser Pabst kurz vorher in der Person des Paolo Gen turione"*
oich Moskau abgefertigt hatte. Dieser Gesandte hiess Dmitry,
oder Demetrius, und scheint ein sehr unterrichteter und ge-
wandter Mann gewesen zu sein, der schon früher von seinem
Herrn als Abgeordneter an die Höfe der Könige von Dänemark
229. Die sämmtlichen Werke des Paulta Javius erschienen zu Basel,
1578 in 6 Theilen, in Toi. S. über seine Schriften Eöert's bibhographüchee
Lejncom l, 898, wo übrigens sein Werk über Russland fehlt. In seinen geschicbt-
Ncbeo Werken scheint er bei seinen Zeitgenossen nicht gerade den Ruf der
strtttfsten Wahrheitsliebe gehabt zu haben. JoviuB historiam icripni, sed mom
mhqwe m$eadacu sMispictome, heisst es von ihm in einem Briefe des Hugo Biotims \
t. äie iiandtchriflen der K. K. nofhihliothek in Wien von Joseph Chmely Wien
1840, Ed. L S. 197. S. auch Beckmanns Liter, d. alt. Reisebeschr. I, 515.
230. Sein Beglaubigungs - Schreiben befindet sich in der Raceolta dt
, Vol. U. fol. 160.
231. S. oben Seite 177.
— 188 —
und Schweden ; des deutschen Heermeisters und des Kaisers
Maximilian geschickt worden war. Jovius musste auf Ver-
anlassung des Pabstes die nähere Bekanntschaft desselben suchen^
und aus den Unterhaltungen mit ihm schöpfte er eine Menge
von Nachrichten über das damals noch so wenig bekannte Russ-
land und die vornehmsten Städte desselben^ über die Bildung
und Sitten der Russen ^ und über die Erzeugnisse ^ den Handel
der Russischen Provinzen; ferner über die Tataren, welche das
Land gegen Süden und Osten umgaben, über die neueroberten
Provinzen gegen Norden und Nordosten, kurz über tausend Ge-
genstände, die. seinem Zeitalter neu, uud dem Oberhanpte seiner
Kirche wichtig waren. Alle diese Materialiei) stellte Jovius
in der Folge in lateinischer Sprache, welche auch das Mittel zn
seinen Unterredungen mit dem gelehrten Russen gewesen zo
sein scheint, zusammen, und machte sie unter dem Titel: De
Legatioue Basilii Magni Dacis Russiae ad dementem VII
Pontificem bekannt, ein Werk, das mit ausserordentlichem
Beifalle aufgenommen, mehrmals abgedruckt, und in verschiedene
Sprachen übersetzt wurde.
Die verschiedenen Ausgaben des lateinischen Originals
sind folgende:
Pauli JoTÜ de legatione Basilii Magni Prinei-
pis MoscoTiae über, in quo Moscovitarum religio,
mores etc. describuntur. Basileae, 1537. fol.
Pauli Jovii de legatione Basilii, Magni Mosco« *
viae Ducis ad Clemenfem VII Pontifieem Max. Com-
mcntarius. Basileae 1545. fol. Ibidem 1551 fol.
Wieder abgednfckt in den Ausgaben von Herberstein^s
Commentar. Rer. Moscovit, Basileae 1551. fol. p. 158-
175. Antverpiae, 1557, 8°. p. 165-178. Basileaft, i571.
Ibl. p. 156-177.
— 189 —
Pauli Jovii Liber de Moscovitarum Lcgatione.
bi der dritten Ausgabe des Orbis noYUs regionum et in-
mdamm veteribus ^ncognitaram, Herragii, 1555.
Panlli JoTii, Novocomensis, de legatione Basilii
Magni, Moscoviae Ducis, ad dementem YII Pontif.
Mmx. Commentarins, in quo MoscoYitarum religio et
■lores describuntur. Basileae 1557. fol.
Abgedruckt in den Rerum Moscoviticarum Scrip-
toribns, Basileae, 1600. fol. p. 118. sq.
Zu dem Werke des Jovius scheint ursprünglich auch
eine Karte bestinunt gewesen zu sein. Er sagt nämlich im
Anfimge desselben: Regionis primo Situs pressa brevitate
describetur et in tabula typis figurabitur. Eine solche
Karte ist aber bei keiner Ausgabe dieses Werkes zu finden.
Uebersetzungen.
Italianische:
Operetia della Ambasciera de' Moseoviti, tradotta
di latino. In Venegia, 1545. 8"^.
Relazionc delP Ambasciaia spcdita da Basilio
Gran l>uca di Moscovia al Papa demente VII. Di
Paolo Giovio. Venezia, per Bartolomeo detto Tlmpe-
rador, 1545. 12°.
Paolo Giovio da Como delle Cose della Moscoriaa
lii referte da Demetrio ambasciadore di Basilio Duea di
MoseoTia a Papa demente Settimo. A Alonsignor
öoranni Ruffo Areierescoro di Cosenza. In Raccolta
^iRarausio. Vol. II. fol. 131a-.137.
Paolo Joyio dell' Ambasciata spedita da Basilio
Gran Duca di Moscoria al Papa demente VII. In
^enezia, 1583. 8°.
Deutsch:
Des ehnrürdigen Pauli Jonij ron Comcn eygei
liclie Bcschreybung ron Basilij ^cs GrossfUrsten
Moskauw Legation vnd bottsehaft, so er Bapst Clemei
des nammens dem siebenden zugeschieket In PanI
leon's deutscher Uebersetzung von Herberstein's Werl
Basel 1563. fol.
Wunderbare Moscoviter Historien^ in welchen c
(reflichen grossen Land Renssen samt der Hauptstt
Moskauw und anderer namhaftigen umliegenden Fi
stenihum und Stettcn Gelegenheit, Religion und s
zahmer Gebrauch, auch des erschröcklichen Groi
flirslen zu Moscau Herkommen, raenliclie That4
Gewalt und I^ndsordnung auf das flcissigst ordern
eben begriffen, so aflcs bisher bei uns in toutsct
Nation unbekannt gewesen, Tcrtentscht nnd in Dro
verfertigt durch Heinrich Pantaleon. In Pantaleo
deutscher Uebersetzung Ton Herberstein, Basel, 15
fol. Ebbend. 1567, foL
Die Aloscowitische Chronike, das ist, eine grüi
liehe Beschreibung des mächtigen und gewaltig
Grossfürsfen in der Moskau, samt derselben Fürst«
thumb und Länder, auch des treflichen Landes
Reussen, von ihren Herkommen, Religion, Sitlen n
Gebräuchen, desgleichen ihre Schlachten, Kriege u
männliche Thaten, erstlicben durch den hochgelahrl
Hrn. Jovium, desgleichen durch den Wohlgebom
Hrn. Sigmund Fryherrn zu Herberstein selbst pcrsi
lieh erfahren, und folgends dnrch den EhrenFes
und Hochgelahrten Hrn. D. Pantaleon männiglieh
I
— 191 —
Unit aus dem Lateinischen zw Teutseh gebracht.
Frankfart a. M. 1576. fol. Ebendaselbst 1579. fol.
39.
Thomas Schroue.
1546.
In der Königlichen Bibliothek in Berlin befindet sich eine
Handschrift von 150 Blättern in folio^ mit deutschen Lettern
geschrieben von Thomas ScAroue, welche den Titel fiihrt:
Einn Russisch Buch. Der Verfasser scheint als Kaufmann
im Jahre 1546 in Russland gewesen zu sein; er spricht vor-
läglich von der Art^ wie man den Russen verkaufen und von
ihaen kaofen soll u. dgl.
40.
Graf von Eberstein.
1550.
Gra/* ton Eberstein und Johannes Slembergj von
denen sonst weiter nichts bekannt ist, als dass der lelztere schon
früher einmal in Russland gewesen zu sein scheint 232^ wurden
von dem Pabste Julius III im Jahre 1550 nach Moskau ge-
schickt, um den Grossfursten Iwan Wassiljewitsch zum Frieden
ttil dem Könige von PoJen geneigt zu machen, und zugleich,
oder vielmehr vorzuglich, an der Vereinigung der orientalischen
Kirche mit der occidenlalischen zu arbeiten, für deren Gelingen dem
232. Es heisst nämlich in der ihnen ertheiltcn Instruction: quod Saneti-
^ Sua — ex Joannis Htembergii procurationc cn^norerit, Serfnitatem
^« — Saero tanclae Apostolieae ae Latina« Bccieiiae snbseribere etc.
— 192 —
Grossfurstcn der Königs -Titel versprochen werden sollte. Das
Original der ihnen ftir diese Reise ertheilten Instruction befindet
sich noch in der Vaficanischen Bibliothek Arm. V, Gas. 4. No. 12,
und fuhrt dort die Aufschrift: Instruetio Jiilii III Ponlifieis
Maximi, qua breTissinie oslendilur quod illustrissimus
Comcs ab Eberstein et Joannes Sterobergius Suae
Sanctitatis nomine cum Magno Moscovitarum Duce
agere debcant. Der innere Titel giebt aber den Hauptzweck
ihrer Sendung genauer an^ durch den Zusatz: Et de eondi-
tionibus quibus Serenitas Sna quoat in Ecciesiae Rih
roanae eommunioncm recipi et regiis insignibus ornari.
Es wird den Gesandten in dieser Vollmacht unter andern auf-
getragen ^ dem Grossfurstcn^ der hier Alagnus Volodome-
riae et MosCoviae Dux genannt wird, zu sagen: ,,DerPabst
;, trage vorzuglich deswegen eine so väterliche Liebe zu ihm,
;,weil er gehört habe, dass Se. Durchlaucht, ganz nach dem
,,Beispiele seines Vaters Basilius, der heiligen Apostolischen
,, Kirche zugethan, und geneigt sei, sich und seine Unterthanen
„mit derselben zu vereinigen; dass Se. Heiligkeit zu Gott belo,
„ein so heiliges Vorhaben zu einem glücklichen Ende zu fuhren,
„und das von freien Stacken kogfimende Schaf nicht zurückweisen,
„sondern vielmehr als ein lange ersehntes mit offenen Armen
„aufnehmen werde, wobei er keinen anderen Zweck habe, als
„die Ehre Gottes, die Erweiterung der heiligen Kirche, und das
„Seelenheil des Grossfürsten und seiner Unterlhanen."»" Daran
233. Die Worte des Originals lauten also: Idqae ob hane polissiMsa
causaio, qiiod Saiictitas Saa, tarn ex Sacrao Cacsareae Majesfatiii qaaai
Rrvemidisiiiini Cardinalis Janrnsis et aliorum lilleris ad i|i9:ini in hoc
iiri^otio scriptis, quam ex Joannis Stembergii proeorotione cognorerif. Sercni«
tateni Suam patrh» Sui Basüü laodandao memoriae realigiia InsiateBtc»
— 193 —
iaätpll der Pabst nun natürlich die Bedingung^ dass der Gross-
mit P^len/Livland und allen andern christlichen Staaten
festen und ewigen Frieden schliessen^ und dagegen seine
Macht wider die länderverwfistenden Tataren und die
Tflrken, diese hartnäckigen Feinde des christlichen Namens
wendea möge; n. s. w. Ueber den Erfolg der Bemähungen d^r
fibsUichen Gesandten ist weiter nichts bekannt ^ als was wir
MS der Geschichte wissen. Die väterliche Absicht des römischen
OberUrlen wurde auch diessmal nicht erreicht; Iwan Wassil-
jewitsch kannte Lockungen dieser Art viel zu gut^ und hatte
sie vidleicht manchmal selbst zur Erreichung politischer Zwecke
gebraucht^ um sie für etwas anders zu nehmen ^ als sie wirklich
war^L Der Gesandtschafts-Bericht des Grafen von Eberstein
kefindet sich ebenfalls handschriftlich in der Vaticanischen Bibliothek^
mA ich bin vielleicht so glücklich ^ ihn in die oben erwähnte
Sammlnog ungedruckter Materialien zur altern Russi-
lehen Geschichte mit aufnehmen zu können.
^•eroiaaetae Aposlolicae ae latinac Efclesiae sobscribcrf, ae sesc, modo
<iN afqmae coodilionea proponautur, et qnod membrum ejn» iaaeipi, regiis-
1*« nsi^jbus ornari dcbeat, certo confirmetur, una cum aubditia suis ei
*^ita^re relle , in quo qiiidem tam »aiicto proposito , ut Deua Optimns
'taaas 8nam Seren itatem, quo boe ad opiatnm finem eum ano. omiiiom-
^ Chriatianoram aomno commodo , otilitate atque tranquiUilale reliciti*r
''^«cere qnral, eonfirmel, Serenitatem Snam aedulo oraturnm, ae ovem
^ veaieatem ooa modo non nfglectoram, sed tanqaam deaideratiatfimani
*^ BMuiiboa amplecloraai, adeoqne in loto negotio scse ita eabibiluram,
^ rtt ipta teafefur, Snam Sanctitatem omnino ano runetam ofBeio, <*l in
*^ ^Kiboa nibil aliad quam Dei Orouipotentia gloriam, 8acrosaiic(ae
"^l'iUe propagationrm, ae ipaiua Dneis, et subditonim suornm eommunrni
**^tai animanim aalnlem apeetaaaa et qnaeaiiase.
13
— 194 —
41.
Der imgenaimte Verfasser der
Relazione dell' Imperio di Moscovia
1553.
In der Vaticanischen und Vallicellischen Bibli
in Rom^ so wie in den literarischen Schätzen des Brittis
Museums und der König!. Bibliothek in Berlin^ be
sich ein handschriftlicher Bericht über Russland ^ velchei
Titel führt:
Relatione delF Imperio o Ducato di Mosei
oder^ wie er in der Vallicellischen Abschrift von
neuem Hand lautet:
Relazione degli grandissinii stati, richozze, f«
religione, go?eriio, ordiui militari anlichi e mod
del Potenfissimo Imperadore et Gran Duca di Mosci
et un Diseorso del modo di ritornare le speziari
trafieo de^ Italiani^ ancbe conlro volonte de^ Spagi
et Portogbesi.
Der Verfasser dieses Berichtes hat sich nicht gei
und möchte auch wohl schwer zu ermitteln sein. .So viel
indessen aus demselben hervor^ dass er im Jahre 1553 in 1
land gewesen sein muss^ da er pag. 20>'« sagt; Iwan ^
silje witsch CK^b. 1530) sei damals 23 Jahr alt gewesi
234. Ich fQbre den Bericht nach Abschriften an, die ich von der
cettiBchtfH und Lomdoner Handschrift vor mir habe.
235. Eine andere Angabe findet sich p. li, wo es, bei der Beschf
von Moskau heisst, ein gewisser Baameister aus Bologna habe daselbst «
Jahren scbOne Kirchen erbaut. Bier ist von dem berühmten ^riUci^letA
oder eigentlich Rudoifo FhravMli, aus Bologna, die Rede, der nach ^
— 195 —
Femer erhellt aus dem Werkeben , dass der Verfasser ein Ve-
■oiaiief war^ der mit dem Plane nach Russland k«m^ den indi«
«dien Gewärzhandel auf einem neuen Wege, nämlich fiber
Astrakium und Moskaa, nach Venedig zu fuhren, und dass der
Grossf&rsl seine Absiebt begänsfigen zu wollen schien. Dieser
hatte Bimlich, wie yiir pag. 38 erfahren, schon früher grosse
Pteise fär die Entdeckung eines neuen Handelsweges aus Indien
Iber Rassland ausgesetzt, weil er dadurcli seine Einkünfte be-
teleod zu vermehren hoffte, und die Gewärze, die seine Unter*
ihaiieii in grosser Menge verbrauchten, ihnen wohlfeiler zu stehen
^>« Der Verfasser hat sich nur sehr kurze Zdt in Russ-
an^ehalten SS'', scheint ab^ doch im Dienste des Gross-
ftnten gewesen zu sein, denn äberall, wo er von diesem spricht,
icont er ihn unser.**«
Der Verfasser holt übrigens, nach Art der alten Chroni-
kii, beim Anfange seines Berichtes weit aus; er sagt nämlich
f 3, ehe er zu seinem Vorhaben schreite, Russland zu schildern,
sdieme es ihm nicht unpassend, die verschiedenen Meinungen
1474 in den Dienst des Grossfursten Iwam Wa99iljewiiaeh trat, wo er
KU Jakre itng als Ingenieur, Artillerist, Baukönstler und Münzmeister von einer
MMrordentlichen und höchst nutzlichen Thätigkeit war. Er blieb 1482 vor FelUn
hUriind, dessen Belagerung er leitete. Die obige Angabe ist nickt ganz genau
■i ur als eine runde 2^1 anzunehmen , da von Ari$ioieis9 Todesjahr an ge-
i*(bet (1553) 71 Jahre verstrichen waren.
236. 0 nostro Imperatore per facilitar un tal viaggio hk proposto premj
mtetmi, sperando, aprendoli la via, di far un corsivo viaggio mediante il
P^k cresceria grandemente il datio et le gabelte, oltre che per il picciolo pretio
^ s«oi Moscoviti s'accommodaranno di speciarie che gran quantitk ne consumano.
237. p. 29. In questo poco di tempo che qui mi trovö.
238. z. B. p. 20. quelle mosiro grand* Imperatore ö nominato Zuane di
^^; p. 26. Giovanni mctirc Imperatore; p. 33. Li Polacchi a »oi congiurati
■• *. w.
13'
— 196 —
der froheren und jetzigen Menschen über diese Welt zu zeig
damit man daraas abnehme^ dass alles^ was er in seiner Sdb
vorbringe^ möglich sei. Nach der Beschreibung der versch
denen Zonen kommt er dann p. 6 auf Russland; von cl
er verspricht; Dinge >** zu erzählen^ die vielleicht früher
gehört worden sind. Der Umfang desselben erstreckt sich m
ihm von den Altären Alexanders des Grossen ; in der Nfihe
Quellen des Tanais^ bis an das Ende der Erde. Das Land
fruchtbar an Getreide^ Weiden^ Wachs und Vieh, wird im So
mer oft überschwemmt und ist voller Moräste. Der Hercyi
sehe Wald; sdirecklich zu schauen ^«o^ bedeckt einen grosi
Theü von Russland; wird aber jetzt schon etwas ausgehan
Die Gränzeii Moscoviens sind: gegen Morgen die ScytheU; Je
Tataren genannt; gegen Abend Preussen^^t und Livland;
wo das Sarmatische Meer sich durch die Meeren]
des cimbrischen Chersonesus in einem halbmondförmig
Kreise gegen Mitternacht ausdehnt; gegen Mittag die .Tatai
am Palus MaeotiS; und um den Boristhenes und TanaiS; Rossla
Qa Rossia) und Lilthauen. Es giebt übrigens zwei Russla»
ein grosses gegen den Hercynischen Wald zu, das andere; na
an den Ufern des Flusses Asiat sehe (Asiace); dicht an Pol
und Siebenbürgen. Diess Land war früher von Polen; Geb
DacierU; und Bastarmen'«« bewohnt; und der Name Russla
kommt daher; weil ein Theil von Litthauen das niedere; n
239. Coso bellp.
2V0. Gia orribile a gnardar.
241. Brusia,
2V2. Bm^^men, die Btuiermen des PMemmemT Nadi ihm ein geni
nischp<( VolX an der Nordseite des Berges Karpalus lings der ganzaD Provl
Daciea.
— 197 —
ier andere das obere weisse Russland hiess^ welches sich
dn Rossen unterwerfen musste. Gegen Mittemacht trifft man
4to kliten Menschen der Welt an, die Schab ani (Ciabani)^
#i fair zaUreiches Volk, die Stegai^ welche viel Ruhm haben,
dfe Hegai; und gegen das Hircanische Meer die Dshacatai
(Giacatai); die berühmtesten aller Tataren. Der Ursprung der
Rmsco wird von den Livonen und Tataren ^ welche die Wolga
bewohnten >«*, abgeleitet; diess sind Namen der Goten, welche
die bsel Island >««; oder Scandinavien, vor mehr als tausend
Jahren bewohnten^ und unter Totila's Anführung^ der bei den
Moscowiten so beräbmt war^ wie bei den Venezianern, die Stadt
ad das Reich der Römer ilrevelhaft zerstörten. Sie hiessen
ftibar Mandoki^ wie sie auch Ptolemaeus noch nennt; seil
aber der FlusS; der bei der Hauptstadt Moscoviens vorb^esst,
dea Namen Mosco angenommen hat, wird die Stadt Moscovia
geaannt, und davon heissen die Bewohner Moscowiten.
So weit geht die Gelehrsamkeit des Verfassers, dessen
Leicht^äubigkeit und Unwissenheit gegen die Nachrichten seiner
berfliunten Vorgänger und Landsleutc, eines Barbaro, Conta-
Hni u. a. traurig abstechen, und um so mehr aufTallen mässen,
ds zu seiner Zeit schon Herberstein 's classisches Werk über
Rossland in's Itali&nische übersetzt war.
Nun folgt die Beschreibung dessen ^ was er selbst in
Rossland gesehen ^ und erfahren hat. Das Land brachte weder
Cold, Silber und Edelsteine, noch Kupfer, Eisen und Blei hervor;
Wohl aber Pelzwerk, das zu ausserordenflich hohen Preisen ver-
243. Che babitavano la Vul^a.
24). la einer Römischen Handschrift steht iriaitdio.
— 198 —
kauft wurde; seitdem \7eichliche und eitle Männer aller
Lfinder es zu ihrem Staate nicht mehr entbehren
konnten. Femer aUe Sorten Getreide und Frflchte; HanstUero
aller Art^ und Wachs und Honig im Ueberfluss. In den Wfldfffn
giebt es scheusliche wilde Bestien^ besonders gegen Preussen zu,
wo man ungeheure Bären findet^ die den Ochsen
gleichen^ und Bisonti genannt werden^^i^ femer grosse
schwarze Wölfe"«, Elendthiere (l.ozzi)«*'' u. a. m. Dam
werden die Gestalt und Lebensart der Russen, ihre religiösen
Ceremonien, Hochzeitsgebränche, Begräbnisse, Zeitrechnong, Ge-
tränke"«, Vergnügungen und Spiele beschrieben.
Vorzüglich beredt ist der Verfasser des Berichts in dem
Lobe von Iwan Wassilje witsch. „Unser Grossfllrst und
;,grosser Kaiser, sagt er, ist 23 Jahr alt, ischön von GestaK,
,,und von Gemflth edel und grossmüthig. Durch seine seltenen
„Tugenden, durch die Liebe seiner Unterthanen zu ihm, vand
j^duTct seine grossen, in so kurzer Zeit vollbrachten Thaten ver-
„dient er jedem jetzt regierenden Fürsten gleichgestellt, wo nicht
„vorgezogen zu werden. Zu den ausgezeichneten und berfihm-
„ten Siegen seiner Vorfahren hat er noch eigene grosse und
„herrliche Siege gefügt. >«» Er hat die Livländer geschlagen^
245. yOrsi grandissimi soiniglianü a Tori, li quali chiamano BisonU."
246. „Lapi di pelo negro spavenlosi et smisurali."
247. j,Fiere somiglianli a cervi, ma con il griflb et le gambe alte senxa
„gionlura, li quali cbiainano Lozzi.^ Nach dem Russischen Namen des Elend-
thiers: Jlocb
248. ;,Usa il popolo cerla bevanda di miele e Inpino quäle meschiala
„nelli vasselli si fa piü nobile; usano la birra el la cervosa falta di fonnento,
„spella et orzo, el imbriacano quelli che ne bevono senza discrettione, come
„fö il vino.«
249. Der Sonderbarkeit wegen setze ich den Grossfurstlicben Titel her,
um zu zeigen, was der Ifaliäner und seine Abschreiber dartns gemacht haben:
— 199 —
«die 22 Stftdte in ihrem Bändnisse hatten »^•(?3; dio
•«Titftren, die Kasaner und andere. Die Gesetze^ nach denen er
«Iril der grOssten Gerechtigkeit Ober sein ganzes Reich herrscht
j^Mll legiert *Bt^ sind dem Lande eigen und einfach '»^^ und
«Wilden so gut beobachtet; dass es Niemanden erlaubt ist; sie
yBU falschen Erklärungen und Schlauheit ^s» zu verdrehen. Sie
«bekgen die Räuber^ Mörder und Uebelthäter mit gewöhnlichen
«Strafen^ und foltern die Schuldigen ^ wie es sich gehört. ^^^
«Der Grossfürst spricht mit allen^ wie mit Hausgenossen^^B^ mid
ybdiandelt auch alle so; er speis't öffentlich mit seinen Baronen^
«md zeigt in seiner königlichen Mcüestat sehr edel Milde und
«Menschlichkeit. Er hat gewöhnlich keine Wache um sich; weil
«cfie Bewohner seiner Residenz ihm zur Wache dienen.*»«
«Unser Kaiser ;^ heisst es weiter; ^^der. noch jung ist^ hat sich
«durch das Lesen der Römischen Geschichten und anderer
«Historien; auch durch den Rath von vielen Deutschen und
«Polnischen Kriegsleuten; die Römer zum Vorbilde genommen.
«Er hat seine Leute nach französischer Art bewaffnet; und da-
;, durch und mit Hülfe seines Geistes die ifvildesten und furcht-
;, barsten Feinde überwunden." Die damalige Kriegsmacht des
^Giovanni di Basilio, Iniperatore e Dominatore delle Russie, grand Daca della
gNoMrovia , Smolengo, Kteria, Luconia, Permia, Bulgaria, Dominatore e gran
^FriDcipe di Novegradia, Bossa, Germigionia, Dalmia, Volontachia, Hecovia; Bolcna,
^Boslooia, Flatlocavia, Bologeria, Obdomia, Comdimia.^
250. „Che trahevano seco 22 cittä a confederazione.*'
251. ,,Regge e governa." Also das moderne rhgme et goueerne,
252. „Leggi proprii semplicemente fatti.''
253. „Sottiii inCelletti.''
254. „Tormentano i rei debitamente."
255. „Domeslicamente."
256. „Percli^quelli della ciUä reale bene et fedelmeote Tanna la guardia.'
— 200 —
Grossfürsten war sehr bedeutend; es befanden sich in derselben
unter andern 3000 Mann schwer Bewaffnete; 10^000 leidite
Reiterei; 20^000 Schützen zu Pferde »''^ 30^000 Annbrmt*
Schützen 26»^ und der Verfasser sah während seines kunmi
Aufenthaltes in Moskau^ zwei völlig ausgerüstete Heere ^ Jedes
100;000 Mann stark.
Nachdem der Verfasser noch einige unglaubliche Dinge
von seinen übrigen. Reisen erzählt hat; z. B. dass er an der
Küste der Normandie einen Seemenschen ; in Norwegen einen
zwanzig Fuss hohen Jüngling von dem wilden Volke der Set-
triponi gesehen u. s. w.; schliesst er seinen Bericht mit einer
Uebersicht der damaligen politischen Lage der Dinge ; und mit
einer sehr merkwürdigen Nachricht von der neuen Religion/ die
zu jener Zeit TigraneS; dessen Mutter eine Christin war^ in
Asien lehrte^ und die sehr viele Anhänger fand.
Die oben angeführten Abschriften^»* dieses Berichtes sind
übrigens alle sehr fehlerhaft; besonders in den Namen der Ras-
sischen und anderer nordischen Länder.
42.
Richard Chance Hon
1553_1556.
Das Jahr 1553 machte Epoche in der Geschichte des
Handels von Russland und hatte den wichtigsten Einfluss auf
257. „Cbiamati Aluali (?) che viene a dire uccisore d'oomini.''
258. „Archibugieri all' usanza de' Saizzeri."
259. Von dem erwähnlen yalUcellUchen Codex besitzt die Bibliothek des
Romänzov'scheii Museums eine neuere Abschrift unter No. 120.
— 201 —
poKtiscben Beziehungen zu dem übrigen Europa. In diesem
fiäirte der Zufall den englischen Seefahrer Richard
CtmmeeUar nach Archangelsk^ und machte ihn im eigentlich-
Mi •Sinne f&r das Ausland zum Entdecker eines weiten Ge-
hMas des nördlichen Russlands. Der Seefahrer Sebastian
Ctbott d. j. hatte nimlich dem Könige von England^ Eduard VI^
im Vorschlag gemacht^ mehre Schiffe zur Entdeckung eines
BOidöstlichen Weges nach China und Indien durch das Eismeer
anazorfisten^ und Eduard; welcher eifersüchtig auf die neuem
Msm der Portugiesen und Spanier war^ gab gern seine Ein-
wfiliguBg dazu. Drei dieser Fahrzeuge^ the Bona Confidentia;
tke Bona Speranza und the Edward Bonadventura,
segelten am 20 Mai 1553 unter dem Befehl von Hugh Wil-
longbby aus England ab. Das erste dieser Schiffe litt sehr
1 yM durch Stürme, und war genöthigt^ wieder nach England zu-
ikk zu gehen. Mit dem zweiten lief Willoughbie in den
Vhss Arzina, an der Küste des Russischen Lapplands «««^ ein,
iro er überwintern wollte , jedoch mit allen seinen Leuten der
Üllc unlerlag.2«i Nur das dritte Schiff, the Bonadventura,
voD Richard Chancellor geführt, gelangte nach vielen Ge-
hren, in das Weisse Meer, und lief in die Bucht von St. Ni-
colai dem Erzengel, einem kleinen Kloster an dem westlichen^
Ausflösse der Dwina, ein^ wo nachher die Stadt Archangelsk
•Dgelegt wurde. Auf die Nachricht, die von der Ankunft der
Münder nach Moskau kam, befahl Iwan Wassiljewitsch
^ Fremden auTs freundlichste zu behandeln, und lud den
260. Zwischen Kola und dem Vorgebirge Swötoi-Noa.
261. S. Copie of a note found in a Ship, tehich tciniered in Lappia,
"^ Wiiloughhtf and all hi$ Companjf died. 1553. lo Hakiuyt Collection,
VtLL
— 202 —
Anführer derselben ein^ selbst nach Moskau zu konunen^ wo er
mit vieler Auszeichnung aufgenommen wurde. VkamceUor
kehrte im folgenden Jahre mit einem Schreiben des Grossfärsten
an die Königin Maria^ und mit den vorzä^chsten Beweisen
von der Bereitwilligkeit desselben ^ mit England in ein nfiheres
Verhällniss zu treten, in sein Vaterland zurück. Im Jahre 1555
ging er im Auftrage der von Sebastian Cabota neu gestifte-
ten Nordischen Handels-Gesellschaft mit einer reichen
Ladung zum zweitenmale nach Russland^ und fand; wie Mher
die beste Aufnahme in Moskau ^ und einen sehr vortheilhaften
Absatz für seine Waaren. Als er im folgenden Jahre seine
Rückreise antrat^ schickte Iwan Wassiljewitsch den DJak
Ossip Grigorjewitsch Nepea als Gesandten mit^ um die
Königin von England seiner Freundschaft zu versichern^ und die
Verbindung mit ihr noch fester zu schliessen. Chancellof^i
Schiff wurde aber an der Küste von Schottland zertrümmert^
und er selbst fand sein Grab in den Wellen. Das Meer ver-
schlang die kostbaren Geschenke ^ welche der Grossfürst der
Königin schickte^ und alle Waaren^ welche die Brilten in Rnss»
land eingetauscht hatten. Nur der Russische Gesandte rettete
sein Leben, und setzte seine Reise nach London fort^ wo er
mit grosser Auszeichnmig empfangen und behandelt ^ und dam
1557 mit reichen Beweisen der Zufriedenheit der Königin wieder
in sein Vaterland entlassen wurde.
Die Folgen der neu begründeten Verbindung zwisdieiu
Russland und England waren für beide Reiche sehr wichtige
Russland^ dessen Handel bis dahin in den Händen der Hansa war^.
eröffnete sich für seine Erzeugnisse einen neuen, bedeutendei^
und gewinnreichen Abzugs und England konnte nun zur Se^
dem nördlichen Russland unmittelbar seine Waaren zuführen^
und sich durch das Reich seines neuen Verbündeten mit Persiei3
— 20$ —
wad aadeni am Casplschen Meere liegenden Lfindern in nähere
Htaideb-Verbiodung: setzen.
Das Nähere über die Geschichte dieser merkwürdigen
Btfdeekmig und ihre Wirkungen findet man in folgenden Schrif-
m:
Haklujfs Collection etc. Vol. L p. 259
Mflller^B Sammlöng Russischer Geschichte, Th.
Vn, p. 432 ff.
Forster's Geschichte der Entdeckungen im Nor-
den^ p. 315.
Von der ersten Ankunft der Engländer und der
Errichtnug ihres Handels in Russland. In dem St. Pe-
lersb. Journal, K Bd. p. 83—104. 139—174. 220—237.
Beckmann's Literatur der ftltern Reisen^ Bd. IL
p. 199. ff.
ChanceUor's Reisen nach Russland sind übrigens ans-
Hhriidi beschrieben in folgenden Werken:
Anglorum Navigatio ad Moscovitas, auctore
demente Adamo. In Renim Moscovitic. Scriptor.
p. U2— 153, wo Chancellor's Ankunft in Archangelsk be-
schrieben wird.262 Dasselbe Schriftchen findet man auch in
Respnblica Moscoviae auct. Boxhornio, Lugd. Bat
1630. 16^
The first Voyage for discoverie with three ships,
»et forth under the Charge of Sir Hugh Willoughby,
Knight, in whieh he dyed, and Moscovia was disco-
^cred by Captaine Chancellor. In Haklujt's Collection.
Voll. p. 243, und bei Purchas, Pilgrimes. Vol.ffl. p. 211.
262. Dieser Aufsalz wurde hier nach einer Handschrift aus Frehet^B
^yothek zuerst abgedruckt.
— 204 —
Clementis Adami Nora Angloram ad BfoscoYitas
Navigatio 1553, quam sab auspiciis Hugonis Willow-
beji, classis pracfecti, et Ricbardi Caneeleri, NaFarchae,
tempore Johaniiis Basilidis et Richard! Angloram Regis
suscepta. Ebend. p. 270.2«3 Ist zweimal ih's Russische über-
setzt worden: in den Ore^ecTB. SanBCKH, 1826. XXVII.
p. 368,XXVin. p. 83. und 177, und von Tarnawa Boritschews-
ky in dem ^ypaaji'b MoHBCTepcTea l]apo4H« üpocB'kiii*
1838. Okt. n. 2. p. 35.
Yoyage of Richard Chancellor, Pilot Bli^ory the
first discQverer by Sea of the Kingdom of Bfoscovia
a. 1553. Ebend. p. 280.
The first yojage for discoverie by Captaine
Chancellor. In Purchas his pilgrimes etc. Vol. BDL
p. 211. sp.
Some Additions by Clement Adam — from the
mouth of Captain Chancellor. Ebendas. *p. 221 und bei
Purchas Vol. m. p. 221.
Norden, oder zu Wasser und Laude im Eine
und Sitee, mit Verlust Blutes und Gutes zu Wege
gebrachte, und fleissig beschriebene Erfahrung und
Vorstellung des Norden u. s. w. von Rudolff CapeL
Hamburg 1678. 4"^. p. 226.
263. Wahrscheinlich ist aach diese Schrift in der Rmuia §em JffotcwvM,
Lugd. Bat. 1630. 16'' gemeint, wo es p. 101 heisst: ^mglut fmidmm, qmm
McripHi de MoBCOvia anno 1554.
— 205 —
f
43. \/
HansSlitte.
1554.
Hans SliUe^^*y aus Goslar gebürtig; kam 1547^ man
weiss nicht auf welche Veranlassung ^ nach Moskau ^ erlernte
bald die Landessprache ^ und wurde ; seiner mannigfaltigen
Kenntnisse wegen^ dem Grossfürsten Jwan Wassilje witsch
bekannt^ der viel Geschmack an ihm fand^ und sich gern mit
tun von den Fortschritten unterhielt; welche die Wissenschaften
mA Künste in Deutschland machten. Er that ihm am Ende
dfsi Vorschlag; als Russischer Gesandter in sein Vaterland zu
reiseU; und nicht nur Aerzte, Apotheker; BuchdrudLcr, Hand-
werker und Kunstler; sondern auch alter und neuem Sprachen
kundige Gelehrte; und selbst Theologen von dort nach Russland
n bringen« SUtle zeigte sich willig dazU; wurde mit Geld und
SopTehlungs- Schreiben reichlich versehen; und trat im J. 1554
seine Reise nach Deutschland an. Er unternahm es gerU; sagt
Kiramsin^«»^ dem Landesherm und Russland diesen Dienst zu
erweisen ; begab sich zu Kaiser Karin V; der sich auf dem
Reichstage zu Augsburg befand, und überreichte ihm Iwan's
Schreiben wegen seiner Aufträge. Der Kaiser aber holte dar-
über vorher die Meinung der Reichsstande ein; diese berath-
tagten langC; und bewilligten endlich den Wunsch des Gross-
lärsten; jedoch unter der Bedingung; dass sich Slitte im Nanfen
Iwan 's eidlich verpflichten musstC; die angenommenen Gelehrten
S. 37
264. kvLck SekJUiy SchlilU, und SchUtUm genannt.
265. Ge^ekiekU det Rtanicken Reick$, deutsche Uebersetxung. Bd. >1L
und KfinsUer nicht aus Russland in die TOrkey zu lassen^ und
überhaupt ihre Talente nicht zum Nachlheile des Deutschen
Reiches anzuwenden. Darauf erhielt er von dem Kaiser die
schriftliche Erlaubnisse in Deutschland taugliche Männer mm
Dienste des Grossiiirsten anzd^^erbeU; und fand auch 123>«%
mit denen er sich anschickte^ Ober Lübeck nach Russland zo
gehen. Da stiess er aber auf unerwartete Hindernisse; die nei-
dische Politik der Hansa und des Livländischen Ordens vereitel*
teilen seinen Plan. Da diese nämlich fürchteten, dass Russland
durch Aufklärung noch mächtiger und für die ihm benachbarten
Staaten gefährlicher werden könnte, so wirkten sie durch alleriei
Vorstellui^en den Befehl aus, dass Slitte in Lübeck angehalten
und in's Gefangniss gesetzt wurde. Hier blieb er anderlhaS)
Jahr, während welcher Zeit der GrossIÜrt in völliger Ungewiss-
heit über ihn blieb. Denn ein Doctor der Rechte Johann
Zegender, den Slitte in Lübeck willig gemacht hatte, einen
Brief von ihm nach Russland zu bringen, \\iirde in Livland
angehalten, und ein Kaufmann, Namens Arnold Pein, den er
ebenfalls mit einem Briefe abschickte, und der, um sicherer zu
gehen, den Namen Slitte* s angenommen hatte, war bei seiner
Ankunft in Moskau als ein Betrüger behandelt und gefangen
gesetzt worden. 2«'' Es glückte endlich Slitte" fij sich selbst in
Freiheit zu setzen, und nun schrieb er an den König von Däne-
mark, Christian m, und bat ihn um sicheres Geleit durch
seine Staaten, um nach Russland zurückkehren zu können.
266. Gadebtiwh in s. Lhiämd. Jahrb. sagt sogar: gegen 300.
267. Während Si$Ue'$ Haft hatten sich seine zahlreichen, Für den Dienst
des Grossiiirsten bestimmten Reisegefährten zerstreut und nur wenigen tob ihnen
gelang es, nach Russland zu kommen, wo sie eine sehr gute Aufiudune nnd
vortheilhaAe Anstellungen fanden.
— 207 —
Dieses Schreiben befindet sich noch in dem Königlichen
AicUve in Copenhagen und iät merkwürdig genug; um dem
Verfosser desselben hier eine Stelle unter den Schrülstellem über
te altere Russland einzuräumen. Bäsching giebt von dem-
selben in seinem Slagaizin für Geographie und Gescbichtev
1k Vn. S. 299 nähere Nachricht. Slitte sagt darin: „dass
,er Yon dem allergrossmächtigsteU; Durchlauchtigsten Fürsten
,and Herrn; Johann^ Grossfursten der Russen Muskowithen^
ginit schriftlicher Commission und Befehl nach Deutschland ab-
sgeTertiget li^ordeU; in Meinung ^ etliche Doctoren und Gelehrte
,in göttlicher Schrifll; den Rechten und andern freyen Künsten
,wohl Erfahrne Männer; auch sonst allerley geschickte Hand-
, Werks -LeutC; zu bewerben und aufzubringen. Vnd da selben
yin Mnsskewilhen hochgedachtem seinem gnädigsten Herrn
,der ausserhalben etzlichen Ceremonien in den hauptartiklen
ider Christlichen Religion mit uns gar ubereinkomt; auch nach-
finalen durch gelerte Leutte sich mit der Catolischen und
, Apostolischen Kirchen gäntzlich zur Vereinigung gebracht wer-
,den könte. Ihre grosse weitstreckende Lande vnd leute
,wahrhafiliger Christlicher Religion und löblicher policey Ordnung
3, erbauen vnd ziehen, ohne Verzug zuführen vnd ins Land brin-
„gen solle. ^ Diesem Befehle zufolge habe er sich nach Augs--
borg begeben; dem Römischen Kaiser seine Vollmacht vorgezeigt;
und von ihm die Eriaubniss erhalten; solche Personen allent-
halben; wo er sie finden könnte ; es sei im Reiche; oder auch
in den Erbländem des Kaisers ; anzunehmen und nach Russland
XU führen; er wäre auch zu dem Ende mit einem sicheren Ge-
lege, von dem er eine beglaubigte Abschrift beifüge; versehen
worden. Wie er mit diesen Leuten nach Lübeck gekommen;
um mit ihnen zu Wasser nach Narva zu gehen, hatten die
Lübecker; damit die angenommenen Personen sich veriaufen
möchten^ wie anch geschehen^ ihn ohne alle Ursache in's Ge-
ßngniss geivorfeo^ sehr äbel behandelt^ and einige KaiserUcbe
Commissions- und Geleit-Briefe abgenommen. Da es ihm aber,
nach einer anderthalbjährigen Gefangenschaft ^ geglflckt zu ent-
fliehen^ so bitte er den König, ihm ein sicheres Geleit zu er-
theilen^ damit er ohne weitere Gefahr nach Russland zurflck-
kommen ; und seinem Herrn von dem Vorgefallenen Bericht
abstatten könne.
Slitte's Sendung nach Deutschland muss übrigens schon
im Jahre 1550 bestimmt und vorbereitet gewesen sein, denn
es findet sich in dem Päbstlichen Archive in Rom, Arm, V.
Gas. 5. No. 12 ein Schreiben mit der Aufschrift: 1550. De
Depufatione Johaunis Schlitten a Joanne Magno Hos-
coviae Diice in Gerraaniam pro adducendis Tirin
eruditis atqiie artiflcibus. Ebendaselbst befindet sich audi
ein Schreiben des Pabstes Julius m aber das von Sliiie zn
seiner Ruckkehr nach Russland von dem Deutschen Kaiser er-
betene sichere Geleit, unter dem Titel: De salvo condnctn
Johann! Schlitten concesso redeunti ad Joannem
Moscoviae Ducem, qui cum sibi adducendis hominibus
doctis, nee non ingeniosis arlificibus oninis generis
in Germauiam miserat.
Siitte kam endlich nach mancheriei neuen Abentheuem
im Jahre 1557 wieder nach Moskau zurück; von dieser Zeit
an weiss man aber nichts mehr von ihm, als dass er dem Gross-
i&rsten von Zeit zu Zeit mit höchst ausschweifenden Projecten
lästig wurde.
— 209 —
44.
Steven Burrough.
1556.
Steven Burrough j oder Burrowe, wie sich der
Nune bei Hakluyt auch findet^ hatte schon 1553 Richard
CkiBcellor^ auf seiner ersten Reise nach Archangelsk, als
Master, oder Obersteuermann, begleitet, und wurde im Jahre
1556 von der Englischen Handels - Gesellschaft abermals auf
eioe nordische Entdeckungs-Reise ausgesandl. . Das Schiff, welches
ihn ZQ dieser Fahrt anvertraut wurde, hiess Searchthrist
(Soehstreben). Er ging um das Nord-Cap, dem er auf seiner
ersten Reise diesen Namen gegeben hatte, kam nach Kola und
Switoj - Noss, ging am Ob ans Land, wo er von den
Smojeden feindlich empfangen wurde, lief in die Mündung der
Petschora ein, und erreichte endlich No^aya-Semlia und die
Meerenge Waigats.»«« Die früh eintretende Kälte und das
hinfige Eis hielten ihn ab^ weiter zu gehen; er überwinterte
daher in Cholmogori^ und kehrte dann im folgenden Sommer
nach England zurück.
268. Die Meinungen über den Ursprung der Benennung IVaigats sind
ffhr Terschieden. Gewöhnlich erklärt man sie aus dem Holländischen tcaairn,
weben, blasen, und gai, ein Loch, eine Enge, als teaigai^ eine Sturmenge. Da
aber Bmrrough diese iMeerenge schon Waigals nennt, ehe noch die Holländer
sie gesehen hatten, und die Engländer diesen Namen auch schon vorfanden, so
ist es wahrscheinlich, dass er anderen Ursprung^ ist. Der Holländer Barem
fasd m Nowaya-Semlia, aar einer der Meerenge nahgelegenen Landspitze einige
fescbnilzte Bilder, weswegen er sie auch J/goden-hoekf Abgötter-Bucht nannte.
Danns sucht Fonier in seiner GetchicMe d. Enid. und ScM/JT. im Norden,
p, 318. Note, zu folgern, dass der Name WaigaU Slavonischen Ursprungs sei,
BBd Ton dem Worte wayal (ßa^mhy schnitzen, in Stein hauen) herstamme. (?)
14
— 210 —
BurrougKs Reise - Bericht findet man in der grossra
Sammlung von Hakluyl unter folgendem Titel:
The Navigation and Discoveiy toward the
river Ob, madc by Master Steven Burrongh in the
yeare 1556^ and bis royage from Colmogore to Ward-
house 1557. In Hakldyt's Navigations, Vol. L p; 274.
Bemerkungen dazu von seinem Reisegefährten Robert
Johnson ebendaselbst unter dem Titel:
Certaine Notes writteh by R. Johnson , whieh
was witb Steven Burrowe in the Serchtrist 1556. fai
VoL I. p. 283.
45.
Richard Johnson.
1556. 1558. 1565.
Der Engländer Richard Johnson begleitete im Jahre
1556 den eben angeführten Steven Burrough auf seiner nor*
dischen Entdeckungs - Reise ^ und lieferte Bemerkungen 2a dem
Reise*Berichte desselben unter dem Titel:
Certaine Notes writlen by R. Johnson^ wich wa«
with Steven Burrowe in the Serebtritft. >•• 1556. Bei
Hakluyt, Vol. I. p. 283. sq.
Femer: The landing of Richard Johnson among
the SumoSds. Ebendas. p. 316.
Einen Auszug aus. diesen Nachrichten JoknsmCM gab
N, Witsen.
Kort bogrip nit de aentckeningen Tan Richard
Johnson^ welke in den Jure vyftien bouderd xes en
vyftig is iiit gcwecst, tot ouldckkinge van Waigats en
2<)9. S. oben.
— 2H —
Smyrn Zemla, gemclt in de Engelscbe Reis - besehry-
Twgeii ran Riebard Hakluit. In Noord- en Obst-*Tar-
tMrye*'^ p. 928. ff.
Im Jahre 1558 befand sich Richard Johnson bei
ABtbony Jenkinson auf seiner zweiten Reise durch Russland
«Bd die Bacharey^ und brachte von derselben Nachrichten über
da Weg der Caravanen nach China mil^ die er zu Buchara
aas dem Munde verschiedener Personen aufgezeichnet hatte.
Den Bericht äbec diese Reise findet man abgedruckt in folgen-
den Werken :
Certaine Notes gatbered by Richard Johnson,
which was at Bogar with M. Anthony Jenkinson^ of
the reports of Russes and other Strangers of the
wayes of Russia to Calbeya, and of divers and stränge
people. Bei Hakluyt; Vol. I. p. 335.
Riebard Jobnson's notes and observations of
the eeV'eral ways from Russia to Cathay over land, in
m letter to Henry Lane resident in Wologda. Ebendas.
Append. p. 316. •
Auch in dem Reeueil des Yoyages au Nord, bei
dem dort abgedruckten Yoyage d'Ant. Jenkinson, T. IV.
p. 509.
Sieben Jahre später finden wir JBie^ari/ JbAn^on wieder
in Russland, und zwar an der Spitze einer neuen Expedition,
weiche die Londoner Handels - Gesellchall zu einer abermahgen
Reise nach Persien ausgerüstet hatte. Seine Begleiter waren
Alexander Kitchin, der zu Schamachie starb, und Arthur
Edwards^ aus dessen Briefen die näheren Umstände dieser
270. S. oben Seite 35.
i4*
— 212 —
Unternehmung bekannt geworden sind. 21 i Die Reise ging am
15 Mai 1565 von Jaroslawl aus nach Astrachan^ und von hier
zu Wasser nach Nisabet, von wo sie dann mit dem besten
Erfolge zu Lande nach Schamachie und Casbin fortgesetzt imrde.
Die letzten Nachrichten aber diese Expedition in Edwards
Briefen sind aus Astrachan vom 16 Juni 1567 datirt.
The thirdc Yoyage into Persia, begaen in tke
jeere 1565 by Riebard Johnson, Alexander Kilsehin»
and Arthur Edwards (in Briefen von dem letzteren). Bei
Hakluyl, Vol. I. p. 354.
46.
Sebastiano Cabota.
1556.
Der Name dieses berühmten Seefahrers s^' muss hier
angeführt werden^ nicht weil er wirklich eine Reise nach Rose-
land gemacht hat^ sondern weil ihm eine solche Reise zage-
schrieben wird. Cahota war übrigens ein sehr merkwflnfiger
Mann^ der in beständiger Thätigkeit ein so hohes Alter errmdile,
dass man häufig angenommen hat^ die unter seinem Namen
bekannten Reisen müssten wenigstens von zwei versdiledenen
Seefahrern gleichen Namens gemacht worden sein. Seba$Uam0
Cahota wurde 1*475 in Venedig geboren^ und folgte noch sehr
jung seinem Vater ^ Giovanni^ nach London^ wo dieser im
Jahre 1496 von dem Könige Heinrich Vn f&r sich und
drei Söhne das Recht erhielt^ unter Königl. Flagge mit
271. S. Müller'9 Sammlung RttuüeAer GeicMekie, Bd. VO. S. 45^-460.
272. Der bisweilen auch Gavoia geschrieben wird.
— 213 —
auf Entdeciuingen auszulaufen. Sebastiane machte seint
Reise als er 22 Jahr alt war; er entdeckte auf derselben
New-Foundland; und war ungefähr bis zur Chesepeak-
Bai in Virginien gekommen^ ^J& ihn Mangel an Lebensmitteln
•filhigtet wieder nach Eqgland zurückzukehren. Er ging darauf
im Sptnisdie Dienste , und kehrte endlich nach mehren Reisen
ISkSj 73 Jahr alt^ nach England zurück; wo er von Eduard VI
fir schon erwiesene und noch zu erweisende gute
Md annehmliche Dienste als Pilot -Major angestellt
wurde. Hier entwarf er nun den Plan^ nordostwfirts einen
Weg nach Kathay und Indien zu suchen^ und es fand sich zur
AosfBhrung desselben bald die schon oben erwähnte Gesellschaft
voo Kaufleuten zusammen ^ deren Oberhaupt er wurde^ und mit
deren Schiffen unter andern Chancellor nach Archangelsk kam.
Audi bei der Abfertigung von Burrough war Cafto/a^ in dem
Att^ von 82 Jahren 2''3^ noch sehr thätig und besuchte selbst
das Sdiiff desselben. Wahrscheinlich ist er auch bald darauf
gestwben, da sein Name nachher weiter nicht vorkommt. 2^*
Unter dieses Sebastiano Cabota's Namen nun findet
■an bei Ramusio eine See-Reise nach Russland; mit dem
TKel:
Navigazionc di Sebastiano Cabota ncUa Mosco-
ria nelli anni 1556 e 1557. In Ramusio's Raccolta,
T. n. p. 212, aber erst in der Ausgabe von 15^3.
Nach den oben angeRihrlen Umständen von dem Leben
Cmboia's ist wohl gar kein Zweifel , dass er in den Jahren
1556 und 1557, also als ein 83jähriger Greis^ wohl nicht mehr
273. Er wird bei liakltryi auch ihe good nid genilemam genannt.
274. S. For$ier'$ Guch. d. Enid. und Schif. im Aorden. S. 310-318.
— 214 —
eine See-Reise nach Russland wird unternommen haben,
müssle also ein anderer Seefahrer desselben Namens diese R*
gemachl haben» wie zwar Bergeron annimmt^ was aber i
unwahrscheinlich; und worüber auc|) durchaus nichts bekannt ist. !
natürlichste aber ist wohl anzunehmen^ dass der spätere Hen
geber der Raccolta di Ramusio einen Irrlhum begangen,
dem Berichte über die in den angefahrten Jahren untemomme
Reisen des Burrough und Jenkinson den berühmten Naj
des Oberhauptes der Gesellschaft vocgesetzt habe^ auf d(
Kosten die Schiffe jener Seefahrer ausgerüstet worden war^
47.
Anthony Jenkinson.
1557. 1558. 1561. 1566. 1571.
Anthony Jenkinson war fünf Mal in Russland^
unternahm alle diese Reisen in Handels - Angelegenheiten,
zwar meistens in Geschäften der oben erwähnten Englischen
Sebastian 0 Cabota gestifteten Gesellschaft.
Die erste Reise machte Jenkinson unter der Kön
Maria im Jahre 1557 nach Moskau^ wohin er den im Anfi
desselben Jahres von Iwan Wassiljewitsch mit Chance!
nach England gesandten Ossip Grigorjewilsch Nepea
rückbegleitete. Die von ihm selbst beschriebene Reise I
den Titel:
The first royage madc by Master Anthony J
kinson from tbe city of London toward the Land
Russia, wbere Osep Gregoriwiebe Napea, first Amt
' 275, S. Di Marco Polo e degH allri Fiaggiaion FeneuUmi et
Dissertrtziome M Ah, D. Piacido Zuria, T. IL p. 274—286 und p. 391.
— 215 —
ui§r from the Emperor of Moscoria to Queen Narie
n» transported into bis conntry a. 1557. With a
hrge description of the manners of his country, anno
«957.
Diese Beschreibung befindet sich in Haklayr» Collec-
liti, Völ L p. 310. fi., und in Purchas Pil^riines, Vol. Ol.
pi222.
Ueber die Räckreise des Russischen Gesandten enthält
fie angeführte Sammlung auch noch einen besonderen Bericht;
QOler der Aufschrift: Yoyage wherein Ossip Napea, the
Hoseorite Ambassador, returned home 1557.
Bei Hakluyt findet man auch eine Art von allgemeiner
Anleilong (ur die im Jahre 1557 nach Archangelsk gehenden
Englischen Schifle unter dem Titel: Instruction for the ships
passing 1557 toward the bay of S. Nicolas in Russia.
Die zweite Reise machte Jenkinson im Jahre 1558
20 Lande durch Russland nach der Bucharey, um einen Land-
weg nach Indien zu finden^ zugleich aber auch^ um einen be-
dentenden Waaren- Vorrath, den er mit sich führte, vortheilhaft
inzubringen. Er erhielt von dem Gross(ursten Iwan Wassil-
Jewitsch Empfehlungs-Schreiben an alle Fürsten, die er unter-
weges trelfen würde, vcrliess Moskau am 28 April, und kam
im 14 Juli in Astrachan an. Von hier ging er zur See nach
Mangos law, an der östlichen Küste des Caspischen Meeres,
und von da mit einer Caravane nach Buchara. Die Reise war
beschwerlich und mit vielen Gefahren verbunden, und da Jen-
kinson seine Waaren fast ohne Vortheil verkaufen musste, weil
Buchara mit dergleichen über Aleppo und Smyma reichlich ver-
sehen war, so räth er seinen Landsleulen ab, ahnliche Unter-
nehmungen zu machen. Er ging nun auf dem nämlichen Wege
— 216 —
0
wieder nach Mang;aslaw zurück, von da zur See nach Astra-
chan^ und kam am 2 Sept. in Moskau an, wo. er sich diessnai
eines vorzüglich guten Empfanges von Seiten des Grossfärsten zu
rühmen hatte. Denn er brachte 25 Russen aus. der Gefangen-
schaft von Buchara mit, führte 6 Gesandte von dort, und aus
Balch und Urgentsch mit sich, und wusste ihm viel merkwürdige
Dinge von Ländern zu erzählen, die damals noch sehr wenig
bekamit waren.
Auch diese Rßise beschrieb Jenkinson selbst unter dem Titel:
Yoyage made from the Citie of Mosco in Rassia,
to thc Citie of.Boghar in Bactria^ in the yearc 1558.
By Anthony Jcnkinson.
Man findet diesen Bericht ebenfalls in Hakluyt's Samm*
lung, Vol. I. p. 324 f., und in Purcbas Pilgrimes^ VoL m.
p. 231.
Eine lateinische Uebersetzung desselben unter dem
Titel: Jenkinsonii Descriptio Rnssiae, Moscoriae et
Tariariae, Sydneo dcdicata, Londinil562, wird angeführt
in Lippenii bibliotbeca pbilosopbica.
Französisch:
Voyage d^Antoine Jenkinson pour döeoorrir
le cbemin de Caibay par la Tartarie en 1558. Im vier-
ten Theile des Recueil des Voyages au Nord.
Navigation de Jenkinson. In Thövenot Relation
de divers voyages eurieux, T. I. p. 17 — 40:
Holländisch^ im Auszuge:
Verhael uit de Reis - Bescbry ving van Antonis
Jenkinson, Engelsman, om t'ontdekken de weg na
Kafay door Tartarye, over 't Buebaren en Vsbekken
Land. In Nikolnes Witsen's Noord- en Oost-Tiirtaryen»
p. 346. f.
-. 217 —
Deutsch in Sammlung aller Reistebesebreibungeiiy
Bd. VIL S. 520. f.
Die EDglische Handelsgesellschaft richtete non ihr Aogen-
«erk auf eine unmittelbare Handels-Yerbindong mit Persien^ nnd
wtiiHe abermals Jenkinson, um eine Unternehmung dieser Art
JB leiten^ und so trat er im Jahre 1561 seine dritte Reise
meh Rusäland an. Die Köm'gin Elisabeth versah ihn zu der-
selben mit Empfehlungs- und Schutz-Briefen an den^ Grossfürsten
von Russland und den Schach von Persien ^ die englisch und
lateinisch abgefasst waren. Der nach Moskau bestimmte befindet
sich in Hakluyt's Sammlung^ Vol. I. p. 359 unter dem Titel:
Letter of Queen Elisabeth to tbe Emperor of
RossiH reqnesting safe conduct for Master Anthony
Jenkinson to pass throngh Rnssia into Persia, 1561.
Ebendaselbst befindet sich auch eine Rcmembranee
giren hy thc Governors, Cousnls and Assistent« of the
Company of Marchants trading into Rnssia to Anthony
Jenkinson^ 1561.
Jenkinson machte diessmal die Reise zur See nach
S. Nicolas oder Archangelsk ^ wo er am 14 Juli anlangte. Bei
seiner Ankunft in Moskau ^ am 20 August^ wurde er von dem
Grossfiirslen wieder sehr gut empfangen ^ und musste bis zum
17 April 1562 dort bleiben. Bei seiner Abreise ^ die er in
Gesellsphaft eines aus Russland in sein Vaterland zurückkehren-
den Persischen Gesandten antrat^ erhielt er von Iwan besondere
Aufträge fiir verschiedene Punkte seiner Reise ^ die nun zuerst
m Lande nach Astrachan ging. Dort schiffte er sich ein^ und
kam nach einer beschwerlichen und stürmischen Fahrt nach
Schabran, wo das Fahrzeug ausgeladen wurde, und von wo er
dann mit seinen Waarcn zu Lande über Schamachie, Ardebil
und Tebris nach Kasbin ging, wo der damalige Beherrscher von
— 218 —
PersieO; Sohach Thamas^ sich aufhielt. Jenkinson blieb
den ganzen Winter in Kasbin^ konnte aber den Zweck seiner
Unlernehmung nicht erreichen. Auf der Rückreise war er indes-
sen glücklicher; er fand nämlich in Dshewat eine sehr goto
Aufnahme, und erhielt für die Engländer einen Freiheits- Brief
von dem Khan Ab du IIa für zollfreie Handlung in seinen Staaten.
Dieser benutzte auch die Gelegenheit^ und schickte mit Jenürm-
8on einen Gesandten an Iwan Wassilje witsch^ um in nähere
Verbindung mit ihm zu treten. In Schamachie erwartete ihn ein
Bote des Königs von Georgien ^ der^ von Türken und Persem
gedrängt^ sich unter Russischen Schutz begeben wollte, und ra
erfahren wünschte, ob sein Vorhaben von dem Grossfürsten gut
aufgenommen werden würde. Jenkinson rieth ihm sehr dam,
und veranlasste auf diese Art die Verbindung und das spfttere
Verhältniss zwischen Georgien und Russland. Jenkinson kam
am 30 Mai 1563 zur See wieder nach Astrachan^ und von da
am 20 Aug. zu Lande nach Moskau.
Auch diese Reise beschrieb er selbst unter dem Titel:
The second Yoyage of Anthony Jenkinson from
London into the Land of Pcrsia^ pnssin&; in bis Jonr*
ney through Russin, Moscovia and Marc Caspium,
being begunnc a. 1561.
In Hakluyt's Colleetion, Vol. I. p. 365.
Ueber diese Reise s. Müller's Samml. Russ. Gesch.
Bd. Vn. S. 451—457.
Eine vierte Reise nach Russland machte Jenkinson
im Jahre 1566^ und erhielt auf derselben von Iwan Wassil-
je witsch ein besonderes Handels-Privilcgium für die Englische
Gesellschaft. Auch diese Reise i§t von ihm beschrieben unter
dem Titel:
— 219 —
The third«''« voyage of Anthony Jenkinson into
Rnssia in the jeere 1566 with the privilege granted
hy the Emperor of Rnssia to the English Merehands
ef tbat Company obteined the 22 Sept. 1567 by A.
Jenkinson.
Bei Haklnyt, Vol. I. p. 397.
Endlich kam Jenkinson im Jahre 1571 zum fanften
Male nach Rnssland^ und zwar diessmal als Gesandter der
Königin Elisabeth. Sein Bericht aber diese Reise befindet
m€b ebenfalls in Haklnyfs Collcction; Vol. I. p. 426 unter
dem Titel:
The Toyagc of M. A. Jenkinson , Arobassador
from the Qneen Elisabeth to the Emperor of Russia
and his proeeeding from the time of his arrival, there
being the 26 of July 1571, nntill his departnre from
thence the 23 Jnly 1572.
Jenkinson entwarf auch eine Karte aber seine Reisen
längs der Käste des Caspischen Meeres, die sich in Ortelii
Thesaurus Orbis Terr^mm befindet. S. aber diese Karte
Müller's Samml. Russ. Gesch. Bd. VII. S. 437. f.
Nach dieser Karte wurde eine andere entworfen und
berichtigt; die den Titel führt: -
Carte du vcl^age par terrc et par mer fait par
Antoine Jenkinson d'Astracan rers la Tartarie et au
retour jusques daus Aloseou, dressie sur scs mimoi-
res et reetifiee par diverses obscrralions post^rieures;
de noureau mise au jour par Pierre van der Aa.
Sie befindet sich im Atlas nouveau et cnrienx des plus
eelibres Itineraires, ä Leyde par Pierre ran der Aa.
276. EigenUicii die vierte.
V
— 220 —
lieber Jenkinsori's Reise sehe man auch:
Historical account of Discoreries and Trarels
in Asia from thc earlicst ages to the prescnt time, by
Hngh Murray^ Edinburgh, 1820. %"". Vol. I. p. 331-334.
48.
. Christian Hildebrandt
1559.
Einlaitiger und knrzer Bericht^ was dem Herni
Herrmaun, Bischoff und Herrn des Stißs Derbt in
Liyland nach Abtretnng des bemeldeten Stifls eilend-
halben begegnet und zugezogen worden, durch Chr.
Hildebraudt, eilendt in der Moskau Ferfasst und sa-
sammen gelesen, anno a rederopto mundo 1559 den
15 Tag Januarii.
Dieser Bericht, von dem bis jetzt weiter nichts bekannt
ist^ befand sich ehemals handschriftlich in der Bibliothek des
Grossfiirsten Constantin Pawlowitsch in St. Petersburg^ unti»r
den MSS in 4'>^ Band 30^ S. 43—109; und ist wahrscheinlich,
als der grösste Theil derselben im Jahre 1837 als Geschenk an
die Universität von Helsingfors kam^ mit den übrigen Hand-
schriften derselben dahin gewandert. Die Erzählung geht übri-
gens bis zum 12 Januar 1559 ^ jedoch scheint das Ende zu
fehlen; auch finden sich in der Mitte einige Lücken.
Der hier erwähnte Herrmann war der durch seänen
kriegerischen MuUi berühmte Herrmann Weiland, aus Wesel
gebürtig; der letzte Bischof von Dorpat, das im Jahre 1558;
am 19 Juli; nach einer sehr kiuzen Belagerung von den Russen,
unter der Anführung des Fürsten Peter Schuisky, genommen
— 221 —
nd gegen allen Gebrauch der damaligen Kriege ^ sehr schonend
behandelt morde.*'''' Die nidit immer so glückliQhen Einwohner
Doipat durften diessmal frei wegziehen^ wohin sie wollten^
der Bischof wurde auf Befehl des Grossfürsten als Gefan-
nadi Moskau geführt^ wo er auch bald nachher in Kum-
starb.
Dun und seiner vermeintlichen Verrätberei wurde nun die
ganze Schuld des Unglücks der Stadt zugeschrieben^ aber der
ehrliche Ba 1 1 h a s ar Rä ss o w^ ein Zeitgenosse jener Begebenheit,
giebt die Ursache desselben ganz anders an. ,De orsacke
„aiierst^, sagt er in seiner Lyfflendischen Cbronica*''^
S. 65, yworämme de Stadt so lichtlick ys aflhendich Cahhfindig,
„Vieren) geworden, ys^ dat de Borger tho Dörpte ere Stadt
yvor gewalt gar nicht beuestiget hadden, und in dem langwy-
„ligen frede nicht eins daran gedacht, dat ydt ein mal vedder
^vnfrede werde konde, \iid ere beste buwerck in dem frede ys
9 gewesen, eigen nät, gyricheit, pracht vnd houardt, freien vnd
^sopen in statliken Kosten, Kindelberen (Kindtaufen) vnd dage-
277. MaD findet die Bedingungen der Uebergabe bei A'aranuim, Gtaek,
de9 Rmu. iU$ck9, VII. S. 421.
278. Nye LjfOeiidiftche Chronica Vain anfanck des Cbristendoems
in Ljlllandl, beth rp disses Jar Christi 1578. Darin sonderlick Wat
aiek Iwiiisehen dem JMoseoffiter rnde Lyfllendem, de uegesten lwinti«b
Jar, her aneinander thogetragen : Truwiich beschrcaeo ist, durch Ballhasar
Rassowen Ilenaliensem. Thoni andermal Gedrücket, rnde mit etliken
Historien rorroebret. Rostork 1578. 12^. S. über diese Chronik, die letzte
▼o« LiTland, welche in plattdeutscher Sprache geschrieben wurde, folgende kleine
Schrift: Bmlhatar Hüstow, im Erinnerung gebracht von MTori Wilhelm Crtue
(Prtfofsor an dem actden. Gymaasio zu Mitau.) MiUm, 1816. 4^. Der Ver-
fasser handelt in derselben: 1) von der Person und den Lebensumstinden
4e§ Chronisten; 2) von der Sprache, worin sein Buch geschrieben ist; 3) von
4MB verschiedenen Ausgaben desselben; 4) von den Urtheilen der Geschichtsfor-
scher darflber; 5} von dem bhalte des Buches, mit Proben aus demselben.
— 222 —
^liken gastebaden (tägliche Gastereien). Vnde wowol se ein
„herlyke Archelye (Gewehre) vnd Geschütte in erer Stadt geKit
„hebben^ So was doch dar noch Wall, noch Posteyde (]Basiey),
„noch jennich Dwenger (Zwinger) gebuwet, dar man dat Ge-
„schütte vp gebruken konde, derhaliien ys datsüluige GeschAtte
„mehr dem Muscowiler, alse der Stadt, Ihom besten getäget
„gewesen.""*
Wer übrigens der Chr. Hildebrandt gewesen, der die
Leiden des unglücklichen Herrmanns niedergeschrieben, und
unter welchen Verhältnissen er in der Nähe desselben in Moskau
gelebt, darüber habe ich nichts ausfindig machen können, da
selbst der auslöhrliche Napiersky*»» völlig über ihn schweigt.
Wahrscheinlich ist er Secretair des Bischofs gewesen und hat
ihn in die Gefangenschaft begleitet.
49.
€! I a u s U h r o e.
1559.
Im Jahre 1558 sandte der König von Dänemark, Chri-
stian III, an den sich der Livländische Heermeisler Kettler
um Schutz gegen die Russische Uebermacht gewandt hatte,
Gesandte nach Moskau, um dem hart bedrängten Livland den
Frieden zu verschaffen, zugleich aber auch des Königs Ansprüdie
279. Nach A'aranuüi^t Darstellung jedoch, VU, S. 419—423, yerlkeidif-
ten sich die Einwohner von Dorpat sehr tapfer, and unterlagen nnr der Ueber-
macht der Rassen und der Klugheit Scktmky'a,
280. ForigeMiMiß Abkandimmg von ihUktdhtkgm GeBekiekiwtkreOerm;
eim iüermr ^ ki§iori9tker tmd Ubiiograpkiwcher Vertmeh «o« tfmi
Napienk^, MUam 1824. S"*.
— 223 —
md dieses Land 2« bewahren. Diese Gesandtschaft bestand aus
Cäms Uhroe^^^ zu Bielteberg^ WaydhlaffT Wobisser,
>■■^mMltt 2u Troyborch, Petter Bilde zu Suanholm und
Ikeromimus Thennenc^ Secretair und Dr. der Rechte. Sie
gingen za Wasser über Danzig nach Reval^ und von da zu
Lande nach Moskau^ wo sie 1559 am Palm-Sonntage ankamen.
Nach einem Aufenthalte von vier Monaten, während dessen sie nur
dnen halbjährigen Waffenstillstand f&r Livland bewirken konnten^
verliessen sie Moskau schon wieder^ und kamen im Juni dessel-
ben Jahres nach Copenhagen zurück.
Der von Claus UAroe deutsch abgefasste Reise-Bericht
beBodet sich in Copenhagen in der deutschen Canzley^ unter der
Aufschrift: Russische Acta de Ao. 1558 et 1559. Ihro
KSnigL May tt. Gerechtsame in Liefland betreffend^ und
ein Xuszug daraus in Büsching's Magazin, Th. YII. S. 300.
Unter den Geschenken^ welche die Gesandten für den
Grossiursten mitbekommen hatten, war auch eine kunstreiche
Uhr^ über welche in dem Berichte an den König folgender
merkwürdiger Umstand erwähnt wird: „DasZeigerwergk*^, heisst
es in demselben, „welches Inn E. Kö. Maitt. nhamen dem
^Grossfiirstenn vorehrelt, Ist erstlich angenhommen vnd demnach
,am dritten tage widderumb abgeschicket wordenn vnd angezeigt
^E. Kö. Maitt. freuntschafft seye dem Grossfurstenn lieb, das
^Geschenke aber sey Im als dem Christlichenn Keyser, welcher
,an Gott gleube, vnnd mit den Planeten vnd Zeichen nichts zu
281. In der dänischen Instruction steht Vkroe^ was aber nach damaliger
^c^reibart aoch Uhroe gelesen werden kann ; und dass dieses letztere richtig ist,
t^ tos der russischen Urkunde hervor , wo er Klaut Uhroe genannt wird.
^ ATaroamf GesckicAU det Rmss. Reicht , Th. VU. S. 484. Note 267. Die
^■^ Gesandten heissen dort: WouüMiüw Böhmer, PeUr Wil4ß und Mtero-
^9^^ .Themmerw oder Temetn,
— 224 —
;,schaffenn^ vndienlich^ begere dasselbige hinwiddenimb an E.
P^Kö. Maitl. zurücke zu bringen^ vnd solchs aber nicbst anders
;,als Inn guttenn zuuormerckenn vnnd viel zur entschuldigunge
;,Yorwenndenn lassenn.^
50.
Francesco Tiepolo.
1560.
Francesco^^^ Tiepolo ^ über dessen nähere Lebens-
umstände nichts bekannt ist^ ^urde im Jahre 1560 von der
Republik Venedig, als ihr Gesandter an den GrosstQrsten Iwan
Wassiljewitsch den Furchtbaren^ nach Moskau geschickt^
und stattete bei seiner Zurfickkunft der Regierung von San
Marco einen ausführlichen historischen und topographischen Be-
richt über Russland ab.
Von diesem Berichte sind folgende Abschriften band-
ijcbriftlich vorhanden:
Relazione dcUe eose di Moscovia fatta al Senato
Veneto da Messer Francesco Tiepolo , Tanno 1560.<*s
In der Barberinischen Bibliothek zu Rom^ und daraus in
dem Rumänzowschen Museum in St. Petersburg. Eine
Abschrift von derselben schickte Ciampi 1830 aus Florenz an
die Kaiseri. Akademie der Wissenschaften.
282. In einer Handschrift des Vaticanischen ArchiTS wird er woU wu
durch eine Abreviator, Frameo genannt.
283. In dem Berichte heisst es: E il pretente Daca d'asBi 30; ia
nun iwtm ffamüJntiUek 1530 geboren ist, so moss Thpoi^ im Jahn 1560 ia
Moskau gewesen sein.
— 225 —
Diseorso di MoscoTia quale si dice esser del
thaiM^ H^ Franco Tiepolo. In dem Vaticanischen
Archive.««« Eine wörtliclie Abschrift davon beßndet sich unter
dem nimlichen Titel in der Königl. Bibliothek zu Berlin.
Karratio historica de Moscovitico Imperio a
Tiepolo Oratore Veneto facta. Mit der irrthümlichen Jahr-
xaU 1566^ in der Bibliothek des Vaticans.^s»
Diseorso di MoscoFia fatto da Messer Francesco
llepolo. Mit der irrigen Angabe des Jahres 1432. In den
Archives du Roi za Paris.
Diseorso della MoscoTia. In der K. K. Hof- Bi-
bliothek zu Wien, Cod. Ms. No. 8707. Hist. prof. 171. foL
23—31. S. Die Handschriften der K. K. Hof-Biblio-
thek in Wien^ von Joseph Chmel, Wien 1840. Bd. I.
S. 519.
284. In dem handschrifUichen Codex Diplomatieus Rutheno-Moseoiri-
tievf, Mooomeutis e TaboUriij Vatieanis depromptis coDgestos corante
Marino ex Cojnitn>as Marini, eonindem Tabalariorom Praefeeto, 2 Voll.
fdL, welcher im Jahre 1840 durch den Kammerherm AUxamder von Tmrgemew
Sr. MaJestSt dem Kaiser überreicht wurde, ist diese Handschrift mit No. 47
Wzciciuiet.
285. In den handschriAIichen , schon von Karam$m häufig benutzten
Bztraits de la Bibliotbeqae da Vatican concf(rnants Ics Manosfrits qui
r«gar^«Bl Fhistoir^ de Rossie depnis Tan 1075 jnsqu' a Tau 1672, tir^ en
1790 poor le Roi de Pologne par Mr. TAbb^ Albertrandi, ist sie ui^ter
9lo. 31 angeführt. Diese Auszüge sind häufig wörtliche Abschriften, und bilden
«ioea sehr starken Folio-Band, ganz von A/bertraHHi'$ Hand. Der König Siamü-
imm schenkte diese Sammlung 1792 dem Russischen Gesandten in Warschau,
Bmlgmkow^ von dessen Sohne Herr Ales, von Turgenew sie erhielt, der sie
1840 dem Kaiser Nieolam überreichte. Sie ist, wie die in der vorhergehenden
Bfole erwähnte üformi'sche, der archäographischen Gesellschaft zur Bekannt-
fibergeben worden.
15
_ 226 •—
Alle diese Handschriften sind ziemlich übereinstimmend«
Der Anfang ist: ^Vii giä la Moscovia un Ducato fra i nolti
„nei quali era divisa la grandissima provincia di Russia.^ Das
Ende: ;,Mä occorrendo nell' awenire che si intenda qnalche oosa
„di piü^ che si potesse in questo discorso desiderare^ m'offerisco
;,pronlissimo di snpplire ad ogni parte con ogni maggiore acciH
„ratezza.*
Gedruckt ist dieser Bericht nach der Wiener Handsohrift
unter dem Titel:
Discorso della Moscoria. In B. ron Wiehmann's
Sammlnng bisher noch ungedruckter kleiner Schriften
zur altern Geschichte und Kenntniss des Russischen
Reichs; Berlin 1820. 8"". Bd. I. S. 363—398.
5i.
Henrie Lane.
1560.
The manner of Justice by lots in Russia^ writ-
ten by Master Henrie Lane, and executed in a contro-
Tersie betweene him and one Sheray Costromitskojr
in Mosco 1560. Bei Hakloyt, Vol I. p. 309.
Eine kleine Schrift aber einen unwichtigen Gegfenstand^
die hier nicht übergangen werden durfte.
52.
Alessandro Guagnino.
1560.
Alessandro Guagnino^**^ aus Verona^ scheint frtii
nach Polen gekommen und in Sigismund m. Dienste getrotoii
286. Häufig Guagmimi geschrieben; kommt auch als Gwmtdmi Tor.
— 227 —
sein, den er muh auf seinen Kriege und Reisen in einigen
von Rnssland begleitete. In sein» Beschreibang von
nntereeiduiet er sich selbst ab Conmiandant der
WMebsk.s*'' Er starb zu Krakau 1614, in einem Alter
VM 76 lehren. >•• €iuagnino schrieb in den letzten Jahren
iPM Iwan Wnssiljewitseh dem Furchtbaren^ und folgte
fal dorohgfingjg dem Werke Herberstein's, wo er mcbt
selbst als Augenzeuge sprechen konnte; i^eswegen auch aar
wemg eigenthämliche Nachrichten aber Russland bei ihm vor-
Seine Schrift^ habm äbrigens idle Bezug auf Russ-
nad messen deswegen hier angef&hrt werden.
I) Soffieiente e Tera diserittione de hitte le
re^Mi al Monarea di Moscovia soggette, de tntti i
Tartari rampestri etc. Aggicmtovi di pii i ftuti pven»
cipali, et la tirannide grande del moderno Monarea dE
MoMovia Giovanni Basiliade, fidelmente descritta di
Aleasaadro Gnagnino Yeronese, Capitano de' fiinti neUä
mcea di Witebska, ehe con la Blosconia cenfina. In
der Raecolta di Ramusio, Vol. II. Append. fol 59. sq.
Diess ist höchst wahi-scheinlich das* Original dieses
WerkeS;»von welchem bald darauf folgende von Guagnino
selbst verfertigte lateinische Uebersetzung erschien:
Omnium regionum Moscoviae Monarchae sab-
jeetarom, Tartarorumque Campestriam, arciam, eivita-
tani praeeipuarum , morum^ denique gentis religionis
et eonsvetudinis vitae sufGciens et vcra Descriptio.
207. Cmfämm V famli mtta reeea 4i rViiebtck; In s. Sarmaim
nennt er sich eque» amratui pedüumqtte frae/ectms,
288. S. oben Seite 10. ff.
13*
— 228 —
Anthore Alexandra Gaagnino^ Veranensi, Spirae t582.
4°. Ebend. 1584- 4^.
Wieder abgedrackt in Anctores Rerum MoscoYitic.
Francof., 1600. fol. No. VI. p. 154 sq., wo auf dem Titel
noch folgender Zusatz steht: Adjrncta praetcrea gests
praecipua^ Tyrannisque ingens moderni Monarchae
Mosehouiae^ Joannis Basiliadis^ nuper perpetrata^ rerm
fide descripta.
In's Böhmische übersetzt:
(Front. Faustyn Proch4zka) Weytah z Rronyky
Mozkewskö nekdu Latine od Alexandra Giragnyaa
sepsani, potom w Cesky gazjk prelozenö Matanase
Hosya z Wjsokiiho Meyta. Pridäna gest Zygmunda
z Herbersteina dwogi eesta do Mozkwy. (w Praze)
1786. 8^
2) Alexandri Gaagnini Sarmatiae Enrapeae et
Asiatieae descriptio^ quae reguam Poloniae, Liihaani-
am, Samogitiam , Russiam, MoscoYiam etc. continet.
Cracoriae, 1578. fol. und Spirae, 1581.s*» fol. Geht bis
zum Jahre 1580, und ist in sehr gutem Latein geschrieben.
Nach dem Zeugnisse von Braun, in der Biblioth.
Seriptor. Polon.^ ist eigentlich Stryikowski der Verfasser
dieses Werkes^ das er vorläufig zum Behufe seiner Chronik
entwarf, und in dieser auch mehrmals als seine Arbeit anf&hrt.
Guagnino soll es ihm entwandt und unter seinem eigenen
Namen haben drucken lassen. Starowolski schreibt in seinen
Werke: De centum Scriptor. Polen, jenes Buch ebenlUb
dem Stryikowski zu. Da übrigens die Chronik des Letztem bloss
Polnisch existirt, so ist Guagnino's Arbeit doch sehr branchbar.
289. In der Vorrede der Seripi. Her, Moteopä. p. 2. steht dvek
DmckfeUer 1381.
— 229 —
Der grösste Theil dieses Baches ist auch enthalten in
jwdten Theiie des folgenden Werkes:
Alexandri Gaagnini Rerum Polonicaram Tomi
Tresy qaorom primus omniam Poloniae Regum a Lecho
li Stephaniim Bathoream, tum principam Lithnaniae
IM gastaa, eomplectitur: adjecta recens historiamoi
ii nestram aetatem incidentiuni, continua narratione;
•ecnndua prorinciarum^ qaae uno Sarmatiae Eoropeae
nomine Tulgo yeniunt, chorographicam descriptionem
eentinet; tertins res singulariter a Polonis in Walachia
gestas, orationes et epistolas, seeptri Poloniei negotia
eoaeeraentes habet. FrancoC ad Moen. 1581. foL
In's Italiänische äbersetzt:
La descrittione della Sarmatia Earopea, 4el
drall. Alessandro Guagnino, Veronese, tradotta della
Utiaa Liogaa nel rolgare Italiano, da BarUiolomeo
Dionigi di Fano. In Raccolta di Ramosio^ T. n.
Polnisch:
Kronika Sarmacyey Europejski^y w ktörij si^
lanyka krölestwo Polskie ze wszystkiemi pahstwy
Xi^ntwj y prowincyami swemi^ tadziei tei Wielkie
Xifstwo Litewskie, Ruskie^ Praskie, Zmudzkie, In-
llantAkie, Moskiewskie y cz^^c Tartaröir przez Alexan-
dra Gwagnina z Werony hrabie pataeu fjateraiiskiego
rjeerza pasowanego. y rotmistrza J. K. Mci, pierwöy
roku 1578 po laeinie wydana, a teraz za^ z przyezy-
nieniem tych krolöw, ktörych w laciiiski^y niemaaz,
tadziei krölestw, paiistw, insut, ziem y prowincyi
ku t^y Sarmäeyey przyleglych etc. przez Marcina
Paazkowskiego za staraniem autorowym z tacihskiego
na polskie przetoibona Roku Paüskiego 1611. fol.
— 230 —
Abgedruckt in: Zbiör dzieiopisdir polskieh etc.
staraniem Fr. Bohomolca S. J. Warschan 1764 — 1768.
4^. Vol. fol. Im vierten Thefle.
Diese Uebersetznng geht bis zum Jahre 1610 und
begreift auch die Geschichte des polnischen Krieges gegen Russ-
land zu Gunsten des falschen Demetrius. Sie enthält dabei
die Portraits des damaUgen Russ. Staats-Secretairs Affanassij
Wlassiew^ des falschen Demetrius^ der Marina Mnisohek,
und des Zaren Wassilij Iwanowitsch Schuiskij.
Als Auszug aus diesem Werke ist anzusehen:
Alexandri Guagnini MoscoYiae descriptio. In den
Scriptor. Rer. Moscorit. p. 154. sq.j und der Respabliea
MoscoFiae^ auct. Boxhornio. p. 56—66.
3) Alexandri Guagnini de Russoram rdigione,
ritibus naptiamm^ fanerum^ ricta et restitn^ et de
Tartarorum religione et moribus^ ad Dar. Chjtraeiim;
Spirae 1582. 4^
Auch in Rerum Polonicaram Tomi Tres^ VoL IL
p. 392. sq.
53.
Eiler Hardenberg«
1562.
Eüer^^^ Hardenberg zu Mattorf^ Köni^. Hofindster,
vrurde nebst Jacob Brokenhusen, Jens Truelsen Vl/ktanä^
und Dr. ZacAarias VAeling, im Jahre* 1562 von don
Könige von Dänemark^ Friedrich 0^ nach Russland gesdiiokli
290. Auch Eller und EHn genanaf.
— 234 —
m ttit dem GrossfllrsteA Iwan Wassiljewitsch wegen eines
IHedeu xu milerhandeln. Diese Gesandten kamen am 6 Jnli
des nimlidien Jahres in Moskau an^ und der Friede wurde am
7 August in Moshaisk geschlossen. In demselben wurde nament-
lich m gegenseitiges Bändniss gegen Polen und Schweden ab-
gnacht und die Rechte Dänemarks auf EhsUand und Oesel
ÜKkshert.»«^
Ueber Hardenberges Reise nach Russland findet man
nihere Nachrichten in: Frederik II Krönike udgivet af P.
B. Resen. KiSbenharn 1680. foL S. 70. ff.
54. •
Thomas Aldcocke.
1564.
Thomas Aldcocke^ ein Factor der Englischen Handels-
Gesellschaft in Russland^ wurde von Anthony Jenkinson*»«^
nach seiner zweiten Zuräckkunft aus Persien, mit englischen
Waaren dahin abgererligt. Er trat seine Reise in Gesellschaft
eioes andern Factors^ Namens Richard Cheinie, am 10 Mai
1564»« von Jaroslawl an, und kam am 24 Juli nach Astrachan.
Von da ging er zur See nach Schirwan, kam nach Schamachie
and Kasbin, wo er seine Geschäfte mit glQcklichem Erfolge betrieb,
and wurde aur der Rückreise von persischen Räubern umgebracht.
291. & BMichmg^M Magtnin für GeicMchte umd Geographie, Th. MI
S. 301.
292. S. oben S. 214.
293. Hakluyij die einzige Quelle über diese Reise, nennt zwar das
Jahr 1563, diess muss aber wohl ein Druckfehler sein, denn Jenkineon selbst
triff erst den 20 Ang. 1563 wieder in Moskau ein.
— 232 —
Aldcocke's Reise -Bericht ist abgedruckt in Hakloyt'is
Sammlung Vol. I. p. 374. ff., bei der zweiten Reise von
Jenkinson.
55.
Arthur Edwards.
1565. 156S. 1579.
Arthur Edwards gehörte' ebenfalls zu den Factoreo
der Englischen Gesellschaft^ die von Russland aus Handels-Reisen
nach Persicn unternahmen^ und uns Nachrichten über die von
ihnen besuchten Länder hinterlassen haben. Er trat am 15 Mai
1565 mit Richard Johnson von Jaroslawl aus die Reise
an^ ging nach Astrachan und über das Kaspische Meer nach
Nisabat; Schamachie und Kasbin. In der letztem Stadt gelang
es ihm^ einen Schutzbrief (ur die Handlung der Engländer nach
Persien ohne alle Zoll - Abgaben^ zu erhalten. Er trat darauf
am 15 Juli 1566 seine Rückreise von Kasbin an^ hielt sidi
lange in Sdiamachie auf und befand sich erst im Juni 1567
wieder in Astrachan.
Die Begebenheiten dieser Reise hat Edwards in Briefen
an die Russische Handels-Gesellschaft in England gemeldet^ wo
sie^ zugleich mit seinen Vorschlägen zur Erweiterung der Ver-
bindungen mit Persien^ von Hakluyt in seine berühmte Samm-
lung aufgenommen wurden.
The thirde Yoyage into Persia, begun io the
yccre 1565, hj Richard Johnson, Aletander Kitchin^
and Arthur Edwards. Vol. I. p. 354 und in der j:weiteii
Ausgabe unter dem Titel:
Ccrtainc letters of Arthur Edwards written oot
of Russia, Media and Persia, to the Company of flie
— 233 —
M^se^oie merchants in London. Im Anhange des ersten
TMleS; p. 397. ff.
Im Jahre 1568 ontemahm Edwards mit verschiedenen
EagUndern eine Reise nach Persien, ebenfalls von Jaroslawl aus.
b ging wieder nach Schamachie und Kasbin, und kehrte auf
dw vorigen Wege nach Russland zurück. Diese Reise hat
iMrtmx Ckapmany einer seiner Gefährten, in einem Berichte
beedmeben, der sich ebenfalls bei Hakluyt, Vol. I. p. 413.
befindet.
I Von einer dritten Reise, die Edwards im Jahre 1579
I Dichte, wird weiter unten, bei der Erwähnung Christopher
I Barroagh's, Nachricht gegeben werden, unter dessen Namen
der Bericht darüber bekannt ist.
Ueber Arthur Edwards Reisen sehe man übrigens:
Mfillcr's Sammlung Russisefaer Geschichte, Bd. VII.
8. 458—462 und 469. ff.
Historical Account of Discoreries and Travels in
Asia from thc earliest ages to (he present time, by
flagh Marray; Edinbargh 1820. 3 Vol. S''. I. p. 331-339.
56.
Raffaello Barberino.
1565. 4
Raffhello Barberino, wahrscheinlich aus der berühm-
ten Römischen Familie dieses Namens, berand sich im J. 1564
io Moskau, wohin er, nach seiner eigenen Angabe, als Privat-
iBann gereist war, ein Unternehmen, welches zu jener Zeit eben
so schwierig als ungewöhnlich war. Mit einem Emprehlungs-
schreiben der Königin von England, Elisabeth, an den Gross«
— 234 —
<
tätslm Iwan Wassiljewitscb«»« versehen; ging er
Antvrerpen über Amsterdam^ Westphalen^^s^ Läbeok^ durch Mek-
lenburg und Pommern^ aber Danzig^ Königsberg^ Riga^ Reval
(Reveler), Narva (Le Nerve), Nowgorod (Nogarde), Torshok
(Dorciok)^ und Twer (Otfer) nach Moskau. Auf den Wmse^
des Grafen Nubarola und auf dringendes Bitten des KardiMb
Amelio^ schrieb er bei seiner Zurückkunft das nieder, was er
in Russland gesehen und gehört, und diese Handschrift wird
noch jetzt unter dem Titel:
Relazione di MoscoYia scritta da Raflfiftello Bar-
berino al Conte di Nubarola, Anversa»»« li 16 Ottobre 1565
in der Bar berini sehen Bibliothek zu Rom aufbewahrt»**'^
Gedruckt ist diese Reise ein einziges Mal erschien«,
und zwar in einer kleinen ziemlich seltenen Sammlung, weldie
den Titel fuhrt:
Viaggi di Moscovia degli anni 1633^ 1634, 1635
e 1636. Libri Tre cayati dal Tedesco, e dedieati agli
Eniin.i»! e KerM Sig." Li Sig." Cardinali della 8.
Congregaziöne de Propaganda fide. In Viterbo 1658.
kl. 4°. p. 191—222.
Dieses Werkchen, dessen Verfasser sich nicht genannt
hat, aber entweder selbst ein Barberino, oder wenigstens mit
294. Den sie in demselifcn MTaiser vom gamM Rmukmd mmd MCSm^ vm
KoMom und AUraehan nannte.
295. Donde useirono i LoDgobardi, sagt Barbermo.
296. Auvena könnte hier flir Antwerpen genommen werden; wahr*
seheinlich iit indessen der Bericbt in Italien gesehrieben, und daher dblla aea
an Aioer$a im Neapolitanischen denken.
297. Eine Abschrift davon besitzt das RmmSmaoweche Mmmmm\ aiM
andere Gopie schickte der Cap. Cümpi 1830 der Kaiserlichen Akadeaiie der
Wissenschaften.
— 235 —
in VeikAltBissaD dieser Familie imd ihren literarischen Sohitxm
gMau bekannt jrewesen ist; enthält m^, als der Titel dessel-
bn Tcnpricht. Die auf demselben genannten Viaggi di Mos-
csria beflodeii nch hier p. 1-179 und sind eine Uebersetmng
to dm eistra Bddier von Olearii Mascowitischer Reise-
biiehreibang, deren deutsches Original hier jedoch nidit ge*
MiA winL '
Dann folgt von p. 180-189: Awertimento alLettorO;
in welchem einige Au&itze über Russland; die sich ebenfalls in
, der Barberini sehen Bibliothek befinden m«; mitgetheilt werden.
Diese sind:
1) Del titnlO; e delT arme della Real Maesti
diRnssia. ^p. 181.
2) Etimologia di alcnni vocabnli SlavonicL
p. 18».
3) Di alcnni apoftegmi; nämlich Russische Spri<A-
wMer. p. 186.
4) DelSereniss. Rö AlessiO; ditto il Pio. (Alexey
Mickailowitsch). p. 187.
5) Dottrina morale del Re Basilio. p. 188.s**
Nun folgt p. 192 — 222 die gedachte Relazione di
Hoseoyla scritta da RaflTaello BarberinO; aus welcher;
298. Pag. iSl heisst es von dieser reichen Sammlung in Bezog anf
Bioland: VI mono io esM motte aignalate rarili) imperoehe oltre la aadetU
r«lasioDe (von Barberimo) re se aono piik altre mannaeriUe fatti da direrai
aaibasciadori — e motte attre notizia rare in qiieato partieotar. Ein Theil
dieser Hindsclirtften ist doroh Herrn ro» Siramdimmm fSr den Reiclis-Kander,
ficata Bmmämmow, copirt worden, and befindet aidi gegenwirtig in detsen
299. Alle diese Gegenstande werden anderweitig eine passende Stelle
isden.
— 236 —
bei der Seltenheit des Originals, ein kurzer Anszng hier woU
an smev Stelle sein dürfle.
Der Verfasser dieses Berichtes erscheint als ein sehr
besonnener und sehr unterrichteter Mann. Er sagt selbst, da»
er zwar nur die Hauptstadt des Russischen Reiches gesehen, aber
keine Mühe noch Fleiss gespart habe, sowohl von Eingebomen
als von Fremden Nachrichten aber dasselbe einzuziehen. Seine
Beschreibung von Moskau ist nur kurz, desto ausluhrlicber aber
ist er in der Schilderung der Persönlichkeit des Grossf&rsten
Iwan Wassiljewitsch uud seines Hofes, und sein GemAlde
einer grossen Mahlzeit im Kreml, zu welcher er auch eingeladen
war, enthalt manche Züge^ die man bei Andern vergebens sudiL
Als er dem Grossfürsten vorgestellt wurde, verehrte er
demselben nach der Landessitte eine grosse silberne, inwendig
vergoldete Schaale von deutscher Arbeit, welche huldvoll anige-
nommen wurde und worauf er die Einladung erhielt, an demselbeD
Tage von dem Brote und Salze des Grossfürsten zu speisen.
Die Gebräuche bei der Mahlzeit glichen so ziemlich den von
frühem Reisenden beschriebenen. Am Schlüsse seiner Schilde-
rung derselben sagt er: „so sass man mehr als drei starke
„Stunden an diesen Tafebi; man ass wenig, trank aber mit
„grossem Gelärme, und viele Bojaren waren völlig betrunken.
„Als die Diener kamen, um die Speisen und das Gedecke weg-
„zuräumen, eilte Jeder mit Geräusche seinen Platz zu verlassen.
„Der Grossfurst aber blieb auf seinem Sitze, und liess die Ge-
„sandten vor sich rufen, und reichte Jedem von ihnen mit eige-
„ner Hand eine Schaale Wein. Die Fremden, welche durch die
„Dolmetscher von der Sitte des Landes unterrichtet waren,
„empfmgen die Schaale mit dem Barette in der Hand, dann
„drehten sie sich um, machten 5 bis 6 Schritte, wandten sich
„wieder zu dem Grossfürsten, verbeugten sich mit tief gesenktem
— 237 —
^Haupte nach Türkischer Art^ tranken Alles oder einen Thefl;
»wie es ihnen beliebte; und entremlen sich dann ohne Weiteres.
»Naefadem die Gesandten abgetreten waren, liess der Grossfiirst
yVioh ebenfalls rufen ^ und reichte mir^ wie frOher Jenen ; eine
«Sdiaale mit Wein^ und ich beobachtete nun dabei auch AlleS;
^im man mich gelehrt hatte ^ und wie es die Andern gemacht.
ykh wmrde darauf^ gleich wie sie^ auch hinausgetriebeU; und die
,Z(tliier und PharisSer verliessen; glaube ich; den Tempel nicht
gseimeller; als wir den Saal. So eilten wir durch die Gemacher
,ind die darin befindb'chen lärmenden und trunkenen Hofleute,
,iiid kamen ganz ohne Licht bis an die Treppe des Pallastes,
yTor welcher in einer Entfernung von 20 Schritten eine grosse
yMenge von Dienern mit Pferden warteten^ um ihre Herren auf
»denselben nach Hause zu führen. Um aber von d^r Treppe
»Ms zu den Pferden zu gelangen ; musste man in der dunkdn
yNiGht bis über die Kniee im Kothe waten. So legten wir ein
sgoles Stück Weges zurück; ehe wir uns zu Pferde setzen
^konnten; denn es ist bei ihnen Sitte ; dass man sich in der
»Nihe des Pallastes weder zu Pferde setzen noch absteigen
jfM. Ich habe dieses nicht wollen unerwähnt lasseU; damit
^man sich einen Begriff von ihren sonderbaren Gebräuchen
;pDacben könne. ^
Um von der Bevölkerung und den Streit - Kräften des
Rfjcbes einen Begriff zu geben; erzählt er; das vor 52 Jahren
(1512) in der Schlacht hei Orsha 100;000 Russen von 60;000
Litluiuem niedergemacht (ammazzatij worden wären ; und dass
er selbst im December 1564 ein Heer von 40;000 Reitern
habe ausrücken seheU; dem 4000 Fuhren mit Lebensmitteln; und
3000 Pferde zur Fortschaffung der Ermüdeten folgten.
P. 200 bemerkt der Verfasser, dass die Russen keine
Fremden in ihre Kirchen liesseU; und dass es ihm nur durch
— 238 —
Biltea und Geld gelang, einmal bei Tage, und ein andenial nr
Nachtzeit in eine Kirche zu kommen.
P. 201 spricht er von einer sonderbaren Sitte bei
leuten, die sich trennen \voIIten. Beide wären nämlidi m
Bache gegangen, der Mann auf die eine Seite desselben, uid
die Fran auf das andere Ufer; beide hätten ein Stack dOime
Leinwand gehallen und daran so lange gezogen, bis es gerissen,
worauf ein Jeder mit dem ihm gebliebenen Stücke gegangen,
wohin es ihm beliebte, und völlig frei gewesen wäre.
P. 2i6 wird einer besondem Gewohnheit erwähnt, die
der Grossfärst halle, um sich im Gedränge auf den SbrasBen
Platz zu schaffen, wenn er ganz einfach gekleidet und ohne
Gefolge in der Stadt umher ritt. Er schlug nämlich mit dem
Stiele seiner Peitsche auf eine kleine an dem Sattel befestigte
Handpaucke, worauf das Volk gleich auseinander flog.
P. 214 sagt Barherino von der Münze in Rusdand:
„Sie haben Sibennfinze, weil ihnen, wenn kein Krieg ist, eine
„ausserordentlich grosse Menge von Thalern in Species zagel&hrt
„wird, um ihre Produkte zu kaufen, welche in allerlei Sorten
„von Pelzwerk, Wachs, Hanf, Leinen, Talg, Leder und andern
„Dingen bestehen. Da sie diese Thaler nicht wieder flb andere
„Waaren in's Ausland zu schicken brauchen, so werden aie
„schnell geschmolzen, und sie lassen ihre Münzen darns schla-
„gen, von deren grössten 50 auf einen Thaler gehen.
„Sie sind wie die Türkischen Aspem, und heissen Dengha, mir
„werden nur an zwei Plätzen geschlagen und sonst nirgew
„nämlich in Moskau, auf welchen ein Mann zu Pferde mit eine
„Spiesse in der Hand geprägt ist, und in Nowgorod (Nogarrf
„mit einem heil. Georg» und sind an Gehalte wie die Spanisd
„Realen. So, dass alles Gold und Silber, welches hi dii
„Land iMmunt, nicht allein nicht wieder aus demselben hi'
~ 239 —
ygriit^ sondeni fast lediglich in die Hfinde des Grossfürstm
afdangt, der wenig davon ansgiebt^ nnd folgliob eine grosse
^iMasse davon besitzt.^
Er erzthlt p. 2i5 die erste Dmckerei sei im Jahre 1563
dich CMecben ans Konstantinopel nach Moskau gebracht worden^
wA nan habe sich anfangs griechischer Lettern zum Dmcke
tttwenisdier Bädier bedient.3<M» Man habe damals anoh schon
dneaVersnch gemacht Papier zu verfertigen^ der aber sehr nn-
ToBkommen ausgefallen sei.
An ähnlichen einzelnen Zfigen zur Sitten-Geschichte des
dmaligen Russlands ist das Werkchen überhaupt sehr reich; und
Terdiente deswegen wohl einen neuen Abdruck und eine Ueber-
sdzQDg in's Russische.
Der ursprängliche Reise-Bericht Barherino's scheint
ttrl^os durch den Herausgeber spätere^ theils aus haodschrifl-
ficheD; theils aus gedruckten Werken über Russladd entlehnte
Zositze erhalten zu haben^ indem z. B. Stellen aus Possevino's
loseovia u. a. angeführt werden.
57.
Thomas Southain.
1566.
Tkotmag SoutAam^ im Dienste der En^ch- Russischen
Cnopagnie in London, machte 1566; in Gesellschaft von John
Spacke, eine Reise zu Wasser von Cholmogory nach Nowgorod,
die zwar ihrer Natur nach wenig Belehrung geben kann, hier
300. Nach Karatimn, VIU, S. 40 geschah diess schon 1553. S. auch
9ieg. Prtih, von Herhtniem u. s. w. von Friedr, Adshmg, S. ST3.
— 240 —
aber doch der Vollständigkeit wegen nicht fehlen darf. Der
gemeinschaiUiche Bericht befindet sich in Hakluyt's Sammlung
2 Ed. Vol. I. p. 365. ff. und fährt folgenden Titel:
Tbc way discorered by water bj us Thomas
Soutbam et John Sparke from the town of Colmogfo
unto tbe citie of MoTOgrodc in Russia^ containing manjr
particulars oT tbis waj and distance of miles. Anna
1566.
58.
John Sparke.
1566.
John Sparke machte die so eben angefahrte Reise
von Cholmogory nach Nowgorod gemeinschaftlich mit Thomas
Sontham^ und der Titel des darüber abgefassten Berichts in
Haklnyt's Sammlung nennt ihn ebenfaUs als Mitverfasser des-
selben.
59.
Herr mann Pispink.
1566.
In den im geheimen Archive zu Königsberg aufbewahr-
ten Schriften^ welche Bezug auf die ältere livländische und rus-
sische Geschichte haben ^ befindet sich ein Brief eines gewissen
Veit Zenge an den Markgrafen AI brecht von Brandenburg,
vom 20 December i566; welcher interessante Nachrichten Ober
Moskau und den Grossiurslen Iwan Wassiljewitsch enthält,
die ein Einwohner von Münster^ Namens Herrmann Pispink
mit aus Moskau gebracht hatte.
S. Karamsin's Gesch. des Rass. Reichs, Th^VOI.
S. 315. Anmerk. 88.
— 241 —
60. '
Thomas Randolfe.
1568.
Die schnelle Ausbreitung der Handels-Verbindung zi^ischen
England und Russland veranlasste die Königin Elisabeth im
Jahre 1568 eine besondere Gesandtschaft an den Grossiursten
Iwan Wassiljewitsch zu schicken. Sie wählte dazu Thomas
Randolfe^ einen entschlossenen und stolzen Mann^ dessen festes
Benehmen selbst dem um diese Zeit von einer besondern Art
von Wuth besessenen Monarchen nicht missfiel. Randolfe
landete am 28 Juli in der Gegend des heutigen Archangelsk^
bei dem Kloster des heil. Nicolai ^ und reis'te von da auf einem
angenehmen Wege durch gut angebaute Felder und wohlhabende
SUdie nach Moskau. Bei seiner Ankunft war der Grossfurst
gerade sehr gegen die Engländer aufgebracht^ weil sie den Preis
ihrer Waaren alle Jahre erhöhten^ und sich überhaupt mancherlei
Freiheiten nahmen, weswegen er den Gesandten auch Anfangs
gar nicht vor sich lassen wollte. Endlich, nach beinahe vier
Monaten, wurde er am 29 Febr. 1569 zur Audienz beschieden;
man gab ihm aber nicht Hof- Pferde zu derselben, wie es doch
sonst gewöhnlich war, sondern er musste mit seinem Gefolge zu
Fasse nach dem Pallaste gehen. Und als bei seinem Erscheinen
in dciroselben, keiner der dort versammelten vornehmen Hofleute
3»^ den Gesandten seiner grossen Königin, nicht einmal begrüsste,
vergalt Randolfe Grobheit mit Grobheit, und schritt mit dem
Hole auf dem Kopfe durch die Gemächer. Der Grossfurst,
anslalt, wie man erwarten musste, über diese unerhörte Kühnheit
in den wülhendsten Zorn zu gerathen, nahm den stolzen Eng-
länder und das im Namen seiner Königin verehrte Geschenk,
einen mit Verzierungen und Inschriften geschmückten silbernen
16
— 242 —
Pokal; gütig auf; versicherte ihn seiner Freundschaft gegen
seine geliebte Schwester Elisabeth; und schenkte den
brittischen Kaufleuten seine Gnade wieder ; ertheilte ihnen neue
Vorrechte, und entliess sogar mehre von ihnen ; die sich seinen
besondern Zorn zugezogen hatten, aus dem Gefangnisse. Im
August verliess Bandolfe wieder Moskau, in Gesellschaft eines
gegenseitigen Gesandten des Grossfarsten, Namens Sawin, mit
welchem er im September in London ankam. ><»^
Der von Randolfe selbst, nach seiner Zuruckknnft aus
Russland, entworfene Bericht über seine Reise fuhrt den Titel:
The Ambassage of (he right worshipfull Master
Thomas Randolfe ifsquier from the Queens M^fesfie
to the Emperor of Russia in the yearc 1568 briefly
wrilten bj bimselfe.
Er befindet sich in llakluyt^s grosser Sammlung, 2. Ed
Vol. I. p. 376, und in John Harris Narigantiam atqac
Peregrinautium Bibliotbeca, Vol. I. p. 527.
6i.
George Tubervile.
1568.
George Tubervile^^^ bereitete den im vorhergehenden
Artikel erwähnten Thomas Randolfe auf seiner Gesandtschafis*
301. Sawin hatte den geheimen Auftrag, bei EltBobeik anzufragen, ob
sie dem Grossfürsten woM, fir den Fall einer EmpOrang gegen ihn, einen ZvflidUt-
Ort in England gewähren würde. S. Karamtm's GeBchiekie det Am». JMrii^
Bd. Vin. S. HO, wo man auch die noch im Moskauischen Reichs- Archive auf-
bewahrte Antwort der Köm'gin vom 8 Mai 1570, S. 327 abgedruckt findet
302. Der Name wird auch Tmrbervile geschrieben.
— 2*3 —
Reäe nach Moskau als Secretair^ und beschrieb die Merkwur*
digkeilen dieser Stadt^ und die Sitten und Gebräuche ihrer Ein-
wohoer in Versen.
Man findet diese poetische Schilderung in Haklayt's
Sammlong Vol. I. p. 384 unter folgendem Titel:
Letter in Verses written hj M. George Tuber-
▼ile oat of Moseoyia, which went as Secretarie thiter
with M. Thomas Randolphe her Majeslies Embassadour
to the Emperor 1568 to certaine friend or his^ Edward
Daaeie in London , describing the Manners of the
coiutrjr and people.
62.
Lorenz Chapman.
1568.
IdOrem Chopman^ im Dienste der Englisch - Russischen
Handels-Compagnie begleitete Arthur Edwards^»» auf seiner
rKcxien Reise durch Russland nach Persien, und beschrieb diese
Reise.
S. Ilakhiyt^s Collection Vol. I, p. 413.
63.
R u g g 1 e r o.
1568.
Monsignore Ruggiero wurde von dem Pabsle Pius V
als Gesandter nach Polen geschickt, und stattete im Jahre 1568
303. S. oben Seite 233.
16*
— 244 —
dem heil. Vater einen Bericht über seine Reise ab; in welchem
natürlich «auch sehr viele Nachrichten aber Russland vorkominen
mussten. Eine Abschrift dieses Berichtes befindet sieh im Besitze
des Fror. Ciampi in Florenz^ welcher den Titel desselben fol-
gendermassen anfuhrt:
Relatione della Moseovia fatta al Papa Pio V
da Monsignore Ruggiero Tanno 1568.
In seinem Catalogo di Dociimenli Nanoscritti e
stampali relativ! alla Storia del Regno di Polonia
führt Ciampi diesen Bericht unter folgendem Titel an:
Estratto risgiiardante alla NoscoTia della rela-
zione del regno di Polonia fatta a Pio V dal Nuniio
Ruggiero.
64.
Paul J u u s t e n.
1569.
Der Bischof von Abo^ Paul Jungten y wurde im Jahre
1569 von dem Könige von Schweden Johann ni^ unmittelbar
nach seiner Thronbesteigung ^ zur Befestigung des Friedens^
als Gesandter an den Grossiursten Iwan Wassilje witsch
abgefertigt. Als Gehülfen bei diesem schwierigen Auftrage waren
ihm noch zugegeben: Mathias Schubert; der schon fräher
in ähnlichen Geschäften in Russland gewesen war»»«; Anton
Olafson und Siegfried Michael, und zwei des Russisdien
machtige Dolmetscher^ Namens Ingelbert und Lorenz Bar-
toldi. In dem ihnen nutgegebenen Creditive werden noch
304. Vir impios« wie JuuUen sagt, iDiqnaty sabdolas et diitortot
fyrannoB, coi Dominos juzta racla ipsins roddat«
— 245 —
zwei Glieder dieser Gesandtschaft genannt^ Germund Swenson
«nd BrorErichson; von denen jedoch der Letztere Alters wegen
dfe Reise gar nicht antreten konnte ^ mt Erstere aber schon in
Abo krank zurückbleiben musste.
' JuHsten begab sich^ am 21 Juli^ nach Stockholm^ und
voo da mit einem aus 56 Köpfen bestehenden Personale ^ am
2*«to» nach Abo, in dessen Nähe, bei Landsudd, er Schiffbruch
litt, was er als das erste Zeichen eines unglücklichen Erfolges
ansah. Ein fremdes Fahrzeug nahm ihn auf, und brachte ihn am
30fteB nach Abo, wo er bis zum 9 Aug. verweilte. In Wiburg
Uieb er einige Tage, um sich mit Johann Laurentii, der
ia früheren Zeiten einigemal in Russland gewesen war, zu be-
sprechen. Am 7 September kam er an der Russischen Grenze
an^ wo der Commendant von Nöteborg ihn im Namen des
Grossiürsten bewillkommte. Bald darauf empfing ihn der für
ihn bestimmte Begleiter, Affana ssij, der ihm mit einem Gefolge
von 23 Personen entgegen geschickt worden war. Die Reise
ging nun über Nöleborg^o» nach Nowgorod, wo er am 17 Sept.
anlangte und von zwei Bojaren mit einem grossen und reich
gekleideten Gefolge empfangen wurde. Der Gouverneur Hess den
Gesandten zu- sich einladen, um mit ihm über seine Sendung
nach Moskau zu sprechen, was dieser aber mehre Male hart-
nickig, misstrauisch und unartig abschlug. Der Gouverneur und
die Reise-Commissarien Hessen ihn nun, wahrscheinHch auf unter-
dessen eingeholte Befehle, nicht weiter ziehen, entzogen ihm
einen Theil des lur ihn bestimmten Unterhaltes, untersagten ihm
alle Verbindung mit der Stadt, und endlich wurde die Gesandten-
sos. Von hier aus schickte ihnen der Commcndanl Bier, Meth und etwas
ßraotweio (uomiibil vitii siibUmati) entgegen, was Juusten mit einem Maass
Freussischen Bieres cnriederte, das er in Wiburg gekauft hatte.
— 246 —
Wohnung^ auf gut Japanisch^ mit 496 hohen Plablen umgeben^ so
dass Niemand das Haus verlassen konnte^ wobei noch ausserdem alle
24 Stunden das ganze ffefolge^ Mann für Mann^ gezählt wurde.
Diess dauerte 3yi Monate^ bis Juusten heimlich erfuhr , dass
der Grossfiirst sich zu einem Zuge nach Finnland rfiste; da
glaubte er endlich nachgeben und sich in den Willen des Gou-
verneurs lugen zu müssen^ und so begab sich am 7 Jan. 1570
das ganze Gesandtschails - Personal nach dem Schlosse. Hier
vergassen aber Juusten und Schubert wieder so ganz afle
Schicklichkeit^ dass der Gouverneur sie endlich mit ihrem ganzen
Gefolge zum Zimmer hinaus werfen Hess. Kaum hatten sie
glücklich ihre Fuhrwerke erreicht^ um in ihre Wohmmgen zurfidi-
zukehren^ als ihnen Leute nachgeschickt wurden^ die sie aus den
Wagen rissen ^ ihnen die Hände auf den Racken banden^ und
sie einem Reiter übergaben , der die Enden der Stricke hiett,
und dem sie zu Fusse^ und in vollem Laufe ^ mehr als eine
Viertel Meile durch die sie verhöhnende Menge bis in ihre
Wohnung folgen mussten. Hier entkleidete man sie bis aufi
Hemde ^ und trieb noch alleriei Unfug und Spott mit ihnen.
Alles^ was sie an Gold^ Silber^ kostbaren Gelassen und baarem
Gelde um und an sich hatten^ wurde ihnen weggenommen, nnd
sie mussten drei Tage in einem engen Zimmer bei Brot mid
Wasser zubringen. Endlich kündigte ihnen am 10 Januar ein
neuer Pristaw an^ sie könnten nun ihre Reise nach Moskau fort-
setzen und erklärte ihnen zugleich, sie wären deswegen so
strenge behandelt worden^ weil die Grossfurstlichen Gesandten
in Stockholm beraubt worden wären , und weil sie selbst dem
Russischen Commendanten mit Geringschätzung begegnet wären.
Die weitere Reise nach Moskau, auf welcher sie drei
Wochen zubrachten, bot ihnen nichts als eine Reihe von De-
müthigiuigen und Misshandlungen dar. Sie wurden auf derselben
— 247 —
fortwähreud schlecht gehallen und völlig als Gefangene und
Missethiter behandelt. Die Gesandtschaft langte endlich am
31 Januar 1570 in Moskau an. Hier wurden nun zu ihrem
Unterhalte für jeden der vier Herren nur 7 Denga's und für
jeden von ihrem Gefolge 3 Denga's bestimmt^ woran von ihren
Verpflegem beim Einkaufe der Lebensmitlei noch immer etwas
abgezogen wurde. . Und dies war noch gerade in der Zeit einer
grossen Uungersnolh und Theuerung^ so dass sie endlich zum
Genoss der ekelhaftesten Sachen gezwungen waren. In diesem
Zustande blieben sie bis zum Juni, da wäiirend der Abwesenlieit
des Grossfürsten in ihrer Sache nichts geschehen konnte. Endlich
worden sie ohne allen Prunk in den Kreml geholt ^ wo ihnen
zwei Secretaire anzeigten^ der Grossfurst habe das Schreiben
ihres Königes gelesen^ und gesehen^ dass er Dinge verlange^ die
bis jetzt noch nie ein Beherrscher von Russland bewilligt habe;
md wenn er früher ein Bündniss mit Schweden geschlossen^
(crucem Moscoviae deosculari dignatus sit); so sei dieses
geschehen, weil man ihm die Königin (Königliche Wittwe)
versprochen habe (proplcr promissam Reginam). Wenn
man diese noch hersenden wolle, so würde er das Bündinss
auch noch hallen. Bald darauf wurde den Gesandten ohne
weitere ihnen bekannte Veranlassung angezeigt, der Grossfurst
sei sehr unzurdeden mit ihnen; und dieser Groll wurde noch
durch die Ankunft des Ileermeisters von Livland, des Erbfeindes
von Schweden, genährt. So verbrachten sie den ganzen Sommer
in einer Art von Gefangenschaft, bis die Ankunft einer neuen
Schwedischen Gesandtschaft den Unwillen des Grossfürsten aufs
Aeusserslc trieb. Im Anfange des Septembers wurden sie endhch
Bach Murom geschickt, und auf der Reise dahin, die 3 Wochen
dauerte, sehr kärglich verpflegt. Dort wurden sie in ein verfalle-
iH!s Gebäude eingesperrt,^ das sogleich mit 745 hohen Pfählen
— 248 —
eingezäunt wurde. Das Einzige^ womit sie hier mehr als noth-
därilig versorgt wurden^ war Brot und Quass^ so dass sie sogar
den Ueberfluss verkaufen^ und dafür Leder und Leinwand za
ihrer nolhdürftigstcn Bekleidung anschafTen konnten. Im MArz
1571 wurde ihnen ein anderer Bote aus Schweden ^ Namens
Blas PrydzseU; als Gefangener zugesellt, . und im Herbste ein
dritter^ Eric Jacob i. So blieben sie ein Jahr und zwei Monate
in Murom eingeschlossen ^ während welcher Zeit sie 15 ihrer
Leute durch die Pest verloren. Am 28 November mussten sie
plötzlich Murom verlassen und wurden nach Klin geführt. Hier
fanden sie Grossfurstliche CommissärC; die ihnen im Namen ihres
Herrn erklärten, dass sie die erlittene harte Behandlung durch
ihr hartnäckiges Betragen^ und wegen der dem Russischen Ge-
sandten in Stockholm zugefügten Schmach verdient, und dadarch
den Grossiiirsten zur Rache gegen Schweden gereizt hätten; dass
es aber bei ihnen stände, grösseres Unglück von ihrem Vater-
lande abzuwenden ^ wenn sie folgende Punkte im Namen ihres
Königs uuterzeichnen wollten: 1) dass er zur Entschädignog
des Russischen Gesandten 10^000 Thaler bezahlen^ 2) dem
Grossfursten, so oft er es verlangen wfirde^ mit 200 bis 300
völlig ausgerüsteten Reitern beistehen^ 3) dem Russischen Kaiser
(Rut bonorum Caesari) die Silberminen überlassen wolle ^ die
sich etwa auf der Grenze von Russland zeigen dürften ^ und
4) dass der Kaiser von Russland sich künftig auch König von
Schweden nennen könne. Juusten antwortete hierauf: er sei
nur gesandt; den Frieden auf billige Bedingungen zu erneuern^
und könne daher auf die vorgeschlagenen Bedingungen gar nicht
eingehen: höchstens dürfe er versprechen^ dass der dem Russi-
schen Gesandten in Stockholm zugefugte Schade ersetzt werden
solle. Am 12 Dec. endlich wurde ihnen angezeigt, dass der
Grossftirst sich auf einem Zuge nach Nowgorod in lüin befinde,
— 249 —
und sie sehen wolle. Sie wurden daher am folgenden Tage
in einer Strasse aufgestellt^ wo Iwan im Vorbeifahren bei ihnen
anhielt, und ais sie sich wiederholt vor ihm zur Erde warfen,
ÜHien befahl aufzustehen und sie mit Heftigkeit (invectiva
narratione} anredete.'®« Juusien sagt nicht, auf welche Art
Srnen diese Anrede verdobnetscht worden sei; sie lautet indessen
m seinem Berichte wörtlich also:
„Venistis Novogordiam ante biennium fere, vt pacis foedera
^apad nos renovaretis. Sed qma voluistis rem alia ratione
^transigi, quam miyores veslri Reges Regni Svetiae Dominus
, Magnus 9 Steno Sture, Svanto et Gostavus consueverunt, ideo
„iBam vestram superbiam perferre non potuimüs. Ad haec qttia
^Dominus Rex vester initio Regni sui post longam detentionem
^yttostrorum legatorum, illos non tantum multiplici ignominia aflici,
^ verum etiam ut depraedarentur et bonis suis exuerentur permisit.
,Non misimus eos in Svetiam pro adducenda sorore Regis
syPolonorum Domina Catherina, nisi adducli promissionibus» literis
j^et sigillis Legatorum Svetiae, de qiiibus hie Matthias Schube/t
^unus adest: dixerunt enim D:num Ducem Johannem e vila de-
^cessisse, carere libcris et hacredibus: ideo veluti relictam
,\iduam petivimus eam nobis dari. nia falsa narratione adducti,
^misimus Legatos nostros in Svetiam, qui inde affecti contumeliis
•et injurüs, velut ex trisli cxilio reversi sunt. Nee reputavit
^eos D:nus vester Rex coUoquio suo dignos, quin potius more
^focinorosorum eos Abo alueral. In eam injuriam ulciscentes,
.permisimus et vos durius tractari et depraedari: insuper parati
^somus invisere Drnum Regem vestrum Johannem, et Regnum
3. ejus hostili potentia invadere, nisi ille hac hyeme alios suos
306. S. über die ganze unwürdige Verhaodluiig Karamsims Gesch* de§
Rmm. Reicht \m, 98. ff.
— 250 —
„legatos ad nos nüserit; quorum opera et precibus indignttio
„nostra leuiatur et averlatur. Volo igilur ut hie Antonius ad
^ySvetiam proficiscens vestrum Regem de bis viva voce et coram
„commonefaciat. Interim vos alii hie in Ruthenia detinebiminL^
Hierauf reichte er dem Anton Olafs on die Hand und
ritt weiter. Kaum waren die Gesandten in ihre Wohnung zuräck-
gekehrt; als sie den Befehl erhielten, dem Grossiiirstlichen Heere
nach Nowgorod zu folgen ^ wo sie am Weihnachts-Tage anka-
men. Von hieraus wurde einfer von ihnen^ Siegried Michael^
am 29 Dec. mit einem Schreiben des Grossfursten nach Nöteborg
abgefertigt. Am 6 Jan. 1572 baten die unglücklichen Gesandten
die Russischen Gommissare fussfalUgst^ durch die Vennittelung
der beiden Söhne des Grossfursten ^ diesen von einem fiinfaDe
in Finnland; und dem davon zu furchtenden Unglücke abzuwei-
den. Diess schien von einem günstigen £rfolge gewesen zu
sein, denn schon am folgenden Tage wurden sie nach Hofe
beschicdeU; wo der Grossfürst; in der Mitte seiner beiden Söhne,
sie empfing. Als sie sich wiederholt vor ihm zur Erde warfei^
befahl er ihnen aufzustehen; „weil er ein christlicher Herrscher
;,sei; und folglich nicht veriangC; dass sie auf der Erde vor ihm
;, liegen sollten.^ Hierauf richtete der Grossfurst eine Rede an
sie, in welcher er alle seine Beschwerden gegen Schweden und
alles früher Vorgefallene wiederholte^«^''; und fuhr dann mit Bezug
auf di9 Gesandten also fort: „Daraufkamt ihr; ob ich gleich von
„eurem Hiersein wenig erfuhr; bevor ich euch um Weihnachten
307. Bei der Erwähnung seiner friiberen Absicht, sich mit der Wittwo
des Herzogs Johann von Finnland, Catherinay der Schwester des Königs to«
Polen, zu vermählen, fugte er die, in seinem Munde, und gerade damals in dem
durch sein Zorngericht so schrecklich heimgesuchten Nowgorod, merkwürdigen
Worte hinzu: „Quis enim Justiliae amans avelleret matrem a liberis, marilmi a
„conjuge?"
— 251 —
ylueher nach Nowgorod beschied. ' Hier überzeugte ich mich
^dordi den Bericht meiner Bevollmächtigten mid Bojaren^ dass
^flir euch wie verruckte Menschen benommen^ alles alte
, Herkommen^ das so lange zwischen Russland und Schweden
^beob^tet worden ^ bei Seite gesetzt habt, und Vieles auf
^Wb^ ganz unerhörte Weise behandeln wollt. Um daher
^besonders die fräher unsem Gesandten zugefügten Unbilden zu
„rtchen, und zugleich enem Starrsinn zu Hestrafen, haben wir
„zugelassen, dass ihr schimpflich behandelt und eurer Habe
^beraubt wurdet. Dazu seid ihr über zwei Jahre lang wie
„Gefangene zurückgehalten worden, in der gerechten Erwartung,
„dass euer König durch seine Fürsprache euch zu befreien
„suchen würde. Statt dessen aber reizt und beleidigt uns dieser
„mich durch seine heftigen Schreiben, und sagt uns sogar, er
„habe das Schwert bereits gezogen und der Friede habe nun
„ein Ende. Doch wir haben uns vielmehr durch die Bitten imd
„die dringende Verwendung unserer geliebten Söhne und aller
„Senatoren und Bojaren bewegen lassen, unsern Zorn zu ver-
^gessen; wir wollen euch nicht durch längere Gefangenschaft
;,beslrafen, auch nicht euer Volk mit Krieg überziehen; wenn
„nur der König, euer Herr, wieder zur Vernunft zurückkehrt, und,
^zufrieden mit seinem Reiche,* uns Livland gänzlich überiässt,
„und es uns als eine Provinz abtritt, die uns durch Erbrecht
„zukommt. Kann er sich aber dazu nicht entschliessen, so
„wollen wir anderweit versuchen, was Jeder vermöge, und
, wessen Schwert schärfer und stärker sei. Diess ist es, was
„wir ihm durch euch wollten zu erkennen geben. '^
Nach geendigter Rede befahl ihnen der Grossfiirst, noch
an dem nämlichen Tage an seiner Tafel zu speisen. Ueber das
Gastmahl selbst sagt Junsien nicht ein einziges Wort, was bei
einer so grossen Auszeichnung von Seiten des Grossfursten
— 252 —
Mohl zu verwundern ist. Nach der Mahlzeit gab er ihnen ^ die
Hand, und reichte ihnen selbst einen Becher Meth zu trinken.
Ehe sie sich aber zur Tafel begaben^ erkundigten sich noch die
ersten Grossfürstlichen Secretaire bei ihnen ^ wie alt die noch
unverheirathete Schwester des Königs und ob sie schö^. wfire,
und äusserten den Wunsch^ dass die erwarteten neuen G^andten
ein Bildniss von ihr (ejus faciem et personam vivis co-
loribus depictam) mitbringen möchten. Nun erhielten sie
auch unmittelbar darauf ihre Abfertigung^ verUessen Nowgorod
am 19 Jan. und kamen am 7 Febr. glucklich in Wibui^ an.
Der lateinische ofTicielle Bericht Juusteris an den König
Johann III. über diese unglückliche Reise findet sich noch in
einer Handschrift vor, welche folgenden Titel führt:
Acta Legationis Muscoviticae per Paulum Jauslen,
Episeopum Aboi^nsem, breviter eomprehensa. 1569 —
1572.
Er wurde zuerst durch den berühmten Porthan zu Abo
in drei Dissertationen durch den Druck bekannt gemacht, weldie
unter folgendem Titel erschienen:
Narratio R. V. Pauli Junsten Episeopi AboSnsis
de Legatione sua Rnssiea. Dissert. H. C. Porthan.
Pars I. p. 1 — 16; P. U. p. K — 30; P. ffl. p. 33 — 40.
Aboae 1775. 4^
Und daraus wörtUch wieder abgedruckt in: BeitrBge
zur Kenntniäs Russlands und seiner Gcscbichte. Her-
ausgegeben von Gustav Ewers und iMoritz von Engel«
hardt. Dorpat 1816. 8°. Bd. I. S. 143—184.
Der starrsinnige Jungten schliesst seinen Bericht mit
den Worten: „Hoc scripto neque ad dextram neque ad sinistram
„declinavi, nee gratiam cujusquam hominis quaesivi, sed tantum
.^schapham schapham^ et ficum ficum esse dixi.^
— 253 —
65.
G e r i o.
1570.
Der Prfilat GeriOy ein Venezianer, befand sich im Jahre
1570 in Rossland; im Gefolge einer Gesandtschaft ^ welche der
König Siegismund von Polen zur Abschliessung eines Friedens
an den Grossiursten Iwan Wassiijevvitsch sandte. Erstattete
dem Dogen der Republik Venedig über seinen Aufenthalt in
Rassland einen Bericht ab, der sich noch in der Vaticanischen
Bibliothek; unter No. 6786/ handschriftlich befindet^ und den wir
bis jetzt nur aus den Auszügen des Abbate AIbertrandi'<»*
kennen ; in denen er p. 108 unter folgendem Titel angefiihrt
wird:
Diseorso di JHonsignor Gerio, Priore d'Inghil-*
terra, mandato di Venezia^ dcl traltamento che usö il
Doca di Jlloscoria alli Ambasciatori Pollaehi, e d^una
ioTasione ehe feeero gli Tarturi in qiiei pai^sj, al Doge
di Venezia.
Der Bericht des P. Gerio beschäftigt sich weniger
mit der Beschreibung des Landes und der Sitten des Volkes^ als
riefanehr mit dem Gegenstande, welcher seine Aufmerksamkeit
am meisten auf sich zog^ nämlich der Grausamkeit des Gross-
iorsten Iwan Wassiljewitsch. Karamsin giebt, Bd. VIII.
S. 332^ folgende Stellen aus demselben:
;, Durch die neue Gasse, die in 4 Tagen gemacht worden
„war, und wozu man eine Menge Hauser hatte abbrechen
„rodssen, kam der Zar nach Moskau herein. Den Zug eröffneten
30a S. über die ^Iberirandischen Aaszüge oben Seite 225. Note 285.
— 254 —
„3000 Mann Strclzy; nach diesen kam einer seiner Hoftiarren
„aur einem Ochsen^ und ein anderer in goldener Kleidung;
„darauf Johann selbst; über dem Rücken hing ihm ein Bogen
„und an den Hals seines Pferdes war ein Hundekopf angebunden.
„Den Zug schlössen 4000 Reiter. Dieser Zar ist der allergrösste
„Tyrann. Zu derselben Zeit; da wir uns in Moskau befanden,
„liess er in Gross-Nowgorod, wo er einen verrätherischen Brief-
„wechsel der dasigen Einwohner entdeckt hatte, 18000 Men-
„ sehen, Weiber und Kinder, Iiinrichten. — Einen Wojewoden,
„der die fliehenden Tataren nicht gehörig verfolgt hatte, gab er
„einem wüthenden Büren Preis, den er ausdrücklich dazu bfilt,
„und vor unsern Augen liess er eine Menge gefangener Tataren
„ersäufen.^ Er sagte zu unsern (d. h. den Königlichen) Gesandten:
„Ihr Polen! Ihr Polen! Ihr wollt keinen Frieden nüt mir machen;
„ich werde euch in Stücke zerhauen!^ — Johann nahm einem
unserer Edelleute seine Zobelmütze vom Kopfe, setzte sie seinem
Narren auf und sagte : „Mache einen Polnischen Diener.^ Als der
Narr sagte, er verstände es nicht, fing der Zar an, es ihm xu
zeigen, verneigte sich und lachte. Der Secretair wollte die
Zobel nicht nehmen, die ihm der Zar schenken liess; da fassten
ihn die russischen Staatsbeamten beim Barte und schrieen : Unter-
stehst du dich ein Gesclienk unseres Landesherrn auszuschlagen?
u. s. w.
66.
Christofer Hodsdon.
1570.
Christof er Hodsdon machte im Jahre 1570 gemein-
schaftlich mit William Burrough eine Seereise nach Rassland
— 255 —
im Dienste der Londoner Handels-Gesellschaft. Wir haben von
bdden ein Schreiben an den Grossfursten IwanWassiljewitsch^
welches sie von Narva aus an denselben sandten^ und das sich
in Haklnyt's Sammlung^ Vol. I^ unter folgendem Titel befindet:
Copie of a letter sent to the Emperor of Mos-
e#Tia hj Christofer Hodsdon and William Barroiigh
friHB Narra the 15 Jnl. 1570.
67.
William BiUTOUgh.
1570. 1576.
WiUiam Burrough^ ein Engländer^ machte mit dem
eben genannten Christofer Hodsdon eine Handelsreise naeh
Rosdand^ nnd verfasste auf derselben^ ausser dem kurz vorher
Mgeführten Schreiben an den GrossfQrsten^ auch noch einen
Bericht Ober seine Reise nach Narva. Dieser Aufsatz fahrt den
Titel:
William Burroiigh:s Voyage to the Narve in
Liefland. 1570, und befindet sich abgedruckt in Hakluyt's
Sammlung Vol. 1. p. 450.
Sechs Jahre später, 1576; m^(Mi5 William Burraughy
im Dienste der Englisch - Russischen Compagnie zur See einige
Handelsreisen nach Russland, über welche man die von ihm
selbst mitgetheilten Nachrichten in Ilaklayt's grosser Sammlung
findet. Nämlich :
Deposition of M. William Burrough to ecrtain
interrogatories mooiied into him concerning Narve and
Kegor. 1576. Ed 2, Vol. I. p. 466.
Advise toaching a royage for Cola by M. Wil-
liam Barrough. Ebend. p. 440.
— 256 —
68.
John Stow.
1571.
John StoWj ein Engländer^ der sich wahrscheinlich in
Handels-Geschäften zu Moskau befand^ und Augenzeuge der
Einäscherung dieser Stadt durch, die wilde Horde Dewlet-
Gerai's war, beschrieb diese furchtbare Calastrophe in einem
Aufsätze^ dessen Original in dem Brittischen Museum zu London
aufbewahrt wird. Der Titel desselben ist:
The Uistruetion of Moscau by John Stow.
20 Seiten in 8'\
Eine Abschrift dieser Erzählung beßndet sich unter den
Handschriften des Rumänzowschen Museum^s, No. 52.
Am Schlüsse heisst es: „Writlen in our priuely bouse
,,in the city of Musco in the year from the creation of the
,, World 7097 (1571) in the month of April. Translated by
„Jerome Horsey by order of his highness ot Moscow.^ Dieser
letzte Zusatz ibt nicht ganz deutlich. Das Original von Stow
war ja höchst wahrscheinlich englisch geschrieben^ und das ist
die sogenannte Uebersetzung von Horsey auch. Uebrigens war
Jerome Horsey^ wie wir weiter unten sehen werden^ im Jahre
1584 in Moskau.
69.
Richard üscombe«
1571.
In Hakliiyrs grosser Sammlung^ Ed. 2 Vol. I. p. 402 ff.
befindet sich ein zweiter gleichzeitiger Bericht über die Ver-
brennung von Moskau durch die Tataren ^ von dessen Vefasser,
Richard UscombCy wir übrigens weiter gar nidits wissen.
— 257 —
Der Aufsatz fährt folgenden Titel:
A letter of Richard Uscombe touching tbe barniiig
of tbe citie of Mosco hj the Crimm Tartar, Augast
1571.
Das Datum dieses Aufsatzes bezieht sich übrigens augen-
schemlich auf die Abfassung desselben^ und nicht auf die Zeit
des BrandeS; der im April statt hatte.
70.
Eiert Kruse.
1572.
Eiert Kruse y ein livländischer Edelmann ^ war Vogt
und Rath des Stiftes von Dorpat, und wurde von diesem ^ nebst
Claus Franke^ bereits im Jahre 1557^ und ein Jahr später
von den livlftndischen Ständen an den Grossi&rsten Iwan Was-
silje witsch als Unterhändler geschickt. Im Jahre 1560 wurde
er am 2 Aug., in der Schlacht bei Ermes, durch welche Iwan
des Livländischen Priester- und Ritter-Staates letzte Kraft brach,
mit dem Rigaischen Mannrichter, Johann Taube^o», von den
Russen gefangen und nach Moskau geführt^ wo beide, nachdem
sie viele und grosse Misshandlungen erlitten hatten, 1567 in
Zarische Dienste traten. Hier blieben sie einige Jahre, während
welcher sie besonders suchten, ihre Landsleute zur Unterwerfung
unter Russische Herrschaft zu bewegen ^»o, und dafür zu Gross-
309. In den Ac/i$ Legatioma MoacofoiL des Bischofs Jutuien (S. oben
Seite 24V), wird Johann Taube, Iffvan Tuuey und Elt^t ßfnttCy Lonartt
Krw9en genannt. In andern gleichzeitigen Akten heisst Kruae auch Eylerl.
310. In der Vaticanischen Bibliothek befindat sich ein handschriftlicher
Bericht unter dem Titel : Moscoriae Dax LiToniam soaba Tanberii et Kraniii
17
— 258 —
fürstlichen Rälhen ernannt und mit Auszeichnungen und Reich-
thumem überhäuft wurden^^^; überhaupt aber bei den damaligen
Begebenheiten eine sehr zweideutige Rolle spielten. Als Gott-
hart Kettler sich nicht für ihre Pläne gewinnen liesS; veran«-
iassten sie^ dass der Grossfürst den Herzog Magnus von
Holstein 1570 zum Könige von Livland erklärte^ in desseo
Gefolge sie nun eine glänzende Rolle spielten^ bis sie ihn ^ da
sie an der Dauer seines Reiches zu zweifeln anfmgen^ verliessen
und sich 1571 an Siegismund von Polen verkauften.*!» Mit
enixe postoUrerat, ez conressione Frcderici Gross. In dem Codex Diplomaticu
Rnthrnas-Moscoviliens des Grafen Morino Marini (S. oben S. 225 Note 284),
wird diese Schrift so angeführt: Qnacdam de Livonia et Moseonm Doee tx
ronfessiooe Friderici Crrossi, mit der Bezeichnung: ß 107. p. 198. Dieser
FrUdrii'h Gros$ kommt übrigens schon 1560, mit unserm MTrmse als Gesandter
des Bischofs von Beval vor in einem Documente des Konigsberger Archirs,
welches die Aufschrift fQhrt: ManritioR, Bischof za Reval, bittet den Bhnr.
Itr. if. Crf. 'Wilhelm und dessen Coadjntor nm Aadiens filr seine Gasaodk*
ten, Ejlert Kruse , Tonnies Wrangel und Friedrich Gros, w&hrend des
Krieges mit den Moseowiten. D. D. Habsal, 7 Apr. 1560. S. Index Diplom.
LiToniae. Vol. U. S. 263. No. 2340.
311. ünfsofff sagt Yon ihnen in seiner L^lff^enäUchem Ckrwmem^ S. 112:
welckore de Mnscowiter, den andern Diideschen tho locknögelen gesettet,
md mit Förstliker ehre rnd Titel bcganet badde.
312. S. Schreiben der lUthe und der Ritterschalt des BrssCilb
Riga an ihre Landslente die Rnssisehen Ritbe Johann Ton Tanbe «ad
Eiert Toa Krause, worin sie denselben anseigen, dass sie niehstens siek
mit dem Hersoge von Cnriand besprechen, und dann eine Gesandtschaft an
den Russischen Kaiser schicken wfirden, Vor die sie sich von ihnen Pisaa
auskitten, und dnreh welche sie die Erklirang in Ansehung ihrer foliti*
scheu Maassregeln abgeben wfirden. D. D. London, d. 30 Not. Index
Diplomat. Lironiae VoL IL S. 269. No. 3273. Ebendaselbst befindet sich miter
No. 3274 ein anderes hieher gehöriges Aktenstfick, welches die Anfschrift ffihrt:
Die RIthe und die Ritterschaft der Stadt und des Ersstiftes instmiren ikr«
Landsleute Job. von Taube und Eiert von Krause, Rathe des RnssiselicB
Kaisers, wie sie ihre Sache wegen der von Prenssen und Meklenbnrg wo.
erwartenden Hülfe wider Polen bey dem Kaiser tu behandeln sneben aoUten.
D. D. Erle. d. 6 Jnny 1569.
— 259 —
welcher Verachtoog sie indess damals in Livland behandelt worden,
davon zengt eine im Königsberger geh. Archive aufbewahrte
Spottschrift^ welche unter dem Titel: Eni Pasquillauf die
Wiederkunft der livländischen Edelleute Johann Tanbe
und Eiert Krause aus Moskau nach Lirland 1571, in
im Index Diplomat. Livoniae. Th. n. S. 270 No. 3276.
angeführt wird. Kruse wurde unterdessen zum Lohne seiner
Verratherei zum Freiherrn erhoben^ und von den Litthauischen
Sünden an den König Johann von Schweden^ des Grossfürsten
erbittertsten Feind ^ abgefertigt. Im Jahre 1577 sehen wir ihn
aofs Neue in Russischen Diensten, avo er 1583 als Landes-
Vcrrälher angeklagt wurde. Es gelang indessen seiner Gewandt-
heit doch, sich zu rechtfertigen. Zuletzt erscheint er noch 1587
ds Abgesandter der Livländischen Ritterschaft in Warschau. Es
ist übrigens nicht bekannt, wie er bei diesem politischen Wan-
kefanuthe geendigt hat.»«»
Es scheint als wenn Kruse und Taube im Jahre 1572,
zur Zeit als sie im Dienste des Königs von Polen standen,
sich wegen ihres früheren Vcrralhes gegen Livland, bei dem
Herzoge Gotlhard Kettler haben rechtfertigen, oder wenigstens
ihre Strafbarkeit durch eine Schilderung von der Grausamkeit
des Grossturslen haben mindern wollen. Es befindet sich nämlich
iD dem Kon. geheimen Archive zu Königsberg, dem ehemaligen
Livländischen Heermeistcr- Archive, ein Aktenstück, welches in
dem Index Diplomat. Livoniae aiict. Car. Ed. Napicpsky,
Vol. IL p. 270. No. 3277 folgenden Titel führt:
313. S. über ifruse die Liriändäche Bibliothtk VOD Gadebuttch,
^- n. S. 139-141 und Allgem, Schr^ßgt eiler-Lexikon der Provinzen Lirland,
^^^md und Kurland von Joh, Fr. von Recke, und üTarl Ed. Nnpierak^,
^ tt. S. 566.
Sebreiben der beiden , secbs Jabre zn Moskau
gefangen gebaltenen^ liyliindischen Edelleute, Johann
Taube und Eiert Krause, an den Herzog ron Knrlaad,
Gotthard Kettler, worin sie die Grausamkeiten den
Zaren Iwan Wassi^ewitseh schildern. 1572.
Abschriften von diesem Schreiben, so wie von allen
auf die ältere Russische Geschichte Bezug habenden Docnmenten
der angeführten Sammlung, befinden sich im Reichs -Archive zu
Moskau, und in dem Archive der Livländischen Ritlerscbaft zn
Riga. Aus dem letztem wurde dasselbe durch Gustav Ewers
zum Drucke befödert unter dem Titel:
Zar^ Iwan der Grausame. Sendschreiben an
Gotthard Kettler, Herzog zu Kurland und Semgallen,
Yon Johann Taube und Eiert Kruse. 1572, in den
Beiträgen zur Kenntniss Russlands und seiner. 6e*
schichte, herausgegeben von Gustav Ewers und Moritz
von Engelhardt^ Dorpat 1816. 8^ Bd. I. S. 185—238.
Kruse und Taube scheinen übrigens noch eine andere
bis jetzt unbekannt gebliebene Schrift verfasst zu haben^ in
welcher sie ihre persönlichen Schicksale geschildert und ihre
Gedanken aber die Rettung der Christenheit von ^er Tyrannei
Iwan 's mitgetheilt haben. Denn S. 232 des angeführten Send-
schreibens heisst es: „Femer wie vnd waserley Gestalt wir vor
^^vnsere Person^ von jme. (dem Grossf&rsten) gefangen worden,
^6 gantzer Jar lang gefangen^ vnd 7 Jar auf freien Füssen
., gangen; waserley Gestalt wir zu Gnaden kommen, zu was
„Ehren vnd Reichthumb wir erhoben, wie auch viel hohe vnd
„grosse Potentaten vnd HerrschafRen er, der Grosfurst, durch
;,gar tapfrere, ehrliche vnd vnuorwerflicbe Mittel vnd Vorschlege,
„durch vns an sich gelzogen vnd anhengig gemacht; auch
— 261 —
yWiseriey Gestalt das alles Folgents in betriglichem Schein vnd
yiu endtliGhen Verderb vnd Vntergange der gantzen Christen-
j^ktäy Krön Polen^ Littauen vnd vnser hochbeschwertes Vater-
yland, von Jme darunter gesucht^ vnd wir dässelbig aus seinem
„sdbst eigenen Mundt gehöret^ welches vns die Lenge zu über-
^tngtüy vnd die Sachen so wider Gott^ Ehre vnd die gantze
,CkrisUiche4ürche; vnd vnsere Ehre vnd Gewissen von jmC; dem
^Gfosfbrsten^ so gefehrlich gemeinet^ damit solche Heupter durch
„sm listiges, krokodilisch Hertz mit in etzliche beschwerliche
),Sichen eingefuret werden mochten; auch waserlei Gestalt vnd
«hohen erheblichen Vrsachen wir aus aller gemeinen Christenheit,
jvnd sonderlich der Krön Polen, Littauen vnd vnserm Vaterland
«YDd aUgemeinen Nutz zu *gut vnd besten, von jm vnd seiner
^lirannischen gottlosen vnd vnlöblichen Regierung abgethan, vnd
^wormit solche seine vbelmeinende, gefehrliche Practiken vnd
9 Vorsatz zurück getriben, vnd er auch endtlich vnterbrochen
^werden konte, haben wir anderswegen vmbstendlicheu
,vnd die Lenge allerseitz beschrieben."
Was nun aber das obige Sendschreiben betrifft, so
muss man es, bei aller Partheilichkeit und unverkennbaren lieber«
Ireibung der Verrasser, und trotz der schlechten Bewegsgründe,
von denen sie geleitet wurden, doch immer als einen nicht un-
wichtigen Beitrag zu dem blutigsten Abschnitte^ der Geschichte
des Grossitirsten Iwan Wassilje witsch rechnen, und Karamsin
selbst setzt nicht nur einen grossen Werth auf viele ihrer Angaben,
soodem benutzt sie ofl sogar als Quellen. Es wird daher, da
die verdienstliche Zeitschrift, in welcher dasselbe abgedruckt ist,
über Livland hinaus nicht sehr bekannt geworden zu sein scheint,
nicht überflüssig sein, hier etwas Näheres über dieses merkwür-
dige Aktenstück zu sagen, und die vorzüglichsten Schilderungen
aus demselben hervor zu heben.
Nach einigen Schmeicheleien für den Herzog Gotthard
Kettler^ in der Einleitung^ wird S. 190—195, bei don Jahre
1566si«^ der Entschluss des Grossffirsten, die Regierung nieder-
zulegen^ erwähnt^ und wie er sich nur durch die Bitten der
Grossen und der Geistlichkeit habe erweichen lassen, aus der
Alexandrowschen Sloboda^ wohin er sich schon zurückgezogen^
wieder nach Moskau zu kommen, lieber die Rede des Metro-
politen^ welche Iwan vorzüglich zur Rückkehr bestimmte^ heist
es hier: „Vnd hat anfenglichen . der Metterpolitan^ im Namen
;,vnd wegen beides Stende vnd gantzer Landschafll, angefangen
^zu bitten vnd flehen^ er^ der Grosfurst^ wollte doch bedencken
„\7id befrachten^ in was gar grossen Glücken^ Aufwachse vnd
;,Gedey er sein Reich daher regiert, das er auch ein Vberwint-
^ter vnd Schrecker alle seiner Feindte gewortlen, vnd sein
^ Reich so gar hoch vnd breit formiret, dartzu von dem lieben Gott
;jmjt zehnen Sonen, wolgeschaffcn, hochgetzirte junge Herrn;
;, begäbet, vnd bey denselbigen so ein vnderlheniges, bereitwiBi-
„ges vnd gehorsames, grosses, vnzallbares Volck in seinem Reich
„hette, vnd vber alles ander vnd furnemlichen, was viD hefli-
^gen Vgter vnd Wunderthetter darinn, in der Moscau, vnd in
„seinem Lande, one Zall eine grosse Menge jr Seele zu dem
;, lieben Gott geschicktt, vnd gantz vnuerwesett, in vnd anf dm
„Grobem, als wenn sie lebten, ligen vnd, allzeit getreue Für-
„bitter, seiner vnd des heiligen Reussischen Reichs bey dem
„lieben Gott gedechten; vnd sunsten, was Gelt, Golt vnd Reich-
„thuinb an keinem kein Mangell hette; er itzo allein vnd einigk,
„als ein Heupt der rechten Christlichen Kirchen, vnd aosgeson-
„dertten waren Apostolischen Glaubens Herren vnd Monarch wer.
„Vnd do er nicht achtet, was das Zeitliche vnd Vergengklicbe^
314. Nach ifaramsim 1565. In der Angabe des Sendschreibens ist
wenigstens kein Druckfehler, da die Jahrzahl ganz ausgeschrieben isf.
— 263 ~
j^ib sein gros Land, Stette^ vntxallbare Lenlte^ vnauspreoliliolii
i^Sohitie von GoK vnd Silber^ oder einigk Dingk, so s<rite er
39 doch gedenckao an gemelte heilige Wimderthatten vnd dio
a^aWge OirislUche Religion , welches durch seinen AbUug^ vnd
jyVbergebnngk des Reichs durch den Samen der Vmbilligeni der
^Ketrar vorvnreinigt^ wo nicht gar znrissen vnd vortflgett wer-
^dsn konntte; vnd wolte er sich anders wegen eines andern
„bedeDoken; da aber Gebrechen vnd Mangel im Lande waren,
«die sie doch nicht wostra, etwann durch Mildigki^ vnd Gntta
,idner Gnaden, oder ernstliche StraiTesatzung m be»eni, n
^OMlem vnd alles, was vnrichtig, durch Gebotl vnd Beueldi zu
»enetien.^
Merkwürdig ist die auch von Andern bemeAte Verin-*
denmg, welche in dieser Zeit in dem Aeussem des Grossflirsten
voigiBg: ;,Erstlichen, heisst es S. i95, oAob er sich aufflicht^*
^mesBen-Tag desselbigen Jahres in die Mosoau, vnd mit sMbei
yvorkerter vnd schleunigen Vorenderungk setaier vorigen Gestalt,
«das er auch von vilen nicht halt megen erkandt werden. Auch
»neben andern mehr Verenderungk, wie angemeldt, kein Hare
^^auffem Kopfe vnd im Bartt behalten, welches ihm alles der
„Zorn vnd innerlich tirannisch Hertz weckgefrbssen vnd vor-
»tilligl-«
S. 197 wird die Stiftung der Opritschnina, (oder
Aprisna, wie sie hier heisst) dieser furchtbaren Leibwadie des
GrossfÜrsten, ihr Eid, ihre Kleidung u. s. w. beschrieben: »Es
3P mosten auch seine Aprisna oder Ausgesonderte eine kentliche
3, vnd merkliche Anzeichen haben im Reiften die etwa: Hnnde-
y,kOplte*** den Pferden an Heisem vnd an Jren Flitschen, eine
3i5. Woraus diese Hundeköpfe gemacht waren, denn an wirkliche darf
■lan doch wohl nicht denken, wird nirgends angegeben; wahrscheinlich waren sie aus
Ifeua. Der Grosslurst trug ebenfalls einen an dea HalsgescJiartde seines Pferdes.
ybeserne Fegkwasohe«^«; zu einer Bedenttung^ er wolte erstlich
„als ein Hundt beissen, vnd was vberig im Lande gar ausfegen;
„die aber zu Fusse^ musten alle in groben Bettler- oder Kloster-
„Tuch-Vberrucke mit schwarzen Scbaffeln gefuttert^ der Vnler-
„rock aber mit gülden Tuch vnd mit Zobebi vnd Mardern
„gefuttert, getragen werden."
Von dem sonderbaren Kloster-Orden, den der Grossftrst,
in <ter Alexandrowschen Sloboda errichtete, und der furditbaren
Racj^-Gerechtigkeit, die in demselben geübt wurde, finden wir
hier ausführlichere Nachricht, als irgendwo: „Er stifilet," heisst es
S. 203 „vber alle diese obgemeldette tapfere, aufgerichtete last-
„bare Regimente sich auch aus denselbigen, seinen ausgesondert-
„ten Aprisna, ein sonderiich Bruderorden, deren er an ZaH
„dreihundert an junge Manschafll, mehrere Theil niederdreditigk
„Geschlechtes, die alle verwegenste» frechste vnd vbergebne
„Ehr- vnd Sehlose Buben ausseriesen, welches Orden - StiStimg
„er zu einer sonderlichen Bösswirkung, als er meinet angestellet.
„Vnd was derselben Brueder Grund vnd Fundation dasselbige
„nachfolgende zu uernemen. Erstlich war das Kloster^ oder d^
„Ort, do er diesen Orden volkomlich hieltt, nirgendt als in
„Alexander-Schlaboden, do er dan des mehrem Theill ausser-
„halben, so nicht Gesandten, oder andere Ehafil jnen in die
„Moscau furette, seinen Oblag vnd Auflenthaltt bette. Er selbt
„war Abtt, Knes Aflnasse Wesensky Kellerer, Maluta Isskurof
„Köster, vnd also soUent mit andern die Embter eines Kloster-
„Lebens besatzet. Die Glogken leuttet er mit seinen beiden
„Sonen vnd dem Köster zugleich selbst Morgens iruebe vmb
„4 Vhm musten alle Brueder in der Kirchen sein; welcher aus-
„ serhalb Leibes Schwachheit nicht erschienen, der ward hohes vnd
3(6. Ein Besen, Flederwisch, oder etwas der Art
— 265 —
yuedem Standes keiner verschonet, in die Gardesuni auff 8 Tage
yiv Bosse geworfTen. In solcher Versamblung sangk er selbst
yUt seinen Braedern vnd zugeordentten Pfatren; von vier biss
i2B 8i)ene. Wan die Glock acht gesclilagen, leuttet er wider
yzv Kirchen, vnd mnsst ein yetzlicher gleichfals erscheinen.
yDi vbt er das Singende Dviderumb bis an zehen schlegen;
,kegea die Zeit ist die Maltzeit bereidt, vnd haben äch .die
yBnedc^ alle zu Tisch gesatzt, er aber, als der Abtt, selbst
«stehen blieben, bis die ausgegessen, seinen Braedern vorgele-
»s^ Es muste auch ein yetzlicher Braeder Kreuse, Kannen
«VDd Schusseln selbst mit zu Tisch bringen, vnd wurde einem
«yedem an Essen vnd Trinken, die dan ziemlich köstlich, an
«goUen Wein vnd Medt vndterscbidUch abgesondert, vorgesetzt
svnd alles, was dieseUxm nicht aufessen vnd aussaufen können,
,dasselbige muste ein yeder in der bey sich habenden Kreosen
f. ,vod Schnssehi mit sich hinaus tragen, den Armen geben, auch .
9W0I selber, wie dan mehrernlheil geschach, nach Hauss bringen.
:,\Van nun dasselbe volnzogen, gieng der Abtt selbst zu Tisch.
^Vnd wan er gössen hatte, verscumet er selten einen Tag,
^ fuget er sich auff den Peinhof; do er altzeit vil hundert sitzen
^ halle, die er in seiner Gegenwarth foltern, ja auch zum Tode
.,onc allen Fug vnd Vrsach martern liess, welcher Ansehen jme,
^seiner Natlur nach, eine sondere Freude vnd Ergetzlichkeit ge-
, bahret, wie das Zeugnis gab, das er nimmer frölicher anzuse-
^ben vnd zu sprechen, als wen er bei der Pein oder Marter
^gewesen; \iid vervrtheilt, alss bis an die Glokh acht. Da muste
^ein yetzlicher in der Brueder Rembter oder Trepes, wie sie es
^nennen, erscheinen, zum Abentgebet, welches weret biss zu
.Glok neune. Nach demselben fueget er sich in Schlaff-Kammer
.zu Buhe, da alssdaii drey blinde, auff jn verordente alte Kerles
^ vorhanden; so bald er sich in das Bette leget, anheben alte
^Hislorien^ Merlein oder sonsten Pl^antasey; wan der eine aitff-
„ gehöret; der ander; vnd also endltzelicht erzehlen musten; durch
„welches Roden er seiner Natur oder angeweneten Ybung iiacb|
„desto bass zum Schlaff gefordert^ welches sich auch nicht laiger^
„als die Gloke 12 zu Mittemacht erstregket. Da er alsdan
„gar bald vngescumet an die Glogken vnd in der Kirchen mit
„alle seinen Bruedcrn erschinen^ welches gewehret bis an die
„Glogke drey^ vnd also durchaus teglich folgents gebraucht vndcL
„vesticklich gebraucht. Was aber weltliche Hendel^ Morden^
„Todtschlagen vnd allerley Tiranney, vnd sonsten sein gantie&
„Regiment; verrichtet er in der Kirchen ; zu welcher Hende/
„Furdcrungkh oder Hinricbtungk er keine Hengker oder Böttell;
„alleine seine heilige Brueder gebrauchte ^ was jm dan einfallen
„möchte; den zu thödteU; den zu uerlTrennen; verordnet er in
„der KircheU; do musten die aufT eilende Post; so er wolle
„lödten vnd hinrichten lassen; vnd waserley Weise die zufletscht
„oder gethödtet werden sollen ; gab er jnen aulT ein Papir
„schrifltlichen Beuehlich; in welchen Beuehlich sich auch niemand
„ widerte ; sondern vielmehr für ein sonder Glukh; Gnadt; Heil
„vnd Wolstandt hielten. Es musten auch alle Brueder; vnd et
„selbst zuuoraU; lange schwartze Munchsstebe mit gulten Feder*
„spiesseU; damit man wol einen Pauren feilen möchte; ndien
„langen Messern vndter den RögkeU; fast einer Ehlen, auch
„wol lenger; trageU; domit wan jme einfallen möchte; Jemandt
„zu lödteU; das dan nicht etwan nach Böltebi oder Richtschwert-
„tern geschigkt; sondern alles fertig, vngehindert möchte gemärt-
„tert, zufletschet vnd hingerichtet werden.^
S. 209 finden wir die energische Rede angeßhrt, mit
welcher der unerschrockene Metropolit Philipp dem Grossflirsten
öffentlich; in der Kirche ; und in Gegenwart aller seiner Blut-
genossen, über seine Grausamkeit Vorstellungen zu machen
— 267 —
wagte: „AUergnedigster Keyser vnd Grossfarst^^ sagte der ehr*-
wirdife; d^n Tode längst verfallene Greis ^ ^wie lange unlstu
gViBdialdigk Deiner eigenen trewen Leutte vnd Christen Bladt
yTirgissea? Wie lange soll Vngerechtigkeit in diesem Reuschen
,fMdi dauern? Die Tattern vnd Heiden ^ vnd alle Weldt weiss
^a sagen, das aach alle andere Völcker haben Gesatz vnd
,Ro6ht, allein in Reoschlandt ist es nicht; in aller Weldt wirdt
,b€y Obrigkeit von den VbeUhettern, die es suchen, Barmher«-
,tagkeit gefanden, vnd hie in Reuschlandt ist vber die Vnschul-
,digai vnd Gerechten kein Erbarmen. Gedenck doch, ob Dich
9G0U in der Weldt erhöhet, Du dennoch ein sterblicher Mensch
stet, vnd das vnschuldig Bludt von Deinen Henden fordern
;}Wirdt. Die Steine vndter Deinen Fusen, da nicht die lebendi-
^geo Seelen, werden fber Dich klagen, schreien vnd richten;
,nid ich muss Dirs sagen aus Gottes Befehl, vnd wan mich
,a8cfa der Todt derhalben entpfangen vnd einnemen sollte.^
Die Wirkung einer solchen ungewohnten Anrede war übrigens
vorher zu sehen. ^Solches denn, heisst es gleich darauf, vnd
s dergleichen Wortte hatt den Grosfursten zu solchem heftigen
7, Zorn erwecket, das er auch mit dem Stab wieder das Erdreich
„gestosscn, vnd angefangen: ^Ich bin Dir, Metropolit, Deinem
^Anhangk vnd meinem Reiche viel zu fromm gewesen, nun aber
-will ich Euch zu klagen schaffen", u. s. w.
S. 216 wird die hochtragische - Hinrichtung des durch
erkauftes Zeugniss angeklagten Oheims des Grossiiirsten, KnSs
Wladimir, und seiner ganzen Familie, durch Gift, sehr lebendig
geschildert. ^Vnd hat zur Stundt den Herrn sambt seinem Gemahl
^vnd Kindern vor sich kommen und bringen lassen, die alsbald
7. wehemutigst vnd kleglichst erschienen, vor jme m'edergefallen,
,.vnd vnib Gnad, in Betrachtung jrer Vnschuldt, vnd Verschonung
;,ires Lebens vnd Leute, erhalten wollte, das sie alles Insler
„vnd KlosterleuU von aller Weldt, zu dem Ende, wan Gott jr
„Leben von dieser Weldt forderte; bleiben vnd wohnen machten.
„Solche vnd dergleichen klegliche Beden^ vnd erbermliche Geberde,
„vill hchcr ihre grosse Vnschult, halt den GrosAirsten von
„seiner Meinung vnd Tiranney nicht abgetzogen, oder bewegen
„mugeO; sondern fortgefahren; vnd angemeldet; diewtill er nach
„seinem Reich vnd Leben gestanden^ vnd einen Tranck oder
„Essen mit Gifft zugerichtet, so sollte er denselben Tranck, so
„er jme zu geben vermeinet; selber trinckeU; vnd alsbald den
„frommen Herrn, sambt seinem Gemahl vnd Kinder; niedersitzen
„heissett; vnd den Gilllbecher erstlich dem Herrn gereichet. Indem
„er sich etzlichermassen geweigert; vnd zu seinem Gemahl
„gesagt: dieweill ich leider sterben soll; so will ich mich den-
„noch nicht selber todten; darauff setn Gemahl angefangen:
„Lieber; das Du den Todt vnd Gifll trincken sollst, dustn nicht
„mit Willen vnd gehrn; sondern der todtet Dich mit seiner
„Handt; der Dirs zu trincken giebt; vnd dieweill Du sterben sollst,
„so mehr werget vnd mordet Dich ein Keiser, als ein ander
„oder Boettell, von welches Henden Gott; der gerechte Bichtcf,
„das vnschuldige Blutt am jüngsten vnd gestrpf^gen Gericht wird
„fordern. Worauf der Herr den Becher genohmen; seine SeUe
„in Gottes Hende beuolen \iid gelruncken; der allsbald gantz
„wüst vnd vbel gebareU; vnd innerhalb einer Viertheillstunden
„seinen Geist auffgeben; darnach gleicher Gestalt seinem Gemahl
„vnd vier Kindern auch gethan, die alle in einer Stundt vor des
„Tyrannen blutdürstigen Angesicht; jhre Seelen Gott geopfert,
„aus dieser Weltt entscheiden.^
S. 2i8 folgt die Beschreibung des blutigen Zuges Ober
Klin und Twer nach Nowgorod; dem die Verfasser im Gefolge
des Grossfürsten beiwohnten; und des schrecklichen Gerichtes,
welches Iwan der Furchtbare über die letztere ungläcUiche
f
— 269 —
Stadt ergehen liess. Das Morden dauerte hier sechs Wochen
nd die Zahl der Umgekommenen wird auf mehr als 27000
og^ben.
Von S. 224 — 229 finden wir endlich eine sehr aus-
ttriiGhe Schilderung der Einäscherung von Moskau durch die
Tiiiren, die mit den Worten schliesst: „Vnd die Tattern alle
,die Heuser ersllichen beraubt^ die^ Leut todt geschlagen^ vnd
j^bts in das Vberschloss gedrungen^ allein von wegen des grossen
,Feurs vnd Rauchs wieder zurück weichen müssen. Vnd ist
,eifl solch gross Feuer entzündet^ vnd von dem lieben Gott ein
yVDertiortes Wetter von Windt vnd Blixen one Regen sich
^erhoben, das alle Menschen gemeinet ^ Himmel vnd Erden
^sollten vorgangen sein^ das sich auch der tatterische Keiser
y selbst so hart entsetzt; das er auch mit seinem Lager aufge-
yZOgen, vnd ein wenich gewichen^ vnd wider zurück lagern
gmmseüy vnd in drei Stundt die Moscau so gar aussgebrandt^ das
yiOGh alleS; was von Holtz^ nicht ein Stock oder Pfal^ daran
jjäa Ross mochte gebunden werden, vberblieben. Das Feur hat
^auch das Puluerhauss begrifTen, welches die Mauer mehr als
^50 Faden, vnd was noch vbrig geblieben, wegkgefressen, die
yPorten^alle am Schloss, vnd der Stadt vorbrandt, welchs mit
^todten Corpern, in Manglung des Holtzes erfüllet. Vnd in
yderselbigen Brunst vielmehr als hundert vnd zwan-
^tzigk tausend Menschen, die beschrieben vnd namhafll
jfZn zehlen, one Man, Weiber vnd Kinder, one das arme Fauer
^viid Landuolck, welches aus allen Enden eingewichen^ vorbrandt,
^erschmöcht, erschlagen vnd vmbgekommen; in Suma^
„nicht möglich ist^ es mit den kleglichen Vmbstenden zu beschreiben,
^viel vnmuglicher ist es denen, so diese Dinge nicht selbst
„gesehen, zu glauben, was vor ein Elendes Anblicken da ge-
„wesen. Die Moscawilische Bach, als sie fast mitten herdurch
— 270 —
„rinnet; ist vor Hilz des Feuers envermet; vnd in blntrodt ver-
„wandclt; die Menschen das aller gröste vnd roehrer Tliefl ver--
„schmöcket vnd nicht verbrandt^ das auch vmb zehenfach Gdt
„nicht Menschen zu bekomen^ die dieselben begraben mochten.'^
Nun folgt noch eine kurze Beschreibung der Talaren
und ihrer Lebensart^ und zum Schlüsse eine AufTordening
Iwan's Feinde, die gegenwärtige Schwäche seines Reiches
benutzen, und sich die in diesem Sendschreiben über ihn gege-
benen Nachrichten zu Nutze zu machen.
71.
Johann Taube.
1572.
Der Livländische Edelmann ^ Johann Taube, wird als
Mitverfasser des so eben angeführten Sendschreibens genanat,
und rouss daher hier auch noch besonders unter den Schrift-
stellern enivähnt werden^ die uns ihre als Augenzeugen über
Russland gemachten ßeobachtungen selbst hinterlassen haben.
Er theilte übrigens länger als zwölf Jahre die Handlangen und
Schicksale seines Freundes^ Eiert Kruse^ die deshalb hier
nicht brauchen wiederholt zu werden. Wir kennen von Tamhe
auch noch; ausser jenem Sendschreiben^ eine ebenfalls hieher
gehörige gereimte Geschichte des Deutschen Ordens in Livland,
deren Original im Kön. geh. Archive zu Königsberg auibewahrt,
und in dem Index Diplomaticns LiFoniae, Vol. II. S.269.
No. 3270 unter folgendem Titel aufgeführt wird:
Cleschiehte des Deutschen Ordens in Lirland»
in Reimen besehrieben yon Hans Taube, eineni Lir-
ländischen Edelmanne rorerst Gefangenen, dann Ratk
bey dem Zar Iwan Wcssiljewitsch zn Moskau. Verfer*
(igt zu Moskau am 5 März i565.
— 271 —
72.
Fedor Senkowitsch Woropai.
1572.
Fedor Senkowitsch Woropai^ war von den Reichs-*
von Polen nach Moskau geschickt; um^ dem Scheine
wky wegen des Friedens zn unterhandeln. Der Bericht aber
seine Reise nach Russland und den Erfolg seiner Gesandtschaft
befindet sich handschriftlich in der Vaticanischen Bibliothek ^ und
darans in den Abschriften und Auszügen des Abbate Alber-
trandi; No. 42^ unter dem Titel:
Stowa Wielkiego Ksi^dza Moskiewskiego do
leh nici Panow Rad Korony Polskiey i Ksi^stwa
Litewskiego. Przcz Fcdora Zienkowicza Woropaja
postanca od panstwa Polskicgo i Litewskiego.
73.
Michael Harabnrda.
1573.
Als nach dem Tode Siegismund's II. eft Reichstag
in Warschau eröflnet wurde^ um einen neuen König für Polen
xa wählen^ Mrar unter den vornehmsten Candidatcn auch Iwan
Wassiljewitsch vorgeschlagen worden. Die lithauischen
SCinde schickten deswegen Michael iiaraburda, einen aus
ikrer Mitte, als Gesandten nach Moskau ^ um dem Grossfürsten^
oder seinem Sohne Theodor^ die polnische Kron^ anzutragen.
Hmrmburda traf Iwan in Nowgorod^ und wurde zwar sehr
gol aufgenommen ; konnte aber natürlich keinen guten Erfolg
snner gewiss auch nicht aufrichtig gemeinten Sendung erwarten^
— 272 —
da er als Hauptcrforderiusse aurslelltc, dass der neue König i
Polen selbst leben und den Römischen Glauben annehmen müsse
Die Bedingungen ; Avelche der Grossfärst dagegen von seine
Seite aufstellte»*'', wurden eben so natürlich von den polnische
Ständen verworren, und so fiel die Wahl auf den Herze
Heinrich von Anjou, der nach drei in Polen verschwelgte
Monaten das Land als Flüchtling wieder verliess, and nac
Frankreich zurückkehrte, um dort noch unwürdiger zu herrsche
und zu endigen.
Uaraburdäs Original -* Bericht an die Lithauische
Stände ist handschriftlich aus der Ottobonischen Bibliothek i
die Vaticanische gekommen, und befindet sich daraus in dei
Alb er trandi sehen Abschriften, No. 44 unter dem Titel:
Relacja Poselstwa Ilaraburdj do Moskwy v
roku 1573.
In den von dem Conte Marino Marini in der Vati-
cana veranstalteten Sammlung von Abschriften wird dieser Berichl
in welchem Haraburda falschlich Ilarabunda genannt isl
unter No\ 42 also bezeichnet:
Relatio Michaelis Ilarabunda Lituaui de traetati:
a se cum Magno Moscoviac Duce super quibusdam ai
Regnum ^oloniac et Litvaniae pertinentibus. Arm. XI
Cas. 7. JNo. 1.
317. In d^f^ausführlichen und schlauen Antwort, welche /imm d«
lithauischen Abgeordneten gab, sagte er unter Anderm: «Ich weiss, dass Oesla
„reich und Frankreich in ihren Unterhandlungen mit euch weit nachgiebiger wM
„allein si^ sind kein Muster für Russland, und wir wissen dass es anssc
„uns und dem Sultan keinen Fürsten in Europa giebt, dessen Geschlecht liagei
„als 200 Jahre regierte. Die einen stammen von Prinzen ^b, die aaden lüi
„Ausländer, und werden von dem Glänze der Königs - Krone angelockt; wi
„aber sind ein Ur-Zar und stammen von dem Kaiser jänguüm» ab, was Alk
«bekannt ist."" S. Karam»in'$ Geach. d, Rums. Reich», Th. YDI. S. i85.
— 273 —
74.
Zacharias Vheling.
1573.
Zacharias Vkelingy der Rechte Doctor^ war schon
JB den Jahren 1562 und 1564 von dem^4(4iQige von Dänemark,
Friedrich dem Zweiten, als Gesandter nach Moscau geschickt
wordra. Im Jahre 1573 wurde er abermals an den Grossfär-
steo Iwan Wassiljewitsch abgefertigt und demselben im
Febraar desselben Jahres in Nowgorod vorgestellt. Die Beschreibung
seiner Gesandtschaft, die, so wie die beiden frühem, den Haupt-
zweck hatte, Dänemarks Rechte auf Esthland, Oesel, Pilten, u.
s. w. zu sichern, befmdet sich in dem Grossherzoglich Mecklen-
borgischen Archive zu Strelitz und daraus abschrifUieih in dem
Rnmänzow'schen Museum in St. Petersburg..
75.
Jakob von ITlfeld.
1575. 1578.
Friedrich II, König von Dänemark, schickte im Jahre
'5'2'5 eine grosse Gesandtschaft nach Russland, welche aus
^Istand von Estrop, Arnold Ugerup von Ürup, Jakob
^^^ Ulfeld^^^j noch sechs Männern von Adel»»», dem Secretak
318. Vl/eld wird von Ly9chander in seiner Epidoia an GoJdasi, auch
^*f/eld genannt.
319. Diese waren nach Ul/eids Angabe p. 3: der Reise - Zahlmeister
Mamma Wentiermamm vom Oliirup, der Reise-Marschal Siemo JUaimemj Hennimg
FdtteP^ weicher der Küche vorstand, Georgiu$ Suvavemw$, Reise-Kellermeister,
osd Dmmiel Höckern und Georg Mmmcke,
18
— 274 —
Paul WernickC; einem Geistlichen und einer Dienerschaft von
mehr als iOO Personen bestand. Der Zweck derselben war^
einen dauerhaften Frieden zu bewirken^ und zunächst die Zuräck-
gabe der esthländischen Schlösser Habsal^ Leal und Lohden zu
erhalten^ welche die Kussischen Truppen in dem nämlichen Jahre
besetzt hatten. Die Gesellschaft schifile sich am 9 Mai m
Copenhagen in drei grossen Schiffen und sechs kleinen Fahrzeu-
gen ein^ und stieg nach mancherlei Ungemach bei Pemau an's
Land; von wo die Reisenden ihren Weg zu Lande fortsetzten,
und endlich über Pleskow und Nowgorod; durch Gegenden, die
durch Krieg und Hungersnolh verödet waren^ unter Entbehrungen
und Vernachlässigungen aller Art am 19 August in Moskan
anlangten. Hier war ihr Aufenthalt nur von kurzer und völlig
fruchtloser Dauer ; während welcher sie eine durchaus schnöde
Behandlung erfahren mussten. Ihre Rückreise ging wieder m
Lande bis Pernau; hier schifften sie sich am 9 Nov. ein, Ulten
Schiffbruch; und landeten endlich unter grossen Mühseligkeiten
an der Küste von Kurland, von wo sie glücklich nach Dänemark
zurückkehrten.
Vlfeld wurde 1578 noch einmal nach Moskau geschickt,
und schloss am 28 August mit dem Russischen BevoUmädiUgten
einen Traktat ab; welchen der König von Dänemark aber nicht
ratificirtC; und der ihm die Ungnade seines Hofes zuzog.*>«
Jakob von Ulfeid beschrieb seine Reise nach Russland
in lateinischer Sprache; ohne sich dabei zu nennen, und seine
320. S. HMchingB Magauin für Gieehiehie mnd Erdbe$ekr. Th. VIL
S. 305 — 306. Tycho Hof mann sagt in s. Portraiis hUtoriqmea de$ kommt»
illuttres de Danemark {Copenhague 1746. P. 1—7. 4°.) P. 6. p. 157 von ihn;
;,Gomme le Roi lui avait commandc, de negocier uoe paix pour toiOours et point
„DHC trevc, il tomba en disgrace, et Uhlcfeld Tut la mtme aiin6e ray6 du nombre
„des Senateurs du Royaume.*'
_ 275 —
Andschrift ging* noch bei seinem Leben verioren, ohne dass das
Garingsle davon bekannt 'wurde. Endlich fand der berähmte
Heichior Goldast dieselbe 1601 durdi Zufall in Lyon in
dem Laden eines Gewärzkrämers^ dem sie als Makulatur ver-
knft worden war^ und von welchem er sie an sich brachte.
Okae über dieselbe etwas Näheres herausbringen zu können^ als
im ihr Verfasser Jakob geheissen, und ein dänisdier Edebnann
gewesen war, machte er sie'^i durch den Druck bekannt unter
den Titel:
Jaeobi, Nobilis Dani, Friderici II Re^s Legati,
HadoeporicoD Ruthenicum, nunc primum editnm eum
%aris aeneis» ex Bibliotbeca Melcbioris Heiminsfeldi
(SaldaatL Francofarti 1608. 4^
Nachdem diese Ausgabe erschienen war, erfuhr Goldast
durch einen gelehrten dänischen Prediger, Namens Ly seh ander,
den Namen und die Würde des Verfassers, und durch genauere
Erkundigungen brachte er auch in Erfahrung, dass Ulfeid seine
Handschrift vormals bei dem Genfer Buchhändler, Henri
Etienne, niedergelegt gehabt, durch dessen Sorglosigkeit sie
sic4i in eine Krämerbude in Lyon verloren habe. Er besorgte
non später eine neue Ausgabe dieser Reise, bei welcher er den
Verfasser nannte, und die er einem Grafen Solms^^^ dedicirte,
während er die erste einem Grafen Donaburg zugeschrieben
haue.
321. /Ai»r pmdemiiae fegatirae ihe$aurvm, wie GöldaU das Werkchen
im der Zueignuni; nennt.
322. GoidoBi fordert in seiner Zuschrift den Grafen Soim$ auf, da er
«ichoB so \iele literarische Merkwürdigkeiten zusammengebracht hätte, nun auch
Rii5»land kennen zu lernen, so wie Arißtoieiea auch gegen Alesander dem Gro9$em
ceiafsert habe: non minuii referre barbaras i^entei quam ciTiles Tidisse.
1b dieser Zuschrift sagt er auch von Vi/eid, er sei miuni quideoi elegans io
docrodo, »ed iu existimando admodiim prudcns.
18*
— 276 —
Diese neue Ausgabe erschien unter folgendem Titel:
Nobilissimi, et Strenaissimi Equitis Dani, Jaeobi
Ulfeldii, Doniini in Ulfeldtzholm et Selsoria etc. Regii
Danorum Cousiliarn^ Legatio MoscoFitica^ si^e Hodoe-
poricon Ruthenicum in quo de Russornm, Moschornm
et Tataroram Regionibiis, Moribns, Religione, Guber»
natione^ et Aula Imperatoria quo potuit compendio et
eleganter exsequitur. Aceesserunt Claudii Christophori
Ljsrhandri, Praepositi Qerfolgensis, Epistolae de anthore
hujns opuscnli: nee non fignrae rariae in aes incisae
a Job. Theodoro de Bry. Omnia simul edifa ex
bibliotheea et studio Viri Nobiliss. et Claritss. Melcbioris
Goldas(iHeiminsreldiis28 etc. Francofurti a. M. 1627. 4^
Beide Ausgaben^ welche einige Lileratoren für ganz
verschiedene Bücher angesehen haben ^ unterscheiden sich bloss
durch den Titel und die auf demselben genannten Briere Ly-
schander's^ so me durch die DedicationeU; von einander.
In G. II. Stuck's Yerzeichu. von Land- and
Reisebeschr. Th. I. S. 304 wird eine Ausgabe von 1622 4*1
angeführt; Avas aber wohl auf einem Irrthume beruht^ weil diese
sonst nirgends vorkommt. Auch der Titel ist ungenau nnd
gewiss nicht nach eigener Ansicht angegeben. Er lautet hier:
Jac. Ulfeldi legatio moscovitica: hodoeporieoa
rhutenicum, iu quo de Russoruoi, Moscoram et Tarta-
rorum regionibus, moribus^ religione conpendioae
excquitur (sie) Francof. 4608. 4°. Francof. 1622. 4^
32;i. Ltfnchander sclieint die Rczciclinane Heimimfeiühn (ur CeUmat'a
Namen aogesehen zu haben, denn er redet ihn in den Epistolis an: Cimrimimä
Ueimiitfjeli/i.
— 277 —
Wieder abgedruckt^ nach der ersten Ausgabe unter dem
Tibd:
Jacobi Ulfeldii Legatio Moseoritiea sive Uodoe-
p^ricen Ruthenicum. In Uistoriue Rutbenicae Scrip-
tores Exteri Saecali XVI. Ed. Adalbertas de Star-
csenHiki. Berolini et Petropoli mdcccxlii. Vol. I. No. X.
Ulfeid traf in Livland die schrecklichsten Spuren des
ftirdiAarsten Elends ^ und begegnete mehrmals Tataren - Trupps^
welche Tausende von Gefangenen aus Städten und Dörfern mit
ach fortführten, und Weiber und Mädchen aus denselben unler-
iregs einzeln verkauften. Der Prediger der Gesandtschaft wurde
oft heimlich ersucht, die Kinder der Bauern zu taufen. Dorpat
hg damals fast ganz in Schutt, und da die Schwedischen Trup-
pen sich in dieser Gegend noch immer mehr ausbreiteten, so
nossten die Reisenden mit ihren Russischen Begleitern oft grosse
tWege machen. Am 24 Juni kamen sie nach Pleskow, wo
^ unter grossen Entbehrungen 6 Tage bleiben mussfen, bis die
Erlaobniss zu ihrer Weiterreise von Moskau eintraf. Pleskow
zeigte sich ihnen damals noch in seinem Flor, und hatte 300
Kirchen und 150 Klöster, fast alle von Stein gebaut und reich
verziert. »24 Nowgorod haue ebenfalls noch seinen alten Glanz,
war aber in seinem Innern entmulhigt und verödet, so dass
bam für Geld die nodiwendigsten Nahrungsmittel zu finden
waren. »2s Hier musslen sie sich 5 Wochen aufhalten, während
welcher Zeit sie durch Augenzeugen viele einzelne Zöge von der
324. Der Peipus wird hier Pcba, und der Umen-See Biagnmm Elmiw
Bckoauere rognominafum genannt; wobei die letztere Benennung wahrscheinlich
ao5 limem und Oaero zusammengesetzt ist.
325. bei der Erwähnung des tollen Uebermuths der OpriUchnina wird
diese Apricii genaiuil.
— 278 —
Grausamkeit erruhren, mit welcher Iwan Wassiljewitsch diese
unglückliche Stadt kurz vorher gestraft hatte. Die Fortsetzung ihrer
Reise wurde ihnen immer unerträglicher gemacht; sie bekamen gar
keine Lebensmittel mehr^ und erhielten für ihre Fuhrwerke nur
wenige und elende Pferde^ so dass ilire Dienerschaft fast immer
zu Fusse gehen musste^ und die Pristawena^« nahmen nicht die
geringste RQcksicht auf die Beschwerden der Gesandten. In
Twer erfuhren sie^ dass der Grossiurst sich in Sloboda aoihielty
von wo derselbe sich oft nach dem Kloster Troitzkoje begebe,
um dort sein Gebet zu verrichten. In der Nähe des Schlosses
wurden sie von einer Menge Bojaren empfangen^ die ihnen ent-
gegen geschickt waren, aber wenig Umstände mit ihnen machtoi;
eine Geringschätzung, die Vlfeld ihnen erwiedem zu müssen
glaubte. Am Abende ihrer Ankunft, am 19 August, kam der
Bojar Bolher C^'ahrschcinlich ßoldür) zu ihm, um zn erfahren,
in welcher Absicht er von seinem Könige geschickt worden
wäre. Am Morgen darauf wurde den Gesandten angezeigt, dass
der Grossftirst sie am folgenden Tage empfangen wärde, wcriiei
sie sich der grössten Vorsicht und Ehrerbietung zu befleissigen
hätten, indem sie ein in Russischen Diensten stehender Dolmet-
scher, Namens Jakob, aus Oeslerrcich, darauf aufmerksam machte,
dass wenige Jahre vorher ein fremder Gesandter bloss deswegen,
weil er bei seiner Anrede den Titel seines Herrn eher als den
des Grossfürsten genannt hätte, sogleich schimpflich weggejagt
worden wärc^^i Auf die Frage, ob und was für Geschenke seines
Königs er ftir den Grossfürsten überbrächte, antwortete Ulfeld^
er habe für den Grossfürsten und dessen ältesten Sohn grosse
32G. Praeiiabilii nennt sie Vlfeld,
327. „Ignominioso rcjectus alquc cxplosus üi ipso ftempoiis momenlo
«quo advenerat.''
— 279 —
v<ffgoldete Becher von Silber mitbekommen; und als Boldür.
bemerkte; dass durchaus auch für den jüngsten Prinzen Geschenke
Imiziigefugt werden mussten, erklärte sich der Gesandte bereit,
Aess ebenfalls zu beobachten^ worauf sich der Bojar ein genaues
Veneichniss aDer dieser Verehrungen geben liess.
Am 21 Aug. wurden die Gesandten mir Audienz geführt.
Sie Bihepten sich durch mehre mit reichgekleideten Bojaren an-
geiUte Zimmer bereits der Thure des Thron-Saales, als ihnen
eis Deutscher Dolmetscher, Namens Kaspar, eiligst entgegen
kam, um sie nochmals zu warnen, dass sie ja nicht den Titel
Sires Königs vor dem Grossfürstlichen nennen, auch nicht unter-
lassen möchten^ den Zarischen Prinzen zu begrüssen. Bei ihrem
Eintritte fanden sie den Saal voll von Bojaren in kostbaren
Kleidern, welche zu beiden Seilen auf einer langen Bank sassen«
Der Grossfflrst sass auf einem Throne, der etwa eine Elle vom
Fossboden erhöhet war, er trug ein gelbseidenes, mit kost-
biren Steinen bedecktes Gewand, und hatte um den Hals ein
AUS Edelsteinen gebildetes Kleinod. Sein Haupt bedeckte eine
reidibesetzle Mütze ^ und über derselben strahlte die Zarische
Krone: in der Rechten hielt er das Zepter, sämmtliche Finger
Haren mit Ringen bedeckt. Der Prinz hatte, seinem Vater zur
Rechten, einen etwas niedrigem Sitz. Er trug ein Gewand von
rother Seide^ das in Edelsteinen strahlte, und hatte auf dem
Haupte eine xMülze von kostbarem Pelzwerke, Vor dem Throne
standen vier junge Bojaren mit Aexlen in den Händen. »28 Sobald
der Grossfürst die Gesandten erblickte, streckte er dem Ul/etd
die Hand entgegen, welche dieser auf die Erinnerung des Cere-
monien-Meislers ergriff; eine ähnliche Auszeichnung widerfuhr
den andern Gesandten, und hierauf erkundigte sich der Grossfürst
32b. Die bckaBBlen Ryndy.
— 280 —
nach dem Befinden ihres Königes bei ihrer Abreise. Kaum hatte
Ulfeid darauf seine Anrede begonnen ^ als ihn der GrossfÜrst
mit der Bemerkung unterbrach^ es wäre genug; das Uebrige
möchten die Gesandten mit seinen Ralhen und Bojaren verhan-
deln. Sie musstcn sich nun setzen und erhielten die Eio-
ladung zu der GrossfQrstlichen Tafel ^ mit der Weisung^ aufzu-
stehen und sich far diese Gnade zu bedanken. Daravf wurde
ihnen erlaubt^ die mitgebrachten Geschenke zu überreichen, welche
von den Bojaren in Empfang genommen und sogleich wegge-
bracht wurden.
Bei der Mittags -Tafel erschien der GrossfQrst in einem
andern, weniger kostbaren Kleide, und trug auf dem Haopte
eine Bedeckung aus rolhem Tuche mit Edelsteinen besetzt Audi
hatten alle Bojaren weniger reiche Kleider an, als bei der Audienr,
wo sie sämmtlich kostbare Kleidungen aus dem Grossfltrstlidien
Schatze trugen. Die Gesandten speisten an einem besondeni
Tische, zur Linken der Tafel, an welcher der Grossfürst und
dessen ältester Sohn sassen. Nachdem der Zar ein wenig
Branntwein getrunken hatte, Avurden die Speisen durch Hofbe-
diente hereingetragen und vor ihm hingestellt, worauf er befahl,
diese oder jene Schussel den vornehmsten Gästen zu bringen.
Die erste bekam der oberste Feldherr, Knäs Iwan Fedoro-
witsch Stiloffsky*)^ die zweite der GrossfUrslliche Schwie-
gersohn**), die dritte Ulfeid u. s. w. Dasselbe geschah ndt
*) Wohl der Fürst /itcm Fedorowihch Maiislatpakij?
N. A.
**) Der Hcrzoj^ Magnus^ Bruder des Königs von Dänemark, der 1570 zu
Ittan n'iuHiljettiUrh überging und 1573 dessen Nichte die Prinzessin Mmria
Mladimirotcna ehclichlc ?
N.A.
— 281 —
Meth und Malvoisir-Weins»» in goldenen Pokalen. Jeder der so
Beehrten erhob sich zum Danke ^ und mit ihm jedesmal sämmt-
lidie Tischgenossen, welches 65 mal geschehen musste, und
wobei die Fremden noch hänfig von den Bojaren angetrieben
wvden, sich recht ehrerbietig gegen den Grossfürsten zu vdr-
■eigen. Wfihrend der Mahlzeit wurde Ulfeid auch an die
TalU des Grossfürsten gerufen^ der ihm durch den Dolmetscher
s^en liess, er wisse ^ dass er aur seiner Reise viel Ungemach
auszustehen gehabt habe^ und hätte Berehl gegeben^ dass ihm
Alles verabfolgt würde ^ was zu seiner Erholung und Bequem-
tidikeit beitragen könnte. Die Tafeln waren bedeckt mit Speisen
m silbernen Schüsseln^ und Getränken in kostbaren Schalen. Der
Grossfiirst und sein Sohn allein bedienten sich Messer^ einer halben
EUe lang; ihre Trinkgeschirre und Löffel waren von Holz. Nach
der Mahlzeit empßngen die Gesandten noch Jeder aus der Hand
des Grossfursten eine Schale mit rothem Meth^ worauf sie wieder
lorfldi in ihre Wohnung gefuhrt wurden.
Am folgenden Tage wurden die Gesandten nach Hofo
fc^hicden, um mit den Grossfürstlichen Käthen zu unterhandeln,
^riches den Tag darauf noch fortgesetzt wurde, wobei sich
l'l/eld über gegen ihn geäussertes Misstrauen und überall
gewandte Hinlerlist beschwerte. Endlich waren alle Angelegen-
'^^'fen zum Schlüsse gebracht, und die Gesandten wurden am
^^ August nach Hofe geholl, weil der Grossfürst in ihrer Ge-
*^^Wart den geschlossenen Vertrag feierlich bestätigen wollte.
^'^ a n W a s s i 1 j e w i t s c h trug an diesem Tage ein reiches
^^^v^nd von rolhem Seidenzeiige , das mit Edelsteinen und
^■^Ifm reich besetzt war; um den Hals hatte er einen Schmuck
329. Hier Fimitm Marvisimum genannt.
— 282 —
aus Gold und kostbaren Steinen. Auf dem Haupte trug er eioe
hohe aufs prachtvollste verzierte goldene Krone. In der Rechten
hielt er einen Reichs -Apfel; in der Grösse eines Kinderkopfes^
von Gold und rings umher mit Steinen besetzt ^ den er nach
einiger Zeit wieder auf ein neben dem Throne dazu befindliches
Gestell setzte und darauf auch die Krone ablegte ^ die anf ein
goldenes Geiass gestellt Yfwtdo. Nun wurden die Briefe und
Urkunden vorgelesen ^ woran der Grossfurst nicht viel Thell zu
nehmen schien ^ denn er rief von Zeit zu Zeit einen Bojaren zu
sich; drehte seinen Stab; spielte mit seinen Ringen u. s. w/
Nach vollzogener Verlesung traten zwei Bojaren herbei; welche
eine silberne Schüssel hielten; in diese legte der Grossf&rt mit
grosser Wärde die Friedens-Urkunde und auf dieselbe ein kost-
bares CrucifiX; welches er kässtO; und dabei mit lauter Stimme
erklärte; er wolle den Inhalt des Vertrages gewissenhaft beob*
achten. Nun wurde ein Neues Testament in Slawom'scher Sprache
herbeigebracht und in demselben das Evangelium Johannis auf-
geschlagen und den Gesandten dargereicht. Diese legten ihre
Hand darauf und küssten es, indem sie im Namen ihres Königs
schworen; dass von seiner Seite der Friede unverbrüchlich werde
vollzogen werden. Darauf wurde ihnen in drei grossen silbernen
Gelassen Meth gereicht und ihnen angedeutet; dass ihr Geschftft
hiermit beendigt wärC; wobei ihnen der Grossfurst zum Schlüsse
die Hand bot und ihnen auftrug; ihren König von ihm zn grossen.
Kaum waren sie in ihrer Wohnung angelangt, als ihnen die
GrossfurstUchen Abschieds - Geschenke mit grosser FeierlichlLeit
überbracht wurden; welche in kostbarem Pelzwerke bestanden
und von IJlfeld auf einige Tausend Thaler geschätzt wurden.
Diese Freigebigkeit erstreckte sich indessen nur auf den Gesand-
ten und fünf seiner vornehmsten Begleiter; von denen jeder 27
Zünmcr Zobel-Felle und 17 Zimmer Marder erhielt.
— 283 —
Ehe nun Ulfeldj in seinem Reise-Berichte^ Moskau ver-
Msst, holt er noch mehre nicht unwichtige Bemerkungen nach,
von denen ich einige anfuhren zu müssen glaube. Gleich am Tage.
ihrer Ankunft wurde den Gesandten angezeigt^ sie dürften sich ihrer
Trompeter, die auf der Reise immer bei ihren Mahlzeiten musizirt
hatten, nicht femer bedienen, auch sei es ihnen und ihren Leutra
imlafsagt, ihre Wohnung ohne Vorwissen des GrossfQrsten zu
veriassen, so wie auch Niemandem der Zugang zu ihnen gestattet
war. Zu ihrem Unterhalte wurde ihnen, ganz gegen die frühere
Gewohnheit und wahrscheinlich durch Missbr&uche der Unter-»
beamten, nichts als Rindfleisch, Schafe und Hühner, aber keine
Fische, und zum Gebrauche nur Wasser, und dieses weder hin-
reichend noch immer in trinkbarem* Zustande, geliefert, so dass
sie ihre Zuflucht zu den geringen Vorrfithen nehmen mussteo,
die ihnen noch von der Reis^ übrig geblieben waren. An dem
Bimlichen Tage, an welchem ihnen die Grossfärstlichen Geschenke
dberreicht wurden, mussten sie auch schon Moskau verlassen,
und es wurden ihnen zu ihren Einrichtungen nur drei Stunden
vergönnt. Sie traten demzufolge ihre Rückreise am 29 August
an« Schon auf dem Wege nach Twer begegneten sie häufig
Ahtheilungen von Tataren, welche aus Livland zurückkehrten
und Scharen von Gefangenen vor sich her trieben und unterwegs
um einen Spottpreis verkauften. In Wyschnoi Wolotschok fanden
»e fiir sie bestimmte Schifl^e, die sie nach einer sehr langweili-
gen und zum Theil gerährlichen Reise, nach Nowgorod
brachten.
— 284 —
76.
Elias Eisenberg.
1575.
Elias Eisenberg j Secretair in der deutschen Kanzlei
zu Kopenhagen^ war bereits im Jaiire 1571 nach Russland ge-
sandt worden, wobei er unter andern den Auftrag erhalten hatte,
auf die Anträge, die wegen des Herzogs Magnus geschehen»
und auf dessen vorgeschlagene Vermählung mit der Prinzessin
Maria^ des Fürsten Wladimir Andreje witsch Tochter, zu
antworten.
Im Jahre 1575 wurde er zum zweiten Male nachRusshind
geschickt^ um über die Beeinträchtigungen von Seiten der Russbchen
Wojewoden im norwegischen Lappland Klage zu führen. £r kam
den 19 Mai nach Narwa^ und den 24st<^n nach Nowgorod, wo
er bis zum 20 Juni blieb; als er die Nachricht erhielt^ dass der
Grossßirst ihm den 24sten zu Dorschall (Torshok?}, 58 Meilen
von Nowgorod; Audienz ertheilen würde. Er langte dort auch
zur bestimmten Zeit an^ da aber der Grossfürst unterdessen seine
Absicht geändert hatte ^ mussle Eisenberg den 25 Juni nach
Otfer (Twerj; 12 Meilen von Slargilz (Staritza?); reisen, wo
Iwan Wassiljewitsch sich damals aufhielt^ und wohin er am
1 Juli mit 200 Pferden abgeholt wurde. Am h^^^ verlangte
der ihm zugeordnete Pristaw ein schriftliches Verzeichniss der iSr
den Russischen Hof mitgebrachten Geschenke. Am 7^b wurde
er mit 30 Pferden zur Audienz geholt. Der Grossfurst hatte
seinen Sohn Iwan Iwanowitsch neben sich^ und empGng den
Gesandten sehr gnädig. Am W^^ erlüelt er zum zweitenmale
Gehör^ w obei der Grossfürst sich sehr ungehalten darüber zeigte»
dass der König von Dänemark ihm seine Vermittelung zu einem
Frieden hatte antragen lassen. Er sagte unter Andcnn: pdass
— 285 —
pCS fOr ihn^ der vom Kaiser Augustus abstamme ^ unanständig
9 sei; sich mit dem Könige von Schweden in Unterhandlungen
„einamlassen^ der ja nur ein erwählter König und noch dazu
»von geringem Herkommen wäre, so wie auch sein Vater Gustav;
»eki Fürst; der ja auch ohnehin keine Titel von andern König-
yfeichen Ahre^ und vormals nur* die von Abo^ Wiburg und
»einlgen^Schlössem angenommen habe^ die nie Reiche gewesen
;,wiren. Es wundere ihn daher sehr^ dass der Köm'g Friedrich^
jfSem Bruder, den von Schweden in seinem Briefe einen König
9 nennen könne ^ und dass er isich selbst dabei so viel vergebe.
„Ei, der Grossfurst; wärde nie einem Schwedischen Gei|andtra
3^ Audienz geben , und wenn sie deshalb anzutragen hätten , so
^yOiöchten sie sich damit an seinen Statthalter in Nowgorod
i^wenden.^ Der Grossförst verlangte ferner, dass die Schlösser
Padis, Habsal; Lohde und Leal dem Herzoge Magnus, den
er wie seinen eigenen Sohn liebe, gegen Erstattung der
dafSr bezahlten Summen, übergeben werden möditen. Da aber
Kuenberg über diesen Gegenstand keine Instruction halte, imd
sich darüber nicht in Unterhandlungen einlassen konnte, so bat
er um die Erlaubniss zurückzureisen. Er erhielt nun eine
Abschieds -Audienz, bekam ein Zimmer Zobel zum Geschenke,
verliess Russland, und Iraf den 25 JuU schon wieder in Narwa
ein.
Eisenberg's Gesandlschafts - Bericht befindet sich im
Originale in dem Königl. Archive in Kopenhagen. Ein Auszug
aus demselben steht abgedruckt in Bttsebing's Magazin fUr
Geographie und Gefiebichte, Th. VH, S. 304*. 305.
. f
— 286 —
77.
Johann Pernstein.
1575.
In den Schätzen der Vaticanischen Bibliothek befindel
sich ein Reise -Bericht aber Russland in ilaliänischer Sprache,
den ein Oesterreichischer Gesandter^ Namens Johann Pemstein,
im Jahre 1575 verfasst haben soU; und welcher den Titel führt:
Relatione di Moscovia» fatta da Giovanni Pem-
stein, mandato Ambasciatore a questa Corte dair Impe«
ratore Alassimiliano II., mit welcher Uebersehrift dieser
Bericht auch in den Auszügen des Abbate Albertrandi unter
No. 45 aufgeführt ist.
Da es aber keinen Oesterreichischen Gesandtmi dieses
Namens gegeben hat^ao^ so sucht Kar am sin in s. Geschichte
des Russischen Reichs, Th. VMI. S. 343. Anm. 230 dm-
selben folgendermassen zu erklären.
„Im Originale, sagt er, stand wahrscheinlich der Name
„des Verfassers nicht, und irgend Jemand, der von Herberstein
„gehört, welcher unter Maximilian nach Russland gesohickt
„worden war^ setzte Pernstein hin. Aber dieser Giovanni
„ist Johann Kobenzel; nicht allein die Zeit (Jahr 1575),
„sondern alle historischen Umstände beziehen sich ungezweifeit
„auf seine Gesandtschaft.^ Und nun entlehnt er diesem Berichte
mehre Stellen, die besonders Bezug auf die Pracht an
Hofe des GrossiQrsten Iwan Wassiljewitsch haben.
330. Es gab allerdings um diese Zeit einen sehr aüsgezeichneteD Stactf*
mann, Hans ron Pemslainy der Oberster Kanzler der Krone Böhmen war, ud
häufig zu wichtigen Geschäften gebraucht, aber nie nach Russland gesandt wurde;
S. die Hand$chr. d, h\ K, Hofbibl in Wien, von Joseph Chmel. 1840. 8^.
Bd. I. S. 55. 69. 164. 125.
— 287 —
Diese Vermulhung des berühmten Geschichtschreibers
scheint aber nicht gegründet zu sein. Denn^ 1) trägt diese
Handschrift nicht, wie Kar am sin S. 34 angiebt, das Datum
d. 22 Mai 157 5^ sondern wörtlich: Di Lovitio in Polonia
a 27 di Maggio 1579. 2) Sind Johann Coblenzrs
Beichte über seine Russische Gesandlschafts -Reise^ wie wir
gleich sehen werden^ lateinisch und deutsch^ aber nicht^
wie die vorliegende, italiänisch geschrieben. 3} Scheint die
Vermuthung doch etwas zu gewagt, dass Jemand; der von
Herbersteinen hätte sprechen hören, der bekanntlich auch
nicht Johann hiess^ und 52 Jahre früher in Russland war^
(ttesen Namen mit Pernsiein verwechselt ^ und diesen dann
ganz )^illkührlich als den Verfasser der Reise sollte genannt
haben. Glücklicherweise aber brauchen wir über diesen weiter
keine Muthmassung zu wagen, da wir im Stande sind^ den
Namen des Autors der angeftihrten Relation mit Gewissheit
anzugeben. Diess ist nämlich Filippo Prenistan, welcher^
wie wir weiter unten sehen werden, im J. 1579 als Gesandter
Rudolphs II, nach Moskau ging, dessen Reise-Bericht italiä-
nisch geschrieben, und in welchem die von Karamsin ange-
führten Stellen sich ebenralls wörtlich befmden. Dass der Ab-
schreiber Prenistan in Pernstein verändert, ist wohl nicht
schwer zu begreifen, da Prenisian's Bericht in der gedruckten
lateinischen Uebersetzung desselben auch einem Philippus
Pemsieinius zugeschrieben worden, und unter dem Titel:
Pbilippii Periisteinii Relatio de Magno Moscoriae
Principe, Francof. 1640. 4^ erschienen ist. Es bliebe
sonach nur noch die Verwandlung des Taufnamens Filippo in
Giovanni übrig, die sich wohl leicht entschuldigen lässt, und
jedenfaUs kein Haupthindcrniss darbietet.
78.
Hans KobenzL
1576.
Uans^^^ Robenxl von Prosseg^^^, Kanzler und Ritter
des Deutschen Ordens^s»^ wurde im Jahre 1575 von dem Kaiser
Maximilian 11^ als Gesandter^ nach Russland geschickt, aar
wacher Reise er den Kaiserlichen Rath Daniel Prinlz von
Buchau, von welchem in dem gleich folgenden Artikel die
Rede sein wird, als Gehüiren bei sich hatte. Sie traten ihre
Reise am 16 October mit einem Gefolge von 20 Wagen von
Wien aus an^ und nahmen ihren Weg über Breslau, Thonii
Königsberg und Lilthauen. Auf die Nachricht von ihrer Ankunft
auf Russischem Gebiete, wurden ihnen nach Dorogobush zwei
Bojaren und ein Diak entgegengeschickt, um sie zu befrageii|
in welcher Angelegenheit sie abgesandt wären, und sie zu
nöthigen, wieder zurück zu gehen, wenn sie sich weigern
sollten, die verlangte Auskunft zu geben. Die Gesandten trafen
den Grossfürsten im Januar 1576 in Moshaisk, wo sie voo
demselben mit grosser Pracht empfangen und mit vorzüglicher
Auszeichnung behandelt wurden. Nach dreimaliger Audienz und
ungewöhnlich schneller Erreichung ihres Zweckes konnte die Gesandt-
schaft schon am 29 desselben Monats Moskau, reich beschenkt»»«,
331. In Russischen Aktenstücken wird er Jam genannt.
332. In dem Berichte über seine Gesandtschaft heisst er auch tcUechlwag
Prosieg.
333. Merkwürdig genug wird er von den Russen Lmihermmm gauumt,
da er doch Katholik war. S. seine weiter unten angefiUirte Efüioi»^ p. 6.
334. „In decesso misit mihi dono octo qiudrageiiM (acht limmmi)
„pelliom Seobellinarnm, quarnm singulae Vienoae aettioiatae timi 700 io-
grenii.'' Epi^toloy p. 6.
— 289 —
Kieder verlassen; der Grossßirst schickte mit ihnen ^ in der
Wärde leichter Gesandten^ zwei seiner Staatsmänner^ den
Farsten Sachar Sugorsky wid den Diak Andrej Arziba-
schew^^ um die Abschliessung eines feierlichen Vertrages mit
Oesterreich zu beschleunigen.'s«
Unmittelbar nach ihrqr Zurückkunft nach Wien entwarfen
(Be Gesandten in deutscher Sprache einen an den Kaiser gerich-
ieten Bericht über ihre Reise^ welcher sich handschriftlich in dem
K. K. geh. Haus-Archiv befindet^ und den Titel führt:
Herren hanss Kobenzels von Prossegg Teutsch-
Ordens Ritters vnd herrn Daniel Prinzens allcrnnder-
thenigste Relation vbcr Ihre getragene Legation hej
Aem Grossfiirsten in der Mosca.
Dieser Bericht ist aber grösstentheils von Daniel
Printz abgefasst^ wie daraus hervorgeht; dass er darin bis-
weflen in der ersten . Person von sich spricht, z. B. Jch Printz,
wie auch folgende Unterschrift desselben beweiset: „Zu dessen
^alles bekrelftigung hab Ich Prinz mich alda vnnderschribcn.
„Geben zu Mosaisskho den 29 Januarii. Anno C. Sechs vnd
ySibenzig. Daniel Printz Caesareae Mtati dno suo clemen-
^tissimo suppliciter sese commendans^ haec ita feliciter peracta,
,,roann propia confirmavit et subscripsit." Auf diesen Theil der
Erzählung werden wir also im folgenden Artikel zurückkommen,
wenn von Printz von Buch au die Rede sein wird.
335. Woraus Kobem%l einen Arci Bona macht.
336. In dem deutschen diesen Grossrürsilicheu Gesandten mitgegebenen
CreditiT-Scbreiben heisst es: „Wier schicken zu vnserm bruoder, ynsere gtttch/^rMs
^gemmdiem, vnsern hofdiener vnd Statthalter auff dem weyszen see Kne/en
^Saekary IwamkowiU, Pi/iogertky, vnd vnsern Secretarium ^mdreen Archibi*
nthoff.'' S. Samml. kl. Schriften %ur^ alt. Gesch. und A'emitlH, d*$ Huw.
MUkkt, keromsmeg. von B. r. Wiehmamm, Bd. I. S. 36.
19
— 290 —
In Moshaisk trennten sich die beiden Gesandten^ und
Koben%l ging über Lillhauen^ Printz aber durch Livland znrficJ^.
Der Erstere fahrt nun in dem Berichte fort^ und spricht mit
besonderer Ausführlichkeit von seinen Bemühungen in Wilna,
den Erzherzog Ernst auf den Polnischen Thron zu bringen.
Am Schlüsse des Berichts sagt er:
„Ich war auch woll genaigt gewest E. Mt» femer aller-
„lay von des Grosfürsten Regiment vnd ganczem Wesen,
„Sonnderlich aber von grosso seiner Lande, von den vilfeltigen
„Vortle so sy haben, Item von seiner macht an Volckh, an
„geschücz vnd allem anndern, so zu erhaltung aincs solchen
«grossen Reichs nolwenndig, Bcuor aber von der vnerhörten
„ghorsamb so Er bey den seinigen hat, vnderthenigist zu erzellen,
„wie Ich es dann gueter massen aus d^m gesprach so Ich mit
„Ir etlichen darüber gehalten, ihuen mochte, Weill aber E. Ml.
„yeziger Zeit sonnsten mit furtrelTenlichen häundln also beladen,
;,das sy denselben khaum erkhiekhen khünden, des Grosfärsten
„Reich auch one das vassl menigclich dahin bewusst vnd cr-
„khannt, das es aus Villen grossen Fürst cnlhumben zosamen
„erwachsen, vnd bissher dermassen bstanden, das Er in allen
„denselbigen Fürstenthumben khain menschen gehabt, der sich sein
„gebotten oder >erpoUen im wenigisten widersezt hat. Sonnder
„Ime von menigclich zugleich gestanden worden vnnd noch, das
„sein willen, Gottes willen, vnd Er also allain seiner Göttlichen
„Maiestet Camcrer vnd volzicher scy, Vber das Er sicherlich in
„die drcymalhundcrt Tausent Man so olll vnd bald Ime gefellig,
„ins veld bringen mag, denselben nichts geben oder zaIIen darf.
„Sonder noch von Jedem, wann Er haimbkhumt, altem hcrkho-
„men nach, ain Summa gells zu cmphahen hat. Neben solichem
„auch mit so gwaltigen statlichcn geschücz vnd Munition ver-
„ sehen, das man es den Jenigen so daruon reden» nit woll
— 291 —
^glauben Umn^ An gelt Silber vnd gold aber dermassen habhaft
^vnd Reich ^ das es nit woU ausszusprechen. Wie dann sein
,Vatter allain von Neugartten^ als Ers erobert, vber die 300
^grosser wollgeladner wagen^ ausser andern vnsaglichen grossen
„güets in die Mosca gebracht^ vnd daselb in sein Schacz legen
^lassen, vrelicher bissher von ainer stund zu der andern, Sona-
^yderlich mit gleicher oder noch mcrer Peüdt die der yezige
^^Gfosfärst^ mit eroberung der zwaior Zärtum, Cässan vnd Astr&-
jtCiSiy bekhomen, furlrefflich gemehrt worden. Inmassen dises
^^auch nit gering zuwegen^ das sejn Gepiett sich aur ellidie,
9 als das Liflenndisch, das Glacialisch, das Caspium vnd Meotisch
^Mehr erstrekht, vnd daraus in dieselben etliche anschenlidie
^^Fldss, als Boristhenes, Tanais, Voiga^ Dnina, Narna vnnd andere
j,\ü mehr ain etlich hundert Meill wegs lanng rinnen, Weliches
^dem Lannde vnsaglichen grossen nucz bringen thuet. So ist
^Er der Grosfürst yeczo im wcrch, nach der Volga herauf gegen
^der Mosca vnd dann fort nach Neugarten^ auch weiter auf
„Plescaw vnd dasLidannd zuc, etliche Salcz-Cämer aufzurichten, vnd
„vermillesl derselben das Liflannd, Curlannd, Prcüsscn, Schweden
P>Tid andere anraichendc Lannde mit der notdurffl von Salcz vmb
„ain gar gerings gelt zuuersehen, das Ime Juriich ain Fürstlichen
„Schacz tragen, vnnd entegen Hispanien vnd Frankhreich, die
„bissher Ir Salcz hoch dahin verschlissen, vnsaglichen abpruch
„vnd mangcl bringen wierdet."
Der Bericht ist unterschrieben: „Wienn dendreyzehenden
„Martij, Anno C. im 76. E: Kay: MlT gehorsamister wenigisler
• dienner Hanss Kobcnczl von P rossegg Teilschordens R.^
Diesem Berichte sind 24 Beilagen angefügt, die grösslen-
Ihefls von geringem Belange sind, unter denen sich aber das
oben erwähnte Schreiben des Grossfürsten an die Oesler-
reichischen Gesandten in deutscher Sprache befindet,
— 292 —
das ich seiner Merkwürdigkeit vfcgen hier ganz einrücken zu
müssen glaube. Es lautet wörtlich Tolgendcnnassen :
„Gott Ehrenden yn der heyligen dreyralttikeilt der hoch-
^ gehlobten liebe Gottes von dem grossmechtigen herren^ vnd
„grosfwersten Iwan Vassilivitz Aller Rwssen des Volodi-
;,mierschen^ des Musihouschen^ Naugarllischen, Keiser tzu Kasan;
„Keiser tzu Astrichan; her tzer Pleskauen^ grosfuerst tzu Smo-
^yleinsk^ der tucrschen^ der Wgharischen^ Vermschen^ welzschen,
„der Bulgarschen vnd Anderer hcrr Mid Grosfuerst des Nidrigen
„Naugarltens^ der tziernichoveschen; der Rehsanischen vnd Poh-
„lotzschen^ Rostouschen^ Jehroslaveschen ^ Bielosorischen, Odori-
„schen^ Oboorischen^ Condinischen vnd des gantzen Sibierischen
„Landes vnd der sibierischen seilten Ein Verualtter, Ein erbher
„des Lieflandes vnd Anderer. Vnsers Aller teuyersten Bmders
„Maximilians des Andern Von Gottes gchnaden AuseruelUer
„ROhmischer Keiser; ein vermehrer der Deutzen vnd wngcrschen^
„behmischen^ dalmatzischen^ Kravattischen^ der Schlavunischen ^nd
„Anderer Koningk vnd Ertzhertzogk tzu Ehsterreich, hertzogk
„tzu burgundien^ der Stuyermargk^ der Karatinischen^ Kameoli-
„schen vnd Wierltembergischen, gralT tzu tyroll vnd Anderer.
„Tzu den grossen gessantten Johann Kobenselen Vnd dah-
„niel Printzen. Wier haben ahn Euich gehschikett Wnsere
„Boyaren vnd vnsere negsten Ralt^ Boiaren vnd StalhalUer fara
„Dthfler Mikitta Rohmanovitzen Jergenson vnd Ynseren
„boyaren vnd Stathaltter tzu Maszeisko Knese Vasilij Andrey-
„evitsch Sichken Jehroslavsken vnd vnseren vitze Kanlder
„Andreas Jacobson Stzelkalof von Euich tzu Erfragen In
„Waserley gchuerbe oder Sachen Ihr von wnserm aller teuyer-
„stcn bruderen von 3Iaximiliano dem Rehmischen Keiser ahn ^ms
„abegehfl^erttigett^ Ob ess der vohrigen nieynunge nach gehsandts-
„ucise ahn unss abegelTerltigett seitt hier nüts wass VissentUich
— 293 —
ywehre \nd ihr haben vnscren bohiaren Mid vnseren kentzler
^Verstendigett das Ihr wnscres bruderen Maximiliano des
^Rohmischen keysers seine gchsanlte seilt vnd seytt ahn wnss
3P von keiser Maximiliano Wnserem bruderen mitt hochuichtigen
ySachen ahbegeffertligett vnd die Wnser beider vorige Treindth-
ySdialR vnd briderschafll Izu behkreflligen vnd von allerley nayen
jiSachen was tzuischen muss vnd Wnserem tayersten bruderen
yüm friden vnd rreindtschallt gehlangen mochte. Soh woUelt
jfüu wnseres brudem Keiser Maximiliano gehsantten Euich hier
,,ahn nicht beflremden Lassen Dass Wier Euich nicht soh schlai-
yiiicht Vnsere Augen sehen haben lassen Ist die whrsache Wie
9 das unss vnsere vielfaltlige vnde Wichtige Sachen vergerallen
.,den wier seyndt yn ahbefzoge yn Etzlichen vnseren hierschaff-
„üen gehuesen vnd seindt gehsinnett In Kortz als ymmer migli-
yChen tzu Maszaiska Izu Erscheinen vnd ist vnsere meynunge
yEiiich ken Maszeiska tzu wnss tzu forderen vnd altar Vnser
j^Aogen sehen lassen vnd vnsers teuyersten bruders Key: May:
9 mitt Euich der Selben behlTel von Euich abaheren vnd mitt
9 euich handelen lassen von Allerley Sachen Was tzuischen vnss
^beiderseits grossen Herren tzu thuen sein wiert. Datum In
„Vnser herschaiR Hove tzur muschkow Sybentausentz Im Vier
lyvnd achtigsten Jare des Monats Decembris.^ Die Adresse ist
in Russischer Schrift^ steht aber auch folgendermaisen in latei-
nischen Buchstaben dabei: „Brata nazcego nadrosoga Maximi-
„liana sbosye milosti obranego Rimskiego Cezarza velikym
;,pozlom Juuanu Cobcnzlu y Danielu Prinzu."
Ferner gehört zu diesem Berichte noch eine Zeichnung
mit der Ueberschrift: „Verraerkht wie man gesessen alls wir mit
„dem Grossfursstcn geessen.^
Ausser diesem gemeinschaftlichen Berichte ^ der bis jetzt
unbekannt geblieben war, setzte JKobenzl noch für seinen
— 29* —
Freund; den Erzbischof von Kolotscha; Nicolaus Drancovitsch,
eine Erzählung seiner Reise in Illyrischer Sprache auf^ aus
welcher dieselbe hernach in's lateinische übersetzt wurde. Die
HandschriR dieser Uebersetzung befindet sich in der K. K. HoF-
Bibliothck in Wien, unter No. 8707, und führt den Titel:
Epistola Clarissinii riri Joannis Cobeuzl a
Prossck Equitis Mariaiii, Archiducis Austriue Caroli
Cancellarii etc. fic Icgatione sua nomine Maximilian! IL
Impcratoris apud Magnum Moseoviae Dneem obita;
ad N. Drancovitium etc. Archiepiscopnm ColossensenHy
et Episcopum Zagrasicnsem scripta et ejn» jnssu ab
homine quodani Ilungaro ex lingua Illyrica l^eu Croa-
tica latina facta, anno 1577. 8^/^ BI- fol.
S. Die Handschrift, der K. K. Uofl)ibl. in Wien,
von Joseph Chrael, S. 519.
Diese Epistel ist abgedruckt in B. r. Wichmann's
Samml. kleiner Schriften znr alt. Gesch. und Renntn.
d. Russ. Reichs, Bd. I. S. 1—32.
Daraus in's Russische übersetzt im B:bcTHiiirb EBpomi,
CXUI. p. 204 ff.
Eine zweite Abschrift dieses Briefes^ auf iOyi Bl. fol.
befindet sich in ebenderselben Bibliothek unter dem Titel: De
Moschovitis, mit der hinzugefügten späteren Bemerkung:
„Videtur haec relatio sen historica Epistola pertinere
„ad Icgationem Equitis de Kobenzclii a Maximiliano IL
;,Imp. in Moscovium niissi.^
In der Vaticanischen Bibliothek befindet sich eine italia-
nische Ilnndschrift unter dem Titel:
Rirevimento deli' Ambasciatore Imperiale in
Moscovia 1576; die in Marini's Cod. Diplom. Rulheuo-
Moscoriticus unter No. 51 angeführt^ und mit ß 116. p. 54^
— 295 —
bezeichnet ist. Diess muss ebenfalls ein Bericht von Robenzfa
Gesandtschaft sein^ da im Jahre 1576 keine andere Mission von
Wien nach Moskau Statt gefunden hat.
Der Prof. Ciampi in Florenz ist ebenfalls im Besitze
von zwei handschriftlichen Berichten über diese Reise ^ yreldie
überschrieben sind:
Peregrinatio D. Cobencelii in MoseoTiam, und
Relazioue del Cohcnzel Ambasciatore Cesareo al
Gran Duca di Moscovia iicl 1580, bei welcher letzteren
in dem beigesetzten Datum ein Irrthum liegt; da Kobeml nur
Einmal; 1576^ in Russland gewesen ist.
79.
Daniel Priiitz von Buchau.
1576. 1578.
Daniel Printz von Buchau j Kaiserl. Appellations-
Ralh in Böhmen, genoss seiner Gewandtheit wegen, die er in
den schwierigsten - Geschäften bewies, des grösslen Vertrauens
der beiden Kaiser, Maximilians II und Rudolphs II, und
wurde folglich von beiden bei den wichtigsten Unterhandlungen
gebraucht. 33T So wurde er denn auch zweimal, nämlich 1576
und 1578, als Unterhändler nach Moskau gesandt; das erstemal
gemeinschaftlich mit Hans von Kobenzl, von welchem in dem
vorhergehenden Artikel die Rede gewesen istj das zweitemal allein.
Was die Geschichte seiner ersten Reise nach Russland
belrüft, so findet man diese zum Theil in den Erzählungen, die
337. In CfimeFs Handschr. der A'. /f. Bibliothek in Wien werden
mobre Schreiben beider Kaiser an ihn angeführt, die voll von Bewci^cn dieses
grossen Vertrauens sind.
— 296 —
unter KobenzTs Namen über dieselbe abgcfossl sind; die aber
grösstenlheils Printz zum Verfasser haben ^ weswegen auch
eine weitere Nachricht darüber hier ihre Stelle finden jnuss.
Dahin gehört vorzflglich der Bericht^ den beide Gesandle dem
Kaiser Maximilian überreich! en^ und der sich handschrifUich
in dem K. K. Geh. Haus-Archive zu Wien befindet^ und folgen-
den Titel führt:
Herren hanss Kobcnzels von Prosscgg Tentsch-
ordens Ritters rnd Herren Daniel Prinzens aller rn-
derthenigste Relation rber Ihre getragene Legation
bey dem Grossfiirsten in der Mosco.
Eine zweite ebendaselbst aufbewahrte und gleichfalls von
Printz verfasste Handschrift ist von neuerer Hand überschrieben :
Ansfiihrliches Journal über den Empfang des
von Cobenzel alss Rom. Kay. Abgesandten zn dem
Grossfiirsten in Moscan samt bejgerdgter umständli-
eber Besehreibnng, was fiir besondere Ehren Beiei-
gungen demselben unter weegs von dem Herzog in
Prcussen zu Königsberg angediehen sind.
Vieles von dem in diesen Berichten Enthaltenen ist in
der gedruckten Beschreibung von Printzes Reise enlhallen.
Da sich indessen doch in den Handschriileu bedeutende Abwei-
chungen und genauere Schilderungen einzelner Gegenstände mid
Yorimie finden^ so theilen wir einige derselben hier wörüich mit.
In Königsberg baten die Gesandten, wie es ihnen vor-
geschrieben war, um eine Audienz bei dem Herzoge, in M'elcher
sie denselben um seine Verwendung zu Gunsten des Erzherzogs
Ernst bei der bevorstehenden Polnischen Königs-Wahl ersuchten,
und für sich um freies Geleit baten, was ihnen auch der Kanzler
von Slangenberg in seines Herrn Namen sogleich zusicherte.
— 297 —
3, Auf solches ^^ heisst es nun^ „sein Ir Fürstlichen gnaden
^kk Ir Zimmer ganngen^ ganncz one das Sy im gannczen actu
ytia ainiches wort selbs mit Mms geredet. Wir aber sonsten
yWfril allerlay gesehen vnd gemerkbt^ des vnns vnnsere Herzen
3,20 sonnderm mitleiden bewegt/
Hierauf trat die Herzogin, des Kaisers Nichte^ zu ihnen
yOeloli post nubila Phöbus mit einer sonndem Fürstlichen gra-
yiiitit vnnd neben vermengter angebomner Oesterreichischer
^nulde.^ Die Gesandten überreichten ihr die für sie mitge-
bfwhten Schreiben^ und hatten schliesslich ein besonderes
MiUeiden „das Sy Ir Zeit in ainem solichen Melancolischen
yfreidenlosen hauss zuebringen solle. ^
Am 25 Nov. setzten sie ihre Reise fort und betraten
tm 1 Dec. die Russische Gränze» wo sie „unter grossem Fukhen
vnnd naigen^ die Anzeige erhielten^ dass sie hier bleiben und
tm folgenden Tage stalllich empfangen werden soUteif. Diess
geschah dann durch einen ihnen entgegen geschickten Pristaw^
zu dessen Begrüssung von jedem ihrer Reisewagen drei Schüsse
erfolgten. Sie sahen dabei sorgfallig darauf/ bei seinem Empfange
seinem Monarchen nichls zu vergeben^ weil man sie schon in
LiUhauen darauf aufmerksam gemacht halle^ „wie die Moscouitter
„hohen hochmuel gebrauchen^ vnd sonnderUch wurden wollen^
9 wann mr zusamen khonien^ das wir ehender absiczen^ Inen
„die recht seylen lassen^ vnd wir also allenthalben den nachzug
„haben sollten^ Welches vns von E. Ml. Reputation wegen etwas
„angefochten.^ Nach dem ersten Empfange führten sie den
Prislaw an ihr auf der Landstrasse angemachtes Feuer „vnd
„gaben Ime ain Collation von Gonfect; gepätem Prot^ vnd
„Pranlwein^ den Sy allem anndern trankh furziehen vnnd wie
„die slawjcr in Österreich den gmain Wein, abends vnd
„morgens, bis Sy toll werden, sauffen."
— 298 —
In Smolensk hielten sie ihren Einzug am 4 Decembcr.
„Es h'gctl Smolcnsky", sagt Printz, „zwischen vielen Bergeno,
„vnnd halt sehr viel woU erbawtc Kirchenn vnd Goster in
„welchen schwarze ATunchen oder nonnen sindt so ein strenges
„Leben füren ^ vnnd kein fleisch nicht essenn. Milen durch die
„Stadt leufl ßoristhcnes. Diesctt vnnd Jennsaitt des dnieprs ais
„durch die gancze Stadt sindt auf beidenn seittenn viel hacken-
„schuczen gestanden doch habenn die Leczen hernach anteurtirct
„(sie) ^ider vorann geläufigen vnnd dann ordinem erlengerU.
„Es tragen die weibs bersonnen alhier bis ann drogobnsch viel,
„Ringlein vonn Silber auch ziem (sie) pro qaulitate pcrsonamm^
„ann den obren ^ sinnd also per magnam hominum mnlUtudinem
„durch das teill der Stadt se versuin* septentrionem ligett kommen,
„vmb die Stadt sindt viel Koprzem (sie) so sie kurhani nennen,
„uonn welchen sie sagenn das es alte sepulturae vonn vielen
„hundert Jaren sein.^
bi Dorogobusch wurde die Gesandlschaft unter allerlei
Vorwand bis zum 24 Dec. aufgehalten. Als man von hier
einen Boten nach Wien abfertigen wollte, wurde diess verwei*
gert, denn hiess es: „Er bette sein Lebtag nicht gesehen das
„Abgesanndte Iren herrn Relation gethan ehe Sy von denen
„Potentaten zu welichen Sy gesenndet gehört wurden." Ver-
geblich bemühten sie sich auch, über die Polnischen Angele-
genheiten etwas zu erfahren, ^„dami man hat khaine frenibde
„nahent zu >ims kliomen lassen, der anhaimbischen aber gar
„wenig, vnnd dieselben sein aintweder gannz arme ainreltige
„vnd zu allem, die Posstarbait hindan gesezt, vngeschikhte^
„oder aber so aufincrkhig Leülh gcwcst, das wir nil ain worl
„ausser des Jenigen, so sy bey vnns zuuerrichten gehabt aus
„Inen bringen khünden, ob Inen nun soliches angebornn; oder
„ob Sy es aus so scharfler, Ires herrn Zucht ^imd traclaUon
— 299 —
^thaen^ das lassen wir vndispudcrt. Aber vnus bedunkhl doch,
„es khom vnd fliesse daher ^ das Sy sich gedachls Ires Herro
3iSO gwaltig fürchten, vmb das bcy Ime so bald elwo ainer
,in ain verdacht khnmbt, khain entschuldigun^ oder iustification
jyhflfll, sonder Er Sy. vmb ain lede auch geringiste Sachen aint--
9 weder greulich gaisslen, oder aber strakhs niderwürgen lässt.
„Wie wir dann aigentlich vernomen, das Er vnlanngst etliche vill,
„die Er ainer Conspiration verdacht sambt allen Iren angehöri-
„gen, Weib, khind, viech, hund, khaczen, freundten vnnd negsten
„benachberten niderhauen, vnnd dasselb gannze^ ort, da Sy
„gehaust, verwüesten vnnd äschern lassen."
Am 14 Jan. 157.6 kamen sie nach Wäsma, „weliches
„dann ain grosse weitschwaifTigc \imd etwo bey des Grossfursten
„VitolU Zeiten, des Litlaw Granizstat, ob Sy woll von der
„Wildaw QVilna) 117 Meill wegs ligt, gewest ist."
Nun näherten sie sich in sehr kleinen Tagereisen der
Hauptstadt. Unterwegs ermahnte sie ihr Begleiter, sobald sie
vor dem Grossfürsten erscheinen würden „alle Sachen dermassen
„anzukheren, damit Er khain missfallen darob vmphienng, vnnd
„sonnderlich Ime den Ti(l Czar zugeben, dann als sein vorforder
^Vladimir US im 6888 Jar von Adam zu raittenn (zu rechnen)
^dic Kriechen hoch bekhriegt, hclte Ime der Kayser sein Cron
„vnd der Patriarch das Diadema, also hat Ers genent, neben
„gewöndlicher Salbung darumbcn aufgesezt, das Er nun hinfuron
^ sambt seinen Nachkliomen ein Czar sein vnd haissen soll.
^Inmassen Er der Grossfürst vnd sein valter etliche Czarthumb
^erobert, auch noch in seiner gchorsamb vnnd gwaltt hette."
Die Reise wird in 100 Schlitten fortgesetzt, „darunter
..dann sonderlich vnnsere Schlitten mit den Rotten vnnd weissen
.jWböbln den hauffea zimblich geczicrt." Es kommen ihnen nun
drei vornehme Beamte mit 1500 reich geschmückten Pferden
— 300 —
entgegen^ in deren Geleite sie endlich nach Aloshaisk gehmgen^
wo sich Iwan Wassilje witsch damals eufliielL „Er hall
„aus vielenn vmbligenndeu Landen vnnd orten die Boiaren la
„sich errodert derentwegen Ir ein grosse anzall gewesen. Sie
„haben diesen brauch das sie zum oilemn ire kleider verwandlen
„vnnd andres anlegen; Welches dann vonn vnsern Pryslawen
„vnnd Tohnetsch baldt nach ein ander bey sechs malen gesche*
„hen welches one zweyfTel aus Pracht geschihet.^
Am 24 Januar frühe wurden die Gesandten zur Aodieni
abgeholt. Voq dem Thore der Stadt bis an den Pallast standen
etwa 1600 Hackenschülzen zu beiden Seiten aurgestellt. Sechzig
Bojaren begleiteten sie in Schlitten oder zu Pferde. Im Hofe^
im ersten Saale , mnd auf einem Gange über den man in das
Vorzimmer des GrossfQrstcn ging^ standen zahlreiche Haufen von
Bojaren^ „alle in gülden stukhen bekhlaidet.^ Der Grossf&ist
„Ist in herliche kleider mit Perlein vnnd Edektainen anseUich
„vnd gancz beheilett angeleget gewesen ^ ein Schone Cron
„welche viell ansehlicher stein gehabt aufm hauptt vnnd ein
„Scepter in der Linnkhen hanndt getragen. Ann denn finger
„hatt er viell grosse Ring mit sehr grosscnn Saphirenn vnnd
„annderen stainen getragen. Die Schuht scindt sehr koslUch nit
„grosscnn Perlen behaftet gewesen. Hatt vber sich ein tudi
„mit Perlen vnnd bildnus Stao Marie, gegen vber aber das
„bildnus S. Nicolai gehapt. Auf der Linckhen seitin ist ein
„gisskane mit einen beckhen gestanden^ Auf der rechten SeÜB
„ist sein Eltester Son Knici Iwan so noch Jung vnnd ganz
„ane barlt gleichermassen herlich angethan gesessen^ neben in
„hatt er ein Crane gehabt vnnd in henden den gülden Posech
„oder Stab gehabtt. Vor Inen sindt auf iede seittn zwene Junge
„Boiarem so breitte (Beile) auf den achseln gehallen in weissem
„kleidem gestannden, von dannen Rings herumb sindt die
— 301 —
^fioliesteii RaUie aUe herlich bekleidet gesessemi; zwen Canzler
ytber aur der Linckhen seitlen gestannden^ hart vor in ist eine
yiMncUi mit Tepichen zngericblet vnnsert wegen gesecz vordenn.^
Nachdem der Grossfürst die Gesandten gefragt hatte ; wie
sieh „der christliche Kaiser; sein Bruder^ befände^ und ob sie
eta Sdireiben an ihn hätten^ übergaben sie ihr CrediliV; nnd
Kobeozl hielt seine Anrede^ die sich übrigens nicht bei dem
Berichte befindet. Darauf überreichte Pr$n/% das kaiserUche
Geschenk, „das Qainat des Ich Prinz in ainem schönen mit
„gold aosgen&tem facinetl (FazzolettO; Schnupftuch}^ doch offen
„vnd dermassen das es gedachte Boiarrn vnd sonst menigclidi
„sehen mfl^n, in der hannd getragen. Dis Qanott so ein M[
„gewesemi; oben ein Cron^ das Keyserliche tragende Ampt be«-
„deotennd; vnten eine ansehliche grosse Perlein gehapt ^'nd mit
„schönen grossen Diamanten herlich versecZ; solches hab ich
„n der Taust gehabet, bis es der herr Kobenzeil vberant-
„wort.' Der GrossfQrst nahm es lächebid^ zeigte es seinem Sohne^
indem er ihm leise etwas sagte ; und übergab es dann dem
Kanzler. Die Gesandten wurden hierauf angewiesen ^ die übri-
gen milgebrachten Geschenke in das Schatzgewölbe abzulie-
fem, ohne dass sie der Grossfürst vorher besehen hätte ^ ausser
einem Rohre ; das Printz dem Zarewitsche verehrte ^ „dasselb
39 hat der Grossfurst gar in die hannd genomen.'^ Hierauf
■ossten sich die Gesandten setzen^ der Grossiiirst nebst seinem
Sohne reichte ihnen die Hand und lud sie ein „das prot mit
„tai zn essen. ^
Nach einer halben Stunde werden sie in den Speise-Saal
geführt. „Daselbsten'^^ sagt Printx in der Beschreibung der
Mahlzeit^ „wir ain khlains vor seiner tafl gestanden, darnach
„bat Er vns selbs mit der hannd gewisen, das wir zur negsten
„Tafel an derselben Linggen hannd nidersiczeif sollen, weliches
— 302 —
^wir aur vorgccndc vnderlhcnigiste Rcucrcnz gctban vnd daniftch
„ist vnsern Prislawcn sambt den vnseru bis auT die Köch^ Dol-
„ matsch vnd Pucben inclnsiue; auch nacher zu siezen bouolhen
„worden. Aur dasselb giengen in die hundert Tnigsessen^ wie
„die Boiarrn bekhlaidet^ daher ^ allemal zwen vnd zwen initein-
„ander^ Pukheten sich gegen dem Grossfiirsten ^ vnd gienngen
„dann fort wider vmb die Speisen. Miller Zeit hat der Fur-
„ Schneider daz Prot; als etlich \ill grosse Laib von der hoch
„bis an den Poden nach der lenng in schmallo schnitten zer-
„thaillt^ darbey dann von ainem Costlichern etliche Partid in
„der fonn, wie hieneben auf der seilten vermerkht gewest."»
„Item mehr etliche Silber^ one Zweirel mit dem Salz vnd der-
„ gleichen^ auf den Tisch gesezt. Der Grossfurst aber ain gross
„lannges Creuz vber sich gemacht^ die Particln Prols furgeno-
„meU; erstlich aine selbs behalten^ dann aine seinem Son gegeben^
„drey soniel Herzogen^ so nahend bey seinem Son gesessen,
„Inmassen mir von Prosseg die Sechst vnd die Sibend dem
„DolmatouichZ; vnserm Prislawcn^ volgends mir Prinzen ain
„halben grossen Laib^ vnd weiter fort etliche derselben andern
„mehr; bey ainem vnd dem andern tisch siezend ^ vberschikht.
„In dem Irieg man die Speisen daher ^ Welcher erste trachl
„lauter von Seh wannen flügen oder fuessen war^ daruon liess
„Er Im ain 6 Silber »»o vngeuerlich furseczen^ gab aines seinem
„Son^ das ander namb er für sich selbs ^ ass etwas danon, vnd
„dann hat Er den Vorigen drey Herzogen, auch vns Jedem ain
„Silber zuegeschickiit. Wie es dann hernach mit andern Speisen
„auch beschehen, vnd der Jenig so sy vns oder andern ziie-
3;}8. Hior ist in der HandschriU ein Slückchcn gezeichnet, 4 ZoU hoch
\ Zoll breil.
339. Ohne Zweifel: silbernes Gefass, Geschirr; wie oben Silber nit Salx.
und i\\ Zoll breit
— 303 —
^bnwhle; alczeit also zu vns oder Inen sagete^ Jauan oder Daniel
^Gsar y veliki Knes podaye dargcgen wir aliemall samenüich
y«ii6teen, vns erstlich gegen Ime Grossfürsten^ dann gegen den
jyBoiam so an den tischen henimbgesessen^ Inmassen Sy sich
99^gen vnns mit dem khoplT naigen müessen^ Also hat mans
^avdi mit dem Trankh ^gehalten^ darunder dann dises zu merkhen
^gewest. Das man etlich vill mall dem Grossfürsten ain Acht
7, oder zehen Schallen^ wie auch seinem Son ain vier mit Med
^znebringen muessen^ aus denen allen Er alsofll getrunkhen^
9 dem Sun erstlich aine geben^ die Er alssbald genomen^ darmit
^anfgestannden; sich mit dem KhopfT gegen dem vattem genaigt,
^Dann auch etwas daraus getrunkhen^ vnd Sy darauf für sich
„iridergesezt, die hernach ^ambt den anndern vier algemach die
^Schenkhen wider daruon getragen. Der alt Herr aber hat die
^ seinigen allesambt den gedachten Herzogen, Pristawen vnd >Tins,
;„anch hernach derselben mehr, daraus Er aber nit getnmkhen^
^^unsem Leutten, alczeit mit dem gedachten vermelden, Juuane
„oder Daniel, Czar Velikhi Kness podaye, vbcrschikht, Sonnder-
-Uch aber gerad vor dem aufsleen von der Tafel, derselben
-souil als vnnscr gowesf, Imc bringen lassen, Mir von Prosseg
^erstlich aine, dann mir Prinzen die annder, vnnd also fort
^ allen vnseni angehorigcn, ausser der Koch vnd Pueben, denen
jjWir beuolhen, das Sy nit hinzuegcen sollen, yedem aine, mit
^ainem Costlichen rotten Med, aus selbs aigen hannden geraicht
jpVnd gegeben Inmassen Er khurz zuuor allen obgedachten
,Truchsässen auch also aincm nach dem andern Jedem ain
^eingepaisslcn weissen Spcndling, welche er für die
.Oliuen braucht, mit seiner hannd gegeben, vnnd vnns nachmals
.mit gnaden anhaiinbs erlaubt. Die Boiarrn vnd Herrn, so vmb
-die tisch gesessen, sein sambt vnns woU ain 200 gewest,
.haben kurcz Zuuor alle, wie die Boiarrn, lauter güldene stukh
— 30» —
;;Vnd zöblcnc Hfletl aufgehabt. Als Sy aber zu lisch siezen
;^oIlen^ hat man Sy Inen abgezog:en; vnd an derselben stat
;;Weisse vhehein Pelcz aus der Gamet gegeben. Die Tragsessen
^^vnd anndere OiTicier waren auch also bekhlaidt^ haben aber
;;dieselben khlaider das gancz mall aus^ anbehalten. Der Gross-
^^fürst hat gewislich in die hundert oder mehr mal gelrankhen,
;;Vbcr Jeden trunkh vnd Pissen^ wie auch sein Son^ ain gross
;;Creucz gemacht; sein in Rökhen vber vnd vber mit EdlgesCain
;;Vnd Perleiii besez( gesessen. Haben mit gnedigister erlaubnos
^^umelden^ ainer Span hoclie fuessschämel vnndergehabt^ der**
;;Wegen dann der Jung Herr, wann Er gegen dem dten aufge-
^^stanndeU; gar gross vnd lanng gesehen. Bey Ir Jedem stQend
^^ain güldene vnd mit Edlgestain wolgezicrte Cron auf* der
;;Pankh. Mitten in der Stuben^ hat es ain grosse Runde Pfln
^^Bahne) etlich mall vngeuerlich ain span weit abgeseczt vnd
^^erhöcht; darauf ain ansehenlich Silber von Trinkhgesdiierren vnd
^^dergleichen; Also auch in der Vorsluben vier grosse lanngo
;;Tareln gehabt^ darauf lauter Silbren schOssln, schaUn vnd der-
;;gleichcn; alzeit zwelf aufeinander ^ dermassen statlich zusehen
,;gewest; das wir darfur gehalten^ etlich vill starkhcr zflg^ das-
;;Selb Silber nit fueren möchten. Der Jung Herr hat khain aini—
;;gen Pissen gessen^ der Alt aber souil^ das es E. Mt. nit woll
»^glauben khflnden. Er hat mich alssbald erstes anpUkhs vnd
;;dann fort in gannzem seinem thuen vnd lassen^ auf den Herrn
;;Cardinal Delphinum gemont. Er siecht Ime durchaus Anlief
,;Ist also wie Er im thuen vnd reden Jouialiscb, vnd lässt bat
^^allenthalben; wie zumerkhen gewest; gern wollgeschehcn. la
;;Summa; Er hat das ansehen; das Er ain hochweiser khopff scy,
;;transsformiert sich in alle gestalten; wie wir dann gcseheO;
;;das Er gegen etlichen lauter süess vnd honig; gegen etlichen
;;aber; die Ine etwo nit bald verstanndeU; wen Er Inen was
— 305 —
y^Mudhen weHen^ lauter gall vnd biUcrkhait geredt hat^ Also,
^^das Ime ains vnd das ander aus den äugen geschinen. Die
^iRepotation vnd Mayestät erhell Er zum ansehenlichislen^ vnd
^)A schliesslich von der natur allenlhalben dermassen begabt^
^dft5 Er vnder vill hundert Paurn^ da er schon Inen gleich ge-
jJkUaidet wfir^ von*menigclich Tur ain grossen efleüchten Herrn
^^eiUirat vnd gehallen wurde. Der grössl mangl so bey der
^jtafel erschinen^ ist diser gewest^ das wir^ weder (filier^ seruel-
;,ieiB noch Messer zu lisch gehabt. »«« Es ist aber Ir brauch
,^als0; vnd rOrt noch her von dem Wladimiro Kiouiensi,
yjki ain so gewalliger Kriegsherr gewest vnd seinem volkh
^es Kuchl vnd kheller geschierr im Veld verboUen^ ausser
>^MBes hälczen Pratspiess^ damit Sy von des khecben vnd trinkhen
„wegra an Irer Kriegsvebung nit verhindert wurden^ Imnassea Er
,^n auch alles vnnderpetgwandt abgeschatit; vnnd zum Exempl
;,oder nachuolg allain sein Rosssatl vnder den khopff an des
),Polslers stat gebraucht. Der nun yeczo soliche Disciplin an-
;7ricbten vnd erhallen möchte, derselb wurde grosser Profiant
r^verschwendung vnd viller zug einstellung damit erhallen.^'
Nach geendeler Mahlzeil luhrlen die Prislawen sie in
rtn Neben -Zimmer. Hier sahen sie Nikila RomanowitscH^
<•« Grosslurslen Schwager ^welcher bey der erslen Credencz
iTafel in der Vorslubcn ansehenlich gesessen", wobei man ihnen
SÄglc, diess sei des Grossfürslen Oberhofmeisler, und eine Menge
Bojaren bei den andern Tafeln, worauf die Schüsseln und Schalen
stinden, bezeichnete man ihnen als die Kammerherrn, Vorschnei-
^i Mundschenken, u. s. w.
340. Prin% saj^t an einem andern Orte, dass er and fCohenxl sich mit
^«m Messer hätten behelfen miL»sen, das ihnen ein Bojar geliehen.
20
— 306 —
Kaum waren die Gesandten wieder nach Hanse gekom-
men; als die Pristawen rothen und weissen Meth in grossem
Ueberflusse bringen liessen^ „vermeldend vnd anzaigend bey Inen
^^wäre der gebrauch, welicher des tags den Grossfiirslen gesehen^
^^der khflndle denselben nit traurig sein, vmb soviel weniger
^;Wir; weill wir mit Imc geredet^ Ime die hannd gekhflsst vmid
^^darzue sein Prot in seiner gegenwurth gessen^ vnnd sonnderiiGh
^^nam der Dolmatouichz ain schalln Med in die hannd, trat! in
^^mitte der Stuben ^ vnnd bracht vnns allen sambt ains von des
^^Grosstiirsten gesonnds wegen ^ mit langem grossem gebelh vnd
^^Wunsch. Nachmals haben wir vnns niedergesezt, ain gvele
^^weill fortgesoffen^ vnd darneben^ weill Sy es gern gdiört, Ire
^^sachen conuersando gelobt^ allso das Sy hofTentlich mit vnns
^^zufriden gewest^ vnnd mit gueten Rauschen denselbigen abend
„von vnns abgeschiden/'
Am 25 Januar hatten die Gesandten abennab eine
Audienz, und erhielten dann durch die Grossfürstlichen Rfithe die
Antwort Aber den Gegenstand ihrer Sendung „thaills dorch die
,,dollmatschen, die gleichwoU sehr vngeschikht vnd vntan^ich
,,Leüth seyn, vnd thaills selbst mündlich.^ Am folgenden Tage
hatten sie wieder eine Gonferenz mit den Bojaren^ wobei ilmeQ
der Kanzler unter andern sagte: ;,Was der Kaiser seiner Gnaden
,,(dem Grossfiirsten) weiter zu sonndcrm gefallen vnd freund-
,,schaiR tlmeu möchten, vnnd geschähe voraus S. Gn. ain sonnders
„gefallen daran, da E: Mt: Iro ain Pawmaister, so kirchen vnd
„Schlösser weil Pauen vnd mauern, Item ain Plalner, so guete
„hämisch schlagen khündte. Mer ain etliche guete khurze
,^starkhc schöne Puxen zuekhomen liess. Die Maister möchten
„wann es Inen gefellig, wider nach hauss ziehen.^
Bei der letzten Zusammenkunft stellten die Russischen
Unterhändler als Ultimatum auf, dass Polen dem EnriierjBoge
Srost^ Lftthanen aber dem Sohne des GrosslOrsten^ Feodor,
m TheÜ werden solle^ „Darauf wir^ sagt PrintXy gleichwoll
itRcpUderen» Sy aber nichts mer hören wellen^ soimder strakhs
yiM^estannden, vnns gesegnet xnA vrlaub von vns genomeny mit
yyirennelden das wir ferner nichts mer mit einander ^utbnen
„ymmäm haben. ^
Sie wurden nnn noch einmal zu dem GrossiQrslen geführf^
der sie; mit seinem Stabe in der Linken empfing^ nnd ihnen
sagte, er wolle femer mit dem Römischen Kaiser in Freundschaft
bleiben, wie es auch sein Vater mit Maximilian I gewesen wfire,
wnA wtrde näl ihnen iragleich Gesandle nach Wien senden, die
er bUle, bald wieder von dort abzufertigen, wobei er hinzusetzte:
,,Da afich damnder meinem lieben treuisted Brueder, oder- ittir
y^etwo wort, so was herrt zu hören sein, filrkhimen, dieselben
„welle ainer vnd der ander freundlich vermerkhen, vnd derbalben
„naa&t Bruederschaffl nit zertrennen lassen.^ Hierauf mussten
sie sich setzen, und der GrossiOrst reichte Jedem von ihnen
jcwei Schalen Meth, gab ihnen seine Hand zu küssen und entliess
sie iusserst gnadig.
Am 29 Januar erhielten sie die Grossflirstlichen Geschenke
and traten dann ihre Rückreise an. KobenzI, der die Unter-
luuidlungen wegen Polen fortsetzen sollte, schlug den Weg nach
Litthanen ein, Priniz aber ging mit den Russischen Abgeord-
neten, der Sicherheit wegen, über Livland zurück.
Printz scheint durch den Kaiser Maximilian U ver-
anlasst worden zu sein, seine Bemerkungen über Russland, nu't
Wcgiassung aller politischen und persönlichen Vorfälle, zusam-
menzustellen, und (hat das walirscheiniich schon mit der Absicht,
sie durch den Druck bekannt zu. macheu.
20*
— 308 —
Es findet sich nämlich in der K. K. Bibliothek in Wien,
Ilist. prof. No. DGGLXII eine Handschrift^ welche den Titel führt:
Rcruni MoscoTiticanim brevc compendiiim in
quo distinctis capitibns de MoscoTiac dncibas, eornm-
quc rebus gestis, religione, moribus et aliis^ qnae
lectii utilia et iiicuuda sunt, breuissimc tractalnr aur-
tore Daniele Printz.3«^
Am Schlüsse befindet sich der Stammbaum der Russi-
schen Grossrursten; in welchem sie von dem Kaiser Augustus
abgeleitet >¥erden. Der Anfang ist:
„Prus Augusti Caesaris^ ut Rulheni in annalibns sais
„refenint; frater fuit^ et tractum ad mare Balthicum a sese
„Prussiam denominauit. Ab hoc quarta progenie descendenint
ptres fratres a Ruthenis ad Imperimn vocati^ Rurik, Sinauus^
„Truuor."a*2
Eine Copie dieser Handschrift befindet sich in der Biblio-
thek des Rumänzow'schen Museums in St. Petersburg.
Das Werkchen ist dem Kaiser Rudolph H dedicirt und
fuhrt das Datum vom 9 Januar 1578, es muss also die Nach-
richten enthalten, die Printz auf seiner ersten Reise nach
Russland gesammelt hat^ wie er auch selbst, p. 166^ sagt.
Gedruckt erschien diese Schrift erst lange nach dem
Tode PrintzenSy zu Neisse in Schlesien, unter dem Titel:
Moscoviae ortus et Progressus, Authore Daniele
Printz a Bueehau, Augustissimorum imperatorum Maxi-
niiliani, et Rudolph! ubivis secundi Consiliario, nee
341. „Jnbente Oiuo Imperatore Maximiliano hoe eompendiam eollegi",
sagt Priuiz darin.
342. lieber dies^ Abstammung s. ScklöMer in seinem Anldr, T. II.
S. 159-165.
— 309 —
bis ad Jabannem Basilidem inagnnm Dncem Mois«
coTiae Legato extraordinario. Niessae Siles. 1668. 12^.
Bei diesem Abdrucke muss aber eine andere Abscbrift
ab die in Wien befindliche^ benutzt worden sein^ weil er viele^
wenn auch nicht immer wesentliche Abweichungen von dersel*
bcD enthfilt.
Eine zweite Ausgabe wurde von dem Enkel des Ver-
fassers^ einem Baron Adam Leopold Printz^^^^ besorgt und
erschien unter dem nämlichen Titel zu Guben^ 1679. 12^^ und
ebendaselbst wieder 1681. 12^
Man findet auch noch ein anderes Werkchen von unserm
Verfasser angeitihrt unter dem Titel:
De Ducibus Moscoviae eorumque incrementia,
Gabenae 1681. 12^'««
Dieses ist aber keine besondere Schrift^ sondern nur das
erste Kapitel des eben erwähnten Buches.
80.
Michael Z a ii p c.
1576.
31icha€l Zaupe, aus Reval gebürtig^ wurde am 9 März
1576 bei einem Ausfalle, den die belagerten Einwohner dieser
Stadt gegen die Russen machten, gefangen genommen, und nach
Moskau gebracht. Von hier nahm ihn, zwei Jahre darauf, ein
Russischer Bojar mit nach Riga, eigentlich gegen einen von
34;i. Sitick irrt daher, wenn er Th. I. S. 240 den Titel so angiebl:
Prim% Boro a Umchau bU legaii etc. MoBcoviae oritts et progremut.
344. S. 2. B. Treuer^ de perpeitia Rom, imler ei Rmihem, imper, ami-
ciiia. p. 111). Uenmmg Uefltüid. Chrom, foL 52. u. a.
— 310 —
Ticscnhauson auszutauschen. Da dieser aber weder in Llvland,
noch in Lithauen zu finden war^ so wurde Zaupe durch zwei gut-
denkende Männer fär zwei Portugaleser losgekauft^ und blieb
nun in Biga^ wo er das Burgerrecht erhielt. Er hinterlicss band-
sdirifUich:
Tagebuch während seiner Gefangenschaft in
Russland. 1576 — 1578^ welches sich in der Stadt- Bibliothek
in Riga befindet.3«(^
81.
Christopher Burrough.
1579.
Die Gesellschaft der Englischen Kaufleute ^ die sich In
London für den Handel nach Russland^ Persien und der Levante
vereinigt hatte ^ sah sich durch die Räubereien der Kosaken,
besonders auf dem kaspischen Meere ^ vielleicht auch durch die
einstweilige Verstimmung des Grossfürsten gegen die En^che
Regierung^ eine Zeitlang in ihren Unternehmungen gehemmt. Als
endlich im Jahre 1579 diese Hindemisse nicht mehr zu iOrchten
waren ^ wurde von der Englischen Factorei eine neue Handels-
Reise ^ die sechste, durch Russland nach Persien unternommen,
über welche sich in Ilakluyt's grosser Sammlung, unter dem
Namen Christopher Burrough's, eines Factorei - Bedienten,
aus dessen Briefen sie genommen sind; ausfuhrliche Nachriehten
befinden. Diese Reise ; an welcher, ausser Burrough, die
315. S. über Zattpe: Schrißateller ' Lexieom der ProtimMem Ltcimmi^
Esihiand und Kurland^ von J, F, von Recktt und K. E. Napierdry, Th. IV.
S. 583 und ÜT. E. Xapienkif'i Forigei, NachrichUn vom Lhiämd* Ge9ekicki-
schr. JUiiau 1824, S. 10.
— 31i —
Fadoren der Compagnie Arthur Edwards^ William Turn-
halle Matthew Talboys und Peter Garrard Theil nahmen^
dauerte beinahe drei Jahre. Sie kamen am 22 Juli von London
in Archangelsk^««^ an^ von wo sie^ um noch vor dem Eintritte
des Winters die Kaspische See zu erreichen^ mit ausserordentli-
dier Schnelligkeit über Cholmogori; Wologda^ Jaroslawl, Nishny-
Nowgorod und Kasan^ am 16 Oktober nach Astrachan kamen.'«''
Hier mussten sie aber doch deq Winter zubringen^ weil die
Türkischen Verheerungen in Persien die weitere Reise unmöglich
machten. Am 1 Mai 1580 ging endlich ein Theil der Expe-
dition ab^ und landete am 27sten an der Käste von Schirwan^ das
sie noch in den Händen der Türken fanden^ Dann gingen sie
unter Türkischem Schutze nach Baku und Derbent, und kehrten
Yen iiier, naich mancherlei Unfällen^ erst spät im November nach
Astrachan zurück.
Die Beridite über diese Reise, eine der merkwürdigsten
der Englisch - Russischen Handels * Gesellschaft jener Zeit, für
die Topographie und damalige Kenntniss des Wolga -Districts,
worden der Factorci von Christopher Burrough in Briefen
nitgetheilt; die sich in der angeführten Sammlung unter folgen-
dem Titel bcGnden:
Advertissement and Reports of Ihe 6 vojages
ioto (he parts of Persia and Media — gathered out
of sandrie letters by Christopher Bnrrongh in the
ycares 1579, 1580, 1581. In Ilakluyts CoUection, Vol. L
p. 419.
346. Oder eigeoUich bei dem Kloster des heil. ]Vicoiam$, weil Archan-
^cbk eraC unter dem. Grossfürsten Fedor IwamomiUeh erbaut ward.
347. S. über diese Reise Malier $ Sommi. Rmu. Geschichle, Th. VU.
S. 461>-473.
— 3i2 —
82.
Philipp Preiiistaiu.
1579.
Philipp Prenistain^^^ war im Jahre 1579 als Ge-
sandter des Röniisehen Kaisers Rudolph's II »«^ nach Moscau
gesandt^ von wo er noch in demselben Jahre wieder znrOck
kehrte. Ueber diese Reise beGndet sich ein handschriftlicher
Bericht in der Vaticanischen Bibliothek^ unter folgendem Titel:
Narratio historica Philipp! Pernisten Oratoris
Cacsarei, quomodo in conspectu Magni Ducis BIo^co-
Tiae stetcrit, de eonloqniis et conyivio cnm ipso Dace,
de religione, disciplina ccclesiastica ac moriba» Hos-
eorum, dcque aliis qnae sibi acciderant sna fungenAo
legatione.
Ein anderer Bericht über diese Reise befindet sich eben-
daselbst in Italiänischcr Sprache unter dem Titel:
Relazione fatta del Sig^ D. Filippo Pernisten
Imperiale Ambasciatore della MaestÄ Cesarea al Gran
Principe di MoseoYia, Tanno 1579. Dieser Bericht ist
unterzeichnet: Di Lovitio in Polonia a xxvii di Maggio
1579.
Eine Abschrift desselben besitzt die Königl. BibUothek
in Beriin^ wo sie sich im XV Bande der Sammlung befindet^
welche den Titel (lihrt: Inrormazione politiche« Sie hat die
Aufschrift:
348. Der Name kommt auch unter Tolgendeii Formen Tor: PtrmmUm^
Pernigten, Perm$ier, Pernesian, Prenislanj PremnUiü» unü'PermiM. Uelwr
diesen letztern Namen, Permatein^ s. oben S. 286.
349. Also nicht MaximiliaM ii (f 1575), wie bisweilen MlfelQhrl wihL
— 313 —
Discono delle cose di Moscoyia« Relatione delP
Ecc^ Sg[5 Don Filippo Preuestain Imperiale Ambas«
ciatore della Maestä Cesarea al Gran Principe di Mos-
coria ranno 1379. 23 BI. fol.
Eine neaere Copic^ die wahrscheinlich nach dem Berliner
Codex gemacht ist^ befindet sich^ in dem Rum an zo waschen
Moseom in St. Petersburg^ No. 20^ unter dem Titel:
Discorso delle cose di Moscoria de! Sgre. D.
Philippe Prenistan, Imperiale Ambasciatore della
IMaesta Cesarea al Gran Principe di Moscoyia. 1579.
Der Anfang der beiden letzten Abschriften ist: ,,Mi 6
^^tato di gran contento che V[? Eccf^ abbi havuto caro qnel
^^poco di raguaglio che Ic dette cose di Moscovia etc./
woraus man schliesscn könnte^ dass der Aufsatz delle cose di
Moscovia noch verschieden von der Relatione sein könnte.
Der Schluss ist: ;,Questo e quel tanto che tö voluta manifestare
„a V[? Ecc^ cerlificandola che in questa si breve relatione non
^;Vi e del mio cosa alcuna^ ma tutto scritto con quella diligenza
„et cerlezza che sia possibile di quel principe et dclsuoRegno."
Eine Abschrift besitzt auch noch der Prof. Ciampi in
Pisa, unter dem Tilel:
Relazione di Filippo Prenestain Ambasciatore
Cesareo al G. D. di Moscovia. L'anno 1579.
Davon überschicktc derselbe im Jahre 1830 der Kais.
Akademie der Wissenschaften eine Abschrift.
Gedruckt erschien PrenistaMs Bericht unter dem
Titel:
Philippi Pernisteri Relatio de Magno Moscoviae
Principe. Francofurti 1579. 4°, und >^ieder ebendaselbst
1610. 4°.
— 314 —
Dieses Werkchen wird auch angeführt nnter dem Titel:
De Aula Moscovitica.
Deutsch übersetzt^ Leipzig 1717. 8^
Lateinisch und Italiänisch in Honorii Thesiia«
rus politicus^ P. L p. 280. Hier iwerden unter andern p. 289
folgende Worte des Grossfürsten Iwan Wassiljewitsch ange-
führt: ^^Postridie coram ipso adductus^ haeo fere mihi ipse expli-
^^cauit. Cum charissimus et preciosissimus frater ad me te
^^miserit; mentcroque eins tua legatione perceperim^ quemadmodim
^^etiam a meis Vilkis^ hoc est, Proceribus intellexi^ qoae com
^ppsis meo jussu tractauisti; ad eundem fratrem meum referto^
;^ommno me decreuisse inceptam amicitiam excolere^ ac promo-
^^uere vna cum mea gente in perpetuum, quemadmodum Pareos
^^meus effccit et cum Maximiliano^ et cum Caesare Ferdinando:
^,idcircO; si ipse mens frater Pontificem Romae^ Regem Hispaniae,
^,aIiosque Christiarios potentes ad idem facinus induxerit^ majd-
^^mum erit Christianitati beneGcium; quod sanctissima Trinitas^
„vnus misericors Dens, dignetur concedere/'*»«
In Casp. Ens Thesaurus politicos, Coloniae 1611.
P. m. p. 531-556 findet man einen Aufsatz unter dem Titel:
Relation eines ungenannten Gesandten vom Rdm«
Kaiser Maximilian '^^ an einen ungenannten Staate-
beamten.
Dieses ist ebenfalls unsers PrenistaMsy oder vie er
hier genannt wird PernistenSy Gesandtschafts-Bericht» wie aas
der Apologia pro Joanne Basilide II, Vindob. 1711. 4^^
erhellt.
350. S. Treuer de perp. amictiia eie. p. 51. 53.
351. S. die kurz vorhergehende Note 349.
— 315 —
83.
Martin Broniovius von Biezdzfedea.
1579.
Martin BroniaviuSy von Biezdzfedea in Siebenbfir*
1, ein höchst gewandter und gelehrter Mann, der in die
Dienste des Königs von Polen Johann Bathory trat^ und
sieb in denselben durch Tapferkeit, in den Kriegen gegen die
Rossen, so wie durch geschickt geführte Unterhandlungen aus-
zeichnete. Er wurde namentlich zweimal als Gesandter zu dem
Chane der Krimschen Tataren geschickt, und diesen Sendungen»
auf deren letzten er neun Monate in der Krim zurückgehalten
wurde 9 verdanken wir sein mit grosser Genauigkeit abgefassteS|
ood in sehr elegantem Latem geschriebenes Werkchen über die
Tatarey, wegen welches er hier eine Stelle verdient. Dasselbe
eischien erst 16 Jahre nach seiner Reise unter dem Titel:
Martini Broniovii de Biezdzfedea, bis in Tarta-
riam nomine Stepbani primi Poloniae regis legati,
Tartariae descriptio. Cum Tabula geographica. Colo-
niae Agr. 1595. fol.
Dieser Schrift ist dort noch angehängt : Transylvaniae
ac Moldaviae, aliarumque vicinarum regionum descriptio
Georgii a ReicbersdorlT, und Creorgii Werneri de
mirandis Ilungariae aquis hypomnemation; addita ta*
bella lacus mirabilis ad Cirknitz.
Des Bromocius Werkchen ist auch in dem nämlichen
Jahre und ebendaselbst wieder abgedruckt in Ant. Possevini
Moscovia. Fol.
Man findet es auch unter dem Titel:
Martini Broniovii de Biezdzfedea, ad Tartarum
Legati y Tartaria, in: Russia sea Moscovia itemque
— 316 —
Tartaria, Conimcntario Topograpbieo atquc politieo
illtistralac. Lugd. Batav. ex off. Elzeviriana, 1630. 16^
p. 243 — 327.
Englisch übersetzt unter dem Titel:
Colleetions out of Martin Bronioaius de Biczer-
fedea sent Anibassadonr from Stephen King orPoland,
to the Criiu Tartar: Coutayning a description of Tar-
taria, or Chersonesus Taurica, and the Regions sabiect
to the Perecop or Crim Tartars, with their Cnstomes
priuate and publike in peace and warrc. In the Pil-
griuies by Samuel Purchai?, Vol. III. p. 632.
Ich entlehne dieser Schrift die Beschreibung des Empfan-
ges der fremden Gesandten bei dem Tatar-Chaii; weil man darin
manche Zage finden wird; die noch spater bei dem Hofe des
Grossfursten in Moskau vorkommen. Die Stelle fmdet sich in
in der Elzevir'schen Russia^ pag. 292 und lautet also:
,;Donativum Chani^ et Legatorum Principum apud enm
^^ratio. Donativum annuum ä Rege Poloniae^ magno Dncala Li-
;;tuaniae; Moscorum ducC; Palatino Moldaviao^ et Cercesiis
;;Nogaiensibus Tartaris ex pactis et foederibus Chanus perpetnum
;;habet. Legali, Oratores^ Nnntii et Internuntii Principum eomm
;^annis singulis ad eum veniunt^ quos nonnunquam humanios et
;;liberalius y aliquando vero plus quam Barbarico morc exdpit,
;;Violat; diutiusve detinet. Cum itaque Perecopiam veniunt; miicas
;^Chani homo eis obviam venit^ aestate in pratum vel campmn, in
;;quo sub tentorio quiescunt; Hieme vero in pagnm Almae vel
;^Bachasanii oppido Regiae ejus vicinum securius^ quam honeslios
^^et commodius dcducuntur. Postquam vero o6 diverterinl, per
^^Consiliarios vel Aulae iiiinistros nomine Chani salulantur; com-
^^mcatu vel viclualibus, bobus duobus^ vel uno^ ovibus aliquot^
;;panibuS; vino ac hordeO; non pro liberalitate; sed bospitalilate
— 3i7 —
^qnadam, ao pro tina vice tarnen satis moderate procurant.
^yCuin aolem ad Chanum vocanlur, Soldanis, Tuianis, Vlanis,
^^arzis^ Consiliariis primoribus^ cacterisque quam plurimis aulae
^^ministris et insi^oribus Tarlaris praeseotibus eos audit: per
^^anicom tantum homioem ad Chani fores deducuntur, per Consili-
jjuws vero dnos iotrodacuntur. Cum itaque introducti fuerint,
yyflnfiqQO gentis more Chanum illi adorant^ illoque salutato geni-
yjhns flexis exponunt^ in ejusque convivium adhibentur. Pocnlis
„vti crateris deauratis et gemmis distensis mulso impletis de
^^ore gentis in Signum clementiae et bcnevolentiae mann Chani
^^porrectiS; quos genibus flexis ebibunt^ honorantur. Et com
^^expediuntur^ in convivium eos Chanus iterum adhibet. Convivio
^^laque peracto parum ante fores secedunt ejus palatii. Yestibus
^ySericis auro intextis usque ad talos de more gentis comparatis^
^^eqao uno vel duobus non raro etiam captivis gentis eomm
^^ominibus remunerantur. Ac ita vestibus amicti ad Chanum
^terom redennt^ pro hospilalitate et liberatitate gratias ei referunt^
^,et salutato illo ex convivio discedunt. A Chani unico homine
y^commealus exiguus in ditionibus ejus cum itcr arripuerint non
,/aro Alis procuratur, et ad Borysthenem usque ab iUo dedu-
„cuntur.">**
352. Bei der Beschreibung des alten CherMon^ oder Kormtumy erwähnt
9y p. 260, der EIzcv. Ausgabe, der berühmten metallenen Thüren, die
▼OB dieser Stadt den Namen führen , und welche die Volks-Sage noch Jetzt in
Nowgorod zu finden glaubt. S. Die Kominuchen Thären in der ICaiJke^al-
kirckm nur heiligen Sophia in Nowgorod von Friedrich Adelung', Berlin
1823. 4^. Ich setze diese Stelle , welche mir bei der Abfassung Jener Schrift
mC^Dgen war, auch deswegen hieher, weil hier auch noch der Tradition erwähnt
wird, dass Boletlaw II von Polen diese Thüren von Kiew, wohin sie durch den
heii' Wladimir von Korssün gebracht worden, weggeführt, und nach Gnesen
versetzt habe, wo sie noch zu Brom'oviue Zeiten zu sehen gewesen wären. Es
keüst hier nämlich: „Mooasteriam Graeenn nazimam in urbe e«t reliqaiin;
— '318 —
8*.
Veit S e II n g.
Um 158L
In dem Kaiser!. Kon. geheimen Haus -Archiv zu Wien
befindet sich eine Handschrift von wenigen Bogen ^ welche die
Aufschrift führt: Veit Sengen Anzaig In Moscoviterischen
Sachen. Dieser Aufsatz ist ein an einen vornehmen Staatsmann
gerichteter Bericht Ober Russland und führt die Unterschrift:
Veit Senng. Eine eigentliche Zeit-Anzeige fehlt; auf der mir
davon mitgelheilten Abschrift ist zwar bemerkt: Um 1601, es
ist indessen aus dem Inhalte selbst nicht schwer zu beweisen^
dass er wenigstens zwanzig Jahre älter sein muss. Denn es ist
darin noch von zwei Söhnen des Grosslursten Iwan Wassil-
je witsch die RedC; deren ältester schon 1581 starb; und femer
wird des Herzogs Magnus (f 1583)363 als einer noch lebenden
Person erwähnt. Ueber den Verfasser und seine Verhältnisse
erfahren wir gar nichts^ als dass er sich einige Zeit in Moskan
aufgehalten ; und die Reise dahin als Kaufmann gemacht habe.
Wahrscheinlich aber war er von dem Oesterreichischen Hofe im
jypariotcs templi apparent qnidoiii, sed (fistiindinein nop haben!, ctoraaoirnta
„acdificii ejus quae ibi erant jnfi|ffiiia, diruta et spoliata •■al. Es iUo
„monaiiterio duat porlas aeris Corinlhii, qua« Graecontm prftbjteri R^^iaa
„Portas vocant, et imaginea insigniores , Graccoa aliquot ad VoUdinirBB
„roagnum Russornm aea Kioviensiom Priiicipem ea tempcalate praeda«
„loco Kioviam deporlavisse , poatmodiiin rero a Boleslao aeeando rvge
„Polouiae KioviaGneftnampracdae ilidem locn, qnae in templi maximi porta
„nunc eliam ibi visuntur, delatas esse, liuiisoruni et Polonorum aaaalea
„memoriae prodiderc."
353. S. Karamsim, Getch, d. Ihm. Ee9eh$, Tb. VUL S. 3U. Th. IX.
S. 152.
— 319 —
.Geheim mit AnMgon nach Rassland geschickt und musste^ mn
nicht Aufsehen oder Verdacht bei den Polen zu erregen^ Handeb-
Geschäfte vorschützen. Wenigstens sehen wir^ dass er von
der Rassischen Grfinze an^ einen Pristaw zum* Begleiter erhielt,
und auch aus seinem ganzen Berichte geht hervor^ dass er genaue
Kenntniss von dem Hofe und der dortigen Aufnahme der fremden
Gesandten hatte.
Karamsin^ii« theilt aus den Papieren des Königsbergi-
schra Archivs einen Brief eines Veit Zenge'Sy wahrscheinlich
des unsrigen, mit^ den dieser am 20 Dec. 1566 ans Lübeck
an den Markgrafen Alb recht geschrieben^ und worin er ihm
interessante Nachrichten über Moskau mittbeilt^ die er von einem
gewissen Herrmann Pispink*) aus Münster^ der eben aus
Russland zurück kam^ erfahren hatte.
Der Wiener-Bericht^ zu dessen Abfassung er wahrscheinlich
höheren Orts aufgefordert worden war^ enthält keine eigentliche
Reise - Erzählung , sondern vielmehr eine Anweisung über die
Haupt-Punkte, die man damals bei einer Sendung nach Russland
zu beobachten hatte. Zuerst spricht er von der Nothwendigkeil^
sich schon vor dem Eintritte in Russland mit tüchtigen und zu->
verlässigen Dolmetschern zu versehen, „die vnerschrockhen vor
„dem Grosslursten in der Moscau dürfTen reden vnd iren Mund
^nicht sperren dürffen." Diese, meint er, finde man in Lübeck,
Danzig und Riga; man solle sie aber vorher einen Eid leisten
lassen, dass sie, besonders gegen den Grcssiursten, nichts anders
sprechen wollten, als ihnen aufgetragen wäre. Auch müsse man
deren immer wem'gstens zwei haben, „wan der Eine vor dem
„Grossfürsten was redelt oder fürpringt, das der ander mit za-
ubert, ob dasselb recht fürgepracht, vnd die wort nicht vorkert
354. Ebendas. Th. Vin. S. 315.
«) S. oben Seite 240.
— 320 —
^ werden ; es geschcche gleich darch des Grossfiirsten oder den
„eignen dulnielsch.^ Man soll sich besonders hüten, derglei-
chen in Dorpat (TherbbQ oder Narva zu nehmen^ weil diese
alle dem Grossfürsten oder dem Herzoge Magnus ergeben
waren. Besonders aber dürfe man sich nicht auf die Gross-
fürstlichen Interpreten verlassen^ „dan^ sagt Senng, ich habs
„in der that erfahren^ sunderlichen mit Caspar von Wittenberg,
„der ist ein Mameluckh wie die anderen alle, so ist doch der
„gemelte Caspar sein furnemcster vnder den thulmetzscben, daner
„hat gestudirty vnd pringt die priff so Im dem Grossfiirsten zuge-
„schriben werden, aus dem Latein ins deutsche ynd hernach
„ins Russisch; er ist aber ein gar losser versuffnerpueb.*^ Noch
andere Hof-Dolmetscher waren damals Jakob Edelmann, ein
Oesterreicher, Andreas Werner aus Braunsberg, und Closs
aus Wenden, die beiden letztern zugleich Grossfürstliche Gold-
schmiede.
Zweitens empfiehlt Senngy einem Gesandten reiche Go*
schenke für den Grossflirstcn und seine zwei Söhne mitzugeben,
und solche müsse der Gesandte auch für seine Person mitbrin-
gen. Den Bojaren dürfe man öiTentlich nichts anbieten, aber
heimlich ginge es wohl an. Wenn die Pristawen um etwas
bäten, was ihnen gefiele, ^^wie dan ir geprauch ist'^, solle man
sie mit harten Worten abfertigen.
Ist die Gesandtschaft nicht ansehnlich, so wird sie nicht
auf Grossfürstliche Kosten verpflegt, sondern muss unterwegs,
am besten in Riga, sich mit Speise und Getränk versorgen,
auch räth der Verfasser überhaupt, Bettstellen, Tisch-Geräthc und
Küchen-Geschirr mit sich zu führen.
Weiler sagt Senngj dass die Gesandten in Dorpat warten
müssen, bis über sie nach Aloskau berichtet, und von dort die
Erlaubniss zu ihrer Weiterreise ertheilt worden; dass sie bei
— 321 —
Um Ankunft in Moskau gegen die Pristawen sehr auf ihrer
Hot sein^ sie nicht an ihre Tafel ziehen und ihnen so wenig
wie möglich nachgeben sollen. ,,Wo es dan'^, heisst es, „ein
„prestoff zu vil macht, mag man Ime wol dye haut volschlagen,
;,Ynd Ins klagen lassen, des hab ich wol selbst gelhan vn ange-
;^en das ich für ein kauflman pin drin gewesen/^'
Zuletzt spricht er noch von der Verpflegung der Ge-
sandten aus der Grossfurstlichen Küche, worüber sie einen
,;Speisezettel'' erhielten, und wobei sie, wie bei dem Getränke,
„wo an Metlh wol Zechnerley ollog geben wirt", durch einen
besondem Dolmetscher darauf sehen sollen, dass ihnen alles
fiewiUigte auch wirklich abgeliefert wird.
Am Ende heisst es: ;,Dis Alles hab ich E. G. vnd
„herligkeit zum vnderlhenigen pericht auff einvoltigist nit ver-
„halten wolen mit vndertheniger pitt mir das gnedig zu guett
,,liottende/^
85.
Antonio Posse vi no.
1581 — 1582.
Antonio Possevino^^'^ ^ ein Jesuit, dem wir ein sehr
bedeutendes Werk über Russland verdanken, wurde 1534, zu
Blaniua in einer angesehenen aber unbemittelten Familie geboren
und frühzeitig zum geistlichen Stande bestimmt, weswegen er
schon 4550, nach Rom geschickt wurde. Hier zeichnete er sich
durch seine Kcnnluissc und seinen Eifer für das Wohl der
Römischen Kirche bald so aus, dass ihn der Kardinal Gonzaga
355. Kr wird bei Karamtin immer Postevin, und in der deutschen Ue*
bcrsHzuDg der Gesch. d. Hmm, Reichsy Posueini genannt.
21
— 322 —
in sein Haus und unter seinen besonderen Schulz nahm. Im
Jahre 1559 trat er in den Orden der Jesuiten^ dem er bald
durch seine Gelehrsamkeit und Gewandtheit sehr nätzlich wurde,
und dadurch endlich auch die Aufmerksamkeit des PäbsÜicben
Hofes auf sich zog. Gregor XIII schickte ihn 1577 als seinen
Nuntius nach Schweden^ um den König Johann HI m dem
Katholischen Glauben zurflckzuiiihren^ und da er auf dieser Reise
durch Wien kam und die Kaiserin Maria, Wittwe Maximi-
lian's II; wegen seiner persönlichen Sicherheit auf dieser Reise
besorgt war, so ertheilte sie ihm den Titel eines Kajserl. Bot-
schafters. Als solcher trat er nun in Stockholm auf, wo es ihm
im folgenden Jahre gelang, den König dahin zu bringen, dass
er im Geheim die Evangelische Religion abschwor. Kaum war
er mit der Nachricht von diesem glänzenden Erfolge nach Rom
zurück gekehrt, so wurde er zur grösseren Befestigung seines
Werkes wieder nach Schweden gesandt. Kurz darauf schidUe
ihn der Pabst zweimal, in den Jahren 1581 und 1582 nach
Russland, und diese Reisen und sein Bericht über dieselben sind
es, welche ihm in unserer Sammlung eine ausgezeichnete Stelle
anweisen.
Po88€vino'8 Sendungen nach Russland hatten einen
dreifachen Zweck; er sollte zwischen dem Grossftirsten und dem
Könige von Polen einen Frieden zu Stande bringen, den Herr-
scher von Russland zu einem Kriege gegen die Tilrken anfinnn-
tem, vorzüglich aber wohl versuchen, ihn zur Annahme derRö-
misch-Katholischen Religion zu vermögen. Dieses letztere war
schon früher, und auch noch nachher mehremal der Hauptgrund
zu ahnlichen Sendungen, denen gewöhnlich die Politik, und be-
sonders die Vertreibung des Feindes der Christenheil aus Europa,
zum Yorwande dienen mussten. Und eben so wurde hftoflg von
Russischer Seite die Möglichkeit einer solchen Glaubras-Anni-
— 323 —
hamg von ferne gezeigt^ sobald dadurch politische Unterhand-
lungen erleichtert; besonders aber Hülfe gegen die Polen imd
Türken veranlasst werden konnlcs«« Ein merkwürdiges Beispiel
davon finden wir auch bei dieser Sendung des schlauen Po^^
meüinOy der in Russland sehr ausgezeichnet empfangen ^ und
«nter dessen Mitwirkung der Frieden mit Polen wirkUch zu Stan*
d0 gd)racht wurde, der aber in seinen Bekehrungs-Yersuchen
vdDLommen sdieiterte^ ob ihm gleicli der Grossfürst selbst einige
Unterhaltungen ; ausschliesslich über Glaubens-Sachen bewilligte.
Possevino kam am 18 August in Staritza an, wo sich
damals Iwan W assiljewitsch befand^ und wurde hier^ wie später
in Moskau, mit ungewöhnlichen Ehrenbezeugungen aufgenommen
und behandelt. Er begab sich Ende Septembers 1581 von Mos-
kau in das Pobiische Lager bei Pleskow^ war dort vorzüglich
tbätig bey dem Abschlüsse des Friedens zwischen Russland und
Polen ; und kehrte dann im Februar 1582 nach Moskau zurück.
Hier brachte er noch einige Monate zu^ und ging dann^ von
dem Grossfürsten sehr gnädig entlassen, in Begleitung einer an
den Pabst abgefertigten Russischen Gesandtschaft, wieder nach
Rom zurück. Gregor XIII hatte 1584 die Absicht, ihn noch
einmal nach Russland zu schicken, um dem Zar Fedor Iwano-
witsch zu seiner Thronbesteigung Glück zu wünschen, was aber
unterblieb. Das Päbstlichc Schreiben befindet sich nach der Va-
ticanischen Abschrift in der Alberlrandischen Sammlung. Eben
so wollte ihn Sixtus V in Jahre 1586 noch einmal nach Mos-
kau senden, was ebenfalls nicht zu Stande kam, wozu aber be-
reits das Päbstliche Creditiv für Possevino unterm 20 Nov.
356. Häufige Beweise davon findet man in der von der archäographiscbeu
G^sellschafl anter dem Titel : JitBlorica Ru$siae MonirMnfa, St. Petersb. 184i.
♦*'. bekannt gemachten Sammlung Römischer Documenle, namentlich CCXIH. CGXVI.
CCXÄXYU. CCXLL CCXLIV.
21*
— 324 —
■
1586 ausgerertigt yftat, welches sidi noch in dem Archive des
Vtlicans befindet.
Er wurde in der Folge noch einigonrale andenveitig von
dem Pabste zu politischen und kirchlichen Unterhandinngen ge-
braucht^ und beschäftigte sich dann zu Venedig mit der Ausar-
beitung und Herausgabe seiner vielen theologischen^ polemischen^
moralischen und historisdien Schrillen^ m lateinischer und italiä-
nisc!her Sprache^ bis er 1611, 78 Jahre alt^ in Ferrara starb.*«''
Von Possevino's Reisen und Schriften gehört hieher
nur seine doppelte Sendung nach Russland und die von ihm
selbst verfertigte Beschreibung derselben. Das Ilauptwerii darflber
ist seine Moscovia; diese erschien in folgenden Ausgaben:
Antonii Possevini ex Societate Jesu ülosconia,
s. de rebus Moscoviticis et acta in conneutu legatomm
regis Poloniae et Magni Diicis Moscouiae anno 1581.
Vilnae, apud loannem Velicensem, 1586. 8^.^^^ In dieser
seltenen Ausgabe befinden sich viele Briefe des Königs Stephan^
der Königin Anna^ und des Kanzlers Zamoiski an Passetino
und seine Antworten darauf.
357. Ein Theil dieser Angaben ist ans der Lebens-Beschreibiuif PoMt-
riW« gezogen^ welche folgenden Titel führt: La Vie du Phre Amtome Pmm^
vm de ia Compagmie de Jesua, oü ton voii Phieloire de$ mpariamiet mSgo»
cMioiUy auxqueUee U a iU employi en qualiU de Nomee de 8a SwimMi^
em Sm^de, en Pologne ei en JlSoäcovie, (Par le Pere Jean ikmgn^J, PmHt
1712. 12**. In das Italiänische übersetzt von P. Nicrolo Gommi, Veneda 1750^
2 Vol. 8^ — Sehr viele Nachrichten über Posaevino, so wie auch ein voUstindiges
Verzeichniss seiner gedruckten und ungednicktcn SchriAen, findet man ancli in
Bibliogra/ia rrifica delie auiiche reciproche CorriepondeuMe dett JiaUm epUm
Rueeüty coUa Polomia e£c. da Sebaatiamo Ciampi, Ftrenme. 1834. 8. 3 VoU.,
YoL U. p. 291-298.
358. Eine angeblich frühere Ausgabe, Goloniae 1563, fol. die einige
Literatoren anführen, beruhet auf einem Schreibefehler in der JahreszahL
— 325 —
Im Jahre daraur unter dem Titel: Antonii Posscrini
Soeietaiis Jesu MoscoFia. Ejusdem novissima descrip*
tio, unverändert nachgedruckt zu Antwerpen^ ex ofBcina Cbri-
stophori Plantini, 1587. 8"". Mit einer Karte von Russland/
die sich aber bei dem mir vorliegenden Exemplare nicht beCndet.
In demselben Jahre mit mehren andern Schrillen dessel-
ben Verfassers gedruckt unter dem Titel: Anlonii PosscTini,
Soeietatis Jesu, Moscovia, et alia Opera, de statu hu-
Jas secnli, adversas Catholicae Ecclesiae bestes. Nnae
primum in unnin Tolunien collecta, atqne ab ipsomet
anetore cmcndata et ancta. (Coloniae.) 1587. fol. In
dieser Ausgabe ist die Aufeinanderfolge der Kapitel etwas geän-
dert; der Commentarius primas der Wihiaer Ausgabe ist
hier nämUch der zweite, und umgekehrt.
Im Jahre 1595 abermals mit noch einigen andern Werken
zusammen gedruckt unter folgendem Titel: Antonii Possevinii
Soeietatis Jesu, Noscovia et alia Opera, qnibus nunc
reeens, propter materiae similitndinem, et regiomim
quarnm bistorias cxplieant, vicinitatem, adjuncta sunt,
Martini Broniovii de Biczdzfedca, bis in Tartariam
nomine Stapbani Prinni Poloniac Regis Lcgati, Tarta-
riae De^eriptio, antehae nunqnara in lueem cdita, euiu
tabnla geographica ejiisdcjn Chersoncsus Tanrieae:
Tmnsylvaniae, ac Moldaviae, Aliarumquc vicinarum
regionum siiceincta deseriptio Georgii a Reiehersdorff
Transjlvani^ cum (abulis gcograpbicis tarn Moldaviae,
quam Trnnsylvaniae. Hem, tieorgii W«meri d^ Ad-
mirandis llungariac Aquis hyponinemationy axddita ta-
bclla Jacus mirabilis ad Cirknitz. (Coloniae). 1595. fol.
Ein Auszug aus Possemno's Werk unter dem Titel:
De Moscovia Antonii Possevini Diatribe, befindet sich
— 326 -
in Respnblica Moscoviae et Urbes. Aecednnt qnaedam
latine nanquam antebae edita. (Anctore Marco Zaero
Boxbornio). Lngd. Batar. 1633. 12^ p. 195—260.
In's Italiänische ist die Moseovia Posseyino's voo
einem Neffen des Verfassers übersetzt unter folgendem Titel:
La nioscovia del P. Antonio Possevino, tradotta
di latino in rolgare da Gio. Battista Posserino Sacer^
dote Montorano, Teologe di Monsig. Rer. Gioranni
Fontana Vescoro di Ferrara. In Ferrara appresso Bc«
nedetto Mainmarelli, 1592. 8^
Dann zu Mantua 1596 unter folgendem Titel:
Commentarii di MoseoFia^ et della Pace segaita
fra Lei, e'l Regno di Polonia. Colla restitutione della
Lironia. Scritti in lingna latina da Antonio Posseyino
della Compagnia di Giesü. Et tradotti neir Italiana da
Gio. Battista Possevino. Aggiuntevi, oltre la corree*
tione, rarie cose, et Lettere di piü eminenti PriAcipi,
et deir Autore, pertinenti alla religionOi et alla notitia
di Gottia, di Snetia, di Linonia et di Transylnania. Col
Bommario de' Capi delle materie, che vi si trattano.
In Mantora, per Franceseo Osanna, stampatore Daeale,
1596. 4^ Diese Ausgabe erkennt Possemno in einer vw-
gesetzten Anmerkung fQr acht an^ i^ährend dieVebersetzoog vm
1592 incorrect sei. Auch scheint er den Inhalt za der mei^-
wflrdigen Vorrede selbst geliefert zu haben.
Eine neue Ausgabe dieser Uebersetzung, welche mehr
als die vorige ankündigt^ aber ein ganz unveränderter Abdraok
derselben ist^ erschien 1611; unter folgendem Titel: CooMne*-
tarii della Moscovia et della Paee che per ordine. della
S. Sede Apostolica proeurö Antonio Posserino Manto«
rano della Compagnia di Giesü tra Basilio Grandoca
— 327 —
di Moscovia, et Regno di Polonia colla restitnzione
intiera della Livonia, c di 33 fortezze di lei, scriüi
prima in lalilio dallo stcsso P. PasseFino, e piu volte
atampati in Litoania, Francia, Fiandra, Germania et in
Italiass% et (radotti nella lingna Italiana di Gio. Battista
PoMevino, uno nipote, Teologo et Arciprete di S.
Leonardo in Mantoya et hora ristampati coli' occasione
delle nuove et scgnalate vittorie a^nte quesf anno
1610 dal Screniss. Sigismondo III R6 di Polonia et
di Snezia nella Bloscoria, ove si apre la porta alla
Caitölica Religione rerso il Settentrione e I'Oriente,
aggiontevi oKre le corrczione, varie Lottere di piü
eminent! Princjpi, et deir Autore a loro colla notizia
di Ciottia, 'Svezia; Finlandia, Lironia et della Transil*
▼ania, etc. In MantoFa per Aorelio et Lodovico Osanna
fratelli stampatori Ducali I61I. 4''.s««
Dieses Possevino'sche Werk de Sloscovia wird uns
also hier vorzuglich beschäiligen. Ehe \nr.aber sehen^ yfie der
klage Jesuit sich bei der Ausführung seiner höchst wichtigen
und schwierigen Sendung benommen^ wird es nicht überflüssig
seifl^ die Hauptpunkte der geheimen Instruction kennen zu lernen^
welche ihm der Kardinal di Como^ Staats-Secretair Gregorys XIII
^' Zk9. Dass das Original von Po99evin&9 MoKwna eigenUicii nie in lUlian
g04rack( worden, erheUt aus der oben gegebenen Uebersicht der davon veran-
stalteten Aasgabrn.
360. In 6Yor. Boiero Rflazhne universali etc. befindet sich im Lib. I
Parte U eine Schilderung von Rassland, die ganz aus der Mmeoria des Ponevimo
geaowwen ist. Der Titel dieses aoch immer sehr schätzbaren aber selten ge-
wordenen Werkes ist: Relazioni uiirersaii dirüe im quaitro parti, arriehUe
di mioiie cote rare, e memorabile di Gioranmi Boiero. Roma 1592. 3 Vol.
4"". Breerim i.)!!^. retkftia 1599. 162S. 1640. 1659. 2 Vol. 8 flUy. Poimi$ck
Krakaa 1659. o Vol. 8"". Laieim$c/i Uelmstädt 1670. 4^
— 328 —
am 27 Murz 1581 zu dieser Reise ausrerügle.'f^^ In derselben
heisst es ausdrücklich: j,Po8sec$no solle dem Grossfursten vor-
„ stellen, wie nöthig es sei^ dass alle chrisllidien Könige sich
„im Geiste vereinigten^ zur römisch-katholischen Religion bekenn-
„ten, und den Pabst als Oberhaupt und Hirten annahmen, den
;, Christus selbst als solchen eingesetzt habe. Er würde deswe-
„gen ein zu diesem Zwecke in's Griechische übersetztes Exemplar
„der Satzungen des Florentiner Conciliums mitbekommen *•>, um
„dem Grossrürsten zu beweisen^ dass der Pabst gar nichU
„Neues von ihm verlange. Er solle dem Grossfilrsten femer
„bemerkbar machen^ dass ausser dem Heile seiner Seele und der
„Erwerbung des himmlischen Reiches, er auch von der Römi-*
„sehen Kirche^ dieser frommen und liebevollen Mutter/ ansehnlicbe
„Vergrösserungen seiner irdischen Macht envarten Könne. Dass
„es schimpflich und unschicklich filr einen so grossen Fürsten
„sei, den Metropoliten von Constantinopel^ der nur dn
361. Das Kaliänische Original derselben befindet sich in der
sehen Bibliothek za Rom, und ist daraus in Seb, Ciampi BiNiogtaßm CHliem^
Vol. I p. 242—245 zuerst abgedruckt worden. Spater erscUm diese iMtmction
nach der THrgenew'stYien Abschrift in der Sammlung: Hitioriea Ibmkm Mmmi-
menia, Vol. L No. CCXIL k
362. PoBserimo sagt auch in einem Briefe, den er 1605 an den Gross-
herzog von Toscana schrieb, dass er dem Grossfursten Iwam Wa»fi{j0wM9ek
mehre Serbische Bücher und die Acten des Florentinischen Concillams mitgebraclil
habe. S. €Xampi Eunme critico della Sioria di Demetrio diwam WmiJBvMik
Gran Duca di Aloscovia. Firenze lb27. 8^. p. 49-55, wo dieser neifcwirdligt
Brief zum crstcnmalc vulistündig abgedruckt i4. Er sagt hier auch uter andtn:
„Mi sforzai di fnr stamparc alqiianto ccDliiiiij« di catccbiami io carattera
i,rol<*iiici in Vilna di Lituania, na caaendo i atampatori aeliiaaialiei rl
„poicro rarj rrrori dcntro, laoiide non trovai piik spediaale» cIm 4i fkr
„tradarrr in qurlla lingiia caratteri varie cosc, leqnale in ii4>ritto iltäl al
pGran Doca, Ic qnale non lo se laranao in eis^re ades s o, che eoiio segvite
„la gnerra Ira' il Icgitlimo priiicipei e Ära Tiiuiinuo g\%, H qMl« ttlU»a-
«meute c morto."
— 329 —
yunrechlmässiger Hirte und ein Sklave der Türken sei, anzuer-
^kennen^ wahrend es doch ein viel grösserer Ruhm für ihn sein
^wurde^ mit den übrigen christlichen Färsten dem wahren Statt-
i^halter Christi anzuhängen. Zur Errreichung dieser Absicht isolle
3, er auch eine griechische Uebersetzung des auf dem Tridenti^
„nischen Concilio entworfenen Glaubens-Bekenntnisses mitnehmen^
nim den Haupt - Bestand des kalhoUschen Glaubens in Kürze
^darzulegen. Und wenn die Russischen Geistlichen (Calogeri)
^sich vielleicht aus Eigennutz^ oder andern Besorgnissen^ seinen
^Bemühungen entgegen stellen wollten^ so solle er auf alle Art
;, suchen, sie zu gewinnen; wenn ihm aber diess nicht glücken
^wflrdC; so möge er Alles anwenden, um ihnen bei dem Gross-
j^f&rsten zu schaden. Er solle diesem die Nothwendigkeit eines
,, Bündnisses gegen die Türken zeigen, immer aber wieder auf
^den Punkt der Religion und auf die Vereinigung im Geiste und
„in der Liebe zurückkommen, und ihn auf alle Art und mit
„allen Gründen zu überzeugen suchen, dass dieses unerlässlich
;,das wahre Fundament der öffentlichen Wohlfarlh, und ausser
;,ihr keine Hoffnung sei, Gott zu gefallen, ihm dem Herrn der
j, Heerscharen und des Sieges, und der vorzüglich auf das Gebet
-der Kirche, der glorwürdigen Apostel und des himmlischen
„Chors der Heiligen, Hüire gegen die Ungläubigen verleihe.
„Wenn nun, heisst es am Schlüsse, Ew. Reverenz durch Ihre
„Klugheit, und mit Hülfe des heiligen Geistes, welcher Jedem
„beistehet, der die Sache Gottes treibt, die Seele des Fürsten
„gewinnen, und ihn dahin bringendes können, dass er denKatho-
„ tischen Glauben höre und gern aimehme, auch sich entschliesse,
„einen schicklichen Botschaller nach Rom zu senden, um den
-schuldigen Gehorsam zu leisten, und sowohl wegen der
MjS, Im Originale heisst es: piegario, wörtlich ikn fangen.
— 330 —
„Religion^ als des Bflndnisses zu unterhandeln , so wird Seine
„Heüigkeit darüber voll Freude sein^ und dann werden Wir
„mit Recht sagen können^ dass Wir eine grosse Er-
„oberung gemacht haben^ und Gott daiOr unendlichen Dank
„abstatten^ u. s. vr.
Wie nun Possemno das in dieser wichtigen und krili-
sehen Sache in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und dieser
Instruction nachzukommen gesucht habe^ werden wir am besten
aus seinen eigenen ^ in der Moscovia enthaltenen Beridilcn
hören.
Der genauere Inhalt dieses Werkes^ nach der Ausgabe
von Antwerpen, 1587, ist folgender:
I. De Rebus Moscouiticis Commentarius ad
Greg. Xni Pont. Max.
In der Vorrede sagt PossevinOy dass er in Russland
theils alles selbst während seines siebenmonatlichen Aufenthaltes
daselbst sehr aufmerksam beobachtet, theils die Bemerkungen
seiner beiden Gelahrten, die nach seiner Abreise noch 5 Monate
in Russland'«« geblieben wären, benutzt habe.
Gap. I. Mosci, qui nunc rerum potitur, eveclio
ad Magnum Moscouiae Ducatum: propagatio Imperii,
et varii casus, p. 8 — 12.
Hier erzählt Possevino das Bekannte von den Kriegen
des Grossiiirsten und von dem Umfange Russlands, das Letztere
zum Theil aus Berichten von Italiänem und Spaniern, die aas
der Türkischen Gefangenschaft entkommen, auf der Reise bis
Moskau mehr als zwei Jahre zugebracht, deren Freiheit er
dann von dem Grossfürsten erbeten, und die er bei seiner Rück-
reise wieder nach Italien zurückgeführt hatte. «
364. Sie blieben in Staritza, wo sie sehr strenge bewacht worden.
— 331 —
Cap. 2. Celebriores Mosel Ginitates et Populi.
^ 13— 16,
PosBevino sa^ hier^ die früheren Reisenden in Russland
lAlten aDe die Volksmenge und die Stärke der Heere zu hoch
angegeben.»«« Zu seiner Zeit wären in der Stadt Moskau nicht
30^000 Einwohner gewesen. Die Hänser nähmen viel Raum
cte^ besonders die Kirchen ^ die mehr zur Zierde der Stadt; als
zu ihrer eigentlichen Bestimmung erbauet schienen ^ da sie fast
das ganze Jahr verschlossen wären. Früher habe Moskau einen
Umfang von 8 bis 9 (ital.) Meilen gehabt ^ jetzt betrüge dieser
k^ium 5 Meilen. Das Schloss und der Pallast seien prachtvoll^
&imch sähe man reichgeschmückte Buden^ aber eine einzige Bude
ui Venedig enthalte mehr und kostbarere Waaren^ als eine ganze
^cihe derselben in Moskau. Die Städte Smolensk^ Nowgorod
^^d Moskau hätten jede höchstens 30^000 Einwohner. Das
Itand schiene den Fremden deswegen bevölkerter^ als es wiikBch
Bei, weil bei der Durchreise eines fremden Gesandten das Land-
volk sich immer am Wege versammeln und zeigen müsse. Desto
reicher an Menschen sei aber die Tatarei; aus welcher Russland
im Kriege 2 bis 300,000 Menschen ziehe.
Cap. 3. Mosci munitiones^ et ratio earum defen-
dendarum, cum oppugnentur. p. 16 — 20.
Possevino beschreibt hier die verschiedenen Befesligungen
von Nowgorod, Pleskau, Smoiensk u. a. mit einer Ausluhrlichkeit
und Genauigkeit, die man kaum von einem Manne seines Standes
erwarlcn sollle.
Cap. 4. Vires aliae Mosci. p. 20—26.
365. Ponevino sah Moskau kurz oach dessen Verheerungen darch die
Taiaren.
— 332 —
Ucbcr die Aufhäufung der edlen Metalle in dem Gross-
fOrstlichen Schatze^ aus >velchem nur selten Sflber herausgehe,
um Gefangene auszuwechseln^ oder fremde Truppen zu besolden.
Die deutschen Thaler wurden in kleine SilbermOnze verwandelt,
aber nicht mehr mit derselben Sorgfalt^ wie ehemals, wo jeder
Goldschmidt sie schlagen durflC; aber seinen Namen darauf scteen
musste. Alle Geschenke der Gesandten aus Gold und Sflber
gehen in den Schatz des Grossfursten. Sammlliche aus Livland
weggeiuhrte Kostbarkeiten wären bei dem Einfalle der Tataren
in die Schlösser von Moskau, Jaroslawl und Belosero gerettet
worden. Geringe Abgaben. Erwähnung der katholischen Livländer,
die in Russland ihr Leben 3<^« zubringen mussten. Die fremden
Kaufleute, welche gewöhnlich im Gefolge der Gesandten nach
Moskau kamen, brauchten keinen Zoll flir ihre Waaren zu be-
zahlen^ und wurden noch auf Kosten des Zaren unterhalten.
Gold- und Silberbergwerke gab es nicht im Lande. Unbeschrfinkle
Ergebenheit gegen den Grossfursten. Handel mit den Engländern
und Hansestädten.
Cap. 5. Consiliarii Mosci. p. 26—27.
Das Conseii des Grossfursten bestand aus 12 Mitgfiedem,
deren Namen angegeben werden.
Cap. 6. Mosci magni Ducis Moscouiac Filii,
p. 28—32.
Possevino erzahlt hier die nahern Umstände von dem
unglücklichen Tode Iwan'S; des ältesten Sohnes des Grossfursten
Iwan Wassiljewitsch, so wie er sie von einem seiner Dolmet-
scher, der früher im Dienste dieses Prinzen gewesen war, erfahren
3()(). Si ea vita vocAiida kU. sagt Ponevino, qnne hacretica est.
Ganz verschieden schildern neuige Jahre darauf Bumow, Margeret^ Pdrejmt^
u. a. die Lage der Livlünder in Rassland.
— 333 —
häUe. j,Me anständige und nicht ganz arme Frauen^ sagt er^
, tragen gewöhnlich drei Kleidungsstücke^ die je nach den Jah-
„leszeiten und dem Wetter^ schwerer oder leichtejr sind. Frauen^
3idi6 nur eines derselben tragen^ stehen in einem schlechten Rufe.
pNim lag einst, in dem Schlosse zu Alexandrowskcya Sloboda,
^an einem heissen Sommer- Abende ; die dritte Gemahlin des
^Prinzen Iwan, die eben hochschwanger war, und gerade nicht
9 glaubte, dass Jemand in ihr Gemach kpmmen könnte, in einer
„leichten Bekleidung auf einer Bank^«'' ausgestreckt, als plötzlich
„der Grossiurst zu ihr hereintrat. Sie sprang sogleich auf, er
„war aber so wulhend, dass er ihr mit der Hand in's Gesiebt
„schlug und sie dann mit dem Stocke, den er immer trug^«*,
„so misshandelte, dass sie in der folgenden Nacht zu frähzeitig
„vcm einem Sohne entbunden wurde. Sein Sohn Iwan kam
„auf den Lärm dazu, und da er ihn abhalten wollte, seine
„Gemahlin zu schlagen, und ihm dabei Vorwürfe machte, dass
„er ihn schon seiner beiden ersten Frauen beraubt, und sie in's
„Kloster Verstössen hätte, so wandte sich nun der Zorn des
„Vaters gegen ihn, und er versetzte ihm mit seinem Stocke
„einen Schlag an den Kopf, wobei er ihn tödtlich an den Schlaf
„verletzte. Nun jammerte der Vater zu spat über seine That;
„er liess eiligst Acrzte aus Moskau holen, und Andreas Sol-
„kanoffsky (Schtschelkalow) und Nikita Romanow rufen,
„aber alle angewandte Hülfe blieb fruchtlos. Der Prinz, der
„nicht viel über 20 Jahr alt war, starb nach fünf Tagen, und
„wurde unter allgemeinen Klagen nach Moskau gebracht. Der
„Vater folgte der Leiche, und ging, als man sich der Stadt
367. Super scarouo decumbenf.
368. An dessen Knopfe sich eine eiserne Spitze befand; e^jas extremae
jMirti cuspis fprrea iufixA eit, sagt Pouewto p. 144.
— 334 —
„nähertO; den ganzen Weg zu FussC; und die Vornehmsten, alle
„in tiefer Trauer, trugen den Sarg mit ihren Händen« Diese
„Trauerkleider, und das dazu gehörige langherabbängende Haar
„trugen sie noch, als w zum zweitenmale nach Moskau kamen*«*;
„auch legten sie nicht ihren kleinen Hut, das Zeichen ihres
„Adels, an. Der Grossfurst weinte oft und heilig, sprang des
„Nachts aus dem Bette und kratzte an den Wanden herum, und
„noch, als er ruhiger geworden war, trug er wfihrend des
„Restes seiner Regierung niemals weder die Krone, noch soBSt
„einen forstlichen Schmuck. Er schickte in aUe Klöster zu
„wiederholten Malen Geld, um (ur die Ruhe der Seele seines
„Sohnes zu beten, und sandte durch die in ihr Vaterland zarflck-
„kehrenden Türkischen Gesandten zwei seiner Diener mit 10,000
„Ruh. an die Patriarchen und Klöster des Orients, um dorch
„Almosen und Gebet das Heil des Todten zu erlangen- ^s''»
Cap. 7. Ratio Legates in Moscovia recipiendi
et cum iis agendi. p. 32—41.
Possevino sagt, dass er im Ganzen noch Alles so
gefunden, wie es Herberstein^''^ beschrieben hätte; indessen
waren doch zum Empfange der Päbstlichen Gesandtschaft noch
besondere Veranstaltungen getroifen worden. So feuerte man
z. B. bei ihrer Ankunft in Smolensk und Nowgorod das Geschütz
ab, bewirthete sie aufs herrlichste, iuhrte sie überall hemm, zeigte
Urnen Alles, und wollte sie sogar dem Gottesdienste beiwohnen
lassen. Bei ihrem Einzüge in Moskau standen 5000 Mann aas-
gesuchter Truppen in den Strassen aufgestellt, und der Gross(&rst
369. Im Jahre 1582.
370. S. Karam»im*9 Bemerkungen über die hier angenUiite Veranlassung
zu dem unglücklichen Vorfalle, Ge^ch, d. Htm. Reickt Th. MD. S. 359—361.
371. Der hier immer H§rb€§Um genannt wird.
— 335 —
fjbtig ibnai ans dem Schlosse; mit einer grossen Prozession yon
Gefellichen und hohen Räthen entgegen ^ um sie in eine Kirohe
za führen ; iro ein ausgezeichneter Platz f&r sie bereitet war^
damit sie alle heQige Handlungen bequem sehen könnten. Pos^
sevino glaubte aber^ diese letztere Auszeichnung nicht annehmen
zu dürfen^ „um^ wie er sagt; nicht den Schein zu geben ; als
^sei er; ein Gesandter des PabsteS; im Voraus mit all^n Satzun-
^gen der Griechischen Kirche einverstanden.^ „Bei den drei
9 festlichen Mahlzeiten; heisst es femer; bei welchen ich in beizten
9 Gesandtschaften mit allen Meinigen bewirthet wurdC; fehlte es m
„keiner Art königlicher Pracht; und ausser den Speisen; welche
„der GrossfQrst uns mit grossem Aufwände durch unsere Prista^
„wen reichen liess; sandte er uns auch noch täglich Speisen von
„seiner eigenen Tafel. '^
Zu den eigenllichen Unterhandlungen wurde er durch
einige vornehme Beamte nach dem Schlosse abgeholt und zuerst
vor den Giossfürsten geführt; der ihm sich zu setzen befahl;
und Anfangs selbst mit ihm von den Geschäften sprach; ihn dann
aber in ein anderes Gemach schickte; wo sich sieben Räthe zum
Negoziiren befanden. Hier wurden nun mehre Stunden hindurch'*'';
vermittelst gegenseitiger Dolmetscher; alle Punkte besprochen.
Bei jedem neuen Vorschlage von Possevino's Seile begaben
sich die Bojaren zu dem GrossfürsteU; und brachten dann dessen
Antwort wörtlich genau zuräck. Die Unterhandlungen wurden
auf diese Art zwei Monate lang fortgesetzt; oft selbst in Gegenwart
des GrossfursteU; wobei die Räthe jedesmal die Entscheidungen
des Zaren von langen Streifen Papier ablasen und diese dann
dem Gesandten übergaben. Darauf vergingen noch fiinf MonatC;
372. Pimevmo sagt: garpe ad samoian lasfitadincn.
— 336 —
wahrend welcher Zeit häufig Gesandte an den König von Polen
gesciiickt; und dann dessen Antworten wieder abgewogen und
erörtert wurden^ wobei Possevino die Schlauheit und Gewandt-
heit der Russischen Diplomaten nicht genug bewundem konnte.
Die Unterhandlungen scheinen übrigens ursprünglich in lateinischer
Sprache gefuhrt worden zu sein^ und Possecino beklagt sich
p. 105 über die Grossfürstlichen Dolmetscher, die theils aus
unzureichender Kenntniss dieser Sprache^ theils aus Vorsicht
Vieles au3 seinen Antragen^ besonders über reUgiöse Gegen-
stande ^ dem Grossfärsten gar nicht liinterbracht hätten, bis es
ihm späterhin endlich gelungen wäre, eine grössere Genauigkeit
zu erbalten.
Als Possecino vor seiner Abreise noch einmal bei
Hofe speisen musste, rief ihn nach der Tafel der Grossrürst zu
sich, erhob sich von seinem Sitze, reichte ihm zum Abschiede
die Hand, und trug ihm auf, dem Pabsle und dem Könige von
Polen seinen Gruss zu bringen. Darauf wurden ihm noch Briefe
und Geschenke für den Pabst in's Haus geschickt, welche
letztere Possecino Anfangs sich weigerte anzunehmen, und darin
erst nachgab, als man ihm vorstellte, der Grossfurst, der ja auch
die Geschenke des Pabstes angenommen, würde sehr ungehalten
werden, wenn er eine alte Russische Sitte verletzen und sich
der Erwiedenmg derselben widersetzen wollte. Besondere Schwie-
rigkeit machte Possecino aber bei den für Ihn persönlich be-
sliumilen Geschenken, die er in einer langen, in seinem Werke
mit einiger Selbstgefälligkeit aufbehaltenen Rede, jedoch ebenfalls
vergebens, abzulehnen suchte.»'^» Er verkciuflo dieselben in der
373 Er schützte dabei besonders das von ihm abgelegte Gelübde der
Armuth vor, und machte iu Beziehung auf die ihm verehrten kostbaren Felle,
das etwas sonderbare Wortspiel: „rellibus istis pretiosis non utimur nos, tradituri
dPoUus ipsas uostras pelles et vitam pro fidei Catbolicao propagalione.*
— 337 —
Folge in Deutschland^ nnd verlheilte das daraus gelös'te Geld
Wer dOrftige Studenten in Olmütz und Prag.
Cap. 8. Quod qui a Mosco ad externes Principes
mitlunler; nee eiusdem generis sint omnes^ et quonam
modo mittantur: quodque legatis, cum Antonio Posse-
vino ad PontiTicem Max. venientibus a Mosco, in toto
ilincre accideril.'^ p. 42—54.
Der Verfasser schildert hier mit grosser Ausführlichkeit
und unverkennbarer Partheilichkcit die VorlJUIe, welche er und
die mit ihm an den Päbsllichen Hof abgeschickten Gesandten»''«
des GrossfOrsten auf ihrer Reise durch Livland, Deutschland und
Italien erlebten. Besonders kann er seinen Russischen Begleitern
die Gleichgültigkeit nicht verzeihen, mit welcher sie im Auslande
alles Grosse, besonders in Augsburg die Pracht des dort zum
Reichslage gegenwartigen Kaiserlichen Hofes ansahen, ob er
gleich hinzusetzt, dass sie Alles sorgßltig aufzeichneten, um es
dem Grossfiirsten zu melden. In Venedig vereitelte er mit
grosser Schlauheit, und selbst mit Hülfe der dortigen Regierung,
die Bemühung der dasigcn schismatischen Griechen, die Russi-
schen Gesandten zu ihrem Gottesdienste zu ziehen, wozu die
letztem schon ganz bereit waren. Die Republik nahm sie übrigens
mit grosser Auszeichnung auf, und beschenkte sie bei ihrer
Abreise mit schweren goldenen Hals-Ketten. Bei ihrem Eintritte
in die Päbstlichen Staaten, und auf der ganzen Reise bis Rom,
374. Po8$frino nennt den ersten derselben Severigenvs statt Schettriffiny
■■d den zweiten Molueninut; er hiess Jacow Molwänimow, lieber diese Rus-
f^bcben Gesandten sehe man: Excerpia ex Diarü» PotUißcum Romanomm de
LegatiombttM a Magno Moßcoriae Duce Romam nusaü, MDLXXXI et
MDLXXXIL Nach Römischen Handschriften in Aiberirandfs Sammlung und
daraas in UUiorica Ru$$iae MonimetUa, Vol. I. p. 388-^392. Moitcäninow
wird hier Malmemichow genannt.
22
— 338 —
fanden sie die ehrenvollsten Anstalten zn ihrem Empfange^ und
bei ihrem Einzüge in die Hanptstadt kam ihnen der Röndsche
Adel; mit dem Gouverneur an seiner Spitze^ entgegen und führte
sie unter dem Donner des Geschützes von der Engelsburg in
den zu ihrer Wohnung bestimmten Pallast Colonna. Hier
wurden sie auch i^ährend ihres ganzen Aufenthaltes mit grossem
Aufwände auf Päbstliche Kosten bewirthet. Unter den Wundem
der ewigen Stadt schienen vorzugUch die Anstalten zur Ver-
pflegung der Armen und Kranken^ so wie die dem Unterridile
der Jugend bestimmten; ihre Aufmerksamkeil auf sich zu ziehen;
von der andern Seite aber fanden sie^ zur grossen Erbauung des
frommen PossemnOy besonderes Aergemiss an den bfldlichen
Ueberresten der heidnischen Abgötterei. '"'s Der Anblick der
St. Peters-Kirche erregte ihr höchstes Erstaunen ^ und sie gestan-
den; dass sie so etwas in ihrem Vaterlande nicht gesehen bitten.
Die Grossf&rstlichen Gesandten kehrten endlich reich begabt und
mit einem kostbaren Gemälde ; den Erlöser vorstellend, einem
Geschenke des. Pabstes für ihren Herrn ; so wie mit einem aus-
führlichen Berichte Possevino's an denselben, von ihrer Reise
über Warschau nach Moskau zurück.
Gap. 9. Ingenium Mosci, et Schisma, p. 54-58«
Po^emno glaubte die nordischen Völker, nach seiner
Kenntniss von ihnen, im Allgemeinen so characterisiren zu kOn-
nen^ dass überall, wo die (katholische) Religion nicht ihre Sitten
gemildert hätte ^ sie den Mangel an eigentlicher Bildung des
Verstandos durch List, und wo es nöthig wäre durch Gewalt
zu ersetzen suchten. Bei den Russischen Grossliirsten war es
ihm besonders anslössig^ dass sie sich an Macht und Frömmig-
keit über alle Fürsten der Erde erhaben glaubten. Er erwfihnt
375. Diabolica flgmenta sagt Posieeimo in seinem kefligei Eifer.
— 839 —
4«bei eines bIbeäkfSlen, sonst nirgends angefühiieii UmstoodeS;
4m» sich Iwan Wassiljewitsch einmal in einem Scbreihen
« den TOridschen Snllan, unter seinen übrigen vielen Titdfl;
itaeh Kaiser von Deutschland genannt habe. Dann spricht
Cr von der Trennung der Russischen Kirche von der Griechischen^
Ud erzählt noch dass der Grossförst, aus Furcht sich zu ver^
BBreimgen; jedesmal wenn er einem firemden Gesandten die
Hand gegeben, oder auch nur mit ihm gesprochen, sich in
emcm vergoldeten Becken, welches zu diesem Zwecke auf einer
Kriifihung immer neben ihm stand, die Hände gewaschen habe.
Cap. 10. Quaenam spes sit de Mosco, ac de eins
promissis ad propagandam in Asiam, et alio sanc-
Ussimum Christi nomen et Hdem. p. 58—65.
Der schlaue Jesuit ist der Ansicht^ und gesteht es dem
heil Vater oiTen, dass der scheinbaren Geneigtheit des Gross-
fiirsten, die katholische ßeUgion in seinen besondem Schutz
nehmen zu wollen, wenig zu trauen sein dürfte^ indem er offen-
bar nur aus politischen Rücksichten sich der Pabstlichen Regie-
rung so freundschaillich nähere. Dazu käme übrigens noch, dass
er es wahrscheinlich bei seinem Volke auch nie würde wagen
dürfen, eine so wichtige Veränderung zu versuchen. Auf der
andern Seite sei es unleugbar, dass durch Russland die christ-
liche (katholische) Religion mit weniger Unkosten und geringerer
Gefahr nach Asien hin verbreitet werden könne, als auf irgend
einem andern Wege. Deswegen müsse man doch Alles aufbie-
ten, dass der Grossfürst sich durch das Band der Religion mit
dem Römischen Hofe verbinde, was aber freilich nicht das Werk
eines Tages, oder einer Gesandtschaft sein würde. Die
Schwierigkeilen könnten allerdings durch die Lehr-Anstalten und
Semüiare, welche der König von Polen schon in Livland errichtet
hätte, so wie auch durch die Wunder erleichtert werden,
22*
— 340 —
welche Gott schon durch die Jesuiten unter diesem
einTfiltigen Volke habe verrichten lassen.*''« Uebrigens
seien ja auch die Känste bekannt^ durch welche ein Schaf neben
einem Löwen friedlich seinen Aufenthalt haben könne u. s. w.
Cap. 11. Obseruanda^ si qui a Sede Apostolica,
vel ab aliis Catholicis Principibus in Moscouiam mit-
tendi sunt. p. 66 — 68.
Als Haupt - Erfordernisse bei einem nach Russland za
schickenden Gesandten verlangt Possevino, dass er ein Mann
von grossen Geistesgaben und festem Character sei; der hinläng-
liche Kenntnisse von diesem Lande habe^ mit Süsserem Glänze
dort auftreten könne ^ und vorzOglich^ dass der Zweck seiner
Sendung weder bei den Polen noch Litthauern^ am wenigsten
aber bei den Russen gegründeten Anlass zum Verdachte zu
geben im Stande sei. Zum Beweise fShrt er einige frühere
Beispiele von Gesandten an^ die nach Russland bestimmt waren,
aber besonders aus der letzten Ursache ^ das Ziel ihrer Reise
nicht erreichen konnten.
Cq). 12. Mittendi cum Legato. p. 69—76.
Die Gesandtschaften sollen der Kosten und des zu ver-
meidenden Verdachtes wegen nicht zu zahlreich eingeriditet
werden; sich unterwegs an den Höfen nicht lange auflialten, oder
sie lieber ganz zu vermeiden suchen; denselben zwei Dolmelsoher
von gewissem Alter^ und wo möglich katholischer Religion mit^
zugeben ; und dazu lieber Böhmen als Polen zu nehmen, wefl
diese letztem den Russen immer verdachtig wären ^ femer einen
Priester^ wo möglich Slawischer Abkunft ^ der, wenn auch nicht
376. „Praeterea miracula accedunt per nosfrae Societilis bomines io
,simpHci illa genta a Deo coept«.^
— 341 —
dorch mündUclie Lehre, doch durch seine Tagenden, der Rdmi-
sdMi Kirche Achtung zu erwerben im Stande sei. Die Gesandt«-
sdiaften sollen auch Bächer mitnehmen , die sie unterweges
lesen, und bei ihrer Rückreise in Russland lassen können. Diese
Bflcher werden hier namentlich angegeben: es sind 24 an der
Zahl, meistens von Jesuiten geschrieben und polemischen Inhalts.
Vorzäglich soll der Priester einen Altar, Messgewänder u. dg^.
mitnehmen»'''', um dadurch die Gemäthcr an die katholischen
Gebrauche zu gewöhnen. Auch solle jeder Gesandtschaft ein
Arzt mit den nölhigen Medicamenten mitgegeben werden, der,
wenn er der Russischen Sprache mächtig wäre, auch von seiner
Seite zur Gewinnung der Ketzer mitwirken könnte. Kaufleuten
solle man äbrigens nicht erlauben, sich der Reise anzuschliessen,
wefl durch sie und ihren Handel oft Streitigkeiten und selbst
Todtschläge ^um grossen Nachtheile der Gesandten erfolgten.
Gap. 13. Litterae a Summo PontiHce ad Moscum
qaales, dona item quaenam esse debeant. p. 77 — 78«
Wir sehen liier, dass die Schreiben der Päbste, so wie
auch der Republik Venedig, an die Grossfursten von Russland
bisweilen mit Goldschrift unterzeichnet waren.»''« Die Geschenke,
sowohl von Seiten des Römischen Hofes, als der Legaten, müssen
prächtig sein, und können in kostbaren Gei%ssen, Heiligenbildern
mit Edelsteinen und Perlen eingefasst, reichen Stoflen u. s. w.
bestehen. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, welches die von
Possevino dem Grossfürsten im Namen*des Pabstes überreichten
Geschenke waren^ namUch: ein grosses Crucifix von Krystall, in
377. ;,Ouae omnia, cum exiguo loco conUneri possint, expUcata rapiunt
^in admirationem, disponentque animos ad Catholicos ritus.*
378. Anro obsigoaCae fuerant, was vielleicht auch von einem aoge-
hiflgteD Siegel in einer goldenen Kapsei liOnale verstanden werden.
— 342 —
welches ein Stackchen Holz von dem wahren Kreuze eingeschlossen,
und an dessen Fassgestelle die ganze Leidens-4veschichle sehr
kunstreich gravirt war; eine Schale von Krystall in Gold gefassti
von vorzäglicher Arbeit; Rosenkränze aus Edelsteinen und Gold,
und eine Griechische Uebersetzung der Acten des Florentiniächeii
Conciliums in einem kostbaren Einbände.
In vier folgenden Kapiteln wird nun noch von einigen
ähnlichen Gegensländen gehandelt^ z.B. p. 79: von der Kleidong
der Gesandten^ die^ wenn sie geistlichen Standes wären, so ein-
fach als möglich sein solle^ wobei auch bemerkt wird; dass das
KreuZ; welches sie am Halse trägen^ nicht zu tief auf der Brost
herabhängen därfe. p. 81: von der Vorsicht, welche anzuwen-
den wäre, wenn Gesandte Empfehlungs - Briefe anderer Fürsten
mitnähmen, p. 82: was bei der Räckreise den Pristawen za
geben sei; Possemno schlagt vor^ ihnen 20 bis 30 Docaten,
und eben so viel den Dienern des Grossfürsten zu schenken,
welche die Speisen oder Geschenke gebracht hatten, p. 83:
wie sich der Gesandte im Allgemeinen benehmen solle.
Nun folgt p. 86 die zweite Haupt-Abtheflung des Werkes
unter folgendem Titel:
Antonii Possevini, Societatis Jesu, alter Com*
mentariiis, de Rebus Dioseoviticis, ad religioneni prae-
scrtim spertantibns in Sloscouia, mandato eiutfdem
Gregorii XIIL Ponf. Max. in prima eins ad Bloscniii
Lcgratione conscriptns. In quo diflicuUas^ spes, rationes
afTcruntur promouendae Catholieae religionis, tarn in
Moscouiam, quam in Rnssiam cam^ quae Serenissimo
Poloniue Rcgi subdita est. Possemno datirt diesen Theil
seines Werkes vom Michaelis -Tage 1581 aus dem Dorfe Bor,
ad Schocolnam fluvium (an dem Flässchen Schonmchta?}/
— 343 —
50 W^rst von Nowgorod; wo er eine polnische Escorle erwar-
tete'"
Um nicht zu viel bekannte Sachen zu wiederholen,
scheint es mir hinreichend zu sein^ aus diesem Abschnitte nur
einige Bemerkungen herauszuheben^ welche besondere Beachtung
za verdienen scheinen« Bei der Schilderung des Zustandes der
Russischen Hierarchie sagt Possevino, dass ein Metropolit
damals ein Einkommen „von 18^000 Thalern, oder 13,000 Du-
caten', gehabt habe, wovon er aber, so wie die übrige Geist-
lichkeit von ihrer Einnahme, dem Grossiürsten in gewissen Fällen
Sab si dien zahlen müsste. Der Grossfurst fordere zwar seit
einiger Zeit nicht mehr von dem Patriarchen zu Gonstantinopel
die Bestätigung des Oberhauptes der Russischen Kirche, schicke
ihm aber immer noch jälirlich 500 Ducaten, als ein Almosen«
Die Kleidung des Grossrürsten schien das Oberhaupt der Kirche
anzukündigen, und Possetino fand darin sogar eim'ge Aehnlich-
keit mit der Päbstlichen, z. B. die mit Perlen und Edelsteinen
reich gezierte Krone ^«o^ deren er mehre im Gebrauche hat, und
von denen er, wenn er auf dem Throne sitzt, immer eine auf
dem Haupte trägt, oder neben sich stellen lässt; der Hirlenstab
(pedum), den er in der Linken hält, und der mit Krystall-
Kugeln von oben bis unten besetzt ist; das lange dem
Päbstlichen Talar äholiche Gewand u. s. w. Der Grossfürst trug
auf allen Fingern Ringe mit den kostbarsten Steinen. Zur Rechten
des Thrones hing ein Bild des Erlösers, und über dem Throne
371K Die Abschnitte in der MoBcovia sind nicht chronologisch geordnet;
«o enUiält A^r CommetUariv alier den Bericht über die erste Reise; der
C^mmentarius primu$ hingegen ist während oder nach der zweiten Gesandt-
schaA geschrieben worden.
3Ö0. Uier Uara genannt.
— 344 —
die heil. Jungfrau. Auf jeder Seite studen zwei Jfin^ge in
weissen Kleidern ^ mit Streit -Aexten auf den Schultern. Neben
dem Grossfursten sass sein ältester Sohn auf einem etwas nie-«
drigern Sitze ; in einer langen und sehr kostbaren Kleidung, und
neben diesem stand eine etwas kleinere Krone. Passevina
fuhrt an^ dass der Grossfurst alle Vorschriften der Kirche sehr
eifrig beobachte^ und jährlich Einmal seine Beichte ablege, nach
dem Gebote der Kirche aber nicht das heil. Abendmahl empfim-
genjiönne, weil er mehr als drei Frauen gehabt habe. Damab
wurden die Wohnungen der fremden Gesandten noch mit hohen
Pßhlen umgeben 3S1, um alle Verbindung derselben nadi anssen
hin zu vermeiden.
P. 100 verläumdet Poss^vino die Lutheraner nnd
Calvinisten geradezu, indem er erzählt^ sie hätten die Erlaubniss,
in Moskau zwei Kirchen für ihren Cultus zu haben, von dem
Grossfursten dadurch zu erschleichen ge^iisst, dass sie vorgege-
ben hätten^ Katholiken zu sein, und als Iwan Wassiljewitsch^
ehe noch zwei Jahre vergangen wären, die Unwahrheit dieser
Angabe erfahren, so hätte er befohlen, diese Kirchen zu vert>renoen.
F. i06. Der eifrige Katholik fand grosses Aergeiniss
daran, dass die Sonn- und Feiertage in Moskau so wenig von
dem gemeinen Volke beobachtet, und an denselben alle Aihei-
ten wie an gewöhnlichen Tagen fortgesetzt wurden. Desto
grössere Gerechtigkeit lässt er dagegen der strengen Beobachtung
der Fasten bei ihnen wiederfahreu.
P. 110 kommt Possevino wieder in einem eigenen
Kapitel auf die Aussichten und Schwierigkeiten zurück, die
katholische Religion in Russland verbreitet zu sehen. Unter
381. llospilium noBtrnni pracaltis sadibui circaaseptaa IUI.
— 345 —
•idern Hälfsmitteln daza schlägt er dem Pabste als eines der
vielversprechendsten vor, in Rom stets mehre Jünglinge in der
Russischen Sprache und Kirchen - Geschichte unterrichten, und
dadurch zu Missionen nach Russland vorbereiten zu lassen«
DiesS; meint er, könnte übrigens auch im Jesuiter - CoUegio in
Kraluiu geschehen. Eben so räth er, von den durch die Polen
kk Russland gemachten Kriegsgefangenen, junge, talentvolle Leotei
in die Päbstlichen Seminarien nach Olmütz und Prag zu schickeni
und sie so durch Erziehung und Unterricht TOr die Römische.
Kirche zu gewinnen. Femer solle man häufiger katholische
Kaofleute nach Russland senden, und dazu besonders verschlagene
Leute wählen, die durch ihren Umgang mit Personen von allen
Sunden, den Absichten des Päbstlichen Hofes nützlich sein
iLOimten.
Nun folgt von p. 133—158 ein ausfuhrlicher Bericht
von drei Gesprächen über die katholische Religion, welche am
21 und 23 Februar und 4 März 1582, folglich bei unsers
Autors zweitem Aufenthalle in Jloskau, zwischen dem Grossilir-
sten Iwan Wassilje witsch und Possevino in Gegenwart
von mehr als hundert Russischen Grossen gehalten wurden.
Man muss wohl annehmen, dass diese Gespräche, bei
denen sich Possetino übrigens immer nur in der dritten Person,
als Antonio, redend einführt, der Hauptsache nach wirklich
gebalten worden sind; kann aber dann die Geduld und Langmuth
des Grossiurslen von der einen, so wie die Kühnheit, Klugheit
und Gewandtheit des Jesuiten von der andern Seite, nicht genug
bewundem. Nur einmal, als PossecinOy bei der Behauptung,
dass die Unfehlbarkeit und Heiligkeil der Pabste ununterbrochen
auf alle Nachfolger des heil. Petrus übergegangen sei, in der Hitze
des Gesprächs sich einen höchst unpassenden Vergleich ertaubt
hatte, sprang der Grossffirst mit solcher Heftigkeit von seinem
— 346 —
Sessel auf, und schwang seinen Stab so gewaltig, dass ADe
glaubten^ er wurde dem Possevino damit einen Schlag gebeo.»»*
Es gelang diesem jedoch^ zur höchsten Verwunderung aller An-
wesenden »»»^ durch schnelles Einlenken den Grossiärsten wieder
2u besäniligen und selbst zur Fortsetzung der DiscussioQ nt
vermögen. Am Ende des Gespräches bat Posseeimo den
Grossfiirsten, er möge ihm, zum Beweise, dass er ihm vODig
vergeben habe, erlauben, ihm die Hand küssen zu därfen;
der schnell versöhnte Iwan Wassiljewitsch reichte ihm
bloss die Hand, sondern erhob sich auch, umfasste ihn
mit beiden Armen, und entliess ihn dann mit vieler Hidd.'*« An
demselben Tage schickte ihm der GrossfQrst durch drei Boijaren in
grossem Ueberflusse Speisen und Getränke von seiner eigenen Talid.
Als Possevino zwei Tage darauf abermals nach Hofe
gerufen wurde, mochte er doch wohl durch eigenes Schuld-
Bewusstsein, so wie durch die Besorgnisse und Warnungen
seiner Dolmetscher^ etwas eingeschüchtert sein. Er bereitete daher
sich und die Seinigen, fünfzehn an der Zahl, vorher durch die
Beichte und das heil. Abendmahl auf die ihnen etwa drohende
Gefahr vor^ und versah sich und sein Gefolge zur sidien
Abwendung derselben mit Reliquien. Alle Furcht verschii^and
indessen vöUig^ als der Grossfurst >»<^ ihm gleich beim Eintreten
freundlich befahl, sich zu setzen^ und dann vor allen seinen
Rathen mit erhobener Stimme zu ihm sagte: „Antonio, wenn
382. Credebani omnei fbre, vt pedo sao AntonivB («t et aliot)!
atqne adet flliam ipsnni. solUus rait, |»crcBtfret atqne interfieeret. p. IM.
383. Von denen Einige schon ganz laut äusserten, Pomevimo mfisse
sogleich ersäuft werden, p. 145.
384. Amantcr demisiC.
385. Sivc quoiiiani Principis nnirouDi Uivina Sapkntia cmoUiremt»
•ire quod teriria Dei dignioribus cam pro ChriBio in Moacovfai patioMÜ
palouun tenpua in aliud nervabat
— 34T —
^idi gestern»«^ etwas Aber den Pabst gesagt habe^ was &
^OBaAgenebm hStte sein können ^ so bille ich dich, mir das itt
^rerzdhen, und es nicht Sr. Heiligkeit zn berichten, denn ich
^wflttsdie mit allen christlichen Forsten in Frieden zu leben.*
PioMerlüO ergriff diese Gelegenheit, dem Grossfiirsten zn danken
«m1 flkh seinem ferneren Wohlwollen zu empfehlen; es war
■Dl aber auch nicht mehr von Religions-Sachen die Rede, son-«
dam der Grossfurst forderte ihn auf, sich mit seinen Rithen in
ebä anderes Zimmer zu verfugen, um dort die politiscben Ua-
tohandtangen fortzusetzen.
Nachdem der Grossi&rst hierauf die ganze fdrigende Wo(te
der grossen Fasten wegen seine innem Gemicher iricht verlassen
iMlte, wurde Possevino am 4 Mirz, dnem Sonntage, abermdi
nach Hofe berufen. Der Weg dahin war diessmal mit mehr als
5000 Mann Truppen eingefasst, das Volk bedeckte in unäber»
siAbarer Menge die Strassen und Fenster, und die Vorzimmer
des Failastes waren mit Bojaren angefüllt. Gleich beim Einiritto
befahl ihm der Grossfurst Platz zu nehmen, und verlangte dann
von ihm einen früher versprochenen Aufsatz über den Unterschied
zwischen der Griechischen und Katholischen Religion, welchen
Possetino ihm auch überreichte. Dann forderte er ihn, als
ein Zeichen besonderer Gnade auf, ihm zum Gottesdienste in die
Kirche der heil. Jungfrau zu folgen, was der kühne Jesuit jedoch
unter irgend einem Vorwande abzulehnen wusste^ um, wie er selbst
sagt; nicht in den Fall zu kommen ^ dem Metropoliten die Hand
kfissen zu müssen. Possevino y der den Grossfiirsten mit dem
ganzen Zuge bis auf die Strasse begleitet hatte, kehrte von da
wieder in den Pallasl zurück, und setzte dort mit den Zarischen
3^i6. Es war nicht einen, sondern zwei Tage vorher, wie aas dem Dalam
erMlel.
— 348 —
Räthen die Verhandlungen aber einige frOher bereits besprodiene
Punkte fort.
Der eben erwähnte Aufsalz Possevino'Sj den der
GrossfQrst selbst von ihm verlangt hatte, folgt nun von p. 159-
192; und fuhrt den Titel : Capila quibus Graeci et Rulheni
a Latinis in Rebus Fidei dissenserunt^ postquam ab
Ecciesia Catholica Graeci descivere.
Pag. 193—213 beGndet sich eine Schrift, welche der
nnermädliche Streiter seiner Kirche, Possevino^ ebenfalls wäh-
rend seines Aufenthaltes in Moskau, zur Widerlegung eines von
den dortigen Englischen Kaufleuten gleich nach seiner AnkimA
dem Grossfursten gegen den Pabst überreichten und sogleioh
auf des erstem Befehl in's Russische übersetzten Werkes, abge-
fasst hatte. Sie fahrt den Titel: Antonii Posserini ^ S. J.,
Scriptum Magno Moseoviae Diici (rsidiliim^ enm Angli
mercatores eidcm obtulisscnt libmm^ quo haeretiena
quidam ostendere conabatnr, Pontifieem Maximdin esse
Antiebristam.
Den Schluss des ganzen Po^^^t^iito sehen Werkes machl
ein Tagebuch über die Friedens-Verhandlungen zwischen Ross-
land und Polen, denen unser Jesuit als Bevollmächtigter des
Pabstes beiwohnen musste, und die er im Januar 1582, io
21 Sitzungen zum erwünschten Abschlüsse brachte.« Der Titel
desselben ist: Acta in Conventu Legatoram Ser«i Polo«
niac Regis Stephanie huias nominis Primi, et Joannia
Basilijy Magni SfoscoYiae Dueis. Praesente Antonio
Posscvino, de Societate Jesu: nomine Gregorii XIU.
Pont. Max. MDLXXXI. Mense Docemb. In ChiveroTa
Horca, ad Jamum Zapolciae in SIoscoFia. Merkwürdig
dabei sind die hier in lateinischer Uebersetzung milgelheillen
Vollmachten beider Mächte, so wie das von jeder besonders
— 349 —
aisgererügte Friedens-Instniment^ ebenfalls in lateinischer lieber--
selzuDg.
Ausser diesem Hauptwerke Posseeino's finden sich
noch viele Aeusserungen desselben über Russland in seinen zahl-
rricben Briefen an den Pabst und andere Regenten seiner Zeit^
kesonders aber in einer ganz im Polnischen Interesse geschrie-
beMft Schrift, über die Gelangung des falschen Demetrius auf
den Russischen Thron^ welche 14 Jahre nach seiner Zurfickkunft
M8 Russland zu Venedig erschien, zwar unter einem fremd«
Namen, nämlich dem des Verlegers, aber gewiss vorzäglich durch
Pos9eviHo veranlasst, der damals in Venedig lebte. Der Titd
dKeser Schrift ist: Relazione della segnalata, et come mi-
racolosa conqaista del Paterno Impcrio conseguita dal
Serenissimo Giovine Deinetrio Gran Daca di Moacoria
Panno 1605, con la sna Coronazione, e eon quelle ehe
ha fatto dopo che fü coronato Poltimo di Lnglio aioo
a qnesio giorno. Raecolta*da sineerissimi avvisi per
Barezzo Barozzi. In Vcnezia nppresso il soddetto; e
Fircnze apprcsso il Guidncei, 1606. 4°."'' Von dem in
diesem Werkchen herrschenden Geiste kann schon folgende
Ueberschrift des ersten Kapitels einen hinreichenden Begriff geben.
Sie lautet also: Providenza grande di Dio nelT ordire
qaesta impresa. Hier wird auch Possevino's Sendung an
den Grossiurslen IwanWassiljewitsch ausführlich beschrieben,
tuid sein Verdienst um den Päbstlichen Hof bei derselben beson-
ders hervorgehoben
387. S. Btbiiogrqfla Crüica di aampi, VoL U. p. 291. Aach in Graiümi
^•p atripiu imvUa Mtmerva, Fioreniiaey i745. 4**, wo sich auch p. 302, 305,
^07, 308, 3i6, 3i8, 319 und 325 Briefe Yon PoMettmo befinden, die sich zum
*tleil auf Russland beziehen.
— 35,0 -
86.
Georg van Hoff.
1582-
Von den näheren Lebens-Umstftnden Georg^M van HoJjT
ist wenig: bekannt. Man weiss indessen, dass er auf BefeU
von Iwan Wassiljewitscb dreizehn Jahre lang zu Moskta
in einem harten Gefänpisse gehalten wurde. Nach seiner Zi-
rflckknnft aus Russland sachte er seiner Galle Luft zu machcB,
ond sich an dem Grossrorsten durch eine SchOderang sdner
Grausamkeit zu rädien, welche wohl mit zu den stArkBUen An-
klagen gehört^ die über diesen Fürsten erschienen sind. Das
Werkchen erschien ohne den Namen des Verfassers und des
Dmckorts und fuhrt den Titel:
Erschreckliche, grcwlichc tind nie erhörte Tf*
renncy'n Johannis Basilidis (Naumbarg) 1582. 4^.
87.
Jerome Bowes.
1583.
Sir Jerome Bowes wurde im Jahre 1583 von der
Königin Elisabeth als ihr Gesandter an den Grossiürsten Iwan
Wassilje witsch geschickt, und machte diese Reise ^ wie da-
mals die Engländer immer, von London bis Archangelsk zur
SeC; und von da nach Moskau zu Lande. Die ihm für diese
Sendung ertheille Instruction befindet sich handschrilUich im
Brittischen Museum in London^ unter dem Titel:
Copie of lastructions giren to Sir Jerome Bo-
wes. May 1583.
— 351 —
md eine Abschrift davon in der Bibliothek des Riim$nzov'*
sehen Moseams zu SL Petersburg, unter No. 23.
Ausserdem befindet sich noch eine Art von Vorschrift
f&r ihn bei Hakluyt unter dem Titel:
The Qoeenes Majesties Cominission given lo
Sir Jerome Bowes , autborizing him her highnesse
Ambassadour wi(h the Emperoor of Moseouie. In
Raklayrs Colieetion. Vol. I. p. 513.
Den Empfehlungsbrief f&r den Ambassadeur an den
Grossf&rsten findet* man ebenfalls daselbst:
The Queenes Majesties letter written to the
Emperonr by Sir Jerome Bowes in bis commendation.
Hakluyt, Vol. I. p. 515.
Der^ wahrscheinlich von Bowes selbst abgefasste^ Ge-
sandtschafts - Bericht ist in der angeführten grossen Sammlung
abgedruckt unter dem Titel:
Jerome Bowes Toyage and ambassady to the
Emperor of Russia in Ihe year 1582.'«» Hakluyt^
Vol. I. p. 487,
Und ein anderer in der zweiten Ausgabe dieser Samm«-
lang^ mit der Aufschrift:
A brief discoiirse of the Voyagc of Sir Jerome
Bowes, Knight, her Majesties Ambassador to Iwan
Wassili wich in the year 1583. VoK I. p. 516.
Ferner ein späterer Abdruck:
The Voyagc of Sir Jerome Bowes , Knt her
Majesty's Ambassador to Juan VasiloTick, Emperor of
388. Die Jahreszahl 1582 ist wahrscheinlich eta DrvekfeUer, denn die
Instruction für Bowe$ wurde erst im Mai 1583 aosgeferligt
— 352 —
Rnssia^ Anno 1583. In John Harrin, Navigantium atqae
Pcregrinantium Bibliothcca^*«, VoL L p. 535.
88.
Jeromc Horsey.
1584—1590.
Jerome Horsey^^^y ein unbedeutender Kaufinann^ wurde,
yfvd diess damals von England aus nicht selten zu geschehen
pflegte^ 1584 und 1590 mit Aufträgen der Königin Elisabelk
nach Russland geschickt^ und befand sich in Moskau bei Amt
Tode des Grossiursien Iwan Wassiljewitsch, und bei der
Krönung von dessen Nachfolger Fedor Iwano witsch. Ueber
beide merkwürdige Begebenheiten hat er^ grösstentheils als Augen-
zeuge, in seinem merkwürdigen Reise-Berichle, besonders über die
Unruhen vor Fedor 's Krönung und die ausserordentliche Pracht
bei derselben, sehr schätzbare Nachrichten hinterlassen.
Wir haben über Horsey's Aufenthalt in Russland drei
Schriften von ihm selbst, sämmtlich in einem schlechten Style
und sehr unorthographisch abgefasst, die eine und vorzäglichste
davon fuhrt den Titel:
The most solenne and magnifieent Coronation
of Pheodor Ivanovich, Emperor of Russin etc. the
tenth of June, in the year 1584 seen and obserred
hy Master Jerom Horsey, Gentleman and serrant by
her Afajestie. In Hakluyt's Colleetion, Vol. I. p.466 und
in Purchas Pilgrimes, Vol. III. p. 740.
389. S. über dieses Werk oben S. 43.
390. Hanejf wird in den russischen gleichzeitigen Dokomenten gewduükli
Honckjf (Popmu) auch Kaufmann Jeremt'at, vnd Jmiimft 80km geiUBBl,
— 353 —
Der zweite Aufsatz ist äberschrieben:
Treatise of Russia and (he nortbern regions, by
Jeromc Ilorsej. Zuerst abgedruckt in Hakluyt's Collecdon,
Vol. L p. 814—821. Dann in Purcbas Pilgrimage.
Besonders abgedruckt.
Treatise of Russia and Ihe Northern regions, by
Jcr. Horsey. London, 1626. 4^»»»
Deutsch in: Ziegler's Täglicher Schauplatz der
aCeit» Leipzig, 1728 fol.
Eine dritte Schrift Horsey's über seinen Aufenthalt in
Rossland ist bis jetzt noch ungedruckt. Die Handschrift dersel-
ben beflndet sich in dem Brittischen Museum, und führt den
Titel;
A disconrse' of thc second and third imployment
of Mr* Jerome Horsey Esq. sente from her Migestie
to Ihe Emperor of Russia.
Eine von Karamsin im X Bde. seiner Gesch. des
Rnss. Reichs häufig benutzte Abschrift dieses Werkes besitzt
*e Bibliothek des Rumänzow'schen Museums in St. Peters-
burg. 39 2
391. Treuer bemerkt in s. Apologia pro Joanne Batil. p. 52» dass er
^^«^ Werkchen sorgfultig gesucht, aber auch in den grdssten Bibliotheken nicht •
^^ finden können.
392. Von der Uebersetzung , welche der nämliche Horney von John
^^9 De$iruciion oj MoBcau gemacht hat, und welche sich handschriftlich im
^^ttischen Museum, und daraus in einer Abschrift in der RunBänMottschen Bibliothek
^^det, ist oben S. 25G die Rede gewesen.
23
— 354 —
89.
Rcinhold Heidcnstcin.
1584.
Reinhold Heidensiein, hat sich zwar nicht eigenl
als Reisender in Russland und Aufzeichner seiner eigenen 1
obachtiuigen über dieses Land bekannt gemacht; er hat a
ein Werk hinterlassen ^ aus welchem eine besondere Kennt]
der Russischen VerhaHnisse seiner Zeit hervorgeht^ und dl
über die innere Geschichte desselben^ in der Epoche von i
Tode des Grosslurslen Iwan Wassiljewitsch bis zu \
Unruhen der falschen Demetrien, so viele interessante Tfc
Sachen und einzelne Züge milgelheilt; dass man vorausset
musS; er habe Gelegenheit gehabt ^ gute und vielleicht sei
authentische Materialien zu benutzen. In dieser Hinsicht verdi
er hier gewiss eine Stelle^ um so mehr^ da auch Karam:
ihn in der Geschichte des angegebenen Zeitraums^ häufig ni
den von ihm benutzten Quellen nennt. '»^ Von Ileidenstei
Lebens-Umständen ist nicht viel mehr bekannt^ als dass er m
dem Könige Stephan und einigen seiner Nachfolger Secre
der Krone Polen war^ und als solcher^ besonders aber als "V
trauter Freund Stephan's^ häufig zu politischen Sendunj
gebraucht wurde.
Sein hieher gehöriges Werk erschien unter folgenc
Titel:
Rcinoldi Heidensteinii , Secretarii Rcgii,
hello MoscoTitico, quod Stephanus Rex Polon:
gessit, coinmcntariorum libri VI. CracoFiae, 1581^
Auch Basileae, 1588. 4°.
303. aesch. d. Run. Reich» y Th. IX. ii. X.
— 355 —
Es ist auch abgedruckt in Mnrt. Chromeri de origine
et gestis Polonorum libri XXX; Coloniae 1589. fol.^ in
Pistorii Corpas historie. Polen, und in den Auetor. Rer.
Moscor.
In's Deutsche äbersietzt unter dem Titel:
WarhaflRe, gründtliche vnd eigendtliehe Besehrei-
Imng des Krieges, welchen der nechstgewesene K5nig
n Polen Stephan Batori I. u. s. w. etliche Jahr nach
#|inder, wider den €!rossfiirsten in der Moskaw^
Itia Wnsilowitzen geflihret, dadurch er das hochbe-
itengte Lifllandt, von des Moscbowiters Tieljähriger
Iffliiger Verfolgung erlediget, u. s. w. Durch Reinhold
Bejrdenstein, der Krön Polen Secretarium, in VI Bii-
cbern ordentlich beschrieben: Nunmehr in Deutscher
Sprache aussgangen durch Heinrich RäteL'»« (Görlitz)
1590. 4^. Selten.
Das lateinische Original, nebst einer Fortsetzung des-
selben von Johann Heidenstein y Caslellan von Danzig, und
iiosers Reinhold 8 Sohne, erschien unter dem Titel:
Reinholdi Ileydensteinii, secretarii regii, rerum
'^donicarura ab excessu Sigismundi Angusti libri XII.
'^t^ncofurti a. M. 1572. foL^öß
394. Von dem nämlichen Ueinr. Rälel verdient hier auch wofal noch
^^•^endes, wahrscheinlich ebenfalls aus obigen Malerialien geschöpfte seltene
^ erk einer Erwähnung: Erziihltwg dessen, was sich ron i589 iji Polen)
^"^flandt, Mnschkaw vnd Schtrcden zngciragen. Durch neinrich RtUel
V.K). S. über itein/i. tteidensfein: (Jadebusch Abhandl. von lirUind.
^^t$chichischr S 6b. Ebend. Livi. Bibl. IL S. 20.
23'*
— 356 —
90.
Lorenz Müller.
1585.
Lorenz Müller ^ oder Möller wie der Namo auch
bisweilen geschrieben wird, wurde zu Leinen, In der GrafechaA
Mark, geboren, und starb in Livland um 1598. Von seinen •
näheren Lebens-Umständen ist wenig mehr bekannt, als dass er
beider Rechte Doctor nnd färstlich-kurländischer Rath war, und
1581 von dem Köm'ge Stephan von Polen, nach Schweden
und Dänemark gesandt wurde, um diese Reiche zum Kriege
gegen Russland zu bewegen, was ihm auch mit dem erstem
gelang. In der von ihm verfassten Geschichte seiner Zeil, in
welcher auch sehr viel über Russland und Livland vorkommt,
beßndet sich eine Stelle, aus welcher man schliessen kann, dass
er auch Reisen in Russland gemacht hat.
Der ausführliche Titel des genannten Werkes ist folgen
der:
Polnische, Liffländische, Moschowiterische » Sehwe- — -
dischc vnd andere Ilistorien, so sieh unter diesei
jetzigen König za Polen zugetragen, das ist Warhail-
eigentliche ynd kurfze Beschreibung, welcher masge ^xt
dieser jetzt regierender K5nig in Polen, Stephanv^s
des Namens der Erste, zum Regiment kommen, ii imii
für Krieg er geführt, rnd wie er dieselben geendig^»^
was sich zu seiner Zeit biss daher begeben, rnnd
den Reisstagen zu unterschiedlichen mahlen abgehai
delt, vnd was von den Türcken vnd Mosehowitern I
Werbungen vnd andere Anschläge furgelanfen: Ui^e'
was jetzund Tür ein zustand in Liffland, Polen, Lit^ta-
weh vnd der Mosckaw sey* Darinnen anch dViV
— 357 —
Schwedische Kriege wider den Moschowiter^ vnd
andere Schwedische ynd Dennemärckische hieher
nothwendig gehörige Händel mit yermeldet ynd be-
schrieben werden. Ingleichen yon der Yndentschen
Tölcker in LifQand Sitten ynd Leben ^ so wohl auch
der Tartarey, des Flnss Boristbenis^ der alten Statt
Kyoff gelegenheit, ynd yom warbafften ort des Exilii
Oyidiani, sehr nützlich ynd Instig zu lesen* Mitfleiss
fusammengezogen durch D. Laurentium Miiller^ damals
Jrarstlichem Cburländiscben Hoffrath, wie anss der Vor-
lade zuuernemmen. Gedruckt zu Franckßirt am Mayn,
&cy Martin Bechlcr^ 1585. 4^ Zweite Ausgabe Ebend.
«586. fol.
Vermehrt von einem Ungenamiten unter dem Titel:
Septentrionalische Historien oder warhaffle Be-
'^ Abreibung der fürnembsten Polnischen^ Schwedischen
^^nd andern Geschichten, so sich b'ey Regierung beeder
^^Snigen in Polen Stephan! vnd Sigismundi dess dritten
dieses namens, von anno 1576 biss auf das 1593 Jar
Zugetragen. In zwcy Bücher kurz yerfasset. Deren
^as erste bicbeuor durch D. Laurentium Müllern, da-
^%uahls F. Cburläudischen Iloffrath, beschrieben ynd in
^ruck geben. Das ander aber, sampt einem Appendice
^nd continuation des ersten jetzt newlich durch einen
Xiebhaher der Historien mit grossem fleiss zusammen«
gezogen worden. Sehr niiizlich vnd lustig zu lesen*
Amberg durch Michaeln Forstern. Cum Privilegio.
Anno 1595. ^^. Wieder aufgelegt zu Leipzig* 1606. fol.
Abgedruckt in Heinrich Rateis deutscher Uebersetzung
von Joachim Curaeus Annales Gentis Silesiae» Francof.
1586; fol.^ welche unter dem Titel erschien; Joachimi Curaei
— 358 —
Schlesisch ynd Breslanische General - Chronica rer*
teatscht. Frankf., 1586. foL Wittenberg^ 1587. fol. Eislebeo^
1601. fol. Leipzig, 1607. fol»»«
In's Schwedische übersetzt von Ericus Benedicti
Schröder, Stockholm 1629. 8°.»>''
Die Stelle in den Polnischen n. s. w^. Historien,
aus welcher oben der Schluss gezogen wurde, dass horeusi
Muller selbst Reisen in Russland gemacht habe, betrifft das
vermeintliche Grab Ovid's, und lautet also:
„Da heist es die crimmischen Tartam granzon an Podo*
„lien von Kyoff, den Borysthenera hinab (der izt der Dnieper
„heist} bis an den Pontus Euxinus. Wir sind 1581 nm
„Pfingsten, als der Circasky die Tartam mit Hölfe des
„Herzogs zu Osterrogge geschlagen ein gut Theil dieses
„Landes durchzogen, aber es ist alles öde und wäste.
„Wir haben auch einen wohlinischen Edelmann Woinusky
„mit uns gehabt. Denselben hat uns der Starosta auf Drembtova
„in Bretwitz, seines Herkommens ein Schlesier, dessen Vater die
„Tartarn oil geschlagen, mitgegeben, der wüste dos Landes
„Gelegenheit, wie ein gelehrter versuchter Gesell, ein guter Poet,
„ein feiner Historiker, ein guter Gräcus und perfectissimus HehrSns,
„denn er die Juden unterwegs in Podolien meisterlich wosste
„zu plagen, konnte gut tartarisch Dieser Woinusky
39G. Die ausführlichen Tilel dieser verschiedenen Ansgaben findet
in (Peukers) Biogr, Nachr. der vornehmsten Schiet. Gelehrten, die vor dem
18. Jahrh. geboren sind, Grottkau, 1788. 8**. S. 21. ff.
397. Zu diesen Septentrionaliechen Historien soll Frame JV^meiedJ
oder NyUcdt^ ehemaliges Mit^'lied des Rigaischen Magistrats (f 1622) bandschnfW
liche Anmerkungen hinterlassen haben, die sich vielleicht noch in der RaUis-BibL
zu Riga finden. S.M/g. Schri/Ut, Lexicon der Provinzen Liviandy Esikinmd
und Kmriand von Joh. Fr. v. Recke und Jk'ari Ed. Najmrek^, Tb. JH S, 331.
— 359 —
^beredet unser etliche ^ dass mr weiter mit ihm zogen^ dami
,» wollte er uns das wahrhaflle Begräbniss des Ovidii zeigen.
^Derowegen als unser etliche ihm zu folgen bewilligten^ hat er
,uns auf leichten Pferden den 6 Tag von Boristhene durch
,eiiien ungebahnten wüsten Weg auf einen häbschen lustigen
]>Ort gebracht; darauf ein frisches^ grünes bewachsenes Brünelein
91.
Paul Oderbor n.
1585.
Paui Oderbomj aus Pommern gebürtig, war 1580
evangelischer Prediger zu Kowno in Lithauen, 1587 zu Riga,
QiMl 1589 zu Alitau ; und benutzte, wie es scheint, den Aufent-
iuill in der Nähe des nordischen Kriegs-Schauplatzes, um Nach«
rioliten über Russland, besonders über die Regierung des Gross*
Kirsten Iwan Wassiljewitsch des Furchtbaren, und über die
E^digion des Landes zu sammeln. Seine hieher gehörigen Werke
^ind in dieser doppelten Rücksicht noch heutiges Tages sehr
^cMzbar. Karamsin hat daher denselben manche wichtige
^üge entlehnen können, und man findet sie, besonders in seiner
beschichte des genannten Herrschers, häufig als Quellen ange-
führt. Ob daiier gleich Oderborn keine eigentliche Reise in
Bussland gemacht hat, so darf er doch in der angeführten Hin-
sicht hier nicht übergangen werden.
Sein Hauptwerk ist das, mit sichtlicher Partheilichkeit,
\ielleicht selbst Ueberlreibung, geschriebene Leben des Cross-
/ursten Iwan Wassiljewitsch. Es erschien in lateinischer
Sprache unter dem Titel:
Johannis Basilidis magni Moschoviac ducis vita
Iribas libris conscriptu. Aatbore Paolo Oderboruio. Wite-
— 360 —
bergae 1585. 4^. Audi ebendaselbst in demselben Jahre^ in l
Abgedruckt in den Auetor. variis rerum MoscotIi
carum, p. 240—324.
In's Deutsche übersetzt:
Wunderbare, ErscbreGkliche, Y nerhorte Geschichi
vnd wahrhafftige Historia nemlicb, des necbstgewes
neu Grossfiirsten in der Moscbkaw, Joan Basilid
(aaff jre Sprach Iwan Basilowitsch genandt) Lebe
In drej Bücher verfasst von Paul Oderborn, md a
dem Latein yerdeutschet durch Heinr. Rätein zu Sagi
(Görlitz) 1588 C1596). 4°. Selten.
Eine andere nicht wörtliche Uebersetzung^ sondern vi<
mehr Bearbeitung unter dem Titel:
Joannis Basilidis des gransamen Tyrannc
gewesenen Zaars in der Moscau, Leben und Thate
(Von Chr. Kühn) Erfurt (Francfurt a. M.) 1698. 1
Angehängt ist: Chr. Kübu's deutsche Uebersetznng von !
Job. Conr. Danhaueri Diss. de religione Moscoritami
Resp. Oppenbusch. Argentorati, 1662. ^°^^^
Das zweite hieher gehörige Werk Oderbom^s ist:
De Russorum religione, ritibus nuptiarum».fnneni
victn, yestitn etc. deque Tartarorum religione ac n
ribns^ Pauli Oderbornii Epistola ad Davidnm Chytraeoi
S. 1. 1581. 4^
Petrejus führt in s. Historien und Bericht n
dem Grossflirstenthumb Muschkow, P. IL p. 254 nc
eine Historia Russica von Oderborn an; da aber eii
solchen Werivcs sonst nirgends Erwähnung geschieht, so d
398. S. über dio verschiedenen Uebersetzungen dieser zu ihrer Zeit s
geschätzten DanAauerschen Schrift : 9^erBuch einer krii, Liter, der
Ge$ekichie von Joh. GoUL Buhle, Bd. I. S. 26a
— 361 —
annehmen, dass er darunter die obige Vita Johannis
Basilidis gemeint hat.
92.
Jean Sauvage.
1586.
Jean Sauvage^ ein Einwohner von Dieppe in Frankreidi,
Aber dessen Lebens-Umstände und Verhältnisse gar nichts bekannt
ist, unternahm im Jahre 1586 eine See-Reise von Dieppe nadi
Archangelsk^ und beschrieb dieselbe in einem kurzen Aufsätze^
Xfvelcher sich handschriftlich in der Königl. Bibliothek zu Paris
beOndet. Derselbe führt die Aufschrift:
Memoire da YOiage qn'a faict Jehan SaiiFage
«le Dieppe cn Riissie k Saint-Nieolas et Micbel-Archange^
l'an 1586 au mois de Juin.
Der Anfang ist: „La route et la Saison qu'il faut pren^TO
3,pour faire le voyago de Saint-Nicolas, pays de la Russie^ par
^le nord est." Der Schluss lautet: „Qui sera la lin de la pr6-
„sente, par moi, Jean Sauvage de Dieppe, le 20 octobre 1586.^
Diese Schrift ist abgedruckt unter dem Titel:
Relation du Vojage en Russic fait par Jehan
Sanvage de Dieppe , en Tan 1586. In: La Chrönique
de Nestor traduite en frangais — accompagnöe de
Notes et d'un Reeucil de Pikees inidites touchant les
aneiennes relations de la Russie avec la Franee, par
Louis Paris. Paris, 1834. Vol. I. No. 4. p. 385—396.
Der Verfasser war, wie aus seiner Schrift hervorgeht,
ein völlig ungebildeter Mann. Er ilingt jeden Satz mit Item
an, und der Nord-Pol heisst bei ihm pauolo arctique, Nor-
wegen Norovangue, Süd Sur, West suest, Südwest sur-
suest, Nordwest norrouest, die Dwina nennt er la riviöre
— 362 —
Divin C; u. s. w. Er ist indessen der erste . Franzose^ über
dessen Reise nach Russland wir einen schriftlichen Bericht biH
sitzen^ und hat deswegen einen besondeni Werth für uns. Er
verlicss Dieppe im Juni auf einem kleinen Ilandelsschifle; das
wahrscheinlich den hier genannten Sieurs Colas and du Ncnel
gehörte^ und nur eine Versuchs-Reise nach Archangelsk machte,
kam hier den 28^^^!^ an^ und kehrte im October wieder nach
Frankreich zurück. Der ganze Aufsatz scheint in der Absiebt
geschrieben zu sein^ um künftige französische Seefahrer über
den Weg nach Archangelsk, und die nölhige Vorsicht bei dem
dortigen Handel ^ der damals fast ausschliesslich in den Händen
der Engländer war^ zu belehren. Er enthält indessen auch hier
und da andere interessante Notizen und Sitten-ZOgO; die hier wohl
einen Platz verdienen.
P. 386 z. B. heisst es: ^Item; quand nous fames k
„l^ancrC; nostre marchand alla en terre pour parier au capitaine
„du chasteau (de Verdehouse); et Jui demander conge de
;, passer, pour aller k Saint-Nicolas. II respondit que jamais
„ü n'avoyt veu Francjois passer par la pour aller ä Saint-Nico-
„las^ et qu'il n'avoyt nulle commission de nous donner conge
„pour aller la. Et voiant cela^ falut faire presens a quelques
„Sieurs qui parlerent pour nous: ce qni cousta environ 250 dalles^
„Sans les presens et despens que nous y feimes; car nous y
„demeurasmes trois jours."
P. 387. „Item^ quand nous fümes atoUis et que nous
„eümes paie nostre couslume^ les scrviteurs du Sieur nporterenf
„a monsieur Colas un grand pot de bois rouge qui tenoit plu
„de douzc pols, qui estoit tout plcin de grosse bierre noire i
„forte plus que Ic vin»»», et falut boire tout. Et croiez que 1
399. Wahrscheinlich war diess Porter, den die Russen von den £«|F
dem erhalten hatten.
— 363 —
»sieors Colas et du Nenel estoient plos fachez de tant boire
»que de Targent qn'ils venoient de desbourser; car ü fallait
,iVider ceste cruche ou bicn faire de ryvToigne pour en sortir;
i^car teile est lear couslume/
P. 387. „Le lundi; IS^jour de Juin, quand noos fAmes
(delivrös du capitaine de Verdehouse, nous fdmes voir un
ufflarchand qui nous conta que^ au temps que nous y estionSi
y,WL mois de juin et juillet; ils ont tousiours la cognoissance du
nSoleO^ comme c'est une chose fort croiable; car nous-mesmes
»l'avons veu par Tespace de deux mois^ aussi bien k la minuit
stau nord^ comme a midy au sur^ et faisoit tout aussi clair au
«Dord; comme en plein midy au sur. Et vous pouvez penser
i^qu'autant de jours qu'il continuent de voir tousiours le soleil,
naussy fls sont aulanl de jours sans en avoir la cognoissance^
»et est tousiours nuit par Tepace de dix semaines."
P. 387. ;,Ilem^ vous pouvez croire que les gens de la
jterre qui sc tiennenl par-dela^ durant Tyver^ m'ont cont^ que
„c'est (out le plus fort de leur travail^ quand il n'y a point de
Jour; car le poisson y est en si grande abondance qu'ils en
;,prennenl laut qu'ils en peuvent portcr: et\croiez quo le fort
j,de la pescherie esloit dcsia faict quand nous y fumes arrives.
„Et tout le poisson qu'ils peschent^ ils ont^ tout a Tentour du
2,\i]age, forces perches et des grand boisses^ la oü ils mettent
„secher leiirs morucs. Et la lune leur baille cette seche-
„resse qu'ils viemient aussi secs come boys. Et les Anglois
„rappellent lo que fix (?), mais c'est morue propre."
„Hein, vous avez ä enlendre que tous les hommes qui vi-
„ennent pcschcr a Verdehouse, ne s'y tiennent pas en temps
„dyver quand leur pescherie est faite; car aiant prys leur
^poisson, ils s'cn rcvont ä la terre ferme qui est proche deux,
,qui est la cosle de Norvagne; et ceux qui sy tiennenl; sont
— 364 —
„ceulx qui ont puissance de vivre de froment; car il n'y croist
„nulle chose pour vivrc^ ils ont du pain et ä boire, pois du
„pieinent avec force poisson qu'ils ont, et force boys pour
„chaufTer Icurs estuvcs; car toules les maisons ont des estuves
„fort chaudes et bien propres. Et puis^ leur maisons sont dans
„la terre bien avant, tellement^ que le bestail va manger ce pen
„d'herbe qui croist^ sur leurs maisons: et crois qu'ils ont du
„bestail; come moutons, chevres qui^ en temps d'yver^ ne vivent
„que de vieilles tripes du poisson qu'ils ont pris.^
P. 388. „Item^ quand Fyver est venu, chacun sc boote
„dans sa maison k faire ses affaires: et ne vient clarte quo
„par une feneslre de verre^ voire de pierre^ qiü est mis lä au
„parmi de la maison. Et quand la neige vient ^ toutes leurs
„maisons sont couvertes de neige ^ qu'il n'y a nulle apparence
„de maison ; et faut qu'ils fassent des scenles come des ruetes
„pour aller ä leurs affaires; au Service^ ä la pescherie et aulres
„affaires qu'ils pcuvent avoir ä faire. **
P. 389. „Item; vous pouvez croire qu'ils m*ont conle
„que la lune et les esloiles leur donnent autant de clarte la
„nuict; come le soleil faict de jour^ come je le crois; car
„voiant que la rondeur de la terre est entre le soleil
„et la lunC; le soleil ne peut offusquer la clarte de
„la lune ni des estoiles^ de ces parties lä^ en ce temps
„qu'il est au sur de Tequinoctial; Car tant plus le soleil
„est proche de la lune^ tant moins la lune a de force ^ et les
„esloiles aussy. Et disent qu'ils fönt aussi bien leur mesnage
„quand la lune leve^ come quand le solleil Icve, et fönt de la
„nuit le jour et du jour la nuit.^
Ebend. „Item vous pouvez savoir que Tisle de Gillcdin
„est une fort bono isle non habitucc: et le roi de Daneroarck
„a mande ä Tempereur de Russio qu'il veut avoir Tislc do
— 365 —
yCSDedbi par amoor oa par force^ teUemeii^ qne nons avons vea
yles ambassadeiirs de rempereiir de Russie partir . de Saint--
.mdiel-ArGbaDge ponr acorder de ceste dite isle«««; car sy le roy
,de Danemarck ne I'a, il ne peut aller naviguer k Saint-Nicolas
,qiie par force^ et se mettre en grand danger; car les navires
,dn roy de Danemarck Viendront garder tout ce passage tt^
JhBqoes an pied de la barre^ et ont moien de venir tout hsfolt^
yjosques devant Saint- Michel -Arcbange^ et bmsler la tour de
ySaint-Nicolas^ sans contredit^ mais je croy qn'ils fenmt acord
yCDsemble pour Ia/b«9e.^
P. 391. Dltem^ depois le ditcap (de Boetinere) jusqnes k
ySaint- Nicolas^ y a 18 lieueS; et sont establys nord cap da
yDord est; et sur card et sonronest: et qnand tn anras sbiglö
^environ 8 lieues^ venras la tour de Sainct^NicoIas^ tu laisseras
^k (ien bord de toy et les isles k babord de toy^ et quand
ySeras aussy avant que les isleS; tu seras au pied de la barro
,de la riviere Divine^ qui est la riviöre qui^ depart de Moscovie,
3,el ^ient ä Volgueda, puys ä Colmagrot, puys k Archange: puys
„vient ä Poudes - James , qui est la rade du pied de la barre^
,ou fault mouiller Tancre ä huit brasses d*eau^ pour attendre le
ytemps^ et n'y a sur la barrc que deux brasses d'eau^ la longueur
,de plus de deux lieues hors ä la mer.^
400. lieber die alten vieUähri^en Gränz- Streitigkeiten, welche zwis€l«i
Isssland und DänemarlL wegen der nördlichen Besitznngen, und besonders wegen
Lipptond, statt gehabt haben, S. Jrekw-AachricAien vom tJiem Umierikamdiwngm,
tt^Me Mttucken dem rmstiichem und dämitehtm Bofe rim 1554 M 1677 ge--
ttfl^gtm 9tordem , in Amt. Friedr. Bm9chimg$ Magamim fär die Bidorh mmd
Geographie Bd. YU. S. 297—336. Lappland wird darin Ton den Rassischen
Connissarieo gewöhnlich Bopky genannt. Hieher gehört auch noch: Siatomeom
SmOmgeme Bericht €om der Lamdechqfft leppia^ mf^ee^mi 1591. Ebend«
& 337-346.
— 366 —
P. 391. ^Ilcm^ dcpuis le picd de la barre^ qai est ä
„rcntrce de la rivicrc Dhine, jurqu' ä Sainl-Michel-Archangfe,
„y a 12 lieucs^ et sonl toules isles coupees^ lä oü c'est qne les
„barques passcnt tont a Tentour d'elles^ et faut qa'ils viennent
;,paier tribut et leurs coustiimes a Archange^ qui est un chasteau
„fail de mas entrclassez et croisez: et sont les ouvrages sy
„propremcnt avec ccs mas^ et sans elou ni chevüle^ que c'est
„une euvre sy bien practiquce qu'il n'y a que rediro, et n'ont
„que une scule ache pour faire tout leur ouvrage. Et n'y a
„maislre mai^on qui puisse faire un euvre pui est plus admirable
„qu'ils fönt."
' P. 392. ^Iteni; nous somes arrivez le 28® jour de juin,
„devant la ville de Saint-Michel-Archange^ oü nos marchands
„allerent a terre^ pour parier au gouverneur et faire leur raport^
;,eoinnie est la couslunie en tout pais: et Fayant salue^ 0 leur
„deinanda d'oü ils estoienl^ et quand il sceut que nous esUons
;,Fran9ois, il fut bien rejoui et dit a Tinterprete qui les presen-
i^toyt^ qu'ils estoient les tres bien venus^ et prit une grande
„coupe d'argent et la feit emplir, et falut la vuider/ et puys
39 une aullre^ et encore la revuider^ puis eneore la troisicme,
„qu'il fallut paradier. Et aiant fait ees trois beaux coups on
„pense estre quitte^ mais le pire est le dernier^ ear fault boire
„une tasse d'eau de vie qui est si forte qu'on a le venire et
„le gosier en feu^ quand on a beu une tasse: encore n*est-ce
„pas tout; et ayant parle un mot avec vous, fauldra encore
„boire ä la sante de vostre roy; car vous ne Tauseriez refoser.
„Et c'est la coustunie du pays que de bien boire/
„Iteni; quand nous füines ä Tancre et que nos marchands
„eurent faict leur raport^ nous deschargcanies notre marcbandise
„ä terre dedans le chasleaU; qui est un grand enclos^ faict de
„mas en forme de muraille^ et y a bien quatre-vingt ou cent
— 367 —
^mkons dedanS; oh c'est qne les roarchands forains mcttent
yleurs marchandises dcdans leurs maisons, et cela forme ä la def
„avec Tautre chasteau^ pour les marchands du paus, qui est ä
9|WFt, ensemble avec Tautre.^
„Ileni; quand nous eümes mis notre marchandise ä terre^
„les marchands veinrcnt de Moscovic; car fl y a fort long
„diemin^ et amenerent de grandes gabares qui portoient leurs
„marchandises, come suifs, cuirs, lins et chanvrcs, cire et grands
„cuirs d'EsIand, et les mettoient dans le chasteau, pms les
„vendoient ä ceulx qui en bailloient de I'argent.^
P. 394. „Item, quand les baleaux partent de Colmogrot^
;, fault avoir tousiours 100 homes pour les tirer et aller contra
„l'ean» et aucune fois Lien 200, quand il y a temps de ravine^
„et fault aUer conlre la maree jusque ä Volgueda, qui est une
„bonne ville, ou il y a 200 lieues de Colmogrot a Volgueday
„et fault descharger les marchandises lä^ car les gabares ne
;,peuvenl monter plus hault."
„Item, quand les marchands sont venus ä Volgueda, ne
„fönt descharger leurs umrchandises jusques ä ce que le pais
„soit tout engele et entrepris de glace. Alors, ils les fönt
„porter a Moscou, la ou il y a encore 150 lieues, et les fönt
„porter par des petits chariots qui n'ont point de rouos
„par desouls^^s a celle fin qu'ils glissent mieux sur
„la glace: et sont tirez, chacun chariot, avec deux grandes
„bestes qui sc nommcnt Zelen*o2^ qui vont fort le trot, et sont
jjde pelilc vie."
401. Also auf Schlitten, die, nach dieser Umschreibung zu schliessen, den
Franzosen damals noch nicht bekannt waren.
402. Elenthiere.
— 368 —
Die Fahrt von Cap Nord bis St. Nicolas giebt
auf 210 lieues an^ und bestimmt sie:
/ Cap Nord.
Verdebouse (Wardehuus} ... 28 lieaes. Troisbles.
Isle Gilledin (Küdin?) .... 50 -— — —
Cap Quellen 44 — Sept Isles.
Cap Aliban 15 — — —
Cap Gratys ..'...... 12 — — —
Cap Peilmoy 10 — Cinq Isles.
Cap PoUegey 9 — Isle Pollege.
Cap Polrenne*«» li — — —
Cap Boctinere*»« 13 — — —
Sainct- Nicolas 18 — — —
210 lieues
93.
Edward Garland.
1586.
Edward Garland*^^y ein Kaufinann aus London, hielt
sich seiner Handels-Gcschäflc wegen in Moskau auf, und scheint
das Vertrauen des Grossfflrsten Fedor Iwanowitsch in hohem
Grade genossen zu haben. Er erhielt von demselben namentUdi
den Auftrag, den seiner Zeit berühmten Mathematiker, Astrologen
403. P. 390. „Soüi (outes belles teires assaisonn^es, et force bois de
haute futaie, lä oü fl y a force bestes, come ours et loups, et autres sorles
d'animaux, come nous ont coDt6 les Rousses da paYs.**
404. P. 391. „Qd est a Fautre bord et faict le bord de la tem 4es
Cappes."
405. Bei Karamsirnj Garhnd^ in der deutschen Uebersetznog. (Bd. IX.
S. 381) irrig, Uarland.
— 369 —
vmA Alchimisten; John Dee«««; den Elisabeth von England
ihren Philosophen nannte^ und der sich damals in Böhmen
aofluelt, einzuladen^ unler sehr vortheilhaften Bedingongen nach
Rossland zu kommen^ um seinen Rath aber verschiedene
Angelegenheiten zu ertheilen. Man glaubte damals in
Moskau^ man wolle sich seiner Einsichten zur Entdeckung neuer
Linder im Nordosten^ jenseits Sibiriens bedienen; Karamsin««''
aber findet es wahrscheinlicher, ^^man habe ihm die Erziehung
^des jungen Sohnes von Boris Godunow anvertrauen wollen,
,dem der geheime Gedanke des Vaters schon den
„Thron bereitete. Der Ruhm des Alchimisten, setzt der
„berühmte Geschichtschreiber hinzu ^ erhöhte in den Augen der
„Unwissenheit noch den Ruhm des Mathematikers.^ Allein Dee,
„der nur in der Einbildung iur das künstliche Gold des Steines
„der Weisen Leidenschaft hatte ^; dankte dem Zaren, „und lehnte
„in stolzer Armuth das Anerbieten desselben ab, als ob er
„durch die Berechnungen seiner geliebten Astrologie
„das künftige Schicksal von Russland und von Boris
„Hause vorhergesehen hätte!" *»«
Der Brief Garlamts an Dr. Dee findet sich abgedruckt
in Uakliiyt's Collectlon, Vol. I. p. 573 unter dem Titel:
A letter to thc ri^ht worshipfull AI. John Dee,
Esquier, coiiteyning thc summe aud ciTect of M. Gar-
land his message.
406. Bei Karamnn, Di, nach der Aussprache; in der deutschen Ueber-
selzung a. a. 0. Dea. Bei diesem Werke, so wie überall in Russischen Büchern,
wäre es nohl zu wünschen, Ja es ist in vieler Hinsicht wesentlich noihwendig, dass
ausländische Namen nicht bloss nach der Aussprache, sondern auch daneben mit
ihrer eigenen Orlhographie "geschrieben würden.
407. Ge$ch. d. /!««. Reichs, Bd. IX. S. 294.
40a k'aramsin a. a. 0.
24
— 370 -T
Ferner ebendaselbst: TIio contents of Nr. Garland's
Commission nuto Thomas Sitnkinson for the bringing
of M. John Dce to thc Emperor of Russia his CoiirL
Dieser merkwürdige ßrief scheint mir hier eine Stelle 20
verdienen; er lautet bei Hakluyl folgendcrmassen:
„Right worshipfull; it may please you to understand^
„that I was senl nnto you from the most mightie Prince Feodor
„Ivanowich; Lord Empcrour and Great Duke of Russia^ etc., as
„also from the most excellent Prince Boris Fed.^ Lord Protector
„of Russia^ to givo your worship to understand the great good
„will and heartie desire they beare unto you: for that of long
„time they have had great good rcport of your leaming and
„wisedome^ as also of your good counsel unto Princes: where
„upon his Meuesties most earnest desire ; and request is inlo
„you^ that you would take the paines^ to come unto his citie
„of MoscO; to Visite his Mryesties court: for that he is desiroos
„of your Company^ and also of your good counsell in divers
„ matters ; that his M^yestie^ shall thinke needfuU. An for the
„great good will that his Majestie beareth unto you^ he will give
„you yeerely toward your maintenanco 2000 pound starling^
„and the Lord Protector will give you a thousand rubbles^ as
„also your proyision for your table you shall have free cot of
„his Majesties kitchin/
94.
Samuel K i c c h c 1.
1586.
Samuel Kiechel stammle aus einer angesehenen und
wohlhabenden Familie in Ulm ab^ und wurde IQr den Handels-
stand erzogen. Seine Neigung die Welt zu sehen , trieb ihn,
— 371 —
oliiie dgenüichen kanfinfinnischen Zweck ^ im Jahre 1585 von
seiner Vaterstadt aus^ eine grosse Reise durch die meisten Länder
Eoropas und selbst durch einen Theil von Asien zu untemeh-
nen^ auf welcher er vier Jahre zubrachte^ bis er endlich^ am
30 Juni 1589 wieder in Ulm eintraf. Ueber diese Reise ver-
lassto Kiechel einen Bericht^ von welchem noch seine eigene
Handschrift bei seinen Venvandten in Ulm aufbewahrt wird.
Einen Auszug dieser ganz interessanten Reise -Beschref-
bong enthält; leider nicht mit des Verfassers eigenen Worten,
das von dem Freiherrn von Hormayr herausgegebene
Archiv zur Geographie, Historie, Staats« und Kriegs-
knnst, 1820, No. 64—149 unter der Aufechrift:
Aas Scimuel Kiecbels Rcisien, rem Jahre 1585
bis 15S9,
and aus diesem entlehne ich, da das Archiv wohl wenigen
Lesern zur Hand sein möchte aus No. 86 und 96, diejenigen
SteUen, welche Lithauen, Livland und Russland betreffen, und
welche dort also lauten:
li I t li a 11 e n«
„Von Grodno reiste Kiechel mit einem tartarischen
„Fuhrmann in einer Kolesse ab. In diesem kleinen engen
„ Wagelein ^ woran nur ein Pferd gespannt und worauf nur ein
„Mensch genommen wird, macht man täglich acht bis zehn Meilen.
„Es ist sieben Schuh lang, so dass sich ein Mensch legen und
„strecken kann, hat vier Räder, jedes aus einer starken Wiede
„von zähem Holz bestehend, das sich rund biegen lässtj sie
„gehen aber bei einer Querhand nicht zusammen. Am ganzen ,
„Wagen, so Avie am Pfcrdgcrüsle, ist weder Nagel noch Eisen,
„weder Seil noch Leder, jener bloss aus Holz gemacht, diese
„von Bast geflochten. Litlhauen hat viele Bäume von zähem
39 Holze; der Litthaue setzt sich auf einen solchen Baum, und
24*
— 372 —
„verfertigt sich von dessen Bast seine Schabe und seine Pferde-
Brüstung. — Das Land hat viel zahmes und wildes GeflQgel,
„Lfimmer, Kälber, Wildbret; alles steht in wohlfeilem Preise.
„In Wilna giebt es wenig Fische. Eine Menge sämisches Leder
„aus Bocks- und Elendhäuten wird von Deutschen, meistens
„Schlesiern fabricirt; sie haben grosse Freiheilen und nehmen
„keinen Polen in die Lehre. Im Lande herrscht durchgängige
„Religionsfreiheit. — Für die Reise von Wilna nach Riga in einer
„Kutsche, vierzig bis zwei und vierzig deutsche Meilen weil,
„bezahlte er einem Tarlar vier Gulden, wofür sich dieser sarnml
„Pferd nodi beköstigen musste."
li I V 1 a n dl«
„In Riga war Kiechel Augenzeuge der unruhigen Auf-
„tritte, welche durch die Einnistclung der Jesuiten veranlass!
„wurden. Er erzählt die Vorfälle, wie er selbst sie sah, wie
„sie ihm erzählt wurden, auf folgende Weise. Während über'
„den neuen Kalender bereils Streitigkeiten entstanden waren,
„schlössen die Jesuiten mit drei Burgermeistern, dem Stadt-
„Syndikus, dem Stadt -Vogt, dem Superintendenten und dem
„Rector der Schule, hinterrücks des Raths und der Bürgerschaft,
„einen Vertrag, vermöge dessen ihnen die Domkirche itlr sechs
„und dreissig tausend Thaler eingehändigt . werden sollte. Ans
„Schickung Gottes kam diess durch den Rector an den Tag;
„der Bürgermeister Berg, der Syndikus D. Wellius, nnd der
„Stadtvogt Das s ins wurden ergriffen; die beiden andern Bor-
„germeister und der Rector entwichen, der Superintendent ver-
„barg sich im Backofen seines Hauses, wurde aber durch den
„Pantoffel, den er im Hineinschlfipfen fallen liess, entdeckt, auf
„den Markt geschleppt, und bis zum Tode misshandelt, dem er
„nur durch das Versprechen eines vollen Bekenntnisses entging.
„Der Bnrgermeister Öckchen zeigte die Sache dem König
— 373 —
,von PoUen an. Die Burgperschail liess dem Rath durch Dening
,iind Gis Schick bedeuten^ ohne ihr Wissen nichts in 4ler
9 Sache vorzunehmen. Als die Gefangenen alles gätlich bekannt
yliatlen^ wurden sie zuerst von der Burgerschaft und dann vom
,Raih zum Tode verurtheilt^ der Syndikus und der Vogt auf
„dem Markte enthauptet; der Superintendent seines hohen Alters
9 wegen begnadigt; Berg aber^ mit den Vornehmsten der Stadt
^verwandt; lag bei Riechet 8 Anwesenheit in Riga noch gefan-
9 gen. Keiner^ setzt der Reisende hinzu^ traut dem Andern: die
„Gefangenen und Verurtheilten haben noch Anhänger ^ die sich
^aber bei der Ungewissheit des Ausgangs nicht äussern därfen^
^und deswegen von den Andersdenkenden Fuchsfresser ge-
„nannt werden. Man besorgte, der König von Fohlen werde
,als Schutzherr die Sache nicht gut heissen. Die Bürger hielten
j^strenge Wache ; und Niemand durfte sich seines Komvorraths
„eotblössen.^
„Auf der Reise durch Esthland und Liefland bewunderte
^er den schönen Flachs, der den litlhauischen noch überTraf.
„Durch den Moskowiter-Krieg waren viele Dörfer ganzlich ver-
^ beert. Sein Reisegeliihrle versicherte ihn, vor drei Jahren vor
„einen Pflug drei bis vier \Veiber angespannt gesehen zu haben^
„weil ihnen alles Vieh genommen worden sei. In Dorpat waren
„vom Kriege her wenige Häuser ganz, und die vorher ansehnliche
„Stadt sehr entvölkert."
n II N s I a n d«
pIn Pleskow darf ausser Engländern und Deutschen keine
„andere Nation Handel treiben. Da an diesem, dem damals unter
•schwedischer Herrsehall stehenden Liefland zu gelegenen Grenzorte,
«die Fremden streng ausgefragt wurden, so wurde Riechet
• von seinem Reisegefährten für einen Kaufmann ausgegeben,
;,weil man ihn für einen Spion gehalten haben würde, wenn er^
— 374 —
;^der Wahrheit gemäss ^ gesagt hätte^ dass er nur 2a sanem
„Vergnügen reise. ^ „„Es ist ein grob^ unverständig^ auch un-
„„gewandert Volk^ das nicht viel aus ihrem Land kommty und
„„nicht haben noch glauben wollen^ dass andere Nationen lu*
9 „ihnen kommen^ welche ihre Sitten^ Art und Land begehren
„„zu sehen und zu erkundigen. ^^ „Die Stadt ist nach Moskau
„die grösstC; zwar mehr als diese^ jedoch nur schlecht befestigt,
„indem sie gegen die Landseite nur eine Mauer und Wasser-
„ graben^ auf der andern Seite aber bloss das fliessende Wasser
„zur Schutzwehr hat. Dennoch belagerte sie König Stephan
„von Pohlen mit 60^000 Mann ohne Wirkung. Das Volk hält
„in Festungen und Städten mehr Widerstand als im Feld. Es
„ist arbeitsam^ behilft sich mit Wenigem^ lebt schlecht im Essen
„und Trinken^ und erträgt Hunger und Durst leichter als andere
„Nationen. Ausser Kirchen und Stadtmauern sind alle Häuser
„schlecht; von Ilolz mit Brettern bedeckt^ auch die der Edelleute
„und der Reichen; selbst der Pallast des Grossffirsten von
„Moskau soll nur hölzern seyn. Häuser von Stein, geben sie
„vor, seyen ungesund. Dem Reichsten kostet sein Haus nicht
„über dreyssig Reichsthaler. Bey Feuersbrunsten ist keine Rottnng.
„In die Stadt selbst darf kein Deutscher noch ein andrer Frem-
„der gehen, selbst wenn sie dort ihr Lager und ihre Handlhie-
„rung haben; auf der Brücke, welche von dem deutschen Hanse
„in die Stadt fülirt, dürfen sie spaziren gehen und ihren gegen-
„seitigen Verkehr treiben; wer aber nach Moskau reisen i^'ill^
„wozu die Erlaubniss des Gubcrnators erforderlichst ist, dem ist
„der Eintritt in die Stadt gestattet. Riechel wollte mit xwcy
„englischen Kaufleuten auch dahin reisen, liess sich aber durch
„die Schwierigkeit, wieder zurückzukommen, durch den bevor-
„stehenden Winter, über welchen er daselbst hätte bleibi»
„müssen, und so wohlfeil es auch zu leben war^ durch den
— 376 —
y^damahligen Zustand seines Beutels davon abhalten. Auch
y^einte er^ dass er bis jetzt genug ödes Land gesehra
y^habe^ und es nicht der Mühe wertb sey^ um der einzigen
^tadt Neugarten willen^ die von Pleskow bis Moskau auf einem
„Wege von hundert und fünfzig deutschen Meilen liegt^ so weit
yjBOL reisen. In Pleskow wird für das gemeine Volk; welches
,,lttcht vermögend ist; sich in der Kirche begraben zu lassra^
;^uf einem Kirchhof^ eine Viertelstunde von der Stadt eine Grube
y^graben^ welche etliche tausend Leichname fasst. Ist sie voll,
yfio wird sie mit Erde zugedeckt, und das hölzerne Dach, das
„sie gegen den Regen schützen musste, abgebrochen, aber so-
„gleich neben dieselbe eine neue gegraben. Der Geruch, ist
„abscheulich. Neben einem Leichnam ^ welcher in den Hunds-
„tagen in eioem ofTcnen Sarge vor Kiechel vorbeygetragen
„wurde, süss ein kleines Kind. Das Volk ist hart, grob, unge-
„zogen; vor Niemand wird der Hut abgenommen. In der Kleidung
„halten sie sich reinlich, tragen lange Röcke von gutem Tuch,
„den Armeniern nicht unähnlich; Mann- und Weibskleidung ist,
„wie bey den Türken, wenig verschieden. Reyde Geschlechter
„tragen Sliefel niil Eisen beschlagen; das weibliche geht auf
„der CTassc so bedeckt, dass man von ihnen nur die Augen
„sehen kann: das Gegentheil ist Schande; auch im Hause hat
„es ein abgesondertes Gemach. Sie haben keine Aepfel und
„Dirnen, noch anderes Obst, pflanzen und geniessen aber viele
„Angurien, welche stark kühlen, deren sie sechs bis acht auf
„eine Mahlzeit essen können. Sie Irinken stark Branntwein,
„ohne denselben wird die beste Mahlzeit fiir nichts geachtet.
„Ihre Waaren sind: Rauch werk von Marder, Zobel, Luchs
„Wolf und Fuchs, Wachs, Flachs, Hanf, Unschlilt, Ochsen-,
„Bocks-, Elendliäute. Die Deutschen oder Osterlinge führen
^/dagegen Tuch, Seidengewand und allerley Krämprey ein.
— 376 —
;;Der Handel^ vordem in Narwa getrieben^ hatte sich ta dieser
„Zeit nach Pleskow gezogen/'
E li s t 1 a u <!•
^;Um nach Narwa zu reisen^ miisste Rieckel des ZoOs
^;Wegen vorher auf dem Einböck (^Embach) nach Dorpat. Auf
;^diesem Wasser gibt es in Menge Aale, die oft armsdick sind.
^^Iwannigro (Iwangorod) oder das russische Narwa, jenem gegen-
,,äber, liatlen damals die Schweden inne, es sey ihnen, sagt
y^ttiechelj zur Behauptung Narwa's nothwendig, und die Ross«
„werden es nicht leicht mehr bekommen. Unter dem Wasserfall
,,ist ein herrlicher Lachsfang; die Fischer wissen es so zu richten,
,,dass sich der Salm selbst fangt. Ein Salm von zwanzig Pfund
,,koslet einen halben Gulden, höchslens einen halben Reichslhaler.
„ — Auf dem halben Wege nach Reval, wohin er mit einem
„Schweden, der in königlichen Diensten dahin ging, reisen wollte,
„dadurch aufgehalten, dass ein Beamter nur für diesen ein Pferd
„hergab und für Geld kein zweites zu bekommen war, nahm er
„die Einladung eines Liefländischen Edelmanns, Jörg von Berg,
„auf sein drey Meilen entlegenes Schloss Sagett an. ImSchloss
„war nur ein Bett, das ein Verwandter des Hauses bereits ein-
„genommen hatte, der es aber sogleich verliess und sich, wie
yyKiechely auf Stroh lagerte, indess der Hausherr das Bett ein-
„nahm. Durch den Krieg war das Land gänzlich verheert und
„der Adel verarmt, und weil man sich von den Moskowitern
„noch täglich des Kriegs besorgte, wagte es auch Niemand
„wieder zu bauen. In der Nacht, da Riechel im Schlosse
„sciilief, wurden aus dem Hof sechs, und wenige Tage vorher
,^sieben Schafe von den Wölfen weggenommen. Der Edelmann
,;aber glaubte, sie scyen gestohlen, oder von Hexen und Zaube-
„rern, deren es im Lande sehr viele gebe, weggeiuhrt worden:
„denn es gibt, setzt liiechel hinzu, Leute, die in Wol&gestalt
— 377 —
jJhniBBy md die man Wehrwölfe nennt. — Die Stadt Reval komtfe
^jka Grossfüist Basilius nicht erobern^ ungeaditet er aie odt
igfiB&dgtansmd Mann belagerte, nnd sie nur fünf tnmdert Borger
^md kein fremdes Volk hatte: denn zwey mit Kriegvolk imd
ijlfnition versehene Schiffe von Läbeck, womtt man ihnen m
JStUb können wollte, wurden durch widrige Winde rar Heini-
Juktt genAthigt. IMe Belagerten wurden aufgefordert, sidi ra
,,efgeben und ihnen, im Fall der Unterwerfung, die Eriialtnng
„Ivrer alten Freyheiten versprochen, aber zugldch mit ginilicher
^Vcrmchtung bedroht, wofern sie der Auffordenmg nidit ent*
„sprechen würden. Als Antwort schickten sie einen Brief» der
„irichts enthielt, als die blosse AuE$chrift, und Hessen, wAhrend
„er im Lager in Gegenwart der Vornehmsten entsiegelt wurde, >
„vom Schlosse her auf einmahl Cartaunen losgeh«, wodurch die
,/emdlichen Schanzen zerrissen und eine grosse Anzahl des
„KriegsYolks verwundet und getödtet wurde. Ungeachtet der
„Grossfürst hierauf die Stadt noch heftiger angreifen Hess» war
„er doch gezwungen, unverrichteter Dinge abzuziehen. Unter
„dem Geschütze, welches er bey sich hatte, war* ein Stack, woran
^lunlhundert Menschen, gleich dem Vieh, zogen/^
95.
Giles Fletchen
* 1588.
dies Fletcher^ ein Mann von grosser Gelehrsamkeit und
Eriahrung, wurde im Jahr 1588 von der Königin Elisabeth von
England als ihr Gesandter an den GrosslÜrsten Feodor Iwano-
witsch geschickt, eine Auszeichnung, welcher wir eins der schätz-
barsten altem Werke Ober Russland verdanken. Fkteker kam am
— 378 —
25 Nov. in Moskau an^ und verliess es sdion wieder im Aogi
des folgenden Jahres; er benutzte diese kurze Zeit von ac
Monaten aber mit ausserordentlichem Fleisse zur Einsammlung r
Nachrichten über ein Land^ das ihm des Neuen und Ungewöh
liehen so unendlich viel darbot; und ordnete nach seiner Zvrfic
kunft in England seinen reichen Vorrath von Materialien
einem Werke^ das ihm einen ehrenvollen Platz neben Herbe
stein's unsterblichen Comraentarien sichert.
Die von Fletcher selbst geschriebene Geschichte sein
Gesandtschaft und seines Aufenihalts in Moskau (uidet man
Hakluyi's Collccllon, Vol. I. p. 533 unter dem Titel:
The Aiiibassage of M. Gilcs Fletcber, Doetor (
the civil Law, sent from her Maijestie to Theodor tl
Emperour or Russia. Anno 1588, Briefly written li
hiniselC
Ein zAveiter Aufsatz von Fletcher befindet sich
• chas Pilgrimes, Vol. III. p. 413 mit der Ueberschrift.
A Treatisc of Russia and the adjoyning Reg
ons, written by Dr. Giles Fletcher, Lord Ambassstadoi
from the late Qneene, Ever - glorions Elizabeth, l
Theodore then Emperour of Russia. A. D. 1588. Au(
unter dem nämlichen Titel in Harris Navigantium atqv
Peregrinantium Bibliotheca, Vol. I. p. 542.
Und daraus ein Auszug in Moscovia itemqne Tartari
Elze vir. p. 66 — 75 e Lcgati Aiiglici commentario, m
über die Tatarcy: Ex rclatione D. Acgidii Fletche;
Rcginae Angliae ad Russos Legate, ebend. p. 343-34
Fletchers Hauptwerk über Russland aber erschien dr
Jahre nach seiner Zurückkunft unter folgendem Titel:
Of tbe Russe- Common -Wealth, or manner \
government by the Russe-Emperoar^ commonly call«
— 379 —
the Emperoor of Moseovia, wilh the mannefs and
fiishioDs of the people of that countrjr. At London
iprinted by T. D. for Thomas Charde. 1591. 4"^.
Dieses Werk enthält^ bei manchem unreifen und scharfen
Vtlbeüe^^y einen Schatz von ^richtigen Bemerkwigea aber die
Verbssmig, die Verwaltung'^ die Produkte^ den Handel und die
Sitten^ besonders auch aber das damalige Hofleben in Russland,
aus irelchem Karamsin im IX u. X Bande seiner Geschiehte
des Rnssitichen Reiehs sehr häuflg geschöpft hat. Zur
Geschichte dieses merkwürdigen Buches gehört übrigens noch^
dass die Gesellschaft der Londoner Kaufleute ^ die mit Russland
einen sehr vortheilhaften Handel trieben^ und in Moskau Vorzugs*-
weise begünstigt waren ^ den Zorn des Grosslürsten über die
Freiffluthigkeit ihres Landsmannes fürchteten^ und sich daher an
den damaligen Englischen Minister Cecil mit der Bitte wandten^
dass Flelcher's Werk verboten werden möchte. ,,i
96.
A r s e n i u s.
1589.
Als im Jahre 1587 der GrossfiirstFeodor Iwano witsch*»«
^cn Entschhiss fasstC; dem Russischen Reiche einen eigenen
409. Flelcher sagt unter andern in dem Schreiben an die Königin
Eikabe(h , mit welchem er ihr sein Werk überreichte, über Russland, es sei
wiiboat truc kiiowledge ofGod, wjtbout writtcn Lawc, wilhoat common
JMticr.
'MO. Besonders .unter dem Einflüsse und in dem Interesse von BorU
üodunow, der wahrscheinlich schon damals daran dachte, dem Erzbischof Joto
mehr Ansehen, und dadurch seinen eigenen Plänen eine grossere Stütze zu ver-
schaffen.
— 380 —
Patriarchen zu geben^ und dadurch den Einfluss ganz aufzuheben,
den der Patriarch von Constantinopel bis dahin noch immer auf
die Russische Geistlichkeit ausübte^ holte er vorher ober diesen
iür die Kirche so wichtigen Schritt die Meinung des Moskauischen
Metropoliten^ Jow^ und der höhern Russischen Geistlichkeil ein^
und sciiickle dann Gesandte an die vier Patriarchen^ nfimlicb den
von Constantiuopel^ von Antiochia^ von Alexandria und von
Jerusalem^ um ihre £in\^illigung zu dieser wichtigen Veränderung
zu erhallen. Diese ertheilten auch ihre Zustimmung durch eine
feierliche Urkunde«^'; und sandten mit derselben den Patriarchen
von Constantinopel; Jeremias^^^; nach Russland, um den erst«
Moskauischen Patriarchen selbst zu weihen. Jeremias kam
1589«i> nach Moskau , führte den neuen Patriarchen feierlich
ein, und bezeugte durch eine förmliche, von ihm ausgefertigte,
mit des Grossfursten Siegel bekräftigte, und von der vornehmsten
Russischen Geistlichkeit mit unterschriebene Akte^^^^ dass der
411. S. über diese Urkunde: Baigold b {ScMoMer's) BeOagem mmr «mi-
veränderten Russland, Riga 1769. 8^ Bd. LS. 1, in dem Aufsätze mker die
Rnssische Kirchen- und Reformaiions-Geschichle. Dieser Aufsatz wurde oebsl
andern Denkschriften auf Befehl der Kaiserin ihtharina II in's Französische
übersetzt und an Voltaire geschickt, um bei der Geschichte Peten dee Grom&m
Gebrauch davon zu machen; er benutzte sie aber nicht, und schenkte sie der
öffentlichen Bibliothek in Genf.
412. Jeremias f mit dem Beinamen Tranus, und Lorieaaemif wir um
Patriarchen von Constantinopel erwählt 1572, abgesetzt 1581, wieder eingeseUt
1582, wieder abgesetzt, und nach Rhodus verwiesen 1584-, zurück gerufen 1587,
scheint sein Amt bis 1594 bekleidet zu haben. Der berühmte Tübinger Theolof«
Martin Crusius, setzte sich mit ihm in einen kirchengeschichtlichen Briefwechsel,
der dem Griechischen Prälaten bald sehr lästig, und endlich durch das Exil des-
selben unterbrochen wurde. S. Beckmann's Lill, d, alt, Reisebesckr. Bd. L
S. 387.
413. In Sthliiwfs Nestor, Bd. V. S. 86 steht durch einen Irrthom 1557.
414. S. diese Akte in der ilfrMaVi«oi0*schen Sammlung vom Urkumdem,
CaSpoHte rocy^apcme. FpoMomö. Th. IL p. 94.
— 381 —
Patriarch, nnd seine Nachfolger, alle Vorredite der andern
Patriarchen, und die nächste Stelle nach dem von Constantinopel,
haben sollte.««»
Auf seiner Reise nach Moskau erfohr Je rem las, dass
ArseniuSj Bischof von Elasson«««, sich in Polen befände,
und forderte ihn daher in einem Schreiben auf, sich zu ihm zu
begeben, weil er ihn zu sprechen wünsche. Arsenius folgte
der Aufforderung unverzüglich, traf den Patriarchen am 22 Mai
in Zamosc, in Gallizien, und begleitete ihn nun, auf dep Wunsch
desselben, nach Moskau.
Der Patriarch und sein gelehrter Begleiter wurden von
dem Grosstursten ausserordentlich gütig aurgenommen und behan-
delt.««'' Der Bischor Jr^e;i/t/^ verfasste eine Beschreibung seines
Aufenthaltes in Moskau und der bei der Einweihung des neuen
Patriarchen stattgehabten Feierlichkeiten, die sich glücklicherweise
erhalten hat, und für uns ein höchst wichtiger Beitrag zur
Kenntniss der Sitten und Gebrauche jener Zeit ist.
415. Das Weitere und Ausrührlicbe über die Geschichte des Patriarchats
in der Russischen Kirche findet man in dem oben angeführten Aufsätze in Hai"
goldt Beilagen ; wodurch auch die Irrthümer berichtigt werden, die sich fiber
die>ea Gegenstand bei lleinecciua Monheim Ut a. befinden.
416. EfttssoMy bei griechischen Schriaslellern o^icKwoV, o^ooooJr, auch
tJiaoeuy, jetzt AieBsome, eine Stadt im alten Thessalien, mit einem griechischen
kloster, am Kusse des Olymps. In Russischen Urkunden heisst sie Gaia$um,
417. Den Tiltl, mit welchem Arsenius in Moskau oflicien angeredet
wurde, giebl er selbst so an: c7 a^'/ti}vxa xantivl xov EAaaaowi t^ftmw x«i
jTuQiti rifi rtt^f^^iov ixtivr^(; 8i;ßiovixov ort ovvai mu Iv^ioitoyxcu jrXijeioy tfg
' E^.>m8o^ 0 7t uvviii 8d$a x<Jy öofpüy xcü ttjv ^rj6^uv xAioq xai elvai xai Iv^iaxoytai xa
:r^*srro8u oJ.iifixov loü ovoiTtov oXvfinov xi xai ov/l xov Aaidxov, Was nach
di*r in Turin beigefügten Uebersetzung im Latein lautet; „HiiMUn^® Elassonis,
.inrlytae et relcberrimae regionis prope Helladem Episcope, vbi est sapientum
^omotum decus, atque oratorum splendor, ad pedes Olympi Occidentalis, non vero
-Asialici."
— 382 —
Arsenius beschrieb seilte Reise in Neu - Griediisoher
Sprache«^^, und gab ihr den Titel:
Korroi xal bioTQißrj rov ranBivov aQ/uniöx6nov ^jigotvlou»
y(Hk(fu xal rijv iiQoßlßaöiv rov IIctrQidQXOV Moöj(oßiag.
(^Anstrengungen nnd Reise des demüthigcn Erzbischofs
Arsenius, mit der Beschreibung der Erhöbang des
Patriareben von Moskau.)
Wo sich das Original dieses Tur die Russische Kirchen-
Geschichte so Wichligen Doliuments befindet; ist. nicht bekannL
Eine Abschriil davon^ die einzige^ die man bjs jetzt kennt, besass
ehemals die KönigUche Bibliothek in Turin^ und als der Katalog
der Handschriften dieser reichen Sammlung auf königliche Kosten,
im Jahre 1749^ durch Pasinus^ Rivauteila und Berta, unter
dem Titel: Codices manuscripti Bibliothecae TanrineDsis
Atbenaei, Taurini 2 Voll. gr. fol. im Druck bekannt gemacht
wurde, erschien in demselben zugleich, Vol. I. p. 433-469, ein
Abdruck dieser Abschrift in neugriechischer Sprache unter dem
oben angerührten Titel. Die Herausgeber fügten zugleich eine
lateinische Ucbersetzung hinzu, bemerken jedoch bei derselben,
dass manche Ausdrücke des Originals ihnen nicht ganz verständlich
gewesen sind. Diese Handschrift kam während der französischeA
Besetzung von Turin, im Revolutions-Kriege, nach Paris, wo si»
sich auch gegenwärtig noch in der Biblioth^que du Roi befindet.
Da der Katalog der Turincr Bibliothek ein sehr seltenes
und kostbares Werk ist, so war es sehr verdienstlich von
Beckmann, dass er in seiner Literatur der iiltern Reise*
beschreibnngen, Bd. I. S. 404 — 420 daraus eine etwas
ausfuhriichere Nachricht von dieser Reise des Arsenius gab,
wodurch spAter auch Bur eh. von Wichmann veranlasst wurde,
418. Sermooc graoco-?u1gari seu romanico.
— 383 —
dtaelbe in Mioer Sammlong bisher noeh ungedrnektair
kleiner Sckriften sor altern Gescbiehtc nnd KenntniM
dn RoMibcken Reichs, Berlin 1820. 8^^ wieder abdmckeA
n lassen. ^ Sie befindet sich daselbst^ B. L S. 57—122, unter
Ugendem Titel:
Arsenii Elassonis Episeopi Deseriptio Itinerii
U MosroTiam habiti.a Jeremia II, Patriareha CoBStnn*
tiaopolitano, ubi et Patriarebatos Moseboritiei Institntio
Mmtnn
Dieser Au&ato ist äusserst reich an Nachrichten 4ber die
GeiNrauche der orthodoxen Kirche, den Hof der Gr(»»3iBrsten nnd
^^m ausserordentlichen Glanz desselben, und daher werden fiA*
C^ndo ausfidhrlicbere, durch die Ver^eichung mit dem Neu*
^«iechischen Originale berichligte^ und hier und da aus Russin
^^^im Quellen ergänzte, Auszflge aus demselben woU ketarat
^^Uschuldigung bedürfen. Es muss indessen dabei im Yorans
^^merkt werden^ dass einige Ausdrüdie des Ane$UmSy Gegen^
^^nde des Luxus und der Mode damaliger 2eit betrelTen, die
Heul zu Tage kaum mehr verstandlich sind-*»»
Der Einzug des Patriarchen in Moskau, wohin er seuie
Iteise auf ein eigenhändiges Schreiben des Grossfiirsten beschleu-
nigte, und wo er am 13 Juli ankam, war äusserst glänzend,
und die Menge der zu seinem Empfange Entgegenströmenden
unermesslich. Seine Wohnung war in dem Hause des Erzbisdioik
von Kasan ^ Jow (Hieb), eingerichtet, wo er von hohen
Beamten empfangen und während seines ganzen Aufenthaltes,
aof Grossfürstliche Kosten^ auf das reichlichste verpflegt wurde.
Acht Tage nach seiner Ankunft, am 21 Juli, wurde er zu emer
419. Mao sehe zur Vergleichuog die Erzihlmig der Patriirchen - Walü
Dach Russischen Quellen bei Mfarmmim Th. IX. S. 181 £
Audienz bei dem GrossfUrsten eingeladen. Auf dem Zuge dahin
^vurde er nebst seinen GefiEihrten, dem Metropoliten von Monem-
basia«*% Hierotbeus^ und dem Erzbischofo Arsenius, dem
Arcbifnandrilen Christoph^ dem Archidiakon Laurentius^ und
drei Prieslern: Makarius^ Akakius und Gregorius^ durch
vornehme Hofleute geiuhrt; und von einer grossen Menge
schwarzer Mönche begleitet. An der grossen Treppe des Pal-
lastes wurden sie von vornehmen Bojaren empfangen^^i^ und mit
einem zahlreichen Gefolge bis in die innern Gemächer geführt,
>vo zwei Ceremonien - Meisler den Patriarchen unter die Arme
grifl'en und ihn in den Audienz-Saal führten. Der Grosslürst^ der
hier immer ßaadevg, rex, genannt wird, sass auf dem Throne,
das Haupt mit einem reichen Diademe und einer kostbaren
Krone geschmückt , und einem kunstreich gearbeiteten, mit den
herrlichsten Edelsteinen besetzten Zepter in der Rechten, stand
aber bei ihrem Eintritte auf und trat dem Patriarchen entgegen.
Dieser bezeigte zuerst einem mit den kostbarsten Edelsteinen
und Perien geschmückten Bilde der heil. Jungfrau, das innerhalb
des Thrones unmittelbar über dem Haupte des Grossfursten hing«*'.
420. Das heutige Xapoii di Mahasia. Der Name JUomemSanm (t9I
fi6rt^y einzig, und ifißaoia^ Eingang, weil man nur von einer Seite in die Stadt
kommen konnte) wurde von den Italiänem in Mahasia, von den Fnuueosan la
Maivoisie, von den Engländern in MaitMey und von den Russen in Mm ■■§■■
verändert. In Russischen Urkunden heisst HierotheuB auch f^poeem und jUmm-
icasiicher Metropolit.
421. In der Anrede, welche die Bojaren an den Patriarchen hidtei,
nannten sie den Grossfursten, wie auch später gewöhnlich geschah,
RejT, Imperator majrimus, Rex Regum, ioittugme RasnaBy Titel, die, wie
sieht, ganz dem byzantinisch-orientalischen Style nachgebildet sind. Uebrigens wird
der Grossfürst hier auch Rex ommivm liyperborearum genannL
422. Eben so sah es auch noch Meierherg. S. die Abbildungen n
meinem Werke über Meierberg*ß Reise in Russland, Taf. 34.
— 385 —
seine Ehrerbietung'^ hielt eine kurze Anrede und schloss mit
Wtnschen für den Zaron.^^a Der Grossiurst dankte ihm mit
einer Vemeigung' des Kopfes und einigen freundlichen Ausdrflcken«>%
hepb sich ^vieder auf den Thron ^ und lud den Patriarchen ein,
nrten ihm, zu seiner Rechten^ auf demselben Platz zu nehmen.«««
Bald darauf erhob er sich wieder und bat um den Patriarcha-
Ksdien Segen^ nach dessen Empfange er sich entfernte.
Nun vergingen mehre Wochen^ ohne dass Jeremias weiter
etwas über den Zweck seiner Reise erfuhr; er Hess dem Grossßirsten
daher anzeigen^ dass seine Gegenwart in Constanlinopel nöthig
wäre, und er um Erlaubniss biltC; dahin zurückreisen zu dürfen. Da
erschien Boris Go dun ow, „clarissimus Archon" Mie ihn Arsenius
nennt, „primus inlcr Barones*^« Regis, atque Reginac Mai/u^y^^'^
,e( maximi Casani, cujus ret^ionis fama per omnes terrae partes
423. „Prope Regem stans, sanctam manum extulit, multaque Regi fanste
„preeatos est, longaevam ut vitani diicerel, atque longe laleqiie Imperii fines
„protaheret. Mit in re^na omnia dominaretur, ejusque nomen in Orientis atque
«Ocxidentis parlibus colcrctur; denique ul sui gcneris successoreni relinqueret,
,qiii soliuni occuparcf."
42*. Die BcneuDungen und Beiwörter, die sowohl von dem Grossfürsten
senkst, als in dessen Namen, dem Patriarchen beigelegt wurden, sind sehr merk-
würdig. Er hcisst hier : Dirinus, sanciitsimtiBy aanctomm »aMciissimmSy maximw,
j/mUr pairum, de$pofa ciariaaimus, carterorum Pairiarchamm prinr^pa, Primcept
OeemmfeMtrusj vir rOit/ue t er rar um numquam aafiB commendandtis u. s. w.
425. Zur Seile des Thrones stand ein sehr grosses Planetarium aus Gold,
prmegruMdia gp/tnrra ex auro conßata, im qua ioiiv» terrae ambitui rngmaiuB
ermi. Vermulhlich eins der vielen kunstreichen Geschenke, welche die Fürsten des
Aaslandes nach Moskau sandten.
426. Die tiarones Regni bollen hier ^ohl die Bojaren bedeuten.
i27. Maifiuv oder eigenllich 'Ofiaifioy^ bedeutet im spätem Neu-Grie-
ihi»chen, einen Blutsverwandten, hier den Bruder der GrossRirstin. Das Wort
i^t zusammengesetzt aus o>öy, gleich, und al/Aa^ Blul; also comamguimeuM,
25
— 386 —
„celcbratur^ Dax^^ bei ihm^ und kündigte ihm mit einiger Verlegen-
beih^B den Wunsch des Grossrarsten an, dass er ganz in Moskaa
bleiben, und selbst die Stelle „eines Patriarchen von Wladimir,
„Moskau und ganz Russland ^ mit einem sehr reichlichen Ein-
kommen«^» annehmen möchte. Der Patriarch lehnte diese Ehre
dankbar von sich ab^ da er durchaus nach Constantinopel zurädi-
kehren müsse; damit aber die Absicht des Grossfursten einiger-
massen erreicht würde ^ schhig er vor, diese hohe Stelle einem
Andern, aus der Mitte der Russischen hohen Geistlichkeit za
erlheilen. Der Grossfurst bcricr darauf aus allen Bischöfen und
Archimandriten eine Synode zusammen, und theilte ihnen die
Aeusserung des Patriarchen mit, worauf alle einstimmig den
Wunsch ausdrückten, Jeremias möge ihr Oberhaupt werden.
Feodor sandte nun, in seinem und der ganzen Geistlichkeit
Namen, den Bojaren Andrej Schtschelkalow, (der hier
Tzalcanes genannt und als „vir aetate provectus, mirabili
prudentia, doctrina et virtute praedilus celcberrimusque^ bezeichnet
wird) und dessen Bruder, den Djak Wassilij Schtschelkalow
zu dem Patriarchen, um ihn zur Erfüllung dieses wiederholt
geäusserten Wunsches zu bewegen. Sie erwähnten dabei unter
den Gründen, die ihn dazu bestimmen sollten, auch ausgezeichnete
Geschenke, ein weites Gebiet, grosse und kleine und berühmte
Städte, und täglich ein Mass Getreide «'<» und tausend Aspra«*«
428. „Non vine timore."
429. „Abundantissimas innumerabilisque omnino ccnsas.
430. Wahrscheinlich ein Tschetwert.
431. Amenius giebt hier den Silber- Kopekem, nach denen damals allga*
mein in Russland gerechnet wurde, den Neugriechischen Namen der kleinsteo
Silber - Münze, die ihm aus seinem Vaterlande die bekannteste war, ABprn. Das
Wort aait^ bedeutet, eben so ^ie der türkische Name dieser kleinen Mflnu
JkUchey wein, also etwa einen Weiu^femitig^ IVitiem, Im Latein des MiUd-
alters Aspen. S. Dm Camge Glossar. GraccUatis, und Ebend. GUm. MMiimü.
— a87 —
N6fraCia«s<^ so wie für sein Gefolge ebenfalls Würden, Lände-«
reira und reichliche Verpflegung. Jeremias lehnte aber attck
iesen Antrag unter demüthigcn Danksagungen ab, weil seine
Gegenwart in der verwaisten Mutter-Kirche unumgänglich ndthig
wire, erbot sich jedoch, gemeinschaiUich mit dem Russischen Qerus
Ar die Musiiowische Kirche einen eigenen Patriarchen zu wählen
md zu weihen. Da nun der Grossförst und die hohe Geistlich-«
keit in diesen Vorschlag willigten, so wurde unverzflglicb zur
Ansfiihrung desselben geschritten. Alle begaben sieh, den
Patriarchen in ihrer Mitte, im höchsten Glänze des kirchlichen
in aevi. ^Aen^y was durch ^r^a^wv Xtv%6v erklärt ^vj^d, war bei den By-
xtBUnern die allgemein angenommene Benennung der UeiBen Silber^MCUiie;
Ib der Jbar^^ rifc ytaxaoxaon^ xfQ iP€ax6oi^Q TtonffQ ^/hSp 7^6100^ , (Moskaa
1808) heisst es S. 27: "Äon^^ artX xoff ß.cvx6v, aojr^a tivoftda^iiaccy nai xä
i^yvfa vofiuffiaxa tt^oq arxiSiaoxoÄijv X(Jy Moxxivcfy xc^fiaxiuwj xux ioUy xtSr^^^^*^*
ta rw 81 yivixcjQ xa /^ij/iaxa aojt^a Aiyovxoi. £$ oiT xai ^ffutf aafr^i^Qt, x6 Xivuaivu,
432. Ar9emim9 will RuuUche Mummen überhaupt ausdrücken, nnd braucht
dazu das Wort Nograiia, Nowgorodsche, weil er sie in Moskau AotcogorodM,
oder Nowogrodki nennen hörte. Denn dass diess die Bedeutung von Nogralia
Atpera sein müsse, sieht man daraus, dass er Gross Nowgorod ficyaXoy Noy^dxtcv
übersetzt. Nowogorodki hiess bekanntlich die Silber -Münze von Nowgorod,
welche Stadt bis zu dem Verluste ihrer Unabhängigkeit, bei denselben stets das
alte Gewicht, von 24 Doli beibehielt, während die Kopeken von Moskau immer
fvringer wurden, und endlich unter Alexfj Michmlowiisch bis auf 9 Doli her-
absanken. Wenn daher von Nottgorodki und Moskowki die Rede ist, kann
■UB immer annehmen , das die erstem den doppellen Werlh von den letztem
kabea. Meint also Arscnius hier, yixe es möglich ist, wirkliche Nowogorodki,
weil dieser Name auch nach der Unterwerfung Nowgorod's noch eine Zeit lang
für iimssUvhe Münze im Allgemeinen gebraucht wurde, so würden die dem
Paliiarchen zugedachten Diäten viel bedeutender gewesen sein, als wenn sein
Aasdruck Geld nach Moskauer Währung andeuten soll Denn da zn den Zeiten
des Grossfursten Jwan WassiljewUsch das Gold zu dem Silber wie 1 zu 12
stand, so galt ein Goldgulden oder Ducaten 60 Moskauiscbe nnd 30 Nowgorod-
seile Dengas. Im zweiten Falle wQrde die dem Jeremias bestimmte Summe
tägiich, 33; Ducaten, oder 12161} Jährlich, im ersten Falle aber nur die Hälfte
betragen haben.
25'
- 388 —
Pompes, in die Kathedrale, wo aus den vorhandem» vier
Melropolilen ; sechs Erzbischören und acht Bischöfen durch
schriftlich abgegebene Stimmen «3> drei gewählt wurden«»«, mit
deren Namen sich dann der Patriarch mit dem ganzen geisüicheo
Gefolge nach Flofc begab, und den Grossiurslen, der ihnen bis
an die ThQre entgegen liam, ersuchte, aus diesen dreien den
Patriarchen zu ernennen. Nach einem lauten Gebete und emea-
ertem Danke an Jeremias, erwählte Feodor den Metropoliten
Jow, von dessen Wahl man schon im Voraus überzeugt war,
und dieser wurde nun am 26 Januar, in Gegenwart des Gross-
forsten «3<^ durch den Patriarchen von Constantinopel in der
Kalhedral - Kirche mit grosser Feieriichkcit eingeweiht, und als
Patriarch von Russland ausgerufen. «3« Der Grossfürst hing ihni
dabei mit eigener Hand ein kostbares an einem goldenen Bande
befestigtes lUeinod (Encolpium)«»'? um den Hals, in welchem
433. Diese Wahlakte hat ^neaitu mit unterschrieben: o A^Ätm»»
'EAdMwvoQ '^f Wfo/iwc vftty^afo. S. Cb^fMme iVry^fapMM. />«jiom0. VoL 0.
p. 95.
434. Diess waren der Moskaoischo Metropolit JW, der Nowgorodsche
Erzbischof ^^iexamderj and der Rostowsche Erzbiscbof H'^orltimm.
435. Der hier in dem Abdrucke bei %Vichmanmy p. 78, ans IrrthMi
Theodosins genannt wird.
436. Die reierlicho, mit 10 Siegeln versehene Akte darüber Cadel naa
jU der CoSpanie rocy^yipcms, l)^Momb, Vol. H. p. 95 — 103, wo htxwmm
unterschrieben hat: *Ic^ifiiaQ iHu Sa ^A^^unimtünoQ Kij^ota^hw noJUtßQ tim^
P<S/ju;q xai oijrov/iivixofi Uaff mpy^ ocxaVc /»pi vTriy^a^a, und AnemimBt ToMu^
^A^^uitioytojttxi 'E^dooijyoQ JifAiJvixit 'A^ivioQ. Statt äi^Ätjpixt mU8f M Uer
wie oben, dcjuovixuf volkreich heissen.
437. Encolpium, ein aus Gold oder andcrm Metalle, oft auch nur a«
Holz vcrrertigtes kleines Rehällniss. in Form eines Kreuzes, worin Reliquien aar-
bewahrt werden, und das auf der Brust, h n6Xn(^ gelrasen wird. S. Dmram^
Gio$9ar. ad Scripi, med. ei imf. Graecitafh v. EyxöJimw, Ebend. CTAwmt.
Lnitn. med. aevi von Encolpimm führt aus Anatlasius folgende Erklämog aat
Cracrm rnm prHioAo li^nn, vol rnm rrliqoiis ganrloriin ante pfrlMi pM^
tarc fn^prosuro ad collnm, hoc rst qnod rocAiil ciirolpiiim.
— 389 —
sich ausser andern Reliquien, einig'e Stückchen des heiligen
Kreuzes befanden; Terner legte er ihm ein reiches Pallinm an,
ans venezianischer Seide gewirkt und von oben bis unten mil
den herrlichsten Steinen besetzt, und verehrte ihm weisse
Untergewänder mit kostbarer Einfassung «»•, ein reich verziertes
Camelauchium«'«», mit der Inschrift: ^Geschenk des Zaren an
den Patriarchen Jow^, einen Patriarchen - Stab aus Gold,, mit
vier Schüssen oder Abthcilungcn (nodi}««^», und eine Menge
auserlesener Edelsteine und Perlen. Zugleich redete er ihn,
nach dem Tagebuche des ArseniuSy mit folgenden Worten an:
^Domine Sanctissime, Venerande Patriarcha, Pater patruro, totius-
,que Russiae Primas, Magnae, inquam, Russiae, Volodimeriae,
^Hoscoviae, Septentrionalium regionuro, Astracani, Cazani, Magnae
^Novoguardiae , atque Rhazani, totiusque Siberiae Palriarcha.
yPrimatum supra ceteros Episcopos ad te spectare dedarat
438. Lincac candidae rabeia intrxtae. Linea ist im Lateio des Mittel-
allers ein Uniergewand, ein Hemde. Vestia inferior ex lino confecia, Da
C%B^ r. Linea. Die mbei können hier wohl nur statt rubü stehen, was im
Mittelalter für rubini gebraucht wurde. An rubemM von rmbtu, Brombeere, ist
hier doch nicht zu denken.
439. Wird in der lateinischen Uebersetzung CalimamrkHt9 genannt
KofuJiavitiWt ^ine Kopfbedeckung, bei den Mönchen von schwarzem wollenem
Zeage, ursprünglich aus Kamelhaar, daher der Name. Bisweilen bedeutet es aacb
einen Hut. Hier ist es eine weisse mit ausgesuchten Steinen und Perlen besetzte,
and mit einer Inschrift versehene Decke aus dem feinsten wollenen Stoffe. Ans
äkomteiavcium ist durch eine sehr gewöhnliche Versetzung CaiimMmckimm gewor-
den. S. Du Cnnge Giou. ad. Script. mtnL et inf. Graeeit. v. Mfu^v'xtw^ und
Ebend. Gio$8. med. Latimit. v. Camelaucum,
4 VC. Die gewöhnlichen Bischof-Stäbe waren aus Holz* Goldm^ Stäbe
za tragen war ein Königliches Vorrecht. S. Du (hmge Gto$$. Laiimü. ▼. Ba-
cmhu. Einer, vielleicht symbolischen, Abtheilnng dieser Stäbe If modot finde ich
nirgends erwähnt.
— 390 —
„M^esta mea^ edicHque^ ul in posterum admirandam sacciim««i
„g'cstes milramque««'^ ac magnam cappam««^^ atque per omnia
„Imperia; regna^ et dominatus Patriarcha renuntieris^ nee oon
^alionim Patriarcharum ; Conslanlinopolitani; ccleroruinqne frtter
„habearis.^ Nachdem der Grossiiirst nun noch den Segen des
neuen Palriarchen emprangen hatte ; begab sich der ganze Zog
in den Zaren-Pallast zur Tafel.
Diesem Gaslmah! wohnten^ ausser den beiden Patriarchen^
alle anwesenden Bischöfe^ viele vornehme Kriegsmftnner nnd
Bojaren, und unter andern auch Gesandte aus Georgien bei, die
von ihrem Fürsten geschickt waren, um dem Zaren einen Tribnt
zu bringen, und ihm als ihrem Könige und rechtmässigen Herrn,
ewigen Gehorsam zu schwören.««« So wie alle Platz genonunra
hatten, wurden geistliche Hymnen gesungen, und der fremde
Patriarch ertheilte der Versammlung seinen Segen. Die Zahl
und Pracht der Gäste, der Ueberfluss an dem kostbaren Geräthe
und an goldenen Gelassen, erregten das Erstaunen der Fremden.
441. Saccus adndranduB, im Griechischen JCaxxoc <^avfuiax4^ efaie Del»
dang der Patriarchen nnd Bischöfe) ohne iermel. Das Beiwort mdmkmmim
hal dieses Kleid hier wohl nur von seinem Reichthame und seiner SchönheiC. la
der lateinischen Ucbersetzung findet sich noch die Erklärung: ^VesteDi neiBpe
jiPatriarcharum mauicis carentem, corporique astrictam instar sacci", velche em
Zusatz der Uebersetzer ist. Abgebildet siehet man den Saccus in TA» Ritfß
and Ceremoaics of Ihe Greek Churck im Ru$$ia eic. by Jaks Cku. MTiagt
Lomdom 1772. 4"". p. 40. PJate X.
442. MUra die bekannte kronenformige KopR^edeckung der PSbste, Cm^
dinale und Patriarchen.
443. Cappa oder Capa, ein priesterliches Oberkleid. S. Dm Cmmgm Ghm,
ad Script, med, ei inf, Laiimt. r. Capa,
444. Der Ton Türken nnd Persem bedrängte Zar von Grnsien, AJMrmmäer^
hatte inständig gebeten, ihn nnd sein Volk als Unterthanea aofzanehmen, «Bd*
leistete, sowohl persönlich, als durch vornehme Abgeordnete, den Eid der Tmai
S. KarmmtMs Gesch. d Russ, Reichs, Th. IX. S. 157-159.
— 391 —
Sie sahen da silberae Schalen mit goIdeneD Kronen umgeben^
Bod köstliche Flaschen voll des herrlichsten Malvasiers«*», der
besten Weine aus Ronianieu^««, und des ausgesuchtesten Creter-*
Weins aus apianischen Trauben gepresst.*«'' Da prangten mehre
goldne Amphoren^ grösser als man sich vorstellen kann^ unter
denen namentlich eine ^ar^ die zwölf Männer nicht getragen
bitten; da sah man Gefassc, welche die Gestalt von Löwen^
445. Der Mahtuifir war schon in allem Zeiten ein, wie überall, so aucii
in Ritssland sehr beliebter Wein, und wird als solcher schon bei Uerherüeim und
A. erwähnt. Im Mittelalter kuinnil er schon als vimum lUahaiiewm vor. S. über
Jir«/rMia oben Note 420. In einer der Stadt Posen im J. 1534 ertheilten Urkunde
wird der Malvasicr rmtrm Malmaticum genannt. S. Kodes Dffpiwmtd^9my
tHeikieJ PoUki wydany pr%e% Editor^ Rac%^n$kiego te Poiutamie, 1840. 4^.
p. 197.
446. „rintim Optimum ex RoinaniaJ* Ein bekannter ans iGrieobenlaiitf
flaiBvender Wein, ans rothen und weissen Moscateller-Traaben« der itch tUmeimgf
Rmmmey, Homauie und Romagna genannt wird. S. Alex, Hendenom't fi^«adl«
der Weime der aUen nnd neuen Zeilen^ a. d. Engl Weimar, 1833, 8''. p. 326..
447. „Quin et otnnliini terrarnm exqnisilisBimiini , Crcteiisey ez
•pianis iivis coiirpctniii." Der Wein von Oeta war schon bei den Alten
beliebt, wie Piinius {llist. nat, Lib. XIV. 11.) erwähnt, es ist daher auiTallend,
dass ihn weder -^. Juliien in s. Topographie de tou$ le» vignobies connut,
Parti, 1822, 8°, noch Airx. ilrndprson in s. eben angeführten Gesch. d, Weine
erwähnen. Dass er auch in Russland in altern Zeiten in gutem Rufe stand,
erhellt unter andern aus dam Berichte des Paoio Giovio^ s. Paulue Joviui de
Legaiione Basilii Magni Principis Moteoriae ad dementem VIL Pont*
Rom. in den Auetor. Her. Moacorit,, wo er p. 171 sagt: „Ante alia CVetiemm
^sobdulce maximc in honorc habetur, sed in usum medicinae tantnm, Tel prind-
9palis luxuriae ostentalionem : quum miraculi loco sit, eductum Greta per Gadi-
„fanas Tauces, in tantis conclusi maris occanique Huctibus agitatum, incorrupta
^snavitatis ac odoris diunilate, inter Scylhicas nives abibisse." S. auch O Bu-
iio^ib.f/M ff ÜMHHoü Topkoe^ith e» Poetin coe, ilempa Kenmena* C üew^
1832. 8^. p. 1^ u. lUG. Die apianischen Trauben er^vähnt Piinins in Hist,
Natur, XIV. IV. 3. Er nennt sie bei den Weinen Mittel-Italiens, und sagt, dass
sie ihren Namen von den Bienen hätten, die sie besonders liebten. Wenn Arseniue
sie bei dem Weine aus Creta nennt, so soll diess hier wohl nur die Vortretf-
bchkeit des Weines erhöben.
— 392 —
Bären^ Wulfen^ Ochsen ^ Pferden^ Hasen und Hirschen hallen,
und unter ihnen auch ein Einhorn mit einer grossen Waffe auf
der Stime; da waren ferner Hühner^ Pfauen mit goldepen FlOgeln,
Störche^ Kraniche ^ Enten ^ Gänse und grosse Pelikane; selbst
viele StraussC; grössere und kleinere; FasanC; Tauben^ KebhOhner,
alle in schönster Folge und Symmetrie aufgestellt, und alle ans
Gold oder Silber verfertigt. Ja, man sah auch einen Jfigcr, der
sein Geschoss anlegte, und so kunstlich gemacht war, dass er
seiner Beute wirklich aufzulauern schien. Kurz die Menge der
Schalen und Gerasse, so wie der kleinen und grossen Geschirre
vom feinsten Golde, war unermcsslich.
Nach aufgehobener Tafel trat der Ober-Garderobe-Meister
Qnagnus vestiarius}, gefolgt von tiner Menge von Dienern, woldie
kostbare Geschenke trugen, in die Mitte des Saales und wandte
sich an den Patriarchen Jeremias mit diesen Worten: „Heiligster
,,Patriarch, der grosse Feodor u. s. w. verehrt dir diese
9 Geschenke, damit du unter Göttlichem Beistände für sein Wohl
„betest. Er Ifisst dir nämlich einen grossen vergoldeten Kelch
„von kunstreicher Arbeit überreichen, ferner ein seidenes Vene7
„zianisches Gewand^^B^ und eine aus feinster ZiegenwoDe,
„geschoren und nach Damascener««» Art bereitete schöne xXd8uM^^\
448. Wahrscheinlich ans gerissenem Sammt.
449. f^esitmenia damacia oder dnma$cema^ waren gewuhnlkh aas SMt^
unser Damati, Du dnnge sagt GioMar. Lai, med. aevi v. DaimaeHm: Jgoilj
ctMtu pamnvB operis Damasceni,
450. KAdSia scheinen Verzierungen verschiedener Art, Zweige, SchiMd
II. dgl. zu sein. In den Russischen Annalcn werden Zierrathen dieser Art
Flämmiein oder Sireifen genannt. S. h'aramtim, Getrhickie d. Rmm. iUickB,
Th. IX S. 185. Ein andermal, Ebend. S. 368. Anm. 248 wird
mit Unrecht, durch JRfoArt/o^ erklärt.
— 393 —
ySibfaische Zobelfelle «»«^ und viele grosse«" Nowgorodlsche
yMflnzen, mit dem Bilde des Zaren^^s^ damit da für ihn und seine
ygMckliche Regierung Gebete zu Gott sendest.^ Der Patriarch
iNtaschte mm in einer Rede^ die eine ganze Stunde währte^
den GrossfOrsten alles Heil^ und emprahl ihn dem Schutze des
BAchsten und aller Heiligen. Als man sich dann wieder an die
Tdel gesetzt hatte ^ wandte sich der Zarische Beamte auch an
Hierotbeus und Arscnius^ und überreichte ihnen mit ähnlichen
Anreden ähnliche Geschenke^ worauf der Grossfiirst Jedem einen
Becher mit Wein reichte, der auf sein Wohl geleeret wurde.
451. Im Neugriechischen Originale sieht Ltffurii^iaj was in der Uteliiisciien
Uttersetzang durch peileB muri» Pontici gegeben ist Den Ntmen «/lo^^
keut Dm Cmmge nicht; im AUgriechischen aber, und namentlich beim Ifetjfckku
kMunt £i/cof, als der Parthische Name des Eichhorns, und der Ziesel-Maus, vor,
weiches Wort sich wahrscheinlich in dem Tatarischen Syrnrom und dem KaHnB-
cUschep thkymbura, in der nämlichen Bedeutung, erhalten hat. Mm9 pomHem,
oder auch cMpW, war im Mittelalter ziemlich allgemein die lateinische Benennung
fir den Zoheij was höchstens beweisen würde, dass mmt überhaupt für ein kleines
Tkier seiner Art gebraucht wird, und dass .diese Felle über den Pomtut und das
GnfrärAtf Meer geholl wurden. S. Du Cange Gio$$ar, Laiimä, t. Mms Pere^
grimm, lieber diese Benennungen, so wie auch über den Ursprung des Wortes
ZoM s. Joh, Beekmann'a Beiträge zur Gesch. d. Erßnd. Bd. V. p. 47-57.
452. Nograiiae Pecuniaey Nummi Nograiii, Nograüa magma argemiea,
S. über die Aspro Nogratica oben Note 431 u. 432. Hier ist von groMeii Nowgo-
rodschen MQnzen aus Silber die Rede, deren es eigentlich nicht gab, man müsste
sie denn in Rücksicht auf ihren, oben erwähnten bessern Gehalt, im Vergleich
zu den Moskowtschen so nennen.
553. Cum tffigie Regis. Ein eigentliches Bildniss, oder Portrait, efßgieM^
des GrossfQrslen giebt es weder auf den Moskauischen, noch auf den Nowgorod-
seben Kopeken. Die ersten haben nämlich einen Reiter mit einer Lanze, oder
einen Säbel in der Hand, und auf den letztem sieht man eine gebückte Figur,
vor der eine andre kniet, wobei man daran denken könnte, dass es eine Nach-
Mdoni; der alten Venezianischen Münze wäre. Auch auf den Goldmünzen bis
auf BorU befindet sich kein Brustbild, aber wohl das Bild des Grossfursten
zu Pferde. S. y^ppergm smr /e» monmaie» Rm$»e» par le Baron S, de C^auäoir,
T. ///. Pianche9,
— 39* —
Einige Tage darauf gab der nene Patriarch dem hoheo
Gaste und seinem Gefolge eine Mahlzeit in der Metropolilensf-
Wohnung^ während welcher beide Patriarchen nach Hofe enlboteD
wurden^ wohin sie sich sogleich begaben. Der Grossförst stieg
bei ihrem Eintritte vom Throne herab ^ und bat den >aileni
Patriarchen um seinen Segen ^ nach dessen Ertbeilung Alle Platz
nehmen mussten. Da trat in die Mitte des Gemaches ein von
der Grossfürstin^s« gesandter Bojar ^ enlblösste sein Haupt nad
brachte mit lauter Stimme «&» die Bitte derselben vor» er mAge
sich zu ihr begeben^ um ihr seinen Segen zu ertheilen. Der
Grossfürst erhob sich sogleich; und ging mit den Patriarchen
und der ganzen Clerisey nach den Gemächern seiner Gemahlin,
wo sie AllC; den Grossfärsten nicht ausgenommen, in dem zweiten
Zimmer etwas warten mussten. Hier befanden sich viele Damen
und Jungfrauen der Grossfürstin, alle, vom Kopf bis zu den
Füssen, weiss gekleidet, ohne irgend einen andern Putz oder
Geschmeide.«^* In diesem Saale sahen sie auch Hcjligen-Bilder,
reich mit Edelsteinen besetzt auf kostbaren Postamenten «»^
umherstehen. Nach einer kurzen Weile öffnete sich die goldene
Thüre, (aurea illa janua) und es wurden der Grossf&rst, Ae
Patriarchen nebst ihrem Gefolge und Boris Godunow, sonst
aber Niemand, hereingerufen. Die Fürstin erhob sich von ihrem
Sitze ; empfing den Segen der Patriarchen^ und dankte ihnen in
454. Die hier »//vm Orientis panier, atque Occidentis, Volodineriae^
i^Moscoviae totiusque Russiae, Astrachani, Casani, magnaeque Novogardiadj terra-
i,rum septcntrionalium, atque Siberiae Kegina,*' genanat wird«
455. „Yoccm coraiu omnibus cxtollens."
456. „Albae omnes a verUcc ad pedcs nsque, u( nivem ipstiiy
„gossypium, ipsiusque Solis radios aemularentur , neque omamentam nllon
,TeI minimam gestabaat, sive auream, sire cocdneum.^
457. ^PreUosis stylobalis soperposita."
flohfiMir «Bd lioldseligeii RedMH ü Wm.\Vilkfb^MMr
flMi dM vomehnsteil und: soMnstea Fraiieiy «He \xt-mitHsil^
\, md/ nach det Sitte^ mtt fiber die Bmst gekremlfii
t.4M CiM von iiuieQ winkte die Grtsaf&rstii .lieian,M «i4
aris Ihren Hfiiiden eine kostbare Schale ntt.Cioid onl
FMin geflUt««« vnd mit den Bcbömrten Achaten gescbflAH
weU< ^ dem Patrl^i^n tIberreidUe. Der Anbück^; w^
JbmenüiBy war bewundemswärdig; nnd die Pracht der FArNIi
wafathafk schön.««! Sie trog anf dem Haupte irine Uendend»
Enmt, ns den köstlichsten Steinen konstrdch gebildet, md<taNfc
P^en gleichsam in 2wölf ThAime getheiU««^ alSr An^lmg anf
^kf zwölf Apostel. Es befanden sich an derselben vielem Kare
flükd^ Diamanten^ Topaise nnd ronde Perien, rings betmnJMtol
groase Amethysten nnd Saphire, und von beiden. S^tm.hb^flt
iM lange Streifen oder Gewinde««*, ans ihr herab, ans so koBtü*
barm Steinen gebildet^ nnd mit so grossen, mden nml fiukelM*
458. „?to^Tio ore lecto et honorifico sermoae ttqoa coodniu ontioBis
rorau loqtii coepiL"
459. lyManibns secandam ritum decasstlls."
460. „Adeo ut $ejp margaritmntm tHÜlim fenna Bomerari possaat*
461. „Res profecto admiranda ftiit, et palcbar aspacto Refhiae fffioe
„onatos. Neqoe mens hominis complecti valaat, ipiot fllioe capit pratiosis. coada-
«coratuoi esset ^iniamentis.'' — Die Don foigende Scliildeniiig der Kleidiiiig dar
GrossfQrstin ist um so merkwürdiger, da wir keine ihnliche haben, wefl dia
Gemahlionen der Zaren nie öffentlich bei Hofe, wenigstens nicht ror Freinta,
erschienen.
462. „In daodecim yeloti tmrrM dirfsa.' Im Originale: iJ ml^^nift^K
SMtna. Wahrscheinlich können diese turrtB nur Zacken oder Spilzai gawasaa
acta. In der Abbildung der Kaiserin ffel§m bei Dm Cbmg^ Bhmat. CraeeiL
mrd, ei imf, a&^L p. XIV rieht man eine Ihnlicha Krona taa aolclMi Uakai
«ageben. •
463. „Vehit proUxi gyri.'' Im Originale hafsü as: Emiiimitfiiufißmm
— 396 —
den Smaragden bedeckt^ dass ihr Wertb und Gewicht gar mdit
geschätzt werden konnten. Die Fremden waren alle von emer
Art von sanftem Schrecken ergriffen««« bei dem Anblicke
solcher Pracht und Zier. Das Kleid^ dessen Aermel bis auf die
Fingerspitzen reichten^ war mit seltener Kunst aus dicker Seide
gemacht^ und halte mehre schöne Zierrathen««^^ mit den kost-
barsten Perlen kunstreich besetzt^ und>iwtten unter den Verzie-
rungen herrliche Steine und brennende Karfunkel. Ueber den
Kleide trug sie einen Mantel«««^ der^ obgleich dem Anscheine
nach einfach und kunstlos ^ doch unendlich kostbar und meA-
würdig war; wegen der unzahligen Saphiren ^ Diamanten und
Edelsteinen aller Art^ womit derselbe bedeckt war.««»'' Voa
gleicher Pracht strahlten die Handschuhe, die Kette und das
Diadem der Grossfurstin.«<!s Und das Alles ^ sagtrArsemimg,
sahen wir mit unsern eigenen Augen! Der kleinste Theil davon
hätte hingereicht; zehn Fürsten zu schmücken!
In gleiches Erstaunen geriethen sie bei dem Anblicke der
Wölbung««» des Gemaches^ die ganz aus Gold verfertigt schien,
mit vielen Bildern verziert ^ und so künstlich gemacht war, dass
sie auf wunderbare Weise wiederhallte. Man sah auf ihr viele
464. „Omoes hlamdm qmidam korror perstrinxit "
465. KXMa tvfw^a^ S. oben Note 450.
466. Im Originale ^d/^a oxo f6^t/ta cJs ßia drraAofujf wte einGewaad
ohne Aermel, hier also wohl ein Mantel.
467. „Quis, ruft Arunima aus, der wohl nie dergleichen gesehen lobett
i,mochte, quis vero, licet decem habeat capita, totidemque linguas, enarrare raieal
„latas manicas" elc?
46S. Das Diadema könnte hier wohl in dem acht-byzanÜnischaB Smm$
genommen werden, wo es eine Art von kostbarem Gürtel bedeutete, durch wetehea
das Gewand über der Brust zusammen gehalten wurde, wie man es auf AbbA*
dingen griechischer Kaiserinnen sieht S. Dtt Cnnge Ghm. GrmeeU. i c.
469. LfM^nd^ concameratio.
— 3« —
VeakMmg&ii^'^, BAmne, WeiDtranbeii«''«, Rhodisdie Ae6raH!>?y
«h1 wnioherid Vögel dargestellt. In der Mitte war ebi I.iflwfl#
ier Mit den Zihneii eine ScUange hidt, ans wditer nMhfi
knrtTirile nnd reicbgeschmäokte Leuchter herabUagen. Bingi
in den Pmnkgemadie nmhor sah man nnzflhlige Bilder, «ns det
heL Geschichte in Mosaik^ alle mit kostbaren Kionra^ nti
Dfamanfen nnd Ferien gesdunfida nnd mit pracfatvoflen DedMi
behängen. Der Fussboden war mit Persisdien Teppiehen aü
Seide nnd Crold bedeckt^ in denen Jiger nnd Thiere dier Art
knnstreich gestickt waren.
Da die GrossSUrstin den Patriarchen bat^ auch ihren Damen
and Frflulein seinen Segen zu geben, so nahten tiA diese aHo^
kISBten seine Hand, und tiberrelcbten ihm Jede dn sdiQoes Tndi.*^§
Darauf trat auf den Wink der Prinzessin dn angesehener, biH
Jahrter Mfum in die Mitte des Saales und bat den Palriardie%
jilllr das Leben und Wohl des Grossfllrsten und seiner Gemahlin,
die ihm durch so reiche Geschenke«''« ihre Liebe und Verehrung
bewiesen,^ zu beten, und Gott zu erweichen, dass er ihnen
470. KAaSia^ s. oben Note 450. Hier stekt im Origiiiala nXoBia Mt^töod^
üppige Gewachse.
471. „Urae a$faphide$*' , wurde eigentlieh Rosinen bedenten, die mm
woU nicht an einem Plafond abbilden würde; im Originale aber steht licU
imtofiBii sondern oxa^ia^ Tranben schlechtweg.
472. „Troe Rhodieae^^ Plinins nennt den Wein ron Rhcim auch nter
ien TorzSglichem, wohin er auch beut zu Tage noch gerechnet wird. S. A, JtMtm
TopagrmpkU de tame le$ 9igmoble$y p. 465; da hier aber Ton abgeUldele«
Tranben die Rede ist. wo* es nur auf die Farbe ankommt, so könnte man
nanehmen, dass unter otofiBia und Uvae Rhodiae nur 9rkwm9%e mmd roik^
Tranben bezeichnet werden sollten.
473. „Mappam pulcherrimam.*
474. Die oben angeführten Geschenke werden in der Rede alle nament-
lich wiederholt.
— 398 —
einen Erben schenken möge.«''» Eine gleiche Bitte riohlete der
Greis an die Gefährten des Patriarchen^ die nun aUe mit lauter
Stimme den Himmel um das ersehnte Glück anflehten. Daraof
inederholte die GrossfQrslin kummervoll und mit Thränen nocb-
mals ihre Bitte ; sie möchten inbrünstig beten^ dass ihr der
Himmel einen Erben schenke.«''« Alle weinten vor Rührung, und
thaten nochmals ein inbrünstiges Gebet; das sie mit den Worten
sdilossen: ,Gieb ihr, erhabener Gott, \vas Ihr das Wicbligste
ist, einen Erben (Ür das Reich!«'*''
Der Grossfürst kehrte nun mit der Geistlichkeit zu der
Mahlzeit zurück in die Wohnung des Patriarchen. Während
derselben wurden Geschenke fiir den Patriarchen Jeremfas
gebracht, und mit einer Anrede überreicht, nämlich ein Encol-
pium«''«, mit Perlen, vier grossen Karfonkeln und einem Jaspis
in der Mitte besetzt, worauf sich der Name des Erlösers, imd
das reichgeschmückte Bild der heil. Jungfrau befand; ferner ein
schön gearbeiteter vergoldeter Kelch, zwei seidene Gewänder,
eins aus Venedig, das andere aus Damascus«''^ ein herrlidier
475. Dieser nnernuit gebliebene Wunsch {Irene gabar bekannOick nur
eine Tochter, TheodoBia^ die aber schon im ersten Jahre starb) scheint besoadert
die Giite und Freigebigkeit der Grossfurstin gegen den Patriarchen veranlasst n
haben.
476. In der lateinischen Uebersetzung befindet sich hier die onTerstlBd-
liehe Phrase: „Ut Dens preces vestras benigne excipiens mmbU fiUm mNfmn
9e$tri$ nalum concedai.^ Im Originale heisst es p. 460: „Wa o aym^Q €kig
axofiaff t^v cv)f?V oaQ vä 96öji iffiäQ xa xixva oog xof ;ror in xf^ imiAiag Wdr**
477. „Vehementissimo dolore, moestiliaqne premimur, incendimurqoe ob
„eam caussam omnes, tarn Rex, quam ego, ceterique cot^emeree, nobiles, eC tolae
„Principes, Cneses, Voivodes totios Regni.''
478. S. oben Note 437.
479. S. oben Note U9.
— 399 —
Girtd««^ and mehre schwarze sibirische ZobeL AchnHche Ge«
seheoke worden dem Hierotheus and dem Jr^eni m äberreichL
Der Patriarch gab daranf AHen aus dem neaen Kelche in trink»,
nfd nachdem man die Ueberbleibsel der Speisen gesammelt
hatte«*S stand man vom Tische auf.
Am Sonntage der Butlerwoche «•> erhielt der Patriardi
einen Besuch von Boris Godunow, den Arsenius, wahr^
scheinljch durch eine ähnliche Aussprache verltlhrt, immer Bar 6^^^
nennt, and der auch den Titel Naximus Begis Legatns^M
erhält, der von mehren angesehenen Mfinnem, unter andern auch vötl
zwei wohlgestalteten Schwestersöhnen des GrosslUrsten««« begleiteAt
war. Der Patriarch trug ihm seinen Wunsch vor^ nun bald nadi
Conslantinopel zurflckkehren zu können, worauf Bori^ 8i6h erbot,
diess dem Gi;ossftirsten vorzutragen. Es erfolgte auch bald Hii
Antwort; er möchte nur noch das Osterfest in Moskau feiern,'
nach welchem er ungehindert reisen könne. Der Patriardi
4S0. L6<fia /iitaiotd. In der lateinischen Uebersetzunj^ ist das griechi«
^be Wort beibehalten, und es findet sich auch weder in Dm Cattge Doch sonst
eine Erklärung desselben. Aus dem Beiworte fitta&nd^ in der Mitte dttrckgelietd,
könnte man auf einen Gürtel ratheo.
481. Wahrscheinlich, um sie nach alter Sitte unter die Armen zu ver-
Cheflen.
482. „Domimca tifrophagü^ Eigentlich KSsewoohe, wie sie tadi ia
Russischen genannt wird, cupaeji ufAtjiJb
483. Im Neu-Griechischen Originale ist ans dem Namen BorU sogar ein
byzantinischer M:ta^vo^ geworden.
484. Im Originale steht n^oxtotoQ [der enU) Mt^nnQ, der erste
Sieütertreter des Grossfürsten , Reichwentetery was er auch in der That war.
Sonst wird er auch GroM- Bojar ^ und nachher Bojar genannt.
483. Venusti duo Kegis consobrini.
— 400 —
willigte in diesen Aufschub ein««« und halte dann unmittelbar
nach dem Feste seine Abscliieds - Audienz. Der Grossfilrst«*''
empfing ihn bei derselben an der Thflre des Thron - Zimmers,
reichte ihm die Haiid; und ftihrte ihn zu dem Throne, wo er
sich zur Rechten desselben setzen musste, während der game
Hof stand. Darauf wurde dem Patriarchen noch zum Abschieds-
Geschenke eine ausserordentlich kostbare Mitra überreicht, reich mit
Perlen und Edelsteinen besetzt , und mit den kunstvollsten Bfldeni
der heil. Jungfrau und vieler Heiligen geschmückt und mit Russisdien
Inschriften versehen. Dann trat der Garderobe-Meister vor den
Thron hin^ und redete den Patriarchen ah, um ihn nochmals aubu-
forderU; für das Wohl des Grossfiirsten und seiner Gemahlin zu beten,
wobei zugleich alle Geschenke erwähnt wurden, die er von
ihnen empfangen halte. Zugleich wurden auch noch Geschenke
im Namen des Grossfürsten gebracht, bei deren Üeberreidiong
und Herzählung Jeremias abermals um seinen Segen gebeten
wurde. Dasselbe geschah mit dem Hieroth eus und dem Ar^
seniuSy die ebenfalls aufgefordert wurden ^ in Erwägung der
erhaltenen Geschenke^»» für das GrossfQrslIiche Haus zu beten.
Der Patriarch beuriaubte sich endlich mit wiederholtem Dank
und Segen ^ und der Grossßirst begleitete ihn beim Abschiede
486. £s ist merkwürdig dass ^r^Jittf» gar nichts von der Feier des Oster-
festes sagt; wo es doch fQr ihn an Veranlassung zum Anstaunen der Pracht ond
der Erhabenheil bei den Kirchen-Ceremonieen nicht i'ehlvn konnte.
487. Der Grossflirst wird hier Bielkiae Rex genannt, und daneben steht
das griechisch geschriebene Wort BMw^q] wahrscheinlich hatte Amemft» den
Ausdruck BrjiaKia FocyA&pb aufgefasst, wodurch das Wort in die verdolnetschte
Rede gekommen ist.
488. Die Geschenke werden cop§o$a eiemoByno, ein reidiliches AlwoscB
genannt.
— . 401 —
bis nir goMnen Pforte des Pallastes^ von wo die Fremden dann
fai einer zahlreichen Begleitung von Geistlichen nnd flofleoteb
nach ihrer Wohnung zurdckkehrten.
Hier endigt diese merkwärdige Erzählung^ die wohl ver-
diente, in ihrem neugriechischen Originale^ nehst der lateinischen^
aber verbesserten Uebersetzung^ ganz abgedruckt^ mit den gleich-
zeftigen Russischen Berichten Ober des Patriarchen Jeremiils
Aufenthalt in Moskau verglichen«»»^ und mit einem ausf&hrliciioli
Conunentar^ zur Erklärung aller darin vorkommenden historischen^
kirchlichen, artistischen und phlilologischen Besonderhetten be-
glalet zu werden.
97. , ,1
Niklas von Warkotoclk
1589. 1593. 1594. «
Nik/as ton Warkotsch und NobscAuiz*^^ auf
M'Uhelmdorffy wurde dreimal, nämlich 1589, 1593 und 1594k
als Rumisch-Kaiserlicber Gesandter an den Hof des Grossfursten
Feodor Iwanow itsch geschickt, lieber alle drei Sendungen
befinden sich in den Archiven zu Wien handschriftliche Berichte,
von denen bisher nur einer, und zwar der über die Reise von
1593, durch den Druck bekannt geworden ist. Da ich so glucklieb
bin, von dem ersten und dritten Berichte getreue Absohriften zu
489. Wobei besonders ein von Sckiacherbaiow in s. Rm$9. Getek, T. VI.
Tk i. S. 216 angefiilirtes ausführliches Manuscript ober die Anlunfl des Patritf-'
chen Jeremiaa, welches sich in dem Reichs-Archive zu Moskan befindet, benutzt
werden mü-sle.
490. In den Russischen Annalen wird er Mikvlay Warhotsch Smopschäi
mmt Welemsdorf genannt.
26
— »02 —
besitzen^ so kann ich von diesen beiden^ noch unbekannten^ genane
Nachricht geben mid dabei den Abdruck des zweiten n Ans«-
Zügen und Bemerkungen benutzen. '
1589^
Der Bericht über die erste Reise des Niklas vom
Warkotsch ist von ihm selbst aufgesetzt^ und -«n den Kaiser
Rudolph n gerichtet. Der Zweck seiner Gesandtschaft war, deici
GrossiQrsten den Stand der Polnischen Angelegenheiten mflndlicft:
auseinander zu setzen und itir den Fall; dass die mit Polen eia^
geleiteten Unterhandlungen nicht den gewünschten Erfolg habe^
sollten ; den Beistand des Grossfursten^ besonders an Geld^ s«
verlangen. Die Schrift fallt 36 Blätter in folio, hat keine
Unterschrift noch Datum^ und iuhrt den Titel :
Herrn Nirlas Warkbotscb Blosscouitiscbe Relation.
1589.
Warkotsch fangt hier erst mit seiner Ankunft in Moskau
an. Aus dem Berichte eines seiner Reisegeiahrten, Werner *
von Barxen^ der sich ebenfalls handschriftlich in dem geb.
Archive zu Wien befindet; und noch nie benutzt worden ist,
können hier indessen einige Umstünde über den Anfang der
Reise nachgeholt werden. Dieser Aufsatz ist von Prag ans ja
den Kaiser gerichtet; begreift \ier Blätter in folio^ und hat die
Aufschrift:
Werners ron Barxcn Relation, wie Er auf der
Moscowittischcn Grenilz angriflen vnd gePang^i worden,
Alss Er mit dem Warkotsch hinein raisen sollen. Die
Unterschrift ist: Werner ron Barxen zu Espelt.
Barxcn befand sich als ein junger Edelmann in dem
Gefolge des Niklas von Warkotsch, das ziemlich ansehnlich
muss gewesen sein. Die Reise ging im Dcccmber 1588 von
— 403 ~
h^ Ober Berlm nach SlettiD; von ivq, :tus man sich nicht gleuob
iber den Weg vereinigen konnte, den man nach Russland neh^
neu mdsse. Einer aus dem Gefolge^ Lucas Pauli^^, schlug
Dinilich vor^ dass man durch Dennenmarckht» Nordtwegen
yfld Lappenlandt ziehen sollte. Barxen aber niedersetzte
ach lebhaft diesem Plane, weil er nie g^rt, „das ain ainicher
inmsch den weeg durch Lappenlandt Jemals durch khomen
9 wehre. Der Warkhotsch, als derer Lannde allenthalben vnbe^
ikhandt, ist baiderseidts Im Zweiuel gestanden, bis Caspar Cron
»den aim'gen weeg durdi Liflandl gezaigt,^ welchen man auch
tiusehlug.
Um bei den überall verbreiteten Polnischen und Schwedin
sclieo Kundschaftern nicht Verdacht zu erregen, „weil sy etliche
l^ersonen starkh gewesen", theilten sio sich auf dem Wege durch
f^onmem einigemal, bis sie in Danzig wieder Alle zusammen-^
li^afen. Von Königsberg (Khinsperg) wurde Barxen mit vier
iHcnern nach Memel vorausgeschickt, verfehlte hier aber den
Gesandten, der sider, sagt er, Ich Ine nimer gesehen.
In Memel erfuhr er, dass Warkotsch bei Pal wegen (Polangen?)
den Joden, die wahrscheinlich den dortigen polnischen Zoll in
Pacht hatten, für die Sachen von Werth, die er bei sich führte,
eine Abgabe von 26 Dukaten habe bezahlen müssen. Barxen
ging nun weiter nach Riga, in dessen Nähe er einen ihm be-
kannten Livlandcr, Namens Osswaldt Groll, traf, mit welchem
er sich über den Zweck und bisherigen Verlauf seiner Reise
unierhielt, welches alles, Wisst es, mein Verretter, von
dem bisher nicht die Rede gewesen, gesehen vnnd ange-
merkhet vnnd hernach mir, vnnd dem Osswaldt zu
41M. Walirscheiulicli derselbe, der im Jahre 1588 von Feodor an Hudol-
phem geschickt war, und jcUt luil IVurkoUch zurückkehrte.
— 404 —
grossen schaden vnnd nachlail geraicbet. Hinter Ri|
nahm er noch einen Edelmann^ Namens Christoph v. Dflckei
in des Gesandten Dienst^ und reis'te in seiner Gesellschaft veiM
Es glückte ihm heimlich aber die Polnische Grfinze zu komiiiei
da er eher doch Verdacht erregt hatte ; so wurde er Nachts t
einem Wirthshause angehalten, aus ^reichem man ihn am anden
Morgen zwar weiter ziehen liess^ aber nur unter einer starkei
Begleitung von Soldaten und Bauern. ;,Wie ich solche gebk
^gesehen^^ sagt er^ „hab Ich die vier khlainen in Wack
„gemachten Contrafeiten«»«^ weil Ich sonst khaine andere sacheiH«
„bei mir gehabt; in der nacht heimblich an ein ort imselbe
„wirdtshauss verborgen.^ Barxen wurde nun von den Pole
als Gefangener nach dem Schlosse Neuhaus gebracht, und daseftsl
so wie seine Begleiter, bis auFs Hemde durchsucht, und allefl
Geldes, und anderer Sachen von Wcrth beraubt, wobei er seineo
Verlust auf 15000 Thalcr angiebt. „Wie dan auch^, sagt er,
„nach den vier khlainen Contrafetten die in gleichen der PoB
„verratten, gefragt, welche Ich, weil Ich sy verratlen befiinda,
„zu verhiettungo mehrers gefahrs nit verlaugnen wollen, sondern
„auch gewisen, vnnd wie sy sy bekhomen, vnnd gesehen, hib
„Ich sy wider begert, mir aber zur antwort worden, das sy
„nicht vmb 4000 ducaten zulösen stunden,^ Da man m
immer stärkern Verdacht schöpfte, und sogar vermuthete, Barzei
habe geheime Aufträge des Kaisers wegen der Stadt Riga, w
wurde er nebst seinen Begleitern in Ketten gelegt, und xortkik
nach Wenden geführt. Hier wurde er auPs Neue scharf ansge*
fragt, ja sogar mit dem maister getrohet, ohne etwas n
402. Wahrscheinlich für den Grossrurstlichen Hof besümmle PortraiU d«
Kaisers Rudolph und seiner Familie.
403. Die verdachtig hatten scheinen können.
— 405 —
eiAdeckeii. Unterdessen halte WarkoUck von diesem Unfälle
gehört, und von dem Städtchen Petschora aus die Freflassons
Mtaer Leute verlangt ^ auch dem Polnischen Beamten, der sie
nrtckbielt, drei Zimmer Zobel und 100 Ducaten flir ihre
Frebeil geboten. Statt dessen wurden sie aber zu zwei an
eiDander geschlossen, und nach Warschau gebracht, wo man
ab wieder hart vnd scharff mit treflicher ernster
Trmng der Pein ausfragte, bis man sie endlich, da nichts
voD fluien herauszubringen war, mit einigen leichten Entscbuldi-
gugea in Freiheit setzte. Barxen, durch die gemachten Er-
fidmugeo abgeschreckt, that nun auf alles Weiterreisen Verzicht
md kehrte gerade nach Prag zurück.
So weit Barxen über den Anfang dieser Gesandtschalls«
Keise. Der Bericht des Gesandten selbst hebt erst mit seiner
Ankanfl in Moskau, und zwar mit den Worten an: „Alss Ich
»Yoo Plesskaw abgesckyden, bin Ich mit 40 Schlitten, biss afn
»Beil weegs von derMosscaw belaittet worden.^ Der Grossftirst
schickte ihm ein reichgeziertes Boss und ebenfalls schöne Pferde
^ sein Gefolge entgegen. Bald darauf empfingen ihn Tausend
^oblgeputzte Reiter, ;,die meisten in gülden stuckhen. Ir Prin-
»cipal einer aus den Ruthen vnd sonderlich des Boryssen Liebes
,,khindt ain versuechter Man In Legalionen mit namen Theodorus
jAndraeowicz Pysombsky"*»*, ritt Warkotschen entgegen,
and verlangte^ dieser sollte zuerst absteigen, um die Bewillkomm-
aung im Naineii des Grossfürsten zu vernehmen; nach dem ge*
wohnlichen Rangslreite stiegen beide zu gleicher Zeit vom Pferde,
begrüssten sich^ und setzten nun ihren Weg nach Moskau fort.
-Als sie bei dem Gesandtenhofe ankamen, war die lur Warkotsch
in demselben bestimmte Wohnung „alberait mit villerlei nolturfR^
494« Feodor AtHbrtJBwUwch Pmoumkjf.
„auch mit ainem geraitten Tisch darauf 80 Speisen nach eio-
;,ander aufgesezt vorsehen, Ermelter Theodoros Andraeowics
„gab sich auch daselbst baldt an, Er werc von Irer Grossroach-
„tigkeit mir anfzawartlen 2um obrlsten Pristanen vnd neben Ime
„zwcn andere feine Boyam alte Leuthe, die Er mir neben Ime
„fürslellet verordnet, sonst stellet Er auch zwainzig gemaine
„Boyarn für sagendt, dise alle sollen mir In grossen gehorsamfe^
„aufwartten. Bey der Tafel war Er In Sitten, auch der Con — .
„nersation vernflndlig vnd höflich, dergleichen nit vill Mosscouittto^
„zu finden; dan auch khein versucchterer am Hoff fiber Ihn se&n
„solt.^ Der Gesandte bat nun um baldige Audienz und mögllcksf
schnelle Abfertigung, erhielt aber zur Antwort, da man in der
heil. Woche wäre, so könne er erst am Oster-Dienstage vorge-
lassen werden. Bald darauf aber liess sich der GrossfiM
entschuldigen, „Er bette sich die verschine Wochen mitt GoUes
„dienst^ vnd fasten also abgemattet, das Er die gegenwierdjge
„Wochen seine gesundthait in Acht zunemben aussruehen mfleste.
„Mit dergleichen excusationibus Verzügen Sy die Audienz bi89
„zum 20 Aprill.^ Warkotsrh vermulhete aber, man hStte erst
aus Polen Nachricht einziehen wollen fiber den Gang der Unter-
handlungen zwischen Ocsterrcich und Polen, die da Innen nit
lieb wass. Man halte den Gesandten schon vorher belehrt, er
solle bei der Audienz nur die Begrüssung vortragen, sein Geschill
selbst würde er dann mit den Räthen des Grossfursten verhan-
deln, „so khindten Ire Grossmechtigkeit auch in dem schweren
„Habit vnd Crone one Mattigkheidt nit so lang tauem.^ Auf
die Erkundigung, was er für Geschenke mit brächte, antwortete
Warkotschy sein Kaiser habe dem GrossRirsten etliche ausge-
suchte Seanisibc Pferde verehren wollen, diese wären aber in
jeziger rumorischer zeit in Pohlen nicht durchznbringen
gewesen.
— 407 —
Am Audienz-Tage wurde die Gesandtscball von Pissemsky
00 fiojaren nach Hofe gefiuhrl. ^^Von der Fortlen an der
*islen Slat; darin das Sciiloss ligt^ sluenden In Zwayen
an biss fürs Palatium 3000 Schficzen mit klaidung wolge-
l, Im Aufziehen Jagten die Posten Immer aus vollen laoff
Grossfürsten biss zu vns ab, und zue, Jezt Ritten wir
(11 fort, baldt gemächlich, auch ofll hielten wir gar still, dar-
dan der beschaidt vom Grossfürsten £ruolget.^ In dem
Vorzimmer, so wie schon im Hofe und auf der Treppe,
iden ain grosse mennig Boyam In gülden stuekhen
hen, all in Rauhen hauben, doch thet khainer Reuerenz,
lies Ich auch bleiben liess.^ In dem ersten Saale kamen
iesaiidten der älteste Kanzler und der ober^ Schatzmeister
:en, „die hotten weisse fulzene hüetlein In henden, aofln
t aber heften sy Ire Rauhe hauben, darin 8y sehr Prangen,
noch khlaine Schlepel darunder, als sy nun kaiue Reuerenz
m, Liess Ich mein hOetl auch stehen, dan Ich, das weisse
^ so sy in henden trugen, weil sy das haubt noch dopelt
:kht hctten^ für kaine Reuerenz achtete. Darauf sy an mich
tteu^ Ich weit mein hüell abziehen, Alss Ich von Innen
Anfang begeret, vermeldeten sy, ob Ichs nit sehe, das sy
uetlein alberait in henden betten, darauf Ich geantworttet,
erstundt mich auf die hietlein, so man In henden Irueg
t^eil man noch zu zwaien auf den haubt het, sy sollen
übt cntblössen, das wolt Ich auch thuen, darauf sy ver-
'ten, die rauhen hauben so sy thriegen hielten sy auch
T khirchen bey Irem (lOttes dienst aufm haubt. In dem
aiiier vom Grossrürslen Reimet Innen Ein, sy selten das
mit mir zujj^lcich gar Enlblössen, solches geschach/ Nun
die gewöhnlichen Erkundigungen nach der Gesundheit
Herrn ^ und seiner eigenen. „Demnach khamen andere
— 408 —
„zwen sagten^ Mikolay khumb der Grossmecbtige herr Czar
^(seinen iiamen vnd ganzen Tillel ErzellendQ will dir grosse
„gnadt Erczaigcn^ du solst Ircr Grossmcchtigkcit klare äugen
„anschauen^ «Also volgct Ich Innen zwischen dem Canzler vnd
^Schazmaisler biss Ins ziincr zum Grossrurstcn^ welcher solenniter
„angethan vnder der Cron die da mit grossen herrlichen Edel-
;,gostaincn den Mehrern tail grossen Schmarraggt, den Rubinen—,
^vnd Diemanlen gezieret ainen Scepter In der handt habendi ,
,Ynd ainen Apfel neben sich ligendl^ In einem schönen Solic=D
„sasse^ In den andern drey Quarltiren desselben Zimmers sasseHH
„seine grostc vnd rürncmbste Boy am vnd kniesen all In grosse- j
„Pracht mit vill Edclgcslainen vnd Peerlein gezierel^ Der Podexs
„Im Zymer war mit schönen Persianischen deppichen über vncf
„über beleget zu handt Im Einlrit sezet man mir eine Panckli.
„7 schritt von Irer Grossmcchtigkcit solio, da stuende Ir Gross-
„mechtigkcit obrister Camercr Andre Petrowicz Klesnin«*» avf,
„vnd saget vberlaut (den ganzen Tittel des Grossfiirstcn Erzellendl)
„Grossmechtigister Herr Czar etc. des Grossmecht. Römischen Kaysers
„Rudolphi etc. deines teuristen bruedern Possei oder Gesandter
„Mikolaj Iwanowicz schlecht Tür deiner Grossmechti^eit
„sein Haubt (dan so nennen sy die Reuerentz) In dem buckhel
„Ich mich Rcuercnter, etc."
Als Warkoisch dem Grossitlrsten seine Yerehrang bezeigt,
und sich auf dessen Befehl gesetzt hatte ^ trat der Kanzler,
Andre Czolkan«o% hervor und sprach zu ihm mit lauter Stimme:
„Mikolay der Grossfürst herr Czar (alle Namen und Titel}
„Erzaiget dir grosse gnade ^ vnd fordert dich fiir seine claro
„äugen vnd zue der handt, vnd will dich auch noch mehr
495. Andrej Petra wit$ch iiieichmim,
iü6. AmdrtJ Jakowiewäuh Scklackelkmiow.
— »09 —
9 begnadigen, vnd deine werbongen von frer Grossmechtigkdt
^Teuristen bniedern Kayser Rudolpho dir aaferlegt, vorzubringen
^anhören. ^ Der Gesandte äberreichle sein Creditfv, nnd es
>prwden non lunf geheime Rfilhe ernannt; mit denen er aber die
flw aulgetragenen Geschfiile unterhandeln sollte, fiei seinw
SMiassang sprach der Grossfarst zu ihm: ^^Mikolay du wirst heut
3iM1z vnd Prott von meiner Tafel mit mir vergnet nemben^, wobei
Warkot9cA in seinem Berichte die Erklftrung hinzufiigt: ^das
3, ist ain Pangget auss Irer khuchen^, nämlich ihm sollte eine
Mahlzeit aus der Hof-Käche zugeschickt werden. Nun began-
nen die Unterhandlungen ; die wenig Schwierigkeiten fanden, da
der Grossfurst dem Rom. Kaiser alle mögliche Unlerslälzung
zusagen liess. Nach dieser ersten Conferenz wurde der Gesandte
wieder mit dem vorigen Aufzuge in seine Wohnung begleitet»
und hier mit einer Mahlzeit von 185 Speisen in grossen nnd
schweren Schüsseln bewirlhet^ die alle^ so wie eine Menge von
Trinkgeschirren und Schalen, von. Gold waren.
Die einzige (hätige Hülfe , die der Kaiser von dem Gross*
fiirstcn erwarten konnte, war eine Geld-Subsidie, zu deren
Bewerkslelligung man zu einer Maassregel schritt, die in der
damaligen Administration ohne Beispiel, und für die Russische
Münz- und Geld -Geschichte höchst merkwürdig ist. Es waren
dazu Drei Millionen, oder wie Warkotsch sagt: „Dreissigmal
hundert Tausend Reichsgulden wert", bestimmt. Anstatt nun diese
Operation durch Wechsel, oder durch Waarensendungen zu machen,
nölhigte die damalige Unsicherheit, vielleicht auch die Neuheit
nnd Unerrahrenheit in ulinlichen Geschäften, die Regierung zu
einem höchst unbequemen Mittel, das aber zugleich von dem
blühenden Zustande der Grossfurstlichen Finanzen zeugt. Man
schmolz nämlich Moscowilische gute Silbermünze Dcn-
nigc genannt in Platten, und verpackte sie in Wachs-
— 410 —
Stacken^ um sie wie andere Waare nach Archangel^ und
von da zur See nach Deulschlapd zu bringen. Diess hatte man
auf den Rath eines deutschen Kaufmanns^ Johannes von Wall^
gethan, der in Moskau grossen Handel trieb«»'', und den der
Grossiiirst gerragt hatte, wie man es wohl anzufangen hätte, an
eine grosse Summe Geldes heimlich und sicher nach dem Auslände
zu bringen. Mit diesen Drei MQlionen, deren Einschmelzong
zehn Tage dauerte, sollte nun Warkotsch nach Deulschlaiid
abgefertigt werden.
Am 17 April brach in dem Gesandtenhofe Feuer ans,
wodurch das grosse und starke Gebäude, das freilich ganz von
Holz war, in zwei Stunden bis auf den Grund niederbrannte.
Warkotsch verior dabei alle seine Sachen und rettete durchaus
nichts; der GrossfQrst wollte ihm seinen Schaden ganz ersetzmi,
was der Gesandte jedoch nicht annahm.
Um diese Zeit lief die Nachricht ein, „es khemb der Tart-
„tarisch Czar von Precopia dene sy den Grimmen nennen' mit
8000 Mann angezogen. Der Grossfürst schickte sogleich sein
Heer gegen sie „In die Wilden felder zwischen dem fluss
„Tamaym vnd Boristenen Jedoch schickhet Er vor dem kriegs
„voickh her Gesandte zu Innen, liess mit Innen handien sy solten
„Iren zug änderst wo hin wenden. Er wolt Innen geschenckhe
497. Warkoiick erzählt, dieser nSmliche Kauffmann habe ihn TersIclMrty
Er habe Tormals Kaiser Karls lloflialtong , die Pracht der Könige tob
Frankreich und England, in Italien des Papstes, aUer Fürsten aneh der
Venexianer Schätze und Pracht gesehn, von des Törggisehen 8ollans aoeh
vil gehört, aber Er glaubte nit, das aUe Potentateu in der Christenheit
rnd der Soltan darzuo alle inhaufFcn dem bcraitten vorrat Tnd schai disea
Grossfursten an Silber, Goldt, Edlstainen vnd Peerlein, die er mit seinen
angen gesehen hett, zu compariren betten, wie Er dan vill sacheo specifl*
ciret, rnd es ist ain alter Erbarer MaOi dea wol s« giaabeo«
— Mi —
^thnm, dfeselbeii haben sy angenomben^ vnd Iren corsnn In
3,ander ortl gewendet^ so kamb aach das anssgesdiidLble khriegs
^Yolckh henvider.
Warkatsch war seiner baldigen Abfertigung schon gewiss,
ab Nachrichten von Polen einlieren^ welche die bisherige Slimmnng
gegen ihn plötzlich änderten. Der Grossfürst erfuhr nämlich, dass
der Friede zwischen dem Kaiser und Polen abgeschlossm sei;
Maximilian habe auf' die Polnische Krone willig Verzicht ge-
leistet; sich dagegen mit der Hälfte von Livland abGnden lassen,
werde die Tochter des Königs von Schweden heurathen, nnd
hn Bündnisse mit dieser Macht nnd Polen, „auf sein Ratom vnd
„Portion so er in Liflandt halt, die Mosscaw bekhriegen*^ Der
Gesandte erklärte diese Nachrichten geradezu (&r unwahr und für
Spargirung^ und als man bald darauf erführ, dass Rudolph II
und Maximilian zwar einen Vertrag mit Polen geschtosaen,
aber durchaus in kein BQndniss gegen Russland sich eingelassen
hätten, wurde er bald wieder zu einer Conferenz gerufen, und
in dieser gelang es ihm seinen Kaiser völlig zu rechtfertigen.
Am Schhisse derselben segnete sich Boris Godunow mit dem
Zeichen des Kreuzes und sprach: „Du hailige vnzertailte drey-
^raltigkheidl sey bey mir vnd meinen worlten^, und begann nun
sich verlraiilich über die Polnischen Händel auszulassen, mit der
Bitte ^es ja nicht im Argen zu verstehen^ er meine es treulich.
„Warlich^, sagte er unter andern, „Ich bin nit ain Man ainem
„solchen herrn^ als Erzherzog Maximilian zu vergleichen, son*
„dem meines Grossmachligsten Czarn Colop oder Kheerl, noch
„wan der Samoisky oder ain anderer an meinem bruedern, wan
;.Ich ainen het^ khnumb halb souiel muetwillen geübt het. Ich
-wolt Leib Mid Leben dar seczen, das Ich es Rechnete. Alle
^Weldt^ auch die Bussormanj^ (damit mainet er Türggen vnd
„ Tartteni) werden selzambo gedanckhen daraoss schöpffen vnd
— 412 —
„nun wider dio Christenheit ein topeltz herz fassen^ das Ir
;,Khnecht der Samoisky ain solches verfleret.^ Oft genug habe
sich der Grossfurst zu jeder Hüire erboten; mit Truppen habe er
zwar wegen des mit Litlhauen abgeschlossenen Bündnisses nicht
dienen können^ n^^^^} setzt erliinzu^ „es gcbieret meinem herm
„nit wider die crcuz khissung oder Aidt zu thun^, aber ihm mit
Geld und Schätzen zu heiren^ wäre er jederzeit bereit, „biss
„aufm Rockh^ vom Rockh aurs hemmet, vnd von dannen bissauf
„die gorgl.^ AI3 von der Macht der Türken die Rede war,
sagt er: „Gott hat sy umb vnser Synde willen lassen gross
„werden, Er wirdt sich auch wider über vns erbarmen vnd sy
„Sturzen.^ Zum Schlüsse wiederholte Boris noch mit Thrflnen
in den Augen, „das sein syn dahin gerichtet sey, dem hoch-
„ löblichen hause Österreich eine seyle zu seczen, dabey sy
„seiner ewiglich gedenkhen sollen.
Um die Correspondenz über die Polnischen Angelegenheiten
sicherer zu erhalten, wurde mit dem Kanzler und dem geheimen
Dolmetsch eine ZifTerschrift festgesetzt, und zwar, „weil sy die
„Polnische Sprach selbst alle fast verstehen, nach der spradie
„art.«
Im Laufe des Gesprächs erkundigte sich Boris noch, wie
viel 50000 Maim, Deutscher, Spanischer und Ungarischer Truppen
dem Kaiser monatlich kosteten, und als der Gesandte diess auf
500000 Reichsgulden angab, sagte er: „sein herr khriegele
„mit geringen vnkhosten, vnd der Alte GrossfQrst auch sein
„Vatter Basilius betten in all Iren kriegen nit ainen Pfenig von
„Irem Schaz oder Einkhomben verkhrieget, was etwa aufgan-
„gen, das doch wenig, were von den Buessen (Strafgeldern)
„der übertretter darzue genomen worden, seines herrn schAz
„weren gross, vnd in etlich hundert Jaren nicht vermindert, sondern
— 413 —
^mlchtiglich vermehret.' Vor der Trennung trank Boris noch
ans drei silbernen Schalen voll Melh auf die Gesundheit des
Römischen Kaisers^ des Königs von Spanien und des Erzherzogs
Maximilian; darauf liess er sich ein kostbares Trinkgeschirr
in der Form eines Schiffes bringen und sagte zu WarkotMAX
^Do wirst zu Schiff reisen^ aus'm Schiff trink ich Dir diess zu,
jpdass Gott Dir gläkliche Reise verleihen wolle, auf dass Du
^Deines Herren klare Augen mit Gesundheit sehen mögest.*
Am 22 Juni halle der Gesandte wieder eine Audienz^ bei
welcher der Zug durch mehr als 6000 Mann Truppen ging,
und von ihnen begleitet wurde. Als er durch die Siäle des
Pallasles schritt, ;, waren sy mit der Reuerentz alss'buckhendt^
„vnd biet abziehendl was Ehrerbielliger dan vorhin. Der Gross-
^ fürst sass abernial soiennilcr vnder der Cron in ainem von
^^Edelgestaincn khostlichen habit, die Cron, Apfl, Scepter, auch
^der habilus alles ainer andern faclion, dan die Ersten.^ Der
Grossfurst versicherte hier abermals seine Bereitwilligkeit, dem
Römischen Kaiser jederzeit gegen die Türken und Polen beizu-
stehen.
Am 30 Juni endlich hatte Warkotsch seine Abschieds-
Audienz^ bei welcher alles noch viel gl&nzender und feierlicher
vorging, als bisher. „Es war^ sagt er, „zu diesem mall der
„ganze hoff am allerzicrlichslcn bekhlaidet, der Grossiurst aber-,
„mal in seiner schönen Cron, welches die dritte war solenniter
„angethan.^ Der Grossfurst entliess ihn aufs gnädigste, und
gab ihm zum Abschiede noch aus drei goldenen Schalen nach
einander zu trinken. An diesem Tage wurde er wieder aus
der IIof-Küchc „gedienet von des Grossfflrsten Offizieren, auf 250
-grossen klar goldenen Schusseln, alles von anderer fa(?on
„denn früher vnd eytel güldenen Trinkgeschirren, ^
— 44* —
Am 3 Juli verliess WarkotscA Moskau und ging nach '
Ajrchangel^ um von dort mit den drei Millionen seine Rückreise
2ur See zu machen. Er legte den Weg bis Wologda mit 40
Wagen und 70 Pferden zurück, und schiffte sich dann auf 6
Fahrzeugen und 10 JagdschiTfen nach Archangelsk ein.
Bei seiner Abfahrt aus diesem Hafen liess der dortige Statthalter
alles Gcschuz Gross vnd klain abgehen. Seine Fahrt
dauerte sehr lange, bis er endlich zu Amsterdam landete ^ und
dann über Emden nach Wien gelangte.
Am Schlüsse seines Berichts fügt WarkotscA noch einige
Bemerkungen über Russlands damalige Lage und Politik bei, die
mit folgenden Worten endigen: ,,ynnd ob woU etliche leutb die
,,Moscouitter Barbarisch vnbest endig describiren, vnd vermainen,
,,man möcht am besten mit so i^eit abgesessnen Leuthen dar-
,,auf sich nit zuuerlassen, vnd vns wenig helifen khöndten zu
„Ruhe stehen. So sag Ich doch darauf dises, ob sy gleich in
,,moribus grob vnd Barbarisch, so scindt sy doch in ingenys
„subtill genug, so haben sy dennoch Religionem Christianam,
„darin sein sy sehr tenaces, vnd Ich wüst nicht wo ain volckh
„die vbertrettung des Aidts hörltcr straffen khondtcn alss sy,
„vnd Ich sag in albeg sy khönnen vns helffen, vnd khönnen
„auch so sy übel weiten vns gcnugsamb schaden.
1593.
Herr Niklas von WarkotscA wurde im Juli des Jahres
1593 zum zweiten Male als Gesandter Rudolphs II nach
Moskau geschickt, um aufs Neue von dem Grossfursten Hülfe
gegen die gemeinschafllichen Feinde zu verlangen. Auch dieses
Mal war sein Aufenthalt nur kurz, und er kehrte, nach ^üdi-
lieber Ausfuhrung seines AuHrages, bereits am 18 Decembcr
desselben Jahres nach Wien zurück.
— 415 —
Ueber diese Reise ist ebenfalls eine ansfOhilidie Naehricht
iporiianden^ die sich handschriftlich in der K. K. Hof-Bibliotheii
n Wien Codd. Msa. bist. prof. No. 183 befindet«»« Sie
enihail 25 Blätter in foliO; und filhrt den Titel: Bescbreibmig
der Museowitterisehen Raiss H. Nielas Wareots. Anno
1593 22 Jali.
Abgedruckt in B. von Wich mann's Sammlnng bisher
nach ungedruckter kleiner Schriften xar alt Gescbicbte
und Kenntniss des Russischen Reichs, Bd. L S. 123««-*
200 unter folgendeni Titel, der sich im Originale auf der zweiten
Seite befindet:
Beschreibung der Raiss in die Moskaw so Herr
Niclas Warbolsch«** damals Rom. Khajr. Mals. Gesandter
getban Anno 1593 den 22 Joljr«
Dieser Bericht ist aber nicht; wie der erste, von Warkot$ek
selbst abgefassty sondern von Stephan Heuss, einem der
Begleiter desselben ^ der hi dem Namens •* Verzeichnisse des
Gesandlschafl - Personals zwar namentlich angerührt^ aber durdi
veiter nichts bezeichnet ist. Er sagt gleich im Anfange: ^Den
22 July bin Ich^ neben den Andern dess Herrn Warbotsch
„Dienern u. s. w./ rerner S. 137^ bei Wichmann: Ich Stephan
lleuss^soo. und Warkotsch selbst wird in der ganzen firzib-*
lung nicht anders genannt^ als der Herr Legat.
498. S. Die ttimthchr, der K. K, HüfbibL im Wittn, im Merene der
Ce^ckickie, l^esonäert der Österreich, verzeickmei undexc^rfiri wm Jvfeph CkmBi^
Wien 1840. gr. 8°. I. S. 521.
499. Im Orii^inalü steht hier wirklich WarboiMcky aber our durch einen
ScJireibfehler, den iyivhmamM beibehalten nnd den ftozen Aufsalz bindorcb
ifiiederholt hat.
5(H). Nur einmal, S. i5G, wo von den Personen die Rede ist, welche
von H'arkoUch zu dem Persischen Gesandten geschickt wurden, spricht er von
Steffen tleun in der dritten Person.
— 416 —
Das Gefolge war sehr bedeutend^ und bestand aus 33 Per-
sonen^ unter denen auch ein Sohn^ und ein Neffe des Gesandten
war. Die Reise wird mit grosser Ausrührlichkeil Tag filr T«g
beschrieben. KOI Sie ging von Breslau aus Ober Warschau nach
Smolcnsk. An der Russischen Gränze wurde der Gesandte von.
zwei vornehmen Bojaren empfangen^ und von hier an auf Gross-
fürstliche Kosten verpflegt. Bei Moshaisk bat der Gesandte,
„dass.man Ihnen dieweil Er etwas schwach^ In die Stadt eia-
„legen sollte haben Sy Ihm solches abgeschlagen^ mitt diesen
„Wortten: Sy betten solches von Grossfuersten khainen Befeldi,
„auch so wer es Ihr heilige Stadt; darin Sie Ihren Heiligen St
„Nicolaum hetlen.^ Am 27 Sept. kam Warkotsch in Moskaa
an^ wo er auf reichgeschmückten Grossfiirstlichen Pferden, (Be
ihm entgegen geschickt worden waren, seinen Einzug hielt. Drei
Tage darauf wurde er schon zur Audienz gefordert. Der Zog
nach Hofe war sehr feierlich, und der Gesandte liess dabei die
fät den Grossfürsten bestimmten Geschenke durch seine Lente
vor sich her tragen. Diese waren im Namen des Kaisers: ein
aus Krystall geschnittener Becher in Gold gefasst, und ein Trink-
geschirr in Gestalt eines Reihers. Unten am Becher waren
geschnietten 4 Buchstaben W. H. I. B. der Yerstandt
war diss: Wie heilig ist Bruederschafft. Von dem Ge-*
sandten war dabei: ein vergoldetes Waschbecken nebst Giess«
kanne von getriebener Arbeit; von dem Sohne desselben: ein
silberner Becher in Form einer Blume. Die vier Gesandtschafls-
Junker hatten ebenfalls für sich Geschenke hinzugeftgi»**
501. Manche Namen sind in dem Tagebuche nur mit Mühe zo erkenieD,
z. B. RatUuvel, statt Radmhil, Nie Par statt Onfepr, PrsehnimfOi PrMmmt
u. s. w.
502. Die Geschenke des Sohnes und der Caraliere wurden ihnen bei der
Abreise wieder zurückgegeben, M-eil es gewöhnlich sei, dass der GrossfOrst nur
von den Gesandten selbst Geschenke empfange.
— *17 —
Beta Sfotfeten in's Schloss wurden in aDen Kirchen der Nähe
äfb CSodien gelAuteL^ot ^Der GrossiOrst msse 3 Stnefen hoob
iii am Miuestilischen Stuel^ welcher Alles mit goldt, Perlen
yMd Edlgestein gezierel^ In einem Kaiserlichen Ornat, hatt
yttf seinem Haubt eine gneldene Krön, mit Edigesleinen gezierety
»der Rockh damit Er bekleidt, war von rolbem Sammetb, undt
iflieran mit grossen Perlein gestickht, umb den Halss halle Er
»hangen eUicbe grosse Slueckh der fumembslen Edlgestein , in
igddt gefast; waren formirct wie ein kett oder Halssbanctt.
iAn der linckhen handt hatte Er über die zwehn f&dsten finger
»eiien grossen Rieng mit einem Smaragd. Vor Ihm stimdten auf
»jeder Seilten Zwehe Edle Knaben, mit Mosskowilerischen Parlen,
•kl weissen Sammellhen kleidems^»«, die hallen kreuzweiss gülden
»ketten anhangen.^ Der Gesandte wurde an diesem Tage aus
tkr Hof- Köche mit 150 Speisen bewirthet, die ihm vor der
Mdilzeit eine nach der andern von dem GrossfOrstlichen Vor-
Kbieider gezeigt, und dann erst, als man schon bei Tische sass,
«rfgetragen wurden. Zum Getränk reichte man Meth, Malvasier
ODd Wein, undt wehrte diess Panckhet biss in die Mit-
ternacht.
Auf einer Jagd, die der Grossfurst um diese Zeit in der
S'Ihe von xMoskau veranstalten liess, und bei welcher er von
I bis 4000 Mann Reiterei begleitet war, wurden über 100
üenthiere erlegt, von denen der Gesandtschaft 16 Stück über-
chickt wurden. Unter diesen war ein sehr grosses Thier, das
(2 Enden hatte.
503. Diese Empfangs - Feierlichkeil Vut fremde Gesandle war ganz unge-
rahBlich; vielleicht war es das Geläule für den GollesdiensU
504. Die aas Herberwtein u. a. bekannten Pw^i^.
27
Bei einer Audienz^ die Warkotsch bei Boris Feodorc^.
witsch Godunow»«» hatte; verehrte er demselben tat Vmmm
des Römischen Kaisers ein von Gold verfertigtes und ndt BddL
steinen besetztes Kamcel^ auf welchem ein Mohr sass, und das
auf beiden Seiten Kistchen (rug^ welche mit kleinen Gold-Münm
gefüllt waren. Da die Pristawen aber fanden^ dass das Geschenk
nicht ansehnlich genug' wärC; musste er noch eine goldene KcUe
und einen Ring zum Aufhängen desselben hiuzufiigen. Fdr ach
selbst überreichte er einen Saphier-Ring; eine vergoldete Giesskane
und einen kunstvoll gearbeiteten Becher. »<>« Boris bewohnte eim
Pallast von Holz, uud hatte einen grossen und glänzenden Hobtul
um sich. Er trug eine hohe Alütze von Otterfellen, auf wdcher
vorn ein grosser mit Perlen umgebener Diamant prangte. Uoier
derselben hatte er ein klein Muskowiterisch heableia ntt
grossen Perlen und Edelsteinen besetzt. Sein Kleid war vw
Goldsloff, mit rothen und grünen Blumen in Sammet. ^lieber
^diesem Rockh hatte Er einen andern an^ welcher war etwas
;, kurzer ; der war vom rothen geblümten Sammeth^ mit eiii
„Atllassen weissen Porttcn^ dieser Rockh war unten umbhera;
„undt vornen runter^ auch vorne umb die Ermel einer goeteo
^Handt breit ^ mit schöhnen Perlin gchefll; umb den Habs halt
„Er hengen krcuzweiss schöhne gueldene Ketten, auch eio
;, stattliches Halsbandt. An baidcn Hendten seine finger ndt
„Riengen besteckht, undt den meisten thail Saphier^ Nack der
Conferenz zeigte Boris dem Gesandten an, „ dass er mit ihm von
„seinem Brodt essen solt;^ und der letztere fand auch schM
bei seiner Zurückkunfl eine fertige Mahlzeit von 100 Speisen,
alle in silbernen Schusseln.
505. Der hier Borit Wpyierttie* Smdenatr hefsst.
506. Diesen Becher schicklo üori$ in der Folge zurück, „veil er für
viel zu stattlich sei."
— 419 —
Bald darauf hatte WarkotscA eine zweite Audienz bei
GfOBSflhrsten^ bei welcher iunf R&lhe««'' ernannt wurden,
weichen die Verhandlungen auch sogldch ihren Anfang
Während die Bojaren sich mit ^ dem Resultate dieser
Men €k)nferenz zum Grossfiirsten begaben^ wurde dem Gesand-
toi und seinem Gefolge in zwölf goldenen Schaalen dreimal
Unter einander köstlicher Math gereicht. Die Geschäfte gfaigen
liemlich rasch vorwärts; WarkotscA wurde im Ganzen fOnimal
ror den GrossfSrslen gefordert; und endlich am 9 November mit
grosser Auszeichnung entlassen. Er musste an diesem Tage
wSt seinem Gefolge an der Grossiurstlichen Tafel speisen.»»» Als
lie zur Tafel gefuhrt wurden^ ^ kamen sie erstlidi durch ein gemach
yda stundten umbhero an den Wendten lange Taffln, aufgebauet
ydrey Stoffen hoch; wie die Credenztisch zu sein pflegen ; da9
«war Alles mit unseglichen Silbernen undt gueldenen Pocaln
^besezt; das es aufzurühren unmuglich undt in Teutschlandt
^(ast unglaublich. Es stundten auf den untersten Stoffen von
^guetem goldt grosse Schüssl undt Trinckhschalen ohne Zahl;
507. WarkoUch nennt dieselben: 1) IVoyder Miczkowis [Feodor
NUniUch) Romanow» 2) Knituch Itcan JVa$$lomcM St'czky [Ivan Wassilfe-
miUck ffi%kif, 3) Andreas Jakohiowim Schnolkan (AndrfJ JakowlewiUch
SekUckeiicalow), 4) Boiiiius Jakoblowim Schnolkan (IVauiiy Jakowlewiisch
Sehischelkalow) und 5) Elia$er Feloschkin [EUatar Wirlusgin), Sie erschie-
mtn, wie der Bericht sagt, bei den Unterhandlungen „in grossem bracht, dan
fßlm Alle fanir mit berlicben gaeldeneii Stnckheti daran sie kra^n mit
•Perlen gebefTt, bekleidt waren, undt trnegen weisse Maskowiterische
eUoettlein in Ihren Ilendten, die waren eine gnete tfandt brait mit Perlen
.bebeffl, darunter etliche Edlgestein Terseat*'
50a Bei Jrichmatm a. a. 0. steht „zur Abendt - MahlzeiU^ ; diess ist
ab«r gewiss ein Missverständniss , denn erstens war es gar nicht gewöhnlich,
fremde Gesandte zu Abend-Mahlzeiten einzuladen, und zweitens sieht man auch
aas dem Berichte selbst, dass von einer Hittags - Tafel die Rede ist, die sich
freflich bis spat in den Abend hineinzog.
27-
— 420 —
;,auch ein silberner Lew iii seiner rechten gross, aocb MUche
„silberne gefess undt schalen^ welche so gross, dass sie eine Penoa
„nicht leichtlich ledig bezwingen, Yielweniger, dass Sie zun
„Trinkhgeschire sollen gebraucht werden, diss war alles unse
„zur Anzeigung seines grossen Schaz undl Beichlhumb anrgesezt.
„In Summa, alles war ein grosser Uberfluess^^; ohne allräi
„liheine Teller, dan die Moskowiter, auch der Grossßrst selbst
„braucht kheine.^ In dem Speisesaale, dem nämlichen, wie er
schon von Herberstein und andern frühern Reisenden beschrie-
ben wurde, fanden sie eine grosse Menge Bojaren, „die sassea
„alle in ihren unuberzogenen weissen Schanerken(?) Beizen"*
^mit Piebcm.^ Der Gesandte erhielt seinen Platz an ma
besondern Tafel zur Linken des Grosslursten. Als man sich zur
Tafel gesetzt; erschien „der Maj^schalckh^ ein aller Man, nndt
„in die 50 Par vornehme Boyarn Alss Trukhsess, welche sich
„Alle Par undt Par bey den Hendlen gefast^ hinder Ihm hergan-
„gen^ gingen Alle vor dess Grossfärsten Tafll vorüber, undt zeigten
„sich Ihmc undt alssbaldt zum gemach wider hinaus, darotch
„ward Speiss vor den Grossfuersten getragen.^ Bei der Mahl-
zeit herrschte dieselbe Ordnung und dasselbe Ceremoniel, was
schon aus Herb erst ein u. A. bekannt ist. Die Schaalen, iim
denen der Grossfilrst dem Gesandten mehre Mal Wein schick!»^
waren aus Gold, und mil grossen Edelsteinen besetzt. Als dpv
Abend anbrach, wurden Wachslit hie auf silbernen KronleochtarKi
angezündet, „auch stundlen umb den Credenztischaufzwo
509. WarßcotBch erkundigte sich bei seinen Pristawen, wie
wohl die Zahl der goldenen Schusseln und Schalen, bei dieser Mahlzei
und erhielt zur Antwort, dass sie wohl auf Tausend angegeben werdCB
510. Diess niuss durchaus ein Schreibfehler «ein; unfiberzogea
die Pelze der Bojaren wohl nicht, bei der gewöhnlichen Prtchl md
ihrer Kleidung, besonders bei Feierlichkeiten.
— 421 —
ylS'f^rsoo mtt grossen wixenen fakeln^ brennete nach Ordnung
^ims 68 sehr licht im Gemach war.^ Beim Schlüsse der Mahi-
Irat der Hofmarschall wieder mit den Trnchsessen^ Paar und
Paar^ in das Gemach und stellten sich vor des GrossfQrsten
Tisch, der sie belobte und zum Zeichen seiner Zufriedenheit
Jedem von ihnen aus einer grossen goldenen Schüssel „ein khlein
,gdl)achen krepplein gab. Bey diesem herlichen Pankelh war
ykheine Musica gehalden^ dan es bey Ihnen nit brenchlich.
„Aber anstath derselben leuKet man mit unsäglich Tiel Glokhen.
yAaff dem Schlosse in den Kirchen^ welches klang im ganzen
, gemach erschall.^»" Nach aufgehobener Tafel forderte der
Grossfurst den Gesandten und sein Gefolge zu sich; und gab
ihnen nochmals aus einer kostbaren Schaale zu trinken ^ und
reichte Jedem zum Abschiede die Hand. Auf dem Räckwege
gingen 16 Fackelträger vor dem Gesandten her, und 6 andere
bereiteten den Zug mit grossen Laternen. Kaum waren sie zu
Hause angekommen, so erschien ein vornehmer Bojar an der
Spitze von drei Wagen voll Meth, womit sie noch bis nach
Millemacbt fröhlich sein musslen.
Kurz vor seiner Abfertigung erhielt Warkotsch für sich und
5eij| Gefolge Geschenke des Grossfürsten, von denen bei seiner
^•^ten Reise nicht die Rede gewesen war. Sie wurden von
^ Leuten getragen und bestanden in kostbarem Pelzwerke
^«rschiedener Art. Der Gesandte erhielt drei Zimmer"» Zobel,
* 2immer Marder, und einen schönen „Mosko^iterischen" Pelz von
^rauwerk. Der Sohn des Gesandten und die fünf Cavaliere
^liielten Jeder ein Zimmer Zobel und ein Zimmer Marder. Für
51 i. S. oben Note 503.
512. Zu 40 Stück.
— 422 —
den Köm. Kaiser wurde noch ein Zimmer ausgesuchte ZabA
und ein kostbarer Persischer Anzug gesandt. Boris Godunow
schickte auch in seinem Namen reiche Geschenke^ sowohl fir
den Kaiser, als für den Erzherzog Maximilian; für den ersten
^eine Persianische Tartsch^i» undt Armschin zum BogenschiesseOi
;,von guetem Damassken Eissen mit guelden zuegcn angelegt
^undt mit vielen Turkcssen undt Rubinkörner versetzL^ Für
den Erzherzog „einen Rieng zum Pogenschiessen, war auss einem
„ganzen Stuckh Stein geschnietteU; wird genant Nefrodius,
„welcher Stein von trefllichen Tugendten, auf demselben Rirag
„waren noch insonderheit achtzehn Ruebintafll kunstlich in goldt
„versezt, und andere kostbare Sachen.^ Die Abreise aus Moskau
erfolgte am 18 Dec. in 14 Schlitten^ und unter Begleitung eines
Pristaws und eines deutschen Dolmetschers.
Am Schlüsse des Berichtes folgt noch ein Aufsatz uxüjei
der Ueberschrill: „Kurzes Yerzaichnis der Moscowiter Reb'giOD,
„Sitten undt gcwönliche Breuch: undt der Stadt Moskow gele-
„genheit^^ und dann am Ende eine Notiz über die erhaltene
Natural- Verpflegung, die also lautet:
„Dem Hrn. Gesandten Xikolay Warkotsch ist In der Moskaa
„auf Ihn undt sein Hoflgesindt; so In Allem 33 Person, teglioli
„In sein Kuchen zuverspeissen geben worden. Erstlich ist Er in.
„dess Moskowiters Landt gewesen 16 Wochen, alle Wodu»
„3 Ochsen, auf alle Tag 3 Schöpss, alle Tag 15 HQener, au»
„Tag ein Gauss, alle Tag zwo Anthen, alle Tag 100 Eyer^i
„alle Tag 3 Pfundt Buctter, Meth, 10 Elendl, Summa AOe^
„undt Jedes: Ochssen 48, Schöpss 336, Hüener 1680, Gan8sli2^
„Anthen 224, Eyer 11200, Pfundt Buetter 336, Elendl 10.
5 13. Wohl ein Harnisch?
— 423 —
1594.
Warkütsch kam im Jahre 1594 zum Drittenmale nach
Moskau. Diese Angabe findet sich in den Archiven in Rom
mid in Wien; in den Nachrichten des Reichs-Archivs zu Moskau
indessen fQr diese dritte Sendung das Jahr 1595 ange-
Da diese Verschiedenheit nun unmöglich auf einem
frrtliiine bemhen kann^ so muss man annehmen^ dass sie ihren
Grund in der damals in Russland noch gewöhnlichen Sitte habe^
das neue Jahr mit dem September anzufangen ^ in welchen
Honat diessmal die Ankunft von Warkotsch auch gerade f&Ut.
Ueber diese dritte Reise besitzen wir zwei Berichte; beide
loch ungedruckt. Der eine ist lateinisch geschrieben ^ wie man
tus der Ueberschrift schliessen dürfte ^ befindet sich unter den
Handschriften der Valicaniscben Bibliothek^ unter der Bezeichnung
ßih9 p. 7, und führt nach Marini's Angabe folgenden Tiiel:
Relatio Nicolai Yarkot, Romanorum Imperatoris
^ Moscoviae Dncem Oratoris, de suo itinere Mosco-
^itico, de matrimonio Imperatoris cum nato Regis
Succorum, de focdcre ineundo contra Tureas, de belio
Sueco et Moseovitico componeudo, de convivio ipsi
Oratori a Diice Moscorum exhibito, deque aliis oflieiis
9^ibn8 Orator tum a Duce, cum a Proceribas cumn-
'atiis fncrat. 1594.
Eine Abschrift dieses Aufsatzes befindet sich in der Samm-
lung der auf die Russische Geschichte Bezug habenden Documenle,
Welche der Graf iMarini in Rom im Jahre 1838 an S. M. den
''^^er übersandte.
Ein zweites Exemplar dieses Berichtes, in deutscher
•Sprache befindet sich in dem K. K. Geheimen Haus-, Hof- und
^^^als- Archive in Wien, unter dem Titel:
— 424 —
Relation auss Mosskaw. Den 19 Martsj Anno 94.
Uiese Handschrift^ von welcher ich eine Copie besiUe,
enthalt den Original-Bericht an den Rom. Kaiser, ist 34 Mitter
in folio stark und unterzeichnet: Niclass Warkotsck.
Da auch diese dritte Reise, deren Hauptzweck abennals
das Gesuch um Hülfe gegen die Türken und Polen war, manche
merkwürdige Umstände enthält, so folgen hier, zur Ergfinzong der
beiden frülieren, einige Auszüge aus derselben.
Der Weg bis Moskau enthält wenig Neues. WarkolseA
kam am 27 Sept. in der Hauptstadt an^ und wurde diessmal
genauer als früher beobachtet. Am dritten Tage nadi seiner
Ankunft hatte er schon eine Audienz bei dem GrossfDrsten, bei
welcher das frühere Ceremoniel beobachtet wurde. Den Tag
darauf walfahrtete Feodor Iwano witsch nach einem Kloster,
;,unnd zur selben Zeit wurde dem Gesandten vertraut, dass
„Grossfürsten Slicibruder Demetrius nicht mehr am
„were."«^" Bald darauf wurde er zu Boris Gadunow
fen, dem er ein Schreiben des Kaisers Rudolph zu übergeben
hatte. Dieser empfing dasselbe mit Ehrerbietung, „also das ^ a
„sich so nider gebucket, das er mit der Stirnen den bod&«D
„berflret^, und erkundigte sich dann nach dem Wohlsein does
Königs Maximilian mit den Worten: „wie liebet ihn Gott^ ^
Er sagte ferner^ dass der Grossiurst viele und mächtige FeinA^
habe, als Tatern, Türken^ Poln, Littauer, Livonieru&^
Schweden^ und dass die Ankunft von „ IFur^oferA ihm grossen
„Trost gebracht.^ Der Grossiurst werde den Rom. Kaiser nioXat
verlassen^ „vnd wan er auss hfilzenen Schussehi essen m\l^
514. DmitrJ IwanowiUch wurde bekanntlich am 15 Mai 1591
Uglüsch ermordet; es scheint daher unerklärlich, dass WarkaUek diese
erst jetzt, und noch dazu als ein Geheimniss erfahren haben sollleh
— 426 —
md |,der hochgeboren herr Obrister Stadthalter wolle ein trener
9«d fleissiger Beförderer sein.^ Darauf berührte Boris die
•Bgebliche Sendung des Caspar Crohn»«»^ und fragte' fFor*
ikolscA: „Weistu et^as darumb; es ist einer alhero gekommen
yden du wol kennest, vonn Lübeck ein Musick Cdas verdeutscht
ySich ein Bauer} mit einem Schreiben von deinem Kaiser und
yindern Schreiben und hat 15000 Rubel begert.^ Er erwiderte
es sei nie von einem Gliede des Hauses Oesterreich irgend
Jemanden der Auftrag erlheiit worden, j^so ein schimpflich Pissell
^Geldt^ zu fordern, er wisse nur, dass Crohn vor 2 Jahren
auf seine Bitte ein Eropfehlungs^Schreiben an den GrossfOrsten
erhalten habe. Vor der Trennung erkundigte sich Boris noch,
,wie vil bey Ime zu Lande eine Million Geld wftre^, worauf
Warkotach erwiederte: „100,000 Gulden, das thut nach Mos-
ykowitischer Rechnung 300,000 Rubell.^ Nach einer zweiten
Audienz bei dem Grossiursten, der ihn „nach seiner gewonheit,
jiPerschonHch, in seinem Solio vntter der Crem vnnd königliohen
„habit^ empfing, begannen die Unterhandlungen „in der vorhör
„Stuben^, zu welchen die nämlichen fünf Grossiurstlichen RAthe
ernannt waren, wie das Jahr zuvor. Das Haupt-Gesuch Oester-
reichs war auch diessmal „eine ansehnliche eylende geldthulfl^,
um Ungern gegen die Türken vertheidigen zu können. Darauf
erhielt der Gesandte zur Antwort, „es wer nicht one, dass der
„Gross(urst grosse Schacze von goldt, Silber unnd Edelste»
„hette, dieweil aber, wie vnss bewust, goldt vnnd Silber in seine
„Grossmcchtigkeit lannden nicht gegraben oder auss dem Erdt-
„reich gewonnen wirdt, vmid aber Moscowittrische wahren in
„den Seesteten baldt bahr geldt wehren, so solle jetzt gleich
eine ansehnliche Menge V^'aaren und auch SObergeld, „was gott
515. S. Karmmm Guck, d, Rm9i. Hekht^ Bd. K AiinerL 4aa
— 426 —
besdicren würdt^, über Iwangorod^ d. i. Reussisoh Narae,
abgesendet werden. Die Unterhandinngen hatten raschen Forigang^
und J^arkotsck wurde überhaupt fiinf Mal zu dem GrossfBrstOD
geforderL Endlich erhielt er die Antwoftschreiben fiir seinen
Herni; und musste auch noch einmal bei Hofe speisen. ;,Vmid
y^vravdl", sagt er, ;^in ein mechtig gross vnd hoch Palatiom,
'^^welches mit keiner Tapezerey behennckt, sonndem die wendt
yyYimd das gewelbe starck verguldt^ darauf allerley failienn
^^alwergk war^ mit etzlichen Vornehmen Bovam vnnd furstesn
yybeleitet. Da sas der herr Grossfuerst albereit in einem weissen
^^ilberstuckenen Rock, vnnd ein schlapl oder heubell, wie iciis
;^ennen soll, vber vnnd vber mit Edlgesteinen beseczt, aniT
,,dem haupt habenndl, bey seiner tafell/^ Diese Tafel des
GrossiursteU; an welcher er allein speis'tC; war 4 Stufen, die
des Gesandten und seines Gefolges zwei Stufen hoch. An zwei
andern Tafeln sassen die vornehmsten Boyaren und Räthe, und
darunter ^^Boris Fedrowitz. Man hatt diese Malzeit^, sagt
der Bericht; ^^welche von mittag ahn, biss drey Stundenn in die
y^Dacht gewehret mit achzehen hundert güldenen Schuesseln, auch mit
^^eitelm güldenen Trinckgeschir, (das Jenige auf den Credraz-
,,tischen vnangerührt) vber alle Taffeln gedienet.^' Wahrend der
Mahlzeit trank der Grossfitrst zweimal des Gesandten Gesundhdt|
und nach derselben rief er ihn zu sich, reichte ihm die Hand
und nahm sehr freundlich Abschied von ihm. Am Tage vor seiner
Abreise erhielt Warkotsch noch einen Besuch des Kanzlers,
Andrej Jakowlewitsch Schtschelkalow, mit AuftrSgen
und Vorschlägen; Ober die er sich vorbehielt; mündlichen Bericht
abzustatten. Der Kanzler sagte hier unter andern zu ihm:
;;Vnnsere beyderseiz grosse herrnn habenn mit einander ; der
,;Christenheit zum besten; einen Ackerbaw ahngefangen; der
;;Boriss FedrowicZ; du, vnd ich; sindt die PflOger vnndt
— 427 —
j^Seeleodt, bauen wir fleissig; Gott irirdtgntdl gebemi» das waa$
jpWfr sehen, das es fluchs aufgehe, vnnd wachse.^ Der Ge*
sandte erfuhr nun auch, dass beschlossen worden wäre, „Geldt
^vnndt Gut 5 Millionen an Wert^ an Osterreich zu senden, und
sagt dabei: „Zue mercken aber, das sie in Moskaw hundert
ytausent Rubell rechnen, für ein Millionn, welcher nach reidis
^zall gülden thuU 333,333 fl. So wuerdt solche Summa des
„Canzlers beriebt nach machen Sechzehen hundert sechs vnd
jysechzig tausent sechs hundert fünf vnndt sechzig fl. dan ein .
yRubell ist 200 khreuzer.^ Als auch die Rede davon war
Kosacken gegen die Türcken zu gebrauchen, gab man ihm fol-
gende Schilderung von ihnen: „Als nemblich ins feldt zum
yStreiiTenn vndt vorwusledn, auch vnvorsehene einfall, weit
,vom Leger, da es auch vnuermuUlich ztae thun, wehren sie
,behendt, es wehr aber ein roh, vngotsfurchlig gesindl, auff grosse
ybestendikeit bey ihnen nit zue hoffenn, doch kunten sie vor
,Andemn gross geduldt, in hunger, vnd mangl, leiden vndt mit
;, wenigem prouiant, viel ihrer ardt nach Expediren.
Hier schliesst dieser Bericht mit Warkotschens Unter«-
ierschrift, ohne von der Rückreise weiter etwas zu erwfihnen.
98.
Johann David Wunderer«
1590.
Johann David Wunderer^ aus Strasburg gebürtig^ genoss
in seiner Vaterstadt eine sehr gute Erziehung. Er studierte dann
auf der hohen Schule zu Rostock &<« und unternahm von dort
616. Wo er unter andern den berühmten Dmoid Ckyiraetu zum Lehrer
<ier Geschichte halte
— 428 —
aus im Jahre 1589 eine für die damalige Zeit gewiss sehr
ungewöhnliche Reise nach Dänemark^ Rassland und Schweden,
von welcher er am 1 Nov. des folgenden Jahres Ober Riga m
Wasser nach Lübeck zurückkehrte.
Wunderer beschrieb seine Reise selbst , und diese
Erzählung zeigt ihn uns als einen, zwar nicht ganz von den
Yorurtheilen seines Zeitalters freien, aber doch sehr wissbe-
gierigen^ aufmerksamen und unterrichteten Mann. Die eigen-
händige Handschrift desselben erhielt sich bei seiner Familie in
Frankfurt a. M.; wo unser Reisender bald nach semer ZorfkA-
kunft sich niedergelassen hatte, und in der Folge unter die
dortigen Geschlechter - Familien aufgenommen worden war. Sie
erhielt sich dort bei seinen Nachkommen, und als diese in neuerer
Zeit völlig ausstarben, und der Rericht nun fremdes Eigenthum
wurde, fiel derselbe glücklicher Weise in die Hände des um
die Geschichte seiner Vaterstadt sehr verdienten Herrn J. C. von
Fichard; der sie unter dem Titel:
Johann David Wunderers Reisen nach Dennemarek,
Russlaud und Schweden 1589 und 1590 abdrucken Uess
in dem Frankfnrtischen Archiv für ältere deutsche
Literatur und Geschichte, herausgegeben von J. C.
von Fichardt, genannt Bauer von fiyseneck, Frankrort
a. M. 1812. 8^ Th. H. S. 163-255.
Dieser Reise-Bericht enthält viel Interessantes über die von
Wunderer besuchten Länder s^''; besonders aber eine Menge
von Nachrichten ^ über Litthauen^ Russland und Livland^
von denen ich hier um so mehr ausluhrlichere Auszüge geben
517. Iq der Reysse inn Dennemarckt findet man unter andern S. 174 —
176 eine merkwürdige Beschreibung der Uramwtbmrgy des AuTenU^aK-Ortas des
berühmten Ticko-BraAey und ihrer Kinrichtung.
— 429 —
m dfirfen glaube^ da das spätere Schicksal des Originals dieser
Reise nicht bekannt ist, und der erwähnte Abdruck sich in einer
Sammlung befindet; die, ihres grossen historisdien Werthes un-
geachtet; in Russland wenigstens^ wohl nicht vielen Lesern mag
zu Gesiebte gekommen sein.
Die Reysse in Moschaw befindet siCtk in dem ange-
IBhrten Werke von S. 180-242 und endigt mit des Verfassers
unfreiwiUiger Einschiffung zu Riga.
^^Funderer reis'le am 3 März 1590 von Rostock ab,
und kam über Stettin, Danzig, Eibingen und Köm'gsberg»«* an
die Polnische Gränze.
„Folgends, heisst es S. 189, kamen wir in Samogifiam,
j, durch dicke und grosse ungeheure Wildenussen, in welchen zu
^underschiedtlich zeilten am hellen tag erschreckliche Visiones
^und Geister gesehen werden, es vermeinen die Gelehrten, es
,)komme daher, weill noch heuttiges tags viel Inwohner, wie die
„bestien absque fide et religione ihr leben zu pringen, und nicht
„allein thier und andere Monstra serpenlum adoriren, sondern
518. IVunderer sagt, S. 188, dass im der Gegend von Konig$berg eine
ßfemge Uhrochsen gefangen wurden. Diese sah er auch in grosser Anzahl bei
Georgenburg in einem Walde GrauUen genannt. Der Aurochse verlor sich erst
im vorigen Jahrhunderte aus der Gegend von Königsberg; jetzt beflndet er sich
bekanntlich nur noch in Lithauen, im Walde von ßiatowieua. S. aus der reichen
Literatur über diesen Gegenstand vorzüglich folgende zwei Schriften: M^maite
dfcrifiif eur la Foril Imperiale de Bialo$eie%a en LUhuanie , ridigd pnr le
Baron de Brinken etc. Fareocie 1828 4^ ar. ßg. und Nene Beiiräge wmr
Erläuierunc und endlichen Erledigung der Streitfrage über Tor and Xmbr
(UroM and Bison) ran G. G. Pm$ch in Warechau, Im Archiv JUr Naiur^
ffetehiehte, heroatgegeben von Dr. Ar, Fr. Wiegmann , Berlin 1840.
\1. Jahrgang. I. Heft. S. 47—137. Wunderer unterscheidet übrigens auch den
Tor und Smber \ er sagt nämlich S. 99: „In Littaw werden in den Wäldern
auch Jhuren oder buflell gefangen, item Saber oder Urodtfea«
— »30 —
^auch weD sie auss teuffelischen kfinsten sich in WAIff und
„beeren gestalt transmütiren und verstellen, also der Salhan sehr
„m&chlig bei ihnen gefunden wirdt, wie sie dann in mancherlei
„bestien gestallt den durchreisenden erscheinen , auch dieselbeiiy
„wie sie können, in WoUsgestalt anfallen undt niederlegen.^ — -
Und gleich darauf^* S. 190: „Kamen durch Wildnussen nf Kraschy
„der Hauplstatt in Samoilen iunr meihl, welche statt von gantz
„hulzin ungezimmerten Dannbaumen erbauwen ist, und seind
„die gebaw oder Hütten, inmassen denn auch in gantz Saaöften
„und mehrentheils in Littaw ufT die formb und art ohne redite
„einzapfTung halb gezimmert, als die jungen in Teutschlandt die
„Vögell oder Meissenschlag zu schnitzen pflegen, haben an einer
„seilt beim boden, ein lang viereckich ausgeschnitten Loch, diass
„zum eingang tag lufll und aussgang gibt, an der unteren Seitten
„auch ein Loch zwey oder drey, doch kleiner, dafür seind
„trucken netz von wilden thieren ahn statt der glassrenster ge-
„ spannen, zu oberst von Bäumen gleichralls und von Baumrinden
„bedeckt.^ Bei Wiliia oder, wie es hier genannt wird, Wildaw,
heisst es S. 195: „Demnach sahen wir den platz vor dem
„Schloss do anno 1581 etliche Russen, sonderlichen glaubens
„halber verbrand worden. Lelsllich seind wir in z>vo Mosco- .
„witische, zwo tartarische, ein liltauische, zwo Polnische, ein
„Armenische, ein Tärkische, ein jüdische, zwo teutsche, damnier
„ein Niederlandische und ein wälsche kirchön gangen. Die
„Littuanisch wird der Thum genannt, an dem ortt, weylandt dass
„ewige Teuer soll gestanden sein, haben bei jeglicher Hoaco-
„Witter, Türeken, Juden, Tartaren, Armenier, Scythen, Indianer»«*,
„Issländer, Lapponen und auss mancherley ortt, sehr selzam
„gekleidte leuth gesehen, welche wegen ihrer geschefRen ald«
519. VieUefcbt Zigeutr?
— 4SI —
j^iustnien kommen. Neben der Utrk^hen kirch sahen irir in
j,ftoem grossen steinern Hauss , stattliche Tänzen mit faibigeB
jyBindten und blauvm nnd gescheckten langen röoken, wdehe
yfflit den Armeniern von Constantinopel^ durch •Alexandrien^
^ ^Aegipten^ Alcairs>»; Scythen und Indien mit köstlichen wahren^
^mid Gold und Silber mid Edellgesteinen angekommen, nnd wahr
yomb wahr vertanscheten.^ S. i96: Die statt steht tag nnd
„nacht ofTen, allein werden zu nacht bey den eingingen der
„Strassen grosse schlagbäum furgethan und von den Inwohnern
„starck bewachet; in Betrachtung , dass sidi ein solche menge
^Barbaren und frembde völcker darin finden, dass nicht leichtlid^
„wie auch dalur gehalten wirdt, ein ort in der Christenheit m
„finden, da mehr frembder nationen und selzamer Ueidmgen
„zusammen kommen.^
EndUch kam Wunderer nach Pleskow, wo sich damals
der Zar Feodor Iwanowitsch aufhieltest, und sog daselbst
bei der Lithuaner Patronen ein.»"
Alles, was uns nun hier von dem efaist so merkwürdigen
Pleskow durch einen Augenzeugen berichtet wird, ist Tast durch-
aus neu und unbekannt, und würde oft an das Unglaubliche zu
gränzen scheinen , wenn nicht gerade hier so viele innere
Umstände für die Aurrichtigkeil und Glaubwürdigkeit des Erzfih-
lers sprächen, ja wenn man nicht gerade zu annehmen mOsste,
dass er viele von den beschriebenen Merkwürdigkeiten nicht
520. Wahrscheinlich Kairo, Ei-Kahira.
521. VcrmuUilicIi der Littbauischen «ad Sclrw«di6cJMi UnnriieA vegea
A'mrtmmtn erwähnt dieses Aufenthalls Feodot'$ in Pleskow nicht.
522. Diess scheint ein Gastfreund gewesen zu sein, an den Wmmderer
Ton Wilna aus empfohlen war. Dass es ein onterrichtater und mehrer Sprachen
kondiger Mann war erhellet ans der Folge.
— 432 —
erfinden konnte^ sondern selbst mit eigenen Augen gesehen haben
mussle. Leider wissen ^ir von dem altem Zustande diesw
eliemals so anselmlichen Erbin des Handels und Reichlhums des
ungläcklicheif Nowgorod's sehr wenig und sehen uns umsonst
nach Aufschlüssen über die hier angegebenen Nachrichten um.»**
Trotzt der sorgfältigsten Nachforschung ist es mir nicht
geglückt^ über die von Wunderer in Bezug auf Pleskow
gemachten Angaben nalicre Erläuterung zu erhalten. Ich nrass
midi daher begnügen ^ das Wichtigste davon hier mit seinen
eigenen Worten anzuführen^ imd schmeichle mir^ dadurch vielleicht
Veranlassung zu glücklichem Auikiarangen der hier gelieferten
Nachrichten zu geben.»««
S. 201 heisst es: „Der Patron führet uns uf die Vestmg
(den heutigen Kreml) „ahn einen Saal da die comitia gehalten
„werden, mit gewürckten Tappeten gezieret, darin ein königlicher
„von HelfTenbein gemachter sitz, über welchem zu oberst, diese
„nachvolgende versiculi von clarem goldt in gegraben sindt:
»Ruftsoriiro rcx et Domioua sum inre paterni
»Sanguinis: Impcril titulos a nemine quarbi
»jMercafus prcce vel precio: nee legibu« ullis
wSubditus alterioB, sed Deo crediilus ant
»Emendicatoft aliia aaperuor honorea.«»'^
523. Am natürlichsten sollte man wohl ErlSuterangen über die aagefilff-
ten Gegenstände in der von dem gelehrten Metropoliten Jewjemff nter dea
Titel: MemapiJi ÜHnmecmea ncKooenaw ea aytjcogoaya wirfMia /Tiaraa^
Kieeö, 1831, 4 vol. 8^, herausgegebenen Geschichte des FOrsCanÜiimis Pikov
erwarten; allein auch hier ist wenig Belehrung zu holen.
*524. Am sichersten und erfolgreichsten liessen sich diese Erllsteraagaa
wohl erwarten, wenn die Kaiserl. Archaeogrephische GeseUschaA et dam Zwacke
ihrer Arbeiten würdig und entsprechend finden sollte, in der StadI naikiDW
und besonders in den dort befindlichen Archiven Naohronehaafaa
525. Diese fOnf Haxanutar kommaa Aber dam Ailda dai
aoarst in ArlararaAi'f ilfTi JiMcaaA fb«aiaaCMiiii var. S.
— 433 —
Es ist merkwürdig^ in Pleskow^ einem Orte; der nie auf
längere Zeit von Russischen Grossfiirsten bewohnt; und überhaupt
nur selten von ihnen besucht war^ einen Thron aus Elfenbein,
mid über demselben eine Inschrift zu finden^ die gewöhnUch nur
als an dem Thron von Wassilij Iwanowitsch befindlidi
gewesen angeführt wird, der die Stadt bekanntlich erst im
Jahre 1609 , also 18 Jahre nach Wunderer's Aufenthalt in
derselben unterwarf.
S. 202. ^Es waren uns auch selzamme Bettladen gewiesen,
jjSo halb rundt und halb ablang in die Eck gerichtet seindt.
;,Am runden ortt die weiber^ am anderen die mann zu liegen
?, pflegen."
„Vor dem Schloss steth ein hoher Stein^ darauf ein messing
»bildt dem Joanni Basilis in rei memoriam uffgerichtet^ dar-
9 unter diese versiculi stehen:
»Aeaeus hic lapin^ aeiica mors, aeneas ille
mQuI legU haec sicci«, tristia verba, ocuIim.
»All HO 1491.«
Diese Angabc ist völlig unbegreiflich. Eine metallene
Bildsäule^ welche Iwan Wassiljcwitsch dem Grossen^
errichtet war? und in PIcskow!? Bei welcher Veranlassung?
Und dann diese Inschrift; worauf beziehet sie sich? Und wodurch
soll* der Leser derselben zu Thränen gerührt werden und worüber?
Auf der andern Seite scheint es doch keinen Zweifel zu leiden^
dass unser Reisender >virklich dicss Denkmal gesehen hat.
kerr vm Ueröer$iein, ron Friedr. .-idelumg S. 319. Deutsch laulen sie in der
entea Ton Herbenieim selbst gemachten Vebersetzong seines Werkes, Wien
1557, also:
Ich bin der Reissen Herr vnd KhSnig
Meines Andlichen Erbs benuegig
Hab von nyembt nichts erbetn noch gekhtafft
Bin ia aaaMa GoUet ala Christ gelaafli.
28
— 43» —
Gleich darauf kommt eine neue cnix interpretnm. „Darnach^
sagft Wunderer y „sahen wir in der statt hin und vider vM
.,pirnmites drei und viereckigt von 10 his 20 Schuch hoch und
„ziemlich breitt, ahn den viel mosscovittische Characteres voi
„Blei und Messing gegraben seindl^ deren drei uns der patroi
„verdolmetschet:"
„Ego Skamai pro palria certans^ 32 pugiics occidi, e(
„tandem a Roluone Sneco in pugna occisus hie requiesco.
Item
„Domitor violentorum ac derensor oppressonim cicatricibus el
„senectutc plenus gladioque cinclus hie silus sum Schitak.
Ilem
„Cum. alii bellicis rebus gloriam quaererent cgo Paliczky
„paci operam navans laudem merui immortalem.^
Diess würde also vielleicht das erste bekannte Beispiel sriii]
dass in Russland gefallenen Kriegern und andern um das Vater-
land verdienten Männern Ehren-Denkmale mit Inschriften errichte'
worden wären. Und dergleichen sah man damals viel in Pleskow
Ucber das Zeitaller der hier genannten Männer und ihre Ve?
diensle lässt sich übrigens nichts Näheres sagen^ da von Sk an?
und Schilak heut zu Tage nichts, und von Paliczky wen
stens nicht bekannt ist, ob er einer, und welcher der
Karamsin angeführten Russischen Staatsdiener dieses Namca*
S. 203. „Darnach fuhrt mann uns in ein gross ste
„hauss Pachmar^i^ft genant, nahe am Schloss gelegen ir
„die frembden Kauflieuth ihre commercia und wahren aus5
„kaulfen, verkauffen und gewöhnlichen gebrauch nach vr
.,schen."
526. Dieses Wort ist mir völlig unbekannt; da es hier er
Kaiifhof bedeuten soll, so könnte man zunächst an das tatarische Ba
— 435 —
Nun folgt eine der merkwürdigsten Stellen : „Vor der stalt^,
sagt Wunderer^ ^^saben wir zwehn Abgöller, so von den
»SiK^erdotibos vor langen jähren gesetzet worden^ die sie ange-
»betieo. Nemblicb Ussladt^ ein steinern bildt^ welcbes in der
»Haodt ein Creulz hat^ Corsa dass uff einer Schlangen steht; in
»einer handt ein Schwerdt^ in der andern ein feuerstraal.^
Wir finden hier noch wohlerhaltene Ueberbleibsel der alten
slawischen Abgötterei am Ende des sechzehnten Jahrhunderts in
Rnssland. Wunderer sah noch in der Nähe der Stadt Pleskow
zwei steinerne Götzenbilder mit ihren Symbolen, und hörte als
fanz bekannte Dinge ihre Namen nennen, die ihm sonst wohl
aie vorgekommen waren. Diese Gottheiten waren die in der
nordischen Mythologie allgemein bekannten Usslad, oder
l^sslfid, und Corsa, oder Chors und Chorsch, die schon
nnler den Gottheiten genannt werden, welche die Russen zu
Wladimir's Zeiten verehrten. Ussifid war eine Art von
nordischem Comns, der Gott des Vergnügens und der Freude,'
ein unzertrennlicher Gefiihrlc der Lada, der Göttin der Anmuth
und Liebe, welcher besonders bei den Gastereien den Vorsitz hatte.^*''
Die Attribute, mit denen er abgebildet wurde, findet man nicht
angegeben, auf jeden Fall scheint es wohl nicht sehr wahrscheinlich,
dass das von Wunderer gesehene ein Kreuz gewesen sein
sollte. Der hier genannte Chors, oder Kors, Chorsch und
Kor seh, der Bacchus der Slaven, war der Beschützer der
Trinker und ihrer Saufgelage, weswegen er mit einem Kranze
von Hopfen um den Kopf, und einem Becher in der Rechten,
527. S. flpenuna PcatutH (lutßJtH», coz. FpuMopis P^uihku. Mitmasa,
28'
bisweilen auch aaf einem Fasse sitzend abgebildet wurde.*'*
So verschieden von diesen charakteristischen Beiwerken ttrige»
diejenigen sind; welche der Pleskowischen Bildsäule ngelheitt
waren ; so liessen sich Schlange^ Schwert und FeuerstraU doch
auch ziemlich ungezwungen als Symbole der Unmässigkeil in
Trinken und ihrer Wirkungen erklären.
Wunderer sagt rcrner^ S. 205, dass man Pleskow in der
Grösse mit Rom verglichen ^ und die Zahl der Häuser, die bst
alle von Holz waren, auf die ungeheure Zahl von 41,568 an-
gegeben habe.
S. 206 beschreibt er die Kleidung und die Equipage des
Zaren Feodor, den er aus der Kirche kommen sah. „Da wir
„vor dem Schloss^ beisst es, den Grossrarsten sahen, alss er
„eben auss dem Tempell spalziren ufT den wagen gesessen^
„war sein Kleidung fast brechtig, halt ein langen Thalar ahn^
„von Goldt, Perien und edelgeslein gestickt, biss ulT die fllss^
„welchen sie Schirmkawi^so nennen, oben am halss ein breit*
„rolt von sammet mit goldt und andern Cleinodien gestickt
„Bandt, so sie Barmay&^o nennen, ufT dem Haupt ein weisse
„spitzige sehr hoche von köstlichen Teilen mit edelgesteinen md
„Goldlflindern ornirle Kapp» alm tussen rolt sammate Stiefel mH
„goldt bestickt, und war mit viel Trabanten, Heidngken und
528. S. Glinka» eben angerührtes Werk. p. 99. In Amdrey wm i
Vermeh einer ^avithen Mjfthoh^e, GÖtiingen, 1804. 12°, sM diese
Gottheiten nicht angeführt.
529. Die Erklärung dieses Wortes finde ich nicht.
530. Eigentlich Barmiiy SapjHbi, welches in 17. C. {Feier 8mkohm"§]
OSniiiiHepKoiiHO'C.taesHo-PocciiicKiä (Uosaph, C tiem. 1834,8*', erUiltwM:
„Eine mit Perlen und von Edelsteinen iimsebenen Heiligenbildern venierteBUe,
„welche den nissischen Herrschern bei ihrer Krönung Ober die Sckullera
„wurde."
— 437 —
„sUtfUiciien Lealhen zu wagen beieiltet. Der wagen war mit
^fott sanunat bedeckt. Darneben vergoldete Bildter, uf jedem
^rmutt oder naben stimdt ein edeler Mosscowiter von rott sam-
,watt bekleidet. Vor dem Wagen waren an einer reig fOnff
^weisser türkischer Prerdt mit gülden Spangen uf rott sammatem
Die Gemahlin des Zaren Feodor wird; S. 20T, Arnia
Vtovia; eine Tochter des Bischoff zu Trivera genannt.»*^
Die Kleidung der Russischen Frauen wird; S. 241 ^ also
beschrieben: „Der Weiber Kleidung seind lange Rock von aller-
ihaod färben thuch^ uf dem haupt tragen sie ein subtilen zu-
,sammen gefaslen Schleyer. Darüber ein weiss mit Seide und
^Perlen ausgesticket Thuch^ uf der Stirnen ein Edellgestein,
,umb den Leib an statt eines Gürtels ein kupfern verguldle
iKett, daran ein Zeichen zweier fmger breit lang; an dem rechten
,Arni; beim ehlenbogen ein arnibandt von Silber oder Kupfer
,verguldtet.^
üeber das damalige Kriegswesen erzählt uns Wunderer,
S. 2ii, folgendes: „Nachdem der Grossiürst jerlich vieLkriegs-
i^volck von nölhen hat^ so werden alle drei Jahr der Bojaren
rtSdhn, die ihr ^^ Jahr erreicht; conscribirt und zum Krieg
^gefordert; dagegen wirdt denen; so drey Jahr gedienel, abge-
^dancket; welche zum Iheil am hoff und comilatU; so Aprisnae^'^
^genannt werden; zum (heil an der lieiTlandischen; schwedischen;
ylitiHianischen und tatlarischen grentzen an dem Fluvio Tanai
^dienen; und wider der Feindt einfall gebraucht werden. Es
;;Seindt diese kriegs leulh gemeiniglich zu pferde armirt; mit
531. Sie hiess bekanntlich Irina Feodorottma und war eine Schwester
des BortM Godumoft*
532. Wwnderer meint die von tiean iVamiJewUick errichtete OprÜKk-
mmm. oder Schaar der AuserwäUten.
— 438 —
;^langen Dolchou und einem hultzen (hölzernen} mit haall Ober-
^^zogenem schildt^ etliche mit pantzer und schiepen von Rschbei-
^^nen verwahrt und mit langen sparen^ etliche seindt zu foss
^^mit pflitzbögen^ Aext und Keisten^ welches seindt lange riemen^
^,daran ein bleyen oder eisen glotz hanget^ und haben die Bi^o-
^^rones alle ur dem Haupt instar piramilis in summitate ein Bosch
„von viel färben federn. Der Leibeigenen Kriegskleider seind
,,von WoU, Wolfs- oder Baerenhaut. Wir sahen auch >1el
;;Bajorones^ die Harnischt und Büxen fShreten^ so von den
^^Lubeckischen Knuffleuthen in Moschaw gebracht ^verden. Mann
„sagt aber dass ihnen die Buxen gemeiniglich mehr schadl dann
„nutzlich seindt, weil wenig darmit recht umbziigehen wissen.
„In schlachten und Zugordtnungen gebrauchen sie viel Posaunen,
„Grumhörner, schalmeyen und ander geblass^ so in Deutschland
„unbekannd seindt, die sie Szima^^^ nennen, darmit sie uf ein
„halb stundt ohn ufThören mit einem kleinen hellen selzammen
„Thon die zeichen auss blasen können. Im Veldt sollen sie
„sich sehr gering erhallten. Der mehrer Theil speiss ist hirsch
„(Hirse) mit wildt Ihier schmaltz gekochet, Zwiebein und linob-
„lauch, dürr fisch, wildt (roh) fleisch von mancherley Tbieren,
„seindt also leidtlich und können sich in alle Zeil schicken/'
S. 21i spricht Wunderer von der Gerechligkeils -PHege
im damaligen Russland, und sogt: „Wider die Mörder und
„Strassenräuber seindt sie grausam, dann sie denselben an einem
„pfal mit einer eisern Stangen die bein brechen, dar nach ia
„zwcn oder drey Tagen zu noch grösserer Pein wiederumb die
„gebrochenen Bein bewegen und stossen, nach 4 oder 5 Tagen,
„so er die erlebt, allererst gar Ihödten, oder nach dem der
„morde viell, selbst ohne Irost sterben lassen.'^ Weiler aber
533. Ein Wort dessen Erklärung ich Tergebens gesacht iMbe.
— 439 —
fahrt ci* an, dass die meisten Verbrechen^ besonders aber Dieb-
stahl und fleisdiliche Vergehungen selir gelind, und, Yorzuglich
die letzlern, meistens nur mit geringen Geldbussen teslrafl
wurden. Um dieses zu beweisen, gibt er einen Auszug aus
dcu auf dieselben Bezug habenden Gesetzen und überschreibt
denselben: j^Ordinationes Joannis Basilii Alagni Dücis
Moschoviae Anno 1546 introductae.^ Hier müsste also
dem .'Vnscheine nach von dem Ssudebnik des Grossfursten
Iwan IV Wassiljevvitsch die Kode sein, dieser wurde aber
uicht, wie es hier heisst, 1546, sondern erst 1550 bekamit
gemacht.^si ßci näherer Vergleichung findet sich indessen, dass
die angeführten Gesetze nicht aus dem Ssudebnik, sondern aus
dem im Jahre 7006 (14!)S) gegebenen Gesetzbuciie Iwan
Wassiljewitsch des Grossen, und zwar aus dem einzigen
Bruchstücke eallehnt sind, welches uns Ilerberstein^^s von
diesem merkwürdigen Werke aufbewahrt hal.^^^ Es werden
S. 212—214 neunzehn gesetzliche Verfugungen angefülurt, bei
denen Wunderer indessen sein Original nicht immer wörtlich
53i. Ilekannllich öllers abi:cdriicKl. Zum erslenniale vollsländijj in's
heiiUche Ubcrset/t, unter dorn Titel: Der Snudehnik* Gerichtsburh äe$ Zm^B
mmd Großfürsten Iwan //' lyaHgifietriUc/t. 1550. In Beil rage zur Üenuiuigs
HmitBlantin und seiner (JescMr/tte, hornnsp^egeben ron Gusiar Ewers und Morit*
ron hn^elhnrdt. Dorput, IMS. S^. I. S. 337-397.
53'). Ordinationes a Joanne liasilif Magno Ducc y Anno mundi 7006
Jaciae. In Her. Moacovit, Commenlarii Sigismundi Liberi Uaronis in Herber-
Biaim, üuxiieite. s. a. (^1j51j f«»l. p. 52-55.
53t». Der ^rüs>le Theil dieses (iesetibuclies wurde 1818 in einem Klosler
zu Wolukaiamsii . im Mo^kauischen Gouvernement, in einer schönen und wohler-
halteneu lland>chriU auf^elunden, und kam ^Mücklicherweisc in den BesiU des
Keirhs - Kan/Itrs Graten Humünzow , aul dessen Yrraustaltung und Kosten das
Werk durili Herrn Ton Kaiaidowiisvh zum Drucke beiordert wurde, unter dem
Titel: SuKOHbi B. K. loa' -na BaciuUebHza u en^na €io JLfap/i loamta Bavu-
»lieettza. MovKeUy lbl9. \^.
_ 440 —
übersetzt, sondern sogar bisweilen auch andere Quellra beniilit
zu haben scheint^ was besonders vom 10 Punkte an der Fall isL
S. 214 werden die damals in Rassland gangbaren Mflozen
also beschrieben: ^^Es halt das ganze mosco wittische landl aflein
;;Yiererley silberne münlz, die MosscauitischO; Pleschcovisoh,
;;NoYOgardisch und twerisch. Die Moschowitisch mflntz wird in
,,der Stadt Moschaw (so an dem fluvio Mosqua der Hauptstatt
,,des gantz Königreichs 80 Aleil versus meridiem beisek VM
^^Plescaw abgelegen} gemflnlzet; ist ablang oder oval nmdty
,;genannt Denga, daran ein etwas mehr alss ein Reichskreotier
,;Werth; und deren sind zweyerley, die allte hatt auf einer sdU
^^em Ross uf der andern seittcn Mosscowitische characleres, die
^^neuwe uf der einen seitt ein bildt uf einem pferdt sitiend, uff
^^der andern seilten characleres. Hundert thatten dazumahl ein
,;Ungerischen Gulden. Desgleichen haben sie grössere MOriU^
;;doch bemeldtcn sclilag, die sie Altivos nennen, haltet einer
,,6 tengas, Griffnas 20 tcngas, Pollinas 100, Rublos 200.«»
,;DievPIescowische Müntz halt uiT der einen seitt ein gekrönten
;^Oxenkopff^3«; uf der andern etliche Mosscowittische characteres.
;;Die Nowogardisch uf der einen seitt die bildnuss magni dncis
;^uf einem königlichen Stuhl sitzend und ex adverse ein bfldt
;^knieendt; urder andern characteres. Die Tverisch za beeden seitlen
^^Schriflen^ sonsten bat mann kein muntz von Geldt^ so im landt
^;geschlagen, allein diese erstgedachte Mflntzen^ sie seindt iwar
537. Ein grosser Theil dieser Angtben ist aus HerkenUim eaUekni,
53S. Diesen Irrthnm findet man anch bei HtirbeniHn. Nur etaff« der
Pskowschen Münzen enthalten einen Kopr, und zwar den des FQrstea ichlecM
gemacht und von allerici Zierrathen umgeben , die man bei etwas Terwisehtea
Abdräcken leicht Tür Hörner halten konnte. Man findet sie abgebildet \m Aperfm
hur ie$ Monmaie9 Ruuea pmr ie Baron S, de Ckamdoitf Si, F/fiftwwy,
1836. gr. 8. Plancbes. Fl. 52. Fig. 3. 4. 5.
— 4*« —
y^pnti Urallcr vob Silber^ aber ia CardieD «ad fei der PfovfeAt
„jGaliii wirdt die fefiltzen MOniz, wie auch in der ProvftrtxDwria
^ßm MHri glaoiaU die ledere and beinen«« Mdnte febmidlt»
^isoostea ü» tegUohe MAiitz ist gaoiz von Kupfer geeoUaffei^
,^|iirfB bekiMnt mann vor ein ongerisoben Ckdden sdiier ein bnet
Ueber die damaligen Aosfiihr-Anikel Rvsdands sagt Wmmß
ätrer S. 215: y^Was die wahren anlangen, ao auas Mosdmw
^ miäen Under verfilhret werden, aetaidt gemeinigücb mttMheiW
^yPüttttohe beHziUl, lebendige wflde thier, acbön wohlriechende
,/hrtMB ledder« lihn so im Eissmeer gebngen «nd ahn tiel
„ortlen filr £lephanlenzflhn veriLauA werden, ihre stattliohe gi-
„wdfckte tapeten, leddere, rolh, gelb, grfln, blaw und wetesfhiUgo
^^Mssdlt stieffeU, sediel, schwdffen, riemen, Kappra, mdi^
,y8chiitten, wagen, Persisdie pfiMrdt, edelgesteta, gnldeoe Bi^
,^Eobell, saltE, federn, mahlerfarb, nngeballirte aelxamme
„atein, köstliche reine leinwandt, messer, salhel, Axt, Fmchl,
„Honig, wachs und flachs/' Einige dieser Artiliel konnten mv
ans Persien gezogen werden, wohin vielleicht audi die unpo*
lirten seltenen Steine gehören, unter welchen rohe Tftrkisae
vefslanden sein könnlen, die noch jetzt nur aus Persien, und in
539. Ueber Münzen von Holz und Knocken ist uns nkktf Mmnot Wi^
scMbUcIi ist dies nur eine Verwecbselnng mit den Lader •uamMem^ dte loth
UvSf in Sammlungen vorkommen, und bis zum Ende 4es 17ten JaMndertt ka
Gebraach waren , und von denen man Hinf verscUedene in dem oben anfeAkrlia
Weriie des Baron Charndtrir PI. I. fig. 1~5 abgebildet findet. Die Leder-Mitazia
warden erst durch ein Verbot vom 8. MSrz 1700 ausser CIrcnlatkMi |M6lit
5. Ckfmolog. Uebtfrmf^hi der Rmm, Gewekiekie eo« der G^mri PUn9 d. Gr.
ki9 mm/ die memetiem ZeiUm, v. B. r. Wiekmmmm, Lehmig, 1821. 4^ L 3. 39.
540. Diese KopTer-MOnzen waren die sogeoannlen l^nXi» die im 16. Jakr-
hoiderte von verschiedener GrSsse in mehren FfirstenUrilmeni gefchlagen wvden,
«md als Scheide-Münze einen sehr imbedMeBdei Werdi MIea. Mai ladet sia
«bgebüdet ia OürndmirB Jfer^m 9ur Im Mmmmmke Rmmt PL 5t. 52. 54w
— 4*2 —
aossorordentlich grosser Menge nach Russland kommen. Diese
Stelle zeigt folglich^ wie lebhaft damals schon der RussisGlie
Handel mit Persien ^ar^ und wie viele Artikel auch sdion die
inländische Industrie dem Auslande anbieten konnte.*«^
Auch die Naturgeschichte des Landes geht bei unserm auf-
merksamen Reisenden nicht leer aus: ^^£s werden ^^, sagt er
S. 216; ;;in der Moschaw viel und mancherley thier gefangen,
^^also dass sie so gemein ^ dass einem jeglichen frembden und
^einheimischen dieselben zu fahen erlaubt und zugelassen ist.
e^Man fangt schwartz und falbe Zobell^ Bauchmarter^ frett sonsten
„Yltes genannt, luxen, wölff, schwarJz biber, Pessezen^«* so
,,wcissfarbig wie Gcissheut, die im Winler ein sonderlich grosse
e,Wflrme haben sollen, Vielfrass ein thier an Grösse einem hundt,
,; Augen und köpf gleich einer katzen, breit fttss, dickh&rich,
,/auchfarb, verfressen, daher es dann den nahmen, etlich seindt
e,aschenrarb.(^«s Item Waldeselh^«, Elendt, büffell, Zugbären, die
541. In der Barberiuiaclictk Bibliothek in Rom befindet sich eine merk-
würdige Handschrift von Hafaelio Burhcriniy welcher im Jahre 1564 inRusslind
war, ond in derselben unter andern ein Verzeichniss von Waaren, die mu nit
Vortheil aus Russland ziehen oder dabin einführen könnte. £s fiUirt daselbst
den Titel: CondoHa delle mercanzie principalmenle italiame per ia Mowca me
Secoli XV e XTI und in demselben befindet sich ein besonderer AbscbniU mit
der Ueberschrin : Mccantie Moscoriie. Dieser höchst interessante Aufsatz Gndel
rieh abgedruckt in folgendem an Notizen über das ältere Russland sehr reichem
Werke: Bibliogra/la critica delle antiche reciproche corriapondem^e poiHieke^
ecelenasdche ^ scientißehe, leiterarie, artiniiche delt ilalia eoiia Ruaia^ eMm
Poloma ed al/re Pnrli Seltenirionali. II ttifto rarcollo ed iihuiraio c««
brevi cenni biogra/iri delli autori meno conosciuit, da Seba$tiaifo Ciampi eie»
Firenze. 183*-18i2. 3 Voll. gr. 8*». Vol. II. p. 141-149.
542. Ilrreux, canis lagopus.
543. Der Vielfraen, mustela culo, von der (iro«!se eines kleinen Hundeis,
bewohnt die Wühler des Nordens, und ist wegen seines braunrolhen oft schwärz-
lichen Felles sehr caschätzl.
544. Der wilde Ksel, Waldenrl^ onager, ist nie in Kussland einheimiscli
gewesen. Man findet ihn im wilden Zustande nur in Asien und Afrika.
— 443 —
y^gar klein ; und zum spielen können abg^erichtet werdeft^^i
^yWildtpferdt. Item erschreckliche schwartze Ubrochsen, die viel
y^grOsser als die gemeinen seindt^ von den Inwohnevn JoziiH.*
^^genannl; mit einem langen bart^ langen hörnern^ und sdieuts-
^^hem Gesicht; rotten äugen ^ den Menschen feindt undt nach-
y^ellig. Item sch^rartz und weisse wölffe^ einer m&chligen
^^grösse^ Weissbären ; welcher heutte der wArme halben iu
;;Winters Zeiten gebraucht werden. Gross schädliche wide
;; Widder, weiss, schwartz, aschenfarb und rotte AiX; thuren oder
y^Zimbern««'', das seindt anderer Art wilde ochsen, Daxeo,
,J)annhirsch; weiss und graw hassen. Von Gevögels werden
,,alda gefangen, Wasserhuner, hagellganss, schwanen, gross weiss
„Uhrhüner*«», weiss raben, grosse habigt, Alle»«« ein wasaer«^
„YOgell einer ganss grosse mit einem kropff, und wnnderlicben
,,geschrcy, grosse starke gurfalcken»»«, ex montibus Pezorae^
„welche sie KretzeHsi nennen, in grosse eines schwanen weias
545. Der Zugbär ist deine besondere Art von Bären; was hier von ikm
gesagt wird, gilt von dem gewöhnlichen Bären, der bekanntlich, so lange er klein
ist, in Russland und Pulen zum Vergnügen der Kinder häuHg abgerichtet wird.
5V6. Vielleicht von >Uua, gefrässig?
5*7. Ueber den Thur s. oben Anmerk. 518.
548. Wahrscheinlich der gewöhnliche Aaerhahn, urogallus, der aber
gewöhnlich schwarz ist, und nur hier und da weisse Flecken hat. Den NamMi
hat er, wie der Auerochs nicht von der allen Sylbe t/r, sondern von dem ver-
alteten ^^ue, Wald, >Vildniss; man sagte aber ehemals Urhahn, wie Urochse.
ö%9. Diese Benennung für die Kropfgans, Pelikan, kenne ich nicht.
550. Gurfalken^ bei Uerherstem und MeyerberK Gerfalken, aus HierO"
falco, oder auch (ieierfalk gemacht. Ueber das Vaterland, die Pflege nnd dem
Werth der KJelfalken bei den allem Zaren, s. AugvMiim Freiherr von M^yerberg
mmd teilte Reise nach Huas/andj ron Friedr, Adelung* Si, Petent, 1827.
-T. 8^ S. 211-22!).
551. h'reizef, eiüentlich Urei$eket. S. das angeföhrte Werk über Meyer-
ber::. S. 21^.
_ 4W —
^^nnd sehr starck^ die, me mir glaobisvördig berichtet worden,
^^ein SchaiT vom boden ertragen mögen. Dann sie aich von
,^den Ini^'ohnem in der jugendt gezamet und abgericbtet werden,
^^Kränch^ schwanen ^ hassen und ander geflägels damit m fallen.
,,Voa fischen seindt die Stören an dem bekandleslen, dessgleiolien
,,die bering^ Stinten ^ Macarellen^ bräsam und bielabitzt:.»«« In
i^smeer wird auch ein monstrum grosse eines Ochsens, dess
^e incolae mors^^^ auch Walrusch nennen, geCangeni weicto
,,kein haar, und gar kurtzen f&ss, ein dick grossen leib, nnd
,,lange Zän halt, wie die Elephanten, aus welchen Messeriiefty
„trinckgeschirr und dergleichen gemacht* werden/^
Hier bricht die Beschreibung der Reise durch Rnssland
S. 217 plötzlich ab; statt dass der Verfasser, wie man glauben
sollte, seinen Weg nach Moskau versetzt. WahrscheinUch
fand er Hindernisse in dem Misstrauen, das man damals in jeden
Ausslfinder setzte, der nicht als Gesandter oder als Kaofinann
reis'te; wir icrfahren indessen darüber nichts, und Wunderer
sagt uns nur ganz kurz, dass er „von Ptesscaw mit 21 Mossco-
„witischen KaufDeuthen, welche mit Armeniern in Indiam wollten,
„uff Calessen ferner gegen Uffgang der Sonnen aussgezogen. ^
Nun nimmt er einen Weg, auf welchem es kaum mögUdi
ist, ihm zu folgen, so undeutlich sind die Namen der Orte, durch
weldie ihn derselbe iuhrt. Anfangs östlich, dann nördlich, bis
wir ihn in Stockholm ankommen, und von da nach Riga
reisen sehen. Wir enthalten uns daher aller Vermuthungen und
Commentare, und begnügen uns nur, seine Reise - Route kurz
anzuzeigen und einige seiner Bemerkungen hinzuzufügen.
552. BielabUna^ wahrscheinlich ein provinzieller Aosdnni fiir ^g%Miui
puifo, der Weissfisch.
553. Mon, Mop»i, Lat. rmmmnm, 9&or9) frtozds. Im morm, gewStalich
das Widiro9B genannt, eigentlich die Seckmk,
— 445 —
Wuntlerer geht von Pleskaw nach Toky, 2 Malen;
Gordaw^ 7 Meilen „durch grausame WOstinne und WUdtiinsieOy
,iSit grosser Gefahr wegen der , Uhrochsen ^ nach Calni«w
5 Meile»; Vahulitz 8 Meilen^ aber den Onega 3 Meilm;
Cantori; 9 Meilen; Obicutzki; 7 Meilen; ^^Daselbst sahen
yjirii 18 sebam gekleitte halbnackende männer, so von Alkayr
,;M8 Calecutten kommen^ und uf Novogrodt zu iKoUteBt ftihr
y Jeder uff einem rotten ledern Wigle^ daran zogen Pferdt; urie
;,MauUesell; die waren aber weiss. Ihre Kleidungen wahren
„von gelb geflochtenen und breitten schnOren, anzusehen abs
y^gewürkte breitle bendell^ mit engen ermein und weitten langen
^^HoseU; vast wie die Schiflleuth antragen. Uff dem köpfe
;;hatten sie gleichergestalt hauben ohn stOpen wie die kleidmig.^
Halzerkisky, 6 Meilen; Wagradt; 9 Meilen; Juan, 6 IL
;;ADda zogen die Gefehrten von uns^ denen gaben wir dais
;;glaidt hinaus vor die statt biss ahn das mftchtige Wasser Dm
;,sonsten Tanais auch Boristhenes genannt. Wir roi»ten
„unsere Gcfehrlen fast ungern verlassen, weil uns derselbe
„Ocohiik kein Pass durch Tanariam wegen der sprach
;,Unerfahrenheit ertheillen wollt, kondten auch nicht wider
y^rück, sondern nuisten dem gebrauch nach ein andern weg
yydurch die Päss mit Vorschreiben uf Byarmieu nemen. Zogen
,,also gegen MiUernacht mit fflnff anderen Mosscowillischen Kauf-
;^euthen, so uff Warlhuss wollten ^ kamen gehn Vielowitz
,y3 Mein. Durch \Vaider 26 M. Die Zeit aber wir keiner
y^nacht gewahr wurden, wegen dass im hohen Sommer die
y^onu (ag und nacht ob der erden ihren lauff behiltt. Nitzet
„in Biarmieii, H Meilen; Vibor, 7 Meilen; Darnach hinter
,,dass Eyssmeer, da selbst unerachtel es Sommer war, ist es
„doch sehr kalll und rauwer luill gewessen. Kamen über ellich
„högel 12 Meilen uf Ludocup^ darinn waren scbeutzliche leuth.
— 446 —
„Von danncn zogen wir am Eissmeer hinnaufT^ 7 meill, grenlzet
„Lappenlandt. Die Inwohner gehen alle in lautier wilder Üiier
„iiäutt^ von oben biss unten ^ das rauwe ausswendig gekehret,
„wohnen sehr unter der erden und essen dürre geriebene fisch
„und schmallz von meerkälbern. ^ Kolbing an „Scricfinien greo-
„zendt^ 3 Meilen auf Karren mit Rennthieren (Raniger) bespannt
Der See Fi r^ 10 Meilen. Ueber den See Girsaw, 2 Metten
nach Tralandt. Schwetitzkaw^ 7 M.; Warlhauss^ 9 M.
„Seestadt dem Köm'g in Schweden zustendig^ liegt an dem grossen
„Oceano gegen Isslandt. Daselbst war die Nacht albereit wider
„uiT ein stundt lang^ sahen in der nacht gegen Mitlernacht in
„der Thylss« Insell^ sonslcn Isslandt genannt^ den Heckel-
„berg (Hekla) brennen ^^^^ war anzusehen alss ein Ir wusch oder
„feurig mann von fern, biss weilen war die flamm gröser, biss-
„weilen streben funck-en ufT.^ Hier schifUe sich Wunderer
ein, und kam in einigen Tagen nach Stockholm.
Von Stockholm ging die Reise nach Abo, wo unser Rei-
sender den Meth so köstlich fand, dass er das vollstAndige
Rezept dazu giebl, nach welchem man wohl begreift; „dass es
„der edelste Medttranck war, den man haben möge."
Von den Letten, die er auf der Reise durch Livland
kennen lernte, und in deren Sprache er das Vater-Ünser ziendich
richtig übersetzt mittheill, entwirft er kein sehr gilnsliges Bild.
„So ein thodter begraben soll werden, heisst es S. 225, legen
„sie den verstorbenen untejr ein Disch, giesen alle nehe (Neige)
„oder Grundsuppen, so in dem trinckgefess sonderlich behalten
„ist, aulT ihn, sprechen dasselbige gehöre ihm zu. Dann vcr-
554. UlUma Thule?
555. [o einer Entfernung von etwa 400 geogr. Heilen.
— 447 —
„graben sie inn den nechsten waldt^ legen zn ihm ein Ait^
„2 scharff^K« od^r kupfern Pfenning^ ein slQck brodt und hültsen
„geföss voll Weissbicr. Seind also amie heillose leuth, alle
„leibeigen^ haben barbarische moreS; essen sehr Obell, rohe milidi^
„sehwartz kleyenbrodt und ein dürr ungekocht fiscble ist ihr
„beste speiss^ liegen auf harlter erden^ hallens für ein scbandt^
„aof einem bett zu liegen. Werden auch heuttiges tags gefun«-
„deU; die Sonn^ Mondl und slernen^ schöne bäum und thodten
„coliren und anbellen. Von slalur seind sie starck, gross/ docb
„ungeschickt blochende (?) und gottlose leuth, der mebrerthfcil
„zum Zauberen abgerichtet^ die sich in WölCT und Katzen trfnk^
^muttiren^ zu nacht auf bocken in lüften fahren^ in iirfilden und
„wildtnussen ihre conventicula^ hagelsiedung (?)^ gabbelsehmie-
^nmg, leufTels däntz^ diabolicos concubitus und dergleichen un-
„erhörte absche^vliche grewell hallen^ von welchen viel wimders
„(gesagt wirdt. Ihre Kleidung ist gar gering ^ von schlechten
^beltzwerck oder zwilch lange kiltel; schue von bast und baum-
^rinden, den Sameilcn &»'' gleich."
Da Wunderer in Riga auch viele Lappländer sah-, so
orzähK er auch von diesen allerlei unglaubliche Dinge, namenlHcli
von ihrer Kunst, Wind und Weiter zu machen, und diese por-
'ionweisc und von verschiedener Qualität den Seefahrern zu ver-
*^aufen.5s» ^Dic Lappen belangendl, heisst es S. 227, so fn
r»5fi. Der Scher/, ehemals die kleinste Münze in einigen Gegenden
■•t^iilsclilands; daher das Scherflein in Luther' t Bibel-Uebersetzung.
r).*)?. Sarno^ilier, die Wunderer nicht lange vorher gesehn hatte.
558. S über den Ruf der Zauberei, in welchem Finnen und Lappen
^^ anden : De fama litagfae Fennh aiiribuia, Ihn. auct Hemr. Gabr. Porihom,
'^hoae 1790. 4^. Leber die Lappländer besonders Amrby de la Moiraye
^ttyagen.
— 448 —
„Riga zu jederzeit heuffig ankommen , seind grobe tolpisobe
„und scheulzlichc Leutli^ eines gelben dikiscben gesichts,
„gscbwindt und mit dem bogen gei^iss zu schiessen. Ihre
„kleidung seindt von zusammen geneheter Milder Ihier heiilt
„Die Waaren so sie anpringen^ als darre fisch^ tvflder thier heiiU
„und dergleicben^ verlauschen sie für andere auf dem Meer. In
„Segellationibus^Ko können sie mit ihrer Zauberey auch in
„den grössten Slurmwinden mit liderlichen an ([ohne} eisereo
„negell zusammen gefügten schilTen gläcklich darvon komncn.
„Dahero dann erfolget^ so eltlich kauflleuth auch under den
„Christen über meer fahren wollen ^ von den Lappen ein sdl,
„daran drei oder vier knöden gemachet; mitzunehmen pflegen,
„mit dem underricht^ dass sie haben im ersten Knoden am Safl
„(so sie ihn öffnen) ein gutlen doch langsamen windL In
„anderen ein grossen Sturmv^indt^ doch der ihn i¥ürde fOrtregiich
„sein, im drillen ein glücklichen erwünschten Windt. Im vierten
„ein Naufragium^ also y\o sie den vierdien Knopf auch auftfau
„vvollen, sie mit schiff und güelleren zu grundt gehen. ^
Wunderer kam im Anfange des Augusts 1590 nach
Riga^ in einer durch <Ke Jesuiten - Unruhen sehr bewegten Zeit,
die auch seiner Sicherheit ^ und selbst seinem Leben mit Gefahr
drohten.««« Er giebt eine sehr ausfuhriichC; mit den übrigen gleich-
zeitigen Nachrichten ziemlich äbercinstimmende Erzfihlang dieser
blutigen Händel^ von deren Ursprung und Forlgang er dort duroh
die Evangelischen Geistlichen^ unler denen er besonders den
559. Seefahrleii.
560. Der Bürgermeister B^rgj dem Wunderer eineA Empreklings-Brief
von dessen Sohne, einem Professor in Rostock brachte, liess ihm „nit enfinlMi
„Gemfilh wissen, er habe andere geschafft, an denen ihm mehr gclcgm, m Tcr-
„nchten, dann sich mit ihm zu bemühen."
- $m —
bekantfen Geschiditschroibelr Paul Oderborii4ieniit^ anPs Ge»
Moeste ■nlerriofatet wuide. Dieser Umgang mft dep „Ruroori- *
scfaeo Predigern,^ uttd der Umstand^ dass er von Pleskow taro,
vmä YielleidiL 9ar ein Russischer Spion sein konnte^ machte ihn
dem Polnisch gesinnten Magistrat in so hohem Grade verdächtig,
diss er vor Gericht gefordert und ihm vier Punkte vorgelegt
worden, über die er sich rechtfertigfen sollte. Wumierer be-
antwortete dieselben gründlich^ aber in einem so stolzen Tone, ,
dass er gefänglich eingezogejiimtde. Kaum wurde* dieses indessen
in der Stadt bekannt^ als sicli einige Hundert Burger vor seinem
GeAngniss versammelten und Miene machten ilm.aus demselben
ZV befreien. Der Ratli liess ihn nun zwar sogleicb in Freiheit
setzen, bald darauf wurde. er aber aufs Neue vor „den Burg-
frawen^ oder Burgermeister beschieden, und ihm befohlen, die'
Stadt innerhalb weniger Tage zu verlassen, und während dieser
Zeit bei Lebens-Strafe keinen weitem Umgang mit den Predigern
zu haben, bei welcher Gelegenheit der Syndicus, der ehemals
als Student aus Strassburg relegirt \*orden war, ihm »erklärte,
man wolle ihm erlaubea^ in seine Vaterstadt zurflckzukchren,
.damit die nassvveisen eingemauerten Bauern und unerfahrne
jkaöpff zu Slrassburg erinnert werden, dass andere Herrschaften
»seien, die ihres gleichen nach würde wissen zu excipiren."
-*'» 23 Sept. begab sich endlich Wunderer, da die Gefahr
*Oer grösser wurde, heimlich auf ein Lübecker Schiff, mit dcyp
^^ endlich acht Tage später in See ging.»«» Kaum aber hatte
^^ Schiff 25 Meilen gemacht, als ein wilthender Stunn dasselbe
561. Der CapitaiD crrichtelc aus den Pissagicrcn eine Art von SchifTs-
^"^Ikeit für die Dauer der Fahrt, und verias vor der Abfahrt das aus 33 Art.
^ **ehende Schwedische See-Rechf, dem sich AHe, irikrefid der Reise, zu unler-
^■^«a versprechen mussten.
20
— «o —
an die Schwedische Kfisto warf^ von wo sie erst am 23 Oktober
ihren Lauf |prtse(zen konnten , und endlich einige Tage daraar
in Travemünde landeten. Von hier ging Wunderer nun zu
Lande über Rostock^ Berlin^ Leipzig und Stuttgart nach Strassbnrg,
wo er am 26 November glucklich ankam. ,
99.
Simon von jHllingen.
1591.
Simon von SaUngen war Noriircgischer AmtmaBD za
Drontheim und wurde von seiner Regierung mehremalo znr
Festsetzung der Grunzen zwischen dem Dünischen und Russischen
Lnppland-'''" und zur Schlichtung der aus ihrer Unbestimmtheit
entstandenen S(rci(igkeiten gebraucht. So befand er sich mit
einigen andern Beamlen in den Jahren 138G und 1588 zu Kola,
1593 zu Malmuss^ und im ^Jahre lüOl wurde er deswegen mit
zwei Reichsralhen nach Russland geschickt, ohne jedoch den
Zweck dieser Rcisc^ vollständig erreichen zu können.««'
5()2. In den darül)(*r vorhnndcnrn offiziellen ßcrichton wird L^pland voi
den Iiiissfschcn Revolimächtiszlcn häufig llopky genannt. S. Bä$ckimg'9 ß^agu —
am /'iir Nistor.'e und ErtlbeBchreibung, Th. VU. S. 310. Dieser Name kOHHM
aus dem Finnischen Lappig im Russischen A/>/i; daher auch im RussiscbeiH
i^pari j die Luppliiiider.
503. In dem Gcsandtschndls - Rerichle, den Jjrel Güldemti&m. Axtm.
linihe und (Vtn'sit'an iit 'ck 1002 von ihrer Reise nach Moskau abslaUeten i
lind der sich iu dem Köiy^I. Archive zu Openhagen beflndcl, wird angeführt.
die Diiiuii hüllen /ii sehi euerer Abmachung der Grunzslrciligkeiten vorgeschlagttJ
Lappland entweder in die Länge oder in die Quere zu theilen, die RussiscbeiB
Revollmächtiglen hüUen aber xom Ue weise, das5 die ganze Provinz zu Russlan«
gehöre. an^H führt: „Im Jahre 090^ wären viele Lappen nach Nowgorod gefco« ■
— 454 —
Sa/ingen scheint seine wiederholten Reisen nach Lappland
zur Sammlung von Materialien zur Geschichte und näheren
Kenntniss dieser Landschaft benutzt imd seiner Regierung mit-
g#t heilt zu haben.
Dieser Aurs|ilz befindet sich handschriftlich in dem Königl.
Archive zu Kt)penhagen unter dem Titel:
Simon von Salingens Bericht de Ao« 1591. Wegen
der Landschatft Lappia^ w\e die Anno etc. 62; 63, 64
und 65 anss Niederlaiiat ist besiegelt >«^ worden , und
wie Simon von Salingen zü seiner Ankuult die Land
gebawet, vnd in ihrer Gestalt gerunden, vnd folgendts
mehr S#gcllatz"5, vnd bawunge««*, durch die Coninier-
cien crlbigt ist.
B US c hing liess diese Handschrift In seinem Alagazin
nir iftstorie und Erdlieschrcibung, Th. VU S. 337-346,
als Anhang zu mehren 'Archiv - Nachrichten über frühere nach
Lappland gemachte Reisen abdnicken.
rjinen. um sicJi von dem dasigen Bischöfe laufen zu lassen, der einen Priester,
n Namens E/ias luil ihnen zuriickgesandt habe, um die übrigen zu taufen, and
nder dasell»l eine Kirche mil dem Namen Boris Hieb aufrichten lassen, und
rilolglich irehüre Lappland zu Nowgorod."
5GV. Stall besegelt j so wie im Texte selbst auCh einigemale vorkonmit:
^r siegelte mit einem Schiffe. ^
5(;5. See-Rei>en. In Wvnderer's Heise nach Russland Im Jahre 1590
'5^1 »ners von Srgellalionibus die Rede. '
566. Anbau, Niederlassungen.
•29"
— 452 —
100.
John Smith.
1593.
Der Englische Schiffs -Capilain^ John Smith, machte in
den Jahren 1593—1629 grosse See -Reisen nach allen vier
Welttheilen und berührte auf denselben auch einige Gegenden
des südlichen Russlands.
Er machte selbst die Beschreibung seiner Reise unter M-
gendcm Titel bekannt:
Travels in Europa, Asia, Africa aud America,
with a continaaüon of the history of Virgiuia. Bj
Captain John Smith. London 1630 fbl.^ und diese wurde
wieder abgedruckt in John Cburchiirs Collection of.Yoy-
agess6% Vol. n, p. 371—402/ unter dem Titel:
The trne Travels, Adrentnres, and Obserrlitions
of Captain John Smith into Europa, Asia^ ^friea änd
America. From Ann. Dom. 1593 to 1629^ woraus f olgAkte '
beide Abschnitte hieher gehören.
1) The description of the Crim- Tartars^ their
houses and carts^ their idolatry in their lodgings etc.
p. 380.
2) Passage to Russia. p. 593.
5G7. Den vollständigen Titel dieser Sammlung findet man oben 5. 42 «. 43.
— 453 —
101.'
Comelis Nay, Braudt Tetgales und Wilhelm
Barentz.
1594.
Nachdem die Niederlfindischen Provinzen ihre SelbstslSmUg-
keil errungen halten^ entwickelte sich in Folge derselben ia
Amsterdam eine grosse merkantilisohe Thäligkeit. Besonders
war man bemüht^ nach dem Beispiele von Antwerpen^ die Indi-
schen VVaarcn in Lissabon aufzukaufen, um sie im übrigen
Europa zu Ycrlheilen. Die Spanische Regierung, welcher dazu-
mil Portugal unter>vorren war^ unterdrückte aber diesen Handel,
um den abtrünnig gewordenen Provinzen so viel wie mögUcii
Jede Quelle der Bereicherung zu entziehen. Die Niederländer
Tassten nun den Entschluss, unmittelbar nach Indien zu handeln,
und dieser erzeugte \>iedcr die Sehnsucht, um die Nordküste
der allen \N cit einen neuen Weg nach Indien und China zu
finden^ auf welchem sie keine Spanier und Portugiesen begegnen,
und die Handels - \'orlheile ungelheilt gem*essen würden. ' Die
Geographen der damaligen Zeit meinten, schon die Alten hätten
den nördlichen Weg nach Clüna gekannt. Man sprach von
einem Vorgebirge Tabin^ als der aussersten Spitze Asiens nach
Nord-Osten, und einer Strasse Anien zwischen Asien und der
neuen Well, welche nur aufzusuchen waren. Der Prinz Moritz
von Nassau und die Generalstaaten begünstigten diese Pläne,
und so wurden denn gegen Ende des XVI Jahrhunderts von
Privat - Personen in Holland unter dem Schutze der Regierung
mehre Kxpediiionen zur Auffindung einer nordöstlichen Durch-
Tahrt ausgerüstet. Da sie die nördlichsten Gegenden des Russi-
schen Reiches berührten, so sind sie mit demselben Rechte liiw
— 454 —
aufzurühren^ als die in dieselben Gegenden unternommenen Fahrten
der Eijgländer.
Die erste Expedition dieser Art verdankt ihre Ausführung
vorzuglich dem Eifer eines Kaufnianns aus Middelburg^ Baltha-
sar Rloucheron, der viele Erkundigungen Aber den Handel
nach Russhind eingezogen hatte. Auf seinen Betrieb wurden im
Jahre 1593 zwei kleine SchifTc von 50—60 Lasten, das eine
in Seeland; das andere in Eiikhuysen ausgerüstet. Diese Schiffe
sollten durch die Strasse zwischen Waigatsch und dem Festlande
nach Osten vordringen. Da aber der damals berühmte Geograph
Peter Plancius die Ueberzeugung halte, dass die Fahrt nörd-
lich von Nowaya-Semlja viel leichter gelingen müsse, wie er
aller Welt und dem Statthalter zu erweisen suchte, so entschloss
man sich, noch ein drittes Fahrzeug, eine Yacht, in Amsterdam
auszurüsten, welches angevyiesen wurde, sich weiter nach Norden
zu halten.
So Avar die Expedition schon bei ihrer Gründung eine
gelheilte, oder wenigstens bestimm!, sich zu theilen.
Zum Admiral der ganzen Ausrüstung wurde CorneUs
Cornelisson Nay ernannt, der schon früher als Steuermann
im Weissen Meere gewesen war. Er war zugleich Capilain des
Schiffes von Seeland; auf dem SchitTe von Enkhuysen comman-»
dirle Brandt Fssbrandson Teiga/es. Das Amsterdamer
Schiff, welches weiter nach Norden zu gehen bestimmt war^
befehligte Wilhelm iiarentz'^^'^, ein sehr geschickter Seemann,
der durch die später wiederholten Reisen in das Eismeer, sich
bleibenden Ruhm erworben hat.
568. Der Name dieses Seefahrers wird auch (besonders von dcuCsckM
Sohritlsteliern) Barenla und Barenz geschrielicn. Man findet diesen Namen auch
\rohI in Harenizaen^ Barendit, Barnands und auf andere Weise venmslalkeC.
_ 455 ' — V
Am 5 Juni 1594 ging man unter Segel, mit der Abmadiimg
bis zu der Insel Kildin (an der Russischen KOste vott Lappland}
zusammen zu bleiben^ oder^ Avcnn man gelrennt würde; sickdort
wieder zu vereinigen. Am 20st«n sah man WardWhuus und
fcegor (jetzt Rybalsch). Am 23slen war die ginzc Flottille
bei kildin versammelt. Hier aber Iheilte sie sieh mit der
Abmirhung, wenn mau nicht zufällig ^bei der Küste von Nowaja
Senilja zusammenlräfe, bei Kildin sich wieder zu vereirtfgen.
Cornelis Cornelisson Aai/ segeKe mit Bnßtidf^etgales
am 2 Juli nach Osten, und erreichte am 5ten Co Ige y (Kol-
giijew}, fand hier aber so viel Eis vor, dass or bei stark sich
erhebendem Ostwinde nach Westen hielt. , Adi 7ten sah j^ian
wieder Land, das man für Kegor (^Rybalsch) hielt, das aber
doch wahrscheinlicher Kanin- Noss war. Sie wigpdeten sich
wieder nach Osten, und segelten nördlich von KolgU;^}!'. Sic
sahen die Insel Toxar (wahrscheinlich Froslöi -^Ostrow}, die
Müudnngrn der Flüsse Colcova (Kölokolkow), Pitzano
CPeschlschanka), Tetzora (I\*tschora), und erreichten am
2+ Juli \\ aigalsch. Sic fuhren nun zwischen Waigatsch und
^^*/« Festlaudc, also durch die Jugrische JBtasse, welche siptdic
Strasse von Nassau nannten. Das rKtland dieser Gegend
^'''hidt den Namen \VesJ friesland, eine Insel jcnseit der
•^'t'^orengc ( Mässnoi-Oslrow) den Namen Slaaten-Eylant. Im
'^Urischen Meere^ oH vom Eise aufge*halten, glaubte raarr
^''^dlich die Mündung eines ansehnlichen Flusses vor sieb zu
^^"'hen, den man unbcdcnkh'ch für den Ob hielt. So wird deun
***ich noch jtMzt in der Gesihichle der Reisen häufig behauptet,
^li«* Holländer hätten im Jahre 1-594 die Mündung des ^
^*rreicht. Allein die (Jegend, in welcher sie die Mündung dieses
Flusses vermulheten, lag nur 50 Meilen nach Osten von ihrer
^ trasse von Nassau, und man sah Land nach Norden. Uiera^
— 456 —
ergicbt sich, dass diese Expedition wohl nur bis zu der Bucb(,
iu welche sich die Kara ergiessl, vorgedrungen war, oder
hüchstens elwas weiter ; bis in die Bucht; welche das Festland
uiit der Obischen Halbinsel bildet (Alutnaja Guba); in ^velclie
sich aber nur kleine Flüsse ergiessen. Ueberzeugt, die Mündung
des Ob erreicht zu haben , und überzeugt, dass von hier aus
die Küste nach dem Vorgebirge Tabin, welches als das nord-
östliche Ende von Asien betrachtet wurde, gerade forllaure,
kehrte unsre Expedition aiu 12 August befriedigt um. Nachdem
sie die Jugrische Strasse wieder durchsegelt hallen^ trafen
sie bei Dolgoi - Ostrow zufällig auf die Ablheiiung unter
itarefitz, mit welcher sie sich wieder vereinigten und glücklicJi
im Texel wieder ankamen.
Barentz hatte Kildin am 29 Juni verlassen und sich im
Allgemeinen nach Nordosten gehalten. Er erreichte, ohne vom Ebe
Hindernisse zu erfahren, bereits am 4 Juli Nowaya Semija
bei einem flachen, weit ins Meer iiineinragenden Vorgebirge,
das er Langeneer nannte (wahrscheinlich Suchoi Noss), be-
suchte die Lomsbai Qvrestowaya Guba}, und folgte der Küste
von Nowaya Sem^a bis gegen den 77° der Breite, wo er ein
Vorgebirge das Eis-Cap nannte, weil er in der letzten Zeit
mit vielem Eise zu kämpfen gehabt hatte.
Wir besitzen über diese doppelte Expedition auch zwei
verschiedene Origiiuil-Berichte. Der eine ist von dem beriihnten
Jan Huggen tan Linschoten, der auch Berichte über Reisen
nach Ostindien auf dem Säd-\Vege herausgegeben haL Er halte
an dieser Beise^ so wie an der folgenden, nicht nur Theil ge-
nommen, sondern hatte die Verpflichtung das Beise- Journal zu
fuhren. Nach den Journalen ist von ihm über diese und die
folgende Reise ein fortlaufender Bericht entworfen, Welcher Jetzt
»elten ist, und den Titel führt:
— 457 —
Voyagie of te Schipraert van Jan Uv^geä ran
Linschoten, ran bj Noorden, omlanges Noorwegen,
4# Nortcaepy Laplant, Vinlant, Rosslandt, de Witte
Meetie. door de Strafe of te Engte van Nassau, (b't
Toarbj de Rivier Obj, anno 1594 en 1595. Franeker,
hy Gerard KeteL (1601). foL mit Kpf.^«»
Dieser Bericht von Linsckoien ist entweder Obersetif
oder in vollstfindigen Auszügen in sehr viele Sammlungen von
Reisebeschreibungen übergegangen. Eine französische Ueber*
Setzung Gndet sich in: Rreueil des Voyages an Nord etc.
(Nouv. ediüon 1732.) T. ffl. p. 1— -182.
Nach dieser französischen Ueberselzung ist eine deutsche
(mit hjnzugeiügter Einleitung) gegeben von Johann Christoph
Adelung in seinem Werke: Gesehiehte der Schiffahrten
und Vergehe, welche zur Eiftdeckong des Nordöstli-
chen Weges nach Japan und China von verschiedenen
Nationen untcrnomuieu worden. &c. Halle , 1768. 4^
p. 99—166.
Kürzere Auszüge sind ungemein zahlreich.
Ein zweiler Original-Bericht, der die Fahrt von Barent%
beschreibt, ist von Gerrit (Gerhard) de Veer (oder van
Veer)"o, und findet sich in einem Werke, in welchem dieser
Verfasser über alle drei Reisen der Holländer zur Entdeckung
der nordöslHchen Durchfahrt berichtet. Dieses ist noch seltener,
als das Werk von Linse holen und löhrt nach Stnck's V*1p^
sHchniss von Land- und Reiscbesehreibuugen den Titel:
5G9. Ueber LimtchoUn» übrige, sämmllich selteoe Wflfke s. G^iil.
iteimrirh Stuck's VerMeichmin von äUem und nem€tm Lamd - mmd Reüe^
heBchreibttngen. Th. I. p. 176 und Th. H. p. 66. 67.
jiO. Auch de ytcTM (offenbar nur der fiemtif), und W^tre feiäirielM.
— 458 —
Gerrit de Vcer wacraelitige IiescIiryviDgc ran
William Baroiils drie soylagicii iit by Noordcii, Noor-
weghcii, Moscovia ende Tariaria, na do coiiiiiskiycken
rhu Cattliai ende Cliina. t'Amst. 1599. fol.^ und Ebend.
1605. 4°.
Dieser Bericht ist kurzer als der von Linschotcn. Er
ist; vielleicht aus diesem Grunde, noch öfler übersetzt.
Eine deutsche Ueberselzung findet sich in der Samndong
der^SchilTahrlen; welche Lermus Hulsius in 26 Liereningen,
jede mit eigenem Tilel^ herausgegeben hat. Sie bildet den 3. Thetl
(^Liefermig) und ist in nlbhrcn Auflagen erschienen und mit vielen
Abbildungen versehen. Der Titel ist (nach der drillen Auflage^:
Dritter Theil, WahrhalHige Relation der dreyen,
newen nnerhörten, sollzanien Schifliahrt, so die Hol-
ländische und Seeland iscbe Schiff gegen jUitternacbt,
drei Jahr nach einander, als Anno 15!>4, 1595 und
1596 yerricht, u. s w. Durch Levinum ilulsium. Editio
tertia FrancK 1612. 4°.
Eine französische Uebersetzung in:
Recucil des Voyages qui ont servi ä retahlisse«
ment et au progres de la Cumpagnit^ des Indes
Oricntales. T. I. p. 55 ff.^^t
Hieraus wieder in's Deutsche übersetzt in Joh. Christoph
Adelung'» obbn angeführlem Werke, p. 167 — 171.
Ein ziemlich vollständiger Auszug in: Rudolff CapePs
Norden"2, p. 46 ff.
571. S. oben Seile 48.
572. S. oben S. 35.*
«>
— 45§ —
Italiänisch wurde diese Reise übersetzt von Cftbvanhi'
Cimmoj Venezia 1609. 4^ Wieder abgedwott in des
Grafen Aurclio degli Anzi (Valerio Z'ani) II gonio ^ j^
mgante. "» *
Englisch finden sich die Reiseberichte van Veer's in:
Furchas Pilgpimes. Vol. III. .^ # *
In iimg auf Deutung der von den Holländern in dieser
and den folgenden Reisen besuchten Orte^ vergleiche die EinlA«-
tuog zu Lütke's Reisebeschreibung: ^eTupeKpaTnoe nyre-
niecTBie bii «Ip^^obiitoc IMopo, C, n6. 2 Bde. 4^ In's
Deutsche übersetzt unter dem Titeh Viermalig» Rffoe
durch das nördliche Eismeer auf der Brigg Nov^a
Senilja in den Jahren 1821-1824 von Friedrieh Litke
(jLütke). Ans dem Russischen übersetzt von a! Erm^.
Berlin 1835. 8 \ In der Kahineis Bibliothek der nenö-. ,
sten Reisen^ herausgegeben von Berghauft. Bd. II.
102.
rornolis Nfiy, Brandt Tetgalcs, Wflhelm
Barentz, Jacob van lleeniskerk und Johann **
Cornolis Ryp.
1505. . y .
Die erste Reise der Holländer zur AuITindung eines nwd-
östlichen Weges nach Indien halte sehr bedeutende Resultate
gehabt. Die ganze \N cslliüste von No\vaya-Sem|ja war bekannt
geworden, und •ausserdem ein Theil derNordliüste des Conlinents;
\iele Inseln waren entdeckt und einzelne gute AnkerpUtze '
573. S. oben S. 39.
— *60 —
gefunden. Noch mehr aber waren die Hoffnungen erregt worden.
Die Durchfahrt zwischen Waigatsch und dem Festlande hatte in
das Karische Meer geführt; und; die Obische Halbinsel iiidit
kennend, hatten die Seefahrer geglaubt; die Mändung des grossea
Obstromcs erreicht zu haben. Sie zweifelten daher auch nicht
SQ Tatarischen jMeere gewesen zu sein, wie man den Thel
es Eismeeres nannte; den man nördlich von der grossen
Tatar ei (Nord -Asien} vermulhete. Es kam jetzt nur noch
darauf an; das fabelhafte Vorgebirge Tab in zu erreichen, iko
die Nordkflste nach Süden mit Bestimmtheit umwenden sollte,
oder wenigstens zu erfahren wie weit es noch entfernt sei, da
eS; ohne hinlänglichen Grund; unter den 172^ der Länge versalzt
wurde. Man wird Gnden; dass nach diesen Ansichlai aUe
Karten des XVII Jahrhunderts entworfen sind und anch die
ersten des XVIII; bis nämlich durch die Expeditionen unter der
Kaiserin Anna erwiesen wurde ; dass Sibirien sidi sehr viel
weiter nach Osten erstreckt; als man bis dahin geglaubt hatle.
In Holland wurde der Unternehmungsgeist durch die Berichte
der zurückkehrenden Seeleute ungemein aufgeregt. Linschoten
musste dem Prinzen Moritz von Nassau ; der grosses Inte-
resse an Entdeckungsreisen nahni; persönlich Bericht erstatten.
Der Statthalter und die Generalstaaten beschlossen sogleich, von
ihrer Seite eine noch grössere Flottille, von 7 Schiffen; auszurösten,
von welcher man hoffte; dass sie bis nach China vordringeo
würde. Zugleich bildeten Kaufleute von Seeland; Amster-
dam; Enkhuysen und andern OrteU; eine Handels-Gesellsohalty
welche Geldbeiträge zu der Ausrüstung gab; daiOr aber dks
Recht sich ausbedang; Handelsverbindungen einzuleiten. Dieses
zusammengesetzte Verhältniss erforderte eine Menge Beamte.
Corne/ia Cortielisson Nay ward wieder zum Admiral der
ganzen Ausrüstung crnaiuit; Brandt Tefgales zum Vice-
— 461 ir-
Admiral und Q^fehlshaber eines Schiffes^ Wilkem Barenix zun
Capitain und Steuermann . eines dritten Hauptschifes. ^phamn
Mhtggen van LinscAoten war General - Gommissfir fiir di«
Regierung^ zugleich aber auch Commissär iur die Handelsgesell-
mML Die letztere ernannte noch zwei Beamte: Jacob van
Hßem$kerk^'^^ und Johann ComeUsson Ryp^ nach welchen
anch zuweilen die ganze Expedition benannt wird.
Die ausgerüsteten Schiffe waren grösser als die vom Jahre
mvor^ überhaupt hatte man sehr viel mehr Vorkehrungen ge^
troffen; dabei aber das Wichtigste versäumt: die Zeit. Die
Expedition konnte erst am 2 Juli 1595 auslaufen^ und erreichte^
da sie überdies vom Winde nicht begünstigt wurde^ das Mord-
Cap am 7 August^ und die Strasse Nassau erst am 19 Aug.
Diese fand man nun vom Eise verschlossen. Die Seefahl|pr
mossten unter Waigatsch G Tage warten^ versuchten dann die
Strasse zu durchschiffen^ fanden aber nach so viel Eis vor^ dasa^
sie wieder zu ihrem Ankerplatze zurückzukehren genölhigt waren.
Erst am 2 September sahen sie das Eis so weit gelöst^ dtes
sie in das K arische Meer einrahren konnten. Sie gelangten
aber nur bis S l a a l c n - E y 1 a n t , wo sie von schwimmenden
Eisroassen völlig eingeschlossen wurden. Am 8 September be-
schloss man, in einer allgemeinen Berathung, umzukehren, da &\e
vorgerückte Jahreszeit ein weiteres Vordringen unmöglich mache.
Die Führer des Ainsterdammer Schiffes Heemskerk und Bärentt
traten dieser Meinung nicht bei. Sie veriangten, dass man vcMl^
der Küste des Landes sich so weit trie mö|i|ph entferne ^ also
den Norden von Nowaya-Semlja zu erreichen suche, oder, wenn
574. Die Schreibarten Hem%k€rk and Uemakirch, welche vorkommen,
sind als falsch zu betrachten Die letztere ist offenbar eine Uebertragung io's
llochdeotschc. <» t
— 462 —
das nicht mehr möglich^ an einem passenden Orte uberwinlern
solle ; um im nächslen Jahre die Fahrt in's Hohe Meer von
neuem zu versuchen. Alan antwortete ihnen^ diesen Versuch
könnlen sie auf eigene Verantwortung machen. Nachdem man
mit Mühe die Jugrische Strasse wieder durchscIiilTl halle»
^'urde ein Akten -Stück über die Nolhweudigkeit der Rückkehr
aufgesetzt; welches- Ileemskerl: nicht unterzeichnete.
So war also diese mit so vielen Hoffnungen unternommene
Reise fast ganz fehlgeschlagen. ]\Iau war nicht weiter auf dem
Wege nach Indien vorgedrungen, ja man hatte nicht einen ein-
zigen neuen Küsten-Punkt gesehen.
Auch über diese zweite Reise giebt es zwei Berichte,
obgleich die Expedition bestimmt war eine ungetheilte zu bleiben.
Der ausführlichere ist wieder von Linschoten^ der Kürzere von
Gerrit de Veer. Der Letztere war auch wieder auf dem
Schiffe von ßarcntz, welcher, wie man sieht; der schon fraher
aufgefasstcn Ansicht treu blieb; dass man in grösserer Entfennui;
YoA den Küsten die Durchfahrt versuchen müsse ; und deswegen
immer in einer Art Opposition zu dem Admiral gestanden zu
haben scheint.
Die Werke, welche die Berichte über diese zweite Reise
enthalten, so wie die Ueberselzungen; Auszüge und Bearbeitun-
gen; sind ganz die bei der ersten Reise der Holländer genann-
.4jlen3''5; ^vo entAveder der Tjinschoien'se\\e Bericht von diestt
zweiten Reise auf den von der ersten folgt, wie in dem Original-
Werke desselben: 'Toyagie of tc Scliipvacrt 4tc., und den
Küciicil des Voyages au Nord T. HI, und ebenso der
Bericht tan Vecr's auf seinen früheren, in der Uebersetzung
575. S. oben S. 437, 458 u. 45».
— 463 —
von Levinus Uulsius und Capel's Norden, — oder, wie
in den spateren Sammlungen von Johann Christoph Adelnng,
Geschichte der SchilTahrtcn nud Versuche ACC; beide
Berichta über diese zweite Expedition zusammen steheft.
t03.
Alessandro Comuleone.
1595. 1597.
Alessandro Comufeone^'^^ , aus ülyrien gebärfig, wurde
zweimal^ nämlich in den Jahren 1595 und 1597, von dötu
Pabste Clemenz VIII, als Gesandter nach Moskau geschiciit.
Der Zweck seiner ersten Sendung, auf welcher er im April
1595 in Moskau ankam, war, den Zar Feodor zu bewegen,
den Türken, als gcmeinscliafllichen Feinden der ganzen Chrisfen«*
heit, den Krieg zu erklären. In der ihm zu dieser Reiso
ertheilten Instruction, die sich auch noch in der Valicanischen
und Barberinischen Bibliothek findet k'''', heisst 6s namentlich
^11 Netrozia ha da avcr per fine de muavere quel Prericipe
^ad adjutare in que' niodi che puö li Christiani contro i llirchi
^perpclui nemici della Feda Nostra e dclla Croce. * Le tagioni
„di persuadcre si caverano della commune rcligione etc.*^*'»»
57«;. Er wird auch, selbst in Kaliänischen Docuracnlen, Comuieo anch
Viimaleo und (amuleo genannt. In Russischen Archiv - Nachrichten ist ans
CQmat/eon^, Kolemius gemacht; und in Karam»in9 Gesch. d, iiust. tUi^j^
hcissl er h'omuUua,
:>77. Aus der letzlern hat Ctampi dieselbe in seiner BiöiiograJSa criiica,
Vol. II. p 205 abdrucken lassen. In dem ttmmämzotc'schcü Museum befindet
sich eintf Cupii* der iiurberinischen Abschrift ^ welche fülschlich die Jahrszahl
Li^ü^V trügt, und aul deren Titel der Gesandte Alt89am4ro CammUo genannt wird.
57^. (ulhcrina II liess schon von dieser Instroe^A ia Rom eine Copie
oiatheu. Wi-Uhe Mch im Reichs - Archive zu Moskau befiodet Eine Russische
•Itber-efzunij «j» r-elben findet man in der ' f.JpeeH, PocdücK. BuS^ihetKiu
r. XII. I». M\),
— 464 —
Das zweite Mal kam Comuieone im Mfirz 1597 nach
Moskau. Diese Reise hatte die nämliche Absicht; Yiie di^
frühere^ und das iur dieselbe ausgefertigte Greditiv, das sicl%
ebenfalls in der Vaticanischcn Bibliothek befindet^ ist schon voKi
12 April 1596 datirt. Es war von einem kostbaren CmciGxe
begleitet und der Pabst sagt in demselben „Miftimns ad Te^
„Crucem ex smaragdO; auro inclusam et appensa oniooe oina-
^tam^ pignus et monumentum benevolentiae^ et ille Te custodkly
„qui per Crucis trophaeum mortis auctorem et principes tene-
,,brarum superavit; et Tu hoc veluti gladio fortissimo aimatos,
j^Turcas et Tartaros et omnes Crucis inimicos^ tanquam comna
;,(corva?) ventiles et prosternas."
Der Zweck dieser Reisen konnte zwar nicht erreicht werden;
der Gesandte wurde aber beidemale sehr gut von dem Zaren
behandelt. Sein noch nicht bekannt gemachter Bericht an den
Pabst befindet sich handschrifllich in der Vaticanisdien Bibhothek,
und daraus abschriftlich in der fiir S. M. den Kaiser Nicolaus
von dem Grafen Marin i veranstalteten Sammlung filtercr auf
Russland Bezug habender DocumentC; welche in jener Römischen
Schatzkammer vorhanden sind.
104.
Jacob van Heemskerk, Wilhelm Barente und
Johann Cornelisson Ryp«
1596. 1597.
Der ungünstige Erfolg des z^veiten Versuches der HoUSnder
zur Entdeckung eines nordöstlichen Weges nach China und Indien,
bewirkte; dass die Generalstaaten beschlossen; keine Ähnliche^
Expedition mehr von ihrer Seite auszulichten. Da aber die
K.«rfinaiuischaft vor Amsterdam den Mirih noch mofat verioren
fa^Cille, so erbot sich die Regierung, Unternehmungen, weldie yod
B^vival^Personen ausgehen würden, zu unterstatzen und, im FaOe
günstigen Erfolges, noch Geldbelohnungen zu ertheflen.
erkennt leicht, dass die entgegengesetzten Ansichten, \vel-
^lie die Führer bisher auf beiden Reisen gegen einander geltend
^miacht hatten, auch in der Heimath jede ihre Vertheidiger
linden. Die Ansicht von Barentz^ dass man näher nach dem
Pole halten müsste, hatte offenbar den Beifall der Kaufmannschaft
eriniten, da man die dritte Unternehmung nach dieser Richtung
gehen Hess. Die Regierung mag dagegen der Ansicht von
Nty und Tetgales, dass man nur durch die Strasse
Nassau (lugrische Strasse) den Weg nach Indien fmden könne,
gehuldigt haben.
fBer Rath der Stadt Amsterdam rüstete also zwei Schiife
tos, und sorgte iur frühzeitige Abreise. Man ernannte Jacob
roü Heemskerk zum Oberbefehlshaber des einen Schifli^ und
Commissfir der Kaufmannschaft; Wilhelm Bareniz wurde ihm
ab Obersteuermann beigegeben. Das andre Schiff befehligte
Johann Cornelisson Ryp* Gerrit de Veer war, lAie bei
den früheren Reisen, auf dem Schiffe von Barent%. Linscho*
ten reiste nicht mit.
Diese dritte Fahrt der Holländer zur Auffindung einer
nordöstlichen Durchfahrt ist durch die unglückliche Besetzung
des einen Schiffes durch Eis^ und die dadurch herbeigeführte
Ueberwintening der Mannschaft auf der nordöstlichen Spitze von
Nowaya Semlja^ viel bekannter und berühmter geworden, als die
beiden vorhergehenden. Es scheint, dass beide Schiffe bestimmt
gewesen waren, vereinigt zu bleiben, allein Bareni%j der eben
so tüchtig als unternehmend war, konnte sich bald mit dem un-
fügsamen Ryp nicht einigen, und da Heemskerk sich dem
30
— 466 —
erstem gefügl zu haben scheint^ so trennten sich endlich beide
SchilTe.
Am 10. Mai 159G halte man die Rhede von Amsterdam
verlassen^ und am ISteu bei Vieland die hohe See erreicht;
am 2(en Juni befand man sich schon unter dem 71^ Breite.
Hier entspann sich bereits die erste Verschiedenheit der Mei-
nungen: Bare fitz wollte weiter nach Osten halten als Rjfp;
doch gab er diesem nach^ sie segelten fort nach Norden , und
entdeckten am 9len Juni die Buren-Insel. Hier erregle die
Verschiedenheit der Meinungen noch lebhafteren Streit, doch gab
Uarent% wieder nach. Man segelte noch weiter nach Norden
und entdeckte Spitzbergen^ das man fQr einen Theil von
Grünland hielt ^ unter mehr als 80"" Breite; Eismassen hinderten
das weitere Vordringen^ und man ging bis in die Nfibe der
Baren-Inscl zurück. Hier trennten sich beide Schiffe M^bn-
mer. Uarentz beschloss gegen Nowaya-Semlja zu halten;
von /fy/^'^ Schicksal ist weiter nichts bekannt, als dass er noch
mehr nach Norden sich wandte, und dass Barenlz im folgen-
den Jahre, bei seiner Rückkehr, ilm mit seiner Mannschaft bi
Kola wieder fand.
Uarentz erreichte Nowaya-Sem|ja bei der Lomsbay
(Krcslowaya-Guba?) und folgte nun der Küste nach Nordoslei;
dann nach Osten, und zuletzt ^ die ausserste Spitze umschiffend^
nach Süden und Südost. Die Ausdauer, mit welcher man auf
dieser Fahrt die Eismassen über\vunden hatte, ist ein Gegenstand
der Bewunderung für alle spateren Befahrer des Eismeeres ge-
worden; auch sind alle ferneren Versuche bis an die Ost-Kflste
dieser Inselgruppe von Norden her zu gelangen, fehlgeschlagen.
Aber nachdem man am 19ten August die nordöstliche Spitae
von Nowaya-Semlja, die man das Ersehnte Vorgebirge
(Hoek van begeerte) nannte, omschifll hatte^ trafmani
— 467 —
an 21s(en so viele und so hohe Eismassen ^ dass man einen
benachbarten Hafen den EishaTen nannte. Man suchte noch
eintge Tage hindurch weiter nach Süden zu dringen ^ um wo
möglich bis Waigatsch zu gelangen und durch die schon be-
kannte Strasse zwischen dieser Insel und dem Festlande die
Rückkehr zu versuchen. Allein man musste am 26sten August
zurOck in den Eishafen^ um sich vor dem Schwimm-Eise zu
sichern^ und wurde bald von demselben ganz eingeschlossen. Hier
war es^ wo man sich gezwungen sah eine Hütte zu erbauen^ die
nie wieder gesehen ist.
Die grossen Leiden dieser Ueberwinterung haben so allge-
meine Theilnahme erregt ^ dass sie bis in die Jugend- und Er-
ziebungs*Schriften verschiedener Völker übergegangen sind^ wie
z.B. io Campe's Reisebeschreibungen für die Jugend.
Viei||Pbniger hat die Wissenschall aus den gelegentlich einge-
streuten Beobachtungen Nutzen gezogen. «Hatte man es z. B.
gehörig beachtet, dass die Holländer zuweilen auch mitten im
Winter das Meer Eisfrei sahen, so würde man schon aus die-
sem Zeugnisse erkannt haben, dass keinesweges der gesammte
Wasserspiegel des Polar-Meeres , entfernt von den Küsten^ den
Winter über eine zusammenhangende Eisdecke hat, auf welcher
Annahme der vergebliche Versuch Par^p's auf dem Eise das
Pol zu erreichen, beruhte.
Im Hafen halte das Eis sicli in so, bedeutenden Massen
zusammengedrängt, dass das Schiff wesentlichen Schaden h'tl.
Hier erhielt es sich noch während des ganzen Mai's, nachdem
das Meer von Zeit zu Zeil frei vom Eise geworden und ab-
wechsekid wieder damit angefüllt war. Man musste sich end-
lich cntschliessen das Schiff aufzugeben und die beiden offenen
Boote mit Anstrengung aller Kräfte der ermüdeten Mannschaft
auszurüsten. «Am 14ten JuU ging man mit ihnen in See und
30*
— 468 —
fuhr die ganze Nord- und Wesl-Küsle von Nowaya-Sem^a
entlang wieder zurück, nicht selten mit grossen Mühseligkeiten
die Boote über Eisfelder, die am Ufer festlagen, fortschleppend.
Umgeben von solchen Eisfeldern starb der wackere BareiUXj
der schon lange am Scorbute schwer darnieder lag. Obgleidi
des erfahrenen Führers beraubt, und obgleich die ganze Mann-
schaft mehr oder weniger an diesem Ucbel litt, gelangte sie
doch in ihren offenen Fahrzeugen, zuerst der Küste von Now^ayt-
Semlja folgend, dann durch die hohe See, nach der P eise ho ra-
Mündung, von da nach Kai)in-Noss und über die Ausmün-
dung des Weissen Meeres setzend zu der Insel Kildin. Hier
erfuhr man, dass in der Kolaer-Bucht Holländisch^ Schiffe Ifigen.^
Ein hingesendeter Bote brachte die Nachricht zurücR^ dass das
eine der dort betindlichen Schiffe kein anderes sei, als das von
Rypy von welchem man sich im vorhergehenden Jahre ^/jj^oA
hatte. Auf diesem Schiffe setzte nun unsre Mannsetiaft ihre
Rückreise fort.
Ueber diese Reise besitzt man nur einen Original-Bericht
von Gerrit de Veer, welcher ebenfalls in dem oben ange-
führten Werke sich findet, und ausführlicher ist als die Berichte
über die beiden vorhergehenden Expeditionen.
Uebersetzungen fimten sich in den ebenfalls oben bezeich-
neten Sammlungen von Ifulaims und Adelung (S. 220-265},
so wie in dem Kecueil des voyages qui ont senri 4
r^tablissement et au progr^s de la Compagnie des
Indes «rienlales, T. I. p. 56 ff.
Auszüge sind in: Capel's Norden und in vielen anden
Schrillen über das Eis-Meer und den höheren Neiden, z, ^ILJf
den Werken von Zory drager, Peyrere äcc. " jjP. ^^ i
Umarbeitungen, wie: Jacob llemskirehcns^ ^i^P "^
länders, wunderbare Reise naph Nova Zembl% ^]
— 469 —
o
gen in der Wn1(hcr*scIion Buchhandlung 1794. 8*
(Separat - Abdruck aus einer Sammlung von wahrhaften und
merkwürdigen Schicksalen reisender Personen)^ giebt es ohne
Zweifel auch in andern Sprachen.
105.
Abrc'ihain Burggraf zu Dohna.
1597.
Abraham Burggraf %u Dohna^'^^ ^vurde im Jahre
1597 in Gesellschaft eines Mitgliedes des österreichischen Reichs-
rathes, Namens Georg Kahl^^o^ niit einem Geft)lge von mehr
als hundert Personen und mit reichen Geschenken von dem
Kai^LlludoIph, nach Moskau gesandt. Der Zweck dieser
Senm^ war thcils dem Zaren fiir die ansehnliche auf War-
kolschs»! Bitte geleistete Hülfe ^»^ zu danken, theils das seit
langer Zeil verabredete Bündniss gegen die Türken , dessen
förmliche Abschliessunjr durch I\ u d o 1 ph ' s Unentschlossenheit
bisher iininer verzögert worden war, endlich wirklich 7a\ Stande
zu brinj^en.
579. Der iNaine dieser allen Familie KommFln ösferreichischen Documen-
tCD auch vor: Dhonu und ißonai S. Chm^, Handschriften in IVien S. 51a. 87.
In harawKins (ivHvhichte des Huh». liefStt wird er Th. IX S. 273 Burggraf
xm Donau, und rbend. S. 372 oinnial sogar schlechtweg Burggraf genannt
580. Dieser wird in Moskauischen Archiv-Nachrichten, und auch bei
Kn-amsin: Jury h'alvm, genannt.
581. S. n'arkotscht Heise oben S. 401.
5*^2. Der Russische Hof scMrkle, ausser <ffem durch Warkoltch öber-
**c4len barem (leide, durch den OkoinUachiJ IVelJaminow eine ausserordentliche
^««e von kosiliarem Pelzwerke als Subsidie, nämlich 40,360 Zobel, 20,760 Marder,
'^ schwarze Füchse, 337,235 Kichhömchen und 300# Biber. S. Waramiin,
^ IX. S. 235.
«
— 470 —
Dohna's Bericht über seine Reise und seinen Aufml-
halt in Moskau beßndet sich nicht in dem K. K. geh. Archive m
Wien. Es findet sich daselbst nur ein von ihm und Georg
Kahl Ulli erzeichneles Schreiben aus Issmin vom 30Mftrz1597y
MOrui sie ihre Ankunft an der Russischen Gränze melden, imd
zugleich anzeigen^ dass der Polnische Starost in Dorpat sie habe
anhalten wollen^ ^aus ehiem falschen Geschrey^ als führeten sie
;,deni Grossiursten eiiie königliche Cron zu, den sie aber der
;,gebur nach^ weil er den deshalb erhaltenen befehlich nit vor-
;, legen ^vollen^ als baldt abgewissen. ^ Üeber die Verbandlaogen
in Moskau selbst^ durch welche Huch diessmal der beabsichtigte
Hauptzweck nicht erreicht wurde ^ haben wir also nur Russische
Archiv-Nachrichten^ und diese finden sich von Karamsin benutzt
in seiner Gesch. d. Russ. Reichs, Th. IX. S. 237-240.
Aus einem Berichte des K. K. Hof- Dieners Schiel|||||ron
welchem weiter unten die Rede sein wird, geht hervor, dass
der Burggraf^ Abraham %u Dohna dazu bestimmt war im
Jahre 1598 abermals mit einer Botschaft nach Moskau gesandt zu
werden^ .dass Siegismund ni aber den dazu erbetenen Pass
zur Durchreise durch Polen verweigert habe.^»»
106.
Martin Schiele.
1598.
Sobald die Nachricht von dem am 15ten Janu^ 1598 er-
folgten Tode des Zars Feodor Iwano witsch und der wahr-
scheinlichen Thronbesteigung des Bpris Godunow nach Wiep
583. S. irichmann'9 Sammi. M. Sehrißen mmr «Mv» GmkkkH dW
KemUn, d. Anw. ReicAt. S. 441. --^* *' ' ,^
— 471 —
gelangt war^ besehloss Rudolph II eine grosse Gesandtschaft
xn Begläckwünschung des neuen Herrschers nach Moskau zu
sdiicken^ und ernannte zu derselben den kurz vorher aus Russ*
laiid zurückgekehrten Abraham Burggrafen zu Dohna^'«
und den Geheimen Rath Johann Friedrich Hoffmann. Da
aber Siegismund die für sie im April verlangten Pässe zu ih-
rer Reise durch Polen verweigerte, so machte der Oesterreichi*
sche Hof den Versuch, seine Absicht auf eine weniger auffal-
lende Art zu erreichen, und schickte einen Hof-Diener, Namens
Michael ScAie/e^^^y nicht wie einen Gesandten, sondern wie
einen einfachen Boten, oder, wie er selbst sagt, wie eine
Post, mit dem Glückwunsch - Schreiben nach Moskau.
Schiele y der höheren Orts die Weisung erhalten hatte, sich
so gut durchzuhclfen wie er könnte, verliess Prag, bloss von
zwai |)ienern begleitet^ am 9 Juli und nahm seinen Weg über
Königsberg nach Dorpat. Von hier wollte man ihn nicht weiter
reisen lassen, und hielt ihn 9 Tage auf, bis er sich endlich heimlich
und ohne Polnischen Pass auf den Weg machte, und so über
Pleskow am iO Sepleiubcr in Moskau ankam.
Von Pleskow aus schrieb Schiele am y^g August an den
Kaiserlichen Geheimen Balh Freiherrn RumpfXen von Wit-
terach in Prag, um diesem Nachricht von seiner bisherigen
Reise zu geben. Kr sagt in diesem Briefe, dessen Original
sich im K. K. geheimen Slaats-Archive zu Wien befindet, „es
^sey ihm in Königsberg von der Frau Hertzogin auisirt, dann
„ihr Fürstliche Durchlaucht solche Zeiliung \%r gewiss und wahr-
;,hafn berichtet worden, dass der herr Poris Fedröwttz Gode-
5b4. S. oben Seite 469.
585. In den Kussischae Archiv - Nadincliteily und iM bei ikarammn
wird er, öcMj aach bisweflen SekU gCMfuN^ '^'i*-
— 472 —
;,now clc. sainbt seinem gantzem geschieht niedergehauen, vnd
;, einer Avelcher grausamlich lieranisiere zum Grossrärsten envehiet
„Avorden seyn soll." Er habe aber nun bei seiner Ankunft in
Fleskow errahren^ dass Boris am Leben und an der Regierung
sei^ „doch nicht ohne grosser Aviederspenstigkeit etzh'cher König-
„reich, Fürsten Thümer und Sielte."
Nach Schicles AnkunR in Moskau vergingen beinahe
drei Monate, ehe er dem neuen Zaren vorgestellt Averden konnte.
V\ ährend dieser Zeit Avurden seine mitgebrachten Schreiben nut
einigem Misstrauen untersucht und da diese endlich fiir acht und
gültig erkannt Avaren, fragte man, Avas er für Geschenke mit-
gebracht habe. Schiele antwortete darauf, sein Hof habe ihm
bei der Unsicherheit seiner Reise keine Geschenke mitgeben kön-
nen, er selbst aber sei im Besitze von zwei „grossen Schlag-
„Uhren," welche er gern überreichen wolle, wenn man «jia für
diese Bestimmung nicht zu gering fände. Die Uhren wurden
zu dem Gross-Kanzler gebracht, und von diesem zwar sehr schön,
aber nicht kostbar genug befunden, weswegen „ihm noch zwey
„hohe vergoldete" Credenz-Becher und zwei" schwere goldene
Ketten zugeschickt wurden, um diese Kostbarkeiten dem Gross-
frtrslen „und dem Jinigen Tzarovizen" zu überreichen.
Am () Dcrenibcr wurde Schiele endlich zur Audienz ge-
rufen , zu welcher er mit grossem Tompe und unter Vortragnng
der Geschenke abgeholt wurde. Da er der erste ausländische-
Gesandle war, den Boris Godunow empfing, so wij|de er
mit grosser AuszeicIifTiung und vielein Wohlwollen aufgejion\meii,
und ihm zugleich angekündigt , dass der Zar im Begriff stände,
eine ansehnliche iiesandlschafl ,an den Rom. Kaiser zu ilibifefceii,
für welche er nur noch die nöthigen Passe aus Polen erwarte.
Am 1 7 Januar des folgenden Jahres wurde Schiele zom zw^
ten Male nach Ilof^J^eschiedeu, abermals sehr goäg rjgümgci^'
— 473 —
und dann mit einem Schreiben des Zaren an Rudolph n entlas-
sen. Er trat nun seine Ruckreise am 28 Januar aaf demselben
Wege an^ auf welchem er gekommen war^ und traf am 8 März
^ficklicli wiedfer in Prag ein.
Unmittelbar nach seiner Zuratkkunfl stattete Schiele dem
Kaiser Bericht über seine Reise ab.
Das Original dieses Berichts beßndet sich in dem K. K.
Geh. Haus- Hof- und Staafs-Archive zu Wien unter folgendem
Tilel:
SchrifDliche Relation wegen Jungst Anno etc. 98.
Verschinen<^66 Anberolchencn Raiss In die Moscaw.
14 Blällcr in folio.
Diesem Berichte ist eine Erzählung von der Thronbestei-
gung des Zars Boris Godunow, ebenfalls von Schiele's
Handy beigefugt, unter dem Titel:
GnindHichcr wahrhafllcr beschriebener Rericht
was sieh auf absterben des Jungst Anno etc. 98. ver-
storbenen Grossfnrsten vnd Tzarn In der Moscaw.
Ilerschorn aller Reusscn , Seinem rerlassnen Gema-
lirll. vnd dann mit Jetztregierendem Grossfursten
liogebeii bat. 10 Blätter in folio.
Von beiden Berichten befinden sich auch Abschriften in
der Königl. Privat-Bibliülhck zu Stuttgart, und zwar unter Codd.
^\s:f>. jiirid. et polit. No. 58. 17 Bl. fol. und nach diesen
hat sie B. von Wich mann in seiner Sammlung bisher
noch ungedruekter kleiner Schriften zur altern Ge-
schichte und Kennlniss des Russischen Reichs ab-
drucken lassen.
5b6. Vcrwichencn ^Jahres).
. Der Reise-Bericht befindet sich daselbst S. 423— 446 nn^^
führt den Titel:
Relatiou wegen der Jüngsten Anno 98 Ton de^
Rom. Kay. Mayt, vnssers allergn. Herrn Hofdiener Mi-
chael Spielen^»'' auberoblenen Reiss in die Mosscair.
Der Anhang S. 447 — 464 ist hier überschrieben:
Bericht wegen Feder Ivanowi tz Grossfursten rnd
Tsars In der Mosrau abstcrbens.
Aus den Moskaiüschen Archiv-Nachrichten erhellet^ dass
Schiele im Jahre 1601 ^ noch einmal als Eilbote nach Russ-
land geschickt ^vordcn ist; s. Karanisin'^s Gesch. des Ross.
Reichs, Th. X. S. 279; über diese Sendung scheint aber in
Wien gar kein Document vorhanden zu sein.
Da übrigens der Wichmann'sche Abdruck des Beridites
über die erste Reise einige nicht unbedeutende Abweichungen
von den Wiener Originalen enthält^ so halte ich es nicht für
überflüssig diese hier anzuzeigen^ wobei ich den erstem mit I.
und den letztem mit II. bezeichne.
I. Seite 432 Zeile 2^ Gutschmus^ II. Gutschumb.
I. Ebend. Z. 3 von unten^ zuerTahrung^ II. zu erfrewung.
I. S. 434 Z. 16^ dieser Grossfurst Christseligister ge-
dechtnus, II. disser Grossfürst zwischen Vilhöchst-
gedachtem Verstorbnen Grossfürsten Christseligi-
ster gedechtnus.
I. 8. 435 Z. 4; hoher Priesslicher^ IL hocherspriess-
lieber.
I. S. 439 Z. 15; überwundtlichster Romischer Kaiser,
II. Vnüberwindtlichiste Erwelle Römische Kaysser.
587. Der Keiäcude hiess Schiele ^ wie aus seiner eigenea Unlanjchrill
in dem Wiener-Originale erhellt.
# .,
— 475 —
I. Sbend. Z. 2 von unten^ herzlich erfreuet^ IL herezlich
^^viderumb erfreuet.
I. S. 443 Z. 12, vberVnsser verhoffen, IL über vnssere
Herrschafften.
I. S. 445 Z. 3, sich erweiger wurde, II. ^ich fernel
Vei;waigern wurde.
1* Xbend. Z. 13, darauff verlassen, IL darauff Zauer-^
lassen.
\- Ebend. Z. 15, abgefertigt ankommen, II. abgeferltigt^
vnd ankhomen.
Und in dem Berichte von Boris Godunow's Thronbe-^
Steigung:
l S. 447 Z. 8, Gruhischen, II. Griegischen.
1. Ebend. Z. 9, sich Sie, IL Sie sich.
L Ebend. Reussischen, IL Reussen.
L Ebend. Z. 10, 7006, H. 7 106.
L S. 448 Z. 3, gestorbenen, II. abgestorbenen.
I. Ebend. Z. 4 v. u. , Teutsche monstra, IL Tiuitshe
monslcra.5»8
I. S. 449 Z. 9, beschirmer, II. beschuczer.
I. S. 450 Z. 9, alter Nam, IL alter Fürstlicher Nam.
I. Ebend. Z. 11, anstatt desselben fürstlichen Nahmen^
IL anstatt desselben.
I. Ebend. Z. IG, der Gross Canzler Bafilio, 11. der Gross
vnd Reichs Canczler Basile.
I. S. 451 Z. H, huldcn, IL hulden vnd ächwern.
/. S. 453 Z, 1, geschriewen, IL gescjirieen.
I. S. 456 Z. 1, vorhanden, IL vorhandten waren.
L S. 457 Z. 3, angefang, IL affgefangen.
bbb. DetciUchij Munaitür*
~ 476 —
I. S. 457 Z. 4, versehung dess Allmechtigeii; ü. far--^
sehung d. A.
I. Ebend. Z. 11^ Ihme, II. mir.
I. S. 458 Z. 10; Perlen, IL Berlein.
I. Ebend. Z. 3 v. u., Mariae, II. Maria.
L S. 459 Z. 13, Berlin, II. Berlein.
I. Ebend. Z. 19, der Handt, II. den hendten.
I. Ebend. Z. 4 v. u., Christlicher, II. Christseeliger.
I. Ebend. Z. 1 v. u., ein, II. in.
I. S. 461 Z. 7 V. u., Braetischta, II Braecischta.Bs«
I. Ebend. Z. 5 v. u., Blauesseni, II. Blaphessenj.^^o
I. S. 462 Z. 4, auf welchem Scharlach Guldenstuekh,
II. auT wellchem Güldene Stuk.
I. Ebend. Z. 3 v. u., wohe, II. Mahnung.
I. S. 463, Zue geben, Zue dienen, II. Zageben vnd
zudienen.
I. Ebend. Z. 8, Ao. 9 9, II. Cfälschlich) Ao. 9 8.
I. Ebend. Z. 17, welche von etlich Jahren, IL welche
etliche Jar.
L Ebend. Z. 3. v. u., Kanffmann, IL Kaufrmanscharrt.
L S. 464 Z. 1, das ist 30,000 Täller, IL FehU.
L Ebend. Z. 2, Sechss Jahr, IL Sieben Jar.
L Ebend. Z. 3, vorleihen, IL vorseczen.
589. Wahrscheinlich Umpeni/e PreM^tiiUJa Bogorodimä, die
fahrt der MuUcr GoUcs.
*
590. Biagowe$cht$eJke0je, die Verkündigung.
fcr '
— 477 —
i07.
John Merick.
1598.
John Merick ^^^ scheint ein Mitglied der EngUschen
Faotorei in Moskau gewesen zu sein^ und hier schon in den
atzten Jahren der Regierung von Feodor Iwanowitsch ge-*
lel>t zu haben. Er meldete den Tod dieses Zaren und die darauf
errolgte Thronbesteigung von Boris Godunow einem Freunde
^ London, in einem BrierC; von welchem ein Auszug in Hak-«
luvt's grosser Sammlung aufbewahret ist. Er fährt dort den
Titel:
A branch of a letter from John Merick toucbing
(hc docith of Theodor Ivanowich. In Hakluyt's CoUec-
lion. Vol. I. p. 574.
Merick lebte noch zu den Zeiten des falchen Demetrius
in Moskau, von welchem sich noch in dem dortigen Archive
ein Schreiben an ihn und die Antwort desselben befindet.
Merick wird in diesem Schreiben Englischer Agent genannt.
108.
A II t o II y S h e r 1 e y. ^
* 1599.
Sir Antony Sherley^^'^^ ein Englischer Edelmann^ machte
mehre grosse Reisen in Europa und Asien, theils im Auftrage
5'Jl. Wird iQ Russischen Archiv - Nachrichten Iwam Jmljamow Merik
genaoot. Eben so auch bei h'aramgin.
yj2, Au*>iuhrliche Nachrichten über Amlomy Sherley und seine Reisen
findet ^^an in Beckmann $ Litteratmr tter äileren ReiiehtBckreibnmgem^ Th. U.
S. 612-626.
— 478 —
der Königin Elisabeth^ thcils zu seiner eigenen Belehrung.
Eine derselben trat er im Jahre 1598 in Gesellschaft seines
Jüngern Bruders Robert^ nach Persien an^ wo er bald die Gunst ,
des Schach Abbas in solchem Grade govaim^ dass dieser ihn 4
mit Briefen und Geschenken an die Europäischen Fürsten sandte,^
um sie zu bewegen^ die Türken^ seine Feinde ^ niil ihm xx^
gleicher Zeit zu bekriegen. Sherley trat diese Reise in Ge —
Seilschaft eines ihm mitgegebenen Persers^ Namens Husseii^
Ali-Begh; im April 1599 aus Kaswin an^ und da er nid^
^vagtO; den kürzeren Weg über die Türkey zu nehmen^ so gin^
er durch Russland; ^vo er über Astrachan am 2 Oktober ankann.
Von hier ging er zunächst nach Italien^ und dann nach Spaniesv,
Avo er ganz gebUebeu zu sein scheint , olme je wieder nacA
Persien zurückzukehren.
Von dieser Reise des Antony Sherley nach Persiefl
und durch Russland soll eine besondere von ihm selbst geschrie-
bene Beschreibung zu London 1613^ in 4^ erschienen sein, aus
welcher man in Purchas his Pilgrimes T. IL p. 1383 einen
Auszug findet; der folgenden Titel führt:
A briefe compendium of the historie ofSirAntonj
Sherleys travels into Persia; and eniployed thence
ambassadour to tbc Christian princes, peuned by him-
seife, and recommanded to his brotber Sir Rober
Sherley, sinee tbat sent on like ambassage to tb
King of Persia.
Ein spaterer Abdrii^k, oder vielleicht auch nur ein Ausz^
aus dieser Reise von Antony Sherley befindet sich in cir
Werke ; wo man sie auf den ersten Blick kaum suchen so
nämlich in einer Sammlung welche folgenden Titel fuhrt:
Rotations vöritablcs et caricuses de Tisle de Ms
gasear et du Brasil. Arec rhistoire de la dorn
— 479 —
■crre faite aa Brasil, cntrc les Poringaits et les Hol-
imdais. Trois rdations d'Egypte et une da royaumc
^ Perse. A Paris chez Augnstin CoHrb^, 1661. 4^»»
Hier befindet sich Skeriey's Reise^ p. 103 ~ 158 unter
Igfendem Titel:
Relation d^Yn Toyage de Perse faiet es antikes
^98 et 1599 par vn genlil - homme de la suite da
^igneur Scierley^»^, amhassadenr^'i^ du roy d'Angle-
rre.R»«
Dieser Auszug iängt mit der Abreise aus Aleppo an, und
idigt mit der Ankunft in Astrachan.
109.
William P a r r y.
1599.
William Varry begleitete den im vorigen Artikel ge-
annten Antony Sherley auf seinen Reisen nach Pcrsien und
lussland, verliess ihn aber auf der Rflckreise in Deutschland,
nd ging Aber Holland nach England zurück^ wo er im Septem-
er 1601 ankam. Bald darauf scheint er selbst die Besehrei-
ung dieser Reisen bekannt gemacht zu haben, aus welcher die
rzählung von der Ueberfahrt über das Caspische Meer nach Astra-
lan, und von dem, was er in Moskau gesehen, hieher gehört.
r>*)3. S. über dieses Werk Beckmann a. a. Ö. S. 596.
5!)V. Kifhlicer Sherley,
5ÜJ. Sherley reiste nicht als Gesandter, sondern als PriyatmanD.
596. Er machte seine Reise ontor der Regienaig der KSnigin EfMMk
•
— 480 —
Aus diesem Werke, von welchem ich sonst keine Nach-
richt finde ; ist ein Auszug in Purchas grosse Sammlang auf-
genommen^ unter dem Titel:
Sir Anthofiie Sherlcy bis voyage ower tbe Caspian
sea and tborow Russia; taken out of W. Parry bis
discourse of the whole royage of Sir AntboDie^ in
wbich he accompanied bim, published 1601.
ÜEBER SICHT
DKR
REISENDEN IN RLISSLAND
1700.
1
4
■1
i
KRITISCH-LITERARISCHE
ÜBERS^ieHT-
DER - .
mmm in rimand
BIS
1700,
deren Berichte bekannt sind»
VON
BHriearieh r. Adelungf^
■^„^ te KatariiclMB Akadenia der WuMMehanei tu 81. FMmbarf , im tkkmnilUm n
fcüfcao, Chnko« nad Kann, det Kdoigliob-NiederUBaiKlieti Iiwlitoif. der PhiloMyMtolien GweUidMfl ni
V^aadclpkii, und der Frietischen Getellfchiirt ta Sii««k m HolUiid; Mitglied der Kiirli>dacli«i GeeeUfelMll
*^ Lüintar nod Kunst, der GeMlischaft^: für Nordische Alterthümer la Kopeaheffen, der WifaeneelMnei
>* lofioii, der Deutschen Sprachforscher in Berlin, der Deutschen Atterthumskande sii Breslaa, drt
AHciüwner und der Russischen Geschichte su Moskau, der Naturfotscher ta Moskw, für Diniscbe AHar-
^k^aer sn Schwäbisch - Hall, für Errorsrhonfr der iltetn Deutschen Geschichte ra Frankfort a. M., der
Aibdjcr sn Ron, der Asiatischen Gesellschaft sn London, der Mineralofrischen GeseUscbafI ta Sl. PMav-
borg, der Asiatischen Gesellschaft ta Paris, etc.
Eine« mwmmmewä Demldlovrschen Preises ifewArdH^t*
Band 11.
09n 9aQ2Uäaa^9aic& 1 äsuspascft
bei Eggers «tComp. bei T. 0. Weigel.
GKDirCKT BKI C. KRAY Ol ST. PKTIRSICTIG.
18416.
■ r.t<A!\Y
215470
'.- ,».:no>'. -MD
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ZUM DKl'GK ERLAUBT
mit der ßcdioffuug dio gosdJzlicIio Anzahl dfir ExoraplHca . darp Censur - Comit»
zuzustellen St. Petersburg, den 2() Juli 1845.
Ignatics Iwaiyowski, Censor.
Ci^. s.)
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*''l des Jn« liiMi«M#.i:. :! • :/. .}.!k
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1. Uie^^tediiidtotMk des PqIhiscIw« 4(«ffdqrs,ii^,Siip^ m
nach. RussIund.l6jD0. •. ...: wi-/«.. i».) •; '«: • /• ki 1*
2. Tobits lDn6iifi)1601 . .» «'.^kl'.vl. .:. :.!::a bM 1%
•3; Franccscp As^ejitiiu 1601 ....... i>i, :.; >«.;;U\ .. | liK
.4-i £skc. Brock. 1(>01 ; m. m ^ k ! •. .Vi ICi
5i Jaqucs Margcrel 16ÜI-rl&ll. . . .n ;^i j.-.,!/ ..I «i-l IK
.IK Conrad ßussow 1601 — 16*8' ■!. •:*i L-i^- :i I.wihi^;» 4ß^
.7«.BcrJcbl über, die Reise des Prin;dßli'Joliilttb.tott:DfiM4M .: K
mark nach KusslaJid .1602 . J ' i' w • • • • • 111^
.«. /Uclvou r.yldcnsüerna 1602 .. i: . . «.= • i='126i
.tK Sleplvan .Kakasch 1ÜÜ2 '. i. 1.1 «4 i. i * *..,... 12»7i
10. GcorsT Trciamler 1602-^1604';;' * . ^ .:•./».- j/lS^w
1 1. Johannes^ KrambacfifS' Bericht über die Reise derLflbeldd«!. .^•
schon Gcsandtschan nach Moskau 1603 ; •''• • 13<i»
12. Johann Skyilc I60i . w .1 . ^m . . i -4 .».-:. .4/144*
13. Baron lü^inrich von I^gaU 1604* i >J > ; i! . J'Hßt
I*. Thomas 5milh 1601- ............ -«iil5.7^
15. Thomas Frcyss 1605 lt.* .:*;;?.!■ w "^ 161;
lU. Ilcinriih Neusicdcr 1605 . . j . . . . -i •• '4-1631
17. Der ungenannte Verfasser eines ^JMcfea tHS< Arolaiigel' .»
IGiKy ^ .i. w I • . fifü "w ' • ' • '162«
IK Andreas Lawicki 1605 •*. ; .jf^i.: . .. . 'I66,
lU. Barez/o Barozzi 1605 . . . i fb..| «Mtpi.^)!/. j4iMMifl78f
IV
SeMe.
20. Der Vcrrasscr der Narratio succincta de adversa et
prospera fortuna Dcmetrü 1605 173.
21. Der Verfasser des Memoire touchant lo Grand Duc
Dcmctrius 1605 177.
22. P. Nicolaus Czyrzowski 1605 ....... 178.
23. Alessandro Rangoni 1605. ... t-< 180.
24. Alessandro Cilli 1606 -> 1608 183.
25. Hans Georg Pcycrle 1606 184.
26. Der Verfasser der Legende de Demetrius 1606 . .198.
27. Tagebuch der Polnischen Gesandten Pßcolai OleMdki
und Alexander G§siewski 1606 204.
28. Das Tagebuch der Marina Mniszech 1606 — 1608 . 208.
29. P. Zelanski 1606 210.
30. Peter Paterson 1608 210.
31. Isaak Massa 1609 . 217.
32; Gerhard Grevenbruch 1609 221.
33. Pierre de Laville 1611 223.
34: iVVilliam Poursgloue 1611 . . . . ' 226«
35. Josias Logan 1611 226.
36. iWilliam Gourdon 1611. 1614 227.
37. Knud Gyldcnslierne 1614 228.
38. Jakob Henkel von Donnersmarck 1614. . . . . 233.
39. Peter Petrcjus 1615 238.
40. Anthonis Goetreris 1615. 1616 258.
41. Mons Martensohn Palm 1617 271.
Nachträge 281.
42. Giovanni Giraldo 1561 283.
43. Samuel Maszkiewicz 1602 2iB3.
44. Sefer Muratowicz 1602 284w
45. Joannes Zamoiski 1602 - . . 285*
46. Wassenberg 1603 286.
47. Joannes Mosquera 1603 286.
Seite.
Mnisltti ^olUewBki 1604 ■■;■■•■.■ . . . . . . 287.
rowiansU 1605 . . . . '. 288.
^Qcas Pauli 1606 . . . i . ... .> ^^ « 288.
Henry Hudson 1607. 1608. 1609 . ; ... . 289.
(an Peter Sapieha 1608 — 1611 ...... 291.
r. Danckaert 1609. 1611 . . . . -. « . . 292.
)er Verfasser der Memoires coacenmit Ja ITosoovIe
1609 — 1629 . . . . 29S.
jiovanni de' Luna 1610 . . . . . ,- "» . ; 299.
>aul Piasecki 1612 ; . . . 29«.
$alomon Neugebauer 1612 «. , . 294.
Sothard Arthus 1613 ..<......: 29€.
lenry Brercton 1614 ; . . 296.
Matthias Schaum 1614 . ... . . . . . 296.
i»U5tro della VaUe 1617 . . ......:. 296.
[waschko Petelin 1620 . .. ; •■-. > ; ■ w « •■■* <'. 296.
SobiesU 1620 ../•.'. 296.
zidam Zarcuiba 1620 ^ 297.
Cosma de Torres 1622 297.
lohn Smith 1625 297.
Frä Giovanni di Lucca 1626 297.
Der Verfasser der Schrift: Narratio historica 1626 . 297.
MaUhe Juel 1631 297.
Bengt Johannsohn Skylte 1631 298.
Jakob Johannsohn Skytte 1632 . . . . . . . 298l
Adam Oiearius 1633. 1636—1638 . . . ; . 299.
Philipp Crusius 1633. 1636 — 1638 . . ... 306.
Mandelslo 1633. 1636 ^ . . . 306.
Paul Flemming 1633. 1636 — 1638 . ... . 308.
Andreas Burräus 1633—1634 . . . '. .- . -. SlOc
Laurenlitts Ludenius 1640 . . « ... . . 3tlv
Joachim Pastorius 1642 . . . .' ..'.-. .318.
VI
Seile.
79. Woldeiiiar Christian Güldeiiläwe; Grtif voll Bchleswjg-^
Holstein 1643 — IÜ44 .....•••. 312.
»0. Wendelin Sybclisla JÜ33— IM* .... .: 4 i3|:9.
•»I. De I.a Marliuierc 16*7 .-'.■ .. t'. '-.:.- . . , 32a
82. Fernand, um 1650. . . . ...... . ... . 322.
'83. Arcangelo Lamberli, um I650>i i • .. . .; . .323.
8*. Dom JUseph MurJe itauipi^iluii 165Ü . . > '. .. 32ä;
'H&. Jaeub Joslen 1652 . . . . . . . ^>i . . vj 323.
'86. J. de Kodes J653 . . .^ . ; . . • .. . .: . .. ..,.324^
«7. KoialONviez 1653 . . . . .;. .(32*;
88. 3Iakarius 1653. . . . •• .•«...:•!.- b 32&.
8!). I^ouis Henri de Lomenie li)5* . • . . . ' . • .326^
'90. Kochouski 1655 ... .....;..'. . . . .326-.
'91. Allcgretlo .de ^Vllegretli und. Johaim Tlieudor vouLor-
■" .bacli 1655. J 636. .1657 .. 327-
92« Alberto Vimena da Ceneda 1657 « «...«- \. .• ;327«
93; Niecola Barberini. 1658 -.;.*. ^ 32a
0*. Johann Chi-istoph von Fragslein t658 ..•••• 328.
• (Hh Paisi Ugarides 1()6Ü ....... . ; . w 329»
D6. Der Verfasser ^ler. Schrift: Del Seri^nissinio K6 Alessfo* .
. ' dilto il Pio 1660 ..... . ^ : w * . - • i33a
«7. Friiwrlmber 1660 ......... i . . 330.
ÜH. Johannes Nieuhov 1660 . ...... . . • •* 331.
'99. Le .Vasseur de IJeaupla« 1660. . . j •- * . 4:331.
M)0. Aujyustin von IMayern (Freiherr vöii Mevorber^) und^ i
"<^ .lloratius Guh'ehnu» Cbivueoi 16frl.^l663 .• * i .^332;
tot. Sebastian fJavinich 1661 — 1663 . ...» .<- »:333b
i02. Graf Carlisle 1663 . . ......... 33fi.
H»3. Johann Chrysostomus Passek 1663 .. . ,. ' . i ^ '3*7»
101*. Nicolaes VViisen 166* . . «. 'i . *. . ,i j338k
im. Peter Marcellus 163*— 1665 .* . :.. J y- . . *3*0.
106. Samuel Collins 1659 — 1667 ..uf . k/ :v/i.? tkf -.^i 3*2.
II
Seit».
'<. Johann. Strays 1668 — 1610 wi .-.'MiMit ittiuM 3«Si
l Rudolff Capcl 1670 ..... . < .•': .ir.'j •.;.|üiiii M7i
I. Graf Paul Polockj 1.670-.ii .^ ..: i i..t ^u.^-.u.kl wi.>l 34ffk
b Jacob Reulenfcls 1671: l. . ■«•ü ..',<i ttw/ ;>'.ii>il'. 3ft8L
I. iNicokMiS' HeinshiS: IßTdi . nui-.i'i ,ju .n'ü.i.v/ .i-><l 3A9l
I. Ercole JZani 1672. .<•!. <l' iu.. -..»• yi «i.Tvru. 350.
I. La Croix 1672 .... <";"•. iii»i..iw.''- j">< <lv»».l 3901
k Chardin 1672 .... ... ... l'-'.l jiiujn/. aSU
i. Der Verfasser des Bitratto dclltf Mbseorfta» Hta»»:^ 3541
i. Albin Dobbin. 1673 .tü'^ii .■.n^.n^ih^i 3501
h Joachim Scullctus 1673. 1674«. '"jo^i/iVt ii<i/ «m/l 3881
^ Johann. Arnold Brand 1673: i .':'!.•> i .ilji ititi:ij<^( 3ii6l
h Kilburger 1674 - . . i* 'ii . -;:•><. i>ii"iH "U>t</* 3SA
). Botloni. und Guzmann L675 . . C<!<'.l liil»«-! lUiil^Jiii'i 301
I. Adolph. Lyseck 1675 TOJU .iii.;;iit/. 3671
h Gi ''W..Wi«khäMil6Vii 't;;! i^'.i.ito/ nqiti'Jiil; x^nitl 3S81
J. Swiderski 1675 • .-'.'i .."i'tl. M^i'/l .i ...■i.>.i!injil..t afiidl
k Conrad van KIcnck 1675 . . . .''•.'l .11' ; » -..i.l 3S»l
i. Wood und FLwcs 1676 ";^ii .m-Wi ■(. -A 3G01
J. Herfer 1677 ...''■•;» j:-ii» y.i-t 3811
r. Der Verfasser der Schrift : A shorl<:#«6fcriptiöli'MÖb •i< !
1677 ... . iMBÖii
i. Tanner 1678 363.
J. Merrith 1679 363.
). Palrik Gordon 1661 — 1680 364.
1. Alben lleidenfeld 1680 366.
2. Jean Fran(;ois Bcgnard 1681 366.
}. J. Block 1682 366.
V. Der \erfu.sser der Schrift: Narralio rerum etc. 1682 367.
>. Engelbert Kämpfer 1683 367.
}. Zirowa und Biuniberg 1684 369.
r. Johann Eberhard Hövcl 1684 370.
VUI
138. Laurent Rinhuber 1684 . 372*
139. Philippe Avril 1686 376i
140. Jean Francis Gerbillon 1686 378.
141. Michael von Oppenhausen 1687 378.
142. Der Verfasser der Schrift: Relation de tont ce qoi
regarde la Moscovie etc. 1687 ■ . 378.
143. Jacob von Sandrart 1688 . 379;
144. NeuvUle 1689 .i ... 379.
145. Comelys Gruys 1690 381.
146. Schleosing 1690 382.
147. Kurz von Senftenau 1691 383b
148. Yssbrant Ides 1692 — 1695 . 386i.
149. Adam Brand 1692 — 1695 388L
150. ChrisUan Kelch 1695 390.
151. AUison 1697 392.
152. Ignaz Christoph von Guarient nnd Rall 1698. 1699 392.
153. Johann Georg Korb 1698. 1699 .39a
154. John CruU 1698 MO.
155. A. Jordan 1698 40a
156. John Perry 1698 401.
157. Zawadshj 1699 402;
Zusfitze 4^2.
i.
DiC; Gesandtsehart des Polnischen Kanzlers
Leo Sajiieha nach Kussland.
1600.
Da der im Jahre 1586 zNvischen dem Grossrärsten Feodor
Iwanowitsch und dem Künig:e von Polen ^ Stephan Bathory,
rar 15 Jahre geschlossene Friede beinahe abgelauren \i'ar^ so
beschloss Sigisnuind III, eine Gesandtschaft nach Moskau ab-
zufertigen, um dort wegen Verlängerung des friedlichen Verhält-
nisses in neue Unterhandlungen zu treten. Zu dieser wichtigen
Sendung wurden auf dem Reichslage zu Warschau gewählt:
Leo SapiehOy Kanzler des Grossfurstenthums Lilthauen >,
Sl anislaus Warszewicki, Kastellan von Warschau, und
Elias Piclgrzymowski-, Lillhauischer Notarius, als Secrc-
tair der Gesandtschafl.
1. Leo Sapieha i;eliör(e dem in der rolnischcn Geschichte so berühmten
Geschlechte dieses Namens an, und war einer der ausgezeichnetsten Staats-
und Kriegsniiinner seines Vaterlandes. Er starb als Oberfeldherr 1G33, 77 Jahr
all. S. über ihn und seine Schrillen: JamocianOy »he ciararum alqme iÜMMirkim
Polomiae Auctorum ülaecrtiafumgue memoriae misreiiae, VoL HI mume pn'^
mmm edidit Sitmuei TheophiiyH Linde, rarHOCMe^ 1819. 8*. p. 276 und die
durt .'in;!enihr(e Hioiiraphic desselben: Joannis ilyworii idea Magni il^roiff
mire ii/untriMimim J). Lpü Sapiohn, Palntinme Vilnenfi», etc. Pantgyric«
detcrtplus. Anirt'rpiae löV') , 4". Auch MisztoU liialoria Domms Supiehamae.
F. in. p. J!l.
2. Dieser wird in den Russischen Archiv -Nachrichten Goläech fJn'mov-
akoi cenanut. S. Mülier Sammi, Rmu. GeBch. Th. V. S. 130.
n. 1
— 2 —
Wir kennen aber die Reise nnd Geschäfte dieser Botschaft
folgende drei handschriftliche Berichte^ welche wahrscheinlich von
einem Verfasser ^ dem Secretair derselben^ herrfihren:
1. Diarium Legationis^ Sigismandi III« Poloniae
et Succiac Regis nomine apud Borissiiim FedoroviciaiBy
Magnum Moscorum Ducem et Auctoritatem, paeis et
foederis procurandi causa, a Leone Sapieha^ BfagDi
Dneatus Lituaniae Caneellario, anno 1601 peraetae. Das
Tagebuch ist Polnisch gesdu*ieben^ und befand sich, aaoh
Linde's Angabe', zu Warschau unter den Handschriften der
Zaluski sehen Bibliothek, unter No. 324«.
2. Die neuwc Zeutnngk, wie die Polnisehe Gesand-
tenn Anno 1600 ihnn die Mosehkanw abgezogenn bej
denn Moschowitcren vmb einen ewigennen friedt ange-
haltenen, aber wie zue sehcnen, wenigk oder gar nieblt
ausgerichtet. Anno Domini 1600. Diese deutsche Handschrift,
die wahrscheinlich eine Uebersetzung aus dem Polnischra Origi-
nale ist, betindet sich io der Herzogl. Bibliothek zu WolfentifilleL
3. Erklerung, wie die Polnische Gesanten in die
Muschow gezogen, bey dem Museowiter vmb einea
ewigen Pride angehalten, auch wass daselbst Tcrner
sich TerlaufTen etc. Anno 1600. Diese von verschiedraen
Händen herrührende und^ wie die vorhergehende, unvollendela
Abschrift, hat 20 Folio -Blätter und befindet sich in dem Kata.
Kön. geheimen Archiv zu Wien.
Aus diesen beiden letzlern Handschriften, von welchen ioh
3. S. die eben angeführte Jamoeiama, p. 276.
4. Diese Handschrift ist in dem Speeimen Coialogi CoM. Mm.
ikecae Zaltf$ciamae a Johanne Dameie Andrea Jomonki e^MkUmm. (rmrmwme):
1752. 4^ nicht angeführt.
— 3 —
Abschriften vor mir habc^ werde ich hier das WesratUchsle Ob^
diese Reise anführen.
Die Gesandten traten ihre Reise am 24 September mit ei^
Bern sehr grossen Gefolge von Warschau ans an; Sapieka mit
700, Warszewicki mit 150, und Pielgrzymowski mit
70 Pferden. Am 28-sten betraten sie die Russische Gränze,
wo sie sehr stattlich und mit grosser Auszeichnung empfanget
wurden. Als sich hier über ihre Verpflegung auf Russische
Kosten, wegen ihrer grossen Zahl einige Schwierigkeiten erhoben,
schickte Sapieha einen Theil seiner Leute mit mehr als 100
Pferden nach Polen zurück. Und doch bestand dieses vermin-
derte Gefolge noch aus 140 HoQunkern, 300 Dienern uid 440
Stallknechten und Fuhrleuten, und die Rationen, die ihnen be-
willigt wurden, müssen wirklich Staunen erregen. Es wurdeik
Bimlich der Gesandtschaft auf der Reise und während ihres
ganzen Aufenthaltes in Russland, täglich geliefert: 15 Ochsen,
30 Schafe, 20 Seiten Speck, 1 lebendiges fettes. Schwein, 10
Hasen, 4 Birkhühner, 10 Gänse, 18 Enten, 67 Huhner, lür die
Fasttage dagegen ein Uebcrduss der vortrefflichsten Fische; femer
550 >Veitzenbröte, 1000 Rockenbröte, 2 Stein Butter, 3 Stein
Honig, 3 Stein Salz, 520 Eier, 4 Eimer Schroandt, 2 Eimer
Essig, 2 Tonnen Grütze, 2 Tonnen Erbsen, 2 Tonnen Weitze«-
Mehl, 50 Wachslichte, 100 Talglichte, Gewürz, Holz (75 Fuder)
IL s. w. An Getränk erhielten die zwei Gesandten, jeder fflr
seinePerson, täglich: 1 Stof Branntwein, 1 StofRommey^,
5. Wahrscheinlich Romtmie^ ein vortrefflicher Burgunder -Wein ¥01 dir
CAte d'Or. S. Topographie de iomt le$ rigmoUet comm$f par A. JuiUem. Pmrit
Ib23, p. 105. Dieser Wein war in altern Zeiten am Grossfürstiicben Hofe sekr
beüebl, und wird häufig von den frühern Reisenden als solcher genannt S. andi
O BuHo^th,%m u BuHHOu TopMßJtrb e» Ptem , emf. Bempo tUmmna. C
nemepS. 1832. p. 24.
r
_ 4 _
i Stof Rheinwein^ 1 Slof Kirsch-Mclh, 1 Stof Hinibcer-Melh,
i Slof braunen, i Slof weissen, 1 Stof süssen, 1 Stof säuer-
lichen Meth, 1 Eimer süsses Bier, 2 Eimer gewöhnliches Bier.
Der Secrelair bekam die Hälfte dieser Provisionen und die Die-
nerschaft Branntwein, 3Ieth und Bier verhallnissniassig. Ausser-
dem wurden fiir die Pferde jeden Tag 130 Tonnen Hnber, 130
Fuder Ileu und 75 Fuder Stroh geliefert.
Die Gesandtschaft kam den 16 October in Moskau an,
wo sie aufs feicrlicliste empfangen wurde. Bei ihrem Einzüge
paradirten Kosaken, deren Führer „in einem güldenem Stuck
„auf einem schönen gemalten Rosse aHein voran gcriUcnu'^
und Husaren „mit Leoparlzheuten vnnd Adlersflugeln auf das
„schöneste staftiertl^^ Hier finden wir auch, obgleich die Gesandten
bei dem Einzüge zu Pferde waren, zum erstenniale in dem Zuge
Parade- Wagen erwähnt, und zwar „6 Carelhen alle zu 6
„Rossen, nach diesem die Kutschen alle zu 6 Rossen, welche
„bey 50^'. Darauf folgten die Rüstwagen, alle mit rothem Tuche
überzogen, und dann zuletzt die fremden Kaufleute , welche sich,
wie gewöhnlich, der Gesandtschaft angeschlossen hatten. Voa
dem Thore an bis zu dem Schlosse waren 7000 Mann w^hl*
gekleideter Reiter aufgestellt, zwischen welchen sie, „durch elz-
„liche lange Gassen welche mit runden Höltzem gedommet vnndt
„mit sandt bestreitt gewesen^', von einer unabsehbaren Menge
begleitet, einem Hause vorbei , „da des Königs Erichs Sohn aus
„Schweden « stehett, wie man ihn auch gesehen^^ dem Schlosse
6. Gatitavy der unstete Sohn EricWa, kam 1399 nach Rnssland, nd
wurde hier theils aus politischen Gründen, theüs aus personlicher Zuneigung, mä
den ausgesuchtesten Ehrenbezeigungen aufgenommen, auch zum Gamahl der Zi-
rewna Xetiia bestimmt. Er verlor aber schon im folgenden Jahre durch eigeie
Schuld die Gunst des Grossfilrsten ßoris, und starb, nach allerlei SdücksalfB,
1G07, beinahe vergessen zu Kaschin. S. weiter unten Bmaow'B Nachrichln,
■nd üTaramMiifi Ge$cA, de$ Rm$8. RekhB, Th. X S. 24 * 29.
<^
— 5 —
gegenObcr in einen Hof geführt wurden. Hier fanden sie zwar
eine gerSumige und wohleingerichlele Wohnung, aber der Hof
^^war mit einem deichten vnd hohen Stackett rings heramb ver<-
^,wahrel worden^ damit keiner mit einander sprach halten möchte^^
Auch war bei dem Hause und in der Strasse Wache ausgestellt^
«n alle Berührung mit den Einwohnern zn verhindern. Den 28
Oktober vcrlangfe man von den Gesandten das Verzeichnisse der
Geschenke ; welche sie dem Grossfursten fiberreichen wärden,
und bestimmte ihre Audienz auf den 2 November. Bald darauf
aber erhielten sie die Nachricht, ;;Wie der Gross Fürst an einem
,^Finger kranck were^'^ und dann^ dass er ernstlich krank ge-
worden ^, so dass sie noch drei Wochen warten mussten. End-
lich wurden sie am 26 November nach Hofe beschieden^ und
begaben sich in einem glänzenden Zuge dahin: ,^Erstlich, heisst
es in dem Berichte, sein bcy 50 Boiaren dreyen in einem
„gliede voran geritten, darnach die diener bey 150 zu Fuss,
„6 in einem gliede, nach diesen die Hofjunckern 140 zu Rosa
,,3 in einem glicde, darnach die herren gesandten, zue welchen
,,bey der scylcn die pristaijen ihn güldenen stucken in Perlen
,,gesluckelt, gcrilten, zuc letzt die Kcmmerling 2 und 2 in einem
,,gHede zwischen w ekhenm die geschenck getragen worden vnnd
„sein also in solcher ürdming zwischen den Schützen so auf
„beiden seilen geslaiuien vor Thor*biess an das Polatium einer
„nach dem Andern in einer Kleidung bcy 300 biss inss Sdiloss
„beleitet worden, da man auf den platz 15 vergüte Tuhrm hat
,,schen können, vnnd aiif einer Kirche 9 vergille Tuhrm ge-
„standen sein wier durch viel stadiliche Moschowiter biess an
7. Von (i('schoi)k(Mi d(N Königs von Polen selbst war diesmal nicht die
Rfd«\
^. huriumsin ^ag( Th. A S. 2i) man habe ihnen gesagt, BorU leide am
Podagra.
— 6 —
^^einen Sahl gegangen vor vnnd in welchen etzlidie hundert
^tendlschen pohlen auch Schweden, Schotten, vnnd andere
^^frembden Nation ein ieglicher nach seiner Land arlt gekleidet
,,gestanden, vnnd wie die herren gesandten baldt vor dass ge-
,;mach gekommen, sein ihn vier woywoden entgegen gegangen,
„vnnd sie empfangen^ vnnd ihn dass polatium gefuhret da der
,;Gross-Fttrst selbt in einem güldenen Maiestal gesessen, ein Ken-
„serliche Krön auf seinem Haupt, den Septer in der Handt in
„einen Roten Sammeten Rock mit perlen gestucket vnnd in einer
„gahr hohen Schwartzen Marmurken» mutze, vor ihm stehn
„auir beyden Scitten vier gewachsene Kerell ^^ in i^eissenn Suh
„met gekleidet mit güldenen bortten, mit güldenen Kellen ge-
„hengt".
Nachdem die Gesandten bis in die Mitte des Saalea vor^
getreten, und dem Grossiurstcn ihre Verbeugung gemacht, fragte
Boris sogleich nach der Gesundlieit des Königs von Polen und
ihrer eigenen, nöthigte sie dann zum Sitzen und empfing ans
ihren Händen durch seinen Kanzler das Schreiben ihres Monardiea.
„Daraur, heisst es in dem Berichte, haben sie auch OrdentHch
,;nacb einander dem Grossfursten vnd dem Jungen herren die
„handt gegeben, darnach auch die Königlichen HoiT Juncken
„vnd ezliche des herren Cantzlers vomembste diener, nadi
„diesem sein die geschenck Ordentlich nach dem Register viier-
„geben".
Diese Geschenke der Gesandten und ihres Gefolges waren
sehr ansehnlich und bestanden in folgenden Stacken:
Leo Sapieha verehrte dem Grossfürsten: Ein Hals-
Gescluneide von Edelsteinen und Perlen, vier grosse vergoldete
9. Eine mnnKa MypMamKa kommt in den Rassischen Volksltedera vor.
10. Die bekannten Rdelknaben, Rnmdm genannt, deren gewöhnlicii aar
zwei zu Jeder Seite des (irossfursten standen.
— 7 —
Bech^^ etaen braoneii Wallach^ mit emeni Sattel ten rotheol
Sionit mit Sflber verziert , Zaam und Gebiss von vergoMetrai
SOber, nnd einer Decke in Gold und Perlen gestickt. Dem
JiiDg^nPrinzenFeodorBorissowit9ch:Eing:oldenes Kleinod
mit Edelsteinen und Perlen besetzt, in Form eines Schiffes, zwei
grosse vergoldete Pokale (Credentz} und einen grauen ,,ge-
sohwfnden^^ Zeller mit einer Decke von rothem $ammt.
Der zweite Gesandte überreichte dem Grossffirsten: lim
goldene Panzer- Kette, einen grossen vergoldeten Pokal mit ei-
nem Deckel, zwei kleine vergoldete Pokale mit Deckeln, „dn
„Cristanien ^^ braunes Ross^^, einen ,,fiirsllichen^' Wagen, worin
nenn Personen sitzen konnten, mit rothem Sammt äberzogeOi
„nebst dem Vorhange von Sammet^^, inwendig mit Goldstoff, und
äberall mit Silber verziert, und eine mit Perhnulter eingelegte
Vogelflinte. Ffir den kleinen Prinzen: Einen grossen ver-
goldeten Becher mit 500 Ungerischen Dukaten, ein Vogel-Kunst^
werk, einen Strauss vorstellend, von Perlmutter in Silber gefasst^
ein braunes Pferd aus der Wallachei, ein Türkisches Pferd mit
einem Sattel von rothem Sammet mit vergoldetem Silber be-
schlagen, roth sammtenem und mit Perlmutter besetztem Geschirr
md einem Zaum von vergoldeter Silber- Arbeit; und endlich:
„14 Kasalbassky " Täpicht".
Der Secretair brachte dar, dem Grossfürsten: einm
grossen und zwei kleinere Deckel-Pokale von vergoldetem Silber,
und einen hohen silbernen Becher. Dessen Sohne: Eni
Waschbecken und Giesskanne von vergoldetem Silber, und einen
Türkischen Wallach „und berühmten Wettlauffer".
Auch sieben Gesandlschafls-Cavaliere überreichten sowohl
11. In beiden Handschriften CrUiamien, wahrscheiolicli Caalamienbrümm,
12. Vielleicht h'oM'MechUch ^ von einem Ktnkasischen Volke?
— 8 —
dem GrossfärsteO; als seinem Sohne; kostbare Geschenke an aus-
gezeichnet schönen Pferden ; mit reichen Geschirren ^^auf busa-
risch'^ und ;;aur kosakisch^^; silbernen Bechern in verschiedeneB
Formen; von denen einer mit 200 ungerischen Dukaten gelSUl
war; goldenen KeltcU; Säbehi; Pistolen ; reichen Sutteb und Pferde-
geschirr «3; einen ,;Regen-Manlel von köstlichem Zeuge" u. s.w.
Nach beendigter Audienz wurden die Gesandten wieder mit
dem vorigen Pompe ;;in ihrtn HoP^ zurück geführt; wohin ihneii;
bald nach ihrer Ankunft; in einem feierlichen Zuge und unter
Anführung von drei Bojaren ; eine Alahlzeit von mehr als zwei
hundert Gerichten; in grossen silbernen Schüsseln mit vergoldetea
Deckeln ; aus der Grossfürsllichen Küche gebracht wurde. Die
Speisen bestanden; da es gerade ein Fasttag war, alle aus den
köslliclistcn Fischen ; vielerlei Backwerk ;;Und andern Scban-
;;Gerichten^^ Ferner brachte man ihnen einige hundert vergoldete
Schalen mit Braantwcni; 15 kleine ;;Moskowitische Tonnen" mil
verschiedenen Arten von Meth und ;;AVein; Rommey >« und
Walmasyr".
Am 3 Dezember fingen die eigentlichen Friedensunterhand-
langen an. Die Gesandten wurden nach dem Schlosse abgehott,
und in den Audienz -Saal geführt; wo sie bloss den junges
Prinzen; von seinem Hofe umgeben; fanden; der sie im Namen
seines Vaters empfing; welcher krank war; und dann auffordert^
sich in ein anstossendes Zinnner zu den Grosslurstlichen Rithoi
zu begeben; ;^um mit ihnen eiiion christlichen Frieden zu tnu)-
;;tiren^^ Sie fanden hier 10 vornehme Bojaren ; deren Nana
in ihrem Berichte sehr entstellt; aus den Russischen Arehiv-
13. Durunler ein PrtTdozeiig „mil einem silbernen und vergnUen Simim,
oder, wie es in der zwfilen HandsrhriH heissl, SUnun". — VielleicA eii0
Slimzierdc ?
IV. S. üben S. 3. \mii. 5.
Ntcbiichten <• aber leicht zu bericht^en sind: Es werden n&BH
Hob genannt: 1^ Kniaz Phieder Miehailowicz, (KD.
Feodor Michailowitsch Trubetzkoi). 2^ Kn. Phiedor
Mieczislewskj^ (Kn. FeodorlwanowitschMstislawskoi).
3y Stephan Haudenaw^ (SUpan Wassiljewitsoh Go«
dnnow). ^^ Kn. Phiedor Andrenwicz, (Kn. Feodor An-
drejewitsch Nagotkow). 5^ Mihal Ignatowicz Ta-
tisctzen, (Ignaiij PetroAvitsch Talischtschew). 6^
Iwan Hondonow, (Iwan Wassiljewitsch Godunow).
7, Mihal Hlekowicz^ (Michailo Glebowitsch Salty-»
kow). 8; Wasaly Pielczatniele^ (dieser PelschatBiJ[,
oder Siegelbewahrer kommt in den Archiv-Nachrichten nicht vor;
dort wird vielmehr J. P. Talischtschew als solcher genannt).
9^ Daniel Sticzartzei^ und 10; Juan Pisarz Dumni^
(statt dieser beiden werden die Dumni Diaken Wassilij
Schtschelkalow und Jelissarij AVylnsgin genannt). Gleich
bei dem Anrange der Unterhandlungen stiess man auf eine we*^
sentliche Schwierigkeit. Die Grossfürsllichen Rälhe machten
nämlich die Bemerkung ^ dass weder in dem Schreiben des Kö-
nigs von Polen, noch in den Reden der Gesandten, ihrem Herrn
der ihm gebührende Titel eines Kaisers und Grossiurslen aller
ReiLSsen ertheilt worden wäre, ein Titel, den ihm doch, „dei
„i*absl, der Römische Kaiser, die Könige von Spanien, Frank-*
„reich und England, Pcrsien, der Türkische und Tartarische
„Kaiser und alle andere Herren und Potentaten'' ohne Widerrede
j^aben; und, „da vielleicht ein Blutb&d daraus entstehen möcktc^^,
s<i begehrten ."^ie noch vor dem Anfange der Verhandlungen,
dass dieser Titel dem Grossfürsten und dessen Sohne von den
^iesandlen ertheilt würde. Sapieha erwiederte hierauf sehr
15. S. Müllers Samml. Rum GescA. Th. V S. 131.
— 10 —
empfindlich^ sie wären des Friedens md nicht des Titels wagen
hergeschickt worden; wenn auch andere Färsten dem Grossfärston
diesen Titel gäben ^ so sei doch ihr König deswegen nidil
schuldig diess zu thun wie es auch seine Yorrahren nicht ge-
than. ,^Die Allmacht^ sagte er weiter mit unverliennbarer Be-
ziehung auf Bor is^ welche Hohe stürzt und Niedere hebty habe
^^auch dem Grossfiirsten solche Ehre gegönnt^ und ihn anf
^^diesen Stuhl gesetzt^ daran er sich mfisse contentiren und gi^
^^nOgen lassen'^ Man möchte daher jetzt nur wegen des Frie^
dens untefbandeln; ;^über den Titel würde man sich nachher
y^schon vertragen'^ Die Bojaren verlangten hieraufi diesen Punkt
der Entscheidung des Grossrürsten vorlegen zu dürfen, nd
schlössen damit die erste Sitzung.
Am folgenden Tage war die zweite Zusammenkunft in
welcher den Gesandten im Namen des Grossffirsten angezeigt
wurde, er könne ^ wegen ihrer Verweigerung des Kaiseriicben
Titels, kein Vertrauen zu ihrer Aufrichtigkeit bei dem abzuschlies-
senden Vertrage haben , ^^so lange sie ihm in gerechten nnd
^^billigen Sachen nicht willfahren wollten^^ Da aber Sapieäm
darauf drang, sich wegen des Titels späterhin zu vereinigeni
und sich jetzt lieber gleich mit den Bedingungen des gewünsohton
Friedens zu beschäftigen, so gaben die Grossfllrstiiohen Rühe
nadi, und der Litthauische Kanzler legte nun einen Entwurf der
Gegenstände vor, die dabei vorzfl^ich als Grundlage dienen
sollten. Es waren im Ganzen 20 Punkte, unter denen rinfge^
als besonders merkwürdig, hier wohl aufgezeichnet zu werden
verdienen. So verlangten die Polen, z. B. $ 11. „Frey dfe
„Kinder des einen zu dem andern, in die Lehre zu schüten
,^oder in Dienst und herwieder'^ § 14. „Das eine Annndn
„auf dem Meer mit gleicher macht solle aussgestafirt werden''.
§ 15. „Einerley AlOnze''. $ 16. „Dass dem Könige von
- il -
,,Pole&; bey seiner KrOmmgy von Moskowitttsehen Ge^ndten
yjtim sonderliche Krön zum Zeichen der einigkeit solle Mi^e-'
y^Mlst werden^ imd herwieder dem GrossfBrsten von K. pohiischeii
„Gesandten''. § 19. ^^Nach Absterben des GrossfÜrsten soD
„der KOnig von Polen zum Grosslfirsten^ nnd dagegen nach des
„KAnigs Absterben der Grossf&rst zum König gewAblt werden^.
§ 20. „Das Furstentham Smolensk und Siewerska nebst 3 Fes-
„tmgen, so nach Pololzka gehörig sollen der Krone Polen
^^znräckgestelll werden''. '^'
Einige Tage darauf wurden die Gesandten wieder znr
Berathnng nach Höre abgeholl, nm die Grossf&rstUche Meinmg;
tf)er die von ihnen vorgeschlagenen Ponkte anzuhören, lieber die
meisten war man mit den Polen einverstanden, bei andern wor-
den Ausnahmen oder Zusätze gemachL Von den oben ange-
fahrten Bedingungen wurde § 11 bewilligt, %% 14, 15, 16
verweigert, auf § 19 erfolgte die Antwort: „Frey sey es den
„Polen den Grossfiirsten zum König zu wählen, aber nicht
her gegen'', und auf § 20 hiess es: „Wollen wir nicht wissen
^yoder geredt habenn".
In der folgenden Sitzung erklärte Iwan Godnnow den
Gesandten, es könne nicht eher von einem ewigen Frieden zwi-
schen ihnen die Rede sein, als bis Livland, „das vor 575 <•
,^«hren der Moskowiter väterlich erb gewesen'^, dem Grossfibrsten
zuräckgegeben wäre. Der Grossfiirst könne es jetzt um so leichter
wieder erobern, da er „Itzunder vber hundert vndt funfbigk
„Tansent Tatcren stcrckcr den zuuor". Die Polen wollten sich
hierauf aber gar nicht einlassen; so dass sich die Unterhändler
„nach grosser Altcracion vnd Zanck*' unverrichteter Sache
trennten.
16. In der zweiten Abschiin steht gir 778.
— 12 —
Dieser Gegensland veranlasste noch eine sehr stflnnisGlie
Sitzung; in welcher es gegenseitig zu derben Aeosseningeii
kam^ die ein seltsames Bild von der damaligen diplomatischen
Courloisie geben ^ Morau hier indessen auch der gegenseitige
Nationalhass einen grossen Antheil haben mochte. Ich gebe
daraus als Probe nur folgenden kurzen Dialog zwischen Ta-
tischtschew und Sapieha.
^^Tat Wass sagslu Leo du bist noch viel zu jung " du
„redest nicht wahr, du leugest".
y^Sap. Du leugst selber in deinen halss Chlopie ich habe
„alle Zeitt die Avarheilt gesagll^ aber alles >vas du redest ist
„erstuncken vnndt erlogen, nnt den fuhrleulten im Stall so den
„mist ausfuhrenn (welche noch bescheidener reden alss du) solsta
„reden vnndl nichtl niit einem solchen vornehmen Gesandten^'.
„Tat. Was schrcistu ich hab es euch allen gesagtt vniidt
„sag es dir noch einmalill vnndt uill diers auch beweisen, das
„du nit wahr redest",
„Sap. Du bösewichtt, du thiist mier gewaldt vnndt vn-
„recht, scchll zu^ ihr Boiaren vnndl hcrren^ wie nüer der lose
„bösewichtt vberfellt" u. s. w.
„Nach solchem Hader vnndl gezangke, sagt der Bericht,
„hiessen die andern Bojaren den Talissow schweigen und stell«-
„ten den Kanzler zurrieden". Als aber nun die GrossIBrstliiAea
Büthe einige Vorschläge wegen Livland <» machten, und Sm^
pieha ausweichend darauf erwicdertc, er habe darfiber keine
hnircichende Vollmacht, schrie ihm Tatischtschew aufs Nene
zu: „Lass ab vonn deinen lugen, wir wissen doch das du vonn
17. Sapieha war damals iV Jahr alt.
18. Das liier immer, wie in vielen Schrincu Jcocr Zeit, ijftamdi, g9-
naont wird.
— t8 —
^yifflaiidt völlige Macht vund Gewalldt hast^^^ und SapieAa ant*
wertete ihm: ^^Duliegpej bist gewöhnet zu |i^n vnd nicht war
,^ reden. Ich wil hinfort mit dir nicht Sitzen^ noch zu schaffen
^baben^ du grober Kerll. Tch nehme euch Boyaren zu zeugen,
,,\iie mich der böse wicht zum andern mahl mit groben^ Vortten
^^ngefallen^ umb welcher wortt halben bey vhs pflegett todtvnnd
,^ordt herzukomen^^ Damit stand er auf und yerlless ^^also
„vngesegnet" das Versammlungs-Zimmer. *-
Als die Gesandten am 14 Dezember abermals nach lloff
berufen wurden^ beschwerte sich SapieAa förmlich über Tfk-
tischtschcw's Beiragen, der nun auch nicht mehr « zu d^
Verhandlungen zugelassen wurde. , i
liier schliessen die beiden deutschen Berichte mit der Er-
wähnung der sechsten Conferenz^ ohne dass man etwas Näheres
liber das Ende und Resultat dieser Gesandtschaft erführe. Aus
Russischen Archiv - ^Nachrichten »» wissen wir indessen^ dass
endlich ein Friede auf 20 Jahre zwischen beiden Reichen zu
Stande kain^ und dass die Gesundten im August 1601 reich
beschenkt von Moskau nach Polen zurückkehrten. Die Abschieds-
Audienz und die grosse Mahlzeit ^ welche ihnen der Grossiurst
noch vor ihrer Abreise gab^ findet man bei M ärgeret^ p.
97—99 beschrieben^ woraus hier aber nichts besonderes anzu-
führen ist^ da die näheren Umstände derselben nur das Ge-
wöhnliche und Bekannte darbieten.
19. Die man bei Mü/ier in s. Stimml. Rm$t. Ge$cJk. Th. V S. 129—133
und Karamtin Gesch. des Russ, Reichs , Th. X S. 29^32 benutzt findet.
— 14 —
2.
Tobias Loncius.
1601.
Tobias LonciuSy der Kaiserlichen Rechte Licendatus, war
wie es scheint ^ iu Hamburg aargefordert worden^ in die Dienste
des Grossfürsten von Russland zu treten^ nachdem er ikdher
schon in Livland gewesen M-ar. Es ist hierüber weitet vkkls
bekannt, als was er selbst in einem Rriefe aus Hamburg
vom 24 Januar 1601 an Boris Godunow erwähnt, wel-
cher sich in dem Archive des Ministeriums der auswfirtlgai
Angelegenheiten zu Moskau befindet^ und aus welchem ms
Karamsin in s. Geschichte des Russischen Reichs,
Th. X, S. 282. Anm. 60 einen Auszug giebt. Aus Mangel an
andern Nachrichten aber Loncius erlaube ich mir diesen Aus-
zug wörtlich herzusetzen. Er sagt daselbst: ^^Kramer, der tob
^;Boris nach Deutschland geschickt worden war^ hat viel Fletas
^^undt Bitt bey mir angeleget, mich in Ew. Keyserl. und KunigL
^^Mcyesl. Lande zu vorlügen; denn Ew. Keyseii. un4 Kunigl. IL
;^nicht alleine gelehrte Leute bcgehretcn, sondern weren auch
^;Selbst allergnadigst gesinnet undt Vorhabens^ in Ihren Keyscr-
^^thum undt Landen Schulen und Universiteten zu stifllen mdl
^^anzurichten Ist gewiss ^ dass Ew. Keyserl. und Kunfgl.
;;Mfiuest. sich hirdurch als ein rechter Vater des VateriandM
^^einen unsterblichen Nahmen in aller Welt zubereilen werdfli:
^^welchen Gott sonderlich zum Heil des Landes erwecket lad
,,eingcsctzt habe. So lange als das Keyserthumb der ReosfiCB
;^bekandt undt im Beruff gewesen^ ist solche Wohlfahrt de*
;;Lande m'cht zugestanden^^ Und weiter hin heisst es: „Ich
^^in in Liefland und Dorpat gewesen, wo die Unter-
,;thanen Ew. Kais, und Kön. Miy.; die pskowischen KauflMie,
fjtt KanfliaQS haben nnd Handel treiben; UA habe .BfkaiHMcM
9,Mt ihnen gemacht^ und kann offenherzig gestdien^ dass^oifr
yjSiid Deutschen selbt nicht so viel Ehre und WohlwoUett erwia^
^,8M haben; als diese guten Russen. Deswegen liebe Uk sie
y,aiich; und werde mich eifrig bestreben, das Werkzeug der
ijikichsten Vorsehung zur Belehrung und Unterweisuiig der Ju-
yigend in Russland zu werden, zum Ruhme Gottes und nm
^^Heile des Vaterlandes. Aber ohne die gewisse Ueberzeugimg,
^^dass es Ew. M^j. gefiUUg ist^ kann idi die Reise in eis so
entferntes Land nicht unternehmen u. s* w/^
3.
Francesco AszentinL
1601.
Francesco Aszentini, ein Juwelier ans Venedigi kam
in Jahre 1601 nach Moskau^ wo er seiner ausgezeichneten
Geschiciihchkeit wegen von Roris Godunow häufig beschifligt
wurde. Er schlifT unter andern einen grossen Smaragd nnd
fasste ihn in einen Ring Tür den Zaren, femer schnitt er (Qr ihn
in einem Achat die Kreuzigung Christi ^ woi&r er einen Zobel-
Pelz, eine Hermelin -Mütze, einen Muff und 100 Dukaten er-
hielt. Im Jahre 1604 verliess er Moskau wieder^ und ging Ober
. Kiew durch die Türkey nach Venedig zurück. Erst 1617 gib
er daselbst sein Tagebuch über seinen Aufenthalt in Moskau
heraus, welches hernach von dem Abbe Bourier unter dem
Titel: Memoire» d'Aszentini ins Französische übersetzt wurde.
Ich habe über Aszeniinfs Leben und Werk nirgends et-
was finden können ^ selbst in der Bibliographia Critica des
Heissigen Sebastiano Ciampi fehlt sein Name. Die einzige
Notiz, die ich über ihn kenne ; befindet sich in KanuMin^n
— 16 —
Geschichte iles Russischen Reichs Th. IX^ S. 383.
362; wo ein ungedruckter Auszug aus Bourier's selteaer
Uobersetzung von Aszentihi's sehr seltenem Tagebuch benotst
worden ist. AVas Kar a ms in aus diesem Auszüge imtlheilty
beschränkt sich auf folgendes:
^yAszeniini traf in Moskau seinen Landsmann und FreoBd
;^Marco Cinopi an^ der noch von dem Zaren Fcodor zur
„Anlegung einer Mohrsloff- und Sammel-Weberei berufen wor-
;^den war. Cinopi sorgte dafür, dass er dem Boris vorge-
;,stellct wurde, als dieser gerade den neuen Thurm Iwan
^^AYeliky, nicht weit von Cinopi's Fabrik besah. A^enlmi
^^speisto zweimal an der grossen Tafel, und mehrmals an den
^^krummen Tisclie bei dem Zaren. Im Jahre 1604 hörte er in
^^Moskau schon von dem falschen Demetrius sprechen. Bd
^^seiner Abreise erhielt er einen von dem Djaken Muromzow
^^ausgestellten Geleits -Brief; in Tschemigow begegnete er dem
,;Pseudo -Demetrius^ dem er die Hand kusste, und von de«
^^er sich zur Fortsetzung seiner Reise aber Kiew nach Astraefaai
^^einen neuen Sicherheits-Schein geben Hess. In Astrachan leble
;^er bei. einem Florentiner^ Namens Antonio Ferace. Assnen*
fjtini beklagt sich übrigens über verschiedene UnbequemlichkeilM
;;auf der Reise, über die sohlechten Wege in Russland, wi
,,äber die Beleidigungen, welche er von dem AVojewoden vM
,;Kaluga, dem Fürsten Kudaschew^ zu erleiden hatte a.s.ir.'
4.
Eske Brock.
1601.
Die Streitigkeiten z>vischen Russland und Danemark über
die Grinzen und den Besitz von Lappland veranlasste die Dir
— 17 —
nisebe Rcfrienin^ im Jahro 1601 eine Gesandtschaft nach Moskau
zu schicken^ die zugleich dein Grossfursten Boris Godunow
KQ seiner Thronbesteigung Gluck wünschen sollte. Es wurden
zu dieser Mission ernannt: der Reichsralh Eske Brock, Amt-
mann zu Drunningburg und Karl Bryskc, Reichsralh und Amt-
mann zu Ruhgaard^ denen noch Simon von Salingcn^ der
schon früher in Russland gewesen war, beigegeben ward. Ihre
Inslruclion ist am 31 August 1601 unterschrii^en und befindet
sich im Königl. Archive zu Kopenhagen, wo auch der Original-
Bericht der Gesandten noch aufbewahrt wird. Einen sehr magern
Auszug aus dem letzlern findet man in Büsching's Maguziu
für Historie und Geographie. Th. V, S. 315, und ob er
^eich durchaus nichts im Geringsten MerkAvürdiges über Russland
enthalt, so glaube ich doch, ihn der Vollständigkeit wegen hier
nicht unerwähnt lassen zu dürren. Die kurze von Bü sc hing
aus dem erwähnten Berichte angeführte Stelle lautet folgender-
massen:^
„Den 3 Deccmber dieses Jahres ri601) halten die Ge-
„sandten zu Äloskau ihre erste Audienz. Die ihnen zugegebenen
Commissarien waren Russischer Seils: der Hofmeisler und Slalt-
^haller zu Pleskow, Stephan Wassilje witsch Godunoff,
^dcr Knäs Wasili Kardanukawitz Tscherkaskoy, der
^Okülnilz Michaila Michaile witsch SoUtikoff, der Schalz-
^meislcr Ignali relrowitsch Tatischew, und der Kanzler
5,Jelisari Danilowitsch Wilusgin. Den 16 und 30 De-
^cember waren sie abermals zur Conferentz, und die letzte
:,hatten sie den 6 Februar des folgenden Jahres, bei welcher
^^der damals neulich von seiner Polnischen Gesandtschaft, zurück-
;.(?ckommene Kanlzlcr Affanassi Iwanowitsch mit zur Stelle
;,gewesen. Ihr Recrediliv ist datirt: Moskau 7 110, den
J5 Februar, und im 5-ten unserer Regierung.. Aus
7i
— 18 —
„dem Original -Bericht der Gesandten vom 14tcn Februar
„erhellet aber^ dass sie nichts fruchtbares ausgerichtet, und dass
„die Russen bloss nur Commissarien, um die Grenlzen mi be-
istimmen vorgeschlagen haben^.
Jaqucs Margeret
1601 — 1611.
Jagues Margeret ^^^ ein Franzose, dem wir ein sehr
merk^^-ürdiges Schriftchen über Russland, das Resultat seines
längeren Aurenthaltcs in diesem Lande, verdanken. Von seinen
Lebens -Umständen ist nicht viel mehr bekannt, als ^'as er in
seinem Buche selbst über sich sagt, und daraus erfahren wir
zuerst, durch die demselben vorgesetzte Zuschriil an Heinrich
IV, dass er während der bürgeriichcn Unruhen in der Armee
des Königs in Bourgogne gedient, nachdem er aber Ffankreicb
beruhigt gesehen, sein Vaterland, das seine Dienste nicht mehr
brauchte, verlassen und mehren auswärtigen Fürsten, nämlidi
dem Stephan Bathory, in Siebenbürgen, dem deutschen ]
Kaiser in Ungarn, und dem Kum'ge von Polen, letzterem als
Capitän einer Compagnie Infanterie, gedient habe. Endlich kancü
er, wahrscheinlich im Jahre 1601, nach Russland, und fand be^i
Boris Godunow eine sehr gute Aufnahme, der ihm eim^
£scadron ausländischer Reiter zu commandiren gab. Nach den
Tode dieses Grossfürsten schenkte ihm der falsche Demelriu s
sein ganzes Vertrauen, und übergab ihm die erste Compagnie
seiner Leibgarde, die nur von Ausländern, meistens Deutschen;
20. In Conrad Buisow's lirndgcliriniichem Werke : Verwirrter Zmdmi
de$ Rlmiickem Reich» vird er Jaeoö Jlttieareik, auch Mareareik, gfmuaL
— 19 *
gebildet war^ und sowohl in der Pracht ihrer Kleidung^ als
ihrem hohen Solde und ihrer ganzen Behandlung^ ungewöhnliche
Vorzüge genoss. Diesem seinem neuen Herrscher war Margeret
um so treuer und unbedingter ergeben^ als er seine Rechnung
dabei fand^ sich von der Aechtheil der Person desselben und
der Gfiltigkeil seiner Ansprüche auf den Russischen Thron über-
zeugt zu halten; und diente ihm mit grosser Tapferkeit und
Anhänglichkeit «i. Am Tage der blutigen Catastrophe war er,
wie er selbst sagt^ durch Krankheit an Haus und Bette gefesselt,
sonst würden wir ihn gewiss unter den wenigen Verlheidigem
des gestürzten Usurpators genannt finden. Bald nach dieser Zeit,
im Juli 1606; verliess 3Iargeret Moskau 22 und kehrte am
14 September desselben Jahres über Archangel zu Wasser nach
Frankreich zurück.
In Paris musste er dem Könige Heinrich lY oft von
seinen Erlebnissen der jüngsten Zeit erzählen, und dann auf den
Wunsch desselben seine Nachrichten über den Zustand Russlands
nnd die Geschichle des Dcmetrius schon 1607 durch den
Druck bekannt machen 23. yjer Jahre später finden wir ihn
w/eder in Russland und zwar als Oberst-Lieutenant der auslän-
^chen Triippcn im Dienste der Polen, wo er, nach Bus-
so\v's2* Zeugnisse, 1611 in Moskau mit seinen 6 Compagnieen
21. ParU in s. Chronique de Nettor, Paris, 1834. 2 Vol. 8. drückt
^'^H T. I, p. 4()ii elwas sonderbar aus, wenn er von Margerei sagl: „iL ful
» *^^tioin des erSnemens bizarres et niiilliplics de ccile cvrieuse epoqme^,
22. Er sagt, p. 3vS seiner Sclirid: II ne sc trouve pas qu'ils ayent Iaiss6
n'^ortir de nolre. temps aucuns du pays de ceux qui porlent les armes; cor ie
»'•••«i» /e pret/tier".
23. Margeref sagt in der Zueignung seines Buchs an den König: „apres
t^voir daignc mecouler, Kilo a agreable en oulre de nie lire".
24. In dessen handschriniichem Werke: i'erwirrter Zustand des Russin
Sehern Reichs, nach meiner AbscbrlH, S. 515.
— 20 —
Fussvolk unter andern sehr viel dazu beitrug, den lebhaflei
Angriir der Russen auf die Polen abzuhalten und zu schwacbefl.
Von seinen ^veitern Scincksalen ist gar nichts bekannt. Bas-
sow^ der ihn in Moskau schon seit 1605 genau gekannt n^^
haben scheint ^^^ spricht mit vielem Lobe von seiner Tapferkeim
und seinem Charakter^ und nennt ihn überhaupt „einen rronuneBt^
„verständigen Maini^. Aus eben dieser Quelle kennen wir awX*
die genauere Beschreibung seiner Compagnie^ ihrer prachtvoUeii
Ausrüstung und ihrer grossen Vorrechte.
Margeret s Schrift ist für die Geschichte der von fluB in
Russland verlebten Zeit sehr wichtig ^ undmuss ungeachtet seiner
Partheilichkeit für den Usurpator ^ neben den inländischen Annalen,
als eine reiche Quelle derselben angesehen werden. Der Titel ist:
Estat de L'Empirc de Rvssic, et Grand Diichi de
Mo.<covie. Avcc ce qiii s'y est passe de plus memo-
rable et Tragicjuo, depuis Fan 1590, jiisques ea Tan
1606. Par le Capitainc Margeret. A Paris^ 1607. 8«.
Mit einer Zueignung: Au Roy. 175 Seiten.
Diess Werk erregle ; besonders nach einer im 2-len Bande
des Mereure de France davon erscliienenen Anzeige^ die
Aufmerksamkeit der Franzosen in so hohem Grade ^ dass es bald
gar nicht mehr zu haben war. Im Jahre 1G69 kannte man nur
noch ein einziges Exemplar davon ^ welches ein Gross -Neffe
Margerefs ;,ein Conseillcf en conseils du Roy et Grand Au-
;,diencier de France^; besass, und dieser erlaubte dem Pariser
liuclitiändler Jacques Langlois^ einen neuen Abdruck davon
zu vcransluHeii; unter der Bedingung jedoch^ dass durchaus
nichts daran geändert werden dürfte 2€. Diese zweite«
25. Ebeiidas. S. 171.
26. In dem dieser Ausgabe beigefügten Privilegium ist es merkwOnlis:,
dass ausser dem Exemplare, welches iur die Bibliothek des Kdojgs in Lovrre
— 21 —
allage erschien 1669 in Paris völlig unverändert, unter fol-
ndem Titel: Estat de L'Enoipire de Rvssie et Grand
ochä de Moscovie. Avec ce qui s'y est pass6 de
HS memorable et Tragique, pendant le rj^gne de
latre Empereurs: k sgaToir depuis l'an 1590 jusqaes
I Tan 1606 en Septembre. Par le Capitaine Mar-
gret A Paris 1669. 8. Mit einem Vorberichte des Ver-
^rs und der Zueignung an Heinrich IV^ und am Schlüsse
findet sich das Königliche Privilegium *'». Wahrscheinlich war
ch dieser Abdruck nur in einer geringen Anzahl von Exemplaren
macht; denn das Werk gehörte fortwährend überall, und
sonders in Russhind^ zu den grössten typographischen Selten-
iten. Dieser Umstand veranlasste 1821 den Fürsten Gagarin,
zu Paris, unter der Aufsicht von Julius Klaproth, auf
ne Kosten nach der zweiten Ausgabe, und selbst mit Bei-
ialtung des allen Titels, der Jahrzahl 1669 und der Seiten-
il »», abdrucken zu lassen. Leider war auch dieser Abdruck
r 100 Exemplare stark und kam nicht in den Buchhandel, so
sS das Werkchcn immer noch als eine grosse Seltenheit an-
;eheu ist.
Von Uebersctzungcn des Margerefschen Werkchens ist
• nur eine Russische bekannt geworden, welche Herr
jfessor Usträlow davon geliefert hat unter dem Titel:
»CTOiiiiie PocciücKoü /^cp/Kaeu n Be^UKaro Knancc-
elicfert werden musste, auch eins für die Bibliothek des Kanzlers Seguier
iedunL^'n ^iirde.
27. Ich linde auch einer dritten Auflage von 1721 erwähnt, allein ohne
lere beNliuinitc Ansähe.
2s. Ks linden sirh in diesem Abdrucke mehre Druckfehler; schon auf dem
I stellt, (i runde Ducht' stall des C rund- Dache des Originals; ferner p. 152,
mir de Üemetrht« stall In f'ie de Demetriwt^ der häufigen Beweise YOn
hläsMgkeil in der luterpuoction nicht zu gedenken«
- 22 -
cTna MocKOBCRaro, cb npiicoBORynjienienrB HSBliCTifi
o ^ocTonaMüTHMx-b co6iJTiiix'b , cjyquBiUHxcji Bü npa«
BJieiiic HCTupcx-b rocy.^apcü^ ch 1590 ro^a no Cea-
TJi6pb IGOO. Il.^^aiiie BTopoc. Diese Ueberselzong beflndel
sich in Usträlow's CKasanin coBpeMeHRBROB-b o 4>'
»inTpiu CaMoaBanui-b. C. neTep6jprb 1832. Th. 111,
p. 1 — H7.
Da walirscheinlicli nur wenige unserer Leser 3Iargereft
Buch zu Gesichte beiionimen^ so wird eine ausfuhrlichere Nach-
richt von dem Inhalte desselben wohl um so leichler Enlschnl-
digiuig finden^ da dasselbe manche merkwürdige Angaben ent-
hält^ die hier zimi erst enmale vorkommen^ und Weil es überdicss
auch noch nirgends genau zergliedert worden zu sein scheinL
Margeret langt sein Werkchen mit einer aUgemeinen
Beschreibung von Russland an^ p. 1 — 11, der man es indessen
leicht ansieht^ dass er sie nicht aus eigener Erfalirung^ sondern
aus Herb er st ein u. a. geschöpft hat. So spricht er z. R
p. 3 noch von der Thierpllanze^ die in der Nähe von Astrachan
waclisen solle ^ und sagt dass er verschiedene Falle derselben
gesehen habe»». P. 10 erwähnt er der Wohlfeilheit der Lebens-
mittel um Moskau^ und erzählt^ dass er auf seiner Reise , der
kurz vorher gegangenen Hungersnoth ungeachtet^ ein Lamm^ so
gross wie ein Hanmiel in Frankreich^ für 10 Denga's gekauR
habe. Bei dieser Gelegenheit führt er an^ dass man in ganz
Russland kein Kalbfleisch esse^ weil die Religion diess verbiete,
was auch p. 130^ bei Gelegenheit eines Streites des FOrsleB
Schuisky mit dem falschen Demetrius über einen anf der
Grossfürsllichcn Tafel erscliicncnen Kalbsbraten, wiederholt iriri
29. Dicss waren walirschGinlich die aus der Gegend TOn Asirachai
mcndcn silbcrjj;raucn Felle von Jungen Lämmeni, <{apaaiui.
— 23 —
Von p. 13 an folgt nun die Geschichte der letzten vier
gierungen. Bei Iwan Wassiliewilsch sucht Margeret
I Erzählung^ dass dieser grausame Zar seinen Lieblings -Sohn
hann in einem Ausbruche von Wuth erschlagen >o^ zu wider-
len. Er sagt nämlich p. 15: ^^Le bruit court qu'il tua son
isne de sa propre main. Ce qui se trouve autrement. Gar
Mnbicn qu'il le frappa du bout d'vn baston ferre d'une poincte
'aciercarrec^ lequel baston esten forme de Crosse il fut
iicunement (eim'germassen^ etwas) blesse du coup^ mais n'en
lourut pasy ains (sondern^ vielmehr) quelque temps apres en
d peleriiiage".
Bei Erwähnung der Wasser- Weihe, wird der merkwürdige
istand angerührt^ dass damals noch der Grossfilrst selbst mit
I Grossen seines Hofes am 6. Januar in den gefrornen Fluss
ig. „Apres ia dite bencdiclion^, heisst es p. 28, j^rEmpereur
, les grands ont accoulume de sauter dedans Teau, mesmes
ay veu couper ia glace ä cet eifet, et L'Empereur sauter
^dans'^.
Pag. 29. spricht Margeret von einer Art von geistlicher
idersrhad^ die üanials in Moskau aus Männern bestand, die
;h einer schweren Krankheit ^ in welcher sie schon durch das
I. Abendmahl zum Tode vorbereitet waren, bei ihrer Wieder-
lesung sich verpflichten mussten, ihr übriges Leben lang eine
von Mönchs - Kleidung zu tragen. Frauen solcher Männer
30. S. h'aramsin Ge$ch. de» Rttss. Reicki. Bd. Vm, S. 285. Merk-
dif;o rmständo ilhor diesen iinulücklichen Vorfall findet man bei Aiäamio
ietimo, in seiner Moscoria, der den Grossfurslen noch in Trauer und tiefem
imer darüber Tand. „Trinreps, saj^t er p. 31, post Joannis interitum, in Ia-
mas solulijs atque in stiiialorero omnem compositus, ne legatis quidem üs,
I niecurn ad Veslrarn Healiludinem veniebanl, alias, quam nigras Testes (licet
holDseriro) iradi jussit. Per Universum ejus Imperium (sed praesertim in
aj eadem tacies, cuUusque lugubrii elc*«
— 24 —
konnten sich, noch beim Leben derselben, wieder verbeiratheo.
?ag. 30 ^vird ein neuer Zng von Grausamkeit des Grossiurslen
I^van Wassilie witsch erzählt. Er habe nämlich alle Judea
aus ganz Russland zusammenbringen, ihnen Hände und Füsse
binden und sie auf eine Brücke stellen lassen. Hier wären sie
gezwungen worden, dem Glauben ihrer Vater zu entsagen und
die christliche Taufe zu verfangen, worauf sie alle ins Wasser
geworfen worden wären. Seit dieser Zeit wurde kein Jude nehr
in Russland geduldet.
Der Ucbermuth der protestantischen Deutschen in Moskau
macht den ganzen Eifer seiner kirchlichen Intoleranz rege. „Dio
„Livländcr, sagt er S. 3i, welche Iwan Wassiljewitsch aus
,,Dorpat und Narva nach Moskau versetzt hatte, erhielten zwei
„Kirchen, in welchen sie öffentlich ihren lutherischen Gottesdienst
„ausüben durften; aber ihr Stolz und ihre Eitelkeit nahmen bald
„dermassen überhand, dass diese Tempel auf Befehl des nSm-
„ liehen Grossfürsten wieder niedergerissen wurden. Man pifln-
„derte ihre Häuser und vertrieb sie daraus, ob es gleich im
„Winter war^ nackt wie im Augenblicke ihrer Geburt und ohne
„Rücksicht auf Alter und Geschlecht. Und doch konnten sie die
„Schuld dieser Verfolgung Niemanden beimessen, als sich selbsL
„Denn anstatt sich ihres früheren Unglücks zu erinnern, \ro sie
„aus ihrem Yaterlande fori geführt, ihrer Habe beraubt , ab
„Sklaven unter die Bolmässigkeit eines grausamen Beherrschers
„geriethcn; anstatt durch solclies Unghlck gcdemüthigt zu werden,
„wären sie viel mehr in ihrem ganzen Benehmen zu stolz, in
„ihren Handlungen so übermüthig, und in ihrer Kleidung so
»^iPP'o; d^tss man sie alle für Fürsten und Fürslinnen hätte
„hallen mögen. AVenn ihre Frauen in die Kirche gingen, tragen
„sie nichts als Sanmiet, Atlas und Damast, und die Geringste
„wenigstens Taffet, wenn sie auch sonst gar nichts anders hatte.
— 25 —
„Ihr Haapt-Geiwinii bestand darin , dass sie die Erlaubniss hatten^
„Branntwein, Meih und andere Getränke zu verkaufen ^ worauf
„sie nicht Zehn^ sondern Hundert vom Hundert gewannen^ was
,^glaublich scheinen wird; aber doch die reine Wahrheit ist'^
Pag. 32—39 spricht ifcfarg'ere/, von kirchlichen Gebräuchen
und Vorschriften y und von der Feier des Osterfestes.
Pag. 42 erwähnt Margeret der Strenge, mit welcher darauf
gesehen wurde, dass kein Bichter oder anderer Beamter, von
den Partheien Geschenke annahm. „Wenn, sagt er^ einer
„von ihnen dieses Vergehens angeklagt und überfuhrt wird^ so
„muss er das Geschenk zurückgeben, eine Geldstrafe von 500,
„1000 oder 2000 Rubel erlegen und sein Vermögen wird con-
„Oscirt. Ist es ein Diak, .oder Sccrelair, der nicht zufällig be-
„sonders begünstigt ist, so wird er mit Ruthen durch die Stadt
„gepeitscht, und man hängt ihm dabei einen Sack um den Hals,
„worin sich das Bestechungs-Mitlel befindet, es sei nun Gold oder
„Pelzwerk, gesalzner Fisch und dergl., worauf er exilirt wird.
„Man nimmt indessen doch immer fort, und jetzt hat man dazu
„neue Mitlei gefunden; man hängt nämlich die Geschenke an
„ein Heiligen -Bild im Hause des Beamten, oder drückt sie ihm
„nnt dem Oster-Ei beim Küssen in die Hand. Jedoch muss man
»Jetzt auch damit sehr vorsichtig sein".
„Böse Schuldner, hcisst es p. 46, bringt man nach der
„Polizei, Avo sie von Sonnen-Aufgang bis 10 oder W Uhr mit
„dünnen Stücken auf die Waden geschlagen werden; und diess
„wird täjjh'ch wiederholt, bis die Schuld ganz abgetragen oder
„der Gläubiger zufrieden ist. Diejenigen, welche dem Kaiser zu
„Pferde dienen^ sind davon ausgenommen, und schicken statt
„ihrer einen ihrer Leute".
Das dauialifre Geschüflls-Leben wird p. 47 folgendermassen
beschrieben: „Die Adebgen, das heisst Alle, welche Ländereien
— 26 —
,,nnd Besoldungen vom Kaiser erhalten, stehen im Sommer ge-
,,wöhnlich mit Sonnen- Aufgang auf, und begeben sich nach den
,,SchIosse; wo das Conseil von der ersten bis zur sechstes
,yStundo 3< gehalten wird. Dann wohnt der Kaiser dem Goltes-
„dienste bei^ wohin ihn alle Räthe begleiten , und der von der
,,7-len bis zur 8-len Stunde ^ das heisst von 11 bis 12 dauert.
,,Wenn der Kaiser die Kirche verlässt, veriiigt sich Jeder nach
,,Hause zum Speisen, und nach Tische legt man sich hin und
,,schläfl zwei bis drei Stunden. Um die vierzehnte Stande wird
,,eine Glocke gelöulet, worauf Alle wieder nach dem Schlosse
,,zuräckkehren, wo sie bis zwei oder drei Uhr des Abends
,,bleiben, dann begeben sie sich nach Hause, essen zu Abend
,,und legen sich schlafen^S
Von der Lebensart und Kleidung der Frauen der Grossen,
sagt 3Iargeret pag. 48. „Die vornehmen Damen fahren im
„Sommer in Wagen und im Winter in Schlitten, ausser wenn
„die Kaiserin über Land fahrt. Denn dann folgt ihrem Wagen
„eine grosse Anzahl Damen, alle zu Pferde nach Art der M8n-
„ncr, und mit IWgw von weissem Filz, wie die, welche die
„Bischöfe und Aeble im Freien tragen, ausser dass diese grau,
„dunkel oder schwarz sind. Ihre Kleidung besteht in einem
„langen Gewände, das an den Schultern so weil wie unten.
31. Um diese ßczeichnung der Standen za verstehen, muss man iick
erinnern, \^-ic man ehemals in Rnssland die Dauer des Tages berechnete. „Die
„Russen, sagt Meyerberg, Her in MoMchoviäm, p. 49 theilen 1t% QDd Nacht
„zusammen in 24 Stunden, und rechnen dabei nach der Anwesenheit oder Ab-
„vresenheil der Sonne, so dass bei ihrem Aufgange die Uhr Eins schlägt und
„dann die übrigen Stunden immer zunehmend bis zu ihrem Untergänge angiebt
„Eben so fängt sie wieder mit der ersten Stunde der Nacht an, und sdilSgt so
„fort bis zum Anbruche des Tages''. 5. Juguslim Freiherr ffom Me^r6erg
und seine Reise nach Russland, vom Friedrich ^deimng, 8i. P^^nbmrg 1827
gr. 8*. S. 268 und 317.
— 27 —
„und gewöhnlich von Scharlach oder von schönem rothen Toche
„ist; unter diesem tragen sie ein anderes Kleid von Seide mit
„Aermeln die breiter sind^ als eine Pariser Elle^ mid an deren
,,Enden sich breite Streifen von GoldstolT beßnden. Der Kopf-
„putz besieht in einer Motze ^ die bei den Frauen eine Stickerei
,,von Perlen hat; bei den Mädchen ist es eine hohe Mfltze von
,,schwarzem Fuchse^ wie die Grossen bei der Audienz eines
;;fremden Gesandten (ragen. Eine Frau, die noch keine Kinder
„gehabt hat^ kann auch noch eine solche Mätze tragen. Man
„sieht femer bei Allen ein Halsband von Perlen gute vier Finger
„breit, und sehr lange Ohrgehänge. Sie tragen Stiefeln von
„rolhem und gelbem Saffian, mit drei Finger hohen Absätzen
„und kleinen Eisen, wie bei den Polen und Ungern. Alle
y^chminken sich sehr stark, und halten es fär eine Schande
„ungeschminkt zu sein, alt oder jung, reich oder arm'S
Nachdem Margerei pag. 54 — 59 von den öiTentlicbea
Einkünden und ihren Quellen gehandelt hat^ spricht er pag. 60
von dem Grossfürsllichcn Schatze. „Dieser, sagt er, ist voll
„von Juwcicii aller Art, besonders aber von Perlen, denn von
„diesen trägt man in Kussland mehr, als in dem übrigen Europa
„zusammen;j:enomnien. Ich habe in diesem Schatze wem'gstens
„50 Gewander der Kaiser gesehen, deren Rand als Einfassung
„mit Edelsteinen besetzt war, und andere durchaus mit Perlen
„gestickt, oder ringsherum einen Fuss, einen halben Fuss oder
„vier Finger breit mit Perlen besetzt. Ich sah dort auch ein
„halbes Dutzend Bettdecken ganz in Perlen brodirt und viele
„andere ähnliche Sachen. Die Alenge der kostbarsten Juwelen
,,ist dort gross, denn man kauft deren alle Jahre, und alle
„bleiben in dem Schatze, und dazu kommen auch noch die
„Geschenke der fremden Gesandten. Man zeigt dort auch vier
„Kronen, nämlich drei Kaiser -Kronen, und die, mit welcher
— 28 —
,,Yormals die Grossrürsten g^ckrönt wurden; ohne die^ welche
„Deine tri US für die Kaiserin ^ seine Gemahlin, niachcD liess
„und die damals noch nicht fertig >var. Es ist eigentlich hier
j.zn Lande nicht Sitte ^ die Gemahlinnen der Kaiser oder Gross-
,,rarsten zu krönen, Demetrins that diess zuerst. Dort sah
„ich auch zwei Zepter und zwei goldene Kugeln^ als ich die
„Ehre hatte^ dcnDcmetrius Joannes mehremale in das Schatz-
„gewOlbe zu begleiten. Alles gehört hier zum Schatze, es mögen
„Kleider, Edelsteine, Stoffe oder Silbcrgerathe sein. Ich sah
„da ferner zwei ganze llörner vom Einhorn, und einen Stab^
„den die Kaiser tragen, aus einem ganzen Stucke eines Einhorns
y^gemacht, nämlich die Länge, denn das Querstück oben, worauf
„man sich stützt, ist aus einem andern Stuck von Einhorn; ein
„halbes Einhorn, wovon man immer zur Arznei nimmt, einen
„andern Stab von Gold, Avelcher der zu grossen Schwere wegen
„inwendig ein wenig hohl ist. Hier findet man auch grosse und
„kleinere goldene Schüsseln und Schalen zum Trinken in grosser
„Anzahl; eben so eine unzählige Alenge von Silber-Geschirre,
„vergoldet und nicht vergoldet. Man kann sich davon eine
„Vorstellung machen, ^venn man Aveiss, dass als Boris Feodo-
„rowitsch, nach seiner Wahl die Armee sich zu Sei;po ver-
„sammeln liess, er sechs Wochen lang; beinahe täglich zehn
„Tausend Mann bewirthete, wobei nach der Aussage von Au-
„genzeugen Alle auf Silber -Gerälhe und unter Zelten bedient
ty wurden. Ich sah im Schatze auch ein halbes Dutzend Fasser
„aus Silber, Avelche Johann ßasilius aus dem Geschirre ma-
„chcn licss, das er in Livland erbeutete. Eins dieser Fässer
„war beinahe von der Grösse von anderthalb Tonnen (niuids)
„und die andern waren etwas kleiner; ferner eine grosse Anzahl
„von grossen und tiefen silbernen Schalen mit Henkeln, welche
„gewöhiüich zu drei oder vier, voll Melh, von vier^Menschea auf
— 29 —
,,die Tafeln gesetzt werden^ und zu jeder grosse silberne Tassen^
,,iini daraus zu schöpfen^ denn zwei bis drei hundert Menscheii
„inrürden nicht genug sein^ um bei den Tafebi för alle Gäste
»^einzuschenken. Alle diese GefUsse sind von Russischer Arbeit,
»»ausser ihnen giebl es dort aber noch viel Silbergerathe aus
»»Deutschland^ England und Polen ^ entweder Geschenke der
»»Forsten durch ihre Gesandte ^ oder Stücke ^ die wegen ihrer
„ausgezeichneten Arbeit angekauft worden u. s. w."
Pag. 68 heisst es vom Militair: ,,Die Garde des Kaisa^
„besteht aus 10^000 Strelitzen^ mit Flinten bewaffnet, fiie in
»»Moskau stehen, und nur einen General haben. Sie sind in
»yPrikas getheilt^ oder Compagnien von 500 Mann, deren jede
„einen Golovva oder Capitaa hat; 100 Mann haben einen Ssotnik,
„10 einen Dessätnik oder Corporal. Sie haben weder Lieutenants
„noch Fähnriche. Ein Capifän hat je nach den Diensten, die
„er geleistet hat, ein jährliches Gehalt von 30, 40 bis 60 Rubel,
„und nach demselben Verhältnisse Landereien von 3, 4 bis 500
„Tschetvvcrt oder Morgen (arpent). Die meisten Hundertmflnner
„haben Land und 12 bis 20 Rubel j die Corporale bis 10 Rubel,
„und die Strelilzcn ^ bis 5 Rubel das Jahr. Sie haben ausser-
„dcm 12 Tschetwert Gcrslc und eben so viel Hafer jährlich.
„Wenn der Kaiser aufs Land geht, wäre es auch niu* 6 oder 7
„Werst von der Sladt, so gehen die meisten von ihnen mit ihm,
„und haben Pferde aus den Ställen des Hofes. Schickt man sie
„ins Feld, oder in Garnison, so giebt man ihnen Pferde und
„besondere Leute, die für ihre Nahrung sorgen; auf jede 10
„Mann >>ird auch ein Wagen gerechnet, um ihre Vorräthe zu
„führen. Ausser denen, die regelmässig in Moskau stehen^ wählt
„man aus den Städten einige der vornehmsten Edelleute, die in
„deren Nähe ihre Güter haben, nach der Grösse der Städte, 16
»»18» 20 bis 30; welche drei Jahre in Moskau bleiben müssen;
— , 30 —
yinanif^'ühU auch noch andere, die man aber auf Urlaub cntlfi$sl,
»so dass sie immer eine zalilreiche Cavallerie bilden, und die
„Kaiser ziehen selten aus, ohne 18 bis 20,000 Pferde mit sich
^zu haben. Alle Personen nämlich, die zum Hofe gehören^ sind
,imnier zu Pferde; die meisten von ihnen müssen alle Nacht
yUnbeAvafTuel im Pallaste schlafen^*. Pag. 74. „Jeder General
»hat seine besondere Fahne, die sich von den andern durch ein
»darauf gemaltes Bild eines Heiligen unterscheidet, das der
»Patriarch eingesegnet hat, und zu dessen Vortragung zwei oder
,drei Mann bestimmt sind. Ausserdem hat jeder General seinen
»eigenen Nabat, >vio sie es nennen, oder grosse kupferne Trom-
»meln, die zu Pferde gebraucht ^Verden; jeder hat deren zehn
»oder zwölf, imd eben so viel Trompetc]i und einige Schal-
meien, die alle nur gebraucht werden im Augenblicke der
»Sclilacht oder eines AngrilFes, ausser einer Trommel, die ge-
»schlagen Avird, >^'enn man ausruckt oder absitzt^^ Das Gehalt
der vornehmsten Beamten giebt Margeret pag. 80 also an:
»Die Herren des Keiclis-Raths haben 500 bis 1200 Rubel; das
»letztere hat Knas Feodor I^vanowitsch Mstislawsky,
»Avelcher bei den vier Kaisern immer die oberste Stelle bekleidet
»hat. Die Okoluitschi bekommen 200 bis 400 Rubel, und von
»1000 bis 2000 Tschetwerl Land; ich habe deren zu gleicher
»Zeit etwa fünfzehn gekannt. Ein Dumnyi Dworanin, deren es
»gewöhnlich nicht mehr als sechs giebt, 100 bis 200 Rubel,
»und bis 1200 Tschetwert; ein Moskowsky Dworänin 20 bis
»100 Rubel und 500 bis 1000 Tschetwert; ein Wibumyi
»Dworänin 8 bis 15 Rubel, und ein Gorodowoi Dworänin
»von 5 bis 12 Rubel und bis 500 Tschetwert Land. Was
»die Bojaren Kinder und Söhne helriin, so ist ihr Gehall 4, 5
»und 6 Rubel, die alle 6 oder 7 Jahre einmal bezahlt werden.
iSie haben alle auch Land von dem Kaiser, von 100 bis 500
— 31 —
^fTsdietyrert; ihr Dienst entspricht geyröhnlich ihrem Gehatte , da
^e eigentiich fast zu nichts anderm gebraucht werden^ als diß
y^ahl voll zu machen. Die vornehmem von diesen Berefals-
y^habem müssen mit einem Panzerhemde^ einem HeUne^ einer
y^Lanzc and Bogen und Preilen bewaffnet sein; eben so und
»^Mch gut beritten^ jeder von ihren Leuten; die andern müssen
,^te Pferde^ einen Bogen^ Pfeile und einen Säbel haben, and
,^hre Diener ebenfalls. Diess giebt zusammen eine sehr grosse
^enge Leute ohne Ordnung und Disziplin, die oft dem Heere
9,mehr Schaden als Nutzen bringen. Dazu kommen nun noch
y^die Hulfsvölker vonKasan^ die zusammen mit den Tscheremissen
94^gen 20^000 Reiter ausmachen; ferner die Tataren, die dem
»»Kaiser gegen einen jährlichen Sold dienen^ und die Mordwinen,
»»zusammen 7 bis 8000 Pferde, ihre Löhnung ist von 7 bis 30
»»Rubel. Dann die Tscherkessen, 3 bis 4000, die Fremden^
»»nämlich Deutsche, Polen und Griechen) 1500; diese haben
»»einen Sold von 12 bis 60 Rubel, oim'ge Hauptleute selbst
»»120 Rubel ohne die Landgüter von 600 bis 1000 Tscheiwert.
»»Hernach noch die Datichnej-Ludei, welche der Patriarch, die
»»Bischöfe, Achte und alle andere Geistliche liefern, welche
»,Ländereicu besitzen, nämlich von jedem Tschetwert ein Mann
»»zu Pferde und einer zu Fuss; wenn die Noth es fordert, ninunt
»,man auch statt der Leute, eine grosse Anzahl Pferde für die
».Artillerie und anderes Kriegs-Geräthe, so wie für die Strelitzen
»,und andere, welche Pferde brauchen".
Pag. 83. „Ihre Pferde kommen meistens aus der Nogai-
»»sehen Tatarei; man nennt sie hoin^s^ sie sind von mittlerer
32. Vielleicht aus dem Persischen Kamam^ ein dreyähriges, daher
figürlich ein jiin<jes, leuriges, schönes Pferd. Im hohem, edlern Style wird es
überhaupt (ur Pferd gebraucht. Der gemeine Mann nennt RoHb einen Hengst
Dod unterscheidet es von ^oma^h^ in der Bedentuig von WaUacJi.
— 32 —
,,GrössC; sehr tüchtig und laufen in einem Slriche 7 bis 8
„Stunden. Sie sind sehr Avild und ersehrecken sehr vor einem
^^Flintenschüsse ^ man besciüägt sie eben so wenige wie die
„Russisclicn Pferde. Sie fressen >venig oder gar lieinen Ihfer,
„und man muss sie sehr langsam daran gewöhnen. Dann
„haben sie Grusinische Klepper ^^^ die aber nicht gemein sind;
„diese sind sehr schöne und gute Pferde ^ aber in Ansehung der
„Ausdauer und Schnelligiieit mit den Koins gar nicht zu ver-
„gleichen^ ausser bei einem kurzen Laufe. Femer haben sie
„auch Türkische und Polnische Pferde ^ die sie Argamaken^
„nennen und unter denen es sehr gute giebt. Alle ihre Pferde
„sind Wallache. Die Nogaischen Klepper sind alle weiss ^ mit
„schwarzen Flecken^ wie ein Tiger oder Leopard^ so dass man
„glauben sollte^ sie waren gemalt. Ihre eigenen Pferde^ die sie
,.Merin35 nennen^ sind gewöhnlich klein und gut^ besonders
„die^ welche aus Wologda und der Naclibarschail kommen^ und
„sind viel leicliter abgerichtet als die Talarischen. Alan kann
„ein sehr schönes und gutes Russisches oder Tatarisches Pferd
„für zwanzig Rubel kaufen^ was bessere Dienste leistet, als eis
„Türkischer Argamak^ der 50, 60 und 100 Rubel kostet. Die
^yPferde sind hier mehren Krankheiten unterworfen als in Frank-
„reich, besonders leiden sie an einem Uebel, das manMarilze**
„nennt; es wirft sich auf die Brust, und, wenn man ihm nicht
33. Unter „Grusinische Pferde" mnss AT. wohl die Karabach'schen Ilngslt
verstanden haben, denn nur auf diese passt die Erklärung, dass sie icbSn, aber
nicht daucrhafl sind.
34. Argamak, aus dem Türkischen Urugmak^ ein Race-Pferdy wird nur
von den Pferden aus der Kabarda gebraucht.
35. MepNHöf eigentlich ein Wallach, da man Ileogsto nie zum Dienste
brauchte.
36. MoKpetföj eigentlich die Rappe, eine Wunde am untern Theile dee
Fusses. Hier scheint aber eine ganz andere Krankheit gemeint zu sein.
— 33 —
yySchnell abhilft^ so greift es die Beine an, und dann giebt es
^^keine Hüire mehr. Sobald man es bemerkt^ macht man in dem
yyFelle auf der Brust und beinahe zwischen den Fassen einen
9,Einschnitt; und zieht ein Seil aus Hanf und Baumrinde mit
,,Theer bestrichen durch denselben, darauf lässt man das Pferd
yjEVfei oder drei mal des Tages so stark laufen, bis es ganz in
,^hweiss gerälh, wobei man das Seil öfters hin und her zieht.
„Nach drei oder vier Tagen bricht das Geschwür auf und leert
„sich durch Eiter aus. Dies wird zwei oder drei Wochen fort-
„ gesetzt, dann nimmt man das Seil heraus und die Wunde
„schliesst sich^^ Eben so ausfährlich handelt nun Margeret
p. 86—91 von der Infanterie und den Kosaken.
Dann kehrt er pag. 93 wieder zur Geschichte der vier
Grossltirsten zurück, und erzählt unter andern von Boris, dass
er den Zar Simeon von Moskau verwiesen, bald darauf aber
ihm zu seinem Geburtstage durch einen Boten die Nachricht von
seiner baldigen Zurückberufung und ein Geschenk an spanischem
Weine gesandt habe. Von diesem lelzterm habe er mit dem
Boten auf die Gesundheit des Kaisers getrunken und beide wären
bald darauf blind geworden. Diess, sagt Margeret pag. 95,
habe er selbst aus dem Munde des unglücklichen Prinzen gehört.
Pag. 9() spricht er von der Ankunft und der prachtvollen Auf-
nahme des Prinzen Gustav von Schweden, dem Boris seine
Tochter zur Ehe geben wollte, der aber bald durch seine unor-
dentliche Lebensart missflel und mit einem Jahrgeld von 4000
Rubeln nach l glitsch cxilirt wurde. Pag. 97 beschreibt er die
Ankunft des Polnischen Gesandten, Leo Sapieha, der zur
Inlerzeichnung des Friedens geschickt war. „Er wurde sehr
,,gegen seinen Willen lange in Moskau aufgehalten, denn er
„musste Nom August 1600 bis zu Ostern des folgenden Jahres
„dort bleiben, weil der Grossfürst unwohl war. Am Tage seiner
n. 3
— 34 —
,^EnlIassnng küsstc er dem Kaiser die Hand. Dieser sass in
,,dein Audienz -Saal auf seinem Kaiserlichen Throne ^ die Krone
,,aur dem Haupte ^ den Zepter in der Hand; die goldene Kugel
„vor sich; und seinen Sohn zur Linken neben sich. Die Reichs-
y^Ralhe sassen rings um den Saal her auf Banken; in Gcm ändern
,,Yon reichem GoldstolTe mit Perlen gestickt; und mit einer hohen
„Mütze von schwarzem Fuchse auf dem Kopfe. Zu beiden
„Seiten des Kaisers standen z^ei junge Edelleute in Gewändern
^,von weissem Sammet; ringsherum einen halben Fuss breit mit
^^Hermelin besetzt; eine hohe weisse Mütze auf dem Kopfe ^ mn
„den Hals zwei grosse goldene; emaillirte Ketten ; kreuzweis
,.geschlagen; und Jeder mit einer reichen Streitaxt von damas-
„cirlem Stahl; die sie auf ihren Schultern in einer Stellung hieiteO;
„als wären sie immer bereit einen Streich zu füliren»''. Diess
9,Alles giebt ein Bild von einer grossen Mi^estat. Der grosse
„Saal; durch welchen die Gesandten hereintreten ; ist ganz voll
„Bänke ; auf welchen Andere vom Adel sitzen ; die eben so
;,gekleidet sind. Da darf sich keiner zeigen; der nicht ein
^^Gewand von Goldstoff trüge. Keiner rührt sich^ wenn der
„Gesandte durch den Gang zieht; der zu diesem Zwecke offen
^•gelassen ist; und es herrscht hier eine solche Stille ; dass man
„glauben soUtC; der Saal wäre ganz leer; diess ist die gewöhn-
9;liche Art die Gesandten zu empfangen. Der Botschafler spcis'te
„in Gegenwart des Kaisers ; sowohl er als seine Leute, beinahe
„300 an der Zahl. Sie wurden alle auf goldenem Geschirre
„bedient; dessen es hier eine grosse Menge giebt; diess gilt nur
„von den Schüsseln; denn Teller und Servietten sieht man hier
„nicht; und selbst der Kaiser braucht keine. Man hatte sehr
„guten Fisch; der aber schlecht zubereitet war; weil sie in den
37. Die bekannten Edelknaben, P^m^m.
^Fasten weder Eier^ noch Butter oder Milch geniessen. Man trank
^von beiden Seiten verschiedene Gesundheiten, und der Gesandte
9,wiirde mit schönen und ansehnlichen Geschenken zurückgefiihrt*^.
Pag. 99 beschreibt Margeret überhaupt die grossen Mahl-
zeiten bei feierlichen Gelegenheiten. „Der Kaiser, sagt er, Mird
^ach alter Landes-Sitte mit gfosser Pracht bedient, nämlich von
„2 bis 300 Edelleuten in Kleidern von Persischem Gold- oder
j^ilber- Stoff, mit einem grossen in Perlen gestickten Kragen,
y^der hinten einen halben Fuss breit über die Schultern ßillt, und
^iner runden eben so mit Perlen gestickten Mütze auf dem
^fKopfe. Diese Mütze hat keinen Rand, sondern ist ganz wie
,,ein Napf ohne Henkel, und über derselben wird eine andere
^hohe von schwarzem Fuchse getragen. Ferner haben sie grosse
„goldene Ketten um den Hals. Diese Edelleute, deren Menge
^ach der Zahl der Gäste noch vermehrt wird, tragen die Speisen
„vor den Kaiser, und halten sie, bis er diese oder jene davon
„wählt. Diess geschieht in folgender Ordnung: wenn der Kaiser
„und nach ihm die Gesandten oder andere Gäste sich gesetzt
„haben, treten die genannten Edelleute in der eben beschriebenen
„Kleidung je zwei und zwei vor die Tafel des Kaisers, machen
„eine tiefe Verbeu^uno:^ und gehen dann in derselben Ordnung
„hinaus, um aus den Küchen die Speisen zu holen. Unterdessen
,,setzt man liranntwein in silbernen Flaschen und mit kleinen
♦Schalen, um ihn daraus zu trinken, auf alle Tische. Auf den
„Tischen sieht man nur Brot, Salz, Essig und Pfeffer, aber weder
„Teller noch Servietten. Während man Branntwein trinkt, schickt
„der Kaiser einem Jeden ins Besondere von seiner Tafel ein
„Stück Brot niul nennt ihn dabei laut mit seinem Namen, dieser
, •Steht auf, und man i:i(»bt ihm das Brot mit den Worten: der
„Herr Zar und Grossinrst N. von ganz Russland begnadigt dieh,
„worauf er es empfängt, eine Verbeugung macht und sich wieder
3-
— 36 —
,,h]nse(zt. Und so geschieht es bei Jedem besonders. Dann
,,kommen die Fleischspeisen^ und der Kaiser schickt Jedem von
•,den Vornehmsien eine ganze Schussel Fleisch, und nun werden
,,alle Tische in grossem Ueberflusse mit Fleisch besetzt. Darauf
,,schickt der Kaiser Jedem einen Becher oder eine Schale voll
^^panischen Wein, mit den nämlichen Worten und Ceremonieeo
,,wie vorher. Ungefähr in der Mitte der Mahlzeit sendet der
,,Kaiser wieder einem Jeden eine grosse Schale mit rotliem Aletli,
,,wovon sie versciMedene Arten haben. Hierauf bringt man grosse
^^silberne Becken mit weissem Meth und setzt sie auf die Tische,
,,woraus dann Jeder mit grossen Schalen schöpft, und so wie
,,einer leer ist, bringt man wieder einen von einer andern Galtang,
y'je nachdem man ihn stärker oder schwächer veriangt. Dann
,,schickt der Kaiser zum drittenmale einem Jeden Wein von ver-
„schiedenen Sorten , jedoch meistens Spanischen , Canarischen und
^^dergleichen, mid man reicht auch grosse Schalen von dealscher
,, Arbeit herum. Nun folgen wieder Fleischspeisen, und zwar
„anfangs kalte Schüsseln, dann Kindfleisch und Braten, und
„endlich Backwerk. Alle diese Gerichte werden in grossen sil*
„bernen Schüsseln aufgetragen, aber wenn der Kaiser einen
„Gesandten besonders auszeichnet, so ist alles Tafelgeschirre von
„Gold. Zuletzt tragen je zwei Diener 18 bis 20 grosse Kannen
„mit verschiedenem Meth, und andere zwölf bringen Jeder 5 oder
„6 grosse Schalen zum Trinken, und endlich folgen zwei oder
„drei Karren mit Meth und Bier für die Dienerschaft. AUe Speisen
„und Getränke werden von Strelit/en getragen, die sehr reich
,.gekleidet sind; ich habe deren 3 bis 400 bei einer MahiieH
„gesehen. Und so habe ich auch gesehen, dass man an Einen
„Tage drei IMahl/eiten an verschiedene Gesandte schicklo^ den
„einen mehr, dem andern weniger, aber immer mit den nin-
„lichen Ceremonieen*'.
— 37 —
Füg. 105 berichtet Margeret von der grossen Hongers-
noth, welche 1601^ einen grossen Theil von Russland traf^ und
erzählt die bekannten Greuel und Scheusslichiieiten^ \^'elche sie
in ihrem Gefolge hatte, so wie die vielen Beweise von der
Menschlichkeit des GrossfQrsten Boris und die zweckmässigen
Anstalten und unglaublichen Summen^ mit denen er das fOrch-
lerliche Elend des Volkes zu mildern suchte.
Pag. 108 finden wir eine kurze Erzählung von der Ankunft
luid der ghinzenden Aufnahme des Herzogs Johann von Däne-
mark, dem die Tochter des Boris zur Gemahlin bestimmt war.
,Jn seinem Gefolge, heisst es, waren 200 Personen, seine Garde
.Jiestand aus 80 Schützen und eben so vielen Hellebarden-Trä-
,,gern. Drei Tage nach seiner Ankunft hatte er eine Audienz
,.bei dem Kaiser, welcher ihn sehr freundschaftlich empfing und
„seinen Sohn naimle. Es war für ihn neben dem Kaiserlichen
,,Prinzen ein Sessel gestellt, den er einnehmen musste^ und nach
,,der Vorstellung speiste er mit dem Kaiser an dessen Tafel,
,,v^as man nie vorher gesehen halle, da es ganz gegen die
,,Landos-Sille ist, dass aussrr den Söhnen des Kaisers Jemand
,,mil ihm vax Tische sässc. Nach dem Essen wurden ihm reiche
„GcsduMike überroiciil iiiul der vorige Zug führte ihn wieder in
„srine W oluuin«r. \ ierzehn Tage nachher wurde er krank, in
.•Folsre (Miier Aiiss(li\vririiii<r, wie man glaubt, und starb kurze
„Zeit darauf. Der Kaiser besuchte ihn in Begleitung seines
„Sohnes dreimal wahrend seiner Krankheit, und bedauerte ihn
yjebliall, auch Helen alle Aerzle in Ungnade. Der Kaiser wollte
.jiichl crlaiihen, dass er einbalsamirt würde, da diess gegen
,Jhre Kt'Iigion ist. Er wurde in der deutschen Kirche zwei Werst
«^ von Moskau begraben; der ganze! Adal begleitete ihn bis dahin,
,.und Alle blieben bis zum Ende der, Gcie«OQie^ «nd der Kaiser
^oiid der ganze Hof trogen drei ^(»dKi^^^ llltter um jjlf^.
— 38 -
Margeret spricht p. 109 von der gössen Veränderung,
welche die erste Nachricht von dem Aiiltreten des Talschcn
Denietrius, oder^ "^vie er ihn immer nennt^ des Demetrins
Johannes^ in dem Charakter des Boris Godunow hen^or-
brachte, und Avie Verdacht imd Alisstrauen einen früher so gä-
tigen Fürsten endlich zu einem grausamen Tyrannen gemacht
Iiütten. £r schildert die zunehmende Macht des erstem, und
man sieht in seinen Beschreibungen der geliererten Treflen, be-
sonders p. 115, des vom 21 Januar 1605, überall den ver-
stündigen und erfahrenen Kriegsmann. Pag. 118 erwähnt er des
Todes Godunow 's, und sagt nur ganz kurz, dass er in dem
genaimnlen Jahre am 23 April, einem Sonnabend, am Schbge
gestorben sei.
Ganz ohne nähere Veranlassung schaltet er nun einige Be-
merkungen über Ehrenhändel inid ihre Entscheidung ein. ,^
„gicbl, sagt er, keine Zweikämpfe bei den Russen^ denn erstens
„tragen sie nie Waffen, ausser im Kriege und auf der Reise,
„und dann, wenn einer durch AVorte oder sonst von einem
,y Andern beleidigt ist, so schafll er sich nur durch die Justiz-
„Bohurdc Genugthunng. Diese verurtheilt denjenigen, welcher
„die Ehre des andern verletzt hat, zu einer Strafe, die sie
„Besschest38^ oder Ehren-Erklärung nennen, und die immer voa
„dem Beleidigten abhängt^ ob er nämlich mit Batoggcn geschla-
vgen, oder eine Geldstrafe bezahlen soll, welche die Grosso des
„jährlichen Gehalts des Verletzten beträgt. Ist die Frau eines
„JMannes beleidigt^ so muss der Strafbare noch ausserdem die-
„selbe Summe doppelt bezahlen, z. B. 15 Rubel, als Gehah
.„des 3Ianncs und 30 Rubel zur Genuglhuung fOr die Fm^
38. I^azecmie, Ebronlosigkeit, Entchrongy Angriff auf di^lrra; tai7
auch die Geld^nfe Dir dten Yergaheii.
— 39 —
Iglich zusammen 45 Rubel ^ und so immer fort^ wenn das
)hall auch noch so gross ist. Die Beleidigung kann aber
ich von der Arl sein^ dass der Beleii|iger durch die Stadt
peitscht^ in die gedachte Geldstrafe verurtheilt und dann ver-
jmt >Yird. Sollte aber einmal der ungewöhnliche Fall ein-
ölen , wie ich es in sechs Jahren Ein Alal gesehen habe^ dass
1 Duell unter Ausländern statt hätte ^ und £iner dabei ver-
luidet würde ^ es sei der Herausforderer oder der Geforderte^
wird (Hess wie ein Mord bestraft^ ohne dass irgend eine
itschuldiguDg gilt. Ferner, wenn Jemand iQit Worten stark
leidigt ist, so darf er nicht schlagen^ auch nicht einmal mit
r llaud^ sonst wird er wie oben bestraft. Schlagt Einer
er^ und der Andere giebt den Schlag zurück^ und es kommt
r Kla^e, so werden beide zu Stockschlägen verurtheilt^ oder'
) müssen dem Kaiser eine Geldstrafe bezahlen; denn sie
gen, dass derjenige, welcher sich durch Scbimpfworte oder
blage zu rächen sucht, der Gerechtigkeit vorgreift, welche
ein (las Bccht hat, zugefügtes Unrecht zu untersuchen und
beslrnJcMi; und bcy soliheu Händeln, Beleidigungen und
!S('hiinj)ruiij»cn ist sie auch kürzer und strenger, als bei an-
rn Dingrn. Lud dioss wird nicht nur in Friedenszeiten in
n Städten, soudcrn wäiirend des Ivrieges genau beobachtet,
mlich bei deui Adel; denn bei den Bürgern und dem ge-
'ineii \ Ollvc bedäi»! die Entschädigung nur zwei Rubel. Frei-
h ninuut man aueli nicht jedes AVort auf der Goldwago ^»;
nn sie sind in ihren IWulen sehr einfach, bedienen sich nur
s Du, und manchmal noch derberer Ausdrücke. AVenn man
m licispiel von einer Ungewissen Sache redete, und einer
jUte widersprechen, so sagt man nicht, virzeihen Sie, oder
311. A pied levö.
— 40 —
•^^etvvas Aehnliches^ sondern „du hast geIogcn^% und diess that
„selbst der Diener gegen seinen Herrn , und sogar Johann Ba-
,,siIii]S; den man doch Tür einen Tyrannen hiell^ und so nannte,
,,nahin es nidit übel^ wenn man ihm auf diese Art widersprach.
„Jetzt aber^ seit sich mehr Fremde unter ihnen befinden,
„sie nicht mehr so gerade heraus, als sie noch vor zw
„Jahren waren".
Dann fahrt Margeret pag. 121 fort, die Begebenheiti
nach Godunow's Tode und die schnellen Forlschritte des fal —
sehen Demctrius zu erzählen. Dieser letztere hielt am 39.
Juni seinen Einzug in Moskau, und sandte gleich darauf Msti —
slawskij, Schuiskij und andere vornehme Manner, um die
Wiltwe des Iwan Wassiljewitsch aus dem Kloster zu holen.
Er gieng ihr eine Werst von der Stadt entgegen, unterhielt sich
hier mit ihr eine Viertelstunde , nicht , wie gewöhnlich gesagt
w ird, ganz im Geheim, sondern „in Gegenwart des ganzen Adels
„und der Deputirten der Stadt, und gieng dann nebst allen
„Grossen zu Fuss neben dem Wagen der Kaiserin, bis zu den
„Schlosse'^ Die Krönmig des Demetrius hatte am 31. Juli
ohne besondere Ceremonieen statt, wobei der Umstand bemerkt
zu werden verdient, dass man auf dem AVegc von der Kirche
zur heil. Mutter Gottes bis zu der Kirche des Erzengels „kleine
„Goldmünzen auswarf von dem AVerthe eines halben Thalers,
„eines Thalers und von zwei Thalern, die man zu diesem Zwecke
„prägen liess «», denn man schlügt keine Goldmünze in Boss-
40. Was Margeret hier von den goldeiMD JfröiMDgs^llf&ven IdesAaljpL
DemetritiH s:iL't, stimmt nicht ganz mit den 'bis jälzl.:iM|kunlfil^lli^^
Zeit /iisamiiH'n , und doch spricht er hier als AqgeniEeiige nod mdiefli^. dahjrjfe"
^onde^e IUTiirksichii<;ung. Ki;!enlliche Krönungs-Münzen des Demeirim^ igmäVk
fit balire h cel effet, vie es hier heisst, kennt man^ gar nicht ^
werden auch bei gleichzeitigen SchriflsteUern nicht erwihnt.
— 41 —
* *«. — Pag. 127, wird des Fürsten Schuisklj Verur-
\g wegen Hochverralh und seine Begnadigung auf die be-
) Art erzählt. Pag. 128 scheint der Umstand neu, dass
^trius allen den Grossen-, die zu Boris Zeilen nicht ge-
hatten, sich zu verheurathen , diess erlaubte, und dass der
Mstislawskij eine leibliche Nichte der vermeinten Mutter
euen Herrschers heurathcte, der selbst zwei Tage hinter
ler dem llochzeitsfestc beiwohnte. ,,Kurz, sagt Margereiy
sah niciits als Ilochzeilen, und Freude und allgemeines
^lügcn".
•
Der festliche Einzug der Marina in Moskau, den 12. Mai,
her prächtiger war, als man je vorher etwas gesehen hatte",
pag. 124 ausführlich beschrieben. Eben so die Krönung
'ermälilung derselben, von welcher Margeret ^ pag. 135
„Sie wurde am folgenden Tage mit derselben Ceremonie
önt, wie der Kaiser. Von der rechten Seite führte sie der
►assadeur des Königs von Polen, der Castellan von Mala-
man die gleich nach seinem Einzüge in Moskau verferligten Stempel der
n-Stiicivc lür diese Gelegenheil in Gold aus, und da es zwei dieser Art
i'ine gnisserc und eine kleinere, {S. Essai sisr les m'jnnniea Russea par
'OH S. de C/inudoir, rol. 7/, pag. 4S. u. PI, 6. No. 9, 10) SO könnte
er ifi diitiiali^erii Kran/.ösiscliem Gelde angegebene Werth wohl ungeßhr
Sdiwrrer viire es die drille grössere Arl von dem Werlhe von zwei
1 zu erklären , da die zwei bis jetzt bekannten goldenen Münzen des De-
8 (S. (Viatidotr, Vol. II. p. 47. J\S 306 u. 307) deren Gewicht ungerähr
\ni:abe ent>prechen könnte, gewiss ersl nach seiner Krönung geprägt wor-
hd.
41. Wenn Martrerct sn:;t : ii ne se fiiH aucune monnaie dor en Rmuie,
n dies nur so verslanden werden, dass bis dahin in Russland keine Gold-
1 für dm Verkehr ^eprii^'t wurden. Denn es ist ja bekannt, dass, wenn
h keine Goldsliirke von IViudimir dem Grossen, wie man wähnte, giebl,
inter den loL'tndcn (Iro<*;turslen nicht seilen goldene Medaillons, und klei-
itüike von dtr (irös^e eines Dukatens, bei besondern Gelegenheiten ge-
un und >erlheill wurden.
— 42 —
,,goski^ und von der Linken die Gemahlin des Mstislawskij.
,,Bein) Herausgehen aus der Kirche fulu-te sie der Kaiser an der
,^Hand; und Wassilij Schuiskij unterstQlzle sie unter dem
,,linken Arm. An diesem Tage waren nur Russen eingeladen.
„Am 19*en fingen die Feierlichkeiten der Vermählung an, wobei
^,a]le Polen waren ^ ausgenommen der Ambassadeur^ weil der
„Kaiser sich weigerte ; ihn an seiner Tafel speisen zu lassen.
„Und ob es gleich gegen die Gewohnheit der Russen war^ dass
„ein Ambassadeur an der Tafel des Kaisers speisete^ so hörto
^,doch der Castellan Malagoski nicht auf^ dem Kaiser vorza-
„stelleU; dass dessen Gesandter bei dem Könige, seinem Herren^
^,die nämliche Ehre gehabt und täglich während der Hochzeit an
„der Tafel des Königs gesessen hätte, so dass man ihn Sonn<-
„abend und Sonntag an einem besondern Tische neben der Tafel
„Ihrer Majestäten speisen liess".
Pag. 136 erzählt Margeret die Ermordung des falschen
Demetrius, welche am Sonnabend, den 27. Mai n. St., Mor-
gens um sechs Uhr, statt hatte, wo man, wie Margeret sich
ausdrückte, nichts weniger als diess erwartete. Er spricht über
die näheren Umstände des Aufstandes ziemlich kurz^ und erwähnt
ihrer ungefähr so, wie man sie überall angeführt findet, ausser
dass er sagt, Schuiskij habe den Usurpator drei Tage darauf
an der grossen Landstrassc begraben lassen; die Nacht nach des
Demctrius Tode aber sei ein starker, für die Jahrszeil ungo-
wöhnlicher Frost eingetreten, der achl Tage gewähret, und alles
Getraide, liäunie und Kräuter zerstört hätte. Hierauf hatte
Schuiskij, auf den Rath seiner Anhänger, des Demctrias
Körper ausgraben und zu Asche verbrennen lassen. ,,\Vfihrend
„dieser Zeit, heisst es pag. 138, hörte man nur dumpfe i^
„rüchte; die Einen weinten, die Andern klagten, noch AudriPO
„freuten sich, kurz es war eine wahre Metamorphose^^
- 43 —
Pag. 141 giebt Margeret folgende Schfldening des fal-
schen Demetrins: ,,Der verstorbene Kaiser war ungefähr fünf
jjXaiA zwanzig Jahr alt^ ohne Bart; und von mittlerer Gestalt; er
^^hatte starke und nervigte Gliedmassen^ war braun von Farbe ^\
yjfmA hatte eine Warze dicht bei der Nase unter dem rechten
,,Augc. Er war behend^ hatte einen gtossen Verstand, war zur
„Güte geneigt^ leicht beleidigt, aber auch eben so schnell wieder
y^besänfligl, freigebig, kurz ein Prinz welcher die Ehre liebte und
„bei Andern schätzte «3. Er war besonnen und ruhmbegierig und
„wünschte, sich der Nachwelt bekannt zu machen. Er hatte
„seinem Secretar schon befohlen, sich fertig zu machen , um im
„August mit den Englischen Schiffen nach Frankreich abzureisen,
„und den AllerchrisUichsten König, von welchem er mir öfters
„mit grosser Ehrerbietung gesprochen hat, seine Glückwunsche
„zu bringen und in Verbindung mit ihm zu treten. Endlich hat
„die ganze Christenheit viel verloren durch seinen Tod, wenn
„dieser anders statt gehabt hat, wie es sehr wahr-
„scheinlich ist. Ich spreche nur in dieser Art davon,
„weil ich ihn nicht mit meinen eigenen Augen todt
„gesehen habe, denn ich war damals krank*^ Mar^
geret erzälilt nun die verschiedenen Gerüchte über des Deme-
trius Bellnno: und baldiges VVicdererscheinen in Polen, die hier
als bekannt übergang^cn werden können.
Bei Geh^gcnheit der Unruhen, die bald nach Schuiskij's
Wahl in IMoskan selbst «regen ihn ausbrachen, erfahren wir maoche
Besonderlieilen, die nicht unwichtig sind. So heisst es pag. 148:
••Einst rief man eines Sonntags, ohne dass Schuiskij etwas
^•davon >vusste, in des Kaisers Namen das Volk auf den Platz
42. Mars^eret sa^'t: brun de complexion»
43. Latoii en recommamdaiion.
_ 4* —
,,vor dem Schlosse unter dem Yorwande zusammen^ dass er zu
^.demselben sprechen wollte. Ich befand mich zuiollig in der
,,Nähe des Kaisers^ der sich eben in die Kirche begeben wollte^
,^als er die Nachricht erhielt , dass sich das A'olk seinem Befehl
,.ziifoIge auf dem Platze versammelte. Er war darüber sehr
^.erslaimt; und Hess gleich nachforschen^ wer die Urheber dieser
^^Znsammenberufung wären. Unterdessen verliess er die Stelle
^^nicht^ wo er die Nachricht erhalten hatte^ und da nun das Volk
,,hier zusammenlief^ so fing Schuiskij vor demselben an zu
„weinen und warf ihm seine Unbeständigkeit vor. AVenn sie iho.
j.los sein wölken, sagte er, so brauchten sie gar nicht solchei —
„WeitläuAigkeiten. Sie hätten ihn gewählt, sie könnten ihn jaa
„auch eben so gut wieder absetzen, wenn er ihnen nicht mehi —
„gefiele; er hätte gar nicht die Absicht sich dem zu widersetzen
„Dabei warf er seinen Stab, den nur der Kaiser in dieser ArK
„tragen darf, und seinen Hut, auf die Erde, und setzte hinzu '=:
„wenn dem so ist, so wählt euch einen Andern, wen ihr wollet ^
„ergrin* darauf sogleich nieder seinen Stab und sagte: Ich bio
„dieser Geschichten nu'ide, bald wollt ihr Mich umbringen, bald
„die Adeligen und selbst die Fremden, wenigstens wollt ihr diese
„plündern. Wenn ihr glaubt, dass ich der bin, für welchen ihr
„mich gewählt habt, so will ich diess nicht ungestraft lassen.
„Darauf schrieen Alle, sie hätten Ihm den Eid der Treue und
„des Gehorsams geleistet, sie wollten Alle für ihn sterben, und
„die Schuldigen sollten bestraft werden. Unterdessen hatte man
.«auch das Volk auf dem grossen Platze auseinander getrieben,
„und fünf Urheber dieser Zusannnenbcrufung ergriflen. Man
„glaubt, dass wenn Schuiskij sich dahin unter das versammelte
„Volk begeben hätte, ihn leicht das Schicksal des Demetrius
„hätte treffen können. Einige Tage darauf wurden die Fflnfe
„verurtheilt, durch die Stadt gepeitscht und c.xilirt zu werden,
— 45 —
9,iind bei der Bekanntmachung dieser Strafe wurde er^ähnt^ dass
„Mstislawskij, welcher als der Urheber dieses Streiches an-
,^eklagt worden^ unschuldig wäre, und die ganze Schuld auf
^eter Seh creme tjew fiele". Pag. 150 erwähnt Margeret,^
dass Schuiskij sich bei der feierlichen Einholung der Gebeine
des heil. Demetrius ebenfalls in grosser Lebensgefahr befunden
iMibC; wo das Volk ihn an der Spitze des Zuges hätte steinigen
wollen und nur durch die Vorstellung einiger Grossen besänftigt
worden wäre **.
Am Schlüsse seines Werkchens, pag. 152 — 175, sucht
Margeret noch, seine Anhänglichkeit an den falschen Deme-
trius zu rechtfertigen, und einige Beschuldigungen gegen diesen
zu widerlegen. Diess geschieht natürlich nicht ohne grosse Par-
Iheilichkeit, die sich aber bei ihm um so eher entschuldigen
lässt, da man alle seine Aeusserungen nur als den ungekünstelten
Ausdruck der Dankbarkeit und persönlichen Ergebenheit in der
Feder eines einfachen und geraden Kriegers beurtheilen muss.
Die Sprache und Orthographie Margerets sind etwas
allerlhümlichcT, als sie gewöhnlich noch im Anfange des sieb-
zehnten JahrhundcTls bei französischen Schriflstellern vorkommen.
Der Slyl ist einfach und ganz ohne Schmuck; das Ganze trägt
den Charakter eines alten Soldaten, den nur die Umstände zum
Schriftsteller gemacht haben.
44. Bt'i Krwäliniing der Vorsichts - Maassregeln, welche gegen die Ver-
Mjche, rnruhcn im liincni uii/usUllcn, gelroüen wurden, sagt JUargereif p. 156.
^All« Wi'^o wann dni bis vier .Monale gesperrt und Niemand konnte von einer
„Sudl zur andiTii ^'vlien . weiien der Sastaf^s (Jacraeu, Schlagbäume, Sperren)
j^weiche man nur bei ansteckendem A'rankAeüen mumwemdem pß^^"*
— 46 -^
6.
Conrad Bussow.
1601 — 1613.
Conrad Bussow ^^ bcfniid sich eine geraume Zeit hin —
durch in Russland inid >var Augenzeuge der traurigen A'^orlaüo
und häufigen Unruhen^ >veU'hc von lioris Godunow bis ixtr
Wahl von Michael Feodoro witsch^ das unglückliche Russland
trafen. Von liussoits Lebens - Verhüllnissen ist sonst nichls
bekannt; als einige "^venige Unislände; die sich aus seinem wah-
rend seines Aufenthalts in Russhnid geführten Tagebuchc entneh-
men lassen. Aus diesem sieht inan^ dass er eine geraume Zeil,
wenigst ens von 1601 bis 1613 in Russland gelebt hat, und
zwar Anfangs in Moskau^ dann in Tula und Kaluga^ und zuleixt
wieder in der Hauptstadt. Dabei ist es indessen merkwürdig,
dass er während dieses langen Aufenthaltes die Landes-Sprache
so wenig erlernt hat; denn f\ist alle Russische Namen und Aus-
drucke, die er sehr häufig anbringt, sind falsch oder verstümmelt,
und wenn man aucii einen Theil dieser Fehler auf die Rechnung
der Abschreiber setzen wollte, so ist doch seine eigene Unkundc
der Sprache überall sichtbar. A\'ahrscheinlich war Bussow ein
Niedersachse; er scheint einen guten Schul-Unlcrrichl erhallen zn
haben, da er, ausser häufigen Anführungen aus der heiligen
Schrid, seine Bemerkungen sehr od mit Stellen aus den Römi-
schen Glassikern belegt. Der Aberglaube seiner Zeit ist auch
bei ihm sichtbar, und er spricht mit dem grössten Emslc von
:^
rj
^ -Mi
45. Er )Kird auch iik$9a» geiiannl. In der Hresdoner Handschrill ist der
Name, wahrscheinlich nur nach der Aussprache, üiisao iicschrieben. ScAmmU-
Phiseldevk, in s. Eiulnlunf^ in die I(u^s. GeMh. , nennt ihn iitiuow und Bmm9,
Bei Karamsm heibSt er auch Jitiss.
f
— 47 —
d^m Zeichen und Wundern bei des Demetrius Einzüge in
A*<3skau und bei seinem Tode, von einem Mönche^ der mit 12000
rc^ÄDellischen Teufeln kämpfte, von den Zaubermitlein Schuiskij's
^— s. \v. Er muss früher in Schwedische Dienste getreten sein,
d^un S. 54 erwähnt er, dass ihn 1601 der Herzog von Süder-
^'^«umland „zu einem Revisoren über alle der Crone Pohlen abge-
)9^^Srangene Länder, Schlösser und Städte gnädigst verordnet ge-
»tiabt". Petrejus, pag. 277 und nach ihm Treuer *6, nennen
Milien Conrad BusSj der 1601 in Narwa gelebt und es über-
kommen hätte, diese Stadt durch Verrätherei dem Boris Go-
dunow zu verschaffen; und diese Angabe wird von ihnen, so
wie auch von Karamsin, ohne weiteren Beweis auf unsem
Bussow angewendet *^. Als die Polen in demselben Jahre
einen Theil von Livland wieder besetzten, scheint Bussotc mit
den übrigen vor ihnen flüchtigen Deutschen nach Russland ge-
kommen zu sein, und mit ihnen bei Boris eine gute Aufnahme
gefunden zu haben. Er lebte nun in Moskau, ohne dass man
aus seinem Werke crratiien könnte, in welchen Verhältnissen.
Bei der nach Godunow's Tode, 1605, erfolgten Plünderung
der Häuser der aushindischcn Aerzte, wohin die Deutschen ihr
Eigenlhum geflüchtet halten, erlitt er einen bedeutenden Ver-
lust*». Die ganze Zeit während der Regierung des Pseudo-
Demetrius war linssow noch in Moskau, und da er am Hofe
desselben viele angesehene Männer kannte, und namentlich von
Basmanow sehr freundschaftlich behandelt wurde*», so konnte
46. Kinleilunj; in die Muscovil. Hisloric. S. 238.
47. Wahrscheinlich aber passl sie weder auf den Vater, noch auf den
Sohn Vonrad Husnotr y da jener Conrad Buss damals soll in Narwa zum Tode
— 48 —
er von allem Vorgefallenen wie ein wohl unterrichteter Augen-
zeuge sprechen. Nach Deinetrius Tode ging er nach Uglitschs(>,
und zog bald darauf von da^ als ein eifriger Anhänger des neuen
Usurpators »^ nach Kaluga^ wo er auch während der Belagenini;
dieser Stadt durch Polutnik bleiben musste ^^. Im Jahre 1607
befand er sich in Tula^ dessen Ilungersnoth und Elend während
der Belagerung er als Leidensgefährte beschreibt. Als Schuiskij
diese Stadt endlich eroberte^ wurde ein Sohn BusaouTs, Conrad,
mit 56 andern Deutschen^ ^^die auf des Demetrii Sccandi
^^Seiten in der Festung mit in Belagerung gcwesen^^ »a^ nach Sibi-
rien geschickt. Bald darauf finden wir Uussow wieder in Kaluga,
wo er auch noch 1611 wohnte^ und den zweiten Pseudo-
Demetrius und Marina mehrmals sah. Wahrscheinlich war er
von dem erstem für seine Dienste mit geraubten Landgütern
beschenkt worden^ denn er lässt ^* diesen selbst den Deutschen,
unter denen sich auch Bussow befand^ öifentlich sagen: „Ihr
^^habet mir so lange gedienet^ ich habe euch auch wohl beloh-
„net; Kneesen- und Boyaren-Güthcr gegeben^ u. s. w.^ Wirk-
lich nennt auch Bussow selbst drei solcher Guter. ,^Ich habe,
sagt er nämlich ^^y selbst herrliche Landgüter in Reussland ge-
,^habt^ das eine Pfedoroffski gcnamit^ welches 14 Meilen von
y^Smolensco gelegen^ darinne 8 Dörfer ^ diese haben der Köm|^.
^^Majestät in Pohlen Kriegs-Lcule gar verödet und zir nichte ge-
;;macht. Das andere heisst Rogosma^ hatten zwey Herren
;,gehabt und ieglicher seinen sonderlichen Sitz darinne gehalten,
50. Siehe S. 268.
51. BuBsow braucht auch immer den Ausdruck die Vnmrigem, wenn tob
den Ausländern und Polen, im Gegensatze der Küssen, die Rede ist.
52. S. 331.
53. S. 338.
5i. S. 451.
55. S. 391.
yyWtr ein stattKch Got^ und gehörete dazn eine grosie mltoe
^Holzung und Wfldniss^ die allein über 6 Meflen durohaireisife
^griffen y war nur 7 Meilen von der Hauptstadt Moscau ge-
^,legen. Das geringste und dritte hiess Kropwona; halte 3
y^örrer^ war 36 Meilen von der Moscau^^ Diese Güter wurden
schon 1608 durch die Polen von Grund aus geplündert^ und
gingen natürlich spälerlün bei wiederhergestellter Ordnung völlig
Ar ihn verloren. Von Bussoufs weitern Schicksalen ist durchaus
nichts bekannt; an seinem Werke scheint er indessen^ aus ver-
schiedenen Umständen zu schliessen, bis nach 1617 geschrieben
in haben.
Bussaw hinterlicss eine ausführliche Erzählung der von ihm
in Russland eriebten merkwürdigen Begebenheiten ^ welche sich
handscbridlich in den Bibliotheken zu Woirenbültel und Dresden
befindet und folgenden, dem Werke von späterer Hand vorge-
seUten Titel führt:
Verwirrter Zustaiiid des Russischen Reichs unter
Regierung derer Czaaren, Fedor Ivanowiz, Boris Gu-
denow, und sonderlich derer Demetriorum, auch Basilii
Susky, und des hierauf erwehlten Königlichen Pohlni-
scheu Prinzen Uladislai von Anno 1584 biss 1613 von
Jahren zu Jahren in <*inem gar genauen Tage -Bache
Dergleichen Parficularitaeten sonst nirgends beschrie-
ben mit aufrichtiger Feder meist gegenwärtig aufge-
zeichnet, von einem damahls in Aloscau wohnhaflen
Teutschen, Herrn Conrad Busse, J. K. II. Caroli, Her-
zogs zu Sundermannlaud uud nechsthin unter dem Nah-
men ('aroli IX in Schweden, Königs Revisore und
Intendanten über die, von der Cron Pohlen, conque-
lirte linder, Städte und Schlüsser in Lieffland, her-
II. 4
— 50 —
nach Inuhaber der Gfiier Tedoroffsky, Rogosna njid
Kropivoiia in Moscau.
Von der Dresdener Handschrill >• habe ich durch (fie 6e-
falUgkeit des Herrn Horralh Falkenstein eine imt gromr
Genauigkeit besorgte Abschrift vor mir.
In WoirenbuUcI befinden sich mehre ^ wie es scheint sopr
fünf Abschriften dieses Tagebuchs, die von Treuer 57^ Kelch,
Schlözer und Schmidt-Phiseldek unter verschiedenen THA
angefahrt werden.
Christian Kelch nennt in s. LicflSndischen Historia,
Reval, 1695, ¥. S. 456 und 487 ein von ihm benutztes hand-
schriftliches Werk von Bussow: die nie gedruckie Snmma-
rische Erzehlung von Russischen Händeln »^
Schlözer ftihrt in der Allgem. hislor. BibHothek, Th.
Vm. S. 284 zwei Handschriften der Wolfenbütller Bibliothek an,
unter den Titeln: Newc Zriluiig aus Moseowiter Ijundt,
und: Chrunicon Aloscüviticuni ah A. 1584 ad A. 1612,
56. S. FaikemtemU Bettckreibumg der gräm. Bihlioihek im
S. 3i5.
57. Dis». De perpetva amiciUa Germamicum int er et ÜMfirarM tmfi-
riiim, p. 52, 54, 56. Treuer scheint eine Göllinger Handschria von Bmmw^i
Werke vor Augen gehabt und benutzt zu haben. In seiner Einleitung zi
ttitinchen Historie, Leipzif: und Wotfenhiittet ^ 1720, 8* nennt Trtmer
Bi99Bow nicht unter seinen Gewährsmännern, ob er ihn gleich muss gekannt nd
benutzt haben. Einige Stellen aus demselben kann er indess auch ras Peirtfm
gonommen haben, der den Bunow oft wörtlich abgeschrieben hat.
58. Es ist daher ein Irrlhum, wenn h'anunsiny Geeckiekte den Barn-
Reichs. T. IX. S. 357, Nota 157 sagt: „Petrejns habe alle seine interessant»
„Aussagen aus der handschriftlichfn moskowischen Chronik des JUmrtim Bmr
„{tdcht Conrad Bussam j wie äCelch schreibt) genommen". Im Gegentheil ifl die
ganze in den drei letzten Bänden der Geschichte des Rmss. Reicht sehr U«fg
als Quelle angeführte Chronik von Martin Baer eigentlich >las obengenaule
Werk von Omrad Bmsmne. wie weiter unten ausrehrlicJi soll bewiesM irerta-
=- 61 —
Mke beide nach Schmidt -Phiseldek's Vecsiclier^pf .(«i
ei nur unbedeutend und selten von einander verscUed^nß Akn
iriAen von dem Werke unsers Bussqw's sind.
Sehmidt-Pbiseldek .erwähnt in Meusers €le6c|ijc||^T
rscher, Th. U. S. 12 fünf AbschriRen der Bibliot^k £«Wal7
ibtttali unter welchen^ wie er sagt^ eine wahrscbein-
)h von Bussow's eigener Hand ist Der von ihm io .9,
nleit. in die Russ. Gescb- Th. I. angegebene Titel der
en derselben stimmt übrigens ganz wörtlich mit dem oben naoll
' Dresdener Handschrift mitgetheilten uberein •^. '
Bis jetzt ist das Original von Biissow''s Werke nod) nicht
Iruckt worden «^ Schmidt-Phiseldek hatte die Absipbt^
durch den Druck bekannt zu machen^ und wollte dayu^ aus
ngel eines Verlegers^ Meusel's periodisches Werk; der Ge«
licfatforscher, benutzen; in den sieben von dieser San^mlqng
chienenen Bänden ist indessen leider nichts davon enthalten.
Die mir vorliegende, nach der Dresdener Abschrift verfer-
e Copie des IS nssoic sehen Werks unifasst 537 Seilen in
irto. Die Sprache derselben ist, wie man aus den weiterhin
getheilten Frohen sehen wird; Tür den Ajifang des XVH Jahr-
iderts ofTenbar zu neu, was wohl aur die Schuld eines rrühem
59. i^ersuc/t einer Ein/eiiuitg in die Hunmche Oe$cAiekU , Hl» L
eil. XVI.
60. In der Woirenbiittolschcn ßibliolhek befindeu sich auch noch Qiiler
149 zwei ßriefe von Bmtuow'$ Hand, von denen der eine ai dei Htnof
Eo/jjA Auguti, dur andere an den Herzog Friedrieh von Bratmschweig |^e^
et ist.
61. Die Humänzottsche Copie einer VVolfenbütleler Abschrüt,. S. Sello
Anmerk. 5S ist, natürlich mit Beibehaltung des oben gerfigtei Irrthvms, von
f'$irä/ow unter dem Titel: Bepoea .f/Mnoffwcd MOCKoeemm es 1584 eotfa
1612 mit einigen Abiinderungen ins Kussische übersetzt, und in seinem Werke :
Santa CofipejneHHUKoeö o fJ^uMumpin CoMoaeoHtfib, C. DemepS, i831< 8".
. S. l--2i3 abgedruckt worden.
4*
— 52 —
modernisirenden Abschreibers zu setzen ist. Nach dem TitelbliUe
folgt eine Uebcrsicht des in 20 Kapitel gelheilten Werkes unter
dem Tilel: Register derer Geschiebt und Sachen^ so in
dieser Historie begriffen; worin der Inhalt jedes Kapitels
mehr oder weniger ausfuhrlich angegeben ist. Nun folgt:
Ciiput I, rd. 13. Von Kneess Predor Iwanonitx
des Tyrannen Iwan Basilowitz Sohn.
Erzählung von dem Tode des GrossfQrsten Feodor Iwa^
nowitsch. Grosses Lob des Boris Godunow^ aber avcb
Beschuldigung, dass er den frOhen Tod der Kinder seiner Schwe-
ster Irina veranlasst^ und den Jungen Dimitrij Iwanowitsch
durch zwei erkaufte Mörder habe umbringen lassen^ weil dieser
zeitig Anlagen zur Tyranney und zum Hasse gegen Boris ge-
zeigt habe. S. 21 kommt das Mährchen vor, dass Boris shft
des Reichs-Slabcs, durch welchen, höchst unwahrscheinlich, der
steitende Feodor seinen Nachfolger habe bezeichnen wollen,
bei der Uneutschlossenheit der Bojaren, eigenmächtig bemeistert
habe.
Caput II. Vom Kayser Boriss Pfedrowitz, ond
wie derselhigc znm Reich gekommen. S. 22.
Die bekannte Erzählung von den Mitteln, die Boris und
Irina anwcandlen, die Wahl auf den erstem zu lenken, und von
dessen scheinbaren Abneigung, sie anzunehmen. Bussow f>
noch hinzu, dass es erst den Bitten der Jugend gelungen sei,
seine Weigerung zu besiegen. ,,Da machte die ganze Gemeine,
heisst es S. 31, einen Haufen junger Knaben und Junglinge
,,aus, die für dem Kloster ihren Gesang jämmerlich genug sun-
„gen, dass er ja sollle bewogol werden: Erbarm dich Ober uns
„Herr Boriss Pfedrowifz, und so du uns nicht begnadigen, so
„begnadige doch uns und werde unser Kayser. Ob vielleicht
„unsere Eltern wider dich übel gelhan, darum du ihre Bitte nicht
— 53 —
tierfaören wilst^ so seind doch vir unschuldig : Sey doch dieser
mannen Gemeiac Kayser und Herr und unscrtuvillcn. Das Land
,ijsl voller irrenden Schaafe^ die keinen Hirten haben > scy da
ndoch unser Hirte 4im Goltes willen^ der vird dirs belohnen.
„Auf dieser Jünglinge Bitte kam er sampt seiner Schwester^ der
y^Kayserlichen Will\^e abemiahl heriur und schlug es ihnen ab.
t«Da wandten die Jünglinge ihr Rufen zu der Kayserin, und
»ybaten^ Sie wollte Sich doch der irrenden Schaafe eitaraien^ und
»^ren Herrn dazu bereden^ dass er sich doch weiter möchte
^»nicht verweigern, Kayser zu werden. Solches thate die Kay-
),serin, sprach ihrem Bruder zu und bat fleissig, er sollte sich
lydoch lassen bewegen und dem armen Volke einen guten Be-
,,scheid geben. Darauf wandte er sich zu dem Volke und sprach:
„Weil ich sehe, dass fast viel Volks aus allen Ständen hier
ffiugegen, ohne Aufhören bittet, schliess ich daraus GroUes Willen,
^ass er mich über Russland zum Herrn haben will<* u. s. w.
S. 37 heisst es von des neuen Grossliirsten Begünstigung der
gefangenen Livländer und der Auslander überhaupt: „Den Teut-
^chen, so bcy des Tyrannen Iwan Basilowitz Zeiten aus Liefland
„dahin ins Land geränglich verführet, und an einem luftigen
„Orte bald eine halbe Meile von dem Kaiserlichen Schlosse zu«
„sammen wohnelen und gute Nahrung hatten, ihrer viele auch
„dem Kayser zu Felde dienelen, und darum mit guten Land«*
„gütern versehen waren, gab er frei ihren Gottesdienst in ihren
„Ilftusern zu halten; und damit er unter seinen Unterlhanen künftig
„möchte auch weise und verständige Leute haben, hat er dem
„ganzen Lande die Gnade und Freyheit angeboten, dass er wolte
„aus Teutschland, England, Spanien, Frankreich, Italien etc.
„gelehrte Leute verschreiben, und allerley Sprachen Schule halten
,Jassen. Aber die Münche und Pfaifen waren darwieder, und
„wolten mit nichten darein consentireDy gaben fiir, ihr Land wäre
_ 5* —
,,weit und gross ; auch ictzo einig in der Refa'gion^ Sitten mid
,,Zimgcn etc.; T\flrdGn mehr Sprachen ^ dann die ihrige unter
,,die Russen kommen^ so yfirde Zwiespalt und Gezinlie im Lande
„sich erheben^ und der innerliche Friede nicht also^i^le ieio^
^,erhalten werden. Ob nun Tvohl solches sein gutes VorhabM
,,durch der Munch und PrafTen Rath muste eingestellet werdei;
,,liess er doch nichts deslo>veniger 18 Edele Knaben der Mosco-
„wiler Kinder auslesen^ von denen T\'nrden 6 nach Läbeck; € ii
y,Engellnnd und 6 in Frankreich geschickt ^ dass sie allda nr
»^Schulen sollten gehalten is^erden^ haben die fremden SpncheB
y^auch leichdich gelernct. Aber noch zur Zeit ist von ihnen aliei
,,nicht mehr^ denn nur einer ^ wieder in Russland kommen^ irel-
„chen Carolus König in Schweden etc. dem Herrn Ponto de
,,la Garda zum DoUmetscher mitgegeben^ derselbe hiess Demelriin.
,,Die andern haben nach ihrem Vaterland wieder zu kommen,
„keine Lust gehabt, sondern sich weiter in die Well vw-
„luget".
Bei dem Jahre 1599 erwähnt Bassow S. 40 der Ankoft
des Prinzen Gustav von Schweden, den Boris einladea lien^
nach Russland zu kommen, wahrscheinlich um sich seiner gegen
Schweden zu bedienen. Die Absicht des GrossfQrsten soll seBist
gewesen sein, ihm seine Tochter zur Ehe zu geben; da er aber
Gustav nicht geneigt Tand, in seine Pläne einzugehen, „and
„dieser, wie Bussotc S. 42 sagt, auch andere undienliche Reden
„mehr vorbrachte, daraus wohl zu ersparen, dass der gHte Heir
„sich entweder verstudiret (wie er denn ein gelehrter Herr war)
„oder zu viel gegrämet haben musste*^, wahrscheinlich aber wohl,
weil er sicli von seiner Geliebten, „der Katerschen, welche er
„sammt ihrem Ehemanne aus Danzig mit nach Renssland ge*
„bracht, nicht trennen konnte", entzog ihm Boris bald seine
Gunst. Gustav musste nun Moskau verlassen und seilen Anfent-
— »5 —
l m Uglitsch nehmen, uro er indessen seki ansUadig behaiH
l wurde, bis er 1607 daselbst starb.,
S. 44 erzählt BussaWy dass Boris einen Arzt, NamenÄ
ristophorus Rietlinger «>, aus Ungern, der mit einem
lUschen Gesandten, Lee, nach Moskau geiiommen, „einwohl*«
srsnchter Mann und ein guter Medicus, auch vieler Spradien
mdig^*, in seine Dienste genommen, zugleich aber auch iQnf
rzte aus Deutschland habe beruren lassen <!>, nämlich die Docto-
David Yasmar«« und Henricus Schröder««, aas Lübeck,
hannes Hylschenius «« aus Riga, Caspar Fiedleras%
62. S. Richter'» Geschfehie der Medizin in Runtamd, Th. L S. 372—374.
irird in den Noskauischeil Archiv-Nachrichten aich RiekHagmrj md M P*»
M, Moscow. Chron. S. 253 Rytimg genannt
63. Diese AufTorderung geschah durch Reinhold Beeknumn^ den Bari»
regen am 24. Oct. 1600 nach Deutschland abfertigte. Beckmann, der Sohs
• in Russland gebomen Ausländers , war TraBSlatenr bei der Gesandtsekafls-
dey in Moskau, und wurde seiner Spracb-Kenntnisse und Gewandheit weg^n
Boris öfler nach dem Auslande geschickt. Die ihm IQr die Gewinnung der
sehen Aerzte erthciitc Inslruction findet man in Richtet^» Ge»ch. d. Med, Th,
• 364 — 369. Er hatte ausserdem auch noch den AuHrag , sich anf dieser
;• ebenfalls um tüchtige Hüttenmeister, Tuchfabrikanten, Uhrmacher und Gold-
fiter zu bemühen.
64. David ITasmir. S. Rirhter, T. I. S. 367, 375. Pelrejn» in S.
cow. Chr. S. 259 nennt ihn fälschlich Phatmonm, Wamner war aoch nocH
wkkij» Leibarzt.
65. S Richter^ Th. I. S. 377.
66. Johannen Hiichen, aus Riga. Bei XTaramein wird er Giike genannt,
bei Richter» Hilcke. In der von Treuer ^ Di$$, da perpelwa mwdtiiia
■MM. inter et Ros$. Imp. pag. 54 benutzten Abschrift von Bmuow'» Werke
5t er ilalcheniu».
67. S. Richter, Th. I. S. 369, 377—383. Fiedler, der früher sehon
Dienste des deutschen Kaisers und der Herzoge Ton Preonsen und Curland
esen war, gehörte zu den ausgezeichnetesten Aerzten seiner Zeit Sein Bruder,
wtantin , welcher als Ar/l in Königsberg lebte , schrieb eine sehr selten ge-
dene Lobrede auf den Grossfürsten Bari», unter dem Titel : Oonslanttnl
dieri Oratio lucnlcnta in BoriMaoi CMaMrivB, Btgioaottti» 1602, 4*,
— 66 —
aus Königsberg, und Erasmus Bcuoki ••, aus Prag. — Ueber
die Behandlung und Besoldung dieser ausländischen Aerzte thdft
Bussow^ S. 44—49 manche nierkMürdige Nachrichten mit, die
hier wohl eine Stelle verdienen <^>. y,Dieso alle, sagt er, hidle
yyder Kayser dazu^ dass sie musten alle auf seinen Leib warten,
„durften keinen andern, auch keinen grossen Herrn curiren, wo
„nicht derselbige Sr. Majsl. zuvor darum begrflssen und bitlea
„lassen^'.
„Der Herrn Doctoren Jährlicher Unterhalt. Ein iegHcber
„hatte an Jahrgelde 200 Rubel. Alle Monate sein Korn, das
„ist Ausspeisunj; auf seine Person und alle sein Volk. Sechzig
„Fuder IIolz^ Vier Tonnen Meth; Vier. Tonnen Bier. Täglich
„ohngciähr anderthalb Quartier Aqua Vitac, und auch tflgüch
„soviel Essig. Alle Tage eine Seite Speck. Alle Mahlzeiten
„von seiner Kayserlichen Tafel Bodatschen ''<», (das sind herrliche
„Essen) drei oder vier Schusseln, da ein starker Kerl an eiaer
„SchQssel genug zu tragen hatte. Alle Monate 12 Rubel, das
„sind 33 Rthlr. 12 Mgr. an Gelde, auch bisweilen 14 Ridiel
„sind 36 Rthlr. 33 Mgr.^ davon rrische Speise einzukaufen. Der
„Kayser verehrte einem Jeden 5 guter Pferde von seinem Stall,
„auf dieselbige ihm monatlich ^ohl so viel Heu und Stroh ge-
„geben Avurde, dass er gar gerne 7 Pferde damit hätte rcicUKoh
„aushalten können. Noch ein gut Ross^ darauf Sommers -Zeil
„alle Morgen zu Schloss und auf die Apotheken zu reiten. Aneh
zu welcher ihm gewiss unser Caspar viele Materialien geliefert habei wird. Statt
FietUer'9 Name steht übrigens bei Tremer, p. 54 in der au Bwm^m eaUehilfB
Steile durch einen Schrcibefchler Fritderiemt.
68. „War medicinae Studiosus".
69. S. darüber auch Riekiers Gesch. tUr Med, 4m Rwmkmi, TU. L
S. 342-347.
70. Podaiacküy Oberhaupt ein Geicheidi, eine Bilde Gtbtk
— »7 —
t4M>cli ein sonderUdies Ross^ den Winter 0>er vor den ScUittra
Hin gebraocben. Item auch 2 Kutschpferde für seine Hansfran,
t^damil nach der christUchen Versammlung zu fahrra. Item ein
»yHaospferd Wasser damit zu schleppen. Ueberdiess gab der
»Kayser einem ieglichen ein stattliches Landgut von 30 oder 40
^Bauern. Und so oft sie dem Kayser eine Hedicin gegeben,
ndie wohl operiret, bekam ein ieder ein gut Stück Damast oder
iiSaromet zum Cafllan und ein schön Zimmer Zobehi. Ingleichen
tfWenn sie auf Kayserlichen Befehl einen grossen Herrn Kneesen
^oder Boyaren curiret, lief es ohn gross Geschenke auch niciU
n9b. So wurden auch die Herren Doctores vom Kayser in Aesti-
t^mation gehalten, als der grösste Knees oder Boyare. Er hat
^vielmals mit ihnen von herrlichen Hindebi sehr verstindMch
^»conferiret, insonderheit in Religions-Sachen, da er denn schüeai-
9,lich gebeten, sie weiten fQr ihn auch bitten, dass er möchte
y^seelig werden "v^ Summa, es war bey denen Herrn Doctorm
^^ keinen Dingen einiger Mangel, bey dieses Kaysers Zeit
,^llein, dass sie keine Kirchen hatten, supplicirten derowegen
y^sftmmtlich darum, und erlangten auch Zulass, nach ihrem Ge-
9,fallen eine Kirche zu bauen, in den teutschen Flecken. Ausser*
,,halb der Stadt Moscau, eine Viertel Meile belegen. Zu diesem
y^Kirchen-Bau gaben die Herrn Doctoren ein ehrliches. Wie dann
y^anch der geringste Teulsche hierzn sich nicht Eudionisch ''^ (?)
yyfinden liess, und baueten Gott dem Herrn zu Ehren eine solche
y^Kirche, dass der Knyser selbst hernach f&r vielen seinen Kir-
schen die Teutsche würdig achtete, des Königs in Dänemark
71. Dieses bezeichnet der ehrUcbe Bmttaw in eiaer Rasd-lfota, ntt
denen das Werk reichlich versehen ist, also: „Kayser wiD aveh gerne seeiif
„werden".
72. Ich verstehe diesen Ausdruck nicht , man sieht nnr, dass er karg,
geitzig, bedeuten soU.
— 58 —
;;Brndcr, Herzog Johansen*'* etc. darein besUtigen rn
^^Wio er denn auch selbst einen Thorm dabey aafsetien vnd 3
^;Glocken darein hencken liesS; damit der verstorbene Fdrst
;;iind sein Volk^ das alda stflrbe^ mit denselben beläntet wflrdoL
;^yon denen zusammengeschossenen Geldern blieb nach vollende-
tstem Kirchen -Gebau so viel fibrig^ dass die teufscbe Gemeiiide
jyZii ihren alten Pastoribus (die mit ihnen aus Liefland in Rensfr-
s^Iand gerunglich gerühret) noch einen Pasloren, Hm. Woldo-r
;,marum Hulmannum^^, Westphalum, und einen Studiosom
s^Marlinum Beer^^ Neustadicnsem, die in selbigem Jahre
s;dahin ins Land kommen Ovaren , zu Kirch- und Schul-Dienaten
s^annahmen, die auch keine Mühe und Arbeit Gott zu Ehren
s^erspareten ; mit instituiren und lehren, also, dass in kuizen
,,Zeiten mit 6, 7 und 8 Stimmen in der Kirche musiciret wvd.
,,Die Herrn Docloren schameteu sich nicht, selbst im Chor Ai^n-
,,vanlen zu seyn, und \iel gutherzige Leute haben oftmals dar-
„Ober mit Freuden geweinet, dass der liebe Gott sie eine solche
„herrliche Zeit alda in der Moscau hätte erleben lassen'^
S. 50 erzählt Bussofß das Mährchen von der veräditliclien
Behandlung des Türkischen Sultans durch Boris. „Er sdnoUe
„auch, sagt er, dem Türken zu einen stattlichen Pelz, von einet
„ureissgegerbeten Sch^veinshaut in einem grossen ledernen Bettfel,
,*,der mit blianten (?) Stucken überzogen und mit Slercore Snfflo
„gefiillet und ivohl vernähet vrar. Dieses Geschenk hat der Tlr-
„kische Kayser mit solcher Reverentz angenommen, dass bis an
„diese Zeit kein Gesandter mehr nach der Moscau kommen'^
73. Ueber des Dänischen Herzogs Johmm Reise nach RoBsIand wM u
einem andern Orte gesprochen werden.
7i. Bei Treuer I. c. p. 55 wird er HalmammtiB genannt
75. Von dem Pastor Mnriin Boir, und seinem vermeiDilicheB Weiie
fiber seinen Aufenthalt in Riissland wird am Ende aasrdhrUchM
— «9 —
Im Jahr^ 1601 nahm Boris die idelea deMBcbm' EdcHMObi
tfe flire BesiUongen in Livland^ bei dem Wechsel des Kriegs^-
gMekes nrfechen Polen und Schweden^ verloren hatten mAäA
Min in ihrer grossen BedrAngniss anter Russisehea Schnti: ^begair
ben^ mit vieler Gfile anf^ und liess ihnen den Bojarcn-^IIaf in
Moskau einriumen und zugleich - aufs reichlichste für ihreBedArCr
nisse sorgen. ^^Den 12. Decbr.; erzählt Bussme & 65y wkd
jjim neuen Teutschen angesagt^ sich fertig zu machen •nnd>ia
y^eiten in ihrem besten Habit auf den morgenden Tag KayMfT
nMche Augen zu sehen ^ sie aber entschuldigten sich meisteiin-
,^ils^ als unwärdige wegen geringer Kleidung* lür Büro lifa||t..
y^ kommen. Der Kayscr liess ihnen antworte: Es solte sieh
feiner unwördig machen ^ er wolte ihre Person ind nichl; ihre
^^Kleider sehen, sie sollen kommen in ihren iüeidem^ so.<gat ein
y^glichcr die mitgebracht. Er wolle sie alle kleiden^ und also
;^ne Teutschen, die auf seinen hohen Nahmen zn ihm iommen
y^wflren, reichlich versehen. Den 13. Decbr. siezet der Kayser
^,mit seinem Sohn in seiner Majestät, mit allen seinen Senatoren
^,nnd hohen Boyaren, die alle \» blianten und gülden Stücken,
,,nut grossen güldenen Kelten und stattlichen Kleinodien behin-
^^t, um den Kayser und seinen Sohn alda im Pallast
^ySassen und stunden; das Gewölbe war oben, auch alle vier
y,Wände und den Boden , darauf man ging und stand mit kösl^
y^hcn Türkischen Tapezereyen und Teppichten beschlagen. Und
^yWurden die neuen Teutschen fQr Dire Majestät nach der Ordnung
^^inein geführet, die Aellesten zuerst, dann die Mittelsten, Am^
„nach die Jungsien, diese alle thalen ihre Reverentz aufTeutsch
^f&r den Kayser und seinem Sohn. Der Kayser sprach durch
„seinen Dollmetscher : „Ihr Ausländer aus dem Römischen
,,Reiche, Ihr Teutschen aus Liefland, Ihr Teutschen
,,aus Schweden-Reich seydUns alle ^riUkommen in onsemi
- 60 —
^^Lande^ Wir crCreucn Uns, dass ihr alle gesund so ireilen Weg
,;ZU Uns anhero in Unsere grosse Kayserliche Hauptstadt Moscan
^^kommen seyd. Euer Elend; und dass ihr von den Eurigen also
jyVcrtrieben worden^ und alles verlassen müssen^ gehet Uns n
„herzen. Doch trauert nicht; Wir wollen euch 3 mahl mekr
^^wiedergeben ; als ihr habt draussen gehabt. Euch Edellevle
^yWollen Wir zu Kueescn machen, und euch andern, die ihr
„Bürger und Hauslcutc Kinder seyd, zu Boyaren. Eure LalUH
„sehen ''« und Fulu'lcule sollen auch in Unserm Lande freye Leute
„seyn; Wir wollen euch Laud und Leute und Diener gonqg
„geben, in Sommet, Seiden und gülden Stücke euch kleidei;
„Eure ledige Beutel mit Gelde wiederum erfüllen; Wir wollen
„auch nicht euer Kayser und Herr, sondern euer Vater seyO|
„und ihr sollet nicht Unsere Unterthanen, sondern Unsere Teot-
„schen und Unsere Söhne seyn, und soll über euch keiner n
„gebiethen haben, denn Wir allein. Wir wollen euer Richter
„seyn, wenn streitige Sachen unter euch vorfallen. Bey euren
„Glauben, Religion und Gottesdienst wollen Wir euch lassen, so
,/rey als ihr in euerm Vaterlai^c gehabt. Ihr sollet Uns schwö-
„ren bey euerm Gott und Glauben, dass ihr Uns und Unsan
„Sohn wollet treu seyn, und nicht verrathen, noch von Uns a»
„dem Lande ziehen, ohne unsere Erlaubniss, auch nicht verlanfiM^
„oder einigen andern Herren zuziehen, nicht den Türken, nodi deaen
„Tarlarn, nicht den Polen auch nicht den Schweden. Ihr soOel
„es Uns auch nicht verschweigen, wenn ihr einige Verritheray
,;Wieder Uns vernehmen würdet. Uns auch nicht bezaubern, oder
„mit Gilt vergeben. So ihr dieses also thun und halten werdety
„wollen Wir euch dermassen begnadigen und begaben, dass davon
76. Laiimehen\ im Russischen werden die LcUen Jim
Uer loU es wahrscheinUeli DiensUeote bedeoten.
— 61 —
y^y andern Nationen bevorans im Römischen Reich gemigttni
^^sdH gesaget werden. Diettloff von Thiesenhansen^ eta
^^eflAndischer geschickler und wohlberedeter Edelmann, thUle
,,YOR wegen ihrer aller eine kurze Danksagung fbr solche Kay-
^^serHche Erbietung und Gnade ^ lobete bey Eidespflichlen an,
^^ftrem Herrn Vater ^ dem Kayser aller Reussen, treu und hcüi
yjn seyn^ bis in den Tod. Der Kayser antwortete: Lieben Kin-
^der, bittet Gott i)3r Uns und unsere Gesundheit^ so lange Wir
^leben^ sollet ihr keinen Mangel haben. Grieff mit den Fingern
j^ sein Perlen Halsband und sprach: Sollen Wir denselben mit
^ench auch theüen; Darnach streckete der Kayser seine Häsd
^t dem Stabe von sich; da mussten die Teulschen nach ein-
^^der zutreten ; ihm und seinen Sohn die Hand kfissen. Wie
y^lches geschehen^ befahl er^ dass sie alle bey Sr. Kayiserlidien
^^Tafel zur Miltagsmablzeit bleiben sollen. Eine lange Tafel
y^wurde herein getragen'''', und gegen dem Kayser und seinem
,,Sohne directe äbergcsetzt^ da wurden die Aeltesten an den
,,Tisch also geordiiel, dass der Kayser sie gerade ins Gesicht
,,haben konnte, die andern also, dass sie den Rflcken dahin
,,hatten. Fürs erste wurd herrlich Waizenbrod und Salz auf
^,den gedeckten Tisch geselzet in silbernen Gelassen, fdmehme
,,Boyaren Avaren verordnet zu dienen und aufzuwarten. Im ersten
,,Gange wurde dieser grosse lange Tisch dermassen mit so vielen
^^herrlichen Speisen und Trachten erfüllet, dass kaum Raum war,
„da ein jeder sein abgescimiltenes Brodt hinlegen konte. Solch
77. ^Bei dergleichen Gelegesheiteo , sagt Müller Samml. Rnss. Gesch.
Bd. V. S. 151, waren insgemem zwo Tafeln gesetzet, an der einen, welche
^bohehoi Btol (die grosse Tafel) hiess, speisete der Zar and der Zarewifsch; die
„andere, welche krttcoi aiol (die krumme Tafel) genennel wurde, war für die
„Boyareo und übri<;en Gaste. Diese hiess deswegen die krumme Tafel, weil sie
^in einer Krummnni; die erste Tafel umgab, dergestalt dass, wefl sie nur von
„der auswendigen Seite besetzt wurde, JedemuD des Zaren sehes keanle*.
-• 63 -
^Auftragen ivfihret bis an den Abend. Es war ein grosser Ueber-
yfluss an allerlei Art ausländischer Weine ; item Methe und Bier.
^Die ersten Gerichte liess Er fnr sich tragen^ ass davon od
„sprach: Lieben Teutschen^ auf Unser Kayserlich Salz und Brodt
jyhaben Wir euch begehret^ und essen Wir auch mit ench^ langet
„2u und geniesset yias Gott gegeben. Die Teutsdien stundeD
„auf, gesegneten Ihm die Speise und sprachen: Gott gebe onsem
„Herrn Gesundheit und langes Leben. Also that er auch den
„ersten Trunks liess einen ieglichen zuvor mit Nahmen rufen mid
„sprach: Wir trinken euch allen zu^ ^vollet uns bescheiden
„Die Boyaren nöthiglen die Teutschen treflich zum Trinken,
„sie hielten sich massig; ^veil ihnen von ihren Praestauen von des
„Kaysers Massigkeiten und dass er Trunkenbolde nicht gerne sehen
„möchte^ berichtet waren. Solches merkte der fromme Kayser, nad
„begunte zu lachen ^ fragte ^ warum sie nicht lustig wären, oad
„einander frisch zulrunken; wie sonslen der Teutschen Gewöhn-
„heit. Sie antworteten: Dieses wäre ein unterschiedlicher Ort,
Jeder musle seine Reuerentz behalten; und wolt sich in Ka^-ser-
„lieber Praesentz nicht anders gebühren , dann massig zn seyn
„etc. Der Kayser antwortete; Wir wollen euch tradiren, weil
„Wir euch geladen haben; und was ihr heute thut, soll aHes
„wohl gethan seyn. Trinket Unsere Gesundheit hemm; es ist schon
„bestellet; auch euch aufzuwarten mit Wagen und Pferden, und
„einen ieglicheU; wenn es wird Zeit sevU; nach seinem Logia-
„ment zu bringen ohne alle Gefahr. Damit slnnd der Kaystf
„auf, und liess Sich hinein zu seiner Gemahlin fuhren, ordnete
„ganze silberne Tonnen mit güldenen Reifen in den Pallast zu
„bringen; mit allerhand köstlichen Getränken. Befahl den Boyaren,
„die Teutschen also zu tractireU; dass sie nicht wflssten, wie
„sie zu Hause kämen; welches auch bey denen meisten fast
„dahin gorietli". Einige Tage später wurde den Deulschen
— as -
^eieigty der Grossfitrst schenke einem Jeden von iboen ,50. finbd
«a Gelde; einen Ungerischen Itock von Goldstpff^ pii): Smus^
sehirarzea lammet und ein Zimmer schöner Zobel; fi^er «oWt«
Jeder eine jährliche JBesoldung von 50 Rubeln und^ein Landgut
■Mt hundert Bauern erhalten« Eine zureite Klasse von iIuM|Q
eriuett für Jeden 30 Rubel, ein Stück roihen Damast, einen Rook
von Silbersloff; ein Zimmer Zobel; ein Geball von 30 Rubeto
and ein Gut mit 50 Bauern. Eine dritte Abtheilung begriff «di^
Jungen Gesellen von Adel und etzUche wohlversuchte. Kricgaa7
ipleuthe^; von dieser erhielt Jeder 20 Rubel, ein Stack geringem
Sammet; ein Stack Carmoisin (Tuch) zum Rocke, ein Zimmer
2obel, ein Jabrgeld von 20 Rubebi und ein Gütchen mit 30
Bauern. Die Knechte und Jungen der Edelleute endlich bekamen
15 Rbl.; ein Stück scharlachrotbes Tuch zu einem Rocke^-iieie
Stück gelben Damast, ein Zimmer geringer Zobel, ein Gehilt von
15 Rubeln und Ländereien mit 20 Bauern.
S. 76 spricht ttussow von der Gesandtschaft der Hanse«
Städte^ die er in das Jahr 1602 versetzt, da sie doch bekannt^
lieh erst im rolgeiulen Jahre statt hatte. Nachdem er von der
guien Aurnahme derselben geredel, iahrt er S. 77 fort: „In
„Summa dieser Boriss richtet seine Regierung dahin, dass sein
„Nähme in vielen händern gepreiset ^erde. Er auch in seinem
p Lande Friede haben und die Unterlhanen in guter WohUarth
„leben möchten. — Doch aber war gleichwohl der Seegen des
„Herrn nicht bei. seinem Regiment, weil er mit Mord und List
„sich zum Kayserthum gedrungen. Das Jus Talionis traf ihn
„endlich; was Er gelhan, begegnete ihm und den Seinigen wieder.
„Ihm wurd nach dem Leben und nach der Cron gewaltig ge*-
„Irachlel, also, dass er mit dem Herode in steter Besorgung leben
„und schweben mustc".
S. 1\) wird nun die Empörung und Bestrafung des B^gdan
— 6* —
Jakowlewitsch Belskij, „des gottlosen Bösewichts und gran
,,samen Tyrannischen Teutschen Feindes^% und S. 81 der dmch
Nikita Romanowitsch Jurjc-Romanow« gemachte Vei^
such; den Grossi)3rsten zu vergiften. ,,Nach diesem, sagt B^
,,sahe der Boriss wohl m, was er ass und trank, gab gnte Ackt
„aur seine Schanze , ordnete viel Tausend Strelitzen *>• in der
„Stadt; Tag und Nacht aur seinen Leib zu warten, wo er ging
„und stund in seinem Schlosse, oder wenn er seine Belbhrt n
yihalten hin nach dem Kloster verreisete, also dass die Knecses
,,und Boyaren weder mit Gift oder Meulerey an ihm oichls
,yschafien konnten'^
Nun folgt S. 83 die Geschichte des falschen Demetrivs^
die in Bussow^s Erzfihlung einige neue, bisher unbekannte ZQge
enthält. Nach ihm wurde von Godunow's Feinden ein entlan-
fener Mönch, den er Chrischa Altrepia^o nennt, heimlich nach
Polen geschickt, mit dem Auftrage, dort einen jungen Alann
ausfindig zu machen, der dem zu Uglitsch ermordeten Deme-
trius an Alter und Gestalt ähnlich Märe. Einen solchen habe
er in Weiss-Russland geAmden, „und zwar einen feinen tapfen
„Jungling, der, wie ihm (Bussow) vornehme Polnische Herren
„vertraut, des gewesenen Polnischen Königes Stephan! Ba-
„thori, unächtcrSohn gewesen seyn soll^*. Diesen imterrichlele
78. Der hier nur MekUovia genannt wird.
79. Der Name dieser Soldaten scheint liier zum ersten Male mriakoi
80. Bi^kanntlich Cnsrhka Oirepietr. £s ist merl&wiirdig , dass bei alln
Polnischen und andern ausländischen Schriflstellcrn Olrepiew und der Psemdm
Demetriua immer, wie hier, als zwei verschiedene Personen genannt werdea,
während bei Russischen Quellen nie der geringste Zweifel vorkomnt, dass im
falsche Demetriua früher Olrepiew geheissen, und mit ]enem MOnche eiae vaA
ebendieselbe Person gewesen sei. Das Nähere über Olrepiew't Herkunft GnM
man aus inländischen Nachrichten zusammengestellt in Mmitet^B SammL Bmc
Gesdu Bd. Y. S. 194 ff.
— $5 —
er, nach Bassaw^s Bcricbte, von der RoUC; die er zu spielen
bilie und übergab ihm zugleich, um sich in derselben Gltiubw
20 verschafien, ein wahrscheinlich zu diesem Zwecke verfertigtes,
giridenes Kreuz, welches der unglückliche Prinz. bei seiner Tatfe
von dem Knas Iwan Feodorowitsch Mslislawskij, sotatciü
Tanfpalhcn, zum Geschenke erhalten hdUe, und auf welchem die
Namen beider eingegraben waren. Darauf brachte er ihn ,^als
„Cammcr- Jungen" in die Dienste des Fürsten Adam Wißr
Diowecki, dem er sich anvertrauen mussle, und von wdchem
er sogleich als rechtmässiger Fürst von Russland anerkannt Murde.
Diese Entdeckungs-Scene wird S. 88 mit folgenden Worten «r-
zihll: ,,Da es sich nun auf einer Zeit iiiget, da der FArst ins
„Bad gegangen und er für der Badstuben aufwarten muss, der
„Fürst ihm auch benehlet, el>Yas nach der Badstube zu holen,
„und er nicht bringet, was er bringen soll, darüber der Firsl
„erzürnet und ihm eine Maulschelle reichet, ihn auch iär einen
„Hurensohn schillt, stellet er sich, als wenn ihm solches heftig
,^ Herzen ginge, fing an in der Badsluben bitterlich zu weinen,
„sprach zu dem Fürsten: Wenn du Knees Adam wüsslest, wer
„ich bin, du würdest mich nicht für einen Hurensohn gescholten,
.,\iel weniger um solcher geringen Ursachen willen an Halsz gc-
„schlagen : Aber weil ich mich bey dir für einen Diener ausge-
,, geben, mnss ich es mit Geduld leiden. Der Fürst fragte, wer
„bist du denn? wie hcissest du? Der ausgelehrte Jüngling that,
„wie er infonnirct war, gab sich auch für Iwan Basilowitz,
„des gewesenen Kaysers in der Moscau jüngsten Sohn aus, er-
„zählle nach der Ordnung richlig, wie es ihm in seiner Kind-
„heit gegangen, und wie ihm der ietztregierende Kayser Boriss
„Pfedrow ilz nach dem Leben getrachtet; item, wie er entkom-
„men, und wer iiim davon geholffen, auch wie lange er sich
„allda, in \> eiss - Rcussland , heimlich aufgehalten, ehe er sich
n. 5
— 66 —
,ibey ihm in Dienst begeben^ zeigele ihm auch das goldene
yyCreulZ; mit köstlichen Edelsteinen besetzt: sagte^ dasselbige
,,habe iiun sein Taufpathe zum Pathcnpfennig gegeben ^
„der Mönch Chrischa Atrepia ihn allerseits unterwiesen
„gelehret hätte. Er ßel auch auf die Moscovitischc Weise den
„Ffirsfen zu seinen Füssen und sprach: Knees Adam Wis-
„niowecki^ weil es sich nun also zugetragen, dass du eriahren
„hast, wßr ich bin, so untergeb ich mich deiner gewall , mache
„du mit mir was du willst, ich begehre länger nicht in solchen
„Elend zu leben; willst du mir aber behülRIich seyn zu dem Mei-
„nigen^ soll es dir reichlich vergolten werden, wenn mir Gott
„hellTen wird. Der Fürst Adam emarrete und erstaunete dber
„diesen, und weil es ein artiger JQngling war, dazu klag und
„bescheiden, auch das stattliche Creutz darzeigete, glaubte er
„alsbald seinen Worten, vermeinende gewisslich, dass er des
„Tyrannen Sohn sei, bat um Verzeihung der Maulschelle und
„Schcltworte, hicss ihn in der Badstuben zu bleiben, und skh
„auch abbaden, und nicht wieder heraus zu gehen, ehe er selbst
„zu ihm käme. Der Fürst ging liinauf zu seiner Gemahlin md
„befiehlet Anordnung zu Ihun in Küchen, Kellern, Gemächeni umI
„Cammern, damit also alle Sachen eingerichtet und versehe!
„würden, dass er diesen Abend den Kayser aus der Mosch
„tractiren und beherbergen könnte; welches seiner Gemahlia md
„einem jeden am ganzen Hofe nur wunderseltzamo Zeitung war,
„nehmlich, dass der Kayser aller Reussen so schnell und UBver-
„muthlich dahin kommen solle. Er liess auch 6 schöne RofiS
„satteln und aufs herrlichste ausslalTiren, ordnete zu jegUitea
„Ross einen Diener mit schönen Kleidern angethan, liess lOck
„seine beste Carosse aufs zierlichste zurichten, 6 auserleseae
„Kutschpferde dafür spannen und musten diese alle im Hof siilk
„halten, meineten, dass ihr Herr selbst etwa ausfhhren weht
— «T —
^Wie nun alles nach seinem Gerallen wohl bestellet; nimmt er
nlX seiner Diener m sich^ gehet nach der Badstube ^ verehret
y^lUMliche Habits seinem g;ewesenen Diener ^ dem junge» Kayser
yyMis Reussland; Ihat ihm die Ehre gnugsam^ warlote selbst für
y^hft wr; (ilhrte ihn aus der Badstuben ^ verehrtle ihm die 6
»JR^osse mit den zugeordneten Dienern , samt Satteln, Palla-
y^schen, Röhren^ und allerley Zubehör , dergleichen auch die
,»Fitelliche Carosse mit den 6 Kutschpferden und Fuhrleuten auch
^»ftiidem Dienern^ auf seinen Leib zu warten, mit angehftngten
Ritten Sr. Majestät wollen ein so geringes Geschenke von ihm,
t»als einen geringen Fürsten auf diessmahl vorlieb nehmen. Wo
^er ihm könnte ¥i|^r dienen, an dem wolle er keinen Fleiss
^«id Vermögen erspahren. Er sollte sich auch gewisslich zu ihm
»yiOes guten versehen. Der Jüngling war mit grosser Reverenz
»ydankbar, erbot sich, da ihm Gott helfen würde, aoldies 100-
^tig hinwiederum zu verschulden, und ward auch alda hin-
„i&hro gar herrlich gehalten'^ Boris, f&hrt die Erzählung fort,
habe sogleich auf diese Nachricht Boten an Wisniowecki
gesandt, und ihm viele Güter auf der Russischen Gränze und
grosse Summen Geldes versprechen lassen, wenn er den Betrüger
ilim ausliefern wolle; wodurch jener nur desto mehr in seiner
Meinung bestärket worden, und seinen Gast weiter ins Land
hinein, nach einem ihm gehörigen Stadtchen, und als Boris
seine Anerbielungen verdoppelt und auch Meuchelmörder gegen
den angeblichen Demclrius ausgesandt, zu dem Woiwoden von
Sendomir, Mniszech, in Sicherheit gebracht hatte.
Zu den mancherlei Bedrängnissen, die des Grossfürsten
Boris weise und väteriiche Regierung um diese Zeil beunru-
higten, kamen nun noch Pest und Hungersnoth, von deren furcht-
baren Verheerungen Bussow als Augenzeuge eine sehr lebhalle
Schilderung giebt. „Diese Theuerung, sagt er S. 101, fing au
5»
— 68 —
„Anno 1601; und dauerte bis ins 1604 Jahr^ da eine Tonne
,,Rocken zu 10 oder 12 Florin galt^ (sonst pfleget eine Tonne
,,niclit mehr als etwa 12 oder 15 Mgl. zugelten) und die Hm-
,,gersnoth im ganzen Lande durch und durch grösser war, ab
„die Noth in Belagerung der Stadt Jerusalem^ davon im Josephe
„zu lesen^ dass die Juden Hunde und Katzen^ Ratzen und Minse,
,Ja das Leder von alten Sätteln und Schuhen ^ ilem Taubenmist
„gefressen^ und eine Landfrau vom Adel ihr eigenes Kindiein flir
„grosser Hungersnoth in Stücken zerhauen ^ gekocht ^ gebraten
„und gegessen; Gräulicheres Mird im Josephe nicht geftuiden.
„Aber mit Gott und der Wahrheit zu bezeugen habe ichs mä
„meinen Augen gesehen^ dass Menschen au{j«kr Gassen gelegen,
„im Sommer Gras und im Winter Heu^ wie das Vieh gefressen,
„etliche sind todt gewesen^ und in denen Mäulem Heu nnd Koth
„gestecket, theils auch (bona venia) Menschenkoth und Hea ver-
„schlucket. Unzahlich viel Kinder sind von ihren Eltern, mä
„die Eltern von ihren Kindern, auch der Gast vom Wirthe «ad
„hinwiederum der Wirth vom Gaste ertödtet, geschlachtet^ ge-
„kochet, das Menschenfleisch klein gehacket, in Pirogen, das
„sind Pasteten, verbacken, auf. dem Markt, fQr ander Thierfflosch
„verkauft und aurgcft-essen, dass ein Wandersmann sich zur sd-
„bigen Zeit wohl halle vorzusehen, bey weme er zur Heriieigf
^.einkehrete. Wie nun solcher erschrecklicher, nnmenscJdickr;
„und in einiger Region nimmer erhörter Mord aus so grausaaer
„Theuerung und Hungersnoth verursachet auskommet nnd wk
.,in allon Gassen täglich so viel todler Leichnam, die HmigM
„gestorben, gefunden worden, und es dem Boriss gemeldet wirf,
„gedachte er solchem Uebel uVid Strafe Gottes mit seiner SchiU«
„kammer vorzukommen, liess in der uussersten Stadt ManM,
„die im circulo 4 teutscher Meilen umfangen, 4 grosse PUU
„verschränken, darinnen sich taglich des Morgens Mibe die AnM
— <» ~
mIO der Stadt Moscau YersammelleQ; da wurd einem iedea MeiH
y^en an Gelde ein Pfennig gegeben^ derer geben 36 anf einen
»^gemeinen Thaler. Von solchen BeneGden vnrden die annen
y^Mtti^rate auf dem Lande verursachet ^ xu Hause alles stehen
yjaai liegen ra lassen und solch Geld audi zu empfangin qiit
^Weib und Kind nach der Moscau zu laufen. Es hatte sich to
y^annen Volkes dahin so hiuGg gcsammlet, dass tiglieh bey
„500^000 Denninge (die machen Dreyzehen Tausend Adit him-
9,dert Acht und Achtzig Thaler und 32 Mgl.) musten aufgeben^
y,das währete die ganze Zeil über, und mochte gleichwohl keine
,,Linderung der Theuerung gespOhret werden. Tfiglicb wurd^
y^aof den Strassen hin uud wieder so viel iOO Todte* auf BefeU
yydes Kaysers aufgesauimelt; und mit so vielen Wagen hinaus
y. geschleppet ; dass es anzusehen (oredas) sehr gransaii nnd
,,erschrecklich. Die Todten mussten von sonderlioh besleilleQ
^JLeuten^ fein sauber abgewaschen, ein ieder in ein weiss Lein*-
y,wand gewickelt; ein paar rothe Schuhe ihn angetban, und «Iso
,,nach dem Boslthumb «« (ist ein Ort, dahin die begraben wer-
,,den, so ohne einprangcne Sacramente dahin sterben) zu ver-
yygrabeu hinausgerühret werden. Und sind ans solcher Kayser-
Jicheu Barmherzigkeit und Speismig der Armen, mit Kleidung
jyAer Todlen^ und die zu begraben, unzihlich viel Hundert Tai)-
„send Rubel in dieser 4 -jährigen Theurung aus der Sdiatz-Kam-
,,mer verwendet worden, dass dieselbe hierdurdi auch zimiich
,,exhauriret. Wie dann die Rechnung leicht zu machen, ich auch
81. Wahrscbeialich h'Sotiii f^oji» oder Bomiä ^foji», ein Aimenliiu^
tiottesbaus, bis^cileü auch BoMiefjoMifa genaoDl. Diess varen grosse einfache
tiebäude, oder sogenannte Schoppen, ifto lodlc Körper von Erschlagenen, oder
sonst eines gc>^ allsamcn oder schleunigen Todes Verstorbenen verwahret viorden,
bis die Kirchen-Gesetze es erlaubten sie zu begraben« S. Mmikr$ Sanud. Russ.
Gesch. Bd. Y. S. 357, und Dniuiiuon. ^eKcanon, T. VI, p. 204.
— TO —
,,von wahrhaftigen Candci-Schreibera und Kauf-Leuten berichtet
,,bin; dass allein in der Sladt Moscan solche theure 2eit fiber,
,,flber 500^000 Menschen Hungers gestorben^ die Se. MqJesL bey
^^Lebenszeiten alle gespeiset ^ nach ihrem Absterben mit rothen
,,Schuhen und weiser Leinwand bekleiden und begraben lasseiL
,,Das ist in dieser einigen S(adt geschehen^ was mag woU Üb
,,und wieder zu Land und in andern Stfidlen die lange Zeil
,,flber für eine grosse Anzahl Volks an Hunger und Pest ver-
,,blieben seyn^ die alle aus seinem Schatz zur Erden bestdtigel
„wurden".
Das ganze Land war im schrecklichsten Elend und der
Grossfitrstliche Schatz erschupft ^ als im Juli 1604 der Freilmr
von Logau *2 in der Eigenschaft eines Römisch -KaiserlieheB
Gesandien mit einem ansehnlichen Gefolge nach Russland kaa.
Boris befahl alles zu vermeiden^ was den Fremden die eigeirir-
liche Lage des Reiches verralhen könnte «>. ,,Wie der Gesandlei
,,sagt Bussote S. 110^ eine halbe Meile von der Moscau solte
y^empfangen und eingeleitet werden^ wurd allen Kneesen, BoyareB,
„Teutschen^ Pohlen und allen andern Ausländem, die mit Laad
9,nnd Leuten versehen waren, angesagt: Dass ein ie^cher boy
„Verlust jährlicher Pension, den Kayser zu Ehren, sich in SamiMl
„und Seiden, auch gülden Stücken aufs herrlichste und pridi-
„tigste solte ausstaifieren , und also im allerbesten Habit deo
„Kayserlichen Gesandten entgegen reiten, und demselbigen
„zu Moscau hinein begleiten helfen. Da muste mancher
82. In den Rassischen Archiv - Nachrichten heisst er
Bunow nennt ihn S. 109 : Freykerr von Lokm. — Trümer* Dim, de f^^F*
p. 53 macht daraas vom Lohe, and der sonst so genaue MSUer, Smmml Jti
Geick, Bd. V. S. 172 roit der lAtmgko. Von dem Berichte dieses
wird an einem andern Orte die Rede sein.
83. Diese von Petr^uB nacherzählte Angabe bestreitst mH sehr
Gründen Mmller, Samml, Rmm. Gewckiekie Bd. Y. S. 173.
— 71 —
^Keri nvider seinen Willen und Dank HofTarth treiben^ und von
^Kanflenten doppelt themrer aosnehmen und borgen solche kOstf^
^^liche Sachen, die weder er noch seine VorfUiren getragen oder
^^Jemals zu tragen Sinnes gewesen. Wer nun hierauf am piiok*
^ytigsten sich halte herausstaifiret^ der war des Kaysers bester
jJHeiMTy krieget seine jährliche Pension und Landgüter verbes*
„sert. Wer sich aber also nicht herausser gestrichen^ oder sidi
^^sonst seinem Vermögen nach, geringe gekleidrt, der wurde
^^ausgeftlzet und ihm gedrfiuel, dass seine Jährliche Pension und
„Landgüter ihm abgeschrieben werden solten, da doch ihrer vMe
,^ der grossen Theuerung ihre vorige Kleider verpftndet und
^Jkäum hatten^ ihre Noth zu sUUen. In der Tractation des Herrn
«^Gesandten wurd an alleriey Sachen viel zugeflihret und aufge»
^ytragen und gingen die Leute so prächtig, dass keine Theuemg
,9auf denen Gassen zu sehen war, sondern nur im Hause und in
y^erzen. Es durfite auch wegen des Herrn Gesandten Leute
y^mand bey ^eibes StraiTe klagen, dass Theuerung im Laade
,,fewesen oder noch wäre, sondern musten von eitler wohlfeiler
9^eit sagen. Also mussle Boriss den Zorn Gottes mit seiner
,^unnöthigen Hoflarth vermehren, und Aber die Theurung und
,,Pesl, auch das Schwerd herzuziehen".
Dass es in einer solchen verhängnissvollen Zeit an allerlei
Zeichen und Wundern^ am Himmel und auf der Erde, nicht
fehlen koimle^ war natürlich, und auch diese fmden wir S. 112
bis 116 alle treulich und ausführiich aufgezählt.
Lnlerdessen näherte sich der falsche Demetrius im October
1604^ mit einem Heere von 8000 Mann, meistens Kosaken,
der Russischen Grunze, und es gelang ihm, sich der Festung
PutiwI •»* zu bemächtigen, ein Ereigniss, das in Moskau die
b4. Hier Poik^mel
— 72 —
grössto Bestürzung licrvorbrachtc. Boris sammelte in der Eile
200^000 Manii; mit denen der Knäs Feodor Iwanowilsok
Mstislawskij, ,,dem dabei 15 Wunden in Leib geschlagca
y^wnrden^^ den Empörer bei Nowgorod Sewerskij ** schlug
und zerslreule; \\obei 700 deutsche Reuter die iiiditigslea
Dienste leisteten. Bei diesem ersten Einfalle des Demetrivs
hatte der nachher so berächtigt gewordene Bojar Peter Feodoro-
witsch Basmanow sich in der genannten Festung tapfer v«^
theidigl, woiiir er von Boris sehr ausgezeichnet belohnt wurde.
Als er sich nämlich^ heisst es S. 123; Moskau näherte, wwde
er in einem feierlichen Zuge eingeholt, „als wenns der Kayaer
».selbst gewesen. Als er für den Kayser erschien, verehrte der
,,Kayser selbst ihm mit eigner Hand eine güldene SchOssel, 6
,,Pfund schwer und voller Ducaten, sagte : Dieses soll er ab ein
,,Biller für seine männliche Thaten zu einer gnädigen Erkenntidss
,,annehmen, und ihm also, wie nun geschehen, femer Ireolidi
„dienen. Nebst diesem liess der Kayser ihm noch geben 2000
,,Rubel an Deniüngen, seynd 5555 gemeiner Thaler und 20
,,Mgl. Demgleichen vielerley silberne Geschirre. Machte ftn
„zum grossen Herrn im Lande. Gab ihm viel Land und Leote.
„Erhub ihn unter seine Reichsräthe und machte ihn sehr iiocli«
„und gross, wurde auch von iedermann sehr lieb und werth
„gehalten".
Die Erzälilnng der Begebenheilen des Jahres 1605 beginnt
mit einem AngrilTe der 15,000 Alann starken Armee des Deme-
trius auf das Heer der Russeit von 200,000 Mann, bei wdcheffl
vorzüglich zwei Schwadronc deutscher Reuterei, unter dem Llv-
lAnder Walther von Rosen, und dem bekannten Franzosen
85. Bei Btuwit: 8i6en Novogroä,
— T3 -
Margeret ••; den Eiii|^drem den Sieg streitig machten. Nach
J!teaMi0*# Versicherimg wflrde die Nacht des Demetrivs schon
Her völlig vernichtet worden sein^ wenn nieht die Verriflier in
B^ris Heere die Deutschen im Verfolgen zuräckgehalten vnd
flmen zngerufen hätten^ alle weitere Anslrengmig sei äberflOssig,
dt Demetrius schon gefangen wire.
Die unglflcklithen Bauern^ die von den Anhängern deA
Demetrius gezwungen worden^ ihm als Sieger den Eid der Trane
10 leisten^ wurden nun nach seiner Niederlage^ von ihren eigenen
Ländsleuten schrecklich behandelt. „In der Cammarischen Wol-
sJtBsf'y heisst es S. 128; so viele Tausend Bauern mit Weib
,,imd Kindern nur bey einem Beine an die Bäume hängeten^ die-
,^lben mit Kugeln und Fliczen •• durchschossen^ das jämäierlfch
^and erbärmlich anzusehen war^^
DemetriuS; oder vielmehr seine Parttiei nnter den Boja-
ren ^ verior unterdessen den Math nicht; er mnsste bdd nadi
seiner zweiten Niederlage wiederholte Sendschreiben an die Be-
wohner von Moskau erlassen, in welchen er seine Ansprache
aaf den Thron der Zaren geltend machte. In efaiem dieser Schrei-
ben fährt er unter andern einen ^ so viel ich weiss ^ sonst nicht
• erwähnten Umstand an, ,,wie er (Demetrius nändich) ancb
«^einmal mit dem Litlauischen Canzler^ Herr Leo Sappia •%
9,als der für einen Gesandten vom Könige aus Pohlen an Boriss
^,abge fertigt, mit in der Moscau gewesen^ und seinen Verrälher
,,den Boriss mit grossen Schmerzen ^ die er doch verbeissen
y^mflssen, auf seinen väterlichen Erbstuhl sitzen gesehen'^
86. Bttnow nennt ihn Manareth und MMmteth, S. oben S«lte 18.
Note 20.
87. Die KanwrimkUche WoUmL
bS. Pfeile, daher noch in Niedersachsen : em FIüM^ogem
b9. Leo Sapiehm war 1600 als Poloisehtr Gesandter in Moskan. 5. natei
Bd. n.
— 74 —
Boris^ der die zunehmende Verritherei Mb; sdnckte GM
und Truppen^ so viel er vermochte; gegen Demetrias, aber
ohne Erfolg. ,,Und alss nun^ sagt Bussow S. 135, die beydai
„Feldherrn diese grosse Verrätherey und täglichen Abfall dar
,,Boyaren imd Kneesen dem Kayser nach der Moscau kund ge-
,,than; und dass ihre Macht dadurch täglich abnfihme; des Fein«
„des aber sich hefllig vermehrete und stärkete, *darflber sie denn in
,,grosser Gefahr schwebeten^ sinlemaln sie nicht wästen, wett
„sie denen noch bey sich habenden trauen oder nidil Iraifli
„sollten. Zudem der Dcmetrius auch immerdar mehr Potaisite
„Reuter bekam^ und dahero vermuthlich er bald wieder ins Feld
„rücken, und ihnen das Haupt wieder bieten würde. Aber ftres
„Ansehens nach (weil die Untreue allzugross) fest alle Hoff-
,^ung wider den Feind zu stehen, vielwem'ger Victorias n
„erhalten, zerflossen, erschreckte der Boriss hierob der-
„massen, dass der auch in Zweifelmulh fället, uid
„sich selbst mit einem eingenommenen Gifft ertffdtel
„und ums Leben bringet ••. — Den 13. Aprilis MorgeH
^ywar^ er frisch und gesund, um Vesper Zeit war er tod ai
5,den folgenden Tag aufn Schlosse Moscau in der Kirchen n
„den vorigen Kaysem bestätiget Da traf den guten Herm das
„Jus talionis wieder, wie er den rechten Erbherm nachgetnichlflt
90. Nach den Russ. Chroniken starb Godmmom nJcht dwck Gift| §■
wenigsteq durch selbst genoflunenes. Auch tCnrmwmim Gesch. dei Mhi. BäJ»
Th. X. S. 149 ist gegen diese Behauptanj^, die vir indessen nUtr ta
dem, die zum Tbcil, >vie Bu99ow, zu dieser Zeit in Moskau lebten,
angenommen finden. Bmuow erzählt, die Boyareo haUeo sich selbst lanl fe-
rühmt, dass sie den Bori9 ver^ftet hatten. Die Erscheinungen, die seinen Tel
begleitet haben sollen, sprechen übrigens eben so wenig fiir GiR, als fib einn
Schlagfluss. Auffallend ist es hier, ron Brnttow den Todestag, in UebentastiB-
muBg nrit den Russischen Nachrichten, auf den 13. April, nach dem aHm Sljl
angegeben zv sehen.
— 7« —
^fiBid denselben umbringen lassen: Also wurde ihm die ganze
yJUii seiner Regierung wieder nach dem Leben gestanden £s
^(onnte ihm so gut nicht werden^ dass er von seinen Feinden
^wnrde ums Leben gebracht ^ sondern muste sein eigen Henker
^^yn und ihm selbst mit GiU den Tod anthun^^
Cap. III. Von Pfcdor Borissowitz des Boriss Pfedro-
Witzen Sohn, S. 137.
Erzählt^ wie Basnianow nach Godunow's Tode das
ganze Lager dem Sohne desselben den Eid der Treue schwören
Übst; den er selbst schon drei Wochen darauf zuerst bricht
Seinem Beispiele folgte bald der grösste Theil des Heeres, und
nur wenige Tausend Mann^ unter denen sich die Deutschen be--
fanden, zogen zum Schutze des jungen Feodor Borissowitsch
nach Moskau. Demetrius wagte es nun schon ganz dreist,
sich der Hauptstadt zu nähern, und forderte ihre Bewohner dvrch
oinie Drohungen und Versprechungen auf, sich ihm zu ergeben.
Diess erfolgte auch am 1. Juni; das Volk rief ihn als seinen
Befreier aus, verjagte die noch übrigen Anhänger Godunow's
und bemächtigte sich unter lauten Verwünschungen des jungen
Begenlen und seiner Famih'e. ,,Und gedachte, sagt Bussow
S. 145, unter so viel Tausenden nicht einer zurflcke, dass
,,gleichwol Boriss dem ganzen Lande so viel Gutes gethan,
^item, wie er es innerhalb seiner 8-jährigen Regierung so treff-
•»lich verbesserte etc., dieses, und dass er die Scbehn in der
^«grossen Theuerung erhalten, wurde also vergessen, als wenn er
.oiicht lobwürdiges ausgerichtet^^. Am 3. Juni erliess die Stadt
3foskau ein Schreiben »^ an Demetrius, der sich in Zirpow, 18
Meilen davon befand, und lud ihn ein, in die Residenz zu kom-
91. „Eine Povina Grammat" sagl Bm$9ow, S. 150: moemnnkmy reuig,
leeborsam, pflichlig. Daher no9UHH4tM 9paMamm, ein Unterwerfmigs- oder Ver-
pflichtungs-Schreiben.
— 76 —
mon, wo alle seine Feinde^ bis auf den Jungen GrossfQrslen ood
dessen Mutter und SchAvester^ vertilgt wiren. „Darauf antwortet
„er^ er wolte nicht eher kommen^ biss sie seine Verrilher liw
„ausgerottet^ dass nicht ein einiger mehr m finden ivSre, hWa
„sie die meisten weggeräumt^ so sollen sie auch den JuBgca
„Pfcdor Borisso^'itz, sammt dessen Mutter gleichfalls ans den
„Wege schalFen^ dann erst Avolte er einkommen und ihr gnidigcr
„Herr seyn. Dieses Schreiben kam den 10 Juny in der Bloscn
5,an, wurde abgelesen^ und bald der junge Kayser Pfedor nd
y^eine Mutter in ihren Gemächern beyde erwürget. — ZwoM
„Särge wurden gemachet^ in den einen der Sohn^ und in da
„andern die Slutter gcloget. Den Vater ^ der bey die vorigen
9,Kayser \or etliche Wochen bestätiget^ nahmen sie wieder aif
„und fuhreten sie alle drey vom Schlosse nach der Slrelhnizki»^
„ins Bettelkloster^ begruben sie alda aufn Kirchhof ohne Gesang
„und Klang, auch einige Ceremonien^ da doch sonsten die Todten
„bey ihnen fein ehrlich bestättiget werden. Also nahm der Kayser
„Boriss Gudonow mit seinem ganzen Geschlechte , dass so hoch
„und gross war^ als desgleichen alda keins gewesen^ ein er-
.^ärmlich Ende".
Cap. IV. Von Deiuctrio prinio und seinem Regi-
ment, S. 153.
Dcmetrius rächte nun immer näher ^ blieb aber noch in
einer kleinen Entfernung von der Stadt im Lager stehen^ im die
Deputationen des Adels und der Bürgerschaft zu erwarten. »»Alda
„lag cr^ sagt Bussotc, S. 153^ bis an den 3-(en Tag, aelile
„die Moscowitische Gemeinde wohl auf die Probe ^ ehe er ein-
„zichen Avolte^ und nachdem er sie gut befand , und gegen ihi
92. OmfibmüHtficaH.
— T7 —
^»sich demathigten ^ auch dass sie sich seiner gesunden Aniunill
9,erfreuelen, ihme so viel köstliche Geschenke an Gold^ Silbejt^
,»Ede]gesteine nnd Perlen^ neben Salz und Brod^ Meh aPerhftnd
,,Getranke (welches nach Reussischer Weise die erste Und h&chste
^»Ehrerbietung ist) da gelrauete er ihnen^ und sagte 2U, er wollte
,^es^ was wider ihn gehandelt, vergessen und ninuner geden-
,,ken, auch nicht ihr Herr, sondern ihr Vater seyn, auch alleictt
»»seiner lieben Unterlhanen Bestes suchmi und wissen. Den 2Q.
,»Juny brachten die Reichs -Senatoren aus der Noscau ihrftm
»»neuen Kayser schöne, herriiche, kostbarliche Kleider, von gfU-
^»denen Stacken, Sammet und Seiden, mit Edelgesteinen und
»,Perlen ausgesticket, entgegen und baten: er wolle sich «of-
»»niachen, sein väterlich Erbe (dazu ihm der Ud^e Gotl eilig ind
,»wunderbarlich Avieder verhoHen) im Nahmen Gottes einnehiHm»
,»glficklich, rricdlich und wohl regieren. Es wäre allei verordnet
,,nnd zugerichtet, solle sich nichts böses mehr beförchtM, ancb
„bitte er keine Ursache mehr zu trauern, er solle nun firölich
„und guter Dinge seyn, die ihn hätten auflressen wollen, die
».wären alle dahin und würden ihn nicht beissen^^ S. 157 folgt
die Beschreibung des ausserordentlich prachtvollen Einzugs in
Moskau 93 : ,,als nun Demetrius über die schwebende Brücke, die
„über den Flnss Moscau geleget, zur Wasserpforten eintritt,
„erhub sich ein grosser Wirbelwind, und ob es wohl sonsten
„ein schön helles Wetter war, trieb doch der Wind den Sand
„und Staub so grausam unter das Volk, dass man die Augen
„nicht auilhun konnte. Darob dann die Beussen sich gar heftig
»»entsetzten, schlugen ihrem Gebrauch nach Grenze und sprächen:
93. Die Russischen Archiv-Nachrichten geben ebenfalls den 20. Juni als
den Tag des £inzugs an. S. Müller'» Samml. Russ. Gesch. Bd. Y. S. 27a Pb-
irejwi hingegen ; S. 314, nennt d. 16. JunL
— Te-
men^ wo alle seine Feinde, bis auf den Jungen GrossfOrsten md
dessen Muller und Schivesler^ verlilgt wären. „Darauf antwortet
„er^ er \volle nicht eher kommen, biss sie seine Verrilher
„ausgeroUet, dass nicht ein einiger mehr zu finden wAre,
„sie die meislcn weggeräumt, so sollen sie auch den Jangea
„Pfcdor Borissowilz, sammt dessen Mutter gleichfaDs ans den
„Wege schaffen, daim erst Avolte er einkommen und ihr gnMiger
„Herr seyn. Dieses Schreiben kam den 10 Juny in der Hoscau
5,an, wurde abgelesen, und bald der junge Kayser Pfedor md
y^einc Mutier in ihren Gemfichem beyde erwürget. — - Zwene
„Särge wurden gemachet, in den einen der Sohn, und in doi
„andern die Slutlcr geleget. Den Vater, der bey die vorig«
„Kayser vor etliche Wochen bestätiget, nahmen sie wieder af
„und führeten sie alle drey vom Schlosse nach der SlretbniiU«*
„ins Bettelkloster, begruben sie alda aufn Kirchhof ohne Gesaig
„und Klang, auch einige Ceremonien, da doch sonsten die Todten
„bey ihnen fein ehrlich bestätligel werden. Also nahm der Kayser
„Boriss Gudenow mit seinem ganzen Geschlechte, dass so hock
„und gross war, als desgleichen alda keins gewesen^ eis of-
•,bärmlich Ende".
Cap. IV. Von Deiuctrio prinio und seinem Regi-
ment, S. 153.
Dcmetrius rächte nun immer naher, blieb aber noch ii
einer kleinen Entfernung von der Stadt im Lager stehen^ im dte
Deputationen des Adels und der Bürgerschaft zu enfi'arten. hAUi
„lag er, sagt BussotCy S. 153, bis an den 3-ten Tagi selile
„die Moscowitische Gemeinde wohl auf die Probe, ehe er dar
„ziehen wolle, und nachdem er sie gut befand, und gegen ihs
92. VmpthmHH9fKtiH>
— T7 —
y^sich demuthigten ^ auch dass sie steh seiner gesunden Anknnft
»^erfreueten^ ihme so viel köstliche Geschenke an Gold ^ Silbejt^
f^Edelgesteine und Perlen, neben Salz und Brod, ««eh aPerhftnd
,,Getränke (welches nach Reussischer Weise die erste Und h&chste
,,Ehrerbietung ist) da getrauete er ihnen, und sagte 2U, er wollte
9^es, was wider ihn gehandelt, vergessen und nimmer geden-
,,ken, auch nicht ihr Herr, sondern ihr Vater seyn, auch alleictt
,^einer lieben Unlerlhanen Bestes suchen und wissen. Den 20.
,^uny brachten die Reichs -Senatoren aus der Noscau QMm
,^eaen Kayser schöne, herriiche, kostbarliche Kleider, von gfU-
,,denen Stücken, Sammet und Seiden, mit Edelgesteinen und
„Perlen ausgesticket, entgegen und baten: er wolle ach «of-
y^achen, sein väterlich Erbe (dazu ihm der lid^e Gott eilig Md
,fWunderbarlich wieder verhoHen) im Nahmen Gottes einnehiHm,
y^gtucklich, rriedlich und wohl regieren. Es wäre allei verordnet
„und zugerichtet, solle sich nichts böses mehr bef&rchten, ancb
y.bätte er keine Ursache mehr zu trauern, er solle niui Trölich
„und guter Dinge seyn, die ihn hätten aufliessen wollen, die
^,wären alle dahin und wurden ihn nicht beissen^^ S. 157 folgt
die Beschreibung des ausserordentlich prachtvollen Einzugs in
Moskau »3: ,,als nun Demetrins Ober die schwebende Brflcke, die
„über den Fluss Moscan geleget, zur Wasserpforten eintritt,
„erhub sich ein grosser Wirbelwind, und ob es wohl sonsten
„ein schön helles Wetter war, trieb doch der Wind den Sand
„and Staub so grausam unter das Volk, dass man die Augen
„nicht aulthun konnte. Darob dann die Beussen sieh gar heftig
„entsetzten^ schlugen ihrem Gebrauch nach Grenze und sprächen:
93. Die Russischen Archiv-Nachrichten geben ebenfalls den 20. Juni als
den Tag des Einzugs an. S. Miitler't Samml. Russ. Gesch. Bd. Y. S. 27a P^-
irtjm» hingegen, S. 314, nennt d. 16. Juni.
— 78 —
,,GoU behate uns für UnglOck. Wie nnn der Eimag
^ein jeder an seinem Orte foriret^ tralt mit etlichen
,,Boyaren und Canzlem^ der Herr Bochdan Beelsky aus den
^ScMoss heri&r auf die Laubnameest •«, da aOe Einwohner der
,,ganzen Stadt ^ auch Adel und Unadel von dem Lande
^^melt, ermahnete die ganze Gemeine; Gott zu danken flir
y^Herm^ und ihm treu zu seyn. Er wäre der rechte Eri>e
y^Sohn des Iwan Basilowitzen. Nahm sein Creuz aus dDkn
„darauf der Nicolaus gegossen ^ kOsste dasselbe nnd
9^ wäre der rechte Erbe, und er hfitte ihn in seinem
„verwahrt; biss an diese Zeit; den hätte er ihnen nun wieder
^^geschanzet. Sie sollen ihn lieben ; ehren und in gnier
,^cht haben. Darauf antwortete die ganze Gemeine: GoU
„erhalte unsem Kayser, Gott spare ihn gesund I Gott stOrie afle,
„die ihm Feind seyn etc. Dieser Wunsch hat sie fblgenda nach
„des Demetrii Tode trenfich getroifen^^
Am 29. Juni fand die feierliche Krönung statt. Bald dar*
auf sagt Bugsowy ^Jfisst Demetrius seine Mutter aus dem Klofilcr
„Troitz (dahin sie Boriss der Kayser Verstössen hatte und iv
„Nonne inveslireu lassen) mit grosser Reverenz imd Ehren mit vid
„1000 Reisigen wieder nach Moscau hohlen. Er selbst zog Ar
„unter Augen und empfingen sich einander sehr freundlich uad
„fröhlich. Die alte Kayserin wüste sich wolü in die Possen zu
„richten; da es ihr doch viel anders und besser im Uenea
„bewu^; als andern viel 1000^»; denn durch diesen Sohn kam
^^sie wiederum zu voriger Dignität und Kayserl. Ehrenstande.
„Der Kayser vom Rosse abgestiegen; gieng einen ziendidien
„Weg bey ihrem Wagen her zu FussC; welches Spectacul vielen
„von denen gemeinen Pöbel die Thränen aus den Augen ge-
94. JMho9 Mtbcmo.
— 79 —
^,dnHigea^ dass der liebe Grott so wimderbariich «iter den
^ySdien«- Kindern mit seiben Werken gehandelt. Darauf sehwe»-*
,lgete er sich wiederum auf das Ross^ ritt mit seinen Knecsen
yjmi Boyaren voraus ^ besteUete im Kloster , da sie solle hinein
^^rieben, alles selbst Er liess aultai Schlosse bey^der Jerusar
^^omischen Pforte gegen den Kyrili Monastyr tbei schöne G^
,,niteher von neuen aufeeUen^ nennete dieselbigen seiner MiMer
^Vater«». Er erhielt sie also, dass xwischen ihrer und aeinelr
^Kayserl. Tafel kein Unterschied zu erkennen^ besuchte sie t4g^
fjächy liebte und ehrte sie dermasseU; dass wohl viel i<MM
,,aollen geschworen haben ^ er wäre ihr rechter Mbicher Sehn
^^wesen^^
Bussow erzählt nun S. 163^ dass Demetrius fleissig den
Berathschlagungen seiner Räthe beigewohnt und dberall* sehr* tM
Kenntnisse und Scharfsinn gezeigt, die Missbräuche in den Ve--
hörden abgeschafll^ zweimal wöchentlidi öffentliche Audienz ge^
geben ^ alle Anstalten fleissig besucht, und* Jedem seiner Unter-
thanen erlaubt hatte, sich im Auslande Kenntnisse und Bildung
zn erwerben; dass er es im Reiten, Jagen und andern körper-
lichen Uebungen Allen zavorgethan u. s. w. ,,Kurz, heisst es
S. 169 ans seinen Ohren, Händen, Augen und Füssen war zu
„ersehen, und aus seinen Worten und Werken zn verspflren,
,,dass er muKo alius Hector war, denn sonst die vorigen,
„und dass er in einer guten Schule erzogen und viel gesehen
„und erfahren'^
Unterdessen erregte Demetrius durch Unvorsicht%keiten
aller Art, besonders aber durch flbermflthige Vernachlässigung
95. Es rillt io die Augen, dass diess ein SciffelbMIer ist, den ich aber
■idit zu verbessern weiss. SoUle es TieUaftcM Msiiax eeter MhtUer §^Mi§f
— 80 —
vieler religiöser und nationaler Gebräuche den Argitrohn und das
Misstrauen seiner neuen Uuterilianen und diese brachen in lantes
Murren aus^ als er im September 1605 durch eine gMnxenäe
Gesandtschaft um die Tochter des Woiwoden von SendoMir,
Marina ««^ t^'erben^ und ihr ausserordentlich reiche Geschenke
(ibersenden liess»''; eine Stimmung, welche WassiliJ Iwaao-
witsch Schuiskij geschickt und eifrig benutzte, nm seioeo
Plinen gegen den neuen Grossrürsten mehr Anhänger n ver-
schaflen. Demetrius dagegen ^var von seiner Seite zwar mokl
vorsichtiger, fing aber doch an, mehr auf seine Sicheriieil be-
dacht zu sein, und errichtete im Anfang des Jahres 1606 iei
Compagnieen Leibwache, jede von 100 Mann, über welche mi
ihre ausländischen Aniiilirer Ai««80ir S. 171 f. folgende genauere
Nachricht giebt: „Der Kay ser bestellet drey Capitains, der eiste
^yWar ein Franzose, redete aber fertig Teutsch, ein frommer ver*
5^tändiger Mann, hiess Jacobus Marsareth'*, hatte unter
3,sich 100 Harlschiecer, die müsten Partisanen tragen, in denen
y,des Kaysers Wappen mit Golde ausgepräget war, die Schiflte
,,mit rothem Sammet überzogen, mit silbernen, verguldetcn StifltcB
,,beschlagen, mit Silberdralh umwunden und von aileriiand seiden,
^,silbern und gülden Drathen Trollern (Troddeln) daran gehangen.
,,Die hatten Quartal eine solche Besoldung, dass sie fast meisten-
96. Busaow nennt sie, S. 170, Manua Gorgoma und S. 183, MaHag
Gregana n wahrscheinlich statt Jierjetema,
97. Wahrscheinlich wurden ihr auch im Namen der angeblicken Hitler
des Dam€triu9 Geschenke gesandt. In der K. K. Bibliothek zu Wien indet sich
nlmlich eine Handschrift unter dem Titel : Vcrtxaicbna» drr Gabra m 4cr
Jungen Fürstin von Si'nomicrs seiiit verehret worden. Von der KbayieriB
TDd Grossrürstin aas dem StiflTl Ficdoronowa , des gancs UevMea Luidli
heiUigsteu Frauen, 1605. S. Jo9eph Chmel die Handecknfteu der AT. JT. Brf"
miioihek m H^ien, Bd. U. S. 173.
98. Der bekannte Jacgmee Margerti.
— 81 —
yjtheüs sammctne Manlcl mit güldenen Posament besetzet nnd
)^ehr kostbare Kleider konnten machen lassen. Der 2-te Capitain
^^hiess Mathias Knutson»»^ ein Lieflander aus Cburland,
„dem Avurden 100 Helleparlirer befohlen, in derer Ilelleparfen
„war auch das Kayserl. Wappen gealzet, die nmsten von Viol
„braunen Gewände mit rothen sammelen Schnüren besetzet und
,,rothen Damastenen Ermein, Hosen und Wamsen tragen. Der
5,3-te Capilain war ein Schotte, hicss Albertus Wand mann «®»,
9,vvurde sonst Pan Schottnitzki lo^ genannt, weil er lange
„Zeit in Pohlen versiret, der halte auch unter sich 100 Helle-
„partirer, derer Helleparten eben allso, wie die vorigen 100
j.geslaflireL Der Unterschied zwischen ihnen war dieser, dass
„die ihre Hosen und Wämser mit grünen Sammet besetzen <iassen,
„und grüne damastne Ermel tragen musten. Diese Guardie moste
„Tag und Nacht die eine Hälfle, und den andern Tag und Nacht
„die andere Hälfte auf seinen Leib warten^'.
Durch solche Maassregeln gelang es dem Demetrius auch
lur einen Augenblick, den Ausbruch der gegen ihn gemachten
Anschläge zu verzogern. „Da practicirte dieser Suhsky, heisst
es S. 171, inil der ganzen Moscowitischen Gemeinde, wie sie
„Demo tri um mit allen Seinigen, ehe die Ausländer darzu kämen,
„aufreiben und ums Leben bringen möchten. Als aber dies
99. Sonst wahrscheinlich richliger h'miisem geschrieben. Er war aus
Kurland und von Dänischer AbkunH. Der* obige Ausdruck , ein Lieflämder mtt
Chmriand kann wohl nur ein Schreibefehlor sein.
100. Bei Müller und h'aramnin heissl er Wandemam, bei PetrfJuB
Albert Vandemon. Kelch nennt \\\ii A Ihre cht Warlmann; Grerenbruch: Jiber-
im9 Lanlia; de Thou : Alberiu» Lantana,
101. Dieser Beiname würde ihm wohl nicht nach seinem Vaterlande
gegeben sein, weil es sonst Schoitlandsky hätte heissen müssen; wahrscheinlich
nannte man ihn Snotnik oder Ssoinizky^ weil er eine Compagnie von hundert
Mann befehligte.
n. 6
— 82 —
„Teufels Vorhaben durch Gottes Verhängniss ausbricht^ vrerden
„viele Pfaffeu und S(rcli(zen eingezogen und torquiret^ und war
^^aller der Bekenntniss^ dass Knees Basili Suhsky eine Ver-
5,rätherey vorliälle. Die Pfaffen musten die Pein für lieb nehineii^
„die schuldigen Slrelilzen aber gab Demetrius ihren Mitgeselieii
„hin, dieselben umzubringen, auf was Weise sie immer wohen,
„mit Anzeigiuig, welcher von ihnen zum ersten die Hand u
„solche Verrälher logen würde, denselben woltc er dafür haUen,
„dass er nicht mit in diese Conspiration gehörete. Da fielen die
„Sirelitzen auf die Schuldigen zu, wie die Hunde und zerrissen
„sie (zur Beweisung ihrer Unschuld) mit den Zähnen auseinaa-
„der, also, dass man nicht sehen konnte, wo ein Stück an im
„andern gesessen. Den Coriphaeum dieser Verrätherey, Knc«
„Basili Suhsky, lasset er auch geianglich aufnehmen, erstlick
„per Carnificem auf der Tortur nut Peitschen Avohl tractiren, und
„darnach zum Tode condemniren. Als er aber auf den Rieht-
^.plalz, zwischen dem Schloss und den steinernen Kaafbudeo,
„da er solt gerichtet werden, hinausgefüliret, seine Misselhal
„und darauf gesprochenes Urtheil abgelesen, er auch vom Henker
„all ausgezogen, auf dem Blocke ziu*echte geleget wird, und der
„Henker ietzund mit dem Beile ihm den Kopf abschlagen will,
„kommet vollens Könnens von dem Kayser aus dem Schlosse ein
„Teulscher, Martin Sybelsky, ein umgetauiner Manimeluk aus
„Prcussen bürtig, der haffe des Kaysers Mützen in der Hand,
,,wink(e und schrie, der Ilcuker solte anlmllen, es hSIle der
„Kayser Aiolon Verrälhern das Leben geschenket, er wollte anch
„diesen begnaden, weil er von so grossem Geschlechle wäre,
„dazu auch seine Frau Mutter für ihn gebeten hätte".
Die Ruhe war nun so eben scheinbar hergestellt, als De-
metrius die Nachricht erhielt, dass Marina im Begriffe sei,
ihre Reise nach Moskau anzutreten. Er Hess daher von der
— 83 —
Gränze an^ alle mögliche Anstalten zur Bequemlichkeit ihrer Reise
und zu ihrer Aufnahme in den Städten treffen^ und eilte ^ da er
seiner Ungeduld sie zu sehen nicht widerstehen konnte, ihr selbst
bis nach Moshaisk entgegen. Nachdem er hier ml seiner Braut
und ihrer ganzen Familie zwei Tage in grosser Freude verlebt
hatte, kehrte er nach Moskau zurück, um hier die Anstalten zu
ihrem Teierlichen Emprange zu beschleunigen. Am I.Mai erfolgte
endlich der Einzug, von welchem Bussow S. 183 — 188 fol-
gende Beschreibung giebt: „Der Kayser sandte derselben unter
j^ugen sein ganzes Ilof-Volk, an Kneesen, Boyaren, Teut-
,^chen, Pohlen, Cosacken, Tartam und Strelitzcn bey 100,000
j^Mann aufs stelllichste ausstaffirct und gezieret. Er selbst ver-
„kleidele sich, ritt selb 3-te ab und zu, ordnete das Volk
^^draussen zur rechten und linken, wie er es haben wolte^ wA
„dann wieder nach dem Schlosse. Der Braut liess er entgegen
,,bringen 12 Reit-Rosse mit köstlichen Decken, auch die Sattel,
„daran vergültete silberne Steigbügel mit Luxen- und Leopar-
„dcn- Häuten beleget und behanget, die Zaume mit vergüldeten
„Stangen. 15( y je<»liihem Ross war ein wohl stafllrter Mosco-
„witer, der dasselbe leiten muste. Auch liess er ihr einen
,^rosscn IMoscowilischen Kutsch -Wagen entgegen Tühren, mit
„rothem Samniet inwendig ausgefüttert. Die Polster darinnen
„waren von vergüldeten Stücken mit Perlen ausgesticket , dafür
„gingen 12 sdnieeweisse Pferde, und wurden die 12 Reit-Rosse
„für den Waj^en hergeführel. Knees Mestiloffsky »m musto
„draussen im Felde wegen des Kaysers das Wort thun, die
„Braut samt ihrem Bruder und Schwager und sämllichen Comitat
„empfangen. \ errichtete fleissig, was ihm vom Kayser anbe-
„fuhlen war. Als solches geschehen, liess er die 12 Leib-Ross
102. Feodor IteamowiUck MUiwla&nkij,
6*
- 84 —
„und den Wagen mit den 12 Blanken der Braut zufuhren^ bath, Sie
„Avolten ihres herzliebsfen Herrn Bräutigams, seines allergnfidigsleB
^^Kaysers und Herrn, zugesandtes Geschenke nicht verschmäheD;
„aucli sich bequemen, aus Ihrem Wagen in ihres herzliebsfa
,,Herrn Bräutigams Ihr zugesandten imd verehrten Wagen xa
„setzen. Wie sie sich nun darzu erhub, \vnrde Sic von denen
„grösslen Herren mit grosser Reverenz aufgenommen und in den
„Kayseriichen Wagen getragen. 300 Heyducken an Fuss Volke,
„die sie aus Polilen mitgebracht mit ihren Scliallmeycn und Troin-
„mein, gingen voran; darnach folgeten des Demetrii alte Fol-
„nische Reuter, die ihm vorliin im Felde gedienet in YoBer
„Rüstung, ie in jedem Glied 10 Mann mit ihren Trommehi ond
„Kesselpaucken, darauf die 1 2 Reit-Rosse, die der Braut entge-
„gengeschickt vraren. Nach diesen kam die Kayserl. Braut, n
„beyden Seiten ihres Wagens ritten die 100 Hartschierer imd
„die 200 teutsche Hellepartirer gingen zu Fusse bey den Wageo
„her. Hinter den Wagen ritten die Moscowitischc grosse Herren
„mit der Braut Brüdern und Schwägern. Hierauf folgeten der
„Braut aus Fohlen mitgebrachte Reit-Rosse aufs prächtigste aus-
„stalTiret, deren eines zwischen zweyen reitenden Dienern muste
„geiuhret werden. Und denn der Braut Wagen, in welchem
„Sie aus Fohlen in Russland kommen, fQr demselben gingen 8
„Appelgraue Pferde , mit rothen ^o» Kämmen und Schwänzen.
„Diesem folgte die Ilofmeisterin, die Frau Casanofsky in ihren
„eigenen Wagen, dafür 6 schöne rolhe Rosse gingen. Damadi
„das sämtliche Frauenzimmer in 13 Wagen. Denen folgte aDe
„aus Fohlen mitgebrachte Reutcrey in vollem Hanuscb, mit ihren
„Dromcten, Heerpauckcn und Schallmeyen. Nach diesen die
103. Rolh gefärbten, ^ie es noch letzt bei den Persern gewSluilick ist
— 85 —
„Reussischc Rculerey mit ihren Nabathen «<>*, diese sind grösser
„denn andere Paucken oder Trommeln. Hinter diesen her die
„Pohlnische Rist- und Zeug- Wagen und der sämtliche Tross.
„Aur der vordersten^ ^vie auch der mittelsten und 3-ten Stadl-
„Pforlen waren die Moscowitische Spiel -Leute, die mit ihren
„Drometen und Trommeln viel ungeschicktes Geplerre machten.
„Es erhub sich in diesem der Kayserl. Braut Einzüge z\^ischen
„der iMckilzki Pforlen unrf der Pforten auf der Löwen-Brucke ein
„ebenmüssiger grosser Sturm -Wind, als da Demetrius seinen
„Einzug hielt, welches von vielen für ein malum omen ge-
„nommcn wurdc'^
Die Menge geharnischter Polnischer Reuter und die fremden
Gewehre, welche man aus den milgekonunenen Rüstwagen aus-
packen sah, erregten bei dem Volke Verdacht, welcher immer
lauter wurde, als man gewahr wurde, dass Demetrius vor-
zugsweise den Ausländern sein Vertrauen schenkte, und sich nur
von diesen umgeben und bewachen liess. Diese Stimmung be-
nulzle und vernichrlo Schuiskij und bereitete in der Slüle Alles
zu einem nlljjcincincn Aiifslande gegen den durch sein Gluck und
seine Anhänger vcrblciidclcn Usurpator vor. Am 8. Mai fand
die feierliclic Vcrnuililung mit Marina slalt, deren Festlichkeiten
liussotr S. lüj (T. als Augenzeuge ausführlich beschreibt. Die
Braut und ihr Anhang bcslandcn darauf, sie solle in Pohüscher
Kleidunj^^ <i:clraut werden, Demelrius gab aber den Vorstel-
lungen der Bojaren nach, und beredele sie, nur für diesen
einen Ta;r die Ueussischc Kleidung anzunehmen. Am
folgenden Tage, den 9. Mai, sagt liussoic S. i96, „liess
inv. Ihijunt?,, ist kein Inslruiurnl, sondern ein Zeichen durch eine Glocke,
Tromm« I, u. s. v. , nntih tö mi^am», Siurm sclilagen. Hier soUcn die Nabalher
wahrscheinlich Kesselpauken oder grosse Trommeln bedeuien.
— 86 —
„Demetrius seiner Kayserin neue Polnische Kleider zubringen
,,bittend, dass sie solche ihm zu Ehren anle^n und tragen
„wolte. Gestern wäre der Rcussischen Herren Tag gewesen,
„und er hätte dem ganzen Lande ^villfahren i^'ollen^ dieser uod
,,foIgende Tage sollen nun seine Tage seyn^ er i^olte regierefl
„und thun^ was ihme gefälhg Aväre^ und nicht was seine Mos-
„cowiter wollen. Also ging die Kayserin von dem Tage u
„auf Polnisch".
Am 10. Mai wurde mit Erlaubniss des Demetrius die
erste lutherische Predigt im grossfürstlichen Schlosse zu Moskan
gehalten^ durch den Pastor Martin Beer^ „ darum ^ dass es
„denen Herrn Doctorn^ Capitainen und andern Teulschen so aof
„den Kayser warten musten^ nach der Kirchen im teulschet
„Flecken zu weit war".
Unterdessen ward die öfFentliche Stimmung immer lauter und
gefahrlicher; die Pläne der Gegcnparthey wurden mit Klugbeil
und Ruhe entworfen und durch des Demetrius Verblendung and
Sicherheit schnell zur Reife gebracht. Endlich brach am 1 7. Mai
in der Nacht der Sturm los. „Des Morgens in der 3-ten Stunde,
heisst es S. 202^ da der Kayser und die Polnischen Herrn
„noch in Betten lagen^ und den Rausch ausschliefen, wurden sie
„unfreundlich aus dem Schlaf, gewecket. In einem Huy wurd bey
„allen Kirchen (deren in der Stadt Moscau bey 3000 und auf
Jedem Thurm zum wenigstens 5 oder C, und was Kirchen scyn,
„10 oder 12 Glocken hängen) zu Sturm 'gelautet, da liefen
„etzliche viel 100^000 Menschen aus allen Winkeln zu Häufle^
„eines thoils mit Knütteln, eines theils mit Röhren, viele mit
„blosscMi Säbeln, mit Spiesscn oder was si^ zu Händen gekriegt,
„Furor Arma ininistrabat, liefen alle nach dem Schlosse zu und
„riefen: Wer schlagt den Kayser lod? Die Kneesen und Boyam
„antworteten, das thun die Pohlen. Wie nun Demetrius diess greu-
— 87 —
etliche Starm-Laulen und ungeheures Tumultuiren in dem Belle höret^
,,erscbrickt er darob nicht ^svenig^ schicket seinen getreuen Ritter
y,Peler Predrowitz Passmanofl hinaus zu erfprschen^ was da vor-
,,handen, die Kneesen und Boy am, so im Vorgemach aufwar-
„teten gaben zur Antwort: sie wüslens nicht, es würde vielleicht
y,irgendswo brennen. Es kömmt zum Sturmlfiuten auch ein un-
,ymenschlich Geschrey auf allen Gassen, also, dass es bis in des
„Kaysers Gemächer crschallete. ba sandte der Kayser zum
„andernmalc den Herrn Passmanoff hinaus, zu erkundigen, was
„da zuthuende, ob es brenncte, und welches Ortes, stund auch
,,seibst auf und Ihat sich an. Der Herr Passmanoff siebet draussen
„im Schloss auf allen Gangen und Treppen unzählig viel Reussen
„mit Spiessen und Stangen, dessen er fast erschreckt fraget, was
„sie da machten? was sie wollen? und was das Sturmlauten
„bedeutete? Herr Omnis ^^^ antwortete ihm, er solle ...<«•
„und den unrechten Kayser herausfordern, den wollten sie spre-
„eben, da vermerkte der Herr PassmanolT bald, was das Sturm-
„lauten bedeuicte, und dass eine Verrätherey vorhanden, rupiHe
•»sich bey den Ilaaren, berahl den deutschen Harischieren ihr
„Gewehr in Acht zu haben und keinen Menschen einzulassen,
„ging trauri«!^ wiederuin zum Kayser hinein, sagte: Ach wehe
„mir, Du mein gnädigsUT Herr Kayser, hast selbst schuld, es
„ist grosse WTrätherey vorhanden, die ganze Gemeinde ist allda
„versaininelt, und will dich hinaiishaben, Du hast bishero nimmer
„glauben wollen, was deine getreue Teutschen dir fast IfigUch
„kund ^ethan. Indem nun der PassmanolT also mit* dem Kayser
„redet, konmiet ein Uoyar, der sich durch die Trabanten gedrun-
„gen zum Kayser in die Sciüarkammcr und sprach wie ein ver-
105. Kin Lieblinys-Ausdnick Bm$9ow'$ sUU: dis Volk, die Neige.
10i>. Kioe gemeine Unfläterer.
— 88 —
„Avcgcner Verräther und Bösewicht vermessener Weise zum Kayser,
,,hast du noch nicht ausgeschlafleU; du unzeitiger Kayser^ wamn
,,kommest du nicht l\praus und giebest der Gemeinde Bescheid.
,,Der gel reue PassmanofT ergrifT des Kaysers Pallasch und sdilng
,,den vcrratherischen Boyaren in der Cammer damit den Kopf
,,von dem Rumpf hinab. Der Kayser trat hinaus ins Yorgemacli
,^unter die Harlschiercr^ nahm einen vom Adel mit Nahmen Wfl-
,^helm SchwenghofT; der in Liefland aus Curland bürtig ^% die
^,Partisan aus der Faust ^ ging damit in das andere Gemach za
y^den Hellepartirern^ zeigte der Gemeinde die Partisan und spradi:
,,Ilir sollt nicht den Boriss Gudenow an mir finden. Da schössen
,,etliclie nach ihm und seinen Trabanten^ dass er moste nieder
^^zurückweichen. Der Herr PassmanofT trat hinaus auf den Gan^,
^^da die meisten Boyaren stunden^ bat sehr fleissig^ sie woDtea
„wold betrachten^ ANas sie vorhätten und von solchem bösen
„Vorhaben abstehen und thun, was löblich wäre. Talischow «••,
,.ein vornehmer Ilerr^ antwortete ihm schimpflich und spradi:
,^Du Ilurensohn was redest du noch? Grilf nach seinem langen
,^Iesser, (wie daim die Reussen solche bey sich pflegen unter
„den langen Kleidern zu tragen) stosste es ihm ins Herz, dass
„er daran straks niederfiel und starb. Die andern Boyaren
„nahmen ihn und wurtreu ihn vom Gange^ der 10 Klafilem hodi
„war, hinunter auf die Erde. Also musste der ritterUche Held,
„der aller Teiitschen getreuer Freund war, um seines Kaysers
„willen, sein Leben verlieren. Da nun Herr Omnis sähe, dass
„dieser lod-war, für dessen Mannhaflligkeit und Fursichli^eit
„sich fast die meisten furclUctcn, waren die blutdürstigen Hunde
107. Derselbe sonderbare Ausdruck, welcher schon oben S. 81 vor-
koinnil, und doch wohl nur einen Livländer oder Kurländer bezeichnen soO.
108. Talischtivhew.
— 89 —
,^ viel beherzter, Uflen mit dicken Haafen ins Vorbans auf die
»Trabanten zu, wollen den Schelm heraushaben, der kam auch
»mit seiner Pallaschen, und wolle unt^r sie. schlagen. Aber
,wider einen glühenden Backofen war bös galTen. Sie schlugen
^an dem Vorhause die Breier aus der Wand, drungen mit Macht
,,aiif die 50 Hartschirer' zu, nahmen ihnen ihr Gewehr. Der
»,Kayser aber entsprang ihnen mit 15 Teutschen in sein vordo*«
»,stes Gemach, das riegelten sie zu und stunden mit ihren Ge-
,,wehren daiur. Da wurfT der gar erschrockene Demetrius seinen
»Pallasch ins Gemach, raufte sich beym Haaren, redete kein
»»Wort, ging von den Teutschen M'eg nach seiner Schlafkammer.
i,Dic Reussen schössen flugs durch die ThOre auf die Teutschen
lyza, also doss sie beyseits treten musten, zuletzt hieben die Reussen
»,die Thür mit BeUen bey ihm enizwey, da wünschte ein Jeder
9,Teutscher fiir seine Partisan und Helleparten einen guten Hacken
„oder Miisqueten zu haben, einer sagte zum andern, ach, dass
„wir 300 Mann möchten alle zusammen seyn und gute Mus-
„queten habcn^ wir wollten mit göttlichem Beyslande diesen Tag
„Ruhm und Ehre einlegen und unsern Kayser und uns retten;
„nun aber sind wir mit ihm verloren.... Sprüngen hiermit ins andere
„Gemach^ schlossens hinter ihnen zu, fimden aber den Kayser
„nicht, er war aus seiner Schiafkammer durch einen heimlichen
„Gang enlAvicheii und der Kayserin Gemach vorbey gelauflen, in
„einen steinernen Saal, da er für Angst zum Fenster i5 KlalT*
„tem hoch, auf einen Anberg hinausgesprungen, und wohl ent-
„kommen wäre, wenn er niclit eines seiner Beine verstauchet
„hülle. Die Reussen folgelen durch des Kaysers Gemächer her-
„nach, nahmen den Trabanten ihre Gewehre, gaben ihnen Wächter
„zu, die liessen sie weiter nicht zu, dann ins Vorhaus gehen,
„rragten sie, wo ihr Kayser hmkommen wäre, spoliirten die
i,Kayseriichen Genmclier und raubten einen stattlichen Schatz aus
— 90 —
,iScinen Cammcrn. Die Kncesen und Boyaren fielen mit Unge-
„stäm und Gewalt hinein zur Kayserin ins Frauenzimmer^ welche
,,rur Furcht und Schrecken alle schon halb tod waren. Die
»yKayserin^ eine kleine Person ; hatte sich unter der Hofmeisterin
„Rock (welche eine grosse Person war) verstecket; die groben
„Kneesen und Boyaren fragten die Hofmeisterin und Jungfrauen
„^vo der Kayser und seine Kayserin wären^ sie antworteten, das
„möget ihr wissen^ wo ihr den Kayser gelassen habt, wir sind
„auf ihn zu wartten nicht beschieden «>o Die Hormeisteri&|
„unter deren Rock sich die Kayserin verbergetc, war eine alte
„dicke Matron^ solle sagen ^ wo die Kayserin wäre, sie
„antwortete: wir haben sie diesen Morgen in der ersten Stande
„zu ihrem Herrn Vater, dem Sendomirschen Woywoden begleilei,
„da ist sie noch. Mittlerweile halten die Strelitzen, so an der
„Tsertori Pforten die Wacht hielten /den angesprungenen Kayser
„am Anberge liegen sehen, seufzen und winseln hören, wan»
„zu ihm gegangen, und ihn wieder aufgeholfen, woKen ihn andi
^yWiederum hinauf in seine Gemächer bringen. Wie aber Hr. Omus
„solches stehet, und es den Hrn. Boyaren, so iur und in dem
„Frauenzimmer waren, anzeigen, verliessen dieselben die Hof-
„meisterin und Kayserin und liefen eilends die Stiegen hinunter.
«»,Die Strelitzen aber unterslimden sich den Kayser zu besehOtxen,
„darum, dass er ihnen eine grosse Gelübde gethan haue, yso
„sie ihn erretten würden, schössen derowegen auch von den
„Boyaren 1 oder 2 zu Tode, aber sie wurden bald übermannet,
„dass sie nichts mehr ausrichten konnten. Die Menge und Viel-
„heit der Kneesen und Boyaren nahmen den betrübten kranken
109. Hier folgen bei Avstoir Acnsseningcn und Handlungen, bei deaea er
selbst ausrnft : „horretco refe/rena ei piia pareo mtH^M.*
— 91 —
9,iiiid vom Falle zerschmetterten Kayser^% und misshandelten Um
n6 härteste. Sie brachten ihn dann ,»wieder hinauf in s^iiie
,,Gemficher, so zuvor herrlich und schön ^ nun aber hassUch de-
,,strairet und ausgeplaudert waren^ da stunden etliche von seinra
,,Traban(en im Vorgemach mit Wächtern bewahret^ gar traoijg
„«d ihrer Gewehre beraubet^ die sähe er an^ dass ihm die
^llirfinen von den Wangen herabflossen^ reichete einem von ihnea
,^ne Hand; konte aber kein Wort sprechen.^^ Nun wurde Da-
me tri us noch auf alle Art beschimpft und gemisshandelt End-
lich „sprang ein Kaurmann^ Mulnick<A<> genannt^ mit seinem
y,Rohr herfilr und schoss ihm damit durch. Der alte Verräther
^uhsky reit im Schloss auf und nieder, schrie dem Pöbel frey
9^, dass sie mit dem Schelmen die Kürze spielen sollen. Dt
„riefen sie alle, schlag ihn tod, lasset ihn nicht leben. Die
y^neesen und Boyaren zogen ihre Säbel und Messer ans; der
,,eine hieb ihn über den Kopf vorne, der andere von hinten
yyWieder herüber, dass ihm ein Stfick drey Finger breit heraus
y,fiel, und an der Schwarlen ein wenig hängen blieb. Der dritte
,,hieb ihn auf einen Arm, der vierte über ein Bein, der fiinfle
9,stach ihn gar durch den Leib; die andern schleplen ihn bey
„den Füssen uns dem Gemach auf denselbigen Gang, da sein
„getreuer Bitter, Peter PassmanofT, erstochen und herunter ge-
„i^'orren \^'ar, da >varren sie ihn auch hinab und sagten: Ihr
„seyd ^nte Brüder im Leben gewesen, ihr möget euch nun auch
„im Tode einander vergleichen. Also lag der stolCze und tapfere
„Held hinunter im Drecke, der gestern in grossen Ehren sass,
„und dessen Tapferkeit über die Welt ausgebreitet war. Und
110. Mii/fer vcrmiilbel in s. Samml. Rmm. Ge$ek. Th. V. S. 357 mit
vieler Wahrschomlichkrif . (l.i>s dieser Kaufinanii, vielleicht ein Seifensieder, oder
Seileakrämer , ^M.f»Mf#jr», gewesen sei.
- 92 —
,,wurdc also die hochzcill. Freude aor den 9-ten Tag nach der
„Copulation mit Bräutig^am und Braut und allen HochzeitgisU»
,,in ein grosses Herzeleid verkehret, darum mag sich Ross und
„Mann für MoscoAvitischen und Parisischen Hochzeiten wohl hfiteo.
„Dieser Demetrius hat ii Monath weniger 3 Tage regieret."
Zu den Neuenmgen und Ketzereien^ durch welche sich der
Pseudo-Demetrius den Russen verhasst machte, gehörten
nach Bussow folgende: er hatte gewöhnlich Tafel-Musik, S. 165,
sogar Vokal -Musik bei seiner Vermählungs - Feier, S. 197, er
schaffle die bislicrigen Gebräuche bei den Grossiurstlichen Mahl-
zeiten ab^ S. 166; er machte seine Wallfahrten zu Pferde, S.
166; er habe eine paganische Polin geheurathet, S. 170; er
hatte eine Leibwache von Auslanden), S. 173; er habe das
Einkommen der Klöster geschmälert und die Geistlichkeit ge-
zwungen, einige ihrer Häuser in der Nähe des Schlosses seiner
Leibwache einzuräumen, S. 178; er habe die unreinen Polen mit
ihren Hunden in die Russischen Kirchen gehen lassen, S. 191;
er habe Kalbfleisch gegessen, S. 198; er habe ungcbadet die
Kirchen besucht, S. 199 u. s. w.
Cap. V. Was nach erinordcfcm Kayscr mit licm
Woywoden von Sendomir und den Pohlcu iiirgenom-
mcn, S. 219.
Marina's Vater und Bruder, so wie die Polnischen Ge-
sandten, verschnnzlen und vertheidigten sich unterdessen in ihren
Wohnungen, so gut sie konnten, und erhielten noch am nimli-
chen Tage die beeidigte Zusicherung ihres Lebens, wenn sie
sich ruhig verhalten Mürden. In den Strassen aber dauerte die
Verfolgung der Polen bis zum Abend fort. „Diese tenfeliscbe
„Jagd, sagt Uiissotc S. 224, mit Morden und Todschlagen
„währetc von der 3-lcn Tagesstunde an bis auf die 10-te Stunde
„und wurden ertödlet und umgebracht 2135 Fehlen, danmter
— 93 —
„viele reine Studiosi^ teülsche Jubelirer und Kaufleute von Augs-
„purg; die gross Gut und Gold bey sich gehabt.^ Bussaw
schildert nun noch einige einzelne Schreckens-Scenen^ deren Au-
genzeuge er viHTj und schliesst dann die Beschreibung dieses
blutigen Tages mit den Worten: „Nach 10 Uhren nahm die Tra-
„goedia ein Ende^ und ^urd mit den noch lebendigen Fohlen
„Friede gemachet ^ da ymvd es still über die ganze Moscau^
„und kriegten die Ausländer >vieder ein ^enig Luft zum Herzen
^ nicht anders^ als vfem sich das Brausen und Sausen der Slurm-
„i^indC; und die ungeheuren Meereswellen geleget."
Gap. VI. Was die Aloscowitcr mit der Kuyserin
uiul ihrem Vater tractiret, S. 23i.
Der Gemahlin des Demetrius wurden alle Edelsteine^
Koslbarkeilen und reiche Kleider genommen^ so dass sie nichts
als „einen Schlafpelz" behielt, imd zu ihrem Vater wurde sie
nicht eher gelassen, als bis dieser auf die zur Bestreitung ihrer
Reise gelieferten 55,000 Rubel, als Abschlags -Smnme 80,000
Thaler bezahlt halle. Da sich Mniszech weigerte, die auf seine
mid Marina's Befreiung geselzlen Bedingungen zu erfüllen, bei
welcher Gelegenheit ihn ßussoiCy S. 242 eine sehr würdige mid
kraflige Rede halten lässt, so wurde er mit seiner Tochter und
ganzen Familie nach Pereslawl gebracht, und dort in strengem
Verwahrsam gehauen.
€a|i. VII. Wo der ertödtete Demetrius und sein
Ritter der Herr Pfedrowitz Passmanoff auch die 2135
Pohlen geblieben, und von den Miraculen, die sich in
Ausführnng des Denietrii Leiche begeben. S. 248.
Nachdeii) liussoic den schamlosen Muth\^illen und „greu-
lichen Spott "•', der drei Tage lang mit dem Körper des Deme-
trius auf ofTcncr Strasse gelrieben wurde, als Augenzeuge er-
zalilt hat, spricht er von den „Wundern", die nach der Beerdi-
— 94 — •
gang desselben geschahen. Diese sind; dass sich bei Hinaus-
riihning der Leiche ein grosser Sturm erhob, der die Thore
beschädigte durch welche sie gefährt ^vurde, dass in der Nadii
Flammen neben dem Grabe aufgingen und verschwanden, n. s. w.
Das släriiste Wunder aber wird^ S. 253 folgendermassen erzShIt:
„An dem Orte^ dahin Demctrius zu den andern Todten ge-
„worfen war, daselbst lag er folgenden Morgens draussen für
„der Thür, die doch zugeschlossen war und sassen zwey Tauben
„bey dem Cörper, wenn man wollte hinzugehen, flogen sie weg:
„wenn man wieder davon ging, flogen sie auch wieder dahin.
„Und ob er wohl auf Befehlig der Herren zum andern male
„dahin geworfen, die Grube auch mit Erdreich eriullct word,
„blieb er doch nicht länger als bis auf den 27 Mai darinnen.
„Da wurd der Leichnam auf einem andern Kirchhofe gefanden,
„der w^it von dem Orte abgelegen; da erschrack die ganze
„Stadt, hohes und niedriges Standes, nicht wenig, und wunder*
„ten sich sehr, dass so seltsame Dinge mit dem todlen Cörper
„sich zutrugen. Etliche sagten: er muss gleichwohl ein wander-
„ lieber Mensch gewesen seyn, weil sein Cörper nicht will in
„der Erden bleiben. Ein anderer sagte, er wäre der Teofiel
„selbst, darum trieb er noch unter den Christen sein Gankel-
„werk also. Der 3-te sagte: er wäre ein Schwarzkünstler "&
111. Dass diese Ansicht damals allgemein in Russlaid verbreitet w»,
erhellet aus dem Schreiben de$ Fürsien DmilriJ MichailowUtck Poekmnkff mtk
tlen Rom. h'aiser Malhia» [bekannt gemacht durch Friedrieh Adelmmg^ 81»
Pe/crsb, 1S40) , wo er S. 4 und sonst mehrmals ein Schwan-fCümaiUr feBtuI
wird. Eben su sagten 1613 die Gesandten des GrossrUrsten Miekmti Fmdor»
teitsch zu Kopenhagen: „es habe sich ein abtrünniger Miinch, mit Nameii Oir-
"gorint OiropiuB gefundun, welcher sich dem TeulTel verschrieben, daTerae er
„den Kaiserlichen Muschowilerschcn Sitz bekommen wurd, dass er alsdiim Gell
"ausgeschlossen sein wolte, dieser habe sich Für Iwan Wassiliewttick Sohn
•— 95 —
j,gewesen, halle von den wilden Lappen ««^ dje Kunst geleroet^
9 denn ^renn dieselbigen sich schon umbringen liessen^ könntefi
^sie sich gleichwohl wieder lebendig machen/ Man entschloss
sidi daher ^ am 28. Mai den Körper zu verbrennen nnd streuete
seine Asche in die Luil.
S. 255 schildert nun Bussow den falschen Demetrios
folgendermassen : ^ Jn diesem sei. Herrn war ein heroisches
;;fapreres Gemülhe und scheinelen viel herrliche löbliche Tugen-
^,den aus ihn herrur. Aber er halte auch daneben diese Laster
;^an sich, nehmlich: Sicherheit und HofTarth, um deren Willen
;;denn ohne Zweifel der liebe Golt solche Strafen über ihn ver-
^^henget hat. Die Sicherheit nahm bey ihm solcher Oberhand,
„dass er auch sehr zornig wurd auf die, die von der Moscowiter
,,Verrälherey sagten, und dass sie ihn samt den Pohlen umziH
,,bringen vorhatten. Täglich stieg die HofTarlh bey ihm und seiner
,,Kayserin, nicht allein in allerley Pracht und Herrlichkeit, die
„sie für allen andern gewesenen Kaysem herfär brachten, son-
„dern er liess sich auch einen Kayscr aller Kayser schreiben.
„Seine Hartsihierer und llellepartiercr musten nicht mehr mit
„Neigen und Knieebengen, wann er und seine Kayserin herfär
„giengen, ihre Reverenz thun, sondern auf eines ihrer Knie
„niederrallen, u. s. w/^ Am Schlüsse dieses Kapilels fägt BusMW
noch nioralisciic Lehren für die Grossen dieser Erde hinzu.
Cap. VIIL Eigentlicher Bericht, dass dieser De-
inetriiis nicht des Tyrannen Iwan Basilowitzen Sohn,
.sondern ein Fremdling gewesen. S. 266.
„SPcebcn, u. s. w." S. Archiv - Nachrichten in Bii9ching'$ Mügmmn^ Bd. Vn.
S. 322.
112. rrbcr dio vermeinlen Zauber - Künste der Lappen und Finnen, s.
nieinrn Aulsal/ : Johann David Wunderer"* Rei9€ im Runlamd, 1590, in den
St. Peterb. Zeit. 18V1. No. 28 — 30. Anra. 46, vnd obra Bd. L S. Ua
— 96 — -
Bussoto sagt^ dass er sich sehr viel Mühe gegeben habe,
uni sich noch bei des Dem elf ius Leben geiivisse NachriGhl Ober
dessen Ilcrkunn zu yerschaflen, und sich überzeugt h&Ue^ dass
derselbe nicht Iwan 's Sohn gewesen sei. Unter den glaubwür-
digen, von ihm um die Wahrheit berragten Personen nennt. er
zuerst Basmanow, der ihm darüber sagte: „Ob er zwar wohl
„nicht des Kaysers Iwan Basilowitzen Sohn ist, so ist er dodi
„nun unser Herr. Wir haben ihn angenommen, ihm auch ge-
,;Sch\Yoren und werden auch einen bessern Herrn in Reussland
„niüiiner bekommen/^ Als zweiten Gewährsmami nennt er den
Hof- Apotheker, der den ächten Sohn Iwan 's in seiner Jugend
gokaimt, Terner eine Livitinderin, welche Hebanmie bei des De-
metrius Mutter gewesen war; dann einen alten Mann, welcher
zur Zeit der Ermordung des jmigen Prinzen als Wächter in dem
Schlosse zu Uglitsch diente, und den Leichnam desselben noch
„auf seinem Spielplatz^^ halle liegen sehen. So habe er aoch
1609 von dem Feldherrn Peter Sapieha selbst gehört, dass
Demetrius nicht Iwan's Sohn gewesen, u. s. w. Dabei fllhrt
er noch S. 271 folgendes an: ,;Dem jungen Demetrio zu U^(z
„war keiner von den grossen Knecsen und Boyaren gut Ton
„wegen seiner tyrannischen Natur, die sich alsbald in der Jugend
„an ihm ereignet."
Cup. IX et X. Vom Kayser Wassili Iwanoirid
Suhski lind Demetrio Seciindo, der dem Sahski wollt
vom SUiIil hab(Mi und vorgab, dass er der cntkommeBe
Dcm«*trius etc. Iiiglcicheu auch von Sigismnndo terti«
Könige in Pohlcn ctc , wie der ins Alittol kommen, nnd
dann auch von Ihro köuigl. MaJ. Sohn, Herrn Wb-
dislao, wie demsclhigcn das Moscowiter Ijaud and Kay-
srrthum aufgetragen worden, etc., S. 273.
— 97 —
Die Wahl des Fürsten Iwan Wassiljewitsch Schuiskij
wird hier als das Werk der Intrigue dargestellt, zu deren Ans-
führang man sich der untern Klasse der Einwohner von Moskau
bedient habe. Das Gerücht von der Annäherung eines neuen
Usurpators verbreitete sich, weswegen der Grosslurst den Körper
des vor 17 Jahren in Uglitsch ermordeten Prinzen nach Moskau
bringen und ,,mit stattlichem Prozess" neben den frühern Herr-
schern beisetzen liess. Von der in der Ueberschrift erwähnten
Wahl des Polnischen Prinzen Wladislaw ist übrigens in diesem
Kapitel noch gar nicht die Rede.
Cap. XI. Von Knees Gregor! Sachoffski fnrto et
figmento, mit welchem er dem Kayser Suhski treflli-
ehen grossen Schaden zufüget. S. 282.
Die erste Erscheinung des zweiten Talschen Demetrius
wird hier folgendermassen erzahlt: „Ein vornehmer Knees Gregori
„Sachoflski genannt^ hatte im Tumult, als der Kayser Deme-
„Irius ermordet, das güldene Reichs -Siegel erwischet, packle
„sich mit demselben davon gen Puthimel aufs Grenzhaus, führete
„auch mit sich zwey Pohlen in Russischen Kleidern aus der
„Moscau weg, liess sich unter Zirpow über den Strom Occa
„setzen, gab dem Fuhrmann, der ihn übersetzte, 6 Pohlnische
„Gulden Trinkgeld und fragte ihn, ob er sie auch wohl kennte
„und wüste, wer sie wären, der Fuhrmann sagte: Mein Herr,
„nein ich kenne euer nicht, der Knees sprach: Männlein schweig
j^till und sage es niemanden, du hast jetzt den Kayser aller
„Reussen, Demetrium, übcrgeführet , zcigete dem einflUtigen
;;Männlein einen von den beyden Pohlen und sprach: Siehe das
„ist der junge Held, den unsere Moscowiter haben umbringen
„wollen, er ist ihnen Gott Lob uAd Dank entkommen. Wir
„wollen nach Pohlen und einen Haufen Kriegsvolks hohlen, wenn
,,uns Gott damit wiederum anliero helfen wird, soll er dich zum
IL 7
— 98 —
^,grosscn Manne machen^ nimm jetzt mit diesen geringen vorlieb,
,,ii. s. ^v." Diese Nachricht wurde auf der ganzen Reise ver-
breitet^ und überall hinzugesetzt: dass Demetrius nicht in
Moskau ermordet worden ^ sondern entkommen sei; und jetzt
nach Polen gelie, um von dort mit einem grossen Heere zurflck-
zukehrcn. Der Anhang des neuen Betrügers wuchs mit unglaob-
h'cher Schnelle , besonders seitdem der Putiwische Woiwoda
Istoma Paschkow sich oiTen fiir ihn erklärt hatte , und er
durfte es schon nach einigen Monaten wagen ^ sich im olTenen
Felde mit den ihm entgegengeschickten Truppen des neuen Gross-
Tärsten zu messen.
Cap. XII. Von Iwan Isaiwitz Polutnik, der aas
Venedig in Pohlen kommen^ und wie derselbe in Foh-
len von einem, der sieh Demetrins und Kajser ans
Reusslniid tituliren liess, in Reasslaud zn kriegen ab-
gcfertigct wird. S. 295.
„Dieser Polutnik^ sagt Bussow^ war seiner Gebort m
„Moscowiter; ist in seiner Jugend in dem wilden Felde von den
„Tartarn (gegen welchen die Moscowiter jährlich zu Felde stehen
„müssen) gefangen und in Turkey verkauft worden^ da er anf
„die Galeeren geschmiedet und etliche Jahre grosse und grobe
„Arbeit thun müssen^ endlich durch deutsche Schiffe (die die
„Türken auf der See übermannet) ^\ieder erlöset und aufVenedv
„gebracht^ von dannen er durch Teutschland in Pohlen kommeB,
„die Avundcrliche Mutation (so seines Abwesens in seinem "Vi-
„tcrlandc sich zugetragen) zu erforschen, wie er nun dasebst
„erföhrct, dass sein Herr, der Kayser Demetrius ans der Mos-
„cowiter mörderischen Händen entronnen^ in Pohlen angelaDgci,
„und iezo bey dem Woywodcn zu Sendomir seyn sollte, veffigt
„er sich auch daliin zu ihm, u. s. \\\^ Der iieue Demelriis
gab ihm 30 Ducaten, einen Säbel und einen Filzmanid *tl
— 99 —
schickte ihn nach Puti\^I an den Fürslen Schachowskoy, der
sogleich 12^000 Mann unter seinen Befehl stellte. Mit diesem
Heere legte sich Polutnik anfangs vor Moskau^ und forderte es
auf, sich zu ergeben, da er aber von Schuiskij's Trappen
geschlagen wurde, zog er nach Kaluga, das er in der Eile be-
festigen liess und hielt sich hier 5 Alonate lang. Da imterd^sen
der neue Demetrius aller Aufforderungen ungeachtet, inuner
nicht nach Russland kam, so liess Schachowskoy den Knäs
Peter Feodoro\sitsch, Godunow's Sch^eslersohn, der sich
unter den Kosacken verborgen hielt, einladen, sich mit ihm zu
verbinden und begab sich mit ihm nach Tula. $.314 erzählt
BussoiCy dass Friedrich Fiedler, aus Königsberg, „ein
leichtfertiger Mensch^, sich gegen Schuiskij erboten, für eine
grosse Summe und ein Landgut den Polutnik mit GiA aus dem
Wege zu räumen, und sich dazu mit einem furchtbaren £ide,
der S. 317 wörllich mitgelheilt wird, v^rtundlich gemacht, dann
aber, nach empfangenem Gelde, sich zu Polutnik begeben,
und diesem gegen eine grosse Belohnung Alles entdeckt habe,
bald darauf aber, nachdem er bei der Einnahme von Tula den
Russen in die Hände gefallen, von Schuiskij „in Ungnade"
nach Sibirien verwiesen worden sei.
Cap. XIII und XIV. Von einem Cosacken der in
Poblen ahgefertigct, Dcmetrium fortzutreiben, oder dem
König in Fohlen alles aufzutragen und wie einer aus
Slowa in Fohlen, der sich für Demetrium ausgab, in
Keussland ankommen. S. 325^
Auf Polutnik s und Schachowskoy's dringende Bitte an
den \>oiwodcn von Sendomir, ihnen zu ihrer Rettung einen zu
senden, „der sich, als wenn er Demetrius wäre, ivolte aus-
„geben, fanden sie endlich zu Slowa in weiss Reussland, bey
„einem rfalFcu einen Schulmeister, der war ein geboraer Mosco-
— 100 —
„witer^ und hatte sich daselbst lange Zeit aufgehalten, komile
„Pohlnische und Moscowitische Sprache fertig reden, lesen und
„schreiben. Er hiess Iwan, war ein verschmitzter Jüngling, mit
„demselben handelten sie, dass er endlich einwilligte, Demetrins
„zu seyn, lehreten ihn aus, und schickten ihn gen Pulhimel
„mit dem Herrn Michawetzki, daselbst wird er für Deme-
„trium aufgenommen, erkannt und geehret und damit grosse
„Freude bey allen denen, die auf des Demetrii Seite waren,
„angerichtet."
S. 336 erzählt Bussow , dass Tula sich am Tage Simonis
Judae 1607 auf Capitulation an Schuiskij ergab, der den Knis
Peter in Moskau an einen Galgen hangen, dem Polutnik aber
die Augen ausstechen und ihn ins Wasser werfen liess.
Im Jahre 1608 wurde des zweiten Demetrins Heer durch
viele Tausend Polen verstärkt, so dass er es wagen konnte,
Moskau zu belagern, und als er erfuhr, dass Marina, auf'
Schuiskij's Veranstaltung nach Polen gebracht werden sollte,
lauerte er ihrem Zuge auf, und es gelang ihm, ihre Begieilnng
in die Flucht zu schlagen und sich ihrer zu bemächtigen. ],Sie
„zog aber, heisst es S. 366, nicht slraks ins Lager zu De-
„metrio, sondern liess yi Meile von dannen ein sonderlich
„Lager für sich und ihre Mithabende aufschlagen, sandten zu
„einander ab und an und wurd endlich beschlossen, der Kayserin
„Vater möchte nach Polen ziehen, Sie aber sollte im Lager bey
„ihrem Herrn Demetrio (scilicet) bleiben. Des Matrimqnii aber
„soltcn sie sich so lange enthalten, biss er den Stuhl in der
„Moscau erlangte und besasse, solches hat Demetrius Gott
„anloben müssen. Nach diesem zog Demetrius mit Freodea
„hinaus zu der Kayserin, schickten sich beyde wohl in die Sadie
„und hiessen einander mit Weinen und Thränen sehr liebHcb
„und freundlich willkommen. Diesen Tag wurden viel scharf
— 101 —
^sichtiger Augen durch diese Comoedia starr blind gemacht; sie
„thate für allem Volke dem Demetrio (als wenn er ihr berz-
„ liebster Herr und Gemahl wäre) sein gebührliche Reverenz und
„er auch ihr wiederum also^ welches denn durchs ganze Land
„erschallete und von männiglich dalur gehalten wurde^ Er mäste
„der rechte Demetrius seyn^ viel Kneesen und Boyaren kamen
„aus allen Orten des Landes zu ihm ins Lager und ergaben
„sich.«
Cap. XV. Wie Reassland anno 1609 aof allen
Seiten an gcrand sehr bekrieget und Iribuliret worden.
S. 379.
In diesem Kapitel schildert Bussow das furchtbare Elend^
das Polen ^ Tataren und die Russen selbst^ die dem neuen De-*
metrius anhingen, über das unglückliche Russland brachten. „Was
„in diesem Jahre ^ sagt er am Schlüsse desselben^ flir merUieher
„Schade in und bey diesen abgefallenen Städten^ und Mord^ Baab
„und Rrand geschehen, ist nic^t auszusprechen; oft habe ieh
„mich verwundert, wie solches das Land so lange Zeit habe
„ausdauern können."
Ci\\u XVI. Von Scopini Wiederkunft und Ponti
de la Garde Ankunft aus dem Reiche Schweden in
Reussland mit 3000 Mann Auslilndern. S. 393.
Bald nach der Ankunft des Pontus de la Gardie, im
Januar 1609, gelang es den Truppen des Pseudo-Demetrius
die Schweden bei Nowgorod zu schlagen. »Wie nun Deme-
„trius, heisst es S. 393, sich dessen gar sehr erfreuet und
„vermeinet, er halle nun all gewonnen, liess er sich des De-
„metrii I. Gemahl (so bey ihm, wie vorgedacht; im Lager) unter
„der Moscau war, wiewohl im Geheim copuliren, unangesehen,
„dass er ihren Valer den VVoywoden von Sendomir einen Eid
,7 geschworen, mit seiner Tochter nicht eher Beilager zu balteu.
— 102 —
„bis er den Kayser Sluhl innen hätte. Er wurde auch sehr
,,stolz^ nannte sich den einigen Christlichen Kayser unter der
„Sonne 9 etc.^ ^vie aus nachfolgendem seinen Titul zu ersehen
„ist: Wir Demctrius Iwanowifz, Kayser aller Reussen der Mos-
„cowitischcn Herrschaften^ ein Gebieter und Selbsterhalter des
„Gross -Fürstenthunis RussiaC; ein Herr von Gott gegeben^ von
„Gott auserwählet; von Gott geschützt; von Gott geehret, von
„Gott gesalbt; von Gott über alle Herren erhöhet; dem andern
„Israel zu vergleichen; durch die Kraft Gottes gei&hret und be-
„schützet; der einige Christliche Kayser unter der Sonnen und
„vieler Herrschaften ein Herr und Gebieter".
Cap. XVIL Von Alexandre Josephe Lisoffskii des
Demetrii IL Feldherrn über etliche 1000 Mann Cosa-
eken, wie er mit dencnselbigen sich 2a weit ins Land
Ycrthan^ ihm vom Feinde der Pass zum Lager verle-
get, auch wie er derwegen mnste auf Sohsdal wei-
chen und endlich mit weitem Umschweif auf die Ples-
ehow wieder henius kommen. S. 397.
Cap. XVIIL Von des Königs Majestät in Poblen
etc. Legation in des Demetrii Lager an das Polnische
Kriegsvolk. S. 402.
Da in diesem Kapitel die Flucht des neuen Demetrius
nach Kaluga erzählt wird^ wo sich Bussow wahrend dessen
ganzen Aurenthalles daselbst befand , so ist dasselbe, da der
Verrasser wieder als Augenzeuge spricht, besonders ansfahriicL
Der Gang der Erzählung ist dieser: Siegismund m. scbickfe
im December 1G09 eine Gesandtschaft in das Lager vor Moskai,
aber nicht an Demetrius, sondern an dessen Feldherm, Kais
Roman Rusinski, und den unter ihm dienenden Pohlischen
Adel. Die Künigl. histruction; heisst es S. 403, war diese: „Sie
>,sollten zurück gedenken, was sie in Pohlcn die Jahre xuvor
— 103 —
i,iiiit ihrem Aurruhr Tür ein Cnmen laesae Majeslalis begangen.
„Dieses sollte ihnen nachgegeben und verziehen ^ und was in
,,Pohlen ihnen genommen^ reslituiret werden^ wofern sie den
>,Imperatorem, dem sie geschworen und dieneten^ der sich De-
,,melrius nennen liesse und es aber nicht waro^ etc. aufgriffen
,,und unter Smolensko zu Ihro M^estat brächten.^^ Der Ge*
genstand der Gesandtschaft wurde lange vor dem Demetrius
geheim gehalten^ bis ihm Rusinski in der Trunkenheit unter
den rurchtbarsten gegen ihn ausgestossenen Drohungen denselben
verrielh. „Demetrius^ sagt Bussow, S. 405^ entspringt ihm,
,,kommt zu seiner Gemahlin, fiel zu ihren Füssen und gab ihr
„mit Thränen und Weinen gute Nacht und sprach: der Köm'g
,^in Fohlen treibt gerähriiche Practiquen wider mich mit meinem
,, Feldherrn, der hat mich ielzt also ausgemacht^ dass ich nicht
,,werth deine Augen mehr zu sehen, wo ichs litte. Er muss
,,sterben oder ich muss verderben, er hat mit den Fohlen nichts
,, gutes im Sinne. Gott behüte mich auf dem Wege, den ich zu
,,hallen gedenke und bewahre auch dich liir Uebel, die du must
„alhier bleiben. Verkleidele sich darauf mit seinem Narren
,,Feler Casoloco in Bauer-Kleider, selzle sich auf einen Misl-
„srhlillen und fuhren den 29 Decbr. Anno 1609 aus dem Lager
„weg mdx (laluga zu, und wusle niemands, wo der Kayser
„geblieben oder hinkommen war." Er hielt seinen Einzug in
Kaluga am 17. Januar 1610, und wurde von den Einwohnern
mit Freuden aufgenommen. Sein grösster Hass richtete sich nun
gegen die Polen und Deutsche, deren viele in den ihm treu
gebliebenen Städten, und selbst in Kaluga, auf seinen Befehl
ermordet \>urden. Da Pontus de la Gardie sich immer mehr
ausbreitete, und aueh für Marina die Gefahr wuchs, so rieth
ihr Sapieha, „wofern sie nicht gesonnen, in Fohlen zu ihrem
,, Vater mid Mutter sich zu verfügen, oder in Scopin's oder
— 10* —
„Ponti Gewalt zu kommen^ solte sie sich heimlich aufmachen
„und nach Caluga zu ihrem Herrn verfügen. Die Kayserin ant-
„woiiete: Ehe ich ais eine Kayserin über Reussland so verächt-
„lich zu meinen Freunden in Pohlen wiederkommen wolle, ehe
„wolle ich lieber in Reussland verschwinden, ich mag mit meinem
„Herrn leiden, was der fiebe GoU über uns verhengen wird,
„und liess ihr alsbald von rothem Sammet auf Polnisch Manns
„Kleider machen, legte dieselben an, stallierete sich mit Rohr
„und Säbel; auch Stiefeln und Sporen und einem guten schnellen
„Ross. Sapieha ordnete ihr zu die Moscowitischen Tealschen^
,,die sich zu MitrofF bey ihm aufhielten und 50 Cosacken, mit
„denen ritt sie, wie ein anderer Kriegsmann, die 45 leulsche
„Meilen über, und kam nach Lichtmess bey Nachtzeiten xa
„Caluga an. — Und weil ihr aus Pohlen mitgebrachtes Fraoen-
„zimmer mit ihrem Vater nieder nach Pohlen gezogen war, ver-
„sammelte sie ein neu Frauenzimmer an teutschen Jungfrauen,
„derer Eltern desselben Ortes wohneten, setzte auch über die-
„selben eine teutsche Frau zur Hofmeisterin und war allezeit
„denen Teutschen sehr wohl gelegen und zugethan."
Unterdessen hatte Pontus de la Gardie das ganze Land
bis Moskau von den Polen gesäubert und wurde in der Haupt-
stadt von Schuiskij aufs ehrenvollste empfangen. Seine Offiziere
und Soldaten wurden reich beschenkt und verpflegt^ und zeigten
sich bald so übermüthig^ dass sie den Russen sehr lästig wiirden.
Da die Polen sich um diese Zeit Moskau wieder näherten, so
wurde ihnen Pontus mit der Russischen Macht und seinen
fremden Soldaten entgegen geschickt und es kam am 24. Juni
bei Moshaisk zu einer Schlacht, die aber^ da gleich beim Anfange
derselben zwei Compagnien französischer Reiter ihn verliessen
und zu den Polen übergingen, so unglücklich ausfiel, dass er
das Feld räumen und sich nach Moskau flüchten musste. Die
— 105 —
deutschen Truppen; die von Schuiskij's Heer abgeschnitten
worden ^aren^ rechten noch eine zeillang tapfer^ mussten sich
aber endlich den Polen ergeben^ was ihnen sowohl von Schui-
skij; als von Demetrius Tür eine Verrätherey angerechnet
wurde. Der letztere liess 52 Deutsche; die in Koseletz wohnten^
and bei ihm besonders angeschwärzt worden waren ; aufheben
und nach Kaluga bringen , wo sie ersäuft worden wären ; wenn
sie nicht die Klugheit und der Muth ihres Predigers^ Martin
Beer; der ih;^ Schicksal theilen sollte ; gerettet hätte. Dieser
liess nämlich den trostlosen Zug vor Kaluga halten; setzte mit
vier Edelleuten über die Okka; und begab sich mit ihnen heim-
lich zu den deutschen Fräulein der Marina; durch welche es
ihm nach vielen Bitten gelang; den Zorn des Demetrius von
den Deutschen abzuwenden und diese alle begnadigt zu sehen.
Der wackere Beer hatte ebeU; in Bussow^s Hause ; seine
Gemeine zum unvermeidlich scheinenden Tode vorbereitet; als
Marina ihnen durch ihren obersten Kammerjunker die frohe
Bolschaft ihrer Ueltung übersandte; und dabei sagen liess: „sie
„wäre nicht allein der Teutschen KayseriU; sondern auch ihre
„liebe Mutter." Diese ganze Episode von dem Unglücke und
der Errettung der DeiUsehen; die Uussow als Augenzeuge sehr
umständlich erzälilt; hat ein grosses und rührendes Interesse.
Cap. XIX. Von des Suhski Reichs Entsctzong,
item von Demefrii II. Untergang , und dann auch Ton
Erwehlung Herrn Uladislai Königs in Pohlen Sigismundi
Sohn, etc. S. 458.
Das zunehmende Elend des Landes und die Fortschritte des
Demelrius, die Moskau ernsthafter wie je zu bedrohen schie-
nen; machten ; dass die Klagen und Unruhen in der Hauptstadt
immer grösser wurden. Drei Bojaren^ die BussoWf S. 459,
— i06 —
Zacharias Lippcnow ^^^^ Michael Molzanoch >&« und
Iwan Rasorfski ^^^ ncnnt^ versammeiten am 14. Juli das Volk
auf dem MarktC; stelllen ihm den Zustand des Landes au& eiB-
dringlichste vor^ schoben die ganze Schuld auf die Schwidie
und das Unghlck des Grossfursten^ und drangen nut dem so
bearbeiteten und erhitzten Pöbel sogleich in das ScUoss^ nn
Schuiskij zu zwingen^ die Regierung niederzulegen. ,,Da8
„Volk, sagt Jtussowj S. 461; lief mit obgenannten 3 Boyaren
„zum Kayser Suhski ins Gemach hinein, nahmen ihm die
„Kayserl. Krone und Scepler, legeten dieselben Oberseits und
„fahreten ihn aus dem Kayserl. herrl. Pallast ganz vom Sddoss
„herunter in seinen Yorigcn eigenen Hof, Hessen ihn eine Platte
„scheren, zogen ihn auch Kappen und Kugel an und machten
„ihn wider seinen Willen und Dank gar zum Münche." Dann
wurde mit dem Polnischen Heerführer ^olkie^ski ein Waffen-
stillstand geschlossen mid Siegismund's Sohn, Wladislaw,
zum Herrscher von Russland gewählt, mid sogleich eine Depu-
tation mit dieser Nachricht nach Smolensk abgefertigt. Der König
genehmigte diese Wahl, unter der Bedingung, dass sein Sohn
bei dem katholischen Glauben bleiben und/ sich in Moskau mit
einem Polnischen Hofe umgeben könne, wogegen „die Reussen
„auch bey ihrer Religion, Sitten, Gebräuchen, Rechten und Ge-
„rechtigkeiten uuverrückt gelassen und gehalten werden." Beide
Thcile beschworen diese Bedingungen, und 2olkieiHrski bezog
bis zur Ankunil des neuen Herrschers den Kaiserl. Pallast in
Moskau. Unterdessen begaben sich einige Anhänger des Deme-
trius heimlich zu diesem nach Kaluga, und luden ihn ein, ail
113. Sac/tariJ Pelntwitsch Läpunoit.
114. Michaii I^lollHchatww.
115. Wahrschciuiich Iwan Sicpauotciitrh lUhewkiJ,
— i07 —
n Trappen nach Moskau zu kommen^ wo die Slimmmig
^r noch sehr günstig fflr ihn wfire. Als er aber auf diese
icherangen auch wirklich in die Nfihe der Hauptstadt zogr^
le er dort so schlecht emprangeU; und von den PoleiKso
dräcklich angegriffen^ dass er sich eiligst wieder nach Kaluga
tete. Hier konnte er sich nun auch nicht mehr lange sicher
in; die Angst und das Misstrauen machten ihn grausam^ und
; wurde er besonders gegen die bei ihm befindlichen Tata-
auf deren Hülfe und Schutz er nun doch fast nur allein
1 rechnen konnte. Diese schworen ihm Rache ^ zu deren
Qhrung sich auch bald eine günstige Gelegenheit fand. Am
Dezember nämlich, als er seiner Gewohnheit nach in Be*-
ung von einigen Tataren im Schlitten auf die Jagd fahr,
loss ihn der FürM Peter Buslanoff. Des Demetrios
K^r wurde hieraur nach Kaluga gebracht und dort mit vielem
*Snge in der Schloss- Kirche beigesetzt. ,,Da liegt er, sagt
tsofc S. 482, noch bis auf heutigen Tag, und werden seiner,
lange die Welt siebet, wohl Kindes - Kind , in Moscowiter
id, weil seinetwegen viel Unglück, grosse VerM^fistungen,
rd und Tod in ganz Reussland geschehen, eingedenk seyn
I dem Tarlarischen Fürsten ewigen Dank daliir sagen, dass
ihm die Crone so herrlich aufgesetzet und damit seinem
ilhen eine Endschafl gemachet hat." Marina, „welche da-
fial schon schweres Fiisses und auf der letzten Zeit war,"
ir bald daraur einen Sohn, welchen ihr einige Bojaren von
n Anhange „mit ihrem Zulass mid Consens von ihr nahmen
I angelobten, denselben heimlich erziehen zu lassen, damit
durch Nachstellung nicht auch ums Leben gebracht würde,
1 wo ihm Golt das Leben gönnete, künftig ein Herr über
jssland werden möchte.'^ linssow erzählt nun S. 485, dass
uiskij nebst seinen zwei Brüdern, Dmitrij und Iwan, und
— 108 —
einigen Gliedern des Galitzin'schen Hauses^ von den RnsM
selbst gefangen nach Smolensk gebracht und dem Könige tob
Polen als Gefangene ausgeliefert worden wären. „Wahrikaftigü
,Leute^ föhrt er fort, so damals aus der Stadt Riga in Lieflifld
,auf den Reichstag abgesandt dabey gewesen nnd es geseha
,und auch gehöret^ sagen fär gewiss^ dass der türkische Kayscr
,auf jungst Anno 1611 um Martini zu Warschau in Fehlen ge-
»hallenem Reichstage einen Gesandten gehabt^ welchen Ibo
yKönigl. Mixest, in Polüen auf einen Tag sollen sonderlich habM
,tractiren und ihm grosse Ehren bezeigen lassen^ und wie der-
,selbe den Reussischen Kayser gerne sehen wollen^ auch dam
,gebeten und angehalten^ sey ihm darein gewillfahret und der
,Suhski mit Moscowitischem Habit wohl ausstafGret herfilr ge-
,bracht und an des Gesandten Tisch gegenüber ihm gesetiel,
,und habe der Türkische Gesandte^ als er den Kayser SahsU
,eine gute Weile wohl angesehen und beschauet^ endlich ange-
,fangen^ die Glückseligkeit des Königs in Fohlen zu preisen,
,nehmlich^ das§ der König für etlichen Jahren den Maximilia-
,num gefangen gehabt und ietzo auch den grossmächtigen Mo-
,narchen aus Reussland in seiner Gewalt hätte. Worauf dem
,der Suhski^ als ihm diese Reden sehr zu Herzen gangea,
,dem Gesandten solle geantwortet haben ^ auch gesaget: Ver-
,wundere dich des nicht^ dass ich ein gewesener Fotentat, ieiio
,allhier sitze^ der unbeständige Glückfall hat es also geiuget und wo-
,fern der König in Fohlen mein Reussland erhalten wird, ist er
,in der Welt ein so mächtiger Herr^ dass er auch deinen Hem
,an diesen Ort bringen kann^ da du mich ietzo siebest. Der TMd-
,sche Gesandte soll darauf kein Wort geantwortet haben, aber
,im folgenden Jahr 1612 hat der Türkische Kayser dem Kfinig
,in Fohlen einen erschrecklichen Absags-Brief zugesendet , wird
,auch dafür gehalten^ dass er aus oberwehnter des j
— 109 —
owitischen „Kaysers Antwort zum Theil dazu verursachet sey." In
m^ S. 487 mitgetheilten Absage-Briefe fährt der Sultan folg^enden
lel: ,,SuItan Achmed Chan^ der AUerdurchleuchtigste ^ ein
»ohn des grossen Kaysers^ ein Sohn des höhesten Gottes^ ein
[ayser aller Türken, Griechen, Babylonier, Macedonier, Sar-
latier, König über gross und klein Egyplen, Alexandria, In-
ien, sowohl aller Völker und Einwohner auf Erden ein Herr
nd Monarche, ein Herr und leuchtender Sohn des Nahomets^
in Beschirmer und Hüter der Stadt Pserasiae "« und Paradies "•»
uf Erden, ein Beschirmer und Behüter des heiligen Grabes des
immlischen Gottes, ein König aller Könige und Herr aller
lerren, ein Fürst aller Fürsten, ein Herr aller Indischen Götter^
ie nimmermehr mögen erfunden werden auf dem Erdboden, ein
lerr des lebendigen Baumes und heiligen Stadt Gottes, als
ohl aller Gegend des reihen Meeres, ein Herr und Erbe aller
rben." So wie er sich auch, nach Bussouf's Version, in
m Briefe: „Ich Gott auf Erden und Geselle Gottes"
mt.
Cap. XX. Was sich Anno 1611 in Rcutisland und
Sonderheit in der Hauptstadt Noscau zugetragen,
irum denn der König in Pohlen seinen Sohn Herrn
adislaum, erwehlten Reussischen Kayscr, nicht da
nein kommen lassen, und was für grosses Unglück
id iiberwindlieher Schaden daraus entstanden. S. 491.
Der Polen Ucbermuth in Moskau erregte laute Klagen^ die
iiei. Ohne überhaupt die Aechtheit dieses AktenstQckes , oder auch Dar
e^ Titels ver(heidi:;en xu wollen, könnte man doch glauben, dass P§era$ia
statt Huraa oder Purm in Anatolien genannt wäre.
117. Mit Hezuü auf die vorhergehende Note konnte Parodie» nun auf
^a be/ogeo, und dann müsste statt mmd, ein gelesen werden.
— HO —
der Studlikaltcr des Königs, Jani^zowski; so viel er konnle,
2u stillen suchte. So liess er unter Andcrm^ me Bu99om S.
496 erzüiilt, einem Polnischen Edehnann, der im trunkenen Mirihe
nach einem Bilde der heil. Jungfrau geschossen^ an der Stdk
des Frevels selbst, beide Hände abhauen, und ihn dann ausser-
halb der Stadt lebendig verbrennen. Es glückte ihm zwar aich,
durch seine Klugheit und Mussigung einen Auflaur zu stillen^ der
am 13. Februar ausbrach, und in welchem von beiden Seüei
mehre erschlagen wurden; auch die Ceremome des Palm-Soas-
tags, von welcher S. 509—512 eine ausführliche Beschreibvg
gegeben wird, ging bei grosser Vorsicht der Polen ^ ruhig vor-
über; am 19. März indessen brach der offene Tumult gegen die
Polen aus. Um die Reiterei der Feinde, bei welcher wir S. 515
Margeret als Oberst Lieutenant des ausländischen Kriegsvolks
wieder finden, unschädlich zu machen, wurden die Strassen nit
Haufen Holz beworfen, und da den Polen beinahe kein Verthei-
digungs- Mittel mehr übrig blieb, so liess der deutsche Obrisl
Borkoffsky die Häuser in der Nähe des Kreml's anzünden.
,,Der dritte Theil der Moscau, sagt Bussaw S. 518, wurde tut
„diesem Tag ausgebrandt und kamen viel 1000 Menschen durch
„Kugeln und Schwerter und Uebereilung des Feuers ums Leben
„Die Strassen da die Gold -Buden und Kräuter -Buden warn,
„lagen so voll tod geschlagener Cörpcr, dass eines daselbst
„durchgehenden Füsse an etUchen Oertern kaum das ErdreiGh
„berührten. Die Kriegsleute erlangten auf diesem Abend ans
„derer Goldschmieden und Gramer -Buden stattliche und fOrtref-
„liche Beule an Gold, Silber, Edcigesteinen, Perlen^ Kleinodien,
„gülden Stücken, Sammet und Seiden.'^ Bei dem am rolgendcn
Tage erneuerten Angriffe der Russen wurde beinahe die gaue
übrige Stadt \on den Polen verbrannt und geplündert. „Sieben
„Kaiserl. Gronen, heisst es S. 524, und 3 Soepler^ ctaranUr
— Ili —
,f einer von einem ganz gewachsenen Einhorn; so auch mit Ba-
„binen und Diamanten sehr köstUch besetzt ^^«^ nebst unsfi^chen
„vielen herrlichen Kleinodien mussten in fremde Lander ^andem/^
Endlieh gelang es den Russen unter Läpunow's Anführung
sich Mieder der Stadt und des Kremls zu bemächtigen und die
Polen zu vertreiben.
Bussow's Bericht schliesst mit der Erhebung des Michael
Feodorowitsch Romanow auf den Russischen Thron^ und mit
Wünschen und Gebeten für die gänzliclie Wiederherstellung der
Buhe und des Friedens. *)
Berieht über die Reise des Prinzen Johann
von Dänemark nach Rassland.
1602. .
Der Zar Boris Godunow hatle die Absicht, eine genauere
Verbindung zwischen Bussland und Dänemark zu bewirken, und
glaubte diesen Zweck am sichersten zu errciciien, wenn er
seine einzige Tochler, Axinia, dem Prinzen Johann y jüngsten
Bruder des Königs von Dänemark, Christian IV, zur Gemahlin
gäbe. Um die Unterhandlungen über diesen Gegenstand einzu-
118. Diesen mit Kdelsteinen besetzten 3;- Fuss langen Scepter hatte
Iwan lyannilietrUsch für 7000 Pfund Sterling Yon augsburgischen Kaufleulen,
die!»e aber von dem Kn£;Iünder Horuy gekauft, der 1584 in Moskau war. S.
tJorney Coronaijon elc. , bei llakluyt , 527 und KaroHum, Bd. IX. S. 355.
Anm. ii^.
•) lieber Husn/nr's Werk, s. auch in den Nachtragen.
— H2 —
leiten^ sandle er im Späljahre 1601 eine ansehnliche Gesandt-
schaft nach Kopenhagen^ i^elche aus drei sehr erfahrnen Staats-
männern; den Knäsen Wassilij Mstislawskij und Wassilij
Sühuiskij^ und dem Djak Affanassij Wlassow bestand^ and
bald am Dänischen Hofe^ dem bei seinen Streitigkeiten mit
Schweden^ eine so nahe Verbindung mit Russland nicht anden
als sehr Avillkommen sein musste^ so guten Erfolg in ihren
Geschälte hatte ^ dass der Prinz sich schon im August des fol-
genden Jahres zu der Reise nach Moskau einschiflle. Er Inf
daselbst am 19 September ein^ und wurde von dem Zaren Bit
den ausgezeichnetsten Beweisen von Liebe und Güte empfangen,
starb aber schon am 28 October nach einer kurzen Krankheit
in seinem zwanzigsten Jahre.
Wir besitzen über die Reise des Prinzen Johann und sei-
nen Empfang in Moskau eine sehr merkwürdige Schrift, welche,
bald nach der Zurückkunll der Begleiter desselben in Dänemark,
im Druck erschien. Der Verfasser derselben hat sich zwar nicht
genannt; es ist aber unverkennbar, dass er sich im Gefolge des
Prinzen mit in Russland befand, und man darf wohl mit vieler
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie aus der Feder seines
Hofpredigers M. Johannes Lund, oder von seinem Secrelair
Dr. Jörgen Weber, herrührt.
Der ausführliche Titel dieser Schrift lautet also:
WarhalTlige Relation der Reussischen vnA Museo-
witischen Reyscvnd Einzug dessDurchleuehtigen, Hoch-
gehoruen Fürsten vnd Herren^ Herren Ilertzog Johansen
dess Jüngern, Auss Königlichem Stamm Denncmarek
etc. Erbe in Norwegen, Hertzog 2u Schlegswig, Hot
stein, Storniarn, vnd der Dithmarscben, Graffen n
Oldenburck vnd DcUmenhorst etc. Darinnen aogezeiget
wird, mit was grossen Frcwden Ihr F. G. iu Rnsslaud,
— 113 —
▼on dem €ro8smc«b(igeQ Potentaten dem Grossfiirsten
in der Mosfcaw, mit grossem Pomp vnd Solennitet ist
Müpfangcn worden, benebenst der Tractation vnd
forebmng, so Ibr F. D. yorchret ist worden, welebes
alles hierin kttrtzlicben specificirot vnd beschrieben ist
Saaipt angebenckterlbr F. D. Sebwacbbeit vnd seliger
Abs^ied, welcben der GrossfiirKt bocbschmertslieh
beladet, vnd mit was Proeess die Fürstliche Leiche
ist bestptigt worden. Auch warbatniger Beriebt der
herrlichen gelegenheit des Rnsslandes, der grossen
Stadt Musskaw, Leben und Sitfen. Darcb einen der
Warbeit Liebhaber, dem Hocblöblichen Hauss Den-
nemarck vnd Hollstein, zu sondern Ehren susamnien
getragen. Zu Nagdeburgk, bey Johan Francken. Anno
CI3 13. Clin. 4^
J)a dieses Werkchen sehr selten geVrorden^ und doch (&r
die Geschichte des Boris Godunow sehr merkwürdig ist; so
hat Büsching dasselbe. in s. Magazin für Historie und
Grogruphic, Bd. VII, S. 255—298 wörtlich wieder abdrucken
lassen.
Schlegel rälirt in s. Leben Christian IV, S. 314 eine
zu Hamburg 1603 erschienene Ausgabe 'dieser Schrift an, wel-
che vielleicht die älteste ist, wenn nicht anders diese Angabe,
welche Maller in s. Samml. Rnss. Geseh. Bd. V, *S. 144
nach Schlegel wiederholt ^ die 9bh aber sonst nirgends erwfihnt
finde , vielleicht auf einem Irrthume beruht.
Zwei andere ofTicielle Berichte aber diese Reise befinden
sich in dänischer Sprache handschriftlich in Kopenhagen. Der
eine, in dem Königl. Geh. Arehive daselbst aufbewahrte, ÜBhrt
[len Titel:
II. 8
— 11* —
F. N. Ilcrtzog Hans til Schleswig - Holsteen hani
Rcyse att liysland Anno 1602.
Der andere in der Königl. Bibliothek ^ iuhrt die Anfschrift:
Ilrrlug Ilansis Reise til Rnsland, soni angik Hei
forste Angnsli Anno 1602.
Gedruckt erschien diese Reise in dänischer Sprache mter
folgendem Tilcl: w|.
Ilerhig Ilansis den unge Reise til Rydsland y^p^-
dorn »g l)od. Kiöbenhavn, 1606. 4^
Diese Berichte über den Aufenthall des dänischen Pritun
Johann in Russland sind sehr reich an interessanten Beiträgen
zur Kenntniss von Boris GodunoM', seinem Höre und seiner
Zcit^ und daher >vird ein ausführlicher Auszug aus denselbfi
hier Avohl um so mehr an seiner Stelle sein^ als verschiedene
Angaben in den Dänischen Beschreibungen dabei aus Russischen
Archiv-Nachrichten ergänzt und erläutert werden können "».
Der Prinz Johann trat seine Reise in Begleitung seines
Ober -Hofmeisters, Axel Gyldenstierna, zweier anderer
Reichsrälhe; Axel Brahe und Christian Ilolk^ ond mit ei-
nem grossen Gefolge am 1 August von Kopenhagen aus zor
See mit 8 unler dem Commando des Admirals Harlof Dot
stehenden Fahrzeugen an, und erreichte am 10-tenNarva, wo er
119. In ßlüller$ Samml. Rum GtichichtB, Th. V. S. 140—157
man eine ans Rnssischeu Archiv - Nachrichten goschöpHe Enihlan; too doi
Aui'cnthaKc des Prinzen Johann in Moskau, w(>lche von der oben an^MkrlCi
Helation in einigen Sliicken abweichl und aurh weil veniger vollsUhuiig bt
Nach MüilerB Angaben, aber auch mit Benulzun^r ausländischer Quellen, ist eil
Aufsalz bearbeilet, welcher sich unter der Aufschrift: Der Bßmhrka Aiu
Johanm in Ryn/and. Begebenheii des Jahr^a 1602 im €?mMfm»& ^fJTM»,
1822. JV3 8, p. 81 und daraus von Baroik Kor/ff^ Deutsche aberselzt, m te
St. PHenbmrgischen Monatuchrifl ^ herausgegeben eom Amg^ti r. Oldetef.
1822. M 3V S. 121—139 belindet.
— 115 —
bStoits seit zwei Monaten erwartet und wohin ilun der Bojar
Michaile Glebowitsch Sallykow von Aloskan aus entgegengeschickt
worden war. Der Empfang war hier von Russischer Seite sehr
Keierlich und es wurden dem Prinzen bei seinem Eintritte auf
das Russische Gebiet im Namen des Zaren ausgezeichnete Ge-
schenke überreicht. Diese Geschenke bestanden in einer Kutsche^
fie auswendig vergoldet; inwendig mit Sammt und Seide aiA-
geschlagcH; und mit 6 Schimmeln bespannt war; 9 Russischen
Röcken von kostbaren Zeugen ^ mit Knöpfen von Edelsteinen und
mit Perlen besetztem Golde ; 5 Motzen von Sammt, mit Zobel
besetzt und in Edelsteinen und Perlen gestickt; 4* Paar Stiefeln
von Goldii;to(r und mit Silber beschlagen; 2 Zimmer der schön-
sten Zobel u. s. w.
Nach einer Erholung von 6 Tagen wurde die weitere Reise
■ach Moskau angetreten ^ während welcher der Wagen des
Prinzen immer von einer Ehrenwache von 500 Mann Russischer
Reiterei umgeben war. Am 23-sten erreichten sie Nowgorod,
wo wieder 8 Tage aiisgeruhet wurde, wahrend welcher Zeit
^die Russen viel (*auckelspiel für Ihr Fürstl. G. mit wilden
^Thieren vnd dergleichen trieben". Am 11 September langte
der Prinz in Siniitza an, wo er von 4000 Mann wohlgekleideter
Cavallerie empfangen, und ihm drei schöne, reich aufgeschirrte
Grossfürstliche Pferde, „darunter ein weises mit schwartzen
„Placken gar dicht, vnd gleich wie ein Luchss", so wie auch
ein kostbarer Säbel in einer goldenen mit Türkissen besetzten
Scheide, verehrt wurden. Am i8-ten ruhte er in Tuschino ans,
wohin ihm zwei goldene mit Edelsteinen besetzte Kellen ent-
gegen geschickt Avurden. Am 19-ten endlich hielt der* Prinz
seinen solennen Einzug in Moskau, auf kostbar verzierten Gross-
förstlichen Pferden, welche ihm, schon in beträchtlicher Entfer-
nung von der Hauptstadt, eine grosse Anzahl ^r vomehnAten
8*
— 116 -
Bojaren in ungewöhnlicher Pracht^ fflr ihn und sein Gefolge
Geschenke entgcgengerfihrt hatten. An* dem Thore irarde er
von drei der vornehmsten Staatsmänner bewillkommt^ und in die
ihm bestimmte Wohnung begleitet. ^^Ihr G.^ heisst es in des
Berichte; musten nicht die Heerpaucke schlagen ^ oder Tram-
;,meten blasen lassen ^ sondern also stille hinein ziehen^ die
„Russen gaben ror^ dass solches gebreuchlich in Kriegesslcullteii
„vnd nicht zu Fried oder freundlichen Sachen gehöre. Es Hess
„der Keyser aulT dem Schlosse die grosse Glocken leuten, welche
„ein gewaltig brummen ihete^ dieselbe ^ar der Frewdenklaq^
jjZum Einzüge" *2o.
Am Tage nach seiner Ankunft wurde der Prinz in seiner
Wohnung aus der Grossfiirstliehen Küche bewirlhet^ mit 100
Speisen „in Schusseln von lautem klarem Golde ^ gar gross vnd
„ dicke ; mit güldenen Deckeln ^ vnd allerley Getrencke in güldei
„vnd vergüldten Credentzbechern vnd schalen." Eine Unpiss-
lichkeit des Zaren verschob die Vorstellung des Prinzen bei Hofe
um acht Tage^ die erst am 28 September statt haben konnte.
Der Prinz und sein ganzes Gefolge i^urden zu derselben Zeit m
einem ungewöhnlich pomphaften Zuge abgeholt und dabei vw
einer grossen Menge der vornehmsten Bojaren begleitet. Bei
ihrer Annäherung an das Schloss ward die grosse GIoiAe ge-
120. In der Wurhafflen Relalion heisst es, bei Bw9ckmg. S. 2M:
,Id dem Schlosse war bey einer Kirchen ein grosier sCarcker MQIienier- fkiHaf
„aber nicht hoch, darinne henget eine gar schöne grosse Glocke, so 120 Scktf*
„pfund wegen sei. Diese Glocke wird geleutet, wann der Keyser Fest, oder
„sonderliche Heiligen feyret, vnd zur Kirchen gehet Sonsten ascli wob er
„anss der Stadt vnd ein reyset, auch wenn er frembde Gesandt» %nfls Schlüi
„krieget, oder lustig ist, so wird sie goleut". MüUer in s. ^wmml Bammttr
Getchiekie Bd. V, S. 147 sagt hingegen aus Archiv-Nadiriebtan , ' man habe bri
dem Einzüge des Prinzen die grosse Glocke auf dem Ivuis-Thime
— 117 —
Hütet. Beim Absteigen vm den Pferden empfingen sie die KnisM
Andrej Wassiljewitsch Trubezkoi mid WassiliJ Kasi-
kardenukowitsch Tscherkaskoi. „Wie Ihr F. G.^ heisst
68^ der Relation, in das Keyserliche Gemach kam, stund Ihr
^Keys. Mayesl. mit seinem Sohn, vberauss schön bekleidet mit
yPirien vnd Edelgesteinl^n, sonderlich aaff dem Henpt vnd flkr
^r BniA, dass es glentzte vrie die Sterne. Da nun Ihr F« 6.
9 für Keys. May est. mit grosser Reverentz kam, leard er von Ihr
^Mayest. vnd dem Jungen Herrn, gar fireundiich vnd liebUcb
^emprangen, auch alsbald Audientz gegeben^. Nach der Audienz
wurde der Prinz und sein ganzes Gefolge zur . Z&risehen Tafel
gezogen, zu welcher die Einladung schon Tages zuvor erfolgt
war. Die Mahlzeit fand statt in der Granowitaya Palata,
^in einen grossen Sal, so geweiht vnd stattlich bemahlt vnd
,yaussgeputzt. Dess Keysers Stul war von Golt, der Tisch von
^Silber mit vergülden Stapffen, vmb den Tisch lag ein Teppich
„mit Gold durchi^'irckt. Oben am Saal hieng eine statliche
,yKrone, darein ein schlagende Vhr. Mitten im Saal ist eine
„grosse Seul^ vmb dieselbe ein Berg, darauff stunden so viel
„güldene vnd silberne Becher vnd grosse Geschirr von vnten
„biss oben^ dass es zu verwundem. Im Vorsaal stunden vmher
„so viel güldene vnd silberne Schalen vnd Schüssel, nebens
„ander gross Geschirr von grossen Thieren, auff allerley Arth,
„dass es vnglaublich zu sagen^.
Die Gebräuche bei der Tafel waren die bereits ans frü-
heren Beschreibungen bekannten. Die Speisen wurden an beiden
Tafeln in 200 goldenen Schüsseln, und eben so das GetrSnke
in grossen goldenen Schalen und Bechern aufgetragen.
Nach aufgehobener Tafel erfolgte, wie Müller, Samml.
RusH. Gesch. Bd. V. S. 153 nach Schlegel's Leben Chri-
stian IV. S. 318 ganz kurz erwihnl, die Verloimng des PriBMi
— Ii8 —
mit Godunow's Tochter, ^obei festgesetzt mforde, dass die
Vermählung gegen das Tolgendc Neu -Jahr vollzogen werden
sollte. Der Zar und sein Sohn nahmen dabei die goMenen,
mit Diamanten und Rubinen verzierten Ketten, welche sie selbst
trugen, von ihrem Halse und hingen sie „mit grosser Reverenli'
dem Prinzen um. Zugleich wurden demselben bei dieser iSiie-
genheit von dem Zaren folgende kostbare Geschenke verehrt;
eine grosse goldene Schale mit Edelsteinen und Perlen besetü,
eine kleinere goldene Schale mit einem Saphir, 12 silberne nd
vergoldete Becher, worunter zwei sehr grosse, drei grosse sill^me
Kannen und 15 grosse silberne Schalen; ferner 11 Stücke Goldsto^
15 Stucke Sammel, 9 Stücke Damast, 15 Stücke Atlass, 4Siaclu
Gansaugen^^i^ 10 Stücke englisches Tuch, 10 Zimmer Zdbd|
20 Luchsfelle, 5 schwarze Fuchse und 3 Reussische Röcke voi
Goldsloff mit grossen Blumen ^^\
Nach einem Beisammensein von einigen Stunden wjirde ^
Prinz sehr freundlich entlassen und wieder unter der vorfgn
Begleitung in seine Wohnung zuruckgerührt. Die Relation
erwähnt der Verlobung gar nicht, sondern macht vielmehr bei
der Erzählung von dieser Audienz folgende Bemerkung: „Man
;,hat au(f dem Schlo^^se, von der Keyserinnen vnd Frcwlin/ noch
;,Frawenzimmer niemand gesehen, auch hat Ihr F. G. derer selbst
;, keine gesehen, es kann aber wol seyn, dass sie am veitorg-
;,nen ort gestanden, vnd Ihr F. G. auff vnd abzug angese-
„hen" 1".
121. Vermiiliilich ein gctiegc^(es'Scidenzcu!,^
122. üc^ie^ei a. a. 0. S. 312 macht hiebol die Bemerknng, dass to
Prinz ebenfalls von seiner Seite mit vielen Koslbarkciien versehen gewesen, fo
dass er die il m gemachten Geschenke mit Gegengeschenken erwiedern konnle-
123. Karamsim, Gesch. de$ iIvM. Reicht ^ Th. X, S. 40 giebt nnh
gleichzeitigen Russischen Nachrichten folgende Schilderung tob der
— 119 — ^
Am 4 October erfolge wieder «von Seilen des Zaren eine
fnerliclie Uebersendun^ von kostbaren Gesciienken, namentlich:
13 Russische Röcke von Damast^ mit Zobel b^elzt und mit
Knöpfen von Edelsteinen^ Perlen oder Gold verziert; 2 Hals-
«khigen mit grossen Perlen besetzt; eine Bettdecke von GoldslolT
mit Zobel gcfiiUert und mit Biber besetzt; prachtvolles Bettzeug^
Leibwäsche ii. s. w.
Am 6 October machte der Zar mit seiner ganzen FamiUe
iine Wallfahrt nach dem Dreiraltigkeils-KIoster; Worüber die Re-
lation eine ausfuhrliche Nachricht giebL Den Zug eröfltaeten
60ü Mann zu Pferde ^ je drei in einer Reihe^ von denen mehre
„mit gülden Stucken in Form eines Harm'sches^ beklaidot waren.
Dann folgten 25 llaiidpferde mit kostbaren Decken; von eben so
vtel reich gekleideten Reitern gefährL Darauf kam ein leerer
Wagen „eines Deutschen hcngenden ^eich^^ mit rothem Tncbe
bedeckt und überall stark vergoldet Endlich erschien des Gross-
färst in einem von sechs weissen Pferden gezogenen^ mit Sammet
bekleideten Wagen^ dessen Himmel auf vier mit silbernen Kugeln
verzierten Stangen ruhte, und neben welchem einige Bojaren zu
Fasse ginjüren. Den Zug schloss der junge Prinz zu Pferde mit
einem grossen Geroige von Bojaren und Soldaten. Eine halbe
Stunde darauf folgte die Zarin in einem prachtvollen breiten^ mit
10 weissen Pferden bespannten Staatswagen^ vor welchem 40
reich ver/ierle llandpferdc von eben so viel kostbar gekleideten
Braut: ,Sie war von millloror Grosse, üppii^er Gestalt und schönem Wüchse, hatte
„eine niilrhwtMsse Haut, dichtes, lan^res, auf die Schaltern herab wallendes, schwarzes
„Haar; riii frixbes, rolhes Gesicht, zusammenlaufende Aagenbrauen und grosse
„schwarze. rriirii;e Aui^en von unendlicher Schönheit, besonders wenn Thranen
j,der Rührung oder des Mitleids in ihnen itlänzten; sie bezauberte eben so* sehr
„durch ihr Gemüth. ihre Milde. Wohlredenheit und ihren Versland, als durch ihren
.f«biideteu Geschmack, da sie Bucher and lisse, kelligo Gesinge Hebte*.
— 120 —
Reitern gefuhrl wurden. Ihr folgte ihre Tochter in einem didil
verschlossenen mit acht schönen Pferden bespannten Wagen.
;,Das Frawenziniiner^ heisst es von dem Damen-Gefolge^ ritt alles
„zu PferdC; wie das Mann Yolck^ hatten auf dem Haupte schnee-
„ weise Hüle mit leibfarben fafll gefuttert vnd gelbe seidene»
„HulbendC; daran KnöpflTe von Goldig vnd Quaste dadurch ge-
„zogen ^ so aufT die Schultern hiengen. Ihre Angesichte wam
„verhüllet mit weissen lüchern ^ biss an den Mund, sie haliea
„lange Röcke vnd gelbe StiefTel an, es reitt auch -ein ide atf
„einem weissen Pferde. Dieser reitenden Frawen oder Jon|^
„frawen waren vier vnd zwantzig bey einander^. Neben des
Wagen gingen gegen 300 wohlgekleidele Trabanten mit weissea
Stäben in den Händen, und am Ende folgten noch gegen 5AO0
Slann zu Pferde. Als ein merkwürdiger Umstand .verdient hierM
noch angeführt zu werden, dass hinter dem Wagen des Zaren
ein Kaslen („eine rote Ladcn^) geführt wurde, in welchen alle
Bittschrillcn gelegt wurden, mit denen das Volk schreiend dm'
Zuge folgte.
Boris kehrte von dieser Wallfahrt am 16 October znrflck,
und da er hörte, dass der dänische Prinz den Tag vorher kraidL
geworden wäre, so sandte er sogleich seine viei^ deutschen Leib-
ärzlo zu ihm. Die Krankheit zeigte sich bald als ein böeartigek
hitziges Fieber und erregle die lebhaHesle Besorgniss. Anf die
Nachricht von der wachsenden Gefahr begab sich der Zar, dier
den Prinzen bereits sehr lieb gewonnen hatte, in einem MerlichBi
Zuge zu ihni; den die Relation folgendemiassen beechre&it:
„Wie der Kcyser vernam^ dass die schwach&eit hefflig war, kan
„er den 27 Octbr. Ihr G. zu besuchen, trawrig auff vnsem Hol^
„wie folget: Erstlich kam einer mit einem vergfllden Sessel, mV
„leib'farb Leischtuch vberbcdeckt, darnach giengen ein hauffen
„Bojaren. Darauff folgete er im Schlitten, so ausswendig vergflll,
— 121 -
y inwendig imt%rflnein Sammet vbenogen, daranff eine Deck mit
yZobeln geruttert. Da er auss dem Schlilten trat; vnd aaf Dur
,F. G. losament oder gemach geben i^rolle^ gienget die Bojaren
^vorher, darnach der Vater Babst vnd Patriarch^ mit eim gflldat
yCrevt2; weich vnd weyrauchfass, creulzigten^ weiheten vnd be*
Itancherten den Weg, biss in F. 6. gemach, bey vnd hinter
ydem. Keyser giengen der Cantzler, Landtmarschalck, nebens an*
,dern Herrn, dess Keysers verwandten, alte ansehnliche Personen,
yiiit ihren Biyaren vnd Dienern. Wie Ir Mayest in F. 6. Lo-
^•ament oder Kamer kam, vnd sah das Ir F. 6. die sprach
^schwach war, ward Ir. Mayest. hoch betrübt, thet Jn mit weh-
y klagen vnd schmertzen ansehen, vnd Gott dem ^Jln^chtigen
^befehlen, also (rawrig wieder abgehen, wie er anff die Stiegen
,kam, schalt vnd flucht er dem Dollmetschen, dass er Ihr Mayest.
ydie warheit nit gesagt holte, wie es gewesen^. Als am fol-
genden Tage über den unglücklichen Ausgang der Krankheit kein
Zweifel mehr übrig blieb, eilte der Zar auf die Nachricht davon
nochmals zu dem Prinzen, klagte und weinle laut, forderte das
Gefolge desselben aur, iiir ihn zu beten, und that ein Gelübde,
wenn er am Leben erhalten würde, allen Gefangenen, deren man
damals gegen 4000 zählte und unter denen sich auch viele
Deutsche befanden^ die Freiheit schenken zn wollen. Kaum hatte
er sich indessen mit allen Zefchen der tiefsten Traner wieder
avOckbegeben, als der Prinz verschied. Die Nachricht von sei-
nem Ende erregte überall die lebhafteste Theilnahme, weil der
kaum zwanzigjährige Verstorbene ,,al^ ein schöner, munterer und
,, verständiger IJMMkallgemein beliebt gewesen war. Der Zar
kündigte diesenTj)|p|l der ihm bestimmt gewesenen Braut selbst
mit den Worten an : „ Wir haben deine Freude und meines
;, Herzens Trost verloren^, worauf die Pruizessin ohnmfichtig zu
ihres Vaters Füssen niedersank. Der Zar and der ganie Hof
— 122 —
legten auf drei Tagoi-^ Trauer -Kleider an. EiRige Tage nach
dein Tode Johanns liess der Zar in dem Ilore der Wohmuig
desselben unier einigen Tausend Armen ^ Speise und Geld ver-
theilen^ und auch in der Deutschen Sloboda alle Frauen mit
Korn und Geld beschenken; ;,dass sie fär der Seele vnd femer
^abwendung alles vnglucks bitten selten^ <>». Der entseelte
Leichnam Avurde auf Berehl des Zaren in einen mit aromatisches
Kraulern angcrülllen kuprernen Sarg gelegt^ der noch in einen
eichenen verschlossen wurde^ und dann am 25 November in *der
Kirche der in einer kleinen £ntrernnng von Moskau befindlichfli
Deulschcn Sloboda beigesetzt «2«, Kurz vor dem Wegführen der
Leiche kam Boris noch^ um von derselben Abschied zu neh-
men ^ und folgte ihr dann auch noch im Schlitten durch eim'ge
Strassen. Der Zug bis zu der deutschen Kirche war sehr feier-
lich und ging duKb einige Tausend Strelitzen^ die bis zu der
Sloboda aufgestellt waren.
Im Anfange des Jahres 1603 kehrten die Begleiter des
verstorbenen Prinzen wieder nach Dänemark zurück. Am 6 Janaar
wohnten sie noch der Feierlichkeit der Wasserweihe bei, wozu
sie im Namen des Zaren eingeladen waren. Aus der ausfilhr-
liehen Beschreibung derselben^ welche übrigens wenig Neues
124. Oder wie Margerei j der sich damals in Moskau bcrand, fL iOtr
sagt : auf drei Wochen,
125. Man hat behauptet, der Tod des Priozen sei durch Borit Cmlmaom
selbst veranlasst x^orden. S. MüUer$ SammL Russ. Gefck. Th. V, S 155.
Eine Widerlegun<; dieser Verläumdung durch m oralischWMMf edirintsche GrBide
findet man in m'M. jVich. Richter 8 Geschichte WS^minim im Mfwmlnui,
Th. I, S. V03— 409. Margerei sagt p. 109 bloss: „W lomba malade ttmm exm
„comme Ton licnt, duquel il mourut quelquc-temps apres*'.
126. Hier blieb der Leichnam bis 1637, wo er nach Dlnemark gebracht
and dort in der Königl. Familien - Grait beigesetzt itardc.
— 12J —
enthält y hebe ich nur einige wenige Umstfinde hervor. ^Der
,1 Vater Babst^ heissl es^ war selber mit; im ganzen güldenen
f,9lück bekleidet; sein Hat so er auffhette^ war ganlz weit ynd
„mnd; mit einem gülden Crentz vberzogen^ mitten auff der höhe
9 stund ein lilein Crentzlein. — Bey dem loch im Eyse anfi der
yiechten Seiten war ein Slul etzliche tritt hoch; da der Babst
1» stehen vnd sitzen solle; auff der lincken Seiten dess Vater Babstes^
^ein wenig nicderwertS; war eine stete zugericht mit
^rotem Sammet; für dem Kayser^. Von der Kleidung des
Zaren heissl es: „DerKeyscr hatte einen verblöroeten Sammeten
,pRock an; vnd eine schwartze FuchshüU aulTm Ileupt; vnd seinen
jyStab in der Hand. Sein Rock war fom von oben herunter; vnd
nVnlcn vmbher mit Perlen vnd Golde gestickt — Dem Keyser
j,vnd Jungen Herrn ward ein köstliche Decke von Rauchwerek
„vnter die Fasse gelegt^. •
Am 15 Februar verliess ein Theil der Gesandtschaft, an
Pelzwerk; Stoffen und Geld reich beschenkt, die Russische Haupt-
stadt; und kehrte nach Dänemark zurück. Der Haupt-Gesandte^
Axel Güldenstierna; blieb indessen mit einem ansehnlichen
Theile des früheren Gefolges noch fünf Monate länger in Moskau,
um die V erlassenschaR des Prinzen in Ordnung zu bringen.
Am Palin-Sonnlage sahen sie die feierliche Prozession nach
der Jerusalems -Kirche, bei welcher der Zar das Pferd des Pa-
triarchen am Züi^cl zu führen pflegte. Die Relation giebt eine
sehr umständliche Beschreibung derselben; aus welcher ich hier
nur einige der merkwürdigsten Umstände anführe. Nachdem der
Zug durch eine Menge von Priestern; mit Palmzweigen und
Kerzen in den Händen , eröffnet war; heisst es daselbst; „kam
..sachte gefahren ein Wage, dafür 2 Pferde vnd etliche Männer
.;die bey her giengeU; vnd den Wagen hielten. Auff diesem
»Wagen war ein schöner Bawm mit vielen Esten vnd Zweigen,
— 12* —
^die Zweige waren alle mit kleinen äpffelein vnd Feigen bewon-
jfdewy vnd war dieser Bawm aufT dem Wagen mit Bretern \bA
„Holtz fest gemacht; dz er nicht abschütteln konde, zwisdm
„den Esten des Bawmes stunden 6 junge Knaben mit blossen
„heuptC; die hatten weisse iMesshemde an, ^ie die Priester.
„Sie sungen aufT jre Sprache: Hosianna dem Son Dauid, u. s.ir.
yj — Hiernechst rilt der Babst aufT einem schneeweissen Pfefd,
„sass im grossen Quersatfel; vber dem Sattel i^^ar ein wi|sbb
„seidene Decke. Der Vater Babst halle auch ein vieiss find
„an^ vnd ein weiss hüllein aufT dem heupl mit ein gälden Crerfi
„vberzogen; oben aufT dem vbergemachten Creutz stund ein kleia
„Creufziein. Er helle auch ein schön gälden Creutz in der Hand,
„da er allzeit mit segnete. AufT der rechten seilen des Babsis
„gieng der Keyser in seinem Keys, habit, hetle die Keyserliche
„Krone aufT dem Heupl^ sein Rock war forn herunter vnd vnten
„vmbher gar breil mit Perlen ^ Gold vnd Edelgesteinen gestickt,
„vmb den lincken Arm hette er dess PTerdes Zflgel, vnd
„sein Stab in der Hand, da er bey gieng. In der rechten tmg
„er einen Palmzweig. AufT der lincken seilen dess Babsts gieng
„ein schwartzer Münch, der helle den lincken Zügel in der hand.
„Ward also der Babst vom Keyser vnd München, nach den
„Tempel geleitet. Darnach folgte der Junge Herr, gar staüich
„sein Rock von Perlen, Gold vnd Edelsteinen wolgeschmackt,
„schöne Ketten vmb den Halss, eine Hülle von schwartz Fudis
„aufT dem Heupl, in der Hand trug er ein wehendes Rohr'.
Der Rückzug erfolgte in der nämlichen Ordnung. „Aber der
„Junge Herr, heisst es, gieng negest den Geistlichen ftlr den
„Keyser vnd Babsle her, hello ein Palmstranch in der Hand,
„brach bissweilen ein Zweiglein vnd warlTs hinter sidi auff der
„Erden oder Brücke. Der Keyser gieng itir des Babstes PTerd
„ein pahr schritt weit, hette dess Pferdes Zügel, so lang
— 125 —
39 von Saiünet beneyt, vmb den Hncken Ami; vnd ein wehen«^
,des Rohr in der rechten Hand. In der lincken seinen ge*
i^brenchlichep Keyser Slab*^.
Am 1& Mai sahen sie die Wasser\\*eibe f&r die Franen,
die der Patriarch an der Moskwa verrichtete; und am 21-sten
rine feierliche Prozession, welcher der junge Grossfürstliche Prinz
beiwohnte. ;,Der Junge Herr, heissl es in der Relation; hatte
, in' der Hand ein gülden Stab; aufl dem Heupt eine schwartze
yFuchshülIe; vber dem Leib ein rot sammet Rock statlich mit
^Ferien vnd Edelsteinen gestickt, köstliche Ketten vnd Kleinode
„vmb den HalsS; vmb die Beine gelbe Stievel ; waren mit Ferien
„schön aufr dem Fusse gestickt. „Auch ein köstliches weiss
„Meid; so jm in dem Kloster angezogen; damit er auch auffa
„Sihlüss gegangen" «27,
Am 29 Mai endlich hatte der Gesandte seine Abschieds-
Audienz, und am folgenden Tage erhielt er und sein Gefolge
von dem Zaren sehr reiche Geschenke zugeschickt, „alss silbern
„Geschirr, Zobeln^ schwartze Füchse ; köstliche Reussische Röcke,
;, güldenstücke ; Sammet; Dammast; AttlasS; Tafll \iid Gewand;
;,auch Geldt".
Am 3 Juni verliess die Gesandtschaft Moskau unter einem
ansehnlichen Geleite von Bojaren und Kriegsleuten; und nahm
ihren Weg über Twer^^s und Nowgorod 1*' nach Nar^a; und
von hier auf vier Königl. Dänischen Schilfen nach Kopenhagen.
Der Zustand des Gesandten AxelGyldenstierna; der schon
in Narwa krank eingeschifft wurde ; verschUmmerte sich auf der
127. Die Relation oeont den Ort, ron welchem aus 4ie Gesaadlea den
Prozessionen zusahen, det Heupipamdes tiäiU^ im RnssischeB Lokmq/^Mmt:
1 28. Die Relaiiom sagt Oii/eri ntcb dem Alt-Hnsflfchmi Ffamen Oiwer.
129. Das immer Sowigroä «id Jf^wgmtl ^eMBit wM.
— 126 —
See so schnell^ dass man genölhigt war^ bei Gothland ans Land
zu gehen ; >vo er bereits am folgenden Tage starb. Der Rest
der Gesandtschaft kam endlich am 24 Juli in Kopet^igen an >*••
8.
Axel von Gyldenstierna.
1602.
Der Reichs- Rafh Ajcel von Gyldenstierna begleitete n
Jahre 1602 den Dänischen Prinzen Johann, reicher zum Ge-
mahl der Tochter des Zaren Boris bestimmt war, als dessen
Ober -Hofmeister nach Moskau , und blieb auch nach dem Tode
desselben noch mehre Monate daselbst. Im Juli 1603 trat er
seine Rückreise nach Kopenhagen an, starb aber auf derselben
noch ehe er sein Vaterland erreichen konnte. Die ausfilhrliche
Beschreibung des Aufenthalts des Prinzen Johann in Moskai
ist in dem vorhergehenden Artikel erwähnt worden. GjfMen-
stierna hinterliess aber auch ein besonderes Tagebuch Aber
diese Reise in Dänischer Sprache, welches im Originale in den
Königl. Archive zu Kopenhagen aulbewahret wird. Aus dieser
Handschrift gab Professor EngelsloTt im Jahre 1814 einen
Auszug heraus unter dem Titel:
Udtog nf Rigsraod Axel Gyldonstiernf^s Dagbog»
holden paa hans Reise til og under hans Ophold ia
130. Der Herzog von Schleswig -Holstein, Johann^ suchte in der Foi|e
seinen Sohn, Philipp, zum Gemahl der Prinzessin Axiniu vorzoschlagen oid lii
deswegen den König von Dänemark am seine Verwendung. Das SdveibeB des-
selben vom 6. März 1605 befindet sich in Bü9cKimg'9 Magtnim, Th. YU, S.
3 19-— 321. Der Herzog konnte das Unglfick noch nicht kennen^ welches gerade
damals Borit und seine Familie betroffen halte.
— 127 —
Hiikoir 1602—1603. Udgiret og med Anmoerkninger
ledsaget af L. Engelstofl.
Dies« Auszug ßndet man in Historisk Calender ad*
giren af L. Engelstoft og J. Möller. KJobenharn 1814.
8*. P. 73 — 212. -
9.
S t c p h an K a k a s eh.
1602.
SicpAan Kakasch i^' ton Zalonkemenjf , ein Siebeq-
Ijurgischer Edelmann; wurde 1602 von dem Römischen Kaiser
liudolph II. als Gesandlcr nach Persien geschickt| um die zwei
Jahre vorher von Schah Abbas nach Wien abgefertigte Bot^
schall zu erwiedern^ und beliam zwei Begleiter mit: Geor|[
Tectander von der Jabel«»* und Georg Agelast, von*
denen der ersiere ihm wahrscheinlich als Secretair beigegeben
%var. Er kam am 6 November in Moskau an^ und verliess es
am 2ü-s(en wieder^ um seine Reise über Astrachan nach Per-
sien rorlzusetzcn. Er erreichte indessen das Ziel seiner Bestim-
mung nicht; sondern starb am 25 October 1603 zu Lantzen i>>
in Medien.
i:n. In den Russischen Archiv-Nachrichten, irad in Karmmm9 tfetek.
lim Rmm. Hi'icht (z. B. Bd. X, S. 27$) wird er inner MTaktu gUkUUkL *
132. In dem gedruckten Berichto iber k'mkimtk'a Reite Msft er Tteimmd^
rom drr Jnbel , woraus in Bünrhimga Mag^mim Th. VI, S* 151 Titkel gentdit
ih|. In dor Wiener ()ri:;inal - Handschrift derselben tber steht nehre Male el^n-
fiills ;:an/. deutlich ton der Jahel,
l.iii. iMmnam oder Lmum eta Ueiaer Bebe bei Lemktfmm gelegeaer Ort
— 128 —
Wir haben aber diese Reise zwei Berichte, welebe Hdk
beide in den handschrifllichen Originalen in dem K. K. geh.
Haus- Hof- und Staats -Archive zu Wien befinden.^
Das crstere dieser Aktenstücke ist ein zwei Bogen 8ti||lff
Brief des Gesandten an den Geheimen -Ralh, Wolfgang Un-
verzagt^ Freiherrn auf Retz und Ebenfurt in Prag ans
Moskau vom 25 November 1602.
Das zweite ist der ausführliche Bericht den TectaBd(t|r|
einer von des Kakasch Begleitern über die ganze Reise -ailgih *
fasst^ und nach semer Zurfickkunil dem Römischen Kaiser ^
gestattet hat. Er ist in der Handschrift 24 FoHo- Bogen sink
und führt folgenden Titel: Iter Persicunii Kurtze, doeli
aiissfuhrliche rnd wnrhaflflige Beschreibang der pe^
sianisehen Reiss: welche aaff der Rom. Kay« May.
aller gned. Bereich, im Jahr Christi 1602 Von dem
Edlen vnd Gestrengen Herren Stephane Kakasch yoi
Zaionkcnieny, vornehmen Sichenbfirgischen TomAdel^
angefangen: Vnd als derselbig vnterwegcn zn Lantici
in Medien Land todtes. verschieden; von seinem Rei»
hererten Georgio Tectandro von der Jahel vollenfe
ronfinniret vnd verrichtet worden.
Diese Reise erschien bereif s wenige Jahre darauf anler den
angeführten völlig unveränderten Titel im Drucke zu Altenbnrg
in MeisseU; 1609^ kl. 8^. mit 8 Kupfern^ and ebend. 1610,
kl. 8^ i>«^ und da diese Ausgabe äusserst selten geworden ist,
so liess der Freiherr von Hormayr sie wieder nadi dtf
Wiener Handschrift abdrucken in seinem Archive für CSet-
graphie, Historie, Staats- und Kriegskunst.
1819. No. 11, 12, 27, 29, 37, 39, 40, 41.
134. S. über diese Ausgabe Bii$cküig'§ Mmganim Tb. VD» S. 25i.
— 129 —
Die merkwürdigsten Russland betreflendcn Umstände aus
len angeführten beiden Handschrilten sind folgende :
Kakasch trat seine Reise von Wien aus am 27 Augast
1602 an und ging durch Böhmen und Schlesien. In Wartenburg
and er den Burggrafen Abraham Freiherrn von Dohna
hier von Thonaw), der 1597 in Russland gewesen war, und
lit welchem er sich ausführlich über seine Sendung nach Russ-
md besprach. Am \\ September kam er nach Warschau, von
ro aus die Reise nun, der in Polen herrschenden Pest und der
berall herumschwcifenden Kosaken wegen sehr unsicher und
eschwerlich wurde. Am G October traf er in Orscha ein, wo
r bis zum 15-len auf die Erlaubniss zur Forlsetzung seiner
iCisc warten mussle. An der Russischen Gränze wurde er, wie
s hier ^leissl, „von zwölff Personen empfangen, so köstlich
bekleidet vnd ansehnliche Leute gewesen, aus welchen ihr fünff
kleine Trummein am Sattelknopf hatten hangen, vnd darauflT
schlujjcn: Andere sechs aber mit dem Mund pfieffen. Denn,-
a^ der IJcriihl veiter, es bey den 31oscowillern fast gebräuch-
lich isl, dass die Kdelleiit, oder sonst tapffere vnd Ritterliche
Personen, \Nenn sie reillen, solche Trummein an die Sättel
hengen, dardurch sie \on gemeinen Soldaten vnterschieden wer-
den, so p(lej»en sie auih, wenn sie eilend Postiren, mit dem
Mund olin eiinjic liistnuiient zu pfeiffen, also hell vnd laut,
duss man ^e von weitem hörel. Welches pfeiffen sie von
Juueiid aiiir diinh Ian^\\irige >bnng also erlernen". Auf dem
V'ejre bis Sinolensk hatten sie \iel zu leiden durch böses Wetter
nd ji^nmdlose We;re. „Der Brücken, heisst es, giebt es vber
ÜOO, und an ellieh orten vber eine Meile weges lang, vnd
sehr zerris<rn, dass man allda, wenn es schon gut weller ist,
zu rei>en \l)eiauss \W\ zu schallen hat". Von Smolensk, wo
c einige Tage aiilgehullen wurden, reisten sie am 21 October
IL *J
— 130 ~
ab, und zwar in sechs reichlich mit Lcbensmillcln aller Art
versehenon Wagen, von denen der des Gesandten mit xwri, ^
die andern aber, ,,dara«ir wir, sagt er, mit vnser Porlalera ^
„zwenc >'nd ZAvene auff einem Wagen gefahren*^, mit etoen^
Pferde bespannt waren. Man hielt die Fremden auf ihrer Wei — .
lerreise ungewöhnlich auf, und Hess sie sich nur in sehr lileincc;::::
Tagereisen der Hauptstadt nähern, wo sie endlich am 9 Noveni — .
ber<3^ ankamen. Der Empfang in Moskau war sehr feieriid^.
Schon weit vor der Stadt wurde die Gesandtschaft mit militairff^
schem Pompe eingeholt und so in die für sie bereitete Wohnm^
gefuhrt. Hier aber wurden alle dazu gehörigen Personen streof
bewacht und ihnen aller Verkehr nach aussen hin abgeschnitten.
Mit Allem, was zu ihrem Unterhalte gehörte, wurden sie Obrigeis
aus der Zarischen Küche aufs Reichlichste versorgt. *
Am 27 November «8« wurde der Gesandte zur Audienz
gerufen. Seiner dringenden Bitten ungeachtet war es nicht nfig-
lich gewesen, diese früher zu erhalten, da erst kurz vorher der
Herzog Johann von Dänemark, welchen der Zar sehr geliebt
und zu seinem Schwiegersohne bestimmt hatte, in Moskau ge-
storben war. „Er saye ein seer dugethaffler Fürst gewesen^ vmb
„den der Khaiser zum höchsten traurig, vnd mit saim ^izen
„hotr in Klag, auch nicht zum besten auff were^. Den Tag
vorher, sagt Kakasch in seinem Briefe, „hatt der Canizler sai-
„nen Secretari abermals zu mier geschikt kliabt; vnd bitten
„lassen, Ich welle nit vil reden, dan der Kayser saye übell auff,
„khinne nit lang sitzen, vnd solle ims vberschiken^ was Ich n
135. In seinem oben angerührten Briefe nennt Makaach den 6. Norbr.
als den Tag seiner Ankunft.
136. In dem Uricl'o von h'akasvh ist der 17 Novbr. angegeben; vakr«
schoiolich nach der Verschiedenheil des Styls.
— 131 —
9den hab; za sehen ob nichts wider leren brauch saye*. Die
sandtschafl ^vu^de auf Grossfursllichen reich verzierten Pferden
i^h Höre gerührt; nnter denen das vorzüglichste „mit einer
östlichen Salteideck von rolhen Sammet vnd Gold gesticket;
as Zeug alles mit Silber beschlagen ^ vnd mit Edelgestein
ersetzt gewesen^. Bei ihrem Eintritte in das Schloss „hat
an eine grosse Glock, so gar niedrig^ viid vber i5 Ellen
3ch nicht von der Erden erhaben ^ vnd mitten im SchlosshoiT
ßwesen, geleutet«»^. Alss ^ir nun alle mit einander in die
üdientz Stuben konmien^ ist der Thüren oder eiogange gegen
)er der Thronus gleich in der mitte^ neben auch einem andern
igerichteten Stuel; so auflf der Lincken seitten^ vnd mit vier
aireln erhöhet gewesen ^ darauir der Grossfürst mit seinem
jhne in seiner iMajeslät mit einer güldenen Grone, güldenen
ück biss auff die Füss«3% vnd in seiner Hand einen schwär-
en Stab mit gutem Golde beschlagen, gleichsam einen
zack an gehalten. Sein Sohn auch in einem sprenckligtem
leide, wie ini( einer Luehsenhaut bekleidet gesessen, auIT jeder
itleii sind zweene lleydiicken mit ihren Parlcn vnd weissen
i;»e(hanen Kleidern gestanden «»^^ vnd denn ringes vmbher die
>riieinbs(en Hällie, so auch alle in köstlichen Kleidern \nd
hwiirl/cn Fiich>nnilzen gesessen^. Er wurde durch den Kanzler
;resleli(, worauf er slillschweigend vortrat, dem Zaren und
seil Sohne die Hand küsste und wieder an seinen vorigen
z zuiüek (rat. Dann Torcftrte der Kanzler ihn auf zu sprechen,
hakasrh hielt nun eine kurze deutsche Anrede, die ihm
137. S. obrn S. ilf).
138. In (1(111 Briere sagt k'aka$chi „nägelfarb angelegt, soll halb klag
btraiier) sain''.
139. Dio bekannten Hyndy.
9-
— 132 —
den Tag vorher schon abgefordert war. Nach derselben erliA
sich Boris^ entblössfe sein Haiipt^ nnd erkundigle sich nach
dem ßennden seines lieben Bruders^ des Römischen KaiserS; was
n<u'h ihm auch der junge Prinz Ihat. Endlich wurde er durch
den Kanzler niil folgenden AVorlen entlassen: ^Stepan, der durch-
„lauchligste, grossniächligslc Khayser aller Reussen, herr vber
„so vilen ländern vnd herrsciiafllen, sagt, Er habe Euch gern ^
„gesehen, vnd Euere reden gern angehört, will nun dess Röou^
„Khaysers schraiben lesen, vnd vernemen was Jer Mastt. gebiet-^
„ten, Euch alssdan andtwort geben. Jer solt dismals lenger
^nit auirgehallen sain, solt Euch ahn Euer Herbrig verfiegea,
^soit hoit Jer 31. gast sain, solt von denen spaisen haben, die
„Jer. M. essen, vnd solt frölich ,leben^. Kaum war Kakasek
wieder mit der vorigen glanzenden Begleitung in seiner Wohnung
angelangt, als mehr denn hundert Zarische Leute mit einem
grossen Ueberflusse von Speisen und Getränken anlangten, dena
er ein Geschenk von zwölf Ducafen machte, und dann die mil-
gekonnnenen Bojaren bei sich zur Tafel behielt.
liakasch musste nun, trotz aller seiner dringenden Vor-
stellungen und Bitten, noch einen ganzen Munal warten, ehe er
abgefertigt wurde, und benutzte diese Zeil zu Einrichtungen und
Anslaltcn für seine weitere Reise nach Persien. Besonders
versah er sich bei der strengen Kälte mit Pelzwerke, und sagt
darüber in seinem Briefe: ,;llabe Gott waiss fier die diener vndt
^.mich fier füx vndt schaff bellz, biet, schalauarien, stiffela,
,Juindtscluiech etc., 85 dukhalen gspendiert^' "«. Er bat z\*'ar
noch um die Erlaubnisse sich vor seiner Abreise persönlich
iVO. h'akwrh ni;,'t noch hin/.ii : „dio dukhalen nimt man hie woH^wogei
„vii(i( gar vngt'ru zu 17 Uürvken^ 102 KraitziT etc'^ An einer udeni SleDe
wird ein Dürcke einem Jltin gleicLgcstelK.
— 133 —
bei dem Zaren beurlauben zu dürfen ^ erhielt aber zur Antwort^
^^er möge beim Khayser khain Availere audienlz haben ; ^eil Jer
,^M. n^r zu betth sain alls aufl^'. Von den gewöhnlichen Zari-
schen Geschenken an kostbaren Pelzwerken u. s. vf. ist weder
in dem Briefe, noch in dem Rcise-Berichlc die Rede; dass sie
indessen wirklich erfolgt sind, sieht man aus Kakasch' s vor
seinem Tode in Persien gemachten Verfügung, in welcher er
sieben Zimmer Zobel und einer Schauben (Pelzkleid)
erwahnl, „die sie leicht für iOOO Dukaten verkaufen würden".
Am 7 Dezember verliess die Gesandtschaft endlich Moskau,
und begab sich über Kasan nach Astrachan. Tectander fugt
hier seinem Reise-Berichte noch einige Bemerkungen über Russ-
land und seine Be\Yohner bei, die im Ganzen wenig von denen
seiner Vorgänger abweichen. Er spricht besonders von der
grossen Ilnngersnofh, die kurz vorher das Land verwüstet, so
^s sie bei ihrer Durchreise noch viele Dörfer völlig menschen-
leer gefunden hallen. Seine Bemerkungen über die Lebensart
und Sillen, (icbriuiche bei den Ileurathen und Beerdigungen der
Russen enlhallen nichts Neues und er (heilt und vergrössert die
Vorurlheile und Ansichlon der früheren Reisenden über sie •♦^
Am 23 Dezember kamen die Reisenden nach Kasan, wo
sie den \N inier über blieben und dann am 11 Mai 1(j03 die
Reise auf der Wolga bis Astrachan fortsetzten, wo sie den
27-slen anlan<,^(en und wieder zwei Monate mit den Anstalten
zur \\'eiUTrcise zur See aufgehallen wurden. Ihre ganze Reise
bis hieher und selbst ihre EinschilTtmg in Astrachan geschah
übri*rens auf Zarische Koslcn. Zu der Teberfahrt nach Lenkoran
IVl. ( nt den Kii^ennulz der Küssen anzuzeigen, nennt er sie »vber di»
„nvd^stn /orteihafftige Leute''.
— 13* —
brauchten sie 31 Tage ^ und hier mussten sie wieder ^0 Wochen
auf die Erlaubniss von Ispahan Avartcn^ ihre Reise n^eiler fort-
setzen zu dürfen. Der ungesunde Aufenthalt iftid der Alangel
an gu(en Lebensmideln schwüchlen die Gesundlieit des Gesandten
zusehends. Als er Lenkoran verliess, konnte er nicht mehr zu
Pferde sKzen, sondern nnissle getragen werden. So erreicbt^^
er mit Mühe den kleinen Ort Lazan, avo er sein Ende heran — .
nahen ijühlle uud^ nachdem er in einer ^ in dem Berichte mitge«^
theilten noch zu Lenkoran niedergeschriebenen Instruction, die
Fortsetzung der Gesandtschafls-Rcise und alle darauf bezöglicheD
Papiere dem Tcc lande r empfohlen halle, am 25 Oclober
verschied.
Tee tan der musste nun^ da sein Begleiter Georg Age-
last ebenfalls ^,an dem rolhe wehe^' gestorben und seine kranke
aus vier Personen bestehende Dienerschaft ausser Stande war,
ihm zu folgen, die Reise allein, mit einem Persischen H(^
bedienten fortsetzen, und langte endlich sehr krank und matt
in Tanris an , sieben Tage nachdem diese Stadt wieder in Schah
Abbas GcAvalt geralhen Avar. Unmittelbar nach seiner Ankunft
AYurde er dem Schah vorgestellt , der ihn sehr wohlwollend auf-
nahm, zugleich aber während der Audienz einem hereingeführten
vornehmen Türken mit der grösstcn Kaltblütigkeit den Kopf ab-
hieb. Gleich darauf setzte Schah Abbas seinen Siegcszjug durch
Armenien fort auf welchem ihm Tee tan der folgen musste <".
Der Gesandle wurde mit vieler Auszeichnung behandelt und
1 V2. Tectunder sai;t hei Erwäliniinff der Lebensart der Perser:' „Sie
„haben weder Uhr nuch iiichLs bey ihnen, denn alss ich nii<^h einsmalss im Ca-
.,lender geirret, ich ein ^anlz halbes Jahr, biss ich wieJerumb in die 3losc»-
„wiUeriscben Länder kommen, in den Tag hinein leben müssen, vnd keinen Tag
„vor dem andern hab hallen können''.
— 136 —
masste bei dem Schah ^^eiifem freadigen^ freundlicheD; lustigen
^,Herrn etwan im 31 Jahre seines Alters", sehr oft speisen.
Während der Belagerung von Eriwan, besuchte er das Kloster
zu Etschmiadzin^ wo er mit grosser Auszeichnung aurgenommen
und bewirthct wurde. Endlich wurde er am 14 November von
dem Schah sehr gnädig entlassen und mit ihm zugleich ein Per-
sischer Abgesandter aft den Römischen Kaiser geschickt. Bei
seiner Abschieds-Audienz verehrte ihm Schah Abbas „ein Kön.
,,Persianisclies Kleid, so er Selbsten an seinem Leibe getragen",
ein Arabisches Pferd, 900 deutsche und spanische Thaler, und
einen reich verzierten Säbel.
Die Rückreise ging zu Lande unter grossen Muhseligkeiten
bis Cois, wo Tectander 6 Wochen bleiben musste, ehe er des
>>inters wegen weiter ziehen konnte, bis er im Februar 1604
nach Terck und von da mit grosser Lebens-Gefahr am 23 März
nach Astrachan kam. Von seiner zweiten Ankunft in Moskau
spricht er sehr wenig, und erwähnt nur, dass er von dem
Zaren ein Zimmer Zobel, Marder und einige Ellen Sammet ver-
ehret bckoiinnen habe. Am 15 Juli sali er daselbst den Kai-
serlichen Gesandten Heinrich von Logau, eintreffen, dessen
fciiTlic hen Empfang und Audienz er um so ausführlicher beschreibt,
da er sich der klzlern anschliessen konnte. Dieser Theil von
Tectauder's Berichte wird indessen weiter unten bei der
Erwähnun^^ der Logau 'sehen Gesandlschaft seine schicklichste
Stelle finden.
Am \ An<?ust verliess Heinrich von Logau Moskau und
Tectander trat in seinem Gefolge ebenfalls die Ruckreise nach
Deutschland an. Der \\ eg ging nach Narva, und von dort zur
See nach Sletlin und endlich von hier ohne weitere Zufalle nach
Pnig. Ueber diesen Theil der Reise bezieht sich Tectander
— 136 —
auf den von Herrn von Logau dem Kaiserlichen Hofe abg^
slaltctcn Bericht *".
10.
Georg Tectander.
1602 — 1604.
Georg Tectander von der Jabel begleitete den Ron.
Kaiserl. Gesandten Stephan Kakasch von Zalonkemeny
auf dessen Gesandlschafts-Reisc nach Russland und Persien und
stattete über dieselbe seinem Hofe einen ausführlichen Bericht
ab^ den er auch bald nach seiner Zuruckkund durch den DradL
bekannt machte. Alles weitere hierher Gehörige über Tectan-
der's Reise findet man in dem vorhergehenden Artikel über die
Reise des Stephan Kakasch.
11.
Johannes Brambach*s
Bericht über die Reise der Lübeckischen
Gesandtschaft nach Mosicau.
1603.
Die Städte der Hansa fanden es für nöthig^ ihre alten seit
200 Jahren in Russland genossenen Handels-Vorrcchle wieder-
143. Der oben anaefiihrlon Ausgabe des Iter Penimm htl TerU
noch am Knrle p. liT — 1h() oino laleiiiische Rede an den Schah von Penda
beigefügt, welche Kakasch unterwegs aufgesetzt halte, in der Absicht, sie bd
seiner Audienz in Ispahan zu halten.
— 137 —
'Stttten und erweitern zu lassen ^ und es wurde daher im
ire 1602 auf dem Hansa -r Tage in Ldbeck beschlossen, zu
seni Zwecke eine feierliche Gesandtschaft an den Zaren Bo-
Godunow^ der wie es in dem Gesandfschafls - Berichte
ssl; ;;W cgen seines wohllhatigen Gemülhes allenthalben berühmt
r", abzuferligen. Zu derselben wrurden erwählt: der Burge-
ister von Lübeck^ Cordt Germers^ der Rathsverwandte
inrich Kerckring^ und der Hansische Secretair .Jf. Ja*
nnes Brambach^ ein erfahrener und gewandter Mann, der
eits häufig von seiner Vaterstadt in den wichtigsten Geschäften
>raucht w orden w ar. Diesen schlössen sich von Stralsund die '
Ihmänner Nicolaus Dicmmies und Dr. Johann Richen-
rgk mit an. Als •Dolmetscher wurde ihnen Zacharias
^yer, ein Lübecker Kaufmann, mitgegeben, der schon sechs-
inmal und zuletzt 1599 in. Geschälten seiner Vaterstadt, in
iskau gew esen und der Russischen Sprache vollkommen kundig
r. Diese Gesandtschaft trat ihre Reise am 13 Januar 1603
1 Lübeck an und kehrte im Juli des nämlichen Jahres wieder
ück.
Der von dem Sccrclair der Gesandtschalt, Johannes
^ambach iu PlaUdcutscher Sprache an den Rath zu Lübeck
rcfassle Bericht über diese Reise befindet sich in dem dortigen
idl-Archiv, und ist, ins Hochdeutsche übertragen, mit 26 dazu
lörigcu Documentcn^ abgedruckt in der Hansischen Chro-
k aus heglaiihten Aaehriehten ziisammengetragen von
Joliann Peter Willehrandt, Lübeck 1748, fol. in der
Ken Abiheilung, S. 121 — 178, wo derselbe folgenden Titel
rl:
Relatio. Was in dorRrbarii von Lübeck, vnd ande-
r Ilansa Stetrr Sachen, die B^furderiinge der Gewerb
d Kaufriiandol belangende, by dem üurchlauchtigsteD
— 138 —
Grossiuechtigsten Keyser vnd Grossfursteiii Herrn Baiyu
Foc(Ioi'o\ntz, ein seihst Erbohlcr aller Rcussen ete.
vnd dem Jungen Herrn Keyser vnd Fürsten, Herr
Foedor Barisowitscli aller Reussen etc. Anno 1603, in
Monat Aprili, Najo vnd Junio, in der Stadt Slasskoir
vnd sonsten vorglanflcn vnd verrichtet worden.
Der Bericht^ Avelcher sich fast ausschliesslich auf die Ver-
handlungen der Geschäfte der Hanse -Städte beschränkt^ md
wenig besondere Bemerkungen über das Uand , seine Verrassipg,
Sitten u. s. w. enthält^ fangt gleich mit der Ankunft in Moskw
an, Avelche am 25 3Iärz errolgto. Die Gesandten benutzten die
ersten Tage dazu^ um die Geschenke , welche sie für den Zirei
und dessen Sohn mitgebracht hatten^ bei den dortigen GoM- ^
arbeitern ausbessern und in die gehörige Ordnung setzen a
lassen. Am Tage vor ihrer Audienz wurde ein Yerzeidiwss
dieser Gesciienke von ihnen verlangt und ihnen angezeigt, dass
sie sich bei der Vorslclhmg nur auf die mündlichen Begrässungen
und Glückwünsche beschränken^ über alle Geschäft^ aber dem
Kanzler durch den Dolmetscher ^^^ einen schrifllichcn AnEsitz
übergeben sollten. Am 3 April Avurden sie mit <GrossIlirs(lichea
Pferden, und unter Begleitung vieler Bojaren und anderer vor-
nehmen Beamten zur Audienz abgeholt ^«s. Nach der Vebcr-
reichung ihres C red entz -Briefes >«« wurden die Geschenkt
lU. Der Dolmctsclirr heisst hier immer Dolch j auch Tohk. VieOeicht
nach dem Riissisdien mo,i/ca7 Oder nach dem Alt-Prciissischen Toik?
1 V5. Bei der Reschrcibuiig dieser Audienz und -auch spater heisst es ii
der Relation mclirinals: „alles Tcrner Inhalts eines hierüber gehalteneii Speciil-
,jrro(()colls", ^'ovon indessen hier weiter nichts niitgelheill wird.
14G. In dem von den Stadien Lübeck, Bremen, Hamburg, Rostod,
Stralsund, Dan/iji;, Lüiiebiirj; und Greifswalde unterzeichneten Creditire ist der
dem Zaren beigelegte Titel merkwürdig: Er heisst hier nämlich: ,AUer Reussei aii
— 139 —
gebracht, u eiche, nach dera S. 145 beigefüglen Verzeichnisse
: in lauter Thicr- Figuren bestanden. Es waren nämlich fiir
i Grossfürslen Boris; Ein grosser silberner und vergoldeter
ler, ein ähnlicher Slrauss, ein Pelikan, ein Greiff, ein Löwe,
Einhorn, ein Pferd, ein Hirsch und ein Rhinocerosj fflr den
gel Prinzen: ein silberner und vergoldeter Adler, eine fihn-
le Fortuna, eine Venus, ein Pfau«*'», und ein Pferd; nebst
em Pokal von jedem Gesandten ins Besondere. Nach Been-
ung der Audienz wurden die Fremden wieder feierlich in ihre
»hnung zurückgeführt, wo sie an diesem Tage aus der Kaiser!.
:hc mit einer Mahlzeit von 109 Speisen, „dafür, heissl es
der Relation, wir uns in Wahrheit entselzel", und mit einem
)erflussc von mancherlei Gelränken bewirlhet wurden. Auf
Anfrage des Zaren nach der Zahl und den Namen der StAdte^
deren Geschäften die Gcsandlen gekommen wären, fibergabeo
ein, S. 149, befindliches Verzeichniss aller damals zur Hansa
örigen Släd(c, im Ganzen 58, nach den vier Quartieren
)eck, Köhi, Braiinschweig und Danzig eingelheilt; zugleich
r auch eine kleinere Liste, worauf nur diejenigen 12 Städte
lerkt w;uen, welche eigentlich SchillTahrt und Handel nach
Island trieben, nämlich Lübeck, Bremen, Hamburg, Rostock,
bst - FrIjoMcr, der Wolodirnirischen, Muskouischen, vnd Naugrotscben efc.
v<;er zu f^i^^son . hnyscr zu Asiorican, vnd Kayser in SiberieD, ein Herr der-
-kiiw. vnd (Ir(»«.<[ürsl zu Sc hniolcntzky , Twerschogo , Jungerschogo , Perm-
oiii) , Wfizsflioi'o, lJ{)!;:arsclin::o, vnd andere, ein Herr vnd Grossftirst zu
Uijardlrn, dc^ .NitMlcrlaiidcv /crin^zofTschogo , Beloosserschogo, Lyfflandschogo,
erscho::«) , olxlcrNclioiio. KondNnschogo, vnd der gantzen Nordersyden, ein
hiffcr \nd ( iii lleu" drr Iwersdien Lande, der Grasingscben Kaysertbame,
i der Kabardiii^clien Lande, der Zyrcasscn vnd Igorscben Fürslentbume , vnd
lerer vieler lierrschailten vnd Regent".
iV7. In der Keiütion steht: einPiur/tfii, wabrscheinlicb für Pmcimm, nacb
Italiänisclien i'ucoiinoj oder dem Russiscben
— 140 —
Stralsund; Magdeburg^ Wismar^ Lüneburg, Braunsch^reig; Danzig,
Greirs^valdc und Stettin.
Die Unterhandlungen^ welche vorzugsweise die frfiher genossene
Befreiung von den Zöllen^ Wiederherstellung der filtern Handels-
Niederlassungen u. s. w. betrafen und von Grossfursllicher Seiten
besonders von Stepan Wassilje witsch Godunow und Affa-
na ssij Wlassiew geleitet wurden ^ fanden allerlei Schiiiiefl;-
keilen und wurden dann durch die Oster-Feiertage unterbrochen.
Am Palm - Sonnlage sahen sie der Kirchlichen Prozession des
Einzuges in Jerusalem zu^ deren Beschreibung nichts Neues dir-
bietet. An diesem Tage^ so wie auch am Oster-Feste wurden
ihnen Speisen ^^^ aus der Grossfürstlichen Küche zugesandL Dt
auch nach den Feiertagen noch immer kein Bescheid erfolgte, so
benutzten die Gesandten in ihrer Ungeduld den Umstan* dass
der junge Prinz bei einer Feierlichkeit, ;,um die Früchte des
^Feldes zu gesegnen", bei ihrer Wohnung vorbeirill, und über-
reichten ihm eine Bittschrift um Beschleunigung ihrer Abfcriigmi;.
Es ist überhaupt merk^vürdig, dass hier bei allen Vcrhandlungeo
die Geschäfle immer ;,im Namen des Grossmfichtigsten Kaysers
^und Grossfürsten Boris Feodorowitsch und Sr. Majestät
^Sohn, des jungen Kaysers" gefuhrel wurden. Am 25
Mai erhielten sie endlich den lang erwarteten Bescheid auf ihr
Gesuch und zwar in Russischer Sprache, was damals in Ge-
schäden mit Fremden nicht gewöhnlich war^«>. Das WichÜgsle,
148. Der Bericht nennt diese Speisung Comtm, TermothUcli nach dca
Russischem Worte xopMb, die Speise, Nahrung. «
149. Die Russischen Aktenstücke wurden von den LQbeckiscken DolMl-
schem Zacharias Meyer und Hans Helms, für die Gesandten ins P/o/ldlrafwA*
Übersetzt, und so befinden sie sich auch unter den diplomatischen BeOagen der
Oelaiio, z. B. S. 152 G, S. 163 Z, S. 171 T und S. 177 AA.
— 141 —
is ihnen in demselben zugestanden wurde, war die Erlassung
- bis dahin bestandenen Zölle, für Lübeck allein, aber nicht
die andern Hanse -Städte und die Bewilligung des Privat-
Itesdienstes in ihren Niederlassungen im Russischen Reiche.
Am 7 Juni endlich erhielten die Gesandten eine nochmalige
idienz, und in derselben ihre völlige Entlassung. Den Tag
raur wurden ihnen als GrossrOrstliche Geschenke zugesandt:
Jeden von ihnen ein vergoldeter Pokal und zwei Zimmer
bei, ;,nHt dem Begehren, dass sie solches Ir. Mayest. zu ehren
ehallen, vud derselben dabcy gedencken sollen". Der Gross-
st trat an demselben Tage mit seiner ganzen Familie die.ge-
hnlichc Wallfahrt nach dem Troizkischen Kloster an, weswegen
' Pristaw den Gesandten deutlich zu verstehen gab^ dass sie
h nun auch unverzüglich zu ihrer Rückreise nach Deutschland
mschicken hallen. Da sie aber immer noch Vorstellungen und
I Wendungen zu machen hatten, sagte man ihnen endlich ganz
cken: „sie wären etwas unverschämt, dero behueff sie dan
as Russische Wörllein Sorum «so gebrauchten". „Derowegen
ir dann endlich, hcisst es S. 135 der Relation, zu Ver-
atung besor<^li(hor Pcricul und Verlegenheit ferner sollicitatur
nslellen >nd in GcfUiIt acquicsciren müssen". Die nächste
Ige dieser UnzurricHlcnhcil der Grossfürsllichen Räthe war, dass
en die früher versprochenen Pferde und Fuhrwerke bis an die
ssische (iränze nun nicht geliefert wurden, und sie sich diese
; ihren ei:,MMion Miüchi verschaffen musslen. Am 11 Juni
liessen sie endlich Moskau, wobei sie von etwa 300 Reitern
an das aiisserste Thor begleitet wurden. In Nowgorod fanden
bei dem dortigen Woywoden, der von den ihnen ertheilten
150. Wahrscheinlich copoM^\ cpajtö, Schande.
— 142 —
Privilegien noch nicht unterrichtet >var^ und auch bei den Zollbeam-
ten >^i Schwierigkeiten^ \vcsT\Tgcn sie einen Boten nach Moskau
abfertigten^ und bis zur Kriedigung ihrer Sache Einen aus ihrer
Milte dort zurückliessen. Kaum >varen sie eine Tagereise veiter
gezogen^ als sie ein Grossrürstlicher Bote einholte ^ der iiueo
ein Schreiben des Zaren überbrachte ^ worin er sie bal^ liifif
junge Edelleute^ die gleich mitgeschickt wurden^ mit nach Deutsch-
land zu nehmen^ und den Magistrat von Lübeck zu crsucheiii
diese auf Kosten der Russischen Regierung ,zur 9chu|e hallen^
„in Deutscher^ Lateinischer und andern Sprachen informireii, auch
„inmittelst bey ihren christlichen Glauben zu lassen, vud i^feder-
„umb nachher Russl'and zu schicken^ i^^^ ein Auftrag, den sie
mit grosser Bereitwilligkeit erroilten i^». Am 3 Juli kamen sie
151. In der Relation heisst es: „die Soiotcanckem vnd ZoUen Yervil-
„ters^, eben so S. 138: „die Salwanckem oder Zöllner^ Wahrscheinlick t«
IJ'biOBa.ibHaKii. — Steuereinnehmer.
152. Das Grossfurstliche Schreiben laufet S. 177. AA. in der FUilldeit-
schen Uebersetzung folgendermassen : „Der Stadt Lübeck Gesandten , dem te-
„germeister Cunradt Germers, vnd dem Rathmanne Heinrick Kerckrinck, tbI
„Johanne Brambachin, wy senden mit juw vp Lübeck, tho Icrende die LatiDiscte
„vnd Dudesche, vnd andere gedelde Spracken vnd Schrieen, 5 Jungen. Wc0
„sie nu werden tho juw kahmcn in Lübeck , so wollet gy ^usemthalben redn
„mit den Burgermeislern , Rathmannen vnd Burgern, dat se woRen beaeUci
„dussen Knaben tho lerende die Lalinsche vnd Dudesche Spracken vnd SchriAei.
„Vnd dat sie woll werden in acht gcnamen, dat sie in der Ue mSchlen
„werden, vnd dat gy hirmit vns juwen Dcnst sehen latcn, vnd dat so okl
„dal se von den ChristUckcn Gdöuen nicht möchten aflTgerörel werden, dat it
„datsuluc veste wollen in acht nehmen, darniit se die Russische Gewonbeidei
„vnd Gclöuen nicht möchten vorgeten. Vnd wenn na diisse Knaben die Latiai-
„sche vnd Dudeschc Spracken vnd SchrifRen genogsamb gelerei hebben, dat gy
„se den wolden wedderumb van dar laten, tho vnaer KayserL MaylL Tnd vat
„er Etent vnd Lchrgeldt kosten werdt, dat schall thor Stnndt Ttb vnser KaysciL
„MnyK. Schailkammer betalet werden. Geschreuen in vnser Kayserl. StadI Xas-
„kow, im Monat Jnny".
153. Binsoic sagt in s. handschriiUidien Werke: Kentirrier Zmulmni
— 143 —
ch Pleskow, und von da „ddrch das jemmcriiche vcrwüslelc
d „vcrödelo Lyfllandt" nach Riga', vromit der Reise - Bericht
iDessl. ' '
Der Verfasser dieser RelaUdn^at sich in derselben häufig
issischer Ausdrücke bedient, dfe Vwar meistens sehr entstellt,
er doch leicht zu errathen ML So findet man ausser den
reits angeführten, noch folgende:
S. 143. Ein Muskowischer, und S. 169, ein Musco-
ke, vcrmulhlich eine Mosko wische Denga, die S. 155 ein
*nningk genannt wird »5*^. ^'
S. 160. „Salpietiscjten oder suppliciren^', und S. 169
nscrc vorige Salpiotliche", statt Supplik. Wahrscheinlich
s dem Russischen Hc.io6HTHafl, die Bittschrift, bekannthch
n HejoM-L ÖBTb, mit der Slirne (die Erde) schlagen, das
emals gebräuchliche Zeichen der Unterwürfigkeit, Verehrung
d Bitte.
S. IGli. ;^Dic Sehe Ockijäne nennen sie die Sehe
erden umt'^, im Russischen Mope OKeau-b.
S. 166. „Eine Polosonoy^^ Eine Abgabe von einem
Uitten; entweder als nojoxceDie überhaupt, oder von no403fc.
S. 169. „Das Trojesda", von npota^i, die Durchfalirl.
Ebcnd. „Die xNeuerung des Wege-Geldtes, welche sie auf
ussische Sprache Vesonoy nennen". Vermuthlich von Boa*»,
3BTk, füliren.
Ru9si*chen Reichs fs. obon S. 46): „Kr licss i8 e^le Knaben '9k Mos-
»wiler hind«T aiislesoii, ton denen wurden §echa nach Lübeck , 6 in England
id 6 in h rankreich gcsciiiikt, dass sie alda zur Schulen sollen gebalten werden;
er not li /ur Zeil i>( von ihnen allen nicht mehr denn nur einer wieder in
issland kommen "*.
\:}\. S. oben Bd. I, S. 387. Kole 432.
— 144 —
Als eine diplomatische McrkwQrdigkeit kann noch die Ein-
leitung des den Lübeckern verliehenen Grossiiirjtlichen Gnaden-
brieres angeführet Averden, i;\'clchc'S. 171 in der Plalldeulschea
Uebersetziing also lautet :^ ^^n der Drcyfaltigkeil la^en ^ir Godt
^^in der Rcgerung vnd WollgefaDens diesuluige beuestige vnsern
■i
^^Scepler vnd holden in Avahrhaffligen röinclichen vnd erschien-
^^lichen/ vnd in allerley erholdingc des grölen Russischen Kay-
scrdoiubs^' ^ss.
12.
J o h a n n ^ k y t t e.
1604.
Johann Skytte wird von Müller in seiner Sammlung
Russischer Geschichte^ Th. IX^ S. 156 durch einea Irrlhom
als Verfasser eines Reise -Berichtes über Bussland genannt, und
mussle daher auch hier zur Erklärung und Berichtigung dieses
Irrthums angeführt worden. Müller sagt nämlich a. a. 0. tod
ihm: ,^Er ward in Gesandtschaften nach Russland, Engelland|
,,IIolland und Dännemarck gebraucht ^^, und S. 168 heissl
es: ^^Eine Reise - Beschreibung seiner Russischen Gesandlschail
,,hat Peter Janson, sein Gesandtschails - Prediger, 1619 za
,;Hamburg in deulsciier Sprache herausgegeben^^ £s lässt sich
aber beweisen^ dass Skytte nicht in Russland war, und dass
diese beiden Angaben auf einem Missversländiüssc beruhen.
155. Am Ende dieses Aktenstuckes heisst es: „Gageben diesen TBsen
„Keyserlichen Be^'nado Briefl in viiser Kcyserlichen SladI Mosskow, Im Jar na
„Schoppinge der Welt 7111, im Monat Juny, in vnser HcrschaHen Tnd Keysar-
„thumb den 5 Imdicih,
— 145 —
Skyife hicss ursprünglich Schröder^ und war der Sohn
eines Biurgemeislers in Nyköping. Er wurde 1602 von dem
Herzoge Carl -von Schweden sum Lehrer seines Sohnes^ Gustav
Adolph; ernannt; und 1603 ia den Adelstand erhoben, wobei
er den Namen 6er allen Familie Sfcytte^ aus welcher seine
Mutler herslammte, annahm« fm J^ro 1604 wurde er als Ge-
sandter nach England gesobickt; und nahm .seinen Weg dahin
Obci Danemark und Holland ^^^ Die Beschreibung dieser Reise
gab Peter Janson hertaV; und, fiigle derselben drei Anisätze
aber Russland bei^ welcher Umstand Veranlassung zu dem Irrthmne
gab, als wenn Ski/Uc auclLTTach Russland gesandt , und diese
drei klcMnen Schriften vielleicht auch von ihm verfassl worden
waren.
Der ausführliche Titel des Janson 'sehen Werkchens ist
nämlich rolgender:
Itinerarium oder anssrührlieher Bericht, welcher
gestellt Ihre Koni/sri. Mnyest. von Schweden rulengest
Abgesandter <^ii die Diirchleuehtigste, Gfilssmeehtige
Könige, von Gross Britannien vnd Dennemarcken, wie
aiieh an die lloehmögende Herrn Staaten, der verei-
nigten Freyer Mederl;indeii, Herr Johann Skyftc aiifts
Schweden ii:ieh Denneniareken, von dannen nach Hol-
landt. endlirlion nach Kngellandt verreiset, vnd wie
ihfTie seine Vni')assad(* abgegangen, auch was sieh für-
iirinMirh ln^y den llöehtg. Polentaten vnd Herrn da-
znniahl ziij:rtr;igen, \eben griindlieher Beschreibung
der Orlheii, Stiidt vnd Flecken, was in denselben son-
!*)(; sfcyttpn wiMiere Lebens - rin<;l5nde und zahlreiche Srhiiflon findet
nun \n\ Mhlltr I\ S. i:.5— IT.o jiniioführl. Hr ist für Russland besonders da-
durch iiurkwiinli::, dass tr der erste Kanzler der l'niversitäl Dorpat, in der
er5ten llaliU* des XVU. Jahrhunderts war.
n. 10
— i46 —
derlich zu selten, viiil wie weit sie von einander ge-
legen, etc. Neben Drey anilern newen TraciiUlein. Das
Eine Ist ein Process, welcher so wol hey I. K. May.
von Schweden an den Gross Fürsten in Mu^cow Ge*
sandten andientz am 3 May, als bey der'Creutikttssnng
am 8 Jnny gebalten woVden. Das Ander Ist im glei-
chen ein Process, welcher bey den Russischen Ge-
sandten nn I. K. May. von Schweden den 28 Jnny n
Stockholm gehalten worden. Das Dritte Ist iFon der
Russen oder ülnscowiter Religion, Ccremonien, Gese-
tzen, Policey rnd Kriegesnundel, wie auch von des
Landes beschaflTenheit. In Drncb: verrertigt. Durch
Petrnm Jansoninm. Gedrucket zu Hamburg, Im Jahr
J619. 4^
Die hier angerührten Drey newe Tractiillein, von denen
eigentlich nur der erstere hieher gehört, sind folglich offenbar
von Jansen hinziigefiigl, und wahrscheinlich auch von flun^
diesem Zwecke ans dem Schwedischen äbersetzt worden. Das
erste derselben enthält einen kurzen von Mens Martensohn
verfassten Bericht über eine im Jahre 1617 aus Schweden moh
Russland abgefertigte Gesandtschaft, dessen weiter unten bd
diesem Jahre wird erwähnt werden.
13.
Baron Heinrich von Logau.
1604.
Haron Heinrich ton LogaWy oder liOgau >»'', Haupt-
mann von GlatZ; wurde von dem Rom. Kaiser Rudolph ü. an
157. Drr Name dieses Gesandten ist rielfSItig and sonderbar TeniBSlaltet
worden. Tecfamkr, in dem Her Penicum, nennt ihn iegmw. Bei TWwr,
— 447 —
den Grossiursten Boris geschickt ^ um die Bitte wegen Hälfe
gi^n die Türken und Polen zu erneuem.
Sein noch nicht gedruckter, nur 20 FoHo- Blätter starker
Reise -Bericht befindet sich in der Original -Handschriil, in dem
IL K. Geh. Haus- Hof- und Staats -Archive J^ Wien, und bat
folgenden Titel:
Der Rom. Khay. Auch zu Hanigrern vnd Böhmen
Kliiin. Mit. zum Grossfurstcn In der üluscaw Abgefer-
tigteii Ab^osandeu, Heinrichen von Logaw, etc. Vnlter-
thenigsle Itelalion.
Diese Erzählung ist üeinricA ron Loscatt unterschrieben.
Sie ist sehr kurz^ wird aber lum Theil ergänzt durch das Iter
Persiciim von Georg Tectander von der Jabel«««, der
nach seiner Zurückkunll aus Persien mit dem Baron von hogau
m Moskau zusammen traf, und sich bei dessen feierlicher Audienz
an denselben anschloss, so wie durch die Erzfihfung Conrad
Bus so WS in seinem Verwirrten Zustand des Rassischen
Rriehs »^a.
Loß;nu (rat seine Reise am 27 April ^ mit einem Gefolge
von mehr als 60 Personen^ von Glalz aus an, ging von dort über
Frankfurt a. d. 0. nach Stettin, und blieb „wegen bösen ge-
„ Filters vnd vmbcquemben w indes*' fünf Wochen bei dem jün-
jrern Herzoge von Pommern, Philipp Julius, auf dem ßirstli-
liehen Amte Ellenau. Von hier setzte er die Reise zur See fort,
und brauchte drei VN'ochen, um nach Narwa zu kommen, wo der
/>tM. d^ P^P' (tffn'r^ p. 53 heisst er L. 17. de Lobe, bei Btnuott^ VertcirHer
Zu9tand de$ /?mm. Reicht S. 109 ron Lahm, bei MiilUr, Samml. Rom, Geath.
Bd. V. S. 127. 9'on der Lavgko, und in den Rom. Archiv-Nathrichtemj bH
h'aratntin , Andrej Loch,
13M. S. oben S. t3G.
\y}. 6. oben S. 40.
10*
— 148 —
nach MoskAu vorausgeschickte K. K. Hordiener, Baltkasar
MerlC; ihn mit dem Grossiurstlichen Passe und Geleile beceite
erwartete.
Am 25 Juli hielt er seinen feierlichen Einzug in Moskau,
zu Tvelchem er schon in einer grossen Entfernung von der SlaA
von 4000 reich ausgestatteten Reitern empfangen ^iirde. Bis-
sow sagt S. 109. ;,Da thSte Boriss die VerschaCning, dass an
;, denen Oertern^ da der Gesandte durchzog^ kein Bettler sioli
;,muste sehen lassen. Liess auf die Märkte in denen StMloi
„allerley Nothdurfl führen^ damit durch die Fremden Ja kehw
„Theuerung möchte gespuhret ^'erden. Wie der Gesandte eine
„halbe Meile von der Moscau solte empfangen und eingeleitet
„werden, wurd allen Kneesen, Boyaren, Teutschen, PoUeD; md
„allen andern Ausländern, die mit Land und Leuten versehen
„waren, angesagt: Dass ein ieglicher bey Verlust jchrlich^ Pen-
„sion, den Kayser zu Ehren, sich in Sammet und Seiden, auch
„gülden Stucken aufs herrlichste und prächtigste sollte aussta^
„fieren, und also im allerbesten Habit den Kayserlichen Gesandte!
„entgegen reiten, und demselbigen also zu Moscau hinein be-
„gleiten helfen "•''o. Zur AVohnung erhielt er das GdMlii*,
welches kurz vorher der Herzog von Holstein inne gehabt hiilti
Zu seiner Verpflegung waren drei vornehme Beamte verordMi,
und für seinen Unterhalt wurden täglich ein ganzer Ochse, 7
Schafe, 30 Hülmer, eine grosse Menge Wild, Fische, Eier, BnUff;
Speck u. s. w\, so wie Wein, Braut ewein, Bier und Metk ii
reberflusse geliefert. Drei Tage nach seiner Ankunft erhielt ff
schon die erste Audienz bewilligt, zu welcher er und s^in ganxes
Gefolge um 9 Uhr, mit sehr schönen und kostbar aulgqwUW
iGO. Müller und h'aratMim bezweileln mit Recht diiio Aigabe, ties^
ans Prtrejtin kannf en . auf joden Fall scheint sie sehr
— 149 —
Reitpferden abgehoU wurden. Den Zug^ dessen ausfahrlMke
Beschreibung man bei Teclander Cndet^ eröffnelen die Rönu
Kaiserl. Geschenke ^ welche nül grossem Pompe voran getragen
wurden, und in folgenden Slücken bestanden: 1, funlzebn kost-
bare Gewehre, mit Perhnuüer ausgelegt; 2, ein grosser silberner
und vergoldeter Becher; 3, vier schwere goldene Ketten; 4, ein
kanstreicher Becher, „daran eine Wassermühle gewesen'^; 5, ein
silberner, vergoldeter Arm, auf welchem sich 3 Becher und ein
Paradies -Vogel befanden; G, ein kostbarer Schreibe -Tisch von
Elfenbein mit Gold eingefasst; 7, drei silberoe mehr als zwei
Ellen hohe Kaimen, deren jede von zwei Mannern gelragen
werden nuissle; 8, ein mit grosser Kunst verfertigtes und völlig
ausgerüstetes Schilf von Silber, zwei Ellen lang; 9, ein Hirsch
von Silber, auf welchem Diana sass, und der am Halse ein
kostbares Geschmeide, und ein Geweih von seltenen Korallea«
Zinken trug. Ausser diesen von Tectander beschriebenen Ge-*
schenken erwähnt der Grossfürstliche Kanzler walurend der Ver-
handluniren mit den Gesandten noch einiger andern, auf deren
symbolische Bedeutung er noch einen besondern politischen VV^rth
zu setzen schien. Er sagte nämlich, der Römische Kaiser habe
deui Grossrürstcn durch Logau gesandt: „Eine gewaltige Reich
„Schaczi^rc (kostbare) Chron, Apfel, Cepter, dadurch Imbe (ihm)
^zum Kheiser oder Kunige zue bestettigen. Item ein Castel oder
^Schloss \ou lauterem Golde vnd Edelsteinen gemacht, welches
,auch seine sonderliche bedeutung haben vnd der Gesandte Ir.
.Gross. .M. uuslcfren würde". Hinter den Geschenken wurden
die drei Oediliv-Schreiben des Gesandten, mit Decken von rothem
und grünem TalU behangen, getragen.
\o\\ dieser ersten Audienz sagt Logau sehr kurz: ;,aldo
flucht Anders alss Hu. Khay. Mit. gruss vnd gluckwindschung....
;iangebracht, dorauif der Grossfurst, mjch selbst mir Taflei lahdcti,
— 150 —
„vnd auch Alle mein Voick vor Imbo zue Tische sezen lassen,
„vnd stattlich traclirt^. Die Feierlichkeit ^ ivelcher Tectander
im Gefolge der Gesandten beiwohnte^ ist von diesem ia seinea
Itcr Pcrsietim uusführlicb beschrieben. Als die Gesandtschaft
eingefahrt wurde^ sah sie den Grossfürsten der ThQro gegeiiOber
uuf einem vergoldeten Sesj^el sitzen ^ in einem langen^ bis auf
die Füsse reichenden^ mit Perlen und Edelsteinen besetzten Kleide
von Goldstotr. Er hatte eine doppelte Krone auf dem llaiqrtei
und eine andere dreiraclie „Tast anderthalb Ellen hohe, so sehr
„schön und prechlig mit Edelgestein versetzt^, neben sich stehen.
Neben ihm sass Feodor Borissowitsch in Silbersloff geklei-
det und mit einem goldenen Stabe in der Hand. Nach der
Ueberreichung des Crediliv - Schreibens erhoben sich beide and
erkundigten sich nach dem Befinden des Römischen Kaisers^ und
der Grossfürst erlheilte den Befehl^ den Gesandten und sein ganzes
Gefolge zur Tafol einzuladen. Nach der Audienz wurden die
Fremden in ein grosses Zimmer geröhrt, um dort bis zur Tisch-
zeit zu urarten. Hier sahen sie ehie ausserordentliche Menge
der kostbarsten Gefässe von Gold und Silber, „unter denen ein
„grosser Silberner Löwe^ welcher vber eine Tonne Bier gehalleo^
„neben auch einer silbernen Thonnen vergfildet, auch so gross
„alss eine Bier Tonne ^. In der Mitte des Zimmers sahen sie
einen grossen Pfoiler, welcher in seiner ganzen Höhe mit o-
zahligen goldenen und silbernen Bechern und Schalen besetzt inr.
Nachdem sie hier etwa eine Stunde gewartet halten, irurden sie
zur Tafel abgeholt. „Auss diesem Zimmer, sagt Tectander,
„gieng eine Thür in ein ander Losamcnt, welches man geöHM»
„darinnen der Grossrürst neben dem Jungen Herrn seinem Solmc
„aulf vergüldelen Sässeln vber eüicr gantz Silbernen vnd vei-
„göldeten Tafol gesessen, nicht weit von diesem ist ein andere
„lange Tafol gestanden, darüber man dem Kayserlioh GesandM}
nd die andern alle nach der Ordnung wie sie eingoriUeii, ge-
rtzl. Zum auffwartten vnd Speiss aulllragen siol vber 200
tätlicher Moscowitter^ so mehrentheils all auiT einerley ferm in
öldene Stuck bekleidet^ verordnet gewesen. Alss man nw
en Grossrarsteii etliche grosse Semmel Brodt gebracht, hat er
ieselben persönlich in stuck gelheilet; vnd einem jeden nach
er Ordnung^ wie sie gesessen^ eines vorlegen lassen, mit die-
?n Worten : der Grossmcchtige Herr vnd Grossf&rst Boris
oedrowitzsch begnadet dich mit Brodt von seinem TisdM.
ach diesem hat man in die 300 gute gäldene schalen mit
peiss vnd alleriey Tranck aufgesetzt, vnd hat also die Taffei
I die 5 Stunden lang gewehret. Es seind auch in ^rnelten
immer vber 200 Teutzschen (jedoch vnterschiedlich) gespeiset
orden^ es hat aber keiner derselben sich zu vns nahen, viel
eniger inil vns reden dürfTen, darauff denn die Moscowitter
enaw achtung gehabt".
Als Logdfi am 30 Juli um ein zweites Gehör anhalten
;s, SiindU' der Grossfürsl drei vornehme Bojaren zu ihm, mit
Aiifrüideiun;Lr^ sein Anliegen sehriniich zu übergeben, danul
desto seiuieller libersel/l und beralhen werden könnte. Nach-
n diess geschehen, besiichle ihn zw ei Tage darauf der Kanzler,
ihn im Namen seines Herrn zu fragen, ob er denn gar keine
lere Aufdiiijre halle, als diejenigen, welche er in seiner über-
hlen Sein in angej^eben; da doch in seinem Crediliv gesagt
rden, ,,dass er in grossen Sachen zu tracliren volle Gewalt
ibc", und als der (iesandlc anlworlele, dass er durchaus keine
lere Aiifiräj^a' habe, „sehied der Kanzler gar nit frölich".
Am 3 August , dem Geburtsfeste des Grossfilrsteo, wurden
n Gesandien mehr als 200 Speisen in goldenen Schüsseln und
e Men^^e Gel ranke alier Art io kostbaren Geltesen getchiekL
— 152 —
Die gcläuschle Envartnng über den Z^veck von Logmi*$
Gesandtschaft halte unterdessen an dem GrossfiirsUichen Hofe
eine grosse Verstimmung gegen ihn hervorgebracht. Am 5 An-
gast erschien der Kanzler wieder bei ihm mit allerlei Beschwerden
^^vnd vornemblich;«sagl Logau in Seinem Bi richte ; dass es den
^^Grossförsten gar hoch wunder ncmbe, vnd gleich verkleinerlidi
^^vorkombc^^ dass der Rom. Kaiser ihn abermals nicht den ihm
gebührenden Titel; mit Erwähnung aller Lander gegeben habe,
während doch der Grossfürst ihm nicht einen Buchstaben in sei-
nen Titeln entziehcf. Als hierauf Logau der dem Kaiser zu-
gesagten Hülfe gegen die Türken erwähnte, ^^hal der Kanzler
,;doch nur ein Lachen daran gegeben vnd nit heraus gei^oU",
so sehr jener auch darauf drang. Der Grossfürst Hess dem
Gesandten auch wissen , dass er durchaus von ihm nähern Anf-
schluss über viele Punkte erwarte, welclie besonders den Erz-
herzog jMa\imiiian beträfen, welcher nach den frühem Ver-
trägen zum Könige von Polen erwählt werden, und die
Tochter desGrossfürsten zurGemahlin erhallen sollte.
Bey dieser Gelegenheit erfaliren wir, dass kurz vorher Rudolpk
II, einen hohen Geistlichen, der hier ein Metropolit genannt
wird, Namens Dionys, nach Aloskau jg^esandt hatte, welcher
seinem Vorgeben nach so wichtige Aufträge gehabt, dass iha
ausdrücklich mündUch befohlen worden, dieselben allein den
Grossfürsten vorzutragen, weswegen dieser ihm auch, „wider
„alle gewonheit geheimbe Audientz geben" In dieser hafcc
Dionys gesagt, der Römische Kaiser habe ihn, allein und flv
im Beisein eines Dr. Petzens, welcher alsDolmetscher gedietil|
sehr wichtige Punkte für den Grossfürsten aufgetragen, deren
Geheimhaltung er auf das Evangelium beschworen müssen. Diese
Punkte hatten die oben erwähnten Pläne für den Erzherzog
iMaximilian betroffen, und Dionys habe von dem GrossfÜistcn
— 153 —
für seine gule Botschaft ein Geschenk^ im Wcrtbe von 3000
Rbl.^ die hier 9000 Thalern gleich geschätzet i^' erden ^ erhalten.
Er habe auch hinzageselzt ^ der Kömische Kaiser werde ehestens
einen angesehenen Gesandten mit hinreichenden Vollmachten zor
gänzlichen Beendigung dieser Angclegenheilen schicken^ und iür
einen solchen habe man nun den Baron von Logau gehalten«
Dieser mochte sich daher entschuldigen Avie er wollte^ dass er
Iür diese Punkte gar keine Instruction habe^ so wollte man ihm
doch durchaus nicht Glauben beimessen^ ;>^^^ii; ^'iG ^r sagt,
^^diese Nation gar argh'slig und misstraulich". Es wurde nun
aber auch sogleich ein Eilbote abgesandt, um den Dionys,
wenn es noch möglich wäre, wieder zurück zn bringen; dieler
war indessen bereits über die Gränze gekommen. „Deretwegen,
sagt Logau in seinem Berichte, vnd zum Anfang meiner
„Werbung:, grosse vnd fieliche Erbietten gescheen, als sie aber
„den Inhalt meiner Auflräge erfuren, seint sie gar kleinmuthig
„worden, vnd iin^efangen-.jdes Turcken hulff halberen difücul^
„tiren vnd auslhlclile 'i\\(^ suclicn^^
Am ."3 August hatte der Gesandle eine zweite Audienz bei
dem Grosslürslcn, in welcher er ziemlich kalt empfangen, und
nach >>clcher er zur weitern Unterhandlung mit dem Kanzler
und >ieicn der vornehmsten Bojaren in ein besonderes Zimmer
geführt wurde. Diese waren hnäs Feodor Iwanowitsch
Mstislawskij, hiuis Dmitrij Iwanowitsch Schuiskij,
Slepan \Nassilj e witsch Godunow und Ssemen Niki-
lisch Godunow, von denen jeder einen einzelnen Punkt zur
Bercithuiiii vortrug und besprach; worauf der Kanzler am Schlüsse
noch einmal alle vier Tunkte zusammen fasste , um zu beweisen,
dass der Grossfürst theils die gegen den Kaiser eingegangenen
\ erbindlichkeiten bereits erfüllt habe, theils seine Mittel daidi
— 154 —
die anhaltende Hun^ersnolh und Pest sehr verringert, und er
dadurch ausser Stand gesetzt worden, seine HOire gegen des
Köm. Kaisers Feinde noch wirksamer zu äussern. - Der Grossfilrsl,
fugte er hinzu ^ sei erst vor Kurzem zur Regierung gekommen,
^^dahcr Er necessario abermal die Schäzo eröffnen vnd angreiffin,
^^alten gebrauch nach menniglichen dreimal nach Stand vnd
;,Wurden Vor Ehrung thun müssen^ wie Er denn Reich vnd Am
^^von seinen Aigenen Korn speisen müssen ^ vnd täglich vber 2000
;,Rubel; welches 6000 Taler seint^ austeilen lassen, weiches
^ydoch gegen solcher grossen menge noch nicht ausgetragen.
,^Auch nochmales wegen eingerallener Inrection die Lande ge-
^^sperret; vnd alle Nahrung vnd Handel darnieder gelegen^'.
Zwei Tage darauf wurde der Kanzler wieder zo den
Gesandten geschickt^ um die Unterhandlungen fortzusetzen. £r
beschwerte sich zunächst abermals^ dass in dem Kaiserl. Schrei-
ben dem Grossfürsten nicht der Titel eines Kaisers gegebed
worden; führte an^ dass er selbst schon zu Pilsen der
Reichsliofkanzlei erkläret habe^ man würde Kaiserl. Schreiben,
in welchen dieser Titel ausgelassen wäre^ in Zukunft nicht mehr
annehmen^ und zeigte dem Gesandten zugleich die Urkunde des
zwischen Maximilian I; und Iwan VVassiljewitsch ge-
schlossenen Bündnisses im Originale und mit der goldenen Bolle
des Kaisers versehen vor^ in welcher der Grossfürst ein Kaiser
aller Reussen genannt wird; ^^welches sich zwar also befundefl^i
setzt Logau hinzu ict. Der Gesandte versprach^ darüber seiMfl
Bericht nach Wien zu machen ^ und bat nur^ wegen dieser For-
malität die erbetene Hülfe doch ja nicht länger zu verschieben
161. Diese Ansabe ist sehr wichtig zur Geschichte dieser Urknde al
der 1723 von Peler dem Grossen bei der Annahme des Kaiser-Titels daraaf gt-
gründeten and gellend gemachten Ans|iriiche.
— i55 —
Bei dieser Gelegenheit Tragte ihn der Kanzler im Namen des
Grossfürsten nochmals^ ob er nicht von seinem "^ Herren nodk
besondere j geheime Aufträge habe , welches Logau^ abermals
verneinte. Zugleich theilte er ihm in dieser Conferenz den
Wunsch des Grossfürsten mit, dass er bei seiner bevorsteh^fideo
Rflckreise den damals in Moskau befindlichen Persischen Ge-
sandten unter seinem Schutze mit nach Oesterreich nehmen
möchte.
Am 22 August halte Logau seine Abschieds - Audienz
am Hofe des GrossfQrsten, bei welcher niemand als ein Deut-
scher Dolmetscher zugegen war. Boris bezeigte ihm nochmals
seine Verwunderung daräber, dass er durch ihn nichts von den
angekänüig(en geheimen Angelegenheiten habe erfahren könneiL
und wiederholte seine Entschuldigung, dass er, aus den herdtf
von seinem Kanzler angerührten Gründen, die ge\^ilnscbte Knegs-
Hfllfe gegen wärlig zu leisten ausser Stande sei. Endlich über-
reichte er ihm bei seiner Entlassung zwei Schreiben an Rudolph
und Maximilian. An diesem Tage wurde der Gesandte noch-
mals aus der Grossfürstlichen Küche mit den gewöhnlichen Ce-
remonicn bovirlhet. -
Am folgenden Tage wurden ihm die üblichen Abschieds-
Gescheiikc überbracht, nämlich ein kostbarer Kaftan aus Goldstoff
mit Perlen gestickt und nut einem Futter von Zobel, 6 Zimmer
Zobel - Felle , 3 Zimmer Marder und 3 Felle von schwarzen
Füchsen, und für das Gefolge Zobel, Marder und reiche Stoffe
nach dem Hange.
Am 29 August verliess Logau endlich Moskani unter ei-
ner feierlichen Begleitung, und erreichte am 7 September Narwa,
wohin der Persische Gesandte sich voraus begeben hatte. Das,
ihm wi(* es scheint von dem Herzoge von Pommern entgegen
— 156 —
geschickte Schiff >var beinahe zu klein, um den Gesandten mil
dem ihm aufgedruugeuen Begleiter aufzunehmen; sie schifllen
sich indessen doch ein, und als sie am 18 September eben im
BegrilTe waren, unter Segel zu gehen, schickte der Schiivedische
Admiral Benedict Larsen, der mit zwei Linienschiffen in der
Nähe von Narwa lag, einen Capitaino zu Logau mit der An-
zeige, der König Karl wünsche ihn in Stoekhohn zu sehen, und
lasse ilm dalier einladen, ihn dort zu einer Unterredung n
besuchen. Der Gesandte glaubte diess ablehnen zn müssen, und
fülirte zu seiner Entschuldigung an, dass er dazu keine Erlaub-
niss habe und sich auch gar niclit aufhalten könne. Der Admiral
wollte indessen von diesen Ausllächton nichts hören; er nahm
das Deutsche ScIiilT zwischen die seinigen, und als es dennoch
Jliene machte, iinn nicht folgen zu wollen, liess er sogar anf
dasselbe feuern. Logau wurde also im eigentlichsten SioQe
mit Gewalt nach Stockliolm gefOlirl, wo er dann mil vielen
Entschuldigungen und der grössten Zuvorkommenheil von dem
Könige emprangcn wurde. Es war nämlich Karl Xi sehr darai
gelegen, sich mit ihm über die Livländischen Angelegenheilei
zu besprechen, weswegen er iim auch bat einen seiner Hofdiener
mit nach Wien zu nehmen, und dessen Aufträge bei dem Kaiser
bestens zu unterstützen. Am 12 October verliess der Gesaodlf
Stockholm wieder ^ und setzte die Reise auf einem Schwedischei
Scliilfe fort, welches der König zu diesem Zwecke aufs soig^
faltigste hatte einrichten lassen, während der Perser die ganze Zeil
hindurch sein Schilf in dem Hafen nicht verlassen halle. Die
Uebcrfahrt dauerte wegen widriger Winde drei volle Wocien,
bis die Schiffe sich endlich in Greifswalde wieder trafen, voi
wo die Gesandten ihre Reise nach Prag zu Lande forlsetien.
— 157 —
44.
Thomas Smith.
1604.
Sir Thomas Smith >vurde von dem Könige von England^
Jacob I, im Jahre 1604 als Gesandter an den Grossftlrsten
Boris Godunow geschickt, bei welchem er eine sehr ehren-
volle Aufnahme fand. Er vcriiess Moskau kurz vor dem Tode
dieses Zaren, und nahm seinen Rückweg über Archangel, wo
er eben im Begrilfe war, sich nach seinem Vaterlande ein;!:u-
schiffen, als ihm der unterdessen auf' den Russischen Thron
gelangl c Pseudo-Demetrius, dem , ausser seiner grossen
Vorliebe für England, noch besonders an der Frenndschafl mit
dessen Könige gelegen war, im Jnli 1605 einen Hofliediei^n
Namens Gawrila «^2, nachschickte, um von ihm das von Go-
dunow für seinen König erhaltene Schreiben zurück zu ver-
langen, und diesem mündlich zu hinterbringen, dass Demelrius
nächstens selbst eine Gesandlschafl nach England schicken
würde «^^
Mau hat verschiedene von Thomas Smith verfassle Be-
richte über seine Reise. Der erste erschien unter dem Titel:
1G2. Der Kamilion - Name dieses Gawrila ist nicht bekannt Aas dem
HussiMhen Voniainen hat man im Kii^'lischen und Fran/ösischen die Namen ^Sa-
wnre/a , fiawnreln, Garatreln und Genareia gemacht.
1f>3. Die Deutsche üeberoefziinj^ der an GiHtrita fnr diese Sendunjr er-
ibeilten Inblrui tion findet nun in MüiUrB Sammimmg Run. Gfßtkickie Th. V,
S. 26s. In der ihm dann vorgeschriebenen, im Namen des DemelriuB an den
Englixcheii Gesandten im hallenden Anrede heisst es : „Wir Grosser Herr etc.
^he/ehUn dir Thomas Smith Englisdien Gesaodtea o. s. ir.*
— 158 —
Vojftge and Entertainment in Russin, with the
tragical ends of too Empcrors and one Empress, hy
Sir Thomas Smith. London 1609. 8».
Ein anderer wurde aurg^enommen in die grosse Sammlung
von Purchas, >yo er die Ueberschrlft führt:
Oceiirrents of priitcipal Note whieh happenc«! in
Russia, in the timc white the Ilonorablc Sir Thomas
Smith remained there Emhassadour from his Maieslie.
In Purchas his Pilgrimos, Vol. III^ p. 785.
In Milton's Description or nioscoria befindet sich p.
837 ein Aufsatz unter dem Titel:
Embassage in Rnssia of Sir Thomas Smith, velchea
Milton unter seinen Hauptquellen nennt.
Sir Thomas SmitA >vurde 5 Werst vor Moskau feieriidi
empfangen; auf beiden Seiten des Weges bis zur Hauptstadt
Ovaren mehre Tausende vornehmer Russen zu Pferde aufgeslelll,
und als der Gesandte seinen Reisewagen verh'ess^ um zu Pfefde
zu steigen^ erseholl die Luft vom Schmettern der Trompeten.
Ein angesehener Stall -Beamte brachte ihm ein mit Gold^ Periei
und Edelsteinen kostbar geschmücktes (gorgeously trapt) Boss,
dem eine grosse goldene Kette über dem Halse hing. Anderf
reich verzierte Pferde erhielt sein Gefolge. Dann kamen drei
hohe Beamte mit einem DoUmelscher^ um eine Anrede an iko
zu halten; der Gesandte lehnte diese Ceremonie aber mit einen
kurzen Complimente ab. Darauf begrüssten sie sich und gaben
sich die Hände. Jeder der drei vornehmen Bojaren richtete n0
mit Vorausschickung eines unendlich langen, oft wiederholten Titeb
des Kaisers einige Worte an ihn; der Erste fragte: wie sich sein König
— 159 —
beSnde? der Andere: ob der Gesandte wohl sei? der Dritte be-
richtete ihnv: dass ein stattliches Hans zu seiner Anrnahme bereit
sei. Sie nahmen ihn dann in ihre Mitte ^ und fahrten ihn, an
der Spitze von mehr als 6000 Reitern in das Tur ihn bestimmte
Gebäude, wo er eine tägliche Wache von 50 Mann erhielt.
Bald nach seiner- Ankunft Torderle man ihm eine Abschrift seines
Creditivs und der Anrede ab, die er an den Grossfürsten halten
sollte, damit sie könnten übersetzt werden. Am Tage der Aa^
dienz wurden für ihn und sein Gefolge Pferde gesandt. Den
Zug nach dem Schlosse, der durch zwei fteihen Kaiserlicher
Garden ging, eröifnele ein kostbarer Wagen mit zwei Zeltern
bespannt, der zum Geschenke für den Grossffirsten bestimmt war;
die übrigen Geschenke trugen Leute aus dem Englischen Gefolge.
Der Gesandte wurde mit zwei seiner Räthe vor den Grosslärsten
gefuhrt, bezeigte demselben seine Verehrung^ und äberreisHie
dann seines Herrn und seine eigenen Geschenke. Nachdem
Boris und der Prinz sich nach dem Befinden des Königs von
England erkundigt hallen, überreichte Sir Thomas Smiih die
mitgebrachten Schreiben. Alles, sagt der Gesandte in seinem
Berichte, >erkandigtc die Majestät eines mächtigen Kaisers. Seine
Krone und Sccptcr waren von lauterm Golde, um den Hals hfig
ihm eine Schnur von Perlen, sein Kleid von karmoisinfarbenem
Sammet war mit Goldstickerei und kostbaren Steinen eingefasst.
Zu seiner Rechten stand eine prachtvolle Kugel von geschlage-
nem Golde auf einer Pyramide mit einem Kreuze darauf^ m
welcher der (irossfürst, ehe er sprach, sfch ein wenig wandte
und bekreuzigte. Auf einem nicht minder kostbaren Throne sass
der Prinz. Neben dem Kaiser standen z^vei Edelleuto in Röcken
von SilberstolT, nut hohen ^Mutzen von schwarzem Felle und
goldenen Kelten, die bis auf ihre Füsse herabhingen; auf ihrer
Schuller hielten sie eine Axt von Gold; die zwei neben dem
— 160 —
Prinzcti halten Aexte von Silber. Die Wände des Gemachs waftn
mit Tapeten ans Arras behangen; in der Glitte desselben stand
ein Pfeiler^ und um denselben herum eine grosse Menge von
Gelassen in den sonderbarsten Formen von Ungeheuern , Thieren
und Fischen. Des Kaisers Tafel war von zwei hunderl Edelleu-
ten^ in Goldstofl' gekleidet^ bedient ^ die des Prinzen von jungen
Fürsten von Kasan, Astrachan, Sibirien, der Tatarey und Cir-
cassien. Der Kaiser schickte dem Gesandten von seinem Tische
dreissig Flaschen Meih und einige Schnitte des allerfeinslea
Brotes, so mo eine Menge kostbarer Speisen, gekocht, gebraten
und gebacken, und meistens mit Knoblauch und Zwiebeln gewurxL
In der Mitte der Mahlzeit rief er den Gesandten zu sich, um auf
die Gesundheit des Königs zu trinken, worauf er ihm die Schale
aus kostbarem Krystallo reichte, woraus er dann mit seinaii
ganzen Gefolge auch trank. Nach dem Essen reichte ihnen der
Kaiser noch mit eigener Hand vortrefflichen Meth zu trinken, md
wenn Einer nicht Alles austrinken konnte, so nahm er diess
nicht übel, sondern sagte: Jeder müssle am besten wissen, was
ihm zulrägiich wäre. Nachher sandte er noch denselben Tag
einen grossen und vornehmen Fürsten, einen von denen, die dir
goldne Axt trugen, mit >ielen Arten von Meth, um mit dem
Gesandten zu trinken, der ihn dann mit 30 Ellen Goldstofl* und
zwei grossen Pokalen beschenkte und mit erleuchtetem Hanpie
(light-headed) entliess. Bei der z^veilen Audienz wurde der
Gesandte eben so empfangen wie bei der ersten, und nach seiner
Zuriickjvunflt wurde ihm eine Mahlzeit von 300 verschiedeici
Fischspeisen, weil es gerade Fastenzeil war, von der aosgesadn
testen Seltenheit und Vortrefflichkeit geschickt. Bei seiner Abreise
wurde er eine Meile weil aus der Stadt in dem Schlitten des
Grossfürston geführt und eben so begleitet wie er empfa^yB
worden war.
— 161 —
15.
Thomas Freys s.
1605.
In dem K. K. geh. Flaus- Hof- und Staats-Archiv zu Wien
mdet sich das Original eines Schreibens des Magistrats der
idt Lübeck an Herrn Michael Schiele, welcher 1598 als
m. Kaiserl. Gesandter in Moskau gewesen war, und denselben,
' das Gerücht von der Krönung des falschen Demetrius, um
:theilung der ncueslen aus Russland erhaltenen NachrichleD
)cten hatte. In diesem Schreiben* erfüllt der Ralh von Lübeck
hiele's Wunsch, und überschickt demselben beglaubigte Ab-
ritten von zwei aus Russland über die neuesten daselbst vor-
allenen Veränderungen erhaltenen Berichten.
Der eine derselben ist aus Nowgorod (^jGrotlNouegoroth")
I 3 Mai IGOo dalirl, und Thomas Freyss unterschrieben,
eher vcrmiilhlich ein Beamter der Hansa daselbst war. Er
det darin dem .Magistrale von Lübeck, „seinen Grossgunstigen
?rrn vnd Fürdercrn", in einem sehr ehrerbietigen Style, „von
pgen der itzt gef!:enwarttigen Zeit, so alda verbanden vnd
rlauffet", des Demetrius Einfall und Fortschritte in Russ-
in Bas manu WS Verrätherey, den Tod des Grossfürsten
ris Godunow u. s. w., ohne dass jedoch sein Bericht das
mrsle Neue enthalte. Es gehet nur aus demselben henor,
? der Schreiber desselben nicht entfernt an der Gültigkeit der
prüche des Usurpators gezweifelt habe.
u.
H
— 162 —
16.
H e i II r i ch N e u s t e d e r.
1605.
In der so eben erwähnten MiUheflnng des Magistrats vod
Lübeck an Hrn. Michael Schiele befindet sich auch ein Brief
eines gewissen Heinrich Xeusteder^ der wahrscheinlich cben-
Talls ein Beamter der Ilansa war, ans Pleskow vom 17 Juni
1605 datirt; und an den Erbaren Heinrich Hulsshorsten,
wahrscheinlich einen Einwohner von Lübeck ^ gerichtet. In die-
sem Briefe wird ebenfalls über des Denietrius Erscheinen imi
dessen glucklichen Erfolg J)erich(el, und nicht der geringste
Zweifel über die Rechtmässigkeit seiner Ansprüche auf den Rus-
sischen Thron erhoben.
17.
Der ungenannte Verfasser eines Briefes
aus Arehangel.
1605.
In dem Archivo vecchio Medicco zu Florenz befindet sich
ein haudschriniicher Brief in Italiänischer Sprache aus Archangd
vom 4 Juli 1G05 datirt^ welcher die Ueberschrill führt:
Lettera scritta in Arcangelo a di 4 luglio 1605.
Dieses Document scheint das Original zu sein^ von wddMi
sich in mehren Bibliotheken Italiens ^ namentlich in der Barbe-
rinis(hen in Rom Abschrifien finden. Naoh dieser letztem ist
dasselbe in einem sehr seltenen Werkchen^ welches doo lÜd'
führt: Ving^Eci di »loscovia dogli Anni 1633, 1634, 1635
— 163 —
1636. Libri Tri; in Vitcrbo 1658. 4o. abgedrnckt
jrden.
Der Verfasser dieses Briefes ist sowohl seinem Namen^ als
inen übrigen Verhältnissen nach unbekannt; man sieht nur^ dass
ein Ilnliäner >var^ und sich in dem genannten Jahre in Ar-
angel aufhielt^ vielleicht um sich dort zur Rückkehr in sein
lerland einzuschiffen. Höchst wahrscheinlich war es ein katho-
i^her Geistlicher^ die damals zu den Zeiten des falschen De-
xtrins häufig nach Russland kamen; vielleicht ein Jesuit,
enigstens ihcilte er ganz die damalige politische Ansicht der
len^ und hielt den so eben auf den Russischen Thron gelangten
urpalor in seiner vollsten Ueberzeugung für den rechtmässigen
rrscher. Eben so wenig ist aus dem Schreiben zn ersehen,
wen dasselbe gerichtet gewesen. Der Inhalt des zwei Bogen
rken Briefes bctrifR den am 13 April 1605 erfolgten plötz-
ien Tod des Grossfürsten Boris Godnnow^ und das gewalt-
ne Ende seiner Gemahlin und seines Sohnes, welches am 12
u Statt fand. Der vorliegende Bericht ist also nur drei Wo-
'n nach dieser Katastrophe geschrieben; es ist indessen nicht
hrscheiiilich, dass sich der Verfasser als Augenzeuge derselben
Moskau sollte befunden haben.
Er erzählt, es sei allgemein bekannt, dass' einige Grosse
. Reichs, um die Pläne Godunow's»«* zu vereiteln, und „um
nen Stannn der geraden Kaiserlidien^^Linie zu erhalten*', den
gslen Sohn des Grossfürsten Iwan Wassiljewitsch, in
ler frühesten Jugend und unter dem Schutze einiger Griechi-
en Friestcr, aus dem Lande gebracht, und U|n Boris bei
ler blutdürstigen Absicht zu täuschen, an seiner Stelle, einen
leifh Knaben hätten umbringen lassen. Dieser ächte Deme-
164. Der hier immer G'odemo genaint wird.
— 164 —
trius sei hicraur im Auslande sorgfillig^ erzogen worden, hUle
Reisen in Italien und Dcutsehland gemacht; und sich dann grAss-
teniheils in Polen aufgehallen. Boris sei in der Fdge^hSofig
vor der ihm drohenden Gefahr gewarnt ^vorden, habe aber nickt (
darauf geachtet ^ bis der junge Prinz im Anfange des Winten
1604 mit einem grossen Heere von Kosaken ^ Polen und Den!-
sehen nach Russland gekommen ^ wo er gleich einen bedeniai-
den Anhang gefunden hätte. Boris habe ihm zwar eine Amee
von 200^000 Mann entgegen geschickt , diese hätten aber bei
jeder Gelegenheit seine Sache so schwach vertheidigt/ dass mi i
sieh schämen müsste^ es zu erzählen. Die Gcgenparlhei bdM
sich hingegen im Gefühle ihrer guten Sache sehr tapfer gehaltfli,
und CS seien in diesem traurigen Kriege mehr als 70^000 TSßh
sehen geblieben. Einmal hätten die Grossfurstlichen Truppen das
Lager des Demc trius mit grossem Ungestüm überfallen, und
würden gewiss sein ganzes Heer zerstreut , und ihn selbst xm
Gefangenen gemacht haben; es scliiene aber^ als wenn GoU dm
Tod jenes unschuldig ermordeten Knaben habe rächen imd so
viele gegen das Kaiserliche Haus verübte Verbrechen strafai
wollen. Denn die Russen hätten nicht verstanden, den Sieg n
benutzen, vielmehr dem Deme trius Zeit gegeben, sich zu er-
holen und zu verstärken. Und so sei denn des Letziem Anhaag
bald so gewachsen, dass er sich Moskau habe nähern köOMi^
und nun den Boris aufgefordert habe, er möge, nm ein scUitt-
meres Schicksal zu vermeiden, die Regierung niederlegen md Ji
ein Kloster gehen. Um sich dieser Schande zu entziehen, habe
Boris Gift genommen, und sei am 13 April, n^ch^jmJHitt^iS"
Essen gegen ^ Uhr, so plötzlich gestorben, dass 8d^|ndkk
Hülfe zu spät gekommen. Den Tag darauf sQi er in .einqSii-
serlidien Kirche beigesetzt, bald daraufildier in einer gaM esn-
Huhen Kirche begraben worden. GleiclTTOi^^eitieai Todo liöllfil
— i65 —
ine Verwandten, die Bojaren und das Volk seinem Sohne, Feo-
>r, den Eid der Treue schwören lassen, in dessen und seiner
itter Namen nun auch in alle Provinzen Bevollmächtigte gc-
Uckl worden, um ihnen die Huldigung abzunehmen. Der vor-
hmsle unter diesen, Basmanow««», der für seine frühem
ensle von Boris so ausgezeichnet belohnet worden, sei im
men des jungen Kaisers zu der Armee geschickt; anstatt diese
er für Feodor zu gewinnen, habe er sie zum Abfall verleitet,
d dadurch dem Demetrius die Thore der Hauptstadt geöffnet.
s Volk habe sich nun des jungen Fürsten und seiner Mutter
(nächtigt, und diese letztere, um einem scliimpflichem Schick-
e zu entgehen, „si e risoluta, heisst es in dem Briefe, di
ir un atto Ronianesco quantunque horribile e crudelissimo tanto
se slcssa, poi al suo figliuolo et sua figliuola unica, facen-
oli bere dcl veneno". So sei sie in den Armen ihres Sohnes
sterben, und dieser bald nach ihr verschieden. Man sage, die
chter habe das genossene Gift schnell ausgebrochen, und sei
iurch zwar vom aii»rt'iiblicklichen Tode gerettet, aber doch so
nk geworden, dass man noch nicht wisse, ob sie werde*am
3en ciliaKcn werden «^ Demetrius habe anfangs dieses
glück selir bedaiierl^ dann aber den Körper des jungen Kaisers
»ntlich niisstellen lassen, damit Jeder sich überzeugen könne,
;s er wirklieh todl sei, „per darli intendere, setzt der Brief-
Her sehr naiv hinzu, che e il giovino Principe, se qualch'
10 si vollesse sollevar".
Der Brief schliesst mit der Bemerkung, dass es verdiene
gezeichnet zu werden, dass man in dem kurzen Zeiträume
KiV her liier Pietro FedrowUnio BanamoHouffo heisst.
UKi. hcKanalfirli wird der Tod des jungen Feodor und seiner Matter dem
:hen Demelrtui zugeschrieben, auf dessen Befehl auch die schöne Aximia
ittet wurde, ttm einem andern Schicksale aufbewahret zu werden.
— 166 —
von drei Monaten , drei Kaiser von Russland gesehen haUe, md
mit frommen Belrachlungeii über die Unbeständigkeit der meosch-
liclien Dinge; so Mio mit A>'ünscbeu für den neuen Regenlen md
seine treue Ergebenheil für die katholische Kirche, damit seine
Unter(hanen „ possino pervenire una volta alla cognosccnza de!
„sacro £vaiigeIio della loro salulo^.
48.
AndreasLawicki.
1605.
Der Pohiische Jesuit ^ P. Andreas Latcicki^^'*, var nil
andern Välern seines Ordens im Gefolge des falschen Üeme-
tri US nach R.ussland gekommen^ und kehrte erst nach dem blu-
tigen Ende desselben nach Warschau zurück. Während senes
Aufenthaltes in Moskau verfassfe er mchre^ bis jetzt inrenig oder
gar nicht bekannt gewordene Aufsätze, über welche hier ua-
ständUchere Nachricht gegeben werden muss.
Der erste dieser Aufsätze ist ein ausführlicher Bericht n
den Pater Provincialis in Warschau^ Stanislaus Grodzicki,
über den Einzug und die Krönung des Demetrius^ so wie
über die Aussichten; die sich der Verbreitung der KatholisdM
Religion, in Russland zu eröiTnen schienen.
Dieser^ in Laicickts^ und in seines mit ihm gekommeMi
Ordens- Bruders ; Nicolaus Tczernikowski's Namen abge-
fassle Bericht ist in Lateinischer und Raliänischer Sprache vor-
handen. Das erstere ist wahrscheinlich das Original, und wird
in der Vallicellischen Bibliothek in Rom aufbewahrt. Eiae
167. Lateinisch LaviciuB] bei den Italiänem iAifkia^ ^
— i67 —
Abschrift desselben befindet sich in der GrossfursUichen Bibliothek
zu Pawlowsk^ in einer Sammlung von Schriilen^ welche Bezug
auf die Geschichte des falschen Demetrius haben ^ und nach
dieser bin ich im Stande; hier nähere Nachricht von derselben
zu geben.
Der Anfang des Aufsalzes lautet also: „Ecce tandem; quae
„Dei boni(as est maxima; postridie SS. Petri et Pauli seu die
„conimenioralionis D. Pauli magno cum iriumpho et laetilia ipsam
„!\Ioschuain primariam totius Aloschouiae urbem una cum Serfe-
„nissimo Principe^ Polonis septingenliS; Moschis prope innumeris,
^felinssiine ingressi sumus^. Dann fahrt der Verfasser fort:
„Alle Glocken wurden geläulel; so dass man davon ganz betäubt
„wurde. Vorauf zogen unter Trompeten- und Pauken -Schall
„einige (^ompagnieen Polnischer Truppen mit Lanzen und schim-
„mernden WafTen^ dann folgten eim'ge Tausend Schulzen^ und
^in deren Mitte eine Reihe KaiserUcher sechsspänniger Wagen
„mit GoldstofT bedeckt ^ eine Menge der schönsten •Handpferde
„mil goldenem und silbernem Geschirre, die in Edelsteinen und
„Perlen glänzlen, und ein langer Zug Reiterei. Unmittelbar vor
^dem Grossfürslen zog: die zahlreiche Geistlichkeit mit Rirchen-
^ Fahnen und koslbarcn Heiligen -Bildern, und der neue von
„Üemetrius einj^cselzte Patriarch, vor welchem vier kurze
^goldene Stäbe von Priestern getragen wurden. Dann folgte
„Demetrius selbst, in einem so kostbaren Schmucke, dass
pseinc Halskette allein auf 15,000 Dukaten geschätzt wurde.
;, Der Zu«? j^iiij? zuerst in die Kirche der heil. Jungfrau, im Kreml,
„und \on dort in den Tempel des heil. Michael, wo sein Vater
,,(hvan Wassilje witsch) begraben lag- Als Demetrius
^ horte, dass hier auch Boris beigesetzt sei, befahl er, dass
„dieser ausgegraben und an einem andern Orte begraben werden
„solltet Indem der Verfasser fernei#«ii(&hrl^ dass Demetrius
— 168 —
„auf diesem Zuge zu dein väterlichen Throne' die Wohmiq;
des Boris umgangen habe^ erzählt er^ dass dieser letztere, im
Vorgerühle seines Todes ^ das Schloss habe unterminiren lassen,
um seinen Nachrolger vermittelsl einer auf eine geiivisse Zeil
berechneten Lampe in die Luft zu sprengen^ dieser Plan sei
aber schon gleich nach seinem Tode entdeckt^ und von den
Volke selbst vereitelt worden ^c». Bei dieser Gelegenheil wird
auch die Erzählung von dem Tode von Godunow's Wittwe
und SohnC; so wie von Schuiskij's vereitelter VerschwönilV
eingeschaltet. Dann fahrt der Bericht fort: „Wir erkennen das
„Wachen der Göttlichen Vorsehung über unsem Herrn immer
„mehr und mehr. £r ^vird nach z^^ci Wochen^ oder etiras
„spater^ in der Kirche der heil. Jungfrau von dem Patriarciieo
„gekrönt werden, wozu seine 3Iutter, die von Boris in ek
„enlfernles Kloster verbannt wurde, erst erwartet wird. Paido
„post igilur, sagt der eifrige Jesuit voll schöner Erwai^
tungen, spectabimus exspectatam diem, in qua lux qnae oeca-
„buerat resplendebit toli I\Ioscho>iae, imo^ si sanctissimi illns
„conatus sortientur exitum, toti Christiano orbi. Nobis hoc initio
„Silentium imposuimus; nihil de rebus nostris cum Serenissimo
„propter Moschos, donec illi plena poteslas .sit, et primarios
„consiliorum suorum capaces addat^. Lawicki erzählt dam
noch^ es habe den Demetrius einer Seiner neuen Räthe ge-
fragt, ob es wahr wäre, dass er die Absicht habe, lär die
Polen in iMoskau eine Kirche bauen zu lassen, und dieser habe
darauf geantwortet: warum sollte ich es nteht itir diese Ihmiy
die doch Christen sind und mir treue Dienste leisten, da Ihr
doch es habt geschehen lassen, dass ipan fär Ketzer einen Ten^d
»
168. Die umständliche >>zähluug dieses Hährchens finAt skh in de*
Tagebuche \on Conrad Hirwoir^'S. oben S. 46.*. . . ^
— 169 —
(syna^gam) und eine Schule bauete? Und Lawicki setzt hinzu:
„Ecce vero hoc eodeni anno Societas Jesu contra adversarium^
„ul bene speranius castra sua ponet^. Die Polen^ sagt er ferner^
haben schon seit dem ersten Siege^ den sie für des Demetrius
Anspräche gerade am Tage der Verkündigung errungen, die
heil. Jungfrau „una nobiscum^ zu ihrer besondern Schulzpatronin
erkoren^ und beschlossen^ dass känilig der Sonnabend^ als auf
welchen jener Sieg fiel, und als der Tag an welchem 170,000
Russen dem Demetrius zufielen, an welchem die Gemahlin und
der Sohn des Boris an Gift starben, an welchem die Polnischen
Gefangenen befreiet, und die Verschwörung gegen den jungen
Kaiser enldeckl worden, künftig als ein besonderer Festtag ge-
feiert werden sollte. Am Schlüsse verhehlen sich die Jesuiten
doch auch nicht die Gefahren, denen sie in Moskau ausgesetzt
sein könnten, ja sie hodlen, wie sie sagen, um ihres Glaubens
willen .Alartern aller Art zu leiden, die ihnen auch der Erlöser
schon dadurch versprochen hätte, dass ihnen gerade an dem
Tage ihres Hinzuges in 3Ioskau das Evangelium die Worte zu-
gerufen hülle: Ecce ego niilto vos sicut oves in medio luporum.
In einer spälern Nachschrift bittet Lawicki noch, ihm
Schulbücher in Lateinischer, Polnischer und Slawonischer Sprache
zu schicken, ;,pro devolis noslis, et 3Ioschis futuris eliam Deo
„adjuvante noslris". Es fehlt den Russen, sagt er, jetzt schon
nicht an mannigfachen Anregungen zum Guten, „wir feiern
„täglich die .Messe, verzieren unsere Altäre aufs Glänzendste,
„und bedienen uns an festlichen Tagen der Pauken und Po-
„ saunen, so dass die Russen jetzt schon die Polen, welche sie
„noch vor Kurzem Ketzer nannten, voll Verwunderung fiir fromme
„Christen anerkennen". Er berichtet nun auch noch, dass die
(angebliche) Mutler des Demetrius am 28 Juli aus ihrer Ver-
bannung in Moskau angekommen, und die Krönung des Letztern
— i70 —
gleich darauf^ gerade am Tage des heil. Ignatius erfolgt sei,
^velchen Umsland^ heisst es^ ;, Serenissimus instar prodigii ex
;,nobis accepit^. Gleich nach der Krönung habe der P. Nico-
laus (Czcrnikovvski) dem neuen Kaiser, vor dem ganzen
Senate ; den Glückwunsch sämmtlicher Polnischen Truppen „con
applausu^ abgestatlet. An diesem Tage speisten auch die beideo
Jesuileii bei Hofe ^ und erfuhren hier ;,mulla Serenissimo jucuoda
^et spei multorum bonorum plena^, worüber sich iMwhki
vorbehält^ in einem andern Briefe ausführlicher zu berichten.
Von diesem Lateinischen Briefe; der so viel ich weiss,
niemals gedruckt worden^ gicbt es eine Italiänische Ueber-
setzung, welche sich handschriftlich ebenfalls in derVallicelli-
schen Bibliothek befindet ^ und die durch einige Abweichungen
von dem erstem merkwürdig ist «ß». Sie erschien zuerst gedruckt
in einem Buche ^ in welchem man seinem Titel nach sie wohl
nicht suchen sollte; nämlich: Avvisi c Icticre ultimamente
giuntc di cosc inemorahili siiccodiile taiito in Affriea
nei Regne di Bigula, che 6 iiella Guinea, qaanto in
Aloscovia doppo i'ullima rclazionc ehe poe.o fa si stampA,
et le cause della Coiiversionc di due nobilissimi Ba-
roni oltnamontani alla S. Fcde Caltolica, raccolte da
Barozzo Barozzi Cremonei^e. In Venczia, apprcsso Ba-
rezzo Barozzi alla lilireria della Madonna, 1606. 8^ '*'*.
Hieraus wurde der Brief wieder abgedruckt in Scb. Ciampi
Notizie de' Secoli XV. e XVI. siilT Italia, Riissiae
1()9. So fehlt z. B. das oben angeführte Mährchen von der nr Aazli-
Awng einer Mine bestimiiilen Lampe , die in der Nachschrift angeHihrten Unstiiie
werden schon in dem Briefe erwähnt u. s. w.
i70. Ciampi sah dieses äusserst selteoo Werkchen in der FMnlli-
schcn Bibliothek, s. Bib/iogr, Crii, Vol. I, p. 229.
— 171 —
Polonia. Firenze 1833. 80. und in Ebendcss. Bibliografia
Crilica, Vol. I, p. 227. Der Bericht führt hier den Titel:
UKima Lettera scritta dal P. Andrea Lavicio e niandata
da iMoscua al Padrc Provinciale di Polonia. Die Be-
zeichnung: ultima lettera scheint sich auf frühere Briefe dieses
Jesuiten zu bezichen, die nicht bekannt sind; der letzte Brief
desselben aus Moskau ist es Avenigslens nicht.
Es befindel sich nämlich in der oben erwähnten Sammlnog
der GrossrürsUichen Bibliothek zu Pawlowsk noch ein Schreiben
des P. Lawicki, aus Moskau vom 16 August 1605, worin
er dem P. Grodzicki theils den Inhalt des Erstem wiederholt,
theils einige neue Umstände über Demetrius hinzufügt. Merk-
würdig ist hier die Angabe^ dass Boris bestimmt an einem
Schlagdussc gestorben sei. Es wird femer noch erzählt, dass
die Krönungs-Feierhchkciten vier Tage gedauert hätten, dass die
beiden Je suilen am ersten Tage derselben an der Grossiursllichen
Tafel gespeist und der eine von ihnen, F. Czernikowski,
vor der Tafel eine Polnisehe Anrede an Demetrius gerichtet,
und dieser den vornehmen Russen, die seinen Thron umgaben,
mehre S(ellen aus derselben verdolmetscht halle, u. s. w. Am
Sehhisse des Briefes heisst es: „De caelero silemus, pt in pa-
„tientia expeetamus bona multa, ad quae tractanda bene et cum
„fruetu maxiino nos comparamus dum nobis ipsis inlenta sollicite
„allcndiinus'^.
Dass übrigens der P. Latcicki fortwährend des höchsten
Vertrauens des neuen Grossfürslen genossen habe, erhellet vor-
zuglieh daraus, dass dieser ihn gegen das Ende des Jahres i605
als seinen Gesandten mit geheimen Auilrägen nach Rom schickte.
Dieser Mission wird sonst nirgends erwähnt; in der oben ange-
fühlten Sammlung der Grossfürstlichen Bibliothek zu Pawlowsk
aber behndel sich eine Abschrift der dem P. Lawicki ertheiUeu
— 172 —
und Dcmctrius Imperator unterzeichneten Instruction fiir diese
Sendung. Sie führt folgende Ueberschrift: Instructio memo-
rine causa ad Sanetissimum Dnum Dominum Paulon
<|uintuni Poutificem Max. Rifverendo Patri Andreae La-
vitio Socictatis Jesu Die XVIIL Mensis Decembris Anno
Doniini MDCV. Diess Aktenstück enthält sechs Punkte^ die
sich hauptsächlich darauf beziehen^ dass der Pabst alles anwen-
den soll; um den Römischen Kaiser und den König von Polen
zu bestimmen ; sich mit dem Demetrius zum Kriege gegen die
Türken (ad pium istud bellum) zu verbinden. Zugleich wird
dem Gesandten aufgetragen ^ daran zu arbeiten^ dass der König
von Polen durch den Pabst Avillig gemacht werde ^ dem neuen
Grossfürsten ^ den ihm mit dem höchsten Rechte zukommenden ^
;, Titel eines Kaisers^ zu geben ^ und den um Demetrinis
höchst verdienten Rischof Rangoni zum Kardinal zu erheben.
19.
Barczzo Barozzi.
1605.
Uarexzo Uarozzi, ein Buchhändler in Venedig, ist zwar
nicht selbst in Russland govcsen^ hat aber unter seinem Namen
eine Schrill herausgegeben, Avelche sehr umständliche Nachrichten
über des falschen Demetrius Thronbesteigung; und die dersel-
ben vorhergegangenen Begebenheiten enthält , weswegen er hier
nicht übergangen Averdcn darf. Der Titel seines Werkchens ist:
Relnzione della segimlnia, c conic miracolosa con-
quista del Patorno Imperio eonseguita dal Serenissimo
Giovine Demctrio Gran Diica di Noscovia Tnnno 1605
con Ja siia Coronazione^ e con ijuello cbc ha fatto dopo
— 173 —
f he fü coroiiato rultimo di Luglio sino a qucsto giorno.
Raccolta da sinccrissimi avvisi per Barezzo Barozzi.
In Veiiezia appresso Barezzo Barozzi, i605. 8^ Firenze
appresso il Guiducci, i606. 80.
Der Titel zeigt schon ^ in welchem Geiste das Buch ge-
schrieben ist. Man hält den P. Antonio Possevino für den
Haupt- Verfasser desselben*'»*, oder wenigstens des ersten Kapi-
tels*''-^ und diess mit um so grösserer Wahrscheinlichkeit^ da
dieser schlaue Jesuit die hier beschriebenen Begebenheilen sehr
genau kannte, und wahrscheinlich, seit seinem frühem Aufenthalte
in Russland zu ihrer Herbeiführung nicht unwesentlich beigetra-
gen hatte.
Ciampi scheint übrigens zu glauben^ dass auch Andreas
Lawicki einen wesentlichen Antheil an diesem Buche gehabt
habe, denn er führt dasselbe einmal geradezu unter dem Namen
dieses Jesuiten an ^3. •
20.
I>er Verfasser der IVarratio succincta de
ad\ ersa et prospera Fortuna Demetrii.
16a5.
In der K. K. Ilofbibliothck in Wien befinden sich zwei
Abschriften eines handschriftlichen Berichts eines Augenzeugen
über die (Jeschichlc des falschen Demetrius bis zu seiner Krö-
nung, unter dem Titel :
.\arratio succincia de adversa et prospera fortuna
Demotrii niodenii Moschoviae Ducis,
i71. S. oben Bd. I, p. 321.
172. S. Ciampi Hibiiografia criHcOy Vol. II, p. 295.
173. Bibliogr. crU, Vol. I, p. 75.
— 17* —
wovon die eine, unter No. 429; 16 Seiten in Folio , und die
andere, unter No. 854, 23 Seiten in Quarto enthält. Beide
sind gleichlautend und weichen nur an wenigen Stellen und in
Kleinigkeiten von einander ab "«.
Eine dritte Abschrill dieses Berichtes besass der bekannte
Hallische Kanzler von Lud ewig in Halle, und dieser liess den-
selben zuerst abdrucken in s. Rcliquiae Mannscripto, rerom
oniiiis aevi Dipiomalunn nc Hlonnmentorum incditornm
adliiic. Cum praefationo ac rccensioiie inonummlorum
singiilari Jo. Peiri de Lndowig. FrancoT et Lips. 1723.
8o. T. VI, p. 349—360, wo dieser Aufsatz folgenden Tttd
führt :
JVtarratio suceincta de adrersa et prospcra fortona
Dcmctrii^ Moschoviae Dacis; aactorc anoiiynio R. le-
gato "6.
Ein anderer Abdruck dieses Berichtes wurde von B. von
Wich mann veranstaltet, dem es unbekannt geblieben war, dass
ihn Lud ewig schon bewerkstelligt hatte. Wichmann copirte
nämlich in Wien die zweite oben angeführte Handschrift, No. 854^
und gab sie, in der Meinung, dass sie noch nicht bekannt
Avärei^% in seiner Saniniluiig bisher noch iingcdriickter
kleiner Sehriftcn zur filtern Gi^schiGhte nnd Kcnntniss
des Russischen Reiches, Berlin 1810. S«. S. 399 — 419
heraus *'»''.
174. S. die llandsrhrißen der K. A", HofbMiotkek m Wl$u, vm
Joseph Chmel, Wien i841 , gr. 8«». Th. H, S. 171.
175. Boris Godunow heisst hier Bonums iiodmm. P. 352 Stekt olai-
bur durch einen Druckfehler venatum poculum slatl temenaimm.
176. Auch Karamsin scheint den Abdruck bei tAtdewig nichl gekaut
zu haben , denn er führt Th. X , S. 322 die Narraiio smceimcta nur ak
Wichmann bekannt gemacht an.
177. In den iKirAjfiAWschen Abdruck haben sich mehre FeUer
— 175 —
Der Verfasser dieses rnerkwärdigen Berichtes ist völlig
nnbeliannt; man sieht aus demselben nur, dass er ein Pole^ oder
ein Deutscher^ und auf jeden Fall ein von der Aech(beil des
Dero e tri US ganz überzeugter Anhänger desselben^ vielleicht selbst
ein in dessen Heere befmdlicher Krieger ^ar^ denn er sagt ein-
mal ^ bei Lud ewig p. 359^ wo von des Usurpators Truppen
die Rede isl^ „dum nostri frigoris pertaesi essent^. Der Kanzler
von Ludewig scheint indessen^ durch seine Abschrift oder auf
anderm Wege, einige nähere Nachricht über den Verfasser ge-
habt zu haben, denn er nennt ihn auf dem Titel des Berichts
R. legal US, und sagt in der Vorrede^ p. 14 von ihm^ er sei
„scenae hujus (der Thronbesteigung des Demetrius) spectator
et aclor^ gewesen, worüber doch aus dem Berichte selbst nicht
anders hervorgehl, als dass er einmal^ an der oben angeführten
Stelle, die Fremden Truppen als nostri bezeichnet. Besonders
wichtig wäre es zu wissen, woher er ihn einen R. (Regius?)
legal US nennt. Diess würde doch wohl offenbar auf einen
Gesandten des Königs von Polen an Demetrius gedeutet werden
müssen, obgleich Müller «"'s glaubt, „diese Worte schienen
„anzudeuten, dass der Verfasser ein Russischer Gesandter an
„irgend einem fremden Hofe gewesen sey".
Dass der Verfasser ein eifriger Anhänger des Demetrius
war, geht schon aus der ganzen Darstellung der Begebenheiten
und dem Tone der Erzählung hervor. Merkwürdig genug aber
«schlichen . von denen Tolgende die bedeutendsten sind; p. 402 steht in ßdeliüiiem
s\^{\ infidelitatern; p. 40i ob$erravä st. obsecrarit; p. 405 retfohemg st. ammo
revolvens; ne putaöai st. esse pulabat; quamquam st. qoumque; m st. scilicet
(f.c . p. W} de poUicibun st. de se pollicitus; iptim et Demeirims st. ipsemet
Demetmi«;; p. \\(y yrtttira obserranie st. frustra obsecrante, etc.
178. Samml. Ernst. Ceach. Tb. V, S. 185.
— 176 -
weicht er in der Anführung mancher Umstände von Margerei,
Bussow und andern Augenzeugen und Zeitgenossen wesenllidi
ab. Gleich im Anfange z. B. erzahlt er (Wichmann S. 401):
„Wassilij Iwanowitsch habe seinen jüngsten Sohn^ Iwan,
„durch einen unglücklichen Schlag getödtet^ "(veil dieser ihm am
„Frieden mit den Polen^ denen doch Niemand wieder-
„stehen könne^ gerathen hatte ^. Dann-heisst es^ der zweite
Sohn^ Dcmetrius (Demetrius hie nennt ihn der Verfasser)
sei von seinem Vater nach Uglitsch geschickt worden ^ »in 91a
„civitate hominum litteralorum magna copia fuit^, unter weldm
ein gewisser Dr. Augustinus^ der hernach ein Griechischer
Mönch geworden ; besonders über den jungen Prinzen gewadit
habC; weil er in die demselben mitgegebene Dienerschaft Miss-
trauen gesetzt habe. Godunow, der den Demetrius* ans
dem Wege räumen wollen^ habe dessen Umgebung für dieses
Zweck durch grosse Versprechungen ^gewinnen gesucht; dieser
aber sei durch Augustinus Vorsicht gerettet^ und an seiner
Stelle ein anderer Knabe ^ Namens Istomin^ umgebracht wordei.
Diese ganze Erzählung von des Demetrius angeblicher Rettung
und Aveitern Schicksalen enthält >iele sonst nicht vorkommende
Umstände. So wird z.B. (Wichmann p. 407) angeiilhr(| dass
er auf seiner Flucht einige Zeit in dem Hause eines vomehniei
Russen ; Namens Iloyski^ die Stelle eines Lehrers beUefdei|
und dessen Söhne Griechisch lesen und schreiben gelehrt habe
u. s. w. Pag. 410 Avird ein vereitelter Mordversuch auf De-
metrius erzählt. Pag. 413 folgt dessen erstes Einrficken k
Russland an der Spitze eines Russischen Heeres. Pag. 416
zweifclhaHier Erfolg. Pag. 417 werden folgende Umstfinde voi
des Grossfürsten Boris Tode angegeben: „Borissios cum jfnr
jftorem Kegis Daniae expediret in ipso colloquio repeote d|
^solio recidit, atque sanguine per os^ nares, oculos^bjp
— 177 —
„erumpente ejosdem proflnvio justa Dei vindicita mortiras et ex-
„tinctus est^. Diese Erzählang schliesst mit der Krtaung^ dW
Demetrias in Moskau. „Coronatus^ heisst es p. 419^ in soito
^paterno residens Omnibus tam spirituaUbus quam seeularibvt
„se benignum ac dementem prineipem fore pollicitns est sdnid-
yque ab omnibus juramcntum fidelitätis et subjectionis reeeplL
„Secuta tormenlonim horrida explosio et triumphus undique lae-
„tissimus exciamantium Ju^ Ju, Ju^^''^
21.
Der Verfasser des Memoire touchant le Grand
Duo Demetrius.
1605.
In der Barberinischen Bibliothek zu Rom befindet 8ioll
ein kurzer, zwei Bogen starker^ handschriftlicher Aufsatz in Fran-«
zösischer Sprache, welcher von neuerer Hand die Aufschrift fahrt:
Memoire, toiiehant le Grand Duc D^iiK^trias et !a
mort de Boris tiodoiiiiofT, ^crit par un T^moin oen«
laire en Tun nee 1605.
Der Verfasser dieser kleinen Schrift, von welcher das Ru-
in an zo\^' sehe Museum in St. Petersburg eine Abschrift besitJrt,
ist nicht bekannt, und würde hier auch kaum eine Stelle ver-
dienen, wenn er nicht auf dem Titel ein Augenzeuge der
darin erzähllen Begebenheiten genannt Aväre. Es geht aus der-
selben hervor, dass er Avahrscheinlich ein Franzose war, weil er
179. Dieser Vreudenruf erinnert an den Festgesang der Waräger am Hofe
der B^zantinisrhen Kaiser, von welchem Comtanimm Porpkgfgemtim ^erxahil,
uid SB ein uraltes noch bei den Leiten gebriucfcliclMS Johunes-Iiei«
n. 12
— 178 —
die Entfernungen in Französischen Lieaes angiebt, und dus er
den Demetrius nicht geradezu f&r einen Betrfiger erkliit, «b
er gleich sagt^ dass ihn viele dafür hielten. Die Erzfihhing eol-
hfilt übrigens durchaus nichts Neues^ und endigt mä den Wortn:
„Voilä le bonheur et preniier succes des affaires de DemAriB
„en moins de deux ans^.
22.
P. Nicolaus Gzyrzowski.
1605.
Der P. jSicolaus C%yr%ow8ki scheint einer der JesuUea
gewesen zu sein^ welche dem falschen Demetrias auf sein«
Zuge nach Russland von Polen aus mitgegeben wurden. In der
oben angeführten Sammlung handschriftlicher Aktenstlkcke oi
jener Zeit, welche sich in der GrossfQrsllichen Bibliothek la
Pawlowsk beimdet, sind auch zwei lateinische Briefe von ^m^
beide aus Moskau vom 17 August 1605 datirt, in welchen er
den glücklichen Erfolg und die Krönung des Demetrius
Der erste dieser Briefe hat keine Aufechrift, ist aber
scheinlich an den P. Provincialis der Jesuiten in Warscha« ge-
richtet. C%yr%owski meldet ihm, dass Demetrius endHA
^sublaliS; wie er sagt, diviniter suis capitalibns hostibas Bortasto
;^Godun ejusque uxore ac filio", in die Hauptstadt ,,seines vMM^
„liehen Reiches^ eingezogen, nnd von dem Patriardien ,mnI
„der Sitte seiner Vorfahren^ gesalbet worden wflre, und Mi
„multiplici diademafe majorum suorum insigniter regnat, tiftiH
„phat, dominafur totius Moscoviae''. Er meldet seinem Obern
ferner^ dass er und seine GeiShrlen sich, ihrer Instniofioa ge-
mäss, noch sllil verhalten, aber voll der besten Holhmign
— 179 —
Dcmefrius habe ihnen wissen lassen^ er hoffe den Widerwillen
und die Furcht^ welche Boris den Bussen gegen die Katholiken
beigebracht, bald völlig auszurotten. Unterdessen, fihrt.er fort,
verrichteten sie bei den Polen öffentlich alle diejenigft Pflichten,
welche ihnen die Kirche gebiete, zur grossen Erbdäung der
Rassen, die sie doch bis jetzt nicht für Christen gehalten bitten.
^Utinam, ruil der philanthropische Jesuit in seinem frommen. Be-
kehrungs -« Eifer aus, Dominus clemenlissimus etiam hnjus gentis
^misereatur, atque fontes misericordiae suae aperiat copfösam
„piscium multiludinem reti Dominico conclnderemus et sociis ut
jpVenirent atque a4juvarenl annueremus^ ! Wir erfahren hiflir auch,
dass Demetrius gegoil seine Aerzte geäussert habe, dass er
gesonnen sei, in Moskau eine Akademie zn stiften, nnd zu die-
sem Zwecke mehre gelehrte Männer aus Polen komnün zu lassen;
anch wäre die Rede davon, ein Jesuiter-Collegium daselbst
za errichten, denn das soll das hier erwähnte Colleginm,
schlechthin, doch wohl bedeuten. C^yrtowski m^det femer,
Demetrins sei im Bof^riffe, eine Gesandtschaft mit geheimen
nnd äusserst wichtigen Auflrägen nach Rom zu sdiickeit u. s. vt.
Der zweite Brief ist an den P. Caspar Sarvicki in
Krakau gerichtet, und wiederholt, der Hauptsache nach, d^n
Inhalt des vorigen. Der Verfasser sagt darin unter anderro, dass
er am Krönungs-Tage mit den andern Jesuiten bei Hofe ge-
speiset, und auch nur diess eine Mal während der sieben Wo-
chen, die er schon in Moskau wäre, den Demetrias habe sehen
können, denn, sagt er, „ad Sereniss. biiperatorem aditus est
.dUBcillimus'^.
12*
— 180 —
23.
A 1 e s s a n d ro Rangoni
1605.
. Der Prälat Alessandro Rangoni war Nuoliiis des Paibriei
Faul V^ am Hofe des Königs von Polen^ und bekam von Rw
aus den Befehl, sich in gleicher Eigenschaft/ zur Beglücktrai-
schung des üemetrius nach Russland zu begeben. Er kan
im September 1605 in Moskau an, und bljeb daselbst dni
Monate. Ein Bericht von ihm über den Erfolg seiner Reise Wtfi
unter seinem Namen eigentlich nicht bekannt^ ich glaube indessea
mich nicht zi^. irren , wenn ich einen Aufsatz über eine Pibsüiche
Gesandtschaft^ ohne Unterschrift und Datum, welcher sich in der
bereits öfter angeführten Sammlung Römischer Abschriften in te
Grossfürstlichen Bibliothek in Pawlowsk beßndet, und in vveldiMi
Zeit und Umstünde offenbar für diese Epoche sprechen, iwar
nicht gerade für den ofTiciellen Bericht dieses Gesandten an da
Pabst, aber doch für ein Schreiben RangonCs, vielleicht ai
den P. Provinzial der Jesuiten in Warschau, halte, in welchM
derselbe seine Aufnahme bei Demetrius und manche nicht gm
unwichtige Umstände über denselben erzählt.
Der Ilaliänische Aufsatz enthält eigentlich nur die Beschrci-^
bnng der ersten öfTentlichen Audienz bei Demctrias, wehte
am zweiten Sonntage nach Quadragesima, also Ende Septembaii
statt halte. Der Gesandte wurde mit grossem Pompe in de«
eigenen Schlitten des Grossftirsten abgeholt, vor welchem Ar.
Oberstallnieister in einem Kleide von GoldstofT, dessen Kragfli
mit Edelsteinen besetzt war, vorauf ritt. Der Schlitten war gav
mit Zobel ausgelegt und mit Brocat bedeckt; er wurde von ei-
- AM —
sm einzigen sehr schönen Pferde, einem Scbktttel, «gezogen
as niil einer Sainincl - Decke und vielen 2obel- Fällen verziert
ar^ und uuf welchem ein in rolhem Sammet reich gekleideter
[ihrer sass. Der lange Zug nach dem Schlosse ging durch
vei Reihen mil Flinten bei^vaifneter Schützen , und diO Strassen
id Fenster waren mit einer zahllosen Menge Vblk» besetzt^
iter welchem man laut den Ausruf hörte: Ein Gesandter des
ibstes! Der Grossfürst sass in dem oft beschriebenea Audiene-
lal unter einem grossen Fenster auf einem vergoldeten Throne^
[ welchem fünf Stufen führten, er hatte eine Krone von aus»er-
dentliiiiem W'erthe auf dem llauptC; und -das Kaiserliche Scepter
der Hand. Sein Kleid war von SUberstofT, mit Juwelen he-
tzt, um den Hals trug er ein Kreuz von den flH|>t^>llsten
amanten^ und an den Fingern vier oder sedis Binge von
stbaren Steinen. Zu seiner Linken sah man eine «wei^EUen
he vergoldete Pyramide, auf welcher eine Welt-Kugel rubele,
d vor ihm standen vier junge Fürsten in weissei Htettlung,
'Idie eine Axt hielten. Kurz, man sieht, dass Demetrius
en frühem Tünip und alle Gebräuche des alten Hofes sorg-
lig bi'ibehallen halle. Der Gesandle näherte sich bei seinem
itritte (lein (irossfürsten, und küsste ihm die Hand, die Jener
II mit einer leichten Venieig:ung und freutdliehem Lächeln
chie; (laini trat er einige Sehritte zurück und hielt seine Au-
le in Laleinixher Sprache, welche dclWBrosslurslliche Secretair
l.^chinski, ein Ketzer, wie er hier genannt wird, ins Pol-
sche verdolmetschte, und auf welche dann Demetrius ai(^-
trtete. Darauf mnsste er sich auf eine von zwei vornehmen
jaren herbei;,^ebrachte, mil einer goldgewirkten Tapete bedeckte
nk setzen, und nun fragte ilm, Demetrius^ ob er ein
treiben an ihn mitgebracht habe^ und streckte zugleich die
nd aus, um dasselbe in £nipiang n jiehmen^ der Gross«-
— 182 —
Kanzler trat aber hinzu und nahm dem Gesandten den Brief ak.
Darauf gab der Grossfürsl ein Zeichen, dass alle Bojaren ai^
stehen sollten ^ und erkundigte sich mit einer Verbeugang nach
der Gesundheit des Pabstes und seines ganzen erlauchten HaoMS
(„e di tutla la chiarissima sua Casa^). Er liess auch, ,alselr
Avas ganz ungewöhnliches^, den Patriarchen hereintreten, dar
sich zu seiner Rechten einige Stufen niedriger setzte, und adi
silbernes Kreuz an die Wand lehnte; mit ihm i^'aren noch mahv
vornehme Geistliche, etwa 15 an der Zahl, in den Saal getrüca
Darauf (ragte ihn der Grossfurst, ob er noch sonst etwas Tor-
zutragen hätte , und bat ihn dann, mit frohem Mulhe die Sposca
anzunehmen, die er ihm von seiner Tafel schicken würde. Üb-
mittelbar nach der Zurückkunll des Gesandten wurde ihm ancfc
eine aufs Beste zubereitete Mahlzeit in nahe an 200 goldenei
und vergoldeten Schüsseln, und verschiedenes Getrfinke in 50
vergoldeten Gefässen gebracht, die er alle selbst mit eigenea
Händen in Empfang nehmen musste. Dem vornehmen Hofbeamlen,
der die Mahlzeit begleitete, verehrte er ein schönes Bild der
heil. Jungfrau. Zugleich erschien der $eeretair Butschinski
um im Namen des Grossfärsten Entschuldigungen zu machen,
dass derselbe den Gesandten mit solcher Feierlichkeit empüngea
(„che in tanta Maestä m'avesse dato udienza^), und dass Bn-
tschinski in seiner Polnischen Uebersetzung der Antritts-Reda
dem Pabste nicht die ihm schuldigen Titel gegeben, indem der-
selbe ihn nur „den obersten Priester der Römischen Kirdw'
genannt hätte, da der Gesandte doch wohl müsse bemerkt hdMi^
mit welcher grossen Verehrung er den Namen Seiner Heiligkaft
ausgesprochen, „dessen höchst ergebener, gehorsamer und mr
„ler(häniger Sohn und Diener er sey, der sich nie von seiner
„kindlichen Ehrerbietung en( fernen werde ^, und,' wenn der G^
sandte irgend etwas gesehen oder gehört bitte, was ihn
— 188 —
onangenehm sein können, so möge er ihm Alles in'RaoksMI '
auf die Russen verzeihen. Der Abgeordnete halte dogIi te .
Auftrag, hinzuxuseteen; es habe dem Demetrius nöthig gesofatanB,
nsdräcklich seine Ergebenheit gegen den Pabst zu bezeigen^
weil es ihm geschienen habe, als sei der Gesandte bei der
Audienz etwas verstimmt gewesen. An dem nämlichen Tage,
heisst es am Schlüsse des Berichtes, liess der GrosslQrst noch
spät den Jesuiten P. Nicolaus (Lawicki) heimlich zu sich ru-
fen, und trug ihm auf, dem Gesandten ebenfalls seine Entscfanl-*
digung, besonders auch deswegen, zu machen, dass er ihn nicht
zu seiner Tafel eingeladen hätte, was er so gerne thun möchte,
aber der Russen wegen nicht wagen dürfte.
24.
Alessand ro Cilli.
1606 — 1608.
Alessandro Cilli, aus Pistoja geburtig, war 30 Jahre
lang Sänger in der Hor-Capelle Sigismundlll. von Polen, den
er aur allen seinen Reisen und Feldzugen begleiten musste. Auf
diese Art kam er auch nach Russland, und da er alle selbst
erlebte Begebenheiten aufzeichnete, und durch den Druck bekannt
machte, so verdient er hier um so eher eine Stelle, als er
vieles Merkwürdige zur Geschichte des Demetrins aufbewahret
hat "0.
Ein handschriftliches Werk über die Geschichte dieser Zeit
befmdet sich von seiner Hand in dem Mediceischen Archive
ISO. Siehe über Cilli und seine Lebens -Umstlnde Btl^. Ciamj^NoiiwU
di Medici, Mmmei «Ic., p. 49.
— 184 —
2U Florenz, von iirelchem man ausführliche Nachricht biB k
Ciampi Docunicnti relativ! alla Polonia, unter der Ast-
schrill: Seeita del Carteggio originale di . AlessAadi«
Cilli, in eui si da conto degli avvenimenti della gnem
coi Moscoviti, e d'altri fatü appartenenti alle imprett
militari di Sigisnioudo III. Rö di Polonia.
Gedruckt erschien das Werk unter dem Titel:
Istoria dellc soUcvazioni notabili seguite in Polonia
gli amii 1606 — 7—8 e delle ationi eroiche e memoriF
bili imprese falte in Moscovia da Sigismondo III. Ri
di Polonia. Opera di Alessandro Cilli di Pistoia. K-
stoia 1627. 4o.
Und gleichzeitig mit demselben: Istoria di Moscovia, dl '
Alessandro Cilli. Pisloia i627. 4«.
Diese letztere enthält vorzäglich die Geschichte des falschen
Demetrius.
25!
Hans Georg Peyerle.
1606.
Hans Georg Peyerle war ein Kaufmann von Aogsboif,
der^ wie er selbst erzählt, im Jahre 1606 in Gesellsdiaft aadem
Handelsleute mit einem bedeutenden Vorralhe von werthToBei
Waaren von Krakau aus nach Moskau zog; um diese dasdbat
bei Gelegenheit der durch die Krönung des falschen Demetriii
veranlassten Feierliclikeiten abzusetzen. Er und seine Reisega^
fährten traten üuf ausdrückliche Einladung und unter ZasichemDg
des besondern Grossfürstlichen Schutzes die Reise an, auf wel-
cher sie auf öiTenlliche Kosten verpflegt und sdir
— 185 —
dert wurden, weil ihnen des Demetrius geheimer Rath/ Jo-
hann Bulschinski^ empfohlen hatte noch einige Tage vor der
Marina Ankunft mit ihren VVaaren in Moskau einzutrelTen. Bei
dem^ nach des Demetrius gewaltsamen Tode^ gegen die Ptrien
ood alle Fremde angestellten Blutbade gelang ^s ihm, obgleich
jDit Verlust aller seiner* Waaren^ sein Leben zu retten, und sich
imCer den Schutz der Polnischen Gesandt^ zu stellen^ durch
deren Hülfe er aus Moskau entkam, und in sein VaterHInd zu-
rückkehren konnte. Peyerle beschäftigte sich schon in Russ-
land damit ^ die hier erlebten Begebenheiten niederzusohreibftn,
und so entstand ein Werk, das zwar wenig schriftstellerisches
Verdienst hat, aber als Darstellung eines ganz gebildeten Augen-
zeugen von einer der merkwürdigsten Epochen der neuem Ge-
schichte überhaupt, und als Ergänzung der von M ärgeret,
Bussow, dem Verfasser der Legende de Demetrius u. a.
gegebenen Erzählungen von jener denkwtirdigea>Zeit, von sehr
grossem W'crlhc für die Geschichte derselben ist.
Von diesem Werke Peyerle's besitzt die Herzogliche
Bibliothek zu \\'oIfenbütlel zwei Abschriften, die eine unter No.
41, 108 Bl. kl. foL, und die andere unter No. 32 fol.,.und
diess sind die einzigen Handschriften, die wir von Peyerle's
Reise-Erzählung kennen. Der Titel derselben ist folgender: •
BoseJireibiing der Moscouitteriscben Rajss, welche
Ich Unnas Georg Pcyerlo, voii^ugspnrg, mit herrn
Andreascii A'athan, vnd Alatheo Bernhardt Manlichen
dem Jüngern, Ady 19 Marty Ao. 1606 Ton Cracbaw
ans, angelangeH, rud was wir warhafftiges gehört, ge-
sehen vnd erfahren, alles aufs kbürzest beschrieben,
iii.s zue vnserer üottlob wider dahin ankunft den 15
Dccenibris Anno 1608.
— 186 —
Bei dieser Handschrift sdieinen einige Blilter lu Teideo.
Der Titel liOndigt nämlich Peyerki's Reise bis mm Ende des
Jahres 1608 an^ und hier geht sie nur bis som 8 Januar dies«
Jahres.
Die erste Nachricht von diesem Werke gab Schmidt*
Phiseldek, von Schlözer darauf a)ifmerlLsam geoMofcty.k
seinem Versuch einer neuen Einleitung in die Rnsri-
sehe 6eschichte, Riga^ 1773. S«, wo im erstell TiMi^
Anhang S. 317—389 in völlig modemisirter Sprache, bei wel-
cher die Schreibart des Originals nur stellweise beibehaltea iri,
ein Auszug aus demselben gegeben \Yird. Schmidt-Phisel-*
dek hatte später die Absicht , alle auf die Russische Gescfaichia
B^zug habenden Handschriften der Woirenbüttler Bibliothd n- ,
sarndtengedruckt herauszugeben, musste diesen schönen Plan ito
aus Mangel eines Veriegers aufgeben, und iiollte nun wenigsiMi
einige derselben in dem Geschichtrorschcr, einer von JoL
Georg Meusel veranstalteten periodischen Schrift, abdradua
lassen. Leider ist aber in derselben von diesen Werken nidtt
erschienen, als ein vollständiger Abdmck des PeyerhPsfkm
Reise-Berichts, Avclcher unter ob|gem Titel, mit genauer BeAe-
haltung der Orthographie des' Originals , in dem Geacbichtfar-
scher, tlk V. S. 150 — 193 und Th. VI. S. 131 — 245 v«
ihm geliefert i^rde, und einige kleinere Aufsätze^ von dnfli
iveiter unten die Rede sein wird.
Peyerle's Werk ^de, nach einer im Rnmänioirsokl
Museum in St. Petersburg befindlichen Abschrift des WoltaM^
teler Originals, welche auch Karamsin filr sdne Gcsehiehlt
des Russischen Reiches benutzte^- ins Rassische flberseHi
unter dem Titel : 3anucRH TeopFa üaepjie, o nyrcinecTBiB
cro n3B RpaKoea n-b MocKsy h BVfc Hockbu b% Kpt-
KOBi», cb 19 Mapra 1606 ro^a iM>^5 ^wmlSfm 1606i
— 187 — ""
lepeB04'b cb HbMei^Kou pyKooHcu. Diese UeberteUung
efindei sich in Nicolai Ustrialo^'s CKasaiiia CoepeMeH-
iHKOB'b o 4^MiiTpiH CaMa3Baui^b, Tb. Uy p. l-^i29,
od ergänzende Aiimerkung:en dazu p. 173 — 216.
Die erste Abtheilung des Abdruclis im Geschieh fftirecher,
l 150 (T. erzählt die frühern Begebenheiten des jPseodo*De-
letrius bis zu seiner Krönung^ und enthält im Ganzen nicht
ielC; von Andern abweichende^ Umstände. Dei^ehrer des ächten
mgen Prinzen^ der einen fremden Knaben an dessen Stelle hiUe
nibringen lassen^ wird hier Simeon genannt. S. 155 wird
rzahlt^ Boris^ der hier immer Hodenuff ^nannt Avird^ habe
em Grossfürsten berichtet^ „dass er Yernommen, dass der De-
metrius sich selbsten Inn einer schnell vberfallenden selzamen
kranckheit, mit einem Messer ermordet'. S. 156 jieisst eS;
•oris hübe mit Hüire seiner Schwester, den Grossfärstea Feo-
or durch Girt aus dem Wege geräumt. Die Flucht des De-
letrius nach Polen, die günstige Auihahme, welche er hier
md,. sein glücklicher Erfolg in Russland u. s. w. werden hier
> ziemlich nach der gewöhnlichen. Art erzälilt. S. 167 — 170
isst Peyerle den Demctrius bei Nowogrodek mit dem er-
wünschtesten Erfolge eine lange Anrede an seine Truppen halten,
ic der Verfasser wohl, wie Livius die Reden seiner Feldherm,
slbst erfunden hat, weil es kaum denkbar ist, dass, wenn sie
uch wirklich gehalten wäre, er eine Abschrift davon hätte
rhalten können. Bei der zweiten Schlacht^ welche die Russen
em Demctrius lieferten, ^Sprunge er selbst, wie Pe%i%rle
. 175 sagt, sizent avf einem Castani braunen Türckischen Pfert,
mit einem blosen pallash Inn der haut, vor dem ersten hauden
auff dem feindt zue, darmit den andern desto bessers hertz zu
machen, \Nelches sonsten wenig gehört wirt, dass dass haupl
Inn schlachten den angrif tbul'^. Demetrios verlor in dieser
— 188 —
Schlacht^ nach Peyerle's Angabe^ 5000 Mann und zog fUk
nach Puliwl zurück. S. 179 verleitet den "Verfasser. seine IXUib
Ergebenheit gegen Deinetrius zu folgender läppischen Uebtf-
Ireibung: „Zuvor alss der feint vnder dass Sehloss Kramy Imi
„hat er inn dem gantzeu fiirstenthumb Seuier, so weit es tkk
„dem Demetrio ergeben^ grosse Tyranney gedbet^ vnd ätt
„grosse Summa voicks Jimg vnd alt^ Mann vnd weib^
„lieh vmb das leben gebracht ^ vnd dass wäre sich sehr
„wundern^ dass sie alle von wegen des Demetrio (die in doflk
„niemalss gesehen hatten) die vnschuldig Pein vnd Marter wL
„frewdcn erlitten , vnd sich gleichsam glückhselig achteteOi te
„sie von seinetwegm sterben sollten^. S. 180 wird die Ge-
schichte von den drei Mönchen erzählt^ die Boris geschidl
halte ^ lun dem Demetrius Gifl beizubringen^ und von deaen
der älteste ; als er sollte gemartert werden^ öffentlich eiUiil
hätte ^ Demetrius sei der ächte Thronerbe. Von dem v^
Boris zu diesem Zwecke mitgegebenen Gifte *heissl es: „dass
„hat solche starckhe würkhung^ wenn man einem mennschen ■■
„ein wenig damit berueret^ so wirt derselbig in Neun Tagci
„also geschwollen ; dass dem von grosser geschwulsl der Lob
„enlzwey springen muess^. Dieses Gift. hätteA zwei, ebenidi
durch Boris erkaufte Bojaren unter den Kirchen - WeihrM^
mischen ; und auf diese Weise den Demetrius dadurch UMiai
sollen. S. 189 wird erzählt, das Basmanow's Venälheni
schon zu Kromfl, noch vor Godunow's Tode, statt geAmdflt
hätte, und S. 190, als Basmanow nach Putiwi vor den De-
metrius gebracht worden, „hat er in alssbalt erkhant, den»-
„ halben die Stirn auf die Erden geschlagen, vnd vmb güd
„gebetten, die ime erzaigt worden^. S. 191 sagt
Boris sei über die Nachricht von des Usurpators
so sehr erschrocken, dass er plötzlich gestorben, j^viel
— 189 —
ibcr sagen, setzt er hinzu ^ dass er Ime selbs mit ^efl ver-
!;eben habe^. S. 192. Einzug des Demetrius in Moskau,
id reierlicho Einholung seiner vorgeblichen Mutier. „Naciidem,
»i86t es, hat er seine Frau Mueter, weiche* in einem Kloster
)4 meil von der Statt Mossci^u gelegen, durch etliche fQmeme
loyaren abholen lassen, welche auch den 28 July Inn der
itaU mit grossen frewden ankommen, Dann der Demetrius Dir
nit vilen Kinasen, VVoiwoden vnd boyaren sta^liob vnd Prechtig
entgegen gezogen, vnd fast eine halbe stund vor der Statt sie
ingetrolTen, da ist er abgesligen alssbalfe von dem Prer|, vnd
laben einander mit solchen frewden eapfaogeflT, dass Ihea
leeden nit allein, sondern auch vilen vmbltebenden, die tbrftnen.
^'ber die backhcn gcdossen, Hernach isrer mit blosem hanpt
leben der Guctschen zue Fuess biss inn dass Schloss gangen,
>ie hat In alssbalt ofrcntlich vor der gemein i&r Ivetk fechten
rnd leiblichen Sohn crkhenl u. s. w."
Die zweite Abtheilung des Pe^erA?'schen Berichts befindSl
ch im 6-tcn Theilc des Geschichtforschers, S. 131—245
id enlhält die Geschichte der Regierung und Ermordung des
emetrius, und der darauf folgenden Begebenheilen bis 1608.
a Pet/cr/e \(m dem grösslen Tbefle die3er Vorfalle Augen-
^uge, und bei einigen derselben selbst betheiligt war, so ist
ieser Th(*il seines Werkes für die Geschichte jener Zeit auch
[^sonders wichii":. S. 132. Demetrius schickt seinen Kamsler,
?n gewandten Affanasij VVlassjew, an den König- von Polen^
n demselben von seiner Thronbesteigung Naclyfcht zu geben,
id ihn um die Kriaubniss zu bitten, sich die Srant des Gross-
irsten^ .Marina Mnis/ech, antrauen zu lassen und dann nach
[oskau zu rühren. Die (icschenke , welche er im Namen seines
erren dem Kuni^^o überreichte, waren: ein grosser Saphir, ein
hr kostbarer Bo^^en und Köcher^ und eine bedeutende Anzahl
— 190 ~
•
der schönsten Zobel, schwarzen Füchse und Lnchs- Felle; mi
iiir die Braut: „Sechs schöne zümmer zobel^ etliche iflinuu
„schwartze füx^ lu.xeim vnd oltbern, 15 allerley goldina sloedd^
^vnd 3 grosse kleinotthern ^«^ inn einem silbernen khaestle, tm
„nit gar hochem pres-^ und vnrejnen diamanten^. Marina wM
dem Bevollmächtigten des Demetrius darch den am Potanschei
Hofe gegenwartigen Kardinal angetraut ^ „doch hat der gesaadto
„seinen handtschuech von der rechten band nicht abgetbon, irfe
„auch den mählring von höchstgedachten FrewHn nit angestedtf,
„sondern inn einen weisen TaiTet empfangen ^ vnd inn ein kUm
„goldin thrälin verschlossen^. S. 135. Empfang des Woywodn
von Sendomir in Moskau. Demetrius schickte ihm wm
Geschenke einen „schönen Wallachen mit aufgescbliliten NaMh
jylöchern^ sie nennen nie bachmaten^ ">, entgegen, desM
Steigbügd und alles übrige Zeug von reinem Golde, i 0,000
Dukaten an Gewichte war. Am 4 Mai ward derselbe zw Ai-
Aenz geführt; „alda^ seigl Peyerle S. 135^ sasse der GrosslM
„auf einem hochenn sassel; von lauter Silber vnd ganz vergdl,
„oben gedeckt^ die zier aber darauf , wie auch oben anf im
„Sessel^ ein dopleter Adler mit aussgebraiien hangenden
„schwarz geschmelzt^ auch darunder ein Crucifix tfifelin,
„disen war ein groser orientalischer Topasins, irie anch in-
„ wendig dem sluel ein Maria bilt, welchs rings kenimb wä
„khleinoter vnd Edelgestein behangt war^ die waren alleas vaa
„gold; diser Stuel hatte vnden 3 Staülen, auf ieder seitea dM
„stuels lag ein^löw von silber halb vergult, auch stuendea arf
„hochen füessen von Silber zue beden seitten iween
181. Kleinode.
. i82. Die Russischen BaxMnmhi. Bompittmä, Detrrifimm ^ührnm,
1660, p. 31 BenoC sie Hagmemaie».
er eine haltet den Reichsapfel ^ der ander ein Meines Moses
Awert, in khosdichen Keiserlichen Kleidungen angethon^ die
aren mit lauter Edelgeslein vnd Periin geslickht, darauf ein
roses halssbant von Diemant vnd Robinen^ sambt einem grosen
2hmarall Creuz daran hangent, auf dem (Haupte) trage er ein
5Ghte Kaiserliche Cron^ inn der hant einen sehr köstlichen
septer^ vor Ime sluenden auf beeden seitten 4 Junge Kniasen
I weiss silbernen stuckhen gekleidet, mit guldfnen Kettenin
reuzweiss behengt, Jeder hatte auf der Achsel ein khuize
raitte Partien, derer stiel von gold vnd Edelgestein .gvamisiert
aren, der 5-te aber war bekhleidt mit einem dunckhel Castani
raunen Sammetin vberrokch, vnd von einem guldio stuckb,
it gezöblin gefuettert vnder demselben, inn beeden binden
ielle er ein bioses schwerdl, mit guldem Creutz, auch stuende
eben diesem des Canziersj^ohn, gekhleidt in ein^n goldin
lueckh^ der hielte dess jGro^iJ^arsten Schnunyi^^ von diesem
iron ein wenig abgesondert j^r auf der rechtenreitten, sasse dw
atriarch in einem Sessel nÜ schwarzem Sammat, bedeckt, sein
hlaydt oder voickh <«> wäre auch von schwarzem Sammal,
nd der bort fast einer gueten hanndt breit gestickht mit Edelge-
teinen vnd Perlen, in der rechten bannd hielte er seinen Bi-
choillichen stab (welcher oben gleich fast einer kruckhen, der
»are geziert mit gold vnd Edelgesteinen), neben Ime stuende
ein Diener, haltent in einer silbernen Schissel dass weichwaasttr
nd ein guldines Creuz, ein wenig von Ime «^Kgf«ffBdfl(gAiy!fffn
iben ErzbischofT vnd bischoff, vncUigiters auf beeden seitten^
ie boyaren u. s. w.^ Hierauf pird die lange, kunstreiche'
d gelehrte Rede, welche der Woywode an Deroetrins
'll, von S. 137 — 141 wörtlich mitgetheilt, wobei es, wie
iH3 In der zweiton Handschrift stellt
— 192 —
bei ähnlichen von Peyerle angeführten Mustern der Eloqneniy
eben so schwer anzunehmen ist^ dass er sie selbst ganz solke
erfunden , als dass er eine Abschrift davon sollte erhallen haben.
S. 142 — 145 ^vird der prachtvolle Einzug der Marina be-
schrieben. ^^ Vorher ; heisst es hier, zogen 1000 boyaren zne
^^Pferdl, mit bogen vnd Pfeilen^ die sie von der granz an m
^^Landt allzeit beglaitet haben ^ Inen volgenden dess herm woi-
;;>voda 200 Polnische husaren^ in ihm Rüstungen, an denLanm
^^auch rothe vnd weise Tahnen, auf die Bitten seine andere
^^fOrnembste von Adel; auch sein herr Sohn, Tbchlerman vnd
;;Brueder; stattlich beklaydet, vnd auf schönen Türckiscben Pferd- '
;,ten; Derer zeug alle von gold vnd silber vnd Edelgesleim
;;gezieret ^var^ er selb aber ritte neben der gutschea aoT einen
;,sehr schönen Türckischen Pferdt^ darauf der zeug alles saabl
;;den Stegraiifen vnd Sporn ^ von lauter gold geschmelzt, vnd
;;mit Thürkesenn guarnisiert war^ inn einem Purpurfarb goMin
;,stuckh; der rockh mit schönen zöblin durchfiettert, an IreGulr
;^schen waren gespannt: S Aveise schöne Tärckische prerdt, Roth
;;geferbt von vnden an biss au hajben leib, die geschfirr damf
;,waren von rothem Samat, die spangen von Silber vnd vefgilt,
;,der wagen gefüeltert mit grüenem guldin stueckh, die guetscher
,,inn dergleichen grüenen vnd weysen seydin röckhin, nach Ikr
,,fuhren inn 4 gulschen Ir frawenzimmer ser stattlich, hiader
,;Vnd neben disen gutschen giengen 300 hayduggen alle in
;;Schönein blawen Tuech bekhieidet vnd iveisc lange spitzTedeqi
;^auf Iren Magierken <»«^i(oder hüetlen) u. s. w/' Bei der
Audienz ; welche Dcmetrius hierauf den Polnischen Ge5andtei^
Gosiewski und Olesnicki, ertheilte, bemerkte derselbe, dass
1S4. Veriiiiithlicli Magyarken, Ungariicbc Mutzen/ was für dieüeidwlci
gauz gut passen würdo.
— 493 —
in der Aurschrift des Briefes Siegmand's ihm nicht der Kaiser-
liche Titel gegeben war^ worüber er sich sehr entrüstete und
befahl y das Schreiben uneröflhet zurückzugeben. „Nach disem,
heisst es S. 146^ hat der grossiurst Selbsten anfangen zu reden,
9 Er were ein solcher herr, der vnder Ime habe souil grose vnd
^weilte herrschaiRen^ der einig vnd allein nach seinem willen
, regiere ; welcher nit allein fürstenthumb; sondern auch etliche
,1 Königreich \7ider seinem gehorsam habe, vnd es were niemant^
„gegen nidergang noch aufgang der Sonnen, der Ime möchte
„verglichen werden, noch khein höcherer alss ein Gott, >iid also
„vermainte er, dass er solchen Tittel nit mit geringem Recht
„brauchen ihete, alss vor zeiten die Ass^Tische, Medische vnd
„Romanische Keyser, dass In auch alle Potentaten in dieser
„weit, mit solchem Titel ehreten, nur allein Sigmund der dritte
„hne solchen beneme, vndt er khundte nit dariür halten, dass
„solches geschehe auss vnwissenheit, oder vnachtsamkheit der
„Notarien, die weil er angezaigt durch den Alexander Gonschefski,
„Gubernalorii der statt Wielisch, der newlich Poltschafl weyse
^bey Ime gewesen, vnd durch seinen Arabassatom Anathasium,
„dass Ime dass vnbillig vorkcme, wann Ime dass nit geben
„wurde wass Ime von andern zugeaignet, khundte derohalben
„einen solchen für seinen frcunl nit halten, vnd seine brief nit
„an vnd aufnemmcn" •8^ Der Gesandle Olesnicki antwortete
darauf ziemlich derb^ da sein König dem Russischen Grossfürsten
nie den Königs-Titel bewilligt hätte, so würde er ihm noch viel
weniger den Titel eines Kaisers zugestehen; diesen könne ihm
1S5. MTaramBin in s. Ge$rh, d. Rtm, Re$ek$f Th. X, S. 296 Sussert
die Vermuthung. diese von Peyerle angeführte Rede des Dem^trim sei ron Jenem
rar diesen geschrieben worden; was allen Umstanden nach doeh wohl nichts
anders bedeuten kann, als sie sei ihm Ton P^yerU in den Nmid geleft worden«
u. 13
— 194 —
allein der Pabst erdieilen, „der alss ein Yicarias Christi anf
„diser Welt sey^ dann derselbe yf&ro von Gott gesetzt fdss m
„Fürst vber alle Welt^. Demetrius erklärte hierauf, er kflflie
unter diesen Umständen Olesnicki nicht als einen Gesandlc^
sondern nur als einen guten Freund und alten Bekannten $m
Polen aufnehmen; der Gesandte aber erklärte mit Festigkeit sei-
nen Entschluss alle weitere Verhandlungen abzubrechen md so-
gleich wieder zurückzureisen. „Da der grossfuerst, sagt Pegerle
S. 149^ sahe^ die verstendigkeit ^ dass grose gemfleth vnd be-
„standhaßligkheit dess gesandten^ hat er sich höchlich darob
„verwundert^ vnd ist entlich dahin kommen, dass er vennehkie,
.er vrolte Jezunt diser gegenwertigen schmach vergessen, VBd
„die allgemeine frewde seinem khummer vorziehen, vod theMr
„solches zugerallen allen den Jenigen Pollen, die anf seine hock-
„zeit alss gaste ankhommen sein, hinforter aber weite er sokhe
„brier nit annemmen^. Worauf beide Gesandte von dem De-
metrius freundlich begrüsst wurden, und jeder von ihnen eine
besondere Anrede an ihn hielt. S. 151 folgt die Beschreibng
der Krönung der Marina und der Vermählung des Demetriis
mit ihr. Sie war, wie es hier hcisst, „bekhiaidt in MossconiUe-
^rischen khleidern^ Beschlagenen hochen Slfifflen, alles demassn
„mit goldt, Perlen vnd Edelgesteinen versezt vnd gestickt, te
„man schier den grünt dess Klaidts noch der stilTel nit sehn
„kunt, die Haar auf dem Kopf waren Ir. gebunden, mit goR,
„Perlen vnd edelgesteinen, wie es die furneme Pollnische Jmv*
„frawen vom Adel tragen, gleichent einer khleinen Krön, be-
„glaith zur Rechten von des Knias MiscislafTski gemahl, m
„linkhen von dess Knias Suiskis gemahl, vor Ir trueg man im
„einer guldin schissel eine Kaiserliche Krön, \iid nach Ir gieqgci
„ediche Pollnische Frawen, u. s. w.^ Nun folget die ansfuhiücfes
Erzählung von der Krönung der GrossfQrstin, die man
— 195 —
80 umslandlich beschrieben findet, wie hier. Während der Cere-
inonie äusserte Demetrius einen grossen Uebermuth, liess sich
von den vornehmsten Bojaren die kleinlichsten Dienste erzeigen,
imd veranlasste dadurch mancherlei Aergerniss und Stönmg.
,^ierauf, sagt Peyerle^ vermählet sie der Patriarch mit vielen
„Ceremonien, vndcr welchen *er dise denckwürdige sein, da^s
,,Dachdem er dess grossfürsten bände vnd der Qrossiiirstenen
„zusammen genommen, Tuhrete er dieselbig 3 mal in einem Ring
„herumb. Nachdem nam er ein glass mit Rothem Wein, trunckh
„erstlich selbs darauss, raichte Damach Darauss zne trincken
„dem Grossfurstin vnd der Grossitirslinn, Vnd dass auch drej
„mal Mid alssdan nam er dass glass, sezet es aor die Erdenn
„fär den Grossfurstin, welcher es mit seinem fuesse vmbstossele
„n. s. w/^ Beim Ausgange aus der Kirche wurden aus einer
goldenen Schüssel Goldstücke unter das Volk geworfen, , derer
„etliche 1 auch 5, 10 biss Inn 20 Ducaten gewichtig waren,
„die sein auch für die gesandte vnd die Ingen geworlfen wor-
„den, aber nou Dcnselbigen Im wenigsten nit aufgehoben'*. Bei
der \'erniahlun^^s- Mahlzeit eulstand ein lebhafter Streit darüber,
dass die Polnischen Gesandten nicht anders dabei erscheinen
wollten, iils wenn sie ihren Platz an der Grossfürstlichen Tafel
bekamen, und der mit vieler Mühe dahin ausgeglichen wurde,
dass für den \ orni^hmslen von ihnen ein besonderer Tisch in
der Nah(» des (irossfürslen gestellt, und der Zweite dahin gesetzt
wurde, wo dii» Gesandten gewöhnlich zu silzen pflegten. Die
Beschreibun^^ des Hochzeil-Mahles ist übrigens mit solcher Aus*
führlichkeil gegeben, dass man glauben muss, Peyerle habe
sich unter den Gästen befimden. Als ein besonderer Umstand
rauss aus derselben wohl noch angeführt werden, dass Deme-
trius und Marina bei demselben in Polnischer Kleidung
und mit der Krone auf dem Haupte erschienen. Am folgenden
— 196 —
Tage gab die neue Grossfarstin eine grosse MabLEeit, „wekhes
^^baiicket auf PoUnisch vnd Königlich ist verriebt worden"* Ab
Abend ^urde auch^ ganz gegen Russische Sitte, getanzt
S. 160 folgt nun die Geschichte der Cataslropbe ; wo unter
andern gesagt Mird, Deiuetrius sei von einem Bojaren, Naneas
Georgius VVoIeiofr, erschossen worden. Bei der ErzAhlaBg
der hierauf erfolgten Verfolgung und Ermordung der Polen wer-
den viele einzebie; sonst nirgends vorkommende Umstflnde über
die gegen sie verübten Grausamkeiten angefahrt. Pejferle gftt
S. 177 die Zahl der in diesem Aufslande gebliebenen Russoi
auf mehr als 1000 und die der Polen auf 600 an. Er md
seine Gefährten waren, als Anhänger des Demetrius und der
Polen ^ drei Tage lang in der grössten Lebens -Gefahr, bis es
ihnen endlich, obgleich mit Verlust aller ihrer kostbaren Waarea,
gelang^ sich unter den Schutz des Polnischen Gesandten n
stellen.
S. 178 wird der Unfug erwfihnt, der mit dem Körper des
Demetrius drei Tage lang getrieben wurde, und dabei gesagt,
ein Kaufinann von Moskau habe endlich ,^auss haimblicher er-
^^barmung, vnd auch die grose vppigkheit vnd schand, so aa
,;Ime von dem wcibsvolck geübt wurde, zuverbindem^', von dea
Senatoren die Erlaubniss erbeten , ihn ausser der Stadt begraben
zu lassen ; und als bei dem Grabe sich des Nachts Ldditer ge*
zeigt und liebliche Musik hören lassen, hätte man nadi aok
Tagen den Körper wieder ausgraben, zu Pnlver verbrennetti 1a
ein grosses Geschütz laden ^ ,^vnd zue der Porten, da er JM
„ersten in die Statt einkhommen^ hinauss widemmb sohfeflNa
„lassen, darmit Ja nichts von Ime vberbliebe'^
Nach Schuiskij's Wahl wurden die Polnisdien Gesandten
von diesem zu einer Audienz gefordert, bei welcher der Kanzler
Mstislawskij eine lange an sie gerichtete Rede ablas^
— 197 —
Pe^eHe (S. 183 — 186) wörtlich miUhoat^ so wie er anph,
S. 186 — 197^ die kühne Antwort gicbl, welche Gfsiewski
darauf, wie es scheint aus dem Stegcreife^ ertheilte.
S. 205 heisst es bei Erw&hnung des zweitm falscheo
DemelriuS; dieser sey aus Prag gebürtig, und einer von den
deutschen Trabanten des erslc^n gewesen.
S. 217 ^ird eines sonderbaren Mittels erwähnt, zu erfahren/
wie viel Mann sich bei einem allgemeinen Aufgebote gestellt
halten, und wie viel davon im Felde geblieben wären. Wenn
die Bauern nämlich nach geschehenem Aufrufe nach Moskau
kamen, hätte Jeder einen Kopeken erlegen mflssen, den er bei
seiner liiukkchr aus dem Feldzuge wieder lurackfordern können.
S. 219 wird der Erscheinung eines Kometen erwähnt, der
vom 25 September 1607 an, eilf Tage lang In Bfoskau Üoht*
bar war.
Am 10 November hielt Schuiskij nach der Einnahme von
Tula seinen Einzug in Moskau. Er sass allein in einem mit
rothem Scharlach bedeckten Wagen, der mit vier Pferden, eins
vor dem andern, bespannt war, und stieg in der Nähe der
Stadt aus, um an der Spitze der ihm entgegen kommenden
Prozession zu Fusse in das Schloss zu ziehen. Das Volk zeigte
sich bei seinem Emprange sehr kalt, und, wie Peyerle sagt,
„mit schlechtem rrolocken vnd triumphieren '^^
Im November 1G07 erschienen neue Gesandte des Königs
von Polen in Moskau, weiche unter Andern audi die FraflasSQQg
aller in Russland zurückgehaltenen Polen und fremden Kaufleute
verlangten. Lnter den letztern \\ird besonders Andreas Na-
than <«<^ genannt, ^vnd seine mit sich Habende'', worunter
186. In der Legende de im wie 0i de im mmH dm JUmmMm, w«vm
t»ald die Rede sein wird, Mssl m p^ 21: Mmrmr $ m U if§ mm mmrthund
— 198 —
auch unser Peyerle gehörte; denen ihr ganzer Verlust sott«
ersetzt werden.
Peyerle* s Werk schliessl mit dem 8. Januar 1608, n
iiielcher Zeit die Polnischen Gesandten und mit ihnen die fremdM
Handelsleute im Begriflb waren ^ von Moskau abzureisen.
26.
Der Verfasser der Legende de Demetrius.
1606.
Im Jahre IGOG erschien zu Amsterdam eine kleine Schrift
unter dem Titel:
La Lc'gende de la Vie et de la niort de Demetrios
dernier Grand Diic de jMosoovic. Traduiete iiouTelle*
luent Tan 1606. A Amsterdam^ chez Corneille Nicolas,
a I'enseignc du liure a cserire, kl. 8<>. 34 Seiten.
Da dieses Buchelchen äusserst selten geworden^ und doch
als die Erzählung eines Augenzeugen für die Geschichte des
Demetrius nicht ganz unwiclilig ist^ so liess der Fflrst Mi-
chael Obolenskij, Director des Kaiserl. Archivs zu Moskao,
dasselbe im Jahre 1839 unverändert wieder abdrucken unter
dem Titel:
La Liegende de la Vie et de la Mort de Dcmetrias
riiiiposteur, eonnu sous Ics uonis de Griehka Otrepici|
SamozFanetz, Kastriga ou LJcdmilri. Imprimi a An-
Rterdam cn 1606. KdMiiipriin6 en 1839. Aloseou, kl. 8*.
Vorrede 16 Seiten. Legende 31 Seiten. Mit 7 AbbfldgiL "\
dAuxbouTf; appcle Andre NtUham qui amoU limre a lo Comri pomr 200^000
flurim ei a eaie piHe enror de 10.000 ßorkm em 6aM0 ei mmrkamäkm
187. Der verdienstvolle Herausgeber hat diesen Abdruck fm dar Vtniii
— i99 —
Der Name des Verrassers ist nicht bekannt. Der Fürst
)Olenskij «»8 verniulliet, es könne ein gewisser Simon
jnischuck sein, dessen in den Antworten der Lilhaui-
beu Gesandten von 1608 i««> erwähnt wird. Aus seiner
irill geht nur hervor, dass er ein Deutscher *®®, sehr wohlha-
ider>»i und nicht ungebildeter Kaufmann gewesen ist, der um
Zeit der lüönung des Demetrius mit kostbaren Waareo
iKrakau nach iMoskau kam, und sich am Ende des Juni 1606
^h daselbst berund. Seine angeführte Schrill ist wahrscheinlich
üricf, den er aus Moskau <»2 an einen nichl genannten
und i^^3 in Deutschland schrieb, und der unmittelbar darauf
Französische überselzt und gedruckt wurde. Ob das Deutsche
ginal auch im Drucke erschienen, ist nicht bekannt. Der
»atz auf dem Titel: Traduictc iiouvellement ist übrigens
Id nur so zu verstehen, dass es jetzt ganz vor Kurzem,
it abermals bcdculen soll, weil zu einer neuen Ueber-
:ung und Auflage die Zeit wohl zu kurz war. Das Werkcfien
übrigens höchst nachhissig, und nicht ohne Vorliebe fiir las-
* Anspiclnnircu, zugleich aber auch hier und da mit einigem
nk von (Jcklirsamkci^ geschrieben. Die Namen in demselben
I ganz ungovöhnlich verunstaltet"«*, was, so wie die groben
rhrrcirhcn Aninorkiincon bccieitel , und demselben das Portrait des bekannten
nannif lllanitjeic und die Abbildung einiger Münzen, Siegel und l-nterschriHen
1H»>. S. Lenendr, Pref. I.
4^9. In dorn Itrmnptiiecreiu C^opNittfb K, M, 05oAeHtKa90,
lM(i. Kr <iL't an nieliren Stellen: mou9 omtre» tmmtihamdB Ji/emonA-
TM. Kr s[.ri(lit v(»n vii*|pn Dienern, die er mit sich hatte.
1!'J. P. li hcisst es: quand Je refonmerai, und p. 31 : om a emrnye
l'*i P. iJ. rotre fr^re et utoy,
ira .>o findcl man z. B. p. 3 : / emdromU und FetuiromÜM statt ^'d^
— 200 —
Druckfehler >»% von denen es ^^^immelt^ \\ohl nnr durch die
Schnelligkeit; mit welcher es abgedruckt ivurde, erkttrt werdn
kaim.
Ich führe nun noch einige Stellen an, die thefls ganz oeae
Umstände enthalten, theils von den Berichten der übrigen Zett-
genossen mehr oder weniger abweidien. Pag. 4 heisst es, De-
metrius habe seine angebliche Mutter»« von ihrem Klostar
bis Moskau eingeholt, und zwar „raccompagnant du coste de
„son charriot toujours la teste decouuerte et a pied sans
Jamals monier a cheval^, während nach Andern Demetriis
ihr nur eine kleine Strecke zu Fuss entgegon zog.
Pag. 5 wird erzählt, dass Demetrius bald nach semer
Krönung viele von den Polnischen und andern fremden Kriegeniy
ohne Rücksicht auf die viele wichtigen Dienste, welche sie ihn
früher geleistet, entlassen hätte, und unter diesen den Fürsten
Adam Wisniowiecki, der ihm in Polen gegen 80,000 Robd
vorgeschossen, und nun ohne die geringste Bezahlung oder Be-
friedigung verabschiedet worden wäre. Dieser hielte sich nm
auf der Gränze auf, wo er gemeinschalUich mit andern Unio-
friedcnen viel Unheil anstifte.
Pag. G wird folgendes Bild von Demetrius entworfei:
„C'esloit vn homme de mediocre stature, de couleur bmne,
odorowit9ch\ p. 4 Godeua sL Godoumow\ p. 6 GuuAy und p. 24 CMtal|ylk
8chui9kiJ, Oiionam und OuBenani sU Affammy-^ p. 7 Kümw sL Fimmi^^
Landomier st. Sendomir, pag. 9 Svümemiim und p. 20 KUwmeiMkg it Fkak^
wiecki\ p. 18. ^^liütoUa sf. Malagow$ki} p. 25 Gfftkjf Sir^fg it
Olr^pteic'j p. 26 Diöiria st. S$ibir u. S. V.
195. Z. B. p. 30 imflrmUe sL inßmUd'^ p. 3i mmmjt sU
u. a. m.
196. Es steht hier: ^lu Mere d^ tyran' Juan" wo es doch offenbar
ia reute beissen muss.
— 201 —
„prompt a colere^ mais bieii tost appaise, il a rompu maiiit
jybaslon en donnaut seotence de mort sur les doyens et aatres
„officierS; a cause qu'ils avoyent vn peu trangressi leur devoiri
3,U estoit fort bien a cheual et aimoit d'aller souvent a la cbasse^
„homme de grande expedition^ qui doniioit ordre a tout ce <iiii
„estoit, et commandoit auec vne belle preuoyance jusqaes aax
„moindres choses, il estoit grand entrepreneur et de fort
„grand courage, et s'imaginoit en soymesme que tout \t pays
„de Moscovie n'estoit bastant assez pour luy acqoerir vne
„grande renommee, de sorte qu'il aspiroit encor apres d'autres
„pays et monarchieS; du commencement il estoit fort affable
„donnant libres acces iusques aux moindres etc.^
Pag. 7 wird der Schotte , welcher eine Compagnie der
Leibgarde des Demctrius commandirte, Albert Lantia ge^
nannt ^»\ *
Pag. 10 erzählt der Verfasser, dass Marina, w&hrend ih<-
res kurzen Aufeulhalles in einem Kloster, nach ihrem Einzüge
in Moskau^ so wie die Polnischen Damen von ihrem Gefolge, in
dem Glauben der Griechischen Kirche unterrichtet irorden wäre,
und setzt hinzu ^ er habe gehört, „qu'on la deuoit^puis apres
j,baplizcr a la Russienne".
Pag. 11 werden die Geschenke angeführt, welche der Pol-
nische Gesandte am Tage nach der Krönung, der Marina über-
reichte. Es waren: reiches Geschirr von vergoldetem Silber, eine
grosse Anzahl von Schalen und Gefössen, zwei schöne Pferde,
und ein Iliuid von seltener Schönheit.
Als der Polnische Gesandte in seiner Anrede an Deme-
trius ihm den Kaiserlichen Titel verweigert, und auf dessen
197. Bei Bunow in s. VtrmirrUm Zm^immd äe$ Rmm. iUiekt, S. 173,
hei>sl er .£iberiu$
— 202 —
Beschwerde darüber sich durch eine höchst insolente Antwort,
die selbst den Woyewoden von Sendomir in Erstaunen seilte,
hatte rechtfertigen wollen, gerieth Demetrius in solchen Zora,
dass er Miene machte^ dem Gesandten seinen Scepter an den
Kopf zu werfen. Als die Aufwallung vorüber war^ fragte Je-
mand den Gesandten^ was er würde gemadit haben, wenn der
Grossfurst wirklich nach ihm geworfen hotte? er antwortete: Ich
würde den Scepter aufgehoben haben und mit demselben gleich
nach Polen zurück gegangen sein.
Pag. 12 erzählt der Verfasser^ dass er mit. den andern
fremden Kaufleuten am Tage nach der Vermahlung, der Mariaa
Geschenke überreicht halte, in der Hoffnung, dadurch einige be-
sondere Privilegien zu erhalten, und bedauert die nutzlose An*
Wendung seines Geldes. An diesem Tage wurde er auch mit
«seinen Freunden zu der Kaiserl. Tafel gezogen. ,,De oe festin^
sagt er, il y auroit bien a escrir vn petit traicte a part, mais
„il faut reseruer quelque chose pour les amis quand je retour-
„neray, pour vous raconler de bouche les iolis traits que Ton
,y a fait a bien boire etc.
Am Vage der Katastrophe halte die neue Grossiürstin eine
grosse Maskerade und künstliche Tanze vorbereiten lassen, mit
welchen sie ihren Gemahl am folgenden Sonntage fiberrascheo
wollte, als der vorhergehende Sonnabend diese und so ^icifl
andere Pläne auf eine furchtbare Art störte.
Die Erzählung des Aufslandes weicht in wenig Umstindea
von den bekannten ab^ ausser dass Demetrius hier mehrNiÜi
und Entschlossenheil als gewöhnlich zeigt.
Pag. 20 wird die List erzählt, durch welche Wisniowiecki
sich mil den Soinigen rettete. Als nämlich der wüthende Haufe
eben im Begrilfe war, in sein Haus einzubrechen, liess er ans
den Fenstern Ducaten auswerfen, und während das Volk sich
— 203 —
auf diese stdrzte^ bahnte er sich einen Weg durch daiisdbe,
wobei mehr als 100 Russen uiiikanien. Von den umgekommeiieDi
oder bloss gepländerlen, fremden Kanfleuten werden fo^wdo
genannt: Ambrosio Celari^ aus Mailand^ welcher dem Hofe
fär 33;000 Fl. Waarcn geliefert hatte; zwei Handlungs- Diener
des Kaufmannes Philipp Helbaum^ von Augsburg, die mehr
ab 35,000 Fl. verloren; Andreas Nathan, ebcnfalto vos
Augsburg, der 200,000 Fl. für gelieferte Waaren zu fordern
hatte, und noch iur 10,000 Fl. bei der Pländerung verlor;
Nicolai aus Lemberg u. a. m. Pag. 22 wird Demetriua
beschuldigt, dass er alle Reichthämer und Kostbarkeiten des
öfTentlichen Schatzes aus dem Lande geschafll bitte.
Der Verfasser ist übrigens gar nicht gut auf die Polen ra
sprechen; pag. 23 sagt er von ihnen: „les Polonois ne valent
j^rien du tout, et son( bicn si meschans oomme les Russiens^.
Pag. 25-30 werden die bekannten zehn Punkte ge^
Demetrius den Schwarzkünstfer aufgezählt, deren ihn
Schuiskij nach seinem Tode öOenlltch beschuldigen liess, und
die man in den Russischen Archiv -Nachrichten und anderwärts
häufig findet. Bei dem sechsten Punl^te, wo von seiner Ver-
schwendung die Rede ist^ heisst es: „Et combien que Ton dit
^que le reuenu de tout le pays de Russie soit plus
„de 22 millions^ si faul-il dire, que c'estoit trop peu pour
„^n tel despensior, sil eut voulu ainsi conttnuer son train comm^
gll auoil commcnce".
Am Schlüsse nimmt der Verfasser sein Urtheil Aber das Ende
desDemcfrins in folgende Worte zusammmen: „Je suis d'opf-
„nion que sil se fut comporiö plus modestement, Sans scr meslcJT
.des Polonois^ et qu il en( espons^ vne Dame du pays, et 5Ö
„fut accomode a leur humeur, encor qu'il eut esti pire qu'vn
^moine moinant, si est-ce que la coaroiiiie loy I
— 20* —
„sur la teste: mais je pense que le Pape aneo ses
„(el) les Jesuites ont este cause de sa raine et subuentoi
„totale: car ces assasins des Princes en ont vonlu faire ttop
„vislement vn Monarque, et se sont fonirez trop tost
„les niches k miel: c'est dommage qu'on iie lenr a pas
„raze la teste^ mais tis s'esloient trop bien Iransformez en
„seculier: Car lels allans ne se preignent pas volontiers sam
.vert«.
27.
Tagebuch der Polnischen Gesandten Nicolai
Olesnicki und Alexander GasiewskL
1606.
Der König von Polen^ Siegismund III, schickte im Jahre
1606 zwei seiner ausgezeichnetsten Staatsmänner, den Kaslellao
Olesnicki von Olesnice, und den Statthalter von Wiloa m4
Königlichen Secrelair, Alexander Corvinus G§sievski|
nach Moskau, um den Feierlichkeiten der Verm&hlung des tai-
schen Demetrius mit der Marina Mniszech, Tochter des
Woyewoden von Sendomir beizuwohnen.
Das ausführliche Tagebuch dieser Gesandtschaft bellndei
sich in Polnischer Sprache handschrifUich in der Vaticanischei
Bibliothek zu Rom, unter folgendem Titel:
Dyariusz dziejöw Aloskiewskich i logacyi J. X
91. M. p. p. Postöw, P. .\ikotaija Ulcsiiickiego s Oleinice
Kaszielanu Malachowskirgo i Pana Ali-xandra Konriaa
tij^siewskiego Slarosty Wielieiiskiego, Sekrelarxii J. K>
Mosci. Spisany w rokii BIDCVI w Mosliwie <**•
198. In demselben Sinne ist eine gleichzeiü^e ,
und seltene Ueint Schrift abgefasst, welche den Titel fiihrt: IteM UM« mm
— 205 —
Von dieser Handschrift halte der Abbate Albertrandi <••
eine Abschrift genommen^ nach welcher das Tagebuch unter da«
angefilhrten Titel wörtlich abgedruckt ist in der von der Kaiserl.
Archäographischen Gesellschaft veranstalteten Samndung: Histo«
rica Rassiae Monimenta, ex antiqnis cxterarum gen«
tram Archivis et Bibliothecis deprompta ab A. J. Tor-
genevio. Pctropoli 1841, 1842. 4o. Th. 11, p. 92—135.
Früher schon hatte Herr Akademiker Usträl(U¥ dieses Tage-
buch nach der nämlichen Albert randischen Abschrift in seinen
Aussagen der Zeitgenossen über den falschen Deme-
trius ins Russische übersetzt, unter dem Titel: 4"^*BHrfc
nocjioB'b nojibCRHx-b OjiecHBi^Raro h roHC'feBeRaro 1606
ro^a. Ilepeeo/^'b cb llojibCKou pyRODHCH. S. CRaaanM
coBpeMeiiHUKOB-b 0 4iiMHTpiB CaMOdBaoqt. C. IleTepC.
1834. 8^ 4. IV, p. 113—212.
Der eigenfliche Verfasser dieses Tagebuchs, der immer von
sich in der ersten Person spricht, ist nicht genannt, man darf
aber wohl annehmen, dass es G§siewski sei, theils wegen
seines AmIes eines Königl. Secrelairs, theils weil er sowohl in
dem Gesandlschafts-Berichle, als in andern gleichzeitigen Nach-
richten, z. B. von Peyerle, als der vorzüglichere Redner der-
selben aiigeführ! \^ird.
Die Gesandten traten ihre Reise am 25 April 1606 mit
der 31osfar, Von den wanderbaren Praclikeo der Jetniter, tdiI Jbrem
auirf^eworiTenrn rermeinten Grossfursten Demetrio, was et f&r ein Ende
genommen. 1606. Vier Blätter inQuarto, ohne Drnckort. Diess war urspriiog-
lieh eine Antwort des Russischen Woyewoden von Iwangorod, an Sommel Niei-
»emj Schwedischen Statthalter der benachbarten Schwedischen Stadt Narwa , auf
des letztern Anfrage über die Veranlassung der in Iwangorod (fiber den Tod des
Demetriui) angestellten Freudenbezeuguogen. S. der Ge$ekiekif9r9eker , Yoa
JoA Georg Meu$ei, Th. II, S. 41. Th. \1, S. 163.
199. Siehe Ober die Docomenten - SafflmlvDg des Abbita Albertrandi
— 206 —
einer irrosseii Dienerschaft von Orscha an^ trafen in Moshaisk
am 8 Mai mit der Braut desDemelrius zusammen, und hidtoi
am nämlichen Tage in ihrem Gefolge einen höchst praGhlvoIioi
Einzug in MosiiaU; dessen ausfuhrliche Beschreibung hier p. 97
gegeben >vird. Am 13 Mai hatten sie ihre Audienz bei dem
Grossfürsten^ bei Avelcher der bekannte Streit lyegen der Ver^
Weigerung des Kaiser!. Titels statt hatte ^ über welche Deine-
tri US in so ausserordentliche Heftigkeit gerieth, dass es beinahe
zu Thätlichkeiten gekommen wäre, und der hier, p. 98 — 103,
mit allen dabei von beiden Seiten gewechselten Reden und Ge-
genreden angefahrt wird. Nach wieder hergestellter Ruhe Über-
gaben die Gesandten ihre Geschenke, nämlich Pan Olesnicki:
eine schwere goldene Halskette, eilf grosse silberne, inwendig
vergoldete Pokale, zwei grosse kunstreich gearbeitete Becher,
einen braunen reich aufgeschirrten Hengst, einen Tflrkiscbea
Schimmel mit kostbarem Zeuge, einen grossen Persischen TeiKpicb.
und einen vorzüglich abgerichteten Zimmer-Hund; G^siewski
hingegen brachte dar: einen grossen silbernen und vergoldelrn
Deckel- Pokal, einen grossen silbernen und vergoldeten Berber
mit einem Deckel, und ebenfalls einen braunen Hengst mit rei-
chem Geschirre. Pag. 106—108. Koronacya na p^nstvo
Moskiewskic Jasnic Wielmozney Panny Maryny
Mniszkowney. Marina trug bei derselben, wie hier aus-
drücklich bemerkt wird, ein reich mit Edelsteinen und Peri»
besetztes Russisches Kleid von rothem Stolfe, mit weiten Aer-
meln, und auf dem Haupte eine Krone von unschätzbarem Werlhe.
Sie wurde von den Fürstinnen Mstislawskij und Schuiskij
geführt, und hatte ein grosses Gefolge von Polnischen Daum.
Beim Austritte aus der Kirche warf der Knäs Mstislawskij
aus einer goldenen Schüssel Portugiesische Münzen >»• Von
200. Es hcisst hier zwar PoriugiesiMche Goldstücke, diess darf aber dW
— 207 —
20, 10 und 5 Dukaten am Werthe unter das Volk. Die Cere-
tnonie dauerte sehr lange; Demetrius entschuldigte sich daher
selbst bei den Gesandten, dass er sie nicht an seiner Tafel
empfangen könne, weil es zu spät und er selbst auch zu mflde
sei, weswegen er sie auf den folgenden Tag einlud. P. 108— i 13.
Kontrowersya o Micysoe u stotu. AusfQhrliche Erzftb-
long der Streitigkeiten über die Plätze, lyelche die Pobiischen
Gesandten an der Grossfürstlichen Tafel bekommen sollten, und
alle darüber gewechselten Reden. P. 113 — 114. Bankiet
Hospodara Moskiewskiego na Posty J. Krolewskiöy
Mo sei. Die grosse Mahlzeit, welche am 23 Mai bei Hofe statt
hatte, und zu welcher vorzüglich Polnische Gäste eingeladen
waren, war zwar nach Moskowischer, den Gästen sehr wider-
wärtiger Küche, sonst aber ganz nach Polnischen Sitten und Ge-
bräuchen eingerichtet, und wurde, zum grossen Aergerniss der
Russen, mit Musik und Tanz beschlossen. P. 114 — 117.
Traktaly Ichmcitiw P. P. Postow z Bojary dumnemf
dnia 2 5 Maja. Die Gesandten wurden zu den Unterhandlungen
in einen hölzernen Pallast abgeholt, wo sie der Grossfflrst auf
dem Throne, in einem blauen Kleide und mit einer hohen Mütze
auf dein Haupte empfmg. Nach einer kurzen Bewillkommong
rnussten sie sich in ein Nebenzimmer begeben, wo sie die Rus-
buchsläblidi LUMtonimen werden, da im 15. und 16. Jahrhunderte überhaupt, und
bcNondcr*^ im Norden, grössere Goldstücke Porimgaleant genasDl wurden, weil
Porlii^'al damals die gröbsten Gold-Münzen, von zehn Dukaten an Gewichte, prägte.
Auch die Gold-Münzen einiger Hcrrmeister in Livland, die gerade ein Gewicht von
10 Dukaten hüben, wurden Portugaitaen genannt. Dass hier Goldstücke von 20
Dukaten anch Portugiesische Münze genannt werden, lässt lieh wohl aus dem eben
aneefuhrten Gebrauche des spätem Mittelalters erklären. Man siebt fibrigens aus
dieser Stelle , dass die bei Marina's Kronnog ausgeworfenen GoldstOcke nicbl, wie
einii^o Angenzeiigen berichten, Ryniache ^ noch mit dem GeprSge des Demeirim$
versehene waren, auch nicht sein konnten, wie oben S. 40, Note 40, schon
kA*.A»Lf 1.1
— 208 —
sischen BevoUniächligleii; Knus Dmilrij Schuiskij, Knfls Mi-
chailo Massalskij; Michaile Ignatjewitsch Tatisckt-
schew^ Afranassij Wlassjew und Iwan Gramotin fanda^
mit denen sie in lebhafte Unterredung traten, ohne sich in OvM
Ansichten und Forderungen vereinigen zu können. Zwei Tage
darauf erfolgte die blutige Entwickelung des kurzen Drama's^
deren ausführliche Beschreibung der Bericht von p. 117 — 127'
unter der Aufschrift giebt: 0 zamordowaniu Dymitra Hospo*
dara Moskicwskiego dnia 27 Maja v Sobote Rok«
1606. Die Erzählung stimmt in der Hauptsache mit den Ml
andern Quellen bekannten Umständen überein, liefert aber omh
ches Detail über die dabei statt gehabte Verfolgung und EnDOr-
düng der Polen. Unter den Namen der durch den Schulz der
Gesandten Gereltelen finden wir p. 124 den Jesuiten Kaeadz
Sanicki nebst fünf Andern ^ mehre ausländische Kauflente, ans
Augsburg, Krakau u. s. w., einen Narren , Namens Balzer
Sidek u. a. m., zusammen 131 Personen.* Weiterhin werda
die auf der Strasse und in den Häusern getödtelen bekanntm
Polen genannt. Das Tagebuch geht bis Seile 135 und endigt
mit dem 15 Juni, während die Gesandten doch bekanntlich wdl
länger in Moskau blieben.
28.
Das Tagebuch der Marina Alniszech.
1606 — 1608.
Das unter dem Namen der Marina Mniszech^ der Ge-
mahlin des falschen Demetrius bekannte Tagebuch Aber die
zwei ersten Jahre ihres verhängnissvollen Aufenthalts in Russ-
land; ist nicht von dieser durch ihr Schicksal so merkwttrdigcn
— 209 —
Färstin, sondern von einem in ihrem Gefolge nach Moskau ge-
kommenen Polen, Namens Diamentowskl, abgefassi. Es be-
findet sich nämlich in der Vaticanischen Bibliothek zu Rom eine
Handschrift in Polnischer Sprache unter dem Titel:
Rzeczy Polskich w Moskwie za Dimitra Opisaiiie
przez jednego (am ohecnego roku 1605 do roku 1609,
in welcher überhaupt die politischen Beziehungen des Königs
von Polen zu Demetrius^ und in derselben unter dem beson-
dem Titel: Dyaryasz wesela z Mary na, die Erlebnisse der
Marina in Russland während der angegebenen Zeit, beschrie-
ben werden.
Eine Abschrift der Rzeczy ele. befindet sich in der Al-
fa er trän di sehen Sammlung von Römischen Documenten zur
Polnischen und Russischen Geschichte, aus welcher die KaiserL
Archäographische Gesellschaft in St. Petersburg dieselben auch^
wie die meisten andern der darin enthaltenen Aktenstficke, in ihre
Historica Riissiuc Monimenta Bd. II, 155—196 auTge-
nommen hat.
Die angcTührte Episode ist aus der A Ib er trandi* sehen
Sammlung ins Russische übersetzt, unter dem Titel: ^H^BHaicb
MapiiHki MiiiinieKii, cb 1605 ro4a no 1608. IfeppBo^b
ch no.ibCKoii py Können, in Usträlow's CKaaaHia Co«
BpeMciiiniKOBb o ,l,n!ftiUTpin raMosBaiiitb. *I. IV, pag.
1-109 ioi.
Die Schrift zerlallt in zwei Abtheilungen, von denen die
erste, p. 1—63, die Trühere Geschichte des^Demetrius, seine
Erhebung aur den Russischen Thron, die Reise der Marina
nach Moskau, ihre Vermahlung und den Tod des Usurpators
201. Duser Dt/anun befindet sich auch, vrahrscheinlich ebenfalls aus
der A/ber(nindi\chen Sammlung, in Xarutmetciv UmUnia J, tC. Ckodkiewicza,
— 210 —
erzählt. Die zweite Hälfte^ p. 64—109, enthält die weitem Schick-
sale der Marina in Aloskau und ihre Abreise nach Jaroslaw. Dm
Ganze ist weit firmer an neuen Thalsachen und AQ&chlflSMB,
als man nach der Stellung des Verfassers erwarten sollte.
29.
P. Z e 1 a n s k i.
1606.
WarhafTliger Tond glaubwürdiger Bericht, Von der
Itloscbkowitischcn Blolbochzeit, Wie Demetrios der
Grossfiirst, so jämmerlich von seinem Voick ermordet,
Tud neben jhm fast in die zwey laasend Polen hinge*
richtet worden. Von H. Paulo Zelansky, einem fttr-
nemen Ton Adel mit fleiss beschrieben^ welcher selbst
darbej gewesen, vnd solches «in der Person an«
gesehen, auch zugleich in Leibs vnnd Lebens Gelkhr
gestanden. II. Benebcn mit angehefilter glaubwürdiger
Copey Dess Gesprächs So der Hnngerischen Friedens
traetation zwischen den Christen Tud Tiireken fttigas-
gen. Gedruckt im Jahr, 1607. 4^
Der Verfasser ist wahrscheinlich einer von den Jesnütf^
welche mit dem falschen Demetrius aus Polen nach RossliBd
IITckommen waren ^ und wäre folglich als ein Augenzengc n
betrachten.
Vielleicht ist folgende ebenfalls sehr seltene, kleine Schrill:
The hloody niassacre in the city of Mosco» Londoi
1607. 8^ eine Uebcrsetzung davon.
30.
Peter Paterson.
1608.
Peter Paterson y aus Upsala gebürtig, ist zur Zeit des
falschen Demetrius in Russland gewesen, und hat dber die
— 211 —
hier von ihm gcsammellen Nachrichten und erlebten Be^ben«^
heiten einen Bericht hinteriassen. Unter welchen Verhfillnissen
er nach Russland kam^ ist nicht bekannt, es ist indessen nicht
unwahrscheinlich^ dass er sich auf einer von des Petrejus
frühern Sendungen nach Moskau in dessen Gefolge befunden hat.
Er verliess Russland im Jahre 1606^ und kehrte aber Frankreich
in sein Vaterland zurück, \vo er bald nachher die Geschichte
des Demetrius in Schwedischer Sprache beschrieb. Das Ori-
ginal derselben ist^ so viel ich weiss ^ nie bekannt geworden;
eine Deutsche^ wie es scheint gleichzeitige, Uebersetzung des-
selben befindet sich in der Bibliothek zu Wolfenbüttel (32. 5
Msc. Fol.) unter folgendem Titel:
Gewiser vnil warbaffller bericht. Tan den vcrcn-
derungen so ettlich Jar hero in dem Grossniratenthnmb
Noseow fiirgangen gestelt durch Peter Palbrson ^^
Ton Vbsell Anno 1606. Auss dem Schwedischen rer-
tentseht. 14 Seiten.
Dieser Herichl befindet sich unter obigem Titel abgedruckt
in: I)or (fosrhiehtrorscher, heransgegehen von Johann
Georg Meusel, Halle 1777. S«. Th. IV, S. 135 — 157.
Das Schwedische Original, oder vielleicht eine Französische
Ueberse(zunji^ desselben, hat der berühmte Geschichlschreiber
Jacques Auguste de Thou in der Ilistoria sui tempo-
ris 203 bcnulzl, und auch unter seinen Quellen angeßhrt, als
Prlri Patorsoni Vbsalensis relatio manuiicripta. Er sagt
auch -0«, indem er sich auf dieselbe beruft, haec ila in VvAvi
202. So stellt in der WoirenbuUelschen Handschrift; es ist aber wohl
S'ir kein Zvicifel. dass es Patrnom heissen soll, wie flin auch Tkwtmtn DfDOt.
n.t v^i rTT . jAno
— 212 —
Patcrsoiii Vpsaleiisis, qui in Russia tnnc erat, rela-
tionc perscript«a sunt. Diese Stelle aus de Thoa ist in der
Rospuhlica Moscoviac Elzevir, p. 146 wieder abgedmckl.
Der Bericht Paterson's ist im Ganzen nicht besondeis
nichtig; selbst hier und da nicht frei von Unrichti^eiten^ aber
doch als die Erzählung eines Augenzeugen nicht vöDig ohne
Werth. Er fängt mit der Grausamkeit des GrossfOrsten Iwaa
Was Sil je witsch an^ spricht von der Pest und der Hongen-
nolh , welche Russland im Anfange des XVII. Jahrhunderts ver-
heerten^ und kommt dann auf Boris Godunow. „Dieser w,
heisst eS; ein hurtiger^ kluger und ilQrsichtiger Mann^ dodi gv
., falsch^ betruegerisch, arglistig vnd lugenhafil; vnd diewefl vk
^dem Zaar Pedro ^ alss einem albern \7id blöden herm nichs
^ausszurichten^ vnd sich niemandts vor ihm förchtele^ so nii
^sich Borfs des Regiments steiff an^ vnd regirte wie es Ime M
„besten zu sein gedauchte, vnd fieng an zu dichten^ vnd n
„trachten^ wie Er das alte Grossittrstliche geschlccht möckte
^ aussrot ten^ vnd dargogen Er vnd seine Nachkommen zur Zaarske^
„vnd Grossfurstlichen hochait erhaben werden''. S. 141 irnd
die Ermordung des jungen Demetrius zu Uglitsch nach falscbcB
Nachrichten erzählt. „Das Schloss^ heisst es S. 143, hab idi
„mit meinen Augen gesehen ^os^ bin auch auff der süegen ge-
„trelteU; darauff Demetrius erschlagen worden*««, auch vid-
„malss von des Zuski Kriegsuolckh so wol in der Stadl Mosciw,
„alss im Lager gehört, dass sie Demetrium dass Jnvan Vasilivii
„natäriichen leiblichen Sohn begraben haben, vnd solches ait
205. Kurz vorher aber beisst es unrichtig Boria habe das ScUo« 159t
niederreissen lassen.
206 Demefriiis wurde bokanntlirh am Tage, und auf einem freien Ptaltt
ermordet.
— 213 —
„dem Aidt belevvert". Von S. 145 an folgt nun die Geschidile
des falschen Demetrius, der hier „der Münch Griska Trepeia"
genannt Avird. Er wurde ^ heisst es^ von seinen Eltern ^^seiner
„bossheit vnd schalckhait wegen ^ in ein Kloster gesteckt^ aus
welchem er entlief, weil ihm die strenge und harte Zucht nicht
gefiel, „vnd weil er ain arger schalckh, spilzfündig, vnd ain
„grosser schwartzkünstler war, auch in der iMuscowitischen Cranic
„wol erfahren, begab er sich wider in ein Closler Kiow, was
„für bubensluckh er zuuor nit khonle, die lernete er alhie völlig^.
Der Abt des Klosters empfahl ihn dem Woywoden VVisnio-
wiecki; „dieser, sagt PaJerson^ nam In alssbald in seinen
„dienst, vebte Ine im Rillerspielen, mit fechten, remien, thumi-
„ren, vnd anderen dergleichen Sachen, vnd die weil er lehrhafllig,
„klug, schnell, vnd hurtig war, auch lusl zu allen dingen hette,
„dessgleichen Iine die aine band etwas lenger, alss die andere,
„vnd ein warl/en vlT der linckhen saiten bey der nasen, gestre-
„belte haar hatte, auch kurtz von leib wäre etc., so dauchte
„Ine, dass man wunderliche abenlhewr mit Ime aussrichlen
• köndle". Demetrius wurde dann zu dem Woywoden von
Sendomir geschickl. „Da ward Er, heisst es S. 146, den
y^TeufTilen gar \berantworUel, Dan so bald Ine die Jesuiter
;, sahen ^ beschaweten sie seinen Leib, vnd proporlion wol, vnd
.dachten hioraufl, dass Juvan Vasiliviz ainen Sohn gehabt, so.
.Demelrius gehaisscn, vnd vor eUhch Jahren erschlagen worden,
^vnd diesem Griska nil vnähnlich gesehen, die Jesuiter aber
^zaiglem dem \>'oywoda an, was sie im sinn betten, vnd was
„sie mit Ime anfangen wollen, vnd mit dessen ralh vnderwei-
^selcn sie Ine Griska, wie Er köndte zu grossen ehren, vnd
„hochail kommen^ weil er solche zaichen, vnd keimzaichen am
^leib, wie Ju\an Vasiliviz Sohn Demetrius helle, wan Er ^Uain
.Irem ralh folgen wolle, Darumben soll er sich alssbald Dcme-
— 214 —
;,liius nennen^ vnd sagen, dass Er des Juvan Vasiliviz naUrli-
„cher Sohn, vnd ein rechter Erb des Reisslaodes seye, dauoB
;,Er vnbillicher weyss von Boris Gudenoi^ verlriben wordoi:
;, hingegen wollen sie Inie getrewe hilff laisten^ mit goldt, gdt,
j^pferdt, kriegsmunilion, vnd alles dessen, so er zu eumemuaiv
,,des Landts bedürlltig, doch mit dem gediog, ifm Er die Gross-
^fiirstlichc hochait in der Moscaw bekhommen^ so solte er abs-
„dan des VVoywodens zu Sandamir tochter zum gemahel neoMi^
;.auch die Griechische Religion abschaffen, vnd an dero statt dis
^Pabstumb einOehren, Diss alles sagt Inen der Griska alsslMU
„zu, vnd gab Inen brieff, vnd Siegel liierübcr^. Er irnrde ■
von dem Pabstc mit Geld, und von dem Könige von Polen Hl
Truppen unterstützt, und fiel dann in Russland ein, iro er «h
mit Hülfe der Kosaken des Schlosses Tschernigoff bemidiiigle;
„Ihr Obrister, heisst es S. 148, hiess Corela, der ward di
„schviartzkünstler mit dessen Zauberey der Griska vil vberwandt'.
lieber des Boris Tod sagt Paterson: „Ettliche mainen, dass
„er Ime selbsten wegen der falschhait vnd verrälherey seiner
„kriegs Obristen das leben abgekürzt, Ettliche halten darf&r, dass
„andere Ime vergeben haben, hieuon ist kain gewishail, aüiiB,
„dass er geschwindl darauff gangen^. Als sich Demetrins
bei seiner Annäherung den Einwohnern von Mo^an als um
rechtmassigen Beherrscher angekündigt, und diese Schoiskij's
Meinung über ihn verlangt hät'ten, habe er ihn für den Sohla
erklart; „warumb aber, heisst es S. 150, Vasili Juvanowiz iridff
„sein besser wissen den vngrundt geredt, kan ein jeder veisieB-
„diger wol erachten, Nemlich veil er selbsten nach dem Regi-
„menl trachtete, vnd wie Er möchte Grossfärst werden^ Inmassoi
„dan nachmalss geschehen ist^. Der Tod der Famjlie des Boris
wird hier mit folgenden Umständen erzählt: ^Dieweil Griska
„Trepeia sich vor dem Jimgcn hcrrn Pedro (der das ansdMBy
— 215 —
y^aiss solle er zu einem klugen ^ verschmitzten, vnd vorsichtigen
^herrn werden) berörchlet, \van er zu seinen Jaren kerne , dass
„er Ime das Regiment entziehen möchte, Desshalben handelt Er
„mit ainem sehreiber Juvan Bogdanof genandt, dass Er in die
9M0SCOW ziehen, vnd beedes Muter vnd Sohn vmbringen, vnd
yhemacher aussgeben solle, sie hellen Inen selbslen mit gi£Rl
j, vergeben. Die tochler aber solle er bis zu seiner ankunll vrol
9 verwahren, welchem allem der Schreiber vleissig nachkommen,
„Dan so bald er in die Aloscaw käme, liss er die Muter sampl
9 dem Sohn slranguliren, vnd dem volckh anzaigen, sie helten
„sich Selbsten vmbbracht, die slrickh damit sie erwürckht wor-
„den, hab ich mit meinen aignen äugen neben vilen anderen
„menschen gesehen^. Nach des Demetrius Krönung „erinnert
„Er sich seines In Polen gethanen Aidts wegen einfiehruog der
„Fabstischcn reiigion, vnd befahle dass man den Jesuiteren,
„deren er vil bey vnd vmb sich hatte, den grossen hoff in der
„Statt Noscaw solle einräumen Darinnen Iren Goltesdienst m
„veben, dan dieser Griska zu des Pabsts Instrument ausserkiest
„gewesst, durch den Er sich vnterstanden die Griechische reli-
„gion ausszuroUen^ vnd dargegen den Päbslischen Aberglauben
^cinzufiehren, welches auch geschehen were, wo nit der ietzige
„Grossfürst \asil Juvanowiz solches verhindert, \T)d abgewendet
^hette, Dan nachdem die Jesiüter erlaubnuss bekommen, Mess
^zii lullten, zu predigen, vnd zu Ihmi was sie wollen, auch
^Griska die hand vber sie huile, also dass Inen niemandl wider-
„sprechen dordl — kundlen sie leichtlich die vngelehrte Reussen
„zum falschen Gottesdienst vberreden, oder die widerspenstige
„bezwingen, vnd zum Arett bringen". S. 152 wird die nichste
Veranlassung zu dem Tode des falschen Demetrius folgender-
mausen crzähli : „ Nachdem Griska alle seine bubenstuckh, vnd
^fabche l.cndcl seinem Marschalckhen Knez Vasili Vasiliviz ge-
— 216 —
;,o(reiibahret^ \nd Er hcmacber solche ansciilSg vnd Prattickbe
;,\viderumb cUlichcn Rcichsrälhen entdeckfalc^ hatt der ielzige
„Grossfürst Knez Vasili Juvanoviz Zuski Ine zum Slatthaller vff
;,Kc.\liolni geselzts'^'?^ Da nun die Reichsslcndt vemomeD, dasg
„Griska seine böse Prattickhen anfieng ins werkh zu ricblen,
„namblich die alle Griechische reb'gion abzuschaffen^ dargegea
^die Päbstische einzufiehren^ das gelt uff frembde nationen n
.^spendiren^ die Polackhen den Reussen vorzuziehen, dessgteioha
„dass er den König in Polen — zugesagt, den gemachten ewigeo
,,friden zwischen Schweden vnd Reusslandl zu brechen, aodi Im
;,sinn halte, zu >vürgen zu henckhen vnd vmbzubringcn alle die
.Jenige seine vnderthanen, Avelche die Päbstische religion nt
„wurden annemen wollen, Inmassen er dan hierzu den 17 May
„ein bankhet liesse zurüsten, aber dises beslelte bad gieng yba
„Ihne, vnd die Polen selbsten außs^. Bei der Erzählung voa
Demelrius Tode und dessen Folgen verdienen folgende Un-
stande herausgehoben zu werden, weil sie von den gew'öhnlichei
Angaben abweichen. Ais Demetrius, nach seinem missglficktea
Versuche, sich durch einen Sprung aus dem Fenster zu retlea^
wieder in das Schloss gebracht war, begab sich Schniskijn
ihm, „vnd hatte in der ainen handt ain Creulz, in der andoi
„ain lang mcsser; da fieng ainer auss den herren an den Griflka
„zu vermaledeyen, vnd zu sagen, dass er mit nichten der De-
„metrius, sondern ein lugner, schelm, \'nd verräther were^ dar-
„über Griska also erbittert, dass er disem herm mit den sebd die
„hirnschalcn spaltete, dass er starb ^. Nachdem man den LeichnM
des Demetrius drei Tage lang auf dem Markte hatte liegen laaso^
damit Jeder sich von seinem Tode überzeugen könnte^ waid er
auf' einem Kirchhorc (ur arme Leute verscharrt. Da aber bald
207. Hier scheint kein rechter Zusammenhaog xu
— 217 —
daraur ein starker Frost eintrat^ so «ah das Volk diess ßlr eine
StraTe des Himmels dafür an^ dass man einen solchen Bösewicht
an einem geweihten Orte begraben hätte; der Körper wurde
daher wieder ausgegraben und verbrannt.
Paterson schliesst seine Erzählung mit folgenden Worten:
y^iss ist also kürtzlich vnd einfeltig von den verenderungen^
yfio sich die verschiene Jar in der Moscaw zugetragen^ alda
„ich auch gewesen, vnd vernommen, wie sich alles verloffen,
^,sonderlich in dem krieg den Boris Gudenow, vnd Griska mit
,,einanderen gefichrt haben, dessgleichen hab Ich auch gesehen
„die andere plagen, nämlich Pestilenz, vnd theure Zeit, vnd
,^ezeuge solches vor Gott, vnd der Welt".
31.
Isaak Massa.
1609.
Isaak Massa, ein gelehrter Holländischer Geograph aus
Harlem 20S gebürtig, machte im Jahre 1609 eine Reise nach
Moskau, wo er aus dem Munde Russischer Reisender und Be-
amter Nachrichten, welche noch jetzt ihren Werth haben, über
das damals noch so wenig gekannte und so fabelhaft beurtheilte
Sibirien, und das östliche Russland überhaupt, so wie über die
von der Regierung dahin geschickten Russischen Colonien sam-
melte. Durch seinen Gastfreund in Moskau., dessen Bruder unter
Boris Godunow Theil an einer Expedition zur Erforschung.
Sibiriens genommen hatte, verschalfte er sich einen Abriss der
neuentdecklen Länder, und Aufklärungen über dieselben^ deren
208. Mülhr hielt ihn irrthumlich für einen Kiliiner, wozo ihn wahr-
««dieinllch dt^r iName verführte.
— 218 —
AlitthefluDg damals doppelt -schwierig zu erlangen war. Mm99tl$
Verdienste um die Kennlniss von Russland sind doppelt, einoMl
durch seine Beschreibung^ und dann durch seinie Karten.
Die erstcre ist in Lafeinischer Sprache abgefasst, und (Urt
folgenden Titel:
Brevis Descriptio Itinerum dueentiam, et flonih
rum labentium aMoscoyiäOrieiitem etAquiloncm venu,
iu Siberiam, Samojcdiam et TingoYsiani, ut a Hosekii
hodie frequentantur. Item Nomenclaturae oppidonun
in Sibcria a Moschis conditorum, quae prorex guber-
nat, etiam incognita explorat, et occupat, ila ot in
magnam Tartariam fere penetrarit.
Diese kleine Schrift findet sich in folgendem, wahrscheinBdi
durch den bekannten Niederländischen Geographen, Hassel Ge-
rard herausgegebenen, sehr seltenen Werkchen:
Descriptio ac delineatio geographica detectionis
Freti, sivc Traiisitus ad Oceaiiuni, super tcrras Ame-
ricanas, iu Chiuani atque Jnponem darturi, reeens
investigati ab M. H. Hudsono Anglo. Ilem, Namtia
Ser. Rogi Hispauiae facta , super tractu iu quinta Or-
bis terrarum parte, cui Australiae incoguitae nomen
est, recens detecto, perCapitaneum Petrum Ferdinaa-
dez de Qnir, uua cum descriptione terrae Samojed»-
rum et Tingol^sioruni, iu Tartaria ad ortnm FretI Waj-
gats sitae, uuperque Imperio Moscovitamm snbactae.
Auistelodami ex ofGcina Hesselii Gerardi. Anno 4612. V
m. Kpr. — Und mit wenig verändertem Titel wieder abgedrackt
Ebend. 1613. 40200.
209. S. Ober das Werkchen: DtBenpiio deteeUomU Frwii de, iiA
über das Interesse., welches Monas kleine Schrift fCr die Geschkhto Rassluis
— 219 —
Massa giebt hier eine sehr ausführliche Beschreibung von
dem damaligen Zustande des nördlichen Sibiriens ^ nach den Ma-
terialien die er dazu aus sehr guter Quelle in Moskau gesam-
melt hatte. Er sagt pag. 3 sehr gut von der niOden Regierung
Russlands aber die Völker Sibiriens: ^^emo invitus religionem
y^hanc vel illam amplecti cogitur, sed a Russis media quaedam
,^on violenta adhibentur^ quibus^ homines istos lueri fSEidant,
y,ducant et non cogant^^ Pag. 4 werden unter den Thieren^
welche die Wälder um Tobolsk bewohnten, Panther, Luchse,
Fuchse^ Zobel und «Marder genannt. Pag. 6 heisst es: ,,Fluviiis
,,Jeniseik magnitudine Obi superans, ab ortu excdsis montibus
,^vestitur^ ignivomis nonnullis et sulphureis^^ Sehr
merkwürdig^ wenn auch durch viele fabelhafte Zusätze verun-
staltet^ ist die Schilderung des Jenseits des Jenissel's entdeckten
Landes ; wie des dort in der Feme gehörten Glockengetönes und
Pferdegelrampels^ der dort wohnenden dunkelfarbigen Menschen
a. s. w.^ so wie der bis dahin missglQckten Versuche weiter in
das Land vorzudringen. Am Schlüsse des Werkchens heisst es:
,,Haec sunt quae maximo studio ^ resciscere potui, in Urbe ipsa
^,iMoscua^ de colonüs duclis in maximam Regionem Siberiae, cum
,^adjacentibiis Tartaris, Scylhicisque nationibus: plura non licuit
«^nquirerC; imo diiTiciie fuit^ haec quae retuli impetrare ab aUis,
,^cuiii Kussts maximc displiceat^ si exteris secreta Regni imio-
„tcscaiil".
Wilsen hat in seiner Noord en Oost Tartarye*»» ei-
nen ausführlichen Auszug der kleinen Schriil von JUassa gege-
gewährt, einen Aufsatz des Herrn Akademikers vom Baer im Bmlleiim tcümiff.
Th. X, .y^ 17. Die kritischen Zweifel, welche hier erhoben werden, bin ich
naht zu lösen im Stande. *
210. Zweite Ausgabe, p. 936-940.
— 220 —
ben und ihr einen hohen Werlh beigelegt. Das Werkchen ist
auch Mieder abgedruckt worden in den Voyages de la Com-
paguic des Indes Orieiitales.
Massa spricht übrigens in seiner angeiuhrten Schrift p. 9
von einem Werke über die inneren Unruhen^ wahrscheinlich die
seiner Ankunft zunächst vorangegangfenen^ in Rassland, welches
er die Absicht habC; zu schreiben. Er sagt nämlich: „ut ex
„bellorum civilium descriptionibus fusius Uquebil, quas brevi
„Deo Yolenle publicas faciemus''. Ob eine solche Schrift wirk-
lich von ihm erschienen^ ist mir nicht bekannt. Witsen ffihrt
indessen zwei Werke \o\\ ihm an^ nämlich: 1^ Zijne reisbe-
schrjving, worunter wahrscheinlich die obige deseriptio ae
delineatio verstanden ist^ und 2^ Eeen boek: Russia ge-
titeld^ welches vielleicht die erwähnte Geschichte der lebten
innern Kriege ist.
Massa hat sich aber auch als Geograph durcl| seine Kartai
um die Kenntniss von Russland sehr verdient gemacht Die
erste y welche das neu entdeckte Sibirien darstellt^ erschien schoa
1609. In demselben Jahre gab er eine zweite Karte hera«,
welche die Länder zwischen dem Dnepr und der Wolga omfasri^
so wie ein kleines Blatt von der nördlichen Küste Rnsdanb.
Eine dritte von dem nördlichen Europa und Asien ist von 1610;
eine vierte von 1612 enthält Russland und den übrigen Nordet
von Europa 2".
Die merkwürdigste Karte von ihm ist aber die xa der obei
angefiihrten Schrift gehörige , welche hier etwas genauer be*
211. S. von diesen Blättern: Ueber die Slierm amtiämditrk&m MTm
roM Ru99laiidj von Friedr. .Adelung ^ in dem BeürSgem nmr MTemmimm in
Rum, Reichs, Bd. IV, S. 26—28, wo die Nachricht von dem Lande der Sa-
mojeden und Tungiiscn nach dem oben angeführten zu erginzen, andi S. 27.
/mmc statt Jacob z« lesen ist.
— 221 —
schrieben werden muss. Sie führt den Titel: Caerte yan't
IVoorderstc Russen, Samojeilciiy ende Tingoesen landt:
also dat van de Russen nfghctekent, en door Isaae
Mossa vertaelt is. Ueber die Entstehung derselben sagt er
in seiner iileinen Schrift^ p. 11: ^Vivebat tum lemporis in Mos-
„coYia ainici mei frater^ qui his detectionibus comes fuerat^ is
„tabulam quandam^ ex fratris jani defuncti ore exceplam et
^a se delinealam nobis tradidil, ipse vero fretum Waygats pe-
„netraverat omniumquc locorum usque ad Obi gnarus est; qui
„vero Situs regionum ultra flumen^ cognovil ex aliis. Est sola
;,haec quam damus tabella rudis duntaxat illius orae delineatis
„maritimae^ eamque magna molestiä mihi comparavi; si vero
„resciscerent illi quorum interest, actum esset de Moschi illius
„vita^ nomen ideo illius non prodimus^.
Links in der obern Ecke der Karte steht folgende HoUfin-
dische Erläuterung der Russischen Benennungen: V er ciaringe
van somighe Rusche namen: Beloi ostorf^ wit eylandt.
Reebnaia, Falrys riviere. VVegorscoitsar; Weygals. Moct-
naia, Olij ri viere. Tsernaia, Roo ri viere. Zclenoi, Gronde-
lingen. Promoi, Inham. SocchoiamorC; Drovge zee. Swe-
lenoos, Heylgehoeck. Dolgoostrof, Lange eylandt. Tros-
couaia, Cabelauwriviere. Matscof, Mathys eylandt. Zemostrof,
Zcven eylanden. Zelcneija, Green. Cosci^ Gatten. Ozera^Lacus.
32.
Gerhard Grevenbruch.
1609.
Gerhard Gretenbruch ^»2 ist zwar nie selbst in Russ->
land gewesen , es giebl aber unter seinem Namen ein Werkchen
312. Auch Greuenbruc. S. Menuti Ge$ekkhtfancUr. Bd. U, S. 18.
— 222 —
aber die Geschichte und zur Vertheidigung des falschen Deme-
trins^ welches eine Menge nicht unwichtiger Nachrichten aber die
Regierung und das Ende dieses Usurpators enthält, die der Ver-
fasser meistens von Polen ^ zum Theile von solchen^ die Augen-
zeugen der von ihnen erzählten Begebenheiten gewesen wareOi
erhalten hatte. Der Titel dieses Werkchens ist: *
Tragoedia Moseovitica, sive de vita et morie
Dcmetrii, qui nupcr apiid Rutlienos iniperinin tennit,
narratio, ex fide dignis seriptis et litleris excerpta.
Coloniae Agrippinae apud Gerardum Greucnbruc. Anno
1608. 80. 4 Bogen. Ebendas. 1609. 8«. 5 Bogen.
lieber Greeenhruch selbst ist im Ganzen sehr wenig
bekannt^ ja man weiss eigentlich nicht einmal, ob er der Ver-
fasser, oder nur der Verieger oder Drucker des Büchleins ge-
wesen ist, das indessen gewöhnlieh unter seinem Namen ange-
rührt wird. Seit ihrer Erscheinung, und noph bis in die neuestes
Zeiten ist diese kleine Schrift als ein nicht unbedeutender Beitrag
zur Geschichte des Demelrius angesehen, und sowohl von
de Thou wie von Karamsin als ein solcher benutzt wordeOi
weswegen sie liier nicht unangcfuhrt bleiben durfte. Dass <B>ri-
gens hier viele, zum Theil schon von Müller ><« bemerUe
Fehler 21« vorkommen, ist wohl eben so leicht zu erklArea ab
zu entschuldigen, da der Verfasser seinen Gegenstand nur darck
Andere kannte, und nicht nur die Irrthümer derselben wieder-
holte, sondern wahrscheinlich durch schlechte Handschrift u. s.
w. veranlasst, dieselbe noch durch neue vermehren musste.
213. SanwiL Run. Gesch., Th. V, S. 240, 282.
21V. So wird z. ß. der Name Griickko Oirepiew hier in Himakm Otfir
peioH verunstaltet, woraus bei de Thou wieder Himko OÜoftim geirttidea ist
— 223 —
33.
Pierre de Laville.
1611.
Pierre de Laville befand sich als Befehlshaber eines
Französischen Regiments Infanterie unter dem £ommando des
Jacques de la Gardie^^s jn Russland^ und rückte mit den
Schwedischen Truppen bis Moskau vor, um dem Vertrage zu-
folge^ welchen Schweden mit dem GrossiÜrsten Schuiskij ge-
schlossen hatte ; diesem gegen die Polen zu Hälfe zu kommen.
Er zeigte sich überall als einen tapfem und biedern Mann^ und
zog sich endlich^ als die Schweden der Uebermacht und der
Verrätherei weichen mussten^ durch Capitulation nach Schweden,
und von dort in sein Vaterland zurück. Hier schrieb er einen
Aufsatz über die von ihm in seinen Russischen Feldzügen er-
lebten Begebenheiten welcher den Titel fuhrt:
Discours sonimaire de ce qai est arriv6 en Mos-
covic dcpiiis Ic rc^gne de Ivan Wassiliwich, empereilr,
jusquos «a Vassili Ivanovitz Soushy; par Pierre de La-
villo, Sieiir de Dombasle.
Das Original dieser Schrift befindet sich in der Königlichen
Bibliothek zu Paris ^ und wurde zuerst durch den Druck bekannt
gemacht in folgender Schrift:
La Chrouiqiie des Nestor traduite en Fran^ais
d'apres Tedition Imperiale de P6te»bourg (Maiiuscrit
de Koenigsherg), uccompagn^e de notes et d'un re-
21 j. Des (apfern Sohnes des beriihmlen Pomim de la Gardiey welcher
letztere bei seiner Ruckkehr aus RassItBd in dea Flosse Hon eftrank.
— 224 —
cueil de pi^ces in<^'ditcs touchaiit les aneiehnes rela-
tions de lu Russie avec la Fraoce, par Loais Paris.
Paris 1834. 80. 2 Voll. Im ersten Bande p. 404—422.
Ins Russische ist dieser Aufsatz übersetzt, in dem Jourail
PyccKiü BtCTHUK-b, 1841; im 3-len Hefte, p. 744 — 758.
Die Schrift des Laville ist nicht frei von Unrichti^eiteOi
und bietet überhaupt keine besonders nichtigen Nachrichten dar,
kann aber wohl als ein merkwürdiger Beitrag zur Geschichie der
Unternehmungen der Polen gegen Schuiskij angesehen werdeo.
Pag. 404 heisst es, Iwan Wassilje witsch sei, auf
Anstiften von Bogdan Belskij und Boris Godanow, durch
seinen Leibarzt, Johann Nilos vergiftet worden. Dieser Name
eines Grossftirstlichen Arztes kommt aber weder in Richter's
Geschichte der Medizin inBussländ, noch sonst vor. Auch
wird von dieser Todesart Iwan 's nirgend etwas erwfthnt.
Die Ermordung des jungen Demetrins in Uglitsch soB
nach p. 405 auf Godunow's Befehl durch Michael Tho-
gorosky, Sohn eines Secrelairs, mit einem Messer geschehen
sein.
Laville nimmt p. 406 für ausgemacht an, dass sich Go-
dunow selbst durch Gift das Leben genommen habe, und dass
der falsche Demetrius den Grossfursten Feodor Borisso-
witsch durch den Fürsten Wassilij Wassiljewitsch Goli-
tzyn habe erdrosseln lassen.
Pag. 407. wird das Gerücht angeführt, Axinia, die Tochter
Godunow's, sei in dem Kloster, wohin Demetrias sie Ver-
stössen hatte, von einem Sohne von diesem entbunden wordea.
Pag. 412 erwähnt Zrat?iV/e des Verdachtes, dass der Gross-
fürst Schuiskij seinen siegreichen Bruder und Retter, aus Neid
und Misstrauen habe vergiften lassen.
— 225 —
Von p. 410 — 414 werden die Fortschritte der Polen er-
zählt^ die durch Verrätherei und Uneinigkeit der Russen, überall
Sieger waren ^ und endlich der unglücklichen Hauptstadt einen
Prinzen ihrer Nation zum Grossfürsten gaben.
Pag. 4l5 spricht Lacille von der Einnahme Ladoga's und be-
dient sich dabei einer ganz unverständlichen Phrase. Er sagt näm-
lich: „la ville fut prise avec des cloches, par faute de pctard^.
Dann warf er sich in Nowgorod, das er mit einer Handvoll
Leute gegen einige Tausend Polen vertheidigte, und wo sein
Bruder, bei einem Ausfalle, in die Gefangenschaft der Letztern
gerieth. Die Polen drohten ihm, seinen Bruder erschiessen zu
lassen, wenn er den Platz nicht übergäbe, und machten selbst
Anstalten, ihre Drohung im Angesichte der Festung auszuiubren;
der brave Lacille blieb indessen seiner Pflicht treu; bis Hunger
und Verrath ihn doch endlich zwangen, sich auf eine^sehr ehren-
volle Capitulation zu ergeben.
Der Discours sommaire schliesst mit dem Zeitpunkte,
wo eine Parthoi in Russland den Wunsch laut werden liess, ihr
durch innere Kriege zerrissenes Vaterland von einem Schwedi-
schen Prinzen beherrscht zu sehen, weswegen auch eine Ambas-
sade nach Stockholm geschickt wurde, deren Unterhandlungen
aber iroradc damals durch den Tod des Königs eine Unterbre-
chung erlitten.
Die \ crstummelung der Russischen Eigennamen in dieser
Schrift, macht sie oft ganz unkenntlich. Pag. 404 heisst es z. B.
Iwan Wassiljc witsch habe seinen eigenen Sohn Lekneet
Ivanowits getödtet, was vielleicht nur aus dem falsch ver-
standenen Worte Naslednik, Nachfolger, zu erklären ist, da
andere Erklärungen, z. B. Le Knees u. s. w. noch \iel un-
wahrscheinlicher sind. Man findet hier femer Zornanova statt
— 226 —
Basmaiio^v; Saintcmir sl. Sendomir; Blesky sL Belskij;
Gaiidcnou st. Godunow; Kriska Otreka sL Grischka
Otrepiew; Bolotvico st. Bolotnikow; Troyes st.Troizkij;
Magasque st. Moshaisk; La Dega sL Ladoga; Goliski
St. Golitzyn; Mageasquc st. Massalskij u. a. m.
34.
William Poursgloue.
161L
William Poursgioue machte im Jahre 1611 zur See
eine Handelsreise nach den nördlichen Küsten von Russland, arf
welcher er genöthigt war^ in Petschora zu überwinlem. Er be-
schrieb dieselbe luiter dem Titel:
A bricfe relation of a Vojagc (o Pechora, ud
winthcring thcre, bcgaii in the yeere 1611.
Dieser kleine Beise -Bericht ist abgedruckt in Purehas
Pilgrimes. Vol. III, p. 547 ff.
John Milton fiihrt in seiner llistory of MoscoTiii
p. 109: llie Voyago of William Pnrsglono unter sräm
Quellen an.
35.
Josias Logan.
1611.
Josias Logan begleitete den eben genannten Willits
r oursgloue, >vahrscheinlich als Steuermann^ und hlnterliess dWH
falls eine Beschreibung der IJeberwinterung auf Petschora. Sek
Aufsatz fährt den Titel:
— 227 —
The V oyagc of Master Josias Logan to Petcliora,
aiifl his winthering (here, with Master William Ponrs-
gloue, and Mannaduke Wilson. Anno 1611 und befindet
sich abgedruckt in Purchas Pilgrimes. Vol. in^ p. 541 ff.
Auch Logan's Reise ist von Milton, p. 109, unler
seinen Quellen angeführl.
36.
William G o u r d o n.
1611. 1614.
Wifliam GourfJouy von Hüll, war zweimal als Ober-
Steuermann mit einer Ilandels-Expedition im nördlichen Russland,
und hinlerliess von beiden Reisen eine kurze Beschreibung. Die
X erste fülirt den Titel:
A voyagc ma<lc (o Pechora 1611. Written by Wil-
liam (jiourdoii of iiiill, nppointed ehiefe Pilot-, for dis-
couerie lo (Hi elc. und belindel sich abgedruckt in der Samm-
lung von Purchas. Vol. III, p. 530 ff.
Seine zweite Reise, auf welcher er 1614 in Pustosero
übe^^^ intern musste, beschrieb Gourdon unter folgendem Titel:
liater ohseruations of Williani Gonrdon, in his
winthering of Pustozora, in Ihe yccres 1614 and 1615
with a di*srri[)tion of the Samoeds life. Man findet sie
bei Purihas, Vol. III, p. 553 ff., und aus dieser Sammlung
fuhrt sie IMilton, p. 109, auch unter den von ihm benutzten
Onellen an.
IS»
— 228 —
• 37.
k n u d G y 1 d e 11 s t i e r 11 e.
1614.
Im Jahre 1614 wurden Knud Gyldenstieme und Otto
s Skeel von dem Könige von Uunemark nach Russland geschickt,
um dem Grossrürsten Michail Feodorowitsch zu seiner
Thron-Besteigung die GlöckAviinsche desselben zu äbeitringen.
Sie machten die Reise von Kopenhagen zu Wasser bis Nanra,
von wo sie dieselbe bis Moskau zu Lande fortsetzten. Der Be-
richt über ihre Gesandlschaft befindet sich Iiandschriitlich in dem
Königl. Archive zu Kopenhagen, nach welchem er abgedruckt ist
in Biisching's Magazin fUr die Geographie und Ge-
scliichte, Bd. VII. S. 321^322.
Ob die Danischen Gesandten bei dem GrossfÜrsten selbst
eine Audienz gehabt haben, wird in dem Berichte nicht erRihnt,
sondern es werden nur zwei Conferenzen angeführt, welche sie
mit den Grossrürsllichen Rälhen halten. Bei der ersten Znsaa-
menkunft stellten die letztem eine merkwürdige Uebcrsicht der
in Russland seit des GrossITirsten Boris Tode statt gefundene!
(Gegebenheiten, und besonders der durch die falschen Demetrien
erregten inncrn Unruhen auf. ^Es habe sich, sagten sie, ein
„abtrünniger Münch, mit Namen Grcgorius Otropius^ geronden,
„welcher sich dem Teuffei verschrieben, daferne erdei
^KayserlichenMuschowiterschenSitz bekommen warde,
„dass er alsdann Gott ausgeschlossen sein wolte; die-
„ser habe sich für Iwan ^Vasilie witsch Sohn aussgegeben, \iid
„sich Priniz Dometrium von Tglilz genennet, da doch der redite
DemefriM^: alboreil liir 13 iharen gestorben war. Zu diesem
-^ 229 —
„München haben sich etliche voraehmbe herm^ als der Weywode
„von Sendomir^ vnd Fürst Adam lud Constantin Wiesoowitzky
„geschlagen, welche ihn zu König Sigismundum in Polen ge-
„ bracht, der von ihm vmb hüJff angesprochen, vnd gebeten ward,
„er moch(e ihn in debituin sibi imperium restituiren, welchem
„der König zufolge, er sich Ynterslanden viel Volckes gegen
„den Kayscr Boris vnd seine Reiche in die MuschcTW zu führen,
^Inmassen er >ngewarneler Sachen viele Siucrsche StädCfe, wer-
„innen der Grossfürst dainahls, weil er sich vom Polen nichts
„böses besorgetc, keine Soldaten gehabt, eingenommen. Hierauff
„haben die Stäiide in der Muschow, des verlauflenen München
„Otrepij leiblichen Ohcimb, Smirnoy Otropium, zu der
„Cron Polen, vnd Kayser Boris seine Gesandten zu König Si-
„gismund geschicket, zu dem ende, dass sie möchten gründt*
„lieh erfahren des vermeinten Demetrii zustand^ vnd welcher-
„geslalt Dcmctrius des Kaysers Sohn vorlengsl gestorben, mit
„Bitte den Vertrag nicht zu brechen: welches vom Gegentheil
„nichts geaehlel, Sondern noch vielmehr Volck in die Muschow
^geschickel, vnd an alle Städte geschrieben wordcnn, dass sie
«Priiilz Deine Irio, I>vau Wasilei witsch Sohn, mit nichten
;widers(ündl thun sollen; durch diese Schreiben weren viele
„vnuerslendiiie aiieli zur Rebellion gezogen worden".
-Niieii Bniis Fuedoro witsch Tode aber habe sich das
^\()lik zertrennet, vnd endlich der Weywode selbst, welcher
^Feld-Obrisler j^ewesen, sieh zu dem vermeinten Demetrio
^geschlajren, Mid also durch hülff des Königs in Polen den
„kayserlichen Sitz der Stadt Muschow eingenommen, Worauff
„er die \r)rnembste Bojarn vnd AVeywoden, auch ander Volck,
-in weit ahi^H'legenc Städte gefangen geschicket, auch ein theil
..soiuislen hinrichten vnd marteren lassen".
— 230 — •
„Diesem nach kam der Weywode von Sendomir mit vid«
;,YoIcke zu Demetrio^ mA brachte ihme seine Tochter, irie
„solches hicbcuor veranlasset war^ vnd gab dieselbe ihme; nr
;,£he; Ess kamen auch zugleich Gesandten vom Könige in Polen,
„>Yelche ihm Gluck gorünschet, vnd begehret, dass er ihnen
„etliche Städte vnd Provintzen des Muschowitischen Reidies
;,möchte vbergeben: Demetrius aber fuhr fort, ihren Glauben
„zu prophaniren vnd die vornembste Leutte vmbzubringen, vror-
„über er vmbgcbracht worden".
Hierauf haUen die Russen den Fürsten Wassilij Schni-
skij zum Gros^rürsten erwählt, und von den Polen Ersatz flr
den zugeragten Schaden gefordert; diese aber hätten ihnen melden
lassen, Demetrius sei nicht umgebracht, sondern gerettet worden.
Es vf&re auch ein zweiter Demetrius aus Polen gekommen,
der grossen Anhang gefunden und selbst Moskau belagert habe,
bald darauf aber genöthigt vvorden sei, sich bis nach Kalnga
zurück zu ziehen.
„Dicsemnach, erzählten die Grossfürstlichen Räthe den Däni-
schen Gesandten weiter, hat der König in Pohlen, wieder den
„Vertrag, Schmolenscliky belegert, wohin der Grossfürsl Basi-
„lius seinen halbbruder Demetrium, dieselbe Stadt zu entaetzea
„geschicket, dieser Imlte Jacobum Pontum»«« zu hälfe, aber
„er, Pontus, liell mit seinem Voicke zum Polen»", vnd zog
„nach Nowogrodt, wordurch der Fürst Demetrius vervrsachel
2 IG. Bckannllich war Ponitu de ia Gardie der Vater, vnd Jaeqmmitt
Sohn. Der Letztere beleiiligto, nach dem Rückzuge des Vaters, ebeafans dte
Schwedischen Hiilfsfriippcn in Russland.
217. Die Geschichte spricht sowohl Pomitn aU Jmcfmm de im €mHm
\on diesem Vorwiirte frei, ob sie gleich, besonders der letztere, bisweilen duck
(las IMisslraiien und den bösen Willen ihrer VcrbGudelcn gcnSlUgl waren, fitf
eij^cne ]lcchuiin^ zu handeln.
7>
39 abzuziehen. Der Calsche DemelriaS; als er vemoimiieB^ dass
„Nowogrodt vom Kayser Basilio cntselzel moste werden^ hat
„er die Sladl Muschow an zwey Oertern belegert. D^ Königes
,^us Polen Oberster aber schickte in die Stadt Muschow , mit
„anerbieten^ dass dafeme sie des Königs in Fohlen Sohn wolten
„anneh'niben^ wollte er ihnen Frieden verschafTen^ worauff die
„Muschowiter in der Stadt ihren Grossiiirsten Basilium gebeten^
„dass er das Kayserthun)b ^ weiter Blulhvergiessen zu verbäten^
abstehen möchte^ welches er einge williget >>^; vnd ist diesem
„nach der Vertrag gemacht ^ dass des Königs in Polen Sohn
„ihre Griechische Religion bekennen^ vnd alsdann Grossfursl sein
„solte; Jedoch dass Demetrius^ mit seinem anhange entweder
„gefangen^ oder verjaget wurde^ der König aus Pohlen solle auch
„mit seinem Volcke aus der Muschow weichen: Welcher Vertrag
„beyderseits ratificiret".
;,Diesemnach hat Michaila Solzkovi^^»^ den Kayser Basi-
„lium^ seinen eigenen Herrn ^ dem König in Polen vberliciTert;
„der ihn gerangen nach Polen geschickel. Ess sein sonnsten die
„Polen ^ nach laut des Vertrages ^ nicht auss der Muschow ge«-
„wichen^ auch des Königs in Polen Sohn allda nicht gebracht,
„Sondern begehret, dass Könige Sigismundo selbst zum besten,
„das Muscho>vilische Reiche vnler die Chron Polen möchte ge-
^ bracht \verden. Worauss zu schliessen, dass sie ihren cydt
^ nicht gehauen. Diesemnach schreyben die Geistliche an alle
^ihre Slädle, dass die Polen sich unterstehen, die papistische
„Reli^^ion mit gewüldl einzurühren, vnd dass vom Könige in
;, Pohlen nicht «relialten worden, wass ihnen zugesaget; dass gantze
^Reiche sciucket auch Gesandten zum Könige in Polen, sich
21^ Hekaiinilicii /^CMiiali dics> nicht gutwillig, soudern gewaltsam.
Ji'K SoikowBkij.
— 232 —
^liiervber zu beschweren^ dieselbigen aber sein gefenglich ange-
^jlialten^ Scbmolenschky auch dicht restituiret worden^ heroacfaer
»haben die Polen ihre Religion noch mehr verachtet^ \iel tb-
» schuldig Blut vergossen^ vnd den Schatz auss der Stadt hinweg
;,geschicket. Worvber sie semptlich verursachet worden^ sich
»zusammen zu thun vnd einen Eydt wieder den König in Poiei
»vnd seinen Sohn zu schweren^ vnd die Stadt 2 Jhar belageit|
»vnd inmittler Zeit dem Polen viel Volckcs abgeschlagen, vad
»4000 gefangen genommen: diesemnach hat zwar der König ta
»Pohlen den seinen Hülfe zugeschicket. Aber sie seyn mefaroH
»theils erschlagen^ Mid vber 10^000 gefangen genommen worden.
»Wie nun hemacher die Muschowiter von newen vemommoi,
»dass der König in Pohlen abermal stark vorhanden, hab«i sie
»der Stadt hefllig zugesetzt, vnd dieselbe eingenommen, 15,000
»Man erschlagen, 9000 gefangen genommen. Nach Verriditmig
» dieses ; sein sie dem Könige in Polen entgegen gezogen, wä
»ihn zurück gelrieben. Worauff sie Gott gedancket für die Victori,
»vnd dess jetzigen Kaysers Michaila Foedorowitsch MoUrr,
»Marta Iwanowna, wie auch den Kayser selbst gebeten, dass
»er sich zu ihrem Kayser möchte erwählen lassen, dieweill er
»von dess vorigen Kuysors Iwan Wasiliewitsch gescUechle^
»auch des Kaysers Foedor Iw an o witsch leiblicher Schwester
»Sohn were^^ SchliessUch baten die Rfithe im Namen des Gross-
fürsten die Gesandten, ihrem Herrn die Versichemng seiner
Freundschaft, „auss welcher er verursachet worden, Ihrer KM^
»May lt. seinen Zustand zu offenbahren^^, und seiner Dienstberell-
willigkeit zu überbringen.
Am 12 November hatten die Gesandten eine rweite Confe-
renz mit dem Grossfürsllichen Kanzler, wobei dieser die fiHher
erzählten historischen Ijuslände wiederholte und hiiizuselzte, „dass
„der Pabst dem Könige Sigismund mit Geld vnd Volcie wieder
— 233 —
„Kayser Boris beyg'espningeD^ darmit dass die Papistische Re-
„ligion in die Muschow möchte eingefohret vrerdeii; vnd das$ die
Gesandten^ welche der König in Polen angehalten^ nach Preussen
7i
U
W
als Gefangene verschicket worden sein
Schliesslich Hess der Grossfärst den König von Dänemark
kittetV; er möchte ihm gegen die Polen mit Geld und Kriegs-
Munition ^ so viel ihm möglich zu Hülfe kommen^ und den
König von Schweden veranlassen , diQ Provinzen Russlands^
welche er \viderrechllich an sich gebracht^ zurück zu geben und
das frühere gule Verhällniss mit dem Grossfürsten wieder her-
zustellen.
38.
Jakob Henkel voo Douiiersmarck.
1614.
Jakoh Henkel von Donr^rsmarck ^ über dessen Le-
bens - rmslände und Dienst - Verhältnisse nichts weiter bekannt
ist, als was aus seinem eigenen Berichte hervorgeht, dass er
nämlich früher im Kaiserl. Meere gedient, und dann eine bedeu-
tende Stelle in der Staals - Verwaltung bekleidet haben muss,
wurde im Octobcr 1013 von dem Kaiser Matthias,* von Re-
gensbur^ aus, wo sich derselbe auf dem Reichstage befand, als
Gesandter nach Hussland geschickt, von welcher Reise er im
Juli des folgenden Jahres unverrichteter Sache wieder nach Wien
zurückkehrle. Die damaligen Kriegs-Umstände, noch mehr aber
das ^reironseiliijre Misstrauen zwischen Russland und Polen, ver-
hindorieu luimlich, dass Henkel den Zweck seinfer Sendung
liaile erreichen, und dieselbe bis Moskau fortsetzen können,
indrssen scliicu mir sein Bericht, gerade zur Characterisirung
— 234 —
dieser Stiiiiinung^ und zur Geschichte der wachseodra Macht der
Russen merk^vürdig genüge um seiner in dieser Sammlmg b
er^vähnen. Die Original-Handschrift dieses Actenstuckes beßadd
sich in dem K. K. geji. Haus- und Staats-Archive in Wien. Sie
ist vom 9 August 1614 datirt und fuhrt folgende Au&chiiil:
Relation des Kais. Hofdieners Jakob Henkel m
Douncrsniarck. Mit neun Beilagen , welche sich auf die
Missglückung der Reise beziehen.
Im Eingange dieses Berichts giebt Henkel die Veranlassov
zu seiner Sendung an. Der Kaiser^ sagt er nämlich, |,habe Ah
;,resoluirt^ auf der Slendt vnnd Boiaren der MoscawitL mi
„Reussischen Lande vorher beschehenes Be^regliches AnsudM
„vnnd Bitten 220^ zu Hinlegung der zwischen der Cron Poflea
„vnnd Moscau endtslandtenen misshelligkheitten vnnd
„pörungen dero Kaysserliche Authoritfit durch Absendung
„Ansehnlichen Gesandten, zwischen beeden Partien zu inteipo-
„nireii vnnd alle dienliche Mittl, wie derenendts wideraab
„gueter Bcstendiger fridt vnnd Eini^eitt gepflanzet, mad
220. Das betceg/iche Ansuchen der Stande und Bojaren , wodurch dir
Kaiser zu dieser Gesandtschaft veranlasst wurde, ist höchst wahrs€heiiilicl dv
sehr dringende Schreibern des Fünien Dümirff Mtekaämrüaek Potkmntff m
den Römiscfien MTaieer Mathias, d. d. Jaroslawl d. 20 Juni 1612, welchai nI
zuerst nach dem in dem geh. Haus- und Staats - Archiv in WiOD
Originale, St. Petersburg 1840. 8^. habe abdrucken lassen. In
entwirft Poshorsky allerdings ein sehr trauriges Gemilde von dea Ui^ickt \
nes Vaterlandes, und bittet angelegenUich um güüiche VermiUeliuif bei deml
von Polen, und um Hülfe durch Truppen und Geld. Kurz vorher vir ein
falls durch Posharskff veranlasstes, und mit 24 Unterschriften der
Bojaren versehenes Schreiben an den Kaiser Bmäoipk Dich Wien
worin ein ähnliches Bild von dem Zustande Russlands eatwoifen, und ab dv
einzige Mittel, dasselbe zu retten, dem Bruder des Kaisers der Ztren-Thnm ai-
gcboteu \^ird. S. Toupaiiie rorrjai^CTBCHBUxi TpaHon ■ /loroM>|o*% , »pa-
luimuxcfl Bi roc>Mapn'BeHuuu Ko.i.icria llBocrpamiuxi .rtjv Vol. U, f. 67-
— 235 —
^ferner Christen Blaets vergiessung dadurch verhäettet vrerden
I, möchte ; versuechen zuelassen^. Man schien also bei der
Abfertigung des Gesandten ^ in Wien die oflmelle Anzeige von
der Thron - Besteigung des Grossfursten Michael Feodoro-
witsch noch nicht erhalten zu haben ^ weswegen das Crediüv-
Scbreiben auch noch an die Stände und Bojaren in Moskau
gmchtet wurde.
Henkel trat seine Reise am 21 October 1613 von Re-
gensburg aus an^ und ging durch Oesterreich^ Mähren und
Schlesien nach Warschau. lu Polen wurde er durch die Con«
foederirtcn vonSnioIensk angehalten^ und nur dadurch vor gänz-
licher Ausplünderung gerettet^ dass ihn einige Soldaten^ die
früher unter ihm als Kasacken gegen die Türken gedient^ er-
kannten^ und er dadurch ungehindert weiter reisen koimte. In
Warschau trug er dem Könige den Gegenstand seiner Sendung
vor, und dieser gab ihm die Versicherung^ er würde sich mit
seinen Ständen über die Mittel zum Frieden miW Russland bera-
then. Am 5 Ueixmber komite er endlich abreisen^ nachdem er
noch einen Ikfehl an den in Litthauen conunandirenden General
nütbekoninien halte ^ dass ihm dieser zu seiner Sicherheit eine
Bedeckung von 100 Kosacken mitgeben sollte. Kaum hatte er
aber die \> eichsei passirt, als er im Namen der Polnischen
Reichs -Stände aufgefordert wurde, wieder nach Warschau zn-
rückzukcliren ^ und dort fernem Bescheid zu erwarten. Nach drei
Wochen Aufenthalt zeigte man ihm ein unterdessen ansgefertig«-
tes, mit 10 Unterschriften und Siegehi versehenes Schreiben
„an die IVloscawitterische Stendle vnd Boiaren^ welches dahin
;,geiiclit g^e Wesen, das Sy den jungen Priiiren**^ mit einer
2l\. Hier kann dodi wohl nidil der Trülier darcb Polaischen Eioflass
/um Ku^HniiiTi (iiossrürsleii uewälilte Prinz IVimdiMiüw gemeinl sein, da die
— 236 —
„Starckhen macht ^vider hinein schiekhen^ vnnd flir Hefl
„^verts versuchen wollten^. Zur Ueberbringung dieses ScIiräbcBs
^urde ihm ein Polnischer Secretair^ Namens Hanss Hritilz,
mitgegeben^ „welcher in der Reussischen vnd Moscowitterischa
„Sprach wol errahren war^. Er selbst erhielt iür sich eine v«
den Ständen entworrene „InTormation^^ die aber weder Ualir-
schrill noch Siegel hatte. Unter grossen Mähseligkeiten ad
Gefahren kam Henkel nach Mohilew^ von wo ans die Fort-
setzung seiner Reise die grössten Schwierigkeiten und Hindeffmase
fand. Um diese zu beseitigen ^ schrieb er an den BefeUdubcr
der Russischen Truppen, die vor Smolensk standen^ gab in
Nachricht von seiner Reise, und iiberschickte ihm das KaisoL
Schreiben ; damit er es weiter nach Moskau befördern möchte.
In der darauf ertheilten Antwort^ die er in Orsdia traf, bezeigte
der Russische Heerführer seine Verwimderung darüber, dass des
neuen Grossfürsten in dem Schreiben gar nicht erwähnt wode,
obgleich dessea Wahl sogleich allen Höfen, und vorzugsweise
dem Kaiserlichen durch den Bojaren Step an Michaile witsch
Uschakow angezeigt worden wäre, weswegen er nicht wige^
den Kaiserlichen Brief an den Grossiursten zu senden; unterdessei
solle er angeben, wie stark sein Gefolge sei, und die weilen
Verfügungen über seine Reise in Orscha erwarten. In der nach
einem bedeutenden Zwischenräume erfolgten Antwort wurde te
erlaubt^ seine Reise weiter fortzusetzen, und „mit den Mesoo-
^ wittischen Landtstendten zu reden, vnnd meine Legation oder
„Poltschafll von dem Allgemeinen guet des fridens (aber mchtdei
„Königs Sigismundi in Polin Sohn für einen Grossf&ersten derMoskaw
;, anzunehmen) ausszurichlen^ dabey verwarnende, ich möchte micl
Tolcn ja scLun längbl vun der Wahl des lirossrüKicn Mickati FecdonntiKk
uiitorrichlet sein inus>(eD.
— 237 —
^iursebei); das ich ganz vnnd gar Rheine briefl mehr ohne Ihres
„Grossfuerslen Till ^7lnd Namben an Sie schickhen^ sondern ne-
^ben demselben von Ires Grossiiiersten Gesamten Anzeig vnnd
^Bericht tiifin sollte^ ob Sie vor meiner Abferltigung bey Eur
„Kay. Matl. Ankhomben, oder ob ich vor Irer Ankhunfil albe*
„reith vr der Raiss gewest^ vnnd von Ihnen, vro sie damahls
„gewessen sein^ nichts gehöret hclle^. Unterdessai erhielten
die Rus^n im Felde täglich neue Vortheile über die Polen.
„Es werden, sagt Henkel^ beherzte Kriegsleulh aus Omen^
„seint Avider die Polin heftig crhizt, wöhren sich weil einer ein
„Ader oder finger rüeren khan, gehn in die Schlacht wol nuer
„mit blossen Leib hinan, hengen aliein das hembt gleich einem
„(eldtzeichen umb den Leib vnnd Scharmuezieren Tast Täglich
„mit den Königischen, Ebenmessig • M>en Sy auch mit dem
„Ponto, welcher ein Schwed \Tind Ausserweldt Kriegsvolkh von
„Franzossen, Niederlendem, Engellendem vnndPodoliem gehabt^
„vnnd sowoll wider die Polin als Moscowitter gewest^ geschla-
„gen, demselben aufs haubt vnnd bey 3000 der seinigen erlegt.
„Der Persancr mit welchem, wie auch dem Türken Sy die
„Moscowitter fridt gemacht, thuet Ihnen starkhe Hülff mit brodt
„vnnd gelt, hat Ihnen auch zuegeschrieben, Sy sollen bey diesem
„Iren Jezigen Grossrüersten Standthafitig haltten vnnd verbleiben
„vnnd kheinen Andern nicht erwölhen Also das das PoU-
„nischeVdckh lenger je mehr ab- der Moscowitter aber zunimbt^
„wie sich dann bey meinem Abzug aussm. Landt die Mosco-
„witler biss in 20,000, der Polin aber kaum bey 5000 Man
„starkh befunden haben".
Henkel wandle sich in seiner Verlegenheit an einige Pol-
nische Starosten um Rath und Hülfe, l)ekam aber von Allen
späte und ausweichende Antwort, worüber sechs Monate ver-
gangen waren und da er seiner Instniction nach angewiesen
— 238 —
war; dos Kaiserliche Schreiben nur an die Moskauisc4ieii SUade
abzuiierern; und weder diese noch die GrosslQrstlichen Rüfee
dasselbe annehmen wuUten; so schien ihni nichts äbrig n Uei-
ben^ als seine Rückreise anzutreten. Er begab sic|| also md
Warschau ; >vo er sein Benehmen bei dem Könige za redUfBi-
tigen suchte; und setzte von dort am 20 Juli seine Reise wtA
Wien weiter fort.'
39.
Peter Petrcjus.
1615.
Peter PetrejuSy oder^ wie er sich auf dem Titel der
deutschen Bearbeitung seines Werkes nennt; Peter Pe^r^iu
de Eriesundüy hicss eigentlich Peer Persson, UDd war an
Upsala gebürtig. Von seinen Lebens-UmstAnden ist weiter nicbls
bekannt; als was er beiläufig in seinem Werke Aber Russlaid,
anführt. Daraus erfahren wir; dass er, wie er selbst sagt, fito
quo dam; vier Jahre in Russland gelebt und dem Grossfllnlai
wahrscheinlich Wassilij Iwanowitsch Sohuiskij, gedieMl,
ohne dass man jedoch erfährt; in welchen Verhältnissen. Nach
seiner Zurückkunft in Schweden wurde er im Jahre 1608 yw
Karin IX. ohne Erfolg nach Moskau gesendet; um dem Qnur
fürsten Hülfe gegen die Polen anzubieten; deren Ausbreitniig ii
Russland; auch in Schweden Besorgnisse erregen mussle. ii
Jahre 1611 wurde er abermals nach Russiand gesduckt, mi
zwar nach Iwangorod; um dort Erkundigungen aber den drilia
Pseudo-Demetrius einzuziehen; der damals noch in einipi
Russischen Provinzen sein Wesen trieb. Dieser neue EmpAcr
nämlich; ein verlauifener Schreiber ans Moskau, hatte
— 239 —
den Schwedischen Statthalter in Narvra^ den Reichsrath Philipp
Scheding^ gewandt^ am durch Gustav Adolph Hälfe in sei-
ner Unternehmung zu erhalten. Der König schickte daher den
Pelrejus nach Narwa^ weil dieser^ ^^ie er selbst sagt^ „den
„andern ermordeten Demetrius sowohl in Polen als in der
„Mnsscow gesehen und gekannt hatte ^^ um zu erforschen^ ob
jener wirklich der Demetrius sei^ für den er sich ausgebe. Die
letzten Nachrichten von des Petrejus Leben finden wir vom
Jahre 1620^ wo er sich wegen der deutsdien Ausgabe seines
Werkes in Leipzig befand.
Den ganzen Schatz seiner theils durdi eigene Erfahrung und
Anschauung^ theils aus altem Vorgängern und durch fremde
Mittheilungen gesammelten Nachrichten über Russland legte Pe-
trejus in einem Werke nieder^ welches er im Jahre 1615 in
Schwedischer Sprache unter folgendem Titel herausgab:
Regni Musebowitici Sciographia, thet är: Eeowiin
oeh egentelich Beskriffning om Rydzland, med tli«s
mänga och stora Furstendömers, Provinciers, Befcat-
ningars, Städcrs, Slögars och ElfVers Tiestftnd, Rom
oeh Lägenheer: Süsom och the Muskowiterske Stör-
furstcrs, Ilfirkoinfl, Rcgemente, macht och myndig-
heet, mcdh theras Gudztienst och Ceremonier, Stadgar
och äthUfwor, bade vtbi Andeliga och Politiske saker,
Vthi Sex Böker kortcligen författat, beskrifwin och
sammandragin, af Petro Petreio Vbsaliemsi. Tiyckt i
Stockholm, Är 1615. 4».
Das heut zu Tage sehr seltene Werk ist dem Könige
Gustav Adolph gewidmet; und in sechs Bücher getheUt^ von
denen jedes ein eigenes Titelblatt hat; und auch besonders pagi-
nirt und Einem der Grossen des Reichs dedicirt ist. So führt z. B.
das zweite Buch folgenden Titel: Theo HSghbtme Partie
— 240 —
ocii Ilerre, Her Carl Philip, Swerikis^ Göthis ock
Wciidis Arifurste, Ilcrtigh til Söderniaoneland, NeridM
och Wernieluiid, min nädigste Purste och Herre, ir
thciina Andra Book pä tbenna Muskowiterska CrSnika,
oni Ihe Storfurster och Regenter, soui hafwa vthi Lu-
det regerat, och Rysserna sielfwa wetskap om hafwa,
effter soni thoras Register och Annales vthwissa, Vlhi
all vndcrdSnigheot ödminkeligen dedieerat aflp Petro
Petreio Ubsalensi. Stockholm, Ar 1615. Das erste Bach
hat 111 Seiten^ das Zweite 274^ das Dritte 36, das Vierte 18,
das Fünfte 33 ^ und das Sechste 50 Seiten. .
Fünf Jahre später erschien eine von dem Verfasser seM
besorgte sehr erweiterte und vermehrte Deutsche Uebersetnmiy
oder vielmehr Bearbeitung^ dieses Werkes unter folgendem TiM:
Historien vnd Bericht Ton dem Grossriirstenthnsb
Aluschkow, mit dero schönen fmchtharen ProviDfiea
vnd llerrschafTlen, Festungen, Schlössern, StftdteB,
Flecken, Fischreichen Wassern, Flüssen, StrSmea
vnd Seen, wie auch von der Reussischen GrossffirsteB
Herkommen, Regierung, Macht, Eminentz vnd Herr^
ligkeit, vielfältigen Kriegen, jnnerlichen Zirytracbtea,
hiss sie zu einer IMonarchi gewachsen, Mit den new-
lich voriu;eluuffenen Auffriihren vnd Händeln Ton den
dreyen erdichteten Demetrijs, Nelienst dem auffge-
richteten Friedens Contractu zwischen dem Löblichca
König in Schweden, vnd Jetzt regirrenden Grois
Fürsten, Dessgleichen die Processe, so zwi8cben den
Königlichen Ambassadouren in der Stadt Mnschaw,
vnd der Grossturstlichen Reussiscben Gesandten in
der Königlichen Stadt Stockholm, wegen dess anffge*
richteten Friedens Contracts Confirmaiion seyu gehal-
— 241 ~
ten worilpn, Mit der Miischowiter Ci!cso(zoii, Sladitcii,
Sitten, (ielierdeii, Leben, Policey vnd Kriegswesen:
wie auch, was es mit jhrcr Religion vnd Ceremonien
▼or eine BeseliafTenlieit hat, kUrtzlich vnd dentlieh in
sechs Theilen zusammen gefasset, beschrieben vnd
publiciret Dnreh Petrvm Pefreivm de Erlesvnda. Lip-
»iae Anno MDCXX. 4^
PetrcJHS Avird mit Recht für einen der merkwürdigsten
und reichhaltijrslen Schriftsteller über die ältere Geschichte und
Verfnssunp Husslands geJialten, da er selbst zu verschiedenen
Zeiten mehre Jahre hinter einander in diesem Lande zugebracht,
und daselbst in A'erhältnissen gelebt hat, die ihm das Einsam-
meln von iu'kundigunffen und Nachrichten vor Vielen erleichterten.
Besonders \vichtig sind seine Beiträge zu der Gcscbiehte- des
Grossfürsten Boris und der falschen Demetrien, vio er häufig
als Augenzeuge sprechen konnte , so wie die von der Lebensart,
und den Sillen und (iewohnheiten der Russen seiner Zeit. In-
dessen ist es auch unverkennbar, dass er gerade bei der Er-
zählnni; der lUgebenheilen dieser Epoche das handschriftliche
Werk (IcMiriui Bussow s--^, seines Zeit- und Dienstgenossen,
nicht bloss l>ehul/l, sondern oft seilenlang wörtlich abgeschrie-
ben, und dabei anHallend genuo:; ihn nicht ein einziges Mal als
seine Oiielle genannt hat. In Ansehtjng der altern Gesciüchte
und (ieoirriiphie, besonders der nördlichen Provinzen Russlands,
folgt er liau[i(>iithli('h dem Altvater Ilerberslein, wiederholt
gläubig die diVseni \erzeihlichen Fehler und Irrthümer, und ver-
lurhrt soüar nidil seilen deren Zahl aus National - Vorurlheilen
und luanirelli ifter Keimtniss der Landes - Sprache. Indessen
hleihl do< Werk des PetrrJuSj wie gesagt, immer'sehr merk-
JJJ > oben S. %n.
M. 16
— 242 —
würdig; und verdient deswegen hier einer etwas ausluhrlicheni
Erwähnung.
Nach der Zuschrilt an die Magistrate der freien SUdte
Lübek^ Stockhohn; Reval; Wismar und Stralsund folgen^ nach
der Sitte jener Zeit, 10 lateinische Gedichte zum Lobe des Ver-
fassers 32a. Dann beginnt das Werk selbst.
I. Pctri Petrci, S. 224 de Erlesunda. Warhafllige
vnd Eigciitliclic Beschreibung des grossen Ffirsten-
thiinibs Reiissland : In ^reicher deailich besehrieben
wird, die fiirnenibsten Fiirstenthumb, Provincien, Be-
festungen, Schlösser, Städte, Flecken, Wasser, Seen,
Flüsse vnd Ströme ; Vnd mit welchen Lündern md
Königreichen Reiissland gräntzet.: Vnd woher Reass-
land seinen Nahmen bekommen hat. Der Erste Theil.
S. 1 — 136.
Bei der Beschreibung des Grossiiirstlichen Pallastes in Moskn
heisst es S. 4: „Gegen Mittage des Hauses^ ist ein tiefler Grabei
„gemacht^ darinne pflegt der Grossfurst Löwen zu hallen, dsss
„ein jeder der Lust hat, zu sehen bekommen kan^.
Ebendas. „Ein Büchsenschoss von dess GrossfQrsten PaDasI,
„auir einem grossen weiten Platze, beuget eine vberauss grosse
„Glocke, wiegt 336 Centner, welche der Grossfiirst Boris Gt-
„deiiow bey seinen Zeiten hat giessen lassen, dieselbige vini
223. Neben andern poetischen Spielereien, wird aus dem Namen Ptier
Peirrjua per anagrainma herausgebracht und durchgeführt Serii Perp^mm, ni
Riissland /ieniUch hyperbolisch so angeredet:
d quid
. Peirp/Oj medico iuo, sub auras
qui To scniinecom vocavit, A quid,
Quid hui'c, Moacocia, A quid hmc rependes?
22V. Dieses S. weiss ich nicht zu erklären.
— 243 —
^geleulet, wenn sie grosse Feyertage halten vnd ceJebriren,
jiVnd wann Gesandte auss frembden Ländern vnd Oerten kommen^
„vnd für den Grossfürsten zur audientz gelassen werden" ^^^.
S. 5 sagt Petrejus: „Auff das Schloss (im Kreml) sind
„auch zwcy vornehme, ein Mönnich- vnd Nonnen-Kloster, sampt
„50 Kirchen von Ziegelsteinen gebawet, welche ich alle mit
„Leiblichen Augen gesehen, vnd Munde gezehlet habe".
S. 60 wird die Fabel von der Enlslehung der Stadt Clilo-
pigorod ganz nach llerberstein erzählt.
Von den Lapphindern heisst es S. 66: „Es ist ein kurtz
„vntcrsetzt Volck, einerley proportion, mit breiten Angesichte,
„wie man den Acsopum pfleget zu mahlen. Sonderlich mit jh-
„rer Music, wie gemeiniglich die Reussen alle, singen sie an-
„ dächt ig vnd lieblich, gleich wie die Nachligal, so die Schaffe
„beist^ 22r..
•Von Ingrien sagt Petrejus S. 67 : „Aus dieser Provinz
„meyncn die Reussen^ dass die Vngern solten seyn ausgangen,
„oder htTkoininon, vnd hellen ersllich gewohnet bey dem See
y,3Ioeo(is, vnnd hernach bey dein Slrom Dänubium, da nun die
„rechten \'njiern wohnhadlig seyn, davon die Reussen sich hoch
„benihmcn vnd sagen: Dass vnter jhrer Herrschadl die Völcker
„seyn j^cwcson, die Hauen, Franckreich vnd Teutschland, jäm-
,.nuTli( h verwüstel , verheeret vnd verderbet haben Sie
„haben fjis( einerley Sprache mit den Vngern".
I5ei der Resehreibung von Nowgorod heisst es S. 74:
„Newgarleii war zu der Zeil eine von den vieren vornehmsten
225. Kinc iilinlirhc (ilorke gab es bekannilich schon an demselben Platze
|;in-r v(»r Uorin , dio auch bei ahnlichen Veranlassungen gelaalet wurde. Pon-
winn «Twiihnl ihrer schon 1581. S. oben Bd. I, S. 321 ff.
22r». Wahrscheinlich ist diess eine veraltete, spöttische Redensart, an-
sfaJf trir lynl/ngeheul, oder dergleichen.
16»
— 244 —
..(;e^verI)s-Sliidtr^ in Europa^ als Bergen in Nort^egen, Wi
..aiifr (jodllaiul, vnd Antwerpen in Brabant, da die reidM»
„KaufileutC; aus vielen Königreichen^ Ländern vnd Oertem^ ab
„gnntz Europa, jlirc Niederlage vnd Factoreien haUcn^ und m
„vberaus grossen Handel trieben viul brauchlen^.
S. 135 erklärt sieh Pelrejus für die Hcrleilung des Ki-
niens der Moskowiter von Alosoch^ dem Sohne Japhets, nnd
argumentirt also: .,I)ann Mosoeh oder 3iuschkowi(a^ bedeutet so
„viel als einer, der ein grewlieh Leben führet vnd seinen Bog»
„spannet vnd aiiszslrecket, >nd w\\ schiessen, welches die
^Musehkowiter aiuh thiin, vnd lernen von Jugend nulf mit Bogen
.vndFIlit/en schiessen, vnd gehen vmb, vnd vben sich in allei
.jscheusslichen vnd grovlichen Thalen vnd Handlungen, davoi
^der Psalm David redet klarlich vnd spricht: Hei nühi q«d
,,e\ulo in Meseck. Sollen hieniit die Bcussen vnd Muschkoiritcr
„nicht gemeynet seyn, kan ich nicht wissen, welche Völcker es
„sonst seyn müssen. Dann sie haben von Anfange gebraucht,
„vnd gebrauchen noch heute zu Tage, so wol im Kriege, als
„Avenn sie Vogel vnd Wild schiessen, Bogen, Armbrust, Pfcäk
„vnd Pflitzen, vnd seyn damit so behend, geschwinde \Tid er-
„ fahren^ dass sie selten einen Pflitz vergebens wegscliiessc&
„Sie haben Bogen aufT allerley Monier, sehr Kunstreich genucM,
„vnd mit allerley Farben aussgestri(;hen vnd aussstalTierct,' di9B
„in andern Ländern jhres gleichen nicht zu Qnden seyn".
Der ander Theil. Warhafftige vnd Eigeiltticit
Bcsrhrcihiing der Reussischen Regenten, so in Ren«-
huul geherrschet haben, von Anno 752 biss anflTJiiit
regierenden Grossfiirstcn IHicbuel Fedrowitc, so AnM
1613 envehlet ist, Ncbenst den dreyen erdichtet»
Denielrijs, so sich fiir des Landes Nfttttrliehe Erbhem
— 245 —
aufigeworiren , viid grosse Vnriihe vnd Blutvergiessen
aagerielitet haben. S. 137 — 531.
Dieser historische Theil ist stärker als die übrigen filiif
ziisaniiiieu.
S. 138 \\ir(I das Russische AJphabet ziemlich richtig aiige-
fiilifl, Pelrejus nennt aber 43 Buchslaben, ohne die 8 Sla-
ironischen, von den eigenllichen Russischen »zu unterscheideri.
Um die V erbreilung der Slawonisciien Sprache zu beweise«,
heissl es S. 139: „Nach dem die Reussischc Buchstaben eine
„grosse adinilel mit clzhchen Griechischen haben, vnd die Sclda-
^woiüsche Spriuh in viek^n vnd meisten Worten mit der Reus-
„sischcn Sprach vberein slhnmet, Also kan ein Muschkowirfr,
„oder ein anderer, der die Reussische Sprach perfect vnd vol-
^kömlich pelernct Jiat, verstehen vnd reden mit den Polen,
„Liüawcn, Cassuben, Schla^oniern, Böhmen^ Wenden, Dalmalen,
„Bulgarn, Crabaten vnd andern, vnd kan reysen durch Tarterey
„vnd Türekey, gen Conslanlinopel, da selbige Sprach hn Schwang
jjgchel, \\\i\ 7AX Hofe jrcrcdet wird". Welches Letztere doch
wohl nur Ijtissen kann , dass es auch m Konslantinopel Leute
gab, NNcIcIii' Slawonisch >er>landen.
Die \\ arä^cr \i\>>{ Ptirejus mit sehr vernünftigen Gründen
aus Schweden koiinncn^ setzt aber S. 140 hinzu: „Darumb
„scheinet der Warheil naher zu seyn, dass die Warogi auss
^Schweden koiuinen^ oder einen Kriegs -Obersten gehabt, der
.\ielleichl In der Provintz WaitolHa in We;Jtergotland, oder in
„der LamIxh.ilK \\ Crend in Smaland, gebohren, oder lial viel-
^leiihl \\ erncr geheissen, vnd hiervon Waregus, vnd sei«
.Kriei»>vohk \\ aregi, \nd das Wasser, da sie hinüber ge-
.schillel, \>(Metskoi .More^
IJei (J( I (ieschichte der einzelnen Grossfürsten werden na-
luihih alle .ilien Fabeln und irrthümer wiederholt; Petrejns
— 246 —
hat indessen doch das Verdienst^ dass er bei Jedem die gleich-
zeiligen Regenten anderer Länder^ besonders von Schweden od
Polen, anführt.
Von der Grausamkeit des Grossiiirsten Iwan Wassilje*
witsch werden, S. 183 — 254, eine ansserordentliche Menge
Beispiele angeführt, aus denen ich nur eines aushebe, weil es
zugleich ein damaliges, merkwürdiges National- Vorortheil berthrt.
Bei der Erbauung der Festung Orel, heisst es nämlich S. 228,
liess man die Arbeiter ohne Lebensmittel, „also dass sie Hod-
,;gcrs halben gezwungen worden, einen vnter sich der an
„feistesten war, zu schlachten, vnd erwehreten sich also des
„Hungers. Die andern, die Menschen - Fleisch nicht esses
„mochten, zwang der Hunger, dass sie ein Kalb abschlachletea,
„Welches da es der Gross-Fürst erfuhr, liess er die jenigen die
„Kalb -Fleisch gefressen, lebendig verbrennen, vnd die Ascke
„ins Wasser werlFen, Die andern die Menschen-Fleisch gefressea
„hatten, wurden perdoniret vnd von der Straffe erlediget Den
„bey den ]\Iusskowi(ern ist es abschewiich vnd hallens vor
„grössere Sünde, Kalb-Fleisch essen, als Menschen",
Als Veranlassung, zu dem unglücklichen Tode des ältcsU»
Sohnes von Iwan Wassilje witsch, wird der Verdacht ange-
geben, als wenn sich jener an die Spitze der unzufriedenen^
Grossen hatte stellen wollen. „Vber dieser des Vaters schaifliBB
„Rede, heisst es S. 237, erschrack der Sohn gar heflUg, vnd
„in dem er die Augen niederschlagt, dencket wie er sich ver-
„antworten wolle, balh den Vater mit grosser Demulh ^'■d
„Revereniz seine Entscliüldigung anzuhören, vnnd ßeng an gtr
„sandlniühtig zu leden, der Vater wolte jhm solches nicht ge-
„ statten, sondern gab jhm ein Zeichen mit seinem Stabe an dea
„Schlair, dass er schweigen solte. Der junge Hertzog Rihlel
„den Schh)^^ für Furcht vnd Erschrecken nicht, vnnd fieng
— 247 —
^wieder an zureden ^ aber das Blut lielT jhm alsbald vber den
2,gantzen Leib^ vnd Gel vor dem Angesicht des Vaters^ halb
„todt zur Erden, Solches alsbald es der Valer sihet, wird er
„erschrocken vnd betrübt, hübe seine Hände gegen den Himmel,
„Aveinet vnd klaget billerlich, küsset den Sohn an seinen Mund,
„vnd Iröstet jhn also liegend Der Gross-Fürst sass selbst
„vnsinnig vnd krafltlos auff der Erden, nahm keine Speise noch
„Tranck zu sich, legte Trauer-Kleider an, vnd weinete bitler-
„lieh, nicht allein die fünff Tage so lang er lebelc, sondern
„auch do er lodl war, vnd ist begraben worden. Er thatc
„nichls anders in langer Zeit, als he\ilete vnd weinete, vnnd
„verhielt sich vber alle niassen sehr erbärmlich vnqd elendiglich,
„sorgete vnd befürchte, Gott würde diese Vnthat mit besondern
„SlratTen \nd Plagen an Verfolgung seiner Vnterthanen vnd des
„Voicks Vntcrgang rechen, schickele, dem Patriarchen zu Con-
„stantinopel vnd Alexandria, vnd den München, die .das Grab
„Christi bewachen, 77,000 Florenen, dass sie für des jungen
„Herren Seele bitten vnd opITcrn solten^^ u. s. w.
S. 31^ spricht Pelrcjus von der Ermordung der Gemah-
lin --" und des Sohnes von Boris Godunow^ und erzählt,
Denietrins habe sie durch einen Schreiber, Namens Iwan
\ Bogdanow, in ihrem Gefängnisse erwürgen und dann ausspren-
tren hissen, sie hätten sich selbst durch Gift das Leben genom-
iiieii. .\Nel(hes sie doch, setzt er hinzu, auff keine weise thaten,
^soiideni mnsten sterben wie die jenigen die nicht gern starben,
^ weh lies die Zeichen nach dem Stricke, damit sie gewürget
..waren, ünu^sain ausweiseten, welches ich mit leibhchen Augen,
-,neh(iisl viel hundert Menschen gesehen hab".
JJ7 Marin Shurntoua , die liii»r Moria Waimtina genaanl wird.
— 248 —
lici dem Einzüge der Marina in Moskau^ \vird S. 327
orwühut^ dass die Fenster an dem ihr entgegen geschiciUen
Sdiliden nocli von Alarien-dilase, oder wie es hier heisst: „.Moss-
^^küwilischen Sieinghjss" \varen.
S. 331) wird erzählt^ dass bei der Krönung der Marina
(ioldniünzen aiisg-eworreu wären. ^Als sie nun^ heissl es daselbsti
^ wider von der Krönung aus der Kirchen gefuhret^ da worden
j. etliche tausend ]»fcnning auff beyden seilen \iUer das Vokk
%«gewor(ren, das slüik zu zween Vngarisohen Ducaten^ elfiche
„auch kleiner, auü' beyden Seiten mit zweyköpITigen AdelcrOy
yjWie man sie danmls geschlagen^. Diese Stelle ist ffir die
Russische Numismatik sehr merkwürdig^ da sie einen Punkt auT-
helK, der bisher durchaus dunkel geblieben war. Alle Ausländer,
weiche der Krönung der Marina und der bei derselben aus-
geworfenen Uenk-3Iünzen crwälinen, w eichen in der Angabe der
Grösse und Resciireibung derselben von einander ab. Petrejui
allein bestimmt sie genau; es waren grössere und kleinere Gold-
stiicke, von denen man jedoch bis jetzt nur die klcineni kannte,
nämlich die von Demetrius geschlagenen Kopeken =*"^ ii\dche
für diese Gelegenheit in Gold ausgeprägt waren. Die grössere
hier angeführte (i0ld-3Iünze aber war bis jetzt unbekannt. Von
diesen grössern Krönungs- Münzen des Demetrius, die dochi a
luii'h Pefrcjus^ in bedeutender Menge ausgeworren ^ wahr-
scheinlich aber meistens in den Händen der Polen blieben und
später eingeschmolzen wurden^ ist bis jetzt nur ein eimdges
Kxemplar bekannt, das sich in der Sammlung der Kaiserl. Uni-
versität zu Moskau befindet^ und zum ersteumalc bekannt ge-
nuu-hl uud abgcbiUlet worden ist in dem, durch den Ffirslen
2JS. S. Aprri^'tt Rur Ivn monnairs Hasses cU\, par ie Bnrom S. äf
f'htimhir. S|. Pelersli. Jh.i^. Vol. U, p. VS
— 249 —
Michael Oboicuskij iu Moskau 1839 verauslaltelen VVieder-
Abdrnck der Liegende lio la v e rt de lu nioH de D6ine*
ipiiis I liiiposteur 220. Uebrigeiis fehlt diese ganze Stelle über
die ausgevvüifencn Münzen, wie so immche andere, im Schwe-
dischen Originale des Petrejas.
Von S. 370 — 375 werden zelin Gründe als Beweise an-
peffthrt, dass Demetrius ein Betruger gewesen, welche alle
w Örtlich ans Conrad Bussow entlehnt sind.
S. 492 — 518 ist das, durch die Vermittelung Eng-
lands, zwischen Hnssland und Schweden am 27 Februar 16il
zn Stolhowa, einem Üorfe zwischen Tichwin und Alt-Ladoga, in
33 Artikeln abgeschlossene Friedens-Bündniss wörtlich abgedruckL
S. 519 — 524 ist die Beschreibung der grossen zur Ratifi-
cirnng des Friedens nach .Moskau abgefertigten Schwedischen
Cesandlschal't und ihrer Aufnahme, so wie der Feierlichkeit bei
der erfoiglen Kreuz -Knssung, oder Bestätigung, aufgenommen;
so wie ebenfalls S. 524 — 530 der Empfang der in gleicher
Ab>i('hl nach Stockholm abgefertigten Russischen Gesandten aus-
führlich beschrieben wird.
Der dritte Theil. WarhaflTtigo vnd Eigentliche Be-
schreilniiiü:, wie vnd mit welchen Cereinoiüen die Hlnss-
k kow iter jiire (iross-FUrsten vnd Regenten kröhnen vnd
faiildigni: Vnd wie die fiross Fürsten frembder Poten-
taten vnd liiinigen Abgesandte, vnd Anibasaudonren,
rniplanir<Mi, vnd in ileni Lande Iractiren* S. 532 — 572.
\m S. 532 — 5Ti2 wird die Krönung der Russischen Gross-
fiir>len (liinuiii^er Zeil umständlich beschrieben, wobei folgender
besonderer linslnnd nni»efiihrt ist. Nach vollzogener Feierlich-
l'nidrc p \ni.
— 250 - '
keil wurde dem Grossrürsten eine Schüssel Fisdie aus dem Pe-
reslawlschen See überreicht^ zum Andenken^ dass die Stadt Pe-
reslawl niemals andern Fürsten gehorcht habe^ sondern stets deo
rechtmässigen Beherrschern von Rus$Iand treu geblieben sei.
Bei der Erwähnung der Art^ wie die ausländischen GesaDd-
ten auf ihrer Reise nach 31oskau weiter befördert werden^ qmcht
PetrejHS von der damah'gen Post- Einrichtung. Die Reise md
Verpflegung der Fremden geschah bekanntlich auf Kosten der
Regierung. „So viel Wagen, Pferde vnd Schlitten^ heissl es
S. 545; sie das erste mal nemen^ so viel wird jhnen allemd
^^gegeben^ durch die ganlze Reise , so wol inn als aus dem
^^Landc, vnd keines mehr oder weniger'^ Die Bauern müssen
die nöthigen Pferde liefern, und Jeder bekömmt iur ein Pferd
auf die Meile einen Dreier. Wenn etwas gestohlen, verloren
oder zerbrochen wird, so muss es der Bauer, dem das Pferd
gehört; wieder herschaffen oder bezahlen. Jeder, der mit der
Post reiset; kann so schnell fortkommen, dass er nie auf ein
Pferd zu Avarten braucht, sondern so bald er von dem einen
absteigt; findet er sogleich ein anderes. „Vnd wird diese anord-
;;nung; fährt er S. 547 fort; allein gebraucht vnd gehalten i&r
„des Grossfürsten Posten vnd Currirer, wenn sie aussgeschicket
„werden, vnd bekommen sie einen Passport aus des Grossfürsten
;;Cantzeley; welcher; do die abwechselung geschieht, abgelesen
;;Wird. Derowegen kan der Grossfürst in vierzehen tagen alles,
;;Was in seinem gantzen Lande vnd Gräntzen geschieht vnd sich
;;Zuträgl; erfahren. Welche aber wegen jhrer eigen GeschdRe
„im Lande ab vnd zu reisen ; es seyen Edel oder Kaalfleittey
;;Ba>Yren oder llandvvercker; die müssen entweder jhre eigene
;;rferde Iiaben, oder müssen von den Bawren vnd Fohrlenlen
„mieleii; wie sie am besten können".
— 251 —
Bei der Audienz der Gesandten heisst es S. 553 : ;;Vnd
^^sitzel der Grossfärst selbst auff einem Stoel^ welcher Vierediet
,^vnd ziemlich hoch gemacht ist mit einem spitzigen Thflnnichen^
,^vnd gantz vnd gar mit goldo vberzogen. Aoff der sjMlIzen
^^deszselbigen Stuels^ stehet ein Adler mit anssgebreiteten flügeln^
^yvon golde gemacht. Vnter des Grossiürsten Sitz ist auff dem
,}Stuel; wie auch vnter seinen Fassen^ ein gülden Stacke geleget.
,,Bcy dem Stuel« zu des Grossfarsten Rechten Hand stehet auch
^^ein viereckigt kleines Thürmichen^ mit golde gantz vnd gar
^^v herzogen^ vnd vngefehr zwo Ellen hoch; darauff stehet des
;,Reichs ApfTel^ mit allerlcy Edelsteinen gezieret ^ vnd oben aoff
;;ein klein Creutze : so stehet auch nicht weit danion auff ein
;;gäldenen Stück ein güldenes Handbecken vnd GiesskannO; nit
^^eiiieni \>cissen Handluche von golde vnd seiden aussgenfthet^
y^auir dem Hänichen der Giesskanne liegend. Denn so bald er
;,einem Frembden^ so nicht seiner Religion ist, die Hand gege*
;,ben hat; düncket jhn^ seine Hand sey vnrein worden. Dero-
„wcffcMi Aveim der Frenibde weg ist, waschet er die Hand^ so
;,wird sie wider rein. Vber des Grossfürsten kopffe^ hanget
;^hris(i vnnd der Jungfrawen Mariae Bildniss^ von lauterm golde
;;S:einacht, darür Er^ vnd alle Herren >Tid Diener ; wenn sie in
;,deri Saal koiiinien^ sich neigen vnd bücken. Wenn der Gross«
,,rürst etwas redet^ vnd wil seine Rede mit einem Eyde bekrfiff-
^^tijürer^ siehet er daraufT^ vnd segnet sich. — Der Grossfilrste
;,sell)s( hat gemeiniglich aufT dem Haupte eine kleine Zobelen
;,Mütze, daraufr eine Krun von golde^ mit vielen köstlichen
^^Edeliro^leiiiei) gezieret, vnd oben auff Creutzweise zugeschren-
;,cket. Sein Rock ist von güldenen Stücken mit rothen Sammat
,.i;riin(liret , durch vnd durch mit grossen Perlen^ wie das Laub
,.aull d(Mi Bawinen gearbeitet , vnd rings vnibher, wie auch vor
,die liande, mit stattlichen schönen Perlen vnd Edelgesteinen
~ 252 —
;,eiiKT viertel Elen breit ^ ganlz dicke ^sticket. \l)er dem Rock
;,aiii Halse aull* den Schnldern, hat er einen schönen Halsskra-
;,gen^ in geslall eines Harnisch Halsskrageus ^ doch ein gut Ihefl
;, grösser^ derselbe ist mit sehr grossen köstlichen Perlen vnd
„Edelg esteinen ge/ierel. Vor derBrusl hat er ein schön gülden
„Creulz hangen^ einer guten Spannen lang; >iid zweyer Finger
;, breit dicke. Seine Finger seyn mit vielen vnd grossen Ringen
^bestecket; vnd seine StieiTeln mit Perlen gesljcket, vnd ganu
„herrlich geiuaehl vnd angelhan. In der Lincken Hand bat er
„einen vberaus herrlichen Stab von Einhorn gemacht, mit Golde
„vnd Edelgesteinen^ vnd grossen Demanten zierlidi genuM^
„vnd eingerasset; dass einer dadurch sehen kan, Avelcher jhm
„in der Krönung ist vbcrantworlet worden".
Die Gesandten durilen nicht mit ihren Waffen vor den
Grossrarsten erscheinen^ wovon nur für den Grafen Jacobus de
la Gardic eine Ausnalune gemacht wurde ; dem man, in An-
erkennung seiner wichtigen Dienste ^ so \\\e seinem ganzen
Gefolge ; gestattete gewalfnct bei der Audienz zu erscheinen.
Der vierdle Thcil. WarhaffJtige vnd EigentHrhe
bcschreihung der Rciisscn Manier vnd Art, wcun sie
zu Felde ziehen, Mustern, Marsieren, vnd jlire
Sehlaehtordnung machen, Wie nie dem Feinde be-
gegnen, was für Waffen vnd Wehren sie gebranchen,
rnd wie sie sich gegen dem Feinde dcfeudiren, md
zu Felde behelffen. S. 573 — 591.
Von den Sehutz - und Trutz - WafTen der damaligen Zett
hei>sl es S. 583^3": ;,I)ic Ueussen, Insonderheit die vornehm-
„sleu^ aebrauchen gerne Sturmhauben vnd Pantzer-Ilembden:
'230. Durch eiiuMi Drucktukler ist die Seile bozeichiMl 573.
— 253 —
^Etliche lassen jhre Kleider mit Baumwolle^ oder Pappior; so
^starck vad dicke füttern^ doss ein PfeU; so abgeschossen wird,
^jhnen nicht leichtlich schaden kan. Die andern vnd gemeinen
^seyn meist enlheils vnbewehret, vnd seyn jhre WaiTen Frieder
^den Feind ^ Bogen vnd ein Köcher voll Pfeile ; der hinden anfT
^dem Kücken lianget. 1\Iit diesen Bogen schiessen Sie gewiss
^vnd scharff, denn Sie von Jugend aulT darinnen geflbet werden.
„Sie haben knimme Schwerdler, welche Sie Sebel nennen. Ei-
dliche haben Pistolen vnd andere lange Röhre mit Lrniten md
^Schnaphahuen, sampt Copien vnd Lanteen. Welches Sie mir
pltir etlichen Jahren gelemet haben, md sejn damit so behend
^vrid gciibcl, dass Sie keinem Frenibden etwas nachgeben. AnlT
„der einen Seilen des Sattels, haben die von Adel .eine kleine
^Kesseldnimnu)!; >nd ein Beil daitey hangen. Etliche filhren
,, zwischen den Beinen vnd Sattel ein langen Sleckade, Jhre
^ Sebel vnd Bogen gebrauchen Sie zu gleich onB eine Manier.
„Denn in der linnd do Sie den Zaum an Fingern haben, halten
-Sie d('n Bojrcn, in dem Munde einen Pfeil, in der rechten
.Hand dt II Sebel, vnd die hangende Peitsche. Wenn Sie nun
-sthiesscn wollen, so lassen sie den Sebel, so mit einer Schnur
,an Arm gebunden, nieder fallen, vnd hangen^ u. 8. w. —
S. r)!)0. „Wenn Sie mit dem Feinde ein Treffen thun, schlagen
.Sie aull jhren Truiiimeln, slossen in die Drempeten , vnd blasen
^auif den Sehallnie^en, vnd andern langen Instriunenten, so von
J'ireken-Hjiulen jremachl seyn, welches eine seli;i:ame Melodey
.giebel, ^dass einem, so es zuvor nicht gebort, grawet vnd
„faselet, vnd dass jhnen die Ohren wehe thun*.
Der ninfflc Theil. Warbafflige rnd Eigentliche
Bcschreibiinfi:^ d.irinnen denllieh gemeldet wird, der
Keiisseii dleslalt, Qiialitet, Kleider vnd Habil^ Sitten,
(■ebrliiiche. Policey, wie Sie keyrahten, md wie Sie
— 254 —
sich duriiin verhalten, viid den Ehebrach, DiebsfaU,
vnd andere Laster rnd Missethaten straffen. S. 592-637.
Von der Kleidung der Männer heissl es S. 593: ,Die
„Beussen scyn gemeiniglich grosse^ starke^ dicke ^ wolge^rach-
;,sene Kurie, welches nieistentheils dauon geursachet wird^ dass
„sie sich nicht hart vnib den Leib mit gürtein oder Schnuren
„zn binden^ sondern gebrauchen weite ^ räume, lange Kleider
„vnd Rücke ^ mit schmalen Ermein, so biss auff die Fflsse han-
;,gen, vnd seyn alle jlire Kleider, so tioI die Belize, als die
„Vntcr vnd Ober Röcke, auff ein manier gemacht, iftdche
„sie nicht mit Hacken oder Knöpffen, sondern mit Schleiffen,
„Litzen von dem Halse, biss in der mitten zu häfflen, der ander
„Iheil bleibet offen, so sich auff die Beine strecket. Ihre Hemb-
„den seyn gesticket vnd aussgenähet, mit seide von allerley
„färben, etliche mit gold vnd perlen auHs köstlichste anssgear-
„beitet, darnach sie reich vnd Vermögens seyn, vnd gebraucfaen
„sie alle an den Ilembden kleine Kragen, zweene finger breit,
„von allass oder sammet, mit gold vnd perlen, oder mit seide
„vnd Silber gewircket, nachdem ein jeder darzu lust^ hat. Die
„Reichen vnd Vornehmbslen gebrauchen am ende der Kragen,
„die schönsten, grösten, rundesten perlen, so sie nur bekonunen
„können. Etliche gebrauchen Edelgesteine, etliche gfildene vnd
„silberne Knöpffe, etliche Kuöpffe, so von seiden vnd zwin
„gemacht seyn, nachdem eim jeden Stand gebühret^ vnd sie
„Vermögens seyn".
Von der Kleidung der Frauen sagt Petrejus eb&daselbst:
„Die Weiber gebrauchen auch lange Aveile Röcke vnd Tahlan,
„so wol oben als vnten mit langen Ermein, welche die von
„Adel vnd die Reichsten lassen machen, von gülden stücken,
„vnd bearbeiten dieselben mit perlen, gold Mid seide. Auff den
„Häuptern haben sie Mützen von gülden stücken, sammet, nt-
— 255 —
asS; damassk. allerley färben ^ mit gäldenen.borten^ Ferien vnd
ulelgesteinen versetzt; zweene finger breit^ und vmbher Grenti-
veise. Die Jungfrawen und Mägde ^ so Mannbar seyn^ haben
luff den kupflen grosse ^ hohe Fächsene Mützen^ vnd flechten
lie Haar in einen Lock; vnd lassens hangen: die aber nicht
Aannbar vnd erwachsen seyn, schneiden die Haar weg;
vie die Jungen ; doch lassens bey den Ohren etwas lang
vachseU; sie gebrauchen alle in die Ohren grosse Ringe ; so
vol die Armen als die Reichen; von EdelgesteineU; FerieO;
:old; Silber; Sciüangenköpfle ; vnd andere Sachen; welches sie
Qr eine grosse zierung achten. Die Widtwen aussgenommen;
o die Männer abgestorben seyU; damit man sie von den an-
lern vnterscheiden kan; vnd eine discretion machen. Sie ge-
rauchen auch grosse HalsskrageU; wie die MAnner; von perleO;
ampt StiefTeln von allerley coloreU; gelbe; rothO; weisse; grüne;
nd leibrarbeii^ vnd seyn >Dten mit eysem plätlein beschlagen;
iben anfT den fussen seyn sie mit gold vnd seiden genfihet;
ud mit perlen gesticket vnd gezieret. Sie binden die Gürtel
nter den Nabel, umb die Länden; «so schlafT als sie nur kdn-
eU; nieyiiend; dadurch gesünder zu seyU; dass sie dem Leibe
0 rauni lassen^ damit das Essen in den Menschen desto besser
erdaweii \nd schnieKzen kaU; vnd die digesUon nicht hindere;
Is wie sie gedeneken^ wenn einer enge Kleider hat; vnd die-
elbe so hart mit Nesteln zubindet; vnd gürtet dass dem Leibe
rche thul".
S. 596. ^Den Frawen wird nicht gestattet; mit den Mau-
ern zugleich zu essen, entweder sie seyn aUeiU; oder haben
laste, sondern sie werden sonderlich in jhren Zimmern vnd
tubeU; mit jhren Frawenzimmer gespeiset; vnd darf keine
lannssperson hinein geheU; sondern allein die KnabeO; so dahin
ufTzu warten beschieden seyn".
— 256 —
S. 625 wird einer besondern Art von gerichllichem Zwei-
kampf erwähnt. „KämpfTen etliche^ hcisst eS; vmb Leib vnd
„Leben, als wegvn Mord, Verrähtcrey, Diebstahl^ oder anderer
„Misse! baten, so soll der den Kampff gCAvinnet; so \iel von dea
„andern nehmen, als er haben wil^ vnd dem Richter^ Schreber
„vnd Schirrganlen geben, so viel zuvor angezeiget ist. Hat aber
„der jenige, so die Sache verlohrcn hat, vnd vberiMinden ist,
„etAvas mehr als er ausgegeben hat^ das soll verkauAl, Timd
„dem Richter gegeben, vnd darnach am Leben gestraflct werdea,
„nach der mass vnd weise ^ als gross die Sache gewesen isL
„Mit diesem KampfT, so zwischen zweycn Personen, oder Par-
„theyen geschieht, wird es anff diese Art gemacht, Nemlidi,
„wenn Sie befinden, dass Sie zu schwach, vnd nit slarck gmg
„seyn, vnd nicht selbst kämpfTen wollen, ist jhnen erliubel,
„andere an jhre Stete, Ja die stärckcsten Helden zu suchen, ^nd
„bedingen, die Sie nur finden können. WU aber einer, ind
„der ander nicht, so mag der nicht wil, gleichwol einen mdcra
„bedingen, welcher jhm gerället, vnd er haben wil, vnd solche
„WafTen nehmen, die jhm belieben, vnd darzu pflegen gdiraochet
„zu werden, als Pantzer-Hembden, vnd ziehen eines vber das
„niulcr, biss es gnug ist, vnd sich drinnen können bewegen, ein
«Knebelspiess , vnd ein Faust -Hammer, oder ein ander git»
„Eysen, so an beyden £nden eine scharffc Spitze hat, vnd einer
„Spannen lang an beyden Seiten der Hand, aulT dass wenn Sie
..vnterhuifren, vnd mit einander ringen, in die Armen komown,
„^iner den andern desto besser stechen kan, vnd durch den
„Pant/er hawen, vnd kein Gliedmass schonen, weder KoplT Mck
„Auge, vnd düriTen nicht che auiriiören, biss einer todtist. Vnd
„welcher denn in solcher massen wird todt geschlagen, der ave
„schuldig seyn. Bleiben Sie aber bcyde aulT dem Platte lodt
„liegen, so werden andere von jhren Verwandten vertrdnel, fo
— 257 —
^gleiclifiills aiilTs ncwe streiten \Tid kämpflen sollen. Wer als-
„denn den andern erwürget, der hat die Sache gewunnen, vnd
^der ander verlohren. Vnnd kein Mensch hat macht von seinem
^Tode zu reden, sondern bezahlen alles, was der ander jhm hat
„zu gemessen, vnd sich drumb gezanckel haben''.
Der sechste Tfaeil. Warhafflige ynd Eigentliche
Beschrcihung der Musskowiter Religion, Ccremonien,
vnd Geistlichen Gesetzen, dabey gedacht wird, woher
Sie jhren Gottes-Dienst bekommen, vnd wer denselben
rrstlich eingeflihret, gepflantzet, vnd gestiJRIet hat. S.
638 — «95.
Nachdem Petrejus unter andern von dem Neujahrs -Tage
der Russen und ihrer damaligen Art, nicht nach Christi Geburt,
sondern nach Erschaffung der Welt zu zählen, nach welcher das
Jahr IG 20 das 7i79ste gewesen wäre, gesprochen hat, erwähnt
er auch der Art, die Stunden des Tages zu zählen. ^^Es ist auch
„zuerachten, heisst es S. 672, dass die Reussen zehlen die
„Stunde, vnd stellen den Zeyger nicht nach vnser manier vnd
„gebrauch, ^^ie wir thun, sondern anfangen dess Morgens wenn
„die hebe Sonne anbricht, vnd zählen biss die Sonne wider
„vntergohel. Dann wenn die Sonne dess Morgens einer stunden
„lang ist iinge^angen gcwesl, so schlegt die Glocke eins. Damach,
„wann dir Sonne ist zwo Stunden vber der Erden gewest, schlä-
„get die (ilocke zwey, vnd so fort an biss zum niedergange der
„Sonnen, vnd die Nacht herbey nahet. Von diesem niedergange
„der Soniu'u, zählen sie die Stunden abermahl an, biss an den
^.aufl'i^ang der Sonnen vnd der Tag anbricht".
S. 081 wird unter andern kirchlichen Gebräuchen auch die
Ceremonie des Einzuges Christi in Jerusalem am Palm-Sonntage
ausführlich und genau übereinstinmiend mit altern Berichten der
Ausländer beschrieben.
11. 17
— 258 —
Bei der Er\vähming der Oster-Eier y^M auch des folgendea
schönen Gebrauches gedacht. „Der Grossfttrst; heisst es S. 684,
„stehet selbst vmb zwöltt Vhr auff in der Nacht , vnd geliet n
..allen Kerckern vnd Thärmen^ da die Gefangenen, iNrelcber aD-
„zeit eine grosse anzahl seyn, sitzen, vnd lest mit sich bringn
^etliche hundert Eyer, vnd giebet einem jeden GefangneB en
„Ey, vnd ein Schaff-Beltz, vnd spricht, ohn bertzen vnd kflsm,
„Sie sollen sich erfrewen, vnd i^^arhafllig glenben, dass Christas
„vor der gantzen Welt Sünde ist Gecreutziget, Gestorben md
„AufTerstanden, vnd gehet damit weg nach der Kirchen, vnd
„befiehlet die Thürme wider zu schliessen vnd verwahren^.
Am Schlüsse des Werks folgen noch zwei Beilagen miter
folgenden Ueberschriilen :
Diese Kecesse ynnd Statuten, halten die Rensaen
auch in jhrem Gottesdienste , welche ein Patriareh n
der Rlnsskow jhnen gestellet vnd fftrgeaeh rieben hat.
S. 685—688.
Etliche Fragstücken, welche ein vomehflier MSach,
mit dem Metropoliten zu grossen Newgarden soll ge-
halten haben. S. 689 — 695.
•
Anihoiiis Goeteeris.
1615. 1616.
Im Jahre 1615 fertigten die Hochmögenden Staaten ym
Holland eine ansehnliche Gesandtschaft nach Rosslaod und Sdiwe-
den ab; um auf Veranlassung des letztem Reiches die
eines Friedens zwischen beiden zu befördern und denselben
möglich zu Stande zu bringen. Diese Sendong
— 259 —
RiUer Reynhout van Brederode, Präsidenten - des hohen
Raihs' von Holland^ der in dem Reise-Berichte auch hSofig^ nach
seiner Haupt-Besitzung^ Herr van Veenhoysen genannt wird^
den Dr. Dircli Bas^ Burgemeister von Amsterdam^ und drai
Ritter Aelbrecht Joaohimi, Landes -Deputirten von Seeland,
denen noch AntAanis Goeteeris^^^j erster Thttrsteher des
hohen Rathes von HoUand^ als Reise -Schatzmeister beigegdmi
war. Diesem letzlern verdanken wir eine in Hollfindischer Sprache
abgefasste^ sehr interessante Beschreibung dieser Reise, welche,
weniger wegen der darin enthaltenen historischen und statisti-
schen Angaben 9 als wegen der Schilderung des damaligen Zu-
Standes des Landes ^ zu den merkwardigen Sltem Werken Aber
Russland zu rechnen ist. Diese Gesandtschaft kam nidht bis
nach Moskau^ konnte uns also auch gar keine Nachrichten Aber
diese Stadt und aber den Hof geben. Der Bericht Ober dieselbe
schränkt sich vielmehr auf die Beschreibung der Gegend ui^
Nowgorod und Staraja-Rnssa ein, wo die Friedens-Unterhand«»
lungen gepflogen wurden^ malt uns aber dafür mit Niederländi-
scher Genauigkeit die Schwierigkeiten und Entbehrungen, die
damals mit einer solchen Reise veAunden waren, und hat da-
durch ^ als Schilderung der Folgen des damaligen Krieges, da
Interesse gauz eigner Art.
Der ausführliche Titel dieser seltenen Schrift ist folgender:
Jovrnaol Der Legatie ghedaen inde Jaren 1615
ende 1616 hy de Edele^ Gestrenge, Hooehgheleerde
Heeren; Heer Reynhout van Brederode, Ridderi Heere
van Veenbuysen, Spanbroeek, Oostbnysen, Etershem;
Hobrede, ete. naedorbnndt Vry-Heiire tot Wetanberg-
231. Bei dem sonst so geDioen Btekmmmm^ LiUtr. 4, Ml Rfimhewehr,
Tk. II, S. 378 wird er Goe€9rm geBtant. b 8imek'$ F§rm. m» Mwm mmd tmmerm
iumd- mnd Rei$ebe§ckrHhmgem. Tb- l, S. 127 bdllt tr S9$§C9ri§.
- 260 —
lii'n, Prcsulont indcn Ilooghen Rade van Hollanilt,
ZoolniuK ende Vrieslandt; Dirck Bas, der Rechtra
Doctor ende Burghcmocstcr der Stede ran Amsterdaa,
ende nnderliandt Ridder; ende Aelbreeht Joaehiai,
Ridder, Heere (ot Oostcnde, in Oedekens Kereke,
Gliedeputeerdc's Landts van Zeelandt» ter Vergade-
ringlie vande Hooeh-gbenielte Heeren Stalcn Crenerael
derVereenichde Nederlanden: Te samen by de Hooeb-
gbemelte Heeren Staten Generael Toomoemty ai^e-
sonden aende Grootmachticbste Coninghen yan Swedea
ende Denemercken; mitsgaders aenden Groot-TorstTaa
Afoseovien» Keyser van Ruscblandt. Ende, namentKck
op den Vreden-handel (uscben den Hoocb-ghemeUeo Ga-
ninek van Sweden ter eenre, ende den Groot-Vant
van Moseovien ter anderer sijde. Inhoudende cart
ende waeracbticb verbael, vande seer selfsame ende
wonderbaerlicke gbesteltnisse des landts yan Rasch-
landt, ende de seer nioeyelicke ende beswaerlieke RajM
aldaer gevallen. Vereiert met vele verscbpjdene Capers
Figneren, aldaer naer Hieven Ar-gheeanterfeyl. Daar
Anthonis Goeteeris, eerste Deunvaerder ordinairia
den Hoogben Rade in Hollandt voomoemt; de^ Toor
Heeren Ghesanten Penningb-nieesfer, ende Diapeneier
iiide selve Reyse. In s'Graven-Hage. By Aert Meari&
Int Jaer ons Heeren 1619. In Qner-Qnarto. 157
Die 19 sehr mittelmässigen KupfersUche, welche
(heils in den Text gedruckt sind; stellen theils Ansichten, Ihdb
Volks-Gebräiiche dar «•».
232. Die Abbildungen S. 21 von Narira, S. 25 tob den Dorfe Sobtwa,
und S. 80 von der Zusammenkuna der Russischen nod SchiMIfCkas
saricn . fohlen in dem vor mir lieipenden Rxenplare.
- 261 —
Die Gesandten reis'ten am 27 August 1615 mit einem Ge-
folge von 42 Personen zu Schiffe von Amsterdam ab^ und lan-
deten nach einer sehr stOrmisdien und gefidmroUen See-Reise
am 14 September zu RevaL Nach einem Aufenthalte von vier
Tagen setzten sie die Reise von hier zu Lande nach Narwa
fort; wo sie am 22-sten anliameU; und im Namen des Königs
von Schweden ; welcher sich damals im Lager vor Pleskow be-
fand^ von dessen Kanzler^ Axel Oxenstierna, bewillkommt
und mit grosser Auszeichnung empfangen wurden. Die Anstallen
XU ihrer Weiterreise zu Lande hielten sie hier bis zum 12 Octö-
ber auf; und bei ihrer Abreise eriuelten sie von Seiten des
Königs^ Jeder einen Reisewagen mit zwei tüchtigen Pferden be-
spannt. Der Weg ging nun bei dem schlechtesten Wetter und
dem furchtbarslen Wege^ wobei der Verfasser besonders unaus-
sprechlicher Knappe! -Braclien^" erwAhnt^ md durch wOste
Gegenden ; welche durch die Raubzüge der Kosaken sehr unsi-
cher waren ; und wo die Reisenden aus Mangel an Obdach die
Nachle Tast immer im WaldC; oder höchstens bisweilen in halb-
zerstörlcn klustern zuzubringen genöthiget waren. £inmal ge-
rielhen sie so^ar in die augenscheinlichste Lebens - Gefahr^ als
ihr Weg sie über eine Fioss-Brücke führte^ die in so schlechtem
Zustande w ar^ dass der Wagen des ersten Gesandten ins Wasser
stürzte^ und dieser nur mit grosser Anstrengung gerettet werden
konnte. Endlich kamen die Reisenden unter Mühseligkeiten und
Besdnverden aller Art am 25 October nach Nowgorod^ das sich
damals in den Hunden der Schweden befand; und wo sie von
2J3. „Ken scer moeyelicke ende bynt onuytopreeckeUckeKMppd-Bnifglie,
„de iki bevonden niet argher le connen weseo, se\h alirtert dti die den weeck
.naer de Iklle tue leyde". Diese Turchlbare KofippeU Brücke hat der Verfasser
auch noch abbilden lassen, wobei er aber binzuietzi, dass das Bild Bur eioea
M:hi\achen begiilT von ihrer AbscbeolicbkeU gebea ktaat.
- 263 —
Bart^ trug eine >^eite Kleidung^ deren Farbe und Stoff in der
Dunkelheit nicht zu unterscheiden war^ und stützte sich Allers
iregen auf einen Stab. In seiner Nähe standen und beschfilUgtea
sich mehre Mönche ; von denen einige auf dem Kopfe eine Be*
deckung in Form eines Tellers trugen. Der Metropolit; der ihnen
in dieser Umgebung i^ie eine Erscheinung vorkam ^ empfing sie
sehr freundlich und bediente sich zur Unterhaltung eines Russi-
schen DolmelscherS; während die Gesandten dabei ihren milge*
brachten Mittelsmann^ Namens Gerrith van der Heyde^ ge-
brauchten. \> ährend der Unterredung trat der Russische Bojar^
Fürst Odojewskij herein, auf dessen Veranlassung bald alle
Schweden sich zurückzogen und sie allein liessen. Endlich beur*
laubten sich die Gesandten , sehr zufrieden mit ihrer Aufiiahme^
aber noch mehr froh darüber^ dass sie wieder ans helle Tages-
licht kamen -^'\ Die Gesandten sahen ferner in dem Kloster des
heil. Antonius den, etwa 3 Fuss im Durchmesser hallenden Stein^
auf welchem der genaimte Heilige die Reise von Rom nach Now-
gorod zu Wasser gemacht haben soll^^ß.
Am 12 November verliessen die Gesandten Nowgorod, und
setzten ihre Heise bei strenger Kälte, unter einer sehr feierlichen
Begleitun;,^ der Kussischen und Schwedischen Befehlshaber^ zu
Schlilleii nach Slaraja-Kussa fort. Ehe sie diess aber erreichen
konnten, ^eriethen beide Gesandte abermals in grosse Lebens-
(ielahr, indem ihre Schlitten auf dem lUnen-See durch das Eis
2s:i. JieblitMi den Metropolijl aldaer inde duysterheit gelaten. eend« syn
.wediToni iiui iirool verlaiiijen ende blijlschap naer'l Üchl gegaen*'.
dU^. K> Ist njerk\\ürdig, dass die Gesandten bei ihrem langen Aufent-
halte in Now;;<iro t u>cht auf die merliwürdigeu , sogenannten Aorwv« sehen Thfiren
dvr St. Sophien Kirche aufmerksam gemacht vurden.
— 26* —
brachen. Ein gleiches Unglück traf die Fahrzeuge^ woratif sich
ihr Gcpäcke und Proviant befand^ doch iirurde aOes mit vieier
Anstrengung gerettet^ und die Reisenden schitzlen sich glücklich^
das Ufer zu gewinnen, wo sie die Nacht unter Hanger und Frost
im Freien und in steler Gefahr, von Bären und Wölfen ange-
fallen zu werden, zubringen musslen. Den Tag darauf kamcB
sie nach Slaraja-Kussa, welche ehemals sehr blühende Stadt sie
durch Feuer verwüstet und verödet fanden. Hier und rings jb-
her herrschte das furchtbarste Elend, wovon einige sdianderhafie
Beispiele angeführt werden. Die Salz - Werke, weldbß *m
Friedens - Zeilen dem Grossfflrstlichen Schatze einen Ertrag von
40,000 Rubeln gegeben hatten, waren durchaus zerstört Der
dortige Schwedische Commendant, Franz Duck er, nahm die
Gesandten so gut auf, als es unter den damaligen Umständen
möglich war, und liess, bei ihrer Weiterreise, da sonst darchans
keine Pferde zu bekommen waren, einige Pferde seiner Reiter
vor ihre Schlitten spannen, die sie gegen Abend nach eiam
ganz zerstörten und menschenleeren Dorfe brachten. So reis'tei
sie drei Tage auf der Wolga fort, wo sie einigemal durch das
Eis brachen und dann, um sich und ihre Sachen zu Irockneiy
ein hier und da am Ufer verödet stehendes Haus anzundei
musslen. Die Nächte brachten sie in verwüsteten Dörfern zu, vo
sie die Stuben erst von den Leichnamen ihrer ermordeten frühen
Bewohner reinigen, und dann doeh, des unerträglichen Gestaato
wegen, der grinmiigen Kälte wigeachtet, im Freira sdilafto
musslen. Endlich kamen sie, SAIeilen von Star^^a-Russa, nach
einem ebenfalls verwüsteten Dorfe, Namens Milagona, wo sie
zu ihrer grossen Freude die Schwedischen Friedens-Commissarioi
vorfanden, nämlich den Ober-Feldlierrn, Jacob de la Gardie,
den iMarschuli und Reichs-Rath Friedrich Hoorn, den Stall-
halter von Wyburg^ Arffwe Thonuisson, und den Secretair,
— 265 —
Mons Martcnsonss''. Die Holländer blieben inMilagona^ wo
sie sich nothdürilig einzurichten suchten ^ und die Schweden in
Ronianowo^ einem Dorfe in ihrer Nähe. Beide waren in bestän-
diger Unruhe wegen der Bären und Wölfe, die im Gefolge des
Krieges diese Gegend überschwemmt hatten, besonders aber
wegen der herumstreifenden Räuber -Horden, unter denen ein
gewisser Lisowski, der an der Spitze von 2000 Reitern in
einem Umkreise von 40 Meilen Schrecken verbreitete, und von
dem man glaubte ^ er treibe sein Wesen unter dem Schutze der
Polnischen Regierung, um die Friedens - Unterhändler in ihrem
Geschärie zu stören. Am Tage nach ihrer Ankunft in diese
Gegend traf auch der Englische Gesandte, John Merrick"«,
als Friedens -Bevollmächtigter, ein, und nahm seine Wohnung
auf dem nahe gelegeneu Gute eines Russischen Edebnannes. Die
Russischen Bevollmächtigten waren Knäs Daniil Iwanowilsch
Meschtscherskij, Nikolai Nikititsch Now^ssiUzow"» und
der Üjak Dobrin Ssemenow, nebst zwei Dobnetschern. Sie
hatten /u ihrer Bedeckung eine Compagnie Schützen zu Fusse
und 300 iMann Reiterei, nebst einem Corps von 200 Reitern,
die in der iNähc im Walde versteckt wurden, woran die Schwe-
den cinij^H's Vergerniss nahmen. Die Ausrüstung der Russischen
ReikT kam den Holländern sehr ungewöhnlich vor. „Sie hatten,
sagt (MüeteeriSj einen Bogen, der in einem Ueberzuge an
;, einem Bicmcn hieng^ um den Hals links einen Köcher mit
^Pfeilen, und neben demselben einen breiten Säbel; rechts unter
2M. Derselbe, von welchem wir einen Bericht über die RaUflcirung des
/u Stoiho\>a ab:;eschlossenen Friedens haben. S. den folgenden AofsiU.
2 ib. >N ahrsclieiiilich der uämliche, der schon 1598 als Englischer Ge-
fcdiidler III Kij>s|arMi war. S. oben Bd. I, S. 477.
2S'}. Im Holländischen Originale i^ird er Mikaiai NikUin$om AQPojpcemote
;;i'(ijnnt.
— 266 —
;,dem Sattel sah man eine lange Flinte^ und links einen Pdlasch,
„der so gross war^ dass man ihn nur mit beiden H&nden fShrai
„konnte; dann noch ein Paar Pistolen am Sattel befestigt; ud
„gewöhnlich eine kurze ^ dicke Peitsche an der Hand hingend*.
Auch flel den Fremden die reiche Ausrüstung der Pferde bd
den vornehmen Russen ^ so wie ihre Gewohnheit auf^ an den
Sattel eine kleine Paucke zu haben ^ worauf sie auf demMaisde
fleissig scldugen.
Nach den ersten Begrüssungen^ von denen uns Goeleerk
Tag iiir Tag jeden Besuch und jede Höflichkeits * Bezeiginig
genau berichtet ^ fmgen die BevoUmSchtigten an^ sich Aber die
ersten Grundlagen des Friedens-Geschäftes zu besprechen^ wobei
sich sogleich zwischen den Russen und Schweden sehr lebbiAe
Schwierigkeiten; über die ihren Souverainen zukommenden TÜd
erhoben. Unterdessen wurde den Hollandischen Gesandten eiie
einigermassen weniger unbequeme Wohnung^ drei Meilen voi
ihrer bisherigen^ in dem Dorfc Gleboa^ angewiesen^ wohin sick
dieselben am 17 December aufmachten. Von hier aus begab«
sie sich täglich zweimal bei der strengsten Kälte im Schlitten n
dem Englischen Unterhändler ^ wo die vorläufigen BesprechuQgei
gemeinschaftlich gehalten wurden. Dazwischen bewirlheten sicfc
die Gesandten unter einander ^ so gut es die Umstände in der
menschenleeren Wüste erlaubten^ wobei die Küche der Russoi
den Holländern nicht sehr behagt zu haben scheint **^ Die
Conferenzen rückten sehr langsam vorwärts ^ und stiessen anf so
viele Schwierigkeiten^ dass sogar die Zelte ^ die schon zur ge-
meinschaftlichen Vereinbarung in der Nähe der Russischen üw-
missarien aufgestellt waren ^ wieder abgebrochen wurden. Ead-
lich näherte man sich gegenseitig; so weit, dass die 2elie •■
240. üoeteeriB sagt p. 73: es war für sie «eine sellsiMfl cokillit^.
— 267 —
i2 Januar i^ieder gestellt werden komiteO; wcribd wieder Croti
der furchtbaren Kilte und aller andern ongflnstigen Umslfnde,
eine so grosse Eliquette und Vorsicht beobaoittet wurde, daai
sie ^ als ein Beilrag mm diplomatischen Ceremonel jenw Zettan,
hier wohl eine besondere Erwähnung verdienen. Jede Abtheflnng
der vier Bevollmächtigten hatte fünf durch Vorhänge geschlossene
Zelte, in deren Mitte ein grosser Tisch so gestdlt war, dasi
Jeder, unmittelbar beim Heraustreten aus seiner Abthalung, vor
der lur ihn bestimmten Seite des Tisches stand, welcher der
Länge nach durch einen kleinm Vorhang getheitt war, damit
8io sich nicht einander sitzen sehen konnten ^^K Der Fassboden
war mit grossen Bären -Fellen bedeckt, was aber bei der ans«-
serordentlichen Kälte wenig half. Der ganze von den Zelten
eingenommene Platz war mit Russischer Reiierei wigd>en. Jeder
Friedens-Commissair hatte seinen Dolmetscher neben sich stdien.
Da sie sich wegen der Vorhänge nicht seheo konnten, so frag--
ien die Russen den Schwedischen Feldherm ob er Pistden bei
sich trage ^ worauf mit Nein geantwortet wurde, und darauf:
ob er mit seinem Seiten-Gewehr erschienen sei, welches er be-
jahete. Darauf wurde der Vorhang weggezogen, und die beiden
feindlichen Anführer^ die sich zwar lange bekriegt, aber nie
zuvor einander gesehen hatten , standen nun einander gegenäber,
und reichten sich unter sehr verschiedenen Empfindungen die
Hand 242. vorauf man sogleich die Verhandlungen anfing. Doch
schon wenige Augenblicke nachher entstanden zwischen betden,
wegen der ihren Monarchen zukommenden Titel so grosse
Schwierigkeiten, dass der Graf de la Gardie auftprang, um
2 VI. „Dal sy, hcisst es, malcanderen iDt siden nial sien conden*'.
2V2. ^Ooch niet, heisst es in dem Berichte, soader groote veraenderinse
;Ctide tiuTcklickc aKeratie ten weder sydea*.
— 268 —
die Versammlung zu verlassen^ und alle weitere Unterhandlungci
abzubrechen. Indessen gelang es endlich den fremden Vennill-
lern^ beide Partheien zu verständigen. Man arbeitete nun noch
zwei Tage 9 jeden Tag sechs Stunden hinter einander^ bis die
ganz unerträgliche Kälte sie endlich zwange die Zelte m ver-
lassen ^ und sich nun in der Wohnung des Englischen Botschaf-
ters zu versammeln. Hier kamen sie vom 15 Januar an tiglich
zweimal zusammen und setzten ihre Arbeiten bis Aofimg Hin
fort. -
Unterdessen konnten die Wirkungen der grossen Kfilte vi
aller damit verbundenen Beschwerlichkeiten nicht ausbleiben Die
Gesandten litten an Entzündungen und Colikeu^ und ihre Lerie
an den Folgen des Mangels und der ungewohnten und wg^
Sunden Nahrung. Ebenso fehlte ihnen am Ende das Heu^ das
in dem verwüsteten Lande aus Finnland weit musste hefgdiol
werden ; wobei viele Leute von den Wölfen gefressen wnnks,
und ein grosser Theil ihrer Pferde starb vor Hunger. Ihre
Dienstboten fmgen aus Mangel und Verzweiflung an zu sldiki
und wegzulaufen^ so dass man sich genöthigt sah^ zwei^ die
wieder cingefangen wurden^ zum abschreckenden Beispiele filr
die Andern^ mit dem Strange hinzurichten. Dabei nahm die
Kälte noch immer zU; so dass es oft sogar unmöglich war, die
Lebensmittel aufzulhauen und zu gemessen^ und es gab kam
mehr in den Zimmern Mittel; sich vor Erfrieren der Gliedmassci
zu schützen. Endlich fassten die Holländischen Gesandten dei
EntsclilusS; sieh dieser traurigen Lage zu entreissen^ um so
mehr^ da sie die Russen im Verdachte hatten^ als ob es dieiei
an gutem Willen fehlte ^ das Friedens -Geschäft zu fördern und
das Ungemach der Vermittler zu erleichtern. Sie trafen also
Anstalten ; ihr Dorf zu verlassen ^ und hatten schon einen Thea
ihres Gepäckes nach Nowgorod abgeschickt; als sie von im
— 269 —
Russischen Befehlshaber dringend auffordert wnrdeni nor noch
kurze Zeit zu bleiben und die Geschäfte gemeinschaftlich mit
dem Englischen Unterhändler zu Ende zu bringen. Darflber
vergingen wieder zwei Wochen, während welcher ihre La^ so
bedenklich wurde, dass sie wieder Vorbereitungen zur Abreise
machten y an welcher die Russen sie abermals durch Bitten und
Versprechungen zu verhindern wussten. Endlich erreichten die
Verhandlungen ein Ende, und am 4 März konnte ein Waffenstillstand
auf drei Monate zwischen Russen und Schweden abgesddossen
und unterzeichnet werden. Die HoOänder eilten nodi an dem
nämlichen Tage einen Ort zu verfassen, wo sie beinahe zwei
Monate unter beispiellosen Leiden und Entbehrungen hatten zu-
bringen müssen, während sie bei der Abreise aus ihrem Vat^-
lande sich wohl schweriich die Ungeheuern Opfer als möglich
denken konnten, mit welchen sie die schöne Rolle von Friedens*
Vermittlern erkaufen sollten.
Bei der Schwedischen Gesandtschaft, welche mit den Hol-
ländern zu gleicher Zeil abreis'te, bedienten sich eim'ge Soldaten
der Schnee-Schuhe, welche 6 bis 7 Fuss lang und eine Hand
breit waren.
Am 8 iMärz kamen die Reisenden nach Nowgorod, wo
sie sich Treulen^ wieder unter Menschen zu kommen, mit
denen sie reden jjnd bei denen sie einige Pflege erwarten konn-
ten. Sie Tanden hier übrigens noch grosses Elend, und sahen
die iMenschen täglich vor Hunger und Kälte auf den Strassen
sterben. Die Leichen wurden ausserhalb der Stadt in eine tiefe
Gnibe geworren^ und man erzählte den Fremden, dass während
dieses Winters hier gegen 18,000 Menschen auf diese Art um-
gekommen und weggeschafft worden wären. Hier hörten sie
duch noch viele Züge von der Grausamkeit erzihlm, mit weldier
— 270 —
der furchtbare Iwan Wassi^ewitsch, dessen Bfldoiss (Conter-
feylsel) sie in einem der ihnen im Schlosse angewiesenen Zimmer
sahen ; die Nowgoroder im Jalire 1569 bestraft^ und unter an-
dern 1700 der vornehmsten Bürger; und mit ihnen Mönche und
arme Leute in den Woichow hätte werfen lassen. Am 1 7 Min
verliessen sie Nowgorod wohlversorgt und mit einer starkes
militiurischen Begleitung ^ worunter sich auch zehn französische
Reiter befanden ^ und erreichten am 22-sten Narwa. Hier blie-
ben sie fünf Tage^ und kamen dann^ noch immer in SchliUeB
und mit ihren ausgehungerten Pferden^ in kleinen Tagreisen, Aber
die Ortschaften Peers ; Warry^ Tolsburg und Kolko am 2 Aiirfl
nachReval; wo sie stattlich bewirthet wurden, und, imVergleieh
mit ihren äberstandenen Drangsalen, im gelobten Lande zu sein
glaubten. Nach einem Aufenthalte von etwa 4 Wochen ver-
liessen die Gesandten Reval^ und traten in Folge einer an sie
ergangenen Einladung des Königs von Schweden, die Reise zv
See nach Stockholm an, wo sie am 29 Alai ankamen. Uier
wurden sie von dem jungen Könige Gustav Adolph an& eh-
renvollste empfangen und für ihre Bemühung umZustandebringung
des Friedens ausgezeichnet belohnt. Der Herr van Veenhuy-
scn erhielt nämlich das grosse Landgut, Schloss Wesenbeig,
erb- und eigenlhümlich zum Geschenke, und eine goldene Me-
daille mit des Königs Bildniss und mit grossen Diamanten beseUl,
an einer reichen Kette um den Hals zu tragen. JDer Burgemeislcr
Bas und Dr. Joachimi wurden zu Rittern geschlagen, und er-
hielten^ wie das ganze Gefolge^ goldene Medaillen an Ketten
zu tragen y und den drei Gesandten zusammen wurden nooh, als
ein Landes-Produkt, 100 Scliiff-Pfund Kupfer geschenkt. Nach
einem in fortwährenden Festen verlebten Monate veriiessen sie
Stockhohn auf einem für sie eingerichteten König]. Kriegs-^chiffe,
um sich nach Lübeck zn begeben ^ wo sie am 21 JaU
_ 271 —
Von hier setzten sie ihre Reise nach Holland zu Lande weiter
Tort y und trafen endlich am 2 August m'eder in Amsterdam ein.
4i.
Mens Martensohn Palm.
1617.
Im Jahre 1617 wurde eine feierliche Schwedische Gesandt-
schaft, zur vollständigen Vollziehung des zwischen Russland und
Schweden zu Stolbowa geschlossenen Friedens nach Moskau ab-
gefertigt. Sie bestand aus dem Reichsherm, Baron Gustav von
Steinbock^ zu Cronebeck und Gerestein^ und dem Hofgerichts-
Beisitzer Jakob Jakobsohn Bafit; denen ein Königl. Beamter^
Naniens Mons Martensohn Palmy als Secretair zugegeben
war 243. Von diesem Letzlern haben wir in Deutscher Sprache
einen Bericht über den Empfang und Aufenthalt der Gesandten
in Moskau, welcher den Titel führt:
Aussfiihrlichcr vnd wahrhafftiger Bericht, was vor
ein Prozess, so wol bey I. K. Mayest von Schweden
an den Grossiürsten in Moscow Gesandten audieuz am
3 Maij, als bey der Creutzkttssung am 18 Jnnij ge-
halten worden.
Dieser Bericht befindet sich in einem Werkchen, wo man
ihn kaum erwarten sollte, und dessen ausführlicher Titel also
lautet :
Itinerarium oder aussfiihrlicber Bericht, Welcher
^estalt Ihre Königl. Mayest. von Schweden vnlengest
2\3 Per auch schon in den Jahren 1615 und 1616 mit einer Schwe-
dischen fiesandtschaft zur Vorbereitung dieses Friedens in Rasslind gewesen war.
S den nächst vorangehenden Artikel.
— 272 —
Ahgcsaiulier an die Durcbleachtigsic, Grossmeehtige
Könige, von Gross Britannien ynd Dennemareken, wie
auch an die Iloehraögendc Herrn Staaten, der verei-
nigten Freyen Niederlanden, Herr Johau Skjtte ans
Scfhweden nach Dennemarcken, von dannen nach Hol-
landt, endlichen nach Engellandt verreiset, vnd wie
ihine seine Ambassade abgangen, anch was sieh ßr-
nemblich bey den Höchstg. Potentaten vnd Herrn da-
zumahl zugetragen. Neben gründlicher Besehreibnng
der Orthen, Stadt vnd Flecken, was in denselben saa-
derlich zu sehen, vnd wie weit sie von einander ge-
legen etc. Neben Drey andern newen Tracttttlein: Das
Eine Ist ein Process, welcher so wol bey L K. May.
von Schweden an den Grosstiirsten in Myscow Gesand-
ten audienz am 3 Maij, als bey der Crentzküssung am
8 Junij gehalten worden. Das Ander Ist im gleichen
ein Process, welcher bey dem Rfissischen Gesandten
an I. K. Mayest. von Schweden den 28 Jnnij zu Stoek-
holm gehalten worden. Das Dritte Ist von der RBssea
oder Mnscowiter Religioni Ceremonien, Gesetzen, Po-
licey, vnd Kriegshandel, wie auch von des Landes
bescbaficnheit. In Druck verfertiget, Dnreh Petnua
Jansoninm. Gedrucket zu Hamburg, im Jahr 1619. 4«.
Warum die auT dem Titel genannten drei TracUNlein, hier,
wo von Russland gar nicht die Rede isi^ angehingt, und wie
diese Aufsätze überhaupt in die Hände des Herausgeben der
Skyt leschen Gesandtschafls-Reisen gekommen suid^ dar<tt»er er-
halten wir gar keine Nachricht. Sie sind dem Hauptwerke wä
Torllaufender Seitenzahl^ von S. 53— lOi^ beigef> und
wahrscheinh'ch alle drei den 3Ion8 MartemsoAm Palm
Verfasser.
— 273 —
Der erste Bericht ist sehr korz und nimmt nnr die Seilen
53 bis 64 ein. Er enthält nichts fibcr die Reise der Gesandten
und ihre Ankunft in Moskau, sondern fiingf gleich mit der Au-
dienz bei dem Grossrorslen an , welche am 3 Mai statt hatte.
Die Gesandten wurden dazu in ihrer Wohnung von zwei vor-
nehmen Beamten abgeholt, und begaben sich zu Pferde durch
eine Reihe aurgestelller Strelitzen nach Höre. Im Vorsaale, ^^ein
^nichl sonderlich gross gewelle^, wie es hier heisst, fanden sie
eine grosse Menge Bojaren an den Winden nmhersitzend^ j^so
„alle mit gfildenen Stucken angethan, vnd grosse, hohe, *(toch
^ nicht recht schwartze FuchsmOtzen auffbatten^, und sich nur
von ihren Bänken erhoben, wenn des Grossfiirsten, oder des
Königs von Schweden Name genannt wurde. Als die Gesandten
in den Audienz-Saal getreten waren, wurden sie von dem Okol-
nitschySsemen Wassiljewitsch Golowin aufgefordert, „was
„sie vor S. Z. Mayest. zu bringen hätten, sollten sie Jetzt thnn^,
und nun nahmen sie erst ihre Hüte ab. Der Baron Steinbock
wollte, um seine Anrede zu halten, einige Schritte gegen den
Grossfärsteii vortreten, wurde aber von dem Dolmetscher, oder
Tolck, wie er hier genannt wird, HansHelms daran verhindert,
und musste an der ihm angewiesenen Stelle stehen bleiben. Der
Grossfürst war, wie es in dem Berichte heisst, „ein Junger Herr
„von 20 Jahren, mittelmessiger Statur, zimlich weiss vnd ftUlig
„im Gesichte, auch feist an Leibe ^. Nachdem der Gesandte
seinen Vortrag gehalten hatte, machte der GrosslÖrst eine leichte
Bewegung mit dem Kopfe, „sein Haupt aber thete er niemals
„entblössen, denn er die Reichs Cron auff hette, welche Ihme
„auch selber abzunehmen, dem ansehen nach, fast vnmflgUch
;• gewesen''. Darauf nahm der zweite Gesandte das Wort, und
sprach von dem Stolbowa'schen Frieden, worauf Palm zum
Schlüsse hinzufügte, dass sie von ihrem Könige abgeschickt wären,
n. 18
— 274 —
um die Kreuzkussung^ oder Bestfiügung, des Fiedens-Trakiats
iDitanzusehen und die schriftliche Ausfertigung darüber in Empfiaf
zu nehmen. Hierauf befragte der GrossiSrst die Gesandten nack
ihrer Gesundheit^ und reichte ihnen seine Hand^ die sie aber
gegen die hergebrachte Gewohnheit nicht küssten, und daan
wurde eine mit einem Teppiche bedeckte Bank für sie g^ndt,
worauf sie sich setzten und dabei ihr Haupt wieder bededtei.
Nachdem auch das Gefolge der Gesandten seine Verebning beuigl
hatte ; kündigte ihnen der Kanzler an^ „dass der Grosslttrst sie aft
„seinem Zarischen Essen begnadigen vnd ihnen zoschicken woite'i
worauf sich die Gesandtschaft wieder unter der vorigen B^|iei-
tung in ihre Wohnung zurückzog. Bald darauf folgte Anen
dahin aus der Grossfurstlichen Küche eine Mahlzeit von 120
Schüsseln ; welche eben so viele Hof-Bediente trogen.
Hierauf folgt S. 58 eine ausführliche Beschreibung der 1
düng des Grossfürsten und seines Thrones ^ und der ihn
benden Pracht^ welche mit der von PetrejnS; S. 553, ge|e-
benen^««^ in den meisten Stücken genau Übereinstimmt.
Am 10 Mai wurden die Gesandten abermals nach Hob
beschieden ^ wo sie zwar dem Grossfürsten wieder voigealdl,
aber bald darauf ihrer Geschäfte wegen an dessen Rilhe
wiesen wurden^ mit denen sie in der Folge noch filnf
zen hatten. Endlich erfolgte am 18 Juni die feieriiche
giing des Friedens - Instruments ; deren BesohreibQn^ wir
weil sie sonst nicht vorkommt^ in einem ausfObriiGhem
geben. „Nachdem^ heisst es hierüber S. 59, die Gesandten ii6
„reverentz gethan^ vnd des Grossfflrsten Cantiler sdne
„vorbracht, vnd der Creutzküssungs Schrilft Olratlioh
„vnd dieselben in einer Gülden Schüssel auflT ein Reassisch BM^
2U. S. oben S. 25« n. 252.
— 275 —
„vnler ein Crcutz^ so von Golt vnd Edel^estcinen gemacht^ ge-
siegt gehabt^ Wie auch nachdem der Grossfärst selber kürtzlidi
„seine rede stehendt beschlossen: Nemlich das laut dem auffge-
„richlem Friedensvertrag er alles auffrichtig halten wolle ^ vnd
lySich dessgleichen von L K. Mayst. versehe. Da neigte er sein
jyllfinpt; vnd liess die zween vomembste des Reichs Rihte KnAs
„Feodor Iwano^ritz Mistifslofsky die Crone von seinem HtuptC;
;,vnd Knäs Iwan Michaelowitz Woratinskoy den Scepter nehmen.
9 Der Cantzler aber ermahnte die Gesandten ^ das sie mit fleiss
„daranif sehen solten^ wie S. Z. Mayest. das Crentz kflsseteB,
„vnd trat der Grossf. von seinem Zariscben Stuel dnen aohift
„fort; legte sein Angesicht auff das Creotz^ vnd kässete darnach
9 dasselbe, wie es sich ansehen lies^ mit sonderlicher devotion.
„Nach Verrichtung dieses , sagte der Grossf. selber zu L K. M.
„Gesandten : Nun habt ihr gesehen^ das wir das Crenlz gekässet
„ haben ^ vnd alles zuhalten ^ was zwischen vns grossen Herrn
„Zam \7)d Grossr. Michael Foederwilz aller Reussen Samodersetz,
„vnd vieler Herrschafllen Herr vnd Obladatel^ vnd vnserm viel-
„ geliebten Bruder ewern Herrn dem Grossmechtigen König Gustavo
„Adolphe in Schweden etc. in dem auiTgerichten Contract be-
„schlössen worden^ vnd liess sich damit die Crone wider auff-
„setzen, wie auch den Scepter wider geben, vnd satzte sieb
„wider in seinen Zarischen Stuel; der Cantzler aber nam di6
„Creutzküssungs schriffl, trat darmit dem Grossf. zur rechtefli
„\Tid Torderte die Gesandten heran zutreten, vnd vberreicheta
„ihnen dieselbe vor S. Z. Mayest. Gesicht. Gleichmessig wird
,,auch mit vberiiererung des Grossfärstl. Antwort Schreibens pro-
„cediret, vnd den Gesandter nach gedachter Schrifilen empfahmig
„wider zu sitzen geheissen^. Bald darmf entliess sie der Gross-
färst gänzlich, \iilnschte ihnen eine glOekliobe Rflckreise md trog
ihnen einen Gruss an ihren HMgy^^sdnen vidgeüeblaii Bmder'
18*
[•
— 276 —
nur. Als die Cicsinulton sich von dem Grossfiirsten beuriaubtea^
reichte er ihnen, wider die Gewoiniheit, nicht die Ilatid^ „vicl-
., leicht, sagt der Uerichl, auss vrsachen, dass sie ihme die Haiid
;,bey der audienlz am 5 iMay niciil gekusset^. Kaum i^aren
sie in ihre AA'ohnung zurückgekehrt, als ihnen auch wieder aus
der Grossfürstlichen Küche eine stattliche Alahlzeit überbracU
wurde. Zwei Tage darauf sandte ihnen der Grossfurst ein, nie
es scheint, nicht sonderlich reiches Geschenk an Zobeln, schwar-
zen Füchsen und Mardern, und Tür ihre Dienerschall 50 Rubel
an Gelde, >voraur sie am 21 Juni abreisten. Ihr Aufenthall in
Moskau hatte 3^2 Monate gedauert, wfüirend welcher Zeit sie
nie allein ihr Haus hatten verlassen dürfen.
Die zweile kleine Schrift, S. 62 — 64, führt den Titel:
Warhaffligrr Bericht, was vor ein Prozess hcj den
RU.ssischeii (jesandten an Ihre K. Mayest. von Schwe-
den d. 28 Jnnij zu Stockholm gehalten worden. Sie
ist ^vahrscheinlich ebenfalls von 3lons MarlensoJkn Palm^ und
enthält die Beschreibung der Bestätigung des Friedens von Stol-
bowa durch den König Gustav Adolph, welche am geoannlen
Tage 1617 in GegenAvart der dazu nach Schweden abgefertigten
Russischen Gesandten, Knäs Feodor Pelrowitsch Baria-
tinskij, Ossip Jakowlewitsch Pronzusew und d^ Djak
Bogdan Kaskin, die am 5 Juni ihren solennen Einzug in die
SchAvedische Hauptstadt gehalten halten, in der Stadt-Kirche mit
grosser Feierlichkeit erfolgte.
Das dritte hieher gehörige kleine Werk, welches ebenüdis
\on Palm herzurühren, und das Resultat seiner Beobachtongeo
und Erkundigungen in Russland zu sein scheint^ obgleiGh
— 277 —
hier die Benutzung des Petrejus >«» unverkennbar ist, filhrt dj^
Ueberschrifl : Traetat, Darinn, wie w6bl kürizlicb, doch
ausnUirlich, des MoscoTiteii oder Russen Religion, Ce-
remoiiieii, Gesetzen, Polizey vnd Kriegsbandel, wie
auch des Laiidts bescbafienheit beschrieben wird. S.
65 — 104. Es isl in 32 kurze Kapitel abgetheilt^ von denen
Kap. 1; 3—10 von der Religion und ihren Dienern; Kap. 11,
12 von den kirchlichen Ceremonien; Kap. 19 und 21 von den
Gesetzen ; Kap. 20 von der Polizey; Kap. 29 — 32 von den
Waffen und dem Kriegswesen; Kap. 2, 22 — 28 von der Lan-
desbeschaffenheit; und Kap. 13—18 von den Sitten und Gebrfia-
eben der Einwohner liandeln. Da die hier nülgetheilten Bemer-
kungen zum Theile \veniger bekannte Dinge enthalten^ so f&hre
ich hier einige derselben an.
S. 70 heissl es, bei der Kleidung der geistlichen Personen:
„Die Uischoiren tragen einen langen schi^arizen Mantel vber den
„Kock, der an jegHcher seilen der Brust 3 weisse Seydeno
^(luästen liul, welche gellochlen sein gleich als ein fliessent
„Wasser, womiit sie zu erkennen geben, das auss jhrenllertzen
r\wl 3Iund( Hrünlein des Glaubens tliessen^.
S. 83 bei den Hochzeit -Gebräuchen: „Dasselbe geschieht
.nicht ohne beynehmung der aller erfahrnsten Zauberer, die sie
^finden kuniien, deren eine grosse menge in diesen Landen sein,
^Mid dieweil sie oinmahls eins dem ander durch Ilass vnd neid
.gross lejdl anihun, vnd solches gemeiniglich durch Zäuberey,
.so (rächten sie dasselbe allermeist zu thun an Zeiten ihres
.Beehliuiiiii^^>.(a<jrs, damit sie vnler den newangehenden Eheleuten
jr» N.iiiilirii dts Schwedischen Originals, denn die dcalhche Bearbeitung
erschien < t>i ein Jahr später als das SA'^ie'sckt iimerwHmm*
— 278 —
;,vn(l iliren rreunden Zwietracht machen. So nun der Breutigam
„vnd die Braut selbst eine Zauberin mithaben^ so bleibt dien
;, allzeit bey ihnen gegenwertig; vnd gebraucht solche praeser-
^jvativen^ das sie von andern nit leichtlich gehindert oder be-
2, schädiget werden können. Vnd ob sie schon darnach traditeB
„ihre zäubercy nis AA'erck zustellen^ so wissen gleichwol die aa-
„derC; als welche die meiste erfahrung haben^ dieselbe zuoer-
„hindern vnd kratülos zumachen^.
S. 91 heisst es von der Bestrafung des Diebstahls: ,Dei^
„jenige; welcher nicht viel gestolen hat; wird allein mit Geisseb
„aufT sein Gesess gegeisselt; steckende sein H&upt zwischen die
„Beine des jenigen ; den er bestolilen hat. So ^ber der Dieb-
„stal gross ist; der sich einiger weiss zum nachtheil des Keyseis
„streckt; so wird er wol mit dem Todt geslrafll; vnd sokbes
„meistenlheils mit ertrencken in den Flüssen ; vnd des Winteis
„in einem Fass vnter das Eyss zu stecken; bissweiln aach,
„doch sehr selten; an einen Baum zuhängen^.
S. 96 sagt der Verfasser; indem er der heftigen Gewitter
erwähnt: „Sie haben alda zu Landt viel Stein, langwerflig; vad
„auir bey den seilen spitzig; welche sie sageU; dass es Donner-
„ stein seiU; welches doch der warheit nicht gemess ist, vnan-
„gesehen, das viel aussländische ihnen darin gegliabt haben*.
S. 98 wird der Caviar, „die Cüyt von dem Stör*, nd
seine Verschiffung nach Italien beschrieben; und unter den Flnss-
fischen der „Schiuck; Praxen; Mancarpen und Qoavael* Erwik-
nung gelhan.
S. 99 wird von den Schnee-Schuhen und ihrem Gebraache
bei Winter -Feldziigen gesprochen. Es heisst nimlich von des
feindlichen Einiallen: „Aber gegen dieses haben die Russen ei-
gnen fundt, welcher; so er recht vnd mit voDen moth insWeitk
— 279 —
j^gestell würde, ihre Feinde alsdemi niciu alleia von dem infall
j^m rück hallen^ sonder auch dieselbe ^ so sie in dem Laude
ySein, ein^rickeln, vnd nacik ihrem willen vnterdrficken kundten«
„Dasselbe aber geschieht solcher geslall. Sie hoben Höluerne
„Scheiben, vngefehr sieben Fuss limg^ vnd ein spann breit^ \on
„vnlen aber eben vnd glat. Diese binden sie vnter ihre Fasse,
„vnd lauffen damit vber den Schnee, darin sie nit einmal sin-
„cken, vnd zwar mit einer solchen geschwindigkeil, dass es zu
„verwundern ist. Vnd ob schon elliche tausenl von dem Feind t
„auff den gebahnten Weg weren, zu Fuss oder zu Pferd, so
„können sie gleichwol mit einer so geringen anzahl als sie
„wollen, dabey vnd rund vmbher laufTen, vnd so sie einige
„lange Röhren vnd Mussquetten hellen, die selbe heftig besehe-
„digen. Aber aus Mangel dieser Waffen, vnd meist eines fri-
„schen gemühls, stellen sie fiolches wenig ins Werck. Es ist
„zuverwundern das noch diejaifatenheit, noch zeit, noch gute
„gelegenheit, noch die noht^ die, wie man sagt, alles vberwind^
„diese Menschen incilirt vnd reitzet zu den rechten gebrauch
„desjenigen, das sie so wol erfunden haben. Man sihet sie anff
„diesen Scheiben gemeiniglich nach den Feind reiten mit Bogen
„vnd Preilen, ohn betrachtung, das die Röhren vnd Pistolen des
„Feindls viel widerwertiges einführen. Sie sein sehr beinern
„kundschafU von dem Feind einzunehmen, vnd den belegerlen
;, platzen beizustehen".
S. 101 wird bei den Schutz - Waffen bemerkt: „An ihren
„Leib tragen sie keine Waffen, ausgenommen etliche Herrn vnd
„Bojaren, die haben Casaken von MaHen*% wahrscheinlich
eine Art von Panzer-Hemde, coües de maille^? u. s. w.
p
4
i ■■
*
NACHTRÄGE.
1
42.
Giovanni G i r a I d o.
156L
Der Venezianer Gimanni GiraMo wurde Ira Jahre 1561
von dem Pabste Pias IV. mit dem Auftrage nach Moskau ab-
gerertigt^ den Grossfiirsten Iwan Wassiliewilscli zur Abseu-
dung von Deputirten zum ConsJl nach Tridenl aufimfordeni.
Die Instruction an Giraida fiüdet sich haiidschrirnicb
in den Vatican- Archiven , und daraus in der Marini 'sehen Samm-
lung; abgedruckt in Turgenew's Ilistoriea Rasiiitie Mo-
nioienta, I, 18i — 184, unter der Atifechrill;
Instruzione per Miinsigiior Giovuiiiii Ijüraldo Vc*
iieziano niaudato da Papti Pio IV al Duea di Hloscovja,
al quäle Sua Santilä diede il titolo di Re di Moscovia
iiel soprascrilto del Breve.
Die Zuschrift des Pabsiles an den GrossfOrsteu ist ebenda-
selbst, S. iSO, abgedruckt,
Samuel M a s z Ic i e w I c z«
1602.
Samuel 3la8%kiewk*% xnix mit dem ralsrhen Herne tri us
in Moskau, und schrieb darauf seine Detik Würdigkeiten über die
Zeil von 1594 bis 1621. Sie tTSchienen unter dem Titel;
i
— 284 —
raiiiiotiiiki Samucia Maszkiewicza, poczntek swoj
hioni od r. 1591 w lata po sohio dace, wydane przei
J. Zakrzcwskiego.
Abgedruckt in:
jMemcewicz, Kbior painic^lnikow^ hysforycziiych o
dawniy Polszcze. T. II, p. 341—432.
Eine Russische Uebcrsetzung, nach einer ehemals der
Jesuiten - Bibliothek in Polozk gehörigen polnischen Handschrift
(Dyaryusz Sainucia Maszkiewicza), gemacht, findet sich
in Ustralow's CKasaiiin CoBpeMCiiiiaROBi» o ^UMnTpiu
CaM03BaIl^t. C. Ilexepoyprb, 1831-1834. T. V, p. 1-
175, unter dem Titel:
J^neBBUK-b CaMyujia lllacK'J>BH4a 1594 — 1621. Ile-
peB04'b CT» llo^ibCKOÜ PyKoiuicii. S. auch Usträlow's
Vorrede zu seinem angeführten Werke.
44.
S c { c T AI u r a t o w i c z.
1602.
Se/er iMu^aloicicx^ ein Warschauer Bürger, wurde im
Jahre 1602 von dem Könige von Polen Siegismund III. mU
Auflrägen nach Persien gesandt; sein handschriftlicher Reisebe-
richt wurde erst 1777 in Warschau unter folgendem Titel ge-
druckt :
Kelaeya Sefrra Muralowicza obywalela Warssaw*
skiego od Zygminila III. Kröla Polskiego do sprawo-
waiiia rzei*/v wyslaiiego do Pi*rsy] w rukii 1602, rzcri
z starcgo rrkopisrnii wyhrana. w Warszavic ii Milzieni
1777 in S'\
— 285 —
Eine zweite Auflagre erschien ebendaselbst 1807, sT
Ein speciciler Bericht von Sefer findet sich ans der Albert-
ran di sehen Sammlung bei Turgenew (llistorica Rassiae
MoniiiiciitH, Bd. U. S. 50 — 53)»« unter folgendem Titel:
0 przyjcilzie posta W« Kiiiazia Itloskicwskiego do
Kröla Pcrskicgo. Relacya Szafera Orraianina tarn od
Krola PoLskiegc» posfanrgo, ktiry (am we duie nied-
zielc przybyt i to styszat od Tachmas Bega Wezyra
okoio roku MDC.
Se/er wird hier Sza/er genannt und f&r einen Armenier
ausgegeben^ der vom Polnischen Könige als Gesandter an den
Schah von Persicn geschickt worden war. Der Vesier des Schahs
theilte ilim Nachrichten Ober die im Jahre 1600 erfolgte Ankunft
eines Grossrärstlichen Gesandten aus Moskau mit, welche wahr-
scheinlich nur einen Theil seines Gesaromtberichts bilden. Da
Se/cr bei Mitzier als ein Bürger von Warschau anfgefllhrt
wird , so lässt sich vermuthen y dass er von den Armeniern ab-
stuminle^ welche sich in dem damaligen Süd-Polen, namentlich
in Galizicii^ angesiedelt hatten.
45.
Joannes Z a ni o i s k i.
1602.
Joannes Zamoiski gehört zwar^ streng genommen, nicht
unter die altern Reisenden in Russland; da er jedoch auf dem
\ er/eieliniss der Reisenden sich befindet, welche in diesem Werke
behandelt >verden sollten^ so kann er nicht fiigHch ausgelassen
werden. Kinen Kriegsbericht von ihm fmden wir in Ciampi,
2M\. Heber dieses Werk s. olm Bd. I, S. 70 ff.
— 29t —
el ano de 1603; juutameDte eon su c^ronaeioii, i con
lo que a hechn dospues que fiie noronado , ,, . tradn*
sido de lengita italiapa en nuestro vulgär eastellaßo,
per Juan Masqoera de la C» de J. Lisima 1606. kt i^.
Die Lateinische Ueberseüning führt den Titel: Jo/Ilfog^
querae de lulpptione imperii paterni priaeiiiig Deine«
trii, Dueis MoiicoTiae, anno 1603. Madriti 1609,
Diese letztere findet sieb angeführt in : Noltenii llialribe
de genuinJH llistoriae Russieae fantibus, p. 21.
Stanislas ZolkiewgkL
1604.
Die Rolle welche der Hetiaann Zuf^iewski während der
Unrahen in Russland lur Zeit des Zuges des falschen Deme-
trius spielte, ist bekannt. Es giebi von ihm eine Beschreibung
des Polnischen Feldzuges, welche im Jahre 1835 in Moskau
von P. Mucbanow im pohiisohen Original, mit einer Russi-
schen UebersetzuTig gedruckt erschien und folgenden Titel fährt:
PyKOQHCb JKownr^BCKara. Ha^ajfo h jreirfcn
MocROBCKoii BOHUbi Wh ll^apcTBaBaiiie E* B. RopHdia
CHFHCMyiiAa III. no/p, n^nnj^htTnom% ero niu^tocTB
nana CTaHiicjiaBa >KojKKBeRarii, aoeBO^u KieBciearo,
HaoojibHaro KopoHiiaro reTMaiia. Il3AaHiiaa IlaB^OM-^
MjxaHOBU.M'b* Mo€BBa lää5. 8^,
Eine andere Russische Uebersetzung von Mitkiewicz an-
gefertigt, erschien in Warschau unter dem Titet:
Hasauio a jea1»n MocROBCRoil BottiiM b^ I^ap^^
CTBOBanie Em RopojeBeRaro Bejiii^eeTBa €ar^eMyii4a
III, 0041» raoBjiMMb ua^iaAiiCTBoarb em mujoctii nana
— 288 —
Craiine^iaBa /KojiKl»BrRaro , KieBCKaro Boeso^u, Fer-
MaiiH üojiCBaro Koponnaro. BapoiaBa 1835. 8^.
Diese Uebersetzung rindet sich auch abgednidit im Jnli-
Heite der fiuoaioTeKa ^jia ^Teinji für 1835.
49.
T o w i a n s k i.
1605.
Karamsin (Geschichte des Russischen Reichs, Th. X, p.
322^ Note 314) führt eine ;,sehr umständliche Erzählung eines
;, Schmu dischen Edelmannes , Towänski, von dem ralscbeo
;,Demelrius^ an. ;, Diese Handschrift, heisst es weiter , ward
;,in der Bibliothek des Zaiusky's aufbewahrt (s. Niemcev:
„Dz. Panow. Zygm. III, Th. I, S. 233) und gedruckt in der
„Lebensbeschreibung Jan Peter Sapicha's (iycie J. P
„Sapiehy«). Warschau 1791.
50.
Lucas Pauli.
1606.
Lucas Pauli ^^'^y ein Kaiserlicher Hofdiener, war unter
Wassil.ij Iwanowitsch Schuiskij in Russland, und schrieb
an den Kaiser Rudolph II einen Bericht der sich handsdiril-
lich in dem Wiener Hof- Archiv befindet. In dem uns vor-
liegenden Auszüge aus diesem Berichte, steht zwar die Jahres-
zahl 1607 (?), Lucas Pauli muss aber denselben woU
2V7. In der Abschrin des Berichtest wird er imkmt FmtK
— 289 —
schon 1606 abgerertigt habeii; da er in demselben von Schoi-
skij's Beziehungen zu den fremden Mächten spricht und mit
keinem Worte der neuen Unruhen im Innern erwähnt^ während
doch bekanntlich bereits im Juni 1606 die erste Schreckens-
kunde von dem zweiten Demetrius in Moskau anlangte , und
von der Zeit an^ Russland wieder in eine neue und noch
grössere Verwirrung gerieth als bei dem Erscheinen des ersten
Usurpators. Von Schuiskij sagt Lucas Pauli: „Dieser
^„Icziger Grossfiirsl aber Kniez Basili Iwanowiz ist von den aller
„vornembsten Stennden vnd Boiaren Altes Fürstliches herkom-
„mens daselbst, dem auch vor allen andern das Regiment ge-
^bühret^ der auch vnnd seine Erben nach Im^ wol Grossfürsten
9 zu Muscaw bleiben werden^ ist auch der Teutschen Nation gancz
„wohl affeclionirt vnnd zuegelhan" etc.
51.
Henry Hudson.
1607. 1608. 1609.
Henry Hudson^ ein ausgezeichneter Seemann ; besuchte
zuerst im Jahre 1607 und im Auftrage der Englischen Handels-
Compagnie, auf einer Reise welche die Entdeckung einer nord-
östlichen Durchfahrt nach Ost-Indien zum Zwecke hatte, Novaya-
Semlä, mussle aber, des vielen Eises wegen bald unverrichteler
Sache wieder heimkehren. Im nächstrolgenden Jahre 1608 gelang
ihm eine zweite Entdeckungsreise, welche denselben Zweck hatte,
nicht besser. Seinen LiebliQgspIan immer noch nicht aurgeb^nd,
ging er im Jahre 1609 nach Holland und erbot sich, von seinem
Unternehmungsgeiste beseelt, im Interesse der dortigen Handels-
Compagnie eine neue Entdeckungsreise zu machen. Zwar hatten
n. 19
— 290 —
die unglücklichen Versuche von 1594^ 1595 und 1596 »t^ die
Holländer auf einige Jahre von der Entdeckung ein« nordösl-*
liehen Weges zu Wasser nach Ost- Indien abgeschreckt^ nml
da die Reisen^ welche sie zu gleicher Zeit um das Vorgebirge
der guten Hoffnung dorthin unternahmen, einen glücklieberen firibig
geiYährten; dennoch verlockte die scheinbar ungleich geringere
Entfernung; die auf dem nordöstlichen Wege nach Ost^bdien
zurückzulegen wäre, die Hollandische Handels -Compagnie ni
neuen Opfern^ und Henry Hudson fand daher bald GdiAr, ab
er der genannten Handels-Gescllschaft seinen Vorschlag miUbeOle
einen 4-ten Versuch zu machen. Es wurde für ihn sofort eine
Yacht ausgerüstet; und am 6 April seegelte er mit einer ManiH
schail von 20 Personen, die theils aus Hollfindera, tbeBs ais
Engländern bestand, aus dem Texel ab. Allein nachdem er aa
5 Mai das Nordcap umschiflll hatte, um längst der Lappländi-
schen Küste nach Novaya-Semlä zu kommen, stiess er auf solche
Massen Eis, dass er alle Hoffnung aufgab durchzukommen. Den
14 Mai entschloss sich Hudson von weiteren Versuchen abzu-
stehen. Um aber nicht wieder unverrichteter Sache heimzukehren,
wollte er einen Weg durch die Davidstrasse suchen, und seegette
daher in der Richtung nach Amerika zu.
Ob nun gleich Hudson bei seinen dreimaligen Versndien,
Russland eigentlich kaum betreten, so möchte er doch hier nnlec
den Reisenden eine Stelle einzunehmen infoiem verdienen, weil
seine drei Reisen so zu sagen Zwischenglieder in der langen
Kette der Unternehmungen bilden, welche von England und Hol-
land veranstaltet wurden, um eine nordöstliche Dnrohfahrt nack
China und Indien zu entdecken. Nur im Jahre 1608 hat Hmi*
son^s Mannschaft Novaya-Semlä besucht, um eine Strömung n
2V^. S. oben Bd. I, S. 4i3 — 463 and 464—469.
— 291 —
verToigen^ welche vom Ufer her ihm bemerkbar wurde. Br
wähnte in dieser eine Meerenge zo erkennen^ die eine Dmrohfahrt
gewahren könnte.
Nachrichten über üudson^s Reisen finden wir in:
Purchas Pilgrimes. T. m, p. 581 ff.
John Harris Narigantiam atque Peregrinantiiiai
Bibliotheca. T. I.
Recueil des Voyages qui ont servi k r^tablisse-
ment et aux progr^s de la CcAipagnie des Indes Ori-
entalen. T. I^ p. 210.
Capel, Norden A*c., p. 139.
Johann Christoph Adelung. Geschichte der Scbiif-
fahrten und Versuche, welche zur Entdeckung des nord-
östlichen Weges nach Japan und China Ton verschie-
denen Nationen unternommen worden. Zum Behufs
der Erdbeschreibung und Naturgeschichte dieser Ge-
genden entworfen. Halle 1768. 4^ p. 266—268.
Hudson^ s Lebens - Beschreibung findet sich in;
Sauunliing von merkwürdigen Lebensbeschreibun-
geu aus der Britannischen Biographie. Th. VI^ p. 357
und 362.
Vorliegende Nachrichten sind dem eben angeführten Werke
J. Chr. Adelung'^ entnommen.
52.
Jan Peter Sapieha«
1608 — 1611.
Der sowohl durch seine Tapferkeit und seine kriegerischen
Talente^ wie durch seine Unverschämtheit und Rohheit berüch-
tigte Jan Peier Sapieka^ Starosta von Uswiat, brachte den
— 292 —
im J. 1608 in Rassland (reubraclug kämpfenden Polen^ ein Hfllfwoips
von 7000 Reitern; und trug mehr noch durch seine aosgeiekih
neten Talente als durch seine HQIfstrappen za den ephenim
Erfolgen des dritten Demetrius bei, bis auch er^ der Gewall
weichend; diesen verliesS; um mit seinen ungezügelten Schaaiei'
sein Unwesen in Russland auf eigene Hand fortzutreiben. S. über
J. P. SapieAttj dessen Lebensbeschreibung die von Cogno-
wicki unter folgendem Titel erschien: Kycie J. P. Sapiehi
przcz Kogiiowickiego. •
53.
J. Danckaert
1609. 161L
Danckaert^ ein Holländer ,aus Geldern gebfirtig, um
zweimal in Russland; das erste Mal im Jahre 1609 beglelMa
er Jacob Pontus de la Gardie. Er hielt sich danab ki
Schweden auf^ wo ihn de la Gardie aufforderte; sieb den
Heere anzuschliesseU; welches Moskau gegen die Polen nnter-
stützen sollte. Von Moskau aus musste aber Danckaerl
Krankheits halber nach Holland zurückkehren. Er berichtet ab
Augenzeuge dass in diesem Feldzuge^ von den Rossen Aber 30
Städte und 200 Dörfer bis auf den Grund niedergebrannt wur-
den. Einige Jahre später (wahrscheinlich 1611; da er als Au-
genzeuge von der Thronbesteigung von Michail Feodorowitsch
spricht) begleitete er als Secretair den Baron van Lnyt aaf
seiner Gesandtschaflsreise nach Moskau >«•. Ueber seine ander-
weitigen Lebensverhältnisse ist uns nichts bekannt.
249. Sekeitema nennt zwar diesen Gesandten nicht;
aber von ihm, dass er: j,eenige reyse nter MoscovtoMI
— 293 —
•
Danckaerfg Reisebeschreibong erschien zoerst unter de»
Titel:
Danckaert's Rejze door MoscoTien ofte Rus-Landt;
Amsterdam 1615, 4^
Die zweite Aasgabe fuhrt den Titel:
Reyse^ ofte Voyagie, Gedaen door Hoscoyieni
ofte Rus-Landt: Gestelt in twee deelen. Waer ranH
eerste fracteert van den stant des Rijcks, en op wat
tijt de selve bekent is geweest. Het tweede ran der
Moscoviten, oft Russen religie^ eeremonien, wetten etc.
Door J. üanekaert. Tot Dordreebt 1652. 12^
Ferner finden wir dieselbe in der von Adr. van Nispen
im Jahre 1652 in Dortrecht veranstalteten Sammlung von Reise-
beschreibungen *&^ P. 1 — 161 der 2-ten Abtheilung.
54.
Der Verfasser tfer Memoires concemaDt
la Moscovie.
1609—1629.
Die Handschrift unter dem Titel:
M^raoires et lettres concernant la MoscoTie depuis
Tan 1609 jnsqu'en 1629
befindet sich in den Pariser Archives du Roi.
55.
Giovanni de* La na«
1610.
Giornuni de' Ltina rauss 1610 in dem Lager der Polen
vor Smolensk gewesen sein, da ein handschriftlicher Bericht ans
250. S. oben Bd. I, S. 29.
— 29» —
diesem Lager dalirt in Ciampi's Hftndeii sidi befindel| welcher
auch in dessen Bibliografia Critica SCe. Bd. I^ p. 283 i*-
gedruckt ist Dieser Bericht f&hrt die Aufschrift:
Lettera estratta dal Cartcggio inedito del CTapitaM
Giovanni de' Lima con Aleasandro CiUi dal Campo
sotto Sniolensco in data del 10 aprile 1610 al 5 mano
1612.
56.
Paul Piaseck L
1612.
Piaseckiy Bischof zu Przesmiszl in Galiden^ (f nach 1645)
^ar selbst 1612 inBussIand^ mit derArmee^ dieSieglsmnid
m^ dahin schickte 251.
Sein Werk erschien unter dem Titel:
Chronica gestorum in Erropa Singnlariiim aParb
Piasecio, Episcopo Praemisliensi^ Accnrate ac fideliter
conscripta ad Annum Dominik 1645. Ad utilitaiea
publicam divulgata, et Typis expreraa. CracoYiae^ foL
57.
Salomon Neugebaner.
1612.
Salomon Neugebauer^ dessen Lebens -Umstinde ob
nicht bekannt sind^ ist der Verfasser mehrer geschichUichen WeAe
über Polen und Bussland; und es ist wohl wahrscheinlich^ ditf
er den Stoff zu seinen Nachriditen Ober Letaleres fan Lande selbst
gesammelt hat. Wir fähren hier seine Werke an:
251. S. Treuer, Eimleiimmg etc. p. 387.
— 295 —
1.) Hoscovia, boc est^ de origine, situ, regioni-
bus, moribusy religione ac Republica Hoscoviae coni-
roeiitarius. Auetore Sal. Neugebauero a Cadano. Ge-
dani 1612. 4'.
Dasselbe Werk erschien ferner: Ebendaselbst 1613 und in
Danzig, 1613. 4«.
Neugebauer^s Nachrichten über Russland enthalten übri-
gens wenig Neues, und sind meist Wiederholungen dessen^ was
wir schon bei Herberstein finden. Er tritt als Freund der
Polen und Vertheidiger des falschen Demetrius auf.
2.) Ilistoriae rerum Polonicanim, libri quinque.
Quibus praeter rogionis situm qualitateni et terminos
genüs idem Polonicae originem» liogoam^ nioreSi coa-^
sucdidiiies, ceteraque, quae eo pertiuent, ea quae a
priinis Regni incunabulis» observato legitime Docom
Principiim et Reguni ordiae, hocnsque ia regne isto
gesta sunt, dilncide et fiise dfscribuntur. Auetore Sa-
lonione Neugebauero de Cadano Borusso. Additus est
in Hnr index rerum et bistorlarum copiosus. Franeo-
furti typis Wecbeliauis, sumptibus hered, Joa. Aubrii.
Kill. r.
3.) Ilistoria rerum Polonicamm concinnata, et ad
Sigisniundum tertium, Peloniae Sneciaeque regem
usr|ue dedufta libris decem, a Salomone Neagebauero
a Cadano. Cum duplici tum personaruro laadatarum,
tum rerum et verbornm indiee locupletissiroo. Hanno-
viae sumptibus Danielis et Daridis Aubriorum nee non
Clemeutis Schleichii. Anno 1618. 4^
— 296 —
58.
Gothard Arthus.
1613.
Petri Fernand! de Quir descriptio reglonom Sibe-
riae qnae nuper a Bloscis detectae sunt, auctore H.
Gotardo Arthnsio Dantiscano. Francof. 1613.
Darin, p. 25 ff. Itinerarinm e JMEoscoTia in Siberüun.
59.
Henry Brereton.
1614.
The miseries of Rnssia occasioned hy war. By
Heniy Brereton. London 1614. 8«.
60.
Mat^thias Schaum.
1614.
61.
Pietro de IIa Vaile.
1617.
62.
Iwaschko Petelin.
1620.
63.
Sobieski.
1620. .
— 297 —
Adam Z a r e in b a.
1620.
♦ 65.
€ o 8 m a (I o Torr«? s.
1622.
J o b II S 111 i ( b.
1625.
' er.
Frä Giovanni ili Lurca.
16-26.
68.
Der Verfasser der ScJirilt: Narratiü historica.
1626.
69.
M a 1 ( b c J ti c 1.
16:il.
Malthe Juel muss Im Jnhn; 1631 als Gesandter des Kö-
nigs von Dänemark Christian rv. In Russland gewesen sein,
wie aus der ihm ertheilten Instruflion Mhelll, weJche wir abge-
druckt finden in:
i\yc Danske Ma^zin, Bd. 1). Hell 12. S. 349 IT.
Leider Tehlen uns beslinunlcre und unistöndicfaere Naeii>
richten über ihn.
\
\
— 298 —
70.
Bengt Johaiiusohn Skytte.
1631.
Bengt JoAanfisoAn Skytte^ Freiherr auf Duderhof|
Herr auf Gronsiö^ Marby, Elf^esiö nnd StrOmsrum,
ein Sohn des Johann Skylte^ SUners der Universität zaDor-
pat 2S3^ ^\ll^dC; nachdem er einer Gesandtschaft nach England
gefolgt war und darauf verschiedene hohe Acmter in Schweden
bekleidet hatte ^ im Jahre 1648 zum Reichsralh und Kanzler der
Universität Dorpat ernannt^ bald aber bei Hofe verliamdet, ab-
gesetzt^ später wieder in Gnaden aufgenommen^ und endlich
1664 doch vrieder seiner Worden entsetzt. Von nun an ver-
brachte er seine letzten Lebensjahre in stiller Znrflckgezogenhdt
auf seinen Landgütern ^^^. Der einzige uns bekannte Beweiss
dass Bengt Skytte wohl unter die Zahl derjenigen Reisendca
gehört^ über welche wir zu berichten haben ^ ist eine Handschrill
von ihm^ welche im Reichsarchive zu Stockholm aufbewahrt wird,
und den Titel führt:
Rclatio de statu Sfoscovitico, regi Gustaro Adol-
phe a. 1631. d. 12 Sept. oblata.
71.
Jakob Johannsohn Skytte.
1632.
Jakob Johannsohn SkyttCj Freiherr auf Dnderhof,
Herr auf Edby und Stenshoem^ ein Bruder des vorlierge-
252. S. oben S. 144.
253. S. Recke u. \apier$ky, M/gemeim^s SekrifitieOer» mmTCMtM»-
Lexieom der Proviuuen Lwimd, EaiAlamd mnd MTmrUuid He. Mitaa f 8S2. S*.
Bd. IV, p. 210.
— 299 —
beodeD; ward 1632 zum ersten Rector der Universität znDprpiA
ernannt und bekleidete spater verschiedene hohe Aemter in Schwe-
den. Im Jahre 1632 muss er in Russland gewesen sein, da es
einen handschriilh'chen Bericht von ihm giebt, weldier die Ueber-
Schrift führt: Relatio de Russis, MoscoTiae conficripta
anno 1632.
72.
Adam Olearius«
1633. 1636 — 1638.
Adam Oiearius^ Hof-Mathematiker and Bibliothekar des
Herzogs Friedrich von Holstein -Gottorp, war zwei Mal ia
Russland und zwar in den Jahren 1633 and 1636.— Das eiste
Mal begleilete er als Gesandtschafls-Secretair die HoisteiBischea
Gesandten Philipp Crusius ^s« aus Eislaben, UceMiat der Rechte
und Staatsrath^ und Otto Bruggmann^ Kaubaann aus Hamburg,
welcher vor der Reise zum Rath ernannt worden war. Letzlerer
\^nirde am 5 November 1640, wegen einiger auf dieser Reise
begangener Verunireuungen und Grausamkeiten, nach UrtheO und
Recht, in Gottorp enthauptet.
Der Zweck der Gesandtschaft war freundschaftliche Handels-
Verbindungen mit Russland und Persien anzuknüpfen; aus Per-
sien sollte nämlich Seide bezogen, und dieselbe durch Russland
nach Holslein gebracht werden.
O/earifiSj ein höchst kenntnissreicher, gebildeter Mann^
sammelte mit einem unermüdlichen Fleiss and höchst löbh'cber
Vorsicht bei der Wahl der Quellen, alle Nachrichten, die ihm
25V. leber Cnuims s. die nächstfolgende Af\ rergl. auch AerAw mi^
Sopiernky^ t>chri/lilelier»Lex4kom Bic, I, p. 387.
— 300 —
über die von ihm besuchten Länder zngfin^oh waren^ mid Ter-
anstaltete nach seiner zweiten Rückkehr^ eine ReisebeschreibiqK
welche zu den merku'ürdigsten filtern Werken Aber Rnssland
gehört^ und noch heutigen Tages grossen Werth haL Aue
seinem Werke beigefägten Karten und Ansiditen zeiclmete Ok-
arius selbst an Ort und Stelle^ und liess sie später in setnoi
Hause und unter seiner Aufsicht von geschickten Künstlern in
Kupfer stechen.
Am 22 Oclober 1633 begaben sich die beiden Gesandten
nach Hamburg; um die nöthigen Vorrichtungen zu ihrer Reise n
trcifeU; und traten von dort; am 6 November^ mit einem Gefolge
von 34 Personen^ ihre Reise über Lübeck und Travemfinde an,
wo die Gesandtschaft sich am 9-ten einschiffte; und nodi aa
nämlichen Tage unter Segel ging. In Travemünde geseUte sich
der Doctor der Medizin Wendelin Sybelista^» zu ihne^
welcher nach Russland als Leib-Arzt des Grosslürsten Michael
Feodorowitsch berufen war.
Nach einer 5tagigen stürmischen Ueberfahrt^ langte die Ge-
sandtschaft am 14-ten Abends glücklich in Riga an^ wo sie an's
Land stieg. Hier benutzte Olearius den beinahe 5 wöchent-
lichen Aufenthalt; welchen die Gesandtschaft dort machen musste
um das Gefrieren der Sümpfe abzuwarten; zum Sammeln vm
historischen Nachrichten über die Stadt Riga.
Nachdem die Holsteinische Gesandtschaft sich mit den Schwe-
dischen Gesandten Obrist Heinrich Flemming^ Erich Gtll-
denstierna und Andreas Burräus»* in Narwa vydDigl
255. Siehe Ober ihn weiter unten in dem flim besoadtrs
Abschnitte.
256. S. weiter unten den betreffenden Abschnilt
— 301 —
halte, setzten beide ibren Weg gemeiiischafUich nadi Mosfejui
fort; wo die HoIsteinisoheD Gesandten am 14 Augoat fiirai
feierlichen Einzug hielten.
Nachdem die Gesandten einige Audienzen gehabt hatten,
erreichten sie endlich am 19 November den Hauptzweck ihrer
Sendung; jedoch Wurde ihnen die Bedingung gestellt, dass sie
zufOrderst mit der Ratification dieses Uebereinkommens nach Hol-
stein zuräckkehren sollten.
Am 16 September beurlaubten sich die Gesandten in einer
öffentlichen Audienz beim Zaren, und reis'ten, nachdem sie den
Michael Cordes an die Wolga abgefertigt, um dort zu ihrer
bevorstehenden Reise nach Persien Fahrzeuge zur SchiflÜEdirt auf
der Wolga und dem Caspischen Meere vorzubereiten, am 24
December aus Moskau ab. In Riga gesellte sich Charles de
Tallerand zu ihnen, welcher von Ludwig dem XIIL, zu-
sammen mit Jacques Roussel als Gesandte nach Russland und
der Türkei geschickt worden, von seinem Collegen bei dem Pa-
triarchen verläuffldet, nach Sibirien verwiesen, und nun nach
einer Gerangenschaft von 3 Jahren, als unschuldig erkannt und
befreit, nach Frankreich zurflckkehrte.
Nach der Rückkunft dieser ersten Gesandtschaft wurde von
dem Herzog von Holstein-Gottorp sofort die 2-te nach Russland
und Persien mit grosser Pracht ausgerastet Die Gesandten er-
hielten diesesmal ein weit grösseres Gefolge, und bekamen wertb-
volle Geschenke vom Herzoge an den Zaren und den Schah mit
Das Gefolge bestand aus 14 Reamten, 8 Pagen, 14 Kammer-
dienern ^ 8 Hellebardierem, und einer Dienerschaft von mehr ab
50 Köpfen, darunter eine Schiffsmannschaft üQr die Reise auf der
Wolga und dem Caspischen Meere. OleariuM begleitete auch
diese Gesandtschaft als Rotschaftsrath vmI Seorelair, vmI der
— 302 —
bekannte deutsche Dichter Paul Flemniing»i; der sich «Mb
im Gefolge befand^ schOpile hier den Stoff xu vielen seiner
Gedichte.
Am 22 October 1635 verliess die Gesandtschaft Hamburg,
hatte auch diesesmal ein heiliges Unwetter auf der See zu Aber-
stehen^ und litt bei Hogland Schiffbruch. Bei dieser Gelegenheit
bfisste die Gesandtschaft alle ihre Pforde^ ihre Creditive und die
meisten der Herzoglichen Geschenke, so Vrie viele ihrer
Habseligkeilen ein. Am 2 December langte sie endlich
uberstandenen Mühseligkeiten in Reval an, und ging nun Aber
Narwa^ Nowgorod^ Torshok u. s. vf. nach Moskau, wo sie am
29 März ankam.
Am 3 April fand die erste öffentliche Audienz mit den ge-
i^öhnlichen Feierlichkeiten statt. Am 5 und 9 April und am 30
Mai halten die Gesandten geheime Audienzen und nachdem noch
am 4 Juni eine allgemeine Abschieds-Audienz für alle in Moskan
anwesende fremde Gesandten statt gefunden hatte, vergessen
die Holsteinischen Gesandten am 16 Juni Moskau, ohne za emer
speciellen Abschieds - Audienz zugelassen zu werden, weil es,
wie man ihnen sagte, „nicht passend sei, dass Gesandte, die
„nicht in ihre Heimalh zurückgingen, und auf ihrer Rfickreise
„aus Persien wieder in Moskau erscheinen würden, dem Gross-
„fürsten die Hand küssen sollten^.
Da der Aufenthalt der Holsteinischen Gesandtschaft in Per-
sien nicht hierher gehört, so verlassen wir sie hier, und komnoi
erst wieder bei ihrer Bückkehr nach Russland auf diesdbe zorfloL
Am 14 Juni 1638 langten die Gesandten auf ihrer ROck-
reise aus Persien in Astrachan, und nach einer Reise von mehr
als 6 Monaten, am 2 Januar 1639, endlich wieder in Moskan
257. S. über Fiemmimg weiter unfen dm beCreÜMdM
— 303 —
an. Nach einigen Privat -Audienzen hatten die Gesandten am
23 Februar ihre öffentliche Abschieds -Audienz und verliessen
Moskau am 15 März^ um wieder nach Holstein zu gehen.
Dem fleissigen und aurmerksamen Olearius entging wäh-
rend seines wiederholten Aufenthaltes in Russland nichts^ was
dem Fremden damals einiges Interesse darbieten konnte^ und so
finden wir denn in seinem Werke eine umständliche und zugleich
treue Schilderung des damaligen politischen und socialen Zu-
standes Russlands. Er fugte der Erzählung der Sitten und Ge-
bräuche zugleich mehre von ihm selbst mit grosser Genauigkeit
angeferligie Zeichnungen hinzu ^ und so gestaltete sich seine
Reisebeschreibung zu einem der tüchtigsten und bis auf den
heutigen Tag geschätztesten Werke seiner Zeit aber Russland ^k«.
Olearius hatte mit MandelslO; welcher an derselben Ge«
sandlschail Theil nahm^ die Verabredung getroffen dass derjenige
von ihnen, welcher den andern überleben würde, die Heraus-
gabe der Reisebeschreibung übernehmen sollte. Mandelslo
starb früher.
Wir fuhren hier folgende uns bekannte Ausgaben und Ue-
bersetzimgen des Werkes auf:
Adam Olearii ansrührliche Beschreibung der künd-
baren Royss nach Nuscow und Persien, so durch
üelegenheit einer Holsteinischen Cresandtschaft von
tiottorp auss au Michael Fedorowitz den Grossen Zaar
in Nuscow^ und Schach Sofi König in Persien ge-
25^. Fernere Nachrichten über Olearitu findet man in: Mmüer, Smml.
Hmu. Ge$ch. VII, p. 492. -> O^atdim U. — ^aiebrnteh LM BM U, p. 320.
~ Mmray DUcov, and Travels in Ana^ \i\^ p. 49-52. — Treuer de Perp.
Amiciiia etc. p. 59-62. — Meimen p. 24. — Recke mmd Napienky Schrift-
Bltlier - Lexikon eic, HI, p. 349. a. a. IB. — Ein Stafflaibvell yob OleaHme
>vurde im Jahre lb45 in der VersammJimg der DMiUcheii OrieBtaHsIeD besprocIieB.
— 30» —
schehen. Mit Kupfern , Plänen und Ansichten t«
Städten und Gegenden, in den Jahren 1633-1639L
Schleswig 1646. fol.
Die ferneren Auflagen des Originals erschienen: Schleswig
1647. 40., Ebend. 1656. fol., Ebend. 1663. foL, Ebend
1673. fol., Ebend. 1694. 4»., Hamburg 1694. 4^.^ EbeBd
1696. fol., alle mit Kupfern und Karten.
Französisch :
Relation du Yoyage de Moscovie^ Tarlarie et
Perse» traduit de PAUemand d'Olearius, par L. IL D.
B. (le Resident de Brandebourg, c. k. d. WicqnefoH) »•.
Paris 1656. 4^
Voyages faits en Aloscoyie» Tartarie etPerse, par
Adam Olearins (depnis 1633-1639) traduits de Torigi-
nal et augmentös par le Sr. Abraham Wicqneforty di-
yis^s en deux parties. Paris 1659. 4°, Ebend. 1666.
4°, 1679. 4^
Im Jahre 1719 besorgte der Leidner Buchhändler Van der
Aa eine neue Ausgabe der Wicquefort'schen Uebersetzinf,
nach dessen Tode. Eine spätere im Jahre 1727 in AmsterdaB
mit einer Zueignung von P. Van der Aa an Friedrich IV,
König von Dänemark erschienene ^ führt den Titel:
Voyagcs tris - curieux et fr6s - renommei faits en
Moscovie, Tartarie et Pcrse, par le Sr. Adam Olearins»
Bibliothecaire du Duc de Holstein, et Mathematieien
de sa Cour. Dans lesqucls ou Irouve nne DescripliM
curiense et la Situation exacte des Paya et Etats, par
oü il a pass^9 tels que sont la LiTonie, la MoMOTie,
259. Ueber ui. de Wie^mfaH fisdel ■»■ NachikkliB ia
LUt. der äU, Reuen ü, p. 62a
~ 305 —
la TaHarie, la Modie^ et la Perse; Et oü il est papl6
du Naturell des Manieres de vivre, des Moeurs, et
des Coutumes de leurs Ilahitans; du GouFernement
Politique et Ecc](*siastique, des Raretez qui se trou-
vent daiis ce Pays; et des Ceremoiiies qui s'j obser-
vent. Traduifs de I'Original et augmeutez pur le Sr.
de Wicquefort, Conseiller aux Conseils d'Etat etPrivi
du Duc de Brunswick et Lunebourg, Zell etc. Auteur
de rAiubassadeur et de ses Fonctions Divisez en deux
parlies. Nouvelle Edition revüe et corrigie exaete-
nient, augmentee eousiderablenient, tant dans le Corps
de rOuvrage, que dans les Marginales, et surpassant
en bont6 et en beautö les pr^cedentes Editions. A
quoi on a Joint des Cartes Geographiques, des Reprö-
sentations des Villes, et autres Taille-donees trös-belles
et tres-exaetes. Amsterdam, ebez Michel CbarlBs Le
Cöne, Libraire. 1727. fol. II Voll.
Die letzte Ausgabe im Französischen erschien im Haag
1727
K u <r I i s e h :
Die von .loh. Da vi es besorgten Ausgaben: London 1666
11. 1669. fol.^ und im Auszüge: London 1705. fol.
Ilolläiulisrh:
Besclirijvink van de IMieuve Persianensehc, ofle
Orientaulisehc Reyse, welk door Gelegentheyt van een
llolsteynesehe Anihassade aen den Konigb in Persien
geschikt is. Door Ad. Olearius. Utrecht 1651. 12^
De nieiiwe Persiaenz Reyse ofte een Ostindische
Voyngip, hi»schreeven door M. Adaniy Oleary, ende
nu in \(M»rduyts overgeset door D. V. Wageninge;
rAmsferdam 1651. 4°. Ebend. 1651. 8^
II. 20
— 306 —
Itniiunisch (die 3 ersten Bücher aus Oleariuä):
Viaggi die Moscovia clegli anni 1633—1636 librl
trecavati dal Tedcsco, in Vitcrbo 1658. 4".
73.
Philipp Crusius.
1633. 1636 — 1638.
Philipp CmsiuSf dessen zvfci Gesandlschafts-Rciscn dvrh
Ölen ri IIS eben besprochenes Werk bekaYint sind, iKnrde Ar
seine bei dieser Gelegenheit geleisteten Dienste in den Schwe-
dischen Adelstand erlioben^ und sein Famih'enname in Krnsca-
sfjerna verwandelt. Er ist der Stammvater der in den Oslsee-
Provinzen noch bis jetzt sehr verbreiteten FamiUe dieses Nameas^
und folglich auch unseres so berühmten Weltnmsegler's des Ad-
miral's v. Krusenstern.
Ein handschriftlicher Reisebericht von Cru8ius in 4^. be-
findet sich im Archive zu Stockholm. Nachrichten Aber denselbci
findet man in Bulgarin's Reise nach Schweden.
7*.
M a 11 d e 1 s 1 o.
1633. 1636.
Johann Albert Mandelslo war am Hofe des Henogs
von Holstein -Gollorp als Tage erzogen, und verrieth eine so
rege Lust zum Reisen^ dass der Herzog ihn als Kammer-Junker bd
der Rolschafl des Crusius und des Bruggmann anstellte, ta
Ispahan erklärte Mandelslo er wünsche sich von der Gesandt-
schaft zu trennen^ um von dort nach Jerusalem za gehen oad
dann über Italien nach Deutschland zurflckzukehren. Troll allM
— 30i —
Schwierigkeiten die ihm anlanj^lich von den Gcsaiidteii entgegen-
gestellt wurden^ blieb der junge Mann harUtäckig bei seinem
Vorsätze und da er vollends die besondre Erlatibniss und einige
Empfehlungs- Briefe des Herzogs vor^fcigtc, ivek*e er bis dahin
geheim gehalten hatte, so konnten die Gesandten ihn auch nicht
länger von der Ausfüiirung seines gefahr- und mulrevoUen Planes
abhalten 2ßo, jp ^jng später nach Osündien und lunterliess bei
seinem Tode eine Reisebeschreibung, welche er dem Olearius
vermachte. Zuerst erschien eine vorläufige Nachricht von dem
Anfange der Reis© unter dem Titel:
Job. Albn von HliMiiielslo Sehreihen van seiner
Ostindischen Kebei ous der In^el Madagusear» Atnio
1639 ahgelasHen: gatiiinl einen knrzen Beriejil von
dem jetzigen Zustande des üusser^ien Orientalisebeii
Königreichs Tzina mit etlirhen Anmerknngen Olearii*
Schleswig 1615, foL, Ebend. 1647. fol »*«.
Diese Schrill wurde spttter der eigentbchen von Otearius
herausgegebenen Ueschreibung Mandeiulo's beigefügt^ welche
den Titel führt:
Job. Albr. von Mandpl?«Io morgertlündinche Reise-
beschreibung, mit Adam Olearii Anmerkungen. Sehles-
wig 1658. fol, Ebend. 1668, Tot m. K,
Französisc^h erschien MaudeMo'g Werk unter dem
Titel:
Voyagrs rclebres et remaniuables, falls de Perge
el aux luden Orientalen (i]e{}uijt 1638 jusqu'en 1640)^
2G0. Diese NacHrirhtPii gißtit OUarim in meiner ob«n aDgefithrlen R^k«-
beschreibung. S. lo^a^« eit. dJd Oit»tfrt*is. AiUHierdam ilAl^ Ibh p. ^H7 f.
261. S. Stvrit^ä l'«rc#ri>Aai4# roji äii, umd m^mtftm Läm4- tmä HjHw^
btBchreibumgen etc. Halle t7Ä7. 6*. TU, U, p. 1%
— 308 —
(raduits de rorigiiial allemand par (A. de) Wicqaefort.
Leyde 1719. fol., II Voll. — La Ilayc et Amsterdam 1727.
fol, 2 Voll. — Augraentös a Amsterdam 1737. fol. c, f.
Holländisch:
Bcschryringh rnn de gedenkwaerdige Zee- en
Lbiid-reyze iinar Oost-Indien (uytgegeven) door (M.
Adam) Oleavius. ('Amsterdam 1658. 4^. m. T.
Mandeislo^s Reisebeschreibung findet sich Terner einigen
Ausgaben des Olearius angehängt oder einverleibt^ und ist in
mehre grössere Sammlungen aurgenommen 362.
75.
Paul Flemmin'g.
1633. 1636 — 1638.
4
Paul Flemming ^^\ der bekannte dcatsche Dichter, machte,
Avie in einem der vorhergehenden Artikel bereits erwähnt , die
beiden Reisen der Holsteinischen Gesandten Philipp Crosius
und Otto Briiggmann nach Russland mit.
Paul Flemming ^urde im October (den 12. oder 17.)
1609 zu Hartenstein im Schonburgischen geboren und besuchte
2G2. Vergl. Siuck^B Ver%eichnin eic, Eberf§ BibHagrofk. lejfOm
u. a. m. *
263. S. über Flemming und seine 2$chriften : JSrdeM Leaeikom demhekfr
Dichter und Prosaisten, Leipzig 1806-1811 gr. 8^ — ComvenoUomt^LexiHm,
7-(e AuH. Leipzig 1827. Bd. IV, S. 146 u. 147. — GIr. GfM. JSeAef'9 JM-
getneines Gelehrten- Lexikon, Leipzig 1750. 4^. Bd. 0, S. 637. ^ Fr. Ad.
EberCs Allgem. Bib/iogr, Lexikon. Leipzig 1821. 4*». Bd. I , S. 605. -
Recke und Napiersky, AUg. Schnftsi.- und Gelekriem-Lejeikomete.h 583.*
Biograpbisclie Denkmale ton rarnkagen von JEInm» BeiliA 1846, 2Ae AA
IV, 1-168.
- 309 —
die Universittt zu Leipzig, wo er Medkin §tutUrte, Die Uß*
ruhen des dreissigjäiirigeii Krieges nutiugten Um Iß 3 3 mh nach
Holstein zu ¥renden^ yio er voll Feuer ujid Wissbegierde sieb
um die Gunst bewarb^ an der eben beabsichtigten Gesandt scMI
naeh Russland und l'ersien Tkeü zu nebmeni was ihm auch
gelang. Auf der zweiten Gesandischalbreise verloble sich
Flemming in Riva! mit der Tochter eines dortigen ange-
sehenen Kaufmanns, tiad eilte, nach seiner Rückkehr ins Va-
terland nach Hamburg, wo er sich als practischer Arzt später
niederzulassen die Absitlil hatte. Allein kaum war er in Ham-
burg angelangt, so erlag er am 2 April 1G40 in der Blülhc
seiner Jalire einer sch\%cren KrankhciL
Es ist uns zwar kein cigenilicher Bericht von ihm über
diese Reisen bekannt j wir haben ihm aber hier auch einen Tlatz
einräumen zu müssrn ^ejjlaiil*! , da er den Stoff m vielen seiner
Gedichte in Russland eeschtipfl; ans diesem Grwnde gehört vor-
zöglich sein Sonnett an die Stadt Moskau hierher, dessen erste
Zeilen so lauten:
^Du edle Kaiserinii der SUidle der Rulheneii^
^tiroüs, herrlich^ Nhiuie, reich l nah ieh autf dich dorthm,
r) •
Auf dein vergiildtcs Hnupt^ f(o kömmt mir in di^ii Slna,
Waii giUdners noi^li nl« fsold , iiAch d«m kOi atilcli [uuü
Flemming'8 Gedichte erschienen ruerst unter dem Titel:
GVist- lind Welilirhc Poemata, Jena 1642. 8". Spätere
264. Nämlich dif %M mnei Gf*lteMeii* Dienes SosfieU ift untfr tndum
auch abgedrurkt in den Hhrnm tUnitch^r Dirkfrf. @9i9 dßr ff*t€M MSl/t* <fet
/7-Un JahrhunderU, graammfÜ m*n G, d. U. Cram&iirg, Oiimhüit IW5* &'.
p. 211.
— 310 —
Ausgaben sind: Jena 1652. Naumburg 1666. 8^ Merse-
burg 1685. 8^205.
Fiemming^s Reisen gaben unlängst Veranlassung zu einen
Roman der unter folgendem Titel erschien:
Paut Flemmingy oder die Gcsandtsehadtliche Reise
uacli Pcrsicn. Historischer RoDiaii von F. Th. Waii-
genheim, m. KpH Leipzig 1842. 8^ 3 Bde.
76.
Andreas Burräns.
1633 — 1634.
Burräus s«*«*', über dessen Reise uns nichts breiteres be-
kannt ist als ^vas uns Olearius mittheilt ^ >var in den Jahren
1633 und 1634 als Gcsandler der Königin Christine von Schwe-
den^ mit Heinrich Flemming und Erich Güldcnstierna|
in Russland. Da uns kein Bericht über seine Reise bekannt ist,
so müssen Avir uns auf diese Alillheilung und auf eine vage
Notiz aus Richter's Geschichte der Medizin in Riissland
bescliränken^ avo es Bd. I^ p. 71 heisst: In einem aus Schleswig
d. 4 Juni 1643; an den Bojaren Feodor Iwanowilsch Sche-
remetjew in iMoskau gericliteten Briero^ spricht der Leibarzt
des Zaren Michael Feodorowitsch, Dr. Wcndelin Sybc-
265. Eine neue Ausgabe von Fiemmimg'$ Gedichten erschien Tor
Jahren in Leipzig.
200. Wenn auch Burräw^ strenggenommen, nicht eigentlich anter dieZaU
der Roisenden in Russland gehört, deren Beriekie hekamat ämd^ so gianMen
wir ihn hier doch aufnehmen zu müssen , in der Voraussetzung , das« ein BerkhC
von ihm irgendwo vorhanden sein müsse, und in der liofliiung dass diese, wenn
auch noch so ungenügende Nachricht über ihn, vieUoichl zur Aunindnng der be-
richte beilragen könnte.
— 311 —
lista»«''^ von einem Handels-Projecte der Hollfinder. Er sagt:
I, obgleich sie in dem Handel nach Ostindien eine sehr reicte
^Ausbeute finden^ so wünschten sie doch auch sich der Wolgt
^z\i nähern^ um ihren Handel auf diesem grossen und fahrbaren
,, Flusse bis nach Astrachan ausdehnen zu können. Zwar würden
^sie sich nie unierstehen , das Innere von Russland zu betreten,
9 indem sie von der grossen Macht Seiner Zarischen Miyestit zu
^sehr überzeugt waren; indess hfitte doch der vormals in
;,Kussland gewesene Burräus den Plan gemacht, wie man
2, aus dem Weissen Meere füglich nach Kargopol, von hier nach
„Belosero und von dort in die Wolga kommen könne. Daher
j,w anschien die Holländer schon seit langer Zeit einen freien
I, Durchzug bis Wologda zu erhalten und er theilt die von
jy Hur ruf £8 geüusserlc Verwunderung mit, warum Seine Zarische
;,Mnj(*s(üt nicht an der Mündung des Weissen Meeres Kriegs-
„schilTc bereit hicile, um- jeder Nation den Eingang in dasselbe
jySlreitig zu machen^ und warum m'chl in den Umgebungen von
;,WulüijiIa einige bcfcsligle Plälze angelegt würden^.
77.
L a u r c II t i u s L u d e n i u s.
1640.
Laureniins Ludenius war Professor nnd zwei Mal Rector
der lni\crsitüt zu Dorpat, und verfasste eine sehr bedentende
Anzalil von grössern und kleinem Schrillen, worunter sich eine
beiindel; welche Kussland betrifll und den Titel filhrt:
De Moscoviae llistorio«
2G7 S. weiter lulcn.
— 312 —
Ob nun Ludemus den Stoff zu diesem Werkchen avf
eigenen Reisen oder aus den Nachrichten andrer Reisenden ge-
schöpft; mag hier unentschieden bleiben.
78.
Joachim Pastorin s.
1642.
Von Pastorius Werken gehört hierher:
Bellum Scythico-Cosacicum Seu De Conjnratione
Tartarornm Cosacoruni et plebis Rnssicae Contra Reg*
num Poloniae ab Iiivietissirao Poloniae et Sveciae Rege
Joanne Casirairo profligatsi Narratio Plenioris Ilistoaae
operi praeniissa Auetore Joachime Pastorio. Dantisci
Anno 1652. 4^
79.
Woldemar Christian Güldenlöwe, Graf von
Schleswig -Holstein.
1643 — 1644.
Der erste Vorschlag zur Vermählung des Grafen Walde-
mar Christian von SchlesNvig-HoIstein, eines natürlichen Sohnes
des Königs von Dänemark Christian IV. und der Christina
Munk; mit der Prinzessin Irina Michaile^' na, Tochter des
Grossfürsten Michael F e od oro witsch^ geschab von Dinischer
Seite durch Johann Bock er aus Kopenhagen^ welcher sich als
erster Dolirictscher am Grossrfirsllichen Hofe befand *••. Der
2G8. lieber diese beabsichtigte Ileirafh vergl. HSJet^B kmrMge/mmie Dm*
nemarkinche Uvachichle, S. 40 V- 405. — Lndie, Uolberg'$ DattücAe AmtA^
/iisiorie. Tu. U, S. 853 -86 V. - Ludwig Alb, Gebkardft GeBckickte dtr
hönigreivhe Dänemark und Xorwegcu^ Th. U, S. 339. ff.
— 319 -
Grossfürst schickle 1642 Hm besondere Gesandlschan nach Dii-
nemark; um seine tlürcUwilligkeit ^u einer solchen Verbindung
zu bezeigen ; die Unterüiändlungen derselben zerschlugen sieh
aber gleich ^ als von Russischer Seile die Bedingung: aufgesteUl
ifurde, dass der Prinz die tiriechisehe Religion annehmen müsse*«*.
Der Grossfilrst schrieb diesen schlechten Erfolg der Ungeschiek-
lichkeit der Gesandten zu^ die deswegen auch gleleh bei ihrer
Zurückkunft ins Gefäiigniss geworfen wurden. Michael Feodo-
row lisch sandle nun im folgenden Jahro den geschickten Un-
terhändler Feter Marcellus »-^«»^ DÄiiiscben und flolsteiiiischen
Commissarius, mit der Vollmacht nach Kopenhagen, zu erklAren:
dass der Zar zn der vorgeschlagenen Heirath noch geneigl wäm^
dass der Sohn des Königs am Russischen Hofe den nächsteii
Rang nach dem Zare witsch haben, die Städte Susdal und Jaros-
lawl mit allen ihren Rinkünflen zum Besitz eihalten^ und ihm
und seinem Gelotge kein Hrndcrniss noch Widerwillen
in der Religion widerfahren solle. Der König von Dilne-
mark wönsriifc über alle diese Funkle^ besonders \iegeu der
Religion, ijcslimmlere und genauere AnskunH, und Marcellns
musste wieder nach Moskau zurili kkehren , um diese zu holen.
Er brachte die gewünschte Auskunft auch bald wieder zurück^
und besonders wurde nochmals wegen der Religion die Versi-
cherung gfjreben, dass der Prinz und seine Leute nicht sollten
in der Ausübung der ihrii^en gestört werden, dass man [hm in
Äloskau einf^ Kirche bauen wurde, und der Grossfürst seirier
Tochter nfnii eine Aussteuer von 600,000 Dukaten ausselsfen
>\olie. Die Heirath wurde nun beschhisj^cö, und der Prinz trat
MW 23 Odober 1613 in Begleilung der KönigL Gesandten, des
2t)!K Vcrgi HieM^n Ufrhirhi* der JffdUrt im Hmmimmdy Jh. U, S. m^
J7(). S. den bi^lrelTimdeti Atitriiiiln meiter luittll*
— 314 —
Reichsraths IlansPassbierg^ und desKönigl. Amtmanns Streno
Billen^ des Horprcdigcrs Mathias Velbaber und mit einem
Gefolge von mehr als 300 Personen^ die Reise zur See an,
landete in Danzig und setzte seinen Weg über Königsberg naidi
Wilna Tort^ wo er sich 12 Tage aufhielt und aufs prächtigste
bewirlhel Avurde. Der König von Polen machte dem Priiuen bei
seiner Abreise einen Diamant-Ring von 4000 Rlbl.^ ein Kleinod
auf den Hut von 3000 Tbl., noch ein Kleinod von 2000 RlU.
und eine Fensterkutsche mit sieben apfelgrauen Pferden zum
Geschenk. Von hier ging die Reise nach Pleskow^ Nowgorod
und Twer unter Königl. Elu'enbezeigungen nach Moskau^ wo def
Prinz am 21 Januar 1644 mit dem grössten Pomp seinen Einzug
hielt. Am folgenden Tage machte der Grossfursl ,, durch einen
;, verdeckten Gang, so von Uiro Zar. M^j. Gemach bis an Ihre
;,Grun. Gn. Gemächer geführet '^ dem Prinzen den ersten Besuch,
und bewillkommte ihn wie einen Sohn. Sechs Tage nachhcf
hatte der Prinz seine feierliche Audienz, bei welcher ihm der
Grossfürst Alexei Michailowilsch bis dicht an die Thäre
entgegen kam und ;,der Zar von seinem güldenem Stul aulsle-
,yhend; ihro Gräfl. Gn. mit einem freundlichen Winke des Ilauptes
;,und Scepters bewillkommte^, auch nachher nicht zugab, dass
ihm der Prinz die Hand küsste, sondern ihn herzlich umarmte,
was hierauf auch der Zarewitsch Chat. Bei dieser Audienz äber-
reiclite sowolil der Prinz, als die ihn beseitenden Gesandten die
herkömmlichen Geschenke, die aber nicht weiter beschriebci
werden. Bei der darauf folgenden Tafel war der Grossfürst ,vie
„auch der Zarewitz mit einem langen moscowitischen Rock
„mit köstlichen Zobeln ohne Ucberzug andern Zeuges*^*
271. Dieser uiiiiberzoi;cnen Telzc cnrahni svhoD Wm^nitek ii
Ucrichle, vcrgl. oben Ud. 1, S. V20 uud Note 510.
. 3i5 —
„angelhan' und brachte raerst die Gesundheit des Königl. Gastes
aus. „Wie nun die Zeit in Lustigkeit etwas verbradit, und
9 man Tast aursteben wollen, liessen Ihre Zar. MiJ. ihre PrSsente
9 als unterschiedliche grosse flbergflldele Pocale, deren etliche von
9 16 bis 19 Prund Silber hielten, eine stattliche diamantene Kette^
,,mit einem daran hangenden grossen Kleinode, und 15 Zimmer
yder besten Zobel, samt vielen tOrkischen und persischen gtil-
„denen, Silber- und seidenen Teppichen und Decken, Silber-
„und Goldstücke, allcrley köstlich gewirkten güldenen Sammet|
„Dammast und Atlass^. Der junge Grossiürst lie^s Ähnliche
Geschenke überreichen; der Prinz hoffte nach diesem Empfange
die Heiruths-Angelegenheit bald beendigt m sehen, und wirklich
zeigten ihm wenige Tage nachher einige KaiserL Rftthe an, dass
der Grossrürst die Vermahlung zu beschleunigen wünsche, und
dass da/u nun weiter nichts nöthig wflre, als dass der Prinz
unverzüglich die Griechische Religion ann&hme. Der Prinz pro-
testirte fiierüber Teierlich sowohl mflndlidb als schriftlich, und als
ihm an<r(Z(ij^t wurde, dass ohne diese Veränderung die Hcirath
ni<*lit slciU haben könne, sandte er seine zwei Marschälle Hein«
rieh Penzen und Siverdt Uhren nach Kopenhagen, um dar-
üb( r Hrrichl zu erstatten. Unterdessen setzte man die Versuche
Tort^ (hl) rriiizin wankend zu machen, und brauchte dazu selbst
den ratriurihcn. Der Prinz entschloss sich nun, sich durch die
Fluiht zu reltrn, was er auch am 9 Mai in der Nacht zu bc-
werkst« Ihm 11 suchte; er wurde aber am Thor entdeckt und zu*
rü( kfrcTiihrl und nun mit grosser Strenge bewacht. Darauf bat
lirr Prinz um die Erlaubniss, zurück zu reisen, die aber unter
alh rh'i \ Orwand verzögert wurde. Unterdessen erhielt der Prinz
die Krhnihniss in einiger Entremimg von Moskau, obgleich nur
unter »ro»er Itc^leilung, auf die Jagd zu gehen und spci^'le
auiii hei einer feierlichen Gelegenheit bei Hofe. Darauf lud der
— 316 —
Prinz den Grossrürsten und den Zarewitsch bei sich zur Tafel
ein^ Avelcbes sie auch annahmen; vielleicht das erste Beispiel
dieser AvL Die Gesandtschaft kehrte endlich aas Dänemaffc
zuräck und braclite einen sehr dringenden Brief wegen der Zu-
riicksendung des Prinzen niil^ aber auch dieser Schritt blid)
ohne Erfolg.
S. 240 ist von den Vorbereitungen zu der Wahl eines
Bischofs die Kode ;, der bey seiner Probe vor der Weihung auf
„einen Schlitten gcsetzet^ von z^vey Pferden in der Stadt Mosca«
„hcrumgeschleppet, und von vielen Pfaflenknechten^ deren etliche
;,in leichtfertiger Teufelskleidung verkleidet waren, also begleitet
„ward, dass sie um ihn her, auch bald auf, bald vom Schlitten
„gesprungen, und nach bestem Vermögen ihre hohen Künste ver-
„sucht, ob sie den Vater durch ihre leichtfertige Worte und
„Gebcrdcn, zu etwa einem Lachen bewegen; und also strfiflidi
„und der bischöflichen Ehre verlustig machen könnten, oder ob
„er dergestalt untadelhaft und geschickt möchte befunden werden^.
Um diese Zeit kam ein polnischer Gesandter nachMos-
kau, uui dessen Vcrmittelung der Prinz bat, ohne jedoch etiras
ausrichten zu können. Endlich wurde wieder ein Religions-Ge-
sprach mit dem Hofprediger des Prinzen veranstaltet) das eben-
falls ohne Folgen blieb.
Der schnelle, am 12 Juli seinem Geburtstage Abends 11
Uhr erfolgte Tod des Grossfürsten brachte nun in der Lage des
Prinzen eine grosse Veränderung hervor.
S. 267. Ueber die Begräbniss-Ceromonic : „Nach vcrwi-
„ebener Nacht um 5 Uhr fruiie (also 30 Stunden nach seinen
Ableben) ward die Leiche des verstorbenen Herrn in die Mi-
;,chaeliskirche mit solchem Gepränge zur Erden besl&Uigcl (in
der Kirche beigesetzt oder vielleicht doch wirklich gleich be-
graben, da bis zum 20 August von einem andern BegrAbniss
— 317 —
nicht die Rede ist), dass von der Kirchen bis zum grossfurst-
„liehen Gemach, all wo er ausgebracht wurde, an beyden Seilen
„etliche Hundert Mönche und PfaiTen, mit brennenden Wachs-
„lichtern in den Händen gestanden, zwischen welchen mitten
„durch die Leiche in einem Schlitten mit Rinden von Bäumen
„umher staffiret, und mit einer sammelenen Decke überdeckt war.
„Von den grossen Bojaren wurde sie getragen, imd seyn bey
„zwey hunderf PfalTen vorhergegangen, und der junge Zar und
„die übrigen Bojaren und Edeln gefolget, die grossfürstl. Wiltwe,
„welche auch ihres verstorbenen Herrn Körper zm Erden beglei-
„lete, sass in einer Sanfle von Rinden der Bäume gemacht, und
„ward von vielen Kerlen getragen, doch also, dass im hinter-
„slcn Theil der Sänfte ein Weib sass, in dessen Schooss sie in
„der Sänfte liegend mit dem Kopf ruhete, und für Herzeleid
„weinete".
Fünf Tage nach seiner Thronbesteigung ertheilte der junge
Grossfürst Alexei IMichailo witsch dem Prinzen eine feierliche
Audienz^ wobei die Vcrändermig der Religion wieder zur Sprache
kam. Kndlii li wurde noch am 3 August ein letzter Versuch mit
Zuziehiiiig^ des Palriarchcn Joseph gemacht, der eben so wenig •
Erfolff halle.
Die Kleiduns^ des Patriarchen: S. 269. Er war „mit einer
„weissen Hauben, mit langen und breiten Ohrenklappen, so ihm
.bey den Ohren über die Backen auf die Brust herunter ge-
.,hanoen, bedecket, und vor der Stirn den heiligen Geist
^in (ieslaK einer Taube von Silber und Gold bordiret, auf der
„Brust ober das Bildniss Christi in einen Stein geschnitten, u^d
„einen schwarzen Mantel von geringen Zeuge, so sonderUch
„da/u irebrauchel und mit sechs bunten Strichen, deren jeder
«also ^^ewirkel, dass es in der Mitte weiss, und an beyden
„Seilen rolh ist, gezieret war^.
N
— 318 —
Alcxci Michailoi^ilsch willigte nun in die Rückreise
des Prinzen; die in dessen Händen befindlichen Ehepaclcn und
Schreiben des Grossfürsten Michael Feodorowitsch linirdeD
dem Grossfärsten gegen einen Revers zuruckgeslellt^ nnd der
Prinz erhielt den 17 August seine Abschieds- Audienz ^ bei wel-
cher der Grosskanzler, Fürst Lwow, die Ursache verlas wes-
wegen der Prinz zurückzureisen wünsche, und ihn hierauf der
Grossfürst sehr frcundschatllich entliess. Der Prinz erhielt zum
Geschenk 20 Zimmer Zobel, 7000 Rthlr. an Werth, und nr
Reise 14,000 Rthlr., sein Marschall 300 Rthlr., der Oberschenk
200 Thlr. u. s. w.
Am 20 August verliess endlich der Prinz Moskan, und
kehrte über Wilna und Warschau zurück.
Der Verrasser dieses Berichtes ist unbekannt; er ist aber
olTenbar sehr parlheüsch und ungerecht, und höchst wahrschein-
lich, wie auch Dr. Sybellista als Augenzeuge bemerkt, oft
völlig unwahr.
Vollständig abgedruckt in Büsching's Magazin X, S.
2H-27G, wo jedoch die 27 Beilagen A - Cc, worauf sich
das Original bezieht, nicht beigelQgt sind. Buschinp nennt
seine Quelle nicht; wahrscheinlich befindet sich indessen die
Handschrift in dem Königl. Archiv in Kopenhagen.
Die Ehepacten für den Grafen Woldemar von üobtem^
Avie sie Michael Feodorowitsch 1643 nach Dänemark sandte,
befinden sich bei Büsching YII, S. 331.
Handschrirtlich in Französischer Sprache unter der Arf-
sclirirt: Negociations et M^moires snr l'unioD matrin«-
niale entre le Prinee Chr^tien Woldemar de Daae-
inarc et la Prineesse de Rnssie 1642-1645 in KArigL
Archiv in Kopenhagen, und daraus eine Abschritt im Rnnin-
ZG w sehen Museum.
— 319 —
80.
Wendelin Sybelista.
1633 — 1644.
Wendetin Syhelista kam mit der Holsteim'schen Ge-
sandtschaft ^^^s {633 nach Russland und urar eine lange Reihe
>on Jahren Leibarzt >'>> des GrossfÜrstcn Michael Feodoro-
witsch. ~ Am Ende der bei Bflsching abgedruckten Hand-*
.schrill über die Reise des Grafen Christian Woldemar von
Schleswig - Holstein^ findet sich folgender Znsatz des
Wendelin Sybelisla:
„Multa in hac relatione falsa narrata^ mnlta non sie, sed
„aliler sunt gesta, mulla-omissa« Non reUgio Adt cansa non
„connrmali malrimonii, set tantum praetextns/et nisiSaeci prae-
„Ycniendo invasissent Daniam victores, et Zaar Mich. Fedorowitz
„diem siium ex summo moerore am'mi obiisset, consumroatom
„omnino fuisset jam dudum connabium. Amabat enim Zaar
;,principum Woldemarum intime.
^Ua testatur testis ocularis et aoritus, imo in mnltis
„admissus et commissus
„W. S. D. C. P. S. (Wendelinus Sybelista, Coroes
„Palalinus Caesareos) olim /iaxoQnH Zaaris medicos con-
„siliarius".
Er (ahrl noch weiter fort:
„Coinrnuno proverbiam, malam omen in principio lapsns.
„Principis Woldemari carossis cum reüqnis bmaroentis, eqnis
„phaleratis^ et donariis sponsae a rege ChrisUano IV desünalis
272. S. oben, O/eariua, S. 299.
273. Vergl. RicAUr, Ge9ckkkU tht MMbdm db 9bmhmi U, ^ 59. C
— 320 —
„et a sponso ofTcrendis navis onusla, per naufraginm ad littus
„Curlandicuin vi ventoruin adpulsa, difTringebatur, et eodem die
„21. Jaiiiiaiii 1G44^ quo a Russis, pias quam regia pompo
„princeps Woldemarus cxcipiebalur^ et in aulam sibi appropria-
„(am el novo cxstructam deducebatur^ mala nuncia ex Livonia
„slrategis Suecis advolabant^ Suecos cum exercitu magno el
„Uolsaliam el Daniani occupasse. Hinc illae lacrjmac^ hinc
„amoris ubsynlhia^ et conjugii tardamenta. Crede mihi colophonis
„locO; ccntrum consiliorum procemm regni Daniae hoc erat,
„ablegare dominum Comilem per ostracismum ad pias causas^
„Ruthenicas^ ne haberent ipsum in patria competitorem primi
„honoris Mcc regis, quem jure alTectabat^ »''«.
81.
De la Martinier e.
1647.
De la JUarii'niere, ein Chirurgus, besuchte im Jahre
1G47^ aur einem Dünischen SchifTe das Schwedische und das
Russische Lappland ^ die Küsten des Eismeeres und Nowaya-
Scmlä^ ohne neue Entdeckungen zu machen. Ungeachtet er
nicht so (ier nach Sibirien gekommen ist; dass er selbst die
Russen hätte kennen lernen können ^ so hat er doch sehr viel
von der Regierung, Lebensart , Sitten und Religion des Volkes
gcsanmielt; er giebt vor dass ihm diese Nachrichten von einigen
Staatsgerangencn, unter welchen ein Franzose vrar, mitgetheilt
worden Avären. Unter andern spricht er auch von der Zauberei
der Lappen und ihrer Kunst ^ den SchifTem den ihnen nöthigen
274. BiUchinga MagoMim, Th. X, S. 213. 214.
— 321 —
Wind zu v<?rschafren, ücbrigens sind Marfiniere*^ Ang^bvn
höchst nnzaverlässijc un*J Ihcil^ mich wohl jtri'rüdrzii crdirhtel.
Seine lUisebeschrdbung erschien initer dem Tilci:
Französisch:
Vojage des pajs i!ie|itciHrionuii,T. dun» lef|itrl sü
Toit Ics niociirn* mmiir rrs de vhre i^le. des iVorrÄ-
gieiiH, des Liipcms cfr, nvee figures fr^$*eurioux. Pa-
ris 1671. 12^ Viw La Mtirliiiiere. Ebend. 1672. gr. 12^
— Eben d. ItiTG. gr. 12«, — Ebend. I(jy2^ 8«. — Ferner:
Amsterdam 1708 iiiUer etwtts verHiiderU^m Tüel, ohne Namen
des Autors und mit IJebürgehiriig einiger Nadiiichleu liiar Re-
*
ligion, Sitten etc. '^^K
Deutsch:
Herrn Itlartiiiiere IVt*uc Reise in die >'ordi^clien
Landsebaineit. Da*J is!: Eine Be^^rhreiliiitig der Hirten,
Gebräuche^ AberglantieiiH, Ivctiiiiideti, find Klridtiii^ der
Norweger, liM|iIiinder, Killoperi, Bonuidi.'iiter, Silie-
rianer« Sjiniojedeii, Zeiiiblitiier und Eisislünder, Hiini[il
einen Bedeneken iilier den Irriliiini uni^erer Erdhe-
Schreiber, wo ncnitieh Clriinland und xVoia Zenibla
liegen, nnd wie weil sie ?<irh rrntreeken. \ns ilem
Englischen ins DenNche iiben«e(2£et durrli Johann
Lnngen. Ilamhur;; lli7S, kl. 4^.
Spätere Deutsche Ausgraben erschienen ohne Najnen de$
Verfassers , luiter dem Titel :
Reise niivh forden, wiinnneii ilie Rillefi, Lehen*«-
art nnd Ahrrglunben derer Aorweger. fiup|i1linder KU
loppen, Boraridier. Sj berier, Mö*iro%iter* .Samitjeden,
Zeniblaner^ nud Isländer aceunil bcsebrieben werden.
^
275 \ml Swfmmm. lUir. H. fMt. f. r i^ M. •>. ^ SSO.
IL 2t
— 322 —
Uebersetzt iiiul niil den aiinehinliclieii Nördisrhon Co-
riositUtcii vermehret von Hering. Leipzig 1703. 12^
mit Knpf. — Ebend. 1706. 12°. — Ebend. 1710. 12^
— Ebend, 1711. 12^ — Ebend. 1*718. 8^
Lateinisch: übcrsel/l von Johann Langen. Glöckstadl
1675. ^^.
Holländisch:
De 3foürdsehe Weereld, rertoont in lirc nicwe
derwaerts gedaene Reysen, d'eene yuu de Heer Mar-
tiniere, dMnderc van de llambnrger Frederik Marfens,
na Spitzbergen 1671 vertaald door de Vrier, TAnifester-
daui 1681. — Ebend. 1685. 8°.
Italiunisch^ nach der Pariser Ausgabe von 1671 übersetzt^
befindet sich Martiniere's Reise in: fl genio ragantc '''^
Englisch:
A new voyage to the North. London 1706. 8^
82.
F e r r a u d.
um 1650.
In dem Reeneil des Voyages au Nord >'''> findet sich
Th. IV ^ p. 516-534 folgende Schria von Ferrand^ welche
hier wohl an ihrem Orte wäre:
Relation du Sieur Ferraad ^ Rlödecin dn Kan des
Tartaros, Touchant la Krimpe, les Tartares Nogab,
et ee qni se passe au Serrail dn dit Kan.
276. S. üben Bd. I, S. 3!).
277. S. oben M. I, S. 48, 49.
^ 323 —
8t.
A r c II n g e I o La tu li e r t i.
um lfi50.
In dem Rectieil deü Voyages an Nord, T. Vn, pag<
136 — 302 finden wir auch folgende Schrift von Aremig&ia
Lamberti:
Relation de la €olehide ou IHingrellie^ par le P^re
Archange LamUerü, Mis^iioriuuire de la Congrigation
de la Propagalioti de la FoL
Dom Joseph Marie Kampi:
tiiti T65(K
In derselben grossen Sammlung bermdct sich anch ein Be-
richt von Dom Joseph 3tarh Zampij der den Titel Miti:
Relation de la Colrliide el de la IHingrellte*
"85.
JacobJosten«
1652,
Der Voll*^ländigkeil wegen nitu^s hier wähl auch das Werk
von Josten aiifgeRiiirt wc*fdcn, wenn es gteii* nichts neues
über Rnssland rnlhält and auch das schon bekannte schlecht
erzählt; es fülirl den THel :
Reisebr'sehreibung dtireli die Tiirkey , rngarn,
Poblen, Reusseil, BUbmen., Oesterrpieh j Teotsebland,
Spanien, Frankreieb, dai« geloble Land, Xen Jerii«a-
lern, Ost- und IVcul-lndien. IJiberk 1652. AK
2f
— 324 —
86.
J. de R o d e s.
1653.
Ueber J. de Rodes Lebensumstände ist uns leider gar
nichts bekannt; es scheint dass er sich eine geraume Zeit io
Russland aurgchallen hat; er benutzte diesen Aureuthalt^ ob
möglichst genaue Nachrichten über den dortigen Handel jener
Zeit einzusammeln. Die reiche Ausbeute seiner sehr fleissigea
Forschungen zeichnete Rodes auf; i^ir finden diese höchst inte-
ressante Schrift abgedruckt in : Beiträge zur Keiintniss Rass-
lands und seiner Geschichte , von G. Ewers und M. t.
Engelbardt^ Bd. I; p. 239 — 276, vro sie den Titel führt:
J. de Rodes Bedenken über den russischen Han-
del im Jahre 1653.
87.
Koialowicz.
1653.
Von dem Jesuiten Albert Wiiuk Koialowic% ist mis
nicht be^^iisst ob er selbst in Russland gewesen, oder seine
Nachrichten über dasselbe in Lithauen gesammelt. Von seinea
VVerlien gehören hierher:
De gestis eontra Zapororianos Cosacos, antliore
AlbeHo Wiiuk Koialowiez S. J. — Vilnae 1651. V.—
Mit einem Commentare 1653. 16<^. — Ohne Namen des AnUrfSy
Eibingen 1656. 4^
Rerum in Litvania per tempus rebellionis RussicM^
hoc est Cosaeoruuiy gestarum coinmenlarins, ElbingM
1655.
.1
— 325 —
HI a k a r } II s*
165.%
Der Patriarch von Anliochicn ßtakarias kam tm Jahre
i653 nach Russland. Von Hloskau, wo sich der Patriarch der
bcsondcrn Huld luid Gnade des Zaren zu ertieuen haUDj unier-
nahm er eine Reise in diu grös&ten Ruä^sisJihcn Klöster, uro üo-
terslülzungen Iiir das Palriarchat Antiothien m sammeln. Die
Beschreibung der Reise des ßtalmrins ist vcra dem Erzdiacofi
Paul von Aleppo. Es ist nicht zu verwuiidem üm$ dieser Geist-
liche den kirchlichen Ccremonic« und Allem , was den aenii
betrifft, ganz besondre Aurmerksamkeit schenkl; übrigens linden
wir bei ihm auch so iMauohcs über die damalige Politik Russ-
lands, so wie einige historische und naturtiislurischc Nachrichten.
Eine auf Kosten der Orienlal Translation -Committcc her-
ausgofi^ebeiic Englische l cbersetzung der Reiscbcsclueibung führt
den Titel :
The travels ol MacuHuis Pairiarrh iirAiiliaeb wril-
teil hy bis attcudunt Arcbdeacon^ Faul of A1p{i[)0, in
Aiabie. — Traiislati d by F, €. Beilbiir. Loiulou 1829 —
J83r». 2 Voll. 4^
Ziemlich umständllcbe Ausjrtls^c aus dieser Englischen Ue-
berselzuM^'^ erschienen in Ilussisthcr Sprache in den MMi- und
April-Ileflen der BnowiioTi'Ka ,Mi *lT<*HiÄ für am Jahr 1836.
Hr. V. Saweliew, der Verfasser dieser Auszüge , hat in den-
^ielbe^ besonders die Nachrichten über Am damalige Rnsslaiid
berücksiihiigt, und durch Noten den Text hin mid wieder erlÄuleri.
326
89.
Louis Henri de Lomenie.
1654.
Lomenie's Reise von Stockholm über Lappland und Fiim-
land^is ersciüen zuerst in Paris 1660 in 12^^ und eine zweite
Aufl. 1662 unter dem Titel:
Ludovici Uenrici Lomenii, Briennae comititty regi
a consiliis, actis et epistolis, itinerarium. Editio alterai
auclior cl enieudatior. Curante Car. Patin, D. HL P.
Parisii:» 16ü2. 8"".
90.
Kochowski.
1655.
Wespasian Kochowski gehört wolil nur unter die Sclirift-
steller über Russland; da er jedoch mit auf der Liste der Rei-
senden stand, und kein Beweis vorliegt dass er Russland nidit
auch selbst besucht hat, so durften wir ihn nicht we^assen.
Hiehcr gehört von seiner Geschichte Polens: Annaliam
Poloninc ab obitu Vladisl.ii IV SCe, nur der zweite Thefl:
Climaeter seeundus, bcUa Suelicnm, Transylvanieua»
Aloschoviticuni, aliasquc res gestas ah anno 1655 arf
27b. Ver^I. BeckmoHm, IM. der Reü^m 1, p. 143. C
- 32T —
aiiuuQi 1661 iacltiHive coitliiieus ^cri^tore V^^p* liü«
Ciiowski etc. Craeoviae 16äS fol.
91.
Allegrefto de Ailegretli und Jiiluiuii Tlu^odur
\ Oll liorbaclu
ia^5. 1Ü56. 1G57.
Drei Berichte der beiden Gcsunifteri des Kiiisers Ferdi-
nand III, AUegreUa He Aiivgreiii nnd JnL Theodor ^'^
€on Lorbach j aus Moskau dtttirt^ beruideii sich in dem \L K,
Archive zu Wien; der erste isl vom 15 November i655 und
in Deutscher Sprache; der 2-16^ Lateinische, vom 18 Jammr
1656, und der 3-te^ luliänische, vom 28 Februar 1657. —
Dieser letzlere ist ein Separat -Bericht des AftegreUi^ well er
dafür häl|, dass seift College „le circonstanzo e casi occorbi non
„hauendoh' ponderflto^ eome shanno da ponderare, per essere
;,poco praclico ddU negocij publioi**,
93.
Alberio Vimeiia da t'eiieda,
1657.
Die Nachrichten Über Russbiiid von Alberio Vimen€$ da
Vene da, vom Jahre 1657^ befinden sich haftd.schrinikh in der
Barberini sehen Bibliothek In Rom, Nach seinem Tode wur-
den dieselben xon Ciov. natlista Cnsatti herau^ge|rebcn
unter dem Titel:
279. Inter dem «rslrif thai^ek^m ßmcbl» sM^hi loh BüMrh \m
Lorbach.
— 328 —
Istorie delle giierrc civili di Polonia. — Progrefwi
ilt'lle armi Moscovite contro i Poincchi. — Relazioni
(lella Moscovia c Syeeia e loro tioverni. Di Alberto
Viiiiiiiu Belluiiosc. Vcnezia 1671 4^
Eine 2-(c Ausgabe erschien Ebeiid. in 4^, im Jahre 1678,
ciiiii adiiotalioiiibiis Joaiinis Baptistae Casotti.
Eine Russische Ueberselzung befindet sich in den Ore-
MecTBeiiiiiBiii ;5aiiiicKii 1829. XXXVII, p. 18, 224 a. 421,
und XXXVm, p. 79, und (uhrt die Aufschrift: üaB-bCTiü o
MocKOBiii, nucaiiiiMH AjiGepToarb BuMena Aa 4eHe4a
(Viinena da CfMU'da) Bb 1657 ro4y.
93.
Niceolö BarberinL
1658.
Miccolö Burberims Reisebeschreibung befindet sich
hundschriftlich in der Barbcrintsclicn Bibliolhek in Rom, mid
ist im Druck erschienen unter dem Titel:
Niceolo Barbcriui viaggio di Moscovia. Viterbo
1658 2S0.
94.
Johann Christoph von Fragstein.
1658. .
Johann Christoph von M^ragstein war in Begleitung
von Christoph Bewer von der Binn, als Kaiserl. Gesandter
in Russhuiü. In dem K. K. Hor-Archivc in Wien befinden sich
280. S. Ciampi, Bibi. CrUica. U, 206. Yeii;l. etold. U, 53 - 72.
— 329 —
iwei handschriftliche Berichte von ihm; der eiac datirl aus No-
wid^ufj den 29 .Juli tli57 mid von beiden gemeinst baftüch
unlerzoiilinet^ worin ihro Ankunft dnselb?*t gemeldet wird; der
andre, von Fragstein all ein imterschriebenoj Bcrjeht ist aus
Mosktm vom 25 Febmar 1G5S, iind enthält umslftndJiche Naeh-
richteii über seine fernere Heise nach Moskau und seineu Auf-
enthalt daselbst.
P a 1 s i L i g a r i d e St
PiiiSi fJgarides win^c auf der Fnsel Chioi geboren^ in
Rom vr/.ogvA\^ daraiir Erzpriester fn Jerusalem^ und spüler Me-
tropolrl von Thessulonidi und Ga^a. Ini Jahre 1C60 kam er
mit t iiiern Empfehlungssehreiben des Fatriarehen von Konstan-
tinopr! rärthenius Kumkum nach Russhmd, al!^ ein höherer
Geisllirhcr aus dem Orient ^ur l ulersucluuig der Nikon 'sehen
AnfoKy^i'iiheit d^liin berufen wurde. Pa'tii IJgurides wurde
in IMnskau von dem Xareti und der Geisthchkeit sehr wohlwol-
lend «jnpOingeu und trug viel zumSlttn^e des Palriarchen Nikon
bei. Naeh einem kurzen Aufenthallo in Kiew, kehrte er wieder
nach Moskini zurück und liier lebte er noch 1687, wie auä
seinen llritlen m ersehen ist, Ucber seine ferneren Schicksale
isl ntriiis bekannt.
üb /war es von Paisi fjgarides keinen eigcnÜiehen
ßericiu über seinen Auteulhalt in Russland giebl, so gehurt er
doch \^ulü wegen seiner Üearbeitung einiger si>eciellcr Zustande
des damaligrn Itusslands^ in diese Sammlung.
Im Archive des iVlinisleriums der Auswärligcn Angelegen-
heilen in Moskau befmdel ddi sein EriefHeilisel mit den Orieu-
— 330 —
talischen Patriarchen^ so wie einige Briefe von ihm an dca
Zaren in lateinischer Sprache und sein Schreiben an den Kardinal
Barberini und an den Erzbischof Kelephiu von Strigon.
Ferner verfassle Päisi Ligarides in Moskau: Conimen-
tariu noii nuUa ad rcligioiicm speetautia^ und auf den
Wunsch des damals anniesenden Schwedischen Gesandten Jok
Lilienlhal schrieb er 1660: Tractatum de fide Graeco-
ruin et Moscovitaruin circa saerosauctuni Eucharistiue
mysteriuni 2s>.
96.
Der Verfasser der Schrift:
Del Sereiiissiino Ke Alessio ditto il Pio.
1660.
Die Schrift unter diesem Titel ist abgedruckt in den sehr
seltenen Viaggi di nioscovia ^^\ Das Manuscripl befindet
sich in der Barberini sehen Bibliothek in Rom.
97.
Prinzhube r.
1660.
PrimAnb er wurde von dem Herzoge von Gotha an den
Zar Alexei Michailowitsch nach Moskau gesandt Sein
Gesandlschailsbericht befindet sich handschriniich in der Herzog-
lichen Bibliothek in Gotha.
281.^ Verjsl. über Liffaridea: Phüipp Sirakl, das gelehlta mim»—,
Leipxiß, 1S2B. s'\ p. 214 -216. — Eß^enm, CMoeufh elc Hau. 2. T. 11,
cTp. 1.V5 - 119.
282. S. über dieses Werk oben Bd. I. S. 29.
I
^
— 331 -
J o h a u II e s N i e ii h o v,
. ^m%AK <M». 1660*
Jahaiiiiis IVicuhovti Legalio Balaiica ad lUiiKtiiim
Tarkiriiie Ciiuiium Siiiigteium. LiilitiUtile tlunala per
<»eorgiuiii Horaiuai. Aiii^lelodaiiii l(i€S fol
99. •fn
Le Vassciir de ßeaiipluii.
iimUaume he VmRcuY de Beaupfan stand 17 Jahre
Inn^ als In^cuieur iti Polnischen Dieitöteu unter Siegiäniuud lU.
lind Vladislav IV ^ und scheint in den Kusaken- Kriegen viel
gehrauchl worden m sein; seine wIederlicjUen Kelsen durch die
tlkrainq i^üben ifim den Sloff tu einem Werke, das jelxt sehF
selten ist und folgenden Titel (Qhrt:
lleseHtilifiti rl* Ukraine, tiiii sont fltisieiirs {iroTin-
res du Royanme de Pningiie* eaiileniieü depub len
t^onfins de Iü Moscoiie jiisr[U'nüX limites de lu Trau-
Hyhanie; nvec le» moeiini de» ittibitantic, fü^^üii de vivre
et de fiiire la giierre; par (^tiillaume Le Vai^^eur Siear
de Benuplüii. \ Iloueu 1660« 4"^^ ävee ytie carte»«.
4
263« Kme friüiere Auflage «cbfüht in Bmzig i6S0 üncbieneß m teln;
da \(in ^wst*T jedurh nur 100 Kiemphro «hf^xngen viurdrn, fc> ist 4l9f*tft0 lufd
4D^>«ri»t st-lu-u gi^\v4>f«leii. -^ Vuhüt die drin niifvrijlirti^ti Wtrlv bfiitllit«^ liHcfcit
scJääiKbari? Kino dir Ukniat, wtleli« ^piccr ftacli be«(itMl«r« in mBkten AaU^wm
erschienen iM, s* Mül$^» Samml Hm^M. C^rk. Ud. Vi, p. 20 ff. m4 Ff^ä^^k
— 332 —
Auf dem Titel der Karle nennt sich Beauplan Ingenienr
et Gapitaine de TArtillerie du Serenissime Roi de
Pologne.
Englisch übersetzt erschien iBeati|i/(eiii'8 Beschreibiiiig der
Ukraine in: Colleclion of Voyages and Travels. Londoa
1704 fol, priiited for Awiiham et John Churchil. Yol. L
Eine Russische Ueberselzung dieses Werkes gab Th. Ustri-
lovf heraus unter dem Titel: OnBcanie S^KpauHU« C. Oe-
. xepöypri i832.
100.
Augustin von Mayem (Freih. von Meyerbeig)
und Horatius Gulielmus CalvuccL
1661 — 1663.
Ueber Augustin Freiherr von Meyerberg's Person
und seine Gesandtschall nach Russland finden sich nähere Nach-
richten in dem VV erke : Augustin Freiherr von Meyerberg
und seine Keisc nach Kussland, Nebst einer von ihm
auf dieser Keisc veranslaltcten Sammlung von Ansich-
ten, Gebräuchen, Bildnissen u. s. w. Von Friedrich
Adelung etc. St. Petersburg 1827. 8^, und Atlas in
gr. fol.
Wir begnügen uns daher ^ hier nur dasjenige nachzulrageRi
Avas dem Verfasser nach dem Erscheinen jenes Werkes bekannt
ge>Yürden ist. Diese Nachträge beschranken sich auf zwei Be-
'/«*pii«. Iteramgegeben eon K, E, r. Baer und Gr, r. HelnrmMi. BA 4.
Si. Petersburg 1840. 8"*. S. 33. \Z Hrnshch abgedruckt unter dem TM:
O f.JpeßHttx» uHovmpaHHbta'ö Kapmaxb Pocciu ^o 1700 m^« Stf^mpm <^f|r-
.i^Mia. Urpee, cb niö.veifKato //. .1., in dpm HitjfpNa.u JUtmmimtpemm
UapOf^Haio Upoceiw^cniH, t\ UemepSjfpt^ b^. 1840. T. XXVL JIg % m ^
— 333 —
richte, welche in der K. K. Hof-Bibliotlieh aiirbe wahrt werdeti,
und von denen nns jrcnane Abschrifltf« vorliegen; sie sind beide
in Lateinischer Sprache abgcras^t und fuhren in der Abschrift
folgende Bezeichnnnffen :
Relaüfin der Kais^erL Ablegaten AugiiHlin %'oii Ulayent
und IliiniüuH Wilhelm Cahueci Hher ihre Reise nach
Moskau iintl ihren Cfiipfiing duKeltiHt Dcit 12 Jutii IGCil.
Weitere Relation iles Anguäiin von Mnyerii und
Horatius Wilhelm CalTueci. Smolensk, den 27 Miti 14i62.
Der erste von diesen Bcrichteo unilasst in der Ab^dirin
etwas mehr als 8^ der ^weile beinahe 5 Dogeo-
Ferner giebt es eine Ilaliänische Ueborseliciing der Fran-
zösischen Ueberiragnnjor des Her in Moschoviani van il/iryer-
bergy die folgenden Tilel führt:
Viaggio nellii MosiüoviH di Angiistino Sleyerbergy
tradoita dal Idtonia francese. IVapciU 16f)7* 12^.
Naclu-icbten über Meyerberg finden sich auch in Jos*
Chmels mehramls angeführteiu Werke: Oie llandsehriften
der K. M. Bibliothek in Wien, T, II, p. 2Vh
101.
Sebastian G 1 a v i n i c h.
1661 — 1663.
Sebmiiau Glmrinieh »" begleitete die Gesandten von
Maycrn und Calvnccj^^* auf ihrer Reise nach liuissland, ah
Caplan. Nach seiner Zurückkunfl überreichte anch er dem Kaiser
284^ S. auch FN^dritk Adelung" § Augm§i4m fWih^rr p0n Mt^ftH^rg
eie. p. 16 u. 23.
— 334 —
Leopold I^ einen Bericht aber Russland^ den Grossfarsllichei
Hof und verschiedene andre Gegenstände ^ die seine Aufmerk-
samkeit daselbst besonders in Anspruch genommen hatien.
Dieser in Lateinischer Sprache abgefasste Bericht befindet sirli
handschriniich in dem K. K. Hof-Archive in Wien^ nnd ist ab-
gedracht in: Wichmann's Sammlung bisher iiocb unge-
druektcr kleiner Schriften zur Sitern Geschiebte nnil
Kcnntniss des RussiHchen Reichs. Berlin 1820. 8^.
Bd. I, p. 339 — 362. — GlavinicKs Bericht fahrt hier die
Anfschriil:
Scbastinnns GLivinich de Rebus Moschornm.
Die dem Berichte vorangeschiciite Zuschrift an den Kaiser
ist unterzeichnet: Humillimns snbditus etCnpellanunSeha-
stianus Glavinich. Der Bericht beginnt mit einer Geographj-
sehen Beschreibung des daniah'gen Russlands , viohei dieFflrsten-
thümcr, Provinzen und Landereien aufgezflUt werden, welche
damals unter dem Scepter des Russischen Zaren und Grossfürsten
vereinigt waren , es sind dieses :
Moscovia ,
Novogardia Maj
^a^ Chehnia,
Wolodimiria^
Bicloiezaro,
Ustiugha^
Nisennovogardia ,
Jaroszlavia ,
Pereszlavia ,
Casan,
Reskovia,
Vilepszko,
Astracan,
Susdalia ^
!\Iozaiszko ,
Resan ,
Tersanovolok,
Czernikovia,
Porotin ,
CandalaX;
Galitz,
Severia,
CohnogardiU;
Duina;
Chiovia,
Cargapolia^
Archangelas (hie est
portus maris Mosco-
ru (m),
Bielskia,
Vaga,
Udoria,
Rostbovia^
Vologda,
Petsora,
Tueritf,
Plescovia^
— 335 —
Obdcim
S^amrijerfA (Un dieti
quia oUtu tu ea 5e
invicem homtaes ro-
medebant).
Sibiria (hiiic Zebel- . Lucoinorja ^ Pejaorda,
linae pelles mWes- i
nmlur) ,
Jugoria (Ex hw pro- PermfA ,
vincia volunt aliqui
enipisse Huii|firos),
Vialka , , Bulgaria j
Grcassia, Gnisirita^
Goria^ (labarda,
Am Sebluise des Ucrichtcs ist beigerugt: ,
PriFilegium Oeutis .Sluvoruin^ binc Moseii a|
Aiexaiulro Mttj^iio eoiiceniiuiii , ex Aiitiiilibug coruiulem
Moscorum rtiaiiUüieHptis eitruetiiui.
Tiiitiün,
Colmacia^
Clarlhalitiia^
Torsok.
i02.
€; r a r Ca r I i 8 1 e.
mm.
f'Aaries Vount nf Varlhle^ Howard uf Mürpeik,
Baron Darre of GilleB-hünd lÄWdc iiti Jahre 1663 von
dem Könige Kar) II. von Grossbritanmen als Gesandter nac!i
Russland gesrhicklj und hat sich bfinahe eSn Jahr in Moskau
aiifgehaKen. Der Bericht Aber die Cesandlschafts - Reisen des
Grafen Carikle nach Riiasland^ Schweden imd Dänemark,
welcher bald nach seiner Ziirückkunft im Druck ersdiien^ wird
- 336 —
häufig einem Landsinaiine von ihm Namens Smith zugeschrieben.
Folgende Ausgaben des Originals und der Uebcrselzungen des
Berichtes des Grafen Carlisle sind uns bekannt:
A Relation of thrcc Anibussirs froni bis sacred
Alujesty Charles II., to thc Grcat Dnkc o( Moscoria,
thc King of Swedi^i and (hc King of Denmark, per-
formed by thc Earl of Carlisle in thc ycars 1663 and
1664. London 1G6S. 8"". Ebend. 1669^ mit dem Zusätze auf
dem Titel: Written by an attendant of the Amhassy^ was
wohl als Beleg für die Meinung dienen kana^ dass der Bericht
von einem der Begleiter des Grafen Carlishy der vielleicht
Smith hiesS; verfasst ist.
Uebersetzungen :
Französische:
La Relation des trois Ambassadcs de Nonscignciir
le Conite de Carlisle de la part du Sercnissime et
tres-puissant Prinee Charles II. Roy de la Grande
Bretagne vers leurs Serenissinies Alajestös Alexry
Aliehailovitz, Czar et Grand Duc de nioscovie, Charles
XI. Roy deSnede, et Frederic III. Roy de Dunemurc
et de iVorvege, commenec^es an mois de Juillct 1663
et linies an niois de Janvier 1665. Ronen 1700. 12°.
— Seconde Edition revue et corrigie, Amsterdam
1672. 12°. 286. Der Herausgeber dieser 2-ten französischen
Ausgabe; Guy Miege^ sagt in seiner Dediealion an den Sohn
des Grafen Carlisle dass die erste französische Ausgabe
das Original gewesen sei.
286. Vollständig behandelt in Beckmamm, La. dar älierm Reitern H,
p. 109 - 225.
— 337 —
Eine 3-te Ausgabe dieser fraiizösischen IfcberseljEung er-
schien auch in Amsterdatu f70ü. 12"^.
Deulsche:
Des Grafen Carliiile, Namens Sr. R, Mnj. \^oii
Gross - Britannien nltgelegte drey Gewand teehaflen an
Alexium Miehaelowitz, Czareii und Grossltir^en in
Moskau, Carln XI. IConijc in Schwedroi und Fried-
rich III. König in llünnemark, snnibt einer furiosen
Beschreibung des Landes Masrorien, iogleieben Lief«
lands und deren beydersieifs Einwohner, ans dem
französischen übersetzt und auch in der Beätchreihnng
hin und wieder rerttiebrt Frankfurt und Leipzig
1701. 8^
Englisch ist die Reisebeschreibung des Grafen Cariiiie
auch aurgenoromen in: Jobn Harris, Navigantium utt|ue
Peregrinantium BibliaUieca fl^ p. 177.
103.
Johann Chrysostomus Passek.
1663.
Denkwürdigkeiten des Johann (.'hrj »oBlonius Vm-
sekj aus den Regiemngsjahren der Könige Johann
Kat^imir, Mich. Korybut und Johann HL von Polens
vom Jahre 1656-88. Herausgegeben von dem Grafen
Kduard Raczynski, aui« dem Polnischen über!$elzt und
mit Anmerkungen versehen^ Ton Prof. Stenzel RreHlan
1838. gr. 8°.
n. 2a
— 338 —
104.
Nicolacs Witsen.
1664.
In dem dieser Uebersicht der Reisenden vorongeschicilei
Verzeichniss der Sammlungen^ in welchen allere Rei-
sen nach Russland vorkommen 2<*''^ befinden sich bereits
Nachrichten soAvohl über IVi/sen selbst^ ^ie auch über sdn
classisches Werk über Russland: Noord- en Oost-Tartarye etc.,
so dass hier wohl wenig über ihn in Beziehung auf seine Reise
nach Russland anzurühren übrig bleibt. Dass Witsen aus blosser
VVissbegierde im Jahre 1G6G den Hollandischen Gesandten Bo-*
reel als Privatmann nach Russland begleitete und seinen Aufent-
halt daselbst zum Einsammeln von höchst schätzbaren Nachrichlen
über alle Theile dieses damals so wenig bekannten Landes mit
ungewöhnlichem Fleiss benutzte; ist bereits oben erwähnt. Peter
der Grosse, dem Witsen schon damals vorgestellt worden
war, suchte ihn bei seiner Ankunft in Amsterdam gleich auf,
und hier beginnt Witsen's für Russland sehr bedeutsame Rolle,
denn ihm verdankte Peter der Grosse viele von den in Hol-
land gesammelten Kenntnissen. Witsen unterrichtete ihn in den
Naturwissenschaften und trug wohl überhaupt durch seine beleh-
rende Unterhaltung nicht wenig zu dei« wissenschafUichen Aus-
bildung Peters I. bei. Er begleitete auch Petern L bei dem
Besuche, den der Kaiser dem Erbstatthalter Wilhelm von Om-
ni en machte und fßhrte ihn zu allen Amsterdamer GelehrfeDy
numentlich auch zu Ruysch, Leuwenhoeli und BoerhaTe.
Nach seiner Zurückkunft nach Russland, blieb Peter der Grosse
287. S. ubcD Ud. I , S. 32 ~ 35.
— 33f» —
Doch ifu Briefwechsel mit ihm. Einen seiner Briefe nn den Kaisef
adrcssirfe tVfigen: „An den gross ten Ht^rren Cornmaw-
deuTj l^cter Womanow^ Wiisen widmete auch die enslo
Ausgabe seines gros&en Werltcs ul>er RtissUind^ iiui! seine Kario
von Hussland dem Kaiser Peter I, der ihm eigenhiindig für die
letztere dankte und ihm ein besünderes Privilcgiimi auf dieselbe
crtheilte.
Dass WitseM*B Werk bei seiuem hohen Interesse keinen
Uebcrselzer in irgend eine Sprache gefunden hat^ ist wohl sehr
zu verwundern und lasst sich viellekht nur din-ch den Um lang:
und tliir» h die Sprache des Originals eiklören.
Il7/,se/r^ für die Geogrnphic Hunslands su bedeutsamer
Namo ist zu seinen Lebzeiten schon einer Insel gcschenkl wor-
den, welche im Jahre 1688 bei Nowaya-Semla entdeckt uod
Wilsen-Eyland genannt \^urde.
Die Handschrift der Noord - m Oosl - Tartarye "* befindet
sich in der Bihlioth^que Roy ali^ zu Paris; der Verfasser hallo
dieselbe dem Melchisedech Thevenot geschenkt.
W Ilsen ist auch der Herausgeber der Reise eines Russi-
schen ficsandlen nach China ^ auf deren Titel er sich jedoch
nicht genannt hat. Dieses letztere Werk ist mehrmals übersetzt:
Deutsch:
Eine moscowitisch-Tartarische llciseljcschrcibting^
welche vor 70 Jahren durch eiueii BloHcoivUer von
Jeresla gebürtig in russischer Sprache verfertigt^ und
im Jahre 1G65 durch Nicolaes WiUea aus Moseau ge*
288. S. über dieses Werk aach: BtSihr, Stimml Hm*, l7«r»rAt. f, füll.
272. — Forster, GeBchichlt der Emideek. im I^ordem, S. 196. — nmmwrm
Lacrozinnus, Vol. I, p. 45 und VoL UL p. 51. — Leiiret dEt Ontifm^, ifHIt-
toire et de UU^raimre par GMeH Otftr. Amtt$fä§m 1142. 4*. p. 25. 74.
22»
— 340 —
I>racht, und von demselben in die lioIlSndiselie Spneht
übersetzt und mit curieusen Anmerkungen Termehi%
jetzt aus dem Holländischen Mst. ins Teutselie fiber-
setzt worden. In: Der curieusen und historischen Rei«
sen durch Europa ander Haupttheil. Von Talaudem.
Leipzig 1699. 8^ S. 883.
Französisch:
Voyagc d'un ambassadeur que le Czar de Mosco«
vie envoya par terre ä la Chine en 1653. In dem:
Recueil des Voyages au Nord, T. IV^ p. 535 — 554. Hkr
hcisst der Gesandte Saedor Jacowits Baiooof.
Englisch:
The travels of Feodor Iskowitz Backhoff fhm
Muscow into China (7112 = 1654). In: Charchiirs Col-
lection of Voyages, T. II, p. 547 — 551.
105.
Peter Marcellus.
1634—1665.
Peter Marcellus^ oder Marsitius^ stammte ans Her-
zogenbusch in Brabant, von wo er mit seinem Vater und
Brüdern, Goclius und Gabriel, aus religiösen Ursachen
wanderte. Sein Vater gehörte wie es scheint dem Handelsstandc
an, welchem auch die 3 Söhne sich vorzugsweise widnetOL
Sie erwarben sich alle drei sehr bedeutendes Vermögen. Cociias
kaufte sich in Dänemark an und besass auch in Norweg» lie-
gende Grunde; Gabriel liess sich in Holland nieder^ wo er zo
den reichsten Kaufleuten seiner Zeit gehörte und ein ansehnliobes
Wohngebäude bei Hartem besass^ welches berOhnt gewesen uik
— 3*i —
soll -^ Peier 3Iarcellm wandle sich zuerst fiacli Uäuemark,
und scheint durch seine« Verstand und seine Gewairdheit in Ge-
3ehaften die Aufmerksamkeit des Kömgs Chris tian's IV mt sieli
gezogen zu baben^ denn der König sandle ihn als seine» Com-
missarius nach Moskau und vertraute ihm die Unterhandlungen
wegen der Heirath seines naturlichen Sohnes W o i d e m a r C h r i -
ßtian Güldenlöwe^ Grafen von Schleswig-Holstein»**
mit der Grossfurslin Irina Michailowna, Tochter des Gross-
fürsten Michail Fco doro witsch. — Wir haben schon oben
erwähnt^ dass Peter Biarceilug vom Crossfiirsten in demsel*^
ben Geschäfte mit Vollmachten 2 Male nach Kopenhagen abge-
fertigt ^vurde und endBeh so glücklich war die Angelegenheit zu
dem erwünschten Resullale zu bringen. Der Kömg Christian
rv. war so sehr mit 3iarc€iius Diensileistungen zufrieden^ dass
er ihn bei dem Schluss dieser Unlerbandlungen in den Dänischen
Adelstand erhob, ßiareelius glanble sich dadurch dem Könige
so verpflichte ^ dass er sich auch später noch immer des Kuaig's
von Danemark Vasallen nannte.
Peter Marcellus scheint schon rrüber^ und zwar um das
Jahr 1634^ sich in Moskau niedergelassen^ dort längere Zeili
geblieben zu sein und durch grosse Geschäfte in Eisen^ sieh ein
bedeutendes Vermögen erworben za haben. Sein Ansehen stieg
dadurch allmahlig und im Jahre 1665 wurde er von dem Zaren
Alex ei 31ichailowitsch an den Kaiser Maximilian ü. als
Gesandter abgefertigt. Der Zweck dieser Sendung war ein engeres
Bündniss mit Oesterreich anzukn^fen und den Kaiser zu bewe«^
gen; den Vermittler zwischen Russland und Polen zu rnacben. ..
Ueber die Sendungen des Peter Marcellun in Benf i^
die Heiraths-Unterhandlungen des Grafen Woldemar von Hol-
2ba. S. deo belreffenden Artikel , obea S. 312.
— 3*2 —
stein im Jahre 1643 befinden sich in dem Köiiigl. Archiv in
Kopenimgen mehre Mtenstficke; von vreichen Büsching in sei*
nem Magazin für die neue Historie und Ceographie,
Bd. VII. S. 331 —335 folg:endes Antwortschreiben des Zarei
anfuhrt :
Deutsches Trunslat, Ihrer Zaar. Maytt Ina Ross-
land Autwortt, auf Ihrer Königl. Mnytt la Denneinar-
ckcn etc. jüngst cingesondenes Resolution Schreiben.
Ueber die Sendung des Peter MarceUus im Jahre 1665
nach Oesterreich Averden im K. K. Geh. Haus- Hof« nnd
Staats-Archive folgende Berichte aufbewahrt:
Creditif des Feter Alarsilius d. d. Moscaii am 4
Februnr 1665.
Relation über des IMoscowitischen Abgeordneten
Marsilius Aiircnthalt in Wien im Monat Juni 1665.
Ferner zi^ei Berichte Ober Siarsi/ws von dem Baron
Goess^ Reichshofrath und Kaiser!. Gesandten am KurfÜrsUich
Brandenburgischen Hofe an den Kaiser Maximilian H, daliit
Berlin am 1 Mai 1665^ und Berlin am 11 Mai 1665.
106.
S a III II e 1 Cy o 1 1 i n s.
1659—1667.
Dr. Samuel CoUins^^^ war vom Jahre 1659 bis 1667
Leibarzt des Zaren Alexei Michailowitsch. Er war ein
geborner Engländer und hatte in Cambridge und Oxford stodirt.
Mit Wohlwollen und Belohmmgen äberhfiuft kehrte er in sein
290. S. über ilui liicMer'B Geschickie der JUediMim im Hanf—rf, IM.
Jl, S. 27C — 281.
— 3*3 -
Vaterland ^nniok^ wo er im Jabre 1667 eiii Werk über liiiss-
laiid herausgilb ^ das er wie es SübeJfli schon in Russlaad aus*
gearbeitet tmue; es fiilirt folgenden Titel :
The presesii 81ute of IlttMKJii iit ti letter ia a frieiiii
at London written liy au eniitient ]ier^oii reHirtiiig jil
the Greut Tzar% Court at Mtii^eii for the «%|iarc of aiiie
jreare« IllustratL^U with copperpluteH. Lonüun lOtiT. 8^
Die zweite Ausgabe dieses Werkes erscbien iu LaiJtlüO
1G98 unter fülgendeai Tilel: An bblcirifal iieroiinl afRyti-
sia, coutuiiutig llie Cui»t4ini8 und iHuiiiier^ of Üif! jjDfifil^,
and a drscriplifiEi uf Ibe vaKt dauiiniotiH sulijeet to Hin
Maijesiy the tiar af MojiCfivia* Bei dieser Ausgabe ist
der Name des Verfassers am Hndo des Buches auf einetii etge-
neu Blatte^ iüigcgebeii und dabei von iluii gesagt: He had Ibc
happinc^s La be a favorile lü the great Tzar and his
Fahiarch.
Eine dritte Ausgabe Lüfidüti tfiTl^ fultrl den Titel der
ersten. '
Eine Französisehe Uebersetzung erschien unter dem Titel:
Relation curieuse de TtWat präsent de la Russieii
Irndnilc d'un autour anglois (Samuel CoUins) qui a
ete 9 ans a la Cour du Grand Tsar, avee rhistoire des
revoliiticMis arrjvees sons Tusurpation de Boris et Tini-
postiire de Deinetrius, dernier Empereur de Bloscovie.
Faiis 167!). 8 . . ^
lUissisch im PyrcKÜi B-bCTunirb 1841; No. 8 u. 9 mit
Aninn klingen und der Aufschrift: IlhiH'buiuee cocTOHflie P^-
ein, oiiiieanude AurAUHaHmihiM-h^ KOTOpMil 4emA« •l'fcrk
iipo;Kii.ii> iipii ^nopii BejiiiKaro U^upA PyceKaro*
Samiu'l VoUiM giebl in seinem Werke viele iateressaate
Nachricilieii über den Zustand des damaligen RiiSBlands^ j^ie
— 344 —
desto glaubwürdiger sind^ da seine Ausbildung sowdd, "wie mdi
seine eminente Stellung ihm beim Einsammeln derselben behflUHch
^aren. Wir heben hier in Kürze nur eim'ge Stellen heraoS; die
uns besonders beachtungs^erlh erscheinen.
P. 45 sagt Collins dass im Jahre 1655 durch die Pest
7 bis 800^000 Menschen in Rbssland weggerafft worden sden
P. 96 leitet er den Ursprung der Lustseache in Rnsfauid
von der Zeit des polnischen Krieges am Ende des XV. Jahr-
hunderts her.
P. 62 erwähnt er der grossen Massigkeit des Zaren Alexei
Michailowitsch und nennt ihn p. 44: „bountiftall, charitdrie,
^yChastly, uxorious, very kind to his Sister and chfldren', ud
p. 125 heisst es von ihm: „this present Emperour of Rnssia is
;,a piouS; conscientious^ dement^ mercifoll and good Prince as
;,any in the world".
P. 13. Während der Fastenzeit; sagt CoUins^ dnrften voi
den Aerzten keine Arzneimittel aus dem Thierreiche verschrie-
ben werden.
P. 135 giebt er eine sehr genaue Beschreibmig mid Ab-
bildung der in Russland als Speise gebFfincldiolien Pilze md
Schwämme^ und bemerkt dabei, dass es hier wenig oder gar
keine giftigen Pilze gäbe, u. s. w.
107.
Johann Struys.
1668—1670.
Johann Jansen Stmys hielt sich von 1668—1670 io
Russland auf und gab darauf im Jahre 1676 ebi Werk
seine Reise heraus, das bei dem geringm Grade von
den der Verfasser besasS; viel Triviales, und UnridiUges
— 3*5 —
Interessant ist sein Zog auf der Wolga nnt Stenkt RaairiJfEs
ist oft daran gezweifelt worden^ ob Struj^s Überhaupt Jeikall
selbst eine Reise nach Russland unternommene«; diese ZweÜA
sind jedoch wohl nur der eben angeführten Unzuverttsaigkeit
und Oberflächlichkeit seiner Angaben znzusckr^en <h. Ekib
Handschrift seiner Reisebeschreibung befindet sich in der Kaiseill
Akademie der Wissenschaften. ik.
Gedruckt erschien das Werk unter folgenden lltel: /
Drie aanmerkeljke en aeer ranipspeedi^e KeyneAr
door Italien, Crrierkenlandt, LjUandt, MosedYien^ Tüf
taiycii, Meden, Persien, Oost-Iudicn, Japan etc. Jktti4
slerdani 1676. 4'', mit Kupf.
Deutsch: ,% ,f, v-^
Job. Jansz. StroussrusSehr srhwere, wiedervrerfigr^
und DeiickwUrdige lleysen, durch Italien, Griecbeitland^
Liflaiid, Moscaa, Tarliirey, Mcdett, Persieti, Tiirckey,
Ost-Indien, Japan, iiiul iinlrrschiefnirhe oniirre I^Kuder«
Worin neu ausserhalb der gewissen gründlichen lle^
Schreibung ermeldeter Oerter, nnd derer Eygenschafl
und Natur, wunderliche Zufälle und warhaffKige Ge-
schichte, angewiesen werden, welche der Atithor seihat
durch gefährliche SchifiThrfiche^ Pliinderungcu, schwere
Dieustbarkeit unter den Türeken, Persiern, und Tar-
teru, grosse Hungers « nobt^ Marter, und vielerley
Ungemach ausgestanden. Angefiingen Anrin 1647. nnd
291. S. Ober ibo MmUer, SmmnI. iüm. Qmek. Bd. VU, S. 499.
292. Z. B. in der BiblioMque fraa^^ke, om khtoif UlUrtdM ^ Im
Framce, Amsierd. 1724. 12'', wo 68 Th. lY, p. 5t h^Mi: »0 7 a def relttioaft
^qui oDi ete fabhquees pour en imposer le public comme le royage d*m
^nomme Jeam SiruU en Moscovie , eo Tarttritf etc. doil le Qanlier CkmtHim
;,ci quelques autrcs oot si bien dta^ntr^ li fawMli flc* t ^
— 346 —
Yollbraclit 1673. begrciffende die Zeit gantzer 26iAn.
Neben zweyeu befgefiigtcii Brieffen^ rerhandelende
den greulichen Mord, Verrühterey und Übergabe der
Stadt Astmean, mit noch vielen Umstfinden; wie anck
die mannigfaltige Gefahr und Elend^ so Cnp. David
Butler erlitten, und zu iHpahan selbftten besehriebea
hat. Verziehret mit vielen schönen Kaplfer - atürkea,
vom Anthore selbst nach dem flehen gezeichnet. Ans
dem liolländischen iibergesetzet von A. M. (Andreas
Müller). Amsterdam 1678. fol., mit Kopt — Gotha
1832. 8°.
Französisch:
Lcs Voyages de Jean Strnys en Moseovie, ea
Tartarie, en Perse, aus Indes et en plusieurs aatres
paus ötrangcrs, avec la relatiou d'un naarruge dont
les suites ont produit des effets extraordinuires. Tra«
dnit du ilamand par Glanius. Amsterdam 1681. 4^. —
Lyon 1682. 12°. — Paris 1719. 12^ — Amsterdan
1720. 12^ — Roucn 1724. 8°. — Paris 1838. ly*.
Englisch:
The Yoyagcs of J. Slruys through Moscovia^ Tar-
tary, India, and most of (he eastern World; rendred
out of IVcthcr-Dntch hy J. Morrison. London 1683. 4^
Russiscli erschien im Jahro 1719 einAnsng aus^Ungi«
Werke ; der dessen Reise aus Holland durch Russland liis liasan
enthält^ in: /t^penu^n PocciucRaji BuojiiooHKii nju Co-
upanie ^pennocTcik PocciiicKurb, 40 PocciücKia Hcto-
piii, Feorpa^iu u reneajioriii Kacaioutiixcji , HS.virac-
Maii uoMbcH'juo IIiiK0Jiae3rb IIobukobuimi. ۥ IL (L 8^
T. 1, cxp. 40 — 51.
1^ u 4 ü 1 f r € u p c L
167<K ''^^
lindoljgr Capel^ ein GeisUichtT »tis lliimbrng gebüiUgi
war selbst in Russland und £^cbcint sogar Reben in die Nord-
wcsllicheu Tbeile des Reiches untcrHoiumcn m haben, deim er
sagt S. 27 seines Werkes Norden elc. ^*ä: ^Nuii \^U1 ich aucb
^anzeigen ^ was man für eiueiL Weg gebrauobi aus der Afnscaif
^in diese Lander (Sibcria^ SamoßJia und Tingüisia) zu kajumciij
;, welches ich, als ich in dciMuscavv gewesen^ nicht ulme grosseMiihc
;jund sonderliche Practick vom Hofe bekommen habe. Und darfRe
;,ich solche Sachen ohne grosse Leibes- und Lebens - Gefahr
„nichl oirenbahren, so ich noch in der Musoaw währe. Dana
^ die MuscoAviter also gesinnel scyn, dass sie nicht leichlHch m~
„geben, dass man die Gcheiiuniiss ihres Reichs olTeubuhre^,
C; r a f Paul P o t o c k i.
1670. ^^ ^^* ^^ ^'
Der Graf Paul Polok Pötocki war UÄ das Jahr lÖfÖ
selbst in Russland gewesen und sehrieb ein Werk'flber ^tesselbb*^
unter dem Titel: ' '* »'' " ' '
Moseovin sive brcvis nnrralfd MlMiflJ^cfalä«; liiriiii^'
adv(M-sionihiis civilibiis et poKriefS doe^«iltis mttdtil'lkr
et rernni piiblicanmi ätudii aecatoiiliodatiiV aotfM^tf'Fiktlftt
293. S. oben Bd. I, S. 35, wo der ganze tUel (fresk VT^iIlW akii«-
lührl bt. • •! i\tv\i/\ . i'ifif tili t«l
— 348 —
a Potok Potocki, Palatinidae Braclaviensis^ doabos
annis et dimidio supra deccnniam in principe illins
imperii urbe^ retiuendbns com belli jaribiu^ noper
commoranlc.
Diese Schrift macht einen Thefl seiner sflnunüidien Weike
anS; die den Titel führen:
Opera omnia Paali Coniitis in Aareo Potok Pila-
vitae Potoeki (Palatinidae BraclaYiensis) CasteDui
Camcuecensis in Podolia Senatoris Regni Poloniae elf.
Dantisci 1670. 4"*. — Warschau 1747. foL
Potoeki' 8 MoscoTia ist in einem declamatorischen^ lei-
denschafllichen Tone gehalten^ und nicht lobend^ wie es sich
von einem Pobiischen Magnaten unter den damaligen Umstftiden
auch wohl nicht anders erwarten ISsst.
110.
Jacob Reutenfels.
1671.
Jacob Reutenfels war der Sohn eines Rathes und Ge-
heimschreibers bei dem Könige Casimir inPoIen^ lebte nriscbea
167.1 — 1673 in Russland^ und schrieb un Jahre. .1676, dea
Todesjahre von AI ex ei Michailowitsch^ drai Grossbenoge
Gosmus in. zu Gerallen^ an dessen Hofe er sich eine Zeit Ivg
aufhielt, ein Werk aber Russland. Ein Deutscher fhnd die Hand-
schrift in der Grossherzoglichen Bibliothek^ jond gab aie in Jahie
1680 in Padua unter folgendem Titel heraus:
De rebus MuschoTiticis ad aereniseimam Hagnnm
Hetruriae Dnceni Cosroum tertioni, aaetore Jaeobe
Rcutenrels. Patavii 16S0. 8^
— »9 —
Reutenfels eAielt einige AUiandlungfMi tim die* filier
chische Religion von dem Mönch Palsi Ligarides^f^iMs
Chios^ der sich in Moskau einige Zeit aufhielt. Dieser war
früher Erzpriester in JeiHsalem^ md dann Metropolit von Thes-
salonich und Gaza gewesen. Dun verdankt ßeutenfeh auch eine
Abhandhing über die Lehre vom Abendmahle in der Griechischen
Kirche^ die derselbe im Jahre 1660 auf die Bitte eines Schwe-
dischen Gesandten verfasst hatte ^ und welche Ueuienfeh als
Anhang^ bei seinem Weite hat abdrucken lassen. Das Werk
selbst ist unpartheiisch gehalten und voll t redlicher Bemerkun-
gen 29 5.
Ein Auszug aus Reutenfels Werke erschien im Russi-
scher Sprache in dem ^ypnajn MnHuerepeTsa IIapo4Bara
IfpocB-feiiiieHifl 1839. Iiojib, Ot^. II, erp« 1--54, tmd
fuhrt hier die Aufschrift:
HdBjieqenie ea*» eicaaaHtü ARosa PeÜTen^e^bra
o cocTOHHiH PocciH iipH fl(ap^ A^ieRcm MHxaHJioiiif'r&*
V/h JlaTUHCKaro uepoBeji-b H. TapHaea-Bopa^eBCKifiL
m.
Nieolaus Heins ius«
1672.
yicolaus Heinsius war im Jahre 1672 als, G^^dter
der General-Staaten in Moskau« Sein BrieAjrecbse] n^t Joha^9
294. Vergl. über ihn : Cw^ftph iieampm^Mm o ^«mmj^ if& IVe-
ciu nucame,%nxh ^jfjpoeHato euHa Fp^MH- Pm^emtitum Ifrj»ir«iff. C. El. ^. 1827.
8^ ifa^i. 2'oe. Bd. II, p. U5-U9. S. oNn S. 32^-330.
295. S. auch 3ie$m€r$ S. 27, und OupMff, Büihgrmßm CNÜea, U.
m, S. 28.
— 350 —
Georg Grävius befindet sich handschriftlich in der Kaiscriicheo
Akademie der Wissenschaften »»«.
Ercole Za n L
1672.
Ercole Zani ^^'^ brachte einen grossen Theü seines Le-
bens auf Reisen zu^ und hielt sich unter andern anch einige
Zeit in Russland auf. Ein Werk über Russland von Zani er-
schieu unter folgendem Titel:
Relazionc e viaggio della MotcoTia delSig.€a«i*
Uerc p. Ercole Zani Bolognese. Bologna :1690. 12^.
Dieser Reisebericht ist auch anfgenommen in: II geaio
Tagante etc. »«.
il3.
La Cy r o i X.
1672.
Von La Croix giebt es dn Werk Ober die Kriege der
Türken mit den Polen und Russen^ das den lltel fiihrt:
Goerres^ des Tures avec la Pölognie et lä Hosco-
rie. Par La Croix, A la Haye 1689. 8^
296. S. auch Schlömer'i Negior , I, p. 87.
297. S. über ihn: Ciantpi, Bibh OrUiem, DI, p. 15 «. 13li,
mamm, Lii, ^r äU. Rei9€n l, 165^167.
298. S. oben Bd. 1, S. 39.
— 351 —
1i4.
€ h n r il i ii.
1672,
CAnrdin's Rcisebesrhrcibting ^t zuerst erschienen im Jahre
1686, unter dem Titel:
Journal du Voyage de Nr. f'liardiu eii Persc et
aux Indes Orientales par )a tnor I^oire et par la Col*
cliide. TiOndon 1686. roL.mit kupll
Spätcrc Ausgaben sind: Amsterdam 1711, 12''. in 10
Bänden., Ebcnd. 1735. 4^ in 4 Bdn., Paris 1723. 12^ in
10 Bdn., und Ebend, 1811, 8^ in 10 Bda. ^
Eine Holländische lJeberset£ung von Broekhuiieii|
Amslerdam 1687. 4°.
Deutsch: Leipzig 1G87 ood Frantfart a, M. 1780.
8°. 2 Bände.
Englisch, in Murroy's lliseoveneH aiid Traieli* in
Asia etc. 2»9 p. 5/i._72.
■ >, '.•■:■ .-, ..I
Der Verßisscr des Rifralto dt]l»MoseatMj^
1672.
Der Verrasser dieser weii|ivoUei iBe4chfei|)iqiig Bnsslands
vom Jnhre 1<)72 ist nicht bekannt. Die Handschrift befand sich
in der Albertrandi'schen Sammhing und ist von Targeneir
in seinen llistorica Russiae Moatmefttay BA. >H, pL 249
— 278 unter rolgeoder Ueberschrift abgedniekt: i'^i.* ' i .i ;^.)
29'J. S. oben Bd. I, p. 61 m. 62.
— 352 —
Ritratto della Moscoria eonsaerato all Emincntif-
sinio c reverendissimo Sig. Card. Altieri^ da C. H.
V. D. C. D. G.
Der eigentliche Titel ist:
Ritratto della MoseoTia. Risiretto geog^fieo, ki-
storico e gencalogico de! gran Daeato o sia Inperia
di MoscoTia«
Besonders merkwärdig ist des Verfassers Schfldfflnig voa
Alexei Michailowitsch^ und sein Ürtheil Aber Stenko
Rasin.
116.
Albin Dobbia.
1673.
Albin DobbiHy ein Meklenborger^ aus Rostock gd>örlif,
war Hauptmann unter Alexei Michailowitsch und lebte 17
Jahre in Sibirien. Joh. Arn. Brand>*% der 1673 im Cefc^
der Brandenburgischen Gesandtschaft war^ beme^ in
Reisebeschreibung, dass Dobbin eine Schfldemng von
in Deutscher Sprache verfasst habe. Wo diese Handschrift ab«
geblieben, ist leider bisher unbekannt.
117.
Joachim Senltetas.
1673. 1675.
Der Königlich-Preussische und Knrflirstlidi-]
Geheime Legations- undHofrath JoaoMm JSkmUetmt id
300. S. unten den betreffenden ArtikeL
— 353 —
mal als Gesandter seines Hofes in Bussbnd gev^esea Seim
erste Beisc im Jahre lfi73 Ist von Johann Arwüld Brand
beschrieben worden*««. Der Bericht seiner zweiten Gesaudl-
schaAsreise ist in Büsehing's illujE^nziti Bd. IX^ S* 7S voU-
slftndi; abgedruckt» unler folgendem Titel:
Besehrfibung der 2Wi>(rii Gesamlfirlian, welrhc!
Joachim 8cultelus, Köni^lieh prrussisclier und (hur*
nirstlirb HrandetiburgiBeber geheimer LoguliottH- und
Hofrath, 1(i75 naeh llti.ss)and angetreten.
Der Zweck dieser zweite» Gesflndtschaft des Hcuiieius
nach Bitssland war^ den 2aren AI exet Michailo witsch dar-
auf aurmerbam m niacben^ dass es damals^ wo Sehweden von
mehren S<^tten zugleich angegrilfen war^ der günstigste Augen-
bbck Avöre, sich an Schweden wegen der Besetzung von Narwa,
Ingermannland und Carelien zu rächen und mit einer Armee in
Liefland ein^u fallen, Die darüber von Senfieiti^ eingegebcnü
Note findet sich abgedruckt bei Büsching, Bd. IX, S. 30-34.
ScuiU*iii.'i langte bei dieser zweiten Gesandtsotiad am tO
August 1675 in Moskau an, und wurde mit grosser Feierliehkeit
eingeholt, die jedoch mit dem früher bei solchen Gelegenheilen
gebrauchlichen Pompe gar nicht zu vergleichen war. Am i8-len
hatte er seine erste Audienz bei dem Zaren. Unler den über-
reichten Geschenken waren: ein grosser Spiegel j,köstJich mit
^Bernstein ausgeleget^, eine grosse silberne und stark vergoldete
Fontaine, an welcher 12 Leute irngen, und ein künstlich gear-
beitetes Sthachspiel von Bernstein mit Silber ausgelegt, welches
4 Leute trugen, und das dem Zaren besonders gefallen zu haben
scheint. An der Treppe dei Fatlastes tnussten der Gesandte und
sein Gefolge die üegea ablegen. Auch die Audienz selbst
301. S. wtifer uiili-n.
n. - 23
— 354 —
y^wvde mit weniger Coremonie als in frähem Zeitea erüieitty so
iivie auch die Bewirlhung der Gesandtschaft weit weniger prickl||
war. Als der Zar seine übliche Wallfahrt nach dem Troiikischei
Klostor mit grossem Gepränge antrat; wurde ScuUetms dnge-
laden; den Zug mit anzusehen und mit einem Grossfärsüicliai
Wagen dazu abgeholt; er bekam einen Platz auf einem Gerfisl
neben den Kaiserlichen Gesandten. Dem Dänischen
war ebenfalls ein Platz auf einem Geröste angewiesen wq
wollin er sich auch bereits bogeben hatte; als er aber sah, dm
Sruftettis in einer Hof-Equipage angefahren kam, die er mchl
erhallen hatte ; „fand er sich dadurch offendiret, verliess noch
„vor Sr. Czar. Maj. Ankunft sein ihm aufgerichtetes Theatnan,
„setzle sich in seine Kutsche und sah im Felde von fem dm
„Einzug mit an; und als Sr. Czar. Mcy. angesagt worden, dM
„er aus angeführten Ursachen seine angewiesene Stelle Yeriaasm
„hätte: haben Sie sofort einen geheimen Secretarium m iha
„geschickt, und andeuten lassen, dass Sie in kurzem Ihn nioll
„länger wissen wollten; sondern er hätte sich 2am Abschied
„gefasst zu halten; allermassen Sie Sich von keinem, wie m
„eines imd das andere der Gesandten halber anzuordnen befoUea,
„wollten vorschreiben lassen^.
Am 4 Octobcr hatte ScnUetus seine Abschieds-Aadtei^
von >Yelcher er gar nichts Besonderes bemerkt. Das Reciediii^
Schreiben; das wörtlich in einer deutschen UebersefiuBg nilg^
theilt und in welchem er immer Joachim SemUetms IbmüM
mowitsch genannt i\ird; hat vor dem Titel des Zaren folgeaii
Einleitung:
„Von Gottes des Allmächtigen, der da wirket aDeft in aBm^
„allenthalben gegenwärüg ist, und alles erÜUlet, anoh gtti
„Trost giebet allen Menschen; unsers in Dreyfalli^eit bocl«e-
„ lobten SchöpfcrS; Macht und Wirkung, Willen nnd YrnhlgrfaBfa^
— 355 —
^der Iltis bbfesfigcl und stÄrket, durch seine pewaUfge Hand,
^unsern aiigcrMuhUeii Scepler In der Reiht löldichkeit zu vorsieh-
y,ligeT Erhalixmg unserer grossen rusmcliruCzarsckaJl^ und vieler
„deren untortliänigen und vormehrien IIcrrschBnen^ so hernlhreai
„von grossväterlichef Erbschaft und Beherrsehtingj um selbtgo
„zu allen Zeiten rriedUch und ohne Zwiespalt zu regieren und
„ra bewahren. Wir grosser Herr Czar und Grossfumt Ahxey
„Michailowiu eto.*^ .» ^.i . f^.
In diesem Schreibeii wurde die Hunptsache, der erbeteno
Beistand gegen Schweden ^ ganz umgangen, und ab HctiHeiuB
auf eine bcstüumtere Erklärung drangt erhielt er zwx Antwort^
der Grossfürst könne den ewigen Frieden ni^ Schwede« wegen
Brandenburg nicht brechen, noch sich mm Hichter zwisclien iV
nen aufwerfen^ dass er übrigensi von dem Unreeht das Schweden
gegen Preusseu habe^ überzeug! wMt^ und alte$ thun wilrda^
Schweden auf gütlichem Wege zur Zurückziehung ßeiner Truppen
aus den Ländern des Kurftirslen zu bewegen.
tta
Johann Arnold Brand,
i.i • 1673«
Jnhmm Arnoid Brand ^^^ war ProfessJor in Duisburg,
und ging im Jahre 1673 im Geroige des ßrandenburgischen
Gesandten Sculletus, bei desstn eruier Reise ^ nach Moskau.
Seine Riiscbesthreibung erschien erst nach seinem Tode imd
führt den Titel:
30i. Wird auch Adam Bramd utd Brmi4i ^enanat, und SQii«tlrn mit
Ereri Iihfan4 id^0 rtTWtthitlt , d%&%m ^tkthۤchTtlhim$ mcH VOD Ad. itrimd
beraasgegeben vordffi lit S. weiter unten dt^ti li^tr^ffeßäen Artihel.
m 2r
— 356 —
Johann Arnholds Ton Brandy weiland J. U. D.
und in der UniTcrsität zu Duisburg am Rhein Prores-
Boris Ordinarii^ Reysen darch die Mark Bmndenbarg,
Preussen^ Churland^ Lieflnnd, PlcseoTien, Gross-Nau-
gardien, Twccricn und MoscoTien, in welchen vieles
nachdcncklich wegen gemeldter Länder, wie aneb der
Litthauwer T^cbonsart, Gottesdienst ^ allerhand Ceremo*
nien, Kleydnng, Regierung, Rechtspflegung, nnd der-
gleichen, angemerckct: anbejr eine Seltsame und sehr
Anmercklichc Beschreibung von Siberien» Alles naeh-
geschen; und mit nöthigen Uebersetaungen, Anmerk-
ungen und Kupfferstückcn gezieret und vermehret;
auch mit der über des II n. Urhebers seeligen Abschied
gehaltenen Leich-reden heranss gegeben dnrcb Hria-
rich Christian ron Hennin, der Artzeneyen Doetor,
und selbiger, wie auch der Geschichten, Grieeh- und
Lateinischen Wohlrcdenheit in obgemeldter Königüebea
Universität Prof. Publ. Wesel 1702, kl. 8^
Holländisch:
Reisbcschryving van rMark Braudenbourg, Prais-
sen, Conrland, Lithauwen, Lyflaud, Plescovicu, Groot-
Naugardien, en Moscovien, mcede cn beschryving van
Sibcricn, cn den Zabelvangst. Utrecht 1703. S**! mit
Kupfern.
119.
Kilburger.
1674.
Eilburger war von Gebart ein Schwede und. ist mit einer
Schwedischen Gesaodlschaft in Moskau gewesen.. Er sohrieb ia
— 357 —
Slockholm ein Werk über deti Russischen Uttodelj das $p&iet m
dm Besitz de^ Hblunogniphcti Müller, und von dmmn au
Bäschiiig küiU; welcher es auch In deai IlL Baiide seines
Ilagu^iirg abgedruckt hat. Es rolift dm Tiiel:
KUhurgei^'s Uiitcrriclil rmu Rumhehen Uund^lj
wie solcher im Jiihre 1674 durch ^aii2 IteulHchluiid
geitrtehcn worden,
120.
B o 1 1 o n i II u d ü ti x m a ii n,
1675.
Annibale VranceBeo VuvaUere BüUoni und Johann
Carl Teriinger von Guzmaun wurden hn Jahre 1675 ab
Gesandte des Römischen Kaisers Leopold F, an den Zaren
Alcxci iMichai low lisch geschickt und laugten am 20 August
in Moskau an. Im K. K, Geheimen Haus- Hof- und Staats-
Archive befindea sich 2 ßerichie der Gesandten iiutioni und
Guzmannj der eine dd. xMoskau den 10 September, über ihren
Einzug in Smolensk und in der Hauptstadt, der andre ebeufalb
aus Moskau^ vom 18 September, in welchem die Neiyahrsfeier
und die erste Audienz beim Zaren beschrieben wird.
M.l)
i2t
Adotpli Lyseek*
1675,
Adolph Ltfseek begleilete dia vorerwähnten Gesaiidton
Botloni und Guzmann auf ihrer Reise nach Moskau, als C©-
sandlschaHs-SecretÄr, und verfasste eine Beschreibung dieser Reise^
welche im Jahre darauf unter folgendem Titel im Dnak erscinca:
— 358 —
RelaUo eoriim^ qiiae circa Sacrae Caeaareae Ma»
jestatis ad Blagnum Bloseoruin Czarum AblegatoB An-
nibalcm Fraiieiscuni de Botloiii^ Sacri ilomani Inperii
£(|uiteiii, Archidiicalis Rcginiiiiis in infertora Ansiria
Consiliarium, et Joaiinem Carolum Tcrlingerenum de
Giizmaiin^ Sacrae Caesarea» lllajestalis Conailiariam,
anno 1675 gestu sunt, strictim recensita per Adolpbva
Lyseck , dictae Legationis Sccretarium« Saliabnrgi
1676. 12°.
Eine zweite Ausgabe mit dem nämlichen Titel: Mognn-
liae 1679. 8^
Ins Deutsche Avurde dieser Reisebericht von M. Chri-
stoph Hornbach übersetzt und in Leipzig 1718. 8* her-
ausgegeben.
122.
C. W. W i c k h a p t.
1675.
iJarl Valerius Wickhart begleitete dieselben Gesandten
Bottoni und Guzmann als Cammer-Buchhalter und Rait-OfOder,
und gab in demselben Jahre noch eine höchst unbedeutende Be-
schreibung der Reise unter dem Titel heraus:
Aloscowitiscbe Ileisebeschreibuug der Kaiaerlicken
Gcsandtschad u. s. w., von C. W. WiekharL Wiea
1675. 8°.
Auszüge aus Wickharrs Reisebeschreibnng ertohieDeB tai
Russischer Sprache in den OTeHecTfieflHua SaiMrRB 1898.
YXXm und XXXV.
— 359 —
» w ] d e r s K I.
-^NiiM/Ki^^ ••^•n?m f) 1675.
Sw9aersk$ war, wie wir aus Scuil^lus seiner Besclirri-
bung der ^wolen Gesandtschaft selieu, 1675 Polnischer
Kcsidenl in Moskau, und zwar schon seil vielen Jahren. Leider
ist uns nicht bekannt^ ob und wo ein Bericht über seuien Aurent-
halt ain Zarjschcn llofe cxisUrt.
- la - 'M* Mir» rT|(
van K I e a c k«
1675.
Conrad ean Kienek reiste im Jahre 1615 als Gesandter
der General -Staaten nach Husölftiid, Diese GesandtschaJlsieire
\Hirde zm See, aus dein Tcxel, unter Anführung des Adniirtili
de hui Lei nat:li Anhangrl unteraommen; von dort gm^ dieselbe
zu jjiudc über Wologda nach Äloskuu. Während tan A/enrA'ir
Auleulhult in Moskau, erfoljjte der Tod des Zaren Alexei Mi-
cha ilo witsch und die Krönung des Jungen Zaren Feodor
A 1 e X e j c w j t s ch. Diese Begebenheiten hat nach ra w Klenck's
Rückkehr nach Amsterdnm einer seiner Begleiter, der sich nicht
genannt hat, beschrieben. Auch sind diesem Berichte viele sehr
scliauhure und interessante Nachrichten über die danuihiren Zu-
stände in Ru^island beigefügt . In Moskau Iheiltc ihm unter an-
dern der Zar Ische Leibal^ft Dr. Johannes Costerus vdn Bo-
senburg Mönches über seine Praxis bei Hofe mit. So eraffthH
ran kietick z. B. den ganzen Hergang der Krankheit^ welcher
der Zar Alexei Michail o witsch erli^^ und Utbrt einen Ge-
1' o ü r a d
II yi» t
^ .11 ItiM V.|UV
»fi
Mtl •rr'iFi
— 360 —
brauch an^ der characteristiscb für jene Zeil ist; er sagt DSm-
lich^ dass ehe der Zar eine für ihn bereitete Arznei einnahm,
diese entweder von dem Arzte selbst , oder von einigen andern
ihn umgebenden Hofleuten genossen werden musste. Dr. Rosen-
burg hatte dem Gesandten einen ihm selbst begegneten ähnlichen
Fall mirgelheilt, y\o er sich genöthigt sah einen vom Apotheker
für die Zarin aus Versehen unrecht bereiteten Arznei-Trank selbst
auszutrinken^ weil eine Hofdame, welcher man denselben vorher
zur Probe eingegeben hatte, sich davon übel berand. — Wir
finden in ran Klenck^s Reiseberichte überhaupt eine sehr ge-
naue Schilderung des Zaren Alex ei Michailowitsch*«^*.
Die Reisebeschreibung erschien unter dem Titel:
Historisch Verhael of Beschry ving van de Vojagie
gcdaau oiider de Suite van den Heere Koenraud vui
Klenck extraordinari Ambassadear van haer Ho. Mog.
de Heeren Staeten Generael en Syn Hooghejt den
Heore Prince van Orange an Zijne Zaarsche Mfljestcyt
van Rloseovien, verziert niet eenige Koopero Plaeieo.
Amslerduui bey Jan Claess tcn Hoorn, 1677. 4^
125.
Wood und Flawes«
1676.
Ueber Wood und Flatoes finden sich Naohrichten in
Fors(er*s Geschichte der Entdeckungen etc^ Bd. ü, p.
195 der französischen Ausgabe.
303. S. über diesen Reisenden Jli0mer$, p. 29.
— 301 —
inob \km -' " ' ,„« '
t26.
; . .
II e r r e r. ,
••-"^"•^ 1Ü77. 1
■ ... . j
D. Abraham Herfer^^^j ei« Holländer, inachlc Im ^
Jahre 1677 eine Seereise von Amsterdmn aus nach IVu$s]aj)d| I
und beschrieb dieseJbe in Hollfindiicber Sprache. Sein Werk
erschien noch in demselben Jahre in Amsterdam; es Hi ganz \
unbedeutend^ und eulhäll eigciiUieh nur SchitTermi^hflchlea Eine i
deutsche Uebersetzung iuhrt den Tilel;
UeukwUrrligo Schiffreisic iiaeb dem Gro^sfiirsleti*
Ihiim MoseoviiHi, uo im Jahre 1677 ron Ainsterclaiii
dahin ges$cheiieiL llolliinditsch aQ%€setzt von O. A<
Herfer , ubrrselzl ron Lconh, Leschge. Nürnberg
1678. 4°.
127. '
Der Verfasser der SchrlH:
A Short description etc. '**^-
IUI
1077.
Der unbekannte Verrasser dieser Schrill ^ der sich in dbr
Unterschrift Aslracan nennt, hat sich gegen 20 Jahre in den
Gegenden aurgehalten, die jetil das süd-Öslttehe Russland büden,
und ist, wie aus der Bcschreibang zu sehen, von einem vor-
nehmen Lnndsmanne aus der (lefangenschajl befreit worden, dem
er auch seine Schrift mit den Ausdrücken der wärnisten Dank-
barkeit widmet. Die Handschrift erbiell der Herausfüber, IVIosei
304. 5. aucJi JfnMrtt p. %$,
— 262 —
Pytt^ von einem seiner Freunde ; welcher mit dem Verfasser
zusammen gelebt und aus seinen Händen das Manascript be-
kommen hatte. Leider hat Pytt^ wie er in einer langen Vorrede
selbst sagt^ die Handschrift auf seine Art zugestutzt, indem er
nicht nur den schlechten Styl und die Ausdrucksweise des Ver-
fassers gebessert; sondern sogar gärize Stellen der Handschriü
weggelassen und alle Wiederholungen nach seinem GotdOnken
gestrichen hat. In der Vorrede giebt Py t( auch eine histori-
sche Notiz über diejenigen Lander die in der Schrift behandelt
werden. In diesem fremden Gewände erschien dieselbe im Jahre
i677 gedruckt unter dem Titel:
A Short dcscription of all (he Kingdoiiis which
cnconipass the Euxiiie and Caspian Seas, delivereil bjr
ihe Allthor after ahove Iwenly years Travel. Togelber
with a Preface containing Several Rcmarkable Öbser-
Tations concerning divers of Ihe forementioncd Cuant*
ries. London 1677 fol.
Unter Andern hat Pytt eine Beschreibung der Sitten der
Nogayer Tataren ganz weggelassen^ indem sie ihm in Beziehung
auf Geschichte und Geographie nichts Belehrendes zn enthalten
schien. Der Bericht beginnt mit der Anrede: ;,Right Honourable
„and my mostWorthy Lord", und führt die Unterschrift: „Your
Faithful Slave^ Aslracan^. Derselbe ist der Ausgabe .von 1678
der Reise des John Baptista Tavernier'os angehAngtj und
905. Der Tollständigc Titel diese« Werkes* istV '^ <' - '
The Six Voyages of John BapÜifa i'airehilerv' • MeMe Jtaa oT
France nov. lirinf:) thrfingh Torky into Peniatt-fidi^Hle Qsfili'lfeiiirBi FW-
ahed io the Year 1670. Glviiig an Accoant of llieSlate of those Cnnolriea.
lUustrated with divom Sculpturcs. Togrthrr wilh m New RrUtion of Ar
Presenl C^rand Seigiior*» Seraglio, Bj the imm ^AvOnni 4I«4» Brngj^ak
_ 363 —
die fortlaufende SeiteüJEdil^ so wie die Erwühmng dieser Schrift
luif dem Haupttiiel, beweiiä'l dasa dieses keiu Zufall ist Dm
SAori Uemriptiün fängt au auf der Seite 99 und sebli^^sl
Softe 11 9i.i uirJii'ievHi litif
by J. P. — To whieb li «idrd A tlr«fripf}on fif «U ihn K\f^j^äamn mhWh
hrfure Priiil«a. Lotidoi 1679. foK| «11 Kitpi;
ii
I
. .«,-»•**. Tann er. i
^tiiwü 1678. I
Bernhard Leopold Vrau% Tanner y aus Prag gebflrlig, .
war im Gefolge des Poliiischeii Gesandten Czartoryski, im Jahre
1678 in Husstand und Hai uns eine Beschreibung dieser Gesaiidl-
schaflsreisc imicr Tolgendem Titel hinterlassen:
LojLT.'iltd Polono - Liilmutiiuu iii Moscoriara Poten-
tissimi Poluiiiiic i'vgi.s, ac reipiibticac Jllandalo et con-
sensu a 1578 rclicilpr snsccpta, nunc breviter, seil
uccurafe qtioad siiigtila nolabiliu deKcnpla a leaile ocü-
lato Bcrnh, Leop. iVanc. Tanncro, Banne Prageuse
l)ni Legat! Prineipis Ozartaryski Camerario Gerinaiiico.
IVorimborgac 1680. 4°. "'
Eine 2-te Ausgabe erschien Ebend. 1689. 4». '""
129. 'H
. M e rr i ch. ' ',"^'
/• -.i 1679. 'l
Merriüh^ ein Engländer, war unter der Regierung am
Zaren Alexei Mtchailow lisch ui Rui^sland gewesen nnd hat
— 364 —
eine Beschreibung seiner Reise ausgeäriwitet, voA welcher vh
nur eine Französisclie Uebersetzong bekannt ist. Diese fiUiit
den Titel:
Relation curicuse de Testat präsent de la Riusie;
traduite d'iin auteur anglais^ qni a Hi neuf ans a la
Cour du Gi-nnd Czar^ arec rbistoire des reFoIutioni
arrivi!*es sous Tusurpatiou de Boris et rimpostare de
D^mötrius. Paris 1679. 12''^ aree figures.
130.
P a t r i k G o r d o n.
1661 — 1680.
Patrik Gordon con AcA/euris ^^* y Sprössling einer
angesehenen Schottischen Familie aus der GraCscbaft AberdeeD,
^urde am 31 Mai 1635 geboren. Im Jahre 1651 wurde er
nach Braunsberg geschickt, um seine Erziehung im dortigen Je-
suiler-CoIIegium zu vollenden ; nach 3 Jahren verliess er aber
diese Anstalt heimlich, um in sein Vaterland zurückzukehren. In
Hamburg angelangt ^rurde er bewogen in Schwedische Dienste
zu treten, und nun begann für ihn eine Reihe von kriegerischen
Begebenheiten, die ihn 5 Male in verschiedene Gerangenschan,
in Polnische und Brandenburgische Dienste, und endlich im Jahre
1661 nach Russland »0'' führten. Er trat als M^jor in die Dienste
von Alexei Michailowilsch. Im Jahre 1667 wurde er in
306. Gordöifs Lebensbescbreibao; fiadet nan iiiJnr. JRm|/. Ifariiii— fi
Peter der Grosse als Mensch umd Regemi. Mi tau 1830. Bd. VI, p. 175 —
185. Vergl. auch: Neues St. Petersb. Jomrami 177a Bd. IV. ApriL ^ Jr«r4'i
Diarmmy p. 214. — Beckmamis LiL 4§r (UUrm IMiM, Bd. P, p. 387. —
Müiler's Sammi. Ram. Gesch. Bd. H, p. Ul ft i< w. . .
307. lo Russland wurde Gordom — Uomm thmm&m^ ,
— 365 —
Aufträgen nach England gesandt ^ kam im daraufTolgenden Jahre
wieder nach Russland^ und blieb nuii bi:^ zu meinem Tode in
seiner neuen Heimat II Tetcr der Grosse baUe den taprem^
einsichtsvollen Krieger zu ^lürdigen und achten gclenit, und
schenkte ihm sein ganzes Vertrauen. Arn 9 Decembiar 1699
starb Gordon als General -en-chef in MoskaUj wo itin Petei
der Grosse ivAhrend seiner Kfankheil mehrmals besuchte und
auch im Augenblicke des Vcrscheidens bei ihm i^var,
Gordon hlnterliess ein eigenhändiges Journal in Englisch^
Sprache, worin er sein Leben von der Geburl an bis 1699 um-
sländlich beschrieben^ und das sich handschriftlidi , in 6 Qnart-
bändcn, im Moskauiscben Reichs-Archive befindet.
Eine Abschrift in 5 Q'^^^^tbünden besitzt die Kaiserl Enni-
lage; den einen Band hat Herr v, Köhler Jun. in'3 Russische
übertragen.
Viele Auszüge aus dem handscliriniichen Tagebucbe hat
Müller in dem II. Bande geiner Samml. Riiss. Gefach, ab-
gedruckt, unter andern die Erzählung des Feldzuges Gordan*i
gegen die Tataren im Jahre 1687, S. Bd. II S. i41 — i78,
Gordon hinteriiess 3 Söhne und eine Tochter^, welobe
später in 2-ter Ehe an den General-Major Alexander Gordon
verheirathet war. Von diesem giebl es eine Schilderung Peters
des Grossen, welche unter folgendem Titel gedruckt ist:
The llistory of Pelür thß Gr^at, Emperor of Buh-
sia, to which is |iiTfixod a shnrl fem^ml hUtary of Ihe
eoiintry, from thc rise »f Ibnl manarchy^ hj AlexJiiiil«
Gordon of Achin lotiL Aberdeen 1755, 2 %'itlL gr. 8^
Eine deutsche, von C A. Wich mann besorgte Vepet^^
Setzung dieses Werkes erschien In Leipzig 1765. 2 Bde 8».
— 366 —
i31.
Albert HeidenfeliL
1680.
: Albert Iteidenfeld war der VeiÜBisser des im Jahre 1680
in Frankfurt erschienenen Werkes:
Albert Heidenfeld's Ansfiihrlirhe BeschreibiiBg der
Orieutalischen Königreiche Tfirkey^ PenicB, MoseM
und China. Fraukf. I(i80. 4^
i32.
Jean Frangois Regnard.
1681.
Jean Frangois Regnard kam auf seinen weiten Reisoi
durch die meisten Europäischen Länder^ auch nach RusslaBd oid
gehört deshalb mit in diese Sammlung. RSgnard gab die Be-
schreibung aller seiner Reisen heraus in seinen: Oeuvres eon-
pl6tes^ i^elche in sehr vielen Auflagen erschienen sind •••.
Seine Reise nach Lappland befindet sich im Aaszage ia
Prövot's Sammlung von Reisen und daraus in der Allgemei-
nen Histerie der Reisen ete. Rd. XYII/S. 315»^.
i33.
J. B 1 o c k.
1682.
J. Blocky oder Bloch ^ machte im Jahre 1682 a& S<Aift-
prediger auf einer Hamburger Kauifahrteiflotte, eine Reise
308. S. darüber Ebert'M Aüg. BMwgr. UsUtmu Laif lif iSSt. 4*.
Bd. n, p. 598. — Auch Beekmamfs Lit. d. älL Brnhem. Vi, 295 i. 299.
309. S. aber dieee Sammlmig obea Bd. I, S. 5«.'
«^
— 367 —
Russland; ^elelie 3 Jahre darauf in Haniburpt im Druoke erschien
unter dem Titel:
J. Bloche Historie seiner AloKkiiwieiirührL Ilttiu*
borg 1685. 4''*
Her ierfasÄer iler Schrill:
INarratio reruiti etc.
16H2.
Der Verfasser dieser Scliria hat sich nicht genannl ond ist
auch bisher, so viel uns bewusst^ nicht enuitlelt worden. Det
verdiente Ciampi hat dieselbe im Jahre 1829 herausgegeben^
unter dem Titel:
Narraüo rcruin, cjitae post obiltitn Alexii Miekalo-
wicz llijssonim Iniiieratoris ete« etc. ote* gesliii» sunt
Moschuac XI. Kai. Oelobri^ an. 1682. misüa e% nrbe
Mosch ua ad iirchiep, Coriulbi Franelsruni Slartc^lli
florentinniu iNuiitium Apoütolieum ajind Joanntuu IIL
regem Poloiiiae, reperta ex Authographo ad Terbum
scripta et in luceni edita a Seb. Ciampi Florentiae
1829 3to.
Engelbert Kamprer.
1683.
EtifTciheri /iamfi/er^*\ der Sohn eines Predigers, ge-
boren in Lrmgo am i6 September 165f; studirte in Danzi^
If. 158.
310 S. Tiber diese Sx.hm: €%m^ Biblmgr. i^üicm^ 1^. W — 19 M
"8.
311. S. über iljD H9€kmmm4 iM. 4* ä^. H^wm. H, SOBl
— 368 —
und Krakau Jarisprudenz, und darauf in Königsberg Mediaa.
Im Jahre 1681 zog er nach Upsala. Zvei Jahre darauf begab
er sich nach Stockholm und ging in dem nämlichea Jahre ab
Legations - Secrelair mit einer Gesandlschaft, velche eine Haa-
delsverbindung zwischen Schweden und Persien begrflndeo «ad
am Zarischen Hofe die freie Durchfuhr der Waaren aoswirkea
sollte ; über Nowgorod und Moskau nach Ispahan. Nadi Beea-
digung dieser Mission (rat er als Wundarzt ^unter einem schlech-
„ten TituI; der mir aber zu meinem Dessein am besten dienen
„konnte^; in Dienste der Holländisch - Osündischen Compagnie,
deren Flotte damals im Persischen Meerbusen bei Gamron oder
Bender - Abassi lag^ nachdem er von dort aus noch Georgien
besucht und sich einige Zeit in Tiilis bei dem Fürsten als Leib-
arzt aufgehalten hatte. Von dort zurückgekehrt, besuchte er
nun mit der Flotte Arabien, die Küste von Malabar bis Ceylon,
äeii Golf von Bengalen, Sumatra, Java und Siam, bis er den
16 September nach Japan kam, wo er 2 Jahre' blieb und end*
lieh, nach einer 10jährigen Abwesenheit, wieder nach Europa
züirückkehrte.
' Nach seiner Zurückkunft wurde Kämpfer in seiner Vater-
stadt Leibarzt des Grafen von Lippe, aber der Rest seines
rastlos thätigen Lebens war ^eder so glfinzend als es seinen
Verdiensten gebührte, noch so glücklich, Us der rdche Schatz
von Erfahrungen aus seinem bewegten Leben es verhiess. Hins-
licher Kummer in einer unglücklichen Ehe, und der Missmiith
dass es ihm nicht gelingen sollte, seine Manuscripte und Zeich-
nungen in würdiger Ausstattung der Oeifentlichkeit zu flbergebca,
verbitterten ihm seine letzten Lebensjahre. Er staib, nadidem
er seine drei Kinder verloren hatte , am 2 November 1716 in
Alter von 66 Jahren.
— 369 —
. Unter andern ausgearbeitetea Schriften von denep die Ge-
schichte und Beschreibung von Japan in Lemgo 1777^
4"^ in 2 Banden erschien^ hinterlies6 Ki^mp/er lein JUanuscript
unter dem Titel: , ,-*
Enicrelberti Raempferi Diariuni Ilineris ad Aolatai
Miiscoriticam indeque Astracanniu suscepti Anab
MDCLXXXIII.
Diese Handschrift wird im Brittischen Museum lu
London aurbewahrt. In der Abschrift derselben die uns vorliegt^
befindet sich auf dem Titeiblatle noch folgender Zusatz: Sx
Autoris AutographO; quod asservatur in Huseo Bri-
tannico (Biblioth-ao MSS. Sloan-ae No. 8923)' COM
permissione Curalorum ejusdem Musei nnnc pritti«m
cn 11 eleu tum. Londini 1816. •
Die Abschrift bildet einen Quartband von 168 Sioften, add
XVII Seiten füllt eine^ derselben vorangeschfckte Einleitung dM
Abschreibers Ober die im BHttischen Museum aufbewahrtehi
Hnndsrhrinen Kämpfer* fi im Allgemeinen; und die vorliegeide
ins besondere.
136.
Xirowa und Blumberg.
1684.
("hnstoph Baron von Zirotta TSyrottskjf und Se-
hastian Reichs - Freiherr ton Blumberg ^^^ wurden fii
Jahre 1681^ von dem Kaiser Leopold I. als Gesandte ntoh
Moskau geschickt; um Russland zum Kriege gegen die Tfirkeir
..5^
:M2. Emgel neuH fi« fllKUfteh PM^ FMi m
n. 24
- 370 —
aufeurordcrn. Eine Schilderung ihres Einzuges önd ihrer Be-
wiilhung erschien unter dem Tilel:
Beschreibung des Schauwurdigen MoskowitiselieR
Einzuges und Traktaments derer beiden RSm. KaiserL
Grossgesandten an den Mo.skowitischen Ctarcn. s. I.
1684. 4°.
137.
Johann Eberhard Hövel.
1684.
Johann Eberhard Höcel wurde im Jahre 1684 von
dem Kaiser Leopold I. nach Moskau gesandt ^ um die Zaren
Iwan und Peter zu einem Bündniss gegen die Türken zu be-
wegen. Ein handschridlicher Bericht von Uövel vom 7 Febniar
1684; der sich im K. K. Geheimen Haus- Hof- und Statu-
Archive befindet ^ meldet in Lateinischer Sprache seinQ AnkonD
in Moskau ; und giebt einige Nachrichten über die dortigen Zu-
stande; der Schluss des Berichtes ^ so wie ein P. S. vom 8
Februar^ sind in Deutscher Sprache abgefasst. Höcel vinrde bei
seiner Audienz von dem altern Zaren Iwan allein empfangen.
„Wie aber^ sagt llöcelj nach Ew. Kay. M. gesundtheit gefragt
„ wurde ; stunde der Czar so von schwacheit kaum so lang sie-
chen konte^ vnd also von denn zweien Cammerherren gleich-
„samb vnter den arm gehalten worden ^ Selbsten auff .... wA
;9 redet mit sehr schwachen vnklaren stimm etc.^
Als er wieder in seiner Wohnung war ladete er denPristaw
zur Mahlzeit ein, zu welcher auch djesesmal; irie äblich, die
Speisen und Getränke ^ aber erst gegen 5 Uhr Abends^ aus der
Zarischen Küche ihm zugeschickt wurden. Nach der Tafel, „wie
^der PristaMiS; so hcisst es bei fföveft \iM trtmek ein wenig
— 371 —
„exallirt vnd lustig worden" fra^e Ihn Hotel um die Ursache,
warum der Zar Iwan nicht nur allein ihn emprangen, sondern
auch die Antwort nur in seinem Namett femaoM worden;
„daraufT^ iahrl HStel torly er geantwortet^ dass er Petrus von
„den blättern annoch elwan unpSssIich were^ und sich deswegen
„nicht gietrautO; äuss seinen Zirtiber in die' fofll m kommen^.
HSvel (iher zweifelte* an der Wahrheit didseb Bescheides Qttii
sagt in dem Berichte: „ich glaube aber/ dass vielleicht ein aüe
„dercs darunter vorborgen sein dürfte; vnd vermeint man, .dlufc
„einige mit der Jungst vorgangenen heyralh des älteren Gzareh
„deswegen nicht wohl zurrieden \iid zwischen Ihnen einige miss^
„helligkeit erwachsen sein solte, weilen derselbe ein sehr schwa-«-
„eher Herr^ herenfgegen der iOngere von. grösserer exspectanl^
„prudentz vnd vigeur ist; des Joannis Schwester Sophi« aber
„so guten theils die regierung ftlhrt, scheint • von 60 grosst^
„potentz zu sein, dass Sie mit dieser iieyrttli vorgetrungen^ im
„HofTriung; dass von dem Joanne zum ersten £rikn komAäi
„vnd dardurrh die succession propagirt werden mögte; So aber
„meines wenigen Erachtens eine vergebliche sache zu sein schcSnt^
„in dehmo Czarus Joannes ein ganlz migesander^ contractfer
„blinder herr ist, welchem die baut gar über die angen gowadn
„sen ; wie dan nicht wol einzubilden, dass es also Itngi
„in duobus simul bestehen werde; Petrus hat zwar die:grthH
„sestc adhaerenz der Boiam vtkI Senatoren; Soror Sophia «aber)
^so viigcfehr 26 Jahr alt vnd von grossem esprit vnd verstand
^sein solle^ anteportirt ihren herra Bnidem den iiteren. Es BMtfa
„darnach ein Jeder gestehen, däss ein so blödsinliiger Kranker
„herr von natur zum Regiment unlangiich sey, gestalten ;4iB
„Boiarn öfllers selbst darüber seuben ^nd es genugsamb agnos*^
ciren etc.** ■ *$i\
24*
— 372 —
138.
Laurent Rinhuber.
1684.
LaurefU Binhnber^ Doctor der Medizin ^ war in de«
Jahren 1675 und 1676^ wie er sagt: „Zarlicher HofrMedicos'
gewesen^ und halte^ me es schein^ Russland wegen Unamehn-
lichkeiten mit seinen dortigen Landsleuten verlassen. Im April
1683 wurde er von dem Kurfürsten von Sachsen Johann
Georg III. mit einem Schreiben an die Zaren Iwan und Peter
versehen ; in welchem diese zum Kriege gegen die Tttriira auf-
gefordert wurden^ und sollte sogleich nach Moskau reisefi, yoo
wo er die Erlaubniss hatte ^ nach verrichtetem Aullrage seines
Herrn ^ in eigenen Angelegenheiten nach Persien nod Abissinien
zu gehen. Er reis'te auch in der Thal im Mai 1683. ab , liess
sich aber überreden über England zu gehen, von Wo ilun aoch
ein Schreiben an die Zaren versprochen wurde, verlor dadwdi
viel Zeit und musste in Meklenburg überwintern. So war denn
gleich zu Anfang seiner Reise unser RinAuber vom Schickal
nicht begünstigt; und nun folgten sich Missgesdiicke .aller AA
itir ihn. Er segeKe erst am 24 April 1684 aus Wismar ab
und lief am 1 Mai in Riga ein. Am 6 Jimf langte er endidr
in Moskau an^ wo er bis zum 17 Siepiember blieb, and sem
ganzer Aufenthalt eine beinahe ununterbrochene Reihe von Slrei-
tigkeilcn mit den Russischen hohen Beamten bildete.
RinAuber hatte, nach allerlei Ihtriguen und .1
lichkeiten; am 20 Juni seine erste Audienz bei Hofie^
das Schreiben seines Herrn und wurde zum Handknss bei beiden
Zaren zugelassen. Die Ccremonien der Audienz weichen vitmg
von den früher gebrauchlichen ab, und deren EnlUnng bedarf
^
— 373 —
hief also keinar besonciem Ewahimng. Bei der Aiidietu, wie
überhaupt iti allen Geschiinen in Russiand^ nurde Rinhuber
immer selilcdilweg der Dohlor gciianiU. Von Peler sagt
Hinhuber loj GelegenbeÜ des llancUiusses: »bald küssle kh
»aüih die Rechte des Xaren Peter AU^xejewici^ so mir
^init halb lachenden Munde einen freundlichen nnd ^nÄdigen Bliek
j^güb und mich gar eben ansähe ot daos un monient Selbsten
^die Itand darreti:tiie "^ (%übrend nftmbch des Karen Jwan htm
dabei hatte unterstützt werden müssen) „ein überaus schöner
„Herr, an ivekhem die Natur soii poupoir iiohl erwiesen, und m
i^wie ich anderswo geschrieben »*' le Ciar Pierre est n^ heu-
^rfusement et avee lant davantage«!^ de la na Iure q\i\im des
^tn«>iiidfes (fualites c|u>st en luv est d>5tre Us de RoL H a
„une bcaule qui gaigne le coer de tont oeux qui te voyent^ un
jjcsprit qui dans les preniieres annees de son age ne Ifonvi?
jjdesia plus soa pareil elc/**
Recht komisch sind manche seiner Schilderungen^ so z, B.
die ganze Episode der Krankheit des „Premier Ministre" Fürsten
tJoliüvn^ der in Folge eines Sturzes sehr leidend war und
ItiiiAubcr als Arzt cünsultirle. Dieser hatle das Glück Um bald
hri/ustcllca, und dadurch die Gunst des Goliisyn iu hohem
(jradü yich zn ervverbeiL Einige für die damalige Rechtspllege
in Hnsshind recht characteristische Ziigc Iheilt Hinktthcr mit
sehr grosser Naivität mit* So erxaliU er unter andern: ^Gleteb
jjWic nun obigerwahnter Casus mit dem Herrn Golixin sich
^ ereignet^ also ging es dem Reichs Canzler dem Herrn Acmi-
313. Vrm^ tUndeuloo« auf aodre Sfburtcn ttW nnitliiid findf^t %ith m
iUmhmhttr'ß Henchl» DK'hrnuU iii(*d«rliult ; ducli li( Uli M&t fiokbe von Ito
l»i*k«iinlf iiisMfr dfm im Ende «rwiknitn. At»^r«f^ d£i<ai di« H&»e9yit*
— 374 —
^lian 3>« etliche Tage hernach gar possiriich^ dem er urorde
;,von ein fünfzig Slrelitzen convöiret nach dem Thunn^ wo aDo
„Schehne und Diebe inne sitzen und zwar gar ehrtiariich ge-
;, führt; er blieb also da in arrest^ als er aber ein raar StmdcB
;,lang sich drinnen divertiret^ kam wiederum ein Jovialisdier
;, Befehl den Herrn Canzler nach seinen logis zu bringen; dahii
^er auch von besagten Strelitzenburschen begleitet ward. Diese
;,avnn(ure so ihn befallen ^ war eine Zarliche Schalowaq|a oder
;,Begnadigung womit ihn die Zarewna Sophia^ Herrn Zar Joann
;,Fräulein Schwester regaliret^ darum^ dass der Herr Canzler Bit
;, einem grossen Herrn einen Wortwechsel gehabt, und deswegen
„bei der Sophia verklagt worden war^. Unmittelbar darauf er-
zählt Rinhnber nun folgenden Fall: ;,Noch ein Casus: den 26
;,Juli sehe ich auf dem grossen Markt einen Chevalier Pan Ne-
„grebizky^ so mit denen so ihm begleiteten zn expotuUren schieOi
;,er war ein !\Ioscovischer Dworanin oder HoQunker von guter
;,conduite und en consideratiou, bald hieb ihm der Henker den
;,Kopf htTunlef; ohne viele Compliments machen, und etliche
„Kerle waren da mit einem seidenen rothen Tuch, so von denen
„Seinen kam, und wickelten selbes 5 oder 6 mal um denKör-
„per herum und liefen damit fort, als wenn ihnen der Kopf
„brennte^ niemand wussle^ was dies vor ein proccss. Negrebizky
„aber hatte gerühmt wie er mit dem Frauenzimmer d'Estat cour-
„loisiret^ und in seinem Briefe nach Polden vorgegeben, dass er
„wohl gar die Z. S. nach dem polnischen Hof mit sich hinzu-
^^ führen gedächte etc."
Ueberhaupt enthält der Reisebericht RinAuber^s viele sehr
interessante Einzelheiten, welche die damaligen ZusUnde recht
anschauh'ch nmchen; mit der Reichscanzloi war er die ganze Zeil
314. Jem^iiaH ignatirteÜack Ukrmmtow.
— 375 —
Ober in Streu; was er deo httiigam der DeMsobea '^ittqbraQMj
indem er behauptet, dass das ibn . wiederholt gema«M9 :4aWt
bietea ia Russland 2U bleiben und wieder Dienala ab LjBjb^
am ZarischcD Hofe anzunehmen, den Neid und die Missgoiii^
seiner Landsleute aufs höchste erregt iiabe. Nachdem es üifit
Auiier endlich mit vieler J^übe und mit der mAobtigeo Prot^iiKI
des Fürsten Golizyn gelungen war die MisshelligkeileQ.iq|( idfr
Reichscanzlti glücklich beizulegen, erhielt er «a 30 AagHsHi peiof
Abschieds -Audienz, wieder von beiden Zaren, und naphdem
er noch wegen der ihm gemachten Zarischen Geschenke iqe|en
Streit gehabt, reiste er, sehr gnädig entlassen,, am 8 September
von Moskau ab. Mit seiner Abreise aus der Zaren-Stadt berr
gaimcn jedoch von neuem die Widerwärtigkeiten mit ^oen d^
arme Rinhnber auf seiner Hinreise sdion 80 reichlich von dem
Sdiirksale heimgesucht worden war. Statt über Pleskow . oacli
Ki<ra abgerertigt zu werden, mnsste er »os Nowgorod nach
Narwn reisen, wo er nach Einschifftang seiner liabseligkeiten am
j Octobcr^ von dem Schwedischen Gouverneur, unter dem Vor-
wanile (lonlrcbande treiben zu wollen, bis zum 22 Ociober auf-
gehalten N\ urdo. Auf der See hatte Rimhuber noch die grösste
(icraln ans/us(ehen^ indem ein wäthender Sturm das Schiff nach
At)() versdilug. .,Die See^ sagt RinAuber y war ungeheuer und
^schäumend wie ein im Kessel wallendes und heisssiedendes Was-
^>er^ die Wellen hohl, und die Wogen hielten das rendezvoos
Jn iinsi^rm SchifT und Kammern, und schlugen sowohl uns als
^(Ije wohlgeübte SchifTbursche darnieder, dass wir des Aufstehens
.und unser selbst vergassen, und in die acht und vicnäg Stun-
^den nichts erwarteten als den augenblicklichen Tod" etc. Btt
Geleirenheit dieses Sturmes Tührt KSnkuber an, dass er 14
Seefahrirn vor dem gemacht habe in der »Ost- Nord- Westsee
..und Levante ^ Mehre SchilTe giogen vor seipfW A^S^D unter
— 376 —
und dasselbe Schicksal schien ihm auch flir sein Fahrzeug im-
vermeidh'ch. Nachdem RinAuber nun endlich doch wohlbehalteii
am 19 December in Leipzig angelangt^ musste er noch'eta
kleines Alissgeschick ertragen^ indem seine Sachen durch einn
Irrthum statt nach Erfurt^ nach Altenburg gebracht wurden^ nd
er somit genöthigt Avar dieselben von da abzuholen^ und nadi
vielem Zeit- und Geldverlust erst an den Ort seiner mdäcbea
Bestimmung gelangte.
Das uns in einer Abschrift vorliegende Manuscript ist fiber-
schrieben :
Wahrhafte Relation Von der Moscnrisehen Reise
und occiipation, so ich im Monat April 1GS4 angetre-
ten, und nicnse Septembr 1684 in Moscau rollxogen
wobei auch zu finden un abbrogö d'Estat de Mos-
couie 3".
Die Unlerschrifl lautet:
Laureut Rinhuber. Gotha d. 24 Januar 1685.
Unsre Abschrift lullt 56 Quartblatter enger Schrift. Yoo
der Ausdrucksweise des Verfassers kann man sich nach den hier
gegebenen Auszügen eine klare Vorstellung machen.
139.
Philippe AvriL
1686.
Philippe Avrilj ein französischer Jesuit, \mrde mit den
Auftrage ausgesandl^ einen neuen und weniger gelShrlichen Weg,
als man auf dem Meere bisher gefunden hatte, zu Lande nack
315. Letztere Schrift fehU leider in ansrer Abschrift.
— 3T7 ^
China aiiftiü^fichciL Er schiflte sich {iti Jahre 16S5 fw Livomo
Pill, durchirrte Syrien, Üiarbekr tmd Georgien, um! \imn im
nä€hs?t folgenden Jahre Iü8fi til»er (iösStImarz« Meer nach Astra-
dum, und von da naili Itlot^kiiu, wo er aber selbst durch die
Vklvermügciuläteii Vorwendimgen siöli nicht die Erlaubitiaa ma^
wirken liunutü, dur^Ji Siliiiicii nach Ouuu ^u reisen* Ui^ Nacl!»
richten uJ>er die beabi^ichtJfrt« Heise nach China und die hmie^
welche Jvril nach einem Kuäsiächeii Original copirt li^tie, bCH
yimcn wie unvültkuniineo damals auch die Kennt tug^ >on d«}in
östliclien Asien \var. ^i
Ar^tfts Betf^übesehrmbunf ■<* ist Tür die Gesdilehfe dir
Erdkunde des nOrdliihen nad ü^fticben Asienj^ merkwürdig, Sie
erschien an! er dem Titel:
Voya^ eti <liTi*rs Hnin ilEurope et d'Agie, i^nlrc-
pris poiir d^eonvrir im nourfau eheniiii 4 ]a Cliiiie.
Cotilettanl pUiKieiirs reiiiiirijues curienftrM de Phy^ique,
de Geogniphlfs d'llydrogrnphie et dllistoirc. Aree
iine deseniilioii di* la grnmde Tarturie, et de» diiri'Teii»
peuplcs qiii Ihaliitent Paris 1ii9l, 4^ — Ebend* lC9i
4^, Ebend. 1093, 12«. av. fig., IM recht f69l *«.
Deutsch:
C'urteu^e Reise dureh rerseliiedciie «'Sianl^^rt in
Enrcipa und A^ia* Mit Aiiinerktiti|?i^ti iroii U, |f^ ^^
(Ludw. Friedr, Viseber). Ilaiuburg 170ä. 8^ «"\
(1, morgenlandischf ; 2» tartarfeehe; 3, chinesische; 4^
moÄCOwische; 5, moldauische Reisen),
■Hß, $ Mitfh ftbfft Bl t, S, 311.
i
l^ftg* 30.
— 378 ^
140.
Jean Frangois C^erbillon.
1686.
Die Jesuiten P. Jean Frangois Gerhitton und P. Tkow^m
Pereira wurden im Jahre 1686 der ans Moskau von den Zaren
Iwan und Peter nach China bestimmten Gesandtschaft"« ab
Dolmetscher mitgegeben. Gerbillon zeichnete irahrend der Reise
Alles auf was ihm merkwürdig erschien ^ und dieses Tagebuch
ist abgedruckt im 4-ten Bande der:
Deseription de la Chine par Du Halde >»•
14i.
Michietel von Oppenhauseu^
1687. ^
i42.
Der Verfasser der Schrift:
Relation de tout ce qui regarde laMoscovieetc
1687.
Im Jahre 1687 erschien zu Paris eine Schrift flb^f Riisslaod,
die heutzutage unter die grossen Seltenheiten gehÄHf^ Imd den
Titel führt:
318. Die Russischen Gesandten waren bekannUicb: der Okoloitscky nd
Slaühaller von ßränsk Feodor ^Iearejeitit9ch Gotowim und der Stolnick nd
Slalthalter zu Jelalma (der nachmalii:e Woiwode za NertschiiiA) Mtrmm AtimfU-
witsch Wlassow. Der Secrelaire der Gesandlscbaft w der MMak Semgm
Kormi%koJ.
319. S. auch Müiier'g Sammi, Rtm. Ge9ek. II, 4i0 iq/
— 379 —
1 iUlalioEi ite töul ce qiii rei^arili^ k llaHCtivie, net
bnbitiiiis et lenr gniuil Utic, Pnrh lGb7^ |retil ia It^,
j Der Name und die LebeJisinrisiÄiide des Veffaf^ers dimm
Werkcheiis sind uns nidit bekaniiL
Jaeoli von feiandrart
1688.
Ob Jacob tun Hnndrari selbst in Rossland ^we^eo Hl^
haben wir nitbi ennittelii kuni>eii , daher ist es denn auih nicht
gewiss ob er in dieser Simmihiiig einen Flair verdient* Jedenraihi
führen wir ein Werk von ihm über Rvissland an, von welcheiu
wir Kennfniös erhattttij imi so mehr da Mir dai^selbe im Eberl,
im Stnck und in ondern Bibliograt^hischen Werken ond Sammlungeii
von Reisen vergebens gesuihl haben. Der Titel dieses Werkes
luulel:
Kurze Brschreibiiug rati Moskovien od^r Ilusflp-
Innd, aus fron^o^siKcheiif hollUnilkeheti i|, a* Scrilieiitieil
zusiunmengrrnsst. \m\ Jur, ron 82inflr»H« IVÜrnl*erg
16S8. vr. mit Ki#f. Bei der 2-len Aui^pbc, Nömber|r I70i,
8% ist auf dem lUel hinJFWgcscUI : dem yqu »ciieni ftWg^
fiiirt worden den Vtttf^ Reben. l
Laieiniscb erschien dioes Werk auch in Nürnberg f 7 12;
lU,
M e 11 V i I I ü.
1089.
Ob J\ cur Hie ein pseudonym, (»der ein iwirkl Jeher Ztitiiuiia
ist; und ob dreier ^euti/ie in der Tliat seUiet in Riisslaid
— 380 —
gewesen^ — diese beiden Fragen haben zu mancbeiiei Mei-
nungsverschiedenheiten gefflhrt. Jedenfalls ist nnter diesem Ka-
men ein Werk über Riissland unter der Regierung Peters des
Grossen bekannt^ das den Titel föhrt:
Relatiou curieusc et uouvelle de Moscovie, eon-
teiiaiit Tetat prescnt de cet enipire, les cxpeditions
des Moseovites eii Crimi^e eii 1689. Irs causes des
derniercs rcvoliitiuiis, leiirs mocurs et leur religion, Ic
recit d*iiii voyagc de Spatarns, par (crre, k la Chine.
Paris 1698. 12^ — A la Ilaye 1699. 12^
Eine holländische Uebersetzung dieses Werkes erschien un-
ter dem Titel:
Reis - Besckryvinge van Polen na Sfiiseovifn an.
1689 door de Heer vaii Kicwstad. Tycl 1699. 8^ —
Utrecht 1707. 8^
In dieser Uebersefzung; die sogar den Namen des Verfassen
fiberlragen hat; ist die Zueignung an den König von Frankreich
Ludwig XIV Aveggelassen; sie hat dagegen efaie Vorrede des
holländischen Ueberselzers und p. 108 sq. einen „aanmerkelyken
;, Brief van cen voornam Duilsch Heer uitAfuscauw geschreeven',
in welchem allerlei Anecdoten über Peter I, und dessen Reise
durch Holland erzählt Averden.
Trotz allen dagegen erhobenen Zweifeln^ scheint es mm
doch; dass ein Mann unter dem Namen de la Neuville m
Jahre 1G89 von Polen aus nach Russland gesandt worden ist,
und zwar vermuthlich von Seiten Frankreichs, und dass er uilfr
der Maske eines Polnischen Gesandten desto sicherer seine ge-
heimen Anflräge ausziiführen gedachte. Man hat vermuthet dass
der Verfasser eigentlich Baillet gebiesstii; md de« Naaea ie
— 38 i —
/« Neueille nach seinem Gebiirtüorle änffonomiiw^rt hutiüttK
An mitunter tvxhi konuscheii Venin^lBltuiiiren der Rus^iKdieti
Namen kann ts nalillrUcb in eiiiur vüii mwm Ymino^m zu da-*
ndaKgür Zeit i^f tiiaehttm Bt^^clireiburtf^ wkH iehim, $q et7lldt
NtMtmlle t. B. p. t43 von Wassilij Wa.HsiliewiUob 11 to-
ll z^n: „il fut e\ilc k Karga^ liUe stlitee mm lo iidla^^ ^^
wwde namliefa nach Kargopol iai Olanejdiischeii Gouveriieniont
verwiesen. p^'t^^vf. ^u m < *i -»•»■•^••u*« ^4«« otM
Ins Russi^elip uwA NtfmHlien M&imUm" mer^xmhÜ
im PjccRiu HtäeTfiuKit I8IL 9, p« f^OS inii vicjcii Anmer^
klingen abgednirkt imler dorn TJtrl;
« •i]io6onMTiii4A ti HtiKKja iiaBtrTiJi o Moefti^Riit
1689-ro roAa. •♦: ii^ü^H.rH* ,1 »ii* i
€ ci r n e 1 y s <Vr ii y b.
i%
- llilKK ^**
Der VIce-AiimirftI t'ornrfys Vruf/u, ^in HoIlÄnder von
Cebur( , ist zu hekaniit durch sefne V>rdieii3le mn Ru^and imtl
durch die ausgrz*ichiielc Rolle die rr unter Peters des Gros-
sen Regierun«: gespielt , als d^ss hier die näheren I^ebens-
umslände dieses verdienten Seemanns greschildert m werden
brauchten; wir führen daher nur das Werk' von ihm an^ welches
ihm einen verdienfcn Plalz unter den Au^Ifindem sichert, deren
HO. . ) ' 2769. Hirr htmi dftf Vf rfa^spr Aiirmm Rai/Ui <*#■ la JV#«rf## m
He9 und ist hinzoffffii^t §om§ h mm tma/rrmmmmtw^ iÜmU,} M^Bumi d« h
NemriiU, — S. auch Mmm^rß p. 3tt -«•
n
— 382 —
Beriohte über Russland bekannt sind. Dieses erschien ohne Jak-
resKahl in Amsterdam unter dem Titel :
Niew Pa5i Kaart Boek behelfcndo de groote Riner
Don of Tanais, nu de soirs waaraglige Gelegenhcid,
Strckkilig en Coiirs, van de Sladt Woronets^ iot dar
lij in Zoc vnldt, mc( zyn invloicnde- Siromen, Ejlan-
den, StediMi, Dorpon, Kloosters ete. Dar hencwem
een sehr cnrioiise Paskaart van de AsoiTsche Zee^ tf
Pnlus Naeotis^ cn Pontus Enxinua bf Swiu-to See nift
alle haar Diepten, Uroogtens, aangelegrn Ririereii
Havens, Strdon etc. Zyndo dar bj gevoegt eon At
beelding der Doorgraving vni den Don door de llnfla
te leydcn in de Wolga or Astracansehc Rivier, iillei
zeer nau-keurig en door eygenc Ondcrvindung opge-
nomen, gepeylt^ argenie('(cm, en opgedragen aan zyii
Doorlii;u;tige flooghcyd Aloxins Petreides Erf- Prinre
der Kcyser Rycken, Konig Ryckcii, VorsfcndommeB,
Heersckappen, zyns Heer Vaders^ zyn tirootniagiigslc
Czaarsche Maiesteyt, door Cornelys Crnys Viee-Ad-
miral vjan HooghgenieUe ^yner MaieAlejrta Zee-H^gten.
Tot AoMterilaoi by Hendrik Deqker. ToK . * > .
1*6.
8 ch 1 e II s 1 II g.
1690.
fJeor^ Adam ScMeusing »*^ scbeint selbst in Rossland,
und z\i&x bis in Sibirien ge^vesen. zu sein; seine Werke enüialten
821. ^der SMemikg^ wie iur «Mn Titel der Augatefe ^i Jcm 1M#.
und 1694: auch SchUuwimger , s. 8imck*t KiMI Ml^llHMMM^ IT^TV.^
f
^ 383 —
aber vfel Unrlohllgkeilen, besonders über SibTTini. Es IM mifi
leider liicht gelutig:eü nähere NaehrklUeii ütMT Ihn m erlanfeii.
Wir kmnm von ihm zwei Schiifteo: ' '
^'•' 1) NeneiUdrekteÄ Sihyrien, oder Siewei'ien %'0fi
G. A. SehleoHinif. iMia 1690. la^ — Danzif? i692. 8^.
Die Handschrift dieses Werkes I>ofintIet ^ich in dem B«*
manx0iv*!*chen Mnspum mt St Petersbarf.
2) ller^r bf^yilen l'zaarfm in Riniftulancl, Iwan inid
Peter Alex^wifz rtelmt dero SeliTrc«lor Ho|ihiii IiNliero
lireyritrli gefiitirter KegtniefilH-Stiiti. Vcin ti. A. Selileis*
fiing «. I. I694i h"^. mit KHjir.
Kurz von S o n r l e n 11 u,
1691.
Johnnn 1gnü% Kurz Freiherr n&n Sen/temiu wirrdö
im Jahre 1691 vrm dem Kaiser Leopold 1. als Gesandter nach
Russland obgeferligt ; wie as scheint^ mit dem Auftrage die Zaren
m eiiiein Kriege gegen die Türken zn belegen. Die ans vor-
liegende Abschrill seines Berichtes ans Moskau^ vom 5 Met 1691^
wird im Origiiiftl in dem K. K. Hauf- Un(~ und Staats- ArcWV«f
in Wien aufbewahrt, wo sich höchst wahrscheialich aoch noch
fernere Berichte von Kurz ro» Henßennu vorfinde« mttsscir,
da dieser mi( der eistea Audienz schHesst.
Der Freiherr non HtnJKenmi kam im Anfangt! April an
der Russischen Grunze an, und branthte lange Zeil um bis nach
Moskau zu gelangen; er nagt von dieser Reise: „nndl also fort
j,bissS!olife"* \i^rai?et, allwo wegen allzue hinfDg geflossenen
n% $«<ihxi (Cmimui}, ü% Refldefliu
— 384 —
„gewässercii vndt darauff ontstandeuen ..gmoiSMCii weeg aUeist
jfdon 25 AprjUs anlangcu könneo''.
Vor der Stadt musste von Sem/tenau still lialten mniof
die ihm cntgcgengeschicklen „Dolimetsch und Trachse^' xq war-
ten, ja Es kham mir; erzählt er hier^ d^r C^ar Petrus fiuitai pfer4t
„in einer liderlichen peruque yndt von hinten. dea. SaUelss aoff-
„gebundenen hasen^ mit seinem premier Ministr« Kareaoifli-ajDff
j^ einer hatz (He(z-Jagd) entgegen; alss er. mich undl meine Leoik
„forthin betrachtet; liat Er sieh gegen der Sti^ljOber.« den Btasp
„Mosoaii; welchen Wir auch passiren müssqo^ .gewendet ^nd
„meiner jenseits des Wasscrß gewarVel^. Hier sah nun der
junge Zar z\\ Avie die Leute des in Moskau anwesenden Pohli-
schen Gesandten den von Sen/tenau im Namen ihres Herrn
begrüssteu; wobei sie lange Reden hielten^ ferner wie der ge-
Avöhniiche Rangstreit zwischen dein Kaiserlichen Uesandien und
dem Russischen Truchses vor sich ging^ Aveil keiner von beideo
zuerst hinuuterslcigeu Avollte u. s. w. „Der Gz^r Petra^^ sagt
Hen/tenau weiter ^ welcher öfllers dergl^ic^n i^ff^scarade mär
lachen solle, halt alles dieses, wie pbgemeldt| instigir^t oodl
„biss zue dem ende beygewohnet^.
Am 29 April hatte von Se^ftemau seine EmpfanKa-Aa*
dienz^ zu welcher er , von zwei Dienern mus^Le geC^ irerdea»
da ihm das .Gehen, wegen einer Geschwulst, .«n Bejp^ hSehä(
hpschwerlich war. Er wurde von beiden Zaren gqüdv jenpfiMi-
gen, und überreichte Ihnen seine Creditive. .^^^ . .
„Volgenden Tages, erzählt er hierauf, ist der (ker. Petras
puut Seinen vornehmisten Ministris nacher Kolumpsky.*»^ xwef
„meyl von hier zue Wasser verraisel, auffwelGhen Er buI etf^
„1000 Alann der Strclizen gleich einer SeescUadit, worxue Er
323. tCoiowtemBkoyu,
i . I ».^tli-j*
— 385 .—
^absoiidi[?rlich€ SchifToI aus HoIlaDcl brlngüti liLsscHp mjlt Blind
j,gtiadfjieui gewöhr ein achüfles EjcerciÜuiu gehaUea, Martof
^etliche Todt und \1el0 blessirel wurdtrL Er Ihüet «lioli itlgHck
^in aUerhfind milituribas ^xercirea^ da^s auch ikim unlfb^slens
uvora teier Ziinbliclier schaden gerhan worden**.
^^^ )Väs iniu die eigenüicheii Gesandkchiifts-GesqhiUle brtritn^
$p sollte Henfieimu dieselben mit ei^eni*; da^u bestinuaten
Commi^ären verhandeln^ wie dl(f8cs gc\t6linJith m gciichehen
pflegle.
Kiir% €&n Ben/tenmi mm^ wohl, wje aus seinem Be^
rjchie m ersehen^ früh^T ^ctioti uh Gesandter in Riisf^laod ge-
wesen sein^ denn er sagt naiiicnllich: „Ipdeme Ich in vorniablens
^dahier gehabten negolien ctc/
V 8 8 b r a D I I d c .s. #»1
nu .tiNNTini^Hrf^» 16!>2 ^1695.
Eteri Issbrani idi^f^, efn Itoliajicler von peburt^ w^rdfs
im Jahre 1692 von den Zaren Iwan und Peter als ,Gesandi0||
nach China geschickt» um die Handelsverbindungen zwischen die-
sem Reiche und Busslaad m begrßnden; wenn er gfleich unter
diesen Uaistiiulen^ aiiT den erllen Blick^ taber in ciaü Uabersicht
der Beisendciii China geb6rt, so liani ihm doch das KfHsht^
in itnsre Sauiiuluitj^ aufgenonirnfm zu werden^ wohl nicht abgo^
sprooben werden, da er in der Beschreüiong seiner Reise nach
China, auch den gan^^^n Yhcil derselbim durch Russiaod^ voa
Moskau bis lur Ounesischon UrAnza, sehr umstaniMich etzibä^
Dieser Theil seines BerM^Iierichlü enthalt viele benirrkvnswertbi
Schilderungen von Gegenden di?s Biiisischen Beirbi« welche da-
xunial wenig ud^ behtahe gar niihl bekAnsl wafrn.
n. 2a
— . 386 —
Fssbrant Ides iUhrle ein graaues Tag^bach In HoBAidi-
scher Sprache während seiner dreyfihrigeii Reise^ das in der
Folge im Dnicii erschien und den Titel f&hit:
Driejaarige Reize naar China, te lande gedaaa
door den Moskowischcn Af^ezaut E« ITsbranta Ides
Van Moskoti ar, orer groot Usliga^ Siriania, Permia,
Sibirien, Uaour, groot 'IWtaryen tot in China. Waar
in, bchalven de genielde Landstreekcn, de Zeden
dier woestc Volken, ten aanzien van hminen geU-
dienst, regeeringen, huwelykcn, dageljkschcii han-
del, kleedinge, woningon, onderhoud, dood en be*
graafnissen naaiikeuriglyk beschreven worden. Met
en landkaart, door den Gezant op zjne reize, naar
de waare gclegenheit der piaatzen gctekent^ en net
veele scboone printvcrbceldingcn versiert Hier ii
bygevoegt, eene beknopte beschrjvinge van China,
door ecncn Chinoesehen sebryver Tzaniengestclt, nn
eerst in't Neerdnitscb vertaalt, en met verseheide
äntekeningen verrykt. TAmsterdani 1704. 4^ ita. KpC
Ebend. 1729. ^2^ . ' .
Deutsch:
Droyjährige Keise nach China, von Mosean ab an
lande durch gross Ustiga, Siriunia, Penhia, BtUrien,
Daour, lind die grosse Tartarey;. gethan dnrvh dev
Moscovitischen Abgesandten Hrn. E. Yssbranta Ides:
Nebst einer landtcharte und vielen kopferstiehen ^ so
von dem abgesandten selbst anff der reise au^^aeieb-
net worden ; Wie auch einer beschreibung vod China
durch einen Cbineser in seiner apraoha gesehriebea*
Alles aus dein Holländiaehen äbehMtoptir
- 387 —
1698. 8^ uL Kpf. — Prankforr 1701. 8* m, Kpt — Lfl-
beok 1723. 8^
Ides Ifibmiic] Trarek A'oiu Moieow ov^er kiid ta
ChiDa. Liitiilon 1706. 6^
Auszüire «US Fssbrani ideg Reise rinden sich in vietea
Werken, unler andern in Bcckmann's Liter, d. älü ReUeti,
n, 43* u. 452 nnd in Alex. Gordon's Genchiebte Peiei'«
des Grossen, Leipzig 1765, 8% Bd, H, 337—368.
Die dem Werke angefügte Beschreibung von China
brachte Tssbrnnt hien aus China mit; sie ist von einem ge-
bornen Chinesen , Namens Dyonisius Kao^ von welchem l#f-
brani Ides in der üeulschen Uebersclxung p ^S^ sogt: „Ferner
„können y^it auch dem leser von der pcrson selbsteßi welche
„diese besehreibung China aulTgesei^t hat, keine nöhcre nach*
„rieht erthedcn, ßiiss^er der welche wir sdion p. 2*8*»« ange-
„reichnel haben, du wir selbst seynd versichert worden^ dass
„dieselbe ein in Gmtou gebahmer Chrneser uiW gimesen scyii,
„welcher die ChrisUiibe religjon«» angenommen, und daratiff
„Siam und fniiien durchsiluffet, wie auch seiner liandtliierung
„nach ein cliifurgus oder wundarlzt gewesen, und sernem nah-
„men nach Üionysius Kao geheis^en^ und die benannten abschrilT-
„ten selbst dem an beuannLem orte hechgeiiieldeen Herrn einge-
„händigt habe etc***
Ferner sagl Ysnhrani ideg^ In einer der Beschreibung
von China angehängten ^Nae bricht*^ p. 4 62 Aber dieselbe noch
324. Fig. 24$ lit dtrllbür nur gm^gx : ^wonufT tir ntrn Bded tolgtn
„lassen eine kurue, docä tehr fisuaue ^^elir«itiuiif dti niichrtgtn üayserttkiat
.China, welches von eioein iui ^dbif^r w$Xmn aurge««l2^l und ri^n mit lieraiu
^gebracht ist. £& ist diese be&clireibsBg CbinI aittnaJi lutor f ednitlit m9t4mk vl«V
325 Dufch dli Tttife iiijlrt «kli iuel dsr Vi^rai»« i>mm^dm.
— 388 —
folgendes: „Hier siebet der begierig« leset einen Ghineäer; und
„boret ihn in unserer spräche reden. Wir haben ihn au» schlin-
„men und flbehn iatcin und ein \venig bessenn bochteutsch in
„gut holländisch übersetzt. Beyde Abschriften, indem niemaUs
„diese kurtze beschreibung China in druck gesehen nvorden* ele.
Es bleibt sonach wohl schwer zu erklären , auf welche Art sich
in China zwei Abschriften einer von einem gebomen Chinesea
in seiner Muttersprache verfassten Schrift; in Lateinischer mA
Deutscher Sprache vorgefunden! — ■
Zum Schluss bleibt noch zu bemerken dass ein gewisser
Adam Brandy welcher im Geft)lge des Fssbrant Idea die
Reise nach China mitgemacht ^ eine besondre Beschreibung der-
selben herausgegeben ; welches oft zu VerwechseluDgen der bet?
den Autoren Anlass gegeben hat; es ist nicht selten die AbsigU
aufgestellt worden dass diese beiden I^amen identisch seien. Da
es nun aber kaum mehr einem Zweifel ^untprliegt *^% dan es
zwei verschiedene Personen sind; die wenn angh die genaJe-
same Reise ; doch einzeln beschrieben haben ^ »oglaiibeii wir
auch dem Adam Brand einen besondem Abschnitt hier weiha
zu müssen.
A dam Brand..
1692—1695. ■"
■. . : ■ . ü ' i
Dass Adam Brand die Gesandlschaflsreise des e)i)M»gi»r
nannten Yssbrant Ides mitgemacht hat; ist erwähnt wordn.
326. Der beste Beweis Hegt wohl in dem Titel des WMas ViM
selbst, wo es nanionUich heisst: „ireirks m» im ffer-SmüB Hf Btm^' Bb. h§t.
„id€$g€ikan^, s. den nächsten Artikel, auch MMmen, % 32, wdcber Tun Jr— fi
Werke sagt:.M iamge §o imierenani micki, tih dk I^m'JmUmI'aM
— 389 —
Seine Beschreibung dieser Beiße, deren Orifjinal in Deutscher
Sprache M^rEasst grivi*f;eii zvk s€^ sclieiot^ erschion Jn ft%t*iid€tt
Sprachen und Ausgaben: ' •!•
A. hfhÄä, Beschrciltiing geiiier gm^seii chiDe^i*
btlieif Reise, "weldiß er Ann« 1692, in der Suite des
Herrn Eberhard l^ilinuidi i^ Ides rdii Moseau iiuh Ut>er
li^ösüi^ili^ä, Sfiierlt'fi, Huiirirti iind durch die grosse
i'Äkärcy, bis in China gelhan. Fninkrnri 1697. fi^ —
Vermehrt, Berlin 1712. 8^ — Ldbeck 1723. 8**; —
Ebend. 1734. 8^
Von einer Französischen lleberselzunif diesem Werkes
linden wir Angaben von rvvci gleichzdlii^vn Ausgaben. So auf-
fallend nun auch dieser Uttisland an und für sich isl, ::^o scheint
die grosse Versfchicdenheit der Tild doch ein geiiüjrf^tider Beweis
zu sein dass in dtr That In Tyel und Amslerdain in dem
niiinhchen Jahre fniiuüsische Uebersetzungen dei^ //r«ii<f sehen
\\crkcs erschienen .sind. i)ie beiden Titel löulen:
1) Voyafre tri^K^eurirtiai jjnr lerre el par nier (mi rv-
riiiinirnl par r2iiuh:isi<ade de K. M* l^xiirii^niie de Rlosrtiu
en rhine. sons In dirrclion de rmiilinfiHadeur Islirniid,
ä IravtM's la graiiilc IVIikh* la f^ilierie, la llaourie, 1a
Tarlarie inoni^tue elr. confenaiil Irn |iürlieij|;iriteii
e\(i\iordiiiaires ei mrrveilleu^e^i de qnelr[iiejt peupten
iiieoniiiis quils oni reneoiilrA», lenrs aTf*nlnr<'s parti-
cniliiMTs el plusieijr?( niilrrn choHeK lu^moraliies, deerites
par Ad. Brand , nree l'nddtlifin d*nne desrriplititi cn*
rieiiso de i histciire iialur<*lle de Itt Rüssiei tnid. ponr
la preniiere foi.s. Tjel icyö. 12^
2) Relation du voyage dr fir. Ererl l?ihnuid Iden»
Envoyi^ du Cxaar i rempereur de la CUiiue, en 169*2
— 390 —
— 1694; par Ad. Brand; arec une lettre, de V6tat prä-
sent de la Moscovie. Ainstcrdam 1699, gr. 12''**''.
Holländisch:
Land- en Water-Reys uyt Bioscan na China^ ge*
daon met de Herr Isbrand, in't jae 1692 — 1694» dear
Ad. Brand. Tyel 1699. 8^
Eine lateinische Uebersetzung ist aufgenommen in: No-
vissiroa Sinicn^ edente Leibuitz 1699. 8^ p. 163—170^
unter dem Titel:
Brcvis Descriptio itineris Sinensis a legato Hos*
coFitico a. 1693 — 1693 conrecti^ commnn cante Dno.
Brandio.
iSO.
C^hristiaii Kelch.
1695.
Christian Reiche der Sohn eines Predigers zu Greifen-
hagen in Pommern; geb. daselbst im Jahre 1657^ kam, nachdem
er seine Studien in Stettin^ Berlin und Frankfurt a. d. 0. ge-
macht halte; im Jahre 1680 nach Reval. 1682 wnrde er zum
Pastor zu St. Johannis in Jerwen ordinirt, erlebte daselbst die
Hungersjahre 1695 — 1697 und wurde 1710 Oberpastor an der
St. Nicolai-Kirche in Keval. Hier musste er wfihrend der damab
wüthenden Pest^ obgleich er sein Amt noch nicht angetreten
hattC; alle Amtsgeschäde in der Stadt fast allein besorgen, md
unterlag den Tag zuvor^ da er seine Antrittspredigt halten woDle,
selbst der allgemeinen Landplage.
Christian Reich hinterliess zwei Weite; das eine enddni
im Drucke 1695; und fahrt den Titel:
327. Vergl. Rfcueii d^$ rnymgf^M mm Xmrd, Vni,4.
— 39* —
1
LiefliiiidiHrltr llifi(r»riiu nilep kiirzi' Bf^srtirciliung
der dnikwCiriiiirt^lf^ti Krir^!«- iinil Friedenn-Oesriiichtc
Kh»(- IJef- und Lrftlatnlpg; yorfir^limlich in sich he-
greJQciifl einen liiirlzm Bon cht van den !^*a)inirn,
Kintlieilun^, und BesrliafTenlirit iler Prolin t£ Lieflnnd^
von deroiiellien lilteHten KHiwoluiernt der Elis^Icn und
ti^tten Ursprung, Hrydenftium und rrster BriEivingunp:
Vnii des Sclinerd-Briiiler und Miirianlsrlicu Teulsclieri
Riürr-OrJens Atintn^i Regierung und ünlergang: Von
denen zh iHelieu Scliweden^ Polenf Mose an und Denne*
tuarrk etc. des l^andes wegen» genihrten langwierigen
Krie/fen, und viel andern bi» auffi IfiOO Jahr, vorge-
lauffenen denck würdigen Dingen mehr; Theil« aiut
Kill- und Au^tüudi^elien Ci'e^ebieM-^ehreibernf theili^
an«i iflaulmürdigen, noch iingedruekfcn Urkunden und
seihst ei;^ener Ivrralining zuftanimengetragen , und in
fiinfr Bueliern ubgefaBsel v^on Cärisliauo iieleben, Fa-
HtuvQ tn Sl. JnkanniH in Jerwen, im llerzo^thuni Esth^
land. Itevall 1695. 4^
Das nndre Werk von IMcA Istj wie es scheial, ^uid Druck
zwar vollkommen vorberciiüt gewesen, aber nie gedruckt worden*
Eä ki dieses eine ForteeUuiig das eben ang^sfülirlea Werkes^
und fülirt in der IIiirid.si-Iirill den Titel:
lardiindi^ieher Ili^tnriae9 oder Kriegen- und l'rie*
fleiisiri'srbieble fnntiuualion in «leb bujteude, wns von
Anna llilJO nh, bis Anun 170t» in die^ner Prtiiini denk-»
würdigen lurgrgiingen^ welehe« dem gescbiebtHebenden
Lener und iii^iinilerheit unKern ^aehkoulmen zu llien£le
zu!4ani meng einigen und Kum llruek gegeben Chrisilian
Keleb PaHtor zu St. Jaeahi und PrueposilUK im über
Seniinisrhen l¥ierland und Ailntaken.
— 392 —
151. ■• '[
A 1 1 i s o D.
1697.
Thomas AUison, ein Engländer^ gehört anter die Sohiil-
steller über Russland; von welchen es noch unentschieden lA^
ob sie selbst das Land, das sie beschreiben, besucht haben.
Sein Werk führt den Titel:
Account of a Voyage from Archnngel in Rnssi»
in the year 1697. London 1699. 8^
152.
Ignaz Christoph von Gaarient und Hall.
1698. 1699.
Nachdem iin Jahre 1697 zwischen dem Kaiser Leopold
I; und dem Zaren Peter I; gemeinschaftlich mit der Repdriili
Venedig und dem Könige von Polen ein Offensiv -Bflndniss
wider die Türken geschlossen worden, entschloss sich der Kaiser
Leopold I; eine Gesandtschaft nach Moskau zu schicken, na
auf diesem Wege zu erfahren was für Anstalten von Seiten des
Zaren zu dem bevorstehenden Kriege gegen die TOrken gemackt
würden.
Zur Ausftihrüng dieses Auftrages wurde Ifgna% CM^
stop Ay Edler Herr von Guarient und Rall^^ genUil,
ein ausgezeichneter Staatsmann^ der schon früher von dem Kaiser
in wichtigen diplomatischen Sendungen gebraucht worden > i/bA
328. In aordona Genh, Pettr'$ de$ ^nmem, Le^nig 1765. 8^. B4.
I. S. 128, heisst er Wonquarient
— 393 —
zwar JEWdmal al^ Kaiserlicher GesaHAer in .Kot)atinÜnopii>.tniid
aacb früher schoti einmal bei einer Gesandtschaft in JtfoakMgcy-
^fesen war. Auch bei der Belagerung vbli Wien durch ;dle
Tärken halte er sich grosse Verdienste eirworbett.; .- : >.n
Von Guarient und Ra/i reii'te in detf etslbn Monaten
des Jahres i698 ans Wien^ und langte ata 29 Aptä JD Moskkui
an. Bei den günstigen Vethfiltriissen unter 'we]cbe!n er, iMdl
eben geschlossenem Freundschafls-Bündnisse; nach Russland >luun^
war es wohl natürlich^ dass ihm von Seiten der Russistheii
Behörden alle die Rangslreifigkeiten und übrigen Hindernisse mil
M eichen die meisten ausländischen Gesandten vor ihm so sdhr
zu kämprcn gehabt halfen^ erspart wurden; ja wir sehen sogar
aus seinen Berichten dass er mil einer in Russland damals gani
ungewöhnlichen Zuvorkommenheit und Auszeichnung ifteral.'he«^
handelt wurde. Schon in Smotensk erftihr er alle möj^iehiBft
Höflichkeiten von dem dortigen Woiwoden. i Dieser fiess atiob
nämlich^ als er non Guarient und Ralf 9 Ankunft erftihr, 8<H
gleirh bei ihm entschuldigen, dass er wegen j^ grosser Leibesi-^
^schwaclilicil^ ausser Stande sei, ihm den ersten Besuch zu machen,
und als der Gesandte ihn daraur privatim in seinem Hause be-
suchte, so liess sicli der Woiwode gleich „durch 2 ^iner Be-
,,dicnien von der Obersten bis fast Ende derVntersten Treppen,
^umb mich allda sehr Höfllich zu Empfangen, entgegen f&hred'',
während iiuarient von einer Ehrenwache „nebst deden
^aussgestecktcn Fliehenden Fahnen^ empfangen und bis an die
Treppe beirleitet wurde welche „dergestaiten mit olBciers Bee-
^derseils angcriillel ware^ das deren sich mehrer dann 200
. uH ines crachtens zeigten und micJi von allen orthra nich Rus-
„si.seher arlli complimenlicrtcn etc."
Der Einzug in Moskau war überaus glinzend und scheint
.\\W Trühere ähnliche Solennitaten an Pomp und Reichthum zu
— 394 —
Öbertreifen. Aach hier erfuhr von Oumient nnd Roll eae
Auszeichnung die ohne Beispiel war; der ihm entgegengesandle
Truchsess ^29 nämlich stieg so bald er den Gesandtea emisM,
sogleich vom Pferde, ohne dass der geringste Rangstreit deswe-
gen stall gehabt hätte. — In dem Berichte wird der ganae Zvig
sehr umständlich beschrieben; wir entnehmen daraos in Köm
folgende Schilderung: Zuerst ritten 4^0 Mann AdeUger Trappen
von einem Canzlei-Diener angefulirt; darauf folgte des Gesandten
Stallmeisfer mit einem Zarischen Commissfir^ dann 4 Handpferde
des Gesandten „die da nicht allein von Silber und vergoldlen
^Zäumen und Zügeln ; sondern mit Hocherhebt und Gestickten
^Schabracken wohlgezierter ^ ; alle Deutsche und 8 Officiere aif
den entgegengeschickten reich gezäumten Zarischen Pferdei;
darauf der Gesandte selbst mit dem Pristaw nnd dem Dofanet-
schcr in dem „Czärischen mit Rothen Samroeth gef&elterien imd
^mit Sechs grossen Schiml bespannten Wagen, vnd die Ross-
„geschicr mit des Gutschers Kleydlung von gleichen Samroeth'.
Neben dem Wagen 2^ Zarische und 8 GesandtschafUiche Diener;
hinter dem Wagen ritten „etliche Trouppen Glidweiss von deflÜBB
„in Silber ; Goldt vnd Zowelpöltz prangenden MoscoviL EdlleiH
„then; vnd gleich darauff wurde mein mit Gelbblomten Weissen
„Sammelh gefüettert- und gut vergoldter Leib- Wagen (deme die
pSiiz dcckhen mit Hochseydenen Crepinnen vnd gMchfiibiger
^Materi accordiret) durch 6 Sch^artzbraune mit Qoasten nnd
„Baiidt eingeflochtene Follpferds >»« gezogen: welchen der An-
„dcrte eben mit vnsparsamb angelegten gaten Gold^ Hnw- nnd
„Gölb- vcnetian. Sammeth gefueltert: dann der 3«le noch von
„zweifarbigen jedoch schlechteren Sammeth vnd genudlerer in lier
H20. In dem Berichte hei<s( er: Trmsem.
330. Wahrscheinlich wohl rotibiwi-gyenhf
i
— 395 —
;,Vergoldt: Vnd LeUlioh mein Rüiäs-Wagen, küm iiiit 6 mmm
„aigenen Pferden, gelobe mit derinen reicli \ergciidtcn GeschierB
^mehrere Verwunderung denneii zueseheni erwfdilicl, LrspBittfn
„nachgeführel etc." Der Zug wurde noch von einer grossen '
Menge Reiter ohne Ordnung beschlossen. j
Die hier angeführten Unislaade Ijc weisen, wie glänzend
zugleich die Gesandtschall selbst ausgestiitlet worden war| was
auch, wie es scheint, in Moskau grosses Aufsehen machte mi
sehr gut aufgenommen wurde. Der Zug musste auf den Wunsch I
der Zarischen Familie (Peter I* war noch aichl von seiner Reise
ins Ausland zurückgekehrt), gegen den gewßhnUrhcn Gebrauch, ,
diescsmal durch das Schloss geführt werden. Dieser Befehl *
wurde dem Pristaw durch einen reitenden Boten in dem Augen- ^
blicke überbracht, als der Zug sschon in die Gasse gebogen war,
durch welche die Auswärtigen (lesandten in der Regel in Ihr J
Hotel geleitet wurden. In diesem Augenblick, sagt der Berichtj
Jsl mein Prislav von Einem Ryllferügst ihme Znegeschickien
„Ilofhedicnlen Bcfelcht worden, mich äJüOgleich (nicht ohne
„Seiner vnd Völler anderer Grosser Verwunderung) mitten durch
„das Czarischc Schloss directe zu führen; Allda Ihro l^fay. die
„Czarin, Prinz und alle Princessinen mit dcro ganzen HoflTstaU
„und Frawenzimer meinen Einzug zusehen wollen; welcher roii
„ 1 1 Vhv Flühe bis glocken 3 nachmittag gewehret eto.^
Diese Umstände sind in einem Berichte des ton Guütieni
ufid Halt an den Kaiser Leopold I. d. d. Moskaii den 13 Mai
16!I8 enthalten. Von diesem Berichte, der sich im Original in
dem K. K. Haus-, Hof- und Staats -Archive zu Wien bHfnd«?t,
so uie von zwei späteren ebendaselbst aufbewahrten Berjcblen
desselben Gesandten, liegen uns Abschriften vor.
Der zweite Bericht ist aus Moskau vom. i^Aygust: 1698,
und der dritte vom 18 Februar 1699. b diesem kMeiem
~ 396 —
bezieht sich von Guarient und Roll noch auf seine RdatioD
vom 16 September y von welcher vrir leider keine Abschrift ht-
sitzen^ die aber doch wohl sich noch in dem Wiener ArciiiTe
vorfinden muss.
Der Bericht vom 12 August fuhrt in misrer Cople die
Aufschrill:
Relation des Kais. Gesandten Ignaz ron Gnaricnt
über die Ankunft des Erzbischofs yon Ancyra^ Petnü«
Panlns Palma zii Moscan.
Am Ende dieses Berichtes spricht ron Guarient und
Rall von einer ungünstigen Kriegesnachricht , welche sich ver-
breitet hatte ; bezweifelt aber die Aechtheit derselben nnd sagt,
er habe von wohlunterrichteten Leuten gehört „ dass derlei Un-
„glficksnachrichten von dem Ministerium auss sonderer Politik
„darumben aussgesprengt worden , des Czaren Intention nach
^Italien zu gehen gantz verhindern^ nnd selbigen sich desto
„ehundcr in seinem Reich einfinden möchte; massen alzugewiss,
„dass diese imternehmende rayss Russen^ Calviner nnd Lathe-
„raner in grosse Bestfirtzung und noch grösseren argwöhn einer
.yinnerlich-gueliiihrender propension zu dem Calbolicisino tigUch
„mehr setzen sollte."
In der dritten Relation beschreibt von Guarient und Rall
die Ceremonie der Wassenveihe und sagt dass „ die mit KUb-
„genden Spill und fliehenden fahnen vorgegangene Vier (also-
„ genannte) ausseriösene Czar. Leib-Regimenter dass Vomehaute
^ansehen gemacht. ^^^^^
3%\. Pas Prfobrashcnskisrhe Regmieiit wird hier: das
— 397 —
Am Schlüsse dieses Berichtes kommt von Guarieni
Rall auf die Gräuelsoenen die bei der Vernidiliuig der StraUi^
vorliaroen. •
In der Vaticanischen Bibliothek und daraas in Marinl'^
Sammlung befindet sich ein Giackwunsch-Schriibon (le.s I'abstes
InnocentiusXn an von Guarient und itnii, zu dessen
Ernennung zum Kaiserlichen Gesandten^ das in Turgenew's
Ilistorica Russiae Mouimenta U, 281 abgedruckt bl uoler
der Aufschrift:
Dilecto filio Igiiatio Guarent de Rall Imioecnliiis
V. r. XII.
153.
Johann Georg Korb.
1698. 1699.
Johann Georg Korö^^^ begleitete den eben erwähnten
Ij^na/ Christoph von Guarient und Rall^ als Secretaki
auf dessen Gesandtschafls - Reise nach Russland Wir besitzen
von Horb ein höchst schatzbares und überaus seltenes Werk^
das den Titel führt:
niariiiin itineris in Noscoviam Perillnstris ac Mag-
iiinri Domiiii Igiialii Cbristophori üVobilis Domioi De
332. S. über JCorb, Beckmamti LiL der älUrm ümmü D, 377 f4|^
Herginanmt Ftter der Gro99e mä Mm^k mmd MUgml, Mämm 1823 — 1830.
h . I, 360.
— 398 —
Giuirient» et Rnll^ Sacri Römani Idipmi.) et RegHi
Hungariae Equitis, Saerae Caesarta* Bl^Jestatia CM«
silinrii Aulico-Bellici ab Augustissimo, et loTictiasimo
Romanornm Imperatore Lcapoldo* I. ad SereniMinofli,
ac Potentissiiniim Tzarum, etMagnam MoscoTiae Da-
cem Petrum Alexiowicium Anno MDCXCVIIL AUegati
Extraordinarii Descriptum a Joanne Georgio Korb^
p. t. Seere(ario Ablegationis Caesareae. Aeeessik Re-
ditus Saae Tzareae Majestatis k Proyinciis Eoropacis
ad proprios limites periculosae Rebellionis Strelizionm,
et latae in cosdem sentcntiae cum subseenta saa*
guinea Exccutione, nee non praecipuarnm Moscoriae
rernm compendiosa, et nccnrata descriptio etc. Caoi
Privilegio Saerae Caesareae Majestatis. Viennae Aa-
Striae, Typis Leopoldi Voigt, Uniyersit^ '^Ypog. fol.
Der Titel sowohl wie die Zuschrift des Verfassers ao dea
Grafen von Kaunitz sind ohne Jahrzahl^ da ind^ss das Kai-
serliche Privilegium zum Drucke am 8 Oclober 1700 ausgestdH
isty so ist zu vermulhen; dass Korbes Diarium auch noch in
dem nämlichen oder doch spätestens im nächstfolgenden Jahre
erschienen ist.
Es ist nicht selten bezweifelt worden, dass Korb der wirk-
liche Verfasser des Diarium sei, und die Meinung aofgesteDl,
dass der Gesandte selbst dasselbe verfasst und Mor6 bloss
seinen Namen habe hergeben müssen'ss; es ist indess doch
333. S. Beckmann'8 LH. d. Uli, Rehem 0, 377 sq. — And:
%eri Orot, de tUulo imperatori§, quem Cumtm Rm$orwm tM ämri \
p. 67. - Jretim'M Beürage nmr GetchMU 4»r Idimrmfmr i9M. Jaaair p. 62.
— MeinerMy rergieickmmg de$ iUinm mmi m^erm Rm$tkmtt0 Hm. l, 92. —
EberCB Bibiiogr, l^xikon I, 947 u. a. m.
— 899 —
I
Mohl aus mehren GrOnden. atunmehöien das^ Rorb wirklieh dar
Verfasser ist. 1
Die Seltenheit des Werkes wird gewöhnlich dadurch erklärt ,
dass Peter der Grosse, besonders wegrn der musiaihllidien I
Nachrichten von den Gräoeln der HiDrichttiiig der Slreljsy, seine
Unzufriedenheit aber dasselbe dem V\ iener Hofe habe bciceugeni
und dieser die noch unverkauften Exemplare vernichlen lassen.
Uebrigens ist Korb, bei der Schilderung dieser blutigtü) €ata-
Strophe vollkommen von der Schuld der zahllosen Opfer Ober-
zeugt und rechnet die Graucl keines ^vp^^ps dem Zaren als
Schuld an. •
Das Diarium enthält sehr viele äusserst niarkwiirdigc Nach-
richten und wird daher auch sehr geschätzt. So rtnden wir in
demselben zuerst die Risse zu der neuen Befestigung von Aiow, \
die sich der Gesandte in Moskau zu verschaffen gewusst halte; j
ferner erhielt Korb viele Maleriiilipii vr*n Conlno t. X\. ifii«
Beschreibung und Abbildung der kolossalen Quadrat -Wagenburg
(557 Faden breit und 1000 Faden lang), in welcher die Russen
gt^Qn die Talaren niarschirten u. a. nt
John € r n 1 K
1698.
Es ist zweifelhaft ob Dr. John CmU Jemals selbst in
Russland gewesen ist. Ein Werk von ihm welches wohl Anlass
^neht , ihn hier mit aufznnebmeo, imd es Mtufttgep Foffsobero 2W
— *00 —
Beurtheilung zu überlassen ob er zu den Reisenden in Russliod
oder blos zu den Schriftstellern Ober dasselbe gehört, lUirt
den Titel:
Tlie ancient and present State of Mußeory cob-
taining a geographica!, historical and political aceooHt
of all those iiations and territories nnder the Jurisdic-
tion of tlie prescut Czaar and of all the mos! remar-
kable transactious in that Empire, with senlptures aad
a new map b. J. Crall , Med. Doct. London 1696* 8^.
II Voll.
155.
A. Jordan.
1698.
156.
John Perry.
1698.
Der Engländer JoAn Perry lebte eine Reihe von Jahren
in Russland 33^ und durchreisete alle Provinzen des Reichs. Er
war von Profession ein Architekt und hielt sich die mehrste Zeit
in Moskau selbst auf. Seine Bemerkungen Aber Rassland fassle
er in ein Werk zusammen das den Titel fOhrt:
334. Die einzige Angabe über die Epodie seiaes ABfenttote k
ist: von 1698 bis 1711; da nun aber, vie es scbeint* sein Weifc iber iea
Zustand Russlands scbon 1698 in London erschienen ist^^io ist MB wohl ht-
rechiigt zu glauben, dass er viel früher oaoh Rnssluid
— 401 - ^4
The State or Rassia nnder the present Csaar.
London 1698. 8"", mit einer Karte. Ebend. 1716. 8^ \
Französisch:
Etat präsent de la graude Russie contenatit ime
relation de ce qne Sa Maijesti^ Czarienne a fait de plan
reniarquahle dans ses i^tats, et une deseription de In
roliif^ion, des nioears etc. tant des Runsiens qtie des |
TaHares et autres peuplcs Toisins, par Jean Terry.
Traduit de Tanglais (par Hogonj). A la Haye 1717.
12^ av, carte.
Deutsch:
Jetziger Staat ron Radsland oder Moscao anter
jetziger Czarischer Majestaet. Leipzig 1717. 8*. mit 1
Karte. Ebend. 1724. 8^ ^
Holländisch:
Tegenwoordige Staat yan groot Rnraland. Am*
stpidani 1717. 8^
157.
Zawadzki.
1699.
Casimir! Zawadzki castellani Calmensis, gnber-
natoris Lipinensis historia Arcana sen Annaliam Polo-
nicoriim libri VII, rodactae, primoni et post Piasti
tempora vere liberi Toti liberae eleetioniz eenturiati«
regni comiliis in electorali campo eelebnUae. Cofina*
poli (Francof.) 1699. 4^ . .,
n. 26
M
— 402 —
Z u s ä t
Bd. I, p. 70 — 72
Der zweite Band der HUiorIca Rusi
im Jahre 1843.
Bd. I, p. 133. Kote
Dass diese Hinweisung auf eine andre
fasser später herauszugeben gedachte, so w
Andeutungen für's erste unberücksichtigt ble
alle ferneren Beschäftigungen unterbrochen 1
wähnung.
Bd. II, p. 111. N<
Ausser der Abschrift des Bussow's^
Verfasser für sich in Dresden verfertigen lic
den betreffenden Abschnitt auch bearbeitet
St. Petersburg noch zwei andere. Die eine
erwähnte Abschrift gehört der Kaiseriichen AI
und sdieint nach dem Original gemacht n
— 403 —
selbst für denDrack besüminl w^rdea war, wie dieses auch aus dem
Zusätze auf dem Tdef scboo erbelU; auf diesem fliidaa ivif nicht nur
diese Andeutung, soudern noch die B«jceiclijiung des Orte«, wo Duisöw^
wahrscheinlich im Jahre 1617, gestorben und beerdigt ist Diele
Abschrift enthält auch am Schlüsse die Gebete des PaHtars Martio
Baer. Der vollsländige Titel der Akademischen Abscttrill lautet:
Relatio liuB iit Summ arische Erzehluiig rom elgeoillelien
Ursprung die^fs Hiiigen Kriegs Wesen« In JUoftrowit^r-Liiiid
oder Keuss-Laiitl. Und was sieh Innerbulb Secli»* utiJZviaii-
tzig Jahren, mit fünlT Regiere 11 dt^n Utyncrn (wie Sie dann
Ihren Herrn abo wollen tituUrel und genctuii^t hattet]) da^elhut
allerft4*itft Begeben und Zugetragen: Wie einer nach dem iti-
dern zu der Krou und Regierung, und auch wiederum daran
kommen. — Item Von der Erwelilnuj^ llerrn Uladlulai Ki^niga
in Polen Sigismuudi III Sohn: Und endlichen ron der grau*
ftamen Zerstörung der llan|>t-8tadt daselhiit in Reufia- Litud^
Moscovia genniit« Aus wekliem lu eraehende, wan der lejdig«
Höllische Störelrlede (ireuna auf Eiejdeo Seifen an gebülir^
licher Aufsicht mangeUi Ihut) ZwiMcheii - Obrigkelte u und
Unterthaiien liir Grauüam, Aufruhr^ EmpiVruiig und UuhejI
stifHeii und anrichten kanup «— Alleu LicOthaheru der llinto^i^
risrlien Cieschieliteo tu ionderlichem Dienst 1^ Ehren und
Wolil^rfallen f xuftammen getrajien und im Ilrurk gegehegi
durch Conradum IIu^üow, dea Ijüne-Uurgtsclieu Fümtentbuma
in den Frejen Bürtig.
Anno IG 12 d. 1 MaHf in Ri^a In richtige Ordnung ge-
li rächt und An 17 sum llrurke Refurderl werden ftollen (wie
d<*s Ituchdrui-Ler^ Coniracl aunwelset) lief Attthor «her in
liiihci'k darüb4*r genturlien und im Umhgaiig der Thum Kircheu
Elirlich begraben«.
Diese Abst hrift in (ol., enthält 397 Seiten und ist in dem KniJtEoit
der Akademie !»c/eichnel: XX. B* ä IV.
Die zweilt Ahsibrin des Werken tuo Conrad Dussnw, welche
>on Karamsin und Ustraluw benutzt worden Ut, gehört dem Hu-
2Ö'
4
— 404 —
manzow'flchen Museum. Leider finde ich diese Abschrift nicht mehr
in dem Manuscripten - Cataloge des Museums angezeigt Nach einer
früher im Museum gemachten Abschrift des Titels , lautet derselbe:
Chronicoo MoscoTiticum continens res a morte Joannla
Basilidis TyraDiii omnium quos sol ridit inmaniasiini ei tra-
culebtissimi Anno Chr. 1584 — 1612.
Eine genaue Yergleichung dieser Chronik mit den beiden anden
Abschriften, auf deren Titel Bussow als Author genannt ist, bat
meinen Vater zu der Ueberzeugung gebracht, dass dieses ChronieoB
Moscoviticum von Conrad Bussow verfasst ist Während ich nit
dem DruciLe des vorliegenden Werlies bereits ziemlich weit vorge-
schritten war, erhielt ich die Nachricht dass Dr. Ernst Herr«
mann in Dresden dieselbe Ueberzeugung gewonnen hatte, ohne noch
die Ansicht meines verstorbenen Vaters zu kennen. Es bliebe Jedoch
zu entscheiden, ob der Pastor Martin Beer, welcher von Bussow
so oft als sein Zeit- und Leidensgenosse in Russland genannt wird,
nicht auch eine Chronik verfasst hat Vielleicht Iftsst sich dieselbe wä
der Zeit noch auffinden.
€l)rouolo9i0ct)ed l}a:^eic[)ui90 alltr in hxtstm
tocrke enoätinten Ueieenben.
Chroiiolog^isches TerKcIciiiilNM aller in
diesem l¥eriLe erwäluite» Itelsendcn.
Jahrzahl. M Bd. SdM
890. Ohlhere 1. I. 81.
921. Ibn-Fosziaii 2. L 83.
1 1 GG. Iicr\jan)in von Tudela 3. 1. B5.
124^3. Anonymus Anglus 4. 1. 87.
1245. Joannes de Piano Carpiiio 5. I. 88.
1245. Ascelin 6. L M;
1245. Simon de Saint-Quinlin 7. I. 95«
1253. lUibruquis 8. 1. 96.
1271. Marco Folo 9. I. 100.
12>^S. (iiovamii di Rlonlo Corvino ..... 10, I, 117.
1290. Ilailho H. I. 117.
129G. HicoKI de RIonlecroix 12. I. 121.
1317. Oderico di Pordenone 13. I. 123.
1321. Ilm-Raliila t*. l. 12*.
1330, .Ican de Cor 15. I. 125.
1330. .loiirdain Catalan IG. I. 126.
1332. Jean de Mandeviiie 17. I. 126.
1335. Francesco Rnlducci PegoloUi . . . . 18, I. 130,
1374. Luchino Arigo 19. I. 131.
1377. Peler Suclienwirt 20. I. 132.
1391. Johann Schildbcrger 21. I. 136.
— 408 —
Jahrzahl. jn Bd. Sdit.
1436. Josafa Barbaro 22. L 139.
c. 1450. Nicolaus Cusanus 23. I. 142.
c. 1450. Giorgio Interiano 24. L IM.
1454. Aeneas Sylvius 25. I. 145.
1473. Ambrogio Conlarini 26. L 146.
i486.)
1489 1^'^'^^ Poppel 27. L 149.
1490.)
1492 (^<'<""ff ^on Thurn 28. I. 154.
1492. Michael Snups 29. L 157.
1504. Juslus Kantiiigcr 30. I. 158.
1517.)
1526 1^'^^^°^ Freilierr von Herbersteio . . . 31. L 160.
1518. Francesco da CoUo 32. I. 175.
1520.)
1525.
1521. Mattbaeus von Miechov 34. L 179.
1523. Alberto Campense 35. I. 181.
1525. Johann Fabri 36. I. 184.
1537. Marco Foscarini 37. I. 186.
1537. Paulus Jovius 38. L 187.
1546. Thomas Schroue 39. L 191.
1550. Graf von Eberstein 40. I. 191.
1553. Der Verfasser der: Rclazione dell' Imperio
di Moscovia 41. I. 194.
1553.)
...^ Richard Ciiancellor 42.1.200.
lo56.)
1554. Hans Slitfc 43. I. 205.
1556. Steven Burrough 44. L 209.
1556.)
1558.?Richard Johnson 45. I. 210.
1565.)
1556. Sebasliano Cabota 46. L 212.
. I Paolo Centurione 33. I. 177.
JabrzabL
1557.
1571.
1559.
1559.
1560.
1560.
1560.
1561.
1562.
1564.
1565.
1579.
1665.
1566.
1566.
1566.
1568.
1568.
1568.
1568.
156!).
1570.
1570.
1570.
157G.
1571.
1571.
1572.
1572.
1572.
1573.
1573.
Anthony Jcnktnson
Christian Hildt'bniiidt
Claus Uhrue
Francesco Tiepolo
Hcnrie Lane
AIcssandro Guagnino
Giovanni Gtraldu
Eilcr HardenbuTg
Thomas Aldcockc
Arlhus Edwards
Hafraello Barbcrino
Thomas Southani
John Sparkc ,
ilerrmann Pispink
Thomas Randotfe
tjporgc Tnbervile
Lorrnz Chapman
liirjiitiVro . ,
l'iiiil Juustcn .
llerio
C.hri «torer Hodsdon
\VilIiam Diirroutth
.Iiihn Stow. . ,
itirhard t'scombe
KltTl Kruse . .
.luhiinn Taube .
I'rdor ScnKo witsch
Micliiiel llaraburda
Zachafias Vheting
W
oropai
Mi. l
49. I.
5Ü. I
51. I.
52. I.
42. U.
53. L
54. 1.
220.
222.
224»
226.
226.
283.
230.
231.
55. 1. 232»
56. I.
57. I.
58. I.
59. 1.
60. I
6t. I.
62. I.
63. L
64. L
65. t.
66. r.
67. r.
68. I.
69. I.
70. I.
71. I.
72. I.
73. I.
74. l
233.
239,
24a.
240.
241.
242.
243.
243.
24»,
253.
254.
255.
256.
256.
257.
270.
271.
271,
273.
1
•
— 410 —
Jahrzahl. jM Bd. S«Mc
1575.)
^5Yg (Jakob von ülfeld 75. L 273.
1575. Elias Eisenberg 76. I. 284.
1575. Johann Pernslcin 77. L 286.
1576. Hans Kobenzl 78. I. 28&
1576.)
^g^g (Daniel Prinlz a Buchau 79. I. 295.
1576. Michael Zaupc 80. I. 309.
1579. Chrislophcr Burrough 81. I. 310.
1579. Philipp Prenislain 82. I. 312.
1579. Marlin Broniovius von Biezdzredca . . . 83. I. 315.
c. 1581. Veit Senng 84. I. 318.
1581.)
jgon (Antonio Possevino 85. I. 321.
1582. Georg van IIoiT 86. I. 350.
1583. Jerome Bowes 87. 1. 350.
1584.)
.ggQJ Jerome Horsey 88. I. 352.
1584. Rcinhold Heidenstein 89. I. 354.
1585. Lorenz Müller 90. L 356.
1585. Paal Oderborn 91. L 359.
1586. Jean Sauvage 92. I. 361.
1586. Edward Garland 93. I. 368.
1586. Samuel Kiechel M. I. 370.
1588. Giles Fletcher 95. I. 377.
1589. Arscnius 96. I. 379.
1589.1
..Q, (Niklas von Warkotsch 97. I. 401.
1590. Johann David Wunderer 98. I. 427.
1591. Simon von Saliugen 99. I. 450.
1593. John Smith 100. I. 452.
1594. Cornelis Nay, Brandt Teigales und Wilhelm
Barentz 101. L 453.
— Mt —
Jabnabl.
1595. Coraelis Nay, Brandt Tcignles, Wilhelm
Barentz, Jacob van Hecmskcrk »fid Jo-
bann Coraelis Byp
1595.
1597.
1596.1 Jacob van Heemskerk, Wilhelm Barpntz und
1597.1 Johann Coraelis üun Byp
1597. Abraham Burggraf zu Dohtiu
1598. Martin Schiele
J» Bd. Stil».
(Alessandro Coinuleone
1598. John Merick . .
1599. Anlony Sherley .
1599. Wilüara Parry . .
1600. Leo Sapieha . .
1601. Tobias Loncius .
1601. Francesco Aszentini
1601. Eske Brock . .
1601.1
1611 p^fl'^^s Margerei .
IGOl.i
1613 1^^'*'^^^ Bussow .
1602. Prinz Johann von Dänemark
1602. Axel von Gyldenstierna
1602. Stephan Kakasch .
1602.
1601.
Georg Tectander .
1602. Samuel Maszkiewicz
1602. Sefer Muratowicz .
1602. Joannes Zamoiski
1603. Johann Brambach
1603. Wasscnberg . .
1603. Joannes Mosquera
160^. Juhann Skytte
1604^. Baron Heinrich von Logau
• :/
"Ül
102.
103.
104.
105.
106.
iÜ7.
108.
109.
I.
2.
3.
4.
I. 45»,
1. 4G3.
1. 464.
1. 469.
L 470.
I. 477.
I. 477,
I. 479.
II. 1.
U. 14*
IL 15.
U. 16,
5. a 18.
6. U. 46.
8.
9.
U. 111^
U. 126.
II. 127.
10.
43.
44.
45,
II.
46.
47.
n.
'13,
lt. 136.
U. 283.
n. 2844
II. 285.
n. 136.
II. 986;
U. fMj
tl. 144;
U. t48J
{
— »12 —
Jahrzahl. M Bd. Stä».
1604. Thomas Smith 14. IL 157.
1604. Stanislas ^otkievrski 48. II. 287.
1605. Thomas Freyss 15. IL 161.
1605. Heinrich Neusleder 16. IL 162.
1605. Der Verrasser eines Briefes aus Archangel 17. II. 162.
1605. Andreas Lawicki 18. 11. 166.
1605. Barezzo Barozzi 19. IL 172.
1605. Der Verfasser der Narratio sucdncta etc. 20. IL 173.
1605. Der Verfasser des Memoire touchant le Grand
Düc Demctrius 21. IL 177.
1605. P. Nicolaus Czyrzowski 22. IL 178.
1605. Alessandro Rangoni 23. IL 180.
1605. Towianski 49. IL 288.
1606.)
jgQg J Alessandro Cilli 24. IL 183.
1606. Hans Georg Peyerle 25. IL 184.
1606. Der Verfasser der Legende de Demetrios 26. IL 198.
1 606. Nicolai Olesnicki und Alexander G^siewskl 27. IL 204.
1606.)
1608 \^^ Tagebuch der Marina Mniszech . . 28. IL 208.
1606. Paul Zclanski 29. IL 210.
1606. Lucas Pauli 50. IL -288.
1607.)
jgQg > Henry Hudson 51. II. 289.
1608. Peter Paterson 30. IL 210.
1608.)
1611 i'^^ ^^^^^ Sapieha . , 52. IL 291.
1609. Isaak Massa 31. IL 217.
1609. Gerhard Grevenbruch 32. IL 221.
1609.)
1611 r' ^^"^'^^^''^ 53. n. 292.
1609.| Der Verfasser der Memoires concemant ta
1629.( Moscovie . . . . , . . . 54. IL 293.
— . 413 —
Jahnahi.
i610.
1611.
1611.
1611.
1611.1
1614.i
1612.
1612.
1613.
1614-
1614.
1614.
1614.
1615.
1615.1
1616.(
1617.
1617.
1620.
1620.
1620.
1622.
1625.
1626.
1626.
1631.
1631.
1632.
1633.|
1638.(
1633.|
1638.i
M
B4 S^t».
Giovanni de' Liina . *
55.
11. 293.
Pierre de Laville . * •
33.
U. 223.
William Poursglooe . .
34.
II. 226.
Josias Logan ....
33.
U. 226.
William Gourdou * • .
36.
IL 227.
Paul Piasecki ....
56.
U. 294.
Salomon Neugebauer. ,
57.
U. 394.
Gothard Arthu3 . * .
58.
U. 296.
Knud Gyldenstiemo . .
37.
11. 228.
Jakob Henkel von Donnersmarck .
38.
II. 233.
Henry Brereton . , .
■ » *
59.
U. 296.
Matthias Schaum . * .
* • •
60.
IL 296.
Peter Petreius . * . *
39.
IL 238.
Anlhonis Goeteeris . .
* « »
40.
U. 258.
Mons Martensobn Palm ,
• a •
41.
IL 271.
Pielro della Valle
6t.
62.
IL 296.
Iwaschko Petiliii . • ,
i « «
n. 296.
Sobieski
■ * «
63.
IL 296.
Adam Zaremba . * .
« • >
64.
II. 297.
Cosma de Torres . .
* * ••
65.
n. 297.
John Smith . , , .
* « «
66.
U. 297.
Fra Giovanni di Lacca .
• ♦ •
67.
n, 297.
Der Verfasser der Schrift: 1
VarratiOthlslorica
68.
n. 297.
Malthe Juel . . > •
« * •
m m
69.
n. 297.
Bengl Johamisohn SkyHc
1 * m
* •
70.
IL 298.
Jakob Johannsohn Skylle
4 • *
• ■
71.
IL 298.
Adam Olearius . . .
• « •
• »
72.
IL 299.
Philipp Crusius . • **
m m m
* *
73.
IL 306.
— 4i* —
Graf von
Jahrzahl.
1633.|
^g3g,MandclsIo
1633.)
^gqo jPaul FIcmming ....
1633!(
jgo» (Andreas Biirrüus ....
1640. Lnurcntius Ludcnius . . '.
1642. Joachim Pastorius . . .
1643. Woldcmar Christian Gilldenlöwe,
Schleswig - Holstein . . .
1633.J
.g», (Wendelin Sybelista . . .
1647. De La Marlinicro . . .
0. 1650. Fcrrand
c. 1650. Arcangelo Lainberti . .
c. 1650. Dom Joseph Mario Zampi
1652. Jacob Josten
1653. J. de Rodes
1653. KoialOAvicz
1653. Makarius
1654. Louis Henri de Lomcnic
1655. Kochowski
1655.| Ailegrelto de Allegretti und Johann Theo-
1657.1 dor von Lorbach . . .
1657. Alberto Vimena da Ccneda .
1658. Niccol«) Barberini . . .
1658. Johann (Christoph von Fragstein
1660. Paisi Ligarides ....
1660. Der Verfasser der Schrill: Dol Serenissüno
Kü AIcssio dilto il Fio . .
1660. Prinzhuber
1660. Johannes Nieuhov . . .
1660. Le Vasscur de Beauplan
JM Bd. SfltI»
74. IL 306.
75. n. 308.
76. n. 310.
77. n. 311.
78. n. 312.
79. n. 312.
80. n. 319.
81. 0. 320.
82. n. 322.
83. U. 323.
84. H. 323.
85. IL 323.
86. n. 324.
87. IL 324.
88. iL 325.
89. IL 326.
90. IL 326.
91. n. 327.
92. n. 327.
93. IL 328.
94. n. 328.
95. n. 32».
96. n. 330.
97. n. 330.
98. n. 331.
99. n. aai.
— 4t5 —
Jabrzahl.
1661.) Augustin von Mayoni und Moralins Guüel-
1663.1 miis Calvucct .
1661.1
iCG3 I Sebastian Glaviiiicb
1663. Graf Carlisle . .
1663. Johann Chrysostomus Passck
1664. Nicolaes Witsen
1634.1
,^p. Peter Mareen iis
1659,1
.j.g_ ^Samuel ColUtis
1668.)
.„ Q |Joliann Slruyss
1670. Rudolff Capcl
1670. Graf Paul Polodi
1671. Jacob Reulenfels
1672. Nicolaus Heinsias
1672. Ercolc Zani .
1672. La Croix . .
1672. Cliardin . . .
1G72. Der Verfasser des Rilratto dcIJa Moscovi«
1673. Albin Dobbin
1673.1
1675.'
1673. Johann Arnold hutvi
1674. Kilburger . , .
1675. Bniioni und Gtizmnnn
1()75. Adolpli Lyserk
1(175. C. \V. Wiclüian .
1675. Swiderslii . . . ,
tli75. Conrad \nn Kleiick
l»i7(». \\()od und Flaues
1677. Ilcrfer ....
iJoacliim Scultctus
100. n. 33a.
tot. II. 333.
102. lt. 33».
t03. U. 337.
t04 M 338.
105. n. 340,
f06. II. 342t
t07. U.
10$. II.
109. II.
IIU. II.
111. n.
112. II.
113. it.
114. II.
115. n.
116. n.
344.
H7.
34T»
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350.
350,
351.
351.
352.
117.
HS.
119.
120.
121.
122.
123.
121.
125.
I2(i.
IL 352.
n. 355.
II. 35«.
II. 357t
II. 357.
It. 358.
II. asü.
tl. 359.
II. 3fiO.
tl. 361.
— 416 —
Jahrzahl. JM Bd. Seile.
1677. Der Verf. der Schrift: A short descriptionetc. 127. IL 361.
1678. Tanner 128. H. 363.
1679. Merrich 129. IL 363.
1661.1
1680 (''^'"'^ Gordon 130. 11. 364.
1680. Albert Hcidenfeld 131. II. 366.
1681. Jean Frangois Regnard 132. 11. 366.
1682. J. Block 133. IL 366.
1682. Der Verfasser der Schrift : Narratiorerum etc. 134. IL 367.
1683. Engelbert Kämpfer 135. IL 367.
1684. Zirowa und Blumberg 136. IL 369.
1684. Johann Eberhard Hövel 137. IL 370.
1684. Laurent Rinhuber 138. n. 372i
1686. Philippe Avril 139. II. 376.
1686. Jean FranQOis Gerbillon 140. IL 378.
1687. Michael von Oppenhausen 141. IL 378.
1687. Der Verfasser der Schrift: Relation de tout
ce qui regarde la Moscovie etc. . . . 142. IL 378.
1688. Jacob von Sandrart 143. IL 379.
1689. Neuville 144. H. 379.
1690. Cornelys Cruys 145. H. 381.
1690. Schlcusing 146. H. 382.
1691. Kurz von Senftenau 147. H. 383.
1692.)
1695 pss^i'^t '^^^ ^^^* ^* ^°^*
1692!)
.ggg (Adam Brand 149. n. 388.
1695. Christian Kelch 150. II. 390.
1697. AUison 151. IL 392.
1698.)
4cqq (Ignaz Christoph von Guarient und Bali . 152. IL 392.
1 698 )
jggg'j Johann Georg Korb 153. IL 398.
1698. John Crull 154. IL 400.
1698. A. Jordan 155. IL 400.
1698. Jolui Perry 156. IL 401.
1699. ZaAvadski 157. IL 402.
Ul r.
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ALPHAUKTISC'IIRS VERZKI(lfM!!i8
aller Relfionden, die in diesem Werke
vorlioiiimen.
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^4«« Jahr- „.,. - „^
- • HelMiid«!!. tM. *•"'•• ^''**
A Short desuriptJoa eic i2T. 1677. IL 361.
Aeneas Sylvius . . .
. . 2$. 1454. I. Uit
Aldcocke ....
. , 64. 16«4. I. nu
AHfgrcIti ....
, . 91. 1655. II. 327.
Allison
. . 151. 1697. IL 392^
Anonymus Ani^lus
, . . 4. 1243. I. ST«
Arig« , . . . .
4 , 19. 1374. I. 131.
Arsenius . . . ,
. . 96. 1589. I. 379.
Arthus, Gothard . ,
. . 56. 1613. n. 296.
Ascelin
. . . 6. 1245. L 94.
Aszantüii . . .
,.
. . . 3w 1601. a 15^
Avril . .".'J ,? ,
, . . J39. 1686. n. 376.
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— 418 —
Barbaro. . • .
Barberini^ Niccolö,
Barberino^ Raffaello^
Barenlz ....
id. • . • •
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Barozzi . . .
Beauplan^ Le Vasseur de,
Bei\jainin von Tudela
Block .
Blumberg
BoUoni •
Bowes .
Brambach
Brandy Adam, . .
Brand; Johann Arnold ,
Brcrcton . • . .
Brief aus Archangel •
Brock
Broniovius von Biezdzredea
Burräus
Burrough, Christopher,
Burrough, Steven,
Burrough, William, .
Bussow
ReisendeD. tM.
Band. Seite.
. 22.
1436.
L 139.
. 93.
1658.
n. 328.
. 56.
1565.
L 233.
. 101.
1594.
I. 453.
. 102.
1595.
I. 459..
. 104.
1596.
I. 464.
. 19.
1605.
n. 172.
. 99.
1660.
n. 331.
. 3.
1160.
I. 85.
. 133.
1682.
II. 366.
. 136.
1684.
n. 369.
. 120.
1675.
IL 357.
. 87.
1583.
I. 350.
. H.
1603.
n. 136.
. 149.
1692.
II. 388.
. 118.
1673.
n. 355.
. 59.
1614.
n. 296.
. 17.
1605.
n. 162.
. 4.
1601.
U. 16.
. 83.
1579.
I. 315.
. 76.
1633.
0. aio.
. 81.
1579«
L 310.
. 44.
1556.
L 209.
. 67.
1570.
L 255.
6.
1601.
n. H.
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100. 1661. IL nr ^
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35. 1523. L 181.
Capel • . .
109. 1670. II. 347.
Carlisle^ Grar^
102. 1663. U. 33$.
Calalan . , .
16. 1330. I. 126.
Cenlurione . *
33. 1520. I. 177.
Chancellor . .
42. 1S53. 1. 200.
Chapman . . .
62. 1568. I. 243.
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Clmrdin . . .
114. 1672. iL 351.
Cilli ....
1
24. 1606. II. 183.
Collins . , ,
106. 1659. IL 342.
Collo, Francesco <
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32. 1516. L 175.
Comüleone . .
103. 1595. l 463.
Contarini . . .
•
26. 1473. L 146. '
Cor, Jean de,
15. 1330. L 125.
Croix, La, . .
V
113. 1672. IL 330.
Crull . . . ,
*
154. 1698. IL 400,
Crusius . , * ,
73. 1633. IL 306.
Cruys ....
145. 1690. IL 381,
Cusanus « . .
•
23. 1450. L 142,
Ciyrzowski . . ,
«
22. 1605. IL 178^
1 • « •
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JMdet Jahr-
Band. Saiu.
RetsendeiL zahL
Danckaert 53. 1609. IL 292.
Del Serenissimo Rd Alessio dilto ü Pio . 96. 1660. IL 330.
Dobbin, Albin^ 116. 1673. IL 352.
Dobna, Burggraf zu, 105. 1597. I. 469.
JB.
Eberstein, Graf von,
Edvrards . . .
Eisenberg . . .
40. 1550. L 191.
55. 1565. L 232.
76. 1575. 1. 284.
Fabri .
Ferrand .
Flawes .
Flemming
Flelcher
Foscarini
Fragslein, von,
Freyss . . .
. 36. 1525. L 184.
. 82. 1650. n. 322.
. 125. 1676. n. 360.
. 75. 1633. n. 308.
. 95. 1588. L 377.
. 37. 1537. L 186.
. 94. 1658. n. 328.
. 15. 1605. IL 161.
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1686.
11. 378.
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1. 253.
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IL 333.
Goeteeris . . , , ,
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1661.
11. 364.
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1611.
IL 327.
Grevcnbruch . . .
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IL 221.
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IL 393.
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IL 312.
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1675.
IL 397.
Gyldensliernaj Axel voHj .
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Gyldenslicrnc, Knud, . . .
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1614.
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11. 1290. L 117.
73. 1573. L 271.
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1595.
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1596.
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1680.
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1584.
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1672.
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1614.
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1517.
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1677.
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1582.
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1584.
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1684.
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1607.
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14. 1324. L 124.
2. 921. L 83.
148. 1692. n. 385.
24. 1450. L 144.
Jenkinson
Johann ; Prinz von Dänemark .
47. 1557. L 214.
7. 1603. n. 111.
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Reiseo<leD. zahl. ""'• "•"••
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1556. 1. 310.
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1698. U. WO.
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1653. n. 333.
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1537. I. 187.
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1631. U. 397.
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1569. t. 344.
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1603. IL itr.
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1683. n. 367;
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30.
1504. L 158.
Kelch . .
150.
1695. II. 390.
Kiechel . . .
94.
1586. 1. 370.
Kilburger .
U9.
1674. II. 356.
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134.
1675. IL 3S9.
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78.
1576. L 388.
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90.
1655. n. 336.
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87.
1653. U. 334.
Korb . .
153.
1698. U. 398.
Kruse . . ,
m
70.
1573. L 357.
Lainberti .
Lane . .
Laville, de,
83. 1650. It. 123.
5t. 1560. l 226,
33. 1611. II 223.
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LaMicki ....
Legende de Demetrius
Ligarides ....
Logan
Logau^ Barou Heinrich ^
Lomeiüe^ de^ . . .
Loncius ....
Lorbach ^ von^ • .
Lucca^ Frä Giovanni di^
Ludenius ....
Luna^ Giovanni de'^ .
i^ysecK .....
Reisenden. iM. »»««>• S«««-
18. 1605. IL 166.
. . 26. 1606. n. i98.
. . 95. 1660. n. 329.
. 35. 1611. n. 226.
von,
. . 13. 1604. IL 146.
. 89. 1654. fl. 326.
. 2. 1601. n. 14.
. . 91. 1655. n. 327.
. 67. 1626. n. 297.
. 77. 1640. n. 311.
. 55. 1610. n. 293.
. . 121. 1675. n. 357.
J».
Makarius . . .
. 4
88.
1653.
n. 325.
Mandelslo . . .
. «
74.
1633.
n. 306.
MandevillC; Jean de,
17.
1332.
1. 126.
Marcellus, Peter,
•
105.
1665.
II. 340.
Margeret . . .
• ■
5.
1601.
U. 18.
Mariinicrc, De La,
.
81.
1647.
II. 320.
Massa, Isaak, . .
.
31.
1609.
n. 217.
Maszkiovicz . .
. •
43.
1602.
II. 283.
May cm (Freiherr von Meyerberg)
100.
1661.
n. 332.
Memoire touchant le
Grand Duc Demeirius
21.
1605.
n. 177.
Memoires concernant
la Moscovie .
• •
54.
1609.
n. 293.
Meriok, John,
•
> . .
. •
107.
15«8.
j^477.
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NiocboW; AfaitUiaeiis von^ , .
MUszeck;. Tafebuch der Marina^
Monte Corvino^ Giovanni dü, .
MontecroiX; Rioold de, . * .
Mosquera ...,*..
Müller, Lorenz^ •...<•!
Muralowicz, Sefer, ....
. 129. 1679. IL 363,
. 3*. 1521. 1. iI9.
. 28. 1606, U. 208.
. 10. 1288. I. 117.
. 12. 1296. 1. 121.
. 47. 1603. IL 286.
. 90. 1585, L 356.
, 44. 1602- IL 284,
1
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NarratiQ hisloriea
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1 •
. 68. 1626.
IL 29T.
Narralio reruin etc, ,
1 «
. 134. 1682.
U. 367.
Narralio succintti
1 Ctti
. ^^1
,. 20. 1605.
IL 173,
Nay, Cornelis,
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. 101. 1594.
L 453.
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f .
. 102. 1595.
L 45^
Neugcbauer
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. 57. 1612.
n. 29^
Ncusleder . .
i- .
. 16. 1605.
IL 161^,
Neuville
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. tu. 1689.
iL 379,
Nieuhov . ,
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. 98. 1660.
IL 331.
1
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. 91. 1585.
1
L 359.
Oderico di Pordi
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. .
. U. 131T.
L 133.
Obther« . .
.
*
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. 1. 890.
L 81.
~ 436 —
• • •
Olearius
Oleänicki
Oppenhausen^ vori; . . . .
jif des ithr- j ^ 5^
Reisenden, zahl ^"^
. 73. 1633. II. 299.
. 27. 1606. n. 20».
. 141. 1687. n. 378.
Palm . . .
Parry, William,
Passek . . .
Paslorius . .
Palcrson . .
Pauli; Lucas ;
Pegolotli; Francesco Balducci,
Peraslein, Johann ,
Perry, John, . .
Petclin, I^aschko,
Pelrejus
Pcycrlo
Plasccki
Pispink
Piano Carpino, Joannes de,
Polo, Marco, . .
Poppol ....
Possevino . . .
Polocki, Graf Paul,
Poursgloue . .
. 41.
1617.
IL 271.
. 109.
1599.
1. 479.
. 103.
1663.
n. 337.
. 78.
1642.
IL 312.
. 30.
1608.
IL 210.
. 50.
1606.
IL 288.
. 18.
1335.
L 130.
. 77.
1575.
L 286.
. 156.
1698.
n. 401.
. 62.
1620.
n. 296.
. 39.
1615.
n. 238.
. 25.
1606.
n. 184.
. 56.
1612.
n. 294.
. 59.
1566.
I. 240.
. 5.
1245.
L 88.
. 9.
1271.
L 100.
. 27.
1486.
L 149.
. 85.
1581.
L 321.
. 109.
1670.
n. 347.
. 34.
161U
JL 326.
Prenistain . ^ . .
Printz a Ba(M\i . .
Prinzhuber ....
r
i .♦
Raodolfe 60. 1568. 1. 241.
Rangoni 23. 1605. 11. 180.
Regnard 132. 1681. U. 366.
Relation de toul ce (ict regarde la Mos-
covie etc. 1*2, 1687, IL 378.
Relazione dell' Impcrio di Mosccnia . . M. 1553. I. 194.
Rcutcnfels 110. 1671. II. 348.
Rinhubcr 138, 1684. 11. 372.
Rilrallo della Muscovia 115. 1672. 11. 351.
Rodcs, J. de, 86. 1653. 11. 324.
Rubruquis 8. 1253. L 96.
Ruggiero 63. 1568. I. 243.
Ryp, Johann Comclls 102. 1595. L 459.
, , , 104. 1596. 1. 464.
• «•
Saint- Quiiiiin, Simon de,
Sniingen, von, . . .
Sandrarl, von,
7. 1245. I. 95.
99. 1591. 1. 450.
143. 1688. II. 379.
— 428 —
Sapieha; Jan Peter;
Sapieha^ Leo^
Sanvag:e .
Schaum
Schiele . .
Schildbcrger
Schleusing •
Schroue
Scultetus .
Senfleiiau, Kur/ voii;
Seang, Veit,
Sherlcy
Skylle, ßengt Johannsohn,
Skytte^ Jakob Johannsohn,
SkyUe, Johann^
Slitlc, Hans.
Smilh, John,
Smilh; John,
Smilh, Thomas
Snups . •
S»bicski
Southain
Sparko .
Slow . .
Struys . .
Suchen N\irt .
Swiilerski .
Sybelista .
JMdes
Reifenden
Jahr-
. zdü. '
Band. Satte
. 52.
1608.
IL 291.
1.
1600.
ü. 1.
. 92.
1586.
L 361.
. 60.
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. 106.
1598.
L 470.
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n. 352.
. 147.
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IL 383.
. 84.
1581.
L 318.
. 108.
1599.
L 477.
. 70.
1631.
n. 298.
. 71.
1632.
n. 298.
. 12.
1604.
IL 144.
. 43.
1554.
L 205.
. 100.
1593.
L 452.
. 66.
1625.
n. 297.
. 14.
1604.
IL 157.
. 29.
1492.
L 157.
. 63.
1620.
a 296.
. 57.
1566.
L 239.
. 58.
1566.
L 240.
. 68.
1571.
L 256.
. 107.
1668.
n. 344.
. 20.
1377.
L 132.
. 123.
1675.
n. 359.
. 80.
1644.
n. 319.
— M9 —
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Tanoer . « ., ^ ,
Taube , • • * , ^
Tectander • . . , «
Tetgales^ Brandt, t
Thurn, von, •, , , *
Tiepolo, Francesco, .
Torrcs, Cosma de, .
Towianski ....
Tubervile ....
AeJsendeiä^ tM. *^" . 'f
. 128. 1678. U, 363-
, 71, 1572. I. 2X0*
, 10. 1602. IK 130.
. 101. 1594, L *53,
. 102. 159*. ,L 459,
. 28. 1490. .JU l^i
\ SO« 16«a I, 224.
. 65. 1622. IL 297,
. 49. 1605. II. 288.
. 61. 4568. 1. 242.
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Uhroe, Claus, -i'" . . . . . % . 49. 1S59. 1. 22!}.
Uireld, ton, . . . . . . ... 75. 1575. t'lt!^'
Uscombe . . . -. . . ... . 69. 1571. t H^'
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Valle^ Pietro della, .
Vheling . . .
Viniena da Cened« .
61. 1617. U. 296.
7*. 1573. 1. 273.
92. 1657. IL 327.
— 430 —
IV.
JM des Jahr-
Bud. S«tk.
Warkotsch, von,
Wassenberg .
Wickhart . .
Witsen . . .
Wood . . .
Woropai . .
Wunderer . .
Reisenden, ithl.
. 97. 1589. I. 401.
. 46. 1603. IL 286.
. 122. 1675. II. 358.
. 104. 1664. II. 338.
. 125. 1676. II. 360.
. 72. 1572. I. 271.
. 98. 1590. I. 427.
Z.
Zamoiski
Zampi .
Zani
Zaremba
Zaupe .
Zawadski
Zelanski
Zirowa
2otkiewski
45.
1602.
II. 285.
84.
1600.
II. 323.
112.
1672.
II. 350.
64.
1620.
II. 297.
80.
1576.
I. 309.
157.
1699.
II. 402.
29.
1606.
IL 210.
136.
1684.
II. 369.
48.
1604.
II. 287.
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