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Full text of "Krönung und Huldigung Oscar I. Königs von Schweden und Norwegen, und der Königin Josephine M.M. in Stockholm au 28sten September 1844 : Nach amtlichen Nachrichten und eigener Anschauung"

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Krönung   und   Huldigung 


OSCAR  I. 

Königs  von  Schweden  und  Norwegen, 

und. 

der  Königin 

JOSEPHINE 

M.    M. 


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Krönung    und    Huldigung 

OSCAR  I. 

Königs  von  Scbweflen  unfl  Norwegen, 

und 

der  KOnlgln 

JOSEPHINE 

M.    M. 

in   Stockholm   am   28sten   September    1844. 
Nach   amtlichen  Natiuicaten  und  eigener  Anschauung 


T.  VON  SILFWERSKJÖLD, 

Königlich    schwedischem    Kammerherrn. 

Nebst  einem  Anhang: 

Ursprung,    Geschichte    und   Beschreibung 
der  scli\i^edisclien  Ritterorden. 

(Gez.  von  A.  U.  v.  SCIIÜTZERCRAKTZ,  Königl.  schwedischem  nanptmann.) 


Im    Verlage     von     F.    II.    M  o  r  i  n. 


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Vorwort. 

11  achstehende  kleine  Schrift  habe  ich  zum  Theil  aus  offi- 
ciellcn  Quellen,  zum  Theil  aus  geschriebenen  Aufsätzen 
zusammengestellt,  und  bin  ich  nur  da  als  selbstständiger 
Darsteller  aufgetreten,  wo  ich  durch  eigene  Anschauung 
im  Stande  war,  ein  klares  Bild  in  mich  aufzunehmen  und 
wiederzugeben.  Ich  hoffe,  dafs  diese  Blätter  ausreichen 
werden,  denjenigen  Fremden,  welche  der  Krönung  bei- 
wohnten, die  Erinnerung  an  diese  für  Schweden  bedeut- 
same Zeit  zurückzurufen,  allen  Uebrigen  aber  ein  Bild 
jener  schönen  Tage  zu  geben,  deren  glückliche  Folgen 
für  Scandinavien  in  der  Zukunft  noch  werden  bemerkbar 
werden. 

Da  bei  grofsen  Ceremonien  in  Schweden  die  Ritter  der 
höchsten  Königlichen  Orden,  so  wie  eine  Menge  anderer 
Beamten,  in  einer  eigenen  mittelalterlichen  Tracht  erschei- 

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nen,  so  sind  dem  Buche  die  Abbildungen  der  Vorzüglich- 
sten beigefügt,  um  einen  möglichst  getreuen  Begriff  die- 
ser Costüme  zu  geben.  Sie  sind  von  der  geschickten  Hand 
des  Herrn  Hauptmanns  v.  Schützercrantz  gezeichnet. 


T.  V.  Silfwerskjöld. 


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Inhalt. 


Seite 


CjiiileitiinÄ 


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II.  Geschichtliche  Notizen  über  Krönungen  schwedischer  Könige         3 

III.  Adresse  der  Reichsstände  und  der  Deputirten  der  Armee; 
Krönung  und  Iluldiginig  des  Königs  Oscar  I.  und  der  Kö- 
nigin Josephine  Maximiliane  Eugenie,  1844     .     .         8 

Beilage  Ä.  Namenliste  der  zur  Krönung  Sr.  Majestät  in 
Stockliolm  anwesenden  Deputirten  der  Land-  und  See- 
macht {Krigs-Befäl),  welche  am  26sten  September 
Audienz  bei  Sr.  jMajestät  hatten 61 

Beilage  B.  Liste  sämmtlicher  von  Sr.  Majestät  dem 
Könige,  aus  Veranlassung  der  Krönung,  bewilligten 
Ordensverleihungen 67 

Beilage  C.  Liste  der  von  Sr.  Majestät  dem  Könige, 
aus  Veranlassung  der  Krönung,  ernannten  Doctoren 
der  Theologie 71 


Ursprung,  Geschichte  und  Beschreibung  der  schwedischen 

Ritterorden. 

Seite 

1.  Der  Seraphinenorden 79 

2.  Der  Schwertorden 86 

3.  Der  Nordsternorden 91 

4.  Der  Wasaorden 94 

5.  Der  Orden  Carls  XllI 98 

Verzeiclmils  der  colorirten  Abbildungen 103 


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Einleitung. 


Uer  Thronwechsel  in  einem  Reiche,  das  sich  einen  ehrenvol- 
len Platz  in  der  Reihe  der  ältesten  Monarchien  Europa's  erwor- 
ben hat,  bringt  unter  allen  Umständen,  nicht  nm-  im  Innern  des 
Reichs,  sondern  auch  im  Auslande,  eine  gewisse  Spannung  bei 
allen  Denjenigen  hervor,  welche  sich  für  die  Geschicke  des  Völ- 
kerlebens interessiren.  Um  so  gröfser  wird  aber  diese  Span- 
nung sein,  wenn  der  Monarch,  w^elchen  der  Tod  abberief,  durch 
die  Wahl  eines  freien  Volkes  und  von  fernem  Lande  zum  Throne 
berufen,  eine  lange  Reihe  von  Jahren  hindurch,  in  den  schwie- 
rigsten Verhältnissen,  seinen  hohen  Pflichten  treu  geblieben  und 
ein  Regierungssystem  befolgt  hat,  auf  welchem  im  Innern  die 
Zustände  des  Staats  für  die  Zukunft  gesichert  sind. 

Von  allen  Gegenden  Europa's  hörte  man  gleiche  Theilnahme 
bei  dem  Tode  des  Königs  Carl  Johann  sich  aussprechen,  in 
Uebereinstimmung  mit  der  verehrungsvollen  Anerkennung  der 
seltenen  Eigenschaften  des  Verstorbenen.  Kaum  war  die  gefähr- 
Hche  Wendung,  w'elche  die  Krankheit  des  Nestors  der  europäi- 
schen Könige  genommen,  bekannt,  als  Theilnehmendc  aller  Stände 
Stockholms  sich  im  Schlosse  einfanden,  um  die  Hoffnung  oder 
Furcht  verkündende  Nachricht  von  dem  Befinden  des  Königs  zu 
erfahren.     Als  die  Nachrichten  trostloser   wurden,   zeigte   sich 

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grofse  Betrübnifs  der  vor  der  Königswohnung  harrenden  Mas- 
sen, und  als  die  Entscheidung  eingetreten,  schien  die  Hauptstadt 
wie  von  einem  Schlage  getroffen. 

In  diesen  Trauertagen  war  es  aber  auch  für  Alle  ein  erhe- 
bend-rührender Anblick,  die  Pietät  des  Kronprinzen  am  Kran- 
kenlager und  dann  seinen  Schmerz  beim  Tode  des  Königs  zu 
sehen.  Doch  der  edle  Charakter  und  die  sonstigen  trefflichen 
Eigenschaften  des  Prinzen  hatten  sich  von  seinen  Jugendjahren 
an  schon  offen  vor  dem  Lande  entwickelt.  Niemand  zweifelte 
daran,  dafs  er  nicht  von  dem  künftigen  Könige  Alles  zu  erwar- 
ten habe,  was  ein  wahrheitliebendes  Gemüth,  redlicher  Wille,  rei- 
cher Geist,  so  wie  angeborene  und  angcbildete  hohe  Gesinnung 
leisten  können.  Von  einer  Besorgnifs  für  die  Zukunft  Scandina- 
viens  wurde  beim  Tode  des  Königs  nichts  laut,  vielmehr  äufsertc 
sich  sogleich  die  gröfste  Liebe  und  das  aufrichtigste  Vertrauen 
zum  Sohne,  dafs  er  den  Staat  zu  einer  immer  glücklicheren  Ent- 
wickelung  leiten  werde.  So  war  schon  die  Huldigung  der  Her- 
zen für  den  neuen  König  geschehen,  ehe  noch  die  Zeit  zu  dem 
äufserlichen  feierlichen  Krönungs-  und  Huldigungsakte  herannahte, 
welcher  durch  gegenseitiges  heihges  Gelübde  die  schon  geschlos- 
senen Bande  zwischen  König  und  Volk  besiegeln  sollte,  und  wel- 
cher Akt  in  diesen  Blättern  in  flüchtigen  Umrissen  wiederzugeben 
versucht  wird. 


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II. 

Geschichtliche  Notizen  über  Krönungen 
schwedischer  Könige. 


Schon  vor  der  Einführung  des  Christenthums  in  Schweden 
war  der  Regierungsantritt  eines  Königs  mit  besonderen  Festlich- 
keiten verbunden.  Man  wird  sich  erinnern,  wie  schon  bei  den 
alten  Scandinaviern  die  Sitte  herrschte,  dafs  der  neuerwählte 
König  sich  nicht  früher  auf  den  erhöhten  Sitz  (den  bekannten 
Morastein)  seines  Vorgängers  setzen  durfte,  bis  er  dem  versam- 
melten Volke  {Mora- Thing)  ein  Gelübde  (ü/ora- Schwur)  abge- 
legt hatte.  —  Nach  Einführung  des  Christenthums  gab  das  alte 
Testament  Veranlassung,  diese  Festlichkeit  auf  christliche  Weise 
umzuformen,  und  später  machte  sich  päpstlicher  Einflufs  bei  den 
Königskrönungen  immer  mehr  und  mehr  bemerkbar. 

Aus  der  katholischen  Zeit  finden  sich  wenige  und  unsichere 
Nachrichten  über  die  Krönungsfeierlichkeiten  in  Schweden.  Die 
Reichs-Insignien,  welche  schon  in  der  frühsten  Zeit  gebraucht 
wurden,  waren  die  Krone,  das  Scepter,  der  Reichsapfel  und  die 
Krönungskleidung.  Die  Krone  war  anfänglich  oben  offen;  die 
erste  geschlossene  Krone  hatte  König  Eric  XIV.  Die  Krönungs- 
kleider bestanden  aus  der  Subtile,  einem  langen,  anliegenden,  bis 
zu  den  Füfsen  reichenden  Gewände  mit  engen  Aermeln;  der 
Dalmatica,  einem  kurzen  Rocke  mit  weiten  Aermeln;  dem  Man- 
tellum,  dem  Krönungsmantel,  und  dem  Thorax,  wahrscheinlich 
eine  Art  feiner  Harnisch  oder  Wamms;  dazu  kamen  silberner 
Gürtel,  Beinkleider  und  Schuhe. 

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Die  erste  Krönung,  welcher  die  Chroniken  Schwedens  er- 
wähnen, ist  die  des  Königs  Eric  X.  Knuts on  im  Jahre  1210. 
In  dem  1296  erschienenen  üplands- Gesetze  wurde  festgestellt, 
dafs  der  neue  König,  nachdem  er  seine  Rundreise  zu  Pferde 
[Ericsgala)  im  Reiche  beendigt,  in  der  Kirche  zu  Upsala  vom 
Erzbischofe  zum  Könige  geweiht  werden  solle.  Der  König  Bir- 
ger, welcher  dies  Gesetz  bestätigte,  wurde  indessen  noch  1302 
in  Söderköping  gekrönt.  Das  im  Jahre  1327  erschienene  Sö- 
dermanland- Gesetz  bestimmt  ebenfalls  eine  Krönung,  gab  aber 
keinen  bestimmten  Krönungsort  an.  Das  Reichsgesetz  von  1442 
hat  bis  jetzt,  was  darin  über  den  Krönungsakt  vorgeschrieben, 
bestanden.  Seit  der  Zeit  des  Königs  Eric  Knutson  sind  alle 
Herrscher  Schwedens,  mit  Ausnahme  der  Königin  Margaretha, 
gekrönt  worden.  Die  meisten  Krönungen  haben  in  Upsala  statt- 
gefunden; die  erste  in  Stockholm  war  die  des  Königs  Magnus 
Smek  1336,  und  die  letzte  in  Upsala  die  der  Königin  Ulrica 
Eleonora  1719.  Von  dieser  Zeit  an  sind  alle  Könige  Schwe- 
dens in  Stockholm  gekrönt  worden,  ausgenommen  Gustav  IV. 
Adolph,  welcher  diese  Ceremonie  in  Norköping  feierte. 

Eine  der  glänzendsten  Krönungen,  welcher  unsere  Jahrbücher 
erwähnen,  war  die  des  Königs  Eric  XIV.  Sie  geschah  in  Upsala 
den  29sten  Juni  1561.  Die  Chronikenschreiber  der  damaligen 
Zeit  berichten  darüber  Folgendes:  —  „Den  23sten  Juni  begab 
sich  das  königliche  Haus  vom  Lustschlosse  Svartsjö  auf  einer 
Menge  prächtiger  Galeeren  nach  Upsala,  wo  es  am  28sten  sei- 
nen feierlichen  Einzug  hielt.  Den  Tag  darauf  fand  die  Krönung 
in  der  Domkirche  statt.  Der  König  ritt  im  Zuge  zur  Kirche  auf 
einem  grauen,  mit  Federn  geschmückten  Pferde,  dessen  Zaum 
und  Sattelzeug  mit  Perlen  besetzt  war.  Er  trug  ein  so  mit  Per- 
len und  Diamanten  übcrsäetes  Wamms,  dafs  man  kaum  den  Stoff 
desselben  erkannte;  über  diesem  einen  von  Juwelen  schimmern- 
den Mantel,  und  einen  Hut,  ebenfalls  blitzend  von  edlen  Steinen. 


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Die  ihn  begleitenden  Herzöge  Johann,  Magnus  und  Carl  wa- 
ren auch  in  glänzenden  Kleidern,  sowie  die  vielen  fremden  Für- 
sten und  Gesandten.  Die  Wittwe  des  Königs  Gustav  Wasa 
und  ihre  Töchter  nahmen  an  der  Prozession  Theil,  welche  aus 
einer  grofsen  Menge  des  Adels  und  der  Secretäre  (Beamten) 
bestand,  alle  in  sammetnen,  mit  Gold-  und  Silbertressen  besetz- 
ten Kleidern.  Die  Reichs -Insignien  wurden  vom  Adel  getragen. 
Der  Erzbischof  und  die  Bischöfe  empfingen  den  König  an  der 
Kirchenthür.  Nach  der  vom  Erzbischofe  gehaltenen  Predigt  be- 
gann die  Ceremonie  der  Salbung,  wobei  der  König  den  Ober- 
leib entkleidete,  und  auf  Stirn,  Brust,  Schultern,  Armgelenken 
und  Händen  unter  ungleichen  Gebeten  gesalbt  wurde.  Darauf 
wurde  er  mit  einem  weifsen  Rocke  bekleidet,  der  Erzbischof 
half  ihm  die  Handschuhe  anziehen  und  steckte  unter  Gebet  einen 
Ring  an  seinen  Finger.  Dann  wurde  dem  Könige  das  Schwert 
an  die  Seite  gebunden,  der  Mantel  angeheftet  und  die  Krone 
aufgesetzt.  Nun  geschah  die  Begrüfsung,  indem  Alle  Se.  Ma- 
jestät König  nannten.  —  Hierauf  übergab  der  Erzbischof  das 
Scepter,  den  Reichsapfel  und  das  Schwert:  alles  unter  Gebe- 
ten. Endlich  rief  der  Herold  Eric  zum  Könige  aus.  Es  erfolgte 
nun  mit  grofser  Feierlichkeit  die  Verleihung  der  Grafschaften  und 
Baronien.  —  Als  man  nach  dem  Schlosse  zurückkam,  war  grofse 
Mittagstafel,  wobei  es  stattlich  zuging.  Am  andern  Tage  waren 
Alle  wieder  auf  dem  Schlosse  versammelt,  um  dem  Ritterschlage 
beizuwohnen,  worauf  sie  mit  einem  Mahle  bewirthet  wurden  und 
später  sich  mit  Tanz  vergnügten.  —  Am  dritten  Tage  war  grofses 
Turnier,  wobei  der  Gaumen  nicht  vergessen  ward.  Am  vierten 
Tage  war  man  eingeladen,  einem  Kampfe  zwischen  zwei  Bä- 
ren und  acht  wüthendcn  Hunden  zuzusehen,  wobei  die  Hunde 
den  einen  Bären  so  verletzten,  dafs  er  in  der  folgenden  Nacht 
starb.  Dieser  Uebung  folgte  eine  stattliche  Bewirthung,  und  dann 
theilten  die  Hofdamen  Kränze   an  alle  Diejenigen  aus,  welche 


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Tages  zuvor  sich  beim  Turnier  ausgezeichnet  hatten.  Die  Schwe- 
ster des  Königs,  Prinzessin  Cäcilie,  übergab  dem  Könige  einen 
Kranz  von  Goldgeflechte  mit  Perlen,  worin  goldene  Handschuhe 
hingen.  —  Am  fünften  Tage  sah  man  einen  Kampf  zwischen 
Hunden  und  einem  Stier  und  Bären;  letztere  trieben  die  Hunde 
zurück,  hatten  aber  die  Schwänze  dabei  eingebüfst.  Am  sechs- 
ten Tage  war  Feuerwerk  und  Scheinkrieg.  Am  siebenten  Tage 
fuhr  der  König  von  üpsala  nach  Stockholm,  wo  er  einen  feier- 
lichen Einzug  hielt.  Alle  Strafsen  der  Hauptstadt  waren  mit  Gras 
und  Heu  bestreut;  über  den  Strafsen  hingen  Kränze  und  Kronen 
von  Blumen  und  Seide;  die  Wände  der  Häuser  waren  theils  mit 
Laub,  theils  mit  Tuch,  theils  mit  flamländischen  Gemälden  ge- 
ziert. Als  der  König  an  der  Schlofsthür  vom  Pferde  stieg,  warf 
der  königl.  Rentmeister  einige  tausend  Mark  und  Thaler  unter 
das  Volk.  Am  folgenden  Tage  war  Gottesdienst  und  grofses  Mit- 
tagsmahl, wobei  wiederum  Einige  zum  Ritter  geschlagen  wur- 
den; Abends  Tanz  und  Feuerwerk." 

Die  späteren  Krönungen,  bis  zu  der  der  Königin  Chris tina, 
waren  indessen  lange  nicht  so  glänzend,  wenigstens  was  die 
Menge  der  Bankete  betraf;  die  des  Königs  Sigismund  war  sogar 
äi-mlich  zu  nennen.  Christina's  Krönung  erregte  wiederum  die 
Bewunderung  der  Ausländer,  aber  auch  das  Mifsvergnügen  der 
Schweden  über  den  dabei  entwickelten  Luxus.  Eine  alte  Auf- 
zeichnung darüber  sagt,  dafs,  als  die  ersten  der  Prozession  an 
der  Kirchenthür  anlangten,  die  letzten  sich  noch  in  Ulricsdal  be- 
fanden, einem  Lustschlosse  eine  halbe  Meile  von  der  Hauptstadt 
gelegen,  von  wo  die  Prozession  ausging.  Die  Beschreibung  der 
dabei  stattgehabten  Feierlichkeiten,  Feste,  Schmause  würde  grofse 
Bände  füllen  können. 

Später  zeichnete  sich  die  Krönung  Carls  XI.  1675,  und  vor- 
züglich die  Feier  seiner  Mündigkeitserklärung,  durch  besonde- 
ren Glanz  aus.    Es  giebt  hierüber  ein  eigenes  Werk  vom  Grafen 


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Lindsköld,  mit  60  Kupfern  von  dem  bekannten  Maler  Ehren- 
strahl. 

Die  Krönungs-Ceremonien  der  späteren  Zeit  Hieben  in  der 
Hauptsache  unverändert.  Die  allmählig  entstehenden  neuen  Aem- 
ter  und  deren  veränderte  Stellung  zu  einander  übten  natürhch 
einen  grofsen  Einflufs  auf  die  Anordnung  der  Prozessionen.  Als 
zur  Zeit  Gustav  Adolphs  die  fünf  grofsen  Reichsämter  sich 
gebildet  hatten,  trugen  diese  die  Reichsinsignien;  bei  ihrem  Ver- 
schwinden in  späteren  Zeiten  wurden  dieselben  von  den  Ersten 
und  Vornehmsten  des  Landes  getragen.  Bei  der  Krönung  des 
Königs  Gustav  II.  Adolph  trug  noch  der  Erzbischof  das  Sal- 
bungsgefäfs  in  der  Prozession  zur  Kirche;  später  nahmen  die 
Erzbischöfe  nicht  mehr  Theil  an  den  Prozessionen,  sondern  em- 
pfingen den  König  an  der  Kirchenthür. 

Bei  allen  Krönungen  hat  seit  uralter  Zeit  ein  Ritterschlag  statt- 
gefunden, und  bei  der  Gustav  II.  Adolphs  wurden  zum  ersten 
Male,  zur  Aufmunteruns;  der  Wissenschaften,  auch  Doctoren  der 
Theologie  ernannt.  Dieser  Gebrauch  besteht  noch  jetzt,  und 
wurde  auch  bei  der  Krönung  des  Königs  Oscar  beobachtet. 


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III. 

Adresse  der  Reichsstäiide  und  der  Deputirten 

der  Armee;   Krönung  und  Huldigung  des 

Königs  Oscar  L,  1844. 

Nach  den  Gesetzen  Schwedens  müssen  nach  dem  Ableben 
des  Königs  die  Reichsstände  vom  Nachfolger  zusammenberufen 
werden.  Sobald  sie  versammelt  sind,  macht  eine  Deputation  der- 
selben dem  neuen  Regenten  in  feierlicher  Audienz  die  Aufwar- 
tung, um  im  Namen  Aller  den  König  zu  bitten,  sich  und  seine 
Gemahlin,  nach  alter  Sitte,  krönen  zu  lassen.  —  So  war  es  auch 
diesmal  bei  der  Thronbesteigung  des  Königs  Oscar  I.  —  Se.  Ma- 
jestät beriefen  im  Juli  1844  die  Reichsstände  nach  Stockholm 
zum  allgemeinen  Reichstage,  und  am  löten  August  hatte  eine  De- 
putation derselben,  geführt  vom  Landmarschall  Grafen  v.  P  o  s  s  e, 
die  Ehre,  dem  Könige  und  der  Königin,  umgeben  vom  Kronprin- 
zen, den  schwedischen  und  norwegischen  Äiinistern,  den  Staats- 
räthen  und  Reichsherren,  erwähnte  unterthänige  Bitte  in  feierli- 
cher Audienz  vorzutragen,  wobei  die  Anrede  des  Landmarschalls 
so  lautete: 

„Grofsmächtigster,  Allergnädigster  König! 

„Als  Ew.  Königl  Majestät  den  Thron  bestiegen,  welchen 
Ew.  Königl.  Majestät  hochseliger  Herr  Vater,  reich  an  Jahren, 
noch  reicher  aber  an  Ehre,  hinterlassen,  hatten  schon  eben  so 
allgemein  als  mit  Recht  anerkannte  hohe  Königliche  Eigenschaf- 
ten und  Tugenden  die  Bande  unauflöslich  gemacht,  welche  die 


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Herzen  des  schwedischen  Volkes  mit  Ew.  Königl.  Majestät  und 
Dero  hohen  Gemahhn  vereinen.  Mit  den  lebhaftesten  Gefüh- 
len tiefster  Verehrung  und  Liebe  wagen  die  Reicbsstände  nun 
Ew.  Majestät  den  einstimmigen  W^unsch  unterthänigst  auszu- 
drücken, dafs  Ew.  Majestät  und  I.  Majestät  die  Königin,  wäh- 
rend des  jetzt  zusammenberufenen  Reichstages,  Sich  krönen 
lassen,  um  dadurch  feierlich  die  Gelübde  zu  besiegeln,  welche 
König  und  Volk  einander  gegeben.  Geruhen  Ew.  Majestät, 
diese  erste  unterthänige  Bitte,  welche  die  Reichsstände  vor- 
zutragen wagen,  wohlwollend  aufzunehmen  und  die  Versiche- 
rung der  unterthänigstcn  Ehrerbietung  und  Treue  entgegen  zu 
nehmen,  in  welcher  die  Reichsstände  verharren." 

Hierauf  erwiederte  der  König: 

„Gute  Herren  und  schwedische  Männer! 
„Mit  Rührung  und  Dankbarkeit  nehme  Ich  das  Begehren 
der  Reichsstände,  Meine  und  Meiner  Gemahlin  Krönungsfeier 
während  dieses  Reichstags  betreffend,  an.  In  diesem  Wun- 
sche, und  dem  Gefühle,  welches  ihn  erzeugte,  bin  Ich  erfreut, 
einen  neuen  Beweis  der  Ergebenheit  der  Reichsstände  für  Mich 
und  Meine  Familie  zu  erkennen.  Je  fester  König  und  Volk 
sich  in  gegenseitigem  Vertrauen  und  in  Achtung  an  einander 
schliefsen,  je  sicherer  werden  sie  die  Ruhe  und  das  Glück 
eines  geliebten  Vaterlandes  befestigen,  so  wie  dessen  Ansehn 
im  Auslande  aufrecht  erhalten.  Als  ein  Handgelöbnifs,  ein  Insie- 
gel  dieses  Verhältnisses,  will  Ich  in  Ihrer  Gegenwart,  gute  Her- 
ren und  schwedische  Männer,  diese  feierhche  Handlung,  welche 
Sie  von  Mir  begehren,  begehen.  Mich  glücklich  schätzend, 
wenn  die  göttliche  Vorsehung  es  Mir  verstattete,  zu  den  Zier- 
den der  Krone,  welche  Mein  unvergefslicher  Vater  so  ehren- 
voll getragen,  die  schönste  von  allen,  die  Liebe  des  Volkes, 
hinzufügen  zu  können.    Ich  verbleibe,  gute  Herren  und  schwe- 


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dische  Männer,  Ihnen  und  jedem  Einzelnen  mit  aller  Königli- 
chen Gnade  und  Gunst  wohlgewogen." 
Se.  Majestät  der  König  bestimmten  den  28sten  September  zu 
Ihrem  Krönungstage,  und  liefsen  zwei  Tage  vorher,  den  26sten, 
auf  übhche  Weise,  den  Reichsherold,  Freiherrn  v.  Nieroth,  zu 
Pferde,  in  Begleitung  einer  Escorte  der  Leibgarde  zu  Pferde,  auf 
allen  öffentlichen  Plätzen  der  Hauptstadt,  unter  Pauken-  und  Trom- 
petenschall, die  Kabinetsordre,  die  Krönung  betreffend,  vorlesen. 
Zugleich  wurden  die  Reichsstände  durch  die  Ober -Kammerjun- 
ker, Grafen  v.  Stcdingk  und  E.  v.  Lewenhaupt,  eingeladen, 
am  28sten  Morgens  halb  10  ühr  sich  im  Schlosse  einzufinden,  um 
1. 1.  Majestäten  nach  der  Nicolaikirche  zu  begleiten.  Der  König 
liefs  den  Kronprinzen,  die  Herzoge  von  Upland  und  Ostgothland 
durch  den  Ob  er -Kammerherrn,  Grafen  M.  v.  Lewenhaupt,  zu 
dieser  Ceremonie  einladen.  Die  Reichsherren  und  die  schwedi- 
schen und  norwegischen  Staatsminister  mit  ihren  Gemahlinnen, 
die  Oberhofmeisterin  der  Königin,  die  Seraphinenritter  mit  ihren 
Gemahlinnen,  die  schwedischen  und  norwegischen  Staatsräthe  und 
deren  Frauen,  wurden  durch  den  Ober-Ceremonienmeister,  Frei- 
herrn C.  V.  Bonde,  eingeladen.  Der  Königl.  Obergerichtshof, 
das  Svea- Hofgericht,  die  Collegien  des  Reichs,  die  Mitglieder  des 
norwegischen  Unions-Comite  und  das  Oberzollamt,  wurden  durch 
die  Kammerjunker  v.  Lejonmark  und  v.  Ehrenheim  geladen; 
alle  Commandeure  des  Schwert-,  Wasa-  und  Carl  XIII. -Ordens, 
vom  Kammerjunker  v.  Po  nti n.  Die  Consistorien  und  alle  gelehrte 
Gesellschaften  lud  der  Hoijunker,  Freiherr  v.  Rosen,  ein.  Die 
übrigen  Personen  des  Hofes  und  die  Beamten,  welche  an  der 
Prozession  selbst  Theil  nehmen  sollten,  wurden  von  den  Hoffou- 
riren  geladen,  welche  ebenfalls  alle  bei  Hofe  vorgestellte  Damen 
benachrichtigten,  dafs  Plätze  für  dieselben  in  der  Kirche  bereitet 
wälzen.  Die  fremden  Gesandten  und  Chefs  de  Mission  wurden 
schriftlich  durch  den  Vice- Ceremonienmeister,  Herrn  v.  Liljen- 


^. 


11 

Stolpe,  benachrichtigt,  dafs  Se.  Majestät  Plätze  für  sie  in  der 
Kirche  bestimmt  habe. 

Die  Reichs -Insignien  und  das  Salbungsgefäfs  wurden  eben- 
falls am  26sten  durch  Kammerräthe  in  Hofwagen  aus  der  Schatz- 
kammer abgeholt.  Erstere  lagen  auf  blausammetnen,  mit  golde- 
nen Kronen  gestickten  Kissen,  und  wurden  bei  allen  Wachen 
mit  militärischen  Honneurs  begrüfst.  Der  Hofmarschall  des  Kö- 
nigs, Graf  V.  Liljencrants,  mit  dem  Hofstaate  nahm  dieselben 
im  äufseren  Zimmer  des  Königs  entgegen  und  legte  sie  im  Au- 
dienzzimmer auf  bereitstehende  Tische,  bei  welchen  der  Ober- 
Kammerherr  und  ein  dienstthuender  Kammerherr  Wache  hielten. 

Das  Rcichspanier  wurde  von  einem  Capitain,  einem  Premier- 
Lieutenant  und  einem  Seconde- Lieutenant  und  der  Bedeckung 
von  100  Mann  des  Isten  (Svea-)  Garde -Regiments  von  der  Rit- 
terholmskirche nach  dem  Schlosse  gebracht,  wo  es,  ebenfalls  im 
Königlichen  Audienzzimmer  aufgestellt,  von  zwei  Offizieren  der 
Garde -Landwehr  bewacht  wurde.  Das  Salbungsgefäfs  wurde 
durch  den  Ober -Kammerjunker,  Grafen  E.  v.  Lewenhaupt,  in 
einem  Hofwagen  nach  der  Wohnung  des  Erzbischofs  gebracht. 

Da  Se.  Majestät  der  König  gewünscht,  Offiziere  aller  Waffen- 
gattungen der  Armee  bei  der  Krönung  gegenwäi-tig  zu  sehen, 
so  hatte  sich  zu  diesem  Zwecke  eine  Deputation  [Krigs-Befäl] 
derselben  in  Stockholm  eingefunden,  welche  am  27sten  Septem- 
ber, angeführt  von  dem  General  der  Infanterie,  Grafen  v.  Björn- 
stjerna,  eine  Audienz  beim  Könige  hatte,  wobei  der  General 
Se.  Majestät  mit  folgenden  Worten  anredete: 

„Grofsmächtigster,  AUergnädigster  König  I 

„Berufen  als  Zeugen  der  feierlichen  Handlung,  welche  die 
geerbte  Krone  der  grofsen  Gustave  und  Carle  auf  Ew.  Ma- 
jestät Haupt  setzen  wird,  finden  wir  in  dieser  Einladung  einen 
neuen  Beweis  des  Vertrauens  Ew.  Majestät  zur  Armee,   des- 

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12 

seil  wir  durch  wahrhaft  vaterlandische  Gesinnungen  und  alt- 
schwedischen Kriegermuth  uiis  würdig  zu  zeigen  suchen  wer- 
den. Ew.  Majestät  Heldenvater  lebt  unvergefslich  in  unserer 
Erinnerung.  Die  Ergebenheit,  Dankbarkeit  und  unerschütter- 
liche Treue,  welche  wir  ihm  weihten,  werden  wir  auch  auf  den 
Königlichen  Sohn  übertragen.  Bauen  Ew.  Majestät  auf  diese 
Gesinnungen  der  Armee  bis  in  den  Tod." 

Die  Gegenrede  des  Königs  war  folgende: 

„Mit  Rührung  sehe  Ich  die  Deputirtcn  der  Armee  bei  Mei- 
ner baldigen  Krönung  um  Mich  versammelt.  Dieser  neue  Be- 
weis der  Ergebenheit  der  Armee,  nicht  unerwartet  für  Mich, 
berechtigt  Mich  zu  dem  lebhaftesten  Danke.  Sie  kennen,  Meine 
Herren,  Meine  warme  Theilnahme  für  das  schwedische  Heer. 
Beinahe  drcifsig  Jahre  habe  Ich  unter  dem  Heldenkönige,  der 
sich  Ihrer  Angelegenheiten  mit  so  vieler  Liebe  annahm,  in  Ihren 
Reihen  gedient.  Die  Bande  der  Freundschaft  und  des  Ver- 
trauens, welche  während  dieses  langen  Zeitraums  zwischen 
uns  geknüpft  wurden,  sind  nun  aufs  neue  geheiligt,  und  als 
Ihr  Anführer  werde  Ich  mit  Gottes  Beistand  das  Ansehn  und 
die  Ehre  der  schwedischen  Armee  aufrecht  zu  erhalten  wis- 
sen. Rechnen  Sie  auf  Mein  besonderes  Wohlwollen,  so  wie 
Ich  Meinerseits  immer  auf  Ihre  Liebe  zum  Vaterlande  und  Ihre 
Ergebenheit  für  Mich  rechnen  werde." 

Die  Deputirten  der  Offiziere  der  Flotte,  angeführt  vom  Admiral 
Freiherrn  v.  Nordensköld,  hatten  an  demselben  Tage  Audienz 
beim  Könige,  wobei  ebenfalls  kurze  Reden  gewechselt  wurden. 

Am  Krönungstage,  den  28sten  September,  war  schon  früh 
Morgens  die  ganze  Stadt  in  freudiger  Bewegung.  Ungeachtet 
des  fortwährenden  feinen  Regens  wollten  doch  alle  Stände  durch 
ihre  Gegenwart  den  Majestäten  ihre  Theilnahme  bezeigen.  So 
viele  Menschen  waren  lange,  auch  beim  schönsten  Wetter,  nicht 

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13 

versammelt  gewesen,  um  irgend  einem  Feste  in  der  Hauptstadt 
beizuwohnen.  Die  Prozession  nach  der  Kirche  sollte,  wenn  das 
Wetter  es  erlaubt  hätte,  ihren  Weg  über  den  Mynttorget  (Münz- 
markt), Myntgata,  Riddarhustorget  (Ritterhausmarkt)  und  der 
Storkyrkobrinken  nehmen,  zu  welchem  Zwecke  diese  Strafsen 
und  Plätze  mit  Brettern  und  blauem  Tuche  belegt  und  von  einem 
Spalier  der  Garnison  und  Bürgergarde  zu  Fufs  und  zu  Pferde 
besetzt  waren.  Alle  Fenster  dieser  Strafsen  waren  von  Zuschauern 
eingenommen.  Mehrere  vorgebaute  Fenster  gewährten  den  An- 
blick hübscher  lebender  Bilder,  wo  man  im  Ballanzuge  geklei- 
dete Damen  und  Herren  pittoreske  Gruppen  bilden  sah.  Alle 
Dächer,  Schornsteine  und  Laternenpfähle  waren  wie  bedeckt  mit 
Zuschauern;  selbst  die  Gallerie  des  Thurms  der  Nicolaikirche 
war  mit  Zeugen  des  feierlichen  Tages  besetzt.  Es  bedurfte  aber 
auch  aller  Zufluchtsörter,  denn  die  Bevölkerung  war  an  diesem 
Tage  durch  wenigstens  10000  Fremde  vermehrt.  Bei  der  soge- 
nannten Löwentreppe  des  Schlosses,  auf  dem  Mynttorget  und 
dem  Riddarhustorget  waren  überall  grofse,  geschmackvoll  ver- 
zierte Tribünen  für  Zuschauer  erbaut.  In  diesem  erwartungs- 
vollen Gedränge  herrschte  indessen  die  gröfste  Ordnung  und 
Sitte,  da  die  Gröfse  des  Moments  auch  den  Geringsten  über  sich 
selbst  erhoben  hatte.  —  Da  um  9  Uhr  der  Regen  noch  nicht 
aufhörte  und  überdies  der  Himmel  sich  nicht  sobald  aufklären 
zu  wollen  schien,  kam  der  Befehl,  dafs  die  Prozession  sich  auf 
dem  nächsten  Wege  vom  Schlosse  nach  der  Kirche  begeben 
sollte;  auch  erfuhr  man,  dafs  Ihre  Majestäten  und  der  Hof  sich 
zu  Wagen  dahin  begeben  würden.  Der  gröfste  Theil  der  Zu- 
schauer verliefs  nun  die  Estraden  und  genannten  Strafsen,  und 
drängte  sich  nach  dem  Schlofshofe  und  der  iS'icolaikirche  zu. 
Zum  Eintritt  in  letztere  war  eine  grofse  Anzahl  Billets  vertheilt 
worden.  Um  halb  9  Uhr  begann  das  Glockengeläute  aller  Kirchen 
zur  Einleitung  des  Festes,  und  dauerte  eine  Viertelstunde.    Zum 


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14 

zweiten  Male  wurde  um  halb  10  Uhr  geläutet,  auf  welches  Zei- 
chen sich  Alle,  die  an  der  Prozession  Theil  nahmen,  im  Schlosse 
einfanden.  Nachdem  die  Mitglieder  des  Zuges  sich  geordnet  und 
dieses  vom  dienstthuenden  Reichsmarschall,  Freiherrn  v.  Stjer- 
neld,  dem  Könige  angemeldet,  gab  Se.  Majestät  gleich  nach 
10  Uhr  den  Befehl  zum  Aufbruche  der  Prozession.  Es  mufste 
wegen  der  regnigten  Witterung,  wie  schon  erwähnt,  eine  Abän- 
derung des  Ceremoniels  getroffen  werden,  demzufolge  Ihre  Ma- 
jestäten und  der  Hof  sich  nicht  zu  Fufse,  wie  es  gebräuchlich, 
sondern  in  Galawagen  nach  der  Kirche  begaben. 

Die  Ordnung  der  Prozession  beim  Eintritte  in  die  Nicolaikirche 
war  folgende: 

1)  25  Trabanten,  ähnhch  denen  Carls  XII.  gekleidet,  jedoch 
mit  gothischen  Helmen  (Fig.  1.). 

2)  10  Pagen  (Kadetten)  in  reicher  Pagentracht. 

3)  2  Herolde  *  der  Königl.  Kanzelei. 

4)  Der  dienstthuende  Hofmarschall  des  Königs,  Graf  v.  Lil- 
jencrants,  mit  dem  Stabe. 

5)  Die  Extra- Capita  des  auf  dem  Reichstage  sitzenden  Adels, 
zu  Dreien. 

6)  Der  Hofstaat  und  die  Königl.  schwedischen  und  norwegi- 
schen Kanzeleien,  paarweise,  die  jüngeren  zuerst,  die  äl- 
teren zuletzt,  nach  dem  Alter  ihrer  Ernennungen,  nämlich: 

a.  Die  norwegische  Kanzelei. 

b.  Die  schwedische  Kanzelei. 

c.  Hofjunker  und  Unter -Stallmeister. 

d.  Kammerjunker. 

e.  Der  Generalstab  der  Flotte. 

f.  Der  Generalstab  der  Landarmee. 

1.  Diese  Herolde  sind  älinlicb  dem  Reichs-  und  den  Ordensherolden  geklei- 
det, doch  weniger  reich,  und  haben  keine  gestickten  Ordensembleme  auf 
ihrer  Tracht. 


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15 

g.  Die  früheren  Adjutanten  Sr.  Königl.  Hoheit  des  Kron- 
prinzen Oscar. 

h.  Die  früheren  Adjutanten  Sr.  Maj.  des  hochseligen  Kö- 
nigs Carl  XIV.  Johann. 

i.    Die  Adjutanten  Sr.  Maj.  des  Königs. 

k.    Kammerherren,  Stallmeister,  IIolQägermeister. 

/.     Kabinets- Kammerherren. 

in.  Der  erste  Hofjägermeister,  der  General -Intendant  der 
Königl.  Schauspiele,   der  Schlofshauptmann  u.  s.  w. 

7)  Der  Ober -Kammerjunker  und  erste  Hofstallmeister. 

8)  3  Herolde  der  Königl.  Kanzelei. 

9)  Die  norwegischen  Mitgheder  des  Ünions-Comite. 

10)  Die  norwegischen  Staatsräthe. 

11)  Die  Reichsstände  zu  Dreien,  nämlich: 

a.  Der  Bauernstand  mit  seinem  Sprecher,  Hans  Janssen. 

b.  Der  Bürgerstand  mit  seinem  Sprecher,  Bürgermeister 
Holm. 

c.  Der  Priesterstand  mit  dem  Erzbischofe  als  Sprecher. 

d.  Die  Ritterschaft  und  der  Adel,«angerührt  von  dem  Land- 
marschall Grafen  v.  Posse. 

12)  2  Herolde  der  Königl.  Kanzelei. 

13)  Das  Ober-Tribunal  des  Königs,  paarweise,  die  Jüngeren  zuerst. 

14)  2  Herolde. 

15)  Die  schwedischen  Staatsräthe,  paarweise,  die  Jüngeren  zuerst. 

16)  4  Herolde. 

17)  Der  Reichsherold  (Fig.  2.). 

18)  Der  dienstthuende  Reichsmarschall,  Freiherr  v.  Stjerneld. 

19)  Der  Königliche  Mantel,  ^  auf  einem  mit  Goldkronen  brodir- 
ten  blauen  Sammetkissen  hegend,  getragen  vom  Landes- 
hauptmann, Freiherrn  v.  Palmstjerna. 

1.     Von  Purpursammet  mit  goldenen  Kronen  bestickt,  gefüttert  und  eingefafst 
mit  Hermelin. 


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20)  Der  Schlüssel,  *  auf  einem  Kissen  liegend,  getragen  vom 
Reichsherrn,  Grafen  v.  Björns tjerna. 

21)  Der  Reichsapfel,  "^  auf  einem  Kissen,  getragen  von  Sr.  Ex- 
cellcnz,  dem  Freiherrn  v.  Löwensköld. 

22)  Das  Scepter,  ^  auf  einem  Kissen,  getragen  vom  Minister 
der  auswärtigen  Angelegenheiten,  Freiherrn  v.  Ihre. 

23)  Das  Reichsschwert,  auf  einem  Kissen  hegend,  getragen  von 
dem  Reichsherrn,  Grafen  v.  Piper  Excellenz. 

24)  Die  Krone,  *  auf  einem  Kissen,  getragen  vom  Staatsmini- 
ster, Freiherrn  v.  Gyllenhaal. 

Jeder  Träger  der  Reichs -Insignien  wurde  von  einem  Kam- 
merherrn assistirt,  welcher  ihm  zur  Seite  ging. 

Die  Excellenzen,  welche  die  Reichs -Insignien  trugen,  waren 
in  Ceremonialtracht  ^  gekleidet,  nämlich  in  rothsammetnen, 
mit  Hermelin  besetzten  Mänteln,  burgundischen  Untei-klei- 
dern,  rothen,  oben  mit  Hermelin  eingefafsten  Stiefeln,  run- 
dem Hut  mit  Panaschen,  grofsen  Ordensketten. 

25)  Se.  Majestät  der  König,  gekleidet  im  WafFenrock,  Pan- 
talons  und  kurzen  Ritterstiefeln,  von  blauem  Sammet;  mit 
fürstlicher  Krone  '''  und  Mantel '  geschmückt.    Das  Ende  des 

1.  Von  vergoldetem  Silber. 

2.  Von  Gold  mit  blauem  Email  verziert.  Das  Kreuz  mit  Edelsteinen  besetzt. 
Er  soll  zuerst  bei  der  Krönung  Erics  XIV.  gebraucht  worden  sein. 

3.  Von  Gold  mit  Edelsteinen  besetzt,  oben  in  einem  Globe  endend,  dessen 
Kreuz  auch  mit  Juwelen  geziert. 

4.  Die  Königskrone  ist  von  Gold,  mit  mehreren  hundert  Diamanten  und  Ru- 
binen besetzt^  sie  wurde,  wie  man  glaubt,  zum  ersten  Male  bei  der  Krö- 
nung des  Königs  Gustav  II.  Adolph  gebraucht. 

5.  Diese  unterscheidet  sich  nur  durch  die  Zeugstofle  von  der  Seraphinenordens- 
tracht,  hat  aber  sonst  denselben  Schnitt.  Sie  soll  zuerst  bei  der  Krönung 
Carls  XI.  in  Upsala  1G7.5  angelegt  worden  sein. 

6.  Diese  Krone  ist  von  Gold,  reich  mit  Edelsteinen  besetzt  und  heifst  die 
Kronprinzen -Krone;  sie  soll  zum  ersten  Male  von  Carl  X.  als  Erbfiirst 
getragen  worden  sein. 

7.  Der  fürstliche  Mantel  unterscheidet  sich  von  dem  königlichen  nur  allein 
durch   die   Farbe ;    ersterer  ist  von   blauem,    letzterer   von   purpurfarbenem 


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17 

letzteren  wurde  vorn  Ober-Kammerherrn,  Grafen  M.  v.  Le- 
wenhaupt,  die  Seiten  desselben  von  den  Ober-Kammer- 
junkern, Grafen  V.  S tedin gk  und  E.  v.  Lewenhaupt,  ge- 
balten. 

Zur  Seite  Sr.  Majestät  ging  der  norwegische  Staatsmi- 
nister, Herr  Due. 

Der  König  war  überdies  von  seiner  sogenannten  grofsen 
Wache  umgeben,  nämlich  rechts:  der  Ober-Hofstallmcister, 
H.  V.  Braun erhjelm;  der  Commandant  von  Stockholm, 
General -Lieut.,  Frhr.  v.  Lorichs;  der  Commandeur  des 
Isten  (Svea-)  Garde -Rgts.,  Frhr.  v.  Lo visin;  der  Com- 
mandeur des  2ten  Garde -Rgts.,  Oberst  v.  Naukhoff;  der 
Commandeur  des  Leib-Grenadier-Rgts.,  General -Adjutant 
V.  Wetters te dt;  —  links:  der  Ober-Hofjägermeister,  Graf 
V.Piper;  der  Commandeur  der  Marine -Station  in  Stock- 
holm, Contre-Admiral  v.  Fischerström;  der  Comman- 
deur der  Garde  zu  Pferde,  General -Major  Graf  v.  Puke; 
der  Commandeur  des  Leib-Dragoner-Rgts.,  Oberst  v.  Silf- 
verstolpe;  der  Commandeur  der  Garde-Landwehr,  Oberst 
V.  Lilj  ensparre.  —  Zur  Seite  dieser  Herren  gingen  10  Of- 
ficiere  des  Garde-Landwehr-Rgts.  (Lif-Beväring)  in  Ce- 
remonialtracht  ^  gekleidet. 

26)  Das  Reichspanier,  getragen  vom  General -Lieut.  v.  Heder- 
stjerna  in  Ceremonialtracht  (Fig.  3.).  Derselbe  wurde 
von  2  Obersten  assistirt.  —  Die  24  Gouverneure  der  Pro- 
vinzen (Landeshauptmänner)  umgaben  das  Panier. 

27)  Se.  Königl.  Hoheit  der  Kronprinz,  in  fürstlicher  Tracht  mit 


Sammet,  überall  mit  dem  schwedischen  Wappen,  drei  goldenen  Kronen,  be- 
stickt. 

1.  Die  Officiere  dieses  Regiments  bilden  bei  gröfseren  Cereraonien  eine  Leib- 
wache des  Königs.  Ihre  Tracht  ist  dann  die  des  Reichspaniertrügcrs,  doch 
oime  Mantel. 


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Krone  '  und  Mantel,  welcher  letztere  von  dem  Cavalier, 
Lieutenant  v.  K  n  o  r  r  i  n  g,  gehalten  wurde.  Hinter  Sr.  Königl. 
Hoheit  ging  dessen  Kammerherr,  Graf  H.  v.  Hamilton. 

28)  Sc.  Königl.  Hoheit,  der  Herzog  v.  Upland,  in  fürstlicher  Tracht 
mit  Krone  ^  und  Mantel;  letzterer  gehalten  vom  Kammer- 
junker V.  Lejonmark.  Hinter  Sr.  Königl.  Hoheit  ging  des- 
sen Cavaher,  Lieutenant  v.  Eketräd. 

29)  Se.  Königl.  Hoheit,  der  Herzog  v.  Ost-Gothland,  in  fürstlicher 
Tracht  mit  Krone  ^  und  Mantel;  letzterer  gehalten  vom  Kani- 
merjunker  v.  Westfält.  Hinter  Sr.  Königl.  Hoheit  ging  des- 
sen Cavaher,  der  Marine -Capitain  Haffner. 

30)  Die  Reichsherren,  welche  keine  anderen  Funktionen  in  der 
Prozession  hatten. 

31)  2  Herolde  des  Seraphinenordens   (Fig.  4.). 

32)  Das  Seraphinenordens -Panier,  getragen  von  dem  General- 
Lieut.,  Frhrn.  v.  Palmstjerna,  assistirt  von  2  Capitainen. 

33)  Die  Seraphinenritter  in  Ceremonialtracht  (Fig.  5.  und  6.), 
paarweise,  nach  dem  Alter  ihrer  Ernennungen. 

34)  Die  Ober-Officianten  der  Königl.  Orden,  Graf  v.  Saltza 
und  Freiherr  v.  Bcskow. 

35)  Die  Unter -Officianten  der  Königl  Orden,  Freiherr  v.  Man- 
derström  und  Graf  Mörner. 

36)  2  Herolde  des  Schwertordens   (Fig.  7.). 

37)  Die  Ritter  des  Grofskreuzes  vom  Schwertorden  (Fig.  8.), 
paarweise,  nach  dem  Alter  ihrer  Ernennungen. 

38)  2  Herolde  des  Nordsternordens   (Fig.  9.). 

1.  Die  Krone  ist  von  Gold  mit  Edelsteinen  besetzt^  sie  wurde  im  Jahre  1771 
zur  Krönung  fiir  den  damaligen  Herzog  v.  Südermanland,  nachmaligen  Kö- 
nig Carl  XIII.,  verfertigt. 

2.  Sie  ist  von  Gold,  und  cheiifalls  zu  obengenannter  Kröninig  fiir  den  dama- 
ligen Herzog  von  Ost-Golidand,  Adolph  Friedrich,  verfertigt. 

3.  Diese  Krone  ist  zu  der  eben  stattgefundenen  Krönung  verfertigt.  —  Die 
Prinzen  trugen  dieselbe  Traclit  wie  der  König,  doch  weniger  reich. 


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39)  Die  Ritter  des  Grofskreuzes  vom  Nordslernordeii  (Fig.  10. 
u.  11.),  paarweise,  nach  dem  Alter  ihrer  Ernemmngen. 

40)  2  Herolde  des  Wasaordens   (Fig.  12.). 

41)  Die  Ritter  des  Grofskreuzes  vomWasaorden  (Fig.  13.),  paar- 
weise, nach  dem  Alter  ihrer  Ernennungen. 

42)  Die  Ritter  des  Ordens  Carls  XIII.  (des  höchsten  Freimau- 
rerordens) (Fig.  14.  u.  15.),  paarweise,  nach  dem  Alter  ihrer 
Ernennungen. 

Nun  begann  die  Prozession  der  Königin.     Sie  wurde  eröff- 
net von 

43)  10  Pagen  (Kadetten)  in  reicher  Pagenuniform. 

44)  2  Herolde  der  Königl.  Kanzelei. 

45)  Der  dienstthuende  Hofmarschall  I.  Majestät,  Freiherr  v.  La- 
gerfeit, mit  dem  Stabe. 

46)  Kammerherren. 

47)  2  Herolde  der  Königl.  Kanzelei. 

48)  Der  dienstthuende  Obermarschall  I.  Majestät  der  Königin, 
Freiherr  v.  Ce  der  ström,  mit  dem  Stabe. 

49)  Der  Königl.  Mantel,  auf  einem  Sammetkissen  getragen  vom 
Staatsrathe,  Freiherrn  v.  Gyllenhaal.  Dieser  Mantel  ist 
von  Purpursammet,  reich  mit  goldenen  Ki-onen  gestickt  und 
mit  Hermelin  gefüttert. 

50)  Der  Reichsapfel,  ^  auf  einem  Kissen,  getragen  vom  Staats- 
rath,  Freiherrn  v.  Akerhjelm. 

51 )  Das  Scepter,  -  auf  einem  Kissen,  getragen  vom  Reichsherrn, 
Grafen  v.  Ugglas. 

52)  Die  Königl.  Krone,  ^  auf  einem  Kissen,  getragen  vom  Reichs- 
herrn, Freiherrn  v.  Lagerbjelke. 

1.  Der  Reichsapfel  ist  von  Gold,  reich  mit  Juwelen  besetzt. 

2.  Das  goldene  Scepter,  mit  Diamanten  geziert,  hat  oben  einen  Globus,  des- 
sen Kreuz  mit  edlen  Steinen  geschmückt  ist. 

3.  Diese  Krone  mit  vielen  Hundert  Diamanten  wurde  im  Jahre  1751  zur  Krö- 
nung des  Königs  Adolph  Friedrich  und  der  Königin  Louisa  Ulrica 

3* 


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20 

Diejenigen  Herren,  welche  die  Insignien  der  Königin  trugen, 
wurden  von  4  Kammerjunkern  assistirt. 

53)  I.  Majestät  die  Königin,  gekleidet  in  einem  Schlepp- 
kleide von  drop  iVargent  mit  goldenen  Kronen  bestickt.  Das 
Leibstück  der  Robe  erglänzte  von  Juwelen.  Das  Halsband 
bestand  aus  3  Reihen  grofser  Solitairs.  Der  fürstliche  Man- 
tel war  von  blauem  Sammet  mit  goldenen  Kronen  bestickt 
und  mit  Hermelin  verbrämt  und  gefüttert.  Die  fürstliche 
Krone,  welche  I.  Majestät  trug,  war  von  Gold,  reich  mit 
edlen  Steinen  besetzt,  und  ist  für  die  Herzogin  v.  Süder- 
manland,  Gemahlin  des  nachmaligen  Königs  CarlXHI.,  im 
Jahre  1778  verfertigt  worden. 

Zu  beiden  Seiten  I.  Majestät  gingen  die  Reichsherren, 
Grafen  De  Geer  und  C.  v.  Löwenhjelm.  Hinter  den- 
selben der  Ober-Kammerherr,  Graf  G.  v.  Oxenstjerna, 
und  die  Ober-Hofmeisterin,  Gräfin  v.  Skjöldebrand,  so 
wie  die  Kammerherren,  Graf  A.  v.  Wachtmeister  und 
T.  V.  Silfwerskjöld. 

Der  Mantel  der  Königin  wurde  von  der  Hofmeisterin, 
Gräfin  v.  Fersen,  den  Hofdamen,  Gräfinnen  v.  Mörner, 
V.  Lewenhaupt,  und  den  Fräulein  v.  Skjöldebrand 
und  Sparre  getragen. 

54)  Die  Gemahlinnen  der  Reichsherren  und  der  Excellenzen, 
jede  geführt  von  einem  Herrn  des  Hofes. 

55)  Die  Staatsdamen  der  Königin,  paarweise. 

56)  Die  Gemahlinnen  der  Seraphinenritter  und  der  Staatsräthe, 
paarweise. 

57)  Die  Hofdamen  aufser  Dienst  und  der  früheren  Höfe. 

58)  Alle  bei  Hofe  präsentirte  Damen,  welche  sich  der  Prozes- 
sion anschliefsen  wollten. 

verfertigt,   ist  also   zuerst   von  der  Schwester  Friedrichs  des  Grofseii 
c;et ra"en  worden. 


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21 

59)  2  Herolde  der  Königl.  Kanzelei. 

60)  Die  Deputirten  der  Land -Armee  {Krigs-Befül). 

61)  Die  Deputirten  der  Flotte. 

62)  Die  Collegien  in  folgender  Ordnung: 

a.  Das  Ober -Tribunal  des  Königs. 

b.  Das  Kriegshofgericht. 

c.  Das  Kriegs -Collegium. 

d.  Das  See -Departement. 

e.  Das  Kammergericht. 

f.  Das  Staats -Comptoir. 

g.  Das  Bergwerks- Collegium. 
h.  Das  Handels -Collegium. 

i.  Die  schwedische  Akademie  (18  Mitgheder). 

k.  Das  Medicinal- Collegium. 

/.  Das  General- Zollamt. 

m.  Das  Hof-Consistoriura. 

n.  Das  Stadt- Consistorium. 

0.  Der  Magistrat  und  die  50  Aeltesten  der  Bürgerschaft. 

p.  Die  Akademie  der  Wissenschaften. 

q.  Die  Akademie  der  Geschichte  und  der  Antiquitäten. 

r.  Die  Akademie  der  Landwirthschaft. 

5.  Die  Akademie  der  schönen  Künste. 

t.  Die  Akademie  der  Musik. 

w.  Das  Kadetten -Corps. 


Die  Kirche  war  einfach  und  geschmackvoll  decorirt.  Zu  bei- 
den Seiten  des  Chores  waren  amphitheatralische ,  mit  blauem 
Tuche  und  dem  schwedischen  Wappen  gezierte  Estraden  errich- 
tet. Sie  waren  theils  für  die  Reichsstände,  theils  für  andere  Zu- 
schauer bestimmt,  bi  der  Mitte  des  Ganges,  dicht  vor  dem  AI- 
tai-e,  zwischen  4  Pfeilern,  stand  auf  einer  Erhöhung  der  Thron- 


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22 

Sessel,  '  auf  welchem  I.  I.  Majestäten  gekrönt  werden  sollten, 
lieber  demselben  hing,  wie  in  der  Luft  schwebend,  eine  colos- 
sale  vergoldete  Krone,  von  der  blau  seidene,  mit  Goldkronen 
besäete  Draperien  sich  nach  den  Pfeilern  hinzogen,  an  welchen 
sie  von  Trophäen  gehalten  wurden. 

Unweit  dieses  Thrones  standen  im  mittleren  Kirchengange  ein- 
ander gegenüber,  unter  vergoldeten  Baldachins,  kleinere  erhöht 
stehende  Sessel  für  1. 1.  Majestäten  und  die  Prinzen;  die  des  Kö- 
nigs und  der  Erbfürsten  rechts,  der  der  Königin  links  vom  Al- 
tare. Hinter  diesen  Sesseln  erhoben  sich  auf  der  einen  Seite 
die  Tribüne  für  das  diplomatische  Corps,  auf  der  anderen  die 
für  den  Herzog  von  Dalekarlien  und  die  Prinzessin  Eugenie, 
welche  wegen  ihrer  Minderjährigkeit  nicht  an  der  Cereraonie  Theil 
nahmen.  —  Alle  übrigen  Kirchenstühle  und  Chöre  wai*en  von  den 
übrigen  Zuschauern  eingenommen.  Beim  Eintritt  der  Prozession 
in  die  Kirche  ertönte  der  von  dem  bekannten  Componisten,  Herrn 
Lindbland,  zur  Feier  des  Tages  componirte  Krönungsmarsch, 
welcher  so  lange  fortfuhr,  bis  Alle  ihre  Plätze  eingenommen 
hatten. 

Die  Trabanten,  welche  den  Zug  eröffneten,  bildeten  gleich 
zunächst  der  Kirchenthür  ein  Spalier.  —  Alle  Herolde  stellten 
sich  rechts  und  links  auf  die  untersten  Stufen  des  Throns. 

Se.  Majestät  der  König  wurden  an  der  Kirchenthür  von  dem 
Erzbischofe  und  allen  Bischöfen,  gekleidet  in  glänzende  Mefs- 
gewänder  und  Bischofsmützen,  empfangen,  wobei  der  Erzbischof 
den  König  mit  folgenden  Worten  begrüfste:  „Gesegnet  sei  Der, 
„der  da  kommt  im  Namen  des  Herrn!"  Hierauf  las  der  Bi- 
schof von  Linköping  nachstehendes  Gebet:  „0!  Gott!  himm- 
„hscher  Vater,  Du  weifst,   dafs   kein  Mensch  aus  eigener  Kraft 

1.  Dieser  colossalc  Thronsessel  ist  von  gediegenem  Silber  und  ein  Geschenk 
des  bekannten  Günstlings,  Grafen  Magnus  Gabriel  de  la  Gardie,  an  die 
Köniüfin  Christina. 


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23 

„vor  Dir  bestehen  kann;  gieb  Gnade,  dafs  Dieser  Dein  Diener, 
„welchen  Du  zum  Regenten  über  Dein  Volk  gesetzet  hast,  durch 
„Deine  götüiche  Hülfe  möge  gestärkt  werden,  Allen  zum  Trost 
„und  zur  Freude,  durch  Deinen  Sohn,  unseren  Herrn,  Jesum 
„Christum." 

Der  Erzbischof,  gefolgt  von  der  einen  Hälfte  der  Bischöfe, 
begab  sich  nun  nach  dem  Altare  zurück;  die  andere  Hälfte,  mit 
dem  Bischöfe  von  Linköping  an  der  Spitze,  bheb  beim  Eingange 
der  Kirche,  um  I.  Majestät  die  Königin  zu  empfangen. 

Der  Könis;  und  die  Prinzen  schritten  nun  ihren  Sesseln  zu 
und  nahmen  Platz  auf  denselben.  Rechts  vom  Könige  safs  der 
Kronprinz  und  links  die  Herzöge  von  Upland  und  Ost-Gothland. 
Hinter  ihnen  standen  die  wachthabenden  Ober-Kammerjunker, 
Kammerherren  u.  s.  w.  Rechts  und  links  unterhalb  der  Erhö- 
hung das  Reichspanier,  das  Seraphinenpanier  und  die  Herren, 
welche  die  Reichs -Insignien  trugen.  Der  Reichsmarschall  stellte 
sich  rechts  vor  die  Stufe  des  erhöhten  Königl.  Sessels. 

Sobald  I.  Majestät  die  Königin  an  der  Kirchenthür  erschien, 
begrüfste  der  Bischof  von  Linköping  Höchstdieselbe  mit  diesen 
Worten:  „Gesegnet  sei  Die,  welche  kommt  im  Namen  des  Herrn!" 
Hierauf  las  der  Bischof  von  Strägnäs  folgendes  Gebet:  „0!  Gott! 
„himmlischer  Vater,  der  Du  weifst,  dafs  kein  Mensch  aus  eige- 
„ner  Kraft  vor  Dir  bestehen  kann,  gieb  Gnade,  dafs  Diese  Deine 
„Dienerin,  welche  Du  zur  Königin  über  Dein  Volk  gesetzt,  durch 
„Deine  göttliche  Hülfe  möge  gestärkt  werden,  allen  Unterthanen 
„des  Reichs  zum  Trost  und  zur  Freude,  durch  Deinen  Sohn, 
„unseren  Herrn,  Jesum  Christum." 

Die  Königin  begab  sich  hierauf  nach  ihrem  Sessel  und  nahm 
Platz  auf  demselben.  Rechts  von  Höchstderselben,  unterhalb  der 
Erhöhung,  stellte  sich  der  Ober- Marschall.  Der  Ober-Kamraer- 
herr  und  2  Kammerherren  standen  rückwärts  zur  Seite.  Die  In- 
signienträger  ebenfalls  rechts  und  links  des  Sessels. 


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24 

Nachdem  alle  Mitglieder  der  Prozession  in  der  Kirche  ange- 
kommen waren  und  ihre  Plätze  eingenommen  hatten,  verstummte 
die  Musik  und  I.  I.  Majestäten  knieten  nun  auf  den  vor  Ihnen  ste- 
henden Betstühlen  zum  Gebete  nieder.  Nachdem  dieses  verrich- 
tet, begaben  sich  alle  Herren,  welche  die  Reichs -Insignien  tru- 
gen, mit  denselben  nach  dem  Altare,  um  sie  auf  denselben  zu 
legen,  und  kehrten  dann  zu  ihren  Sitzen  zurück. 

Hiernächst  begann  der  Gottesdienst,  eingeleitet  vom  Erzbi- 
schofe  durch  den  Lobgesang:  „Heihg,  heihg,  heihg,  Herr  Gott" 
u.  s.  w.,  worauf  der  Bischof  von  Westeräs  das  Glaubensbekenntnifs 
verlas.  Dann  wurde  der  Gesang  No.  132.  gesungen:  „0!  heili- 
ger Geist!  Herr  komme"  u.  s.  w.  —  Als  dieser  beendigt,  begab 
sich  der  Bischof  von  Skara  auf  die  Kanzel,  um  über  den  vom 
Könise  vorgeschriebenen  Text  aus  dem  2ten  Buche  der  Chro- 
nika  9. Kapitel  8. Vers  zu  predigen:  „Der  Herr,  Dein  Gott,  sei  ge- 
„lobet,  der  Dich  heb  hat,  dafs  er  Dich  auf  seinen  Stuhl  zum  Kö- 
„nige  gesetzt  hat  dem  Herrn  Deinem  Gott.  Es  macht,  dafs  Dein 
„Gott  Israel  lieb  hat,  dafs  er  ihn  ewiglich  aufrichte,  darum  hat 
„er  Dich  über  sie  zum  Könige  gesetzt,  dafs  Du  Recht  und  Red- 
„lichkeit  handhabest." 

Die  Predigt  wurde  in  einem  acht  christlichen  Geiste  gehalten. 
Nach  derselben  wurde  die  Litanei  verlesen  und  eine  feierliche 
Krönungshymne  von  den  Mitgliedern  der  harmonischen  Gesell- 
schaft angestimmt. 

Nun  erhob  der  König  sich  von  seinem  Sessel  und  schritt  un- 
ter Vortritt  des  Reichsmarschalls  und  der  Herren,  welche  die  In- 
signien getragen,  so  wie  gefolgt  von  dem  Reichs-  und  Seraphi- 
nenpanier,  dem  Throne  zu,  wo  Se.  Majestät  sich  links  des  Thron- 
sessels stellten.  Der  Ober-Kammerherr  und  die  beiden  Ober- 
Kammerjunker,  welche  den  fih'stlichen  Mantel  aufgehalten,  nah- 
men denselben  dem  Könige  ab,  und  legten  ihn  auf  den  Altar. 
Hierauf  nahmen  Se.  Majestät  selbst  die  fürstliche  Krone  ab,  und 


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25 

überreichten  sie  dem  Reichsmarschall,  der  sie  ebenfalls  auf  den 
Altar  legte. 

Während  dieser  Zeit  hatten  der  Erzbischof  und  der  Staatsrath, 
Freiherr  v.  Akerhjelm,  den  Königsmantel  vom  Altare  geholt,  und 
hingen  denselben  über  die  Schultern  des  Königs. 

Nachdem  dieses  geschehen,  kniete  der  König  aufs  neue  auf 
den  vor  dem  Thronsessel  stehenden  Betstuhl  nieder,  worauf  die 
Bibel  lag.  Der  Erzbischof  schlug  nun  das  Iste  Kapitel  des  Evan- 
geliums Johannis  auf  und  die  Musik  schwieg.  —  Der  Justiz-Staats- 
minister sprach  den  Königlichen  Eid  vor,  welcher  von  Sr.  Maje- 
stät, zwei  Finger  auf  die  Bibel  legend,  geleistet  wurde.  —  Hierauf 
öffnete  der  König  das  Bruststück  seines  Hemdes,  und  der  Erz- 
bischof salbte  Se.  Majestät  mit  dem  Salbungsöle  *  auf  der  Stirn, 
der  Brust,  den  Schläfen  und  Handgelenken,  unter  nachstehen- 
dem Gebete:  „Der  allmächtige,  ewige  Gott  giefse  seinen  heili- 
„gen  Geist  in  Eure  Seele,  Euren  Sinn,  Euer  Vorhaben  und  Un- 
„ternehmen,  durch  welche  Gabe  Ihr  das  Reich  regieren  möget, 
„zu  Gottes  Preis  und  Ehre,  zur  Stärke  des  Rechts  und  der  Ge- 
„rechtigkeit,  zum  Wohle  des  Landes  und  des  Volkes." 

Der  König  erhob  sich  nun  von  dem  Betstuhle  und  setzte  sich 
auf  den  Thron.  Der  Justiz -Staatsminister  holte  die  Königskrone 
vom  Altare,  und  assistirt  vom  Erzbischofe  setzten  beide  dieselbe 
auf  das  Haupt  des  Königs,  unter  folgendem  Gebete  des  Erzbi- 
schofs: „Gott  der  Allmächtige,  der  Herr  des  Himmels  und  der 
„Erden,  welcher  Euch  die  Krone  des  Reichs  gegeben  hat,  be- 
„  stärke  Euch  in  allen  christlichen  und  königlichen  Tugenden,  auf 
„dafs  das  Land  durch  Euer  gutes  und  glückliches  Regiment  auf- 
„blühe,  und  auf  dafs  Ihr,  nach  diesem  zeiüichen  und  vergäng- 


1.     Das   Salbungsöl  ist  ein   Gemisch  von  Meccabalsam,   Reseda-   und  Oran- 
genöl, Melissenessenz  u.  s.  w. 

Das  Salbungsgefäfs  ist  von  (rold,  in  Form  eines  Ilorns,  reich  mit  Ju- 
welen besetzt.     Es  stammt  aus  der  Zeit  Erics  XIV.  her. 


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26 

„liehen  Reiche,  des  ewigen  und  der  Krone  theilhaflig  werdet, 
„die  Gott  allen  Gerechten  aufbewahret  hat." 

Demnächst  holte  der  Minister  der  auswärtigen  Angelegenhei- 
ten das  Sccpter  vom  Altare  und  überlieferte  dasselbe  dem  Kö- 
nige, assistirt  vom  Erzbischofe,  welcher  dabei  betete:  „Der  all- 
„  mächtige  Gott,  welcher  Euch  zum  Herrscher  über  sein  Volk  ge- 
„  setzet,  und  befohlen,  dafs  Ihr  mit  Gerechtigkeit  dies  Volk  regie- 
,,ren  und  richten  sollt,  verleihe  Euch  seine  Gnade,  dafs  Ihr  Euch 
„allezeit  nach  dem  ewigen  Könige  richten  möget,  dessen  Scepter 
„ein  gerechtes  Scepter  ist;  —  dafs  Ihr  immer  Gerechtigkeit  lie- 
„ben,  ungötthchcs  Wesen  aber  verabscheuen  möget,  durch  un- 
„sern  Herrn,  Jesum  Christum." 

Hierauf  überlieferte  der  Reichsherr,  Freiherr  v.  Löwen  sk  öl  d, 
assistirt  vom  Erzbischofe,  dem  Könige  den  Reichsapfel,  welchen 
Se.  Majestät  mit  der  rechten  Hand,  das  Scepter  aber  in  die  linke 
Hand  nahmen.  Der  Erzbischof  betete  dabei  wie  folgt:  „Gott, 
„der  Euch  zum  Könige  der  Schweden,  Gothen  und  Wenden  er- 
„ koren,  verleihe  Euch  seine  Gnade,  dafs  Ihr  das  Reich  in  Macht 
„und  Wohlstand  erhalten  möget,  Ihm  zum  Preis  und  zur  Ehre, 
„Euch  zum  Ruhm,  den  Schweden  und  dem  Lande  zum  Nutzen, 
,,zur  Freude  und  zur  Einigkeit." 

Hierauf  nahm  der  Reichsherr,  Graf  v.  Rjörnstjerna,  den 
Schlüssel  vom  Altare  und  überlieferte  ihn,  assistirt  vom  Erzbi- 
schofe, dem  Könige,  welcher  den  Reichsapfel  dem  Freiherrn 
V.  Löwensköld  zum  Halten  übergeben  hatte.  Der  Erzbischof 
betete  während  dessen:  ,,Gott  der  Allmächtige,  welcher  in  Seiner 
„göttlichen  Vorsehung  Euch  zu  dieser  königlichen  Ehre  erhöhet 
„hat,  gebe  Euch  Gnade,  dafs  Ihr  die  Schätze  der  Weisheit  Eurem 
„Volke  öffnen,  Irrthümer,  Laster  und  Untauglichkeit  den  Eingang 
„in  Euer  Reich  verschliefsen,  so  wie  dem  Fleifse  Wohlbefinden 
„und  Aufblühen,  den  Leidenden  und  fietrübten  aber  Erleichte- 
,,rung  und  Trost  bereiten  möget." 


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27 

Der  ReichsheiT,  Graf  v.  Piper,  holte  nun  das  entblöfste  Reichs- 
schwert vom  Altare  und  überlieferte  es,  unterstützt  vom  Erzbi- 
schofe,  dem  Könige,  welcher  den  Schlüssel  dem  Grafen  v.  Björn- 
stjerna  übergeben  hatte.  Der  Erzbischof  betete  dabei:  „Gott, 
„der  Euch  das  Schwert  anvertraut  hat,  zum  Schutze  der  From- 
„men  und  Rechtschaßfenen,  zur  Strafe  der  Ungerechten,  derVer- 
„ ächter  des  Gesetzes,  Eurer  Person,  oder  Derer,  die  das  Land 
„ins  Verderben  bringen  wollen,  gebe  auch  Euch  Seine  heihge 
„Gnade,  dafs  Ihr  allezeit  getrost  und  männlich  streiten  und  Euren 
„Auftrag  zur  Ehre  Gottes,  zum  Frieden  Eures  Gewissens  und  zm" 
„Wohlfahrt  Eurer  Unterthanen  ausrichten  möget,  durch  Jesum 
,, Christum,  unsern  Herrn." 

Demnächst  begab  der  Erzbischof  sich  wieder  zurück  zum 
Altare,  und  Se.  Majestät  überheferten  das  Schwert  dem  Grafen 
V.  Piper  und  nahmen  nun  das  Scepter  in  die  rechte,  den  Reichs- 
apfel in  die  hnke  Hand. 

Nachdem  nun  so  die  eigenthche  Ceremonie  der  Krönung  des 
Königs  beendigt  war,  gab  der  Reichsmarschall  dem  Reichsherolde 
ein  Zeichen,  worauf  dieser  auf  die  oberste  Stufe  des  Thrones 
trat  und  mit  lauter  Stimme  ausrief:  „Nun  ist  Oscar  I.  zum  Kö- 
„nige  von  Schweden,  der  gothischen  Lande  und  dazugehörigen 
,, Provinzen  gekrönt.  Er  und  kein  Anderer!" 

Nach  diesem  Ausrufe  erhoben  der  Reichsherold  und  sämmt- 
liche  Herolde  ihre  Stäbe,  worauf  Trompeten-  und  Paukenschall 
sich  hören  hefs,  und  die  Versammlung,  so  wie  die  aufserhalb  der 
Kirche  stehende  Volksmasse  mit  einem  „Lebe  Könis  Oscar  L" 
antwortete.  Während  dieses  enthusiastischen  Zurufes  hörte  man 
den  Donner  von  221  Kanonenschüssen,  und  die  Musik  stimmte  den 
Chor  aus  1.  Sam.  Kap.  10.  V.  24.:  „Glück  zu  dem  Könige!"  an. 
Es  war  ein  begeisternder  Moment,  der  alle  Herzen  überwältigte, 
denn  was  die  Brust  Grofses  kennt,  Liebe,  Glaube,  Vertrauen,  Hei- 
ligung, Hoffnung,  wurde  hierbei  in  ihrer  tiefsten  Tiefe  bewegt. 

4  • 


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28 

Nach  Beendigung  des  Chores  wurde  der  Iste  Vers  des  Lie- 
des No.  300.:  „Heil  dem  Könige,  glücklich"  u.  s.  w.  gesungen, 
und  als  dieses  geschlossen,  hielt  der  Erzbischof  vom  AUare  fol- 
gendes Gebet:  „0!  ewiger,  allmächtiger  Gott,  der  Du  Gewalt 
„über  die  Reiche  der  Menschen,  der  Du  alle  Reiche  der  Erde 
„in  Deiner  Hand  hast,  Dir  sei  ewig  Lob  und  Preis,  dafs  Du  uns 
„einen  christlichen  und  milden  König  gegeben.  Giefse,  o  barm- 
„herziger  Vater!  die  Kraft  Deines  heihgen  Geistes  über  ihn  aus; 
„gieb  ihm  Weisheit,  gieb  ihm  Stärke.  Sende,  o  Gott!  Deinem 
„Gesalbten  Hülfe  aus  dem  Heiligthume  und  erhöre  ihn  in  Dei- 
„nem  heiligen  Himmel,  auf  dafs  er  Deinem  Volke  mit  Gnade 
„helfe,  mit  Gerechtigkeit  regiere  und  mit  Glück  und  Sieg  be- 
„ schützen  möge.  Bewahre  Seine  Jahre  zum  Segen  des  kom- 
„menden  Geschlechts.  Lafs,  Herr!  Seine  Krone  erblühen,  und 
„befestige  Seinen  Thron,  auf  dafs  Dein  göttlicher  Name  geprie- 
„sen  und  erhöhet.  Deine  christliche  Gemeinde  erweitert  und  be- 
„  schirmt  werde,  und  unter  Seiner  Regierung  im  Lande  Gerech- 
„tigkeit,  Friede  und  Segen  weilen  und  gedeihen  mögen,  durch 
„Deinen  Sohn,  unsern  Herrn,  Jesum  Christum." 

Nach  dem  Gebete  ertheilte  der  Erzbischof  den  Segen. 

Unter  Vortritt  des  Reichsmarschalls,  der  Grafen  v.  Björn- 
stjerna,  den  Schlüssel,  und  v.  Piper,  das  entblöfste  Reichs- 
schwert tragend,  begaben  sich  nun  Se.  3Iajestät  in  vollem  Krö- 
nungsornate, mit  Krone,  Mantel  und  Scepter  angethan,  gefolgt 
von  dem  Reichs-  und  Seraphinenpanier,  zurück  zu  Ihrem  Ses- 
sel. —  Sobald  der  König  Platz  darauf  genommen  hatte,  erhob 
sich  I.  Majestät  die  Königin,  und  begab  sich  unter  Vortritt  Ihres 
Ober-Marschalls  und  Ihrer  Insignienträgcr,  zu  beiden  Seiten  be- 
gleitet von  den  Reichsherren,  Grafen  De  Geer  und  C.  v.  Lö- 
wenhjelm,  und  gefolgt  von  Ihren  Hofdamen,  welche  die  Schleppe 
trugen,  nach  dem  Throne.  Die  wachthabenden  Kammerherren 
bhebcn  beim  Königl.  Sessel  zurück.  —  Zu  gleicher  Zeit  hatte  der 


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29 

Erzbischof  den  Altar  verlassen  und  sich  dem  Throne  genähert. 
—  Sobald  die  Königin  beim  Thronsessel  angelangt,  lösten  die 
Ober -Hofmeisterinnen  und  die  Hofdamen  den  fdi-stlichen  Mantel 
von  den  Schultern  I.  Majestät,  welcher  vom  Ober-Marschall  auf 
den  Altar  gelegt  ward.  Hiernächst  nahm  die  Königin  die  fürstli- 
che Krone  ab,  übergab  sie  dem  Ober-Marschall,  um  sie  auf  den 
Altar  zu  legen,  und  setzte  sich  auf  den  Thronsessel.  Die  Musik 
verstummte  nun,  und  der  Staatsrath,  Freiherr  v.  Gyllenhaal, 
assistirt  vom  Erzbischofe,  holte  den  Königlichen  Mantel  vom  Al- 
tare und  le£:te  denselben  über  die  Schultern  der  Königin,  wo  er 
von  der  Ober-Hofmcistcrin  mit  Beihülfe  der  Hofdamen  befestigt 
wurde.  I.  Majestät  knieten  jetzt  auf  den  vorstehenden  Betstuhl 
nieder;  der  Erzbischof  nahm  das  Salbungsgefäfs  und  salbete 
Höchstdieselbe  auf  der  Stirn  und  den  Handgelenken  unter  fol- 
gendem Gebete:  „Der  allmächtige,  ewige  Gott  giefse  seinen  hei- 
„ligen  Geist  in  Eure  Seele,  Euren  Sinn,  Euer  Unternehmen;  durch 
„welche  Gabe  all  Euer  Vorhaben  zu  Gottes  Ehre  und  Preis  ge- 
„reichen  möge,  zur  Stärke  des  Rechts  und  der  Gerechtigkeit, 
„zum  Wohle  des  Landes  und  des  Volkes." 

Die  Königin  erhob  sich  nun  von  dem  Betstuhle  und  setzte 
sich  auf  den  Thronsessel.  Der  Rcichsherr,  Graf  v.  Lagcrbjelke, 
assistirt  vom  Erzbischofe,  holte  die  Königliche  Krone  vom  Al- 
tare und  setzte  sie  auf  das  Haupt  der  Königin,  wobei  der  Erz- 
bischof betete:  „Der  allmächtige  Gott,  der  Herr  des  Himmels 
„und  der  Erde,  der  Euch  die  Krone  gegeben,  stärke  Euch  in  allen 
„Königlichen  und  christlichen  Tugenden,  auf  dafs  Ihr  nach  diesem 
„zeitUchen  und  vergänglichen  Reiche  der  ewigen  Krone  dieilhaf- 
„tig  werden  möget,  die  Gott  allen  Gerechten  aufbewahrt  hat." 

Der  Landeshauptmann,  Freiherr  v.  Palms tjerna,  holte  dem- 
nächst das  Scepter  vom  Altare  und  übergab  es,  assistirt  vom 
Erzbischofe,  der  Königin,  wobei  Letzterer  sprach:  „Derallmäch- 
„tige  Gott,  der  mit  diesem  Scepter  Euch  die  Königliche  Würde 


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30 

„gegeben  hat,  verleihe  Euch  Gnade,  damit  Ihr  in  dieser  höch- 
„slcn  irdischen  Hoheit  allezeit  mit  Tugend  vorleuchten,  Gerech- 
„tigkeit  lieben,  das  Ungöttliche  verabscheuen  möget,  durch  un- 
„sern  Herrn,  Jesum  Christum." 

Der  Staatsrath,  Herr  Poppius,  nahm  hierauf  den  Reichsapfel 
vom  Altare  und  gab  ihn,  assistirt  vom  Erzbischofe,  der  Königin 
in  die  rechte  Hand,  nachdem  I.  Majestät  das  Scepter  in  die  Linke 
genommen.  Hierbei  sprach  der  Erzbischof  betend:  „Gott,  der 
„Euch  zur  Königin  der  Schweden,  Gothen  und  Wenden  gesetzet 
„hat,  verleihe  Euch  Seine  Gnade,  dafs  unter  Euch  das  Reich  er- 
„  blühen  möge,  Ihm  zum  Preise  und  zur  Ehre,  Euch  zum  Ruhme, 
„den  Schweden  und  dem  Lande  zum  Nutzen,  zum  Frieden  und 
„zur  Einigkeit." 

Nach  dieser  Handlung  nahmen  L  Majestät  das  Scepter  in  die 
rechte,  die  Weltkugel  in  die  hnke  Hand. 

Auf  ein  Zeichen  des  Reichsmarschalls  stellte  sich  der  Reichs- 
herold auf  die  oberste  Stufe  des  Thrones  und  rief  mit  lauter 
Stimme:  „Nun  ist  die  Königin  Josephina  Maximiliana  Eu- 
„genia  zur  Königin  der  Schweden,  Gothen  und  Wenden  ge- 
„ krönt,  Sie  und  keine  Andere!" 

Der  Rcichsherold  und  alle  Herolde  erhoben  bei  diesem  Aus- 
rufe ihre  Stäbe,  worauf  Trompeten-  und  Paukenschall  und  224 
Kanonenschüsse  ertönten.  Zugleich  stimmte  das  Orchester  einen 
Chor  an,  dessen  Anfangsworte:  ,, Glück  zu  der  Königin!"  u.  s.  w. 
Nach  Beendigung  dieses  wurde  das  Lied  No.  268. :  „Die  ganze 
Welt  freue  sich  des  Herrn"  gesungen.  Als  die  letzten  Strophen 
desselben  verhallten,  hielt  der  Erzbischof  nachstehendes  Schlufs- 
gebet:  „0!  barmherziger  Vater,  der  Du  Gewalt  über  die  Reiche 
„der  Menschen  hast,  der  Du  alle  Reiche  der  Erde  in  Deiner 
„Hand  hältst.  Dir  sei  ewig  Lob  und  Ehre,  dafs  Du  eine  christ- 
„ liehe  und  milde  Königin  über  uns  gesetzet.  Giefs,  o!  barm- 
„ herziger  Vater,  die  Kraft  Deines  heiligen  Geistes  über  Sie  aus; 


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31 

„gieb  Ihr  Weisheit,  gieb  Ihr  Stärke.  —  Sende  Ihr,  o!  Gott,  Hülfe 
„aus  Deinem  Heiligthume,  und  erhöre  Sic  in  Deinem  heiligen 
„Himmel,  damit  Sie  Deinem  Volke  mit  Gnade  helfe  und  mit  Ge- 
„rechtigkcit  vorleuchten  möge.  Bewahre  Sie  und  schenke  Ihr 
„langes  Leben.  Lafs,  Herr,  Ihre  Krone  erblühen  und  befestige 
„Ihren  Thron  zu  Deiner  Ehre,  auf  dafs  Dein  göttlicher  Name  ge- 
,, priesen  und  erhöhet.  Deine  heilige  christliche  Gemeinde  erwei- 
„tert  und  beschützt  werde,  auch  Gerechtigkeit,  Friede  und  Se- 
„gen  bleiben  und  sich  mehren  möge,  durch  Deinen  Sohn,  un- 
„sern  Herrn,  Jesum  Christum.     Amen! 

Nachdem  der  Erzbischof  hierauf  noch  den  Segen  gesprochen, 
begab  sich  die  Königin,  mit  den  so  eben  erhaltenen  Königlichen 
Attributen,  unter  Vortritt  der,  und  gefolgt  von  den  schon  früher 
erwähnten  Personen,  vom  Throne  nach  Ihrem  Sessel  zurück,  wäh- 
rend dessen  die  Musik  aufs  neue  ertönte. 

Jetzt  besann  die  Eidesleistuns;  der  Königlichen  Prinzen  und 
die  Huldigung  der  Stände.  Zu  dem  Ende  erhoben  sich  Se.  Ma- 
jestät der  König  aufs  neue  von  Ihrem  Sessel,  und  begaben  sich 
unter  Vortritt  der  schon  genannten  Hofchargen  nach  dem  Throne. 
—  Der  Thronsessel  war,  gleich  nachdem  die  Königin  ihn  verlas- 
sen, von  den  beiden  dienstthuenden  Ober -Kammerjunkern  um- 
gewendet worden,  so  dafs,  als  Se.  Majestät  nun  denselben  ein- 
nahmen, Höchstdieselben  das  Gesicht  den  Zuschauern  und  den 
Rücken  dem  Altare  zuwendeten.  —  Die  Insignienträger  standen 
wiederum  zu  beiden  Seiten  vorwärts,  die  zwei  Paniere  hinter- 
wärts des  Königs. 

Sobald  Se.  Majestät  sich  auf  den  Thronsessel  gesetzt,  hörte 
die  Musik  auf,  der  Justiz-Staatsminister,  Freiherr  v.  Gyllenhaal, 
stellte  sich  auf  die  oberste  Stufe  des  Thrones  und  rief  mit  lau- 
ter Stimme:  „Hochgeborne  Fürsten,  Kronprinz  und  Erbfürsten 
„des  schwedischen  Reiches,  tretet  vor  und  leistet  dem  Könige 
„Euren  Eid!"  —  I.  I.  K.  K.  Hoheiten,  der  Kronprinz,  die  Herzöge 


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32 

V.  Upland  und  v.  Ost-Gothland  bestiegen  nun  die  Thronestrade 
und  stellten  sich  in  eine  Reihe  unmittelbar  dicht  vor  Sr.  Maje- 
stät auf.  —  Nachdem  Dieselben  die  Kronen  abgenommen  und 
den  hinter  Ihnen  stehenden  Cavalieren  übergeben  hatten,  legten 
I.  I.  Hoheiten,  mit  zum  Himmel  erhobener  Rechte,  den  vom  Mi- 
nister vorgesprochenen  Eid  mit  deutlicher  Stimme  ab.  —  Nach 
dieser  heihgen  Handlung  umarmten  Höchstdieselben  den  König- 
lichen Vater.  —  Welchen  Eindruck  dieser  kräftige,  weittönende, 
wie  aus  Einem  Munde  gesprochene  Eid  und  die  darauf  folgende 
Scene  der  Umarmung  Sr.  3Iajestät  auf  die  Versammlung  ausübte, 
läfst  sich  nicht  beschreiben.  Alle  Herzen  waren  überwältigt  und 
manches  Auge  mit  Thränen  benetzt. 

Nach  dieser  heiligen  Handlung  setzten  die  Prinzen  Ihre  Kro- 
nen wieder  auf,  wobei  dem  Kronprinzen  die  vom  Könige  auf  dem 
Wege  zur  Kirche  getragene  Kronprinzen -Krone  gereicht  ward, 
und  begaben  Sich  auf  Ihre  Plätze  zurück,  nachdem  Höchstdie- 
selben auf  diesem  Wege  I.  Majestät  die  Königin  ebenfalls  um- 
armt hatten. 

Hierauf  wurde  vom  Reichsmarschall  das  Zeichen  zur  Able- 
gung des  Huldigungseides  gegeben,  worauf  säramtliche  Reichs- 
herren, die  Minister  und  Staatsräthe  sich  nach  dem  Throne  be- 
gaben und  sich  dort  zu  beiden  Seiten  desselben  stellten. 

Der  Reichsherold,  auf  die  oberste  Stufe  des  Thrones  tretend, 
rief  nun  mit  lauter  Stimme:  ,,Gute  Herren  der  Ritterschaft  und 
„des  Adels,  gute  Männer  des  Priesterstandes,  gute  Männer  des 
„Rürgerstandcs  und  gute  Männer  des  Bauernstandes,  leistet  dem 
„Könige  Euren  Eid!" 

Die  Reichsstände,  so  wie  die  ganze  Versammlung,  erhoben 
sich  nun  von  ihren  Stühlen,  und  schwuren  stehend,  mit  zum  Him- 
mel erhobener  Rechten,  den  vom  Staatsminister  vorgesproche- 
nen Eid,  nicht  allein  wie  aus  Einem  Munde,  sondern  dem  Aus- 
drucke nach  wie  aus  Einem  Herzen  und  aus  Einem  Sinne. 


%) 


Hiernächst  begaben  sich  Se.  Majestät  der  König  wiederum  vom 
Throne  nach  Ihrem  Sessel  zurück,  worauf  der  Gesang  No.  272: 
„Nun  danket  alle  Gott"  u.  s.  w.  angestimmt  ward. 

Nach  Beendigung  dieses  Liedes,  es  war  halb  2  Uhr,  ertönte 
der  vom  Kapellmeister  Berwald  componirte  Krönungsmarsch 
und  die  Prozession  setzte  sich  in  Bewegung,  um  nach  dem 
Schlosse  zurückzukehren.  Die  Ordnung  derselben  war  die  schon 
früher  beschriebene,  doch  mit  der  Veränderung,  dafs  jetzt  alle 
Staatsminister  die  Person  Sr.  Majestät  umgaben,  und  dafs  dieje- 
nigen Reichsherren  oder  höheren  Beamten,  welche  die  Insignien 
getragen,  mit  denen  I.  1.  Majestäten  nun  selbst  bekleidet  waren, 
ihre  Plätze  unter  den  Reichsständen  einnahmen. 

Der  Regen  hatte  glücklicherweise  aufgehört  und  der  Himmel 
sich  erheitert,  so  dafs  die  Prozession  daher  den  längeren  Weg 
über  und  durch  die  früher  schon  erwähnten  Plätze  und  Strafsen 
nehmen  konnte.  —  Als  Se.  Majestät  aus  der  Kirche  traten,  er- 
tönte ein  ununterbrochener  Jubel  des  Volkes,  der  sich  beim  Er- 
scheinen der  Königin  erneuerte  und  I.  I.  Majestäten  bis  zum 
Schlosse  begleitete.  Aus  allen  Fenstern  wehten  Tücher  und  wur- 
den Blumen  als  freudige  und  herzliche  Glückwünsche  den  Neu- 
gekrönten zugeworfen.  Alle  Glocken  läuteten,  und  feierlich  lang- 
sam, mit  öfterem  Anhalten,  bewegte  sich  die  Prozession  ihrem 
Ziele  zu.  Wer  diesen  Zug  mit  angesehen  hat,  wird  sich  seiner 
nicht  ohne  die  freudigste  Rührung  erinnern  können;  es  war  eine 
Art  Triumphzug,  wie  kaum  die  Phantasie  ihn  reizender  zu  schil- 
dern vermag. 

Um  halb  3  Uhr  war  die  Prozession  im  Schlosse  angelangt  und 
löste  sich  dann  auf  Allerhöchsten  Befehl  auf  —  Um  3  Uhr  war 
grofse  Mittagstafel  bei  Sr.  Majestät,  wozu  672  Personen  eingela- 
den waren,  unter  denen,  aufser  den  ersten  Hof-  und  Staatsbeam- 
ten, alle  Bischöfe  und  140  Mitglieder  der  Reichsstände  sich  befan- 
den.    Die  Bewirthung  war  könighch  und  in  10  gröfseren  Sälen 


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34 

und  Zimmern  eingerichtet.  1. 1.  Majestäten  und  die  Prinzen  hat- 
ten gleich  nach  Ihrer  Zurückkunft  im  Schlosse  die  königlichen 
und  fürstlichen  Attribute  abgelegt.  Der  König  und  die  Prinzen 
erschienen  bei  der  Tafel  in  einer  neuen  Tracht,  dem  Schnitte 
nach,  der  in  früheren  Zeiten  gebräuchlichen  Nationaltracht  ähn- 
hch,  bestehend  aus  hellblauem  WafFcnrock,  Beinkleidern,  Stie- 
feln und  mit  Hermelin  besetzten  kurzen  Mänteln,  alles  von  Sam- 
met,  rundem  schwarzen  Hute  mit  Panaschen  und  DiamantagrafFe. 

Die  Königin  trug  statt  der  Krone  ein  kostbares  Diadem  von 

Juwelen;  Robe  und  sonstiger  Schmuck  waren  unverändert. 

An  der  Tafel  1. 1.  Majestäten  speisten  die  Sprecher  der  Reichs- 
stände, die  Reichsherren,  Seraphinenritter,  Minister  und  Staats- 
räthe  mit  ihren  Gemahlinnen,  die  Ober-Hofmeisterin  der  Köni- 
ein  und  der  Gouverneur  von  Stockholm. 

Die  Minister  der  auswärtigen  Angelegenheiten  und  des  Krie- 
ges gaben  zu  Ehren  des  Tages  glänzende  Diners  in  ihren  Hotels; 
ersterer  hatte  das  diplomatische  Corps,  letzterer  sämmtliche  De- 
putirle  der  Armee  und  Flotte  zu  sich  geladen. 

Die  Garnison  und  die  Armen  der  Hauptstadt  wurden  ebenfalls 
reichlich  bedacht.  In  den  Kasernen  hatten  die  Commandeure 
auf  Befehl  und  Kosten  des  Königs  Festlichkeiten  und  Bewirthun- 
gen  veranstaltet.  Besonders  erfuhren  jedoch  die  Armen,  dafs 
mit  dem  Tode  des  Hochseligen  Königs,  der  ihre  Noth  so  oft  lin- 
derte, die  Theilnahme  für  sie  nicht  verschwunden  sei.  Der  Kö- 
nig hatte  nämlich  für  jeden  Armen  der  Stadt  eine  Gratification 
von  32  Schil.  Banco  ausgesetzt,  und  befohlen,  dafs  zwei  Drit- 
theile dieser  Summe  zu  ihrer  Bewirthung  angewendet,  ein  Drit- 
theil aber  ihnen  baar,  zu  kleinen  Ausgaben,  ausgezahlt  werde. 
—  In  Gegenwart  ihrer  respectiven  Directoren  wurden  nun  von 
diesen  Mitteln  alle  Armen-Anstalten  reichlich  bewirthet.  Aufser- 
dem  aber  hatte  die  Munificenz  des  Königs  102  Kindern  des  Frei- 
maurer-Kinderhauses,   185  des  allgemeinen  Kinderhauses,   der 


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Anstalt  für  verwahrloste  Kinder,  der  Murbeckschen  Mädchen- 
schule und  den  Irren  der  Anstalt  zu  Danviken  festhche  Speisun- 
gen bereiten  lassen.  Die  Anordnungen  dieser  Festessen  Avarcn 
eben  so  hübsch,  wie  sie  für  den  Zuschauer  rülu-end  anzusehen 
waren.  In  den  Kinderhäusern  belustigten  sich  die  Kleinen  mit 
Tanz,  und  in  der  Anstalt  für  sittlich -verwahrloste  Kinder  hatten 
die  Kinder  die  schön  erleuchteten  Säle  mit  den  Namenszüsen 
I.  I.  Majestäten,  aus  Blumen  gebildet,  so  wie  auch  mit  einem 
Transparente,  geschmückt.  Nach  beendigtem  Feste  tranken  die 
Kinder  auf  das  Wohl  der  Gekrönten  und  sangen  die  Yolkshymnc. 

Den  paucres  honteux  der  Hauptstadt  hatte  der  König  durch 
die  Gesellschaft  „die  Freunde  der  Armen"  1000  Th.  Banco  über- 
senden lassen,  welche  Summe  an  400  Personen  vertheilt  wurde. 

Das  Kadetten-Corps  wurde  aus  der  königlichen  Küche  bewir- 
thet,  auch  das  Invaliden-Corps  auf  Kosten  des  Königs  gespeist. 

Ein  Privatfest,  welches  an  diesem  Tage  gefeiert  wurde,  wird 
lange  noch  in  der  dankbaren  Erinnerung  der  Gäste  fortleben; 
es  war  beim  Musikahenhändler  Hedbom,  dessen  Haus  ganz  nahe 
dem  Schlosse  gelegen  ist.  Derselbe  hatte  nämlich  die  Anstalt 
sittlich- verwahrloster  Kinder  zu  sich  eingeladen,  um  den  Krö- 
nunsszuc;  aus  seinen  Fenstern  vorüberziehen  zu  sehen.  Nach- 
dem  die  Prozession  vorbeipassirt,  bewirthcte  Herr  Hedbom  die 
Kinder  mit  einer  Mittagsmahlzeit,  wobei  er  eine  dem  Fassungs- 
vermögen der  kleinen  Gäste  angemessene  herzliche  Rede  hielt 
und  auf  das  Wohl  1. 1.  Majestäten  trank.  Er  benachrichtigte  auch 
zugleich  die  Kinder,  dafs  jedes,  zur  Erinnerung  dieses  Tages, 
den  zinnernen  Becher,  woraus  es  die  Gesundheit  des  Herrscher- 
paares getrunken,  als  Geschenk  behalten  könne.  Den  grofsen 
silbernen  Becher,  woraus  er  selbst  trank,  überlieferte  er  dem 
Vorsteher  der  Anstalt,  mit  dem  Wunsche,  dafs  jener  am  2Ssten 
September  künftigen  Jahres  als  ein  Ehrengeschenk  demjenigen 
Knaben  überliefert  werden  möchte,  welcher  sich  durch  sittliche 


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36 

Führung  und  Fleifs  am  meisten  ausgezeichnet  habe.  —  Die  un- 
gekünstehe  Freude  der  Kinder  bei  diesem  Feste  war  rührend 
zu  sehen;  sie  küfsten  und  herzten  ihre  hübschen  Becher  und 
marschirten  dann  in  der  gröfsten  Heiterkeit  nach  Hause. 

Am  Abend  dieses  schönen  Tages  war  die  Hauptstadt  erleuch- 
tet. Sehr  grofsartige  Vorkelirungen  dazu  waren  nicht  getroffen, 
da  man  erfahren,  dafs  der  König  sie  nicht  wünsche,  sie  aber 
auch  nicht  officiell  verboten  habe.  Die  Illumination  wurde  da- 
her sehr  plötzlich  von  der  Bürgerschaft  beschlossen,  fiel  aber 
dennoch  glänzend  aus,  und  mehr  als  das,  da  sie  eine  allgemeine 
und  freiwillige  war.  Jedermann  wufste,  dafs  wenn  er  seine  Fen- 
ster auch  nicht  erleuchte,  ihm  daraus  keine  Unannehmhchkeit 
entstehen  würde.  Nichtsdestoweniger  sah  man  fast  gar  keine 
unerleuchtete,  und  selbst  die  der  entferntesten  Vorstädte  und 
ärmlichsten  Holzhäuser  waren  mit  Lichtern  und  oft  auch  zierlich 
mit  Blumen  geschmückt.  —  Zu  den  brillantest  erleuchteten  Par- 
thien  gehörte  der  Gustav  Adolfs -Markt,  das  Hotel  des  norwegi- 
schen Staatsministers,  der  Blasiiholms-Quai,  das  Hotel  und  der 
Garten  des  Grafen  de  Geer,  das  Ritterhaus,  das  ständische 
Haus,  die  Statuen  Gustav  Adolphs,  Gustavs  HI,  Carls  XHI. 

Der  König  und  die  Königin  fuhren  mit  Ihren  Kindern  um  8  ühr 
durch  einen  grofsen  Theil  der  Strafsen,  und  wurden  von  dem 
wogenden  Volke  mit  dem  herzlichsten  Jubel  begrüfst.  I.  I.  Ma- 
jestäten safsen  in  altmodischen  grofsen  vergoldeten  Staatswagen, 
begleitet  von  einer  Menge  anderer  Hofwagen,  alle  von  vielen  La- 
quaien  mit  leuchtenden  Fackeln  gefolgt.  —  Die  Menschenmasse, 
welche  zu  Wagen  und  zu  Fufse  die  Strafsen  füllte,  war  unbe- 
schreiblich, jedoch  ward  dieser  denkwürdige  Tag  durch  keinen 
Unfall  getrübt. 

Im  neuen  Theater  wurde  zur  Feier  des  Tages  ein  Festspiel 
mit  Liedern  und  Chören,  genannt  „der  Krönungstag",  gegeben, 
dessen  Gemüthlichkeit  gerühmt  ward  und  lebhaften  Anklang  fand. 


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37 

Das  Theater  stellt  den  Altan  der  Nicolaikirchc  vor,  wo  sich  Per- 
sonen aller  Stände  sammeln,  um  von  hier  aus  den  Krönungszug 
zu  sehen.  Es  entspinnen  sich  witzige  und  patriotische  Dialoge, 
man  singt,  sowohl  einzeln  als  im  Chor,  und  das  Ganze  verfehlte 
nicht,  das  Publikum  in  eine  wahrhaft  patriotische  Stimmung  zu 
versetzen.  Zur  Probe  führe  ich  den  Gesang  eines  Matrosen,  in 
freier  üebersetzung,  daraus  an: 

Wenn  der  .Sturm  wiithet, 

Und  die  Welle  das  SchiflF  gegen  die  Wolken  schleudert. 
Wenn  die  Winde  in  dem  Tauwerke  heulen, 
Auf  wen  hofft  dann  die  Besatzung? 
Auf  den  Steuermann  —  denn  ohne  ihn, 
Wie  geht's  auf  stürmischem  Meere? 
Ja,  ist  kein  Steuermann  da, 
Geht  das  Schiff  zu  Grunde.  — 

So  mufs  das  Volk  seine  Hoffnung  auf  den  König  setzen 
Gegen  die  nahenden  Stürme^ 
Denn  will  der  König  Wahrheit  und  Recht, 
So  führt  er  wohl  sicher  das  Schiff  in  den  Hafen. 
Mein  Wahlspruch  sei  daher: 
•  Zu  Land ,  wie  auf  stürmischem  Meer, 
Liehe  und  Ehre  meinem  Könige, 
Ohne  jedoch  ein  Sklave  zu  sein.  — 

Der  Schlufschor  in  diesem  Festspiele  war  ungefähr  folgender: 

Herrlicher  Tag  für  Scandinavien, 

Theuer  für  König  und  Vaterland! 

Sende,   o  Himmel,  dein  Licht  über  den  Norden! 

Schütze  diese  zarten,  diese  heiligen  Bande! 

Laut  erschallt  die  Freude  in  Pallast  und  in  Hütte, 

Laut  ist  der  Jubel  von  Strand  zu  Strand. 

O  Gott!   beschütze  unsern  geliebten  König, 

Du,  der  Du  Könige  und  Völker  in  Deiner  Hand.  — 


Der  29ste  September  ging  ohne  gröfserc  Festhchkeit,  aber 
nicht  ohne  bedeutsame  Feier  vorüber.  In  allen  Kirchen  der 
Hauptstadt  wurde  an  diesem  Tage,  einem  alten  Gebrauche  ge- 
mäfs,  Gottesdienst  und  Danksagungsgebet  für  die  Krönung  abge- 
halten.   1. 1.  Majestäten,  umgeben  von  Ihrer  Familie,  wohnten  dem 


ilS-, 


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Gottesdienste  in  der  Schlofskapelle  bei.  Das  Schlufs dankgebet 
lautete  folgendermafsen:  „Allmächtiger  Gott  Himmels  und  der 
„Erde!  Wir  preisen  Deine  Barmherzigkeit,  dafs  Du  uns  einen 
„König  gegeben,  der  das  Reich  mit  Gerechtigkeit  und  Milde  re- 
„  gieren  will.  Von  Dir  kommt  alle  gute  und  vollkommene  Gabe. 
,,Gieb  Du,  o  König  aller  Könige!  Deinem  Diener  Weisheit  und 
„Kraft,  auf  dafs  er  den  hohen  Beruf,  welchen  Du  ihm  anver- 
„ traut,  nach  Deinem  Wohlgefallen  ausführen  möge.  Lafs  das 
„Land  unter  seinem  Scepter  aufblühen,  Zufriedenheit  und  Fleifs 
„Hand  in  Hand  gehen,  die  Wahrheit  ihr  Licht  verbreiten  und 
„christliche  Tugenden  das  Leben  schmücken.  Vor  Deinem  all- 
„  sehenden  Auge  legen  wir  unsere  Angelegenheiten  mit  erneuer- 
„ten  Gelübden  in  seine  leitenden  Hände,  und  huldigen  ihm  mit 
„Treue  und  Zuversicht.  Gieb  ihm  Deinen  Geist,  um  das  Gute 
„zu  befestigen,  das  Nützhche  zu  fördern  und  das  Schädliche  ab- 
„zuwehren.  Du  hast  der  Obrigkeit  Gewalt  gegeben,  nicht  den 
„Guten  zum  Schrecken,  sondern  den  Bösen  zur  Strafe.  Unsere 
„Unterthänigkeit  sei  nicht  aus  Furcht  vor  der  Strafe,  wohl  aber 
„aus  hebevollem  Gehorsam.  Du  bist  gut  und  milde;  lehre  uns 
„das  Rechte,  damit  wir  unserem  Könige  Freude  machen,  und 
„Friede  und  Ruhe  im  Lande  wohne.  Wir  danken  Dir,  dafs  Du 
„uns  zur  Ehre  und  zum  Vorbilde  ein  gerechtes  und  gehebtes 
„Königshaus  gegeben.  Strecke  Deine  schützende  Hand  über  das- 
„ selbe  aus  bis  in  das  späteste  Alter;  denn,  o  Herr!  Du  segnest 
„ja  die  Gerechten.  Erhöre  unsere  Gebete  und  erfülle  Dein  Ver- 
„  sprechen  nach  Deinem  gnädigen  Wohlgefallen.  Freudeerfüllt 
„beglückwünschen  wir  nun  Deinen  Gesalbten"  u.  s.  w. 

An  diesem  Tage  hatte  der  König  auch  den  Eleven  der  Taub- 
stummen- und  Blindenanstalt  eine  Freude  bereiten  lassen.  Der 
Saal  des  Instituts  w^ar  mit  einem  Transparente  geschmückt,  vor- 
stellend die  Namenszüge  der  Neugekrönten,  von  einem  Eichen- 
laubkranze umgeben.     Darunter  gewahrte  man  die  Devise  des 


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Königs:  „Recht  und  Wahrheit".  —  Aiifser  dem  Personale  der 
Anstalt  nahmen  viele  Anverwandte  und  Freunde  der  Eleven,  so 
wie  auch  andere  Zuschauer,  an  der  Feier  Theil,  welche  bis  in 
die  Nacht  dauerte.  Die  blinden  Mädchen  sangen  das  Volkslied, 
und  Dilettanten  einige  für  die  Gelegenheit  componirte  Gesänge. 
Die  Freude,  welche  sich  auf  den  Gesichtern  der  taubstummen 
Zöglinge  malte,  mufste  auch  den  Härtesten  zu  Thränen  rühren. 


Den  SOsten  September,  Morgens  6  Uhr,  nahm  der  König,  be- 
gleitet von  Sr.  Königl.  Hoheit  dem  Kronprinzen,  Abschied  von  den 
zu  der  Krönungsfeierlichkeit  nach  Stockholm  commandirt  gewe- 
senen Truppen,  welche  sich  nun  wiederum  nach  ihren  Stand- 
quartieren zurückbegeben  sollten.  Sie  waren  in  der  Gegend  des 
Schlosses  in  Linie  aufgestellt,  und  nachdem  Se.  Majestät  die  Front 
derselben  heruntergeritten,  war  Vorbeimarsch,  worauf  der  Rück- 
marsch in  die  Heimath  angetreten  wurde. 

Um  12  Uhr  war  grofse  Glückwunsch- Cour  bei  I.  I.  Majestä- 
ten im  Schlosse,  zu  welcher  sich  der  Hof,  das  diplomatische 
Corps,  die  höchsten  Staatsbeamten  und  alle  Reichsstände  ein- 
gefunden hatten.  Der  König  war  in  Generalsuniform  gekleidet 
und  mit  dem  Seraphinen-  und  Carls  XIII- Orden  geschmückt, 
aufserdem  zierten  die  Brust  Sr.  Majestät  der  preufsische  schwarze 
Adler-,  der  russische  Andreas-  und  der  dänische  Elephanten- 
Orden.  —  Die  Königin  erschien  in  einer  mit  Gold  brodirten  Robe 
mit  hängenden  Aermeln,  deren  Corset  reich  mit  Juwelen  besetzt 
war;  auf  dem  Haupte  schimmerte  ein  Diadem  und  um  den  Hals 
ein  reicher  Schmuck  von  Edelsteinen;  auf  ihrer  Brust  glänzten 
aufserdem  der  russische  Katharinen-,  der  bayerische  Elisabeth- 
und  der  bi"asihanische  Orden  des  südlichen  Kreuzes,  alle  in  Bril- 
lanten. 

Abends  7  Uhr  war  die  erste  grofse  Gala- Oper  im  Königlichen 
Opernhause,  wozu  der  Hof,  die  höchsten  Staatsbeamten  mit  ihren 


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40 

Gemahlinnen,  das  diplomatische  Corps  und  viele  Mitglieder  der 
Reichsstände  eingeladen  waren.  Der  Saal  war  von  zahlreichen 
Kronleuchtern  und  Kandelabern  tageshell  erleuchtet  und  bot  im 
Verein  mit  der  glänzenden  Versammlung  einen  grofsartigen  An- 
blick dar.  Die  vordersten  Sitze  des  ersten,  zweiten  und  dritten 
Ranges  waren  sämmtlich  von  Damen  eingenommen,  deren  ge- 
schmackvolle Toiletten  bei  der  schönen  Reieuchtung  sich  vortreff- 
lich ausnahmen.  —  Die  königliche  Loge  war  durch  Fortnehmen 
der  Ralustrade,  vermittelst  amphitheatralischer  Sitze,  bis  zum  Par- 
quet  hinunter  ausgedehnt  worden,  so  dafs  die  Königliche  Familie 
fast  in  der  Mitte  des  Saales  unter  dem  grofsen  Kronleuchter  safs, 
und  daher  von  der  ganzen  Gesellschaft  aufs  Reste  gesehen  wer- 
den konnte.  Hinter  Höchstdenselben  safsen  die  Reichsherren,  die 
schwedischen  und  norwegischen  Staatsminister  und  Staatsräthe, 
die  ausländischen  Gesandten,  die  Landeshauptleute,  die  Seraphi- 
nenritter,  der  Landmarschall,  der  Erzbischof  und  die  Sprecher 
des  Riirger-  und  Rauernstandes.  Den  vorderen  Theil  des  Par- 
quets,  tiefer  sitzend,  nahmen  die  Reichsstände  ein. 

Die  Königliche  Familie  verliefs  kurz  vor  7  ühr,  in  zwei  ver- 
goldeten Staatswagen  von  6  Pferden  gezogen  und  begleitet  von 
14  Hofwagen,  das  Schlofs,  um  sich  in  die  Oper  zu  begeben. 
Die  königl.  Wagen  waren  von  4,  die  anderen  von  2  Fackelträ- 
gern begleitet,  so  dafs  dieser  Zug  allein  schon  einen  eben  so 
schönen  als  höchst  eigenthiimhchen  Anblick  in  der  Dunkelheit 
gewährte. 

Als  L  L  Majestäten  in  Regleitung  Ihrer  sämmtlichen  Kinder  un- 
ter Vortritt  der  Hofchargen  in  den  Saal  traten,  erhoben  sich  alle 
Zuschauer  von  ihren  Sitzen  und  brachten  dem  geliebten  Herr- 
scherpaare ein  Lebehoch  unter  Trompeten-  und  Paukenschall, 
worauf  die  Volkshymne  angestimmt  wurde. 

Hierauf  begann  Gluck's  Armide,  welche  durch  ihre  vortreff- 
hche  Ausführung,  und  besonders  durch  Fräulein  Jenny  Lind's 


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herrlichen  Gesang,  allen  Anwesenden  einen  grofsartigen  musika- 
lischen Genufs  gewährte. 


Am  2ten  October  liefs  der  König  in  den  grofsen  Sälen  des 
Stadthofes  300  und  in  denen  der  Börse  500  der  ausgezeichnet- 
sten Gesellen  aller  Gcwerke  der  Hauptstadt  mit  einem  Mittags- 
mahle bewirthen.  Die  Directionen  der  Bürgerschaft,  welchen  die 
Leitung  dieser  Feste  übertragen  war,  hatten  durch  gedruckte  Kar- 
ten Einladungen  dazu  ergehen  lassen.  Der  Saal  des  Stadthauses 
war  durch  die  Fürsorge  des  Fabrikbesitzers,  Herrn  Lamm,  aufs 
geschmackvollste  mit  gelben  und  blauen  Draperien  geziert.  Die 
Büste  des  Königs,  umgeben  von  Palmen  und  Blumen,  stand  am 
Ende  des  Saales  auf  einer  Erhöhung.  Alle  Tische  waren  mit  blü- 
henden Gewächsen,  von  Kunstgärtnern  unentgeltlich  dazu  gelie- 
fert, besetzt.  —  Nachdem  die  Eingeladenen  sich  in  den  unteren 
Räumen  des  Gebäudes  versammelt,  begaben  sie  sich  in  Prozes- 
sion hinauf  in  die  Speisesäle.  Bei  ihrem  Eintritte  daselbst  wur- 
den sie  von  dem  Bürgermeister  Holm  an  der  Spitze  von  5  an- 
deren ausersehenen  Wirthen  empfangen,  wobei  das  Orchester  zu- 
gleich einen  Marsch  anstimmte.  AVährend  der  Mahlzeit  brachte 
der  Bürgermeister  Holm  die  Gesundheit  L  L  Majestäten  aus,  wor- 
auf das  Volkslied  abgesungen  ward.  Das  Musikcorps  des  2ten 
Garde-Regiments  musicirte  während  des  Essens  unaufhörlich.  Zu 
Ende  der  Tafel  wurden  noch  Toaste  auf  das  Wohl  der  Königli- 
chen Prinzen,  der  Industrie  und  des  Fabrikwesens  von  verschie- 
denen Wirthen  vorgeschlagen.  Am  Schlüsse  des  Festes  begehrte 
der  Uhrmachergeselle  Cederskog  das  Wort  und  äufserte  sich 
im  Namen  der  Geladenen  folgendermafsen :  „Meine  Herren !  nächst 
„der  unterthänigsten  Dankbarkeit,  die  wir  der  hohen  Person  schul- 
„dig  sind,  welche  durch  diese  Festlichkeit  allen  Gesellenvereinen 
„einen  so  deutlichen  Beweis  Ihrer  Gnade  und  Ihres  Wohlwollens 
„gegeben,  womit  Sie  auch  diese  Klasse  der  menschlichen  Ge- 


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42 

„Seilschaft  umfafst,  dürfte  es  in  der  Ordnung  sein,  auch  denje- 
„nigen  Herren,  welche  als  AYirthe  dieser  Versammlung  vorstan- 
„den,  durch  einen  Toast  unsere  Dankbarkeit  zu  bezeigen.  — 
„Lassen  Sie  uns  auch  diese  Gelegenheit  benutzen,  dieselben  zu 
„bitten,  Sr.  Majestät  dem  Könige  unsern  einstimmigen,  aufrich- 
„tigen  und  unterthänigsten  Dank  für  die  uns  zu  Theil  gewordene 
„Gnade  auszudrücken,  Ihm,  der  es  nicht  unter  Seiner  Würde  hielt, 
„dieser  Klasse  Seiner  zukünftigen  Bürger  so  grofses  Wohlwollen 
„zu  erzeigen.  —  Ja!  meine  Herren!  wir  brauchen  nicht  zu  glau- 
„ben,  dafs  Se.  Majestät  die  Absicht  gehabt  hat,  nur  allein  durch 
„ein  Festessen  uns  Seines  gnädigen  Wohlwollens  zu  versichern: 
„nein,  Se.  Majestät  hat  uns  damit  auch  verstehen  lassen  wollen, 
„dafs  unsere  Klasse  ebenfalls  eine  Bedeutung  in  der  menschli- 
„chen  Gesellschaft  hat,  so  wie,  dafs  Er  nun  und  ferner  Alles  thun 
„wolle,  was  das  Aufblühen  der  Gewerke  und  eine  bessere  Aus- 
„sicht  für  deren  Arbeiter  fördern  kann.  Den  freundlichen  Wir- 
„then  ein  Lebehoch I"  —  Um  6  Uhr  schlofs  das  Fest,  und  die 
Versammlung  trennte  sich  mit  den  besten  Wünschen  und  dank- 
baren Herzen  für  den  hohen  Geber. 

Zu  derselben  Zeit  waren  an  diesem  Tage  500  Gesellen  aller 
Gewerke  im  unteren  Börsensaale  zur  Mittagstafel  vereinigt.  An 
dem  einen  Ende  des  Saales,  auf  einer  Estrade,  stand  die  Büste 
des  Königs  unter  Palmen  und  Lorbeerbäumen;  darunter  las  man 
den  Wahlspruch:  „Recht  und  Wahrheit",  in  vergoldeten  Buch- 
staben. Auf  der  entgegengesetzten  Wand  war  der  Namenszug 
des  Königs  mit  der  Krone,  aus  Blumen  und  Laubwerk  gebildet, 
angebracht;  unter  demselben  las  man  nachstehende  schwedische 
anspruchslose  Verse: 


Af  bog  och  lug,  af  gammal,  ung  YonHochumlGering,  von  Grofs  und  Klein 

Välsignas  niu  var  adle  Kiing  Gesegnet  soll  der  König  sein  5 

Ty  alla  klassar  af  nationen,  Denn  alle  seines  Volkes  Glieder 

Han  hägnar,  lika  huld,  fran  thronen.  Beschh-mt  Er  milde,  hold  und  bieder. 


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Die  Tische  waren  geschmackvoll  mit  blühenden  Gewächsen,  Blu- 
men und  grofsen  Torten  geziert.  —  Die  Gäste  hatten  sich  um 
3  Uhr  eingefunden,  und  wurden  von  12  vom  Magistrate  dazu 
ausersehenen  Bürgern  als  Wirtlien  empfangen.  Am  Ende  der 
Mahlzeit  brachte  der  als  Wirth  fungirende  Alterman  Gustafs- 
son  die  Gesundheit  des  Königs  aus,  welche  mit  dem  lebhafte- 
sten Enthusiasmus  unter  Trompeten-  und  Paukenschall  getrun- 
ken wurde.  Hierauf  stimmte  man  das  Volkslied  an.  Nachdem 
noch  Toaste  auf  das  Wohl  aller  Mitglieder  der  Königlichen  Fa- 
milie ausgebracht  worden,  ijab  der  später  eingetroffene  Gouver- 
neur  der  Hauptstadt  das  Zeichen  zum  Liede:  „0!  Prinz,  Du 
kommst  vom  Königssaale"  u.  s.  w.,  welches  alle  Gäste  mit  Be- 
eeisteruuE;  sangen. 

Diese  Feste  in  der  Börse  und  dem  Stadthause,  welche  der 
König  den  Gewerkschaften  gab,  gewährten  einen  höchst  eigen- 
thümlichen,  erfreulichen  Anblick.  Man  denke  sich  die  grofse  An- 
zahl schwarz  gekleideter  junger  Männer  von  den  ungleichsten 
Gewerken  gemischt  neben  einander  sitzend,  die  meisten  wahr- 
scheinlich zum  ersten  Male  in  ihrem  Leben  zusammentreffend; 
Leute,  die  während  der  ganzen  Woche  den  Tag  über  arbeiten 
müssen,  selten,  oder  Manche  vielleicht  niemals,  einer  Festmahlzeit 
beigewohnt  hatten,  dabei  die  gröfste  Sitte  und  das  anständigste 
Benehmen,  und  man  wird  sich  einen  Begriff  machen  können  von 
dem  angenehmen  Eindrucke,  welchen  die  Zuschauer  dieser  Mahl- 
zeiten empfinden  mufsten ,  denen  ein  Herz  für  das  Wohl  dieser 
wichtigen  Klasse  der  menschlichen  Gesellschaft  im  Busen  schlägt. 
—  Anfangs  herrschte,  wie  natürlich,  eine  gewisse  Zurückhaltung 
unter  den  Versammelten;  doch  diese  verschwand  bald,  und  er- 
freut durch  die  hübschen  Anordnungen,  die  freundliche  und  splen- 
dide Bewirthung,  die  Veranlassung  des  Festes  und  den  Reben- 
saft, wurden  die  jungen  Männer  bald  in  eine  heitere  Stimmung 
versetzt.    Die  Gespräche  wurden  allgemeiner,   und  als  die  Ge- 

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sundheitcn  I.  I.  Majestäten  und  der  übrigen  Mitglieder  des  Königl. 
Hauses  getrunken  ^\TIrden,  brach  die  Gesellschaft  in  einen  wahr- 
haft begeisterten  Jubel  aus. 

An  diesem  Tage  fand  die  zweite  Gala -Oper  statt.  Wie  bei 
der  ersten,  waren  ebenfalls  an  alle  hohe  Staatsbeamte,  den  Hof 
und  die  fremden  Gesandten  Einladungen  dazu  ergangen;  dies- 
mal jedoch  waren  aufserdem  viele  Repräsentanten  der  Industrie 
und  des  Handels  geladen  worden.  Die  Königl.  Familie  begab 
sich  wiederum  in  Staatswagen,  von  Fackelträgern  begleitet  und 
von  einer  Schwadron  Garde -Husaren  escortirt,  nach  dem  Opern- 
hause. Es  wurde  an  diesem  Abende  Bellini's  Nachtwandlerin 
gegeben,  worin  Fräulein  Jenny  Lind  durch  ihr  ausgezeichnetes 
Talent  wiederum  die  hohe  Versammlung  entzückte.  Nach  Been- 
digung der  Oper  fühi'te  das  Corps  de  ballet,  im  Verein  mit  den 
meisten  Mitgliedern  der  Bühne,  Nationaltänze  auf.  I.  I.  Majestäten 
wurden  beim  Eintritte  in  den  Saal,  so  wie  beim  Verlassen  des- 
selben, mit  dem  Nationalliede  begrüfst. 


Den  4ten  October  liefs  der  König  die  Anstalt  der  Waisenmäd- 
chen, genannt  Murbecksche  Mädchenschule,  sowohl  zu  Mittag 
als  Abends,  bewirthen.  Es  wurde  an  diesem  Tage  die  dritte 
und  letzte  Gala-Oper,  Norma,  gegeben,  in  welcher  Fräulein  Jenny 
Lind  abermals  durch  ihren  entzückenden  Gesang  bezauberte. 
Alle  Anordnungen  waren  wiederum  dieselben,  wie  bei  den  schon 
vorhin  erwähnten  beiden  Opern.  Diesmal  ward  die  Königliche 
Famihe  von  der  berittenen  Bürgerschaft  nach  und  von  dem  Opern- 
hause escortirt.  —  Zu  dieser  Vorstellung  waren  auch  eine  Menge 
Billets  zu  den  oberen  Ranglogen  an  Handlungsdiener  und  Buch- 
drucker-Gehülfen  ausgetheilt  worden. 


Am  5ten  October  liefs  der  König  im  unteren  Börsensaale  200 
Seeleute  mit  einem  Festessen  bewirthen.  —  Der  geschmackvoll 


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decorirte  Saal  war  mit  der  Büste  Sr.  Majestät,  umgeben  von  den 
Attributen  des  Handels  und  der  Schifffahrt,  geschmückt.  Die 
Gäste,  bestehend  aus  Schiffern,  Steuermännern  und  Matrosen, 
wurden  bei  ihrer  Ankunft  von  den  ausersehenen  Wirthcn  empfan- 
gen. Am  Schlüsse  der  Mahlzeit  wurden  unter  herzlichem  Jubel 
Gesundheiten  auf  das  Wohl  I.  I.  Majestäten  und  der  Königl.  Fa- 
milie getrunken. 

Se.  Majestät  der  König  hatten  an  diesem  Tage  auch  mit  ge- 
wöhnlicher Grofsmuth  der  Irrenanstalt  zu  Danviken,  in  der  Nähe 
der  Hauptstadt,  gedacht.  Ueber  180  Personen  beiderlei  Ge- 
schlechts wurden  hier  an  5  Tischen  gespeist.  Die  betdägerigen 
und  diejenigen  Kranken,  welche  nicht  mit  den  anderen  zusam- 
men gelassen  werden  durften,  bekamen  Extraspeisungen  in  ihren 
Zellen;  alle  übri2;en  aber  afsen  unter  Aufsicht  der  Aerzte  und 
des  dienenden  Personals.  Bemerkenswerth  war  die  ruhige  Hal- 
tung der  Geistesschwachen,  nachdem  sie  mit  der  Bedeutung  der 
Feier  bekannt  gemacht  worden.  In  ihre  besten  Kleider  geklei- 
det, ein  Mittel,  welches  gewöhnhch  Sanftmuth  bei  diesen  Kran- 
ken erweckt,  begaben  sie  sich  still  in  der  ihnen  angewiesenen 
Ordnung  auf  ihre  Plätze.  Der  Prediger  der  Anstalt  hielt  ein  lau- 
tes Tischgebet,  und  während  des  Mahles  herrschte  die  gröfste 
Ruhe  und  Ordnung.  Der  Oberarzt,  Dr.  Sonden,  hielt  eine  herz- 
liche, den  Begriffen  der  Kranken  angepafste  Rede,  wobei  er  die 
Gesundheit  des  Königs  ausbrachte;  dieselbe  wurde  von  den  Kran- 
ken mit  einem  Hurrah  beantwortet,  wobei  einer  von  ihnen  in  poe- 
tischer Aufregung  die  Strophe  aus  dem  bekannten  Schauspiele 
Wallins:  „die  Vereinigung",  recitirte:  „Ein  König,  ein  Volk,  ein 
Land,  soll  unsere  Losung  sein!"  —  Erheitert  durch  das  Fest 
begaben  sich  diese  Unglücklichen  in  ihre  Zimmer  und  zu  ihren 
Beschäftigungen  zurück. 


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Am  7ten  October  gab  der  König  ein  glänzendes  Fest  in  dem 
Reichssaale  und  den  angrenzenden  Gemächern  des  königl.  Schlos- 
ses, wozu  über  1800  Personen  eingeladen  worden  waren ;  unter 
diesen  alle  Reichsstände  und  Viele  vom  Bürgerstande  der  Haupt- 
stadt. —  Dieses  wahrhaft  königliche  Fest  zeigte  den  glänzend- 
sten, grofsartigsten  Charakter,  dessen  Bild  in  keinem  der  Gäste 
sobald  erlöschen  wird.  Nicht  leicht  dürfte  aber  auch  ein  Lokal 
in  einem  Schlosse  sich  besser  zu  einer  Festhchkeit  solcher  Art 
eienen,  als  der  Reichssaal  des  Stockholmer  Schlosses.  Dieser 
Saal  nimmt  die  ganze  eine  Hälfte  des  südlichen  Schlofsflügels 
ein  und  geht  durch  2  Stockwerke,  hu  Fond  desselben,  unge- 
fähr ein  Drittel  des  Saales  ausfüllend,  war  eine  Estrade,  zu  wel- 
cher Stufen  hinaufführten,  errichtet.  In  der  Mitte  der  Wand,  un- 
ter einem  kolossalen  blausammetnen,  mit  goldenen  Kronen  und 
dem  schwedischen  Wappen  bestickten,  Baldachin  standen  die 
Sessel  für  die  Königliche  Familie.  Rechts  und  links  des  Balda- 
chins erhoben  sich  die  kolossalen  Marmorstatuen  der  Könige 
Carl  XIV.  Johann  und  Gustav  II.  Adolph,  vom  Professor  By- 
ström  in  Italien  verfertigt.  Die  ganze  Erhöhung  war  mit  einem 
prächtigen  Gobelinteppich,  noch  ein  Geschenk  des  Königs  Lud- 
wig XV.  von  Frankreich  an  König  Friedrich  L,  bedeckt. 

Zu  beiden  Seiten  der  Königl.  Stühle,  längs  der  langen  Wand, 
standen  mehrere  Reihen  vergoldeter  Tabourets  für  die  Sprecher 
der  Reichsstände,  die  Reichsherren,  Seraphinenritter,  Staatsräthe, 
die  höheren  Hofchargen  und  das  diplomatische  Corps  und  deren 
Gemahlinnen  und  Damen. 

Die  übrigen  zwei  Drittheile  des  Saales  wurden  zum  Tanzen 
benutzt.  Längs  der  Wände  dieses  Theils  des  Raumes  zieht  sich 
eine  auf  Colonnen  ruhende  Gallerie,  welche  mit  blauem  Sammet 
und  goldenen  Kronen  drapirt  war.  Zu  dieser  Tribüne  waren 
Zuschauerbillets  für  600  nicht  bei  Hofe  präsentirter  Damen  der 
gebildeten  Klasse,  alle  im  Ballanzuge  gekleidet,  ausgetheilt.  — 


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3500  Wachskerzen,  thcils  in  40  Kronleuchtern,  theils  in  2  Licht- 
reihen um  den  Saal  i»;ehend,  angebracht,  so  wie  unzählige  ko- 
lossale vergoldete  Candelaber  auf  der  Estrade  mit  ihren  Kerzen, 
füllten  den  Saal  wie  mit  einem  Lichtmeer.  Dieses,  auf  die  weifsen 
Wände  des  mit  vielen  allegorischen  Figuren,  Colonnen  und  Gal- 
lonen gezierten  Raumes  seinen  Glanz  werfend,  gewährte  einen 
wahrhaft  feenartigen  Anbhck.  —  Die  angrenzenden  Gemächer 
waren  ebenfalls  reich  und  geschmackvoll  decorirt.  Zwischen  7 
und  8  Uhr  versammelte  sich  die  Gesellschaft.  Alle  Damen  wa- 
ren in  weifsen  Ballkleidern,  die  Nichttanzenden  mit  Schleppen. 
Die  Commandeurc  der  Grofskreuze  der  Königlichen  Orden  tru- 
gen auf  ihren  Gala-Uniformen  die  grofsen  Ordensketten.  —  Die 
Uniformen,  welche  man  bei  diesem  Feste  erblickte,  waren  eben 
so  mannigfaltig  als  prachtvoll;  man  bemerkte  neben  der  einfa- 
chen der  schwedischen  Flotte  das  prächtige  ungarische  Kostüm 
des  Grafen  Esterhazy,  so  wie  die  poetische  und  grofse  Er- 
innerungen erweckende  Tracht  der  Bauern  aus  Dalekarlien.  — 
Gleich  nach  8  Uhr  verkündeten  Trompeten-  und  Paukenschall 
die  Ankunft  I.  L  Majestäten  und  der  Königlichen  Familie.  Der 
König  war  an  diesem  Abende  wiederum,  wie  bei  der  Krönung, 
im  blausammetnen  Waffenrock  geldeidet;  über  den  Schultern 
Sr.  Majestät  hing  ein  kurzer,  mit  Hermelin  besetzter  Sammet- 
mantel,  auf  welchem  der  Seraphinenstern  in  Brillanten  glänzte; 
um  den  Hals  trugen  Allerhöchstdieselben  die  grofsen  Ordens- 
ketten und  an  der  Seite  ein  antikes  Ritterschwert,  dessen  Griff 
mit  edlen  Steinen  besetzt  war,  ein  theures  Erbtheil  des  berühm- 
ten Vaters,  der  dasselbe  bei  grofsen  Feierlichkeiten  auch  immer 
zu  tragen  pflegte.  In  der  Hand  hielt  der  König  einen  runden 
Sammethut  mit  Panaschen,  dessen  Band  und  Agraffe  aus  Juwe- 
len bestanden.  —  L  Majestät  die  Königin  trugen  eine  Robe  von 
drap  (Vor,  deren  Leibchen  und  Schleppe  von  blauem  Sammet; 
auf  dem  Haupte  funkelte   ein  kostbares  Diadem,  um  den  Hals 


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ein  reiches  Collier  von  Juwelen,  und  die  Brust  zierten  wiederum 
die  schon  früher  erwähnten  Ordenssterne  in  Brillanten  und  das 
grofse  Band  des  Katharinenordens.  —  Die  Prinzen  waren  ganz 
so  wie  der  König,  doch  weniger  reich,  was  die  Edelsteine  be- 
trifft, gekleidet.  —  I.  I.  Majestäten  geruhten  den  Ball  mit  einer 
Polonaise  zu  eröffnen,  welche  beinahe  eine  Stunde  dauerte  und 
in  welcher  Allerhöchstdieselben  mit  den  vornehmsten  Damen 
und  Herren  der  Gesellschaft  tanzten.  —  In  den  darauf  folgen- 
den Tänzen  sah  man  die  drei  ältesten  Königlichen  Prinzen  als 
die  eifrigsten  und  leutseligsten  Tänzer  wiederum  wie  immer  ihre 
Plätze  behaupten. 

1. 1.  Majestäten  der  König  und  die  Königin  liefsen  es  Sich,  so 
grofs  auch  die  damit  verbundene  Beschwerde  in  dem  grofsen 
Gedränge  war,  angelegen  sein,  als  freundliche  Wirthe  Ihre  Gäste 
willkommen  zu  heifsen  und  Sich  mit  einer  grofsen  Anzahl  der 
Eingeladenen  aller  Stände,  der  Bürger  und  Bauern,  auf  das  leut- 
seligste zu  unterhalten. 

Um  12  Uhr  verkündeten  Trompetenstöfse  die  Beendigung  des 
Tanzes,  und  die  Gesellschaft  begab  sich  nun  zum  Souper,  wel- 
ches in  12  Sälen  aufs  glänzendste  servirt  war.  Zu  der  Königl. 
Tafel  waren  60  Personen  befohlen,  worunter,  aufser  den  höch- 
sten Staats-  und  Hofbeamten,  auch  die  Sprecher  der  Reichs- 
stände, so  wie  die  fremden  Gesandten  mit  ihren  Gemahlinnen. 
Gegen  2  Uhr  endete  dieses  schöne  Fest,  welches  durch  seine 
glänzenden  Veranstaltungen,  durch  frei  waltende  Freude  und  die 
liebenswürdige,  ungekünstelte  Freundlichkeit  der  hohen  Festgeber 
gewifs  allen  Anwesenden  stets  unvergcfslich  sein  wird. 

Da  bei  der  vorgeschrittenen  Jahreszeit,  im  October,  der  Nor- 
den von  fremden  Reisenden  gewöhnlich  weniger  zahlreich  besucht 
ist,  und  wegen  der  beschwerhcheren  Rückreise  in  dieser  Zeit  von 
denselben  früher  verlassen  werden  mufs,  so  waren  auch  im  All- 
gemeinen nur  wenige  Ausländer  bei  der  Krönung  gegenwärtig. 


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Das  diplomatische  Corps  und  diejenigen  Fremden,  welche 
den  Festlichkeiten  mit  beiwohnten,  bestanden  aus  nachstehenden 
Personen: 

Von    Ocstcrreicii: 

Graf  V.  Wo  y  na,  General-Major,  aufserordenthcher  Gesandterund 

bevollmächtigter  Minister. 
Graf  V.  Thürheim,  Lieutenant  und  Adjutant. 
Graf  Valentin  Esterhazy,    Charge  (V affaires. 

Vou   Euglaud: 

Sir  T.  C  artwright,  aufserordenthcher  Gesandter  und  bevollmäch- 
tigter Minister. 

Herr  Gordon,  Legationssecretair. 

Herr  Herries,  Attache. 

Sir  John  Ross,  General -Consul. 

Herr  Gordon,  Capitain. 

Lady  C artwright,  geb.  Gräfin  Sandizell,  Gemahlin  des  Ge- 
sandten. 

Mistress  Gordon. 

Lady  Ross. 

Lady  Mountjoyc-Martyns. 

Miss  Gordon. 

Miss  Rigby. 

Miss  Ramsay. 

Von    Rufslaud: 

Herr  v.  Anrep,  General-Lieutenant,  von  Sr.  Majestät  dem  Kai- 
ser besonders  zur  Krönung  gesandt. 

Raron  v.  Krüdener,  aufserordentlicher  Gesandter  und  bevoll- 
mächtigter Minister. 

Herr  v.  Rodisko,  Oberst,  Attache. 

Herr  v.  Glinka,  Legationssecretair. 

Herr  Lavonius,  General -Consul. 

Herr  van  Rrienen,  Staatsrath. 


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50 

Baron  v.  Mannerheim,  Kamraerjunker. 
Herr  v.  Kudriafskj,  Oberst. 
Frau  van  Brienen. 
Frau  V.  Bodisko. 
Frau  V.  Lavonius. 

Von   P  r  e  u  f  s  e  11 : 

Graf  V.  Galen,  aufserordentlicher  Gesandter  und  bevollmächtig- 
ter Minister. 

Baron  v.  Arnim,  Legationssecretair. 

Herr  v.  Voigts-Bhetz,  Capitain  und  Adjutant  im  Begimente 
Sr.  Majestät  des  Königs. 

Von    Dänemark: 

Graf  V.  Moltke,   aufserordentlicher  Gesandter  und  bevollmäch- 
tigter Minister. 
Graf  v.  Plessen,  Legationssecretair. 

Von    Frankreich: 

Graf  V.  Mornay,  aufserordentlicher  Gesandter  und  bevollmäch- 
tigter Minister. 
Herr  Lob  st  ein,  Legationssecretair. 

Von    Holland: 

Herr  Martini,  Minister -Besident. 
Herr  v.  Dubois,  Attache. 

Von    Belgien: 

Herr  v.  Jaegher,  Charge  d' affaires. 

Von    Portugal: 

Herr  Da  Silva  Lourciro,  Charge  d' affaires. 
Herr  Beyer,  General -Consul. 

Von    Spanien: 

Herr  de  Moreno  y  Landaburu,  Charge  d' affaires. 
Herr  Garaycoechea,  Legationssecretair. 
Herr  de  Moreno,  Attache. 


Am  9ten  October  gab  der  englische  Gesandte,  Sir  T.  Cart- 
wright,  zur  Feier  der  Krönung  eine  grofse  Soiree,  welche  1. 1.  Ma- 
jestäten und  die  drei  ältesten  Prinzen  dui'ch  Ihre  Gegenwart  beehr- 
ten. Das  Hotel  des  Gesandten  war  glänzend  erleuchtet  und  zeich- 
nete sich  durch  ein  Transparent,  die  Namenszüge  der  Neugekrön- 
ten vorstellend,  welches  in  der  Dunkelheit  von  grofsem  Effekt 
war,  besonders  aus. 

An  demselben  Abend  hatte  der  König  allen  Schauspielern  des 
Königlichen  Theaters  ein  Ballfest  mit  Souper  im  Opernhause  be- 
reiten lassen.  Nach  Beendigung  des  Theaters,  um  10  Uhr,  ver- 
sammelten sich  alle  Mitglieder  der  Köni2;l.  Bühne  in  den  dazu 
eingerichteten  und  geschmackvoll  decorirten  Zimmern.  Der  Tanz- 
saal war  mit  einem  Transparent  und  der  Büste  des  Königs,  um- 
geben von  den  schönsten  Blumen  und  Sträuchern,  geziert.  Der 
General -Intendant  der  Königl.  Schauspiele,  Freiherr  v.  Hamil- 
ton, eröffnete  den  Ball  in  einer  Polonaise  mit  der  geschätzten 
Sängerin,  Frl.  J.  Lind,  welche  in  einigen  Tagen  die  Hauptstadt 
verlassen  sollte,  um  ihr  Engagement  beim  Königl.  Theater  in  Ber- 
lin anzutreten.  —  Beim  Souper  wurden  vom  General -Intendan- 
ten Toaste  auf  das  Wohl  I.  I.  Majestäten,  der  Königl.  Familie  und 
das  Gedeihen  der  Kunst  ausgebracht.  Erst  um  4  Uhr  Morgens 
schlofs  dies  heitere  Tanzfest. 


51 

Vou    den    verelnlgtcu    Staaten   Nord-Amerika's: 

Herr  Lay,  Charge  d'affaires. 

Frau  Lay. 

Herr  Todd,  Oberst,  Gesandter  in  St.  Petersburg. 

Von    den    italienischen    Staaten: 

Herr  Cartoni,  Charge  cV affaires. 

Von    Brasilien: 

Herr  Carvalho,  Charge  iV affaires. 


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52 

Den  12len  Octobcr  liefs  der  König  auch  das  Arbeiterpcrsonal 
des  Königl.  Theaters  mit  einem  Abendessen  bewirthen.  —  Sol- 
chergestalt verbreitete  sich  die  Könighche  Huld  nach  allen  Seiten 
und  machte  die  nach  der  Krönung  folgenden  Tage  auch  zu  Ta- 
gen der  Freude  für  die  arbeitenden  Klassen,  für  viele  Unglück- 
liche, so  wie  zu  Ehrentagen  für  das  Verdienst. 

Noch  mehrere  andere  einzelne  Festveranstaltungen  waren  ge- 
troffen worden;  auch  von  allen  Städten  des  Reichs  gingen  Nach- 
richten über  die  daselbst  stattgefundenen  Feste  zu  Ehren  I.  I.  Ma- 
jestäten ein.  Doch  würde  es  zu  weit  führen,  diese  alle  hier  nä- 
her schildern,  ja  nur  erwähnen  zu  wollen.  Es  mag  daher  Alles 
in  dem  Einen  Worte  begriffen  werden,  dafs  alle  Einwohner  Schwe- 
dens die  Zeit  der  Krönung  als  eine  Festzeit  ihres  Lebens  betrach- 
teten, und  sie  in  diesem  Sinne  durch  innere  oder  äufsere  Feier 
bezeichneten. 


Den  14ten  October  liefsen  Se.  Majestät  der  König  eine  grofse 
Ordensverleihung,  so  wie  veränderte  Statuten  des  Schwert-,  Wasa- 
und  Nordsternordens,  bekannt  machen.     (Beilage  B.) 

Dem  Sprecher  des  Priesterstandes,  dem  Erzbischofe  von  Win- 
gard,  verehrten  Se.  Majestät  ein  mit  Brillanten  besetztes  Kreuz, 
dem  Sprecher  des  Bauernstandes,  Hans  Jansson,  eine  grofse 
goldene  Medaille  mit  Allerhöchstdero  Brustbild,  mit  der  Erlaub- 
nifs,  diese  Zeichen  an  goldenen  Ketten  um  den  Hals  tragen  zu 
dürfen. 

Am  löten  October  fand  das  von  der  Ritterschaft  und  dem 
Adel  zur  Feier  der  Krönung  veranstaltete  Fest  in  dem  Brunke- 
berg-Hötel  statt,  wozu  über  1300  Personen  eingeladen  waren. 
Zur  vollständigen  Schilderung  dieses  eben  so  grofsartigen,  als 
in  seinen  kleinsten  Details  geschmackvoll  angeordneten,  Bankets 
würde  allein  schon  eine  kleine  Schrift  nöthig  sein;  ich  gestatte 
mir  daher  nur,   bei  den  engen  Grenzen  dieser  kurzen  Darstel- 


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53 

lungen,  eine  flüchtige  Conturzeichnung  desselben.  —  Das  grofse 
Hötcl  war  in  seiner  ganzen  Front  äufserst  reich  durch  Pech- 
pfannen, Lampen  in  Ampelform  und  Festons  erleuchtet.  Am  Ein- 
gange war  eine  durch  Lampen  gebildete  Ehrenpforte  mit  5  Ar- 
kaden errichtet.  Auf  der  Attika  derselben  las  man  in  Krystall- 
transparent:  DER  XXVIII  SEPTEMBER  MDCCCXXXXIV.  —  Drei 
Stockwerke  des  Hauses  waren  zur  Aufnahme  der  Gäste  einge- 
richtet; das  erste  war  für  den  Tanz  und  die  Gesellschaft,  das 
zweite  und  dritte  für  Servirung  des  Soupers  bestimmt.  Fast  alle 
Räume  waren  mit  blühenden  Sträuchern  und  Blumen  angefüllt, 
so  wie  im  Rococostyle  möblirt.  Die  Versammlung  bewegte  sich 
in  13  gröfseren  Sälen  und  Zimmern,  ohne  die  Erfrischungszim- 
mer, Toiletten  und  Orchesterräume  zu  rechnen.  Der  Tanzsaal 
zeichnete  sich  durch  einfache  und  geschmackvolle  Eleganz  aus. 
Die  Wände  desselben  bestanden  gröfstentheils  aus  Spiegeln ,  in 
welchen  die  Menge  der  Kronen  ihr  Licht  tagcshell  reflectirten. 
—  Hinter  den  Sesseln  der  Königl.  Famihe  bildeten  Fahnen,  Flag- 
gen und  Trophäen  ein  eben  so  sinnreiches  als  schön  angeord- 
netes Dossier. 

Die  Gesellschaft  bestand,  aufser  dem  Adel,  aus  den  ersten 
Staats-  und  Hofbeamten,  dem  diplomatischen  Corps,  Mitgliedern 
des  Priester-,  Bürger-  und  Bauernstandes,  so  wie  aus  allen  ge- 
bildeten Klassen  der  Hauptstadt.  Gleich  nach  8  Uhr  erschienen 
L  L  3Iajestäten,  begleitet  von  den  drei  ältesten  Prinzen.  Diesel- 
ben wurden  am  Eingange  des  Hotels  von  den  12  Wirthen,  an 
deren  Spitze  der  Graf  De  Geer,  empfangen  und  in  den  Ball- 
saal geführt.  —  Nachdem  die  Allerhöchsten  Herrschaften  Ihre 
Sitze  eingenommen,  wurde  zuerst  das  Volkslied  von  der  ganzen 
Versammlung  angestimmt.  Hierauf  sangen  die  Mitglieder  der  har- 
monischen Gesellschaft  nachstehende  vom  Freiherrn  v.  Beskow 
gedichtete  und  vom  Musikdirector  Lindblad  componirte  Hymne: 


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Din  ungdomsdröm,  den  skönaste  pf«  jorden: 
En  älskad  Konung  bland  ett  lyckligt  folk, 
Besannad  är,  o  Kung,  för  Dig,  för  Norden. 
Och  hvarje  hjerta  är  for  Dig  dess  tolk. 
Ej  rubbas  folkets  tro,  ej  thronens  grunder  vaekla, 
Der  Rätt  star  med  sin  vSg  och  Sanning  med  sin  fackla. 

Omkring  sin  Kung  sig  riddarns  sköldborg  sluter 
Pa  fddrens  vis,  som  stal  kring  Irofast  bröst. 
Dig  tackar  folket  for  det  hopp,  det  njuter, 
Var  hyllning  är  ett  genljud  af  Dess  röst. 
Du  friden  hägna  skall^  och  friiieten,  som  Ijuset, 
Skall  glädja  odiarns  fjäll  och  bo  i  Kungahuset. 

Yar  helsad  äfven  Du,  som  miUlt  ses  throna 
Vid  Oscars  sida  med  behagens  kraus. 
Ditt  högsta  smycke  är  ej  maktcns  krona, 
Det  rikaste  är  Dina  dygders  glans, 

Skönt  skimrar  purpurns  raakt,  demantens  strale  brinner, 
Det  Godas  majestät  dock  flera  segrar  vinner. 

En  framtid,  Ijus,  som  Eder  samtid,  badar 
Den  Var,  som  blomstrar  Skandiens  thron  omkring. 
Med  tjusning  ocli  med  sfolthet  Svensken  skadar 
En  syskonkärleks  slutna  furste-ring; 
Der  endrägt,  brödratro,  af  furstar  kirts  at  jorden, 
Var  folket  alltid  sällt  och  obesegrad  Norden. 

deren  Worte  in  freier  Uebersetzung  ungefähr  so  lauten: 

Ein  Jugendlraum,  so  schön  er  je  geworden, 
Ein  werther  König  und  sein  Volk  beglückt, 
Erfüllt  ward  er  für  Dich,  o  Herr!  im  Norden, 
Und  jedes  Herz  bezeugt  es  Dir  entzückt. 
Nie  wankt  des  Volkes  Treu,  nie  zittern  jene  Thronen, 
Wo  Recht  die  Wage  hält,  der  "Wahrheit  Engel  wohnen. 

Den  König  schützen  seiner  Ritter  Schilde, 
Nach  Väterart,  wie  Stahl  um  treue  Brust. 
Dich  grüfst  das  Volk  gleich  einem  Hoffnungsbilde, 
Und  luis're  Iluldgung  widerhallt  die  Lust. 
Du  hegst  den  Frieden  uns,  und  Freiheiflicht  erstrahle 
So  über'm  Bauernhaus,  als  iiber'm  Königssaale. 

Und  Du  auch  sei  begrüfst,  auf  Oscars  Throne 
Zur  Seit'  ihm  sitzend  in  der  Schönheit  Kranz; 
Dein  höchster  Schmuck  ist  nicht  die  jMachf  der  Krone, 
Dein  reichster  Schmuck  ist  Deiner  Tugend  Glanz. 


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Schön  schimmert  Purpurmacht,  Demanten  brennen  prächtig, 
Des  Guten  Majestät  ist  doch  noch  öfter  mächtig. 

Und  Zukunft,  hell  wie  diese  Mitzeit,  schmücket 
Den  Lenz,  um  Skandiens  Tiiron  so  licht  erglüht. 
Mit  Stolz  und  Freude  jeder  Schwede  blicket 
Auf  jenen  Fürstenring,  der  ihn  umblüht. 
Wenn  Eintracht,  Brüdertreu  die  Fürsten  laut  bekennen, 
Mufs  glücklich  man  das  Volk  und  stark  den  Norden  nennen. 

Hierauf  begann  der  Tanz,  welchen  I.  I.  Majestäten  mit  einer 
Polonaise  zu  eröffnen  geruhten.  Die  Prinzen  nahmen  an  allen 
Tänzen  Theil  und  tanzten  zuletzt  in  einem  Cotillon  die  Polka.  — 
In  mehreren  Zimmern  waren  Musikchöre  placirt,  welche  Stücke 
aus  den  behebtesten  Opern  vor  demjenigen  Theile  der  Gesell- 
schaft vortrugen,  welcher  wegen  des  grofsen  Gedränges  sich  nicht 
in  den  Tanzsaal  hineinbegeben  wollte  oder  konnte.  Diese  Or- 
chester konnten  gleichzeitig  musiciren,  ohne  einander  zu  stö- 
ren, welches  einen  Begriff  von  der  Weitläufigkeit  des  Lokals  ge- 
ben kann. 

Um  12  Uhr  wurde  das  Souper  servirt,  welches  die  Königl. 
Personen  in  einem  besonders  zu  diesem  Zwecke  geschmackvoll 
decorirten  Saale  einnahmen.  I.  I.  Majestäten  und  der  Hof  ent- 
fernten sich  um  1  Uhr,  begleitet  bis  zum  Wagen  von  den  Wir- 
then.  Erst  um  4  Uhr  Morgens  schlofs  dieses  glänzende  und  durch 
die  heiterste  Freude  belebte  Fest.  Man  sah  hier  Männer  der  ent- 
gegengesetzten politischen  Ansichten  und  Meinungen,  in  freudi- 
gem Enthusiasmus  auf  das  Wohl  I.  I.  Majestäten  und  der  Königl. 
Familie  trinkend. 

Die  Festgeber  hatten  an  diesem  Tage  ebenfalls  der  Armen 
gedacht.  2900  Personen  der  ärmsten  Klasse  wurden  auf  Kosten 
des  Adels  mit  einer  Mittag-  und  Abendmahlzeit,  sowie  mit  Wein 
bewirthet.  Auch  hatte  die  Ritterschaft  die  Statue  Gustav  Wa- 
sa's  und  das  Ritterhaus  wiederum  glänzend  erleuchten  lassen. 

Dieser  Tag  brachte  die  Bekanntmachung  der  von  Sr.  Maje- 


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56 

stät,  der  alten  Sitte  gemäfs,  ernannten  Doctoren  der  Theologie. 
(Beilage  C.) 

Nach  diesem  Feste  waren  mehrere  Tage  ganz  der  Ruhe  ge- 
widmet. 

Den  23sten  October  gaben  Se.  Majestät  der  König  Deputatio- 
nen der  Gcwerks-  und  Fabrikgesellen,  der  Schiffer  und  Steuer- 
männer Audienzen,  welche  durch  ihre  Sprecher  persönlich  ihren 
unterthänigsten  Dank  für  die  ihnen  so  gnädig  bereiteten  Feste  ab- 
stalteten. 

Am  Abend  dieses  Tages  hatten  Se.  Majestät  auch  der  sämmt- 
lichen  Hofdienerschaft  ein  Tanzfest  mit  Souper  bereiten  lassen. 
Der  König  hatte  sogar  die  Gnade,  die  Versammlung  Seiner  Die- 
ner auf  kurze  Zeit  durch  Seine  Gegenwart  zu  beehren,  bei  wel- 
cher Gelegenheit  das  Volkslied  gesungen  wurde. 

Der  26ste  October  brachte  ein  neues  glänzendes  Fest.  Es 
war  dies  das  von  der  Bürgerschaft  Stockholms  zu  Ehren  I.  I.  Ma- 
jestäten auf  der  Börse  gegebene,  welches  sich  eben  so  sehr  durch 
Geschmack  als  Eleganz  auszeichnete.  Der  grofse  und  schöne 
Ballsaal  mit  den  angrenzenden  Gemächern  gewährte  durch  reiche 
Erleuchtung,  Spiegel,  Draperien,  Transparente,  Blumen  u.  s.  w. 
einen  imposanten  Anblick.  —  Die  Sessel  der  Königl.  Familie  stan- 
den auf  einer  Erhöhung,  die  mit  Trophäen  geschmückt  war.  Auf 
der  weifsen  V^'^and,  hinter  diesen  Sesseln,  sah  man  die  Namens- 
züge I.  I.  Majestäten  aus  den  schönsten  Blumen  geformt.  Der 
kleine  Börsensaal,  worin  die  Königl.  Familie  das  Souper  einnahm, 
war  durch  die  Menge  der  Gesträuche,  Pflanzen  und  Blumen  in 
den  schönsten  Wintergarten  verwandelt,  zu  welchem  der  Grofs- 
händler  Rosenblad  den  bedeutendsten  Theil  seiner  schönen  Oran- 
gerie geliefert  hatte.  —  Als  I.  I.  Majestäten  um  9  Uhr  mit  den 
drei  ältesten  Prinzen  erschienen,  wurden  Dieselben  unten  am 
Eingange  von  den  Wirthen,  an  deren  Spitze  der  Bürgermeister 
Holm,  und  beim  Eintritt  in  den  Festsaal  von  den  Frauen  dieser 


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57 

Herren  empfangen,  wobei  die  Bürgermeisterin  Holm  die  Ehre 
halte,  der  Königin  einen  Blumenstraufs  zu  überreichen.  So  wie 
die  König!.  Familie  ihre  Plätze  im  Saale  eingenommen,  stimmten 
die  Mitglieder  der  harmonischen  Gesellschaft  nachstehende,  vom 
Professor  Grafström  gedichtete  und  vom  Concertmeister  Randel 
componirte,  Hymne  an: 

Var  helsad,  Konung!  sig  en  kedja  sluter 
Af  trogna  hjertan  knuten,  Dig  onikring. 
Se,  glädjen,  da  vSr  blick  Diu  5syn  njuler, 
Elektriskt  flyger  ut  frän  ring  tili  ring. 
Ar  dct  ej  skönt  aft  älskasJ     Hvilka  öden 
En  dunkel  framlid  i  sitt  skote  bär, 
Var  kedjas  liinkar  bryter  ondast  döden, 
Och  segermakt  i  folkets  kärlek  är. 

Du  fridens  värf  p5  rättvis  vagsk51  vager: 
Den  vagens  tunga  fSr  alltmer  en  röst. 
För  menskoväl  hvar  ädel  sanning  äger 
En  oppnad  frihanin  i  Ditt  Kungabrost. 
Vi  känna  det.     Ilvart  vara  kölar  gunga, 
Hvart  hafvet  bär  dem  hän  tili  Qerran  Strand; 
Skall  vinden  der  i  Svenska  segel  sjiniga 
Om  Svenskars  kärlek  tili  sin  kung,  sitt  land. 

Var  hyllning  tag,  Du,  sora  vid  Oscars  sida 
Behagens  blomkrans  om  Ilans  spira  slar. 
Den  glans,  o  Drottning!   Dina  dygder  sprida 
Fördunklar  den,  soni  af  Din  krona  gär. 
Det  högsta  lof,  sora  tolkar  qvinnans  värde, 
Hvad  hon  som  raaka  och  soni  moder  är, 
Ditt  ädla  hjerta  Nordens  döttrar  lärde. 
Haf  tack  derfor.     Den  läran  frukter  bär. 

Det  A'äxer  uti  Nordens  Kungasalar 
Af  syskontelningar  en  Fursteslägt: 
Och  hoppet  re'n  für  dar,  som  stunda,  talar 
Med  tjusning  om  de  löftcn,  som  den  väckt. 
Uppfyllen,  unga  Furstar!  löftcsorden, 
Tvä  Englar  an  pä  vagen  föija  Er  — 
En  Moders  bön,  en  Faders  rSd.     PS  jorden 
Det  bästa  ägen  I.  som  lifvet  ger. 


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Gegrüfst,  o  König!    Eine  Kette  schliefset, 
Geknüpft  von  treuen  Herzen,  bier  Dich  ein! 
AVenn  Deinen  Anblick  unser  Aug"  geniefset, 
Fliegt  Lust  elektrisch  durch  die  dichten  Reih'n. 
Ist  es  nicht  schön,  geliebt  zu  scinJ     Es  drängen 
Der  Zukunft  Mächte  dunkel  auf  uns  zu  5 
Der  Tod  kann  dieser  Kette  Glieder  sprengen, 
Dodi  siegreich  bleibst  in  Volkes  Liebe  Du! 

Des  Friedens  Werk  wägst  Du  auf  Rechtes  Wage, 
Schon  spricht  die  Zunge  dieser  Vt'age  laut. 
Was  edle  Wahrheit  fiir  die  3Ienschheit  sage, 
Sei  offen  Deiner  Königsbrust  vertraut. 
Wir  Wissens,  wo  auch  unsre  Kiele  schaukeln, 
Und  wo  das  Meer  sie  trägt  zum  fernen  Strand, 
Da  soll  der  "^A'ind  in  Schwedens  Segeln  gaukeln 
Von  Scliwedcntreu  für  Fürst  und  Vaterland, 

L^nd  Dir  aucli  huldgen  wir  an  Oscars  Seite, 
Die  Anmuthkiänze  um  sein  Scepter  schlingt, 
Da,  mehr  als  Deiner  Krone  Glanz,  in's  Weite, 
O  Kön'gin!  der  von  Deiner  Tugend  dringt. 
Du  warst  es  ja,  die  !Xordens  Töchtern  lehrte, 
A^as  eine  Frau  als  Weib  und  3Iutter  thut, 
Das  sei  das  beste  Theil  von  ihrem  Werthe. 
iSimm  unsern  Dank,  —  Der  Lehre  Frucht  ist  gut. 

In  Xorden  Königssaal  sehn  wir  crspriefsen 
Des  Königsstammes  edlen  Kinderkreis, 
Und  unsrer  frohen  Hoffnung  Ströme  fliefsen 
Entzückt  um  ihrer  Zukunft  Silberweifs. 
Erfüllet,  junge  Fürsten,  dies  A'ersprcclien, 
Zwei  Engel  leiten  Euch  auf  Eurem  Pfad, 
Der  Erde  beste  Früchte  könnt  ihr  breclien: 
Der  ölutter  Segen  und  des  Vaters  Rath. 

Hierauf  begann  sofort  der  Tanz,  welchen  I.  I.  Majestäten  und 
die  Prinzen  mit  einer  Polonaise  zu  eröffnen  geruhten,  in  welcher 
Sie  mit  den  ersten  Damen  und  Herren  der  Bürgerschaft  tanzten. 
—  Um  12  Uhr  wurde  das  Souper  servirt,  worauf  der  Tanz  aufs 
neue  begann,  an  welchem  die  Prinzen  wiederum  Theil  nahmen. 
Erst  um  2  Uhr  Morgens  verliefsen  I.  I.  M.  M.  mit  Ihren  Söhnen  die 
für  Ihr  Wohl  begeisterten  Mitglieder  dieses  e;rofsai"tigen  Festes.  — 


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Die  Bürgerschaft  hatte  auch  an  diesem  Tage  den  Armen  der  Stadt 
reichliche  Mittags-  und  Abendmahlzeiten  bereiten,  und  mehrere 
städtische  Gebäude,  worunter  besonders  die  Börse  sich  auszeich- 
nete, aufs  Glänzendste  erleuchten  lassen. 

Die  Schlufsfeier  der  Krönung  fand  am  4ten  November  beim 
norwegischen  Staatsminister  Due  statt,  an  einem  für  Scandina- 
vien  bedeutsamen  Tage,  an  welchem  vor  30  Jahren  die  König- 
reiche Schweden  und  Norwegen  unter  Einem  Herrscher  verei- 
nigt wurden.  Die  Anordnung  des  Bankets  war  eben  so  reich, 
als  sinnreich  und  geschmackvoll.  I.  I.  Majestäten  und  die  Prin- 
zen beehi-ten  das  Fest  durch  Ihre  Gegenwart,  welches  bis  in 
die  späte  Nachtzeit  fortdauerte. 

Hiermit  waren  nun  die  äufseren  Krönungsfeierlichkeiten  und 
Feste  beendigt,  doch  nicht  die  inneren  und  höheren,  die  aus  er- 
steren  entspriefsen  sollen.  Möge  denn  unter  Gottes  Schutz  Recht 
und  Wahrheit,  Gesetz  und  Freiheit,  wahrhaft  christliche  Gesinnuns 
und  Gesittung  immer  mehr  und  mehr  in  Scandinavien  zu  einem 
herrhchen  Baume  mit  den  schönsten  Früchten  emporwachsen! 


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Beilage  •^, 

Namenliste  der  zur  Krönung  Sr.  Majestät  in  Stockholm 

anwesenden  Deputirten  der  Land-  und  Seemacht  (Krigs- 

Befäl)  und  welche  am  2Gsten  September  Audienz  bei 

Sr.  Majestät  hatten. 

Sprecher: 

General  der  Infanterie,  Graf  v.  Björnstjerna. 


Freiherr  v.  Cederström,  General -Lieutenant. 

V.  Hederstjerna,   desgl. 

Graf  V.  Ridderstolpe,   desgl. 

Freiherr  v.  Lovisin,   desgl. 

Freiherr  v.  Hjerta,   desgl. 

Graf  V.  Gyldenstolpe,  General -Major. 

V.  Möllerhjelm,   desgl. 

Vom   topographischen   Corps: 

V.  Akrell,   General -Major. 
Hazelius,   Oberst- Lieutenant. 

Vom   l.stcu  (Svca-)   Garde-Regiment; 

Freiherr  v.  Lovisin,   General -Major. 
V.  Tornerhjelm,   Oberst- Lieutenant. 

Von   der  Garde  zu   Pferde: 

Graf  V.  Puke,   General -Major. 

Vom  V!  (  c  n    G  a  r  d  c  -  K  e  g  i  m  c  n  t : 

Freiherr  v.  Lorichs,   General -Lieutenant. 
V.  Castanie,  Major. 


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62 

Vom  L  c  i  li  -  D  r  ag  o  u c r -  R e § i  lu  e u  t : 

V.  Silfverstolpe,   Oberst. 
V.  Bergensträle,   Major. 

Vom   Lcib-IIusarcu-Regiineul : 

Freiherr  v.  Essen,   General -Adjutant. 
Freiherr  v.  Fletwood,  Rittmeister. 

Voiu  Leib- Grenadier-Corps: 

af  Wette  rstedt,   General -Adjutant. 
V.  L anner stjerna,   Major. 

Vom  Svea-Artillcrie-Kegimcnt: 

Das  sau,   Oberst. 
C ollander,   Major. 

Vom   Götha-Artillcrie-Kegiment: 

Bildt,   Oberst-Lieutenant. 
Wetterling,   Capitain. 

Vom  Wendes-Artillerie-Regimenl : 

V.  Ar  bin,   General -Major. 
Loven,   Capitain. 

Vom  Ingenieur- Corps : 

Meyer,  Oberst. 

Stäl,   Oberst-Lieutenant. 

Vom   Isteu  Lcib-Greuadier-Regimeii( 

V.  Post,   General -Major. 
Beurling,   Major. 

Vom  2ten   Lcib-Grcuadicr-Regiment : 

V.  Boy,   General-Major. 
V.  Taube,   Capitain. 

Vom   G  a  r  d  c  -  L  a  n  d  w  e  li  r  -  U  e  g  i  m  c  n  1 : 

V.  Liljensparre,  Oberst. 
Schürer  v.  Waldheim,   Major. 


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63 

Vom  IIusarcu-Kcgiineut  SiunlaiKl: 

V.  Lagercrantz,   Oberst. 
V.  Printzensköld,   Major. 

Aom   Husarcn-Kegiincnt  Schonen: 

Liedberg,   Oberst. 

V.  Falkenberg,   Rittmeister. 

Tom  Dragoucr-Kcgimcnt  Schonen: 

Freiherr  v.  Bennet. 

Vom  Husaren-Regiment  Kronprin/.: 

V.  Platen,   General -Adjutant. 
V.  Silfwerskjöld,   Rittmeister. 

Vom  Reginicut  VVestgöiha: 

Hall,   Oberst. 

V.  Naukhoff,   Capitain. 

Voni   Grenadier -Bataillon   Smalaud; 

V.  Liljenstolpe,   Oberst. 
V.  Lode,   Capitain. 

Vom  Regiment  Uplan«!: 

V.  Willebrand,   Oberst. 
Westberg,   Capitain. 

Vom  Regiment  Skarsliorg: 

Freiherr  v.  Knorring,   Oberst. 
V.  Wärtfelt,   Capitain. 

Vom  Regiment  Södermanlaud: 

V.  K  u  y  1  e  n  s  t  j  e  r  n  a ,   Ob  erst. 
V.  Svinhufvud,   Capitain. 

Vom   Regiment  Krouelierg: 

Graf  V.  Sparre,   Oberst. 
V.  Boisman,   Major. 


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64 

Vom   Kcginicnt  Jünk Ulli ng: 

V.  Stjerngranat,   General- Major. 
Keij,   Capitain. 

Y  o  in  K  e  g  i  in  c  n  t  D  a  h  I : 

V.  Örn,   Oberst. 

Graf  V.  Rosen,   Capitain. 

Vom  Regiment  Ilclsinge: 

V.  Post,   General- Major. 
Thor  eil,   Capitain. 

Vom  Regiment  Elfsborg: 

af  Dalström,   General-Adjutant. 
V.  Silfyerhjelm,   Capitain. 

Vom  Regiment  IVestgöthsi-Dalil : 

V.  Ehrengranat,   Oberst. 
V.  Mentzer,   Capitain. 

V  o  m  R  e  g  i  m  c  n  t  B  o  I»  H  s  -  L  ä  n : 

V.  Hejdeman,   Oberst. 
V.  Bonde,   Capitain. 

Vom  Regiment  West  maul  and: 

V.  Tune,  Oberst. 

V.  Naukhoff,   Capitain. 

Vom   Jäger-Corps  Wcsterli  otten: 

V.  Troil,  Major. 

af  Donner,   Capitain. 

Vom   Regiment   Calmar: 

V.  Hederstjcrna,   General -Adjutant. 
Freiherr  v.  Raab,   Capitain. 

Vom   Regiment   >erike: 

V.  M  Örn  er,   General- Major. 
Aberg,   Capitain. 


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65 

Vom  Kcgiincnt  Wermland: 

V.  Sand  eis,  Oberst -Lieutenant. 
V.  Hard,   Capitain. 

Vom  F  e  1  d  J  ä  g  e  r  -  K  e  g  i  m  c  11 1  J  c  in  1 1  a  n  d  : 

V.  Arm  feit,   Oberst. 

V.  Adlersparre,  Rittmeister. 

Vom   Regiment  Norra-Skanc: 

V.  Rotlikirch,   Oberst- Lieutenant. 
Bergengreen,   Capitain. 

Vom  Regiment  Södra- Skäne: 

Ström,   Oberst. 

V.  Stjernsvärd,   Capitain. 

Vom  Jäger-Regiment  Wermland: 

V.  Ulfsparre,   Oberst. 
Lindroth,    Capitain. 

Vom   Landwclir-Regiment    Gottland; 

Oster  man,   Major. 
Enhörning,   Capitain. 


Sprecher  des  Seestaats: 

Freiherr  v.  Nordensköld,  Vice-Admiral. 

Von   der   .Station   in   Carlscrona: 

Freiherr  v.  Nordensköld,   Contre-Admiral. 
Annerstedt,   Capitain. 
V.  Löwenborg,   Capitain  2ter  Klasse. 
Hallström,  Premier- Lieutenant. 
Didron,   Seconde -Lieutenant. 

Von   der   Station  in   .Stockholm: 

V.  Sydow,   Contre-Admiral. 
Netzel,   Capitain  2ter  Klasse. 


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66 

Von   der   Statiou   in   Gothenburg: 

Warberg,   Commodore. 
Sahlberg,   Capitain  2ter  Klasse. 

Vom  Mechanischen    Corps   der  Flotte: 

d'Ailly,   Capitain. 

Vom   .See-Artillerie-Kegiment: 

Graf  V.  Sparre,   Oberst. 
Pettersen,   Capitain. 


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Beilage   ß. 

Liste  sänimtlicher  von  Sr.  Majestät  dem  Könige,  aus  Ver- 
anlassung der  Krönung,  bewilligten  Ordensverleihungen. 

Seraphiuen-Ordeu: 

Sr.  Majestät  dem  Könige  von  Bayern. 
Sr.  Majestät  dem  Könige  der  Niederlande. 
Graf  V.  Posse,   Staatsminister  a.  D. 

GrofskreuK    des   Schwertordcus: 

Graf  W.  V.  Württemberg,   General  -  Maj  or. 

Coiuiuaudeur   des   Schwertordeus: 

af  Dabist  röm,   General -Adjutant. 
Graf  V.  S  p  a  r  r  e ,   Oberst. 

Comniandeur   des  IVordsteruordcus : 

Freiherr  Stael  v.  Holstein,   Staatsrath. 
Engelhardt,   Justizrath. 
Freiherr  v.  Krämer,  Landeshauptmann. 
Geyer,  Professor  in  Upsala. 

Comiuaudeiir   des   Wasaordens: 

Holm,  Bürgermeister  von  Stockholm. 

Ritter  des   Schn'ertordens: 

V.  Stjerngranat,   Capitain  im  Generalstabe. 
Söderling,   desgl. 

Thulstrup,   Capitain  im  topographischen  Corps. 
Svensson,  Capitain  der  Artillerie. 
Aschting,  desgl. 

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68 

Cüster,  Rittmeister  im  Schonschen  Husaren-Regiment. 
V.  Löwcnhjelm,  Rittmeister  im   Schonschen  Dragoner- 
Regiment. 
Wetter  mark,  Capitain  im  Regiment  Jönköping. 
Thor  eil,    Capitain  im  Regiment  Heisinge. 
V.  Mannerfelt,  Capitain  im  Regiment  Elfsborg. 
Ekeroth,  Capitain  im  Regiment  Wermland. 
Fahlsten,    Capitain  der  Landwehr, 
af  Klint,   Capitain  der  Flotte. 
Freiherr  v.  Ruth,   desgl. 
V.  Ehrenstam,   desgl. 
Engclhardt,   desgl. 

Ritter  des  IVordsteruorilens : 

Walm,   Staatsrath. 

Dahl ström,  Revisions-Secretair. 

H  e  d  b  1  a  d ,  Hofgerichtsrath. 

Hasselberg,   desgl. 

Westberg,  Expeditions -Secretair. 

Sundin,   Lagman. 

Ericsson,  Oberst-Lieutenant  im  mechanischen  Corps  der 

Flotte. 
Ekman,  Bürgermeister  in  Stockholm. 
Harabräus,   Secretair. 

Sun  de  V  all,   Intendant  des  zoologischen  Museums. 
Björkman,  Propst. 
Rinnandor,  desgl. 
Nibelius,   desgl. 
Nilsson,  Professor  in  Lund. 

Ritter   des  H'asaordens: 

Bergmann,  Polizeirath  in  Stockholm. 

Modig,   Major  des  mechanischen  Corps  der  Flotte. 

Wahlbeck,   desgl. 

Westring,  Regimentsarzt. 

J  0  n  s  s  0  n ,   Kämmerier. 


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69 

B 1 0  Dl ,  Landrcntmeister. 
Westring,  Zollinspector. 
Widmark,  Landmesser. 
Lychon,  Bürger -Alterman. 
Oleen,   Minenbesitzer. 
Letterstedt,  General- Consul. 


An    Ausländer. 
Grofskreux   des  Nordsternordens: 

Alexander  v.  Humboldt,  Königl.  preufs.  wirkl.  Geh.  Bath. 

Ritter   des  IVordsternordens: 

Gauss,  Professor  in  Göttingen. 

Struve,   Staatsrath  in  St.  Petersburg. 

Arago,  Pair  von  Frankreich. 

Gay-Lussac,   desgl. 

Leopold  V.  Buch,   Königl.  preufs.  Kammerherr. 

C.  Bitter,  Professor  in  Berlin. 

J.  Grimm,   desgl. 

Schönlein,  Leibarzt  Sr.  Majestät  des  Königs  von  Preufsen. 

Mitscherlich,  Professor  in  Berlin. 

Wo  hl  er,  Professor  in  Göttingen. 

Koch,   Professor  in  Erlangen. 

V.  Cousin,   Pair  von  Frankreich. 

V.  Schelling,  Königl.  preufs.  wirkl.  Geh.  Ober-Begieruugsrath. 

L.  Tieck,   Geh.  Hofrath. 

de  Lamartine,  MitgUed  der  franz.  Deputirtenkammer. 

de  Tocqueville,   desgl. 

V.  Hugo,  Mitghed  der  franz.  Akademie. 

In  gern  an,  Professor. 

Buneberg,   desgl. 

V.  Cornelius,  Geschichtsmaler  in  Berlin. 

H.  Vernet,   Geschichtsmaler  in  Paris. 

Schwanthaler,  Professor  in  München. 


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70 

Schadow,  Professor  in  Berlin. 

Thomson,  Dircctor  des  Miinzkabinets  in  Kopenhagen. 


Bitter   des    Ordeus   Carls  XIII.; 

Freiherr  v.  Lagerfeit,  Hofmarschall. 
V.  Virgin,   Oberst. 


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Beilage    C 

Liste  der  von  Sr.  Majestät  dem  Könige,  aus  Veranlassung 
der  Krönung,  ernannten  Doctoren  der  Theologie. 

Butsch,  Bischof  zu  Skara. 
Knös,  Professor  in  Upsala. 
Sjöstedt,  Propst. 
Segerstedt,   desgl. 
Annerstedt,   desgl. 
Björling,   Lector  in  Gefle. 
Anjou,   Adjunct  der  Theologie. 
Norbcck,  Docent  der  Theologie. 
Moberger,  Propst. 
Park,   desgl. 
B  ex  eil,   desgl. 
Saeve,   Prediger. 
Agardh,  Bischof  zu  Carlstad. 
Hallström,  Bischof  zu  Wisby. 
Nordström,  Propst. 
Lundqvist,   Candidat. 
üdman,   Propst. 
B  ö  r j  c  s  s  0  n ,  Hofprediger. 
Utterström,  Propst. 
Laurenius,  Lector. 
Stenhammar,   Propst. 
Berggreen,  desgl. 
Friman,   desgl. 
Afzelius,   desgl. 


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72 


Mittag,  Propst. 

Gravander,   desgl. 

Lahng,   desgl. 

Gumälius,  desgl. 

Svedelius,  desgl. 

Ekenstam,   desgl. 

Muncktell,   desgl. 

Nordin,   Prediger. 

Hagelberg,   Propst. 

Meli  in,   Adjunct  der  Theologie. 

Thestrup,   Propst. 

Starck,   desgl. 

Kahl,  desgl. 

Hallbäck,  desgl. 

Wiselgreen,   desgl. 

Rhedin,   desgl. 

Kamp,   desgl. 

Sandberg,   desgl. 

Fryxell,   desgl. 

Örtenblad,   desgl. 

Grafström,  Prediger  und  Professor. 

Nordlander,  Propst. 

Risberg,   desgl. 

Lyth,  desgl. 


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Ursprung,  Geschichte  und  Beschreibung 


der 


scbwedlsclieii  Ritterorden. 


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D. 


'as  Institut  der  Ritterorden  hat  in  Schweden  manche  mittel- 
alterliche Formen  bewahrt,  und  zeigt  sich  daher  bei  gröfseren 
Feierlichkeiten  noch  immer  in  einer  gewissen  romantischen  Aufscn- 
seite,  welche  in  den  meisten  europäischen  Staaten  gröfstentheils 
verschwunden  ist.  Es  besteht  noch  fortwährend  der  Gebrauch, 
dafs  der  König  die  Ernennungen  zu  Rittern  der  höchsten  Orden 
in  einem  eigenen  Ordenskapitel  vornimmt;  auch  findet  noch  der 
Ritterschlag  statt,  und  bei  grofsen  Ccremonien,  wie  bei  der  Krö- 
nung, der  Eröffnung  und  dem  Schlüsse  des  Reichstages,  so  wie 
im  Ordenskapitel  des  Seraphinenordens  selbst,  erscheinen  die 
Ritter  in  einer  eigenen  mittelalterlichen  Ordenstracht. 

Die  ersten  Spuren  eines  Ritterordens  finden  sich  unter  der 
Regierung  des  Königs  Magnus  Laduläs,  welcher  im  Jahre  1285 
einen  weltlichen  Orden  stiftete,  der  wohl  nur  ein,  den  geistlichen 
Ritterorden  nachgebildeter,  zu  bestimmten  Zwecken  und  nach 
gewissen  Regeln  gestifteter  Verein  oder  eine  Brüderschaft  für 
Fürsten  und  freigeborne  Männer  war.  Eine  alte  Chronik  berich- 
tet, dafs  der  König  zuerst  seinen  Sohn  Birger  zum  Ritter  schlug, 
und  dieser  wiederum  dem  damals  am  Hofe  weilenden  Herzog 
von  Braunschweig  und  40  anderen  frcigebornen  Männern  den 
Ritterschlag  ertheilte.  —  Ob  ein  Ordenszeichen  in  damaliger  Zeit 
getragen  wurde,  ist  nicht  mit  Gewifsheit  anzugeben;  derVermu- 
thung  nach  war  das  Sinnbild  des  Ordens  ein  Scraphimkopf,  wcl- 

10* 

^  _ — s 


76 

chen  die  Ritter  vielleicht  auf  der  Brust,  ebenso  wie  die  geist- 
lichen Ritter  ihre  ungleich  geformten  Kreuze  auf  den  Mänteln, 
trugen.  Dieser  Orden  hatte  indessen  noch  keinen  besonderen 
Namen,  sondern  die  Mitglieder  desselben  hiefsen  nur  Ritter  des 
Königs.  —  Unter  der  Regierung  Erics  XIV.  finden  sich  die  er- 
sten Ordensketten,  die,  aus  Seraphinenköpfen  gebildet,  um  den 
Hals  getragen  wurden,  wozu  der  König  später  noch  das  Wap- 
pen seiner  Familie,  eine  Kornvase,  hinzufügte;  auch  kommt  die 
Benennung  „Seraphinenorden"  um  diese  Zeit  zuerst  mit  Bestimmt- 
heit vor.  Seit  der  Regierung  dieses  Königs  wurde  die  Ernen- 
nung zu  Rittern  ein  Mittel  zu  dvnastischen  Zwecken  und  zur 
Fesselung  des  Adels  an  den  Thron,  und  der  Ritterschlag  fand 
namentlich  bei  den  Krönungen  der  Könige,  als  eine  dazu  gehö- 
rige Feierlichkeit,  statt.  Schon  in  dieser  Zeit  findet  sich  eine 
eigene  Rittertracht,  welche  hauptsächlich  aus  einem  Mantel,  einer 
um  den  Hals  hängenden  Kette  und  goldenen  Sporen  bestand. 
Nach  einer  Chronik  des  16ten  Jahrhunderts  ist  erwiesen,  dafs 
die  Hauptfarben  der  Ordenstracht  schon  damals  schwarz  und 
weifs  waren,  welche  Farben  die  heutige  Seraphinentracht  noch 
beibehalten  hat.  —  Dieser  Ritterorden  bestand  bis  zum  Tode 
des  Königs  Gustav  II.  Adolph  unverändert;  bei  der  Krönung 
der  Könige  Carl  X.,  Carl  XI.  und  Carl  XII.  fand  indessen  kein 
Ritterschlag  mehr  statt,  so  dafs  der  Orden  zur  Zeit  dieser  Kö- 
nige, wenngleich  noch  immer  bestehend,  doch  fast  als  erloschen 
angesehen  ward.  Erst  König  Friedrich  I.  erneuerte  denselben 
auf  den  Wunsch  der  Reichsstände  in  modernerer  Form,  indem 
er  im  Jahre  1748  dem  alten,  von  Magnus  Laduläs  gestifteten 
Orden,  unter  dem  Namen  Seraphinenorden,  neue  Statuten 
gab,  und  zugleich  den  Schwert-  und  Nordsternorden  stif- 
tete. Zu  diesen  kamen  später  der  Wasaorden,  vom  Könige 
Gustav  III.  177:2,  und  der  Orden  Carls  XIII.,  vom  Könige  glei- 
ches Namens  1811  gestiftet,  hinzu,  so  dafs  Schweden  jetzt  fünf 
Ritterorden  zählt.  Die  Ordenstrachten  der  Grofskreuze  und  Com- 
mandeure  der  drei  zuerst  genannten  Ritterorden  wurden  eben- 
falls  von  Friedrich  I.  bestimmt,   die  der  letztgenannten  wur- 

k.       ■  -   -  ■•  '  J 


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77 

den  von  ihren  Stiftern  eingeführt.  Mit  Ausnahme  einiger  Verän- 
derungen unter  der  Regierung  der  Könige  Gustav  III.  und 
Carl  XIV.  Johann  sind  diese  Costiime  in  der  Hauptsache  un- 
verändert geblieben.  Der  König  Oscar  I.  befahl  bei  seiner 
Krönung  einige  unwesentliche  Veränderungen  der  Statuten  des 
Schwert-,  Nordstern-  und  Wasaordens. 

Der  Seraphinenorden  und  der  Orden  Carls  XIII.  haben  nur 
eine  Klasse;  alle  übrigen  zerfallen  in  drei  Abstufungen:  in  Grofs- 
kreuze,  Commandeure  und  Ritter.  Ein  Inhaber  des  Grofskreuzes 
wird  Comraandeur  des  Grofskreuzes  genannt.  Alle  dem  geist- 
lichen Stande  angehörigen  Personen,  welche  das  Ritterkreuz 
eines  Ordens  tragen,  heifsen  in  Schweden  Mitglieder  des 
Ordens,  zum  Unterschiede  von  den  weltlichen  Besitzern, 
welche  Ritter  genannt  werden.  Diejenigen  Geistlichen,  welche 
Grofskreuze  oder  Commandeurkreuze  eines  Ordens  besitzen,  er- 
halten aber  ebenfalls  den  Titel  Commandeure. 

Se.  Majestät  der  König  ist  Grofsmeister  sämmtlicher  Orden, 
und  die  Angelegenheiten  derselben  werden  von  einem  Collegium, 
dem  Ordenskapitel,  besorgt,  welches  aus  Ober-  und  Unter-Ordens- 
officianten  besteht.  Zu  den  ersteren  gehören:  der  Panierträger 
des  Seraphinenordens,  der  Secretair,  der  Kanzler,  der  Schatz- 
meister, der  Ceremonienmeister,  der  Ordensbischof,  der  Reichs- 
herold (Fig.  2.);  zu  den  letzteren  der  Unter- Ceremonienmeister, 
der  Registratur,  der  Archivar,  der  Kämmerier,  der  Ordenshisto- 
riograph.  Aufserdem  sind  diesem  Collegium  beigegeben:  2  Ca- 
pöUane,  7  Kanzelisten,  welche  bei  grofsen  Feierlichkeiten  He- 
roldsdienste verrichten,  2  Herolde  des  Seraphinenordens  (Fig.  4.), 
2  Herolde  des  Schwertordens  (Fig.  7.),  2  Herolde  des  Nordstern- 
ordens (Fig.  9.),   2  Herolde  des  Wasaordens  (Fig.  12.). 

Die  Tracht  der  Ober-  und  Unterofficianten  '  ist  gleich  der 
Seraphinenrittertracht.     Es  sind  gewöhnlich  höhere  Beamte  des 

1.  Die  Traclit  der  Ober-  und  Unterofficianten  ist  aus  dem  Grunde  nicht  ab- 
gebildet worden,  weil  sie  der  Serapliinenordenstraclit  ganz  ähnlich,  und  man 
nur  beabsichtigte,  die  eigentlichen  Ordenscostüme  selbst  und  die  am  meisten 
davon  abweichenden  Trachten  des  Ordenskapitels  zu  geben. 


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78 

Militair-  und  Civilstandes.  Die  Oberofficianten  tragen  bei  der 
Ordenstracht  den  kleinen  Seraphinenstern  an  einem  blauen  Bande 
um  den  Hals;  auch  ist  es  ihnen  gestattet,  den  grofsen  Stern  auf 
dem  Mantel,  jedoch  keine  Kette  um  den  Hals,  zu  tragen. 

Die  Unterofficianten  tragen  einen  kleinen  Seraphinenstern  am 
blauen  Bande  im  Knopfloche  oder  auf  der  Brust. 

Der  Ordensbischof  ist  immer  ein  höherer  Geistlicher,  wel- 
cher wenigstens  Commandeur  des  Grofskreuzes  des  Nordstern- 
ordens ist. 


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1.    Der  Seraphiuenorden. 

Dieser  alte,  vom  Könige  Magnus  Laduläs  im  Jahre  1285 
gestiftete,  später  jedoch  fast  erloschene,  im  Jahre  1748  vom  Kö- 
nige Friedrich  I.  erneuerte  Orden  ist  der  erste  und  vornehmste 
des  Reiches.  Er  hat  keine  Abstufungen.  Die  Prinzen  des  Kö- 
niglichen Hauses  erhalten  denselben  mit  ihrer  Geburt.  Nur  Köni- 
gen und  Fürsten,  so  wie  den  höchsten  Staatsbeamten  vom  Mi- 
litair-  und  Civilstandc  des  In-  und  Auslandes  wird  derselbe  er- 
theilt,  welche  Beamte,  den  Statuten  gemäfs,  wenigstens  den  Rang 
eines  General-Lieutenants  haben  müssen. 

Die  Ritter  tragen  auf  der  linken  Brust  einen  grofsen  Stern 
und  ein  hellblau  gewässertes  Band  über  der  rechten  Schulter 
nach  der  linken  Seite,  woran  ein  kleineres  Ordenszeichen  hängt. 
Der  Stern  ist  achteckig  und  von  Silber;  in  der  Mitte  desselben 
befindet  sich  das  schwedische  Wappen,  drei  Kronen,  auf  einem 
blauemaillirten  Globus.  Zwischen  den  Kronen  stehen  die  Initial- 
buchstaben I.  H.  S.  {Jesus  hominum  salvator),  und  über  dem  H, 
zwischen  den  beiden  oberen  Kronen,  ein  Christuskreuz;  unter- 
halb der  unteren  Krone  sieht  man  drei  Nägel,  vorstellend  die 
Nägel  des  Kreuzes  Christi.  —  Der  Globus  ist  von  vier  vergolde- 
ten Seraphinenköpfen  mit  entfalteten  Flügeln  umgeben. 

Die  zum  Orden  gehörige  grofse  Kette,  welche  bei  gröfseren 
Feierlichkeiten  um  den  Hals  getragen  wird,  besteht  aus  11  ver- 
goldeten Seraphinenköpfen  mit  entfalteten  Flügeln  und  11  blau- 
emaillirten Patriarchalkrcuzen,  welche  durch  goldene  Gelenke 
verbunden  sind.  Unten  an  der  Kette  hängt  das  Ordenszeichen, 
ein  emaillirtcr  achteckiger  Stern,  in  dessen  Mitte  das  schwedi- 
sche Wappen,  drei  goldene  Ivi'onen  auf  blaucmaillirtem  Globus. 


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80 

Zwischen  den  Kronen  sieht  man  ebenfalls,  wie  beim  grofsen  Stern, 
die  Buchstaben  I.  II.  S.  mit  dem  Christuskreuze,  so  wie  unterhalb 
die  drei  Nägel.  Auf  der  andern  Seite  des  Sterns  stehen  in  der 
Mitte  des  blauen  Globus  die  goldenen  Buchstaben  F.  R.  S.  {Fri- 
dericus  Rex  Sueciae).  Diese  an  der  Kette  hängende  Decoration, 
oder  das  alte  Ordenszeichen,  ist  oben  mit  der  Königl.  Krone 
versehen,  und  wird  vermittelst  eines  Ringes  an  der  Kette  befe- 
stigt; sie  ist  dieselbe,  welche  an  dem  schon  erwähnten  blauen 
Bande  über  der  rechten  Schulter  getragen  wird. 

An  grofsen  Cereraonietagen  erscheinen  die  Seraphinenritter 
in  einer  eigenen  Ordenstracht  (Fig.  5.),  deren  Hauptfarben  schwarz 
und  weifs  sind.  Bei  dieser  wird  die  grofse  Kette  um  den  Hals 
statt  des  blauen  Bandes  über  der  Schulter  getragen.  Der  Stern 
befindet  sich  dann  sowohl  auf  der  Brust  als  auf  dem  Mantel. 
Ist  ein  Ritter  früher  auch  Commandeur  des  Grofskreuzes  des 
Nordsternordens  gewesen,  so  hat  er  die  Erlaubnifs,  auch  die 
Kette  letztgenannten  Ordens  bei  dieser  Tracht  zu  tragen. 

Der  Seraphinenorden  hat  nach  den  Statuten  jährlich  zwei  Feier- 
tage, genannt  der  kleine  und  der  grofse  Ordenstag.  Ersterer  ist 
der  Montag  vor  dem  Advent,  der  zweite  der  28ste  April,  Ge- 
burtstag des  Erneuerers  des  Ordens,  des  Königs  Friedrich  I. 
Am  sogenannten  kleinen  Ordenstage  werden  die  Ritter  im  Or- 
denskapitel vom  Könige  ernannt,  und  am  grofsen  Ordenstage 
findet  erst  der  Ritterschlag  statt.  Die  Statuten  bestimmen  hier- 
über im  §.8.,  hinsichtlich  des  kleinen  Ordenstages:  „Der  erste 
„(kleine)  Ordenstag  sei  immer  der  Montag  vor  dem  Advent, 
„zum  ehrfurchtsvollen  Andenken,  dafs  die  Treue  zum  Könige 
„Zions,  von  dessen  Ankunft  dann  in  der  Gemeinde  gepredigt  wird, 
„der  Grund  und  das  rechte  Zeichen  der  Treue  zur  weltlichen 
„Obrigkeit  ist,  welche  Gott  verordnet  hat." 

Sobald  Jemand  zum  Ritter  ernannt  ist,  darf  er  den  Stern  des 
Ordens,  doch  nicht  früher  das  blaue  Band  oder  die  Kette  des- 


selben trafen,  bis   er  den  Ritterschlag  erhalten  hat. 


Nach 


der  Ernennung  wird  sogleich  das  Wappen  und  der  Wahlspruch 
des  neuen  Ritters  auf  eine  grofse  Kupferplatte  gemalt,  um  beim 


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grofsen  Ordonskapitel,  welches  gewöhnlich  in  der  Schlofskapelle 
stattündet,  über  dem  Sitze  des  Ritters  aufgehangen  zu  werden. 
Jeder  Seraphinenritter  mufs  zugleich  mehrere  Verpflichtungen 
übernehmen,  zu  welchen  vorzüglich  die  Beaufsichtigung  gewis- 
ser Armen-  und  Krankenanstalten  gehört. 

Der  Ritterschlag  wird  mehrentheils  in  der  Kapelle  des  Königl. 
Schlosses  vorgenommen,  wobei  folgende  Hauptceremonien  vor- 
kommen: 

Nachdem  sämmtliche  ältere  und  neuernannte  Seraphinenritter, 
so  wie  die  Grofskreuze  und  Commandeure  der  anderen  Orden, 
gekleidet  in  ihren  Ordenstrachten,  sich  in  den  Zimmern  des  Kö- 
nigs versammelt  haben,  begeben  sich  Se.  Majestät  und  die  Prin- 
zen, ebenfalls  gekleidet  in  der  Seraphinenordenstracht,  mit  den- 
selben in  feierlicher  Prozession  nach  der  Schlofskapelle,  um  dort 
den  Ritterschlag  vorzunehmen.  Die  Prozession  geht  in  folgender 
Ordnung: 

1)  Die  Ritter  des  Ordens  Carls  XIII. 

2)  Die  Commandeure  des  Wasaordens. 

3)  Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  des  Wasaordens. 

4)  2  Herolde  des  Nordsternordens. 

5)  Die  geisthchen  Commandeure  des  Nordsternordens. 

6)  Die  weUlichen  Commandeure  des  Nordsternordens. 

7)  Die  geistlichen  Grofskreuze  des  Nordsternordens. 

8)  Die  weltlichen  Grofskreuze  des  Nordsternordens. 

9)  2  Herolde  des  Schwertordens. 

10)  Die  Commandeure  des  Schwertordens. 

11)  Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  des  Schwertordens. 

12)  2  Herolde  des  Seraphinenordens. 

13)  Die  Ordens -Unterofficianten,  paarweise. 

14)  Der  Reichsherold. 

15)  Die  Ordens -Obcrofficianten,  paarweise. 

16)  Die  älteren  Seraphinenritter,  paarweise. 

17)  Die  neuernannten  Seraphinenritter,  jeder  begleitet  von  zwei 
von  ihm  gewählten  älteren  Seraphinenrittern ,  welche  Ge- 
vattern heifsen. 


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18)  Der  Ordenskanzler  mit  dem  Schwerte. 

19)  Die  Prinzen  des  Königl.  Hauses. 

20)  Der  König,  umgeben  von  seinen  grofsen  Hofchargen. 

So  wie  der  Zug  in  der  Kapelle  angekommen,  stellen  sich  die 
Ordensofficianten  vor  der  Altarbalustrade  auf,  der  Ordenskanzler 
mit  dem  Schwerte  rechts  des  beim  Altare  stehenden  Throns. 
Wenn  der  König  und  die  Prinzen  ihre  Plätze  eingenommen,  über- 
liefert der  Schatzmeister  die  Ordensketten  für  die  neuen  Ritter 
und  der  Secretair  die  Statuten  dem  Ordensbischofe,  welcher  mit 
den  Kapellanen  im  grofsen  Ordens-Mefsgewande  am  Altare  steht. 
Nachdem  der  Ordensbischof  Ketten  und  Statuten,  und  der  Kanz- 
ler das  Schwert  auf  den  Altar  gelegt,  beginnt  der  Gottesdienst 
mit  einem  Gesänge. 

Demnächst  hält  der  Ordensbiscbof  eine  kurze  Rede  von  der 
Kanzel,  w^orin  er  den  Rittern  ihre  Pflichten  vorhält,  welche  treue 
Unterthanen  Gott,  dem  Könige  und  Vaterlande  schuldig  sind,  wor- 
auf wieder  ein  Gesang  angestimmt  wird.  So  wie  dieser  been- 
dist, holt  der  Kanzler  das  Schwert  vom  Altare  und  stellt  sich 
zur  Rechten  des  Thrones,  alle  übrigen  Ordensofficianten  stellen 
sich  auf  die  unterste  Stufe  desselben.  Hierauf  wird  der  neu- 
ernannte Ritter  von  zwei  älteren,  welche  er  nach  Vorschrift  der 
Statuten  zu  Gevattern  gewählt,  nach  dem  Throne  geführt,  w"0  er 
auf  einem  Kissen  vor  dem  Könige  niederkniet. 

Der  Ordenskanzler  richtet  nun  im  Namen  Sr.  Majestät,  welche 
so  lange  die  Statuten  des  Ordens  in  der  Hand  halten,  folgende 
Fragen  an  den  Ritter: 

1.  Schwedischer  und  gothischer  Ritter  N.  N.,  gelobet  Ihr  vor 
Gott  und  dem  Könige,  die  Statuten  dieses  Ordens  zu  ehren 
und  zu  vertheidigen? 

2.  Schwedischer  und  gothischer  Ritter  N.  N. ,  gelobet  Ihr,  Le- 
ben und  Rlut  zur  Ehre  Gottes,  zur  Ehre  des  Glaubens  und 
des  Evangeliums,  zum  Dienste  des  Königs  und  des  Vater- 
landes  zu  wagen? 

3.  Schwedischer  und  gothischer  Ritter  N.  N.,  gelobet  Ihr,  wie 
Eure  ruhmwürdigen  Vorväter,  mit  Weisheit,  Rath  und  Rit- 


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83 

terlichkeit   die  Ehre  und   den  Ruhm  des  altschwedischen 
Namens  aufrecht  zu  erhalten? 

4.  Schwedischer  und  gothischer  Ritter  N.  N.,  gelobet  Ihr,  Einig- 
keit mit  Euren  Brüdern  zu  erhalten  und  zu  befördern? 

5.  Schwedischer  und  gothischer  Ritter  N.  N.,  gelobet  Ihr,  die 
Ehren  und  Vorzüge,  welche  Euch  hiermit  gegeben,  wäh- 
rend Eurer  Lebzeiten  aufrecht  zu  erhalten? 

6.  Schwedischer  und  gothischer  Ritter  N.  N.,  gelobet  Ihr,  Recht, 
Gesetz  und  Ordnung  zu  erhalten,  das  Gute  zu  fördern,  das 
Böse  abzuwehren,  die  Armen,  Wittwen  und  Waisen  zu  trö- 
sten und  zu  beschützen? 

Nachdem  der  Ritter  diese  Fragen  mit  Ja  beantwortet  hat,  er- 
hebt er  sich,  um  den  vom  Secretair  vorgelesenen  Ritterbrief  ste- 
hend anzuhören,  dessen  Anfang  folgendermafsen  lautet: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen  und  Wenden  u.  s.  w., 

„thun  kund  und  zu  wissen,  dafs,  nachdem  Wir  Uns  der  langen, 

„treuen  und  unermüdeten  Dienste,  welche  der  Herr  N.  N.  Uns 

„und  Unserem  Reiche  bewiesen  und  noch  fortwährend  beweist, 

„gnädigst  erinnert  haben;  so  haben  Wir  zur  Belohnung  für  sol- 

„che  Treue  und  Ritterlichkeit,  so  wie  zur  Aufmunterung,  damit 

„fortzufahren,   aus  besonderer  Königl.  Gunst  und  Gnade  Ihn, 

„den  Herrn  N.  N.,  in  den  Orden  aufgenommen,  und  erklären  in 

„Kraft  dieses  Unseres  ofTenen  Briefes  Ihn  zum  Ritter  Unseres 

„uralten  und  ehrenwerthen  Seraphinenordens,  in  welchem  Wir 

,, Selbst  Mitghed  und  Ordensmeister  sind;"  u.  s.  w.  u.  s.  w. 

Demnächst  fordert  der  Reichsherold  den  Ritter  zur  Ablegung 

des  Ordenseides  auf,  welcher  vom  Ordenskanzlcr  vorgesprochen 

wird,  und  den  der  Ritter  knieend,  mit  zum  Himmel  erhobener 

Rechten  ablegt.    Dieser  Eid  lautet  wie  folgt: 

„Ich  N.  N.  gelobe  und  schwöre  bei  Gott  und  seinem  heili- 
„gen  Evangelio,  dafs  ich  mit  Leib  und  Gut  die  reine  evange- 
„lische  Lehre  und  den  Glauben  vertheidigen  will.  Ich  will 
„meinem  Könige  und  seinem  Reiche  huld  und  treu  sein,  alles 
„Böse  von  ihm  und  dem  Vaterlande  abzuwehren,  so  wie  das 
„Nützliche  zu  befördern  suchen.     Ich  will  Friede  und  Recht 

11* 


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84 

„aufrecht  erhalten,   dem  Unrecht  wehren,   auch  die  Waisen, 
„Wittwen  und  Armen  beschützen  und  Sorge  für  die  Kranken 
„haben,  sowie  Armen-  und  Krankenhäuser  besuchen  und  un- 
„tcr  meine  Obhut  nehmen;  so  wahr  mir  Gott  helfe!" 
Demnächst  hängt  der  König  dem  Ritter  die  vom  Schatzmei- 
ster bereit  gehaltene  Ordenskette  um,  nimmt  das  Krönungsschwert 
aus  den  Händen  des  Kanzlers  und  berührt  mit  demselben  dreimal 
die  hnke  Schulter  des  Ritters,  dabei  die  Worte  sprechend: 
„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen  und  Wenden  u.  s.  w., 
„nehmen  Dich  als  schwedischer  und  gothischer  Ritter  in  Un- 
„seren  Seraphinenorden  auf." 
Nach  dieser  Ceremonie  umarmt  der  König  den  Ritter,  mit  den 
Worten:  „Der  Herr  beschütze  Dich!"  währenddessen  Trompe- 
ten- und  Paukenschall  ertönt.    Der  Ritter  küfst  hierauf  die  Hand 
des  Königs,  um  für  die  widerfahrene  Gnade  zu  danken.  —  Hier- 
nächst  begiebt  sich  der  Ritter,   geführt  von  seinen  beiden  Ge- 
vattern und  unter  Vortritt  des  Ordens- Ceremonienmeisters,   zu 
den  anderen  Rittern,  um  von  diesen  den  ßruderkufs  (Vaccolade) 
zu  empfangen.     Von  Allen  wird  er  bei  der  Umarmung  mit  den 
Worten  begrüfst:   „Der  Herr  beschütze  Dich!" 

Während  der  Ritter  diesen  Rundgang  zu  den  älteren  Rittern 
zurücklegt,  ertönt  eine  von  der  auf  dem  Chor  sich  befindenden 
Königl.  Kapelle  ausgeführte  feierliche  Musik.  Schliefslich  wird 
der  Ritter  von  den  Gevattern  nach  seinem  Sitze  geführt,  wo  auch 
diese  ihn  mit  der  obenangeführten  Begrüfsung  umarmen. 

Die  Ceremonie  beschhefst  der  Gesang:  „Die  ganze  Welt  freue 
sich  des  Herrn",  worauf  die  Prozession  sich  wiederum  in  der 
früher  genannten  Ordnung  nach  den  Zimmern  des  Königs  zurück- 
begiebt. 

Sämmtliche  Ritter  speisen  an  diesem  Tage  in  ihren  Ordens- 
trachten an  der  Königlichen  Tafel,  zu  welcher  keine  anderen  Gäste 
eingeladen  werden. 

Bei  dem  Tode  eines  Seraphinenritters  ist  es  gebräuchlich, 
dafs  mit  der  grofsen  Glocke  der  Ritterholmskirche  eine  Stunde 
geläutet  wird,  welcher  Gebrauch  ebenfalls  bei  dem  Tode  der 


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85 

ausländischen  Fürsten  und  Ritter,  welche  diesen  Orden  trugen, 
stattfindet.  —  Die  Begräbnifsceremonie  eines  in  Stockholm  ge- 
storbenen Ritters  wird  immer  mit  vielem  Gepränge  in  der  Rit- 
terholmskirche vorgenommen,  wenngleich  der  Ritter  auch  dort 
nicht  begraben,  sondern  dessen  Leichnam  später  in  eine  Fami- 
liengruft transportirt  werden  sollte.  —  Gleich  nach  dem  Tode 
wird  das  Wappenschild  des  Ritters,  er  mag  Aus-  oder  Inländer 
sein,  in  dieser  Kirche  zum  ewigen  Angedenken  in  der  Nähe  des 
Altars  aufgehängt. 


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2.    Der  Schwertorden. 

Dieser  Orden  wurde  vom  Könige  Friedrich  I.  im  Jahre  1748, 
auf  den  Wunsch  der  Reichsstände,  für  das  Mihtairverdienst  ge- 
stiftet, und  wird  an  Officiere  aller  Grade  der  Land-  und  See- 
macht, sowohl  im  Kriege  als  im  Frieden,  ebenso  an  Officiere 
fremder  Armeen,  vertheilt.  Er  sollte  eine  Erneuerung  in  moder- 
ner Form  des  alten  Ordens  der  Schwertbriider  oder  Schwert- 
träijer  sein,  welcher  vom  Bischöfe  Albert  im  Jahre  1200  ne- 
stiftet  ward,  um  das  Reich  des  Glaubens  und  der  Kirche  unter 
den  Völkern  des  Nordens  zu  erweitern  und  die  in  Liefland  ge- 
gründete Kirche  zu  vertheidigen.  Der  Orden  besteht  aus  drei  Ab- 
stufungen: Commandeur  des  Grofskreuzes,  Commandeur  und  Rit- 
ter. Die  Prinzen  des  Königl.  Hauses  erhalten  denselben  bei  ihrer 
Geburt.  Im  Frieden  kann  man  ihn  nur  nach  einer  20jährigen 
untadelhaften  Dienstzeit  bekommen;  Kriegsjahre  hingegen  wer- 
den doppelt  gerechnet.  —  Die  Commandeure  des  Grofskreuzes 
tragen  einen  Stern  auf  der  linken  Brust  und  ein  breites  gelb- 
gewässertes Band  (Cordon)  mit  blauen  Rändern  über  der  rech- 
ten Schulter  nach  der  linken  Seite,  woran  ein  kleineres  Ordens- 
zeichen hängt.  Der  Stern  ist  ein  silbernes  gespaltetes  Andreas- 
kreuz, in  dessen  Mitte  auf  einem  blauemaillirten  Globus  ein  auf- 
recht stehendes  goldenes  Schwert  zwischen  drei  Kronen,  dem 
schwedischen  Wappen,  abgebildet.  In  den  vier  Ecken  des  Kreu- 
zes, auf  dem  Globus,  liegen  goldene  Kronen,  über  welchen  klei- 
nere Sternspitzen  hervorragen. 

Das  kleinere  Ordenszeichen  am  grofsen  Bande  (Cordon)  ist 
ein  weifsemaillirtes  Andreaskreuz,  in  dessen  Mittelschilde  auf  dem 
Avers,  wie  beim  grofsen  Sterne,  ein  aufrecht  stehendes  goldenes 

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87 

Schwert  zwischen  drei  Kronen  sichtbar  ist.  In  den  vier  Ecken 
des  Kreuzes,  auf  dem  Globus,  ruhen  ebenfalls  goldene  Kronen. 
Die  äufsersten  Spitzen  des  Kreuzes  sind  durch  sechs  Schwerter 
verbunden,  welche  mit  goldenen  Bändern  umschlungen  sind. 

Auf  dem  Revers  sieht  man  im  Mittelschilde  das  aufrecht  ste- 
hende Schwert  durch  einen  Lorbeerkranz  gesteckt,  und  über 
demselben  die  Umschrift:  Pro  Patria.  Vermittelst  einer  Krone 
wird  dieses  Ordenszeichen  an  dem  Bande  befestigt.  —  Die  Com- 
mandeure  tragen  diese  Decoration  an  einem  schmaleren  gelb- 
gewässerten  Bande  mit  blauen  Rändern  um  den  Hals  {en  collier), 
die  Ritter  ein  kleineres  ähnliches  Kreuz,  bei  welchem  oben  un- 
ter der  Krone  sich  jedoch  nur  zwei  kreuzende  Schwerter  be- 
finden, an  einem  noch  schmaleren  gelben  Bande  im  Knopfloche, 
oder  auf  der  Brust. 

Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  und  die  Commandeure 
erscheinen  bei  grofsen  Cercmonien  in  einer  eigenen  Ordenstracht 
(Fig.  8.).  Erstere  tragen  dann  den  Stern  sowohl  auf  der  Brust, 
als  auf  dem  Mantel;  statt  des  grofsen  Bandes  (Cordons)  haben 
sie  eine  Kette  um  den  Hals.  Diese  besteht  aus  11  goldenen, 
mit  goldenen  Bändern  umschlungenen  Schwertern,  abwechselnd 
mit  11  blauemaillirten,  auf  Schilden  hegenden  Helmen,  welche 
durch  goldene  Gelenke  verbunden  sind;  das  Ordenszeichen  hängt 
unten  an  der  Kette,  und  ist  dasselbe,  welches  am  grofsen  Cor- 
den getragen  wird.  —  Die  Commandeure  tragen  in  der  Tracht 
das  Commandeurkreuz  nur  allein  um  den  Hals. 

Für  den  Schwertorden  besteht  kein  besonderer  Ordenstag 
oder  feierliches  Ordenskapitel,  wie  beim  Seraphinenordcn,  son- 
dern der  König  ernennt  die  Ritter  entweder  im  Seraphinenordens- 
kapitel,  oder  zu  unbestimmten  Zeiten  in  sogenannten  Extra- Or- 
denskapiteln. Der  Ritterschlag  geschieht  für  die  in  der  Haupt- 
stadt anwesenden  neuen  Ritter  vom  Könige  selbst,  für  die  in  den 
Provinzen  ernannten  wird  ein  General  oder  Stabsofficier  damit 
beauftragt.  —  An  dem  Tage,  an  welchem  der  König  den  Ritter- 
schlag befohlen  hat,  versammeln  sich  die  Ritter  in  ihren  gewöhn- 
hchen  3Iilitairuniformen  in  den  Zimmern  des  Königs,  wo  die  Or- 


88 

dcnsofficianten,  jedoch  ohne  in  ihre  Ordenstrachten  gekleidet  zu 
sein,  ebenfalls  anwesend  sind.  —  Nach  dem  Erscheinen  des  Kö- 
nigs beginnt  die  Ceremonie  damit,  dafs  der  Ordenssecretair  den 
Ritterbrief  verliest,  der  ungefähr  so  lautet: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen,  Wenden  u.  s.  w., 
„thun  kund  und  zu  wissen,  dafs,  da  Wir  Uns  der  treuen  und 
„unverdrossenen  Dienste,  welche  N.  N.  Uns  und  dem  Reiche 
,,  bewiesen  und  fortwährend  mit  unterthänigem  Eifer  beweist, 
„  gnädigst  erinnert  haben,  also  haben  Wir  aus  Königlicher  Gnade 
„und  Gunst  zur  Belohnung  für  diese  Treue  und  Mannhaftigkeit, 
„sowie  zur  Aufmunterung,  damit  fortzufahren,  N.  N.  zum  Rit- 
„ter  aufgenommen,  und  erklären  ihn  hiermit,  in  Kraft  dieses 
„Unseres  offenen  Briefes,  zum  Commandeur  (Ritter)  des  alten 
„und  ehrenwerthen  schwedischen  und  gothischen  Schwertor- 
„  dens,  von  w^elchem  Wir  Selbst  Ordensmeister  sind.  Wir  ver- 
„  leihen  ihm  hiermit,  neben  diesem  Ehrenzeichen,  alle  die  Vor- 
„theile,  Freiheiten  und  Rechte,  welche  diesem  Orden  schon 
„seit  älterer  Zeit  zukommen,  oder  hinfiiro  noch  beigelegt  wer- 
„  den  können.  Hiernach  haben  sich  Alle,  denen  es  angeht,  zu 
„richten.  Zu  mehrerer  Gewifsheit  haben  Wir  dieses  mit  eige- 
„ner  Hand  unterschrieben  und  mit  Unserem  Seraphinenordens- 
'-!„ Siegel  bekräftigen  lassen." 

(Datum.)  (Name  des  Königs.) 

Hierauf  ruft  der  Ordenskanzler  den  Ritter  zur  Ablegung  des 
Eides  vor,  welcher  knieend  mit  erhobener  Rechten  vor  dem  Kö- 
nige abgelegt  und  vom  Ordenssecretair  vorgesprochen  wird.  Die- 
ser Eid  lautet  wie  folgt: 

„Ich  N.  N.  gelobe  und  schwöre  bei  Gott  und  seinem  heili- 
„gen  Evangelio,  dafs  ich  mit  Leib  und  Gut  die  reine  evange- 
„lische  Lehre  und  deren  Glauben  vertheidigen  will;  —  dafs  ich 
„meinem  Könige  und  seinem  Reiche  huld  und  treu  sein  will:  — 
„dafs  ich  mit  tapferem  Muthe  den  Feinden  des  Reichs  entge- 
„ gengehen.  Recht  und  Ritterschaft  nach  meinem  besten  Wis- 
„sen  und  den  vorgeschriebenen  Statuten  ausüben  will;  so  wahr 
„mir  Gott  helfe!" 


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Demnächst  berührt  der  König  mit  seinem  entblöfsten  Degen 
dreimal  die  hnke  Schulter  des  Ritters,  sagend: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Golhen,  Wenden  u.  s  w., 
„nehmen  Dich  zum  Commandeur  (Ritter)  Unseres  alten  und 
„ehrenwcrthen  Schwertordens  auf.  —  Sei  würdig!" 

Der  Ordensschatzmeister  giebt  hierauf  dem  Könige  das  Or- 
denszeichen, welches  Se.  Majestät  dem  Commandeur  (die  Kette 
oder  das  Commandcurkreuz)  um  den  Hals  hängt,  dem  Ritter 
aber  das  kleine  Kreuz  einhändigt.  —  Nachdem  dieses  gesche- 
hen, küfst  der  Ritter  die  Hand  des  Königs,  um  für  die  wider- 
fahrene Gnade  zu  danken. 

Es  besteht  beim  Schwertorden  eine  eigene  Abtheilung,  deren 
Insignien  nur  im  Kriege  ertheilt  werden,  und  die  in  zwei  Klas- 
sen zerfällt,  genannt  Ritter  des  Grofskreuzes  vom  Schwertorden 
erster  Klasse  und  Ritter  des  Grofskreuzes  vom  Schwertorden 
zweiter  Klasse. 

Die  Decoration  der  ersten  Klasse  wird  nur  an  solche  Gene- 
rale vertheilt,  welche  als  Commandeure  eines  Armeecorps  oder 
einer  Division  eine  Schlacht  gewonnen,  oder  ein  gröfseres  Ge- 
fecht siegreich  bestanden  haben.  Um  die  zweite  Klasse  erhal- 
ten zu  können,  mufs  ein  Officier  wenigstens  den  Rang  eines  Ma- 
jors und  an  der  Spitze  eines  Regiments  oder  Rataillons  sich  durch 
besondere  Tapferkeit  ausgezeichnet  haben.  Zuweilen  wird  diese 
Klasse  auch  ausgezeichneten  Generalstabsofficiercn,  welche  sich 
durch  Ausführung  schwieriger  und  kühner  Aufträge  bemerkbar 
gemacht,  ertheilt. 

Die  Ritter  des  Grofskreuzes  erster  Klasse  tragen  unter  dem 
gi'ofsen  Sterne  ein  aufrecht  stehendes,  in  Silber  gesticktes  Schwert; 
die  der  zweiten  Klasse  zwei  kleinere  sich  kreuzende  Schwerter 
auf  der  Rrust. 

Sobald  ein  Ritter  des  Grofskreuzes  erster  Klasse  Ritter  des 
Seraphinenordens  wird,  so  trägt  er  das  aufrecht  stehende  Schwert 
unter  dem  Seraphinenstern. 

Der  Ritterschlag  dieser  Ritter  geschieht  immer  während  des 
Feldzuges,  unter  freiem  Himmel,  in  Gegenwart  des  Heeres,  und 

12 


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wird  entweder  vom  Könige  selbst,  von  einem  Prinzen  oder  ei- 
nem höheren  General,  welchen  der  König  dazu  bestimmt,  vor- 
genommen. 

In  Schw^eden  findet  sich  nm-  noch  ein  einziger  General,  der 
Ritter  des  Grofskreuzes  erster  Klasse  ist.  Von  Ausländern  be- 
sitzen diese  Klasse  noch  Se.  Königl.  Hoheit,  der  Prinz  Wilhelm 
von  Preufsen,  Oheim  Sr.  Maj.  des  Königs  von  Preufsen,  der  Her- 
zog V.Wellington  und  der  General,  Graf  Wallmoden-Gim- 
born.  Das  Grofski'euz  zweiter  Klasse  zählt  in  der  schwedischen 
Armee  noch  sechs  Mitglieder,  aber  nur  einen  Ausländer,  den 
englischen  Admiral  Sir  M  ort  in. 

Nach  den  Statuten  der  Ki-iegsklasse  des  Schwertordens  dür- 
fen weder  der  König  noch  die  Prinzen  diese  Ordenszeichen  tra- 
gen, wenn  sie  nicht  die  obengenannten  Bedingungen  erfüllt  haben. 

Die  Herolde  des  Schwertordens,  welche  Edelleute  sein  müs- 
sen, tragen  bei  ihrer  Ordenstracht  (Fig.  7.),  sowie  auch  bei 
ihren  gewöhnlichen  Dienstuniformen,  ein  Abzeichen  ihres  Amtes, 
bestehend  in  einer  goldenen  ovalen  Medaille,  worauf  ein  aufrecht 
stehendes  Schwert  zwischen  drei  Kronen  geprägt  ist;  oben  hest 
man  die  Worte:  Pro  Patria.  Dieses  Zeichen  wird  an  einem  gel- 
ben schmalen  Bande  im  Knopfloche  oder  auf  der  Brust  getragen. 


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3.    Der  Nordsteniordeii. 

Der  König  Friedrich  I.  stiftete  diesen  Orden  im  Jahre  1748 
für  das  Civilverdienst,  zugleich  mit  dem  Schwertorden.  In  der 
Stiftungsurkunde  sagt  der  König,  dafs  er  den  Orden  deshalb 
Nordsternorden  benennt,  damit  Diejenigen,  für  die  er  bestimmt, 
stets  bestrebt  sein  mögen,  das  früher  erworbene  Ansehn  des 
schwedischen  Namens  unerlöschlich  aufrecht  zu  erhalten,  ebenso 
wie  der  Nordstern  (Polarstern)  von  keinem  Untergange  wisse  und 
mit  unvermindertem  Glänze  am  nördlichen  Sternhimmel  prange. 
Der  Orden  wird  an  Beamte,  Geistliche,  Gelehrte  und  Künstler, 
auch  an  Ausländer,  vertheilt,  und  zerfällt  in  drei  Klassen,  genannt 
Commandeur  des  Grofskreuzes ,  Commandeur  und  Ritter.  Die 
Prinzen  des  Königl.  Hauses  erhalten  denselben  bei  ihrer  Geburt. 

Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  tragen  einen  Stern  auf 
der  Brust,  und  dabei  ein  breites  schwarzgewässertes  Band  (Cor- 
don)  über  der  rechten  Schulter  nach  der  linken  Seite,  woran 
ein  kleineres  Ordenszeichen  hängt.  Der  Stern  ist  ein  silbernes 
gespaltenes  Kreuz,  in  dessen  Mitte  sich  ein  kleinerer  silberner 
Nordstern,  umgeben  von  silbernen  Nordlichtstrahlen,  befindet. 
Das  kleinere  Ordenszeichen  am  Cordon  ist  ein  weifsemaillirtes 
griechisches  gespaltenes  Kreuz,  auf  dessen  Mittelschild  (einem 
blauemaillirten  Globus)  ein  weifser  Nordstern  abgebildet  ist,  um- 
ceben  von  der  Devise :  Nescit  occasum.  In  den  vier  Ecken  des 
Kreuzes  auf  dem  Schilde  liegen  goldene  Kronen.  Avers  und  Re- 
vers des  Kreuzes  sind  ganz  gleich.  Vermittelst  einer  Krone  wird 
dasselbe  an  dem  Cordon  befestigt. 

Die  Commandeure  tragen  letztgenannte  Decoration  an  einem 
schmäleren  schwai'zen  Bande  um  den  Hals  {en  coUier),  und  die 

12* 


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92 

Ritter  ein  kleineres,  dem  eben  beschriebenen  ganz  ähnliches 
Kreuz  an  einem  noch  schmäleren  Bande  im  Knopfloche  oder  auf 
der  Brust. 

Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  und  die  Commandeure 
erscheinen  bei  grofsen  Ceremonien  in  Ordenstracht  (Fig.  10.). 
Zum  Unterschiede  von  den  weltlichen  Rittern  haben  die  geist- 
lichen eine  eigene  Ordenskleidung  (Fig.  11.). 

Die  weklichen  Commandeure  des  Grofskreuzes  tragen  bei  der 
Ordenstracht  den  grofsen  Stern  sowohl  auf  der  Brust,  als  auf 
dem  Mantel;  statt  des  Cordons  haben  sie  dann  eine  Kette  um 
den  Ilals,  welche  aus  11  doppelten,  von  einander  gewendeten 
blauemaillirten  F  (1P),  auf  denen  Kronen  Hegen,  abwechselnd 
mit  12  Nordsternen  durch  goldene  Gelenke  verbunden,  besteht. 
Unten  an  der  Kette  hängt  das  am  grofsen  Cordon  getragene  Or- 
denszeichen. —  Die  geistlichen  Commandeure  des  Grofskreuzes 
tragen  bei  der  Ordenstracht  nur  den  Stern  auf  dem  Mantel,  aber 
nicht  auf  der  Brust;  ebenso  nicht  die  grofse  Kette,  sondern  das 
Commandeurzeichen  um  den  Hals.  Die  Commandeure  haben  nur 
allein  das  Commandeurkreuz  en  collier. 

Um  als  Geistlicher  Commandeur  des  Grofskreuzes  werden  zu 
können,  mufs  ein  solcher  den  Rang  eines  Bischofs  haben.  Diese 
tragen  dann  bei  der  Ordenstracht  neben  der  Ordensdecoration 
auch  das  Bischofskreuz  an  goldener  Kette  um  den  Hals.  —  Alle 
Geistliche,  welche  das  Ritterkreuz  besitzen,  heifsen  nicht  Ritter, 
sondern  Mitglieder  des  Ordens. 

Für  diesen  Orden  besteht  kein  besonderes  Ordenskapitel,  son- 
dern der  König  ernennt  die  Ritter  zu  unbestimmten  Zeiten.  Der 
Ritterschlag  geschieht  indessen  für  die  in  der  Hauptstadt  anwe- 
senden neuen  Ritter,  ebenso  wie  beim  Schwertorden,  vom  Kö- 
nige selbst  in  dessen  Zimmern  im  Schlosse ;  für  die  in  den  Pro- 
vinzen ernannten  von  dazu  ausersehenen  höheren  Staatsbeam- 
ten. Die  Hauptceremonien  dabei  sind  folgende :  Zuerst  Hest  der 
Ordenssecretair  den  Ritterbrief  vor,  dann  legt  der  Ritter  knieend 
vor  dem  Könige  mit  erhobener  Rechten  den  vom  Ordenssecre- 
tair vorgesprochenen  Ordenseid   ab.     Brief  und  Eid  lauten  mit 


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93 

unbedeutenden  Veränderungen,  wie  bei  den  Schwertordensrittern. 
Hierauf  hängt  der  König  den  Commandeuren  des  Grofskreuzes 
die  Kette,  den  Commandeuren  das  Commandeurkreuz  um,  oder 
übergiebt  den  Rittern  das  kleine  Kreuz.  Iliernäclist  berührt  der 
König  mit  seinem  Degen  dreimal  die  linke  Schulter  des  Ritters, 
sprechend: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen,  Wenden  u.  s.  w., 
„nehmen  Dich  zum  Commandeur  (Ritter)  Unseres  ehrenwer- 
,,then  IS'ordsternordens  auf.     Sei  würdig." 
Bei  den  zu  Commandeuren  des  Grofskreuzes  ernannten  Geist- 
lichen  übergiebt   der  König   denselben   den  mit  dem  Stern  ge- 
schmückten Mantel  (bei  den  Commandeuren  ohne  Stern),  wel- 
cher vom  Ordenskanzler   an   dem  Neuernannten  befestigt  wird, 
begleitet  mit  den  Worten: 

„Nimm  diesen  Mantel  als  ein  Ehrenzeichen.  Gott  gebe  Dir 
„Seine  Gnade,  dafs  Du  ihn  lange  zum  Preise  Seines  Namens 
„tragen  mögest." 

Dann  hängen  Se.  Majestät  ihm  die  Kette  oder  das  Comman- 
deurkreuz um  den  Hals,  sagend: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen,  Wenden  u.  s.  w., 

„nehmen  Dich  zum  Commandeur  (des  Grofskreuzes)  Unseres 

„  ehrenwerthen  Nordsternordens  auf.    Sei  dem  allezeit  würdig." 

Bei  einem  Mitgliede  legt  der  König  die  rechte  Hand  auf  die 

linke  Schulter  desselben,  sprechend: 

„Nimm  dieses  Zeichen  Unseres  ehrenwerthen  Nordsternor- 
„dens,  und  sei  dem  allezeit  würdig." 

Nach  Ertheilung  der  Ordenszeichen  küssen  die  Ritter  die  Hand 
des  Königs  und  danken  für  die  widerfahrene  Gnade. 

Die  beiden  Herolde  des  Ordens  müssen  Edelleute  sein.  Sie 
tragen  bei  ihrer  Ordenstracht  (Fig.  9.),  sowie  bei  ihren  Civil- 
uniformen,  ein  Zeichen  ihres  Amtes,  bestehend  in  einer  ovalen 
goldenen  Medaille,  auf  welcher  der  Nordstern,  umgeben  von  der 
Devise :  Nescit  occasum,  geprägt  ist,  am  schmalen  schwarzen  Bande 
hängend,  im  Knopfloche  oder  auf  der  Brust. 


m. 


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4.    Der  Wasaorden. 

Dieser  Orden  wurde  im  Jahre  1772  vom  Könige  Gustav  III. 
für  das  bürgerliche  Verdienst  gestiftet,  und  wird  an  solche  Per- 
sonen vertheilt,  welche  sich  um  den  Ackerbau,  das  Bergwesen, 
die  Künste  und  den  Handel  des  Staats  verdient  gemacht  haben. 
Ausländer  erhalten  denselben  ebenfalls.  Die  Prinzen  des  König- 
lichen Hauses  erhalten  den  Orden  bei  ihrer  Geburt. 

In  der  Stiftungsurkunde  sagt  der  König,  dafs  er  den  Orden 
aus  dem  Grunde  Wasaorden  benennt,  um  die  Erinnerung  an  die 
grofsen  Könige  des  Hauses  Wasa  zu  ehren,  welche  so  viel  zum 
Aufblühen  des  Ackerbaues  und  der  Gewerbe  in  Schweden  gc- 
than.  Das  Wappen  der  Familie  Wasa  (eine  Kornvase)  habe  er 
daher  für  diesen  Orden  in  doppelter  Hinsicht  gewählt,  als  zu- 
gleich das  beste  Sinnbild,  für  welches  Verdienst  er  bestimmt. 

Der  Orden  wird  in  drei  Klassen  getheilt:  in  Commandeure 
des  Grofskreuzes,  Commandeure  und  Ritter. 

Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  tragen  einen  Stern  auf 
der  Brust,  und  dabei  ein  breites  grüngewässertes  Band  (Cor- 
den) über  der  rechten  Schulter  nach  der  linken  Seite,  woran 
ein  kleineres  Ordenszeichen  hängt.  Der  Stern  ist  von  Silber  und 
achteckig;  in  der  Mitte  desselben  ist  das  Wappen  der  Wasa  (eine 
goldene  Kornvase)  unter  einer  Krone  sichtbar.  Zwischen  den 
Sternspitzen  sieht  man  silberne,  in  drei  Theile  gespaltene  Nes- 
selblätter, mit  in  Silber  und  Roth  gespaltenen  Schildchen  in  den 
Vertiefungen,  gegen  welche,  zwischen  den  drei  Theilen  des  Nes- 
selblattes,  drei  goldene  Nägel  mit  den  Spitzen  gegen  einander 


m. 


W' 1 

95 

gekehrt  liegen.  ^  —  Das  kleinere  Ordenszeichen  am  Cordon  ist 
eine  goldene  Kornvase,  umgeben  von  einem  goldenen  Bande,  mit 
der  Inschrift:  Gustaf  den  Tredje  Insticktare  MDCCLXXII  (Gu- 
stav der  Dritte  Stifter  1772).  Avers  und  Revers  der  Decoration 
sind  ganz  gleich.  —  Die  Commandcure  tragen  dieses  Zeichen  an 
einem  schmäleren  grünen  Bande  um  den  Hals  {en  collier);  die 
Ritter  ein  kleineres  an  einem  noch  schmäleren  Bande  im  Knopf- 
loche oder  auf  der  Brust. 

Bei  grofsen  Ceremonien  erscheinen  die  Commandeure  des 
Grofskreuzes  und  die  Commandeure  in  ihrer  Ordenstracht  (Fig. 
13.).  Die  Commandeure  des  Grofskreuzes  tragen  dann  den  Stern 
sowohl  auf  der  Brust,  als  auf  dem  Mantel.  Statt  des  Cordons 
haben  sie  eine  Kette  um  den  Hals,  zusammengesetzt  aus  vier 
goldenen  Vasen,  abwechselnd  mit  vier  holsteinischen  gespaltenen 
Nesselblättern  und  acht  gekrönten  Schilden,  worauf  das  schwe- 
dische Wappen,  umgeben  mit  den  Attributen  des  Handels,  des 
Ackerbaues  und  der  Künste,  und  verbunden  durch  goldene  Ge- 
lenke. Unten  an  der  Kette  hängt  das  am  grofsen  Cordon  getra- 
gene Ordenszeichen. 

Die  Commandeure  tragen  in  der  Ordenstracht  nur  das  Com- 
mandeurzeichen  am  Bande  um  den  Hals. 

Ein  besonderes  Ordenskapitel  findet  für  den  Orden  nicht  statt; 
der  Ritterschlag  geschieht  indessen  für  die  in  der  Hauptstadt  an- 
wesenden neuernannten  Ritter  vom  Könige  selbst  in  allcrhöchst- 
dessen  Gemächern  des  Schlosses.  Die  dabei  beobachteten  Ce- 
remonien sind  fast  dieselben,  wie  bei  den  anderen  Orden.  Der 
Ordenssecretair  liest  zuerst  den  Ordensbrief  vor,  ungefähr  so 
lautend: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen,  Wenden  u.  s.  w., 
„thun  kund  und  zu  wissen,  dafs,  da  Wir  Uns  des  merklichen 
„Nutzens  und  Vortheils  erinnert,  welchen  N.  N.  durch  lobens- 
„werthen,  an  den  Tag  gelegten  Kunstfleifs  Uns  und  dem  Vater- 
„ lande  erwiesen,  und  noch  sucht,  solche  ausgezeichnete  Pfiich- 

1.     Die  Nesselblälfcr  bezielien  sicli  auf  das  Wappen  Holsteins,  des  Hauses  des 
Könid,  Stifters. 


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96 

„ten  eines  Mitbürgers  zu  erfüllen,  also  haben  Wir  aus  König- 
„ lieber  Gnade  und  Gunst,  zur  Belohnung  solcher  Verdienste 
„und  zur  Aufmunterung  mit  diesen  für  das  Allgemeine  so  nütz- 
„ liehen  Bestrebungen  fortzufahren,  N.  N  zum  Ritter  aufgenom- 
„raen,  und  erklären  ihn  hiermit  in  Kraft  dieses  Unseres  offe- 
„nen  Briefes  zum  Commandeur  (Ritter)  Unseres  Wasaordens, 
„von  welchem  Wir  Selbst  Ordensmeister  sind. 

,,W^ir  verleihen  ihm  hiermit  neben  diesem  Ehrenzeichen  alle 
„die  Vortheile,  Freiheiten  und  Rechte,  welche  diesem  Orden 
„zukommen  oder  hinfüro  noch  beigelegt  werden  können.  Hier- 
„nach  haben  sich  Alle,  denen  es  angeht,  zu  richten.  Zu  meh- 
„rerer  Gewifsheit  haben  Wir  dieses  mit  eigener  Hand  unter- 
„  schrieben  und  mit  Unserem  Seraphinenordenssiegel  bekräf- 
„tigen  lassen." 

(Ort  und  Datum.)  (Name  des  Königs.) 

Nach  Vorlesung  dieses  Briefes  ruft  der  Ordenskanzler  den 
Ritter  zur  Ablegung  des  Ordenseides  vor,  welcher  knieend  mit 
erhobener  Rechten  vor  dem  Könige  abgelegt  und  vom  Ordens- 
secretair  vorgesprochen  wird,  so  lautend: 

„Ich  N.  N.  gelobe  und  schwöre  bei  Gott  und  seinem  Evan- 
„gelio,  dafs  ich  die  reine  evangelische  Lehre  und  den  Glau- 
„ben  in  Ehren  halten,  meinem  Könige  und  Seinem  Reiche  huld 
,,und  treu  sein,  Sein  Bestes  und  das  des  Reichs  befördern 
„will.  Ich  will  auch  dem  Unrecht  widerstehen,  und  Frieden 
,,und  Recht  aufrecht  zu  erhalten  suchen.  Nach  meinem  be- 
„sten  Wissen  und  den  vorgeschriebenen  Statuten  will  ich  Rit- 
„terschaft  üben;  so  wahr  mir  Gott  helfe!" 

Hierauf  berührt  der  König  dreimal  mit  seinem  Degen  die  linke 
Schulter  des  Ritters,  sprechend: 

„Wir  N.  N.,  König  der  Schweden,  Gothen,  Wenden  u.  s.  w., 
„nehmen  Dich  zum  Commandeur  (Ritter)  Unseres  ehrenwer- 
„then  Wasaordens  auf     Sei  würdig!" 

Demnächst  hängen  Sc.  Majestät  den  Commandcuren  die  Kette 
oder  das  Commandeurzeichen  um  den  Hals,  oder  übergeben  den 


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97 


Rittern  das  Ritterzeichen,  \Yorauf  diese  die  Hand  des  Königs  küs- 
sen und  für  die  Ernennung  danken. 

Die  beiden  Herolde  des  Ordens  tragen  in  ihrer  Ordenstracht 
(Fig.  12.),  sowie  in  ihren  Civihiniformen,  das  Zeichen  ihres  Am- 
tes, eine  goldene,  ovale  Medaille,  worauf  das  Ordenszeichen  mit 
der  Devise  geprägt,  am  schmalen  grünen  Bande  auf  der  Brust. 


1.3 


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5.    Der  Orden  Carls  Xffl. 

Der  König  Carl  XIII.  stiftete  am  27sten  Mai  1811  diesen  Or- 
den, welcher  nur  an  Freimaurer  des  höchsten  Grades  des  schwe- 
dischen Systems  ertheilt,  aber  auch  aufser  den  Logen  getragen 
wird.    Die  Stiflungsurkunde  lautet  in  den  Hauptpunkten,  wie  folgt: 
„Wir  Carl  der  Dreizehnte,  von  Gottes  Gnaden  König  der 
„Schweden,  Gothen  und  Wenden  u.  s.  w.,  thun  kund  und  zu 
,, wissen:   Von  den  Fürsorgen,  welche  die  Vorsehung  Uns  mit 
„der  schwedischen  Krone  gegeben,  ist  diejenige  immer  eine 
„der  theuersten  für  Uns  gewesen,  das  für  das  allgemeine  Wohl 
„sich  aufopfernde  Verdienst  aufzusuchen  und  zu  belohnen. 

„Wenn  nun  Unsere  ruhmwürdigen  Väter  und  Vorgänger  in 
„gleicher  Gesinnung  durch  die  Erneuerung  alter  und  Stiftung 
„neuer  Orden,  ritterliche  Thaten  und  bürgerliche  Verdienste 
„ermuntert  und  dem  inneren  Werthe  äufserliche  Zeichen  bei- 
„ gegeben  haben,  mit  welchen  es  Uns  möglich,  die  Treue, 
„Tapferkeit,  Wissenschaft  und  Industrie  zu  belohnen,  so  ha- 
„ben  Wir  Uns  auch  der  Mitbürger  aller  Stände  erinnert,  welche 
„in  weniger  glänzenden  äufseren  Stellungen  und  kleineren  Ver- 
„hältnissen,  ohne  Anspruch  auf  Rang,  und  nur  geleitet  von  dem 
„Wunsche,  ihren  Mitmenschen  zu  helfen,  so  oft  unbekannt 
„Nothleidenden  und  Waisen  Hülfe  spenden,  und  in  den  Woh- 
„nungen  dieser  ihre  Wohlthaten,  aber  nicht  ihre  Namen  zu- 
„  rücklassen. 

„Um  ebenfalls  diese  Aor  der  Welt  verborgenen,  selten  an- 
„ erkannten  Tugenden  zu  ehren,  so  haben  Wir  Uns  gnädigst 
„der  achtungswerthen  Brüderschaft  erinnert,  an  deren  Spitze 
„Wir  selbst  lange  gestanden,  deren  Absichten  und  Einrichtun- 


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99 

„gen  zum  Wohle  der  Menschheit  Wir  Selbst  zu  befördern  ee- 
„sucht,  und  deren  Mitglieder,  nun  Unsere  Unterthanen,  Uns 
„und  Unseren  Nachfolgern  auf  dem  schwedischen  Throne  zu 
„allen  Zeiten  Bürge  sind  für  die  Aufrechthaltung  alles  dessen, 
„was  dem  Sterblichen  das  Heiligste  ist,  als  Religion,  Gehor- 
„sam  der  Gesetze  und  Wohlthätigkeit. 

„Zum  Beweise  dieser  Unserer  geneigten  Gesinnung  für  ge- 
„nannte  Brüderschaft  wollen  Wir,  dafs  eine  bestimmte  Anzahl 
„des  ersten  Grades  derselben  hinfüro,  auch  aufser  den  Lo- 
„gen,  ein  Zeichen  Unseres  Vertrauens  trage,  unter  dem  Na- 
„men  Carl  XIII.  Orden,  von  welchem  Wir  Selbst  Ordensmei- 
„ster  sind. 

„Und  da  Wir  hiermit  bezwecken  der  Brüderschaft,  neben 
„  der  kräftigen  Aufmunterung  zu  erwähnten  christlichen  Tugen- 
„den  auch  ein  Andenken  ihrer  Ergebenheit  für  Uns,  während 
„Unseres  Regiments,  zu  geben,  auch  denen,  w^elche  Wir  so 
„lange  als  Mitbrüder  begrüfst  und  beschützt.  Unsere  König- 
„  liehe  Gunst  zu  erweisen,  also  haben  Wir  zur  Stiftung  dieses 
„Ordens  den  Tag  gewählt,  an  welchem  Unser  geliebter  Sohn 
„und  Thronfolger,  der  Hochgeborne  Fürst  und  Herr,  Prinz 
„Carl  Johann,  nächst  Uns  den  höchsten  Grad  in  Unserer 
„Brüderschaft  einnimmt. 

„Wir  überliefern  hiermit  Ihm  und  seinen  Nachfolgern  auf 
„dem  schwedischen  Throne  diese  Unsere  Stiftung,  um  sie  in 
,,  Schweden,  nach  Uns,  gemäfs  der  beifolgenden  Statuten,  auf- 
„  recht  zu  erhalten,  welche  Wir  eigenhändig  unterschrieben  und 
„mit  Unserem  Königlichen  Seraphinenordenssiegel  bekräftigen 
„lassen. 

„Stockholm,  im  Ordenskapitel  den  27sten  im  Monat  Mai, 
„im  eintausend  achthundert  und  eilften  Jahre  nach  Christi  Ge- 
„burt,  und  im  zweiten  Unserer  Regierung. 

Carl." 
C.  V.  Mörner. 
Der  Orden  hat  nur  eine  Klasse,  deren  Mitglieder  Ritter  heifsen. 
Die  Prinzen  des  Königl.  Hauses  erhalten  denselben  nicht  bei  ihrer 

13* 


100 

Geburt,  sondern  erst  dann,  wenn  sie  Theil  an  den  Arbeiten  des 
Freimaurerordens  nehmen.  Den  Statuten  gemäfs  darf  er  nur 
30  Mitglieder  zälilen,  von  denen  27  weltlichen  und  3  geistlichen 
Standes  sein  sollen,  ungerechnet  die  Königl.  Prinzen.  —  Niemand 
kann  denselben  erhalten,  der  nicht  das  36ste  Jahr  zurückgelegt 
hat.  —  In  Hinsicht  des  Ranges  haben  die  Ritter  ihren  Platz  zu- 
nächst den  Commandeuren  und  vor  den  Rittern  der  übrigen 
Königl.  Orden. 

Das  Ordenszeichen  ist  ein  rothemaillirtes  Kreuz  mit  goldener 
Einfassung  unter  der  Königskrone;  in  der  Mitte  des  Averses  sind 
auf  einem  weifsen  Globus  zwei  über  einander  liegende  C,  welche 
die  Zahl  XIII  umschliefsen;  auf  dem  Reverse  ist  der  Buchstab  B 
in  einem  goldenen  Dreieck,  dem  Freimaurersymbol,  sichtbar. 
Diese  Decoration  wird  an  einem  rothen  Bande  um  den  Hals  {en 
Collier)  getragen,  und  daneben  ein  kleineres  Kreuz  ohne  goldene 
Krone  von  rothem  Tuche  oder  Email  auf  der  linken  Brust. 

Die  Ritter  erscheinen  bei  grofsen  Ceremonien  und  im  Ordens- 
kapitel in  einer  eigenen  Ordenstracht  (Fig.  14.  u.  15.).  Die  welt- 
lichen tragen  dann,  aufser  dem  Ordenszeichen  en  collier,  das 
kleinere  rothe  Kreuz  auf  der  Brust,  und  gröfserc  Kreuze  von 
rothem  Tuche  auf  dem  Mantel  und  auf  der  über  der  rechten 
Schulter  nach  der  linken  Seite  gehenden  weifsen  Schärpe.  Die 
geistlichen  Ritter  haben  neben  der  Decoration  um  den  Ilals  nur 
ein  grofses  Kreuz  von  rothem  Tuche  auf  dem  Mantel. 

Es  besteht  flu-  diesen  Orden  ein  eigenes  Ordenskapitel,  das 
immer  am  28sten  Januar  (Carlstag),  dem  Namenstage  des  Kö- 
nigs, abgehalten  wird,  und  in  welchem  die  Ritter  ernannt  wer- 
den. Der  König  und  sämmtliche  Ritter  sind  dabei  in  ihren  Or- 
denstrachten. Nach  abgehaltenem  Kapitel  speisen  die  Ritter  an 
der  Königl.  Tafel,  zu  welcher  keine  Fremden  eingeladen  werden- 
—  Zwei  Monate  nach  der  Ernennung  findet  der  Ritterschlag  in 
den  Zimmern  des  Königs  statt,  wobei  die  Ceremonie  fast  die- 
selbe ist  wie  bei  den  anderen  Königl.  Orden.  Die  Eröffnung 
derselben  geschieht  mit  der  Vorlesung  des  Ritterbriefes  vom  Or- 
denssecretair,  so  lautend: 


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101 

„Wir  N.  N.,  von  Gottes  Gnaden  König  der  Schweden,  Go- 
„then,  Wenden  u.  s.  w.,  thun  kund  und  zu  wissen,  dafs,  da 
„Wir  Uns  des  dem  Gemeinwohl  geweihten  Bestrebens  Unseres 
„gehebten  N.  N.  erinnert  haben,  also  wollen  Wir  aus  Königl. 
„Gnade  und  Gunst,  zur  Belohnung  solcher  Gesinnungen,  und 
„zur  Aufmunterung,  damit  fortzufahren,  kraft  dieses  Unseres 
„offenen  Briefes,  N.  N.  zum  Bhter  Unseres  Carl  XIII.  Ordens 
„aufnehmen,  von  welchem  Wir  Selbst  Ordensmeister  sind.  — 
„Wir  verleihen  ihm  daher  hiermit,  neben  diesem  Ehrenzeichen, 
„alle  die  Yortheile,  Freiheiten  und  Rechte,  welche  diesem  Or- 
„den  schon  beigelegt  sind  oder  später  noch  beigelegt  wer- 
„dcn  können.  Insonderheit  nehmen  Wir  ihn  in  Unseren  Königl. 
„Schutz,  so  dafs,  wenn  ihm  als  Ritter  irgend  eine  Widerwär- 
„tigkeit  begegnen  sollte,  es  von  Uns  mit  Ungnade  angesehen 
„werden  soll.  Hiernach  haben  sich  Alle  zu  richten,  denen  es 
„angeht.  Zu  mehrerer  Gewifsheit  haben  Wir  dieses  mit  eige- 
„ner  Hand  unterschrieben  und  mit  Unserem  Seraphinenordens- 
„ Siegel  bekräftigen  lassen." 

(Datum.)  (Name  des  Königs.) 

Demnächst  ruft  der  Ordenskanzler  den  Ritter  zur  Ablesung 
des  Ordenseides  vor,   welcher  von  dem  Ritter  knieend  mit  er- 
hobener Rechten  vor  dem  Könige   abgelegt  und  vom  Ordens- 
secrctair  vorgesprochen  wird.  —  Die  Eidesformel  ist  folgende: 
„Ich  N.  N.  gelobe  und  schwöre  bei  Gott  und  seinem  heili- 
„gen  Evangeho,  dafs  ich,  gemäfs  der  schon  eingegangenen  Ver- 
„pdichtungen,  mit  Leib  und  Gut  die  reine  evangelische  Lehre 
„und  deren  Glauben  vertheidigen  will.    Ich  will  meinem  Könige 
„und  Seinem  Reiche  treu  und  huld  sein,  das  Beste  Seines  Rei- 
„ches  befördern,  Unrecht  bekämpfen,  Frieden  und  Recht  auf- 
„ recht  erhalten,  Nothleidende  nach  meinen  besten  Kräften  un- 
„terstützen,  Einigkeit  und  Gehorsam  der  Gesetze  fördern,  Rit- 
„terschaft  nach  meinem  Wissen  und  den  Statuten  üben;   so 
„wahr  mir  Gott  helfe  an  Leib  und  Seele!" 
Hierauf  berührt  der  König  mit  seinem  entblöfsten  Degen  drei- 
mal die  linke  Schulter  des  Ritters,  sagend: 


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102 

„Wir  N.  N. ,  von  Gottes  Gnaden  König  der  Schweden,  Go- 
„then,  Wenden  u.  s.  w.,  nehmen  Dich  zum  Ritter  Unseres  ehren- 
„werthen  Carl  XIII.  Ordens  auf.     Sei  würdig!" 
Der  Ordensschatzmeister  übergiebt  hiernächst  dem  Könige  das 
Ordenszeichen,  welches  Se.  Majestät  dem  Ritter  um  den  Hals  hän- 
gen, worauf  letzterer  die  Hand  des  Königs  kiifst  und  seinen  Dank 
abstattet. 

Ein  Paragraph  der  Statuten  dieses  Ordens  giebt  den  Rittern 
die  beruhigende  Zusicherung,  dafs,  wenn  sie  bei  ihrem  Tode  un- 
mündige Kinder  in  Dürftigkeit  hinterlassen  sollten,  der  König,  als 
erster  Rcschützer  der  Waisen,  die  Erziehung  derselben  auf  seine 
Kosten  bestreiten  lassen  will.     Herolde  hat  der  Orden  nicht. 


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Verzeichnifs  der  colorirten  Abbildungen. 


Fig.    1.    Ivöniglichcr  Trabant. 

2.  Reichsherold. 

(Sammethut;    das  Rothe  —  Saramet;    Jas  >Veifse  —  Scidenzcup.) 

3.  Reichspanicrträger, 

(Das    Gellie  —  Tuch;    das   Blaue  —  Saminet;    Kürafs^ron  Stahl:    Stiefel  von 
Leder.)  " 

4.  Herold  des  Seraphinenordens. 

(Das  >Veifse  —  Seide:    das  Blaue  —  Sammet:    .Stiefel  ron  .Saniniet.) 

5.  Ritter  des  Seraphinenordens. 

(Sammethut;    das  Weifse  und  Schwarze  —  Seide.) 

6.  Geistliches  Mitglied  des  Serapliinenordens. 

(Rock  von  Baumwollenzeus;     Hut,   .Schärpe  und  Mantel  von  .Seide.) 

7.  Herold  des  Schwertordens. 

(Kastorhut;    das  Blaue  —  .Sammet:    Beinkleider  von  Tuch;    Stiefel  von  Leder.) 

8.  Comraandeur  des  Grofskreuzes  vom  Schwertorden. 

(Kasterhut;    das   Gclhe  —  Tuch:    das   Blaue  —  .Seide;    Aufschläge  —  .Sammet: 
.Stiefel  von  Leder.) 

9.  Herold  des  Nordsternordens. 

(Kastorhut:    das  Rothe  —  .Sammet.) 

-  10.    Coramandeur  des  Grofskreuzes  vom  Xordsternorden, 

(Kastorhut;    das  Rothe  —  Sammet;    das  AVeifse  —  Seide.) 

-  11.    Coinmandeur   des   Grofskreuzes  vom  Nordsternorden   (geist- 

licher). 

(Der  Rock  von  BaumwollenzeDfi;;    Mantel  und  .Schärjic  von   .Seide.) 

-  12.    Herold  des  Wasaordens. 

(  Kastorhut  ;    das  Grüne  —  Sammet.) 

-  13.    Coniniandeur  des  Grofskreuzes  vom  Wasaorden. 

(K,xstorhut;    das  Grüne  —  .Sammet ;    d.-is  'Weifse  —  .Seide.) 

-  14.   Ritter  des  Ordens  Carls  XHI.  (Freimaurerorden). 

(Kastorhut :    das  Geihe  —  Tuch;    das  Rothe  —  Sammet:    die  Kreuze  von  Tuch.) 

-  15.    Geistlicher  Ritler  des  Ordens  Carls  XIII. 

(Uock  von  Banm-.vollcnzeug:    Mantel  von   K.isJniir:     SchHrpe  von  .Sei^le.) 


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Gedruckt  bei   A.  >V.  Schade,    Griinstrafse  18. 


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aeistliches  Milglied  ies  SeraphinBnordens, 


ii&rold  des  ScliY/ertordens. 


GoiiimaiLasar  iss  jrosskrsuzes  vom  Scn^venordsii 


Herold  des  Nordsleriiorden^. 


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'osskrßuzös  Yom  Nordsterncrfei] 


:,iLTCar.d&iir  des  Grosskr^uz-: 
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Herold  des  ¥asaoriens 


Conimaiideiir  des  Grosskreiizes  YomWäsaorien. 


14-. 


Ritter  des  Ordens  CpxiI 

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15. 


lieistliGlier  Rilter  des  Oriens  Carl  1 

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