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Full text of "Kufra : reise von Tripolis nach der oase Kufra, ausgeführt in auftrage der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland"

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KUFRA 


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KUFKA. 


REISE  VON  TRIPOLIS  NACH  DER  OASE  KUFRA. 


AUSGEFÜHRT  IM  AUFTRAGE 


AFRIKAMSCHEN  (tESELLSCHAFT  LN  DEÜT8CHLÄMI 


VON 


GERHARD   ROHLFS. 


XEBST  BEITRAGEX  VOX 

P.  ASCHERSON,  J.  HANN,  F.  KARSCH,  W.  PETERS,  A.  STECKER. 


LEIPZIG : 

F.    A.    B  R  0  C  K  H  A  U  ö . 
1881. 


Das  Recht  der  Uebersetzimg  ist  vorbehalten. 


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VORWORT. 


XJas  vorliegende  Buch  sollte  am  Eude  vorigen  Jahres 
erscheinen.  Nur  dem  Umstände,  dass  Seine  Majestät  der 
Kaiser  mir  den  ehi"envollen  Auftrag  ertheilte,  dem  Negus 
Negest  von  Abessinien  ein  Schreiben  zu  überbringen,  ist 
es  zuzuschreiben,  dass  das  Erscheinen  desselben  sich  bis- 
jetzt  verzögerte.  Andererseits  wurde  aber  hierdurch  ermög- 
licht, dass  die  wissenschaftlichen  Resultate  der  Expedition, 
bearbeitet  von  befreundeten  Gelehrten,  denen  meinen  er- 
gebensten Dank  abzustatten  mir  bei  dieser  Gelegenheit 
vergönnt  sei,  dem  Publikum  nun  in  der  Gesammtheit  mit 
unterbreitet  werden  können. 

Weimar,  im  August  1881. 

Gerhard  Rohlfs. 


705892 


INHAL  T. 


Seite 

Vorwort       V 


ERSTE  ABTHEILUNG. 

KEI8EBEiSCHREIBUNG. 

ERSTES  KAPITEL.     Einloiti;ng  und  Vorboreitimg  zur  Reise    .  1 
ZWEITES    KAPITEL.      Von    Weimnr    über    Paris,     Mars(>ille, 

]\Ialta  nach  Tripolis 36 

DRITTES  KAPITEL.     Tripolis 5G 

VIERTES  KAPITEL.    Rückblicke  auf  Tripolis  und  Tripolitanien.  70 

FÜNFTES  KAPITEL.     Von  Tripolis  l)is  Sokna 95 

SECHSTES  KAPITEL.     Sokna 122 

SIEBENTES  KAPITEL.     Die  Oase  Djofra 145 

ACHTES  KAPITEL.     Von  Sokna  nach  Audjila 177 

NEUNTES  KAPITEL.     Die  Oasen  Audjila  und  Djalo      ....  206 

ZEHNTES  KAPITEL.     Beugasi 234 

ELFTES  KAPITEL.     Von  Bengasi  nach  Kufra 255 

ZWÖLFTES  KAPITEL.     Kufra 2G5 

DREIZEHNTES  KAPITEL      Kufra  (Fortsetzung) 28« 

VIERZEHNTES  KAPITEL.     Kufra  (Fortsetzung) 314 

FÜNFZEHNTES  KAPITEL.     Gesammtbild  von  Kufra 329 

SECHZEHNTES  KAPITEL.     Von  Kufra  nach  Beugasi    ....  335 


VIII  Inhalt. 

ZWEITE  AB J  HEILUNG. 

W ISSEN ÖCH AFTJ jICIIE  E RGEBNISSE. 

Seite 
I.    Von  G.  IJoiiLFs  nkundetc  neue  Konten  in  Tripolitanien.    .      341 
II.    IJnmupnteinjieratui'en  Tripolitanions  und  der  Sahara.     Von 

G.  IloiiLFS  und  Dr.  A.  Stecker 345 

III.  Seehöhen.     Von  Dr.  J.  Hann 346 

IV.  Resultate   der  meteorologischen  Beobachtungen.     Von  Dr. 

J.  IIann 353 

V.   Amphibien  der  Expedition  nach  Kut'ra.     Von  Prof.  Dr.  W. 

Peters 365 

VI.   Gliederthiere    der    Expedition    nach    Kufra.     Von    Dr.    F. 

Karsch 370 

VII.  Die  aus  dem  mittlem  Nordafrika,  dem  Gebiete  dei"  Rohlfs'- 
schen  Expedition  nach  Kufra  bekannt  gewordenen  Pflanzen. 

Zusammengestellt  von  Prof.  Dr.  P.  Ascher.son 386 

Register  der  einheimischen  Pflanzenuamen 552 

VIII.  Meteorologische    Beobachtungen   von    G.  Rohlfs    und   Dr. 

A.  Stecker Taf.  I— XXI 

ILLUSTRATIONEN.  '  ,  ,,o 

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Ali  Ben  Mohammed  el  Gatroni             .    .    .• ^^ 

Eine  sich  verästelnde  Dattelpalme  in  Audjila 161 

Wurfsjiiessspitze  aus  Feuerstein 333 

Sparassus  beluinus 3H3 

SEPARATBILDER. 

Tripolis Titelbild 

Gasr  Doga  im  Gebirge 105 

Uadan  in  der  Oase  Djofra 176 

Ilauptmoschee  in  Audjila 220 

Buseima 271 

Lager  in  Boema  (Kufra)  vor  der  Beraul)ung 278 

Die  Sauya  el  Istat  in  Kufra      323 

KARTEN. 

üasenarchipel  von  Kufra. 
Oase  Djofra. 

Uebersiclitskarte   von  G.  Rohlfs'    Expetlition   in   Tripolitanien,  Barka 
und  der  Oaaeugruppe  von  Kufra. 


ERSTE  ABTHEILÜNG. 


EEISEBESCHREIBUNG, 


ERSTES  KAPITEL. 

EINLEITUNG  UND  VOKBEREITUNG  ZUR  REISE. 

Livingstone's  Rulim.  —  Die  hohen  Verdienste  des  Königs  der  Belgier 
um  die  Civilisatiou  der  Neger.  —  Die  dem  Reisenden  von  der  „Afri- 
kanischen Gesellschaft  in  Deutschland"  gestellte  Aufgabe.  —  Vortheile 
des  Eindringens  von  Norden  her.  —  Sind  indische  Elefanten  in  Afrika 
verwendbar?  —  Versuche  des  Königs  der  Belgier  zur  Bezähmung 
afrikanischer  Elefanten.  —  Die  Tragfähigkeit  des  Elefanten  im  Ver- 
hältniss  zu  der  des  Esels.  —  Esel  und  Maulthiere  sind  Elefanten  vor- 
zuziehen. —  Das  Kamel  als  Beförderungsmittel.  —  Die  Sahara  in 
gesundheitlicher  Beziehung.  —  Ein  vom  Sultan  ausgestellter  Firman 
ali,  in  welchem  der  Reisende  zum  Bei  ernannt  wird.  —  Die  vom 
deutschen  Kaiser  für  den  Sultan  von  Uadai  bestimmten  Geschenke.  — 
Viele,  namentlich  Musiker,  meldeii  sich  zur  Theilnahme  an  der  Ex- 
pedition. —  Ein  vom  Dr.  Wetzstein  zu  Berlin  ins  Arabische  über- 
setzter Empfehlungsbrief  Nachtigal's  an  den  Sultan  von  Uadai.  — 
Soll  man  einzelne  oder  mehrere  auf  Entdeckungen  aussenden?  — 
Soll  man  europäische  Diener  mitnehmen  oder  nicht?  —  Dr.  Anton 
Stecker  als  wissenschaftlicher  Begleiter.  —  Leopold  von  Csillagh  aus 
Graz,  der  sich  auf  eigene  Kosten  der  Expedition  angeschlossen,  stirbt 
auf  dem  Rückwege  nach  Tripolis.  — •  Franz  Eckart  aus  Apolda  und 
Kai'l  Hubmer  aus  Graz  zur  persönlichen  Hülfleistung.  —  Ausrüstungs- 
gegenstände: Instrumente,  Medicamente,  Waffen,  Zelte,  Cantinen, 
Lebensmittel,  namentlich  Zwiebeln  u.  s.  w.  —  Fussbekleidung.  — 
Kopfbedeckung. 

Jciiner  der  grössten  Afrikareisenden  hat  den  Anstoss 
gegeben  zu  einer  wirklichen  Periode  der  Entdeckungen,  in 
welcher  wir  seit  fast  einem  Jahrzehnt  leben,  um  den  schwar- 

ROHLFS,  Kiifra.  ,  \ 


2  Erstes  Kapitel. 

zen  Continent  zu  entschleiern.  Neidlos  sagen  wir  es,  dieser 
Afrikareisende  war  kein  Deutscher,  sondern  ein  Engländer. 
Bewundernd  mussten  wir  aufsehen  zu  dem  Manne,  der  nicht 
nur  selbst  so  Grosses  leistete,  sondern  dessen  anregende 
Persönlichkeit  eine  Reihe  von  Expeditionen  ins  Leben 
rief,  welche  in  der  That  für  die  afrikanische  Entdeckungs- 
geschichte, sowie  für  die  Civilisation  der  Neger  von  ein- 
schneidendsten Folgen  gewesen  sind.  Denn  war  nicht  Ca- 
meron's  Reise  verursacht  worden  durch  die  Kunde,  Living- 
stone  sei  verschollen?  Und  die  bedeutendste  Entdeckung 
bezüglich  hydrographischer  Verhältnisse  im  letzten  Decen- 
nium,  ich  meine  die  Erforschung  des  Congo  durch  Stanley, 
war  diese  nicht  eine  natürliche  Folge  seiner  Reise:  „Wie 
ich  Livingstone  fand"?  Und  als  der  grosse  Erforscher  und 
Dulder  am  1.  Mai  1873  seinen  Leiden  und  körperlichen 
Anstrengungen  in  Ilala  am  Bangueolosee  erlag  und  dann 
seine  Leiche  von  seinen  treuen  Dienern  auf  den  Schultern 
bis  zum  Ocean  getragen  wurde,  um  sie  am  18.  April  1874 
in  der  Westminster- Abtei  in  London  beizusetzen,  hatte  damit 
keineswegs  seine  Wirksamkeit  aufgehört. 

Auch  über  das  Grab  hinaus  dauert  die  Kette  fort,  die 
uns  mit  Livingstone  verbindet;  denn  durch  die  Nachricht, 
Livingstone  sei  verschollen,  wurde  der  König  der  Belgier, 
dieser  hochherzigste  und  uneigennützigste  Förderer  afrika- 
nischer Interessen,  zuerst  auf  den  Gedanken  gebracht,  den 
verschwundenen  und  todtgeglaubten  englischen  Reisenden 
aufsuchen  zu  lassen.  Und  als  man  später  glücklicherweise 
Livingstone  wieder  auffand,  Hess  der  König  der  Belgier 
den  Gedanken  Livingstone's,  die  Neger  zu  christianisiren 
und  zu  civilisiren,  keineswegs  fallen,  denn  jedermann  weiss, 
dass  keiner  zäher  festhält  am  Gedanken,  den  schwarzen 
Continent  zu  eröffnen,  als  der  Präsident  der  internationalen 
Association,  König  Leopold. 

Aber  auch  in  Deutschland  erfasste   diejenigen,  welche 


Die  Afrikanische  Gesellschaft.  3 

sich  besonders  mit  Afrika,  mit  der  Erforschung  dieses  Welt- 
theils,  mit  der  Civilisation  der  schwarzen  Rasse  beschäf- 
tigt hatten,  ein  verstärkter  und  verjüngter  Enthusiasmus, 
und  war  es  namentlich  unser  um  die  Erforschung  der  ganzen 
Erde  so  hochverdienter  Bastian,  welcher  das  schon  er- 
wachte Interesse  für  Erschliessung  Afrikas  neu  zu  beleben 
verstand. 

,,Nach  der  politischen  Geltung  eines  Volks  bemisst 
sich  die  Höhe  der  Verpflichtungen,  die  ihm  in  Lösungen 
der  Culturaufgaben  obliegen.  Seit  Deutschland  wieder 
den  ihm  gebührenden  Sitz  im  Rathe  der  Nationen  ein- 
genommen hat,  muss  es  auch  in  der  Pflege  der  Wissen- 
schaft mehr  noch  wie  früher  voranstehen,  ziemt  es  ihm 
vor  allen,  in  der  Leitung  geographischer  Unternehmungen, 
die  neue  Gegenden  der  Kenntniss  gewinnen  sollen,  an  die 
Spitze  zu  treten,  denn  solche  Erwerbungen  werden  in  der 
Geschichte  unter  dem  Namen  desjenigen  Volks  verzeich- 
net, das  zuerst  kühn  und  entschlossen  sich  die  Bahn  nach 
ihnen  brach."  So  sprach  Bastian,  und  sein  Aufruf  fand 
Beifall.  Alle  geographischen  Gesellschaften  vereinigten 
sich  im  April  1873,  und  es  wurde  die  „Afrikanische 
Gesellschaft"  gegründet,  welche  als  specielle  Aufgabe  sich 
die  Erforschung  Südcentralafrikas  gesetzt  hatte. 

Mit  welch  unermüdlichem  Eifer  die  Gesellschaft  be- 
strebt war,  und  wie  die  von  ihr  ausgesandten  Reisenden 
bemüht  gewesen  sind,  das  Ihrige  beizutragen  zur  Erfor- 
schung des  schwer  zu  besiegenden  Continents,  das  ist  allen, 
die  sich  mit  der  Entdeckungsgeschichte  Afrikas  beschäftigen, 
genugsam  bekannt.  Nicht  jedem  ist  es  vergönnt,  ein  Stan- 
le}'  zu  werden,  und  wie  wenige  haben  die  Mittel  zur  Ver- 
fügung, welche  dem  kühnen  Amerikaner  den  Zug  von 
Bagamoyo  bis  Emboma  ermöglichten.  Aber  auch  die  Rei- 
senden der  Afrikanischen  Gesellschaft,  wie  Güssfeldt, 
Pogge,  Soyaux,  Lenz,  Lux,  Pechuel -Lösche  u.  s.  w.,  alle 

1* 


4  Erstes  Kapitel. 

haben,  jeder  in  seiner  Art,  ihr  Verdienst  an  der  Ent- 
schleierung des  geheimnissvollen  Erdtheils.  Zeitgenös- 
sische Neider  und  Nörgler  vermögen  nichts  davonzu- 
nehmen. 

Die  Afrikanische  Gesellschaft  oder  wie  der 
officielle  Titel  lautete:  die  ,, Deutsche  Gesellschaft  zur  Er- 
forschung Aequatorialafrikas",  kann  gewisserraassen  als  die 
Mutter  der  internationalen  afrikanischen  Gesellschaft  be- 
trachtet werden,  welche  Leopold  IL,  der  König  der  Belgier, 
im  September  1876  ins  Leben  rief,  und  welche,  da  Deutsch- 
land sich  an  derselben  mit  regstem  Eifer  betheiligte,  dahin 
führte,  dass  der  deutsche  Theil  der  internationalen  afrika- 
nischen Association  und  die  schon  bestehende  deutsche 
afrikanische  Gesellschaft  sich  im  Decemher  1876  zu  einer 
„Afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland" 
bildete. 

Wenn  erstere  Gesellschaft  mehr  die  rein  wissenschaft- 
lichen, rein  geographischen  Ziele  im  Auge  hatte,  so  ver- 
folgte die  neue  afrikanische  Gesellschaft  als  Zweigverein 
der  internationalen  Association  gleichzeitig  die  Aufgabe, 
auf  die  Cultur  und  Civilisation  der  Eingeborenen,  also  vor- 
zugsweise der  Schwarzen,  hinzuwirken,  Handel  und  Verkehr 
als  hauptsächlichsten  Hebel  der  civilisatorischen  Bestre- 
bungen zu  beleben  und  endlich  nach  Kräften  dem  Sklaven- 
handel entgegenzuarbeiten. 

Und  so  erhielt  ich  denn  im  Herbste  des  Jahres  1878 
vom  Vorstand  der  Afrikanischen  Gesellschaft  den  Auftrag, 
von  Norden  her  vorzudringen.  Als  eigentliches  Erforschungs- 
object  hatte  ich  selbst  bezeichnet:  die  Wasserscheide 
festzustellen  zwischen  Benue,  Schari  und  Congo, 
eventuell  Ogowe,  und  auch  heute  bildet  dies  immer  noch 
in  Afrika  eins  der  wichtigsten  zu  lösenden  Probleme.  Die 
Afrikanische  Gesellschaft  billigte  insofern  vollkommen  meinen 
Vorschlag,  als  sie  ihrerseits  die  Aufgabe  stellte:    die  Er- 


Die  Aufgabe  der  Expedition.  5 

forscliiing  des  uördliclien  Tlieils  des  Beckens  des 
Cougo  und  der  angrenzenden  Gebiete,  insbeson- 
dere der  Wasserscheide  des  Schari  und  Ogowe, 
sowie  beider  Flüsse  gegen  den  Congo  hin.  Dies 
wurde  als  das  zu  erforschende  Gebiet  bezeichnet  und  des- 
halb sollte  die  Expedition  von  Tripolis  abgehen  und  dem 
Eindringen  über  Kufra  der  Vorzug  gegeben  werden. 

Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  man  dem  Vorgehen 
vom  Norden  her  manche  gewichtige  Bedenken  entgegenhalten 
konnte,  namentlich  die  Entfernung  vom  eigentlichen  Er- 
forschungsobject  und  besonders  die  Roheit  und  den  Fana- 
tismus der  zu  durchziehenden  mohammedanischen  Stämme. 
Denn  das  lässt  sich  nicht  hinwegleugnen,  dass  der  religiöse 
Fanatismus  den  Reisenden  mindestens  ebenso  gefährlich 
in  Afrika  ist,  als  das  mörderische  Klima  gewisser  Regionen. 
Von  den  vielen,  die  dem  religiösen  Fanatismus  erlagen, 
nenne  ich  nur  Hornemann,  Röntgen,  Vogel  und  Moritz  von 
Beurmann.  Engländer  und  Franzosen  sind  gleichfalls  mit 
einem  starken  Contingent  von  Märtyrern  vertreten.  Dieser 
religiöse  Hass  findet  sich  aber  nur  bei  den  semitischen 
Monotheisten,  demnach  auch  in  Nordafrika  bei  den  mo- 
hammedanischen Völkern  und  selbst  bei  den  ,,  christ- 
lichen" Abessiniern  ausgeprägt.  Die  Grenze  des  fanati- 
schen Hasses  gegen  Andersdenkende  erstreckt  sich  etwa  von 
Norden  her  bis  zum  5. "  nördl.  Br.  Von  den  polytheisti- 
schen Negern  hat  aus  religiösen  Gründen  noch  nie  ein 
Reisender  Schwierigkeiten  erfahren,  geschweige  dass  er  des- 
halb ermordet  worden  wäre.  Die  Länge  des  Wegs  also 
und  die  auf  Fanatismus  beruhende  Feindseligkeit  der  Ein- 
geborenen waren  für  das  Eindringen  vom  Norden  her  die 
gefahrdrohendsten  Momente. 

Andererseits  aber  bot  das  Vorgehen  vom  Mittelmeer 
aus  viele  nicht  zu  unterschätzende  Vortheile.  Den  Verkehr 
mit  dem  Vorstand    der  Afrikanischen   Gesellschaft,    sowie 


6  Erstes  Kapitel. 

mit  dem  Gesammtvaterlande  konnte  man  lange  unterhalten; 
ja,  wenn  dort  nicht  die  unglückliche  Nachlässigkeit  der 
türkischen  Regierung  herrschte,  würde  mau  von  Tripolis 
aus  mittels  des  Telegraphen  direct  mit  Berlin  verkehren, 
also  Nachrichten  z.  B.  von  Sokna  aus  in  5  Tagen  nach  der 
Hauptstadt  des  Deutschen  Reichs  übermitteln  können. 
Und  Sokna  liegt  circa  500  km  von  Tripolis  entfernt.  Der 
einst  arbeitende  telegraphische  Draht  zwischen  Tripolis 
und  Malta  liegt  aber  jetzt  zerbrochen  auf  dem  Grunde  des 
Meeres.  Kein  Mensch  denkt  daran,  ihn  wieder  aufzunehmen 
und  herzustellen.  Als  Dr.  Nachtigal  von  hier  aus  seine 
ruhmvolle  Reise  nach  Bornu  und  Uadai  unternahm,  erhielt 
er  von  der  Regierung  telegraphisch  seine  Mission  ange- 
wiesen. Im  Jahre  1868  hatte  Tripolis  telegraphische  Ver- 
bindung, 1878  existirte  sie  nicht  mehr.  So  etwas  kann 
doch  nur  in  solchen  Ländern  vorkommen,  welche  unter  der 
Regierung  der  türkischen  Efendis  stehen.  Man  schreitet 
nicht  vorwärts,  sondern  fällt  zurück  in  Barbarei. 

Aber  abgesehen  davon,  hat  doch  Tripolis  noch  immer 
bessere  und  schnellere  Verbindungen  mit  Europa,  als  sie 
gegenwärtig  von  der  Loangoküste  und  Angola  aus  bestehen. 
Und  können  wir  Deutschen  nicht  gerade  Tripolitanien  be- 
züglich des  wissenschaftlich-geographischen  Stand- 
punktes als  unsere  ureigenste  Domäne  bezeichnen?  Horne- 
mann  begann  ja  erst  von  hier  aus  seine  Reise.  Barth  hatte 
Tripolis  als  Anfang  und  als  Endpunkt  seiner  ausgedehnten 
^Yanderungen  genommen  und  vorher  schon  ganz  Tripoli- 
tanien auf  seiner  Reise  längs  der  Gestade  des  Mittelmeeres 
durchwandert.  Vogel,  Overweg  und  Moritz  von  Beurmann 
gingen  von  Tripolis  aus.  Keiner  von  ihnen  sah  zwar  das 
Vaterland  wieder:  sie  wurden  alle  drei  ermordet;  von  Malt- 
zahn  weilte  längere  Zeit  in  Tripolis,  und  Nachtigal  trat  von 
hier  aus  seinen  kühnen  Flug  an,  der  ihn  nach  dem  nie  be- 
tretenen Tibesti,    Borgu    und  Uadai   brachte.      Ich   selbst 


Ti'ansportmittel.  7 

hatte  Tripolis  vorher  schon  dreimal  besucht:  1864,  als  ich 
von  der  Uebersteigung  des  grossen  Atlas  zwischen  Fes  und 
Mikenes  über  Tafilet  und  Tuat  bei  Tripolis  das  Mittelmeer 
wieder  erreichte;  1865,  als  ich  von  hier  aufbrach,  um  Afrika 
zu  durchqueren,  und  1868,  als  ich  abermals  von  hier  aus 
meine  Reise  nach  Cyrenaika  unternahm.  Mit  den  örtlichen 
Verhältnissen  war  ich  also  vertraut. 

Ein  anderer  nicht  zu  unterschätzender  Vortheil  ist  aber 
der,  dass  man  nirgends  in  Afrika  so  gute  Transportmittel 
iindet,  als  an  der  Nordküste.  Im  Süden  dieses  Erd- 
theils  hat  man  allerdings  jene  Ochsenkarren,  deren  sich 
auch  Eduard  Mohr  bediente,  als  er  seinen  Zug  nach  den 
Victoriafällen  des  Zambesi  unternahm.  Aber  sie  werden 
doch  eigentlich  nur  in  Ländern  angewandt,  wo  die  Cultur 
bereits  Wurzel  schlug:  in  der  Capcolonie,  dem  Orange- 
Staat,  in  Natal,  Transvaalien  und  in  der  Kalahariwüste. 
Weiter  nach  dem  Norden  zu  hat  man  als  einziges  Trans- 
portmittel an  beiden  Küsten  bisjetzt  nur  den  Menschen 
selbst.  Wenn  wir  von  den  Gestaden  des  Rothen  Meeres 
absehen  und  vom  französischen  Senegalien,  von  wo  aus  man 
mit  Pferden,  Maulthieren  und  Eseln  (die  Engländer  ver- 
wendeten zu  ihrem  Eindringen  in  Abessinien  auch  Kamele  und 
sogar  Elefanten)  vorgehen  kann,  hat  man  jenen  grossen  Raum 
zwischen  dem  10."  nördl.  Br.  und  20.°  südl.  Br.,  auf  welchem 
man  in  Afrika  bislang  nur  auf  den  Transport  mit  Menschen 
angewiesen  ist.  Wie  umständlich,  unsicher  und  namentlich 
unangenehm  eine  solche  Fortschaffung  der  Gegenstände  ist, 
haben  wir  sattsam  aus  den  Berichten  aller  Reisenden  ent- 
nehmen können.  Dazu  kommt,  dass  ein  Träger  durch- 
schnittlich nicht  mehr  als  25,  höchstens  30  kg  fortschaffen 
kann.  Und  nicht  jedem  Reisenden  gelingt  es,  Träger  zu 
bekommen,  wie  z.  B.  Stanley  das  Glück  hatte.  Die  meisten 
müssen  immer  darauf  vorbereitet  sein,  dass  die  Leute  eines 
schönen  Tags    Gepäck    und   Flinte    in    den   Bifsch    werfen 


3  Erstes  Kapitel. 

und  aus  irgendeinem,  zuweilen  sticlibaltigen ,  meist  aber 
eingebildeten  Grunde  erklären,  die  Reise  nicbt  Aveiter  fort- 
setzen zu  wollen.  Das  ist  nocb  halbwegs  günstig,  denn 
sebr  häufig  ziehen  sie  es  vor,  sans  adieu,  mit  oder  ohne 
Gepäck,  mit  oder  ohne  Waffen  abzuziehen.  Auf  diese  Art 
vordringen  zu  müssen,  gehört  an  beiden  Küsten  zu  den 
grössten  Unannehmlichkeiten  und  ist  oft  genug  die  Ursache 
des  Mislingens  einer  Expedition. 

Nun  hat  zwar  König  Leopold  IL  von  Belgien  den  Ver- 
such gemacht,  mit  Elefanten  den  Waaren-  und  Gepäck- 
transport zu  bewältigen;  aber  zur  Zeit  würde  es  noch  zu  früh 
sein,  ein  endgültiges  Urtheil  über  die  Verwendbarkeit  indi- 
scher Elefanten  in  Afrika  abzugeben.  Als  die  Engländer 
mit  vieruudvierzig  Elefanten  nach  Abessinien  kamen,  star- 
ben von  diesen  nur  fünf.  Aber  die  Thiere  hatten  nur  ge- 
ringe Lasten  zu  tragen  und  waren  andererseits  vorzüglich 
genährt,  mit  Futter,  welches  andere  Lastthiere  mitschlepp- 
ten. Von  den  vier  indischen  Elefanten,  die  der  König  Leo- 
pold in  Bagamoyo  ausschiffen  Hess,  starben  zwei  unterwegs, 
der  dritte,  „Sokannalli"  genannt,  dicht  vor  dem  Ziele.  Der 
vierte  Ueberlebende  aber,  er  hiess  ,,Pulmalla",  ertrug  nicht 
nur  die  Anstrengungen  des  Marsches,  sowie  das  fremde 
Futter  —  die  indischen  Elefanten  waren  ausschliesslich  auf 
die  afrikanische  Vegetation  angewiesen  — ,  sondern  befand 
sich,  nach  den  Berichten  der  Herren  Carter,  Popelin  und 
Cambier,  als  er  Karema  erreichte,  in  einem  bessern  körper- 
lichen Zustande,  als  zur  Zeit  seiner  Abführung  von  der  Küste 
Sansibar. 

jNIan  hat  bisjetzt  nicht  versucht,  mit  andern  Lastthieren 
von  den  Küsten  aus  ins  Linere  zu  dringen,  und  doch  ist 
es  keineswegs  erwiesen,  dass  der  Lnportation  von  Büffeln, 
Lastochsen,  Pferden,  Maulthieren  oder  Eseln  unüberwind- 
liche, namentlich  durch  den  Stich  der  Tsetse  verursachte 
Schwierigkeiten   entgegenstehen.     Nur  sind  jene  Lastthiere 


Elefanteu  als  Tragthiei-e.  0 

an  den  Küsten  leider  noch  nicht  heimisch.  Als  ich  1867, 
aus  dem  Innern  kommend,  Lagos  am  Golf  von  Guinea  er- 
reichte, wurde  die  ganze  Stadt  in  Bewegung  gesetzt  durch 
drei  Esel,  welche  mein  Gepäck  trugen;  man  hatte  diese 
Yierfüssler  dort  nie  gesehen. 

Im  Jahre  1873  machte  ich  der  Deutschen  Gesellschaft 
zur  Erforschung  Aequatorialafrikas  den  Vorschlag,  Esel 
und  Maulthiere  versuchsweise  zum  Transport  zu  verwenden, 
wie  solches  in  Nordcentralafrika  von  allen  Reisenden  ge- 
schehen sei,  namentlich  von  Denham,  Clapperton,  Mungo 
Park,  Barth  u.  a.,  die  sich  zum  Transportiren  ihres  Ge- 
päcks auch  der  LastOchsen,  Pferde,  Maulthiere  und  Esel 
bedient  hätten.  Aber  man  wollte  nichts  davon  wissen,  und 
namentlich  bekämpfte  Dr.  Boer,  damals  Vorstandsmitglied 
der  Gesellschaft,  aufs  heftigste  meinen  Vorschlag.  „Die 
Frage  der  Träger",  wie  der  verewigte  Petermann  sagte 
(Petermann's  „Mittheilungen",  1875,  S.  9),  ,,oder  sonstiger 
Beförderungsmittel  erscheint  in  jeder  Beziehung  eine  so 
wichtige,  zunächst  und  vor  allem  auch  für  Leben  und  Ge- 
sundheit der  einzelnen  Beisenden  und  Forscher  selbst  — 
—  die  je  nach  der  Verlängerung  ihres  Aufenthaltes  in  den 
Küstenstrichen  mehr  oder  weniger  gefährdet  sind  — ,  dass 
ich  an  die  Verwendung  von  Elefanten  zu  erinnern  mir  er- 
laube, selbst  auf  die  Gefahr  hin,  dass  sie  sich  eventuell  als 
unnöthig  erweisen  sollte."  Der  Verwendung  von  Elefanten 
für  Centralafrika  möchte  ich  jedoch  unter  allen  Umständen 
die  der  Maulthiere  und  Esel  vorziehen,  denn  erstere  können 
z.  B.  nicht  überall  hingehen  und  namentlich  nicht  die 
dichten  Urwälder  durchdringen.  Ausserdem  ist  es  noch 
nicht  bewiesen,  ob  die  zumal  nur  auf  die  afrikanischen 
Pflanzen  angewiesenen  indischen  Elefanten  im  Stande  sind, 
dem  Klima,  den  Beschwerden  und  dem  Aufenthalt  in  Afrika 
überhaupt  Widerstand  zu  leisten.  Versuche  zur  Zähmung 
afrikanischer  Elefanten  hat  man  noch  nicht  gemacht,   ob- 


10  Ei-stcs  Kapitel. 

schon  man  auch  in  dieser  Richtung  jetzt,  wie  wir  mit  Freu- 
den vernehmen,  Experimente  auf  Befehl  des  Königs  der 
Belgier  unternimmt. 

Es  wäre  um  so  wünschenswerther,  mit  Maulthieren 
und  Eseln  vorzugehen,  als  diese  Thiere  um  einen  äusserst 
billigen  Preis  in  Nordafrika  oder  Asien  zu  haben  sind  und 
sich  mit  dem  am  Wege  gefundenen  Futter  begnügen. 
Ausserdem  ist  ihre  Tragfähigkeit  relativ  grösser,  als  die 
der  Elefanten,  ja  absolut  so  gross  als  die  der  Kamele. 
Ein  Elefant  kann  auf  dem  Transport  nur  mit  einer 
Last  von  400  kg  beschwert  werden.^  Ein  Esel  trägt  50, 
70  bis  80  kg.  Acht  Esel  entsprechen  also  einem  Elefan- 
ten, oder  wenn  man  die  stärksten  Langohren  nimmt,  würden 
vier  Esel  einem  Elefanten  an  Tragfähigkeit  gleichstehen. 
Rechnet  man  die  Anschaffungskosten  hinzu  und  bedenkt 
man,  dass  die  Elefanten  nicht  durch  Urwälder  gehen  können, 
dass  sie  täglich  Wasser  nicht  nur  zum  Trinken,  sondern 
zum  Selbstbespritzen  bedürfen^,  so  erscheint  es  noch  um 
so  wunderbarer,  dass  man  aus  Scheu  vor  dem  Gespenste 
der  Tsetse  nicht  einmal  mit  den  andern  Quadrupeden  Ver- 
suche anstellen  will.  Angesichts  der  grossen,  durch  falsche 
Transportmittel  verursachten  Verluste  hätte  man  aber  längst 
Versuche^  machen  sollen  mit  andern  Lastthiereu.  Herr 
Dr.  Dutriene,   einer   der  belgischen  Forscher,  welcher  der 


'  Ein  Elefant  kann  2500  kg  tragen,  aber  gewöhnlich  belastet 
man  ihn  nur  mit  400  kg.  Die  Belgier  gaben  ihren  Thieren  500  kg 
zu  tragen,  was  angesichts  der  schlechten  Ernähruugsverhältnisse  wol 
zu  viel  sein  dürfte. 

^  Finden  die  Elefanten  in  der  heissen  Zone  nicht  täglich  Wasser 
zum  Bespritzen,  so  leiden  sie,  und  dies  allein  dürfte  vielleicht  den 
Verlust  der  drei  belgischen  Elefanten  erklären  helfen;  vgl.  Brehm's 
„Thierleben",  III,  469  fg. 

^  Die  belgische  Expedition  wendet  jetzt  mit  Erfolg  Esel  zum 
Transport  an. 


Kamele.  1  \ 

Expedition  von  Sansibar  aus  als  Arzt  beigegeben  war,  sagt^: 
„Die  Tsetse  greift  Esel,  Maulthiere  und  Rindvieli  an,  aber 
nicht  alle.  >sicbts  ist  allgemein  geltende  Regel,  noch  be- 
stimmt vorgeschrieben.  Eine  gewisse  Zahl  dieser  Thiere 
widersteht  dem  Bisse  in  nicht  zu  leugnender  Art  und  Weise. 
Es  vollzieht  sich  hier  gleichsam  eine  wirkliche  Selection. 
Uebrigens  starben  die  von  der  Tsetse  gestochenen  Thiere 
nach  sehr  verschiedenen  Zeiträumen,  einige  erliegen  den 
Stichen  erst  nach  Monaten,  sie  können  also  immer  noch 
während  verschiedener  Wochen  benutzt  werden." 

Im  Xorden  von  Afrika  hat  man  hieran  gar  nicht  zu 
denken.  Das  Kamel  ist  dort  für  den  Reisenden  wie  gemacht, 
und  wer  die  Wichtigkeit  der  Transportmittel  für  das  Ein- 
dringen anerkennt,  muss  in  dem  Vorhandensein  einer  so 
wichtigen  Beförderungsart  allein  schon  die  Berechtigung 
eines  Vordringens  vom  Norden  her  zugeben.  Dazu  kommt, 
dass,  wenn  man  glücklich  zu  Kamel  die  Sahara  durch- 
zogen hat,  man  in  ganz  Nordcentralafrika  so  vorzügliche 
Lastthiere  vorfindet  und  zu  so  unglaublich  billigen  Preisen, 
wie  vielleicht  nirgends  in  der  Welt.  Es  ist  wahr,  dann  muss 
man  das  Kamel  einfach  stehen  lassen:  nach  einer  Durch- 
querung der  Sahara  wird  es  momentan  ganz  dienstuntaug- 
lich, und  das  Futter  im  Süden  selbst  ist  nicht  dazu  an- 
gethan,  dem  erschöpften  Thiere  neue  Kräfte  zu  verleihen. 
Im  Gegentheil,  Futter  und  das  warmfeuchte  Klima  beschleu- 
nigen nur  noch  sein  frühes  und  schnelles  Verenden.  Bios 
das  schleunigste  Zurücktreiben  zu  einem  nördlichen  Hattieh 
in  der  Sahara  oder  zur  Vorwüste  selbst  kann  das  Thier 
retten.  Meistens  wird  dies  versäumt,  oder  man  unterlässt  es, 
das  Kamel  unbeladen  schnell  zurückzusenden;  kurz  es  ist 
verloren.     Wenn  dagegen  bei  Anwendung  von  Eseln   oder 


^  „La  question  africaine",  par  le  Dr.  Dutrieue  (Bruxelles  1880), 
S.  10. 


12  Erstes  Kai)itel. 

Maulthieren  iiacli  der  Ankunft  im  Sudan  der  Reisende  oder 
der  eingeborene  städtisclie  Kaufmann  aus  Nordafrika  etwas, 
im  günstigen  Falle  einige  Thaler  ^  für  sein  Lastthier  er- 
hält, so  steht  er  sich  noch  immer  besser,  als  wenn  er  ein 
Kamel  gemietliet  hätte.  Auch  befindet  er  sich  nun  an  der 
Schwelle  des  reichen  centralen  Afrika,  wo  für  sein  ferneres 
Fortkommen  durch  eine  Auswahl  der  verschiedensten  Last- 
thiere  um  ein  Billigstes  gesorgt  ist. 

Ebenso  ist  der  Umstand  wohl  in  Erwägung  zu  ziehen  und 
fällt  für  ein  Vordringen  vom  Norden  schwer  ins  Gewicht, 
dass  der  Reisende,  namentlich  der,  welcher  die  Tücken  des 
afrikanischen  Klimas  noch  nicht  kennen  gelernt  hat,  sich 
bei  einer  Reise  durch  die  Wüste  acclimatisirt.  Nicht  nur 
wird  er  auf  diese  Weise  vorbereitet  auf  die  höchsten 
Hitzegrade,  welche  man  überhaupt  beobachtet,  sondern 
der  oft  sehr  schroffe  Wechsel  von  Kälte  und  Wärme,  von 
Frost  und  Hitze  stählt  den  Körper.  Denn  wenn  der  Rei- 
sende einmal  die  üble  Erfahrung  einer  kalten  Sahara  ge- 
macht hat,  weiss  er  sich  vor  den  Wirkungen  der  kühlen 
Nächte  schon  zu  schützen.  Im  übrigen  ist  aber  die 
trockene  und  reich  mit  Ozon  geschwängerte  Luft  der  Sahara 
von  dem  vortheilhaftesten  Einfluss  auf  die  Constitution  des 
Reisenden.  Die  Trockenheit  wirkt  keineswegs  schädlich 
auf  den  Körper.  Im  Gegentheil,  die  Haut  befindet  sich 
fortwährend  in  einer  heilsam  energischen  Thätigkeit,  da 
es  fast  nie  zu  jäher  ScliAveissbildung  kommt,  weil  der  Ver- 
lust der  Feuchtigkeit  mittels  der  Haut  unbemerkt  vor  sich 
geht.  Dagegen  haben  die  Nieren  Zeit  zur  Erholung,  und 
es  wäre  vielleicht  eine  von  den  Aerzten  zu  untersuchende 
Sache,  ob  die  Sahara,  die  man  ja  jetzt  schon  vielfach  als 
erprobtes  Sanitarium    für  Schwindsüchtige  empfiehlt,  sich 


'  Wenn  von  Thalcru  die  Rede  ist,  so  siud  damit  immer  die 
östcrreicbiscliou  Maria -Theresieiithaler  gemeint,  die  den  Werth  von 
4  Mark  oder  5  Frs.  haben. 


Türkischer  Schutz.  13 

nicht  auch  als  solches  für  die  mit  gewissen  Nierenkrank- 
heiten Behafteten  erweisen  möchte.  Und  wenn  ja  der  Rei- 
sende durch  die  meist  allerdings  sehr  ungesunden  Oasen 
seine  Gesundheit  gefährdet  sähe,  so  hat  er  es  leicht  in 
der  Hand,  sich  diesen  gefährlichen  und  oft  sein  Leben  be- 
drohenden Einflüssen  durch  ein  Uebersiedeln  auf  das  ge- 
sunde Hochplateau  der  Sahara  zu  entziehen.  Die  Sahara 
an  sich  hat  das  gesundeste  Klima  der  "Welt. 

Dass  der  Reisende,  welcher  von  Norden  kommt,  sich 
bis  zu  einer  gewissen  Grenze  nach  dem  Süden  des  Schutzes 
der  türkischen  Regierung  erfreut,  ist  ein  nicht  zu  unter- 
schätzender Vortheil.  Namentlich  in  den  Städten,  wo  tür- 
kische Beamte  und  türkisches  Militär  sich  befinden,  ist  der- 
selbe von  wirklichem  Nutzen ;  und  wenn  auch  oft  vom  Her- 
zen aus  widerstrebend,  sind  im  allgemeinen  die  Türken 
äusserst  zuvorkommend  gegen  die  Europäer.  Je  weiter 
man  sich  von  der  Küste  entfernt,  desto  unwirksamer  wird 
der  türkische  Schutz,  bis  er  sich  endlich  bis  auf  ein  Nichts 
reducirt.  Will  der  Reisende  sich  über  fortwährende  Täu- 
schung und  Enttäuschung  nicht  ärgern,  so  muss  er  aller- 
dings, wenn  er  seinen  Fuss  auf  afrikanischen  Boden  setzt, 
seine  Begriffe  von  ,,Wort"  und  „Ehrgefühl"  bezüglich  der 
Eingeborenen  über  Bord  werfen,  und  zu  diesen  darf  man, 
was  das  anbetrifft,  getrost  die  Osmanli  rechnen.  Der 
höchste  türkische  Beamte  findet  nichts  Ehrloses  darin,  sein 
Wort  und  seine  bündigsten  Versprechungen  zu  brechen. 
Er  hält  dies  für  erlaubt  nicht  nur  gegen  seine  Glaubens- 
genossen, sondern  auch  und  noch  mehr  gegen  Anders- 
gläubige. Mögen  die  höchsten  türkischen  Beamten  noch 
so  sehr  glänzen  vom  Firnis  modernster  pariser  Civilisa- 
tion,  im  Grunde  ihres  Herzens  ist  immer  eine  Kammer 
voll  von  Hass  gegen  die  Christen. 

Wenn  der  Reisende  einen  sogenannten  Firman  ali,  d.  h. 
eine  vom  Sultan  selbst  unterzeichnete  Urkunde  besitzt,   so 


14  Erstes  Kapitel. 

ist  er  dadurch  mit  den  weitgehendsten  Befugnissen  aus- 
gerüstet. Einen  solchen  früher  leicht  zu  bekommenden 
J'irman  ali  verleiht  die  hohe  Pforte  heute  nur  ungern. 
Ich  erinnere  daran,  welche  Schwierigkeiten  Schliemann  be- 
reitet wurden,  um  einen  solchen  behufs  archäologischer 
Untersuchungen  zu  erhalten;  ebenso  Homann  für  seine  per- 
gamenischen  Ausgrabungen. 

Rechnet  man  aber  nun  alles  zusammen:  Leichtigkeit 
der  Beförderung,  bessere  Acclimatisation  u.  s.  w. ,  so  wird 
man  zugeben  müssen,  dass  dem  Eindringen  von  Norden 
her,  namentlich  wenn  es  sich  um  rein  wissenschaftliche 
Zwecke  handelt,  grosse  Vortheile  zur  Seite  stehen.  Auf 
meine  Bitte  hatte  mir  zu  meinem  Unternehmen  der  kaiser- 
liche Gesandte  bei  der  Hohen  Pforte,  Graf  Hatzfeldt,  einen 
Firman  ali  ausgewirkt,  welcher  eigentlich  nur  eine  Erneue- 
rung und  Bestätigung  desjenigen  war,  den  ich  vom  Sultan 
1865  erhielt,  als  ich  von  Tripolis  aus  meine  Reise  ins 
Innere  von  Afrika  antrat. 

Der  Firman  lautete  in  deutscher  Uebersetzung: 

,,Die  Botschaft  Seiner  Majestät  des  Deutschen  Kaisers 
und  Königs  von  Preussen  bei  meiner  Pforte  der  Glückselig- 
keit hat  mittels  amtlicher  Note  uns  benachrichtigt,  dass 
Mustafa- Bei  S  einer  der  angesehensten  deutschen  Unter- 
thanen,  eine  Reise  durch  Afrika  anzutreten  gedenkt,  und 
uns  gebeten,   ihm   einen  kaiserlichen   Firman  auszustellen. 

Ich  fordere  dich,  Generalgouverneur  von  Tripolitanien, 
daher  auf,  den  genannten  Mustafa- Bei  bei  seiner  Ankunft 
in  Afrika,  sobald  er  auf  seiner  Reise  die  unter  deiner  Yer- 


'  Im  .Jahre  1865  wurde  mir  vom  Sultau  Adul  Asis  die  Bei- 
Würde  verliehen:  eine  hohe  Auszeichnung  im  türkischen  Reiche, 
wenn  sie  vom  Sultan  selber  ausgeht.  „Bei"  bedeutet  eigentlich  Fürst 
und  entspricht  dem  Worte  Beg.  Wird  der  Titel,  wie  das  häufig  vor- 
kommt, von  Statthaltern,  z.  B.  vom  Vali  von  Tripolis  verliehen,  so 
hat  derselbe  in  der  Türkei  keinen  berechtigenden  Werth. 


Firman  und  Empfehlungssehreiben.  15 

waltung  stehenden  Länder  betritt,  gastfreundlich  aufzuneh- 
men und  ihm  die  gehörigen  Ehrenbezeigungen  zu  erweisen. 
Du  sollst  ihm  Speise  und  Trank  verschaffen  und  gegen 
Entgelt  die  erforderlichen  Reitthiere  zur  Stelle  bringen. 
Wenn  er  es  verlangt,  sollst  du  ihm  eine  genügende  Anzahl 
von  Bewaffneten  beigeben  und  derart  acht  geben,  dass  er 
wohlbehalten  und  sicher  reist.  Zu  diesem  Zwecke  habe  ich 
vorstehenden  kaiserlichen  Firman  ergehen  lassen.  Handle 
seinem  erhabenen  Inhalte  gemäss. 

Geschrieben  am  8.  Tage  des  Silkade-Monats,  1295.^ 
Unterschrift  des  Sultans." 

Die  deutsche  Botschaft  Hess  es  hierbei  nicht  bewenden, 
sondern  Graf  Hatzfeldt  erwirkte  mir  noch  ein  Privat- 
empfehlungsschreiben von  Safvet- Pascha  für  den  General- 
gouverneur von  Tripolitanien ,  das  folgenden  Wortlaut 
hatte : 

„Die  hiesige  deutsche  Botschaft  hat  uns  gebeten,  dem 
Herrn  Gerhard  Rohlfs,  deutschem  Unterthan  und  Person 
von  Ansehen,  bei  einer  in  Afrika  zu  unternehmenden  Ent- 
deckungsreise den  grösstmöglichsten  Vorschub  zu  leisten. 
Folglich  empfehle  ich  ihn  dir,  ihm  so  viel,  wie  es  nur  an- 
geht, nützlich  zu  sein.  23.  Silkade,  1295.  Safet."  (18.  Nov. 
1878.) 

Da  sich  die  beiden  Schriftstücke  in  vollkommenster 
Ordnung  befanden,  wenigstens  keine  sichtbaren  geheimen 
Zeichen  trugen  ^,    auch  an    einer    Ecke    abgeknipst    waren 


'  Entspricht  dem  3.  November  1878. 

^  Alle  arabischen,  türkischen  und  persischen  Schriftstücke  tragen 
am  Kopfe  irgendein  geheimnissvolles  Zeichen,  meistens  einen  Buch- 
staben, über  dessen  Bedeutung  die  meisten  Schreiber  selbst  keine 
Auskunft  geben  können.  Der  Gebrauch,  irgendeine  Ecke  an  einem 
Schriftstück,  meist  oben  rechts,  abzuschneiden,  soll  Glück  bringen. 
Oft  aber   tragen    die  Briefe  Zeichen,  wodurch   man  den  Adressaten 


16  Erstes  Kapitel. 

und  oben  das  geheimnissvolle  C/  stand,  so  meinte  ich  in 
dieser  Beziehung  aller  Befürchtungen  überhoben  zu  sein, 
und  in  der  That  muss  ich  von  vornherein  anerkennen,  dass 
fast  alle  türkischen  Beamten  bemüht  gewesen  sind,  nach 
besten  Kräften  meine  Mission  zu  fördern. 

Aber  auch  die  Afrikanische  Gesellschaft  hatte  es  an 
nichts  fehlen  lassen,  um  mir  das  Erringen  des  Ziels  so- 
viel wie  möglich  zu  erleichtern.  Nicht  nur  kostbare  Ge- 
schenke verschaffte  mir  der  Präsident  der  Gesellschaft  von 
Seiner  Majestät  dem  Kaiser,  sondern  auch  die  wärm- 
sten Empfehlungsbriefe  für  den  Sultan  von  Uadai,  der  die 
Geschenke  erhalten  sollte.  Und  wenn  dieselben  auch  ur- 
sprünglich nur  für  diesen  Fürsten  bestimmt  waren,  um  ihm 
den  Dank  unsers  Kaisers  auszudrücken  für  die  Gastfreund- 
lichkeit, mit  der  er  unsern  Landsmann  Nachtigal  empfing, 
so  Hess  andererseits  mit  Bewilligung  des  Kaisers  der  Vor- 
stand der  Afrikanischen  Gesellschaft  mir  so  weiten  Spiel- 
raum in  der  Verwendung  derselben,  dass  ich  sie  eventuell, 
falls  ich  nicht  Uadai  erreichen  sollte,  jedem  andern  be- 
liebigen Negerfürsten  zum  Geschenk  machen  konnte,  und 
zwar  demjenigen,  welcher  der  Expedition  am  nützlichsten 
sein  würde. 

Die  Geschenke  selbst  bestanden  meist  aus  deutschem 
Fabrikat:  vor  allem  ein  prachtvoller  grünseidener  Sonnen- 
schirm, mit  weissseidenem  Atlasfutter,  von  aussen  reich  mit 
Goldarabesken  gestickt  und  mit  langen  goldenen  Fransen 
versehen.  Der  mit  Goldblech  ausgeschmückte  Stab  hatte 
2  m  Höhe,  der  Schirm  selbst  1  m  50  cm  Durchmesser. 
Ein  dem  Schirm  durchaus  gleichwürdiges  Geschenk  war  das 
grosse,  in  Solingen  aus  feinstem  Stahl  gefertigte  und  reich 
damascirte   Schwert,   eigentlich   ein  Riesenrichtschwert,   in 


benachrichtigt,  das  Gegentheil  von  dem  zu  thun,  worum  er  brieflich 
angegangen  wird. 


Greschenke  des  Deutschen  Kaisers.  17 

rothsammtner  goldumsponnener  Scheide.  Dann  zwei  Mauser- 
gewehre neuester  Construction.  Die  Kostbarkeit  dieses  Ge- 
schenks bestand  nicht  so  sehr  in  den  Waffen  selbst,  als 
in  den  prächtig  gearbeiteten  Nussbaumkästen ,  welche  die 
schönsten  Metalleinlagen  und  namentlich  in  der  Mitte  auf 
dem  Deckel  das  kunstreich  angefertigte  Wappen  des  deut- 
schen Reiches  zeigten.  Zu  den  Gewehren  gehörten  6000 
Metallpatronen.  Besonders  schön  waren  zwei  in  Tunis  ge- 
arbeitete Burnusse :  der  eine  von  violettem  Sammt,  der  andere 
von  rothem  Tuch,  beide  äusserst  geschmackvoll  mit  Gold- 
stickerei bedeckt,  für  europäischen  Geschmack  vielleicht 
überladen,  aber  durchaus  dem  Sinne  jener  südlichen  Völ- 
ker entsprechend,  denen  ja  nirgends  Gold  und  hochtönende 
Farbenwirkung  zu  viel  ist.  Diesen  kaiserlichen  Geschenken 
hatte  ich  aus  eigenen,  d.  h.  aus  den  mir  zur  Verfügung 
gestellten  Mitteln  noch  Waffen,  Uhren,  eine  schöne  genfer 
Spieluhr,  sowie  ein  kleines  tragfähiges  Klavierharmonium 
hinzugefügt. 

Aus  eigener  Erfahrung  die  Vorliebe  der  Neger  für  Musik 
kennend,  glaubte  ich  durch  Beigabe  dieser  musikalischen 
Instrumente  einigermassen  den  Gedanken  jener  zahlreichen 
Musiker  Rechnung  zu  tragen,  welche  sich  für  die  Expedi- 
tion angeboten  hatten.  In  der  That  fand  ich  bei  schliess- 
licher  Durchblätterung  der  Anmeldebriefe,  dass  von  den 
circa  600,  welche  mich  zu  begleiten  wünschten  S  ungefähr 
50  der  edeln  Musica  angehörten.  Einer,  früher  ein  Schü- 
ler Liszt's,  wollte  bezüglich  der  musikalischen  Leistungen 
der  schwarzen  Sohne  Afrikas  theoretische  Forschungen  an- 
stellen; ein  anderer,  ein  Franzose,  in  Erfahrung  bringen,  ob 
die  Studien  „de  Mr.  David  sur  la  musique  des  Arabes"  nicht 


1  Ganz  abgesehen  von  den  Massebegleitungen,   worunter  z.   B. 
einige  mit   100  Bewaffneten,   andere   sogar  mit  mehreru  Tausenden 
den  Zug  wie  einen  Eroberungszug  mit  unternehmen  wollten. 
BouLFB,  Kufra.  2 


18  Erstes  Kapitel. 

auf  dem  Muugel  musikalischer  Kciiiitiiisse  beruliteii ;  ein 
dritter,  ebenfalls  Franzose,  untersuchen,  oh  ,,les  extremes  se 
touchaient",  nämlich  inwieweit  die  Wagner'schen  Composi- 
tionen  mit  denen  der  Meister  der  Neger  Berührungspunkte 
fänden.  Der  Unglückliche!  Er  wusste  gar  nicht,  dass  jetzt 
fast  jeder  Deutsche  ein  Wagnerianer  ist  und  dass  ich  selbst, 
einer  der  eifrigsten  Verehrer  des  grossen  Meisters,  die 
Baireuther  Blätter  sogar  für  Kufra  nachgeschickt  erhielt. 
Aus  der  Blumenlese  dieser  musikalischen  Anerbietungen 
darf  ich  eine  nicht  vergessen,  die  aus  Kaiserslautern  mit 
dem  Vorschlag  kam ,  mich  mit  einer  vollständigen  Musik- 
bande durch  Afrika  zu  begleiten,  ,,um  durch  schöne  Musik 
die  grausamen  Herzen  der  schwarzen  Könige  weich  zu 
stimmen".  Und  als  ich  auch  dieses  Anerbieten  dankend  ab- 
lehnen musste,  glaubte  der  Musiker  durch  das  Ins-Treffen- 
Führen  des  Ewigweiblichen  mich  selbst  „Aveich"  machen  zu 
können:  seine  stattliche  Schwester  solle  als  Köchin  mit- 
gehen; indess  auch  jetzt  musste  ich  antworten:  ,, Alles  be- 
setzt!" 

Aber  nicht  nur  für  Geschenke  hatte  die  Deutsche  Afrika- 
nische Gesellschaft  gesorgt,  sondern  wie  gesagt  auch  für  Em- 
pfehlungsbriefe. Den  Brief  von  Dr.  Nachtigal  an  den  Sultan 
von  Uadai  übersetzte  der  berühmte  Orientalist  Dr.  Wetzstein 
zu  Berlin  ins  Arabische,  und  zwar  so  gut  und  so  dem 
Geiste  des  elastischen  Koran-Arabischen  entsprechend,  dass 
er  überall  das  Erstaunen  und  die  Bewunderung  der  ein- 
geborenen Schriftgelehrten  hervorrief,  wenn  ich  ihnen  den- 
selben vorzeigte.  Sie  erklärten  neidlos  und  anerkennend, 
dass  heutzutage  kein  Mensch  in  Tripolitanien  im  Stande 
wäre,  ein  solches  Schriftstück  zu  verfassen.  Der  Brief 
lautete : 

,, Nachdem  wir  Eurer  Majestät  unsern  Gruss  nebst  den 
feierlichen  Huldigungen  dargebracht,  zeigen  wir  Eurer  Ma- 
jestät an,  dass  wir,  der  Schreiber  dieser  Zeilen,  vor  fünf  Jah- 


Brief  au  den  Sultan  von  Uadai.  19 

reu,  und  zwar  zu  Lebzeiten  Eures  Herrn  Bruders,  des  Sul- 
tans Muhammed  Ali,  glückseligen  Angedenkens,  in  Eurem 
blühenden  Reiche  waren  und  in  Eurer  Residenz  Abeschr 
gegen  acht  Monate  sicher  und  geehrt  weilten,  wofür  wir  Gott 
und  dem  Herrn  Sultan,  glückseligen  Angedenkens,  dankbar 
sind.  Und  als  wir  Eueflf  Reich  verliessen,  erleichterte  der 
Sultan,  glückseligen  Angedenkens,  unsere  Abreise  in  jeder 
Weise,  sodass  wir  unsere  Heimat  erreichten  und  mit  unsern 
Lieben  wieder  vereinigt  wurden,  wohlbehalten  und  mit  Dank 
erfüllt  gegen  Seine  Majestät,  den  der  Allbarmherzige  aus 
dem  Rahik  el  Ginan  (ein  Fluss  im  obersten  Paradies)  trän- 
ken möge!  Und  als  wir  gehört,  dass  Hochderselbe  in  die 
Barmherzigkeit  Gottes  eingegangen  sei  und  Eure  Majestät 
den  Thron  bestiegen  haben,  so  dankten  wir  dem  hoch^ 
gelobten  Gott,  dass  er  den  Edlen  zum  Nachfolger  des  Edlen 
machte.  Nie  möge  die  Sonne  Eures  Glückes  sich  verdun- 
keln und  niemals  der  Neumond  Eures  Ruhmes  untergehen. 
„Und  gegenwärtig  kommt  zur  Schwelle  Eurer  Majestät 
der  Träger  dieses  Schreibens:  unser  Freund,  Genab^  Mu- 
stafa Bei  el  Rohlfsi,  ein  Mann,  angesehen  in  unserm  Lande 
und  geehrt  von  unserer  Regierung.  Und  zwar  kommt  der- 
selbe in  der  Eigenschaft  als  Abgesandter  mit  dem  Grusse 
unsers  gnädigen  Herrn,  Seiner  Majestät  des  Imperator, 
Königs  von  Borussia^,  und  mit  einigen  Geschenken  für 
Eure  Majestät,  von  der  Art,  wie  sie  ein  König  einem  Könige 
zu  überreichen  pflegt.  Wir  leben  der  Hofi'nung,  dass  Sie 
diese  Geschenke  mit  der  Gesinnung  annehmen,  mit  welcher 
sie  gegeben  worden  sind,  und  wäre  der  Weg  nicht  so  weit, 


'  Genab  lieist  eigentlicli  „Seite",  ein  sehr  beliebter  Ausdruck  der 
Araber  in  der  Rede  und  in  Briefen;  man  kann  es  mit  „theuerster 
Freund"  übersetzen. 

-  Bei  fast  allen  Völkern  in  Afrika  ist  der  Deutsche  und  Deutsch- 
land selbst  unter  dem  Namen  „Boruss,  Borussia"  eingebürgert. 
„Nemsa"  ist  Oesterreich. 

2* 


20  Erstes  Kapitel. 

die  Beschwerde  der  Wüstenreise  nicht  so  gross  und  der 
Gefahren  auf  der  Reise  nicht  so  viele,  so  würden  den  Ge- 
schenken noch  andere,  eines  Königs  würdige,  hinzugefügt 
worden  sein,  "Wir  bitten  Eure  Majestät,  den  Mustafa  Bei 
gnädig  zu  empfangen  und  aufzunehmen,  wie  die  Edlen  ihren 
Gast  und  die  Könige  ihren  Schützling,  einen  von  den  Seinen 
getrennten  Fremdling  aufzunehmen  pflegen.  Der  Fremd- 
ling steht  im  Schutze  Gottes  und  im  Schutze  der  Edlen. 
Ferner  zeigen  wir  Eurer  Majestät  an,  dass  der  erwähnte 
Mustafa  Bei  von  Eurem  Lande  aus  eine  Reise  in  die  süd- 
lichen Länder  zu  machen  gedenkt,  um  jene  fremden  Völker 
zu  sehen  und  jene  unbekannten  Sitten  und  Zustände  kennen 
zu  lernen,  damit  er  in  der  Heimat  davon  erzähle  und  da- 
durch unter  den  Zeitgenossen  Ehren  erlange.  Auch  ist 
Eurer  Majestät  der  Ausspruch  der  "Weisen  nicht  unbekannt, 
dass  der  Waller  (Pilger),  welcher  die  Wunder  der  Schöi)fung 
enthüllt,  sich  den  Lohn  des  Schöpfers  erwerbe.  Wir  bitten 
nun  Eure  Majestät,  dem  Erwähnten  diese  Reise  zu  ermög- 
lichen und  ihm  dabei  Eure  gnädige  Unterstützung  angedeihen 
zu  lassen,  durch  Gewährung  eines  zuverlässigen  Dieners 
innerhalb  Eures  Landes  und  Erleichterung  bei  dem  Ueber- 
tritt  aus  den  Grenzen  Eures  Reiches  in  die  südlichen  Län- 
der. Wir  aber  bitten  Gott,  dass  er  Eure  Majestät  mit 
seiner  Huld  umschliesse,  dass  er  Eure  Tage  und  die  Tage 
aller  derer,  welche  Euch  theuer  sind,  viel  mache,  dass  er 
Euch  wider  alle,  die  Euch  feind  sind  und  Euch  befeinden, 
den  Sieg  verleihe,  und  dass  er  Euch  die  höchsten  Stufen 
der  Macht  und  des  Ruhmes  ersteigen  lasse. 

,, Geschrieben  in  Berlin  von  Eurer  Majestät  Fürbitter 
bei  Gott. 

Edris  el  Nachtigall  el  Brussiani."     (Datum.) ^ 


'  Da   der   Originalbrief  nebst    Uebersetzung   von   den  Suya  ver- 
nichtet worden  ist,  kann  ich  aus  dieser  abschriftlichen  Uebersetzung 


.Zusammensetzung  einer  Expedition.  21 

Alle  diese  Vorbereitungen  berechtigten  zu  der  Erwar- 
tung eines  Gelingens,  Nichts  war  in  der  That  versäumt 
worden,  um  mit  fast  annähernder  Gewissheit  einen  Erfolg 
voraussagen  zu  können.  Aber  leider  ist  in  Afrika  alles 
vom  Zufall  abhängig  oder  vielmehr  von  Ereignissen,  die 
man  wol  im  voraus  mit  veranschlagen  kann,  denen  man 
aber  aus  dem  Wege  zu  gehen  hofft  oder  von  denen  maii 
nur  zu  gern  glaubt,  dass  sie  nicht  eintreten  würden. 

Man  hat  viel  darüber  berathen  und  gestritten,  ob  es 
vorzuziehen  sei,  bei  Organisation  einer  Entdeckungsreise 
solche  einem  einzigen  Individuum  anzuvertrauen  oder  meh- 
reren, und  im  Princip  entschied  sich  die  Deutsche  Afri- 
kanische Gesellschaft  für  die  Entsendung  Einzelreisender. 
Und  doch  ist  dies  beim  Zustande  unserer  heutigen  Verhält- 
nisse gewiss  nicht  richtig.  Mit  meiner  Ansicht  konnte  ich 
nicht  durchdringen.  Freilich  hielt  man  nicht  ohne  Grund 
meiner  eigenen  besondern  Erfahrung  von  1873/74  in  der 
Libyschen  Wüste,  wo  stets  zwischen  allen  Expeditionsmit- 
gliedern das  beste  Einvernehmen  stattfand,  die  Verhält- 
nisse entgegen,  wie  sie  geherrscht  hatten  zwischen  Denhara, 
Clapperton  und  Gudney,  oder  wie  bei  der  Richardson-Barth- 
Overweg'schen  Expedition,  bei  den  Polarfahrten  von  Payer, 
Weyprecht  und  Koldewey  u.  s.  w.  Aber  wenn  immer  unter  den 
Mitgliedern  jener  Expeditionen  mistönende  Klänge  die  Ein- 
tracht störten,  so  lag  das  wol  hauptsächlich  daran,  dass 
man  vorher  nicht  bestimmt  genug  die  Verhältnisse  der  ein- 
zelnen Theilnehmer  untereinander  abgegrenzt  hatte. 

Hören  wir  jedoch,  was  Herr  Dr.  Harmand  nach  dem 
,, Journal  ofticiel"  in  einer  Sitzung  der  Societe  de  geogra- 
phie   commerciale  de  Paris,  gehalten  im  Mai  1880,   sagt: 


das  Datum  nicht  herausfinden.     Der  Brief  wird  wol  im  üctober  1878 
verfasst  sein. 


22  Erstes  Kapitel. 

,,Eiiie  von  einem  einzelnen  Reisenden  (Dr.  Harmand 
befürwortete  eine  Reise  nach  Hinterindien)  unternommene 
Reise  kann  immer  nur  ein  mittelmässges  Resultat  haben. 
Wenn  man  allein  ist,  wird  in  der  That  die  Aufmerksamkeit 
durch  unzählige  Gegenstände  beständig  von  einem  einzigen 
abgelenkt,  und  man  wird  ohne  Gnade  durch  eine  Arbeit 
erdrückt  und  aufgerieben.  Ich  behaupte,  dass  eine  aus 
einem  Anführer  und  zwei  wissenschaftlich  gebildeten,  ihm 
l)eigegebenen  Männern  bestehende  Gesellschaft  nicht  nur 
eine  dreifach  grössere  Ausbeute,  nein,  ein  zehnfach  grös- 
seres Resultat  gibt. 

,,In  Hinterindien  sind  vier  Fünftel  der  Zeit  wenigstens 
durch  die  Unterhandlungen,  durch  langweilige  Besprechun- 
gen ^  mit  den  Häuptlingen  und  Mandarinen,  durch  unvorher- 
gesehene Verzögerungen,  durch  Aergerlichkeiten  aller  Art 
in  Anspruch  genommen,  ohne  die  Tage  zu  zählen,  welche 
infolge  von  Fieber  oder  andern  Krankheiten  als  verloren 
betrachtet  werden  können. 

,,Bei  einer  zusammengesetzten  Expedition  werden  alle 
diese  Zeitverluste  in  grossen  Verhältnissen  herabgemindert. 
Während  der  Chef  im  Lager  bleibt,  sich  beschäftigend  mit 
den  Lebensmitteln,  mit  dem  zukünftigen  Wege,  mit  dem 
Fortschaffen  des  Gepäcks,  mit  dem  Auskundschaften,  und 
während  er  sich  in  Geduld  darin  übt,  auf  kluge  AVeise  die 
Spitzfindigkeiten  einheimischer  Autoritäten  zu  Schanden  zu 
machen,  brechen  seine  Begleiter  auf  und  unternehmen  in 
Begleitung  weniger  Diener  mit  geringem  Gepäck  ihre  Ent- 
deckungszüge nach  anthropologischen,  zoologischen,  geolo- 
gischen oder  botanischen  Gebieten." 


'  In  Centralafrika  sind  die  langweiligen  Palaver  ebenfalls  zeit- 
raubend genug,  und  ehe  ich  in  Bengasi  meinen  Contraet  mit  dem 
Suya  zu  Stande  brachte,  wurden  mindestens  ein  Dutzend  stunden- 
lange Sitzungen  gehalten. 


Eui'üiJäisühu  Dieucr.  23 

Ja,  Dr.  Harmand  geht  noch  weiter  in  seinen  Betrach- 
tungen, indem  er  ein  Bild  eigener  Beschäftigung  an  seinen 
Reisetagen  entwirft,  und  beim  Lesen  derselben  wird  jeder, 
welcher  reiste,  den  Eindruck  bekommen,  dass  nichts  Ueber- 
triebenes  in  seiner  Schilderung  enthalten  ist. 

Darin  natürlich  wird  jeder,  der  eine  zusammengesetzte 
Expedition  befürwortet,  mit  dem  Cochinchinareisenden  über- 
einstimmen, dass  der  Führer  der  Expedition  eine  unzweifel- 
hafte Autorität  über  seine  Gefährten  besitzen  und  älter  an 
Jahren  sein  müsse,  dass  man  vornehmlich  aber  darauf  sehe, 
dass  alle  Theilnehmer  der  Expedition  wohlerzogen  sind. 
Hierin  gerade  liegt  das  grosse  Geheimniss.  Nicht  jeder 
Gelehrte  ist  gebildet,  und  noch  weniger  kann  man  behaup- 
ten, jeder  Gelehrte  habe  eine  gute  Erziehung  genossen. 
Sodann  muss  man  den  Grundsatz  in  erster  Linie  festhalten, 
eine  nicht  zu  grosse  Vertraulichkeit  einreissen  zu  lassen. 
Georg  Schweinfurth,  welcher  allein  und  in  Gesellschaft  reiste, 
erachtet  es  als  ein  vorzügliches  Mittel  des  Einverständ- 
nisses, so  wenig  wie  möglich  mit  seinen  Gefährten  auf  dem 
Marsche  zu  sprechen.     Und  er  hat  gewiss  recht. 

Au  eh.  die  Frage  ist  einer  Berathung  unterworfen  wor- 
den, ob  es  wünschenswert!!  sei,  europäische  Diener  auf 
P^ntdeckungsreisen  mitzunehmen  oder  nicht.  Nachtigal,  der 
mit  seinem  Giuseppe  Valpreda  traurige  Erfahrungen  machte, 
ist  dagegen.  Ich  kann  nur  sagen,  dass  auf  der  abessinischen 
Expedition,  während  welcher  mich  ein  Franzose,  und  auf 
der  von  Tripolis  nach  Alexandrien,  wo  mich  ein  Deutscher 
bediente,  sowie  auf  der  zusammengesetzten  libyschen  Expe- 
dition, bei  der  alle  Herren  von  je  einem  deutschen  Diener 
begleitet  wurden,  jedesmal  das  Resultat  ein  zufrieden  stellen- 
des war.  Ist  es  in  der  That  nicht  angenehmer,  persön- 
lich von  einem  Europäer  bedient  zu  werden,  der  ganz 
andere  Begriffe  von  Reinlichkeit  hat,  als  die  reinlichsten 
Eingeborenen;    mit    dem  man,    falls  derselbe  nur   einiger- 


24  Erstes  Kapitel. 

massen  Bildung  besitzt,  doch  vernünftige  Gedanken  aus- 
tauschen kann,  während  die  meisten  Eingeborenen  Afrikas 
in  den  Aeusserungen  ihres  Geistes  Kindern  gleichen?  Ja, 
selbst  die  Völker,  welche  mit  den  europäischen  Nationen 
in  täglichem  Wechselverkehr  stehen,  wie  Türken,  Araber 
und  Berber,  haben  eine  ganz  andere  Gedankenrichtung, 
weil  ihre  religiösen  Ansichten  und  ihre  ganze  Halbcultur 
so  grundverschieden  von  den  europäischen  sind. 

Vor  allem  lag  mir  nun  daran,  einen  tüchtigen  wissen- 
schaftlichen Begleiter  zu  bekommen,  und  ich  fand  ihn 
schnell  in  dem  mir  vom  Vorstand  der  Deutschen  Afrikani- 
schen Gesellschaft  warm  empfohlenen  jungen  Gelehrten 
Dr.  Anton  Stecker  aus  Jungbunzlau  in  Böhmen.  Herr 
Stecker  war  zwar  von  Haus  aus  nur  Zoolog  und  als  solcher 
Specialist,  aber  er  hatte  noch  vor  der  gemeinsamen  Abreise 
hinlänglich  Zeit,  sich  mit  den  astronomischen  Instrumenten 
vertraut  zu  machen,  unter  Anleitung  des  praktisch  ebenso 
bewährten  wie  theoretisch  vorzüglich  geschulten  Dr.  Zen- 
ker in  Berlin,  sodass  er  auf  der  Reise  diesen  Theil  der  uns 
obliegenden  Arbeiten  ausführen  konnte.  Freiwillig  schloss 
sich  auf  eigene  Kosten  und  mit  Bewilligung  der  Afrikani- 
schen Gesellschaft  Herr  Leopold  von  Csillagh  aus  Graz  an, 
welcher  leider  —  er  trennte  sich  in  Sokna  von  der  p]xpe- 
dition  —  auf  dem  Rückwege  von  Rhadames  nach  Tripolis 
den  Anstrengungen  zu  starker  Märsche  unterlag.  Herr  Leo- 
pold von  Csillagh,  ein  junger  Mann  von  äusserst  kräftiger 
Constitution,  der  vielfache  Erfahrungen  im  Reisen  besass  und 
bereits  die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  besucht  hatte, 
schien  allerdings  für  Ertragung  afrikanischer  Unbill  gut 
disponirt  zu  sein.  Er  hatte  jedoch  seinem  sonst  eisernen 
Körper  oö'enbar  zu  viel  zugemuthet,  ohne  zu  bedenken, 
dass  man  das  Gleichgewicht  in  der  Constitution  des  mensch- 
lichen Körpers  bei   grossen  Anstrengungen  nur  durch  Zu- 


Instrumente.  25 

fuhr  vorzüglicher  und  reichlicher  Nahrungsmittel  aufrecht 
erhalten  kann. 

Zwei  junge  Deutsche,  Franz  Eckart  aus  Apolda  und 
Karl  Hubmer  aus  Graz,  ersterer  Schlosser,  letzterer  Uhr- 
macher, schlössen  sich  als  persönliche  Gehülfen  an. 

An  Instrumenten  hatten  wir  mitgenommen  i;  ein  Queck- 
silberbaroraeter,  vier  Aneroide  (von  Secretan  und  eins  von 
Casella),  Thermometer  in  genügender  Zahl,  alle  selbstver- 
ständlich hunderttheilige  und  darunter  Schleuderthermo- 
meter und  Pinselthermometer  von  Bodin  in  Paris;  Com- 
passe  verschiedenster  Construction,  einen  Prismenkreis  nebst 
künstlichem  Horizont,  ein  DoUond- Fernglas,  verschiedene 
Krimstecher,  Lupen,  Metermasse,  und  zwar  feste  und  band- 
förmige, mehrere  Psychrometer  und  ein  Kochthermometer 
nebst  Reservethermometern,  verschiedene  Schachteln  mit 
Ozonpapier,  das  mindestens  für  drei  Jahre  dauern  konnte, 
einen  Perambulator  (von  mir  selbst  früher  der  Afrikani- 
schen Gesellschaft  geschenkt),  der  sich  aber  diesmal  wie- 
der ebenso  unnütz  erwies,  als  während  der  libyschen  Ex- 
pedition 1873/74,  endlich  ein  Pedometer,  das  aber  auch 
als  unnnütz  beiseite  gelassen  wurde.  Wenn  ich  zu  dieser  Aus- 
rüstung mit  wissenschaftlichen  Gegenständen  noch  hinzurechne 
ein  halbes  Dutzend  eiserne  Pflanzenpressen,  mehrere  Cent- 
ner Pflanzenpapier,  sodann  Schreibmaterial,  Bücher  u.  s.  w., 
so  ist  damit  ein  Theil  dessen  aufgezählt,  was  wir  als  für 
unsere  Reise  zweckdienlich  mitnahmen. 

Fast  alle  Instrumente  bewährten  sich  vortrefflich,  mit 
Ausnahme  des  Quecksilberbarometers,  welches  wir  schon 
nach  einigen  Märschen  zurücklassen  mussten.  Die  bestell- 
ten Reserveglasröhren  waren   nicht  eingetroffen   und,   nur 


*  Es  ist  mir  leider  nicht  mehr  möglich,  genau  die  Provenienz 
der  jinstrumente  anzugeben,  da  diesbezügliche  Noten  verloren  ge- 
gangen sind. 


26  Erstes  Kaijitel. 

auf  eine  ungewiesen,  hatten  wir  das  Unglück,  dass  dieselbe 
trotz  der  grösstcn  Sorgfalt  beim  Transport  des  Instruments 
zerbrach.  An  Vorsicht  fehlte  es  dabei  nicht;  eigens  dazu 
engagirte  Leute  ti'ugen  gegen  Extrabezahlung  das  Instru- 
ment. Bei  dem  heutigen  hohen  Grade  der  Vollkommenheit 
der  Anerokle  sollte  man  auf  Entdeckungsreisen,  wo  man 
ja  täglich  nicht  vorhergesehenen  Hindernissen  begegnen 
kann,  von  der  Mitnahme  der  Quecksilberbarometer  ganz  ab- 
sehen. Namentlich  wenn  man  vorher  beobachtete  Anerokle 
zur  Verfügung  hat,  Avomit  man  eine  gegenseitige  Controle 
auszuüben  vermag,  sollte  man  jene  Instrumente,  welche 
trotz  aller  Vorsicht  vor  Zerbrechen  nicht  geschützt  wer- 
den können,  lieber  nur  auf  Stationen  benutzen  oder  auf 
solchen  Reisen,  wo  man  nicht  stetigen  Zufälligkeiten  aus- 
gesetzt ist. 

Die  Mason'schen  Hygrometer,  oder  auch  schlechtweg 
Psychrometer  genannt,  bewährten  sich  recht  gut,  weniger 
gut  die  Saussure'schen  Haarhygrometer,  welche  gar  zu  leicht 
der  Staub  angreift.  Dann  Minima-  und  Maxima- Thermo- 
meter, sowol  die  bekanntern  horizontalen  von  Secretan  aus 
Paris,  als  auch  die  sogenannten  Rutherford'schen ,  welche 
äusserst  bequem  sind,  aber  von  englischen  Minima-  und 
Maxima- Thermometern  noch  übertroffen  werden,  welche 
perpendiculär  hängen  und  deren  kleine  Eisenstäbchen  man 
vermittelst  eines  Magnets  regulirt.  Wir  verdanken  die  Be- 
sorgung dieser  Instrumente  Herrn  Rosenbusch  in  Malta,  der 
sich  schon  so  oft  um  die  Ausrüstung  der  deutschen  Rei- 
senden verdient  gemacht  hat.  Die  Chronometer  waren  der 
eine  von  Bader  und  Kutter  in  Stuttgart,  die  andern  beiden 
von  Thiele  in  Berlin. 

Der  von  Dr.  Stecker  mitgenommene  Prismenkreis  be- 
währte sich  ebenfalls  vorzüglich ;  besser  aber  wäre  ein  ein- 
facher Sextant  gewesen,  wie  Güssfeldt  mit  Recht  meint,  der 
als  ein   in  dieser  Branche  besonders  erfahrener  Reisender 


Ort  der  Ausrüstung.  27 

im  Gegensatze  zu  Kaltbrumier  vor  der  Mitnahme  der  Tlieo- 
doliten  warnt.  Und  ich  glaube,  dass  Güssl'eldt  vollkomnien 
im  Recht  ist.  Was  sollte  man  in  manchen  Fällen  anfangen, 
um  ein  solches  Instrument  fortzubringen,  wenn  es  auch 
aufs  kleinste  Mass  zurückgeführt  wäre?  Merkwürdigerweise 
nennt  Kaltbrunner  in  seinem  „Manuel  du  voyageur"  den 
Sextanten  nicht  einmal.  Ebenso  wenig  wird  das  Hygro- 
meter erwähnt,  obschon  dieses  Instrument  bei  keinem  Rei- 
senden fehlen  sollte,  namentlich  wenn  er  das  so  leicht  un- 
brauchbar werdende  Quecksilberbarometer  zu  Hause  lässt. 
Die  übrige  Ausrüstung  geschah  in  Berlin  und  Malta. 
Den  Vorzug,  alles  in  einem  Magazin  vereint  zu  finden,  wie  es 
in  den  Docs  de  campement,  Boulevard  des  Capucines  in  Paris, 
der  Fall  ist,  hat  man  in  Berlin  nicht.  Und  selbst  in  London, 
wo  auch  sehr  grosse  Magazine  für  Reiseausrüstungen  vor- 
handen sind,  findet  man  nicht  die  Gegenstände,  wie  sie 
gerade  der  Nordafrikareisende  wünscht.  Durch  den  lang- 
jährigen Besitz  der  beiden  grossen  Colonien  Algerien  und 
Senegalien  konnten  die  Franzosen  hinlänglich  Erfahrungen 
sammeln  in  Beziehung  auf  Boden,  Klima,  Bedürfnisse,  über- 
haupt auf  alles  das,  was  der  Reisende  in  Nordafrika  braucht. 
Und  was  ist  wol  angenehmer,  als  nur  hinzugehen  und  sich 
innerhalb  einiger  Stunden  mit  allem  zu  versorgen,  was 
nothwendig  ist  und  wozu  andere  Reisende  in  Deutschland 
oft  Monate  gebrauchen,  um  schliesslich  in  den  Besitz  un- 
praktischer Dinge  zu  gelangen.  Denn  wer  hat  in  Deutsch- 
land Erfahrung  in  solchen  Dingen?  Im  Gegensatz  zu  der 
Meinung  des  Herrn  Kaltbrunner,  welcher  als  regle  generale 
aufstellt:  „II  faut  bien  se  garder  d'emporter  avec  soi  ce  qu'on 
peut  se  procurer  tout  aussi  bien  ä  destination  ou  au  port 
de  debarquement",  möchte  ich  allen  Reisenden  empfehlen, 
ihre  Ausrüstung  lieber  sicherer  in  Europa,  als  an 
einer  fremden  Küste  zu  bewerkstelligen.  Ja,  wenn  es 
sich  um  eine  Reise  in  Amerika,  in  Asien  oder  Australien 


28  Erstes  Kapitel. 

handelt,  dann  mag  Herr  Kaltbrunner  vollkommen  recht 
haben,  denn  in  New-York  und  Rio  de  Janeiro,  in  Melbourne 
und  Sydney,  in  Kalkutta  und  Schanghai  kann  man  gewiss 
unter  fast  gleichen  Preisverhältnissen  alles  wie  in  unsern 
grossen  Städten  erhalten.  Und  doch  möchte  ich  Reisen- 
den, welche  diese  Continente  zum  Gegenstand  ihrer  Studien 
machen  wollen,  rathen,  manche  Gegenstände,  z.  B.  Instru- 
mente, von  Europa  mitzunehmen.  Unbequemlichkeit  hat 
davon  der  Reisende  keineswegs.  Ist  das  Gepäck  nicht  um- 
fangreich, so  besorgt  er  es  selbst,  hat  er  dagegen  zahl- 
reiche Gepäckstücke,  so  übergibt  er  sie  einem  Spediteur, 
welcher  alles  versendet.  Jedenfalls  entgeht  er  bei  Mitnahme 
seines  Gepäcks  aus  der  Heimat  der  Unannehmlichkeit,  in 
grosse  Verlegenheit  zu  gerathen.  Bei  meiner  letzten  Reise 
verliess  ich  mich  z.  B.  darauf,  unsere  Wasserkisten  in  Va- 
letta zu  bekommen.  Für  die  libysche  Expedition  hatte  ich 
dieselben  in  Deutschland,  in  Apolda,  anfertigen  lassen. 
Weshalb  sollte  ich  aber  auch  nicht  auf  Malta  rechnen? 
Ich  vermied  dadurch  den  langen  Transport,  von  dem  ich 
freilich  das  letzte  mal,  da  ich  500  Wasserkisten  über  Triest 
durch  Eisenbahn  und  Lloyddampfer  nach  Alexandria  schaffen 
liess,  nicht  das  mindeste  gemerkt  hatte.  Ausserdem  glaubte 
ich  erwarten  zu  dürfen,  die  Kisten  in  dem  englischen  Frei- 
hafen Malta  mindestens  ebenso  billig  und  gut  wie  in 
Deutschland  zu  bekommen.  Engländer  excelliren  ja  in  Eisen- 
arbeiten, und  als  Freihafen  musste  meiner  vorgefassten 
Meinung  nach  in  Valetta  alles  billig  sein.  Aber  wie  fand 
ich  mich  getäuscht!  Der  billigste  Schmied  verlangte  in 
Malta  für  Anfertigung  einer  einzigen  Kiste  3  Pfd.  St.,  der 
theuerste  sogar  5  Pfd.  St.  In  Deutschland  hätten  sie  kaum 
mehr  in  Thalern  gekostet.  Unter  diesen  Verhältnissen  stand 
ich  davon  ab,  eiserne  Kisten  mitzunehmen,  was  mir  aber 
später  die  grössten  Unannehmlichkeiten  bereitete. 

Ich  habe  geglaubt,  längere  Zeit  bei  der  Vorbereitung 


Ausrüstungsgegenstände.  29 

zur  Reise  verweilen  zu  müssen,  weil  nichts  mehr  dem  Ge- 
lingen derselben  förderlich  ist,  als  eine  bis  ins  Detail 
gehende  gute  Organisation.  Zu  einer  solchen  gehören  vor 
allen  Dingen  auch  die  nothwendigen  Medicamente,  Waffen, 
Lebensmittel  und  alles  andere,  was  zur  Bequemlichkeit  des 
Reisenden  nothwendig  ist.  Wie  schon  angedeutet,  findet 
man  Zelte  von  jeder  Auswahl  und  Grösse,  und  zwar  spe- 
ciell  für  Afrika  berechnet,  in  den  Docs  de  campement  in 
Paris.  Dieselben  sind  complet  eingerichtet,  haben  ein  zu- 
sammenklappbares Bett,  Tische  verschiedener  Grösse,  von 
denen  man  sich  einen  passenden  aussuchen  kann,  Stühle, 
und  in  der  Regel  zwei  zu  einem  Zelt  gehörende  ,,Cantines", 
d.  h.  hölzerne,  von  getheerter  Leinwand  überzogene  und 
stark  mit  Eisen  beschlagene  Kisten,  an  deren  hinterer 
Wand  eiserne  Ketten  und  Haken  sich  befinden,  um  sie  zu 
zweien  einem  Maulthier,  resp.  einem  Kamel  über  den  Rücken 
hängen  zu  können.  Eine  dieser  Cantinen  enthält  eine  com- 
plete  Küche,  nebst  Essgeschirr  für  sechs  Personen,  alles  aus 
Eisen  und  Eisenblech:  Messer,  Gabeln,  Tassen,  Leuchter, 
Kafteemühle,  nichts  fehlt  und  alles  ist  gut  und  dauerhaft 
gearbeitet.  Die  andere  leere  Cantine  dient  für  das  Gepäck 
des  Reisenden  oder  für  Vorräthe  der  Küche.  Sonstige 
Gegenstände,  wie  Gummikisten,  Gummibadewannen,  Gummi- 
matratzen und  Anzüge  sind  dort  ebenfalls  zu  bekommen, 
und  nach  einigem  Ermessen  kann  sich  der  Reisende  von 
dem  einfachsten  Nähetui  an  bis  zum  prachtvollst  eingerich- 
teten Zelt  innerhalb  einer  Stunde  ausrüsten. 

Unsere  Waffen  hatten  wir  bis  auf  einige  von  Berlin 
mitgenommen,  namentlich  Mausercarabiner,  die  sich  vor- 
züglich bewährten.  Nur  rauss  man  während  des  Aufent- 
halts in  der  Wüste  darauf  achten,  die  Waffe  nicht  mit 
Gel  einzufetten,  da  sonst  der  mit  dem  Gel  vermischte  Staub 
den  Mechanismus  gleich  unbrauchbar  macht.  Lefaucheux- 
Jagdflinten  und  Lefaucheux- Revolver  fand  ich  recht  gut, 


30  purstes  Kapitel. 

weniger  dsigegcu  vine  in  Turis  gekaufte  Wiuclie8ter-Uei)etir- 
büchse,  weshalb  ich  sie  auch  gleich  als  nicht  praktisch  für 
uns  den  Geschenken  einreihte. 

Die  Medicamente  waren  natürlich  in  Deutschland  mit- 
genommen worden  und  bestanden  vor  allem  in  einem  ge- 
hörigen Quantum  Chinin  (500  gr),  Opium,  Morphium,  plum- 
bum  aceticum,  zincum  sulph.,  kali  hydrojod.,  ether  sulph., 
tart.  stibiatus,  magnesia  sulph.  ipecacuanha  und  einigen 
Hausmitteln.  Binden,  Charpie,  Nadeln,  Bistouri,  Lanzetten, 
Waage  nebst  Medicinalgewichten  fehlten  natürlich  auch 
nicht,  und  alles  war  in  eine  stark  gearbeitete  Kiste  zu- 
sammengethan,  die  im  Nothfall  ein  Mann  tragen  konnte. 
Vom  Chinin  aber  enthielt  die  Medicinkiste  nur  50  gr, 
während  das  Uebrige  vertheilt  war,  sodass  jedes  Mitglied 
der  Expedition  einen  Theil  davon  im  Koffer  mit  sich 
führte. 

Als  ein  vorzügliches,  wenn  auch  gerade  nicht  als  Me- 
dicament  anzuwendendes  Mittel,  um  die  Gesundheit  in 
Afrika  zu  unterstützen,  soll  hier  von  vornherein  nicht 
unerwähnt  bleiben:  der  häufige  Genuss  von  Zwiebeln. 
Schon  Heinrich  Barth  hebt  denselben  in  diesem  Continent, 
wo  man  so  häufig  wochenlang  frische  Gemüse  entbehren 
muss,  als  äusserst  wohlthuend  für  die  Constitution  hervor. 
Im  übrigen  soll  man  nicht  zu  ängstlich  hinsichtlich  der 
Nahrung  sein,  und  besonders  versuchen,  sich  sobald  als  mög- 
lich mit  den  Speisen  der  Eingeborenen  vertraut  zu  machen. 
Es  ist  wahr,  dass  man  bei  dem  heutigen  Stande  der  Con- 
servirung  der  Nahrungsmittel  für  verhältnissmässig  geringe 
Preise  alles  mitnehmen  kann,  um  jahrelang  von  den  ge- 
wohnten europäischen  Speisen  profitiren  zu  können.  Aber 
möglicherweise  treten  doch  Fälle  ein,  wo  der  Reisende 
plötzlich  seiner  ganzen  Habe  beraubt  wird  oder  sie  durch 
irgendeinen  Zufall  verliert,  sodass  er  sich  auf  das  angewiesen 
sieht,  was  das  Land  bietet  und  die  Eingeborenen  selbst  ge- 


Bekleidung.  31 

uiesf^eii.  Und  das  ist  wahrlich  nicht  viel;"  in  manchen 
Gegenden  von  Afrika  und  bei  manchen  Stämmen  so  wenig, 
dass  man  meinen  sollte,  die  Kunst  zu  kochen  hätten  sie 
erst  jetzt  gelernt. 

Nichts  ist  aber  verderblicher  und  lächerlicher,  als 
wenn  ein  Entdeckungsreisender  wähnt,  ebenso  leben  zu 
können  wie  zu  Hause;  zu  glauben,  weil  er  um  12  Uhr  mit- 
tags zu  Hause  gespeist  habe,  müsse  das  auf  Reisen  auch 
so  sein;  zu  verlangen,  weil  bei  ihm  zu  Hause  die  und  die 
Speise  so  gekocht  gcAvesen  sei,  müsse  das  auch  ferner  so 
geschehen.  Bald  genug  belehrt  ihn  die  eiserne  Nothwen- 
digkeit,  dass  auf  einer  Entdeckungsreise  alles  anders  ist. 
als  man  vorher  gemeint,  dass  die  sichersten  Yorherberech- 
nungen  und  besten  Voraussetzungen  zu  Schanden  werden. 
Wäre  er  aber  selbst  unbefangen  an  die  an  sich  so  triviale 
Essensfrage  herangetreten,  so  würde  er  sich  und  andern 
Aerger  erspart  haben,  und  Aerger  verursacht  häufig  Krank- 
heit,  obgleich  er  auch  mitunter  sehr  gesund  ist. 

Auch  auf  die  Kleidungsfrage  lege  man  kein  allzu 
grosses  Gewicht.  Nur  befolge  man  die  Regel,  dass  man 
selbst  für  den  heissesten  Theil  des  afrikanischen  Continents, 
die  Wüste  Sahara,  nicht  verabsäume,  warme  Kleidungs- 
stücke mitzunehmen.  Ist  es  heiss,  wird  man  sich  von  selbst 
derselben  entledigen,  bis  man  schliesslich  in  den  heissesten 
Stunden  des  Tags  sich  des  langen  weissen  Kattunhemdes 
bedient.  Es  ist  aber  eine  längst  bekannte  Thatsache,  dass, 
wenn  es  auch  im  Norden  von  Afrika,  z.  B.  in  Algier,  Tunis, 
Tripolis  oder  gar  im  Nilthal  fast  nie  friert,  die  Nacht- 
fröste in  der  offenen  Sahara  während  der  Wintermonate 
mit  grosser  Regelmässigkeit  stattfinden.  Also  vor  allem 
warme  Ueberröcke  und  grosse  wollene  Decken.  Einige 
haben  zwar  behauptet,  und  zu  diesen  gehört  der  viel- 
erfahrene G.  Schweinfurth ,  die  Mitnahme  von  Zelten  sei 
überflüssig.     Es  ist  wahr,    dass  man  auf  den  eigentlichen 


32  Erstes  Kapitel. 

Märschen  oft  tagelang  nicht  dazu  kommt,  nachts  das  Zelt 
aufzuschlagen,  denn  feuchte  Nächte  in  der  Sahara  sind 
selten;  noch  weniger  braucht  man  Regen  zu  fürchten;  und 
hat  man  die  sudanischen  Länder  erreicht,  wo  sich  Ort- 
schaften befinden,  dann  ist  in  der  That  das  Zelt  über- 
flüssig. Aber  wer,  der  in  der  Sahara  reiste,  empfand  nicht 
das  Angenehme  eines  Schattendaches  während  des  Gilens  \ 
oder  wenn  Umstände  den  Keisenden  in  einer  Oase  zwan- 
gen, im  Freien  zu  campiren,  oder  wenn  ihn  in  den  vor- 
sudanischen Ländern  ein  tropischer  Regen  überfiel?  In 
allen  diesen  Fällen  fühlt  man  die  Wohlthat  eines  Zeltes, 
Eine  Hauptsache  ist  die  Schuhzeugfrage.  Man  könnte 
ja  unter  Umständen  ganz  davon  absehen,  Schuhe  oder  Stie- 
feln mitzunehmen,  wenn  es  Europäer  gäbe,  welche  barfuss 
zu  laufen  vermöchten  wie  die  Eingeborenen  Afrikas;  aber 
unter  den  Reisenden  gibt  es  schwerlich  solche,  die  von  Ju- 
gend auf  an  Barfusslaufen  gewöhnt  gewesen  wären,  und  ich 
muss  es  als  Aufschneiderei  bezeichnen,  wenn  Reisende  zur 
Hervorhebung  ihrer  meistens  ja  schon  an  sich  genug  wie- 
genden Thaten  die  Behauptung  aufstellen,  sie  seien  wochen- 
lang barfuss  gewandert.  Ich  selbst  habe  eine  ziemlich  ab- 
härtende Erziehung  erhalten,  aber  in  der  Jugend  bin  ich 
immer  beschuht  gewesen,  und  so  wird  es  wol  den  meisten 
Reisenden  gegangen  sein.  Durch  fortwährende  Beschuhung 
und  das  Tragen  von  Strümpfen  wird  aber  der  Fuss  und 
die  Sohle  so  weich,  dass  es  unmöglich  ist,  einen  Gang  über 
kiesigen  Boden  oder  gar  durch  jene  überall  in  Central- 
afrika  vorhandenen  stachlichten  Gräser  zu  machen,  ohne 
dass  derselbe  schon  in  den  ersten  Stunden  wund  wäre. 
Ich  versuchte  einmal  auf  meiner  ersten  Reise,  als  ich  noch 
nach  einem  Ueberfall  an  den  Folgen  der  offenen  Wunden 


*  Gilen,   d.  h.  die  heisseste  Zeit  des  Tags  mit  Zeltmachen  ver- 
bringen. 


Kopfbedeekunof.  33 

litt,  auf  Sandalen  weiter  zu  kommen,  aber  auch  das  war 
unmöglich,  da  schon  nach  kurzer  Zeit  die  Riemen,  von 
welchen  die  Sandalen  festgehalten  werden,  Einschnitte 
zwischen  den  Zehen  verursachten.  Für  die  Wüste  kann 
man  indess  als  vorzüglich  zweckmässig  die  gelben  Pantof- 
feln der  Eingeborenen. empfehlen,  woran  sich  die  Europäer 
leicht  gewöhnen  und  deren  Brauchbarkeit  für  jene  Gegen- 
den eben  durch  das  Tragen  derselben  seitens  Millionen  von 
Eingeborenen  dargethan  wird.  Und  wenn  man  das  Gehen 
in  denselben  ohne  Strümpfe  als  Barfussgehen  bezeichnen 
darf,  dann  haben  mein  Begleiter,  Dr.  Stecker,  und  ich  eben- 
falls den  grössten  Theil  der  letzten  Expedition  barfuss  zu- 
rückgelegt. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  die  Kopfbedeckung. 
Die  Eingeborenen  bringen  zwei  Systeme  in  Anwendung, 
welche  beide  den  extremsten  Methoden  huldigen.  Während 
man  sowol  unter  den  Negern  wie  unter  den  Arabern  Stämme 
und  Individuen  findet,  die  trotz  der  sengenden  Sonne  ihren 
glattrasirten  Schädel  den  direct  darauf  fallenden  glühen- 
den Strahlen  aussetzen,  gibt  es  andere,  welche  aufs  eifrigste 
bemüht  sind,  ihren  Kopf  vor  den  Einflüssen  directer  Inso- 
lation zu  schützen,  und  zwar  dadurch,  dass  sie  denselben 
durch  grosse  Tücher  oder  oft  20  m  lange  und  1  m  breite 
Turbane  sorgsam  umwickeln  und  vielleicht  noch  einen  ge- 
wichtigen breitkrämpigen  Strohhut  darüber  stülpen.  Beide 
Systeme  sind  gleich  unbrauchbar  für  Europäer.  Wenigen 
möchte  es  gelingen  wie  dem  Maler  Zander,  welcher  bei 
dem  König  Theodoros  von  Abessinien  Kriegsminister  war, 
sich  so  abzuhärten,  um  ungestraft  blankköpfig  seine  künst- 
liche oder  natürliche  Glatze  der  afrikanischen  Sonne  aus- 
zusetzen, und  wenige  werden  es  angenehm  finden,  das 
allerdings  nicht  schwere,  aber  lästige  Gewebe  eines  nicht 
endenwollenden  Turbans  auf  dem  Kopfe  zu  tragen,  wie 
Major  Laing  es   that.     Noch  weniger  zweckmässig  ist  der 

EoHLFS,  Kufra.  3 


34  Erstes  Kapitel. 

Fes,  die  Tracht  der  Mittelmeerbewohner  Nordafrikas,  weil 
er  die  Augen  vor  den  Einwirkungen  der  Sonne  nicht  schützt. 
Als  beste  Kopfbedeckung  für  Europäer  kann  man  jenen 
indischen  Helm  empfehlen,  den  die  Briten  bei  ihren  unter 
den  Tropen  befindlichen  Regimentern  längst  eingeführt 
haben,  der  nicht  nur  das  Haupt  vollkommen  vor  den  Sonnen- 
strahlen schützt,  sondern  auch  durch  einen  doppelten  Ein- 
satz eine  Luftcirculation  über  den  Kopf  weg  ermöglicht. 
Denn  man  muss  durchaus  darauf  achten,  dass  der  Kopf 
stets  kalt  gehalten  wird,  und  ich  glaube,  man  kann  wäh- 
rend der  heissesten  Tage  in  seinen  Vorsichtsmassregeln 
nicht  weit  genug  gehen,  sodass  denn  ein  öfteres  Kass- 
machen des  Kopfes  mit  möglichst  kaltem  Wasser  sehr  zu 
empfehlen  ist. 

Was  die  Lebensmittel  betrifft,  so  verlasse  man  sich 
nie  darauf,  in  den  betreffenden  Ländern  selbst  etwas  zu 
finden,  sondern  nehme  davon  mit,  soviel  man  kann,  und 
wo  möglich  das  doppelte  Quantum  von  dem,  was  man 
seiner  Schätzung  nach  glaubt  nöthig  zu  haben.  Nament- 
lich versäume  man  nicht,  grosse  Quantitäten  von  Kaifee 
und  Thee,  Tartarsäure^  Zucker  mitzunehmen.  Letztere 
beiden  Gegenstände  sind  das  beste  lindernde  Mittel,  und 
die  Weinsteinsäure  kann  ausserdem  in  etwas  concentrir- 
ter,  mit  Wasser  vermischter  Form  als  Essig  zur  Anwen- 
dung kommen.  Condensirte  Milch,  in  Blechbüchsen  prä- 
servirte  Butter,  dann  alle  jene  Fleischconserven ,  nament- 
lich Liebig's  Fleischextract ,  dürfen  heute  bei  keiner  Aus- 
rüstung mangeln;  in  dieser  Beziehung  Sparsamkeit  dem 
Reisenden  anzuempfehlen,  heisst  demselben  einen  schlechten 
Dienst  erweisen. 

Denn  man  kann  nicht  leugnen,  dass  seit  Einführung 


'  Die  Weinsteinsäure   ist  liedoutend    })illioer  als   Citronensäure, 
erfüllt  aber  ebenso  «rut  donsclbon  Zweck  wie  diese. 


Fleischnahrung'.  35 

des  Chinin  und  seitdem  europäische  Nahrungsmittel  dem 
Reisenden  zu  verhältnissmässig  billigen  Preisen  mit  auf  den 
Weg  gegeben  werden  können,  die  verderblichen  klimatischen 
Einflüsse  viel  von  ihrer  Gefährlichkeit  verloren  haben.  Daher 
soll  der  Reisende  auch  nicht  auf  die  Meinung  derer  hören, 
welche  behaupten,  dass  man  in  den  subtropischen  und  tro- 
pischen Gegenden  weniger  Fleischnahrung  bedürfe,  als  in 
unserm  Klima.  Das  mag  für  diejenigen  Anwendung  finden,  die 
in  einem  Orte  jener  Zone  bleibend  oder  längere  Zeit  wohnen, 
aber  nie  für  Reisende,  welche  tagelang  unterwegs  sind  und 
grosse  Strapazen  erdulden  müssen.  Sie  werden  wohl  thun,  die 
verlorenen  Kräfte  durch  nahrhafte  Speisen  zu  ersetzen  und 
zu  erhalten.  Als  vorzüglich  kann  man  in  dieser  Beziehung 
das  von  Amerika  importirte  Corned  beef,  ein  Pökelfleisch, 
empfehlen.  Hat  man  kein  Fleisch,  dann  suche  man  wenig- 
stens dem  Mehl,  Reis  und  ähnlichen  Lebensmitteln  so  viel 
Fett  in  Gestalt  von  Butter  oder  Oel  beizuthun,  dass  da- 
durch der  Nahrungswerth  jener  Speisen  ein  erhöhter  wird. 
Hülsenfrüchte,  wie  Erbsen,  Linsen,  Bohnen,  sind  leicht  zu 
transportiren,   sie  sollten  daher  nie  fehlen. 


ZWEITES  KAPITEL. 

VON  WEIMAR  ÜBER  PARIS,  MARSEILLE,  MALTA 
NACH  TRIPOLIS. 

Der  ReisPUfle  vertritt  die  Afrikanische  Gesellschaft  in  deren  Auftracre 
))ni  dem  Leichenbegängnisse  Petermann's  zu  Gotha.  —  Abreise  nach 
Paris.  —  Die  Geographische  Gesellschaft  daselbst  und  die  Chauvi- 
nisten. —  Auf  dem  Dampfer  „Assyrien"  von  Marseille  nach  Malta.  — 
Viele  Geistliche,  hauptsächlich  französischer  Nationalität,  am  Bord.  — 
Am  18.  October  Ankunft  im  Hafen  von  Valetta.  —  Der  auf  kaiserliche 
Kosten  zu  Berlin  erzogene  Neger  Henry  Noel.  —  Die  Freihafenstellung 
Valettas  trug  nicht  zur  Hebung  der  Stadt  bei.  —  Die  grundlosen  Klagen 
der  Malteser  über  die  englische  Regierung.  —  Die  günstigen  klimati- 
schen Verhältnisse  Maltas.  —  Die  Malteser  ein  Mischvolk  verschie- 
dener Nationalitäten.  —  Die  Freundlichkeit  des  italienischen  Con- 
suls ,  Herrn  Ferro ,  und  seines  Sccretärs,  Herrn  Attard.  —  Die  grössere 
Bedeutsamkeit  der  Nordhälfte  des  Atlantischen  Oceans  im  Verhält- 
niss  zum  Mittelmeer.  —  Durch  den  Besitz  Gibraltars,  Maltas,  Cy- 
perns  sank  das  Mittelmeer  zu  einem  grossen  Strom  Englands  herab.  — 
Die  das  Mittelmeer  umwohnenden,  für  Bildung  unempfänglichen  Völ- 
ker, Italiener  jetzt  ausgenommen. —  Die  durch  den  Kanal  von  Suez 
wachsende  Bedeutsamkeit  des  Mittelmeers.  —  Frankreich  erwai'b  sich 
durch  die  Eroberung  Algeriens  hohe  Verdienste  um  die  Civilisation 
am  Mittelmeer.  —  Es  kommt  die  Zeit,  wo  die  Cultur  vom  Norden  über 
Marokko,  Tunis,  Tripolis  unaufhaltsam  zum  Süden  vordringt,  zunächst 
durch  Franzosen,  Italiener,  Spanier.  —  Was  sagt  England  dazu?  — 
Irrthümliche  Auffassung  der  Engländer,  dass  dadurch  ihr  Handel 
Einl)usse  erleide.  —  Ankunft  im  Hafen  von  Triiiolis. 


Abschied.  37 

Am  5.  October  1878  entliess  uns  in  Berlin  die  Geogra- 
phische Gesellschaft.  Ein  Abschied  ist  nie  leicht,  aber  dies- 
mal wurde  derselbe  besonders  schmerzvoll,  da  einige  Tage 
vorher  die  Nachricht  von  Petermann's  Tode  einlief.  Die 
Geographische  Gesellschaft  beauftragte  mich,  dieselbe  bei 
der  Beisetzung  des  grossen  gothaer  Geographen  zu  ver- 
treten; eine  traurige  Aufgabe,  die  ich  ohnedies  auch  erfüllt 
haben  würde,  welche  aber  jetzt,  so  unmittelbar  vor  der 
Abreise,  für  mich  tief  ergreifend  war.  Hatte  doch  von  allen 
Reisenden  keiner  dem  Verschiedenen  so  nahe  gestanden 
wie  ich,  hatte  vielleicht  niemand  so  viele  gute  Rathschläge, 
so  viele  moralische  Unterstützung  von  ihm  erhalten  wie  ich, 
und  weiss  vielleicht  keiner  mehr  als  ich,  was  er  gelitten 
und  wie  er  gekämpft  haben  mag,  ehe  er  zu  dem  verzwei- 
felten Entschluss  kam,  sich  das  Leben  zu  nehmen  und  so 
der  Wissenschaft  viel  zu  früh  eine  der  besten  Stützen  zu 
entziehen.     Friede  seiner  Asche! 

Mein  Begleiter,  Dr.  Stecker,  verliess  Weimar  am  7.  Oc- 
tober, um  vorauszueilen  und  in  Paris  Quartier  zu  bestellen  — 
es  war  gerade  die  internationale  Ausstellung  — ,  während 
ich  selbst  mit  meiner  Frau  am  8.  October  die  Reise  antrat. 

In  kühner  Entschlossenheit  hatte  diese  nicht  gezau- 
dert, der  Heimat  Lebewohl  zu  sagen,  auf  alle  gewohnten 
Bequemlichkeiten,  auf  den  Freundeskreis,  auf  die  so  aus- 
gesuchten Kunstgenüsse  in  Weimar  zu  verzichten,  blos  um 
dem  Manne  ihrer  Wahl  näher  zu  sein,  um  noch  einige 
Wochen  länger  mit  ihm  verbringen  und  namentlich  um 
ihm  während  der  Expedition  nützlich  sein  zu  können.  Ich 
nahm  das  Opfer  an,  anfangs  mit  Zaudern,  da  ich  von  früher 
her  wusste,  dass  in  Tripolis  wenig  auf  Comfort,  auf  Be- 
quemlichkeit, ja  nicht  einmal  mit  Bestimmtheit  auf  ein 
passendes  Logis  zu  rechnen  sei.  Ich  vertraute  in  dieser 
Beziehung  zwar  auf  die  grosse  Gastfreundlichkeit  der  euro- 
päischen Consuln,  aber  wie  mancher  war,   seitdem  ich  vor 


38  Zweites  Kapitel. 

zehn  Jahruii  Tripolis  besucht  hatte,  versetzt  oder  gar  ge- 
storben. 

In  Paris  blieben  wir  nur  so  lange,  um  einer  eigens 
veranstalteten  Ausschusssitzung  der  dortigen  Geographischen 
Gesellschaft  anzuwohnen,  welche  noch  einige  für  die  Er- 
forschung Afrikas  wünschenswerthe  Punkte  mit  uns  fest- 
zustellen beabsichtigte.  Wie  contrastirte  das  Benehmen 
der  ersten  geographischen  Gesellschaft  Frankreichs,  der  die 
grössten  Gelehrten  des  Landes  angehören,  mit  jenem  in 
französischen  Blättern  kundgegebenen  Gebaren  chauvini- 
stischer Schreier,  welche  in  meiner  Expedition  „de  la  part 
de  la  Prusse"  den  Beginn  eines  militärischen  Unterneh- 
mens zur  Annectirung  Tripolitaniens  und  zum  Bau  einer 
„preussischen  Bahn"  vom  Mittelmeer  nach  dem  Tschadsee 
erkennen  wollten.  Ja,  einige  Zeitungen^  gingen  in  ihrem 
stupiden  Treiben  so  Aveit,  dass  sie  die  französische  Regie- 
rung aufforderten,  mich  durch  Agenten  überwachen  zu 
lassen.  Hätte  sie  mir  nur  eine  militärische  Ueberwachungs- 
commission  beigegeben! 

Den  bekannten  Weg  über  Lyon  nach  Marseille  legten 
wir  mit  dem  gewöhnlichen  Zug  zurück,  completirten  in 
diesem  Hafen,   woselbst  auch  Herr  von  Csillagh  und  Karl 


*  Erst  kürzlieh  braehte  eine  frauzösischc  Zeitung,  deren  Inhalt 
im  „Bremer  Courier"  abgedruckt  war,  wieder  die  Nachricht  —  ich  sass 
schon  seit  Wochen  ruhig  in  Weimar  — :  „Der  Afrikareisende  G. 
Rohlfs  durchreist  augenblicklich  Tunesien,  um  für  die  italienische 
Regierung  die  Annectirung  der  Regentschaft  zu  betreiben."  Und 
1870,  als  ich  während  des  deutsch -französischen  Kriegs  mit  Henri 
Duveyrier  in  Schlesien  ein  Glas  Bier  trank,  wurde  im  selben  Augen- 
blicke der  Afrikareisende  Junker  in  Batna  ins  Gefängniss  geworfen, 
weil  die  Franzosen  sich  in  den  Kopf  gesetzt  hatten,  ich  revolutionirc 
ihre  Colonie.  Es  sollte  mich  gar  nicht  wundern,  wenn  die  franzö- 
sischen Zeitungen  mich  in  nächster  Zeit  wieder  nach  einer  andern 
Gegend  expediren,  während  ich  ruhig  in  Deutschland  sitze  und 
meine  Erlebnisse  zu  Papier  bringe. 


Französische  Pi'icstev  an  Burd.  39 

Eckart  aus  Apolda  zu  uns  stiessen,  noch  einiges  an  unserer 
Ausrüstung  und  gingen  sodann  an  Bord  des  der  Compagnie 
Freycinet  zugehörigen  Dampfers  „Assyrien".  Der  Director 
hatte  in  liberalster  Weise  eine  bedeutende  Preisermässi- 
gung  für  die  Mitglieder  der  nunmehr  auf  sechs  Köpfe  an- 
gewachsenen Expedition  gestattet. 

Der  ,, Assyrien",  zwar  kein  Dampfer  wie  diejenigen  der 
Messagerie  maritime  (früher  Messagerie  imperiale,  eine  Zeit 
lang  auch  Messagerie  nationale  genannt),  war  immerhin 
ein  recht  gutes  Schiff.  Langsam  dampfte  es  aus  dem  Bas- 
sin Napoleon  heraus,  Marseille,  die  traurig  ausschauende 
ehemalige  kaiserliche  Residenz  und  Notre  Dame  de  la  Garde 
entschwand  bald  unsern  Blicken,  und  somit  sagten  wir  auf 
lange  Zeit,  vielleicht  auf  immer,  dem  europäischen  Fest- 
lande Lebewohl. 

Die  Fahrt  bei  ruhigem  Meer,  frühlingsmässiger  Luft  und 
in  Gesellschaft  interessanter  Persönlichkeiten  war  sehr 
angenehm.  Zu  letztern  gehörte  mit  Frau  und  Tochter 
Mr.  Buggles,  welcher  im  Auftrage  der  Vereinigten  Staaten 
als  Consul  nach  Malta  ging,  während  bislang  die  Union  sich 
dort  nur  durch  einen  Agenten  vertreten  Hess.  Ferner  der 
Patriarch  von  Babylon,  Monsignore  Pantaleone,  ein  liebens- 
würdiger alter  Herr,  welcher  Frankreich,  England  und  Ita- 
lien besuchte  und  nun  auf  seinen  Posten  zurückzukehren 
beabsichtigte.  Dann  verschiedene  andere  Religiöse,  sogar 
malteser  Mönche,  die  von  England  kamen,  aber  ihre  Mönchs- 
kutten erst  in  Malta  wieder  anlegten.  Merkwürdiger- 
weise fand  ich,  so  oft  ich  auf  dem  Mittelmeer  fuhr  —  und 
meine  Mittelmeerfahrten  beziffern  sich  nach  Dutzenden  — , 
stets  die  Dampfer  mit  einem  zahlreichen  Contingent  re- 
ligiöser Leute  besetzt;  wenigstens  ein  Drittel  der  Passa- 
giere besteht  zumeist  aus  Priestern  und  Nonnen.  Und 
gewöhnlich  gehören  die  den  überirdischen  Interessen  sich 
"Weihenden  der  französischen  Nationalität  an.    Das  ist  ein 


40  Zweites  Kapitel. 

beständiges  Koiiiiiieji  und  Gclien  der  Geistlichen  zwischen 
Frankreich  und  dem  Orient.  Man  sollte  glauben,  dass 
Italien,  mit  Rom  als  Centruni  der  katholischen  Kirche,  doch 
auch  eine  verhältnissmässig  grosse  Anzahl  reisender  Prie- 
ster stelle,  das  ist  aber  keineswegs  der  Fall,  selbst  auf  ita- 
lienischen Dampfern  findet  man  ebenso  viele  französische 
wie  italienische  Geistliche.  Es  ist  das  auch  ganz  natürlich; 
nicht  die  Italiener  sind  die  Propagandisten  des  Papstes, 
sondern  die  Franzosen;  nicht  Italien  ist  Protectorin  des 
römischen  Glaubens,  sondern  Frankreich.  Nur  vergesse 
man  nie,  dass  Frankreich  mehr  als  je  ein  anderes  Land 
aus  der  römischen  lloligion  eine  politische  Angelegenheit 
machte.  Nicht  Italien,  wie  das  eigentlich  viel  naturgemäs- 
ser  wäre,  sondern  Frankreich  ist  officieller  Beschützer  der 
römisch-katholischen  Kirche  im  ganzen  Orient.  Freilich, 
Italien  konnte  eine  solche  Pvolle  gar  nicht  spielen,  weil, 
als  Frankreich  sie  schon  seit  alters  übernahm,  die  Apenni- 
nische Halbinsel  noch  kein  politisches  Ganzes  bildete  wie 
jetzt,  und  jetzt  ist  es  zu  spät.  Frankreich  beutet  sein  Amt 
denn  auch  aufs  vortrefflichste  aus:  nicht  für  die  römisch- 
katholische Kirche,  sondern  für  sich  selbst  zieht  es  den 
Nutzen  aus  dem  Schutzrecht  im  Orient.  Deshalb  ist  es 
auch  ganz  einerlei,  ob  in  Frankreich  protestantische  Männer 
an  der  Spitze  der  Ptegierung  stehen,  wie  Guizot  und  Wad- 
dington, oder  katholische:  im  Orient  wird  Frankreich  im 
Einverständniss  mit  der  Kirche  immer  dasselbe  Ziel  ver- 
folgen. Aus  diesem  Grunde  kann  dort  ein  ernster  Cultur- 
kampf  auch  gar  nicht  recht  aufkommen,  und  es  ist  ganz 
einerlei,  ob  in  Frankreich  ein  allerchristlichster  Kaiser,  ein 
allerchristlichster  König,  ein  allerchristlichster  Präsident  oder 
ein  allerchristlichster  Communard  regiert:  unter  allen  Um- 
ständen geht  man  immer  Hand  in  Hand  mit  der  römischen 
Kirche,  um  im  Orient  und  am  Mittelmeer  seinen  Einfluss 
nicht  zu  verlieren.    Und  selbst,  als  man  in  Frankreich  eine 


Im  Hafen  von  Valetta.  41 

Zeit  lang  die  Kirche  iibgeschafi't  hatte,  standen  im  Orient  die 
französischen  Missionen,  sowie  die  Angehörigen  der  römi- 
schen Kirche  in  Asien  und  Afrika  unter  französischem  Pro- 
tectorat.  Die  augenblicklich  aus  Frankreich  vertriebenen 
Jesuiten  beschützt  man  im  Orient. 

Wir  kamen  bei  der  corsischen  und  sardinischen  Küste 
vorbei,  sahen  abends,  am  zweiten  Tage  unserer  Fahrt,  die 
ferne  Küste  von  Sicilien  und  kamen  am  18.  October  abends 
um  7  Uhr  in  dem  Hafen  von  Valetta  an.  Es  dunkelte 
schon,  und  so  verlockend  die  hell  erleuchteten  Strassen 
auch  aussahen,  zogen  wir  es  doch  vor,  nachts  am  Bord  zu 
bleiben,  da  wir  eine  Menge  Handgepäck  bei  uns  führten, 
dessen  Ausschiffung  und  Ueberwachung  zu  grosse  Mühe  ver- 
ursacht hätte.  Am  Bord  aber  tranken  wir  abends  ein 
Glas  auf  das  Wohl  unsers  ruhmvollen  deutschen  Kron- 
prinzen. 

Am  andern  Morgen  früh  ging  das  Geschäft  des  Lan- 
dens  mit  ziemlicher  Geschwindigkeit  vor  sich,  dank  dem  deut- 
schen Consul  Ferro,  der  mit  liebenswürdigster  Bereitwilligkeit 
seinen  Secretär,  Herrn  iVttard,  sowie  seine  übrigen  Leute 
zur  Verfügung  gestellt  hatte.  Ohne  solche  officielle  Unter- 
stützung ist  man  in  Malta  fast  so  schlimm  daran  wie  in 
den  Häfen  Nordafrikas  und  der  Levante,  wo  ein  entsetz- 
liches Durcheinander  gesticulirender,  lärmender,  halbnack- 
ter Bummler  stattfindet,  die  sich  um  den  Ankommenden 
und  sein  Gepäck  streiten.  Bald  darauf  waren  wir  denn 
auch  mit  der  ganzen  Expedition  gut  untergebracht  im  Hotel 
de  l'Europe,  welches,  mehr  Pension  oder  Hotel  garni  als 
gewöhnliches  Hotel,  dem  eleganten  Opernhaus  gerade  gegen- 
über und  dicht  bei  der  Sanct- Paulsbastion  liegt,  von  wel- 
cher aus  man  eine  wundervolle  Aussicht  auf  den  vielbuch- 
tigen  Hafen  geniesst. 

In  Malta  schien  sich  unsere  Reisegesellschaft  noch  um 
ein   Glied  vermehren  zu  sollen    und    zwar  in    der  Person 


42  Zweites  Kapitel. 

Henry  Nüel's,  des  Negers.  Auf  Befehl  des  Kaisers  kam 
derselbe  von  Alexandria,  um  sich  uns  als  Diener  anzu- 
schliessen.  Henry  Noel,  den  mir.  wie  sich  die  Leser  meiner 
frühern  Reiseherichte  erinnern  werden,  im  Jahre  1865  ein 
Sklavenhändler  in  Mursuk  schenkte,  der  dann  über  Bornu, 
Bautschi,  Keffi  Abd  n  Senga,  Lokodja,  Ilori  u.  s.  w.  den  Con- 
tinent  bis  Lagos  mit  mir  durchwanderte,  wurde  nach  seiner 
Ankunft  in  Deutschland  auf  kaiserliche  Kosten  zu  Berlin 
im  Hause  des  Professors  Strack  aufs  sorgfältigste  erzogen. 
Als  ich  im  Jahre  1873  die  grosse  deutsche  Expedition  nach 
Aegypten  führte,  musste  Noel,  der  schon  früher  mit  mir 
ausser  jener  ersten  Reise  auch  den  abessinischen  Feldzug 
mitgemacht  hatte,  mich  begleiten,  weil  er  das  rauhe  Klima 
Norddeutschlands  nicht  vertragen  konnte.  Sei  es  nun,  dass 
man  ihm  bei  seiner  Erziehung  zu  viel  in  den  Kopf  gesetzt, 
sei  es,  dass  man  diese  überhaupt  zu  vornehm  angelegt, 
oder  sei  es,  dass  seine  Eitelkeit  auf  natürliche  Weise  sich 
steigerte  —  denn  wie  sollte  ein  junger  Neger,  da  die  Neger 
ohnedies  schon  eitler  als  die  Weissen  sind,  nicht  eitel  wer- 
den, wenn  er  sich  auf  Schritt  und  Tritt  bewundert  sieht  — , 
kurz,  er  zeigte  schon  damals  bedenkliche  Spuren  von  Hoch- 
mutli  und  überspannten  Ideen.  Aber  im  allgemeinen  war 
er  immer  noch  bescheiden  und  gefällig,  und  die  mich  nach 
Aegypten  begleitenden  Gelehrten  wussten  nicht  genug  dessen 
Zuvorkommenheit  und  liebenswürdigen  Eigenschaften,  sowie 
seine  bei  sonst  tief  schwarzbrauner  Hautfarbe  fast  kauka- 
sischen* Gesichtszüge  zu  rühmen. 

Li  der  That  war  dieser  junge  Neger  ein  nach  unsern 
Begriffen  schöner  Jüngling  geworden,  und  manche  Dame  in 
Berlin  erinnert  sich  vielleicht  noch  heute  dieses  Othello, 
der  in  den  ersten  Häusern  der  Residenz  verkehrte  und  den 
man  als  Üotten  Tänzer  überall  gern  auf  Bällen  sah.  Li 
Aegypten  liess  ich  ihn  zurück,  anfangs  bei  amerikanischen 
protestantischen  Missionaren,  später  unter  Obhut  des  rühm- 


I 


Der  Neger  Henry  Noel.  43 

liehst  bekannten  deutschen  Predigers  m  Kairo ,  des  Herrn 
Pastor  Trautvetter.  Gewiss  verwandte  man  auf  ihn,  den  man 
dazu  bestimmt  hatte,  in  die  Cavassen-Carriere  oder  in  die 
der  Dolmetscher  der  deutschen  Consulate  einzurücken,  alle 
mögliche  Sorgfalt;  aber  es  half  nichts,  es  entwickelte  sich 
bei  ihm  der  Hochmuthswahnsinn  bald  zur  höchsten  Potenz. 

Noel  sollte  auch  diesmal  auf  Wunsch  des  Kaisers  mich 
begleiten,  aber  die  Mitnahme  eines  solchen  Menschen  war 
unmöglich.  Gleich  sein  erstes  Auftreten,  als  er  am  fol- 
genden Tage  mit  dem  französischen  Dampfer  von  Alexan- 
dria kam,  überzeugte  mich,  dass  man  es  mit  einem  voll- 
kommen Irrsinnigen  zu  thun  hatte,  und  so  konnte  ich  nichts 
anderes  machen,  als  ihn  zurückzusenden.  Nur  mit  Mühe 
brachte  man  ihn  nach  Aegypten  zurück.  Er  weigerte  sich 
aber  andererseits  auch,  mich  zu  begleiten,  und  schliesslich 
hat  man  ihn  von  Aegypten  nach  Ancona  ins  Irrenhaus 
bringen  müssen,  da  sein  Wahnsinn  anfing,  gefährlich  zu 
werden. 

So  endete  die  kurze  Laufbahn  eines  Negers,  der  zu 
den  besten  Hoffnungen  berechtigte:  ein  warnendes  Beispiel, 
Leute  nicht  herauszureissen  aus  einer  Sphäre,  für  die  sie 
bestimmt  sind.  Uebrigens  ist  bemerkenswerth,  dass  bei  den 
Negern  Wahnsinn  äusserst  selten  vorkommt.  Man  wird 
nicht  irre  gehen,  wenn  man  annimmt,  dass  von  den  Schwar- 
zen neunzig  Procent  weniger  an  Seelenkrankheiten  leiden, 
als  die  europäischen  Weissen,  und  wenn  bei  erstem  Wahn- 
sinn zum  Ausbruch  kommt,  dann  äussert  er  sich  nur  unter 
der  Form  von  Hochmuthswahnsinn.  Meistens  glauben  sie, 
sie  seien  Könige,  Zauberer,  Feen,  Gott,  neue  Propheten 
oder  dergleichen,  aber  auch  höchstens  von  zehntausend  einer; 
nie  aber  habe  ich  Tobsüchtige  bei  den  Schwarzen  gesehen, 
während  unter  den  Arabern  schon  bedeutend  mehr  Formen 
von  Irrsinn  zum  Durchbruch  kommen.  — 

Malta  hat  sich  wenig,  Lavaletta  gar  nicht  verändert. 


44  Zweites  Kapitel. 

Es  ist  wahr,  einige  Hotels  bekunden,  dass  jetzt  mehr  Fremde 
nach  der  Honiginsel  kommen;  aber  es  sind  das  nicht  etwa 
Geschäftsreisende,  sondern  solche,  welche  sich  im  Winter 
dort  aufhalten,  und  die  nur  nach  diesem,  mit  einem  so 
köstlichen  Klima  gesegneten  Eiland  kommen,  um  den  nebe- 
ligen Wintern  in  England  aus  dem  Wege  zu  gehen.  Man 
findet  nur  Engländer  als  Gäste. 

Obschon  Valetta  Freihafen  ist,  kann  man  keineswegs 
behaupten,  dass  dies  zur  Hebung  der  Stadt  beigetragen 
habe,  wie  denn  überhaupt  von  den  drei  am  Mittelmeer 
noch  bestehenden  Freihäfen  Malta,  Gibraltar  und  Triest 
nur  der  letztere  einen  bedeutend  entwickelten  Handel  zeigt. 
Triest  als  Haupthafen,  fast  könnte  man  sagen  als  einziger 
Hafen  eines  Reichs  von  fast  40  Millionen  Einwohnern, 
müsste  aber  heute  unter  andern  Verhältnissen  mindestens 
die  doppelte  Seelenzahl  haben.  Venedig  fängt  jetzt  erst  an, 
sich  wieder  zu  erholen,  seit  es  der  Freihafenstellung,  welche 
es  unter  österreichischer  Regierung  einnahm,  verlustig  ging; 
denn  es  lässt  sich  nachweisen,  dass  seit  1874  Aus-  und 
Einfuhr  in  der  Lagunenstadt  einen  neuen  Aufschwung 
nahmen. 

Malta  ist  übrigens  zu  unbedeutend,  um  irgend  von  den 
Vortheilen  oder  Nachtheilen  einer  Freihafenstellung  beein- 
llusst  zu  werden.  Die  Tausende  von  Schiffen,  welche  in 
Malta  einlaufen,  kommen  ja  nicht  der  Insel  wegen,  sondern 
um  frische  Vorräthe,  Wasser,  Kohlen  und  manchmal  auch 
um  Proviant  einzunehmen.  Zoll  haben  die  Malteser  nur 
für  einige  Artikel,  namentlich  Korn,  zu  zahlen.  Aber  trotz- 
dem die  Steuern  dort  unbekannt  sind,  trotzdem  man  jede 
grösstmöglichste  Freiheit  geniesst,  gibt  es  kein  unzufrie- 
deneres Völkchen  als  diese  Malteser.  Es  gehört  wahrlich 
die  Geduld  einer  britischen  Regierung,  der  abgehärtete 
Sinn  der  Söhne  Albions  dazu,  die  Verunglimpfungen  zu 
ertragen,  womit  die  Einwohner  der  Insel  tagtäglich  in  ihren 


Dip  unzufriedenen  Malteser.  4i) 

Blättern  die  englische  Regierung  überschütten.  Und  haben 
die  Bewohner  etwa  Ursache  zur  Klage?  Nicht  die  ge- 
ringste. 

Die  Malteser  zahlen  keine  Steuern,  sie  haben  die  weit- 
gehendsten politischen  Rechte,  sie  brauchen  nicht  als  Sol- 
daten zu  dienen,  sie  reden  ihre  eigene  Sprache,  sie  haben  — 
abgesehen  von  manchen  Eingriffen  in  civile  Angelegen- 
heiten der  Bewohner  und  der  Stadt,  welche  aber  durch  die 
Eigenschaft,  die  erste  Festung  des  Mittelmeers  zu  sein, 
durchaus  nicht  vermieden  werden  können — das  ausgedehn- 
teste Selfgovernment,  und  dennoch!  —  —  Wenn  ich  eben 
sagte,  sie  hätten  nicht  Ursache,  unzufrieden  zu  sein,  so  haben 
sie  jedoch  nach  ihrer  Meinung  gewiss  eine,  nämlich  die,  von 
einer  protestantischen  Regierung  beherrscht  zu  werden, 
einem  ketzerischen  Staate  anzugehören.  Der  Hass  der  Be- 
wohner der  Insel  wird  von  den  1200  Geistlichen  (auf  140 
Einwohner  kommt  ein  Geistlicher)  stets  wachgehalten,  und 
namentlich  die  Landbevölkerung  muss  den  fanatischen  Be- 
fehlen und  Einflüsterungen  der  römischen  Geistlichkeit  ge- 
horchen, denn  man  denke  nur,  ein  Viertel  aller  Landrenten 
befindet  sich  in  den  Händen  der  Miliz  des  Papstes.  Das 
ist  gerade  wie  in  Kufra! 

Dass  unter  solchen  Verhältnissen  die  Insel  Malta  that- 
sächlich  viel  kleiner  ist  für  die  arbeitende  Bevölkerung, 
als  sie  dies  ohnehin  bei  so  dichter  Bevölkerung  ist,  liegt 
auf  der  Hand,  und  das  hat  denn  auch  seit  Jahren  zu  einer 
starken  Auswanderung  geführt.  Von  Algier  an  aufwärts 
bis  nach  Alexandria  findet  man  in  allen  afrikanischen  Hafen- 
städten, oft  auch  im  Innern  des  Landes  ein  starkes  Con- 
tingent  Malteser.  Sie  befinden  sich  meist  in  guter  Stel- 
lung, ohne  gerade  reich  zu  sein.  Werden  sie  begütert,  so 
kehren  sie  zurück  zu  ihrer  Insel  der  Glückseligkeit,  welche 
ihrer  Meinung  nach  den  Mittelpunkt  der  Welt  bildet. 

Es  wird  sich  gewiss  manchem  beim  Lesen  dieser  Zeilen 


46  Zweites  Kapitel. 

die  Frage  aufgedrängt  haben:  wenn  die  Malteser  unter  so 
ausnehmend  günstigen  Verhältnissen  —  abgesehen  von  der 
Uebervülkerung,  welche  eben  zum  Verlassen  der  Insel,  zum 
Auswandern  zwingt  —  sich  befinden,  was  wünschen  sie  denn 
eigentlich?  Im  Grunde  genommen  wissen  sie  es  wol  selbst 
nicht;  sie  befinden  sich  eben  in  der  Stimmung  jener 
Leute,  welche  einen  Regierungswechsel  a  tout  prix  wollen. 
Sie  würden  vorziehen,  französisch  zu  sein,  aber  so  ver- 
nünftig sind  sie  doch,  um  einzusehen,  dass  dies  zu  den 
Unmöglichkeiten  gehört.  Viele  von  ihnen,  besonders  die 
vornehme  und  italienisch  sprechende  Bevölkerung  Maltas, 
haben  irredentistische  Gefühle,  aber  sie  bekennen,  dass  Ita- 
lien die  Insel  weder  gegen  England  noch  gegen  Frankreich  zu 
schützen  im  Stande  wäre;  zudem  wiesen  sie,  dass  die  Mehr- 
zahl der  Einwohner,  namentlich  die  Landbewohner,  nicht 
einmal  eine  mit  Italien  gemeinsame  Sprache  besitzt.  Zu 
republikanischen  Gefühlen  hat  sich  in  Malta,  abgesehen  von 
einigen  wenigen,  wol  noch  niemand  verstiegen,  aber  einen 
grossen  Wunsch  haben  alle:  sie  möchten  patrimonial  wer- 
den! Dieser  ihr  Wunsch  kam  so  recht  zum  Ausdruck,  als 
Pio  nono  zuerst  seine  eigene  Gefangenschaft  der  römisch- 
katholischen Welt  verkündete.  Und  als  dann  die  Rede  war 
von  einem  Verlassen  Roms,  von  einer  Flucht  des  Papstes, 
wie  hofften  da  die  Malteser,  er  würde  nach  Malta  kommen 
und  ihre  Insel  als  Sitz  seiner  Herrschaft  auserlesen. 

Fast  möchte  man  sagen,  dies  Sehnen  nach  geistlicher 
Herrschaft  sei  hervorgerufen  durch  eine  sich  forterbende 
Erinnerung  an  die  Malteser-Ritter.  Haben  sie  doch  immer 
noch  vor  Augen  den  alten  Palazzo  und  die  verschiedenen 
Palazzi  der  Nationalitäten!  Ist  doch  ganz  Valetta  selbst 
ein  Product  eines  ihrer  berühmtesten  Grossmeister !  Aber 
dieser  Traum  der  Malteser,  dass  das  Inselreich  einst  Sitz 
des  Papstes  werde  oder  gar,  dass  es  in  die  Hände  einer 
andern  Macht  käme,  geht  voraussichtlich  nie  in  Erfüllung. 


Klima  von  Malta.  47 

So  lange  Grossbritannien  zur  See  die  erste  Macht  der  Welt 
ist,  so  lange  wird  das  Mittelmeer  nnd  folglich  auch  Malta 
englisch  bleiben.  Für  Frankreich  ist  es  zu  spät,  jetzt  noch 
aus  dem  ^littelmeer  einen  lac  francais  zu  machen. 

Während  unsers  mehrtägigen  Aufenthalts  in  Malta 
nahmen  wir  alles,  was,  Stadt  und  Insel  Sehenswerthes  dar- 
bieten, in  Augenschein:  den  Gouvernementspalast,  die 
Bibliothek,  die  im  Innern  so  prächtige  Johannes-Kathedrale, 
den  herrlichen  Garten  von  San-Antonio,  in  dessen  Garten- 
palast, ehemals  Villa  der  Grossmeister,  die  Herzogin  von 
Edinburgh  einen  Winter  zubrachte  und  hier  ihrem  Gemahl 
ihre  Melita  schenkte. 

Wir  gingen  dem  Ende  des  Monats  October  entgegen, 
und  hier  befand  man  sich  wie  im  Frühling.  In  der  That 
ist  Malta  eine  von  den  gesegneten  Inseln  des  Mittelmeers, 
wo  der  Winter  absolut  fehlt.  Die  geringste  Wärme  im 
Winter  beträgt  10",  während  die  durchschnittliche  Tem- 
peratur 12°  ist.  Wunder  nehmen  muss  es,  dass  auf  einer 
so  dicht  bevölkerten  Insel  so  wenig  für  gute  Communica- 
tion  gesorgt  ist.  Die  ehemaligen  alten,  den  römischen 
Triumphwagen  nicht  unähnlichen  federlosen  Karren  haben 
allerdings  reizenden  kleinen  viersitzigen  Droschken  Platz 
gemacht,  aber  keine  von  den  Ortschaften  im  Innern  ist  mit 
Valetta  durch  Post  oder  Omnibus  verbunden.  Man  sprach 
seit  Jahren  davon,  zwischen  Citta  vecchia  und  Valetta  eine 
Pferdebahn  herstellen  zu  wollen,  die  Kühnhoffenden  rede- 
ten sogar  von  einer  schmalspurigen  Eisenbahn,  aber  es 
bleibt  immer  beim  Project. 

Inzwischen  boten  die  Engländer  alles  auf,  um  Valetta 
uneinnehmbar  zu  machen,  und  diese  Festung  sowie  die 
dominirende  Lage  von  Malta  haben  in  der  That  etwas 
Achtunggebietendes.  Ob  aber,  falls  die  englische  Flotte 
nicht  bei  der  Hand  ist,  um  eine  Landung  an  einem  andern 
Theile  der  Insel  zu  verhüten,  bei  unsern  heute  so  weit  tra- 


48  Zweites  KaY)itol. 

genden  Geschützen  Valetta  uneinnehmbar  wäre,  wer  würde 
das  mit  Sicherheit  zu  behaupten  wagen? 

Die  Bevölkerung  von  Malta,  bekanntlich  entstanden 
aus  einer  Vermischung  von  Gott  weiss  wie  viel  andern 
Völkern,  in  deren  Adern  nicht  nur  Araberblut,  sondern 
sicherlich  auch  Negerblut  rollt  —  man  denke  nur  an  die 
Raubzüge  der  Malteserritter,  welche  ja  fast  nur  gegen 
Afrika  hin  unternommen  wurden  — ,  hat  seit  dem  Jahre  1800 
eine  starke  Beimischung  englischen,  also  angelsächsischen 
Blutes  erhalten,  denn  jetzt  liegt  auf  Malta  eine  stän- 
dige Garnison  von  mindestens  7000  Mann,  ausser  der  Flotte, 
welche  in  der  Regel  durch  einige  Schiffe  der  Kriegs- 
marine vertreten  ist.  Aber  abgesehen  von  hellhaarigen  und 
blauäugigen  Individuen,  erhielt  bisjetzt  der  Maltesertypus 
durch  Beimischung  der  schönern  Engländer  keine  Ver- 
schönerung. Die  hässlichen  Elemente  in  der  Malteser- 
bevölkerung: dunkelgelbe  Hautfarbe,  dicke  Lippen,  welche 
fast  an  die  Wulstlippen  der  Neger  erinnern,  Kleinheit  der 
Frauen  wie  bei  den  Arabern,  viereckige  Gesichter,  sind  zu 
stark  ausgeprägt,  als  dass  sie  schnell  absorbirt  werden 
könnten.  Kein  Platz  Europas  sah  in  der  That  so  viele 
vorübergehende  Bevölkerungen  wie  Malta,  nicht  nur  solche, 
welche,  durch  Beute  gelockt,  dahin  kamen  und  zeitweise 
die  Insel  in  Besitz  nahmen,  sondern  auch  auf  den  fried- 
lichen Wegen  des  Besuchs  und  Verkehrs.  Täglich  laufen 
Dampfer  von  allen  Herren  Länder  ein;  nicht  selten  bleiben 
die  Schiffe  längere  Zeit  im  Hafen  liegen,  und  es  bildet  sich 
zwischen  den  Fremdlingen  und  Insulanern  ein  intimes  Ver- 
hältniss.  Mehr  noch  und  von  grössern  Folgen  wirken  die 
Kriege  der  Neuzeit.  Während  des  Krimkriegs  und  wäh- 
rend des  russisch- türkischen  Kampfes  standen  monatelang 
ganze  Regimenter  fremder  Nationalität,  z.  B.  1876  dicht  bei 
Valetta  indische  Regimenter,  im  Lager.  Alle  diese  im  besten 
Mannesalter  befindlichen  Truppen  lassen   ihre  Spuren  zu- 


Ankäufe  in  Malta.  49 

rück,  sodass  man  wol  behaupten  darf,  Malta  habe  die  ge- 
mischteste Bevölkerung  von  ganz  Europa. 

Am  Abend  vor  unserer  Abreise  mit  dem  italienischen 
Dampfer  „Lorabardia"  besuchten  wir  noch  das  Opernhaus, 
wo  ,,Norma"  von  einer  italienischen  Gesellschaft  recht  gut 
gegeben  wurde.  Sodann  verabschiedeten  wir  uns  von 
unserm  Consul,  der  uns  während  der  ganzen  Zeit  unsers 
Aufenthaltes  auf  Malta  in  aufopferndster  Weise  beistand 
und  sich  namentlich  bei  unsern  Einkäufen  mit  Rath  und 
That  betheiligte.  Freilich  hatten  wir  viel  zu  besorgen. 
Die  feinern  Provisionen,  wie  Gemüse  und  Fleisch  in  Blech- 
büchsen (mit  Genugthuung  constatire  ich,  dass  die  vorzüg- 
lichen Gemüse  aus  einer  lübecker  Fabrik  stammten,  wie 
denn  überhaupt  manche  deutsche  Waare  ihren  Weg  nach 
Malta  gefunden  hat),  Handwerkszeug,  Munition,  Spiritus, 
Kaffee  und  Thee,  Reis  und  Zucker  u.  s.  w.  wurden  hier 
erst  besorgt.  Und  in  Malta  ist  es  keine  leichte  Sache,  zu 
kaufen,  da  die  Bewohner,  welche  bis  zum  Ende  des  vori- 
gen Jahrhunderts  von  Piraterie  lebten,  dies  Handwerk  jetzt 
auf  eine  Art  fortsetzen,  die  zwar  minder  gefährlich  ist,  aber 
doch  oft  den  Geldbeutel  des  Reisenden  stark  in  Anspruch 
nimmt.  Unser  guter  Consul  und  sein  Secretär,  Herr  Attard, 
schützten  uns  aber  stets  vor  den  Prellereien  der  Malteser. 
Es  gibt  nur  ganz  wenige  Magazine  mit  Avirklich  reellen 
Verkäufern,  wo  man  dann  nicht  um  den  Preis  der  Waare 
zu  feilschen  braucht. 

Die  „Lombardia"  war  ein  recht  guter  Dampfer,  und 
nacli  einer  Fahrt  von  vierundzwanzig  Stunden  hatten  wir 
das  Südende  des  Mittelmeeres,  das  Nordende  Afrikas  er- 
reicht. 

Unerfreulich  ist  doch  der  Gedanke  an  die  weit- 
gestreckten, so  lange  Zeit  der  Barbarei  preisgegebenen 
Küsten  dieses  Culturbeckens.  Man  kann  wohl  sagen,  die 
grössere  Länge  der  Gestade  des  Mittelmeeres  erfüllt  heute 

RoHiiFS,  Kufra.  4 


50  Zweites  Kapitel. 

ihren  Zweck  niclit,  denn  die  Ufer  der  Türkei,  Sj'riens, 
Palästinas,  die  Ufer  von  Aegypten  bis  nach  Algerien,  die 
ganze  Küste  von  Marokko,  was  produciren  sie?  Nichts, 
gar  nichts,  wenn  man  sie  mit  den  Gestaden  anderer  Län- 
der, mit  denen  von  Frankreich  und  Italien  vergleicht.  Man 
kann  mit  Recht  behaupten,  dass  dieses  Civilisationsbecken, 
dieses  Culturcentrum  der  alten  Welt  jetzt  ganz  seinen  Nimbus 
eingebüsst  hat.  Das  Mittelmeer  und  die  um  dassell^e  wohnen- 
den Völker  geben  heute  nicht  mehr  den  Ton  an  für  die 
übrigen  Völker  der  Erde.  Die  Geschicke  der  Welt  drehen 
sich  heute  nicht  mehr  um  Rom  und  Konstantinopel.  Die 
Phrase,  welche  zu  Napoleon's  I.  Zeit  Sinn  zu  haben  schien : 
der  Herr  Konstantinopels  ist  Herr  der  Welt,  ist  heute  eine 
leere.  Heute  kann  vom  Mittelmeer  aus  niemand  mehr  die 
Welt  erobern;  die  Zeiten  Roms,  Athens  und  Aegyptens 
sind  längst  vorüber.  Auch  die  hierarchische  Weltherr- 
schaft, welche  die  altkaiserlichen  Zeiten  ablösen  sollte,  ge- 
hört zu  den  überlebten  Institutionen.  Trotz  der  Unfehl- 
barkeit, trotz  der  Jesuiten  ist  die  Weltherrschaft  des  Pap- 
stes ein  überwundener  Standpunkt.  Die  gewaltigen  An- 
strengungen können  den  Zerfall  einer  auf  Absolutie  ge- 
gründeten Kirche  wol  um  einige  Jahrhunderte  hinaus- 
schieben, aber  nicht  ganz  verhindern. 

Wir  leben  heute  in  andern,  viel  grossartigern  Verhält- 
nissen, und  die  Stelle,  welche  einst  das  Mittelmeer  hin- 
sichtlich der  Cultur  einnahm,  wird  heute  von  der  Nord- 
hälfte des  Atlantischen  ^  Oceans  behauptet.  In  die  grossen 
Culturfragen  der  Neuzeit  greift,  abgesehen  von  Italien,  kein 
am  Mittelmeer  lebendes  Volk  mit  ein.    Es  ist  möglich,  dass 


'  Man  sollte  dci"  Südhälfte  des  Atlautisclieu  Oceans,  d.  h.  dem 
Theil  desselben,  welcher  südlit-h  von  einer  Linie  liegt,  die  man  sieh 
gezogen  denkt  zwischen  Cap  Palmas  und  Cap  San-Eoque,  einen  an- 
dern Namen  geben. 


England  und  das  Mittelmeer.  51 

sich  dies  noch  einmal  wieder  ändert,  dass  sich  die  Spanier, 
die  den  Balkan  umwohnenden  Völker  ermannen,  sich  dem 
verdummenden  Einfluss  ihrer  specifischen  Kirche  entziehen, 
augenblicklich  ist  es  aber  nicht  der  Fall,  und  von  den 
Barbaren  Nordafrikas  kann  in  dieser  Beziehung  gar  nicht 
die  Rede  sein.  Die  Zukunft  gehört  vorläufig  den  dem  Pro- 
testantismus huldigenden  germanischen  Völkern  an  beiden 
Seiten  des  nordatlantischen  Oceans.  Dieser  ist  in  unsern 
Tagen  das  Mittelmeer  im  vergrösserten  Massstabe. 

Durch  die  Besitzergreifung  Cyperns  Seiten  Englands 
ist  heute  das  INIittelländische  Meer  thatsächlich  zu  einem 
grossen  Strom  Englands  herabgesunken.  Allerdings  lassen 
sich  unsere  schnellen  und  um  Wind  und  Strömung  sich 
nicht  kümmernden  Dampfer  das  Mittelmeer  durch  die  Fe- 
stung Gibraltar  nicht  verschliessen,  wie  man  zuweilen  irr- 
thümlich  annimmt.  Aber  was  lässt  sich  mit  einer  Panzer- 
Hotte,  Gibraltar  im  Ptücken,  nicht  alles  machen?  Durch 
eine  dort  concentrirte  starke  Flotte  ist  sicher  die  Ab- 
sperrung zu  Wege  gebracht.  Wir  begreifen  daher  voll- 
kommen die  Idee  der  Franzosen,  einen  für  Kriegsschiffe 
befahrbaren  Kanal  vom  Golf  von  Biscaya  bis  zum  Golf 
von  Lyon  herzustellen.  Und  sie  haben,  so  lange  Eng- 
land eine  so  prädominirende  Stellung  im  Mittelmeer  ein- 
nimmt, nicht  nur  das  Recht,  sondern  die  Verpflichtung  dazu. 

Man  bedenke  nur,  Malta  im  Centrum  des  Mittelmeers, 
im  Osten  Cypern  und  im  Westen  Gibraltar,  diese  drei 
Hauptpunkte  in  der  Hand  der  grössten  Weltmacht,  welches 
Uebergewicht  erlangt  dadurch  auf  dieser  Stelle  der  Erde 
Grossbritannien!  Und  es  scheint,  als  ob  ihm  keine  dabei 
interessirte  Macht  den  Besitz  streitig  machen  würde. 

Alle  Völker,  welche  um  das  Mittelmeer  wohnen,  im 
Norden  die  römischen  Katholiken,  im  Süden  die  Mohamme- 
daner, sind  in  den  Banden  von  Religionen,  welche  keine 
Cultur  und  keinen  Fortschritt  gestatten,  und  ohne  diese  gibt 


52  Zwoifps  Kapitel. 

es  keine  Macht  heutzutage.  Die  rohe  Gewalt  siegt  heute 
nicht  mehr,  sondern  das  Wissen.  Das  Volk,  welches  am 
meisten  weiss,  wird  das  herrschende  und  starke  sein,  nicht 
das,  welches  am  meisten  glaubt.  Das  Volk,  welches  die 
besten  Schulen  hat,  wird  sich  am  unbesieglichsten  erweisen. 
Die  Zeiten  der  vielen  Kirchen  und  Schlösser  sind  vorüber, 
heute  baut  man  mehr  Schulen  und  Museen,  denn  lernen 
wird  der  Mensch  immer,  die  Wissbegier  lässt  sich  nicht 
mehr  eindämmen. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  durch  die  Eröffnung  des 
Kanals  von  Suez  das  Mittelmeer  ebenfalls  eine  neue  und 
erhöhte  Bedeutung  gewonnen  hat.  Eigene  Dampferlinien 
sind  entstanden,  und  im  Jahre  1878,  als  wir  in  Tripolis 
uns  befanden,  passirten  den  Kanal  über  1500  grosse 
Dampfer,  deren  Bedeutung  erst  dann  ins  Auge  springt, 
wenn  man  erfährt,  dass  dieselben  einen  Gehalt  von  3,248G00 
Tonnen  repräsentiren.  Wäre  der  Suezkanal  nicht  eröffnet 
worden,  so  hätte  England  vielleicht  Cypern  nicht  genommen. 
Aber  die  Bedeutung  des  Kanals  für  den  englischen  Handel 
wird  erst  klar,  wenn  man  erwägt,  dass  England  durch  den 
Kanal  viermal  mehr  Schiffe  gehen  lässt,  als  alle  andern 
Nationen  zusammen.  Nicht  der  Besitz  von  Konstantinopel 
ist  gegenwärtig  für  England  von  weittragender  Bedeutung, 
sondern  der  des  Suezkanals,  und  auch  die  Besitzergreifung 
Aegyptens  seilen  Englands  ist  wol  nur  noch  eine  Frage  der 
Zeit.  Sollte  nicht  die  Annectirung  von  Cypern  die  blosse 
Einleitung  dazu  gewesen  sein? 

Man  muss  eben  die  Verhältnisse  nehmen,  wie  sie  sind. 
Warum  haben  die  am  Mittelmeer  wohnenden  Völker  den 
Handel  Englands  so  überhand  nehmen  lassen?  Jetzt  nach 
Vollendung  der  Thatsachen  lässt  sich  nichts  dagegen  machen, 
und  niemand,  der  die  Dinge  unparteiisch  beurtlieilt,  wird 
es  einem  Lande  verdenken  können,  seine  Interessen  oder 
die   seiner  Angehörigen   zu    schützen.     Am  allerwenigsten 


Fi*ankreichs  Verdienst.  53 

aber  werden  sich  die  inohammedanisclien  Völker,  welche 
am  Mittelmeer  wohnen  und  nichts  thaten  für  Ciiltur  und 
Civilisation,  sondern  bis  in  die  neuere  Zeit  von  Raub  und 
Mord  ihr  Dasein  fristeten,  beklagen  können,  wenn  man 
sie  von  den  Ufern  zurückdrängt. 

Es  ist  in  der  That  unbegreiflich,  wie  bis  zu  unsern 
Zeiten  an  diesem  alten  Culturbecken ,  von  wo  einst  durch 
die  hoch  civilisirten  Aegypter.  Griechen  und  Römer  die 
Menschheit  zuerst  die  Segnungen  humaner  Ideen  erhielt, 
jene  asiatischen  Barbaren  im  Besitze  der  schönsten  Länder 
der  Erde  bleiben  konnten!  Was  machten  sie  z.  B.  aus 
Syrien,  Palästina  und  den  hundert  kleinen  und  grössern 
Inseln  des  Mittelmeers V  Und  wie  haben  jene  asiatischen 
Semiten  den  ganzen  Nordrand  von  Afrika  verwüstet?  Dort, 
wo  einst  ^S'älder  standen  und  das  Klima  so  feucht  war, 
dass  Elefanten  existiren  konnten,  finden  wir  jetzt  versengte 
Einöden! 

Neidlos  müssen  wir  es  anerkennen,  dass  die  Franzosen, 
die  in  jüngster  Zeit  so  Grosses  in  cultureller  Beziehung  am 
Mittelmeer  schufen  —  ist  Lesseps,  der  Erbauer  des  Suez- 
kanals und  Schöpfer  der  Idee  dazu  nicht  ein  Sohn  Frank- 
reichs? —  sich  durch  die  Eroberung  Algeriens  ein  Verdienst 
um  die  ganze  Menschheit  erwerben.  Aber  warum  gingen 
sie  nicht  noch  einen  Schritt  weiter  und  vertrieben  die  asia- 
tischen Eindringlinge?  Warum  drängten  sie  nicht,  wie 
ihnen  Ernst  Renan  anrieth,  jene  semitischen  Räuber  dahin 
zurück,  woher  sie  gekommen:  in  die  Wüste?  Hat  eine 
fünfzigjährige,  von  den  Franzosen  speciell  in  Algerien  ge- 
machte Erfahrung  nicht  genügt,  um  zu  beweisen,  dass  man 
jene  Menschen  nicht  civilisiren  kann,  weil  sie  nicht  civili- 
sirt  werden  wollen?  Bewies  nicht  die  Erfahrung  mehrerer 
Jahrhunderte,  dass  die  Türken  und  Araber  am  Mittelmeer 
mit  europäischer  Cultur  nichts  zu  thun  haben  wollen? 

Gewiss  besässe  man  schon  manches  Land  im  Norden 


54  Zweites  Kai?itel. 

von  Afrika,  wenn  England  nicht  wäre,  welches  seiner  cora- 
merciellen  und  politischen  Interessen  wegen  der  geborene 
Schutzherr  der  Mohammedaner  und  aller  mohammedani- 
schen Staaten  ist.  Man  erinnere  sich  nur,  mit  welchen 
Mitteln  aller  Art  England  sich  dem  so  hoch  civilisatorischen 
Werke  der  Eroberung  Algeriens  Seiten  Frankreichs  wider- 
setzte, und  dass  es,  als  die  Spanier  nach  der  Eroberung 
von  Tetuan  auf  Fez  marschiren  wollten,  der  spanischen 
Armee  ein  Halt  zurief.  Nicht  die  einzelnen  Engländer 
hegen  für  Mohammedaner,  für  Türken  und  Araber  Sympa- 
thien, im  Gegentheil,  die  Engländer  als  Individuen  sind  viel 
zu  hoch  gebildet,  um  für  jene  rohen  Horden  Theilnahme 
zu  besitzen.     Es  ist  immer  nur  die  Regierung. 

Aber  hoffentlich  ist  die  Zeit  nicht  fern,  wo  Marokko, 
Tunis  und  Tripolis  europäischen  Mächten  anheimfallen, 
um  dann  einer  bessern  Zukunft  entgegenzugehen. 

Die  einstmals  so  blühenden  Städte  Karthago ,  Cyrene, 
Leptis,  Caesarea  und  andere  werden  dann  zu  neuem  Glänze 
emporblühen.  Es  kann  das  aber  nur  geschehen,  wenn  die 
am  Mittelmeer  gelegenen  Länder  eine  gemeinsame  Action 
nach  dem  auf  sie  wartenden  Süden  unternehmen.  Erst 
wenn  Spanien  die  ihm  gegenüberliegende  Küste  des  Mittel- 
meers, wo  es  ja  jetzt  schon  Besitzungen  hat,  einnimmt; 
wenn  Frankreich  seine  an  der  Nordküste  Afrikas  gelegene 
Colonie  abrundet  und  Italien  sein  ihm  zu  Füssen  liegendes 
Land  aufhebt:  dann  erst  beginnt  für  jene  Länder  eine  neue 
Periode  des  Glücks.  Diese  Zeit  kommt,  und  England  wird 
dann  erkennen,  dass  es  durch  Beziehungen  mit  civilisirten 
Ländern  in  seinem  Handel  keine  Einbusse  erleidet.  Denn 
in  seiner  politischen  Machtstellung  fühlt  England  sich  doch 
wol  sicher  genug.  Es  hat  ja  jetzt  drei  Gibraltar  im  Mittel- 
meer oder  drei  Malta,  denn  diese  Festungen  können  ohne 
Unterschied,  was  Stärke  anbetrifft,  ihre  Namen  sich  leihen. 
Falls  man  in  England  jenes  nicht  glauben  will,  so  consul- 


Im  Hafen  von  Tripolis.  55 

tire  man  die  Importe  englischer  Waaren  und  Erzeugnisse 
nach  Algerien.  Man  vergleiche  den  Import  und  Export 
unter  türkischer  Herrschaft  mit  dem  gegenwärtigen.  Schon 
ein  oberllächlicher  Vergleich  dieser  directen  Wechsel- 
beziehung Englands  und  Algeriens  wird  genügen,  das  eben 
Gesagte  zu  bestätigen. 

Derartige  Betrachtungen  halfen  mir  die  Zeit  verkürzen, 
und  schneller  als  wir  dachten,  lag  die  ,,Lombardia"  im  Hafen 
von  Tripolis. 


DRITTES  KAPITEL. 
TRIPOLIS. 

Die  Lage  vou  Tripolis.  —  Abzugebende  Empfehlungsschreiben  des 
Königs  der  Belgier,  des  Lord  Salisbury,  der  italienischen  Regierung, 
der  pariser  Geographischen  Gesellschaft.  —  Der  vierundachtzigjährige, 
noch  immer  rüstige  belgische  Consul  Gagliuffi  sorgt  für  ein  Unter- 
kommen. —  Der  Reisende  stellt  die  deutsche  Exjjedition  unter  ita- 
lienischen Schutz.  —  Nichtbczahltc  Consuln  haben  kein  Ansehen  bei 
den  Orientalen.  —  Christliche  Consuln  sind  jüdischen  vorzuziehen 
und  warum?  —  Lob  des  italienischen  Consuls,  Marquis  von  Goy- 
zueta.  —  Frau  Rossi,  Witwe  des  verstorbenen  österreichischen  Ge- 
neralconsuls,  stellt  eins  ihrer  Landhäuser  dem  Reisenden  und  seinen 
Gefährten  zur  Verfügung.  —  Beschreibung  des  Landhauses.  —  Besuch 
bei  dem  Gouverneur  Ssabri-Pascha.  —  Langsames  Gehen  und  Nicht- 
arbeitcn  gilt  für  vornehm.  —  Viele  Einheimische  melden  sich  zur  Theil- 
nahnie  an  der  Expedition.  —  Werthlosigkeit  ihrer  dafür  gebotenen  Ga- 
rantie. —  Der  engagirte  Neger  Abd  Allah  Naib  macht  sich  mit  einer 
Summe  davon.  —  Benehmen  seines  Garanten.  —  Steigerung  aller 
Preise,  auch  in  Afrika.  —  Schlauheit  und  Lügenhaftigkeit  unter  dem 
Firnis  der  Treuherzigkeit.  —  Der  ehemalige  englische  Generalconsul 
Warrington  und  sein  Schwiegersohn  Major  Laing.  —  Ein  Besuch 
französischer  Missionare.  —  Vergebliche  Bekehrungsversuche  unter 
Mohammedanern  und  Juden.  —  Missionare  römischer  Confession  haben 
noch  den  meisten  Erfolg.  —  Die  Geschenke  des  Deutschen  Kaisers 
sind  noch  immer  nicht  da.  —  Zufällige  Entdeckung  derselben  auf 
der  Douane,  nachdem  dieExpedition  bereits  bisSokna  vorgedrungen.  — 
Ankunft  in  Ain  Sarah. 


Es  ist  ein   eigenes  Gefühl,  eine  Stadt  wieder  zu  be- 
suchen, welche  man  seit  zehn  Jahren  nicht   sah  und  von 


Die  Lage  vou  Tripolis.  57 

der  man  glaubte,  dass  man  sie  nie  wiedersehen  würde. 
Eine  Fülle  von  Gedanken  stürmt  auf  uns  ein:  Lebt  der 
und  jener  noch?  Existirt  die  Wohnung  noch,  in  der  du 
haustest?  Wie  wirst  du  empfangen  werden?  u.  s.  w.  Und 
dies  um  so  mehr,  wenn  es  sich  um  eine  von  der  Welt  so 
abgeschiedene  Stadt  wie  Tripolis  handelt.  Das  grösste  und 
wichtigste  Communicationsmittel,  was  jetzt  die  ganze  Welt 
verbindet,  der  Telegraph,  mangelt.  Ich  hatte  deshalb  auch 
gar  keine  Kunde  vom  Tag  meiner  Ankunft  geben  können, 
und  nichts  war  vorbereitet. 

Tripolis  liegt  nicht  unschön.  Wenn  man  von  der  hohen 
See  kommt,  bemerkt  man  zuerst  im  Süden  den  Djebel, 
welcher  als  anscheinende  Gebirgskette  aus  den  Fluten 
aufsteigt.  Bald  darauf  erkennt  man  die  hohen  blendend 
weissen  Mauern  der  Stadt,  in  weitem  Umkreise  von  einem 
herrlichen  Palmenwald  umsäumt.  Kommt  man  näher,  so 
sinkt  das  Gebirge  wieder  unter  den  Horizont,  die  Contouren 
der  Stadt  entwirren  sich,  die  einzelnen  verfallenen  Forts 
lassen  sich  deutlicher  unterscheiden,  die  Minarets,  schlan- 
ker als  die  im  westlichen  Afrika,  ragen  in  die  Lüfte,  und 
bald  liegt  scharf  gezeichnet  die  Stadt  vor  uns. 

Obschon  jetzt,  seitdem  die  Haifa-Ausfuhr  so  grossen 
Umfang  gewonnen  hat,  dass  wöchentlich  durchschnittlich 
mehrere  Dampfer  vor  Tripolis  Anker  werfen,  die  Ankunft 
eines  solchen  nicht  mehr  als  ein  ausserordentliches  Ereig- 
niss  betrachtet  wird,  so  ruft  doch  das  Erscheinen  des  Post- 
dampfers immer  eine  grosse  Aufregung  hervor.  Das  ist 
auch  ganz  natürlich.  Man  erwartet  seine  Post,  seine  Zei- 
tungen, seine  Angehörigen,  und  alles  ist  auf  den  Beinen, 
den  Dampfer  zu  begrüssen. 

Empfehlungsbriefe  hatte  ich  von  den  meisten  Regie- 
rungen für  die  dortigen  Vertreter,  sodass  ich  auf  einen 
freundlichen  Empfang  bei  ihnen  wol  rechnen  durfte.  An 
Sir  Drummond  Hay  langte,  wie  ich  später  erfuhr,  mit  der- 


58  Drittes  Kapitel. 

selben  Post  ein  Schreiben  von  Lord  Salisbury  an,  worin 
dem  britischen  Generalconsiil  aufs  wärmste  die  Unter- 
stützung der  Expedition  der  Deutschen  Afrikanischen  Gesell- 
schaft ans  Herz  gelegt  wurde.  Für  den  belgischen  Consul, 
den  alten  Herrn  Gagliuffi,  besass  ich  von  dem  Präsidenten 
der  Association  internationale,  Seiner  Majestät  dem  König 
der  Belgier,  ein  Empfehlungsschreiben,  ein  gleiches  für  den 
niederländischen  Generalconsul  Herrn  Dr.  von  Testa,  ein 
anderes  von  der  königlich  italienischen  Regierung  für  Mar- 
quis von  Goyzueta,  den  italienischen  Consul,  und  die  pari- 
ser Geographische  Gesellschaft  hatte  ein  Schreiben  an  Mr. 
de  la  Porte,  den  französischen  Generalconsul,  gerichtet. 
Ich  konnte  also  auswählen.  Aber  keinen  der  Herren  hatte 
man  vorher  davon  in  Kenntniss  gesetzt. 

Ich  befand  mich  deshalb  in  grösster  Verlegenheit,  wo 
ich,  da  es  schon  spät  nachmittags  war,  meine  Frau, 
meine  Begleiter,  kurz  die  ganze  Expedition  in  der  ersten 
Nacht  unterbringen  sollte.  Tripolis  ist  so  in  der  Cultur 
zurück,  dass  es  auch  heute  noch  kein  Hotel  besitzt.  Meine 
in  Kisten  verpackten  Zelte  mussten  noch  die  Douane  passiren. 
In  eins  der  arabischen,  aller  Möbel  und  jeden  Comforts 
entbehrenden  Funduks  konnte  ich  doch  mit  meinen  Beglei- 
tern, welche  noch  nie  einen  Fuss  auf  afrikanischen  Boden 
gesetzt  hatten,  nicht  gehen,  abgesehen  davon,  dass  der- 
artige, von  Schmuz  und  lästigen  Insekten  starrende  Locale 
immer  erst  einer  gründlichen  Reinigung  bedürfen. 

In  einer  keineswegs  heitern  Stimmung  begannen  wir 
indess,  mit  dem  nothwendigsten  Gepäck  versehen,  uns  aus- 
zuschiffen. Und  da  standen  wir  denn  am  Molo  der  Douane, 
umringt  von  Hunderten  von  neugierigen,  zudringlichen  und 
lautlärmenden  Eingeborenen,  welche  darauf  warteten,  unser 
Gepäck  fortzuschaffen.  Lange  dauerte  aber  diese  ungewisse 
Lage  nicht.  Ein  alter  Herr  drängte  sich  durch;  ich  erkannte 
in  ihm  sogleich  den  jetzt  84  Jahre  alten  Consul  Gagliuffi, 


Im  „Casino'"  von  Tripolis.  59 

ein  freimcllicher  Händedruck  erneuerte  unsere  Bekannt- 
schaft, und  nun  wurde  auch  bahl  Rath  geschaft't.  Meiner 
Frau  gahint  den  Arm  reichend,  schlug  er  vor,  nach  dem 
,,Casino"  zu  gehen,  da  in  diesem  ,,Cafe"  vom  Besitzer  oder 
Pächter  des  Hauses  einige  Zimmer  zum  Logiren  eingerichtet 
seien.  Er  selbst  könne  in  einem  Zimmer  seiner  Wohnung 
einen  Herrn  unterbringen,  was  denn  auch  Herr  von  Csillagh 
mit  Dank  annahm.  So  zogen  wir  nun  durch  die  engen 
Gassen  dahin,  standen  bald  darauf  vor  dem  unscheinbaren 
Hause,  erstiegen  eine  halsbrecherische  Treppe  und  betraten 
einen  Salon,  der  als  Ausstattung  ein  dürftig  garnirtes 
Büffet,  in  der  Mitte  ein  altes  Billard  (welches  früher  Eigen- 
thum  des  spanischen  Generalconsuls  gewesen  war)  und 
rings  herum  an  der  Wand  einen  Divan  enthielt,  vor  welchem 
einige  Tische  standen. 

Hier  campirten  wir  im  wahren  Sinne  des  Wortes 
mehrere  Stunden,  bis  die  beiden  Zimmer  für  uns  in  Ord- 
nung gebracht  waren.  Meine  Frau  sowol  wie  alle  übrigen 
fanden  sich  aber  schnell  in  das  Komische  der  Lage,  welches 
noch  dadurch  erhöht  wurde,  dass  zahlreiche  ,, Handies"  von 
Tripolis  herbeikamen,  um  Billard  zu  spielen,  eigentlich  aber 
wol,  um  uns,  ,,die  Eindringlinge"  in  ihr  ,,Casino",  zu  be- 
obachten. Aber  kein  unhöfliches  Wort  wurde  laut,  im 
Gegentheil,  man  nahm  die  grösste  Rücksicht  auf  die  frem- 
den Ankömmlinge. 

Zu  essen  gab  es  im  ,,Casino"  nichts,  aber  Herr  Consul 
Gagliuffi  wusste  auch  hier  Rath :  nicht  nur  liess  er  in  seinem 
eigenen  Hause  eine  Bouillon  bereiten  und  senden,  sondern 
sorgte  auch  dafür,  dass  in  einer  benachbarten  Garküche  — 
erst  später  erfuhr  ich,  dass  es  auch  ein  recht  gutes  Re- 
staurant in  Tripolis  gibt  —  ein  Abendessen  bereitet  wurde. 
Was  aber  die  Hauptsache  war,  er  vermittelte  noch  am 
selben  Abend  die  Ausladung  aller  unserer  Güter  und  lagerte 
sie  in  sein  Waarenmagazin. 


60  Drittes  Kapitel. 

Mittlerweile  war  auch  Herr  Labi,  der  österreicliisclie 
Consul,  gekommen,  um  uns  seine  Dienste  anzubieten,  und 
Herr  Hay,  der  englisclie  Generalconsul,  stellte  sich  uns 
durch  seine  Cavassen  zur  Verfügung,  während  ich  selbst  zu 
Herrn  von  Gojzueta  ging,  um  ihn  zu  bitten,  officiell  die 
deutsche  Expedition  unter  italienischen  Schutz  zu  nehmen. 
Bei  der  gegenseitigen  Eifersucht  der  Consuln  und  der  Sucht, 
aus  den  kleinsten  Formfehlern  grosse  Schwierigkeiten  und 
,,questions"  zu  machen,  hatte  ich  im  Anfange  geschwankt, 
unter  welches  Consulat  ich  die  Expedition  stellen  sollte. 
Und  ich  gestehe  offen,  hätte  ich  gewusst,  dass  die  briti- 
sche Regierung  eigens  ans  Generalconsulat  schrieb,  so 
würde  ich  wol  Herrn  Hay  ersucht  haben,  weil  er  mein 
ältester  Freund  war,  mir  seinen  Schutz  zu  ertheilen.  Aber, 
wie  schon  erwähnt,  kam  das  betreffende  Schreiben  erst  mit 
demselben  Boot  au,  mit  dem  ich  in  Tripolis  landete;  und 
aus  blos  persönlicher  Bekanntschaft  wollte  ich  nicht 
darum  bitten.  Die  andern  Consuln,  als  nicht  von  ihrer 
Regierung  bezahlte,  konnten  aber  gar  nicht  in  Betracht 
kommen.  Denn  bei  ja  leicht  entstehenden  Differenzen,  ent- 
weder mit  Beamten  der  türkischen  Regierung  oder  mit  den 
Eingeborenen,  bedurfte  ich  nicht  nur  eines  wirksamen 
Schutzes,  sondern  sobald  ich  mich  im  Innern  befand,  auch 
der  Wahrnehmung  meiner  Interessen  während  meiner  Ab- 
wesenheit, sowie  der  Protection  für  meine  Frau,  die  in 
Tripolis  zurückbleiben  sollte. 

In  wirksamer  Weise  konnte  dies  nur  gewährt  werden 
entweder  vom  britischen,  vom  französischen  oder  vom  ita- 
lienischen Consul.  Ein  nicht  bezahlter  Consul  hat  in  den 
Augen  der  Orientalen  gar  kein  Ansehen.  Es  ist  daher 
immer  in  diesen  Ländern  vorzuziehen,  wenn  eine  Regierung 
es  nicht  für  nöthig  hält,  Geld  für  einen  eigenen  Beamten 
auszugeben,  lieber  ihre  Angehörigen  dem  bezahlten  Consul 
einer  andern  Macht  zu  unterstellen,   als  ein  eigenes  nicht 


Israelitisfihe  Consuln.  61 

bezahltes  Consulat  zu  errichten.  Vollends  verkehrt  ist  es 
aber,  in  den  mohammedanischen  Ländern  ein  Consulat 
in  die  Hände  eines  Israeliten  zu  legen,  wie  Oesterreich 
es  that. 

Ich  bin  gewiss  kein  Judenhasser,  und  nichts  liegt  mir 
ferner,  als  in  die  augenblicklich  von  gewissen  Leuten  in 
Scene  gesetzte  Judenhetze  einzustimmen,  welche  am  ärgsten 
von  ehemaligen  Juden  betrieben  wird.  Im  Orient  jedoch 
und  wo  die  Mohammedaner  herrschen,  liegen  die  Sachen 
anders.  Den  Christen  fürchtet  man  jetzt  in  der  Türkei  und 
den  türkischen  Provinzen,  namentlich  den  christlichen  Con- 
sul,  besonders  wenn  er  Vertreter  einer  der  Grossmächte  ist. 
Aber  den  Juden  verachtet  man  noch  immer,  und  auch  der 
consularische  Charakter  ändert  daran  nichts.  Kommt  nun 
noch  dazu,  dass  solch  ein  jüdischer  Consul  nicht  einmal 
bezahlt  ist,  also  in  den  Augen  der  Türken  gar  nicht  voll- 
werthig,  sondern  nur  ,,Billonneur"  ist,  etwa  sich  verhält  wie 
ein  Zwanzig -Parastück  zum  Goldmedjidieh,  so  sinkt  eine 
solche  Vertretung  vollends  zu  einer  Caricatur  herab.  Der 
österreichische  Consul  Herr  Labi,  den  ich  als  einen  der 
ehrenwerthesten  Männer  von  Tripolis  kenne,  vor  dem  ich  alle 
Hochachtung  habe,  dem  ich  persönlich  befreundet  und  von 
früher  her  zu  grossem  Danke  verpflichtet  bin  (er  hatte  mir 
1865  sein  Landhaus  während  mehrerer  Monate  zur  Ver- 
fügung gestellt),  hätte  gleichwol  nie  die  Protection  über 
unsere  P^xpedition  ausüben  können.  Man  denke  sich  mü- 
den Fall,  ich  hätte  Sonnabends  den  Schutz  des  Consuls  in  An- 
spruch nehmen  müssen  —  und  von  nun  an  hatte  ich  bald 
alle  Tage  auf  dem  Consulat  zu  thun  — ,  dann  hätte  ich  ver- 
schlossene Thüren  gefunden,  denn  am  Sonnabend  rührt  kein 
Jude  in  Tripolis  die  Hand.  Man  denke  sich  ferner  den  Fall, 
Herr  Labi  wäre  mit  mir  ausgeritten  und  irgendein  zer- 
lumpter Mohammedaner  hätte  ihn  gezwungen,  vom  Pferde 
zu  steigen,   dann  hätte  ich  ihn  am  Ende  schützen  müssen. 


G2  Drittes  Kapitel. 

oder  er  hätte  sich  Revanche  bei  seinem  eigenen  Consul, 
bei  Herrn  Drummond  Hay,  holen  müssen,  denn  Herr  Labi 
ist  englischer  Unterthan  oder  Protege,  obschon  geborener 
Italiener. 

Man  verzeihe,  dass  ich  diese  Angelegenheit  hier  so  weit 
erörterte  und  mit  namentlichen  Beispielen  belegte,  aber  ich 
halte  die  Sache  für  7,11  wichtig,  als  dass  jemand  mir  einen 
Vorwurf  daraus  machen  könnte.  Und  wenn  ich  Herrn  Labi 
die  Eigenschaft  absprechen  muss,  grössere  und  wichtige 
Interessen  im  Orient  den  Türken  gegenüber  vertreten  zu 
kimnen,  nicht  weil  es  ihm  an  den  persönlichen  Eigenschaf- 
ten fehlt,  sondern  weil  die  türkischen  Beamten  zu  einsichts- 
los, die  Bevölkerung  zu  dumm -fanatisch  ist,  so  gilt  dieser 
Vorwurf  ganz  und  gar  nicht  seiner  Person,  von  deren  Vor- 
trefiflichkeit  ich  mich  hinlänglich  überzeugte,  sondern  nur 
dem  Princip. 

Ich  habe  mich  nicht  zu  beklagen  gehabt,  dass  ich  die 
Expedition  unter  italienischen  Schutz  stellte.  Und  nicht  nur 
officiell  als  Führer  der  Expedition  bin  ich  Herrn  von  Goy- 
zueta  zu  grossem  Dank  verpflichtet  für  die  aufopfernde  und 
intelligente  Art  und  Weise,  mit  welcher  er  die  Interessen 
der  deutschen  afrikanischen  Expedition  wahrnahm.  Damals 
waren  überhaupt  von  allen  Consuln  Herr  Goyzueta  und 
seine  Gemahlin  diejenigen,  welche  am  meisten  Sinn  für 
wissenschaftliche  Bestrebungen  an  den  Tag  legten:  ich  er- 
innere nur  daran,  in  welch  uneigennütziger  Art  sie  unserm 
verstorbenen  von  Bary  beistanden.  Und  noch  weit  über 
dessen  Tod  hinaus  erstreckte  sich  die  Sorgfalt  dieser  lie- 
benswürdigen und  feinfühligen  Menschen  für  unsern  Lands- 
mann. Mit  Freuden  kann  ich  aber  auch  bezeugen,  dass 
jetzt  das  italienische  Consulat  in  Tripolis  eine  ganz  andere 
Stellung  einnimmt  als  vor  1870.  Es  steht  jetzt  an  An- 
sehen den  angesehensten  Consulaten,  dem  englischen  und 
französischen,   fast   gleich.     Dies  hat  Italien  nur  der  Um- 


Die  Rossi'sche  Villa.  G3 

sieht  und  dem  Takt  des  Herrn  von  Goyzueta  zu  danken. 
Es  wäre  aber  gut,  wenn  Italien  die  Ebenbürtigkeit  seines 
Consulats  mit  den  Generalconsulaten  von  Frankreich  und 
Grossbritannien  auch  äusserlich  durch  Erhebung  desselben 
zum  Generalconsulat  an  den  Tag  legte,  schon  wegen  seiner 
zukünftigen  Beziehung  zur  Regentschaft.  Dann  würde  es 
dort  den  Primat  besitzen.  — 

Am  folgenden  Tage  stellte  uns  Frau  Witwe  ßossi,  deren 
Mann  vordem  österreichischer  Consul  gewesen  war  und 
dessen  bereitwillige  Dienste  sowol  Nachtigal  wie  ich  früher 
vielfach  erfahren  hatten,  eins  ihrer  Landhäuser  zur  Ver- 
fügung, und  so  konnten  wir  uns  denn  schnell  in  einer  rei- 
zenden Villa,  welche  versteckt  mitten  in  einem  Garten  lag, 
einrichten. 

Die  Rossi'sche  Villa  befand  sich  in  der  Nähe  der  von 
mir  mit  Nachtigal  früher  bewohnten,  welche  gleichfalls  dem 
österreichischen  Consul  gehörte  und  in  welcher  wir,  beide 
Junggesellen  damals,  manche  Nächte  bis  zum  hellen  Morgen 
bei  englischem  Biere  durchwachten,  Nachtigal  erzählt  es 
ja  selbst  in  seinem  Werk,  und  auch  ich  denke  immer  mit 
Vergnügen  an  jenen  Aufenthalt  zurück,  den  wir  zusammen 
im  „petit  paradis",  wie  der  hingeschiedene  Consul  seine 
kleine  Villa  zu  bezeichnen  liebte,  verbrachten. 

Die  gegenwärtig  von  uns  bewohnte  war  sehr  geräumig 
und  bestand  aus  verschiedenen  Gebäuden,  welche  sich  um 
einen  Garten  voll  schöner  subtropischer  und  nördlicher  wach- 
sender Bäume  und  Blumen  gruppirten.  Das  Hauptgebäude, 
das  mit  der  hintern  Seite  an  den  Scharr  el  Schott  grenzte 
(die  Hauptstrasse  durch  den  um  die  Stadt  gelegenen  Palmwald, 
Mschia  genannt),  hatte  ein  grosses  mittleres  Zimmer,  eigent- 
lich Flur  oder  Diele,  mindestens  60  Fuss  lang;  auf  dasselbe 
mündete  rechts  zuerst  das  Zimmer  der  Jungfer  meiner  Frau, 
dann  das  gemeinschaftlich  von  meiner  Frau  und  mir  be- 
wohnte, mit  einer  Veranda  nach  der  Strasse  hin,  und  auf 


C)4  Drittes  Kapitel. 

der  andern  Seite  der  Flur,  welche  wir  als  Salon  und  Ess- 
zimmer einrichteten,  öffneten  sich  die  Zimmer  der  Herren 
von  Csillagh  und  Stecker;  alle  waren  sehr  geräumig. 

Gegenüher  diesem  Gehäude  lagen  die  Küche  mit  Neben- 
zimmern, und  mehrere  kleinere  Gebäude,  in  deren  einem 
Eckart  und  Hubmer  wohnten,  in  einem  andern  eine  Neger- 
familie. Die  Frau  hiess  Madame  Fenneli  und  der  Mann, 
welcher  Freitags  rothe  englische  Soldatenuniform  anzog, 
Signore  Barka.  Die  schwarzen  Kinder,  ein  Zwillingspaar, 
waren  noch  namenlos.  Die  Aeltern  galten  als  Hausleute  und 
Wächter  der  Besitzung,  während  der  gegenüber  wohnende 
Ibrahim,  ein  Weisser,  im  Garten  Gärtnerdienste  versah, 
wenn  er  nicht  mit  seiner  Tischlerei  —  das  ist  eigentlich  ein 
unrichtiger  Ausdruck,  denn  welcher  Eingeborene  in  Tripolis 
lässt  sich  Tische  machen?  —  beschäftigt  war. 

Ich  stattete  sodann  dem  Gouverneur,  Excellenz  Ssabri- 
Pascha,  meinen  officiellen  Besuch  ab,  auch  einigen  der 
andern  türkischen  hohem  Beamten  und  machte  bei  der  Ge- 
legenheit die  Entdeckung,  dass  der  Höchstcommandirende 
der  Truppen  einige  Worte  deutsch  redete:  er  war  in  Wien 
auf  der  k.  k.  Kriegsschule  gewesen.  Noch  aus  der  alten 
Schule,  hatte  er  Geschwindigkeit  und  schneidiges  Wesen  sich 
nicht  angeeignet:  wenn  er  von  seiner  W^ohnung  zum  Con- 
sulat  ging,  brauchte  er  zu  dieser  Promenade,  welche  ein 
nicht  schnell  gehender  Europäer  etwa  in  fünf  Minuten 
machte,  wenigstens  zwanzig  Minuten.  Von  einem  ganzen 
Stab  von  Dienern  und  Adjutanten  umgeben,  von  denen  der 
eine  den  Tschibuk,  der  andere  die  Nargileh,  der  dritte 
den  Tabacksbeutel  u.  s.  w.  trug,  kam  er  mit  einer  unnach- 
ahmlichen Grandezza  und  Langsamkeit  daher. 

Uebrigens  konnten  wir,  als  wir  den  europäischen  Con- 
suln  unsere  Besuche  machten,  diesen  Leichenbitterschritt 
auch  nicht  ganz  unterlassen.  Die  vor  und  hinter  uns  gehen- 
den  italienischen   Cavassen,   ganz  darauf  gedrillt,   thun  es 


Arbeit  gilt  für  Seliando.  (35 

nun  einmal  nicht  anders:  es  würde  nicht  „vornehm"  sein, 
wenn  man  eilig  ginge,  es  würde  aussehen,  als  ob  man  Ge- 
schäfte hätte,  als  oh  man  arbeiten  wolle.  Arbeiten  und 
Geschäfte  haben  darf  in  der  Türkei  ein  vornehmer  Mann 
nicht.  Arbeit  ist  Schande,  gilt  dort  noch  immer.  Ein 
Satz,  wie  der,  welcher  nach  dem  Alten  Testament  eine 
der  höchsten  Strafen  in  sich  schliesst:  ihr  sollt  euer 
Brot  im  Schweisse  eures  Angesichts  verdienen, 
hat  auch  heute  im  Orient  noch  immer  seine  grösste  Be- 
rechtigung; arbeiten  und  bestraft  werden  sind  auch  heute 
unter  den  orientalischen  Völkern  zwei  synonyme  Begriffe.^ 

Die  ersten  Tage  gingen  natürlich  nur  mit  Aeusser- 
lichkeiten  hin ,  die  aber  nun  einmal  nicht  zu  vermeiden 
sind,  denn  auf  die  Besuche  folgen  die  Gegenbesuche,  und 
da  mit  diesen  Ceremonien  stets  Katfeetrinken  und  Limo- 
nade- oder  Scherbetschlürfen  verknüpft  ist,  so  dehnt  sich, 
so  gering  die  Zahl  der  zu  besuchenden  Häuser  auch  ist, 
ein  solches  Treiben  immerhin  einige  Tage  aus,  denn  um 
höflich  zu   scheinen,  müssen  die  Besuche  recht  lang  sein. 

Bald  darauf  begann  aber  die  eigentliche  Thätigkeit  des 
Organisirens  der  Expedition,  und  obwol  man  mir  früher 
geschrieben,  es  sei  sehr  schwierig,  Leute  zu  bekommen, 
meldeten  sich  so  viele,  dass  ich  Regimenter  hätte  bilden 
können.  Namentlich  kamen  viele  freigelassene  Neger,  welche 


'  Bei  uns  jetzt  allerdings  nicht  mehr,  und  doch  ist  man  von 
dieser  Anschauung  in  einigen  Ländern  nicht  weit  entfernt,  wo  Arbeit 
ain  Sonntag  überhaupt  für  Sünde  gilt.  Warum  so  extrem?  Warum 
will  man  einem  armen  Mann  verbieten,  Sonntags  durch  stille  wür- 
dige Arbeit  einen  Pfennig  extra  zu  verdienen?  Wollte  man  conse- 
quent  sein,  müsste  man  auch  Sonntags  das  Predigen,  das  Messecele- 
Itriren  verbieten,  denn  im  Grunde  genommen  ist  das  auch  arbeiten. 
Das  Arbeiten  hat  noch  nie  die  Leute  schlecht  gemacht,  nur  Müssig- 
gang  ist  aller  Laster  Anfang.  Auf  einem  müssigeu  unbearbeiteten 
Acker  wächst  trotz  alledem  etwas,  nämlich  Unkraut. 

EoHiiFS,  Knfra.  5 


66  Drittes  Kapitel. 

gern  umsonst  mitgehen  wollten.  Ich  liess  mich  jedoch  be- 
reden, nur  solche  anzuwerben,  die  eine  gewisse  Garantie 
boten;  aber  was  ist  am  Ende  die  Bürgschaft  jener  Einge- 
borenen aus  der  arbeitenden  Volksklasse?  Ich  bin  über- 
zeugt, ich  hätte  viel  grössern  Vortheil  von  den  ersten  besten 
gehabt,  namentlich  aber  von  den  nach  ihrer  Heimat  stre- 
benden Negern,  als  von  jenen  Tripolitanern,  von  denen  der 
eine  einen  Papa,  der  andere  einen  Bruder  oder  guten 
Freund  als  „Daman"  oder  Garantie  stellte,  und  welche, 
als  ich  sie  dann  wegjagen  musste,  vorzogen,  so  und  so 
lange  im  Gefängniss  zu  sitzen,  aber  zum  Zurückerstatten 
der  Gelder  nicht  zu  bewegen  waren.  Ein  Araber,  ein  Türke, 
ein  Mohammedaner  lässt  sich  lieber  ein  Jahr  lang  bei 
Wasser  und  Brot  in  dem  scheusslichsten  Loche  gefangen 
halten,  ehe  er  sich  dazu  versteht,  auch  nur  zehn  Thaler 
herauszugeben.     Hier  helfen  nur  Prügel. 

So  engagirte  ich  unter  andern  einen  gewissen  Abd 
Allah  Naib.  Er  war  ein  gut  aussehender  Neger  vom  Stamme 
der  Haussa  und  hatte  mehrere  male  den  Weg  nach  Bornu 
und  einmal  sogar  den  nach  Uadai  zurückgelegt.  Da  der 
alte  Staui,  ein  früherer  Diener  von  Bary's  und  von  mir,  der 
in  Tripolis  auch  gleich  wieder  in  meine  Dienste  trat,  spe- 
ciell  für  ihn  garantirte,  setzte  ich  besonderes  Vertrauen 
auf  ihn.  Aber  von  Sokna  aus  brannte  mir  Abd  Allah  Naib 
mit  einigen  fünfzig  Maria -Theresienthalern  durch  (circa 
200  Mark),  und  als  der  italienische  Consul  den  in  Tripolis 
zurückgebliebenen  Staui  nun  als  Garanten  einsperren  liess, 
bat  dieser  Herrn  von  Goyzueta,  ihn  zu  mir  gehen  zu  lassen. 
Der  alte  Staui,  vielleicht  70  Jahre  alt,  machte  sich  denn 
auch  wirklich  auf  den  Weg  und  legte  die  schwierige  Reise 
von  Tripolis  bis  Audjila,  also  mindestens  so  weit  wie  von 
Hamburg  nach  Triest,  zu  Fuss  zurück.  Ja,  von  Audjila 
wäre  er  nachgelaufen  bis  Kufra,  wenn  er  nur  einen  Führer 
und  ein  Kamel   gefunden  hätte.     Was  sollte  ich  machen? 


Steigerung  der  Preise.  67 

Ich  schrieb  Herrn  von  Goyzueta,  ihn  freizulassen,  hatte 
er  doch,  als  er  jünger  war,  dreimal  eine  Reise  mit  mir  ge- 
macht, sich  stets  brav  gehalten  und  später  dem  verewigten 
von  Bary  die  Augen  zugedrückt.  Aber  die  Afrikanische 
Gesellschaft  kam  um  ihr  Geld,  was  übrigens  unter  allen 
Umständen  verloren  gewesen  wäre,  denn  der  geizige,  gar 
nicht  unbegüterte  Staui  würde  eine  langwierige  Gefangen- 
schaft der  Herausgabe  auch  nur  eines  Thalers  vorgezogen 
haben. 

Der  Kamelankauf  ging  ebenfalls  gut  von  statten,  und 
verdanke  ich  es  auch  hier  in  erster  Linie  dem  italienischen 
Consulat,  dass  ich  so  vorzügliche  Thiere  erstehen  konnte. 
Herr  von  Goyzueta  hatte  einen  gewissen  Smaui,  einen 
jungen  intelligenten  Menschen,  dessen  Vater  italienischer 
Protege  war,  beauftragt,  für  mich  die  Kamele  zu  kaufen, 
weil  ein  Europäer  von  den  Beduinen  auf  die  unverschäm- 
teste Art  geprellt  wird.  Hohe  Preise  musste  ich  allerdings 
zahlen  —  etwa  95  Mahbub  oder  380  Fr.  das  Stück  — ,  be- 
deutend mehr  als  früher,  aber  daran  liess  sich  nun  einmal 
gar  nichts  ändern. 

Steigerungen  der  Preise  haben  überall  stattgefunden  und 
werden  auch  immer  vorkommen.  Es  ist  das  ein  natürliches 
Gesetz.  Die  guten  billigen  Zeiten  kommen  nie  wieder,  weil 
sie  überhaupt  nie  bestanden.  Denn  zu  den  Zeiten,  auf  die 
wir  jetzt  als  die  „billigen"  zurückblicken,  klagte  man  schon 
ebenso  über  Theuerung,  wie  wir  es  jetzt  thun,  und  nach 
hundert  Jahren  oder  schon  früher  wird  man  sich  mit  Stau- 
nen und  Verwunderung  sagen,  im  Jahre  1880  kaufte  man 
Brot  und  Fleisch  zu  einem  Preise,  der  noch  einmal  so 
niedrig  war.  Uebrigens  finden  wir  dieses  Theuerwer- 
den  nicht  blos  in  den  civilisirten  Ländern  oder  solchen, 
die  mit  den  Culturstaaten  in  directer  Wechselbeziehung 
stehen,  sondern  auch  in  den  Ländern,  die  ganz  abseits  von 
der  grossen  Weltbewegung  liegen  und   nichts  mit  unserm 

5* 


G8  Prittos  Kapitel. 

Handel  und  Wandel  zu  thun  liahen.  In  Centralafrika,  in 
den  Haussa-L'ändern  kaufte  man,  als  ich  dort  war,  ein  gutes 
Rind  für  einen  oder  höchstens  zwei  Thaler.  Jetzt  soll  unter 
vier  Thalern  dort  keins  mehr  zu  haben  sein.  Also  auch 
da  Theurerwerden  der  Gegenstände. 

Glück  schienen  wir  indess  haben  zu  sollen.  Der  Ver- 
kehr mit  Uadai  war  vollkommen  hergestellt.  Es  gingen 
und  kamen  direct  Karavanen  via  Borgu,  während  anderer- 
seits auch  der  Weg  über  Kufra  sehr  häufig  begangen  schien. 
Freilich,  Zuverlässiges  konnte  man  in  Tripolis  nicht  er- 
fahren, und  alle  Bemühungen,  hier  direct  eine  Karavane  zu 
organisiren,  mit  der  ich  von  dort  aus  hätte  hingehen  können, 
scheiterten  an  der  Feigheit  der  Unternehmer  oder  ihrer 
Sklaven.  Die  Feigheit  wurde  nur  noch  von  der  Lügen- 
haftigkeit dieser  Gauner  übertroft'en. 

So  hatte  ich  einst  tagelange  Verhandlungen  mit  einem 
alten  weissbärtigen ,  anscheinend  sehr  ehrwürdigen  Neger, 
einem  Sklaven  des  den  Reisenden  wohlbekannten  Kerkeni, 
dessen  Bruder  jener  berüchtigte  vormalige  Oberbürger- 
meister (1868)  von  Tripolis  war.  Der  Mann  organisirte 
eine  grosse  Waarenkaravane  und  kam  aus  freiem  Antrieb 
zu  mir,  um  mit  mir  zu  berathen,  wie  wir  beide  nach  Uada'i 
gelangen  könnten.  Wir  hatten  lange  Conferenzen,  und  an 
der  Hand  der  neuesten,  mir  gerade  zugekommenen  Cha- 
vanne'schen  Wandkarte  versuchte  ich,  ihm  die  verschiedenen 
Wege  nach  Uadai  klar  zu  machen:  den  über  Borgu,  einen 
neuen  über  Sella  und  den  über  Kufra.  Ich  glaube,  der 
alte  Bursche  verstand  mich  auch,  er  schien  mir  so  intelli- 
gent und  so  und  so  oft  hatte  er  Karavanen  nach  Bornu 
und  Kano  geführt.  Er  brenne  jetzt,  sagte  er,  vor  Begierde, 
nach  Uada'i  zu  gehen,  und  wir,  er  mit  zwanzig  Sklaven 
oder  Kameltreibern,  ich  mit  dreissig,  würden  uns  schon 
Bahn  brechen.  Er  verfehlte  auch  nie,  einige  Tassen  Kaffee 
zu   trinken   und   dazu   einige   Cigarretten  zu  rauchen,  und 


Der  alte  Neger.  69 

aus  dem  Toi)fall  der  Worte  meiner  Frau:  „Welcli  treuher- 
ziges gutes  Gesicht  hat  dieser  alte  Manu!"  schien  er  ent- 
nehmen zu  dürfen,  dass  er  noch  hinge  auf  unsere  beider- 
seitige Bekanntschaft  zählen  könne.  Da  führte  mich  eines 
Tags  ein  Geschäft  nach  dem  Hafen,  und  im  Vorbeigehen 
trat  ich  in  das  Bureau  des  Hadj  Kerkeni,  der  augenblick- 
lich Agent  und  Besitzer  des  Dampfers  Trablus-rharb  ist. 
Als  ich  ihm  eröffnete,  ich  beabsichtige  mit  seinem  Sklaven 
nach  Uadai  zu  gehen,  sagte  er  ganz  verwundert:  „Davon, 
dass  mein  Sklave  nach  Uadai  will,  weiss  ich  kein  Wort, 
von  mir  erhielt  er  Auftrag  nach  Kuka."  Und  so  war  es 
auch.  Der  alte  graubärtige  Sünder  hatte  mich  hintergangen. 
Ein  solcher  Zug  ist  unter  den  Arabern,  Berbern  und  Ne- 
gern keineswegs  selten;  sie  benehmen  sich  so  treuherzig  in 
ihrer  Rolle,  dass  man  geneigt  ist,  alles  zu  glauben,  was  sie 
vorbringen,  und  ihr  Spiel  ist  so  natürlich,  dass  sie  sich  oft 
selbst  belügen.  Begreiflicherweise  stellte  der  alte  Neger, 
der  sich  so  eifrig  geographischen  Studien  auf  der  Karte 
hingegeben  hatte,  seine  Besuche  ein,  sobald  er  erfuhr,  dass 
ich  wisse,  wie  die  Sache  stehe. 

Die  Zeit  verging  uns  ziemlich  schnell.  Für  mich  aller- 
dings war  der  Umstand  sehr  zeitraubend,  dass  ich  meist 
zweimal  tags  zur  Stadt  musste  wegen  der  anzuwerbenden 
Leute,  der  Kamele,  der  Yorräthe  und  hundert  anderer  noch 
zu  beschaffenden  Dinge.  Unsere  Villa  lag  aber  mehr  als 
eine  halbe  Stunde  von  der  Stadt  entfernt.  Dennoch  trotz 
der  Entfernung  hatten  wir  nachmittags  oder  abends  meist 
Besuch.  Auch  ein  junger  Deutscher,  Herr  Gotthelf  Krause, 
war  nach  Tripolis  gekommen  und  verbrachte  regelmässig 
die  Nacht  vom  Sonnabend  zum  Sonntag  in  unserer  Villa.  Eine 
uns  gegenüber  befindliche  bewohnte  der  französische  Vice- 
consul,  Herr  Ledoux,  mit  seiner  Gattin.  Wir  hielten  die 
beste  Nachbarschaft.  Auch  der  alte  Frederic  lebte  noch 
und  pflegte  nie  nach  der  Stadt  zu  reiten,  ohne  uns  guten 


70  Drittes  Kapitel. 

Tag  zu  sagen.  Frecleric  Warringtoii  ist  der  letzte  der  noch 
Lebenden  aus  der  Familie  des  ehemaligen  britischen  General- 
consuls,  welcher  eine  Zeit  lang  Regent  von  Tripolitanien 
war,  die  Regentschaft  den  Türken  in  die  Hände  spielte 
und  andererseits  bei  jedem  Aufstande  der  Eingeborenen 
seine  Hand  im  Spiele  hatte.  Warrington  bedeutete  vor 
einem  Menschenalter  dasselbe,  was  Sir  Drummond  Kay 
gegenwärtig  für  Marokko.  Interessant  und  weniger  bekannt 
ist  noch,  dass  der  englische  Reisende  Major  Laing,  welcher 
über  Tuat  nach  Timbuktu  reiste  und  auf  dem  Rückwege 
von  der  heiligen  Stadt  ermordet  wurde,  sich  am  Tage  vor 
seiner  Abreise  mit  einer  Tochter  Warrington's  verheirathete. 
Er  hat  seine  Eintagsfrau  nie  wiedergesehen. 

Zur  Zeit  unseres  Aufenthaltes  in  Tripolis  kam  auch 
eine  Gesellschaft  französischer  Missionare  römischer  Con- 
fession,  die  äusserst  geheimnissvoll  auftraten.  Sie  besuch- 
ten mich  mehrere  male  und  schienen  vortreffliche  Menschen 
zu  sein.  Da  sie  beauftragt  waren,  in  Rhadames  eine  römi- 
sche Station  zu  gründen,  warum  sagten  sie  nun,  dass  sie 
die  Absicht  hätten,  zur  Verbreitung  des  römischen  Glau- 
bens nach  Kano  zu  gehen  V  Ich  weiss  es  nicht.  Fürchte- 
ten sie,  dass  ich  ihnen  Concurrenz  machen  würde?  Die 
Missionare  und  das  Missionswesen  haben  so  grosse  Erfolge 
in  der  Entdeckungsgeschichte  Afrikas  nachzuweisen  —  man 
denke  nur  an  Krapf,  an  Rebmann  oder  gar  Livingstone  — , 
dass  man  nur  mit  der  grössten  Achtung  von  ihren  Bestre- 
bungen reden  darf. 

Freilich,  religiöse  Erfolge  werden  Missionare  unter  den 
Mohammedanern  und  Juden  im  Norden  wol  nie  haben, 
unter  den  Abessiniern  noch  weniger.  Man  sollte  daher 
diese  Bekehrungsversuche  ganz  aufgeben.  Die  römische 
Mission  in  Tripolis,  mit  deren  Chef,  dem  Padre  prefetto 
Angelo,  ich  seit  Jahren  befreundet  bin,  hat  unter  der  mo- 
hammedanischen Bevölkerung    noch    nie    einen  Proselyteu 


Missionare.  71 

gemacht.  Der  Islam  und  die  römische  Kirche  verhalten 
sich  wie  Wasser  und  Feuer.  Dort  der  grösste  Bilderhass, 
hier  die  ausgeprägteste  Ikonolatrie.  Und  kommt  es  ja  ein- 
mal vor,  dass  sich  ein  Mohammedaner,  z.  B.  während  seines 
Aufenthaltes  in  einem  Hafenort,  in  einem  europäischen 
Krankenhause  oder  infolge  ähnlicher  Veranlassungen  taufen 
lässt,  so  ist  dieser  Schritt  doch  meistens  durch  Geld  be- 
wirkt und  hat  stets  nach  einiger  Zeit  wieder  Abfall  von  der 
Religion  des  Kreuzes  zur  Folge.  Machte  es  nicht  Leo 
Africanus  schon  zu  seiner  Zeit  so?  Man  vergesse  aber 
auch  nicht,  dass  selbst  heute  noch  der  abtrünnig  werdende 
Mohammedaner  sein  Leben  verwirkt,  wie  das  erst  kürzlich 
in  Konstantinopel  geschah. 

Zu  den  Kegern  sollte  man  aber  nur  Missionare  römi- 
scher Confession  senden,  christliche  Prediger  evangelischer 
Confessionen  werden  dort  nie  etwas  ausrichten.  Kanu  aber 
der  römische  Sendbote  den  schwarzen  Kindern  des  sonni- 
gen Continents  recht  gut  beibringen,  dass  das  bunte  Bild 
dieses  oder  jenes  Heiligen  ebenso  wirksam  ist  wie  jene 
hässliche  hölzerne  Fratze,  die  man  ihm  als  einheimischen 
Heiligen  entgegenhält,  so  erzielt  er  damit  schon  einen  Er- 
folg, während  es  dem  evangelischen  Prediger  wol  nie  ge- 
lingen wird,  krausköpfigen  Kindern  das  Geheimniss  der 
Dreieinigkeit  zu  erklären,  die  er  meist  selbst  nicht  begreift. 
Ob  Stanley  wol  mit  der  Erklärung  der  Natur  der  Engel 
bei  König  Mtesa  etwas  bewirkte?  Studirte  er  vielleicht  die 
37  Bände,  welche  die  in  Rom  lebende  Fürstin  Wittgenstein 
über  diesen  Gegenstand,  d.  h.  über  das  Wesen  der  Engel 
schrieb  ? 

Mehrere  male  nahmen  wir  in  der  Stadt  auch  an  grös- 
sern Gesellschaften  theil,  einmal  sogar  erlebten  wir  ein 
Concert,  das  erste  überhaupt  seit  der  Erbauung  von  Tri- 
polis. Es  hatte  einen  durchschlagenden  künstlerischen, 
sowie  für  die  Unternehmer  pecuniären  Erfolg.     Der  Instru- 


72  Drittes  Kapitel. 

iiiente  waren  nur  wenige:  ein  Pianino  etAvas  zweifelhafter 
Natur,  eine  Violine  und  eine  Flöte.  Gespielt  Avurclcn  Tänze 
und  Canzonen.  Als  man  aber  in  rauschender  Weise  den 
Bacio  von  Arditi  vortrug,  gerietlien  die  Tripolitaner  vor  Ent- 
zücken ausser  sich,  das  Stück  musste  zweimal  wiederholt 
werden.  An  Abwechselung  fehlte  es  keineswegs.  So  brachte 
Anfang  December  das  Bairamfest  die  ganze  Bevölkerung 
auf  die  Beine.  Auch  Tripolis  civilisirt  sich,  wenigstens 
äusserlich.  Man  findet  jetzt  schon  Droschken,  wenn  auch 
miserable  Kasten,  und  Karren,  um  damit  Haifa  ans  Ufer 
zu  schaffen.  Am  Bairamtage  wurden  sie  von  den  mohamme- 
danischen jungen  Leuten  benutzt,  die  sich  zu  Dutzenden 
daraufsetzten,  um  längs  des  Strandes  zu  fahren.  Ein  unter- 
nehmungslustiger Malteser  hatte  sogar  vor  den  Thoren  der 
Stadt  eine  russische  Schaukel  errichtet,  und  es  erschien  dies 
keineswegs  als  eine  verfehlte  Speculation. 

Endlich  war  alles  bereit  zum  Aufbruch,  auch  zwei 
Karren  da,  die  ich  von  Malta  kommen  Hess  und  die  Eckart 
aus  Apolda  widerstandsfähiger  machte.  Und  so  stand  denn 
der  Abreise  nichts  mehr  im  Wege.  Nur  die  Geschenke 
waren  noch  nicht  angelangt,  während  die  Bagage,  deren 
Beförderung  nach  Malta  S.  M.  Kanonenboot  „Wolf''  über- 
nommen, sich  längst  in  unsern  Händen  befand.  Ich  hebe 
dies  besonders  hervor,  weil  man  im  Publikum  vielfach  der 
Vermuthung  Raum  gab ,  das  verspätete  Anlangen  der  kaiser- 
lichen Geschenke  sei  durch  die  verzögerte  Ankunft  des 
„Wolf"  herbeigeführt.  Das  Kanonenboot  hatte  nur  Privat- 
gepäck und  W^affen  für  uns  an  Bord,  und  für  die  unent- 
geltliche Verfrachtung  dieser  Gegenstände  sind  Avir  der 
kaiserlichen  Admiralität  zu  grossem  Dank  verpflichtet.  Der 
Grund,  weshalb  die  Geschenke  so  spät  in  unsere  Hände 
kamen,  lag  in  der  mangelhaften  Angabe  der  Adresse.  Auf 
den  Kisten  befand  sich  nur  mein  Name  und  „Tripolis". 
Wenn  es  nun  schon  als  ein  glücklicher  Umstand  bezeichnet 


Die  kaiserliulieu  Gcse-houkü.  73 

werden  darf,  dass  sie  überhaupt  nach  Tripolis  in  Afrika 
gelangten,  denn  sie  hätten  ja  auch  nach  der  gleichnamigen 
Stadt  in  Syrien  oder  nach  Tripolis  am  Schwarzen  Meer 
ihren  Weg  nehmen  können,  so  verdankten  wir  es  anderer- 
seits nur  einem  zufälligen  Umstand,  dass  sie  überhaupt 
später  in  unsere  Hände  kamen.  Denn  ein  Frachtzettel 
fehlte  auch.  Möglicherweise  könnten  die  Kisten  noch  in 
Tripolis  auf  der  Douane  liegen,  denn  Lagergeld  zahlt  man 
dort  nicht,  möglicherweise  hätten  sich  Liebhaber  dazu  ge- 
funden, denn  niemand  konnte  beweisen,  dass  sie  auf  der 
türkischen  Douane  gewesen  seien.  Da  entdeckte  sie  eines 
Tags  der  Bruder  des  österreichischen  Consuls,  Herr  Labi, 
der  sich  geschäftshalber  gerade  auf  der  Douane  befand  und 
auf  den  Kisten  meinen  Namen  las.  Freilich  waren  wir 
schon  in  Sokna  und  hatten  die  Oase  bereits  verlassen,  als 
uns  die  Nachricht  von  der  Auffindung  der  Kisten  zukam. 
So  reisten  diese  Kisten  immer  hinter  uns  drein,  bis  sie  uns 
endlich  in  Audjila  trafen.  Dass  das  nicht  billig  kam,  liegt 
auf  der  Hand.  Mindestens  ums  Doppelte  vertheuerten  sich 
durch  diese  Nachlässigkeit  die  Geschenke. 

So  nun  vorbereitet,  machten  wir  am  30.  November 
eine  Versuchsexcursion  nach  der  „Wüste",  wie  die  Tripoli- 
taner  den  Anfang  der  Dünenzone  nennen,  welche  den  Palmcn- 
hain  Mschia  umgibt.  Meine  Frau  fuhr  auch  mit  hinaus, 
denn  in  Tripolis  kann  man  fast  überall  fahren,  wenn  auch 
nirgends  auf  chaussirten  Wegen.  Wir  opferten  den  üblichen 
Hammel,  d.  h.  er  wurde  vom  Hirten  gekauft,  geschlachtet, 
über  dem  Feuer  gebacken  und  dann  gleich  verzehrt. 

Am  18.  December  1878  verliessen  wir  endlich  unsere 
gastliche  Villa ,  die  wir  ungeachtet  ihrer  einfachen  Aus- 
möblirung  —  wir  schliefen  auf  unsern  Feldbetten  und  be- 
nutzten unsere  eigenen  Tische  und  Stühle  —  doch  liebge- 
wonnen hatten.  Sechs  Wochen  in  Eintracht  hausten  wir 
dort,  und  während  dieser  Zeit  war  sie  fast  Mittelpunkt  des 


74  Drittes  Kapitel.  ^||jj|a 

socialen  Lebens  der  Stadt  geworden,  da  fast  kein  Tag 
ohne  Besuch  verging.  Aber  keinen  Augenblick  wollten  wir 
unnütze  Zeit  vergeuden,  und  als  der  letzte  von  Malta  ge- 
kommene Dampfer  uns  keine  Veranlassung  zum  Bleiben 
gab,  bepackten  wir  die  Kamele  und  zogen  nach  dem  süd- 
lich von  Tripolis  gelegenen,  allen  Reisenden,  welche  von 
hier  aus  ins  Innere  dringen,  wohlbekannten  Ain  Sarah. 
Hier  wollten  wir  noch  einige  Tage  lagern. 


VIEKTES  KAPITEL. 
RÜCKBLICKE  AUF  TRIPOLIS  UND  TRIPOLITANIEN. 

Tripolis  eine  sehr  verbesseruiigsfähigc  Festung.  ■  L)as  trotz  bedeu- 
tend gesteigerter  Schiffahrt  unveränderte  Aussehen  der  eigentlichen 
Stadt.  —  Kaifeehäuser,  Karren,  Droschken,  Esel,  Maulthierc,  Leder- 
sticker,  Fliutcnfabrikanten.  —  Kostbare  Ausstattung  der  Gewehre.  — 
Die  Funduks,  d.  h.  Magazine  für  Getreide  und  Haifa.  —  Die  Ver- 
breitungszouc  der  Haifa.  —  Bedeutend  gesteigerte  Ausfuhr  der  Haifa 
und  dadurch  Hebung  der  Stadt.  —  Der  Bericht  Nachtigal's  über 
den  Reichthum  der  von  ihm  bereisten  Länder  reizt  den  Khedive 
von  Aegypten  zur  Bekriegung  und  Annectii-ung  Dar  Fors.  —  Der 
deshalb  besorgte  Sultan  von  Uada'i  schliesst  sein  Land  durch  einen 
militärischen  Cordon  von  Aegypten  ab.  —  Daher  auf  Seitenwegen 
Vermehrung  des  Handels  nach  Tripolis  und  noch  grössere  Hebung 
der  Stadt.  —  Umgehung  des  Verbots  der  Waffenausfuhr  aus  Aegyp- 
ten nach  Uada'i.  —  Das  nach  türkisch -arabischer  Sitte  einem  jeden 
gestattete  Waffeutragen  die  Ursache  beständiger  Unruhen.  —  Unter 
den  Ausfuhrartikeln  nach  Tripolis  trotz  aller  Verbote  auch  Sklaven.  — 
Die  Vermehrung  der  Sklaven  eine  Folge  der  in  barbarisch  -  orien- 
talischen Ländern  herrschenden  Unsitte,  sich  mit  einer  grossen 
Dienerschaft  zu  brüsten.  — ■  Mohammedanismus,  Sklaverei,  Poly- 
gamie sind  unzertrennliche  Begriffe.  —  Das  Negerviertel.  —  Der 
Palmenhain  Mschia.  —  Der  von  Konstantinopel  aus  beliebte  häufige 
Wechsel  der  Gouverneure  fördert  nicht  die  Cultur.  —  Das  Lob  des 
zu  bald  abberufenen  Gouverneurs  Sabri  Pascha.  —  Die  auffallend 
rasche  Senkung  der  Küste  von  Tripolitanien  nach  der  grossen  Syrte 
hin.  —  Auch  Tripolitanien  eignet  sich  für  eine  europäische  Auswan- 
derung. —  Die  grossen  nicht  kahlen  Ebenen  Tripolitaniens  begün- 
stigen   die  Straussenzüchterei.  —  Der  Strauss    ist    kein   eigentliches 


76  Viertes  Kapitel. 

Wüsleutliier.  —  Küustliclie  Straussenzücliterei  in  Algerien.  —  Es  ge- 
lang, die  Eier  dureh  küustliclie  Bebrütung  zur  Reife  zu  bringen.  — 
Sollte  sich  nicht  die  Lüneburger  Heide  für  Straussenzücliterei  eignen  ? 


Tripolis  hat  seit  meinem  letzten  Besuche  sowol  an  Ein- 
wohnern als  an  Handel  und  Industrie  einen  bedeutenden 
Aufschwung  genommen.  Ausdehnen  kann  sich  die  eigent- 
liche Stadt  nicht,  da  sie  mit  hohen,  stellenweise  durch  Ba- 
stionen unterbrochenen  Mauern  umgeben  ist.  Ausserdem 
werden  ihre  Thore,  als  ob  man  sich  stets  im  Kriege  befände, 
nachts  geschlossen.  Tripolis  bewahrte  also  den  Charakter 
der  Festung,  obschon  die  Mauern  nichts  weniger  als  fest 
sind.  Mit  jeder  Feldbatterie  würde  man  sie  zusammen- 
schiessen.  Die  Beibehaltung  derselben  ist  aber  insofern 
wichtig,  weil  sie  als  Zollinie  gelten  und  zugleich  Sicherheit 
vor  Revolten  und  Putschen  gewähren,  die,  wenn  auch  meist 
schnell  von  der  türkischen  Regierung  unterdrückt,  doch 
innerhalb  der  Stadt  unbequem  werden  können.  An  den 
Thoren  befindet  sich  denn  auch  stets  eine  starke  Wache. 

Man  muss  sich  daher  sehr  verwundern,  dass  die  Re- 
gierung gar  nichts  thut,  um  den  Hafen  zu  verbessern.  Oder, 
Verzeihung!  nicht  zu  verwundern,  da  ja  hier  eine  türkische 
in  Betracht  kommt.  Der  Hafen  ist  eigentlich  vollkommen 
wie  gegeben,  nämlich  durch  die  vom  sogenannten  spa- 
nischen Fort  sich  ins  Meer  hineinziehenden  Felsriffe.  Man 
brauchte  die  Zwischenräume  nur  zu  schliessen,  die  Felsen 
durch  eine  Mauer  nur  etwas  zu  erhöhen,  den  Hafen  nur 
zu  vertiefen,  einen  Damm  nur  anzulegen,  und  alles  wäre 
gethan.  Ist  das  etwa  eine'  ungerechte  Forderung,  eine  zu 
grosse,  eine  zu  kostspielige?  Wenn  man  die  Summen 
addirt,  welche  durch  das  Scheitern  der  Schiffe  als  ver- 
loren ins  Meer  fallen,  so  kann  man  nur  erstaunen,  dass 
Angehörige  der  Nationen ,  welche  den  meisten  Verkehr  mit 
Tripolis  haben,  nicht  schon  längst  diese  Angelegenheit  in 


Die  Zunahme  von  Tripolis.  77 

die  Hand  nahmen.  Nach  einer  offici eilen  Zusammenstel- 
lung ^  liefen  während  der  Jahre  1868,  1869  und  1870  in 
den  Hafen  von  Tripolis  jährlich  im  Mittel  427  Schiffe  ein, 
während  414  denselben  verliessen;  davon  fuhren  die  meisten 
unter  türkischer  Flagge,  in  zweiter  Linie  kam  Italien,  das 
also  das  grösste  Interesse  hätte,  hier  etwas  zu  unternehmen. 
Leider  scheint  aber  dieses  Land  nicht  die  nöthige  Energie 
hinsichtlich  Tripolis  zu  entwickeln.  Aus  Marseille  meldet 
man,  dass  sich  eine  französische  Compagnie  zur  Verbesse- 
rung des  Hafens  bilden  wolle.  Vom  allgemein  mensch- 
lichen Standpunkt  und  im  Interesse  der  Schiffahrt  können 
wir  das  Unternehmen  ja  nur  mit  Freuden  begrüssen;  aber 
das  wäre  ein  Schritt  mehr  zur  Annexion  Tripolis  selten 
Frankreichs. 

Im  Jahre  1875  hatte  sich  die  Zahl  der  aus-  und  ein- 
gehenden Schiffe  in  Tripolis  schon  mehr  als  verdoppelt.  ^ 
Trotzdem  veränderte  sich  die  eigentliche  Stadt  in  ihrem 
Aussehen  wenig.  Man  führte  Beleuchtung  ein,  aber  im 
übrigen  sind  die  Strassen  noch  ebenso  kothig  oder  staubig 
wie  vordem,  und  die  Bazarstrassen  zeigen  ebenfalls  noch 
ungefähr  dieselbe  Physiognomie,  wenn  man  absieht  von  der 
grössern  Mannichfaltigkeit  europäischer  Waaren,  namentlich 
in  Fayence  und  Glas.  Neue  Häuser,  wenn  man  von  euro- 
päischen Renovationen  absieht,  hat  Tripolis  nicht  bekom- 
men, dahingegen  entstand  nach  der  Mschia-Seite,  vor  den 
Thoren,  eine  ganz  neue  Stadt  oder  Vorstadt,  schon  jetzt 
der  Mittelpunkt  des  mercantilen  Lebens,  mit  der  Aussicht, 
im  bessern  Sinne  des  Wortes  eine  wahre  Neustadt  zu  werden. 

Wenn  man  das  stark  bewachte  Bab  el  Behar  verlässt. 


'  Bollettino  cousolare  italiano,  Vol.  XII,  fascieolo  4. 

^  Herein  kamen  1141,  aus  liefen  1094,  davon  behaupteten  eben- 
falls die  Italiener  den  zweiten  Rauo-  mit  230  und  229  Sehiften.  Auch 
ein  deutsches  Schiff  kam  1875  und  lief  aus. 


78  Viertes  Kapitel. 

so  kommt  man  zuerst  zu  einer  ganzen  Reihe  arabischer, 
mehr  oder  weniger  gut  eingerichteter  Kaffeehäuser  mit  je 
einer  breiten  Veranda,  unter  welcher  Stühle,  Bänke  und 
Tische  stehen.  "Während  des  ganzen  Tags  hocken  und 
sitzen  hier  Mohammedaner  und  reich  gekleidete  Juden,  und 
oft  genug  auch  europäische  Tripolitaner.  Man  raucht  Nar- 
gileh  oder  Cigarretten,  denn  Tschibuk  ist  fast  gar  nicht  mehr 
Mode  in  der  Türkei.  Auch  die  Nargileh  kommt  immer  mehr 
ab,  und  die  Zeit  ist  fast  schon  da,  wo  man  nur  noch  die 
entsetzlich  duftenden,  die  Finger  bräunenden  Cigarretten 
sieht,  von  deren  Inhalt  (das  bezog  sich  speciell  auf  den 
türkischen  Taback)  Liebig  sagt,  dass  er  dem  Fusel  gleiche. 

Hier  ist  auch  der  Halteplatz  der  tripolitanischen  Beför- 
derungsmittel. Eine  stattliche  Reihe  zweiräderiger,  mit  Pfer- 
den oder  Maulthieren  bespannter  Karren  wartet  der  Auf- 
traggeber, um  Haifa  zum  Strand  zu  fahren.  Etwas  näher 
noch  halten  Droschken,  d.  h.  jene  entsetzlichen  Fahrzeuge, 
welche  Tripolis  von  Malta,  als  dort  ausser  Lauf  gesetzt, 
bekommen  hat.  Abseits  aber  steht  das  nationalste  Fort- 
schaffungsmittel: grosse  und  kleine  Esel  nebst  Maulthieren, 
Auch  heute  bedient  sich  zu  seinen  Gängen  und  Wegen  der 
Eingeborene  fast  nur  der  Esel,  und  auch  von  den  Euro- 
päern werden  die  Langohren  gern  geritten. 

Man  geht  weiter  und  kommt  zu  einer  Strasse  ganz 
voll  von  Lederstickern  und  Flintenfabrikanten.  Beide 
Zweige  haben  in  Tripolis  sich  sehr  entwickelt.  Die  Flinten 
werden,  was  Läufe  und  Schloss  anbetrifft,  in  Europa  ge- 
macht, aber  Schaft  und  Zierath  ist  einheimische  Arbeit. 
Jeder  Eingeborene,  ob  arm  oder  reich,  ob  alt  oder  jung, 
muss  nun  einmal  eine  lange  Flinte  besitzen,  und  Tripolis 
hat  sich  ganz  besonders  für  diesen  Arbeitszweig  herange- 
bildet. Mit  den  Flinten  hängt  aber  die  Lederindustrie  und 
namentlich  die  Stickerei  auf  Leder  ganz  genau  zusammen. 
Der  Flinte  darf  natürlich  ein  Tragriemen  nicht  fehlen,  der 


Die  Haifa.  79 

aus  rothem  Saffian  besteht,  welcher  für  den  ärmsten  Mann 
mindestens  mit  rother  Seide,  für  den  Reichen  aber  mit 
Gold  und  Silber  bestickt  sein  muss.  Wer  ein  Gewehr  be- 
sitzt, verlangt  noch  einen  Ledergürtel,  daran  lang  hängend 
die  Pulvertasche,  der  Kugelsack  und  eine  Patronentasche 
befestigt  sind,  alles  mehr  oder  minder  reich  gearbeitet. 
Auch  die  Pferdesättel  werden  hier  gefertigt,  und  von  den 
einfachsten  ohne  jede  Stickerei  steigt  es  bis  zu  solchen, 
bei  denen  man  das  Leder  vor  lauter  Gold-  und  Silberara- 
besken nicht  mehr  sieht;  letztere  werden  mit  Hunderten  von 
Thalern  bezahlt. 

Die  grossartigsten  Etablissements  liegen  aber  noch 
etwas  weiter  weg.  Es  sind  das  nebst  Comptoiren  grosse 
Funduks  oder  Magazine  zur  Aufnahme  für  Getreide  und 
Haifa.  Wenn  aber  der  Getreidehandel  von  Tripolis  immer 
von  Wettereinflüssen  abhängig  ist,  indem  man  nach  einem 
regenreichen  Jahre  eine  vorzügliche,  nach  einem  weniger 
regenreichen  eine  dürftige,  oft  auch  bei  anhaltender  Dürre 
gar  keine  Ernte  gewinnt,  mehrt  sich  die  Ausfuhr  der  Haifa 
von  Jahr  zu  Jahr.  Die  Haifa  ist  keineswegs  den  Einflüssen 
der  Witterung  so  unterworfen  wie  Korn,  wenn  man  auch 
in  feuchtern  Jahren  einen  mehr  üppigen  Wuchs  gewärtigen 
kann.  Ausserdem  wird  sie  von  den  Heuschrecken  nicht 
angegriff'en.  Die  Zone  der  Haifa,  d.  h.  der  Stipa  tena- 
cissima,  welche  am  tauglichsten  zur  Papierfabrikation  ist, 
erstreckt  sich  in  Tripolitanien  von  der  tunesischen  Grenze 
bis  ungefähr  zu  17°  östl.  L.  von  Greenwich,  während  sie 
südlich  wol  kaum  über  30°  nördl.  Br.  hinausreicht.  Die 
Haifa  geht  fast  ausschliesslich  nach  England. 

Wenn  man  aber  bedenkt,  wie  rapid  die  Ausfuhr  der 
Haifa  angewachsen  ist,  dann  kann  man  sich  nur  freuen, 
dass  die  Eingeborenen  von  vornherein  einsahen,  welche 
Schätze  sie  in  dieser  Pflanze  besässen  und  wie  ihnen  nur 
eine  rationelle  Bewirthschaftung  dies  Gut  zu  erhalten  ver- 


^evtlip  von 

40000  Frs, 

??                5) 

295000     „ 

?!                55 

l,l?213r)     „ 

55                55 

1,092950      „ 

55                55 

1,558230     „ 

55                55 

2,372680     „ 

im    Jahre    1870     un 

80  ViortpR  K.ipitol. 

möge  —  sie  rcissen  nicht   die  Haifa   aus,    sondern   schnei- 
den sie. 

Die  in  kürzester  Zeit  erfolgte  Vermehrung  des  Han- 
dels mit  Haifa  in  der  Regentschaft  erhellt  am  hesten  aus 
folgender  Tabelle: 

1870  wurden  oxj.ortirt     1,022200  kj?   im  Wevtlip  von 

1871  ,,              „  3,630000     „     „ 

1872  „              „  11,318000    „     „ 

1873  „              „  11,727000     „     „ 

1874  „              „  19,822500    „     „ 

1875  „              „  33,590025    ,,     „ 
Der    Unterschied  von     40000    Frs. 
2,372080  Frs.  im  Jahre  1875  ist  sofort  in  die  Augen  springend. 

Die  Landbewohner  bringen  die  Haifa  kamelladungs- 
weise  nach  Tripolis,  wo  sie  Agenten  englischer  Häuser  in 
Empfang  nehmen,  oft  billiger,  oft  theuerer.  Hundert  und 
noch  mehrere  Kamelladuugen  werden  sodann  in  die  grossen 
Hofräume  jener  Fundnks  gespeichert  und  einer  vollstän- 
digen Aussuchung  unterworfen,  denn  nur  die  frischen  und 
genügend  langen  Halme  sind  tauglich,  während  man  trockene, 
mit  Wurzeln  zusammenhängende  oder  sonst  beschädigte 
Haifa  ausmerzt.  Hierauf  kommt  die  Haifa  unter  eine  Presse, 
wird  mit  eisernen  Bändern  umspannt  und  nun  wie  Baum- 
wollballen verschifft. 

Der  Haifa  hat  Tripolis  seinen  Aufschwung  hauptsäch- 
lich zu  verdanken;  aber  nicht  ausschliesslich. 

Diejenigen,  welche  sich  mit  der  Entdeckungsgeschichte 
Afrikas  vertraut  gemacht  hahen,  werden  sich  erinnern,  dass 
Nachtigal,  als  er  1873  nach  Vollendung  seiner  Reise  nach 
Uadai  über  For,  Kordofan  und  Aegypten  nach  Europa  zu- 
rückkehrte, bei  seiner  Anwesenheit  in  Kairo  dem  Khedive 
eine  verlockende  Schilderung' machte  von  der  Fruchtbar- 
keit und  den  Pteichthümcrn  der  von  ihm  durchreisten  Län- 
der. Infolge  davon  Hess  der  Khedive  For  bekriegen  und 
als  glücklicher  Sieger  das  Land  seinen  Staaten  einverleiben. 


Der  Sultan  von  Üaclai'.  ^\ 

Ob  er  ein  Recht  dazu  geluil)t,  soll  hier  nicht  erörtert  wer- 
den, Veranlassung  zum  Kriege  seitens  Fors  lag,  wenn  ich 
nicht  irre,  nicht  vor,  ebenso  wenig  seitens  Abessiniens,  als 
Hunzinger  dem  Khedive  Bogos  eroberte  und  Schoa  Aegypten 
einverleiben  wollte,  bei  welcher  Gelegenheit  er  fiel. 

Erschreckt  durch  diesen  Gewaltact,  gab  aber  der  Sultan 
von  Uadai  nun  sofort  Befehl,  allen  Verkehr  mit  Aegypten 
abzubrechen ,  und  schloss  sich  von  Dar  For ,  also  von 
Aegypten,  durch  einen  militärischen  Cordon  ab.  Aller 
Verkehr,  sogar  für  Einzelreisende,  war  unterbrochen. 
Irgendwo  mussten  aber  doch  die  Waaren  ihren  Abiluss 
haben,  und  daher  entstand  seit  187o  der  rege  und  ununter- 
brochene Verkehr  mit  Tripolitanien ,  dessen  Handelsauf- 
schwung also  in  ganz  directem  Zusammenhang  steht  mit 
der  Reise  unsers  Landsmannes  Nachtigal  und  mit  der  An- 
nectirung  Dar  Fors.  Ausserdem  hat  aber  auch  der  jetzige 
Sultan  von  Uadai,  wie  es  scheint,  viel  Interesse,  um  Handel 
und  Wandel  zu  beleben.  Er  entsandte  schon  mehrere  Ka- 
ravanen  nach  dem  Norden,  ja  sogar  nach  Aegypten,  die 
aber  den  Weg  über  Kufra  und  Siuah  nehmen  mussten. 
Seine  sämmtlichen  Waffen  bezieht  der  Sultan  von  Uadai 
von  Aegypten,  trotzdem  die  Regierung  dieses  Landes  ge- 
rade nach  jener  Seite  hin  die  strengsten  Befehle  zum  Ver- 
hindern der  Waft'enausfuhr  erliess.  Aber  wer  würde  nicht 
ein  türkisches  oder  ägyptisches  Gesetz  zu  umgehen  wissen, 
oder  wo  ist  der  türkische  Beamte,  der  nicht  selbst  mit 
Freuden  die  Hand  dazu  böte,  dem  Gesetze  ein  Schnippchen 
zu  schlagen?!  Namentlich  in  der  Türkei,  wo  alles  immer 
im  Kriege  nnd  in  den  Waö'en  ist.  Eine  der  grössten  und 
ersten  Ursachen  bei  den  ewigen  Unruhen  im  türkischen 
Staatswesen,  und  darunter  verstehen  wir  auch  Aegypten, 
muss  man  nächst  der  Religion  in  dem  Umstände  suchen, 
dass  es  jedem  Lump  gestattet  ist,  Waffen  zu  tragen.  Wir 
begreifen    deshalb   auch  die  französische   Regierung    nicht, 

EoHLFS  ,   Kufra.  (j 


32  Vioi'tes  Kapitol. 

dass  sie  ihren  eingeborenen  Arabern  nach  türkiscli -ara- 
bischer Sitte  noch  fortwiihrend  gestattet,  im  Besitze  ihrer 
Feuerwaffen  zu  bleiben.  Mögen  diese  auch  noch  so  sclilecht 
sein,  man  sollte  doch  bedenken,  dass  eine  Schusswaffe  in 
der  Hand  eines  Fanatikers  stets  ein  Damoklesschwert  für 
das  Lelien  eines  Franzosen  bedeutet.  Warum  entwaffnen 
denn  die  Franzosen  die  Eingeborenen  nicht?  Ein  psycho- 
logisches Ftäthsel,  welches  niemand  lösen  kann!  Ganz  ebenso 
verhält  es  sich  im  Pieiche  der  Osmanli.  Allerorten  ist  immer 
Revolution;  bald  hier  bald  dort  bricht  eine  Revolte  gegen 
die  türkische  Herrschaft  offen  aus;  wenn  diese  Kämpfe  auch 
wieder  unterdrückt  werden,  so  wird  aber  immer  wieder 
eine  spätere  darnach  folgen,  einmal  weil  man  den  Unter- 
thanen  die  Mittel,  d.  h.  die  Waffen  dazu  in  Händen  lässt, 
und  dann  weil  die  Ursache,  eine  lässige  Regierung,  weiter 
existirt.  Die  Türkei  will  ein  civilisirter  Staat  sein,  Civi- 
lisation  ist  aber  gar  nicht  möglich,  wo  das  ganze  Volk 
in  Waffen  starrt. 

Ich  weiss  sehr  wohl,  dass  es  Mohammedanern,  Ara- 
bern und  Türken  ein  traditioneller,  durch  lange  Zeit  ge- 
heiligter Brauch  ist:  der  freie  Mann  dürfe  nur  in  Waffen 
erscheinen,  und  das  Recht  dazu  unterscheide  ihn  von  den 
Sklaven  und  Frauen.  Das  war  ehemals  auch  so  bei  den 
europäischen  Völkern,  aber  man  sah  längst  ein,  dass  es  zu 
nichts  Gutem  führt,  wenn  jeder  bewaffnet  geht;  man  hat 
daher  in  den  europäischen  Staaten,  um  zu  der  Stufe  der 
Civilisation  zu  gelangen,  auf  der  sie  sich  jetzt  befinden, 
den  eigentlichen  Principien  des  Christenthums  gemäss  viel 
mehr  Gesetze  und  Gebote  über  Bord  geworfen,  als  die 
Mohammedaner  sich  träumen  lassen,  und  als  selbst  viele 
zu  christlichen  Confessionen  sich  Bekennende  eingestehen 
mögen. 

Kichts  stört  aber  Handel  und  Gewerbe  mehr  als  jene 
kleinen  Fehden  und  unsichern  Zustände,  die  eine  Folge  subjec- 


Einfuhr  von  Sklaven.  ^3 

tiver  Launen  und  tyrannischer  Anwandlungen  sind,  denen  sich 
auch  die  frühern  Regenten  von  Uadai  gern  üherliessen.  Aber 
wie  hervorgehoben,  seit  1873  hat  von  dieser  Seite  her  eine 
gründliche  Aenderung  stattgefunden. 

So  wurde  denn  auch  nach  1873  eine  Karavane  ^  ver- 
suchsweise ausgerüstet,  bestehend  aus  circa  250  Kamelen, 
welche  mit  Waaren  im  Werthe  von  circa  250000  Frs.  nach 
Uadai  zogen  und  dafür  Elefantenzähne  und  Strausseu- 
federn  (höchst  wahrscheinlich  auch  Sklaven)  zurückbrachten, 
wodurch  man  925000  Frs.  erzielte.  Einige  Jahre  später 
organisirte  man  schon  eine  Karavane  von  800  Kamelen, 
Avelche  für  850000  Frs.  Waaren  mitnahm,  und  seit  der 
Zeit  ist  zwischen  Uadai  und  Tripolitanien  ein  beständiges 
Kommen  und  Gehen. 

Als  Ausfuhrartikel  kommen  für  Europäer  nur  Federn, 
Elfenbein,  Wachs  und  nebenbei  etwas  Goldstaub  und  einige 
andere  Kleinigkeiten  in  Betracht;  für  die  Eingeborenen  ist 
aber  auch  die  Zufuhr  der  Sklaven  aus  den  centralafrika- 
nischen  Ländern  immer  noch  ein  nicht  zu  unterschätzender 
Artikel. 

Ich  taxire  die  Anzahl  der  nach  Tripolitanien  von  Su- 
dan gebrachten  Sklaven,  nachdem  ich  Augenzeuge  von  blos 
zwei  in  Audjila  von  Uadai  ankommenden  Karavanen  ge- 
wesen bin,  welche  Sklaven  mit  sich  führten,  doch  immer 
noch  auf  jährlich  1000 — 1200,  meistens  Kinder.  Der  grösste 
Theil  derselben  verbleibt  wol  in  der  Regentschaft,  aber  viele 
finden  doch  auch  ihren  Weg  über  das  Mittelmeer  nach 
Konstantinopel  und  den  übrigen  türkischen  Provinzen,  ohne 
dass  die  türkische  Regierung  es  verhindern  möchte  und 
ohne  dass  die  europäischen  Consuln  es  verhindern  könnten. 

Es  ist  nun  einmal  in  allen  barbarischen  Ländern  Brauch, 
dass  der  einzelne,  wenn  er  es  vermag,   sich  von  einer  viel 


BoUettino  consolare  italiauo,  Vol.  XII,  p.  IV. 

6* 


84  Viertes  Kajütel. 

grossem  Zahl  dienstbarer  Individuen  umgeben  lässt  als  in 
den  Culturstaaten.  Tlieils  hat  das  seinen  Grund  in  dem 
geringern  Leistungsvermögen  eines  uncultivirteu  Subjects, 
das  nicht  viele  Verrichtungen  in  einer  Person  zu  ver- 
einigen vermag,  theils  in  dem  falschen  Stolz  oder  vielmehr 
in  der  prunkenden  Eitelkeit,  den  Luxus  recht  vieler  Diener 
oder  Sklaven  zeigen  zu  können.  Selbst  die  in  den  orien- 
talisch-barbarischen Staaten  wohnenden  Europäer  können 
oder  vielmehr  dürfen  sich  einer  solchen  widersinnigen  Auf- 
fassung der  Verhältnisse  nicht  entziehen.  Ein  reicher 
Europäer  oder  auch  ein  Consul  hat  daher  mindestens  sechs 
Diener  zur  Verfügung :  zwei  oder  drei  Cavassen,  einen  Koch, 
einen  Leibdieuer,  einen  Pferdeknecht.  Und  das  ist  doch 
das  Allergeringste,  wobei  wir  den  unentbehrlichen  Babdji, 
den  Thorwächter,  noch  nicht  einmal  mit  rechnen.  Ist  der 
Europäer  verheirathet  oder  hat  er  gar  den  Hang  eines  Ge- 
neralconsuls,  so  verdoppelt  sich  leicht  die  Zahl  der  Be- 
dienten, ohne  dass  man  auch  nur  irgendeinen  Grund  ent- 
decken könnte,  den  oder  jenen  als  fünftes  Piad  am  AVagen 
nicht  zu  entlassen. 

Bei  vornehmen  Türken  und  Arabern  steigert  sich  aber 
die  Anzahl  in  noch  ganz  anderm  Masse.  Natürlich  von 
jeher  und  bis  auf  diese  Stunde  sind  sie  es  gewohnt  ge- 
wesen, sich  ihr  Dienstpersonal  für  eine  verhältnissmässig 
geringe  einmalige  Summe  zu  erstehen,  auf  Kost  und  Klei- 
dung nicht  viel  zu  verwenden,  sondern  nur  darauf  zu 
achten,  dass  dasselbe  in  möglichst  ausgedehntem  Masse 
seine  Pflicht  thut.  Von  einer  Ablösung  ist  nie  die  Rede, 
nur  kleine  Geldgeschenke  werden  von  guten  Herrschaften 
gegeben  während  schlechte  avoI  ihre  Diener  oder  Sklaven 
verdingen  oder  für  Geld  arbeiten  lassen,  falls  sie  selbst 
ihrer  nicht  bedürfen.  Ein  Bei,  ein  Pascha,  ein  reicher 
Efendi,  ein  sehr  begüterter  Eingeborener  hat  aber  häufig 
gegen  dreissig  Diener  oder  Sklaven.      Einer  ist  angestellt 


IMohaiiniicdanismus  und  Sklaverei.  85 

um  Kaffee  zu  kochen,  ein  anderer,  um  ihn  zu  kredenzen; 
der  bringt  das  messingene  Waschbecken,  der  andere  kommt 
mit  dem  Mendil,  dem  Handtuch;  der  kredenzt  auf  einem 
Teller  ein  Glas  Wasser,  jener  hat  nur  den  wichtigen  Dienst, 
einen  Zahnstocher  zu  reichen;  der  ist  angestellt,  die  Nar- 
gileh  zu  reinigen  und  zu  füllen,  ein  anderer,  sie  anzuzünden. 
Kurz,  der  Leser  ersieht  aus  diesen  Andeutungen,  dass  wenn 
bei  uns  ein  einziger  alle  diese  Obliegenheiten  erfüllt,  im 
Orient  dagegen  die  Arbeit  unter  viele  vertheilt  wird,  zum 
Theil,  weil  dort  der  einzelne  weniger  intelligent  ist  und 
weniger  leistet.  Dies  hat  nun  aber  die  Folge,  dass  wenn 
ein  vornehmer  Türke  oder  Araber  sich  an  Bord  eines 
Dampfers  begibt,  einerlei  ob  türkischer  oder  europäischer 
Provenienz,  und  der  über  die  Mitnahme  von  20  oder 
50  Schwarzen  entsetzte  und  entrüstete  Consul  die  Mitnahme 
der  Neger  inhibiren  will,  der  Eigenthümer  die  Erklärung 
abgibt:  ,,Dies  sind  ja  gar  keine  Sklaven,  ich  werde  doch 
nicht  gegen  die  Gesetze  unsers  Sultans  handeln:  die  mich 
begleitenden  Neger  und  Negerinnen  sind  meine  Diener." 
Im  Nothfall  wird  es  beschworen,  der  Eid  lässt  sich  einem 
Christen  gegenüber  mit  einer  reservatio  mentalis,  ja  sogar 
mit  einer  gewissen  Schadenfreude  leicht  ablegen,  und  da- 
mit ist  nun  die  Sache  so  weit  erledigt,  dass  die  Schwarzen 
über  das  Mittelmeer  von  einem  englischen  oder  einem  an- 
dern Dampfer  nach  Konstantinopel  geführt  und  dort  ver- 
kauft werden.  Diese  Fälle  sind  jedermann  in  Bengasi 
und  Tripolis  bekannt,  und  selbst  in  Alexandria  kommt 
Gleiches  vor. 

Uebrigens  existirt  nicht  blos  der  Sklavenhandel  in  Tri- 
polis, sondern  überall  da,  wo  der  Mohammedanismus  blüht. 
Wird  man  denn  ernstlich  glauben,  dass  er  in  Aegypten 
aufgehört  habe  zu  existiren?  Trotz  der  gewiss  aufrich- 
tigen Bemühungen  des  Khedive,  ihn  zu  unterdrücken,  trotz 
der    energischen    Anstrengung    Gessi's,    ihn   mit  Stiel    und 


86  Viertes  Kapitel. 

Stumpf  auszurotten,  geht  derselbe  innerhalb  der  dem  tür- 
kischen Regiment  unterworfenen  Provinzen  ununterbrochen 
fort.  Ich  will  damit  keineswegs,  um  dies  zu  erhärten,  hin- 
weisen auf  die  eben  erst  (im  Monat  Mai  1880)  von  Dar 
For  in  Siut  angekommene  Sklavenkaravane,  von  der  man 
in  allen  Blättern  so  viel  Aufsehen  machte,  sondern  staune 
nur  über  die  Naivetät  der  Europäer,  welche  einen  solchen 
Vorgang  als  etwas  Abnormes  betrachten.  Ist  denn  jemand 
da,  um  für  Aegypten  die  Importation  der  Sklaven  via  Siuah 
und  den  Uah- Oasen  zu  controliren?!  Kann  man  nicht, 
wenn  man  will,  heute  noch  und  zu  jeder  Stunde  Sklaven 
kaufen  in  jeder  Stadt  Aegyptens?!  Gibt  es  überhaupt  mo- 
hammedanische Provinzen  oder  Staaten,  wo  Sklaverei  nicht 
existirte?!  Ja,  in  ganz  Nordafrika  ist  sie  noch,  auch  in 
Algerien.  Wurden  im  Jahre  1880  etwa  Sklaven  in  Algerien 
nicht  importirt  und  verkauft?!  Man  lese  darüber  doch 
nur  die  Berichte  Paul  Soleillet's,  welcher  den  Umsatz  in 
Sklaven  im  südlichen ,  den  Franzosen  gehörenden  Algerien 
auf  jährlich  1200  Köpfe  veranschlagt. 

Wo  Mohammedanismus  selbst  unter  christlicher  Regie- 
rung besteht,  wird  immer  Sklaverei  herrschen.  So  lange 
die  Franzosen  (und  auch  die  Engländer)  es  nicht  in  ihrer 
Macht  haben  oder  es  nicht  der  Mühe  werth  erachten,  ihre 
mohammedanischen  Unterthanen  zu  zwingen,  die  bürger- 
lichen Gesetze  zu  beobachten,  namentlich  die  Vielweiberei 
aufzugeben,  so  lange  wird  auch  die  Sklaverei  unter  ihnen 
stattfinden.  In  Algier,  der  Hauptstadt  von  Algerien,  einer 
der  modernsten  und  schöiisten  Städte  am  Mittelmeer,  exi- 
stirt  in  grösster  Freiheit  Vielweiberei.  Die  Polygamie  aber 
ist  eine  Tochter  der  Sklaverei,  beide  sind  unzertrennlich  von 
einander,  wie  mau  dies  ja  zur  Noth  aus  der  alttestament- 
lichen  Bibel  beAveisen  kann,  in  der  übrigens,  wie  im  Koran, 
weder  das  eine  noch  das  andere  verboten  ist. 

Geht  man   noch  weiter  landeinwärts,   vorbei  an  jenen 


Das  Negerviertel.  87 

grossen,  mit  Haifa  gefüllten  Fenaduk',  so  kommt  man 
zum  Negerviertel,  das  noch  ebenso  besteht  wie  vor  Jahren. 
Dieses  Lupanarium  ist  der  Tummelplatz  aller  zweifelhaften 
Existenzen,  welche  sich  in  Tripolis  aufhalten.  Tag  und 
Nacht  wird  dort  von  der  lustigen  schwarzen,  freigewordenen 
Bevölkerung  gesungen,  gespielt,  getanzt  und  eine  nicht  ge- 
ringe Quantität  von  Lakbi  (Palmwein)  und  Schnaps  con- 
sumirt.  Sieht  man  diese  runden,  aus  Palmblättern  und 
Stroh  angefertigten  Hütten  vor  sich,  so  sollte  man  meinen, 
in  Centralafrika  zu  sein.  Und  hört  man  dann  jene  schwarzen 
Gestalten,  hier  den  einen  Haussa,  dort  den  andern  Kanuri, 
den  dritten  Bagermi  oder  eine  andere  Negersprache  reden, 
so  wird  die  Täuschung  nur  um  so  stärker.  Aber  schnell 
weiter  eilend,  denn  es  duftet  in  und  um  den  Hüttenort 
gar  fürchterlich,  betritt  man  nun  das  eigentliche  Schnaps- 
viertel. 

Meistens  sind  es  Malteser,  welche  hier  ihre  Geschäfts- 
kenntniss  entwickeln.  Viele  dieser  Häuser,  unter  denen  sich 
aber  auch  einige  befinden,  wo  man  Lebensmittel  und  Kram- 
waaren  erhalten  kann,  haben  aber  auch  Eingeborene  als 
Besitzer.  Man  glaubt  es  kaum,  wie  geneigt  die  Einge- 
borenen sind,  die  Gesetze  Mohammed's  hinsichtlich  ver- 
botener Getränke  zu  umgehen.  Und  da  der  Verdienst 
in  Tripolis  durch  die  Haifa -Ausfuhr  seit  1870  ein  sehr 
grosser  geworden  ist,  so  herrschen  dort  jetzt  Verhältnisse, 
welche  oft  an  europäische  Zustände  erinnern.  Es  kommt 
vor,  dass  Eingeborene  bis  drei  Mark  täglich  verdienen 
können,  wenn  gerade  viel  Haifa  am  Platz  und  Dampfer 
vorhanden  sind,  um  die  Ladungen  einzunehmen.  Dann 
kommen  aber  auch  wieder  Zeiten,  in  denen  es  nichts  zu 
verdienen  gibt.  Von  Sparen  ist  natürlich  bei  diesen  Leuten 
keine  Rede,  das  meiste  Geld  wird  den  Schnapskneipen  zu- 


'  Fouaduk  ist  Plural  vou  Fuiiduk,  Waarenluuiw,  auch  WirtUsbaus. 


SH  Viertes  Kapitel. 

getragen,  -welche  in  einer  für  Tripolis  unglaublichen  Zahl 
existiren. 

So  sieht  Neil-Tripolis  aus,  welches  sich  jetzt  schon  bis 
7A\  den  Palmbäumen  der  Mschia  erstreckt,  während  dieser 
von  der  Natur  so  gesegnete  Garten  früher  durch  eine  breite 
Sandebene  von  der  eigentlichen  Stadt  getrennt  war. 

Die  Einwohnerzahl  vom  eigentlichen  Tripolis  dürfte 
wol  ungefähr  dieselbe  Avie  die  irüher  angegebene  geblieben 
sein,  ^  Nachtigal  und  Rae  stimmen  ungefähr  mit  meiner 
frühern  Angabe  (Nachtigal:  20000,  Rae:  18000  Einwohner) 
von  18000  Seelen  überein.  Rechnet  man  aber,  wie  die 
Municipalität  von  Tripolis  es  thut,  die  Neustadt  mit  hin- 
ein, dann  kann  man,  ohne  zu  übertreiben,  die  doppelte 
Einwohnerzahl  annehmen. 

Auch  die  Mschia,  jener  Palmhain  von  Tripolis,  gewann 
ein  verändertes  Aussehen:  nicht  nur  dass  die  Bevölkerung, 
welche  zwischen  und  in  den  Gärten  wohnt,  an  Zahl  zu- 
nahm, sondern  man  sieht  liier  jetzt  auch  ein  ,,Belvedere" 
oder  „Casa  di  vino"  oder  ,,Qui  si  vende  birra"  prangen, 
was  einen  Beweis  gibt  von  den  Fortschritten  der  Bevölke- 
rung in  den  Studien  europäischer  Getränke.  Wenn  wir 
aber  absehen  von  einer  italienischen  Post,  so  kann  man 
in  geistiger  Beziehung  kaum  einen  Fortschritt  zum  Höhern 
und  Bessern  constatiren,  der  jedoch  bei  der  schnellen  ma- 
teriellen Entwickelung  nicht  ausbleiben  wird.  Spricht  man 
doch  jetzt  schon  von  Errichtung  eines  französischen  Ly- 
ceums  in  Tripolis.  Alles  das  müssen  natürlich  die  Europäer 
ins  Leben  rufen,  da  die  türkische  Regierung  nichts  thut 
und  bei  dem  von  Konstantinopel  aus  befolgten  System 
nichts  thun  kann,  denn  selten  kommt  es  wol  vor,  dass  ein 
Gouverneur  länger  als  ein  Jahr  am  Ruder  bleibt. 

Mancher  übernahm  gewiss   sein  Amt  mit    dem  besten 


1  Vgl.  Rohlfs:  „Von  Tripolis  nach  Alexandricn"  (1871),  S.  88. 


Die  Senkung  der  Küste.  80 

Willen,  zur  Hebung  der  Stadt  und  des  Landes  alle  Kräfte 
einzusetzen,  aber  gerade  wenn  er  seine  Kenntniss  über  die- 
selbe erweitert,  wenn  er  sich  mit  allen  Bedürfnissen  ver- 
traut gemacht  hat,  wird  er  abberufen.  So  erging  es  Sabri- 
Pascha,  der  gewiss  von  den  besten  Absichten  beseelt  und 
einer  jener  weissen  Raben  war,  der  kein  unrechtmässiges 
Gut  sich  aneignete.  Gerade  als  er  im  Begriff  stand,  einige 
nothwendige  Verbesserungen  auszuführen,  wurde  er  nach 
Konstantinopel  zurückberufen.  Er  hatte  namentlich  die  Ver- 
sorgung der  Stadt  mit  gutem  Wasser  im  Auge  —  denn  Tri- 
polis besitzt  nur  Cisternen,  in  denen  man  das  Regenwasser 
auffängt ,  und  Brunnen  mit  Salzwasser  —  und  wollte  längs 
des  Strandes  von  der  Stadt  bis  zu  den  Gärten  eine  fahr- 
bare Strasse  herstellen  lassen.  W^enn  nicht  die  Europäer 
eingreifen,  bleiben  dies  wol  stets  fromme  W^ünsche.  Und 
doch  wäre  die  baldige  Herstellung  einer  erhöhten  festen 
Strasse  längs  des  Strandes  sehr  wichtig,  da  das  fressende 
Meer  das  ganze  Ufer  unterspült  und  wegwäscht.  Bei  Flut, 
namentlich  wenn  diese  sich  durch  den  aufstauenden  Nord- 
ostwind noch  mehr  erhöht,  kann  man  schon  gar  nicht  mehr 
den  Strandweg  zur  Mschia  benutzen,  ganz  trockenen  Fusses 
überhaupt  nicht  mehr  hingelangen. 

Wie  man  es  auch  erklären  will,  die  Thatsache  existirt, 
dass  sich  die  ganze  Küste  von  Tripolitanien  bis  zur  tiefst 
eingeschnittenen  Stelle  der  grossen  Syrte  senkt.  Und  zwar 
auffallend  schnell.  Vor  dreissig^  Jahren  konnte  man  noch 
ausserhalb  der  Stadtmauer  längs  des  Wassers  vom  Hafen 
bis  zur  Kasbah  und  von  da  bis  zum  Strande  trockenen 
Fusses  gehen.  Jetzt  erlaubt  das  die  See,  welche  ihre 
W^ eilen  bis  an  die  Mauern  schlägt,  nicht  mehr.  Im  Jahre 
1878  konnte  ich  selbst  noch  von  der  Stadt  bis  zur  Mschia 
trockenen  Fusses  wandeln,  nur  ganz  vereinzelte  hohe  Fluten 
machten  dies  unmöglich,  1879  aber  musste  man  immer 
auch    bei    niedrigster    Ebbe    das    Meer    durchwaten.      Ich 


90  Viertes  Kapitel. 

wüsste  nicht,  oh  irgendwo  auf  der  Erde  eine  so  schnelle 
Senkung  heobachtet  Avird.  Leider  fehlen  durüher  in  Tri- 
polis alle  Ijestimmten,  durch  Zahlen  nachweisbaren  Beob- 
achtungen. Es  wäre  daher  sehr  wünschenswerth,  durch 
Fiinlassung  einer  Scala  an  einer  Felswand  auf  Zahlen  be- 
ruhende Beobachtungen  anstellen  zu  lassen.  Namentlich 
wünschenswerth  w^ürde  eine  correspondirende  Scala  sein, 
die  man  auf  dem  vor  Tripolis  im  Meere  sich  befindenden 
Rilfe  anbrächte.  Dass  ein  grosser  Theil  der  ehemaligen 
Hafenbauten  von  Leptis  magna  sich  unter  Wasser  befindet, 
habe  ich  schon  an  andern  Orten  hervorgehoben. 

Abgesehen  von  einwandernden  maltesischen  und  ita- 
lienischen Elementen,  erfreut  sich  Tripolitanien  gerade  keines 
grossen  europäischen  Zuzugs.  Die  Malteser,  englische 
Unterthanen,  haben  meistens  Schnaps-  und  Yictualienläden, 
treiben  aber  auch  lohnende  Gartenwirthschaft  in  der  Mschia. 
Die  in  Tripolis  lebenden  Italiener  sind  Schuster,  Schneider, 
Barbiere,  Schlosser  etc.  und  gehören  meist  einem  so- 
liden Handwerkerstande  an.  Alle  andern  Nationen  haben 
vereinzelte  Repräsentanten,  die  aber  kaum  in  Betracht 
kommen. 

Und  doch  könnte  Tripolis  das  Ziel  einer  europäischen 
Auswanderung  werden,  namentlich  für  die  am  Mittelmeer 
wohnenden  Völker.  Landerwerb  ist  den  Europäern  jetzt 
gestattet  und  grosse  Strecken  guten  Landes  würden  für  ein 
Billiges  zu  haben  sein.  Das  Klima  ist  auch  keineswegs  so 
heiss,  wie  man  gewöhnlich  annimmt,  und  gehört  jedenfalls 
zu  dem  gesündesten  an  der  ganzen  Nordküste  von  Afrika. 
Die  mit  der  Zucht  und  Pflege  der  Oelbäume,  Feigen, 
Orangen  etc.  vertrauten  Südeuropäer  finden  nicht  nur  diese 
Cultur  schon  vor,  sondern  auch  einen  reichlichen  Palmen- 
bestand. Die  Versendung  feiner  Datteln,  wie.  das  von 
Tunis  und  Algier  aus  geschieht,  bat  in  Tripolis  noch  nie- 
mand  in    die   Hand    genommen.     Der   Boden    der    Djefara 


Straussenziicht.  91 

würde    sich    zur  Baumwoll-    und   Tabackcultur    vorzüglich 
eignen. 

Vor  allem  aber  möchte  ich  darauf  aufmerksam  machen, 
dass  nirgends  so  gut  wie  hier  Straussenzüchterei,  Straussen- 
gärten  angelegt  werden  könnten.  Die  grossen,  aber  nicht 
kahlen  Ebenen,  das  günstige  Klima  bieten  allein  schon 
nicht  hoch  genug  anzuschlagende  Vortheile.  Die  Wenigsten 
werden  überhaupt  wissen,  dass  schon  jetzt  der  grösste  Be- 
darf der  Federn  aus  künstlichen  Straussenzüchtereien 
stammt.  Der  Strauss  in  der  Wildheit  geht  immer  mehr 
der  gänzlichen  Ausrottung  entgegen.  Nördlich  von  der 
Sahara  kommt  er  nur  noch  ganz  vereinzelt  vor.  Der 
Strauss  ist  überhaupt  kein  Wüstenthier,  aber  auch  kein 
eigentlicher  centralafrikanischer,  sondern  ein  Vorwüsten- 
vogel. Südlich  vom  6.**  nördl.  Br.  und  nördlich  vom 
6.°  südl.  Br.  (dies  ist  natürlich  nur  eine  ungefähre  Angabe, 
aber  ich  glaube  nicht,  dass  südlich  von  Benue  Strausse 
vorkommen)  scheinen  keine  Strausse  sich  einzufinden,  wäh- 
rend sie  in  den  Steppen  und  Mimosenwäldern  im  Süden 
der  Sahara  sich  noch  haufenweise  aufhalten,  ebenso  in  den 
angrenzenden  Gegenden  der  Kalahari,  im  Namaqua-,  Damara- 
und  Transvaalland  noch  reichlich  anzutreffen  sind.  Nach 
einem  vorzüglich  geschriebenen  und  im  „L'Afrique"  ^  pu- 
blicirten  Aufsatz  über  Strausse  und  Straussenzucht  ent- 
nehmen wir,  dass  der  Umsatz  in  Straussenfedern  im  ganzen 
circa  25  Mill.  Frs.  jährlich  beträgt.     Davon  entfallen  auf 

Capland  .  .  .     15,000000  Frs. 

Aegypten    .  .       6,000000     „ 

Tripolis  .  .  .       2,500000     „ 

Marokko    .  .  500000     ,. 


^  „L'Afrique  exploree  et  civilisee,  Journal  mensuel,  par  MM. 
G.  Magnie  et  Ch.  Faure"  (Geneve,  Jules  Sandoz)  I,  235:  L'clevage 
des  autruclies  au  Cap  et  eu  Algerie. 


92  Viertes  Kaijitel. 

Syrien  ....  150000  Frs. 

Senegalien    .  87000     ,, 

Algerien     .  .  12500     „ 

Hieraus  sieht  man,  dass  der  bedeutendste  Federexport  aus 
dem  Capland  stattfindet,  und  dieser  ist  ein  stets  steigender. 
Daher  kommt  es  aucli,  dass  die  Straussenfedern,  trotzdem 
der  Consum  seitens  der  Damen  und  der  Generale  der  euro- 
päischen Armeen  jetzt  ein  geradezu  enormer  ist,  nicht 
theuerer,  sondern  billiger  werden.  Im  Jahre  1858  führte 
Capland  1852  Pfd.  Federn  aus,  1874  aber  schon  36829  Pfd. 
In  Algerien  scheint  man  zuerst  künstliche  Straussen- 
zucht  1859  versucht  zu  haben,  indem  Herr  Hardy  ^,  Di- 
rector  des  Versuchsgartens  zu  Algier,  sich  den  Preis  von 
2000  Frs.  verdiente,  welchen  Herr  Chagot  in  Paris  ausge- 
setzt hatte  für  den.  dem  es  gelänge,  Strausse  in  der  Ge- 
fangenschaft aufzuziehen.  Etwas  später  erzielten  ebenfalls 
Demidoff  in  Florenz,  Graelles  in  Madrid,  Suguet  in  Mar- 
seille und  Bouteille  in  Grenoble  günstige  Resultate.  Im 
Jahre  1866  machte  Herr  Kinnear  am  Cap  die  ersten  Ver- 
suche, und  während  man  mit  nur  wenigen  Vögeln  anfing, 
hat  die  Capcolonie  deren  jetzt  mindestens  30000,  die  man 
künstlich  aufzog. 

Auf  dem  Capland  hat  man  die  Strausse  so  gewöhnt, 
dass  sie  auf  den  grossen  Besitzungen  frei  herumlaufen. 
Herr  Cudot,  der  sich  mit  algierischer  Straussenzucht  be- 
schäftigte, meint,  für  ein  Paar  genüge  ein  eingefriedigter 
Raum  von  100  qm.  Jedenfalls  wird  man  gut  thun,  den 
Straussen  so  viel  Raum  zu  gewähren  wie  möglich,  und  der 
ist  ja  mehr  als  zur  Genüge  in  Tripolitanien  vorhanden. 
Aber  namentlich  dort  würde  eine  ^Einfriedigung  sehr  zu 
empfehlen  sein,  übrigens  auch  gar  nicht  so  kostspielig 
kommen,  da  man  sie  aus  Pfählen,  welche  durch  Draht  ver- 


siehe aucli  Brehm's  „Thierlebeu",  VI,  102. 


Stranssenznclit.  93 

blinden  weixlen,  herstellen  kann.  Die  einzige  von  mir  ge- 
sehene künstliche  Straussenziicht  befand  sich  in  Magom- 
meri  im  Königreich  Bornu,  wo  in  einem  verhältnissmässig 
engen  Räume  dreissig  künstlich  aufgezogene  weibliche 
Strausse  mit  einem  Straussenhahn  lebten.  Die  Strausse 
fressen  alles,  man  kann  dieselben  aber  in  Ermangelung 
anderer  Nahrungsmittel  mit  10  kg  Heu,  und  1  kg  Korn  pro 
Tag  gut  ernähren,  und  rechnet  als  Reinertrag  an  Federn 
von  einem  Vogel  jährlich  200  Frs.,  Avährend  zur  Anschaf- 
fung eines  Strausses  800—1000  Frs.  erforderlich  sind. 

Da  nie  alle  Eier  von  den  Straussen  ausgebrütet  wer- 
den, obwol  beide,  Männchen  und  Weibchen,  abwechselnd 
das  Brutgescliäft  betreiben,  so  ist  es  von  grosser  "Wichtig- 
keit, dass  es  gelang,  dit;  Eier  durch  künstliche  Bebrütung 
zur  Reife  zu  bringen.  Nach  der  ,,Afriqiie  exploree  et  ci- 
vilisee"  hat  Herr  Douglas  von  Hilton  während  mehrerer 
Jahreszeiten,  Stunde  für  Stunde,  alle  Stadien  der  Bebrü- 
tung beobachtet  und  genau  Acht  gegeben  auf  den  erfor- 
derlichen Wärmegrad  nebst  der  allmählichen  Entwickelung 
des  Küchelchens.  Während  der  ersten  18  Tage  soll  nun 
die    Temperatur    39,S5*'    betragen,    während   der  folgenden 

14  Tage  38,70°,  und  von  nun  an  36,6o*^.  Das  von  Herrn 
Douglas  mit  dem  von  Herrn  Thiek  hergestellten  Brut- 
apparat erzielte  Resultat  ist  derart  günstig,    dass    er  von 

15  Eiern  fast  regelmässig  14  kräftige  Sträiisslein  erhielt. 
Im  Jahre  1876  hielt  er  mehr  als  300  Strausse,  welche  alle 
von  fünf  Paaren  abstammten.  Erst  mit  dem  dritten  Jahre 
wurden  die  jungen  Strausse  ertragsfähig. 

Da  erwiesenermassen  bei  uns  in  Deutschland  in  den 
zoologischen  Gärten  die  Strausse  auch  Eier  legen  —  ich 
erinnere  nur  daran,  dass  bei  der  Nachtigal- Feier  im  zoo- 
logischen Garten  von  Berlin  sämmtliche  Anwesende  mit  im 
Garten  ausgebrüteten  Strausseneiern  bewirthet  wurden  — ,  so 
möchte  ich  die  Frage  aufwerfen,  ob  die  Ebenen  der  Lüne- 


94  Viertes  Kapitel. 

biirger  Heitle  nicht  vielleicht  nucli  zu  Straiissenzüchtereien 
in  grossem  Massstabe  benutzt  werden  könnten.  Natürlich 
müsste  im  Winter  für  warme  Schuppen  gesorgt  werden.  Aber 
allmählich  würde  sich  vielleicht  der  Strauss  auch  an  unsere 
kältern  Lüfte  gewöhnen,  sodass  er  nach  Jahrhunderten  ohne 
Schutz  in  freier  Luft  würde  existiren  können. 


FÜNFTES  KAPITEL. 

VON   TRIPOLIS    BIS    SOKXA. 

Lagerung  bei  Ain  Sarah.  —  Die  Frau  des  Reisenden,  die  ihn  von 
Weimar  bis  Tripolis  begleitete,  blieb  daselbst.  —  Der  Dünengürtel.  — 
Langsamkeit  des  Kamels  als  Zng-thier.  —  Ans  der  Ebene  zum  Gebirge, 
dem  wahren  Ufer  des  Mittelmeers.  —  Das  dem  Diebe  abgejagte 
Kamel.  —  Der  Local-Firman  des  Generalgouverneurs.  —  Der  selt- 
same Brief  des  berühmten  Kaimakam  Bu  Aischa  von  Beni  Ulid.  — 
Rückzug  nach  Ain  Scherschara  zum  Regierungssitze  des  Kaimakam 
Mustafa  Bei.  —  Ein  Diner  bei  Mustafa  Bei.  —  Das  i'eizende  Thal 
bei  Ain  Scherschara.  —  Ein  Abstecher  nach  den  Ruinen  eines  gross- 
artigen altrömischen  Mausoleums.  —  Mahmud  Damadh  Pascha,  der 
neue  Generalgouverneur  und  Schwager  des  Sultans,  gibt  einem  Ober- 
sten Befehl,  den  Reisenden  mit  60  Cavaleristen  nach  Sokna  zu  es- 
cortiren.  —  Beschreibung  dieser  Cavalerie  und  ihres  Obersten.  — 
Der  oberste  Schieb  der  Orfella  erscheint  und  protestirt  gegen  „die 
schändlichen  Verleumdungen''  Bu  Aiseha's.  —  Was  es  mit  dem  von 
Bu  Aischa  geschriebeneu  Briefe  für  eine  Bewandtniss  hatte.  —  Der 
Reisende  nebst  Herrn  von  Csillagh  zum  Frühstück  beim  obersten 
Schieb  der  Orfella.  —  Der  Reisende  nimmt  eine  Parade  über  die 
Truppen  der  Garnison  ab.  —  Das  reizende  Thal  des  Uadi  Beni  Ulid.  — 
Boudjem,  das  Hauptquartier  der  nomadisirenden  Orfella.  —  Die  grossen 
Kamelherden  der  Orfella.  —  Eigenthümlichkeit  der  Kamele.  —  Der 
Contrast  eines  vor  zwanzig  Jahren  erbauten  türkischen  und  eines  vor 
2000  Jahren  erbauten  römischen  Castells.  —  Das  Tai'gebirge  mit  mäch- 
tigen Versteinerungsschichten.  —  Der  Oberst  rüstet  sich  zu  einem 
Wettrennen  mit  Pulververschwendung,  um  der  Expedition,  sowie  den 
Einwohnern  von  Sokna  ein  Schauspiel  zu  geben. 


96  Fünftes  Kapitel. 

In  Ain  Sarah  fanden  wir  einen  sehr  schönen  hoch- 
gelegenen nnd  gesunden  Lagerplatz.  Die  Quelle  oder  viel- 
mehr der  Teich  und  die  verschiedenen  Sümpfe,  in  einer 
Niederung  weiter  nach  Süden  liegend  und  an  einer  Stelle 
mit  Oliven  und  einigen  Palmen  bestanden,  bilden  zi^sam- 
men  ein  von  Südosten  aus  dem  Gebirge  kommendes  Uadi, 
welches  allerdings  fast  durch  die  ganze  Djefara  unterirdisch 
rinnt,  von  hier  aber  durch  eine  Sumpf-  und  Tümpelkette 
sichtbar  wird  und  sich  westlich  von  Tripolis  dicht  bei  einer 
Oertlichkeit  Namens  Sensur  ins  Meer  ergiesst.  Unser  Lager, 
aus  fünf  grossen  Zelten  bestehend ,  sah  äusserst  malerisch 
aus:  die  Zinktrommeln  zum  Wassertransport,  die  vielen 
Kisten,  die  beiden  Karren,  die  grosse  Schar  der  Diener 
und  eine  ebenso  grosse  Zahl  staunender  Hirten  gaben  ein 
wirklich  effectvolles  Bild.  Und  da  nun  erst  sich  zeigte, 
was  noch  fehlte  und  dies  dann  aus  der  Stadt  nachträglich 
herbeigeschafft  wurde,  so  bestand  zwischen  unserm  Lager, 
welches  ich  meiner  Frau  zu  Ehren  Lony-Lager  nannte,  stets 
ein  reger  Verkehr.  Am  vorletzten  Tage  campirte  meine 
Frau  sogar  im  Lager  und  begab  sich  dann  aufs  italienische 
Consulat  in  das  Haus  des  Marquis  de  Goyzueta,  wo  sie  an 
diesem  wie  an  dessen  Gemahlin  während  des  zehnmonat- 
lichen Aufenthalts  in  Tripolis  die  treuesten  Freunde  und 
die  gastfreundlichste  Aufnahme  fand.  Tags  vor  der  Reise 
verabschiedete  ich  mich  in  der  Stadt  von  meiner  Frau, 
und  am  22.,  dem  Tage  des  Aufbruchs,  kamen  noch  sämmt- 
liche  Consuln,  um  uns  Lebewohl  zu  sagen,  und  um  neun 
Uhr  morgens  nahmen  wir  für  lange  Zeit  von  dem  letzten 
Europäer,  der  uns  auf  den  Weg  brachte,  Herrn  von  Goy- 
zueta, Abschied. 

Ziemlich  langsam  zogen  wir  südwärts  durch  die  Sümpfe 
Ain  Sarahs  und  erreichten  bald  die  Tripolis  umgebende 
Zone  von  Seesand.  Die  Bewohner  der  Stadt  lieben  es,  diese 
Gegend   ,,H   deserto"   schlechtweg  zu  nennen,   obschon  der 


Die  Sanddünen.  97 

Sandstreifen  nichts  mit  den  grossartigen  Sandformationen 
der  Sahara  zu  thun  hat.  Auch  sind  diese  Dünen  nicht  hoch, 
die  höchsten  etwa  30  —  40  m,  nnd  üherall  zwischen  ihnen 
und  auf  ihnen  findet  man  eine  nach  der  Lage  der  Oertlich- 
keit  reiche  Vegetation,  Diese  Dünen  dürften  verhältniss- 
niässig  neuern  Ursprungs,  aber  jedenfalls  Product  des  Meeres 
sein.  Ja,  bei  der  Passivität  der  Menschen  nimmt  der  aus 
dem  Meere  ausgewirbelte  Sand  wol  noch  immer  an  Umfang 
zu.  Wenn  ich  sage  neuern  Ursprungs,  so  möchte  ich  aber 
doch  meinen,  dass  dieses  Hinderniss  bereits  zur  Zeit  der 
Piömer  und  vielleicht  schon  tausend  Jahre  früher  bestand. 
Eigentlich  besitzt  Tripolis  an  sich  eine  günstigere  Lage  als 
Leptis,  aber  die  Sanddünen  waren  für  eindringende  Kara- 
vanen  immerhin  eine  bedeutende  Hemmung.  Ferner  hat 
Tripolis  für  kleine  Schiffe  einen  von  der  Natur  gemachten 
siciiern.  wenn  auch  engen  Hafen,  dagegen  bei  Leptis  ^ 
mussten  die  Alten  einen  solchen  erst  ausgraben.  Aber  bei 
Tripolis  standen  ausser  den  Dünen  noch  die  aufsteigenden 
Berge  im  Wege,  was  alles  denn  bewirkte,  dass  Oea  (Tripo- 
lis) im  Alterthum  mit  Leptis  magna  nicht  in  Concurrenz 
treten  konnte.  Als  bei  dieser  Stadt  einmal  der  Hafen  ge- 
graben, die  grossartigen  iSIolen  und  Docks  geschafien  waren, 
entwickelte  sich  von  hier  aus,  ohne  dass  man  Dünen  zu 
durchwaten  oder  ein  Gebirge  zu  übersteigen  hatte,  die 
grosse  Yerkehrsstrasse  nach  dem  Innern.-  Aber  beachtens- 
werth  ist  es,  dass  wie  am  Ostseestrande  sich  jetzt  über 
und  bei  Leptis  grosse  Sandwellen  vom  Meere  ins  Land 
wälzen,  welche  die  Gebäude  schon  überschütteten  und  stets 
weiter  nach  Süden  dringen.  — 

Wir    durchzogen    noch    am    selben  Tage   den  Dünen- 


'  Ygl.  Barth,  „Wauderuugen  durcli  die  Küstenländer  des  Mittel- 
ineers",  S.  310. 

-  Vgl.  Berlioux,  „Les  ancienues  explorations"  (Lyon  1879). 

KoHLFS,   Kufra.  7 


98  Fünftes  Kapitel. 

gürtel,  welcher  in  der  liichtung  nach  Tarrhona  zu  nur 
schmal  ist.  Uebrigens  machten  wir  am  ersten  Tage  blos 
einen  kleinen  Weg.  Wir  waren  einige  Tage  eher  auf- 
gehrochen, als  ich  eigentlich  beabsichtigte,  aber  Desertion 
unter  den  Leuten,  Ausbleiben  in  Tripolis  zwangen  mich,  das 
Lony- Lager  aufzuheben.  Die  Karren  hatte  ich  durch  die 
Dünen  leer  vorausgeschickt,  da  der  obschon  nicht  sehr  tiefe 
Sand  doch  wol  für  beladene  Karren  ein  zu  grosses  Hinder- 
niss  war.  Ist  man  aus  dem  Sande  heraus,  dann  betritt 
man  eine  sehr  schöne  Ebene,  zum  Theil  mit  Buschwerk, 
Rtem  und  Lotus  bestanden,  zum  Theil  reichlich  mit  Arte- 
misia  und  andern  Kräutern  bedeckt,  welche  eine  vorzüg- 
liche Weide  bieten.  Aber  auch  Aecker  fehlen  nicht,  und 
die  schmuzigen  Zeltdörfer  der  Araber  rechts  und  links 
zeugen  von  einer  verhältnissmässig  starken  Bevölkerung. 

Am  zweiten  Tage  des  Marsches  überzeugte  ich  mich 
indess  abends,  dass  die  Mitnahme  der  von  Kamelen  ge- 
zogenen Karren  ein  Misgriff  gewesen  war.  Man  gebraucht 
zwar  die  Kamele  in  ganz  Tripolitanien  zum.  Ziehen,  näm- 
lich beim  Pflügen,  und  der  Sattel,  der  ihnen  zu  dem  Be- 
hufe  über  die  Schulter  gelegt  wird,  heisst  sogar  auch  auf 
arabisch  Sattel  (eigentlich  Sadul  J^  jl^),  aber  die  Vorwärts- 
bewegung ist  so  langsam,  dass  ziehende  Kamele  gegen  tra- 
gende auf  3  km  einen  Kilometer  zurückbleiben.  Da  ein  ge- 
wöhnlicher Marsch  in  der  Wüste  aber  mindestens  30  km  des 
Tags  beträgt,  so  würden  die  ziehenden  um  10  km  zurück- 
geblieben sein.  Die  Fortschaffung  war  sonst  äusserst  vor- 
theilhaft,  denn  ein  ziehendes  Kamel  zog  10  Centner,  wäh- 
rend die  Tragkamele  mit  nur  2  Centnern  beladen  waren. 
Ich  hatte  den  Fehler  begangen,  dass  ich  nicht  j\Iaulthiere 
für  die  Karren  mitnahm,  dann  Aväre  der  Versuch  nicht 
misglückt. 

Wir  erstiegen  das  Gebirge  oder  vielmehr  das  Ufer, 
und    zwar  das    wahre   Ufer    des  Mittelmeers,    durch    den- 


Der  Kameldieb.  99 

selben  Pass:  den  Milrha- Aufstieg,  welchen  Barth  durchzog, 
und  lagerten  in  beträchtlicher  Höhe,  nm  den  Weihnachts- 
abend zu  feiern.  Während  wir  nun  bei  Bir  Milrha  Zelte 
aufschlugen,  wurde  uns  abends  noch  eine  reizende  Ueber- 
raschung  zutheil,  indem  die  Familie  von  Goyzueta  uns  durch 
einen  Boten  eine  reiche  Bescherung  allerlei  guter  ess-  und 
trinkbarer  Gegenstände  schickte.  Wir  warteten  hier  einige 
Tage,  da  gerade  nach  Besteigung  des  Passes  die  Nachricht 
einlief,  es  seien  von  Herrn  Bosenbusch  in  Malta  die  von 
ihm  besorgten  Doppelflinten  angekommen.  Demnach  schickte 
ich  Abd  Allah  Naib,  den  Schicli  der  Diener,  zu  Kamel  zu- 
rück, um  sie  zu  holen. 

Unsere  Kamele  weideten  während  der  Zeit  unter  Auf- 
sicht zweier  oder  dreier  bewaffneter  Diener  auf  den  um- 
liegenden Bergen,  aber  gerade  am  ersten  Weihnachtstag 
wurde  eins  der  besten  Thiere  als  gestohlen  gemeldet.  Zum 
Glück  war  gerade  am  selben  Tage  nachmittags  der  Kaima- 
kam  von  Ain  Scherschara  gekommen,  um  uns  eine  mehr- 
stündige Visite  zu  machen.  Sein  gut  berittenes  Gefolge 
jagte  denn  das  Kamel  dem  Dieb,  der  sich  seitwärts  in  die 
Büsche  geschlagen  hatte,  wieder  ab. 

Das  Gebirge  besteht  aus  Kalksteinen,  während  die  um- 
stehenden Berge,,  welche  bis  500  m  ansteigen,  basaltischer 
Natur  sind.  Baumwuchs  existirt  gar  nicht  mehr,  alles  ist 
abgeholzt.  Dafür  ist  hier  aber  die  eigentliche  Ptegion  der 
Haifa,  welche  zwischen  den  Steinen  und  wo  sie  nur  irgend 
Boden  findet,  hervorwuchert,  und  überall  trifft  man  Ara- 
ber, welche  mit  dem  Schneiden  der  Binse  beschäftigt  sind. 

Die  Flinten  kamen,  und  nachdem  wir  auf  dem  Ge- 
hänge des  Gebirgs  noch  Sylvester  gefeiert,  ohne  indess  bis 
in  die  Nacht  hinein  Neujahr  abzuwarten,  traten  wir  am 
1.  Januar  die  Weiterreise  an.  Es  war  ein  neblichter  Mor- 
gen: um  diese  Jahreszeit,  zumal  so  nahe  an  der  Küste  und 
vollends  auf  der  Höhe  nichts  Seltenes.     Wir    hielten  uns 


100  Fünftes  Kapitel. 

immer  in  Südsüdostrichtung  und  hatten  von  den  Tarrhona- 
Leuten,  welche  bei  Bir  Milrha  campirten,  einen  Führer 
mitgenommen.  Zum  ersten  mal  machten  wir  an  dem  Tage 
einen  regelrechten  ordentlichen  Marsch,  d.  h.  wir  legten 
30  km  zurück.  Ich  freute  mich  der  guten  Haltung  der 
Leute,  welche  hrav  marschirten  und  hoch  und  theuer  sich 
verschworen,  jede  Gefahr  mit  mir  theilen  7a\  wollen.  So 
und  so  oft  kamen  sie  heran  und  riefen  mir  laut  zu:  Wir 
lassen  unser  Leben  für  dich!  Nun,  ich  danke  Gott,  dass  sie 
nie  ernstlich  auf  die  Probe  gestellt  wurden,  denn  bis  auf 
vielleicht  zwei  oder  drei  waren  alle  die  grössten  Feiglinge 
der  Welt  und  der  officielle  liegierungsgensdarm ,  der  Ku- 
lughli  von  Tripolis,  der  Feigste  von  allen,  wie  ich  leider 
zu  spät  merkte;  dahingegen  war  er  der  gewandteste  arabi- 
sche Adjutant,  der  mir  je  vorgekommen  ist,  obwol  zugleich 
ein  grosser  Spitzbube. 

Der  Generalgouverneur  hatte  erst  Schwierigkeit  ge- 
macht, mir  einen  einzelnen  Saptieh  mitzugeben,  er  wollte 
wol  eine  Bedeckung  bewilligen,  aber  keinen  einzelnen  offi- 
ciellen  Vertreter  der  Ordnung.  Ja,  er  machte  sogar  Schwie- 
rigkeiten wegen  Ausstellung  eines  Bujuruldi  (ein  Local- 
Firman  für  die  Regentschaft),  indem  er  eine  von  mir  unter- 
schriebene Erklärung  verlangte,  dass,  falls  mir  im  Lmern 
irgendetwas  zustiesse,  die  Regierung  nicht  verantwortlich 
sei.  Merkwürdigerweise  hatten  nicht  nur  Dournaux-Du- 
perre  und  Jaubert  eine  solche  Erklärung  gegeben,  sondern 
auch  die  französischen  Missionare,  von  denen  ich  vorhin 
sprach,  und  zwar  auf  Zureden  des  französischen  General- 
consuls.  Der  französische  Viceconsul,  Herr  Ledoux,  warnte 
mich  zur  rechten  Zeit.  Li  der  That  hätte  ich  dadurch  ja 
auch  meinen  Firman  ali  vollkommen  aller  Kraft  beraubt. 
Herr  von  Goyzueta  unterstützte  mich  kräftigst  in  meiner 
W^eigerung,  und  als  der  sonst  gute  und  brave  Sabri  Pascha 


Eiu  seltsamer  Brief.  101 

sah,  dass  ich  sein  Schriftstück  nicht  unterzeichnen  wollte, 
liekam  ich  den  Bujuruldi  und  auch  den  Saptieh. 

So  erreichten  wir  in  gehohenster  Stimmung  das  Uadi 
Mader  und  offenbar  etwas  früher  schon  die  grosse  Heer- 
strasse, Avelche  von  Leptis  magna  ins  Innere  führt  und  die 
sich  nicht  nur  durch  viele  Ruinen  römischer  Castelle,  son- 
dern auch  durch  zahlreiche  Trilithen  und  andere  vorge- 
schichtliche Denkmäler  auszeichnet. 

Am  folgenden  Tage  frühmorgens  schon  aufbrechend 
und  immer  in  einer  Gegend  von  gleich  frischem,  cultur- 
fähigem  Charakter  w^andernd,  hatten  wir  etwa  10  km  in 
selbiger  Südostrichtung  zurückgelegt,  als  wir  von  ferne 
einen  eilig  herankommenden  Boten  bemerkten.  Eigentlich 
nichts  Auffälliges  in  dieser  sehr  belebten  Gegend,  wo  wir 
namentlich  vielen  Halfakaravaneu  begegneten,  denen  ich 
von  Zeit  zu  Zeit  einen  schnell  en  route  geschriebenen  Pa- 
pierstrcifeu  für  meine  Frau  mitgab ,  auf  welchem  Aveiter 
nichts  stand  als:  Gruss  von  G.  Eohlfs,  am  2.  1.  79,  mit 
Zeit-  und  Uhrangabe.  Von  den  vielen  kleinen  Zettelchen 
ist  indess  nur  einer  angekommen,  obschon  ich  doppeltes 
Weltpostporto  im  voraus  zahlte  und  ebenso  viel  oder  noch 
mehr  bei  Abgabe  in  Aussicht  stellte. 

Der  jetzt  entgegenkommende  Bote  sprach  längere  Zeit 
mit  einigen  an  der  Spitze  unserer  Karavane  befindlichen 
Leuten,  dann  mit  dem  Hadj  Ssalem,  unserm  Saptieh.  Hier- 
auf, nach  sehr  ernstem  Flüstern,  kamen  beide  zu  mir,  und 
der  Bote  überreichte  mir  einen  Brief  an  die  Adresse  des 
Dr.  Nachtigal,  denn  die  Aufschrift  lautete:  ,,An  unsern  viel- 
geliebten Freund  Mj'lord  Edris  Efendi,  den  Preussenü"  Er 
war  offen,  und  der  Träger  bestand  darauf,  er  sei  für  mich 
und  enthalte  eine  Avichtige  Botschaft  vom  Kaimakam  von 
Beni  Ulid,  welcher  der  berühmte  Bu  Aischa  sei. 

Mit  Hülfe  der  ganzen  Karavane,  unter  deren  Mitglie- 
dern sich  freilich  nur  wenige  Schriftgelehrte  befanden,  ent- 


102  Fünftes  Kapitel. 

zifferte  icli  folgenden,  nachher  noch  vom  Uebersetzer  des 
italienischen  Consulats  richtiggestellten  Inhalt: 

,,An  unsern  vielgeliebten  Freund  Edris  Efendi  el  Brus- 
siani.  Nachdem  ich  in  Erfahrung  gebracht  habe,  dass  übel- 
berüchtigte  Leute  von  hier,  Avelche  wissen,  dass  du  dich  in 
Tarrhoiia  aufhältst,  beschlossen  haben,  einen  Ueberfall 
gegen  dich  auszuführen,  sobald  du  auf  die  Strasse  der  Or- 
fella kämst,  habe  ich  dir  einen  Ombaschi  der  Saptieh  und 
einen  Schieb  entgegengeschickt,  um  dich  davon  zu  benach- 
richtigen. Da  diese  beiden  Individuen  dich  unterwegs  nicht 
getroffen,  sondern  in  Erfahrung  gebracht  haben,  dass  du 
noch  in  Tarrhona  bist,  bin  ich  selbst  zu  Pferd  gestiegen, 
begleitet  von  mehreren  Schiuch,  und  bin  bis  zum  Gasr  Bah- 
man  gegangen,  wo  ich  die  Cavalerie  fand,  welche  mir 
sagte,  du  seiest  von  Tarrhona  noch  nicht  abgereist, 

„Folglich  sende  ich  dir  diesen  Brief,  um  dich  zu  war- 
nen und  zu  rathen,  die  Strasse  der  Orfella  zu  meiden,  damit 
du  nicht  mit  den  schlechten  Leuten  zusammentriffst,  welche 
sich  deiner  bemächtigen  wollen,  und  gib  auch  gut  Acht, 
weil  es  überall  schlechte  Leute  gibt. 

L.  S.  am  8.  Moharera  1296. 
(1.  Januar  1879.) 

Der  Kaimakam  der  Orfella 
Muhammed  Bu-Aischa." 

Ohne  mich  an  den  Brief  weiter  zu  kehren,  ohne  auf 
die  mündlichen  Betheuerungen  des  L^eberbringers  zu  achten: 
es  lägen  einige  huaidert  Orfella  am  Wege,  um  uns  aufzu- 
lauern, ohne  auf  das  Lamentiren  des  Saptieh  Hadj  Ssalem 
zu  hören,  der  mich  beschwor,  ihn  von  jeder  Verantwortung 
zu  entbinden,  Hess  ich  weiter  marschiren.  Als  ich  aber 
ein  unheimliches  Flüstern  unter  meinen  eigenen  Leuten  be- 
merkte und  endlich  verschiedene  andere  uns  Entgegen- 
kommende —  die  wahrscheinlich  vom  Kaimakam  oder  vom 


Rückzug.  103 

Briefträger  iiistruirt  Avordeii  Avarcii  — •  die  Nachricht  be- 
stätigten und  aufs  bestimmteste  aussagten,  es  lägen  200  Or- 
feUa  am  Wege,  Avelche  die  Absicht  hätten,  uns  „aufzufres- 
sen "\  hielt  ich  es  doch  für  gerathen,  Halt  zu  machen. 
Einen  Versuch,  westlich  abzuschwenken,  um  mit  Vermei- 
dung der  grossen  Karayanenstrasse  Beni  ülid  zu  erreichen, 
musste  ich  aufgeben,  da  meine  Leute  erklärten,  wir  wür- 
den auch  da  nicht  den  Orfella  entgehen.  Und  alles  das 
erwies  sich  als  Lüge  und  Täuschung! 

Aber  ich  konnte  das  nicht  wissen,  und  auf  meine  Leute, 
abgesehen  von  meinen  vier  deutschen  Begleitern,  war  durch- 
aus kein  Verlass.  Sie  würden  vielleicht  (?)  gegen  Neger, 
gegen  Kafir  (Ungläubige)  zu  verwenden  gewesen  sein,  nie 
aber  gegen  ihre  eigenen  Landsleute  und  Glaubensgenossen. 
So  gab  ich  denn  Befehl  zur  Umkehr,  denn  meiner  Ueber- 
zeugung  nach  durfte  ich  durch  einen  Versuch,  kämpfend 
den  Durchzug  zu  erzwingen,  doch  nicht  gleich  die  Existenz 
der  Expedition  beim  Beginn  derselben  aufs  Spiel  setzen. 

Wir  zogen  uns  nun  noch  am  selben  Abend,  die  Uidian 
Mader  und  Uschtata  überschreitend,  nach  dem  Uadi  Tessiua 
zurück.  In  der  Nähe  waren  mehrere  Duar  der  Tarrhona, 
sodass  wir  uns  hier  schon  in  Sicherheit  befanden,  da  der 
Stamm  der  Tarrhona  Avegen  seiner  commerzialen  Beziehun- 
gen vollkommen  in  Händen  der  Regierung  ist.  Und  am 
folgenden  Tage  setzten  wir  unsern  Rückzug  fort  durch  die 
Rummt- Ebene  bei  der  Djebel  Smim  el  Barkat  vorbei  und 
durchs  Uadi  el  Hoatem,  das  ins  Uadi  Scherschara  sicli  er- 


^  Ich  setze  liier  absichtlicli  die  wörtliclie  Uebersetzimg  des  Aus- 
drucks ,,iaklu":  aufessen  oder  auffressen,  weil  derselbe  bei  neuern 
Reisenden  die  Veranlassung  gewesen  ist,  Stämme  der  Mensclienfres- 
sei-ei  zu  bezichtigen,  die  nie  daran  gedacht  haben.  „Wir  wollen 
den  und  den  Stamm  aufessen"  ist  eine  bei  allen  afrikanischen 
Völkern  übliche  Redensart. 


104  Fünftes  Kapitel. 

giesst,  nach  dem  Gasr  gleichen  Namens,  dem  llegierungs- 
sitze  des  türkischen  Kaimakam.  Zum  grossen  Erstaunen 
Mustafa  Bei's,  dessen  Bekanntschaft  wir  bei  Bir  Milrha  ge- 
macht hatten,  trafen  wir  am  3.  Januar  nachmittags  dort 
ein  und  lagerten  auf  dem  linken  Ufer  von  Uadi  Scherschara, 
gerade  gegenüber  dem  Gnsr,  einer  ziemlich  zerfallenen, 
aber  auf  den  Grundmauern  eines  römischen  Castells  er- 
bauten Wohnung. 

Natürlich  liatte  ich  schon  am  Tage  vorher  einen  Boten 
nach  Tripolis  geschickt  mit  der  Meldung  des  Vorgefallenen 
und  der  Bitte  an  Marquis  von  Goyzueta,  auf  Grund  meines 
Firman  eine  Bedeckung  nach  Sokna  zu  verlangen. 

Von  Mustafa  Bei,  dem  Kaimakam,  wurden  wir  höchst 
liebenswürdig  empfangen,  wie  denn  überhaupt  die  Gast- 
freundschaft der  Türken  nicht  genug  anzuerkennen  ist. 
Gleich  nach  unserer  Ankunft  gab  er  uns  ein  Diner,  bei 
dem  zwar  Stühle,  Tische,  Messer  und  Gabeln  fehlten,  aber 
die  vorgesetzten  Speisen,  welche  wir  mit  ihm  gemeinschaft- 
lich aus  den  grossen  verzinnten  Messingschüsseln  assen, 
machten  seinem  wie  seiner  Sklavin  Geschmacke  alle  Ehre. 
Wir  erhielten  eine  mit  frischen  Citronen  gesäuerte  Reis- 
suppe,  Backhähnel  mit  Mandeln  und  Piosinen,  Pillau, 
Schöpsenbraten  und  süsse  Fladen  in  Honigbuttersauce,  zum 
Nachtisch  Orangen.  Vor  und  nach  dem  Essen  wurde  Kaffee 
getrunken  (Araki  ward  nicht  gereicht),  während  des  Essens 
nur  Wasser.  Die  Cigarette  ging  fast  nicht  aus.  Unser  im 
Vergleich  zu  türkischen  Diners  in  grössern  Städten  oder  gar 
zu  koptischen  keineswegs  übermässig  reiches  Diner  dauerte 
volle  zwei  Stunden.  Interessant  war  mir  beim  Essen  ein 
alter  Schieb,  bei  dem  ich  früher  in  Messalata,  und  zwar 
als  Moslim,  gewohnt  und  mit  dem  ich  in  der  Moschee 
gebetet  und  zum  Fest  gemeinschaftlich  ein  Lamm  geopfert 
hatte.  Er  erinnerte  sich  dessen,  schien  aber  nichts  darin 
zu  finden,  dass  ich  nicht  mehr  Mohammedaner  sei,  sondern 


Wr'SM.,  , 


f.wm. 


Ein  reizuudes  Thal,  105 

bewahrte  nur  eine  grosse  Dankbarkeit  für  eine  von  mir 
erhaltene  Medicin.  Kaum  vom  Diner  in  unserni  Lager  wie- 
der angekommen,  erhielten  wir  vom  Kaimakam  eine  ein- 
stündige Visite.  Die  armen  türkischen  Provinzialbeaniten! 
Sie  haben  nichts  zu  thun,  und  ein  solches  Ereigniss  wie 
unsere  Ankunft  ist  ein  wahres  Labsal ,  ein  Aufathmen  in 
ihrer  trostlosen  Existenz. 

Das  Thal ,  bei  dem  wir  lagerten ,  gehörte  zu  den  rei- 
zendsten von  Tripolitanien.  Tief  ausgewaschen  zog  es  sich 
unter  grossen  Krümmungen  von  Südost  nach  Nordost.  Die 
Gehänge,  zwar  theilweise  nackt  und  der  Erde  beraubt, 
waren  doch  auch  gut  mit  Grün  bestanden,  und  die  unzäh- 
ligen Bilithen  und  Trilithen,  die  Mauerreste  römischer  Ca- 
stelle  und  Villen  zeugten  von  einer  früher  ganz  andern 
Cultur  und  Blüte.  Vor  allem  wurde  aber  der  Reiz  dieses 
Thals  weithin  durch  den  Blick  auf  fliessendes  Wasser  er- 
höht, und  wer  da  weiss,  wie  sehr  es  an  oberirdisch  flies- 
sendem  in  ganz  Nordafrika  mangelt,  der  wird  ermessen 
können,  welches  Entzücken  wir  beim  Gemurmel  dieses  hei- 
matlichen Kindes  empfanden.  Und  gleich  oberhalb  des  tür- 
kischen Castells  bildete  der  Bach  eine  der  lieblichsten  Cas- 
caden,  deren  Schönheit  ich  kaum  genug  anerkenne,  wenn 
ich  sie  vergleiche  mit  dem  berühmten  Minnehaha- Wasser- 
fall in  Minnesota,  welchen  Longfellow  mit  so  begeisterten 
Worten  schildert.  W^ie  träumte  es  sich  schön  im  Schatten 
der  Farren  von  Ain  Scherschara! 

Natürlich  mussten  wir  vor  Ankunft  einer  Antwort  von 
Tripolis  einige  Tage  hier  liegen  bleiben,  und  jeder  ver- 
wandte die  Zeit  nach  seinen  ihm  obliegenden  Pflichten.  So 
nuichte  ich  eines  Tags  einen  Abstecher  nach  dem  circa 
10  km  nordöstlich  von  unserm  Lagerplatz  entfernt  gelegenen 
Gasr  Doga,  einer  imposanten  römischen  Buine,  welche  die 
mohammedanischen  Eroberer  später  in  ein  Castell  verwan- 


106  Fünrtcs  Kapitel. 

delten,  luichclem  sie  barbarischerweise  das  daran  zerstörten, 
was  sie  mit  ihren  rohen  Kräften  zu  zerstören  vermochten. 

Das  Gasr  Doga,  ein  grossartiges,  aus  mächtigen  Qua- 
dern erbautes  Mausoleum,  hat  nach  Barth  (meine  eigenen 
Messungen  sind  leider  verloren  gegangen)  14,25  m  Länge  auf 
0,40  m  Breite.  Auf  drei  Stufen  ruliend  ist  das  Gebäude 
fast  von  Norden  nach  Süden  gerichtet  mit  10°  Abweichung 
nach  Westen,  Der  Eingang,  jetzt  vermauert,  war  von 
Osten.  Das  Mausoleum,  in  mächtiger,  aber  durchaus  pro- 
portionirter  Form,  bekam  durch  einen  von  Säulen  getra- 
genen, tempelartigen  Aufbau  eine  noch  grössere  Harmonie. 
Leider  ist  dieser  oberste  Theil  vollkommen  zerstört.  Aber 
die  zahlreichen  Säulenschafte,  die  korinthischen,  sauber  ge- 
arbeiteten Capitäle  bezeugen  die  Existenz  dieses  Aufbaus, 
wenn  anders  nicht  die  Spuren,  wo  die  Säulen  standen, 
evident  nachweisen,  dass  man  es  blos,  wie  Barth  meint,  mit 
einem  Vestibüle  zu  thun  hat.  Die  noch  erhaltenen  zwei 
Stockwerke  haben  8,65  m  Höhe. 

Südöstlich  von  diesem  Grabdenkmal,  welches  einer  ge- 
nauem Untersuchung  würdig  ist,  liegt  etwa  2  km  entfernt 
das  grossartige,  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  der  Römerzeit 
herstammende  Ruinenfeld  einer  ganzen  Stadt.  Viele  alte, 
fortwährend  noch  von  den  Eingeborenen  gefundene  Münzen 
und  Intagli  bestätigen  dies  vollauf,  denn  erstere  wenigstens 
tragen  meistens  das  Bildniss  eines  der  römischen  Kaiser. 
Auch  hier  erkennt  man  in  den  Seitenthälern  jene  Dämme, 
vor  welchen  die  alten  Culturvölker  in  der  Regenzeit  das 
Wasser  aufhielten,  um  es  sodann  in  der  trockenen  Jahres- 
zeit zur  Berieselung  der  Gärten  zu  verwenden.  Die  heuti- 
gen Besitzer  des  Landes  aber  kennen  nicht  einmal  die  Be- 
deutung jener  Quermauern,  sondern  glauben,  es  seien  Ver- 
theidigungslinien  gewesen.  —  ^'on  den  Cromlechs,  den  Bi- 
lithen  und  Trilithen  habe  ich  andeutungsweise  schon  ge- 
sprochen.    Letztere    sieht    man    in    unglaublicher  Zahl    in 


Bauübcrreste.  107 

diesem  Tlieil  von  Tripolis.  Icli  möchte  zur  Erklärung  der- 
selben aber  dennoch,  entgegen  der  Meinung  Barth's  ^  an- 
nehmen, dass  die  Zweisteine  sowol  wie  die  Dreisteine  nichts 
anderes  als  die  Umfassungsmauern  einer  Thür  gewesen 
sind,  die  zu  einem  Gebäude  führte,  vielleicht  zu  einem 
Grabmal,  vielleicht  zu  einem  Wohnhause,  dessen  andere 
Mauern  aus  schlechterm  Material  bestanden,  als  diese 
Quadern,  welche  Widerstand  leisteten,  während  die 
andern  Mauern  zerfielen.  So  bauten  übrigens  nicht  nur 
die  Alten,  sondern  auch  wir  noch  heute  in  allen  Städ- 
ten, in  allen  Landen.  Jedes  Fenster,  jede  Thür  wird 
immer  mit  einem  Material  ummauert,  welches  viel  solider 
ist,  als  das  der  übrigen  Mauern  des  Gebäudes.  Und  keines- 
wegs stehen  die  beiden  Steine  so  nahe  beieinander,  dass 
man  sich  ,, hindurchpressen"  müsste.  Hindurchgehen  kann 
man  bequem  durch  alle,  oft  sogar  zu  zweien,  und  wo  sie 
enger  aneinandergerückt  wurden,  hat  man  es  avoI  aus  Nütz- 
lichkeitsrücksichten gethan.  An  allen  Steinen  findet  man 
ausserdem  Löcher  zur  Aufnahme  der  Thürverklammerung 
und  überall  in  der  Nähe  der  ,,Senam",  Avie  die  Eingeborenen 
diese  Steine  nennen,  Mauerüberreste.  Dasselbe  meinte 
übrigens  von  Bary  auch,  denn  S.  46  des  XV.  Jahresberichts 
der  Leipziger  Geographischen  Gesellschaft  sagt  er  von  den 
Trilithen  dieser  Gegend: 

,,  Diese  aus  drei  IMonolithen  bestehenden  Monumente 
bildeten  stets  einen  integrirenden  Tlieil  eines  rechtwinke- 
ligen Baues,  der  aus  kleinen  behauenen  Blöcken  besteht,  die 
so   geordnet  sind,    dass  sie    mit    ihrer   flachen  Seite  nach 


'  Bartli,  I,  79:  „Durch  alle  diese  Constructionen  ist  vollkom- 
men erwiesen,  dass  diese  Bauten  nicht  zu  Eingängen  oder  Portalen 
bestimmt  sein  konnten ;  denn  der  Raum  zwischen  den  aufrechten 
Steinen  ist  so  eng,  dass  nur  der  schlankeste  Mensch  sich  eben  hin- 
durchpressen könnte." 


108  Fünftes  Kapitel. 

aussen  gekehrt  sind,  denn  die  Blöcke  sind  nicht  immer  auf 
allen  Seiten  gleichmässig  bearbeitet.  In  den  meisten  Fällen 
fand  ich  immer  drei  jener  Senam,  die  ich  wegen  ihrer  Form 
Thore  nennen  will,  in  einer  Seite  des  ursprünglichen  Baues, 
auf  dessen  gegenüberliegender  Seite  sich  dann  ebenfalls 
drei  Thore  befanden.  In  allen  Bauten  ist  die  Fronte  nach 
Westen  gerichtet;  diese  lässt  sich  stets  leicht  erkennen, 
denn  alle  Senam  tragen  auf  der  Seite,  welche  dem  Innern 
des  Baues  zugewandt  ist,  Einschnitte  für  Riegel,  und  zwar 
von  einem  bis  zu  vier  stets  von  quadratischer  Form;  ausser- 
dem ist  die  Frontalseite  des  Senam  stets  unbehauen,  wäh- 
rend alle  andern  Seiten  stets  geglättet  sind"  u.  s.  w. 

Ich  glaube,  es  genügt  das  Angeführte,  um  zu  beweisen, 
dass  auch  von  Bary  diese  Cronilechs  für  Thore  hielt,  und 
jene  Annahme  hinfällig  zu  machen,  welche  in  den  mega- 
lithischen Denkmälern  Trijiolitaniens  Altäre  oder  andere 
Gegenstände  erblicken  wollten.  — 

Endlich  konnten  wir  unsern  unterbrochenen  Marsch 
wieder  aufnehmen.  Am  6.  Januar  kam  von  Tripolis  ein 
Bote  von  Mahmud  Damadh  Pascha,  welcher  mittlerweile  als 
Generalgouverneur  Sabri  Pascha  abgelöst  hatte.  Mahmud 
Damadh \  der  Schwager  des  Sultans,  gab  einem  Cavalerie- 


'  Da  es  sich  um  eine  während  des  russisch- türkischen  Kriegs 
oft  genannte  Persönlichkeit  handelt,  welche  einer  Palastintrigue  zum 
Opfer  fiel  —  denn  die  Ernennung  Mahmud  Damadh's  zum  General- 
gouverneur von  Tripolitauien  war  thatsäehlich  eine  Verbannung  — , 
so  glaube  ich  nicht  unterlassen  zu  dürfen,  was  die  Herren  Fantou 
und  Schweiger-Lerchenfeld  in  ihrem  Buche  („Serail  und  Hohe  Pforte", 
"Wien  1879,  S.  314)  über  ihn  sagen,  mitzutheilen,  ohne  indess  für  die 
Richtigkeit  einstehen  zu  wollen.  Mahmud  Damadh,  der  unserer  Ex- 
pedition nur  nützlich  war,  desertirte  Ende  1879  von  seinem  Posten 
als  Generalgouverneur  und  befindet  sich  jetzt  auf  einer  der  kleinen 
Inseln,  da  er  nach  Stambul  vorläufig  nicht  zurückkehren  darf.  Die 
Herren  Fanton  und  Schweiger-Lerchenfeld  charakterisiren  ihn  S.  32-1:  so : 


Mahmud  Damadh  Pascha.  109 

ol^ersten,  welcher  mit  60  Cavaleristen  auf  dem  Wege  nach 
Sokna  sich    befand  iind    schon  Bir  Milrha  erreicht  hatte, 


„Damadh  INIahmud  Pascha  ....  Wii'  kommen  nun  auf  eiue  Per- 
sönlichkeit zu  sprechen,  die  mit  den  Miserfolgen  im  letzten  russisch- 
türkischen Kriege  eng  verflochten  ist,  d.  h.  welche  dieselben  un- 
mittelbar verschuldet  hatte.  Es  ist  dies  der  Schwager  des  Sultans 
Abdul  Hamid,  Gatte  der  Prinzessin  Dschemile,  deren  Mutter  auch 
die  des  actuellen  Padischah  war.  Mahmud's  Vater  bekleidete  unter 
Abdul  Medschid  die  Stelle  eines  Zeughaus-  und  Artilleriedirectors, 
war  aber  im  übrigen  nur  seiner  Vorliebe  zu  geistigen  Getränken 
halber  ein  Liebling  Abdul  Medschid's,  nicht  etwa  auf  Grund  beson- 
derer Kenntnisse  oder  Eigenschaften.  .  .  .  Wenn  das  Sprichwort  gilt, 
dass  der  Apfel  nicht  weit  vom  Stamme  falle ,  dann  ist  es  jedenfalls 
auf  Mahmud  Damadh  Pascha,  auch  Mahmud  Dschellaleddin  genannt, 
anwendbar.  Damadh  Mahmud  bekleidete  wiederholt  Staatsposteu, 
und  zwar  dreimal  den  eines-  Handelsministers,  zweimal  unter  den 
beiden  Grossveziraten  Mahmud  Kedim's  und  das  dritte  mal  unter  der 
Piegierung  Murad's  V.  Er  hat  hinsichtlich  dieser  Amtsthätigkeit 
schlimme  Erinnerungen  zurückgelassen ,  Erinnerinigen ,  die  sich  auf 
eine  unglaubliche  Unfähigkeit  beziehen.  Grenzenlose  Beschränktheit, 
grobe  Unwissenheit  bei  stark  ausgeprägtem  Selbstbewusstsein  und 
lächerliche  Eitelkeit  sind  denn  auch  die  Eigenschaften,  welche  ver- 
hängnissvoll genug  innerhalb  jener  Zeit  zur  Geltung  kommen  sollten, 
da  der  Schwager  des  Sultans  ein  eigenmächtiges,  unankämpfbares 
Regiment  führte. 

„Was  dieses  Regiment  zu  bedeuten  hatte,  das  empfanden  zu- 
nächst die  verschiedenen  ottomanischen  Heerführer.  Es  ist  nie  vor- 
gekommen, dass  einer  derselben  nach  seinen  Intentionen  hätte  han- 
deln dürfen.  So  oft  es  sich  um  eine  Bewegung,  um  eine  Massnahme, 
ja  auch  nur  um  eine  Idee  handelte,  trat  Damadh  Mahmud  mit  seiner 
Weisheit  dazwischen  und  meinte,  das  sei  nicht  so,  sondern  anders; 
dieser  oder  jener  General  —  Suleymau,  oder  Mehemed-Aali,  oder  Os- 
man  —  dünke  sich  als  unfehlbarer  Stratege,  als  grosser  Taktiker,  und 
doch  wisse  er  (Mahmud)  besser,  wie  die  Sachen  aufzufassen  seien. 
Erwiesen  sich  die  Generale  widerspruchsvoll  oder  vollends  unwillig, 
da  beeilte  sich  Mahmud,  seinen  kaiserlichen  Schwager  aufzusuchen 
und  von  ihm  ein  Irade  zu  erwirken,  der  jederzeit  eiue  Ordre  ent- 
hielt, welche  den  Vorschlägen  der  Heerführer  diametral  entgegenlief." 

In  diesem  Tone  geht  es  über  Damadh  Mahmud  weiter,  dem  von 
Herrn  Fanton  (dieser  machte  den  ganzen  Feldzug  mit,  er  war  früher 


110  Fünftes  Kapitel. 

Befehl,  inn/Aikeliren  und  uns  nach  Sokna  zu  escortiren. 
Der  Oberst  kam  herübergeritteu,  und  wir  verabredeten, 
dass  wir  uns  am  folgenden  Tage  zur  gemeinschaftlichen 
Reise  nach  dem  Süden  in  Tessiua  treffen  wollten. 

So  setzten  wir  uns  denn  abermals  am  7.  Januar  in 
Bewegung  und  der  Verabredung  gemäss  trafen  wir  am 
folgenden  Tage  mit  der  Cavalerie  im  Uadi  Tessiua  zu- 
sammen. Es  w^ar  ein  hübsches  Bild:  von  weitem  am  Hori- 
zont auf  ihren  beweglichen  kleinen  Rossen  die  Reiter  in 
ihren  w'allenden  Tüchern  und  Burnussen,  mit  ihren  langen 
Flinten,  von  denen  jede  ein  Bajonnet  trug,  plänkeln  zu 
sehen'.  Aber  als  w'ir  näher  kamen,  wie  ganz  anders  nahm 
sich  da  die  Cavalerie  aus,  w^elche  übrigens  nicht  der  regu- 
lären Reiterei,  sondern  den  Baschi  Bosuks  angehörte. 
Jetzt  sah  man  die  Kleinheit  der  Pferde,  kaum  grösser  als 
gute  Esel,  und  so  mager,  dass  man  an  die  Hüftknochen 
der  meisten  seinen  Mantel  hätte  hängen  können.  Und  die 
Leute  selbst!  Einige  waren  über  60  und  70  Jahre  alt,  andere 
jünger  als   15  Jahre,    die    wenigsten  zwischen  20  und  30, 


Hauslehrer  in  der  kaiserlichen  Familie)  der  Name  „Vice-Sultan"  bei- 
gelegt wurde  und  der  nach  ihm  sogar  im  Harem  des  Sultans  grossen 
Kinfluss  gehabt  haben  soll.  Damadh  jNIahmud,  welcher  Marsehall 
des  Reichs,  Grossmeister  des  Artillerie-  und  des  Festungswesens, 
sowie  Präsident  des  Kriegsi-athes  war,  hatte  in  der  That  lange  Zeit 
die  oberste  Leitung  aller  Angelegenheiten  des  türkischen  Reichs  in 
seinen  Händen.  "Wie  unangenehm  niusste  es  daher  diesem  „Satrap" 
sein,  nach  einer  Provinz  verbannt  zu  werden,  die  nichts  bot.  Er, 
„der  nur  in  die  Hände  zu  klatschen  brauchte,  und  auf  schweren 
Silberplateaux  dampften  die  köstlichsten  Gerichte  zur  Thür  herein, 
und  die  hohen  Karaffen  füllte  das  edelste  Nass  Frankreichs  und  des 
Rheins".  Da  war  er  nun  in  Tripolis  und  ritt,  wie  meine  Frau  mir 
schrieb,  Visite  bei  den  Consuln,  und,  wie  die  losen  Zungen  derTripo- 
litaner  hinzufügten,  mussten  einige  Strassen  erweitert  worden,  da  er 
seinen  Schmerbauch  nicht  hindurchschieben  konnte.  Lauge  litt  es 
ihn  nicht  im  einsamen  Oea. 


Der  Cavalerieobcrst.  111 

die  Mehrzahl  über  50  Jahre  alt.  Diese  Truppe  mit  ihren 
schlechten  Gewehren  sollte  uns  schützen  1  Aber  thatscäch- 
lich  liegen  die  Verhältnisse  so,  dass  diese  Bande,  welche  in 
den  Augen  der  umwohnenden  Stämme  zum  regelmässigen 
türkischen  Heere  zählt,  durch  das  Prestige,  welches  der 
Sultan  selbst  noch  immer  in  den  Augen  der  Mohammedaner 
als  oberster  Befehlshaber  der  Gläubigen  geniesst,  von  einem 
für  uns  unbegreiflichen  Einflüsse  ist.  Factisch  aber  hätten 
wir  sie  eher  vertheidigt,  als  sie  uns.  Der  Hadj  Maussur, 
so  hiess  der  Oberst,  der  jedoch  in  Wirklichkeit  nur  Ba- 
schagha  war,  besass  aber  von  sich  eine  ungemein  hohe 
Meinung,  und  am  ersten  Abend  wäre  es  fast  zu  Differenzen 
zwischen  uns  gekommen,  da  er  durchaus  darauf  bestand,  ich 
solle  inmitten  seines  grossen  Lagers  Quartier  nehmen,  was 
ich  aus  verschiedenen  Gründen  ablehnte,  indem  ich  be- 
stimmt dabei  blieb,  stets  1000  m  entfernt  von  ihm  mein 
Lager  aufzuschlagen.  Das  hatte  nun  freilich  zur  Folge, 
dass  er  mein  Lager  nachts  mit  Wächtern 'umstellte,  aber 
die  meisten  derselben  gaben  sich  bald,  nachdem  sie  ,, aus- 
gelegt" worden  waren,  dem  Schlafe  hin,  was  ihnen  freilich 
übel  bekam,  da  der  Hadj  Maussur  oder  der  ,, Lügenoberst", 
wie  wir  ihn  auch  nannten,  recht  oft  mit  seiner  Rhinoceros- 
peitsche  über  sie  herfiel,  denn  das  niusste  man  ihm  lassen, 
er  für  seine  Person  war  der  unermüdlichste  Wächter.  Ich 
glaube,  er  schlief  des  Nachts  nie,  oder  vielmehr  die  Sorge 
um  unsere  Sicherheit  Hess  ihn  nicht  schlafen.  Mahmud 
Damadh,  der  mächtige  und  gestrenge  Generalgouverneur, 
hatte  um  unsertwillen  ja  selbst  an  ihn  geschrieben,  und  viele 
eingebildete  Gefahren  —  auch  er  glaubte  an  die  Wege- 
lagerei  und  liess  sie  sich  überhaupt  nie  ganz  ausreden  — 
machten  ihn  nur  noch  besorgter. 

Wir  erreichten  in  zwei  Tagemärschen  das  Uadi  Dinar, 
einen  nördlichen  Nebenfluss  des  Uadi  Beni  Ulid,  welches 
in   seinem   westlichen   obern  Verlauf  Uadi  Djenueba  heisst 


112  Fünftes  Kapitel. 

und  sich  später  in  den  Sufedjin^,  einen  der  mächtigsten 
Ströme  von  Tripolitanien ,  ergiesst.  Am  Uadi  Dinar  sieht 
man  vor  und  bei  seiner  Einmündung  in  das  Uadi  Sufedjin 
verschiedene  Ruinen  von  Castellen  und  Burgen,  die  man 
theils  aus  gut  behauenen  Quadern,  theils  aus  schlechtem! 
Material  herstellte;  aber  der  ganze  Weg  von  Tessiua  an, 
wo  ebenfalls  grosse  Ruinen  sind,  wird  eben  durch  diese 
Bauten  vergangener  Zeit  als  derjenige  gekennzeichnet,  wel- 
cher als  Hauptheerstrasse  von  Leptis  magna  über  Bondjem 
nach  dem  Innern  führte.  Nur  möchte  ich  bei  dieser  Ge- 
legenheit gegen  die  Annahme  vieler  Reisenden  warnen, 
welche  jene  stolzen  Burgruinen,  die  man  von  diesem  Wege 
aus  rechts  und  links  wahrnimmt,  so  ohne  Unterscheidung 
den  Römern  als  Urhebern  oder  Erbauern  zuschieben  wollen: 
zwei  Drittel  derselben,  wie  eine  nähere  Besichtigung  er- 
gibt, dürften  wol  aus  der  Zeit  der  islamitischen  Herrschaft 
herstammen. 

Am  folgenden  Tage  erreichten  wir  das  tief  und  fast 
senkrecht  eingeschnittene  Uadi  Beni  Ulid,  dessen  Thal- 
sohle aber  in  diesem  Augenblick  vollkommen  trocken  lag. 
Wir  waren  gerade  damit  beschäftigt,  auf  einer  Erhebung 
im  Flussbett  unser  Lager  zusammen  mit  dem  der  Be- 
deckung einzurichten,  als  uns  der  Kaimakam  von  Ben  Ulid, 
Hadj  Bu  Aischa,  entgegenkam  und  dringend  aufforderte, 
das  rechte  Ufer  des  Uadi  zu  erklimmen,  wo  wir  in  dem 
Castell  oder  in  unmittelbarster  Nähe  desselben  sicherer  lagern 
könnten.  Zugleich  kam  aber  auch  der  angestammte  oberste 
Schieb  der  Orfella,  Hadj  Matuh  Deiki,  herbei  und  lud  uns 
ein,    in   der  Nähe    seines  Dorfs    zu  lagern,   indem  er  zu- 


'  Der  Sufedjin  entspringt  auf  den  südlichen  Abhängen  der  Sin- 
tanberge  und,  westlich  verlaufend,  ergiesst  er  sich  südlich  von  Mes- 
rata  in  die  grosse  Syrte.  Die  Länge  seines  Laufs  ist  wie  die  der 
Elbe. 


Bu  Aischa  und  der  Schich  der  Orfella.  1|3 

gleich  um  eine  Privatunterredung  mit  mir  bat.  Da  ich 
nicht  wusste,  wem  ich  folgen  sollte,  gab  der  Rath  nnsers 
Obersten  den  Ausschlag,  zumal  Bu  Aischa  darauf  auf- 
merksam machte,  dass  eine  möglicherweise  hereintosende 
Ueberschwemmung  das  Lager  gefährden  könne.  Dies,  sowie 
der  Rath  des  Obersten,  welcher  in  der  Nähe  des  Regie- 
rungssitzes campiren  wollte,  bewog  auch  mich,  nach  oben 
zu  gehen,  wo  wir  unter  den  Mauern  des  türkischen  Castells 
Lager  bezogen. 

Kaum  aber  war  ich  in  meinem  Zelte,  als  auch  schon 
der  Schich  der  Schiuch  ^ler  Orfella  zu  mir  kam  und  in  den 
heftigsten  Ausdrücken  gegen  die  „schändlichen"  Verleum- 
dungen Bu  Aischa's  protestirte.  Die  ganze  Provinz  sei 
ruhig,  speciell  die  Strasse  durch  Beni  Ulid,  und  ihr  Thal 
noch  niemals  unsicher  gewesen;  keiner  seiner  Leute  habe 
an  Wegelagerung  gedacht.  ,, Warum  hat  er  denn  nicht  die 
Schuldigen  ins  Castell  sperren  lassen?  Warum  hat  er  uns 
Schiuch  nicht  zu  Geiseln  genommen?  Warum  hat  er  keine 
Untersuchung  angestellt?"  war  die  empörte  Frage  Deiki's, 
und  ich  musste  ihm  recht  geben,  um  so  mehr,  als  Bu  Aischa 
in  seinem  Castell  über  eine  halbe  Compagnie  regelmässiger 
Soldaten  verfügte.  Lange  blieb  mir  das  sonderbare  Beneh- 
men Bu  Aischa's  indess  kein  Räthsel.  Den  Schlüssel  dazu 
fanden  wir  in  einem  in  der  Kölner  Zeitung  abgedruckten 
Briefe  des  Dr.  Nachtigal,  welcher  mir  —  der  Brief  Avar  von 
Kuka  aus  datirt  —  mittheilte,  er  habe  in  seiner  Geldver- 
legenheit von  Bu  Aischa,  der  damals  und  zwar  in  der  Eigen- 
schaft eines  tripolitanischen  Gesandten  mit  Nachtigal  zu 
gleicher  Zeit  in  Bornu  verweilte,  eine  kleine  Geldsumme  ent- 
lehnt, wofür  er  150  Proc.  Zinsen  zahlen  müsse  u.  s.  w.  Ein  so 
hoher  Zinsfuss  ist  für  die  dortige  Gegend  etwas  Ungewöhn- 
liches, denn  im  allgemeinen  leiht  man  zu  100  Proc.  Da 
nun  Bu  Aischa  seit  seiner  Reise  nach  Bornu  in  Konstanti- 
nopel gewesen  war,  da  er  Malta  und,  irre  ich  nicht,  auch 

RoHiiFS,  Kufra.  g 


114  Fünftes  Kapitel. 

Alexandria  besucht  hatte,  so  mochte  er  wol  aus  eigener  Er- 
fahrung auf  das  Ungebührliche  eines  so  hohen  Procent- 
satzes aufmerksam  geworden  sein,  und  da  er  in  mir  den 
Dr.  Nachtigal  vermuthete,  hatte  er  sich  nicht  gescheut, 
durch  das  erste  beste  Mittel  mich  vom  "Wege  abzulenken, 
um  einer  Begegnung  mit  seinem  alten  Bekannten  auszu- 
weichen.    Ein  albernes  und  ungeziemendes  Betragen. 

Bu  Aischa  war  natürlich  aufs  höchste  erstaunt,  nicht 
Edris  Efendi  ^,  sondern  Mustafa  Bei  vor  sich  zu  sehen,  und 
trotz  seiner  Freundlichkeit,  trotz  seiner  Unterwürfigkeits- 
bezeigungen  konnte  ich  es  ihm  night  verzeihen,  mir  diesen 
Streich  gespielt  zu  haben,  während  er  es  andererseits  für 
angezeigt  hielt,  seine  Rolle  jusqii'au  hout  beizubehalten. 
Am  Abend  desselben  Tags  nämlich  schickte  er  mir  einen 
Brief,  worin  er  mich  nochmals  vor  den  Orfella  warnte  und 
mich  bat,  nicht  weiter  südwärts  zu  dringen;  falls  ich  aber 
auf  meinem  Vorhaben  bestände,  ihm  eine  Bescheinigung  zu 
geben,  wonach  er  von  aller  Verantwortung  frei  sei.  Ich 
war  so  empört  über  diese  Unverschämtheit,  dass  ich  sein 
Schreiben,  ohne  darauf  zu  antworten,  wieder  an  ihn  zu- 
rückschickte. Und  als  der  Lügenoberst,  offenbar  von  ihm 
bestochen,  mich  aufforderte,  die  sämmtlichen  Orfella-Schiuch 
als  Geiseln  für  meine  Sicherheit  mitzunehmen,  erwiderte 
ich  ruhig:  ,, Entweder  mit  dir  und  deinen  Cavaleristen,  oder 
ohne  euch  und  mit  den  Orfella  gehe  ich."  Die  Schiuch  der 
Orfella,  um  das  eigenthümliche  Benehmen  ihres  türkischen 
Gouverneurs  recht  zu  beleuchten,  hatten  sich  nämlich  er- 
boten, falls  ich  es  wünsche,  als  Geiseln  in  dem  türkischen 
Castell  zurückzubleilien,  oder  auch  mich  bis  zur  Südgrenze 
ihres  Gebiets,  d.  h.  bis  Sokna,  zu  begleiten.  Das  eine  wie 
das  andere  lehnte  ich  ab.  Um  aber  Bu  Aischa  meine  So- 
lidarität mit  den  Orfella  zu  bethätigen,  nahm  ich  gern  mit 


'  Edris  Efpiuli  ist  Dr.  Nachtigral. 


Ein  Frühstück  beim  Scliich  der  Orfella.  115 

Herrn  von  Csillagli  eine  Einladung  zum  Frühstück  im  Hause 
des  Hadj  Matuli  Deiki  an. 

Feierlich  wurden  wir  dann  am  andern  Morgen  abge- 
holt und  nach  dem  auf  dem  linken  Ufer  gelegenen  Dueira 
el  Husna  geleitet,  wo  Hadj  Matuh  Deiki  uns  in  das  Frem- 
denzimmer seiner  Wohnung  führte.  Nach  altpatriarcha- 
lischer Art  assen  nur  wir  und  der  Schicli  aus  der  Schüssel, 
und  selbstverständlich  nur  mit  der  Hechten  (in  Tripoli- 
tanien,  sowie  in  Aegypten  wird  häufig  auch  die  Linke  zum 
Essen  und  zum  Zerkleinern  der  Bissen  und  Brocken  mit 
herbeigezogen;  es  ist  das  ein  gegen  die  Gesetze  des  Islam 
verstossender  Brauch,  den  im  ,, "Westen"  niemand  ausüben 
würde).  Hierauf  gab  man  die  Schüssel  den  Anverwandten 
und  später  den  Dienern,  die  wiederum  noch  einen  ,,An- 
standsbrocken"  für  die  draussen  lungernden  Armen  übrig 
Hessen.  Auch  Kaffee  in  kleinen  Tässchen  wurde  gereicht, 
aber  zuvor  so  stark  mit  Pfeffer  und  Zimmt  gemischt,  dass 
der  eigentliche  Kaffeegeschmack  ganz  verloren  ging.  Dieser 
Brauch  ist  auf  dem  Lande  in  Tripolitanien  ganz  gewöhnlich. 

Natürlich  wurde  ich  vom  Conimandanten  der  Garnison 
eingeladen,  seine  Soldaten  zu  inspiciren,  bei  welcher  Ge- 
legenheit ich  auch  sein  Zimmer  besichtigte  und  mich  über 
die  kleine  Bibliothek  freute  (fünf  oder  sechs  Bücher),  über 
die  wenigen  Blumen,  d.  h,  Tomaten  und  Kürbisse  vor  dem 
Fenster,  über  die  säubern  Gardinen  und  die  zwei  Stühle 
und  den  Tisch.  Zwei  Jahre  vegetirte  dieser  Solm  Stam- 
buls  hier  in  dieser  Einsamkeit,  immer  wieder  seine  Biblio- 
thek, d.  h,  die  Pteglements  durchlesend,  täglich  auf  Er- 
lösung und  Ablösung  hoffend,  mehr  noch  aber  seinem  Solde 
entgegensehend,  der  nun  schon,  wie  er  gestand,  seit  15  Mo- 
naten nicht  zur  Auszahlung  gekommen  sei.  Das  Trostlose 
dabei  war,  dass,  wie  ich  auch  späterhin  erfuhr,  Mustafa 
Bei,  d.  h.  ich  selbst,  stets  Abhülfe  schaffen  sollte.  Diese 
Leute,  namentlich  die  türkischen  Soldaten,  und  unter  ihnen 

8* 


116  Fünftes  Kapitel. 

l)eson(lers  die  Offiziere,  schienen  in  ihrer  Naivetät  zu  glau- 
ben, ich  sei  allmächtig.  Die  Soldaten  waren  indess  gut 
bekleidet  und  gut  bewaffnet,  alle  hatten  Hinterlader.  Viele 
aber  befanden  sich  auf  Urlaub,  um  sich  mit  einer  Orfella 
zu  vermählen,  wozu  es  einer  besondern  militärischen  Er- 
laubiiiss  nicht  bedarf,  wenigstens  darf  sie  der  Oberst  des 
Regiments  nicht  verweigern. 

Wenn  man  die  ziemlich  kahlen  Flächen,  welche  sich 
vom  Gebirge  bis  Beni  LHid  erstrecken,  durchzieht,  so  wird 
man  aufs  angenehmste  überrascht  durch  den  Blick  auf 
den  üppigen  Oelwald  des  Uadi  Beni  Ulid.  In  der  That 
scheint,  von  oben  gesehen,  das  ganze  Thal  ein  undurch- 
dringliches Grün,  eine  Matte  von  Liguster  zu  sein.  Steigt 
man  aber  hinab,  dann  löst  sich  alles  in  einzelne  Gärten 
auf,  umgeben  von  mächtigen  Dämmen,  welche  aus  grossen 
Steinen,  erratischen  Blöcken,  aufgebaut  sind,  um  den  Hu- 
mus festzuhalten,  wenn  die  Wasser  ihre  verheerenden  Fluten 
durchs  Thal  wälzen. 

Die  Sohle  des  Thals  hat  an  dieser  Stelle  etwa  die 
Breite  eines  Kilometers  und  ist  durchaus  mit  gutem  Boden 
versehen.  Aber  nicht  nur  vornehmlich  Oelbäume  gedeihen 
hier,  sondern  fast  alle  übrigen  Obstbäume  Tripolitaniens, 
mit  Ausnahme  der  Palme,  welche  wenigstens  nicht  gezogen 
wird.  Die  üferwände  selbst,  etwa  130 — 150  m  hoch,  sind  steil 
und  abschüssig  und  zeigen  an  der  Basis  die  Spuren  des  durch- 
schiessenden  Wassers.  Von  felsiger  Beschaffenheit,  ist  Kalk 
das  Hauptgestein,  während  den  obernRand  eine  blasige,  einige 
Fuss  dickeLavaschicht  bedeckt,  welche  aussieht,  als  ob  sie  aus 
einer  strömenden  Flüssigkeit,  welche  erkaltete,  entstanden  sei. 

Die  Bewohner  des  Thals,  Orfella,  wollen  echte  Araber 
sein  und  reden  auch  arabisch ;  aber  ihre  Sesshaftigkeit,  die 
Bauart  ihrer  Ortschaften,   fast  fünfzig  an  Zahl  \   einzelne 


^  Hier  die  Namen  der  Ortschaften,    deren  Lage  icli  leider  nieht 


Die  Orfclla.  117 

Namen  der  Ortschaften,  die  Namen  der  Bewohner  selbst, 
ihr  ganzer  Habitus,  berechtigen  zu  der  Annahme,  dass  wir 
es  hier  mit  einer  starken  Vermischung  der  uransässigen 
Berber  mit  den  eingewanderten  Arabern  zu  thun  haben. 
Die  Orfella  sind  als  rauf-  und  raubsüchtig  verschrien,  und 
ihre  Handlungen  in  neuester  Zeit  beweisen  auch,  dass  sie 
sich  nicht  viel  aus  der  türkischen  Autorität  machen.  Inner- 
halb ihres  Uadi  und  ihrer  Provinz  überhaupt  verhalten  sie 
sich  aber  meistens  ruhig.  Ihre  Sesshaftigkeit  bürgt  schon 
für  ihr  gutes  Verhalten,  da  in  ihren  Ortschaften  und  An- 
pflanzungen doch  immerhin  ein  nicht  zu  unterschätzender 
Werth  steckt. 

Die  Brunnen  im  Thale  sind  ausserordentlich  tief,  der 
von  mir  gemessene  hatte  eine  Tiefe  von  40  m  ^  und  das 
Wasser  desselben  war,  bei  einer  äussern  Lufttemperatur 
von  20°  C,  um  4  Uhr  nachmittags  25°  warm.  Wir  blieben 
nur  einen  Tag  im  Uadi  Beni  Ulid.  Als  wir  den  11.  Januar 
abreisten,  ging  es  aber  doch  ohne  Begleitung  der  Orfella 
nicht  ab:  Schieb  Deiki  wollte  uns  wenigstens  einen  Tag 
lang  das  Geleit  geben.  Gleich  südlich  von  Beni  Ulid  be- 
tritt man  Hamada-Terrain,  hin  und  wieder  aber  von  kleinen 


mehr  anzugeben  vermag,  da  die  hierauf  bezüglichen  Papiere  mit  ver- 
loren gingen: 

Sbedet,  Nora,  Nemsadia,  Sahu,  Fuga,  Getascha,  Djemamla, 
Sikkeba,  Dueira,  Menesla,  Seahu,  Sbeah,  Chosim,  Slefa,  Sba,  Ssadet, 
cl  Ilellenia,  el  Hosseua,  el  Goeida,  el  Sserara,  el  Türba,  el  Auassa, 
Tlummat,  uled  Si  Sliten,  Monassir,  uled  Bu  Ras,  el  Agib,  el  Mrharba, 
Sehu,  Komat,  Lisahaga,  Ssiadat,  el  Lutofa,  el  Braghta,  Futman,  Sche- 
mamla.  Interessant  ist  der  Name  Monassir,  welcher  häufig  unter 
arabischen  Städte-  oder  Ortsnamen  vorkommt  und  stets  auf  ein  altes 
christliches  monasterium  zurückzuführen  ist. 

•  In  den  Mittheilungen  der  Afrikanischen  Gesellschaft,  2.  Jahrg., 
S.  4U,  hat  sich  offenbar  ein  Irrthum  eingeschlichen,  denn  der  von 
mir  gemessene  Brunnen  war  40  m  tief;  wir  mussten  zum  Heraufwin- 
den des  Wassers  eigene  Taue  anschaffen. 


118  Fünftes  Kaiiitel. 

Uidiau  unterbroclien ,  welche  alle  dem  Sufedjiii  zugebören, 
oder  man  passirt  auch  kleine  Einsenkungeu,  welche  sich 
im  Frühjahr  mit  Grün  zu  bedecken  pflegen.  Das  war  nun 
diesmal  leider  nicht  der  Fall,  die  Vegetation  blieb  überall 
auf  das  spärlichste  beschränkt,  da  im  Winter  1878/79  durch- 
aus kein  Regen  fiel.  Aber  trotzdem  hatten  den  Boden 
stellenweise  Flechten  überzogen,  welche  wie  Pilzchen  aus- 
sahen oder  wie  Graupen  oder  grober  Gries  und  von  den 
Eingeborenen  „Gim  el  lutta",  d.  h.  „Weizen  der  Ebene" 
genannt  werden.  Wie  Ascherson  mir  mittheilt,  heisst  die 
Flechte  lecanora  desertorum.  Sie  sagten,  die  Pilze  seien 
geniessbar,  ich  Hess  daher  einige  sammeln,  und  abends 
hatten  wir  ein  zwar  etwas  sandiges,  aber  gutschmeckendes 
Gericht  mehr. 

Ohne  dass  uns  irgendetwas  Bemerkenswerthes  aufstiess, 
zogen  wir  nun,  immer  auf  der  grossen  Heerstrasse  bleibend, 
deren  Spuren  durch  zahlreiche  Pfade  einer  jeden  Kara- 
vane  kenntlich  sind,  weiter  nach  Süden,  durchkreuzten  das 
Uadi  Sufedjin,  das  Uadi  Semsen,  Uadi  Um  el  Cheil,  und 
erreichten  den  wichtigen  Ort  Bondjem,  das  Hauptquartier 
der  nomadisirenden  Orfella. 

Die  Gegend  hat  inzwischen  einen  andern  Charakter 
angenommen,  welchen  ich  als  syrtenhaft  bezeichnen  möchte. 
Man  weiss  nicht,  ob  man  nahe  am  Meere  oder  tief  inmitten 
der  Sahara  sich  befindet:  die  niedrigen  Hügel,  oft  weiss- 
glitzernd  von  Aragonit  und  kalkigen  Bestandtheilen,  deuten 
auf  Wüste ;  die  zahllosen  Muscheln,  namentlich  ganze  Bänke 
von  Cardium,  so  frisch  aussehend,  als  ob  sie  gestern  aus 
dem  Meere  ausgeworfen  wären,  deuten  auf  die  Nachbar- 
schaft des  letztern.  In  der  That  sind  wir  bei  Bondjem 
fast  wieder  auf  das  Niveau  des  Meeres  hinabgestiegen  und 
1)ofinden  uns  auch  hier  immer  noch  in  der  Region  der 
feuchten  Niederschläge  des  Mittelmeers. 

Bondjem   ist   Mudirat   der  Türken   und  hat   eine  Ein- 


Eigeuthümlichkcit  der  Kamele.  119 

wohuerschaft  von  etwa  150  Seelen,  welche  vom  Handel  mit 
den  durchziehenden  Karavanen  und  vom  Tauschhandel  mit 
den  Hirten  der  überaus  zahlreichen  Kamelheerden  existireu. 
Nirgends  in  Tripolitanien  gibt  es  wol  so  grosse  Kamel- 
heerden wie  die  der  Orfella,  und  die  Brunnen  von  Boudjem 
bilden  für  dieselben  den  Mittelpunkt.  Die  Thiere,  im  all- 
gemeinen ziemlich  dumm  und  immer  ernsthaft  —  ich  habe 
nie  ein  Kamel  lachen  sehen,  auch  nicht  einmal  ein  junges  — , 
sind  durch  die  Gewohnheit  so  abgerichtet,  dass  sie  ganz 
allein  ohne  die  Begleitung  ihres  Hirten  den  Brunnen  zu 
finden  wissen.  Eine  Heerde  von  circa  100  Kamelen  wird 
überdies  nur  von  einem  Negerburschen  beaufsichtigt  und 
weidet  häufig  100  km  und  mehr  vom  Brunnen  entfernt. 
Manchmal,  wenn  es  an  frischen  Kräutern  in  den  Gegenden 
nicht  mangelt,  begeben  sich  die  Kamele  nur  einmal  im 
Monat  oder  noch  weniger  zur  Tränke,  während  sie  in 
trockener  und  heisser  Jahreszeit  öfter  ihren  Durst  stillen. 
In  laugen  Reihen,  ein  Thier  hinter  dem  andern,  im  soge- 
nannten Gänsemarsch,  kommen  sie  dann  langsamen  Schrittes, 
ernsthaft  und  schweigsam  daher ;  sind  die  Wasserlöcher  flach 
und  zur  unmittelbaren  Tränke  geeignet,  dann  machen  sie 
sich  gleich  selbst  daran,  ihren  Durst  zu  stillen;  haben  die 
Brünnen  oder  Löcher  aber  eine  gewisse  Tiefe,  sodass  das 
Heraufziehen  des  "Wassers  menschliche  Hülfe  erfordert, 
dann  warten  sie  mit  Engelsgeduld,  bis  jemand  ihnen  das 
verlangte  Nass  spendet. 

Der  Contrast  eines  vor  circa  20  Jahren  erbauten  tür- 
kischen Castells,  jetzt  RuiuB,  und  des  vor  vielleicht  2000 
Jahren  erbauten  römischen,  ist  äusserst  bezeichnend.  Das 
Material  des  türkischen  Forts  ist  derart  schlecht,  dass  trotz 
der  conservirenden  Luft  der  Sahara  nach  vielleicht  aber- 
maligen zwanzig  Jahren  keine  Spur  mehr  davon  übrig  sein 
wird,  dagegen  das  des  römischen  so  dauerhaft  und  wohl- 
erhalten,  dass   man   nur   die  Steine   und  grossen   Quadern 


120  Fünftes  Kapitel. 

tiufeinanclcr  zu  legen  brauchte,  um  es  in  seiner  ursprüng- 
lichen Gestalt  wieder  hervorzuzaubern.  Wer  weiss,  ob  das 
jilte  Römercastell  in  Bondjem  nicht  noch  einmal  wieder 
errichtet  wird!  Die  Inschrift,  welche  über  dem  nördlichen 
Thor  stand,  und  deren  Träger,  ein  schwerer  Quader,  jetzt 
auf  dem  Boden  liegt,  ist  vollkommen  gut  erhalten,  die  der 
übrigen  Thore  aber  —  denn  jedes  Thor  hat  eine  Inschrift  — ^ 
ganz  unkenntlich  oder  unter  Schutt  vergraben.  Ueber- 
haupt  muss  seit  dem  Besuche  Lyon's  und  Pdtchie's  eine 
grosse  Veränderung  mit  dem  Castell  vor  sich  gegangen 
sein,  wenn  anders  das  Bild,  welches  die  Ileisenden  von 
Bondjem  geben,  nur  einigermassen  getreu  ist. 
Die  Inschrift  in  Majuskeln  lautet: 

luip.  Caes.  L.  Septiniio.  Severo. 
Pio.  Pertinaci.  Aug.  Trpotu.  III 
Inx]).  —  Csiij)pet  —  V  —  ri  — 
IUI.  et  —  Septimio  —  cae  — 
Aug.  0.  Anicio.  Fausto.  Leg.  — 
Augustorum.  Consulari.  — 
—  Ipo.  III.  Aug.  Pu  — 

Zwischen  Bondjem  und  Sokna  erhebt  sich  der  Boden 
allmählich  wieder,  und  ehe  man  die  Oase  Djofra  erreicht, 
hat  man  den  Gebirgsstock  Tar  zu  übersteigen,  in  welchem 
sich  einige  Brunnen  mit  ziemlich  schlechtem  Wasser  be- 
finden. Den  höchsten  Berg  des  Tar-Gebirges,  der  namen- 
los war,  weil  die  Eingeborenen  alle  Berge,  die  das  Gebirge 
zusammensetzen,  Djebel  Tar  nennen,  nannte  ich  zu  Ehren 
der  Berliner  Geographischen  Gesellschaft  ,,Naclitigars  Berg", 
,, Djebel  Bulbel".  Obschon  wir  auch  früher  schon  Verstei- 
nerungen gefunden  hatten,  stiessen  wir  im  Tar-Gebirge  zum 
ersten  mal  auf  eine  mächtige  Schicht.  Die  höchsten  Punkte 
im  Tar-Gebirge  sind  400  m  hoch.  Wir  Hessen  hier  unsere 
Cavalerie  voranziehen  und  blieben  einen  Tag  lagern,  um 
Pflanzen,  Thiere  und  Versteinerungen  zu  sammeln.     Reich 


Wcttrcuneii  mit  riilvcrvoi'polnvouduug.  121 

Lcladeii  zogen  wir  dann  am  '2'2.  Januar  nach  Ain  Ilammani, 
welcher  Brunnen  schon  zu  Djofra  gerechnet  werden  muss. 

Ain  Hammam,  die  Taubenquelle,  liegt  zwischen  Dünen, 
welche  oben  und  unten  mit  Palmen  bestanden  sind.  Zu 
unserm  Erstaunen  fanden  wir  hier,  als  wir  ankamen,  die 
ganze  Cavalerie  lagern,  da  der  Baschaga  Mansur  uns  durch- 
aus die  Ehre  eines  Label  Barudh.,  d.  h.  eines  Wettrennens  mit 
Pulververschwendung,  geben  wollte,  wodurch  er  natürlich 
zugleich  auch  den  Eingeborenen  von  Sokna  zu  imponiren 
beabsichtigte.  Dagegen  Hess  sich  nichts  machen,  denn  der 
Oberst  war  so  erpicht  darauf,  seine  Cavalerie  im  gün- 
stigsten Lichte  produciren  zu  dürfen,  dass  alles  vergeblich 
gewesen  wäre,  um  ihn  davon  abzubringen.  Und  doch  sahen 
Boss  und  Reiter  so  kläglich  aus!  Einer  der  letztern  war 
sogar  seinem  Schicksal  erlegen;  nördlich  vom  Tar-Gebirge 
hatten  sie  ihn,  ein  Opfer  der  Anstrengungen,  begraben. 
Wie  kann  man  aber  auch  siebzigjährige  Greise  zu  Kriegs- 
zügen verwenden  und  noch  dazu  in  der  Wüste! 

So  rüsteten  wir  uns  denn  alle,  um  einen  möglichst 
feierlichen  Einzug  in  Sokna  zu  halten:  die  Diener  legten 
neue  Hemden  an,  die  buntesten  Kleidungsstücke  wurden 
hervorgeholt,  und  an  Pulver  Hess  ich  es  weder  für  meine 
Leute,  noch  für  die  Cavalerie  fehlen. 


SECHSTES  KAPITEL. 
SOKNA. 

Einzug  in  Sokna.  —  Der  zwischen  den  Oertern  Sokna  und  Hon  aus- 
gebrochene  blutige  Streit.  —  Die  aus  Arabern  und  Berbern  gemischte 
Bevölkerung.  —  Die  besondern  Eigenthumsverhältuisse  in  den  Oasen 
der  Sahara.  —  Der  Gouverneur  von  Fesan  erscheint  mit  Trui^pen, 
um  von  beiden  Oertern  wegen  Friedensbruches  die  Gelder  einzutrei- 
ben. —  Der  Reisende  muss  abermals  über  die  Truppen  eine  Parade 
abnehmen.  —  Mohammed  Gatroni,  der  frühere  treue  Diener  Barth's, 
Duveyrier's  und  des  Reisenden.  —  Ali,  der  Sohn  Gatroni's,  tritt  in 
den  Dienst  der  Expedition  und  bewährt  sich  ebenso  treu  wie  der 
Vater.  —  Die  durch  den  Samum  bewirkten  eigenthümlichen  elek- 
trischen Erscheinungen.  —  Ausflug  nach  Hon  und  üadan  unter  Be- 
gleitung des  Scherif  und  Schieb  Ibrahim  von  Uadan.  —  Ibrahim  be- 
schwert sich,  dass  man  auch  die  Schürfa  (Mehrzahl  von  Scherif)  be- 
steuern wolle.  —  Unterwegs  Spuren  des  Kampfes  zwischen  Sokna 
und  Hon.  —  Die  Einwohner  Hons  sehen  mit  Verachtung  auf  die 
zu  Fuss  Ankommenden.  —  Uadan,  die  älteste  Stadt  der  Oase  Djofra.  — 
Die  Neugier  und  Zudringlichkeit  der  Einwohner  Uadans,  die  nie 
einen  Europäer  sahen.  —  Der  für  einen  Heiligen  gehaltene  verrückte 
Knabe.  —  Der  Italiener  Francesco  Guida,  jetzt  Abdallah  geheissen.  — 
Rückkunft  in  Sokna.  —  Dr.  Stecker  besucht  den  Lochmani-Berg,  der 
Reisende  den  Garat  Tschausch.  —  Das  Haus  des  Reisenden  der  Mittel- 
punkt, um  den  sich  alles  dreht.  —  Die  Stadtverordneten  bitten  den 
Reisenden  um  Vermitteluug  bezüglich  der  wegen  Hons  auferlegten 
Strafgelder.  —  Eine  Deputation  der  Soldaten  von  Fesan  bittet  um 
Verwendung  wegen  des  seit  einem  Jahre  rückständigen  Soldes.  — 
Die  Offiziere  versuchen  beim  Reisenden  eine  Anleihe  mit  Anweisung 
auf  ihren  rückständigen  Sold.  —  Ein  Faki  Lehrer  des  Reisenden  in 
der  Sokna -Sprache.  —  Reichliche  Lebensmittel.  —  Die  Frühlings- 
feier. —  Das  Fest  des  Propheten. 


Einzug  in  Sukua.  123 

Dilti  war  ein  -wirklich  glänzender  Aufbrncli  am  24.  Ja- 
nuar, als  wir  aus  dem  Palmenhain  Ain  Hammam  in  die 
Ebene  hinauszogen,  welche  wie  zu  einem  Rennen  geschaffen 
erschien:  harter  mit  feinem  Kies  bedeckter  Boden!  Man 
sah  es  der  Cavalerie  an,  dass  sie  oft  derartige  Phantasias 
zu  veranstalten  pflegte,  und  die  eben  noch  halblahmen  oder 
halbverhungerten  Pferdchen  schien  ein  elektrischer  Funken 
zu  durchzittern.  Sie  wurden  schön,  denn  jetzt  war  Feuer 
in  ihnen.  Die  fünfzig  Reiter  rangirten  sich  auf  einer  Linie 
und  zwar  auf  einer  ziemlich  geraden,  der  Oberst  auf  der 
linken,  und  auf  den  Ruf:  ,,Ialla  ia  Uled!"  (,,Auf  Söhne!") 
stürzte  nun  alles  davon  venire  ä  terre.  Auf  ein  zweites 
Zeichen  machten  sie  halt,  nachdem  sie  etwa  einen  halben 
Kilometer  dahingestürmt  waren,  und  jeder  versuchte  seine 
Flinte  abzufeuern.  Alle  ritten  sodann  langsam  zurück,  aber 
aus  dem  sich  nun  formirenden  Haufen  sprengten  immer 
wieder  drei  oder  vier  heraus,  entweder  nach  vorwärts  oder 
auf  uns  Kamelberittene  zu,  dabei  schiessend  und  ihr  Reiter- 
talent zeigend.  Dazwischen  tanzten  unsere  eigenen  Leute 
herum  und  hatten  ihre  Freude  daran,  aus  den  Doppelflinten 
schnell  hintereinander  kolossal  tönende  Doppelsälven  zu 
geben.  Dass  an  dem  Tage  nicht  einige  Läufe  sprangen, 
muss  als  ein  grosses  Wunder  betrachtet  werden.  Die 
Phantasia  erreichte  aber  ihren  Höhepunkt,  als  bald  darauf 
eine  grosse  Deputation,  theils  berittene  Leute,  theils  Fuss- 
gänger,  aber  alle  mit  ihren  Festgewändern  angethan,  aus 
Sokna  kam.  Man  hätte  glauben  können,  es  fände  eine 
Schlacht  statt,  so  gross  war  die  Pulververschwendung. 
Das  gehört  indessen  dazu,  und  je  mehr  Pulver  einer  ver- 
brauchen lässt,  desto  höher  steigt  er  im  Ansehen  der  Un- 
tergebenen. 

So  erreichten  wir  Sokna,  wo  wir  einen  längern  Aufent- 
halt nehmen  wollten,  theils  um  hier  die  kaiserlichen  Ge- 
schenke abzuwarten,  theils  wegen  des  weitern  Vordringens 


124  St'ülistos  Kapitel, 

iiacli  dem  Süden  Ijesclduss  zu  fassen.  Hier  musste  ich  mich 
nun  entscheiden,  oh  ich  den  Weg  durch  Fesan  und  Borgu, 
oder  den  direct  von  Sella  gerade  südwärts  führenden,  oder 
endlich  den  üher  Audjila,  Djalo,  Kufra  und  Uadjanga 
wählen  sollte. 

Vor  allem  aher  mussten  wir  nun  daran  denken,  eine 
Wohnung  zu  erhalten;  ich  konnte  zwar  auch,  wie  der 
Oberst ,  mit  meinen  Leuten  ein  Lager  beziehen ,  aber  da 
wir  den  Aequinoctien  entgegengingen,  wo  die  häufig  ein- 
tretenden Stürme  nicht  unerheblich  die  ohnedies  schon  un- 
angenehme Situation  des  Zeltlebens  erhöhen,  hätte  ich  aus 
unumgänglichen  Rücksichten  in  der  ^^ähe  der  Cavalerie 
lagern  müssen,  was  ich  nicht  wollte,  zumal  wir  von  einem 
Tage  auf  den  andern  der  Ankunft  von  zwei  Compagnien 
Infanterie  entgegensahen.  Der  Gemeindevorstand  aber  und 
nicht  minder  der  Kaimakam ,  der  doch  als  ein  neuer  mit 
uns  zugleich  eingetroffen  war,  schien  über  der  Ankunft  des 
Obersten  mit  seiner  Cavalerie  ganz  die  meine  vergessen  zu 
haben.  Und  als  man  endlich  an  mich  dachte,  stellte  man 
ein  so  elendes  und  kleines  Haus  zur  Verfügung,  dass  ich 
mit  meiner  zahlreichen  Gesellschaft  keinen  Platz  darin 
finden  konnte.  Unwillig  über  diese  Unaufmerksamkeit,  be- 
fahl ich  ruhig,  ohne  mich  auf  lange  Erörterungen  einzu- 
lassen, die  Richtung  nach  Hon  einzuschlagen.  Das  wirkte 
wie  Zauber,  Die  Soknenser,  welche  sahen,  dass  ich  nach 
der  Stadt  ziehen  wollte,  mit  der  sie  gerade  in  Krieg  lagen, 
fürchteten  nicht  nur  durch  meinen  Abzug  eine  pecuniäre 
Einbusse  zu  erleiden  —  denn  wir  zahlten  Wohnung,  Le- 
bensmittel u.  s,  w.  gleich  baar  und  zwar  zu  hohen,  meist  dop- 
pelten Preisen  — ,  sondern  meinten  auch,  und  wol  nicht  mit 
Unrecht,  dass  ich  durch  meine  Gegenwart  das  Ansehen 
ihrer  Feinde,  der  Honenser,  bei  der  türkischen  Regie- 
rung vermehren  würde.  Wir  hatten  also  noch  lange  nicht 
den  Palmenwald  Soknas  verlassen,  als  auch  schon  der  Kai- 


Krieg  zwischen  Sokna  und  Hon.  125 

makam  und  der  ganze  Gemeindevorstand  herbeigeeilt  kam 
mit  der  Bitte,  umzukehren:  eins  der  grössten  Gebäude 
stände  zu  unserer  Aufnahme  bereit. 

Das  war  auch  in  der  That  der  Fall:  wir  bekamen  in 
einer  der  besten  Strassen  Soknas,  im  vornehmsten  Quar- 
tier der  Stadt,  ein  so  geräumiges  Haus,  dass  die  ganze 
Expedition  bequem  darin  ein  Unterkommen  fand. 

Die  Zeit  unserer  Ankunft  in  Sokna  war  insofern  merk- 
würdig, als  gerade  ein  seit  einigen  Wochen  zwischen  den 
Bewohnern  Soknas  und  Hons  ausgebrochener  Streit  zum 
Austrag  gebracht  werden  sollte.  Dieser  Streit,  ein  Krieg 
im  kleinen,  hatte  aber  solche  Dimensionen  angenom- 
men, dass  im  Gefecht  bei  Kessir,  am  IG.  December  1878, 
18  Mann  fielen  und  über  60  verwundet  wurden.  Seit 
dieser  Zeit  nun,  d.  h.  seit  einem  Monat,  fanden  stets  Reibe- 
reien zwischen  den  beiden  Orten  statt,  und  keiner  traute 
sich,  das  Weichbild  des  andern  zu  betreten:  wenn  ent- 
deckt, wäre  es  um  ihn  geschehen  gewesen.  Factisch  bestand 
also  noch  immer  der  Krieg. 

Die  Verhältnisse  in  allen  Oasen  sind  bezüglich  des 
Eigenthums  so  besonderer  Art  und  so  wenig  von  frühern 
Reisenden  in  den  Bereich  ihrer  Betrachtungen  gezogen,  dass 
es  sich  wol  verlohnt,  einen  Augenblick  dabei  zu  verweilen. 
In  Sokna  speciell  kommt  noch  hinzu,  dass  die  Einwohner- 
schaft eine  aus  Berbern  und  Arabern  gemischte  ist. 

In  allen  Oasen  der  Sahara  liegen  die  Verhältnisse  der- 
art, dass  ein  Individuum  den  Boden  selbst,  als  ererbt  oder 
erkauft,  zu  eigen  besitzen  kann,  dass  aber  die  Bäume,  also 
vorzugsweise  die  Palmen,  einem  ganz  fremden  Menschen 
oder  vielleicht  der  Regierung  oder  der  Geistlichkeit  oder 
dem  Gemeindevorstand  gehören.  Sie  sind  dann  vom  ur- 
sprünglichen Eigenthümer  vererbt,  verschenkt  oder  ver- 
kauft. Es  existiren  darüber  nun  zwar  ganz  bestimmte  und 
sogar   schriftlich  fixirte  Regeln   und  Herkommen,   aber  l)ei 


126  Sechstes  Ka])itel. 

dem  eigenmächtigen,  nach  Freiheit  dürstenden  Charakter 
liegt  es  auf  der  Hand,  dass  es  an  vielen  Ueberschreitungen 
nicht  fehlen  kann.  Und  vom  Worte  kommt  es  in  diesen 
Gegenden  nur  zu  leicht  zur  That  und  von  dieser  zu  einer 
blutigen  Auseinandersetzung,  denn  jeder  geht  bewaffnet. 

Nun  kommt  noch  die  Berieselungsfrage  hinzu.  Wenn 
in  Sokna  und  Djofra  überhaupt  die  Palmen  so  tief  wur- 
zeln, dass  sie  die  allgemeine  Wasserschicht  mit  eigener 
Kraft  erreichen,  so  bedürfen  doch  alle  übrigen  Gewächse: 
Weizen,  Gerste,  Hirse,  Mais,  Rüben,  Kohl,  Tomaten,  Eier- 
früchte, Zwiebeln,  Knoblauch  etc.  einer  künstlichen  Be- 
wässerung. Und  wenn  diese  auch  nicht,  wie  in  andern 
Oasen,  z.  B.  in  Rhadames  oder  Siuah,  vermittelst  einer 
Quelle  bewerkstelligt  wird,  wobei  die  Benetzung  der  Beete 
durch  eine  Wasseruhr  für  jeden  Consumenten  geregelt  ist, 
sondern  durch  Ziehbrunnen,  so  gibt  andererseits  der  Zeit- 
punkt zur  Bewässerung  wieder  leicht  eine  neue  Veranlas- 
sung zum  Hader,  Hier  will  vielleicht  der  Bodenbesitzer, 
um  seinen  Weizen  und  seine  Tomaten  zu  zeitigen,  eine 
öftere  Berieselung  der  Felder  anbringen,  als  es  der  Palm- 
baumeigenthümer  für  zuträglich  hält,  dort  der  Eigenthümer 
der  Dattelbäume  seine  Früchte  einheimsen,  was  der  Boden- 
eigenthümer,  weil  ihm  seiner  Meinung  nach  die  Culturen 
dabei  zerstampft  würden,  zu  verhindern  sucht.  Die  Sache 
verschärft  sich  noch  durch  den  Umstand  —  für  Sokna  we- 
nigstens — ,  dass  zwischen  den  Ureinwohnern  von  Sokna 
und  den  Eindringlingen,  den  Arabern,  besondere  Verhält- 
nisse obwalten.  Die  Araber  können  nämlich  überhaupt 
keinen  Grund  und  Boden  erwerben  —  die  türkische  Regie- 
rung hat  nicht  gewagt,  an  diesen  localen  Verhältnissen  zu 
rütteln  — ,  auch  selbst  nicht  durch  Erbschaft.  Es  besteht 
allerdings  eine  Verschwägerung  zwischen  den  berberischen 
und  arabischen  Familien,  welche  aber  nach  dem  auch  von  den 
Arabern  anerkannten  Gesetze  so  geregelt  ist,  dass  die  Nach- 


Der  Gouvernenr  vou  Fesan  kommt.  127 

folger  von  einem  Berber  als  Berber  gelten,  selbst  wenn  sie 
mit  einer  arabischen  Frau  gezeugt  sind.  Und  ebenso  ver- 
hält es  sich  mit  den  Arabern.  Ein  Araber,  der  z.  B.  eine 
soknensische  Berbertochter  heirathet  und  Kinder  mit  ihr 
zeugt,  bekommt  eine  arabische  Descendenz,  welche  aber 
nicht  berechtigt  ist,  Grundeigenthum  zu  erben,  da  es,  wenn 
es  vorhanden  ist,  an  die  Seitenverwandtschaft  der  Berber- 
familie zurückfällt,  die  bei  der  allgemeinen  Verschwäge- 
rung immer  vorhanden  ist.  Aber  Bäume  sowol  durch  Kauf 
als  durch  Erbschaft  darf  dem  Gesetze  gemäss  der  Araber 
erwerben.  Heirathet  er  eine  reiche  Berbertochter,  Avelcher 
nach  dem  Tode  ihrer  Aeltern  ein  ganzes  Besitzthum  zu- 
fällt, so  kann  er  nie  in  die  Eigenthumsrechte  der  Gärten 
ihrer  Aeltern,  wol  aber  in  die  der  darin  befindlichen  Bäume 
treten.  Man  wird  zugeben,  dass  bedeutende  Complicationen 
aus  diesen  Verhältnissen  entstehen  können. 

So  entsprang  der  Grund  des  Streites  und  Kampfes 
zwischen  Hon  und  Sokna  aus  der  Frage,  wem  ein  grosser 
Palmenwald  und  wem  die  darunter  gelegenen  Gärten, 
Kessi  genannt,  gehören  sollten. 

Bald  nach  unserer  Ankunft  kamen  dann  auch  die 
Truppen  von  Mursuk  an,  und  mit  ihnen  der  Mutassarif, 
d.  h.  der  Gouverneur  von  Fesan. 

Die  Truppen  selbst  gehörten  zur  regelmässigen  Armee, 
auch  der  Kadhi  von  Fesan  war  erschienen,  damit  die 
Beilegung  des  Streites  einer  richterlichen  Basis  nicht  er- 
mangele. Natürlich  begann  man  zuerst  damit,  beiden 
Städten  wegen  Friedensbruchs  ziemlich  hohe  Strafgelder 
aufzuerlegen,  sodann  wurden  die  Sühnegelder  fixirt,  und 
da  bei  den  Honensern  sechzehn,  bei  den  Soknensern  nur 
zwei  Getödtete  in  Berechnung  kamen,  so  standen  sich  er- 
stere  sehr  gut,  denn  für  jeden  Todten  mussten  die  Gegner 
10(30  Mahbub,  d.  h.  4000  Frs.  zahlen.  Die  Honenser  hat- 
ten mithin  14000  Älnhbub   von   den  Soknensern  zu  l)ekom- 


128  Sechstes  Kapitel. 

men.  Dass  aber  diese  Bestimmungen  zahlreiche  Intriguen, 
viele  Bestechungen  veranlassten,  braucht  wol  kaum  gesagt 
zu  werden.  Und  da  nun  einmal  die  ausserordentliche  Mi- 
litärmacht in  der  Oase  war,  benutzten  Offiziere  und  Be- 
amte die  Gelegenheit,  nicht  nur  Extrasteuern  und  Steuern 
mit  Gewalt  im  voraus  einzutreiben,  sondern  es  wurde  auch 
wieder  einmal  eine  ,,Jana",  d.  h.  eine  freiwillige  Zwangs- 
anleihe ausgeschrieben,  um  dem  Beherrscher  der  Gläu- 
bigen im  Kampfe  gegen  die  ,,Musku",  wie  man  die  Russen 
nennt,  zu  unterstützen.  Dass  man  die  Jana  nicht  nach 
Konstantinopel  schickte,  versteht  sich  wol  von  selbst. 

Auch  hier  musste  ich  wieder,  was  nicht  zu  vermeiden  war, 
eine  Parade  über  die  Truppen  abnehmen,  und  der  Glanz  der- 
selben verstärkte  sich  noch  dadurch,  dass  Tamboure  und 
Trompeter  sowol  während  der  eigentlichen  Parade,  als 
später  während  meines  Aufenthalts  im  Zelte  beim  Mutas- 
sarif,  wo  der  übliche  Kaffee  getrunken  wurde,  durch  musi- 
kalische Genüsse  die  Feier  erhöhten.  Der  Mutassarif,  Ali 
Bei,  ein  Araber  vom  Stamme  der  Alauna,  hatte  schon  seit 
geraumer  Zeit  den  Posten  als  Gouverneur  von  Fesan  inne, 
was  er  zum  Theil  seiner  Verheirathung  in  die  reiche 
Familie  der  Ben  Alna  von  Mursuk  hinein,  zum  Theil 
seinen  Geschenken  an  Geld  oder  Sklaven  verdankte,  die 
er  dem  jeweilig  neuen  Generalgouverneur  von  Tripolitanien 
überschickte.  Auch  jetzt  war  er  wieder  daran,  Gelder  für 
Mahmud  Damadh  einzusammeln.  Da  aber  der  Wechsel  der 
Generalgouverneure  von  Tripolis  von  jetzt  an  mit  tele- 
graphischer Geschwindigkeit  vor  sich  ging,  so  erlag  er  bald 
nach  unserer  Abreise  seinem  Schicksal:  er  wurde  abgesetzt. 

Inzwischen  hatten  wir  uns  in  Sokna  ganz  häuslich  ein- 
gerichtet und  unsere  regelmässige  tägliche  Beschäftigung 
aufgenommen.  Im  Bestände  der  Expedition  trat  aber  in- 
sofern ein  Wechsel  ein,  als  Herr  von  Csillagh  dieselbe  ver- 
liess   und   mit   melirern    Dienern   und   sechs  Kamelen   nach 


Ali  ben  Mohammed  el  Gatroni.  129 

Mursuk  zog,  von  welchem  Ort  er  eventuell  nach  Bornu 
ziehen  oder  über  Rhadames  zurückkehren  wollte.  Wir 
andern  machten  uns  aher  auf  einen  mehrwöchentlichen 
Aufenthalt  gefasst,  da  wir  auf  alle  Fälle  hier  die  Geschenke 
des  Kaisers  abwarten  wollten.  Wenn  nun  das  Personal 
der  Expedition  in  seinem  Bestände  durch  den  Abgang  des 
Herrn  von  Csillagh  eine  Verminderung  erfuhr,  so  bekam  das- 
selbe andererseits  einen  Zuwachs  durch  Ali  ben  Moham- 
med el  Gatroni. 


ALI   BEN   MOHAMMED   EL    GATRONI. 
Der  einzige  der  Expedition  bis  zuletzt  treugebliebene  Diener. 

Allen  denen,  welche  sich  mit  der  Entdeckungsgeschichte 
Nordafrikas  befasst  haben,  wird  Mohammed  el  Gatroni,  der 
treue  Diener  Barth's,  bekannt  sein,  welcher  später  mit  Du- 
veyrier  reiste,  dann  mich  nach  dem  Tschad- See  begleitete 
und  später  mit  Dr.  Nachtigal  wieder  auf  Reisen  ging. 
Derselbe  nun  hatte  einen  Sohn,  der  in  seiner  frühesten 
Jugend  bei  Nachtigal  als  Kameltreiber  angestellt  war. 

Eines  Tages,  als  ich  unsere  Wohnung  verliess,  um  in 
die  Palmenwälder  zu  gehen  und  zwar  in  p]egleitung  ver- 
schiedener Diener,  welche  das  oft  sehr  lästig  fallende  Volk 

EouLFS ,   Kufra.  y 


130  Se('hstes  Kapitel. 

abhalten  sollten,  drängte  sich  ein  junger,  sehr  ärmlich  ge- 
kleideter Bursche  heran  und  fragte  schüchtern:  „Kannst 
du  mir  nicht  sagen,  wie  es  Edris  Efendi  ^  geht?" —  ,,Ganz 
gut,  mein  Sohn."  —  ,,Weisst  du  nicht,  ob  er  in  Tripolis  ist? 
ich  möchte  ihn  gern  aufsuchen."  —  ,,Das  geht  nicht,  er  ist 
weit  weg,  in  Berlin,  im  Lande  Brussia,  mitten  unter  den 
Christen."  —  „Ach,  wie  schade,  ich  bin  eigens  deshalb  von 
Fesan  hierhergekommen."  Eine  Zeit  lang  ging  er  schwei- 
gend neben  mir  her,  und  einer  meiner  Diener  fing  an,  ihn 
zu  schelten  und  w^ollte,  in  der  Meinung,  er  belästige  mich, 
ihn  gerade  von  meiner  Seite  wegziehen,  als  er  wieder  zu 
fragen  begann:  ,,Und  kannst  du  mir  nicht  sagen,  wo  Mu- 
stafa Bei  sich  aufhält?"  Ich  sah  ihn  jetzt  schärfer  an, 
und  wie  ein  Blitz  kam  mir  der  Gedanke:  das  muss  ein 
Sohn  des  Gatroni  sein,  denn  ebenso  hässlich  wie  der  Alte 
sah  er  aus,  nur  jung  war  er.  ,,Das  bin  ich  selbst",  er- 
widerte ich  schnell,  ,,aber  bei  Gott,  du  musst  der  Sohn 
von  Muhammed  Gatroni  sein !"  —  ,,Ja,  das  bin  ich,  und  schon 
seit  drei  Tagen  warte  ich  vor  deiner  Thür,  deine  Diener 
wiesen  mich  aber  immer  ab,  und  auf  meine  Fragen,  ob  du 
nicht  Mustafa  Bei  seiest,  erwiderten  sie  stets  Nein;  ich 
hatte  schon  die  Absicht,  wieder  fortzugehen,  um  dem  Vater 
zu  sagen,  unter  den  neuen  Fremden  sei  weder  Edris  Efendi 
noch  Mustafa  Bei,  aber  jetzt  bleib'  ich  bei  dir,  und  wohin 
du  gehst,  geh'  ich  auch."  —  Diese  in  Hast  gesprochenen 
Worte  verkündeten  zugleich  die  Freude,  mich  gefunden  zu 
haben,  und  die  Zuversicht,  mit  der  er  darauf  zählte,  bei 
mir  bleiben  zu  können,  schloss  zugleich  eine  Bürgschaft 
.treuer  Dienste  in  sich.  Und  so  hat  er  sich  auch  bewährt, 
denn  Ali  Gatroni  zeigte  sich  als  der  treueste  Diener  von 
allen;  in  Noth  und  Gefahr  war  er  uns  stets  zur  Seite,  und 
von  den  dreissig  Dienern,  die  sich  während  der  Expedition 

'  Dr.  Naclitioal. 


Auffällige  plektriselie  Erschfiuiingpn.  ]^31 

um  uns  befanden,  hielt  er  als  einzigster  bis  zum  letzten 
Augenblicke  treu  aus. 

Natürlich  machten  wir  fleissig  Excursionen,  grössere 
und  kleinere,  und  bei  einer  solchen,  die  Dr.  Stecker  mit 
Hubmer  zum  Djebel  Ferdjan  unternahmen,  wurden  sie  von 
einem  entsetzlichen  Samum  oder,  wie  man  eigentlich  schrei- 
ben muss,  Simum  überfallen,  welcher  mit  widerstandsloser 
Heftigkeit  toste  und  dabei  die  eigenthümlichsten  Elek- 
tricitätserscheinungen  im  Gefolge  hatte.  Dieser  Samum  fand 
am  24.  Februar  statt  und  entwickelte  sich  am  stärksten 
gegen  Abend  und  Mitternacht.  Nur  mit  Mühe  gelang  es 
den  beiden,  während  des  Orkans  das  Zelt  aufrecht  zu  er- 
halten, und  wol  nur  dadurch,  dass  sie  selbst  die  Zeltstange 
hielten.  Bei  der  fast  absolut  trockenen  Luft  werden  nun, 
wie  es  scheint,  alle  Gegenstände  mit  Elektricität  überladen. 
Ist  die  atmosphärische  Luft  schon  an  und  für  sich  ein 
schlechter  Leiter,  so  wird,  wenn  z.  B.  das  Haarhygrometer 
eine  relative  Feuchtigkeit  von  nur  10°  oder  15°  zeigt  oder 
gar  auf  4 — 5°  herabsinkt,  die  Leitungsfähigkeit  bei  einer 
solchen  Trockenheit  fast  ganz  aufgehoben.  Es  muss  sich 
nun  in  allen  Körpern  eine  grosse  Menge  von  Elektricität 
ansammeln,  hervorgebracht  durch  die  Reibung,  welche  der 
Sand  und  die  kleinen  Steinchen  erfahren,  wenn  sie  mit 
grösserer  Geschwindigkeit  über  den  felsigen  Boden  vom 
Orkan  dahingeschleift  werden.  Tritt  nun  noch  jene  grosse, 
zuweilen  bis  über  50°  C.  anwachsende  Hitze,  sowie  die  häu- 
fige Eisenhaltigkeit  des  Gesteins  hinzu,  zumal  wenn  viel- 
leicht auch  Magneteisenstein  darunter  ist,  so  gibt  alles 
dies  zusammengenommen  genügend  Gründe  zur  Erklärung 
jener  auffälligen  Thatsachen. 

Diese  waren  aber  derart  ^ ,   dass  die  fast  ein  Deciraeter 


^  Da  vielfach   an   der  Wahrhaftigkeit  des  Mitgetheilten   gezwei- 
felt worden  ist,  so   erlaube  ich  mir   hier  aus   Professor  Carl's    „Die 

9* 


132  Sechstes  Kapitel. 

langen  Haare  Stecker's  wie  Borsten  zu  Berge  standen,  dass 
sein  Begleiter  Hubraer  ihm  mehrere  centimeterlange  Fun- 
ken durch  Berührung  aus  dem  Körper  lockte,  ja  dass 
Dr.  Stecker  an  der  dem  Sandsturm  ausgesetzten  Wand  des 
Zeltes  durch  Darübergleiten  mit  dem  Finger  feurige  Schrift- 
züge hervo.rbrachte.  Ob  sein  Begleiter  Hubmer  gleichfalls 
so  elektrisch  geladen  war,  vermag  ich  nicht  mehr  zu  sagen, 
aber  die  Thatsachen,  soweit  sie  Stecker  betreö'en,  ver- 
dienen volles  Vertrauen.  Während  dieses  Sturms  befand 
ich  mich  nebst  Franz  Eckart  in  unserer  Wohnung  in  Sokna, 
der  feine  Staub  durchdrang  alles,  obschon  wir  direct  wenig 
vom  Sturm  bemerkten,  da  das  Haus  fest  eingekeilt  zwischen 
andern  W^ohnungen  lag.  Aber  weder  er  noch  ich  konnten 
nachts  auch  nur  eine  Minute  schlafen,  ebenso  ging  es  den 
meisten  Dienern,  und  ich  stehe  keineswegs  an,  diese  Schlaf- 
losigkeit mit  der  Elektricität  in  Verbindung  zu  bringen. 
Uebrigens  hatte  ich  bei  heftigen  Gewittern  unter  den  Tro- 


elektrischen  Naturkräfte"  (München,  1871,  S.  95)  einige  ähnliche 
Beispiele  anzuführen: 

Am  14.  Januar  1824  bemerkte  Maxadorff  auf  einem  Felde  nahe 
Ijei  Köthen,  dass  auf  einem  mit  Stroh  beladenen  Wagen,  welcher 
unter  einer  grossen  schwarzen  Wolke  stand,  die  Sjjitzen  der  Stroh- 
halme sich  aufrichteten  und  mit  einem  Lichtschimmer  umgeben 
waren,  selbst  die  Peitsche  des  Fuhrmanns  strahlte  in  lebhaftem 
Lichte.  Die  Erscheinung  verschwand,  sobald  der  Wind  die  Ge- 
wittei'wolke  hinweggeführt  hatte ;  sie  hatte  etwa  zehn  Minuten  ge- 
dauert. 

Am  8.  Mai  1831  gingen  auf  der  Terrasse  des  Forts  Bab-Azoun 
in  Algier  Offiziere  während  eines  Gewitters  spazieren.  Jeder  be- 
merkte, als  er  seinen  Nachbar  beobachtete,  dass  sich  dessen  Haare 
sträubten  und  einen  hellen  Lichtschimmer  ausstrahlten.  Als  sie  die 
Hände  erhoben,  bildeten  sich  an  den  Fingern  Lichtbüschel. 

Im  Jahre  1855  Hess  sich  ein  Reiter  auf  einem  Kahne  mit  seinem 
Pferde  bei  Aschaffenburg  über  den  Fluss  setzen  und  beobachtete  da- 
bei ein  Leuchten  der  Mähne  und  der  Ohreusjtitzen  seines  Pferdes  so- 
wie der  Si)itze  seiner  Reitpeitsche. 


Scliieli  Ibraliiiu  von  Sella.  133 

I)Gii  ebeiit'alls  in  iVülierii  Jahren  eine  fast  allgemeine  Sclilal"- 
lüsigkeit  beobachtet. 

Was  das  Vorkommen  der  Elektricität  in  der  Sahara 
während  und  nach  den  Samum -Stürmen  anbetrifft,  so 
machten  Ritchie  und  Duveyrier  vor  mir  schon  ähnliche 
Beobachtungen,  und  auch  in  meiner  Reise  ,,Quer  durch 
Afrika"  gab  ich  Mittheilungen  über  Vorkommnisse  elek- 
trischer Erscheinungen  derselben  Natur.  Künftigen  Reisen- 
den soll  es  aber  angelegentlich  empfohlen  sein,  sich  mit 
Instrumenten  auszurüsten,  durch  die  man  bezüglich  des 
]\ragnetismus  und  der  Elektricität  präcise  Beobachtungen 
anstellen  kann. 

Die  Anwesenheit  der  Truppen  bewirkte  auch  die  Heran- 
ziehung Seilas  zu  einer  Extraabgabe.  Früher  hatte  ich 
inich  schriftlich  an  den  Schieb  Ibrahim  von  Sella  um  die 
Erlaubniss  zum  Besuche  des  Ortes  gewandt,  erhielt  jedoch 
eine  durchaus  abschlägige  Antwort.  Jetzt  aber  ward  in- 
folge seines  persönlichen  Erscheinens  die  Angelegenheit  zu 
beiderseitiger  Zufriedenheit  geregelt.  Ich  fühlte  mich  hier- 
bei zum  grössten  Danke  dem  mich  von  Tripolis  begleiten- 
den Saptieh  verpflichtet,  welcher,  obschon  ein  grosser 
Lump  —  er  besorgte  die  täglichen  Einkäufe,  wobei  er  stets 
grosse  Betrügereien  verübte  — ,  durch  sein  gewandtes  Be- 
nehmen die  Erlaubniss  zum  Besuch  Sella  s  zu  erwirken  ver- 
stand. Obschon  nämlich  der  Mutassarif  von  Fesan  gar 
keine  Garantie  für  ein  Vordringen  von  Fesan  nach  Borgu 
übernehmen  konnte  und  wollte,  und  obschon  Kaufleute  ver- 
sicherten, dass  dieser  Weg  überhaupt  nicht  zu  begehen  sei, 
wünschte  derselbe  sehr,  ich  solle  mit  ihm  nach  Mursuk 
ziehen,  zum  Theil  wol,  um  direct  von  mir  profitiren  zu 
können,  zum  Theil  aber,  weil  er  glaubte,  durch  meine  An- 
wesenheit in  Mursuk  beim  Generalgouverneur  von  Tripoli- 
tanien  die  Idee  seiner  ünentbehrlichkeit  zu  erwecken,  denn 
jeder  Beamte  ist  seinem  Vorgesetzten  gegenüber  immer  in 


134  Sechstes  Kai)itel. 

der  Schwebe.  So  suchte  denn  auch  der  Mutassarif 
Ali  Bei  meine  Absicht,  nach  Sella  zu  gehen,  zu  hinter- 
treiben, und  er  war  es  gewesen,  der  dem  Schieb  Ibra- 
him und  der  Midjeles  von  Sella  rieth,  mich  nicht  zu  em- 
pfangen. 

Ein  gut  angebrachtes  Geschenk,  ein  Burnus  sowie 
Geld  (von  welchem  allerdings  der  Saptieh  Hadj  Ssalem  ein 
Drittel  unterschlug),  und  namentlich  die  Aussicht  auf  ,,mebr", 
machten  indess,  dass  der  Schieb  Ibrahim  seine  Gesinnungen 
änderte,  nur  bat  er,  vorerst  nach  Sella  zurückkehren  zu 
dürfen,  um  mit  dem  Gemeindevorstand  dieses  Ortes  zu  be- 
rathen.  Eigentlich  wollte  er  sich  indess  nur  dem  Einflüsse 
des  Mutassarif  entziehen,  oder  vielmehr  in  dessen  Gegen- 
wart diese  Erlaubniss  nicht  ertheilen. 

Mittlerweile  machten  wir  auch  einen  gemeinsamen 
Ausflug  nach  Hon  und  Uadan.  Von  Hon  erhielt  ich  schon 
früher  Einladungen,  ja,  am  liebsten  wäre  es  den  Bewoh- 
nern gewesen ,  wenn  ich  bei  ihnen  ganz  Wohnung  genom- 
men hätte.  Aber  das  ging  nicht,  da  Sokna  Regierungssitz 
ist.  Auch  musste  ich,  solange  ich  auf  türkischem  Grund 
und  Boden  weilte,  doch  immer  Hand  in  Hand  mit  der 
Regierung  gehen.  Aber  eine  Höflichkeit  war  der  andern 
werth,  und  so  wollte  ich  doch  wenigstens  den  Honensern 
meinen  guten  Willen  zeigen. 

Hon  ist  von  Sokna  nur  circa  14  km  entfernt;  Avir  be- 
schlossen also,  die  kleine  Reise  zu  Fuss  zurückzulegen.  Von 
unsern  Kamelen,  welche  ich  gleich  nach  unserer  Ankunft 
in  Djofra  auf  die  Weide  schickte  und  die  unter  der  Obhut 
einiger  unserer  Diener  in  den  Uidian  von  Tassilet,  Alfa 
und  Lochmani  sich  einigermassen  wohl  befanden,  liess  ich 
nur  drei  kommen,  da  diese  Zahl  sich  als  genügend  erwies, 
um  unsere  Zelte  und  die  wenigen  Vorräthe,  welche  wir 
mitnahmen,  transportiren  zu  können.  Eckart  und  Hubmer 
aber  Hessen   wir  mit  dem  Saptieh    zur  Bewachung  unsers 


Der  fromme  Sclicrif.  135 

Hauses,  unserer  Vorrätlie  und  Waaren  zurück,  alle  übrigen 
Diener  aber  wurden  mitgenommen. 

Es  war  Mittag  geworden,  als  wir  aufbrachen,  da  der 
Bascbaga  von  Fesan  sowie  der  Schieb  von  Uadan,  welche 
uns  begleiten  sollten,  nicht  früher  eintrafen.  Ersterer,  ein 
äusserst  munterer  Mann,  hatte  absichtlich  seine  Begleiter- 
schaft vom  Mutassarif  erbeten,  weil  er  dann  hoffte,  die 
Stelle  als  Mudir  von  Sirhen  in  Fesan  zu  bekommen,  um  so 
mehr  als  er,  wie  er  sagte,  sein  Gesuch  noch  durch  ein  pas- 
sendes Geldgeschenk  unterstützen  wolle.  Er  log  indess 
noch  stärker  als  Bu  Aischa,  der  Kaimakam  der  Beni  Ulid, 
übertraf  in  dieser  Fertigkeit  sogar  noch  den  Lügenobersten, 
nur  unser  tripolitanischer  Saptieh,  Hadj  Ssalem,  konnte 
ihm  die  Stange  halten.  Der  Schieb  von  Uadan,  ein  mehr 
ernsthafter  Mann  und  Scherif  seines  Standes,  liebte  reli- 
giöse Gespräche  und  war  sehr  erbosst  auf  den  Mutassarif, 
da  dieser  die  unerhörte  Neuerung  einführen  wollte,  dass 
auch  die  Schürfa  Abgaben  zahlen  sollten.  Das  war  in  der 
That  auch  entsetzlich!  Wie  konnte  man  nur  daran  denken, 
diesen  bevorzugten,  bislang  abgabenfreien  Stand  zu  be- 
steuern, der  weiter  nichts  that  als  selbst  vom  Abgaben- 
Erheben  zu  leben.  ,,Hört  denn  da  nicht  alle  Religion  auf!" 
rief  der  fromme  Scherif.  ,,Was  soll  aus  dem  Staate  wer- 
den, wenn  man  das  Volk  in  seinem  Glauben  an  uns  er- 
schüttert? Die  Menschheit  geht  unter,  sobald  sie  den 
Glauben  an  uns  verliert.  Und  wenn  man  uns,  die  ange- 
stammten Vertreter  des  Islam,  die  leiblichen  Nachkommen 
unsers  gnädigen  Herrn  Mohammed,  mit  dem  gemeinen 
Volke  zusammenwirft,  dann  ist  es  aus  mit  der  Herrschaft 
des  Islam,  dann  bricht  das  Reich  der  Christen  an!"  —  Ich 
bemerkte  ihm,  dass  das  Reich  der  Christen  gar  nicht  so 
schlimm  sei,  und  dass  sich  die  Mohammedaner  unter  christ- 
lichem Scepter  jedenfalls  besser  befänden  als  unter  der 
Regierung  der  Türken.     Das  musste  er  wider  Willen  zu- 


136  Sechstes  Kapitel. 

geben.  Ich  aber  dachte:  es  ist  doch  alles  einerlei,  rüttelt 
man  an  dieser  oder  jener  Religion  und  an  den  Privilegien 
der  vermeintlichen  Träger  derselben,  so  schreien  sie  gleich 
und  meinen,  das  Ende  der  Welt  sei  gekommen.  Tout 
comme  clicz  notis! 

Wir  nahmen  unsern  Weg  östlich  und  Hessen  den 
Djebel  Filgi  südlich  liegen.  Schon  bei  früherer  Gelegenheit 
hatte  ich  ihn  erstiegen  und  seine  absolute  Höhe  auf  450  m 
festgestellt.  Nördlich  vom  Filgi  erhebt  sich  auf  einem  kleinen 
Berge  die  Ruine  einer  alten  sarazenischen  Befestigung,  früher 
zum  Schutz  gegen  die  übrigen  Be^Yohner  der  Oase  ein 
Aufenthalt  der  Bewohner  von  Sokna.  Am  Fusse  des  Filgi  im 
Westen  zieht  sich  ein  den  Soknensern  zugehöriger  Palmen- 
wald hin.  Hat  man  die  Filgi-Berge  hinter  sich,  so  betritt 
man  eine  nur  einmal  durch  das  breite  Thal  des  Sufeld- 
jilla  unterbrochene  Sserir.  Der  Fluss  bewässert  zum  Theil 
Hon,  zum  Theil  geht  er  Aveitcr  nordwärts,  um  zwischen  den 
Hon-Bergen  abzufliessen.  Nach  einem  dreistündigen  Marsch 
erreichten  wir  die  schönen  Palmgärten  von  Kessir,  welche, 
wie  schon  erwähnt,  jüngst  das  Streitobject  zwischen  den 
beiden  Orten  Hon  und  Sokna  bildeten. 

An  verschiedenen  Orten  bemerkten  wir  noch  die  Spuren 
und  Folgen  der  Kämpfe:  unbestellte  Felder,  verlassene 
Häuser  und  Hütten,  niedergerissene  Einfriedigungen,  zer- 
stampfte Gemüsebeete  —  alles  zeigt  nur  zu  deutlich,  wie 
man  gehaust!  Die  Anwesenheit  der  Truppen  bewirkte  in- 
dess,  dass  die  Leute  wieder  Zutrauen  fassten.  Und  so 
sahen  wir,  indem  wir  uns  nach  Norden  wandten,  um  direct 
nach  Hon  zu  kommen,  je  näher  der  Stadt,  desto  mehr 
Menschen  auf  den  Feldern  beschäftigt,  alle  jedoch  waren 
bewaffnet.  Staunen  und  Bewunderung,  aber  auch  Ver- 
achtung erregten  wir  bei  allen,  weil  wir  — ■  zu  Fuss  kamen. 
Bei  uns  in  Europa  hat  man  keine  Idee  von  den  Aeusser- 
lichkeiten,   auf  welche  mau  im  Orient  und    auch   bei   den 


Vor  der  Stadt  lluu.  137 

afrikaiiibclicii  Völkern  so  grosses  Gewicht  legt.  Ein  Türke, 
namentlich  ein  gemeiner  Vollbluttürke,  wird  nie  begreifen 
können,  dass  jemand  aus  freien  Stücken  zu  Fuss  geht. 
Entweder,  so  calculirt  er,  ist  der  Fussgänger  arm  oder 
krank,  sonst  würde  er  sich  doch  gewdss  ein  Pferd  anschaf- 
fen. Der  lumpigste  Türke  kauft  daher,  sobald  er  es  zu 
etwas  gebracht  hat,  sobald  er  z.  B.  Mudir  geworden  ist, 
zuerst  ein  Pferd. 

Um  4yo  Uhr  waren  wir  vor  den  Thoren  der  Stadt 
Hon  und  schlugen  südlich  von  der  Stadtmauer,  seitwärts  an 
der  Hecke  der  Palmgärten,  welche  bis  dicht  vor  die  Stadt 
reichen,  unsere  Zelte  auf.  Unsere  Karavane  verfehlte  nicht, 
eine  ungeheuere  Menschenmenge  herauszulocken.  Da  aber 
bald  die  Sonne' unterging,  so  entstand  Ptuhe.  Nur  die  vor- 
nehmen Bewohner  der  Stadt  blieben  zurück  und  leisteten 
uns  bis  spät  in  die  Nacht  hinein  Gesellschaft.  Natürlich 
wurden  wdr  sowol  von  selten  der  Stadt  wie  auch  von  einem 
reichen  Kaufmann,  dem  ich  von  Tripolis  aus  ein  Empfeh- 
lungsschreiben mitgebracht  hatte,  sehr  reichlich  bewirthet, 
welche  Gastfreundschaft  wir  selbstverständlich  mit  entspre- 
chenden Geschenken  erwiderten.  Und  als  die  Honenser 
sahen,  dass  wir  das  uns  zur  Verfügung  gestellte  Gebäude 
nicht  benutzen  wollten,  baten  sie  uns,  doch  wenigstens  am 
andern  Morgen  ihre  Stadt  zu  durchwandern,  welche  aller- 
dings von  aussen  gesehen  ein  äusserst  schmuckes  und 
neues  Ansehen  gewährte,  aber  inwendig  ohne  alles  Inter- 
esse ist. 

Wie  erstaunten  daher  die  Honenser,  als  sie  uns  am  an- 
dern Morgen,  nachdem  einige  von  ihnen  vor  Sonnenauf- 
gang aus  den  gerade  geöffneten  Thoren  hervorgetreten, 
schon  marschbereit  und,  als  Phöbus  anspannte,  auch  unsere 
Karavane  wieder  in  Bewegung  sahen.  Abermals  w^ar  die 
Pachtung  Ost,  aber  der  Marsch,  weil  fast  noch  einmal  so 
weit,  bedeutend  beschwerlicher  und  dazu  unwegsamer,  da  Avir 


138  Sechstes  Kapitel. 

beinahe  auf  der  ganzen  Strecke  Djef-Djef-Terrain  ^  liatten  und 
gegen  Mittag  einen  langsam  aufspringenden,  aber  immer 
heftiger  werdenden  Samum  erlebten.  Und  als  wir,  circa 
5  km  von  Uadan  entfernt,  endlich  in  die  Palmenhaine  des 
Ortes  kamen,  däuchte  uns  die  Strecke,  welche  uns  vom 
Orte  trennte,  gar  kein  Ende  nehmen  zu  wollen.  Unsere 
Füsse  waren  auf  dem  rauhen,  Avenn  auch  nicht  eben  langen 
Wege  —  wir  hatten  etwas  mehr  als  20  km  gemacht  —  durch 
die  scharfkantigen  Schollen  der  Erdformation  halb  wund 
geworden.  Mein  Begleiter  Dr.  Stecker  bekam  sogar  Blasen 
an  den  Füssen,  und  da  wir  beide  keine  Strümpfe  trugen, 
sondern  nur  gelbe  arabische  Pantoffeln,  so  wird  man  dies 
auch  ganz  begreiflich  finden.  Nirgends  marschirt  es  sich 
unangenehmer  als  im  Djef-Djef-Erdreich. 

Endlich  befanden  wir  uns  angesichts  Uadan,  der  ältesten 
Stadt  von  Djofra,  Hessen  schnell  unsere  Zelte  aufschlagen 
und  harrten  nun  der  Dinge,  die  kommen  sollten,  froh, 
einigermassen  Schutz  gefunden  zu  haben,  da  der  Samum 
ganze  Sandwolken  über  uns  ausschüttete.  Aber  an  Schutz 
wol,  nur  an  Ptuhe  war  nicht  zu  denken.  Die  Neugier  und 
Zudringlichkeit  der  Menschen,  welche  nie  Europäer  gesehen 
hatten,  überstieg  alle  Begriffe.  Und  Avollte  man  sich  den  Be- 
lästigungen durch  Zumachen  der  Zelte  entziehen,  so  konnte 
man  es  vor  Hitze  nicht  aushalten:  die  Temperatur  war 
draussen  über  35°  und  erreichte  im  geschlossenen  Zelt  eine 
noch  viel  bedeutendere  Höhe.  Der  Schieb  Ibrahim  und  der  uns 
vom  Mutassarif  mitgegebene  Saptieh  waren  vollkommen  un- 


1  Das  Wort  Djcf-Djef,  oLä-oLä.  im  Arabischen  geschricljeii, 
hisst  sich  in  der  Aussi)rache  mit  deiitscheu  Lautzeicheu  nicht  genau 
wiedergeben,  weil  es  ganz  so  gesprochen  wird,  als  ob  die  Franzosen 
gefgef   schreiben    wollten.      Das    entspricht    zwar    nicht    genau    dem 

^' 

berbcrisch  sein. 


Der  verrückte  junge  Heilige.  130 

fällig,  uns  vor  der  turbulenten  Menge  zu  schützen ;  ersterer 
Latte  sich  gleich  davon  gemacht,  um  mit  seinen  Unter- 
gebenen über  Steuerverhältnisse  zu  berathen,  und  letzterer 
war  ebenfalls  bald  verschwunden,  um  culinarische  Unter- 
suchungen im  Innern  des  Ortes  anzustellen. 

Der  halbe  Ort,  namentlich  aber  die  Jugend,  umlagerte 
unsere  Zelte,  und  jeder  Gegenstand,  den  man  irgend  er- 
reichen konnte,  musste  befühlt  und  untersucht  werden. 
Selbst  unsere  eingeborenen  Diener  waren  vor  einem  Exa- 
men nicht  sicher;  die  neuen  Gerara  (Kamelsäcke),  die  in 
Tripolis  gefertigten  Hauya  (Kamelsättel),  namentlich  aber 
die  Doppelflinten  und  die  schönen  Faschinenmesser  erregten 
grosse  Bewunderung  und  Staunen.  Desto  schwerer  aber 
fiel  es,  die  nothwendigsten  Lebensmittel  zu  bekommen,  und 
doch  musste  dafür  gesorgt  werden,  da  in  diesem  religiösen 
Ort  schwer  auf  Gastfreundschaft  zu  rechnen  war. 

Um  aber  unsere  unangenehme  Lage  mit  etwas  Komik 
zu  würzen,  gesellte  sich  gegen  Abend  ein  verrückter  Knabe 
zu  den  uns  umlungernden  Wilden,  und  diese,  welche  den 
zwölfjährigen  Bengel  für  heilig  hielten,  machten  ihm  ehr- 
erbietigst Platz.  Natürlich  wusste  er  in  seinem  Wahnsinn 
erst  recht  nicht,  was  er  aus  uns  machen  sollte,  aber  sei 
es,  dass  ihm  das  Fremdartige  imponirte,  sei  es,  dass  er 
von  seinen  frommen  Verwandten  dazu  abgerichtet  war:  er 
gab  uns,  nachdem  er  uns  eine  Zeit  lang  angestarrt,  seinen 
Segen  mit  lallender  Stimme,  wie  es  eben  ein  halb  Blöd- 
sinniger vermochte.  Gleich  darauf  hielt  er  seine  offene 
Hand  hin,  und  ich  ermangelte  nicht,  einen  halben  Piaster 
hineinzulegen.  Hierdurch  schien  er  sehr  beglückt  zu 
sein;  einen  Bu  Aschrin  (d.  i.  ein  20-Parastück,  gleich 
einem  halben  Piaster)  hatte  er  wol  noch  nie  für  seinen 
Segen  erhalten.  Gewiss  wäre  er  auch  mit  einer  Hand 
voll  Datteln  zufrieden  gewesen.  Natürlich  bekam  mein 
Begleiter,    Dr.    SteckeT,    auch    den    Segen    und    der    ver- 


140  Scühstus  Kapitel. 

rückte  kleine  Heilige  sein  Geldgeschenk.  Nun  aber  ging  es 
los.  Es  kamen  andere  Knaben,  zwar  nicht  verrückte,  aber 
doch  Schürfa,  also  geborene  Heilige,  welche  uns  alle,  trotz- 
dem wir  Ungläubige  waren,  segnen  und  dafür  ihr  Geld- 
stückchen empfangen  wollten.  Vor  lauter  Segnenden  wären 
wir  fast  erdrückt  worden!  Endlich  kam  der  Baschagha, 
um  den  Leuten  auseinanderzusetzen,  wie  unpassend  es  sei, 
Christen  den  Segen  zu  ertheilen;  aber  wenn  es  ihm  auch 
gelang,  etwas  Luft  zu  schaffen,  so  wäre  er  doch  fast  der 
segnenden  Jugend  zum  Opfer  gefallen,  nur  dem  dazwischen- 
tretenden Schieb  Ibrahim  war  es  zu  verdanken,  dass  man 
ihn  nicht  tüchtig  durchprügelte.  Ein  Heiliger  darf  sich 
eben  alles  erlauben,  und  wenn  Verrücktheit  und  Erbheilig- 
keit sich  in  einer  Person  vereinigen,  so  wird  dadurch  das 
Ansehen  ausserordentlich  gesteigert. 

Es  gelang  uns,  abends  eine  elende  Ziege  für  uns  und 
Futter  für  die  Kame'lc  zu  kaufen,  und  da  sich  mit  Sonnen- 
untergang der  Wind  legte,  so  bekamen  wir  auch  noch 
einen  klaren  Blick  auf  das  malerisch  gelegene  Uadan 
und  das  im  Osten  davon  gelegene  Gebirge  gleichen 
Namens. 

An  dem  nämlichen  Abend  machte  uns  auch  ein  Ita- 
liener, Namens  Francesco  Guida,  einen  Besuch.  Früher 
Neapolitaner,  wohnte  er  nun  seit  Jahren  in  Sella  und,  mit 
einer  Sellenserin  verheiratliet,  war  er  selbst  seit  langem 
zum  Islam  übergetreten.  Wegen  Todtschlags  zum  Tode  vev- 
urtheilt,  hatte  vor  mehr  als  zwanzig  Jahren  Frederic 
Warrington  den  Flüchtling,  der  gerade  von  Tripolis  nach 
seiner  Heimat  eingeschifft  werden  sollte,  um  sein  Urtheil 
zu  empfangen,  in  seiner  Villa  verborgen  gehalten  und  ihn 
dann  mit  Empfehlungsbriefen  ins  Innere  geschickt,  wo- 
selbst ihn  natürlich  die  neapolitanische  Gerechtigkeit  nicht 
ergreifen  konnte.  Goldschmied  von  Geschäft,  konnte  er 
sich   ernähren,    indem   er  von   einer  Oase   zur  andern  zog 


Rückkehr  nach  Sokna.  I41 

lind  für  die  Frauen  und  Jungfrauen  Gold-  und  Silberringe 
anfertigte.  Sein  Italienisch  hatte  er  fast  ganz  verlernt. 
Abdallah  —  so  hiess  er  nach  seinem  Uebertritt  —  war  in- 
sofern für  mich  von  Interesse,  als  er  gestand,  einen  Brief 
von  Sella  aus  an  mich  gerichtet  zu  haben,  worin  er  im 
fehlerhaftesten  Italienisch  mich  beschwor,  nicht  dorthin  zu 
kommen,  da  die  Araber  Mordplane  gegen  mich  hegten. 
Als  ich  bei  meiner  Ankunft  in  Sokna  jenen  Brief  erhielt, 
war  es  mir  vollkommen  unerfindlich,  wer  ihn  könnte  ge- 
schrieben haben. 

Am  folgenden  Tage  traten  wir  recht  früh  unsern  Rück- 
marsch nach  Sokna  an  und  zwar  auf  einer  directern,  etwas 
südlich  von  dem  Wege  nach  Hon  gelegenen  Route,  und 
als  wir  mittags  in  Kessir  anlangten,  machten  wir  in  einem 
Garten  Halt,  frühstückten  daselbst  und  erreichten  noch 
nachmittags  Sokna,  wo  wir  die  Freude  hatten,  dass  gerade 
vor  uns  der  Schantat  (Wüstenpostbote)  mit  zahlreichen 
Briefen  und  Zeitungen  angelangt  war. 

Einen  grössern  Ausflug  unternahm  sodann  noch  mein 
Reisebegleiter,  Dr.  Stecker,  nach  dem  Lochmani-Berg  und 
nach  den  in  jenen  Gegenden  befindlichen  üidian,  während 
ich  selbst  den  Garat  el  Tschausch  als  Ziel  meiner  kleinen 
Expedition  ausersah.  Beide  Berge,  Yorberge  des  gewal- 
tigen Djebel  Ssoda  (Schwarzes  Gebirge),  hatten  uns  durch 
ihre  hervorspringenden  Formen  schon  lange  angezogen  und 
namentlich  abends,  wenn  wir  dicht  vor  Sonnenuntergang 
ausserhalb  der  Stadt  noch  einen  Spaziergang  machten, 
hoben  sich  die  eigenthümlichen,  von  der  Sonne  erzeugten 
Färbungen  aufs  wunderbarste  von  den  grünen  Palmenwäl- 
dern an  seinen  Hängen  und  vom  blauen  Himmelsgewölbe 
ab.  Und  durch  diese  kleinen  Expeditionen  lernten  wir 
nicht  nur  die  Topographie  der  Oase  Djofra  kennen,  son- 
dern konnten  auch  unsere  Sammlungen  vervollständigen. 
Dass  auch  hier  die  Abwesenheit  des  Regens  höchst  ungün- 


142  Sechstes  Kapitel. 

stig  auf  die   Ptianzen-    und   Thierwelt    einwirkte,    braucht 
wol  kaum  gesagt  zu  werden. 

Inzwischen  war  mein  Haus  zum  Mittelpunkt  der  ganzen 
soknensischen  Welt  nicht  nur,  sondern  auch  der  Oase 
Djofra  geworden.  Die  Stadtverordneten  kamen  fast  einen 
um  den  andern  Tag  und  baten  um  Intervention  wiegen  der 
hohen,  ihnen  auferlegten  Steuern  und  namentlich  wegen 
Ermässigung  der  Strafgelder  in  der  honenser  Angelegen- 
heit. Wenn  ich  achselzuckend  erwiderte,  ich  habe  gar 
keinen  Einfluss,  weil  mir  jede  officielle  Stellung  fehle, 
wollten  sie  es  nicht  glauben.  ,,Du  hast  doch  einen  Firman 
ali",  riefen  sie,  ,,hilf  uns  doch!"  Der  Kaimakam  von 
Djofra,  der  mit  uns  zugleich  in  Sokna  eingetroffen  war, 
und  der  sich  bezüglich  der  Einnahme  arg  in  seinen  Hoff- 
nungen betrogen  sah,  wünschte  meine  Vermittelung  in  Tri- 
polis, um  gleich  wieder  abberufen  zu  werden;  er  müsste, 
meinte  er,  verhungern,  wenn  er  lange  in  Sokna  bleibe. 
Als  ich  sagte,  ich  könne  mich  unmöglich  in  die  Angelegen- 
heiten der  türkischen  Beamten  mischen,  legte  er  mir  meine 
Offenheit  als  bösen  Willen  aus,  und  hätte  ich  ihm  beim 
Al)schied  nicht  ein  Geschenk  von  100  Frs.  gemacht,  wiirc 
er  als  Feind  von  mir  zurückgeblieben.  Die  fesaner  Sol- 
daten schickten  mehreremal  eine  Deputation  zu  mir  mit 
der  Klage,  dass  sie  seit  länger  als  einem  Jahre  keinen  Sold 
erhalten  hätten,  ich  möge  dem  Mutassarif  Befehl  geben, 
ihnen  wenigstens  einige  Monate  von  ihren  Rückständen 
auszuzahlen.  Als  ich  kopfschüttelnd  erwiderte,  dass  ich 
gar  keine  Macht  über  Ali  Bei  habe,  sagten  sie,  ,,wie  kommt 
es  denn,  dass  er  dich  stets  mit  solchen  Ehren  empfängt?" 
Die  Cavalerie,  welche  uns  herbegleitet  hatte,  verlangte  nach 
Tripolis  zurückgeschickt  zu  werden,  und  der  Lügenoberst 
wünschte  eine  Beförderung.  Eines  Tags  kamen  sogar  die 
Ofrizierc  der  von  Mursuk  gekommenen  Truppe  und  ver- 
suchten,   bei    mir  geradezu    eine  Anleihe    zu  machen,    sie 


Frühlingsfeier.  143 

wollten  mir  dafür  eine  Anweisung  auf  ihre  rückständige 
Löhnung  geben!  Welch  eine  Menge  von  Unzufriedenheit 
war  hier  angehäuft!  Und  welch  eine  Ausdauer  in  Geduld 
besitzen  diese  Leute! 

Uebrigens  hatte  ich  täglich  einen  sehr  gescheiten  Faki, 
der  mir  die  Sokna-Sprache  beibrachte.  Wenn  ich  aber  an 
die  verlorene  Mühe  und  Arbeit  denke  —  denn  auch  das 
von  mir  Aufgezeichnete  wurde  von  der  Suya  zerstört  — , 
so  wollte  ich  lieber,  ich  hätte  nichts  unternommen.  So 
viel  Anstrengung  und  Fleiss,  und  alles  vergeblich! 

Indess  vergingen  die  Wochen  schnell  und  keineswegs 
unangenehm,  da  wir  regelmässig  unsere  Posten  bekamen. 
Der  Unterricht  im  Soknensischen ,  Ausflüge  in  die  Oase, 
die  Vermehrung  der  Sammlungen  von  Pflanzen  und  andern 
Gegenständen,  die  Ueberwachung  der  Mannschaft,  die  Unter- 
handlungen wegen  der  Weiterreise,  die  langen  Midjeles- 
Sitzungen  —  welche  ja  auch  manches  Literessante  und  Lehr- 
reiche boten  — ,  alles  das  füllte  die  Zeit  vollständig  aus.  Und 
materiell  waren  wir  vorzüglich  gestellt:  ein  grosser  Hühner- 
hof im  Hause,  viele  zum  Verkauf  gebrachte  Eier,  fast  täglich 
frisches  Fleisch,  entweder  Lamm-,  Antilopen-  oder  Ga- 
zellenfleisch, Kürbis  und  Ptüben  sowie  Zwiebeln  als  Gemüse, 
vorzügliche  Datteln  —  alles  das  wol  etwas  theuer,  aber 
doch  zu  haben!  Unsere  eigenen  Vorräthe  brauchten  wir 
mithin  gar  nicht  anzugreifen,  sondern  fanden  auch  noch 
Gelegenheit,  das  auf  der  langen  Strecke  von  Tripolis  bis 
Sokna  an  Mehl,  Butter,  lleis  u.  s.  w.  von  uns  Consumirte 
hier  wieder  zu  ergänzen. 

Am  27.  Februar  feierten  die  Soknenser  Frühlings- 
anfang; worauf  aber  die  Leute  ihre  Piechnung  basirten, 
konnte  ich  nicht  herausbringen,  es  sei  immer  so  gewesen, 
sagten  sie.  Also  Usus.  Wir  feierten  natürlich  mit.  Die 
Hauptsache  der  Festlichkeit  bestand  natürlich  in  Essen  und 
Trinken,  Schiessen  und  Tanzen,  und  da  sich  eine  grosse  Anzahl 


144  Sochstes  Kapitel. 

Neger  in  der  Oase  aufhält,  so  waren  sie  auch  hier  stark 
vertreten,  ebenso  Fesasna,  die  gleichfalls  zahlreich  in  Djofra 
leben.  Die  Neger  und  Arbeiter  campirten  von  dem  Tage 
an  nicht  mehr  bei  ihren  Herren  in  der  Stadt,  sondern  in 
den  Gärten,  und  auch  viele  Familien  zogen  hinaus,  um  an 
Ort  und  Stelle  das  Wachsthum  und  Gedeihen  der  Saaten 
zu  überwachen. 

So  kam  denn  der  März  heran.  Am  G.  feierten  wir  mit 
den  Bewohnern  der  Stadt  das  Milud-Fest,  d.  h.  den  Ge- 
burtstag des  Propheten,  und  die  Soknenser  waren  sehr  er- 
freut, dass  ich  unsere  Fahne,  die  sonst  nur  Sonntags 
wehte,  aufhissen  Hess. 

Endlich  musste  ich  mich  aber  doch  entschliessen,  auf- 
zubrechen. Die  Geschenke  kamen  immer  noch  nicht.  Ich 
hatte  jedoch  die  Anordnung  getroffen,  dass  sie  nachgeschickt 
werden  konnten.  Längeres  Warten  war  unmöglich.  Ehe 
ich  nun  aber  den  Leser  bitte,  mich  auf  meinen  weitern 
Wanderungen  zu  begleiten,  werfen  wir  einen  Blick  auf  die 
Oase  Djofra. 


SIEBENTES  KAPITEL. 
DIE  OASE  DJOFRA. 

Die  Alten  kannten  Djofra.  —  Plinins  über  den  Mons  ater,  beute  die 
Djebel  Ssoda  (Scbwarzes  Gebirge).  —  Wober  der  Name  Djofra?  — 
Der  altarabiscbe  Geograpb  Edris.  —  Uadan  im  Altertbum  Mittel- 
punkt der  Oase.  —  Leo  Africanus,  Hornemann,  Ritcbie,  Bartb,  Vogel 
berichten  über  Djofra.  —  Gestalt,  Berge,  Flüsse,  Bodenbescbaffenbeit, 
Versteinerungsscbicbten  im  Gebirge.  —  Unversieglicbkeit  der  Brunnen 
eine  Folge  des  Regens.  —  Die  sehr  hohe  Temperatur.  —  Die  Hitze 
in  der  Sahara  eher  zu  ertragen,  als  am  Mittelmeer.  —  Winde,  Wolken- 
bildungen, Zodiakallicht.  —  Ausgezeichnete  Gesundheitsverhältnisse.  — ■ 
Verhältnissmässig  wenig  Augenkrankheiten.  —  Ursache  der  häufigen 
Augenkrankheiten  in  Nordafrika.  —  Ursache  der  unschönen  körper- 
liehen Beschaffenheit.  —  Die  ohne  Regen  aus  der  Luft  sich  ernähren- 
den Pflanzen.  —  Datteln  nicht  von  der  feinsten  Art.  —  Die  Ver- 
Imschung  der  Palmen  im  Süden  des  Syrtenufers.  —  Früchte,  Gemüse, 
Getreide.  —  Keine  Blumen.  —  Keine  Quellen,  nur  Brunnen.  —  Sorg- 
fältige Bedüngung  der  ummauerten,  unkrautfi'eien  Gärten.  —  Haus- 
thiere.  —  Wilde  Thiere.  —  Die  Dubechse.  —  Araber  und  Berber.  — 
Rangklassen.  —  Verschiedenheit  der  Gesichtsbildung.  —  Magerkeit.  — 
Gaben  bei  Heirathen.  —  Leichtigkeit  der  Ehescheidung.  —  Tracht.  — 
Anmiete. —  Solide  Wohlhabenheit.  —  Abgaben. —  Kein  Militärdienst.  — 
Keine  Vaterlandsliebe.  —  Ritus  und  Unterricht  in  den  Schulen.  — 
Sokna,  der  Regierungssitz.  —  Verkaufsbuden,  Moscheen,  Handels- 
artikel. —  Armuth  des  Dialektes.  —  Einförmigkeit  des  Gesanges.  — 
Eigenthümliche  Zahlenbezeichnungen.  —  Die  Stadt  Hon.  —  Uadan, 
die  heilige  Stadt  mit  nur  einer  Moschee! 


EOHLFS,  Kufra.  10 


14()  SioLontes  Kapitel. 

Wenn,  wie  Duveyrier  annimmt,  Bondjem  das  Boin  des 
Pliniiis  gewesen  ist,  und  ,,die  berühmte  Hauptstadt^  der 
Garamanten,  Garama,  durch  römische  Waffen  überwunden 
wurde,  dass  Cornelius  Baibus  über  sie  triumphirt,  dass  er 
die  genannten  Städte  eingenommen  und  ausser  Cidamus 
(Rhadames)  und  Garama  (Djerma)  noch  die  Namen  und 
Schilderungen  aller  übrigen  Völker  und  Städte  im  Triumph 
aufgeführt  habe",  so  können  wir  alle  diese  angeführten 
Städte  und  Namen,  deren  Schilderung  sehr  dürftig  ist, 
übergehen,  weil  sie  uns  für  die  Oase  Djofra  absolut  keinen 
Anhaltspunkt  geben.  Sicherlich  aber  haben  die  Römer 
eine  so  wichtige  Oase  gekannt.  Es  ist  um  so  weniger  daran 
zu  zweifeln,  als  Plinius  den  Mons  ater  oder  niger  ausdrück- 
lich hervorhebt,  und  ein  Gebirge  von  so  ausdrucksvoller 
Farbe  kann  gar  kein  anderes  sein,  als  die  Djebel  Ssoda, 
welches  übrigens  so,  wie  es  heute  besteht,  von  Plinius  ge- 
nau beschrieben  wird:  ,,Von  hier  streckt  sich  von  Morgen 
gegen  Abend  ein  langes  Gebirge,  welches  wir,  weil  es  von 
Natur  wie  angebrannt  oder  durch  die  zurückgeworfenen 
Sonnenstrahlen  wie  entzündet  aussieht,  Ater  nennen;  und 
dahinter  liegt  eine  Wüste."  Der  Harudj  Assod,  die  Djebel 
Ssoda  bilden  ein  und  dasselbe  Gebirge,  welches  bei  den 
Alten  den  Namen  führte,  den  die  Farbe  jedem  schon  von 
selbst  in  den  Mund  legt.  Die  Berber,  die  Araber  konnten, 
und  endlich  wir,  wenn  wir  wollen,  können  diese  mächtige 
Kette  mit  ganz  richtigem  Ausdruck  ,, Schwarzes  Gebirge", 
„Black  mountains"  oder  „Montagne  noire"  nennen.  Am 
Fusse  dieses  Gebirgs  nun  liegt  eine  der  fruchtbarsten 
Oasen:  Djofra. 

Diesen  Namen  arabischen  Ursprungs  gab  man  der  Oase 
wegen  ihrer  Bodenbeschaff'enheit,  denn  Djofra  ist  abzuleiten 
von   Djof   Oj^,  Bauch,  welches  Wort  von  den  arabischen 

'  rihiius,  V,  6. 


Das  Schwaiv.p  Gebirge.  147 

Geographen  oft  für  Einsenkung  oder  Depression  gesetzt 
wird.  Denn  die  Einsenkung,  obwol  keine  echte  oder  ab- 
solute ,  ist  doch  eine  solche  im  Verhältniss  der  sie  um- 
gehenden Berge,  namentlich  der  „schwarzen".  Auch  im 
Mittelalter  wird  der  Oase  keine  Erwähnung  gethan,  bis 
Edris,  der  im  2.  Jahrhundert  dieses  Jahrtausends  lebte, 
Avenigstens  von  einem  Orte  der  Oase,  der  seiner  Lage 
und  örtlichen  Beschaffenheit  nach  allerdings  der  älteste  zu 
sein  scheint,  nämlich  von  Uadan  spricht.  In  Edrisi's 
„Afrika"  \  cur.  Hartmann,  S.  135,  finden  wir:  ^^Terra  Vadan. 
Terra  Vadan  diamtur  insidae  palmarum  occiderdem  inter 
et  orientem  mare  versus  latissimc  protcntae.'-''  Ferner  heisst 
es  bei  demselben  Schriftsteller:  „^1  Sort  ad  Vadan  5  statio- 
num  iter;  sita  antem  est  Vadan  in  australi  x^arte  (urhis) 
Sort.  etc.'^  Es  wird  hervorgehoben,  dass  Vadan  von  Karar 
(dies  ist  offenbar  ein  Schreibfehler  und  soll  Kanar  oder, 
wie  Hartmann  schreibt,  Cavar  heissen)  Alaun  und  Färbe- 
kraut (lutum)  bezöge.  Indess  soll  damit  nicht  gesagt  sein, 
dass  nur  Edris  und  nicht  auch  die  übrigen  arabischen  Geo- 
graphen Uadan  oder  die  Oase  Djofra  gekannt  hätten. 
Bakui  spricht  z.  B.  von  Uadan  als  einer  im  Süden  Afrikas 
gelegenen  Stadt. 

So  hat  Herr  Gotthold  Krause  in  seinen  geschichtlichen 
Studien  in  Malta  und  Tripolis  im  13.  Bande  der  Zeitschrift 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde,  S.  350  fg.,  über 
Uadan  noch  ältere  Mittheilungen  gemacht,  indem  nach  ihm 
im  Sommer  644  der  Feldherr  Amr  Tripolis  eroberte  und 
während  der  Belagerung  dieser  Stadt  seinen  Unterfeldherrn 
Bosr  ihn  Arta  nach  Uadan  schickte.  Zwei  Jahre  später, 
wie  Herr  Gotthold  Krause  berichtet,  wurde  Uadan  noch  ein- 


'  Siehe    auch  „Zeitschrift  für  Erdkunde",  1889,  S.  130:  Die  Oase 
I>jofra. 

10* 


148  Siebciitos  Kapitel. 

mal  wegen  Treubruchs  erobert  und  dem  Könige  dieses 
Landes  sogar  wegen  Verratbs  ein  Ohr  abgeschnitten. 

Dass  aber  Uadan  unter  den  Alten  der  Mittelpunkt  der 
Oase  gewesen  ist,  geht  wol  am  besten  daraus  hervor,  dass 
man  auf  dem  Hügel,  um  welchen  herum  Uadan  erbaut 
ist,  Subconstructiouen  in  Quadern  antrifft,  die  wol  römi- 
schen Ursprungs  sein  dürften.  Es  ist  dies  um  so  unzweifel- 
hafter, als  hier  noch  häufig  römische  Münzen,  Intaglien 
und  Cameen  gefunden  werden.  Ein  hübscher,  uns  zum  Ver- 
kauf gebrachter  Intaglio  hatte  leider  einen  zu  hohen  Preis. 
In  Hon  und  Sokna  ist  von  alten  Mauerresten  oder  von  Fun- 
den aus  den  Zeiten  der  Römer  nichts  zu  bemerken,  und 
beide  Orte  dürften  daher  verhältnissmässig  neuern  Ursprungs 
sein.  Aufgabe  zukünftiger  Reisenden  wäre  es  —  nament- 
lich wenn  die  religiös -fanatischen  Anschauungen  der  Be- 
wohner sich  sollten  geändert  haben  — ,  ihr  Augenmerk  be- 
sonders auf  Uadan  zu  richten.  Nachgrabungen  führen  viel- 
leicht zu  Aufdeckungen,  welche  wie  in  Rhadames  für  die 
Geschichte  Anhaltspunkte  ergeben  könnten. 

Auch  Leo  Africanus  nennt  Uadan.  In  der  Lorsbach'- 
schen  Uebersetzung,  S.  449,  heisst  es:  ,,Guaden  (Waden)  ist 
ein  Dörfchen  in  der  numidischen  Wüste,  an  der  Grenze 
Libyens,  wo  nichts  als  eine  kleine  Quantität  Datteln  wächst. 
Die  Einwohner  sind  viehisch,  arm  und  fast  ganz  nackt.  Sie 
können  wegen  Streitigkeiten  mit  den  Nachbarn  ihre  Hütten 
(fast)  nicht  verlassen.  Sie  beschäftigen  sich  sonst  mit  der 
Jagd  und  fangen  wilde  Thiere,  z.  B.  Elamth  und  Strausse, 
in  Fallen,  geniessen  auch  kein  anderes  Fleisch,  denn  ihre 
Avenigen  Ziegen  halten  sie  blos  wegen  der  Milch.  Sie  sind 
übrigens  mehr  schwarz  als  weiss."  Diese  Besclu-eibung 
stimmt  noch  recht  gut:  Streitigkeiten  mit  den  Nachbarn 
bewirken  auch  in  der  Jetztzeit  häufig  genug,  dass  die  Be- 
wohner ihre  Häuser  und  Orte  nicht  verlassen  können;  in 
allen  Orten   wird   die  Jagd  leidenscliaftlich   l)etri('l)eii;   das 


Uadrui.  149 

Fleisch  der  Antilope  und  Gazelle  ist  auch  heute  noch  an 
der  Tagesordnung,  und  die  Hautfarhe  eher  dunkel  als  hell 
zu  nennen.  Das  Auffallendste  ist  aher,  dass  wir  hei  un- 
serm  spätem  Vorrücken  öfter  auf  uralte  Straussenfallen 
stiessen,  welche  jetzt  allerdings  gar  keinen  Werth  mehr 
hahen,  da  die  Strausse  längst  aus  dieser  Gegend  verschwun- 
den sind. 

Hornemann  in  seiner  1802  erschienenen  Reiseheschrei- 
hung  nennt  wenigstens  Sokna,  Hun  und  Wodon  unter 
den  bedeutenden  Städten  Fesans,  und  in  den  geographischen 
Erläuterungen  zur  Horneraann'schen  Reise  von  Major 
Rennel  sagt  derselbe  im  selben  Reisewerke,  S.  183:  ,, Sokna, 
eine  nicht  ganz  unbeträchtliche  Stadt,  liegt  in  der  Mitte 
zwischen  diesem  AVege  und  Gadamis,  und  man  weiss,  dass 
die  schwarze  Wüste  südlich  von  ihr  läuft.  Es  ist  also 
kaum  zu  bezweifeln,  dass  Plinius  recht  habe  (wie  wir  oben 
auch  schon  auseinandergesetzt),  wenn  er  den  Mons  ater 
sich  westlich  nach  Cydamus  oder  Gadamis  und  ansehnlich 
weit  östlich  von  diesem  Orte  erstrecken  lässt." 

Die  erste  neuere  Beschreibung  erhalten  wir  sodann  aus 
dem  Reisebericht  von  Lyon,  welcher  mit  Ritchie  jene  denk- 
würdige Reise  nach  Fesan  unternahm.  Lyon  nennt  aber 
nicht  den  Namen  Djofra  als  Namen  für  die  ganze  Oase, 
obschon  derselbe  zu  seiner  Zeit  wol  schon  bestand.  Diese 
Expedition  ist  überhaupt  die  einzige  gewesen,  die  vor  der 
unserigen  die  Orte  Hon  und  Uadan  besuchte,  alle  übrigen 
Reisenden  berührten  nur  das  an  der  jetzigen  Heerstrasse 
gelegene  Sokna. 

Lyon  sagt :  „Sokna  liegt  in  einer  immensen  Kiesebene, 
hat  als  Südgrenze  in  etwa  1 5  Miles  Entfernung  die  Schwarzen 
Berge,  und  im  Osten  in  einer  Entfernung  von  circa  30  Miles 
die  Uadan -Berge,  sowie  im  Westen  einen  entferntem  Ge- 
birgszug." 

Es  kamen  dann  im  Jahre  1822  Denham,   Oudney  und 


]50  Siebentes  Kai)itcl. 

Clappertoii  auf  ihrem  Zuge  nach  Centralafrika  durch  Sokna 
und  berichteten  von  den  guten  Datteln,  sowie  dass  die  von 
einer  Mauer  umgebene  Stadt  über  3000  Einwohner,  über 
eine  Mile  im  Umfang  und  acht  Thore  habe  und  von  einer 
alle  überraschenden  Reinlichkeit  und  Sauberkeit  sei. 

Barth  berührte  die  Oase  nur  auf  seiner  Rückreise  und 
sagt  von  Sokna,  dass  es  ,, wichtig"  sei. 

Die  von  Yogel  angegebene  Länge  und  Breite  von  Sokna 
stimmt  vorzüglich  mit  den  von  Ritchie  gemachten  Beob- 
achtungen. Er  fand  die  Breite  der  Stadt  im  Garten  des 
Gouverneurs  nahe  beim  östlichen  Stadtthor  29°  4'  44",  die 
Länge  zu  15°  48'  30"  östl.  L.  von  Greenwich.  Aber  alle 
übrigen  Angaben  Vogel's  über  Sokna  sind  entweder  seiner 
Phantasie  entsprungen,  oder  die  Eingeborenen  haben  ihn 
durch  falsche  Angaben  beeinflusst  und  zum  Theil  irre- 
geführt. Die  Notiz,  welche  er  z.  B.  gibt:  östlich  vom  Me- 
ridian von  Sokna  bilden  die  Schwarzen  Berge  ein  vollkom- 
men ebenes  Plateau,  welches  bei  der  tiefblauen  Farbe  des 
Gesteins  täuschend  den  Anblick  des  Seehorizonts  gibt,  ist 
ganz  unrichtig,  denn  östlich  von  Sokna  gibt  es  in  der  Nähe 
nur  die  Kette  der  Filgi-Berge,  und  wenn  die  Luft  günstig 
einwirkt,  kann  aus  dem  Horizont  durch  Spiegelung  zuweilen 
die  Uadankette  hervorgehoben  werden. 

Dr.  Nachtigal  beschreibt  die  Oase  in  seinem  Werke 
,,Sähärä  und  Sudan"  ausführlicher  als  alle  seine  Vorgänger, 
und  die  Bewohner  Soknas  haben  Edris  Efendi  auch  ein 
dankbares  Andenken  bewahrt.  Aber  man  muss  es  als  irr- 
thümlich  bezeichnen,  wenn  Nachtigal  die  Djofra-Oase  vom 
Tar-Gebirge  mit  bewässert  werden  lässt.  Es  ist  dies  ein- 
fach nicht  möglich,  weil  zwischen  dem  Tar-Gebirge  und 
Djofra  eine  Wasserscheide  besteht.  Die  Uidian  des  Tar- 
Gebirgs  gehen  nordöstlich  zur  Syrte,  und  ebendahin  wen- 
den sich  auch  die  Rinnsale  der  Oase  von  Djofra.  Auch 
heisst  der  Berg  nördlich  von   Sokna   nicht  Türirin   (es  ist 


Berichte  über  Sukna.  151 

das  wol  Schreib-  oder  Druckfehler),  sondern  Turiuin.  Nach 
Nachtigal  kamen  noch  die  beiden  belgischen  Reisenden  Rama- 
kers  und  Hautrive  hin,  die  aber  über  ihre  Reise  nie  etwas 
publicirten.  Es  ist  das  um  so  mehr  zu  bedauern,  weil  beide 
Herren  sich  gerade  als  Object  ihrer  Reise  den  Weg  von 
Tripolis  nach  Mursuk  nahmen,  und  jedenfalls,  da  sie  vor- 
züglich veranlagt  waren,  genaueste  topographische  Erfor- 
schungen mit  nach  Hause  brachten.  Unser  leider  so  früh 
verstorbener  Landsmann  von  Bary  berührte  auf  seiner 
Reise  nach  Rhat  die  Oase  Djofra  nicht,  sondern  nahm  un- 
gefähr dieselbe  Route,  welche  Barth  auf  dem  Hinwege  nach 
Bornu  befolgte. 

üeber  die  neuern  innern  geschichtlichen  Angelegen- 
heiten ist  wenig  Interessantes  zu  berichten,  und  Kämpfe 
und  Fehden  wie  die  eingangs  geschilderten  zwischen  Hon 
und  Sokna  haben  so  wenig  allgemeines  Interesse,  kom- 
men so  oft  vor,  dass  es  gewiss  genügt,  jenes  eine  Factum 
angeführt  zu  haben,  um  sich  ein  Bild  von  den  Zuständen 
in  der  Oase  machen  zu  können.  In  den  grössern  Ereig- 
nissen folgte  die  Oase  den  Schicksalen  der  Provinz,  wurde 
türkisch,  als  Fesan  türkisch  ward,  während  sie  vor- 
her bald  zu  diesem,  bald  zu  jenem  Sultanat  gehörte,  zu- 
weilen aber  auch  die  einzelnen  Ortschaften  eine  Art  Selb- 
ständigkeit behaupteten.  Rhuma  sowol  wie  Abd-el  Djelil 
unternahmen  grosse  Raubzüge  nach  Djofra,  und  die  we- 
nigen wirklich  alten  Palmbäume  zeugen,  dass  die  grossen 
Parteiführer  den  heiligen  Baum  auf  ihren  Kriegsfahrten 
nicht  schonten.  Von  allen  Palmgärten  Soknas  gibt  es  nur 
einen,  welcher,  weil  sein  Eigenthümer  mit  Abd-el  Djelil 
befreundet  war,  hochstämmige  alte  Palmen  aufweist,  alle 
andern  Gärten  haben  jungen  Nachwuchs  von  einigen  dreissig 
Jahren,  die  sich  aber  gerade  jetzt  in  der  Periode  der 
grössten  Tragfähigkeit  befinden. 

Die  Oase  Djofra  bildet  gegenwärtig  ein  vom  Mutassari- 


152  Siebeutes  Kajjitel. 

fiat  Fesaii  abliäiigiges  Kaimakamlik.  Der  Kaimakam  aljer 
wird  nicht  vom  Mutassarif  ernannt,  sondern,  wie  das  jetzt 
in  allen  türkischen  Yilayaten  der  Fall  ist,  direct  vom  Vali 
oder  Generalgouverneur  der  Provinz.  Der  Regierungssitz 
ist  Sokna. 

Die  Oase  hat  eine  längliche  Gestalt,  derart,  dass  der 
grösste  Durchmesser  von  Westen  nach  Osten  verläuft.  Bei 
einem  Flächeninhalt  von  circa  2000  qkm,  also  um  ein  Ge- 
ringes grösser  als  das  Herzogthum  Sachsen-Koburg-Gotha, 
kann  man  aber  nur  sagen,  dass  der  zwanzigste  Theil  des 
Ganzen  cultivirbares  Land  ist.  Zwar  wird  sie  wie  kaum 
eine  andere  Oase  von  zahlreichen  Uidian  durchzogen,  und 
entfaltet,  zumal  in  der  Frühjahrszeit,  einen  üppigen  Pflanzen- 
wuchs, indess  kann  doch  von  Anpflanzungen  oder  Ackerbau 
keine  Rede  sein.  Die  Umgegend  von  Hon  ausgenommen, 
in  welcher  verschiedene  Uidian  die  sogenannten  Gerara 
bilden,  wo  von  den  Honensern  in  manchen  Jahren  geackert 
wird,  findet  sich  in  allen  Theilen  viel  zu  viel  Geröll  und 
Gestein,  um  Sämereien  aufnehmen  zu  können. 

Die  Oase  hat  im  Norden  die  Machrik-Berge  sowie  die 
von  Hon  undUadan.  Die  erstem  und  letztern  biegen  sich  nach 
Westen  und  Osten  um  und  helfen  somit  hier  die  natürliche 
Grenze  ziehen,  während  diese  im  Süden  durch  die  Djebel 
Ssoda  gegeben  ist.  Von  den  zahlreichen  Uidian  sollen  nur 
das  Uadi  Machrich,  Miuter  Garar,  Sofedjilla  und  Missifer 
genannt  werden;  sie  vereinigen  sich,  nachdem  sie  an  ver- 
schiedenen Stellen  das  Hon-  und  Uadan- Gebirge  durch- 
brochen haben,  mit  dem  Missifer,  welcher  östlich  vom 
Uadan-Gebirge  herauskommt  und  gehen  in  Nordostrichtung 
durch  das  Uadi  es  Scheffar  zum  Mittelmeer.  Es  kommt  wol 
äusserst  selten  vor,  dass  die  Wasser  oberirdisch  das  Meer 
erreichen,  aber  es  kommt  vor,  und  die  Wasserspuren, 
welche  man    in  allen  Uidian    von  Djofra  aufs   deutlichste 


Gestalt  und  Bodeubeschaffenheit.  153 

seilen  und  nachweisen  kann,  bezeugen,  class  auch  hier 
manchmal  Wasser  unaufhaltsam  sich  fortbewegt. 

Djofra,  250—300  m  über  dem  Ocean,  hat  einen  san- 
digen, mit  Kalkpartikelchen  durchmischten  Boden.  Die 
nächsten  umliegenden  Berge  sind  durchschnittlich  200  m^ 
höher.  Fast  mitten  durch  die  Oase  zieht  sich  beinahe  in 
nordsüdlicher  Richtung  eine  Kette,  welche  mit  dem  auf  der 
Wasserscheide  zwischen  dem  Tar- Gebirge  und  Djofra  ge- 
legenen Hamora  anfängt  und  mit  der  Djebel  Afia  oder  auch 
mit  der  Garat  Lochmani  endet.  In  der  Mitte  heisst  diese 
Kette  Filgi.  Der  Grund  aller  Berge  besteht  aus  Sandstein 
und  Kalk,  aber  auf  der  Djebel  Ssoda  sowol  wie  auf  den 
andern  Bergen  gibt  es  Ueberzüge,  Fanden,  welche  manch- 
mal aus  einer  Kruste  von  Brauneisenstein  bestehen,  manch- 
mal wie  ein  Lavaüberguss  aussehen.  Denhara  scheint  sich 
ganz  entschieden  für  die  basaltische  Natur  der  obern 
Schicht  der  Djebel  Ssoda  auszusprechen;  auf  S.  20  seines 
in  deutscher  Uebersetzung  erschienenen  Werks  sagt  er: 
,, Grosse  Massen  von  tafelförmigem  Basalt  und  unregel- 
mässige Abhänge,  die  dieser  Formation  eigen  sind,  findet 
man  zerstreut  in  diesen  Hügeln  und  auf  der  ganzen  sie  um- 
gebenden Ebene.  Die  höchsten  Höhen  sind  die,  welche  die  un- 
unterbrochensten Seiten  von  tafelförmigem  Basalt  haben  u.  s.  w. 
Die  untere  Schicht  dieser  Hügel  ist  ohne  Ausnahme  Kalk- 
stein, mit  einem  röthlichen  Thon  vermischt.  Hügel  von 
demselben  stossen  nahe  an  die  basaltischen:  einige  sind 
mit  Basaltstücken  von  verschiedener  Grösse  bedeckt  u.  s.  w. 
Andere  Hügel  von  Kalkstein  findet  man  wieder,  ohne  dass 
irgendetwas  Basalt  daran  vorkommt." 

Auf  dem  Filgi  fand  ich  oben  eine  mächtige  Feuerstein- 


1  Sokna  selbst  268  m,  Djebel  Filgi  453  m,  Hon  212  m,  Uadan 
210  m,  Garat  Tscliausch  420  m,  Djebel  Ferdjau  301  m,  Ain  Hammam 
332  m. 


154  Siebeutes  Ka])itel. 

schiclit,  auf  der  Djebel  Ssoda  ebenfalls  eine  Versteinerungs- 
scbicht,  und  Stecker  eine  solcbe  mit  zablreichen  Orbito- 
litben  in  der  Djebel  Ferdjan.  Hornemann  bält  den  Harudj 
Assod,  Avelcher  mit  der  Djebel  Ssoda  ein  und  dasselbe  Ge- 
birge bildet,  für  Kalkstein  und  Basalt.  Djebel  Ssoda  ist 
nacli  Duveyrier^  ein  vulkaniscbes  Massiv  gleicb  dem  Harudj, 
isolirt  wie  dieser  inmitten  einer  Kalkhammada.  Aber  Ha- 
rudj und  Djebel  Ssoda  sind  ein  und  dasselbe  Gebirge,  nur 
mit  verschiedenen  Namen,  wie  das  auch  Hornemann  schon 
ausspricht.  Nachtigal  führt  Kalk-,  Basalt-  und  Sand- 
steine an. 

Man  trifft  wol  schon  bei  5  m  Tiefe  in  der  ganzen 
Oase  auf  Wasser,  die  Brunnen  in  den  Städten  und  Gärten 
haben  es  meistens  schon  bei  3, so  m.  Das  Wasser  findet 
sich  gleich  unter  einer  Kalksteinschicht,  welche  durch- 
brochen werden  muss. 

Da  die  Brunnen  in  Djofra  nie  versiegen,  da  an  einen 
Abfluss  aus  dem  eigentlichen  Centralafrika  wol  kaum  ge- 
dacht werden  kann,  so  muss  man  wol  annehmen,  dass  das 
W^asser  in  denselben  seinen  Ursprung  dem  Ptegen  verdankt, 
der  doch  stärker  und  häufiger  in  der  Djebel  Ssoda  und  im 
Harudj  vorkommt,  als  man  bislang  glaubte.  Denn  von 
diesen  Bergen  kommen  ja  hauptsächlich  die  Rinnsale,  welche 
die  Oase  mit  Wasser  versorgen.  Und  wenn  auch  die 
nächsten  Berge  südlich  von  Sokna  nicht  höher  als  5 — G03  m 
sind,  so  steht  nichts  der  Annahme  entgegen,  dass  die  Djebel 
Ssoda  auf  ihren  höchsten  Stellen  1000,  ja  1500  m  erreichen. 
Habe  ich  doch  selbst,  als  ich  die  Djebel  Ssoda  auf  meiner 
Reise  von  ]\[isda  nach  Mursuk  kreuzte,  den  Chorm  Ifrisch 
2982  engl.  Fuss  hoch  gefunden.  Bei  einer  so  bedeutenden 
Höhe  ist  aber  ein  feuchter,  vom  Mittelmeer  durch  Wolken 
herbeigeführter    Niederschlag    in    viel    zahlreicherm    Masse 


'  Duveyricr,  S.  79. 


Kcgen.  —  Trückculicit.  155 

möglich,  als  in  den  tiefern  Ebenen.  Und  wenn  die  Ge- 
wässer auch  nicht  immer  oberirdisch  fortgeführt  werden, 
so  kann  ein  solcher  Abfluss  unterirdisch  nach  den  Oasen 
hin  geschehen.  Dass  aber  auch  oberirdisches  Fliessen  des 
Wassers  in  den  Lidians  öfter  stattfindet,  haben  wir  schon 
erwähnt.  Wir  würden  also  wol  die  Zone  der  Mittelnieer- 
regen  weiter  nach  Süden  verlegen  müssen,  als  es  bisjetzt 
geschah,  und  ich  glaube  behaupten  zu  dürfen,  dass  man 
da,  wo  man  noch  ackert,  auch  noch  die  Ilegenzone  anneh- 
men ,muss.  In  Djofra  wird  noch  geackert  und  zwar  ohne 
künstliche  Berieselung. 

Es  scheint  überhaupt,  dass  die  Aussagen  der  Einge- 
borenen, als  regne  es  in  einigen  Theilen  der  Sahara  nie- 
mals, mit  Vorsicht  aufzunehmen  sind.  Ich  selbst  erlebte 
in  Fesan,  also  viel  weiter  nach  Süden  zu,  einen  sehr  an- 
haltenden Regen,  und  Spuren,  oft  recht  arge,  von  statt- 
gehabten Regenschauern  zeigen  fast  alle  Wohnungen  der 
verschiedenen  Oasen. 

üebrigens  participirt  Djofra  im  allgemeinen  an  der 
Trockniss  der  Sahara;  es  hat  ein  durchaus  trockenes  Klima. 
Die  mittlere  Jahrestemperatur  dürfte  wol  fast  30°  C.  er- 
reichen, sodass  die  Oase  zu  den  heissesten  Theilen  der 
Erde  gerechnet  werden  muss.  Indess  ist  hier  die  hohe 
Temperatur,  wie  überhaupt  in  der  Sahara,  viel  leichter  zu 
ertragen,  als  z.  B.  am  Mittelmeere  selbst,  wo  die  grosse 
Feuchtigkeit  jede  Verdunstung  der  Haut  verhindert  und 
beim  Menschen  das  Gefühl  erweckt,  als  ob  er  sich  in  einem 
türkischen  Dampfbade  befinde.  Innerhalb  der  Oase  scheint 
das  Thermometer  wol  nie  unter  Null  zu  fallen,  während 
man  wol  mit  Sicherheit  annehmen  kann,  dass  solches  auf 
den  umliegenden  Bergen  während  der  Monate  December, 
Januar  und  Februar  der  Fall  ist.  Ja,  es  soll  vorkommen, 
dass  es  selbst  in  Djofra  schneit,  wenn  es  anders  seine 
Richtigkeit    mit   Anführuno;    der  Thatsache  seitens  Barth's 


156  Siebentes  Kapitel. 

hat,  wolclicr  im  Jahre  1850  schrieL:  „P^benso  liahen  wir 
Nachricht  aus  Fesaii,  dass  der  Schneefall  in  Sokna  Anfang 
Januar  so  stark  gewesen,  dass  die  Leute  für  den  Einsturz 
ihrer  Iliiuser  gefürchtet  hahcn."  ^  Ich  konnte  darüber  nichts 
in  p]rfahrung  bringen,  im  Gegentheil,  die  Bewohner  Soknas 
behaupteten  sogar,  es  regne  niemals,  obschon  auch  in  un- 
serer Wohnung,  namentlich  im  Zimmer  Dr.  Stecker's,  sowie 
in  allen  Uidian  Spuren  von  stattgefundenen  Regenschauern 
und  Wasserschwemmungen  sichtbar  waren. 

Die  herrschenden  Winde  kommen  vom  Norden  und 
zwar  meistens  von  Nordnordwest;  wenn  aus  entgegengesetzter 
Richtung,  so  sind  in  der  Atmosphäre  Störungen  vorhanden. 
Die  obwol  zuweilen  sanften  Süd-  oder  Südostwinde  treten 
meist  mit  stürmischer  Heftigkeit  auf  oder  entwickeln  sich 
doch  aus  Calmen  zu  Orkanen.  Sie  haben  dann  stets  jene 
eigenthümlichen,  bereits  erwähnten  elektrischen  Erschei- 
nungen im  Gefolge.  Eigentliche  Gewitter  kommen  selten 
vor,  häufiger  sollen  sie  in  der  Djebel  Ssoda  beobachtet 
werden.  Die  zahlreichen,  am  Fusse  des  Harudj  und  weiter 
östlich  vorgefundenen  Blitzröhren  sprechen  auch  genugsam 
dafür,  wie  oft  in  jenen  Gegenden  die  elektrischen  Ent- 
ladungen sein  müssen.  Sicher  aber  kommen  in  der  Wüste 
öfter  die  sogenannten  trockenen  Gewitter  vor,  als  die  von 
Regen  begleiteten. 

W^olkenbildung,  meist  in  Cirrus-  und  Stratusforni,  zeigt 
sich  morgens  und  abends  fast  immer;  aber  gegen  8  Uhr 
morgens  pflegt  der  Himmel  schon  wolkenlos  zu  sein,  wenn 
auch  nicht  von  jener  tiefblauen  Färbung,  wie  in  den  mittel- 
europäischen Zonen.  Die  schmuzige,  bleierne  Farbe  bei 
vollkommener  Wolkenlosigkeit  rührt  meist  von  Staubpar- 
tikelchen her,  welche  sich  bei  windstillen  Tagen  oft  längere 
Zeit  nach  vorangegangenen  Stürmen  in  der  Luft  schwebend 


'  rctermnnn's  „Mittheiluiijieu",  1855,  S.  250  in  der  Fussuotc. 


Zodiakallicht.  —  Krankheiten.  157 

erhalten.  Wenn  nun  auch,  namentlich  im  Sommer,  selten 
Thaufall  beobachtet  wird,  so  zeigen  doch  die  zahlreichen 
Mondhöfe,  Nebenmonde  und  andere  spiegelnde  Erschei 
nungen  am  Himmel  während  der  Nacht,  dass  um  diese  Zeit 
in  den  höhern  Regionen  ein  grösseres  Quantum  von  Feuch- 
tigkeit vorhanden  sein  muss.  Aber  auf  dem  Wege  nach 
Sokna  und  auch  noch  während  unsers  Aufenthalts  daselbst 
beobachteten  wir  sowol  des  Abends  als  des  Morgens  die 
häutigen  und  besonders  schönen  Erscheinungen  des  Zodiakal- 
lichtes.  Und  vielleicht  trägt  etwas  zur  Erklärung  dieses 
Phänomens  die  Wahrnehmung  bei,  dass  je  nach  den  ver- 
schiedenen Auf-  und  Untergangspunkten  der  Sonne,  d.  h. 
je  nachdem  sie  z.  B.  weiter  nach  Norden  im  Westen  unter 
den  Horizont  sinkt,  das  Zodiakallicht  sich  immer  verschiebt, 
d.  h.  dasselbe  geht  der  Sonne  nach.  Man  dürfte  demnach 
vielleicht  annehmen,  dass  diese  milchstrassenartige,  zucker- 
hutförmige  Erscheinung  am  Himmel  für  ihr  Nach-  und  Vor- 
leuchten von  der  Sonne  abhängig  ist. 

Die  Gesundheitsverhältnisse  in  Djofra  sind  ausgezeich- 
nete, und  ausser  Augenkrankheiten  scheint  es  in  dieser 
Oase  keine  wirklich  endemischen  Uebel  zu  geben.  Jene 
eigenthümliche ,  von  den  Engländern  cyprische,  von  den 
Arabern  in  Tunesien  und  Tripolitanien  Bu-Dabus  ^  genannte 
Krankheit,  welche  z.  B.  im  Herbst  1878  an  allen  afrika- 
nischen Küsten  des  Mittelmeers  und  auf  den  Inseln  des- 
selben grassirte,  hat  man  in  Djofra  nie  beobachtet.  Das 
in  vielen  andern  Oasen  so  sehr  gefürcbtete  Wechselfieber 
ist  in  Djofra  so  unbekannt,  dass  man  diese  Krankheit, 
tritt  sie  ja  einmal  auf,  die  ,,fesanische"  nennt.     Den  sonst 


'  Der  Name  Bu-DaLus  —  so  sprechen  Europäer  und  Araber  ihn 
aus  —  kommt  vom  arabischen  Wort  „Ljw^",  „Dharba,  Schlag"  her. 
Bu-Dharba  also:  Vater  des  Schlags.  Schlag  ist  ja  in  dem  Sinne 
einer  Ohnmacht  auch  bei  uns  gebräuchlich. 


158  Siebentes  Kapitel. 

ebenfalls  oft  in  den  Oasen  verbreiteten  Kopfgrind  bekamen 
wir  in  Sokna  nicht  zu  seilen.  Und  selbst  Augenkrank- 
heiten, welche  in  allen  Oasen  wie  überhaupt  in  ganz  Nord- 
afrika so  ausserordentlich  häufig  sind,  kommen  hier  ver- 
liältnissmässig  weniger  vor.  Die  Augenkrankheiten  der 
Bewohner  Nordafrikas  haben  ihre  Ursachen  theils  in  ihren 
schmuzigen  Verhältnissen  und  der  nicht  genügenden  Reini- 
gung der  Augen,  welche  um  so  nothwendiger  ist,  als  sich 
die  Luft  häufig  genug  mit  feinem  Staub  anfüllt,  theils  aber 
auch  in  der  starken  Sonneneinwirkung  auf  die  schutzlosen 
Augen.  Das  Tragen  des  sogenannten  Fes  ohne  Schirm, 
oder  jenes  weissen  Käppchens,  oder  auch  des  Turbans, 
oder  gar  das  Exponiren  des  ganz  nackten  Kopfes  in  der 
Sonne  trägt  ohne  Zweifel  zur  Erzeugung  von  Augenentzün- 
dungen bei.  Die  Franzosen  haben  daher  auch  keinen 
grössern  hygienischen  Fehler  bezüglich  ihrer  in  Algerien 
stationirten  Truppen  begehen  können,  als  dass  sie,  wenn 
auch  nur  den  Zuaven  und  Tirailleurs  indigenes,  den  Fes 
als  Kopfbedeckung  gaben,  abgesehen  von  der  Geschmack- 
losigkeit derselben.  Wie  ganz  anders  und  viel  vernünf- 
tiger verfahren  da  die  Engländer,  welche  in  den  Tropen 
ihre  Soldaten  mit  einem  leichten,  reichlich  Schatten  ge- 
benden Helm  bedecken. 

Trotz  dieser  im  allgemeinen  so  gesunden  Verhältnisse 
in  Sokna  kann  man  keineswegs  sagen,  dass  die  Bewohner 
der  Oase  ein  frisches,  blühendes  Aussehen  hätten.  Der 
Grund  der  gelben,  wächsernen,  pergamentartigen  Farbe  der 
Eingeborenen  muss  eben  in  den  schlechten  Ernährungsver- 
hältnissen, in  einer  unrationellen  Lebensweise,  in  zu  früher 
Verheirathung  und  zum  Theil  auch  wol  in  der  mangel- 
haften Beschaffenheit  des  Trinkwassers  gesucht  werden. 
Ja,  ich  stehe  nicht  an,  zu  erklären,  dass,  falls  nicht  die 
bösen  Einflüsse  des  letztern  der  beständige  Aufenthalt  in 
freier,  frischester  Luft  paralysirte,   gewiss  typhöse  Krank- 


Gesnndheitsverhältiiisse.  —  Pflaiizenwuclis.  159 

lieiten  und  Epidemien  sehr  häufig  sein  würden.  Aber  weil 
alle  Häuser  offen  sind  —  Glasfenster  gibt  es  nirgends  — , 
weil  der  Mensch  selbst  im  Zimmer  eigentlich  im  Freien  ist, 
so  befindet  er  sich  bei  überall  unbeschränktester  Circula- 
tion  der  Luft  mit  seinen  Athmungswerkzeugen  stets  im 
reinsten  Element.  Dies  und  die  Massigkeit  beim  Essen  be- 
dingen im  wesentlichen  die  guten  gesundheitlichen  Verhält- 
nisse. Djofra  besitzt  inmitten  der  Palmenwälder  das  beste 
und  süsseste  Trinkwasser,  aber  das  der  Brunnen  innerhalb 
der  Ortschaften  ist  nicht  nur  brakisch,  sondern  wird  durch 
das  Anbringen  derselben  in  der  Kähe  der  Aborte  noch  un- 
trinkbarer. Gewöhnlich  sind  aber  die  Bewohner  viel  zu 
faul,  um  ihren  Bedarf  aus  den  entfernten  Brunnen  zu  holen; 
sie  ziehen  es  vor,  die  in  den  Höfen  ihrer  Wohnungen  oder 
in  den  Strassen  befindlichen  zu  benutzen. 

Wir  befanden  uns  in  Djofra  im  Frühjahr  1879  leider 
in  zu  ungünstigen  Verhältnissen,  um  auch  nur  annähernd 
ein  zutreffendes  Bild  von  der  dort  vorkommenden  Pflanzen- 
welt entwerfen  zu  können.  Seit  zwei  Wintern  blieb  der 
Regen  aus,  während  zweier  Jahre  hatte  man  in  Djofra  nicht 
geackert,  und  auch  in  den  Uidian  beschränkte  sich  der 
Pfianzenwuchs  auf  solche  Gewächse,  die  ohne  alljährlichen 
Regen  bestehen  können.  Grössere  Bäume,  wie  Mimosen, 
welche  zwischen  den  Palmen  in  herrlichen  Exemplaren 
wachsen  und  auch  in  den  Flussbetten  vorkommen,  sowie 
Tamarisken  und  Sarachbäume  erfreuten  zwar  noch  immer 
durch  ihr  Grün,  aber  es  fehlten  ganz  und  gar  jene  grünen, 
mit  bunthlütigen  Blümchen  untersprenkelten  Teppiche, 
welche  im  Frühjahr  die  Rinnsale  so  reizend  machen.  Und 
wenn  man  in  den  Flussbetten  jene  Bäume  und  Tamarisken 
und  Seyal-Akazien  im  frischesten  Grün  sah,  wenn  man  die 
Gewissheit  hatte,  dass  sie  mit  ihren  Wurzeln  die  W^asser- 
schicht,  falls  überhaupt  eine  solche  existirte,  nicht  erreichen 
konnten:  dann   muss  man  sich  doch  wol  zu  der  Annahme 


160  Siehentes  Kapitel. 

entschliessen ,  class  in  der  Luft  selbst  für  diese  Gewächse 
eine  hinlängliche  Menge  Feuchtigkeit  vorhanden  ist  und 
dass  sie  die  Fähigkeit  besitzen,  diese  Feuchtigkeit  mit  ihren 
Blättern  aufs  innigste  zu  verbinden,  um  leben  zu  können. 
Denn  nicht  nur  hier,  sondern  auch  anderswo  habe  ich  oft 
genug  Bäume  in  der  Sahara,  namentlich  Talha-  und  Ethel- 
Bäume  gefunden,  welche  voll  und  kräftig  wuchsen,  die  aber 
vielleicht  seit  Jahren  ohne  Regen  zubrachten.  Aber  zuge- 
geben auch,  dass  sie  alle  Jahre  ein  oder  zwei  Schauer  be- 
kämen, so  ist  doch  die  Luft  so  trocken,  dass  der  Boden 
gleich  noch  am  selben  Tage  wahrnehmbar  keine  Feuchtig- 
keit mehr  enthält;  die  meisten  müssen  also  doch  die  Fähig- 
keit besitzen,  aus  der  so  trockenen  Luft  noch  Feuchtigkeit 
einzusaugen.  Bei  manchen  Pflanzen  scheint  auch  ihr  Salz- 
gehalt oder  das  sie  bedeckende  Salz  zur  Aufsaugung  der 
Feuchtigkeit  förderlich  zu  sein.  Ethel- Bäume  sind  fast 
immer  mit  einer  dicken  Salzstaubschicht  bedeckt.  Und 
wenn  man  zugesteht,  dass  es  Bäume  gibt,  welche  die  Feuch- 
tigkeit aus  der  Luft  derart  anziehen,  dass  es  unterhalb 
ihres  Laubdaches  durch  Wiedervonsichgeben  derselben  zum 
Eegen  kommen  kann,  so  findet  die  Behauptung,  verschie- 
dene Pflanzen  in  der  Sahara  vermöchten  ohne  Piegen  und 
ohne  Bodenfeuchtigkeit  zu  bestehen,  wol  keine  Gegner  mehr. 
Im  nördlichen  Peru  %  in  den  Wäldern  bei  Mopobamba, 
existirt  ein  Baum,  von  Professor  Ernst  in  Caracas  Piteco- 
lobium  Samam  genannt,  welcher  die  Feuchtigkeit  der  Luft 
mit  solcher  ausserordentlichen  Kraft  an  sich  zieht,  dass 
man  das  Wasser  vom  Stamme  herabrieseln  und  wie  Regen 
von  seinen  Zweigen  herunterfallen  sieht,  sodass  in  der  Um- 
gebung ein  förmlicher  Sumpf  entsteht. 

Wenn  es  aber  noch  eines  Beweises  bedürfte,    um  die 
Behauptung   zu    stützen,    es    gäbe    Pflanzen,    welche    ohne 


„Auslaml",  1880,  S.  10. 


Pflanzen  oliue  Rfesjen. 


161 


Regen  und  Bodenfeuchtigkeit  existiren  könnten,  so  braucht 
man  ja  nur  auf  die  zahllosen  Thiere  in  der  Sahara  hinzu- 
deuten, welche,  ohne  je  mit  Wasser  in  Berührung  zu  kom- 
men, jahrelang  zu  leben  im  Stande  sind. 

Palmen  bilden  in  Djofra  natürlich  einen  Hauptbestand 
unter  den  Pflanzen,  ja,  den  vornehmsten,  wie  in  den  meisten 
Oasen.  Alle  Reisenden  loben  die  vorzüglichen  Früchte, 
aber  das  Lob  geht  doch  nur  von  solchen  aus,  welche  keine 


EINE    SICH   VERÄSTELNDE   DATTELPALME    IN   AUDJILA. 


andern  Datteln  vorher  kennen  lernten.  Es  gibt  nur  unge- 
fähr dreissig  verschiedene  Sorten  in  Djofra,  und  diese  Ar- 
muth  erklärt  sich  daraus,  dass  man  auf  die  Production 
einer  guten  Mittelsorte,  welche  gross  und  süss  ist,  haupt- 
sächlich Gewicht  legt.  In  Fesan  kommen  schon  feinere 
Sorten  vor.  Je  weiter  aber  nach  Westen,  desto  edler  wer- 
den die  Datteln,  bis  sie  im  Uadi  Draa  den  höchsten  Grad 
von  Vollkommenheit  erreichen. 


ROHLFS ,   Kiifra. 


11 


162  Siebeutes  Kapitel. 

Das  nacli  Scliwemfurth  allerdings  zweifelhafte  Vorkom- 
men der  wilden  Dattelpalme  in  den  östlichen  Oasen  der 
Sahara,  namentlich  in  den  Syrten-Oasen,  in  Kufra  und  Fe- 
san,  erhält  durch  jene  Thatsache  Bestätigung.  Denn  da 
in  den  westlichen  Oasen,  wie  ich  aus  eigener  Anschauung 
bezeugen  kann,  die  Palme  wild  nicht  vorkommt,  sondern 
durch  die  Menschen  erst  importirt  wurde,  so  nahm  man 
hierzu  natürlich  nur  die  besten  Sorten,  und  durch  bestän- 
dige Veredelung  hat  man  immer  bessere  Früchte  erzielt. 

Die  wilden  Palmen,  welche  hauptsächlich  in  den  Oasen 
südlich  vom  Syrtenufer,  also  in  Abu  Naim,  Marade,  Djib- 
bena,  sodann  in  Audjila  und  Kufra  vorkommen,  zeigen  eine 
bedeutende  Neigung  zum  Verbuschen,  d.  h.  zu  einer  Ver- 
ästelung vom  Erdboden  an.  In  Kufra  überwiegen  die  Büsche 
bei  weitem  die  Palmen.  Diese  Tendenz  ist  so  gross,  dass 
selbst  einzelne  Setzlinge  sich  nicht  abhalten  lassen,  sich 
gleich  ihren  Nachbarn  zu  verästeln.  Die  wilden  Palmen 
haben  viel  kürzere  Blätter  (Djerid),  dünnere  Stengel  und 
feinere  Befiederung.  Djofra  hat  keine  wilden  Palmen.  Die 
Zahl  der  zahmen  beläuft  sich,  wie  man  mir  sagte,  auf  5000, 
dürfte  aber  viel  bedeutender  sein,  vielleicht  das  Dreifache 
betragen,  da  die  Bewohner  wegen  der  Besteuerung  der 
Palmen  die  Zahl  derselben  so  gering  wie  möglich  angeben. 
Man  wird  kaum  weit  von  der  Wahrheit  abgehen,  wenn  man 
die  von  der  Behörde  oder  den  Besitzern  angegebene  Zahl 
immer  dreimal  zu  klein  annimmt. 

Die  übrigen  Fruchtbäume  kommen  kaum  in  Betracht. 
Wein,  Mandeln,  Oliven,  Quitten,  Granaten,  Feigen,  Apri- 
kosen, Pfirsiche  und  einige  Aepfelbäume,  welche  letztern 
nussgrosse  Früchte  hervorbringen,  bilden  den  Bestand,  und 
von  Gemüsen  zieht  man  die  in  den  andern  Oasen  vorkom- 
menden, hauptsächlich  Ptüben,  Eierfrüchte,  Tomaten,  Zwie- 
beln, Kohl,  Knoblauch,  Wassermelonen,  Kürbisse,  süsse 
Melonen,  Sauerampfer.     Blumen.,  selbst  Ptosen  und  Jasmin, 


Gartenbau.  153 

die  man  doch  sonst  mit  Vorliebe  in  den  nördlichen  Oasen 
pflegt,  fehlen  hier.  An  Getreide  hauen  die  Bewohner  Reis, 
Weizen,  Gerste  und  Negerhirse  in  den  Gärten;  aber,  wie 
schon  hervorgehoben,  in  regenreichen  Jahren  bringen  we- 
nigstens die  Honenser  auch  Getreide  in  die  mittels  des 
Pflugs  bearbeitete  Erde. 

Das  Einpflanzen  und  Einsäen  aber  der  ebenerwähnten 
Pflanzen  findet  auf  kleinen,  etwa  1  qm  grossen,  von  hohen 
Erdrändern  umgebenen  Beeten  statt,  die  man  regelmässig 
aus  Brunnen  bewässert,  denn  eine  Quelle  ist  in  ganz  Djofra 
nicht  vorhanden.  Als  besonders  bemerkenswerth  muss  man 
hervorheben,  dass  alle  diese  Gartenfelderchen  ganz  unkraut- 
frei waren,  und  selbst  längs  der  Wasserrinnen  nur  Malven 
und  Queckengras  sich  fanden.  Da  die  botanischen  Resul- 
tate in  einem  besondern  Kapitel  von  Professor  Ascherson, 
dem  bewährten  Kenner  afrikanischer  Flora,  zusammenge- 
stellt werden,  wie  er  denn  auch  mit  Bereitwilligkeit  die 
Bestimmung  der  gesammelten  Pflanzen  übernommen  hat, 
so  brauchen  wir  hier  nicht  länger  dabei  zu  verweilen. 

Hervorgehoben  soll  nur  noch  werden,  dass  die  Bear- 
beitung der  Gärten  ganz  in  derselben  W^eise  und  mit  der- 
selben kurzstieligen  eisernen  Hacke  erfolgt,  wie  in  den 
übrigen  Oasen,  und  dass  man  grosse  Sorgfalt  auf  die  Dün- 
gung des  Bodens  verwendet.  Zu  dem  Ende  werden  Küchen- 
abfälle, Strassenkehricht,  Dünger  u.  s.  w.  gesammelt  und  in 
Körben  auf  Eseln  nach  den  Gärten  geschafft.  Nach  Unter- 
bringung des  Düngers  geschieht  dann  gleich  die  Beriese- 
lung der  Felder,  aber  nicht  auf  einmal,  sondern  eines 
Feldes  nach  dem  andern,  sodass  zu  diesem  Geschäft  immer 
zwei  Arbeiter  nothwendig  sind  und  ausserdem  noch  ein 
Ochs  oder  Esel,  die  das  Heraufziehen  des  Wasserschlauches 
besorgen. 

Die  Gärten  sind  alle  musterhaft  gehalten,  sämmtlich 
von  mannshohen  Mauern    aus  Stein    umfriedigt,    und  fast 

11* 


J64  Siebentes  Kapitel. 

alle  haben  ihre  eigenen  Brunnen;  in  vielen  stehen  auch 
Landhäuser,  von  denen  einige  den  Namen  einer  Villa  führen 
könnten.  Die  Pflege  der  Gärten,  das  Ueberwachen  des 
Aufziehens  des  "Wassers,  das  Umarbeiten  des  Bodens,  das 
Ernten  ist  fast  ausschliesslich  Sache  zahlreicher  Sklaven, 
oder  auch  in  den  Händen  von  Fesasna,  welche  in  Menge 
ihre  zu  stark  bevölkerte  Oase  Fesan  verlassen,  um  sich 
anderswo  kärglichen  Lohn  zu  verdienen.  Eine  Zeit  lang 
im  Jahre  verbringen  die  Städtebewohner  auch  in  ihren 
Gärten. 

An  Hausthieren  hat  man  in  Djofra  einige  Pferde,  dann 
Esel,  Rinder  (diese  werden  fast  nur  zum  Wasseraufziehen 
benutzt),  Schafe ^  (Fettschwänze),  Ziegen,  Katzen,  Hunde, 
und  zwar  Slugi  und  Araberspitze,  ferner  Hühner  und  Tau- 
ben. Von  wilden  Thieren  ist  vor  allen  zu  nennen  die 
Uadan- Antilope,  welche  vom  Gebirge  Uadan  den  Namen 
erhielt,  aber  heute  viel  zahlreicher  in  der  Djebel  Ssoda 
und  im  Harudj  vorkommt  als  in  den  Üadan-Bergen.  So- 
dann die  Gazelle.  Das  Fleisch  der  Uadan- Antilope  ist  vor- 
züglich, wird  aber  an  Schmackhaftigkeit  noch  von  dem  der 
Gazelle  übertroffen.  Reissende  grosse  Thiere  scheinen 
nicht  da  zu  sein,  nicht  einmal  Hyänen  und  Schakale.  Der 
Fenneg  ist  wol  das  grösste  reissende  Säugethier.  Ratten, 
Mäuse  und  Springratten  sind  häufig.  Kaninchen  und  Hasen 
kommen  stellenweise  in  den  Uidian  vor.  Raben,  Falken, 
Bachstelzen,  Schwalben  halten  sich  fast  während  des  ganzen 
Jahres  in  der  Oase  auf,  während  Sperlinge  fehlen.  Wald- 
und  Turteltauben  kommen  von  Norden,  sobald  das  Ge- 
treide und  die  Datteln  reifen,  später  kehren  sie  zurück. 

Zur  Zeit  des  Frühjahrs  und  Herbstes  wird  Djofra  auf 


*  Die  Schafe  haben  in  Djofra  noch  Wolle,  während  sie  diese  in 
den  südlichen  Oasen  verlieren  oder  gegen  das  kühlere  Haar  ver- 
tauschen. 


Die  Dubechse.  Iß5 

kurze  Zeit  als  Station  für  eine  Menge  von  Zugvögeln  be- 
nutzt. 

Unter  den  Thieren  niederer  Ordnung  ist  die  grosse 
Dubechse  eins  der  interessantesten,  das  Fleisch  derselben 
gilt  als  eine  Delicatesse  und  schmeckt  wie  Aal.  Sie  werden 
bis  0,50  m  lang  und  sind  vollkommen  Krokodile  cn  minia- 
Uire,  meist  von  grauer,  ins  Schwärzliche  spielender  Farbe. 
Einige  Exemplare,  die  wir  während  ihres  Winterschlafs  in 
einem  Kasten  nach  Berlin  schickten,  sind  lebendig  ange- 
kommen. Die  fünf  Finger  der  Hinter-  und  Vorderbeine 
sind  mit  tüchtigen  Krallen  bewaffnet,  und  der  mit  aufrecht- 
stehenden  scharfen  Stacheln  beschuppte  Schwanz  wird  zum 
Schlagen  gebraucht.  Ausserdem  fauchen  sie  aus  ihrem  gut 
bewaffneten  Maul,  sobald  man  sich  nähert.  Für  kleinere 
Geschöpfe  sind  sie  also  gefährliche  Thiere,  zumal  sie  ziem- 
lich schnell  laufen  können.  Die  Dubechse  ist  auch  inso- 
fern interessant,  als  sie,  obwol  ziemlich  gross,  doch  ohne 
Wasser  existirt,  denn  wenn  sie  auch  von  Mäusen,  Heu- 
schrecken, Chamäleonen  u.  dgl.  lebt,  also  mit  dieser  Nahrung 
eine  gewisse  Quantität  Feuchtigkeit  zu  sich  nimmt,  so  hält 
sie  sich  doch  in  von  Gärten  entfernten  Gegenden,  meist 
zwischen  den  unzugänglichen  Felspartien  auf,  wo  sie  höch- 
stens auf  dann  und  wann  eintretende  Regengüsse  ange- 
wiesen ist. 

Schlangen,  auch  die  Hornviper,  kleinere  Eidechsen, 
Chamäleone,  Käfer,  Fliegen,  Mücken,  Wespen  (Honigbienen 
gibt  es  nicht)  und  zahlreiche  interessante  Spinnen  —  alles 
Thiere,  welche  lange  Zeit  Wasser  entbehren  können  —  bilden 
den  übrigen  Thierbestand. 

Die  Bewohner  der  Oase  zerfallen  in  Araber  und  Ber- 
ber, welche  zum  Theil  eine  Vermischung  eingegangen  sind. 
Die  Gesammtzahl  derselben  dürfte  etwa  auf  6000  Seelen 
zu  veranschlagen  sein.  Ausser  den  beiden  herrschenden 
Stämmen,  den  Arabern  und  Berbern,  müssen  bei  den  er- 


166  Siebentes  Kapitel. 

stern  sodann  noch  die  Schürfa  (PI.  von  Scherif,  d.  h,  Ab- 
kömmling Mohammed's)  in  Betracht  kommen,  während  die 
Fesasna  ein  vorübergehendes  Element  bilden  und  die  zahl- 
reichen Schwarzen  sich  aus  allen  Ländern  von  Nordcen- 
tralafrika  rekrutiren. 

Den  vornehmsten  Rang  in  der  Bevölkerung  nehmen 
die  Schürfa  ein,  welche  ausschliesslich  in  Uadan  wohnen. 
Sie  wollen  angeblich  von  Uesan  aus  Marokko  hergewandert 
sein,  wie  denn  überhaupt  in  ganz  Nordafrika  jeder,  je 
weiter  er  from  far  ivest  kommt,  desto  vornehmer  ist.  Wer 
von  der  Seggiat  el  homra  sein  Herkommen  herleitet,  oder 
wer  unter  den  Schürfa  der  Menge  weismachen  kann,  er 
stamme  von  Muley  Edris,  oder  Muley  Ali  Scherif,  oder 
vom  Muley  Thaib  von  Uesan  ab,  gilt  in  den  Augen  der 
Menge  für  viel  vornehmer  und  heiliger,  als  wenn  er  direct 
von  Mekka  käme. 

Den  zweiten  Rang  an  Vornehmheit  in  der  Bevölkerung 
nehmen  thatsächlich  die  Berber  ein,  welche  ausschliesslich 
in  Sokna  wohnen.  Freilich  in  ihren  eigenen  Augen  sind, 
die  Araber  die  vornehmsten;  wie  sollten  sie  es  auch  nicht 
glauben,  da  'ja  Mohammed,  der  Gesandte  Gottes,  an  mehr 
als  einer  Stelle  im  Koran  sagt:  Ihr  seid  das  auserwählte 
Volk,  gerade  so  wie  Moses  dies  den  Juden  sagte,  wie  Victor 
Hugo  und  andere  Franzosen  es  ihren  Landsleuten  sagen. 
Aber  die  Türken,  welche  auch  nicht  zum  auserwählten 
Volke  gehören,  erkennen  doch  in  Djofra  den  Vorrang  der 
Berber  insofern  an,  als  sie  den  Regierungssitz  in  die  Stadt 
derselben  verlegten.  Berber  und  Araber  ^  gehören  verschie- 
denen Stämmen  an.  Ein  Unterschied  zwischen  ihnen  in 
Körperbau,  Gesichtszügen,  Augen  und  Haaren  ist  nicht 
^nachzuweisen.  Die  Bewohner  von  Djofra  sind  mittlerer 
Statur,  haben  gelbliche,  oft  bronzene  Hautfarbe,  schwarzes, 


'  Das  Verzeicliiiiss  der  Stämme  ist  leitlcr  mit  zorstin-t  \voi-(leii. 


Körperbeschaffenlieit,  167 

meist  krauses  Haar,  das  jedoch  nicht  so  kurz  und  wollig 
ist  wie  bei  den  Negern.  Die  durchweg  schwarzen  Augen 
sind  nicht  übermässig  gross,  aber  auch  nicht  so  klein  und 
stechend  wie  bei  den  Siuahnern.  Messungen  anzustellen 
war  bei  dem  fanatischen  Charakter  der  Bewohner  nicht 
möglich.  Die  Gesichtszüge  im  ganzen  sind  aber  weit  ent- 
fernt davon,  schön  zu  sein,  obschon  eine  grosse  Verschie- 
denheit der  Gesichtszüge  dargethan  werden  konnte.  Dies 
wird  natürlich  bedingt  durch  die  in  Djofra  stattfindende  be- 
ständige Vermischung. 

So  findet  man  denn  auch  ebenso  viele  Adlernasen  wie 
plattgedrückte,  ebenso  viele  wulstige  Lippen  wie  feine, 
und  das  ohne  Unterschied  bei  der  halben  Bevölkerung. 
Es  gibt  viele  freigelassene  Neger,  mit  denen  die  freie  Be- 
völkerung Heirathen  eingeht,  wodurch  freilich  die  Rasse 
nicht  verschönert  wird.  Magerkeit  ist  bei  den  Einwohnern 
vorherrschend  —  in  ganz  Djofra  sah  ich  keinen  dicklei- 
bigen Menschen  —  und  auffallend  klein  sind  Hände  und 
Füsse.  Letzteres  ist  wahrscheinlich  Resultat  der  Arbeits- 
losigkeit und  des  wenigen  Gehens. 

Heirathen  werden  früh  abgeschlossen  und  jeder  Mann 
ist  verheirathet  oder  doch  einmal  verheirathet  gewesen. 
Männer  sind  in  grösserer  Zahl  ^  vorhanden  als  Frauen. 
Dass  aber  trotzdem  jeder  heirathen  kann,  erklärt  sich  aus 
der  Zufuhr  weiblicher  Sklaven,  aus  dem  Hereinziehen  von 
Frauen  aus  andern  Berber-  und  Araberstämmen  sowie  aus 
der  Einwanderung  fesasnischer  Frauen.  Die  eheliche  Ver- 
bindung erfordert  nicht  viel.  Der  reiche  Mann  muss  seiner 
Zukünftigen  zehn  Anzüge  geben  (d.  h.  ein  Hemd,  Um- 
schlagetuch  und  Jacke,  alles  das  wird,  jedes  für  sich,  An- 
zug genannt),  darunter  ein  Stück  Seide.     Das  Ganze  muss 


*  Audi  liier  fehlen  mir  leider  die  Zahleuaii.o-aben. 


168  .    Siebentes  Kapitel. 

ungefähr  den  Werth  von  200 — 300  Piaster^  haben.  Man 
findet  aber,  trotzdem  jeder  Mann  heirathet,  alte  Jungfern 
oder  wenigstens  unverheirathet  gebliebene  Frauenzimmer. 
Gross  aber  ist  die  Zahl  der  verabschiedeten  Frauen,  Xa- 
djela  genannt,  was  sich  aus  dem  abscheulichen  Religions- 
gesetz zur  Genüge  erklärt.  Denn  unter  dem  nichtigsten 
Vorwande  kann  sich  ja  jeder  Muselman  von  seiner  Frau 
scheiden  lassen  oder,  wie  man  sagt,  er  kann  ,,sie  Verstössen". 
Vielweiberei  kommt  wegen  zu  grosser  Armuth  der  Bewohner 
fast  gar  nicht  vor.  Die  Frauen  sind  wie  die  aller  nord- 
afrikanischen Völker  bedeutend  kleiner  an  Statur  als  die 
Männer.  Da  von  allzu  grosser  Scheu  bei  ihnen  keine  Rede 
ist,  hatte  ich  oft  genug  Gelegenheit,  sie  betrachten  zu  kön- 
nen. Alte  Weiber,  Frauen,  Jungfrauen  und  Mädchen  im 
zartesten  Alter  —  alle  sind  hässlich,  übelriechend  und  ab- 
stossend  wie  die  Negerinnen. 

Die  Tracht  der  Bewohner  ist  ganz  ohne  Unterschied 
bei  Arabern  und  Berbern  die  der  Nordafrikaner,  nur  herrscht 
das  dunkelblaue  Gewand  der  Sudaner  bei  den  Frauen 
schon  vor.  Tätowirungen  sind  selten,  aber  jeder  Erwach- 
sene hat  am  kleinen  Finger  der  Rechten  einen  Ring  von 
Silber,  die  Armen  einen  solchen  von  Messing.  Oft  sind  in 
den  Ringen  werthlose  Steine,  welchen  verschiedene  Eigen- 
schaften innewohnen  sollen,  z.  B.  sie  schützen  gegen  bösen 
Blick,  gegen  Gift  oder  andere  gefährliche  Dinge.  Bei  kei- 
nem fehlen  Amulete  in  kleinen  rothen  Ledersäckchen, 
welche  auf  der  Brust,  an  den  Armen,  auf  dem  Kopfe,  ja 
überall  am  Kopfe  getragen  werden.  Sie  sind  äusserst  er- 
picht darauf  und  scheuen  sich  auch  gar  nicht,  dergleichen 
von  Christen  anzunehmen,  ja  häufig  genug  sollte  ich  Leuten 
aus  der  Oase  solche  Amulete  schreiben.  Alle  tragen 
Schuhe  und  die  Reichen  im  Winter  sogar  Strümpfe,  die  sie 


'  1  Piaslei-  liat  19  Pienrnj^e  Werth. 


Charakter,  169 

selbst  stricken.  Viele  von  den  Männern  bedienen  sich  der 
Hosen,  welche  nicht  so  weit  wie  die  türkischen  Pumphosen 
und  nicht  so  eng  wie  die  fränkischen  sind.  Die  Frauen 
führen  Halsbänder  aus  Bernstein-  oder  Glasperlen,  grosse 
Ohrringe  von  6  cm  Durchmesser,  aus  Silber  oder  Kupfer, 
und  Fussknöchelringe  aus  verschiedenem  Metall.  Alle  färben 
sich  die  Augenlider  mit  Kohöl  (Antimon)  und  Frauen  und 
Mädchen  die  Nägel  und  oft  auch  die  ganzen  Hände  mit 
Henneh. 

Ueber  Charakter  und  seelische  Zustände  dieser  Völker 
ist  es  für  einen  Nichtmohammedaner,  wenn  er  ihre  Sprache 
auch  noch  so  gut  spricht,  äusserst  schwer,  sich  einen  rich- 
tigen Begriff  zu  bilden.  Denn  die  meisten  halbcivilisirten 
Völker  und  namentlich  die,  welche  dem  Islam  huldigen, 
verstellen  sich  Fremden  und  besonders  Andersgläubigen 
gegenüber  mehr,  als  der  Betrefiende  denkt.  Mit  der  grössten 
Vorsicht  sind  daher  Berichte  von  lleisenden  in  dieser  Be- 
ziehung aufzunehmen,  denn  erst  nach  langem  Verweilen 
unter  einem  Volke,  und  nachdem  man  die  verschieden- 
artigsten Individuen  kennen  gelernt,  die  verschiedensten 
Verhältnisse  mit  ihnen  durchlebt  hat,  gelingt  es,  sich  eine 
einigermassen  richtige  Vorstellung  zu  verschaffen.  Diese 
Völker  —  wir  sollten  ja  später  über  sie  so  traurige  Erfah- 
rungen machen  —  üben  freilich  auch  untereinander  Wahr- 
heit, Aufrichtigkeit,  Treue  und  Ehrlichkeit,  aber  nur  dann, 
wenn  sie  diesen  Tugenden  durchaus  nicht  aus  dem  Wege 
gehen  können.  Das  ist  übrigens  bei  allen  Völkern  der 
Fall,  deren  ganzes  Leben  sich  vorzugsweise  auf  religiöse 
Formalitäten  stützt,  welche  zur  Heuchelei,  zur  Scheinheilig- 
keit, zur  Augendienerei  Veranlassung  geben.  Nichts  cor- 
rumpirt  die  Völker  mehr  als  lediglich  äusserliche  Beli- 
gionsübungen.  Nicht  umsonst  hat  Jesus  Christus  gesagt: 
„Wenn  du  beten  willst,  gehe  in  dein  Kämmerlein",  nicht 
umsonst  eiferte  Jesus  gegen  die  Heilighaltung  eines  solchen 


]^70  Siebentes  Kapitel. 

Sabbats,  welcher  das  Brechen  einer  Aelire  und  die  Hei- 
lung eines  Kranken  ausschloss.  Immer  und  immer  tritt 
aber  die  Tendenz  der  Geistlichkeit  wieder  hervor,  durch 
äussern  Formendienst  die  Menschheit  in  ihre  Bande  zu 
legen,  und  bei  den  Mohammedanern  ist  dies  um  so  schlim- 
mer, als  nicht  nur  die  Geistlichkeit  eine  Controle  ausübt, 
sondern  das  ganze  Leben  und  Weben  sich  nur  um  Glauben 
und  Geld  dreht  und  einer  den  andern  hinsichtlich  seiner 
religiösen  Pflichten  und  Exercitien  beaufsichtigt. 

Es  ist  für  Abdallah  eine  höchst  wichtige  Sache,  ob 
sein  Nachbar  Mohammed  schon  sein  Nachmittagsgebet  ver- 
richtete, ob  er  dies  zu  Hause,  in  der  Moschee,  oder  —  was 
eigentlich  am  besten  ist,  denn  man  lässt  ja  so  gern  seine 
Frömmigkeit  sehen  —  auf  öffentlicher  Strasse  that;  Ben 
Daud  muss  durchaus  erfahren,  ob  der  Hadj  Ali  seine  Ab- 
luition  in  der  Moschee,  oder  ob  er  sie  vielleicht  im  Hause 
vornahm  oder  gar,  ob  er  sie  blos  mit  Sand  vollzog. 

Streitsüchtig  scheinen  die  Bewohner  nicht  zu  sein,  trotz 
des  eingangs  erwähnten  Vorfalls  zwischen  Honensern  und 
Soknensern.  Auch  lebhaft  sind  sie  nicht,  sondern  eher  in- 
dolent, selbst  Fanatismus  im  Sinne  Marokkos  oder  der 
Snussi  ist  unbekannt,  obschon  diese  es  an  nichts  fehlen 
lassen,  um  ihre  Anhänger  intolerant  zu  machen;  auch  den 
religiösen  Pflichten  kommen  sie  nur  lässig  nach.  Die  Träg- 
heit, welche  sie  zur  Schau  tragen,  ist  aber  Folge  ihrer 
wirthschaftlichen  Verhältnisse,  weil  die  grosse  Zahl  der 
Sklaven  den  eigentlichen  Bewohnern  jede  Arbeit  abnimmt. 
Gastfreundschaft  kennt  man,  aber  bei  weitem  nicht  so  wie 
im  Westen  von  Afrika. 

Die  Bewohnerschaft  ist  eigentlich  so  recht  eine  garten- 
bautreibende, denn  der  geringe  Handel  kommt  kaum  in 
Betracht,  und  auch  die  Kamelzucht  der  Honenser  und 
Aral)er  von  Sokna  tritt  weit  zurück  hinter  der  Palmen- 
und  Ackerbauwirthschaft.     Der  Hang  zum  Pteisen,  wie  bei 


Abgaben.  171 

den  Bewohnern  von  Rliat,  Rhadames,  Djalo  und  Mursuk, 
ist  auch  nicht  ausgeprägt,  sie  hängen  an  der  Scholle  und 
sind  mit  dem  zufrieden,  was  sie  aus  ihrem  Grund  und  Bo- 
den herausschlagen.  Im  allgemeinen  herrscht  eine  solide 
Wohlhabenheit,  wie  bei  allen  jenen  Völkern,  deren  Erwerb 
vorzugsweise  auf  den  Boden  gegründet  ist;  daher  ist  grosser 
Reichthum  und  grosse  Armuth  unbekannt.  Und  kämen 
nicht  die  vielen  willkürlichen  und  vexatorischen  Steuer- 
erhebungen, Abgaben  und  andere  Erpressungen  vor,  so 
würden  sie  auch  über  Abgabendruck  nicht  klagen  können, 
denn  im  ganzen  hat  die  Oase  100000  Piaster  zu  zahlen, 
wovon  auf  Sokna  33000,  auf  Hon  28500,  auf  Uadan  nur 
7490  Piaster  fallen.  Dazu  kommt  dann  noch  eine  frei- 
willige Gabe  von  25000  Piaster,  welche  die  Schürfa  von 
Uadan  entrichten.  Kessir  als  Ort  zahlt  keine  Abgabe  und 
die  sich  dort  aufhaltenden  Fesasna  ebenfalls  nicht. 

Zum  Militärdienst  wird  niemand  herangezogen,  wie 
denn  überhaupt  in  ganz  Tripolitanien  bisjetzt  gar  keine 
Bestimmung  darüber  besteht,  wer  dienen  muss  und  wer 
nicht.  Man  nimmt  eben  die  Soldaten  einfach  da,  wo  man 
sie  findet;  man  presst  sie,  man  wirbt  an  durch  ein  kleines 
Handgeld,  aber  von  einer  regelmässigen  Aushebung  war 
noch  nie  die  Rede.  Tripolitanien  ist  eben  eine  Provinz, 
um  die  man  sich  in  Konstantinopel  gar  nicht  kümmert, 
jeder  Gouverneur  thut,  was  ihm  beliebt.  Daher  haben 
auch  die  allgemeinen  Gesetze  für  das  Ottomanische  Reich 
äusserst  selten  Anwendung  in  dieser  Provinz.  Von  einer 
Beschickung  des  Parlaments  in  Konstantinopel  hat  man 
z.  B.  in  Tripolitanien  seinerzeit  nie  etwas  gehört.  Was  sollte 
da  auch  wol  ein  Bewohner  Fesans  machen,  oder  ein  Beduine 
aus  der   Syrte?     Der  blosse  Gedanke  reizt  das  Zwerchfell. 

Einen  gemeinsamen  Verband  aus  sich  heraus  bilden 
die  Bewohner  nicht;  niemand  betrachtet  die  Oase  als  sein 
Vaterland,  noch  Aveniger  Tripolitanien  und  am  allerwenigsten 


172  Siebentes  Kapitel. 

das  ganze  Reich  der  Osmanli.  Jeder  kennt  nur  seinen  Ort. 
Vaterlandsliebe  hat  kein  Mohammedaner;  specifische  Re- 
ligionist überhaupt  Feindin  der  Vaterlandsliebe,  die  moham- 
medanische wie  die  römische  machen  es  sich  speciell  zur  Auf- 
gabe, die  Vaterlandsliebe  zu  unterdrücken.  Ein  Einwohner 
aus  Sokna  Avürde  nie  begreifen  können,  weshalb  er  sich 
für  Tripolitanien  erwärmen  sollte,  ebenso  wenig  macht  sich 
ein  Tripolitauer  einen  Begriff  von  der  Existenz  des  tür- 
kischen Reichs.  Er  weiss  wohl,  dass  der  Sultan  der  Be- 
herrscher der  Gläubigen  ist,  aber  diesem  Reiche  der  Gläu- 
bigen steht  nur  das  Reich  der  ungläubigen  Christen  und 
das  der  Ungläubigen  überhaupt  gegenüber.  Natürlich  hat 
die  Türkei  nie  etwas  gethan,  um  ein  eigentliches  Vater- 
landsgefühl in  ihren  Unterthanen  zu  erwecken.  Der  Sultan 
selbst  kennt  auch  heute  nur  noch  seine  gläubigen  Unter- 
thanen und  die  von  den  Christenkönigen  regierten  „Pro- 
vinzen" der  Christen.  Ich  weiss  wohl,  dass  es  jetzt  an  der 
Spitze  der  Regierung  in  Konstantinopel  Männer  gibt,  welche 
die  geistige  und  materielle  Ueberlegenheit  der  christlichen 
Mächte  und  Völker  anerkennen,  aber  die  Dummheit,  als 
Schwester  religiösen  Hochmuths,  ist  so  gross  und  schlug  so 
tiefe  Wurzeln  bei  diesen  religiösen  Fanatikern,  dass  ich  be- 
haupte, der  Sultan  selbst  und  die  Mehrzahl  des  türkischen 
Volks  glaubt    heute  noch    an   die  eigene  Ueberlegenheit. 

Die  Oasenbewohner  haben  den  malekitischen  Ritus,  zu 
welchem  sich,  mit  Ausnahme  der  hanefitischen  Türken,  alle 
Afrikaner  ^  bekennen.  Von  religiösen  Orden  gibt  es  in 
der  Oase  den  der  Snussi  und  den  des  Mulei  Abd  es  Ssalera. 
Ueber  die  Snussi  wird  später  noch  ausführlicher  die  Rede 
sein.  Die  Anhänger  der  Sauya  Mulei  Abd  es  Ssalem  sind 
nicht  fanatisch,  sondern  beschäftigen  sich  mit  Unterricht- 


*  Mit  Ausnahme  der  Sansibaren,  welche,  irre  ich  nicht,  Hanba- 
listen  sind. 


Sokna.  173 

geben  und  Vorbeten.  Der  Unterricht  in  den  Schulen  be- 
steht übrigens  in  nichts  anderra  als  in  Buchstabenmalen 
und  Buchstabirenlernen.  Wenn  einer  einige  Kapitel  aus 
dem  Koran  auswendig  herplappern  kann,  gilt  er  schon  für 
einen  Gelehrten,  kann  er  aber  den  ganzen  Koran  aus- 
wendig, dann  rechnet  man  ihn  zu  den  Professoren. 

Wenden  wir  uns  nun  den  einzelnen  Orten  zu,  so  be- 
ginnen wir  mit  Sokna,  welches  als  Regierungssitz  die 
Hauptstadt  genannt  werden  kann.  Der  Kaimakara  residirt 
in  einem  grossen,  aber  halb  in  Ruinen  liegenden  Castell, 
wo  sogar  noch  als  Symbol  der  Macht  eine  alte  verrostete 
Kanone  zu  sehen  ist.  Zur  Aufrechterhaltung  seiner  Auto- 
rität dienen  ihm  vier  Saptieh.  In  den  übrigen  Orten, 
welche  von  ihren  Midjeles,  an  deren  Spitze  ein  Schieb  steht, 
regiert  Averden,  ist  eine  polizeiliche  Macht  nicht  vorhanden. 
Der  Ort  hat  circa  1500  Einwohner  S  ist  von  länglicher  Gestalt, 
ummauert  und  besitzt  äusserst  reinliche  Strassen  und  nett 
aussehende,  meist  mit  einem  Stockwerk  versehene  Gebäude. 
Das  Castell,  einige  Minarets,  welche  über  den  Mauern  her- 
vorragen, geben  der  Stadt  ein  monumentales  Aussehen. 
Alle  Strassen  haben  Namen,  die  Hauptstrasse  heisst  Sokna 
Habaret. 

Sokna  ist  nicht  blos  Hauptstadt  als  Regierungssitz, 
sondern  auch  deswegen,  weil  daselbst  und  an  keinem  an- 
dern Orte  der  Oase  einige  Verkaufsläden  vorhanden  sind 
und  ein  täglicher  Dellöl-  stattfindet.  Die  vier  Moscheen 
heissen  Djemma  el  Mulei  Abd  es  Ssalera,  Djemma  djedida, 
Djemma  el  Kebira,  in  welcher  Freitags  das  Chotba-Gebet 
gelesen  wird,  Djemma  el  Fokara,  welche  den  Snussi  gehört. 

Der  Handel  ist  nicht  bedeutend,  indess  kann  man  doch 


1  Vogel  gibt  für  Sokua  2500,  Lyon  2000,  Denliam  über  3000  und 
Kachtigal  gegen  3000  Seelen  an. 
^  Auction. 


■|_74  öicLcufcs  Kapitel. 

Kaftcc,  Zucker,  einige  Gewürze,  Kattunstoftc ,  -wollene 
Tücher,  rotlie,  gelbe  und  gestickte  Schuhe,  Seife,  Kerzen, 
Zündhölzchen  (österreichisches  Fabrikat),  Pulver,  Kugeln, 
eiserne  Hacken,  hölzerne  Schüsseln  und  andere  Kleinig- 
keiten bekommen.  Die  kleinen  Buden  liegen  nebenein- 
ander in  einer  Strasse,  zu  ebener  Erde,  sind  kaum  2  m  im  Ge- 
viert gross,  und  inmitten  seines  Krimskrams  sitzt  der  Eigen- 
thümer,  der  zugleich  noch  mit  allen  andern  Gegenständen 
handelt  und  statt  des  Geldes  natürlich  auch  jedes  andere 
Ding,  namentlich  Lebensmittel,  tauschend  entgegennimmt. 

Die  Bewohner  sind,  wie  schon  gesagt,  der  Mehrzahl 
nach  Berber,  sie  reden  unter  sich  nur  ihre  Sprache,  haben 
aber  eine  Menge  arabischer  Ausdrücke  aufgenommen.  Das 
soknensische  Berberisch  scheint  das  unvollkommenste  und 
ärmste  von  allen  zu  sein.  Der  mündliche  Austausch  mit 
andern  Berbern  fehlt  fast  gänzlich,  und  es  wäre  nicht  un- 
möglich, dass  das  Soknensische  ausstürbe,  wenn  die  Aeltern 
nicht  Vorsorge  träfen,  dass  alle  ihre  Kinder  die  Sokna- 
Sprache  erlernten.  Aber  jeder  versteht  doch  Arabisch, 
was  z.  B.  in  Rhadames  und  Siuah  nicht  der  Fall  ist.  Die 
Araber  wohnen  in  einem  besondern  Stadttheil. 

Während  im  Anfang  unsers  Aufenthalts  die  ganze  Be- 
völkerung äusserst  zurückhaltend,  sogar  traurig  war  wegen 
des  Kriegs,  wegen  der  Strafgelder,  wegen  der  vielen  Ver- 
wundeten, gestaltete  sich  das  Verhältniss  später  besser,  und 
wir  hatten  oft  Gelegenheit,  die  Jugend  vor  den  Thoren 
Kriegsspiele,  Ball  und  eine  Art  Dambret  spielen  zu  sehen. 
Der  Gesang  der  Soknenser  ist  äusserst  einförmig,  sie  haben 
nur  eine  Melodie,  welche  sie  zu  allen  Worten  singen.  Mit 
dieser  Melodie  ^  gehen  frühmorgens  die  Arbeiter  zu  den 
Gärten,  mit  derselben  ruft  der  Mudhen  ins  Gebet,  und  mit 


^  c  d  es,  d  c  es,  d  c  es,  d  .c  es,  c   d  es,  o  d  es,  c  d  es. 


Die  öi)raohc.  175 

derselben   durclizielien   sie  singend   die  Strassen.     Das  ist 
ihr  Xationallied. 

Als  höchst  eigenthümlich  möchte  ich  aus  der  soknen- 
>isclieu  Sprache^  einige  Zahlenbezeiclmungen  hervorheben. 
So  heisst  z.  B.  50  i  fesseu  —  tischka  —  didjdem  —  nfiis, 
d.  li.  vier  Hände,  vier  Füsse  und  zwei  Hände.  Nämlich 
die  Finger  und  Zehen  derselben.  Es  gibt  jedoch  auch 
einen  einfachem  Ausdruck,  der  dem  allgemeinen  Tamer- 
sirht  oder  Masigh  (Berbersprache)  entsprechen  dürfte, 
nämlich  asegintmed.  Die  Zahl  1000  heisst  neben  dem 
arabischen  „Elf-'  auch  Abu-Mursuk,  und  zwar  wol  deshalb, 
■weil  die  Soknenser  zur  Zeit,  als  Mursuk  noch  Residenz 
war,  in  dieser  Stadt,  in  diesem  "Worte  den  Mittelpunkt  aller 
Grossartigkeit  und  Vielheit  sahen.  Etwa  so  wie  in  Frank- 
reich der  Bewohner  der  Provinz,  wenn  er  etwas  ganz  Ausser- 
ordentliches oder  Ueberwältigendes  vergleichsweise  nennen 
will,  sagt:   „CV.s^  tout-ä-faü  Paris,  c'est  Paris !^^ 

Gewöhnlich  indess  bedienen  sich  die  soknensischen 
Berber  der  arabischen  Zahlen.  Ebenso  haben  sie  auch 
keine  eigenen  Benennungen  für  die  Monate.  Die  Armuth 
speciell  dieses  Berberdialekts  offenbart  sich  noch  dadurch, 
dass  sie  für  die  übrigen  Völker  und  Nationen  keine  be- 
sondern Benennungen  haben ;  die  sudanische  Bevölkerung 
wird  z.  B.  bei  ihnen  mit  dem  einen  Namen  ,,tamur-n-ilalen", 
alla  europäischen  Nationen  mit  dem  einen  Namen  ,,tamur-t- 
imatar"  bezeichnet,  d.  h.  die  ,. guten  Leute",  wie  mir  mein 
Gewährsmann  sagte.  Ich  bin  aber  eher  geneigt,  zu  glau- 
ben, dass  sie  uns  „tamur-t-ingimattar",  d.  h.  die  „bösen 
Leute"  nennen.  Die  soknensischen  Berber  wollen  auch  von 
Marokko  hergekommen  sein.  Da  aber  ihre  Sprache  oder 
vielmehr  ihr  Idiom  mehr  Aehnlichkeit   hat  mit    dem    von 


1  Meine  completeu  Vocabularien  und  eine  Grammatik  sind  leider 
verloren  g'eeanoen. 


17()  Siebentes  Kapitel. 

Auiljila  und  Siuah,  als  mit  dem  Khadamesischen  und  Tar- 
gischen,  so  dürfte  das  sehr  zweifelhaft  sein. 

Die  zweite  und  an  Einwohnern  stärkste  Stadt  ist  Hon, 
östlich  von  Sokna  in  circa  10  km  Entfernung  gelegen,  mit 
rein  arabischer  Bevölkerung  und  von  einer  blendend  weissen, 
gut  unterhaltenen  Mauer  umgeben;  mit  mehrern  Moscheen, 
in  deren   einer  Freitags  Chotba  gelesen  wird. 

Im  übrigen  lässt  sich  von  Hon  mit  seinen  circa  2000 
Einwohnern  nichts  Bemerkenswerthes  sagen. 

Uadan,  die  heilige  und  geschichtliche  Stadt,  liegt 
ausserordentlich  malerisch:  ein  Theil  derselben  um  einen 
Bergkegel,  der  andere,  sich  daran  lehnend,  in  der  Ebene. 
Inmitten  von  Palmen  gebettet,  wird  das  hübsche  Bild  im 
Hintergrund  nach  Osten  zu  von  den  Schwarzen  Uadan- 
Bergen  umrahmt.  Uadan  liat  nur  eine  Moschee.  Als  ich 
auf  diesen  für  eine  heilige  Stadt  sonderbaren  Umstand 
den  uns  begleitenden  Schieb- Scherif  aufmerksam  machte, 
erwiderte  er  stolz:  ,,In  Mekka  ist  auch  nur  ein  Tempel, 
und  die  Beni  Israel  in  Bit  el  Chuds^  hatten  auch  nur 
einen  Tempel!"     Dagegen  konnte  ich  nichts  erwidern. 

'  Jerusalem. 


ACHTES  KAPITEL. 
VON  SOKNA  NACH  AUDJILA. 

Mishelligkeiten  mit  dem  Mutassarif  Ali  Bei.  —  Versöhnung.  — 
Lagerung  im  Uadij  Missifer.  —  Die  kaiserlichen  Geschenke  noch  im- 
mer nicht  da.  —  Aufbruch.  —  Von  nun  an  noch  nie  betretenes  Ge- 
biet. —  Ankunft  in  Sella.  —  Die  Uled  Chris.  —  Die  von  den  Sel- 
lonsern  unter  Anführung  des  Mohammed  Tarrhoni  ausgerüstete 
Expedition  zur  Entdeckung  einer  Oase,  genannt  üau  el  Namus.  — 
Tari'honi  tritt  in  den  Dienst  des  Reisenden  und  berichtet  demselben 
über  die  entdeckte  Oase.  —  Aufbruch  von  Sella.  —  Ein  Samum.  — 
Geburtstag  des  Kaisers.  —  Die  Oase  Abu  Naim.  —  Allgemeiner  Cha- 
rakter der  Sahara.  —  Schwefelhaltige  Quellen.  —  Pflanzenwuchs.  — 
Nach  Osten  hin  zunehmende  Trostlosigkeit  der  Sahara.  —  Gazellen, 
Antilopen,  Springratten,  Hornvipern.  —  Unbestimmtheit  des  tür- 
kischen Gebietes.  —  Abu  Naim,  ein  Aufenthaltsort  für  Banditen  und 
Wegelagerer.  —  Schwefelgruben.  —  Die  Oase  Djibbena.  —  Das  Grab 
dicht  neben  dem  Quell.  —  Die  Kalauscha  Sserir.  —  In  den  April 
geschickt.  —  Am  2.  April  Ankunft  in  Audjila. 


Am  Montag  Morgen,  10.  März  1879,  verliessen  wir  die 
Stadt  und  bezogen  Lager.  Das  Abschiednehmen  erheischte 
es,  dass  wir  uns  nicht  gleich  auf  den  Weg  machten.  Wir 
hielten  uns  ja  wochenlang  in  Sokna  auf  und  standen  mit  den 
Bewohnern  immer  im  besten  Einvernehmen.  Nur  am  Tage 
vor  unserer  Abreise  drohte  ein  Bruch  einzutreten  zwischen 
dem  Mutassarif  Ali  Bei  und  mir.  Er  hatte  mir  nämlich 
mündlich  einen  warmen  Empfehlungsbrief  für  die  Midjolcs 

KOHLFS  ,  Knfra.  Ijj 


178  Achtes  Kapitel. 

in  Sella  versprochen,  schickte  mir  aber  ein  in  so  zweifel- 
haften Ausdrücken  abgefasstes  Schreiben,  dass  ich  nicht 
umhin  konnte,  es  dem  Hauptmann,  der  es  überbrachte, 
zerrissen  vor  die  Füsse  zu  werfen.  Der  Brief  hätte  mir 
eher  geschadet  als  genützt:  er  enthielt  eine  indirecte  Auf- 
forderung, mich  nicht  gut  zu  empfangen.  Es  fiel  mir  dies 
um  so  mehr  auf,  als  ich  Ali  Bei  sehr  hübsche  Geschenke 
gemacht  hatte,  unter  andern  einen  Revolver,  einen  Krim- 
stecher u.  s.  w.  Er  schickte  nun  diese  Geschenke  zurück, 
und  wer  es  weiss,  was  es  heissen  soll,  wenn  ein  Araber 
(Ali  Bei  war  Araber)  Geschenke  zurückschickt,  wird  er- 
messen können,  bis  zu  welchem  Punkte  wir  gekommen 
waren.  Im  Grunde  genommen  ging  seine  Absicht  wol  da- 
hin, mich  von  meinem  Vorhaben,  nach  Sella  zu  gehen,  ab- 
zubringen, mich  zu  zwingen,  mit  ihm  nach  Fesan  zu  kommen. 

Als  Ali  Bei  nun  aber  sah,  dass  ich  wirklich  Ernst 
machte,  dass  ich  ohne  Bedenken  aufbrach,  dass  ich  einen 
Führer  gemiethet,  schickte  er  nicht  nur  meinem  Verlangen 
gemäss  den  Empfehlungsbrief,  sondern  auch  einige  Saptieh 
als  Bedeckung.  Letztere  waren  eigentlich  nicht  nur  un- 
nütz ,  sondern  konnten  mir  unter  Umständen  einen  unan- 
genehmen Willkommen  bereiten,  denn  sie  hatten  den  Auf- 
trag, in  Sella  eine  ausserordentliche  Steuer  einzutreiben 
und,  ,, falls  die  Bewohner  nicht  zahlen  wollten,  den  Schicli 
Ibrahim  von  Sella  in  Ketten  nach  Sokna  zu  bringen". 

So  kam  denn  Ali  Bei  in  eigener  Person,  von  seinem 
ganzen  Stab  umgeben,  um  sich  zu  verabschieden,  es  kam 
der  Kaimakam  von  Djofra,  die  ganze  Midjeles  von  Sokna, 
der  Schieb  Scherif  von  Uadan,  einige  von  den  Honensern* 
abgeschickte  Leute,  mein  Sprachlehrer,  der  Professor  Abd- 
allah, und  als  alle  diese  Herren  ihr  Tässchen  Kaffee  ge- 
trunken und  eine  Cigarrette  geraucht  liatten  —  ohne  dies 
geht  es  nun  einmal  nicht  — ,  lirachen  wir  am  11.  März  in 
südöstlicher  Richtung  auf. 


Ganz  unbekanntes  Gebiet.  179 

Indem  wir  den  eigentlichen  Filgi  nordwärts  behielten, 
die  Djebel  Ssoda  dagegen  immer  dicht  im  Süden  Hessen, 
marschirten  wir  an  dem  Tage  nur  eine  kurze  Strecke  und 
lagerten  schon  nach  circa  14  km  im  breiten  und  mit  vielen 
Akazien  bestandenen  Uadi  Missifer.  Da  nämlich  bald  der 
Schantat  (Post)  von  Tripolis  eintreffen  musste,  der  mir 
Nachricht  über  den  Verbleib  der  Geschenke  bringen  konnte, 
so  beschloss  ich,  diesen  Zeitpunkt  abzuw^arten.  Aber  auch 
diesmal  kam  nichts.  Die  ganze  Post  war  sogar  ausge- 
blieben, weil  Mahmud  Damadh  sich  auf  die  Jagd  begeben 
und  mit  derselben  zugleich  eine  Geldeintreibung,  also  das 
Angenehme  mit  dem  Nützlichen  verbunden  hatte,  lieber 
einer  so  wichtigen  Angelegenheit  vergass  man  in  Tripolis 
die  Post  zu  expedirenl 

Am  Freitag  den  14.  März  begannen  wir  dann  die  eigent- 
liche Weiterreise.  Während  wir  bis  Sokna  durch  Gegenden 
zogen,  w^elche  Reisende  vor  uns  schon  erforscht  hatten, 
betraten  wir  von  jetzt  an  vollkommen  jungfräu- 
liches Gebiet.  Der  Weg  vor  uns  war  noch  von  nie- 
mand begangen  worden. 

Die  Uidian  aber,  um  sie  zu  Papier  zu  bringen,  machten 
insofern  manche  Schwierigkeit,  als  die  Wüstenbewohner  die 
Gewohnheit  haben,"  ein  ganzes  Stromsjstem  mit  einem 
Namen  zu  belegen.  So  heissen  wenigstens  vier  oder  fünf 
Piinnsale  Uadi  Missifer,  die  aber  wol  alle  einem  Stamm 
angehörten,  und  wenn  man  vielleicht  auch  das  unterschei- 
dende Merkmal  anwandte,  dass  man  dem  einen  Arm  ein 
,,kebir,  gross",  dem  andern  ,,sserhriv,  klein",  oder  dem 
einen  ein  ,,schergi,  östlich",  dem  andern  ein  ,,rharbi,  w^est- 
lich"  beilegte,  so  musste  man  doch  sehr  aufpassen,  um 
nicht  Verwirrung  in  das  einzutragende  System  zu  bringen. 
Es  verhielt  sich  ungefähr  so,  als  ob  Avir  alle  Nebenflüsse 
der  Ell)c:  Äloldau,  Mulde,  Havel  u.  s.  w.  nicht  mit  eigenen 
Namen  nennen,   sondern   nur   dadurch    unterscheiden  wür- 

12* 


180  Achtes  Kapitel. 

den,  class  wir  solchen  Nebenflüssen  etwa  die  Ausdrücke: 
„südliche  Elbe",  „grosse  Elbe",  ,, mittlere  Elbe",  „östliche 
Elbe"  beisetzten.  Uebrigens  haben  wir  ja  in  der  Schweiz 
an  Vorder-,  Mittel-  und  Hinterrhein  etwas  Aehnliches. 

Wir  brauchten  vier  starke  Tagemärsche,  um  Sella  zu 
erreichen,  sodass  war  durchschnittlich  täglich  50  km  zurück- 
legten. Die  Gegend  ist  hier  vollständig  Wüste,  nirgends 
bewohnt,  und  die  zahlreichen  Uidian  sind  so  spärlich  mit 
Vegetation  bestanden,  dass  auch  sie  für  Nomaden  keinen 
Grund  zum  Herbeiziehen  bilden.  Desto  zahlreicher  trafen 
wir  hier  Rudel  von  Gazellen,  von  denen  wir  mehrere  er- 
legten. In  der  Entfernung  beobachteten  wir  auch  Uadan- 
Antilopen. 

In  südöstlicher  Richtung  entbehrt  die  Gegend  an  man- 
chen Stellen  einer  gewissen  Grossartigkeit  nicht.  Das  sich 
verflachende  Schwarze  Gebirge  heisst  zuerst  Djebel  schirgia, 
später  Harudj  assod,  endlich  im  Süden  Harudj  abiod  und 
ist,  wie  ich  an  anderer  Stelle  schon  hervorhob,  durchweg 
ein  und  dasselbe  Massiv.  Aus  Sand-  und  Kalkstein  auf- 
gebaut, mit  mächtigen  Versteinerungsschichten  durchsetzt, 
ward  es  von  vulkanischen  Durchbrüchen  auseinandergerissen, 
die  es  mit  ihren  schwarzen  lavaartigen  Massen  überzogen 
und  die  Namen  „ater,  assod,  ssoda,  schwarz"  herbeiführten. 
Wegen  seiner  Farbe  und  Zerrissenheit  hat  das  Gebirge 
einen  äusserst  trostlosen,  mitunter  aber  auch  grossartigen 
Charakter.  Vegetation  ist  nur  in  den  Rinnsalen  vorhan- 
den, welche  auf  dem  Wege  nach  Sella  alle  ihre  Richtung 
nordöstlich  nehmen  und  die  Syrte  unterirdisch  bewässern. 
Ausser  einem  aus  dem  Gebirge  von  der  Jagd  heimkehren- 
den Araber  von  Sokna  begegneten  wir  keiner  Seele,  ver- 
loren aber  drei  Neger,  welche  sich  weigerten,  weiter  mitzu- 
reisen. Und  wenn  ich  auch  nach  dem  Contract  auf  ihrem 
Mitgehen  bestehen  konnte,  wollte  ich  sie  doch  lieber  missen, 
als  wider  Willen  mitnehmen. 


Sclla.  181 

Am  17.  März  überwanclerten  wir  iiocli  wälirend  des 
ganzen  Nachmittags  ein  trostloses  Plateau:  eine  Hammada, 
welche  von  Harudj  aiislänft  und  wegen  der  schwarzen  Farbe 
der  sie  bedeckenden  Steine  den  Namen  ,,Ssodaya"  erhielt. 
Alsdann  erreichten  wir  nach  einem  jähen  Abstieg  von 
von  circa  150  m  abends  9  Uhr  die  äussersten  Palmgärten 
von  Sella,  wo  uns  die  Arbeiter  und  Sklaven  recht  freund- 
lich empfingen.  Froh  waren  wir,  nach  dem  langen  Wüsten- 
marsch wieder  mit  Menschen  verkehren  zu  können!  Und 
als  wir  am  andern  Morgen  früh  der  Stadt  entgegenzogen, 
trat  bald  darauf  das  hoch  auf  einem  Berge  gelegene  Sella 
aus  dem  Palmhain  hervor.  Je  näher  wir  aber  der  Stadt 
kamen,  desto  mehr  Leute  sammelten  sich  an.  Keiner  ging 
seiner  Arbeit  nach,  sondern  mit  der  Hacke  auf  dem  Rücken, 
oder  den  mit  Mist  beladen  en  Esel  einfach  seinem  Schicksal 
ü1)erlassend,  indem  man  vertraute,  dass  er  allein  schon  den 
Weg  zum  Garten  finden  würde,  kehrte  alles  wieder  mit  uns 
um,  sodass  wir,  als  wir  endlich  im  Osten  des  Ortes  halt 
machten,  um  zu  lagern,  einige  hundert  Leute  jedes  Alters 
und  Geschlechts  um  uns  sahen. 

Bald  darauf  kamen  aber  Schieb  Hjrahim  und  die 
Aeltesten  von  Sella  mit  der  angenehmen  Nachricht ,  .  sie 
hätten  einen  ihrer  Schnellläufer  ^  nach  Sokna  geschickt,  um 
mich  einzuladen,  nach  Sella  zu  kommen.  Dieser  Schnell- 
läufer, Urida  (Röschen)  liiess  er,  hatte  uns  verfehlt,  weil 
er  Avahrscheinlich  auf  Richtwegen  ging.  Aber  trotz  der  so 
freundlichen  Aufnahme  seitens  der  Behörde   war   die  Zu- 


1  Solche  Sclinellläufer  legen  unglaublich  grosse  Entfernungen  iu 
kürzester  Zeit  zurück,  wenigstens  100  km  innerhalb  24  Stunden. 
Schieb  Urida  machte  den  Hin-  und  Rückweg  von  Sella  nach  Sokna 
in  S'/a  Tagen.  Hätten  wir  nicht  später  mit  dem  Suya  auch  solche 
Parforcetouren  gemacht,  würde  ich  immer  noch  an  einer  solchen 
Leistung  zweifeln  und  trotz  seiner  brieflichen  Bescheinigung  nicht 
darauf  schwören,  dass  Schieb  Urida  in  Sokna  gewesen  sei. 


182  Achtes  Ka])itul. 

tlringliclikcit  der  übrigen  Bewohner,  die  entsetzliche  Neu- 
gier der  Kinder  überaus  belästigend,  wogegen  man  indess 
nichts  machen  konnte.  Wie  wenig  Autorität  hier  aber  die 
Pforte  besass,  wurde  mir  gleich  im  ersten  Augenblick  klar, 
denn  kaum  Hessen  die  Saptieh,  welche  uns  begleiteten, 
nur  ein  Wort  von  Geldzahlung  fallen,  als  man  sie  einfach 
auslachte.  Natürlich  war  nun  auch  keine  Rede  mehr  da- 
von, den  Schieb  Ibrahim  in  Ketten  zu  legen. 

Sella  oder,  wie  die  Stadt  geschrieben  wird,  Salla 
(äJK)  ist  eine  von  alters  her  bekannte  Stadt.  Edris  nennt 
sie  eine  kaufmännische  Stadt,  die  von  Suila  zehn,  von  Syrt 
(^.jwx.**/)  neun  Tagemärsche  entfernt  liege.  Vor  mir  be- 
suchte sie  nur  Moritz  von  Beurmann,  welcher  von  Audjila 
nach  Mursuk  reiste  und  am  16.  März  1862  in  Sella  ankam. 
Seit  einem  Menschenalter  also  sahen  die  Bewohner  keinen 
Europäer,  und  da  Beurmann  in  mohammedanischer  Tracht 
reiste,  nahmen  die  meisten  von  seinem  Kommen  wol  gar  nicht 
einmal  Notiz.  Einigen  war  er  indess  in  gutem  Andenken 
geblieben,  namentlich  einem  Verwandten  des  Schieb  Ibra- 
him, bei  dem  unser  so  früh  verschiedener,  verdienstvoller 
Landsmann  Wohnung  genommen. 

Damals  war  die  gleich  nördlich  von  Sella  gelegene 
Oase  Tirsa  auch  noch  bewohnt,  deren  Bewohnerzahl  von 
Beurmann  ^  zu  300  Seelen  angibt,  die  von  Sella  dagegen 
zu  500,  wo  ihm  die  Einwohner  sagten,  dass  ihre  Vorfahren 
vor  circa  1000  Jahren  aus  Aegypten  gekommen  seien  und 
die  frühern  christlichen  Besitzer  vertrieben  hätten  u.  s.  w. 

Nach  unsern  eigenen  Erfahrungen  liegt  Sella  unter 
28"  32'  9"  nördl.  Br.  und  17°  30'  östl.,  L.  von  Greenwich-^ 
während  die  Höhe  über   dem  Meere  circa  200  m   beträgt. 


^  Ergänzungsband  II,  75. 

^  Nach  Moritz  von  Beui'manu. 


Fehde  mit  den  Orfella.  [g3 

Die  Oase,  auf  allen  Seiten  von  steil  abfallenden  Bergen 
eingeschlossen,  welche  zum  Harutlj  gehören  und  zum  Theil 
davon  abgelöste  isolirte  Kalkzeugen  sind,  hat  von  Westen 
nach  Osten  eine  Ausdehnung  von  circa  12  km,  während  die 
Breite  von  Norden  nach  Süden  etwa  5  km  beträgt.  l)ie 
nördlich  davon  liegend^  Oase  Tirsa  ist  augenblicklich  nicht 
bewohnt,  jedoch  im  Besitz  der  zum  Stamme  der.Uled  Chris 
(Uled  Harros,  Moritz  von  Beurmann)  gehörenden  Bewohner 
Sellas,  letztere  mit  einer  Bevölkerung  von  circa  1200  Seelen; 
dies  bedeutende  Mehr  erklärt  sich  durch  den  Zuzug  der 
Bewohner  von  Tirsa  nach  dem  Hauptorte. 

Der,  wie  vorhin  erwähnt,  auf  einem  Felsen  malerisch 
erbaute  Ort  ist  befestigt,  was  in  diesem  abgelegenen  Theile 
der  Wüste  zum  Schutz  vor  den  räuberischen  Einfällen  der 
Syrtenaraber  nothwendig  war.  So  leben  zur  Zeit  die  Uled 
Chris  in  Fehde  mit  den  Orfella,  welche  im  Jahre  1876, 
einige  hundert  Mann  stark,  einen  Ueberfall  auf  Kamele 
machten ,  welche  den  erstem  gehörten  und  nördlich  von 
Tirsa  weideten.  Die  Räuber  waren  aber  noch  nicht  50  km 
weit  mit  ihrer  aus  einigen  Hunderten  von  Kamelen  bestehen- 
den Beute  gekommen,  als  die  nachsetzenden  Uled  Chris  sie  er- 
eilten und  ihnen  nicht  nur  die  Kamele  wieder  abnahmen, 
sondern  auch,  wie  sie  aussagten,  mehr  als  fünfzig  Orfella 
tödteten.  Diese  Todten  sind  noch  nicht  gerächt,  weshalb 
seit  Jahren  die  Uled  Chris  nicht  nach  Tripolis  direct  reisen 
können,  da  ihnen  die  Orfella  den  Weg  versperren.  Man 
ersieht  hieraus,  zumal  ja  auch  Sella  nicht  weit  vom  Mittel- 
meer liegt,  die  in  diesen  Gegenden  noch  immer  vorherr- 
schenden mittelalterlichen  Zustände:  Fehden,  Kriegszüge, 
Baubunternehmungen,  Wegelagerei,  Faustrecht  sind  dort 
an  der  Tagesordnung. 

Sella  hat  zwei  Moscheen  und  zwei  Schulen,  aber  keine 
einzige  Sauya.  Wenn  man  weiss,  Avie  das  Ordenswesen  in 
den  mohammedanischen  Ländern  sich  Eingang  verschaffte, 


184  Aclitcs  Kapitel, 

sodass  CS  fast  keinen  Ort,  keinen  Stamm,  keine  Stadt  gibt, 
welche  nicht  mindestens  einen  religiösen  Orden  aufwiese, 
deren  Mitglieder ,  wahre  Parasiten ,  auf  Kosten  ihrer  Mit- 
menschen sich  Ucähren,  der  wird  es  gewiss  wunderbar  finden, 
dass  in  einer  so  reichen  Oase  das  fanatisch -religiöse  Ele- 
ment so  wenig  Wurzel  fasste.  Denn  Sella  ist  eine  der 
reichsten  Oasen  der  östlichen  Sahara,  reich,  weil  ein  grosser, 
ausgedehnter  Palmenbestand,  etwa  100000  Palmen,  vor- 
handen ist,  und  ausserdem  die  Uled  Chris  so  grosse  Kamel- 
heerden  besitzen,  wie  keine  andere  Oase.  Um  sicher  vor 
Diebereien  zu  sein,  halten  sich  die  Kamelheerden  jetzt  süd- 
lich von  der  Oase  auf,  in  den  Uidian  und  Gerarat  des  Harudj. 

Einst  war  Sella  auch  berühmt  wegen  seiner  Straussen- 
zucht,  obschon  ich  mir  kaum  denken  kann,  dass  dieselbe 
in  einer  Oase,  wo  man  die  Strausse  doch  schliesslich  nur 
auf  Dattelnahrung  anweisen  musste,  bedeutend  gewesen  sei. 
Man  hält  jetzt  noch  in  Sella  zwei  Strausse,  die  einzigen, 
welche  überhaupt  in  der  ganzen  Sahara  in  künstlicher 
Zucht  sich  befinden.  Der  Eigenthümer  soll  von  ihnen  an 
Federn  jährlich  einen  Reinertrag  von  circa  150  M.  erzielen. 
Im  übrigen  treiben  die  Einwohner  keinen  Handel,  und 
eigentlich  haben  und  verfertigen  sie,  bis  auf  KattunstoflFe 
und  Kleinigkeiten,  alles  selbst;  auch  das  in  der  Oase  sowie 
in  Tirsa  gebaute  Getreide  genügt  ihnen  zu  ihrem  Unter- 
halte. Das  wie  in  den  übrigen  tripolitanischen  Oasen  auch 
in  Sella  übliche  Geld  ist  hier  nicht  häufig.  Nur  kommt  zum 
Maria -Theresienthaler  zu  25  Piastern  noch  eine  andere 
österreichische  Münze  hinzu,  deren  Erscheinen  gerade  hier 
um  so  mehr  überrascht,  als  sie  in  Tripolis  und  Bengasi 
selbst  keinen  Cours  hat. 

Auffallend  und  unerklärlich  ist  es  schon  —  bisjetzt  gab 
noch  niemand  einen  vernünftigen  Grund  dafür  an  — ,  warum 
gerade  der  Maria-Theresienthaler  vom  Jahre  1780  mit  fast 
unbestrittener  Herrschaft  auf  der  ganzen  Nordostküste  von 


Mohammed  cl  Tarvlioui.  185 

Afrika  bis  fast  zum  6.°  nördl.  Br.  sich  cinljürgerte.  Fast 
noch  merkwürdiger  aber  ist  es,  dass  sich  beinahe  unter 
unsern  Augen  eine  andere  österreichische  Münze  und  noch 
dazu  eine  recht  schlechte  Scheidemünze,  die  sogenannten 
Sechser,  d.  h.  G-Kreuzerstücke,  plötzlich  in  der  Syrtengegend 
und  in  diesen  Oasen  Geltung  verschaffte.  Man  nennt 
diese  Münzen  Ssifrit  und  sie  gelten  2  Piaster  (also  circa 
40  Pf.)-  Sollte  vielleicht  Ludwig  Salvator,  der  öster- 
reichische Erzherzog,  der  Urheber  dieser  Münzeinführung 
gewesen  sein?  Sollte  der  kaiserliche  Reisende  vielleicht 
bei  seiner  Syrtenreise  solches  Kleingeld  als  Backschich  ge- 
geben haben? 

Wenn  nun  auch  die  Sellenser  sich  nicht  durch  viel 
Vorliebe  für  die  äussern  Gebräuche  und  Formalitäten  ihrer 
Religion  auszuzeichnen  schienen,  so  meine  ich,  dass  sie  eben- 
deswegen zu  den  besten,  aufrichtigsten  und  ehrlichsten  Be- 
wohnern der  Sahara  gehören.  Ausserdem  bezeugten  sie  ein 
gewisses  Streben  nach  Belehrung,  einen  Trieb  nach  Er- 
kenntniss,  wie  er  sonst  den  Mohammedanern  gerade  nicht 
eigen  zu  sein  pflegt;  sie  haben  im  Jahre  1876  auf  Gemeinde- 
kosten unter  Führung  eines  gewissen  Mohammed  el  Tar- 
rlioni  eine  Expedition  ausgerüstet,  welche  in  gewissem  Sinne 
eine  wissenschaftliche  genannt  werden  kann,  da  sie  sich  die 
Auffindung  oder  Entdeckung  der  Oase  Uau  el  namus  zum 
Object  nahmen,  und  Mohammed  Tarrhoni,  der  mein  Führer 
wurde  und  später  ganz  allein  von  Sokna  durch  die  Wüste 
die  kaiserlichen  Geschenke  nach  Audjila  holte,  gelang  es 
auch  wirklich,  nach  Uau  el  namus  zu  komnien. 

Man  wusste  seit  längerer  Zeit,  dass  südöstlich  von 
Fesan  eine  Oasengruppe,  Uau  genannt,  existire.  Moritz 
von  Beurmann  war  es  vorbehalten,  Uau  el  Kebir  zu  ent- 
decken,  und  er  sagte  ^  über  die  andern  Uau:     ,,Was  ich 


•  Ergänzungsheft  II,  90. 


186  Achtes  K;ipitcl. 

ül)cr  die  ührigeii  Inseln  der  Uau- Gruppe  habe  in  Erfali- 
rung  bringen  können,  ist  Folgendes:  Drei  Tagereisen  öst- 
lich von  Hau  liegt  Wau  sqair^  oder,  wie  es  gewöhnlicher 
genannt  wird,  Wau  namus,  wegen  der  unzähligen  Menge 
von  Mücken  und  Mosquitos  so  benannt.  Es  wird  daselbst 
ein  sehr  schöner  weissgelblicher  Schwefel  gefunden  und  es 
ist  reich  an  Dattehi.  Den  Weg  indessen  von  Wau  kbir 
(zum  Unterschied  von  Wau  sqair)  aus  weiss  man  nicht  mehr, 
da  vor  zwei  Jahren  der  einzige,  der  ihn  kannte,  in  hohem 
Alter  gestorben  ist.  Man  hat  mehrere  Versuche  angestellt, 
es  zu  finden,  indess  bisjetzt  ohne  Erfolg.  In  Sella  da- 
gegen existiren  Leute,  die  den  Weg  von  dort  aus  zu  finden 
wissen,  und  ich  mache  meine  etwaigen  Nachfolger  auf  den 
Mohammed  Sabi  aufmerksam,  der  mit  diesem  Theil  der 
Wüste  sehr  vertraut  ist.  Jedenfalls  muss  Sella  als  Aus- 
gangspunkt erwählt  werden,  um  diese  Gegenden  zu  er- 
forschen" u.  s.  w. 

Moritz  von  Beurmann  fährt  sodann  fort:  ,,Ich  komme 
nun  zu  dem  dritten  Wau  oder  Wau  harir.  Alles,  was  da- 
von erzählt  wird,  ist  äusserst  unsicher  und  unbefriedigend, 
doch  will  ich  hier  mittheilen,  was  mir  der  Kern  der  Sache 
zu  sein  scheint.  Es  existiren  zwei  Erzählungen  bezüglich 
seiner  ersten  Entdeckung.  In  Sella  hörte  ich,  dass  vor 
18  Jahren  der  Führer  einer  Karavane,  bestimmt,  von  Wada'i 
nach  Bengasi  zu  gehen,  unterwegs  gestorben  sei.  Die  Ka- 
ravane habe  den  Weg  verloren  und  in  der  höchsten  Ver- 
zweiflung den  Beschluss  gefasst,  Fesan  zu  gewinnen  zu  suchen. 
Demgemäss  habe  sie  eine  westliche  Richtung  eingeschlagen 
und  sei  auf  diese  Oase  gestossen,  die  sie  vom  unvermeid- 
lichen Untergange  gerettet.  Nach  vierzehntägigem  Aufent- 
halte daselbst  schlug  sie  nun  wieder  eine  nördliche  Rich- 
tung ein,  erreichte  den  Harutsch  und  ging  über  Sella  und 


'  Sqair  «ull  sscrbir,  klein,  hcisseu. 


Die  Expedition  Tarrlioui's.  187 

Mcirade  uacli  Bengasi.  Einige  Araber  von  Sella  liabcn  sich 
dann  sofort  aufgemacht,  diese  Oase  zu  finden,  indess  ohne 
Erfolg.  Einer  andern  Erzählung  gemäss  ist  einem  Araber 
in  Wau  kbir  sein  Kamel  abhanden  gekommen;  er  folgte 
den  Spuren  des  Thieres  und  fand  dieses  AVau  harir.  In 
der  Beschreibung  der  Oertlichkeit  kommen  beide  Erzäh- 
lungen gut  überein.  Es  ist  ein  durch  Bäche  bewässertes 
Thal,  reich  an  Palmen  und  anderer  Vegetation,  sowie  an 
"Wildpret,  das  so  zahm  ist,  dass  man  es  mit  der  Lanze 
tödten  kann.'  Namentlich  finden  sich  Ovis  tragelaphus  und 
Antilope  bubalis,  auch  verwilderte  Kamele  soll  es  daselbst 
geben,  und  in  der  Mitte  des  Thals  liegt  eine  verlassene 
Ortschaft." 

Wenn  man  den  geringen  Gemeinsinn  der  Araber  kennt, 
sobald  es  sich  um  äussere  Angelegenheiten  und  namentlich 
um  solche  handelt,  wobei  nicht  viel  Geld  zu  verdienen  ist, 
so  staunt  man,  dass  sie  in  der  That  eine  Expedition  aus- 
rüsteten, Mohammed  Tarrhoni  mit  der  Leitung  derselben 
betrauten  und  dies  Unternehmen  auch  wirklich  zu  Stande 
brachten! 

Mohammed  Tarrhoni,  bekannt  als  der  beste  Antilopen- 
jäger und  vorzüglichste  Führer  der  Gegend,  welcher  jeden 
Fussbreit  Landes  zwischen  der  Syrte  und  Uabri,  zwischen 
Sokna-Mursuk  und  Audjila-Kufra  kannte,  war  kein  gebo- 
rener Uled  Chris,  sondern  als  kleiner  Knabe  mit  seinem 
flüchtigen  Vater,  der,  wie  der  Name  schon  besagt,  von  den 
Tarrhona  stammte  und  einen  Orfella  erschlagen  hatte,  nach 
Sella  gekommen.  Die  Uled  Chris,  fast  immer  in  Fehde 
mit  den  Orfella,  verweigerten  seine  Auslieferung  und  so 
bürgerte  sich  die  Familie  ganz  ein.  Mit  einer  Frau  der 
Uled  Chris  verheirathet ,  hatte  er  auch  schon  wieder  mit 
den  Uled  Chris  verheirathete  Kinder,  konnte  also  in  der 
That  ganz  als  einer  der  Ihrigen  betrachtet  werden. 

Mit  einigen  tüchtigen  Gefährten  und  einigen  mit  Vor- 


188  Achtes  Kapitel. 

rätheii  luul  Wasser  l)eladenen  Kamelen  hracli  Tarrlioni 
aui"  und  erreichte  die  aus  Hornemann's  Reise  bekannte  na- 
türliche Wassercisterne  Uahri  oder  Uabria,  oder,  wie  Horne- 
mann  schrieb,  Wabri.  Da  die  Wüstenbewohner  sehr  starke 
Märsche  machen,  so  kann  man  annehmen,  dass,  trotzdem 
sie  mir  einmal  auf  dem  Wege  nach  Uabri  campirten,  na- 
mentlich in  Uadi  bei  Adjan,  diese  Cisterne  mindestens  80  km 
von  Sella  entfernt  ist  und  zwar  in  Südsüdost-  zu  Südrich- 
tung. Uabri  wurde  mir  von  Tarrhoni  als  eine  grosse,  seiner 
Meinung  nach  natürliche,  aber  durch  Kunst  erweiterte  und 
zum  Theil  gewölbte  Felshöhle  geschildert.  Hier  sammeln 
sich  durch  verschiedene  Uidian  Regenwässer  und  halten 
selbst  beim  stärksten  Karavanenverkehr  bis  zum  zweiten 
Jahre  an.  Die  Karavanenstrasse  zwischen  Kairo  und  Fesan, 
die  zur  Zeit  der  Selbständigkeit  Fesans,  als  der  Verkehr  mit 
den  ägyptisch-sudanischen  Ländern  von  Kairo  aus  noch  nicht 
in  der  Weise  organisirt  war  wie  jetzt,  auch  der  Sklavenhandel 
noch  in  schönster  Blüte  stand,  sehr  belebt  war,  ist  jetzt 
ziemlich  verlassen.  Die  Thiere  können  zum  Rhadir  ^  Uabri 
nicht  gelangen,  aber  trotzdem  versiegt  er  manchmal,  stets 
aber,  wenn  es  in  zwei  aufeinanderfolgenden  Wintern  nicht 
regnet. 

Mohammed  Tarrhoni  hatte  in  Djebel,  d.  h.  am  Ein- 
gange des  Harudj,  wo  die  Gegend  schlechtweg  so  benannt 
wird,  nicht  campirt,  sagte  mir  aber,  dass  eigentlich  drei 
Tagemärsche  zum  Uabri-Brunnen  gerechnet  würden.  Von 
hier  südöstlich  weiter  ziehend  und  zwar  im  Harudj ,  also 
durch  bekannte  Gebiete,  lagerten  sie  im  Uadi  bei  Haidan. 
Dies  sowol  wie  das  andere  Uadi  Ben  Ratga,  in  welchem 
sie  am  folgenden  Tage  halt  machten,  war  gut  mit  Kamel- 
i'utter  und  Talh  -  Akazien  bestanden ,  namentlich  fan- 
den   sie    frische    Agol -Pflanzen.      Auch    kannten    sie    noch 


'  Rhadir  ist  Cisterne. 


Die  Oase  Uau  el  namus.  189 

die  Gerara  Mudjra^  eine  ausgedehnte,  am  Ausgange  des 
Harudj  gelegene  Einsenkung  mit  vorzüglichem  Boden.  Doch 
hört  das  Gebirge  nach  Süden  nicht  auf,  obwol  Tar- 
rhoni  das  meinte,  sondern  zerfällt  in  grosse  Blöcke  oder 
Zeugen,  wird  charaschafartig.  Diese  eigenthümliche ,  auch 
nördlich  von  Dachel  und  Farafrah  in  so  grossartiger  Weise 
beobachtete  Gebirgsformation  könnte  man  auch  als  eine 
Corrosion  des  Gebirges  en  gros  bezeichnen,  denn  es  sieht 
in  der  That  aus,  als  ob  die  Gebirge  zerfressen  wären.  Bis 
zur  Gerara  Mudjra  war  man  von  Uabria  aus  in  kleinen 
Tagemärschen  und  durch  bekanntes  Terrain  marschirt,  hatte 
auch  fleissig  auf  Antilopen  gejagt,  um  nicht  die  gewiss  nicht  zu 
zahlreich  mitgenommenen  Yorräthe  zu  schnell  anzugreifen. 
Aber  jetzt  betrat  man  ganz  unbekanntes  Gebiet.  Ueber 
eine  grosse  Sserir- Ebene  dahinziehend,  lagerten  sie  nach 
einem  sehr  starken  Marsch  bei  einer  kleinen  Anhöhe,  der 
sie  den  Namen  Gelb  el  Hadj . Mohammed  gaben,  sahen 
nach  einem  zweiten  starken  Marsch  Berge  vor  sich,  auf  die 
sie  jedoch  nicht  losschritten,  und  im.  Glauben,  es  sei  dies 
Tibesti,  gaben  sie  der  Gegend,  in  der  sie  Halt  macliten 
und  die  wieder  reich  an  Zeugen  war,  den  Namen  Tibesti. 
Endlich,  nach  noch  einem  starken  Marsche,  erreichten  sie 
eine  grosse  Oase,  welche  Tarrhoni  für  Uau  el  serrhir  oder 
Uau  el  namus  hielt. 

Die  Oase  selbst  beschrieb  mir  mein  Führer  als  etwas 
grösser  als  Abu  Naim,  aber  sie  enthalte  einen  Salzsee  und 
sei  mit  noch  schönern  ,, einstämmigen"  Palmen  bestanden. 
Dies  sowie  viele  dort  gesehene  Topfscheiben  bestätigten  ihn 
in  der  Annahme,  dass  in  frühern  Zeiten  Uau  el  namus 
wahrscheinlich  von  Tebu  bewohnt  gewesen,  aber  infolge 
eines  Einbruchs  durchziehender  Araberhorden  entvölkert 
worden  sei.    Wohnungen  bemerkte  er  nicht.     An  der  West- 


'  Einsenkuug,  in  der  nach  Regeujabreu  geackert  zu  werden  pflegt. 


190  Achtes  Kapitel. 

Seite  des  Sees  befand  sich  ein  Hügel,  auf  welchem  sie  meh- 
rere Tage  campirten.  Im  übrigen  war  die  Oase  reich  mit 
Agol,  Binsen,  Rhardek,  Talha- Akazien  und  namentlich  schö- 
nen Tamarisken  bewachsen.  Andere  Fruchtbäume  gab  es 
nicht,  doch  erinnerte  er  sich  nicht  mehr,  ob  er  nicht  auch 
Feigen  angetroffen  hätte.  Sie  blieben  längere  Zeit  in  der 
Oase,  konnten  viele  Thiere:  Gazellen,  Mäuse,  Springratten 
erlegen  und  essen,  sahen  aber  ausser  den  erwähnten  Zei- 
chen nirgends  Spuren  von  Menschen  und  kehrten  dann 
über  Uau  el  Kebir,  das  sie  von  Uau  el  namus  in  zwei 
starken  Tagemärschen,  nordwestlich  haltend,  erreichten, 
nach  Sella  zurück. 

In  Uau  el  Kebir  ist  eine  Sauya  der  Snussi,  die  sie  mit 
Verwunderung  aufnahmen.  Als  ich  fragte,  warum  sie  nicht 
auch  Uau  el  Herir  zu  erreichen  versucht  hätten,  erklärten 
sie,  aus  Mangel  an  Vorräthen  sei  es  nicht  geschehen ;  auch 
habe  man  ihnen  in  Uau  el  Kebir  gesagt,  dass  Uau  el  Hcrir 
von  Tebu  bewohnt  sei,  die  sich  als  Heiden  jedenfalls  ihrer 
Ankunft  widersetzen  würden.  Uau  el  namus  entsprach 
aber  doch  wol  nicht  den  Erwartungen  der  Uled  Chris. 
Denn  so  schön  Tarrhoni  es  auch  schilderte  und  wie  sehr 
er  die  grosse  Zahl  der  Palmen  hervorhob ,  meinte  er 
doch  auf  meine  Frage,  warum  sie  dort  nicht  eine  Ansiede- 
lung gründen  wollten,  es  lohne  sich  nicht  der  Mühe  und, 
um  die  Datteln  einzuheimsen,  sei  es  zu  weit  und  beschwerlich. 

Ich  habe  geglaubt,  hier  ausführlich  über  die  durch 
Tarrhoni  geschehene  Entdeckung  von  Uau  el  namus  be- 
richten zu  müssen,  weil  sie  einerseits  unsers  verewigten 
Moritz  von  Beurmann's  Erkundigungen  aufs  glänzendste 
bestätigt,  andererseits  aber  der  ganze  Hergang  zur  An- 
regung für  künftige  Forscher  dienen  soll.  Von  keinem 
Punkte  der  Wüste  können  nämlich  in  wissenschaftlicher 
l>eziehung  mehr  lohnende  Unternehmungen  gemacht  wer- 
den,  als  von  Sella  aus.     Das   Harudj  -  Gebirge   mit  seinen 


Aufbruch  von  Sclla.  191 

reichen  Versteinerungen,  namentlich  aber  die  Verberge  dieses 
Massivs,  ist  für  jeden  Geologen  und  namentlich  für  alle  Pa- 
läontologen eine  unerschöpfliche  Fundgrube  interessantester 
Gegenstände.  Und  was  die  Topographie  jener  Gegend  süd- 
lich von  der  Uabria  anbetrifft,  wo  der  Uau-Archipel  liegt, 
so  muss  man  immer  bedenken,  dass,  wenn  es  auch  Einge- 
borenen gelang,  dorthin  zu  kommen,  die  Gegend  von  Euro- 
päern noch  nicht  besucht  worden  ist. 

Dazu  kommt  die  über  allen  Zweifel  erhabene  Zuver- 
lässigkeit der  Uled  Chris,  sodass  man  in  keiner  Oase  bessere 
Führer  finden  würde.  Man  könnte  fragen,  warum  denn 
ich  nicht  von  hier  aus  nach  dem  Süden  zu  dringen  ver- 
suchte? Allerdings  kam  diese  Angelegenheit  ernstlich 
zwischen  uns  zur  Sprache.  Da  sich  aber  in  der  Uabria 
kein  Wasser  befand,  so  musste  ich  einen  solchen  Plan  fallen 
lassen,  wie  denn  ja  Kufra  als  Erforschungsobject  vor  allem 
in  Betracht  kam.  Von  Sella  nach  Kufra  hätte  man  aber 
ohne  vorherige  Verständigung  mit  den  Suya  nicht  gehen 
können. 

Durch  Vermittelung  des  Schieb  Ibrahim  gelang  es  mir, 
Mohammed  Tarrhoni,  diesen  so  vorzüglichen  Führer,  anzu- 
werben, und  da  am  Tage  unserer  Abreise  der  „Schnell- 
läufer Urida"  von  Sokna  zurückgekommen  war,  nahm  ich 
auch  diesen  noch  in  meine  Dienste.  Damit  aber  beide  sich 
vorbereiten  konnten,  wozu  sie  sich  einen  Tag  ausbedangen, 
zog  ich  mit  meiner  Karavane  nach  dem  circa  3  km  süd- 
lich gelegenen  Auinet,  dem  kleinen  Bache,  welchem  trotz 
seiner  Kleinheit  und  Schmalheit  die  Oase  ein  so  beleben- 
des Aeusseres  verdankt.  Wie  in  Bondjem  kamen  auch  nach 
Auinet  die  Kamele  in  langen  Reihen  täglich  ohne  Aufsicht 
anmarschirt,  um  sich  selbst  abzutränken  und  sodann  allein 
wieder  nach  ihren  entfernten  Weideplätzen  zurückzukehren. 

Es  war  am  20.  März  1879,  als  wir  die  hübschen  Pal- 
menwälder verliessen  und  bald,  in  Südsüdost-Richtung  uns 


192  Achtes  Kapitel. 

haltend,  in  eine  äusserst  wilde  und  grossartige  Gebirgs- 
gegend gelangten.  Wir  hielten  deshalb  diesen  ungewöhn- 
licheil Curs,  weil  wir  sicherheitshalber  die  eigentliche  Strasse 
nach  Audjila  mieden,  da  zu  viele  vertriebene  Stämme  jene 
Gegenden  im  Norden,  wo  eine  Oase  die  andere  ablöst  und 
grosse  krautreiche  Ebenen  den  Kamelen  vorzügliche  Weide 
bieten,  unsicher  machten.  Ganze  Stämme  hatten  sich  näm- 
lich aus  ihrer  Heimat  entfernt,  um  aus  dem  Bereiche  dev 
türkischen  llegierung  zu  kommen,  welche  die  Steuern  so 
gewaltig  erhöhte  und  mit  so  grosser  Willkür  eintrieb,  dass 
sie  lieber  vorzogen,  alles  aufzugeben,  als  länger  solchen 
Erpressungen  ausgesetzt  zu  sein.  Und  wo  konnten  sie  in 
der  That  besser  leben,  als  auf  der  Grenze  der  Syrtenstep- 
pen,  wo  sie  Weide  für  ihre  Thiere,  Gerara  zum  Ackern 
und  unzählige  Schlupfwinkel  im  Charaschaf  fanden,  um  sich 
nöthigenfalls  dem  Arme  der  türkischen  Ungerechtigkeit  zu 
entziehen.  In  dieser  selben  Richtung  legten  wir,  immer 
zwischen  den  Vorbergen  des  Harudj,  etwa  50  km  zurück. 
Zahlreiche  Uidian,  welche  wir  kreuzten  und  die  alle  ihre 
Itichtung  nach  Nordost  nahmen,  grössere  und  kleinere  Ge- 
raren, welche  Spuren  von  Ackerung  zeigten,  gaben  uns  stets 
den  Beweis,  dass  die  Zone  der  Mittelmeerregen  hier  noch 
herrschte  und  diese  wol  erst  auf  dem  Kamme  des  Harudj 
die  Südgrenze  erreicht. 

In  dieser  so  grossartigen  Natur  litten  wir  jedoch  sehr 
durch  Samumwinde,  welche  1879  mit  besonderer  Häufigkeit 
zu  wehen  schienen.  Als  wir  am  21.  März  nordöstlich  den 
an  Versteinerungen  unglaublich  reichen  Djef-Djef  von  Djebel 
Bursa  und  Remlat  el  Muschma  und  sodann  die  merk^vür- 
dige  Gegend  Dekakin  durchzogen,  überfiel  uns  im  Uadi  Bu 
Naim,  als  wir  abends  dort  lagern  wollten,  ein  so  starker 
Samum,  dass  wir  an  Kochen  und  Zeltaufschlagen  gar  nicht 
denken  konnten.  Den  Geburtstag  des  Kaisers  hatten  wir 
aber  tags  vorher  im  Uadi  Bclaun  so  gut  und   würdig  wie 


Geburtstag  de??  deutschon  Kaisers.  J93 

möglich  gefeiert.  Das  an  und  für  sich  sehr  grossartige 
Belaiin-Thal  wurde  noch  malerischer  durch  die  riesigen 
Talha- Akazien,  welche  dort  in  so  grosser  Zahl  wuchsen, 
dass  unsere  Führer  und  Diener  ganze  Aeste  abhieben,  um 
sie  den  Kamelen  vorzuwerfen.  Das  mit  den  weissschim- 
mernden  Kalksteinwänden  des  Uadi  so  wunderbar  con- 
trastirende  Grün,  sowie  unser  Lager  mit  der  entfalteten 
deutschen  Flagge  trugen  nicht  wenig  dazu  bei,  dem  Ganzen 
eine  äusserst  belebte  Ausstattung  zu  verleihen.  Von  den 
Kalkwänden  hallten  denn  auch  mit  vielfachem  Echo  unsere 
mit  grosser  Präcision  abgegebenen  101  Schüsse  zurück; 
aber  die  Gesundheit  unsers  Heldenkaisers  konnten  wir  nur 
in  Kaftee  oder  Limonade  ausbringen,  da  alle  Spirituosen 
fehlten.  Die  erstaunten  Diener  und  unsere  sellenser  Führer 
glaubten,  wir  schössen  einen  Marabut^  ein,  bis  ich  ihnen 
sagte,  wir  feierten  das  Miludhfest  unsers  Kaisers,  des  Sul- 
tans von  Brussia. 

Das  Uadi  Bu  Naim  ist  lang  und  tief  eingeschnitten 
und  erhält  vor  seiner  Verbreiterung  in  die  Oase  Bu  Naim 
einen  ebenso  bedeutenden  Ast  vom  Westen:  das  Uadi  Abu 
Hassan.  Beide  haben  sicher  unterirdisch  stets  fliessendes 
Wasser,  wie  denn  im  Uadi  Abu  Hassan  sich  ein  Brunnen 
befindet,  aber  mit  bittersalzhaltigem  Wasser.  Das  Wasser 
in  den  Uidian  jedoch  dürfte  süss  sein. 

Wie  erstaunten  wir,  als  wir  am  Morgen  des  24.  März 
beim  Betreten  der  Oase  sie  so  gross,  so  grün  und  ver- 
hältnissmässig  so  gut  mit  Palmen  versehen  fanden.  Leider 
war  aber  das  Wetter  derart,  dass  wir  an  eine  astrono- 
mische Bestimmung  der  Oase  oder  vielmehr  unsers  Lager- 

'  Die  Marabutin  oder  Heiligen  haben  meistens  bunte  Flaggen 
und  Fahnen,  oft  zweifarbig  und  dreifai'big,  auf  ihren  Gräbern;  alle 
Farben  sind  dabei  vertreten.  Die  Eingeborenen  pflegen  in  ihrer  Sprach- 
weise die  Person  an  die  Stelle  der  Decoration  oder  umgekehrt  zu 
setzen. 

P.ouLFS,    Kufra.  13 


194  AcVitos  Kapitel. 

platzes  nicht  denken  konnten,  dennoch  aber  wird  es  ge- 
lingen, mit  annähernder  Genauigkeit  die  Position  derselben 
auf  der  Karte  zu  fixiren,  um  so  mehr,  als  wir  uns  ja  im- 
mer noch  zwischen  den  Wegen  befanden,  die  nördlich  von 
uns  Moritz  von  Beurmann,  südlich  Horuemann  genommen 
hatten.  Mit  Gewissheit  kann  man  sagen,  Abu  Naim  wird 
vom  28.°  30'  nördl.  Br.  und  19.°  östl.  L.  von  Greenwich 
geschnitten.  Die  Höhe  der  Oase  beträgt  ungefähr  50  m 
über  dem  Meere,  sie  liegt  verhältnissmässig  sehr  tief.  Die 
Grösse  ist  kaum  zu  bestimmen,  aber  wenn  man  die  Kamel- 
weide, d.  h.  die  Vegetation  und  nicht  die  Einsenkung  selbst 
als  Grenze  bezeichnet,  dann  dürfte  die  Ausdehnung  der- 
selben doch  immerhin  1500  qm  betragen.  Möglicherweise 
erstreckt  sich  die  Oase  aber  viel  weiter  nach  Westen  und 
Osten.  Bei  einer  Excursion  nach  Westen  erreichte  ich  ihre 
Grenze  nicht,  und  ebenso  konnte  ich  nach  Norden  zu  kein 
Ende  linden.  Ja,  es  wäre  keineswegs  unmöglich,  dass  Abu 
Naim  nach  Norden  hin  zusammenhinge  mit  den  von  Moritz 
von  Beurmann  durchzogenen  Oasen,  welche  von  Djibbena 
an  eine  ununterbrochene  Kette  von  Hattiehs  bis  nach  Tag- 
rift  und  Sella  bilden.  Denn  wenn  auch  von  Beurmann 
factisch  manchmal  die  Palmenhaine  verliess  und  Plateaux 
zu  überwandern  hatte,  so  können  dies  auch  Ausläufer  oder 
grosse  Zeugen  gewesen  sein.  Auf  meinem  Ausflug  nach 
Norden  glaubte  ich  thatsächlich  oft  das  scharf  markirte 
Ende,  die  Grenze  der  Oase  erreicht  zu  haben;  kam  ich 
dann  näher,  so  schoben  sich  die  Felswände  auseinander,  und 
wie  durch  Zauber  sah  man  eine  neue  Hattieh  vor  sich. 

Wie  die  ganze  Gegend  wird  auch  die  Oase  von  zahl- 
losen Kalkzeugen  durchsetzt,  welche  mehr  oder  minder 
hoch  sind,  meist  aber  nicht  die  aller  andern  überragen, 
jedoch  senkrecht  aufsteigen  und  stets  die  sonderbarsten 
Formen  bilden.  Ueberhaupt  muss  man,  um  den  Charakter 
der  ganzen  Sahara  würdigen   zu   k<)nnen,   annehmen,   dass 


Die  Oase  Abu  Naim.  195 

alles  ein  Massiv  war  von  ziemlich  gleicher  Höhe  und  class 
es,  abgesehen  wahrscheinlich  von  Tibesti  und  Ahagar,  keine 
eigentlichen  Gebirge  gibt,  sondern  nur  zerrissenes  Hoch- 
land, und  wo  Ketten  vorkommen,  wie  bei  Hon  und  Uadan, 
sind  diese  nicht  höher  und  niedriger,  als  die  umliegenden 
durchfurchten  Plateaux,  machen  vielmehr  den  Eindruck 
losgelöster  länglicher  Zeugen.  Aber  alles  in  der  Sahara  ist 
in  den  grossartigsten  Verhältnissen.  So  sind  auch  die 
grossen,  mitten  in  der  Oase  Abu  Naim  stehenden  Zeugen 
ungefähr  von  derselben  Höhe  wie  das  im  Korden  sich  be- 
tindende  ,, Scheinufer'-.  Alle  diese  Kalkfelsen  enthalten  Ver- 
steinerungen und  ganze  Versteinerungsschichten,  ja,  zum 
Theil  bestehen  sie  durchweg  aus  einst  lebenden  Thieren. 
Im  Sandboden  der  Oase  aber  findet  man  zahllose  Fora- 
miniferen,  oft  von  den  zierlichsten  und  reizendsten  Formen. 
Und  man  jammert,  dass  die  unzähligen  Ostreen,  Conus, 
Patelliden  und  Ammoniten  nur  noch  durch  die  Häuser  der- 
selben vertreten  sind.  Wie  oft,  wenn  ich  jene  Spuren  ver- 
gangenen Lebens  durchwanderte,  dachte  ich  an  meinen 
Freund  Zittel,  welcher  während  der  Lib3-schen  Expedition 
1873/74  von  einem  Entzücken  ins  andere  fiel.  Wie  Avürde 
er  hier  geschwelgt  haben ! 

Der  mergelige,  oft  auch  sandige  Boden  der  Oase  kann 
im  allgemeinen  als  gut  bezeichnet  werden,  wie  schon  aus 
der  reichen  Vegetation  genugsam  hervorgeht.  Aber  auch 
grosse  Strecken  Djef-Djef  sowie  Sebucha  fehlen  nicht. 
Immerhin  aber  würde  man  ackern  können  und  es  auch 
wol  thun,  wenn  nicht  die  Gegend  zu  unsicher  wäre.  Nir- 
gends gibt  es  feste  Besiedelung  auf  eine  Entfernung  Yon 
mindestens  200  km.  Und  die  im  Norden  wohnenden  Be- 
duinen ziehen  es  vor,  näher  an  der  Küste  ihr  Getreide  dem 
Boden  anzuvertrauen,  als  mitten  in  der  Wüste. 

Dazu  kommt  das  so  wenig  geniessbare  W^asser,  sodass 
man  nur  durch  Noth  gezwungen  davon  trinkt.    Entweder  ist 


196  Achtes  Kapitel. 

es  dicht  unter  den  Sebchat,  welche  an  einzehien  Stellen  die 
Oase  durchsetzen,  und  alsdann  stark  salzig  sowie  natron- 
oder  bittersalzhaltig;  oder  es  befindet  sich  in  jenen  krater- 
artigen Löchern,  welche  sich  auf  einer  durch  die  Oase  von 
Osten  nach  Westen  gehenden  Kalkrippe  befinden,  und  ent- 
hält dann  Schwefel.  Diese  blasenartigen  und  offenen  Löcher 
sind  höher,  als  der  umgebende  Boden ;  der  Brunnen  z.  B.  war 
circa  3  m  höher,  als  unser  daneben  befindlicher  Lagerplatz, 
und  bestand  aus  einem  Kalkbassin  von  der  Form  einer 
oben  zerplatzten  Blase,  die  sich  kesselartig  nach  innen  er- 
weiterte und  2  m  tief  war.  Nach  unten  zogen  sich  aber 
wahrscheinlich  enge  Spalten,  welche  wir  beim  Sondiren  je- 
doch wegen  des  trüben  Wassers  nicht  finden  konnten. 
Ausserdem  lag  auf  dem  Boden  der  Quelle  fusshoch  Schmuz 
und  Sand.  Aber  beim  Ausschöpfen  derselben  erneuerte 
sich  das  Wasser  augenblicklich  und  mit  sichtbarer  Ge- 
schwindigkeit. Bei  18°  Lufttemperatur  hatte  es  18,5°  Wärme, 
mit  dem  Pinselthermometer  gemessen.  Die  Temperatur 
war  immer  constant,  was  mir  einigermassen  sonderbar  vor- 
kam, da  bei  frischem  Zulauf,  der  Natur  der  Sache  nach, 
wol  auf  eine  höhere  Temperatur  hätte  gerechnet'  werden 
können. 

Das  Wasser  ist  so  schwefelhaltig,  dass  ich  nicht  an- 
stehe, es  für  eine  der  stärksten  schwefelhaltigen  Quellen 
zu  erklären.  Schon  wenn  man  sich  auf  2  m  der  Quelle 
näherte,  befand  man  sich  in  einem  Dunstkreis  von  Schwefel- 
wasserstoffgas. Ich  bin  überzeugt,  dass  einstmals  Abu  Naim 
Aachen  und  andern  berühmten  Schwefelbädern  Concurrenz 
machen  wird.  Gewiss  war  es  nicht  angenehm,  von  diesem 
mineralischen  Wasser,  welches  schmeckte,  als  hätte  man 
faule  Eier  damit  gemischt,  trinken  und  damit  seine  Nah- 
rungsmittel, seinen  Kaffee  kochen  zu  müssen.  Und  so 
eignet  sich  denn  freilich  Abu  Naim  gegenwärtig  nicht  zu 
einem  Heilorte,  denn  was  würden  die  Patienten  eines  Schwefel- 


Schwefelhaltiges  Wasser.  197 

bades  sagen,  wenn  man  sie  zwingen  wollte,  ausser  ihrer 
bestimmt  vorgescliriebenen  Zahl  von  Gläsern  auch  ihren 
Kaffee,  ihren  Thee,  kurzum  ihre  ganze  Nahrung  mit  Schwefel- 
Avasser  kochen  zu  müssen?  Wir  mussten  nicht  nur  dies,  son- 
dern durch  die  Art  des  Transports  wurde  das  Wasser  immer 
noch  schwefelhaltiger.  Natürlich!  das  W^asser  verdunstete 
aus  den  Schläuchen,  aber  der  Schwefel  blieb  zurück.  Ver- 
gebens fragte  ich  mich,  ob  ich  eine  Schwefel  cur  nötliig 
hätte,  ich  niusste  es  verneinen.  Und  als  wir  endlich  nach 
Tagen  dies  Wasser  hinter  uns  hatten,  begann  beim  Be- 
treten der  Oase  Djibbena  eine  andere  noch  unangenehmere 
Cur:  das  Wasser  des  Brunnens  Djibbena  enthielt  so  viel 
schwefelsaure  Magnesia,  dass  wir  nicht  aus  noch  ein  wussten. 
Dies  nahm  erst  in  Audjila  sein  Ende. 

Die  Oase  ist  besonders  reich  an  wilden  (oder  ver- 
wilderten?) Palmen,  welche  mit  wenigen  Ausnahmen  nur 
in  Buschform  erscheinen.  Ausserdem  ist  von  den  Bäumen 
Ethel  (tamarix)  am  meisten  vertreten.  Die  Ethel  bilden 
nicht  selten  bis  8  m  hohe  „Neulinge".  Oft  findet  man, 
dass  letztere  nur  noch  aus  Wurzeln  und  vertrockneten 
Stämmen  bestehen,  weil  der  Baum  oder  Busch,  der  den 
„Neuling"  bilden  half,  abgestorben  ist,  und  nun  scheinen 
sie  allmählich  wieder  aufs  allgemeine  Niveau  zurückzu- 
sinken. So  ist  denn  überall  in  der  Thier-  und  Pflanzen- 
welt ein  ewiges  Bilden,  Bestehen  und  Vergehen,  auch 
in  der  scheinbar  leblosen  Natur,  denn  auch  hier  bemerken 
wir  Bewegung,  folglich  auch  Leben  und  Sterben. 

Die  Palmen  tragen  Früchte,  aber  weil  sie  nicht  be- 
fruchtet werden,  sind  sie  kernlos  wie  auf  allen  herrenlosen 
Oasen.  Ueber  das  wol  wahrscheinliche  Vorhandensein 
männlicher  Bäume  in  der  Oase,  welche  die  umstehenden 
weiblichen  Palmen  von  selbst  befruchten  könnten,  Hess  sich 
nichts  ermitteln,  da  die  in  unserer  Nähe  vorkommenden 
Büsche    keine    Früchte    mehr    hatten.      Von    den    übrigen 


198  Achtes  Kapitel. 

Pflanzen  nenne  ich  Agol  (Alhagi),  Belbel  (Anabasis  articu- 
lata),  Rhardek  (Nitraria)  und  Fers,  letztere  beiden  strauch- 
artige Gewächse.  Auch  ein  Rohr,  Kasbah  von  den  Einge- 
borenen genannt,  findet  sich  an  einigen  Stellen.  So  wenig 
zahlreich  diese  Vertreter  des  Pflanzenreichs  auch  sind,  so 
gewähren  doch,  von  fern  gesehen,  die  gleich  einem  Teppich 
von  Agol  bedeckten  Strecken  ein  wiesenartiges  Aussehen 
und  verleihen  dem  Auge  einen  wohlthuenden,  durch  die  im- 
posanten Tamariskenbüsche  noch  mehr  gehobenen  Anblick. 
Es  steht  wol  ausser  Zweifel,  dass  man,  wenn  Regen  ein- 
setzen, in  Abu  Naim  noch  bedeutend  mehr  Pflanzen  findet, 
wenn  auch  kaum  neue  darunter  sein  möchten,  wenigstens 
im  Jahre  1879  war  ausser  den  angeführten  weiter  nichts 
zu  finden. 

Dürfte  man  eine  allgemeine  Regel  aufstellen,  so  könnte 
man  sagen,  dass  nach  Osten  hin  die  Oasen  immer  pflanzen- 
armer werden,  wie  denn  überhaupt,  je  weiter  nach  Osten, 
desto  mehr  die  Trostlosigkeit  der  Wüste  zunimmt.  Hätte 
man  nicht  jene  Uah  -  Oasenkette  ^  von  der  Oasis  parva  an 
bis  Chargeh,  wie  öde  und  von  allen  Pflanzen  entblösst  würde 
da  die  ganze  Libysche  Wüste  sein!  Und  jene  von  uns  1873 
erforschten  Oasen  verdanken  ihren  grössern  Pflanzenreich- 
thum  offenbar  nur  der  menschlichen  Einwirkung.  Wie  reich- 
haltig sind  dagegen  die  westlichen  Oasen  Draa,  Tafilet  und 
Tuat,  und  welch  ein  Unterschied  in  der  Natur  der  west- 
lichen Sahara  und  der  Libyschen  Wüste! 

Obschon  wir  selbst  keinen  Gazellen  begegneten,  deu- 
teten doch  die  überaus  zahlreichen  Spuren  auf  das  Vor- 
handensein derselben  hin.     Auch  Eindrücke  von  grössern 


'  Das  Wort  Uali  lindet  sich  überall  in  der  Libysclieu  Wüste 
wieder.  Si-uah,  Uah-dan  und  die  Oasen  Uau  hängen  etymologisch 
auch  wol  mit  Uah  zusammen.  Nach  Brugsch  ist  Uah  das  ägyptische 
Wort  für  Oase. 


Antilopen,  Gazellen,  Ilornvipern.  199 

Antilopen  (A.  bubalisV)  bemerkten  wir,  hatten  aber  eben- 
falls nicht  das  Glück,  die  Thiere  zu  Gesicht  zu  bekom- 
men. Die  Jagd  auf  Antilopen  und  Gazellen  ist  im  Norden 
der  Sahara  äusserst  schwierig,  dagegen  sehr  leicht  in  den 
Steppen  südlich  der  grossen  Wüste.  Man  kann  ihnen  nur 
durch  Beschleichen  n^he  kommen;  es  ist  jedoch  bei  der 
Furchtsamkeit  der  Gazellen  die  grösste  Vorsicht  geboten. 
Durch  Wegtreiben  der  Jungen  von  den  Alten  wird  das  Jagen 
manchmal  sehr  erleichtert,  weil  man  die  unerfahrenen 
Jungen  leichter  fangen  kann,  die  Alten  aber  alsdann  durch 
nichts  sich  von  der  Wiedervereinigung  mit  denselben  ab- 
halten lassen. 

Schakale,  Fennegs,  vielleicht  auch  Hyänen,  denn  Mo- 
hammed Tarrhoni  AvoUte  Hyänenspuren  gesehen  haben, 
ferner  Mäuse,  Ratten,  Springratten  bilden  wie  in  den  übrigen 
Oasen  den  Bestand  der  Säugethiere,  welche  überhaupt  ebenso 
wie  die  Pflanzen  überall  und  immer  in  den  Nordoasen  die- 
selben sind.  Einige  Sperlinge  —  in  Sokna  und  Sella  gibt 
es  keine,  auch  in  Audjila,  Djalo  und  Kufra  nicht  — ,  Bach- 
stelzen, Raben  und  Wiedehopfe  scheinen  ein  beständiges 
Contingent  in  Abu  Naim  zu  bilden,  während  einige  Schwalben 
sowie  ein  paar  Störche,  welche  letztere  gravitätisch  alle 
Büsche  auf  Schlangen  und  anderes  Gewürm  absuchten, 
wol  nur  eine  Pause  machten,  um  sich  von  ihren  weiten 
Wanderungen  vom  Norden  nach  dem  Süden  und  umgekehrt 
zu  erholen. 

Von  den  Schlangen  ist,  ausser  der  gemeinen  Hannesch, 
namentlich  die  von  den  Arabern  Lefa,  von  uns  Hornviper 
(Cerastes  cornutus)  genannte  zu  finden.  Diese  kleine,  von 
den  Arabern  sehr  gefürchtete  und  verabscheute,  weil  für 
giftig  gehaltene  Schlange  scheint  gerade  hier  sehr  häufig 
zu  sein,  denn  von  unsern  Leuten  wurden  zwei  gefangen. 
Vielleicht  kommt  die  Furcht  mehr  von  dem  sonderbaren 
Aussehen  der  beiden  kleinen,  Avie  Ziegenhörner  aus  ihrem 


200  Achtes  Kapitel. 

Kopfe  liervürsteliendeii  Hörnern.  Die  Cerastes  ist  jetzt 
in  den  meisten  zoologischen  Gärten  zu  finden.  Verschie- 
dene Echsen,  Gecko,  Chamäleone,  Wespen  (auch  die  schöne, 
grosse,  hlaue  Mauerwespe),  ferner  Mücken  nebst  Fliegen, 
verschiedene  Ameisensorten  bilden  den  Bestand  der  Fauna 
dieser  Oase,  welche  sich  also  in  nichts  von  dem  der  übrigen 
Oasen  unterscheidet. 

Menschen  gibt  es  in  Abu  Naim  nicht,  die  Oase  ist 
also  im  vollsten  Sinne  des  Wortes  als  herrenlos  zu  be- 
zeichnen: wie  schon  angeführt,  in  erster  Linie  eine  Folge 
der  schlechten  Beschaffenheit  des  Wassers.  Aber  möglicher- 
weise könnte  man  doch  durch  Graben  oder  gar  durch  Bohr- 
versuche dem  Boden  gutes  Wasser  entlocken.  Da  aber  in 
den  nördlich  von  Abu  Naim  gelegenen  Oasen  nirgends  ein 
Repräsentant  türkischer  Regierung  zu  finden  ist,  und  mir  die 
türkische  Behörde,  namentlich  Ssabri  Pascha^,  einer  der 
Gebildetsten  dieser  Nation,  officiell  erklärte,  ich  verliesse 
mit  Sella  das  türkische  Gebiet:  so  scheint  es  mir  doch  bei 
der  jetzt  so  brennenden  Mittelmeerfrage  —  welche  freilich 
uns  in  Deutschland  wenig  interessirt  —  von  Wichtigkeit  zu 


1  Ssabri  Pascha,  bei  meiner  Ankunft  Generalgouvcrneur  von  Tri- 
politanien,  wurde  sx3äter  nach  Konstantinopel  berufen,  um  dort  einen 
hohen  finanziellen  Posten  einzunehmen.  Seine  Allgemeinbildung  niuss 
entschieden  als  eine  gute  bezeichnet  werden,  und  auch  seine  geo- 
graphischen Kenntnisse  gingen  weit  über  das  Durchschnittsmaass 
seiner  vornehmsten  Landsleute  hinaus.  Das  Gegenstück  von  ihm  war 
Ali  Kemali  Pascha,  Generalgouverneur  von  Cyrenaika.  Er  war  so 
naiv  in  seinen  Anschauungen,  dass  er  glaubte,  Uadai,  Bornu  und  alle 
andern  nordcentralafrikanischen  Länder  seien  Provinzen  des  Reiches 
der  üsmanli.  Auch  von  seiner  eigenen  Provinz  hatte  er  nur  so  viele 
Kenntniss  gewonnen,  als  ihm  seine  Fahrten  durchs  Land,  um  Geld 
einzutreiben,  verschaffen  konnten.  Dass  er,  der  hohe  türkische  Be- 
amte, im  übrigen  noch  ganz  auf  vorsündflutlichem  Standiiunkte  sich 
befand,  wenn  das  Gespräch  auf  Kosmologie  kam  —  und  er  liebte  dies 
Thema  vorzugsweise  — ,  bedarf  kaum  der  Bestätigung. 


Wegelagerer  in  Abu  Naim.  201 

sein,  schon  jetzt  etwas  näher  die  Grenzen  der  Gebiete  ins 
Auge  zu  fassen,  welche  türkisch  sind  und  welche  es  nicht 
sind.  Hätte  Frankreich  bei  der  Regelung  seines  afrika- 
nischen Landes  nach  dem  Westen  zu  von  vornherein  mehr 
Gewicht  auf  die  alte  historische,  von  der  Natur  selber  ge- 
zogene Grenze  gelegt,  so  würde  es  jetzt  nicht  in  Streitig- 
keiten darüber  mit  Marokko  gerathen  können  und  manche 
Revolte  vermieden  haben,  welche  gerade  in  diesen  Ge- 
genden ihre  Entstehung  fand.  Denn  es  ist  historisch 
leicht  nachzuweisen,  dass  die  ehemalige  Grenze  des  Dei- 
thums  Algerien  viel  weiter  westlich  verlief  und  dass  das 
ganze  Muluya-Thal  algerisch  war,  wie  im  Alterthum  auch. 
Und  da  Meorade  und  Djibbena  ebenfalls  nicht  besiedeltes, 
also  herren-  und  abgabenloses  Gebiet  sind,  so  fällt  die 
Grenze  der  Türken  viel  weiter  nach  Norden. 

Nach  Abu  Naim  begeben  sich  Beduinen  aller  Stämme, 
um  die  etwaigen,  jedenfalls  sehr  schlechten  Datteln  einzu- 
heimsen. Man  kann  im  wahren  Sinne  des  Wortes  sagen: 
wer  zuerst  kommt,  mahlt  zuerst.  Die  Uled  Sliman,  üled 
Schieb,  die  Morharba,  die  Sauya  (nicht  zu  verwechseln  mit 
den  Suya),  die  üled  Chris,  alle  unternahmen  Streifereien 
hierher,  abgesehen  davon,  dass  Abu  Naim  oft  der  Aufent- 
haltsort vieler  Banditen  und  Wegelagerer  ist,  welche  von 
Norden  kommen.  Die  zahlreich  angezapften  Palmen  kenn- 
zeichnen das  am  besten,  denn  jene  vogelfreien  Existenzen 
haben  oft  Ursache,  über  Nacht  entfliehen  zu  müssen,  ohne 
vorher  noch  Zeit  zu  gewinnen,  Vorräthe  einzusammeln. 
Eine  Zeit  lang  sind  sie  dann  ganz  und  gar  auf  Lakbi  und 
herrenlose  Datteln  angewiesen:  freilich  keine  angenehmen 
Nahrungsmittel,  aber  wenn  es  sein  muss,  frisst  der  Satan 
Fliegen,  sagt  der  Araber. 

Interessant  in  dieser  Oase  sind  noch  die  Schwefel- 
grubeu,  wie  denn  überhaupt  die  ganze  Gegend  von  hier  bis 
nordwärts    zum    Mittelmeere    reich    an   Schwefel    ist.     Die 


202  Achtes  Kapitel. 

,,lIofrat  el  Kibrit''  guiuiniitc  Schwetelgrube  betindet  sich 
nach  Dr.  Stecker,  der  eine  Excursioii  daliiii  unternahm, 
circa  20  km  in  südöstlicher  Richtung  von  unserm  Lager- 
platz. Die  von  meinem  Begleiter  mitgebrachten  Proben 
waren  allerdings  schwefelhaltig,  aber  im  Grunde  genommen 
nicht  mehr,  als  andere  bei  andern  Gelegenheiten  vorgefun- 
dene. Es  ist  übrigens  möglich,  dass  der  Führer  absicht- 
lich vermied,  Dr.  Stecker  nach  den  reichhaltigen  Gruben 
zu  führen.  Die  bekannten  Schwefelgruben ,  welche  Mehe- 
nied  Ali  Pascha  von  Aegypten  seinerzeit  ausbeuten  Hess, 
und  die  später  zwischen  einem  französischen  Unterthan  und 
der  türkischen  Ptcgierung  zur  Erörterung  kamen,  liegen 
näher  der  Küste  zu,  indess  habe  ich  nicht  unterlassen  wollen, 
unternehmungslustige  Leute  auf  diesen  noch  immer  unge- 
hobenen Schatz  aufmerksam  zu  machen. 

Wir  vcrliessen  Abu  Naim  am  26.  März  und  näherten 
uns  nun  immer  mehr,  indem  wir  fast  östliche  Richtung 
hielten,  der  Route  von  Beurmann  und  Hornemann,  welche 
etwa  in  Djibbena  mit  dem  von  uns  genommenen  Wege  zu- 
sammenfällt. Von  Djibbena  aus  westlich  ziehend,  verfolgte 
ersterer  die  grosse  nördliche  Heerstrasse  über  Marade, 
während  letzterer  den  direct  nach  Mursuk  führenden  Weg 
über  Temissa  einschlug.  Unser  Marsch  war  insofern  müh- 
sam, als  wir  mehreremal  Dünen  zu  übersteigen  und  mit 
stürmischem  Wetter  zu  kämpfen  hatten.  Endlich  am  29. 
erreichten  wir  die  so  malerisch  gelegene  Oase  Djibbena 
oder  Djibbene. 

Diese  Oase,  eine  mindestens  ebenso  grosse  wie  Abu 
Naim,  verdiente  eigentlich  eine  speciellere  Beschreibung, 
aber  abgesehen  von  der  Form  derselben,  müsste  man  doch 
alles  über  Abu  Naim  Gesagte  nur  wiederholen:  so  voll- 
ständig an  Producten  gleicht  sie  dieser.  Sie  liegt  östlich 
von  einem  von  Norden  in  die  Sahara  hereinragenden  Kalk- 
platcau,  das  Avenigstens  als  solches  erscheint.     Die  zahllos 


Das  Grab  am  Qiiell.  203 

vorgelagerten  riesigen  Zeugen  geben  indess  auch  der  Ver- 
muthung  Raum,  dass  das  Ganze  eine  Ansammlung  solcher 
Felsklötze  sein  könnte.  Nordwärts  dürfte  sich  die  Oase 
bis  zum  Brunnen  Sidi  Hammcd  erstrecken. 

In  Djibbena  gibt  es  drei  Brunnen:  Ain  Djibbena,  Ain 
Dikker  und  Ain  Nischa,  alle  drei  mit  gleich  schlechtem 
"Wasser,  welches  sich  übrigens  so  nahe  an  der  Oberfläche 
befindet,  dass  man  beim  Graben  von  1  oder  1 V2  t'uss  schon 
Wasser  antrifft.  Wir  campirten  bei  Ain  Dikker,  wo,  wie 
der  Name  schon  andeutete,  männliche  Palmen  zu  finden 
sind.  Mochte  das  nun  in  der  That  so  sein,  aber  die  aller- 
dings noch  zahlreich  vorgefundenen  Datteln  waren  alle  un- 
befruchtet. Möglich  auch,  dass  früher  bei  der  Quelle 
männliche  Palmen  standen,  die  man  aber  seitdem  vernich- 
tete, denn  mit  Vorliebe  pflegen  die  Araber  die  männlichen 
Palmen  anzuzapfen,  weil  der  Lakbi  von  diesen  Bäumen 
kräftiger  sein  soll,  als  der  von  den  weiblichen.  Wir  fan- 
den übrigens,  dass  vor  einigen  Tagen  hier  eine  Karavane 
oder  Wegelagerer  gewesen  waren.  Nicht  allein  die  frischen 
Spuren  von  Menschen  und  Kamelen  verriethen  das,  sondern 
auch  verschiedene  Haufen  von  Datteln,  die  mau  hatte  liegen 
lassen,  als  ob  man  in  Eile  aufgebrochen  wäre. 

Höchst  merkwürdig  nahm  sich  dicht  bei  Ain  Dikker 
ein  von  Djerid  (Palmzweigen)  umfriedetes  Grab  aus.  Es 
war  noch  neu.  Vier  oder  fünf  Jahre  mochten  es  her  sein, 
so  erzählte  Mohammed  Tarrhoni,  da  erschien  der  reiche 
Modjabra  ^  Si  Hammed  ben  Abdallah  aus  Bornu  mit  einer 
grossen  Karavane.  Man  war,  von  Mursuk  kommend,  den 
beschwerlichen  Weg  über  Temissa  gezogen,  man  hatte  tage- 
lang gedurstet  und  die  Wasserrationen  aufs  kleinste  Maass 
beschränkt.  Hier  angelangt,  stürzte  sich  seine  einzige 
Tochter  Chadidja  an  den  Brunnen,  trank  hastig  einige  Züge 


^  Bewohner  von  Djalo. 


204  Aclites  Kapitel. 

cluraus  und  suuk  daiiu  todt  daneben.  Man  hatte  sie  nun 
dicht  neben  der  Quelle  begraben  —  keineswegs  eine  ange- 
nehme Nachbarschaft:  eine  Leiche  circa  1  ni  von  der 
Quelle,  aus  welcher  jede  Karavane  schöpft!  Mitten  auf 
dem  Grabe  befand  sich  ein  Holzgerüst  mit  wenigstens  einem 
Dutzend  mehr  oder  weniger  langer  Zöi)fe:  alle  ursprüng- 
lich pechschwarzes,  festes,  krauses,  aber  kaum  negerhaftes 
Haar.  Auf  meine  Frage,  wer  denn  so  viele  Zöpfe  geopfert 
habe,  erwiderte  Tarrhoni:  die  Sklavinnen  der  Tochter, 
und  als  ich  entgegnete,  dass  die  Negerinnen  doch  nicht 
so  lange  Zöpfe  zu  tragen  pflegen,  meinte  er,  es  müssten  wol 
Fulaner  gewesen  sein. 

Wir  übernachteten  in  Djibbena.  Dann  zogen  wir  weiter, 
indem  wir  immer  noch  dieselbe  Dünenkette  überkletterten, 
Hessen  dieselbe  hierauf  nördlich  liegen  und  erreichten  nach- 
mittags am  31.  März  nach  Osten  zu  die  Grenze  der  Sandberge. 
Aber  so  grossartig  endigen  diese,  dass  sie  im  Rhart  Ru- 
mani,  der  äussersten  Ostspitze,  die  von  Dr.  Stecker  ge- 
messene ansehnliche  Höhe  von  150  m  relativ  betragen.  Für 
die  von  Audjila  kommenden  Karavanen  dient  die  Düne 
Rumani  zugleich  als  Wegweiser,  und  man  sieht  diese  fast 
500  Fuss  hohe  um  so  weiter,  als  von  Audjila  bis  zu  den 
Dünen  gar  keine  die  Aussicht  hemmenden  Gegenstände  vor- 
handen sind. 

Sobald  man  den  südlich  am  Fusse  des  Rhart  Rumani 
gelegenen  Sebucha  el  Ethel  durchschritten  hat,  betritt  man 
nun  jene  entsetzliche  Kalauscho  Sserir,  die  nur  an  gross- 
artiger Einförmigkeit  von  der  Sserir  südlich  von  Audjila 
und  Djalo  übertrofi'cn  wird,  aber  eigentlich  ja  auch  nur 
einen  Theil  jener  grossen  Kreisebene  bildet,  welche  die 
südlichen  cyrenaischen  Oasen  von  Kufra  trennt.  Wir 
brauchten  zwei  volle  Tagemärsche,  um  die  Sserir  zu  durch- 
ziehen. Die  Zeit  wurde  uns  um  so  länger,  und  die  Ent- 
fernungen dünkten  uns  um  so  grösser,  weil  unsereFührer,  ohne 


In  den  April  geschickt.  205 

es  freilich  selber  genau  zu  wissen,  uns  versichert  hatten,  dass 
wir  am  1.  April  abends  in  Audjila  eintreffen  würden.  Als 
wir  jedoch  lagerten,  waren  wir  noch  circa  30  km  von  der 
ersehnten  Oase  entfernt.  Zwar  hatten  alle  Diener,  aus 
Freude,  bald  frische  Datteln  geniessen  zu  können,  schon 
viel  Pulver  verschossen;  aber  nachmittags  am  1.  April 
sahen  wir,  dass  wir  in  den  April  geschickt  worden,  welcher 
Casus  uns  denn  herzlich  lachen  machte.  Dr.  Stecker  seiner- 
seits Hess  es  sich  nicht  nehmen,  nach  alter  deutscher  Sitte 
unsere  beiden  deutschen  Begleiter  extra  in  den  April  zu 
schicken,  und  jeder  in  ähnlicher  Weise  den  andern  so.  Ich 
selbst  musste  auch  mit  daran,  keiner  entging  seinem  Schicksal, 
Wir  Deutsche  aber  gedachten  mit  Stolz  dieses  Tages  als 
des  Geburtstags  unsers  grossen  Reichskanzlers. 


NEUNTES  KAPITEL. 
DIE  OASEN  AUDJILA  UND  DJALO. 

Kühler  Emiifang  in  Audjila.  —  Kurzer  Aufenthalt  daselbst.  —  Die 
Oase  Djalo.  —  Feindseligkeit  der  Einwohner.  —  Im  Ort  Areg  Stein- 
würfe auf  den  Reisenden.  —  In  der  Midjeles  Vorlesung  des  Firman 
ali.  —  Eine  ergötzliche  Scene.  —  Kein  Führer  nach  Uadai.  —  Ein 
Achtzigjähriger  will  seinen  Sklaven  stellen  und  verlangt  dafür  ein  Ver- 
jüngungsmittel. —  Die  einheimischen  Diener,  ausser  Omar  und  Ali 
Gatroni,  verweigern  ohne  Führer  die  Mitreise  nach  Kufra.  —  Das 
Hündchen  des  Reisenden.  —  Der  zum  Orkan  anschwellende  Samum 
und  unmittelbar  darauf  ein  Sturzregen.  —  Die  unerträgliche  Lage.  — 
Der  Reisende,  welcher  in  Audjila  bleibt,  ersucht  Herrn  Stecker,  mit 
der  ganzen  Karavane  nach  Bengasi  zu  ziehen.  —  Audjila.  —  Die  un- 
gezogene Strassenjugend.  —  Zunahme  der  Moscheen ,  dagegen  Ab- 
nahme der  Bevölkerung  und  der  Palmen.  —  Der  befreundete  Schieb 
Ibrahim  el  Fadhil.  —  Der  Reisende  nimmt  Unterricht  in  der  Audjila- 
Sprache.  —  Die  kaiserlichen  Geschenke  sind  in  Sokna  angekommen.  — 
Eine  Sklavenkaravane  von  Uadai.  —  Wegelagerer,  um  die  kaiserlichen 
Geschenke  abzufangen.  —  Höhe  der  Oasen  Audjila  und  Djalo.  —  Ein 
Bericht  Stecker's  aus  Bengasi  an  die  Afrikanische  Gesellschaft  in 
iBerlin.  —  Tarrhoni  bringt  die  kaiserlichen  Geschenke.  —  Sammlung 
von  Spinnen  und  Wespen.  —  Der  Reisende  begibt  sich  nach  Bengasi 
unter  dem  Schutz  einer  von  dort  ihm  zugesandten  Escorte.  —  Die 
kaiserlichen  Geschenke  bei  Ibrahim  el  Fadhil  in  Verwahrsam.  — 
Helices  desertorum.  —  Ankunft  in  Bengasi. 


Es  war  am  2.  Aiiril,  als  wir  gerade  um  Mittag  die 
Oase  Audjila  betraten.  Mit  Erstaunen  kanien  die  Neger, 
weicht'  in  dem  Palmenlinin  arbeiteten,  herbeigelaufen.    Man 


Audjila  jetzt  und  1869.  207 

erwartete  allerdings  tagtäglich  eine  Djalo-Karavane  von 
Bornu,  aber  nimmermehr  eine  zumal  von  Westen  kommende 
Christenkaravane.  Nach  einer  Stunde  waren  wir  beim  Orte 
selbst,  welcher  sich  in  seiner  Physiognomie,  seit  meinem 
frühern  Besuche  daselbst,  auch  nicht  im  mindesten  ver- 
ändert hatte. 

Aber  welch  ein  Unterschied  gegen  den  Empfang  im 
Jahre  1869!  Vor  10  Jahren  war  ich,  von  Bengasi  kom- 
mend, nur  von  einem  Deutschen  und  zwei  eingeborenen 
Dienern  begleitet,  aufs  beste  vom  Schieb  Burku  und  der 
ganzen  Einwohnerschaft  aufgenommen  worden.  Und  jetzt  ein 
so  kaltes  und  gleichgültiges  Betragen,  dass  es  sich  nur  wenig 
von  Feindseligkeit  unterschied!  Ich  Hess  nordwärts  von  der 
Stadt  Lager  aufschlagen,  schickte  die  Kamele  auf  die  schlechte 
Belbelweide  (Belbel,  anabasis  articulata)  und  bemühte  mich, 
Lebensmittel  für  uns,  Stroh  und  Gerste  für  die  Kamele 
einkaufen  zu  lassen.  Aber  trotzdem  ich  für  die  angesehen- 
sten Bewohner  (mit  Ausnahme  des  Schieb  Ibrahim  el  Fad- 
hil)  Empfehlungsbriefe  mitgebracht  hatte,  darunter  auch 
einen  für  meinen  ehemaligen  Gastgeber,  Schieb  Burku, 
konnte  ich  nichts  erreichen.  Schieb  Burku,  alt  geworden, 
schien  sich  meiner  nicht  mehr  zu  erinnern,  die  übrigen 
wollten  nichts  von  mir  wissen,  und  mit  genauer  Noth  ge- 
lang es  unsern  sellenser  Freunden,  durch  ihre  Vermittelung 
Brennholz  zu  kaufen,  sodass  wir  uns  etwas  kochen  konnten. 
Dass  dies  zurückhaltende  Benehmen  seitens  der  Vornehmen 
der  Oase  seine  Wirkung  auf  die  ohnehin  fanatisirte  und 
eingebildete  Masse  des  Volks  nicht  verfehlte,  bedarf  wol 
kaum  der  Erwähnung.  Wir  wurden  verhöhnt,  verspottet 
und  mit  Zudringlichkeiten  gemartert.  Nur  einer  von  allen 
Audjilensern  machte  eine  rühmliche  Ausnahme,  ein  ge- 
wisser Si  Mohammed  Snussi^;  freilich  war  sein  Mitleid  mit 


'  In  dor  (")stlichen  Wüsto  heissen  jetzt  die  Männer  elienso  häufig 


208  Neuntes  Kapitel. 

uns  wol  nicht  ganz  frei  von  Eigennutz  —  er  hatte  seit 
Wochen  aus  Mangel  an  Taback  nicht  geraucht  und  wünschte 
dies  Kraut  von  uns  zu  bekommen  — ,  aber  er  brachte  aus 
freien  Stücken  abends  Brot,  welches  seine  Mutter  gebacken 
hatte,  und  wofür  er  niclit  nur  reichlich  Taback,  sondern 
auch  noch  Pulver,  Taschentücher  und  einen  rothen  Fes 
bekam. 

Unter  diesen  Umständen  blieb  ich  nur  einen  Tag  in 
Audjila ,  denn  ich  sah  ein ,  dass  hier  nichts  zu  erreichen 
war.  Der  Einfluss  der  Snussi  hatte  innerhalb  der  zehn 
Jahre  so  gewirkt,  dass  die  früher  so  vorurtheilsfreien  Aud- 
jilenser  jetzt  vollständig  dem  Banne  dieser  Christenhasser 
erlegen  sind.  So  zogen  wir  denn  am  4.  April  weiter  und 
erreichten  nach  einem  Marsch  von  24  km  die  Schwester- 
Oase  Djalo.  Hier  war  jetzt  der  Sitz-  der  türkischen  Kegie- 
rung,  hier  durfte  ich  doch  auf  freundlicheres  Entgegen- 
kommen hoffen,  wenn  ich  auch  hier  vor  zehn  Jahren,  was 
die  Aufnahme  betrifft,  trübe  Erfahrungen  genug  gemacht 
hatte,  da  die  ungezogene  Jugend  es  an  Beschimpfungen 
nicht  fehlen  Hess. 

Aber  wie  war  hier  die  Aufnahme!  Wir  kamen  vom 
Regen  in  die  Traufe.  Wenn  die  Audjilenser  nur  aus  re- 
ligiösem Fanatismus  sich  verschlossen  und  zurückhaltend 
gegen  uns  benahmen,  kam  bei  den  Modjabra  ^  noch  ein 
anderes  Motiv  hinzu,  nämlich  die  Furcht,  dass  unsere  Pieise 
nach  Uada'i  ihre  commercialen  Beziehungen  zu  diesem 
Lande  würde  schädigen  können.  Ich  hatte  Omar,  einen  der 
eingeborenen  Diener,  vorausgeschickt  an  den  türkischen 
Beamten  Hammed  Bei,  welcher  jetzt  den  Titel  und  Rang 
eines  Kaimakam  führt,  mit  der  Bitte,  mir  w^omöglich  eine 


Snussi,   wie   Mohammed   oder  Abdallah,    oder    sie    fügen   doch  den 
Namen  Snussi  ihrem  andern  Namen  bei. 

'  Modjabra  heissen  die  Bewohner  von  Djalo. 


Die  Strassenjungen  in  Areg.  209 

Wohnung  zur  Verfügung  zu  stellen;  natürlich  gegen  ent- 
sprechende Geldentschädigung.  Dicht  beim  Orte  Areg  an- 
gekommen, Hess  ich  meine  Karavane  halten,  und  da  hatten 
wir  dann,  auf  die  Rückkehr  Oraar's  wartend,  Unglaubliches 
von  den  Verhöhnungen  der  alten  wie  der  jungen  Bewohner 
zu  leiden.  Und  als  Omar  endlich  kam  und  die  Weisung 
brachte,  die  Expedition  nach  dem  Gasr  zu  führen,  und  mich 
aufforderte,  mit  ihm  durch  den  Ort  selbst  zu  gehen,  um  so 
schneller  zum  Gasr  zu  gelangen,  während  die  Karavane 
um  den  Ort  herum  marschiren  sollte,  wäre  ich  mitten  im 
Orte  fast  gesteinigt  worden. 

Beim  Durchschreiten  des  Orts  folgte  uns  bald  eine 
Bande  von  Strassenjungen,  welche  durch  Johlen,  Heulen 
und  Schimpfen  ihr  Misfallen  zu  erkennen  gaben,  dass 
ich  es  gewagt  hatte,  ihre  elende  Stadt  zu  betreten. 
,, Christenhund",  ,, ungläubiges  Schwein'',  „Heide"  u.  s.  w.  wa- 
ren die  Ehrentitel,  womit  man  mich  belegte,  und  da  ich  mein 
kleines  Hündchen,  welches  sie  mit  ihren  Steinwürfen  schon 
halbtodt  geängstigt  hatten,  auf  den  Arm  nahm,  um  es  so 
vor  den  rohen  Mishandlungen  zu  sichern,  fingen  sie  an, 
mich  selbst  mit  Thonstücken  und  kleinen  Steinen  zu  be- 
werfen. Drehte  ich  mich  um,  zerstoben  sie  nach  allen  Rich- 
tungen, setzte  ich  meinen  Weg  fort,  waren  sie  mir  gleich 
wieder  auf  den  Fersen,  und  je  weiter  ich  ging,  desto  mehr 
wuchs  die  Meute,  und  auch  Erwachsene  fingen  an,  sich  an 
dieser  für  sie  so  lustigen  Unterhaltung  zu  betheiligeu. 
Vergebens  suchte  mich  Omar  mit  seinem  Körper  zu  decken, 
indem  er  hinter  mir  herging;  auch  er  wurde  beworfen. 
Als  ich  aber  dann  zu  gleicher  Zeit  zwei  Steinwürfe  bekam, 
wovon  einer,  faustgross,  mich  so  am  Hinterkopf  traf,  dass 
aus  meinen  Augen  Funken  sprühten,  wurde  mir  die  Sache 
zu  arg;  mich  gegen  ein  Haus  wendend,  um  Deckung  zu  ge- 
winnen, zog  ich  meinen  Revolver  und  drohte  zu  schiessen, 
falls  noch  ein  Steinwurf  fiele.     Alle  stoben  davon. 

KoHiFS,  Kufra.  14 


210  NoiiitfR  Kapitel. 

Einige  der  altern  Leute  jedoch,  denen  die  Sache  und 
die  Folgen  bedenklich  erscheinen  mochten,  nahmen  sich 
jetzt  meiner  an  und  geleiteten  mich  nach  dem  türkischen 
Gasr. 

Am  Eingange  des  kleinen  Gebäudes,  das  diesen  stolzen 
Namen  führte,  kam  mir  schon  der  Kaimakam  ^  entgegen 
und  wusste  nicht,  wie  er  sich  genug  entschuldigen  sollte 
wegen  des  rohen  Benehmens  der  Jugend  der  Modjabra; 
„aber",  fügte  er  gleich  hinzu,  „ich  kann  nichts  thun,  ich 
bin  hier  vollkommen  machtlos".  Hammed  Efendi  meinte 
es  wirklich  gut  mit  uns.  Er  bat  mich,  mein  Lager  (er  be- 
wohnte ein  Haus  an  der  Nordostseite  von  Areg)  dicht  bei 
seiner  Wohnung  aufzuschlagen,  um  so  desto  sicherer  vor 
Belästigung  zu  sein,  ja,  er  bot  mir  sogar  seine  Wohnung 
an,  worauf  ich  jedoch  nicht  einging,  da  mein  Lager  nicht 
ohne  Aufsicht  bleiben  konnte. 

Ich  veranlasste  aber  doch  gleich  am  andern  Morgen 
eine  Sitzung  der  Midjeles  und  drohte,  indem  ich  mich  über 
das  Betragen  der  Jugend  beschwerte,  mit  Strafe,  die  sicher 
nicht  ausbleiben  würde.  Alsdann  Hess  ich  vom  Kaimakam 
meinen  Firman  ali  verlesen.  Das  machte  zwar  grossen 
Eindruck  auf  die  Leute,  sodass  wir  von  den  beiden  Orten 
Lebbeh  und  Areg  in  reichlichem  Masse  bewirthet  wurden  — 
eine  solche  officielle  Bewirthung  schliesst  symbolisch  ein 
Willkommen  in  sich  — ,  aber  eigentlich  erzielten  wir  damit 
doch  nichts. 

Da  ich  hier  kein  Mittel  unversucht  lassen  wollte,  um 
nach  Kufra  und  Uadai  zu  kommen,  so  bezog  ich  regelrecht 
Lager,  denn  die  eifersüchtigen  und  fanatischen  Modjabra 
Hessen   sich   auf  Vermiethen   eines  Hauses  durchaus  nicht 


'  Ilammed  Efendi  war  früher  Händler  mit  Baumwolltasehen- 
tiuOiern  in  Konstantinopel  «ewesen ;  wie  er  zu  diesem  Posten  ge- 
kommen, kann  i(^li  nicht  anheben. 


Eine  ergötzliclie  Sceno.  211 

ein.  Selbst  der  freundliche  Scliich  von  Lebbeh,  ein  Solin 
des  Schieb  Yunis,  der  Hamilton  und  auch  mich  früher  so 
7Aivorkommend  aufgenommen  hatte,  konnte  es  nicht  über 
sich  gewinnen,  mir  eine  seiner  vielen  Wohnungen  ausräu- 
men zu  lassen.  Und  weil  mein  Lagerplatz  dicht  beim  Gasr 
den  glühenden  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  war,  beschloss 
ich,  etwas  weiter  vom  Orte  wegzuziehen,  wo  ich  zwischen 
jungen  Palmenpflanzen  mehr  Schutz  vor  Wind  und  Stürmen 
finden  konnte.  Denn  in  der  Sandebene  wirbelten  selbst 
die  leisesten  Brisen  unangenehme  Wolken  von  Sand  und 
Staub  in  die  Zelte. 

Ich  wandte  mich  nun  mit  dem  Saptieh,  welchen  mir 
Hammed  Efendi  zur  Verfügung  gestellt  hatte,  nach  dem 
nächsten,  halbwegs  zwischen  Areg  und  Lebbeh,  aber  nörd- 
lich von  beiden  Städten  gelegenen  Palmenwald.  Ohne  Arg 
liess  ich  die  Zelte  aufschlagen,  und  sie  standen  auch  be- 
reits, als  ein  alter  Greis  wuthschnaubend  mit  den  Worten 
auf  uns  losstürzte:  ,,Das  ist  mein  Grund  und  Boden,  ver- 
fluchter Hund  und  Christensohn;  ich  dulde  keinen  Ungläu- 
bigen zwischen  meinen  Palmen!"  Dies  brüllte  er  so,  dass 
jeder  es  hören  konnte,  und  dabei  fing  er  an,  die  Zeltpflöcke 
herauszureissen.  Meine  Diener  kamen  herbei  und  drängten 
ihn  zurück,  der  Saptieh  aber  rief:  ,,Das  ist  Mustafa  Bei, 
der  Freund  des  Kaimakam  und  der  ganzen  Midjeles."  — 
,,Der  Kaimakam  ist  ein  türkischer  Heide",  erwiderte  er, 
,,und  die  Midjeles  hat  auf  meinem  Grund  und  Boden  nichts 
zu  suchen,  das  verfluchte  Christenschwein  aber  werde  ich 
bespucken!"  Näher  trat  er,  aber  die  Diener  hielten  ihn 
fest,  sodass  er  nur  schimpfen  konnte,  allerdings  in  Aus- 
drücken, die  sich  hier  nicht  wiedergeben  lassen.  Nur  die 
gelindesten  wiederholte  ich,  da  diese  Scene  durch  den  plötz- 
lichen Wechsel,  den  sie  erfuhr,  immer  zu  einer  der  ergötz- 
lichsten Episoden  gehörte,  die  ich  auf  dieser  Heise  erlebte. 

„Ist    der    Mann    wirklich    Eigenthümer    des   Palmen- 

14* 


212  Neiintf^R  Kapitel. 

gartensV"  fragte  ich  den  Saptieh.  —  „Das  ist  er  in  der 
That,  aber  wenn  du  als  Bei  des  Sultans  in  seinem  Garten 
lagern  willst,  kann  er  nichts  dagegen  machen."  —  ,,Als  Eigen- 
thümer",  erwiderte  ich,  ,,hat  er  allerdings  das  Recht,  uns 
auszuweisen,  du  hättest  mir  das  vorher  sagen  müssen."  — 
Ich  nahm  nun  einen  Bu  Thir  (österreichischen  Maria-There- 
sienthaler),  ging  auf  den  Alten  los,  der  wie  ein  wildes  Thier 
fauchte,  und  sagte  so  sanft  wie  möglich:  ,,Nimm,  o  Herzens- 
freund, diesen  Thaler  als  Abschlagsgeld  für  die  Miethe 
deines  Gartens,  wir  Christen  zahlen  für  alles,  und  ich  möchte 
nicht  umsonst  hier  lagern;  gönne  mir  also  den  Schatten 
und  den  Schutz  deiner  Palmen."  Der  Thaler  und  meine 
kurze  Anrede  wirkten  wie  Chinin  beim  Fieber.  ,,0  gnädig- 
ster Herr,  verzeihe  meine  harten  und  ungeziemenden  Worte, 
sieh,  ich  bin  dein  Sklave,  und  alles,  was  ich  habe,  stelle 
ich  dir  zur  Verfügung;  möge  die  Zeit  schnell  eilen,  damit 
die  Datteln  rasch  reifen,  sei  tausendmal  willkommen,  und 
dein  Verweilen  auf  meinem  Grunde,  der  nun  dein  eigen  ist, 
bringe  mir  tausendfachen  Segen.  Willkommen,  willkommen!" 
Nach  einer  kurzen  Entgegnung  meinerseits  fragte  der  Alte 
in  kluger  Vorsorge,  wie  viel  ich  ihm  dann  später  noch 
geben  würde,  und  als  ich  ihm  noch  einen  Thaler  beim 
Weggehen  versprach,  wurden  wir  von  dem  Augenblick  an 
die  besten  Freunde.  The  almigliUj  Dollar!  dachte  ich,  und 
unwillkürlich  fiel  mir  ein  in  Amerika  früher  häufig  ge- 
gebenes Schauspiel  ein,  das  diesen  Titel  führt. 

Während  gleich  nach  meiner  Ankunft  Hammed  Efendi, 
der  Kaimakam,  nach  Audjila  gereist  war,  um  Steuern  zu 
erheben  —  die  einzige  Beschäftigung,  welcher  die  türki- 
schen Beamten  mit  Gewissenhaftigkeit  obliegen  — ,  begann 
ich  sogleich  Verhandlungen  anzuknüpfen,  um  auf  irgend- 
eine Weise  von  hier  südwärts  zu  kommen.  Aber  alles  ver- 
gebens; stets  war  ich  der  Betrogene. 

So    schrieb    ich    eines   Tags  einen  Brief  an  eine    ein- 


Das  erbetene  Verjüngungsmittel.  213 

flussreiche  Persönlichkeit  in  Schchörre,  der  nördlich  von 
Djalo  gelegenen  Oase,  welche  den  Suya- Arabern  gehört. 
Ein  mir  von  der  Midjeles  von  Djalo  empfohlener  Bote  trug 
den  Brief  hin.  Als  er  zurückkam,  erhielt  ich  im  Beisein 
der  Midjeles  die  Antwort,  selbst  für  tausend  Thaler  wür- 
den sie  mich  nicht  nach  Kufra  begleiten,  falls  nicht  Befehl 
zum  Mitgehen  von  Djarabub,  dem  obersten  Sitze  ihrer 
Geistlichkeit,  von  Sidi  el  Madhi  ben  Snussi  käme.  Aber  der 
Bote  war  gar  nicht  in  Schchörre  gewesen ;  er  hatte  den  Brief 
unterschlagen  und  log   der  Midjeles  und  mir  ins  Gesicht! 

Als  Hammed  Efendi  nach  Beendigung  seiner  Steuer- 
eintreibung wieder  in  Djalo  eintraf,  wurden  mehrere  Kaths- 
versammlungen  unter  seinem  Vorsitze  gehalten,  aber 
stets  ohne  Erfolg;  der  geheim  durchklingende  Refrain 
war  immer,  ohne  Befehl  von  Djarabub  können  wir  nichts 
thun,  und  selbst  dann  hätten  die  Modjabra  aus  commer- 
cialer  Eifersucht  wahrscheinlich  nichts  gethan.  Eines  Tags 
Hess  mich  ein  alter  reicher  Kaufmann,  der  mindestens 
80  Jahre  alt  war,  zu  sich  kommen  und  eröffnete  mir  feier- 
lichst und  gelobte  dabei,  einen  koranischen  Eid  thun  zu 
wollen,  dass  er  mir,  falls  ich  ihm  ein  Verjüngungsmittel 
gebe,  einen  seiner  Sklaven  schenken  wolle,  der  mich  nach 
Uadai  bringen  würde.  Das  war  sein  voller  Ernst.  Aber 
selbst  wenn  ich  ein  mephistophelisches  Mittel  besessen  und 
ihm  gegeben  hätte,  glaube  ich  kaum,  dass  er  seinem  Skla- 
ven würde  gestattet  haben,  mich  zu  begleiten.  Ich  erwi- 
derte deshalb,  da  er  so  nahe  den  von  Mohammed  verheis- 
senen  Freuden  des  Paradieses  stände,  sei  es  doch  sündhaft, 
den  Aufenthalt  hier  im  irdischen  Jammerthal  verlängern  zu 
wollen,  er  solle  sich  doch  freuen  auf  die  in  Aussicht  ge- 
stellten ewigen  Genüsse  im  Jenseits.  Der  Alte  sah  mich 
sehr  zweifelhaft  an  und  meinte,  ich  wollte  ihn  foppen. 

Dann  kam  ein  Neger  zu  mir  und  hatte  mehrere  male 
lange  und  anscheinend  ernsthaft  gemeinte  Unterredungen 


214  >'i;uiiies  Kapitel. 

mit  mir;  er  verlangte  eine  ziemlich  Lohe  Summe  für  seine 
Führerschaft  nach  Uadai  und  zugleich  die  Bewilligung, 
seine  Frau  und  Kinder  mitnehmen  zu  dürfen;  als  aher 
alles  eine  bestimmte  Form  annehmen  sollte,  weigerte  er 
sich,  unter  dem  Vorwande,  er  habe  die  Erlaubniss  zur  Reise 
vom  Snussi  nicht.  Derartige  Anerbietungen  kamen  noch 
mehrere,  aber  immer  war  ich  der  Gefoppte. 

Endlich  der  Unterhandlungen  mit  den  Modjabra  und 
ihren  Negern  müde,  erklärte  ich  eines  Tags  meinen  ein- 
geborenen Dienern,  ich  würde  ohne  Führer  aufbrechen; 
denn  alle  Yorräthe  hatte  ich  inzwischen  completirt,  sodass 
meiner  Weiterreise  nichts  mehr  fehlte  als  Führerschaft. 
Aber  bis  auf  Ali  Gatroni  und  Omar  erklärten  alle,  ohne 
Führer  nicht  gehen  zu  wollen,  und  nichts  half,  weder 
Drohungen,  noch  Versprechungen.  Meine  Diener  waren 
längst  von  den  Sklaven  der  Modjabra  und  diesen  selbst 
bearbeitet  worden,  ich  konnte  mich  gar  nicht  mehr  auf  sie 
verlassen.  Dabei  sahen  sie,  wie  schnöde  man  mich  be- 
handelte, wie  man  mich  belog  und  betrog,  und  dadurch 
litt  der  Respect. 

Es  war  vielleicht  gut,  dass  ich  den  Vorsatz,  nach  Kufra 
allein  aufbrechen  zu  wollen,  nicht  ausführen  konnte,  denn 
ich  hätte  die  Oase  nie  erreicht.  Gesetzt  den  Fall,  wir 
hätten  uns  aufgemacht,  um  Kufra  da  zu  finden,  wo  es 
nach  den  Angaben  der  besten  Karten  liegen  sollte,  also 
Taiserbo  auf  dem  27.°  nördl.  Br.,  und  wir  wären  marschirt, 
wie  man  in  der  Wüste  zu  marschiren  pflegt,  d.  h.  wir  hätten 
den  27.°  nördl.  Br.  von  Battifal  aus  in  sieben  Tagemärschen 
zu  erreichen  gesucht  und  alsdann  im  günstigsten  Falle  für 
10  Tage  Wasser  in  unsern  Schläuchen  mitgenommen;  hätten 
jedoch  den  ersehnten  Brunnen  auf  jener  Breite  nicht  ge- 
funden; -svären  vielleicht  noch  weiter  marschirt;  hätten  viel- 
leicht den  2(3.°,  aber  immer  noch  nicht  Taiserbo  oder  Sirhen 
erreicht,  welclies,  wie  wir  später  constatirten,  fast  1^^  Grad 


Das  Hündchen  des  Reisenden.  215 

(Taisei'bo,  d.  li.  Draiigeda- Lager  25"  27'  44"  nördl.  Br.) 
südlicher  gelegen  ist:  wir  wären  elend  in  der  Wüste  um- 
gekommen, d.  h.  unfehlbar  verschmachtet.  Und  dies  alles 
wäre  eingetrofi'en,  wenn  wir  nicht  schon  früher  zu  Grunde 
gingen,  falls  Samumwind  unsern  Wasservorrath  auf  nichts 
reducirte.  Als  ich  damals  aufbrechen  wollte,  wusste  ich 
noch  nicht,  dass  man,  blos  mit  Lederschläuchen  versehen, 
unter  allen  Umständen  starke  Märsche  machen  niuss,  dass 
es  stets  mit  Lebensgefahr  verbunden  ist,  wenn  man  die 
grosse  Sserir,  welche  sich  zwischen  Battifal  und  Kufra  er- 
streckt, mit  gewöhnlichen  Märschen,  also  zu  35  bis  40  km 
auf  den  Tag,  durchziehen  will. 

Ja,  wenn  wir  eiserne  Wasserkisten,  und  wären  es  auch 
nur  10  Stück  gewesen,  gehabt  hätten!  Jetzt,  bei  ruhiger 
Ueberlegung,  freue  ich  mich,  dass  die  eingeborenen  Diener 
sich  weigerten,  südwärts  mit  mir  zu  ziehen.  Damals  wusste 
ich  vor  Aerger  und  Wuth  nicht  aus  noch  ein.  Jetzt,  nach- 
dem ich  Kufra  gesehen,  bin  ich  auch  froh,  dass  sich  uns 
1874  bei  Regenfeld  solche  physische  Hindernisse  entgegen- 
stellten und  die  Expedition  absolut  nicht  weiter  vordringen 
konnte  (die  Kamele  konnten  bekanntlich  die  Dünen  nicht 
überwaten);  denn  wären  wir  mit  fünf  oder  sechs  Mann 
nach  Kufra  gekommen,  hätten  uns  sicher  die  von  den  Snussi 
aufgestachelten  Suya  ermordet.  Auch  sonst  war  unsere 
Lage  in  Djalo  nicht  beneidenswerth ;  abgesehen  von  den 
Sonnenstrahlen,  welche  direct  auf  unsere  Zelte  brannten 
und  inwendig  eine  Temperatur  von  über  60  Grad  hervor- 
riefen, hatten  wir  sonst  mit  vielen  Unannehmlichkeiten  zu 
kämpfen. 

Mein  kleines  von  Weimar  mitgenommenes  Hündchen, 
das  so  häutig  uns  und  auch  Fremde  durch  seine  possir- 
lichen  Einfälle  erfreute,  war  wahrscheinlich  von  fanatischen 
Eingeborenen  vergiftet  worden.  Wenigstens  kann  ich  mir 
die   plötzliche  Krankheit  und   den   schnellen  Tod  unter  so 


216  Neuntes  Kapitel. 

eigenthümlichen  Symptomen  nicht  anders  erklären.  Er 
hatte  sich  namentlich  den  Hass  der  Religiösen  deshalb  zu- 
gezogen, weil  er  sich  unaufgefordert  auf  die  Hinterbeine 
zu  setzen  pflegte.  Sobald  er  eine  Gruppe  von  zwei  oder 
mehrern  Menschen  beisammen  sah,  lief  er  hin  und  machte 
seine  Männchen.  Die  eifrigen  Mohammedaner  sahen  hierin 
eine  Verhöhnung  ihrer  Gebetsübungen;  sie  glaubten  unbe- 
greiflicherweise, man  habe  dem  Hunde  dies  beigebracht, 
um  sie  durch  thierische  Nachäffung  ihrer  Gebetsgymnastik 
zu  verhöhnen. 

Die  aufs  Zelt  brennende  Sonne  wurde  manchmal  aufs 
unangenehmste  abgelöst  durch  entsetzliche  Samumwinde. 
Einer  der  stärksten  fand  am  Ostermontag  am  12.  April 
statt,  kündete  sich  schon  morgens  durch  die  bleierne  Luft- 
farbe an  und  entwickelte  sich  im  Laufe  des  Tags  zu  einem 
widerstandslosen  Orkan.  Aus  Süd  und  Südsüdwest  blasend, 
fegte  er  mit  einer  unglaublichen  Geschwindigkeit  und 
rasirend  über  den  Boden  dahin,  denn  es  ist  viel  schlimmer, 
wenn  ein  Orkan  in  geneigtem  Winkel  gegen  die  Erdober- 
fläche antost,  als  wenn  er  in  nicht  so  schräger  Richtung 
wüthet.  Vorsorglich  hatte  ich  mein  Zelt  niederschlagen 
lassen,  weil  es  grösser  als  das  meines  Reisegefährten  war 
und  überhaupt  weniger  Widerstandsfähigkeit  besass.  Ich 
verkroch  mich  unter  einem  Palmenbusch  und  wartete  der 
Dinge,  die  nun  kommen  sollten.  Die  entfesselten  Winds- 
furien tobten  immer  mehr,  dicke  Wolken  —  war  es  Sand 
oder  waren  es  W^asserdämpfe ?  —  Avirbelten  mit  jagdzug- 
mässiger  Geschwindigkeit  über  unsern  Köpfen  dahin,  donner- 
ähnliches  Getöse  erdröhnte  zuweilen,  und  dann  und  wann 
hörte  man  das  Krachen  einer  geknickten  Palme.  Da  auf 
einmal  ertönte  ein  lautes  Geschrei  meines  Gefährten:  sein 
ganzes  Zelt  mit  einem  Theil  der  darin  befindlichen  Gegen- 
stände riss  sich   los  und  flog  davon,  und  viel  hätte  nicht 


Ein  Samum  und  Sturzregen.  217 

gefehlt,   so   wäre   er  selbst  mit  durch  die  Lüfte  getragen 
worden. 

Die  Sache  war  komisch  und  ernsthaft  zugleich:  komisch 
der  Anblick  Dr.  Stecker's,  dem  wir  in  diesem  Augenblick 
gar  keine  Hülfe  leisten  konnten;  ernsthaft  die  Besorgniss. 
dass  unersetzbare  Gegenstände,  z.  B.  Schriften,  Instru- 
mente u.  s.  w.,  möchten  verloren  gehen.  Glücklicherweise 
fing  sich  das  Zelt  an  einem  Palraenbusch  und  übrigens 
ging  auch  nichts  verloren.  Um  aber  die  Verwirrung  voll 
zu  machen,  ergoss  sich,  als  der  Orkan  den  höchsten  Punkt 
erreicht  hatte,  plötzlich  ein  Sturzregen  über  uns,  der  zwar 
nur  einige  Secunden  anhielt,  aber  vollkommen  hinreichte, 
uns  bis  auf  die  Haut  nass  zu  machen.  Es  war,  als  ob  man 
einen  Ungeheuern  Eimer  Wasser  über  uns  ausgeleert  hätte, 
oder  eine  Wasserwoge  über  uns  weggerollt  sei,  und  ich 
weiss  jetzt  noch  nicht  mit  Bestimmtheit  zu  sagen,  ob  die 
Elut  von  oben  oder  von  seitwärts  in  Gestalt  einer  Wolken- 
wasserwoge  kam.  Dann  aber  plötzlich  wie  durch  Zauber- 
macht war  es  still,  und  die  jetzt  glänzend  aus  klarster  und 
heiterster  Höhe  hervortretende  Sonne  hatte  im  Augenblick 
unsere  durchnässten  Kleidungsstücke  und  übrigen  Gegen- 
stände getrocknet.  Am  Abend  sprachen  wir  über  diese  eigen- 
thümliche  meteorologische  Erscheinung ;  unter  den  Einwoh- 
nern in  Djalo  aber  war  grosse  Trauer,  denn  gegen  300 
hochstämmige  Palmenbäume  hatte  der  Sturm  geknickt. 
Die  Modjabra,  wenigstens  einige,  Hessen  Worte  laut  wer- 
den, es  sei  dies  eine  Strafe  Gottes,  weil  sie  einige  Christen 
in  ihrer  Oase  beherbergten,  ich  hingegen  wies  darauf  hin, 
es  sei  eine  Strafe  dafür,  dass  sich  fanatisch  und  feindlich  Ge- 
sinnte meiner  Reise  widersetzt  hätten.  In  der  That  waren  den 
uns  feindlich  gesinnten  Leuten  von  Areg  mehr  Palmen  um- 
geweht, als  denen  von  Lebbeh.  Ich  wage  nicht  zu  ent- 
scheiden, wer  recht  hatte,  aber  der  geneigte  Leser  ersieht 
hieraus,  dass  auch  in  den  entferntesten  Winkeln  der  Erde 


218  Neuntes  Kapitel. 

die  Meuscheii  sich  stets  die  Sachen  nach  ihren  eigenen 
Anschauungen  und  zu  ihren  Gunsten  auslegen. 

Obgleich  die  Behörde,  Kaimakani  sowol  wie  die  Mid- 
jeles,  den  Pöbel  ermahnte,  uns  nicht  zu  belästigen,  wurde 
unsere  Lage  doch  immer  unerträglicher.  Nicht  selten  ver- 
höhnten uns  Banden  lakbitrunkener  Gesellen,  wenn  sie 
abends  nach  Hause  gingen.  Hätte  ich  nicht  stets  solchen 
Beschimpfungen  gegenüber  die  grösste  Zurückhaltung  und 
Lannuesgeduld  an  den  Tag  gelegt,  so  konnte  es  leicht  zu 
blutigen  Auftritten  zwischen  uns  kommen.  Das  musste  ich 
aber  auf  alle  Fälle  vermeiden.  Zudem  war  ich  beständig 
in  Sorge  um  unsere  Kamele,  die  ich  zwar  unter  Garantie 
eines  Bürgers  und  in  Begleitung  eines  Djalensers  mit  eini- 
gen unserer  Diener  auf  die  Weide  geschickt  hatte,  die  aber 
eines  Tags  leicht  von  den  Suya  konnten  gestohlen  werden. 
Und  wer  hätte  dann  gezahlt?  Heute,  wenn  ich  ruhig  dar- 
über nachdenke,  kommt  es  mir  fast  wie  ein  Wunder  vor, 
dass  man  sie  nicht  wegtrieb.     Wer  wollte  es  hindern? 

Unter  diesen  Umständen,  als  ich  alle  Mittel,  um  weiter 
zu  kommen,  erschöpft  sah,  blieb  nichts  anderes  übrig,  als 
umzukehren.  Um  jedoch  den  Modjabra  nicht  den  Triumph 
zu  gönnen,  wir  hätten  vor  ihnen  das  Feld  geräumt,  be- 
schloss  ich,  selbst  zu  bleiben,  und  bat  meinen  Begleiter 
Dr.  Stecker,  mit  der  ganzen  Karavane  nach  Bengasi  zu 
ziehen,  während  ich  ihnen  ein  sichtbarer  Bürge  bleiben 
wollte,  dass  die  Reise  zwar  durch  ihren  bösen  Willen  einen 
Aufschub,  nicht  aber  eine  Vereitelung  schlechtweg  erleiden 
könne.  Es  handelte  sich  aber  jetzt  für  mich  um  eine  etwas 
bessere,  kühlere  und  mehr  sichere  Wohnung,  weshalb  ich 
nach  Audjila  zu  gehen  beschloss,  wo  das  verhältnissmässig 
grosse  Gasr,  einst  Regierungssitz  für  alle  Oasen,  leer  und 
zu  meiner  Verfügung  stand. 

Am  Sonntag  den  19.  April,  nach  einem  vierzehntägigen 
Aufenthalte  in  den  Palmengärtcn  von  Djalo,  verabschiedete 


Im  Castcll  von  Audjila.  219 

ich  mich  vom  Kaimakam,  der  eigens  noch  die  Midjeles  zu- 
sammenberufen hatte.  Alle  versprachen  mir  feierlichst, 
mich  mit  der  ersten  Karavane  nach  Kufra  und  Uada'i  be- 
fördern zu  wollen.  Hätte  ich  eine  Anweisung  blos  hierauf 
gehabt,  wäre  sie  gewiss  nie  honorirt  worden!  Js^atürlich 
that  ich  so,  als  wenn  ich  ihren  gleisnerischen  Versprechun- 
gen Glauben  schenkte,  wusste  aber,  wie  wenig  auf  sie  zu 
bauen  sei.  Und  als  wir  dann  den  liebgewonnenen  Palmen- 
wald verliessen,  der  uns  so  oft  Schutz  gegen  die  sandigen 
Sturmwinde  gewährte,  kam  noch  der  alte  Eigenthümer  ge- 
rannt, diesmal  nicht,  um  uns  zu  fluchen,  sondern  mit  einem 
selbstgeflochtenen  Körbchen  voll  der  schönsten  Zwiebeln ; 
seinen  Lohn  hatte  er  selbstverständlich  vorher  schon  er- 
halten. 

Mein  Reisegefährte  blieb  in  Audjila  nur  eine  Nacht  im 
Gasr  und  brach  sodann  mittags  am  20.  April  nach  Bengasi 
auf.  Er  hatte  einen  guten  Führer  engagirt,  und  in  seiner 
Begleitung  befand  sich  auch  jene  verrückte  Marabuta,  die 
ich  schon  vor  zehn  Jahren  in  Audjila  kennen  lernte,  und 
welche  jetzt  noch  toller  als  vordem  mit  allerlei  Krimskram 
behangen  war.  ^Yährend  Stecker  nun  mit  allen  Kamelen  fort- 
zog,  blieb  ich  mit  Hubmer  und  Omar  allein  im  Castell  zuräck. 
Der  Kaimakam  hatte  mir  einen  Saptieh  beigegeben,  der  die 
vornehmsten  Schiuch  des  Ortes  zusammenrief  und  ihnen  aus- 
einandersetzte, dass  sie  für  meine  Sicherheit  der  türkischen 
Regierung  verantwortlich  wären.  Das  hatte  insofern  Avenig- 
stens  Erfolg,  als  ich  nun  mit  ihnen  und  namentlich  mit 
dem  Schieb  Ibrahim  el  Fadhil  in  Berührung  kam,  der  sich 
später  als  ein  braver,  Avackerer  Mann  und  Freund  gegen 
mich  bewies.  Aber  der  Ort  war  doch  im  ganzen  gegen  mein 
Bleiben  eingenommen  und  die  Mehrzahl  der  Bevölkerung 
so  fanatisch,  dass  eine  hinter  dem  Gasr  postirte  Bande  von 
Jungen  —  und  aus  dem  Benehmen  der  Kleinen  erkennt 
man  am  besten  die  Gesinnungen  der  Grossen  —  am  zweiten 


220  Neuntes  Kapitel. 

Tage,  als  ich  allein  war,  dasselbe  mit  faustgrossen  Steinen 
regelrecht  zu  bombarcliren  begann,  sodass  einige  durch  die 
Fensteröftiumgen  ins  Innere  flogen.  Die  Aeltern  verhinderten 
zwar  diese  Belagerung,  ob  aber  der  Fakih  wirklich  der 
hoffnungsvollen  Jugend  eine  nähere  Bekanntschaft  mit  dem 
Palmstocke  verschaffte,  wie  man  mir  sagte,  bevveifle  ich. 

Höchst  merkwürdig  war  es  für  mich,  dass  dieser  Berberort 
—  in  Audjila  wohnen  nur  Berber  —  durch  die  Bemühungen 
der  Snussi  so  religiös  wurde,  dass  man  ihn  kaum  wieder 
erkannte.  An  Wohlstand,  an  Pieichthum,  an  Intelligenz 
haben  die  Bewohner  allerdings  nicht  zugenommen,  aber 
dafür  besitzen  sie  jetzt  auch  fast  so  viel  Moscheen  wie  ein- 
zelne grosse  Familien.  Während  früher  in  Audjila  nur 
eine  Hauptmoschee  und  vier  kleine  sich  befanden,  gibt  es 
jetzt  dort  dreizehn  ^,  und  alle  haben  bedeutenden  Besitz 
an  Palmen.  Es  gibt  jetzt  nur  noch  drei  wohlhabende  Leute 
in  Audjila,  alle  andern  sind  verarmt.  Die  früher  von  mir 
für  die  ganze  Oase  angegebene  Einwohnerzahl  von 4000 Seelen 
beträgt  heute  nur  noch  ,3000,  von  denen  2500  auf  den  Ort 
selbst  kommen  mögen.  Die  Zahl  der  Palmen  hat  sich  durch 
das  frühere  Lakbitrinken  sehr  vermindert,  und  man  pflanzt 
junge  Stämme  nicht  in  genügender  Zahl.  Das  Lakbitrinken 
hörte  zwar  öffentlich  auf,  weil  Sidi  Omar  Bu  Haua,  ein 
Sohn  Audjilas  und  ein  Chalif  der  Snussi,  es  verbot,  aber 
heimlich  holen  sich  Bewohner  den  Palmenwein  von  Djalo 
und    Schchörre    und  vergeuden    dadurch    Zeit     und    Geld. 


'  Die  Djerama  heissen:  Djemma  Deana  mit  500  Palmen;  Djemma 
Ben  Djemil;  Djemma  Seragna  mit  vielen  Palmen;  Djemma  Rumau; 
Djemma  Segagna  mit  vielen  Palmen;  Djemma  Sarug  mit  vielen  Pal- 
men; Djemma  beu  Mischkani  ohne  Palmen;  Sauya  mit  vielen  Palmen; 
Sauya  Snussi  mit  acht  Palmen;  Djemma  Sebuch  mit  vielen  Palmen; 
Djemma  Sidi  Said  mit  vielen  Palmen;  Djemma  el  Fadhil  mit  vielen 
Palmen;  Djemma  el  Megrissa  mit  vielen  Palmen.  Mehr  als  die  Hälfte 
aller  Palmen  in  Händen  der  Kirehe! 


Sollich  Djraliim   el  Farlhil.  221 

Kurz,  Aiidjila  macht  den  Eindruck  der  Heruntergekommen- 
heit, aber  die  Einwohner  sind  dafür  sehr  religiös  ge- 
worden. 

Wir  richteten  uns  so  gut  es  ging  im  Castell  ein,  welches 
aus  einem  grossen  Hof  bestand,  wo  man  zur  Noth  alle 
meine  Kamele  hätte  unterbringen  können.  Umrundet  war 
er  von  kleinen  Zimmern,  die  als  Gemächer  —  auch  das 
officielle  Gefängniss  befand  sich  hier,  das  ich  in  einen 
Hühnerstall  umwandelte  —  für  Diener  und  Pferde  dienten. 
Eins  davon  nahm  Karl  Hubmer,  eins  Omar  und  eins  wurde 
Küche.  Von  diesem  Hof  kam  man  durch  eine  abschliess- 
bare  Thür  in  einen  zweiten  kleinern,  auf  den  ein  grosses 
Zimmer,  das  Midjeles-  oder  Rathszimmer,  mündete;  ein 
kleineres,  mit  verschliessbarer  Thür,  machte  ich  zu  meinem 
Wohn-,  Schlaf-  und  Yorrathszimmer.  Das  für  etwaigen 
Gebrauch  zurückbehaltene  Kamel  wurde  durch  einen  kleinen 
Knaben  tags  auf  die  Belbelweide  geführt,  kam  aber  regel- 
mässig abends  zurück  und  bekam  dann  Datteln  und  Stroh. 

Der  Schieb  Fadhil  war  der  erste,  der  mich  bat,  ihn  zu 
besuchen;  er  lag  schwer  krank  an  einer  Schusswunde  dar- 
nieder, die  er  vor  einigen  Wochen  von  den  Morharba  auf 
dem  Wege  nach  Bengasi  bei  einem  Zusammentreffen 
erhalten  hatte.  Als  ich  ihn,  einen  Neffen  des  einfluss- 
reichen Omar  Bu  Haua  besuchte,  wurden  die  Schiuch  der 
andern  Stämme  eifersüchtig  und  baten  um  dieselbe  Ehre. 
Obwol  gegen  allen  Brauch,  besuchte  ich  doch  den  alten 
Burko,  Schieb  der  Ait  Burko,  der  mich  vor  zehn  Jahren  so 
freundlich  aufnahm  und  sich  aucli  noch  ganz  gut  meiner 
erinnerte;  dann  den  Shich  Mohammed,  den  Ait  Ben  Chaschen 
und  den  Schieb  der  Segagena. 

Somit  stellte  sich  nach  und  nach  ein  erträgliches  Ein- 
vernehmen zwischen  uns  her,  und  namentlich  meine  Be- 
ziehungen zum  Schieb  Ibrahim  el  Fadhil  wurden  immer 
fester  und  intimer. 


222  Neuntes  Kapitel. 

Es  gelang  mir  auch,  Unterricht  in  der  Audjila-Sprache  ^ 
bei  zwei  Schriftgelehrten  zu  bekommen,  wodurch  ich  die 
Ueberzeugung  gewann,  dass  dies  Berberische  zu  einem  der 
interessantesten  Idiome  der  grossen  ]\Iasigh-Sprache  gehört. 
Wir  können  mit  Bestimmtheit  annehmen,  dass  die  Audji- 
lenser  schon  zu  Herodot's  Zeiten  Libyer,  d.  h.  Berber, 
waren,  die  sich  wahrscheinlich  damals  derselben  Sprache 
bedienten  wie  heute.  Interessant  sind  namentlich  inner- 
halb ihres  Dialektes  die  vielen  Anklänge  an  griechische 
und  römische  Namen,  vornehmlich  in  ganz  Nordafrika  unter 
der  arabischen  Bevölkerung  mit  wenigen  Ausnahmen  die 
der  Ortsnamen,  denn  offenbar  ist  Dernah  von  Darnis, 
Krennah  von  Kyrene,  Tolmita  von  Ptolemais  abgeleitet. 
So  kann  es  uns  denn  auch  kaum  wundern,  dass  die  Audji- 
lenser  für  Bengasi  den  alten,  jetzt  allerdings  von  den  eige- 
nen Bewohnern  der  Stadt  vergessenen  Namen  noch  beibe- 
hielten: Bernik,  eine  Abkürzung  von  Berenike,  wie  man  die 
Stadt  unter  der  Herrschaft  der  Ptolemäer  in  der  That  auch 
nannte.  Leider  ist  es  mir  nicht  möglich,  durch  Beispiele 
zu  erläutern  2,  dass  viele  Hausgeräthe,  mit  welchen  die 
Vorfahren  der  heutigen  Oasenbewohner  durch  Griechen  und 
Römer  bekannt  wurden.,  in  ihrer  Benennung  ebenfalls  auf 
die  alten  Sprachen  hinweisen.  Keineswegs  aber  folgt  hier- 
aus eine  ursprüngliche  Verwandtschaft  zwischen  Berber- 
und  lateinisch -griechischer  Sprache.  — 

Wochenlang  hatte  ich  nun  wie  ein  Verbannter  an  diesem 
entsetzlichen  Orte  zugebracht.    Ausser  sprachlichen  üebun- 


'  Leidei-  auch  alles  zerstört  worden. 

^  Interessiren  dürften  folgende  Eigennamen,  die  itdi  einem  an 
meine  Frau  gerichteten  Briefe  entnehme,  a.  Männeruamen:  Huda, 
Borku,  HalluR,  Bakir,  el  Iladali,  Bota,  Ilummo,  Yakoah,  Müftah 
(letzterer,  ein  allgemeiner  Name  in  Tripolitanien,  bedeutet  „Schlüssel"), 
Bu-Schnaf.  b.  Frauennamen:  Saluma,  Mariam,  Mama,  Ssalha .  Alia. 
Mim,  Sessia,  Sselma,  Boka,  Kamela,  Ilalima,  Gelida. 


Eine  Sklavenkaravaiie.  223 

gen,  die  freilich  zugleich  interessante  Aufschlüsse  über 
ethnographische  Verhältnisse^  gaben,  hatte  ich  wenig  gei- 
stige Anregung.  Die  Oase  selbst  bot  gar  nichts,  was  zu 
dem  von  Pacho,  Hamilton,  Beurmann  ii.  s.  w.  über  sie  Ge- 
sagten als  Neues  hätte  hinzugefügt  werden  können.  Bald 
aber  wurde  das  anders.  Am  24.  April  nämlich  trat  Schieb 
Mohammed  Tarrhoni,  unser  Sellenser  Führer,  der  uns  nach 
Djalo  begleitete  und  von  dort  schon  wieder  nach  Sella  zu- 
rückgekehrt war,  mit  einem  grossen  Packet  von  Briefen 
und  Zeitungen  bei  mir  ein.  Aus  erstem  ersah  ich,  dass 
die  kaiserlichen  Geschenke  endlich  in  Sokna  angekommen 
seien.  Aber  warum  hatte  der  Kaimakam  von  Sokna  sie 
nun  nicht  gleich  weiter  expedirt?  Das  war  abermals  ein 
Verzug,  jedoch  insofern  nicht  von  Belang,  als  Dr.  Stecker  in 
Bengasi  bei  der  türkischen  Regierung  bisjetzt  nichts  aus- 
gerichtet hatte.  Nur  eine  Nacht  blieb  Tarrlioni,  dann 
kehrte  er  reich  beschenkt  zurück,  und  zwar  direkt  über 
Sella  nach  Sokna,  um  die  Geschenke  zu  holen.  Ich  gab 
ihm  zu  dem  Behufe  das  mir  verbliebene  Kamel  und  bat 
ihn,  seine  Reise  so  viel  wie  möglich  zu  beschleunigen. 

Auch  die  Ankunft  einer  grossen  Sklavenkaravane,  die 
von  Uadai  kam  —  eine  solche  traf  auch  ein  während 
unsers  Aufenthalts  in  Djalo,  und  ihr  Hauptkaufmann  war 
einer  der  vornehmsten  Bürger  von  Tripolis,  der  Bruder  von 
Hadj  Ali  Gordji  — ,  brachte  Abwechselung.  Ich  habe  schon 
hervorgehoben,  dass  der  Sklavenhandel  immer  lustig  weiter 
geht,  und  dass  nur  die  strengsten  Massnahmen  aller  Regie- 
rungen und  ein  vollkommenes  Uebereinstimmen  bezüglich 
der  zu  ergreifenden  Handlungen  seitens  der  europäischen 
Consuln  ein  allmähliches  Aufhören  desselben  herbeiführen 


'  In  Beziehung  auf  die  Farbenbenennungen  erinnere  ich  nur,  dass 
sowol  Soknenser  wie  Audjilenser  „i-nth"  und  „schön"  als  identische 
Worte  hrauchcn. 


224  NeuntPR  Kapitel. 

kann.  Nichtbezahlte  kaufmännische  Consuln  sind  aber 
ihrer  commercialen  Beziehungen  wegen  zu  einer  solchen 
Amtirung  vollkommen  untauglich.  Auch  die  zeitweise  von 
der  britischen  Regierung  in  Anwendung  gebrachten  Mass- 
regeln, nämlich  die  Absendung  eines  Consuls  ins  Innere,  um 
sich  über  den  Sklavenhandel  Bericht  erstatten  zu  lassen, 
sind  vollkommen  unnütz.  Welchen  Bericht  wird  der  früher 
in  Bengasi  residirende  Consul  Henderson,  als  er  1877  nach 
Audjila  eine  Pteise  machte,  der  britischen  Regierung  ein- 
geschickt haben?  Was  konnte  er  dort  während  seines 
Aufenthalts,  der  nur  einige  Tage  währte,  erfahren?  Glaubt 
man,  dass  die  Audjilenser  ihm,  dem  Consul,  sagten:  Ja,  wir 
kaufen  und  verkaufen  Sklaven?  Oder  glaubt  man,  dass 
seine  Cavaasen  die  Wahrheit  erfuhren?  Oder  wenn  das, 
glaubt  man,  dass  die  mohammedanischen  Cavassen, 
die  selbst  Sklaven  besitzen,  ihren  Herrn  und  Consul 
mit  Wahrheit  bedienten?  Ich  halte  es  für  überflüssig, 
darauf  zu  antworten.  Jedenfalls  ist  es  ebenso  naiv,  als 
wenn  man  an  ein  Zugeständniss  Marokkos  bezüglich  der 
Gleichberechtigung  der  Culte  glaubte,  welche  Naivetät  nur 
noch  von  der  einer  christlichen  Macht  übertrofFen  würde, 
die  von  einer  desfallsigen  Forderung  an  Marokko  einen 
Erfolg  erwartet.  — 

Am  1.  Mai  hatten  wir  in  Audjila  am  Morgen  etwas 
und  mittags  von  12  bis  3  Uhr  sogar  anhaltend  Regen,  sodass 
er  4  cm  in  den  Sand  eindrang.  Samumwinde  belästigten 
uns  öfter.  Am  schlimmsten  aber  war  die  wachsende  Aus- 
sichtslosigkeit unsers  Weiterkommens,  wenn  auch  Stecker's 
Briefe  aus  Bengasi  alle  Hoffnung  versprachen.  Die  Suja,  die 
allmählich  in  Audjila  eintrafen  und  von  denen  mich  auch  einige 
besuchten,  erwiesen  sich  als  absolut  unumgänglich,  und 
schliesslich  stellte  es  sich  heraus,  dass  sich  unter  ihnen  eine 
Bande  Wegelagerer  befand,  welche  eigens  nach  Audjila  ka- 
men, um  die  erwarteten  Geschenke  abzufangen.  Diese  Kerle 


Lage  von  Djahi  uiul  Audjila.  225 

macliten  die  Oase  so  unsicher,  dass  man  in  nächster  Nähe 
des  Gasr,  innerhalb  des  Ortes,  nur  noch  bewaffnet  aus- 
gehen konnte  und  Spaziergänge  durch  die  Pahnengärten 
zu  den  Unmögliclikeiten  geliörtcn.  Abends  musste  das 
grosse  Thor  verrammelt  werden,  und  die  Bewohner  der 
Oase,  welche  sich  für  meine  Sicherheit  und  mein  Leben 
verantwortlich  fühlten,  fingen  an,  nachts  das  Gasr  mit 
Wachen  zu  umstellen.  Alles  dies  machte  mich  ganz  melan- 
cholisch, denn  nun  war  ich  nur  auf  meine  Sprachstudien 
angewiesen,  übrigens  aber  Gefangener.  — 

In  Djalo  und  bei  unserer  ersten  Durchkunft  durch 
Audjila  bestimmten  wir  nach  den  zu  Anfang  April  1879 
vermittelst  unserer  Aneroide  und  eines  Hypsometers  erhalte- 
nen Resultaten  die  Lage  dieser  Oasen  höher,  dagegen  im  Jahre 
1869  niedriger  als  das  Meer.  In  meinem  an  den  Vorstand 
der  Afrikanischen  Gesellschaft  gerichteten  Berichte  vom 
6.  April  1879  ^  hatte  ich  dies  mit  folgenden  Worten  ge- 
meldet: 

„Wenn  ich  bei  meinem  ersten  Besuche  dieser  Oasen, 
fussend  auf  Aneroidbeobachtungen,  mich  veranlasst  sah, 
hier  eine  absolute  Depression  anzugeben,  so  muss  ich  jetzt 
bekennen,  dass  ich  mich  geirrt  habe,  dass  aber  der  Irr- 
thum  durch  einen  constanten  hohen  Stand  meiner  Aneroide 
verursacht  wurde  u.  s.  w." 

Diese  Angabe  muss  ich  nun  insofern  abermals  rectifi- 
ciren,  als  ich  nach  der  Abreise  Dr.  Stecker^s  neue  Be- 
obachtungen mit  meinem  Aneroiden  sowol,  als  auch  mit 
dem  Kochthermometer  anstellte  und  nun  wieder  zu  den 
Resultaten  von  1869  kam.  Mit  Sicherheit  lässt  sich  also 
nach  dem  Aneroid,  dem  Kochthermometer  und  auch  nach 
dem  Quecksilberbarometer  nur  dann  ein  annähernd  rich- 
tiges   Resultat    erzielen,    wenn    man   das  Jahresmittel    der 


'  Mittheilungen  der  Afrikanischen  Gesellschaft,  I,  V2'S. 

BoHLFS ,   Kufra.  \^ 


226  Neuntes  Kapitel. 

Aneroid-  und  Barometerbeobachtung  kennt,  um  hiernach 
seine  Berechnungen  anstellen  zu  können.  Was  die  Höhe 
von  Audjila  und  Djalo  über  oder  unter  dem  Niveau  des 
Meeres  anbetrifft,  so  wird  man  der  Wahrheit  wol  am  nächsten 
kommen,  wenn  man  sagt,  die  Oasen  liegen  ungefähr 
auf  gleicher  Höhe  mit  dem  Meere.  ^  — 

Mein  Begleiter,  Dr.  Stecker,  war  am  27.  April  wohlbehal- 
ten mit  der  ganzen  Karavane  in  Bengasi  eingetroffen.  Seinem 
unter  dem  15.  Mai  1879  an  den  Vorstand  der  Afrikanischen 
Gesellschaft  gerichteten  Berichte  entnehme  ich  zum  allge- 
meinen Verständniss  der  Sachlage  Folgendes: 

,,In  Bengasi  eingetroffen,  fand  ich  die  ganze  Gegend 
in  einer  revolutionären  Stimmung.  Die  in  der  Umgegend 
von  Bengasi  ansässigen  Araberstämme  der  Suya  und  Mor- 
harba  haben  nämlich  die  Gerstenfelder  der  Bewohner  von 
Bengasi  geplündert  und  alles,  worauf  sie  kamen,  total  ver- 
nichtet. Die  letztern  haben  daraus  Anlass  zu  einem  Streite 
genommen,  und  so  kommt  es  fast  täglich  beiderseits  zu 
Gewaltthaten,  gegen  welche  seitens  des  hiesigen  Gouver- 
neurs, Mohammed  Raif  Bei,  gar  nichts  vorgenommen  werden 
kann,  da  die  Besatzung  von  Bengasi  äusserst  mangelhaft 
ist.  Ein  Land  wie  Barka  soll  von  80  Soldaten  und  30  Rei- 
tern in  Ruhe  gehalten  werden! 

,,Ich  habe  dem  Gouverneur,  gleich  nach  meiner  An- 
kunft hier,  in  Begleitung  des  hiesigen  italienischen  Con- 
suls,  Herrn  F.  E.  Rossoni,  in  dessen  Hause  ich  aufs  freund- 
lichste empfangen  wurde,  einen  Besuch  abgestattet  und  ihm 
den  Grund  meiner  Ankunft  hier  mitgetheilt,  ihn  nämlich 
um  einige  Empfehlungsbriefe  an  die  Schiuch  der  Suya, 
eines  unabhängigen  ^  Araberstammes ,   dem  die  Datteln  in 


'  Die  von  Herrn  Hann  berechnete  Höhe  hat  also  auch  nur  rela- 
tiven Werth. 

^  Die  Suya  sind  abhängig  von  der  Pforte,  da  sie  derselben  Tril)ut 


Stecker's  Brief  an  die  Afrikanische  Gesellschaft.  227 

Kufra  gehören,  und  um  einen  andern,  an  den  Schich  der 
Sauya  Snussi,  Hadj  Omar  Bu  Haua  el  Fadliil,  aus  Kufra 
und  zur  Zeit  in  Bengasi,  gebeten.  Nach  langem  Warten 
ist  mir  von  dem  Bei  ein  Brief  für  Herrn  Gerhard  Rohlfs 
eingehändigt  worden,  in  dem  er  erklärt,  dass  der  ihm  unter- 
stellte District  von  Bengasi  gegen  Süden  nicht  über  die 
Oasengruppe  Djalo-Audjila  hinausreicht,  er  daher  keinerlei 
Einfluss  weder  auf  die  Suya,  noch  auf  die  Bewohner  von 
Kufra  besitze. 

„Unterdessen  nahmen  die  Dreistigkeiten  der  Araber 
immer  mehr  zu.  Auch  mich  haben  sie  in  eine  sehr  pein- 
liche Situation  gebracht.  Am  4.  Mai  nachmittags  ist  es 
nämlich  vor  der  Stadt  zwischen  den  streitenden  Arabern  zu 
einer  Schlacht  gekommen",  in  welcher  drei  Individuen  ge- 
tödtet  und  einige  verwundet  wurden.  Abends  haben  die 
von  dem  «Schlachtfelde »  zurückkehrenden  Sieger  unsere  in 
der  Nähe  von  Bengasi  weidenden  Kamele  überfallen,  sechs 
Kamele  gestohlen  und  einen  Diener  nicht  unbedeutend  ver- 
wundet. Ich  begab  mich  noch  am  selben  Abend,  sowie  ich 
die  Nachricht  bekommen  hatte,  zum  Gouverneur.  Derselbe 
hat  mich  freundlich  empfangen,  alles  Mögliche  versprochen, 
in  der  That  aber  gar  nichts  gethan,  und  wären  nicht  sei- 
tens des  Herrn  Consul  Rossoni  und  eines  der  angesehensten 
Bürger  hier,  Hadj  Mohammed  ben  Schaban  el  Medhui,  Vor- 
kehrungen behufs  Eruirung  der  Diebe  getroffen,  so  wären 
wir  bis  heute  ohne  jede  Nachricht  von  den  Kamelen.  So 
ist  es  aber  schon  gelungen,  einen  Dieb  zu  fangen  und  ins 
Gefängniss  zu  setzen.     Herr  Consul  Rossoni  hat  ausserdem 


zahlen,  und  sind  zum  Theil  in  Schchörre  sesshaft,  nur  die  in  Kufra 
wonnenden  sind  ainabhängig.  Stecker  konnte  das  damals  nicht  wissen, 
da  er  seine  Erkundigungen  aus  türkischen  Kreisen  erhielt,  welche, 
je  nachdem  es  passt,  Kufra  und  Uadai  bald  für  türkisch,  bald  für 
unabhängig  erklären. 

15* 


228  Neuutes  Kapitel. 

am  5.  Mai  einen  sehr  energisclien  Brief  in  dieser  Angelegen- 
heit an  den  Gouverneur  geschickt.  Da  uns  aber  nach  einer 
Woche  noch  keine  Antwort  vom  Gouverneur  zugekommen 
ist,  so  sah  ich  mich  genöthigt,  an  denselben  im  Namen 
des  Herrn  Rohlfs  einen  Mahnbrief  zu  richten,  dessen  sehr 
starker  Inhalt  den  Gouverneur  endlich  zu  einer  Antwort 
bewogen  hat.  Noch  am  selben  Tage,  an  welchem  ich  ihm 
den  Brief  übermittelt  habe,  kam  sein  Dragoman  mit  dem 
Versprechen,  der  Gouverneur  werde  uns  einen  Schadenersatz 
leisten  u.  s.  w.  Da  mir  aber  der  Belang  solcher  Verspre- 
chungen zu  gut  bekannt  ist,  so  habe  ich  doch  in  dieser 
Angelegenheit  an  die  deutsche  Gesandtschaft  in  Konstan- 
tinopel telegraphirt  und  im  Namen  von  Herrn  Rohlfs 
um  eine  vollkommene  Satisfaction  seitens  der  Regierung 
gebeten. 

,,Der  Gouverneur  scheint  mir  aber  doch  sein  Verspre- 
chen ernst  gemeint  zu  haben,  denn  sowie  er  erfahren  hat, 
da  SS  sich  Herr  Rohlfs  von  Audjila  hierher  begeben  will, 
hat  er  ihm  den  Schich  el  Bled  von  Bengasi,  zehn  Schiuch 
der  Morharba  und  seinen  geheimen  Polizeivorsteher  mit  acht 
Saptiehs  entgegengeschickt.  Es  ist  in  der  That  l)ei  den 
hier  obwaltenden  Verhältnissen  und  besonders  für  einen 
Christen  mit  sehr  grossen  Gefahren  verbunden,  selbst  die 
Reise  von  Audjila  nach  Bengasi  allein  zu  machen.  Auch 
liat  der  Gouverneur  gestern  einen  langen  Brief  an  Herrn 
Consul  Rossoni  geschickt,  in  welchem  er  uns  versichert,  er 
sei  bereit,  die  Kamele,  falls  sie  nicht  gefunden  würden,  zu 
bezahlen,  uns  eine  exemplarische  Satisfaction  zu  verschafi'en 
und  die  gewünschten  Briefe,  sowie  ein  militärisches  Geleite 
bis  nach  Kufra  zu  geben.  Es  ist  also  zu  hoften,  dass  wir 
bei  diesen  Verhältnissen  unsere  Reise  viel  eher,  als  mit 
der  grossen  Modjabra-Karavane  Anfang  September  antreten 
und  so  alsbald  Kufra  erreichen  werden."  — 

Endlich  trafen  nach  einer  äusserst  schnellen  Reise  Mo- 


Ankunft  der  kaiserlichen  Geschenke.  229 

hammed  Tarrhoni,  sein  Bruder,  sein  Sohn,  der  Sohn  des 
Schich  Iljrahim  aus  Sella  und  noch  zwei  Sellenser  mit  den 
kaiserlichen  Geschenken  in  Audjila  ein.  Sie  hatten  den  ge- 
fahrvollen Weg  glücklich  zurückgelegt  und,  seihst  hrave, 
tüchtige  Männer,  brauchten  sie  ja  einen  Ueherfall  von  einer 
gleich  starken  oder  auch  noch  stärkern  Bande  nicht  zu 
fürchten.  Auch  die  auflauernden  Suya,  zehn  Mann  hoch, 
welche  für  ihre  Rechnung  die  kaiserlichen  Geschenke  am 
Rande  der  Oase  in  Empfang  nehmen  wollten,  wagten  nicht, 
die  Uled  Chris  anzugreifen,  sondern  Hessen  sie  ruhig  ein- 
ziehen. Sie  hatten  gleich  darauf  die  Frechheit,  mich  zu 
besuchen,  um  Abschied  zu  nehmen,  und  gingen  so  weit,  zu 
sagen:  „Wir  haben  gehört,  dass  man  dir  weismachte,  wir 
seien  gekommen,  deinen  Waaren  aufzulauern;  wenn  wir  ge- 
wollt, hätten  wir  sie  ja  nehmen  können ,  aber  du  zweifelst 
sicher  nicht  an  unserer  Rechtschaffenheit."  —  Qui  s'excuse, 
s'accuse,  dachte  ich;  aber  Mohammed  Tarrhoni,  mein  braver 
Führer,  sagte  den  Suya;  „Die  Flinten  der  Uled  Chris  sind 
nicht  blind  geladen,  das  wisst  ihr  von  alters  her,  und  wir 
sind  freie  Araber."  Ich  verstand  den  Sinn  des  Wortes 
„frei"  nicht  gleich,  Avorauf  Tarrhoni,  nachdem  uns  die 
Suya  verlassen,  erläuternd  hinzufügte,  dass  sich  die  Suya 
mehreremal  in  Abhängigkeit  von  andern  Araberstämmen, 
namentlich  von  den  Morharba,  befunden  hätten,  dass  aber 
nur  diejenigen  wirklich  „hör",  d.  h.  frei,  vornehm  und  edel 
seien,  welche  wol  besiegt,  aber  nie  abhängig  gewesen 
wären. 

So  schlich  denn  die  Zeit  langsam  hin,  und  längst  waren 
die  Zugvögel  nach  dem  Norden  gezogen.  Ein  Storch  und 
eine  Schwalbe  fielen  eines  Tags  vor  Erschöpfung  in  unser 
Heim;  alle  Bemühungen,  das  Leben  der  lieben  heimat- 
lichen Thiere  zu  erhalten,  blieben  vergeblich.  Die  letzten 
Schwalben,  nachdem  sie  wochenlang  in  Audjila  geruht  und 
eine  grosse  Niederlage  unter  den  Fliegen  und  Mücken  an- 


230  Neuntes  Kapitel. 

gerichtet  hatten,  mussten  schon  in  Europa  sein,  nur  für 
uns  war  kein  Fortkommen.  Interessante  Beobachtungen, 
namentlich  an  Spinnen  ^  und  Wespen,  und  auch  Samm- 
lungen davon  konnten  wir  zwar  machen,  aher  auch  dies 
war  meist  vergebliche  Mühe  gewesen:  sie  gingen  verloren. 
Die  sandwespenartige  Papierwespe  (vgl.  Brehm's  Abbildung 
IX,  252),  denn  so  muss  ich  sie  wol  nennen,  von  den 
Arabern  Abu  Daude  (Wurmvater),  von  den  Audjilensern 
mit  eigenem  Namen  genannt,  entspricht  ganz  der  Beschrei- 
bung des  Belonogaster,  welche  unser  berühmter  Zoolog 
Brehm  von  der  Port-Natalwespe  macht,  nur  dass  die  Flügel- 
adern sowie  der  Hinterleib  nicht  roth,  sondern  dunkelstahl- 
blau gefärbt  waren.  Diese  Wespen  siedelten  sich  stets  im 
Midjeles-Saal  an  und  bauten  ihre  klumpenartig  zusammen- 
sitzenden Zellen  an  Wände  und  Balken.  In  die  aus  nassem 
Thon  fertig  gewordene  Zelle  legten  sie  ein  Ei,  holten  alsdann 
von  den  Ethelbäumen  5 — 6  kleine  Raupen,  die  sie  als  zu- 
künftiges Futter  dem  Ei  beifügten,  und  verklebten  schliess- 
lich die  Zelle.  Es  gelang  uns,  nicht  nur  Wespen,  sondern 
auch  mit  lebenden  Raupen  und  einer  Larve  gefüllte  Zellen 
zu  bekommen  und  nach  Berlin  zu  senden.  — 

Gegen  Ende  Mai  musste  ich  mich  dann  entschliessen, 
selbst  nach  Bengasi  zu  reisen:  Herr  Stecker  schrieb  mir 
nämlich,  dass  meine  Anwesenheit  absolut  notliwendig  sei, 
da  er  von  der  Regierung  nicht  die  erhoffte  Unterstützung 
erhalten  könne.  Wie  aus  dem  oben  erwähnten  Berichte 
hervorgeht,  hatte  mein  Begleiter  mir  auch  die  Absendung 
einer  Escorte  angekündigt,  und  ich  wartete  nun  auf  das 


^  Die  beiden  wundervollen  Spinnen,  ein  Männchen  und  ein 
^Veibchen,  die  ich  in  Audjila  nachts  einfing,  von  der  Grösse  der 
Buschspinne,  sind  leider,  da  ich  sie  mit  nach  Kufra  nahm,  vernichtet 
worden.  Die  Mauerwespen  nebst  Larven  u.  s.  w.  befinden  sich  in 
Berlin. 


Die  für  den  Reisenden  bestimmte  Escorte.  231 

Eintreffen  derselben.  Mittlerweile  aber  brachte  ich  die 
kaiserlichen  Geschenke,  sowie  alle  unsere  Yorräthe  und 
Waaren,  Waffen  und  Instrumente,  soweit  wir  solche  nicht 
für  unsere  Person  brauchten,  im  Hause  des  Schieb  Ibrahim 
el  Fadhil  unter,  bei  dem  sie,  wie  ich  wusste,  gut  würden 
aufgehoben  sein.  Und  wie  sorgte  der  brave  Mann,  der  an 
seiner  Schusswunde  darniederlag!  Er  liess  sich  herbeitra- 
gen, und  in  seiner  und  meiner  Gegenwart  wurden  alle 
Gegenstände,  welche  sich  in  einem  fensterlosen  Gemache 
mitten  in  seiner  Wohnung  befanden,  zugemauert,  sodass  in 
der  That  von  einem  Eindringen  nicht  mehr  die  Rede  sein 
konnte. 

Der  Tag  kam  endlich.  Und  wie  staunten  die  Audji- 
lenser,  als  sie  in  Erfahrung  brachten,  welche  Ehre  dem 
Christenhund  (so  nannten  sie  mich  unter  sich  noch  immer) 
zutheil  werden  solle! 

Am  Morgen  des  25.  Mai  nämlich  stürzte  ein  Audji- 
lenser  ins  Castell  mit  den  Worten:  „Komm  schnell,  deine 
Karavane  kommt!"  Begreifen  konnte  er  nicht,  dass  ich 
mich  nicht  von  der  Stelle  rührte.  Ich  wusste  aber  bereits 
infolge  brieflicher  Mittheilung,  dass  nicht  meine  Karavane, 
sondern  eine  mich  abzuholende  Escorte  kommen  würde. 
Bald  darauf  hörte  man  denn  auch  das  Geknatter  der  Flinten, 
das  Getrappel  der  Pferde  —  das  Thor  öffnete  sich,  und 
herein  traten  der  Bürgermeister  (Schieb  el  Bled)  von  Ben- 
gasi.  Schieb  Sarok  genannt;  der  Polizeidirector;  ein  Lieute- 
nant; alle  drei  in  glänzender  Uniform,  die  sie  schon  mor- 
gens angelegt;  dann  zehn  Schiuch  der  Morharba,  jenes 
mächtigen  Stammes,  welcher  mit  Stolz  sagt,  die  Suya  sind 
unsere  Sklaven.  Alle  waren  beritten,  und  vor  der  Stadt 
hielten  noch  zwanzig  Reiter  und  Diener  und  die  nöthigen 
Kamele.  Als  aber  die  Audjilenser,  die  sich  mit  ins  Castell 
gedrängt  hatten,  sahen,  mit  welcher  Demuth  die  Obrigkeit 
der  Stadt  Bengasi,  die  doch  für  diese  Wüstenbewohner  das 


232  Xeuutes  Kapitel. 

wai",  was  l'aris  für  die  Franzosen  ist,  sich  gegen  niicli  ber 
nahmen,  fühlten  sie  sich  vollends  ganz  betäubt  und  wussten 
nicht  mehr,  was  sie  von  mir  halten  sollten. 

Nach  gemeinsamer  Berathung  beschloss  man,  dass  die 
Bedeckung  nur  einen  Tag  rasten  sollte,  und  damit  Audjila 
nicht  allzu  viel  Last  von  der  Einquartierung  habe,  war  am 
Abend  die  ganze  Gesellschaft  sammt  Pferden  und  Kamelen 
bei  mir  zu  Gast,  d.  h.  ich  kaufte  drei  Ziegen,  schickte  Hun- 
derte von  Broten,  welche  der  Schieb  el  Fadhil  für  micli 
backen  Hess,  und  kaufte  Gerste  und  Stroh  für  die  Thiere. 

Aber  wie  das  immer  bei  den  Arabern  zu  gehen  pflegt: 
wenn  sie  auch  noch  so  bestimmt  sagen,  ,, morgen  gehen  wir", 
wobei  sie  allerdings  nie  vergessen,  ein  ,,scha  Allah",  d.  h. 
so  es  Gott  will,  hinzuzufügen,  so  kann  man  fast  stets 
darauf  rechnen,  dass  irgendetwas  dazwischenkommt.  So 
auch  hier.  Sich  einige  Tage  umsonst  füttern  zu  lassen, 
war  doch  zu  verlockend.  So  zogen  wir  denn  nach  der 
Soani  Schoasna,  und  die  Landbevölkerung  hatte  das  Ver- 
gnügen, die  grosse  Karavane  beköstigen  zu  müssen.  Der 
Kaimakam  Ilammed  Efendi,  der  inzwischen  von  Djalo  her- 
übergekommen war,  erhielt  allerdings  Befehl,  alles  von  deft 
zu  erhebenden  Steuern  abzuziehen,  aber  man  weiss,  wie 
derartige  türkische  Vertröstungen  gehalten  werden. 

Am  20.  Mai  4  Uhr  nachmittags  erst  traten  wir  wirk- 
lich die  Reise  an,  nun  aber  in  Eilmärschen.  Und  das  war 
auch  ganz  natürlich,  denn  unterwegs  gab  es  nichts  zu 
beissen.  Obwol  der  Bürgermeister  und  Polizeidirector  auf 
Befehl  des  Gouverneurs  die  ganze  Karavane,  d.  h.  alle 
Morharba,  die  Baschi  Bosuks  u.  s.  w.,  nebst  den  Pferden 
beköstigen  mussten,  versuchten  doch  die  Morharba  und 
mehrere  Baschi  Bosuks,  in  einigen  Duar  der  Suya  eine 
Extramahlzeit  zu  erlangen,  aber  ich  glaube,  dass  sie  da- 
bei meistens  leer  ausgingen. 

Wir  bemerkten  auf  dem  Wege  nichts  Neues  und,  Tag 


Ankunft  in  Bengasi.  233 

und  Nacht  marscliirend ,  waren  wir  am  31.  Mai  um  8  Uhr 
morgens  schon  bei  Bir  Rissam,  wo  uns  die  grosse  Menge 
versteinerten  Holzes,  die  vielen  unversteinerten  Cardium- 
muscheln  in  Erstaunen  setzten.  Das  südlichste  Auftreten 
der  grossen  Schnecken  (in  x\udjila,  Djalo  und  Kufra  gibt 
es  gar  keine  Schnecken),  Helix  desertornni,  zeigt  uns,  dass 
wir  etwas  südlich  von  Fareg  in  die  Region  der  regelmässi- 
gen Mittelmeerregen  traten.  Hier  erscheint  auch  der  Floh. 
Auf  dieser  südlichen  Zone,  wo  die  Trockenheit  so  gross  ist 
und  oft  jahrelang  der  Regen  fehlt,  schützen  sich  übrigens 
die  Heikes  desertorum  gegen  die  grosse  Dürre  der  Luft  — 
wie  Dr.  Stecker  meint,  während  der  Begattungszeit  —  durch 
eine  oft  1  Centimeter  breite  Vorkammer,  welche  gewisser- 
massen  eine  Verlängerung  des  ganzen  Gehäuses  zur  Folge 
hat.  Die  während  der  trockensten  Jahreszeit  durch  eine 
harte  Schicht  dicht  geschlossene  Mündung  klebt  hermetisch 
auf  den  Steinen  oder  Büschen  fest. 

Am  2.  Juni  waren  wir  schon  in  sehr  krautreicher 
Gegend  und  zwischen  zahlreichen  Zeichen  vormaliger  Civi- 
lisation.  Am  4.  Juni  lagerten  wir  ein  paar  Stunden  bei 
der  Snussi-Sauya  Tilimun,  welche  sich  in  einem  alten 
römischen  Castell  befindet.  Früh  am  5.  Juni  sprengten 
einige  Baschi  Bosuks  voraus,  um  unsere  Ankunft  zu  ver- 
künden, und  nachmittags  um  3  Uhr  erreichten  wir  das  alte 
Bcrenike. 


ZEHNTES  KAPITEL. 

BENGASI. 

Der  herrliche  Anblick  auf  die  Stadt.  —  Cyrenaika,  zu  einer  von  Tri- 
polis unabhängigen  Provinz  erhoben.  —  Der  neue  Gouverneur,  Ali 
Kemali  Pascha,  wird  erwartet.  —  Der  in  Bengasi  anwesende,  für  die 
Expedition  sehr  wichtige  Schieb  der  Sauya  zu  Kufra,  Omar  Bu  Haua, 
entzieht  sich  dem  Reisenden.  —  Die  Unkenntniss  der  europäischen 
Bewohner  von  Bengasi  mit  arabischen  Verhältnissen.  —  Ankunft  Ali 
Kemali's  und  seiner  dienten.  —  Die  Suya- Araber  und  ihre  drei 
Ilauptstämme.  —  Ihre  Charakterbeschaftenheit  und  semitische  Körper- 
bildung. —  Berichtigung  der  falschen  Urtheile  über  die  culturellen 
Leistungen  der  Araber  überhaupt  und  beziehungsweise  in  Spanien.  — 
Das  Parasitenthum  dieser  Semiten.  —  Unterredung  mit  Ali  Kemali.  — 
Vergebliche  Unterhandlungen  mit  drei  Suya-Schiuch,  worauf  sie  der 
Schieb  der  Snussi  in  Bengasi  excommunicirt  und  Ali  Kemali  sie  ein- 
sperren lässt.  —  Neue  Verhandlungen  mit  andern  Suya-Schiuch,  unter 
diesen  der  Verräther  Bu  Guetin.  —  Der  in  sechs  Exemplaren  aus- 
gefertigte Contract  mit  den  Suya-Schiuch,  —  Ein  Uebereinkomnien 
mit  Ali  Kemali 


Keine  Stadt  hat  auf  mich  einen  feenhaftem  Eindruck 
gemacht  als  Bengasi,  wenn  man  von  Süden  kommt.  Die 
blendende  "Weisse  der  Häuser,  das  hohe  Castell,  die  Minarets, 
die  hohe  Kuppel  der  römischen  Kirche  erscheinen  deshalb 
so  zauberhaft,  weil  man  schon  auf  eine  Entfernung  von 
40  km  die  durch  Luftspiegelung  hervorgehobene 
und  bedeutend  nach  oben  verlängerte  Stadt  sieht. 


Schöne  Lage  von  Bengasi.  235 

Und  es  scheint,  als  ob  dies  immer  so  wäre,  denn 
als  wir  von  Kufra  zurückkamen,  hatten  wir  ganz  denselben 
Eindruck.  Dazu  der  dunkle  Palmenwald,  die  glitzernde 
Silberfläche  der  Salz-Sebucha,  das  blaue  Meer  und  im 
Hintergrunde  das  Gebirge  von  Cyrene  tragen  nicht  wenig 
dazu  bei,  das  Ganze  zu  beleben. 

"Wir  hatten  also  die  Reise  schnell  gemacht,  denn  wenn 
in  gerader  Luftlinie  die  Entfernung  von  Audjila  nach  Ben- 
gasi 370  km  beträgt,  so  muss  man  die  Weglinie  mindestens 
zu  400  km  rechnen.  Wir  waren  6  volle  Tage  und  Nächte 
und  23  Stunden  unterwegs  gewesen,  hatten  also  im  ganzen 
167  Stunden  gebraucht  und  in  24  Stunden  stets  55  km  zu- 
rückgelegt. Da  wir  aber  den  ersten  Tag  um  4  Uhr  nach- 
mittags aufbrachen  und  am  letzten  Tag  bereits  um  3  Uhr 
nachmittags  in  Bengasi  eintrafen,  so  machten  wir  factisch 
täglich  60  km,  also  immerhin  mindestens  doppelte  Militär- 
märsche. 

Bei  der  Chuebia  kamen  uns  schon  Dr.  Stecker,  Consul 
Rossoni,  der  französische  Consul  Ricard,  Herr  Andonian, 
der  Dolmetscher  der  türkischen  Regierung,  entgegen.  Ich 
setzte  mich  von  meinem  Kamel  auf  ihren  Wagen,  un  1  in 
schneller  Fahrt  ging  es  zur  Stadt  hinein,  wo  Herr  Rossoni 
und  Stecker  bereits  eine  Wohnung  gemiethet  hatten,  von 
welcher  ich,  jetzt  mit  meiner  ganzen  Karavane  wieder  ver- 
eint, Besitz  nahm. 

.  Wie  es  die  türkische  Sitte  will,  wurde  beim  ersten  Be- 
such mit  keiner  Silbe  des  Zweckes  meines  Kommens  er- 
wähnt, nur  theilte  mir  Raif  Bei  mit,  was  ich  übrigens 
schon  wusste,  dass  am  Tage  meiner  Ankunft  die  geraubten 
Kamele  zurückgebracht  seien.  Zugleich  kam  aber  auch  die 
Nachricht,  dass  man  stündlich  der  Ankunft  eines  neuen 
Gouverneurs  entgegensehe,  und  dass  bei  dessen  Erscheinen 
die  Erhebung  Barkas  zum  Yilayat  in  Aussicht  stände. 

Trotz  der  Irade  und  Firmane,    und  trotz  eines  unter 


236  Zehntes  Kapitel. 

Clieir  ed  Diirs  Grossveziriat  erst  vor  wenigen  Monaten  be- 
kannt gemachten  Erlasses,  dass  die  Generalgouverneure 
mindestens  zwei  Jahre  auf  ihren  Posten  verbleiben  und  die 
Kaimakamlik  nur  von  Eingeborenen  besetzt  werden  sollten,  . 
wechselte  man  immer  lustig  darauf  los,  weil  eben  der 
Wechsel  der  Stellen  eine  Haupteinnahmequelle  der  türki- 
schen Minister  ist.  Die  Erhebung  Cyrenaikas  zu  einer  von 
Tripolis  unabhängigen  Provinz  konnte  man  indess  nur  mit 
Freuden  begrüssen,  weil  der  Verband  durch  nichts  motivirt 
ist  und  bei  wichtigen  Entscheidungen  nur  eine  Verschlep- 
pung und  Verlangsamung  der  Verhandlungen  zur  Folge  hat. 

Wenn  man  so  der  Erhebung  der  Provinz  zu  einem 
selbständigen  Vilayat  mit  Genugthuung  entgegensah,  so 
wurden  doch,  je  näher  man  dem  Augenblicke  kam,  die  Ge- 
müther um  so  aufgeregter,  weil  die  Person,  um  die  es  sich 
als  Gouverneur  handelte,  bei  allen  Europäern  und  Einge- 
borenen im  schlechtesten  Andenken  stand.  Ali  Kemali,  so 
hiess  der  erwartete  Pascha,  war  in  der  That  schon  einmal 
Gouverneur  von  Parka  gewesen,  musste  jedoch  wegen  Mis- 
regierung  das  Land  verlassen.  Daraus  zog  aber  das  tür- 
kische Ministerium  den  Schluss,  er  müsse  ein  äusserst 
brauchbarer  Mann  sein,  und  beförderte  ihn  zum  General- 
gouverneur von  Tripolitanien.  Hier  konnte  er  sich  indess 
nur  zwei  Monate  lang  halten.  Aber  nicht  etwa  auf  Veran- 
lassung der  europäischen  Consuln  verliess  er  Tripolis,  son- 
dern die  eingeborene  Bevölkerung  drohte  mit  Empörung. 
Es  kam  auch  thatsächlich  zu  Excessen,  sodass  Ali  Kemali 
Pascha  nach  Konstantinopel  zurückkehren  musste.  Man 
kann  sich  denken,  dass  man  der  Ankunft  eines  solchen 
Mannes  mit  Bangen  entgegensah;  jeder  sagte  sich,  dass 
keiner  besser  als  er  und  sein  Schwager  das  Erpressen  ver- 
stände. 

Mein  Begleiter,  Dr.  Stecker,  war  inzwischen  nicht  un- 
thätig  gewesen,   er  hatte  namentlich    eine  Zusammenkunft 


Omar  Bu  Haua.  237 

mit  Omar  Bu  Haua,  dem  Schich  der  Sauya  iu  Kufra,  zu 
veranstalten  gewusst,  da  dessen  Einfluss  und  eine  Empfeh- 
lung von  ihm  für  uns  von  grösstem  Nutzen  sein  konnten. 
Leider  gab  dieser  ärgste  Christenhasser  den  Empfehlungs- 
brief nicht,  obwol  er  mit  Herrn  Stecker  zusammenkam. 
Aber  was  half  ein  Austausch  leerer  Höflichkeiten?  Und 
merkwürdig!  am  selben  Tage,  als  ich  in  Bengasi  einzog,  ver- 
liess  Omar  Bu  Haua  die  Stadt,  in  der  offen  zu  Tage  lie- 
genden Absicht,  einem  Besuche  meinerseits  auszuweichen. 
Bu  Haua  wusste,  dass  ich  ihn  nicht  loslassen  würde,  ohne 
einen  Brief  von  ihm  zu  besitzen,  und  wie  viel  Unglück  hätte  ein 
solcher  verhindern  können!  Mit  einem  Empfehlungsschrei- 
ben Bu  Haua's  oder  Sidi  el  Madhi's  wäre  der  Ueberfall  in 
Kufra  unmöglich  gewesen,  moralisch  müssen  also  die 
Snussi,  welche  als  die  eigentlichen  Herreu  von  Kufra  zu 
betrachten  sind,  für  den  Angriff'  und  die  Ausplünderung 
verantwortlich  gemacht  werden. 

Der  Besuch  bei  Si  Abd  er  Rahim,  dem  Schich  der 
Snussi-Saüya  in  Bengasi,  auf  welchen  Herr  Rossoni  so  viel 
Gewicht  legte,  war  von  vornherein  unnütz,  und  wenn  ich 
dennoch  zu  ihm  ging,  so  geschah  es,  um  nichts  unversucht 
zu  lassen,  zumal  die  Araber,  also  auch  die  Suya,  während 
ihres  Aufenthaltes  in  Bengasi  seine  Sauya  zu  frequentiren 
pflegten.  Nach  aussen  hin  aber  hatte  Si  Abd  er  Rahim 
durchaus  keinen  Einfluss,  und  namentlich-  stand  ihm 
ein  solcher  auf  Kufra  nicht  zu. 

Unbegreiflich  blieb  mir  immer  die  Unkenntniss  der 
Europäer  mit  den  Verhältnissen  des  Landes,  in  welchem  sie 
geboren  oder  doch  seit  Jahren  ansässig  sind.  Obwol  sie 
alle  fertig  arabisch  sprachen,  besassen  sie  über  die  Sitten 
und  Gebräuche  der  Araber  die  unklarsten  Vorstellungen. 
Von  Kufra  hatten  sie  erst  gehört,  seitdem  unsere  Expedi- 
tion dorthin  wollte.  Und  das  erstemal,  als  Dr.  Stecker 
ihnen  mittheilte,  wir  müssten  nach  Kufra,  wurde  ihm  von 


238  Zehntes  Kapitel. 

allen  Seiten  gesagt:  „Questo  e  assolntamente  inipossibile ! "■ 
Uadai  kannten  alle  in  Bengasi  nur  insoweit,  als  sie  mit 
diesem  Worte  die  Begriffe  „Sklaven",  „Federn"  und  „Elfen- 
bein" verbanden.  Und  selbst  die  näcbste  Umgebung  der 
alten  berühmten  Stadt  Euhesperidae  oder  Berenike  erweckte 
so  wenig  das  Interesse  der  europäischen  Bewohner,  dass 
die  wenigsten  von  ihnen  den  Lethefluss  besucht  hatten, 
dass  niemand  wusste,  wo  die  Hesperidengärten,  der  Triton- 
see u.  s.  w.  zu  finden  wären.  Niemand  aber  hatte  je  daran 
gedacht,  einen  Ausflug  ins  Innere  der  alten  Cyrenaika  zu 
unternehmen.  Was  kommt  dabei  heraus?  fragten  sich  die 
meisten,  und  als  sie  sich  keine  genügende  Antwort  geben 
konnten,  blieben  sie  lieber  daheim. 

Nach  meiner  ersten  Unterredung  mit  Raif  Bei,  dem 
Gouverneur,  einem  apathischen,  aber  rechtlich  dankenden 
Manne,  der  vorurtheilsfrei  und  ohne  Fanatismus  war,  und 
seine  Stelle  nur  verlor,  weil  er  nicht  genug  erpresste,  also 
auch  nicht  genug  nach  Konstantinopel  abführte,  gewann 
ich  zwar  die  Ueberzeugung,  dass  ich  nach  Kufra  und  Uadai 
würde  kommen  können,  dass  aber  an  einen  Aufbruch  vor 
Herbst  nicht  zu  denken  sein  würde.  Dies  reifte  bei  mir 
den  Entschluss,  den  Vorstand  der  Afrikanischen  Gesell- 
schaft zu  ersuchen,  mich  von  dem  Posten  eines  Führers  der 
Expedition  zu  entheben.  Ein  ganzes  Jahr  war  verloren  ge- 
gangen, und  somit  die  Dauer  der  Expedition,  sollte  sie, 
wie  geplant,  durchgeführt  werden,  auf  mindestens  drei  Jahre 
ausgedehnt.  Ein  solches  Opfer  zu  bringen  war  mir  un- 
möglich. 

Das  sah  ich  indess  gleich,  dass  man  unter  den  obwal- 
tenden Verhältnissen  einen  entscheidenden  Entschluss  nicht 
fassen  konnte,  alles  Mögliche  wurde  daher  versucht,  und 
ein  Regierungscourier  sollte  gerade  nach  Djarabub,  dem 
religiösen  Uentrum  der  Snussi,   geschickt  werden,  mit  der 


Ankunft  Ali  Ivemali's.  239 

Bitte,  mir  einen  Empfehlungsbrief  für  die  Chuan  ^  in  Kufra 
zu  geben,  als  die  Kunde  die  Stadt  durcheilte,  der  neue 
Pascha  sei  angekommen,  und  in  der  That,  nach  einigen 
Stunden  warf  ein  türkischer  Regierungsdampfer  Anker  auf 
der  lihede  von  Bengasi. 

Mit  der  Ankunft  Ali  Kemali's  hatte  denn  die  Regie- 
rungszeit Raif  Bei's  ihr  Ende  erreicht.  Der  Empfang  des 
erstem  war  grossartig.  Militär,  einige  hundert  Mann,  brachte 
er  selbst  mit,  und  die  in  Bengasi  befindliche  Garnison 
stand  am  Strande,  um  ihm  militärische  Ehren  zu  erzeigen. 
Ausser  den  europäischen  Consuln  in  Uniform  waren  alle 
Beamte  der  Regierung,  die  Honoratioren  der  Stadt  in 
grösster  Gala  erschienen,  um  ihren  neuen  Herrn  und  Ge- 
bieter zu  begrüssen.  Welche  Hoffnungen  knüpften  sich  aber 
auch  daran  und  wie  Vieler  Existenz  hing  davon  ab !  Diese 
Hoffnungen  und  Aussichten  schwanden  jedoch  bei  den 
meisten,  als  sie  sahen,  mit  welch  grossem  Gefolge  von 
dienten  Ali  Kemali  ans  Land  stieg  und  das  Gasr  betrat. 
Nun  wurde  mir  auch  klar,  warum  der  Oberbürgermeister, 
der  Polizeidirector  und  verschiedene  Unterbeamten  den  wei- 
ten Weg  von  Bengasi  nach  Audjila  nicht  gescheut  hatten: 
es  geschah  einzig  in  der  Absicht,  durch  meine  Fürsprache 
sich  ohne  zu  grosse  Bakschische  auf  ihrem  Posten  erhalten 
zu  können.  In  ihrer  Herzensangst  kamen  sie  jetzt  zu  mir 
gerannt  und  baten  flehentlich,  für  sie  bei  Ali  Kemali 
ein  Wort  zu  ihren  Gunsten  einzulegen,  was  ich  auch  ver- 
sprach. Für  den  Polizeidirector  gelang  es  mir  auch,  er 
wurde  sogar,  da  er  gut  mit  Geldmitteln  versehen  war  ^,  im 


1  Chuan,  Brüder,  Mitglieder  des  Ordens. 

2  Wie  der  türkische  Polizeidirector  sich  Geld  zu  verschaffen 
wusste,  erhellt  am  besten  aus  Folgendem :  Eines  Tages  trat  in  Kufra  ein 
Araber  auf  mich  zu  mit  den  Worten:  „Ich  musste  für  dich  in  Bengasi  im 
Gefängniss  sitzen  und  5  Thaler  zahlen."  —  Ich  fragte  ganz  erstaunt: 


240  Zehntes  Kiij.ite]. 

Range  befördert;  aber  der  arme  Oberbürgermeister,  ein 
rechtlicher  Mann,  soweit  ein  arabischer  Beamter  rechtlich 
sein  kann,  blieb  nur  während  meines  Aufenthalts  zu  Ben- 
gasi  im  Amt.  Noch  vor  meiner  Ankunft  in  Audjila  ent- 
setzte ihn  Ali  Kemali  Pascha  seines  Postens,  den  er  einem 
reichen  Kaufmann  verlieh,  welcher  dem  Gouverneur  bereits 
nach  Konstantinopel  hin  ein  Angeld  von  200  türkischen 
Lire  (circa  4000  M.)  entgegengeschickt  hatte.  Ich  führe 
diese  Thatsachen  nicht  etwa  um  des  Skandals  willen  an, 
sondern  um  damit  zu  illustriren,  dass  alle  Reformen  in 
der  Türkei  nur  auf  dem  Papiere  stehen,  denn,  sozusagen 
gestern  passirte  das.  Ali  Kemali  brachte  in  der  That 
ausser  seiner  grossen  Verwandtschaft,  welche  versorgt  sein 
wollte,  ein  ganzes  Heer  hungriger  Türken  mit,  denen  er 
im  voraus  schon  die  versprochenen  Stellen  verkauft  hatte. 
Es  fand  ein  allgemeiner  Stellenwechsel  statt.  Das  musste 
auch  so  sein,  denn  womit  hätte  er  sonst  seine  Stelle  be- 
zahlen sollen  ?  Glücklicherweise  waren  einige  Stellen  seinem 
Elinfluss  entzogen.  Die  Beamten  der  Douane,  der  Hafen- 
kapitän, die  Offiziere  der  regelmässigen  Armee  und  noch 
einige  andere  Beamte  hängen  direct  vom  Ministerium  ab. 

Inzwischen  war  der  von  Dr.  Stecker  in  seinem  Be- 
richt erwähnte  Hadj  Medhui,  ein  Geschäftsfreund  des 
Consuls  Rossoni,  nicht  unthätig  geblieben,  wie  denn  beide 
die  Expedition  ungemein  zu  fördern  suchten.  Wenn  man 
mitunter  falsche  Mittel  und  Wege  anwandte,  welche  der 
Expedition  zum  Schaden  goreichten,  so  geschah  das  gewiss 


„Aber  wesliaH)  und  wie  so?"  —  „Der  Polizeiilirector  hatte  erfahren, 
du  wollest  nach  Kufra  reisen ,  und  sagte,  deine  Sicherheit  erheische, 
dass  ich  eingesperrt  würde,  und  ich  kam  erst  frei,  nachdem  ich 
5  Thaler  gezahlt."  Zum  Glück  war  der  Mann  überzeugt,  dass  ich 
nicht  bei  dieser  Ungerechtigkeit  betheiligt  sei,  und  da  man  mich 
schon  ausgeplündert  hatte,  verlangte  er  nicht  einmal  seine  5  Thaler 
zurück. 


Hadj  Medhui,  einer  der  Choms.  241 

nicht  aus  Maugel  an  Energie  oder  gar  aus  bösem  Willen, 
sondern  viel  eher  aus  zu  grossem  Eifer  und  dem  nicht  voll- 
ständigen Erfassen  der  Gesammtauf  gäbe  der  Expedition. 
Der  Hadj  Medhui,  aus  Mahadia  in  Tunesien  gebürtig,  war 
schon  seit  Jahren  in  Bengasi  ansässig.  Den  Choms  ^  an- 
gehörend, hat  er  trotzdem  und  sogar  unter  den  einge- 
borenen Kaufleuten  bis  vor  kurzem  in  Bengasi  eine  Stelle 
bekleidet,  die  unserer  Präsidentschaft  einer  Handelskammer 
entsprechen  würde,  wenn  es  erlaubt  ist,  Kleines  mit  Grossem 
zu  vergleichen.  Als  aber  der  Aufschwung  des  Handels  mit 
Uadai  eine  so  grossartige  Entwickelung  annahm ,  warf  er 
sich  ganz  auf  die  Vermittelung  dieses  Handelszweigs  und 
entfaltete  namentlich  eine  grosse  Thätigkeit  als  Mittler 
zwischen  den  Suya- Arabern  und  den  KaufJeuten,  welche 
von  Tripolis  und  Tunesien  kamen  und  nach  Uadai  wollten. 
Er  war  es,  der  die  Kamele  von  den  Suya  miethetc  und  die 
Preise  bis  Kufra,  bis  Uadjanga  oder  jetzt  bis  Uadai  fest- 
setzte. Auf  Veranlassung  des  Consuls  Rossoni  schrieb  er 
an  einige  der  angesehensten  Suya-Schiuch,  sie  möchten 
nach  Bengasi  kommen,  ein  angesehener  Europäer,  beschützt 
von  der  Ptegierung  des  Sultans,  halte  sich  dort  auf  und 
wünsche,  mit  ihrer  Hülfe  nach  Uadai  oder  nach  Kufra  zu 
reisen. 

Andererseits  erhielten  die  Suya  schon  längst  von  Ben- 
gasi aus  Nachricht  über  unser  Vorhaben,  und  es  scheint 
mir  wahrscheinlich,  dass  sie  sich  nach  und  nach  mit  dem 
Gedanken  vertraut  machten,  mich  mitzunehmen.  Die  rich- 
tige Vermittelung  hatte  mir  gefehlt.  Denn  wie  man  sich 
erinnern  wird,  war  meine  Botschaft  von  Djalo  an  die 
Schiuch  in  Schchörre  nicht  ausgerichtet  worden  und  würde 


1  Choms  nennt  man  die,  welche  nicht  den  Riten  der  Hanbalisten, 
Schaffeisten,  Hannefiten  und  Malekiten  angehören,  den  vier  erlaubten 
oder  orthodoxen  Riten.     Choms  kommt  von  ohamis  her,  d.  h.  fünf. 

KoHLFS ,   Kufra.  16 


242  Zehntes  Kapitel. 

auch  schwerlich  eine  Wirkung  erzielt  haben,  weil  die  vor- 
nehmen Schiuch  zu  der  Zeit  unter  ihren  Zelten  in  der  Ge- 
gend am  Uadi  Fareg  wohnten. 

Da  nun  die  Suya- Araber  von  jetzt  an  in  den  Vorder- 
grund der  Action  treten,  so  dürfte  es  an  der  Zeit  sein, 
den  Leser  mit  diesem  Stamme  der  Araber  bekannt  zu 
machen. 

Die  Suya  bewohnen  den  südlichsten  Tlieil  der  Cyre- 
naika,  nördlich  geht  ihr  Gebiet  halbmondförmig  bis  zu 
einer  Linie  hinauf,  welche  man  sich  nach  Osten  hin  von 
Adjedabia  aus  gezogen  denkt,  ohne  bis  zu  dieser  Oertlich- 
keit  hinanzureichen.  Ebenso  ist  der  westliche  Theil  des 
Uadi  Fareg  nicht  in  ihren  Händen,  sondern  in  denen  der 
Morharba.  Als  festen  Wohnsitz  haben  sie  nur  die  Oase 
Schchörre,  besitzen  indess  auch  hier  nur  wenige  steinerne 
Wohnungen,  da  sie  es  vorziehen,  als  echte  Beduinen  in 
Palmenhütten  zu  wohnen.  Aber  auch  in  Djalo  und  Aud- 
jila  haben  sie  Besitz,  und  die  ganze  Oase  Kufra  kann 
jetzt  als  ihr  Eigenthum  betrachtet  werden;  jedoch  haben 
sie  es  bisjetzt  nur  in  einer  Oertlichkeit,  in  Djof,  zur  festen 
Besiedelung  gebracht,  welche  allerdings  mehr  und  mehr 
den  Charakter  eines  aus  Häusern  bestehenden  Ortes  an- 
nimmt. 

Die  Suya,  welche  ihrer  eigenen  Angabe  nach  aus 
5 — 6000  Individuen  bestehen,  sind  freie  Araber  und  haben 
auch  alle  Merkmale  dieser  Wüstensöhne ;  aber  es  lässt  sich 
die  Thatsache  nicht  leugnen,  dass  sie  verschiedentlich  von 
den  numerisch  stärkern  Morharba  in  eine  Art  von  Vasallen- 
thum  hinabgedrängt  worden  sind.  Sie  bestehen  aus  drei 
Hauptstämmen:  den  Sdeidi,  den  Djeluled  und  den  Schuager.  ^ 
Letztere,  welche  nicht  nach  Kufra  gehen,  weil  sie  sich  am 


*  Derzeitiger  Schioh  der  Schuager  ist  Essadi    l)en   Hassan    ben 
Miftah. 


Das  Aeussere  der  Suya.  243 

ersten  Eroberungszuge  überhaupt  nicht  betheiligten,  bleiben 
stets  in  Schchörre  und  in  der  Gegend  von  Fareg.  Die 
Sdeidi^  zerfallen  in  den  starken  Stamm  der  Uled  Ameira 
mit  den  Unterabtheilungen  Ait  Bu  Schuk,  Ait  Bu  Zahana^, 
Ait  Meschkueska  3 ,  Ait  el  Ksir*,  Ait  Gaderroha'^  und  Ait 
Guetin.  "^  Die  Djeluled  setzen  sich  zusammen  aus  Ait  Ali' 
und  Ait  Auadel.  ^ 

Obgleich  die  Suya  es  für  unschicklich  halten,  sich  mit 
Negerinnen  zu  verbinden,  kann  man  doch  auf  den  ersten 
Blick  erkennen,  dass  sie  häufig  in  dieser  Beziehung  sün- 
digten, wodurch  sie  keineswegs  zur  Verschönerung  ihrer 
Rasse  beitrugen.  Ueberhaupt  gibt  es  heute  in  ganz  Nord- 
afrika wol  kaum  einen  Stamm  ohne  Negerblut,  so  sehr 
man  auch  bemüht  ist,  äthiopische  Beimischung  fern  zu 
halten. 

In  ihrem  Aeussern  sind  die  meisten  Suj^a  allerdings 
noch  echte  Semiten  geblieben.  Die  gebogene  Nase,  das 
stechende  schwarze  Auge,  zurückweichende  Stirn,  hervor- 
tretende Backenknochen,  fleischige  Lippen,  langes  schwarzes 
Haar,  langer  Hals,  langer  Körper,  geringe  Entwickelung 
der  Muskeln,  Abwesenheit  runder  Formen,  kleine  Hände 
und  Füsse  sind  die  äussern  Merkmale  der  männlichen  Suya, 
während    die  Frauen,  klein    von  Statur,  sich  nur  in   der 


^  Scliich  der  Sdeidi  und  zugleich  der  Graderroha  ist  Abd  el 
Krim  Bu  Halleg. 

-  Ihr  Schieb,  zugleich  Schich  der  Ameira,  heisst  Djib  Allah  el 
Abid. 

*  Der  Schich  heisst  Djenab  Bu  Sekran. 

*  Ihr  Schich  heisst  Ki-im  Bu  Abd  er  Eba  und  war  unser  Lebens- 
retter. 

'  Ihr  Schich  heisst  Abd  el  Krim  Bu  Haleg,  er  war  Geisel. 
^  Der  Schich  Bu  Bekr  Bu  Guetin  verrieth  und  überfiel  uns. 
'  Ihr  Schich  Fkrim  Bu  Mrhaib  war  Geisel  in  Bengasi. 

*  Ihr  Schich  Mohammed  ben  Brahim  el  Rhadai  el  Alhuesch  war 
ebenfalls  Geisel. 

IG* 


244  Zehntes  Kapitel. 

Jugend  durch  mehr  Fülle  auszeichnen.  Was  ihren  Cha- 
rakter anbetrifft,  so  sind  sie  wie  die  übrigen  Araber  Afrikas: 
Treue  gilt  ihnen  nur,  wenn  es  mit  ihrem  Vortheil  über- 
einstimmt; ein  gegebenes  Wort  halten  sie,  wenn  sie  Nutzen 
davon  haben;  Lüge  ist  ihnen  so  zur  zweiten  Natur  ge- 
worden, dass  sie  auch  aus  Vergnügen  und  ohne  Vortheil 
die  Unwahrheit  sagen;  eitel,  hinterlistig,  prahlerisch,  grau- 
sam, geizig,  geldgierig,  ideenarm,  ohne  Sinn  für  Kunst,  ar- 
beitsscheu, abergläubig:  das  sind  ihre  Haupteigenschaften, 
denen  man  nur  eine  gute  gegenübersetzen  kann:  Gastfrei- 
heit, die  sie  aber  wegen  ihrer  Armuth  selten  ausüben  kön- 
nen. Dazu  kommt  ein  ekelhafter,  auf  entsetzlichste  Un- 
wissenheit basirter  Fanatismus.  Wie  oft  habe  ich  über 
die  landläufigen  Schilderungen  des  Charakters  der  Araber 
den  Kopf  geschüttelt,  wenn  von  ihrer  Grossmuth,  von  der 
Tugend  des  Worthaltens,  selbst  dem  Feinde  gegenüber, 
von  der  Freigebigkeit,  von  der  Tapferkeit  und  gar  von 
ihren  geschichtlichen  Leistungen  die  Rede  war.  Möge  man 
doch  endlich  einmal  anfangen,  ein  Volk  nach  seinen  ge- 
werklichen  und  vollends  nach  seinen  geistigen  Hervorbrin- 
gungen zu  beurtheilen.  Die  Araber  sind  stets  Parasiten  ge- 
wesen und  werden  es  bleiben. 

Spanien  kann  froh  sein,  dass  es  vordem  diese  Semiten 
vertrieb.  Es  ist  wahr,  es  befindet  sich  nicht  im  glänzend- 
sten Zustande,  aber  hätte  es  diese  entsetzliche  Bande  be- 
halten, dann  stände  es  etwa  auf  gleicher  Höhe  mit  Ma- 
rokko. Man  vergleiche  den  Culturzustand  Spaniens  mit  dem 
von  Marokko,  Tunesien,  Tripolitanien  u.  s.  w.,  und  man 
wird  erstaunen  über  den  himmelweiten  Unterschied.  Der 
Jammer  über  die  Vertreibung  der  Semiten  aus  Spanien  hat  gar 
keine  Berechtigung.  Wenn  die  Araber  wirklich  das  tüchtige 
Volk  wären,  wofür  man  sie  zu  halten  nur  zu  sehr  geneigt 
ist,  dann  hätten  sie  doch  in  Marokko,  Algerien  und  Tu- 
nesien nach  ihrer  Vertreibung  aus  Spanien  dasselbe  geleistet, 


Berichtigung  des  Urtbeils  über  die  Araber.  245 

was  sie  angeblich  in  Spanien  geleistet  haben  sollen.  Sanken 
denn  die  Franzosen,  als  sie  blinder  Religionshass  unter 
Ludwig  XIV.  aus  Frankreich  vertrieb,  in  Deutschland  unter 
ihre  französische  Bildung  herab?  Im  Gegentheil,  heute 
noch  würden  sie  der  Stolz  Frankreichs  sein,  wie  sie  heute 
in  Wissenschaft  und  Künsten  der  Stolz  ihres  neuen  Vater- 
landes sind.  Weshalb,  fragt  der  denkende  Mensch,  be- 
haupteten nicht  die  aus  Spanien  vertriebenen  Araber  ihren 
auf  der  Iberischen  Halbinsel  eingenommenen  geistigen  Stand- 
punkt? Oder  warum  suchten  sie  nicht  wenigstens,  wenn 
überhaupt  etwas  Tüchtiges  in  ihnen  war,  aus  ihrer  durch 
Vertreibung  und  Zerstreuung  zeitweise  erzeugten  Versunken- 
heit  zu  früherer  Höhe  emporzukommen,  zumal  sie  sich  jetzt 
in  Afrika,  also  auf  einem  ihrer  Natur  nicht  unangemessenen 
Boden  befanden?  Die  Beantwortung  ist  sehr  leicht:  diese 
Semiten  sind  eben  Parasiten.  In  Spanien  fanden  die  Er- 
oberer ein  günstiges  Feld.  Eroberer!  —  Schwarze  Sklaven 
zur  Bebauung  des  Bodens  besassen  sie  schon,  viele  Christen 
zur  Beackerung  geistiger  Gebiete  erhielten  sie  noch  dazu. 
Selbst  arbeiten?  Die  Araber  arbeiteten  nie  und  nirgends, 
sie  Hessen  für  sich  arbeiten.  Erfindungen  machten  sie  nicht, 
sie  Hessen  erfinden.  Die  höhern  Künste?  Malerei  und 
Bildhauerkunst  sind  aus  religiösen  Gründen  verboten. 
Musik?  Diese  Semiten  sind  das  unmusikalischste  Volk  der 
Erde.  Und  was  die  Poesie  anlangt  —  können  die  Araber 
auch  nur  Annäherndes  den  Culturvölkern  der  Erde  an  die 
Seite  setzen?  Man  sagt,  um  nur  Einzelnes  hervorzuheben, 
man  verdanke  den  Arabern  den  Gebrauch  des  Rhabarbers, 
der  Tamarinden -Pulpe,  des  Zimmet,  des  Kamphers,  des 
Manna,  der  Sennesblätter,  des  Zuckers,  der  Gewürze,  wie 
Nelken,  Muskat  u.  s.  w. :  als  ob  sie  das  nicht  alles  durch 
Vermittelung  der  Inder  erhalten  hätten?  Ferner:  Spanien 
verdanke  ihnen  die  Norias,  als  wenn  diese  Methode,  Wasser 
zu  schöpfen,  nicht  längst  den  Aegyptern,  folglich  den  Piö- 


246  Zehntes  Kapitel. 

mern  bekannt  gewesen  wäre.  Aldemiri  wird  der  Buffon 
der  Araber  genannt,  wer  sagt  mit  Bestimmtheit,  dass  er 
geborener  Semit  gewesen  ist?  Und  da  komme  ich  ge- 
rade auf  die  für  die  Bewunderer  arabischer  Grössen  ver- 
wundbarste Stelle:  alle  jene  Grössen,  welche  die  Araber  in 
der  medicinischen,  astronomischen,  geographischen  und  ma- 
thematischen Wissenschaft  für  sich  beanspruchen,  sind 
wahrscheinlich  gar  keine  geborenen  Semiten  oder  Araber  ge- 
wesen, sondern  Christen,  d.  h.  Spanier,  Griechen  oder  Ita- 
liener. Warum  brachten  denn  die  Araber,  auf  sich  allein 
angewiesen,  nicht  solche  Männer  hervor?  W^arum  leisteten 
sie  nur  in  den  Ländern  Grosses,  wo  sie,  wie  in  Syrien, 
Aegypten  und  Spanien,  mit  den  Christen  untermischt, 
herrschten?  Ist  denn  nicht  etwa  der  Rasm  el  Ardh  (Be- 
schreibung der  Erde)  etwas  anderes  als  ein  Abklatsch  vom 
Griechischen?  In  der  That  dürfte  doch  wol  die  Frage  er- 
laubt sein,  ob  alle  jene  in  Beziehung  auf  Geographie  ver- 
dienstvollen Männer:  die  Ebe-Haukal,  Masudi,  Abel  Uefa, 
Albiruni,  Bekri,  Jakut,  Ibn  Batuta,  Makrisi,  Leo  u.  s.  w. 
wirklich  geborene  Araber  gewesen  sind?  Vielleicht  waren 
sie  oder  die  meisten  von  ihnen  Christensklaven  und,  be- 
rühmt geworden,  gaben  sie  die  Araber  für  die  ihrigen  aus. 
Hätten  wir  heute  nicht  genaue  Geschichtsaufschreibungen, 
so  gehörte  Naivetät  dazu,  glauben  zu  wollen,  dass  die  Os- 
manli  den  aus  dem  Krim -Kriege  bekannten  Omar  Pascha, 
sowie  den  im  letzten  türkisch -russischen  Kriege  berühmt 
gewordenen  Mohammed  Pascha  und  ebenso  die  vielen  in 
ägyptischen  Diensten  befindlichen  Europäer  nicht  der  Nach- 
welt als  ehemalige  Renegaten,  sondern  im  Gegentheil  als 
Vollblutmohammedaner  überliefern  würden. 

Wir  können  uns  mit  diesem  Gegenstande  hier  nicht 
näher  befassen,  nur  möchten  wir  demjenigen,  welcher  im 
Araber  das  Vorbild  vollendeter  männlicher  Schönheit  er- 
kennen will,    den   Rath  ertheilen,  mit  den  Suya  Bekannt- 


Ali  Keraali.  247 

scliaft  zu  machen  oder  sie  Studiums  halber  uach  Bengasi 
kommen  zu  lassen:  er  wird  dann  das  phantastische  Urtheil 
derer  zu  würdigen  wissen,  welche  bezüglich  der  Vollendet- 
heit dieses  semitischen  Volks  nur  aus  Büchern  schöpften, 
aber  nicht  von  Angesicht  zu  Angesicht  sahen.  Wie  kann 
ein  Volk  noch  schön  bleiben,  von  welchem  wir  geschicht- 
lich nachweisen  können,  dass  sich  seit  länger  als  Moham- 
med's  Zeiten  bis  heute  Männer  und  Weiber  mit  Hundert- 
tausenden von  schwarzen  und  andern  Sklaven  und  Skla- 
vinnen vermischten!  — 

Am  Tage  nach  seiner  Ankunft  hatte  ich  mit  Ali  Ke- 
mali  Pascha  meine  erste  Zusammenkunft.  Voll  Liebens- 
würdigkeit, mit  Aufmerksamkeiten  aller  Art  mich  über- 
häufend, einer  der  redseligsten  Männer  unter  den  sonst 
stummen  Türken,  schien  er  wirklich  die  Sprache  nur  zu 
gebrauchen,  um  seine  Gedanken  verbergen  zu  können. 
Aber  das  wusste  ich  gleich,  dass  er  mit  strenger  Weisung 
hergekommen  war,  der  Expedition  in  jeder  Beziehung  Vor- 
schub zu  leisten.  Auf  Veranlassung  der  deutscheu  Bot- 
schaft in  Konstantiuopel  hatte  ihn  in  Kreta,  auf  dem  Wege 
nach  Bengasi,  noch  ein  darauf  bezügliches  Telegramm  er- 
eilt, und  so  hoffte  ich  denn  nach  dieser  ersten  Unter- 
redung auf  das  baldige  Flottwerden  der  Expedition. 

Einige  Tage  darauf  kamen  auch  drei  der  angesehensten 
Suya-Schiuch  nach  Bengasi:  Abd  el  Krim  el  Halleg,  Fkrim 
Bu  Mrhaeb  und  Schieb  el  Alhuesch,  und  noch  am  selben 
Tage  hatte  ich  im  Beisein  des  Hadj  Medhui  eine  Berathung 
mit  ihnen,  welche  aber  vollkommen  resultatlos  blieb,  weil 
die  Schiuch  so  unverschämt  in  ihren  Forderungen  waren, 
dass  es  mir  nicht  in  Gedanken  einfiel,  darauf  einzugehen. 
Die  erste  Forderung  betrug  5000  Malibub,  blos  um  die 
Expedition  nach  Kufra  zu  begleiten.  Nachher  blieben  sie 
längere  Zeit  auf  2000  Mahbub  stehen,  denn  von  nun  an 
folgten  Tag  für  Tag  lange  Sitzungen,  in  welchen  man  zu- 


248  Zehntes  Kapitel. 

weilen  im  Beisein  des  Stadtraths,  des  Gouverneurs,  zu- 
weilen auch  privatim  verhandelte.  Ich  versuchte  es,  ihre 
Hartherzigkeit  durch  kolossale  Fleischschüsseln  zu  mildern, 
die  sie  gewissenhaft  vertilgten,  ohne  auch  nur  einmal  den 
,,Anstandsbrocken"  zurückzulassen,  aber  hei  ihrer  Forde- 
rung blieben  sie  stehen.  Hierauf  bat  ich  den  Schieb  der 
Snussi  in  Bengasi,  Sidi  Abd  er  Rahim,  um  Intervention;  er 
liess  sie  auch  kommen,  und  ich  habe  nicht  den  leisesten 
Grund,  an  der  Aufrichtigkeit  seines  Zuredens  zu  zweifeln, 
aber  nichts  konnte  sie  bewegen,  ihre  Forderungen  herab- 
zustimmen. Ja,  wenn  Sidi  Omar  Bu  Haua  dagewesen  wäre! 
Aber  dieser  hatte  sich  wohlweislich  aus  dem  Staube  gemacht. 

Ganz  Bengasi  fing  an,  sich  für  die  Sache  zu  inter- 
essiren,  aber  wir  kamen  keinen  Schritt  vorwärts.  Ali  Ke- 
mali  Pascha,  ein  Chuan  der  Snussi,  wünschte  durchaus, 
der  Sache  ein  Ende  zu  machen;  er  hatte  mehrere  Zusam- 
menkünfte mit  Sidi  Abd  er  Rahim,  dem  Schieb  der  Snussi 
in  Bengasi ,  und  als  die  drei  Schiuch  nach  allem  vergeb- 
lichen Zureden  sogar  xlnstalt  machten,  die  Stadt  zu  ver- 
lassen, wurden  sie  auf  offenem  Marktplatz  von  Sidi  Abd  er 
Rahim  excommunicirt.  ,,Es  treffe  euch  der  Zorn  des  Schieb!" 
rief  er  ihnen  zu,  und  der  Pascha  hatte  hierauf  nur  ge- 
wartet, um  sie  greifen  und  einsperren  zu  lassen. 

Diese  Massregel  führte  zu  langen  Erörterungen.  Herrn 
Consul  Rossoni  war  sie  sehr  unlieb ,  weil  sein  Geschäfts- 
freund, der  Hadj  Medhui,  dadurch  in  seinen  Beziehungen 
zu  den  Suya  Schädigung  erlitt.  Er  hatte  die  Suya  kom- 
men lassen,  er  war  also  für  ihre  Sicherheit  gewissermassen 
verantwortlich,  und  nun  befanden  sie  sich  mit  einem  mal 
im  Kerker  und  sogar  in  Ketten.  Auf  Veranlassung  des 
Herrn  Rossoni  —  er  selbst  hatte  leider  als  nicht  besol- 
deter Consul  wenig  Einfluss,  und  Ali  Kemali  Pascha  ver- 
mied jede  Unterhandlung  mit  ihm  —  schickte  ich  daher  zum 
Gouverneur  und  verlangte  die  sofortige  Befreiung  der  Suya. 


Unterhandlungen  mit  Suya-Schiuch.  249 

Ali  Kemali  sandte  gleich  seinen  Dolmetscli,  Herrn  An- 
clonian,  und  Hess  mir  sagen,  er  erwarte  in  diesen  Tagen 
verschiedene  andere  angesehene  Suya,  mit  denen  wol  leichter 
ein  Abkommen  würde  getroffen  werden.  Die  Gefangen- 
nahme der  Schiuch  bezwecke  aber  in  erster  Linie,  die 
übrigen  Suya  zur  Zahlung  der  rückständigen  Steuern  zu 
zwingen,  welche  seit  sechs  Jahren  nicht  bezahlt  seien  und 
sich  auf  die  Summe  von  150000  Piaster  beliefen,  sodann 
betrachte  er  die  Inhaftirung  der  Schiuch  als  ein  vorzüg- 
liches Pfand  für  mein  sicheres  Ueberkommen  nach  Kufra. 
Von  einer  Freilassung  könne  keine  Rede  sein.  Da  unter 
den  Arabern  die  Sitte,  Geiseln  zu  stellen,  allgemein  ist,  so 
war  natürlich  gar  nichts  dagegen  einzuwenden,  und  ich 
bin  immer,  wenn  ich  an  die  ganze  Angelegenheit  zurück- 
denke, froh,  dass  man  den  Schieb  Bu  Halleg  während 
meiner  Anwesenheit  in  Kufra  als  Geisel  in  Bengasi  zurück- 
behielt, denn  dieser  war  und  ist  nach  Aussage  der  Suya 
einer  der  grössten  Schufte  und  Schurken,  ein  wür- 
diger Verwandter  des  Schieb  Bekr  Bu  Guetin,  der  uns 
verrieth. 

Die  Einkerkerung  der  Schiuch  der  Suya  hatte  sich 
aber  wie  ein  Lauffeuer  durchs  ganze  Land  verbreitet,  und 
als  endlich  am  26.  Juni  mehrere  andere  Suya  kamen,  um 
zu  unterhandeln,  darunter  zwei  Schiuch,  nämlich  Krim  Bu 
Rba  und  Bu  Guetin,  musste  ich  ihnen  erst  mein  Wort  ver- 
pfänden, dass  der  Gouverneur  sie  nicht  einsperre,  und  für 
Bu  Guetin  noch  speciell  bürgen,  da  dieser  Räuberhaupt- 
mann wegen  Privatschulden  fürchtete,  von  den  Kaufleuten 
Bengasis  eingesperrt  zu  werden. 

Mit  diesen  Suya  gelang  es  mir  nun,  allerdings  auch 
nach  langen  Unterhandlungen,  einen  Vertrag  zu  schliesseu, 
ja  sogar,  sie  zu  bewegen,  die  Expedition  nach  Abeschr,  der 
Hauptstadt  von  Uadai,  zu  geleiten,  während  sie  sich  zuerst 
nur  dazu  verstehen  wollten,    dieselbe  bis  Kufra,    dann  bis 


250  Zelintcs  Kapitel. 

Uadjanga,  endlich  bis  zu  dem  an  der  Grenze  von  Uadai 
gelegenen  Um  Schaluba  zu  bringen. 

Der  Hadj  Medhui  sowol  wie  auch  Herr  Consul  Ros- 
boni  gaben  sich  die  grösste  Mühe,  einen  Vergleich  mit  den 
Suya  zu  Stande  zu  bringen,  und  der  officielle,  mit  den 
Suya  abgeschlossene  Regierungscontract  basirte  auf  einem 
von  Hadj  Medhui  ausgearbeiteten  Entwurf.  Endlich  am 
29.  Juni  nachmittags,  nachdem  im  ganzen  die  Verhand- 
lungen mit  den  Suya  in  täglichen  Sitzungen  gerade  zwei 
Wochen  gedauert  hatten,  wurde  in  einer  feierlichen  Mid- 
jeles-Sitzung  unter  dem  Präsidium  des  Generalgouverneurs 
und  in  meinem  Beisein  und  dem  von  13  Suya  jener  Con- 
tract  durchgenommen  und  angenommen,  während  die 
türkische  Regierung  sich  officiell  als  Garantin  für 
die  Ausführung  aller  Bedingungen  des  Contracts 
erklärte. 

Am  4.  Juli  1879  wurde  ebendaselbst  der  in  sechs 
Exemplaren  ausgefertigte  Contract  von  der  Regierung,  von 
mir  und  sämmtlichen  Suya  unterzeichnet;  nur  einer  konnte 
seinen  Namen  schreiben,  die  übrigen  drückten  dem  Siegel 
ihren  in  Tinte  getauchten  Finger  bei.  Den  Contract  hatte 
man  in  arabischer  Sprache  und  deshalb  in  sechs  Exem- 
plaren ausgefertigt,  weil  eins  davon  für  Konstantinopel, 
eins  für  Berlin,  eins  für  die  Suya,  eins  für  mich,  eins 
für  den  Gouverneur  und  eins  für  das  italienische  Consulat 
in  Bengasi  bestimmt  war. 

Der  Contract  lautete  in   wörtlicher  Uebersetzung: 

,, Gemäss  dem  Verlangen  und  der  Bitte  des  wohlbe- 
kannten Reisenden  Gerhard  Rohlfs  Bei,  deutschen  und 
l)reussischen  Unterthans,  gerichtet  an  die  Localregierung 
von  Bengasi,  ihm  einen  Führer  (Khabir)  und  Kamele  zu 
stellen  zur  Weiterschaffung  seines  Gepäckes  bis  zur  Grenze 
der  ottomanischen  Regierung  in  der  Sahara  durch  die  Pro- 
vinz von   Bengasi    zum    Gebiet   der  Regierung   von  Uadai, 


Der  mit  dcu  Suva  abgeschlossene  Contract.  251 

welches  Land  Kufra  genanut  wird,  wurden  auf  Fürsorge 
des  Vali  der  genannten  Provinz,  Ali  Kemali  Pascha,  Ex- 
cellenz, acht  Personen  vom  Stamme  der  Suya  Sdekli  vor- 
geführt, mit  Namen:  Aud  n  Xoel,  Bu  Sif  Bu  Argub,  Mo- 
hammed Bu  Guetin,  Piasei  Burgheh,  Alimed  Bu  Reseghalla, 
Oker  Bu  Schnef,  SsaJem  el  Husein  el  Halleg  und  Smeda 
uld  Mohammed  sowie  ein  Mann  von  der  Tribe  der  Suya 
Djeluled,  Namens  Ssaadi  Bu  Dib,  unter  Garantie  der  Schiuch 
der  Sdeidi,  mit  Namen  Schieb  Krim  Bu  Abd  er  Ptba, 
Schieb  Bu  Bekr  Bu  Guetin  und  der  Schiucli  der  Djeluled, 
mit  Namen  Schieb  Junes  el  Baba  und  Schieb  el  Fadhil  Bu 
Marsuk. 

,,Sie  sind  mit  dem  genannten  Bei  übereingekommen, 
sein  Gepäck  und  ihn  selbst  in  Sicherheit  bis  Kufra  zu 
bringen,  indem  sie  sich  verpflichten,  bis  zum  genannten 
Ort  ihn  zu  begleiten.  Und  nach  seiner  Ankunft  in  Kufra 
würde  er  ihnen  einen  Brief  zu  geben  haben,  den  dieselben 
nach  Bengasi  an  die  Regierung  zu  senden  haben,  in  wel- 
chem er  anzeigt,  dass  er  wohl  und  sicher  die  Grenze  der 
Provinz  erreicht  hätte, 

„Sie  haben  auch  zwischen  sich  vereinbart,  sein  Gepäck 
und  ihn  bis  Bescha  (Abeschr),  der  Hauptstadt  von  Uadai, 
zu  bringen,  nach  ihrem  freiwilligen  Uebereinkommen,  und 
von  da  schnell  zurückzukommen. 

„Der  vorerwähnte  Herr,  zufriedengestellt  durch  dies  ihr 
Benehmen  gegen  ihn,  hat  eingewilligt  aus  freiem  Antrieb, 
ihnen  18000  Piaster  als  Lohn  zu  geben,  und  sie  würden 
ihm  die  nothwendigen  Kamele  zu  beschaffen  haben  von 
Audjila  oder  auch  von  Kufra,  zum  Preis  von  1000  Piaster 
jedes  Kamel  bis  Uadai.  Und  wenn  er  andere  Kamele 
nöthig  hätte,  würde  er  es  in  Kufra  mittheilen,  welches  die 
Grenze  der  Provinz  ist,  und  sie  würden  sie  zum  selben 
Preis  stellen. 

„Indem  dies  vor  dem  Verwaltungsrath  (Midjeles-Idaret) 


252  Zehntes  Kapitel. 

zwischen  beiden  Parteien  beschlossen  und  festgesetzt  wurde, 
ist  gegenwärtiger  Contract  in  sechs  Exemplaren  ausgefer- 
tigt worden,  wovon  zwei  in  den  Händen  des  hiesigen  Gou- 
vernements bleiben,  zwei  dem  genannten  Herrn  Rohlfs  Bei 
eingehändigt  sind,  einer  den  Suya  überliefert  und  einer 
der  Consularagentur  von  Italien  behändigt  wird,  welche 
alle  Contracte  mit  unterzeichnet  hat,  da  er  sich  unter  der 
Protection  derselben  befindet. 

„Der  erwähnte  Contract  soll  von  beiden  contrahirenden 
Parteien  so  ausgeführt  werden,  wie  man  übereingekommen  ist. 

„17.  Haziram  1295  und  10.  Regeb»  1296. 

(Es  folgen  die  Unterschriften  der  Suya  nebst  ihren 
Siegeln  sowie  meine  eigene  nebst  Siegel.)" 

,,Wir  persönlich  waren  beim  Contract  zugegen  und 
haben  für  die  neun  Personen  von  unsern  Leuten  gebürgt, 
dass  sie  die  Kamele  beschaffen,  und  den  genannten  Reisenden 
sowie  sein  Gepäck  führen  und  ihn  vor  allen  Gefahren  bis  zur 
Grenze  von  Bengasi,  welche  Kufra  ist,  verpflichtetermassen 
behüten  werden,  und  von  da  bis  nach  Bescha  (Abeschr), 
Hauptstadt  von  Uadai,  nach  ihrem  freiwilligen  Entschluss. 

,,Wir  erachten  uns  gebunden  und  verpflichtet  gegen  die 
Regierung  für  alle  Unterlassungen  und  Zuwiderhandlungen, 
was  den  Contract  anbetrifft,  und  erklären  uns  dafür  ver- 
antwortlich. 

„Daher  siegeln  und  unterschreiben  wir  Gegenwärtiges. 
(Folgen   Siegel  und  Unterschriften  der  Sdeidi-   und 
Djeluled-Schiuch  sowie  des  italienischen  Consular- 
agenten.)" 

„Man  bescheinigt,  dass  der  gegenwärtige  Contract  von 


^  Kegeb  oder  Redjeb  oder  Redscheb  ist  arabische  Zeitrechnung, 
welche  mit  der  persischen  um  ein  Jahr  difterirt.  Haziram  ist  per- 
sischer Monat,  welcher  bei  feierlichen  Gelegenheiten  von  den  Türken 
angewandt   wird. 


Kufra  angeblich  türkische  Provinz.  253 

beiden  contrahirenden  Theilen  geschlossen  und  bestätigt 
worden  ist  im  Midjeles- Idaret  dieser  Provinz.  Und  den 
Gebräuchen  gemäss  (Mohabara)  zwischen  der  Hohen  Pforte 
und  dem  Cabinet  von  Berlin,  und  dem  officiellen  Abschluss 
gemäss,  garantirt  die  Regierung  officiell  dem  vorerwähnten 
Herrn  Rohlfs  Bei,  ihn  wohl  und  gesund  bis  zur  Grenze 
von  dieser  Provinz  (Kufra)  gelangen  zu  lassen.  Folglich 
wurde  festgesetzt,  dass  ein  solches  Uebereinkommen  beob- 
achtet und  ausgeführt  würde  in  jedem   seiner  Theile. 

„Da  ein  solcher  Gegenstand  von  höchster  Wichtigkeit 
ist,  deshalb,  und  weil  es  sich  um  eine  solidarische  Garantie 
handelt,  werden  hier  provisorisch  (im  Gefängniss)  zurück- 
behalten seitens  der  Regierung  drei  hochachtungswürdige 
Persönlichkeiten  (Mootabirini)  aus  den  Schiuch  der  8uya, 
welche  sind  Schieb  Abd  el  Krim  Bu  Haleg,  Mohammed  el 
Rhadai  und  Fkrim. 

„Damit  solche  Sache  jedermann  bekannt  sei,  und  end- 
lich damit  jeder  gezwungen  sei,  dem,  was  er  versprochen, 
soweit  es  ihn  angeht,  nachzukommen,  und  für  jede  Contra- 
vention  verantwortlich  gemacht  werden  könne,  wurde  gegen- 
wärtiger Anhang  geschrieben,  das  authentische  Siegel  des- 
halb beigedrückt,  und  dem  gemäss,  wie  festgesetzt  wurde, 
wurden  die  Copien  vertheilt  an  die,  die  es  anging. 

„14.  Regeb  1296  und  21.  Haziram  1295. 

Unterschrift  und  Siegel  der  Midjeles-Idaret." 

Ich  habe  geglaubt,  den  Contract  in  seiner  ganzen  Aus- 
führlichkeit wiedergeben  zu  müssen,  um  zu  zeigen,  wie  klar 
aus  demselben  hervorgeht,  dass  die  Regierung  von  Ben- 
gasi    Kufra    als    türkische   Provinz^    betrachtete,    dass    sie 


^  Was  aber  keineswegs  der  Fall  ist,  denn  sowol  die  Regierung 
von  Kufra,  d.  h.  die  Snussi,  wie  die  Besitzer  des  Bodens,  die  Suya, 
protestiren  gegen  diese  Annahme.  Die  Türken  sind  nie  in  Kufra 
gewesen  und  erhalten  daher  keinen  Para  Abgabe. 


254  Zehntes  Kapitel, 

officiell  der  Expedition  die  sichere  Ueberkunft  bis  Kufra 
wenigstens  garantirte,  und  dass  mit  Wissen  der  Suya 
die  drei  Schiucb  derselben  als  Geiseln  in  Bengasi  zurück- 
behalten wurden.  Diese  drei  Punkte  muss  man  wohl  im 
Auge  behalten,  wenn  man  das  spätere  Verhalten  Ali  Ke- 
mali's  richtig  würdigen  will.  Die  Ketten  liess  ich  übri- 
gens gleich  am  ersten  Tage  den  Gefangenen  abnehmen, 
und  die  mich  begleitenden  Suya  erhielten  in  meiner 
Gegenwart  von  Ali  Kemali  das  bestimmteste  Ver- 
sprechen, dass  ihre  Verwandten  gleich  in  Freiheit 
gesetzt  werden  sollten,  sobald  ein  Brief  von  mir 
aus  Kufra  käme.  Da  aber  voraussichtlich  schon  in  Audjila 
die  nächsten  Angehörigen  der  gefangenen  Schiuch  einen 
moralischen  Zwang  auf  mich  ausüben  würden,  dem  Pascha 
zu  schreiben,  er  möge  die  Gefangenen  freigeben,  so  waren 
Ali  Kemali  Pascha  und  ich  übereingekommen,  dass  er 
einem  arabisch  geschriebenen  Briefe  von  mir  keine  Bedeu- 
tung beilegen  solle,  sondern  meine  wahren  Absichten  nur 
aus  einem  in  italienischer  oder  französischer  Sprache  ge- 
schriebenen erfahren  würde. 


ELFTES  KAPITEL. 
VON  BENGASI  NACH  KÜFRA. 

Am  5.  Juli  Aufbruch  von  Bengasi.  —  Tags  zuvor  Auszahlung  der  im 
Contract  ausbedungenen  Summe  an  die  Suya  für  ihr  Geleit.  —  Unter- 
wegs das  liebenswürdige  Benehmen  Bu  Guetin's ,  des  Vei'räthers.  — 
Am  15.  Juli  Ankunft  in  Audjila.  —  Der  um  eine  Unterredung  ge- 
betene  Omar  Bu  Haua  macht  sich  davon,  ohne  einen  Empfehlungs- 
brief zu  hinterlassen.  —  Dennoch  Beschluss,  nach  Kufra  aufzubrechen. — 
Schwierigkeiten  wegen  der  Kamelbelastung.  —  Gesuch  der  Suj-a 
wegen  Freilassung  der  Geiseln  zu  Bengasi.  —  Für  diesmal  besseres 
Benehmen  der  Einwohner  von  Audjila  und  Djalo.  —  Ankunft  in 
Battifall:  keine  Oase,  sondern  blos  eine  Einsenkung  mit  Wasser- 
löchern. —  Die  furchtbare,  ganz  ebene,  wie  mit  versteinerten  Erbsen 
und  Nüssen  überstreute  Sserir  zwischen  Battifall  und  Taiserbo.  — 
Kleidung  und  äussere  Ei'scheiuung  eines  Schieb.  —  Nahrung  der  Rei- 
senden. —  Menschen  und  Thiere  in  vier  Nächten  ohne  Schlaf.  — 
Hierauf  unwiderstehliche  gefahrbringende  Schlafsucht.  —  Am  1.  August 
nachts  2  Uhr  Ankunft  in  Taiserbo,  der  nördlichsten  zu  Kufra 
gehörenden  Oase. 


Am  5.  Juli  1879,  gerade  nacli  einmonatlicliem  Aufent- 
halt in  Bengasi,  traten  wir  unsere  Reise  von  neuem  an. 
Abends  vorher  verliessen  wir  schon  die  Stadt  und  lagerten 
in  den  Gärten  von  Barke,  südlich  von  Bengasi.  Die  ganze 
Stadt  kam,  um  sich  zu  verabschieden,  und  selbst  eine  alte 
Drehorgel  fehlte  nicht,  welche  ein  wandernder  Neapoli- 
taner zum  Erstaunen  der  Eingeborenen  lustig  ertönen  Hess. 


256  Elftes  Kapitel. 

Ich  war  nun  von  meinem  Entschlüsse,  die  Führerschaft 
der  Expedition  niederzulegen,  zurückgekommen,  weil  ich 
um  alles  in  der  Welt  nicht  wollte,  dass  meinetwegen  der 
Fortgang  derselben  auch  nur  einen  achttägigen  Aufschub 
erdulde.  Ehe  ein  Nachfolger  von  Berlin  herbeikommen 
konnte,  mussten  ja  auch  Wochen  vergehen.  Die  Suya 
drängten  überdies  zum  Aufbruch ,  für  sie  war  die  Zeit  der 
alljährlichen  Wanderung  gekommen,  und  in  Kufra  gab  es 
gewiss  genug  zu  thun,  um  eventuell  eine  grössere  Kara- 
vane  abwarten  zu  können. 

Tags  vorher  hatte  ich  auch  den  Suya  die  ganze  im 
Contract  stipulirte  Summe  ausbezahlt.  Anfangs  wollten  sie 
erst  in  Kufra  das  Geld  haben,  aus  Furcht,  der  Gouverneur 
Ali  Kemali  möchte  ihnen  eine  grosse  Partie  davon  abneh- 
men, aber  als  sie  von  mir  die  bestimmteste  Zusicherung 
erhielten,  dass  ihnen  ihr  Geld  ungeschmälert  zu  eigen  ver- 
bleiben solle,  nahmen  sie  schon  aus  dem  Grunde  alles  lieber 
im  voraus,  um  nicht  mit  ihren  Brüdern  in  Kufra  theilen  zu 
müssen.  Nachdem  sich  einige  von  ihnen  noch  mancherlei 
Waaren  eingekauft,  zogen  wir  langsam  dem  Süden  ent- 
gegen. Bis  Audjila  machten  wir  nur  ganz  kleine  Strecken, 
um  die  Kamele  nicht  zu  ermüden,  die  wir  auf  dem  Wege 
dahin  noch  ordentlich  mit  Gerstenfutter  zu  stärken  suchten, 
was  uns  auch  vollkommen  gelang,  denn  die  Thiere  haben 
sich  alle  vorzüglich  gehalten. 

Die  tiefen,  von  Dr.  Stecker  gemessenen  alten  Brunnen : 
Bir  Bu  Drissa,  34  m  tief,  bei  29°  Lufttemperatur  mit  24" 
W^asserwärme,  sowie  der  Brunnen  Signora  gebli,  24  m  tief, 
bei  32°  Luftwärme  mit  24°  Wasserwärme,  geben  durch  letz- 
tere gewiss  ein  annähernd  richtiges  Jahresmittel  der  Tem- 
peratur für  die  Gegend  zwischen  Djedabia  und  Bengasi. 
Wir  Hessen  diesmal  Tilimun  östlich  und  Djedabia  westlich 
liegen,  wie  denn  überhaupt,  sobald  man  die  Chuebia  im 
Norde. 1    lässt,    ein    bestimmt  vorgeschriebener  Weg    fehlt; 


Omar  Bii  Haua.  257 

selbst  Pfade,  wie  in  der  Wüste,  gibt  es  nicht.  Da  alles 
Land  entweder  Kamelweide  oder  Ackerboden  ist,  so  zieht  die 
eine  Karavane  hier,  die  andere  da,  ohne  sich  gerade  auf 
einer  bestimmt  vorgeschriebenen  Linie  fortzubewegen. 

Die  Suya  blieben  immer  gleich  liebenswürdig  und  auf- 
merksam, und  namentlich  der  Schieb  Mohammed  Bu  Guetin 
that  sich  durch  Dienstwilligkeit  hervor,  sodass  er  bald  in 
ein  näheres  Verhältniss  zu  uns  trat,  was  sich  besonders 
dadurch  kennzeichnete,  dass  er  von  nun  an  fast  ganz  auf 
unsere  Kosten  lebte  und  sein  Bruder  als  Diener  angeworben 
wurde.  / 

Wir  erreichten  Audjila  am  15.  Juli  und  sofort  sandte 
ich  meinen  Saptieh  an  Sidi  Omar  Bu  Haua,  der  sich  ge- 
rade in  Schchörre  aufhielt,  um  ihn  um  eine  Unterredung 
zu  bitten.  Meine  Botschaft  unterstützte  ich  nicht  nur 
durch  zwei  Briefe:  einen  officiellen  von  der  Regierung,  mit 
der  Aufforderung,  mir  auf  alle  Fälle  das  Verlangte  zu 
geben,  und  einen  andern  von  seinem  Collegen  Sidi  Abd  er 
Rahim,  sondern  ich  hatte  auch  schöne  Geschenke  hinzuge- 
fügt, die  jedoch,  wie  ich  allerdings  nach  spätem  Erfah- 
rungen schliessen  möchte,  der  Saptieh  nicht  abgab,  son- 
dern einfach  für  sich  behielt.  Omar  Bu  Haua  liess  mir 
antworten,  er  würde  selbst  herüberkommen,  meinen  Besuch 
dagegen  möchte  ich  lieber  unterlassen,  da  derselbe  bei  den 
Suya -Frauen  unliebsame  Erörterungen  veranlassen  könnte. 
Aber  am  folgenden  Tage  war  Sidi  Omar  Bu  Haua  weg- 
gereist nach  Djarabub.  Er  hatte  mir  keinen  Brief  ge- 
schickt, nichts  sagen  lassen,  und  andere  Leute  wollten  so- 
gar behaupten,  er  sei  nach  Djarabub  gegangen,  blos  in  der 
Absicht,  um  dadurch  meine  Reise  nach  Kufra  unmöglich 
zu  machen. 

Nach  einer  Berathung  mit  seinem  Neffen  und  den 
Suya,  zu  denen  noch  verschiedene  andere  Angesehene  ihres 
Stammes  kamen,    wurde  aber  dennoch  beschlossen,    nach 

KOHLFS,   Kufra.  J7 


258  Elftes  Kapitel. 

Kufra  aufzubrechen,   und   ich  niiethete  deshalb  zu  unsern 
Thieren  die  noch  nöthigen  Kamole. 

Aber  welche  Schwierigkeiten  gab  es  da  zu  bewältigen. 
In  der  übrigen  Sahara,  einerlei  ob  im  Osten  oder  im  Westen, 
ob  im  Norden  oder  im  Süden,  ob  man  das  Kamel  von  den 
Tebu,  Arabern  oder  Tuareg  miethet,  ist  es  Brauch,  das- 
selbe mit  circa  300  Pfd.  zu  beladen.  Etwas  mehr  oder  we- 
niger wird  nicht  beachtet,  letzteres  selbstverständlich  vom 
Eigenthümer  des  Kamels  nur  gern  gesehen.  Aber  die  Suya  — 
und  die  entsetzlichen  Sserir,  durch  welche  man  ziehen  muss, 
entschuldigten  ein  solches  Verfahren  —  haben  eine  ganz 
besondere  Art  des  Transports:  seit  längerer  Zeit  gewöhnten 
sie  die  Kaufleute  daran,  Packete  von  100  Pfd.  zu  machen, 
und  in  der  Ptegel  beladen  sie  ihre  Kamele  nur  mit  zwei 
Packeten,  zwei  „Usenet",  wie  sie  sagen.  Nun  kommt  es 
vor,  dass  einer  vier,  fünf  oder  sieben  Usenet,  einer  dagegen 
nur  ein  Usen  ^  zu  transportiren  hat.  Das  ist  denn  oft  An- 
lass  zu  Streit  und  Zorn.  Wenn  es  nun  gar  geschah,  wie 
bei  uns,  die  wir  alter  Gewohnheit  gemäss  unsere  Waaren 
in  Gerara  oder  Kamelsäcke  zu  je  circa  3  Ctr.  nähten,  dass 
der  eine  2,  der  andere  nur  1  Ctr.  zu  transportiren  hatte; 
oder  wenn  es  galt,  jene  Kisten  fortzuschaffen,  welche  so 
lang  wie  die  Kamele  waren:  so  wird  man  zugeben,  dass 
eine  Engelsgeduld  dazu  gehörte,  alles  mit  diesen  Starr- 
köpfen zu  vereinbaren.  Die  Kisten  wurden  denn  auch  nur 
gegen  Extravergütung  mitgenommen.  Aber  eine  gewisse 
Sicherheit  und  Rechtlichkeit  der  Suya  im  allgemeinen  soll 
nicht  geleugnet  werden,  denn  viele  gingen  auf  und  davon 
mit  den  Sachen,  die  ich  erst  in  Kufra  wieder  zu  sehen 
bekam,  aber  es  fehlte  nichts  an  den  Gegenständen.  Und 
wenn  man  denkt,  dass  sie  es  früher  immer  so  machten  mit 
den  ihnen  von  den  Kaufleuten  anvertrauten  Waaren,  so  be- 


'    üspti    ir)^^    hfisst  (las  Gowiclit,  Usenet  ist  Plural. 


In  Audjila  und  Djalo.  259 

weist  das,  dass  gegenwärtig  die  Suya,  blos  aufgehetzt,  so 
tief  herabsanken,  dass  sie  den  „Heiden",  z.  B.  von 
üadai,  deren  Karavanen  sie  mehreremal  treulos  ausplünder- 
ten, sowie  Europäern  gegenüber  ohne  Gewissensbisse  die 
grössten  Gesetzlosigkeiten  verüben. 

Es  kam  sodann  noch  eine  Deputation  der  Suya  mit 
dem  Verlangen,  einen  Brief  an  Ali  Kemali  Pascha  wegen 
Freilassung  der  Geiseln  zu  schreiben;  ich  schrieb  den  Brief 
arabisch  und  wusste  nun,  dass  er  keine  Beachtung  finden 
würde,  was  andernfalls  für  mich  von  den  schlimmsten 
Folgen  hätte  sein  können. 

Nachdem  wir  endlich  alles  geordnet,  die  Geschenke 
und  Waaren,  die  Lebensmittel  und  die  Gerste  unter  die 
Suya  vertheilt  hatten,  verliessen  wir  Audjila  am  25.  Juli 
nachmittags,  nächtigten  in  Djalo  und  waren  nachmittags 
am  folgenden  Tag  in  Battifal. 

Die  Bewohner  von  Audjila  und  Djalo  benahmen  sich 
diesmal  viel  anständiger.  Einestheils  die  Furcht,  andern- 
theils  die  Meinung,  die  Snussi  hätten  uns  die  Erlaubniss 
zur  Reise  nach  Kufra  gegel)cn,  schliesslich  die  Macht  der 
Gewohnheit  —  waren  wir  nun  doch  schon  alte  Bekannte  — , 
alles  trug  dazu  bei,  zwischen  uns  eine  bessere  Stimmung 
hervorzurufen.  Beim  Verlassen  von  Djalo  betrugen  sich 
die  Suya  übrigens  wie  echte  Räuber:  sie  erstiegen  Palmen, 
nahmen  die  besten  Datteln  und  Hessen  keinen  der  Lakbitöpfe 
unberührt,  die  sie  um  so  leichter  fanden  und  ausleeren 
konnten,  als  die  Modjabra  die  Palmen  unten  zu  ebener  Erde 
anzapfen  und  den  Topf  dann,  sobald  er  voll  ist,  blos  Aveg- 
zunehmen  brauchen,  während  man  in  den  übrigen  Oasen 
die  Palme  an  ihrem  höchsten  Wipfel  anzubohren  pflegt. 

Nach  unserer  Ankunft  in  Battifal  wussten  wir  schon, 
ehe  wir  noch  die  astronomische  Lage  (28°  56'  22"  nördl.  Br., 
21°  44'  10"  östl.  L.  von  Greenwich)  aufgenommen  hatten, 
dass  wir  bedeutend  weiter,  als  man  den  Ort  bisher  auf  den 

17* 


260  Elftes  Kapitel. 

Karten  angab,  nach  Osten  gekommen  waren.  Zugleich  er- 
fuhren wir  aber  auch  eine  arge  Enttäuschung,  denn  statt 
Palmen  oder  gar  eine  bewohnte  Oase  vorzufinden,  ist  Bat- 
tifal  nichts  anderes  als  eine  kleine  locale  Einsenkung  mit 
einigen  Wasserlöchern.  Das  Wasser  selbst  ist  ungefähr 
von  derselben  Beschaffenheit  wie  das  von  Djalo,  also  auch 
mineralisch,  obschon  die  Modjabra  behaupten,  es  sei  besser. 
In  der  Nähe  der  Wasserlöcher  versuchen  einige  Binsen  zu 
wachsen,  können  aber  kaum  zollhoch  aus  der  Erde  hervor- 
kommen, da  die  ausgehungerten  Kamele  gierig  jeden  Halm 
abweiden.  Dies  Battifal  ist  eine  der  traurigsten  Oasen, 
die  man  sehen  kann.  Und  es  war,  als  sollten  wir  einen 
Vorgeschmack  bekommen  von  der  entsetzlichen  Einöde,  die 
wir  jetzt  durchziehen  mussten:  so  grossartig  traurig  und 
elend  ist  sie,  wie  vielleicht  keine  zweite  in  der  ganzen  Sa- 
hara. Von  Battifal  bis  nach  Taiserbo  sind  in  gerader  Luft- 
linie 350  km,  eine  Karavane  darf  aber  mindestens  50  km 
mehr  rechnen,  da  es  namentlich  nachts  äusserst  schwer  ist, 
die  gute  Riclitung  gleichmässig  innezuhalten.  Zum  Glück 
ist  auf  dieser  ganzen  Strecke  kein  Hinderniss.  Weder 
Berge  noch  Schluchten  sind  zu  bewältigen,  und  Sanddüneu 
sieht  man  zwar  am  ersten  Tage,  aber  östlich  weit  entfernt 
am  Horizont,  man  braucht  sie  also  nicht  zu  durchwaten. 
Der  Boden  dieser  grossartigen,  stets  ebenen  Sserir  besteht 
oft  aus  feinem,  ebenmässig  rundem  Kies,  dass  man  glaubt, 
auf  versteinerten  Erbsen  oder  Linsen  zu  marschiren.  Oft 
auch  hat  man  Strecken,  wo  die  Kieselchen  grösser,  aber 
nie  umfangreicher  als  eine  Walnuss  sind.  Die  Ebene  ist 
derartig  gleichmässig,  dass  man  von  Battifal  bis  Kufra 
sehen  könnte,  wenn  nicht  der  Blick  durch  den  von  der  na- 
türlichen AVölbung  der  Erdkugel  gebildeten  Horizont  be- 
grenzt würde.  So  aber  sieht  man  nach  allen  Seiten  nur 
circa  7  km  weit.  Und  diese  entsetzliche  Einöde  durch- 
zogen   wir    in   vier  Tagen   und   zehn   Stunden.     "Wir 


Das  Aeussere  eines  Suya- Schieb.  261 

machten  also  täglich  circa  95  km.  Natürlich  waren 
wir  Tag  und  Nacht  unterwegs. 

Wir  bildeten  eine  stattliche  Karavane,  denn  in  Battifal 
stiessen  noch  viele  Suya  zu  uns:  diesen  gefahrvollen  Weg 
durchzieht  man  nur  in  grosser  Gesellschaft.  Da  war  ein 
Kamel  mit  einer  „Karmut",  wie  die  grossen  überdachten 
Frauensättel  heissen,  hier  ein  anderes  mit  einer  „Kadora", 
so  heissen  die  kleinen;  dort  ritt  einer  auf  einem  „Bassor", 
wie  man  die  aus  ,,Lihf"  gefertigten  Sättel  nennt,  kurz,  man 
sah  eine  grosse  Mannichfaltigkeit  in  der  Ausrüstung.  Und 
gefahrvoll  ist  der  Weg  nicht  so  sehr  wegen  der  Wegelagerer 
und  Räuber,  als  wegen  des  Wassermangels.  Ein  starker 
Samum  kann  die  Schläuche  austrocknen  und  eine  ganze 
Gesellschaft  zu  Grunde  richten.  So  zählten  wir  manchmal 
an  100  Kamele,  oft  jedoch  waren  einige  nachts  weit  ab- 
seits gekommen,  wodurch  sich  die  Zahl  verringerte.  Einige 
Suya-Schiuch  aber  hielten  sich  stets  in  unserer  Nähe,  und 
auf  dieser  grossen  Einöde  mochte  vielleicht  der  Schieb  Bu 
Bekr  Bu  Guetin,  welcher  ebenfalls  nicht  von  uns  wich,  den 
Plan  zu  unserer  Beraubung  und  Ermordung  aushecken. 
Natürlich  Hess  er  noch  gar  nichts  darüber  merken,  denn 
seine  Leute  mussten  erst  bearbeitet  werden,  was  hier  nicht 
geschehen  konnte,  wo  sich  dieselben  stets  in  Gesellschaft 
mit  andern  befanden,  die  nicht  zu  seinem  Stamm  gehörten. 

Imposant  genug  sah  die  Karavane  aus,  denn  die  Suya- 
Schiuh  waren  alle  beritten,  allerdings  auf  entsetzlich  magern 
Kleppern.  Aber  ein  Schieb  würde  ohne  gewisse  Attribute 
nicht  als  voll  in  den  Augen  der  Leute  seines  Stammes  er- 
scheinen. Also  ein  Boss,  ein  Windhund,  ein  Sonnenschirm, 
ein  Falke  und  eine  lange  Flinte,  auf  der  ein  verrostetes 
Bajonnet  steckt:  so  kommt  er  daher,  der  Suya-Schich,  an- 
gethan  mit  einem  schmuzigen  Gewand  (Hemd  und  weisse 
Baumwollhose,  die  nie  gewaschen  werden),  darüber  einen 
Burnus  aus  dickem  Wollstoff,  über  welchen  bei  festlichen 


262  Elftes  Kapitel. 

Gelegenheiteu  ein  i'cucnotlier,  mit  Goldlitzen  eingefasster 
Burnus  geworfen  wird.  Er  geht  selten  zu  Fuss,  der  Suya- 
Scliich,  weil  das  gegen  sein  Savoir-vivre  ist,  aber  er  hat 
hinter  sich  zu  Pferde  auf  einem  kleinen  Lederkissen  einen 
Falken  sitzen,  in  seiner  Linken  hält  er  den  aufgespannten 
Schirm,  über  dem  Rücken  hängt  die  lange  Steinschlossflinte, 
im  Gürtel  stecken  noch  ein  paar  Pistolen  und  ein  Dolch, 
und  hinter  dem  Pferde  trabt  sein  Slugi.  Die  Suya  sind 
leidenschaftliche  Raucher,  aber  nur,  wenn  sie  Taback  zur 
Cigarrette  sich  haben  erbetteln  können.  Alle  können  er- 
staunlich essen,  besonders  wenn  es  auf  Kosten  anderer  ge- 
schieht. 

Ich  hatte  mir  in  Beugasi  einen  starken  Hengst  gekauft, 
der  die  Strapazen  der  Reise  spielend  überwand,  und  ich  hatte 
auch  reichlich  Wasser  mitgenommen,  so  viel,  dass  Schieb 
Bu  Bekr  mit  seinem  Pferde  und  Slugi  ganz  und  gar  von  un- 
sern  Vorräthen  profitirte.  Nach  Sonnenaufgang  marschirten 
wir  gewöhnlich  eine  Stunde,  dann  wurde  ein  Halt  von 
einer  halben  Stunde  gemacht,  während  welcher  Zeit  wir 
Deutsche  in  Wasser  geweichten  Zwieback,  Datteln,  Käse, 
Chocolade  u.  s.  w.  assen.  Unsere  Leute  mit  den  Suya  be- 
kamen eine  grosse  Schüssel  mit  Datteln,  oft  auch  etwas 
Zwieback.  Dann  marschirten  wir  während  des  ganzen  Tags 
ununterbrochen  bis  etwas  nach  Sonnenuntergang,  wo  wir 
wieder,  um  unsere  Hauptmahlzeit  zu  halten,  eine  kurze  Rast 
machten.  Wir  tranken  nun  Limonade,  assen  das  Fleisch 
einer  ganzen  Büchse,  ferner  Zwieback  mit  Butter,  einen 
Zwiebelsalat,  etwas  Datteln  oder  andere  trockene  Früchte, 
während  die  Suya  und  unsere  Diener  tüchtig  Someta  ^  zu 


'  Someta  ist  eins  der  vorzüglichsteu  Nahrungsmittel  auf  Reisen. 
Die  Someta  besteht  aus  über  dem  Feuer  gerösteter  Gerste ,  welche 
nachher  zu  Mehl  vermählen  und  sodann  mit  Salz  und  Pfeffer  ver- 
mischt wird.     Man  braucht  dann   dem  Wasser  nur   etwas  Fett  zuzu- 


Der  höchst  Leschworliche  Marsch.  263 

sich  nahmen.  Dann  ging  es  weiter.  Die  Nächte,  unter 
diesen  Breiten  ohnedies  schon  lang,  schienen  noch  länger 
zu  sein.  Und  wenn  wir  anfangs  den  Anstrengungen 
der  Märsche  gut  widerstanden  hatten,  so  bemächtigte  sich 
zuletzt  aller  eine  unwiderstehliche  Schlafsucht.  Vier  Nächte 
waren  Menschen  und  Thiere  ohne  Schlaf  und  stets  unter- 
wegs gewesen. 

Endlich  der  letzte  Tag  und  der  entsetzlichste  Tag! 
Kufra  schien  ganz  abhanden  gekommen.  Man  sprach  gar 
nicht  mehr,  sondern  taumelte  vorwärts.  Mensch  und  Thier 
bewegten  sich  wie  Maschinen.  Dieser  schlief  im  Gehen,  jener 
auf  dem  Kamel.  Hier  hatte  sich  einer  wie  ein  Sack  quer 
über  ein  beladeues  Thier  geworfen,  der  Kopf  baumelte 
nach  der  einen,  die  Füsse  nach  der  andern  Seite  herab; 
dort  wackelte  einer  mit  seinem  Oberkörper  auf  seinem 
Gaule  hin  und  her,  welches  selbst  bedenklich  scliAvankte 
und  nur  noch  mit  Mühe  sich  aufrecht  erhielt. 

Einem  unserer  Neger  gab  ich  am  letzten  Tage  mein 
Pferd  zum  Reiten  —  wir  mussten  natürlich  alle  unsere 
Leute  abAvechselnd  reiten  lassen,  damit  sie  nicht  liegen 
blieben  — ,  plötzlich  fielen  beide  zur  Erde,  beide  waren 
fest  eingeschlafen  gewesen,  das  Pferd  kippte  förmlich  seit- 
wärts. Aber  rasch  sprangen  doch  beide  wieder  empor. 
Ein  anderer  Neger,  der  am  letzten  Abend  unmittelbar  nach 
der  Mahlzeit  zu  Boden  fiel,  blieb  liegen  und  schlief  ein. 
Zum  Glück  merkte  ich  seine  Abwesenheit;  es  wurde  zurück- 
geschickt und  der  junge  Mann  von  einem  sichern  Tode  ge- 
rettet. 

Wir  hielten  südliche  Richtung,  einige  Grade  zu  West 
Topographisch  war  nichts  anderes  zu  notiren,  als  150  km 
südlich  von  Battifal  ein  Uadi,  schlechtweg  so  genannt,  weil 


mischen,  um  gleich  ein  nahrhaftes    und  leicht  verdauliches  Essen  zu 
erhalten. 


264  Elftes  Kapitel. 

sich  dort  eine  Rinne  oder  Einseukung  befinden  soll,  die 
sich  angeblich  bis  nach  Sella  erstreckt.  Ich  konnte  aber 
mit  meinen  Augen  nichts  entdecken,  was  auch  nur  ent- 
fernt einem  Uadi  glich.  Auch  einige  als  Gor  el  Kelb,  Gor 
el  Dub  bezeichnete  Erhabenheiten  sind  so  unbestimmt, 
dass  sie  kaum  die  Erwähnung  auf  der  Karte  verdienen, 
besonders  da  die  Suya  selbst  nicht  recht  wussten,  ob  sie 
diesen  oder  jenen  maulwurfgrossen  Hügel  mit  solchem  Na- 
men bezeichnen  sollten.  Am  1.  August  abends  erspähten 
verschiedene  Suya,  die  sich,  um  weiter  sehen  zu  können, 
auf  ihre  Kamele  stellten,  in  der  Entfernung  Sandhügel,  und 
nachts  2  Uhr  betraten  wir  wirklich  die  Oase  Taiserbo. 
So  hatten  wir  endlich  diese  geheimnissvolle  Oase  Kufra, 
deren  nördlichste  Insel  Taiserbo  ist,  erreicht,  aber  ehe 
wir  lagern  konnten,  mussten  wir  noch  eine  Geduldsi^robe 
bestehen,  denn  den  Brunnen  von  Djrängedi  erreichten  wir 
erst,  immer  in  der  Hattieh  marschirend,  morgens  um  11  Uhr. 


ZWÖLFTES  KAPITEL. 
KUFRA. 

Kufra,  ein  nacli  und  nach  entdeckter  Oasenarchipel.  —  Horneuiann's 
dürftiger  Bericht  über  Kufra.  —  Taiserbo  kein  blos  von  einigen 
Palmen  umgebener  Brunnen,  sondern  eine  stattliche  Oase  mit  herr- 
lichen Datteln.  —  Djrängedi,  das  Stammschloss  der  frühern  Sultane 
der  Tebu.  —  Ein  grosser  Kirchhof  mit  zahlreichen  Gräbern.  — 
Taiserbo's  Flächeninhalt  und  Vegetation.  —  Viel  süsses  Wasser.  — 
Am  7.  August  Aufbruch  nach  Buseima,  einer  ganz  unbekannten 
Oase.  —  Inmitten  der  Salzsee.  —  Falken,  zahlreiche,  nicht  giftige 
Schlangen,  Wiedehopfe,  Raben,  Gazellen,  grossfüssige  Ratten,  Spring- 
ratten; wie  in  ganz  Kufra  keine  Schnecken.  —  Das  Ruinenfeld  eines 
grossen,  befestigt  gewesenen  Dorfes.  —  Aufbruch  nach  der  Oase  Kebabo. 
—  Bedeutende  Sanddünen.  —  Bodenbeschaffenheit  unterwegs.  —  Am 
13.  August  in  Kebabo.  —  Lagerung  im  Palmenwalde  des  Schieb 
Krim  Bu  Abd  el  Rba,  des  spätem  Lebensretters.  —  Sendlinge  der 
Snussi  verlangen  die  Auslieferung  der  Reisenden.  —  Mit  dem  Ver- 
räther Bu  Guetin  muss  der  Reisende  nach  Boema  ziehen.  —  Unter 
Anführung  Bu  Guetin's  wird  das  Lagerzelt  überfallen.  —  Der  Orden 
der  Snussi  und  sein  Gründer.  —  Hamilton  und  Duveyrier  über 
die  Snussi.  —  Djarabub  der  Sitz  des  Snussi  -  Schichs,  —  Fana- 
tismus, hohes  Ansehen  und  grosse  Verbreitung  des  Ordens. 


Ich  muss  coinpetenteni  Leuten,  Gelehrten,  den  Nach- 
weis überlassen,  ob  Kufra  mit  einer  der  von  den  Alten 
erwähnten  Landschaften  identificirt  werden  kann.  Wer 
hierüber  Studien  machen,  Hypothesen  aufstellen  will,  den 


26(i  Zwölftes  Kajntol. 

verweise  ich  auf  Dr.  Belim's '  ,,Das  Land  und  Volk  der 
Tebu",  wo  alles  Einschlägige  zu  finden  und  die  ganze 
Sache  am  gründlichsten  erörtert  worden  ist.  Auch  die 
Schrift  von  Berlioux''^  gehört  hierher,  und  es  lässt  sich 
nicht  leugnen,  dass  Herr  Berlioux  mit  Construction  seiner 
Karten  nach  Ptolemaeus,  Kufra  eine  richtigere  Lage  an- 
wies, als  bislang  es  auf  den  neueren  Karten  geschehen  ist. 
Was  das  Wort  Kufra  anbetrifft,  so  ist  es  offenbar  ab- 
zuleiten vom  arabischen     i\S  Kafir,    im    PI.  sIa^  Kafara, 

welches  Ungläubiger  bedeutet.  Kufra  lieisst  also  das  Land 
der  Ungläubigen.  Nach  Brugsch  bedeutet  Kafir  im  Kop- 
tischen, wie  Camperio's  ,,Esploratore",  Jan.  1880,  mittheilt, 
auch  einen  kleinen,  vorzugsweise  von  Heiden  bewohnten 
Ort.  Die  Lage  des  Mons  Azar  ist  identisch  mit  der  der 
Djebel  Neri.  Ob  Kufra  dem  Berdoa  entspricht,  einer  Oase, 
welche  nach  Leo  Africanus  gegen  das  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts eine  von  Audjila  kommende  Karavane  besuchte,  und 
in  der  drei  Schlösser  und  fünf  bis  sechs  Dörfer  gewesen  sein 
sollen,  lässt  sich  auch  nicht  mit  Bestimmtheit  nachweisen. 
Schlösser  (Gasr)  gab  es  in  Kufra,  und  die  Zahl  der  Dörfer 
belief  sich  allein  in  Taiserbo  auf  ein  Dutzend.  Unter 
Taiserbo  allein  könnte  man  aber  vielleicht  Berdoa  ver- 
standen haben,  denn  es  ist  keineswegs  wahrscheinlich,  dass 
ganz  Kufra  mit  einem  mal  e-iitdeckt  wurde,  da  die  einzelnen 
Inseln  alle  durch  Wüsteneien  von  circa  100  km  Entfernung 
voneinander  getrennt  sind. 

Unter  den  neuern  Reisenden  gibt  uns  Hornemanu^  die 
erste,  allerdings  etwas  dürftige  Beschreibung: 

„Li  der  Richtung  von  Südwest  von  Augila,  in  einer 
Entfernung  von  10  Tagen  oder  200  Meilen  (soll  wohl  miles 


^  Petermann's  Mittheilungen,  II.  Ergäuzungsbaud. 
^  Les  auciennes  explorations  etc.  (Lyon  1879). 
^  S.  143  seines  deutschen  Reisewerks. 


In  Taiserbo.  267 

Leisseii)  wohnen  die  Febabo  (soll  Kcbabo  heissen,  weil  das 
aus  dem  Arabischen  genommene  Wort  wegen  des  ^  und 
v^  leicht  eine  Verwechselung  zuliess)  und  einige  Tage- 
reisen weiter  südlich  die  Birgu.  Beide  Nationen  gehören 
zu  den  Tibbo  und  sollen  Heiden  sein.  Ihr  Land  ist  sehr 
schön  und  fruchtbar.»  Es  ist  sonderbar,  dass  die  Augilaer, 
wenn  sie  von  diesen  Stämmen  reden,  beinahe  dieselbe  Ver- 
gleichung  anstellen,  deren  sich  Herodot  bedient,  wenn  er 
der  Aethiopischen  Troglodyten  erwähnt,  wie  sie  von  den 
Garamanten  verfolgt  werden:  «dass  ihre  Sprache  dem 
Pfeifen  der  Vögel  ähnlich  sei»." 

Hamilton  konnte  niemand  finden,  der  ihn  nach  KofFra 
und  Gebabo  begleitet  hätte,  und  wandte  sich  dann  von 
Djalo  nach  Siuah.  Ebenso  ging  es  von  Beurmann,  ebenso 
ging  es  1868  mir. 

Aber  jetzt  waren  wir  doch  in  Taiserbo,  der  nördlichsten 
Insel  von  Kufra.  Und  wie  übertraf  die  Oase  alle  Er- 
wartungen! Wir  glaubten  bislang,  dass  wir  nur  einen  von 
einigen  Palmen  umgebenen  Brunnen  vorfinden  würden,  so 
aber  hatten  wir  bereits  von  Norden  nach  Süden  innerhalb  der 
Oase  über  30  km  zurückgelegt  und  lagerten  nun  angesichts 
des  alten  Stammschlosses  Djrängedi,  von  dem  aus  die  frühern 
Sultane  der  Tebu  in  Taiserbo  ihr  Volk  beherrschten. 

Die  Suya,  welche  sich  dort  schon  aufhalten  und  tlieil- 
weise  zum  Stamme  der  Bu  Guetin  gehören,  empfingen  uns 
sehr  freundlich,  und  die  herrlichen  Datteln,  die  mau 
traubenweise  von  den  uns  beschattenden  Palmen  schnitt, 
mundeten  nach  den  anstrengenden  Märschen  vortreft'lich. 
Aber  Gastfreundschaft  wurde  kaum  geübt,  man  erwartete 
als  Gegenleistung  baares  Geld,  das  wir  auch  gaben.  Wir 
befanden  uns  in  Taiserbo  nun  schon  circa  250  m  über 
dem  Meere,  da  wir  von  Audjila  und  Djalo  aus  ganz 
unmerklich  anstiegen.  Aber  so  sanft  erhebt  sich  von 
dieser  Syrtendepression    der  Boden    nach    dem   Süden    zu, 


268  Zwölftes  Kapitel. 

dass  man  von  einer  Steigerung  nicht  das  mindeste  merken 
kann. 

Unser  erster  Besuch  galt  dem  alten  Gasr,  welches  von 
weitem  wie  ein  Erdhaufen  aussieht,  in  dessen  Ruinen  sich 
aber  noch  Gemächer,  Balkenlagen  und  aus  Salzklumpen 
errichtete  Mauern  erkennen  lassen.  Auf  dem  Rückwege 
gelang  es  mir  sogar,  einen  Kopf  hier  auszugraben,  der 
aus  der  ehemaligen  Sultan -Familie  stammte  und  also 
einer  der  echtesten  Tebu- Schädel  sein  dürfte.  Der  Sohn 
des  Schieb  Djib  al  Lab  el  Abid  behauptete  sogar,  es  sei 
der  seines  Urgrossvaters.  Und  als  ich  sagte,  es  sei  unter 
solchen  Umständen  die  Mitnahme  des  Schädels  seines  Ahns 
eine  Entweihung,  erwiderte  er,  es  schade  das  nichts,  der 
sei  ein  „Kafir",  d.  h.  ein  Ungläubiger  gewesen.  Dicht 
hinter  Djrängedi  erstreckt  sich  ein  grosser  Salzsumpf  mit 
vielen  Wassertümpeln;  ringsherum  in  tropischer  Fülle 
wuchert  Kasbah  und  Ethel  so  dicht  durcheinander,  dass 
man  nur  auf  einigen  künstlichen  Pfaden  durchdringen 
kann.  Auf  den  Pfützen  waren  wilde  Gänse  und  wilde 
Enten,  mitten  in  der  Sahara  eine  gewiss  seltene  Er- 
scheinung. Etwas  weiter  hinaus  sieht  man  abermals  die 
Ruine  eines  Gasr. 

Unsere  uns  begleitenden  Suya  zogen  nun  nach  den 
verschiedenen  Palmenbeständen,  der  eine  nach  el  Haua, 
der  andere  nach  Mahbus,  der  dritte  nach  Djesira,  welche 
Palmenbestände  von  den  Suya  als  Orte  bezeichnet  wurden 
und  gewiss  auch  früher  Tebu-Ortschaften  enthielten.  Heute 
gibt  es  hier  aber  höchstens  Palmenhütten.  Die  meisten 
Araber  ziehen  es  vor,  einfach  im  Schatten  der  hohen 
Palmenbüsche  zu  lagern.  Unsern  eigenen  240  m  über  dem 
Meere  gelegenen  Lagerplatz  bestimmte  Dr.  Stecker  zu  25° 
37'  44"nördl.  Br.  und  21"  25'  20"  östl.  L.  von  Greenwich. 
Derselbe  lag  circa  l  km  südöstlich  von  Gasr  Djrängedi. 

Nördlich  vom  Uadi  befindet  sich  ein  grosser  Kirchhof 


Ein  Kirchhof  in  Taiserbo.  269 

mit  zahlreichen,  meist  runden  Gräbern,  welche  mit  kleinen, 
aus  harten  Sebchamassen  verfertigten  niedrigen  Kuppeln 
versehen  sind.  Ich  entdeckte  den  Kirchhof  erst  nach  der 
Beraubung  auf  dem  Rückwege  und  konnte  daher  wegen 
mangelnden  Werkzeugs  leider  kein  einziges  Grab  öffnen. 
Aber  bei  verschiedenen  konnte  man  durch  Löcher  hinein- 
sehen und  entdeckte  dann  die  Todten  in  sitzender  Stellung 
und  von  Matten  bedeckt,  welche,  zum  Theil  gut  erhalten, 
zum  Theil  zerfallen,  nicht  aus  Palmblättern  bestanden, 
sondern  aus  Haifa  mta  Kufra  geflochten  waren  und  alle 
dieselbe  Ordnung  zeigten,  d.  h.  es  Wechsel-  |||i=:||||^llll 
ten  immer  je  vier  Strähne  miteinander  ab.  =j|||^l|||= 
Künftigen  Reisenden  möchte  zu  empfehlen  l|||^!|||^l!i| 
sein,  sich  mit  Wasser  zu  versehen,  um  durch  — ""  'll'= 
Erweichung  die  Gräber  zu  öffnen;  Wasser  ist  überall  in 
der  Oase  und  zwar  sehr  gutes  zu  haben,  und  kein  noch 
so  harter  Erdsalzklumpen  widersteht  dem  schmelzenden 
Einfluss. 

Etwas  nördlich  vom  Friedhof  der  Tebu  sieht  man  eine 
grosse  Ruine  moderner  Construction.  Es  ist  das  die  erste 
Anlage  der  Snussi,  welche  hier  zuerst  eine  Sauya  gründeten,  ^ 
die  sie  jedoch  später  wieder  aufgaben,  um  den  Sitz  nach 
Kebabo  zu  verlegen.  W^ie  ich  hörte,  soll  aber  auch  diese 
Sauya  wieder  besiedelt  und  bezogen  werden. 

Der  mit  Vegetation  bestandene  Raum  der  Oase  Taiserbo, 
die  sich  oblong  von  Westen  nach  Osten  zieht,  hat  nach 
Dr.  Behm's  Berechnung  6343,2  qkm  Flächeninhalt,  ist  also 
ungefähr  so  gross  wie  das  Grossherzogthum  Oldenburg. 
Die  Oase  unterscheidet  sich  hinsichtlich  der  Vegetation 
sehr  von  den  meisten  übrigen  Oasen,  weil  alles  eine  vor- 
zugsweise mit  Haifa  mta  Kufra  bestandene  Hattieh  bildet. 
Doch  kommt  auch  Rissu,  Had  Kasbah  und  Ethel  vor,  sowie 
im  Süden  bei  Mahbus  ein  schöner  grosser  Talha-Wald, 
dessen  Ausdehnung  man  —  er  war  licht  bestanden  —  nach 


270  Zwölftes  Kapital. 

Südwesten  gar  nicht  abseilen  konnte.  Schilf,  und  ein 
einziges  Exemplar  des  Suakbaumes,  dessen  Existenz  aber 
durch  mitgebrachte  Blätter  bewiesen  werden  konnte, 
bilden  so  ziemlich  alles,  was  an  Pflanzen  in  Taiserbo  zu 
nennen  ist. 

Fast  aller  Orten  und  bei  geringer  Tiefe  findet  man 
Wasser,  welches  zum  Theil  mineralisch,  wie  das  der  Ain 
Djelaled,  in  deren  Nähe  wir  campirten,  zum  Theil  aber 
ganz  süss  ist.  Ain  Djelaled  hatte,  bei  2  m  Tiefe  und  35° 
Lufttemperatur,  24°  Wärme. 

Wir  blieben  in  unserm  Lager  bis  zum  5.  August.  Da 
unsere  Kamele  mehr  noch,  als  wir,  der  Ruhe  bedurften, 
so  gingen  wir  auch  an  dem  Tage  nur  bis  zu  dem  circa 
10  km  südlich  gelegenen  Mahbus,  wo  ein  anderer  der  uns 
begleitenden  Suya  einen  grossen  Palmenwald  besass.  Die 
Datteln  waren  hier  von  vorzüglichster  Güte,  und  das  Trink- 
wasser so  süss,  wie  wir  es  seit  dem  alten  Römerbrunnen 
zwischen  Euhesperis  und  Automalax  nicht  mehr  vorgefunden. 
Hier  rasteten  wir  noch  bis  zum  7.  August  abends  und  ver- 
liessen  dann  die  Oase,  um  nach  dem  circa  100  km  ent- 
fernten Buseima  zu  ziehen,  dessen  Namen  wir  nun  zum 
ersten  male  hörten  und  zugleich  erfuhren,  es  sei  eine  Oase 
auf  dem  Wege  nach  Kebabo. 

W^er  Entdeckungsreisender  ist,  wird  ermessen  können, 
mit  welcher  Freude  wir  daran  gingen,  diese  Oase  zu  er- 
reichen, von  deren  Existenz  man  absolut  keine  Kenntniss 
gehabt  hatte.  War  die  Oase  gross,  klein?  Das  waren  die 
Fragen,  die  wir  oft  genug  unsern  Begleitern  vorlegten,  aber 
wir  erfuhren  nichts  Bestimmtes,  nur  dass  sie  am  Fusse 
eines  Bergs  und  an  der  Seite  eines  Sees  liegen  sollte. 
Ein  See  mitten  in  der  Libyschen  Wüste!  Scharf  südöstlich 
haltend,  mussten  wir  abermals  eine  kiesige  Ebene  durch- 
schreiten, welche  sich  zuletzt  in  grosse,  aber  harte  Sand- 
wellen auflöste.     Endlich    aber    erblickten    wir   schon  von 


Die  Oase  Ruseima.  271 

den  liöclisten  Sandwegen  aus  die  schönen  Berge  dieser 
Oase.  Wenn  man  tagelang  über  Flächen  wanderte  —  und 
was  für  Flächen!  —  dann  imponiren  auch  kleine  Berge 
(die  Djebel  Bu-Se'ima  388  ni  absolut),  zumal  wenn  sie  sich 
mit  malerischen  Formen  darstellen:  schwarz  und  zackig 
die  ganze  Längsseite.  Und  was  war  das?  Ein  blauer 
See  mit  starker  Brandung?  Ja,  der  See  existirte  in 
der  That,  aber  der  Wellenschlag  wurde  hervorgezaubert 
durch  das  Wüstengespenst,  die  Fata-Morgana.  Ein  breiter 
Saum  weissen  Salzes  an  der  nördlichen  Seite  des  Sees 
gewann  infolge  der  starken  Vibration  der  erhitzten  Luft 
in  täuschendster  Nachahmung  das  Ansehen  einer  Seebrandung, 
wo  denn  freilich  nicht  das  Wasser,  wohl  aber  die  heisse 
Luft  ihre  Wellen  schlug,  die  auf  silbernem  Salzgrund 
gegen  die  schwarzen  Berge  und  Palmen  tosten. 

Buseima  oder  Bu-Seima  liegt  am  Südfusse  eines  von 
Norden  nach  Süden  sich  erstreckenden  Bergzugs,  um  einen 
daselbst  befindlichen  Salzsee.  Unser  Lager,  unter  25**  11' 
42,5"  nördl.  Br.  und  22^  15'  östl.  L.  von  Greenwich  am 
Wasserufer  gelegen,  hatte  vollkommen  süsses  Wasser, 
welches  man,  wie  auf  vielen  Oasen,  in  unmittelbarster 
Nähe  des  salzigen  Sees  der  Erde  entlocken  kann.  Der 
mit  Vegetation  bestandene  Boden  beträgt  nach  Behm's  Be- 
rechnung 319,9  qkm,  wobei  zu  bemerken,  dass  diese  Angabe 
ziemlich  genau  ist,  da  wir  durch  Abgehen  den  Umfang 
der  Oase  feststellen,  wie  überhaupt  vom  Berge  aus  sie 
ganz  überschauen  konnten.  Bei  den  andern  von  uns  be- 
suchten Oasen  darf  man  aber  die  Zahlen  nur  als  auf 
Schätzung  beruhende  betrachten,  die  allerdings  so  gewissen- 
haft wie  möglich  vorgenommen  worden  ist. 

.  Der  See,  der  äusserst  concentrirtes  Salzwasser  enthält, 
erstreckt  sich  von  Nordwest  nach  Südost,  und  der  Längen- 
durchmesser beträgt  etwa  10  km.  Die  Ufer  sind  mit  zwei 
Arten  von  Kasbah,  sowie  mit  Schilf  nufs  dichteste  bestanden, 


272  Zwölftes  Kapitel. 

oft  reichen  auch  die  Palmbüsche  unmittelbar  an  den  Rand 
des  "Wassers  hinan.  Um  den  See  lagert  sich,  durchschnitt- 
lich in  der  Breite  eines  Kilometers,  die  mit  grossen  Palm- 
büschen bestandene  Oase.  Aber  auch  viele  Feigenbüsche 
gibt  es  hier,  offenbar  verwilderte,  welche  von  den  ehe- 
maligen Bewohnern,  den  Teda,  herstammen.  Man  brachte 
uns  Feigen,  die  zwar  nicht  besonders,  aber  doch  geniess- 
bar  waren.  Da  aber  die  Suya  sie  grösstentheils  unreif 
pflückten  und  assen,  so  bemerkte  ich  die  das  Fleisch  auf- 
lösende Kraft  des  Feigensaftes  sichtbar  an  mehreren  von 
ihnen,  welche  sich  die  ganze  Mundhöhle  verwundet  hatten. 
Pflanzen  fanden  sich  hier  dieselben,  wie  in  der  nörd- 
lichen Oase,  nur  fehlten  Talha,  sowie  Had.  Buseiraa  scheint 
aber  ein  Aufenthaltsort  vieler  Falken  zu  sein',  auf  dem 
Ptückwege  wurden  mehrere  gefangen.  Die  Suya  nennen  den 
grössern  Bu  Hauam,  den  kleinern  Bu  Scheraga  ^  Auf  dem 
Hinwege  trafen  wir  nur  einen  kleinen  graubräunlichen  Vogel, 
der  einheimisch  hier  wie  in  Kebabo  zu  sein  scheint,  und 
auf  eine  Schlange  Jagd  macht  2,  die  sich  in  wirklich  er- 
staunlicher Menge  hier  vorfindet,  bis  zu  einem  Meter  lang 
wird,  eine  gelbbräunliche  Farbe  hat  und  fast  in  jedem 
Palm-  und  Feigenbusche  haust,  aber  nicht  giftig  ist.  Sie 
pflegt  sich  um  die  Zweige  eines  Feigenbusches  oder  die 
Djerid  zu  ringeln  —  die  Feigen  bilden  keine  Bäume,  sondern 
Büsche  —  und  wartet  nun  mit  erhobenem  Kopfe  auf  die 
Vögelchen,  welche  ohne  Arg  sich  auf  die  Schlange  setzen, 
die  sie  für  ein  Palmblatt  oder  einen  Feigenzweig  halten. 
Ich  hatte  in  Buseima  Gelegenheit,  einen  kleinen  Vogel, 
dessen   ängstliches  Zwitschern  mich  herbeilockte,  aus  dem 


*  Eigentlich  heisst  der  Falke  auf  ava])iscli  „thir  el  horr",  welclier 
Name  übrigens  den  Suya  auch  geläufig  war. 

^  Kommt  auch  in  Kebabo  vor,  siehe  darüber  die  beigegebene 
Abhandlung  von  Peters. 


Das  Ruinenfeld  eines  Dorfes.  273 

Rachen  einer  solchen  Schlange  zu  befreien,  ein  kräftiger 
Hieb  mit  dem  Stock  schlug  sie  entzwei.  Das  Vögelchen 
tlatterte  fort,  aber  starb  doch  bald  darauf.  Raben  und 
Wiedehopfe  scheinen  ebenfalls  einheimisch  zu  sein,  und 
wenn  die  Zugzeit  ist,  dient  diese  Oase,  wie  die  übrigen, 
als  Halte-  und  Ruhepunkt.  Wir  trafen,  ausser  den  ge- 
nannten, auch  Störche  und  Schwalben,  welche,  als  wir 
im  October  zurückkamen,  nach  Süden  zogen.  Interessant 
war  es,  anzusehen,  wie  die  Falken  Jagd  auf  die  Thiere 
machten. 

W^ährend  wir  auf  dem  Hinwege  auf  keine  Gazellen- 
spuren stiessen,  fanden  wir  solche  in  Menge  auf  dem  Rück- 
wege. In  grosser  Zahl  kommen  sie  nur  in  Erbelina  vor. 
Aber  Fenneg,  Springratteu,  Mäuse,  Far  (pl.  Firane)  und 
eine  Ratte  mit  grossen  Füssen,  Beyut  genannt,  sind  sehr 
häufig.  Dann  verschiedene  Eidechsen,  Spinnen  und  Ameisen- 
arten. Aber  in  ganz  Kufra,  sowie  überhaupt  südlich  vom 
Bir  Rissam,  fehlen  alle  Schnecken. 

Aeusserst  interessant  erschien  uns  am  Fusse  eines 
Berges  das  Ruinenfeld  eines  Dorfes,  in  welchem  die  runden 
und  viereckigen  Häuser  mit  gutem  Mörtel  gemauert  ge- 
wesen waren,  und  zwar  so  fest  und  widerstandsfähig,  dass 
jeder  Versuch,  eine  Mauer  zu  zerstören,  äusserst  schwer 
hielt.  Diese  Bauten  unterschieden  sich  von  den  gewöhn- 
lichen Ruinen  der  Tebu  durch  die  Grösse  der  wenn  auch 
nicht  behauenen,  doch  sorgfältig  ausgewählten  Steine.  Aber 
wie  staunte  ich,  ak  ich,  um  die  Höhe  aufzunehmen,  den 
Djebel  ßuseima  erstieg  und  hier  nun  auf  der  südlichsten 
Ecke  ein  grosses  und  so  gut  erhaltenes  Dorf  fand,  dass 
man  nur  die  ehemaligen  Strohdächer  auf  die  runden  Stein- 
hütten 7.U  setzen  brauchte,  um  sie  sofort  beziehen  zu 
können.  Und  nicht  allein  das  Dorf,  sondern  die  ganze 
vom  übrigen  Gebirgsstock  durch  eine  Einsattelung  ge- 
trennte Bergecke,    die   Zugänge,    die   etwaigen  Pfade,  die 

K0HI.FS,  Kufra.  13 


274  Zwölftes  Kapitel. 

hinaufführt  eil,  Wachtplätze  ii.  s.  w.,  alles  war  befestigt  und 
zu  einer  energischen  Vertheidigung  eingerichtet.  Oft  genug 
mögen  sich  hier  die  Teda  vor  den  räuberischen  Einfällen 
der  Araber  oder  Tuareg  zurückgezogen  und  durch  den 
Ruf  „Kerkora",  d.  h,  „habt  Acht!",  ihre  Landsleute  ge- 
warnt haben,  bis  sie  endlich  dem  Feinde  und  hauptsächlich 
wol  der  Feuerwaffe  erlagen. 

Aber  nicht  nur  hier  war  eine  solche  Zufluchtsstätte, 
sondern  mein  Begleiter  fand  eine  ebenso  gut  angelegte 
Befestigung  auf  einem  kleinen  Hügel  mitten  im  Sebcha 
von  Buseima. 

In  Buseima  fanden  wir  Sandstein  und  Kalk  und  das 
Ganze  von  einer  Masse  Übergossen,  welche  wie  Lava  aus- 
sah. Der  Boden  der  schmalen  Oase  ist  nicht  besonders, 
obschon  eine  üppige  Vegetation  von  Schilf,  Rohr  und  Palm- 
büschen  sich  entwickelt.  Die  Palmen  werden  nur  zum  Theil 
befruchtet,  da  sich  hier  niemand  aufhält.  Doch  hat  man 
auch  hier  junge  Anpflanzungen  angelegt,  welche  aber;  da 
ihnen  die  erste  Pflege  zu  fehlen  scheint,  nicht  besonders 
gedeihen,  wenigstens  nicht  so  gut,  wie  in  Taiserbo  und 
Kebabo. 

Als  wir  Buseima  verliessen,  hielten  wir  dieselbe  Richtung 
inne,  nämlich  Südost  zu  Ost,  und  fanden,  dass  die  Haupt- 
insel Kebabo  von  Buseima  ebenso  weit  entfernt  ist,  wie 
diese  von  Taiserbo.  Aber  wir  hatten  nun  bedeutende  Dünen 
zu  übersteigen,  was  unsern  ohnedies  schon  müden  Kamelen 
viele  Schwierigkeiten  bereitete.  Wie  mancher  warf  ab; 
und  mehrere  mal  waren  die  Gehänge  so  steil,  dass  alle 
Mann  herbei  mussten,  um  Treppen  mit  den  Händen  in  den 
Sand  zu  wühlen,  damit  die  Lastthiere  besser  festen  Fuss 
fassen  könnten.  Man  lässt  einen  einzelnen  schwarzen  Zeugen, 
der  den  el)en  nicht  decenten  Namen  Gor  Sibbel  el  Abid 
führt,  westlich  liegen,  und  bald  darauf  erblickt  man  im 
Süden   die  imposante  Kette  des  Djebel  Xeri,    welche  von 


Versteinerungen.  275 

Ost  nacli  West  verläuft,  ebenfalls  von  schwärzlicher  Farbe 
ist  und  den  Kufra- Archipel  in  eine  nördliche  und  südliche 
Hälfte  theilt.  Im  Sande  finden  sich  nun  jene  merkwürdigen 
Gebilde,  die  oft  wirkliche  Blitzröhren  sind,  manchmal  aber 
auch  nur  solche  zu  sein  scheinen.  Auch  erinnern  einige 
von  ihnen  an  die  Gehäuse  des  Röhrenwurms,  und  ich  lasse 
es  dahingestellt  sein,  ob  es  nicht  in  der  That  solche  ge- 
wesen sind.  Auch  kleine  winzige,  inwendig  feste  Kalk- 
stückchen findet  man,  als  ob  es  versteinerte  Würmer  wären. 
Nur  etwa  30  km  bleibt  der  Gebirgszug  Neri  von  der 
Karavane  entfernt  im  Südwesten  liegen,  und  die  Suya  er- 
zählten uns,  dass  sowol  oben  auf  dem  Plateau  des  Ge- 
birgsstocks,  als  auch  am  Fusse  des  Nordrandes  sich  ein 
Brunnen  befinde,  und  auch  einige  Palmen  dort  wachsen. 
Sehen  konnten  wir  keine. 

Von  einer  Düne  östlich  vom  Wege,  welche  über  100  Meter 
hoch  ist,  kann  man  ziemlich  halbwegs  zwischen  Buseima 
und  Kebabo  den  Berg,  an  welchem  Erbehna  liegt,  sowie 
das  im  Nordosten  sich  erstreckende  Gebirge  von  Sirhen 
erblicken,  obschon  letzteres  sich  nicht  unmittelbar  bei 
Sirhen,  sondern  zwei  Tagereisen  südlich  davon  befindet. 
Die  Dünen,  welche  man  durchwandert,  haben  keinen  be- 
stimmten Verlauf,  wie  z.  B.  im  Osten  der  Libyschen  Wüste 
oder  südlich  von  Algerien;  aber  aus  der  Vogelperspective 
würde  man  doch  vielleicht  einen  Streifen  derselben  von 
Nordost  nach  Südwest  erkennen  können.  Der  Sand  be- 
steht aus  Quarz  und  Kalktheilchen ,  ist  aber  mitunter, 
wahrscheinlich  durch  Beimengung  von  Eisenpartikelchen, 
dunkler  gefärbt.  Etwas  nördlich  vom  Gor  el  Hauari,  welcher 
wie  die  übrigen  Zeugen  eine  Fortsetzung  des  Djebel  Neri^ 


1  Der  von  Behm  in  „Das  Land  und  Volk  der  Tebu",  S.  51,  an- 
geführte Schehaymah  vrar  eine  den  Suya  wohlbekannte  Persönlich- 
keit;  ein  gewisser  Reis  Ali,   ein  Suya,  bekannt  als  einer  der  besten 

18* 


276  Zwölftes  Kapitel. 

ist,  kommt  man  in  eine  charaschaf- artige  Gegend,  die 
Sanddünen  gehen  über  in  flache,  grosse  und  harte  Sandwellen, 
und  endlich  erreicht  man  wieder  Sserir,  kiesigen  Boden, 
aus  welchem  aber  jene  stehengebliebenen  Zeugen  hervor- 
ragen. Nun  sieht  man  aber  auch  jene  merkwürdigen, 
öfters  auch  an  andern  Theilen  der  Wüste  beobachtete 
Gebilde:  grosse  und  kleine  Kugeln,  bald  mathematisch 
rund,  bald  knorpelig  und  oval,  manchmal  hohl,  manchmal 
mit  hellem  Sand  gefüllt,  zuweilen  voll  von  derselben 
glasigen  Masse,  aus  der  die  Rinde  der  Kugel  besteht; 
dann  auch  aus  derselben  Masse  fladenartig  aufgewickelte 
fusslange  und  fussdicke  Röhrengebilde.  Der  ganze  Boden 
ist  davon  bedeckt,  und  die  kleinern  Bruchstücke  verleihen 
ihm  den  schwarzen  Ton. 


Führer,  wollte  sein  Schüler  sein.  —  Wenn  es  S.  51  dort  heisst: 
„Von  el  Deeniy  ging  Schehaymah  6  Tagereisen  nordnordwestlich 
zum  Djebel  en  Nari,  wo  er  nur  eine  sehr  kleine  Menge  Regen- 
wasser in  einem  natürlichen,  am  Fusse  des  Berges  gelegenen  Re- 
servoir vorfand"  u.  s.  w.;  und  dann:  „Einige  Leute  von  der  Karavane 
suchten  daher  gegen  Osten  nach  Wasser  und  kamen  nach  einem  drei- 
bis  vierstündigen  Marsch  durch  Sand  zu  einer  unbewohnten  Oase, 
wo  es  ein  wenig  Wasser  gab.  Wie  es  scheint,  wurden  sie  zu  dieser 
Richtung  durch  die  Spuren  eines  alten  Wegs  veranlasst,  der  von. 
Oberägyjiten  hierher  führte.  —  Nachdem  der  grösste  Theil  der 
Sklaven  und  Kamele  vor  Durst  umgekommen  war,  beschloss  man, 
die  Richtung  nach  der  Oase  Kufarah  in  Nordwest  einzuschlagen  und 
erreichte  sie  in  fünf  Tagereisen  über  eine  vollkommen  sterile  Wüste" 
—  dann  kann  die  Djebel  Nari  nur  das  Gebirge  sein,  welches  nord- 
westlich von  Kebabo  sich  befindet  und  Djebel  Neri  heisst,  und  die 
Karavane  kam  dann  von  da  wahrscheinlich  nach  Hauari  und  später 
nach  Taiserbo,  welches  wol  zuerst  den  Hauptnamen  Kufra  führte. 
Dass  Taisei'bo  Herrschersitz  der  ganzen  Oase  war,  also  ursprünglich 
allein  Kufra  hiess,  geht  nicht  nur  aus  den  Aussagen  der  Suya  her- 
vor, sondern  wird  bestätigt  durch  die  Ruinen  von  zwei  Gasr,  welchen 
ein  dritter,  den  wir  aber  nicht  gesehen  haben,  im  Osten  von 
Taiserbo,  Keseba  genannt,  noch  beizugesellen  wäre.  Die  Ver- 
wechselung der  Himmelsrichtung  bei  Schehaymah's  Marsch  ändert 
nichts  an  der  Sache. 


Die  IlauiJtoase  Kebabo.  277 

Am  13.  August  erreichten  wir  den  nordöstlichsten  Theil 
von  Kebabo,  Hueuiri  (5^jj.jj.ä)  genannt,  und  befanden  uns 
somit  in  der  Hauptoase  Kebabo.  Wir  lagerten  in  einem 
schönen  Palmwalde,  welcher  dem  Schieb  Krim  Bu  Abd  el 
Rba  gehörte,  dessen  Leute  uns  aufs  freundlichste  auf- 
nahmen. Ueberhaupt  hatte  bisjetzt  nichts  vermuthen 
lassen,  dass  wir  bald  in  eine  so  entsetzliche  Lage  gerathen 
sollten,  da  die  Suya  immer  aufmerksam  und  freundlich 
gegen  uns  gewesen  waren.  Und  wenn  ja  einmal  einige 
Zwistigkeiten  zwischen  uns  vorkamen,  so  vermittelten  stets 
die  Schiuch,  sodass  ernstliche  Zerwürfnisse  bisjetzt  gar 
nicht  stattfanden. 

Am  Abend  desselben  Tags  —  mit  grosser  Schnellig- 
keit hatte  sich  nach  allen  Richtungen  das  Gerücht  unserer 
Ankunft  verbreitet  —  kamen  von  verschiedenen  Orten,  von 
Djof,  Buma  und  namentlich  von  der  Sauya,  eine  Menge 
Suya  unter  Anführung  von  Chuan^  der  Snussi  herbei.  Es 
wurde  unfern  unsers  Lagers  eine  mehrstündige  lebhafte 
Sitzung  gehalten,  die  sich  zuweilen  zu  einem  wahren  Höllen- 
lärm steigerte.  Ich  glaubte  damals,  es  handle  sich  um 
interne  Angelegenheiten,  wie  solche  ja  so  häufig  zu  langen 
und  lauten  Erörterungen  Veranlassung  geben.  Aber  mit 
nichten.  Wie  ich  später  erfuhr,  hatten  jene  Sendlinge  ein- 
fach unsere  Auslieferung  verlangt,  um  uns  zu  tödten.  Unser 
Hab  und  Gut  sollte  getheilt  werden.  Aber  es  siegte  da- 
mals der  Wille  der  Schiuch  der  Suya,  die  es  gut  mit  uns 
meinten;  und  namentlich  der  Umstand,  dass  wir  uns  auf 
Grund  und  Boden  unsers  spätem  Lebensretters  befanden, 
trug  wol  nicht  wenig  dazu  bei,  unsere  Auslieferung  zu 
verhindern.  Von  dem  Augenblicke  an  mochten  aber  die 
verbrecherischen  Gedanken  im  Hirn  Bu  Bekr  Bu  Guetin's 
eine   bestimmtere  Gestalt   annehmen,    da    er  merkte,    auf 


Klosterbrüder. 


278  Zwölftes  Kapitel. 

welche  und  wie  mächtige  Bundesgenossen  er  hei  seinen 
Plänen  würde  zählen  können.  Man  dehattirte  nun  darüher, 
da  man  dem  Ansinnen,  uns  auszuliefern,  nicht  nachgah,  wo 
wir  lagern  sollten.  Und  wäre  man  nur  darauf  eingegangen, 
uns  in  Hueu'iri  zu  lassen,  vielleicht  wäre  dann  viel  Un- 
glück vermieden  worden.  Man  beschloss  aber,  wir  sollten 
mit  Bu  Guetin  nach  Boema  ziehen,  dem  südöstlichsten  und 
abgelegensten  Orte  von  Kebabo.  Theils  hatte  man  auch 
recht,  weil  Buma,  Djof,  Ilueuiri  und  alle  übrigen  Palmen- 
wälder Durchzugsörter  der  Karavanen  sind,  wobei  es  leicht 
zu  feindlichen  Reibereien  zwischen  uns  und  den  Fanatikern 
kommen  konnte:  alle  Tage  kamen  ja  jetzt  Zuzüge  vom 
Norden,  wie  auch  vom  Westen,  nämlich  Tebu,  welche  west- 
lich von  Surk  und  Djof,  namentlich  in  Tolelib  lagerten. 

Den  Schieb  Bu  Guetin  erkor  man  deshalb  zu  unserm 
specielleu  Schutzherrn,  weil  wir  mit  ihm  am  vertrautesten 
standen,  er  war  fast  ein  Diener  von  uns  geworden,  und 
seinen  Bruder,  Mohammed  Bu  Guetin,  hatte  ich  wirklich 
und  ohne  Bedenken  engagirt,  weil  ich  ihn  durch  zahlreiche 
Wohlthaten  verpÜichtet  glaubte.  Aber  es  scheint  fast,  dass 
bei  manchen  Menschen,  wie  auch  bei  Nationen,  Wohlthaten 
die  entgegengesetzte  Wirkung  äussern;  dass  sie  nicht  Dank- 
barkeit, sondern  Neid  und  Rache  erwecken,  wenn  von 
letzterer  die  Rede  sein  kann.  Das  schien  auch  mit  Bu 
Guetin  der  Fall  zu  sein:  je  mehr  Wohlthaten  ich  ihm 
erwies,  je  mehr  er  Geschenke  erhielt,  desto  grössern  Hass 
gegen  mich  und  uns  alle  schien  er  in  seinem  Innern  an- 
zusammeln, und  nothgedrungen,  wie  bei  einem  Vulkan, 
musste  es  endlich  bei  ihm  zu  einer  Eruption  kommen. 

Demnach  gingen  wir  von  Hueuiri  über  den  inmitten 
Kebabos  befindlichen  Gebirgszug  nach  Boema,  welches 
nur  circa  16  km  davon  entfernt  ist,  und  richteten  uns 
hier  häuslich  ein.  Unser  Lagerplatz  war  überaus  schön. 
Mächtige    Palmbüsche    überall,    untermischt    von    Feigen! 


< 


Das  Lager  wird  überfallen.  279 

Vor  uns,  bei  einer  sumpfigen  Niederung,  wuchsen  P^tliel 
(Tamarix),  und  im  Norden  war  das  Bild  abgegrenzt  durch 
jenen  Grat,  welcher  Hauari  und  Hueuiri  von  dem  südliclien 
Theile  von  Kebabo  trennt.  Im  Süden  dehnte  sich  bis  fast 
an  die  südlichen  Berge  eine  üppige  Kamelweide  aus,  ebenso 
nach  Osten,  und  die  Spuren  ehemaliger  Tebu-Besiedelungen 
gaben  dem  Ganzen  auch  einen  historischen  Grund.  Ich 
Hess  unsere  Zelte  mit  einer  Einfriedigung  von  Palmen  um- 
geben, fing  an,  die  Waaren,  Vorräthe  und  Geschenke,  die 
nun  Tag  für  Tag  mit  den  Suya  eintrafen,  aufzuspeichern, 
und  richtete  mich  für  einen  längern  Aufenthalt  ein.  Theils 
hatten  ja  auch  die  Kamele  eine  anhaltendere  Ruhe  nöthig, 
theils  wollten  die  Suya  nicht  gleich  aufbrechen.  Alle  die 
schönen,  von  uns  beabsichtigten  Pläne,  z.  B.  der  Verfolg 
der  Oase  bis  zu  ihrer  östlichsten  Grenze,  um  zu  sehen,  ob 
von  dort  wirklich  ein  Weg  nach  den  ägyptischen  Oasen 
führe,  oder  der  Besuch  Erbehnas,  jener  Oase  im  Westen, 
kamen  nicht  zur  Ausführung,  da  wir  schon  vom  folgenden 
Tage  an  aus  einer  aufregenden  Scene  in  die  andere  ge- 
riethen,  bis  man  uns  nach  10  Tagen  Aufenthalt  in  Boema 
zu  Gefangeneu  erklärte,  welche  Gefangenschaft  mit  Flucht 
und  vollständiger  Ausplünderung  unsers  Lagers  endete. 

Gleich  am  folgenden  Tage  stürzte  eine  grosse  Zahl 
bis  an  die  Zähne  bewaffneter  Suya  in  unser  Zeltlager  und 
verlangte  auf  der  Stelle  den  „Hak  el  drub",  d.  h,  Weg- 
geld. Es  befand  sich  unter  ihnen  als  Haupträuber  der 
Schwiegersohn  Bu  Guetin's,  ein  gewisser  Ssala.  Nur  durch 
äusserste  Ruhe  und  Kaltblütigkeit  verhinderte  ich  an  dem 
Tage  eine  Plünderung  und  vielleicht  noch  Schlimmeres; 
aber  von  dem  Augenblick  an  wurde  mir  klar,  welch  Menschen- 
kind Bu  Guetin  sei.  Er  sass  auf  einer  der  Kisten  in 
meinem  Zelte,  und  rief  mit  bedeutungsvollem  Blicke: 
„Ich  sitze  hier  auf  den  Schätzen,  in  dieser  Kiste  ist  das 
Geld." 


280  Zwölftes  Kapitel. 

In  den  Augen  der  Cliuan  ^  der  Snussi  galten  wir  für 
vogelfrei:  der  eigentliche  Herrscher  von  Kufra,  Omar  Bu 
Haua,  hatte  mir  ja  und  absichtlich  keinen  Empfehlungs- 
brief für  die  dort  befindliche  Sauya  mitgegeben.  Der  Hass 
der  Chuan  steigerte  sich  derart,  dass  sie  sogar  unsern  Be- 
gleitern den  Zutritt  zur  Sauya  el  Istat  verboten.  Wir 
selbst  aber  durften  es  gar  nicht  wagen,  uns  dem  Kloster 
zu  nähern. 

Die  Sauya  el  Istat  in  Kufra  hat  jetzt  schon  fast  einen 
ebenso  grossen  Ruf  der  Heiligkeit,  wie  Djarabub  selbst. 
Ja,  sollte  es  sein,  dass  in  Aegypten  dereinst  eine  andere 
Herrschaft  platzgreift  und  somit  Siuah,  in  w^elcher  Oase 
Djarabub  liegt,  in  andere  Hände  kommt,  dann  machen  die 
Snussi  gewiss  die  Sauya  von  Kebabo  zur  Centralstelle  ihrer 
Bestrebungen.  Die  reichste  Sauya  ist  sie  jetzt  schon.  Man 
bedenke  nur,  dass  ein  Viertel  aller  Palmen  in  Kufra  den 
Snussi  geschenkt  wurde,  und  wie  viele  haben  sie  selbst 
seitdem  angepflanzt! 

Da  die  Snussi  während  des  Verlaufs  der  Expedition 
eine  so  verhängnissvolle  Rolle  spielten,  so  scheint  es  mir 
geboten,  näher  auf  diesen  Orden  einzugehen,  zumal  erst 
dadurch  der  ganze  Gang  der  Ereignisse  in  Kebabo  die 
richtige  Beleuchtung  erhält. 

Der  Orden  der  Snussi  ist  verhältnissmässig  neu,  und 
wir  werden  wol  nicht  weit  von  der  Wahrheit  abgehen, 
wenn  wir  die  Stiftung  desselben  ins  Jahr  1849  oder  1850 
verlegen.  Denn  als  Heinrich  Barth  1847  durch  Cyrenaika 
reiste,  existirten  die  Snussi  noch  nicht;  wenigstens  er- 
wähnt er  des  Ordens  in  seinen  ,,W^anderungen  u.  s.  w." 
nirgends;  es  erscheint  uns  aber  ganz  undenkbar,  dass 
unser  als  so  gewissenhafter  Beobachter  bekannter  Lands- 
mann   eine    in    alle   Verhältnisse    so   tief  eingreifende  Ge- 


'  Chuan,  KlosterLrüdcr, 


Der  Orden  der  Snussi.  281 

Genossenschaft  könnte  übersehen  haben.  Dagegen  sagt 
Hamilton,  welcher  die  Cyrenaika  1852  durchreiste,  S.  96 
in  seinen  „Wanderings  in  North  Africa":  / 

Tliere  is  ^one  miisance  in  Ci/rene,  too  charaderistic  of 
tJie  country  not  to  he  mentioncd.  A  small  Community  of 
Berwishes  or  Maruhuts,  as  tliey  are  caJled  herc,  has  estab- 
lished  itself  lately  in  one  of  the  largcst  tomhs  not  far  from 
the  foimtain.  They  hclong  to  an  order  recently  founded  by 
a  respected  saint,  ccdled  the  Sheilch  Es-Snotissi ,  and  tJieir 
President  in  Grennah  is  a  fanaiic  of  the  first  water ^  who 
tvill  not  defile  his  eyes  by  even  looJcing  at  a  Christian,  etc. 

Smith  und  Porcher  ^  machten  schon  viel  schlimmere 
Erfahrungen  mit  einem  gewissen  Sidi  Mustafa,  welcher 
während  ihrer  Anwesenheit  Schieb  der  Snussi  Chuan  in 
Cyrene  war.  Glücklicherweise  fanden  sie  Schutz  bei  eng- 
lischen Soldaten  und  fortwährend  hielten  sich  englische 
Kriegsschiffe  an  der  nahen  Küste  auf,  sonst  würde  ihnen 
von  diesen  Fanatikern  wol  das  Schlimmste  begegnet  sein. 

Als  Henri  Duveyrier  seine  Keise  machte,  fand  er  die 
Snussi  schon  vollständig  als  Ordensgesellschaft  organisirt. 
Er  führt  die  Stiftung  der  Sekte  sogar  auf  die  Eroberung 
von  Algier  zurück,  was  jedoch  irrthümlich  zu  sein  scheint. 
Aber  Duveyrier  gibt  S.  304  seines  Werks  die  ersten  be- 
stimmten Notizen  über  Djarabub  oder,  wie  Duveyrier  schreibt, 
Jerhajib : 

Cependant  Es-Senoussi,  sentant  la  mort  venir  et  troii- 
vant  le  DJebel  el  Äl'hdar  (Barka  oder  Cyrenaika)  encvre 
tröp  rapproche  des  Turcs  de  Ben-Gähzi  et  des  consids  qui 
y  resident  ^  ordonna  la  creation  d'une  nouvelle  zaoiiiya  ä 
Jerhajib,  dans  un  desert  tm  peu  au  Nord  de  la  route  de 
Sioua  ä  Äudjela.  A  Jerhajib,  il  n'y  avait  qu'un  seid  puits 
d'^eau  amere,  dans  une  vallee,  au  milieu  du  vide;  de  nou- 


^  History  of  the  recent  discoveries  at  Cyrene  etc.  (London  1846.) 


282  Zwölftes  Kapitel. 

■ceaux  puits  ij  out  cU  crciish  d  la  saouiija  s'csl  clevcc  comme 
jmr  enchuntement.  Au  i)rlntemx)s  1861  on  y  lüantaü  des 
dattiers,  etc. 

Dass  Henri  Diiveyrier  ebenfalls  genug  von  den  Snussi 
■/A\  leiden  hatte,  ist  bekannt,  und  so  ist  es  fast  jedem  Rei- 
senden gegangen,  der  sich  innerhalb  des  Bereichs  ihrer 
Machtsphäre  befand. 

Si  Mohammed  Snussi  oder  Sidi  el  Hadj  Mohammed  es 
Snussi  ist  zu  Tlemcen  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  oder 
vielleicht  am  Ende  des  vorigen  geboren  und  starb  Mitte 
der  sechziger  Jahre  in  Djarabub,  woselbst  er  auch  beerdigt 
liegt.  Früh  von  Algerien  auswandernd,  vielleicht  schon 
ehe  die  Franzosen  die  Regentschaft  eroberten,  bekam  er 
seine  Erziehung  in  Fes  und  besuchte  dort  namentlich  die 
berühmte  Karuin-Universität.  Sein  Hass  gegen  die  Christen 
erhielt  Nahrung  in  Marokko,  wo  man  mehr  als  in  irgend- 
einem andern  mohammedanischen  Lande  die  Andersgläu- 
bigen verabscheut,  ausserdem  aber  dadurch,  dass  er  den 
Schmerz  erleben  musste,  seine  Heimat  in  den  Händen  der 
Franzosen  zu  sehen. 

Und  in  jenem  Lande  iässte  er  auch  wol  zuerst  den 
Plan,  einen  religiösen  Orden  zu  stiften,  an  dessen  Spitze 
er  sich  selbst  stellen  wollte.  Marokko  ist  ja  das  Heim  der 
religiösen  Genossenschaften,  und  die  in  Westafrika  ver- 
breitetste,  die  von  Muley  Thaib,  herrscht  bis  nach  Tripoli- 
tanien  mit  unumschränkter  Gewalt.  Vor  allem  musste  er 
erst  Hadj  werden  und  zwar  durch  eine  Pilgerreise  nach 
Mekka,  die  er  auch  ausführte,  und  wenn  er,  was  nicht 
sicher  erwiesen  ist,  nicht  wirklich  Scherif  (d.  h.  Abkömm- 
ling Mohammed's)  war,  so  machte  er  sich  doch  dazu,  in- 
dem er  sich  von  nun  an  „Mulei"  oder  ,,Sidi",  d.  h.  gnä- 
diger Herr,  nennen  liess.  Er  reiste  sodann  nach  Konstan- 
tinopel, wo  er  durch  sein  frommes  Gebaren  so  zu  impo- 
niren  verstand,  dass  man  seinen  Plan,  im  Osten  von  Afrika 


Der  Stifter  des  Ordens  der  Snussi.  283 

eineu  religiösen  „revival"  iii  Sceue  zu  setzen,  für  vorzüg- 
lich fand,  und  der  Sultan  ihn  mit  einem  Firman  ali  aus- 
rüstete, wodurch  er  ermächtigt  wurde,  sich  irgendein  he- 
liebiges  Stück  Land  zur  Gründung  einer  Sauya  auszusuchen. 
Der  Suhich  Snussi  wählte  Djarabub,  genau  da  gelegen, 
wo  auf  der  östlichen,  Stieler'schen  Mittelmeerkarte  Santa- 
riah  verzeichnet  steht,  und  das  nun  der  Hauptort  und 
Mittelpunkt  einer  der  mächtigsten  religiösen  Genossen- 
schaften wurde.  Liess  er  sich  durch  Zufall  leiten  oder  be- 
stimmten ihn  dazu  gewichtige  Gründe?  Schwer  wird  das 
zu  entscheiden  sein.  Er  hätte  ja  in  der  östlichen  "Wüste 
viel  besser  gelegene,  mehr  von  der  Natur  begünstigte 
Punkte  finden  können,  als  Djarabub,  wo  in  der  That,  wie 
Duveyrier  sagt,  nur  Bitterwasser  zu  finden  ist.  Aber  dem 
ist  längst  durch  grosse  Cisternen  abgeholfen,  welche  einen 
reichlichen  Vorrath  Regenwasser  sammeln.  Vielleicht  liess 
er  sich  durch  geschichtliche  Reminiscenzen  leiten.  Denn 
die  Oase  des  Jupiter  Amnion  ist  seit  Jahrtausenden  reli- 
giöser Mittelpunkt  gewesen.  Hierher  soll  Hercules  gepil- 
gert sein,  hierher  kam  wirklich  Alexander  der  Grosse,  und 
selbst  Cato  richtete  Fragen  an  den  Gott  in  der  Libyschen 
Wüste.  Es  gab  eine  Zeit,  in  welcher  ein  grosser  Theil  der 
damaligen  Welt  ebenso  gläubig  auf  die  Aussprüche  der 
Priester  des  Ammonium  lauschte,  wie  heute  auf  die  Decrete 
des  Vatican.  Und  als  mit  dem  Aufhören  der  ägyptischen 
Gottheit  die  Oase  christlich  wurde,  befand  sich  dort  aber- 
mals ein  berühmtes  christliches  Heiligthum,  denn  die  Les- 
art Sanmaria  *  für  Santaria  scheint  mir  mehr  für  sich  zu 
haben,  da  hier  wahrscheinlich  ein  der  Maria  geweihter 
Tempel  stand.  Anfangs  seit  Verdrängung  des  Christen- 
thums  durch  den  Mohammedanismus  lässt  sich  kein  be- 
stimmtes Heiligthum  der  Mohammedaner  nachweisen,  jetzt 

^  Siehe  Edrisii  Africa,  cur.  Hartmann,  S.  495. 


284  Zwölftes  Kapitel. 

aber  gelangte  Djarabub  durch  die  rapide  Verbreitung  der 
Lehren  der  Snussi  weit  über  die  Grenzen  der  Libyschen 
Wüste  hinaus  zur  höchsten  Berühmtheit.  Es  gibt  im  Westen, 
in  Tuat,  schon  Anhänger  dieses  Ordens,  und  in  den  nord- 
centralafrikanischen  Ländern  schwört  alles  auf  Sidi  Snussi, 
sodass  dieser  grosse  Heilige  dort  viel  mehr  verehrt  wird, 
als  der  Prophet  selbst,  und  wenn  die  Tebu  in  Kufra  z.  B. 
einen  Eid  ablegen,  so  gebrauchen  sie  als  stärkste  Bekräf- 
tigung: „el  Hak  Sidi  Snussi",  d.  h.  „bei  der  Wahrheit  Sidi 
Snussi's".  Es  kamen  während  unsers  Aufenthalts  in  Kufra 
sogar  Pilger  aus  dem  französischen  Senegalien,  deren  Ziel 
nicht  etwa  Mekka  war,  sondern  Djarabub.  Eine  solche 
weite  Reise,  die  sie  für  verdienstvoller  zu  halten  scheinen, 
als  eine  Reise  nach  Mekka,  erhob  sie  in  den  Augen  der- 
jenigen Bewohner,  deren  Länder  sie  durchzogen,  zu  ver- 
dienstvollen und  heiligen  Männern. 

Es  ist  von  vielen  Mohammedanern,  namentlich  aber 
von  andern  Ordensbrüdern,  wie  das  ja  auch  ganz  natürlich 
ist,  behauptet  worden,  die  Snussi  seien  Choms  ^  d.  h.  ge- 
hörten nicht  den  vier  allein  berechtigten  orthodoxen  Riten 
der  Sunniten:  den  Hanbalisten,  Schaffeisten,  Malekiten  und 
Hanefiten  an.  Und  es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  dieser 
Vorwurf  eine  gewisse  Berechtigung  hat,  da  die  Snussi- 
Brüder  die  beim  Beten  vorgeschriebenen  gymnastischen 
Bewegungen  etwas  anders  machen,  sowie  sie  auch  bei  den 
Worten  des  Gebetes  selbst  einige  Silben  verkürzen  oder 
verlängern,  was  äusserst  störend  auf  die  Rechtgläubigen 
wirkt.  Wie  entsetzlich  ist  es  z.  B.,  wenn  der  Snussi  am 
Ende  der  Fötha  (erstes  Koran-Kapitel)  anstatt  dääälin  kurz- 
weg dälin,  oder  ganz  am  Ende  anstatt  Aamiiin  (Amen) 
kurzweg  Amin  sagt!     Wegen  solcher  Fragen  fand  in  Ben- 


^  Choms,  von  chamis,  fünf,  weil   alle  die   die  Fünften  heissen, 
welche  nicht  einer  der  vier  orthodoxen  Sekten  angehören. 


Der  gegenwärtige  Schieb  der  Snussi.  285 

gasi  verschiedenemal  zwischen  den  Snussi  und  den  Ordens- 
brüdern der  Malekiten  und  Hanefiten  ein  gelehrter  Disput 
statt,  aber  zu  einer  Einigung  kam  es  nicht.  Welch  ein 
Lärm  auch,  wenn  eine  der  Parteien  in  einer  so  äusserst 
wichtigen  Sache  zum  Rückzug  geblasen  hätte! 

Niemand  aber  wagte  es  bisjetzt,  die  Snussi  des  Choms- 
thums  anzuklagen,  denn  wo  sie  sind,  da  herrschen  sie. 
Sint  ut  sunt,  mit  non  sint,  kann  man  auch  von  ihnen  sagen. 
Was  sie  aber  unter  allen  mohammedanischen  Orden  und 
Sekten  noch  besonders  auszeichnet,  ist  nicht  der  blosse  Fa- 
natismus innerhalb  ihrer  eigenen  Religion,  sondern  der 
glühende  Christenhass,  der  sie  in  dieser  Beziehung  zu  jedem 
Verbrechen  antreibt,  wenn  dasselbe  ausserhalb  des  Bereichs 
des  irdischen  Richters  begangen  werden  kann;  nur  dieser 
allein  vermag  ihren  Leidenschaften  einigermassen  noch 
einen  Zaum  anzulegen,  denn  vor  zukünftiger  Strafe  fürchten 
sie  sich  durchaus  nicht,  so  sehr  sie  auch  äusserlich  sich 
den  Anschein  davon  geben. 

Der  augenblickliche  Schieb  der  Snussi,  Sidi  el  Madhi 
ben  Snussi  ist  der  älteste  Sohn  des  Stifters  des  Ordens, 
lebt  verheirathet  in  Djarabub,  hat  mehrere  Kinder,  verliess 
noch  nie  das  Sanctuarium,  thut  täglich,  wie  sein  verstor- 
bener Vater,  Wunder  und  kann  nicht  nur  als  der  einfluss- 
reichste, sondern  auch  als  der  reichste  Mann  der  ganzen 
östlichen  Wüste  betrachtet  werden. 


DREIZEHNTES  KAPITEL. 

KUFRA  (Fortsetzung). 

Die  durcli  verscliiedene  Umstände  verschlimmerte  Lage  des  Reisen- 
(Jeii.  —  Eine  hauptsächlich  aus  den  Uled  Bu  Guetin  zusammen- 
gesetzte Midjeles.  —  Djib  el  Lah  el  Abid,  der  gutgesinnte  Schieb 
der  Ait  Amera.  —  Sidi  Agil,  ein  wüthender  Christenhasser  und 
Chuan  der  Snussi,  erscheint.  —  Der  Reisende  setzt  seine  Gefährten 
von  der  lebensgefährlichen  Lage  in  Kenntniss.  —  Sidi  Agil  über- 
fällt mit  einer  Bande  Suya  das  Lager.  —  Der  Reisende  begibt  sich 
mit  seinen  deutschen  Gefährten,  um  nicht  ermordet  zu  werden,  nach 
Surk  in  den  Schutz  des  Schieb  Krim  Bu  Abd  el  Rba.  —  Bu  Guetin 
mit  seiner  Bande  plündert  das  Lager.  —  Djib  el  Lah  kommt  nach 
Surk.  —  Gleich  darauf  eine  feierliche  Midjeles.  —  Djib  el  Lah  und 
Krim  el  Rba  reiten  unter  starker  Bedeckung  nach  Boema,  um  die 
geraubten  Sachen  zu  retten.  —  Eckart  und  Hubmer  ebenfalls  dort- 
hin, und  grosse  Gefahr  derselben.  —  Djib  el  Lah  veranlasst  zur  Siche- 
rung des  Reisenden  eine  Uebersiedelung  desselben  von  Surk  nach 
Djof.  —  Grosse  Rathsvei-sammlung  daselbst,  wo  auch  der  Räuber  Bu 
Guetin  sich  einfindet.  —  Ein  Kurier  Sidi  el  Madhi's,  des  obersten 
Schieb  der  Snussi  zu  Djarabub.  —  Bu  Guetin  sucht  vergeblich  das 
von  ihm  Geraubte  zu  verkaufen.  —  Eine  Sceue  mit  dem  frommen 
Beutelschneider  Sidi  Agil.  —  Eine  bei  Djof  lagernde  Karavane.  — 
Die  Tebu.  —  Die  Gärten  um  Djof.  —  Der  Reisende  fasst  den 
Beschluss  zur  Umkehr. 


Man  wird  nach  dem  über  diesen  einflussreichen  Orden 
der  Snussi  im  vorhergehenden  Kapitel  Gesagten  den  Ver- 
lauf der  Handlung  hesser  würdigen  und  sehen,  welche  klag- 


Gelderpressungen.  287 

liehe  Rolle  diese  Religiösen,  namentlich  die  obersten  Chuan 
derselben  spielten. 

Man  hielt  nun  täglich  lärmende  Sitzungen  in  Boema, 
oft  ohne  mein  Beisein,  oft  auch  wurde  ich  zugezogen. 
Immer  handelte  es  sich  um  Gelderpressungen.  Die  Summe, 
welche  ich  in  Bengasi  erlegen  musste,  war  deshalb  so  hoch 
angesetzt  worden,  weil  die  Escorte  erklärte,  sie  hätten  an 
alle  ihre  Angehörigen  einen  bestimmten  Theil  dieses  Geldes 
abzugeben;  nun  aber  verlangten  die  in  Kufra  schon  woh- 
nenden oder  sich  aufhaltenden  Suya,  ich  solle  noch  ein- 
mal zahlen;  man  verlangte  1000  Maria -Theresienthaler. 
Ich  weigerte  mich  natürlich,  denn  hätte  ich  gezahlt,  so 
würde  eine  weitere  Erpressung  die  Folge  gewesen  sein. 

Aber  andern  Erpressungen  konnte  ich  mich  nicht  ent- 
ziehen. Es  ging  das  Gerücht,  der  Sultan  von  Uadai  wolle 
weder  Türken  noch  Christen  in  sein  Land  hereinlassen, 
und  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  hatte  das  ja  für  sich. 
Man  beschloss  darauf,  Boten  nach  Uadai  zu  senden,  und 
zum  Theil  bezahlte  ich  dafür  die  Gelder;  aber  der  Bote 
ging  nie  ab.  Vollkommen  isolirt  war  ich  jetzt,  aber  vor 
meiner  Gefangenschaft  schon  hatte  Bu  Bekr  Bu  Guetin  und 
sein  ganzer  Stamm  den  Entschluss  gefasst,  mich  zu  er- 
morden und  auszuplündern. 

Dass  man  unsere  Diener,  welche  zum  Einkaufen  nach 
Djof  gehen  sollten,  zu  beschimpfen  und  zu  schlagen  begann, 
dass  man  sogar  so  weit  ging,  mir  selbst  vorzuwerfen,  ich  ässe 
Fleisch  und  sie  hätten  nur  Datteln  zur  Nahrung,  dass  man 
also  jeden  Respect,  wodurch  sich  der  unter  wilden  Men- 
schen befindliche  Reisende  allein  zu  schützen  vermag,  ausser 
Acht  nahm,  Hess  mich  von  jetzt  an  das  Schlimmste  be- 
fürchten. Und  doch  war  nichts  zu  machen,  um  uns  aus 
dieser  entsetzlichen  Lage  zu  befreien.  Laut  unserer  Ueber- 
einkunft  in  Bengasi,  so  stand  im  Contract,  sollte  ich 
von  Kufra   aus  meine  Ankunft   daselbst  sofort  durch  einen 


288  Dreizehntes  Kapitel. 

Kurier  melden,  um  die  Freilassung  der  Geiseln  zu  er- 
wirken. Ich  wollte  denn  auch  gleich  am  Tage  nach  un- 
serer Ankunft  in  Boema  einen  Ukas  (Bote,  der  kamel- 
beritten ist)  miethen  und  absenden,  aber  alles  vergeblich: 
die  Antwort  war  stets:  „Wir  wollen  erst  einen  Boten  ab- 
warten, um  zu  sehen,  ob  unsere  Geiseln  noch  in  Bengasi  sind." 
In  Wahrheit  aber  wollten  sie  deshalb  keinenBoten  senden,  weil 
sie  glaubten,  die  Geiseln  wären  durch  irgendeinen  günstigen 
Umstand  ohnedies  frei  geworden  oder  seien  vielleicht  entflohen. 

Als  ich  endlich  einen  Mann  —  er  war  vom  Stamme 
der  Bu  Guetin  —  mit  vielen  Briefen,  mit  Berichten  für  die 
Afrikanische  Gesellschaft,  und  mit  einer  ganzen  Kiste  voll 
Naturalien,  worunter  besonders  kostbare  Unica  an  Spinnen 
und  Eidechsen  sich  befanden,  zum  Aufbruch  vermochte, 
nachdem  ich  ihm  das  Geld  dafür  gegeben,  ging  er  zwar, 
aber  nur  zum  Schein.  Nach  einigen  Tagen  kehrte  er  zurück 
mit  dem  Bemerken,  man  habe  ihn  in  Hauari  angehalten, 
da  die  übrigen  Suya  nicht  wünschten,  dass  ich  einen  Be- 
richt über  Kufra  nach  der  Heimat  sende.  Später  erfuhr 
ich,  dass  mein  specieller  Beschützer  Bu  Bekr  Bu  Guetin 
einfach  die  Kiste  erbrochen,  die  Briefe  und  Berichte  zer- 
rissen, die  Pflanzen  und  Thiere  fortgeworfen,  die  Steine 
aber  seinen  Landsleuten  gezeigt  und  gerufen  habe:  ,,Seht 
die  Christen ,  sie  sind  in  unser  schönes  Land  gekommen, 
um  es  auszukundschaften ;  seht  da  die  Steine,  in  denen  Gold 
enthalten  ist,  und  welche  sie  nach  ihrer  Heimat  schicken, 
um  andere  Leute  hierher  zu  locken.  Bei  Gott,  das  soll 
nicht  geschehen,  ungläubige  Hunde  sollen  nicht  zum  zweiten 
mal  das  Land  besudeln!" 

Alan  kann  sich  denken,  dass  derartige  Reden  nicht 
dazu  beitrugen,  unsere  Lage  zu  verbessern,  und  als  ich  die 
Trümmer  unserer  mit  Mühe  gesammelten  Naturalien,  die 
Fetzen  unserer  Briefe  sah,  da  war  es  mir,  als  sollten  wir 
Kufra  nicht  wieder  verlassen. 


Der  Reisende  ist,  Gefangener.  289 

Aber  unsere  Lage  verschlimmerte  sich  erst  recht  durch 
einen  von  dem  Hadj  Medhui  von  Bengasi  an  die  Schiuch 
der  Suya  geschriebenen  Brief,  in  welchem  er  ihnen  an- 
zeigte, der  Pascha  habe  auf  meinen  von  Audjila  aus  ge- 
schriebenen Brief  die  Geiseln  nicht  freigegeben,  ,,dass  aber 
eigentlich  ich  an  der  Einkerkerung  der  Schiuch  schuld  sei 
und  nur  ich  sie  befreien  könne".  Das  war  eine  offenbare 
Unwahrheit,  denn  ich  hatte,  wie  man  sich  erinnern  wird, 
nicht  nur  nicht  die  Schiuch  einkerkern  lassen,  sondern  so- 
gar den  Pascha  gebeten,  sie  wieder  in  Freiheit  zu  setzen. 
Dies  verweigerte  der  Pascha  aus  Utilitätsgründen.  Be- 
greiflicherweise goss  ein  solcher  Brief  Gel  ins  Feuer,  zu- 
mal noch  hinzugefügt  war,  die  Geiseln  seien  in  Ketten  und 
einer  derselben  sei  erkrankt.  Vergebens  erbot  ich  mich,  so- 
fort einen  Rkas  nach  Bengasi  zu  senden;  ich  sagte  ihnen 
offen,  dass  der  Gouverneur  auf  einen  nur  arabisch  ge- 
schriebenen Brief  gar  nicht  eingehen  würde,  weil  er  einen 
solchen  als  erzwungen  betrachte.  Sie  wollten  von  nichts 
wissen. 

Am  24.  August  rief  man  eine  Midjeles  zusammen, 
welche  hauptsächlich  aus  den  Uled  Bu  Guetin,  welche  mich 
doch  eigentlich  hätten  schützen  sollen,  und  den  Ait  Gader- 
roha  bestand.  Nach  einer  stürmischen  und  lärmenden 
Berathung  wurde  ich  gerufen  und  mir  die  Mittheilung  ge- 
macht, ich  sei  von  jetzt  an  Gefangener.  Wenn  es  sich  be- 
wahrheite, dass  die  Geiseln  zu  Bengasi  in  Ketten  seien, 
wie  nämlich  der  Ptkas,  der  den  Brief  überbrachte,  aus- 
gesagt hatte,  dann  würde  man  mich  auch  in  Ketten  legen  •, 
wenn  aber  einer  von  ihnen  stürbe,  würden  sie  mich  auch 
tödten.  In  der  That  schien  Ali  Kemali  die  Schiuch  nach 
einem  Fluchtversuche  in  Ketten  gelegt  zu  haben.  So  er- 
zählte mir  wenigstens  später  Herr  Andonian,  der  Regie- 
rungsdolmetsch. Vor  allem  aber,  das  sah  ich  jetzt,  war 
ihr  Bestreben  i^un  "darauf  gerichtet,  womöglich  die  Geiseln 

RoHLFS,    Kufra.  19 


290  Dreizehntes  Kapitel. 

frei  zu  bekommen,  um  dann  ungehindert  über  uns  und 
unser  Eigenthum  verfügen  zu  können. 

Schieb  Krim  Bu  Abd  el  Rba,  der  mich  eines  Tags 
besuchte,  und  der  in  seiner  Rechtlichkeit  gar  nicht  fassen 
konnte  und  wollte,  was  Bu  Guetin  gegen  mich  plante, 
tröstete  mich  zwar  und  meinte,  es  würde  alles  noch  gut 
werden,  und  mit  meiner  Gefangenschaft  sei  es  kein  Ernst. 
Als  ich  ihn  dann  aber  fragte,  ob  er  und  die  Seinigen  nicht 
mit  uns  nach  Uadjanga,  nach  Fesan  oder  auch  nach  Ben- 
gasi  aufbrechen  wolle,  erklärte  er  erschrocken,  ohne  die 
übrigen  könne  er  allein  nichts  unternehmen. 

Einer  der  mächtigsten  Stämme  der  Suya,  die  Ait  Amera, 
hatte  sich  bisjetzt  an  diesem  ganzen  Treiben  nicht  be- 
theiligt. Hauptsächlich  in  Djof  und  Tolab  ansässig,  war 
er  von  unserm  Lager  immerhin  12,  resp.  50  km  entfernt, 
jedenfalls  jedoch  von  allen  Vorgängen  unterrichtet.  Der 
Schieb  der  Ait  Amera,  Djib  el  Lab  el  Abid,  ein  schon  be- 
jahrter Mann ,  war  der  Nachkomme  jenes  letzten  unglück- 
lichen Tebu-Sultans  von  Drängedi  in  Taiserbo.  Sein  Gross- 
vater, den  als  kleines  Kind  die  Suya  fortschleppten,  hatte 
durch  eine  glückliche  Wendung  die  Liebe  der  einzigen 
Tochter  des  Suya -Schieb  gewonnen,  und  der  aus  dieser 
Ehe  entsprossene  Sohn  und  Enkel ,  Djib  el  Lab  el  Abid, 
war  augenblicklich  Schieb :  ein  Mann  von  sehr  ehrwür- 
digem Aeussern  und  mindestens  70  Jabre  alt.  Hiernach 
zu  schliessen,  muss  also  die  Eroberung  von  Taiserbo  seitens 
der  Suya  vor  etwa  150  Jahren  stattgefunden  haben. 

Absichtlich  hatte  man  mich  immer  von  den  Ait  Amera 
fern  gehalten.  Bu  Bekr  Bu  Guetin,  dem  ich  gleich  bei 
meiner  Ankunft  in  Boema  sagte,  ich  wolle  den  Djib  el  Lah 
besuchen  und  ihm  ein  passendes  Geschenk  mitbringen,  war 
absolut  dagegen.*  Er  erklärte,  der  Schieb  sei  ein  Fana- 
tiker, er  würde  mich  gar  nicht  empfangen  und  ich  da- 
durcl»  nur  Unannehmlichkeiten  haben.     Zum  Schieb  selbst, 


Sidi  Agil.  291 

der  andererseits  mich  zu  besuchen  beabsichtigte,  hatte  er 
gesagt:  „Gehe  nur  nicht  zum  Bei  (meine  Wenigkeit),  der 
ist  ein  schmuziger  Geizhals  und  du  erniedrigst  dich  nur, 
wenn  du  ihn  besuchst." 

Am  5.  September  kam  von  Audjila  ein  gewisser  Sidi 
Agil,  ein  Bruder  des  in  Bengasi  gefangenen  Schieli  Krim 
Bu  Hellak.  Dieser,  einer  der  angesehensten  Chuan'  der 
Snussi,  ein  wüthender  Fanatiker  und  Christenhasser,  brachte 
unsere  Sache  zur  Entscheidung.  Vom  Augenblick  seiner 
Ankunft  an  war  ich  so  fest  von  unserm  Untergange  über- 
zeugt, dass  ich  meinen  Gefährten  von  unserer  bedrohten 
unrettbaren  Lage  Mittheilung  machte.  Bislang  hatte  ich 
alles  allein  getragen.  Dr.  Stecker  sowol  wie  Eckart  und 
Hubmer,  welche  freilich  woL  sahen  und  hörten,  wie  ich 
öfter  den  lärmenden  Versammlungen  der  Suya  beiwohnte; 
die  auch  erlebten,  wie  die  eingeborenen  Diener,  namentlich 
Ali  der  Gatroner,  mishandelt  und  sogar  geprügelt  wurden, 
hatten  doch  von  unserer  lebensgefährlichen  Lage  keine  ge- 
naue Kenntniss.  Dass  wir  unser  Lager  von  Boema  seit 
dem  24.  August  nicht  verlassen  durften,  wussten  sie  zwar 
auch,  aber  dass  wir  jetzt  nächtlich  und  stündlich  über- 
fallen und  gemordet  werden  könnten,  kam  ihnen  unerwartet. 

Noch  einen  Versuch  wollte  ich  machen,  die  Regierung 
von  Bengasi  von  unserer  Lage  in  Kenntniss  zu  setzen,  und 
miethete  deshalb  einen  Mann,  von  dem  ich  glaubte,  er 
würde  die  Botschaft  übernehmen  und  ausrichten.  Ein  ge- 
wisser Suya,  Namens  Mutta,  der  am  östlichsten  Ende  der 
Palmenwälder  von  Boema  wohnte,  war  öfters,  auch  einige 
mal  in  Begleitung  seiner  Frau,  in  unser  Lager  gekommen, 
um  uns  Datteln  oder  Lakbi  zu  verkaufen;  er  machte  den 
Eindruck  eines  treuherzigen  Mannes,  aber  auch  er  nahm 
das  Geld  und  betrog  uns.     Er  hat  nie  die  Oase  verlassen. 


'  Chuan,  Klosterbrüder. 

19^ 


292  Dreizelmtes  Kapitel. 

Sidi  Agil,  Avelcher  anfangs  jede  persönliche  Zusammen- 
kunft mied,  weil  er,  wie  er  sagte,  sich  durch  den  Verkehr 
mit  einem  Christen  nicht  verunreinigen  wollte,  hatte  end- 
lich den  klugen  Gedanken  ausgeheckt,  ich  solle  einen  Brief 
schreiben,  aber  nur  arabisch,  damit  Ali  Kemali  die  Ge- 
fangenen freilasse.  Das  war  mir  auch  ganz  recht,  nur 
wünschte  ich  einige  Worte  italienisch  beizufügen.  Ich 
hat-te  ja  vom  Anbeginn  meine  Absicht  kundgegeben,  einen 
Kurier  absenden  zu  wollen.  Es  wurde  ein  Brief  ge- 
schrieben, zerrissen,  ein  neuer  aufgesetzt,  aber  auch  dieser 
keineswegs  abgeschickt,  obschon  ich  von  neuem  das  Geld 
für  den  Kurier  gab.  Und  es  handelte  sich  nicht  um  kleine 
Summen,  denn  ein  Kurier  verlangte  200  M.  Die  eigent- 
liche Absicht  Sidi  Agil's  und  des  jetzt  eng  mit  ihm  ver- 
bündeten Schieb  Bu  Bekr  ging  dahin,  von  mir  einen  Brief 
zu  erhalten,  wodurch  sie  die  Gefangenen  frei  bekämen,  den 
Brief  abzusenden  und  mich  dann  am  selben  Tage  zu  er- 
morden. Das  Schlimme  war,  dass  er  mich  aber  jetzt  zwang, 
einen  Brief  an  Herrn  Rossoni  und  auch  arabisch  ohne  ita- 
lienische Begleitworte  zu  schreiben.  Denn  wenn  ich  auch 
wusste,  dass  der  Pascha  einem  arabisch  geschriebenen 
Briefe  keine  Folge  geben  würde ,  konnte  ich  nicht  ein 
Gleiches  von  Herrn  Rossoni  erwarten. 

Eigenthümlicherweise  hielt  Herr  Rossoni  auch  nach 
meiner  Rückkehr  noch  immer  an  der  Meinung  fest,  dass 
die  Gefangennahme  der  Schiuch  der  Suya  Ursache  des  Mis- 
geschicks  der  Expedition  gewesen  sei ,  obschon  er  doch 
selbst  als  Zeuge  den  Contract  unterschrieben  hatte,  also 
damals,  wenn  auch  ungern,  die  Inhaftnahme  derselben  bil- 
ligte. Und  als  er  selbst  in  diesem  Sinne  Berichte  an  die 
Geographischen  Gesellschaften  von  Rom  und  Berlin  schickte, 
wusste  er  freilich  nicht,  dass  ich  am  selben  Tage,  an  dem 
ich,  zum  wievielsten  mal  erinnere  ich  mich  nicht  mehr, 
meinen  arabischen  Brief  schrieb,  ermordet  und  ausgeplün- 


Sidi  Agil  überfällt  das  Lager.  293 

dert  werden  sollte  und  dass  die  Ausplünderung  in  der 
That  auch  erfolgte.  Hieraus  geht  zur  Evidenz  hervor,  dass 
die  Gefangenschaft  der  Schiuch  in  Bengasi  vollkommen 
Nehensache  für  die  Suya  in  Kufra  war.  Als  Herr  Rossoni 
seine  Berichte  machte,  wusste  er  freilich  ebenfalls  nicht, 
dass  nach  dem  misglückten  Mordversuch  die  Suya  mich 
ruhig  abziehen  Hessen,  trotzdem  die  Schiuch  noch 
immer  als  Geiseln  zu  Bengasi  in  Gefangenschaft 
Sassen. 

Unsere  Angelegenheit  hatte  sich  aber  jetzt  so  zuge- 
spitzt, dass  ich  mit  Bu  Guetin  often  über  unsere  Ermor- 
dung sprach.  Wenn  ich  nun  drohte  und  hervorhob,  dass 
die  Regierung  Repressalien  ergreifen,  Schchörre  zerstören, 
an  den  heimgebliebenen  Suya  sich  rächen  und  ihnen  über- 
haupt die  Rückkehr  nach  Cyrena'ika  verbieten  werde ,  er- 
hielt ich  die  kalte  Antwort:  ,,Wir  brauchen  gar  nicht 
zurückzukehren;  unsere  Angehörigen  benachrichtigen  wir 
rechtzeitig,  zu  uns  zu  stossen,  und  dann  gehen  wir  nach 
dem  Sudan,  wo  wir  unabhängig,  wie  die  Uled  Sliman,  leben 
werden." 

Am  11.  September  aber  stürzte  abends  eine  Bande 
von  30  bewaffneten  Suya  unter  Anführung  des  frommen 
Sidi  Agil  in  unser  Lager.  Es  war  9  Uhr  abends.  Stecker 
und  ich  sassen  vor  seinem  Zelt,  hatten  gerade  unser  fru- 
gales Abendbrot  beendet  und  beriethen,  was  wol  zu  thun 
sei,  als  wir  uns  im  Nu  von  einer  Menge  langer  Flinten 
umstellt  sahen  und  Sidi  Agil  in  fieberhafter  Aufregung 
1000  Thlr.  verlangte,  um,  wie  er  sagte,  mit  diesem  Gelde 
den  Pascha  Ali  Kemali  zu  bestechen,  die  Gefangenen  frei 
zu  geben.  Die  drohenden  Geberden,  die  fremden  Gesichter, 
von  denen  wir  viele  zum  ersten  mal  sahen,  das  Geldgierige 
in  ihren  Mienen,  das  Schreien  und  Schimpfen  der  Rotte 
hätte  mich  trotzdem  kaum  bewogen,  ihrem  Verlangen  nach- 
zugeben.   Erst  als  ich  sah,  dass  sie  wirklich  Ernst  machten, 


294  Dreizehntes  Kapitel. 

und  mein  Leben  sowie  das  meiner  drei  Landsleute  auf  dem 
Spiele  stand,  wich  ich.  Ich  hielt  das  stets  in  einzelnen 
Säcken  verpackte  Geld  hauptsächlich  in  den  Kisten,  aber 
auch  Stecker  sowie  Hubmer  und  Eckart  hatten  Geldsäcke, 
und  letztere  beiden  die  grössten.  Ich  rief  ihnen  also  zu, 
einen  Sack  zu  400  und  einen  zu  300  Thlrn.  zu  bringen, 
indem  ich  erklärte,  nicht  mehr  zu  besitzen.  Es  stellte  sich 
dann  heraus,  dass  aus  dem  einen  Sack  schon  10  Thlr.  ver- 
braucht waren,  factisch  also  bekamen  sie  nur  690  Thlr. 
Die  Scene  aber,  wie  die  ganze  Bande  auf  der  Erde  lag, 
wie  sie  die  blanken  neuen  Thaler  bei  Fackel-  und  Kerzen- 
beleuchtuug  zählten,  wie  Bu  Bekr  Bu  Guetin  den  Versuch 
machte,  während  des  Zählens  für  sich  10  Thlr.  beiseite 
zu  bringen,  was  nur  durch  die  Aufmerksamkeit  Stecker's 
vereitelt  wurde  —  diese  Scene  vergesse  ich  niemals!  Hab- 
gierigere Mienen,  funkelndere  Blicke,  geldgierigere  Finger 
wird  man  nirgends  wiedersehen  können.  Der  fromme  Sidi 
Agil  nannte  dies  eine  Anleihe,  während  Bu  Guetin  sich 
mit  den  Worten  entfernte:    „Für  diesmal  haben  wir  genug!" 

Am  andern  Morgen  fanden  wir,  dass  ein  Koffer  aus 
dem  Lager  gestohlen  war,  und  zwar  der,  aus  welchem 
Eckart  das  Geld  nahm  und  worin  man  noch  mehr  ver- 
muthet  hatte.  Der  Dieb,  ein  Vetter  Bu  Guetin's,  oder  sein 
Bruder,  oder  er  selbst,  konnten  nicht  zur  Rechenschaft  ge- 
zogen werden,  wie  man  denn  überhaupt  die  Sache  so  neben- 
sächlich behandelte,  als  ob  sie  sich  von  selbst  verstanden 
hätte.  Die  Uled  Bu  Guetin  und  die  Gaderoha,  in  deren 
Mitte  wir  ja  lagerten,  verfügten  jetzt  so  unumschränkt 
über  unsere  Gegenstände,  als  ob  wir  gar  nicht  mehr  für 
sie  existirten.  Mehrere  ihnen  anvertraute  Ladungen  Gerste 
verbrauchten  sie,  als  ob  es  ihr  Eigenthum  gewesen  sei. 

Die  Gelderpressung  konnte  aber  nicht  verheimlicht 
werden  und  brachte  in  der  ganzen  Oase  eine  grosse  Auf- 
regung   hervor.       Es    war    ein    beständiges    Kommen    und 


Söhich  Krim  Bu  Abel  el  Rba.  295 

Gehen,  und  auch  unser  Lebensretter  Krim  Bu  Abd  el  Rba 
stellte  sich  ein.  Bu  Guetiu  und  Sidi  Agil,  der  fromme 
Chuan,  glaubten  aber  jetzt,  den  Zeitpunkt  beschleunigen 
zu  müssen ,  und  so  luden  sie  denn  auch  Krim  el  Rba  ein, 
sich  ihrem  Bündnisse  anzuschliessen ,  mich  zu  ermorden 
und  die  Gegenstände  zu  theilen.  Dieser  Vorschlag,  den 
uns  Schieb  Krim  el  Rba  nicht  verschwieg,  rettete  uns. 

„Diese  Nacht",  sagte  er,  ,, wollen  sie  dein  Lager  über- 
fallen. Schläfst  du,  wird  man  dich  während  des  Schlafs 
abstechen.  Bu  Guetin  und  Sidi  Agil  haben  mindestens 
70  Mann.  Falls  du  Widerstand  leistest,  bist  du  verloren. 
Ja,  tödtest  du  nur  einen  Suya,  dann  hast  du  auch  alle  an- 
dern Stämme  gegen  dich,  selbst  meine  Leute  würden  sich 
dann  gegen  dich  wenden,  denn  dann  wird  es  nicht  heissen, 
du  habest  dich  zur  Wehre  gesetzt,  sondern  als  Christ  einen 
Moslim  getödtet,  und  du  weisst,  was  das  bedeutet.'' 

„Aber  was  ist  zu  thun",  erwiderte  ich,  „ist  denn  nie- 
mand von  den  Garanten  da,  um  mich  zu  beschützen?"  — 
„Rechne  auf  mich!  für  einige  Tage  kann  ich  dich  in  meinem 
Lager  schützen,  aber  dahin  musst  du  kommen."  —  „Aber", 
erwiderte  ich,  „was  wird  aus  meinen  Landsleuten,  ich 
werde  die  nicht  allein  lassen."  —  „Für  die  brauchst  du 
nicht  zu  fürchten,  man  wird  ihnen,  sobald  man  dich  in 
Sicherheit  weiss,  nichts  thun,  auch  nicht  wagen,  deine 
Sachen  anzurühren,  solange  du  lebst.  Also  komm  nur  nach 
Surk.  Wenn  ich  auch  nicht  so  viele  Leute  wie  Bu  Guetiu 
und  Sidi  Agil  habe,  bist  du  jedenfalls  dort  in  Sicherheit 
und,  einmal  frei,  können  wir  alles  abwarten."  —  ,,Soll  ich 
gleich  mit  dir  kommen  oder  wann?  Aber  noch  einmal: 
ohne  meine  Landsleute  gehe  ich  nicht,  und  wer  bürgt  mir, 
dass  ich  dir  trauen  darf?"  —  ,,Das  ist  deine  Sache.  Ich 
muss  gleich  fort,  denn  bleibe  ich  hier,  würde  auch  ich, 
ohne  am  Ueberfall  theilzunehmen,  von  den  übrigen  als 
Mitschuldiger  genannt  werden."  —  „Gut,  wir  werden  kom- 


296  Dreizehntes  Kapitel. 

men,  aber  hast  du  niemand,  der  uns  abends  führt?"  — 
„Mein  Schwiegersohn,  Smeida,  bleibt  hier,  er  weiss  alles. 
Sobald  es  dunkelt,  verlasst  ihr  das  Lager  und  nehmt  nichts 
mit,  als  etwas  baares  Geld,  denn  danach  wird  man  viel- 
leicht suchen,  alles  andere  lasst  an  Ort  und  Stelle." 

Ich  ersuchte  ihn  dann  noch,  mein  Pferd  zum  Reiten 
mitzunehmen.  Bezwecken  wollte  ich  dadurch,  einen  Diener, 
der  es  angeblich  zurückreiten  sollte,  fortzusenden.  Dieser, 
ein  Neger,  Klili  hiess  der  Würdige,  war  nämlich  von  Bu 
Guetin  engagirt,  uns  auszuspioniren  und  ihm  von  allen 
unsern  Handlungen  Nachricht  zu  bringen.  Ich  bat  Schieb 
Krim,  den  Klili  zurückzubehalten,  das  Pferd  natürlich  auch. 
Es  war  4  Uhr  nachmittags  geworden,  als  Krim  el  Rba  vor 
unserer  Lagerthür  mein  Pferd  bestieg.  „Du  bleibst  nicht?" 
fragte  ihn  Bu  Guetin,  der  zufällig  oder  absichtlich  herbei- 
kam. —  „Nein,  ich  will  nicht",  erwiderte  jener.  Ich  that, 
als  ob  ich  das  „ich  will  nicht"  nicht  verstände.  —  „Aber 
warum  gibst  du  dem  Schieb  dein  Pferd,  und  warum  geht 
der  Klili  mit?"  fragte  mich  nun  Bu  Guetin.  —  „Ich  leihe 
ihm  mein  Pferd,  weil  es  sehr  heiss  ist  zum  Gehen,  und 
Klili  geht  mit,  damit  er  mir  noch  heute  das  Pferd  zurück- 
bringt." Das  schien  dem  Bu  Guetin  sehr  einleuchtend  und, 
mir  höhnisch  zurufend :  „Ja,  das  ist  gut,  lass  dir  dein  Pferd 
nur  bald  zurückbringen",  entfernte  er  sich  nach  seinem 
Palmengebüsch. 

Ich  rief  nun  meine  Landsleute  herbei,  tbeilte  ihnen 
alles  mit  und  gab  ihnen  die  Vorschrift,  sich  schon  jetzt 
genau  mit  dem  Kompass  eine  gerade  Südlinie  zu  bezeichnen, 
abends  nach  dem  Dunkelwerden  500  Schritt  abzuzählen 
und  dann  zwischen  den  Hadbüschen  auf  mich  zu  warten. 
Smeida  aber,  der  in  unserm  Lager  blieb,  sagte  ich,  er 
möge  abends  im  rechten  Augenblick  bereit  sein,  mich  ab- 
zuholen. 

Im   übrigen   verblieben    wir   in    unserer    gewöhnlichen 


Ein  fürchterlicher  Marsch.  297 

Thätigkeit.  Unsere  eingeborenen  Diener  wussten  von  nichts, 
nur  Ali  hatte  ich  gesagt,  einem  etwaigen  Ueberfall  keinen 
Widerstand  entgegenzusetzen  und,  sobald  es  dunkelte,  die 
übrigen  Eingeborenen  irgendwie  zu  beschäftigen,  damit  unser 
Abmarsch  verborgen  bliebe. 

Soweit  ging  auch  alles  gut.  Wir  assen  zu  Abend  und, 
sobald  es  Nacht  geworden,  ging  zuerst  Hubmer,  dann 
Eckart,  endlich  Dr.  Stecker  aus  dem  Lager.  Kaum  hatte 
letzterer  es  verlassen,  als  Smeida  hereinkam  und  mich 
aufforderte,  ihm  zu  folgen,  es  sei  die  höchste  Zeit.  — 
Meine  drei  vorangegangenen  Landsleute  hatten  sich  leicht 
zurecht  gefunden ;  aber  erst  nach  einigen  Versuchen  konnte 
ich  selbst  den  Punkt  ausfindig  machen,  wo  sie  auf  mich 
warteten.  Ich  hatte  nicht  gezählt,  ging  nur  gerade  süd- 
wärts, Smeida  flüsterte  mir  stets  zu:  „Komm'  westlich", 
während  ich  ihm  sagte,  erst  müssten  die  Gefährten  gefun- 
den sein.  Endlich  antwortete  ein  leises  Husten  auf  das 
meinige  und,  der  Richtung  des  Schalles  folgend,  fand  ich 
alle  drei  beisammen.  Es  war  so  dunkel,  dass  man  keinen 
Schritt  vor  sich  sehen  konnte,  denn  ausnahmsweise  hatte 
sich  der  Himmel  umwölkt. 

Jetzt  ging  es  schnell  und  geräuschlos  vorwärts,  Smeida 
voran  und  wir  hinterdrein.  Es  war  ein  fürchterlicher 
Marsch,  um  so  entsetzlicher,  als  wir  aus  der  Richtung  ka- 
men, in  einen  Sebcha  geriethen,  dann  wieder  zwischen  Had 
und  Binsen  uns  durcharbeiten  raussten,  ausserdem  der 
Sack  platzte,  in  welchem  Hubmer  einige  hundert  Maria- 
Theresienthaler  trug,  und  schliesslich,  als  wir  nach  vielen 
Mühen  schweisstriefend  die  grossen  Palmenbüsche  von  Surk 
erreichten,  Smeida  erklärte,  er  könne  die  Hausch  (d.  h.  den 
Palmenbusch,  an  welchem  gelagert  wird)  seines  Schwieger- 
vaters nicht  finden,  wir  sollten  nur  warten,  er  wolle  auf 
die  Suche  gehen.  Jetzt  glaubte  ich  in  der  That,  wir  wären 
verrathen,  ich  rief  meinen  Gefährten  zu,   die  Revolver  zu 


298  Dreizehntes  Kapitel. 

ziehen  uud  auf  alles  gefasst  zu  sein.  Einen  Vorwurf  konnte 
ich  mir  nicht  machen,  und  meine  Gefährten  erhoben  ihn 
auch  nicht,  denn  griff  man  uns  hier  an,  dann  um  so 
sicherer  auch  in  Boema.  Sollte  es  aber  einmal  sein,  dann 
wenigstens  wollten  wir  unser  Leben  theuer  verkaufen.  Wir 
hatten  Munition  und  fünf  Revolver  bei  uns,  damit  liess 
sich  schon  etwas  machen.  Auf  Erfolg  war  freilich  nicht 
zu  rechnen. 

Da  hörten  wir  plötzlich  in  einiger  Entfernung  rufen: 

„Uehnhu  Uehnhu!"  (*-^^  ^•^t'.j)-  —  „Jetzt  aufgepasst-  meine 
Freunde!"  rief  ich.  —  Wir  sassen  lautlos.  Plötzlich  in 
nächster  Nähe  riefen  mehrere  Stimmen:  ,, Mustafa  Bei  mahra- 
babik,  mahrababik,  fi  aman  Allah,  sartkum  el  Barka!"  ^ 
Und  im  selben  Augenblick  standen  zwei  grosse  Gestalten 
an  meiner  Seite.  An  ihrem  linken  Arm  hingen  allerdings 
zwei  grossmündige  Carabiner,  auf  dem  Rücken  hatten  sie 
die  lange  Flinte  mit  geöffnetem  Leder  ■^,  aber  ein  warmer 
Händedruck  bestätigte  ihre  freundlichen  Worte.  Wir  waren 
gerettet. 

Nun  aber  erklärte  uns  Sme'ida,  wie  weit  wir  aus  der 
Richtung  gekommen  wären,  und  noch  fast  einen  Kilometer 
hatten  wir  zu  gehen,  ehe  wir  den  Palmenbusch  Krim  el 
Rba's  erreichten.  Mein  Neger  Klili  war  nicht  wenig  er- 
staunt, als  er  uns  ankommen  sah,  sehr  aber  freute  sich 
der  gute  Schieb,  und  trotzdem  es  Mitternacht  geworden 
war,  musste  sein  Sohn  noch  ein  grosses  Feuer  anzünden, 
um  Brot  zu  backen. 

Was  war  inzwischen  in  unserm  Lager  vorgefallen? 
Das  erfuhren  wir  am  folgenden  Morgen  ganz  früh.  Nach 
der  Aussage  Ali's,  des  einzigen  uns  Avirklich  treuen  Dieners, 


*  Mustafa  Bei,   willkommen,    willkommen,   du    bist   im   Schutze 
Gottes,  dein  Besuch  bringt  Segen. 

-  D.  h.  vom  Schluss  abgenommen,  also  öchussbereit. 


Bu  Guetin  und  seine  Bande.  299 

betrat  Bu  Guetin  etwa  zwei  Stunden  nach  unserm  Fort- 
gange  das  Lager.  Auf  seine  Frage:  „Wo  „ist  Mustafa  Bei? 
antwortete  Ali :  „Der  schläft."  —  „Wecke  ihn!"  befahl  der 
Schieb.  —  „Das  darf  ich  nicht",  entgegnete  Ali.  „Dann 
will  ich  es  selbst  thun"  und,  seine  Pistole  ziehend,  betrat 
er  mein  Zelt.  „Er  ist  entflohen,  er  ist  nicht  drinnen!" 
rief  er  gleich  darauf.  Seine  Gefährten,  welche  inzwischen 
die  übrigen  Zelte  durchsucht  hatten,  bestätigten  die  Ab- 
wesenheit der  Eigenthümer.  Auf  das  Erstaunen,  auf  die 
Wuth,  dass  ihnen  ihre  Beute  entgangen,  folgte  eine  kurze 
Berathung.  Dann  aber  wurde  Ali  aufgefordert,  die  Koffer 
zu  bezeichnen,  in  denen  das  Geld  sei.  Das  konnte  er  na- 
türlich nicht,  und  jetzt  machte  sich  die  Horde  daran,  die 
Koffer  und  Kisten  zu  erbrechen.  Den  wilden  Kerlen  dauerte 
aber  das  Schlossaufbrechen  sowie  das  Abheben  der  Deckel 
mit  Stemmeisen  viel  zu  lange.  Sie  nahmen  einen  schweren 
eisernen  Hammer,  der  mehrere  Pfund  wog,  und  zerschmet- 
terten damit  die  Kisten  und  Koffer,  andere  machten  sich 
über  die  Lebensmittel  her ;  Säcke  mit  Reis  und  Gerste 
wurden  verschleppt  und  zum  Theil  verstreut,  die  Butter 
kurzweg  getrunken  (Butter  ist  in  Kufra  immer  schon  im 
geschmolzenen  Zustand,  wenigstens  bei  Tage),  die  Kerzen 
und  namentlich  die  Tabackpackete  veranlassten  Prügelei. 
Mohammed  und  Bu  Bekr  Bu  Guetin  beorderten  inzwischen 
ein  Schlachten  der  Hühner,  damit  zugleich  ein  Schmaus 
stattfände,  und  Bu  Guetin  und  sein  Schwiegersohn  Ssala, 
nachdem  sie  noch  300  Thlr.  baar  gefunden  hatten,  riefen 
den  frechen  Plünderern  stets  zu,  tüchtig  Lakbi  zu  trinken, 
während  sie  selbst  ihren  Muth  durch  Trinken  von  Cognac 
und  vielleicht  auch  Spiritus  zu  erhöhen  suchten. 

Nachdem  ein  schönes  Harmonium  und  eine  Spieluhr 
zerschlagen,  die  Instrumente  bis  auf  die  Anero'ide  und  sil- 
bernen Taschenuhren  zerstampft  waren,  machten  sie  sich 
daran,    die   Geschenkkisten  zu    zertrümmern,   und  zu  ver- 


300  Dreizehntes  Kapitel. 

wundern  ist  nur,  dass  die  kostbaren  Sachen  beim  Zer- 
schmettern der  sehr  festen  Kisten  nicht  noch  mehr  ge- 
litten hatten.  Vom  Sonnenschirm  wurden  kurzweg  die  gol- 
denen Fransen  gerissen,  und  aus  den  kostbaren  Gewehr- 
kisten von  Nussbaumholz  trennten  sie  die  fein  eingelegten 
Messingstreifen  heraus,  in  der  Meinung,  es  sei  Gold.  Wäh- 
rend aber  Bu  Guetin  seine  ganze  Bande  ziemlich  walten 
Hess,  theilte  er  das  Geld  nur  mit  Ssala  und  dem  frommen 
Sidi  Agil;  die  Geschenke  nahm  er  für  sich  allein  in  Be- 
schlag, wobei  er  aber  so  roh  verfuhr,  dass  er  z.  B.  ein 
prachtvolles  Stück  Sammet,  welches  circa  40  m  lang  war, 
mit  einem  Schlauch  Butter  zusammenpackte. 

Man  wird  sich  denken  können,  dass  diese  Scene,  die 
stundenlang  dauerte  und  unter  höllischem  Lärm  und  Ge- 
schrei bei  hellloderndem  Feuer  stattfand,  nach  und  nach 
eine  grosse  Menge  Menschen  herbeilockte.  Dazu  fand  ein 
beständiges  Schiessen  statt,  denn  ausser  einigen  1000  Pa- 
tronen waren  den  Räubern  fast  alle  Blechbüchsen  mit 
Pulver  in  die  Hände  gefallen.  Dass  beim  Oeifnen  der  Pa- 
tronen, beim  Feuern  mit  unbekannten  Waffen  nicht  mehr 
Unglücksfälle  vorfielen,  muss  als  ein  wahres  Wunder  be- 
trachtet werden.  Nur  einer  aus  der  Sippschaft  der  Bu 
Guetin,  mit  dem  Laden  eines  schönen  vernickelten  Re- 
volvers beschäftigt,  schoss  sich  einen  Finger  der  linken 
Hand  ab.  Dies  Werk  der  Zerstörung  und  Vernichtung 
aller  Gegenstände,  auch  der  Zelte,  dauerte  bis  gegen  Tages- 
anbruch, und  da  war  kein  einziger  unter  den  Suya,  der 
seine  Entrüstung  über  diese  Scliandthat  laut  werden  Hess. 
Doch  einer!  Ali  erzählte  nachher,  ein  alter  Mann  aus  dem 
Stamme  der  Bu  Guetin  sei  gekommen  und  habe  gerufen: 
,,Ich  wollte  nie  etwas  mit  den  Christen  zu  thun  haben,  ich 
bin  stets  dagegen  gewesen,  sie  hierherzubringen,  aber  ihr 
habt  das  Brot  der  Christen  gegessen,  und  verflucht  seid  ihr 
für  solchen Verrath!"  Aber  das  war  eine  Stimme  in  der  Wüste! 


Alles  zertrümmert.  301 

Das  Lager  muss  am  andern  Morgen  einen  entsetz- 
lichen Anblick  gewährt  haben:  die  Zelte  zerrissen,  die 
Kisten  —  18  Stück  und  zum  Theil  sehr  grosse  —  zertrüm- 
mert und  zermalmt,  dazwischen  zerstreut  Lebensmittel,  na- 
mentlich zerstampfte  Blechbüchsen,  deren  Inhalt  sie  nicht 
assen,  aus  Furcht,  es. sei  Schweinefleisch,  endlich  überall 
einzelne  Blätter  zerrissener  Bücher  und  aufgewühlter  Boden. 
Denn  die  Suya,  denen  es  hauptsächlich  um  baar  Geld  zu 
tliun  war,  sahen  sich  doch  in  ihren  Erwartungen  getäuscht. 
Sie  hatten  sich  in  den  Kopf  gesetzt,  und  namentlich  Bu 
Guetin  verbreitete  diese  Meinung,  wir  führten  7000  Bu  Thir 
(Maria -Theresienthaler)  mit  uns.  Statt  dessen  fanden  sie 
baar  nur  300.  Im  Glauben  nun,  wir  hätten  das  Geld  ver- 
graben, war  der  ganze  Boden  des  Lagers  und  zwar  meh- 
rere Fuss  tief  von  ihnen  aufgewühlt  worden. 

Als  es  tagte,  bekamen  wir  in  Surk  schon  Nachricht 
von  dem  Ueberfall  unsers  Lagers.  Die  ganze  Oase  wiisste 
es  bereits.  Als  ob  ein  Telegraph  existirt  hätte,  so  schnell 
verbreitete  sich  die  Kunde  des  üeberfalls  und  der  Plün- 
derung. —  In  Surk  standen  aber  die  Mannen  des  Schieb 
Krim  el  Rba  auf  der  Wacht,  da  sie  stark  fürchteten,  dass 
die  Bu  Guetin  und  die  Gaderroha  einen  Ueberfall  machen 
würden.  Andererseits  hatte  der  Schieb  selbst  die  grössten 
Aufmerksamkeiten  für  uns:  eine  Palme  wurde  frisch  für 
uns  geöffnet,  obschon  er  zwei  des  Lakbi  wegen  schon  ver- 
zapft hatte;  sein  bester  Teppich  diente  uns  als  Lager,  und 
wenn  es  auch  nichts  weiter  zu  essen  gab,  als  Brot  und 
frische  Datteln ,  so  konnten  wir  uns  doch  vor  allem  dem 
Gefühle  der  Sicherheit  hingeben,  wir  waren  im  vollsten 
Sinne  gerettet.  Seit  Wochen  hatten  wir  aber  zwischen 
Tod  und  Leben  geschwebt. 

Entsetzlich  schmerzhaft  war  es  jedoch,  gerade  jetzt  in- 
mitten einer  Aufgabe  unterbrochen  zu  werden,  wo  man  so 
fest  auf  das  Gelingen  rechnen  durfte.     Mit  diesen  Mitteln, 


302  Dreizehntes  Kapitel. 

mit  einem  so  genau  stipulirten  und  von  der  türkischen 
Regierung  garantirten  Vertrage,  mit  einer  solchen 
Bedeckung  glaubte  ich,  sicher  und  unfehlbar  von  Bengasi 
aus  Abeschr,  die  Hauptstadt  von  Uadai,  zu  erreichen,  wie 
man  in  Deutschland  von  einer  Stadt  zur  andern  reist.  Und 
nun  war  alles  hin.  Die  Instrumente  namentlich  schlössen 
einen  unersetzlichen  Verlust  in  sich.  In  dieser  Beziehung 
hatte  unser  Erretter  sich  leider  verrechnet.  Seinem  Rathe 
folgend,  nur  baares  Geld  mitzunehmen,  da  die  Räuber,  so- 
bald sie  sähen,  ich  sei  in  Sicherheit,  nicht  wagen  würden, 
die  Gegenstände  des  Lagers  anzutasten,  Hessen  wir  in  der 
That  alles  stehen  und  liegen.  Es  wäre  ja  viel  leichter  für 
uns  gewesen,  unsere  Tagebücher,  Vocabularien ,  Land- 
karten u.  s.  w.  sowie  selbst  die  nothwendigsten  Instrumente 
mitzunehmen,  als  jene  schweren  Geldsäcke.  Freilich,  was 
Krim  el  Rba  voraussagte,  traf  ein:  nach  Geld  hatten  sie 
hauptsächlich  gesucht,  aber  nun  in  der  ersten  Wuth  dar- 
über, dass  sie  nicht  mehr  fanden,  alles  zerschlagen  und 
zerstört. 

Auf  die  Nachricht,  ich  sei  geborgen  und  lebe,  begann 
jedoch  die  Reue  gleich  am  folgenden  Tage;  schon  am 
14.  September  thaten  sich  freiwillig  einige  zusammen,  um 
für  uns  Gegenstände,  Waaren  u.  s.  w.  zu  sammeln. 

Es  war  Daha  (9  Uhr  morgens)  geworden,  als  einige, 
von  100  bewaffneten  Leuten  gefolgte  Reiter  herankamen 
und  nach  einer  kurzen  Begrüssung  mit  unserm  Schieb  eine 
feierliche  Midjeles  eröffneten:  ,,Es  ist  Djib  el  Lab  el  Abid, 
der  Schieb  der  Uled  Amera" ,  sagte  mir  der  Sohn  unsers 
Schieb,  und  gleich  darauf  wurden  Stecker  und  ich  gerufen, 
um  der  Versammlung  beizuwohnen.  Nachdem  wir  uns 
gegenseitig  begrüsst,  redete  mich  Schieb  Djib  el  Lab  fol- 
gendermassen  an: 

„Es  ist  dir  ein  grosses  Unrecht  geschehen,  o  Bei,  man 
hat  dein  Lager  überfallen  und  ausgeplündert,  und  wie  mein 


Schich  Djib  el  Lab  el  Ahid.  303 

Freund  Schich  Krim  mir  mittheilt,  konntest  du  dich  dem 
Morde  nur  dadurch  entziehen,  dass  du  vorige  Nacht  dein 
Lager  verliessest  und  hierherkamst.  Ich  will  nicht  fragen, 
weshalb  du  mich  nicht  besuchtest;  mir  ist  es  jetzt  klar, 
dass  Bu  Guetin  uns  absichtlich  auseinander  hielt,  denn 
Krim  sagt  mir,  du  seiest  grossmüthig  und  gastfrei.  Ich 
hätte  dich  auch  nicht  in  Boema  aufgesucht,  aber  nun  du 
im  Unglück  bist,  komme  ich  zuerst  zu  dir,  und  ich  und 
mein  ganzer  Stamm  wollen  dir  dienen.  Nur  um  eins  muss 
ich  dich  gleich  jetzt  bitten.  Ich  verlange  von  dir  eine 
schriftliche  Erklärung,  dass  mein  ganzer  Stamm  nicht  be- 
theiligt war  beim  Ueberfall,  denn  wir  wollen  unsere  Hei- 
mat nicht  aufgeben,  sondern  wünschen  wieder  zurückzu- 
kehren nach  Barka." 

Ich  dankte  für  sein  freundliches  Entgegenkommen  und 
versprach,  den  Schein  zu  geben,  was  aber  erst  nach  grossem 
Suchen  und  Warten  gelang,  da  niemand,  als  man  endlich 
ein  Blatt  Papier  aufgetrieben  hatte,  ein  Tintenfass  und  eine 
Feder  besass. 

Gleich  darauf  wurden  wir  aufgefordert,  ein  Verzeichniss 
unserer  sämmtlichen  Sachen  zu  geben,  womöglich  mit  Werth- 
angabe. Am  folgenden  Tage  beschlossen  sie,  nach  Boema 
zu  ziehen,  um  zu  sehen,  was  zu  machen  sei,  zumal  um  die- 
selbe Zeit  die  Nachricht  kam,  dass  ein  gewisser  Abu- 
Mdaeus  vom  Stamme  Djeluled^  angefangen  habe.  Ver- 
schiedenes von  den  Gegenständen  für  uns  zu  sammeln  und 
zu  bewachen. 

Dadurch,  dass  Djib  el  Lab  el  Abid  mit  seinem  ganzen 
Stamm  sich  für  uns  erklärt  hatte,  war  überhaupt  in  der 
ganzen  Oase  ein  Umschlag  in  den  Gesinnungen  der  Suya 
eingetreten.     Als  die  Nacht   kam,   ritten  Djib  el  Lab  und 


^  Die  Djeluled  haben  im  südlichen  Kebabo   keine   Besitzungen, 
sondern  nur  in  Hauari  und  Taiserbo. 


304  Dreizehntes  Kapitel. 

Schich  Krim  unter  starker  Bedeckung  nach  Boema,  um  die 
Herausgabe  aller  unserer  Habe  zu  verlangen,  und  als  am 
andern  Morgen  das  Gerücht  sich  verbreitete,  beide  Schiuch 
seien  in  Boema  damit  beschäftigt,  die  Sachen,  welche  nicht 
vollkommen  zerstört  wären,  zu  sammeln,  dachte  ich,  es  sei 
gut,  Eckart  und  Hubmer  hinzuschicken,  um  womöglich  von 
unsern  schriftlichen  Arbeiten  zu  retten,  was  zu  retten  sei. 
Beide,  muthig  und  voll  Aufopferung,  erklärten  sich  auch 
gleich  bereit  dazu,  obschon  kein  einziger  von  den  Ait  Ksir  ^ 
sie  zu  begleiten  wagte.  Ich  gab  ihnen  die  Pachtung  mit 
dem  Kompass  an  und,  mit  Revolvern  versehen,  machten  sie 
sich  auf  den  Weg. 

Wie  erschrocken  war  ich  aber,  als  Djib  el  Lah  und 
Krim  etwa  zwei  Stunden  nach  dem  Abgange  Eckart's  und 
Hubmer's  mit  der  ganzen  Bedeckung  zurückkamen  und  er- 
zählten, sie  seien  allerdings  in  Boema  gewesen,  aber  die 
Sache  wäre  noch  nicht  reif  zum  Unterhandeln,  im  Gegen- 
theil,  Bu  Guetin,  Ssala  und  der  Chuan  Agil  schienen  die 
Sache  auf  die  Spitze  treiben  zu  wollen,  denn  ersterer  habe 
100  Thlr.  Bu  Thir  (circa  400  M.)  dem  versprochen,  der 
mich  meucheln  würde.  Wer  kann  sich  meine  Angst  aus- 
malen? Ich  glaubte  die  Schiuch  mit  der  Bedeckung  in 
Boema,  und  erfuhr  nun,  es  seien  nur  unsere  Feinde  dort, 
und  dahin  hatte  ich  meine  Landsleute  geschickt!  Sofort 
sandte  ich  den  ältesten  Sohn  Krim's  beritten  nach.  Glück- 
licherweise traf  er  sie,  und  nach  zwei  Stunden  kam  er  auch 
mit  den  beiden  zurück;  beide  sassen  auf  meinem  Hengst. 
Es  war  für  sie  auch  keine  Kleinigkeit  gewesen.  In  Boema 
waren  sie,  nichts  Arges  ahnend,  bis  zu  unserm  Lagerplatz 
gekommen,  den  sie  in  einem  grauenhaften  Zustande  fanden. 
Natürlich  hatte  man  sie  gleich  bemerkt,  doch  ihnen  nichts 
zu  Leide   gethan.     Der   noch   immer  mit  Graben   beschäf- 


'  Name  des  Stammes  unsers  Schich  Krim  Bu  Abd  el  Rba. 


Von  Surk  nacrh  Djof.  30:') 

tigte  Bu  Guetiii  hatte  sich  wegbegeben,  dann  war  einer 
gekommen  mit  der  Frage:  „Bist  du  Stecker  Efendi?''  wor- 
auf andere  erwiderten:  „Nein,  das  ist  weder  der  Bei,  noch 
Stecker  Efendi,  lass  die  nur  gehen!"  —  Man  hatte  ihnen 
dann  gesagt,  sie  sollten  sich  aus  dem  Staube  machen,  was 
sie  sich  nicht  zweimal  sagen  Hessen,  sobald  sie  eingesehen, 
dass  niemand  von  unserer  befreundeten  Partei  dort  sei. 

Ganz  erschöpft  kamen  sie  an;  sie  hatten,  ohne  zu 
ruhen,  den  Weg  hin  und  zurück  —  circa  40  km  —  gemacht, 
und  ohne  zu  trinken.  Erst  dicht  vor  Surk  fanden  sie 
in  einem  Palmenbusch  einen  Topf  mit  Lakbi,  der  einiger- 
massen  ihren  brennenden  Durst  löschte. 

Wir  aber  mussten  gleich  darauf  aufbrechen  und  nach 
Djof  übersiedeln,  weil  Djib  el  Lah  den  Aufenthalt  in  Surk 
für  uns  nicht  sicher  genug  hielt.  Noch  am  selben  Nach- 
mittag brachen  wir  auf,  durchritten  erst  den  schönen  Pal- 
menwald von  Surk,  kamen  dann  in  eine  Sebcha  und  er- 
reichten  bald  darauf  Djof,  ein  im  ganzen  etwa  15  km  von 
Surk  entferntes,  inmitten  einer  wunderschönen  Vegetation 
gelegenes  Suya-Dorf.  Schon  von  weitem  entzückte  uns  die 
Fülle  und  gewaltige  Entwickelung  der  herrlichen  Talha- 
Akazien.  Vor  dem  Dorfe  selbst  war  gi'osse  Midjeles,  man 
gab  uns  Quartier  in  einer  geräumigen  Hütte,  welche  zwei 
Abtheilungen  hatte  und  einem  uralten  Suya  gehörte,  der 
eingestandermassen  sein  ganzes  Leben  lang  Landräuber 
gewesen  und  jetzt  der  reichste  Besitzer  des  Dorfs  war; 
er  hatte  zwei  schöne  Gärten,  und  die  hintere  Seite  un- 
serer Hütte  ging  auf  einen  grossen  Hof,  wo  seine  eigene,  aus 
Stein  erbaute  W^ohnung  stand. 

Zuerst  gingen  wir  daran,  uns  Lebensmittel  zu  kaufen, 
Mehl,  Butter  u.  s.  w.,  und  Geschirr  zu  leihen,  um  wieder 
selbst  kochen  zu  können,  unser  Wirth  aber  Hess  es  sich 
nicht  nehmen,  uns  stets  mit  frischen  Datteln  zu  versorgen, 
die  uns   auch   andere   Bewohner   des  Dorfes  unter  freund- 

RoHLFS,  Kufra.  20 


306  Breizfthiitps  Kapitel. 

lieber  Begrüssung  brachten.  Die  geraubten  Gegenstände 
hatte  man  theilweise  zurückgegeben. 

Einen  Augenblick  aber  schien  es,  als  sollte  alles  wieder 
zu  unsern  Ungunsten  sich  entscheiden.  Die  Uled  Bu  Guetin 
und  Ait  Gaderroha  schickten  und  baten  um  (Jehör,  und 
so  wurden  denn  am  15.  und  16.  September  allgemeine 
Rathsversammlungen  ausgeschrieben,  an  welchen  Abgesandte 
aller  Stämme  theilnahmen.  Die  Genannten  mussten  aber 
ohne  Waffen  erscheinen  und  ausserdem  in  Pistolenschuss- 
weite von  mir  entfernt  bleiben.  Man  hielt  die  heftigsten 
Reden,  vor  allen  Schieb  Bu  Bekr;  er  schrie  und  brüllte: 
,,Hört  nicht  auf  den  Christenhund,  und  du  Sehich  Djib  el 
Lah,  traue  ihm  nicht,  er  wird  euch  alle  in  Bengasi  ver- 
rathen.  Tödtet  ihn,  den  ungläubigen  Hund,  den  ich  aller- 
dings hier  mit  herbrachte,  aber  dessen  ich  mich  schäme. 
Die  Christen  sind  die  Feinde  des  Sultans,  und  dieser  Brussiani 
ist  einer  der  ärgsten;  wir  werden  ihn  foltern,  damit  er  uns 
sagt,  wo  er  sein  Geld  vergraben  hat."  —  Seine  Reden 
machten  Eindruck,  zumal  er  immer  an  den  Fanatismus  und 
die  Habsucht  seiner  Landsleute  appellirte  und  die  Kraft 
seiner  Stimme  alles  übertönte.  Damit  konnte  ich  mich 
nun  allerdings  messen,  da  ich  meine  Lunge  nicht  schonte, 
und  im  Grunde  genommen  errang  ich  ebenso  viel  Beifall, 
als  Bu  Guetin.  Zuletzt  verwandelte  sich  die  Rathsversamm- 
lung  in  ein  Redeturnier  zwischen  uns  beiden.  Sidi  Agil 
war  der  Beistand  Bu  Bekr's,  Schieb  Krim  der  meine.  Hier 
stand  ich,  dort  er,  200  Schritt  von  mir  entfernt,  bald 
sassen  wir,  bald  sprangen  wir  auf.  Dazu  auf  beiden  Seiten 
Hunderte  von  Leuten.  Dieses  Turnier  dauerte  zwei  Tage, 
und  es  hatte  sich  noch  nichts  entschieden. 

Am  Iß.  September  abends  jedoch  erfolgte  ein  mäch- 
tiger LTmschwung:  es  verlautete,  in  der  Sauya  sei  ein  Ku- 
rier von  Djarabub  angekommen,  und  zugleich  erfuhr  man 
mit  Bestimmtheit,    dass   Sidi   Agil   das  am    11.   September 


Sidi  ITnRSPi'ji  von  Djarabuh.  307 

abends  erpresste  Geld  -^  seine  sogenannte  Anleihe  — ,  aller- 
dings nur  einen  Theil  desselben,  jetzt  wirklich  nach  Ben- 
gasi  geschickt  habe.  Natürlich  jetzt  wusste  er,  dass  er 
Rechenschaft  ablegen  müsse.  In  der  That  war  ein  ge- 
wisser Sidi  Hussein,  ein  sehr  angesehener  Chuan,  von  Dja- 
rabub  gekommen  mit,  den  gemessensten  Befehlen  von  Sidi 
el  Madhi,  dem  obersten  Chef  der  Snussi,  uns  nicht  nur 
gut  aufzunehmen,  sondern  uns  sogar  Gastfreundschaft  zu 
erweisen.  Wie  es  gekommen  ist,  dass  man  auf  diese  Weise 
in  Djarabub  Entscheidung  traf:  ob  der  Schieb  der  Snussi 
glaubte,  es  wäre  klüger,  den  Christenhass  zu  lindern,  oder 
ob  der  Regierungsbrief  von  Bengasi  oder  ein  Bericht  von 
Sidi  Abd  er  Rahim  ^  aus  Bengasi  einwirkte,  worin  er  Sidi 
el  Madhi  das  rein  Wissenschaftliche  der  Expedition  vor- 
stellte, ob  alles  das  Veranlassung  zu  der  veränderten  Lage 
gab  —  das  vermag  ich  nicht  zu  sagen;  aber  genug,  der 
Befehl  war  in  Kufra  angekommen,  uns  zuvorkommend  zu 
empfangen.     Leider  einige  Tage  zu  spät. 

Die  am  17.  September  abgehaltene  Versammlung  ent- 
schied sich  denn  auch  definitiv  zu  meinen  Gunsten,  da  jetzt 
der  Ajipell  an  den  Fanatismus  nicht  mehr  gemacht  werden 
konnte.  Unter  wüthenden  Drohungen  verliessen  daher  Bu 
Bekr  und  Ssala  die  Versammlung,  nachdem  sie  schliesslich 
noch  gerufen,  um  die  Eifersucht  der  Suya  zum  letzten  mal 
anzustacheln:  „Wir  gehen  mit  den  Geschenken  nach  Uadai, 
übergeben  sie  dem  Sultan  und  erhalten  dafür  von  ihm 
500  Sklaven."  —  „Ist  niemand  da,  mir  die  Schufte  zu  binden?" 
rief  ich  ihnen  nach;  aber  Krim  zog  mich  schnell  fort:  ,, Be- 
denke,  es  sind  unsere  Brüder,    und  du  bist  blos  Christ!" 


^  Sidi  Abd  er  Rahim  ist  ein  gelehrter  Mann,  und  Sidi  el  Madhi 
gewiss  ebenfalls.  Ersterer,  der  eine  gute  Bücherei  besass,  kannte 
alle  arabischen  Geographen  und  hatte  auch  Kenntnisse  von  der 
übrigen  arabischen  Literatur. 

20* 


308  Dreizehntes  Kapitel. 

Am  selben  Tage  erhielten  wir  einen  grossen  Theil  der 
Waaren  zurück,  welche  glücklicherweise  nicht  in  Bu  Bekr's 
Hände,  sondern  in  die  eines  der  Ait  Gaderroha  (diese  fielen 
jetzt  alle  von  Bu  Guetin  ab)  geriethen,  und  da  gerade  eine 
grosse  Karavane  Sfaxer  Kaufleute  und  ^fodjabra  anlangte, 
konnten  wir  einen  Theil,  namentlich  Perlen,  zur  Befriedi- 
gung einiger  Bedürfnisse  in  Geld  verwandeln,  da  ich  es  für 
besser  hielt,  das  uns  noch  gebliebene  Geld  nicht  zu  zeigen. 
Nur  Schieb  Krim  el  Rba  hatte  Kenntniss  davon.  Schieb 
Bu  Bekr,  welcher  seinen  Plan,  nach  Uadai  zu  gehen,  auf- 
gab, weil  er  dort  Strafe  fürchtete,  nachdem  er  gehört,  ich 
liätte  an  den  Sultan  geschrieben,  nahm  nun  aber  auch  die 
Gelegenheit  wahr,  verschiedene  unserer  Gegenstände  zu 
Geld  zu  machen:  er  verkaufte  die  zum  Verschenken  mit- 
genommenen silbernen  Taschenuhren,  sowie  die  Anero'ide, 
welche  er  ebenfalls  als  Uhren  losschlug.  Ja,  er  besass  so- 
gar die  Frechheit,  die  sammtenen  goldgestickten  Burnusse 
feil  zu  bieten  ,  und  gern  hätte  er  sie  für  50  Thlr.  losge- 
schlagen, aber  er  fand  keine  Käufer.  Die  Leute  der  Ka- 
ravane sagten  ganz  richtig:  „Wenn  der  Sultan  uns  fragt, 
wie  wir  zu  solch  kostbaren  Gewändern  gekommen  wären, 
würden  wir  keine  Rechenschaft  geben  können."  So  musste 
er  mit  seinen  Burnussen  wieder  abziehen.  Den  Schirm  zu 
verkaufen,  versuchte  er  nicht  einmal,  ebenso  wenig  konnte 
er  daran  denken,  die  übrigen  kaiserlichen  Gegenstände  an 
den  Mann  zu  bringen. 

Die  Ankunft  Sidi  el  Hussein  von  Djarabub  hatte  inso- 
fern auch  Erfolg,  als  der  fromme  Beutelschneider  Sidi  Agil, 
der  Chuan  der  Snussi,  der  Vorsteher  der  Sauya  in  Schchörre, 
sich  herabliess,  zu  mir  zu  kommen.  Es  war  das  eine  der 
interessantesten  Episoden,  denn  jetzt,  wo  wir  uns  vollkom- 
men gerettet  sahen,  begann  dies  eigenthümliche  Leben  und 
Weben  unter  den  Suya  ein  doppeltes  Literesse  zu  gewin- 
nen, da  man  die  Gedanken  dem  Eigen-  und  Fremdartigen 


Eine  Scene  mit  Sid»  Agil.  309 

dieses  Volks  mehr  zuwenden  konnte.  Namentlich  die 
sonderbaren  Ansichten  über  Mein  und  Dein,  über  Recht 
und  Unrecht,  welche  kaum  durch  die  Lehren  des  Islam 
beeinflusst  erscheinen,  erhielten  sich  hier  noch  in  ursprüng- 
licher Frische.  Was  namentlich  aufiallt,  ist  die  Solidarität 
der  Interessen  des  ganzen  Stammes. 

Sidi  Agil,  mit  einem  langen  Stab  in  der  Hand,  betrat 
meine  Hütte.  Anfangs  wollte  ich  sie  gleich  verlassen,  hörte 
aber  doch  ruhig  seine  Rede  an,  die  darin  gipfelte,  dass  er, 
falls  ich  ihm  ein  Zeugniss  über  sein  Wohlverhalten  und  auch 
darüber  ausstellte,  dass  er  das  Geld  von  mir  nur  geliehen 
hätte,  bereit  wäre,  den  Rest  des  mir  entliehenen  (!)  Geldes, 
den  er  noch  besitze,  nämlich  208  Bu  Thir  (circa  832  M.) 
zurückzugeben.  Ich  erwiderte,  mit  einem  Räuberhaupt- 
mann (Kebir  el  haramin)  und  Wegelagerer  (Gutl  el  Zhrik) 
wolle  ich  nichts  zu  thun  haben;  ich  hätte  geglaubt,  die 
Snussi  wären  da,  die  Leute  zu  belehren  und  zu  bessern, 
aber  mit  solch  einem  Snussi  könne  ich  nicht  unter  einem 
Dache  bleiben.  —  Ich  stand  schnell  auf  und  verliess  die 
Hütte.  Mein  Gefährte,  Dr.  Stecker,  der  alles  mit  angehört 
hatte,  berichtete  mir  nachher,  Sidi  Agil  sei  erst  schnee- 
bleich, dann  roth  und  schweisstriefend  geworden,  einen 
Augenblick  später  habe  er  —  die  frommen  Leute  gehen 
sonst  immer  im  gemessenen  Schritt  und  langsam,  damit 
jeder  Zeit  hat,  sie  zu  grüssen  —  rasch  und  wuthschnau- 
bend  seinen  langen  Stock  durch  die  Lüfte  schwingend,  die 
Hütte  verlassen.  ,,Der  Ungläubige  wird  es  noch  büssen!" 
brüllte  er.  Die  anwesenden  Suya,  Schieb  Krim  und  ver- 
schiedene andere,  rieben  sich  die  Hände:  „Das  hat  noch 
keiner  einem  der  Chuan  zu  sagen  gewagt",  riefen  sie,  aber 
lak  in  mahn  el  haJc  („er  hat  die  Wahrheit  gesagt"),  fügten 
sie  hinzu. 

Rathsversammlungen  fanden  alle  Tage  noch  statt,  und 
die  in  unserer  Nähe  lagernde  Karavane  brachte  ungemeines 


310  DiTi/.chntes  Kapitel. 

Leben  nach  Djof.  Auüserdeni  kamen  täglich  Tebu  von 
Taheicla  und  Tolelib,  um  Esel,  Girben  (Schläuchej,  Ziegen, 
Butter  und  Käse  zu  verkaufen,  wofür  sie  Geld,  Datteln, 
Baumwollstoffe,  Messer  und  andere  Artikel  erhielten.  Mit 
ihren  Wurflanzen,  den  Schangermanger  ^  in  ihrem  Litham  ^ 
und  dunkeln  Toben ^,  oft  aber  auch  nackt,  übrigens  mit 
ausdrucksvollen  Gesichtern,  sehen  sie  höchst  sonderbar 
aus,  und  gern  hätte  ich  Verbindung  mit  ihnen  angeknüpft, 
aber  sie  waren  scheu  wie  die  Waldtauben,  und  offenbar 
hatte  man  sie  eingeschüchtert,  mit  uns  zu  verkehren.  Ich 
konnte  nicht  einmal  erfahren,  woher  sie  seien,  die  Suya 
wussten  es  nicht  oder  wollten  es  nicht  sagen,  und  sie  selbst 
mieden  jede  Annäherung.  Nur  so  viel  konnte  ich  mit  Sicher- 
heit ermitteln,  dass  sie  den  Rschade  angehörten. 

Während  unserer  Anwesenheit  in  Kebabo  kam  es 
mehreremal  zu  Raufereien  zwischen  den  Tebu  und  Suya, 
wobei  erstere  natürlich  immer  den  kürzern  zogen.  Jedes- 
mal fanden  dabei  erhebliche  Verwundungen  statt.  Einmal 
war  sogar  die  Rede  davon,  einen  jungen  Tebu,  der  einen 
Suya  verwundete,  zu  verkaufen,  ja,  einige  machten  den 
Vorschlag,  ihn  mir  zu  schenken,  um  mir  dadurch  eine  Ge- 
nugthuung  und  Ehre  zu  erweisen!  Aber  auch  unter  den 
Suya  selbst  entspannen  sich  fast  täglich  grosse  Streitig- 
keiten, wobei  ebenfalls  genug  Blut  floss.  Hauptgegenstand 
des  Haders  bildete  noch  immer  das  Geld,  welches  die  Es- 
corte  von  mir  in  Bengasi  erhielt.  Einige  hatten  wirklich 
einen  Antheil  an  ihre  Stammesgenossen  abgegeben,  andere 


'  Schangermanger  ist  jene  eigenthümlichc  eiserne  Wurfwaffe,  die 
den  Tebu  wie  auch  verschiedenen  Tuareg  national  ist.  In  Aegypten 
licisst  sie  Trombadj.  Diese  Wafie  wird  oft  mit  dem  Bumerang  ver- 
glichen, von  dem  man  fabelt,  er  käme,  geworfen,  nachdem  er  eine 
Parabolc  beschrieben,  zum  Werfer  zurück. 

^  Schleier. 

^  Grosses  Sudanhemd. 


Abermals  Sidi  Agil.  311 

nicht.  So  wurde  eines  Tags  von  den  Uled  Amera  unser 
nächtlicher  Führer  von  Boema  nach  Surk,  Smeida,  der 
Schwiegersohn  des  Schich  Krim,  festgehalten,  und  da  er 
nicht  zahlen  wollte,  nahm  man  ihm  einen  Sklaven.  Er 
wollte  nun,  ich  solle  entscheiden,  oh  er  zahlen  müsse,  d.  h. 
er  wollte,  ich  sollte  für  ihn  zahlen,  da  er  aber  reichlich 
war  belohnt  worden,  so  musste  der  noch  reichlicher  abge- 
fundene Schwiegervater  ihn  auslösen. 

Ganz  wider  mein  Erwarten  aber,  und  was  kaum  glaub- 
lich erscheint:  Sidi  Agil  kam  am  andern  Morgen  noch  ein- 
mal zu  mir,  jetzt  sehr  demüthig  und  um  Verzeihung  bit- 
tend. Schich  Krim  hatte  mir  vorher  von  ihm  die  ohne 
Bedingung  verabfolgten  208  Tlialer  gebracht  und  zugleich 
gebeten,  ich  möge  ihn  empfangen:  es  sei  nicht  gut,  die 
Sachen  aufs  äusserste  zu  treiben,  er  sei  immerhin  nicht 
nur  Chuan,  sondern  gehöre  einer  der  mächtigsten  Familien 
an  u.  s.  w.  Ich  versprach  dann  auch,  ihn  gut  zu  em- 
pfangen. Ich  musste  mich  in  die  Verhältnisse  wol  fügen, 
denn  wenn  Sidi  Agil  nach  unserer  Gesetzgebung  und  un- 
sern  Rechtsanschauungen  Zuchthaus  verdiente  und  bekam, 
so  brach  er  zwar  nach  den  Begriffen  der  Suya  das  Gast- 
recht, aber  einem  Christen  gegenüber  braucht  man  das  ja 
nicht  so  genau  zu  halten.  Was  geschah  denn  im  Grunde 
genommen  eigentlich  ?  Es  war  nicht  einmal  einer  getödtet, 
und  das  unter  Bedrohung  mit  dem  Tode  erpresste  Geld 
gab  der  gute  Mann  ja  zum  Theil  freiwillig  zurück,  zum 
Theil  schwor  er  bei  allem,  was  heilig  ist,  es  solle  Avieder 
erstattet  werden.  Worüber  konnte  ich  mich  denn  beklagen? 
Ich  versetzte  mich  also  in  die  Denkweise  der  Suya,  und 
das  war  sehr  gut,  denn  der  fromme  Mann  Hess  sich  sogar 
herbei,  mir  beim  Abschied  seinen  Segen  zu  geben! 

Wenn  ich  einen  freien  Augenblick  hatte,  suchte  ich 
nach  den  Gärten  oder  nach  den  Ruinen  eines  ehemaligen 
Tebu-Dorfes  zu  gelangen,  aber  da  dies  stets  nur  in  Beglei- 


312  Dreizehntes  Kapitel. 

tung  voll  10 — 20  mit  Flinten  bewaft'neten  Männern  geschah, 
um  mich  vor  einem  Ueberfalle  zu  schützen,  so  konnte  es 
nur  selten  stattfinden.  In  den  Gärten  wurde  Durra,  Ksob, 
Ngafoli,  Gerste  und  Weizen  gebaut,  Felfel  (rother  Pfeffer) 
war  gerade  in  Blüte  und  reif,  ebenso  Tomaten.  Zwiebeln 
von  vorzüglicher  Art,  Knoblauch,  grosse  Melonen  und 
"Wassermelonen ,  Fukus  und  Adjur  sah  man  ebenfalls. 
Feigen  bildeten  mit  Wein  und  sehr  guten  Datteln  den 
hauptsächlichsten  Fruchtbestand.  Von  Dattelpalmen  hatte 
man  Tausende  angepflanzt,  welche  schon  trugen.  Gerade 
jetzt  zur  Zeit  der  Palmpflanzung  konnte  ich  mich  mehrere 
mal  überzeugen,  welch  grosse  Schösslinge  man  zur  Ein- 
pflanzung nahm. 

Bu  Guetin  war  mit  Ssala  und  seinen  ihm  treu  geblie- 
benen Männern  auf  ein  Häuflein  von  etwa  dreissig  Per- 
sonen zusammengeschmolzen,  ein  Nichts  gegen  alle  übrigen 
Suya,  aber  als  Räuberbande,  die  den  Schutz  des  ganzen 
Stammes  genoss,  die  sich  gewissermassen  der  staatlichen 
Anerkennung  seitens  der  Suya  erfreute,  keineswegs  zu  unter- 
schätzen. Was  nützte  es,  dass  die  Chuan  der  Sauya  alle 
diese  Leute  excommunicirten:  sie  besassen  doch  nicht 
Macht  genug,  um  die  Bu  Guetin  zur  Herausgabe  der  Ge- 
schenke und  vieler  andern  kostbaren  Gegenstände  zu 
zwingen.  Was  nützte  es,  dass  ich  die  Suya  selbst  jetzt 
offen  auf  meiner  Seite  hatte:  ihre  Sitten  und  Gebräuche 
litten  es  nicht,  dass  sie  die  Verbrecher  fingen,  um  sie  mir 
oder  der  türkischen  Behörde  auszuliefern.  Ja,  im  gehei- 
men wünschten  sie  Bu  Bekr  Bu  Guetin  Glück  und  ver- 
fluchten die  Ait  el  Ksir,  die  Leute  des  Schieb  Krim,  welche 
treu  zu  ihm  und  mir  hielten.  Schicli  Krim  war  ebenso 
wenig  sicher  vor  einem  Morde  durch  die  Bu  Guetin,  als 
ich  selbst. 

Das,  was  von  unsern  Sachen  sich  nicht  im  Besitze  der 
Bu   Guetin   befand,   hatte  ich  nun  nach  und   nach  wieder- 


Entschluss  zur  Umkehr.  313 

bekommen,  auch  einige  Gerstenladungen,  die  Kamele  zum 
Theil,  fast  alle  Waaren,  einige  Posten  baares  Geld,  aber 
in  den  Händen  des  grossen  Räubers  waren  noch  die  Ge- 
schenke des  Kaisers,  alle  Privatsachen  und  einige  tausend 
Mark.  Von  unserer  persönlichen  Ausrüstung  besassen  wir 
nur  noch  das,  was  wir  anhatten.  Die  Instrumente  waren 
bis  auf  einige  unwesentliche  alle  zerschlagen.  Ich  drängte 
also  zur  Umkehr,  denn  ein  Weitergehen  nach  dem  Süden 
war  unmöglich,  zumal  jede  Sicherheit  fehlte.  Zwar  kam 
mittlerweile  eine  zweite  grosse  Karavane  vom  Norden  her, 
und  ich  dachte  einigemal  daran,  mit  ihr  zu  ziehen.  Aber 
abgesehen  davon,  dass  die  Kaufleute  sich  fürchteten,  mich 
mitzunehmen,  bot  eine  solche  Karavane  so  wenig  Sicher- 
heit, dass  sie  selbst  sich  vor  den  Erpressungen  der  Suya 
nicht  zu  schützen  vermochte.  Als  sie  den  Hak  el  drub 
(Wegegeld)  nicht  in  der  Höhe  entrichteten,  wie  die  Suya 
CS  wollten,  nahm  man  ihnen  einfach  Kamele,  um  sich  da- 
mit bezahlt  zu  machen,  und  wieder  spielte  hier  der  Schieb 
der  Bu  Guetin  die  Hauptrolle.  Erst  der  Vermittelung 
Djib  el  Lah  el  Abid's  gelang  es^-  einen  Vergleich  zu  Stande 
zu  bringen.  Der  Einfluss  Bu  Bekr's  war  in  der  That  so 
wenig  gebrochen  bei  seinen  Landsleuten,  dass  man  wahr- 
scheinlich mehr  als  zuvor  seinem  Rufe  Gehör  gegeben  h'itte, 
uns  zu  folgen  und  uns  zu  vernichten,  falls  wir  südwärts 
gezogen  wären. 

Sobald  ich  daher  diese  Frage  nur  anregte,  wollte  sich 
niemand  darauf  einlassen,  dahingegen  versprachen  mir  die 
Amera  eine  Escorte  von  mindestens  100  Mann,  falls  ich 
nach  dem  Norden  ginge;  diese,  dann  die  Ait  el  Ksir  und 
verschiedene  von  den  Djeluled  würden  genügen,  um  uns 
gegen  Angriffe  der  Ait  Guetin  zu  schützen. 


VIERZEHNTES  KAPITEL. 

KUFRA  (Fortsetzung). 

Sidi  el  Hussein  kommt  von  Djarabub  in  Begleitung  des  Sidi  Em- 
bark,  eines  der  Schiuch  der  Sauya  von  Kufra.  —  Aufregung  im  Dorf 
bei  Ankunft  der  beiden  Heiligen.  —  Grosse  Versammlung.  —  Sidi 
el  Hussein's  Anrede  und  Antwort  des  Reisenden.  —  Austausch  von 
Geschenken.  —  Der  Vorschlag  eines  Scherif.  —  Abermalige  Unter- 
redung mit  Sidi  el  Hussein,  welcher  Datteln  aus  dem  Garten  der 
Sauya  zum  Geschenk  anbietet.  —  Eckart  mit  einem  Esel  dorthin.  — 
Eckart's  Bericht  über  den  Garten.  —  Zeitungen,  Briefe  und  eine 
Kiste  aus  Cyrenaika.  —  Aufbruch  von  Kebabo.  —  Bu  Guetin  mit 
Bewaffneten  in  den  Bergen,  um  den  Reisenden  zu  überfallen.  —  Die 
Macht  der  Snussi.  —  Bu  Guetin  erscheint  in  Hauari  und  gibt  ge- 
raubte Sachen  und  etwas  Geld  heraus.  —  Am  7.  October  Ankunft  in 
Drangedi,  dem  nördlichsten  Orte  von  Kufra. 


Es  war  ein  wichtiger  Tag,  der  21.  September,  denn 
an  diesem  Tage  erhielten  wir  den  Besuch  von  Sidi  el  Hus- 
sein, der  von  Djarabub  kam  und  von  Sidi  Embark,  einem 
der  Schiuch  der  Sauya  von  Kufra.  Das  ganze  Dorf  regte 
sich,  als  beide,  von  vielen  Negern  gefolgt,  angeritten  kamen. 
Im  Hofe  unsers  Wirthes,  des  alten  Räubers,  der  auch  Krim 
hiess,  hatten  dessen  Sklaven  den  besten  Teppich  gebreitet, 
den  er,  Gott  weiss  welchem  Kaufmann  vielleicht  früher  ab- 
räuberte und,  auf  Tuareg-Polster  gelehnt,  lagen  und  sassen 
da  die  beiden  Heiligen.  Vor  dem  Teppich  auf  zwei  Ziegen- 
fellen sollten  Dr.  Stecker  und  ich  sitzen,  alle  übrigen,  auch 


Sidi  el  Husseiu's  Anrede.  315 

die  Chuaii  der  Sauya,  sowie  die  mäunlicben  Dorfbewohner, 
welche  herbeikamen,  um  die  Zusammenkunft  der  Christen 
mit  den  Schiuch  der  Snussi  zu  sehen,  hockten  im  Halb- 
kreis um  uns  herum. 

Als  man  uns  hereinrief  in  den  Hof  und  die  Menge  sich 
öffnete,  um  uns  durchzulassen,  wollte  der  alte  Landräuber 
uns  die  Ziegenfelle  als  Platz  anweisen;  aber  um  den  Suya 
und  den  Snussi  zu  zeigen,  dass  wir  uns  in  socialer  Bezie- 
hung mindestens  gleichberechtigt  mit  ihrer  obersten  Geist- 
lichkeit schätzten,  betrat  ich  resolut  den  Teppich,  und  ehe 
er  es  hindern  konnte,  sass  ich  schon.  Stecker  that  na- 
türlich dasselbe.  Obgleich  Sidi  Embark,  der  viel  fana- 
tischer war  als  sein  Glaubensgenosse,  aus  seinen  schwarzen 
Augen  Blitze  schleuderte,  wagte  er  nichts  zu  sagen,  als  der 
taktvolle  Sidi  el  Hussein  anhub: 

,, Willkommen  in  Kufra!  Gott  grüsst  euch  und  auch 
der  Schieb  (Sidi  el  Madhi)  lässt  euch  grüssen.  Er  —  Gott 
giesse  des  Segens  Fülle  auf  sein  Haupt!  —  hat  mich  her- 
gesandt, um  euch  beizustehen.  Es  schmerzt  mein  Herz  *, 
dass  man  dich  ausgeplündert  hat.  Aber  es  war  von  Gott 
geschrieben  2,  und  es  würde  Sünde  sein,  gegen  Gottes 
"Willen  zu  murren.  Wir  haben  dem  Schieb  Bu  Bekr  den 
Zutritt  zur  Sauya  verboten,  sowie  auch  seinen  Anhängern, 
und  werden  uns  bemühen,  alles  nach  deinem  Wunsche  zu 
machen.  Wir  sind  arme  Leute  und  leben  nur  vom  reichen 
Gnadenschatze  des  Höchsten  und  unsers  gnädigen  Herrn 
Mohammed,  Gottes  Liebling,  aber  was  wir  haben,  gehört 
dir.  Wir  haben  drei  Ziegen  als  Gastgeschenk  mitgebracht, 
nimm  sie  als  Zeichen  unserer  Liebe ^  und  sage  uns,  was 
du  wünschest." 


1  ludjani  gelbi. 
■'  Mektub  Allah. 
3  Mehabba. 


316  Vierzehntes  Kapitel. 

Auf  diese  lange  Rede,  welche  ich  mich  bemüht  habe, 
so  wörtlich  wie  möglich  wiederzugeben,  erwiderte  ich: 

,,Ia  ^  Sidi  el  Hussein,  ich  bin  dem  Schieb  und  dir  sehr 
dankbar  für  eure  guten  Gesinnungen.  Unser  gnädiger 
Herr  Jesus  sagt,  man  solle  auch  seinen  Feinden  vergeben 
und  Gutes  thun  denen,  die  einem  Böses  gethan  hatten. 
Wenn  ich  auch  verzeihe,  denn  was  geschehen  ist,  ist  ge- 
schehen, so  sollte  doch  ein  solches  Verbrechen  von  der 
weltlichen  Gerechtigkeit  nicht  ungestraft  bleiben.  Ihr  aber 
habt  thatsächlich  die  Regierung  hier  in  Händen.  Was 
mich  aber  am  meisten  gewundert  hat,  ist,  dass  nicht  nur 
keiner  der  Chuan  der  Sauya  mich,  den  Fremdling,  be- 
schützte, sondern  dass  einer  eurer  vornehmsten  Chuan, 
der  Schieb  der  Sauya  Schchörre,  Sidi  Agil,  unter  Andro- 
hung des  Todes  Geld  von  mir  erpresste!" 

,,Ia  Bei,  höre  auf  meine  Worte  und  präge  sie  tief  in 
dein  Herz",  erwiderte  Sidi  el  Hussein,  ,,wir  Chuan  der 
Snussi  sind  ganz  arme  Leute  2,  wir  leben  nur  von  der  gött- 
lichen Gnade;  mit  weltlichen  Angelegenheiten  beschäftigen 
wir  uns  gar  nicht,  wir  beten  und  unterrichten  die  Kinder 
im  Worte  Gottes.  Deshalb  haben  wir  hier  auch  gar  keinen 
Einfluss.  Wir  können  daher  auch  Bu  Bekr  Bu  Guetin 
nicht  anders  strafen,  als  dass  wir  ihm  den  Zutritt  zu  un- 
serer Sauya  verbieten.  Was  aber  Agil  anbetriflPt,  so  bist 
du  nicht  recht  unterrichtet,  er  ist  keiner  der  Chuan,  noch 
weniger  war  er  je  Schieb  einer  Sauya  ^;  behüte  uns  Gott 
vor  dem  verfluchten  Satan!"* 


'  „la"  ist  so  viel  wie  ,,0",  es  ist  der  Vocativ. 

^  In  Kufra  besitzen  sie  etwa  300000  Palmen  und  nehmen  an 
Geschenken  und  Abgaben  blos  in  dieser  Oase  mindestens  20000  Thlr. 
ein,  wenigstens  in  den  letzten  Jahren,  wo  so  viele  und  grosse  Ka- 
ravanen  durchzogen. 

^  Hier  log  der  fromme  Mann  oft'enkundig. 

*  „Auds  bi  Allah  men  es  Schitan  arrahim",  eine  beliebte  Phrase. 


"Wieflerum  Sicli  ITusspiii.  317 

Da  ich  sah,  dass  auf  diese  Weise  nichts  zu  erlangen 
war,  begnügte  ich  mich,  mit  der  bekannten  Koran-Phrase 
zu  antworten :  „Was  Gott  will,  geschieht,  und  was  er  nicht 
will,  geschieht  nicht."  ^ 

Sidi  el  Hussein  hub  dann  wieder  an :  ,,Du  stehst  jetzt 
im  Schutze  aller  Suya,  .die,  Gott  sei  gelobt!  Gläubige  sind, 
und  besonders  die  Ait  Amera  und  Ait  Ksir  werden  dich 
bewachen;  aber  gib  Acht,  Bu  Bekr  trachtet  nach  deinem 
Leben,  und  wenn  ein  Suya  auch  wol  nicht  die  100  Thaler 
verdienen  möchte,  so  könnte  sich  nachts  ein  Tebu  ein- 
schleichen. Sidi  Embark",  fuhr  er  dann,  zu  diesem  ge- 
wandt, fort,  ,,du  wirst  von  jetzt  an  mit  wachen  des  Nachts, 
damit  unser  Gast  ruhig  schlafen  kann ,  und  du ,  o  Schieb 
Krim",  sagte  er  zu  diesem,  „achtest  darauf,  dass  jede  Nacht 
der  Kopf  unsers  Gastes  anderswo  zu  liegen  kommt,  denn 
eine  Kugel  findet  sonst  leicht  den  Weg,  und  nachts  müssen 
stets  100  Mann  Wache  halten." 

„Ich  danke  dir,  ia  Sidi  el  Hussein,  für  deine  Güte 
gegen  uns;  aber  wie  kommt  es,  dass  die  Chuan  früher  so 
feindlich  waren,  dass  sie  uns  schon  die  blosse  Annäherung 
der  Sauya  verboten,  jetzt  aber  du  und,  wie  es  scheint,  alle 
Chuan  jetzt  so  freundlich  gegen  uns  seid?" 

„Nur  Gott  sieht  in  die  Herzen  der  Menschen",  ent- 
gegnete Sidi  el  Hussein,  „und  Gott  ist  der  Höchste.  Seine 
Wege  sind  gerade.  Die  heiligen  Orte  von  Mekka  und  Me- 
dina  hat  Mohammed,  der  Liebling  Gottes,  den  Ungläubigen 
verschlossen  2,  wir  aber  gehören  Gott  an  und  kehren  zu 
ihm  zurück.     Und  jetzt  zum  Fötha!" 

Er  erhob  die  Hände  wie  einer,  der  mit  beiden  Händen 


1  Ma  scba  Allah  kan,  ii  ma  lam  isclia  lam  ikun. 

'^  „Harem" ,  Ausdruck ,  der  officiell  für  die  heiligen  Städte  ge- 
braucht wird,  und  damit  wollte  er  wol  andeuten,  dass  die  Sauyat 
der  Snussi  auch  ,,harpm'',  d.  h.   verboten  für  Andersgläubige  seien. 


318  Vierzplmfr'R  Kapifpl. 

einen  Ball  fangen  will,  wir  und  alle  Umhockenden  thaten 
desgleichen.  Alsdann  repetirte  er  mit  lauter  Stimme  das 
erste  Kapitel  (Fötha)  des  Koran,  und  nach  Beendigung 
desselben  strichen  wir  uns  beim  Worte  „Amin"  das  Ge- 
sicht und  den  Bart. 

Die  beiden  Heiligen  erhoben  sich  nun,  und  alle 
drängten  sich  herbei,  um  den  Saum  ihres  Kleides  2U  küssen 
und  einen  siieciellen  Segen  zu  erhaschen.  Ich  aber  eilte 
schnell  noch  nach  und  sagte:  „Sidi  el  Hussein,  du  ge- 
stattest wol,  dass  ich  dein  Gastgeschenk  erwidere;  unter 
meinen  Sachen  habe  ich  einen  weissen  Burnus,  deiner  zwar 
nicht  würdig,  aber  mein  Herz  würde  lachen,  wenn  du  ihn 
annehmen  wolltest."  —  ,,Ia  Bei",  erwiderte  der  fromme 
Mann,  ,,Gott  öffne  dir!^  ich  sagte  dir,  wir  sind  arme  und 
unbedeutende  Männer,  wir  sind  Diener  des  Höcjisten  und 
leben  nur  von  seiner  Gnade,  nie  empfangen  wir  Geschenke  ^, 
aber  unser  gnädiger  Herr  Mohammed,  der  Geliebte  des 
Höchsten,  hat  uns  gesegnet,  und  Speise  und  Trank  kommt 
uns  vom  Himmel.  Also  auch  von  dir  können  wir  keine 
Geschenke  annehmen,  aber,  so  Gott  will,  sehe  ich  dein 
Antlitz  noch  wieder." 

Darauf  verliess  er  uns,  und  einer  seiner  Neger  brachte 
jetzt  drei  schöne  Ziegen,  Datteln  und  Zwiebeln.  Als  ich 
Dr.  Stecker  bat,  dem  Neger  10  Thaler  als  Gegengabe  zu 
reichen  —  denn  so  viel  repräsentirten  die  Thiere  an  Werth  — , 
wurde  auch  dies  Geschenk  zurückgewiesen.  Die  Snussi 
wollten   uns    nun   absolut  verpflichten,    und  jedenfalls   er- 


'  ,, Allah  Istalik",  „Gott  öffne  dir!"  man  versteht  dabei  das  Pa- 
radies oder,  da  die  Christen  nicht  direct  ins  Paradies  kommen  kön- 
nen, die  Thore  des  Islam. 

^  Hier  log  der  fromme  Mann  wieder,  denn  erst  am  Moi-gen 
hatte  die  Modjahra-Karavane  die  reichsten  Geschenke  in  der  Sauya 
abgegeben,  wofür  sie  den  Segen  erhielt. 


Sidi  Emhars,  Ru  GiiPtin,  und  der  SeliPrif.  319 

hielt  Sidi  el  Hussein  von  Djarabub  aus  die  genauesten 
Weisungen,  wie  er  sich  zu  verhalten  habe. 

Am  Abend  aber  kam  Krim  el  Rba  und  sagte  mir: 
,,Wenn  du  Sidi  Embark  etwas  schenken  willst,  wird  er  es 
nicht  zurückweisen,  und  da  er  von  den  Chuan  der  ange- 
sehenste nach  Sidi  el  Hussein  ist,  so  thust  du  gut,  ihm 
einige  Waaren  zu  senden."  Ich  Hess  mir  das  nicht  zwei- 
mal sagen,  und  gleich  darauf  wurde  Schieb  Krim  el  Rba 
und  Ali  mit  einem  weissen  Tuchburnus,  mit  Baumwoll- 
stoffen und  andern  Gegenständen  gesandt,  welche  Sachen 
auch  alle  Gnade  fanden  bis  auf  ein  Stück  Shirting,  etwa 
40  Ellen,  das  Sidi  Embark  zurückschickte,  weil  es  an 
einigen  Stellen  durchgescheuert  sei.  Er  bekam  dafür  na- 
türlich ein  anderes  Stück. 

Bu  Guetin,  der  selbstverständlich  von  dem  Besuche  der 
Chuan  hörte  und  gewiss  auch  vernahm,  dass  ich,  der  Un- 
gläubige, Geschenke  von  ihnen  bekommen  habe,  während 
die  Chuan  sonst*  doch  nur  solche  zu  empfangen  pflegen, 
Hess  mir  am  folgenden  Tage  sagen,  er  sei  bereit,  alle 
Sachen  zurückzugeben,  falls  ich  ihm  eine  Bescheinigung 
schriebe,  dass  nichts  vorgefallen  wäre.  Alle  Suya  riefen: 
„Hamd  Allah!"  und  glaubten,  jetzt  würde  Frieden  ge- 
schlossen, nur  Krim  el  Rba,  der  den  alten  Fuchs  am  besten 
kannte,  warnte  und  sagte:  ,,Die  Geschenke  wird  er  wol 
herausgeben,  das  Geld  aber  nimmer,  und  sicher  bist  du 
doch  nie  vor  ihm!" 

Ich  würde  ohnedies  nicht  darauf  eingegangen  sein, 
denn  ich  konnte  doch  unmöglich  dem  Manne,  der  die 
ganze  Expedition  zerstört  hatte,  eine  Bescheinigung  schrei- 
ben, er  habe  sich  wohl  verhalten.  Da  kam  ein  Scherif  — 
unter  den  Suya  lebt  ein  Scherif,  der  vom  Rharb  el  Djuani 
(Marokko)  stammen  will  und  ausser  den  Snussi  als  eine 
Art  Privatheiliger  verehrt  wird  —  und  machte  einen  noch 
sonderbarem  Vorschlag:     „Alle  Suya   erklären  sich  solida- 


320  Vierzehntes  Kapitpl. 

risch  verantwortlich  für  die  Ausplünderung  und  ersetzen 
dir  in  Geld  oder  Datteln  und  Kamelen  den  Schaden,  aber 
du  darfst  dann  nicht  klagen  und  namentlich  nicht  kläge- 
risch gegen  unsere  Brüder  Bu  Bekr,  Ssala  und  Agil  auf- 
treten." Diese  Proposition  wurde  namentlich  von  den  Uled 
Amera  unterstützt,  auch  Krim  el  Rha  zeigte  sich  geneigt, 
darauf  einzugehen.  Zum  Theil  fand  dieser  Vorschlag  Bei- 
fall, weil  in  den  Augen  der  Suya  Bu  Guetin  eigentlich  gar 
kein  Verbrechen  begangen  hätte,  sie  daher  auch  recht  gut 
solidarisch  für  das  Geschehene  mit  eintreten  könnten,  an- 
dererseits, weil  sie  gar  keine  Idee  hatten  von  dem  ange- 
richteten Schaden;  sie  meinten  in  ihrem  Unverstände,  dass 
an  zerbrochenen  Gegenständen,  Geschenken,  Waffen,  Waaren, 
Kisten,  Uhren  (die  meisten  Instrumente  wurden  Uhren  von 
ihnen  genannt)  vielleicht  ein  Verlust  von  etwa  100  Thalern 
gut  zu  machen  wäre,  und  das  baare  Geld  müsste  ja  noch 
da  sein.  Sie  dachten,  ich  würde  wol  mit  mir  handeln 
lassen  und  für  i'O  Thaler  über  alles  quittiren. 

Als  ich  aber  dem  Schieb  Djib  el  Lab  auseinandersetzte, 
einer  müsse  doch  die  Schuld  am  Unglück  tragen,  und  dass 
die  Regierung,  wenn  wir  zurückkämen,  daraufhin  jedenfalls 
Massregeln  ergreifen  und  vielleicht  auch  i  h  n  als  Mitschul- 
digen bezeichnen  würde,  erschien  ihm  die  Sache  bedenk- 
lich. Um  aber  meinen  guten  Willen  zu  zeigen,  sagte  ich 
den  Abgesandten  Bu  Bekr's,  die  alle  ebenfalls  grosse  Schufte 
und  seine  Hauptmitschuldigen  waren:  ,,Sagt  euerm  Schieb, 
erst  müsse  er  die  Gelder  ausliefern,  welche  er  besässe  und 
die  sich  noch  auf  535  Maria -Theresienthaler  (2140  Mark) 
beliefen,  dann  könnten  wir  weiter  unterhandeln."  Aber  dieser 
dachte  gar  nicht  daran,  von  den  Geldern  auch  nur  einen 
Thaler  herauszugeben.  Man  ersieht  hieraus,  dass  alle  Tage 
noch  Verhandlungen  stattfanden,  Verhandlungen,  die  aller- 
dings weiter  nichts  zu  Tage  förderten,  als  eine  Unmasse 
verlorener  W^orte. 


Unterredung  mit  Sicli  el  Hussein.  321 

Am  23.  September  machte  mir  Sidi  el  Hussein  aber- 
mals einen  Besuch.  Diesmal  kam  er  nicht  ins  Dorf,  son- 
dern, von  einem  Ritt  zum  Lager  der  grossen  Karavane 
zurückkehrend,  Hess  er  mich  ersuchen,  herauszukommen, 
worauf  wir,  nachdem  er  vom  Pferde  gestiegen,  beide  unter 
einem  grossen  Talha-Baum  hockten. 

„Dein  Tag  sei  gesegnet ^  ia  Bei!"  begann  er;  „ich 
hörte,  du  habest  dich  darüber  gewundert,  dass  wir  dir 
trotz  unsers  grossen  Gartens  keine  Früchte  schickten;  das 
that  mir  sehr  leid,  und  ich  bitte,  morgen  einen  der  Dei- 
nigen  mit  einem  Packesel  zu  senden,  er  soll  eingehen  in 
unsern  Garten  und  mitnehmen,  was  er  findet.  Aber  es 
wird  besser  sein,  wenn  du  und  Stecker  Efendi  nicht  kom- 
men, sondern  lieber  einer  von  den  andern  beiden  Christen." 

Nachdem  ich  schon  vorher  den  Gruss  erwidert  hatte, 
sagte  ich:  „Ich  stehe  noch  unter  dem  Drucke  der  Güte 
deiner  letzten  Gabe  und  würde  mir  nie  eine  solche  Aeusse- 
rung,  ja,  nicht  einmal  einen  Gedanken  daran  erlaubt  haben. 
Wenn  du  aber  gestattest,  dass  ich  einen  der  Meinigen  mor- 
gen schicke,  werde  ich  mit  grossem  Dank  gegen  Gott  und 
dich  die  Früchte  entgegennehmen,  denn  Früchte  aus  euerm 
Garten  müssen  ähnlich  sein  den  Früchten  im  Paradiese,  es 
haftet  der  Segen  daran;  Gott  sei  gelobt!" 

„Gott  führe  dich  auf  den  Weg  der  Gläubigen,  denn 
nur  der  wahre  Glaube  führt  ins  Paradies,  und  nur  die 
wahren  Gläubigen  werden  dereinst  von  den  Früchten  des 
Paradieses  gemessen.  Gott  der  Höchste  hat  es  so  gefügt, 
dass  er  dich  hier   länger  festhielt  als  gewöhnlich,   und  es 


'  „Nharek  mabruk."  Man  sagt  zu  den  Ungläubigen  nicht  den 
bekannten  Gruss  der  Gläubigen :  „essalamu  alikum" ,  und  erwidert 
auch  nicht  mit  „alikum  ssalam".  Den  Christen  pflegen  sie  irgend- 
eine andere  Begrüssung,  z.  B.  „mögest  dn  gesund  sein,  Gott  helfe 
dir!"  zuzurufen,  während  der  Christ  „Gott  grüss'  dich!''   sagen  darf. 

KoHiiFS,  Kufra.  21 


322  Vierzehntes  Kapitel. 

scheint  mir  sein  Wille  zu  sein,  dass  ihr  ench  alle  zum 
alleinselip;machenclen  Glauben  bekehrt." 

Hierauf  erwiderte  ich:  ,,Ia  Schieb  Hussein,  glaube  das 
nicht,  die  Christen  haben  auch  ein  Buch,  und  wenn  es 
Gottes  Wille  ist,  denn  Gott  ist  allmächtig,  kann  er  auch 
in  diesem  Augenblick  alle  Gläubige  zu  Christen  machen 
und  umgekehrt,  aber  seit  1000  Jahren  bestehen  Christen, 
Juden  und  Mohammedaner  nebeneinander,  das  ist  so  der 
W^ille  des  Höchsten,  also  lass  uns  davon  nicht  sprechen." 

,,Wie  du  willst,  o  Bei,  ich  wollte  nur  meine  Pflicht 
thun,  Gott  der  Höchste,  wenn  er  will,  kann  auch  den 
Satan  tödten,  er  lässt  ihn  aber  leben,  der  Wille  Gottes  sei 
gelobt!  Also  morgen  sende  jemand,  wir  werden  ihn  im 
Garten  erwarten." 

Dass  diese  Einladung  von  meinen  Gefährten  wie  von 
den  Dorfbewohnern  mit  ungetheilter  Freude  aufgenommen 
wurde,  ist  selbstverständlich.  Ich  bestimmte  zu  dieser  in- 
teressanten Excursion  Franz  Eckart  aus  Apolda  und  bat 
den  alten  Räuber  Krim,  seinen  Sohn,  der  14  Jahre  alt  sein 
mochte,  mitzuschicken,  sowie  einen  Esel  mit  zwei  Schuari^ 
zu  leihen.  Ich  schärfte  Eckart  beim  Weggehen  ein,  genau 
die  Zeit  des  Abgangs  wie  der  Ankunft  zu  merken,  die  Rich- 
tung des  Wegs  mehreremal  mit  dem  Compass  zu  fixiren 
und  sich  alles  so  einzuprägen,  dass  man  einen  möglichst 
genauen  Bericht  danach  machen  könne. 

Eckart  wurde  bei  seiner  Ankunft  im  Garten  aufs 
freundlichste  von  zwei  Chuan  empfangen,  die  ihn  durch 
den  wohlgepflegten ,  einige  Hektar  grossen  Anbau  führten, 
welchen  eine  über  mannshohe,  steinerne  Mauer  umgab. 
Mitten  durch  denselben  führten  breite,  von  W^einreben  über- 
wölbte Gänge  in  Kreuzesform.     Ausser  herrlichen   Palmen 


'  Schuari  sind  zwei  grosse,  in  der  Mitte  durch  Geflecht  verbun- 
dene Körbe,  die  man  dem  Esel  überlegt. 


Der  Garten  der  Snussi.  323 

sah  er  Olivenbäume,  Orangen  -  und  Citronenbäume,  Granat- 
äpfel, Pfirsiche,  Mandeln  und  Aprikosen,  von  Gemüsen 
Eierfrüchte,  Tomaten,  Pfeffer,  Zwiebeln,  Knoblauch,  also 
alles  das,  was  sonst  die  nördlichsten  Oasen  an  Pflanzen 
hervorbringen.  Die  hohe  Lage  von  Kebabo,  durch- 
schnittlich 400  m  über-  dem  Meere ,  erklärt  dies  wol  zum 
Theil. 

Vom  Garten  aus  hatte  Eckart  auch  die  Möglichkeit, 
einen  Blick  auf  die  kaum  1  km  entfernte  Sauya  zu  thun, 
welche  auf  einem  kahlen  felsigen  Hügel,  wahrscheinlich  da 
liegt,  wo  sich  früh'er  ein  Gasr  befand.  Der  von  hohen  Mauern 
umgebene  Ort  sieht  in  der  That  aus  wie  eine  Festung,  und 
er  musste  wol  so  angelegt  sein,  da  in  der  ersten  Zeit  seines 
Bestehens  das  Dorf  Djof  noch  nicht  existirte,  auch  die  dort 
sich  aufhaltenden  Chuan  nicht  so  zahlreich  waren  wie  jetzt. 
Zogen  dann  aber  die  Suya  nordwärts,  so  mussten  die  in 
Kebabo  verbleibenden  Chuan  Schutz  vor  etwaigen  räube- 
rischen Einfällen  der  Tebu  hinter  den  Mauern  suchen. 
Heute  sind  sie  so  stark,  dass  sie  im  Verein  mit  den  Djo- 
fensern  nichts  mehr  zu  fürchten  brauchen.  Freie  Bewohner 
dürften  sich  in  der  Sau  ja  el  Istat\  wie  der  ganze  Name 
lautet,  circa  250  Seelen  aufhalten,  mit  den  Sklaven  aber 
beläuft  sich  die  Zahl  wol  auf  500.  Im  Innern  ist  eine 
grosse  Moschee,  eine  grosse  Wohnung  des  Schieb  der  Sauya, 
Sidi  Omar  Bu  Haua,  eine  Medressa^,  und  auch  einige  Kauf- 
läden. Die  Sauya  liegt  circa  6  km  von  Boema  gerade 
westlich,  und  von  Djof  nordöstlich  ungefähr  in  halber  Ent- 
fernung. 

Natürlich  hatte  Eckart,  bei  aller  Bescheidenheit  seiner- 
seits, doch  die  beiden  Schuari  ganz  gefüllt.     Als  er  wieder 


^  „El  Istat"  bedeutet  soviel  als  Heiligkeit,  Eminenz,   also  Sauj'a 
Seiner  Heiligkeit. 
-  Schule. 

21* 


324  Vierzehntes   Kapitel. 

in  Djof  eintraf,  wurde  er  nicht  nur  von  uns,  sondern  von 
allen  Suya  mit  Jubel  empfangen.  Das  war  ein  Tag  des 
Festes,  denn  wenn  unsere  Dorfbewohner  vorher  schon  von 
den  Ziegen  der  Chuan  —  eine  behielt  ich  für  uns,  zwei 
schenkte  ich  den  Dorfbewohnern  —  assen,  und  namentlich 
der  alte  Landräuber,  bei  dem  wir  wohnten,  die  drei  Ziegen- 
felle als  Wasserschläuche  ^  für  sich  erhielt,  gewährten  wir 
ihnen  jetzt  auch  den  Mitgenuss  an  den  Wassermelonen, 
Zwiebeln,  süssen  Melonen  und  Granatäpfeln.  Letztere  frei- 
lich, trotzdem  sie  aus  einem  so  heiligen  Orte  stammten, 
waren  ganz  abscheulich. 

Ja,  ein  Festtag!  denn  nachmittags  kam  auch  ein  Mod- 
jabra  und  wünschte  mich  allein  zu  sprechen.  Als  ich  vor 
unsere  Hütte  trat,  überreichte  er  mir  geheimnissvoll  ein 
grosses  Packet  mit  Zeitungen  und  Briefen.  Das  waren, 
seit  wir  Cyrenaika  verlassen  hatten,  die  ersten  Nachrichten 
von  den  Unserigen.  ,,Ich  habe",  fügte  der  Modjabra  hinzu, 
,,noch  eine  Kiste  für  dich,  aber  da  «vino»  darin  ist,  konnte 
ich  sie  nicht  bringen,  damit  die  Leute  es  nicht  bemerkten, 
du  weisst,  die  Chuan  lieben  das  Trinken  von  «vino»  und 
«Araki»  nicht.  —  ,, Fürchte  dich  nicht,  lieber  Freund,  die 
Suya  sind  alle  Säufer,  höchstens  würden  sie  mich  beneiden 
um  die  Sendung;  sag'  mir  nur,  wo  du  lagerst,  ich  werde 
gleich  die  Kiste  holen  lassen."  Seine  Karavane  war  nun 
allerdings  erst  in  Hauari,  aber  ich  beauftragte  noch  am 
selben  Tage  den  ältesten  Sohn  des  Schieb  Krim  el  Rba, 
auf  einem  Kamel  hinüberzureiten,  und  abends  konnten  wir 
—  Bier  trinken ,  denn  die  Kiste  enthielt  12  Flaschen  Pun- 
tinghammer  Lagerbier  aus  Graz,  das  mir  meine  Frau  ge- 
schickt hatte.     Deutsches  Bier  in  Kufra! 

Indess  an  Aufbruch   konnte  man   noch   nicht  denken: 


^  Um   Wasserschläuche   zu   gewinnen,   darf   das   Fell    nicht  auf- 
geschnitten, sondern  muss  dem  Thiere  ganz  abgezogen  werden. 


Bu  Guetin  auf  der  Lauer.  325 

täglich  fanden  noch  Verhandlungen  statt,  und  täglich  brachte 
man  noch  Gegenstände,  denn  die  Plünderer  waren  gleich 
nach  der  That  bemüht  gewesen,  alles  zu  verschleppen. 
Und  obschon  ich  Krim  el  Rba  officiell  zu  meinem  Ukil 
(Anwalt,  Notar)  ernannt  hatte,  musste  ich  den  Hauptver- 
sammlungen selbst  beiwohnen.  Man  disputirte  und  berieth 
über  die  geringfügigsten  Gegenstände.  Nachdem  wir  aber 
so  ziemlich  das,  was  Bu  Bekr  nicht  besass,  abgesehen  von 
den  zerschlagenen  Sachen,  zurückerhalten  und  die  uns  be- 
gleitenden Uled  Amera  sich  in  Marschbereitschaft  gesetzt 
hatten,  brachen  wir  am  27.  morgens  QVs  Uhr  von  Ke- 
babo  auf. 

Als  ich  mich  aufs  Pferd  schwingen  wollte,  erschien 
noch  Sidi  Embark,  und  hielt  eine  lange  Rede,  worin  er 
die  Begleitung  ermahnte,  treu  zu  mir  zu  stehen,  denn  seit 
ich  mit  den  Chuan  in  Verbindung  stände,  seien  sie  mo- 
ralisch verantwortlich  für  meine  sichere  Üeberkunft.  Aber 
während  er  noch  sprach,  kam  die  Meldung,  Bu  Bekr  Bu 
Guetin  mit  etwa  50  Mann  habe  sich  in  die  Berge  zwischen 
Hauari  und  Djof  geworfen  und  beabsichtige  einen  Ueber- 
fall  oder,  wenn  das  nicht,  würde  er  doch  versuchen,  mich 
aus  der  Escorte  herauszuschiessen.  In  der  That  hatte  der 
Bote  nicht  gelogen,  so  wenig  aussichtsvoll  Bu  Bekr's  Unter- 
nehmen auch  war.  Was  bezweckte  eigentlich  der  wüthende 
Kerl,  was  wollte  er  jetzt  noch?  Während  in  dem  frühern 
Angriff,  bei  dem  er  mich  zu  ermorden  hoffte,  insofern  ein 
gewisses  System  lag,  als  er  sagen  konnte  —  und  die  übrigen 
Suya  würden  sicher  mit  gelogen  haben  — :  die  Tebu  über- 
fielen das  Lager  der  Christen,  tödteten  sie  und  plünderten 
dasselbe,  lag  in  seinem  jetzigen  Vorhaben  kein  Sinn  und 
Verstand.  Meucheln  konnte  er  mich  vielleicht,  aber  was 
wollte  er  mit  seinem  offenen  Angriffe  bezwecken?  Krim 
el  Rba  meinte  zwar,  dann  würde  er  sagen:  „Ich  oder  einer 
der  Uled  Amera  hätten  dich  umgebracht",  aber  so  konnte 


326  Vierzehntes  Kapitel. 

clocli  eigentlich  nur  ein  Kind  l'ulgern.  Freilich  grosse, 
aber  böse  Kinder  waren  die  meisten  Suya! 

Da  zogen  sie  dahin  zwischen  den  Bergen,  die  Bu  Guetin, 
und  einige  von  den  Gaderroha,  alle  mit  Flinten  und,  wie 
man  deutlich  sehen  konnte,  mit  herabhängendem  ^  Leder. 

Nach  einer  kurzen  Berathung  wurde  aber  doch  be- 
schlossen, aufzubrechen.  Anfangs  wollte  man  uns  in  die 
Mitte  nehmen,  aber  man  detachirte  einige  Leute  rechts 
und  glaubte  so  hinlänglich  für  unsere  Sicherheit  gesorgt 
zu  haben.  Ausserdem  beschlossen  gleich  noch  mehrere 
Dorfbewohner,  unter  andern  der  alte  Landräuber,  unser 
AVirth,  uns  das  Geleit  zu  geben.  Sidi  Embark  sprach  nun 
das  Fötha  (1.  Koransure).  Alsdann  nahmen  wir  Abschied 
von  den  Dorfbewohnern,  und  fort  ging  es  in  nordwestlicher 
Richtung,  um  das  Gebirge  gar  nicht  zu  berühren. 

"Wenn  wir  durch  das  Gebirge  zogen,  gerade  nordwärts, 
wer  weiss,  was  passirt  wäre,  aber  ins  Offene  getraute  sich 
Bu  Bekr  doch  nicht,  unsere  Macht  war  ihm  zu  stark.  AVir 
bildeten  eine  Karavane  von  80  Kamelen  und  zählten  min- 
destens 60  Mann,  von  denen  allerdings  20  wieder  nach 
Djof  zurückkehren  Avollten.  Dafür  standen  aber  wieder  an- 
dere Leute  aus  Hauari,  Buseima  und  Taiserbo  in  Aussicht, 
die  Avahrscheinlich  dort  sich  uns  anschliessen  würden. 

Als  wir  uns  in  gleicher  Höhe  mit  den  Bergen  befan- 
den, sahen  wir,  wie  Bu  Bekr  sich  eilig  zurückzog.  Wir 
erreichten  Hauari  oder  vielmehr  den  Lagerplatz  bei  Hauari 
nachmittags  und  lagerten  ausserhalb  der  Palmen  auf  einem 
domiuirendeu  Punkt,  um  vor  einem  Ueberfall  gesichert  zu 
sein.     Sidi  Embark,  der  Chuan,  nahm  es  auf  sich,  uns  mit 


•  Für  gewülmlich  tragen  die  Suya  ihre  Gewehre  derart,  dass 
das  Sehloss  mit  einem  Lederfutteral  umwickelt  ist;  hängt  letzteres 
herab,  so  fürchten  sie,  angegriffen  zu  werden  oder  wollen  selbst  an- 
greifen. 


Bu  Guctin  gibt  Geraubtes  heraus.  327 

schönen  Datteln  zu  bewirthen,  denn  aiicli  in  Haiiari  haben 
die  Snussi  grosse  Besitzungen.  Nachts  kam  aber  die  über- 
raschende Kunde,  ein  Theil  der  Bu  Guetin  wolle  die  ge- 
raubten Gegenstände  herausgeben,  wir  sollten  in  Hauari 
warten.  Da  diese  Nachricht  durch  ein  Schreiben  von  Sidi 
el  Hussein  an  Sidi  Embark  kam,  also  keinem  Zweifel  unter- 
lag, so  blieben  wir,  und  nun  sollte  ich  wirklich  die  Macht 
der  Snussi  in  Erfahrung  bringen  und  was  sie  mir  hätten 
sein  können,  wenn  einige  Tage  früher  ein  entsprechender 
Befehl  von  Djarabub  gekommen  wäre. 

In  der  That  wurden  uns  eine  Menge  Gegenstände 
wieder  ausgeliefert,  ja,  wir  erhielten  die  Nachricht,  Bu  Bekr 
Bu  Guetin  sei  im  Anzug,  um  noch  mehr  zu  übergeben,  und 
was  niemand  geglaubt  hatte,  er  kam  nach  Hauari  mit  vier 
mir  gehörenden  Kamelen  und  verschiedenen  Sachen,  die  er 
noch  besass,  namentlich  waren  darunter  die  kaiserlichen 
Geschenke.  Zur  Herausgabe  des  Geldes  konnte  er  sich 
nicht  entschliessen.  Er  wollte  darüber  weitläufige  Ver- 
handlungen eröffnen  und  verlangte,  mit  mir  persönlich  dar- 
über zu  sprechen,  was  jedoch  die  Suya  und  Sidi  Embark 
nicht  erlaubten.  Aber  38  Tlialer  gab  er  heraus,  die  er 
einem  der  Djeluled  als  Beuteantheil  versprochen,  aber  nicht 
gezahlt  hatte.  Die  Djeluled,  welche  in  Hauari  besonders 
stark  vertreten  sind,  packten  ihn  darauf  an  und  Hessen  ihn 
nicht  eher  los,  als  bis  er  ihnen  diesen,  ihrem  Stammes- 
genossen versprochenen  Theil  herausgab.  Das  Geld  brachten 
sie  sodann  mir.  Aber  die  grössere  Summe  Geldes  von  ihm 
zu  erzwingen,  dazu  waren  sie  nicht  zu  bewegen,  auch 
Stecker's  und  meine  Privatkoffer  und  Kisten  waren  nicht 
wieder  zu  bekommen.  Diese  Verhandlungen  hielten  uns  bis 
zum  29.  September  in  Hauari  fest,  und  dass  sie  überhaupt 
ein  für  uns  so  günstiges  Resultat  ergaben,  verdankten  wir 
ausschliesslich  den  Snussi.  Wenn  die  Snussi  früher  durch 
ihre  feindselige  Haltung   die  Ursache  zur  Katastrophe  ge- 


328  Vierzehntes  Kapitel. 

wesen  waren,  so  gebietet  die  Gerechtigkeit,  zu  sagen,  dass 
sie  hernach  alles  thaten,  um  uns  beizustehen.  Ja,  ich 
glaube  nicht  zu  viel  zu  behaupten,  wenn  ich  sage,  dass  wir 
Kufra  ohne  die  Snussi  wol  nicht  lebendig  verlassen  haben 
würden,  weil  sowol  Djib  el  Lab  el  Abid  wie  Krim  dem 
Einflüsse  Bu  Guetin's  erlegen  wären. 

Am  29.  September  nachmittags  brachen  wir  von  Hauari 
auf  und  kamen  noch  am  selben  Tage  in  die  Wüste.  Mit 
dem  Nordwärtsziehen  vergrösserte  sich  unsere  Karavane 
lawinenartig,  und  namentlich  als  wir  Buseima  und  Taiserbo 
durchzogen,  schlössen  sich  ganze  Gesellschaften  an.  Wach- 
samkeit bis  zum  türkischen  Gebiet  war  immer  noch  von 
nöthen,  denn  wenn  Bu  Bekr  Bu  Guetin  auch,  den  Umstän- 
den weichend,  die  Geschenke  und  den  grössten  Theil  der 
Gegenstände,  die  er  geraubt,  zurückgegeben  hatte,  so  musste 
doch  seine  Brust  voll  von  Hass  und  Neid  sein,  und  wie 
gern  hätte  er  wol    diesen  Gefühlen  freien  Lauf  gelassen! 

Am  7.  October  erreichten  wir  den  nördlichsten  Ort  von 
Kufra,  Drangedi.  Ehe  wir  aber  am  9.  October  die  Oase 
selbst  verlassen,  wollen  wir  ein  Gesammtbild  dieses  grossen 
Inselarchipels  entwerfen. 


FÜNFZEHNTES  KAPITEL. 
GESAMMTBILD  VON  KUFRA. 

Allmähliclie  Steigerung  des  Landes  von  Norden  nach  Süden.  — 
Dünen.  —  Bodenbescliaflfenheit.  —  Gestein  und  Gestalt  der  Berge.  — 
Nirgends  Versteinerungsschichten.  —  Kein  fliessendes  Wassei-.  — 
Vielleicht  sämmtliche  Oasen  Kufras  ursprünglich  Sümpfe.  —  Unter- 
irdisch zugeführte  Gewässer.  —  Dicht  neben  den  Salzsümpfen  Süss- 
wasser.  —  Ueberall  gutes  Wasser  und  Vegetation.  —  Die  fünf  Haupt- 
inseln. —  Die  Oasen  Sirhen  und  Erbehna.  —  Die  Wurfspiessspitze 
von  Feuerstein.  —  Einwohnerzahl.  —  Der  von  Sidi  el  Madhi  von 
Djarabub  angelegte  Brunnen.  —  Vermehrung  und  grosse  Pflege  der 
Palmen.  —  Eigenthümlich  die  Verbuschung  der  Palmen. 


Die  Oase  Kufra  liegt  zwischen  26  und  24°  nörcll.  Br. 
und  21  und  24°  östl.  L.  von  Greenwich.  Das  Land 
steigt  von  Norden  nach  Süden  an,  da  die  nördlichste 
Oase  Taiserbo  circa  250  m  über  dem  Meere,  da- 
gegen Kebabo  circa  400  m  höher  liegt.  Es  ist  nicht  un- 
wahrscheinlich, dass  nach  dem  Süden  bis  Uadjanga  eine 
ebenso  allmähliche  Steigerung  stattfindet  wie  von  Audjila- 
Djalo  bis  Kufra.  Die  Gestaltung  des  Bodens  ist  derart, 
dass  im  Norden  die  Oase  von  einem  schmalen  Dünenkranz, 
nördlich  von  Taiserbo  die  Maislik-Dünen  genannt,  umsäumt 
wird.  Mitten  durch  die  Oase  ziehen  sich  auch  Dünen, 
welche  im  Zusammenhang  mit  dem  libyschen  Sandocean  zu 


330  Fiiiit'zehutc.s  Kaiiitcl. 

stehen  scheinen,  also  eine  Ausbuchtung  des  Sandmeers 
nach  "Westen  bilden.  Nördlich  von  Kufra  erstrecken  sie 
sich  aber  nicht  so  weit  nach  Westen,  dass  sie  die  Kara- 
vanen  behindern  könnten,  und  selbst  der  Weg  von  Djalo 
nach  Sirhen  ist  vollkommen  sandfrei,  während  eine  Com- 
munication  bis  Djarabub  wegen  der  Dünenzüge  nicht  exi- 
stirt.  Die  Dünen  erreichen  mit  Erbehna  ihre  Westgrenze, 
und  die  ganze  Gegend  im  Süden  von  Kufra  bis  Uadjanga 
ist  sandfrei.  Der  Boden  der  Oasen  selbst,  nördlich  wie 
südlich,  besteht  aus  mergeligem  Sand,  dagegen  ruht  das 
hervorstehende  Gebirge  auf  nubischem  Sandstein,  der  im 
Gebirge  südlich  von  Kebabo  zu  Tage  tritt.  Der  Sandstein 
ist  vom  Kalk  überbaut  und  von  lavaartigen  Massen  Über- 
gossen. Versteinerungsschichten  kommen  nirgends  in  Kufra 
vor.  Die  Gebirge  und  Berge  sind  alle  tafelförmig  und  der 
Anblick  derselben  so,  als  ob  das  Umland  fortgehoben  wäre  — 
ob  durch  Windesgewalt  oder  Wasser,  lasse  ich  dahingestellt 
sein  — ,  während  die  Bergketten  und  Gebirgsreste  als 
„Zeugen"  stehen  blieben.  Sie  sind  alle  gleich  hoch,  d.  h. 
es  gibt  keine  hervorragenden  Spitzen,  aber  die  Höhe  nimmt 
gleichmässig  nach  Süden  zu. 

Was  die  hydrographischen  Verhältnisse  von  Kufra  anbe- 
trifft, so  gibt  es  in  keiner  der  Inseln  ein  fliessendes  Ge- 
wässer, und  wären  es  auch  nur  Wasserfäden  wie  die,  welche 
die  Quelle  von  Rhadames  oder  die  von  Sella  erzeugt.  Es 
scheint  indess  in  jeder  Oase  eine  mächtige  Wasserschicht 
zu  bestehen,  welche  je  nach  der  localen  Erderhöhung  bei 
einer  Tiefe  von  1  —  3  m  auf  Wasser  führt.  Ob  ursprüng- 
lich alle  Oasen,  wie  jetzt  noch  Erbehna  und  Buseima  es 
zum  grössten  Theile  noch  sind,  Seen  oder  doch  Sümpfe 
waren  (Licomedis  palus,  Cleartus  palus),  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden.  Thatsache  ist,  dass  in  den  beiden  grossen 
Oasen  Taiserbo  und  Kebabo  noch  ausgedehnte  Sümpfe  mit 
kleinen  Seen  vorhanden  sind,  wenn  auch  heute  derart  stellen- 


Kufras  Gewässer.  331 

weise  von  Saud  überschüttet,  class  sich  überall  und  nicht 
blos  an  den  Rändern  die  den  Salzsümpfeu  der  Oase  eigene 
Vegetation,  Kasbali  und  Ethel,  hat  entwickeln  können.  Mit 
fast  allen  andern  Oasen  der  Sahara  haben  die  Inseln  Kufras 
das  gemein,  dass  sich  unmittelbar  neben  den  Salzseen  und 
Salzsümpfen  und  Sebchas  Quellen  mit  Süsswasser  finden. 
Eine  genaue  chemische  Analyse  ergibt  allerdings  immer, 
dass  auch  diesen  Süsswasserquellen  bedeutende  Partien 
Salz  beigemengt  sind,  wenn  auch  die  an  Salzwasser  oder 
Bittersalzwasser  gewöhnte  Zunge  des  Menschen  das  reinste 
und  süsseste  Wasser  zu  schmecken  glaubt. 

Woher  die  so  reichlichen  Wässer  in  Kufra  stammen, 
muss  vorläufig  wol  eine  offene  Frage  bleiben,  bis  die  Ge- 
genden südlich  von  dieser  Oase  einer  genauen  Untersuchung 
unterzogen  sind.  In  Kufra  soll  es  regnen,  aber  nicht  in 
jedem  Jahre,  und  Zeichen  von  Regenspuren,  wie  sie  z.  B. 
in  grossartiger  Weise  in  Djofra,  in  den  Uidian  und  den 
von  den  Bergen  kommenden  leeren  Rinnen  sich  zeigen,  gibt 
es  in  Kufra  nicht.  Man  muss  also  annehmen,  dass  die 
Gewässer  unterirdisch  zugeführt  werden,  vielleicht  von 
Uadjanga  her,  wo  nach  den  Aussagen  der  Suya  jedes  Jahr 
Regen  fallen  soll.  Wahrscheinlich  sind  die  Berge  von 
Uadjanga  und  namentlich  Enuedi  höher  als  wir  annehmen. 
In  Uadjanga  soll  ein  Fluss  zu  passiren  sein  (Ger) ,  der 
nach  Aussage  der  Karavanen  zuweilen  trocken,  zuweilen 
eine  halbe  Stunde  breit  ist  und  seine  Hauptrichtung 
von  Osten  nach  Westen  nimmt. 

So  kommt  in  Kufra  und  zwar  in  Taiserbo  nur  einmal 
die  Benennung  Uadi  vor,  worunter  man  aber  einen  lang- 
gestreckten Salzsumpfsee  mit  Salzwassertümpeln  versteht. 

Kufra  enthält  fünf  Hauptinseln,  von  denen  zwei  im 
Norden,  eine  in  der  Mitte  und  zwei  südlich  von  der  Kufra 
durchschneidenden  Djebel  Xeri  gelegen  sind.  Im  ganzen 
haben  diese  Inseln  nach  einer  von  Behm  vorgenommenen 


332  Fünfzehntes  Kapitel. 

Bereclinuiig  ein  Areal  von  17818,3  qkm.  Hiervon  kommen 
auf  Kebabo  8793,5  qkm,  auf  Sirben  2053,8  qkm,  auf  Bu 
Se'ima  313,o  qkm,  auf  Erbebna  313, y  qkm  und  auf  Taiserbo 
6343,2  qkm. 

Kufra  unterscheidet  sich  insofern  von  allen  ähnlichen 
Oasen,  z.  B.  von  Dachel,  Djofra,  Chargeh  u.  s.  w.,  als  man 
überall  dem  Boden  gutes  Wasser  entlocken  kann  und 
überall  Vegetation  findet,  wenn  auch  letztere  meistens  aus 
Kamelfutter  besteht.  Aber  mit.  Ausnahme  von  Kebabo,  wo 
sich  ein  langgestreckter  Felsgrat  von  Osten  nach  Westen 
durch  die  Oase  erstreckt,  sodass  Kebabo  eigentlich  aus 
zwei  Oasen  besteht,  ist  innerhalb  der  Oasen  nirgends  vege- 
tationsloser Boden. 

Da  die  einzelnen  Oasen  beim  Durchziehen  derselben 
schon  Berücksichtigung  gefunden  haben,  so  bleibt  mir  nur 
noch  übrig,  bezüglich  Sirhens  zu  sagen,  dass  diese  Insel 
gerade  östlich  einen  starken  Tagemarsch,  circa  50  km 
von  Taiserbo  entfernt  liegt.  Sirhen  hat  keine  Datteln, 
aber  könnte  sie  haben.  Dagegen  soll  das  Wasser  dort 
vorzüglich  sein,  und  die  ausgezeichnete  Kamelweide  macht, 
dass  Sirhen  der  Durchgangspunkt  für  die  Karavanen  von 
Norden  nach  dem  Süden  und  umgekehrt  ist.  Weil  in  Kufra 
noch  Land  genug  brach  liegt,  das  für  die  Cultur  der  Dattel- 
palme verwandt  werden  kann,  so  haben  Snussi  wie  Suya 
bisjetzt  auf  Anpflanzungen  in  Sirhen  verzichtet. 

Erbehna,  auf  gleicher  Höhe  wie  Kebabo,  vielleicht 
etwas  mehr  nach  Norden  gelegen,  soll  ganz  von  derselben 
Grösse  wie  Buse'ima  sein.  Auch  darin  soll  es  dieser  Oase 
gleichen,  dass  sich  das  mit  Palmen  bestandene  Land  um 
einen  an  einem  Berge  gelegenen  Salzsee  erstreckt.  Erbehna 
dürfte  identisch  sein  mit  dem  auf  Nr.  I  der  Zehnblattkarte 
verzeichneten  Arbat.  Man  lobte  uns  den  Gazellenreichthum 
der  Oase,  der  ja  auch  sehr  leicht  möglich  ist,  da  sowol 
Tebu  wie  Araber  nur  zu  kurzem  Aufenthalte  hierherkommen. 


Die  Wurfspiessspitze.  333 

Da  über  Pflanzen  und  Thiere  noch  besondere  Abhand- 
lungen folgen,  so  brauche  ich  nicht  dabei  zu  verweilen,  und 
zu  den  Bewohnern  übergehend,  stehe  ich  nicht  an,  zu  er- 
klären, dass  ich  Kufra  für  einen  uralten  Stammsitz  der 
Garamanten  halte.  Die  in  Buseima  gefundenen  Bauten 
lassen  auf  viel  älteres  Volk  schliessen,  als  die  modernen 
Tebu  oder  Teda  es  sind.  Und  bezeichnend  war  es,  dass 
ich  bei  einem  Spaziergange  südlich  von  Boema  eine  wunder- 
schön gearbeitete  Wurfspiessspitze  aus  Feuerstein  fand, 
welche  leider  beim  Ueberfall  verloren  ging.  Dieselbe  hatte 
diese  Form  und  Grösse: 


Zu  unserm  Bedauern  konnten  wir  wegen  unserer  so 
ungünstigen  Verhältnisse  in  Kufra  über  die  Tebu  gar  nichts 
erfahren.  Die  Suya  waren  in  dieser  Beziehung  so  ver- 
schlossen, dass  ich  nicht  zu  erkunden  vermochte,  ob  die 
Tebu  blos  vorübergehend  nach  Erbehna  und  Kebabo  kom- 
men, oder  sich  irgendwo  daselbst  wieder  ansässig  machten. 
Sonst  gibt  es  feste  Besiedelungen  nur  in  Sauya  el  Istat  und 
Djof  auf  Kebabo.  Djof  ist  ganz  neuen  Datums  und  hat 
höchstens  200  Seelen,  Aber  der  starke  Nachwuchs,  das 
reichliche  Land,  die  gesunde  Luft  lassen  vermuthen,  dass 
sich  die  Einwohnerzahl  bald  verdoppeln  werde.  Im  ganzen 
dürften  also  in  Kufra,  die  Sklaven  einbegriffen,  kaum  mehr 
als  700  Menschen  wohnen,  bei  der  Grösse  des  Landes  eine 
mehr  als  schwache  Bevölkerung. 

Ungefähr  50  km  südlich  von  der  westlichsten  Ve- 
getationsgrenze von  Kebabo,  60  km  vom  Brunnen  Ta- 
heida    entfernt,     hat    Sidi    el    Madhi    voii    Djarabub    vor 


334  rmifzehntes  Kapitel. 

einigen  Jahren  einen  Brunnen,  Bir  Bischra  genannt, 
gra})en  lassen,  welcher  40  Gamat,  cl.  h.  circa  40  m  tief 
sein  soll.  Dadurch  ist  die  lange  wasserlose  Strecke  bis 
Uadjanga  etwas  abgekürzt  worden.  Ich  zweifle  übrigens 
keinen  Augenblick,  dass  sich  auch  zwischen  Audjila  und 
Taiserbo  Brunnen  würden  anlegen  lassen,  aber  die  Suya 
selbst  wollen  nichts  davon  wissen,  damit  der  Zugang  zu 
ihrer  Oase  ein  schwieriger  bleibe.  Es  ist  allerdings  keine 
Kleinigkeit,  die  Früchte  von  einer  Million  Palmen  —  so  hoch 
kann  man  den  Bestand  aller  Palmen  in  Kufra  veranschlagen  — 
allein  geniessen  zu  können!  Dazu  kommt,  dass  man  die 
jungen  Anpflanzungen,  namentlich  in  ganz  Kebabo,  aufs 
grossartigste  pflegt:  Schieb  Krim  el  Rba  hat  allein  einige 
hundert  junge  Palmen  gesetzt,  welche  schon  anfangen  zu 
tragen.  Aber  das  Eigenthümliche  bei  den  gepflanzten 
Palmen  Kufras  ist  die  Tendenz,  sich  zu  verbuschen,  wie 
denn  überhaupt  einzelne  Palmen  in  der  ganzen  Oase  nur 
ausnahmsweise  zu  finden  sind.  Man  sieht  riesige,  bis  an 
20  m  hohe  Büsche  von  30 — 50  m  im  Umfang,  gebildet  aus 
dem  dichtesten  Unterholze,  wenn  ich  mich  bei  Palmen 
dieses  Ausdrucks  bedienen  darf,  und  aus  demselben  her- 
aus entwickeln  sich  20 — 60  Palmbäume.  Ein  ganzer  sol- 
cher Busch,  wenn  man  daran  lagert,  wird  ,,Hausch"  ge- 
nannt. 


SECHZEHNTES  KAPITEL. 
VON  KÜFRA  NACH  BENGASI. 

Langsamores  Reisen  wegen  vieler  Entbehrungen.  —  Am  14.  October 
in  Djalo.  —  Besseres  Benehmen  der  Einwohner.  —  Zwei  Tage  in 
Audjila.  —  Auch  hier  Umschwung  der  Stimmung.  —  Omar  Bu  Haua.  — 
Dr.  Stecker  und  Schich  Krim  el  Rba  voran  nach  Bengasi,  um  die 
Freigebung  der  als  Geiseln  zurückbehaltenen  Schiuch  zu  verhin- 
dern. —  Zu  spät!  —  Am  25.  October  in  Bengasi.  —  Der  vom  Rei- 
senden aus  Kufra  an  den  italienischen  Consul  Rossoni  arabisch  ge- 
schriebene Brief.  —  Der  Reisende  gedenkt  schliesslich  dankbar  des 
Herrn  Rossoni ;  des  Herrn  von  Goyzueta  und  dessen  Gemahlin ;  des 
deutschen  Consuls,  Herrn  Ferro  in  Malta;  des  Vorstandes  der  Afri- 
kanischen Gesellschaft ;  des  Grafen  Hatzfeldt  in  Konstantinopel.  — 
Das  feindliche  Benehmen  der  Snussi  und  Ali  Kemali's,  der  selbst 
ein  Chuan  der  Snussi,  gegen  Schich  Krim.  —  Der  Lebensretter 
Schich  Krim  Bu  Abd  el  Rba  stirbt  plötzlich  zu  Bengasi,  nachdem 
er  bei  Ali  Kemali  eine  Tasse  Kaffee  getrunken. 


Nachdem  ich  den  Leser  mit  Kufra  bekannt  machte, 
einer  Oase,  welche,  obwol  von  Reisenden  oft  erstrebt,  bis 
1879  nie  erreicht  ward,  erübrigt  mir  noch,  den  Rückzug 
nach  Bengasi  kurz  zu  beschreiben. 

Wir  legten  die  Entfernung  von  Buse'ima  nach  Djalo  in 
etwas  längerer  Zeit  zurück  als  auf  der  Hinreise.  Trotz- 
dem war  der  Weg  beschwerlicher,  da  wir  uns  erschöpft 
fühlten,  denn  seit  dem  Tage  des  Ueberfalls  lebten  wir  nur 
von  Mehl,  Wasser  und  Datteln,  und  in  Kebabo,  abgesehen 


33G  Sechzehntes  Kapitel. 

von  den  drei  Ziegen,  konnten  wir  uns  von  den  Tebu  nur 
für  einige  Tage  Butter  verschaffen.  Bis  auf  einige  Fleisch- 
büchsen, die  aber  trotz  sorgsamster  Eintheilung  nicht  aus- 
langten, waren  ja  alle  Lebensmittel  geraubt  worden,  und 
die  früher  von  uns  aufgekauften  Hühner  hatten  die  Räuber 
selbst  verzehrt. 

Am  14.  October  kamen  wir  in  Djalo  wieder  an,  wo 
wir  diesmal  von  den  ersten  Kaufleuten  sympathisch  em- 
pfangen wurden.  Sie  hatten  Mitleid  mit  unserer  unglück- 
lichen Lage,  und  einige  der  Reichern  erboten  sich  sogar, 
uns  Geld  zu  leihen.  Jetzt  brauchten  sie  ja  wegen  Uadai 
keine  Furcht  mehr  zu  hegen,  und  da  der  Ort  von  der  ben- 
gasinischen  Regierung  wegen  schlechten  Verhaltens  eine 
heilsame  Lection  bekommen  hatte  —  der  Pascha  Hess  in 
Bengasi  Modjabra  einstecken  und  erpresste  von  ihnen  wegen 
schlechten  Benehmens  gegen  mich  100000  Piaster  — ,  so 
wussten  sie  uns  diesmal  nicht  genug  Gutes  zu  erweisen. 
Europäische  Genüsse,  die  der  Kaimakam  uns  brachte, 
Zwieback,  Oliven,  Käse  von  Kreta  u.  s.  w.,  waren  uns  am 
allerwillkommensten. 

Wir  blieben  in  Djalo  nur  eine  Nacht  und  zogen  als- 
dann nach  Audjila,  wo  wir  ebenfalls  nur  zwei  Tage  ver- 
weilten. Auch  hier  fanden  wir  einen  vollkommenen  Um- 
schwung der  Dinge.  Selbst  Omar  Bu  Haua,  der  Schieb 
der  Sauya  el  Istat  von  Kufra,  welcher  gegenwärtig  in  Aud- 
jila sich  aufhielt,  schickte  nicht  nur  seinen  Sohn  zu  uns, 
um  sein  Bedauern  über  das  Vorgefallene  ausdrücken  zu 
lassen,  sondern  sogar  Lebensmittel  und  eine  Mahlzeit. 
Selbst  zu  kommen,  dazu  konnte  er  sich  indess  nicht  ent- 
schliessen. 

Und  so  erreichten  wir  denn  am  25.  October  nachmit- 
tags Bengasi.  Mein  Begleiter,  Dr.  Stecker,  der  mit  Schieb 
Krim  el  Rba  von  Bir  Rissam  vorausgeeilt  war  —  und  zwar 
auf  Vorstellung  des  rechtlich  denkenden  Krim,  welcher  zu 


Der  an  Herrn  Rossoni  geschriebene  Brief.  337 

mir  sagte:  ,,Wenn  du  die  andern  drei  Schiucb  noch  in 
Bengasi  halten  kannst,  dann  hast  du  gleich  eine  Handhabe, 
um  die  Suya  zahlen  zu  machen"  —  um  womöglich  die  Wir- 
kung meines  von  Kufra  aus  an  Herrn  Rossoni  geschrie- 
benen arabischen  Briefes  ^  zu  neutralisiren ,  kam  um  einen 
Tag  —  leider!  —  zu  spät  an.  Gerade  einen  Tag  vor  un- 
serer Ankunft  war  es  Herrn  Rossoni  gelungen,  die  Schiucb 
frei  zu  erhalten.  Er  schrieb  dann  damals  an  die  Geo- 
graphischen Gesellschaften  von  Berlin  und  Rom:  ,, Jetzt 
wird  es  leicht  sein  für  Rohlfs,  weiter  zu  reisen,  die  Suya 
sind  befreit,  nun  wird  er  auch  frei  sein."  Ich  war  es  schon 
seit  vier  Wochen  und  befand  mich,  als  er  das  schrieb,  nur 
noch  50  km  von  Bengasi,  aber  ausgeplündert  und  mehr 
als  einmal  dem  Mord  ausgesetzt  gewesen! 

Damit  will  ich  aber  keineswegs  gesagt  haben,  dass 
Herrn  Rossoni  irgendwie  eine  Schuld  trifft.  Meinem  Briefe 
zufolge  konnte  er  nicht  anders  handeln;  aber  die  türkische 
Behörde,  welche  unsere  Abmachung  bezüglich  des  „ara- 
bischen" Briefs  kannte,  hätte  die  Freilassung  der  Geissein 
nicht  bewilligen  sollen.  Die  Dienstleistungen  und  die  Gast- 
freundschaft des  Consuls  Rossoni  und  seiner  Familie  kann 
ich  nicht  genug  anerkennen.  Ebenso  haben  auch  Herr  von 
Goyzueta,  der  italienische  Consul  in  Tripolis,  und  seine  lie- 
benswürdige Gattin  trotz  der  tiefen  Trauer,  in  welche  ihre 


'  Dieser  Brief,  den  ich  unter  den  Drohungen  Sidi  Agil's  in  seiner 
Gegenwart  arabisch  verfassen  musste,  lautete  übersetzt: 

„Gruss  von  Mustafa  Bei.  Die  Suya  lassen  mich  nicht  in  ita- 
lienischer Sprache  schreiben.  Sie  bedrohen  mich  mit  dem  Tode, 
wenn  der  Pascha  nicht  ihre  von  ihm  gefangen  gehaltenen  Schiuch 
aus  dem  Gefängniss  befreit.  Ich  bin  ihr  Gefangener  und  darf  weder 
nach  Norden  noch  nach  Süden  gehen.  Ich  ersuche  Euch  daher,  mit 
den  andern  Consuln  zum  Pascha  zu  gehen  und  die  sofortige  Frei- 
lassung der  Schiuch  zu  erwirken.  Wenn  dieselbe  auf  diesen  Brief 
hin  nicht  erfolgt,  so  werde  ich  von  den  Suya;  in  deren  Gewalt  ich 
bin,  ermordet." 

EouLFS ,   Kufra.  22 


338  Sechzehntes  Kapitel. 

Familie  versetzt  wurde,  nicht  aufgehört,  das  Fortschreiten 
der  Expedition  mit  grösster  Sorgsamkeit  zu  üherwachen,  wie 
überhaupt  alle  Beamte  des  italienischen  Consulats  in  Tri- 
polis es  sich  angelegen  sein  Hessen,  die  Expedition  soviel 
wie  möglich  zu  fördern. 

Und  wenn  ich  hier  zugleich  noch  Gelegenheit  nehme, 
meinen  Dank  öffentlich  unserm  deutschen  Consul,  Herrn 
Ferro  in  Malta,  auszusprechen,  der  so  manchem  deutschen 
Reisenden  —  ich  erinnere  nur  an  Maltzan ,  Nachtigal,  von 
Bary  u.  s.  w.  —  heigestanden,  und  hervorhebe,  wie  Graf 
Hatzfeldt  in  Konstantinopel  durch  seine  energische  Unter- 
stützung den  Abgang  nach  Kufra  ermöglichte,  so  glaube 
ich  dadurch  nicht  wett  zu  sein,  sondern  nur  meinen  Ge- 
fühlen Ausdruck  zu  geben. 

Der  Vorstand  der  Afrikanischen  Gesellschaft  aber  hat 
durch  Organisation  der  Expedition  und  Bewilligung  der 
Gelder  es  ermöglicht,  dass,  wenn  auch  nicht  das  vorge- 
setzte Ziel  der  Expedition  erreicht  ward,  so  doch  die  Er- 
forschung der  Libyschen  Wüste  mit  der  Exploration  der 
Oase  Kufra  als  abgeschlossen  betrachtet  werden  kann. 

Nur  von  Ali  Kemali  Pascha  war  keine  Genugthuung 
zu  erlangen.  Er,  der  officiell,  wie  aus  dem  Contract  her- 
vorgeht, für  die  beiderseitige  Ausführung  desselben  garan- 
tirt  hatte,  verschanzte  sich  jetzt  hinter  Mittellosigkeit,  wes- 
halb nichts  anderes  übrig  blieb,  als  die  Hülfe  der  deut- 
schen Regierung  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Dieselbe  hat  auch  nicht  auf  sich  warten  lassen.  Seine 
Durchlaucht  der  deutsche  Reichskanzler  erwirkte,  nachdem 
er  sich  von  mir  einen  mündlichen  Vortrag  über  die  Expe- 
dition und  die  Katastrophe  von  Kufra  hatte  halten  lassen, 
einen  sofortigen  Ersatz  von  der  türkischen  Regierung,  welcher 
der  Afrikanischen  Gesellschaft  in  der  Summe  von  1(3000  Mark 
übermittelt  wurde. 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 


WISSENSCHAFTLICHE  ERGEBNISSE. 


22  = 


I.   Von  G.  Kohlfs  erkundete  neue  Routen  in 
Tripolitauien. 


I.    Von  Sokna  nach  Fuga, 

vier  Tagemärscbe  in  SSO.  Richtung  zu  S. 

1.  Tag.     lieber  Tessokua  ins  TJadi  Schaba,  welches  Uadi  in  das  Uadi 

Tadjint  geht.     Lager  im  Uadi  Schaba. 

2.  Tag.     Man  passirt  Uadi  Tulettin,   welches  in  Uadi  Ured  geht.    Der 

Ured   verläuft  in   die  Sokna-Ebene.     Dann  passirt  man  das 
Uadi '  Tleb  el  gara  und  lagert  im   Uadi  Tleh  el  Massa. 

3.  Tag.     Man  passirt    Seliert   Mat,   ein  Uadi,  welches  in  Uadi  Tafa 

geht,  kommt  dann  zu  Uadi  Schert  Tor  und  lagert  im  Uadi 
Bit  Krema. 

4.  Tag.     Man  passirt    Uadi  Argoh  el  Tolba  und  kommt  nach  Fuga. 

IL    "Weg  von  Sella  nach  Sirt  am  Mittelmeer. 

birt  ist  die  Hauptstadt  des  Kaimakamlik  gl.  N.,  sechs  Tagemärsche,   Eichtuug  Nord, 
einige  Grade  zu  O. 

1.  Tag.     Von    SeJla    über   Hattich  3Ieduin    und    Uvi  Bcsselan   nach 

Helg-ed-Dib  (Hattieh). 

2.  Tag.     Hattieh  Uadi  Luschkah  nach    Tagrift  (Tacrift  der  Karten). 

3.  Tag.    Nach  Hallugh. 

4.  Tag.     Nach  Hamraya. 

5.  Tag.     Nach  Harraua  (Senuiat). 
(3.  Tag.     Nach  Sirt  oder  Syrt. 

in.    Weg  von  Sella  nach  dem  Mittelmeer, 

östlich  vom  Weg  Nr.  II,  Bichtung  N. ,  einige  Grade  zu  O.,  sieben  Tagemärsche. 

1.  Tag.     Nach  Tirsa   (liegt  nur  einige  Stunden   nordwärts  von  Sella 
und  ist  eine  grosse,  jetzt  aber  unbewohnte  Oase). 


34:2  I-    Neue  lioutcu  iu  Tripolitanien. 

2.  Tag.  Nach  Dig  el  Rad. 

3.  Tag.  Nach  Bor  el  Micljahra. 

4.  Tag.  Nach  Bjifa. 

5.  Tag.  Nach  el  Megahasa  (Hattieh) 

6.  Tag.  Nach  Geraret  el  Ertim. 

7.  Tag.  Ueber  die  Senniut  (Garten)  Mcrduma  nach  Budrita  am  Meere. 

IV.    Weg  von  Sella  nach  Uau  el  Nauius, 

welches  südöstlich  voa  Uau  el  Kebir  gelegen  und   <5wei  Tagoniärsche   davuu  ent- 
fernt ist;  neun  Tagemärsche;  Kichtung  S.,  einige  Grade  zu  O. 

1.  Tag.  Nach  Bei  Ädjati. 

2.  Tag.'  Nach  Bjebel  (d.  h.  mau  erreicht  das  Gebirge). 

3.  Tag.  Nach    Uabria   (durch  Hornemann  bekannte  Khadir  Station). 

4.  Tag.  Nach  Bei  Haidan. 

5.  Tag.  Nach  Ben  Batga  (Uadi). 

6.  Tag.  Nach  Mudjra  (Gerara,   d.  h.  krautbestandene  Einscukuug). 

7.  Tag.  Nach  Gelb  el  Hadj  Mohammed. 

8.  Tag.  Nach  Tibesti  (Name  für  Gegend  wo  gelagert  wird). 

9.  Tag.  Nach   Uau  el  Namus  oder   Uau  ascvldr. 

V.    Weg  von  Sella  nach  Uau  el  Kebir, 

sieben  Tagemärsohe ,   Ö.  einige  Grad  zu  W. 

1.  Tag.  Nach  Trinsa  (Gor). 

2.  Tag.  Nach  Bei  Graf  (Uadi). 

3.  Tag.  Nach  Melghranik  (Gor). 

4.  Tag.  Nach  Misraten  (Gor),  nach  einigen  Stunden  ipiert  man  den 

von  Masr  (Kairo)  nach  Mursuk  führenden  Weg. 

5.  Tag.     Nach    Uadan  (nicht  Uadan  der  Oase  Djof). 

6.  Tag.     Nach  Gara-tuila. 

7.  Tag.     Nach  einer  Hattieh  mit  Domrun,  welche  mit  der  Oase  Uau 

el  Kebir  zusammenhängt. 

VI.    Directer  Weg  von  Sella  nach  Temissa, 
acht  sehr  kleine  Tagemärsche,  Kichtung  SW. 

Nach  Fil  assauod. 

Nach  Igla  (Gara). 

Nach  Schlima  (Gara). 

Nach  Chalf  Allah  (Gara). 

Nach  Mendil  (Gara  und  Gerara). 

Nach  Geraret  el  Rad  (Bedeutung  liegt  im  Wort,  d.  h.  Ein- 

senkung  mit  Had  bestanden). 

Nach  Chenneba,  Hattieh,  welche,  ununterbrochen,  nach  dem 

noch  einen  Tagemarsch   entfernten 

8.  Tag.     Temissa  führt. 


1. 

Tag. 

2. 

Tag. 

3. 

Tag. 

4. 

Tag. 

5. 

Tag. 

6. 

Tag. 

7. 

Tag. 

I.    Neuo  lluutcu  in  Tripulitaiiicii.  343 

VII.  Weg  von  Temissa  nach  Audjila, 

fällt  zum  Thoil   mit    der  Hornemann'sclieu  Koute  zusammen,   vierzohu  Tagemärscüe 
iu  NO.  Kichtuug  zu  O. 

1.  Tag.  Nach  Chenneba  (vgl.  Route  Nr.  VI). 

2.  Tag.  Nach  el  Klas  (Gor). 

3.  Tag.  Nach  Mendü  (Gor,  ein  anderes  Meudil  als  das  von  Nr.  VI). 
•i.  Tag.  Nach  Djerahia. 

5.  Tag.  Nach  Has  um  el-Bariuf. 

6.  Tag.  Nach   üabn. 

7.  Tag.  Nach   üdischgaru. 

8.  Tag.  Nach  BIsuan. 

9.  Tag.  Nach    el   Klas    (Oertlichkeiten    haben    häufig   dieselbe   Be- 

nennung). 

10.  Tag.     Nach   Djebel  Silten    (wir  campirten  nördlich   vom   Djebel 

Silten;   auf  der  Südseite  ist  in  einer  Hattieh  ein  Brunnen 
mit  schlechtem  Wasser). 

11.  Tag.     Nach  Merega. 

12.  Tag.     Nach  Buman  (Sanddüne,  lüU  m  hoch). 

14.   T  o-l   U6l)6i"  die  Kalansclio  Sserir  nach  Audjila. 

VIII.  Weg  von  Bengasi  nach  Derna, 

Richtung  ONO.  zu  N. ,  acht  Tagemärsche. 

1.  Tag.     Nach  Biar  (Kubba,  Wiesen  und  Brunnen). 

2.  Tag.     Nach  Djardes  (Zardes,  Brunnen,  Buschwerk,  Ruinen). 

3.  Tag.     Nach  Maraua  (Brunnen  in  einem  nach  Süden  verlaufenden 

Uadi). 

4.  Tag.     Nach  Suei  (Brunnen  in   einem   nach  Norden  verlaufenden 

Uadi). 

5.  Tag.     Nach  Bu  Drau  (Kubba,  Gasr,  Ruinen  nebst  Brunnen). 

6.  Tag.     Nach  He'ischa  (grosse,  krautreiche  Ebene). 

7.  Tag.     Nach  Sidi  Asis  (Kubba  und  Brunnen). 

8.  Tag.    Nach  Derna. 

IX.  Weg  von  Bengasi  nach  Tobruk 

am  Mittelmeere,    elf  Tagemärsche,  Kichtung  ONO.  zu  O. ,   läuft,  wo  er  sich  von  ihm 

trennt,  östlich  vom  Weg  Nr.  VIII;    die   ersten  Tagemärsche  bis  Heischa  sind  mit 

Nr.  Vm  identisch. 

7.  Tag.     Nach  3Iertitha  (Sauya  der  Snussi,  Brunnen  und  Gärten). 

8.  Tag.     Nach  Tmimi  (Brunnen  im  Uadi  gl.  N.,  welches  sich  ins  Mittel- 

meer ergiesst.     Der  Brunnen  nicht  weit  vom  Gasr  Bomba). 

9.  Tag.    Nach  Ain  el  Grasella  (süsse  Quelle  am  Meere). 
10.  Tag.     Nach  Salicl  (Hattieh  am  Meere). 


344  I-     Neue  Routen  in  Tripolitauien. 

11.  Tag.     Nacli  TohruJc  um  Mittclmecrc,  bester  Hafen  zwiselien  Alexan- 
drien  und  Mers  cl  Kebir. 

X.  Weg  von  Bengasi  nach  Djarabub, 

elf  Tagemärsche  in  SO.-Eiulitung;  dieser  Weg  existirt  erst  seit  ca.  20  Jahren. 

1.  Tag.     Nach  Ssilluk  (Brunnen). 

2.  Tag.     Nach    Uadi  el  Bai  (dies  Uadi   kommt  von  Ssilhik  und  er- 

giesst  sich  in  die  Sahara;  es  befindet  sich  hier  eine  Sauya 
der  Snussi). 

3.  Tag.     Nach   Udedjedari  (Name  der  Gegend). 

4.  Tag.     Nach  Rhadir  Laguas  (Brunnen  und  Felswasserlöchcr). 

5.  Tag.     Nach  Halleh  (Name  der  Ebene). 

6.  Tag.     Nach  Bhadir  Bu  Askar  (Felswasserlöcher). 

7.  Tag.     Nach  Djihheni  (Brunnen). 

8.  Tag.     Nach  Akroma  (Brunnen,  im  Sommer  trocken). 

9.  Tag.     Nach  Bhaitt  es  Scliich  (Sserir). 

10.  Tag.     Nach  el  Gara  (Felsüberhänge  des  libyschen  Küstenplateau). 

11.  Tag.     Nach  Djarabub  (Muttersauya  der  Snussi). 

XI.  Weg  von   Derna   nach  Djarabub, 

sieben  starke  Tagemärsclie,  Kichtung  SSO.  zu  O. 

1.  Tag.  Nach  Tanfassa  (El)ene). 

2.  Tag.  Nach  Farayis  (ein  Uadi,  das  sich  in  Uadi  Tmimi  ergiesst). 

3.  Tag.  Nach  Saliel  (Krautebene). 

4.  Tag.  Nach  Fialia  (Brunnen,  im  Sommer  leer). 

5.  Tag.  Nach  Karmus  el  Hammiyed  (Ebene  mit   Schih   und  Haifa 

bestanden). 

6.  Tag.     Nach  Sserir. 

7.  Tag.     Nach  Djarabtib. 

Xn.    Weg   von  Derna  nach  Audjila, 

in  SW.-Kichtuug ,  zolin  sehr  starke  Tagemärsche. 

1.  Tag.     Nach  cl  Brhala  (Berg). 

2.  Tag.     Nach  el  Agava  cl  Bemla  (ein  Uadi,  das  nach  SO.  geht  und 

ins  Mittelmeer  mündet). 

3.  Tag.     Nach  Schufa  (Anhöhe  in  einem  Uadi  gl.  N.,   das  ins  Mittel- 

meer mündet). 

4.  Tag.  Nach   Gohr  cl  Agaba  (Grab  und  He'ira,  d.  h.  Brunnen). 

5.  Tag.  Nach  el  Magor  (Brunnen  und  Gasr). 

6.  Tag.  Nach  el  Maaten   Ssanono  (Gärten  und  Brunnen). 

7.  Tag.  Nach  üadi  el  Fareg. 

8.  Tag.  Nach  Bir  Bissam. 

9.  Tag.  Nach  Sserir  Kalanscho. 
10.  Tag.  Nach  Audjila. 


IL    Bruiiueiitcinperatureii. 


345 


II.  BiMiiiiienteiiiperaturen  Tripolitaiiieus  und  der  Sahara. 

Vou  G.  Rohlfs  und  Dr.  A.  Stecker. 


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j^ 

3 

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05   ^ 

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H 

H 

Bemorkuugou. 


Landhaus  Roasi 

do. 

do. 
i^c'fi  Sckerschara 

Hir  el  Gasr  Berti  Ulid 

Brunnen  Mil/ia  In 
Uadi  y/ed 

Bond j  ein 
Wasserloch  Themed 

Wasserloch  Bir  Tar 

Wasserloch  Ain 
HainmaiH 

Brunnen  in  Sokna  1. 

do.  2. 

do.  3. 

Brunnen  in  Hon  1. 

do.  2. 

Brunnen  in  Aßa  1. 

do.  2. 

Brunnen  Fugar 

l'auinet  in  Sella 

Bir  Bii  NaiiK 
Bir  Dikker 

Brunnen  In  Djalo  1. 

do.  2. 

do.  3. 

do.  4. 

Signora  debli 
Hir  ßu  Drissa 


5.  Nov.  18V8 
lOl  Vm. 

19.  Nov.  1878 

llh  Vm. 

12.  Dec.  1878 

jili  iQin  Vm. 

4.  Januar  1879 

4fi  Nm. 
10.  Januar  1879 

4li  Nm. 
14.  Januar  1879 

lOh  Vm. 
17.  Januar  1879 

4h  Nm. 

22.  Januar  1879 

lOf»  Vm. 

22.  Januar  1879 

4'>  Nm. 

23.  Januar  1879 

4h  Nm. 

Ende  Januar  1879 

10h  Vm. 

do. 

do. 

12.  Februar  1879 

8h  Vm. 

do. 

19.  Februar  1879 

5h  Nm. 

4.  März  1879 
llh  Vm. 

3.  März  1879 
3h  Nm. 

18.  März  1879 
4h  Nm. 

25.  März  1879 
9h  Vm. 

29.  März  1879 
3h  Nm. 

11.  April  1879. 

4h  Nm. 

do. 

do. 

do. 

6.  Juli  1879. 

5.  Juli  1879. 


°G. 

°C. 

25,5 

19,5 

23 

19,5 

19 

17,5 

15 

17 

20 

25 

19 

21,5 

24 

20,5 

15 

11,5 

16 

15 

23,5 

17 

22 

14 

22 

19.5 

22 

17 

11 

7,5 

11 

9,5 

22 

14 

19,5 

17 

19 

20 

25 

26 

V'' 

18,5 

25,5 

20 

33,5 

25,5 

33,5 
33,5 
33,5 

23 
22,5 

22,8 

32 

24 

29 

24 

15 

15 

15 
0,50 
1,20 

19 

2 

2 

2 

2 

3,50 

3,50 
3,50 

10 

10 

3 

3 


1,5 

3,70 

3,70 
3,70 
3,70 


Msc/iia  bei   Tripolis. 
do. 


Bach  mit  fliessendcm 
Wasser. 


DjeOel  et  Tar. 

Djebel  et  Tar 
km  üstl.  V.  Dj.  Nach- 
tigal. 


in   der  Nähe  der  Stadt. 

Palmgärten 

südlich  V.  d.  Stadt. 

do. 


\  südlich  V.  d.  Stadt. 

i         Djebel  es  Soda 
(Oase  Djof) 
ca.  16  km  südl.  vou 
Sokna.l 
Oase  Djof 
ca.  10  km  südw.  von 
.S'oAna. 
ein  Sprudel  südostl.  v. 
der  Stadt  SelUi ,  worin 
Boblfs   10  m  lothete. 
Wasser  schwefel- 
wasserstoffhaltig. 
in  der  Oase  Djibhena. 
Wasser  bittei-salzhaltig. 

SPalmgärteu  wcstl. 
V.  d.  Orte  Areg. 
Wasser 
bittersalzhaltig. 

ca.  80  km  südl.  von 

Bengasi. 
ca.  60  km  südl.  von 

Bengasi. 


1  Mit  vielen  Rotatoreu,  Cladocereu  und  Diiiterenlarven. 


III.   See  höhen. 


Dr.  J.  Hann, 

Directur  der  k.  k.  Centralanstalt  für  Meteorologie,  Hohe  Warte  bei  Wien. 


Es  sind  drei  Aueroide  benutzt  worden.  Eine  nähere 
Bezeichnung  derselben  fehlt  bei  den  beiden  erstem;  nur  das 
letzte,  das  nach  der  Katastroj^he  in  Kebabo  am  14.  Sep- 
tember allein  übrigblieb  und  vom  20.  an  Avieder  abgelesen 
wurde,  wird  als  Aneroidbarometer  von  Secretan  bezeichnet, 
mit  einer  Abweichung  von  +  4  mm  (d.  h.  wol  gegenüber 
dem  zuletzt  verwendeten  Instrument).  Das  anfänglich  und 
am  längsten  benutzte  Aneroid  (vom  16.  December  1878  zu 
Tripolis  bis  zum  11.  Juli  1879)  hatte  ein  Thermometer,  das 
auch  regelmässig  abgelesen  wurde.  Am  11.  Juli  1879  wurde 
auf  der  Reise  von  Bengasi  nach  Audjila  dasselbe  vertauscht 
mit  dem  ,, alten  grossen  Instrument,  ohne  Thermometer". 
Leider  liegen  mir  keinerlei  Angaben  über  die  Standdifferenz 
dieser  beiden  Aneroide  vor.  Da  der  Wechsel  auf  der  Reise 
geschah,  so  lässt  sich  auch  nicht  einmal  der  zuletzt  am 
anfänglich  benutzten  Instrument  abgelesene  Barometerstand 
mit  der  folgenden  Ablesung  des  zweiten  Aneroids  zur  Er- 
mittelung einer  rohen  Standcorrection  verwenden.  Ich  be- 
fand mich  also  zunächst  ganz  im  Dunkeln  über  die  Stand- 


III.    öcchöheu.  347 

und  TemperaturcoiTectionen  der  drei  Aueroide.  Dass  die 
letztern  eine  grosse  Rolle  spielen,  ging  zunächst  schon 
daraus  hervor,  dass  das  normale  Sinken  des  Luftdrucks 
von  der  9^  Vormittag- Ablesung  zu  jener  um  3^  nachmittags 
entweder  sehr  vermindert  oder  sogar  in  eine  Zunahme  ver- 
wandelt wurde  durch  die  Wärmezunahme  des  Aneroids 
von  9**  bis  3''. 

Diese  Erscheinung  war  es  nun,  welche  ich  zu  einer  an- 
genäherten Bestimmung  des  Temperaturcoefficienten  des  erst- 
benutzten Aneroids  mit  Thermometer  zu  verwerthen  suchen 
musste.  Es  war  auch  das  einzige  Hülfsmittel  dazu.  Ich 
ging  dabei  so  vor:  Ich  nahm  die  tägliche  Oscillation  des 
Luftdrucks  zwischen  9^  und  3^^  zu  Alexandrien  oder  zu 
Kairo  (oder  das  Mittel  derselben  an  beiden  Orten)  aus  der 
gleichen  Jahresperiode  auch  für  die  von  Herrn  Rohlfs  be- 
suchten Oertlichkeiten  als  gültig  an,  und  verglich  nun  die- 
selbe mit  der  aus  den  Anero'idablesungen  sich  ergebenden 
Grösse  der  täglichen  Schwankung  zwischen  9^'  vormittags 
und  3''  nachmittags.  Die  Differenz  wurde  dem  Effect  der 
Temperaturänderung  des  Aneroids  zugeschrieben.  Es  konn- 
ten natürlich  nur  die  längern  Reihen  von  Ablesungen  an 
ein  und  demselben  Orte  hierbei  benutzt  werden. 

ii)  SoJcna.  Februar  1879  Aneroidlesung     9^' —  3''=       0.5 
Wahre    Oscillation    im    Mittel    aus 

Alexandrien  und  Kairo  ^     .     .     .     9^  —  3''  =       1 .2 


Correction  —  0.7 

Da  nun  die  Temperaturzunahme  des  Aneroids  zu  Sokna 
von  9''  bis  3^  im  Mittel  3°. 8  Celsius  betrug,  so  kann  der 
Temperaturcoefficient  zu  — 0.7  mm  :  3°.8  ==  — 0.19  mm 
pro  Grad  Celsius  angenommen  werden. 


*  Zu  Alexandrien  war    die  Differenz  Februar  1879,   1.0  mm,   zu 
Kairo  im  Februar  (Mittel  der  Jabre  1875  und  1876)  1.4  mm. 


348  ni.    Seehöhen. 

b)  Audjila.    1«.  April  bis  27.  Mai  1879 

Aneroidlesung 9''  —  3^  =       0.4 

Wahre  Oscillation  zu  Kairo  (Mittel 

aus  1875  und  1876) 9'*  —  3"  ^       1.4 

Correction  —  1.0 

Temperaturcoefficient  gleich  —  1.0  :  5°. 9  =  —  0.17  mm. 

c)  Bengasi.    7.  Juni  bis  4.  Juli  1879 

Aneroidlesung 9''  —  3''  =  —  0.6 

Wahre  gleichzeitige  Oscillation  zu 

Alexandrien 9»^  —  3*^  =       0.4 


Correction  —  1.0 


Da  die  Temperaturänderung  am  Aneroid  von  9'^  bis 
311  _|-  4=.8  C.  betrug,  so  ergibt  sich  der  Temperaturcoeffi- 
cient zu  — 0.21. 

Im  Mittel  kann  demnach  der  Temperaturcoefficient  des 
zuerst  benutzten  Aneroids  zu  —  0.19  pro  Grad  Celsius  an- 
genommen werden. 

Das  nächste  Erforderniss  war  nun  die  Bestimmung  der 
sogenannten  Standcorrection  des  Aneroids.  Dazu  konnten 
nur  die  zu  Tripolis  und  zu  Bengasi  nahe  dem  Meeres- 
niveau abgelesenen  Aneroidstände  verwendet  werden. 

Die  Ablesungen  an  dem  Aneroid  zu  Tripolis  am  16. 
und  17.  December  1878  ergaben  als  mittlem  Stand  764°.8 
bei  einer  Temperatur  von  14^5.  Die  Seehöhe  des  Be- 
obachtungsortes gibt  mir  Herr  Rohlfs  zu  circa  14  m  an, 
die  Reduction  auf  das  Meeresniveau  ist  demnach  +  1-3  mm 
und  der  Aneroidstand  daselbst  766.1  mm.  Nach  dem 
pariser  Bulletin  international  und  dem  Bidlctin  du  Service 
meteorologique  du  Gouvernement  general  de  VÄlgerie  ist  der 
Luftdruck   am  Meeresniveau    in    der  Gegend    von    Tripolis 


III.    Seehöhen.  349 

am  16.  und  17.  December  1878  zu  705  mm  anzunehmen. 
(Sfax  hatte  8*^  vorm.  764.5  und  765.0.)  Die  Correction  des 
Aneroids  ergibt  sich  daraus  zu  —  1.1   mm  bei  14°. 5  C. 

Die  Beobachtungen  zu  Bengasi  vom  7.  Juni  bis  4.  Juli 
1879  in  einer  Seehöhe  von  circa  3V2  di  ergaben  als  mitt- 
lem Aneroidstand  bei  26°.0  C.  764.2  mm,  oder  auf  das 
Meeresniveau  reducirt  7C4.5  mm.  Reducirt  man  diesen 
Stand,  um  ihn  mit  jenem  von  Tripolis  vergleichbar  zu 
machen,  auf  14°. 5  C,  indem  man  eine  Correction  von 
11.5X — 0.19  =  — 2.2  mm  anbringt,  so  erhält  man  762.3mm. 
Das  Mittel  des  Luftdrucks  zu  Alexandrien  für  die  gleiche 
Periode  auf  das  Meeresniveau  reducirt,  war  758.9  mm,  die 
Aneroidcorrection  bei  14°.5  ergibt  sich  daraus  zu  — 3.4  mm; 
die  Standcorrection  hat  sich  demnach  von  Mitte  December 
1878  bis  Mitte  Juni  1879  um  2.3  mm  vergrössert  oder,  der 
Zeit  proportional  genommen,  pro  Monat  um  0.4  mm. 

In  diese  Correctionen  ist  auch  schon  die  Schwerecor- 
rection  mit  aufgenommen,  die  man  für  den  ganzen  Reise- 
weg als  constant  betrachten  darf  mit  Rücksicht  auf  die 
Grenzen   der  Genauigkeit    der    andern  Reductionsgrössen.^ 

Mit  diesen  Daten  kann  man  nun  au  die  Berechnung 
der  Seehöhen  der  Hauptstationen  der  ersten  Reiseroute  von 
Tripolis  über  Sokna  nach  Audjila  und  Bengasi  gehen.  Ich 
berechnete  direct  nach  den  correspondirenden  Barometer- 
und  Thermometerständen  zu  Alexandrien  die  Seehöhen  der 
drei  Punkte  Bir  Milrha,  Sokna  und  Audjila,  von  denen 
allein  mehrtägige  Beobachtungen  vorliegen. 

Die  Elemente  und  Resultate  der  Rechnung,  welcher  die 
Gauss'schen  hypsometrischen  Tafeln  zu  Grunde  gelegt  vrav- 
den,  sind: 


^  Die  Zunahme  der  Schwerecorrection  von  Alexandrien  bis  Kufra 
beträoft  circa  0.2  mm. 


350 


III.    Seeliölien. 


Ort. 

Zelt. 

'S    . 
gl 

o 

u    . 
ffl  -g 

'SlO 

Alexiiiidrieii. 

See- 
hühe. 

< 

o 

ü 

g 

o 

Meter. 

Eil-  Milrha 

25.  bis  31.  Deceiiiber 

740.7 

16.7 

—1.7 

739.0 

14.4 

765.2 

15.2 

314.0 

Sokna  .  .  . 

24.  Jan.  bis  9.  März. 

737.0 

17.3 

-2.4 

734.6 

16.6 

762.2 

16.8 

333.6 

Audjila  .   . 

18.  April  bis  27.  Mai 

7r,4.0 

24.1 

—4.8 

759.2 

24.0 

761.1 

20.7 

40.7 

Die  hier  gefundene  Seeliölie  von  Audjil.a  und  der  zweite 
Aufenthalt  daselbst,  vom  15.  bis  24.  Juli,  kann  nun  dazu 
dienen,  die  Standcorrection  des  vom  11.  Juli  an  benutzten 
grossen  Anero'ids  ohne  Thermometer  annähernd  kennen  zu 
lernen. 

Der  mittlere  Aneroidstand  zu  Audjila  vom  15.  bis  24.  Juli 
bei  einer  Temperatur  von  30°.0  war  758.8,  genäherte  wahre 
Lufttemperatur  30°.2.  Die  entsprechenden  Daten  für  Alexan- 
drien  waren  755.9  und  25.9  (in  19  m).  Nimmt  man  die 
Abnahme  des  Luftdrucks  landeinwärts  bis  Audjila  ebenso 
gross  an  als  von  Alexandrien  nach  Kairo  (0.6  mm),  so  kann 
man  als  mittlem  Luftdruck  in  der  Seehöhe  von  Audjila 
(40.7  m)  setzen  753.4.  Um  also  das  zweite  grosse  Ane- 
roid  bei  30°  C.  auf  den  Stand  eines  corrigirten  Queck- 
silberbarometers zu  reduciren,  müssen  wir  eine  Correction 
von  — 5.4  mm  anbringen.  Dies  stimmt  sehr  gut  mit  der 
aus  den  Beobachtungen  zu  Bengasi  für  das  früher  benutzte 
Anero'id  gefundenen  Correction  von  758.9 — 764.5=  —  5.6 
(bei  26°  C),  wenn  man  die  höchst  wahrscheinliche  Annahme 
macht,  dass  das  zweite  grosse  Aneroid  mit  dem  Stande  des 
ersten  in  Uebereinstimmung  war  oder  gebracht  wurde. 
Dafür  spricht  die  Abwesenheit  jeder  Notiz  über  eine  Stand- 
differenz beider,  die  später  bei  Verwendung  eines  dritten 
Anero'ids  nicht  vergessen  wurde  anzumerken.  Direct  aber 
ergibt  sich  diese  Correction  aus  der  früher  abgeleiteten 
Seehöhe  von  Audjila.  Die  Anbringung  einer  Temperatur- 
correction    dürfen    wir    bei    diesem    Aneroid    ausser    Acht 


III.    Seeliöhen. 


351 


lassen,  weil  alle  folgenden  mittlem  Temperaturen  sich  nur 
■wenig  von  30°  C.  entfernen. 

So  können  wir  nun  zur  Berechnung  der  Seehöhen  der 
zweiten  Gruppe  von  Stationen  schreiten,  die  auf  dem  Wege 
von  Audjila  bis  Kebabo  und  zurück  liegen.  Ich  habe 
als  correspondirende  Barometerstände  eigentlich  jene  von 
Alexandrien  zu  Grunde  gelegt,  aber  eine  Abnahme  des 
Luftdrucks  von  1.0  mm  landeinwärts  angenommen,  wie  sie 
der  normalen  zwischen  Alexandrien  und  Kairo  im  August 
bestehenden  entspricht.  In  dieser  Hinsicht  ist  eigentlich 
Kairo  als  Vergleichsstation  anzusehen.  Wahrscheinlich 
liegen  aber  die  Oasen  von  Kufra  auf  einer  noch  niedrigem 
August-Isobare  als  Kairo,  es  existiren  jedoch  keine  Anhalts- 
punkte, um  diese  Abnahme  des  Luftdrucks  landeinwärts 
einigermassen  verlässlich  zu  schätzen. 

Auf  dem  bezeichneten  Wege  wurden  folgende  Resultate 
erhalten : 


^ 

, 

011. 

ter 

St. 

H 

Alexandrien. '  geg. 

Ort. 

Zeit. 

II 

o 

O 

O 

'5)0 

'S  m 

'S» 

<» 

R  1 

höhe. 
.Meier. 

Kalanscho 

29.  Juli  bis  1.  Aug. 

747.1 

(31.5) 

-5.4 

741.7 

30.e 

754.9     27°.4 

176.4 

Taiserbo    . 

2.-6.  August 

73S.9 

(29.7) 

—5.4 

733.5 

28.3 

754.3 

27.4 

267.4 

Kebabo   .  . 

15. —  31.  August 

727.4 

(31.0) 

—5.4 

722.0 

30.1 

761.5 

24.7 

491.5 

1.— 26.  September 

727.8 

(30.5) 

—5.4 

722.4 

28.8 

762.5 

19.4 

492.H 

Ausser  diesen  Hauptpunkten,  deren  Seehöhe  mit  aller 
Sorgfalt  abgeleitet  wurde,  habe  ich  noch  auf  dem  früher 
angedeuteten  Wege  mit  Beziehung  auf  Alexandrien  und 
Kairo  (wie  oben)  für  einige  andere  Punkte  die  Seehöhen 
beiläufig   bestimmt.     Diese  sind 

18.  bis  20.  December  Ain  Sarah      ...       76  m 
4.     »      6.  Januar        Ain  Scherschara     .     304   » 


'  Die  Septembertemperatur  ausgenommen,  an  welelie  keine  Cor- 
rection  angebraclit  wurde. 


352 


III.    Seehöhen. 


8.  Januar 


15.  bis  16. 


11. 
16. 

8. 


13.  März 

17.  April 

10.  August 

11. 

12.        » 


Uadi  Darhir  und 
dinar      .     .     .     . 

Uadi  in  bellem  und 
Sem-sem  u.  s.  w. 

Uadi   Misfer  sserir 

Djalo   .     .     . 

Buseima   .     . 

Sanddünen    . 

Sserir   .     .     . 


27. 
29. 

2. 

5. 

9. 
11. 
14. 


»    29.  September  Hauari 


30.  »  Sanddünen    . 

4.  October  Buseima    .     . 

8.         »  Taiserbo   .     . 

10.         »  Sserir  Kalanscho 

13.         »  Kalanscho 

15.         »  Djalo    .     .     . 

Diese  Seehöhen  sind,  als  auf  wenigen  Ablesungen  be- 
ruhend und  mit  Beziehung  auf  eine  sehr  entfernte  Station 
berechnet,  nur  ganz  approximative.  Auch  ist  die  Correction 
des  nach  dem  20.  September  verwendeten  Aneroids  unsicher. 


375  m 

5  .^ 
306  » 
107  » 
322  » 
393  » 
461  •> 
427  » 
478  )) 
367  .) 
300  » 
251  » 
189  » 

90  » 


lY.  Resultate  der  meteoroloorisclien  Beobaclitiiii2;eu 


fe^ 


Dr.  J.  Hann, 

Director  der  k.  k.  Centralanstalt  ftti-  Meteorologie,   Hohe  Warte  bei  Wien. 


Die  Mittelwerthe  aus  den  sehr  sorgfältig  und  regel- 
mässig aufgezeichneten  meteorologischen  Beobachtungen 
vom  16.  December  1878  bis  15.  October  1879  findet  man 
in  tabellarischer  Form  am  Schlüsse  dieser  Begleitworte  zu- 
sammengestellt. Ich  habe  mir  erlaubt,  auch  aus  den  Auf- 
zeichnungen während  der  Reise  Mittelwerthe  abzuleiten,  die 
sich  also  nicht  auf  eine  bestimmte  Oertlichkeit  beziehen. 
Bei  den  Beobachtungen  der  Windrichtung  und  Windstärke 
bedarf  dieser  Vorgang  gar  keiner  Rechtfertigung,  bei  jenen 
der  Temperatur  geben  die  Mittel  ein  leichter  übersicht- 
liches Bild  der  allgemeinen  Verhältnisse  derselben,  als  die 
einzelnen  Daten  selbst,  wenn  sie  gleich,  besonders  bei  stärker 
wechselnder  Seehöhe,  keine  eigentlichen  Vergleichungen 
gestatten.  Wo  ich  Mittelwerthe  aus  dem  Aneroidstande 
während  des  Weges  eingestellt  habe,  geschah  dies  mehr 
aus  typographischen  Rücksichten;  man  mag  sie  aber  viel- 
leicht auch  gelten  lassen  als  Maass  für  die  mittlere  Er- 
hebung der  zurückgelegten  Wegstrecken,  Zur  Erläuterung 
der  mit  a  und  b  bezeichneten,  also  doppelt  vorkommenden 
Temperatur-  und  Feuchtigkeitsmittel  diene  Folgendes.  Es 
wurden  anfänglich  stets  5  Thermometer  abgelesen:  ein 
Schleudertherraometer  zur  Bestimmung  der  Lufttemperatur 

RoHUFS,  Kufra.  23 


354         IV.    Kesultate  der  meteorologisclien  Beobaclitungen. 

(steht  in  meiner  Tabelle  in  erster  Reihe  unter  a),  das 
trockene  und  nasse  Thermometer  eines  Psychrometers,  das 
Thermometer  an  einem  Saussure'schen  Haarhygrometer,  und 
das  Thermometer  am  Aneroid.  Aus  den  Ablesungen  am 
vorletzt  genannten  Thermometer  habe  ich  zwar  Mittel  ab- 
geleitet, aber  dieselben  nicht  in  die  Tabellen  aufgenommen. 
Ausserdem  wurde  bei  längerm  Aufenthalt  an  einem  Orte  auch 
am  Maximal-Minimalthermometer  beobachtet.  Unter  b  steht 
in  den  Tabellen  die  Temperatur  des  trockenen  Thermometers 
und  in  gleicher  Horizontalreihe  die  aus  dem  Psychrometer- 
stande  berechnete  relative  Feuchtigkeit,  darüber  steht  die 
Angabe  des  Hygrometers.  Wir  wollen  hierzu  bemerken,  dass 
man  die  Differenzen  zwischen  beiden  zum  Theil  darauf  zu- 
rückführen muss,  dass  die  Mittel  nicht  aus  correspondiren- 
den  Ablesungen  erhalten  worden  sind.  Da  später  nur  das 
Psychrometer  beobachtet  wurde,  wird  man  sich  ohnehin 
immer  an  die  verlässlichere  Angabe  dieses  Instrumentes 
halten. 

Ich  will  nun  die  allgemeinern  Resultate  der  Tempe- 
ratur- und  Feuchtigkeitsbeobachtungen  übersichtlicher  zu- 
sammenstellen, was  in  der  folgenden  Tabelle  geschehen 
ist.  Man  wird  bemerken,  dass  die  Mittel  ^/g  (vor  Sonnen- 
aufgang -f  3*^  Nm.)  fast  stets  dem  Mittel  der  täglichen  Ex- 
treme recht  nahe  kommen,  also  als  genäherte  Temperatur- 
mittel betrachtet  werden  können.  Nur  zweimal  ist  dies  im 
auffallenden  Grade  nicht  der  Fall,  im  Februar  1879  zu 
Sokna  und  zu  Bengasi.  Im  ersten  Falle  waren  alle  Mi- 
nimumtemperaturen höher,  als  die  direct  vor  Sonnenaufgang 
abgelesene  Temperatur,  und  auch  die  Maxima  beträchtlich 
höher,  als  die  Temperatur  um  S'' Nni.,  in  Bengasi  war  das 
letztere  allein  der  Fall.  Ob  dies  in  der  That  im  täglichen 
Gange  der  Temperatur  begründet  ist,  indem  etwa  (an  letz- 
terem Orte)  das  Maximum  zwischen  9''  und  3''  eintritt,  sind 
wir  ausser  Stande   zu   beurtheilen.     Die    tägliche  Wärme- 


IV.    Kesultate  der  lueteorologisclien  Beobachtunjreii. 


355 


Schwankung  ist,  soweit  dies  möglich,  aus  den  mittlem 
Extremen  abgeleitet,  sonst  ist  die  Differenz  zwischen  vor 
Sonnenaufgang  und  3''  Nm.  genommen  worden. 


Zeit  und  Ort. 

Tempe- 
ratur. 

ittel 

.glichen 

reme. 

gliche 

leratur- 

mkung. 

Mittlere 
relative  Feuchtigkeit. 

V.  S.  A.  3'i 

V.  S.  A.  .3h 

9'i  n.  S.  U. 

IG. — 24.  Dec.        unterwegs 

12.9 

— 

6.0 

48% 

497o 

25.— 31.      >.            BirMilhra 

14.0 

15.0 

24.0 

66 

67 

1.— 23.  Januar    unterwegs 

12.2 

— 

12.4 

56 

56 

24.— 31.         »        Sokna    .  . 

14.9 

14.7 

12.1 

52 

52 

1.— 28.  Febr.       Sokna    .  . 

1G.8 

18.1 

11.5 

41 

42 

1.—  9.  März       Sokna     .  . 

15.G 

15.2 

10.0 

50 

51 

10. — 31.       ))          unterwegs 

19.3 

— 

12.6 

— 

46 

18.— 30.  April       Audjila  .  . 
1.-27.  Mai         Audjila.  . 

23.(J 
25.0 

23.2 
24.3 

17.6 
19.7 

}- 

40 

28.  Mai  —  3.  Juni  unterwegs 

30.5 

— 

17.6 

— 

— 

7.  Juni  —  4.  Juli  Bengasi    . 

25.2 

27.1 

15.3 

75 

78 

5. — 14.  Juli         unterwegs 

25.0 

— 

13.5 

— 

— 

15.-24.      »            Audjila.  . 

29.7 

30.7 

18.1 

36 

33 

25. — 28.      »           unterwegs 

28.G 

— 

12.8 

— 

— 

29. —  1.  Aug.        Kalanscho 

30.6 

^— 

18.7 

— 

— 

2. —  6.      )'           Taiserbo  . 

28.3 

— 

18.2 

.__^ 

— 

7. — 14.      »           unterwegs 

28.8 

^- 

15.9 

— 

— 

15.— 31.      »           Kebabo    . 

29.8 

30.2 

23.0 

29 

24 

(1.— 14.  Sept.        Kebabo    . 
1.— 2G.      )'           Kebabo    . 

29.2 
29.1 

28.7 

21.5 
12.6 

36 

30) 

27.  Sept. — 15.0ct.  unterwegs 

24.9 

— 

15.0 

— 

— 

"Was  zunächst  die  Wärme  Verhältnisse  des  durch- 
reisten Wüstengebiets  anbelangt,  so  ersieht  man  aus  der 
vorhergehenden  Zusammenstellung,  dass  selbst  in  Kufra  die 
mittlem  Sommertemperaturen  zurückbleiben  hinter  jenen 
von  Mesopotamien  und  dem  Pendschab  unter  viel  höhern 
Breiten.  Auch  die  absoluten  Maxima  erreichten  nicht  die 
in  Mesopotamien  und  im  Pendschab  öfter  vorkommenden 
Extreme  von  50°  und  darüber.  Die  höchsten  Temperaturen 
waren   45° .0   zu  Audjila    im    Mai,    44°.4    ebenda    im  Juli, 

23* 


356         IV.    Resultate  doi-  motcorologiRclien  Bcobachtungcu. 

46^7  zweimal  zu  KeLabo  im  August  und  43M  ebenda  in  der 
ersten  Septemberhälfte. 

Dies  ist  wohl  begründet  in  dem  Vorherrschen  der  Nord- 
und  Nordwestwinde,  die  vom  Mittelmcere  her  Kühlung  und 
auch  noch  Feuchtigkeit  so  weit  landeinwärts  tragen,  dass 
noch  in  den  Oasen  von  Kufra  unter  25°  nördl.  Br.  ihre 
"Wirkung  wenigstens  indirect  zur  Geltung  kommt.  Die  Luft- 
trockenheit würde  sonst  sicherlich  in  Audjila  und  Kebabo 
noch  grösser  sein;  26%  und  33%  mittlere  Luftfeuchtig- 
keit im  August  und  September  sind  für  ein  Wüstengebiet 
unter  25°  Breite  nicht  extrem. 

Wir  wollen  gleich  hier  die  durchschnittliche  Häufigkeit 
der  verschiedenen  Windrichtungen  im  Winter  und  Sommer- 
mittel anführen ,  weil  sie  zu  dem  eben  Gesagten  in  Be- 
ziehung stehen. 

Häufigkeit  der  Winde  in  Procenten: 

N      NE    E     SE     S  SW  W  NW 

December  bis  März  (  93  Tage)      13        4       ß      23      3  11  10  30 

April  bis  September  (142      »    )     31      14      5       8     3  3  5  31 

Man  sieht,  dass  im  Sommerhalbjahr  die  Nordwest- 
und  Nordwinde  fast  die  Alleinherrschaft  haben,  im  Winter- 
halbjahr sind  auch  die  Südost-  und  Südwestwinde  ziemlich 
häufig. 

Die  tägliche  Temperaturschwankung  war  fast  stets  sehr 
gross;  in  Audjila,  April  bis  Mai,  18°. 7,  in  Kebabo,  August 
bis  September,  22°. 2,  in  Bir  Milrha  im  Mittel  von  7  Tagen 
sogar  24° .0!  Am  25.  December  morgens  war  die  Minimal- 
temperatur —  0.5,  die  Ablesung  an  den  Thermometern  vor 
Sonnenaufgang  gab  4°,  das  Maximalthermometer  zeigte  hin- 
gegen 37°.2  (der  trockene  Thermometer  'd^  Nm.  allerdings 
nur  30°),  also  eine  Aenderung  von  nahe  38°  an  einem  Tage! 

Auch  zu  Bengasi,  am  Meeresufer,  war  die  tägliche 
WärmescliAvankung  im  Juni  über  15°,  der  Himmel  fast  nie 
getrübt;   aber  jeden  Tag   gab  es  von  4''  Nm.  an  Thaufall, 


IV.    Resultate  der  mctcorologischeu  Beobaclitungcn. 


357 


der  bei  Nacht  selir  stark  war.  Dies  ist  begreiflich  bei 
einer  relativen  Feuchtigkeit  von  76  7o  ^^^^  15°  Wiirme- 
schwankung  zwischen  Tag  und  Nacht.  Auch  von  Audjihi 
werden  mehrfach  Thaufälle  berichtet  im  April  und  Mai. 

Bemerkenswerth  ist  das  am  16.  und  17.  August  abends 
zu  Kebabo  in  Süden  und  Südosten  beobachtete  Wetter- 
leuchten. Es  zeigten  sich  in  dieser  Richtung  auch  Cumuli 
am  Abend.  Es  dürften  dies  die  nördlichsten  Ausläufer  der 
Regenzeit  des  Sudan  gewesen  sein. 

Ich  habe  aus  den  meteorologischen  Journalen  der  Herren 
Rohlfs  und  Stecker  die  grössten  Psychrometerdifferenzen 
aufgesucht  und  die  Werthe  des  Dunstdrucks,  Thaupunktes 
und  der  relativen  Feuchtigkeit  daraus  abgeleitet  nach  der 
Psychrometerformel  von  Regnault,  die  nach  den  Unter- 
suchungen des  Herrn  Blanford  in  Indien  bei  grosser  Luft- 
trockenheit noch  die  besten  Resultate  liefert.  Man  findet 
die  zusammengehörigen  Daten  in  folgender  kleinen  Tabelle 
zusammengestellt. 


Ort. 

Tag. 

stunde. 

t 

t' 

1 

5 

O 

a 

C&    CD 

^1 

Wiud. 

Audjila 

O.Mai 

3'»  Nm. 

37..5 

20.5 

17.0 

756 

7.5 

15 

7.0 

E, 

)) 

18.    )' 

3      )) 

38.9 

21.0 

17.9 

755 

7.5 

14 

7.0 

NWo 

» 

2.3.  Juli 

3      )> 

42.5 

22.7 

19.8 

752 

8.3 

13 

8.6 

So 

Hauari 

14.Aug. 

3      .. 

38.9 

18.9 

20.0 

719 

4.5 

9 

-0.2 

ENEi 

Kebabo 

15.    » 

3      « 

39.5 

20.0 

19.5 

718 

6.0 

11 

3.7 

E^ 

» 

18.    » 

3      » 

38.9 

19.5 

19.4 

721 

5.5 

11 

2.5 

Es 

» 

21.    » 

3      » 

39.5 

20.3 

19.2 

720 

6.5 

12 

4.9 

Es 

» 

22.    » 

3      » 

40.0 

21.4 

19.2 

720 

7.7 

14 

7.4 

Si 

Es  sind  zwar  schon  grössere  Trockenheitsgrade  be- 
obachtet worden,  aber  immerhin  gehören  die  zu  Hauari  und 
Kebabo  beobachteten  zu  den  bemerkenswerthen  Erschei- 
nungen. Am  14.  August  3^'  Nm.  lag  der  Thaupunkt  39°  unter 
der    Lufttemperatur;    um    so    viele    Grade  hätte    die    Luft 


358         IV.    Resultate  der  meteorologischen  Beobaclitungen. 

abgekühlt  werden  müssen,  um  einen  Niederschlag  zu  geben. 
Sie  hätte  3900  m  emporsteigen  müssen,  wenn  es  zu  einer 
"VVolkenbildung  hätte  kommen  sollen. 

Der  absolute  Wasserdampfgehalt  der  Wüstenatmosphäre 
ist  aber  selbst  in  diesen  extremen  Fällen  immer  noch  höher, 
als  bei  uns  im  Durchschnitt  des  Winters,  ja,  selbst  des 
Frühlings  und  Herbstes. 

Die  Häufigkeit  der  acht  Hauptwindrichtungen  haben 
wir  schon  früher  erörtert.  Hier  ist  noch  nachzuholen,  dass 
eine  tägliche  Periode  der  Windrichtungen  aus  den  Zahlen 
selbst  wenigstens  nicht  merklich  hervortritt.  Hingegen  ist 
die  tägliche  Periode  der  Windstärke  sehr  ausgeprägt,  be- 
sonders im  Sommerhalbjahr.  Folgende  Zahlen  zeigen  dies 
in  übersichtlicher  Weise: 


Mittlere  Windstärke. 

V.  S.  A. 

9''  Vm. 

3''  Nrn. 

n.  S.  U. 

December  bis  März 

0.8 

1.4 

1.6 

1.0 

April  bis  September 

O.G 

1.7 

2.0 

1.2 

Juni  bis  September 

0.5 

1.8 

2.2 

1.4 

Selbst  im  Winter  ist  die  Windstärke  nachmittags  durch- 
schnittlich zweimal  grösser,  als  um  Sonnenaufgang,  im 
Sommer  ist  sie  sogar  mehr,  als  viermal  grösser.  Die  Wind- 
stärke nimmt  um  Sonnenaufgang  vom  Winter  zum  Sommer 
ab,  bei  Tag  aber  zu,  namentlich  um  3''  Nm.  In  einigen 
Monaten  (März  und  Juli)  war  aber  die  Windstärke  nach 
Sonnenuntergang  noch  ebenso  gross,  als  um  3''  Nm.,  d.  i.  um 
die  Zeit  des  Wärmemaximums. 

Zum  Schlüsse  führen  wir  noch  die  Resultate  der  Be- 
obachtungen des  Herrn  Dr.  Stecker  zu  Tripolis  im  März 
1880  an. 

V.  S.  A. 

Aneroidstaud     764.9 

Temperatur  des  Anero'ids  .      15.0 

Lufttemperatur 13.6 

Trockenes  Thermometer  .  .      14.2 
Nasses  Thermometer  ....      12.4 


j''  Vm. 

3''  Nm. 

n.  S. U. 

765.1 

764.2 

764.7 

18.2 

17.1 

14.0 

16.7 

16.2 

18.7 

16.8 

15.2 

13.6 

14.3 

12.8 

11.9 

IV.    Resultate  der  meteorologischen  Beobachtungen.         359 

v.S.A.  10'' Vm.  3'' Nrn.  n.  S.  ü. 

Dampfdruck  mm 9.6  10.(3  9.6            9.4 

Relative  Feuchtigkeit    ...        80  75  74             81 

Hygrometer 73  62  67             79 

Windstärke 1.7  1.9  2.0            1.7 

Die  mittlem  täglichen  Extreme  waren  19.2  und  11.6 
Mittel  15° .4,  das  Mittel  vor  Sonnenaufgang  3'^  Nm.  ist  14°.9. 
Die  absoluten  Extreme  waren  26°. 7  und  7°.0;  der  mittlere 
Ozongebalt  7.8,  die  Zabl  der  Regentage  war  19.  Die  Wind- 
vertbeilung  ergibt  sich  aus  folgender  Zusammenstellung: 

Tripolis,  März  1880. 

N    NE    E     SE     S    SW    W    NW  Calmen 

v.S.A.     2      14      8      1      0      0        2       8  1 

10"       1      12      6110        06  4 

3''        2      14      6      2      0      1        2       3  1 

n.  S.U.     1      16      3      1      0      1        2        4  3 


Resultate  der  meteorologischen  Leobachtungen 
December  1878  bis  Octobcr  1879. 

Von  Tripolis  nach  Bir  Milrha  16.  —  24.  December  1878. 
V.  S.  A.    10''         3''     n.  S.  U.  v.  S.  A.    lO'»       3''   n.  S.  U. 

Temperatur  Celsius.  Relative  Feuchtigkeit. 

9.9      10.6        15.9      13.8  61       45        36       53 

Bir  Milrha  25.  — 31.  December  1878. 
V.  S.  A.   10''      3''    u.  S.  U.    Max.   Min.     v.  S.  A.   lO''     2,^     n.  S.  U. 
Temperatur  Celsius.  Relative  Feuchtigkeit. 

a)  6°.7     16°.6  20°.3     10°.3      27°.0    3°.0         73        50      43         74 

b)  6.5      17.8    22.4       9.4  —        —  83        58      49         77 

Aneroid  700  mm   4-  Temperatur  des  Aneroids. 

39.4     41.9    41.3     40.1  —        —  7.1       18.7    21.7       9.6 

Maximum  der  Lufttemperatur  37''. 2  am  25.  Min.  —  l°.l  am  28. 
Am  25.  morgens  —  0°.5,  sodass  diese  Schwankung  37°.7  C.  betrug. 
Mittlerer  Üzongehalt  7.2. 


3()0         IV.    llcsiilliitc  der  mctuorolugischen  LeolniuLluiigen. 

Vüu  Bir  Milrha  nach  Sukna  1.  —  23.  Jiiuuai-  1879. 
Temperatur  Celsius.  Kelative  Feuchtigkeit. 

6.0      16.2       18.4       10.3  70      50      42      62 

Sükna  24.  Jauuar  bis  9.  März  1879. 
(1)    24.  — 31.  Jauuar. 
Temperatur  Geis.  Mittel.  Max.  Min.     Relat.  Feuchtigkeit. 


a)       9.9 

16.0 

19.0 

14.0 

20.8 

8.7 

56 

50 

39 

35 

h)      9.9 

16.1 

18.9 

14.5 

— 

— 

64 

54 

41 

40 

(2)    1. 

—  28.  Februar. 

1 

a)     12.3 

17.5 

21.5 

16.8 

23.9 

12.4  2 

49 

42 

34 

35 

1j)    12.2 

17.1 

21.3 

16.9 

(3) 

1.  —  9. 

März. 

49 

45 

34 

40 

a)     12.2 

16.3 

19.1 

14.6 

20.2 

10.2 

55 

52 

46 

53 

b)    11.3 

16.8 

19.7 

14.6 

— 

— 

61 

52 

38 

50 

Jan. 

Febr. 

März 

Jau. 

Febr. 

März 

Max.  der 

Lufttemj)eratu! 

f  22.2 

29.5 

23.8 

Ozun 

5.1 

4.9 

4.9 

Min.  der 

Lufttempcratui 

:•     2.7 

6.7 

8.0 

SoJcna. 

Aneroidstand  700  Mm  +  Aneroid-Temperatur. 

24.  — 31.  Jan.    37.1     37.3    36.3    36.7  10.;!     16.7     19.6     14.8 

Februar        36.6    37.5    37.0    37.0  13.1     17.8    22.1     19.8 

1.  — 9.  März       36.9     36.5    36.8    37.7  12.4     17.0    19.5     15.4 

Mittel  36.8    37.3    36.8    37.1  12.5     17.5     21.3     18.2 

Von  Sokna  nach  Sscrir  Kalanscho  10.  —  31.  März. 
Temperatur  Celsius.  Relative  Feuchtigkeit. 

13.0    21.4    25.6     18.6  49     —     —    43 

Audjila  18.  April  bis  27.  Mai  1879, 
Temperatur  Celsius. 

Mittleres  Absolutes 

V.  S.A.      9''        3''       n.  S.U.     Max.     Min.  Max.     Min. 

April.           16.7      23.4    30.4       23.1        32.0     14.4  38.0     10.5 

Mai            17.1      24.4    32.9        24.2        34.1      14.4  45.0      10.5 


1  Vom  1.  Fobruar  an  Bcobachtuugsstuiule  '.)''  statt  lo'^. 

2  Eigcntliümliclici'weise  gab   das  Mlninuim-Theimometer  liior  fast  stets   zu  hohe 
Temperaturen ,  vielleicht  war  es  geschützter  aufgestellt. 


IV.    Resultate  der  metcurulügiBelicn  BeubacLtuugeu.  361 

Psychrometer. 
v.S.A.      9''        3''      u.  S.U.   V.  S.A.     9''        3''      n.  S.  U. 
Trockenes  Tliermometer  Nasses  Thei*mometer 

April.  Mai       16.5      22.9     29.4       22.8        12.0     16.1     18.2       14..5 
Duiistdruck.  Eelative  Feuclitigkeit. 

April.  Mai         7.7        9.5       8.7         7.2  5(J        46        28         35 

Aneroidstand  700  +  Temperatur  des  Aneroids. 

April.  Mai      63.0      64.8     64.4       63.7        17.4      24.4    30.3       24.2 
Mittlerer  Ozongelialt  6.7. 

Vou  Audjüa  nach  Bcngasi  28.  Mai  bis  3.  Juni. 

Aneroi'd  700  +  Lufttemperatur  Celsius. 

62.7     67.3    66.3    64.7  21.7    31.0    39.3    29.0 

Bengasi  7.  Juni  bis  4.  Juli  1879. 

Mittleres        Absolutes 
v.S.A.       9''        3''      n.  SU.     Max.     Min.     Max.     Min.     Ozon 
Lufttemperatur  Celsius. 
21.7        25.2     28.6      23.8       34.8      19.5     38.9      15.6        7.0 

Psychrometer. 

v.S.A.      9*>       3''     n.S.  U.  v.S.A.     9''       3''      n.  S.  U. 

Trockenes  Thermometer  Nasses  Thermometer 

21.4  25.8    29.4      23.2  19.4      22.4    24.9       21.2 
Dunstdruck  mm.  Relative  Feuchtigkeit. 

15.5  18.4    20.6       17.5  82         73       67  83 
Aneroid  700  mm.  +                   Temperatur  des  Aneroids. 

64.4      65.4   66.0      64.9  22.3      26.6    31.4       23.9 

Reise  von  Bengasi  nach  Audjila  5.  — 14.  Juli. 

v.S.A.      9''        3''      n.S.  U.  v.S.A.       9''        3''      n.  S.  U. 
Aneroid  700  +  Lufttemperatur. 

60.2      61.8    61.7       59.9  18.3       28.0    31.8        24.1 

Äudßla  15.  — 24.  Juli  1879. 

Mittleres         Absolutes 
v.S.A.       9''         3''       n.  S.  U.  Max.     Min.     Max.     Min. 

Temi^eratur  Celsius. 

22.6  30.7     36.9       28.8  39.7      21.6    44°.4    19°.5 


362         IV.   Resultate  der  meteorologischen  Beobachtungen. 

V.  S.A.       ü''         3''      n.  S.  U.  V.  S.A.     9''        3''     n.  S.  U. 

Trockenes  Thermometer.  .  Nasses  Thermometer. 

23.5      31.6    38.4       29.4  17.0      20.7      22.9      19.0 

Dunstdruck.  Feuchtigkeit. 

10.4  11.5     11.2       10.0  49         33        22        33 
Anero'id  700  + 

57.8  60.2    58.9       58.3  Ozongehalt  4.7 

Von  Audjila  nach  Ssertr  Kalanscho  25.  —  28.  Juli. 

Aneroid  700  +  Lufttemperatur  Celsius. 

57.1      58.2    56.3       56.1  22.2      28.1     35.0     29.0 

Kalanscho  29.  Juli  bis  1.  August  1879. 

Aneroid  700  +  Lufttemperatur. 

47.5  48.5    47.0       45.3  21°.3     31.0     40.0     33°.8 

Taiserho  2.  —  6.  August. 

38.4  39.8    38.8       38.8  19.2     31.2      37.4      31.0 

Weg  von  Taiserho  nach  Kebäbo  7. —  14.  August. 

30.5  31.3    30.5       30.5  20.9     32.0      36.8      31.2 

Kehdbo  15.  —  31.  August. 
27.1       28.2    27.1       27.2  21.4     32.9      38.6      31.2 

Psychrometer. 
Trockenes  Thermometer.  Nasses  Thermometer. 

20.9  33.4    38.1       30.0  13.8     20.0      21.5      17.9 
Dunstdruck.  Relative  Feuchtigkeit. 

7.4        9.2      8.8         7.9  41        24         17        25 

Kebaho  1.  — 14.  und  20. — 26.  September. 

Aneroid  700  +  Lufttemperatur. 

28.0      29.1     26.7       27.9  22.8     32.1      35.4      31.7 

Psychrometer  1.  — 14.  SeiJtembei*. 

Trockenes  Thermometer.  Nasses  Thermometer. 

20.5      32.2    37.9       30.4  14.7     20.7      22.6      19.0 

Dunstdruck.  Relative  Feuchtigkeit. 

8.9       11.0    11.0         9.4  50        31         22        29 


IV.    Resultate  der  meteorologischen  Beobachtuugen. 


363 


Kebabo. 
Mittlere  Temperaturextreme  15.  —  31.  August        41.7     18.7     Ozon  4.6 
»  »  »  1.  — 14.  September  39.4    17.9        »     5.5 

Absolute  Temperaturextreme  August  46"^. 7   am  Kj.  und  23.  und 
16°.7  am  26.  (12.7  ?  am  30.)     September  1.  — 14.  Max.  43M  Min.  16°.l. 
Mittlerer  Ozongehalt  15. — 31.  August         4.6 
))  »  1. — 13.  September  5.5 

Von  Kebabo  nach  Äudjila  27.  September  bis  15.  October. 
Temperatur  Celsius.  Max.  Min. 

17.4    29.2    32.4    26.1  40^0  12.0 

28.  Sept.      15.  Oct. 


Mittlere  Aneroidstände  (mit  Correction 

von 

-4 

mm). 

Aneroid. 

Mittlere 

Lufttemperatur. ' 

27.-29.  Sept.  Hauari 

728.4 

27° 

29.  —  30.       »     Sanddünen 

28.1 

25° 

2. —  4.  Oct.     Buseima 

35.7 

26=^ 

5. —   8.      ')       Taiserbo 

40.1 

25° 

9.  — 10.      »       Sserir  Kalanscho 

45.2 

25° 

11.  — 13.      »>       Kalanschi 

0 

53.6 

24° 

14.  — 15.      »       Djalo,  Audjila 

i 

63.0 

22° 

Häufig 

:keit  der 

Winde  in  Ta 

gen. 

N 

NE 

E 

SE     S 

SW 

W 

NW 

Ort: 

Dccember  16  —  31      1.0 

0.2 

0.8 

3.5    1.2 

3.0 

1.2 

2.2 

Tripolis  — 
Bir  Mihha. 

Januar               1.2 

1.0 

0.0 

9.5    0.0 

2.5 

3.0 

9.5 

unterwegs 
nach  Sokna. 

Februar              0.8 

0.0 

3.8 

2.3    1.0 

4.0 

3.0 

8.0 

Sokna. 

März                 8.5 

2.8 

1.2 

5.8    0.8 

0.7 

2.0 

8.5 

Sokna, 
unterwegs. 

April  18  bis  Mai  27     9.2 

1.2 

2.0 

5.3    3.0 

1.8 

2.2 

13.8 

Audjila. 

Juni  7  bis  Juli  4       5.8 

6.2 

0.0 

1.3    0.0 

1.5 

2.5 

10.8 

Bengasi. 

Juli  5  —  31           7.2 

1.0 

0.5 

1.3    1.5 

0.3 

1.2   13.5     unterwegs. 
Audjila,  Kalanscho. 

August             12.6 

9.5 

4.0 

0.7    0.2 

0.2 

0.8 

2.7 

Kufra. 

September  1  —  26       8.2 

2.3 

1.0 

2.8    0.3 

0.2 

0.0 

3.8 

Kufra 

Sept.  27  bis  Oct.  15     7.5 

5.5 

0.0 

0.8    0.3 

0.2 

0.2 

(Kebabo). 
4.0     unterwegs 
nach  Audjila. 

1  Angenähert,  Mittel  aus  vor  Souuenaufgang  und  3''  Xm. 


364         IV.    KesiiUute  der  meteorologisclieu  Bcul>aclitungcn. 


Windstärke  (0- 

v.S.A.  9'' 

Deccmber     1.2      1.1 

Januar  1.0      1.9 

Februar        0.4      1.0 


3''    n.  S.U. 

1.1    o.y 


Windstärke  (0  —  5). 

V.  S.  A.  9''      3''  n.  S.  U 


2.0 
1.4 


März 


0.2     0.7      0.9 


1.2 
0.8 
0.9 


April  Mai     0.9      1.1      1.3     0.7 


Juni 

Juli 

August 

September    0.1 

Sept.  Oct.      1.3 


0.8     1.9     2.2     0.7 


0.6     1.8     2.0     1.9 
O.G      1.9      2.4      1.4 


1.7 

2.4 


Sokna 
24.  Januar 
bis  9.  März 


V.  S. A. 

9" 

3" 

u.  S.  U. 


Audjila       V.  S.  A.  9 

18.  April          9''  10 

bis  27.  Mai        3''  10 

n.  S.  U.  8 

Kebabo       v.  S.  A.  21 

15.  August         9''  15 

bis  2G.  Sept.       3''  14 

n.  S.U.  14 


2.3  1.5 

2.4  1.4 


Zur  täglichen  Periode  der  Windrichtung. 

N     NE    E     SE     S     SW  W  NW 

7165241  12 

6  3      2      1       1       3      4  15 
5135145  15 

7  1       5      4      0      5      4  10 


1 

2 

5 

4 

3 

1 

14 

1 

1 

9 

3 

1 

2 

12 

1 

3 

6 

2 

1 

3 

13 

2 

2 

1 

3 

2 

3 

16 

8 

5 

0 

0 

0 

0 

1 

3 

7 

10 

0 

0 

0 

2 

3 

5 

3 

1 

1 

1 

8 

6 

2 

1 

1 

0 

0 

10 

V.   Aiiipliibieu  der  Expedition  nach  Kufra. 

Von 

Professor  W.  Peters  in  Berlin. 


Von  besonders  hervorzuhebenden  Amphibien  wurden 
von  der  Expedition  eingesandt: 

Chelonii. 

1.  Testudo  graeca  Linne.  —  Ein  junges  Exemphir  in 
Uadi  Tessiua,  Januar  1879. 

2.  Testndo  campaniäata  Walbaum  {Testudo  mare/iiieita 
Schoepf).  —  Eine  junge  Schale  bei  Bir-Milrha;  Ende 
December  1878. 

Lacertilia. 

3.  Chamaeleon  vidgaris.  —  Sokna;  Djebel  Tarrhona 
(Bir-Milrha). 

4.  Tareutola  mauritanica  (Linne).  —  Djebel  Tar- 
rhona (Bir-Milrha). 

5.  Stenodadyhis  guttatus  Cuv.  var.  mauritanica  Guiche- 
not.  —  Bondjem,  Mitte  Januar  1879.  Die  beiden  Exem- 
plare stimmen  mit  der  kurzbeinigeren  Varietät  (Weibchen  Vj 
von  Guichenot  überein,  die  sich  übrigens  auch  in  Aegypten 
findet. 


366  V.    Amphiljien  der  Expedition  nach  Kufra. 

Tropiocolotes  nov.  gen.^ 

Squamae  carinatae  imbricatac;  difjiti  compressi, 
omne  unguiculati,  hypodactyliis  carinatis. 

Diese  neue  Gattung  der  Geckonen  unterscheidet  sich 
von  allen  anderen  durch  die  Beschuppung.  Der  Körper 
und  die  Gliedmassen  sind  allenthalben  mit  dachziegelförmig 
sich  deckenden,  stark  gekielten  Schuppen  bekleidet,  welche 
am  conisch  abgerundeten  Schwänze  grösser  sind  als  am 
Körper.  Sämmtliche  Finger  und  Zehen  sind  verschmälert, 
mit  wohlentwickelten  Krallen  versehen  und  an  der  Sohle 
gekielt.  Das  obere  Augenlid  ist  deutlich  vorhanden,  wie 
bei  Gecko,  und  die  Pupille  senkrecht. 
6.   Tropiocolotes  tripolitanus  n.  sp. 

T.  supra  hnmneus^fuscomacnlatus,  tacnia  capitis 
collique  utrinqne  ni(jrofusca  ^  cauda  nigrofasciata; 
suhtus  alhidus. 

Habitatio:  Uadi  Mbellem. 

Von  dem  Ansehen  einer  kleinen  schlanken  Lacerta  mit 
etwas  abgeplattetem  Kopfe.  Die  Oberseite  des  Kopfes  ist 
mit  convexen  polygonalen  Schuppen  bedeckt,  welche  etwas 
grösser  als  die  gekielten  des  Nackens,  merklich  grösser  als 
die  der  Frenalgegend  sind.  Der  Canthus  rostralis  ist  ab- 
gerundet, die  Frenalgegend  längs  der  Mitte  vertieft.  Das 
Rostrale  ist  gross  und  oben  in  der  Mitte  ausgeschnitten. 
Jederseits  7  Supralabialia,  von  denen  das  letzte  das  kleinste 
ist.  Die  kleinen  Naslöcher  liegen  zwischen  dem  Rostrale, 
dem  ersten  Supralabiale  und  zwei  Postnasalschuppen,  welche 
merklich  grösser  als  die  dahinterliegenden  sind.  Das  Mentale 
ist  gross  pentagonal- dreieckig,  hinten  an  zwei  grössere 
pentagonale  Submentalschilder  stossend,  auf  welche  zwei 
kleinere  folgen,    während    die  Submentalgegend    von    sehr 


'  rpoTCt;  ('.o;) ,  xojXuttj;. 


V.   Aii)i)liibien  der  Expedition  nach  Kufra.  367 

kleinen  gekielten  Schuppen  bekleidet  ist.  Sechs  Infra  la- 
bialia  an  jeder  Seite.  Ohröffnungen  klein,  rundlich  oder 
senkrecht  oval.  Der  ganze  Körper,  der  Schwanz  und  die 
Gliedmassen  sind  mit  gekielten,  dachziegelförmig  geordneten 
Schuppen  bekleidet,  welche  auf  dem  Rücken  etwas  grösser 
als  am  Bauche  erscheinen,  während  die  des  Schwanzes 
wieder  grösser  als  die  des  Rückens  sind.  In  der  Körper- 
mitte bilden  die  Schuppen  42  bis  44  Längsreihen.  Das 
Schwanzende  ist  allmählich  zugespitzt  und  merklich  länger 
als  Kopf  und  Körper  zusammengenommen. 

Die  vordem  Gliedmassen  reichen  bis  zu  der  Frenal- 
gegend;  die  Finger  sind  schlank,  sämmtlich  mit  spitzen 
vorspringenden  Krallen  versehen;  die  Unterseite  ist  mit 
Schuppen  bekleidet,  welche  mit  drei  Längskielen  versehen 
sind;  der  dritte  Finger  überragt  den  zweiten  um  eben  so 
viel,  wie  dieser  den  vierten.  Die  hintere  Gliedmasse  ragt, 
nach  vorn  gelegt,  bis  in  die  Axelgrube ;  die  dritte  Zehe  ist 
wenig  kürzer  als  die  zweite,  welche  die  vierte  merklich  an 
Länge  übertrifft.  Unterseite  und  Krallen  wie  an  der  Vorder- 
extremität. 

Oben  hellbraun  mit  kleinen  dunkelbraunen  zerstreuten 
Flecken  und  seltenern  weissen  Punkten.  Eine  schwarz- 
braune Seitenbinde  auf  der  Schnauze  beginnend,  durch  das 
Auge  und  über  der  Ohröffnung  verlaufend,  verliert  sich  an 
der  Körperseite  hinter  der  Schulter.  Lippen  und  Umgebung 
der  Augen  weiss  gefleckt.  Aussenseite  der  Gliedmassen 
hellbraun,  schwarz  punktirt.  Oberseite  des  Schwanzes  schwarz 
gebändert.  Bauchseite  von  dem  Kinn  bis  zum  After  gelbweiss. 
Unterseite  des  Schwanzes  braungelb,  dunkelbraun  punktirt. 

Totallänge  66  mm;  Kopf  8  mm;  Kopf  breite  5  mm; 
Schnauze  bis  After  28  mm;  Schwanz  38  mm;  vordere  Ex- 
tremität 9,5  mm;  Hand  3,5  mm;  hintere  Extremität  14  mm; 
Fuss  5  mm. 

Zwei  gleich  grosse  Exemplare  aus  dem  Uadi  M' hellem. 


368  V.   Anipliil)ion  der  Expedition  nach  Kiifra. 

7.  Uromastix  spinipes  (Daudin).  —  Ein  junges  Exemplar 
in  Sokna,  Februar  1879. 

8.  Äfjama  rudcraia  Olivier.  —  Uadi  Bu-Naadscha, 
19.  Januar  1879;  Uadi  el  Talha,  Endo  Januar  1879;  auf 
dem  Wege  zwischen  Audjila  und  Bengasi,  Mai  1879; 
Kufra,  October  1879. 

9.  Acanthodactyhis  scutcUafiift  Audouin  (L.  marmorata 
Licht).  —  Palmgarten  bei  Sokna,  im  Januar  1879;  Kufra, 
October  1879. 

10.  Acantliodactylus  hoskianus  (Daudin).  —  Sokna. 

11.  Ercmias  gnttidata  (et  ruhropunctata)  Lichtenstein- 
Schultze  {E.  pardalis  Dum.  Bibr.)  —  Sokna,  Februar  1879. 

12.  Opliiops  elegans  Menetries.  —  Djebel  Tarrhona 
Bir-Milrha)  81.  December  1878. 

13.  Schleus  officmalis  Linne.  —  Djalo,  Anfang  April 
1879.  Die  beiden  dort  gefangenen  Exemplare  haben  die 
Präfrontalia  zu  einem  einzigen  Schilde  verwachsen,  wie  sich 
dies  auch  bei  einem  der  beiden  Exemplare,  welches  Herr 
Ascherson  in  Kasr  Dachl  sammelte  (Nr.  8268)  und  bei 
einem  Exemplare  von  Bloch  aus  Aegypten  (Nr.  1180)  findet. 

14.  Goagyhis  ocellcdus  (Forskäl).  —  Djebel  Tarrhona 
(Bir-Milrha),  December  1877;  Audjila,  Mai  1879. 

15.  Sphenops  sepsoides  Reuss.  —  Bir-Milrha,  De- 
cember 1878;  Palmgarten  bei  Sokna,  Januar  1879. 

Serpeiites. 

16.  Zamenis  ventrimacidatus  Gray,  var.  florulentus 
Schlegel.  —  Sokna,  Februar  1879. 

17.  Pcriops  parallelus  Wagler.  —  Uadi  Milrha,  De- 
cember 1879. 

18.  Bagerrhis  producta  (Gervais).  —  Kufra,  October 
1879. 

19.  Coclopeltis  lacertina  Wagler.  —  Bir-Milrha,  De- 
cember 1878;  Sella,  18.  März  1879;  auf  dem  Wege  zwischen 


V.    Amphibien  der  Expedition  nach  Ivufra.  3G9 

Audjila  und  Bengasi.  Das  Exemplar  von  der  letzten 
Localität  zeichnet  sich  aus  durch  die  ganz  glatten  Schuppen, 
welche  keine  Spur  von  Längsvertiefungen  zeigen. 

20.  Vsammopliis  sihüans  (Linne).  —  ßir-Milrha  1878; 
Kufra,  October  1879. 

2 1 .  Vipern  ccrastcs  (Hasselquist) .  —  D  j  e  h  c  1  T  a  r  r  h  o  n  a 
(Bir-Milrha),  Ende  1878.  Ein  grosses  Weibchen  ohne 
und  ein  junges  Männchen  mit  einer  hornartig  verlängerten 
Supraorhitalschuppe;  Kufra,  October  1879. 

Batracliia  Aiiura. 

22.  Bmm  cscnJmta  Linne.  —  Ain  Scherschara,  5.  Ja- 
nuar 1879.  —  Die  meisten  haben  noch  eine  höckerige  Spur 
des  Schwanzes  und  sind  daher  noch  jung.  Li  der  Färbung 
stimmen  die  Exemplare  ganz  mit  denen  überein,  welche 
wir  früher  aus  Algier  erhalten  haben. 


KoHLFs,  Kufra.  24 


YI.    riliedertliierc  der  Expedition  nach  Kufra. 


Von 

Dr.  F.  Karsch. 


Die  Expedition  nach  Kufra  hat  auch  eine  reiche  Aus- 
beute von  Gliederthieren  ergeben,  unter  denen  am  zahl- 
reichsten die  Käfer  vertreten  sind;  jedoch  auch  die  gewöhn- 
lich sehr  vernachlässigten  Tausendfüsse  und  Spinnenthiere 
weisen  einen  im  Verhältniss  ansehnlichen  Reichthum  von 
Formen  auf.  Um  so  bedauerlicher  erscheint  es,  dass  den 
Reisenden  viele  der  schönsten  und  grössten  durch  feindliche 
Hand  vernichtet  wurden. 

Käfer  wurden  von  der  Expedition  84  Arten  mitgebracht, 
deren  Mehrzahl  der  Fauna  der  Mittelmeerländer  überhaupt 
angehören  und  deren  Vorkommen  daher  weniger  Interesse 
bietet.  Vorzugsweise  gehören  sie  den  Familien  der  Lauf- 
und Schwarzkäfer  an.  Von  den  letztern  sind  indessen 
einige  Arten  besonders  bemerkenswerth:  von  Uadi  Mader 
der  mit  regelmässigen  Punktreihen  auf  den  kiellosen  Flügel- 
decken ausgestattete  Scmirus  angnstns  Reiche,  sowie  der 
durch  sehr  verlängerte  spitzige  Seitenzähne  der  Basis  des 
Prothorax  charakterisirte  Acts  Goryi  Solier. 

Als  neu  und  für  die  Fauna  Tripolitaniens  wahrschein- 
lich mehr  oder  minder  charakteristisch  möchten  etwa  15 
verschiedenen  Familien  angehörende  Arten  der  Expedition 
Geltung  beanspruchen. 


VI.   Gliederthiero  der  Expedition  nach  Kufra.  371 

Unter  den  Laufkäfern  wurde  der  von  Djeloel  Tarrliona, 
Bir  Milrlia,  und  IJadi  M'bellem  mitgebrachte  Phdi/dcrns 
hrunnc7(S  auch  in  Aegypten  und  Syrien  gefunden.  Er  cha- 
rakterisirt  sich  hauptsächlich  durch  die  hellgelbbraune  bis 
scherbengelbe  Grundfärbung  des  ganzen  Körpers  und  die 
feine  Streifung  der  Flügeldecken,  deren  Zwischenräume  fast 
liach  und  kaum  j)unktirt  erscheinen.  Seine  Körperlänge 
beträgt  etwa  10  mm.  Seine  Gestalt  ist  schlank,  das  Hals- 
schild um  die  Hälfte  breiter  als  der  Kopf,  mit  breit  aus- 
geschnittenem Yorderrande  und  gerundeten  Seiten,  nach 
hinten  convex  gerundetem,  in  seiner  Mitte  ausgebuchtetem 
Hinterrande;  über  seinen  Rücken  verläuft  der  Länge  nach 
eine  tiefe,  nach  beiden  Seiten  feine  Querstreifen  entsendende 
Furche  und  in  den  gerundeten  Hinterwinkeln  liegen  jeder- 
seits  drei  schräge  Eindrücke;  die  vorderen  Seitenwinkel 
sind  ziemlich  spitzig.  Nach  hinten  zu  nimmt  das  Hals- 
schild nur  wenig  an  Breite  ab  und  ist  hier  so  breit  als  die 
Flügeldecken  zusammen.  Diese  sind  langgestreckt,  hinter 
den  winkeligen  Schultern  bis  zur  Mitte  sanft  erweitert, 
von  da  an  Breite  wieder  verlierend,  die  Spitze  kaum  aus- 
gebuchtet, die  Fläche  sehr  schwach  längsgestreift;  von  der 
Seite  betrachtet  erscheinen  diese  Längsstreifen  punktirt, 
ihre  Zwischenräume  sind  ziemlich  flach  und  nur  wenig 
punktirt,  nur  der  Rand  besitzt  tiefe  Punktgrübchen  und 
der  zweite  Zwischenraum  zeigt  nach  vorn  zu  eine,  der  dritte 
zwei  ocellenähnliche  Vertiefungen.  Die  Flügeldecken  sind 
durchaus  matt,  das  Halsschild  ein  wenig  glänzend. 

Von  Kurzflüglern  liegen  zwei  zierliche,  allem  Anscheine 
nach  noch  unbeschriebene,  verschiedenen  Gattungen  ange- 
hörige  Arten  vor.  Von  Djebel  Tarrhona  der  bis  8  mm  lange 
Xantholinus  coloratns,  durch  die  dunkeln,  nur  am  Aussen- 
rande  und  am  hintern  Ende  schmuziggelben  Flügeldecken 
ausgezeichnet.  Sein  Kopf,  beiderseits  sparsam  aber  grob 
punktirt,    sowie    sein  über   den  Rücken  hin  zwei  ziemlich 

24* 


372  VI.   Gliodorthioro  der  Expedition  nach  Kufra. 

gerade  Langsreihen  von  je  nenn  Pnnktcn  tragendes,  seitlieh 
dicht  und  ordnnngslos  punktirtcs  Halsschikl,  das  ein  wenig 
schmäler  erscheint,  als  das  Hinterende  des  Kopfes,  sind 
gliinzend  schwarz,  die  Beine  rothbraun,  die  Hüftglieder 
dagegen  von  der  Farbe  der  Flügeldecken,  die  ziemlich  dicht 
und  grob  punktirt  und  zusammen  etwas  breiter  sind,  als 
die  Basis  des  Halsschildes.  Die  andere  Art  von  derselben 
Körperlänge  und  gleichfalls  von  Djebel  Tarrhona  stammend, 
mit  schmnzigbraunen  Flügeldecken,  Beinen  und  Fühlern, 
schwärzlichem  glänzenden  Kopf  und  Halsschild  und  bleich- 
brauner behaarter  Spitze  des  Hinterleibes,  Lathrohium  artum^ 
ist  hauptsächlich  dadurch  specifisch  charakterisirt,  dass  sein 
Kopf  und  sein  Halsschild  eine  dichte  Punktirung  zeigen 
und  dieser  länger  als  breit  und  nicht  schmäler  als  der  Kopf 
erscheint;  auch  haben  der  Hinterleib  und  die  Flügeldecken 
ein  durch  feine  Punktirung  rauhes  Aussehen. 

Die  Histeriden  ferner  haben  einen  winzigen,  durch  die 
rothe  Färbung  der  Flügeldecken,  welche  basalwärts  eine 
dreieckige,  mit  der  Spitze  nach  hinten  gerichtete  schwärz- 
liche Schattenmakel  tragen,  besonders  ausgezeichneten  Pie- 
präsentanten,  den  Hisfer  m/iniaUis,  von  Ain  Schersozura 
geliefert,  der  nur  0V2  "^di  Leibeslänge  erreicht.  Derselbe 
hat  eine  im  Umriss  ziemlich  ovale  und  etwas  abgeflachte 
Körperform,  sein  Kopf  ist  schwarz  und  sehr  glänzend,  die 
Stirn  mit  halbkreisförmiger,  ununterbrochener,  tiefer  Furche 
bezeichnet,  das  schwarze  und  sehr  glänzende  Halsschild  hat 
jederseits  einen  deutlichen  Randstreifen  und  eine  durch- 
laufende seitliche  Längsfurche,  zwischen  denen  nach  vorn 
zu  eine  feine,  kaum  merkliche  Bogenfurche  sich  findet.  An 
den  Flügeldecken  sind  der  äussere  Schulterstreif  sowie  die 
drei  folgenden  Kückenstreifen  durchlaufend,  der  vierte  und 
fünfte  dagegen  nach  vorn  zu  ein  wenig  abgekürzt  und  fast 
von  gleicher  Länge,  der  Nahtstreif  endlich  ein  wenig,  mehr 
verlängert.     An  den  röthlichen  Beinen  tragen  die  Vorder- 


VI.   Gliuderthiere  der  Expedition  nach  Kufra.  373 

schienen  am  Ausseurande  drei  Zähne,  die  Hiuterschienen 
vier  Dornen. 

Die  im  Wasser  lebenden  Parniden  sind  in  Ain  Scherso- 
zura  durch  den  5  mm  hingen  Panms  graciUs  vertreten,  mit 
schhmkem,  fast  cylindrischem ,  hleichhraunem ,  von  bleich- 
Ijraunen  Härchen  dicht  bekleidetem  Körper;  seine  Fühler 
sind  nahe  aneinander  gerückt,  das  Halsschild  ist  schwach 
gewölbt,  nach  hinten  zu  ein  wenig  verbreitert  und  sein  ge- 
wölbter Seitenrand  ist  deutlich  abgesetzt;  das  spitz  aus- 
laufende Schildchen  hat  gerundete  Seiten;  die  dicht  und 
fein  punktirten  Flügeldecken  sind  zusammen  ein  wenig 
breiter  als  der  Hinterrand  des  Halsschildes,  die  verdickten 
Ränder  bis  zur  Mitte  der  Länge  ziemlich  parallel,  hinter 
der  Mitte  convergirend  und  ziemlich  spitz  endigend. 

In  den  Palmgärten  bei  Sokna  scheint  ein  hübscher 
Coprophage  nicht  selten  zu  sein,  Äpliodius  palmdincolus^ 
von  4  bis  5  mm  Leibeslänge  mit  rothbraunem  queren, 
convexem,  seitlich  gerundetem,  dicht  und  grob  punktirtem, 
glänzendem  Halsschilde,  dunklerem  Kopfe  und  glänzender, 
punktirter  Stirn,  welche  von  dem  grob  gekörnten  Clypeus 
durch  drei  mit  einem  scharfen  Querkiel  verbundene  kleine 
Höckerchen  abgegrenzt  ist.  Die  gewölbten  Flügeldecken 
von  bleichgelber  Grundfärbung  haben  eine  breite  roth- 
braune Naht  und  punktirte  Streifen  mit  stark  gewölbten, 
sehr  fein  punktirten  Zwischenräumen.  Auch  das  Schildchen 
ist  rothbraun  wie  die  Beine,  deren  Vorderschienen  am 
Aussenrande  drei  Zähne  tragen. 

Die  Reise  von  Audjila  bis  Djalo  lieferte  einen  neuen 
der  entfernten  Verwandtschaft  des  Maikäfers  augehörenden 
Lamellicornier ,  die  geflügelte,  17  mm  lange  Pachydema 
((dusta,  welche  sich  besonders  durch  den  glatten,  glänzenden, 
ringsum  tief  punktirten  Diskus  des  mit  einer  ziemlich  langen, 
aus  gelblichen  Haaren  bestehenden,  dichten  Halskrause  ver- 
sehenen Halsschildes  auszeichnet.   Der  Käfer  ist  etwas  plump 


374  ^I-    <^«lieclerthiere  der  Expedition  nach  Kufra. 

gebaut,  länger  als  l)rcit,  stark  gcwijlbt,  glänzend  dunkel- 
rothbraun,  mit  runzclig-punktirtem  Kopfe,  kurzem,  cjuerem, 
seitlich  stark  convcx  gerundetem,  mit  vorgezogenen  Yorder- 
eckcn  versehenem  Halsschilde  und  hinter  der  Mitte  schwach 
erweiterten,  unregelmässig  punktirten,  je  mit  nur  zwei  ziem- 
lich deutlich  ausgeprägten  Nahtstreifen  versehenen  Flügel- 
decken. 

Von  den  Borkenkäfern  zeigt  die  eine  der  neuen  Arten 
aus  den  Palmgärten  bei  Sokna  eine  weitere  Verbreitung, 
indem  Exemplare  derselben  Art  vom  Senegal,  von  Nubien, 
Port  Natal  und  vom  Cap  der  Guten  Hoffnung  in  die  Samm- 
lungen gelangten.  Der  etwa  8  mm  lange  und  3  mm  breite 
Käfer,  Synoxylon  scnegalensc,  von  cylindrischem,  schlankem 
Körper,  ist  ganz  glänzend  schwarz;  sein  querer  Kopf  ist 
etwas  langgestreckt,  die  Stirn  schwach  gewölbt,  etwas  körnig; 
zwischen  den  Augen  liegt  eine  Querfurche,  hinter  welcher 
jederseits  zwei  Zähne  sichtbar  sind  (weshalb  die  zierliche 
Art  auch  als  Synoanjlon  dentifrons  in  den  Sammlungen  be- 
zeichnet wird);  das  Halsschild  erscheint  etwas  bucklig, 
hinten  wenig  granulirt,  vorn  ziemlich  abschüssig,  die  Vor- 
derfiäche  mit  einem  Kranze  von  Zähnchen  und  jederseits 
einem  grösseren  gekrümmten  spitzen  Zahne  ausgestattet; 
die  Flügeldecken  haben  verdickte  Schultern  und  eine  ab- 
schüssige, ebene,  ringsum  gerundete  Hinterfläche,  mit  ver- 
dickter Naht  und  neben  derselben  jederseits  einen  deut- 
lichen zahnartigen  Höcker;  die  Deckenfläche  selbst  ist 
sparsam  aber  tief  punktirt,  zwar  so,  dass  die  Punkte  nach 
hinten  schwächer  werdend  fast  in  Streifen  übergehen,  und 
ihre  Zwischenräume  sind  ziemlich  breit  und  glatt.  Hie 
Schienen  der  Beine  tragen  am  Aussenrande  feine  Zähnchen. 
Der  Graf  Dejean  hat  diese  Art  unter  dem  Namen  Apatc 
scneyalmsis  in  seinem  Kataloge  ohne  Beschreibung  und 
Abbildung  aufgeführt.  Es  lag  kein  Grund  vor,  den  Art- 
namen zu  ändern.     Auch  eine   echte  Axküc  wurde  zwischen 


VI.    Gliederthiere  der  Expedition  nach  Kufra.  375 

Audjila  und  Djalo  erbeutet,  die  14  mm  lange  Apdtc  lutcinata 
von  schwarzem,  ziemlich  glänzendem,  cylindrischem  Körper; 
ihr  Kopf  ist  grob  gerunzelt,  der  Clypeus  mit  einem  gelben 
Barte  geschmückt;  das  stark  gewölbte  Halsschild  zeigt  netz- 
artige Runzelung,  ist  vorn  etwas  verbreitert,  seitlich  mit 
hakenartigen  Zähnen  bewehrt,  der  vordere  Theil  abschüssig 
und  fein  und  dicht  nach  Art  eines  Reibeisens  mit  Zähnclien 
bedeckt;  die  gestreckten,  stark  gCAvölbten  Flügeldecken 
haben  fast  parallele  Seitenränder  und  sind  hinten  mit 
ringsum  gerundetem  Rande  sanft  abschüssig;  längs  ihrer 
Naht  verläuft  ein  seiner  Quere  nach  fein  gestreifter  ziem- 
lich breiter  Kiel,  welcher  vorn  eine  Längsreihe  von  zehn 
groben  Punkten  erkennen  lässt;  ausserdem  verlaufen  über 
den  Rücken  einer  jeden  Flügeldecke  drei  Längskiele  und 
ein  äusserer,  der  sich  hinter  den  gerundeten,  etwas  vor- 
tretenden Schultern  nach  unten  krümmt  und  mit  einem 
unterhalb  der  Schulter  gelegenen,  hinten  erheblich  ver- 
kürzten Kiele  sich  verbindet;  die  Zwischenräume  derselben 
sind  dreireihig  grob  punktirt.  Die  Segmente  des  Hinter- 
leibes zeigen  dichte  Längsstreifung. 

Die  Familie  der  im  ganzen  Mittelmeergebiete  überaus 
artenreich  vertretenen  Schwarzkäfer  weisen  mehrere  Arten 
auf,  welche  der  Fauna  Tripolitaniens  mehr  oder  minder 
ausschliesslich  anzugeliören  scheinen.  Von  Kufra  stammt 
die  neue  grosse,  35  mm  lange  Blaps  tripolitanica^  nur  im 
männlichen  Geschlechte  erbeutet.  Der  Totalhabitus  des 
einfarbig  schwarzen,  wenig  glänzenden  Käfers  ist  ziemlich 
eiförmig,  langgestreckt  und  sehr  gewölbt.  Ein  ziemlich 
grob,  aber  sparsam  punktirter  Kopf,  schlanke,  das  breite, 
fein  punktirte  Halsschild  ziemlich  weit  überragende  Fühler, 
im  Umriss  länglich-ovale,  hinten  sehr  breite  und  gewölbte, 
mit  ziemlich  kurzen  Schwänzchen  versehene,  vorn  deutlich, 
hinten  schwach  gestreift-punktirte,  in  den  nur  nach  hinten 
zu  stärker  gewölbten  Zwischenräumen   einreihig    punktirte 


376  VI.    (ilicdtirtliiere  der  Expedition  nach  Kufra. 

Flügelcleckcu  bind  ihre  ypecifisclien  Cluiniktcre.  Beim  Männ- 
chen trägt  das  groh  gninulirte  vorderste  Baiichsegnient  in 
der  Mitte  des  Hinterrandes  einen  dichten  Büschel  gelb- 
brauner Haare,  hinter  der  Mitte  aber  einen  stark  vorragen- 
den, auf  der  Hölie  abgestutzten  Querhöcker,  dessen  lautere, 
lauggestreckte  Abdachung  stark  concav  gewölbt  erscheint 
und  bei  sparsamer  Granulation  tiefe  Querfaltung  zeigt;  die 
drei  folgenden  Bauchsegniente  sind  grob  und  dicht  gekörnt, 
das  fünfte  vorn  gewölbt,  hinten  fast  flach,  runzelig-höckerig; 
die  Beine  grob  grauulirt,  die  Ilinterschienen  mit  doppelter 
Ausbiegung  versehen.  Von  Djebel  Tarrhona  (Dir  Milrha) 
und  Uadi  Scherschara  stammt  ferner  ein  schönes,  in  seiner 
Länge  zwischen  12  und  15  mm  schwankendes,  dicht  mit 
grauen  und  braunen  Schuppenhaaren,  Avelche  auf  den  Flügel- 
decken pinselartig  gruppirt  erscheinen,  bedecktes  Sepidkau, 
das  Scpidknu  pcniciUigcrum.  Sein  Kopf  ist  gewissermassen 
ausgehöhlt,  mit  zwei  Eindrücken  versehen,  das  Halsschild 
ziemlich  schmal,  mit  drei  dunkelbraunen  Längsstreifen  ge- 
schmückt, sein  vorderer,  gewölbter,  an  seinem  Ende  breit 
abgeschnittener  Fortsatz  legt  sich  über  die  Höhlung  des 
Kopfes,  seine  beiden  Hachen  Seitenfortsätze  dagegen  zeigen 
an  ihrer  Spitze  einen  feinen,  aber  deutlichen  Einschnitt; 
jede  seiner  Flügeldecken  trägt  zwei  Längskiele,  welche  auf 
höckerigen  Vorsprüngen  pinselartige  Haarbüschel  tragen, 
während  die  schuppigen  Zwischenräume  keine  oder  nur 
schwach  ausgesprochene  quere  oder  schiefe  Kielung  zeigen. 
Das  ganze  Thier  ist  ziemlich  einfarbig  graubraun,  nur 
die  beiden  Endglieder  der  ziemlich  schlanken  Fühler  sind 
schwärzlich. 

iVusser  diesen  weniger  augenfälligen  Formen  stammen 
aber  von  der  Expedition  noch  zwei  Arten  derselben  Familie, 
welche  ein  erhöhtes  Literesse  dadurch  beanspruchen  dürfen, 
dass  sie  jede  eine  besondere  neue  Gattung  repräsentiren. 
Beide  stimmen  in  der  starken  Bezaliuung  des  Aussenrandes 


VI.   Gliedertliicro  der  Expedition  uach  Kufra.  377 

der  Vorderscbieneii  übereiu,  zeigen  aber  sonst  ganz  hetero- 
gene Charaktere.  Die  eine  dieser  Gattungen,  Stortliocucinin, 
hat  ziemlich  ovale,  etwas  hoch  gelegene  Augen  und  fünf 
starke  Zähne  am  Aussenrandc  jeder  Vorderschiene,  aber  in 
der  Bildung  der  Füsse  der  Hinterbeine  stimmt  sie  mit  den 
verwandten  Pimelien  ganz  überein.  Die  zweite  neue  Gattung 
dagegen,  MccojridJiojms ,  hat  vollständig  ovale,  sehr  hoch 
gelegene  Augen,  nur  vier  Zähne  am  Aussenrande  jeder  Vor- 
derschiene und  abweichend  von  allen  verwandten  Gattungen : 
ein  aufiallend  verlängertes  Grundglied  der  Füsse  der  beiden 
Hinterbeine;  der  einzige  Repräsentant  der  erstem  Gattung, 
Storthocnoiiid  StccJccri,  von  Uadi  M'bellem  und  aus  den 
Palmgärten  bei  Sokna,  schwankt  in  seiner  Leibeslänge 
zwischen  9V2  ^iitl  11  mm  und  hat  ziemlich  Hache,  nicht 
gekielte,  aber  stark  granulirte  Flügeldecken  mit  fast  ge- 
zähnelter  Randkante ;  der  Typus  der  letztern  Gattung  aber, 
Ihcupidhopus  Iloklfsi,  trägt  auf  jeder  Flügeldecke  vier 
mehrreihig  ziendich  giob  gekörnelte,  hinten  zusammen- 
Üiessende  Kiele;  seine  Fussglieder  sind  an  den  Hinter- 
beinen mitsammen  so  lang  oder  doch  kaum  ein  wenig 
kürzer  als  die  zugehörige  Schiene  und  der  Käfer  ist  unge- 
fähr 12  bis  13  mm  lang.  Nur  zwei  Stücke  dieses  merk- 
Avürdigen  Käfers  wurden  auf  der  Reise  von  Audjila  nach 
Djalo  erbeutet. 

Ausser  der  im  ganzen  Mittelmeergebiete  verbreiteten 
Meloc  purpurascens  Germar  von  Djebel  Tarrhona  hat  die 
Familie  der  Weichhäuter  einen  vermuthlich  neuen  Repräsen- 
tanten von  demselben  Fundort  geliefert,  die  durch  zwei 
nebeneiuanderliegende  warzenartige,  glatte,  glänzende  Wulst- 
hücker  des  Halsschildes  ausgezeichnete  Lytta  verrucicollis. 
Sie  ist  19  mm  lang,  dunkelscherbengelb,  dicht  kurz  scherben- 
gelb behaart,  nur  der  Hinterleib  dunkler  schattirt.  Der 
Kopf  zeigt  eine  netzartige  Runzelung,  das  Halsschild  ist 
schmäler  als  der  Kopf,   nach  hinten   sehr  stark  erweitert, 


B78  VI.   Glicdertbicre  der  Exiiedition  nach  Kul'ra. 

länger  ;ils  breit  und  mit  den  beseliriebenen  Warzen  be- 
kleidet; das  Scliildclieu  ist  langgestreckt,  vorn  abgesetzt 
verbreitert;  die  Flügeldecken  sind  zusammen  vorn  breiter 
als  das  Ilalsschild,  die  Schultern  etwas  geschwollen,  die 
Spitze  gerundet,  ein  feiner  kiclartiger  Nalitstreif  trägt  kurze 
gelbe  Behaarung;  die  Fühler  überragen  fast  die  Mitte  der 
Flügeldecken;  die  Schiene  der  Hinterbeine  ist  an  ihrer 
Spitze  unten  mit  einem  gekrümmten  Innern  Dorne  und  einer 
äussern  gebräunten  kleinen  Schaufel  bewehrt. 

Von  Audjila  liegt  endlich  noch  eine  hübsche  Oedemeride, 
die  ungefähr  1 1  mm  lange  Naccrdes  carinata  vor  von  dunkel- 
scherbengelber  Farbe.  Der  ganze  Körper  des  Käfers  ist 
ziemlich  abgeflacht  und  dicht  kurz  behaart,  der  Kopf  lang- 
gestreckt, die  Stirn  ein  wenig  angeschwärzt,  das  Halsscliild 
in  die  Länge  gestreckt,  kaum  breiter  als  der  Kopf,  seine 
Seiten  sanft  gerundet,  ziemlich  parallel,  sein  Vorderrand 
schwach  ausgebuchtet,  seine  Ecken  gerundet,  der  Hinterrand 
verdickt,  ausgebogen,  seine  Fläche  längs  der  ]\Iitte  ange- 
schwärzt, das  Schildchen  fast  viereckig,  längs  der  Mitte 
gefurcht,  die  Flügeldecken  zusammen  ein  wenig  breiter  als 
das  Halsscliild,  ihre  Ränder  in  der  Ruhelage  parallel,  am 
Ende  abgerundet,  die  gerundeten  Schultern  ein  wenig  ver- 
breitert, eine  jede  Decke  mit  drei  feinen  schwärzlichen 
durchlaufenden  Längskielen  ausgestattet;  die  Fühler  über- 
ragen die  Mitte  der  Flügeldecken. 


Unter  den  neun  Arten  von  Tausendfüssen  befindet  sich 
nur  eine  mit  je  zw^i  Beinpaaren  an  den  mittlem  Körper- 
ringen versehen,  d.  h.  den  Diplopoden  angehörig.  Dieselbe 
ist  ein  echter  Julns  von  Djebel  Tarrhona,  im  Habitus  den 
übrigen  von  Nordafrika  bekannt  gewordenen  Species  sehr 
ähnlich,  von  etwa  28  mm  Leibeslänge  und  42  Leibesringen, 
von  schwärzlicher  Grundfärbung,  welche  nur  an  der  Basis 
des  Rückens  der  Rincie  durch  eine   breite  gelbliche   Quer- 


VI.    Gliederthiere  der  Expedition  nach  Kufra.  o79 

binde  unterbrochen  ist,  zwei  ähnlichen  Binden  über  dein 
Halsschilde  und  gelblichen  Beinen,  Der  Endring  des  zier- 
lichen Thiercs  läuft  hinten  in  einen,  die  stark  gewölbten 
pubescenten  Analklappen  überragenden,  gerade  nach  hinten 
gerichteten,  spitzen,  behaarten,  gelben,  dornartigen  Fortsatz 
aus.  Durch  seine  ziemlich  tiefen,  der  Länge  nach  über  die 
Ringe  mit  Ausnahme  des  glatten  Halsschildes  ringsum  ver- 
laufenden Furchen  trägt  er  den  Namen  Jidus  rimosus  nicht 
unverdient. 

Von  den  übrigen  acht  Chilopoden,  d.  h.  nur  mit  je 
einem  einzigen  Beinpaare  an  den  einzelnen  Leibessegmenten 
ausgestatteten  Tausendfüssen  ist  nur  einer  von  hervorragen- 
dem Interesse,  dessen  riemenförmiger,  langgestreckter  Leib 
bei  einer  Länge  von  etwa  50  mm  149  Beinpaare  besitzt  und 
dadurch  an  die  ähnlichen  Arten  der  Gattung  Himantharmm 
gemahnt.  Allein  die  verschmolzenen  Hüftglieder  der  unter 
dem  kleinen'Kopfschilde  verborgenen  Raubbeine  zeigen  ausser 
den  seitlichen,  die  Verwachsungsstelle  der  vier  Hüfttheile 
andeutenden  Furchen  oder  „Chitinlinien",  noch  eine  längs 
der  Mitte  der  grossen  Hüfttheile  sich  erstreckende,  nach 
vorn  verjüngte  Chitinleiste,  deren  Basis  sich  durch  das 
Bauchschild  des  vordersten  beintragenden  Segmentes  hin- 
durch erkennen  und  bis  zum  Vorderrande  des  folgenden 
verfolgen  lässt.  Ob  dieselbe  nun  eine  blosse  stark  chitinisirte 
Verdickung  der  Verwachsungslinie  der  beiden  ursprünglich 
getrennten  grössern  Hüfttheile  darstellt  oder  eine  Art 
Griffel  bildet,  Hess  sich  ohne  Zerstörung  des  einzigen  vor- 
liegenden Objectes  nicht  mit  Sicherheit  ermitteln,  weshalb 
auch  die  zur  Determinirung  fast  unerlässliche  Untersuchung 
der  systematisch  hochwichtigen  Mundtheile  unterbleiben 
musste  und  für  das  wurmförmige  Thier  vorläufig  der  Namo 
Stylolacmus  perixKiteticiis  gewählt  wurde.  Weitere  Charaktere 
des  von  Djebel  Tarrhona  stammenden  Geophiliden,  der  wahr- 
scheinlich auch  im  lebenden  Zustande  leuchtet,  sind  die  in 


380  VI.   Gliederthiere  der  Expedition  nach  KufVa. 

der  Mitte  sehr  breiten,  luicli  beiden  Enden  stark  ver- 
sehmillerten,  sehr  kurzen  Fühler,  die  seehsgliederigen ,  am 
Ende  khiuenlosen  Eudbeine  und  die  mächtig  entwickelten, 
unten  tief  punktirten  Seitentheilc  des  Endsegmentes.  Die 
Bauchporen  scheinen,  ^Yie  bei  HinuintJuiriunt,  in  einer  cen- 
tralen rundliehen  Vertiefung  sich  zu  sammeln. 

Die  Spinnenthiere  endlich  sind  in  43  verschiedenen  x\rten 
erbeutet  wurden.  Vier  davon  gehören  den  geschAvänzten 
grossen  Skorpionen  an,  die  allesammt  den  ganzen  afrikani- 
schen Norden  bewohnen  und  zum  Theil  in  den  Formen  Biithus 
occitanus  Am.  und  leptochdijs  Ehr.  auch  noch  in  Südeuropa 
heimisch  sind  und  vielerlei  Variationen  entwickeln.  Aus- 
schliesslich dem  Wüstengebiete  scheinen  die  beiden  andern 
Arten,  Androctonus  Libycus  Ehv.  und  Scorpio  maurusL.  anzu- 
gehören. Die  Steppen  bewohnenden,  mit  mächtigen  Kiefern 
ausgestatteten,  vielgestaltigen  Kanker  sind  in  drei  Arten 
vertreten,  dem  gelblichen  Galcodcs  arancoidcs  Pall.  von 
Audjila  und  der  Solpufja  nujripalpis  Duf.  von  Uadi  Mader, 
sowie  endlich  dem  tinsterfarbigen,  dornbeinigen  llliax  me- 
lanus  Oliv.  Unter  den  Milben  fehlt  das  kurzbeinige,  zottig 
rothbehaarte,  überall  im  Norden  Afrikas  häufige  Thruni- 
hidium  barharum  Luc.  nicht;  es  liegt  mit  dem  langbeinigen, 
kurz ge\h]iSia,viQenFihjncJ(oJo2)1ms2)cillidipcsLuc. in  zahlreichen 
Stücken  von  Djebel  Tarrhona  vor. 

Von  den  33  echten  Spinnen  sind  11  Arten  noch  nicht 
bekannt  gemacht  worden.  Unter  den  bereits  bekannten 
Arten  spielen  namentlich  drei  eine  hervorragende  Rolle,  über 
welche  Herr  Dr.  Stecker  als  Augenzeuge  berichtet  hat.  Der 
vagabundirende ,  gelbe,  grosse,  durch  seinen  gedrungenen, 
mit  kurzen  Sprungbeinen  und  dickem  Kopftheil  versehenen 
Leib  leicht  kenntliche  Eresus  Biifoiirl  Aud.  lebt  in  den 
Serirets  unter  Steinen  in  unterirdischen  Löchern  und  wurde 
in  Buseima  (Kufra)  und  den  Palmgärten  bei  Sokna  in  sehr 


VI.   Gliedortliiere  clor  Expedition  iifvch  Kufra.  381 

zahlreiclien  Exemplaren  gefangen.  Der  berüchtigte  pech- 
schwarze Mahnignat,  LatJirodechis  treäecim-guttahis  (Rossi) 
var.  luyubris  Dufoiir,  Erebus  Aud.  mit  rundlichem,  hinten 
zugespitztem,  sehr  fettem  und  oft  gelb  oder  roth  gefleckten 
Hinterleibe  baut  in  den  Artemisiabüschen  von  Bir  Milrha 
und  Uadi  Scherschara.  unregelmässige  Gewebe  und  grosse 
geräumige  Nester,  die  inwendig  mit  allerlei  Gegenständen, 
Strohhalmen,  Sandkörnern,  Flügeldecken  u.  dgl.  ausgekleidet 
werden,  in  denen  das  Weibchen  meist  vier  grosse  kugelige, 
aus  weisslicher  Seide  gesponnene  Eiersäcke  bewacht,  deren 
junge  Brut  gegen  feindliche  Angriffe  von  der  Alten  energisch 
vertheidigt  wird.  In  den  Palmgärten  bei  Sokna  construirt 
die  grosse  durch  einen  sternförmigen  Hinterleib  ausgezeich- 
nete Argiope  lobata  Pallas  ihre  grossen,  regelmässigen,  ver- 
ticalen,  radförmigen  Gewebenetze,  in  deren  Maschen  zur 
Zeit  der  Paarung  winzige  Männchen  heftige  Prioritätskämpfe 
ausfechten,  während  das  Weibchen  im  eigenen  Doraicil  den 
Sieger  ruhig  und  Beute  saugend  erwartet;  seine  Eier  legt 
es  in  zierliche,  umgekehrt  zuckerhutförmige  Gespinste, 
welche  oben  mit  einem  Deckel  zugedeckt  werden,  in  deren 
Schutz  die  junge  Brut  so  lange  verbleibt,  bis  sie  kräftig 
genug  geworden  ist,  sich  selbst  ihren  Unterhalt  zu  suchen. 
Die  sechsäugigen  Spinnen  haben  zwei  neue  in  beiden 
Geschlechtern  gefangene  Arten  geliefert,  die  beide  einen 
dunkelrothbraunen  Vorderleib  gemeinsam  haben  und  sich 
hauptsächlich  durch  ihre  Körperlänge  und  die  Bestachelung 
der  Beine  von  einander  unterscheiden:  Dysdera  solcata  von 
Djebel  Tarrhona,  ist  nur  9  bis  11  mm  lang  und  die  Schenkel 
der  Beine  des  hintersten  Paares  sind  am  Grunde  oberseits 
aussen  und  innen  bei  beiden  Geschlechtern  mit  je  zwei 
schwarzen  Stacheln  bewehrt,  während  die  grössere  Form, 
Bysdcra  cornipcs,  von  Uadi  Mader,  14  bis  17  mm  Körperlänge 
erreicht  und  am  Grunde  der  hintersten  Schenkel  beim 
Weibchen  aussen  zwei,  innen  drei,  beim  Männchen  dagegen 


3f^2  VI.   Glioclorthiore  der  Expedition  nach  Kufra. 

aussen  nur  einen,  innen  dagegen  zwei  Stacheln  trägt.  Die 
entfernt  verwandte,  aber  achtäugige  Gattung  Drassus,  deren 
loichtfüssige  Arten  in  engen  geschlossenen  Säckchen  bei 
Tage  schlummern  und  des  Nachts  jagend  ihr  räuberisches 
Wesen  treil)en,  ist  in  drei  neuen  Arten  vertreten,  welche 
selbst  wieder  leicht  von  einander  sich  unterscheiden  lassen. 
Bei  dem  gelblichen  Drassus  tarrhonensis  von  Bir  Milrha 
mit  röthlichen  Spitzen  der  Extremitäten  zeigt  sich  das  dritt- 
letzte Glied  der  Beine  des  vordersten  Paares  unterseits  mit 
vier  schwarzen  Stacheln,  das  entsprechende  des  folgenden 
Paares  mit  sechs  Stacheln,  das  vorletzte  Glied  aller  vier 
Vorderbeine  je  mit  vier  Stacheln,  alle  zu  je  zwei  und  zwei 
angeordnet,  bewehrt;  Drassus  nugatorins  aus  den  Palm- 
gärten bei  Sokna,  etwas  dunkler,  graubraun  gefärbt,  ent- 
behrt dagegen  an  den  bezeichneten  Gliedern  der  Beine  jeg- 
licher Bestachelung.  Der  dritte,  Drassus  sohiiensis  endlich, 
gleichfalls  in  den  Palmgärten  bei  Sokna  zu  Hause,  der 
grösste  von  allen,  gegen  11  mm  lang  und  von  gelblicher 
Grundfärbung,  besitzt  am  drittletzten  Gliede  der  vier  Vor- 
derbeine unterseits  einen  Stachel  am  Grunde  und  einen  in 
der  Mitte  der  Länge,  am  vorletzten  Gliede  hingegen  am 
Grunde  zwei  Stacheln.  Diesen  ziemlich  nahe  verwandt  ist 
eine  in  Djebel  Tarrhona  und  in  den  Palmgärten  bei  Sokna 
heimische  Art,  von  scherbengelber  Leibesfarbe,  Eclicmus 
pliarctratus ;  sie  zeichnet  sich  besonders  durch  den  Mangel 
der  Bestachelung  der  vier  Vorderbeine  mit  Ausnahme  einer 
Längsreihe  von  zwei  bis  drei  Stacheln  über  den  Ptücken  der 
Schenkel,  sowie  durch  eine  reiche  Bestachelung  der  vier 
Hinterbeine,  von  denen  die  beiden  hintersten  alle  anderen 
an  Länge  überragen,  neben  seinen  generischen  Merkmalen 
specifisch  aus  und  wird  etwa  7  mm  lang.  Ein  derselben 
Verwandtschaftsgruppe  zufallendes,  aber  am  Boden  unter 
Steinen  lebendes  winziges  Spinnchen  von  nur  ungefähr  5  mm 
LeibesVdnge^  31icaria  fausta,  von  Djebel  Tarrhona  stammend. 


VI.    Gliodrrthicre  clor  Expedition  nach  Kufra. 


38- 


ist  tiefschwarz  mit  bleicligelbcm  Endgliedc  aller  Extremi- 
täten; das  drittletzte  Glied  ihrer  Vorderbeine  ist  stachellos 
und  von  ihren  vier  vordem  Augen  sind  die  beiden  cäussern 
grösser  als  die  innern. 

Eine  andere,  gleichfalls  vagabundirende  Spinnenfamilie, 
die  der  Krabbenspimien,  wird  in  Tripolitanien  durch  eine 
grosse  prachtvolle  neue  Art  von  über  20  mm  LeibesLänge 
repräsentirt,  den  Spardssus  hchiinus 


(die  Figur  stellt  das  Weibchen  von  der  Rückcnseite  dar), 
von  bleich  gelber  Grundfarbe  der  Beine  und  des  Hinter- 
leibes, während  der  Vorderleib  dunkelbraun  und  dicht  grau 
behaart  ist.  Die  ganze  Unterfläche  des  Leibes  trägt  eine 
dichte  schwarzbraune  Behaarung,  welche  auf  dem  Hintcr- 
leibe  bis  in  die  Seiten  sich  hinaufzieht.  Die  Hüften  der 
Beine  sind  unterwärts,  die  Kniegelenke  ringsum  mit  schwarz- 
braunen Haaren  dicht  bekleidet,  die  Mandibeln  tiefschwarz, 
am  Grunde  ziemlich  dicht  blaugrau  behaart.  Die  End- 
liälfte  des  vorletzten  Gliedes  und  das  Endglied  aller  Beine 
trägt  unterseits  eine  ziemlich  dichte  bürstenähnliche  weiche 
schwärzliche  Haarbekleidung,  eine  Scopula.  An  dem  vor- 
letzten Gliede  der  Beine  zeigen  sich  an  den  sechs  vordersten 
Beinen  jedesmal  zwei  Ringe  von  schwarzen  Stacheln,  der 
eine  am  Grunde,  der  andere  etwa  in  der  Mitte;  am  hintersten 


384  VI.    Gliodorthiore  dor  Expoilitinn  nach  KnfVa. 

Beinpaare  aber  gesellt  sich  7,11  diesen  noch  ein  dritter  Stachel- 
ring an  der  Spitze  des  Gliedes  hinzu.  Erbeutet  wurde  die 
schöne  Spinne  in  zwei  Aveiblichen  entwickelten  Exemplaren, 
das  eine  in  der  Oase  Djibbene,  das  andere  in  Taiserbo.  Ob 
zwei  noch  unreife  Exemplare  von  Uadi  Mimun,  welche  eine 
ähnliche  Prachtfärbung  mit  dem  Unterschiede  zeigen,  dass 
die  rJrust  und  die  Kniegelenke  der  Beine  ringsum  gelblich 
l)ehaart,  dagegen  zwei  tiefschwarze  breite  Flecke  an  der 
Unterseite  des  drittletzten  Gliedes  der  Beine,  von  denen 
der  eine  am  Grunde,  der  andere  etwas  vor  der  Mitte  liegt, 
vorhanden  sind,  derselben  Art  angehören,  muss  dahingestellt 
bleiben;  jedenfalls  kann  man  sie  vorläufig  als  eine  bemer- 
kenswerthe  Varietät  auffassen. 

Von  den  in  sechs  verschiedenen  Arten  gefangenen,  am 
Boden  jngenden,  zumeist  sehr  monoton  gefärbten  Wolf- 
spinnen  hat  sich  eine  bunte,  zierliche,  leider  nur  in  unreifen 
weiblichen  Exemplaren  von  Djebel  Tarrhona,  Uadi  Mader 
und  aus  den  Palmgärten  bei  Sokna  vorliegende  Art  als  neu 
erwiesen.  Pardosa  ahacata  zeichnet  sich  bei  bleichgelber 
Färl)ung  des  Leibes  durch  einen  tiefbraunschwarzen,  hohen, 
eckigen  Kopftheil,  feine  schwarze  Querstrichelchen  auf  dem 
Hinterleibsrücken,  in  der  Regel  zu  zwei  Längsreihen  ange- 
ordnet, und  dunkelbraune  quere  Schenkelstreifen  an  den 
bräunlichgelben  Beinen  aus. 

Auf  horizontalen,  in  einem  der  Spinne  zum  Lauern 
dienenden  versteckten  Trichter  auslaufenden  Geweben  haust 
in  den  Palmgärten  bei  Sokna  die  zierliche  neue,  ß  bis  8  mm 
lange  Agrleva  jinpia,  von  scherbengelber  Grundfärbung,  mit 
dunkelbraun  berandeter  Brust  und  zwei  silberglänzenden, 
hinten  verschmolzenen  Längsbändern  auf  dem  ITinterleibs- 
rücken,  sowie  zerstreuten  schwärzlichen  Punktflecken  auf 
dem  Rücken  und  in  den  Seiten  des  Hinterleibes  geschmückt. 
Die  äussern  weiblichen  Geschlechtstheile  stellen  sich  als 
aus  zwei  ovalen  Längswülsten  bestehend  dar  und  der  Ge- 


VI.   Gliedertliiere  clor  Expedition  nach  Kutra.  385 

sclilechtsknoten  am  Palpiis  des  Männchens  ist  viel  breiter 
als  die  Schenkel  seiner  Vorderbeine.  ■  Im  Monat  Februar 
erreicht  das  kleine  Geschöpf  seine  Geschlechtsreife. 

In  die  Familie  der  imregelmässige  Gewebe  verfertigen- 
den Webespinnen  gehört  ein  ausserordentlich  kleines  neues 
Spinnchen,  das  sich  durch  seine  unbestachelten,  verhältniss- 
mässig  kurzen  Beine  sowie  vornehmlich  durch  den  Besitz 
eines  langen  spitzen,  gerade  vorwärts  gerichteten  Stachel- 
zahns auf  der  Vorderfläche  der  Mandibeln  im  männlichen 
Geschlechte  auch  generisch  von  den  bekannten  Gattungen 
entfernt  und  ein  eigenes  Genus,  Gnathonarium ,  zu  bilden 
geeignet  ist.  Das  wenig  mehr  als  3  mm  lange  Spinnchen, 
(hiathonarinm  Fioldfsianum,  ist  ziemlich  einfarbig  graubraun, 
der  Rücken  seines  Hinterleibes  führt  zwei  Längsreihen  schwar- 
zer Schieffleckchen,  das  Bauchfeld  wird  von  einem  bleichen 
Mittelstreif  der  Länge  nach  durchsetzt.  Der  äussere  Ge- 
schlechtstheil  des  Weibchens  zeigt  zwei  sich  vorn  berührende, 
nach  hinten  stark  divergirende,  fast  quer  gelegene,  ovale 
Wülste.  Der  männliche  Geschlechtsknoten  trägt  dichte  Be- 
haarung und  wird  von  der  feinen  Spitze  eines  aussen  gelegenen, 
dreieckigen  Chitinplättchens  stachelartig  überragt;  der  Träger 
dieses  Knotens  ist  an  seinem  Ende  gegabelt,  der  untere, 
kürzere  Gabelast  am  Ende  gerundet,  der  obere  längere 
dagegen  bildet  eine  gebogene,  spitz  auslaufende  Kralle.  Ein 
einziges  Pärchen  des  niedlichen  Spinnchens  wurde  im  Januar 
im  ehelichen  Neste  in  Ain  Scherschara  entdeckt. 


Koui^FS,  Kufra  25 


YII.  Die  aus  dem  mittlerii  T^ordafrika,  dem  Gebiete 

der  ßohlfs'schen  Expedition  nach  Knfra  belvannt 

gewordenen  Pflanzen. 

Zusammougestcllt  von 

P.  Ascherson. 


Die  nachfolgenden  Verzeichnisse  wollen  nicht  nach  dem 
Massstabe  hcurtheilt  sein,  den  man  an  einen  Pflanzen- 
katalog eines  annähernd  vollständig  erforschten  Gebietes, 
wie  der  meisten  europäischen  Länder,  oder  der  an  das  uns 
beschäftigende  Gebiet  angrenzenden  Regionen,  Algeriens 
und  Aegyptens,  zu  legen  berechtigt  ist,  Sie  verhalten  sich 
zu  einem  solchen  wie  etwa  Petermann's  und  Hassenstein's 
Karte  von  Innerafrika  zu  den  Kiepert'schen  Karten  der 
Europäischen  Türkei.  Wie  wir  aus  dem  folgenden  histo- 
rischen Ueberblick  (zugleich  Quellenverzeichniss)  ersehen,  hat 
über  der  botanischen  Erforschung  der  Ptegentschaft  Tripolis 
im  weitesten  Sinne  seit  fast  70  Jahren,  die  seit  ihrem  Be- 
ginn verflossen,  ein  entschiedener  Unstern  gewaltet.  Das 
ungeheuere  Gebiet,  das  sich  zwischen  Tunis  und  Aegypten, 
von  der  Mittelmeerküste  bis  zum  Wendekreise  erstreckt, 
ist  noch  kaum  von  einem  botanischen  Fachmanne  betreten 
worden.  Von  den  zahlreichen  Picisenden,  die  dasselbe  durch- 
zogen haben,  war  nur  die  geringere  Zahl  in  der  Lage, 
Pflanzen    zu    sammeln;    von    den    unter    so    grossen    An- 


VII.     Pflanzen  dos  mittlem  Nordafrika.  387 

strengungen  und  Opfern  an  Leben,  Gesundheit  und  Geld 
gemachten  Sammlungen  ging  noch  ein  erheblicher  Theil  ver- 
loren, ehe,  einige  selbst  noch  nachdem  sie  in  die  Hände  eines 
Botanikers  gelangt  waren ;  einiges  harrt  noch  in  botanischen 
Museen  auf  wissenschaftliche  Bearbeitung.  Unter  diesen 
Umständen  theilt  die  Regentschaft  Tripolis  nur  mit  einem 
europäischen  Lande,  Albanien  nebst  Epirus,  den  beklagens- 
werthen  Vorzug,  unter  allen  das  Mittelmeer  begrenzenden 
Landschaften  am  wenigsten  botanisch  erforscht  zu  sein. 
Selbst  die  Flora  des  für  europäische  Reisende  viel  schwie- 
riger zugänglichen  Marokko  ist  durch  die  Bemühungen  einer 
Anzahl  europäischer  Reisenden  und  die  erfolgreiche  Ver- 
wendung eingeborener  Sammler,  unter  denen  sich  auch 
der  bekannte  Timbuktu- Reisende  Rabbi  Mardochai  befand, 
neuerdings  in  recht  erfreulicher  "Weise  erschlossen  worden.  ^ 

Unsere  Kenntniss  der  Vegetation  des  behandelten  Ge- 
bietes hat  sich  in  folgender  Weise  historisch  entwickelt: 

Der  damalige  Lieutenant,  später  Admiral  Smyth,  welcher 
die  Trümmerstätte  von  Leptis  im  Mai  1816  und  Januar 
bis  Februar  1817  besuchte,  erwähnt  in  seinem  in  Beechey''s 
Reisebericht,  S.  72 — 78,  abgedruckten  Notizen  auch  einige 
Pflanzen.  Auch  sein  a.  a.  0.,  S.  504—512  veröffentlichter 
Bericht  über  einen  Ausflug  nach  den  Gräbern  von  Uädi 
Ghirsa,  westlich  der  Strasse  von  Beni  UM  nach  Bondjem 
im  März  1817,  enthält  einige,  zum  Theil  freilich  recht  pro- 
blematische Pflanzenangaben.    Vgl.  S.  426. 

Im  Jahre  1817  begleitete  der  genuesische  Arzt  Paolo 
Della-Cella  (C.  ^)  den  Prinzen  Achmed  Karamanli  auf  einem 


1  Ball  zählt  in  seinem  Spioilegium  Florae  Maroccanae  (Journ. 
Linn.  Soc,  vol.  XVI,  S.  281—742,  London  1877—78)  1G32  Phanero- 
gamen  auf;  diese  Zahl  beträgt  die  gute  Hälfte  der  aus  Algerien  be- 
kannten Arten,  von  denen  Munby  im  Jahre  18G6  2927  verzeichnet  hat. 

2  In  Folgendem  sind  die  in  den  Verzeichnissen  gebrauchten  Ab- 

25* 


388  VII.    Pflaiizoii  (los  mittlem  Nordafrika. 

gegen  seinen  rebellischen  Bruder  gerichteten  Feldzuge  (vgl. 
,,Viaggio  da  Tripoli  di  Barheria  alle  frontierc  occidentali 
deir  Egitto".  Genova  1810)  und  brachte  bei  dieser  Gelegen- 
heit zwischen  Tripolis  (Trip.)  und  dem  Golf  von  Bomba 
die  umfangreichste  aller  bisher  in  dies-em  Gebiete  gemach- 
ten Sammlungen  (260  Arten)  zusammen.  Die  Bearbeitung 
derselben  von  Domenico  Viviani  erschien  1824  in  Genua 
unter  dem  Titel:  „Florae  Libj'cae  specimen  etc.''  (V.).  Im 
Jahre  18G5  veröffentlichte  der  französische  Akademiker 
Cosson,  der  erste  Kenner  der  Flora  Nordafrikas,  im 
„Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France"  (B,  S.  B.), 
XII,  275 — 286,  eine  „Revision  du  Florae  Libycae  spe- 
cimen de  Viviani  d'apres  son  herbier"  (Co.  I.j.  Leider  ist 
von  den  von  Viviani  aufgeführten  Arten  ein  beträchtlicher 
Tlieil  nicht  mehr  in  dem  im  Botanischen  Garten  zu  Genua 
aufbewahrten  Herbariolum  libycum  vorhanden.  Auf  Grund 
dieser  Revision,  sowie  der  weiter  unten  erwähnten  Ma- 
terialien, gab  Cosson  eine  Aufzählung  der  „Plantae  in 
Cyrenaica  et  agro  Tripolitano  notae"  ^  (B.  S.  B.,  1875, 
XXII,   45-51)  (Co.  IL). 

Im  Jahre  1819  reisten  Ritchie  und  der  damalige  Lieute- 


kürzungen  in  Parenthese  hinzugefügt,  am  8chlus.se  dieser  Bemerkungen 
aher  noch  einmal  alphabetisch  zusammengestellt. 

>  Ein  bedauerlicher  Uebelstand  ist  es,  dass  in  diesem  Kataloge 
fast  alle  von  C.  gesammelten  Pflanzen  in  „Cyrenaika"  angegeben 
werden,  welcher  Ausdruck  mithin  mit  „Regentschaft  Tripolis"  (im 
fi'ühern  Sinne)  synonym  gcltraucht  ist,  obwol  in  der  Ueberschrift  nach 
dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauche  Cyrenaika  und  Tripolitanien  im 
engern  Sinne  unterschieden  werden.  Von  dem  von  V.  aufgeführten 
Arten  sind  170  in  der  Landschaft  Barka,  124  aber  zwischen  Tripolis 
und  der  Südspitzc  der  Grossen  Syrte  gesammelt.  Kur  34  Arten  sind 
zugleich  in  beiden  Gebieten  augegeben.  Plinius  dehnt  zwar  die 
Westgrenze  der  Cyrenaika  bis  zur  Kleinen  Syrte  aus ;  diese  mis- 
bräuchliche  Anwendung  des  Namens  ist  indess  u  einer  pflanzen- 
geographischeu  Arbeit  gewiss  nicht  am  Platze. 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika.  389 

nant  Lyon  nach  einem  melirmonatliclien  Aufenthalte  in  Tri- 
l^oHs  (vom  November  1818  an)  nach  Mursuk,  wo  ersterer 
am  23.  November  starb.  Lyon  machte  noch  eine  Rundreise 
im  südlichen  P'esän  und  kehrte  im  folgenden  Frühjahre 
nach  Tripolis  zurück.  Seine  1821  in  London  erschienene 
Reisebeschreibung:  „A  Narrative  of  Travels  in  Northern 
Africa  in  the  years  1818,  1819. and  1820"  (L.)  enthält  ziem- 
lich viele  Angaben  über  Pflanzen,  u.  a.  S.  273 — 275  ein 
recht  vollständiges  Yerzeichniss  der  Culturpflanzen  Fesäns. 
Ritchie's  Sammlungen  kamen  in  die  Hände  R.  Brown's. 

Schon  im  Herbst  1821  traf  eine  zweite  englische  Ex- 
pedition, bestehend  aus  Kapitän  Denham,  Lieutenant  Clapper- 
ton  und  Dr.  Oudney,  in  Tripolis  ein  und  brach  von  dort  im 
März  1822  nach  Mursuk  auf.  Im  Juni  und  Juli  machten 
Clapperton  und  Oudney,  während  Denham  zur  Beseitigung 
der  sich  der  Weiterreise  entgegenstellenden  Schwierigkeiten 
bis  Marseille  zurückreiste,  einen  Ausflug  nach  Rhät.  Erst 
im  December  konnte  die  Weiterreise  nach  dem  Sudan  an- 
getreten werden,  wo  Oudney  starb.  Auf  der  Rückreise 
passirte  die  Expedition  im  November  und  December  1823 
wiederum  Fesän  und  langte  am  26.  Januar  1824  in  Tripolis 
an.  Oudney  (0.),  ein  vielseitig  gebildeter  Arzt  und  Natur- 
forscher, hatte  auch  für  Botanik  specielles  Interesse.  Seine 
meist  als  Anmerkungen  in  dem  im  Jahre  182G  in  London 
erschienenen  Werke  von  Denham  und  Clapperton:  „Narrative 
of  travels  and  discoveries  in  Northern  and  Central  Africa", 
mitgetlieilten  Notizen  (nur  das  Tagebuch  jenes  Ausfluges 
nach  Rhät  [S.  XLIII — LXVIII]  bildet  einen  selbständigen 
Beitrag  aus  seiner  Feder),  enthalten  auch  manche  bota- 
nische Angaben.  Oudney  sammelte  bei  Tripolis  100  Pflanzen- 
arten, 50  zwischen  dort  und  Mursuk,  32  während  des  Aufent- 
haltes in  Fesän  und  33  zwischen  Mursuk  und  Kuka.  Dieses 
Material,  nebst  den  in  Bornu  und  Sudan  gesammelten, 
und   Ritchie's   59  Arten  (unter  ihnen  27  nicht  von  Oudney 


390  VII.    rflanzen  des  mittlerii  Nordafrika. 

gesammelte)  uiiifassentlc  Sammlung  von  Tripolis  lieferten 
II.  Brown  den  Stoff  zu  der  in  „Denham's  Narrative"  als  „Bo- 
tanical  Appendix"  (no.  XXII),  S.  208—240  (li.  Br.)  ab- 
gedruckten Abhandlung,  welche  die  werthvollsten  Beiträge 
zur  systematischen  Botanik  liefert,  aber  leider  keine  voll- 
ständige Aufzählung  der  gesammelten  Arten  gibt,  ein  Uebel- 
stand,  dem  sich  jetzt  nicht  mehr  abhelfen  lässt,  da  das  Ma- 
terial nach  Oliver  (Fl.  Trop.  Africa,  I,  9'')  in  K.  Br.'s  Nach- 
lass  nicht  aufgefunden  wurde. 

Vom  November  1821  bis  Juli  1822  bereisten  die  Ge- 
brüder Kapitän  F.  W.  und  H.  W.  Beechey  die  Küste  von 
Tripolis  bis  Derna.  Die  wenigen  bei  dieser  Gelegenheit 
gesammelten  Pflanzen  gingen  durch  sorglose  Behandlung 
(Be.  165)  zu  Grunde,  und  so  beschränken  sich  die  botani- 
schen Angaben  in  dem  in  London  1828  erschienenen  Be- 
richte über  diese  für  Geographie  und  Archäologie  so  er- 
gebnissreiche Reise  ,,Proceedings  of  the  Expedition  to 
explore  the  Northern  Coast  of  Africa  from  Tripoly  east- 
Avard"  etc.  (Be.)  für  Tripolitanien  hauptsächlich  auf  Cultur- 
pHanzen.  Die  üppige  Mediterranvegetation  der  Cyrenaika 
hat  indess  den  Verfasser  an  mehrern  Stellen  (S.  387 ,  406) 
Anlass  zu  eingehender  Schilderung  gegeben.  Den  Brüdern 
Beechey  gebührt  auch  das  Verdienst,  gegenüber  den  land- 
läufigen, auch  von  C.  nicht  beseitigten  Vorstellungen  von 
der  ,,Syrtenwüste",  die  wahre  Beschaffenheit  der  Um- 
gebungen des  grossen  Meerbusens  erkannt  zu  haben. 

Vom  November  1824  bis  Juli  1825  bereiste  Pacho  von 
Alexandrien  aus,  hauptsächlich  im  Interesse  der  Archäologie, 
Marmarika  und  Cyrenaika  und  kehrte  über  Audjila  und 
Siua  nach  Kairo  zurück.  Das  erst  nach  seinem  Tode  ver- 
öffentlichte Reisewerk  „Relation  d'un  voyage  dans  la  Mar- 
marique,  la  Cyrenaique,  et  les  Oasis  d'Audjelah  et  de  Mä- 
radch"  (Paris  1827)  (Pa.)  enthält,  da  der  Reisende  auch 
für  die  Pflanzenwelt  sich  lebhaft  interessirte ,  manche  An- 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika.  391 

gaben  über  die  Flora;  auf  eleu  Tafelu  XCVI — C  des  Atlas 
sind  Pflanzen  abgebildet,  deren  zum  Theil  freilich  höchst 
groteske  Unterschriften  wol  schon  die  zum  Selbstmord  füh- 
rende Geisteskrankheit  des  Verfassers  bekunden.  Seine 
Sammlungen,  welche  sich  im  De  Lessert'schen  Herbar,  jetzt 
im  Besitze  des  Botanischen  Gartens  in  Genf  befinden,  sind 
leider  nie  bearbeitet  worden;  einige  wenige  Arten,  die 
Cosson  in  pariser  Herbarien  fand,  sind  in  seinem  Kataloge 
aufgeführt;  es  ist  indess  sonderbar,  dass  dies  nur  Wüsten-, 
respective  Oasenpflanzen  sind ,  weshalb  ihre  Herkunft  um 
so  zweifelhafter  erscheint,  als  mehrere  derselben  von  Pacho's 
vorhergehender  Reise  durch  die  ägyptischen  Oasen  im  ber- 
liner botanischen  Museum  vorhanden  sind.  Das  in  diesem 
Werke  S.  319 — 352  abgedruckte,  von  dem  Begleiter  Pacho's, 
Frederic  Müller  verfasste  ,,Vocabulaire  du  langage  des 
habitants  d'Audjelah"  (M.)  enthält  auch  Pflanzennamen  und 
konnte  daher  zur  Vervollständigung  der  botanischen  Kennt- 
niss  dieser  Oase  benutzt  werden. 

Der  englische  Arzt  Dr.  Dickson  (Di.),  der  ungefähr 
30  Jahre  in  Tripolis  prakticirte  (bei  Lyon's  Ankunft  war 
er  bereits  dort  und  1848  erwähnt  Richardson  ihn  als  kürz- 
lich verstorben),  sammelte  während  dieser  Zeit  Herbarien- 
exemplare und  sandte  lebende  Pflanzen  an  englische  Gärten 
(z.  B.  Scilla  villosa  Desf.).  Seine  Sammlungen  befinden 
sich  im  Webb'schen  Herbar,  jetzt  in  Florenz,  und  eine 
ziemlich  vollständige  Serie  im  Besitz  Cosson^s,  welcher  sie 
in  seinem  Kataloge  aufgezählt  hat. 

Vom  Januar  bis  März  1844  bereiste  Dr.  A.  von  Lorent 
aus  Mannheim  (Lo.)  Tripolitanien  (vgl.  Ba.  W.  360).  Dieser 
Reisende,  welcher  die  grosse  Güte  hatte,  mir  zur  Benutzung 
für  diese  Arbeit  sein  unveröffentlicht  gebliebenes,  manche 
botanische  Notizen  enthaltendes  Tagebuch  anzuvertrauen, 
besuchte  von  Tripolis  aus  M'ssaräta,  kehrte  über  Beni  Ulid 
und   das  Tarhonagebirge  zurück,   und   reiste  sodann   nach 


392  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Suära,  um  sich  dort  nach  der  Insel  Djerba  einzuschiifen. 
Von  den  von  ihm  gesammelten  Pflanzen  sind  nur  die 
Compositae,  welche  der  Reisende  an  den  verstorbenen 
Dr.  C.  H.  Schultz,  Bip.,  mitgctheilt  hatte,  mit  dessen  Herbar 
in  Cosson's  Hände  gelangt  und  für  seinen  Katalog  benutzt 
worden.  Die  vollständige  Sammlung  wurde  dem  Verein  für 
Naturkunde  in  Mannheim  als  Geschenk  übergeben;  eine 
zweite  Sammlung  befindet  sich  aus  dem  Nachlasse  Hoch- 
stetter's  im  tübinger  Universitäts-IIerbar. 

Im  August  1845  reiste  J.  Richardson  von  Tripolis  über 
Rhadämes  nach  Rhät  und  kehrte  über  Mursuk  und  Sokna 
im  April  1846  zurück.  Seine  ,, Travels  in  the  Great  Desert 
of  Sahara  in  the  years  1845  and  1846"  (London  1848, 
2  Bde.)  enthalten  einige  botanische  Notizen  (Ri.). 

Im  Jahre  1846  bereiste  H.  Barth  vom  1.  April  bis  An- 
fang Juni  die  Küste  der  Regentschaft  Tripolis  von  der 
tunesischen  bis  zur  ägyptischen  Grenze.  Seine  ,, Wande- 
rungen durch  das  Punischc  und  Cyrenäische  Küstenland" 
(Berlin  1849)  enthalten  einzelne  Angaben  über  Pflanzen 
(Ba.  W.). 

In  den  Erkundigungen,  welche  der  französische  Geo- 
graph Fresnel  in  Djalö  1846  einzog,  finden  sich  (Bull.  So- 
ciete  Geogr.,  3«  ser.  XI,  61 ;  XIV,  174,  Paris  1848,  1850)  die 
wenigen  dürftigen  Notizen,  die  man  vor  der  Rohlfs'schen 
Expedition  über  die  Vegetation  von  Kufra  besass  (F.), 

Im  Frühjahre  1850  hielten  sich  H.  Barth  und  A.  Overweg 
bei  Beginn  ihrer  grossen  Forschungsreise  nach  Central- 
afrika,  welche  sie  anfangs  im  Anschluss  an  Richardson 
ausführten,  längere  Zeit  in  Tripolis  auf  und  reisten  dann 
über  die  Hammäda-el-homra  und  Mursuk  nach  Rhät.  Ihre 
botanischen  Beobachtungen  finden  sich  theils  in  den 
Briefen  Overweg's  in  den  ,,  Monatsberichten  der  Gesell- 
schaft für  Erdkunde  zu  Berlin",  Neue  Folge,  8.  Bd., 
Berlin  1851  (M.  G.  E.),  S.  81  fg.,  theils  in  Barth's  „Reisen 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika.  39B 

und  Entdeckungen  in  Nord-  und  CentrulatVika  in  den 
Jahren  1849—55",  Bd.  1,  Gotha  1857  (Ba.  1.).  Der  fünfte 
Band  dieses  Werkes  (Ba.  5)  (1858)  enthält  die  Darstel- 
lung seiner  Rückreise  über  Mursuk  und  Sokna  im  Hoch- 
sommer 1855. 

Vom  Juli  1852  an  bereiste  James  Hamilton  die  Cyre- 
naika  und  ging  im  Winter  und  Frühjahr  über  Audjihi  und 
Siua  nach  Kairo.  Seine  „Wanderings  in  North  Africa" 
(London  1856)  (H.)  ergaben  einige  botanische  Ausbeute. 

Im  Frühjahre  1853  hielt  sich  Dr.  E.  Vogel  (Vo.)  vor  An- 
tritt seiner  Reise  nach  dem  Sudan  längere  Zeit  in  Tripolis 
auf  und  ging  sodann  im  Hochsommer  über  Sokna  nach 
Mursuk,  von  wo  er  im  October  die  Reise  nach  Bornu  fort- 
setzte. Seine  dort  gesammelten  Pflanzen,  die  im  Herbar 
zu  Kew  bei  London  aufbewahrt  werden,  sind  nicht  ver- 
zeichnet, wogegen  die  südlich  vom  Wendekreise  aufgenom- 
menen in  Oliver's  ,, Flora  of  Tropical  Africa"  vorkommen. 
Ein  in  „Boni^landia"  (1854,  S.  2 — 4)  abgedruckter  Brief 
gibt  werthvolle  Aufschlüsse  über  die  Culturpflanzen  von 
Tripolis  und  Fesän  (abgedruckt  in  „Petermanu's  Mitthei- 
lungen" (1855,  S.  24(3 — 250).  In  demselben  Jahrgange  der 
,, Bonplandia",  S.  75,  hat  Vogel  die  Dattelsorten  Mursuks 
aufgezählt  und  auf  Tafel  I  abgebildet. 

Charles  Dickson,  ein  Sohn  des  obengenannten  Arztes, 
bekleidete  einige  Jahre,  von  1850  au,  das  englische  Vice- 
consulat  in  Rhadämes.  Sein  ,, Account  of  Ghadamis", 
(Journ.  R.  Geogr.  Soc,  XXX,  London  1860,  S.  255  fg.),  ent- 
hält S.  258  einige  Angaben  über  vegetabilische  Producte. 

Im  Herbste  1860  betrat  Henri  Duveyrier  auf  seiner 
Reise  durch  die  nördliche  Sahara  das  uns  beschäftigende 
Gebiet  von  Algerien  aus  bei  Rhadämes,  machte  von  dort 
einen  Ausflug  nach  Tripolis,  und  reiste  dann  über  Rha- 
dämes und  Rhät  nach  ]\Iursuk  und  nach  einem  Abstecher 
nach  Suila,  im  Spätsommer  1861  über  Sokna  nach  Tripolis 


394  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

zurück.  Seine  „Exploration  du  Sahara.  Les  Touareg  du 
Nord"  (Paris  1864)  (D.)  entliält  S.  147— 21 G  einen  bota- 
nischen Abschnitt,  der  geradezu  allen  künftigen  Reisenden 
als  Muster  hingestellt  werden  kann.  Der  damals  noch  so 
jugendliche  Keisende  hat  nicht  nur  umfangreiche  Samm- 
lungen gemacht,  welche  von  Cosson  bearbeitet  wurden,  son- 
dern über  einheimische  Namen  und  Benutzung  der  Plian- 
zen,  selbst  über  deren  Erwähnung  in  der  classischen  Lite- 
ratur der  Araber,  die  sorgfältigsten  und  eingehendsten 
Aufzeichnungen  mitgetheilt.  Wenn  im  Folgenden  hier  und 
da  einzelne  Irrthümer  Duveyrier's  berichtigt  werden,  so  ge- 
schieht dies  nicht  aus  kleinlicher  Tadelsucht,  sondern  weil 
die  Angaben  dieses  Forschers  mit  Recht  von  den  Geographen 
(und  spätem  Reisenden)  als  ausgiebigste  Quelle  benutzt 
worden  sind. 

Vom  Februar  bis  Juni  1802  reiste  M.  von  Beurmann 
von  Bengasi  über  Audjila  und  Sella  nach  Mursuk  und  von 
dort  nach  der  Ssenussi-Oase  Uau-el-kebir,  sowie  nach  Uädi 
Schergi,  von  wo  er  nach  Mursuk  zurückkehrte,  um  die 
Reise  nach  Bornu  fortzusetzen.  Seine  Berichte  linden  sich 
im  Texte  zu  Petermann's  und  Hassenstein's  Karte  von 
Innerafrika  S.  ((38) — (78)  und  (84) — (96)  (die  eingeklammer- 
ten Seitenzahlen  machen  diese  Quelle  sofort  kenntlich)  und 
Z.  A.  E.,  XII,  404—413  (1862),  und  XIII,  347—352  (1862). 
Die  von  ihm  in  einem  Briefe  an  Ehrenberg  eingesandten 
Pflanzen  hat  G.  Schweinfurth,  Z.  A.  E.,  XV,  293—301  (1863), 
aufgezählt;  nur  eine  derselben  ist  noch  in  Fesän  ge- 
sammelt. 

Im  Spätherbste  1862  ging  eine  französische  wissen- 
schaftlich-handelspolitische Expedition  unter  Führung  des 
Commandanten  H.  Mircher  (Mi.)  von  Tripolis  nach  Rha- 
dfinies  und  kehrte  über  El-Ued  und  Biskra  nach  Algier 
zurück.  In  dem  über  diese  Expedition  1863  in  Algier  er- 
schienenen Werke  „Mission  de  Ghadames"  enthält  sowol  der 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika.  395 

Reisebericht  des  Führers,  als  der  des  Geologen  Vatonne 
und  hauptsächlich  der  des  Arztes  Dr.  Hoffmann  (Ho.)  An- 
gaben über  Pflanzen. 

G.  Rolilfs  hat  das  Gebiet  zum  ersten  male  im  Decem- 
ber  1804  betreten,  als  er  von  seiner  ersten  grossen  Wüsten- 
reise über  Tripolis  zui'ückkehrte.  ,, Reise  durch  Marokko, 
Uebersteigung  des  grossen  Atlas,  Exploration  der  Oasen 
von  Tafilet,  Tuat  und  Tidikclt  und  Reise  durch  die  grosse 
"Wüste  über  Rhadämes  nach  Tripolis",  2.  Aufl.,  Bremen 
1869  (R.  !.)• 

Wenige  Monate  später,  am  20.  Mai  1865,  trat  der  un- 
ermüdliche Reisende  von  Tripolis  aus  eine  neue  Reise  an, 
die  ausgedehnteste  seiner  zahlreichen  Expeditionen,  die  ihn 
von  den  Gestaden  des  Mittelmeeres  bis  an  den  Golf  von 
Guinea  führen  sollte.  Er  zog  zunächst  nach  Rhadämes, 
und  von  dort  im  Herbste  über  Misda  nach  Mursuk,  von 
wo  aus  er  im  folgenden  Sommer  die  Reise  nach  Bornu 
fortsetzte.  Der  Bericht  über  diese  Reise  findet  sich  im 
1874  in  Leipzig  erschienenen  ersten  Bande  des  Werkes:  ,,Quer 
durch  Afrika"  (R.  IL  1.);  im  zweiten  Bande  (Leipzig  1875, 
R.  IL  2.)  habe  ich  S.  277—282  die  auf  der  erwähnten  Strecke 
gesammelten  Arten  (ca.  40)  aufgezählt. 

Ein  drittes  mal  betrat  G.  Rohlfs  den  Strand  von  Tri- 
polis im  December  1868,  hielt  sich  dort  mehrere  Monate 
auf  und  durchreiste  Ende  März  die  Cyrenaika,  von  wo  er 
im  April  über  Audjila  und  Siua  nach  Alexandrien  ging. 
Vgl.  ,,Von  Tripolis  nach  Alexandrien"  (Bremen  1871,  2  Bde., 
R.  IIL).  Die  auf  dieser  Reise  gesammelten  Pflanzen  (ca.  200) 
wurden  von  mir  zur  Revision  an  Cosson  gesandt,  welcher 
«ine  Anzahl  neuer  Arten  in  B.  S.  B.,  XIX,  80—84  (1872), 
beschrieb  und  sämmtliche  Arten  in  seinen  Katalog  auf- 
nahm. Einige  kleine  Ungenauigkeiten  in  der  Angabe  der 
Fundorte  sind  im  Folgenden  stillschweigend  berichtigt. 

Die  nämliche  Reise  wurde  directe  Veranlassung  zu  den 


396  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

epochemachenden  Forschungen  G.  NachtigaPs  in  Sahara  und 
Sudan,  da  dieser  Reisende  die  von  Kohlfs  nach  Tripolis 
überbrachten  königlichen  Geschenke  an  den  Scheich  von 
Borna  zu  befördern  und  zu  übergeben  beauftragt  wurde. 
Auf  dein  Wege  von  Tripolis  nach  Mursuk  und  ZAvar  auf 
der  Strecke  von  Beni-Ulid  bis  zu  den  Schwarzen  Bergen 
brachte  Nachtigal  im  März  1869  eine  nicht  unbeträchtliche 
Pllanzensammlung  (gegen  80  Arten)  zusammen,  welche  er 
nach  Tripolis  zurücksandte,  wo  sie  leider  während  der 
langjährigen  Dauer  der  Expedition  und  der  Krankheit  des 
österreichischen  Consuls  Rossi  nicht  nur  durch  Insekten-, 
sondern  selbst  durch  Rattenfrass  aufs  ärgste  beschädigt 
wurde.  Dennoch  dürfte  die  Mühe,  welche  der  Reisende 
nach  seiner  glücklichen  Heimkehr  auf  die  Bergung  dieser 
Trümmer  und  ich  auf  die  Bestimmung  derselben  verwendet 
habe,  nicht  verloren  sein,  da  der  verstorbene  ausgezeich- 
nete Pllanzcngeograpli  Griscbach  Sammlungen  in  Tripoli- 
tauien  und  in  Fcsän  mit  Recht  als  besonders  erwünscht 
bezeichnete  (Neumayer,  ,, Anleitung  zu  Beobachtungen  auf 
Reisen",  S.  356).  Ich  habe  in  den  ,,  Sitzungsberichten  der 
Gesellschaft  naturforschender  Freunde"  (1876,  S.  87)  be- 
reits die  Arten  aufgezählt,  die  ich  damals  als  neu  gegen 
Cosson's  Katalog  erkannte,  gebe  aber  jetzt  sämmtliche 
Arten  mit  Fundorten  und  einheimischen  Namen.  Dem  ersten 
Bande  von  Nachtigal's  „Sahara  und  Sudan"  (Berlin  1879) 
(N.  1)  habe  ich  ausserdem  zahlreiche  botanische  Notizen 
entnommen. 

Im  Frühjahre  1869  hielt  sich  der  bekannte  Reisende 
H.  von  Maltzan  in  Tripolis  auf.  Der  dritte  Band  seiner 
1870  in  Leipzig  erschienen  (unvollendeten)  „Reise  in  den 
Regentschaften  Tunis  und  Tripolis"  enthält  nur  wenig  über 
Pflanzen  der  letztern  Provinz. 

Vom  April  bis  Juni  1873  befulir  der  lilrzherzog  Ludwig 
Salvator  von  Toscana,  auf  seiner   Dampfyacht  ,,Nixe"  die 


VII.    Pflauzon  des  niittlorn  Nordafrika.  397 

Küste  Norclafrikas  von  Alexandrien  bis  Tunis.  Der  an- 
ziehend geschriebene  Bericht  des  holien  Reisenden:  „Yacht- 
reise in  den  Syrten  1873"  (Prag  1874)  (L.  S.)  gibt  auch 
über  die  vegetabilischen  Producte  der  besuchten  Land- 
schaften dankenswerthe  Nachrichten. 

Im  Sommer  1875  besuchte  der  französische  Gärtner 
Daveau  (Da.),  jetzt  in  Lissabon,  die  Cyrenaika,  hauptsäch- 
lich um  die  so  viel  besprochene  Driaspflanze  (5.  218)  in  die 
pariser  Gärten  einzuführen.  Sein  Keisebericht  (B.  S.  B., 
XXIII,  17 — 24,  187G)  liefert  einige  dankenswerthe  Beiträge 
zur  Flora  der  Cyrenaika.  Die  in  Aussicht  gestellte  Bear- 
])eitung  seiner  Sammlungen  durch  Cosson  steht  noch  aus. 

Im  November  und  December  1875  hielt  sich  Dr.  E.  von 
Bary  (By.)  in  Tripolis  auf  und  machte  einen  Ausflug  in 
das  Gebirge.  Die  von  ihm  in  dieser  ungünstigen  Jahres- 
zeit gesammelten  Pflanzen  (nur  11  Arten)  befinden  sich  im 
berliner  Museum. 

Im  August  187G  trat  derselbe  kühne,  aber  unglück- 
liche Reisende  seine  Reise  in  die  Sahara  an,  die  ihn,  an- 
fangs auf  Bartli's  Route,  über  die  Hammäda-el-homra,  vom 
Uädi  Rharbi  aber  westlich  abbiegend  nach  Rhät  führte, 
von  wo  aus  er  dann  nach  Air  ging.  Sein  Reisetagebuch, 
in  Z.  G.  E.,  XV,  55—80,  227—240,  315—418  abgedruckt, 
beweist  ein  lebhaftes  Interesse  für  Botanik;  es  enthält, 
wie  auch  der  a.  a.  0.  XII,  KU — 19G,  abgedruckte  Bericht 
über  seinen  Ausflug  von  Rhät  nach  den  Krokodilseen  in 
Uädi  Mihero,  zahlreiche  Angaben,  und  besonders  der  auf 
Air  bezügliche  Theil  manche  Pflanzenbeschreibungen,  deren 
Deutung  freilich  durch  den  Verlust  der  Sammlungen  sehr 
erschwert  wird. 

Die  botanischen  Notizen,  welche  sich  in  dem  vorstehenden 
Berichte  über  die  Rohlfs'sche  Expedition  nach  Kufra  (R.  IV.) 
flnden,  sind  selbstverständlich  ebenfalls  in  Folgendem  ver- 
werthet.     Was    die    auf   dieser    Reise    von    meinem    hoch- 


398  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

bcrülimtcn  Freunde  G.  Rolilfs  und  Herrn  Dr.  Stecker  ge- 
machten, wie  alle  frühem  den  Berliner  botanischen  Museum 
überwiesenen  Sammlungen  betrifft,  so  ist  zu  bedauern,  dass 
der  regenlose  Winter  1878 — 79  die  Ausbeute  der  Frühjahrs- 
monate auf  ein  Minimum  beschränkte  und  dass  ein  Theil 
des  Gesammelten  durch  die  Katastrophe  in  Kufra  verloren 
ging.  Immerhin  ist  die  Ausbeute  (über  100  Arten)  für 
diese  ungünstigen  Umstände  nicht  unerheblich  und  durch 
Angabe  der  einheimischen  Namen  besonders  werthvoll. 

Einige  directe  Mittheilungen  von  Frau  und  Herrn  Hof- 
rath  Rohlfs  über  Culturpflanzen  in  Tripolis  und  Bengasi 
konnten  noch  vor  Beendigung  des  Druckes  benutzt  werden. 

Der  neueste  sehr  dankenswerthe  Beitrag  zur  bota- 
nischen Erforschung  des  Gebietes  wurde  endlich  1880  durch 
den  österreichisch-ungarischen  Viceconsul  in  Bengasi,  Herrn 
P.  Petrovich  (P.),  geliefert,  der  auf  Veranlassung  des  Herrn 
G.  Rohlfs  circa  170  Pflanzen  sammelte  und  letzterm,  durch 
dessen  Güte  sie  mir  zugingen,  zusandte.  Die  arabischen 
Namen  sind  in  erheblicher  Anzahl  angegeben. 

Nach  Verarbeitung  alles  dieses  Materials  müssen  wir 
uns  doch  sagen,  dass  das  der  Flora  des  behandel- 
ten Gebietes  noch  äusserst  unvollkommen  bekannt  ist. 
Unter  diesen  Umständen  ist  es  wol  gerechtfertigt,  neben 
den  sicher  festgestellten  auch  manche  unsichere  und  zweifel- 
hafte Thatsache  anzuführen,  da  die  Bekanntgabe  der  Lücken 
und  Mängel  unsers  "Wissens  bei  spätem  Erforschern  des 
Gebietes,  an  denen  es  in  der  nächsten  Zukunft  sicher  nicht 
fehlen  wird,  am  leichtesten  zur  Erledigung  der  Desiderata 
führen  wird.  Der  Cosson'schen  Arbeit  gegenüber  bedarf 
die  meinige  wol  keiner  Rechtfertigung.  So  werthvoll  das 
in  der  Abhandlung  des  französischen  Gelehrten,  die  selbst- 
verständlich die  Grundlage  der  vorliegenden  bildet,  Gebo- 
tene auch  ist,  so  kann  dieselbe  in  ihrer  gar  zu  grossen 
Kürze  nicht  einmal  dem  Bedürfniss  des  Pflanzengeographen, 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika.  399 

der  sich  über  die  Verbreitung  der  Arten  orientiren  will, 
noch  weniger  dem  Geographen,  der  darin  eine  Darstellung 
des  vegetativen  Charakters  der  Landschaft  suchen  sollte, 
oder  etwa  einem  künftigen  lieisenden  genügen.  Cosson  hat 
sich  fast  nur  auf  das  Material,  welches  er  selbst  gesehen, 
beschränkt,  und  nicht  einmal  die  von  ihm  citirten,  speciell 
botanischen  Quellen  vollständig  ausgebeutet,  auf  Reisewerke, 
ferner  auf  Culturpflanzen  und  einheimische  Namen  aber 
keine  Rücksicht  genommen.  Die  Feststellung  der  letztern 
scheint  mir  eine  wichtige  Aufgabe  der  Forschungsreisenden, 
und  habe  ich  daher  das  Vorhandene  mit  besonderer  Sorg- 
falt gesammelt.  Da  die  arabischen  Namen  hier  in  üeber- 
einstimmung  mit  dem  Reiseberichte  in  einer  der  deutschen 
Schrift  angepassten  Transscription  erscheinen,  habe  ich  für 
Kenner  der  arabischen  Sprache  und  Schrift  die  arabische 
Schreibung  hinzugefügt,  wo  dieselbe  bekannt  oder  doch  ziem- 
lich gesichert  ist,  wobei  ich  mich,  wie  stets  bei  derartigen 
Arbeiten,  der  aufopfernden  Unterstützung  meines  Freundes 
Dr.  Wetzstein  zu  erfreuen  hatte. 

Was  die  Anordnung  der  folgenden  Verzeichnisse  be- 
trifft, so  schien  es  nicht  zweckmässig,  die  Pflanzen  des  ge- 
nannten ausgedehnten  Gebietes  in  einer  Liste  aufzuführen, 
wie  Cosson  dies  für  das  eigentliche  Tripolitanien  und  die 
Cyrenaika  gethan  hat.  Die  Unterscheidung  dieser  beiden 
Gebiete  ist  schon  aus  dem  Grunde  geboten,  weil  dieselben 
zwei  verschiedenen  ptlanzengeographischen  Reichen  angehö- 
ren. Auch  nach  dem  ungleich  vollständigem  Material, 
das  uns  heute  zu  Gebote  steht,  muss  ich  die  Anordnung 
Grisebach's  als  gerechtfertigt  bezeichnen,  welcher  in  seiner 
„Vegetation  der  Erde"  (II,  101)  Cyrenaika  dem  Mittelmeer- 
gebiet, Tripolitanien  dagegen  der  Sahara  zurechnet.  Die 
quellendurchrieselte  Nordabdachung  der  Hochfläche  von 
Barka  ist  mit  einer  üppigen  Vegetation  von  waldbildenden 
Nadelhölzern  (Cypresse,  ^Yachholder)  bedeckt,    und  nicht 


400  VII.    rflanzon  des  mittlem  Nordafrika. 

minder  ist  dort  jene  Formation  von  grösstenthcils  immer- 
grünen Sträuchern  entwickelt,  die  unter  den  Namen  Maquis 
oder  Maccliie  für  das  Mittelmeergebiet  wol  noch  charakte- 
ristischer ist,  als  die  auf  weiten  Strecken  fehlenden  Wälder. 
Myrte  und  Erdbeerbaum  sind  in  der  Cyrenaika  verbreitet, 
wogegen  sie  aus  Tripolitanien  nicht  erwähnt  werden,  wo  von 
Bestandtheilen  dieser  Gesträuchformation  nur  der  Rosmarin, 
Stachelginster -Arten,  der  Oleander  und  eine  dort  wol  nur 
strauchartige  Wachholderart,  wahrscheinlich  auch  die  Mastix- 
pistazie und  eine  Eiche  vorkommen,  deren  Auftreten  aber 
jedenfalls,  nach  den  spärlichen  Erwähnungen  zu  schliessen, 
kein  häufiges  genannt  werden  kann.  Wälder  besitzt  Tri- 
politanien nach  allen  Berichten  schwerlich;  der  einheimische 
Baum,  welcher  ausser  den  die  Wüste  kennzeichnenden  Dattel- 
palmen, Tamarisken  und  Gummiakazien  allen  Reisenden  am 
meisten  charakteristisch  erschienen  ist,  die  atlantische  Tere- 
binthe,  dringt  auch  in  Algerien  in  die  Wüste  ein,  und  ähn- 
liche Verbreitung,  nur  noch  mehr  der  Sahara  angehorig  und 
nur  ausnahmsweise  die  Grenze  des  Mittelraeergebietes  über- 
schreitend, besitzen  zwei  der  charakteristischsten  Sträucher 
Tripolitaniens,  der  Retem  und  der  Djedäri  {lihus  oxyactm- 
tlioides  Dum.  Cours.). 

Wenn  sonach  die  Trennung  Tripolitaniens  und  Cyre- 
naikas  vollauf  gerechtfertigt  erscheint  und  ein  gemeinschaft- 
liches Verzeichniss  beider  Floren  nur  auf  Kosten  der  Ueber- 
sichtlichkeit  herzustellen  sein  würde,  so  scheint  es  auf  den 
ersten  Blick  weniger  nothwendig  und  leicht,  Tripolitanien 
von  seinem  grossen  wüsten  Hinterlande  Fesän  zu  sondern. 
Indess  stellt  es  sich  doch  bei  näherm  Eingehen  heraus,  dass 
die  Gegensätze  zwischen  der  Vegetation  der  Küste  und  des 
im  Herzen  der  Wüste  gelegenen  Landes  fast  noch  schärfer 
ausgesprochen  sind  als  die  zwischen  Tripolis  und  Cyrene. 
So  richtig  die  Zuthcilung  Tripolitaniens  zum  Saharagebiete 
im  grossen  und  ganzen  auch  sein  mag  (nennt  doch  auch 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordairika.  401 

Cosson  [1,  276]  mit  liccht  seine  Vegetation  ein  Bindeglied 
zwischen  der  Flora  der  tunesischen  und  algerischen  Sahara 
und  der  ägyptischen,  und  finden  sich  doch  echte  Wüsten- 
pfianzen,  wie  Matthiola  livida  DC,  Heliotropiwn  undulatum 
Vahl,  Enpliorhia  cormita  Pers.,  selbst  an  den  wasserreich- 
sten und  fruchtbarsten  Stellen  des  Djebel,  wie  Ain  Scher- 
schara,  und  spricht  doch  Richardson  [1,  47]  selbst  in  dem 
liegünstigtsten  Theile  des  Landes,  im  Djebel,  sehr  treffend 
von  ^yScattcrcd  Oasisian  siwts  of  cultivcdion'-'-)^  so  sind  doch 
die  zahlreichen  Anklänge  an  die  Mittelmeerfiora  nicht  zu 
verkennen,  die  sich  hier,  wie  in  der  Küstenregion  Aegyptens 
finden  und  die  in  Tripolitanien  wol  noch  um  einige  Nuancen 
schärfer  ausgesprochen  sind  als  in  letzterm  Lande.  Der 
auch  von  Grisebach  a.  a.  0.  wiederholte  Ausspruch  Vogel's 
(„Petermann's  Mittheilungen",  1855,  S.  243):  „Sobald  man 
die  Gärten  von  Tripolis  verlassen  hat,  beginnt  die  Wüste", 
ist  zwar  nicht  unrichtig,  aber  doch  geeignet,  den  wahren 
Sachverhalt  zu  verdunkeln.  Die  „Wüste"  um  Tripolis  ist, 
wie  eine  ähnliche  östlich  von  Tadjura  und  eine  dritte  west- 
lich von  M'ssaräta,  eine  isolirte  Flugsandanhäufung,  die  sich 
in  der  sonst  culturfähigen  Küstenebene  als  eine  ausnahms- 
weise Erscheinung  darstellt.  Von  diesem  Charakter  machen 
auch  die  Westufer  der  Grossen  Syrte  keine  Ausnahme, 
obwol  nach  der  herrschenden  Meinung,  die  bei  Viviani  IV. 
(vgl.  dagegen  C,  77 !)  einen  besonders  drastischen  Ausdruck 
findet,  hier  die  grosse  Sandwüste  das  Meer  erreichen  soll: 
eine  Vorstellung,  die  nach  den  Berichten  so  sorgfältiger 
und  unbefangener  Beobachter,  wie  Beechey  (S.  261)  und 
H.  Barth  (W.,  S.  299),  ebenso  unbegründet  ist  wie  die  von 
der  Sahara  als  einer  „grossen  Sandwüste".  Die  Syrten- 
küste  ist  schwach  und  fast  nur  von  Nomaden  bevölkert, 
arm  an  Süsswasser  und  ohne  Baumanpflanzungen;  aber 
es  fehlt  dort,  abgesehen  von  den  ausgedehnten  Meeres- 
dünen  und  Salzsümpfen,   nach  Barth  nicht  an  ,, schönem", 

Kohls,  Kuiia.  26 


402  ^11-    l^rtaiizpii  <les  mittlem  Nordafrika. 

„fniclitbarem"  Boden,  und  im  ganzen  scheint  kein  er- 
heblicher Unterscliied  zwischen  dieser  Küste  und  dem  Ost- 
ufer der  Grossen  Syrte  zu  bestehen,  wo  die  breite,  zwi- 
schen dem  Meere  und  dem  Westabfalle  des  Plateaus  von 
Barka  sich  erstreckende  Küstenebene  denselben  aus  Ele- 
menten der  Sahara-  und  der  Mittelmeerflora  gemischten 
Vegetationscharakter  besitzt,  der  sich  dann  auch  wiederum 
nach  der  Unterbrechung  des  Djebel  achdar,  wo  der  voll 
mediterrane  Vegetationstypus  an  der  Nordküste  der  Cyre- 
naika  das  Meer  erreicht,  von  Derna  bis  zur  Mareotis- 
landschaft  längs  der  marmarischen  Küste  fortsetzt.  ^  Der 
culturfähige ,  allerdings  nur  sporadisch  angebaute  Boden 
der  Küstenebene  erscheint  als  Wüste  den  Pteisenden,  die 
ihn  im  Hochsommer  oder  nach  regenlosen  Wintern  durch- 
ziehen, wenn  alle  zartern  Gewächse  durch  Dürre  und  Sonnen- 
glut versengt  sind.  Ganz  anders  aber  lauten  die  Berichte 
der  Reisenden,  die  ihn,  wie  z.  B.  Barth  und  Overweg  1850, 
im  Frühjahre  nach  einem  regenreichen  Winter  betraten. 
Statt  hier  die  Urtheile  anderer  Beobachter  anzuführen,  mag 
es  mir  gestattet  sein,  mich  auf  meine  eigenen  Erfahrungen 
auf  einem  nahe  verwandten  Gebiete  zu  beziehen.  Als  ich 
Anfang  December  1879  unter  Führung  meines  um  die  Natur- 
geschichte Nordafrikas  so  hochverdienten  Freundes  Aristides 
Letourneux  die  am  Südufer  des  Mareotissees,   Alexandrien 


^  Der  Vollständigkeit  halber  sind  die  wenigen  botanischen  An- 
gaben, welche  von  dem  zwischen  Derna  und  dem  „grossen  Kata- 
bathmos"  Akaba-el-kebire  gelegenen,  unter  directer  türkischer  Bot- 
mässigkeit  stehenden  Theile  dieser  Küste  vorliegen,  in  das  Verzeichniss 
5.  mit  aufgenommen.  Viel  vollständiger  sind  wir,  theils  durch  die 
Beobachtungen  von  Ehreuberg  und  Ilemprich  im  Spätherbste  1820, 
theils  und  vorzugsweise  durch  einen  Ausflug  von  A.  Letourneux  im 
April  1879  und  die  Reise  des  Herrn  (iottfried  Roth  im  Winter  1880/81 
über  die  Flora  der  ägyptischen  Marmarika  unterrichtet;  diese 
Beobachtungeu  werden  in  einer  von  mir  seit  langer  Zeit  vorberei- 
teten Arbeit  über  die  Flora  Aegyptens  verüft'eutlicht  werden. 


VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika.  403 

gegenüber  gelegene  Landschaft  besuchte,  machte  dieselbe 
nach  18  regenlosen  Monaten  nahezu  den  Eindruck  einer 
Wüste.  Ausser  dem  schmuzigen  Grün  zahlreicher  strauch- 
artiger Salzpflanzen  (Stcaeda,  Beaimmria,  Limoniastrum) 
und  dem  Metnänstrauche  (Tlnjmduca  hirstda),  dem  die 
kleinen  gelbgrünen  Blüten  kein  freundlicheres  Ansehen 
gaben,  war  kaum  lebende  Vegetation  zu  sehen.  Nur  zahl- 
reiche Ackerfurchen  auf  ganz  kahlem  Boden  deuteten  an, 
dass  hier  durch  den  Segen  des  Himmels  dem  Fleisse  des 
Ackerers  reicher  Lohn  werde.  Wenige  Tage  später  begann 
eine  Periode  reichlicher  Niederschläge,  und  als  ich  Ende 
Februar  1880  diesen  Ausflug  wiederholte,  war  die  Land- 
schaft wie  durch  einen  Zauber  völlig  verändert.  Die  stei- 
nigen Strecken  waren  mit  hervorkeimenden  einjährigen 
Kräutern  bedeckt,  von  denen  namentlich  mehrere  Cruciferen 
(Biscutclla,  Carriclifera^Enarthrocaiyits)  schon  reichlich  blüh- 
ten. Die  thonigen,  etwas  feuchten  Vertiefungen  leuchteten 
von  weitem  in  dem  saftigen  Grün  einer  Aroidee  (Arisarmn 
Veslingii)  und  von  Liliaceenblättern  (mehrerer  Bellevalia- 
und  Miiscari-kviQ\\)\  der  mastige  Asphodehts  microcarims 
begann  in  Blüte  zu  schiessen  und  auf  den  Feldern  sprosste 
die  junge  Gersten-  und  W^eizensaat  hervor  aus  der  hier 
und  da,  wie  bei  uns,  die  gelben  Blüten  eines  Goldsterns 
(Giifjca)  hervorglänzten. 

Derselbe  Vegetationscharakter  findet  sich  auch  noch 
vor,  wenn  man  die  Terrassenstufe  des  Tripolitanischen  Djebel 
erstiegen  hat,  und  umsäumt  dieselbe  mit  einer  schmalen 
Zone  fruchtbaren  und  hier  und  da  auch  angebauten  Bo- 
dens. Wenn  man  aber  nach  Süden  und  Südosten  einige 
Tagereisen  fortschreitet,  verliert  sich  diese  Culturlandschaft 
bald  in  die  Wüste ,  und  Misda  am  Wege  nach  Uadi-Schiati, 
Beni-Ulid  an  der  Soknastrasse  sind  schon  völlig  in  der 
Wüste  gelegene  Oasen;  unter  den  Culturunkräutern  der 
letztern  Oertlichkeit  ist  allerdings,   wie  in  den  algerischen 

26* 


404  VII.    Pfliinzcji  dos  mittlorn  Nordafrika. 

inifl  ägyptischen  Oasen,  der  Mecliterrantypus  nocli  vorherr- 
schend. In  der  Vegetation  ansserhall)  des  Culturhodens 
liahen  indess  hier  die  iVnklänge  an  das  Mittelmeergebiet 
schon  fast  völlig  aufgehört,  und  wenn  man  Tripolitanien 
als  ein  Gebiet  gemischter  Flora  von  Fesän  mit  entschie- 
dener Wüstenvegetation  trennen  wollte,  so  müsste  die  Süd- 
grenze des  culturfähigen  Bodens  die  Scheidelinie  bilden. 
Indess  reichen  unsere  Kenntnisse  bei  weitem  nicht  aus, 
diese  Grenze,  die  übrigens  durchaus  keine  scharfe  zu  sein 
scheint,  mit  einiger  Sicherheit  zu  ermitteln,  und  ist  daher 
eine  weiter  nach  Süden  liegende,  geographisch  und  klima- 
tisch wohl  ausgeprägte  Grenzlinie  zwischen  tripolitanischem 
und  fesänischem  Gebiet  vorzuziehen.  Alle  Berichte  stimmen 
nämlich  darin  überein,  dass  der  Djebel  ssöda,  südlich  von 
Sokna,  sowie  die  Hammäda-el-homra,  weiter  westlich  eine 
in  der  Quantität  der  Vegetation  sehr  erkennbare  Scheide 
bilden.  Von  crsterer  sagt  Vogel  (,, Bonplandia",  1854,  2): 
„bis  endlich  in  Fezzan  die  wilde  Flora  fast  ganz  aufhört", 
und  Nachtigal  (1,  119):  ,,noch  einmal  schwingt  sich  für  eine 
kurze  Periode  des  Jahres  die  Natur  auf  den  Abhängen  der 
Schwarzen  Berge  und  des  Harudsch  zu  einer  ephemeren 
Production  auf,  doch  bald  entwöhnt  sich  auf  den  vorwal- 
tenden steinigen  Ebenen  das  Auge  aller  Vegetation".  Nicht 
minder  geht  der  Gegensatz  in  der  Dürftigkeit  der  Vege- 
tation südlich  von  der  Hammäda  und  deren  verhältniss- 
mässigem  Reich thum  nördlich  derselben  aus  den  Berichten 
von  Barth  (1,  148)  und  Rohlfs  (IL  1,  118)  hervor.  Diese 
Grenze  ist  auch  klimatisch  wohl  ausgeprägt,  da  bis  zu  der- 
selben nicht  selten  die  Winterregen  des  Mittelmeergebietes 
vordringen,  sodass  mit  Benutzung  derselben  selbst  in  der 
Djofra  noch  Ackercultur  möglich  ist  (R.  IV.  152,  155),  wäh- 
rend im  Süden  Regen  zu  den  seltenen  Ausnahmen  ge- 
hören. Die  Grenze  des  Wüstenbodens  und  der  Wüsten- 
vegetation  reicht    mitliin    ebenso    über    die  Südsrenze  der 


VII.    Pflanzcu  des  niittleni  Nordafrikii.  405 

Wiuterregen  hinaus ,  als  sie  die  Nordgreuze  der  tropischen 
liegen  heträchtlich  überschreitet.  Die  so  festgestellte  Nord- 
grenze Fesäns,  die  allerdings  von  der  politischen  abAveicht, 
wird  nur  im  Nordwesten,  zwischen  Rhadämes  und  den 
Djebel  Nefüsa,  undeutlich;  ich  habe  hier,  obwol  die  Regen- 
verhältnisse in  Rhadämes  nach  C.  Dickson  (S.  258)  und  Va- 
tonne  bei  Mircher  (S.  263)  kaum  anders  als  die  in  Sokna  zu 
sein  scheinen,  die  Wasserscheide  der  direct  zum  Mittelmeer 
abfiiessenden  Uädis  des  Djebel  als  Grenze  angenommen. 
Hat  doch  R.  I.  258,  nachdem  er  das  zur  Rhadämesgruppe 
gehörige  Derdj  hinter  sich  gelassen,  auch  hier  eine  auf- 
fällige Zunahme  der  Vegetation  bemerkt. 

Die  Westgrenze  Fesäns  habe  ich,  da  sie  von  der  Natur 
nicht  bezeichnet  ist,  wie  im  Norden  bis  Rhadämes,  so  im 
Süden  bis  zu  dem  jetzt  ja  ebenfalls  unter  türkischer  Bot- 
mässigkeit  stehenden  Rhät  ausgedehnt,  und  so  die  botani- 
schen Ergebnisse  der  Wanderungen  von  Duveyrier  und 
E.  von  Bary  noch  mit  berücksichtigt. 

Die  Aussonderung  Fesäns  rechtfertigt  sich  auch  durch 
den  Stand  der  botanischen  Erforschung.  Unsere  Nachrich- 
tpi  über  die  Vegetation  der  Küstenländer  beziehen  sich 
hauptsächlich,  da  nur  aus  ihnen  etwas  grössere  Samm- 
lungen vorliegen,  auf  die  wildwachsenden  Pflanzen,  wäh- 
rend unsere  Kenntniss  der  Flora  Fesäns,  fast  nur  aus 
Reisewerken  geschöpft,  die  Culturgewächse  ziemlich  voll- 
ständig umfassen  dürfte,  von  den  wilden  aber  fast  nur  die 
auffälligsten. 

Haben  wir  so  die  Trennung  von  Cyrenaika,  Tripoli- 
tanien  und  Fesän  gerechtfertigt  (aus  den  Listen  ersehen 
wir,  dass  die  Zahl  der  mehrcrn  Gebieten  gemeinsamen  Arten 
viel  geringer  ist,  als  man  erwarten  sollte),  so  ist  die  Aus- 
sonderung der  beiden  übrigen  Abschnitte  leicht  zu  motiviren. 
Die  eigene  Aufstellung  der  Flora  von  Kufra  rechtfertigt 
sich  durch  den  Umstand,  dass  die  so  schwierige  und  opfer- 


406  ^'JI-    Pflanzen  flos  mittlein  Nordafrika. 

volle  Erforschung  dieser  Oasengruppe  das  wichtigste  Er- 
gebniss  der  Expedition  war.  Hiermit  ergibt  sich  von  selbst 
die  gleiche  Nothwendigkeit  für  die  Audjilagruppe,  die  mit 
Cyrenaika  noch  weniger  vereinigt  werden  kann  als  Fesän 
mit  Tripolitanien. 

Wenn  aus  den  fünf  Listen  die  Verbreitung  der  ein- 
zelnen Arten  innerhalb  des  (iesanimtgebietes  leicht  ersehen 
werden  kann  (bei  den  gemeinsamen  Arten  ist  stets  auf 
die  übrigen  Verbreitungsbezirke  verwiesen),  so  schien  es 
von  grossem  Interesse,  die  Verbreitung  der  erwähnten  Arten 
auch  ausserhalb  des  Gebietes  nachzuweisen.  Hierfür  haben 
die  angewandten  Zeichen,  welche,  zuerst  von  Patze,  Meyer 
und  Elkan  in  ihrer  ,, Flora  der  Provinz  Prcussen"  ein- 
geführt, in  europäischen  Florenwerken  längst  eingebürgert 
sind,  nicht  nur  den  Vorzug  der  Kürze,  sondern  auch  den 
grössern  der  Anschaulichkeit.  E*]  bedeutet  eine  Pflanze, 
welche  nur  aus  unserm  Gebiet  bekannt  ist;  !♦]  eine  solche, 
welche  nördlich,  östlich  und  südlich  vom  Gebiete  fehlt  und 
nur  westlich  von  demselben  vorkommt;  ~*~  eine  solche,  die 
nördlich  fehlt,  aber  östlich,  südlich  und  westlich  vor- 
kommt u.  s.  w. ;  *  aber  eine  solche,  die  in  jeder  Richtung 
die  Grenzen  des  Gebietes  überschreitet.  Als  nördlich  an- 
grenzendes Gebiet  sind  hierbei  die  europäischen  Mittelmeer- 
länder und  Kleinasien  angenommen,  als  östliches  Aegyp- 
ten,  Syrien  (mit  Cypern)  und  die  weiter  östlich  gelegenen 
Länder  des  Orients,  als  südliches  das  tropische  Afrika, 
als  westliches  Marokko,  Algerien  und  Tunesien,  und 
die  südlich  angrenzenden  "Wüstenstrecken  bis  zum  Wende- 
kreise. Es  lässt  sich  also  sofort  übersehen,  dass  j!l 
meist  Mittelmeerpllanzen  bezeichnet  (mit  Einschluss  einiger 
weniger  Wüstengewächse,  die  nur  die  nördliche  Sahara 
bewohnen  und  die  Grenzen  des  Mittelmcergebietes  über- 
schreiten, wie  Diplot(xxi.s  Harra^  lUms  oxyacanthoides)\  ~*~ 
dagegen  Charakterpflanzen   der  ganzen  Sahara;    1*1  Typen 


VII.    Pflanzen  fies  mittlem  Nordafrika.  407 

der  nordafrikanischen  Wüste,  die  oft  von  Älarokko  bis 
Aegypten  reichen.  Gegen  diese  Kategorien  treten  die  Arten 
weit  zurück,  die  von  Osten  oder  von  Westen  her  in 
unserm  Gebiete  die  Grenze  erreichen,  die  also  z.  B.  mit 
r*~  oder  I*]  zu  bezeichnen  sind. 

In  Anordnung  und  Nomenchitur  bin  ich  Boissier's 
,, Flora  Orientalis"  (B.)  gefolgt,  dem  umfassendsten,  grössten- 
theils  vollendeten  W^erke,  das  ein  in  Aegypten  unmittelbar 
angrenzendes  Florengebiet  behandelt  und  in  dem  daher  der 
Leser  am  vollständigsten  botanische  Belehrung  findet.  Bei 
nicht  in  diesem  Werke  vorkommenden,  neuerdings  oft  an 
sehr  zerstreuten  Orten  beschriebenen  Arten  war  der  Nach- 
weis der  Literatur  wol  unerlässlich. 


Erklärung  der  Abkürzungen  in  alphabetischer  Folge. 

B.  Boissier,  Flora  Orientalis,  s.  S.  407.  Ba.  Barth,  Eeisen  und 
Entdeckungen,  s.  S.  393.  Ba.W.  Barth,  Wanderungen,  s.  S.  392.  Be. 
Beechey,  Proceedings  etc.,  s.  S.  390.  B.  S.  B.  Bulletin  de  la  Societe 
botanique  de  France.  By.  E.  von  Bary,  s.  S.  397.  C.  Della-Cella, 
s.  S.  387.  (Die  Seitenzahlen  bezichen  sich  auf  den  Viaggio  etc.)  Co.  I. 
Cosson,  Revision  du  Florae  Libycae  specimen,  s.  S.  388.  Co.  II.  Cos- 
son,  Plantae  in  Cyrenaica  etc.,  s.  S.  388.  D.  Duveyrier,  Les  Touareg 
du  Nord,  s.  S.  394.  Da.  Daveau  in  B.  S.  B.  23,  s.  S.  397.  Di.  Dickson, 
s.  S.  391.  E.  Franz  Eckart,  s.  S.  322.  H.  Hamilton,  Wanderings  etc., 
s.  S.  393.  Ho.  Hoffmanu  in  Mission  de  Ghadames,  s.  S.  395.  L.  Lyon, 
Travels,  s.  S.  389.  (Als  Autor  von  Pflanzennamen  selbstverständlich 
Linne!)  Lo.  v.  Lorent,  s.  S.  391.  L.  S.  (Erzherzog  Ludwig  Salvator) 
Yachtreise  in  den  Syrten,  s.  S.  397.  M.  Frederic  Müller,  Vocabulaire  etc., 
s.S. 391.  M.  A.  Mittheiluugen  der  Afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutsch- 
land. M.G.  E.  Monatsberichte  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 
Neue  Folge,  8.  Bd.  Mi.  (II.  Mircher),  Mission  de  Ghadames,  s.  S.  394. 
N.  G.  Nachtigal.  N.  1.  Nachtigal,  Sahara  und  Sudan,  Bd.  1,  s.  S.  396. 
N.  N.  F.  Nachtigal  nach  Ascherson  in  den  Sitzungsberichten  der  Ge- 
sellschaft naturforschender  Freunde,  Berlin  1876,  s.  S.  396.  0.  Oudney 
in  Denhani  und  Clapperton's  Narrative,  s.  S.  389.   P.  Petrovich,  s.  S.  398. 


408  VII.    Pflanzen  dcK  luittlern  Nordafrika. 

Pa.  Paclio,  Vuyagc  claus  la  Marmari(iuc  etc.,  s.  S.  390.  R.  G.  Rohlfs. 
R.  I.  Rohlfs,  Reise  durch  Marokko  u.  s.  w. ,  s.  S.  395.  R.  II.  Rohlfs, 
Quer  durch  Afrika,  s.  S.  395.  R.  III.  Rohlfs,  Von  Tripolis  nach  Alexan- 
drieu,  s.S. 395.  R.  IV.  Rohlfs,  Expedition  nach  Kufra,  s.S. 397.  R.  Br. 
Robert  Brown,  Botauical  Appendix  XXII.  in  Denham's  und  Clapperton's 
Narrative,  s.S.  390.  Ri.  Richardson,  Travels,  s.  S. 392.  St.  Dr.  Anton 
Stecker.  V.  Viviani,  Florae  Libycae  specimen,  s.  S.  388.  Vo.  E.Vogel, 
Bon^ilaudia  1854,  s.  S.  393.  Z.  A.  E.  Zeitschrift  für  allgemeine  Erd- 
kunde, Berlin.  Z.  G.  E.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde 
zu  Berlin. 

a.  arabischer  Name.  au.  Name  im  Berberdialekt  von  Audjila 
(nach  M.  und  R.).  td.  Tedäname  (nach  N.).  tm.  Temahag-  oder 
Tuärikuamc  (grössteutheils  nach  L).). 

u.    nach.     *  vor  der  Nummer  bedeutet  eine  cultivirte  Pflanze. 

I  »  [ ,  3*]  u.  s.  w.  und  *  am  Schluss  eines  Artikels,  s.  S.  406. 

Die  Abkürzungen  der  Fundorte  sind  am  Anfang  jeder  Liste 
erklärt. 


1.    Tripolitanien. 

Trip.  Stadt  Tripolis.  V.  gibt  (abgesehen  von  den  Pflanzen,  die 
er  von  den  Dünen  und  Salz-,  resp.  Brackwassersümpfen  der  Grossen 
Syrte  erwähnt)  die  Arten  dieses  Gebietes  theils  „in  maritimis  Tripo- 
litanis",  theils  „in  coUibus  Ti'ipolitanis ",  an.  Da  sich  in  ersterer 
Kategorie  zahlreiche  Pflanzen  finden,  die  keineswegs  für  Strandj^flanzen 
gelten  können,  so  schien  mir  die  Uebersetzung  „Küstenebene  bei 
Tripolis"  angemessen.  Unter  den  colles  ist  nach  der  Auseinander- 
setzung, S.  IV,  die  fruchtbare,  wohl  angebaute  Ilügellandschaft  von 
Choms  oder  Lebda  bis  M'ssaräta  zu  verstehen,  welche  ich  nach  dem 
bekanntesten  Punkte  kurz  als  „Gegend  von  Lebda"  bezeichne. 

Ranuiiculaceae. 

1.  Adonia  microcarpus  DC.  B.  I.  18.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  45.  Sand- 
hügel der  Gr.  Syrte  C.  n.  V.  29.     Vgl.  5.  2.     _*_ 

2.  A.  dentatns  Del.  B.  I.  18.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  45.  ^  Zu  einer 
dieser  Arten  gehört  jedenfalls  der  von  Overweg,  M.  G.  E.  106, 
erwähnte  gelbblühende  Adonis  auf  Saatfeldern  des  Ghariänplateau, 
mit  welchem  vermuthlich  der  von  Ba.  1.  103  an  derselben  Stelle 
erwähnte  „Manu7iculus",  a.  schuhbötati,  identisch  ist. 


1.  Tripolitaiiien.  409 

3.  Baminculus  saniculacfoUus  Viv.  V.  20,  tab.  XI,  fig.  2  (1824).  Brack- 
wassersümpfe  an  der  Gr.  Syrtc  C.  Zu  vergleichen  mit  U.  ho- 
mocophijllus  Ten.  (1830  =  cooiosiia  Guss.),  wenn  mit  diesem  iden- 
tisch   *  I 

4.  li.  asiaticua  L.  B.  I.  31.  Gegend  östlich  vuu  Trip.  Lo.  Bei  Safrau 
an  der  Gr.  Syrte  C.  76  (wcissblühend).  Ob  die  von  Ba.  1.  77  bei 
Gassr  Danän  (Tarhona)  erwähnte  Art  hierher  gehört,  bleibt  zu 
ermitteln.     Vgl.  5.  3.' 


Papaveraceae. 

5.    Papaver  Bhoeas  L.  B.  I.  113.     Trip.  C.  n.  V.  27.    Vgl.  5.  7.    _*_ 
(i.    I*.  hybridum  L.  B.  I.  117.    Küsteucbene  bei  Trip.  C.  n.  V.  27.  Vgl. 

5.  y.    J^ 

Einer  dieser  Arten  dürfte  der  von  Overweg,  M.  G.  E.  10(3,  auf 

Saatfeldern  des  Ghariäni)lateau  erwähnte  Mohn  angehören. 

7.  Bocmeria  hyhrida  (L.)  DC.  B.  I.  118.  Glaucium  violaccum  Sm., 
V.  27.  Gegend  von  Lebda  C. ;  eine  steif  haarige  Varietät  an  der 
Gr.  Syrte  G.     _*_ 

8.  Glaucium  luteum  Scop.  B.  I.  122.  Trij).  Di.  u.  Co.  II.  45.  Frau 
Rohlfs!     _*_ 

1).  Hy^jccoicm  Geslini  Coss.  et  Kral.  Tri^j.  Di.  n.  Co.  IL  45.  Gegend 
östlich  von  Trip.  Lo.      ♦  | 

Fumariaceae. 

10.  Fumaria   Vaillantii  Loisl.  B.  I.  135.    Beni  Ulid  R.  und  St. !     Vgl. 
5.  12.     _*_ 

11.  F.  parviflora  Lmk.  B.  I.  135.    Trip.  11.!     _*_ 

12.  F.  capreolata  L.  B.  I.  136.     Trip.  Di.  n.  Co.  IL  45.     _*_ 

13.  F.  Gussonü  Boiss.  (Ilaussknecht,  Flora,    1873,  S.  513).     F.  Ba- 
stardi  Co.  IL  45.     Trip.  Di.     _±\ 

Cruciferae. 

14.  MaWiiola  humilis  DC.  B.  I.  154.  Trip.  R. !  Beni  Ulid  R.  und 
St.!     Vgl.  5.  16.     IX 

15.  M.  parviflora  (Schousb.)  DC.  Küstenebene  bei  Trip.  C.  n.  V.  37. 
Wenn  richtig  bestimmt    ♦  | 

16.  M.  livida  (Del.)  DC.  B.  I.  15,  a.  schcgara  R.  (jilgeUm  N.  Ain 
Scherschara  R.  und   St.!     Zwischen   Bondjem    und    Churmet-el- 


410  ^11-    Pflfinzen  des  mittlem  Nnrdafrika. 

m'halla;  Djebel-et-tar;    Churmet-et-tar  N.!    Kamelfutter  n.  N. 

Vgl.  2. 2.    :^ 

17.?  Farsetia  aegyptiaea  Turra.  B.  I.  158.  Nach  R.  Br.  216  von 
0.  gesammelt;  kommt  vermuthlich  sowol  in  Triijolitanien  als 
in  Fesäu  vor  (vgl.  2.  4  und  5.  18).     ^  ? 

18.?  F.  ?  stylosa  R.  Br.  217.  „In  der  Wüste"  von  0.  gesammelt,  ob 
in  Tripolitanien  oder  Fesän,  oder  noch  weiter  südlich?     [*]  ? 

19.  Sisymhrium  erysivioide.s  Desi'.  B.  I.  217.  Zwischen  Trij).  und  dem 
Flusse  Kinyps  (Uädi-el-Ka'än  bei  Lebda)  C.  n.  V.  36.     * 

20.  S.  Irio  L.  B.  I.  218.     Trip.  Di.  n.  Co.  IL  45,  R.!    Vgl.  5.  22.    * 

21.  Nasttirtiopsis  coronopifolia  (Desf.)  Boiss.  B.  1.  237.  Sisymhriiim 
c.  Desf.,  V.  36.     Küste  der  Gr.  Syrte  C.     ^^ 

22.  Ammosperma  cinereum  (Desf.)  Hook.  f.  Sisymhrium  c.  Desf.  V.  36. 
Küstenebene  bei  Trip.  C.      *  | 

23.  uilyssmn  campentre  L.  B.  I.  283.    Küste  bei  Trip.  C.  n.  V.  35.    _*_ 

24.  Konicja  maritima  (L.)  R.  Br.  B.  I.  289.  Trip.  0.  n.  R.  Br.  214. 
Zwischen  Gassr  Bü  Adjila  und  Suära  Lo.     _*_ 

2b.  K.  libyca  (Viv.)  R.  Br.  B.  I.  289.  Lnnaria  l  Viv.  34,  tab.  XVI, 
fig.  1.  Trip.  Ritchie  n.  R.  Br.  213.  Di.  n.  Co.  II.  45.  R.!  An  der 
Gr.  Syrte  C.     Vgl.  5.  24.     _*_. 

26.  Capsella  rubclla  Reut.  Bcni  Ulid  R.  und  St. !  Hierher  viel- 
leicht auch  C.  bursa  pßastoris  Co.  II.  45 ,  von  Di.  bei  Trip,  ge- 
sammelt. I  ^^  I  ? 
*21.  Lepidiwn  sativum  L.  B.  1.354,  Garteukresse,  a.  rescJiäd,  oL^« 
meist  hahh-cr-reschad  J)L.ci/JI  ^J?-::»,  d.  h.  Kressensame  genannt. 
Zu  Sokna  in  Gärten  cultivirt  R. !  wol  auch  anderwärts. 

28.  Cdkile  maritima  Scop.  B.  365.  var.  integrifolia  Boiss.  Strand  bei 
Trip.  R.!     Vgl.  5.  29.     _±_ 

29.  Moricandia  suffruticosa  (Desf.)  Coss.  et  Dur.  B.  I.  386.  var.  nitens 
(Viv.).  Hierher  n.  Co.  I.  28  Uesperis  nitens  Viv.  38,  tab.  V,  fig.  3. 
Oudneya  africana  R.  Br.  219.     Uädi   Tinserht  bei  Djado  D.  150. 

„In    Uädis    zwischen    Trip,    und    Mursuk"  0.     Vgl.    2.   9    und 

5.  30.    :*]  ? 

30.  Henophy ton  deserti  Coss.  und  Dur.  B.  S.  B.  2.  625,  Ann.  Sc.  nat. 
5.  ser.  1.  281,  tab.  22,  Eettunia  d.  Coss.  uud  Dur.  B.  S.  B.  2.  247, 
a.  algu,  allegoinmo  (in  Algerien,  D.),  ölga  H.  äjLLc.  Iu  der  Oase 
Djofra,  N.!  R.  und  St.!     ^ 

31.  Diplotaxis  simplcx  (Viv.)  Aschs.  Sisymbrinm  s.  Viv.  36,  tab.  XVI. 
fig.  2.      D.   muralis  ?    Co.  II.  46.   nee   DC. ,   a.   djcrdjer   R.;    wol 

>k:>^^    in   Aegypten   Name   von    Eruca  sativa  Lmk.     Küsten- 


1.  Ti-ipolitanien.  411 

ebene  bei  Trip.    C.  R. !  By.!  üadi  Ghobln,  Mimim  und  M'bellem 
zwischen  Beni  Ulid  und  Bondjem  R.  und  St.!     |  ♦  | 
32.  Z>.  Hurra  (Forsk.)  Boiss.  B.  I.  338,   a.  kronh  ^S,    d.  h.  Kohl. 

Talha    Bü    Tobel    zwischen    Bondjem    und     Sokna    N. !     Kamel- 
futter.    _«_ 
*33.  Brassica  oleracea  L.,  Kühl.     Trip,  cultivirt  und  zwar  Weisskohl. 
a.  honb  ^^j.-^,  und  Blumenkohl  a.  garnahU  ia>«öwi'  Frau  Rohlfs. 

Sensür  Maltzau  Tunis  und  Tri}).  ?•>.  3()5.     Sokna  R.  IV.  126,  163. 
*31. -B.    Bapa   L.   B.  I.  391,    Weisse    Rübe,    a.    lift  .^^Jl).     Cultivirt 
Trip.  R.     M'ssaräta  Be.  HO.     Gärten  in  Sokna  L.  73.     R.  IV.  126, 
143,  163.     Jedenfalls  auch  an  andern  Orten. 

35.  B.  Tournefortii  Gouan.  B.  I.  393,  a.  aslus.  Beni  Ulid  R.  und 
St.!     * 

36.  Sinapis  arvcnsis  L.  B.  I.  3m.     Trip.  Di.  u.  Co.  II.  46.     _*_ 

37.  S.  alba  L.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  46.  Ueber  die  Cultur  des  weissen 
Senfs  wird  nichts  berichtet.     Vgl.  3.  13  und  5.  36.     _*_ 

38.  Savignya  aegyptiaca  DC.  B.  1.  397.  Bondjem  0.  u.  R.  Br.  212. 
Von  dort  bis  Churmet-el-m'halia  N.  N.  F.  87!     '^ 

39.  Currichtera  VeJlae  DC.  B.  I.  397.  Gegend  von  Trip,  und  Lebda 
C.  n.  V.  35.     Beni  Ulid  R.  und  St. !     Vgl.  5.  38.     _*_ 

40.  Enarthrocarpus  pterocarpus  (Pers.)  DC.  B.  I.  399.  Trip.  Di.  n. 
Co.  II.  46.     Vgl.  5.  40.     {±i 

41.  E.  clavatus  Del.  Brassica  hjrata  Desf.  V.  37.  Trip.  Di.  n.  Co.  II. 
46.  R. !    Zwischen  Trip,  und  Lebda  C.     "♦"[ 

'*\2.  Baphanus  sativus  L. ,  Rettich,  Radieschen.  Erwähnt  nur  Trip. 
Frau  Rohlfs.  M'ssai-äta  Be.  90.  Sokna  N.  1.  58 ,  doch  jedenfalls 
überall  cultivirt.     Vgl.  2.  16. 

43.  Uidesmus  hi]}innatus  (Desf.)  DC.  Hierher  u.  Co.  I.  277  Bapliamts 
pinnatus  Viv.  37,  tab.  XVI,  fig.  4.  Bapistrum  hip.  Coss.  et  Kral. 
Co.  IL  46.  Trip.  Di.,  R. !  Zwischen  Gassr  Bü  Adjila  und  Suära 
Lo.    Vgl.  5.  43.     IT] 

44.  D.  aegyptius  (L.)  DC.  B.  I.  404.  Bapistrum  a.  Co.  IL  46.  Trip. 
Di.    Vgl.  5.  39.     L*. 

4cb.  Zilla  sp.,  a.  schübriin,  n.  R.  ^I.  A.  1.  114.  Beni-Ulid  R.  et  St.! 
Zwischen  Bondjem  und  Sokna  N.!  Oase  Djofra  R.  a.  a.  0.  Uädi 
Fa'at,  südlich  von  Misda  R.  11.2,277!  Da  keins  der  gesehenen 
Exemplare  Früchte  besitzt,  nicht  zu  entscheiden,  ob  Z.  viya- 
groides  Forsk.  B.  I.  408,  welche  in  Aegypten,  oder  Z.  macroptera 
Coss. ,  welche  in  der  algerischen  Sahara  und  zwischen  Rha- 
dämes  und  Rhät  vorkommt;  letzteres  ist  sicher  wahrscheinlicher. 
Vgl.  2.  17. 


412  VII.    Pflanzen  des  niittlei-n  Nordafrika. 

Capparidjiceae. 

4(5.  Cleome  arahica  L.  B.  I.  411,  a.  malfcn,  vi'schuhclasch  R.  Trip. 
0.  n.  K.  Br.  222.  Beni  Ulid  R.  und  St.!  Zwischen  Bundjcm  und 
Sokna  N.  N.  F.  87!  Uädi  Umm-el-cheil  südlicli  vuu  Misda  R.  II. 
2,  277!     Vgl.  2.  18  und  5.  31.     _*_ 

47.  Maeriia  rigida  R.  Br.,  a.  ssaraJi.  Oase  Djofra.  R.  IV.  159.  Vgl. 
IL  19.  Wenn,  wie  wahrscheinlich,  identisch  mit  31.  crassifolia 
Forsk.  =  M.  uniflora  Vahl  B.  I.  419.     [IT 

Resedaceae. 

48.  Beseda  decursiva  Forsk.  a.  maJiahüs-el-charüf,  d.  h.  Entwöhnung 
des  Lammes,  Ain  Scherschara  R.  und  St.!  Hierher  zieht  B.  I. 
425  wol  mit  Recht  B.  iwoinncpia  R.  Br.  227,  von  Ritchie  bei 
Trip.,  von  0.  „zwischen  Trip,  und  Mursuk"  gesammelt.    3*1 

B.  propinqua  Müll.  Ai"g.  (DC.  Prod.  16.  2.  559)  ist  vernmthlich 
nicht  mit  R.  Br.'s  Typus  identisch,  oh  aber  als  Art  zu  trennen? 

49.  B.  arahica  Boiss.  B.  I.  426.  Uädi  Ghobin,  Mimün  und  M'bellem 
R.  und  St.!     ~*~ 

50.  Oligomeris  suhnlata  (Del.)  Webb.  Zwischen  Boudjem  und  Djebcl 
ssöda  N.  N.  F.  87!     "IT 

51.  Bandonia  africana  Coss.  B.  S.  B.  6.  392.  Ann.  Sc.  Nat.  5.  ser.  1. 
277,  pl.  21.    Zwischen  Bondjem  und  Djebcl  ssöda  N.  N.  F.  87 !    "ü 

Cistaceae. 

52.  Hdiatithemnm  mloticwn  (L.)  Pers.  B.  I.  441.  Hierher  n.  Co.  I. 
277  Cisins  lanuginosus  Viv.  28,  tab.  XIV,  fig.  3.  Dünen  der  Gr. 
Syrte  C.     Vgl.  5.  50.     JL 

53.  H.  salicifolium  (L.)  Pers.  B.  I.  441.  Hierzu  gehört  wol  (obwol, 
wie  vorige  Art,  als  Halbstrauch  angegeben,  wogegen  aber  die 
Abbildung  spricht)  Cistus  micrantJnis  Viv.  28,  tab.  XIV,  fig.  4. 
Küste  der  Gr.  Syrte  C.     _#_ 

54.  H.  kahiricnm  Del.  B.  I.  442.  Zu  dieser  in  der  tunesischen  Sahara 
bei  Gabes  vorkommenden  Ai't  gehört  vermuthlich  Cistus  rußco- 
vms  Viv.  27,   tab.  XIV,  fig.  5.     Küste  der  Gr.  Syrte  C.     Vgl  8. 

20.  m 

55.  H.  Lippii  (L.)  Pers.  y.  micranilmm  Boiss.  B.  I.  443.  Wüste  in  der 
Nähe  von  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  46.  By. !  Zwischen  Boudjem  und 
Sokna,  z.B.  zwischen  Churmet-el-m'halla  und  Cheima  N. !  VgL 
2.  21  und  5.  51.       * 


1.  Tripolitanien.  413 

fiO.  H.  inryatimi  (Desf.)  Pers. ,  var.  imlrcrulcntum  Willk.  Ghariän- 
gebirgp  By. !  Zu  dieser  Art  wol  Cistuft  syrticns  Viv.  27,  tab.  XIV, 
fig.  2.     An  der  Gr.  Syrte  C.    Vgl.  5.  52.     _*J 

Sileueae. 

57.  Timica  prolifcrn  (L.)  Seop.  B.  I.  516.  Hierher  DiantJms  inolifer 
d.  dimimitus  Viv.  23  (wenn  nicht  vielmehr  zia  T.  vehitina  fGuss.J 
P^'isch.  et  Mey.).     Gegend  von  Lebda  C.      *  \ 

58.  Silcne  gallica  L.  B.  I.  51)0.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  Hier- 
her n.  Co.  I.  277  als  Varietät  S.  articnlota  Viv.  23,  tab.  XII,  fig.  1. 
Küste  der  Gr.  Syrte  C.     _*_ 

50.    S.  villosa  Forsk.  B.  I.  592.  var.?     Abweichend   durch  kurze   und 

spärliche    Behaarung,    Blütenbau     übereinstimmeiid.      Zwischen 

Bondjem  und  Djebel  ssöda  K. !     '^^ 
m.    S.  setacea  Viv.  23,  tab.  XII,  fig.  2.    B.  I.  594.    S.  lignlata  Viv.  24, 

tab.  XII,  fig.  3,  zum  Theil  n.  Co.  I.  277.     Küstenebene  bei  Trip.; 

Küste  der  Gr.  Syrte  C.     ^^ 
(Jl.    S.  nocturna  L.  B.  I.  595.     Trip.  C.  n.  V.  23.     Vgl.  5.  55.     _*_ 

62.  S.  bipartüa  Desf.  B.  I.  597.  Hierher  n.  Co.  I.  277  *S'.  lignlata 
Viv.  zum  Theil.     Küstenebene  bei  Ti'ip.  C.     Vgl.  5.  56.     _*_ 

63.  S.  succulenta  Forsk.  B.  I.  648.  Zu  dieser  Art  dürfte  wol  S.  cryp- 
tantlia  Viv.  24,  tab.  IX,  fig.  3  als  Form  mit  verkümmerten  Blumen- 
blättern gehören,  obwol  Rohrbach  (Linnaea  36,  260)  dies  be- 
zweifelt und  sie  zum  Formenkreise  von  1.  61.  In-ingen  will. 
Küstenebene  bei  Trip.  C.    Vgl.  5.  57.     _*_ 

Alsineae. 

64.  Arenaria  serpyllifolia  L.  B.  I.  701.  var.,  drüsenhaarig  und  mit 
durchscheinend  punktirten  (?)  Blättern.  Küstenebene  bei  Trip. 
C.  n.  V.  24.     _±_ 

65.  Spergtda  x>entandra  L.  Zwischen  Bondjem  und  Djebel  ssöda 
N.!     _*_ 

m.  Sperg^daria  „rubra  Pers."  B.  I.  732.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  46.  Vgl. 
5.  60.     _*_ 

Paronychieae. 

67.  Polycarpaea  fragilis  Del.  B.  I.  737.  Zwischen  Bondjem  und 
Djebel  ssöda  N. !     [♦^ 

68.  Herniaria  cinerea  DC.  B.  I.  739.  Hierher  n.  Co.  I.  277  H.  hirsuta 
Viv.  15.     Gegend  von  Lebda  C.      * 


4l4  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nurdafrika. 

<Ji).  U.  hendfitcmon  Gay.  B.  I.  742,  a.  cnüga  oder  rnga  K.  Zwischen 
Bondjem  und  Sokna  bei  El  cheima  N. !    Kamelfutter.       * 

70.  Faronychni  riryentea  Lmk.  B.  I.  745.  IlJccebrum  Pnronychin  L., 
V.  13  (auch  n.  Co.  I.  277).    Gegend  von  Lebda  ('.    Vol.  5.  ()4.    _♦_ 

71.  P.  longiseta  Webb.  (=  P.  uruhica  DC,  B.  I.  74G).  Trip.  Di.  u. 
Co.  II.  47.    Vgl.  5.  G5.     _*_ 

72.  P.  desertornm  Boiss.  B.  I.  74(!.  Uädi  Ghobln,  Mimün  und  M'bellem 
R.  und  St.!     Zwischen  Bondjem  und  Djebel  ssöda  N.!     |  ■» 

73.  Gymnocarpitm  fruticosmii  Pers.  B.  I.  748.  „Gemein  zwischen  Trip, 
und  B'esän"  0.  n.  R.  Br.  241  (indess  innerhalb  letzterer  Provinz 
nicht  nachgewiesen).  Zwischen  Bondjem  und  Djebel  ssöda  N.! 
Sandstrand  der  Gr.  Syi'te  C.  n.  V.  14,  Co.  I.  277.     ]^ 

74.  Sclerocejihahis  arabicus  Boiss.  B.  I.  748.    Zwischen  Bondjem   und 
Djebel  ssöda  N.  N.  F.  87!     Vgl.  2.  22.     "*" 

75.  Fterantlms   ecliinatus  Desf.   B.  I.  750.     Zwischen    Bondjem    und 
Djebel  ssöda  N.  N.  F.  87 !     _*_ 


Portulacaceae. 

*76.  PorUäaca  oleracea  L.  B.  I.  757,  Portulak,  a.  hlähische  Kjm,/%^ 
N.  1.  128,  ein  Name,  der  auch  in  Audjila  (vgl.  4.  3)  vorkommt. 
Trip,  cultivirt.     Vgl.  2.  23. 

Tamariscaceae. 

77.  Reanmima  rermiculata  L.  H.  mucrovata  Jauli.  und  Sp.  B.  I.  760. 
Trip.  Di.  n.  Co.  IL  47.    Vgl.  5.  (38.     IT 

78.  Tnmarix  yallica  L.  a.  tarfä  li^is,  M  (J>jf.  üädi-el-etl  (Ki.  1. 
36  schreilit  den  Namen  ganz  falsch,  unter  Verkennung  des  Ar- 
tikels, lethel  JjJ),  in  der  Küstenebene  zwischen  Trip,  und 
Djebel  Jefren  D.  174,  dort  überhaupt  verbreitet  Vatonne  bei  Mi. 
216,  Uädi  Tirhit  bei  Djüdo  D.  Hierher  gehört  wol  auch  der  von 
Ho.  330  ohne  P'undortangabe  (ob  also  zwischen  Trip,  und  Rha- 
dämes?)  in  den  Dünen  angeführte  3 — 4  m  hohe  Baum  „harich"; 
arisch  heisst  n.  Munby  B.  S.  B.  13.  218  in  Algerien  Tnmarix 
africana  Poir.  Zu  dieser  oder  einer  nahe  verwandten  Art  {T. 
africana  Poir.?)  dürften  wol  alle  in  der  Nähe  der  Küste 
angegebeneu  Tamariskeu  (zwischen  Trip,  und  Lebda  an  Bächen 
R.  IL  1,  20,  Strand  und  Fluss  bei  Lebda  L.  S.  176)  gehören.  Sehr 
wahrscheinlich  gehören  auch  die  meisten  in  der  Wüste  Tripoli- 
tauieus  erwähnten  Tamariskeu    in   diese  Verwandtschaft,   so  na- 


1.  Tripolitanien.  415 

mentlicli  die  von  R.  in  M.  A.  1.  113  als  meist   buscliförniig    be- 
zeichneten der  Djofra.     Vgl.  2.  24.       •  | 

T.  articnlata  Vahl. ,  a.  etl,  die  vorherrschende  Art  Fesäns, 
ist  vielleicht  auch  in  der  Wüste  Tripolitaniens  vorhanden,  was 
indess,  da  die  Nordgrenze  dieser  Art  südlich  von  Rhadämes 
passirt,  fraglich  bleibt.  Allerdings  ist  es  wahrscheinlich,  dass 
der  von  Ba.  1.  128  erwähnte  Riesenbaum  „athelet-Si-Mehammed- 
fi-Useät"  zwischen  den  obern  Tlädi  Tagldje  und  Uädi  Semsem  zu 
dieser  Art  gehört.  Ebenso  ist  zu  ermitteln,  ob  die  in  den  Gärten 
von  Trip,  angepflanzten  Tamai'isken  (Vatonne  bei  Mi.  208),  wie 
meist  in  Kairo  dieser  Art  angehören.     Vgl.  2.  20. 


Fraiikeiiiaceae. 

79.  Frankenia  hirsuta  L.   B.  I.  780.     Küste  der  Gr.   Syrte  C.  n.  V. 
22.     Vgl.  5.  70.    * 


Malvaceae. 

80.  Malva  silrestris  L.  B.  I.  81i).  Trip.  C.  n.  V.  39.  Hierher  gehören 
vermuthlich  die  von  Ba.  1,  97  in  Uädi  Medjenin  zwischen  Trip, 
und  den  Ghärian  erwähnten,  in  der  grünen  Saat  schön  blau 
blühenden  „Chobbesen",  ebenso  die  von  Overweg,  M.  G.  E.  106, 
auf  den  Feldern  des  Ghariänplateau  bemerkten  Malven.  Vgl, 
5.  75.     _*. 

81.  M.parvifloraL.  B.  I.  820,  a.  chobbesa,  ochbesa  ri-^ju^^  d.  h.  Bröt- 
chen, wegen  der  Fruchtform.  Beni  Ulid  R.  und  St.!  Zwischen 
Bondjem  und  Sokna  mehrfach,  z.  B.  zwischen  Churmet-el-m'halla 
und  El-cheima;  Talha  Bü  Tobel  N. !  Palmengärten  von  Sokna 
au  den  Wasserrinnen  R.  IV.  1G3  (ob  identisch  mit  der  R.  M.  1, 
114  ebenda  erwähnten  Gemüsepflanze  atlihl  Berbernarae?).  Zwi- 
schen Bir  Gotfa  und  Uädi  Bü'l  Ilaschim  N.  N.  F.  87 !  Wol  auch, 
wie  in  Fesän,  als  Gemüse  cultivirt.     Vgl.  2.  28  und  5.  76.      * 

*82.  Abehnosdms  esculentus  (L.)  Much.  Hibiscus  e.  L.  B.  I.  840,  fran- 
zösisch </owi&o,  a.  bämia  äjocU,  in  Tunis  yencmia  &j,LÄä  N.  1,  127. 
Trip.  R.  und  Sokna,  als  Gemüse  cultivirt  R.  M.  1,  114.  Da  nach 
D.  154  und  R.  IL  1,  73  die  Bamia  in  den  Oasen  viluchici  genannt 
wird,  so  ist  vielleicht  unter  der  von  N.  1.  58  in  Sokna  erwähuten 
m'luchla  ebenfalls  Abelmoschtis  zu  verstehen. 

*83.  Gossypium  herbaceiwi  L.,  Baumwolle,  a.  cfotn  ^1:1J'.  In  Bondjem 
cultivix't,  doch  wenig  Vo.  4. 


416  VII.    rflauzen  des  mittlem  Nordafrika. 

*84.  G.  arhoremu  L.  Wie  vorige  Vo.  4.  Ist  wol  eher  G.  vüifolium 
Lmk.  Baumwolle,  ohne  Feststellung  der  Art,  wird  von  Be.  90  bei 
M'ssaräta,  von  Lo.  und  Vatonne  bei  Mi.  208  bei  Trip,  (coton- 
courte-soie)  von  ß.  III.  64  allgemein  für  Tripolitanien  und  B.  M. 
1.  114  in  Sokna  erwühut;  doch  ist  die  Cultur  nirgends  bedeutend. 

Tiliaceae. 

*Sb.  Corchoriis  ohtorriis  L.  B.  I.  845,  a.  mUuchla.  Tri]),  eultivirt  B. 
Sokna  cuUivii't  N.  1.  58  (falls  nieht,  wie  o))en  angedeutet,  damit 
Nr.  82  gemeint  ist;  doeh  dürfte  diese  in  Aegypten  so  beliebte 
Gemüsej)flanze  auch  in  Ti'ipolitanien  verbreitet  sein). 


Liiiaceae. 

8G.  Lmmn  dccnmhens  Desf.     Trip.  C.  n.  V.  19.     Vgl.  5.  83.     ~*~\ 

87.  L.  ■iiarhonciisc  L.  ?  Trip.  C.  n.  V.  19.  Die  Bestimmung  dieser 
sonst  aus  Nordafrika  nicht  bekannten  Art  seheint  zweifelhaft.    |  ♦  | 

Geraniaceae. 

88.  Geranium  disscctnm  L.  B.  I.  881.    Felder  bei  Trip.  C.  n.  V.  39.   _*_ 

89.  G.  molle  L.  B.  I.  881.     Trip.  Di.  n.  Co.  II.  46.     Vgl.  5.  86.     _*_ 

90.  Erodimn  mnschatmn  (L.).  L'IIer.  B.  I.  891.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  46.  ♦ 

91.  E.  lacimatum  (Cav.)  Willd.  B.  I.  893.  Küsteuebene  bei  Trip. 
C.  n.  V.  38.  Di.,  B.!  n.  Co.  IL  46.  Beul  Ulid  B.  und  St.!  Vgl. 
5.  89.     _#_ 

92.  E.  hirtum  (Forsk.)  Willd.  B.  I.  894.  E.  stipracamim  Viv.  38  nee 
Willd.,  a.  timmer.  Bei  Melfa  an  der  Gr.  Syrtc  C.  66.  Zwischen 
Bondjem  und  Sokna  N.!  Die  Wurzelknollen  schmecken  n.  C.  wie 
Erdmandeln  (Cyperus  esculevtus),  n.  Lo.  wie  Radieschen,  und  wer- 
den von  den  Beduinen  roh  gegessen  C. ;  sie  sind  auch  den  Be- 
wohnern der  algerischen  Sahara  n.  Eeboud,  B.  S.  B.  4.  466,  als 
essbar  bekannt;  in  Aegypten  findet  diese  Benutzung  nach 
E.  Sickenberger  ebenfalls  statt.     Vgl.  5.  91.     "IT 

dS.  E.  sp.,  vermuthlich  neu,  sehr  ähnlich  dem  E.  guUatrmi  (Desf.) 
Willd.,  aber  verschieden  durch  zwar  kurze,  aber  abstehende 
Beliaarung;  a.  damma.  Sehr  verbreitet  zwischen  Beul  Ulid  und 
dem  Djebel  ssöda,  gesammelt  zwischen  Umm-el-ghirbil  und  üädi 
Bei  (vor  Bondjem)  und  zwischen  Sokna  und  Bir  Gotfa  N. !  Als 
Futterpflanze  geschätzt  und  selbst  für  Menschen  essbar.  Vgl. 
2.  35.     \T} 


■         1.  Tripolitanien.  417 

Auch  0.  n.  R.  Br.  232  sammelte  vier  Erodium-Arien  zwischen 
Trip,  und  Mursuk,  von  denen  das  von  0.  XVII  bei  Bondjem  er- 
wähnte „Geranium"  sicher  zu  einer  der  aufgeführten  Arten  ge- 
hört. Wahrscheinlich  ist  dies  auch  von  der  von  C.  in  der  Küsten- 
ebene bei  TrijD.  gesammelten,  von  V.  38  unter  dem  jedenfalls 
unrichtigen  Namen  E.  asplenioides  (Desf.)  Willd.,  einer  spanisch- 
algerischen Hochgebirgspflanze,  aufgeführten  Species,  ebenso  von 
dem  von  Be.  198  an  der  Gr.  Syrte  bei  Jehudia  erwähnten  „wilden 
Geranium". 
*94.  Pelargonium  J?rt(iM/rt(Cav.)  Ait.,  Rosen-Geranium,  italienisch  malva- 
rosa.  Diese  in  Südeui'opa  so  häufige  Zierpflanze  muss  bei  Trip, 
jedenfalls  in  grösserer  Menge  cultivirt  werden,  da  Vatonne  bei 
Mi.  208  die  Gewinnung  des  ätherischen  Oeles  dieser  Pflanze  er- 
wähnt, welches  bekanntlich  im  Orient  allgemein  zur  Verfälschung 
des  weit  theuerern  Rosenöls  angewendet  wird. 


Zygopliyllaceae. 

95.  TrihuJus  terrester  L.  B.  I.  902.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  46.  Vgl. 
5.  93.    * 

96.  Fac/onia  glutinosa  Del.  B.  I.  904,  a.  wie  Nr.  97  und  98  halaua 
S.^Ä,  d.  h.  Süssigkeit,  N.  R.  Uädi  Ghobin,  Mimün  und  M'bellem 
R.  und  St. !  Bondjem  N. !  Wie  die  folgenden  gern  von  den  Ka- 
melen gefressen.      ■» 

97.  F.  kahirina  Boiss.  B.  I.  905.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo. ,  Uädi 
Ghobin,  Mimün  und  M'bellem  R.  und  St.!  Churmet-el-tusisset 
zwischen  Bondjem  und  Sokna  N. !    Vgl.  2.  37.     |  ♦ 

98.  F.  Bruguiern  DC.  B.  I.  903  ?  (Frucht  scheint  etwas  grösser  als 
an  ägyptischen  Exemplaren.)  Zwischen  Bondjem  und  dem  Djebel 
ssöda  N.!     ^*3 

F.  cretica  L.  ist  n.  R.  Br.  230  von  0.  zwischen  Trip,  und  Beni 
Ulid  gesammelt.  Könnte  in  der  Nähe  von  Trip,  wol  vorkommen, 
vgl.  5.  94 ;  doch  ist  eine  Verwechselung  mit  Nr.  97 ,  wie  sie  in 
Aegypten  allgemein  stattfand,  ebenso  gut  möglich. 

99.  Zygophyllum  alhum  L.  B.  I.  913.  „Ueberall  in  der  Wüste"  0.  n. 
R.  Br.  230,  auch  von  Ho.  330  nur  mit  dem  a.  Namen  bngriba  ohne 
Fundort  angeführt.     Vgl.  2.  41,  4.  9  und  5.  95.     "ÜT 

100.  Seetzenia  orientulis  Dcne.  B.  I.  916.  Zwischen  Bondjem  und  dem 
Djebel  ssöda  N. !     [^ 

101.  Pegamnn  Harmala  L.  B.  I.  917,  a.  harmel  Jk.x)^Ä..  Von  der 
Nordküste  bis  Fesän  verbreitet  Vo.  3.  In  Tripolitanien  alle  Höhen 
bedeckend  N.  1.  119.    Speciell  beobachtet:  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  46. 

EOHLFS,  Kufra.  27 


41 S  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Beni  Ulid  R.  und  St.!  nördl.  von  Misda  By.  Z.  G.  E.  15.  58.    Als 
Arzneimittel  hoch  geschätzt.     Vgl.  S.  469.     _*_ 
102.  Nitraria  tridentata  Desf.  B,  I.  919.      Hierher  nach    Co.  I.  277. 
Salix  tridentata  Viv.  61,  tab.  VIII,  fig.  4,  a.  rhardag ,   auch  in 

Aegypten   allgemein   so  genannt,  .  •»Oyi,    durch   Transposition 

aus  dem  schriftarahischen  Namen  tXi'yi.  entstanden.     Der   von 

Ba.  1.  105  im  Thale  Tuel-el-chamer  an  der  Südgrenze  des  frucht- 
baren Ghariängebietes  unter  den  Namen  radük  erwähnte  Baum 
ist  wol  dieselbe  Art.  Die  Früchte  von  Nitraria  heissen  nach 
D.  175  damüsch,  nach  N.  1.  77  auch  mUsa.  Zwischen  Bondjem 
und  Djebel  ssöda  N. !  Uädi  Tolagga  beim  Brunnen  Tabonie  am 
Nordfusse  der  Hammäda-el-homra  Ba.  1.  131,  By.  Z.  G.  E.  15.  62. 
Sanddünen  der  Gr.  Syrte  C.  Die  rothen  Beeren  süss,  aber  mit 
scharfem  Nachgeschmack,  nach  Consul  Pelissier  der  Lotos  der 
Lotophagen,     Vgl.  2.  42  und  4.  110.     "i~ 


Rutaceae. 

103.  Riita  clialepensis  L.  var.  bracteosa  (D.  C. ,  sp.)  B.  I.  922,  a.  ßdjl 
J^.^,  D.,  R.  (sonst  Name  des  Rettichs,  vgl.  2.  16);  djell  D.  vgl. 
2.  146,  tm.  issin.  Uädi  Tidji  bei  Djädo  D.  158.  Bir  Milrha  R.  und 
St.!  Unter  30°  N. ,  d.  h.  also  zwischen  Bondjem  und  Sokna 
Vo.  2.     Wird  gegen  Skorpionstich  angewendet  D.      » 

104.  Ilaplopliyllum  tuhermlatum  (Forsk.)  A.  Juss.  B.  I.  939,  a.  schedjret- 
er-rih    y>.jJ|  5*^,  d.  h.  Windkraut  D.,  R.  Uädi  Ghobin,  Mim ün 

und  M'bellem  R.  und  St.!     Zwischen  Bir  Gotfa  und  Uädi  Bü'l 
Ilaschim  N. !     Vgl.  2.  43  und  5.  96.     "*" 


Aurantiaceae. 

*  105.  Citrus  Limomnn  Risso.  B.  I.  943,  Citrone,  a.  schedjret -  el -  hm 
(vxJüf  Üy^t  die  Frucht  letnün  .»^j^j.  Trip,  in  der  M'schia 
reichlich  cultivirt  Denham  XV,  Vo.  4,  Vatoune  bei  Mi.  209, 
L.  S.  129.  Ain  Scherschara  R.  IV.  104.  Sokna  (1820  eben  erst 
eingeführt)  L.  317. 

*10(y.  C.  AurantiumRisso.  B.  I.  943,  Orange,  Apfelsine,  a.  hortugan  oder 
hortitgäl  ^Läj^j,  Jliijwj.     Bei  Trip,   in    Ueberfluss,   von  fast 

allen  Reisenden  seit  C.  30  erwähnt,  der  sie  als  das  einzige  gute 
Tafelobst   daselbst    bezeichnet    (n.  R.  III.  64    finden    sich    auch 


1.  Tripolitanien.  419 

Blutorangeu  reichlich);  auch  in  der  Mschia  von  Tadjura  R.  11. 
1.  13,  29.  Ain  Scherschara  R.  IV.  104  und  weiterhin  bis  Lebda 
L.  339,  R.  IL  1.  20.     Thäler  des  Ghariän  R.  II.  1.  32. 


*107.  C.  viadarensis  Lour.,  Mandarine,  a.jussef  effendi  ,£(XXs^ 


^' 


Ol. 


iAV«> 


(nach  einem  Aegypter  d.  N. ,  welcher  am  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  diese  Frucht  von  Malta  aus  einführte).  Trip,  cul- 
tivirt  R.  III.  64. 

Ampelideae. 

*108.  Vitis  vinifera  L.  B.  I.  955,  Weinstock,  a.  äülia  x>kj|t>,  die  Trau- 
ben aneh  v_^ää,  Rosinen  selnh  ,_AA.r<,  daher  in  Süddeutschlaud 

Zibeben.  Bei  Trip,  in  Uel)erfluss  Yo.  4 ,  von  den  meisten  Rei- 
senden erwähnt,  selbst  in  der  Stadt  zur  Bekleidung  von  Lauben 
in  Sti'assen  und  Bazars  L.  S.  88.  \12.  Auch  in  der  Provinz:  Sauia 
Ba.  W.  281,  M'ssaläta  C.  35,  Ba.  W.  302,  wo  n.  Vo.  auch  Wein  be- 
reitet werden  soll,  Lebda  Smyth  bei  Be.  73,  C.  38,  in  den  Thä- 
lern  des  Ghariän  Ba.  1.  55  fg.,  Djebel  Jefren  Vatonne  225  u.  s.  w. 
Sokna  R.  IV.  163.  Die  Angabe  von  V.  13,  dass  der  Weinstock 
„nuUa  adhibita  cultura"  vortreß'liche  Früchte  bringe,  ist  na- 
türlich nicht  so  zu  verstehen,  dass  er  wild  wächst,  sondern 
dahin,  dass   er  ohne  besondere  Pflege  gut  gedeiht.     Vgl.  C.  38. 

Terebintliaceae. 

109.  Bims  oxyacanthoides  Dum.  Cours.  B.  IL  5.     B.  dioica  Willd.  D. 
160,   a.  djedciri   i£\\iXs>-   (auf   der    Insel   Djerba    sakkiin    nach 

Kralik,  B.  S.  B.  4.  63,  offenbar  identisch  mit  f»«.i'\  dem  in  Pa- 
lästina gebräuchlichen  Namen  von  Bnlanites  acgyptiaca  Del.). 
Berberdialekt  von  Djebel  Nefüsa:  desiiggert,  tm.  tthönag.  Im  tri- 
politanischen  Gebirge  verbreitet  N.  1.  119.  Gegend  östlich  von 
Trip.  Lo.;  speciell  beobachtet:  Uädi  Tirhit  westlich  von  Djädo 
D.  Uädi  Sesemaht  südlich  von  Misda  R.  IL  1.  120.  Beni  Ulid 
R.  und  St.!  Uädi  Ghobln,  Uädi  Nefeid  X.  L  47,  48,  in  dieser 
Gegend  auch  von  0.  XVI.  notirt  (a  plant  like  mespilus).  Nicht 
unwahrscheinlicherweise  gehört  auch  hierher  der  von  L.  29  auf 
dem  Ghariän  und  342  zwischen  Bondjem   und    Lebda   erwähnte 

kleine  Dornbaum    „dumviagh^'        LiJo,  d.  h.  „Hirn",  mit  gelben 

Blumen  und  kleinen  schwarzen,  süssen,  aber  adstringirenden 
Beeren.      Die  Wurzelrinde   dient    zum   Gerben   und   Rothfärben 

27* 


420  VII.    Pflanzeu  dv»  iiiittleni  Nordafrika. 

des  Leders  und  wird  von  den  Orfella  nach  Trip,  zu  Markte  ge- 
bracht L.  S.  141.  Das  Holz  dient  nach  Vo.  2  zum  Kohlenbrennen 
für  heimliche  Pulverfabrikation.     Vgl.  2.  48  und  5.  101.     ■» 

*S'chinus  Molle  L.,  „Falscher  Pfefferbaum",  ital.  alhero  della 
ptpe.     Trip,  im  Garten  des  Militärhospitals  L.  S.  129. 
*11Ü.  Pistncia  vera  L.  B.  II.  5,  Pistazie,  a.  fusUig  lä^j^s.     Bei  Trip. 
cultivirt  C.  n.  V.  61,  Vo.  4. 

111.  P.  aÜantica  Desf.,  a.  bütüm,  bütüm  ^.laj.  Der  charakteristischste, 
wegen  seines  Blattwechsels  auffällige  und  zugleich  schatten- 
gebende Baum  im  Uebergangsgebiet  zwischen  Culturland  und 
Wüste  (von  D.  auffälligerweise  nicht  erwähnt).  Uädi  Chaleifa 
am  NordaVjhange  des  Ghariän  Ba.  1.  32,  beginnt  auf  der  Strasse 
nach  Misda  und  Uädi  Schiäti  erst  hinter  Kuleba  Ba.  1.  105,  fin- 
det sich  in  der  Landschaft  Gadäma  R.  II.  1.  40,  By.  Z.  G.  E.  15.  56 
bis  Misda  Ba.  1.  107,  Uädi  Boegela  (Zufluss  des  Uädi  Ssöfedjin) 
Ba.  1.  121,  By.  Z.  G.  E.  15.  59.  Auf  der  Strasse  nach  Sokna  Uädi 
Ukirre  und  andere  vor  Beni  Ulid  N.  1.  43,  Uädi  Mamura  Lo., 
jenseits  Beni  Ulid  0.  XVI.  Die  Frucht  wird  nach  Ba.  1.  32  a.  gatüf 
genannt  und  „zu  den  verschiedensten  Zwecken  benutzt";  nach 
Paris  B.  S.  B.  14.  204  heisst  sie  in  der  algerischen  Sahara  geddain. 
und  wird  trotz  des  Terpentingeschmackes  gegessen.  Nach  Tristram 
(vgl.  Grisebach,  Vegetation  der  Erde,  2.  79)  soll  dieser  Baum  im 
Hogargebirge  wieder  auftreten.    Vgl.  2.50  und  5.  103.       ♦  |? 

112.  P.  LentiscKS  L.  B.  II.  8,  Mastixstrauch.  In  der  Küstenebene 
zwischen  Sensür  und  Djebel  Jefren  bei  Bir  Kedüa  Mi.  72. 
Vgl.  5.  104.      * 

Rliamnaceae. 

*113.  Zizyphus  viügaris  Lmk.  B.  II.  12,  Judendorn,  a.  mmäh  ^.jL-Lc. 
Trip.  C.  n.  V.  13.  Doch  wol  nur  angepflanzt,  höchstens  ver- 
wildert. Vgl.  5.  105. 
114.  Z.  Lotus  (L.)  Lmk.  B.  IL  12,  a.  ssidr,  ssodr  ,tX^.  Charakter- 
pflanze von  Tripolitanien  N.  1,  119,  sowol  in  der  Küstenebene, 
z.  B.  an  der  Strasse  n.  Bir  Milrha  R.  IV.  98,  au  der  n.  Gassr 
Ghariän  Ba.  1.  100,  wo  n.  R.  IL  1.  31.  ein  Bezirk  danach  Ssodria 
benannt  ist,  Bir  Kedüa  und  von  dort  bis  Gassr-el-djebel  Vatonne 
bei  Mi.  216,  Uädi-el-etl  am  Wege  nach  Gassr  Jefren  Ri.  1.  105, 
als  auf  der  Hochfläche:  Tarböna  und  Uädi  Ghobiu  N.  1.  42,  47. 
Uädi  Ta'asa,  Girsa  Smyth  bei  Be.  508,  511.  Uädi  Chaleifa  (Djebel 
Jefren)  Ba.  1.  32.    El-hamra  zwischen  Gassr  Jefren  und  Sima'ün 


1.  Tripolitanien.  421 

Ri.  1.  106,   Uädi  Tolagga  am  Fusse  der  Hammäda-el-homra  Ba. 

1.  131.  V.  13  vertheidigt  die  Ansicht  der  altern  Botaniker,  dass 
die  Frucht  dieses  Baumes  der  Lotos  der  Lotophagen  sei ;  doch 
ist  sie  nach  D.  160  süsssäuerlich,  nicht  sehr  schmackhaft.    Vgl. 

2.  50  und  5.  106.       * 


Legumiiiosae. 

115.  Lupinus  variush.  B.  IL  27,  a,.  eschbct-esch-schems  («A+^Jf  iA..CM.£, 
d.  h.  Sonnenkraut,  vgl.  1.  259.  Zwischen  Bir  Gotfa  (bei  Sokna) 
und  Uädi  Bu'l  Haschim  N.!  Vgl.  2.  53.  _*J  ?  Der  ägyptische 
L.  digitatus  Forsk.  steht  dieser  Pflanze  mindestens  sehr  nahe. 
L.  Cosentinii  Guss.  wird  von  Co.  B.  S.  B.  22.  58  zu  L.  varius  L., 
von  B.  IL  27  zu  L.  digitatus  Forsk.  gezogen. 

116.  Calycotome  villosa  (Vahl)  Lk.  B.  IL  36.  Hierher  (wenn  nicht 
zu  C.  intermedia  Coss.  5.  111)  gehört  nach  Moris  Fl.  Sardoa  I.  402 
und  Co.  I.  277  Spartium  rigidton  Viv.  40,  tab.  XVII,  fig.  1.  An 
der  Gr.  Syrte  bei  Melfa  C.  66.     _*_ 

117.  C.  spinosa  (L.)  Lmk.  Spartium  sp.  L.,  V.  40.  Gegend  von  Lebda 
C.      *J 

Zu  dieser  Gattung  gehört  ohne  Zweifel  eine  von  Ba.  1.  32  in 
Uädi  Chaleifa,  Nordrand  des  Djebcl  Jefren,  und  1.  105  südlich 
von  Kuleba  auf  dem  Ghariänplateau  als  „kleines  Geniste, 
a.  gandüV''  erwähnte  Pflanze.  J«  JcAit  ist  in  Syrien  und  Algerien 
Name  von  Nr.  116. 

118.  Eetama  Raetam  (Forsk.)  Webb.  B.  IL  37.  Hierher  n.  Co.  I.  277 
Spartium  monosp)ermmnYiv.3d,  nee  L  ,  a.  retem,  ertom  ^..   Vei'- 

breitet,  N.  1.  119,  sowol  in  der  Küstenebene  C,  z.  B.  Wüste  um 
Trip.  K. !  L.  S.  132,  By.!  östlich  von  Tadjura  Lo.,  an  der  Strasse 
nach  Bir  Milrha  R.  IV.  98 ,  als  auch  besonders  auf  der  Hoch- 
fläche: Lebda  L.  S.  176.  Jenseits  Beni  Ulid  0.  XVI,  Uädi  Ta- 
bonle  By.  Z.  G.  E.  15.  62  und  Lebaerek  am  Nordfusse  der  Ham- 
mäda-el-homra Ba.  1.  142.  Die  Gegend  Schab  ertom  auf  der  Hoch- 
fläche zwischen  Derdj  und  Djebel  Jefren  R.  I.  259  und  Gerä'et 
el-ertim,  eine  Tagereise  landeinwärts  von  der  Gr.  Syrte  bei  Bu 
Ssaida  R.  IV.  342,  sind  nach  dieser  Pflanze  benannt.  Vgl.  3.  55 
und  5.  112.     "i~ 

119.  Geiiista  sp.,   a.  march  ^^.    Tripolitanien  N.  1.  119.    Entweder 

die  in  der  algerischen  Sahara  ebenso  benannte  G.  Saharae  Coss. 
et  Dur.  B.  S.  B.  2.  247,  oder  doch  wie  diese  ein  Strauch  mit 
ruthenförmigen  Aesten. 


422  ^11-    rflauzcn  des  mittlem  Nordafrika. 

120.  Ünoiiia  aiujuntiasima  Lmk.  0.  lotußfolia  Willd.  llicrLcr  u.  Co. 
I.  277  0.  fulcata  Viv.  41,  tab.  XVIII,  fig.  3.  Trip.  Di.  n.  Co.  II. 
46.  Vgl.  5.  114.  _*J  ?  (Für  Spanien  sehr  zweifelhaft.)  Plateau 
über  Uädi  Fcssäno,  südwestlich  von  Misda  R.  IL  1.  48. 

121.  0.  vaginalis  Vahl.  B.  IL  1.  59.  Hierher  n.  Co.  I.  277  0.  vcstita 
Viv.  40,  tab.  XVIII,  fig.  1.  Dünen  der  Gr.  Syrte  C.  Vgl.  5. 
115.     X 

122.  0.  variegata  L.  B.  IL  62.     Trip.  Di.  n.  Co.  IL  46.     _♦. 

123.  0.  seriata  Forsk.  ß.  major  Lange.  B.  IL  68.  0.  DeJinhardtii  Ten. 
Co.  IL  46.  Trip.  Di.     _*_ 

*124.  Trigondla  Foemtm  graecwn  L.  B.  IL  70,  Bockshornklee,  a.  lielha 
XaJLs..  Beni  L'lid  R.  und  St.!  (wol  cultivirt  oder  vielleicht  ver- 
wildert).    In  den  Gärten  von  Sokna  cultivirt  R.  und  St.! 

125.  T.  maritima  Del.  B.  IL  85.  Hierher  n.  Co.  I.  277  T.  iMiolaris 
Viv.  49,  tab.  XVIII,  fig.  5.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  46.  Vgl.  5. 
118.     _*. 

126.  T.  stellata  Forsk.  B.  IL  85,  a.  hendagng  jV»j'tXJi.Ä».  Uädi  Ghobin, 
Mimün  und  M'bellem  R.  und  St. !     Vgl.  2.  58.     ^^ 

*i21.Medicago  sativa  L.  B.  III.  94.  Luzerne,  a.  gedeh,  gadah  ^.jtXi'. 
In  Sokna  cultivirt  R.  M.  112;  der  von  N.  1.  58  dort  erwähnte 
Klee  dürfte  wol  dieselbe  Pflanze  sein.  Jedenfalls  auch  ander- 
wärts gebaut. 

128.  M.  marina  L.  B.  IL  96.     Trip.  Di.  n.  Co.  IL  46.     _*_ 

129.  M.  litoralis  Rohde.  B.  IL  98.     Trip.  Di.  n.  Co.  IL  46.     _*_ 

130.  M.  coronata  Desr.  B.  IL  101.  Hierher  n.  Co.  I.  277  Diploprion 
medicaginoides  Viv.  49,  tab.  XIX,  fig.  2  (ein  Exemplar  mit  künst- 
lich gerade  gestreckten  Früchten).    Dünen  der  Gr.  Syrte  C.      » 

131.  Melilotus  parviflorns  Desf.  B.  IL  108.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  46.  Vgl. 
5.  123.    * 

132.  Trifolium  ap.  C.  83  erwähnt  bei  Nehim  an  der  Gr.  Syrte  „Klee- 
arten, sehr  ähnlich  denen  in  Piemont",  sodass  vermuthlich  von 
den  von  V.  nur  in  der  Cyrenaika  angegebenen  Arten  (vgl.  S.  516, 
517)  eine  oder  die  andere  hier  gesammelt  ist. 

133.  AnthgUis  Vulneraria  L.  B.  IL  158,  AVuudklcc.  Trip.  Di.  n.  Co. 
IL  46.     Vgl.  5.  136.      * 

134.  Lotus  creticns  L.  ß.  cyiisoides  (L.).  B.  IL  165.  Hierher  n.  Co.  I.  277 
L.  securidiflonis  Viv.  46,  tab.  XXI,  fig.  3.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  47. 
Zwischen  Gassr  Bü  Adjila  u.  Suära  Lo.     Vgl.  5.  141.     _*_ 

135.  L.  glinoides  Del.  B.  IL  170,  a.  akcfa.  Zwischen  Sokna  und  dem 
Djebel  ssöda  N.!     [*[ 

136.  i.  pusillus  Viv.  47,  tab.  XVH,  fig.  13.  B.  IL  173,  a.  akefu.  Uädi 
Ghobin,  Mimün  und  M'bellem  R.  und  St.!     Vgl.  5.  143.     _*_ 


1.  Tripolitanien.  423 

137.  Coromlki  scorjrioidcs  (L.)  Kocli.  B.  II.  183,  a.  akefa.  Beul  Ulid; 
Uadi  Ghobin,  Mimur.  imd  M'bellem  R.  und  St.!    Vgl.  5.  148.    _♦_ 

138.  Astrayalus  ejriglottis  L.  B.  II.  223.  Hügel  bei  Lebda  C.  n.  V.  45, 
Co.  I.  277.     _*_ 

139.  A.  tribuloides  Del.  B.  II.  224.  Uädi  Ghobin,  Miniün  und  M'bellem 
R.  und  St. !     [*2 

140.^.  Schimperi  Boiss.  B.  IL  226,  var.?  Abweichend  durch  etwas 
schlankere  Früchte  mit  lockerern  und  mehr  aufrecht  abstehen- 
den längern  Haaren.  Zwischen  Bondjem  und  Djebcl  ssöda  N. ! 
Hierher  gehört  auch  (wegen  der  wenigjochigen  Blätter)  die  von 
mir  in  R.  II.  2.  178  als  A.  tribuloides  aufgeführte,  von  R.  in  Uädi 
Fa'at  südllich  von  Misda  nicht  blühend  gefundene  Pflanze.    \W_ 

141.  A.  gyzensis  Del.  B.  II.  234.  Zwischen  ßondjem  und  Djebel  ssöda 
K!    Vgl.  2.  65.     X 

142.^.  hisjndulus  DC.  B.  IL  235.  Hierher  n.  Co.  I.  277  A.  hifloriis 
Viv.  44,  tab.  XX,  fig.  1.  Zwischen  Bondjem  und  Djebel  ssöda 
N. !     Vgl.  5.  152.     ^ 

143.  A.  anmdaris  Forsk.  B.  IL  236.  Hierher  n.  Co.  I.  277  A.  trirnor- 
phns  Viv.  44,  tab.  X,  fig.  2.     An  der  Gr.  Syrte  C.     ^ 

144.  A.  alexandrinns  Boiss.  B.  IL  281.  Hierher  n.  Co.  I.  277  A.  lani- 
gcriis  Viv.  44,  nee  Desf.     Sandstrand  bei  Trip.  C.     '^T^ 

*145.  Vicia  Faba  L.,  Saubohne,  a.  fül  ijyi.  Trip,  cultivirt  R.  Tad- 
jura Ri.  2. 477.  In  SoknagebautN.  1.  58,  jedenfalls  auch  anderwärts. 

146.  V.  sativa  L.  B.  IL  574,  Wicke,  a.  nefl  (vgl.  3.  59,  in  Syrien  und 
Aegypten  Name  der  Trifolium-  und  3£edicago- Arien).  Beni 
Ulid  R.  und  St. !     Vgl.  5.  159.     _*_ 

147.  V.  calcarata  Desf.  B.  IL  590,  a.  djilbctn  ^La-U*  (vgl.  2.  67;  in 
Syrien  und  Aegypten  Name  von  Lathyrtis  sativns  L.,  in  Algerien 
[n.  Letourneux,  Etüde  botanicpie  sur  la  Kabylie  du  Jurjura, 
Paris  1871,  "S.  39]  Name  von  1.  146  und  Pisum  arveiise  L.;  vgl. 
auch  4.  162.    Beni  Ulid  R.  und  St.!     Vgl.  5.  162.     _*_ 

*148.  Dolichos  Lubia  Forsk.,  a.  lühiä  Laj  J.  Cultivirt  Trip.  Frau  Rohlfs. 
Sokna  N.  1.  58,  jedenfalls  auch  anderwärts. 

*149.  Ceratonia  Siliqua  L.  B.  IL  632,  Johannisbrot,  a.  charrüb  yj.wis.. 
Bei  Trip,  in  Uebcrfluss  (in  der  M'schia  L.  S.  132),  überschreitet 
aber  die  Tarhönaberge  nicht  Vo.  2.  Zwischen  Trip,  und  Lebda 
R.  IL  1.  20  und  zwar  Uädi  Gerim  bei  M'ssäläta  L.  S.  184.  Die 
Samen  werden  in  Fesän  als  Gewicht  benutzt  N.  1.  94,  doch  wol 
nur  von  eingeführten  Früchten,  da  die  letztern  n.  By.  Z.  G.  E. 
15.  379  bis  Ahir  gehen  und  wie  bei  uns  von  den  Kindern  ge- 
gessen werden.     Vgl.  5.  169. 


424  VII.    rHanzcu  des  mittlem  Norclafrika. 

*ibO.  Acacia  arabica  (L.)  Willd.  B.  II.  635,  a.  garad,  gered  \jöJi 
(in  den  Nilländern  allgemein  unter  dem  Namen  ssant  ia.Ä.o 
bekannt,  wo  nur  die  Frucht  garad  heisst).  Nur  angepflanzt 
in  den  Gärten  von  Sokna  Ri.  2,  417,  R.  IV.  159  (Mimosen),  lieber 
die  Benutzung  vgl.  2.  73. 
151.^.  tortilis  Hayne.  B.  II.  G36,  a.  talh  Aj',  Collectivum,  der  ein- 
zelne Baum  (nomen  tmitatis)  talha  x.^j".  Inder  steinigen  Wüste 
allgemein  verbreitet,  auf  der  Strasse  nach  Sokna  von  Beni  Ulid 
an  L.  65,  0.  XVI,  N.  1.  46,  Uädi  Ta'asa  und  Uädi  Ghirsa  Smyth 
bei  Be.  508,  511,  ebenso  verbreitet  südlich  von  Misda,  wo  ein 
Zufluss  des  Uädi  Ssöfedjin  Uädi-et-talha  heisst  Ba.  1.  121,  R.  II. 
1.  111,  By.  Z.  G.  E.  5.  59,  ein  Name,  der  sich  in  der  Sahara  na- 
türlich nicht  selten  widerholt,  z.  B.  Uädi  Talha  Bü  Tobel 
N.  1.  53.  In  der  Küstenebene  und  im  Fruchtlande  des  Ghariäu 
finde  ich  diesen  Baum  nirgends  erwähnt,  in  dem  Hügellande 
bei  Lebda  nur  einmal  (Uädi  Turgurt)  einen  krüppelhaften  Talh- 
baum  Ba.  W.  301.  Die  Gummiakazie  der  ti-ipolitanischen  Wüste 
gehört  wol  mindestens  zum  grössten  Theile  der  obengenannten 
Art  an,  welche  auch  in  Aegypten  und  an  den  Ufern  des  Todten 
Meeres  am  weitesten  nach  Norden  reicht  (sie  ist  nicht  selten 
bei  Kairo  und  Suez,  auch  traf  ich  eine  nach  dieser  Art  be- 
nannte Hattlet-et-talha  zwischen  Fajüm  und  der  kleinen  Oase), 
und  welcher,  wie  Doümet-Adanson  B.  S.  B.  21.  (1874)  294  fg.  nach- 
gewiesen hat,  der  im  südlichen  Tunesien,  zwischen  Gafsa  und 
der  Küste,  am  Südabhange  des  Gebirges  Bu  Hedma  gelegene 
Akazienwald  angehört,  der  bereits  (n.  Consul  Pelissier)  von 
D.  164  erwähnt  wird.  Dieser  unter  34 '/j  Grad  gelegene  Punkt 
bezeichnet  die  Polargrenze  des  Vorkommens  der  Gummiakazien. 
Dass  auch  A.  Seyal  Del.  (vgl.  3.  74)  die  Grenza  von  Fesän  nach 
Norden  überschreitet,  ist  nicht  unwahrscheinlich;  ob  indess  die 
von  R.  IV.  159  in  der  Oase  Djofra  (nach  meiner  frühern  Be- 
stimmung) erwähnten  Sejalakazien  dieser  Art  angehören,  bleibt 
noch  zu  untersuchen.    IT 

*152.  A.  Farnesiana  (L.)  Willd.,  a.  fitn  ^Äi.  Bei  Trip,  als  Zierbaum 
angepflanzt  R. ;  auch  mit  den  von  L.  S.  129  erwähnten  „Gaggien" 
ist  wol  eher  diese  in  Aegypten  wegen  ihrer  köstlich  duftenden 
Blüten  allgemein  verbreitete  Art  gemeint,  als  Albizzia  Juli- 
hrissin  Dur.,  die  das  heisse  trockene  Klima  des  östlichen  Nord- 
afrikas weniger  gut  erträgt.  In  Syrien  hat  ^ich  die  tropisch- 
amerikanische A.  Farnesiana  so  eingebürgert,  dass  Dr.  Wetz- 
stein sie  für  einheimisch  hielt. 


1,  Trii)olitanien.  425 

Rosaceae. 

*153.  Persica  vulgaris  Mill.  B.  II.  640.  Amygdalus  Persica  L.  D.  168, 
Pfirsich,  a.  cJiöch    •  «.i».     Trip.  Gärten  der  M'schia  in   Ueber- 

fluss  Ba.  W.  296,  Vo.  4,  R.  II.  1.  13;  ein  besonders  grosser  Baum 
im   ehemaligen   Garten    des   Consul  Warrington  Ri.  1.  16.     Zwi- 
schen Gassr  Karaboli  und  Gassr  Silnia  (zwischen  Trip,  und  Lebda) 
Lo.     Sokna  N.  1.  58,  R.  IV.  163. 
*i5i.  Aviygdalus  communis  h.   B.  II.  641,  Mandel,  a.  Ins   \yl.     Nach 

D.  169  heisst  die  frische  Frucht  a.  freh^  die  trockene  lüs,  ein 
von  dem  Baume  abgesondertes  Gummi ,  welches  gegessen  wird, 
alk-el-lüs  VjJUI  dLJl£.  Trip,  in  den  Gärten  der  M'schia  in  Ueber- 

fluss  C.  n.  V.  26,  Ba.  W.  296,  Vo.  4.     Sauia  Ba.  W.  281.     M'ssa- 
räta  Ri.  2.  458.     Sokna  N.  1.  58,  R.  IV.  163. 
*155.  Cerasus  avium  Much.  B.  II.  649,  Süsskirsche,  a.  kcrässia  auwof^s. 

Trip,  nur  von  Vo.  4  erwähnt,  der  drei  Bäume  sah  und  von  einem 
sechs  Kirschen  erntete.  Auch  in  Aegypten  ist  diese  Frucht 
kaum  bekannt. 

*156.  Prunus  domestica  L.  B.  II.  652,  Pflaume,  a.  ain  n.  D.  Nur  erwähnt 
Trip,  selten  und  schlecht  C.  30,  Beni  Ulid  N.  1.  46,  aber  sicher 
auch  anderwärts. 

*157.  Armeniaca  vulgaris  Lmk.  B.  II.  652.  Prunus  Arme».  L.  D.  169, 
Aprikose;  es  scheinen  sich  in  unserm  Gebiet  beide  arabische 
Benennungen  dieser  Frucht  zu  begegnen  L.  S.  140  erwähnt  für 
Trip.,  N.  1.  128  für  Fesän  den  in  Syrien  und  Aegypten  gebräuch- 
lichen Namen  mischmisch  oder  misehmasch  ißt^Mt,jc^  während 
D.  169  den  im  Maghreb  vorherrschenden  Namen  bergüg  ,  ••.i"YJ 

{misehmasch  nur  als  Namen  der  trockenen  Frucht)  anführt,  der 
in  den  östlichen  Ländern  die  Pflaume  bedeutet  (dieser  Name 
stammt  bekanntlich  vom  lateinischen  [mala]  praecoqua  und  ist  auf 
dem  Umwege  durchs  Arabische  in  die  europäischen  Sprachen 
übergegangen;  aus  ,  ■.•.jJwaJI  wurde  das  spanische  albericoque, 
das  italienische  albicocco,  das  französische  ahricot  und  unser 
Aprikose).  In  der  M'schia  von  Trip,  und  Tadjura  R.  II.  1.  -13. 
Zwischen  Gassr  Karaboli  und  Gassr  Silma  Lo.  Im  Thale  Rumie 
des  Ghariän  Ba.  1.  38.  Djebel  Jefren  Vatonne  bei  Mi.  224. 
Sokna  N.  1.  58,  R.  IV.  163.  Die  Aprikosen  reifen  in  Trip,  vor 
den  1.  Mai  L.  S.  140  (um  dieselbe  Zeit  auch  in  Aegypten).  Sie 
scheinen    dort  vortrefflich   zu  sein,   wie  diese  Frucht  auch   in 


42(5  VII.    PHanzen  des  mittlorii  Nonlalnka. 

Acgyptcn  uutl  dcsseu  Oasen  von  den  europäischen  Obstsorten 
noch  am  hesten  gedeiht.  Indess  bemerkt  D.,  dass  sie,  je  weiter 
nach  Süden,  um  so  schlechter  werden,  was  zu  beachten  wäre, 
falls  die  abenteuerliche  xiusicht  des  um  die  Dendrologie  so 
hochverdienten  C.  Koch  (Bäume  und  Sträucher  des  alten  Griechen- 
lands ,  S.  204) ,  dass  das  Vaterland  dieser  Frucht  im  heissen 
Afrika  zu  suchen  sei,  einer  ernstlichen  Widerlegung  bedürfte. 

*158.  Pirus  communis  L.  B.  II.  653,  Birne.  In  Trip,  ziemlich  viel, 
aber  schlecht  Co.  30,  Lo.,  Vo.  4. 

*159.  Malus  communis  Desf.  B.  II.  656.  Firus  Malus  L.  D.  1 ,  Apfel, 
a.  tifnh  ^Lä^'.     In  Trip,  viel,   aber   schlecht  C.  30,  Lo.,  Vo.  4. 

Sokna,  mit  nur  nussgrossen  Früchten  (wie  in   den  ägyptischen 
Oasen)  N.  1.  58,  R.  IV.  163. 
*160.  Cydonia  vulgaris  Pers.  B.  II.  656,  Quitte,  a.  ssefardjel  J<£».wftA*/, 

n.  Ba.  1.  55  sfercdj.     Uädi   Rummäna  im   Ghariän  Ba.     Sokna 
R.  IV.  163. 
161.  Crataegus  sp.     Zwischen  Choms  und  dem  Uädi  Negäsi  (Gegend 
von  Lebda)  L.  S.  161.     M'ssaräta  (im  Ajiril   mit  reifen   [rotlien] 
Früchten)  Ri.  2.  455.     Vgl.  5.  177. 
*  162.  Bosa  damasccna  Mill.  B.  II.  676,  Rose,  a.  uard  k>...     In  Trip. 

der  Blumen  wegen  und  zur  Bereitung  von  Rosenwasser  cultivirt 
Lo.,  L.  S.  112. 

Welche  Pflanze  Vatonne  bei  Mi.  221  mit  „fraisier  sauvage" 
an  der  Quelle  von  Rabta  (am  Fusse  des  Djebel  Jefren)  in 
Gesellschaft  von  „joitcs"  und  andern  Wasserpflanzen  gemeint 
hat,  wage  ich  nicht  zu  errathen.  Unsere  Erdbeere  {Fragaria 
vesca  L.)  kommt  nicht  einmal  in  Algerien  vor. 
163.  Neurada  procumhens  L.  B.  II.  735,  a.  ss(i\(dän  ^^\^XxMJ{so  auch 
in  Aegypten),  kofcisa  n.  Cosson.  Zwischen  Bondjem  und  Djebel 
ssöda  N.  N.  F.  87!  Misda  R.  II.  2.  278 !  Vom  Vieh  gern  gefressen. 
Vgl.  8.83.     ~W 

Myrtaccae. 

Myrtus  communis  L.  ?  Smyth  bei  Bc.  508  gibt  „mijytle"  im  Uädi 
Ta'asa  zwischen  Beni  IHid  und  Girsa  mit  Talha  (die  ihm  eher 
ein  Wiamnus  als  eine  Mimose  zu  sein  schien!  an  der  er  aber 
ausgeschiedenes  Gummi  sah)  Wachliolder  und  C'ypressen  an. 
Das  Vorkommen  dieser  Nadelhölzer  so  tief  in  der  Wüste  und 
mit  Gummiakazien  an  einem  Fundorte  ist  höchst  unglaubwürdig; 


1.  Tripülitauien.  427 

es  werden  wol  Tamarisken  gewesen  sein.  Für  die  Myrte  ist 
eine  gleich  plausible  Erklärung  allerdings  nicht  so  naheliegend, 
obwol  auch  hier  eine  ahnliche  Verwechselung  sehr  wahrschein- 
lich ist.     Vgl.  2.  84  und  5.  185. 

Granateae. 

*164.  Pmiica  Granatmn  L.  B.  IL  737,  Granatapfel,  a.  rummnn  ,.jIjo.. 

In  Trij).  in  Ueberfluss  Vo.  4.  In  den  Gärten  der  M'schia  C.  n. 
V.  26,  R.  IV.  1.  13,  L.  S.  129,  auch  zu  Hecken  benutzt  L.  S.  132. 
Zwischen  Gassr  Karaboli  und  Gassr  Silma  Lo.  Lebda  Smyth 
bei  Be.  73.  M'ssaräta  Be.  90,  Ri.  2.  458.  In  den  Thälern  des 
Ghariän  Ba.  1.  38,  55,  R.  IL  1.  36.  Djebel  Jefren  Vatonne  bei 
Mi.  225.    Sokna  N.  1.  58,  R.  IV.  103. 

Lythraceae. 

*165.  Lmvsonia  alba  Lmk.  B.  IL  744.  Lawsonia  inennis  L.  V.  22,  Co. 
11.47,   a    hennä    Iä:^^,  gewöhnlich  nur  Name  der  Drogue,  während 

die  Pflanze  tamr-el-homä  LäÜ  «.^.j   genannt  wird.      Trip,    cul- 

tivirt  D.  Die  getrockneten  Blätter  werden  bekanntlich  zum 
Färben  der  Hände  und  Füsse  von  Frauen  (und  eiteln  Männern 
vgl.  Be.  92)  benutzt.  Zuweilen  wird  n.  Lo.  auch  durch  Hinzu- 
fügung einer  jedenfalls  eisenhaltigen  Substanz,  nchnedcr  gemnnt, 
eine  schwarze  Färbung  der  Hände  erzielt.  Auch  hellfarbige 
Thiere  werden  nach  dem  Geschmacke  der  Eingeborenen  auf 
dieselbe  Art  verschönert  N.  1.  129,  was  ich  selbst  in  Kairo  an 
Eseln  gesehen  habe,  deren  Vorderkopf  gefärbt  war.  Vgl.  2.  86 
und  5.  187. 

Cucurbitaceae. 

*166.  Cucumis  sativus  L.,  Gurke.  Gurken  (ob  zu  dieser  Art,  oder  zu 
den  gurkenähnlichen  Formen  von  Nr.  167,  vgl.  2.  87,  gehörig?) 
werden  dort  sicher  überall  gebaut,  obwol  ich  sie  nur  bei  Trip. 
Frau  Rohlfs  und  von  v.  Maltzan,  Tunis  und  Trip.,  3.368,  bei 
Sau'ia  erwähnt  finde. 

*167.  C.  Mdo  L.,  Melone,   a.  battlch  y^A.b^  (dieser  Name    bedeutet 

c  ■  ■ 

in  Aogypten  die  Wassermelone,  das  französische  pastcque  dürfte 
daher  stammen,  während  die  Melonen  </«'««  ^-^'i   umi  schein- 


428  Vll.    rilaiizcu  des  mittlem  Nurdafrika. 

mäm  äL^-w  heisscn).  Trip.  Auf  Sandhügelu  gesät,  mit  Reisig 
bedeekt,  bedarf  keiner  Bewässeruug,  da  der  Thau  genügt  Vo.  4. 
Sauia  Ba.  1.  23.  Soknä  R.  IV.  163.  M'ssaräta  Be.  90. 
*  16S.  Citrtillics  vulgaris  Schrad.  Cucumis  C.  L.  Ser.  D.  172,  Wasser- 
melone, a.  diillä  c^^J.  Trip,  wie  vorige,  werden  bis  75  kg 
schwer  Vo.  4,  ebenso  im  Sande  östlich  von  Uädi  Ramlle  cul- 
tivirt  L.  S.  153.  Djebel  Jefren  Vatoune  bei  Mi.  224.  Sokna 
R.  IV.  163. 
169.  C.  Colocynthis  (L.)  Schrad.     Cucumis  C.  L.   D.  172,  Koloquinte, 

Bittergurke,  a.  handcd  Jk.AiÄ:2»  (daher  noch  in  unserer  phar- 
maceutischen  Sprache  Trochisci  Alhandal).  Verbreitet  sowol 
in  der  Küstenebene  am  Wege  nach  Bir  Milrha  L.  37,  als  auf 
der  wüsten  Hochfläche,  z.  B.  Uadi  Fa'at  R.  IL  2,  278!  Vgl.  2. 
90.  * 
*170.  Cucurbita  Pepo  L.,  Kürbis.  (Diese  Linne'sche  Gesammtspecies 
wird  von  den  neuern  Specialforschern  allgemein  in  drei  Arten 
zerlegt,  die  in  Frankreich,  dem  Lande  der  Kürbiscultur,  auch 
eigene  Namen  haben:  C.  maxima  Duch.  x>otiron,  C.  moschata 
Duch.  gourde  musquee,  C.  Pepo  Ser.  citrouille.  Die  erste  und 
letztere  kommen  [vgl.  3.  91,  92]  in  Fesän  vor  und  werden  auch 
von  den  Arabern  und  Tuärek  unterschieden,  von  welchen  somit 
die  deutschen  und  englischen  Reisenden,  die  nur  Kürbise  und 
pumpkins  kennen,  beschämt  werden.)  L.  S.  124  sah  im  April 
kleine  KürbisQ  auf  dem  Markte  von  Trip.  M'ssaräta  Be.  90. 
Tarhöna,  besonders  auf  rothem  Sande  cultivirt  Ba.  1.  69.  Beni 
Ulid  R.  IV.  115.     Sokna  R.  IV.  163. 


Ficoideae. 

171.  Mesembria))themum  nodiflorum  L.  B.  IL  764.    Zwischen  Bondjem 
und  Djebel  ssöda  N.!     Vgl.  5.  194.    * 

172.  Aizoon  canariense  L.  B.  IL  765.    Zwischen  Bondjem  und  Djebel 

ssöda  N.  N.  F.  87!     Vgl.  2.  94.     "IT 


Cacteae. 

''113.  Ojnmtia  Ficus  indica  liavf.,  Indische  oder  Cactus- Feige  (im 
Maghreb  kermüs-en-nassära,  d.  h.  Christenfeige).  Trip,  in  Ueber- 
fluss  Lo.,  Vo.  4,  L.  S.  129,  132,  145,  bildet  Hecken  in  der  Neger- 
vorstadt C.  30,  L.  S.  127.    Sensür  Ri.  1.  29,  Ba.  1.  121.    M'ssaläta 


1.  Tripolitaiiien.  429 

Ba.  1.  81,  L.  S.  183.  GeiiTm  L.  S.  184.  Choms  L.  S.  165.  M'ssa- 
räta  Be.  90.  Vo.  beobachtete  die  letzten  landeinwärts  in  Beni 
Ulid.  Allerdings  fehlt  sie  n.  K.  M.  A.  1.  121  in  Sokna,  kommt 
aber  in  Sella  vor.    Von  den  Kamelen  gierig  gefressen  Ri.  1.  29. 

Crassulaceae. 

174.  Sedum  caespitosum  Cav.  B.  II.  794.  Co.  II.  47.  Hierher  n.  Co. 
I.  277  S.  hracteatiim  Viv.  24,  tab.  VII,  fig.  3.  Küste  der  Gr. 
Syrte  C.       » 

Uml)elliferae, 

175.  Deverra  scoparia  Coss.  et  Dur.  B.  S.  B.  2.  248,  a.  gusah.  Uädi 
Tirhlt  bei  Djädo  D.  17G,  Co.  II.  47.  Auf  dem  Plateau  Tademait 
angegeben.      *  \ 

176.  D.  Rohlfsiana  Aschs. ,  a.  gesoh-el-hamir,  d.  h.  Esels -Schwarz- 
kümmel.    Uädis  südlich  von  Misda  R.  II.  2,  278,  282.     [♦] 

177.  IJ.  chlorantha  Coss.  et  Dur.  B.  S.  B.  2.  249.?  a.  gesah-el-Ul,  d.  h. 
Kamels  -  Schwarzkümmel.  Wie  vorige  R.  II.  2.  279  Kamel- 
futter,   "in 

Blätter  einer  Deverra  sind  von  N.  zwischen  Bondjem  und 
dem  Djebel  ssöda!  gesammelt  worden,  vielleicht  derselben,  welche 
R.  in  M.  A.  1.  114  in  der  Oase  Djofra  als  Kamelkraut  erwähnt, 
und  welche  auch  dort  gesah  heisst  (ich  hörte  einen  sehr  ähn- 
lichen Namen  gesich  für  D.  tortuosa  (Desf.)  DC.  (5.  204)  bei  den 
Mariut -Beduinen  unweit  Alexandrien). 

178.  Helosciadinm  nodiflorum  (L.)  Koch.  B.  II.  856,  var.  radiatum  (V iv .} 
Coss.  Co.  II.  47.  Hierher  n.  Co.  I.  277  Sium  radiatum  Viv.  17, 
tab.  IX,  fig.  2.     Brackige  Gewässer  an  der  Gr.  Syrte  C.     * 

*179.  Petroselinum  sativum  Hofifm.  B.  II.  857,  Petersilie,  a.  hagdimis 

iM^J.tXÄ-5.     Trip.  R.  und  Sokna  R.  in  M.  A.  1.  114  cultivirt. 

180.  Bifora  testiculata  (L.)  DC.  B.  II.  921.    Trip.  Di.  n.  Co.  II.  47.     ♦ 

1^1.  Anethum  graveolens  L.    B.  II.  1026,   var.?    Abweichend    durch 

weniger  zahlreiche  Dolden-  und  Döldchenstrahlen,  letztei-e  auch 

kürzer.     Früchte    noch    sehr   jung.    Dill.,   a.   nach  R.  kavimün 

jj«-».^  (eigentlich  Name  von  Ciiminum  Cyminmn  L.).  Uädi  Ghobln, 
Mimün  und  M'bellem  R.  und  St. !  Hierher  gehört  wahrschein- 
lich das  von  0.  XVI.  jenseits  Beni  Ulid  angegebene  Foenicnhim. 
I  *  ?  ich  finde  diese  Art  für  N.  W.  Afrika  nirgends  angegeben. 
182.  Elaeoselinum  meoides  (Desf.)  Koch.  Lasserpitium  m.  Desf.  Ho.  330. 
Von  Ho.  ohne  Fundort  angeführt,  ist  eine  seltene  Küstenpflanze 


430  VII.    rflaiijcen  des  mittleim  Kordafrika. 

Algeriens,  deren  Vorkommen  in  der  Küstenebene  immerhin  mög- 
lich wäre.  Allerdings  macht  Ho.  den  Beisatz:  Voisine  du  Bou 
nefa.  Dieser  Name  cLflJ  «.j,  d.  h.  Vater  des  Nutzens,  be- 
zeichnet in  Algerien  (vgl.  Letourneux  a.  a.  0.  46)  Thapsia  gar- 
ganica  L.  B.  II.  10G7  (vgl.  5.  217),  welche  im  Mittelmeergebiet 
weit  verbreitete  Pflanze  wol  weit  eher  bei  Trip,  zu  erwarten 
wäre. 
*183.  Daucus  Carola  L.  B.  II.  107G,  Mohrrübe.  Cultivirt  Trip.  Lo. 
Frau  Ilohlfs.     Lebda  Smyth  l)ei  Be.  73.    M'ssaräta  90. 

184.  Ammodauctis  leucotrtchits   Coss.  et  Dur.   B.  S.  B.  G.  393  (1859), 

a.  hammnn-el-hil  J^J^M  ..»4.^,  d.h.  Kamelskümmel.  Bondjem  N.! 
Die  aromatischen  Früchte  werden  in  den  Bazars  einiger  algeri- 
schen Oasen  als  Kümmel  feilgeboten.  ■*  (Wüste  westlich  von 
Alexandrien  G.  Roth  1881!). 

185.  Torilis  nodosa  (L.)  Gaertn.  B.  II.  1083.  Hierher  n.  Co.  I.  277 
Caucalis  hptophylla  V.  16,  nee  L.  Trip,  auf  Aeckern  C,  Di.  n. 
Co.  IL  47.     _*_ 

Araliaceae. 

*186.  i/ef?errt  Helix  L.  B.  II.  1090,  Epheu.  Nur  als  Zierpflanze  im 
Garten  von  Fredrick  Warrington  L.  S.  135.     Vgl.  5.  221. 

Rubiaceae. 

*187.  Enhia  tinctonim  L.  B.  III.  17.  Krapp,  Färberröthe,  a.  füa  •&».:. 
Wird  von  Ba.  W.  293  und  L.  S.  119  unter  den  Exportartikeln  von 
Trip,  aufgeführt.  Sokna  Ri.  2.  416,  R.  in  A.  M.  1.  114.  Nach  Ri. 
sollen  auch  die  Blätter  zum  Färben  benutzt  werden. 

188.  GaUum  Columella  Ehrb.  B.  III.  83.  Vakmtia  Janata  Del.  Fl. 
Aeg.  suppl.,  tab.  2,  flg.  16,  ined.!  Co.  II.  48.  Valantia  hispida 
Viv.  62,  nee.  L.     Trip.  G.    Vgl.  5.  230.     {*i 

Die  nach  R.  Br.  239  von  0.  bei  Trij!.  gesammelte  Galium-Ari 
dürfte  schwerlich  mit  dieser  Si^ecies  zusammenfallen. 

Valeriaiiaceae. 

189.  Vahrianella  microcarpa  Loisl.  B.  III.  104.  ?  Hierher  n.  Co.  I. 
278  wahrscheinlich  Fedin  dentota  Viv.  2,  nee  R.  et  S.  Kraut- 
reiche Stellen  bei  Trip.  C.     Vgl.  5.  233.    *  1 

190.  F.  coronata  (L.)  DC.  B.  III.  110.  Fedia  c.  R.  et  S.,  V.  2.  Wie 
vorige  C,  Co.  I.  278.    Vgl.  5.  234.    _*_ 


1.  Tripolitanien.  431 


Dipsacaceae. 

191.  Scabiosa  maritima  L.  B.  III.  133.  ?    Trip.  Di.  n.  Co.  II.  48.    j¥_\ 

192.  S.  arenaria  Fovsk.  B.  III.  135.    Hierher  n.  Co.  I.  278  S.  rhizantha 
Viv.  6,  tab.  III,  fig.  1.     Trip.  Di.  n.  Co.  II.  48.    Vgl.  5.  236.    HT 


Compositae. 

193.  Nolletia  ehrysocomoides  (Desf.)  Cass.  Wüste  um  Trip.  Di.  n. 
Co.  II.  48.  By. !    -*} 

194.  Asteriscus  grarcolcns  (Forsk.)  DC.  B.  III.  179,  a.  norjnd  D.  R. 
Belli  ülid  E.  und  St. !  In  der  Oase  Djofra  R.  in  M.  A.  1.  114.  Uädi 
Fa'at  .südlich  von  Misda  R.  II.  2.  279!  Vgl 2. 103.  "*"  (Afingtsche- 
Gebirge  südlich  von  Fesän  [20  —  21°  N.].  M.  v.  Beurmann  n. 
Schweinfurth  Z.  A.  E.  15.  300!) 

195.  Pallenis  spinosa  (L.)  Cass.  B.  III.  180.  Bnphthalmnm  ^p.  L. 
V.  57.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  48.  Gegend  von  Lebda  C.  Vgl.  5. 
238.     _*_ 

190.  P«</K«na  .siC2«Zrt  (L.)  Moris.  B.  III.  205,  var.  ?  Abweichend  durch 
kleinere  Köpfe  und  Mangel  der  flockigen  Behaarung  am  Stengel. 
Bei  der  Unvollkommenheit  der  Exemplare  (Ausschläge  ver- 
stümmelter hoher  Pflanzen)  nicht  zu  entscheiden,  ob  diese  Merk- 
male typisch  sind.  a.  ta''üm  et-ter  ^aId-^^  *LjLb,  d.  h.  Vogel- 
futter,    Ain  Scherschara  R.  und  St.!      *  | 

197.  Francoeuria  crispa  (Forsk.)  Cass.  B.  III.  206,  n.  ßiet-el-hanür, 
d.  h.  Esels-Flia  (vgl.  1.  206).  Beni  Ulid  R.  und  St. !  Vgl.  2. 106.  IT 

198.  Perralcleria  Garamantum  Aschs.  n.  sp.  Weit  grösser  und  kräf- 
tiger als  die  für  die  algerische  Sahara  charakteristische  P.  co- 
ronopifolia  Coss.  B.  S.  B.  0.  395.  Ann.  sc.  nat.  4.  ser.  18.  210,  pl.  12; 
schwächer  bekleidet,  unterwärts  ziemlich  kahl  (nicht  au  den 
Blattachseln  wollig) ;  Hüllblätter  mehr  als  doppelt  so  laug  als 
die  Blüten ;  letztere  (noch  sehr  jung)  mehrmals  zahlreicher  aber 
kleiner,  wodurch  die  Köpfe  abgeflacht  erscheinen.  Die  Art  hat 
mehr  die  Tracht  der  marokkanischen  P.  pvrjnirascetis  Coss.  die 
aber  rothe  Blüten  und  kürzere  Hüllblätter  hat,  a.  laclieU-et-tes 
N.  Oase  Djofra  zwischen  Sokiia  und  Bir  Gotfa  N.!  Palmen- 
gärten von  Sokna  R.  und  St. !     [W} 

199.  Hell  eil  rijs!i7n  Fontanesii  Camb.  B.  III.  230.  Hierher  n.  Co.  I.  278. 
Gfiaphaliiim  cotiglohatum  Viv.  54,  tab.  III,  fig.  5  (u.  Pa.  60)  und 
G.  Stoechasl  Viv.  55  (u.  Pa.  60),  nee  L.  Gegend  von  Lebda  uud 
Dünen  der  Gr.  Syrte  C.     Vgl.  5.  242.       «J 


432  Vir.    PHanzon  des  mittlem  Nordafrika. 

200.  Leyssera  capilhfolla  (Willd.)  BC.  B.  III.  240.  Beni  Ulid  R.  und 
St.!     Zwischen  Sokna  und  Bir  Gotfa  N.  N.  F.  87  !    * 

201.  Filago  sjiathnlata  Presl.  B.  III.  246.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  48.  Vgl. 
5.  244.     _j_ 

202.  Iflof/a  spicata  (Forsk.)  Schultz  Bip.  B.  III.  248.  Zwischen  Uädi 
Nefeid  und  Bondjem  N.  !    # 

203.  Di'otis  maritima  (L.)  Sm.  B.  III.  253.  Santolina  maritima  L. 
V.  53.     Strand  bei  Trip.  C.     _*_ 

204.  Anthemis  maritima  L.  Strand  bei  Trip.  C.  n.  V.  57.  Die  rich- 
tige Bestimmung  dieser  in  Algerien  nur  bei  Bona  angegebenen 
Art  ist  freilich  sehr  fraglich.     Vgl.  S.  527.       ♦  | 

205.  Anacyclus  alexandrinus  Willd.  B,  III.  322.  Hierher  n.  Co.  I.  278 
Anthemis  arabica  Viv.  56  (und  Pa.  60),  nee  L.  Cyrtolepis  alex.  DC. 
Co.  II.  48,  a.  tgrf,  srt-el-kehsch  R.  Küstenebene  bei  Trip.  C. 
Aiu  Scherschara ;  Uädi  GhobTn,  Miiuün  und  M'bellem  R.  und  8t. ! 
Vgl.  5.  249.     ^ 

206.  Matricaria  aurea  (L.)  Coss.  B.  III.  324.  Nach  Co.  I.  278  als  Cotula 
puhescens  (nee  Desf.)  im  Viviani's  Herbariolum  libycum;  kann 
von  C.  sowol  in  Tripolitanien  als  in  Cyrenaika  gesammelt   sein. 

a.  flja  xxJLi  R.  (das  lateinische  pvlegiiim).  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  48 
Beni  Ulid  R.  und  St. !     Vgl.  5.  250.     _*_ 

207.  Chrysanthemtim  coronarium  L.  B.  III.  336.  Tiip.  Di.,  Lo.  n.  Co. 
II.  48.     Vgl.  5.  252.     _±_ 

208.  Fyrethrum  glahrum  Coss.  II.  48.  Leiicanthemum  g.  Boiss.  et  Reut. 
Co.  I.  278.  Hierher  n.  Co.  I.  Chrysanthemum  pusillum  Viv.  56, 
tab.  XIII,  fig.  3.     An  der  Gr.  Syrte  C.     _«J 

209.  P.fuscattim^YiWd.,  a.  ger er a  {vgl.  a.SßOjSßl),  r'hiüti    .jl-ov    R- 

Trip.  Di.  n.  Co.  11.48.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  Beni  Ulid; 
Uädi  Ghobin,  Mimün  und  M'bellem  R.  und  St. !     ^ 

210.  P.  macrocephahmi  (Viv.)  Coss.  et  Dur.  B.  S.  B.  4.  Chrysanthemum 
m.  Viv.  56,  tab.  X,  fig.  4.  Trip.  C,  Di.,  R.  !  n.  Co.  II.  48;  inner- 
halb der  Stadt  und  in  der  angrenzenden  Wüste  By. !  Gegend 
östlich  von  Trip.  Lo.  n.  Co.      ■»  | 

211.  Brocchia  cinerea  (Deh)  Vis.  B.  III.  358.  Tanacetum  c.  DC.  Co.  II. 
48,  D.  178.  Zwischen  Bondjem  und  Djeliel  ssöda  N. !  Vgl. 
2.  108.    T' 

212.  Artemisia  campestris  L.  B.  III.  363,  a  schih  ^<«i,   tm.  tiheredj- 

(Ijele.  D.  178.  Uädi  Bü-el-adjral),  südlich  von  Misda  R.  IL  2,  279! 
Gemein  im  Hogargebirge.  Eine  der  wenigen  Arten,  welche  die 
Sahara  mit  Mitteleuropa  gemein  hat,  wird  wie  die  folgende  Art 
benutzt.    * 


1.   Tripolitauien.  433 

213.  A.  Herba  alba  Asso.  B.  III.  365.  Hierher  n.  Co.  I.  278  A.  pyro- 
jiiacha  Viv.  54,  tab.  XIII,  fig.  5  (die  Pflanze  mit  einer  durch  In- 
sektenstich hervorgebrachten,  dicht  behaai'teu  Galle,  welche,  wie 
in  Syrien  nach  Wetzstein,  als  Zunder  benutzt  wird),  a.  schlh. 
In  ganz  Tripolitanien  verbreitet  N.  1.  119,  sowol  in  der  Küsten- 
ebene, z.  B.  zwischen  Trip,  und  Bir  Milrha  R.  IV.  98,  zwi- 
schen Schegga  und  Jehüdia  an  der  Gr.  Syrte  C.  86,  als  im  Berg- 
lande: Ain  Scherschara  R.  und  St.!  Lebda  R.  II.  1.  20.  Zwischen 
M'ssaräta  und  Beni  Ulid  Lo.  n.  Co.  IL  48.  Uädi  Nefeid  N. ! 
zwischen  Bondjem  und  Sokna  (30°  N.)  Vo.  4,  Oase  Djofra  St. 
(M.  A.  1.  76),  Landschaft  Gadama  nördlich  von  Misda  R.  IL  1.  40, 
Uädi  Boegela  südlich  von  Misda  By.  Z.  G.  E,  15.  59,  Hochebene 
über  dem  Brunnen  Ssennia  Fessano  (an  der  Strasse  nach  Derdj) 
R.  IL  1.  48,  Nordgrenze  der  Hammäda  By.  Z.  G.  E.  15.  63.  lieber 
die  Benutzung  vgl.  'i.  110,  s.  auch  5.  253.     * 

214.  Senecio  galUats  VilL,  var.  Jaxiflorus  (Viv.)  DC.  Hierher  auch  n. 
Co.  I.  278  S.  Jaxiflorus  Viv.  55,  tab.  XI,  fig.  3.  Dünen  um  Trip. 
C,  Di.  n.  Co.  IL  48.     Vgl.  5.  256.     _*J 

215.  S.  coronojnfolhis  Desf.  B.  HL  390.  Trip.  Di.,  Lo.  n.  Co.  IL  48. 
Hierher  wol  auch  der  von  0.  XVII  bei  Bondjem  erwähnte  Se- 
necio.    Vgl.  2.  111  und  5.  256.     "*" 

216.  Calendula  Palaestina,  var.  brachyrrlvyncha  Boiss.  B.  III.  417. 
Hierher  zieht  B.  a.  a.  0.  C.  ceratosperma  Viv.  50,  tab.  XII,  fig.  2, 
an  deren  Stelle  sich  n.  Co.  I.  278  im  Herbariolum  libycum, 
Nr.  217  findet.  Später  zieht  Co.  IL  48  auch  diese  Art,  wie  schon 
L  278  C.  Crista  galli  Viv.  59,  tab.  XXVI,  fig.  2,  die  nach  der 
Abbildung  jedenfalls  eine  recht  verschiedene  Form  darstellt, 
und  welche  auch  B.  III.  418  für  eine  eigene  Art  zu  halten  scheint, 
zu  seiner  C.  stellata,  die  nach  B.  von  C.  stellata  Cav.  verschie- 
den ist  und  von  ihm  mit  obigem  Namen  bezeichnet  wird.  Trip. 
Lo.  n.  Co.  II.  48.  Küste  der  Gr.  Syrte  C.  (beide  Viv.'sche  Arten). 
Vgl.  5.  257.  .♦_?  (wenn  Cosson  mit  Recht  wenigstens  die 
sicilianische  C.  parviflora  Raf.  hierher  zieht). 

217.  C.  arvensis  L.  B.  III.  418.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  48.  Gegend  von 
Lebda  C.  n.  V.  60.    Vgl.  5.  258.     _*. 

218.  C.  persica  C.  A.  Mey.,  ß.  gracilis  B.  III.  418.  C.  gracüis  DC.  Co. 
IL  48,  a.  mnt-el-büma,  vgl.  5.  2.  Beni  Ulid;  Uädi  Ghobln, 
Mimün  und  M'bellem  R.  und  St. !     Vgl.  5.  259.     _*_ 

219.  Atractijlis  flava  Desf.  B.  III.  452.  Trip.  Di.  n.  Co.  H.  48.  Vgl. 
5.  260.  Hierher  sehr  wahrscheinlich  auch  eine  nur  in  Blättern, 
welche  gut  mit  denen  der  in  Cyrenaika  ebenso  Ijenaunten  Pflanze 
übereinstimmen,   gesammelte   Distel,    a.  libd   tXxJ.       Zwischen 

KoHLFS,  Kufia.  28 


434  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

C'lmrmet-el-m'halla  und  El-rheima  (auf  der  Strecke  von  Bondjem 
n.  Sokna)  N.!     3*1 

220.  A.  cancelhita  L.  B.  III.  4r)'2.  Hierher  n.  Co.  I.  27fi  A.  caet^pitofia 
Viv.  52,  nee  Desf.     Küstenel)ene  bei  Trip.  C.     Vgl.  1.  2G2.      ♦ 

221.  A.  microcepJiala  Coss.  Dur.  ?  ?  Köpfe  ganz  unentwickelt,  das 
Laub  stimmt  mit  der  Beschreibung  dieser  in  der  algerischen 
und  tunesischen  Sahara  verbreiteten  Art  überein,  a.  svr  ?  Zwi- 
schen Bondjem  und  Djebel  ssöda  N. !      ■»  | 

222.  Rhaponticuni  acaule  (Desf.)  DC.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.    ♦  | 

223.  Amherboa  Lippii  (L.)  DC.  B.  III.  60G,  a,  m'rür  Lx',  d.  h.  Bitter- 
kraut N.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  48.  Uädi  Ghobln,  Mimün  und 
M'l)ellem  R.  und  St.!  Djebel  ssöda  zwischen  Bir  Gotfa  und 
Tlädi  Bü'l  Haschim  N. !     _*_ 

224.  A.  crupnwide.'i  (Desf.)  DC!.  B.  III.  G06.  Lacelh'a  lihyca  Viv.  58, 
tab  XXII,  fig.  2,  a.  ni'rär.  Djebel  ssöda  mit  der  vorigen  N. ! 
Vgl.  5.  2G7.     IT 

225.  Centaurea  Ammocyanus  Boiss.  B.  III.  640,  var.  ?  Abweichend 
von  dieser  bisher  nur  aus  der  Wüste  südlich  von  Palästina  be- 
kannten Art  durch  den  ansehnlichen  den  Hüllschuppen  an  Länge 
gleichkommenden  Endstachel  der  letzteren;  doch  variirt  diese 
Länge  bei  manchen  Arten.  Zwischen  Bondjem  und  Djebel 
ssöda  N. !     [*[ 

226.  C.  contracta  Viv.  58,  tab.  XXIV,  fig.  1,  2.  C.  Delilei  Godr.  Fl. 
Juv,  ed.  2,  85.  Coss.  et  Kral.  B.  S.  B.  4  (1857),  365.  Trip.  Di.  n. 
Co.  IL  48.  Diese  seltene ,  nur  von  Cyrenaika  bis  Südtunesien 
verbreitete  Pflanze  ist  auf  den  Wollausladestellen  Südfrankreichs 
eingeschleppt  vorgekommen.     Vgl.  5.  268.       ■»  | 

227.  C.  dimorpha  Viv.  (ungrammatisch  himorpha)  58,  tab.  XXIV,  fig.  3. 
B.  III.  692.     Zwischen  Gassr  Bü  Adjila  und  Suära  Lo.  n.  Co.  48. 

Vgl.  5. 270.  :*: 

228.  Cntananche  coerulea  L.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  n.  Co. 
II.  48.     _*J 

229.  C.  arenaria  Coss.  et  Dur.  B.  S.  B.  2.  253.  Uädi  Ghobln,  Mimün 
und  M'bellem  R.  und  St.!     ^ 

230.  Hedypnois  cretica  (L.)  Willd.  B.  III.  719.  H.  pohjmorpha  DC. 
Co.  IL  48.  Trip.  Di.  Hierher  und  zwar  zur  var.  ß.  gradlior 
Boiss.  {H.  pendula  DC.)  n.  Co.  I.  278  H.  laciniflora  Viv.  52, 
tab.  XVII,  fig.  2.     Küste  der  Gr.  Syrte.     Vgl.  5.  276.     _*_ 

231.  Kalbfvfifim  Salzmanni  Schultz  Bip.  Hierher  n.  Co.  I.  278  Apnrgia 
/lastüis  Viv.  50,  tab.  XXVI,  fig.  1  und  Hierachim  fiimpUr  Viv.  50, 
tab.  XIII,  fig.  4,  a.  lehn  .waJ,  d.h.  Milch.  Uädi  Ghobln,  Mi- 
mün und  M'bellem  R.  und  St.!     Vgl.  5.  277     _*J 


1.    Tiipolitanien.  435 

232.  Thrincia  tripoUtana  Schultz  Bip.  Unterscheidet  sich  von  T.  ma- 
roccana  Pers.  durch  viel  zahlreichere  aber  minder  dicke  Borsten- 
haare der  Hüllblätter;  die  allerdings  nur  sehr  unreif  vorliegen- 
den Früchte  dürften  schwerlich  so  lang-  und  dünugeschnäbelt 
werden  als  bei  dieser  Art.  Triii.  Di.;  Gegend  östlich  von  Trip. 
Lo.  n.  Co.  II.  48.  Vgl.  5.  278.  [^  (Mariüt  bei  Alexandrien  W. 
Barbey  1880!) 

233.  Spitzelia  corovopifolia  (Desf.)  Schultz  Bip.  Picris  radicata 
Less.  B.  III.  740.  Spitzelia  r.  Coss.  et  Kral.  Co.  II.  48.  Hierher 
nach  Co.  I.  278  Aparyia  tnraxaciflora  Viv.  50,  tab.  XXIII,  fig.  1. 
Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  n.  Co.  II.  48.     Vgl.  5.  279.     ~»~ 

234.  Scorzonera  aUxandrina  Boiss.  B.  III.  760.  S.  serruJata  Viv.  49, 
tab.  XVII,  flg.  4  dürfte  sich  (was  freilich  nach  der  schlechten 
Alibiidung  nicht  sicher  zu  entscheiden)  als  identisch  mit  dieser 
Art  herausstellen,  obwol  sie  von  Co.  I.  278  zu  S.  undnlata  Vahl 
gezogen  wird,  welche  bei  ihm  vermuthlich  auch  *S'.  alexandrina 
einschliesst,  a.  gi'es.  Uädi  <xhobin,  Mimün  und  M'bellem  R. 
und  St.!     Vgl.  5.  280.     ^ 

235.  S.  n.  sp.  ?  a.  sebäd.  Zu  dieser  Gattung  dürfte  wol  eine  auf- 
fällige, allerdings  einem  Flantago  (vgl.  I.  312)  nicht  unähnliche 
Pflanze,  nach  Behaarung  und  Nervatur  der  allein  vorhandenen 
Blätter,  gehören,  welche  N.  zwischen  Bondjem  und  Churmet- 
el-m'halla  sammelte. 

236.  Hij2)0cJiaeris  (jlahra  L.  B.  III.  783,  var.  Völlig  identisch  mit 
von  Mardochai  gesammelten  Exemplaren  aus  dem  südwestlichen 
Marokko,  von  den  gewöhnlichen  Formen  durch  ziemlich  reich- 
liche Bekleidung  der  Blätter  mit  Borsten,  die  sich  auch  auf  den 
Hüllschuppen  finden,  abweichend.  Früchte  noch  sehr  unent- 
wickelt; a.  Jiodela,  lehn.  Uädi  Ghobln,  Mimün  und  M'bellem  R. 
und  St. !  (Auch  N.  sammelte  zwischen  Churmet-el-m'halla  und 
Cheima  und  zwischen  Bir  Gotfa  und  Uädi  Bü'l  Haschim  eine  huu- 
delcin  genannte,  als  Kamelfutter  geschätzte  Pflanze,  deren  Exem- 
plare leider  verloren  gingen).     Vgl.  auch  5.  279,  285,  308.     _♦_ 

237.  SoTichus  oleracevs  L.  B.  III.  795.  Trip.  Di.,  R.!  n.  C.  48.  Gärten 
in  Sokna  R.  und  St. !     Vgl.  5.  282.       * 

238.  S.  maritimus  L.  B.  III.  797,  var.  aqnatilis  Pourr.  (als  Art),  a. 
leben  iCL\AJ  (derselbe  Name  auch  in  den  ägyptischen  Oasen,  wo 
das  Rhizom  nach  Schweinfurth  gegessen  wird);  in  der  tunesi- 
chen   Sahara    heisst    die    Pflanze    nach  D.  179   sslf  -  el  -  rhoräb 

^ijl   <^kmj.   d.  h.   Rabenschwert.     Ain  Scherschara  R.  und 


-7- 

St.! 


28  = 


436  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

*239.Lactuca    Scariola  L.,    var.  mtira  (L.)  Boiss.   15.111.809,  Salat, 

a.  clui.ss  (j>ai»..     jMir  eiwäliut  Chonis  bei  Lebda  L.  S.  1G4. 
"I'iO.  ZoUikoferia   quercifolia   (Desf.)  Cos.s.  et   Kral.     Trip.  R.  n.  Co. 
11.48!     3 

241.  Z.  glomerata  (Cass.)  Boiss.  B.  III.  82H.  Lomatolepis  g.  Cass. 
Ufidi  Fa'at  südlich  von  Misda  R.  II.  2.  279!  Von  Ho.  3.30 
ohne  Fundort  erwähnt,  ob  auf  der  Route  von  Trip.  n.  Rha- 
dämes?  Ueberschreitet  in  Arabien  den  Wendekreis.  Vgl.  '&. 
114.     "IT? 

Zu   dieser   Gattung   gehört   verniuthlich   der  von  L.  51    als 
sehr  bitter,  aber  essliar  erwähnte  Dandelion  (Lihvenzahn). 

242.  Crepis  vesicaria  L.  B.  III.  85o.  Barkhaima  taraxacifolia,  var. 
vesicaria  Coss.  Findet  sich  nach  Co.  I.  278  unter  den  Namen 
Crepis  muricata  V.  im  Herbariolum  libycum,  kann  also  von  C. 
entweder  bei  Trip,  oder  in  Cyrenaika  gesammelt  sein.  Trip. 
Di.  n.  Co.  II.  48.     Vgl.  5.  288.     _*J 

Primulaceae. 

243.  Samolus  Valeranäi  L.  B.  IV.  5.  Trip.  0.  n.  R.  Br.  240,  Vo.  3. 
Tanfit  -  Tirekin  bei  Djädo  D.  179.  Eine  fast  kosmopolitische 
Pflanze.     Vgl.  2.  115  und  5.  290.     * 

244.  Coris  monspeliensis  L.  Küste  bei  Trip.  C.  n.  V.  13,  Co.  I.  278. 
Vgl.  5.  291.  ■»  (Alexandrien  Delile!  neuerdings  auch  von 
Letourneux  beobachtet.) 

245.  Anagallis  arvensis  L.  B.  IV.  6.  Trip.  0.  n.  R.  Br.  240,  Di.  n. 
Co.  II.  49,  Vo.  3.  Gegend  östlich  von  Trip.  C.  n.  V.  12,  Lo.  Vgl. 
5.  292.     Kosmopolit.     * 

246.^.  linifolia  L.     Trip.   Di.,  R.!  n.  Co.  II.  49.     _*J 

247.  Änärosacef!  maximum  L.  B.  IV.  18.     Trip.  Di.  n.  Co.  II.  49.      » 

Oleaceae. 

*248.  Olea  extropaea  L.  B.  IV.  36,  Oelbaum,  a.  fietun  ^jJCjv.  Im  nörd- 
lichen Theile  der  Provinz  sehr  viel  cultivirt  und  vortrefflich 
gedeihend.  In  der  Küstenebene ,  selbst  in  der  Stadt  Trip 
L.  S.  96,  97,  in  der  M'schia  seit  C.  30  von  allen  Reisenden  er- 
wähnt, Tadjura  R.  II.  1.  13,  Sllten  C.  50,  L.  335,  Be.  81,  M'ssa- 
räta  C.  52,  53,  Be.  71,  90,  105,  lOö,  Ain  Ssära  N.  1.  40,  R.  IV.  96, 
Seusür  Ri.  1.  28,  Ba.  1.  21,  Mi.  71,  Vatonne  213,  namentlich  aber 
im  Djebel  (seit  L.  35  von  allen  Reisenden  besprochen),  wo 
der   Oelbaum  nach  Ri.  1.  48   den    einzigen   Reichthum    der  Be- 


1.    Tripolitanien.  '  437 

völkerung  bildet,  ebenso  im  Bezirke  M'ssaläta  und  Lebda  Smyth 
bei  Be.  73,  C.  38,  39,  bei  V.  1,  Be.  48,  5t,  Ba.  1.  79,  Lo.,  R.  II. 
1.  20  (der  den  Oelbaum  wild,  d.  h.  natürlich  verwildert  antraf), 
L.  S.  183.  Verwilderte  Oelbäume  auch  an  der  Gr.  Syrte  bei 
Mahäd  Hassan  Be.  132.  Landeinwärts  reicht  die  Cultur  kaum 
•  bis  hinter  Kuleba  Overweg  M.  G.  107,  doch  bemerkte  By.  Z.  G. 
E.  15.  56  in  der  Landschaft  Gadäma  noch  einige  Oelbäume  aber 
alle  alt.  Letztere  Bemerkung  macht  auch  Ij.  35  um  Beni  Ulid, 
dessen  herrlicher,  schon  als  echte  Oase  in  der  Wüste  gelegene 
Olivenwald  von  allen  Reisenden  seit  Smyth  bei  Be.  507,  am 
höchsten  von  N.  1.  4(3  gepriesen  wird.  In  M'ssaläta  erwähnt  Ba. 
1.  79  indess  auch  ausdrücklich  junge  Anpflanzungen.  In  Sokna 
spärlich  R.  IV.  163.  Erwähnenswerth  ist  die  bei  den  Bewohnern 
des  Djebel  herrschende  Meinung,  die  alten  Könige  Aegyptens 
hätten  die  Oelcultur  in  das  Land  gebracht  Ba.  M.  G.  E.  100 ;  bei 
M'ssaläta  heisst  eine  Gi-uj^pe  uralter  Bäume  rhurs  Fara'ün ,  die 
Pflanzung  Pharao's  Ba.  1.  80.  In  Wirklichkeit  werden  sich  wol 
die  Punier  dies  Verdienst  erw  orben  haben.  Auf  die  Cultur  wird 
mehr  Sorgfalt  verwendet  als  man  erwarten  sollte.  Die  Stein- 
mauern, mit  denen  die  Bäume  zum  Schutze  gegen  Abschwem- 
mung umgeben  werden,  erwähnen  Mi.  74  im  Djebel  Jefren,  Lo. 
und  R.  IV.  116  in  Beni  Ulid.  Die  Oelpressen  in  M'ssaläta  be- 
schreibt L.  S.  183,  die  in  Sintän  Mi.  81,  Vatonne  234.  Die  Ver- 
wendung antiker  Säulen,  die  zu  diesem  Zwecke  zertrümmert 
werden,  erwähnen  Smyth  bei  Be.  75,  C.  30  (beide  in  Leptis)  und 
R.  I.  267  (Djebel  Jefren).  Der  nicht  zum  Loben  geneigte  C. 
rühmt  die  Vorzüglichkeit  des  tripolitanischen  Oels.  Nach  Lo. 
wird  das  Holz  auch  zum  Kohlenbrennen  benutzt. 

Jasminaceae. 

*249.  Jasminuni  sp.  {officinale  L.  oder  das  in  Aegypten  häufig  ge- 
pflanzte J.  grandiflorum  Sims.?).  Eine  der  wenigen  in  Ti-ip.  von 
den  Eingeborenen  gezogenen  Zierpflanzen  Lo. 

Apocynaceae. 

250.  Nerium  Oleander  L.  B.IV.47,  a.  difl  J^iJ»  (das  griechische  Mcprr,; 
aus  dem  a.  ed-difle  ist  das  spanische  adelpha  geworden,  das 
also  mit  ä8£Xcpd?  so  wenig  zu  thun  hat  wie  das  spanische 
aceifte  [Oel,  a.  »i^^jv]  mit  acetum).  Zwischen  Trip,  und  Lebda 
R.  II.  1.  20,  Berga  Uäd  an  der  Gr.  Syrte  Ba.  W.  341  und  wol 
weiter  verbreitet.     Vgl.  3.  119  und  5.  298.    * 


438  ^11.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Asclepiadaceae. 

251.  Periploca  laevigata  Ait.  B.  IV.  50.  P.  anguatifolia  Labill.  D.  180, 
Co.  II.  49.  P.  rujida  Viv.  15,  tab.  VI,  fig.  3,  4,  a.  haläb  t_)>i.:5., 
jedenfalls  wegen  des  Milchsaftes.  Gegend  von  Lebda  C. ,  Uädi 
Ghobin,  Mimün  und  M'bellem  R.  und  St. !  Uädi  Sesemaht  (süd- 
westlich von  Bondjem)  R.  II.  1,  120,  Uädis  der  Djefära  südwest- 
lich von  Trip.  D.     Beliebtes  Kamelfutter.     Vgl.  5.  299.     _±_ 

252.  Calotropis  procera  (Willd.)  R.  Br.,  R.  IV.  57,  a.  oschar  «..»iLc  (in 

den  Nilländern  und  Arabien).  Bei  Trip,  vereinzelt  Ba.  1.  280, 
Djefära  D.  180,  z.  B.  Bir  Bu  Dellä  Ho.  329.  Charakterpflanze  des 
nördlichen  Sudan,  durch  die  Sahara  bis  zur  Mittelmeerküste 
verbreitet ;  erreicht  in  Algerien  als  nördlichsten  Punkt  Methlili 
(32 y^  Grad,  also  fast  in  Parallel  von  Trip.);  in  Aegypten  über- 
schreitet sie  Kairo  nur  wenig,  erreicht  aber  wie  Balanites  (2.  46) 
und  Salvadora  (3.  118)  in  Palästina  die  Nordgrenze  in  der  De- 
pression des  Todten  Meeres,  wo  ihre  Früchte  bei  Jericho  die 
bekannten  Sodomsäpfel  darstellen.    Vgl.  2.  120.       * 

2b3.  Dacmia  conlatu  R.  Br. ,   B.  IV.  59,  a.  umm-el-lcbn    .waJUI  -i, 

d.h.  Mutter  der  Milch  R.  D.  By.,   lebn-el-hamir   yw^Ä-l  iJ»aJ, 

d.  h.  Eselsmilch  R.  (bei  Beul  Ulid).  Beni  Ulid  R.  und  St. !  Auch 
von  N.  auf  der  Strecke  von  Bondjem  nach  dem  Djebel  ssöda 
gesammelt,  ebenso  n.  Vo.  2  unter  dem  30.  Grad  N.  (  Vincetoxinm). 
Sokna  R.  und  St. !  Auch  0.  n.  R.  Br.  239  fand  sie  vermuthlich 
auf  dieser  Strecke.    Vgl.  2.  121.     "♦" 

Sesameae. 

*254.  Sesainttm  indicum  L.  B.  IV.  81,  a.  ssemascm  j^m^^m,.  L.  S.  126  be- 
merkte auf  dem  Markte  in  Trip,  mit  Sesam  bestreutes  Weiss- 
brot. Schwerlich  kommt  dieser  Samen  von  weither,  obwol  die 
Pflanze  wol  auch  nicht  in  grossem  Massstabe  gebaut  werden 
dürfte. 

Convolvulaceae. 

255.  Convolvulus  oleifolius  Desr.  B.  IV.  93.  Hierher  n.  Co.  I.  278  C.  li- 
neatus  Viv.  12,  nee  L.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  49.  Gegend  von  Lebda 
C.  Cosson  betrachtet  die  Bestimmung  dieser  Pflanze  als  fraglich, 
deren  sehr  isolirtes  Auftreten  bei  Trip,  indess  neuerdings  durch 
ihre  Auffindung   bei   Matrüga    iu    der    ägyptischen    Marmarika 


1.    Tripolitanien.  439 

(Letourneux  1879!)  einen  Anschluss  an  den  sonst  bekannten  Be- 
zirk (Cypern,  Rhodos,  Kreta,  Griechenland)  ei'langt  hat.  Vgl. 
5.  300.  [*_ 

256.  C.  supinus  Coss.  et  Kral.  B.  S.  B.  4.  400,  a.  hü  machgiin.  In  den 
Gebirgen  nördlich  und  südlich  von  Sokna:  Churmet-et-tär, 
Uädi  Hamämls,  el-Melägi  N.  N.  F.  87 !    Kamelfutter.     3*] 

257.  G.  älthaeoides  L.  B.  IV.  106.  Gegend  von  Lebda  C.  n.  V.  12. 
Vgl.  5.  301.     _*_ 

258.  C.  fatmensia  Kze.  B.  IV.  109.  Beul  Ulid  R.  und  St.!  T"  (Nubien 
Ehrenberg !) 

Borraginaceae. 

259.  Heliotroinum  unduIatiimY ahl.  B.  IV.  147,  a.  eschbet-esch-scheins 
iwM»»-Cw.Jl  Sj^jm^c^  d.  h.  Sonnenkraut  ( bemerkenswerth ,  dass  die 
arabischen  Benennungen  [auch  H.  curopaeum  L.,  2.  125,  heisst 
in  der  algerischen  Sahara  n.  1).  181  daharet-each-schemu]  an  die 
Bedeutung  des  botanischen  Namens  im  Griechischen  anklingen, 
vgl.  auch  1.  115).  Ain  Scherschara  R.  und  St.!  Oase  Djofra 
und  in  den  sie  nördlich  und  südlich  begrenzenden  Gebirgen: 
Churmet  und  Djebel  et-tär,  Uädi  Hamämls  zwischen  Sokna  und 
Bir  Gutta  N.  N.  F.  87!  Auch  in  Nord-Kanem  M.  v.  Beurmann 
n.  Schweinfurth  Z.A.E.  15.  299!     IT 

Anchusa  nndulata  L.,  vgl.  5.  308. 

260.  Nonnea  Vivianii  Alph.  DC.  B.  IV.  165.  Hierher  n.  Alph.  DC. 
und  Co.  I.  279,  281  Anchusa  ventricosa  Viv.  10,  tab.  VI,  fig.  1, 
nee  Sibth  et  Sm.     Dünen  der  Gr.  Syrte  C.    Vgl.  5.  309.     \W 

261.  Onosma  echinata  Desf.  Viv.  11,  tab.  XXVI,  fig.  3,  bestätigt  von 
Co.  II.  49.     Küsteuebene  bei  Trip.  C.     Vgl.  5.  311.     I^ 

262.  Echium  sericeum  Vahl.  B.  IV.  207.  Hierher  n.  Co.  I.  278,  279 
E.  distacliium  Viv.  8,  tab.  V,  fig.  1  und  E.  inacranthum  Viv.  8, 
uec  R.  et  S.  (im  Herbariolum  liljycum  mit  E.  maritimum  Willd. 
gemischt),  a.  kahela  ä,JL>..s.,  d.  h.  die  kleine  färbende,  wegen 
des  der  ganzen  Familie  eigenthümlichen  Farbstofies  der  Wurzel. 
Zwischen  Trip,  und  Lebda  (E.  macr.)  und  Küste  der  Gr.  Syrte 
(E.  dist.)  C.  Zwischen  Churmet-el-m'halla  und  Cheima  N.!  Vgl. 
5.  312.     _*_ 

263.  E.  humile  Dcsf.     Uädi   Ghobin,  Mimün   und   M'bellem   R.  und 

St.!   :*] 

264.  E.  Bauwolßi  Del.  B.  IV.  208,  a.  harschet.  Djebel  ssöda  zwischen 
Bir  Gotfa  und  Uädi  Bu'l  Haschim  N. !     [*~ 

265.  E.  maritimum  Willd.  Zwischen  Trip,  und  Lebda  (vgl.  Nr.  262) 
C,  Lo.     Vgl.  5.  313.  _*J 


440  ^11-    Pflan'',en  des  mitÜern  Nordafrika. 

266.  E.  arenarimn  Guss.  B.  IV.  210.    Ilicrlicr  n.  Co.  I.  279  E.  spathu- 

latum  Viv.  8,  tab.  IX,  fig.  1,  a.  kahcla.     Küste  der  Gi-.  Syrte  C. 

B(jiidjeni  N. !     Kamelfutter.      »  | 
261.  Echiochilon  fruticosum  l)csf.  B.  IV.  211,   a.  edma  N.     Trip.  Di., 

R. !  n.  Co.  II.  40.     Küste  der  Gr.  Syrte  C.  und  Viv.  9  Co.  I.  279. 

Zwischen  Gassr  Bü  Adjila  und  Suära  Lo.    Uädi  Nefeid  N. !    Vgl. 

5.  315.     "IT 
2(J8.  Ärnebia  cornuta  (Ledel).)  F.  et  Mey.   B.  IV.  213.     A.  deciwibens 

Coss.  et  Kral.    Co.  IL  49.     Hierher  n.  Co.  I.  279  Lithospermum 

micranthiim  Viv.  10,  tali.  I,  fig.  4.    Wüste  an  der  Gr.  Syrte  C.     * 

269.  A.  linearifoUa  DC.  B.  IV.  214,  a.  kahcla.     Bondjem  N. !     [Ti 

270.  Alkanna  tinctoria  (L.)  Tausch.  B.  IV.  227.  Hierher  u.  Co.  I.  279 
Anchusa  bracteolata  Viv.  10,  tab.  IV,  fig.  2,  3.  Pa.  60.  Trip.  R.! 
Co.  II.  49.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  Die  Wurzel  enthält  den 
bei  Nr.  262  erwähnten  Farbstoff  besonders  reichlich  und  wird 
in  ihrem  weiten  Verbreitungsbezirk,  der  nördlich  bis  Ungarn 
reicht,  in  dieser  Richtung  benutzt.     Vgl.  5.  318.     _*_ 

271.  Echinospermum  spinocarpos  {Fo\-^^.)^o\ss.  B.  IV.  249.   Zwischen 
Bondjem  und  Djebel  ssöda  N.  N.  F.  87!     ^^ 

272.  Triclioäcsma  africana  (L.)   R.  Br.  B.  IV.  280,  a.  kaJiela,   henna- 

el-agrab  L»>».Ä*Jf  LÄ.:^,  d.h.  Skurjjions  -  Henna.    Uädi  Talha  Bü 

Tobel  zwischen  Bondjem  und  Sokna  N.  N.  F.  87!  Uadi  Fa'at 
südlich  von  Misda  R.  IL  2,  279 !  Die  gelbroth  färbende  Wurzel 
wird  wie  Henna  benutzt  N.     Vgl.  2.  126.     [W 


Solanaceae. 

*213.  Lycopersiciim  esciilentmn  Mill. ,  Tomate,  a.  tömatun  ^aX'*j", 
tömatisch  D.  182.  Cultivirt  bei  Trip.  R.  Beni  Ulid  R.  IV.  115. 
In  Sokna  N.  1.  58,  R.  IV.  163;  sicher  auch  anderwärts. 

*21'i.  Solanum  tuberosum  L. ,  Kartoffel.  Gedeiht  gut  in  Trip.;  wird 
besonders  von  Maltesern  cultivirt  Lo.,  Vo.  4.,  v.  Maltzan  Tunis 
und  Trip.  3.  300. 
275.  S.nignmilj.  B.IY.2S4:,  a.aneb-ed-dib  ,_^  jjf  ,^;J.ä,  d.h. Schakal- 
traube. Trip.  Di.,  R.!  n.  Co.  IL  49.  Ain  Scherschara  R.  und 
St.!  Unser  schwarzer  Nachtschatten  ist  eine  kosmopolitische 
Art.     * 

*276.  S.  Melongena  L.,  Eierpflanze,  französisch  aubergine,  a.  eigent- 
lich bedindjän  .1:^lXaj  im  Gebiete  stets  bedindjäl  gesprochen. 
Cultivirt  Trip.  R.   Sokna  R.  IV.  126,  163 ;  sicher  auch  anderwärts. 


1.    Tripolitanien.  441 

277.  S.  sodomaenm  L.  Trip.  Di.,  R. !  n.  Co.  II.  49.  Frau  L.  Rohlfs! 
Diese  in  Südafrika  eirilieimischc  Art  ist  im  westlichen  Mittel- 
meergebiet eingebürgert  und  scheint  sonderbarerweise  gerade 
vor  den  Grenzen  des  AVcst-  und  Oströmischen  Reiches  halt  zu 
machen,  da  Dalmalieu  im  Korden  und  die  Provinz  Afrika  im 
Süden  noch  dem  erstem  angehörten,  während  Cyrenaika  unter 
Byzanz  stand.       ♦  | 

*278.  Capsictim  anniiion  L.,  Rother  oder  Spanischer  Pfcfl'er,  Paprika, 
a.  ßlfil-el-achmar  ^.^.ä.!^'!  J^jLi,   d.  h.    rother  Pfeffer,   oder  oft 

nur  ßlfil.  Den  übermässigen  Gebrauch  der  Früchte  (im  frischen 
und  getrockneten  Zustande)  und  seine  schädlichen  Folgen  er- 
wähnt C.  25.  Auf  dem  Markte  in  Trip.,  L.  S.  120,  127.  Djeliel 
Jefren  Vatonue  bei  Mi.  224.  Gärten  von  Sokna  L.  73  {afiUßU, 
wie  L.  316   schreibt,    ist  wol  dortiger   Berbername),    R.  M.  A. 

I.  114. 

279.  Withania  somnifera  (L.)  Dun.  B.  IV.  287.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  49. 
Vgl.  2.  134  und  5.  324.      * 

280.  Lycnnn  eiiropacitm  L.  B.  IV.  288.  L.  mediterraneum  Dun.,  D.  182, 
Co.  II.  49,  aiissed  I).  oss'ts  R.,  beides  Verderbniss  des  schriftarabi- 
schen auch  in  Syrien  und  Aegypten  gebräuchlichen  Namens 
(Cussed)  ^,£..    Trip.  C.  n.  V.  13.    Gegend  östlich  von  Trip.  Lo. 

Ain  Scherschära  R.  und  St. !  Gassr-el-hadj ;  Djädo  an  Felsen  D. 
Eine  Paste  aus  Blanc  d'Espagnc  mit  einer  concentrirten  Ab- 
kochung dieses  Bocksdorns  wird  als  Augenmittel  viel  benutzt  D. 
Vgl.  5.  325.     _*_ 

281.  i.  afrum  L.  Wüste  der  Gr.  Syrte  C.  n.  V.  13,  ob  richtig  be- 
bestimmt ?      *  I  ? 

2S2.  Hyoscyamus  albus  L.    B.  IV.  295,  Bilsenkraut.     Trip.   R.!    Co. 

II.  49.     Vgl.  5.  326.     _*_ 

*283.  Nicotiana  S2).   (vermuthlich    N.  rustica  L.) ,   Taback.      Cultivirt 
Trip.  R.    Bei  M'ssaräta  Be.  90.     Vgl.  5.  327. 


Scrophulariaceae. 

284.  Liiiaria  fntticosa  Desf.  Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  Ain 
Scherschära  R.  und  St.!     Vgl.  2.  137.     I*] 

285.  L.  viscosa  (L.)  Dum.  Cours.  Hierher  n.  Co.  I.  279  Antirrhi- 
Hum  tenue  V.  33,  tab.  XVI,  lig.  5,  6  und  A.  sparteuvi  V.  33, 
nee.  L.  Gegend  östlich  von  Trip.  C. ,  Lo.  und  Dünen  der  Gr. 
Syrte  C.     _*j 


442  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

286.  L.  triphyUa  (L.)  Mill.   B.  IV.  3W.    Antirrhinum  t.  L.  V.  33.   Trip. 
C.  bestätigt  von  Co.  II.  47ft.     Vgl.  5.  329.     _±} 

287.  L.  virgata  (Poir.)  Desf.    Antirrhinum  v.  Poir.  V.  33.    Aecker  bei 
Trip,  und  Lcbda  C,  bestätigt  von  Co.  II.  279.     Vgl.  5.  330.    '^T} 

L.  laxiflora  Desf.     Vgl.  5.  331. 


Orobanchaceae. 

288.  Phelijiaea  cmipacla  (Viv.)  Don.  Co.  II.  279,  283.  Orobanche 
compacta  V.  34.     Küste  der  Gr.  Syrte  C.     [*"! 

289.  P.  violaceaDesL,  a..tertitt-el-kcläb^,^'^S^i\  ciJ«j"y'i,  d.  h.  Hunde- 

Tertut  R.  (vgl.  1.  339),  danun  ^^^Lo,  tm.  ahcliuen,  timshellitm, 
fetekschcH  D.  185.  Küste  bei  Trip.  C,  bestätigt  von  Co.  I.  279.  Ain 
Scherschara;  Uädi  ühobin,  Mimün  und  M'bellem  R.  Nach  D.'s 
Erkundigungen  zwischen  Rhät  und  In  Ssähi.  Wird  zur  Zeit 
der  Noth  gekocht,  getrocknet  und  zu  Mehl  gestossen.  Vgl. 
5.  330.     IT] 

290.  F.  lutea  Desf.  B.  IV.  500.  Zwischen  Gassr  Bu  Adjila  und  iSuära 
Lo.  Nach  R.  II.  2.  283  ist  diese  von  ihm  am  Brunnen  Kufe  in 
Kanem  !  gesammelte  Art  wie  Spargel  essbar.     Vgl.  3.  23.     * 

291.  Orobanche  speciosa  DC.  B.IV.506.  Hierher  u.  Co.  I.  279  O.foetida 
V.  34,  ncc  Desf.  Gegend  von  Lebda  C.  Schmarotzt  am  häufig- 
sten auf  der  Saubohne.      * 

Yerbenacejie. 

292.  Verhena  officinalis  L.    B.  IV.  534.     Trii..  Di.  n.  Co.  II.  49.    * 

293.  V.  supina  1j.  B.W. b'Ü^  ii.  ssäg-en-n(tga  \'z\j^]\  ^vLa*,,  d.  h.  Schen- 
kel des  weiblichen  Kamels  (vgl.  1.  298).   Beul  Ulid  R.  und  St. !    ♦ 

Labiatae. 

294.  Lavandula  multifida  L.,  a.  kammün-el-djeniel  oder  kerntet -el- 
djetnel,  d.  h.  Kamelküinmel,  D.  (vgl.  1.  177,  184).  Uädi  Mamüra 
diesseit  Beni  Ulid  Lo.  Uädi  Arhlan  und  Gebiet  der  Ilaräba  bei 
Djädo  D.  186.  Hierher  dürfte  auch  wol  die  von  0.  n.  R.  Br.  240 
im  Tarhönagebirge  gefundene  Lavandula  (possibly  distinct  from 
but  very  near  related  to  L.  multifida)  gehören.  Von  den  Kamelen 
gern  gefressen.  Vgl.  2.  140.  *|?  (Für  Aegypten  nicht  ge- 
sichert, sonst  nicht  im  Gebiet  der  Flora  Orientalis.) 


1.    Tripolitanien.  443 

*295.  Mentha  t:p.  (entweder  M.  satioa  L.  oder  M.  piperita  L. ,  die 
beide  sich  in  Aegypten  in  den  Gärten  der  Eingeborenen  finden) 
Minze,    a.  nana    »Axi.     In  Trip,  jedenfalls  in  Menge   cultivirt, 

da  sie  zur  Bereitung  des  ätherischen  Oels  verwendet  wird 
Vatonne  bei  Mi.  208. 

296.  Thymus  caintatus  [L.)  Lk.  und  Hfmg.  B.  IV.  560,  a.  nsä'ater     'JJlj*,, 

Uadi  Tirhit  bei  Djädo  D.  186.  Der  von  N.  1.  42,  119  auf  dem 
Tarhönagebirge  erwähnte  „Thijimis  hirtus^'-  könnte  wol  zu  T. 
hirtus  Willd.  gehören,  einer  im  westlichem  Nordafrika  verbrei- 
teten Art,  die  a.  natürlich  denselben  Namen  führt,  ebenso  gut 
aber  zu  Nr.  296  und  selbst  297.     Vgl.  5.  339.     _*_ 

Ob   der  von  Ho.  3":J9  bei  Rabta   und  Jefren   angegebene   T. 
iiumidicus  Poir.,  a.  djertel  richtig  bestimmt  ist,  ist  wol  fraglich. 

297.  Micromcria  nervosa  (Desf.)  Benth.  B.  IV.  569.  Satureja  n.  Desf. 
V.  29.  Trockene  Hügel  bei  Lebda  C.  (bestätigt  von  Co.  I. 
279.).     Vgl.  1.  341.     _*_ 

298.  Salvia  controversa  Ten.  B.  IV.  630.  S.  lanigera  Poir.  Co.  IL  49. 
Hierher  n.  Co.  I.  279  S.  clandestina  V.  2  (auch  S.  cl.  L.  herb.!), 
a..  ssäg-en-näga  R.,  vgl.  1.  293  und  5.  343.  Trip.  Di.,  R.!  Ge- 
gend östlich  von  Trip.  Lo.  Beul  Ulid  R.  und  St.!  Wüste  an 
der  Gr.  Syrte  C.     Vgl.  5.  344.     _*_ 

299.  S.  aegyptiaca  L.  B.  IV.  631.  Hierher  n.  Co.  I.  279  Thymus  hirtus 
V.  30,  tab.  XIV,  fig.  1,  nee  Willd.  Dünen  an  der  Gr.  Syrte 
C.     IT 

ZQ\).  liosmarinus  officinalis  L.  B.  IV.  636,  Rosmarin,  a.  Wlil  (^t^S 
(in  Aegypten  und  Syrien,  wo  er  nur  angepflanzt  vorkommt,  ^e- 
yNÖhvMch  hassalhän  .LJL«Äi».).  Im  Berberdialekt  des  Djebel 
■ushlr  D.  186.  Zwischen  Gassr  Karaboli  und  Gassr  Silma  Lo.  Uädi 
Ganlma  in  der  Gegend  von  Lebda  L.  S.  185.  Tarhöna  N.  1.  42, 
z.  B.  Uädi  Mamüra  Lo.  Uädi  Tirhit  und  Gebiet  der  Haräba  bei 
Djädo  D.     Vgl.  5.  345.     _*_ 

301.  Lamium  aviplexicaule  L.  B.  IV.  760.  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  49. 
Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.      *■ 

302.  Phlomis  floccosa  Don.  B.  IV.  786.  P.  bicolor  Benth.  Co.  IL  49. 
Hierher  n.  Co.  I.  279  P.  samia,  var.  bicolor  V.  30,  tab.  XV,  fig.  2. 
Trip.  Di.    Vgl.  5.  350.     [X 

303.  Teucrium  flavum  L.  B.  IV.  816.  Gegend  von  Lebda  C.  n.  V. 
29.     Vgl.  5.  354.     _*J 


444  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Noi-rlafrika. 

Pliiinbagiiiaceae. 

304.  Staticc  Thotiini  Viv.  18,  tab.  XI,  fi^^  1.  B.  IV.  858.  Trip.  Di.  n. 
Co.  II.  49.     Vgl.  5.  35S.     _*_ 

305.  S.  Bonduelli  Lcstib.    Führt  n.  I).  187  in  der  algerischen  Sahara 

den    sonderbaren  Namen    achaschiet   ed-dohb   v^^^jl    x<yiL^, 

d.  h.  Mütze  der  Uromastixeideehse.     Djebel   ssöda  zwischen  Bir 

Gotfa  und  Ufidi  Bu'l  Haschim  N.!     ~T} 
.306.  S.  virgata   Willd.    B.   IV.  863.      Trip.   Di.   u.   Co.  II.  49.     Vgl. 

5.  359.     _*_ 
.307.    S.  pruinosa  L.  B.  IV.  865.  V.  17,  tab.  XXVIII,  fig.  1.    S.  aphyUa 

Forsk.  R.  II.  2.  280,  a.  geUjeUin  (vgl.  I.  15)  R.     Küste  bei   Trip. 

nnd  an  der  Gr.  Syrte  C.     Südlich   bei  Misda  R.     Kanielfutter; 

zieht  aus  der  Liift  Feuchtigkeit  an   und  ist  daher  stets  bethaut 

R.  II.  1.  109;  2.  280  (in  der  Wüste  bei  Kairo  habe  ich  dies  nicht 

bemerkt).     Zwischen  Gassr  Bü  Adjila  und  Suära  Lu.     Vgl.  4.  30 

und  5.  360.     ^ 

308.  Limomastrum  monopetalum  (L.)  Boiss.  B.  IV.  874.  Staticc  m. 
L.  V.  17.     Gr.  Syrte  C.     Vgl.  2.  142  und  5.  362.     jf_ 

Plantaginaceae. 

309.  Plantago  amplexicaidis  Cav.  B.  IV.  883.  Zwischen  Bondjem  und 
Djebel  ssöda  N.!    Vgl.  5.  364.     _*_ 

310.  P.  notata  Lag.  B.  IV.  885.  P.  syrtica  V.  7,  tab.  III,  fig.  2,  Co. 
II.  49,  a.  inim  R.  Trip.  Di.  Beni  Ulid  R.  und  St.!  Dünen  der 
Gr.  Syrte  C.     Vgl.  5.  365.     _*_ 

311.  P.  Lagopus  L.  B.  IV.  886.  Hierher  n.  Co.  I.  279  P.  lagopodioides 
V.  7,  Pa.  61,  nee  Desf.  Trip.  Küstenebene  C,  Di.  n.  Co.  IL  49. 
Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.     Vgl.  5.  366.       ■» 

312.  P.  cüiata  Desf.  B.  IV.  887,  a.  scbäd,  vgl.  5.  369.  Zwischen  Bon- 
djem und  Djebel  ssöda  überall  N.  N.  F.  87!     ~*~ 

Salsolaceae. 

313.  Beta  mdgaris  L.  B.  IV.  898,  a.  ssilg  ^äJL»*,  (in  Rhadämes  ssüg-cl- 
belebscha,  d.  h.  Portulakrunkel  genannt  R.).  Trip.  Di.  n.  Co.  IL  50. 
Palmengärteu  in  Sokna  R.  und  St.!    Vgl.  2.  144  und  5.  371.     ♦ 

Var.  Cicla  L.,  Rothe  Rübe.    In  Sokna  cultivirt  R.  M.  A.  1.  114. 

314.  Chenopodium  murale  L.  B.  IV.  902,  a.  haschlsch-cl-far  ^j^j^^j.:^^ 
vLäJI  d.h.  Mäusekraut  R.  Beni  Ulid  R.  und  St.!  Kosmopolit. 
Vgl.  4.  31  und  5.  372.    * 


1.   Tripolitanien.  445 

315.  Atriplex  dimorphosteyhnn  Kar.  et  Kir.  B.  IV.  909,  a.  nidnet-d- 
fcir   .LäJ(  iJi3«,  (^.  li.  Mäuseohr  R.    Palmengärten  in  Sokna  R. 

und  St.!     ^ 

316.  -4.  alexandrinum  Boiss.  B.  IV.  914.  ^.  jiarvifolia  Co.  IL  49  n.  B. 
verschieden  von  A.  itarvifoliiuii  Lowe.   Trip.  Di.   Vgl.  5.  375.  51 

317.  A.  Halhmis  L.  B.  IV.  910,  a.  getaf,  getttf  ^la'i.  Ain  Scher- 
schara  R.  und  St.!  Brunnen  Tabonle  By.  Z.  G.  E.  15.  62  und 
Uädi  Lebaerek  am  Nordabhange  der  Hammäda-el-hamra  Ba.  1. 
142.  Djädo  D.  188.  Nach  Ho.  329  vei'breitet  an  der  Strasse  nach 
Rhadämes.  Bir  Gotfa  bei  Sokna  dürfte  wol  nach  dieser  Pflanze 
benannt  sein.  Wird  wegen  des  salzigen  Geschmackes  gern  von 
allen  Thieren  gefressen  und  auch  von  Menschen  nicht  ver- 
schmäht D.,  R..  Ri.  2.  390.  Auch  die  Samen  werden  von  den 
Tuärik  gegessen;  das  Wurzelholz  dient  wie  Salvadora  (2.  118) 
die  Zähne  zu  bürsten  und  aus  der  Asche  wird  Soda  vriUi  -  el- 
getuf  ._öUö\\  Xa  bereitet  D.189.    Vgl.  2.  147  und  5.  376.    _*_ 

318.  Kochia  muricata  (L.)  Schrad.  B.  IV.  926,  a.  mileha  \^\Jt^  R. 
(entspricht  ganz  dem  lateinischen  salsola).  Zwischen  Bondjeui 
und  Djebel  ssöda  N. !  Sokna  R.  und  St.!  üädi  Fa'at  südlich 
von  Misda  R.  2.  280!  _«_  (Ob  nicht  jenseit  des  Wendekreises, 
wie  in  Arabien?) 

319.  ?  Arthrocnemum  glaucum  (Del.)  Ung.  Sternb.  B.  IV.  932.  Vgl.  5. 
377.    * 

320.  ?  Salicornia  fruticosa  L.  B.  IV.  932.  Zu  diesen  beiden,  an  der 
Mittelmeerküste,  auch  in  Aegypten  (und  wol  in  Algerien,  woher, 
wie  aus  Tunesien,  der  Monograph  dieser  Gruppe,  v.  Ungern- 
Sternberg  [Atti  Congr.  intern,  bot.  Firenze,  1874],  288  aller- 
dings nur  Nr.  319  sah)  allgemein  verbreiteten,  strauchartigen 
Salicornieen  werden  wol  Salicornia  radicans  und  fruticosa  V.  1, 
beide  an  der  gesammten  Küste  des  Gebietes  angegeben,  gehören. 
Nr.  319  wird  von  Ungern-Sternberg  a.  a.  0.  „in  agro  Tripo- 
litano  Labillardiere"  angegeben,  mit  der  so  häufig  vorkommen- 
den Verwechselung  des  syrischen  Tripolis,  bei  dem  der  ge- 
nannte Reisende  sammelte,  mit  unserm  afrikanischen  (Tarablus- 
esch-scherg  und  T.-el-rhai'b).     Vgl.  5.  378. 

321.  Stmeda  fruticosa  (L.)  Moq.  Tand.  B.  IV.  939.  Salsola  f  L.  V.  15, 
a.ssueda  5jo«.*v,  d.h.  die  schwärzliche.  An  der  ganzen  Küste 
C.  Kerkaf  m'tä  Bondjem  N. !  Sokna  R.  Ob  diese  Art  (od.  Nr.  319, 
320)  die  von  Ri.  2.  462  bei  M'ssaräta  erwähnte  Bariilapflanze  sein 
mag,  deren  Asche  viel  exportirt  wird?    Vgl.  2. 148  und  5.  379.  * 


44G  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

322.  Trar/anum  nudatmn  De].  B.  IV.  940,  a..  damran,  donirän     .(w^, 

n.  I).  auch  ssnld  aehmar.  Im  nördlichen  Theile  der  Wüste  nicht 
oft  erwähnt.  Südliches  Ufer  des  Uadi  Nefeid  zwischen  Beni 
Ulid  und  Bondjem  N.!  Im  Uädi  Bu-el-Adjraf  südlich  (vgl.  1.  326) 
und  im  Gebiete  der  Mschäschia  südwestlich  von  Misda  R.  II. 
1.  110,  49.  lieber  dem  Brunnen  Tabonle  By.  Z.  G.  Z.  15.  (53.  Von 
den  Kamelen  gierig  gefressen  D.  189.    Vgl,  3.  150  und  4.  32.    "ÜT 

323.  Haloxi/lon  articnlattnn  (Cav.)  Bge.  B.  IV.  949.  Caroxylon  a. 
Moq.  Tand.  Co.  II.  50,  a.  rimviith  D.,  vadjrem  N.  In  der  tripo- 
litanischen  Sahara  sehr  gemein  I).  1H9.  Beni  Ulid  B.  und  St.! 
Uädi  Tälha  Bü  Töbel  N. !  Gadama  nördlich  von  Misda  By. 
Z.  G.  E.  15.  5G.     Vgl.  2.  151  und  5.  381.     _*_ 

324.  Salsola  tetragova  Del.  B.  IV.  9.'')7.  Beni  Ulid  (a.  aradh)  B,.  und 
St.!  Uädi  GhobTu,  Mimün  und  M'bellem  R.,  a.  d!j?7/ (vgl.  2  14('.). 
R.  und  St.!  Von  Ho.  330  ohne  Fundortangabe,  vielleicht  auf  der 
Strasse  nach  Rhadämes  beobachtet.     Vgl.  4.  33.      -» 

325.  S.  longifolia  Forsk.  B.  IV.  957,  a.  ssemmomed,  D.  Zwischen  Bondjem 
und  Djebel  ssöda  N.i  Uädi  Tinseght  bei  Djädo  D.  180.  Die 
Asche  dient  zur  Sodabereitung.  |  »  (excl.  S.  oppositifolia  Desf., 
sonst  _*_) 

326.  S.  vermiculatn  L.  B.  IV.  962,  a.  gedüm  D.  (vgl.  5.  378),  ehrtet  N. 
tm.  adjerucihi ,  I).,  Kerkaf  m'tä  Bondjem  N. !  Uädi  Bü-el-Adjraf 
südlich  von  Misda  R.  II.  2.  280!  (hier  wol  nur  durch  eine  zu- 
fällige Verwechselung  als  Dommrän  bezeichnet;  die  Identifi- 
cation dieses  Namens  mit  Nr.  322  ist ,  durch  die  von  einander 
ganz  unabhängigen  Zeugnisse  von  D.  und  N.  gesichert).  Ange- 
geben als  gemein  in  Tuät  und  den  Gebirgen  der  Tuärik.  Vgl. 
5.  383.      *  I  (excl.   S.  rigida  Fall.,  sonst    ♦  ) 

327.  A)iahasis  articulata  (Forsk.)  Moq.  Tand.  B.  IV.  970,  a.  hägd, 
hegel,  belbel^  helbul  (vgl.  4.  9).  Uädi  Ghobln,  Mimün  und  M'bellem 
(dort  adjram)  R.  und  St. !  Zwischen  Gadama  und  Misda  By.  Z. 
G.  E.  15.  .58.  Uädi  Bü-el-Adjraf  südlieh  von  Misda  R.  II.  2.  280! 
Uädi  Fessäno  südwestlich  von  Misda  R.  II.  1.  48.  Uädi  Tabonle 
am  Nordfuss  der  Hammäda-el-homra  By.  Z.  G.  Z.  15.  62.  Dahar- 
el-djebel  D.  190  (n.  Co.  II.  50  die  var.  gracüis).  Wird  (trotz  des 
bittern  Geschmackes!)  von  den  Kamelen  gefressen  und  gilt  in 
der  algerischen  Sahara  als  Anzeichen  von  in  geringer  Tiefe 
vorhandenen  Wasser  D.  (für  die  libysche  Wüste  trifft  das  nicht 
zu,  wo  diese  Pflanze  oft  auf  felsigen  Plateaus  [z.  B.  Pyramiden 
von  Gise]  vorkommt,  wo  sie  nicht  selten  die  einzige  Vegetation 
bildet).     Vgl.  2.  152,  4.  34  und  5.  384.      ♦ 

Cormdaca  monäcantha  Del.     Vgl.  2.  153. 


1.   Tripolitanien.  447 

Amarantaceae. 

328.  Amarantm  retroflexna  L.    B.  IV.  989.    Trip.  Di.  n.  Co.  Tl.  HO.  _♦_ 


Polygoiiaceae. 

329.  Calhgomim  enmosnm  L'Her.  B.  IV.  1000,  a.  schöbr  R.  (falls  hier 
nicht  eine  Verwechselung,  etwa  mit  1.  45  vorliegt).  In  den 
Thäleru  siUllich  von  Misda,  z.  B.  üädi  Schöhr  R.  II.  2.  280.  In 
der  nördlichsten  Wüste  jedenfalls  nicht  verbreitet,  während  es 
in  Aegypten  das  Meer  (Damiette  Sieber!  Port- Said,  Schwein- 
furth!)  erreicht.     Vgl.  2.  155  und  3.  25.     "i" 

330.  Einesc  spinosm  (L.)  Campd.  B.  IV.  1005.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  50. 
Sokna  in  den  Gärten  R.  und  St.!     Vgl.  5.  385.    * 

331.  Rumex  hiicepluüoplioms  L.  B.  IV.  1014.  Gegend  von  Lelula  C. 
n.  V.  22  bestätigt  von  Co.  I.  279.     Vgl.  5.  386.     _*_ 

*332.  R.  Acetosa  L.  B.  IV.  1015,  Sauerampfer.  In  den  Gärten  von 
Sokna  cultivirt  R.  IV.  163  (falls  nicht  etwa  Nr.  334,  welche  die 
Stelle  unsers  Sauerampfers  vollkommen  ersetzen  kann,  der  in- 
dess  in  Aegypten  angebaut  wird). 

333.  E.  tingüanm  L.,  var.  lacer  Coss.  B.  IV.  1017.  Trip.  Di.,  Co. 
II.  50.     ^ 

334.  R.  vesicarius  L.  B.  IV.  1017,  a.  hommed  (j^d^*.::.,  n.  D.  192  hom- 
mls.  Uädi  Ghobln,  Mimfm  und  M'bellem  R.  und  St.!  Churmet- 
Tusiset,  Djebel-el-tär,  zwischen  Bondjem  und  Sokna  N.  N.  F.  87! 
Uädi  Fa'at  südlich  von  Misda  R.  II.  2.  280    Vgl.  2.  156.  '"*" 

335.  Polygomm  Bellardi  All.  B.  IV.  1034.  Zwischen  Gassr  Bü  Adjila 
und  Suära     Lo.       ♦ 

336.  P.  equisetiforme  Sibth.  und  Sm.    B.  IV.  1036,  a.  gordob  t^jj^i" 

R.,  By.  (auch  im  Fajüm  und  in  den  Oasen  so  genannt).  Djefära 
D.  192,  Co.  II.  50.  Auf  dem  Ghariän-Plateau  gemein,  fast  meter- 
hoch By. !    Uädis  südlich  von  Misda  R.  II.  2.  281 !    Vgl.  5.  387.  _♦_ 

337.  P.  maritimmn  L.  B.  IV.  1037.  An  der  ganzen  Küste  C.  n.  V.  22. 
Vgl.  5.  388.     _±_ 


Thymelaeaceae. 

338.  Thymelaea  hirsuta  (L.)  Endl.  B.  IV.  1052.  Passerina  h.  L.,  V.  22, 
a.  metiiän  •LäjCx'.  Trip.  Küstenebene  C. ,  R. !  Co.  II.  49.  Ain 
Scherschara  R.  und  St. !    Ghariän  allgemein  verbreitet,  besonders 


448  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

in  der  Ebene  Gatis,  bis  0,6  ra  höbe  Sträueber  By. !  Land- 
einwärts bis  Gadama  nördlich  von  Misda  By.  Z.  G.  E.  15.  56. 
Hierher  gelu'irt  jedenfalls  das  an  der  (ir.  Syrte  von  Ba.  W.  236 
östlich  von  M'ssariit.a  und  334  bei  Ssort  (Medlnet  Ssultän)  er- 
wähnte „Heidekraut".  Dient  in  Griechenland  und  bei  Alexau- 
drien  hauptsächlich  zur  Feuerung.     Vgl.  5.  3b!t.       » 


Balaiioplioraceae. 

339.  Gißiomorhtm  cocchieinn  L.  B.  IV.  1072,  a.  tcrtTd  (vgl.  1.  289),  zum 
Unterschiede  von  dieser  Art  auch  tcrlut- d-hemiedem  ci>»i;>J' 
i*^f  ^-^-t,  d.h.  Menschen -Tertüt  genant  R.  In  dieser  Unter- 
scheidung spricht  sich  sicher  der  in  der  Bedeutung  des  grie- 
chischen Namens  liegende  f)bscöne  Vergleich  aus;  in  Aegypten 
heisst  die  Pflanze  geradezu  sib-el-ard  >jC)y^\  k_j«,    d.  h.    Erd- 

Penis).     An  der  Strasse  von  Trip.  n.  Sukua  vom  Kerkaf  (jenseit 
Uädi  Ssöfedjin)  an  N.  1.  48,  R.  und  St.!     Vgl.  2.  157.    * 


Eupliorbiaceae. 

340.  Eiipliorhia  cornnta  Pers.  B.  IV.  1093,  a.  gataha  N.  Ain  Scher- 
schara  R.  und  St.!  An  der  Strasse  zwischen  Bondjem  und  Sokna 
bei  El-cheima,  Uädi  Talhat -Bfi-Töbel,  Churmet-  und  Djebel-et- 
tär  N. !     Giftig.     '^ 

3il.  E.  Bivonae  Steud. ,  xar.  papillaris  Boiss.  Hierher  n.  Co.  I.  279 
E.  spinosa  V.  26,  nee  L.  Gegend  von  Lebda  C!.  Vermuthlich 
die  von  L.  S.  171  in  den  Ruinen  von  Leptis  und  schon  150  öst- 
lich von  Tadjura  erwähnte  Art.     Vgl.  5.  395.       »  | 

342.  E.  hdioseopia  L.  B.  IV.  1107.  Beni  Ulid  R.  und  St.  Vgl.  5. 
396.     _#_ 

343.  E.  Gnyoniatia  Boiss.  et  Reut.     Trip.  Di.  n.  Co.  II.  50.     [^ 

344.  E.  Pephis  L.  B.  IV.  1112.  Aecker  bei  Trip.  C.  n.  V.  26,  bestätigt 
von  Co.  I.  279.     Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.     _*_ 

345.  E.  jjityusa  L.     Trip.  Di.  n.  Co.  II.  50.     _*J 

346.  E.  terracina  L.  B.  IV.  1123.  Hierher  u.  Co.  I.  279  E.  selicornis 
Poir.,  V.  25  und  E.  heterophylla  Desf.  V.  25.  Pa.  61,  Trip.  Küsten- 
ebene und  Gegend  von  Lebda  C,  Lo.     Vgl.  5.  397.     _*_ 

347.  E.  Paralias  L.  B.  IV.  1 130.  Küste  östlich  von  Trip.  C.  n.  V.  25, 
Lo.     Vgl.  5.  398.      * 


1.   Tripolitanien.  449 

34:8.  A)idrach)ie  teUphioides  L.   B.  IV.  1138.    Zwischen  Bondjem  und 
Djebel  ssöda  N.  N.  F.  87!    ♦ 

349.  Crozophora  verbascifolia  (Willd.)  Adr.  Juss.     B.  IV.  1141.     Beui 
Ulid  K.  und  St. !     Vgl.  2.  159.     _*_ 

350.  Mercurialis   sp.     Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.     Vgl.  5.  400. 
*351.  Eicinus  communis  L.    B.  IV.  1143.     B.  africanm  Willd.    V.  60, 

a.   chariia    c.yis..     um  Trip,  gemein  C,  Vo.  3  (d.h.  natürlich 

angepflanzt  und  verwildert).  Bildet  Hecken  in  der  Negervorstadt 
L.  S.  127,  145.  OestHch  von  Tadjura  Lo.  M'ssaräta  Be.  90.  Aus 
den  Stämmen  werden  Sessel  verfertigt  L.  S.  89.  Bei  der  medi- 
cinischen  Anwendung  werden  die  ganzen  Samen  verschluckt, 
welche  viel  weniger  Oel  enthalten  als  in  Europa  Lo. 


TTrticaceae. 

352.  Urtica  pjüulifera  L.  B.  IV.  1147,  a.  horreg  (ij^s».    Gegend  von 

Bir  Milrha  R.  und  St.!     _*_  "'^ 

3o3.  Parietaria  judaica  L.  B.  IV.  1149.     P.  diffusa  M.  und  K.   Co. 

IL  50.    Trip.  Di.     Vgl.  5.  402.     _«_ 
354.  ForsMUa  teuacissima  L.  B.  IV.  1151,   a.  gidaha  N. ,   horreg  R. 

(vgl.  1.  352).    Beni  Ulid  R.  und  St.!    Sokna  R.  und  St.!  und  von 

da  bis  Bir  Gotfa  N.  N.  F.  87 !      * 
*355.  Monis  alba  L.  B.  IV.  1153,  a.  tut  oj»j'.    Maulbeerbäume  finden 

sich  n.  Vo.  4,  N.  1.  36,  L.  S.  132,  140,  142  in  Trip,  zahlreich  und 
werden  von  ersterm  auch  in  Sokna  notirt.  Nach  L,  S.  werden 
Rechen,  Heugabeln  und  die  Gestelle  von  Kamelsätteln  aus  dem 
Holze  verfertigt.  Da  auch  in  Aegypten  die  weissen  Maulbeeren 
viel  häufiger  vorkommen  als  die  schwarzen,  so  dürfte  auch  in 
Trip,  grösstentheils ,  wenn  nicht  ausschliesslich,  diese  Art  ge- 
meint sein. 

^3f^(j.  Ficus  Carica  L.  B.  IV.  1154,  Feige,  a.  kerma,  kermüs  (u^^a-wS' 
(im  Maghreb  gebräuchlicher  Name;  in  den  östlichen  Ländern 
tm  (>jö).  Nächst  der  Dattelpalme  der  häufigste  Fruchtbaum 
des  Landes  C.  n.  V.  62,  sowol  in  der  Küstenebene:  M'schia  von 
Trip.  Ba.  W.  296  u.  s.  w.,  selbst  in  der  Stadt  L.  S.  86,  Sauia  Ba. 
W.  281,  als  im  Hügellande  von  M'ssaläta  und  Lebda  Ba.  W.  302, 
L.  338  u.  s.  w.,  M'ssaräta  Ri.  2.  458,  Ghariän  L.  30  u.  s.  w.;  Djebel 
Jefren  Ri.  1. 147, 148,  Vatonne  bei  Mi.  224,  225,  Beni  Ulid  N.  1.  46, 
Sokna  N.  1.  58,  R.  IV.  163.  Die  Früchte  n.  C.  30  und  Lo.  nicht 
so  gut  als  in  Italien. 

ßoHt,FS,  Kiifra.  29 


450  VU.    Pflanzen  des  mittlem  Noidafiika. 


Cupuliferae. 

357.  Quercus  sj).  R.  II.  1.  20  orwälmt  zwischen  Trip,  und  Lebda  eine 
kleinblätterige  Eiche  {Q.  Hex  L.?  [vgl.  5.  406]  oder  Q.  coccifera 
L.?).  Eine  indirecte  Bestätigung  erhält  diese  Angabe  dadurch, 
dass  L.  S.  119  unter  den  Exportartikeln  von  Trip,  auch  Gall- 
nüsse nennt. 


Palmae. 

358.  Chamaerops  Immüis  L.,  Zwergpalme,  a.  in  Algerien  dum  (••t>, 
ein  Name  der  in  Aegj'pten  die  „Dumpalme"  (2.  163),  in  Syrien 
aber  die  Frucht  von  Zizyplms  Spina  Christi  (L.)  Willd.  3.  51 
und  5.  107  bedeutet.     Gegend  von  Lebda  C.  n.  V.  62.     _*J 

359.  Phoenix  dactylifera  L.,  Dattelpalme,  a.  nacJil  J.^,  im  Berber- 
dialekt von  Sokua  tesäa'i  L.  315;    die   frische  Dattel  belah    Jo, 

die  trockene   temr      ^  •  im  Dialekt  von  Sokna  Datteln  isgaren. 

Der  wichtigste  Culturbaum  des  Landes  C.  n.  Y.  62,  deren  Früchte 
allerdings  an  der  Küste  nicht  von  besonderer  Güte  sind  Lo., 
Ho.  318.  Auch  die  Datteln  von  Sokna  (wo  etwa  30  Sorten  cul- 
tivirt  werden)  stehen  n.  R.  IV.  161  noch  denen  des  eigentlichen 
Fesan  nach.  Bildet  an  allen  bewohnten  Orten,  öfter  auch  an 
unbewohnten,  ausgedehnte  Gärten  oder  Haine,  und  findet  sich 
in  den  wüsten  Strecken,  an  den  Brunnen  und  auch  an  Orten 
mit  nur  geringer  Feuchtigkeit,  ebenso  spontan  (meiner  Ansicht 
nach  einheimisch)  als  in  andern  Theilen  der  Sahara.  Die  Selten- 
heit von  Palmen  wird  nur  im  Ghariän,  resp.  im  ganzen  an- 
gebauten Djebel  von  L.  24,  26,  Ba.  1.  51,  Ri.  1.  62  hervorgehoben. 
Eine  besonders  grosse  Palme  „el  dechaele"  in  der  Nähe  von 
Lebda  Ba.  1.  85.  lieber  die  Benutzung  dieses  Baumes  und  über 
die  Benennung  seiner  Theile  vgl.  D.  194—199  und  N.  1. 123 — 126. 
L.  S.  142  sah  männliche  Blüten  auf  dem  Markte  in  Trip,  (jeden- 
falls zur  Bestäubung;  anderwärts  sollen  dieselben  gegessen 
werden).     Vgl.  3.  164.  IT 


Lenmaeeae. 

360.    Le»uHt  gibha  L.     Ain  Scherschara  R.  und  St.!     ♦ 


1.   Tripolitanien.  451 

Potameae. 

361.  Potamogeton  natnns  L.?    Ain  Sclierschara  R.  und  St.!    ♦ 

362.  P.  pecthudm  L.    Ain  Scherschara  E.  und  St.!    Vgl.  2.  166.    * 

363.  Posidonia  oceanica  (L.)  Del.  Diese  verbreitetste  Seegrasart  des 
Mittelmeeres  (vgl.  5.  410)  kommt  sicher  auch  an  der  Küste  von 
Tripolitanien  vor.  Be.  89  erwähnt,  dass  in  M'ssaräta  bei  der 
Anfertigung  der  Dächer  zwischen  der  Mattenuuterlage  und  dem 
Thonauftrag  eine  Schicht  „seaweed"  angebracht  wird.  Hiermit 
kann  diese  Art,  oder  Seetang,  vielleicht  Beides  gemeint  sein.     * 


Amaryllidaceae. 

364.  Pancratinm  maritimiim  L.  Küste  bei  Trip.  Pariatore  FI.  Ital. 
3.  101  (vermuthlich  nach  Di.  in  Hb.  Webb).  Hierher  gehört 
wol  auch  die  Art,  welche  v.  Beurmann  Z.  A.  E.  15.  300  als  bei 
Trip,  vorkommend  erwähnt;  schwerlieh  zu  dem  dort  aufgeführ- 
ten P.  temiifolhnn  Höchst.     Vgl.  5.  415.     _*_ 

*36r).  Agare  americana  L.  Bildet  bei  Trip.  Hecken  in  der  M'schia 
E.  Vermuthlich  gehört  hierher  auch  die  n.  Be.  90  bei  M'ssaräta 
zur  Bepflanzung  der  die  Gärten  trennenden  Erdmauern  ver- 
wendete „wilde  Aloe". 
366.  Narcissus  serotinus  Desf.  Zwischen  Lebda  und  M'ssaräta  n.  C. 
V.  19.    _*_ 

*3(il.  N.  ])Oeti'ciis  L.,  a.  vardjl^  rjj*s»^j,  gehört   zu  den  wenigen  von 

den  Eingeborenen  in   Trip,  angepflanzten  Blumen  Lo.  (auch  in 
Oberägypten  in  Gärten  der  Eingeborenen!!) 


Iridaceae. 

368.  Moraea  Sisyrinehium  (L.)  Ker.  Iris  S.  L.,  V.  3.  Hügel  bei  Lebda 
C. ,  Co.  I.  280.  Dünen  der  Gr.  Syrte  [Iris  syrtica  V.  3,  tab.  I, 
fig.  1.,  n.  Co.  I.  280,  eine  kräftigere  Form)  C.     Vgl.  5.  419.   _*_ 

369.  Iris  jtmcea  Poir.   Gegend  von  Lebda  C.  n.  V.  3.   _*J 
370. 1.  scorpioides  Desf.    Trip.  R. !  Co.  II.  50.     _*J 

*371.  Croeus  sativus  L.,  Safran,  a.  sa'farün  ^f  wä£.v.   Auf  dem  Ghariän 

cultivirt  L.  26,  32,  Ba.  1.50  fg.  Landeinwärts  bis  Kuleba  Over- 
weg  M.  G.  E.  106.  Exportartikel  von  Trip.  L.  S.  119.  Schon 
Leo  Africanus  erwähnt  diese  Cultur  und  erklärt  den  Safran  von 
Trip,  für  den  besten  der  Welt. 

29* 


452  ^11-    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Be.  104  erwähnt  bei  Safran  an  der  Gr.  Syrte  einen  wilden 
Crocus  mit  einer  Blüte,  die  die  angeljaute  Art  etwas  an  Grösse 
übertrifft.     Hoffentlich  keine  Verwechselung  mit  Nr.  3G8. 


Liliaceae. 

Tulipa  silvestris  L.  will  Vo.  3  auf  dem  Ghariän  in  Menge  ge- 
funden haben.  Da  er  indess  nur  eine  unentwickelte  Blüte  (Ende 
März)  fand,  bleibt  die  Bestimmung  fraglich.  Die  ähnliche  T. 
Cehiaiia  DC.  findet  sich  bei  Oran. 
372.  Gagea  mauritanicu  Dur.  Expl.  sc.  Alg.  pl.  XLV.  bis  fig.  4.  Hier- 
her n.  Bo.  I.  279  OniitJwgaliwi  fibrosmn,  ß.  caulescens  V.  19 
Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.  Wüste  an  der  Gr.  Syrte  C.  ■»  | 
*373.  J7oe  vulgaris  Lmk.  Trip,  cultivirt  Ri.  1.  335,  falls  nicht  etwa 
Agave  americana  L.  gemeint  ist  {Aloe  vulgaris  wird  im  Orient 
gewöhnlich  auf  Gräbern  angepflanzt;  ich  fand  sie  auf  solchen 
selbst  in  der  Kleinen  Oase.  Die  mohammedanische  Tradition 
berichtet,  wie  mir  ein  ägyptischer  College,  Prof.  Dr.  Osman- 
Ghäleb  in  Kairo  mittheilte,  von  einer  besondern  Freundschaft 
des  Propheten  für  diese  Pflanze). 

374.  Muscari  racemosum  (L.)  Medik.  Hierher  n.  Co.  I.  279  Hyacin- 
thus  hotrijoides  V.,  nee  L.  21.  1v\\).  Di.  n.  Co.  H.  50.  Gegend 
von  Lebda  C.    Vgl.  5.  422.     _*_ 

375.  Bellevalia  sessüiflora  (Viv.)  Kth.  Hgacinthus  «.  V.  21,  tab.  VIT, 
fig.  5.     Küste  der  Gr.  Syrte  G.    Vgl.  5.  424.     [£; 

376.  Scilla  lieruviana  L.  Gegend  von  Lebda  C.  n.  V.  20,  Co.  I.  279. 
Vgl.  5.  425.    _*_ 

377.  .S.  villosa  Desf.     Trip.  Di.  n.  Hooker,  Bot.  Mag.,  tab.  2311.    I*] 

378.  Urginea  undulata  (Desf.)  Kth.  Scilla  u.  Desf.  V.  20.  Gegend 
von  Lebda  C.      » 

379.  U.  Scilla  Steinh.  Scilla  maritima  L.  V.  21.  Pa.  59,  Meerzwiebel. 
Küste  bei  Trip.  C.  Üestlich  von  Sllten  Be.  86.  Smyth  bei  Be.  73 
macht  die  wunderliche  Angalie,  dass  bei  Lebda  die  Saaten  durch 
dünn  gepflanzte  Reihen  dieser  Pflanze  vor  dem  Winde  geschützt 
werden.    Verwechselung  mit  Nr.  365  oder  373?    Vgl.  5.  426.    _*_ 

380.  Ornithogalum  narbonense  L.  ?  Vermuthlich  zu  dieser,  in  Algerien 
verbreiteten  Art,  dürfte  wol  0.  pyrenaicum  V.  20  (nee  L.)  ge- 
hören.    Gegend  von  Lebda  C.      » 

381.  0.  timhellatum  L.?  Im  Hügellande  des  ganzen  Gebietes  C.  n.  V.  20. 
Vgl.  indess  5.  427. 

*'dB'2.  Allium  sativtim  L.,  Knoblauch,  a.  tum  ^^-J.    Cultivirt  Trip.  R. ; 
Sokna  R.  IV.  12G,  163;  sicher  auch  anderwärts. 


1.   Tripolitauien.  453 

*3S3.  ^.  Cepa  L.,  Zwiebel,  a.  bassal  Jc.o->.  Cultivirt  Trip.  R.  M'ssa- 
räta  Be.  90.  Auf  dem  Gliariäu  Ba.  1.  45.  Sokua  L.  73,  N.  1.  58, 
R.  IV.  126,  163;  sicher  auch  anderwärts. 
384.-4.  rosenm  L.,  var.  odoratissimum  (Desf.)  Coss.  Hierher  n.  Co. 
I.  280  A.  odoratissimum  Desf.  V.  19.  M'ssaräta  C.  Vgl.  5.  432. 
Die  Art  _#_ 

385.  Ä.  suhvillosum  Salzm.  Hierher  n.  Co.  I.  280  A.  Chamaemoly  V.  19, 
neo  L.     Gegend  von  Lebda  C.     *  | 

386.  A.  nigruni  L.  ?  Hierher  zieht  Co.  I.  280  A.  luiniculatum  V.  19, 
nee  L.,  vgl.  aber  5.  433.     Küstenebene  bei  Trip.     _*_ 

Eine  wilde  AUium-Xvi,  a.  kurrät  ^^y  1^5  genannt  (sonst  Name 

des  Porreis,  A.  Porriim  L.),  welche  R.  und  St.  bei  Bir  Milrha 
sammelten,  ist  wegen  UnvoUständigkeit  nicht  sicher  bestimm- 
bar (vielleicht  384?);  ferner  erwähnt  Be.  198  eine  wilde  Art 
bei  Jehudia  an  der  Gr.  Syrte. 

387.  Asphodelus  microcarpus  Salzm.  et  Viv.  Trip.  Di.  n.  Co.  H.  50. 
Hierher  gehört  jedenfalls  der  von  L.  S.  156  in  der  Küsteneliene 
westlich  von  Uädi  Gerrim  (zwischen  Trij).  und  Lebda)  erwähnte 
Asphodelus.    Vgl.  5. 434.    _*_ 

388.^4.  tenuifolius  Cav.  Hierher  wol  A.  fistulosus  V.  21,  wenig- 
stens zum  Theil  Ho.  329,  uec  L.,  a.  täsi.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  50. 
Gegend  östlich  von  Trip.  C,  Lo.  Uädi  Ghobiu,  Mimün  und 
M'bellem  R.  und  St. !  Kerkaf  m'tä  Bondjem  N. !  Dient  als  Gemüse 
(ebenso  in  der  Wüste  zwischen  Kairo  und  Suez  n.  Schweinfurth). 
Vgl.  2.  170  und  5.  435    • 

389.  A.  refractus  Boiss.  Diagu.  pl.  Or.  13.  23.  A.  pendulimis  Coss.  et 
Dur.  R.  IL  2.  281,  a.  täsi.  Uädi  Talha  Bü  Tobel  zwischen  Bon- 
djem und  Sokna  N.!  Uädi  Uram-el-cheil  südlich  von  MisdaR. ! 
Dient  wie  vorige  als  Gemüse  und  Arzneimittel  N.     3*1 

Zu  Nr.  388  oder  389  gehört  jedenfalls  A.  fistulosus  Ho.  329, 
a.  horruäg  ijljvJ,  ein  auch  in  Aegypten  für  Nr.  388  gebräuch- 
licher Name;  ohne  Fundort  angegeben,  vermuthlich  zwischen 
Ti'ip.  und  Rhadämes. 

390.  Asparagus  horridus  L.,  a.  anch-ed-dlb  (vgl.  1.  275).  Ghariän  in 
der  Nähe  des  Berges  Manterüs  By. !      » 

391.  AphgUanthes  monspeliensis  L.    Gegend  von  Lebda  C.  n.  V.      -»  | 

Melantliiaceae. 

392.  Erythrostictus  punctatus  (Cav.)  Sclildl.  Trip.  R.!  Co.  IL  50. 
Gegend  östlich  von  Trip.  Lo.    Vgl.  1.  b,  ä.  171  und  5.  437.    _*_ 


454  VIT.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

B9'd.  Colchicum  Ritchii  R.  Br.     Dünen  um  Trip,  sein*  häufig,  Ritchie 
und  0.  n.  R.  Br.  241,  Di.  n.  Co.  II.  50,  By.!     [±i 


Juncaceae. 

394.  Juncus  acutus  Lmk.  Zu  dieser  Art  gehören  jedenfalls  grössten- 
theils,  wenn  nicht  sämmtlich,  die  von  L.  S.  an  zahlreichen 
Stellen,  wo  Gewässer  ins  Meer  münden,  erwähnten  Binsen,  so 
in  verpesteten  Kanälen,  an  der  Stadtmauer  von  Trij).  Ijei  Bäb- 
el-Hära  86,  See  Melöha  145,  Tadjura  149,  Uädi  Ramlle  151,  Uädi 
MessTd  154  (hier  ausdrücklich  von  Lo.  als  J.  acutus  bezeichnet), 
Flüsschen  von  Lcbda  172  (auch  von  Lo.  erwähnt).  An  diesen 
Localitäten  kommt  wahrscheinlich  auch  der  aus  1.  nicht  mit 
Sicherheit  (vgl.  2.  167 ,  3.  31 ,  4.  40  und  5.  430)  nachgewiesene 
J.  maritimus  Lmk.  vor.  0.  sammelte  n.  R.  Br.  241  drei  Arten, 
vermuthlich  ausser  diesen  beiden  noch  eine  dritte.  In  Sllten 
werden  n.  Lo.  Binsenmatten  geflochten.      * 

Aus  Tripolitanien  ist  bisher  keine  Cyperacee  nachgewiesen! 


Gramineae. 

*395.  Oryza  sativa  L.,  Reis,  a.  rus  v..     In  Sokna  gebaut  R.  IV.  163. 

396.  Fhalaris  minor  Retz.  Zu  dieser,  im  Mittelmeergebiete  gemein- 
sten Art  wird  wol  P.  canariensis  V.,  nee  L.  gehören.  Grasige 
Orte  bei  Trip  C,  Di.  n.  Co.  II.  51.     Vgl.  2.  177  und  5.  446.    * 

397.  Lijgeum  Spartinn  L. ,  a.  halfa  xäJLs».  in  Tripolitanien,  saenrlia 
KkJ*jj  in  Algerien  I).  201.  Sicher  nachgewiesen  im  Djebel  Ne- 
füsa  und  zwischen  Schefi  und  Djädo  D.,  Co.  II.  51. 

Seitdem  das  unter  dem  arabischen  Namen  Haifa  (spanisch 
csparto)  bekannte,  aus  den  stielrunden  Blättern  einiger  Gras- 
arten bestehende  Flcchtmatcrial  als  Papierstoff  verwendet  wird, 
hat  der  Exjiort  desselben  aus  Nordafrika  ungeahnte  Dimensionen 
erlangt  und  stellt  dieser  Artikel  gegenwärtig  bei  weitem  das 
wichtigste  Ausfuhrsproduct  Tripolitaniens  dar.     R.  IV.  79. 

Es  ist  freilich  nicht  mit  Sicherheit  festgestellt,  ob  die  tri- 
politaner  Haifa,  wie  aus  obigen  Benennungen  zu  schliessen  und 
auch  sonst  nicht  unwahrscheinlich  ist,  vorzugsweise  von  Nr.  397 
stammt.  Unter  Haifa  (mit  welchen  Namen  in  andern  Thcilcn 
des  arabischen  Sprachgebietes  auch  andere,  hier  nicht  in  Frage 
kommende  Gräser  bezeichnet  werden,  vgl.  z.  B.  2.  189  und  3.  33) 


1.   Tripolitanien.  455 

versteht  man  in  Algerien  (wie  auch  in  Spanien  unter  Esparto, 
während  Nr.  397  mit  dem  ebenfalls  arabischen  Namen  albarclln, 
worin  wol  berdl,  vgl.  2.  161  steckt)  allerdings  Nr.  406,  eine  Gra- 
minee,  die,  wie  D.  bemerkt,  von  Nr.  397  im  nicht  blühenden 
Zustande  von  den  Reisenden  und  selbst  von  den  Eingeborenen 
kaum  unterschieden  werden  dürfte.  „Haifa"  wird  in  1.  er- 
wähnt, sowol  in  der  Küstenebene  (BTr-el-rhenem)  an  der  Strasse 
nach  Djebel  Jefren  Ba.  1.  25),  als  auf  der  Hochfläche  des  Djebel 
Ba.  1.35,  Vatonne  224,  226,  231  (besonders  auf  Mergelboden), 
im  Hügellande  von  Tarhöna  Ba.  1.  62,  74,  z.  B.  um  Bir  Milrha 
R.  IV.  99,  M'ssaläta  und  Choms  L.  S.  160,  161,  169,  184,  185,  von 
wo  aiis  der  „Spart"  in  Choms  oder  Sliten  direct  verladen  wird 
L.  S.  180,  73.  Landeinwärts  noch  in  der  Landschaft  Gadama 
nördlich  von  Misda  R.  11.  1.  40,  diesseit  Beni  Ulid  N.  1.  43.  R. 
IV.  79,  an  welcher  Stelle  der  gegenwäi-tigc  Stand  des  Haifa- 
verkehrs besprochen  wird,  bezeichnet  als  Südgrenze  der  Haifa- 
region den  30°,  als  Ostgrenze  den  17"  östlich  von  Greenwich 
(letztere  Angabe  würde  für  Nr.  397,  vgl.  5.  447,  nicht  zutreffen). 
Nach  D.  202  zieht  man  für  Flechtarbeiten  (sparterie)  in  Algerien 
Nr.  406  wegen  ihrer  grössern  Länge  vor ,  in  Tunesien  Ni-.  397 
wegen  ihrer  grössern  Festigkeit.  Die  Kameltreiber  ziehen  für 
Stricke  (Bnmnenseile  werden  ebenfalls  in  der  Gegend  zwischen 
Trip,  und  Lebda  in  der  Regel  aus  Haifa  hergestellt  L.  S.  157) 
dasjenige  beider  Gräser  vor,  das  gerade  am  wohlfeilsten  ist. 
Bemerkenswerth  ist  die  von  R.  II.  1. 40  erwähnte  Sitte,  als  Sym- 
pathiekur  gegen  Rückenschmerzen,  in  einem  Halfablatt  hinter 
seinem  Rücken  einen  Knoten  zu  schürzen.      ♦ 

*398.  Sorghum  vulgare  Pers.  Bekannter  unter  der  arabischen  Be- 
zeichnung Durra  Lj  als  unter  den  in  Südtirol  gebräuchlichen 
deutschen  Namen  Sirch.  Gebaut  bei  M'ssaräta  und  an  der  Gr. 
Syrte  Be.  90,  269,  bei  Sokna  N.  1.  58  und  jedenfalls  auch  sonst, 
dürfte  aber  in  der  Küstengegend,  wie  in  Unterägypteu,  gegen 
den  Mais  zurücktreten.     Vgl.  3.  174. 

*399.  Zea  Mays  L.,  Mais.  Auf  dem  Wochenmarkte  in  Trip,  feilgeboten 
L.  S.  124,  141.     Sokna  L.  73,  R.  IV.  126. 

400.  Panicum  fluüaiis  L.  Ain  Scherschara  in  der  Quelle  R.  und 
St. !     IT 

401.  P.  turgidum  Forsk.  wird  zwar  n.  R.  Br.  246  von  0.  von  „Trip, 
bis  Bornu"  angegeben ,  ich  finde  indess  keine  specielle  Angabe 
aus  dem  nördlichsten  Theile  der  Wüste.     Vgl.  3.  183. 

*402.  Pcnicillaria  spicata  Willd.  Unter  diesem  Sammelnamen  (über  die 
genau   bekannten  Formen  dieser  Gattung,  vgl.  A.  Braun,  An- 


456  ^11-    l'fliiiizcii  (lus  niitdcni  Nortlafrika. 

hang  /um  öamenkatalog  des  Bcrliucr  Butauiscbeii  Gartens  1855) 
verstehe  ich  die  jedenfalls  nicht  ganz  wenigen  Formen  der 
Negerhirse,  welcher  in  unserm  Gesammtgebict  üljerwiegend 
mit  dem  arabischen  Namen  gassab,  gessob  v^.^l.oj*,  d.  h.  Rohr 
(in  Aegypten  heisst  so  das  Zuckerrohr),  verstanden  wird.  In 
Tripolitanien  finde  ich  dieselbe  allerdings  nur  von  Sokna  L.  73, 
N.  58,  R.  IV.  126,  163  erwähnt.  Aus  Trip,  wird  von  L.  49, 
Ri.  1.  334  und  L.  S.  141  ein  Korn  hisclina  KXji^  erwähnt,  dessen 
Zugehörigkeit  zu  Peiiicillaria  zwar  wahrscheinlich  aljcr  keines- 
wegs völlig  gesichert  erscheint.  In  Algerien  ist  zwar  beschna 
der  einzige  für  PeniciUaria  gclu'äuchliche  Name,  vgl.  Letourneux, 
a.  a.  0.  7;  auch  I).  207  erklärt  bischna  für  PeniciUaria  sjiicata, 
und  Ri.  1.  334  Ijchauijtct,  dass  ghimsub  in  Trip,  hishma  und  in 
Tunis  (Iva  (offenbar  dasselbe  Wort,  das  wir  gewöhnlich  Durra 
schreiben)  heisse  und  auch  R.  I.  120  fg.  erklärt  auf  der  Reise 
von  Marokko  nach  Tuät  hisclina  für  identisch  mit  Sudanhirse 
oder  Doghna  {diichn  ^^i».0  heisst  PeniciUaria  in  den  Nilländern). 
Andererseits  führen  L.  273,  D.  207  und  R.  II.  1.  187  (bei  Gatrön) 
hisclina  neben  gassah  auf;  ersterer  nennt  sie  ein  kleines  Korn, 
ähnlich  Canariensamen  und  berichtet  S.  49,  dass  man  sie  in  Trip, 
wie  Gerste  vorzugsweise  zu  den  bekannten  Mehlpudding  (hasin) 
verwende.  Ho.  333  erklärt  bechena  sogar,  gewiss  unrichtig  für 
SorgJaim  cernuum.  Diese  Bischnafrage  wird  hoffentlich  hier 
zum  letzten  male  aufgeworfen  werden.  Dass  verschiedene  Rei- 
sende PeniciUaria  kurzweg  als  Hirse  (z.  B.  C.  Dickson  258  millet) 
bezeichnen  ist  verzeihlich,  aber  D.  beging  einem  bedauerlichen 
Irrthum,  indem  er  gueqoh  mit  Panicum  miliaceum  L.,  unserer 
europäischen  Hirse  identificirte ,  die  auch  in  Aegypten  nicht 
häufig  (ich  sah  sie  nur  aus  Alexandrien  und  Kairo)  vorkommt 
und  ganz  sicher  nicht,  wie  D.  angibt,  von  Sudan  nach  den  nörd- 
lichen Oasen  eingeführt  wird.     Vgl.  Z.  185. 

403.  Pix)tatlierum  miliaceum  (L.)  Coss.  Felsen  bei  Djädo  D.  203,  Co. 
II.  51.     _*_ 

404.  P.  coerulescens  (L.)  P.  B.  Milium  c.  Desf.  V.  5.  Gegend  von 
Lebda  C.     _*J 

405.  Stujm  tortilis  Desf.  Trip.  C.  n.  V.  6,  Co.  I.  280,  Di.  n.  Co.  II.  51. 
Vgl.  5.  452.     _#_ 

406.  Macrocliloa  teuacissima  (L.)  Kth.  Stipa  t.  L.  Co.  II.  51,  a.  gedim, 
beschna  in  Trip,  (in  Algerien  halfa).  An  der  Strasse  von  Trip, 
nach  Rhadämes  Ho.  329,  z.  B.  zwischen  Siutän  und  Riäina  D.  203, 
Co.  II.  51.  Ghariänhochebene  Ba.  1.  35  und  vermuthlich  im  nörd- 
lichen Theil  des  Djebel    verbreitet;   Südgrenze    schon  zwischen 


1.    Tripolitanien.  457 

Djado  und  Sclieti  1).  Das  Vcrliältniss  dieser  Art  zu  Nr.  397  in 
Bezug  auf  die  Halfaausfulir  bleiljt  wie  oben  bemerkt  noch  fest- 
zustellen. Schlecbtes  Futtergras,  ruft  bei  den  Thiereu  Durch- 
fall hervor  D.  Scheint  in  Cyrcnaika  nicht  mehr  vorzu- 
kommen.     ■»  I 

407.  Äristida  coeriihscens  Desf.  Ä.  Ascensionis  D.  204,  olj  L.?  a. 
beh'ma.  Djebel  ssöda  zwischen  Bir  Gotfa  und  Uädi  Bu'l  Haschim 
K!    Vgl.  2.  186.    *' 

408.  A.  pungens  Desf.  Dies  verbreitete  "Wüstengras  scheint  erst  am 
Südrande  von  Tripolitanien  zu  beginnen.  Ich  finde  es  nur  beim 
Brunnen  Ssenuia  Fessäno  südwestlich  von  Misda  R.  II.  1.  48  er- 
wähnt.    Vgl.  2.  188.     "«" 

409.  Bactyloctenhim  aegijptium  (L.)  Willd.     Dünen  um  Trip.  By. !    * 

410.  Dactijhis  ofjicinalis  Vill.  Gijnodon  BactyJon  Rieh.  D.  205,  a. 
nedjeiH,n^djim  j^^,  d.  h.  Stern,  wegen  der  Blütenähren,  die  zu-^ 
letzt  sternförmig  voneinander  abstehen  (in  Cyrenaika,  Aegypten 
und  Syrien  n''djll  oder  endjil  Jul^,  Jui.^().  Sokna,  Quecken- 
gras au  Wasserrinnen  der  Palmeugärten  R.  IV.  163!  (also  nicht 
Lottis^  wie  ich  R.  M.  A.  1.  114  annahm).  An  ähnlichen  Orten  in 
den  algerischen  und  ägyptischen  Oasen,  auch  an  Wüstenbrunnen. 
Futtergras,  Kosmopolit.     Vgl.  3.  190,  4.  43  und  5.  454.      ♦ 

4\\.  Avma  harhata  Brot.     Hierher  n.  Co.  I.  280  Ä.  fatua  V.  6,   uec 

L.     Gegend  von  Lebda  C.     Vgl.  5.  457.     _*_ 
^412.  Ännido  Donax  L.,  Pfahlrohr,  a.  (in  Aegypten)  hm  färisi,  d.  h. 
persisches  Rohr.     Jedenfalls  bei  Trip,   cultivirt.     L.  S.  HS   er- 
wähnt daraus  gefertigte  Weberutensilien. 

413.^.  Fhragmites  L.,  var.  isiaca  (Del.  als  Art),  a.  gassab  ,_^.o_r. 
(Die  Art  ist  unser  europäisches  Rohr.)  An  feuchten  Orten  jeden- 
falls verlireitet,  obwol  ich  nur  folgende  Angaben  finde:  Uädi 
M'ssld  zwischen  Trip,  und  Lel)da  Lo.  Am  Uädi  Ka'am  (Kiuyps) 
jenseit  Lebda  und  Sümpfe  an  der  Gr.  Syrte  bei  Aueuat  südlich 
von  M'ssaräta  C.  46,  67;  Brunnen  bei  Bondjem  0.  XVI.  Vgl. 
2.  194,  3.  37,  ■*.  44  und  5.  459.     Kosmopolit.     * 

414.  Ampclodesmos  teiiax  Lk.  Arundo  festucoides  Desf.  Ho.  329, 
a.  dls.  Sensur  Ho.  Als  Futtergras  geschätzt.  _*J  Ol)  richtig 
bestimmt?    Vgl.  2.  180,  4.  40  und  5.  438. 

415.  Koderia  puhescens  (Lmk.)  P.  B.  Fhalaria  p.  Lmk.  V.  3,  Co.  I. 
280.    Grasige  Orte  bei  Trip.  C.     Vgl.  5.  462.    _*_ 

4:1G.  Aeluropus  rej;e«s  (Desf.)  Pari.    A.  litorah)^,  var.  repens  Co.  II.  51. 

Trip.  Di.     Vgl.  5.  466.     _*_  ? 
417.  FestHca  scmroides  Rth.     F.  Myuros,  var.  sciurotdes  Co.  IL  51. 

Trip.  Di.      ♦ 


458  VII.    Pflanzen  des  mittlei-n  Nordafrika. 

418.  Lamarckia  aurea  (L.)  Mnch.  Chnjsurus  cynosaroides  Pers.  V.  4, 
Co.  I.  280.  Trip.  Di.  n.  Co.  II.  51.  Gegend  von  Lebda  C.  Vgl. 
5.  471.     _*_ 

419.  Bromus  nihens  L.,  var.  eanescens  (V.  5  als  Art)  Coss.  Trip.  Di. 
n.  Co.  II.  51.     Vgl.  5.  473.     Die  Art  _*_ 

420.  B.  scoparius  L.  Hierher  n.  Co.  I.  280  B.  chnjsopogon  V.  4,  tab.  II, 
fig.  2.     Trip.  Di.  n.  Co.  II.  51.    Vgl.  5.  474.     _±. 

421.  Triticum  hispanicum  Viv.  Festuca  Lachenalii  Koch,  forma  ari- 
ütata.  Küstenebene  bei  Trip.  C.  n.  V.  6.  Ob  richtig  bestimmt? 
Sonst  aus  Nordafrika  nicht  bekannt.     |  ♦  |  ? 

*422.  T.  vulgare  Vill.,  Weizen,  a.  gamh  ^i'.    Jedenfalls  sowol  in  dem 

fruchtbaren  Landestheile  als  in  den  Oasen  überall  gebaut,  ob- 
wol  nur  in  der  Küstenebenc  zwischen  Trip,  und  Djebel  Jefren 
Ba.  1.  25,  und  vor  BTr  Milrha  N.  1.  41,  zwischen  Trip,  und  Lebda 
K.  IL  1.  20,  Sliten  Be.  71,  M'ssaräta  Be.  71 ,  Ri.  2.  464  (doch  da- 
selbst in  geringerer  Menge  als  Gerste  angebaut)  und  Sokna  Ri. 
2.  417,  N.  1.  58,  R.  IV.  126,  163  erwähnt. 
*423.  Hordeum  vulgare  L.,  Gerste,  a.  schalr  y^*^'  Der  Anbau  scheint 

weiter  verbreitet  als  der  des  Weizens ;  er  wird  au  allen  vorher 
genannten  Orten  und  ausserdem  auch  auf  dem  Tarhüna-Plateau 
N.  1.  42;  an  der  Küste  zwischen  Lebda  und  M'ssaräta  Ri.  2. 
467,  468;  bei  Gassr  Safi'än  Ba.  W.  33  und  Bü  Ssaida  an  der  Gr. 
Syrte  Be.  179  bis  Misda  Ba.  1.  107  und  zwischen  Sauia  und  Tri- 
poli  vecchia  Maltzan  370  erwähnt.  Gerstenmehl  wird  vorzugs- 
weise zu  Basin  (vgl.  Nr.  402)  benutzt.  An  der  Küste  und  selbst 
noch  zuweilen  bei  Sokna  R.  IV.  152,  155  findet  der  Getreidebau 
unter  Benutzung  des  Winterregens  statt  Ri.  2.  453.  Ri.  2.  467 
bemerkt  die  Kürze  der  Halme  und  Kleinheit  der  Aehren  im 
Vergleich  zu  Mitteleuropa,  besonders  dem  regnerischen  England. 
Dasselbe  fällt  den  Reisenden  auch  in  dem  gesegneten  Aegypten 
auf.  Aus  der  Gegend  von  M'ssaräta  wird  die  Gerste  exportirt, 
während  die  Durra  zum  einheimischen  Verbrauch  dient  Be.  90. 
Ueber  die  Unsicherheit  des  Ertrages  vgl.  Be.  17. 
42i.  Lolium  pcrcnne  L.,  var.  rigidum  (Gaudin,  als  Art),  Co.  11.51. 
Trip.  Di.     Vgl.  5.  481.      • 


Gnetaceae. 

„Ephedra  alc)ula'\  d.  h.  E.  aJata  Dcne.,  a.  oloida,  tm.  tima- 
tart  wird  von  Ho.  380  als  in  der  ganzen  Wüste  häufig,  bei  den 
Kamelen  nur  wenig  beliebt,  bezeichnet.     Es  fehlt  an   einer  po- 


1.   Tripolitanien.  459 

sitiven  Angabe  aus  Tripolitanien,  obwol  das  Vorkommen  nicht 
unwahrscheinlich  ist. 

Coniferae. 

425.  Juniperus  pTioenicea  L.  Trip.  Di.  n.  Pariatore  in  De  Candolle 
Prod.  16.  2.  486.  Hierher  gehören  wol  auch  die  von  L.  S.  190 
bei  Tripoli  vecchia  (Suära  esch-schei"gla,  Sabratha)  erwähnten 
„Cedar"-Gebüsche.    Uädi  Ta'asa??  vgl.  S.  426.    Vgl.  5.  483.    _*_ 

Filices. 

Ophioglossum  Jusitanicum  L.  wird  von  Bory  St.  Vincent 
(Nouvelle  Flore  du  Peloponn.)  66  bei  Trip,  ohne  nähere  Bezeich- 
nung angegeben.  Obwol  dieser  im  Mittelmeergebiet  weit  ver- 
breitete Farn  sehr  wohl  im  Gebiet  vorkommen  könnte,  dürfte 
doch  wol  das  syrische  Tripolis  gemeint  sein. 

426.  Cetcrach  officinarum  Willd.  Trip.  Ritchie  n.  R.  Br.  246.  *  (Cap- 
verden;  für  Südafrika  zweifelhaft.) 

427.  Gymnogramme  veUea  (Ait.)  Kuhn.  Acrostichtim  v.  Ait.  R.  Br.  246. 
Nothochlaena  v.  R.  Br.  Co.  IL  51.  Da.  21.  Tarböna  0.  Vgl. 
5.  486.    ♦ 

428.  Ädiantum  CcqnUns  Veneris  L.,  a.  eschbet-el-mä  R. ,  vgl.  3.  124, 
rafraf  D.  Ain  Scherschara  R.  und  St. !  der  R.  IV.  105  erwähnte 
Farrn.     V.  Arhlan  bei  Djädo   an  den   Palmenwurzeln  und  Be- 

Vgl.  5.  487.     * 

Characeae. 

429.  Ohara  gymnophylla.  A.  Br.    Tanüt-Tirekin  bei  Djädo  D.  208.  _*_ 

430.  C.  foetida  A.  Br.,  subsp.  cra^n^icaulis,  f.  rudicorticata  nach  der 
Bestimmung  des  Herrn  0.  Nordstedt.  Ain  Scherschara  R.  und 
St. !    Die  Art  * 

Algae. 

431.  Cladophora  (Aegagrojiila)  Sauteri  Kütz.  Nach  der  Bestimmung 
des  Herrn  G.  Zeller.     Ain  Scherschara  R.  und  St.!     * 

Ueber  die  Verwendung  grösserer  Meeresalgen  beim  Dach- 
bau, vgl.  1.  363. 

Licheiies. 

432.  Cladonia  endiviifoUa  Dicks.    Gegend  östlich  von  Ti'ip.  Lo.   _*_? 

433.  Bamaliiict  pollinaria  Ach.     Wie  vorige.     _*_  ? 


460  vir.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

434.  Paoroma  hntirjcrum  (Welj.)  Kln-.     Wie  vorige.     _*_  ? 

435.  Lecanora  C6C»?c» irt  (Fall.)  Spi-.   Liehen  eseiücntus  Fall.,  a.  gamh- 

el-uoitä  li5«,Jl   ^i',  il.  li.  Weizen  am  Boden   (führt  in  Algerien 

u.  Paris,  B.  S.  B.  14.  204,  den  wenig  schmeichelhaften  Namen  ues- 
seeh-cl-ard    ^'^\  ^.,    d.   h.   Erdschmutz).     Zwischen    Beni 

Ulid  und  Bondjcm  N.  1.  49!  11.  IV.  118!  Vgl.  über  diese  merk- 
würdige, von  ihrer  Unterlage  losgerissen  frei  vegetirende 
Flechte  v.  Krcmpelhuber  Verh.  Zool.  Bot.  Ges.  (Wien  1867)  599  fg. 
Sie  wird  mitunter  durch  Stürme  und  Gewitterregen  in  grosser 
Menge  an  Orte  getrieben  wo  sie  früher  nicht  bemerkt  wurde 
und  gilt  deshalb  manchen  Gelehrten  als  die  biblische  Manna.  ■»   ? 

436.  Ureeolaria  scruposti  (L.)  Kbr.    Wie  41.     _*_  ? 

Fiingi. 

437.  Terfezia  Lconis  Tulasne.  Clioiromyecs  L.  ejusd.  D.  208,  Trüffel, 
a.  terfäs  ,  «.Li^j.  An  der  Strasse  von  Bir  Milrha  in  der  Küsten- 
ebene  L.  37.  Kommt  auch  trocken  auf  den  Markt  zu  Trip. 
L.  S.  141.  Eine  Beziehung  der  Trüffeln  zu  IIcUanthe'))ium-AvteTi 
(vgl.  Ascherson,  Sitzungsbericht  Bot.  Vereins,  Frov.  Branden- 
burg [1880],  129  fg.)  ist  aus  unserm  Gebiet  nicht  erwähnt.  Vgl. 
3.  200  und  5.  493.  _#_  ?  Aus  der  südlichen  Sahara  nicht  be- 
kannt. 


Unbestimmte  Pflanzen. 

Unter  dieser  Ueberschrift  stelle  ich  eine  Anzahl  von  den  Rei- 
senden mit  Angabe  der  einheimischen  Namen  erwähnter  Pflanzen 
zusammen,  deren  Deutung  mir  nicht  oder  nicht  mit  Sicherheit  ge- 
lungen ist.  Es  befinden  sich  dai'unter  auch  eine  Anzahl  Namen  von 
N.  gesammelter  Pflanzen,  deren  Exemplare  zu  Grunde  gingen,  wäh- 
rend sich  die  Zettel  erhalten  haben.  Einem  künftigen  Reisenden 
wird  es  leicht  sein,  die  Bedeutung  dieser  Namen  zu  ermitteln. 

a.  atllh,  essbares  Kraut,  in  den  Gärten  von  Sokna  11.  in  M.  A.  1.  114. 
Vgl.  1.  81. 

b.  äkeriscJi,  essbare  Zwiebeln,  im  Uädi  Ranne  zwischen  Kuleba  und 
Misda  Ba.  1.  105.    Ob  Erythrostictus  (1.  392,  2.  171  und  5.  437)? 


1.   Tripolitanieii.  4G1 

Der  Name  iiio  yjCc  bedeutet  sonst  stachlige  Pflanzen,  unter  an- 
dern   Vilfa  spicata  (Valil)  P.  B.  3.  36).    Vgl.  aber  5.  430. 

c.  babak,  hellgrüner  Strauch  mit  gegenständigen  Blättern  auf  den 
Dünen  südlich  von  Trip.  By.  Z.  G.  E.  55. 

d.  balütt,  Liliacee,  in  Tarhöna  Ba.  1.  G9.  Jo«.Jlj  sonst,  wie  Ba.  be- 
richtet, Name  einer  Kiche  (bei  Ba.  durch  Druckfehler  Esche). 

e.  bilhal,  in  Uädi  Boegela  südlich  von  Misda  By.  Z.  G.  E.  15.  59. 
Ob  1.327?  doch  nennt  By.  diese  Art  kurz  vorher  begeh  Vgl. 
4.9. 

f.  damina,  wollig  behaart  mit  glockenförmigen  Blüten.  Uädi  Boe- 
gela By.  Z.  G.  E.  59.  Kann  schon  wegen  der  Behaarung  nicht 
1.  289  sein. 

g.  djari,  Baum  im  Thale  Chaleifa  des  Ghariän  Ba.  1.  32.  Ob  gleich 
djedäri  also  1.  109  ? 

h.    dummägh,  dorniger,  kleiner  Baum  auf  dem  Ghariän  und  zwischen 

Trip,  und  Bondjem  L.  291,  342.  Wol  1.  109,  vgl.  5.  551. 
i.  fers,  Strauch  in  Uädi  Tabonie  und  über  demselben  am  Nordrande 
der  Hammäda-el-hamra  By.  Z.  G.  E.  15.  62,  63.  Vgl.  auch  3.  t  und 
4.  c.  Jedenfalls  wol  eine  strauchartige  Salsolacee,  D.  210  ver- 
gleicht sie  mit  einer  Änabasis.  Nach  Cailliaud,  Centurie  de  plan- 
tes,  p.  56,  soll  Tragamim  nudatum  Del.  1.322  in  Siua  feres 
genannt  werden;  ich  vermuthe  hier  aber  einen  Irrthum  des  Rei- 
senden oder  seines  Gewährsmannes,  denn  feres  soll  bei  den 
Kamelen  Blutharnen  hervorrufen,  während  Nr.  322  allgemein  als 
vorzügliches  Kamelfutter  gilt  und  sein  sonst  üblicher  Name 
domrän  auch  von  By.  bald  darauf  erwähnt  wird. 

k.  fro,  krüppliger  Baum  beim  Brunnen  Tabonie  Ba.  1.  131.  Ba. 
identificirt  das  Wort  mit  dem  a.   Cwi,  Zweig.  Ein  Misverständ- 

niss,   wie  es  unerfahrenen  Reisenden   leicht  begegnen   kann,   ist 
bei  Ba.  wol  ausgeschlossen. 

1.    gJmrrän,   für  Thiere  und  Menschen   geniessbar.     Zwischen  Bon- 
djem und  Djebel  ssöda  N. 
m.    hmmm,  Kamelfutter.     Ebenda  N.     Etwa  3.  3.  ? 

n.  haschisch-el-uadän,  Kamelfutter  in  der  Oase  Djofra  R.  in  M.  A. 
1.114. 

o.   handclän,  vgl.  1.  236. 

p.    Jcurum,  wie  n. 

q.  läsul  (etwa  el-asul,  vgl.  aslns,  1.  35?),  für  Menschen  essliar. 
Kerkaf  m'tä  Bondjem  N. 

r.    lihak,  Kamelfutter.     Churmet-et-tär  N. 

s.    rhm,  Uädi  Nefeid  N. ,  kann  wol  nicht  mit  Nr.  323  identisch  sein. 


462  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

t.  scha'at,  Landschaft  Gadama  nördlich  von  Misda  By.  Z.  G.  E.  15.  56. 
01)  identisch  mit 

u.    schade,  Uädi  Chaleifa  in  Ghariän  Ba.  1.  32.  ? 

V.  schedlde,  ebendaselbst.  Der  Name  bedeutet  in  Kairo  Ceruana 
pratensis  Forsk. ,  ob  dort  etwa  eine  ähnliche  Pulicaria  oder 
sonst  eine  Composite? 

w.  sehot,  ebendaselbst.  Ob  identisch  mit  1.  407,  die  ich  so  nahe 
der  Küste  sonst  nicht  erwähnt  finde? 

X.  s'ehäni,  für  Menschen  essbar.  Zwischen  Bondjeni  und  Churmet- 
el-m'halla  N.     Vgl.  5.  285  und  358. 

y.  tehabüne,  Kamelfutter.  Zwischen  Churmet- el  -  m'halla  und 
Cheima  N. 

z.  tebena,  beim  Brunnen  Tabonle  By.  Z.  G.  E.  15.  62. 
aa.  ivussa-unissa  (der  Negersklaven),  kleiner  Busch  in  der  Wüste  (zwi- 
schen Trip,  und  Sokna?  mit  Blättern  von  der  Form  des  Buchs- 
baums, aber  zart  und  von  salzigem,  nicht  unangenehmem  Ge- 
schmack. Von  den  Negersklaven  gekocht  und  gegessen  L.  342. 
Etwa  1.  317  oder  1.  102.  ? 


2.    F  e  s  a  n . 

D.  macht  vielfach  summarische  Angaben  über  das  Vorkommen 
von  Wüstenpflanzen  auf  dem  nordsüdlich  gerichteten  Theile  seiner 
Route  innerhalb  des  Gebietes,  von  Rhadämes  nach  Rhät,  und  auf 
den  von  Westen  nach  Osten  verlaufenden,  von  Titerhssin  (nördlich 
von  Rhät)  nach  Sulla  in  der  Schergia.  Zur  Raumersparniss  ist  erstere 
Strecke  mit  N.  S.,  letztere  mit  W.  0.  liezeichnet  worden. 

Ranuiiculaceae. 

*1.  Nigclla  sativah.  B.  I.  68,  Schwarzkümmel,  a.  ssahnudj  _,  «JL^, 
hahbet-ess-ssöda  s.3«^ww.Jf  &a.^.  In  den  Gärten  der  Oasen  culti- 
virt  D.  148.     Als  Arzneimittel  benutzt  N.  1.  152. 


Cniciferae. 

2.    Matthiola  livida   (Del.)  DC. ,    a.  gelgelän  (in   Algerien),    tm.  ta- 
mude.     Tin-Arrai  nördlich  von  Rhät  D.  149.     Vgl.  1.  16. 


2.    Fesan.  463 

3.  Eremohium  lineare  (Del.)  Boiss.  B.  I.  157.  Malcohnia  aegyptiaca 
Sj^r.  D.  149,  a.  marüdje,  hamä,  tm.  almarüdjet  n.  D.  Uädi  AUün, 
Agheläd  und  an  noch  8  Stellen  N.  S.  D.  ^  Hierher  gehört 
vielleicht  auch  Hesperis  ramosissima  „Desf."  bei  R.  Br.  220  von 
O.  in  Fesän  gesammelt,  da  diese  Art  auch  von  Delile  (111.  fl.  aeg., 
Nr.  595)  als  Hesperis  ramosissima  aufgeführt  wird.  Wenn  nicht 
hierher,  so  zu  Malcohnia  eonfusa  Boiss.  B.  I.  221  [H.  ramo- 
sissima Desf.,  zum  Theil),  welche  in  der  tunesischen  Sahara  vor- 
kommt, schwerlich  alier  zu  der  nur  an  der  algerischen  Küste 
beobachteten  Malcohnia  ramosissima  (Desf.  ex  p.)  Coss.  (B.  S. 
B.  13.  335). 

4.  ?  Farsetia  aegyptiaca  Turra.     Vgl.  1.  17. 

5.  ?  F.  ?  stylosa  R.  Br.     Vgl.  1.  18. 

6.  Anastatiea  hierochiintica  L.  B.  I.  316,  Rose  von  Jericho,  a.  Ä'o- 
mescht-en-nebl  n.  D.  und  N. ;  d.h.  Zange  des  Pi'opheten,  n.  D. ; 
tm.  aJiarba,  in  Borgu  kerscJiüd  n.  D.  N.  S.  D.  149.  Uädi  Imakkas 
bei  Tibohar  nördlich  von  Rhät  By.  Z.  G.  E.  12.  178.     Arzneimittel 

n.  N.  1. 152.  :*:  ? 

*7.  Lepiäiinn  sativwn  L.    In  Gärten  cultivirt  L.  274.    Der  Samen  als 
Arzneimittel  angewendet  N.  1.  153!     Vgl.  1.  27  und  5.  27. 

8.  Senehiera  lepidioides  Coss.  et  Dur.  B.  S.  B.  2.  245,  a.  und  tm.  har- 
harha.   Ssäghen  nördlich  von  Rhät  D.  150.     Essbar.      -»  | 

9.  Moricandia  suffruticosa  (Desf.)  Coss.  et  Dur. ,  a.  fid  -  el  -  djemel 
Jk4Ä.I  {JjJ^fal-el-ibel  Jo^l  J«j,  d.  h.  Kamelsbohne,  tm.  o/rt?-- 

far.    In  Uädis  zwischen  Trip,  und  Mursuk  0.     Umgebungen  von 
Rhadämes;   häufiger  im   Hogargebirge  D.  1.50.     Beliebtes   Futter 
für  Kamele  und  Maulthiere  0.  und  D.     Vgl.  1.  29  und  5.  29. 
10.  Diplotaxis  Duveyrierana  Coss.  B.  S.  B.  11,  pl.  III.  (1864)  164.    D. 

suppl.  31,  pl.  XXIX,  a.  hürra  SnLä.,  ira.tänelifmt,  asesedja.  Uädi 
Allün,  UädiTärät  und  noch  11  Stellen  N.  S.  D.  150.    Essbar.    [F] 

*11.  Brassica  oleracea  L.  Gedeiht  in  den  Oasen  nicht  besonders 
D.  151     In  Fesän  cultivirt  N.  1.  127.     Vgl.  1.  33. 

*12.  J5.  iJapa  L.,  tm.  afrän  n.  D.  In  den  Gärten  Fesäns  zwar  spar- 
sam, aber  verbreitet,  da  L.  241  das  Fehlen  der  Rüben  in  Tedjerri 
notirt  L.  274,  R.  II.  1.  148,  N.  127.  Rhadämes  Mi.  107  (navets  and 
raves),  R.  II.  1.  73.  In  allen  Oasen  cultivirt,  gedeiht  gut;  die 
Samen  Arzneimittel  D.  151.     Vgl.  4.  2. 

*13.  Sinapis  alba  L.  ?  Wird  nur  von  L.  274  als  in  Fesän  zwar 
selten  cultivirt,  aber  gut  erwähnt,  sowie  von  Ri.  1.  115,  nach 
welchem  Seuf  in  Rhadämes  von  den  Tuärik  als  Arzneimittel  an- 
gewendet wird.     Vgl.  I.  37  und  5.  33. 


464  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Kordafrika. 

14.  Eruca  sativa  Lmk.  B.  I.  39G,  var.  stenocarpa  (Boiss.  et  Reut.) 
Coss.,  a.  ?iärra,  tm.  tänelcfäit,  vgl.  2.  10.  Ssäghen  und  Uädi  AUüu 
N.  8.  1).  151.     Essbar.     * 

15.  Schouwia  arahica  (Vahl)  I>C.  (incl.  S.  Schimperi  Jaub.  und  Sj).). 
B.  1.  398,  tm.  alluäs.  Tichämmalt  und  Tin  Terdja,  N.  S.  D.  151. 
Hiei-her  gebort  jedenfalls  die  in  Alilr  von  Ba.  152  in  Selufiet  als 
„elloa,  alhiot",  von  By.  Z.  G.  E.  15.  345  in  Uädi  Tiut  als  „aluad" 
erwähnte  Pflanze.     [  # 

"*lö.  Ma^jhanus  sativits  L.,  Rettich,  Radieschen,  a.  horrek  n.  N.  (sonst 

Name  der  Brennessel  (äjwÄ.,  vgl.  1.  352,   wogegen   der  Rettich 

in  Aegypten  und  Syrien  fidjl  Jks?  heisst).    Nach  L.  274  in  Fesän 
gut  und  scharf  und  so   verbreitet,   dass   das  Fehlen  in  Tedjerri 
S.  241  constatirt  wird.    Ausserdem  erwähnt  nur  N.  1.  128  Rettiche 
in  Fesän,  und  zwar  speciell  in  Mursuk,  Radieschen,  S.  90,  95. 
17.  Zilla  macroptera  Coss.,  a.  schebreg^  ^v^AXi  im  Westen,  schobrom 

P»*."^-«*'  i™    Osten  n.  D.  und  By. ,   tm.  oftoson  T).     Auf  der   Ham- 

mäda-el-hamra  By.  Z.  G.  E.  15.  63,  64.  Agheläd ;  Uädi  AUün  D.  151. 
Uädi  Tahorhait  By.  Z.  G.  E.  12.  178,  zwischen  Rhadämes  und 
Rhät.  Angegeben  n.  I).  auf  dem  Plateau  Tademait  nördlich  von 
Tuat.     Lieblingsfutter  der  Kamele.     Vgl.  1.  45.     [^  ? 


l-apparidaceae. 

18.  Oleome  arahica  L.,  a.  umm-el-djelädjel  (Fesän),  mcchhisa  (Rhad.), 
tm  ahöjjarh,  uüjjarh  n.  D.  Umgeljung  von  Rhadämes;  Agheläd 
und  Tin-Terdja  zwischen  dort  und  Rhät  D.  152.     Vgl.  1.  46. 

19.  3Iacrua  riyida  R.  Br.,  tm.  adjar,  td.  arken,  arkenno  n.  N.  1.26,  414. 
Uarärat  nördlich  von  Rhät  D.  152.     Vgl.  1.  47. 

Gapparis  Sodada  R.  Br.  B.  1. 413,  a.  tundub,  td.  hissomo  N.  1 .  147 
erwähnt,  dass  eine  Maceration  der  jungen  zerquetschten  Spitzen 
dieses  Baumes  in  Fesän  als  Arzneimittel  verwendet  wird.  Es 
ist  nicht  gerade  wahrscheinlich,  dass  das  Material  hierzu  von 
Tibesti  (N.  1.  414)  oder  gar  von  der  Oase  Agadem  zwischen  Kauär 
und  dem  Tsadsee,  wo  die  Pflanze  dem  Reisenden  auf  dem  Wege 
nach  Bornu  zuerst  begegnete  (N.  1.  55),  hergeholt  wird.     Da  in- 


1  Dieser  Naiiu?  ))i'(leutot  in  Syrien  nach  Sc]iweiiifurUi  Ononis  leiosperma  Boiss.,  in 
Aesypteu  Convolvultin  Hijstrix  Viilil.  Z.  A.  E.  13.  2!S-1 ,  stets  aber  tloruiye  Gewächse; 
für  letztere  Art  hat  Schweiiifurtli  In  der  Wüste  zwischen  Kairo  und  Snez  auch  die 
Form  schihriiii  constatirt. 


2.    Fesan.  465 

dess  sonst  keine  positive  Angalie  über  das  Vorkommen  dieser 
in  Aegypten  den  27.  Grad  erreichenden  Art  in  Fesän  vorliegt, 
so  niuss  die  Erledigung  dieser  Frage  der  Zukunft  vorliehalten 
bleiben. 

Cistaceae. 

» 

20.  HeUnnthcmum  kahiricvm  Del. ,  a.  rega ,  tm.  ahco.  Gemein  um 
Khadämes  D.  153.     Vgl.  1.  54. 

21.  H.  Lii^pii  (L.),  y.  micrantlmm  Boiss.  H.  sessih'florum  Pers.  D.  155, 
a.  ssemhari,  reglg,  tm.  tahavat,  tahesuet.  Gemein  um  Rhadämes, 
z.  B.  Hammäda  Tinghert,  unweit  der  Gära  Tisfin;  Ebene  am 
Fusse  des  Hogargebirges  D.  153.  Wii'd  von  den  Kamelen  ge- 
fressen. Eine  dieser  beiden  Arten  ist  jedenfalls  die  von  Ho.  331 
beim  Begräbnissplatz  bei  Rhadämes  erwähnte,  kaum  aus  dem 
Boden  hervorragende  Pflanze  „Zewr^rt"  {el-erga).  Vgl.  1.  55  und 
5.  51. 

Paronycliieae. 

22.  Sclerocephalns  arabicus  Boiss.,  tm.  tassaJckarilt.  Tiferghassln  N.  S. 
D.  174.     Vgl.  1.  74. 

Portulacaceae. 

*23.  Portulaca  oleracea  L.,  a.  ricljl  Ji:ä.v  D.,  heräigalis  L.,  N. ,  tm. 
benderäJcesch  D.  Gedeiht  in  den  Oasen  gutD.  175.  In  Fesän  L.  274, 
N.  1.  128,  z.  B.  Gatrün  N.  1.  214  D.  erwähnt  noch  zwei  ausser  dem 
gewöhnlichen  ridjl  cultivirte,  botanisch  noch  festzustellende  Sorten 
(die  eine  vielleicht  P.  sativa  Haw.),  von  denen  die  eine  tafrUa, 
die  andere  bogel  auch  hovtttläkesch  genannt  wird.  Letzterer  Name 
kommt  natürlich  nicht  von  Portugal,  wie  D.  meint,  sondern  ist 
das  wenig  veränderte  lateinische  portulaca,  einer  jener  römischen 
Anklänge  im  Innern  Nordafrika.  Aus  borttiläkesch  ist  dann,  viel- 
leicht mit  Anlehnung  an  bortugäl  Orange,  das  allerdings  von 
portogallo  kommt,  berdigalis  entstanden.     Vgl.  1.  76. 

Tamariscaceae. 

24.  Tamarix  gallica  L.,  a.  tarfu,  etl,  arisch,  vgl.  1.  78,  tm.  tabarkot 
D.  174.  Von  D.  bei  Tekertiba  im  Uädi  el  Rharbi  gesammelt ;  da 
dieser  Baum  (und  Nr.  25)  von  den  Eingeborenen  wie  von 
den  Reisenden  nicht  von  dem   jedenfalls  vorherrschenden  Nr.  26 

RoiiLFS,  Kufra.  30 


466  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nonlafrikn. 

nntcrscliif!(lon  wird  (oliwol  letztere  Art  sehr  leicht  an  der  ge- 
ringen Entwickelung  der  Schuppenljlätter  zu  erkennen  ist),  so 
ist  seine  vermutlich  sehr  weite  Verbreitung  im  fjehiete  noch 
näher  festzustellen.  „T.  gallica,  atij,  der  einzige  schattige  Baum 
in  Fesän"  L.  333  könnte  also  theilweise  hierher  gehören ,  obwol 
diese  Angabe  sich  sicher  hauptsächlich  auf  Nr.  26  bezieht.  Da  D., 
wie  oben  S.  415  erwähnt,  auf  der  Route  N.  S.  Nr.  2(j  erst  jenseit  des 
29.  Grades  antraf,  so  gehören  vermuthlich  die  in  der  Gegend  von 
Rhadämes  angegebenen  Tamarisken  zu  Nr.  24  (resp.  zu  Nr.  25), 
z.  B.  Uädi  Auäl  R.  I.  254  (hier  mit  einem  in  der  marokkanischen 
Sahara  gebräuchlichen,  jedenfalls  berberischen  Namen  tiläli  be- 
bezeichnet) und  Ebene  Atua  östlich  von  Dei-dj  R.  II.  2.  54.  Vgl. 
1.  78. 

25.  T.  pauciovulata  J.  Gay,  a.  tarfä,  eil,  ctsaua,  tm.  tasauat,  taharkat. 
Uädi  Ssodof  und  Ssäghen  N.  S.  D.  174.    T]  ? 

26.  T.  artimlata  Vahl.  B.  I.  877,  a.  eil,  atila,  tm.  tabarJcat,  td.  dnsso. 
Nach  D.  im  Tuäriklande  der  wichtigste  Baum  an  Zahl  (D.  172 
notirte  65  Gehölze  von  Tamarisken  N.  S.  und  7  W.  0.),  Grösse  und 
Nutzbarkeit;  dieser  Ausspruch  passt  wol  auch  auf  Fesän,  da  die 
von  dort  vorliegenden  Angaben  von  „Etl"  sich  wol  grösstentheils 
auf  diese  Art  beziehen,  von  der  Exemplare  von  R.  II.  2.  278! 
jedenfalls  von  Mursuk  und  von  El-Bedir  in  der  Schergie  D.  172 
vorliegen.  Die  Nordgrenze  in  den  Meridianen  von  Fesän  ist 
noch  festzustellen;  südlich  reicht  der  Etl  bis  Tibesti  N.  1.  143; 
By.  Z.  G.  E.  15.  417  fand  die  Südgrenze  (auf  der  Rückreise  aus 
Ahir)  fünf  Tagereisen  südlich  von  Rhät,  wogegen  Ba.  auf  seiner 
Route  ihn  zuletzt  1,  304  etwa  unter  2273  Grad  erwähnt.  Jeden- 
falls erreicht  nur  diese  Art,  die  sich  auch  im  Nilthale,  wo  ich 
sie  nur  angepflanzt  sah,  durch  fast  stets  baumartigem  Wuchs 
leicht  von  den  meist  strauchigen  übrigen  Arten  auszeichnet, 
riesenhafte  Dimensionen ;  1,5-2  m  Stammumfang  sind  n.  D.  173  ge- 
wöhnlich (Ri.  2.  252  gibt  etwas  über  3  m  [10  engl.  Fuss]  als 
Maximum  an).  Der  Riesenbaum  AscV-n-Bangn,  unter  dem  der 
Schmied  Bangu  seine  Werkstatt  hatte,  misst  nach  D.  am  Grunde 
5,4  m  Umfange  (was  der  grössten  von  Edmondstone  und  mir  ge- 
messenen Acacia  arabica  (nilotica)  bei  Balat  in  der  Oase  Dachel 
(5,65  m.)  ungefähr  gleichkommt.     D.  hat  mehrere  nahezu  ebenso 


i  Diese  Form  beweist  wol,  dass  atich  in  der  Sahara  die  Aussprache  des  y^, 
wie  das  eiiglischn  t)i,  welche  bei  deu  Beduinen  Syriens  und  Arabiens  stattfindet,  nicht 
unbekannt  ist.  Die  ansässigen  Aegypter  und  Syrier  sprechen  diesen  Buchstaben  wie 
t  aus. 


2.    Fosan.  467 

grosse  Etlbäume  angetroffen.  Ba.  erwähnt  ausser  dem  1.  2G 
besprochenen  Riesenbaume  noch  besonders  schöne  Exemplare 
in  Ugraefe  im  Uädi-el-Rharbi  1.  162  und  traf  den  grössten  von 
allen  im  Uädi  Egeri  an  der  Strasse  nach  Ahlr  1.  281.  Der  Etl 
liefert  hauptsächlich  Brenn-  (Ri.  2.  223),  auch  Bau-  und  Nutzholz 
Ri.  2.  252,  D.  173.  Die  Früchte  a.  adabe  und  die  auf  den  Tama- 
risken sehr  häufigen  Gallen,  takatit,  dienen  zum  Gerben  D.  173. 
Vgl.  S.  415.     "*~ 

Frankeuiaceae. 

27.  Frcmhenia  pidverulenta  L.    B.  I.  779,  a.  Umm  seJnlseha.    Palmeu- 
gärten  von  Rhadämes  R.  II.  2.  277!       * 

3Ialvaceae. 

*28.  Malva  parriflora  L.  In  Gärten  als  Gemüse  cultivirt  N.  1.  128. 
Auf  dem  Markte  in  Mursuk  zu  finden  N.  1.  96.  Vgl.  1.  81  uud 
5.  76. 

*2d.  Hihiscus  cmmahiniis  L.,  kanüri:  Jcaress  R.,  td.  karüsu  N.  1.  414. 
In  Gärten  Fesäns,  der  kleinen  schwarzen  essbaren  Samen  halber 
R.  IL  2.  278!  Sonst  meist  als  Gespinnstpflanze  (z.  B.  in  Aegypten, 
wo  sie  tu  heisst)  cultivirt.  Hierher  gehört  vielleicht  auch  die 
in  Rhadämes  angebaute,  aus  dem  Sudan  importirte  Art  chavas 
Ho.  831,  welche  in  zwei  Formen  vorkommt,  von  denen  eine  die 
Frucht  gebraten,  von  der  andern  die  Blätter  gestossen,  zur  Nah- 
rung dienen. 

*30.  AhelmoscJms  esculentus  (L.)  Mnch.,  a.  hämia  L.  N. ,  m^lucMa  I). 
Mi.  R.  In  allen  Gemüsegärten  der  Oasen;  auch  als  Salat  ge- 
gessen D.  154.  Fesän  L.  274.  R.  II.  1.  149,  N.  1.  127,  speciell 
in  Mursuk  N.  1.  90,  106  und  Rhadämes  Mi.  107,  Ho.  331,  R.  II. 
1.  73. 

■'2,\.  Gossypiiim  herhaccum'L.,  a.  gotn  fesäni  cjl*.i  .vV-^i",  tm.  tühdüg, 

td.  kanüri  kulkutton  N.  1.  414.     Cultivirt  in  Mursuk   und  Teker- 
tlba  D.  154. 
*S2.G.  vitifolium  Lmk.,  a.  gotn  bernaui  ^.Lj^j  rj^iai*,    tm.  täbdüg. 

Fesän  allgemein  cultivirt,  z.  B.  Mursuk  D.  154.  Ob  diese  Art, 
wie  der  Name  andeutet,  wirklich  aus  dem  Sudan  importirt  wurde, 
ist  näher  festzustellen.  In  den  Uah- Oasen  fand  ich  vorzugs- 
weise Nr.  31,  wogegen  im  Nilthal  Nr.  32  vorherrscht,  und  wol 
schon   unter  Mehemed    Ali    aus    Ostindien,    resp.  Amerika    ein- 

30* 


4G8  Vri.    Pflaiiznu  d(!3  mittlem  Nordafrika. 

geführt  wurde.  Nach  R.  II.  149  und  N.  1.  129  ist  der  Anbau 
der  Baumwolle  auch  in  Fesän  unbedeutend.  Ri.  1.  286  erwähnt 
einen  Strauch  in  Sidi  Mäbed  bei  Rhadämes. 


Tiliaceae. 

*33.  CorcJiorus  olitorius  L.,  a,  m'lucMa  ^j^^Xx.  In  Fesän  cultivirt 
L.  274,  N.  1.  127,  speciell  in  Mursuk  (auch  auf  dem  Markte  zu 
finden)  N.  1.  90,  95,  106,  Ssemnu  N.  1.  69  (falls  hier  nicht  Nr.  30 
gemeint  ist)  und  Gatrün  N.  1.  214.  Man  bereitet  aus  M'luchia 
eine  dickflüssige,  dem  Spinat  ähnlich  aussehende,  aber  schleimige, 
fadenziehende  Masse,  der  ich  keinen  Geschmack  abgewinnen 
konnte,  wogegen  die  ebenfalls  schleimige  Bamia,  besonders  nach 
arabischer  Art  mit  Fleisch  gekocht,  mir  vortrefflich  mundete. 


Linaceae. 

'^34.  Linum  humile  Mill.  L.  B.  I.  861,  Flachs,  Lein,  a.  Jcettün.     In  Fesän 

selten  gebaut  N.  1.  129  und  zwar  nur  der  Samen,  a.  sera-el-kettän 

..LaJOI  cnV  oder   atela,   wegen,   welche   zur  Nahrung,   Ai'znei- 

mittel  und  zur  Oelbereitung  dienen,  Mursuk  Ri.  2.  320,  345  dort 
auch  auf  den  Markt  gebracht  N.  1.  96.  Es  ist  viel  wahrschein- 
licher, dass  es  sich  um  diese  auch  in  Aegypten  fast  ausschliess- 
lich gebaute  Art  (Klenglein)  handelt,  nicht  um  den  in  Europa 
überwiegend  gebauten  Schliess-  oder  Dreschlein,  L.  usitatissi- 
mmn  L.  B.  I.  860. 


Geraniaceae. 

35.  Erodmm  „guttatum  Willd.",  a.  demma.  Rhadämes  unweit  des 
Begräbnissplatzes  Ho.  331.  Die  Wurzel  wird  gegessen.  Ich  würde 
diese  Pflanze  für  identisch  mit  1.  93  halten,  wenn  nicht  letztere 
Notiz  auf  E.  hirtuni  (Forsk.)  Willd.  (1.  92)  deutete. 


Zygophyllaceae. 

36.  Trihidus  megistopterus  Kral.,   tm.  höriel.     TiferghassTn  N.  S.,  D. 

157.  pr 

37.  Fagonia  kahirina  Boiss.,  var.  sincvica  Boiss.  B.  I.  905,  a.  schoreika. 
Bei  der  Gara  Tisf  in  unweit  Rhadämes.  Die  Kamele  verschmähen 
diese  Pflanze  nicht  D.  157.     Vgl.  1.  97.     IT 


2.    Fesan.  469 

38.  F.  frKiica)is  Coss.,  eiue  noch  unbeschriebene  (aber  in  B.  S.  B.  4. 
[1857]  382,  470  und  5.  434  erwähnte)  Art,  a.  sehegda,  regig.  Bei 
der  Gara  Tisfin  unweit  Rhadämes  häufig  D.  157.       »  | 

39.  F.  urahica  L.  B.  I.  907.  Von  M.  v.  Beurmann  im  Tüminogebirge 
zwischen  Fesän  und  Kauar  gesammelt!  Schweinfurth  in  Z.  A.  E. 
15.  29,  jedenfalls  auch  in  ersterer  Provinz  vorhanden ;  Avurde  auch 
von  0.  n.  R.  Br.  230  am  Brunnen  Agadem  zwischen  Kauar  und 
Bornu  beobachtet.     "*" 

Ob  die  unbeschriebene  F.  Oudneyi  R.  Br.  230  aus  Fesän  mit 
Kr.  37  oder  38  zusammenfällt  oder  von  ihnen  verschieden  ist, 
ist  beim  Mangel  der  Exemplare  nicht  zu  ermitteln. 

40.  Zygophyllum  simplex  L.    B.  I.  921.     Fesän  0.  n.  R.  Br.  230.     \*~ 

41.  Z.  albiim  L.  „Ueberall  in  der  Wüste"  0.  n.  R.  Br.  230.  Vgl.  I.  99, 
4.  9  und  5.  95. 

Peganum  Harmäla  L.,  tm.  hendcrtiftn  D.  158,  ist  mit  Sicher- 
heit nicht  aus  Fesän  nachgewiesen ,  da  Vo.  3  vermuthlich  Sokna 
zu  dieser  Provinz  rechnete.  Angegeben  in  den  Bergen  zwischen 
Rhät  und  In  Ssäla  D.  158.     Vgl.  1.  101. 

42.  Nitraria  tridentata  Desf.,  tm.  atarsim.  An  sechs  Stellen  zwischen 
Titerhssin  und  Rhät  und  zwischen  Rhät  und  Mursuk,  sowie  be- 
sonders reichlich  in  der  Schergia  zwischen  Mursuk  und  Suila 
D.  175.  Schegua  bei  Mursuk  (östlich)  N.  1. 77.  Vgl.  1. 102  und  4. 10. 

Kutaceae. 

43.  Haplophyllum  tuheradatum  (Forsk.)  Adr.  Juss.  Uädi  Auäl  nord- 
östlich von  Rhadämes  D.  158.  Medicinisch  angewendet  D.,  N. 
1.  152.    Vgl.  1.  104  und  5.  96. 

Aurantiaceae. 

*44.  Citrus  Limomon  Risso.  In  den  Oasen  selten;  in  Rhadämes  n. 
D.  155  nur  ein  Baum ;  doch  auch  von  Mi.  107  genannt.  Ri.  1.  146 
erwähnt,  dass  man  dort  Limonade  aus  in  Citronensaft  getränkten 
und  dann  getrockneten  Läppchen  bereitet,  welches  unappetitliche 
Verfahren  jedenfalls  auf  Seltenheit  der  Frucht  deutet;  in  Fesän 
n.  D.  und  N.  1.  90,  128  vereinzelt.  In  Tunin  bei  Rhät  1876  nur 
einzeln,  erst  neuerdings  eingeführt  By.  Z.  G.  E.  15.  230. 

*45.  C.  Aurantium  Risso,  a.  schemmäm  -»L*.*«  (in  Aegypten  Name  einer 
Melonensorte).  Etwas  häufiger  als  vorige,  immerhin  nicht  häufig ; 
Früchte  stehen  den  an  der  Küste  cultivirten  weit  nach  D.  156. 
in  Fesän  vereinzelt  N.  1.  128.  In  Tunin  bei  Rhät  wie  vorige  By. 
Z.  G.  E.  15.  230. 


470  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Simarubeae. 

46.  Balanites  aegyptiaea  Del.  B.  I.  944,  a.  hadjlidj   ^jJL^,   tm.  tebö- 


rag  (Frucht  iböräghen),  im  Tuat  tschaischot,  haussa:  addua,  ka- 
nüri  bito,  td.  alo.  Titerhssin  nördlich  von  Rhät,  wo  dieser 
Charakterbaum  des  nördlichen  Sudan  die  Nordgrenze  erreicht. 
Die  bitterlich -süsse  Frucht  wird  gegessen  und  dient  als  Seife 
(daher  bei  den  meisten  Reisenden  „Seifenbaum").      ♦ 


Ampelideae. 

*47.  Vitis  vinifera  L.  In  allen  Oasen  cultivirt  und  verhältnissmässig 
gut  gedeihend,  Rosinen  werden  von  Norden  eingeführt  D.  156, 
N.  1.  214.  Von  fast  allen  Reisenden  und  an  vielen  Orten  erwähnt, 
bis  Gatrün  N.  1.  214  und  Madrüssa  Ba.  5.  442;  selbst  an  den 
Natronseen  Vo.  4  (nach  dem  in  Fesän  blaue  und  weisse  Trauben 
vorkommen)  und  an  dem  Wüstenbrunnen  Ihänären  nördlich  von 
Rhät  By.  Z.  G.  E.  12.  177.  Die  Reben  werden  meist  auf  1  m  über 
dem  Boden  angebrachten  Gittern  gezogen  (so  bei  Rhät  By.  Z.  G.  E. 
15.  231,  auch  in  der  ägyptischen  Oasen),  in  der  Regel  nahe  den 
Brunnen  L.  274.     Vgl.  I.  108. 


Terbinthaceae. 

48.  Bhus  oxyacanthoides  Dum.  Cours.  Auf  der  Hammäda-el-homra  in 
der  danach  benannten  Vertiefung  El-djederla  Ba.  1.  144.  In-Esan 
nördlich  von  Rhät  D.,  By.  Z.  G.  E.  12.  181.  Von  By.  Z.  G.  E.  15.  337 
auch  mehrere  Tagereisen  südlich  von  Rhät  bemerkt ;  ebenso  von 
Ba.  1.  281  im  Thale  Egeri  (24 'A  Grad).  Nach  D.'s  Erkundigungen 
auch  auf  dem  Plateau  Tademait  und  zwischen  Rhät  und  In-Ssäla. 
Die  Wurzelrinde  tm.  dufar  D.  161.     Vgl.  1.  109  und  5.  101. 

49.  Pistacia  atlantica  Desf.  Nur  von  Ba.  1.  151  noch  einmal  südlich 
vom  Brunnen  El-hassi  bemerkt.     Vgl.  1.  111. 

Rliamiiaceae. 

50.  Zizyphus  Lotus  (L.)  Lmk.,  tm.  täbakat,  die  Frucht  ibakäten  D.  160. 
In  Fesän  N.  1.  129,  doch  hauptsächlich  nur  im  nördlichen  Grenz- 
striche. El-Alga  auf  der  Hammäda-el-homra  By.  Z.  G.  E.  15.  64. 
Derdj  und  Gerä'a  Melfra  östlich  von  Rhadämes  R.  II.  1.  60,  57. 
Nur  ein  Exemplar  bei  Djerma  im  Uädi-el-Rharbi;  reicht  auf  der 


2.    Fesan.  471 

Strasse  vou  Rhadämes  nach  Khät  bis  zu  derselben  Breite 
(ca.  26 '72°  N.),  findet  sich  aber  auch  bis  zum  Nordabhange  des 
Hogargebirges.  Vgl.  1.  114  und  5.  106. 
^51.  Z.  Spina  Christi  (L.)  Willd.  B.  II.  13,  a.  segseg  D.,  in  Fesän  all- 
gemein mit  den  Kanüri- Namen  korna  bezeichnet,  die  wohl- 
schmeckende Frucht  wie  in  Aegypten  «e&e^  13^  genannt  R.,  tm. 
abdka.  In  Fesän  allgemein  angepflanzt  (von  R.  II.  2.  278 !  wol 
irrthümlich  als  wild  bezeichnet),  n.  L.  274  bis  10  m  hoher  Baum. 
Ist  n.  Vo.  2  (worauf  auch  der  Name  deutet)  aus  dem  Sudan  ein- 
geführt und  findet  sich  nördlich  bis  zum  26.  Grade.  Nach  D.  be- 
sonders häufig  in  Uädi-el-Rharbi,  z.  B.  Tekertiba  (von  Tripoli- 
tanien  keine  Angabe  gefunden,  obwol  der  Baum  in  5.,  sowie 
n.  D.  in  Tunesien  und  und  den  algerischen  Oasen  cultivirt  wird). 


Leguminosae. 

52.  Crotalaria  Saharae  Coss.  B.  S.  B.  11.  165,  pl.  IV.  D.  suppl.  33, 
pl.  XXX.  Hammäda  Tinghert  bei  Rhadämes  D.  161.  Ebene  Taita 
östlich  von  Rhät  By.  Z.  G.  E.  15.  79.  Ausserdem  nur  noch  von 
Ismael  Bu  Derba  bei  Ain-el-hadjädj  an  der  Strasse  von  Uargla 
nach  Rhät,  27  °  N.,  gefunden.     _#J 

53.  Liqnnus  variiis  L.,  tm.  (a.)  djese'i-fök,  d.  h.  sieh  nach  der  Sonne. 
Bei  Titerhssin  und  noch  an  einer  Stelle  N.  S.  D.  164.    Vgl.  1.  115. 

54.  Argyrolohiuui  uniflorum  (Dcne.)  Boiss.  B.  II.  32.  Rhadämes  Ho. 
331.     X 

55.  Betama  Bactam  (Forsk.)  Webb.,  tm.  telit.  In  der  Gegend  von 
Rhadämes  verbreitet:  Areg  Ramadan  R.  1.254,  Derdj  R.  II.  1.60, 
Gerä'a  Atüa  am  Wege  von  Derdj  nach  Misda  R.  II.  1.  54,  an  11  Stel- 
len N.  S.  D.  161.  Angegeben  im  Hogargebirge.  (Der  von  Ba.  1.  152 
in  Scha'bet-et-talha  nördlich  von  Uädi  Schiäti  angegebene  Retem 
ist,  da  Ba.  die  Erläuterung:  Vincetoxicum ,  hinzufügt,  vermuth- 
lich  Leptadenia  pyrotechnica  (3.  122),  da  die  Namen  retem  und 
march  sowol  auf  diese  ruthenartigen  Asclepiadee  als  auf  die  in 
der  Tracht  ähnlichen  Ginsterarten  angewendet  werden  N.  1.  559.) 
Vgl.  1.  118  und  5.  112. 

*56.  Trigonella  Foennm  graeciim  L.     Wird  n.  N.  1.  152  curmässig  in 
Krankheiten  gebraucht,  also  jedenfalls  angebaut. 

57.  T.  laciniata  L.  B.  IL  84,  var.  ?  a.  hendagüg,  tm.  ahases.  Ssäghen 
und  an  10  andern  Stellen  N.  S. ;  angegeben  zwischen  Rhät  und 
In-Ssäla  D.  162.     Von  den  Kamelen  gern  gefressen.     "hjT 

58.  T.  stellata  Forsk.  Uädi  Bu'l  Haschim  und  Uädi  Tameschin  süd- 
lich des  Djebel  ssöda  N. !     Vgl.  1.  126. 


472  ^11-    rflaiizen  des  mittlorii  Nordafrika. 

59.  T.  luiguina  Del.  B.  II.  86,  a.  ncfl  JkÄi,  tm.  aJiascs.  Uädi  Tärät 
und  an  7  andern  Stelleu  N.  S.  D.  162.    Als  Futter  geschätzt.  3*1 

60.  3Icäicago  sativa  L. ,  a.  (auch  in  tm.  gebräuchlich)  gecleb,  n.  Ba. 
1.  156  auch  cimära  genannt,  n.  L.  168  und  R.  (vgl.  4.  12)  auch 
ssafssafa  ksUä^Juuj  welchen  letztern  Namen  Vo.  3  sicher  irrthüm- 
lich  mit  Melilotns  sp.  identificirt,  N.  1.  129  (ob  mit  Recht?)  mit 
fossa.  Ueberall  in  den  Gärten  Fesäns  als  Futterpflanze  cultivirt, 
n.  D.  168  auch  wild  (jedenfalls  verwildert)  an  10  Orten  zwischen 
Ubäri  und  Sulla.  Wird  n.  L.  im  Januar  und  Februar  gesäet  und 
bis  November  alle  14  Tage  geschnitten.  Besonders  erwähnt 
Rhadämes  C,  Di.  258,  Mi.  107.  Ederi  in  Uädi  Schiäti  Ba.  1.  156. 
Mursuk  Ba.  1.  176,  Vo.  3,  N.  90.  Gatrün  N.  1.  214.  Auenat  (Sser- 
deles)  östlich  von  Rhät  Ba.  1.  225.  Der  von  N.  68  in  Ssemnu  er- 
wähnte „Klee"  wol  auch  hierher  gehörig.  Originell  ist  die  An- 
wendung als  Lagerstreu  gegen  Gelbsucht  N.  1.  149. 

*61.  Trifolium  alexandrinum  L.  ?  B.  II.  127,  a.  fossa  iuai,  mit  wel- 
chem Namen  diese  Kleeart  allerdings  in  Syrien  bezeichnet  wird, 
während  sie  in  Aegypten,  wo  sie  die  häufigste  Futteriiflanze  ist, 
hersstm  j^x^o  heisst.     In  den  Gärten  Fesäns  (und  in  Tuat  n.  D.) 

als  Futterpflanze,  aber  offenbar  weit  seltener   als   vorige  D.  168, 
N.  129.    Die  Bestimmung  unsicher,  da  keine  Exemplare  vorliegen. 

62.  Hippocrepis  constricta  Kze. !  H.  elegcmtula  Höchst.  D.  163.  H. 
ciliata  B.  IL  185  zum  Theil  (die  von  Schweinfurth  bei  Kosser  ge- 
sammelte Pflanze)  nee  Willd.,  tm.  teskart.  Tin  Terdja  nördlich 
von  Rhät  D.  163.  |  *  (In  Arabien  nur  südlich  vom  Wendekreise 
bekannt.) 
*63.  Indigofera  argentea  L.  B.  IL  190,  a.  ml  Juü,  tm.  bähba.  Diese 
in  Aegyi^ten  verbreitete,  auch  in  Tuat  cultivirte  Indigoart  ist  in 
Fesän  nur  wenig  verbreitet.  Tessaua  D.  162.  Mursuk  R.  IL  2.  278, 
N.  1.  129. 

üL  Astrag alns  proUxus  Sieb.  B.  IL  223,  tm.  adreylal.  Tin  Terdja 
und  zwei  andern  Stellen  N.  S.  D.  163.     Futterpflanze.     \ir 

65.  Ä.  gyzensis  Del.  A.  hauareiisis  Boiss.  D.  163,  tm.  tämerasras.  Tin 
Terdja  nördlich  von  Rhät  D.  163.     Vgl.  1.  141. 

66.  Alhagi  Mauroruin  DC.  B.  IL  558,  a.  agül  J«JLc,  td.  lakör.  Ver- 
breitet im  mittlem  und  südlichen  Fesän,  0.  n.  R.  Br.  238,  Vo.  2, 
N.  1.  119  wo  diese  so  charakteristische  Pflanze,  die  südlich  noch  in 
Kauär  vorkommt,  die  Westgrenze  erreicht.  Erwähnt:  in  den 
Hattias  um  Rhadämes  R.  II.  1.  74;  Brunnen  Umm-el-abid  L.  304, 
N.  1.  66;  Uädi-el-Rharbi  0.  XLV;  Bärakat  südlich  v.  Rhät  Ba.  1.265. 


2.    Fesan.  473 

An  der  Bornustrasse  südlich  von  Mursuk:  zwischen  Hadj  Hadjil 
und  Tabanle,  Bir-ed-domrän  N.  1.  205,  206,  Mestüta  L.  256,  Dcn- 
ham  Narr.  3,  N.  208,  Bir-ed-dikr  nördlich  von  Gatriin  v.  Beur- 
mann  (89).  In  der  Schergie  zwischen  Mursuk  und  SuTla  an  sechs 
Stellen  D.  163.  Hamera  L.  210.  Uädi  Ben  Ratga  zwischen  Uabri 
und  Uau-el-namüs  Mohammed  Tarhöni  n.  R.  IV.  188.  Hattie 
Chennaba  bei  Temissa  (an  der  Audjilastrasse)  Pa.  307.  In  Eha- 
dämes  dient  die  Pflanze  als  Dünger  R.  Sie  wird  von  allen 
Wiederkäuern  trotz  der  Dornen  gern  gefressen,  auch  vom  Esel 
nicht  verschmäht.  Die  getrockneten  und  gestosseneu  Wurzeln 
dienen  als  Kahrungsmittel.  D.  Die  im  Orient  beobachtete  manna- 
artige Ausscheidung  ist  in  Fesän  ebenso  unbekannt  als  in 
Aegypten,   wo  der  Agni  eine  der  gemeinsten  Pflanzen  ist.     Vgl. 

4, 13.  pr 

*67.  Cicer  arietinnm  L.  B.  II.  560.  Kichererbse,  a.  cljilbän.  Vgl.  1.  liT. 
In  den  Oasen  cultivirt  D.  167. 

*68.  Vicia  Faba  L.,  td.  (eigentlich  kanüri)  gäJo.  In  den  Oasen  cul- 
tivirt D.  168.  Rhadämes  Mi.  107.  In  Fesän  N.  1.  127.  In  Mur- 
suk N.  1.  108,  wo  sie  auch  auf  den  Markt  kommt  N.  1.  95.  Wird 
Ende  März  gesäet  N.  1.  90  (in  der  Oase  Dachel  gab  es  Anfang 
März  1874  schon  Saubohnen  mit  ausgewachsenen,  wenn  auch 
nicht  reifen  Früchten). 

*69.  Lathyrus  Ochrus  L.,  a.  garfäl.  In  Fesän  als  Futterpflanze  cul- 
tivirt D.  167.  Vielleicht  ist  die  von  L.  274  erwähnte,  a.  latüa 
genannte,  ..kleine  schwarze  Wicke"  (tare)  diese  Pflanze? 

*1Q.  Finum  sativum  L.,  Erbse,  a.  djeldjelän  ^j^Lss^  n.  L. ,  D. ,  K., 
hammls,  hommos  n.  D.  (wenn  letztere  Bezeichnung,  sowie  die  von 
Nr.  67  nicht  auf  einem  Irrthum  des  Reisenden  oder  seines  Ge- 
währsmannes beruht,  so  beweist  sie  (wie  auch  die  von  1.  146,  147), 
dass   im   Gebiete   die   arabische  Nonienclatur    der  Hülsenfrüchte 

völlig  auf  den  Kopf  gestellt  ist;  Jiomimfs  (Jiä+ä.  ist  in  Aegypten 
und  Syrien  Name  der  Kichererbse).  In  den  Oasen  cultivirt  D.  167, 
in  Fesän  L.  273,  N.  1. 127.  Mursuk  Ri.  2.  320.  Beim  Brunnen  Tinü- 
hauen  nördlich  von  Rhät  I).  Die  Oasenbewohner  essen  die  Erbsen 
nie  grün  (dagegen  die  Saubohnen  in  den  ägyptischen  Oasen  sehr 
häufig  so).  Kuskussu  wird  mit  einzelnen  Erbsen  verziert  D. 
*71.  Dolichos  Lxibia  Forsk.  Cultivirt,  doch  seltener  als  Nr.  68  L.  273, 
D.  168,  N.  1.  127.  Rhadämes  (haricots)  Mi.  107. 
72.  Cassia  ohovata  Collad.  B.  II.  631,  Senna,  a.  vulgär  (n.  Ri.  1.  210) 
haschlscha  xXwa..Xo>.  d.  h.  Kraut,  in  gewählter  Sprache  ssenä 
haram  -»yjs.  Läaw,  d.  h.  Senna  des  Heiligthums,   gleichbedeutend 


474  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

dem  sonst  gebräuchlichen      JC>o  La-w,    ssenä  mekki,   d.  h.  Senna 

von  Mekka,  tm.  adjerdjer.  Spärlich  in  den  Gärten  von  Rha- 
dämes  Ri.  1.  210.  An  zwei  Stellen  N.  S.  D.  167.  Uädi-el-Rharbi 
0.  n.  R.  Br.  238,  Vo.  2  und  zwar  bei  Ubäri,  sowie  ausserdem  noch 
an  vier  Stellen  in  Fesän  D.  Diese  Art  der  Senna  ist  nicht  die 
in  Europa  ausschliesslich  gebräuchliche,  welche  von  C.  acutifolia 
Del.  kommt,  und  sowol  aus  Nubien  über  Alexandrien  als  aus  den 
südlichen  Theilen  der  Sahara  über  Trip.  (n.  L.  S.  119  dort  noch 
jetzt  ein  wichtiger  Exportartikel)  eingeführt  wird.  Diese  geschätzte 
Art,  die  auch  in  den  Nilländern  den  Wendekreis  nur  wenig 
überschreitet;  ist  aus  unserm  Gebiete  nicht  sicher  nachgewiesen; 
vielleicht  ist  es  die  n.  Ri.  1.  251  in  Menge  in  einem  Uädi  bei 
Rhät  vorkommende  Art,  und  vermuthlich  auch  die  von  den  Tuärik 
n.  D.  als  adjerdjer-uün-Anhef  besonders  geschätzte  vom  Anhef- 
gebirge,  möglicherweise  auch  die  vom  Hogargebirge,  welche  be- 
sonders wirksam  sein  soll.  Die  echte  triiiolitanische  Senna  (C. 
acutifolia)  kommt  mit  Sicherheit  aus  Ahlr  Ri.  1.  210,  2.  142,  obwol 
schwerlieh,  wie  dort  behauptet  wird,  von  den  Tuärik  cultivirt); 
auffällig  ist,  dass  By.  diese  wichtige  Handelspflanze  gar  nicht  er- 
wähnt, während  Ba.  auf  der  Karte  Nr.  5  die  „Nordgrenze  der 
Sennapflanze"  etwa  unter  22%  Grad  angibt.  Früher  wurde  n. 
N.  413  die  Senna  (und  zwar  jedenfalls  die  echte  Senna  tripoli- 
tana)  aus  Tibesti  exportirt,  wo  sicher  beide  Arten  und  nicht  nur 
die  von  N.  genannte  C.  obovata  wachsen.  Zwischen  welcher  von 
beiden  die  spärlich  auf  dem  Markte  in  Mursuk  von  N.  1.  95  be- 
merkte gehört,  ist  festzustellen.  Die  gemeinere,  von  den  Tuärik 
Strauss- Senna,  adjerdjer -afeJdmi,  genannte,  ist  wahrscheinlich 
C.  obovata  Coli.    "IT 

*73.  Acacia  arabica  (L.)  Wilkl.,  td.  gohor.  Der  Gered  scheint  in  Fesän 
nur  angepflanzt  vorzukommen,  da  die  sichern  Angaben  stets  den 
Staudort  in  Gärten  angeben.  In  Bachi  L.  234,  Gatrün  häufig 
L.  248,  249,  N.  1.  214.  L.  beschreibt  an  den  letzten  Stellen  das 
Gerben  vermittelst  der  Frucht,  sowie  die  Bereitung  einer  vorzüg- 
lichen Tinte  aus  derselben  und  einer  schwefelgelben  aus  Bilnia 
gebrachten  jedenfalls  vitriolhaltigen  Erde,  schahaira  genannt; 
medicinische  Anwendung  N.  1.  148,  150,  154.  Ob  die  Exemplare 
in  Fesän  zu  der  in  Aegypten  allein  vorherrschenden  Form  A. 
nilotica  Del.  gehören,  oder  zu  der  typischen  A.  arabica  mit  be- 
haarten Früchten,  ist  festzustellen.  L.'s  Holzschnitt,  S.  235,  ist 
herzlich  schlecht,  besonders  ist  die  perlschnurförmige  Hülse,  die  in 
der  Hieroglyphenschrift  als  Determinativ  für  Akazie  so  charakte- 
ristisch daigestellt  ist,  kaum  angedeutet.    D.  164  identificirt  unter 


2.    Fesan.  475 

der  Ueberschrift  A.  arabica  fälschlich  den  wilden  Talh  der  Wüste 
mit  dem  Gered  der  Oasengärten.  Vgl.  1.  150. 
74.-4.  SeyalTiel.,  a.  talh,  resp.  talha  (vgl.  1.  151),  tm.  ahsag,  td.  tcfi 
N.  1.  252.  Mit  dem  Etl  (2.  26)  der  am  meisten  verbreitete 
Baum  der  Wüste,  meist  in  den  Uädis,  aber  auch  ausserhalb  der- 
selben. Vo.  fand  ihm  an  den  Djebel  ssöda  bis  Kuka  überall 
und  zwar  angeblich  nur  auf  steinigem  Boden  (Oliver,  Fl.  of  Trop. 
Afr.  2.351;  Overweg  dagegen  zwischen  dem  Uädi-el-Rharbi  und 
Mursuk  nur  auf  Sand  M.  G.  E.  1851,  123.  Ich  selbst  fand  diese 
Art  in  einer  thonigen  Vertiefung  des  Kalkplateaus  zwischen  Siut 
und  der  ägyptischen  Oase  Faräfra;  es  scheint  daher,  dass  er 
keineswegs  an  eine  bestimmte  Bodenart  gebunden  ist.  Der  Baum 
erreicht  im  Gebiete  sehr  ansehnliche  Dimensionen.  D.  165  mass 
bei  3  m  Stammhöhe  bis  zu  den  Aesten  1  m  Umfang ,  Ri.  2.  252 
bis  2,3  m  Umfang  bei  einer  Gesammthöhe  von  10  m.  Das  Gummi 
(a.  ssavich  >^.o)  wird  im  Tuäriklande  meist   als  Nahrungsmittel 

verbraucht  und  nur  in  Fesän  zum  Verkauf  gesammelt  D.  166 
(Vo.  2  behauptet  gerade  das  Umgekehrte!).  Jedenfalls  ist  der 
Gummiexport  aus  unserm  Gebiete  wol  von  keiner  grossen  Be- 
deutung. Ausserdem  ist  der  Talh  für  die  Karavanen  sehr  wich- 
tig, da  seine  Zweige  trotz  der  furchtbaren  Dornen  von  den 
Kamelen  gern  gefressen  werden  Ri.  2.  253.  Da  A.  Seyal  und 
A.  tortüis  (1.  151)  von  den  Eingeborenen  wie  von  den  Reisenden 
schwerlich  unterschieden  werden  (obwol  sie  fruchttragend  sehr 
leicht,  erstere  an  den  sichelförmigen,  letztere  an  den  spiralig 
gekrümmten  Hülsen  zu  erkennen  sind),  so  bedarf  es  wol  der 
Rechtfertigung,  dass  ich  den  Talh  Fesäns  wenigstens  vorzugs- 
weise {A.  tortilis  kann  allerdings  sehr  wohl  ebenfalls  vorkommen) 
für  A.  Seyal  halte.  Diese  Bestimmung  stützt  sich  auf  die  von 
Vo.  2  im  Uädi  Laschal  gesammelten  Exemplare,  welche  in  Oli- 
ver, Fl.  Trop.  Afr.  zu  A.  Seyal  gezogen  werden.  Da  auch  in 
der  ägyptischen  Wüste  A.  Seyal  bis  zum  Parallel  von  Siut 
(27.  Grad)  vorkommt  und  ein  gewisser  Parallelismus  in  der  Ver- 
breitung der  Charakterpflanzen  in  der  östlichen  und  mittlem 
Sahara  nicht  zu  vei'kennen  ist,  so  ist  es  auch  aus  diesem  Grunde 
wahrscheinlich,  dass  A.  Seyal  in  Fesän  (und  Kufra,  vgl.  4.  11) 
vorlierrseht.  D.  166  erwähnt  auch,  dass  die  strauchartige  Gummi- 
akazie von  den  Wüstenbewohnern  als  von  der  baumartigen  ver- 
schieden betrachtet  und  a.  auMsch,  tm.  tatmt  genannt  werde. 
Seine  in  Uaräret  nördlich  von  Rhät  gesammelten  Exemplare 
erklärt  er  allerdings  für  identisch  mit  dem  Gered;  da  indess  die 
Vereinigung   des  letztern    mit    dem   Talh   entschieden    unrichtig 


476  VII.    I'flaTizcn  des  niittlcrn  Nonlafrika. 

ist,  so  muss  auch  die  Speciesfrage  des  Aiikisch  als  ofien  betrachtet 
werden.  Im  Hogargebirge  kommt  nach  seinen  Erkundigungen 
noch  eine  dem  Talh  älmliche,  aber  verschiedene  Akazie  vor, 
welche  tm.  tadjdjdrt  hcisst  und  deren  Hülsen  zum  Gerben  (wie 
die  des  Aukisch  und  Gered)  benutzt  werden. 
75.  Acacia  alhida  Del.?  B.  II.  637,  tm.  ahates,  ahadcs,  in  der  Haussa- 
Sprache  agauo  D.  104.  Der  einzige,  von  D.  auf  pl.  IV,  fig.  13 
abgebildete  uralte  Baum  dieser  Art  mit  liegendem  Stamme,  unweit 
der  Burgruine  Sserdeles  östlich  von  Rhät,  wird  schon  von  0.  LXII 
und  von  Ili.  2.  255  erwähnt,  die  die  Sage  von  einem  dax'untcr 
vergrabenen  Schatze  berichten.  Nach  letzterm  soll  er  aus  dem 
Sudan  eingeführt  sein,  doch  fand  ihn  By.  Z.  G.  E.  15.  397  in  Air 
häufig,  sodass  er  sehr  wohl  ein  äusserster  nördlicher  Vorposten 
dieser  tropischen  Art  sein  könnte. 

D.  213  erwähnt  noch  zwei  Akazienarten  des  Tuäriklandes: 
issarher,  Baum  im  Hogargebirge  und  klnba.  in  Air,  Hogargebirge 
und  Tassili,  strauchartig,  zu  Si)eerschäften  benutzt. 


Rosaceae. 

*76.  Persica  vulgaris  Mill.  In  Rhadämes  Ri.  335,  Mi.  106,  R.  IL  1.  72. 
Mursuk  einzeln  Ba.  1.  76,  Vo.  4,  N.l.  128.  Tessaua  D.  169.  Die 
Früchte  werden  nicht  recht  reif  L.  274,  sind  mittelmässig  D., 
kommen  aber  doch  in  Mursuk  auf  den  Markt  N.  1.  95. 

*77.  Amygdalus  communis  L.,  tm.  ihaohaoen.  In  Fesän  einzeln  R.  II. 
1.  149,  D.  169,  N.  1.  128  und  zwar  in  Rhadämes  Ri.  1.  335,  D. 
Mi.  106,  D.  Mursuk  Vo.  4,  N.  1.  90.  Tessaua  D.  Gedeiht  in  den 
südlichen  Oasen  gut  D. 

*78.  Prunus  domestica  L.  Selten  in  den  südlichen  Oasen  D.  169.  Rha- 
dämes R.  IL  1.  72. 

*79.  Armeniaca  vulgaris  Lmk.  Vgl.  1.  157.  Rhadämes  grosse  Bäume 
Ri.  1.  335,  D.  169,  Mi.  106,  aber  mit  schlechten  Früchten  R.  IL 
1.  72.  In  Fesän  sparsam  und  schlecht  L.  274,  N.  1.  128.  Vo.  4 
beobachtete  sie  nach  Süden  nur  bis  Ssebha  (27.  Grad),  indess 
kommen  sie  n.  N.  1.  95  in  Mursuk  auf  den  Markt.  Rhät  Ri.  2.  210. 
Getrocknete  Früchte  werden  n.  D.  von  Tunis  und  Biskra  aus 
nach  den  südlichen  Oasen  gesendet. 

*80.  3Ialus  communis  Desf.  In  Fesän  spärlich,  Früchte  wollig  und 
geschmacklos,  kaum  geniessbar  L.  274,  Vo.  4,  D.  169,  N.  1.  128, 
kommen  aber  doch  in  Mursuk  auf  den  Markt  N.  1.  95.  Ausser- 
dem im  Uädi  Schiäti  Vo.     Tessaua  D. 

*81.Cydonia  vulgaris  Pers.     In  den  Oasen  cultivirt  D.  170;   in  Fesän 


2.   Fesan.  477 

spärlich   N.  1.  128;   die   Früclite   koiumen   aber    doch   in   Mursuk 
auf  den  Markt  N.  1.  95. 
*82.  Bosa   damascena  Mill.     Selten   in    Gärten   von   Mursuk   cultivirt 
Ri.  2.  345. 
S3.  Neurada  2^rocumbens  h.,  im.  nefel,  ancfel ,  änefel.    Uädi-el-Rharbi 

0.  n.  R.  Br.  233.  Tin  Terdja,  ausserdem  au  acht  Stellen  N.  S.; 
gemein  zwischen  Rliät  und  In-Ssäla  D.  168.     Kamelfutter.     Vgl- 

1.  163. 

Myrtaceae. 

84.  Myrtiis  communis  L.  B.  II.  736,  a.  rilum  ^L:^.,  wie  in  Algerien, 
z.  B.  Letourneux  a.  a.  0.  42;  in  den  östlichen  Ländern  bedeutet 
dieser    Name  Basilicum.     Die    Myrte    heisst    in   Syrien    äs  ,  »«f, 

oder  gewöhnlicher  habb-el-äs  (jwbf|  w^^^  "i  Palästina  und 
Aegypten  (wo  sie  nur  angepflanzt  vorkommt)  nach  dem  griechi- 
schen fjLUpaivTQ  merssm    .»^^yc.     Nach  Angabe  der  Tuärik  auf  der 

Hochebene  Täderart  im  Akaküs  östlich  von  Rhät  D.  213.  Nach 
der  Restätigung  des  Vorkommens  des  Oleanders  durch  By.  er- 
scheint diese  Angabe  ganz  glaubwürdig.   Vgl.  S.426  und  5. 185.    * 


Granateae. 

*85.  Punica  Granatum  L. ,  tm.  tarrumävt  (der  veränderte  a.  Name). 
In  allen  Oasen  cultivirt,  gedeiht  vorzüglich  D.  170.  Fesän  reich- 
hch  und  sehr  gut  L.  274,  N.  1.  128,  z.  B.  Rhadämes  Ri.  1.  335, 
Mi.  106,  R.  II.  1.  72,  Ssemnu  N.  1.  68.  Mursuk  L.  169,  Ba.  1.  176, 
Vo.  4,  N.  1.  90,  auch  auf  den  Markt  gebracht  N.  1.  95.  Träghen, 
Temissa  Pa.  308,  307.  Gatrün  N.  1.  214.  Rhät  Ri.  2.  210.  Tunln 
bei  Rhät  reichlich,  die  Frucht  aber  (wol  im  Innern)  weiss  statt 
roth  By.  Z.  G.  E.  15.  231.  Die  Stamm-  und  Wurzelrinde  dient 
(wie  in  Europa)  als  Wurmmittel,  die  Blätter  blutstillend  I). 

Lythraceae. 

*SQ.  Lawsonia  alba  Lmk.,  tm.  anelJa.  In  allen  Oasen  cultivirt,  be- 
sonders in  Tuat,  wo  ein  District,  in  dem  ihr  Anbau  besonders 
stattfindet,  Tuat-el-henna  heisst  D.  170.  Auch  in  Fesän  N.  1.  129, 
z.  B.  Mursuk  L.  176,  dort  zu  Markte  gebracht  N.  1.  96.  Uädi 
Schiäti   0.  LV.     Originell    ist   die    an    letzterer   Stelle    und   von 


478  VIT.    Pflanzfn  dos  inittlorn  Nonlafrlka. 

11.  2G8  mitgeUieilte  Notiz ,  dass  dort  alte  Männer  ihren  weissen 
Bart  mit  Henna  gelb-röthlich  färben,  weshalb  der  blondbärtige 
Clapperton  für  einen  Greis  gehalten  wurde  (was  auch  mir  in 
Aegypten  nicht  selten  begegnete).  Medicinische  Anwendung  N.  1. 
150,  153.    Vgl.  1.  105  und  5.  187. 

Cuciirl)itaceae. 

*87.  Cucumis  ativns'L.'}  Gurke,  a.  fac/gilfi  ^^^i^  tra.  itelcel^  td.  Jcol'küs. 
In  allen  Oasen  D.  171.  Rhadämes  Mi.  lOß.  Fcsän  N.  1. 127,  z.  B.  Ga- 
trün  N.  1.  214.  Ol)  diese  P>ucht  wirklich  zu  C.  sativns  L.  gehört, 
und  nicht  vielmehr  zu  den  Melonen  mit  gurkenähnlichen  Früch- 
ten, C.  Melo  L.,  var.  Chate  L. ,  welche  in  Aegypten  überall,  wo 
europäische  Einflüsse  noch  nicht  überwiegen,  weit  häufiger  vor- 
kommen als  unsere  europäische  Gurke,  muss  dahingestellt  bleiben. 
Delile  erklärt  zwar  fagüs  auch  für  eine  Form  von  C  satiinis  L., 
mir  wurde  indess  in  Oberägypten  als  fagüs  eine  (erst  blühende) 
Form  von  C.  Melo  bezeichnet.  (Auch  Kapitän  Paris  übersetzt  in 
seinem  Reiseberichte  aus  der  algerischen  Sahara  B.  S.  B.  14.  [1867] 
den  a.  Namen  des  Astragalus  Gomho  Goss.  et  Dur.  feuggouQ-el- 
honirmr  mit  melon  des  änes.)  Zu  diesen  Formen  gehört  sicher  die 
von  L.  274  erwähnte  Frucht  „geroo",  welche  jung  wie  Gurken, 
reif  aber  wie  Melonen  schmeckt  und  benutzt  wird. 

*88.  C.  Melo  L.,  td.  hambüs.  In  vielen  Formen  in  den  Oasen  cultivirt 
P.  171.  Fesän  R.  II.  1.  147,  N.  1.  127,  z.  B.  Rhadämes  Ri.  1.  123, 
124,  335,  C.  Di.  258,  Mi.  106,  R.  II.  1.  72.  Mursuk  (auch  zu  Markte 
gebracht)  N.  1.  90,  95.  Gatrün  N.  1.  214.  Auenat  (Sserdeles)  östlich 
von  Rhät  Ba.  1.  225.     Ihänären   nördlich  von   Rhät  By.  Z.  G.  E. 

12.  177.    Wird  wie  die  vorige  Ende  März  gesäet  N.  1.  90. 

*89.  Citrullns  vulgaris  Schrad.,  tm.  illedjest,  td.  olü.  Zahlreiche  For- 
men mit  rothem,  gelbem  und  weissem  Fleisch  cultivirt  D.  172. 
Fesän  gut  aber  sparsam  L.  274 ,  hauptsächlich  in  Uädi  Otba 
N.  1.  128.  Träghen,  Temissa  Pa.  308,  307.  Rhadämes  Mi.  106, 
R.  II.  1.  72. 
90.6'.  Colocynthis  (L.)  Schrad,,  tm.  alkat,  td.  aber.  In  der  Wüste 
Fesäns  sehr  verlireitet  N.  1.  119.  Speciell  erwähnt:  Rhadämes 
Ho.  331,  Thäler  des  Bjebel  ssöda  Vo.  3,  N.  1.  61  !  z.  B.  Uädi  Tin 
Gesln  D.  n.  Co.  II.  47,  Uädi  Uargän  N.  1.  62.  In  den  Culturen 
des  Uädi  Laschal  lästiges  Unkraut  Vo.  Iveleb-esch-schir  am 
Wege  nach  Uau  v.  Beurmann  (90).  Ausserdem  D.  172  an  fünf 
Stellen  N.  S.  Die  von  Vo.  und  Ho.  erwähnte  Art  der  medicini- 
schen  Anwendung,  der  Genuss  von  Milch,  die  in  den  Schalen 
zwölf   Stunden    gestanden,    findet    sich    genau    ebenso    bei    den 


2.    Fesan.  479 

Beduinen  Oberägyptens  n.  Klunzinger  Z.  G.  E.  13.  443.  Nach  JIo. 
werden  auch  die  gestossenen  Blätter  mit  Honig  und  öfter  einem 
Stück  Wassermelone  medicinisch  angewendet.  Eigenthümlich  der 
mittlem  Sahara  ist  a1)er  die  Anwendung  der  Samen  (a.  milad-el- 
handal  J^AiAS.!  i^^^f,  d.  i.  Kinder  der  Koloquinte,  td.  tabarla) 
als  Nahrungsmittel  bei  den  Tibbu,  welche  schon  Schriftsteller  des 
classischen  Alterthums  kannten  und  mit  Unrecht  bespöttelten.  N. 
1.  240  beschreibt  das  complicirte  Verfahren,  wodurch  der  Bitter- 
stoff entfernt  wird  und  findet  das  Product,  wie  schon  L.  229  und 
D.  172  recht  schmackhaft.  Die  Kerne  kommen  zu  diesem  Zwecke 
selbst  auf  den  Markt  in  Mursuk  N.  1.  95.     Vgl.  1.  1G9. 

*91.  Cucurbita  maxima  Duch.,  französisch  potiron,  a.  gara,  tra.  tuTcas- 
säim.     In  den  Oasen  überall  gebaut  D.  172. 

*92.  (7.  Pepo  Ser. ,  französisch  citroinlle,  a.  Tcabüia  Xj«.jL5^,  tm.  ka- 
behmten.     Wie  vorige  D.  172.     Fesän  N.  1.  127. 

Ausserdem  werden  Kürbisse  von  Ri.  1.  33.5  in  Rhadämes, 
von  N.  1.  214  bei  Gatrün,  von  L.  241  bei  Tedjerri  erwähnt.  Auf 
welche  der  beiden  obigen,  jetzt  als  Arten  betrachteten  Formen 
sich  der  td.  Name  ssägädu  bezieht,  bleibt  festzustellen.  Vgl. 
1   170. 

*93.  Lagenaria  vulgaris  Ser.  B.  II.  763,  Flaschenkürbis,  Kalebasse,  a. 
gara  CyV,  td.  tvui.    In  den  Oasen  angebaut  D.  172,  in  Fesän  gut 

und  reichlich  L.  274,  N.  1.  129.  Die  Schalen  besonders  zu  musi- 
kalischen Instrumenten,  santü  der  Neger,  benutzt  L.  342,  D. 

Ficoideae. 

'd\.  Aizoon  canarieiise  L.,   tm.  tatiit.     Tin-Arrai  nördlich  von  Rhät 
D.  175.     Wird  gegessen.    Vgl.  1.  172. 

Cacteae. 

*9b.  Opuntia  Firnis  indica  Haw.  In  Mursuk  n  N.  1.  90  nur  ein  aus 
Rhät  Ri.  2.  210  eingeführtes  Exemiilar. 

Umbell  iferae. 

*96.  A2num  graveolens  L.  B.  II.  85G,  Sellerie,  a.  kerafs  ^j^i^^.  In  Fesän 
cultivirt  N.  1.  128.     Vgl.  5.  201.  ^ 

*97.  Petroselinwn  satiimm  Hoffm.  In  Mursuk  zu  Markte  gebracht 
N.  1.  96. 


480  VII.    rflanzcni  (los  mittlf-rn  Xorilafrika. 

*98.  doriandmm  sativum  L.  B.  II.  920,  Koriander,  a.  kusbara  5yJ>^ 

(n.  T).  gnshir)  die  Frucht  tähel  JoLj'.  In  den  Oasen  cultivirt 
D.  17G.  Fesän  N.  1.  128. 
*99.  Foeniathwi  ofßcinalc  All.  B.  II.  97.5,  Fenchel.  In  Mursuk  zu 
Markte  gebracht  N.  1.  96.  Als  Arzneimittel  angewandt  N.  1.  149. 
*100.  Daucus  Carota  L.,  a.  serüdia  D.,  fsenüri  N.  (in  den  östlichen 
Ländern  djesar  vy^»-)»  tni.  eserüdiet.  Wenig  cultivirt  D.  176.   In 

Fesän  L.  274,  R.  II.  1.  148,  N.  1.  127  aber  klein  und  unschmack- 
haft; kommen  indess  in  Mursuk  auf  den  Markt  N.  1.  9.5.    Tedjerri 
L.  241. 
*101.  Cmnimmi  Cymimon  L.  B.  II.  1080,  Kreuz-  oder  römischer  Kümmel, 
a.  kerinä  L>j.5"L.  D.  (vgl.  5.  204),  Tcammün  (vgl.  1.  181)  n.  N. 

In  allen  Oasen  cultivirt  D.  176.  Fesän  L.  273,  N.  128.  Wird 
pulverisirt  und  mit  Salz  und  Pfeffer  vermischt  zum  Bestreuen 
der  Speisen  angewandt  D.     Vgl.  5.  220. 

Rubiaceae. 

*\Q2.  Biihia  tindormn  L.  Gebaut  in  Ssebha,  wo  sie  besonders  zum 
Rothfärben  der  Palmblätter  für  die  Flechtarbeiten  dient  (schwarz 
wird  mit  Indigo,  gelb  mit  Zwiebelschalen  gefärbt)  Denham  301. 
Kommt  auch  in  Mursuk  auf  den  Markt  N  1.  96  und  wird  me- 
dicinisch  angewendet  N.  1.  152. 


Compositae. 

103.  AsteriscKS  graveolens  (Forsk.)  DC. ,  tm.  akatkat.  Auf  der  Gara 
Tisf  In  bei  Rhadämes ;  Uädi  Agheläd  und  an  sieben  weitern  Stand- 
orten N.  S.,  angegeben  zwischen  Rhät  und  In-Ssäla  und  auf  dem 
Tademait-Plateau  D.  177.     Vgl.  1.  194. 

104.  Anvillea  radiata  Coss.  et  Dur.  B.  S.  B.  3.  742,  a.  schedjret-ed-dobb 

^j»ä}\  ijw:^,  d.  h.  Uromastixkraut,  «r/erfy,  tm.  teJietlt.   Zwischen 

der  Gerä'a  Ben  Aggiü  und  dem  Uädi  Gober  Ssäla  (nordöstlich 
V.  Derdj);  Titerhssin  N.  S. ;  Sserdeles  östlich  von  Rhät;  angege- 
ben als  gemein  zwischen  Rhät  und  In-Ssäla  D.  177.     |  * 

105.  Pulicaria  undulata  (L.)  DC.  B.  III.  202,  tm.  ameo.  Uädi  Allün 
N.  S.  D.  117  (Djebel  Afingtsche  v.  Beurmann  n.  Schweinfurth 
Z.  A.  E.  15.  300 !).      Besitzt    von    den    mir    in    Aegypten    vor- 


2.    Fesan.  481 

gekommenen  WüstenpHanzeu  das  kräftigste,  pfeffermünzälinliclie 
Arom.     I  # 
106.  Francoeuria  crispa  (Forsk.)   Cass.      Gerä'a  Ben   Aggiü  D.  177. 

Vgl.  1.  197. 
''107.  Helianthus  ammns  L.,  Sonnenblume.     Fesän,  einziger  Schmuck 
der  Gärten  (vgl.  aber  Nr.  82  und  117);    die  Samen  wie   bei  uns 
gegessen  L.  274,  Vo.  3. 

108.  Bro echt a  cinerea  (Del.)  Vis.,  a.  rohlt,  tm.  täkkilt.  Uädi  Tarät 
und  sechs  weitere  Stellen  N.  S.  D.  178.     Vgl.  1.  211. 

109.  Vlüamydopliora  puhescens  (Desf.)  Coss.  et  Dur.,  a.  gartüf  n.  Co. 
Agheläd  nördlich  von  Rhät  D.  178.     Liebt  Salzboden.       »  | 

1 10.  Artemisia  Herba  alba  Asso.  Hierher  jedenfalls  A.judaica  Ho.  329, 
nee  L.,  tm.  asesere,  td.  odossir  N.  1.  413.  Scheint  auch  in  Fesän 
verbreitet;  ich  sah  sie  zwar  nur  vom  Uädi  Uargän  (südlich  von 
Djebel  ssäda)  N. !  und  linde  sie  ausserdem  am  Brunnen  El-hassi 
(Abstieg  von  der  Hammäda)  B.  1. 151  und  bei  Temenhint  Denham 
303  erwähnt,  sowie  zwischen  Djebel  Jefren  und  Rhadämes  Ho.; 
ausserdem  aber  auch  weit  jenseit  der  Südgrenze  an  der  Strasse 
zwischen  Rhät  und  Ahir  Ba.  1.  281,  284,  in  Tibesti  N.  1.  413, 
n.  D.'s  Erkundigungen  (177)  auch  zwischen  Rhät  und  In-Ssäla. 
Diese  sehr  aromatische  Pflanze,  ein  Lieblingsfutter  der  Kamele, 
wird  pulverisirt  von  den  Tuärik  als  Magenmittel  diätetisch  an- 
gewendet D.  178.  Auch  in  Fesän  medicinisch  benutzt  N.  1.154. 
Vgl.  1.  213  und  5.  253. 

111.  Senecio  coronopifolms  Desf.,  a.  beddan,  tm.  temassi'issui.  Ssäghen 
nördlich  von  Rhät  D.  178.  Von  By.  15.  371  auch  in  Ahir  be- 
obachtet, wo  diese  Art  toberas  heisst.  By.  erwähnt,  dass  diese 
Art  aromatisch  ist;  sie  unterscheidet  sich  in  der  That  dadurch 
von  den  verwandten  Arten,  dass  sie  getrocknet  denselben 
Kamillengeruch  annimmt  wie  unser  Chrysanthemum  segetum  L. 
Vgl.  1.  215  und  5.  256. 

112.  Spitzelia  Saharae  Coss.  et  Kral.  B.  S.  B.  4.  (1857)  3G9,  tm.  tassuje. 
Uädi  Allün  N.  S.  D.  178.     3 

113.  Zollikoferia  angustifolia  (Desf.)  Coss.  et  Kral.  Z.  arabica  Boiss. 
B.  III.  823.  Hammäda  Tinghert  unweit  der  Gära  Tisfln  östlich 
von  Rhadämes  D.  179.     ^^ 

114.  Z.  glomerata  (C^ass.)  Boiss.  Lomatolepis  g.  Cass.  D.  178,  a.  har- 
schaja,  tm.  rhardele.     Uädi  Allün  N.  S.  I).     Vgl.  1.  241. 

Primulaceae. 

115.  Samolns  Yalerandi  L.  Derdj  östlich  von  Rhadämes  R.  II.  2.  279! 
Sserdeies  östlich  von  Rhät  0.  n.  R.  Br.  240.   Vgl.  I.  243  und  5. 290. 

KoHiit'S,  Kiifra.  31 


482  VII.    Pilanzon  dos  inittlrrn  Xordafrika. 

Olcaceao. 

'■■l'lu.  Oka  eiiropaca  L.,  tiii.  tahatimt.  Der  üelbaiun  wird  in  Fesän 
nur  sehr  sparsam  ciiltivirt  und  überschreitet  hier  offenbar 
schon  die  Südgrenze  seines  (xcdeihens.  Auch  in  der  Grossen 
Oase  gedeiht  er  nach  Schweinfurth  nicht  mehr  recht,  während 
ich  in  Faräfra  noch  prächtige  Jiäume  mit  vortrcffliclion  Frücliten 
antraf.  Rhadämes  Ri.  1.  835.  R.  II.  l.  149  sah  Oliven  ans  Uädi 
Schiäti,  so  gut  M'ie  die  ])esten  von  Sintäu  im  Ghariän.  Einige 
fruchttragende  Bäume  in  Tcssaua  im  TJädi  Otba,  so  schön  wie 
die  ansehnlichsten  an  der  Küste  D.  179.  (N.  1.  128  hörte  nur  von 
einem  einzigen  dort  l)efindlichon).  Bei  Abind  in  Uädi  Schergi 
etwa  50  Bäume,  welche  aber  angeblich  keine  Frucht  tragen 
Vo.  4. 

Jasnihiaeeae. 

117.  Jasminiim  sp.  In  den  Gärten  von  Mursuk  cultivirt  Ri.  2.  345. 
Vgl.  1.  249. 

Salvadoraceac. 

118.  Salvadora  perfiicn  L.     B.  IV.  43,  a.  fisuäk  ^\jmj^  verkürzt  aus 

»i'sfiiiäk  cJffcAAAX',   Zahnstocher,   der  schriftaral)ische   Name   irük 

cJi»(,  'Ifi"  iii  cl'^ii  Nilländeru  oft  in  rälc  verkürzt  wird,  in  unserm 

Gebiete  nicht  gebräuchlich,  tm.  tehafj,  ahisga  Ba.,  ahcsgi  D.,  By. 
in  Ahlr  (n.  Ba.  1.  349  Haussaname),  teg%,  tidjat  im  (Tarki?)  Dia- 
lekt von  Timbuktu  D. ,  tcschak  der  Auelimmiden  Ba. ,  td.  ami 
R. ,  ojü  N.  Dieser  nach  Ba.  1.  325  für  das  Uebergangsgebiet 
zwischen  Sahara  und  Sudan  charakteristische  Strauch  erreicht 
seine  Nordgrenze  im  Westen,  an  der  das  Tuärikland  von  der 
algerischen  Sahara  trennenden  Dünenzone  (El-erg),  ca.  29.  Grad, 
D.  191,  z.  B.  Afara-n-Uescherän  an  der  Rhadämes -Rhät- Strasse 
D.  Uädi  Ireren  und  Uädi  Mihero  N.  W.  von  Rhät  By,  Z.  G.  E. 
12.185,  188.  Im  Osten  ist  er  in  Tibesti  (N.  1.414)  noch  all- 
gemein verlireitet,  wird  al)er  auf  der  Bornustrasse  erst  in  der 
Kleinen  Oase  Sau  Ganna  (18"  20')  südlich  von  Kauär  erwähnt 
(R.  II  1.  270,  N.  1.  547).  In  Aegypten  ist  der  nördlichste  be- 
kannte Fundort  der  Berg  Gharlb  am  Rothen  Meere  (28.  Grad), 
in  Palästina  findet  er  sich  am  Todten  Meere.  Das  Fehlen  dieses 
Strauches  in  den  Meridianen  von  Fesän  l)is  auf  so  niedere  Breite 
und   sein  spärliches   Auftreten   in   Kufra  (3.  19)  sind  sehr   auf- 


2.    Fesan.  483 

fällig.  „In  einer  unglücklichen  Stunde  spracli  R.  Br.  225  die 
Vermutliung  aus,  der  «suayn  möge  mit  seiner  Capparis  Sodada 
(s.  S.  464)  identisch  sein.  Infolge  hiervon  nennt  Barth  denselben 
stets  Capparis  Sodada  und  hat  offenbar  durch  seine  Angaben 
veranlasst,  dass  Grisebach  in  seinem  Meistei'werke ,  Die  Vege- 
tation der  Erde,  1.  12  (vgl.  auch  2.  123)  die  Vegetationsform  24, 
Sträucher  mit  starrem^  periodischem  Laube  als  «Sodadaformo  be- 
zeichnet hat.  Diese  Bezeichnung  hatte  bei  mir  Bedenken  erregt, 
zumal  seitdem  ich  die  wahre  Sodada  mit  ihrer  überaus  spär- 
lichen, gewöhnlich  ganz  unterdrückten  Laubblattentwickelung 
(daher  auch  (^apparis  aphylla  Roth !)  in  ihrer  Heimat  kennen 
gelernt  hatte.  Das  Räthsel  löste  sich  mir  aber  als  ich  bei  D. 
die  Angabe  fand,  dass  mit  dem  Namen  «siouaTi»  Salvadora  be- 
legt werde."  Ascherson,  Bot.  Zeit.  (1875)  710.  Die  Anwendung 
der  geniessbaren,  aber  wegen  ihrer  senf-  und  pfefferähnlichen 
Schärfe  nicht  in  Menge  zu  ertragenden  Früchte,  sowie  des 
Holzes  zu  Zahnbürsten  (woher  der  a.  Name),  sind  aus  den  Be- 
richten der  meisten  Reiseutlen  bekannt.  Auch  die  Kamele 
fressen  die  Blätter  zwar  anfangs  gern,  werden  derselben  aber 
wegen  des  bittern  Geschmackes  bald  überdrüssig.  Die  Blätter 
dienen  auch  als  Arzneimittel  D.  192.  Nach  O.  225  ha])en  die 
Früchte  im  Sudan  den  Ruf  der  Unfruchtliarkeit  der  Frauen 
abzuhelfen.        *■ 

Apocynaceae. 

119.  Nernim  Oleatulerh.,  tm.  elel.  Schon  D.  212  berichtet  nach  seinen 
Erkundigungen,  dass  der  Oleander  in  den  Uädis  des  Tuärik- 
landes  hier  und  da  vorkomme,  eine  Angabe,  die  durch  die  Be- 
obachtungen von  By.  Z.  G.  E.  12.  185,  193  bestätigt  wurde,  der 
ihn  in  den  Uädis  Ireren  und  Igargar  mellen  N.  W.  von  Rhät 
antraf.  Eine  somit  gesicherte ,  pflanzengeographisch  wichtige 
Thatsache,  da  durch  dies  Vorkommen  die  Zweifel  an  dem  spon- 
tanen Auftreten  dieser  Pflanze  im  Mittelmeei'gebiete  sehr  an  Ge- 
wicht verlieren.     Vgl.  1.  250  und  5.  298. 


Asclepiadaceae. 

120.  CaJotropis  ptrocera  (Willd.)  R.  Br. ,  a.  in  Fesän  kormika  oder 
Tcranka  D.,  R. ,  tintafia  R. ,  hramhacli  R. ,  By.  (der  erste  dieser 
Namen  ist  eigentlich  der  Haussasprache  entlehnt,  tuvfäfia ;  der 
zweite  kanüri  hnnika  oder  Jcais  Ba.  1.  280),  tra.  töreJiit,  td.  tlisso 
N.  1.  2(J1,  oder  ssäno  N.  1.  414.    In  allen  Oasen  R.  II.  2.  279  !  z.  B. 

31* 


484  VII.    Pflanzen  dos  mittlern  Nordafrika. 

Uiuli-el-Rliar1)i  bei  Ubfiri  0.  XLV,  By.  Z.  G.  E.  12.  1G7;  15.  74.  An 
vier  Stellen  N.  S.  D.  180.  Tunin  bei  Rhät  By.  Z.  G.  E.  15.  23. 
Medicinische  Anwendung  N.  1. 14!),  153.  Das  Holz  dient  in  Fesän 
n.  R.  (und  in  Tuat  n.  D.)  zur  Pulverfabrikation.     Vgl.  1.  252. 

121.  Daemia  cordata  R.  Br.,  tm.  telldch.  Uädi  Tin  Gesin  (Tengesir 
N.),  Südseite  des  Djebel  ssüda  D.  181.  An  zwei  Stellen  N.  S.  D. 
Uädi  Tilen  und  nördlich  vom  Berge  Cliesclim  Uideren  zwischen 
Rhät  und  Ubäri  By.  Z.  G.  E.  15.  78,  77.    Vgl.  1.  2.53. 

122.  Leptadenia  pyrotechnico  (Forsk.)  R.  Br.  B.  IV.  ()3,  tm.  anä,  td. 
kisen  N.  413,  kanüri  kalemba  N.  559.  Uädi  Tafilamln  nordwest- 
lich von  Rhät  By.  Z.  G.  E.  13.  137.  Hierher  gehört  jedenfalls 
der  von  D.  161  als  Genistal  aufgeführte,  ,,a."  hana,  tm.  aaahar 
genannte  Strauch,  den  dieser  Forscher  bei  In-Esan  und  an 
noch  einer  Stelle  N.  S,,  sowie  an  einer  Stelle  zwischen  Rhät  und 
Mursuk  nur  mit  entleerten  Früchten  fand,  vermuthlich  auch 
(vgl.  2.  55)  der  von  Ba.  1.152  in  Scha'bet-et-talha  angegebene 
„Retem  (VincetoxicumY'-.  Die  Verwechselung  dieser  in  den  Nil- 
ländern ebenfalls  mit  einem  für  Leguminosen  der  Spartinm- 
Form  verwendeten  Namen  march  (vgl.  1.  119)  belegten  Ascle- 
piadee  mit  einem  Ginster  ist  so  naheliegend,  dass  sie  auch 
mir  begegnete,  als  ich  dieselbe  in  der  Nähe  von  Esneh  antraf.  [ÜT 


Gentianaceae. 

123.  Erythrnea  rmnosissima  (Vill.)  Pers.  B.  IV.  67,  tm.  tifeschkav. 
An  der  Quelle  von  Sserdeles  östlich  von  Rhät  I).  181.  Die  n. 
R.  Br.  239  von  0.  gesammelte  Erythrnea  könnte  sehr  wohl  die- 
selbe Art  von  demselben  Fundorte  sein.       ♦ 


CoiiYolvulaceae. 

124.    Cressa  cretica  L.  B.  IV.  114,  a.  etichbet-el-mä  L^JI  ä,a^£,  d.  h. 
Wasserkraut.    Vgl.  1.  427.    Uädi  Auäl  bei  Rhadämes  D.  181.     ♦ 


Borraginaeeae. 

125.  Heliotropium  enropaemn  L.,  a.  gassbet-el-hamüm  -»L4.S.  &A.<fl.i', 
d.  h.  Taubenscdiilf,  im  Berberdialekt  von  Rhadämes  milsch  R. 
In  den  Gärten  von  Rhadämes  R.  II.  2.  279  !     * 

126.  Trichodesma  africana  (L.)  R.  Br. ,  tm  tcdkuit.  Tln  Arrai  nörd- 
lich von  Rhät  D.  181.     Vgl.  1.  272. 


2.    Fesan.  485 

Solaiiaceae. 

*127.  Lycopersicmn  esculentum  Mill.,  a.  tomätisch  D.  Gemein  in  den 
Gärten  der  Oasen  D.  184.  Rhadämes  Ri.  1.  335,  Mi.  107,  Ho,  332, 
R.  II.  1.  73,  auch  im  Bazar  feilgehalten  Ri.  1.  110.  In  Fesän  gut 
aber  sparsam  L.  275,  N.  1.  127.  Wird  in  Mursuk  Ende  März 
gesäet  N.  1.  90.     Gatrün  N.  1.  214. 

*i28.  Solanum  tuberosum  L.  Rhadämes  sparsam  Mi.  107.  Wurde  n. 
R.  II.  1.  149  früher  in  Mursuk  für  die  dort  wohnenden  Europäer 
gebaut,  wird  aber  von  N.  nicht  mehr  erwähnt. 
129.  S.  villosum  Lmk.  B.  IV.  285,  a.  aneb-ed-dlb  (vgl.  1.  275).  Rha- 
dämes in  den  Gärten  D.  dient  mit  Safran  und  Candiszuckcr  zur 
Bereitung  eines  erweichenden  Pflasters  Ho.  332.     _♦_ 

*130.  S.  Gilo  Raddi.  Dun.  DC.  Prod.  13.  1.  351  ?  a.  ga'öta.  In  Gärten 
Fesäns  cultivirt;  die  tomatenähnlichen  Früchte  werden  gegessen 
R. !  D.  213  welcher  diese  Pflanze  in  Träghen  cultivirt  fand,  nennt 
sie  in  mindestens  leicht  Misverständniss  erregender  Weise  „un 
fruit  legumineux"  und  bemerkt,  dass  sie  bitterlich  süss  sei  und 
für  verdauungsbefördernd  gelte.  Ich  muss  die  Bestimmung, 
welche  mein  verstorbener  Lehrer  A.  Braun  nur  nach  der  Be- 
schreibung machte,  auch  heute  noch  für  richtig  halten,  obwol 
diese  Form  bisher  nur  als  Culturpflanze  des  tropischen  Amerika 
bekannt  ist  und  zu  ermitteln  bleibt,  wie  sie  in  diesen  ent- 
legenen Winkel  der  Sahara  gelangte.  Sie  steht  indess  einer 
andern  tropischen  Culturpflanze  von  weiterer  Verbreitung,  dem 
.S'.  aethiopicum  L. ,  Dun.  1.  c,  mindestens  sehr  nahe,  von  dem 
sie  sich  hauptsächlich  nur  durch  die  filzige  Behaarung  von 
Stengel  und  Blatt  unterscheiden  dürfte.  Diese  in  Constantinopel 
„pomme  d'amour  des  juifs"  genannte  Pflanze  heisst  in  Aegypten, 
wo  sie  Delile  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  in  den  Gärten  an- 
traf, wo  ich  sie  aber  wie  mehrere  andere  Cultux'pflauzen  dieser 
Periode  vergeblich  gesucht   habe,   tifäh  dahäbi     _Aiöö     ^™,Iäj 

d.h.  Goldapfel,  auch  tifäh-el-heb  ^s>.\  ^Läj'  d.h.  Liebesapfel 

oder  xiö.ÄJI  .,L:^  lXaj  bedindjän-el-güta,  d.h.  Korb-Auber- 
gine  und  kam  mit  feinem  Fleischfüllsel  auf  die  Tafeln  der  Rei- 
chen. Dies  güta  ist  offenbar  mit  den  fesänischen  Namen  unserer 
Pflanze  identisch,  die  Schreibung  ist  aber  nach  Wetzstein  wol 
eher  &i?«.jLS,  was  „die  Gekräuselte"  bedeuten  würde. 
*131.  S.  Melongena  L.  In  den  Oasen  cultivirt,  obwol  nicht  so  verbreitet 
als  Nr.  127  D.  184.  Fesän  selten  N.  1.  128.  Rhadämes  Mi.  107, 
Ho.  332,  R.  II.  1.  73.     Gatrün  N.  1.  214. 


486  ^11-     Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

*l32.Capsiciim  annuuiii  h. ,  n.fulcifila  \XslkXs.^  Diminutiv  von  filfil, 
analog  mit  Paprika.  Rliadämes  lli.  1.  94,  335,  Mi.  107,  Ho.  332, 
R.  IL  1.  73,  aucli  in  den  Razars  feilgeboten  Ki.  1.  110.  In  Fesän 
reichlich  and  gut  L.  275 ,  z.  B.  in  Hausgärten  zu  Mursuk  L.  98. 

*133.  (1  conicum  G.  F.  W.  Mey.,  var.  Orientale  Dun.,  u.  und  tm.  schitta 
(auf  diese  Art  beschränkt  sich  wol  letzterer  auch  von  D.  auf- 
führter  Name;  dieser  Forscher  trennt  beide  Arten  nicht).  In 
den  Gärten  Fesäns  cultivirt;  blüht  Sommer  und  Herbst  R.  H. 
2.  79!  N.  1.  128.  Die  Früchte  linden  sich  in  Mursuk,  aus  dem 
Sudan  eingeführt,  auf  dem  Markte  N.  1.  95,  ebem^o  in  Rhät  Ri. 
2.  116.  Dass  die  scharfe  Würze  der  Paprika  dem  Gaumen  der 
Eingeborenen  zusagt  ist  selbstverständlich ,  und  zwar  wird  die 
kleinere  aber  schärfere  Frucht  von  Nr.  133  bevorzugt.  Der 
sicher  aus  dem  Sudan  stammende  Name  schitta  ist  von  grossem 
Interesse,  da  er  in  den  obern  Nilländern  als  schittetu  wiederkehrt. 

134.  Withania  somnifera  (L.)  Dun.  Physalis  s.  L.  Ho.  332,  D.  182, 
a.  safua  R. ,  tni.  farhaorhao  D.  Rliadämes  (n.  Ho.  aus  dem 
Sudan  eingeführt  [?]).  In  allen  Oasen  von  Fesän  R.  II.  2.  279 ! 
z.  E.  Mursuk,  Ubäri  D.     Vgl.  1.  279  und  5.  324. 

135.  Hyoscyamus  Falezles  Coss.  B.  S.  B.  11.  (18(34)  1G(J,  pl.  V.  D.  suppl. 
35,  1)1.  XXXI,  a.  gungot  (tripolitauischer  Dialekt),  falesles  (saha- 
rischer Dialekt,  wie  aus  3.  171  zu  ersehen,  arabisirtes  Tarki- 
wort),  tm.  ofahlele,  d.h.  Gift.  Uädi  Auäl  bei  Rhadämes  (hier- 
her wol  auch  der  bei  Rhadämes  angegebene  H.  albus  Ho.  322, 
nee  L.,  a,.  ssikrän    ..lüC*,,  mit  welchem  Namen  in  Aegypten  der 

nahe  verwandte  H.  muticns  L.  bezeichnet  wird)  und  Gerä'a  Ben 
Aggiü  nordöstlich  von  Dcrdj.  Zwischen  Rhadämes  und  Rhät  und 
überhaupt  gemein  im  Tuäriklande  und  in  Fesän.  Ueberschreitet 
den  Wendekreis  erheblich ,  da  in  Ahir  und  sonst  verschiedene 
Oertlichkeiten  danach  benannt  sind,  z.  B.  das  bekannte  Thal 
Falesles  an  der  Strasse  von  Rhät  nach  Ahir.  Nach  S.  W.  über- 
schreitet die  Pflanze  die  Tanesruft  nicht. 

Die  sehr  heftigen  Vergiftuugserscheinungen,  die  diese  Pflanze 
an  Menschen  und  Thieren,  besonders  Pferden,  Eseln  und  Hun- 
den hei'vorruft,  wogegen  Wiederkäuer  nicht  leiden,  schildert 
D.  183  aus  eigener,  zum  Theil  an  sich  selbst  gemachter  Erfah- 
rung. Im  nördlichen  Geliiete  soll  dieselbe  fast  unschädlich  sein, 
im  Süden  ist  sie  um  so  gefährlicher  als  ihr  saftiges  Grün  sie 
in  der  dürren  Wüste  (gerade  wie  die  jedenfalls  sehr  nahe 
stehende  Art  Aegyptens  H.  muticus  L.,  w-elche  auch  bei  Siua 
[R. !  Co.  IL  49]  vorkommt)  auflallig  und  den  Thieren  begehrens- 
werth  macht.     Dient  auch  als  Nahrungsmittel  (wol  im  Norden) 


2.    Fesan.  487 

und  als  Arzuei,  und  werden  wol  zu  letzterm  Beliufe  die  trockenen 
Blätter  auf  dem  Markte  von  Timbuktu  feilgehalten.  #  | 
*13(').  Nicotiana  rustica  L.,  a.  duchän,  d.  h.  Kaucli,  tni.  tdba,  täberlia. 
In  den  Uaseu  aussuliliesslich  gebaut  D.  184.  Fesan  R.  IL  1.  149; 
2.  27*J !  N.  129 ;  kommt  auf  den  Markt  in  Mursuk  besonders  von 
Sesau  N  1.  9G.  Selinupftaback  wird  in  den  Oasen  nieht  mir  ge- 
schuui)ft  sondern  auch  gekaut,  eine  andere  noch  ungewöhnlichere 
und  anstössigere  Anwendung  seitens  des  „schönen"  Geschlechts 
ist  bei  D.  185  nachzulesen. 

Scrophulariaceae. 

l."]7.  Linaria  fruticosa  Desf. ,  tm.  täscret.  Tin  Arrai  nördlich  von 
Rhat  D.  185.     Vgl.  1.  284. 

138.  Vcronica  Ämajallis  h.  B.  IV.  437.  Zu  dieser  auch  in  den  ägyp- 
tischen Oasen  verbreiteten  Art  gehört  vermuthlich  die  von 
0.  XLV  in  Uädi  Rharbi  erwähnte  „plant  like  a  Veronica".  Vgl. 
5.  3:J4.    * 

Globulariaceae. 

139.  Globularia  Alypiim  L.  B.  IV.  520,  a.  und  tm.  täselrha.  N.  S. 
Eine  Abkochung  dient  gegen  Fieber  und  Blutgeschwüre  D.  187. 
Vgl.  5.  337.    _*J 

Labiatae. 

140.  Lavandula  multifida  L.,  tm.  djci.  Tin  Arrai  nördlich  von  Rhat; 
nach  Erkundigungen  gemein  im  Hogarlande  I).  186.  Von  By. 
Z.  G.  E.  15.  374  in  Ahir  angetroffen,  wo  sie  alanodrag  heisst. 
Vgl.  1.  294. 

Pliim  bas^inaceae. 

141.  Stuticc  glohularüfolia  Desf.  B.  IV.  860,  a.  uCssas.  Uädi  Tagotta 
östlich  von  Rhadämes  D.  187.       ■» 

142.  Lintuniastntm  Guyonianum  Dur,,  a.  seta  xÄjs  D.,    R.    (Reboud 

leitet  B.  S.  B.  4.  (1857)383  diesen  Kamen  davon  ab,  dass  die 
Pflanze  öfter  Oliven  (vgl.  1.  248)  ähnliche  Auswüchse  trägt  (was 
auch  bei  1.  308  häufig  der  Fall  ist,  vgl.  V.  17).  Da  die  Olive 
aber  setüu,  sct  dagegen  Oel  heisst,  so  ist  die  mir  mündlich  ge- 
gebene Erklärung  meines  Freundes  Letourneux  wahrscheinlicher, 
der  diesen  Namen,  den  auch  1.  308  führt,  von  der  schlüpfrigen 


488  ^H^-    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Oberfläche  aldeitet;  hierfür  spricht,  dass  Forskäl  (Fl.  Aeg.  arab. 
p.  LXIV)  den  Namen  auch  saetj  [  ^aj;]  schreibt,  was  geradezu 

,,ölig"  bedeutet,  tm.  tafonfela.  Uädi  Derdj  östlich  von  Rha- 
dämes  R.  II.  2.  280.  Soll  in  Tuät  und  im  Ilogarlande  gemein 
sein  D.  187.  Wird  fast  baumartig  D.  und  von  den  Kamelen 
gern  gefressen  R.     ^jT] 

Planlai^iiiaceae. 

Ii3.  Plantago  major  h.  B.  IV.  878,  Wegeblatt,  a.  «««/-e?-}««  I4.JI  ^^äAvui,, 
d.  h.  Wasserschwert.     Gärten  von  Rhadämes  Ho.  381.     ♦ 

Salsolaceae. 

114.  Beta  vulgaris  L.  Gärten  in  Rhadämes  R.  IL  1.  73  (vgl.  I.  313).   * 
*  Var.   Cicla  L.   In   den   Oasen   cultivirt   D.  189.     Fesän  N. 
1.  128. 
*145.  Siiinacia  olcracca  L.,  Spinat,  a.  nsihänach  -^jLajw.     Rhadämes 
cultivirt  Ho.  332.  C 

im.  Atriplex  molle  l)esf.,  a.  cljcll,  vgl.  1.  103,  324  und  4.  34.  An 
sechs  Stellen  auf  dem  Wege  W.  0.  notirt  D.  188.  Steht  in  dem 
Rufe,  beim  weiblichen  Geschlecht  die  entgegengesetzte  Wirkung 
als  die  Ssuäkfrucht  (2.  118)  auszuüben.       *  | 

147.  A.  Halimus  L.,  im.  aramds.  Zwischen  Trip,  und  Rhadämes  Ho.  329, 
vgl.  1.  317.  An  vier  Stelleu  N.  S.  D.  188.  Tihobar  nördlich 
von  Rhät  By.  Z.  G.  E.  12.  178.  Uädi  Rharbi  By.  Z.  G.  E.  12.  167; 
15.  74.  Gurmeda  zwischen  Ssemnu  und  Temenhint  Ri.  3.  390, 
N.  1.  70.  Nach  D.'s  Erkundigungen  zwischen  Rhät  und  In-Ssäla 
und  auf  der  Hochebene  Tademait.     Vgl.  1.  317  und  5.  376. 

148.  Suaeda  fruticosa  (L.)  Moq.  Tand.,  td.  sseger.  Mursuk  R.  II.  2.80! 
Vgl.  II.  307.  Hierher  gehört  vielleicht  auch  „Chenopodina  vera 
Moq.  Tand.?"  a.  ^nuid,  tm.  tirbär,  im  Uädi  Tagotta  östlich  von 
Rhadämes  D.  189.     Vgl.  1.  321  und  5.  379. 

149.  (S^.  vermicidata  Forsk.  B.  IV.  940,  a.  stund,  tm.  tirbär.  Um  Rha- 
dämes D.  189.    Vgl.  5.  380.     ^T 

150.  Traganum  midatwn  Del.,  tm.  tirehit.  Im  Gebiete  wol  allgemein 
verbreitet;  erwähnt:  an  zwei  Stellen  bei  Rhadämes,  an  fünf  Stellen 
N.  S.  D.  189,  Brunnen  El-hassi  am  Südfusse  der  Hammäda  Ba. 
1.  151.  Lehminseln  in  den  Dünen  bei  Sallüf,  nördlich  von  Uädi 
Schebani,  Uädi  Djumar,  uUc  drei  Orte  zwischen  Uädi  Schiäti 
und  Uädi  Rharbi  By.  Z.  G.  E.  15.  70,  71 ,  72.  An  drei  Steilen 
W.  0.  D.    Sirrhen,  Ssemnu,  zwischen  Ssebha  und  Bibän  N.  1.  67, 


2.    Fesan.  489 

69,  72.  An  der  Strasse  von  Mursuk  nach  Kauar:  zwischen  Ta- 
banie  und  Bir-ed-domrän  N.  1.  205,  206.  Mestüta  L.  256,  N. 
1.  208.  Medrussa  R.  II.  1.  191.  In  einer  mit  Uau-el-keblr  in 
Zusammenhang  stellenden  Hattie  R.  IV.  342.  In  Tuät  und  im 
Hogarlande  nach  D.'s  Erkundigungen.     Vgl.  1.  322  und  4.  32. 

151.  Haloxylon  articulatum  {Cs.v .)  Bge.,  tm.  uäri  ihcdän.  Derdj  öst- 
lich von  Rhadämes  R,  II.  1.  60.  An  sechs  Stellen  N.  S.  D.  190. 
Vgl.  1.  323  und  5.  381. 

Salsola  tetrcKjona  Del.     Rhadämes?    Vgl.  1.  324. - 

152.  Anabasis  articulata  (Forsk.)  Moq.  Tand,  tm.  abelbal,  täsa.  Finde 
ich  nur  am  nördlichen  Saume  des  Gelnetes  erwähnt.  Gemein 
um  Rhadämes  D.  190.  Derdj  R.  II.  1.  60.  Vgl.  1.  327,  4.  34 
und  5.  384. 

153.  Cormtlaca  inonacantha  Del.  B.  IV.  984,  a.  Jiäd  (ijöL.:*.,  vgl.  3. 24), 
tm.  tdhara,  td.  dsiiri  uder  djüri.  lu  Fesän  im  Sande  N.  1.119! 
Uädi-el-etl  südlich  von  Djebel  ssöda  (erste  Erwähnung)  N.  1.  65. 
Rhadämes  Ri.  1.  368.  An  drei  Stellen  N.  S.  und  an  zwei  W.  0. 
D.  190.  Sallüf  in  der  Dünenregion  zwischen  Uädi  Schiäti  und 
Uädi  Rharbi  By.  Z.  G,  E.  15.  70.  Gerä'et-el-häd  zwischen  Sella 
und  Temissa  R.  IV.  342.  An  der  Bornustrasse :  zwischen  Blr- 
ed-domrän  und  Mestüta,  wo  eine  Stelle  Ei-Häd  heisst;  Mestüta; 
Tuge  Fräoma  zwischen  Medrussa  undTedjerri;  El-Häd  südlich 
von  Tedjerri  N.  1.  207,  208,  223,  228.  Weiter  südlich  allgemein 
verbreitet,  ebenso  u.  D.'s  Erkundigungen  gemein  am  Fusse  des 
Hogargebirges.  Ü.  n.  R.  Br.  241  bezeichnet  zwar  den  Häd  als 
von  Trip,  bis  Bornu  verbreitet,  allein  aus  dem  nördlichsten 
Theile  der  Wüste  finde  ich  weiter  keine  Notiz,  als  dass  auf  der 
Strasse  von  Sella  nach  der  Gr.  Syrte,  zwei  Tagereisen  von 
dieser  Stadt,  sich  eine  Localität  Dig-el-häd  befindet  R.  IV.  342, 
die  allerdings  wahrscheinlicherweise  nach  dieser  Pflanze  be- 
nannt ist.  Auch  in  östlichen  Meridianen  beginnt  sie  erst  in  einer 
gewissen  Entfernung  von  der  Küste,  z.  B.  Audjila,  Kairo  bei  dem 
grossen  Sjahinx ! !  Eine  der  als  Kamelfutter  am  meisten  ge- 
schätzten Arten.  Kach  Ri.  bewirkt  diese  Pflanze  bei  Menschen 
und  Thiereu  Purgiren.     Vgl.  3.  24  und  4.  35.    IT 

Amarantaceae. 

154.  Aerva  javanica  [Burm.)  Jims.  B.  IV.  992,  tm.  tamakerkait,  timeker- 
kest,  td.  kndungeri.  Agheläd  N.  S.  D.  191.  Dient  in  Bornu,  wo 
sie  kadjim  hultu  be,  Hyänenkraut,  heisst  R.  II.  2.  284,  zum  Aus- 
stopfen von  Kissen  N.  1.  560.     Vgl.  4.  36.     "♦" 


490  VII.    Pflanzen  den  mittlem  Nordafrika. 

Poly^oiiaceae. 

155.  Calliijonuin  comosum  L'Hcr.,  a.  artu  (so  auch  iu  Aegyptcn,  schrift- 
arabisch      j^jV  rissü,  rischü,  esiil,  tni.  aressü,  issaredj.     Uädi 

Isekra,  Tin  Tördja,  Uaräret  und  noch  elf  Stelleu  N.  S.  und  drei 
Stellen  W.  0.  D.  192.  Verbreitet  im  Uädi  llliai-bi  By.  Z.  G.  E. 
15.  74  und  iu  der  iJüueuregiun  zwischen  diesen  und  Uädi  Schiäti 
ü.  LH,  „a  plaut  with  leaves  like  thosc  of  a  Equisetuni"  By.  Z. 
G.  E.  15.  70,  71,  72.  Uädi  Aberdjudj  Ba.  1.  199.  An  der  Boruu- 
strasse:  Mestüta,  zwischen  Gatrün  und  Bachi,  Tuge  Fräoma  K. 
1.  208,  217,  223.  Auch  in  den  Bergen  zwischen  Rhät  und  In- 
Ssäla  und  in  Tuät  D.  Erreicht  die  Südgrenze  in  Nordtibesti 
N.  1.  413.  By.  passirte  auf  der  Rückreise  aus  Ahlr  die  Südgrenze 
fünf  Tagereisen  südlich  von  llhat  Z.  G.  E.  15.  417.  R.  IL  2.  280 
nennt  diese  Pflanze  ein  gutes  Kamelfutter;  n.  D.  und  By.  fressen 
diese  Thiere  gern  im  Vorübergehen  von  den  Büschen,  werden 
dieser  Nahrung  aber  u.  Ba.  wegen  des  starken  Geschmacks  bald 
überdrüssig.     Vgl.  f.  329  und  3.  25. 

156.  Rnntex  cesicarius  L. ,   tm.    tancsimm.     Teich    Ssäghen  im  Uädi 
Tichämmalt;  Uadi  Allün,  beide  Stelleu  N.  S.  D.  192.    Vgl.  1.  334. 


Balaiioplioraceae. 

157.  Cynomorium  coccincum  L.,  tm.  a'ukal.  An  drei  Stellen  N.  S.  Das 
aus  dem  Wurzelstock  bereitete  Mehl  wird  den  Speisen  zugesetzt. 
Die  vertrocknete,  schwarz  gewordene  Pflanze  wird  pulverisirt 
Tind  aus  diesem  Mehl  und  Butter  Fladen  bereitet,  welches  (jeden- 
falls nicht  sehr  appetitliche)  Gericht  gegen  Milzanschwellungen 
in  hohem  Rufe  steht  D.  207.  Die  Pflanze  wurde  von  N.  auch 
zwischen  Kanem  und  Borgu  angetroffen.     Vgl.  I.  339. 


Eupliorbiaceae. 

158.  JßiqjJiorhia  cah/ptratu  Coss.  et  Dur.,  a.  miiiii-el-hbii ,  tm.  teUach 
(vgl.  1.  253  und  2.  121).     Ssäghen  N.  S.  D.  193.     '^ 

159.  Crozopliora  vcrbascifoJia  (Willd.)  A.  Juss.,  a.  gutsuhct- el-hamam, 
im  Berberdialekt  milsth  R.  (vgl.  2.  125).  In  den  Gärten  von  Rha- 
dämes  bis  0,ö  m  hoch ;  das  Holz  dient  zur  Pulverfabrikation  R. 
II.  2.  281 !     Vgl.  1.  349. 


2.    Fesan.  491 

Urticaceae. 

*160.  Caiinabifi  satiiHi  L.  B.  IV.  1152,  Hanf,  a.lccrncb,  tekrüri,  hasclmch, 
d.  li.  Kraut,  lu  cinigeu  Oasen,  besonders  in  Tragheu  in  Fesäu 
geliaut  und  zwar  nur  zum  liauelien  I).  19Ü. 

*161.  Murun  alba  L.  In  Rhadamos  einzeln,  nur  zur  Zierde  gepllanzt 
Ki.  1.  136,  33.5. 

*162.  Ficus  Carica  L.,  tm.  ahar,  tähart.  Aueli  in  den  Oasen  spielt 
der  Feigenbaum  n.  D.  1113  nächst  der  Datteli^alme  die  hervor- 
ragendste Rolle  (in  den  ägyptischen  Oasen  nicht  so  bevorzugt 
A.).  Es  gibt  sogar  ausschliesslich  mit  diesem  Baume  bestandene 
Gärten.  Die  Feigen  werden  meistens  frisch  gegessen,  getrock- 
nete kommen  von  der  Küste,  doch  sah  D.  auch  trockene  Feigen 
von  Mlherö.  Erwähnt  finde  ich  Feigen  speciell  in  Rhadämes 
Ri.  1.  335,  Mi.  100,  R.  II.  1.  72.  Ufidi  Schiäti  Ba.  1.  156.  Ssemnu 
N.  1.  68.  Mursuk  L.  169,  Ba.  1.  176,  Vo.  4,  N.  1.  90,  daselbst 
auch  zu  Markt  gebracht  N.  1.  95.  Träghen,  Temissa  Pa.  308,  307. 
Gatrün  N.  1.  214.  Bachi  L.  234.  Rhät  Ri.  2.  210.  By.  Z.  G.  E. 
15.230  welcher,  wie  L.  274  und  N.  1.95,  die  Kleinheit  der  Früchte 
erwähnt,  doch  lobt  L.  ihre  Qualität. 

Palmae. 

*Wd.  Hi/jjJiaene  thchcnca  (L.)  Hart.  Cncifcra  t.  Del.  D.  199,  a.  dum 
(vgl.  1.  358),  tm.  tUgäit,  td.  ssübu.  Die  wenigen  Dümpalmen  in 
dem  Palmenwalde  von  Tedjerri  (n.  L.  242,  4,  245  7—8  Stämmfe), 
werden  seit  Denham  5  von  den  spätei'n  Reisenden  nicht  mehr 
erwähnt  und  können  kaum  als  Beweis  gelten,  dass  der  natür- 
liche Verbreitungsbezirk  dieser  Palme,  deren  Nordgrenzc  in  der 
der  mittlem  Sahara  Ahir  (Ba.  1.  349)  schneidet  und  Tibesti  mit 
einschliesst  (N.  1  414),  hier  den  Wendekreis  überschreitet  (was 
in  Oberägypten  allerdings  der  Fall  ist,  wo  die  Nordgrenze  der 
Dümpalmc  unter  27  '/^  Grad  angenommen  wird,  während  sie  den 
nördlichsten  Punkt  an  der  Ostküste  der  Sina'ihalbinsel  [ca.  29.  Grad] 
erreicht).  An  der  Bornustrassc  tritt  die  Dümpalme  zuerst  und 
zwar  in  Menge  iu  der  Oase  Jat  (ca.  2072  Grad)  auf  N.  1.  513. 

164.  FJiocnix  dactylifera  L. ,  tm.  taseit,  die  Dattel  temi,  td.  tinnt. 
Der  Ausspruch  D.'s,  der  die  Dattelpalme  „le  roi  de  la  Vege- 
tation saharienne"  nennt,  ist  für  dieses  Gebiet  besonders  tref- 
fend. Bemerkenswerth  ist  die  grosse  Zahl  von  Varietäten,  die 
in  den  Oasen  cultivirt  werden.  Vo.  75  gibt  eine  Liste  von  37 
in  Mursuk  cultivirten  Dattelsorten  mit  Beschreibungen  und  Ab- 
bildungen;   R.  IL  1.  149,  150  zählt    vou    ebenda  22,    N.  1.  126 


492  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

34  Sorten  auf;  n.  R.  soll  es  in  Fesän  überhau])t  300,  nach  Ri. 
1.  33  im  Beled-el-djerid  (Südtuuesien)  etwa  200,  in  Rhadämes 
30 — 40  geben.  R.  II.  1.  75  zählt  von  dort  12  namentlich  auf. 
Mi.  107  erklärt  freilich  die  Datteln  von  Rhadämes  für  mittel- 
mässig.  Ba.  1.  190  sah  bei  Tessaua  eine  Palme  mit  getheiltem 
Stamm;  Schweinfurth  (Sitzungsber.  Bot.  Verein  Brandenburg 
1874)  100  sah  in  der  Oase  Chargeh  und  Balansa  B.  S,  B.  2.  (1855) 
50  bei  Oran  sechsästige  Bäume;  doch  ist  eine  solche  Verzwei- 
gung äusserst  selten.     Vgl.  1.  359,  3.  27  und  4.  37. 


Typhaceae. 

165.  Typlia  sp.  (wahrscheinlich  die  in  den  ägyptischen  Oasen  verbreitete 
T.  angustata  Bory  und  Chanb.,  allerdings  findet  sich  T.  angu- 
stifolia  L.  noch  an  der  algerischen   und  tunesischen  Küste),   a. 


berdl 


^^j,  sonst  Name  des   Papyrus,   tm.  takele  D.  200.     Im 

Tuäriklande  au  allen  permanenten  Gewässern;  liefert  Material 
zum  Hüttenbau  IX  201.  Bu  Derba  und  Reboud  B.  S.  B.  22.  39 
halten  diesen  Berdi  allerdings  für  eine  Cyperacee,  vielleicht  sogar 
für  den  Papyrus.     Vgl.  3.  28.     |  #  ? 


Potameae. 

166.    Potamogeton  pectinatus  L.    In  der  grossen  Quelle  von  Rhadämes 
R.  II.  2.  281!    Quelle  in  Tagotta  D.  194.     Vgl.  I.  362. 


Liliaceae. 

*lQl.Aloe  vulgaris  Lmk.  Nur  in  einem  Garten  in  Rhadämes,  von 
Trip,  her  verpflanzt  Ri.  1.  335.     Vgl.  1.  373. 

*l.i38.  Alliitm  sativum  L.,  tm.  teskart.  In  den  Oasen  cultivirt,  doch 
seltener  als  die  folgende  D.  200.  Rhadämes  Ri.  1.  171,  D.,  Mi. 
107,  R.  IV.  1.  73.  Ho.  332  führt  den  Knoblauch  in  Rhadämes 
unter  dem  unrichtigen  Namen  Ällium  subhirsutum  auf,  falls 
nicht  damit  überhaujit  eine  andere  Art  gemeint  ist,  wofür  der 
a.  Name  korat  {kurrat)  spricht,  vgl.  S.  453.  In  Fesän  spärlich 
aber  sehr  gut  L.  275,  N.  1.  128. 

*169.  A.  üepa  L.,  tm.  efeleli.  In  den  Oasen  allgemein  cultivirt  D.  Rha- 
dämes Ri.  1.  94, 335,  C.  Dickson  258,  Mi.  106,  R.  II.  1.  73.  In  Fesän 
gut  und  reichlich  L.  275,  N.  1.  128,  z.  B.'  Mursuk  L.  98,  N.  1.  90 
(Ende  März  gesäet),   auch   auf  dem  Markte   zu   finden  N.  1.  95. 


2.    Fesau.  493 

Tedjerri  L.  241,  Denhani  298.  Rhät  Ei.  2.  49.  Am  Brunnen  Jhä- 
nären  nördlich  von  Rliät  By.  Z.  G.  E.  12.  177. 

170.  Asphodelus  tenuifoJhis  Cav.,  tm.  isiän.  Uädi  Tärät  N.  S.  D.  199. 
Auf  der  Route  (von  Trip.  ?)  nach  Rhadämes  Ho.  329.    Vgl.  I.  388. 

ilelaiithiaceae. 

171.  Ery throstictus  puHCtatus  (Cav.)  Schldl.,  n.  kaiküt,  tm.  afahleU-n- 
ehedav ,  d.h.  Eselsgift.  Beim  Brunnen  Ihänäi'en  nördlich  von 
Rhät  I).  200.  In  Fesän  0.  n.  R.  Br.  241  (congener  of  Melcmthimn 
punctatinn).  Das  aus  der  wohlriechenden  Knolle  (deren  Geruch 
den  Eseln  zuwider  ist)  bereitete  Mehl  wird  den  Speisen  zu- 
gesetzt D.     Vgl.  1.  392  und  5.  437. 

Juncaceae. 

172.  Juncus  maritimus  l^mk.,  a.  ssammur   ,1.»-«.,,   tm.  talegglt.     Quelle 

von  Tagotta  D.  200.  An  der  Quelle  von  Sserdeles  D.,  By.  Z.  G.  E. 
15.  227.  Da  diese  Pflanze  auch  in  der  Libyschen  Wüste  der 
fast  unzertrennliche  Begleiter  von  Wüstenbruuneu  und  Oasen- 
gewässern ist,  so  werden  die  Binsen  au  den  Quellen  in  Rhät 
Ri.  2.  70,  am  Brunnen  Ihänären  nördlich  von  Rhät  By.  Z.  G.  E. 
12.  176  und  an  den  Natronseen  in  Fesän  0.  LVI  ebenfalls  zu 
dieser  Art  gehören.     Vgl.  3.  31,  4.  40  und  5.  439. 

Cyperaceae. 

173.  Cyperus  laevigatns  L.  An  der  Quelle  von  Tagotta  D.  201.  Vgl. 
5.441.    ♦ 

174.  C.  conglomeratus  Rottli.,  a.  ssaad,  sse^ad  Jot*«.  Rhadämes  1). 
201.     ~*~ 

175.  Scirpus  Holoschoenns  L.,  ssomvnd,  tm.  iregga,  ilegga.  Quelle  Aher 
nördlich  von  Rhät;  Sserdeles  1).  201.  _*_  (Sonderbarerweise  aus 
den  Nilländevu  nicht  bekannt.) 

176.  6'.  maritimus  L.,  a.  u.  tm.  Wuliua.  Am  Teich  von  Ssäghen  und 
an  drei  andern  Stellen  N.  S.  D.  201.    * 


Oramineae. 

177.    Pludaris  minor  Retz.  a.  ssebüs,  tm.  tanäla.   Ssäghen  nördlich  von 
Rhät  D.  202.     Vgl.  1.  396  und  5.  446. 

Lygeum  Spartmn  L.  (vgl.  1.  397)  wird  von  N.  1.  119  auch  in 


494  \ll.    Pflanzon  des  niiitlorn  Nordafrika. 

Fesän  orwiilint,  ob  silior  auch  südlich  von  Djclxd  ssdda,  der 
allerdings  schon  weit  iimerliall)  der  politiselien  (irenze  dieser 
Provinz  liegt? 
178.  Atiäropogon  lavifjcr  Desf.,  a.  letiimfid,  tm.  tibcrriiid.  Tin  Arrai 
n(')rdlic'h  von  Kliat  D.  203.  Aromatiscihes  Gras;  der  Wurzelstoek 
wird  in  Nubien  als  Arzneimittel  Ijenutzt.  * 
*I70.  SorcfliKin  vulgare  Pers.  Im  ganzen  Gebiete,  anch  a.  und  tm. 
miter   den    Kanürinamen  Vf/afiiH,    der   liäufig   in   fjafnU    ^.vi,i' 

verstümmelt  wnrd,  bekannt.  Aneh  td.  ist  n.  N.  1.  414  dieser 
Name  nieht  ungebräuchlich,  daneben  aber  hmUülu,  imd  zwar 
wird  eine  weisse  Sorte  h.  tschii  und  eine  rothe  h.  mfiäo  untei-- 
schieden.  Auch  L.  273  erwähnt  eine  weisse  Spielart  a.  gnfidi 
aJdad  und  n.  D.  207  werden  von  den  Tufirik  drcn  Spielarten 
gafrih\  ahöra  und  trib.fSHt  unterschieden.  Diese  tropische  (Jetreide- 
art  wird  in  den  Oasen  überall  gebaut  (Fesän  seit  L.  231,  273 
von  fast  allen  Reisenden  besprochen,  N.  1. 127  erwähnt  eine  Form 
mit  grossen  gelben  und  eine  mit  kleinen  weissen  Körnern),  in- 
dess  nicht  in  genügender  Menge,  sodass  das  Fehleiule  aus  dem 
Sudan  bezogen  wird  Ili.  2.  11(5,  D.  Wie  Nr.  185  wird  diese  Frucht 
im  Sommer  cultivirt.  N.  1.  214  fand  bei  Gatrün  am  12.  Juni 
beide  in  der  Keimung.  Die  Ernte  findet  im  Spätherbste  statt 
(in  Oberägypten  Mitte  December).  Ich  muss  Durrabrot,  das 
mir  in  der  Libyschen  Oase  Faräfra  angeboten  wurde,  als  für 
Europäer  kaum  geniessbar  bezeichnen. 
180.  Imperata  cylindrica  (L.)  P.  B.,  a.  dls,  tm.  bastö,  tatssest.  Ebene 
Inrdiären  nördlich  von  Rhät  und  auch  an  vier  Stellen  N.  S.  und 
auch  an  sechs  Orten  0.  W.  Nach  Ei-kundigungen  zwischen  Rhät 
und  In-Ssäla  imd  Hochebeue  Tademait  I).  203.  Der  im  süd- 
lichen Fesän  verbreitete  dls^  erwähnt  zwischen  Sesau  und  Träghen 
L.  205,  Mestüta  L.  256,  N.  1.  208,  Gasraua  L.  23G,  Tuge  Fräoma 
N.  1.  223,  Tedjerri  L,  23G,  N.  1.  224  kann  sehr  wohl  hieher  ge- 
hören, obwol  L.  236  ihn  als  ,,a  kind  of  light  rush"  bezeich- 
net; doch  könnte  auch  Nr.  189  gemeint  sein.  Diese  Pflanze 
muss  erst  durch  Schlagen  mit  Stöcken  für  Pferde  geniessbar 
gemacht  werden,  die  Karavanen  nehmen  aber  einen  Vorrath 
davon  für  Pferde  und  Kamele  auf  die  Wüstenreise  mit  L.  Auch 
n.  I).  dient  d^s  zur  Ernährung  der  Heerden.  Ein  kosmopolitisches 
Gras  der  warmen  Zone;  nördlichster  Fundort  die  Sandinsel  San- 
sego  am  Eingange  des  Quarnero.  Vgl.  3,  33  und  4,  41.  * 
*181.  Zea  Mays  L.,  a.  gafiüi  massri  ^^.^^  is-V"^'  ^'  ^^'  '•^SyV^^^^'^^^' 
Durra,  in  der  Regel  blos  niasfiri  oder  moftsari,  so  auch  im  Sudan 
ein  Name,  der  immerhin  ein  Fingerzeig  für  den  Weg  der  Ein- 


2.    Fpsan.  495 

fülirung  sein  mag.  Rliadämos  Mi.  107.  Fosän  L.  273,  Vo.  2,  N. 
1.  127,  doch  jedenfalls  weit  seltenei*  als  Nr.  179. 

182.  Panicnm  vertidllatmnJj.    In  den  Gärten  Fesans  R.  IL  2.  281 !    * 

183.  P.  turgifhim  Forsk.,  a.  bü  riikba  xa5^)  «,jf,  d.  li.  Vater  des  Knies, 

tra.  afesU,  td.  gmnesclii.  Eins  der  charakteristischsten  Gräser 
der  gesamniten  Sahara.  Tin  Gesin  und  Uaräret  nördlich  von 
Rhät  und  noch  an  aeht  Stellen  N.  S.  und  an  sechs  Stellen  W.  (). 
1).  202.  Ebene  Taita  nordöstlich  von  Rhät  By.  Z.  G.  E.  15.  78. 
„Von  Trip,  bis  Bornu"  0.  n.  R.  Br.  246.  Fesän  N.  1.  110.  Als 
Kamelfutter  hochgeschätzt.     Die  Tuärik  essen   die  Samen.     ^jT 

184.  Pemiisetum  dichotoimim  (Forsk.)  Del.,  a.  hü  ruJcba,  vgl.  Nr.  183, 
tm.  tehcma.  Bei  Ssäghen  und  sonst  mehrfach  N.  S.  und  W.  0.  Als 
Futtergras  weniger  lieliel)t  als  vorige  D.  202.  Auch  in  der  süd- 
lichen Sahara  beim  Brunnen  Aghadem  0.  und  Denham  n.  R.  Br. 
245,  N.  560.  Die  stechenden  Blütenhüllen  quälen  Menschen  und 
und  Thiere  entsetzlich.  Der  Same,  kascheia,  wird  nach  Denham 
gegessen.      ■#• 

*185.  Penicülaria  Sjjzcrtio  Willd.,  im.  aböra  (=  bechna,  vgl.  aber  Nr.  170) 
eveli  {=  guegob)  D.  207,  td.  (innere  aber  auch  gassab  (vgl.  I.  402). 
Wie  Nr.  179  in  den  Sommermonaten  gebaut,  und  wie  diese  Ge- 
treideart auch  n.  D.  207  aus  dem  Sudan  zur  Ergänzung  der  nicht 
ausreichenden  Production  eingeführt  Ri.  2.  116.  Nach  R.  IL  I.  148 
und  N.  1.  Ol  werden  von  dieser  Getreideart  in  jedem  Jahre  von 
Ende  März  an  vier  Aussaaten  gemacht,  von  dem  freilich  die 
letzte  oder  die  beiden  letzten  nur  als  Grünfutter  verwendet 
werden,  was  erklärt,  dass  By.  Z.  G.  E.  12.  168  im  October  bei 
Sserdeles  grüne  Gassabfelder  antraf.  Gassab  scheint  verbreiteter 
als  Ngafuli,  da  er  z.  B.  in  Rhadämes  Ri.  1.  335,  C.  Dickson  258, 
Mi.  107  und.  seinen  Nebenoasen  Derdj  Ri.  1.  256  und  Scha'ur 
Ri.  1.  80  ohne  Sorghum  erwähnt  wird.  Eine  weisse  und  rothe 
Sorte  erwähnen  D.  207  (gtieQob),  N.  1.  127;  L.  27S  nennt  ausser 
dem  gewöhnlichen  Gassab  noch  zwei  Sorten  gassab  tamsaui 
und  g.  cäbcmi.  Ho.  332  erwähnt  in  Rhadämes,  abgesehen  von 
bechena  (vgl.  1.402),  drei  Formen:  Eine  mit  Borsten,  die  von 
der  Insel  Djerba  stammt,  eine  ohne  (wol  mit  sehr  kurzen!) 
Borsten,  die  Rhadämes  eigenthümlich  sein  soll,  und  eine 
sehr  langrispige,  weisskörnige  aus  dem  Sudan,  die  vielleicht 
noch  einmal  als  Panicnm  (gseup)  erwähnt  wird.  Nach  D.  wird 
bechna  vorzugsweise  von  Negern  cuitivirt. 

\9iii.  Aristida  eoerulescens  Desf.,  a.  nessl  ueddait,  tm.  arhemmüd-uün- 
ilmhin.     Uädi  Allün  und  sonst  N.  S.  D.  204.     Vgl.  I.  407. 

\?>1.  A.  plumosa  L.     Arthrathcrinn  X)l.  Nees.  D.  204,   a.  iiesfil    _,*fl.j, 


49G  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

tiu.  arhemmüd,  td.  miili.  Verbreitetes  Wüsteugras  in  Fesän 
N.  1.  119.  Uädi  Tm  Gesiu  (Tengesir)  im  Djebel  ssöda;  an  acht 
Stellen  N.  S.  und  zwei  W.  0.  D.  Zwischen  Bir-ed-domrän  und 
Mestüta  N.  1.  207.  Nach  Erkundigungen  zwischen  Rhät  und  In- 
Ssäla  D.  Südlich  noch  bei  Mul  in  Kauern  v.  Beurmann  n.  Schweiu- 
i'urth  Z.  A.  E.  15.  300!  Geschätztes  Kamelfutter.  *  (Das  von 
N.  in  Fesän  gesammelte  Exemplar  von  iiessi  dürfte  eher  zu  der 
nahe  verwandten  A.  brachypodu  Tausch  gehören,  ist  aber  zu  un- 
vollkommen zu  sicherer  Bestimmung.) 
188.^.  pungens  Desf.  Arthratherum  ]).  P.  B.,  a.  ssebrd,  ssehlt  (in 
Algerien  drhi),  tm.  tüUidt,  td.  mejokii.  D'rä  Dja'aber  zwischen 
Sintän  und  Sima'un  Vatonue  238.  Eine  der  verbreitetsten  und 
am  meisten  charakteristischen  Wüstengräser  in  Fesän  N.  1.  119, 
besonders  im  Westen  des  Landes.  Uädi  ben  Auegir  zwischen 
Uädi  Schiäti  und  Uädi  Rharbi  By.  Z.  G.  E.  15.71.  N.  S.  von 
I).  204  an  43  Stellen  notirt,  z.  B.  Uädi  AUün  D.  Titerhssin 
By.  Z.  G.  E.  12.  177,  am  Fusse  des  Idineu ;  Ighelfaunis  Ba.  1.  234, 
237.  Tihobar  By.  Z.G.E.  12.  178.  An  zwei  Stellen  W.  0.  D.  Uädi 
Ellauen  und  unterhalb  des  Passes  Rhalle  nach  der  Ebene  Taita 
an  der  südlichen  Strasse  von  Mursuk  nach  Rhät  Ba.  1.  203,  224. 
Au  der  Bornustrasse:  Mestüta  N.  1.  208.  Tedjerri  N.  1.  224.  Auch 
noch  in  Ahlr  (Uädi  Tiut  By.  Z.  G.  E.  15.  345)  und  Tibesti  N. 
1.  413.  Nach  D.'s  Erkundigungen  gemein  zwischen  Rhät  und 
lu-Ssäla;  im  Tuät,  dort  auch  n.  R.  I.  173  (ibith).  Ungeachtet  der 
steifen,  stechenden  Blätter  beliebtes  Kamelfutter.  Die  Samen, 
tm.  lül,  von  den  Tuärik  gegessen.     Vgl.  1.  408. 

189.  Leptochloa  bipinnata  (L.)  Höchst.  Eragrostis  cynosuroides  P.  B. 
Schweinfurth  Z.  A.  E.  15.  301  (in  Aegypten  a.  halfa).  Mestüta 
zwischen  Mursuk  und  Gatrün  v.  Beurmann!  Ob  mit  L.'s  Dis 
(vgl.  Nr.  180).  identisch?     pT 

190.  Dactylus  officincdis  Vill.,  tm.  a'nkeras.  Fesän  R.  II.  2.  81 !  An 
Quellen  der  Tuärikgebirge  gemein  D.  203.  Vgl.  1.  410,  4.  43 
und  5.  454. 

*191.  Eleusine  Coracana  (L.)  Gaertn.?  Dies  dürfte  wol  das  n.  Ho.  332 
in  Rhadämes  cultivirte,  aus  dem  Sudan  eingeführte  „Pauicum  ä 
cinq  epis"  sein.     Vgl.  3.  35  und  5.  453. 

192.  Polypogon  monspeliensis  (L.)  Desf.  ssebül-el-fär  »LäJI  J^x**/,  d.h. 
Mäuseähre,  del-el-fär  »LaJf  Jo  J,    d.  h.  Mäuseschwanz,  auch  in 

Aegypten),  tm.  tamntassast.  An  der  Quelle  in  Sserdeles  D.  205.  ♦ 

193.  Danthonia  Forskäln  (Del.)  Trin. ,  tm.  aliarai.  Titerhssin  N.  S, 
1).  20G  (Steppe  Tintumma  nördlich  vom  Tsad  ü.  n.  R.  Br.  244).    * 

194.  Arioido  Pliragmites  L.,  var.  isiaca  (Del.).    Phragmites  commums 


2.    Fesan.  497 

Triu.  D.  205.  Uädi  Tagotta  D.  Fesäu  iu  allen  Oasen  R.  IL  1.  281 ! 
Quellen  im  Uädi  Miherö  norclwestlich  von  Rhät  By.  Z.  G.  E.  12. 
189.  D.  210  erwähnt  zwei  ihm  aus  dem  Tuäriklande  angegebene 
Arten  von  Rohr,  von  denen  das  eine  tm.  tissendjelt,  das  andere 
grössere  und  stärkere  alemes  heisst.  Schwerlich  ist  aber  das 
letztere  Arundo  Donax  L.  wie  D.  vermuthet.  Das  Rohr  der 
Sebcha  von  Endjesseqi  noröstlich  von  Rhadämes  wird  zur  An- 
fertigung von  Schreibfederu  benutzt  Ri.  2.  429.  Vgl.  1.  413, 
3.  37,  4.  44  und  5.  459. 

*195.  Triticuvi  vulgare  Vill.,  tm.  ilmsln  (?)  D.  206.  Weizen  wird  in  allen 
Oasen  cultivirt,  obwol  nicht  so  reichlich  als  Gerste,  von  L.  273  und 
allen  spätem  Reisenden  so  ziemlich  in  allen  Theilen  der  Provinz 
erwähnt.  Meist  wird  Getreide  nur  in  den  Gärten  der  Oasen 
gebaut,  selten  in  der  offenen  Wüste,  z.  B.  im  Thale  Ighelfannis 
nöi'dlich  von  Rhät  Ba.  1.  237;  aus  Ri.  2.  165  ist  zu  einsehen, 
dass  dies  („in  begünstigten  Jahren")  unter  Benutzung  des 
im  Gebirge  fallenden  tropischen  Regens  geschieht.  Der  Winter- 
regen ist  auch  in  Rhadämes  etwa  alle  4  Jahre  (nach  Vatonne 
263  alle  5  Jahre)  so  reichlich,  dass  damit  ausserhalb  der  Gärten 
eine  Ernte  erzielt  w^erden  kann,  C.  Dicksou.  Die  Aussaat  der 
europäischen  Getreidearten  geschieht  im  October  und  November, 
die  Ernte  findet  im  März  und  April  statt.  D.  erklärt  den  Oasen- 
weizen fraglich  für  T.  durum  Desf.  Die  angebauten  Sorten  so 
wenig  als  die  der  Gerste  botanisch  festgestellt. 

*196.  Hordeum  vulgare  L.,  tm.  timsm.  Wie  vorige,  aber  meist  reich- 
licher cultivirt.  Nach  D.  206  findet  P'ruchtwechsel  zwischen 
Gerste  und  Weizen  statt  (in  den  ägyptischen  Oasen  hält  mau 
auf  einen  weit  rationellem  Wechsel  zwischen  Getreide  und 
Dikotylen,  z.  B.  auf  Reis  folgt  Klee,  dann  Indigo,  sodann  erst 
1  '/j  Jahre  später  Weizen).  Nach  Ri.  1.308  gemessen  nur  die  Reichen 
in  Rhadämes  Weizenbrot,  das  Volk  muss  sich  mit  Gerstenbrot 
begnügen.  Lo.  273  und  D.  206  erwähnen  als  in  Fesän  cultivirt 
eine  „rothe  Gerste",  tm.  (?)  tarida  oder  tarldi ,  die  der  schäd- 
lichen Einwirkung  der  Sonnenglut  besser  widerstehen  soll. 

*197.  Lolium  italicum  A.  Br.?  a.  chortän.  In  Rhät  wird  ein  zum 
Füttern  der  Pferde  u.  s.  w.  benutztes  Gras  gebaut,  welches  D.  207 
mit  dieser  in  Algerien  so  benannten  Art  identificirt. 

0.  hat  n.  R.  Br.  244.  23  Gramineen  in  der  Sahara  bis  zum 
Tsadsee  gesammelt;  obige  Liste  enthält  nur  14  wilde  Arten. 

Coniferae. 

CallHris   quadrivalvis  Vent. ,   tm.  tatüt.     Nach  D.'s  Erkun- 
digungen (S.  210  und  211)   kann   das  Vorkommen   dieses   nord- 

KoaLFS,  Kufra.  32 


498  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

westafrikanischen  Nadelholzes,  vgl.  S.  547,  am  Südabhange  des 
Tasili  zwischen  Rhät  und  Djäret  als  sehr  wahrscheinlich  gelten, 
eine  pflanzengeographisch  hochwichtige  Thatsache,  die  sich  dem 
Wiederauftreten  der  Fistacia  atlantica  (I.  111),  der  Myrte  (2.  84) 
und  des  Oleanders  (2.  119)  anreiht.     "»1  ? 

Algae. 

198.  Clndophora  crispata  (Rth.)  Kütz.     _*_  ?  und 

199.  Campylod'isciis  .sj;.  In  den  stehenden  Gewässern  l)ei  Mursuk 
R.  II.  2.  281! 

Die  Algen,  welche  die  bekannte  Danga  der  Natronseen  dar- 
stellen, welche  mit  den  darin  enthaltenen  kleinen  C'ruskaceen, 
Artemia  Oudneyi  (Lievin),  gegessen  wird,  sind  botanisch  noch 
nicht  bestimmt.    Vgl.  D.  209 ,  244. 

Fungi. 

200.  Terfezia  Leonis  Tulasne,  tm.  tirfäfien.  In  sandigem  Boden  in 
der  Wüste  sehr  verbreitet;  erscheint  stets  nur  nach  Regen  (n. 
C.  Dickson  258  angeblich  besonders  häufig  nach  Ilagel).  Nament- 
lich häufig  l)ei  Rhadämes,  wo  C.  Dickson  bis  3  kg  schwere  Trüffeln 
sah.  Auf  der  Hammäda-el-hamra  Ba.  1.  145.  Zwischen  Schegua 
und  Mursuk  findet  sich  ein  nach  der  Häufigkeit  dieser  Pflanze 
benanntes  Alem-et-terfäs  N.  1.  76.     Vgl.  1.  437  und  5.  493. 


Unbestimmte  Pflanzen. 

Der  Vollständigkeit  halber  sind  hier  alle  Angaben  von  1).  auf- 
genommen. Von  bei  diesem  unbestimmt  gebliebenen  Arten  sind  seit- 
dem zwei,  ga'öta  (Nr.  130)  und  hana  (Nr.  122),  ermittelt,  von  einer 
dritten  tanedfert  (i.)  wenigstens  die  Familie  bekannt  geworden.  Der 
arabische  Name  ist  bei  den  zweisprachigen  vorangestellt. 

adjär,  vgl.  x. 
adal,  vgl.  o. 
afarfar,  vgl.  u. 
afessür,  vgl.  un. 
a.    a.  aggüja,  tm.  tahclkost,  in  Fesän,  auch  im  Hogargebirge  und  Tuät 
D.  209. 

aharadj,  vgl.  d. 
akerful,  vgl.  w. 


2.    Fesau.  499 

b.  tm.  aleo,  grosser  Baum  im  Hogargebirge ,  ähnlich  dem  Oelbaum, 
nur  dass  seiue  Frucht  keine  Olive  ist.  D.  212  der  ihn  für  eine 
PhiUyrea  hält. 

c.  tm.  amateltel,  dickblätterige  Liane  im  Gebirge  D.  213.  Hängt  im 
Uädi  Igargar  mellen  nordwestlich  von  Rhät  von  den  Felsen- 
wänden herab  Bj\  Z.  G.  E.  12.  193.     Cissus  Sjx  ? 

d.  tm.  ?  arenkad,  windende  Pflanze  im  Uädi  Miherö,  die  höchsten 
Tamarisken  erklimmend  und  von  ihnen  in  langen  Spiralen  herab- 
hängend. Blätter  gegenständig,  herzförmig  By.  Z.  G.  E.  12.  188. 
Jedenfalls  eine  Asclepiadee.  Erinnert  sehr  an:  a.  ess-ssoffür-el- 
ahresch,  d.  h.  die  grünen  Bäume  gelb  färbend,  tm.  aharadj,  eine 
Schlingpflanze  der  Berggegenden  des  Tuäriklandes ,  deren  gelb- 
liche Blätter  vom  dunkeln  Grün  der  Tamarisken  abstechen  D.  214 
(könnte  auch  eine  Cucurbitacee  sein). 

e.  arfxsch,  Gesträuch  in  Scha'bet-et-talha  südlich  von  der  Ham- 
mäda-el-hamra  Ba.  1.  152  (ob  gleich  arfedj  2.  104?). 

f.  aschauen,  Rhadämes  beim  Begräbnissplatz.  Blätter  als  Salat 
gegessen  Ho.  333. 

g.  aschram,  Strauch  auf  der  Hammäda-el-hamra  By.  Z.  G.  E.  15.  63. 
Wol  kaum  mit  adjram  1.  327  identisch,  der  als  begel  von  By. 
schon  erwähnt  ist. 

h.  a.  askäf,  tm.  tassak,  gemein  in  der  Ebene  im  Tuäriklande,  zu- 
weilen im  Gebirge  D.  214. 

i.  a.  attässa,  tm.  tanedfert,  gemeine  Gebirgspflanze  im  Tuäriklande 
D.  214.  Nach  By.  Z.  G.  E.  12.  177,  178  eine  Composite,  mit  zahl- 
reichen gelben  Blütenknöpfen,  die  er  bei  Titerhssin  und  Tihobar 
nördlich  von  Rhät  antraf. 

k.  a.  beresmün ,  N.  S.  D.  209 ,  der  es  für  eine  Art  der  in  Algerien 
ebenso  benannten  Gattung  Hyxiericiim  hält. 

1.  a.  hergü,  tm.  eka'iuod,  Schilf  des  Gebirgslandes  das  eine  Art  Honig 
absondert  D.  213,  der  es  mit  dem  von  Ba.  5.  153  fg.  erwähnten 
Futtergrase  hyrgu  am  Niger  identificirt,  aus  dem  „eine  Art  Honig- 
wasser" bereitet  wird, 
m.  hormän,  nördlich  von  Dudjäl  im  Uädi  Otba  v.  Beurmann  Z.  A,  E. 
13.348.     Etwa  aus  domrän  (I.  322  und  2.  150)  verstümmelt? 

u.  a.  chond,  N.  S.  D.  209. 

o.  a.  choss,  tm.  adal,  „Wassermoos"  im  Tuärikgebirge  D.  214.  Vermuth- 
lich  Lemna,  die  in  den  ägyptischen  Oasen  chass,  d.  h.  Salat,  heisst. 

p.  djertd  -  el  -  uottä   Lb.J(   JOyS»,  d.h.  Palmblattrippe  am  Boden. 

Kleine  Pflanze  beim  Begräljnissplatz  von  Rhadämes  Ho.  333. 
q.  dlsa,  L.  205,  236,  256,  vgl.  2.  180  und  189. 
ekaiuod,  vgl.  1. 

32* 


500  VII.    Pflanzen  dos  mittlorn  Noi'dafrika. 

r.  et  hichen,    vielleicht  Drue.kfehler  für  el-hi'chen.     Auf  dem  Ber<ye 
Kokumen  bei  Klifit   von  By.  Z.  (i.  E.  15.  236   am  18.  October   ver- 
trocknet gefunden. 
s.  a.  und  tm.  farsslga,  gemein  im  Hogargebirge  und  Tuät  D.  214. 
t.  fers,  von  1).  210  au  mehreru  Orten  (N.  S.  und  W.  0.?)  angetroffen, 

vgl.  1.  i  und  4.  c. 
n.  a.  fül,  tm.  nfarfar,  „Leguminose"  der  Ebene  D.  214.    Ob  verschie- 
den von  1.  29  und  2.  9? 
v.  a.  gossehn  (Üiminutiv  von  gaftnah,  Kohr),  tm.  tikamait,  augegeben 
im    Hogargebirge    (angetroffen    in    Erg    nordwestlich    von    Rha- 
dämes);  ein  Futtergras  D.  209. 
hichen,  vgl.  r. 
\v.  a.  iadld,  tm.  akerfal,  im  Tuärikgebirge  D.  214. 
X.  a.  iattm,  tm.  adjär,  grosser  Baum  im  Hogargebirge,  auch  auf  dem 
Tassili,  aber  seltener,  mit  braunem,  werthvollem,  zu  Anfertigung 
der  Waffen  benutztem  Holze.    Er  ist  diöcisch,  mit  unscheinbaren 
Früchten;  der  männliche  Baum  heisst  adjär,  der  weibliche  tadjärt. 
Nicht  zu  verwechseln  mit  3.  19.  D.  212. 
y.  a.  jabnüs,    Ebenholzbaum   im  Hogargebirge,    kann,    wie  D.  211 
meint,  ein  Diospyrus  sein,  ebenso  gut  aber  eine  Leguminose,  z.  B. 
eine  Dalbergia. 
z.  a.  Jcermäjet-ed-dib,  d.  h.  Schakalfeige,  tm.  tähart-n-aleggi,  Gebirgs- 
pflanze   im  Tuäriklande    mit    Weintrauben  artigen    Früchten.     In 
Algerien  ist  der  arabische  Name  für  Solanum  nigrum  L.  (1.  275) 
gebräuchlich  D.  213.  - 
aa.  latila,  L.  273,  vgl.  Nr.  69. 
bb.  meknäna,  Kamelfutter,  südlich  vom  Djebel  ssöda  zwischen  Uädi 

Bü'l  Haschim  und  Uädi  Temeschin  N. 
cc.  a.  rhassäl,    auf  dem  Tademait- Plateau    gemein  D.  214   [rhassül 
Jk.Aw.£.    d.   h.   Waschkraut,  heisst    in   Cyrenaika    und    Aegypteu 
Mesembrianthemuin  nodiflorum  L.,  vgl.  I.  171  und  5.  194. 
schaliät,  vgl.  pp. 
dd.  schemschiirla,  Rhadämes  beim  Begräbnissplatz.    Gegen  Gelbsucht 

augewendet  Ho.  331. 
ee.  semna,  Uädi  Bü'l  Hascljim  im  Djebel  ssöda  N. 
ff.  ssafssafa,  vgl.  2.  60,  61  und  4.  11. 
gg.  a.  ssedna,  N.  S.  D.  210. 

hh.  a.  ssenn-el-djemel  (3.4.^1    .».*«,  d.h.  Kamelzahn,  Rhadämes  in  Gär- 
ten;  die  Blätter  zu  erweichenden  TTmschlägen  angewendet  Ho.  332. 
ii.  a.  ssoffär-el-ahresch,  vgl.  d. 
tabelkost,  vgl.  a. 
tahemiü,  vgl.  kk. 


3.    Kufra.  501 

tnhart-n-aleggi,  vgl.  z. 
tameddünet,  vgl.  oo. 
tanedfert,  vgl.  i. 
tassak,  vgl.  li. 
kk.  a.  tehenna,    tm.  tahenna,    immergrünes    Kraut   im    Tuäriklande 
(Ebene)  D.  214. 
11.  telökat,  Bäumchen  mit  essbaren  Beeren  (Syconium,  Feigenfrucht) 
im  Uädi  Tafelamiu  und  Igargar  mellen,  nördlich  von  Rhät,  meist 
an  unzugänglichen  Felsenwänden  By.  Z.  G.  E.  12.  188,  193. 
mm.  a.  tescht-cd-deba   mjuäJ\  v:>.JwLb,  d.  h.  Hyänenwaschbecken.  Eine 

n.  D.  209  von  ihm  gesammelte,  aber  unbestimmbare  Pflanze. 
tlkamaU,  vgl.  v. 
nn.  a.  toUha,   tm.  afessör ,  gemein  in  den  Ebenen  des  Tuäriklandes 

I).  214. 
oo.  umm -  ess  - ssimä   L^-x,*«*.'!  >•(,   d.  h.  Mutter  der  Marke  (d.  h.  der 

Zeichen,   mit  welchem  Kamele  u.  s.  w.  gebrandmarkt   werden), 

tm.  tameddünet.     Wie  vorige  D.  214. 
pp.  tm.  uortemes,  Gesträuch,   im  Tuäriklande  sjjarsam,  reichlich  in 

Tuät,  wo  es  schaUät  heisst  I).  213. 


3.    Kufra. 

*1.  Porttdaca  oleracea  L.     Djöf  cultivirt  R.  in  M.  A.  2.  27. 
2.  Tamarix  articulata  Vahl,  ?    Taiserbo,  Boema  R.  IV.  268,  269,  279. 
Vgl.  2.  26. 
*3.  Abelmoschus  escnloittis  (L.)  Much.    Djöf  cultivirt  R.  in  M.  A.  2.  27. 
*4.  Gossijpnnn  S}}.    Djöf  cultivirt,  wird  3 — 4  m  hoch  R.  in  M.  A.  2.  27. 
*5.   Vitis  vinifera  L.     Garten  der  Ssenussi  E.  n.  R.  IV.  322.     Djöf 

R.  IV.  312. 
*6.  Citrus  Limonuvi  Risso  und 

*7.  C.  Aurantium  L.     Garten  der  Ssenussi  E.  n.  R.  IV.  323. 
8,  Monsonia  nivea  (Dcne.)  J.  Gay.  B.  I.  897  (Geraniaceae).    Kebabo 
R.»    ^ 
*9.  Medicago  sativa  L.    Garten  der  Ssenussi  E. ! 
*10.  Acacia  arabica  (L.)  Willd.     Kebäbo  F.     Hierher  gehören  viel- 
leicht auch  die  von  R.  in  M.  A.  2.  27  in  Gärten  in  Djöf  erwähnten 
„Talhbäume". 
11.  A.  Seyal  Del.  ?  (vgl.  2.  73).     Taiserbo  R.  IV.  269.    Boema  R.  in 
M.  A.  2.  26.     Djöf  R.  IV.  305,  321.     Brunnen  Taheida  F. 
*12.  Persica  vtdgaris  Mill. 


502  VII-    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

*1,'3.  Amijgdulus  comvumia  L. 

*  14:.  Armcniaca  vulgaris  Lmk. 

*15.  Punica  Granatum  L.     Nr.  12 — 15  im  Garten  der  ISseuussi  cultivirt 

E.  n.  R.  IV.  323. 
*Hi.  Cucumis  Meto  L.    Garten  der  Sscnussi  R.  IV.  324.    Djöf  R.  IV.  312, 

var.  Chate  L.  (als  Art)  ?  (vgl.  2.  87).     Djöf  R.  IV.  312. 
*17.  Citrullus  vulgaris  Schrad.     Wie  Nr.  16. 
*18.  Olea  europaea  L.    Wie  Nr.  12  fg.    Ob  der  Üelbaum  sich  in  Kufra 

gedeihlich  entwickeln  wird,  ist  allerdings  (vgl.  Z.  116)  sehr  fraglich. 
19.  Salvaäora  persica  L.    Nur  ein  Busch  in  Taiserbo  bemerkt  R.  IV. 

270.    Vgl.  2.  118. 
*20.  Lycopersicum  esculetitum  MilL    Garten  der  Ösenussi  E.  n.  R.  IV.  323. 

Djöf  R..  IV.  312. 
*21.  ;S'.  Melongena  L.     Djöf  R.  IV.  312. 
*22.  Capsicum  annuum  L.     Garten  der  Sseuussi  E.  n.  R.  IV.  323.    Djuf 

R.  IV.  312. 

23.  Phelipaea  lutea  Desf.  Cistanche  lutea  Lk.  und  Hfnig.  Hierfür 
hält  R.  in  M.  A.  2.  26  eine  a.  charess  genannte  Pflanze ,  die  sich 
in  Boema  im  August  schon  völlig  vertrocknet  vorfand.  Vgl.  1. 
290.      * 

24.  Gornulaca  monacantha  Del.  Von  den  8uja  wird  der  Name  häd 
meist  heid  und  sellist  heil  ausgesin-ochen.  Bildet  mit  Nr.  33  fast 
ausschliesslich  die  Hattievegetation  in  Taisei'bo,  Boema  R.  IV.  269, 
297  und  Sirrhen  R.  in  M.  A.  2.  28;  fehlt  in  Bu  Öeima  R.  in  M.  2.  22. 
Vgl.  2.  1.53  und  4.  35. 

25.  Calligonum  comosum  L'Her.  Taiserbo,  Bu  Seima  R.  IV.  269,  272 
und  Boema  R.  in  M.  A.  2.  26.    Vgl.  1.  329  und  2.  155. 

*26.  Ficus  Carica  L.  Arbat  F.  Bu  Seima  R.  IV.  272.  Kebäbo  F., 
R.  IV.  278 ,  au  diesen  Orten  verwilderte  Büsche  mit  zwar  nicht 
vorzüglichen,  aber  geniessbaren  Früchten  (vgl.  auch  H.  197). 
Cultivirt  mit  vortrefflichen  Früchten  in  Djöf  R.  in  M.  A.  2.  27.  Das 
häufige  Vorkommen  des  verwilderten  Feigenbaumes  dürfte  bis- 
jetzt  den  auffallendsten  Charakterzug  der  Vegetation  von  Kufra 
darstellen,  da  sonst,  mit  Ausnahme  der  Dattelpalme,  so  leicht 
keine  Culturpflanze  in  den  Oasen  ohne  menschliche  Pflege  sich 
erhalten  kann. 

27.  Phoenix  dactylifera  L.  Cultivirt  in  sämmtlichen  Oasen,  und  auch 
ohne  menschliche  Pflege  sich  erhaltend  (wenn  nicht,  was  nicht 
unwahrscheinlich)  ursprünglich  einheimisch. 

28  Typha  angustata  Bory  et  Chaub.  (vgl.  2.  165).  ?  Hierher  gehört 
vermuthlich  das  von  R.  in  M.  A.  2. 22  in  Taiserbo  und  R.  IV.  271 
in  Bu  Seima  erwähnte  Schilf,  da  die  gassha  (Nr.  37)  ausserdem 
genannt  wird. 


4.   Audjilagruppe.  503 

*29.  Allitim  sativum  L.  uud 

*30.  Ä.  Cepa  L.    Garten  der  Sseniissi  E.  u.  R.  IV.  323.    Djöf  R.  IV.  312. 
'd\.  Jiincus   maritimus  Lmk.     Kufra  R.!  z.  B.   zwiseheu  Boema   und 
Surk  R.  AV.  297.     Vgl.  2.  172,  4.  40  nud  5.  439. 

*32.  Sorghum  vulgare  Pers.  Die  in  Gärten  in  Djöf  von  R.  IV.  312  er- 
wähnte Durra  und  Kgäfoli  stellen  wol  zwei  verschiedene  Formen 
dieser  Art  dar.  Wird,  nebst  Nr.  34  und  35  (wie  auch  in  Fesäu) 
im  Sommer  cultivirt. 
33.  Imperata  cylindrica  (L.)  P.  B.,  a.  halfa  inHä  Kufra.  Bildet  mit 
Nr.  24  die  Hattievegetation  in  Taiserbo,  Bu  Seima  R.  IV.  269,  272! 
und  Boema  R.  in  M.  A.  2.  26.     Vgl.  2.  180  und  4.  41. 

*34.  Penicillaria  spicata  Willd.  ?    Djöf  R.  IV.  312. 

*35.  Eleusine  Coracana  (L.).  Gärten  in  Djöf  (das  R.  in  M.  A.  2.  27  er- 
wähnte 0,5  m  hohe  Getreide  mit  fünffingerigen  Aehren!).  Im  tro- 
pischen Afrika  (kanüri  tjerga,  R.  II.  2.  284,  im  ägyptischen  Sudan 
telebün,  in  Abyssinien  dagussa)  und  Asien  verbreitet;  in  fast 
allen  Mittelmeerländern  und  im  eigentlichen  Aegypten  unbekannt. 
Nach  Kufra  vermuthlich  von  Cyrenaika,  vgl.  5.  453,  eingeführt, 
wohin  sie  jedenfalls  aus  dem  Sudan  gelangt  ist.    Vgl.  auch  2.  191. 

36.  Vilfa  spicata  (Vahl)  P.  B.  Kebäbo  R. !  Der  Samen  dieses  Stachel- 
grases ,  welches  in  Borgu  mit  den  Namen  akrescJi  (vgl.  1.  b)  be- 
zeichnet wird,  fristeten  Nachtigal's  Existenz,  während  der  dort 
überstandeneu  Hungerperiude,  längere  Zeit  hindurch.     |  ♦ 

37.  Ärundo  Fhragmites  L.,  var.  isiaca  Del.  In  Taiserbo  R.  IV.  268, 
269!  Bu  Seima  R.  IV.  271,  272  (wo  zwei  Arten,  wol  nur  For- 
men erwähnt  werden).  Boema  R.  in  M.  A.  2.  26.  Vgl.  1.  413, 
2.  194,  4.  44  und  5.  459. 

*38.  Triticum  vulgare  Vill.  uud 

*39.  Hordum  vulgare  L.  Djöf  in  den  Wintermonaten  cultivirt  R.  IV.  318. 


4.    Audjilagruppe. 

*1.  Nigella  sativa  L.,  au.  kammün  schtaf,  a.  ka7nmünassöd  Oj-wl  ^»■♦^ 

beides  bedeutet  „Schwarzkümmel".     In  den  Gärten  cultivirt  R. ! 

*2.  Brassica  Bapa  L. ,   au.  agJisär  (navet)  M.  339   (vielleicht   der  a. 

Name  der  Mohrrübe  )•,.:?*.?)  Hft  (eigentlich  a.,    das   französische 

rave)  M.     Audjila  cultivirt  R.  III.  2.  56.  58. 
*3.  Portulaca  oleracea  L.,  a.  belehscha  R.  Audjila  cultivirt  P.  276,  R.l 
4.  Tamarix  sj).,  au.  temmet  M.  349.     Tamarisken  werden  angegeben 


504  VII.    Pflanzen  des  nuttlern  Nordafrika. 

Bir  Ressam  Pa.  272,  H.  184;  Audjihi  v.  Beurmann  (72),  R.III.  2.  45; 
Djalo  H.  192,   R.  III.  2.  (34;   in    den   Oasen  Djibbeua  R.  in  M.  A. 

1.  122  und  Abu  Naini  R.  IV.  il»7.  Natürlich  lässt  sieh  nicht  an- 
geben, ob  alle  zu  derselben  Art  gehören,  und  zu  welcher.  In 
Abu  Naim  bilden  die  Etlbäume  Neulinge  bis  zu  8  m  Höhe. 

*b.Limim  humilc  Mill.  ?  au.  ssldd  M.  337.     Vgl.  2.  34. 
*6.  CorcJiorus  olüorius  L.     Audjila  cultivirt  P.  276,  R.  III.  2.  56. 
*7.  Vitis  vinifera  L.    Die  Rebe  au.  temineda  M.  351,  die  Traube  (a.) 
eneb  M.  344. 

8.  Fagonia  arabica   L.     Zwischen    Djalö   und   Siua   R. !  Co.  II.  46. 
Vgl.  3.  30. 

9.  Zygophyllum  album  L.,  au.  rhardem,  a.  belbel  R.    Audjila  R.  III. 

2.  45,  R.  IV.  207 !  Gegend  des  Uiidi  Fareg  R.  und  St. !  Da  diese 
Pflanze  hier  den  sonst  für  Anabmis  articnlata  Moq.  Tand.  (Nr.  34) 
gebräuchlichen  Namen  führt,  so  gehören  auch  die  sonstigen,  zum 
Theil  von  R.  selbst  (R.  IV.  197,  207)  auf  letztere  bezogenen  An- 
gaben von  Belbel  in  dieser  Gruppe  sämmtiich  oder  doch  grössten- 
theils  vielmehr  zu  Zygophylhnn.  Bir  Ressam  R.  III.  2.  42.  üädi 
bei  Bir  Agela  östlich  von  Ujalö  R.  III.  2.  71.  Abu  Naim  R.  IV. 
197.  Dibbena  R.  in  M.A.  1. 122.  Rumani  (Marade)  v.  Beurmann  (73). 
Vgl.  1.  99,  2.  41  und  5.  95. 

10.  Nitraria  tridaitata  Desf.     Bir  Ressam  R.  III.  2.  43!     Oasen  Dib- 
bena R.  in  M.  A.  1.  122  und  Abu   Naim  R.  IV.  197.     Vgl.  I.  102, 

3.  42  und  4.  a. 

*  11.  Medicago    sativa  L.,    a.  gedeb ,  sasfa   R.      In    den  Gärten    von 

Audjila  cultivirt  R.! 
*12.  ?  Trifolium  alexandrimim  L. ,   „un   peu  de  bercim^^  P.  276.     Ob 

nicht  Verwechselung  mit  der  vorigen  ?  berssim  heisst  in  Aegyijten 

(vgl.  2.  61)  diese   Kleeart;   Medicago   sativa   wird   dort  mitunter 

berssim  hedjäsi,  arabischer  Klee,  genannt. 
IS.  Älhagi  3Ianrorum  DC.    Oasen  Dibbena  R.  in  M.  A.  1.  122.    Marade 

P.  273  (welcher  ausdrücklich  bemerkt,  dass  die  Pflanze  bei  Audjila 

selbst  fehlt).    Abu  Naim  R.  IV.  197.     Vgl.  2.  66. 
*14.  Vicia  Faba  L.,   au.   eweouen  M.  232.     R.  III.  2.  56,  58   erwähnt 

Bohnen,  womit  wol  hauptsächlich  diese  Art  gemeint  ist. 
*15.  Ervum  Lens  L.  B.  II.  598,  Linse,  au.  (a.)  ads  ^^(Xs-  M.  337. 
*i6.  Pisum  sativum  L.,  au.  (a.)  djilbän  (vgl.  1.  147)  M.  342. 
*17.  Persica  vulgaris  Mill.     Audjila  cultivirt  R.  III.  2.  57. 
*18.  Prunus  domestica  L.    Audjila  cultivirt,  aber  schlecht  R.  III.  2.  57. 
*19.  Armeniaca  vulgaris   Lmk. ,   au.  (a.)  mischmesch  M.  319.     Audjila 

cultivirt  R.  UI.  2.  57. 


4.    Audjilagruppe.  505 

*20.  Malus  communis  Desf.,  au  (a.)  tcffah  M.  342.    Verkrüppelte  Aepfel 

in  Audjila  R.  III.  2.  57. 
*21.  Cuaiinis  Melo  L.     Audjila  eultivirt  II.  TJO. 

*22.  Citrullus  vulgaris  Schrad.     Audjila  .cultivirt  V.  276,  R.  III.  2.  57. 
*23.  Cucurbita  Pepo  L.    Audjila  cultivirt  II.  lOU?  (guurd),  R.  III.  2.  57. 

Vgl.  1.  170. 
*24.  Dancus  Carola  L.     Audjila  cultivirt  R.  III.  2.  5(i,  58. 
*25.  Lactaca  Scariola  L.,  var.  sativa  (L.).  Boi^s.,  au.  mesaleni  M.  336. 
'*26.  Lyeopersicum  csculentum  Mill.     Audjila  cultivirt  Pa.  276,  II.  190, 

R.  III.  2.  57. 
*27.  Solanum  Melongena  L.     Audjila  cultivirt  R.  III.  2.  57. 
*28.  Capsicum  annuum  L.     Wie  vorige  I'.  276,  R.  III.  2.  56. 
*29.  Nicotiana  sj).,  au.  tahga;  Sclmupftaback,  enncke  M.  349. 

30.  Statice  pruinosa  L.,  a.  gcrera.  Südlich  vou  Uädi  Farreg  R.  und 
St.!    Vgl.  1.307  und  5.  360. 

Eine    Statice   wurde   nach   Ehrenberg  Z.  A.  E.  13.  48  in   der 
Uasc  Marade  vou  M.  v.  Beurmann  gesammelt.     Vgl.  4.  h. 

31.  Chenopodium  murale  L.,  au.  timmesin  R.  Gartenunkraut  in  Audjila 
R.!    Vgl.  1.  314  und  5.372. 

32.  Traganum  nudatum  Del.  Bir  Ressam  R.  III.  2.  42.  Audjila  R.  III. 
2.  45.  El  Uädi  H.  223.  Zwischen  Djalö  und  Siua  R. !  Co.  IL  50. 
Vgl.  I.   322  und  2.  150. 

33.  S als ola  tetragona  Del.,  a.  arudi,  vgl.  1.  324.  Südlich  von'^.Uadi 
Farreg  R.  und  St.! 

34.  Anuhasis  articulata  (Forsk.)  Moq.  Tand.,  a.  djcll,  vgl.  1.  103,  324 
und  2.  146.  Gegend  des  Uädi  Farreg  R.  und  St. !  Vgl.  I.  327, 
2.  152  und  .5.  384. 

35.  Cornulaca  monacantha  Del.  Audjila.  R.  III.  2.  45.  Zwischen  Djalö 
und  Siua  R.  III.  2.  76 !  Co.  IL  50.  Hattie  Haded  15  km.  südlich  von 
Battifal  (letzte  Vegetation  in  der  Richtung  auf  Kufra)  R.  in  M. 
A.  2.  19.     Dibbena  R.  in  M.  A.  1.  122.     Vgl.  2.  153  und  3.  24. 

36.  Äerva  javanica  (Burm.)  Juss.  Celosia  lanata  L.  Ehrenberg  Z.  A. 
E.  12.  413.  Von  M.  v.  Beurmann  zwischen  Bengasi  und  Audjila, 
sehr  wahrscheinlich  in  der  Nähe  des  letztern  Ortes  gesammelt. 
Vgl.  2.  154. 

37.  Phoenix  dactylifera  L.  Die  Palme  au.  asuan  M.  340,  die  Dattel 
lachbä  M.  327.  In  den  bewohnten  Oasen  gebaut,  in  den  un- 
bewohnten von  den  Bewohnern  der  Syrtenküste  abgeerntet,  wie 
schon  zu  Ilerodot's  Zeit  die  Palmen  von  Audjila  von  den  Nasa- 
monen  an  der  Syrte  besucht  wurden.  Die  Datteln  von  Audjila  n. 
P.  277  besser  als  in  den  ägyptischen  Oasen.  Nach  H.  193  sind 
die  Datteln  in  Djalö  nicht  so  gut  als  in  Audjila.  Derselbe  Reisende 
erwähnt    auch,    dass    diese   Frucht    dort    (wie    in   Siua   vgl.    R., 


506  VII.    rfliuizcn  des  inittleni  Norilafrika. 

Drei  Muuate  in  der  libyschen  Wüste,  S.  182)  die  hauptsächlich(^ 
Nahrung  für  Menschen  und  Thiere  bildet,  und  dass  sie  bei  erstem, 
wie  bei  den  Bewohnern  der  Libyschen  Oasen  (vgl.  Virchow  in  den 
Sitzungsberichten  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft,  1874, 
S.  127)  die  Zähne  verdii'bt.  Eine  ästige  Palme  R.  IV.  IfJl  ab- 
gebildet. In  den  Oasen  Abu  Naim,  Dibbena  und  Marade  zeigen 
die  wilden  Palmen  dieselbe  Neigung  zum  Verbuschen  wie  in  Kufra 
R.  IV.  162. 

*38.  Ällium  sativtim  L.    Audjila  gebaut  P.  276,  R.  III.  2.  56. 

*3d.  A.  Cepa  L. ,  au.  hassalim,   aus  dem  a.  hassal  entstanden  M.  340. 
Wie  vorige  Pa.  276,  H.  190,  R.  III.  2.  56;  IV.  219. 
AO.Juncus  maritimus  Lmk.,  au.  aseinai,    a.  dls  (vgl.  3.  180)  R.     Auf 

Sebcha  um  Audjila  R.!     Vgl.  2.  172,  3.  31  und  5.  439. 
41.  Imperata  cylindnca  (L.)  P.  B.,  a.  halfa  mHä  Kufra.   Battifal  R.  in 
M.  A.  2.  17,  R.  IV.  260.    Vgl.  2.  180  und  3.  33. 

*42.  Penicillaria  spicata  Willd.?  Gedeiht  noch  von  allen  Getreidearten 
am  besten  (le  doukhn  refuse  le  moins)  Pa.  275,  H.  190,  R.  III.  2.  56. 
AS.  Dactylus  officinolts  Vill.,  au.  nedjih ,  jedenfalls  Corruptiou  des 
dort  auch  gebräuchlichen  a.  H''djU  R.  Gartenunkraut  in  Audjila 
R.!  Vgl.  I.  410,  2.  190  und  5.  454. 
^i.  Avundo  Phragmites  h.,  au.,  tagassihat  (aus  den  a.  gassah)  M.  346. 
Audjila  R. !  Abu  Naim  R.IV.  197.  Vgl.  1.413,  2. 191,  3. 37  und  5.459. 

*45.  Triticum  vulgare  Vill.,  au.  jardeu  M.  323  und 

*46.  Hordcum  vidgare  L.  Audjila  gebaut  Pa.  275  (Weizen  gedeiht 
weniger  gut),  H.  190,  R.  III.  2.  56.  Gerste  auch  in  Marade  M.  v. 
Beurmann  (73.) 

47.  Ephedra  sp.  Nach  Ehrenberg  Z.  A.  E.  13.  48  von  M.  v.  Beurmann 
in  der  Oase  Marade  gesammelt.  Vermuthlich  die  in  der  nörd- 
lichen Sahara  am  meisten  verbreitete  Art,  E.  alata  Dcne. ,  a. 
alenda,  welche  R.  III.  2.  80  beim  Brunnen  Tarfäja,  dem  west- 
lichsten Punkte  von  Siua  erwähnt. 

48.  Chara  S2j.  Nach  Ehrenberg  a.  a.  ü.  in  der  Oase  Marade  von  M.  v. 
Beurmann  gesammelt. 


Unbestimmte  Pflanzen. 

a.  a.  ata'at,  Strauch  mit  Üeischigeu  blaugrünen  Blättern.  Bir  Ressam 
M.  V.  Beurmann  Z.  A.  E.  12.  413.  Passt  von  den  dort  bekannten 
Pflanzen  nur  auf  Nr.  10,  für  die  aber  dieser  Name  sonst  nicht  be- 
kannt ist;  jedenfalls  nicht,  wie  Barth  a.a.O.  vermuthet,  auf  Nr.  36. 

b.  a.  bu  kramia,  d.  h.  hü  gurün  ^^»>.'i  j-J,  ^-  ^-  Vater   der  Ilörner. 


5.    Cyrenaika.  507 

Pflanze  mit  lila  Blüteu  im  östlidieu  Theil  der  Uase  Marade  M.  v. 
Beurmann  (73).     Vermuthlich   die  daselbst  gesammelte  Staticc. 

c.  fers,  Oase  Abu  Naim  K.  IV.  197.     Vgl.  1.  i  und  2.  t. 

d.  mischab,  von  R.  III.  2.  76  iu  deu  Dünen  östlich  von  Djalö  ange- 
troffen.    Ob  eine  der  von  ihm  dort  gesammelten  Nim.  8  und  32? 

e.  ssuetina,  Strauch   mit  zolllangen  rundlichen  Blättern  mit  b.  von 
M.  V.  Beurmann  (73)  gefunden. 


5.    Cyrenaika. 

(Mit  Eiuschluss  von  Türkisch -Marinarika,  vgl.  S.  402.) 

Die  von  R.  1869  mitgebrachten  Pflanzen  sind  in  drei  verschiedenen 
Regionen  gesammelt.  Die  grösste  Zahl,  Anfang  April  aufgenommen, 
stammt  aus  der  Küstenebene  zwischen  Beugäsi  und  Adjedäbia 
(Bg.— Adj.),  wo  auch  1879  allein  von  R.  und  ISt.  gesammelt  wurde; 
eine  zweite  Serie  wurde  auf  dem  Abhänge  des  Djebcl  achdar  über 
Tolmetta  und  auf  den  mittlem  Plateaustufen  bis  circa  660  m,  etwa  bis 
üassr  Beneghdem  gesammelt  (Abb.) ;  die  übrigen  endlich  auf  dem 
Plateau  selbst,  in  einer  Höhe  von  660  m  und  darüber,  grösstentheils 
in  den  Umgebungen  der  alten  Metropole  des  Landes  (Plat.).  Es  ist 
sehr  wahrscheinlich  dass  V.'s  Bezeichnung  „rupes  (resp.  rupes  mari- 
timae)  Pentapolitanae "  den  Nordabfall  des  Plateaus  gegen  die  Küste 
bedeutet,  „moutes  Cyrenaici"  aber  das  Plateau.  Es  war  daher  wol 
nicht  zu  gewagt,  die  „rupes"  mit  Abb.,  die  „montes"  mit  Plat.  zu 
identificiren.  P.  sammelte  jedenfalls  nur  in  der  Umgebung  von 
Bengäsi  (Bg.). 

Ranunculaceae. 

1.  Anemone  pahnata  L.  ?  Pa.  183  erwähnt  in  der  Küstenebene  zwi- 
schen Tokra  und  Tolmetta  „le  jaune  eclatant  de  l'anemoue  Orien- 
tale", womit  muthmasslich  diese  in  Algerien  verbreitete  Art  ge- 
meint ist,  da  die  im  Orient  häufige  Ä.  coronaria  L.  nur  selten 
gelb  blüht.     _*J  ? 

2.  Adonis  microcarpus  l)C.,  a.  ain-el-büma  s.x!%jj\  ivW^j  ^■^-  Eulen- 
auge P.,  vgl.  1.  218,  Bg.  P.!  Bg.  — Adj.;  Plat.  R.!  Co.  II.  45. 
Vgl.  1.  1. 

3.  Bammculus  asiaticus  L.  Pa.  pl.  XCIX,  a.  saghlil  Ji,jJLc\  P.  Ost- 
ufer der  Gr.  Syrte  C.  n.  V.  29  (mit  gelben,   weissen   und   röthlich- 


508  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

weissen   Blumen)   Bg.  P.!    Bg.-Adj;   A))h. ;    Plat.  R.!    Co.  II.  45. 
Trockene  Abhänge  Jkü  Derua  Da.  21.     Vgl.  I.  4.     |_*_ 

4.  B.  flahellatuü  Desf.  M.  chacrojihijlhis  auct.,  B.  1.  31,  nee  L.  (vgl. 
Freyn,  Flora  (33.  [1880]  188).  E.  chaerophyllns ,  var.  flabellatus 
Co.  II.  45.     Plat.  R. !     _#_ 

5.  M.  macroxihylhis  Desf.     Abb.  R. !  Co.  II.  15.      »  | 

6.  Delphinium  nanuvi  DC.  B.  I.  87,  a.  öacliha  XAAC^£.,  d.  h.  Kraut; 
Bg.  —  Adj.    häuüg;    Sommcrbiunie,   vom   Vieh    gefressen    R.    und 

St.!  r»" 

Papjiveraceae. 

7.  Papavcr  Hhocas  L.,  a.  bxgrauna,  wol  aus  jjjyi  y^i  tl.  h.  Vater 

der  Hörner,  vgl.  4.  b.     Cyrenaika  V.  27,  z.B.  Bg.  P.!    Plat.  R.! 
Co.  II.  45.     Hierher  gehören  wol  auch  die  von  Pa.  183  in  Gesell- 
schaft von  Nr.  1  erwähnten  Mohnblumen.     Vgl.  1.  5. 
*8.  P.  somniferum  L.    B.    B.  I.  117,  Gartenmohn.     Bg.  eultivirt  R. 
9.  P.  hybridum  L.     Bg.  P.!  Bg.-Adj.  R.!  Co.  II.  45.     Vgl.  1.  6. 

10.  Ghiucium  corniculatum  (L.)  Curt.  B.  I.  119.  Sandstraud  bei  Bg. 
Da.  23.     _*_ 

11.  Hypecoum  aequilohutn  Viv.  7,  tab.  III,  tig.  3.  Steht  dem  unter- 
ägyptischen  H.  ])atens  Willd.  sein-  nahe,  ist  aber  durch  gleich- 
farbige gelbe  (nicht  grösstentheils  violette)  innere  Blumenblätter, 
deren  Mittellappen  gefranst  ist,  verschieden;  von  H.  GesUni  Coss. 
et  Kral.  (1.  9)  durch  die  Form  der  inneru  und  äussern  Petalen. 
a.  Imidagüg  P.  ?  (vgl.  1.  126).     Cyrenaika  C.    Bg.  P. !     \T\ 

Fumariaceae. 

12.  Fumaria   Vaillantii  Loisl.,  a.  kaleila  P.     Bg.  P.!     Vgl.  1.  10. 

13.  F.  micrantha  Lag.,  a.  sfinciri-el-homdr,  d.  h.  Eselsmohrrübe  (vgl. 
2.  100).     Bg.  P. !     _*_ 

Zu  einer  dieser  Arten  gehört  vermuthlich  auch  F.  officinalis 
Viv.  39.  (schwerlich  F.  officinalis  L.).  Auf  den  Trümmern  von 
Cyrene  G. 

14.  J*".  agraria  Lag.    B.  I.  138.     Plat.  R. !  Co.  IL  45.     _*J 

Cruciferae. 

15.  Matthiola  trictispidata  (L.)  R.^Y.  B.  L  154.  Bg.  P.!  Bg.-Adj.; 
Al)h.  P. !   Wol  die  von  Pa.  200  bei  Cyrene  angegebene  Giroflee.  _♦_ 

16.  M.  Immilis  DC.  M.  acaulis  DC.  V.  36.  Küste  der  Cyrenaika  C. 
Vgl.  1.  14. 

17.  M.  oxyceras  DC.   B.  I.  155.    Bg.  P.!    Bg.-Adj.  R.!    _*_ 


5.    Cyrenaika.  509 

18.  ?  Farsetia  aegypUaca  Turra.  „Cyrenaika  Pa."  u.  Co.  II.  45  köunte 
allerdings  in  der  Wüste  der  Marmarika  oder  in  der  Küstenebene 
südlich  von  Adj.  waoliseu ,  schwerlich  aber  in  dem  Gebiete  der 
eigentlichen  Mediterranflora.  Eine  Yerwechselung  mit  ägyp- 
tischen Exemplaren  ist  nicht  ausgeschlossen.  Vgl.  S.  391  und  1.  17. 

19.  Nashirtium  officinah  E.  Br.  B.  1. 187.  Au  den  Quellen  bei  Cyreue. 
Pa.  209.    * 

20.  N.  palustre  (Leyss.)  DC.  B.  I.  179.  Sumpfige  Orte  auf  dem  Plat. 
C.  n.  V.  36.     _*_ 

21.  ?  Cheiranthxis  Cheiri  L.  Ob  hierher  die  giroflee  ä  fleurs  d'un  jauue 
d'or,  die  Pa.  135  am  Meerbusen  von  Hlläl  (nördlich  von  Cyrene) 
angibt?  Unser  Goldlack  findet  sich  auf  den  griechischen  Inseln 
unter  andern  in  der  Stadt  Korfu  ! ! ,  wo  sie  freilich  ebenso  wie 
in  Deutschland  nur  verwildert  sein  dürfte.  In  Aegypten  nur  in 
Gärten  der  Eingeborenen. 

22.  Sistjmhrium  Irio  L.     Bg.  P.!     Vgl.  1.  20. 

23.  Alyssum  atlanticum  Desf.  Abh.  C.  n.  V.  35.  ?  Dass  diese  in  Al- 
gerien hohe  Gebirge  bewohnende  (in  Spanien  allerdings  auch  in 
der  untern  Region  vorkommende)  Art  von  V.  richtig  bestimmt 
wurde,  ist  nicht  unmöglich,  aber  eine  Verwechselung,  z.  B.  mit 
einer  Form  des  nahe  verwandten  A.  montanwn  L.  um  so  wahr- 
scheinlicher als  V.  an  derselben  Stelle  die  Pflanze  auch  irrthüm- 
lich  in  Italien  angibt.      »  |  ? 

24.  Koniga  libyca  (Viv.)  R.  Br.  Bg. — Adj.  R. !  Co.  II.  45.  Auf  diese 
Art  oder  vielleicht  auch  auf  K.  maritima  (L.)  R.  Br.  sind  die 
„corymbes  arrondis  de  blanc  Alysson"  am  Golf  von  Hiläl  Pa.  135 
zu  beziehen.    Vgl.  1.  24.  25. 

Clypeola  ?   Nach  Pa.  60  in  Marmarika.   Das  Vorkommen  einer 
Art  dieser  Gattung  ist  nicht  unwahrscheinlich. 

25.  BiscuteUa  Columnae  Ten.  B.  I.  321.  B.  apuU  L.  V.  35,  Co.  II.  45. 
Plat.  C,  R. !     _*_ 

Var.  depressa  (Willd.)  Boiss.  1.  c,  a.  mnßeisch.  Bg.  P.!  _*_ 

26.  Capsella  Bursa  pastoris  (L.)  Mnch.    B.  I.  340.     Bg.  P. !    * 

*27.  Lcpidimn  sativum  L.,  a.  habb-er-reschäd.  Vgl.  1.  27.  Bg.  P. !  Doch 
wol  verwildert  und  eingebürgert.  In  Aegypten,  wie  z.  B.  in  Nord- 
deutschland, ein  häufiges  Leinunkraut!! 

28.  i.  Draba  L.  B.  I.  356.    Bg.  P.!     _«_ 

29.  Cakile  maritima  Scop.  Strand  bei  Bg.  P. !  ß.  integrifolia  Boiss. 
C.  aegyptiaca  Willd.  Da.  23.  Bunias  ovalis  Viv.  35,  tab.  XVI, 
fig.  3.  C.  cyrenaica  Spr.,  a.  hamaido,  ssegara  P.  (vgl.  1. 16).  Küste 
der  Cyrenaika  C.     Strand  bei  Bg.  Da.  23,  P.  1     Vgl.  1.  28. 

30.  Moricandia  suffruticosa  (Desf.)  Coss.  et  Dur.  Brassica  s.  Desf. 
V.  37.    Abh.  C.     Vgl.  I.  29  und  2.  9. 


510  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Var.  nitens   (Viv.)   Coss.      Mit    der    typischen    Form    C.   n. 
V.  38. 

31.  Diplotaxis  virgata  (Cav.)  DC. ,  var.  platystylos  Willk.  Prodr.  Fl. 
Hispan.  3.  86G,  a.  sseltävi  (wol  ideutiscli  mit  dem  in  Aegypten  für 
Enarthrocarpus  lyratiis  (Forsk.)  DC. ,  für  die  ich  selbst  auch 
schulten  aufzeichnete,  üblichen  Namen  schortäm  ^Ljy-<i.  Bg.  P.  !j. 

Eine  andere  kleinere  Form  dieser  in  Algerien  gemeinen  Art  (beide 
Formen  sind  übrigens  wegen  der  mangelhaften  Erhaltung  nicht 
ganz  sicher  bestimmt!)  ist  mit  dem  a.  Namen  ghergaz  bezeichnet, 
offenbar  identisch  mit  kerkass,  in  Algerien  =  5.  26,  vgl.  Munby 
B.  S.  B.  13.  218.     _*J 

32.  D.  auricidata  Dur.?  Raplianiis  ampUxicaulis  Viv.  37  gleicht  n. 
der  Abbildung  tab.  III,  fig.  4  auffallend  dieser  bisher  nur  in  Al- 
gerien gefundenen  Art.  Am  Fusse  des  Djebel  achdar  nach  der 
Syrte  hin  C.      ♦  | 

*33.  Brassica  oleracea  L.     Bg.  cultivirt  E. 
*34.  B.  Rapa  L.,  weisse  Rübe.     Bg.  cultivirt  R. 
35.  Sinapis  puhescens  L.    B.  I.  394.     Plat.  R. !  Co.  II.  46.     _*J 
m.S.alhal..    Bg.  cultivirt  R.    Bg.-Adj.  eingebürgert  R.!  Co.  II.  46. 

Vgl.  1.  37  und  2.  13. 
37.  Eruca  sativa  Lmk.    B.  I.  396.     Pa.  60  gibt  in   Marmarika   eine 

Enica   an,  wahrscheinlich   diese,  in   Aegypten  häufig  wie   wild 

vorkommende,  auch  oft  als  Gemüsepflanze  cultivirte  Art  (a.  djir- 

djir   yf^fr'i  vgl.  1.  31). 
BS.  Carrichtera   Vellae  DC,   a.  hosseina  äjLaa«-s...    d.   h.    die   kleine 

schöne  P.    Cyrenaika  Boss.  n.  Co.  II.  46."  Bg.  P.!    Sslanta  Da.  23. 

Vgl.  1.  39. 

39.  Enarthrocarpus  strangulatus  Boiss.    B.  II.  399.     Bg.  P. !     Q*^ 

40.  E.  pterocarpns  (Pers.)  DC.  Bg.  P. !  Bg.— Adj. ;  Plat.  R. !  Co.  II.  46. 
Gaigab  Da.  23.     Vgl.  I.  40. 

il.  Kapistrum  rugosim  (L.)  All.    B.  I.  404.     Bg.  P.!     _♦_ 

42.  Didesmus  Upinnatus  (Desf.)  DC,  a.  Usles  (j«JL^  (vgl.  aslus  1.  35) 
P.    Bg.  P.!    Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  46.     Vgl.  1.  43. 

43.  D.  aegyptius  (L.)  DC.  Abh.  R.!  Co.  II.  40  (forma  longistylis). 
Kubba  (westlich  von  Derua)  Da.  23.     Vgl.  1.  44. 

Capparidaceae. 

44.  Oleome.  Eine  Art  dieser  Gattung  wird  von  Pa.  60  in  Marmarika 
angegeben.     Vermuthlich  G.  arabica  L.     Vgl.  1.  46  und  2.  18. 

i^).  Cajiparis  spinosa  L.,  var.  rupestris  (Sil)th.  et  Sm.)  Viv.  26.  B.  I. 
421,  Kapernstrauch.  Alte  Steinbrüche  bei  Bg.  Be.  318.   Abh.  C.  _♦_ 


5.    Cyreuaika.  511 

Resadaceae. 

46.  Reseda  Petrovi Chiana  Müll.  Arg.,  n.  sp.  vgl.  unten  S.  551.    f*] 

Cistaceae. 

47.  Cifttvs  villosus  L.    B.  I.  436.     Bg.— Adj.  R. !     _*_ 

48.  f.  parviflorm  Lmk.    B.  I.  437.     Al)h.  C.  u.  V.  28.     L*J 

Zu  einer  dieser  beiden  Arten  (vorausgesetzt  dass  Nr.  48  richtig 
bestimmt  wurde)  gehören  vermuthlich  die  rosablühenden  Cisten 
am  Golf  von  Hiläl  Pa.  135,  vielleicht  auch  die  spärlich  zwischen 
Cyreue  und  Lanilude  von  Da.  22  angetroffenen  Cisten. 

49.  C.  salriifolius  L.    B.  I.  438.    Plat.  C.  n.  V.  28.     _*_ 

50.  Helianthemum  nüoticwn  (L.)  Pers.  Trockene  Abhänge  bei  Derna 
Da.  21.     Vgl.  1.  52. 

51.  H.  Lippii  (L.),  a.  and  0^£,  eigentlich  Holz,  vgl.  5.  312.  Adj. 
R.  und  St.!  Bg.  P. !  Sandsti'aud  bei  Derna  Da.  21.  Wird  vom 
Vieh  gefressen  R.     Vgl.  1.  55. 

52.  H.  virgatum  (Desf.)  Pers.,  var.  racemosum  (Desf.).  Bg.  —  Adj.; 
Plat.  R.!  Co.  II.  46;  Bg.  P. !  a.  erga,  erga  regtga  oder  erglga 
&iyt,  &ÄAi.   it-^.     Plat.  C.  n.  V.  27.     Vgl.  1.  56. 

53.  H.  hirtum  (L.)  Pers.,  var.  deserti  Coss.  et  Dur.  Bg.  —  Adj.  R. ! 
Co.  II.  46.     Die  Art  _*J 

Yiolaceae. 

54.  Viola  scorpivroides  Coss.    B.  S.  B.  19.  80.    Abh.  R.!     [♦] 

Sileiieae. 

55.  Silene  nocturna  L.     Cyrenaika  C.  n.  V.  23.     Vgl.  1.  61. 

56.  S.  bipartita  Desf.,  a.  owmagrain,  wol  wjwjjf  p»i,  d.  h.  Mutter 
des  Hörnchens  P.     Bg.  P.!     Bg.— Adj.  R.!   Co.  II.  46.     Vgl.  1.  62. 

57.  S.  succulenta  Forsk.,  a.  rorhol  J.äj,  vgl.  5. 375.  Bg.  P.!  Strand 
bei  Derna  Da.  21.     Vgl.  1.  63. 

Ausserdem  wurden  von  Pa.  60  in  Marmarika  S.  ligulata  Viv. 
(vgl.  1.  60  und  62)  und  <S'.  „pigmaea'^^  angegeben.  Was  mit  letzterer 
gemeint  ist ,  ist  ohne  Exemplare  nicht  zu  errathen ;  jedenfalls 
nicht  die  kaukasische  Gebirgspflanze  S.  pygmaea  Adams  und 
wol  ebensowenig  die  erst  später  benannte  S.  pygmaea  Lk. ,  eine 
Zwergform  von  S.  gallica  L. 


512  VII.    Pflanzon  dos  mittlovii  Nordafrika. 

Alsineae. 

bS.  Alsine  procumhens  (Vabl)  Fenzl.  B.  I.  071.  Bg.  —  Adj.  E.!  Co. 
IL  4ß.     _*_ 

59.  Stellularia  media  (L.)  Cir.  B.  I.  707.  Vevmuthlich  die  von  Pa.  CO 
in  Marmarika  angegebene  Stellaria.  Diese  kosmopolitische  Art 
dürfte  wenigstens  sicher  im  Gebiete  vorkommen.     *  ■ 

tJO.  Spergularia  rubra  (L.)  Pers.,  var.?    Bg.  P.!    Vgl.  1.  06. 

Ql.  S.  diandra  {Gusa.)  Boiss.   B.  I.  733.    Bg.  P.!    Bg.— Adj.  K.!    _*_ 

62.  S.marginafa{T>C.)Boiss.B.I.lS3,?i.af!cheb-el-rJinf;Ul  Jfwijl  ^_^jÜ^£^ 
d.  h.  Gazel leukraut.     Bg.  P.!     ♦ 

Paronycliieae. 

63.  Polycarpon  alsinifolimn  (Biv.)  B.  I.  736,  a.  bu  d^gü/a  xüxi"  J  »j, 
d.  h.  Vater  des  Mehles,  vgl.  5.  219.     Bg.  P.!     _*_ 

64.  Paronychia  argentea  Lmk.  Bg.— Adj.,  Plat.  R.!  Co.  II.  47.  Benia 
(auf  der  Ueberlandroute  zwischen  Bg.  und  Derua)  Da.  23.  Vgl. 1.70. 

65.  P.  longiseta  (Bert.)  WeV)b.,  a.  homra  5^:i»,  d.  h.  die  Rothe.  Bg. 
P.!     Vgl.  1.  71.  ^ 

Mollugineae. 

66.  Telephinm  sphaerofipermnm  Boiss.  B.  I.  754.  Felsen  bei  Derna 
Da.  21.     [H 

Portulacaceae. 

*67.  Portulaea  oleracea  L.     Bg.  cultivirt  Pa.  265. 

Taniariscaceae. 

(iH.  Reaumuria  vermiculata  L.,  a.  Timm  nedä  |^cV.j  |*(,  d.  h.  Mutter 
des  Thaus,  bethaut  R.  Adj.  häufig  R.  und  St.!  [B.  mncronata 
Jaub.  und  Sp.)  Dient  zur  Vei'besserung  schlechten  Wassers.  8sira 
(auf  der  Route  Bg.— Derna);  Felsen  bei  Derna  („R.  stenophylla 
Jaub.  und  8p.")  Da.  21,  23.     Vgl.  1.  77. 

69.  Tamarix  sp.  Uädi  Temime  östlich  von  Derna,  5 — 7  m  hoch  Pa.  53, 
Ba.  V^.  507. 

Fraiikeniaceae. 

70.  Frankenia  hirsuta  L.,  ß.  intermedia  (D('.)  Boiss.  B.  I.  780,  a.  dbei- 
biega  P.     Strand  bei  Bg.  P. !     Vgl.  1.  79. 

71.  F.  thijmifolia  Desf.  Sandstrand  bei  Bg.  Da.  23.  Ob  richtig  be- 
stimmt?      »  I 


5.    Cyreuaika.  513 

Hypericaceae. 

72.  ??  Triadenia  aegyptiaca  (L.)  B.  I.  783.  Hypericum  a.  L.  Cyrenaikti 
Pa.  n.  Co.  II.  46.  Diese  Pflanze  ist  mit  Sicherheit  nur  von  Malta 
bekannt.     [±j  ? 

73.  Hypericum  crispum  L.  B.  1.806.  An  der  Apolloquelle  (Ain  Schehed) 
in  Cyreue  Da.  23.  _♦_ 

3Ialvaeeae. 

lA.  Malva  aegyptm  L.    B.  I.  818.     Bg.  P.!    _*_ 

lö.  31.  silvestris  L.  Bg.  P.!  Plat.  R.!  Co.  II.  46.  Bei  Cyrene  C.  n. 
V.  39.  Hierher  gehört  wol  auch  die  von  Pa.  149  im  „Feigen- 
thal" bei  Sauani  und  153  bei  Djös  erwähnte  „mauve  fleurie". 
Vgl.  1.  80. 

7G.  M.parviflora  L.,  a.  cliohhesa  oder  cJiobhesa  ergiga  KJLtS^  s..aa^, 

d.  h.  kleine  Malve.     Bg.  P.!     Vgl.  1.  81  und  2.  28.       "  ^     ^"' 

*77.  Abelmoschus  esculentus  (L.)  Mnch.     Cultivirt  in   den  Gärten  von 

Bg.  Be.  344,  Da.  19  und  Derna  Pa.  98,  H.  93,  Da.  21. 
*1S.  Gossyjnum  sp.     Bg.  und  Derna  cuKivirt  Da.  19,  21. 

Tiliaeeae. 

*79.  Corchorus  olitorhis  L.     Cultivirt  bei  Bg.  R.  und  Derna  Pa.  98. 

Liuaceae. 

80.  Linvm  sirictmn  L.  ül.,  ß.  spicatum  Rchb.  B.  I.  852.    Bg.  P. !    * 
*81.  ]j.  vsitatissimumlj.  (oder  X./i?/w»7e  Mill.?  vgl.  2. 34).  Bg.  cultivirt R. 

82.  L.  angustifoh'um  Huds.  B.  I.  861.    Abh.  R.!  Co.  II.  46.     _*_ 

83.  i.  decumbeiis  Desf.,  a.  chadd-el-arü^  ^w-.wxJI  Jk..^,  d.  h.  Wange 

der  Neuvermählten  (in  Syrien  führt  L.  puhescens  Rüssel  den  fast 
gleichbedeutenden  Namen  chadd-el-bint,  d.  h.  Wange  des  Mädchens, 
Wetzstein).     Bg.  P. !    Bg.— Adj.  R. !  Co.  II.  46.     Vgl.  1.  86. 

Oxalidaceae. 

SA.Oxalis  cermta  Thunb.  B.  I.  867.  0.  Vbyca  Viv.  24,  tab.  XIII, 
fig.  1.  Auf  Wiesen  der  Cyrenaika  C.  Das  Vorkommen  dieser 
Cappflanze,  welche  seit  mehrern  Deeennien  auf  Culturboden  des 
Mittelmeergebietes  sieh  vielfach  eingebürgert  hat  (ich  sah  sie 
in  Sardinien,  Unter-  und  selbst  Oberägypten  zu  Esne ! !),  an  often- 
bar  ursprünglichen  Fundorten  unsers  Gebietes  ist  eine  pflanzen- 
geographisch sehr  merkwürdige  Thatsache,  da  derartige  Ueber- 
einstimmungen  zwischen  Nord-  und  Südafrika  selten  sind.  * 
KoHi-FS,  Kufra.  33 


514  VII.    PHanzon  <los  mittlorn  Nordafrika. 

Geraiiiaceae. 

fib.  Geramitm  tuberosum  h.  B.  I.  872.    Cyrenaika  f.  ii.  V.  39.    Plat.lt.! 

Co.  II.  46.     _*_ 
8ß.  G.  molle  L.,  ß.  f/randiflorwn  Viv.  39.   G.  in.,  ß.  macropetalum  Boiss. 

I.  882.    G.  pyrenaicnm  f'n.  II.  46,  nee  L.    Cyrenaika  C.  Bg. — Adj. ; 

Plat.  R.!     Vgl.  1.89. 

87.  ö.  purimrenm  Vill.  B.  I.  883.  G.  Robertiannm ,  [i.  parviflontm 
Viv.  39.     Cyrenaika  V.     _*_ 

88.  Erodium  gruitmm  (L.)  Wilkl.  B.  I.  892.  Geramnm  unifloriim  Pa. 
tab.  XCVI.  Hierher  n.  Co.  II.  277  auch  E.  tordilioiäen  Viv.  39 
(nee  Gerauium  t.  Desf.).  Bg.— Adj.  E.!  Plat.  C,  Co.  II.  46.  Ob 
hierher  das  von  Pa.  bei  Djös  153  nnd  Cyrene  200  erwähnte  Ge- 
ranium  ?    _*_ 

89.  E.  laciniatum  Cav.,  a.  ragma,  timmer.     Bg.  P.t     Vgl.  1.  91. 

90.  E.  mälacoides  (L.)  Willd.     B.  I.  893.     Bg.— Adj.  R. !     _*_ 
dl.E.hirtum  (Forsk.)  Willd.,  a.  timmer  Jceblr  P.    Bg.  P.!    Bg.— Adj. 

R. !  Co.  II.  46.    V.  83  verlegt  jedenfalls  7nit  Unrecht  den  Fundort 
dieser  von  C.  an  der  Gr.  Syrte  gefundenen  Pflanze  auf  das  Plat. 
Vgl.  1.  92. 
*92.  Pelargonimn  Radula  (Cav.)  Ait.     Cultivirt  bei  Bg.  R. 

Zygopliyllaceae. 

93.  Tribtflus  terrester  L.     Strand  bei  Derna  Da.  21.     Vgl.  1.  95. 

94.  Fagovia  cretica  L.  B.  II.  905,  a.  tWia  R.  Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  46. 
R,  und  St.!  Plat.  und  auf  den  Trümmern  von  Cyrene  selbst  C. 
n.  V.  22.     Strand  bei  Derna  Da.  21.     Vgl.  S.  417.     _♦_ 

^h.  Zygophyllum  nlhnm  L.  Gegend  des  Uädi  Farreg  R.  und  St.!  Vgl. 
1.  99.  2.  41  und  4.  9. 

Rutaceae. 

'i)G.  Haplophyllum  tuberculatum  (Forsk.)  A.  Juss.  El-abiär  auf  dem 
Plat.  östlich  von  Bg.  Da.  23.     Vgl.    1.  104  und  2.  43. 

Aurantiaceae. 

*97.  Citrun  Limonmn  Risso.    Bg.,  z.  B.  im  Garten  liei  der  Lethegrotte 

L.  S.  .54. 
*^^.  C.  Aurantiitm  L.     Bei  Bg.  augepflanzt  Ba.  W.  384,   iudess   in  der 

Nähe   der  Stadt   sehr  schlecht  fgedeiheud    R.  III.  1.  134.     Derna 

Be.  471,  La.  98. 
*99.  C.  madoreufii.s  Lour.     Ba.  cultivirt  R. 


5.    Cyrpnaika.  515 

Ampelideae. 

*100.  Vitis  vinifera  L.  Hügel  der  Cyreuaika,  ohue  besondere  Pflege 
gute  Frucht  bringend  C.  n.  V.  13,  z.  B.  Bü  Schäfeh  bei  Eltrün 
Pa.  140.  Angepflanzt  bei  Bg.  Ba.  W.  384,  Da.  19,  E.  Belandj  west- 
lich von  Cyrene  und  bei  Cyrene  selbst  spärlich  H.  124.  Derua 
C.  169,  Be.  471,  Pa.  98,  Ba.  W.  477,  H.  93,  117,  Da.  21.  In  den 
Thälern  der  Marmarika,  z.  B.  Uädi  Machfei  (südlich  von  Räs-et- 
tln)  Ba.  W.  502,  501.  Nach  Be.  472  wird  in  Derna,  trotz  des  re- 
ligiösen Verbotes,  Wein  bereitet  und  getrunken. 

Terebinthaceae. 

101.  Uhus  oxyacanthoides  Dum.  Cours.  Cyreuaika  Pa.  n.  Co.  IL  46. 
Ob  hierher  die  „weissdornähuliche  Staude"  iu  der  Küsteuebene 
nordöstlich  von  Bg.  R.  III.  1.  146  (die  indess  sehr  wol  eiu  Cra- 
taegm  sein  kann)?  Vgl.  1.  109,  2.  48  und  5.  177. 
•■102.  Pistncia  vera  L.,  ß.  trifoliata  DC,  wird  in  Cyreuaika  von  C.  u. 
V.  61  als  häufig  angegelien.  Jedenfalls  nur  verwildert,  vgl.  C. 
119,  120.     Von  R.  in  der  Cyreuaika  nicht  cultivirt  angetroffen. 

103.  P.  Terehinthus  L.  B.  II.  6.  Cyreuaika  C.  u.  V.  61,  eine  Bestim- 
mung die  auch  Co.  II.  46  gelten  lässt,  obwol  die  Frage  offen 
bleibt,  oll  die  cyreuäische  Terebinthe  nicht,  wie  von  der  tripo- 
litanischen  allgemein  angenommen  wird,  vielmehr  zu  P.  atlantica 
Desf.  (1.  111)  gehört.  Speciell  erwähnt  finde  ich  Terbinthen  auf 
dem  Plat.  bei  Cyrene  Ba.  IV.  465,  am  Golf  von  Hiläl  Pa.  135, 
zwischen  Ssafne  und  Gherues  Pa.  159. 

104.  P.  Lentiscus  L.  Der  Mastixstrauch  ist  der  charakteristischste 
Vertreter  der  dem  Mittelmeergebiete  eigenthümlichen  Maquis  in 
der  Cyrenaika  C.  n.  V.  61.  Er  findet  sich  von  der  Küstenebene 
(wo  er  schon  iunerhall)  des  ersten  Tagemarsches  nordöstlich  von 
Bg.  beginnt  R.  III.  1.  146,  ebenso  bei  Mirsa  Süsa  L.  S.  21)  auf 
dem  Abh.  R. !  Co.  II.  46  und  auf  dem  Plat.,  landeinwärts  noch 
bei  Djardes  an  der  Plateaustrasse  von  Bg.  nach  Derua  Da.  20,  23; 
östlich  noch  am  Katabathmos  P.  41.     Vgl.  1.  112.     _*_ 

Rhamuaceae. 

*\Qb.  Zizyphns  vulgaris  Lmk.     Cyrenaika  C.  n.  V.  13,   doch  wol   wie 
bei  Trip,  höchstens  verwildert.     Vgl.  1.  113. 
106.  Z.  Lotus  (L.)  Lmk.     Bg.  Da.  23.     Abh.  C.  n.  V.  13.    V.  bei  C.  151 
versetzt  die  Lotophagen  Homers  in   die  Cyrenaika;  vgl.  1.  114 
und  2.  50. 
*107.  Z.  Spina  Christi  (L.)  Willd.     Bg.  cultivirt  R. 
108.  Rhammis  Alatermis  L.  B.  IL  14.    Cyreuaika  allgemein  verbreitet 
C.  u.  V.  13,  auch  von  Co.  I.  277  bestätigt.     Vgl.  5.  a.     _*_ 

33* 


516  VII.    Ptlaiizen  dos  mittloru  Nordafrika. 

Le^unihiosae. 

\m.  Auagyris  foetida  L.  B.  II.  24.  Al.h.  C.  n.  V.  22,  z.  B.  an  der 
AiioUoquelle  iu  Cyrene  l'a.  tal).  ('.  (die  Unterschrift  lautet  be- 
fremdlicher Weise :  „nouveau  geure  de  la  famille  des  cypres". 
Vielleicht  ist  statt  cyiires  cytises  zu  lesen,  da  mit  den  S.  212  an 
dieser  Stelle  erwähnten  cytises  wol  unsere  Pflanze  gemeint  ist; 
dieselben  werden  auch  noch  an  der  Quelle  Erasem,  südöstlich 
von  Derna,  von  Pa.  84  erwähnt).  ■» 
*110.  Lvimms  Termis  Forsk.     Eg.  cultivirt  K. 

111.  Calycotome  intermedia  Presl.  Bg. — Adj.;  Abh.  B.!  Cn.  11.46.  Hier- 
lier  vermuthlich  die  „genets  epineux"  im  „Feigenthaie"  bei 
Sauani  Pa.  149  und  der  „furze"  in  der  Nekropolis  von  Cyrene 
Be.  437.     3 

112.  Retama  Eaetam  (Forsk.)  Welib.  Spartium  monospermmn  Da.  21, 
nee  L.,  a.  ertem  ^.JnI.  Sandiger  Strand  bei  Bg.  P. !  Felsen  bei 
Derna  Da.  Hierher  w^ol  auch  die  „genets"  am  Katabathnios 
Pa.  41.     Vgl.  1.  118  und  2.  55. 

113.  Qnonis  Natrix  L.  B.  II.  58.     Plat.  R.!  Co.  II.  4ß.     _*_ 

114.  O.  angustissima  Lmk.     Cyrenaika  C.  n.  V.  41.     Vgl.  1.  120. 

llft.  0.  vaginalis  Vahl.    V.  41,  tab.  IV,  fig.  4.     Strand   der  Cyi-enaika 

C.    Vgl.  1.121. 
110.  0.  cahjcina  Viv.  41,  tab.  XVIII,  fig.  2,  Co.  I.  277,  280.    Strand  der 
Cyrenaika  C.     |  *  \ 
*117.  Trigonella  Foenum  graecmn  L.    Bg.  cultivirt  E. 
118.  T.  maritima  Del.,  a.  garat  icJi  P.     Triften  der  Cyrenaika  C.  u. 
V.  49.     Bg.  P.!    Vgl.  I.  125.  ^ 
*119.  Medieago  sativa  L.,   Luzerne.     Gedeiht  iu    den  Gärten  von  Bg. 
gut  R.  III.  1.  134. 

120.  M.  orbicnlaris  (L.)  All.    B.  II.  97.    Bg.  P. !      * 

121.  M.  hispida  Urb.,  w&v.  pentacycla  (DC.)?  M.  deniicvlata,  y.  pent. 
B.  II.  103.     Plat.  R.!  Co.  II.  46.     * 

122.  Melilotus  sidcatus  Desf.  B.  IL  106.  Trifolium  s.  Viv.  45.  Cyre- 
naika C?    Fundort  von  V.  nicht  angegeben.       » 

123.  M.  2)rtn-?;^on/s  Desf.    Bg.  P.!    Vgl.  1.  131. 

124.  Trifolium  stell atmn  L.    B.  IL  121.    Abh.  R.!  Co.  IL  47.     _*_ 

125.  T.  purpureum  Loisl.  B.  IL  123.  Hierher  n.  Co.  I.  277  T.  angusti- 
folium,  a.  Viv.  46.    Abh.  R. !    Plat.  C,  Co.  IL  47.     _»_ 

126.  T.  formosum  D'Urv.  B.  IL  124.  Hierher  vermuthlich  T.  angusti- 
folium,  ^.  {spicis  glohosis!)  Viv.  46,  nee  L.  T.  crysopogon  (sie!) 
Viv.  pl.  aeg.  dec.  15.     Bg.  P. !    Plat.  C.     [*_ 

*127.  T.  (dexandrinum  L.,  Klee.     Gedeiht  in   den  Gärten  von  Bg.  gut 
R.  III.  1.  134.     Jedenfalls  diese  Art.    Vgl.  2.  61  und  4.  12. 


5.    Cyrenaika.  517 

128.  T.  scübnaii  L.    B.  IL  130.    Plat.  C.  n.  V.  45.     _±_ 

129.  T.tomcntommh.  "Q.ll.Vi^.  Abb.  R.!  Cc.  II.  17.  Plat.  C.  n.  V.  46, 
Co.  I.  277.     _*_ 

130.  T.  strictum  L.  B.  IL  141.    Triiteu  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  4(3.   _*J 

131.  T.  siiffocatum  L.  B.  IL  142.  Ssira  au  der  Strasse  zwischen  Bg. 
n.  Derua)  Da.  23.     _±\ 

132.  T.  nHiflonim  L.    B.  IL  148.     Plat.  IL!  Co.  IL  47.     L*J 

133.  T.  agrarium  L.  B.  IL  153.  T.  procmnhens  Co.  I.  277;  IL  47.  Plat. 
C.  n.  V.  46.     * 

134.  T.  filiforme  L.  B.  IL  155.  T.  micrauthum  Viv.  45,  tab.  XIX,  fig.  3, 
Co.  L  277;  11.47.     Plat.  C.     _*J 

135.  AnthtjUis  Barba  Jovis  L.    B.  IL  157.     Abb.  C.  u.  V.  42.     _*J 

136.  A.  Vuhteraria  L.,  ß.  rubriflora  Boiss.  B.  IL  158.  Hierher  n.  Co. 
I.  277  A.  Vul,  ß.  Viv.  42.     Plat.  C.    Vgl.  1.  133. 

137.  Phi/santhyllis  tetraphylJa  (L.)  Boiss.  B.  IL  159.  Trockeue  Ab- 
hänge bei  Derna  Da.  21.       ■»■ 

138.  Hymen ocarp US  circinatus  (L.)  Savi.  B.  IL  159.  Trockene  Abhänge 
bei  Derna  Da.  21.       ■» 

139.  Dorycnium  hirsutum  (L.)  DC.  B.  IL  161.  Lotus  h.  L.  Viv.  48. 
Plat.  C.     _*_ 

140.  Lotus  argenteus  (Del.)  Webb.  B.  IL  164.  L.  creticus  Viv.  46,  nee 
L.    Bg.  P.!    Abh.  C.    Strand  bei  Derna  Da.  21.     [^ 

141.  L.  creticus  L. ,  -a.  grain  R,    .vJvJ'i  ^-  h.  Hörnchen  P.      Bg.   P.! 

ß.  cytisoides  (L.  ?)  Boiss.     Trockene   Hügel   der   Cyrenaika  C.  u. 
V.  47.     Strand  bei  Derna  Da.  21.     Vgl.  1.  134. 

142.  L.  hispidus  Desf.  Hierher  n.  Co.  I.  577  L.  unibracteatns  Viv.  48, 
tab.  XVIII,  fig.  4.     Plat.  C.     _«J 

143.  L.inisiUns  Viv.     Plat.  C.  u.  V.  47,  Co.  IL  47.     Vgl.  1.  136. 

144.  L.  ornithopodioides  L.    B.  IL  173.     Plat.  R. !  Co.  IL  47.    _±_ 

145.  TetragonolobKs  purpnreiis  Much.,  var.  palaestimis  Boiss.  (als  Art) 
B.  IL  175.  Lotus  tetragonoJobus  Viv.  48.  T.  purpureus  Co.  IL  47. 
Die  vorliegenden  allerdings  der  reifen  Früchte  entbehrenden 
Exemplare  scheinen  eher  zu  dieser  Form  als  zum  typischen  T. 
pnrpureus  Mnch.  zu  gehören ;  a.  garambusch  P.,  ob  contrahirt  aus 
dem  in  Algerien  (Munby  B.  S.  B.  13.  218)  gebräuchlichen  Namen 
garn-el-kebsch  (jiXAJCJI  lOr^'j  ^■^-  Widderhorn. ?  Küstenhügel  der 
Cyrenaika  C.     Bg.  P.!     Plat.  R.!     [±_ 

146.  Scorpiunts  subvillosus  L.  B.  IL  179,  a.  losga  aJiy}^  d.  h.  die  an- 
hängende, wegen  der  stacheligen  Frucht  P.,  vgl.  5.  301.  Hierher 
u.  Co.  1.  277  S.  acutifolia  Viv.  43,  tab.  XIX,  fig.  4.  Strand  der 
Cyrenaika  C.     Bg.  P. !    • 


518  VII.    Pliauzeu  des  mittlem  Nordafrika. 

147.  Coronilla  sp.    l'a.  149  erwähnt  im  „Feigenthaie"  l)ei  Sauani  „co- 
ronilles  flexibles". 

148.  C.  scorpioidcs  (L.)  Koeh.     Ornithopus  nc.  L.,  Viv.  43.     Plat.  C. 
Vgl.  1.  137. 

141).  Hippocrepis  multisiUqtiosa  L.  B.  II.  185.  Cyrenaika  11.  u.  Co.  11.47. 
Bg.  r.!  _♦_ 
*150.  Indigofera  aryentea  L.  „Cyrenaika  Pa."  n.  Co.  II.  47.  Im  Ber- 
liner Museum  aus  der  Grossen  Oase  der  Lil)ysehen  Wüste  von 
Pa.  vorhanden.  Nach  K.  wird  indess  bei  Bg.  Iudig<j  gebaut;  die 
Art  ist  noch  festzustellen.    Vgl.  «.  63. 

151.  Astrcujalus  raäiatua  Ehrb.  B.  II.  226.  A.  Stella  Viv.  45  dürfte 
wol  eher  zu  dieser  Art,  als  u.  Co.  I.  277  zu  A.  cruciatus  Lk. 
gehören.     Cyrenaika  C.     |  j<^ 

152.  A.  hispidulus  DC.     Cyrenaika  C.  n.  V.  44.     Bg.  P. !     Vgl.  1.  142. 

153.  A.  baeticus  L.  B.  II.  236,  a.  kreschßnchdei  P.  Bg.  P. !  Plat.  C.  n. 
V.  45,  Co.  I.  277,  R. !  Co.  II.  47.     _*_ 

154.  A.  hamosus  L.    B.  II.  238.     Bg.  P. !     _*_ 

155.  A.  percgrinus  Vahl.    B.  II.  241.     Bg.  P. !     |5I 

156.  A.  Cyrenaiciis  Coss.  B.  S.  B.  19.  80,  a.  masseis-el-rhasal  Bg.  P. ! 
Plat,  R.  Co.  II.  47.     \T} 

A.  kahiricus  DC.  B.  II.  420  soll  u.  Boiss.  a.  a.  0.  in  der 
Cyrenaika  vorkommen,  eine  Angabe,  die  vielleicht  auf  Ver- 
wechselung mit  Exemplaren  aus  der  Wüste  zwischen  Kairo 
und  Suez,  von  Pa.  gesammelt,  beruht,  wie  sie  das  Berliner  Mu- 
seum besitzt. 
Ibl.Onohrychis  Crista  galli  (L.)  Lmk.  B.  11.528,  a.  aaenii-el-adjüs 
\^S\xi\  /Tv-w,  d.  h.  Zahn  der  alten  Frau.     Bg.  P. !     _*_ 

*158.  Vicia  Faha  L.     Cultivirt  bei  Bg.  R.  und  Derna  Pa.  98. 

159.  V.  sativa  L.     Plat.  C.  n.  V.  43,  Co.  I.  277.    Vgl.  1.  146. 

160.  V.  angustifolia  All.,  8.  amphicarpa  (Dorth.)  Boiss.  B.  II.  575, 
a.  ascheh-en-niml  Jw^^jl  ,_>.^£,  d.  h.  Ameiseukraut.  Bg.  P. !  Die 
oberirdischen  Theilc  gleichen  mehr  der  var.  y.  cordata  (Wulf.) 
und  sind  die  Früchte  sehr  dicht  kurzhaarig,  doch  finden  sich  in 
Südfrankreich  auch  ähnliche  Formen.  Hieher  vermuthlich  auch 
V.  intermedia  Viv.  42,  tab.  XIX.  fig.  1.  Auf  Wiesen  der  Cy- 
renaika C.      ♦ 

161.  V.  peregrina  L.  B.  IL  576.  Hierher  n.  Co.  I.  277  V.  monaiithos 
Viv.  42,  nee  Desf.     Küste  der  Cyrenaika  C.     _♦_ 

162.  V.  calcarata  Desf.,  a.  djilbünt-el-ascheh  ,_AXÖ.Jt.'(  KilA^rs..  Bg. 
P.!     Vgl.  1.  147. 

163.  V.  imcrophijllaD''\Jiv.  B. II. 592,  var.  V  Abweichend  durch  grössere 


5.    Cyreuaika.  519 

spärlicher  behaarte  Blätter  uud  längere  Rauken ,  aber  verschie- 
den von  Cracca  Boisnicri  Aliii'.,  Bouplaudia  (1861)  121.  Bg. — Adj. 
R. !  Co.  II.  47.     |_*_ 

*i64.  Ervum  Lena  L.     Bg.  cultivirt  R. 
I(j5.  Lathijrus  Aphaca  L.  B.  IL  602.    Wiesen  der  Cyrcnaika  C.  n.  V.  43, 

Co.  I.  277.    Abh. ;  Plat.  R. !  Co.  II.  47.     _*_ 
166.  L.  Cicera  L.  B.  II.  605.    Wiesen  der  Cyrcnaika  C.  n.  V.  43.     Bg. 
(war.  pilusut)  Alef.)  P. !     _*_ 

*167.  Pisiim  sativum  L.    Cultivirt  bei  Bg.  R.  und  Uerna  Fa.  *J8. 

*168.  Bolichüs  Lubia  Forsk.  Bg.  cultivirt  R. 
169.  Ceratonia  Siliqua  L.  Im  ganzen  Waldgebiete  von  der  Küsten- 
ebene bis  auf  das  Plat.  verbreitet  C.  120  und  vielleicht  einhei- 
misch. Tokra  Ba.  W.  392  uud  zwischen  dort  und  Tolmetta  R. 
III.  1.  156;  Schaba-,  Mersld-  uud  Kutthai  R.  III.  1.  166,  168,  174. 
Zwischen  Hariba  und  Margad  Be.  406.  Abd-el-Uahed  Ba.  W.  413 
ein  uraltes  mehrstämmiges  Exemplar  auf  dem  von  Pa.  227  so 
genannten  Markte  vou  Cyreue;  Mirsa  Susa  Be.  494;  „Feigeuthal" 
bei  Sauani  und  Djös  Pa.  149,  153;  Derua  Pa.  99;  zwischeu  Derua 
und  Boniba  C.  175.  Landeinwärts  noch  bei  Maraua  (an  der 
Plateaustrasse  zwischeu  Bg.  uud  Derua)  H.  28,  Da.  23.  Augepflauzt 
bei  Bg.  spärlich  Pa.  173,  L.  S.  54;  die  einzelnen  Exemplare  in 
den  Steinbrüchen  der  Marmarika  Pa.  61  sind  wol  auch  Reste 
alter  Cultur  (ich  fand  den  Baum  auch  in  den  Libyschen  Oasen 
cultivirt).  Zwischeu  Cyreue  und  Mirsa  Susa  erwähnt  H.  80  Jo- 
hauuisbrotbüsche  die  als  Wohnungen  benutzt  werden.  Vgl.  1.  149. 
Äcacia  sp.'^  Nur  Ba.  W.  465  erwähnt  bei  Cyreue  „krüp2:)el- 
hat'te  Akazien",  eiue  Angabe,  die  weiterer  Aufklärung  bedarf. 

Rosaceae. 

*170.  Persica  vulgaris  Mill.     In  den   Gärten  von   Bg.  R.   und   Derna 

Pa.  98,  Da.  21. 
*lll.  Amygdalus  communis  L.    Cultivirt  in  der  Cyreuaika  C.  u.  V.  26, 

z.  B.  Bg.,  L.  S.  54,  R. 
*172.  Prunus  domestica  L.     Derua  cultivirt  Da.  21  uud  zwar  speciell 

Reiueclaudeu  (greeugages)  Be.  471. 
*173.  Armeniaca  vulgaris  Lmk.     Cultivirt  bei  Bg.  L.  S.  54,  R.    Derna 

C.  169,  Da.  21. 
*174.  Pirus  communis  L.    Cultivirt  bei  Bg.  R.  und  Derua  H.  93,  Da.  21. 

Die  vou  C.  120,  R.  III.  2.  6  erwähnten  Birnbäume   könnten  sehr 

wol   einer  wilden  Art  angehören,   deren   es  in  Südeuropa  und 

Vorderasien  mehrere  gibt. 
*175.  Malus  communis  Desf.    Cultivirt  bei  Bg.  L.  S.  54,  R.  uud  Derna 

Pa.  98. 


520  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

*176.  Gydonia  vulgaris  Pers.  lig.  cultivirt  R. 
177.  Crataegus  sp.  Eine  wildwachsende  Art  dieser  Gattung  wird  in 
der  Küsteuebeue  bei  Mirsa  Susa  von  L.  S.  28  erwähnt.  Hierher 
vielleicht  auch  die  „weissdurnähuliche  Staude"  zwischen  Bg.  und 
Tokra  R.  III.  1.  146,  vgl.  5.  101.  Der  grosse  Baum  von  „Cra- 
taegus mora'''  bei  den  Grotten  Megharet-el-Heabes  in  der  Mar- 
marika  Pa.  50  verdient  weitere  Nachforschung.    Vgl.  1.  161. 

*178.  Eosa  damascena  Mill.  Bg.  cultivirt  R. 
179—181.  li.  sp.  Pa.  257  erwähnt  zwei  weissblühcude  wilde  Arten, 
die  er  als  B.  silvestris  und  B.  spinosissima  bezeichnet.  U.  spi- 
nosissima  L.  [R.  pimpinellifolia  L.)  findet  sich  in  Algerien  sehr 
selten,  in  Syrien  gar  nicht,  weshalb  ihr  Vorkommen  im  Gebiete 
nicht  wahrscheinlich  ist.  Auch  R.  III.  2.  6  erwähnt  eine  wilde, 
weisse  Rose;  H.  14.5  hriars  zwischen  Tokra  und  Tolmetta  und 
Be.  387,  406  zwischen  Uädi  Hambesch  über  Tolmetta  und  zwi- 
schen Hariba  und  Margad  eine  rothe  und  eine  weisse  (geruch- 
lose) Rose,  sodass  im  Gebiete  mindestens  drei  wilde  Arten  vor- 
handen sind. 

182.  Ruhus  sp.     Im  Uädi-bil-rhadir  bei  Cyrene  H.  76. 

183.  Poterium  vcrrucosum  Ehrb. ,  y-  manritanicum  Boiss.  B.  II.  734, 
a.  segar.     Bg.  P. !     _*J  (die  typische  Art  _*_). 

184.  P.  spinosum  L.  B.  II.  734.  Aldi.  C.  u.  V.  60,  bestätigt  von  Co. 
I.  277.  Plat.  R. !  Co.  II.  47.  Landeinwärts  noch  massenhaft  bei 
Ssira  Da.  20.     |  » 

Myrtaceae. 

185.  Myrtus  communis  L.  In  der  ganzen  Cyreuaika  C.  n.  V.  26,  z.  B.  in 
der  Küstenebene  zwischen  Bg.  und  Tokra  Ba.W.  392,  R.  III.  1.146; 
Uadi  Setüu,  oberhalb  Tolmetta  Be.  387 ,  Ba.  W.  403.  Zwischen 
Hariba  und  Margad  Be.  406.  Umgebungen  von  Cyrene  Be.  446, 
447,  Pa.  193,  200,  Ba.  W.  462 ,  H.  75  (im  Uädi-bil-rhadir  Ijis  7  m 
hoch),  79,  R.  III.  1.  174, 193.  Uralte  Exemplare  bei  Tammer  west- 
lich von  Derna  Pa.  117;  östlich  von  Dcrna  C.  175.  Vgl.  2.  84 
und  S.  426. 

Granateae. 

*186.  Punica  Granatum  L.    Cultivirt  bei  Bg.  R.  und  in  Derna  Pa.  98. 
Verwildert  Bü  Schafe  bei  Eltrün  Pa.  140. 

Lythraceae. 

*i^l.  lAUVSOnia  alba  Lmk.     Cyrenaika  cultivirt  C,  z.B.  Bg.  R.     V.'s 

Augabc,  dass  diu  von  den  Arabern  und  ihren  Frauen  auf  Armen, 


5.    Cyrenaika.  521 

Beinen,  am  Kiuu  ansgi-führtcm  Tätowirungen  mit  Henna  gemacht 
werden,  heruht  auf  mehr  als  flüchtiger  Auffassung  von  C.  l''(', 
dei'  als  Material  zur  Schwärzung  der  Augenlider,  die  V.  sogar 
auch  der  Anwendung  derselben  zuschreibt,  ganz  richtig  Antimon 
(Kochl)  anführt.     Vgl.  1.  163  und  2.  86. 

Cucurbitaceae. 

*188.  Cucumis  sativus  L.  (vgl.  2.  87).    Cultivirt  bei  Bg.  Be.  344,  Da.  19. 

Derna  Pa.  98,  H.  93,  Da.  21. 
*189.  C.  31elo  L.    Cultivirt  bei  Bg.  Be.  344,  Da.  19  und  Derna  Be.  471, 

Da.  21. 
*190.  Citrullus  vuJfjaris  Öchrad.     Cultivirt   bei  Bg.  H.  60,   Da.  19  und 

Derna  H.  93,  Da.  21. 
*191.  Cucurbita  Fepu  L.    Cultivirt  bei  Bg.  Bc.  344  und  Derna  (enormes 

citrouilles)  Pa.  98. 

192.  Bryonia  cretica  L.    B.  II.  760.     B.  dioica,   var.  acuta  Co.  II.  47, 
ncü  B.  acuta  DcsL   Bg. — Adj.  R. !    [_♦_    (Mariut  bei  Alexaudrienü) 

Ficoideae. 

193.  Mesembrianthcmum  crystallinum  L.    B.  II.  764,  a.  lissan-el-homar 
nU.^1  (mIav^J,  d.h.  Eselszunge  P.     Saudstrand   bei  Bg.  Da.  23, 

P.!    _♦_ 
ld4i.  M.  nodißor um  L.,  a.  rhansill,  vgl.  Z.  cc.     Bg.  P. !    Vgl.  1.  171. 
195.  A'isoon  hiapanicuni  L.    B.  II.  765.     Bg.  P. !     _♦_ 

Cacteae. 

*196.  OpuHtia  Ficus  iiulicallaw.  Caclus  Oiyuntiah.  V. 22.  Bg.  Be.  344. 
Abh.  C.  Um  Derna  vielfach  gepflanzt  Pa.  90,  98  (dargestellt  auf 
pl.  VI).     L.  S.  18. 

Crassulaceae. 

197.  Umhilicus  intcrmediiia  Boiss.    B.  II.  769.?     U.  penduHnus  Co.  II. 
47,  nee  DC.     Plat.  R.!     HT 

Saxifragaceae. 

198.  Saxifraga  hederacca  L.    B.  IL  812.     Plat.  R. !  Co.  II.  47.     [±_ 

Umbelliferae. 

199.  Lugoccia  cuminoides  L.    B.  II.  833.     El  Hamri  (an  der  Platcau- 
straase  von  Bg.  u.  Derna)  Da.  23.     |  ■» 


522  VII.    Püauzeu  des  mittlem  Nordafrika. 

200.  Biqjhuriim  2Ji()t)-actinti  lAi.  vi  Uhug.  h.  U.  H'66.  Bg.  P. !  Das 
von  Pa.  60  auf  Aeukeru  der  Marniarika  augcj^ebene  Bupleurum 
kann  entweder  diese  Art  sein,  oder  B.  (ßancum  Rol).  et  Gast. 
B.  II.  842,  da  beide  sieh  bei  Alexaudrieu  auf  eultivirtcm  Bodeu 
finden. 

201.  Apium  graveulcna  L.  B.  II.  856.  Au  Quellen  Ijei  Cyrene  Pa.  209. 
Vgl.  2.  96.     ♦ 

*202.  Petrosclinmii  sativum  Hoffm.     Bg.  eultivirt  R. 

203.  Devcrra  denudata  (Viv.)  Aschs.  R.  II.  2.  282.  D.  Fituranthos 
DC.  Co.  I.  277,  281.  Fituranthos  dcnudatusY.  16,  tab.VII,  fig.  1, 
zum  Theil.     Cyrenaika  C.     |  ■»  | 

204.  D.  tortuona  (Desf.)  DC.  B.  II.  850.  FiturantJius  denudatits  V., 
zum  Theil  u.  Co.  II.  277,  a.  (jcsah  ^  yi,  vgl.  1.  175—177.     Dieser 

Name  bedeutet  in  Syrien  (vgl.  Wetzstein,  Zeitschrift  für  Ethno- 
logie 5.  [1873]  280,  Aum.,  den  Schwarzkümmel  [2.  1  und  4.  1], 
habb-es-ssäda  bezeichnet  dort  nur  den  Samen  nicht  die  Pflanze) 
und  kommt  in  dieser  Bedeutung  schon  im  Alten  Testamente 
(Jes.  28,  25.  27  n^Jv)  vor.  Das  römische  git,  gith  für  Schwarz- 
kümmel kann  wol  mindestens  mit  demselben  Rechte  mit  diesem 
semitischen  Worte  verglichen  werden,  als  nach  Helin  (Cultur- 
])flanzen  und  Hausthiere,  3.  Aufl.  1851)  mit  dem  punischen  Y°^^7 
Koriander.  Die  üeljertragung  des  Namens,  wie  auch  von  keraul 
^c«lw5'  (welches  sonst  den  römischen  Kümmel,  2.  101  und  5.  220, 

bedeutet)  auf  unsere  Wüsten- Umbellifere  (letzterer  Name  nach 
Ehrenberg  in  der  Libyschen  Wüste  Aegyptens  für  Deverra  tor- 
tuosa  gebräuchlich)  erklärt  sich  durch  eine  handschriftliche 
Notiz  Delile's  in  seinem  Herbar,  nach  welcher  die  Beduinen 
Aegyptens  die  Früchte  dieser  Pflanze  zum  Genuss  sammeln  und 
dabei  mit  Stolz  versichern,  dass  sie  den  Fellachen  ihren  Küm- 
mel und  Anis  nicht  beneiden.     Cyrenaika  C.     Bg.  P. !      ■» 

205.  Pinpindla  dichotoma  L.    Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  47.     _*J 

206.  Aiiimi  majus  L.  B.  II.  891,  a.  sßnäri-el-mu^is,  d.  h.  Ziegenmolu- 
rübe  (vgl.  2.  100).     Bg.  P. !     * 

207.  Scandix  Fecten  Vencris  L.  B.  II.  914.  Bg.-Adj.;  Abb.;  Plat.  R.! 
Co.  II.  47.     _*_ 

208.  S.  australis  L.  B.  II.  917.  Plat.  C.  u.  V.  16,  bestätigt  von  Co. 
1. 277.     _#_ 

209.  Smyrnium  Olusatrum  L.  B.  II.  927.  Abh.  R. !  Co.  II.  47.  Kubba; 
Wasserrinnen  in  Derna  Da.  23,  22.       ♦ 

210.  Seseli  tortuosum  L.  B.  II.  964.  Bei  El-abiar  (auf  dem  Plat.  öst- 
lich  von  Bg.)  massenhaft  n.  Da.  20.    Sehi"  auffällig,  da  diese  au 


5.    Cyieuaika.  523 

der  Xordküstc  des  Mittchiieeres  verbreitete  Art   soust  in  Nord- 
afrika fehlt  (auch  schuu  im  Pelopuuues  uud  im  südlichcu  Klein- 
asieu).     |  ♦  | 
211.  Äthainanta  sicula  L.     Abh.  C.  u.  V.  IG.     _«J 
*212.  Foeniculum  officinalc  AU.     Bg.  cultivirt  K. 
213.  Fcrida  communis  L.    B.  II.  991.     Cyreuaika  C.  u.  V.  16.     _*_ 

Ob  F.  nodißora  Viv.  16  ebeufalls  hierher  gehört  (wie  F.  ito- 
diflura  L.),  bleibt  dahingestellt,  da  V.  uaeh  Einsieht  des  Des- 
fontaines'sehen  Herbars  F.  nulcata  Desf.  hierher  zieht,  eine  sonst 
auf  Algerien  uud  Spanien  beschränkte  Art. 
*214.  Anethiim  (jraveolens  L.  Bg.  cultivirt  E. 
2{b.  Maluhaila  ijumila  (Viv.)  Boiss.  B.  II.  1058.  M.  suaccolens  Coss. 
B.  y.  B.  19.  82,  a.  telüdi  (ich  hörte  in  Mariut,  telrhüdi)  P.  vgl.  se- 
rädia  Z.  100.    Bg.  P.!    Bg.— Adj.  R.!    Co.  IL  47.    [±i 

216.  Opopanax  sp.  Fenda  0.  Spr.  V.  16.  Plat.  C.  Ohne  Exemplare 
lässt  sich  nicht  entscheiden,  ob  die  Art  des  westlichen  Mittel- 
meergebietes, 0.  Chiroriium  Koch  (auch  in  Algerien  und  Dal- 
matien),  oder  die  der  östlichen  0.  Orientale  Boiss.  B.  II.  1059 
(Griechenland,  Kleinasien,  Cypern,  Mesopotamien)  gemeint  ist. 

217.  TJiapsia  garganica  L.  B.  II.  1067,  var.  Sylpliium  Viv.  (als  Art)  17. 
Laserpitium  Derias  Pa.  250,  a.  driäs  ^L^  O  (nach  Letourueux, 

Et.  bot.  Kabyl.,  p.  46  ist  adrias,  derries,  Berbername  dieser  in 
Algerien  a.  hü  nefci  genannten  Ptlanze).  Nach  Co.  I.  277  von 
der  typischen  Art  verschieden  durch  schmälere  Früchte  mit 
welligen  Flügeln,  Da.  20  constatirte  indess  acht  verschiedene 
Formen  der  Frucht,  die  er  (schwerlich  mit  Recht)  den  ver- 
schiedenen Meereshöhe  des  Fundortes  zuschreibt.  Verbreitet 
im  höhern,  nordöstlichen  Theile  des  Waldgebietes  C,  Pa.  249, 
Ba.  W.  469,  R.!  Da.  20,  und  westlich  noch  im  MersTdthale 
oberhalb  Merdj  R.  III.  1.  169  auf  der  ersten  Tagereise  östlich 
von  Merdj.  Be.  409  und  bei  Gassr  Beneghdem  Ba.  W.  410.  östlich 
bis  über  Derna  hinaus,  im  Walde  gegen  die  Quelle  Erasem 
Pa.  87  n.  Laval  (n.  Reboud  B.  S.  B.  21.  289,  290)  bis  Uädi  Bekr 
16  km  östlich  von  Derna.  Nach  Pa.  250  und  Laval  a.  a.  0. 
soll  diese  Pflanze  nur  8  —  10  lieues  (25  auf  1  Grad)  landeinwärts 
gehen,  H.  27,  R.  III.  2.  29,  Da.  20  und  Laval  selbst  erwähnen 
indess,  dass  der  Steilabfall  zwischen  Ssira  und  Maraua  die  Süd- 
westgrenze bildet,  ein  Punkt,  der  mehr  als  dreimal  so  weit 
vom  Meere  entfernt  ist.  Den  weidenden  Thieren  und  nament- 
lich den  Kamelen  sehr  schädlich  C.  127,  welche  letztere  daher 
im  Gebiete  der  Pflanze  mit  Maulkörben  versehen  werden.  Ba. 
468  beschreibt  die  Wirkung  auf  die  Kamele,  Purgireu  uud  lang- 


524  VII.    rUauzeu  dca  mittleru  >iurd;it'iika. 

dauerude  Schwäche.  Bosuiidcrs  schädlich  soll  die  fruchtreifi', 
trockene  Pflanze  sein  Pa.  251,  H.  27.  Die  Stengel  werden  übrigens 
von  Hirten  gegessen  Pa.  255.  Seit  C.  128  fg.  oder  vielmehr  V.  * 
haben  alle  Reisenden,  wie  Pa.  249—255,  Ba.  W.  469,  R.  III.  1. 
7 — 12  die  Driässtaude  für  die  Stammpflanze  des  ai/.9'.ov  (lateinisch 
loser,  die  Stammpflauze  hitsss  laserpicimn)  gehalten,  jenes  kost- 
baren Gummiharzes,  welches  die  Grundlage  des  Wohlstandes  von 
Cyrene  bildete,  eine  Production,  die  aber  später  zurückging  und 
im  5.  Jahrh.  n.  Chr.  fast  ganz  aufgehört  hatte.  In  neuerer  Zeit  sind 
gegen  diese  Identification  zwei  schwerwiegende  Einwände  erhoben 
worden;  zuerst  von  Schroff  (Zeitschrift  der  Gesellschaft  der  Aerzte 
in  AVien  [1862],  Jahr  6.  S.  27),  welcher  geltend  macht,  dass  die 
pharmaceutischc  Wirkung  der  Driäs  von  denen,  die  die  Alten  dem 
Silphion  zuschreiben,  sehr  verschieden  sei,  sowie  von  Oersted 
(Oversigt  over  de  K.  Danske  Vid.  Selsk.  Forh.  [1869],  6,  21),  von 
mir  im  Auszuge  mitgetheilt  in  Bastian  und  Hartmaun,  Zeitschrift 
für  Ethnologie,  3.  (1871)  197  fg.,  welcher  darauf  aufmerksam  macht, 
dass  die  auf  den  Münzen  von  Cyrene  befindlichen  Abbilduogen 
der  Silphionpflanze  mit  der  Driäs  keine  Aehnlichkeit  haben,  sehr 
grosse  aber  mit  der  indischen,  eine  Art  Asa  foetida  liefernden 
Narthex  Asa  foetida  Falc,  weshalb  er  erstere,  deren  Frucht  auf 
einigen  Münzen  dargestellt  zu  sein  scheint,  als  Narthex  Silphinm 
bezeichnet.  Es  wäre  noch  hinzuzufügen ,  dass  auch  jjflanzen- 
geographische  Gründe  gegen  die  Identification  von  Driäs  und  Sil- 
phinm zu  sprechen  scheinen.  Allerdings  versetzen  einige  Autoren, 
wie  Herodot  und  Skylax,  das  Vorkommen  des  letztern  in  die 
Küstenregion,  wogegen  die  Mehrzahl  der  alten  Schriftsteller, 
wie  Strabo,  Ptolemaios,  Arriauos,  und  Plinius  die  Fundorte  des 
Silphion  weiter  landeinwärts  angeben.  Das  Zeugniss  von  Strabo 
und  Plinius  ist  in  diesem  Falle  besonders  beachtenswerth,  weil 
ihre  Dreitheilung  der  Cyrenaika  in  eine  bewaldete  Küsten- ,  au- 
gebaute mittlere  und  wüste  Binnenzone  vollkommen  zutrefi'end  ist 
und  da  das  Silphium  innerhalb  der  dritten  oder  an  der  Grenze 
der  beiden  letzteren  augegeben  wird,  so  würde  falls  die  im 
Alterthum  so  hoch  geschätzte  Pflanze  nicht  gänzlich  durch  die  von 
Oersted  speciell  erörterten  Ursachen  ausgerottet  ist,  dieselbe 
jedenfalls  nicht  wie   die  Driäs,   im  Waldgebiet  sondern   in   der 


1  Aus  dem  Citat  bei  V.  17  gelit  lieivor,  ilass  die  gelehrte  Auseiuaudersetzung  bei 
C.  a.  a.  O.,  über  deren  nicht  sehr  geschickte  Einfügung  er  sich  selbst  nicht  mit  Un- 
recht verspottet,  von  V.  herrührt  und  uiclit  von  seinem  Schüler,  eine  Bemerkung 
die  von  der  Abhandung  über  Lotos  und  Lotophagen  (vgl.  1. 114  und  5.  106)  und  ver- 
muthlich  noch  von  andern  archäologischen  Partien  des  C.'schen  Buches  gilt. 


5.    Cyrenaika.  525 

durch  das  häufige  Vorkomraon  von  Artemisia  (vgl.  Nr.  253)  cha- 
rakterisirte  Vorwüste  zu  suchen  sein.  Vgl.  1.  182.  Die  Art  _*_, 
die  Varietät  [*]  ? 

218.  Orlaya  maritima  (Clouan)  Koch,  a.  halaiia  (vgl.  1.  !>G).  Bg.  P. !  _♦_ 

219.  Daucus  siciiliis  Tin.,  a.  Im  (Vgiga  (vgl.  5.  63).     Bg.  F.!     _*J 

Var.  abweichend  duroli  unterwärts  dicht  steifhaarige  Stengel, 
übrigens,  soweit  das  sehr  unvollkommen  erhaltene  Exemplar  zu 
constatireu  gestattet,  übereinstimmend,  a.  safrcma.  Bg.  P.! 
*220.  Cuminnm  Cyminmn  L.  Bg.  cultivirt  R.  Nach  Pa.  60  auf  Aeckeru 
der  Marmarika.  Wol  nur  verwildert,  wie  zuweilen  in  Aegypteu. 
Vgl.  2.  101. 

Araliacae. 

221.  Hedera  Heli.r  L.  B.  II.  1090.  Grotten  am  Golf  von  Hlläl;  au 
der  Quelle  Erasem  Pa.  135,  84.       » 

Cornaceae. 

Connis  tnas  L.  B.  II.  1092.  Pa.  239  macht  darauf  aufmerksam, 
dass  Pliuius  (Nat.  hist.  1.  15)  die  Verwendung  der  Cornelkir.scheu 
(und  der  Früchte  des  Mastixstrauches,  vgl.  5.  104)  zur  Nahrung 
im  alten  Cyrene  erwähnt.  Aus  Pa.'s  Worten  scheint  hervor- 
zugehen, dass  er  erstem  Baum,  der  freilich  sonst  nicht  aus 
Nordafrika  bekannt  ist,  selbst  im  Lande  beobachtet  habe. 

Caprifoliaceae. 

222.  Vibwmm  Tinns  L.  B.  III.  4.  Plat.  R.!  Co.  II.  47,  z.  B.  Uädi 
Setüu  ül)er  Tolmetta  Be.  387.  Berg  Beda  vor  Gassr  Beneghdem 
R.  III.  1.  171.     Zwischen  Hariba  und  Margad  Be.  406.     _♦_ 

223.  Lonicera  etrnsca  Sauti.  B.  III.  5.  Hierher  n.  Co.  I.  277  L.  cyre- 
naica  Viv.  12,  tal).  VIII,  fig.  1.  Hügel  der  Cyrenaika  C.,  z.  B.  Uädi 
Setün  über  Tolmetta;  zwischen  Hariba  und  Margad  Be.  387, 
406.      * 

Rubiaceae. 

*224.  Rnbia  iinctormn  L.  In  der  Cyrenaika  in  ansehnlichem  Maassstalie 
gebaut;  wird  nach  Aegypteu  exportirt  R. 

225.  B.  sp.  Wenig  ästig,  aber  mit  strauchiger  Basis.  In  Marmarika 
verbreitet  Pa.  59. 

226.  Sherardia  arvemis  L.  B.  III.  19.  Bg.— Adj. ;  Al)h.  R. ;  Co.  II.  47. 
Plat.  C.  u.  V.  7,  Co.  I.  277.     _*_ 

221.  Oniciavella  maritima  L.  B.  III.  24,  a.  helbifd.  Strand  bei  Bg. 
P.!       * 


526  VTI.    Pflanzen  (lof5  mittlorn  Novdafrika. 

228.  Galium  saccharatmn  All.   B.  III.  07.    Bg.— Adj.  E. !  f 'o.  II.  47.  _#_ 

229.  G.  murale  (L.)  All.  B.  III.  78.     Shcmrdia  m.  L.  V.  7.    Al)h.  C, 
Co.  I.  278.     JL 

330.    G.  Columella  Ehrl).,  a.  ssufnn     .lifc,o,  d-  h-  wollig.      Cyrenaika 
C.    Her.  p.t    Vd.  1.  188. 


Valerianaceae. 

231.  CentrcmtJws  CaJcürapa  (L.)  Dufrcsno.  B.  III.  93.  Cyrenaika  C, 
Viv.  herb.  n.  Co.  I.  278.     _*_ 

232.  Fedia  graciliflora  Fiseli.  et  Moy.  F.  Corniicopiae  B.  III.  93,  zum 
Theil  hierher  n.  Co.  I.  278  F.  Cormicop'ia  V.  2.  Stachys  lati- 
folia  Pa.,  pl.  XCYIII!  Wiesen  der  Clyrenaika  C.  Abh.;  Plat.  R. 
Co.  II.  48.     _*J 

233.  Valerianella  microcarpa  Loisl.  Krantreiche  Orte  der  Cyrenaika 
C.  n.  V.  2.     Plat.  R. !  (^o.  IL  48.     Vgl.  1.  189. 

234.  F.  coronata  (Willd.)  DC.  Krautreiche  Orte  der  Cyrenaika  C.  n. 
V.  3.     Vgl.  1.  190. 

235.  V.  Petrovichii  Aschs.  n.  sp.  V.  äiscoidca  Ls.  Co.  IL  48,  uec 
Loisl.  Gehört  allerdings  in  die  Verwandtschaft  der  F.  discoidea 
Loisl.,  unterscheidet  sich  aber  durch  nicht  hakig -begrannte,  son- 
dern nur  mit  einer  auslaufenden,  nur  hier  und  da  etwas  ge- 
krümmten Stachelspitze  versehene  Zipfel  des  Kelchsaumes,  welche 
eine  abweichende  Nervatur  (vom  Rande  etwas  entfernte  Anasto- 
mosen der  Seitennerven,  nicht  einen  Randnerven)  besitzen,  so- 
wie schwächere  Behaarung  der  OJjerscite  des  Kelchsaumes. 
F.  ohtitfiiloba  Boiss.,  eine  griechische,  vielleicht  noch  näher  ver- 
wandte Art,  unterscheidet  sich  durch  dopjielte  Grösse  des  Kelch- 
saumes, und  die  begranuten,  meist  dreizähnigen  Spitzen  der 
Zipfel,  die  bei  F.  Petrovichii  nur  ausnahmsweise  ein  Seiten- 
zähuchen  zeigen.  Am  ähnlichsten  erscheint  der  Kelchsaum  bei 
der  wenig  T)ekannten,  in  Portugal  vorkommenden  F.  j)lnty]oba 
Dufresne,  doch  hat  diese  Art  nach  der  Abbildung  bei  Reichen- 
bach, PI.  crit.  1.  tab.  LXVII,  im  Querschnitt  längliche  (nicht  wie 
bei  F.  Petrovichii  und  den  beiden  andern  genannten  Arten 
rundliche)  leere  Fruchtfächer.     Bg.  P. !    Bg.— Adj.  R. !     [±} 


Dipsacacejie. 

239.    Scahinsa  arenaria  Forsk.,  a.  o?«  tiftgima.     Sandiger  Strand  bei 
Bg.  P.!    Bg.-Adj.  R.!  Co.  II.  48.     Plat.  C.     Vgl.  1.  192. 


5.    Cyrenaika.  527 

Compositae. 

237.  Bellis  süvestris  Cir.  B.  III.  174.     Plat.  R.!  Co.  II.  48.     _±_ 

238.  PaUeuis  spinosa  {L.)  Cass.,  a.schök-es-sera  Cxü'  oJ«.-vi.,  d-  h.  Saat- 
dorn, uogia  nessiha  P.  Bg.  P. !  Bg. — Adj.  E.!  Co.  IL  48.  Hügel 
der  Cyrenaika  C.  n.  V.  57.     Vgl.  1.  195. 

Var.   asteroiäea  (Yiv.  als   Art).     BupJitJialmvm  ct.  Viv.  57, 
tab.  XXV.,  fig.  2  (n.  Co.  I.  278  hierher  gehörig).     Plat.  C. 
2ii9.  Phagnalon  riipestre  (L.)  DC.    B.   III.   220,    a.   ta'um-  el  -  arueb 
v^jÜSlf  -Lxir,    d.h.  Hasenfutter.     Bg.  P.!     _±_ 

240.  P.  graectim  Boiss.    B.  III.  221.     P.  fta.ratile  Co.  II.  48,  nee  Coss. 

Abh.  B.!     _*J 
^24:1.  HeliantJms  annuus  L.     Bg.  cultivirt  R. 

242.  Helichrysum  Foittanesii  Camb.  Alih.;  Plat.  R. !  Co.  II.  48.  Mar- 
marika  Pa.  60.     Vgl.  1.  199. 

243.  Evasc.  pygmaea  (L.)  Pers.  B.  III.  242.  Trockene  Abhänge  bei 
Derna  Da.  21.     _*_ 

2U.  FiJago  spatlmlata  VvQ^\.    B.  III.  240.     Bg.  P.!    Vgl.  1.  201. 
2ib.AcMllea  Santolina  L.    Bg.  P.!    Bg.-Adj.  R.!  Co.  II.  48. 
2iC).  Anthemis  tuberculata  Boiss.     Bg.-Adj.;   Abh.;  Plat.  R. !  Co.  II. 
48.     _*J 

247.  A.  cyrenaica  Coss.  B.  S.  B.  19.  82.     Bg.-Adj.  R.!  -RTI 

Die  von  Pa.  60  in  der  Marmarika  angegebene  A.  maritima 
(doch  wol  Viv.,  nee  L.,  vgl.  1.  204)  dürfte  vielleicht  eine  der  liei- 
den  vorhergehenden  Arten  sein. 

248.  Anacydus  cJavatus  (Desf.)  Pers.  B.  III.  321.  Anthemis  c.  Desf. 
V.  57,  a.  maht-el-(ljedja  P.     Cyrenaika  C.     Bg.  P. !     _«J 

249.  A.  alexandrinus  WiWd.,  &.  ssorret-el-kebsch  (iii.AXl'f  Sw**-,  d.  h.  Na- 
bel des  Widders.    Bg.  P. !    Vgl.  1.  205.  "  ^ 

2b0.  Matricaria  aurea  (L.)  Coss.,  a.  greisa.  Bg.  P. !  Bg.-Adj.  R.! 
Co.  II.  48.     Vgl.  1.  206. 

251.  Clmirnnthemum  segetmn  L.   B.  III.  336.    Al)h.  R.!  Co.  IL  48.     ♦ 

252.  C.  cor onanum  L. ,  a.  gehanän  ^l,.s\i  (in  Syrien  n.  Wetzstein 
Z.  A.  E.  7.  148.  Name  von  Bellis)  R.,  P.  Bg.  P.!  Bg.-Adj.  R.! 
R.  und  St.!  Abh.  R. !  Co.  IL  48.;  Plat.  C.  n.  V.  56,  Co.  I.  278,  R.! 
Nach  R.  als  Viehfutter  geschätzt.     Vgl.  1.  207. 

258.  AHemisia  Herba  alba  Asso.  Charakterpflanze  der  Vorwüste, 
wie  der  eigentlichen  Wüste,  beginnt  erst  an  der  Südgrenze  des 
Culturlandes.  Barka-el-beda  nördlich  von  Adj.  R.  III.  2.  37.  Djar- 
des ;  Maraua  Da.  20;  letzterer  Ort  liegt  in  einer  nach  dieser  Pflanze, 
„esch-schihe",  genannten  Landschaft   R.  III.  2.  29.      Zwischen 


528  ^'^II-    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Kuljljii  und  Derna  Pa.  106.  Marmarika  Pa.  59.  Auf  dem  Liby- 
schen Küstenplateau  in  der  Hattle  Karmüs-el-haramijed  zwischen 
Derna  und  Djerabub  R.  IV.  344.     Vgl.  1.  213  und  2.  110. 

254.  Seneeio  crassifoliiis  Willd.,  var.  Hierher  vermuthlich  *S'.  orien- 
talis,  Pa.  pl.  XCVII  (ol)  der  bei  Cyrene  Pa.  200  oder  bei  Djös 
Pa.  135  erwähnte  Seneeio?).    Plat.  R.!  Co.  IL  48.     _*J 

2üb.  S.  gallicns  Chaix,  var.  laxiflorus  (Viv.)  DC. ,  a.  äaraita  P.  Bg. 
P. !  Marmarika  Pa.  60.  Hierher  S.  vebrodensis  Co.  11.48,  nee 
L.  (Form  mit  unterwärts  ungetheilten  Blättern  Bg.  —  Adj.  R.!). 
Vgl.  1.  214. 

256.  S.  corono^nfolhis  Desf.  Iliorhor  vermuthlich  der  von  Pa.  ßO  in 
der  Marmarika  angegebene  »S'.  glaucns  {S.  glaucus  L.  kommt  nur 
iu  Marokko  vor).     Vgl.  1.  215  und  2.  111. 

257.  Calendula  palaesUna  Boiss.,  var.  hrachyrrhyncha  Boiss.,  a.  me- 
rues  (P.).  Küste  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  60  {ceratospermn  Viv.). 
Bg.  P.!    Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  48.     Vgl.  1.  216. 

2^S.  ('.  arvensis  h.     Cyrenaika  C.  n.  V.  60.     Bg.  P.!     Bg.  — Adj.  R.! 

Co.  II.  48.     Vgl.  1.  217. 

259.  C.  persica  CA.  Mey.,  |i.  gracilis.   Plat.  R.!  Co.  11.48.   Vgl.  1.  218. 

Eine  unbestimmliare,   von  P.  gesammelte  Calendula  ist  als 

hasclilsch-en-inml  J^ÄJf  jjijuL.2s,  d.h.Ameiseukraut,  bezeichnet. 

Carlina  corymhosa  L.  B.  III.  449.    Hierzu  gehören  vielleicht 

die  von  Ba.  W.  399  in  den  Ruinen  von  Tolmetta  erwähnten,  über 

1  m  hohen,  im  Juni  ausgetrockneten  stacheligen  „Goldblumeu". 

2m.  Atractylis  ßava  Desf.,  a.  takesma,  lihd.    Bg.  P.!     Vgl.  1.219. 

261.  A.  prolifera  Boiss.  B.  III.  4.52,  a.  libd.  Bedeckt  im  Frühjahr  die 
Küstenebene  (zwischen  Bg.  und  Adj.).  Vorzügliches  Viehfutter 
R.  und  St.!     :^ 

262.  A.  cancellata  L.     El-abiär  Da.  23.     Vgl.  1.  220. 

2ij'd.  Carduus  2)ycnoce2)haliis  Jacq.  B.  III.  520,  a,.  ergaita  P.  Bg.  P. ! 
Hierher  wol  auch  (,'.  temdflorus  Viv.  52,  uec  Curt.  Co.  II.  38  scheint 
ihn  zu  ('.  arahictis  Jacq.  zu  ziehen,  welche  B.  III.  521  wol  mit 
Recht  als  eine  Form  dieser  Art  betrachtet.  Diese  Form  wurde 
von  R. !  zwischen  Bg.  und  Adj.  gesammelt.      » 

264.  Chamaepeuce  Alpini  Jaub.  et   Spach ,   a.  mutica  (DC.  als  Art). 
Boiss.  B.  III.  554.    Staehelina  Chamaepe^tce  L.  V.  .52,  tab.  XXVI. 
C.  mutica  DC.  Co.  I.  278;  II.  48.     Abh.  C,  Co.     |» 
*2fib.  Cynara  Scohjmns  L.,  Artischocke,   a.  charschtlf  ^«^wä».     Bg. 
cultivii"t  R. 

266.  a  Sibthorpiana  Boiss.  et  Heldr.  B.  III.  .557.?  (sehr  unvollkom- 
menes Exemplar,  stimmt  aber  besser  mit  dieser  auf  Kreta  und 
Cyperu  gefundenen  Art  als   mit  den   sonst  zu  Gebot   stehenden; 


5.    Cyronaika.  529 

uamenüicb  gänzlich  verscbieden  von  der  algerlsclieu  C.  hitmilis 
L.),  a.  fegahi  s.*Äi  (eigentlicli  Knolle ,  bedeutet  in  Sj'rien  die 
Trüffel,  Wetzstein).  Bg.  P. !  Hierher  gehört  sicher  die  wild- 
wachsende Artischocke,  welche  die  Eingeborenen  mit  solcher 
Gier  verzehren,  dass  selbst  das  für  T.'s  Herbar  bestimmte  Exem- 
plar diesem  Schicksal  nicht  entging,  von  C.  126,  Be.  348  (Küsten- 
ebene zwischen  Bg.  und  Tolmetta)  und  R.  III.  2.  7  ei'wähnt.  Aehn- 
liche  Erfahrungen  machte  Letourneux  mit  einer  Ci/vara- Art  in 
Mariut  bei  Alexandrien. 
2G7.    Amberboa  criqnnoides  (Dest)DC.,  ü-ni^rär-en-ncCäm  Ajt.x}\  )iyX', 

d.  h.  Straussenbitterkraut  (vgl.  1.  223).     Bg.  P.!     Bg.-Adj.  R.! 

Co.  II.  48.     Plat.  C.  n.  V.  58. ,   Co.  278.     Trockene  Abhänge   bei 

Derna  Da.  21.     Vgl.  1.  224. 
2(i8.    Centaurea  contracta  Viv.     Bg.— Adj.  R. !   Co.  II.  48.     Abb.  C.  u. 

V.  58.     Vgl.  1.  226. 
209.    C.  alexandrina  Del.  B.  III.  G89.     Bg.-Adj.  R.!  Co.  II.  48.     [^ 

270.  C.  (limorpha  Viv.,  a.  VM  JX5  P-     Cyrenaika  C.  n.  V.  58.     Bg. 
P. !    Vgl.  1.  227. 

271.  Carthamus  lanatvs  L.  B.  III.  706.   Kentrophylhwi  l  DC.  Da. 20,  23. 
Massenhaft  bei  El-abiär  Da.     _*_ 

272.  Catananche  lutea  L.    B.  III.  714,  a.  d'beat-el-hein,  vgl.  5.  280. 
Hügel  der  Cyrenaika  C.  u.  V.  52,  Co.  I.  278.     Bg.  P.!     J^_ 

273.  Cichorium  äivaricatum  Schousb.  B.  III.  716.     Bg.  P. !     _♦_ 

274.  C.  spinosnm  L.  B.  III.  717.  Saudiger  Strand  l)ei  Derna  Da.  21.  [*__ 

275.  üi/osms  sco&r«  L.  B.  III.  718.     Bg.  P.!     _*_ 

276.  Hedypnois  cretica  (L.)  Willd.   Bg.  P. ! 

^.  graciUor  Boiss.    Bg.  P.!     Vgl.  1.  230. 

277.  Kalbfussia  Salzmaimi  Schultz  Bij!.     Auf  Wiesen  der  Cyrenaika 
C.  n.  V.  50,  51.     Bg.  P. !    Bg.-Adj.  R.!  Co.  II.  48.     Vgl.  1.  231. 

27S.    Thriucia  tripolitana  Schultz  Bip.      Abb.;    Plat.  R.!    Co.  II.  48. 

Vgl.  .1.  232. 
279.    Spitzelia  coronopifolia  (Desf.)  Schultz  Bip.    Wiesen  der  Cyrenaika 
C.  n.  V.  50,  Co.  I.  278.    Vgl.  1.  233. 

ß.  pilosa  (Del.  als  Art)  Aschs.  Picris  p.  Del.  B.  III.  740, 
a.  haudelän-el-gä  cLäJf  ^^'J»5^,  d.  h.  Haudeläu  des  Thal- 
beckeus  (vgl.  1.  236   und   5.  285,  308).     Bg.  P.! 

Die  Abbildung  von  Crepis  nigricans  Viv.  51,  tab.  X,  fig.  3, 
vom  Plat.  (C.)  gleicht  in  der  Tracht  dieser  Form.  Doch  stehen  ab- 
gesehen von  dem  haarigen  Pappus,  der  auf  ungenauer  Beobach- 
tung beruhen  könnte,  auch  die  schwarzen  Haare  der  Hülle  dieser 
Identification  entgegen.  Co.  I.  278  wagt  die  sehr  unentwickelte 
Pflanze  des  Herbariolum  liliycuni  niclit  zu  deuten. 
KoHLPS,  Kufra.  34 


530  VIT.    Pflaiizon  dos  mittloni  Xovdafrikn. 

2P0.  Scorsovern  alcxainlrhni  Boiss.  Wioson  der  C'j'vonaika  f.  n.  V.  HO 
(serntJata),  Co.  I.  278  (tmxMata).  Bg.— Adj.  11.!  Co.  II.  48.  Das 
Rliizom  einer  Scorzonera  wurde  von  P.  unter  den  a.  Namen 
(leheh  von  Bg.  eingesandt.     Vgl.  1.  284. 

281.  Seriola  aetnensis  L.  B.  III.  785.  Hierher  n.  Co.  I.  278  Ajuifo»- 
thus  crinüics  Viv.  54,  tab.  VII,  fig.  3.     Plat.  C.     _*_ 

282.  So)ichm  olemccus  L.     Bg.  P.!     Vgl.  1.  237. 

2H3.  S.  tenerriiims  L.   B.  III.  797.     Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  48.    * 
*284.  Lactuca  Scariola  L.,  var.  sativa  Boiss.     Bg.  cultivirt  R. 

285.  Picridium  thigitavum  (L.)  Desf.  B.  III.  827.  Sonchiis  t.  Lmk. 
Viv.  50,  a.  ^ahani  (^vielleicht  .^a::^?,  d.h. Tellerchen,  Wetzstein), 
haudeUin  (vgl.  1.  236  und  5.  279,  S08).  Möglicherweise  gehören 
hierher  auch  zwei  nur  in  sehr  unvollkommenen  Blattproben  vor- 
handene Pflanzen,  mit  dem  a.  Namen  adid  (vgl.  5. 288)  und  vi^rär 
(1.  223)  bezeichnet.    Bg.  P.!     Plat.  C.    * 

286.  Orepfs  bulhosa  (L.)  Tausch.  B.  III.  832,  a.  lissän-el-djemel,  d.h. 
Kamelszuuge,  l'm    .waJ,  d.  h.  zart.     Strand  bei  Bg.  P. !       » 

287.  C.  senecioides  Del.  B.  III.  852.  Hierher  scheint  Co.  IL  48  jeden- 
falls mit  Recht  C.  nudiflora  Viv.  51,  tab.  XIII,  fig.  2  zu  ziehen, 
elbeina  xäaaJ  P.  von  ^^aJ,  d.  h.  Milch,  vgl.  1.238.  Triften  der 
Cyrenaika  C.    Bg.  P. !    Bg.— Adj.  R.!    [IT 

2S8.  C.vesicaria  L.,  a.  adul  iXiiXs--,  auch  in  Oberägypten,  n.  Kluu- 
ziuger,  Z.  G.  E.  13.  444  für  5.  285  gebräuchlich.  Bg.  P. !  Die 
Exemplare  weit  stärker  mit  ziemlich  steifen  Drüsenborsten  be- 
kleidet als  die  europäischen,  worauf  auch  der  Name  C.  muricata 
im  Herbariolum  libycum  deutet.  Die  Pflanze  wurde  auch  von 
C.  vermuthlich  in  der  Cyrenaika  gesammelt.     Vgl.  1.  242. 

Ausser  C.  nigricans  (siehe  unter  Nr.  279)  hat  Viv.  noch  eine 
ü.  fiUformis  (V.  31,  tab.  XXI,  fig.  1)  aufgestellt,  die  Pa.  50  in 
derMarniarika  angibt,  welche  Co.  1.278  wegen  zu  unentwickelter 
Exemplare  nicht  gedeutet  hat.  Die  Abbildung  gleicht  manchen 
Formen  von  Nr.  287,  doch  spricht  der  sitzende  Pappus  gegen  die 
Identification  mit  dieser  Art. 


Ericaceae. 

289.  ArhvtnK  Unedo  L.  B.  III.  966,  Erdboerbaum.  Im  Berglande  der 
Cyrenaika  C".  n.  V.  23,  Co.  I.  278.  Uadi  Setün  über  Tolmetta 
Be.  387,  Ba.  W.  403.  Plateaustufe  zwischen  dort  und  Uädi  Mer- 
sld  R.  III.  1.  166.  Zwischen  Harlba  und  Margad  Be.  406.  Zwi- 
schen Mirsa   Susa  und   Cyrene   L.  S.  29.     Uädi   Scheläle  II.  79, 


5.    Cyronaika.  531 

südlich  von  Cyrcue  H.  31.  Meuäolilct  am  Golf  von  Hiläl  Pa.  142, 
Ba.  W.  464,  besonders  massenhaft  um  Lamlüde  Pa.  122,  Ba.W.472, 
II.  107,  Da.  20.     Oestlich  von  Derna  C.  175.       » 

Primulaceae. 

290.  Samolns  Valerandi  L.  Wasserrinuen  liei  Derna  Da.  22.  Vol. 
1.  243  und  2.  115. 

291.  Coris  monspeliensis  L.     Ahh.  ('.  n.  V.  13.     Vgl.  1.  241. 

292.  AnagaUis  arvensis  L.,  var.  cocriilea  Schreh.  (als  Art),  a.  maueiria 
P. ,  anent-el-hagia  (etwa  hadjl  J,^,  d.  h.  Pohhuhn?  also  Reb- 
huhnäuglein).  Hügel  der  Cyrcnaika  C.  n.  V.  12.  Bg.  P. !  Bg. — Adj., 
Plat.  E.!  Co.  II.  49.     Vgl.  1.  245. 

293.  Cyclamen  sj).  Eine  Art  dieser  Gattung  wurde  von  R.  und  St. ! 
im  October  1879  bei  Bg.  blühend  angetroffen;  leider  kamen  die 
Knollen  nicht- mehr  im  entwickelungsfähigen  Zustande  in  meine 
Hände.  Vielleicht  das  in  Algerien  vorkommende  C.  africatiiim 
Boiss.  et  Reut. 

Oleaceae. 

294.  Olea  euro^yccea  L.  Die  Cultur  des  Oelbaums,  die  im  Alterthum 
in  der  Cyrenaika  in  hoher  Blüte  stand,  ist  im  heutigen  Barka 
unbedeutend;  erwähnt  in  den  Tliälern  der  Marmarika  Ba.  W.  502, 
bei  Derna  C.  169,  Pa.  98,  bei  Bg.  Ba.  W.  384  (wozu  junge  Büsche 
aus  Aegypten  bezogen  werden  mussten!),  L.  S.  54.  Die  schönen 
Bäume  im  Hofe  des  englischen  Consulats  von  E.  III.  1.  134  und 
L.  S.  46  erwähnt.  Dagegen  sind  wilde  Oelbäimie  im  Berglande 
sehr  verbreitet  C.  120,  V.  1,  Ha.  XX,  z.  B.  in  dem  Uädi  Setün 
über  Tolmetta  Be.  387,  Ba.  W.  403  (vermuthlich  identisch  mit 
TJädi  Hambesch  bei  H.  139).  Schabathal  R.  IIP  1.  166,  auf  der 
darüber  gelegenen  Stufe  Ba.  W.  409,  R.  III.  1.  16S.  Uädi  Aggher 
bi  Haroubeh  (wol  identisch  mit  R.'s  Kufthal)  II.  126.  Bei  Cyi-ene 
H.  31,  75,  79,  L.  S.  34.  Mirsa  Susa  Be.  494.  Menächlet  am  Golf 
von  Illläl  Pa.  143.  Eltrün  Be.  478.  Gegend  von  Derna  Be.  469, 
Pa.  83,  99,  105  (ebenfalls  eine  Setün  genannte  Oertlichkeit,  Ba. 
W.  475).  Die  Früchte  der  wilden  Oelbäume  dienen  nur  als  Vieh- 
futter H.  80,  126. 

295.  Fhülyrea  latifolia  L.     Plat.  C.  u.  V.  2.     _*J 

296.  F.  angustifolia  L.     Desgl.  C.  n.  V.  1.     _*J 

Jasmiiiaceae. 

*297 .  Jasmimtm  sp.  (vgl.  1.  249).  Bg.  cultivirt  R.  Das  von  Ba.  W. 
in   der  Küstenebene  zwischen  Bg.  und  Tolmetta  392,  396   und 

34* 


532  ^^^^-    T*flanzon  cIpr  mittloni  Kordafrika. 

am  Golf  von  ITlläl  4G2  ang('<;'ol)on('  „ Jasmingchüsch"  ist  vov- 
(lächtig,  weil  von  keinem  andern  Beobachter  erwähnt,  vielleifht 
gewährt  der  Umstand  Aufschluss,  dass  Ba.  nur  einmal  405  den 
im  Gebiete  so  verbreiteten  Mastixstrauch  (5. 104)  nennt,  dessen 
Blätter  wol  einige  Aehnlichkeit  mit  Jasminvin  officivalc  L.  haben. 
Das  in  Algerien  und  Syrien  vorkommende  J.  fruticans  L.  könnte 
übrigens  wol  in  Barka  sieh  finden. 

Apocynaceae. 

298.  Nerium  Olemulerh.,  a.ssafssöf  »^LaOA-o  n.  C.  135.  An  Bächen 
und  Betten  von  Winterströmen  in  Cyrenaika  verbreitet  C.  n.  V.  14, 
z.  B.  in  der  Küstenebene  südwestlich  von  Tolmetta  Ba.  W.  306. 
Bei  Ssafssäf  C.  In  der  Nekropole  von  Cyrene  Be.  446,  447,  Ba. 
W.  441  (vgl.  Pa.  pl.  XLII,  XLIII.  Ain  Gienna  H.  76,  R.  III.  1.  1%. 
Uädi  Eltrüu  Be.  478.  Uädi  oberhalb  Derna  Pa.  99.  Dafnethal 
in  der  Marmarika  Pa.  45.     Vgl.  1.  250  und  2.  119. 

Asclepiadaceae. 

299.  Periploca  laevigata  Ait.     Abh.  C.  n.  V.  15.    Vgl.  1.  251. 

Convolvulaceae. 

300.  Cnnrolvnlns  oleaefolhts  Desr.  Hügel  der  Cyrenaika  f.  n.  V.  12. 
Vgl.  1.  255. 

301.  C.  althneoides  L.,  a.  ünia  xJLjj.ic',  d.  h.  die  Lange;  losga,  vgl. 
5.  146  P.  Bg.  P.!  Bg.—Adj.  R.!  Abh.  C.  n.  V.  12  R.!  Co.  II.  49: 
könnte  der  von  Be.  406  östlich  von  Merdj  erwähnte  „twining 
ConvoJvulus^^  sein.     Vgl.  1.  257. 

302.  C.  tricolor  L.  B.  IV.  111.     Hügel  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  12.    _*J 

303.  Cressa  cretica  L.     Sandstrand  l)ei  Bg.  Da.  23.     Vgl.  2.  124. 

Borraginaceae. 

304.  Heliotroinwn  svjrimtm  L.  B.  IV.  127.  An  den  Wasserrinnen  bei 
Derna  Da.  22.    * 

305.  H.  viUosvm  Willd.   B.  IV.  133.    Wie  vorige  Da.  22.     [*_ 

306.  Cerinthe  major  L.  B.  IV.  149.  C.  aspera  Roth.  Viv.  11,  Co.  I.  279; 
11.49.     Cyrenaika  C.     Plat.  R.!     _*_ 

307.  Borrafjo  officinalis  L.    B.  IV.  150,  Borretsch.  Abh. ;  Plat.  R. !  _♦_ 
3()H.    Anchvsa  wänJata  L.  B.IV.  152.  Echinm  cyrevaicum  Pa.pl.  XCVII, 


n.  haiidehm,  vgl.  1.  237  und  5.27!',  285,  nawinr-el -rhn.'itil  J» 
JfwiJi,  d.  h.  Gazellenbhimen  P.    Nach  Co.  I.  279  von  C 


ofesam- 


5.    Cyreuaika.  533 

mclt  im  Hei'bariuluiu  libycum ,   üb  aus  Tripolitauieu  oder  Cyre- 

uaika?    Bg.  P.!   Plat.  R!     |_*_ 
mKNomiea   Vivianii  A\ph.  DC.     Bg.  F.!    Bg.  — Adj.  R.!   Co.  II.  4'J. 

Vgl.  1.  260. 
310.  N.  pJianeranthera  Viv.  9,  tab.  I,  fig.  3.    Cyrenaika  C,  Co.  I.  2795 

II.  49.     :*] 
.'{11.  Onosma  echrnata  Desf.     Küste   der   Cyi-euaika  C.  u.  V.  11.     Vgl. 

1.  261. 

312.  Echium  sericeum  Valil,  a.  idma  (vgl.  1.  267),  aud  E.  (vgl.  5.  51), 
masses-el-hanesch  ijixÄÄ.1  ^j**Lav^x',  d.  h.  Stachel  der  Schiauge  R., 
P.  Küste  der  Cyrenaika  C.  u.  V.  9.  Bg.P. !  Eljeue  bei  Adjedabia, 
Kamelfutter,  wird  bis  0,15  m  hoch  R.  und  St.  ?  Hierher  jedeufalls 
auch  E.  elegans  Ehrb.  Z.  A.  E.  1.  vou  M.  von  Beurmaun  wol 
auch  zwischen  Bg.  und  Adj.  gesammelt.  E.  elegans  Lehm,  ge- 
hört n.  B.  IV.  207  zu  E.  sericeum,  y.  hispidmn  (Sibth.  und  Sm.) 
Boiss.    Vgl.  1.  262. 

313.  E.  maritimnm  Willd.     Bg.-Adj.  E.!  Co.  IL  49.     Vgl.  1.  265. 

314.  E.  plantagin enm  L.   B.  IV.  208.     Abh.  R.!  Co.  IL  49.     _*_ 
31b.  EchwcMlon  fruticosum  Desf.,  a,.  idma.    Bg.  P.!     Vgl.  1.  267. 

316.  Lithospermiim  tenuiflorum  L.  fil.  B.  IV.  217.  Hierher  n.  Co.  11.279 
Myosotis  t.  Viv.  9,  tab.  I,  fig.  2.  Trockene,  sonnige  Berge  der 
Cyrenaika  C.     Bg.  P. !     _*_ 

317.  i.  callosum  Vahl.  B.  IV.  219.  Auf  Saud  in  der  Marmarika 
Pa.  60  (auch  in  der  ägyptischen  Marmarika  bei  Ras  -  el  -  kenäis 
Letourneux).      ■*- 

318.  Älkanna  tinctoria  (L.)  Tausch.  Plat.  C.  n.  V.  10.  Auf  Saud  in 
der  Marmarika  Pa.  60.     Vgl.  1.  270. 

319.  Cijnoglossnm  cheirifolium  L.  C.  clavattnn  Viv.  11,  tab.  V,  fig.  2  u. 
Co.  I.  279.  Ohne  Fuudortsangabe,  doch  von  C.  wol  in  der  Cyre- 
naika gesammelt.     Bg.— Adj.;  Abh.  R. !  Co.  IL  49.    _*J 

Solanaceae. 

*320.  Lycopersictan  escnlentuin    Mill.  Cultivirt  Bg.  Be.  344,  Da.  19,  R. 

Derna  Pa.  98,  H.  93,  Da.  21. 
*321.  Solanum   tuberosum  L.     Cultivirt   bei  Bg.  R.   und   Derna  IL  93. 

"Wie   H.  60  berichtet,  wurde  er  in  üaigab   vou   einem   Araber- 

Schech  mit  Kartoffeln  bewirthet,   die  möglicherweise  auch  dort 

gebaut  waren. 
*322.  S.  Melongena  L.  Cultivirt  Bg.  Be.  344,  R. 
*323.  Capsicum  annuum  L.    Cultivirt  Bg.  Be.  344. 
324.  Witliania  somnifera  (L.)  Dun.  An  Wasserriuuen  bei  Derna  Da.  22. 

Vgl.  1.  279  und  2.  134. 


53J:  Vii-    l'llauzcm  des  Diittleru  IS'urdatVika. 

'62^.  Lycimn  ewopacmn  L.,  a.  aunscdj.     lig.  F.!     Vgl.  1.280. 

326.  Hyoscymmis  alUis  L.  Auf  Sand  bei  Bg.  Da.  23.  Vgl.  1.  Ü82. 
*327.  Nicotiana  rustica  L.  Cultivirt  bei  Bg.  B.  Wird  jedcufalla  auch 
von  den  Beduinen  gebaut,  welche  leidenschaftlich  Taback  (mit 
dem  aus  Fesän  kommenden  Troua)  kauen  C.  HO,  aljor  nicht  rau- 
chen H.  58  (ähidiches  berichtet  Lo.  von  den  Eingeboi'uen  Tripo- 
litaniens,  die  den  dortigen  sehr  starken  Taback  nur  schnupfen 
und  kauen,  wogegen  der  [selten  von  ihnen  verwendete]  Eauch- 
taback  von  auswärts  eingeführt  wird). 

Scrophulariaceae. 

328.  Linaria  acgyptiaca  (L.)  Dum.  Cours.  B.  IV.  369.  Hierher  n.  Co. 
I.  279  Ant'irrhinum  spinescens  Viv.  32,  tab.  XXVII,  lig.  2.  Plat. 
C.  (diese  Fundortsangabe  für  die  in  den  Wüsten  Unterägyptens 
verljreitete  Art  schwerlich  richtig ;  eher  wol  in  der  Küsteucbcnc 
oder  an  der  Gr.  Syrte).     |  ■» 

329.  L.  triphylla  (L.)  MiU.     Plat  R.!  Co.  II.  49.     Vgl.  1.  286. 

330.  L.  virgata  (Poir.)  Desf.     Bg.  P. !     Vgl.  1.  287. 

331.  L.  laxiflora  Desf.  Hierher  n.  Co.  I.  279  Antirrldnum  laxißorum, 
var.  angnstifolnmi  Viv.  33  (wegen  der  von  V.  erwähnten  jje- 
dunculi  elongati  wol  richtig  l)estimmt).  Ohne  Fundortsangabe, 
von  C.  vielleicht  eher  in  Tripolitanien  gesammelt  als  in  der 
Cyrenaika,  wo  die  sehr  nahe  verwandte  folgende  Art  vor- 
kommt.      *  I 

332.  L.  Haelava  (Forsk.)  Del.  B.  IV.  381.  L.  laxiflora  Co.  II.  -49,  zum 
Theil  (die  R.'sche  Pflanze)  Bg.  P.!  Bg.— Adj.  R.!    [TI 

333.  Antirrhinum  Orontium  L.  B.  IV.  385.  Von  C.  gesammelt  im  Her- 
bariolum  Libycum  Co.  I.  279,  vermuthlich  aus  der  Cyrenaika.   ■*■ 

334.  Veronica  Anagallis  aquatica  L.  An  Quellen  bei  Cyreue  Pa.  209 
(doch  wol  diese  oder  eine  nahe  verwandte  Art).     Vgl.  '£.  13S. 

335.  Eufragia  Vivianii  Coss.  Co.  I.  279,  282.  ParenUtcellia  floribuiida 
Viv.  32,  tab.  XXI,  flg.  2.  MqjJirasia  cyrenaica  Pacho  pl.  XCVIII 
(besser  als  die  V.'sche  Abbildung!).    Abh.  C,  R.!  Co.  IL  49.    [*] 

Orobancliaceae. 

336.  Fhelipaea  violacea  Desf.     Bg.— Adj.  R. !  Co.  IL  49.     Vgl.  1.  289. 

(Tlobiilariaceae. 

337.  Globiilariu  Alypum  L.    Abh.  C.  n.  V.  7.    Vgl.  2.  139. 


5.    Cyrciiiüka.  535 

Labiiitae. 

;>,'5N.  Ociinum  BasiUcun  L.,  Basilikum.     In  dcu  Gärteu  vuu  Bg.  R. 

Lavandula    Stoechas  L.   B.  IV.  540.     Ob    hierher    die    von 

Pa.  153  bei  Djös  augegebeueu  „stechas  pourjires?" 
039.  Thymus  capüatus  (L.)  Lk.  und  Hfmg.   B.  IV.  560,  a.  ssa'ater,  vgl. 

1.  296.     Bg.  P. !     _#_ 

Ein  weissblühendcr  „wild  Thyme"  wird  auch  von  H.  25  bei 

Djardes,  ein  Tliymus  bei  Cyreue   von  Pa.  200  augegeben;   diese 

Pflanzen  könnten  ebensowohl  zu  den   beiden  folgenden,   als  zur 

vorhergehenden  Art  gehören. 
340.  Satureja  Thymhra  L.  B.  IV.  567.    Benia  zahlreich  Da.  20,  23.    \* 
öil.  3Iicromeria  nervosa  (Desf.)  Benth.    Bg.  P. !  Bg.— Adj.;  Plat.  K.! 

Vgl.  1.  297. 

342.  Salvia  triloba  L.  fil.  B.  IV.  595.  Plat.  R. !  Co.  II.  49.  Hierher 
vielleicht  auch  die  von  Pa.  200  bei  Cyreue  erwähnte  Salbei- 
art.    _*J 

343.  S.  Verbenaca  L.,  \l.  vernalis  Boiss.  B.  IV.  629,  a.  ssäg-en-ndga, 
vgl.  1.  293.  Bg.  P. !  Bg. — Adj.;  wird  in  Huugerjahren  von  den 
Beduinen  gegessen  R.  und  St.!     j^ 

344.  S.  controversa  Ten.,  a.  ssäg-el-djemel  Jk.+^'f  ij^-^i  '^-  ^''  ^^^^i^" 
kel  des  Kamels.     Bg.  P. !     Vgl.  1.  298. 

345.  Bosmarinus  officinalis  L.  Uädi  über  Tolmetta  Bc.  387.  Im 
Mersidthale  erstaunlich  viel  R.  III.  1.  168.  Eltrün  östlich  von 
Mirsa  Susa  Pa.  139.     Vgl.  1.  300. 

346.  Nepeta  Scordotis  L.  B.  IV.  651 ,  var.  Vivianii  Coss.  Co.  I.  279, 
284.  N.  Scoräitis  V.  29.  Abh.  C.  L*J  Der  Typus  der  Art  Hndet 
sich  nur  auf  Kreta. 

Sil .  Marrnhium  Ah/sson  L.  B.  IV.  700,  a.  rübia,  rübia  x-vJjn  K->  l*-, 
könnte  wol  aus  marrubiwn  entstanden  sein;  in  Aegypten  heisst 
dieselbe  Pflanze /rrtsm«     .«.a^a^^j  =  irpatjiov.    Bg.  P. !  Bg. — xVdj. ; 

wird  innerlich  als  Decoct,  äusserlich  pulverisirt  mit  Uel  ein- 
gerieben gegen  rheumatische  Schmerzen  augewendet,  R.  und  St. ! 
El-abiär  Da.  53.     _*_ 

348.  Eine  rosablühende  Laminm-Avt  erwähnt  Pa.  153  bei  Djös. 

349.  BaUote  Psendodictamnus  (L.)  Beuth.  B.  IV.  773.  Maraua  reich- 
lich Da.  20,  23.  Hat  eine  ähnliche  Verbreitung,  wie  Nr.  346,  da 
sie  sonst  nur  auf  Kreta  vorkommt;  Nr.  352  findet  sich  ausser- 
dem noch  in  Attika.     |_*J 

350.  Phlomis  floccosa  Don.  P.  samia  Pa.  60,  Da.  20,  23,  a.  nehawa 
P.,  vgl.  5.  285,  35«.  Bg.  P.!  Bg.  — Adj.  R.!  Benia  massenhaft 
Da.   Abh.  R. !    Plat.  C.   Hierher  jedenfalls  die  „/S'rt?rm  mit  grossen 


536  ^11-    Piliiuzcu  tk's  inittlcni  NurdiüVika. 

gclbeu  Bluiiicu"  bui  Mir8a  hiusii  L.  tS.  28.  Mannarik^ii  Pa.  Auch 
in  der  ägyptischen  Marmarika  Lctourneux,  erreicht  die  Ost- 
grenzc  gerade  bei  Alexandrieu  (z.B.  Mariutü)     Vgl.  1.  302. 

351.  Prasium  majtts  L.  B.  IV.  798,  V.  31.  Hierher  u.  Co.  II.  279  auch 
r.  minus  V.  31.  Abgebildet  (ohue  Uutcrschrift)  bei  Pa.  pl.  XCIX, 
liuks.     Bg.— Adj.  E.!    Abh.  C.    Plat.  R. !  Co.  II.  49.     ±_ 

352.  Teticrium  hrevifolnim  Schreb.  B.  IV.  807.  Bg.  —  Adj.  R. !  Co. 
II.  49.     l_#j 

353.  T.  c 0,7)12) antdatum  L.     Bg.  P. !     _*J 

354.  T.JlaviimL.     Abh.  C.  n.  V.  29.     Vgl.  1.  303. 

355.  T.  divaricatum  Sielx  B.  IV.  816.  T.  lucidwa  Öibth.  und  Sin.  und 
wol  auch  V.  29  (viel  wahrscheinlicher  hierher  gehörig  als  zu 
dem  dem  westlichen  Mittelmeergebiete  augehörigen  T.  lucidum 
L.).    Plat.  C.     [*_ 

35(j.  T.  PoUum  L. ,  a.  vulgare  Boiss.  B.  IV.  821,  a.  dja\ul  l^x^», 
d.  h.  kraus,  wegen  der  Blätter.  Bg. — Adj.  R. !  Co.  IL  49,  R.  und 
St.!  Kamelfutter,  auch  als  Medieament  gegen  Krätze  au- 
gewendet.      » 

357.  T.  sinaicum  Boiss.  B.  IV.  822,  a.  dja'ad-el-bil,  d.  h.  Kamels-Dja'ad. 

Bg.  p.!  [*: 

Plumbaginaceae. 

358.  Statice  Thouini  Viv.,  a.  sehenne  R.,  vgl.  5.  285,  350.  Küste  der 
Cyrenaika  C.  n.  V.  18.  Bg.— Adj.  R.!  R.  uud  St.!  Von  Menschen 
und  Thieren  gegessen.  Strand  bei  Derna  Da.  21.  Ssira  Da.  23. 
Vgl.  1.  304. 

359.  S.  virgata  Willd.,  a.  djenü-el-rhoräb  i^LiJf  Iä:s.,  d.  h.  Raben- 
flügel.   Strand  bei  Bg.  P. !    Vgl.  1.  306. 

360.  H.  pruinosa  \j.,  a.  (/erera  R.,  vgl.  1.  209.  Küste  der  Cyrenaika 
C.  n.  V.  18.  Bg.— Adj.  R.!  Co.  IL  49.  Nördlich  von  Uädi  Farreg. 
Kamelfutter  R.  und  St. !  Marmarika  auf  Sand-  und  Culturbodeu 
Pa.  61.     Vgl.  1.  307  und  4.  30. 

361.  S.  tuhifiora  Del.  B.  IV.  781,  a.  gerera  R. ,  haschisch  -  el  -  rhasäl 
Jfyxjl  /jii.>yX«.:5» ,  d.  h.  Gazellenkraut  Pa.  62,   wie  auch  Nr.  360. 

(Die  Identification  dieser  beiden  Arten  bei  Pa.  ist  vermuthlich  nur 
ein  Redactionsfehler.  Beide  sind  jedenfalls,  wie  n.  Letourneux 
in  der  ägyptischen,  so  auch  in  der  türkischen  Marmarika  all- 
gemein verbreitet.)  Nördlich  von  Adj.  R.  uud  St. !  Marmarika, 
wie  die  vorige,  Pa.  61.  Erreicht,  wie  5.  350,  die  Ostgreuze 
gerade  bei  Alexandrieu.     |  ♦ 

362.  Limoniastriim  inonopetulum  (L.)  Boiss.,  a.  seta.  Strand  bei  Bg. 
P. !  uud  Derna  Da.  21.     Vgl.  1.  308. 


5.    Cyrcuaika.  537 

Plantagiiiaceae. 

3G3.  riunUKju  alhicam  L.  B.  IV.  882,  a.  anem  (vgl.  1.  310).  Bg.  IM  _±_ 
3H4.  P.  amplexicaulis  Cav.     Maniiarika  Pn.  61.     Vgl.  1.  309. 

365.  P.  iwtata  Lag.     Bg.  P.!    Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  49.    Vgl.  1.  310. 

366.  P.  Lagopus  L.  Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  49.  Marmarika  Pa.  61.  Vgl. 
1.311. 

367.  P.  Coronopus  L.    B.  IV.  888,  a.  dghls.    Bg.  P. !     _*_ 

368.  P.  Psyllium  L.  B.  IV.  891.  Hierher  n.  Co.  I.  '279  P.  eriocarpa 
Viv.,  Herbariolum  libycum ,  von  C.  doch  wol  in  Cyrenaika  ge- 
sammelt Bg.  P. ?  (nicht  blühende  Exemplare,  a.  harmola  be- 
zeichnet!).   Bg.- Adj.  R.!  Co.  II.  50.    * 

'S6d.  P.  squarrosa  Murr.,  a.  sbed  cXaj.  (vgl.  1.  312),  kruin-cl-djcdja 
Xr^l,2a.   Ä.JI  jo>J>i,  d.  h.  Hörnchen  der  Henne?     Bg.  P. !     [*_ 

Cyiiocraml)eae. 

370.  Cynocrumhc  prostrata  Gaertu.    B.  IV.  897.     Bg.  P. !     _*_ 

Salsolaceae. 

371.  Beta  vulgaris  L.,  a.  ssilg.     Bg.  P.!    Vgl.  I.  313  und  2.  144. 
"612.  Chenoimdiwn  murale  L.    Bg.  —  Adj.  R. !   Co.  II.  50.     Vgl.  1.  314 

und  4.  31. 
*373.  Spinacia  oleracea  L.     Bg.  cultivirt  R. 
374.  Atriplex  rosewn  L.  B.  IV.  911.    Hierher  n.  Co.  I.  279  A.  albicans 

Viv.  62.     Abh.  C.     [*_ 
'375. Ä.  alexandrimtm  Boiss.  B.  IV.  914,  u.  B.'s  Bestimmung!  a.  rorJtol 

R.,  vgl.  5.  57,  rorhol-el-djemel  J.4.^f  J^'^>  j   ^^-  ^-   I^iimelsmelde 

P.     Bg.  P.!     Bg.-Adj.  R.!  R.  und  St.!    Kamelfutter,  bis   0,3m 
hoch.     Vgl.  1.  316. 

376.  Ä.  Halimits  L.    Strand  bei  Derna  Da.  21.    Vgl.  1.  317  und  2.  147. 

377.  ?  Arthrocnemum  glaucum  (Del.)  Ung.-Sternb.  An  der  Küste  der 
Cyrenaika  C.  n.  V.  1.     Vgl.  1.  319. 

318.  Salicornia  fruticosa  L.,  n.  gliedern  ^tXi.  Bg.  P. !  Hierher  ge- 
hört vermuthlieh  auch  <S'.  radicans  Da.  23  (ob  Sm.?)  am  sandigen 
Strande  bei  Bg.  Auch  von  C.  wahrscheinlich  an  eler  Küste  der 
Cyrenaika  beobachtet,  vgl.  1.  320. 

379.  Suaeda  fruticosa  (L.)  Moq.  Tand. ,  a.  ssabta  R. ,  P.  Küste  der 
Cyrenaika  C.  n.  V.  15.  Bg.  P.!  Bg.-Adj.  R.!  Co.  IL  50,  R.  und 
St. !  (Kamelfutter,  bis  0,3  m  hoch).  Hierher  jedenfalls  die  strauch- 
artige „Salsola  vermiculata''''  am  Strande  der  Marmarika  Pa.  59. 


538  Vll.    l'flauzcu  dcB  inittluru  Kurdafrika. 

specicll  in  Dar  Fajäl  (Tobriik)  Pa.  -17  imd  Uädi  Tciuiniu  Pa.  53. 
V^l.  I.  321  und  2.  148. 

380.  S.  vermiciüata  Forsk.  n. sehefschnf  oLcLi^.  Bg. — Adj.;  Kamcl- 
futter,  l)is  0,2  m  hoch  E.  iiud  St.!     Vol.  2.  140. 

381.  Haloxylon  ar HcuJ attim  (CsiV.)  Bge.,  a,.  rimmith  ö*.a^.    R.   und   P., 

tafoa  Pi.  Kamelfutter,  0,3 — 0,5  m  hoch.  Bg. — Adj.  und  bei  Adj. 
R.  und  St.!     Vgl.  1.  323  und  2.  151. 

382.  Salsolu  Kali  L.   B.  IV.  954.     Sandstrand  Lei  Bg.  Da.  23.     * 

383.  S.  Vermietdata  L.,   a.  isrlf  oij^-o  R.  und  P.  Kamelfuttcr,  0,2  ni 

hoch.     Bg.  P.!    Bg.— Adj.  R.  und  St.!     Vgl.  1.  32G. 

384.  Änahasis  articulata  (Forsk.)  Moq.  Tand.  Nördlich  vom  Uadi 
Farreg  R.  und  St. !     Vgl.  1.  327,  2.  152  und  4.  34. 

Polygonaceae. 

385.  Eviex  spinosits  (L.)  Campd.  Buniex  s.  L.  V.  22,  a.  hanschah 
{haensab  bei  Forskäl,  Fl.  Aeg.  Ar.  LXVL).  Bg.  P.!  Plat.  C,  Co. 
I.  279.     Vgl.  1.  330. 

386.  Btimex  hucexihaloplwrm  L.  Bg.  P. !  Bg.  —  Adj.;  Plat.  lt.;  C<i. 
11.50.     Vgl.  1.331. 

387.  Polygonum  equisetiforme  Sibth.  und  Sm.    Bg.  P.!    Vgl.  1.  33n. 

388.  P.  maritimum  L.  Küste  der  Cyreuaika  C.  n.  V.  22.  Bg.  IM 
Vgl.  1,  337. 

Thymelaeaceae. 

389.  Thymelaea  hirsiita  (L.)  Endl.,  a.  metnän.  Bg.  P. !  Bcnia  Da.  20,  23. 
Hierher  gehört  jedenfalls  das  „Heidekraut",  östlich  vom  Uädi 
Irsema  und  jenseit  des  Brunnen  Insenära  in  Marmarika  Ba.  W. 
505,  518.     Vgl.  1.  338. 

Lauraceae. 

390.  Laurus  nohüis  L.   B.  IV.  1057,  Lorber,  a.  (in  Syrien)  rhar  .Li. 

Küstenebeuc  zwischen  Tokra  und  Tolmetta  R.  III.  1.  1^6.  Plat. 
C.  n.  V.  22,  speciell  erwähnt  Uädi  Setün  (Hambesch?)  über  Tol- 
metta Be.  387,  Ba.  W.  403.  Zwischen  Ilariba  und  Margad  Be.  406. 
Bei  den  Ruinen  Sauaui  oberhalb  des  Golfs  von  Hiläl  Ba.W.  464. 
Zwischen  Dei*na  und  Bomba  B.  175.  Jedenfalls  mindestens  völlig 
cingelmrgert  und  jetzt  nicht  angepflanzt.      ♦ 

Aristolochiaceae. 

391.  AristoJocMa  ap.  Pa.  171  erwähnt  bei  Gassr  Beneghdrm  ..fetides 
aristoloches". 


5.    Cyrt'uaika.  .   539 

Euphorbiaceae. 

3i)2.  Eiijihorhia  Peplis  L.  B.  IV.  108G.    Simdstraiid  Ijei  Bg.  Da.  23.     *_ 

393.  E.  Vhauiaesyce  L.  B.  IV.  1088,  var.  cancsccna  (L.  als  Art).    Strau(l_ 
l)ci  Derua  Da.  21.     _*_ 

394.  E.  dendroides  L.  B.  IV.  1093.    Küsteufelseu  der  Cyrcnaika  C.  u. 
V.  26.     _±\ 

395.  E.  Bivonae  Steud.,  var.  papillaris  Boiss.     Hügel   der   Cyreuaika 
C.  u.V.  26.    Vgl.  1.341. 

396.  E.  Jielioscopia  L.     Cyreuaika  C.  u.  V.  26 ,  Co.  I.  279.     Plat.  E. ! 
Co.  II.  50.    Vgl.  1.342. 

397.  E.  terracina  L.     Marmarika  Pa.  61,  vgl.  1.  346. 

forma  trapezoidalis  (Viv.  25,  tab.  IV,  fig.  1  (als  Art),   Co.  1. 

279,  285.    Küste  der  Cyreuaika  C. 
398.^7.  Paralias  L. ,  a.  lenghes  yj^ÄlJ!  P.?    Küste  der  Cyreuaika  C. 

u.  V.  25.     Bg.  P. !    Vgl.  1.  347. 
399.  E.  Characias  L.   B.  IV.  1132.   Plat.  K!  Co.  II.  50.     \±j 

Was   mit  E.  minima  Pa.  61  (Marmarika)  gemeiut  seiu  mag, 

üb  eiue  der  aufgefülirteu  Arteu ,  oder  eiue  andere  (z.  B.  die  bei 

Alexaudrieu  vorkommeude  E.  parvnla  Del.)  ergibt  sich  vielleicht 

aus  seiner  Sammlung. 
^QQ.  Mercurialis  anmia  L.   B.  IV.  1142,   a.  l>ü  seiisvr  vJyJv  ^.j,  d.  h. 

Vater    der    Kette,    wegeu    der    mäuulicheu   Blüten.      In   Syrien 
spricht  mau    n.  Wetzstein  wJ->.ää.,  iu  Maglireb  yAsJv.     Bg.   P. ! 

Bg.— Adj.  R. !  Co.  II.  50.    Vgl.  1.  350.     ±_ 
*401.  Ricinns  communis  L.     Bg.  cultivirt  R. 

Buxaceae. 

Buxus  sempervirens  L.  B.  IV.  1144,  Buchsbaum.  Von  Be.  406 
auf  dem  Plat.  zwischen  Hariba  und  Margad  erwähnt,  eine  Au- 
gabc, die,  da  dieser  Strauch  iu  Algerien  und  Kleiuasieu  (alter 
nicht  im  Königreich  Griechenland  und  iu  Syrien)  vorkommt, 
allerdings  nicht  unwahrscheinlich  ist,  obwol  auch  ebenso  gut 
eiue  Verwechselung  vorliegen  kann,     jjsj  ? 

Urticaceae. 

402.  Parietaria  judaica  L.     Plat.  C.  n.  V.  62,   B.!    Co.  II.  50.     Vgl. 

1.  353. 
*403.  Cannabis  sativa  L.  B.  IV.  1152.    Bei  Derua  verarbeitet  Pa.  102., 

vermuthlich  auch  angebaut. 
*404.  Monis  alba  L.    Cultivirt  bei  Bg.  R.  und  Derna  Pa.  98,  Da.  21. 


540  VII.    l'fluuzfU  des  inittlcru  Xurdafrika. 

*405.  Ficus  Curica  L.  In  der  Cyreiiaiku  dürften  beide  a.  Bcueuuuugeu 
des  Feigenbaumes  sich  begegnen.  Unweit  Derna  finden  wir  eine 
ebenso  wie  das  bekannte,  jetzt  ein  Schloss  tragende  Vorgebirge 
in  Alexandrien  benanntes  Feigencap ,  Räs-et-tin ,  Ba.  W.  502 ;  in 
geringer  Entfernung  südlich  dagegen  eine  ebenfalls  nach  der 
Feige  benannte  Paiiueustätte ,  Kurumus,  Pa.  105.  Dieser  Bauiu 
wird  nicht  selten  cultivirt  V.  62,  namentlich  Bg.  obwol  nicht 
reichlich  Be.  339,  Pa.  173,  Ba.W.  388,  L.  S.  54,  61.  Derna  C.  169, 
H.  114,  Be.  471,  Pa.  98,  L.  S.  18,  in  den  Thälern  der  Mamiarika 
Ba.  W.  502  (woher  wol  die  von  Pa.  61  dort  erwähnten  Feigen- 
bäume in  Steinl)rücheu  [elienso  in  Mariut  bei  Alexandrien ! ! ] 
herrühren  mögen).  Ausserdem  finden  sich  sehr  verbreitet  wilde 
Feigenbäume,  so  in  der  Küstenebeue  von  Tokra  zwischen  Blr 
SsüsundMabliBe.120.  „Feigenthal"  Pa.l49?  Uädi-bil-rhadlr  und 
Uädi  Scheläle  bei  Cyrene  H.  75,  79,  bei  dem  Grabe  Sidi  Mohammed- 
cl-Hamri  C.  120;   im  Bachthale  oberhalb  Derna  Pa.  99,  L.  S.  21. 

Cupuliferae. 

406.  Quercus  Hex  L.  B.  IV.  1167,  Steineiche,  a.  (in  Syrien  und  Algerien) 
hallüt  iifcJL}.  Berg  Beda  westl.  von  Gassr  Beneghdem;  Kufthal 
Pi.  III.  1.  17],  174.  El  Bilaulch  westlich  von  Mirsa  Susa  H.  88.  _*_ 

Betiilaceae. 

Älnus  (jluUnosa  (L.)  Gaertu.  B.  IV.  1180.  Nur  Ba.  W.  407 
erwähnt  Erlen  bei  Merdj,  eine  Angabe,  die  da  dieser  Baum  in 
Algerien,  wenn  auch  selten  vorkommt,  sich  möglicherweise  be- 
stätigen könnte,  obwol  ein  Irrthum  leicht  möglich  ist.'      ♦   ? 

Säilicaceae. 

407.  Salix  babylonica  L.?  Nach  Da.  22  einzeln  beim  Castell  Gaigab. 
Die  Bestimmung  der  Art  bedarf  wol  der  Bestätigung.  In  Bezug 
auf  die  Meinung  dieses  Reisenden,  dass  die  nahe  Ruinenstätte 
Ssafssaf  danach  benannt  sei  (>^L,o..ä.o  ist  in  Syrien  Name  der 
AVeide,  in  Algerien  aber  .der  Pappel),  vgl.  indess  5.298.  Ein 
grosser  Weidenbaum  in  Derna  wird  von  L.  S.  19  erwähnt.  Viel- 
leicht S.  alba  L.  ? 

Palmae. 

*408.  Phoenix  dactylifera  L.  Der  Anbau  der  Dattelpalme  in  Cyre- 
uaika  (V.  62)  wenigstens  im  grössern  Maassstabe  scheint  sich 
auf  Bg.  und  Derna  zu  beschräukeu,  deren  Palmenwälder  nahezu 
von  allen  Reisenden,  von  C.  185,  169  bis  L.  S.  36,  17,  resp.  Da.  21 


5.    Cyrenaika.  541 

(Derua)  erwähnt  worden.  Ausser  diesen  beiden  Orten  finde  ieh 
die  Palme  nicht  erwähnt.  Im  Jahre  184ß  wurden  bei  einer 
^lissernte  5000  KameUadungeu  Datteln  von  Siua  nach  Derna  im- 
portirt  Ba.  W.  479. 

Araceae. 

409.  Armii  riqjicola  Boiss.  Diagn.  pl.  Or.  13.  7,  bestimmt  von  Herrn 
A.  Engler.  Ä.  hygrophyllnm  Co.  IL  50,  ob  hinreichend  verschie- 
den \on  A.  JiygrojjhilumBoisf^.'?  (Engler).  Bg. — Adj.  E. !  Co.  11.50. 
Hierher  vermuthlich  auch  Arum  pictttm  V.  60,  nee  L.  fil.,  Cyre- 
naika C.  und  wol  auch  das  von  Pa.  171  bei  Gassr  Beneghdem 
erwähnte  Arum.     |_*_ 

Eine  nur  fruchttragend  beoliachtete  Aracee  (ob  dieselbe  Art?) 
von  R.  und  St.!  in  derselben  Gegend  augetroffen.  Sie  heisst 
dort  nerlsch  ^ß^J:   (bei  Alexandrien  wurde  mir  Arisarwn  nih 

gare  Targ.  Tozz.,  var.  VesHngii  [Schott,  als  Art]  Engler,  eine 
Art,  die  schwerlich  in  der  Cyrenaika  fehlt,  mit  diesem  Namen 
bezeichnet)  und  ihre  Knollen  werden  gegessen. 

Potameae. 

410.  Fosidonin  oceanica  (L.)  Del.  Im  Meere  an  der  Küste  bei  Bg. 
P. !  Dient  vermuthlich  allein  oder  in  Verbindung  mit  grossem 
Algen  zum  Bau  der  Dächer,  welcher  n.  Be.  283  in  Bg.  ganz  in 
derselben  Weise,  wie  in  M'ssaräta  (vgl.  1.  StiS)  ausgeführt  wird. 

Musaceae. 

''411.  Mnsa  xxiraäisiaca  L.,  Banane.  In  den  Gärten  von  Derna  reichlich 
cultivirt  C.  169,  V.  61  ,  Be.  471,  Pa.  98,  Ba.W.  477,  H.  93,  117, 
L.S.  19,22;  von  vortrefflicher  Qualität  Da.  21. 

Orchidaceae. 

412.  Aceras  longibracteata  (Biv.)  Rchb.  fil.  OrcMs  l  Biv.  V.  60.  Triften 
der  Cyrenaika  C.     Plat.  R. !  Co.  II.  50.     _«J 

A\Z.Orchis  longicnms  Lmk.     Abh.  R. !  Co.  IL  50.     _*J 

Die  Orchis-  und  Ophrys-KvtQVi  führen  in  Algei'ien  (und  ver- 
muthlich   auch    im    Gebiete)    den    a.    Namen    el  hajj  w'Z  inejit 

v.:jla4JL  s.=^^i  ^-  ^-  ^^^'  Lebende  und  der  Todte,  eine  Bezeich- 
nung, die  sich  offenbar  auf  die  beiden  Knollen,  von  denen  eine 
frisch,  die  andere  im  Absterben  liegriffen  ist,  bezieht  und  von 
weit  sinnigerer  Naturauffassung  Zeugniss  gibt  als  die  oft  recht 
derben  und  sonderbaren  Benennungen  in  europäischen  Sprachen. 


542  VII.    Pflanzon  des  mittloni  Kordafrika. 

Amaryllidaccie. 

*414.  Narcissvs  pocticiis  L.     In  den  Gärten  von  ßg.  R. 
4ir».  Pancratiinn  maritimmn  L.    Saudiger  Strand  l)ei  Bg.  Da.  23.  Vgl. 

1.  -M-A. 
'*i^\Pi.  Agave  americava   L.     Bildet   mit  der   Staoholfeige  Hecken    um 

die  Ausseugärten  von  Bg.  Be.  344. 

Iridaceae. 

417.  Crociis  sp.  In  den  Waehholderwäldern  der  nördlichen  Cyrenaika 
Pa.  256,  der  darauf  aiifmerksam  macht,  dasR  die  im  Alterthum 
blühende  Safrancultur  (die  in  der  Nachharprovinz  Tripolitanien 
stattfindet)  nicht  mehr  besteht. 

AIS.  Rnmulea  sp.     Bg.  P.!    Plat.  R.! 

419.  Moraea  Sisijrinchinni  (L.)  Ker.  Bg.— Adj.  R. !  Co.  II.  no.  Vgl.1.368. 

420.  Hermodactyltis  tuherosiis  (L.)  Salisb.  Iris  t.  L.  V.  3.  Sonnige 
Berge  der  Cyrenaika  C.     |  *■ 

Liliaceae. 

421.  Lloyäia  trinertia  (Viv.)  Coss.  Co.  1.279,285.  Anthericttm  t.  Viv.21, 
tal).  VIII,  fig.  2.     Cyrenaika  C.     L*J 

422.  Miiscari  racemosum  (L.)  Medik.  Cyrenaika  f".  n.  V.  21.  Vgl.  1.  374. 

423.  M.  p)(i'i'>Jiflorinn  Desf.  Von  M.  v.  Beurmann  auf  der  Reise  von 
Bg.  n.  Audjila  gesammelt,  jedenfalls  noch  innerhall)  der  Cyre- 
naika Ehreuberg,  Z.  A.  E.  12.  413.    _#_ 

424.  Bellecalia  sesniliflora  (Viv.)  Kth.,  a.  kcCaUn.    Bg.  P. !   Vgl.  1.  375. 

425.  Scilla  peruviana  L.     Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  50.    Vgl.  1.  370. 
420.  ürginea  Scilla  Steinh.    Küste  der  Marmarika  Pa.  59.    Vgl.  1.  37!'. 
427.  Ornithofjalum  trichophylluvi  Boiss.  et  Heldr.   Diagn.  jil.  or.  2.  ser. 

4.  108.  0.  umhellatiim  V.  20,  wenigstens  in  Bezug  auf  die  Pflanze 
der  Cyrenaika  Co.  IL  50,  nee  L.  Cyrenaika  C.  Abh. ;  Plat.  R. ! 
Hierher  gehört  vermuthlich  auch  das  von  Pa.  149  im  „Feigen- 
thaie'' erwähnte  „blanc  ornithogale ",  wenn  nicht  zu  Nr.  437, 
wogegen  aber  die  Localität  spricht.    Vgl.  1.  881.     [*2 

*428.  Allinm  sativum  L.     Bg.  cultivirt  R. 

^429.  A.  Cepa  L.  Cultivirt  von  den  Stadtbewohnern  bei  Bg.  H.  8, 
R.,  auch  von  den  Nomaden  zwischen  Bir  Ssüs  und  Mabli  Be.  351, 
Gaigab  H.  60. 
430.  A.  sp. ,  a.  karscJiilt  ^.j  ^^  .S-  Dieser  Name,  der  in  der  ägyp- 
tischen Marmarika  n.  G.  Roth  Erythrostictus  pimctatus  (Cav.) 
Selild.  (5.  437)  bezeichnet,  hängt  jedenfalls  n.  Wetzstein  mit 
dem  schriftarbischen   karsch      |Xw5^,    Name    einer    Futterpflanze 


T).    Cyrcuaika.  o43 

zusammen ,  wozu  akerlscli,  l.  b.,  zu  vergleielieD.     Bg.  P. !  (nicht 
blühend). 

431.  A.  sp.  (sect.  Molium),  cf.  A.  hirsiitiim  Zucc.  Blätter  zerstreut, 
borstig  (nicht  blos  gewimpei't).  Blüten  gross,  weisslich,  kurz- 
gestielt; Staubblätter  so  laug  als  das  Perigon,  a.  gassTil.    Bg.  P. ! 

432.  A.  rosemn  L.  Bg.  —  Adj.  E.!  Co.  II.  50.  Hierher  gehört  ver- 
muthlich  auch  eine  mit  den  a.  Namen  Jch'ät  bezeichnete,  von 
P. !  bei  Bg.  gesammefte  Art,  von  der  sich  nur  Blätter  erhalten 
haben.     Vgl.  1.  384. 

433.  A.  A.'<cJlcrsn)ucmvm'Bnr^^ey,  B.  V.  iued.  A.  nigriim  Scliweinf.  und 
Aschorson,  Beitrag  nur  Fl.  Aeth.  294,  Xr.  8094,  Co.  II.  50,  we- 
nigstens in  Bezug  auf  die  von  K.  gesammelte  Pflanze,  a.  Jcd'ahar 
P.   Bg.  P.!   Bg.— Adj.R.!  Vgl.  1.  386.   \T2   (Alexandrien !  Syrien!) 

434.  Aspliodelus  microcarpns  Yiv.,  n.  cmssal  Jk„o.Ä£.  Bg.  P. !  Bg. — 
Adj.;  Abth.  R.!  Co.  II.  50.    Vgl.  1.  387. 

435.  A.  fistiäosiis  L.  Hügel  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  21  könnte  richtig 
bestimmt  sein,  ebenso  gut  aber  A.  tenuifolitts  Cav.  1.  388.    _♦_  ? 

430.    Asparagus  stipuJaris  F.,  a.  schUa.    Bg.  P. !      ■♦■ 

Melanthiaceae. 

437.  Erythrostictus  xnmctaUts  (Cav.)  Schldl.  Ornithngahnn  sessile  Pa. 
pl.  XCVI. !  Von  Pa.  doch  wol  innerhalb  des  Gebietes  (Mar- 
marika?)  beobachtet.     Vgl.  1.  392  und  2.  371. 

Juncaceae. 

438.  JiniCKs  siihulatns  Forsk.  J.  muUiflorus  T)eaL,  a.  rZf.s  .s«.jt>,  vgl. 
l.  413,  2.  180  und  4.  40.     Bg.  P.!     _*_ 

439.  J.  maritimvs  Lmk.  Saudstraud  bei  Bg.  Da.  23.  Hierher  otler  zu 
J.  acutus  Lmk.  (1.  394)  gehören  die  von  Be.  332  au  der  Mündung 
des  sogenannten  Lethebaches  erwähnten  Binsen.  Vgl.  2.  1G7, 
:i.  31  und  4.  40. 

Juucaginaceae. 

440.  Triglochin  bullosa  L.     Bg.  P.!    * 

Cyperaceae. 

441.  Cyper US  laevigatus  Jj.  C.juiiciformis  Da.'22.  Cyrenaika  Pa.,  Co.  II. 
51  (vgl.  jedoch  S.  391).    Wasserrinnen  bei  Derna  Da.    Vgl.  2. .173. 

442.  C.  cajyi'tatus  Y and.     Sandstraud  l)ei  Bg.  P. !     jf__ 

443.  Scirpus  pnluster  h.  HeleocJiaris  p.  R.  Br.,  Co.  II.  M.  Cyrenaika 
Pa.  (vgl.  jedoch  S.  391).     * 

444.  Carex  dirisa  Huds.  Cyrenaika  Pa. ,  Co.  IL  50  (vgl.  jedoch 
S.  391).     _#_ 


544  ^^11.    rflmi:^on  dos  mittlorn  Nordafrika. 

Oramiiie.10. 

445.  Phalaris  paradoxa  L.     Bg.  V. !     * 

44(J.  P.  minor  Retz.    Bg-.— Adj.  R.!  Co.  IL  51.    Vgl.  1.  39(5  und  2.  177. 
447.  Lygeiim   Hpartum  L. ,   a.  halfa.    Bg.  P. !      Cliaraktorpflanzo   von 
Barka-el-beda,  nördlich  von  Adj.  R.  III.  2.  37,  R.  und  St.!  Co. 
II.  51.     In  der  Hattle  Karmüs-el-hanimijpd   zwischen  Derna  und 
Djerahüb  R.  IV.  344.     Vgl.  1.  31)7.     Ueber   Benutzung   innerhalb 
des  Gebietes  fehlt  es  an  Nachrichten. 
*448.  Sorghvm  vulgare  Pcrs.     Gebaut  bei  Bg.  Be.  299,  R. 
*449.  Sacchariim  officinartim  L.,  Zuckerrohr.     Cultivirt  bei  Bg.  R. 
*450.  Zea  Mays  L.     Gebaut  bei  Bg.  R.  und  Derna  L.  S.  17,  Da.  21. 
*451.  Penicillaria  spicata  Willd.  ?    Gebaut  bei  Bg.  R.  und  Derna  Da.  21. 
452.  Stupa  tortüis  Desf.,  a.  heahmaV.,  vgl.  1.407.   Küste  der  Cyrenaika 
C.  n.  V.  G,  Co.  I.  280.    Bg.  F.!    Bg.— Adj.  R.!  Co.  II.  51.    El-abiär 
Da.  21.     Vgl.  1.  405. 
*4C)3.  Eleiisine  Coracana  (L.)  Gaertn.    Gebaut  bei  Derna  Da.  21.    Vgl. 
2.  191  und  3.  35. 

454.  Dactyliis  officinalis  Vill..  a.  inlßl.  Sand  bei  Bg.  Da.  23,  P. !  Vgl. 
1.  410,  2.  190  und  4.  43. 

455.  Lagitrns  ovatus  L.,  a.  hahüs-el-homär.     Bg.  P. !      -* 

450.  Trisetum  Loeflingianum  (L.)  P.  B.,  a.  hascMsch-er-r~ih,  d.  li.  Wind- 
gras.    Bg.  P.!    Bg.— Adj.  R.!     _*J 

4^>7.  Arena  harhata  Brot.  A.  fatua  V.  G,  nee  L.,  a.  hafür  »•_&::>. 
Bg.;  Bg.  — Adj.  R.!  Co.  II.  .51.  Hügel  der  Cyrenaika  C.  Vgl. 
1.411. 

458.  A.  Sterins  L.  Hügel  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  G,  Co.  I.  2S0.  Mar- 
marika  Pa.  59.  _#_ 

Einer  dieser  beiden  Ai'ten  (oder  lieiden)  dürfte  der  von  Be.  348 
in  der  Küsteuebene  zwischen  Bg.  und  Tolmetta  erwähnte  wilde 
Hafer  angehören. 

459.  Arundo  Phragmites  L.  (vermuthlicdi  auch  hier  die  im  Süden 
vorherrschende  var.  isiaca)  (Del.),  a.  gassah  P.  An  Sümpfen  wol 
verbreitet;  erwähnt  bei  A'in  Agan  am  Ostufer  der  Gr.  Syrte  C. 
Bg.  P. !  an  der  Mündung  des  sogenannten  Lethebaches  Be.  332. 
Vgl.  1.  413,  2.  194,  .1.  37  und  4.  44. 

400.  Melica  minuta  L.     Hierher  n.    Co.  I.  280   M.  cyrenaica  Viv.  4, 

tab.  XV,  fig.  1.     Plat.  C.     _*J 
ACA.KoeJeriaphlcoides  Pers.    Bg.— Adj.  R. !  Co.  IL  51.  jf_ 

402.  K.  pmhescens  (Lmk.)  P.  B.     Cyrenaika  C.     Vgl.  1.  415. 

403.  Schismns  arahicus  Nees.  S.  calycinns  Co.  IL  51,  nee  Coss.  et  Dur. 
(vgl.  Ascherson,  Oesterreichische  botanische  Zeitschrift  [187.S], 
S.  25.5).    Bg. — Adj.  R. !     Vernuithlicdi  gehört  zu   dieser  Art  auch 


5.  ^Cyreuaika.  545 

die  von  Pa.  iu  Cyrenaika  gesammelte,   als  S.  calycinns  von  Co. 
II.  51  aufgeführte  Pflanze.      * 

464.  Briza  maxima  L.  Von  C.  (vermutblich  iu  der  Cyrenaika  ge- 
sammelt) im  Herbariolum  libycum  Co.  I.  280.       * 

465.  Dactylis  glomerata  L.,  var.  hispanica  Roth  (als  Art),  a.  ,,niscMa^'. 
Bg.  P.!      » 

A6ß.  Äeluropus  repens  (Desf.)  Pari.  Cyrenaika  Pa. ,  vgl.  S.  391.  Auf 
Sand  bei  Bg.  Da.  23.'  Vgl.  1.  416. 

467.  Poa  bulbosa  L.,  var.  crispa  Thuill.  (als  Art).    Abb. ;  Plat.  R. !  jk_ 

468.  Festuca  maritima  (L.)  DC.     Bg.  P.!     _*_ 

469.  F.  Bohlfsiana  Coss.  B.  S.  B.  19.  83.    Bg.-Adj.  R. !  Co.  II.  51.   [*] 

470.  Cynosurus  echinatus  L.  Bergwieseu  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  4, 
Co.  1.280.    _«_ 

C.  coloratus  Lehm.?  Zu  dieser  neuerdings  von  Letourueux 
in  Mariut !  gesammelten,  sonst  nur  aus  Südafrika  bekannten  Art 
gehört  vielleicht  die  von  Pa.  59  in  der  Marmarika  angegebene 
„tres-petite  espece  de  osuncs^^  (sie!). 

ill.  Lamarckia  aurea  (L.)  Mnch.  Bg.  —  Adj.  R. !  Co.  IL  51.  Hügel 
der  Cyrenaika  C.  n.  V.  4.     Vgl.  1.  418. 

472.  Bromus  fascicidatus  Presl.  Form  mit  behaarten  Aehrchen.  Hier- 
her n.  Co.  1.280  B.  tenuiflorus  Viv.  5,  tab.  I,  fig.  1,  Pa.  59.  Triften 
der  Cyrenaika  C.    Marmarika  P.      ■»■ 

■473.  B.  rubens  L.  Küste  der  Cyrenaika  C.  n.  V.  5  (f.  canescens  Viv.). 
Bg.-Adj.  R.!  Co.  IL  51.    Vgl.  1.  419. 

474.  B.  scoparius  L.     Wiesen  der  Cyrenaika  C.    Vgl.  1.  420. 

415.  Brachypodium  distachyum  (L.)  R.  und  Seh.  Bg.  —  Adj.  R. !  Co. 
IL  51.    * 

476.  Triticum  junceuvi  L.     Strand  bei  Bg.  P.!     _«_ 

'"■477.  T.  vulgare  Vill.  Gebaut  besonders  in  der  Küstenebene,  z.  B.  bei 
Bg.  H.  167,  Da.  19,  bei  Bir  Ssüs  Be.  351,  Derna  Da.  21  aber  auch 
auf  dem  Plat.  bei  Cyrene  Be.  434,  548,  Pa.  151.  Die  Ernte  findet, 
wie  die  der  Gerste  im  Mai  statt;  der  Weizen  wird  hauptsächlich 
exportirt,  während  die  Gerste  vorzugsweise  im  Lande  verbraucht 
wird  Da.  19.  Letzterer  Schriftsteller  rühmt  die  reichen  Erträge 
und  sah  mehr  als  30  Halme  an  einer  Pflanze,  was  freilich  weit 
hinter  den  Berichten  der  Alten  zurückbleibt;  Plinius  erzählt 
(Nat.  Hist.  I.  XVIII,  c.  10),  dass  dem  Kaiser  Augustus  aus  By- 
zacium  (Landschaft  an  der  Ostküste  in  Tunesien)  eine  Weizeu- 
pflanze  mit  fast  400  Halmen  zugesandt  wurde  und  Nero  eben- 
daher eine  solche  mit  340  Stengeln  erhielt. 

4:78.  Äegilops  triaristata  WiWd.  Ä.  ovata,  var.  triar.  Coss.  Co.  II.  51. 
Bg.-Adj.  R.!  _*_ 

KoiiLFS,  Kufia.  35 


546  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

*il9.  Hordetini  vulgare  L.     Gerste  spielt,   wie  in  1.  und  2.  eine  weit  * 
wichtigere  Rolle  als  Weizen ;  Erwähnungen  derselben  ohne  Wei/en 
fand  ich  mehrfach ,    so  Karkora   (südlich  von  Bg.  (Be.  250,  zwi- 
schen Cyrene  und  Mirsa  Susa  H.  81,   wogegen  an  den  oben  für 
Weizen  erwähnten  Stelleu  stets  auch  Gerste  genannt  ist. 
480.  H.  murinum  L.,  a.  magrüs-el-charüf  o«  vi^f  yo  .  üix,  d.  h.  etwas, 

was   das   Lamm   kratzt   oder   sticht  P.     Bg.  P. !    Bg.  — Adj.  K. ! 
Co.  IL  51.    * 

481. 1/oZwJM  peremme  L. ,  var.   rigidum  Gaud.   (als  Art),   a.  samma. 
Bg.  P. !     Vgl.  1.  424. 

Onetaceae. 

482.  Ephedra  altissima  Desf.     Djardes  Da.  23.     3*1 

E.  alata  Dcne.  wird  von  Co.  IL  50  als  von  Pa.  in  Cyrenaika 
gesammelt  augegeben.  Im  Berliner  Museum  findet  sie  sich  aus 
der  Wüste  der  Grossen  Oase  Aegyptens  von  Pa.  Pa.  59  erwähnt 
an  der  Küste  der  Marmarika ,  S.  53  speciell  im  Uädi  Temime, 
eine  in  Gesellschaft  von  Suaeda  vorkommende  Ephedra,  ver- 
muthlich  die  am  Sti-ande  bei  Alexandrieu  vorkommeude  Nr.  482. 

Coiiiferae. 

AÄ?,.  Juniperns  phoenicea  L.  J.  lycia  L.  V.  61,  Da.  20,  23.  Im  Ge- 
biete des  Djebel  achdar,  die  am  meisten  verbreitete  waldbildende 
Art,  einen  Baum  von  ansehnlicher  Höhe  (C.  bei  V.  61)  darstel- 
lend, laudeinwäi'ts  noch  bei  El-abiär  C.  102,  zwischen  dort  imd 
Benia  C.  116,  H.  23,  Djardes  Da.,  zwischen  dort  und  Maraua 
(fehlt  aber  in  der  Schleebene)  H.  20,  R.  III.  2.  29,  zwischen  Ma- 
raua und  Ssira  bezüglich  Sslanta  H.  28,  R.  III.  2.  28,  östlich  bis 
gegen  den  Golf  von  Bomba  C.  175,  Pa.  83.  Steigt  bei  Mirsa 
Susa  bis  in  die  Küstenebene  herab  L.  S.  28.  C.  102  (d.  h.  wol  V.) 
und  Pa.  255  sind  der  Ansicht ,  dass  das  von  den  Alten  in  der 
C!yreuaika  erwähnte  kostbare,  durch  seinen  Wohlgeruch  und  die 
schöne  Maserung  (besonders  der  Wurzel)  ausgezeichnete  Holz 
äuov  (lateinisch  citrus)  von  dieser  Art  herstamme.  R.  III.  2.  7 
bestätigt  den  Wohlgeruch,  den  das  Holz  dieses  Wachholders  beim 
Verbrennen  verbreitet.  Be.  406  versteht  unter  cedar  zwischen 
Ilariba  und  Margad  (neben  Nr.  484)  wol  Nr.  483.    Vgl.  1.  425. 

Thuja  S2).  Neben  den  beiden  sicher  in  der  Cyrenaika  nach- 
gewiesenen Cupresseen,  Nr.  483  und  484,  reden  noch  mehrere 
Reisende  von  Thuja.  C.  175  erwähnt  sie  zwischen  Derna  und 
Bomba  (neben  Nr.  483),  Pa.  83  ebendaselbst  (mit  Nr.  483!),  R.  III. 


5.    Cyrenaika.  547 

1.  174  (uebeu  Nr.  483)  spricht  von  mastbaumliolien  Thujabäumen 
und  nennt  III.  2.  6  und  30  (zwischen  Maraua  und  Djardes)  Thuja 
neben  Nr.  483  und  484.  Trotzdem  ist  es  wahrscheinlich,  dass  hier 
eine  Verwechselung  entweder  mit  baumartigem  Wachholder  oder 
mit  nicht  pyramidenförmigen  Cypressen  vorliegt.  Die  Conifere, 
welche  neben  den  genannten  wol  am  ersten  zu  erwarten  wäre, 
ist  CallHris  quadrivdlvis  Veut.  (  Thuja  articulata  Vahl),  vgl. 
S.  497,  welche  in  den  Gebirgen  des  westlichen  Nordafrika  von 
Tunesien  bis  Marokko  verbreitet  ist  (und  von  der  die  Mehi'zahl 
der  Schriftsteller  das  unter  Nr.  483  erwähnte  kostbare  Holz  ab- 
leitet, welches  bekanntlich  bei  den  Römern  mit  fabelhaften 
Preisen  bezahlt  wurde,  eine  Verschwendung  von  der  sich  auch 
Cicero  nicht  frei  hielt),  allein  diese  Art  findet  sich  nach  freund- 
licher Mittheilung  von  Professor  J.  Müller  in  Genf  nicht  in 
Pa.'s  Sammlung.  Dagegen  findet  sich  neben  Nr.  483  und  484  mit 
der  Bezeichnung  „Cyrenaika"  von  Pa.  gesammelt,  die  noi'd- 
amerikanische  Thuja  occidentalis  L.  und  die  persische  und  chine- 
sische Biota  {T/iuja  L.)  orientalis  Endl.,  deren  Vorkommen  im 
wilden,  wie  im  cultivirten  Zustande  gleich  unwahrscheinlich  er- 
scheint. In  Delile's  Herbar  (jetzt  im  Besitz  des  botanischen 
Gartens  zu  Montpellier)  findet  sich  sogar  ein  angeblich  in  den 
ägyptischen  Oasen  gesammeltes,  von  Pa.  herstammendes  Thuja- 
Fragment  (mit  Frucht!).  Eine  Aufklärung  über  diese  sonder- 
bai-eu  Herbarangaben  wird  wol  kaum  je  gegeben  werden. 
484.  Cupressus  sempervirens  L.,  Cypresse.  Im  nördlichen  Theile  des 
Djebel  achdar  sehr  verbreitet,  namentlich  in  der  Gegend  von 
Cyrene  R. !  von  allen  Reisenden  von  C.  137  bis  Da.  23  erwähnt. 
Scheint  nach  Südwesten  nicht  so  weit  zu  reichen  als  Nr.  483, 
landeinwärts  erwähnt  sie  nur  R.  III.  2.  30  zwischen  Maraua  und 
Djardes.  Westlich  noch  zwischen  Hariba  und  Margad  Be.  40(3 
(Aggher-bi-Haroubeh  H.  126,  entspricht  ganz  der  Beschreibung 
von  R.'s  Kufthale  III.  1.  174) ,  östlich  noch  zwischen  Derna  und 
Bomba  C.  175.  Der  Baum  erreicht  n.  R.  III.  2.  G  die  Höhe  von 
50  m,  und  zeigt  n.  H.  104  (der  dort  S.  103  von  cedar-  or  cypress- 
trees  spricht,  weshalb  unter  cedar  {nah&n  jimiper]  ebenfalls  Cy- 
pressen zu  verstehen  sind)  eine  sehr  veränderliche  Tracht.  Sie 
besitzt  nur  selten  den  schmal  pyramidalen  Wuchs  des  in 
den  Parks  Südeuropas  und  auf  den  Begi'äbuissplätzeu  des  nörd- 
lichen Orients  so  charakteristischen  Baumes  {C.  fastigiata  DC. 
Co.  II.  50,  so  ausdrücklich  erwähnt  bei  Cyrene  Pa.  20i»),  weit  häu- 
figer die  ausgebreitete  Krone  der  Libanonceder  oder  selbst  die 
schirmförmige  der  Pinie  (diese  gehören  zu  G.  s.,  ß.  horisontahs 
(Mill.)  Parlat.  in  DC.  Prod.  17.  2.  468).     |_*_ 

35* 


548  VII.    Pflanzen  des  mittlem  Nordafrika. 

Pinus  Pinea  L. ,  Pinie.  Nur  von  Ba.  W.  407  im  üädi  Bü 
Grauä  östlich  von  Mcrdj  und  S.  449  unterhalb  Cyrene  angegeben. 
Das  Vorkommen  dieses  durch  das  ganze  Mittelmeergebiet  ver- 
breiteten Baumes,  dessen  eigentliche  Heimat  freilich  zweifelhaft 
ist,  ist  nicht  unwahrscheinlich,  da  er  im  Alterthum  sicher  an- 
gebaut wurde  und  sich  seitdem  erhalten  haben  kann;  indess 
ist  das  Schweigen  aller  ül)rigeu  Reisenden  ein  bedenklicher 
Umstand. 

485.  P.  halepensis  Mill.,  Strandkiefer,  Strandföhre.  Jedenfalls  ist  diese 
Art  unter  dem  j^iue  bei  Be.,  pin  blaue  bei  Pa.,  Fichte  bei  Ba.  W. 
zu  verstehen.  Eine  wirkliche  Fichte  oder  Tanne  existirt  schwer- 
lich in  Cyrenaika  und  so  wird  auch  Be.'s  fir  (469)  auf  die  Strand- 
kiefer zu  beziehen  sein.  Am  Nordabhange  des  Djebel  achdar 
verbreitet :  Berge  zwischen  Bg.  und  Tolmetta  und  über  letzterm 
Orte  Be.  283,  347,  359,  387;  zwischen  Harlba  und  Margad  Be.  406; 
Uädi  Ssira  und  el-Aggar  (bei  Be.  569  Djiraib),  bei  Gassr  Benegh- 
dem  Ba.  W.  412,  413,  Be.;  el-Hamri  Ba.  W.  416;  Nekropolis  von 
Cyrene  Pa.  pl.  XLII.  Zwischen  Cyrene  und  Mirsa  Susa  Be.  490, 
494,  Ba.  W.  458,  L.  S.  29;  Eltrün  Be.  478,  Pa.  139;  westlich  von 
Derna  Be.  469,  Ba.  W.  475,  scheint  sich  aber  nicht  weit  von  der 
Küste  zu  entfernen.  Pech  wird  unter  den  Exporartikeln  des 
damals  noch  bestehenden  Tolmetta  von  einem  arabischen  Schrift- 
steller des  Mittelalters,  el  Asisl  (n.  Abul  Feda,  Ba.  W.  487), 
genannt.       » 

Filices. 

486.  Gymnogramme  vellea  (Ait.)  Kuhn.  Felsen  bei  Derna  Da.  21.  Vgl. 
1.  427. 

487.  Adiantum  Capülns  Veneris  L.  Au  schattigen  feuchten  Orten,  be- 
sonders in  Grotten  am  Nordabhange  des  Djebel  achdar  ver- 
breitet, z.  B.  Nekropolis  von  Cyrene  Pa.  212,  R. !  Gubba  Pa.  117, 
Grabhöhlen  bei  Derna  Pa.  103.     Vgl.  1.  428. 

Die  Zahl  der  im  Gebiete  vorkommenden  Farrnarteu  ist 
sicher  keine  ganz  geringe.  Be.  40G  erwähnt  zwischen  Harlba 
und  Margad  „a  great  variety  of  beautiful  ferns";  unter  den  von 
Pa.  212  bei  Cyrene  erwähnten  „autres  especes  d'Adiante"  sind 
vermuthlich  Asplenum  Trichomanes  L.  und  A.  Adiantum  nigrum 
L.  zu  verstehen. 

Musci. 

488.  Hypmmi  (Strigodiitm)  cyrenaicum  C.  Müll.,  n.  sp.    Plat.  R.!    [W] 

Eine  Hypnnm-Art  (aber  wol  schwerlich  dieselbe)  erwähnt 


5.    Cyreuaika.  *  549 

auch  Pa.  199  in  der  Nekropolis  von  Cyreno.  Die  Zahl  der  Laub- 
moose an  dem  feucht  -  schattigen  Nordabhange  ist  sicher  nicht 
unbeträchtlich.  Pa.  erwähnt  den  Moosrcichthum  des  Gebietes 
noch  an  zwei  Stellen;  östlich  von  der  Quelle  Erasem  S.  83 
„roches  moussues"  und  bei  den  Grabhöhlen  Kenissieh  östlich 
von  Derna  S.  102  „longues  bandes  de  hepatique  et  de  mousse". 

Hepaticae. 

489.  Unter  der  oben  erwähnten  „hepatique"  ist  vermuthlich  zu- 
nächst die  im  Mittelineergebiete  an  solchen  Stellen  verbreitete 
Lunularia  vulgaris  Mich,  zu  verstehen. 

Algae. 

Grössere  Seetangarten  vermuthlich  in  Bg.  beim  Dachbau 
benutzt  Be.  283,  vgl.  5.  410. 

Liclienes. 

490.  Böccella  sp.  Marmarika  Pa.  60.  Vermuthlich  die  von  Letourneux 
in  den  Steinbrüchen  bei  Mariut  entdeckte  und  mir  gezeigte  H. 
l^liycopsis  Ach.  Eine  Benutzung  dieser  Orseille  -  (Lackmus-) 
Flechte  scheint  nicht  stattzufinden.    *■ 

Im  Hei'barium  des  botanischen  Gartens  zu  Genf  befinden 
sich  nach  freundlicher  Mittheilung  von  Prof.  J.  Müller  nur  fol- 
gende zwei  von  Pa.  in  der  Gyrenaika  gesammelte  Flechten: 

491.  Eamalrna  evernioides  Nyl.  Prod.  Gall.  47.    Auf  Baumästen.      * 

492.  B.  crispatida  Nyl.  Recogn.  Ramal.  p.  52.     Auf  Erde.     ~«~| 

Ob  unter  den  an  zwei  Stellen  von  Pa.  erwähnten  erdbewoh- 
nenden Flechten:  in  der  Marmarika  „pulmonaire  de  terre " 
1).  60,  und  in  der  Nekropolis  von  Cyrene  „lichens  foliaccs"  p.  199, 
nur  die  letztere  seltene,  bisher  nur  in  Tunesien  und  auf  den 
Canarischen  Inseln  gefundene  Art  verstanden  ist,  bleibt  aller- 
dings sehr  fraglich.  Mit  Recht  findet  Pa.  60  in  dem  häufigen 
Auftreten  dieser  Flechten  in  der  Marmarika  einen  charakte- 
ristischen Unterschied  von  Aegypten,  wo  fast  nur  Steinflechten 
und  auch  diese  nur  in  der  Küstengegend,  sowie  in  den  Gebirgen 
bei  Kairo  erst  in  einer  gewissen  Höhe  über  der  Thalsohle  auf- 
treten und  Baumflechten  äusserst  selten  sind.  Pa.  257  bemerkt 
noch  ausdrücklich,  dass  eine  grosse  Zahl  von  Kryptogamen  in 
den  Wäldern  der  Cyrenaika  vorkomme. 


550  VII-    Pfla,uzeu  des  niittlcni  is ordatVika. 

Fungi. 

493.  Terfezia  Leonis  Tulasue.  I'a.  257  eiluhr,  dass  am  sandigen 
Strande  der  Syrte  weisse  Trüflcln  in  Menge  vorkunnncn,  eine 
Angabe,  die  durchaus  glaubwürdig  ist  und  nicht  mit  der  ängst- 
lichen Vorsicht,  die  er  dal^'i  zur  Schau  trägt,  aufgenommen  zu 
werden  brauchte.     Vgl.  1.  437  und  2.  2U0. 


Unbestimmte  Pflanzen. 

batnrnc.  H.  erwähnt  S.  82  bei  Mirsa  Susa,  S.  145  zwischen  Tokra 
und  Tolmetta  einen  immergrünen  Strauch  mit  einer  in  der  Me- 
dicin  verwendeten  Beere,  die  in  Italien  „und  bei  den  Araliern"  (??) 
diesen  Namen  führen  soll.  Die  Namen  sind  in  H.'s  Werke, 
welches  in  Abw^esenheit  des  Autors  gedruckt  wurde,  oft  sehr 
incorrect.  Sollte  etwa  5.  108  gemeint  sein,  dessen  Frucht  früher 
üfficiuell  war,  und  welcher  italienisch  dlaterno ,  linterno  heisst? 
Der  ai'abische  Name  dieser  Pflanze  in  Algerien  und  Syrien  ist 
mir  unbekannt;  meliles,  das  Munby  B.  S.  B.  218  als  solches  auf- 
führt, ist  n.  Letourneux  (Et.  bot.  Käbyl.  34)  Berberuame. 
izra.'}  H.  445  erwähnt  bei  Tolmetta  Felder  mit  izra  besäet. 
Dieser  Schriftsteller  hatte  vor  seiner  Reise  die  arabische  Viilgär- 
sprache  studirt,  sodass  ihm  schwer  zuzutrauen  ist,  dass  er  das 
arabische  Wort  es-scra  c.y\J\,  d.  h.  die  Saat,  für  einen  Pflanzen- 

namen  gehalten  haben  sollte. 

acpd^wg  oder  ßpuov,  nach  Theophrastos  ein  in  der  Cyrenaika 
vorkommendes  wuhlriechendes  von  den  Bäumen  herabhängendes 
Moos.  Ich  weiss  so  wenig  als  Pa.  257  und  R.  III.  2  etwas  zur 
Lösung  dieses  Räthsels  beizutragen. 


Vor  Abschluss  des  Druckes  wurde  ich  durch  meinen  Freund, 
Hen-n  Dr.  F.  Kurtz,  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  der  1878  er- 
schienene 2.  Band  von  Tchihatcheft's  französischer  Uebersetzung  von 
Grisebach's  „Vegetation  der  Erde'",  S.  150,  151,  einen  Paragraphen 
von  Cosson  über  die  Flora  von  Tripolitanien  und  Cyrenaika  ent- 
hält, welcher,  zwar  nach  der  Reise  von  Daveau,  aber  vor  der 
Bearbeitung  von  dessen  Sammlung  abgefasst,  keine  neue  Thatsache 
zu  dem  in  Co.  II.  mitgetheilteu  hinzufügt.     In  der  darauf  S.  151 — 156 


5.    Cyi-enaika.  551 

folgendeu,  ebenfalls  von  Cosson  verfassten  Notiz  über  die  Flora  von 
Marokko  wird  die  Zahl  der  Arten  und  „Varietes  de  prenfier  ordre", 
p.  152,  auf  2380  angegeben ,  was  sehr  gut  mit  Ball's  Zählung  (S.  387) 
stimmen  kann.  A.  a.  0.,  S.  145 — 150,  findet  sich  auch  eine  Skizze  der 
Ijflanzeugeographischeu  Verhältnisse  Tunesiens  von  Doümet-Adauson, 
nach  welcher  (S.  159)  aus  diesem  Lande  1100  l'Öauzenarteu  bekannt 
sind,  von  denen  160  von  erwähnten  Reisenden  zuerst  beobachtet 
wurden.  Obwol  Tunesien  bei  weit  geringerer  Ausdehnung  und  dem 
Mangel  an  Hochgebirgen  Algerien  an  Pflanzenreichthum  sicher  weit 
nachsteht,  kann  obige  Zahl  noch  keineswegs  auch  nur  annähernd  als 
die  der  wirklich  vorhandenen  Arten  gelten,  indessen  ist  diese  Provinz, 
über  die  wol  bald,  infolge  der  französischen  Occupation  eingehendere 
Forschungen  vorliegen  werden,  weit  vollständiger  bekannt,  als  unser 
Gebiet,  welches  wiederum  eine  weit  geringere  Artenzahl  besitzen 
dürfte  als  Tunesien,  dessen  nördliche  gebirgigere  Hälfte  dem  Mittel- 
meergebiet angehört.  Nach  S.  148  heisst  Ehiis  oxyacanthoides  Dum. 
Cours.  (im  Akazienwalde  von  Bu  Hedma,  vgl.  S.  424)  „da7>wuk",  wo- 
nach an  der  S.  419  vermutheten  Deutung  von  Lyon's  dummagh  wol 
nicht  zu  zweifeln  ist.  Ob  dieser  Name  von  damüsch,  der  Benennung 
von  Nitraria  (S.  418)  verschieden  sein  mag? 


Beschreibung  einer  neuen  Keseda-.Vi't. 

(Vgl.  S.  511.) 
Mitgetheilt  von  Prof.  J.  Müller. 

Reseda  Petrovicliiaua  Müll.  Ary. 

Foliis  inferioribus  indivisis,  reliquis  ternatim  pinnatisectis ;  sti- 
pulis  perexiguis  denticuliformibus;  tioribus  anguste  spicato-racemosis, 
bracteis  et  sepalis  6  persistentibus  ligulato-  v.  lanceolato-linearibus 
subacuminatis  quam  pedicelli  sublongioribus;  petalis  majoribue  sepala 
breviter  superautibus  pallide  luteis  o-partitis,  lobo  intermedio  anguste 
lineari,  lateralibus  semilunatis  latere  exteriore  convexo  obsolete 
repando-dentatis;  disco  papilloso-hirtello;  staminibus  circ.  17—19,  fila- 
mentis  superne  leviter  latioribus;  ovario  ellipsoideo  apice  conniventer 
3-lobato  sparse  papilloso  basi  distincte  sed  brevissime  stipitato;  ovulis 
in  quoque  placenta  biserialibus  circ.  14—16;  capsulis  oblongato-ellip- 
soideisj  seminibus  laevibus. 


552  VH^-    rflanzcu  des  mittlcru  Nordafrika. 

Tota  plaiita  glabra,  in  costis  folionim  subtus  pracscrtim  et  in 
caulc,  calyce  et  ovario  pluf?  minusve  brevitcr  papulosa,  papillac  densc 
sparsae,  saepe  hemisphacricae.  Folia  quoad  formam  et  magnitudinem 
ut  in  affinibus  B.  papulosa  et  B.  Duriaeana.  Petala  majora  3  mm 
longa,  sepalis  leviter  tantum  v.  subindc  vix  longiora.  Semina  l'/^  mm 
longa.  —  A  proxima  B.  papulosa  Müll.  Arg.  statim  differt  angustie 
racemorum  spiciformium  et  indumento  ovarii.  In  B.  papulosa  enim 
racemi  lati  et  laxi  sunt,  pedicelli  calycem  aut  bracteam  bis  v.  ter 
aequant,  unde  habitus  evadit  omnino  alius,  et  ovarii  superficies  pa- 
pillis  densissimis  omnino  tecta  est.  Capsula  bene  evoluta  utriusquc 
hucusque  ignotae  sunt.  A  B.  Duriaeana  dein,  x!ui  etiam  valde  affinis, 
jam  magnitudine  majore  florum,  bracteis  et  sepalis  multo  longioribus 
et  acuminatis  et  capsulis  junioribus  magis  oblongatis  bene  differt. 

Crescit  in  Cyrenaica  projpe  Bengasi  abi  a  el.  Consule  Petrovich 
lecta  fuit. 


Register 


der  einlieimisclien  Pflauzeiiiumieu. 


A. 

abaka  (tm.)  471. 
abelbäl  (tm.)  489. 
aber  (td.)  478. 
abesgi,  abisga  (haussa) 

482. 
aböra  (tm.)  494,  495. 
absag  (tm.)  475. 
adabe  (a.)  467. 
adal  (tm.)  498,  499. 
addua  (haussa)  470. 
adid  (a.)  530. 
adjar(tm.)464,498,500. 
adjerdjer  (tm.)  474. 

afelämi  (tm.)  474. 

—  uän-Anhef  (tm.)  474. 
adjeruäbi  (tm.)  446. 
adjram  (a.)  446,  499. 
adreylal  (tm.)  472. 
adrias  (berb.)  52-3. 
ads  (au.,  a.)  504. 
afahlele  (tm.)  486. 

n-ehedan  (tm.)  493. 

afarfar  (tm.)  463,  498, 

500. 
afeso  (tm.)  495. 
afessör  (tm.)  498,  501. 
afillfill  (berb.)  441. 
afrän  (tm.)  463. 
agauo  (haussa)  476. 
aggäja  (a.)  498. 
aghsar  (au.)  503. 
agül  (a.)  472. 
ahades  (tm.)  476. 
ahar  (tm.)  491. 


aharadj  (tm.)  498,  499. 
aharai  (tm.)  496. 
ahases  (tm.)  471,  472. 
ahates  (tm.)  476. 
aheliuen  (tm.)  442. 
aheo  (tm.)  465. 
ahöjjarh  (tm.)  464. 
am  (a.)  425. 
el  -  buma  (a.)   433, 

507. 
—  tisgima  (a.)  526. 
akarba  (tm.)  463. 
akatkat  (tm.)  480. 
akefa  (a.)  422,  423. 
akerfal  (tm.)  498,  500. 
akerisch  (a.)  460,  543. 
akresch  461,  503. 
alanödrag  (tm.?)  487. 
alemes  (tm.)  497. 
alenda  (a.)  458,  506. 
aleo  (tm.)  499. 
alga  (a.)  410. 
alkat  (tm.)  478. 
allegommo  (a.)  410. 
alluad,    alluäs,    alluot 

(tm.)  464. 
almarüdjet  (tm.)  463. 
alo  (td.)  470. 
amära  (a.)  472. 
amateltel  (tm.)  499. 
ami  (td.)  482. 
ameo  (tm.)  480. 
anä  (tm.)  484. 
aneb  (a.)  419. 
— -ed-dlb    440,    453, 

485. 


anefel,  änefei  (tm.)  477. 
anella  (tm.)  477. 
anem  (a.)  537. 
ankisch  (a.)  475,  476. 
ärmere  (td.)  495. 
anssal  (a.)  543. 
arad,  aradi  (a.)446,  505. 
aramäs  (tm.)  488. 
arenkad  (tm.?)  499. 
aressü  (tm.)  490. 
arfedj  (a.)  480. 
arfisch  (a.)  499. 
arhemmüd  (tm.)  496. 
uän  -  ihedäu    (tm.) 

495. 
arisch  (a.)  414,  465. 
arken,  arkenno  (td.)464. 
arta  (a.)  490. 
äs  (a.)  477. 
asabai  (tm.)  484. 
asaua  (a.)  466. 
aschauen  (tm.)  499. 
aschbet,  s.  eschbet. 
ascheb  -  en  -  niml    (a.) 

518. 

el-rhasäl  (a.)  512. 

aschram  (a.)  499. 
asemai  (au.)  506. 
asesere  (tm.)  481. 
asesedja  (tm.)  463. 
askäf  (a.)  499. 
aslus  (a.)  411,  510. 
asuan  (au.)  505. 
ata'at  (a.)  506. 
atarsim  (tm.)  469. 
atela  (a.)  468. 


554 


Register  der  ciulicimiscLcu  Pilauzeuuamcu. 


iitila  (a.)  466. 
atlih  415,  460. 
attässa  (a.)  499. 
aud  (a.)  511,  53o. 
aueut-el-hagia  (a.)  531. 
a'ufar  (tiii.)  470. 
a'ukal  (tm.)  490. 
a'ukeras  (tm.)  496. 
auläd-el-haudal  (a.)  479. 
a'nssedj,   „aussed"  (a.) 
441,  534. 


B. 

l.äl)l.a  (tm.)  472. 
l.abak  (a.)  461. 
Ijabüs  -  el  -  hoiiiär    (a.) 

544. 
bagdunis  (a.)  429. 
l)ägel  (a.)  446. 
ballüt  (a.)  461,  540. 
Ijumbüs  (td.)  478. 
bämia  (a.)  415,  467. 
bassal  (a.)  453,  506. 
bassalim  (au.)  506. 
bastö  (tm.)  494. 
l)atticli  (a.)  427. 
batum  (a.)  420. 
baturne  550. 
l)eabma  (a.)  544. 
beddän  (a.)  481. 
bcdiiidjäl,  bedindjäu 

440. 

el-guta  (a.)  485. 

begel  (a.)  446,  461,  499. 
beb'ma  (a.)  457. 
belah  (a.)  450. 
belbäl,  belbel  (a.)  446, 

504. 
belbiäl  (a.)  525. 
belebscha  (a.)  503. 
Ijenderäkesch  (tm.)465. 
bcnder-tifin  (tm.)  469. 
bercim  (a.)  504. 
berdi  (a.)  455,  492. 
berdigalis  (a.)  465. 
bei-esmüu  (a.)  499. 
bergü  (a.)  499. 
bergüg  (a.)  425. 
bersslm  (a.)  472,  504. 
—  hedjäsi  (a.)  504. 
beschna  (a.)  456,  495. 


bilbal  (a.)  461. 
bischna  (a.)  456. 
bito  (kaniiri)  470. 
bläbinche  (a.)  414. 
b'läl  (a.)  529. 
bogel  (tm.)  465. 
böriel  (tm.)  468. 
bormän  (a.)  499. 
borruäg  (a.)  453. 
bortugäl,  bortugän  (a.) 

418. 
bortuläkesch  (tm.)  465. 
brambach  (a.?)  483. 
bü-d'giga  (a.)  512,  525. 

—  grauna,    bukrauua 
(a.)  507,  508. 

—  griba  (a.)  417. 

—  krauna,  s.  bügrauua. 

—  machgün  (a.)  439. 

—  ueßl  (a.)  430,  523. 

—  rukba  (a.)  495. 

—  sensir  (a.)  539. 
büs  färisi  (a.)  457. 
butum  (a.)  420. 
byrgu  (a.?)  499. 


c. 

chadd-el-arüs  (a.)  513. 
— -el-bint  (a.)  513. 
charess  (a.)  502. 
charrüb  (a.)  423. 
charschüf  (a.)  528. 
charua  (a.)  449. 
chass  (a.)  436. 
chauas  467. 
cliobbesa  (a.)  415,  513. 
—  ergiga  (a.)  513. 
cliöch  (a.)  425. 
chorid  (a.)  499. 
chortän  (a.)  497. 
choss  (a.)  499. 
chriet  (a.)  446. 


D. 

dagussa  (tigre)  503. 
daharet  -  esch  -  scliems 

(a.)  439. 
dälia  (a.)  419. 
damma  (a.)  416. 


damuuk  (a.)  551. 
damrän  (a.)  446. 
damfiscli  (a.)  418,  551. 
danga  (a.?)  497. 
danün  (a.)  442. 
danüna  (a.)  461. 
daraita  (a.)  528. 
dbeibiega  (a.)  512. 
d'beat-el-hein  (a.)  529. 
debeh  (a.)  530. 
del-el-fär  (a.)  496. 
demma  (a.?)  468. 
derries  (berb.)  523. 
desuggert  (berb.)  419. 
dgliis  (a.)  537. 
difl  (a.)  437. 
dis,  disa  (a.)  457,  494, 

499,  506,  543. 
dja'ad  (a.)  536. 
— -el-bil  (a.)  536. 
djari  (a.)  461. 
djedäri  (a.)  419. 
djei  (tm.)  487. 
dieldjelän  (a.)  473. 
djeir(a.)  418,  488,  505. 
djena-el-rhorab  (a.)536. 
djerdjer  (a.)  410. 
dierid-el-nottä  (a.)  499. 
djertel  (a.)  443. 
djesar  (a.)  480. 
djesei-fök  (tm.,  bezügl. 

a.)  471. 
djilbän(a.)423,473,504. 
djilbant-el-ascheb  (a.) 

518. 
djill  (a.)  446. 
djirdjir  (a.)  510. 
djüri  (td.)  489. 
domrän  (a.)   446,   461, 

499. 
dösso  (td.)  466. 
drä  (a.)  456. 
driäs  (a.,  eigentl.  berb.) 

523. 
drin  (a.)  496. 
dsüri  (td.)  489. 
ducbäu  (a.)  487. 
duclm  (a.)  456,  506. 
dullä  (a.)  428. 
dum  (a.)  450.  491. 
dummägh  (a.)  418,  461, 

551. 
durra  (a.)  455,  503. 


Rctiistcr  der  einhcimisclicii  l'lUiuzcuiKimcu. 


555 


E. 

t'dtiia  (a.)  440. 
cfelr-li  (im.)  41«. 
ckaiuod  (tm.)  4i)Ü. 
clbeina  (a.)  53U. 
elel  (tili.)  483. 
elloa  (tm.)  464. 
cndjil  (a.)  457. 
cneb  (au.,  a.)  504. 
eneli  (tm.)  495. 
cnega  (a.)  414. 
cnneke  (au.)  505. 
crga  (a.)  4(J.5,  511. 
—  regiga  (a.)  511. 
ergaita  (a.)  528. 
ergiga  (a.)  511. 
crtem,  ertom  (a.)   121, 

51G. 
csebbet-el-mä  (a.)  459, 

484. 
esch-schems(a.)421. 

439. 
cserüdiet  (tm.)  480. 
csül  (a.)  490. 
et-bichen  500. 
etl  (a.)  414,  415,  465, 

466. 
cwcoucu  (au.)  504. 


F. 

faggüs  (a.)  478. 
falesles  (a.,  cigentl.tm.) 

486. 
farhaorbao  (tm.)  486. 
favKsiga  (a.,  tm.)  500. 
fcga'a  (a.)  529. 
leres,  fers  (a.)  461,  500, 

507. 
fetekschen  (tm.)  442. 
feuggouQ  -  el  -  hommir 

(a.)  478. 
üdjl  (a.)  418,  464. 
tilfil ,   filfil  -  el  -  acbmar 

441,  486. 
ütn  (a.)  424. 
flia  (a.)  432. 
filet-el-hamir  (a.)  431. 
fossa  (a.)  472. 
frasiün  (a.)  535. 
frek  (a.)  425. 


fro  (a.)  461. 
fsenari  (a.)  480. 
füa  (a.)  430. 
ffü  (a.)  423,  50U. 

el-djemel  (a.)   463. 

— -el-ibel  (a.)  463. 
fuleifila  (a.)  486. 
fustug  (a.)  420. 


G. 

gadab  (a.)  422. 
gäfuli  (a.,  tm.)  494. 

—  abiad  (a.)  494. 

—  massri  (a.)  494. 
gtllo  (td. ,  kanuri)  473. 
gamb  (a.)  458. 

— -el-uottä  (a.)  460. 
gandül  (a.)  421. 
ga'öta  (a.)  485,  498. 
gara  (a.)  479. 
garad  (a.)  424. 
garambuscb  (a.)  517. 
garat  (a.)  516. 
garfäl  (a.)  473. 
garnabit  (a.)  411. 
garn-el-kebscb  (a.)  517. 
gartüf  (a.)  481. 
gassab(a.)456,457,495, 
506,  544. 

—  albaui  (a.)  495. 

—  tamsaui  (a.)  495. 
gassba  (a.)  502. 
gassbet-el-bamäm  (a.) 

484,  490. 
gassül  (a.)  543. 
gataba  (a.)  448. 
gatüf  (a.)  420. 
ga'ün  (a.)  427. 
gedäm  (a.)  446. 
gedeb  (a.)  422,  472,  504. 
geddain  (a.)  420. 
gedlm  (a.)  456. 
gebauän  (a.)  527. 
gelgeläu  (a.)  444,  462. 
geuauia  (a.)  415. 
gered  (a.)  424,  474,  475. 
gerera(a.)432,505,536. 
geroo  (a.)  478. 
gesab  (a.)  429,  522. 
— -el-bil  (a.)  429. 
el  -  bamir  (a.)  429. 


gesicb  (a.)  429. 
gesso))  (a.)  456,  495. 
gotaf,  getuf  (a.)  445. 
gbarräu  (a.)  461. 
gbedem  (a.)  537. 
ghergaz  (a.)  510. 
gidaba  (a.)  449. 
gi'es  (a.)  435. 
gilgelän  (a.)  409. 
gobor  (td.)  474. 
gordob  (a.)  447. 
gosscba  (a.)  500. 
gotn  (a.)  415. 

—  Ijernaui  (a.)  467. 

—  fesäui  (a.)  467. 
graiu  (a.)  517. 
greisa  (a.)  527. 
gseup  (a.)  495. 
gümescbi  (td.)  495. 
gungot  (a.)  486. 
gusab  (a.)  429. 
gusblr  (a.)  480. 


H. 

babb-el-äs  (a.)  477. 

—  er-  rescbäd  (a.)  410, 
509. 

ess-ssöda  (a.)  522. 

babbet  -  ess  -  ssöda    (a.) 

462. 
bäd  (a.)  489,  502. 
badjlldj  (a.)  470. 
baeusab  (a.)  538. 
bafür  (a.)  544. 
(el)  bajj  u'l  mejit  (a.)  54 1 . 
baläb  (a.)  438. 
balaua  (a.)  417,  525. 
balfa  (a.)  454,  456,  496, 

544. 

—  m'tä  Kufra  (a.)  503, 
506. 

liamä  (a.)  463. 
hamaido  (a.)  509. 
bammä  (a.)  461. 
bammis  (a.)  473. 
bana  (a. ,  eigentl.  tm.) 

484,  498. 
bandal  (a.)  428,  479. 
bauscbab  (a.)  538. 
barbarba  (a.,  tm.)  463. 
baricb  (a.)  414. 


556 


Register  der  eiulieiinisclicn  Pflauzeunanien. 


liarmel  (a.)  417. 
harraola  (a.)  537. 
härra  (a.)  463,  464. 
harscha  (a.)  439. 
harschäja  (a.)  481. 
liascliisch  (a.)  491. 

—  cl-lar  (a.)  444. 
en-niml  (a.)  528. 

—  el-rhasäl  (a.)  536. 

—  er -rill  (a.)  544. 

—  el-uadän  (a.)  461. 
liaschlscha  (a.)  473. 
hassalbän  (a.)  443. 
haudelän  (a.)  435.  461, 

530,  532. 

—  el-gä  (a.)  529. 
heid  (a.)  502. 
heil  (a.)  502. 
helba  (a.)  422. 
hendagüg  (a.)  422.  471, 

508. 
lienuä  (a.)  427. 

el-agrab  440. 

hichen  (a.?)  500. 
bödela  (a.)  435. 
liommed,   bommis  (a.) 

447. 
liommus  (a.)  478. 
bomra  (a.)  512. 
borreg,  borrek  (a.)  449, 

464. 
bosseina  (a.)  510. 
buntülu  (td.)  494. 

—  mädo  (td.)  494. 

—  tscbu  (td.)  494. 


I. 

iadld  (a.)  500. 
iatim  (a.)  500. 
ibakäteu  (tni.)  470. 
ibaobaoen  (tm.)  476. 
ibith  (a.)  496. 
ibörägben  (tm.)  470. 
idma  (a.)  533. 
ilegga  (tm.)  493. 
inga  (a.)  414. 
inim  (a.)  444. 
iräk  (a.)  482. 
iregga  (tm.)  493. 
isgaren  (berb.)  450. 
isiän  (tm.)  493. 


isrif  (a.)  538. 
issarcdj  (tm.)  4!)0. 
issarlier  (tm.)  476. 
issiu  (tm.)  418. 
itekel  (tm.)  478. 
izra  (a.)  550. 


J. 

jabuüs  (a.)  500. 
jardeu  (au.)  506. 
jüssef-effendi  (a.)  419. 


E. 

ka'abän  (a.)  542. 
ka'abär  (a.)  543. 
kabe'uaten  (tm.)  479. 
kabüia  (a.)  479. 
kadjim   bultu    be   (ka- 

nuri)  489. 
kabela  (a.)  439,  440. 
kaiküt  (a.)  493. 
kais  (kanuri)  483. 
kaleila  (a.)  508. 
kalemba  (kanuri)  484. 
kammün  (a.)  429,  480. 

—  assod  (a.)  503. 

—  el-bil  (a.)  430. 

—  el-djemel  (a.)  442. 

—  scbtaf  (au.)  503. 
karäsu  (kanuri)  467. 
karess  (a.,  eigentl.  ka- 
nuri) 467. 

karscb  (a.)  542. 
karschüt  (a.)  542. 
kascbeia  (kanuri?)  495. 
kerafs  (a.)  479. 
keraui  (a.)  522. 
kerässia  (a.)  425. 
kerkass  (a.)  510. 
kerma ,     kermüs     449, 

540. 
keniiäjet  -  ed  -  dili  (a.) 

500. 
kermüs-en-nassära   (a.) 

428. 
kerneb  (a.)  491. 
kerscbüd  463. 
kerüia  (a.)  480. 
keruiet- el-djemel  442. 


kettän  (a.)  468. 

kinba  (tm.)  476. 

kisen  (td.)  484. 

k'lil  (a.)  443. 

kofeisa  (a.)  426. 

kokküs  (td.)  478. 

kömescbt-en-nebi  (a.) 
463. 

korna  (a. ,  eigentl.  ka- 
nuri) 471. 

korunka  ( a. ,  eigentl. 
kanuri)  483. 

kraiu-el-djedja  (a.)  537. 

kranka  (a.,  eigentl.  ka- 
nuri) 483. 

k'rät  (a.)  543. 

krescbfiscbdei  (a.)  518. 

kronb  (a.)  411. 

krunka  (kanuri)  483. 

kuduugeri  (td.)  489. 

kulkutton  (kanuri,  td.) 
467. 

kurrät  (a.)  453,  492. 

kurum  (a.?)  461. 

kusbara  (a.)  480. 

kussomo  (td.)  464. 


L. 

lacbbä  (au.)  505. 
lacheit-et-tes  (a.)  431. 
lakör  (td.)  472. 
läsul  (a.)  461. 
latlla  (a.?)  473,  500. 
leben  (a.)  435. 
lebn  (a.)  434,  435. 

el-bamir  (a.)  438. 

lemmäd  (a.)  494. 
lemün  (a.)  418. 
lenghes  (a.)  539. 
letbel  (a.)  414. 
le'üliüa  (a.,  tm.)  493. 
leurga  (a.)  465. 
libd  (a.)  433,  528. 
lift  (a.)  411.  503. 
libak  (a.)  461. 
lin  (a.)  530. 
lisles  (a.)  510. 
lissän  -  el  -  djemel  (a.) 
530. 

el-bomar  (a.)  521. 

losga  (a.)  517.  532. 


Register  der  eiuheimischen  Pflanzennamen. 


557 


lübiä  (a.)  423. 
lül  (tm.)  496. 
lüs  (a.)  425. 


M. 


magrus  -  el  -  charuf  (a.) 

546. 
maliabüs-el-cbarüf   (a.) 

412. 
maht-el-djedja  (a.)  .527. 
malfeu  (a.)  412. 
mfili  (td.)  496. 
march(a.)421,471,484. 
marüdje  (a.)  463. 
massaii,  massri  (a.)  494. 
masseis  -  el  -  rliasäl  (a.) 

518. 
inasses  -  el  -  hanesch  (a.) 

.533. 
maueina  (a.)  531. 
meehlnsa  (a.)  464. 
müjoku  (td.)  496. 
mekuäna  (a.)  500. 
meliles  (berb.)  550. 
nierssiu  (a.)  477. 
merues  (a.)  528. 
mesälem  (au.)  505. 
metuäu  (a.)  447,  538. 
mileba  (a.)  445. 
milsch  (berb.)  484,  490. 
mischab  (a.)  507. 
mischmescb  (au.)  504. 
niiscbmisch  (a.)  425. 
m'lucbia  (a.)  415,  416, 

467,  468. 
m'rär  (a.)  434,  530. 

eu-na'äm  (a.)  529. 

m'scbuhelascb  (a.)  412. 
ni'ssäs  (a.)  487. 
m'ssuäk  (a.)  482. 
mufleiscb  (a.)  509. 
müsa  (a.?)  418. 


N. 

nana  (a.)  443. 
uaclil  (a.)  450. 
uadjrem  (a.)  446. 
iiardjis  (a.)  451. 
uauuär  -  el  -  i'basäl    (a.) 
532. 


ii'djil  (a.)  457,  506,  544. 
u'djim  (a.)  457. 
nebeg  (a.)  471. 
nedjern  (a.)  457. 
nedjib  (au.)  506. 
nefel  (tin.)  477. 
uefl  (a.)  423.  472. 
ueriscb  (a.)  541. 
uessl  (a.)  495. 

ueddäu  (a.)  495. 

ugäfuli    ( kanuri )    494, 

503. 
ml   (a. ,    eigentl.   sans- 

krit.)  472. 
uiscbia  (a.)  545. 
nogud  (a.)  431. 


0. 

ochbesa  (a.)  415. 
odossir  (td.)  481. 
Olga  (a.)  410. 
öschba  (a.)  508. 
oftosou  (tm.)  464. 
ojü  (td.)  482. 
olü  (td.)  478. 
ommagraiu  (a.)  511. 
oscbar  (a.)  438. 
ossis  (a.)  441. 


R. 

radük  (a.)  418. 
ragma  (a.)  514. 
rairaf  (a.)  459. 
räk  (a.)  482. 
r'biäu  432. 
rega  (a.)  465. 
regig  (a.)  465,  469. 
rescbäd  (a.)  410. 
retem  (a.)  421,  471. 
rhär  (a.)  538. 
rbardag  (a.)  418. 
rbardele  (tm.)  4SI. 
rbardem  (au.)  504. 
rhassäl  (a.)  500. 
rbassül  (a.)  521. 
ridjl  (a.)  465,  500. 
rihäu  (a.)  477. 
rimmith  (a.)  446,  538. 
rims  (a.)  461. 


rischu,  rissu  (a.)  490. 
röbia  (a.)  535. 
robit  (a.)  481. 
rorbol  (a.)  511,  537. 
—  el-djemel  (a.)   537. 
rübia  (a.)  535. 
rummän  (a.)  427. 
rus  (a.)  454. 


S. 

saetj  (a.)  488. 
sa'farän  (a.)  451. 
safräna  (a.)  525. 
aafua  (a.?)  486. 
sagblil  (a.)  507. 
sabaui  (a.)  530. 
sakküu  (a.)  419. 
samma  (a.)  546. 
sasfa  (a.)  505. 
s'bed  (a.)  537. 
scbaat  (a.)  462. 
schade  (a.)  462. 
scha'ir  (a.)  458. 
sclialiät(tuat.)  500,  501. 
schäscbiet  -  ed  -  dobb 

444. 
schebreg  (a.)  464. 
schedide  (a.)  462. 
schedjret-et-dobb  (a.) 

480. 
—  el-llm  (a.)  418. 
— -er-rlh  (a.)  418. 
schefscbäf  (a.)  538. 
schega'a  (a.)  469. 
schegara  (a.)  409. 
schemmäm  (a.)  427, 469. 
schemsehuria  (a.)  500. 
schibrim  (a.)  464. 
schih  (a.)  432,  433,  527. 
schita  (au.)  543. 
schitta  (a.,  tm.)  486. 
scbitteta  (nub.)  486. 
schobrom  (a.)  464. 
schöbr  (a.)  447. 
sebök-es-sera  (a.)  527. 
schoreika  (a.)  468. 
schortäm  (a.)  510. 
schubbötan  (a.)  408. 
schübrün  (a.)  411. 
schulten  (a.)  510. 
sebäd  435,  444. 


558 


Hegistei"  fler  einlieiniisclieu  Pflanzenuanieu. 


seblb  (a.)  419. 
sebot  (a.)  462. 
segar  (a.)  520. 
segseg  (a.)  471. 
sehäui  (a.)  462. 
sehäiua  (a.)  535. 
sehenne  (a.)  536. 
seinua  (a.)  5Ü0. 
.scra  (a.)  550. 

el-kettän  (a.)  468. 

serüdia  (a.)  480,  5-23. 
sota  (a.)  487,  536. 
setüu  (a.)  436,  487. 
sferedj  (a.)  426. 
sfiuäri  -  el  -  homär  (a.) 

508. 

el-ma'is  (a.)  522. 

sib-el-ard  (a.)  448. 
siouak  (a.)  483. 
srt-el-kebscli  (a.)  432. 
ssa'ad  (a.)  493. 
ssa'adäu  (a.)  426. 
ssa'ater  (a.)  443,  535. 
ssabta  (a.)  537. 
ssafssäf  (a.)  532,  540. 
ssafssafa  (a.)  472,  500. 
ssäg-el-djemel  (a.)  535. 
en  -  näga  (a.)   442, 

443,  535. 
ssägädu  (td.)  479. 
ssahuüdj  (a.)  462. 
ssamBiär  (a.)  493. 
ssäno  (td.)  483. 
ssarah  (a.)  412. 
sse'ad  (a.)  493. 
ssebit,  ssebüt  (a.)  496. 
ssebül-el-far  (a.)  496. 
ssebüs  (a.)  493. 
ssedua  (a.)  500. 
ssefardjel  (a.)  426. 
ssegara  (a.)  509. 
sseger  (td.)  488. 
sseltäm  (a.)  510. 
ssembain  (a.)  465. 
Ksemmomed  (a.)  446. 
ssemssem  (a.)  438. 
sseuä-harani  (a.)  473. 
--mekki  (a.)  474. 
sseuu  -  el  -  adjüs  (a.)  518. 
— -el-djeniel  (a.)  500. 
ssenrha  (a.)  454. 
ssibäuaeb  (a.)  488. 
ssidr  (a.)  420. 


ssif-el-mä  (a.)  488. 
—  el-rhoräb  435. 
ssikräu  (a.)  486. 
ssilg  (a.)  444,  537. 
el  -  belebscba  (a.) 

444. 
ssläd  (au.)  504. 
ssübu  (td.)  491. 
ssodr  (a.)  420. 
ssoffär-el-aliroscli   (a.) 

499,  500. 
ssommid  (a.)  493. 
ssorret  -  el  -  kebscb    (a.) 

527. 
ssuäk  (a.)  482. 
ssueda  (a.)  445. 
ssuetina  (a.)  507. 
ssufän  (a.)  526. 
ssuid  (a.)  488. 
ssuld  aclimar  (a.)  446. 
suag  (a.)  483. 
sür  434. 


T. 

ta'äm-el-arneb  (a.)  527. 
—  et-ter  (a.)  431. 
täba  (tm.)  487. 
täbakat  (tm.)  470. 
tabarka  (td.)  479. 
tabarkat  (tm.)  465,  466. 
täbdüg  (tm.)  467. 
täbel  (a.)  480. 
tabelkost(tm.)498,500. 
täbei-ba  (tm.)  487. 
tal)ga  (au.)  505. 
täbssut  (tm.)  494. 
tädjart  (tm.)  500. 
tadjdjärt  (tm.)  476. 
tafoa  (a.)  538. 
tafoufela  (tm.)  488. 
tafiita  (tm.)  465. 
tägait  (tm.)  491. 
tagassibat  (au.)  50(5. 
täbara  (tm.)  489. 
tfüiart  (tm.)  4!»1. 

n-aleggi  (tm.)  500, 

501. 
tahatimt  (tm.)  482. 
tahauet  (tm.)  465. 
tahele  (tm.)  492. 
tahenna(tm.)  HOO,  501. 


tahesuet  (tm.)  465. 
ta'issest  (tm.)  494. 
takassaim  (tm.)   479. 
takaut  (a.)  467. 
takesma  (a.)  52'S. 
täkkilt  (tm.)  481. 
taleggit  (tm.)  493. 
talh,  talba(a.)42-l,47.^ 

501. 
tälkait  (tm.)  484. 
tfiUult  (tm.)  496. 
tamade  (tm.)  462. 
tamakerkait  (tm.)  489. 
tamät  (tm.)  475. 
tamatassast  (tm.)  496. 
tameddünet  (tm.)  501. 
tämerasras  (tm.)  472. 
tamr-el-heuuä  (a.)  427. 
tanäla  (tm.)  493. 
tänesmim  (tm.)  490. 
tänedfert(tm.)498,  499, 

501. 
täuekfäit  463,  464. 
tarfä  (a.)  414,  46.5,  466. 
tarlda,  tarldi  (tm.  V)  4;t7. 
tarrumänt  (tm.)  477. 
tarüt  (tm.)  497. 
täsa  (tm.)  489. 
tasauat  (tm.)  466. 
taseit  (tm.)  491. 
täselrha  (a.,  tm.)  487. 
täseret  (tm.)  487. 
täsi  (a.)  453. 
tassak  (tm.)  499,  501. 
tassakarüt  (tm.)  465. 
tässo  (td.)  483. 
tassüje  (tm.)  481. 
tauit  (tm.)  479. 
tebabüue  (a.)  462. 
tebena  (a.)  462. 
tebörag  (tm.)  470. 
teflfab  (au.)  505. 
tefi  (td.)  475. 
tOgi  (tm.?)  482. 
tebag  (tui.)  482. 
tebaua  (tm.)  495. 
tebenua  (a.)  501. 
tebetit  (a.)  480. 
tebüuag  (tm.)  419. 
teini  (tm.)  491. 
tekeredjdjeli  432. 
tekrüri  (ä.)  491. 
telebüu  (a.)  .503. 


Kegister  der  eiuheimisclien  Pflanzennamen. 


559 


teilt  (tm.)  471. 
telläch  (tm.)  484,  490. 
telökat  (tin.)  fiOl. 
teli'hüdl,  telüdl  (a.)  523. 
temassässul  (tm.)  481. 
temmeda  (au.)  504. 
temmet  (au.)  503. 
temr  (a.)  450. 
torfas  (a.,  eigentl.  berb.) 

460. 
tertüt  (a.)  448. 
el  -  beunedem   (a.) 

448. 

—  el-keläb  (a.)  442. 
teschak  (tm.)  482. 
tescht-ed-deba  (a.)  501. 
tesdai  (berb.)  450. 
teskart  (tm.)  472,  492. 
tgrf  432. 

tiberrlmt  (tm.)  494. 
tldjät  (tm.?)  482. 
titah  (a.)  426. 

—  dahabi  (a.)  485. 

—  el-heb  (a.)  485. 
tlfeschkau  (tm.)  484. 
tiberedjdjele  (tm.)  432. 
tlkaniait  (tm.)  500,  501. 
tu  (a.)  467. 


tiläli  (berb.?)  466. 
tiledjest  (tm.)  478. 
timatart  (tm.)  458. 
timekerkest  (tm.)  489. 
timmer  (a.)  416,  514. 
—  kebir  (a.)  514. 
tlmmesiu  (au.)  505. 
timshellitiu  (tm.)  442. 
timsiu  (tm.)  497. 
tiu  (a.)  449,  540. 
tiuui  (td.)  491. 
tintafia  (a.,  eigeutl. 

haussa)  483. 
tirbär  (tm.)  488. 
tirehit  (tm.)  488. 
tirfäseu  (tm.)  498. 
tisseudjelt  497. 
tjerga  (kauurl)  503. 
tleha  (a.)  514. 
töberas  (tm.)  481. 
tollha  (a.)  501. 
tomätisch  (a.)  440,  485. 
tömatun  (a.)  440. 
türeba  (tm.)  483. 
tschaiscbot  (berb.)  470. 
tulla  (a.)  532. 
tüUult  (tm.)  496. 
tum  (a.)  452. 


tundub  (a.)  464. 
tuufafia  (haussa)  483. 
tut  (a.)  449. 


u. 

uän-ihedän  (tm.)  489. 
uard  (a.)  426. 
uessech-el-ard  (a.)  460. 
uiduet-el-fär  (a.j  445. 
uuim  -  el  -  djeläiljel  (a.) 

464. 
el-lebu  438,  490. 

—  ueda  (a.)  512. 

—  schüscha  (a.)  467. 

es-ssima  (a.)  501. 

unnäb  (a.)  420. 
uögia  nessiba  (a.)  527. 
uüjjarh  (tm.)  464. 
uortemes  (tm.)  5(tl. 
usblr  (berb.)  443. 


W. 

wui  (td.)  479. 
wussa-wussa  (?)  462. 


Druck  von  F.  A.  Bruckhaus  iu  Leipzig 


BERICHTIGUNGEN. 


Seite  10 

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»  11 

»  11 

»  14 

»  33 

»  39 

»  'J5 

»  111 

0  111 

«  121 

»  143 

»  147 

»  154 

»  108 

»  173 

»  179 

»  189 

»  201 

.)  204 

»  204 

»  238 

»  267 

»  269 

»  270 

..  271 

»  272 

»  274 

»  290 

..  291 

»  328 


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)>  11 

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»  12 


V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 

19  V. 

7  V. 

9  V. 

14  V. 

7  V. 

8  V. 
16  V. 

3  V. 

4  V. 
13  V. 

7  V. 

6 

13 
16 


17 
3 

3  V. 

17  V. 

1  V. 

19  V. 

8  V. 

16  V. 

6  V. 

3  V. 


u.,  statt:  Dutriene,  lies:  Dutrieux 

u.,  St.:  Süden,  1.:  Sudan 

u.,  st. :  einem ,  1. :  einer 

xi.,  st.:  Dutriene,  1.:  Dutrieux 

0.,  st.:  Homann,  1.:  Humanu 

o.,  St.:  20,  1.  2. 

o.,  st. :  Buggles ,  1. :  Ruggles 

u.,  st.:  Boudjem,  1.  Boudjem 

0.,  st.:  Maussur,  1.:  Manssur 

u.,  st.:  Maussur,  1.:  Manssur 

o.,  St.:  Label,  1.:  lab-el 

0.,  St.:  der,  1.:  den 

0.,  st. :  Kauar ,  1. :  Kauar 

0.,  st.:  Orbitolithen ,  1.  Orbituliten 

0.,  St.:  Nadjela,  1.:  Hadjela 

u.,  st.:  Sokna,  1. :  Sakka 

u.,  st. :  sserhriv ,  1. :  sserhir 

u.,  st.:  Scheiben,  1.:  scherben 

o.,  st.:  Meorade,  1.:  Marade 

u.,  St.:  betragen,  1.:  erreichen 

u.,  st. :  Kalauscho ,  1. :  Kalanscho 

0.,  st.:  Euhesperidae,  1.:  Euesperidae 

0.,  St.:   ^,  L:   ^• 

u.,  st.:  Had  Kasbah,  1.:  Had,  Kasbah 

u.,  St.:  Euhesperis,  1.:  Euesperis 

o.,  st. :  Sandwegen ,  1. :  Saudwogen 

o.,  st.:  auf  eine,  1.:  auf  den  eine 

u.,  St.:  mancher,  1.:  manches 

u.,  st.:  Drängedi,  1.:  Djrangedi 

u.,  St.:  Mutta,  1.:  Mussa 

u.,  St.:  Drängedi,  1.:  Djrangedi 


YIII.   Meteorolosisclie  Beobaclitim.sfen 


Gerhard  Rohlfs  und  Dr.  Anton  Stecker. 


(K 


.0 
18. 

.0 
17. 


I..5 
29.i 


27. 


!.0 
17.8 


1.0 
30.0 


!.0 
21.1 


21. G 


.3 

22.8 


1.0 
24.4 


.0 
22.2 


II 


Datum. 

1879. 
Jan. 


Aufenthaltsorte 

S.  A.  '         9        '         ■> 


r.iiMilrlia 


Uadi 
Mader 


Uadi 
Tessina 


unterwegs     unterwegs 


Sehtib 
el  Yhud 


f  und  Sti 

9       ' 


1 
SSO 


Uadi 
Tessina 


Ain  Scher- 
schara 


NNW 


Ain  Scherschara       w 


Ain  Schei'schara 


Ain  Scherschara 


8. 

9. 
10. 
11. 

12. 

13. 

14. 

lö. 


Ain  Scher- 
schara 

Gasr 
Ghedin 

Uadi 
Tessina 

Uadi 
I'schtata 

Uadi 
Darhur 

Uadi 
Dinar 

Uadi 
Dinar 

Uadi 
M'graua 

Beni  Uli 

Beni  UM 


Beni  Ulid 


südl.  vom 

Uadi 

Minium 

Uadi 
es  Sseffer 

Uadi 
Nefet  II 

Uadi 
M"t)ellem 


Uadi 
ftholim 


Uadi 
Safetschin 


Uadi 
Nefet  II 


Serir 


Uadi 
M'belle 


Uadi 
Minium 


Uadi 
es  Ssetfer 


3 
NW 


1 
NW 

3 
W 

2 
NW 


4 
SO 

3 

SO 


3 
SW 


Uadi      WSW 
Xefet  II 


Uadi       ^, 
M'belleni 


3 
NW 


Uadi 
Semsem 


NW 


Anmei-kungeu :  3  Dichter  I«iebel;  rp^j'     jj^. 
1-2  Samum,  in  zweistündigen  Intervallen 
ti"  starker  Regen;    '«  stUimiscli  und  starV 


Stand  und  Teinper 

itur 

W  e  1 1  erh  e  0  b  a  ch  t  im  g  e  n. 



Datum. 

Aufwiitlialts(ji-te. 

des  Aueroids. 

r.,ut'twärme 

Hygrometer  (Kopiie). 

inet«r. 

1878. 

Richtung  und  Stärke  des  Windes. 

Himmelsansieht. 

Dec. 

V.  S.  A.   1        9        ]        3 

U.  S.  U. 

V.      1      !l       1      ■■',      j 

n. 

1 

9        3       11. 

Min.     Max. 

V.            11 

3      1     11. 

V. 

V- 

9 

3 

11. 

V.  S.  A.   1         9        1 

•'■      1 

n.  S.  U. 

IC. 

Tl-ipclis 

'"n 

7M.:. 

IS 

765.0 
17 

76C.0 
17 

15 

17 

15 

13.3 

14.4 

18.9 

66.0 
11.4 

5S.S 
16.7 

57.5 
15.0 

69,0 
12,5 

X 

3 
WNW 

NW 

xw 

I 
N 

mit  dicken 
Hanfen- 
wolken 
bedeckt l 

C,ll,l„li 

Haufeii- 
wnlkeii 

rein 

17. 

Ti'ipolis 

767.0 
13 

7G(5.0 
15 

764.0 
16.5 

763.5 
16 

7.5 

14.5 

1S.5 

16.5 

7.0 

19.5 

73.0 
8.9 

14.5 

45.0 
IS.O 

54,0 
11,1 

- 

NW 

W.NW 

1 

NW 

1 
NW 

bedeckt 

schleiriK 
berteckt 

Stratiis 

rein 

18. 

Tripfilis         Triiioüs       Ain  SaiMh 

Ain  Sarah 

7112.0 
l.i 

- 

759.5 
18.5 

760.0 
15.5 

14 

- 

19 

16.5 

10.0 

- 

51.0 

12.2 

- 

43.0 
17.7 

49,5 
15.2 

Vll 

1 
W 

- 

s\v 

I 
W 

bedeckt 

- 

staubi;? 
berteekt - 

rein 

lil. 

Ain  Sarah 

- 

7G--'.5 
21 

762.5 
30 

761.5 
17 

- 

19.5 

29.5 

18.5 

- 

33.5 

- 

45.0 
21.3 

16.5 
36.2 

50.5 
17.2 

IV 

1 

s\v 

1 
SSW 

1 

SSo'zu  S 

bedeckt 

scilleirig 
bedeckt 

Streifen- 
Wolken 

rein 

20. 

Ain  Sarah 

705.O 
11 

764.0 
24 

763.5 
30 

761.5 
14 

12 

21 

2S 

15 

- 

- 

"ll.6 

36.0 
28.3 

20..5 
29.5 

60.5 
13.6 

- 

1 

s\v 

.J 

1 
w 

1 
SW 

theilwoise 
bedeckt 

Schleier 

Schleier 

rein 

21. 

Aiu  Sarah 

7111.0 
14 

7153..; 

762.0 
28 

761.5 
15 

- 

- 

- 

16 

- 

5S.0 
16.2 

32.0 
25.0 

20.5 
27.2 

- 

IX 

1 
w 

1 
s\v 

sw 

ü 
SW 

theilweise 
bedeckt 

Schicliteu- 
w  Ol  keil 

Schleier  ■' 

Jlanfen- 
wolkcii 

22. 

Ain  Sarah 

Saiul.lilT.pii 
(ni.tovwrgs) 

Bir  nt 
T..biMS 

Bir  ot 
Tohras 

7i;:i.o 

- 

764.5 
22 

763.0 
10 

6 

- 

20 

11.5 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

i    '_ 

1 

XXI) 

1 

SSW 

bedeckt 

am  iiürdl. 

Hoviüout 
Haufeii- 
walkeii 

am  nürdl. 

Horizont 
Haulen- 
wolken 

Schleier 

2.3. 

]lir  ft 
'l'nl.vas 

iiulnvwfgs 

OS  Sajah 

es  Sajali 

7113.5 

71)3.5 
26.5 

757.(1 
26 

754.0 
10.5 

>■' 

23 

2.-,.5 

11 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1     Z 

,-j 

J 

1 

s 

Schleier  1 

rein 

rein 

rein 

24. 

es  Sajal, 

„„terwoRs 

Bir  .Milrha 

Tür  Milrlia 

7.-.3.0 

752.0 

741.0 
2S 

738.0 

« 

19 

22 

« 

- 

- 

- 

- 

42.0 
17,8 

''i:,. 

- 

SV 

J 
s\v 

sw 

1 
so 

leichte 

Schiehten- 

wolken 

leichte 
Schichten- 
wolken 

leichte 

Schiohten- 

wolken 

rein 

2.'). 

Bir  Milrha 

TS'.l.ü 
4 

741.5 

740.0 

28 

739.0 
11 

4 

16.5 

24 

12 

—0.5 

37.2 

S4.0 
4.4 

- 

25.0 
30.0 

64.0 
12.2 

-■ 

1     , 

0 

2 
Sil 

ü 

1 

so 

rein 

rein 

leichte 
Streifen 

rein 

2(i. 

Bir  Milrha 

739.0 
10 

740.0 
17 

739.0 
22 

737.5 
10 

10 

15.5 

23.5 

U.5 

+  8 

27.8 

S4.0 
10.0 

39.5 
18.0 

38.0 
21.1 

.59.0 
ll.l 

IX 

3 

SSO 

1 

so 

ü 
osn 

ü 

berteckt 

achleirig 

schloirigr 

rein 

27. 

Bir  Milrha 

7.3,-...i 
5 

737.5 
21 

736.5 
23 

735.0 

■^ 

1S.5 

21 

5 

+  1.7 

.83.5 
4.0 

38.0 
25.6 

35.5 
21.6 

81.0 
5.S 

III 

1 

L 

w 

"1 

1 
so 

im  Norden 
bedeckt 
im  Süden 

Schichlen- 
wnlkeii 

schleiriK 
berteekt 

rein 

28. 

Bir  Mih-ha 

7:i:,.5 

741.0 
20 

745.0 
22 

740.5 
10 

• 

19.5 

IS 

10 

-1.1 

23.3 

72.0 

59.0 
17.S 

51.3 

22.S 

92.0 

XIV 

ü 
X 

n'w 

1 

NW 

1 

so 

Haufen- 
wolken 

Hauleii- 
wulkeii 

Hanfen- 
wulken 

rein 

29. 

Bir  Milrlia 

711.0 
10 

743,5 
15 

742.0 
22 

742.0 
11 

10 

15.5 

19.5 

12 

+G.1 

28.3 

86.0 
8.5 

66.0 
15.0 

49.0 
24.4 

80.0 
10.5 

.XI 

2 
S 

1 

ü 

1 

so 

rein  .5 

rein 

leichte 
Streifen- 
welken 

rein 

30. 

Bir  Milrha 

74;)..'i 

744.5 
19 

743.5 
20 

743.0 

7 

4 

15.5 

19 

8.5 

+  1.1 

24.5 

86.0 

58.0 
16.2 

.54.0 
22.2 

S6.0 
7.S 

III 

1 

J 

1 

ü 

lelchtP 
Hjuifen- 
wölken  « 

Sti-atiis 

und 
StnrilVn 

am  nürdl.  11. 

rein 

31. 

Bir  Milrha 

74'J 

741.5 
17 

742.8 
15 

7i:i.5 
11 

14.5 

111.5 

12 

+  5.6 

1S.5 

- 

87.0 
14.4 

87.0 
11,5 

- 

111 

J 
.V 

J 
11  zu  XW 

1 

ü 

dicke 
Haufeu- 
wnlken  t 

l)0(lockt 

n.  ö.  Hori- 
zont rticke 
Hauleu- 
wolken  be- 

lindfckt ** 

deckt 

Bomerknng:  □  absnlnto  Windstille;  1  leiser  Znff;  2  leichte  Brise;   3  starke  Brise;  4  Sturm;  5  wirtevstanrtsloser  Orkan, 
nerkungen:    1  Nachts  abwechselnd  Eegensohauer;    i  von  3''  30"'  an  Samum;   3  um  12li  Saninmwlnrt;    4  nachts  starker  Thaufall;    ■'•  nachts  ungemein  »tarlcer  Thanrall; 


rl.er  'niaunill; 


iifKauK  etwas  üesen; 


w  „  Aiimeikungen :  i  Dichter  Nebel:  2  Nebel,  hiirt 

In  ..""t""',,'"  '""'".""''iK"»  Intervallen  regelmäsai);  ■ 
»"  starker  Rege..;    n.  «Klrraiseh  und  «tarker  Hi-gcnfall 


Wetterbeobachtungen. 


irke  des  Windes. 


V.  S.  A. 


Himmelsansicht. 
•I  ;5 


n.  S.  T' 


1 
So 


3 
NW 


AV 

3 
NW 

4 

SSO 

4 
NW 

2 
SO 


2 
SW 


NW 


4 
NW 


i     NNW 


l 

SO 


1 

WNW 


1 
NW 


NW 


4 
WNW 


□ 
SSO 


a 
so 


1 

SW 


5 
NW 


ü 
NNW 


Schleier" 


bedeckt" 
Stratus 
bedeckt 
bedeckt 
Schleier 


leichter 
Stratus 


Haufeu- 
wolkeuJO 


Stratus- 


leiohter 
Stratus 


Haufeuw. 

am  ii.Horiz. 

dicke 

Wolken 

rein 


Flockeu- 
■wolkeu 


Haufeuw. 


leichte 
Haufeuw. 


Schleierlä 


leicliter 
Stratus 


Schleier 


Schleier 

am  n.  Horiz 

dicke 
Haufeuw. 

leichter 
Stratus 


am  n.o.  u. 

n.w.  Horiz. 

dicke 

Wolken 

Haufeuw. 

am  5.  u.  s. 
Horizont 
dicke  W. 

leichte 
Haufenw. 

am  s.  Hori- 
zont dick 
bewölkt 
Haufenw. 

rein 


leichte 

Haufenw. 

am  n.  Hör. 

rein 

Haufenw. 

sclileirip 
bedeckt>< 


bedeckti' 


Schleierl- 


leichter 
Stratus 


Haufeuw. 
u.  sclileiri^; 
bedeckt" 

am  ü.  Horiz. 

scliwere 
Haufenw.  1' 

Haufen- 
wolken 


leichte 
Haufen- 
wolken^ 


Streifen- 
wolken'' 

Flockenw. 

radiär  um 
Mond 

bedeckt 

dicke 
Haufenw." 

Streifen- 
wolken 1" 

bedeckt'i 


Haufen- 
wolken 1- 


Haufen- 
wolken i>i 


aclita  Tliaufall;  «  Samum;  »  etwas  Rej?en:  i"  Mondhof;  "  Samum; 
drei  ScliifiV  «escheifert);    naclimittafrs  etwas  Re^en;     i^  Sturm,  um 


in 


e  1 1  e  rl)  e  ob  a  c  li  t  u  n  g  e  n. 


(Koppe 
3     i    il 


16.7 


21.1 

3.3 

20.; 


17.8 


"Windes, 
n. 


1 

SSO 


3 
WNW 


1 
NO 

1 

SO 


3 

SO 


so 


1 

SSO 


3 
SO 


1 

NO 


2 
NW 


NW 


WNW 


n.  S.  A. 


Himmelsansicht. 
il  o 


n.  S.  ü. 


leichtei' 
Stratiis 


leichter 
Stratus 


bedeckt 


Haiifen- 
wnlken 


bedeckt' 


cirnis- 
cumuli 


am  uördl 

Hör.  leichte 

Haufeuw. 

rein 


bedeckt 


leichter 
Stratus 


Stratus 
Stratus 


leicht.  Stra- 
tus a.  Hör. 
cuinuli 


Haufen- 
wolkeii 


am  südl.  u 
südw.  Hör. 
leicht.  Stra- 
tus, rein 


am  nürdl.  u. 
n.ö.  Horiz. 
dicke  Hau- 
feuwolkeii 
bedeckt-* 

Schleier 


leichter 
Stratus 


•Stratus 


Stratus  am 
s.o.  Horiz. 
Haufeuw. 


am  nordw. 

Hör.  leichte 

Haufeuw. 

rein 

leicht  be- 
deckt 

leichter 

Stratus 


jrm.  ein 


XIX 


" 

W  0 1 1 0  )■  li  e  II 1)  a  c  li  t  u  u  g  v  n. 

Ihiliini. 

Aufcntlialtscirt  c. 

Aneroidstiiiide. 

lynltwanni'. 

18711. 

RiflitiinguiidSt 

■irke  des  Willlies. 

Iliiiimelsiiiisielit. 

Oft. 

V.  S.  A.    !          '.1         1         3         1  11.  S.  T'. 

V.    j    ;i 

V.      n 

3 

11. 

V. 

:i 

;■• 

11. 

V.  S.  A. 

'■> 

3 

11.  S.U. 

lii 

Aua.jil;! 

7r„;.:, 

;,ii, 

7.,7 

II 

■-.,; 

1 

n.s,i 

1 1  ^äi  s 

,', 

,■«„ 

rcin.llmiz. 
vc-iaclilokMt 

v,.i„ 

,,.iu 

IT. 

Aiuljilu 

T,-,, 

7,;s 

7,;,; 

70....', 

l'.i 

a.-i 

■jfi 

-' 

u 

:i 

Szull 

SSO 

roin 

roill.IInriz. 
Kt,iiil>ig 

vchi.Hoviz, 
stnubiB 

v,.i„ 

18. 

Ssciir              1       ITadi  JlniTun 

7r,4..'. 

7., 

7i;.-i.rr 

7.,.:, 

i;.s 

:ii 

ao 

.... 

1 

WSW 

4 

sw 

4 
N 

3 
NNW 

Flocken- 

wolkoii, 

\V  l.cw.Wkt 

bodcr-lct  11. 

l.cli'ckf 

1(1. 

lUuli  Marpfra       |         Biv  Uissaiii 

;,;„ 

77. 

7;„ 

77, 

ii; 

■..,; 

2S 

NNW 

NNW 

;i 
NW 

1 
WNW 

■•oi,, 

Nil.  11.' Sil 
.'iiiiiüll 

W  ',',ü,','„li 

,.„„„.,•, 

20. 

21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

0(; 

27. 

28. 

29. 

30. 

31. 

Anmerkungen:  i  Nachts  einige  Tropfen  Regen 

In  Bengasi  sind  derzeit  keine  Beobachtungen 

Kweitens  aber  seitens  der  französischen  Kegieruug  ein  n 


XX 


Miliz. 


Atifeuthultsurt'c 


10 


a 


Ti-ipulis  (M'sohia) 
Triiiulis  (M'sulii;!) 
•l'j'ipulia  (M'scliiu) 
Ti-ipuli»  (iM'scliiu) 
Tripolis  (MV-liiii) 
Tripolis  (M's(iliiii) 
Tripulis  (M'sclüa) 
Tripolis  (M'scliin) 
■j'ripolis  (M'scliia) 
Tripolis  (M'scliiii) 
Tripulis  (M'«;liiu) 
Tripulis  (M'sdiiii) 
1.!,  Tripuli,.,  (M'scliiu) 

1 1,  Tripulis  (M'si'hiii) 

l.'i.  Trijiolis  (M'scliin) 


AiiuiijikuiiKini;  AlioloiilhliviiluotiT,  Ni-.  .'lOlUli 
clilo  Uriae.    :i  Slarku  lirini!.     1.  Sturm.    .•.  Wider 
1  Um  '.|li  vurmill.iKa  uin  vaar  Truiitoii    Ui^ijeu 


StiUid  uuil  Tuiiiiiureitiir 
dus  Anuroids. 


:;ü.5 
70.1.2 


10 

;( 

n. 

Min. 

15 

15 

H.5 

lO.l'S 

1S..-I 

i:i.."> 

H.5 

11,17 

l."l 

1.'. 

14.5 

rj,7s 

lü 

15 

U.5 

111.5(1 

ll.i 

- 

- 

W.lil 

17.;. 

- 

15 

W.S',1 

17..'. 

15,5 

U.5 

i:i.sii 

1.'. 

lt.5 

11 

7,5 

17 

111.5 

VJ 

ii,5:i 

ii; 

15 

11 

WM 

13 

i;(.5 

10.5 

11.72 

Angaljcii  .1er   l'ainiicrutur  ohuu  Corruci 
tmuUluHCr  (►rkaii. 

liuiiljuchtuiii;    um    h"  nachmittags: 


l'\niclitigkt;its,i,'flialt  der  Luft. 


10 

3 

72.5 

so 

7G,S 

72.5 
»2.5 

71.5 

■; 

- 

S4 

57.5 
112.5 

Ü2.5 

Tr.jckeuu  Kugi-1. 


V. 

lU 

3 

12.5 

14.11 

14.7 

U,4l 

111.117 

- 

m.u 

18.0U 

1V.44 

lli.Ül 

15.2,s 

14.17 

14.17 

15.S1 

10.07 

i:i.33 

10.11 

15.00 

15.2S 

14.44 

- 

15.50 

10.',l5 

15.28 

15.S1 

- 

14.72 

i:).:i3 

i:).s;i 

13.01 

11.11 

15.50 

14.72 

10.11 

15.2» 

11.17 

1 11.110 

13.S'.i 

11.117 

1I2.7.'< 

13.52 

Nudsu  Kugel. 

i    II'   I    3    , 


Wi'ttcrluMiliaclitiiiiin'ii. 


UiylituiiK'  und  Sl; 
10 


NW 

3 
NW 

NW 


»W  zu  ; 

1 
NNW 


WSW 
NW 


NO 

NNO 

1 

ONO 

NNO 


lioduekt  1- 
Stroifeii- 


llirauiel 
10 


Slratuü 


lieilcekl 
llaufeii- 


eumuli 
llaufonw 

Staub 
hewölkt  2 


imsiuht. 
3 


bedeckt " 
leielile 


b'icblo 
1  laufen. 


bedeckt  1' 
bedeckt 


von  C.  Koppe.  —  Leu/,'  Ozuupupii 


Psychromoter  von  Negrctti   und  Ziinlbra  (alle  Angaben  des  I'sycliroracterlliormomctür  corrigirt).     Wind;   ü  Absolute  Windstille.     1  L« 


cliluittags  Hegen;     4  nachts  ziemUch  stark  geregnet;     ■''  das  Oznnpapi 


ahnend  der  Nacht  dem  Regen  i 


ilk  inorgona  auf;  der  Wind  droht  sich;   in   der  Frühe  Hegen;    «  stftrniisch;  ein  paar  Tropfen  Hegen;    der  Stürm  hält  bis  Mitternacht  an;     '"  es   regnet  den  gau« 
ili.'UilB  CHI  Uegcusprilzer;     la  massiger   Eegonfall;     m  Ozonpapier  in  der  Mitte  V,  Käudor  IX;     ':  nachts   Ktgcnschauer;    '»  Hygrunleter  Mittags  45"/,,;     •»  siehe  Ann 


nachmittags  starker 
[  unaufliürlich;  "  n 
Nr.  18;     -0  nachts  i 


Haniuniwind  von  SW;  abends  Kegelt; 
achts  geregnet;     'S  abends   Wetterleui 
■in   wenig  Hegen;     "  um  lO''  morgens 


^Y  i'ttei'be  obaclitungcii. 


ke  des  Windes. 


Himmelsansicht. 


J 

NW 

J 
SO 

Ö 

1 
o 

2 
o 

□ 

□ 

a 

SAV 

SSW 

2 
NW 

1 

WNW 

NW 

NW 

2 
NW 

() 

1 
O 

□ 
W 

3 
SW 

1 
NW 

1 
SW 

3 
SW 

a 

2 
XWN 

1 

NWN 

1 
SO 

1 
SO 

3 
NW 

- 

V.  S.  A. 

n 

•'           I 

n.  S.  ü. 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

leiclit 
bewölkt 

rein 

Stratus 

Stratus 

Flocken- 
wolken 

leichter 
Stratus 

rein 

Stratus 

rein 

rein 

rein 

sclimuzig 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

leichter 
Stratus 

bedeckt 

rein 

leicliter 
Stratus 

Stratus 

bewölkt 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein 

Stratus 

Stratus 

Sclileier 

rein 

schmuz. 

sclimnz. 

Schmuz  u. 

rein 

Himmel 

Himmel 

Schleier' 

rein 

rein 

rein 

rein 

Stratus 

Scliniuz  u. 
Stratus 

Sclileier- 

rein 

II. 

16 

.5 
lli.s 

.5 
19 

17 

19 

-'0 

>t 
20.3 
i3 

IS 

I..') 
10.3 

I..J 
IS. 3 

20 


W  e  1 1  c  r  b  c  0  b  a  c  h  t  u  u  g  c  ii. 


",  Lies  Windes. 
3  n. 


h 


2 
NW 

M 


2 
W 

3 

Uw 

3 

2 

^v 

2 
O 

ü 
S 

3 

HO 


J 
NXW 


x\v 


V.  S.  A. 


Haufeu- 
wolken 


2 

SSW 


ü 
SU 


staub- 
bedeckt - 

reiu 
Stratus 
Stratus 


Himmelsalisicht. 
9 


leicht 
bewölkt 


schmuzig 


schleirig 
bedeckt 


leichtci- 
Stratus 


reiu 

Stratus 

scjimuzis 


bedeckt 


u.  s.  r. 


staub- 
bedeckt 1 


schmuzig 


Haufeu- 
wülkeu 


bedeckt 


XXI 

Stand  und  Temperatur 

Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft. 

Wetterb  euliachtiing  eil. 

Datum. 

Aufenthaltsorte. 

des  Aneroids. 

Lui't\\ 

arme. 

Ozuno- 

Hygrometer. 

!                                                     1 

1830. 

Tvuckeue  Kugel. 

Nasse  Kugel.            | 

Richtmi 

i  und  Stärke  des  Windes. 

Hinimelsansicht. 

März. 

V.  S.  A.   1        10               3           n.  8.  U. 

V.              10 

3 

1,. 

10 

3 

n. 

Jliu. 

Max. 

V- 

10 

3 

n. 

^■ 

10 

3 

n. 

V. 

10 

3 

n. 

V. 

V. 

10 

3 

n. 

V.  S.  A. 

10 

3 

n.  S.  U. 

ll!. 

Tripolis  (M'suhia) 

76S.2.-1 
IL' 

769.25 
16 

- 

768.5 
13 

10 

15 

- 

12 

8.33 

18.06 

67.5 

56.5 

- 

79  1 

11.11 

15.2S 

- 

12.50 

9.44 

12.78 

- 

10.84 

VII 

1 

NW 

1 
NW 

1 
NW 

1 
NW 

Stratus 

^;ims 

cumuli 

reiu 

17. 

Tripolis  (il'sohia) 

TÜS 
1.5.5 

768 
IS 

- 

763.75  i 
13 

13 

16.5 

- 

12 

8.S9 

19.72 

64. 5 

61.5 

- 

78 

14.72 

16.67 

- 

12..50 

13.33 

14.44 

- 

11.11 

VIII 

1 

NO 

1 
Nil 

1 
.N'll 

1 
NO  zu  0 

cumuli 

rein 

Streifeu- 
wolken 

rein 

18. 

Tripolis  (M'schia) 

762.25 
13.5 

763.5 
l'.l.5 

761.2 

la 

760 

12.5 

12 

17.3 

17 

11 

10..S4 

19.63 

65 

51 

44.5 

70 

12.97 

17.7S 

18.6 

12.75 

10.56 

14.72 

13.1 

11 

IX 

1 

Nil 

NO 

J 
NU 

ü 
NO 

bedeckt 

Schleier 

rein 

reiu 

Kl. 

Tripolis  (M'schia) 

75SI.75 

i:i 

"^.5 

762.4 
17.5 

764.15 
15 

12.4 

17.2 

16 

14.6 

1U..S4 

1SI.17 

84 

76.5 

.82.5 

83 

12.25 

17.5 

16 

14.4 

10.75 

15.75 

14.5 

12.5 

XII 

a 

N 

3 
N 

3 
N 

N 

rein 

rein 

Stveifen- 
wolkeu 

2V. 

Tripolis  (M'schia) 

7i;.'i 
i:i..i 

- 

765.4 
16.2 

765.10 
12.3 

12.8 

- 

14.8 

12 

11.67 

1S.06 

.52.5 

- 

42.5 

.56.5 

12.75 

- 

14.6 

11.5 

8.8 

- 

111 

8 

XII 

N(l 

2 
NO 

NO 

NO 

cumuli 

Strutus 

leichter 
Stratus 

rein 

i'l. 

Tripolis  (M'schia) 

11 

763.3 
LS 

760.5 
14.5 

760.75 
14 

10.  S 

15.6 

13.6 

13.6 

3.44 

17,22 

62 

42.5 

60 

68 

10.4 

15.75 

13.5 

13.5 

7.6 

11.5 

10 

10.5 

XI 

Nil 

i', 

3-4 

3 
II  zu  N 

Schleier 

Selileier 

bedeckt 

bedeckt 

•22. 

Tripolis  (M'schia) 

71)0.75 
13.5 

762.2 
18 

761 
17 

761.6 
14 

12.S 

16 

16.6 

14 

11.35 

1S,K9 

81 

55 

72 

85 

12.6 

16.25 

15.5 

13.5 

11 

13.25 

13.25 

11.75 

XII 

1 

NU 

NO 

3 

NNO 

ONO 

bedeckt 

bedeckt 

staubig 

rein 

23. 

Tripolis  (M'schia) 

7B1 
12.5 

762.65 
17.8 

761.3 
1H.3 

761.S5 
15.5 

11.8 

15.8 

17.S 

15.3 

111.84 

21.67 

87.5 

58 

67.5 

K6 

11.6 

16.15 

17.5 

14.6 

10.5 

12.9 

14.75 

13.1 

XII 

2 

3 

4 

4 

rein 

rein 

rein 

Staub- 
wolken-1 

24. 

Tripolis  (M'schia) 

760 
15.3 

- 

'"'n.5 

15.5 

15.3 

- 

16 

14. s 

13.116 

1S.33 

S5 

- 

74 

84 

14.6 

- 

16 

15 

13 

- 

13.S 

13.35 

- 

'ö* 

3-  4 

4 

3 

bedeckt 

stiiubi^. 

bedeckt 

bedeckt  4 

•25. 

Tripolis  (M'schia) 

765.4 
14.5 

767.5 
1S.5 

- 

- 

13.S 

16.4 

- 

- 

12.7S 

19.17 

92.5 

71.5 

- 

- 

14 

16.75 

- 

- 

13 

15.5 

- 

- 

VIII 

0  zu  N 

1 
11  zu  N 

1 

ONO 

ONO 

bedeckt'' 

bedeckt 

bedeckt '' 

bedeckt 

2(;. 

Tripolis  (M'schia) 

- 

76S.5 
20 

767.13 

IH 

IS 

- 

1' 

16.6 

14.4 

12.7S 

18. S9 

- 

62 

61 

86 

- 

17. 7S 

17.22 

12.50 

- 

15.75 

14.44 

11.67 

IX 

Nil 

II  zu  N 

o  zu  N 

2 
NNO 

cunmli  7 

cumuli 

leichte 
Streifenw. 

leichte 
Flockenw. 

27. 

Tripolis  (M'schia) 

764.75 
20.5 

- 

- 

764 
16 

IS.-J 

- 

- 

15.4 

UI.IIO 

21.39 

61 

- 

- 

73.5 

18.89 

- 

- 

16.11 

16.39 

- 

- 

13.89 

- 

Ö 

2 

1 

/     o 

bewUlkt 

Hauten- 
wi.lkeu 

cumuli 

bewölkt 

28. 

Tripolis  (M'schia) 

762.25 
IH 

- 

- 

7.58 
18.5 

17 

- 

- 

17.4 

12.78 

24.44 

59 

- 

- 

50 

18.33 

- 

- 

18.06 

15.56 

- 

- 

13.89 

VII 

iizi.  s 

3 
IJSIl 

3 

3 
SO 

leichte 
Wolken 

schleiriK 

schleirigs 

rein 

29. 

Tripolis  (M'schia) 

754.4 
1S.5 

756.55 

7.i4.S 
21.5 

755.5 
16.5 

15.8 

23.2 

lil.s 

16 

16.67 

26.67 

36 

19.5 

38 

74 

17.78 

25.56 

20.84 

- 

12.22 

17.22 

17.78 

- 

V 

3 

SSO 

3 
S  zu  W 

N  zu  W 

1 
NW 

Sohleier 

Schleier 

rein" 

rein 

30. 

Tripolis  (M'schia) 

754.5 
20 

755.5 
23.5 

755.55 
18.5 

757.75 
15.S 

1« 

20.8 

17.5 

15.3 

12.22 

22.78 

411.5 

41 

68 

77.5 

19.44 

21.11 

17. 7S 

14.72 

15.06 

16.39 

15.56 

13.33 

X 

NNW 

NW  zu  N 

obeu 
2  W  zu  S 

1 
W 

dichte 
Flockenw. 

Haufen- 
w.dken 

reiu 

rein 

31. 

Tripolis  (M'schia) 

760 

763 

20.5 

- 

764.25 
14 

15 

1S.4 

- 

13.S 

12..-II1 

19.44 

76 

61.5 

- 

72.5 

1.5.2S 

1.S.61 

- 

13.06 

13.61 

16.11 

- 

11.53 

VIII 

1 
W  zu  N 

2 
NW 

\V 

1 
WNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

Aumerkuugcn:  Ablesuupeii   «les  Aueroidbaroi 

Otters  (Xr.  .'i(ii;46)  nicht  corrigirt; 

alle  a 

udern  Anßab 

en  mi    t'orreotion; 

1  Mittacs  48  "„;    2  beobachtet  um  Mitternacht:    ^  Ton  :t"  naehmittaus  starker  Sand 

wind;    *  d 

n   ganzen  Tag  heftiger  Sandwind;    ''  nach 

ts  Regen;    u 

den  ganzen 

Nachmittag 

gelegne 

t;  7  naclits  starker  ReßenfaU  ;  ^  um  :;''  uachmitta 

gs  fingt 

SO  Wi 

ul  an  un 

d  bring 

schw 

•re  Sa 

idwolk 

;  "  W 

ih  ns 

cliniittags  nordwestliche 

Riclltn 

ng  angenomi 

m  3'i  absolut 

c  Windstille;  Sand  legt  s 

ich. 

RoUfs.  Kufra. 


21  ÖEtl.  Lange  t.  Greenwicll 


<,.^*..t' 


j;«^„^ 


fc -»»''' 


J)j  Frbehna 

E  r  D  e  h  n  a 


i     ; 


■^3^,,^ 


.S''i-r"« 


Oasenarchipel 

K 11  f  r  a . 

Von  G.Rohlfs  u.  A.  Stecker 
1879. 

Maaßstab  1 :  2,ai>a,oaa 


JIö/wTi  in  Meter 
t  astronomisch   bestimmte  J'Unkte      .-.  Jitu/ien   i'on  TUfbu  ~ 
w  Brunnerv  ♦  Za^er  der  JUzsefulen 

/^t;  Ungeföhre  ^usdehmuiff  iier  PaJnvenwälder 


Ortxchaßei 


Leipzig:  ?.A  BrocWuiits. 


W  e  1 1  e  rb  c  o  1)  a  c  li  t  u  n  a  v  n. 


Starke  des  Windes. 

Himmels 

ansiulit. 

3 

u. 

V.  8.  A.  I 

!l 

;-",       ' 

11.  s.  r. 

3 
NW 

3 
NW 

bedeckt 

bedeckt 

cirvo- 
cumuli 

stratus 

1 
N 

1 
N 

eirro- 
cunimuli 

iciu 

reiu 

reiu 

J 

Ü 

Stratus 

Stratus 

bewölkt 

Stratus 

NL) 

N 

leiu 

leichter 
Stratus 

reiu 

reiu 

2 
NW 

1 
NW 

Strutus 

cirrus 

cirro- 
cumuli 

yiiicken- 
wolkeu 

N 

Striitus 

Haui'eii- 
Wülkeii 

Staub 
bedeckt^ 

bedeckt 

NNW 

1 
N 

Haufen- 
wolkeii 

Haufeii- 
wolken 

Haufenw. 
u.  SchmUz 

reiu 

1 
N 

2 

N 

Haufeii- 
\Yolkcn 

Haufeu- 
wolkeu 

Haufeu- 
wülkou 

leiclit 
bedeckt 

U 
N 

N 

bedeckt- 

bedeckt 

bedeckt 

bedeckt- 

2 

N 

3 
SO 

bedockt 

l)edeckt 

Haufen- 
wolken 

Haufeu- 

wulkeu 

2 
OSU 

i 

Haufeii- 
wolkeu' 

Haufeii- 
widkeii. 

dicke 
Haufenw. 

dicke 
Haufenw. s 

2 
NNO 

1 

N 

cirius 
bedeckt 

cirro- 
stratus 

leichte 
Flockeuw. 

reiuG 

1 

N 

1 

N 

reiii^ 

rein 

rein 

reiu*> 

2 
OSO 

n 
osu 

rein 

reiu 

reiu 

reiu 

ü 

4 
NU 

reiu 

Iciciiter 
Stratus 

leiclit 
bewölkt 

tbeilweise 
bedeckt» 

/iudiukalliclit ;     "  diclit  vur  Suuueuaufgani;  hefti^'er  Wiudstoss  von  S.: 


W  0 1 1  e  r  b  c  0 1)  a  c  h  t  im  ff  e  n. 


VII 


des 


;3 


so 


—  w 
~  ü 


-s 


INW 


4 


Windes 
li. 


ü 
SO 


3 
NW 


xo 

4 
NW 

ü 

wxw 


obeu  "W 
uuteu  O 


SW 


W 


ü 
OSO 


u 

NW 


NNW 


2 
NW 


V.  S.  A. 


Himmelsansicht. 

;»      I       3 


bewölkt 


bedeckt 


bedeckt 


Haufeuw. 
am  Hoi'iz. 


tbeilweiae 
bedeckt^ 


Haufea- 
wolken 


Haufen- 
wolken  "• 


Haufeu- 
wolken 


bedeckt 


Schleier  ^- 


Haufen- 
wolken 


zum  Theil 
bedeckt 


Haufeu- 
wolken 


Flocken- 
wolkeii 

leichter 

Stratus    am 

Horizont 

sclileirig 


Staub  uud 
Schmuz 


Sclimuz 
uud   Staub 

Haufen- 
wolken 13 

Haufen- 
wolkeu 


sclimuzig 
bedeckt 


Schleier  i 


bedeckt 


scbleirig 
bedeckt 

sclileirig 
bedeckt** 

Haufeu- 
wolkeu 


Staub  13 
Schmuz 


Schmuz 
uud  Staub 


leichter 
Stratus 


n.  S.  U. 


leichter 
Stratus 


Haufeu- 
wolken  3 


bedeckt         bedeckt  < 


bedeckt  8 


sclileirig 
bedeckt " 


rem 

bedeckt n 

Schmuz 


Schmuz 
Staub  n 


leichter 
Stratus  1' 


islo^Viiidstille:  &  nachts  Tliaufall;  «  sehr  starker  Samuiu ;  •  naclits 
ad  I Regen;  '-  nachts  absolute  Windstille,  gegen  früh  fürchterlicher 
fi-ülliachts  starker  Thaufall;  '<  abends  Mondhof. 


III 


Datum. 

\u  tcntli 

1 1  s  11  r  t  f>- 

Stani 

und  Tempel 

atur 

Luftw 

arme 

Hygrometer  (Koppe). 

Ozono- 
)uetcr. 

Wetterb 

eobaclituugeii. 

- 

1879. 

des  Anerouls. 

Richtung  und  Stärke  des  Windes. 

Himmelsaiisicht. 

Jan. 

V.  S.  A. 

9               3 

n.  S.  U. 

V.           !'      1      ^H     "• 

^• 

!l 

3 

n. 

Min. 

Max. 

V. 

9      1      3 

n. 

V. 

V. 

9 

3 

n. 

n.  S.  A. 

9 

3 

n.  S.  U. 

lli. 

siitU.  von 

Uadi 
Sem-sem 

.Serir  et 
Omar  el 
Ghirhel 

Uadi  el  Bei 

südl.  von 

Uadi  el  Bei 

el  Ch.aib 

765.0 
+  ■-• 

764.0 
14.5 

7i;3.5 
21 

762.0 

8 

3.5 

14.5 

20 

8 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

3 
w 

3 

WSW 

1 
sw 

0 

rein 

rein 

rein 

reiu 

17. 

südl.  von 

Uadi  el  Bei 

el  Chaib 

Sebcha 
Gargaf 

Bondjem 

Bondjem 

762.0 
+  1.6 

762.0 
15 

761.0 
18 

758.0 
11 

+  1.5 

I.) 

IS 

U 

- 

- 

- 

- 

- 

VIII 

1 
so 

3 

so 

3 

SO 

1 

SSO 

rein 

rein 

Staub 

rein. 

18. 

Bondjem 

Bondjem 

unterwegs 

Serir  550 

(22  km)  von 

Bondjem 

758.0 
+  2 

761.0 
20 

755.0 
18 

755.(1 
12 

+  2 

2U 

l.< 

11 

+  1..5 

- 

- 

- 

- 

- 

XII 

2 

x\v 

3 
NW 

3 
NW 

3 
WNW 

rein 

rein 

rem 

rein 

19. 

Serir  550 
23  km)  von 
Bondjem 

unterwegs 

Churmat  el 
Tnzzizet 

Uadi 
Bn  Atela 

755.0 
6 

755.5 
16 

752.0 
19 

751.5 
11 

5 

..-...•, 

17 

9..-, 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

XI 

1 
s\v 

3 
W 

3 
WNW 

J 

leichter 
Striitus 

Hanfe  n- 
wolken 

Haufen- 
wolkuM 

rein 

20. 

Uadi  Bu 
Atola 

Djebel  el 
Chaima 

Serhir 

Uadi 
Zemam 

750.5 
5 

751.0 
18 

751.0 
22 

7.11..-I 
12 

6.5 

14 

18 

11 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

IX 

1 

so 

1 
WNW 

2 
WNW 

1 
NO 

rein 

rein 

rein 

rein 

21. 

l'adi 
Zemam 

Uadi   Talha 

Serir 

Djebel  et 
Tar 

751.5 
+  1.5 

750.5 
18 

752.0 
24 

747.0 
11 

+  1 

13 

19.5 

10 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VIII 

Q 
SO 

1 

SSO 

1 
SO 

1 
SO 

rein 

rein 

rein 

reiu^ 

22. 

Djcljel  et 
'J'ar 

Cir  et 
Temen 

Cir  et  Tar 

Cir  et  Tar 

747.5 
10 

- 

748.0 
25 

748.0 
16 

9 

15 

21 

15..-, 

- 

2C.2 

- 

- 

- 

- 

IX 

1 

SSO 

1 

2 
SO 

3 

SO 

rei,. 

Stratus 

am  8Ü(U.  11. 
aildw.  Kor. 
leicht.  Stra- 
tus, rein 

rein.. 

23. 

Cir  et  Tar 

Uadi  Urfelli 

A!ii 
Haminam 

Ain 
Hammam 

748.0 
4 

749.0 
20 

750.0 
26 

749.5 
l.i 

IS 

21 

14 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VIII 

1 

so 

3 
so 

3 

J 
SO 

leicbler 
Stratiiä 

Hör.  leichte 
Haufenw. 

Staul» 

staub 

24. 

Ain 
Haiinnam 

Sokna 

Sokna 

Sokna 

746.0 

S 

- 

738.0 
16 

736.0 
12 

9 

14 

16..-, 

12 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 
so 

3 
SO 

1 

SSO 

SSO 

bedeckt 

bedeclit 

amnünU-u. 
n.ü.    Horiz. 
dicke    Huu- 
fenwolken 
bedeckt* 

rein 

2-.. 

So 

vna 

734.0 
11 

_ 

734.0 
21 

735.0 
15.5 

10 

- 

19.5 

15 

+  2.7 

- 

- 

34.5 
20.5 

44 

14.4 

VIII 

ü 

so 

ü 
SO 

ü 
SO 

S^) 

rein 

rein 

Schleier 

rein 

2(;. 

Sokna 

735.0 
10 

737.0 
17 

736.5 

18 

737.0 
14 

« 

15.5 

19 

13..-. 

7.5 

21.7 

63 
10.0 

16.4 

47 
16.7 

51.5 
12.7 

II 

ü 

J 

ü 

ü 

rein 

leichter 
StratUä 

rein 

am  n.irihv. 

27. 

Sokiia 

737.0 
10 

739.0 
17 

- 

738.0 
l.j 

9 

ir, 

- 

13 

8.9 

20 

'8.9 

60.5 
16.4 

- 

6« 
14.4 

V 

J 

ü 

J 

1 

NO 

"■■'" 

rein 

rein 

H..r.  leichte 
Haufenw. 

•JH. 

Snkiia 

736.0 
11 

737.0 
16 

736.0 
24 

736.0 
16 

11 

16 

21 

15 

10.5 

22.2 

58 
10.0 

50 
15.6 

'21.1 

42.5 
15.4 

V 

ü 
N 

1 

ü 

2 
NW 

boilcfkt-'' 

Stratos 

leiellter 

leicht  be- 
deckt 

29. 

Sokna 

735.0 
11 

735.5 
17 

734.5 
21.5 

735.3 
16 

11 

16.5 

19.5 

1.-..5 

10.7 

21. 1 

58.5 
1Ü.5 

44 
ir,.T 

43.5 
2Ü.5 

'15.6 

VI 

1 
NW 

ü 
NW 

ü 
NW 

ü 
NW 

cumuli 

Strams 

stratus 

Stratus 

30. 

Sokna 

737.0 
12 

737.5 
18.5 

737.0 
18.5 

737.0 
15 

11.5 

18.5 

19.5 

14.5 

11.2 

19..'i 

74 

u.i; 

50.5 
17.2 

48 
17.8 

43.5 

11;.  1 

VII 

ü 

N 

1 
NW 

2 
WNW 

ü 
WNW 

sc'Iilciri^' 

rein 

rein 

rein 

31. 

So 

rina 

737.0 
10 

738.5 
14.5 

738.0 
17.5 

739.0 
14 

9.5 

1.-..5 

IS 

11 

9.5 

19.3 

67 

s.:i 

61 
14.5 

35 
17 

55 
13 

III 

L) 

1 
NNW 

2 
W 

1 
W 

rein 

leicht.  Stra- 
tus a.  Hcir. 
cumuli 

Stratus  am 
3.Ö.  H.>riz. 
Hauleinv. 

reiu 

rkungen:  1  Zodiakallicht  sehr  stark;  2  nachts  stürmisch;  =  um  2  Uhr 


rkcr  Wind;   '  einiBe  Tropleu  Regen  nm  2''  Naelim.;  ■'■  Vorm.  einige  Tropfen  Hegel 


IV 


IlHti.Irl 

Aiifciitlialtsoi-tc. 

Stand  und  Teiiip 
des  Aneroids 

ratnr 

Liiftwöruic 

"y 

Sl-oiiiot 

er  (Koppo). 

OZ..110- 
Im'tiT. 

W 

c  1 1  (.' r  b  c  u  Ii  a  c  li  t  u  11  g  e  11. 

18711. 

Riehtui 

g  und  St 

iirkc  des 

Windes. 

Himmel 

sansiclit. 

Febr. 

V.  s.  .\.           !i               :;          n.  S.  U. 

V.     1      '■>     1      3 

11. 

V. 

1     H 

;i 

11. 

Min. 

Max. 

V.        1         '.1 

:; 

V. 

V. 

tl 

■> 

u. 

V.  S.  A. 

;) 

;) 

u.  S.  U. 

]. 

Sokna 

739..i 
9 

740 
16.5 

740.5 

18 

- 

9 

16 

17.5 

14 

6.7 

19.5 

54 
7.5 

- 

45 

18.5 

- 

III 

ü 
NW 

- 

u 

NW 

- 

.ein 

rein 

rein 

rein 

L'. 

Snkna 

7il 
9 

743 
13 

740.5 
l'O 

740.3 
14.5 

9 

13 

19.5 

14 

7.8 

20.6 

■'''7.5 

42 
14 

37 
19.5 

48 
13.3 

- 

Q 

SO 

ü 
so 

ü 

so 

ö 

reh, 

rein 

rein 

;!. 

Sokiiii 

740 
10 

740.5 
13,5 

739.5 
19.5 

736.5 
14 

9.5 

13 

19.5 

14.5 

8.4 

22.8 

54.5 

8.7 

14.5 

41 
19.5 

40 
13.3 

V 

ü 
0 

ö 

1 

0 

0 

r,-in 

leiclit 
beiviilkt 

rein 

Slralns 

4. 

Sokna 

73S 
10.5 

738 
17 

737 
21 

737 
15 

10 

17 

20.5 

15 

50 
10 

39.7 
19.8 

34 

20.5 

35.5 
14.5 

V 

ü 

ü 

u 

Q 

Slratus 

Floeken- 
wollien 

leichter 
str.itus 

rein 

r.. 

Sokna 

730 
10.5 

736.5 
14 

735 
■M 

734 

18 

10 

- 

23.5 

17.5 

8 

24.9 

47 
10.5 

44 
15.5 

37.5 
21.3 

35 
17.7 

VIU 

D 
0 

ü 

ü 

SW 

a 

SSW 

Stratus 

rein 

rein 

(!. 

Sokna 

734 
13 

730 

ii; 

736 

20 

736 
15 

12.5 

15 

- 

M.5 

\Xk 

20 

40.5 
11.5 

47 
1(;.5 

37.8 
20.7 

43.5 
13.7 

VIII 

□ 

NW 

2 
NW 

1 

sclimuziy 

rein 

rein 

rein 

7. 

Soknn 

73i; 
11 

73l!.5 
16 

737 
19 

731-, 
16 

11 

15.5 

19 

16 

11.6 

20 

55.5 
10.3 

57.5 
16.5 

39 
18.5 

40.5 
14.3 

VII 

U 
SO 

ü 

N 

WNW 

NW 

■  ein 

rein 

leichter 
Stratus 

hedeekt 

8. 

Sokna 

737.5 
10 

739.5 
15 

739.5 
16.5 

740 
15 

s 

14.5 

16 

19.3 

10 

18.3 

'9.5 

15.4 

- 

54 
15 

X 

u 

NW 

1 
NW 

NW 

2 
NW 

rein 

leicliter 
Stratus 

Stratus 

l.ewi.lkt 

9. 

Sokna 

741 

10 

74i.5 
13.5 

741.5 

18 

742 
15 

9.5 

13 

17.5 

14.5 

1(1 

18.6 

65 

15.5 

54 
19.5 

59 
12.7 

I.K 

ü 

ü 

ü 

1 
0 

lein 

rein 

rc'in 

rein 

10. 

Sokna 

741.5 
10 

74l' 
14.5 

21 

741 
16 

9.5 

14 

20 

15.5 

8.9 

22.2 

61 

54.5 
15.5 

40.3 
21.9 

44 

15.6 

IV 

ü 

ü 
W 

ü 
W 

a 
SW 

rein 

rein 

rein 

rein 

11. 

Sokna 

739 

740.8 
1.« 

740 

739 

11.5 

17.5 

23 

1S.2 

11.6 

- 

40 
1S.5 

39.5 
18.5 

- 

- 

VI 

ü 
0 

- 

1 
NW 

1 

SW 

rein 

rein 

rein 

rein 

12. 

Sokna 

737 

737 

735 

734 

14.4 

ui.i; 

19.6 

11.6 

27 

- 

- 

- 

- 

- 

2 
S\V 

2 
SW 

SW 

ü 

Slratus 

Stratus 

Seilleier 

rein 

13. 

Sokna 

735 

737 

'■"■ 

741 
15.2 

n.» 

14,1-, 

19.2 

15 

S.3 

21 

- 

- 

- 

47 
15.5 

VII 

1 

3 
WNW 

NWX 

1 

NWN 

schinuz, 
Himmel 

schninz. 
Himmel 

Selimnz  n. 
Sollleier' 

rein 

14. 

Sokna 

739 

IS 

734 
■M 

735 
21 

73i;.5 
15.5 

17.5 

20 

21 

15.2 

10.6 

- 

- 

- 

- 

44 
15.7 

IV 

J 

1 

SO 

I 
SO 

rein 

rein 

rein 

rein 

V>. 

Sokna 

7.15 
10 

735.5 
18 

733 
23 

732.5 
17.5 

9.5 

19.5 

22 

17.2 

'.1.5 

21.9 

44 

11.3 

40 
17.3 

30.5 
23.1 

29.5 
17.5 

III 

ü 
SO 

3 
NW 

3 
NW 

- 

Stratlla 

Sehmnz  n. 

Selileier-.^ 

rein 

W  c  1 1  c  r  1>  0  0  h  a  c  li  t  u  ii  ü-  c  n. 


Liml  Sti 

ii'ke  des  Windes. 

Himmelsa  nsiclit. 

!) 

3 

1 
11. 

V.  8.  A. 

!) 

3 

n.  S.  U. 

N 

1 

NNW 

a 

NNW 

beileckti 

bedeckt 

bedeckf- 
Kegen 

bedeckt 

J 

N 

J 
N 

Stratus 

rein 

rein 

rein 

1 
NNW 

1 
N 

J 
O 

cirro- 
stratus 

rein 

Stratus 

Stratus 

ü 
NW 

ü 
NW 

ü 
N 

Strat.imN. 
rein 

Stratus 

Stratus 

Stratus 

ü 
MW 

ü 
NW 

J 
NW 

cirro- 
stratus 

Stratus 

rein 

rein 

NW-t 

WSW 

NNW 

oben  cirro- 
cumulus 

oben  cirro- 
cumulus 

schniuzigu. 
Eloclienw. 

schmuzig  u. 

•J  S 

Plockenw. 

u 

N 

1 

N 

ü 
N 

Cirrus  am 
n.  Hoi-iz. 

bedeckt 

Haufeuw. 
Flockenw. 

Haufenw. 
Flockcnw. 

1 
ü 

ü 
0 

1 
0 

rein 

Stratus 

Stratus 

Stratus 

SSO 

1  W5 

scluuiizig 
Viedückt 

Schmuz  u. 
Haufeaw. 

cirro-cum.''i 

cirro- 

-;0zuO 

alles 
Schmuz 

cumulus 
schmuzig 

1 « 

SSW 

NNW 

1 

NNWz.N 

schmuzig 

schmuzig 

cumulus''' 
schmuzig 

alles  ein 
Staubmeer 

1 

N 

1 

N 

J 
W 

beileckt'J 

bedeckt 

bedeckte 

bedeckte 

1 
NNO 

1 
NNO 

2 
NNO  zu  N 

rein 

rein 

rein 

rein 

ü 

N 

1 

N 

1 
NNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

1 
NNW 

NNWz.N 

1 

N 

rein 

dicke 
Haufenw. 

Haufon- 
wolken 

rein 

U 
N 

1 
NNW 

ü 
WNW 

rein^ 

rein 

Haufenw. 

rein 

ü 
NW 

ü 
N 

ü 
N 

rein" 

rein 

rein 

rein 

i  durch  Strich   sind    „obere''    uiul 
uaciimittags,  um  S'*  nachmittags;   "  nachts  Thaufall. 


uid;    ■'  das  Aneroid  hängt  im   Ziniiuer  ; 
^11 


IX 


Wetterbeobaclitunü-en. 


Nass- 


des  Windes 
3       I       n. 


ipo 


f 

□ 
() 

il 
MNW 


1 
$0 

2 
SO 

1 

s 

2 
-NW 

1 
"DzuO 

1 

N 

-1° 


D 
SSO 


4 
NNW 


V.  S.  A. 


1 

NNW 


a 
sw 


□ 
so 


1 

SSW 


a 

NW 


a 
so 


Haufen- 
wolken 1 


Himmelsansiclit. 
it        I         3 


rein,  im 

Südenetwas 

Stratus 

ciir.-stratiis 


Haufen- 
wolken 


riocken  u. 
Sclileier 


schleivi^c 
bedeckt 


cir.-stratus-* 


schleirig 

Stratus 

rein 


rem 

schleiriü' 

Stratus 

rein 


Schleier  u. 
Schichten 


schleirig 
bedeckt 

Haufen- 
wolken 0 


11.  s.  u. 


alles 
ein  Staub 


sclileiriK 
bedeckt 


rein ,    etwai 
Schleier 


bedeckt 

rein ,  am 

■vestl.   Hör. 

Flocken 

schleirifj 


er  häi.u1>,  Anernid  TCO  mm  und  2 j"  C. ;  *  von  11—1"-'''  nachts  am  18.  Mui 


Datum 

Aul■elltlullt^ul■t^■. 

Stau 

1  uud 

Temiiu 

•atiir 

L/viftwiiruii; 

iiyt 

TUIUctL 

r   (Kul 

Vv). 

meto,- 

\VetU'rbcubachtuiiS'''i- 

187!). 

des  Aneroids. 

Riclitui 

<r  uud  St 

irke  des  Windes. 

Himuiül 

ansieht. 

Fobr. 

V.  S.  A.   '         II                ;!           u.  S.  U. 

V. 

!i 

3 

U. 

V. 

1) 

3 

u. 

Min. 

Jlax. 

V. 

,.      1      3 

u. 

V. 

y- 

0 

3 

n. 

V.  S.  A. 

1) 

u.  S.  Ü. 

ii;. 

Sukua 

7;ii 

14 

731. .i 

IS 

730 
20 

731..-. 
16 

13„i 

17„-> 

19.,-> 

16 

16.7 

25.6 

36 
12,5 

36.3 
18.4 

- 

51 
16 

VII 

a 

ü 

j 

ü 

Haufou- 
wolkou 

leicht 
bcwülkt 

leichter 
Stratus 

vciu 

17. 

Sukua 

731 
10 

731. ,i 

IS 

73.'i 
21 

73.-I 
17 

9 

18 

20„i 

16.5 

12.2 

21.6 

'  '9,3 

- 

39.5 
21.7 

■13,5 
16,8 

VI 

ü 
NW 

2 
WNW 

3 

WNW 

w 

vciu 

rein 

vciu 

vciu 

IS. 

Sokua 

73:> 
14 

73C..-. 
19 

73i; 

73,". 
19 

13 

18„i 

1S.5 

14.9 

27,2 

'  'l3,3 

45 

18.5 

- 

39.5 
19 

VII 

a 

NW 

1 

NNW 

WNW 

ü 

voiu 

rciu 

vciu 

rein 

19. 

Sukua 

7.3:. 
i;i 

737 
IS 

742 
23 

712 
18 

12 

18 

22„-i 

17.Ö 

15.6 

27,2 

41 
13,5 

50.5 
17 

42.5 
21.5 

17 

VII 

1 
SSW 

1 
NNW 

NNW 

NNW 

■■„iu 

rciu 

vciu 

rein 

■_'(!. 

SdklUl 

743 
13 

744 
17..-. 

73',) 

73!i.,-. 
ls„-i 

12„-i 

17 

22 

li.j 

14.4 

26.7 

62 
13 

17.2 

47 
21.9 

30,5 
19 

III 

1 

NW 

1 
NW 

ü 
N 

P 
NW 

vein 

.ciu 

vciu 

rein 

■n. 

Sukua 

73;i..j 

14 

i3i;..'. 
19 

73C,..'. 

737 
19 

13,.-. 

18,.-. 

22 

18 

15.6 

28.3 

57 
14,5 

- 

- 

40,5 

III 

a 

1 
W 

1 
W 

1 
W 

vciu 

rciu 

vciu 

vciu 

•2->, 

Sokiia 

7;)i; 
i:. 

735 

73.'>.,i 

73:, 

20 

14„-, 

21 

26 

19.5 

16.7 

2:1.5 

44 
17,5 

- 

36 

27,5 

32,5 
21 

V 

W 

1 

w 

2 
W 

ü 
W 

vcin 

vciu 

vciu 

vcin 

23. 

Sukna 

111 

734..-. 

733 

733 

1,'. 

2,-. 

19..5 

17.2 

28.9 

37 
10.5 

33 

-'.,-  - 

30 
20,3 

V 

1 

SW 

WSW 

3 
SW 

2 
SW 

ruiu 

vciu 

vciu 

vciu 

•_'l. 

Sukua 

731.:. 
17 

737 
•J4 

73,'. 
31 

"■''2,-, 

11; 

23 

29 

22 

17.2 

2S,3 

34 
17 

30 
23 

21 

"23 

I 

l 
sw 

1 

SW 

3 

SSW 

2 

SSW 

Sti-iUus 

vciu 

StvaluB 

StilUl.- 

bcdücitt  1 

•;.'). 

Sukua 

733 
22 

738 

740 
24 

712 
19 

20„-, 

21.Ö 

22,S 

18 

22.2 

24,4 

20 

26 
21 

21 
23 

18 

III 

4 

18  SW 

3 
W 

2 
W 

ü 

staub- 
bedeckt 2 

schrnuzig 

sdimuzig 

scliniuzig 

-'ij. 

Sukua 

743 
14 

740 

13 

- 

738 
18 

13„j 

17 

19..-, 

17 

11,4 

21,1 

46.5 
11.6 

43 
15.6 

- 

39,5 
16,3 

II 

NW 

ü 
NW 

U 

1 
0 

voin 

vciu 

vciu 

vciu 

■ji. 

Sukua 

73(> 
13 

731! 
l:l 

734 
24 

73,-.,,-. 
IS 

13 

17„j 

22.5 

17 

10.0 

23.8 

53.5 
10.5 

2S.5 
20.5 

"24 

42,5 
18,3 

- 

ü 

ü 

ü 
S 

□ 

SU 

Stratus 

vciu 

vciu 

Haufcu- 
wulltcu 

•iH. 

Sokua 

731 
1.5 

732 
20 

732 
2« 

732 
21 

14.,-. 

19 

25 

20 

12.7 

26,7 

41.8 
19.9 

34.5 
20.5 

•^\.6,7 

37 

-■ 

Li 
(J 

J 

3 
SU 

N 

Stratus 

scblcivijj[ 
büilückt 

bcacciit 

licdcclit 

(wiilcvstauilsluscv  Uvkau), 


VI 


Aufciitlialtsürtu. 

Stand  uud  Temperatur 

r.iiftw 

iirmc 

Psj 

L-hrome 

tur. 

Uzuno- 
meter. 

W  et  terlieoli  ;i  ili  t  ii  ii  jj  c  ii. 

IHl'.l 

des  Aneroids. 

Trockene  Kugel. 

Nasse  Kugel. 

Riclituti 

g  uud  St 

irko  des  Windes. 

llimmclsaii.sifbl. 

Miii'Z 

V.  S.  A.   '         :t                 •'!         ■   11.  S.  U. 

V. 

'.1 

a 

11. 

V. 

It        3    i    11. 

Min.  j  Max. 

Y.  1  ;i  ;  3 

JL 

V. 

0 

3 

11. 

V. 

V- 

il 

:>      1      11. 

V.S.A. 

;i 

•■! 

11.  s.  r. 

1. 

tSukiia 

73a 
18 

733..'i 
1» 

733.5 
24 

735.5 
IS 

17.5 

18.5 

23.5 

17 

18.3 

23.8 

- 

- 

- 

- 

_ 

- 

- 

- 

- 

1 
NXW 

3 
NW 

3 

xw 

bot!  eckt 

lie.leekl 

curauii 

Sl.alus 

•2. 

Sukua 

T.n 

14 

738 
13 

737 

18 

737 
17 

13.5 

14 

17.5 

16 

11.6 

I8.a 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

111 

1 

N 

N 

1 
N 

1 

N 

cunimuli 

„■in 

.ein 

■  ein 

;t. 

Üukiia 

7311 
IL' 

73.5 
17 

739.5 
20 

740 
17 

11.5 

16 

ia.5 

16 

8.y 

19.5 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

11 

1 

1 
N 

ü 

o 

«Iratuö 

St  rat US 

llewOlkt 

S  trat  US 

4. 

Sokim 

73S 
13 

73S 

i;3 

737 
23.5 

737 
17 

12.5 

22.5 

23 

17 

'.' 

23.8 

- 

- 

- 

- 

— 

- 

- 

- 

II 

1 
NO 

2 
NO 

NO 

N 

■  ei„ 

Ivifllt.T 

StiiitUö 

,,.iu 

■  ein 

ö. 

Sukua 

73.-. 

rj.5 

731..-I 
L'O 

734 
22 

733.5 

17 

12 

1S.5 

21.5 

15.S 

•" 

23.S 

- 

~ 

- 

- 

- 

- 

- 

\- 

NW 

2 
NW 

NW 

1 
NW 

Stialu» 

einu. 

luinuli 

Flocken- 
wcilkeii 

(i. 

Sukiui 

735 
13 

735 
16 

734 
IS 

736 
13 

I3.K 

15.4 

IS 

I2.S 

10.5 

17.S 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

J 
NW 

NNW 

N 

3 
N 

Slialus 

HttulVn- 
wulken 

Staub 
Ijoiloekt' 

beileekt 

7. 

Sukna 

73li 
7 

73S.5 
II.,-. 

73'J 
15 

7  40 
12 

7.8 

11. s 

15.11 

11.2 

7.2 

13.8 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

IX 

1 
N 

2 
N 

NNW 

1 
N 

Ilaufen- 
wulkeu 

Haufou- 
wulken 

Huufenw. 
u.  Sehniüz 

rein 

8. 

Sokua 

742..'. 
10 

- 

740.5 
13 

ii.s 

- 

- 

12 

7.S 

- 

- 

- 

- 

" 

- 

- 

- 

Vll 

N 

1 
N 

1 

N 

2 
N 

Haufcii- 
wolken 

Haufeu- 
wolkc.i 

IIiiulcu- 
wulkou 

loiebt 
bedeckt 

;i. 

Sukiui 

7IÜ 

741P 
11 

Till 
15 

740 
17.5 

11.5 

13 

14.5 

12.8 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VI 

X 

N 

N 

N 

beilci'kfJ 

l.e.leekt 

l.e.l.rkt 

bedeckt-! 

111. 

riiliiigiirU-u  .siiilüstlicli  vcjii  Sukua 

711 
IJ 

14 

- 

740 

13.5 

U 

13.5 

12.6 

_ 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

" 

J 

x 

1 
N 

2 
N 

3 
SO 

bedeckt 

lieiliickt 

llnul'eii- 
wolkcu 

llaufeli- 
w.ilken 

11. 

Uadi  iiiisi'fi-  sserlür 

710 

- 

741 
11 

74.-! 
14 

•' 

- 

12 

7.5 

- 

- 

- 

- 

~ 

- 

- 

- 

- 

1 

ü 

USII 

OSO 

1 
N 

Hnufe.i- 
wolkeul 

Hanfen- 
wi.lkeu. 

ilicke 
Ilaufeuw. 

dicke 
Uaufenw.f. 

l'J. 

l'aili  iiiisfer  ssi'i'hir 

74-.' 
'J 

741 

16 

740.5 
24 

740.5 
11.3 

0 

16 

21.5 

11 

- 

- 

- 

- 

- 

— 

~ 

- 

- 

Vll 

1 

1 

SU 

NNO 

1 
N 

beiloekt 

eiiro- 
sti-atus 

Iciehle 
l''l..ekeinv. 

■  ein« 

i;!. 

LUuli  inisfer  »sci-liir 

74u 

7 

741.5 
16 

741.5 

2« 

740.5 
14 

7 

20 

12.5 

3.5 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

Vll 

J 
N 

NO 

1 

N 

1 
N 

reiii7 

icin 

■  ein 

■  ein» 

11. 

Uadi  ralahal 

714 

741 

73;i.5 

73S 

3 

16.5 

24 

16 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

111 

J 
XII 

I 

NO 

OSO 

n 

OSO 

,ein 

veiu 

■  ein 

■  ein 

if). 

ITaili  Mmiisi'li 

71'i 

731 

730 

730.5 

7 

IS 

2S 

20 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 
SO 

sl) 

3 
O 

4 

NO 

,ei„ 

Iciehle.- 
Stiutu» 

leielit 
bewülkt 

Ibeiiweiso 
bodeckt" 

\im  7I'  30'"  Irilli  etwas  Itcgeni 


nlieb  starker  Uegeufall;     .••  den  ganzen  Tag  Iropfeu 


'  /..diakallicbl;     :  diebt  vur  SunnenaufgauK  jieftiger  Windstoas 


W  c  1 1  c  r  1)  e  0 1)  a  c  li  t  u  n  <>•  c  ii. 


und  Stärke  des 

Windes. 

Himmelsansieht. 

!) 

3 

n. 

V.  S.  A. 

;» 

3 

n  S.  T^ 

1 

SSO 

J 

S 

O 

rein 

rein 

rein 

rein 

2 

s 

J 

NW 

1 

N 

rein 

rein 

rein 

reia 

I 

3 

N 

1 
NW 

rein 

rein 

rein 

rein 

3 

N 

3 

N 

1 

N 

reini 

rein 

rein 

rein 

2 

NO 

3 

NO 

1 

NO 

rein 

rein 

rein 

rein 

2 
NNf) 

NNO 

1 
NNO 

rein 

rein 

rein 

rein 

3 
W 

3 
SW 

1 
SSW 

rein 

rein 

rein 

rein 

3 
W 

1 

WSW 

rein 

rein 

rein 

rein- 

2 
W 

W 

1 
w 

rein 

rein 

rein 

rein- 

3 

N 

3 

N 

1 

NO 

rein 

rein 

rein 

rein- 

2 
NW 

3 
SW 

1 
NW 

rein 

rein 

rein 

rein- 

2 
NW 

2 
NW 

1 

SSW 

rein 

rein 

leichte 
Haufenw. 

rein- 

2 
OSO 

2 
NNO 

1 

NO 

rein 

rein 

rein 

rein- 

2 
NO 

2 

N 

1 
N 

rein 

bedeckt 

bedeclct 

leichte 
Hanfenw.- 

1 
NW 

2 
NW 

rein 

rein 

rein 

rein- 

XI 


Wettcrbeobaclitungeii. 


ter. 


Nasse 

D    ! 


des  Windes 


L'l.l 


■20.0 


■.>4.4 
2l'.7 
•23.3 
2->.7 
23.3 
21.1 
21.« 
22.8 
23.3 

23. s 
22.7 


3 


3 


■2:i.SO 
•26<W 

27.VW 

26;no 

2.-1  X 

1 

•J4-NW 
■2t^W 

2.-fNW 

I  2 
2-J  N 

1 

24  N 

2.^NU 

L'.'zii  W 

4 
•JIKO 

:.';)  zu  N 

4 
2  NW 


a 

NO 


a 

NW 


NW 


□ 
NNO 


NNW 


3 
W 


□ 
NNW 


□ 
NNO 


a 

N  zu  W 


3 
NW 


2 
NW 


V.  S.  A. 


rein  ,  am 

Horizont 

Staub 


leicliter 
Stratus 


leicliter 
Stratus 


leichter 
Stratus 


Himmelsalisicht. 
9  3 


reiu,  am 

Horizont 

Staub 


leichter 
Stratus 


rein,  am 
Hör.    Staub 


n.  S.  U. 


rein' 

rein ,  am 
Horizont 
schmuzigl 

rein,  am 
Horizont 
Schmuzi 

mit  Hau- 

fenw.   dicht 
bedeckt  l 


reiu,  leiclit. 
Stratus i 


rein,  im  SO 
Haufenw.i 


reiu3 


reiu-t 

rein,  am 
Horizont 
schmuzig  5 

rein ,  am 
Hör.  Stavib« 


reiu' 
reiu' 


rein 


rein! 

rein! 

bewülkti 

reiiii 

reiu,  am 
Horizont 
sclimuzigi 

reiui 


L  Wind  von  NO);  in  der  Wüste  starker  Samum;  5  nachmittags  Wind 

1  Himmel  bigQ  ^^^  y  ^^^^^  ^1,^  ^taub-  und  Schmuzmeer. 
Itürmisch;  (I 


VII 


Datum. 

Aufcuthaltsurtc. 

Stau 

d  uikI 

Temperatur 

LuflN 

■äriiR 

Psj 

ehrometer. 

Ozono- 
inetev. 

W 

etterb 

c  0  b  a  c  li  t 

in  gen. 

1S79. 

dos  AiieroKis. 

Trockeue  Kugel,      Naase  Kugel. 

ßichtim 

%  uiid  St 

irke  des 

Windes 

Himmel 

onsieht. 

März. 

V.  s.  A.  1      n      1      :!      1  11. 8.  u. 

V. 

;i 

3 

11. 

V. 

'J 

3 

11. 

Min, 

Ma,.i, 

V. 

!J 

3     u.    V.  1  l) 

3 

11. 

V. 

V. 

:i 

3 

n. 

V.  S.  A. 

il 

3 

n.  S.  U. 

lü. 

Uadi  rliaui 

18 

730 
23 

730..i 
32 

729 
19..i 

17 

22 

31 

19 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

X(.l 

3 

SSO 

OSO 

SO 

l)ewülkt 

zum  Tbeil 
bedeckt 

scbmuzig 
bedeckt 

rein 

17. 

ralmgärtcn  wcstl.  v.  Sclhi 

- 

'",.1- 

736 

740.  .i 
16 

- 

27 

10 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

NW 

3 
WNW 

NW 

J 

X 

■  eiu 

■  eiu 

rein 

rein 

IS. 

«clla 

741.:; 

8 

748 
24 

74.'i.:i 
28 

747 
19.. •> 

7.5 

28 

18 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

IX 

1 

NW 

WNW 

3 
NW 

3 
NW 

ijedeckt 

Stratus 

Schleier  1 

rcini 

10. 

Auiiict,  Quelle  s.u.  v.  Sulla 

747 
S 

- 

740 
29 

74.-1 
20 

8 

- 

27 

20 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VII 

1 

so 

1 

SO 

si) 

NO 

reiu 

Sti-.itus 

Stratus 

Tlaufeii- 
wolkeu  3 

20. 

Gorara  Misniagbr 

743 

17 

73Ü 

733 
34 

- 

l.'. 

23 

31,3 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

V 

so 

OSO 

NW 

4 
NW 

bedeckt 

Haufeu- 
wolken 

bedeckt 

bedeckt  * 

21. 

Uadi  bclauii 

7:13 

1.3 

73.-. 
24 

730 
30 

737 

14 

23 

30 

22 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

vm 

ü 
NW 

1 

3 
WNW 

ü 
WNW 

Hatifenw. 
am  Hoi'iz. 

ciirus 

leichter 
Stratus 

rein 

22.. 

llUamla  imisohiiui 

7.3(3 
19 

73',) 
29 

739 
39 

743 

IS.;. 

29 

3.".,,". 

26 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VIII 

NNW 

sw 

1 
W 

oboü  W 
uuteu  0 

tboilwoiae 
bedeckt^ 

rlucken- 
Wülken 

bedeckt 

reiu 

23. 

UaJi  bii  iiaini 

74U.:i 
17..'i 

748 

34 

737 
37 

730 

17,.-. 

30 

36 

27.5 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

~ 

.     V 

w 

J 
w 

SSO 

SW 

Haiifeu- 
wollcen 

leichter 
Stratus    am 
Horizont 

scblciriß 
bedeckt 

bedeckt« 

24. 

Bir  Iju  iiaiiu 

737.:i 
24 

743 

7:.o..-, 

7.'.7.:. 

22,,-. 

27 

30 

2.-, 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

w 

1 
w 

4 
SW 

w 

Haufeu- 
wolken  7 

schleirig 

sclileiri« 
bedockt K 

sclileirig 
bedeckt P 

2.Ö. 

Bir  Im  iiaiiu 

7,">i;..". 

IS 

7G2 

704 

7.-i7 
18 

17,2 

19 

29 

19 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

III 

1 

NW 

NW 

1 
NW 

u 

N 

Haufeii- 
wolken 

Stratus 

Haufen- 
wolken 

rein 

21). 

Vur  Rliaiiila  cl  Kra 

IS 

759.,i 
20 

7.-.4.:i 

7.j4 
21 

10 

19.,) 

20 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

2 
NNW 

1 

OSO 

SO 

OSO 

bodcekt 

bedeckt le 

bedeckt 

bedeck  t  " 

27. 

2U  km  ostsüdöstliclier 

74S..i 
2.-. 

7.V2.;, 

74:i;.i 

- 

22„-, 

27 

28 

22 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

X 

SO 

so 

3 

NW 

NW 

Schleier  12 

Staub  und 
Schmuz 

Staub  13 
Schmuz 

Sclimuz 

28. 

20  km  südl.  vou  Maruga 

74li 
ir> 

747 

74.'.;. 
27 

743..-. 
20 

9„-, 

17,,'. 

20 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

^ 

VIII 

u 

0 

1 

NO 

J 

S 

ü 
N 

roiu 

rein 

rein 

rein 

29. 

Oase  Djibbena  (Aiu  diki-) 

741 
18 

747 
24..'. 

7J2 
24 

7.-|I..-. 
20 

18 

24 

23,.-. 

2ü 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

s 

W 

WNW 

W 

veiu 

Sclimuz 
und   Staub 

Schmuz 
und  Staub 

Sclimuz 
Staub  14 

80. 

Gor  el  abid 

7,-.4 
14 

7.18 

- 

19 

14 

19 

- 

18 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

XII 

4 
NNW 

4 
N 

4 

N 

NNW 

Haufen- 
wolken 

Haufen- 
Wolken  15 

Stratus 

rein 

31. 

Serir  Kalniischo 

7i;i 

13 

704 

700 
27 

7.-.S 
19 

10 

20 

23 

18 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

IX 

1 
NW 

WNW 

X 

2 
NW 

i-ein  10 

Haufen- 
wolken 

leichter 
Stratus 

leichter 
Stratus  17 

Aniuerkungen:  i  Sandstuim;  •'■  von  9"  ab  absolute  Windslille;  '■'  dicht  nach 
WindstiUe,  gegen  früh  einige  Tropfen  liefen;  «  nachmittags  Samum  und  einige 
13  Sandsturm  deu  ganzen  Vormittag,  um  12''  4,V"  plötzliche  Winddrehung  von  > 


ouueuuuterga 

1  Windstoss 

Tropfen  Rege 

Widers  tandalo 

nach  NW;  ^ 

4  tlei 

gan/en  Tag 

L  NW;   uachts  widevstaudsloaer  Orkau  tSO-Samum);   ^  nachts  absolute  Windstille;   ^  nachts   Thaufall;   G  sehr   starker 

Sandstuim;    i«  nachts  und  den  ganzen  Vormittag  geregnet;    i'  abends  Kegen;    '-  nachts  absolute  Windstille,   gegen   fviih  fürchterlicher 
,rker  Samum;  'S  jn  der  FiiUie  etwas  Regen;  vormittags  Handsturm;  J6  nachts  starker  Thaufall;  ''  abends  Mondhof. 


VIII 


Aiifuiitluiltsürtc. 

Stau 

.1  uud 

ru.alic 

•atiir 

Luftwärmc 

T 

■ocken 

Psyclir 

0  Kugel. 

juicti 

r. 

Kugel 

metol-. 

W  c  1 1 1'  r  h  0  0 1)  a  c  li  t  u  ii  ,u;  c  ii. 

LST'J. 

des  Aucroids 

Nasse 

Uirhtuiig  uud  8tärkc  des  A^'iudes. 

Hiuiuicdsansiulit. 

jrai. 

V.  S.  .\.  1        9        1        ;■)        1  11.  S.  U. 

V. 

0 

3 

u. 

V. 

'J 

3 

11. 

Min. 

Max. 

V. 

« 

3 

11. 

V. 

!) 

■■' 

11. 

V. 

V. 

1) 

3 

11. 

V.  S.  A. 

il 

3 

u.  S.  U. 

1. 

Audjih, 

'  Is 

763 
18 

16 

17 

IS 

IS 

16 

16 

16 

111.5 

17 

17.S 

16 

16 

U.4 

15 

15.6 

15 

IV 

1 
x\v 

N 

1 

NNW 

LI 
NNW 

bedeekti 

bedeckt 

bcdeckt- 
Hegcn 

bedeckt 

2. 

Aiuljila 

7lJl 
13 

7611 
18 

26 

766 
20 

13 

IS 

25.5 

20 

11.1 

26 

12.6 

17 

24.4 

19.5 

U.t 

15 

16 

12.4 

.X 

ü 
MW 

J 
NW 

J 
N 

J 
N 

Stratus 

rein 

reiu 

veiu 

A.uljila 

7C.'. 
13 

766 
19 

76.'i 

'''■'.,., 

13 

19 

21 

11.1 

28.9 

12.6 

1S.9 

26 

21.S 

10 

13.8 

16.8 

13.3 

VllI 

J 
NW 

1 
NNW 

1 
N 

II 

stiatus 

,eiu 

Stratus 

Stratus 

4. 

Au.ljila 

704 
11 

765 

76.'i 
31.5 

765 

14 

23 

31 

22.5 

13,3 

34,5 

13,8 

22,2 

30.5 

22.5 

10.5 

13 

15 

13.3 

\ 

J 
NW 

J 
NW 

ü 
NW 

N 

Sti-at.imN. 

Stratus 

Stratus 

Stratus 

5. 

Au.ljila 

7äi 
IS 

763.5 
i6 

763 
36 

761.5 
26 

IS 

27 

3S.5 

26 

16 

39 

16 

26 

33 

25.6 

10.5 

16 

19.5 

11.1 

V 

ü 
NW 

N  W 

J 
NW 

J 
NW 

stratus 

Stratus 

rciu 

reiu 

1). 

Aiuljila 

760.5 
■M 

75:j 

31 

75.S.ä  3 
31 

759" 

21 

30 

36 

23.5 

1S.9 

40.5 

20.5 

_3o 

33.4 

23.3 

11. 1 

16 

16.7 

14,9 

Vll 

J  \v 

1  s 

1  NW  4 

WSW 

3 
NNW 

obeu  cirro- 
cumulus 

oben  ciiio- 
cumulus 

schmu/Jgu. 
l-'lockeuw. 

sclirnUiiiK  u. 

2  S 

Floekeuw. 

7. 

AiKljila 

16 

762.5 
22 

764 
29 

763.5 

16 

21 

29 

22 

14.4 

30 

15.6 

20.5 

27 

211 

116 

14.4 

16.7 

16.7 

VIll 

J 

N 

U 
N 

1 

N 

ü 
N 

Ciirus  am 
n.  Huriz. 

bedeckt 

Haufeuw. 
Flockuuw. 

Ilaufcnw. 
Floekeuw. 

8. 

Audiihi 

7i;3 

14 

766 
22.5 

765.5 
31 

763 

14 

22 

30 

24 

11.6 

31.6 

13.3 

21.1 

2J4 

23  8 

10  5 

14.4 

17.8 

14.4 

vm 

X 

1 
U 

ü 
U 

1 

vein 

Stratus 

Stratus 

Stratus 

!l. 

Aucljila 

7i;-j 

763 
2S 

'"':. 

760 
30 

20 

28 

3s 

31 

1.-. 

3S.9 

19,5 

26.7 

37  5 

10 

11  6 

16 

20.5 

17 

VII 

" 

OSO  zu  0 

.3 
SSO 

1    W5 

a  s 

schmuzig 
liedockt 

Sclimui-,  u. 
Haufeuw. 

cirro-cum.s 

oirro- 

alles 
ScUrauü 

cumulus 
schmuzig 

Kl. 

AuJjila 

757 

75'.l 
33 

760 
36 

"  27 

25 

33 

35 

27 

22.7 

37.8 

23.7 

31.8 

■J, 

21  2 

14  4 

18.9 

21.1 

1S.9 

V 

SSW /US 

1  " 
SSW 

3 
NNW 

1 

NNWz.N 

schmuzig 

schmuzig 

cumulus-'' 
scbmuzig 

alles  ein 
Staubmeer 

IL 

Audjila 

760 
1D.5 

763 
23 

762 
26 

760 
24.5 

19 

22 

24.5 

25 

17.8 

26 

18 

21,6 

24  9 

24  1 

14  9 

16 

16 

15 

VIU 

3 
N 

1 

N 

1 

N 

ü 
W 

beileckt" 

bedeckt 

lieilec-kt'i 

bedeckto 

12. 

Aucljila 

7.iS 
17 

762 
22 

762 
30.5 

763 
22 

17 

23 

30 

22 

15 

31.6 

16.2 

21.6 

26.7 

21.1 

13.» 

15.6 

17 

14.4 

Vll 

J 
.\  NU  ZUN 

NNO 

1 
NNO 

NNd'zuN 

rein 

rciu 

r.in 

reiu 

13. 

Audjila 

763 
14.5 

764 

764 
27 

764 
19 

14 

■^' 

r.) 

12.2 

13,3 

21.1 

26.7 

18.9 

10.5 

18 

15.6 

11. l 

VI  11 

5^ 

J 
N 

1 
N 

1 

NNW 

reiu 

reiu 

leiu 

reiu 

11. 

AuJjila 

764 
14 

766.5 
21 

766 
25 

766 

IS 

14 

20 

18 

12.2 

26 

13.S 

20 

24.4 

17 

10 

14.4 

15 

12.2 

Vll 

NNW 

1 
NNW 

NNWz.N 

1 
N 

rein 

dicke 
Haui'enw. 

Haufon- 
wolkeu 

rciu 

!.■). 

11-.. 

Audjila 
Audjila 

766 
13 

13 

769 
2Ü 

769 
2ll 

76S 
26 

767 

767 
19.5 

767 
21 

12 
13 

20 

27 

19.5 
21 

10.5 

26.7 

12.2 
12.2 

19.5 
17.2 

2.5.6 
2« 

18.9 

20.5 

1 

10.5 
10 

14.4 
14.4 

16.7 
14.4 

12.2 

VII 
VIII 

J 
N 

NW 

J 

N 

NW 

1 
NNW 

ü 
N 

J 
WNW 

rein; 

veiu 

Haufeuw. 

rein 

Aiimerkuugüu:  '  L'm  7''  morgens  einige  Tropfen,    aucl 
■  Strumuug  und  ubcrt*  und  untere  Wolkeubildung  unten 


chmittags  regnete  t 


W e  1 1  e r  1 )  (•  u  h  a  c  li  t  u  u  u,-  e  1 1. 


idSt 

ärke  des  Windes. 

Himmel 

sansiclit. 

9 

•  > 

11. 

V.  S. A. 

9 

3 

11.  S.  U. 

1 

NO 

NNO 

ü 
NNO 

reiu 

rein 

rein 

rciui 

1 
N  zu  () 

N  zu  O 

rein 

reiu 

reiu 

reiui 

1 
NW 

1 
NNW 

NNW 

Striitus 

reiu 

rein 

rein'l 

ü 
NW 

WNW 

ü 
WNW 

bedeckt 

bedcckf^J 

reiu, 
am  Horiz. 
Haufenw. 

rein, 
am  Horiz. 
Haufenw.* 

XW 

NW 

NNW 

i'ciu 

reiu 

•leichter 
Stratus 

am  Horiz. 
Haufeuw.i 

n'vv 

3 
NW 

3 
NW 

Haufeii- 
wolkeii 

am  Horiz. 

leichte 
Flockenw. 

reiu 

rein,  am 
wcstl.  Hör. 
Haufenw. ■* 

1 
NW- 

3 
NNW 

4 

NNW 

3 

reiuS 

Haiifeuw.5 
amu.ö.Hor. 

reiu 

rein 

NW 

NNW 

NNW 

iciu 

leichter 

Stratus 

reiu 

reiu 

1 

3 

., 

rein, 

o 

NW 

n'w 

i-eiu 

reiu 

am  Horiz. 
Staub 

rein 

—  1 

:S0 

3 
NW 

1 

NNW 

IL' in 

reiu 

rein 

reiu 

fw 

3—4 
NNW 

3 
N 

reiu  "^ 

reiu 

reiu, 

am  Horiz. 

Staub» 

reiu, 

am  Horiz. 

cirrus 

ü  W 

3 
NNW  10 

3 
NWzuN 

Haufeu- 
wolkeu  11 

schwere 

Haufenw. 

im  SO 

reiu 

rein,  am 
Hör.  Staub 
u.  Schmuz 

.11  w 

NW 

NWzuW 

reiu 

reiu 

reiu 

rein 

NO 

NO 

□ 
N  /AI  0 

rein 

reiu  13 

reiu 

reiu 

2 

:w 

1 
NW 

OzuN» 

reiu 

reiu 

rein 

rein 

f;  3  nachts  starker  Thaufall,  iu  der  Frühe  dichter  Nebel;  Nebel  hört  um 
umeut,  ohne  Tli  er  mo  m  e  t  e  r;  «^  um  ^Mitternacht  beobachtet;  *^  sehr 
ometer  um  :.''!  nachmittags  +47^;  i-'  um  7''  30'"  vormittags  Haufeuwolkeu 


i 

i 
1 

XIII 

ychromet 

ketterb 

e  0  b  a  c  li  t  u  11  g  c  11. 

j^s  Windes 

1 

Himmel 

saiisiclit. 

n.        V.      ,    1       "• 

'  V.  S.  A. 

!        !J 

o 

n.  S.  U. 

28.0 

1 

n.8 

1 

reiu 

reiu 

reiu 

rein 

28.3 

i8.y 

- 

1 

WX\Vi 

1        rein 

reiu 

reiu 

reiu 

28.0 

lti.7 

NW 

i 

roiu 

reiu 

reiu 

rein 

25.5 

15.6 

r 

1 

ü 
XNW 

reiu 

reiu 

reiu 

reiu 

28.9 

16.1 

( 
r 

•I 
NW 

rein 

reiu 

rein 

rein 

30.0 

16.4 

a 
so 

reiu 

reiu 

rein 

rein 

31.1 

16.6 

i 

reiu 

rein 

rein 

reia 

32.2 

18.0 

1 

s 

reiu 

reiu 

leichter 
Stratus 

reiu 

32.8 

17.2 

■ 

NNW 

reiu 

reiu 

reiu 

reiu 

- 

21.1 

4 
N6 

reiu""' 

reiu 

reiu 

Staub 
Schmuz 

- 

- 

1 

4 

N 

reiu7 

reiu 

rein 

Staub  und 
Sclirnuz« 

- 

- 

NW  "zu  N 

reiu 

reiu 

reiu 

reiu 

- 

- 

1 
NW 

reiu 

reiu 

reiu 

reiu 

- 

- 

1 

N 

reiu» 
cirrus  '" 

reiu 

reiu 

reiu 

— 

— 

i 

NW. 

Haufeuw. 
im  N  u.  NW 

reiu 

reiu 

rein 

- 

- 

2 
NW 

reiu 

reiu 

reiu 

reiu 

hmittags  +5(  ^':  «las  Wasser   hat   in  der  Soune  eine  Temperatur  vou  .50"  C; 
tutend  getiiau'iraerkuug  Nr.  i);  u  ein  kühler  SW-Wind;  3-  der  Wind  schlagt 


IX 


Staml  iiml  Temperatur 

Psychrometer. 

Wetterbeobachtungen. 

Datum. 

Aufenthaltsorte. 

des  Ancroids. 

Luftw 

arme. 

Tvockeu 

nzono- 
meter. 

ist;». 

e  Kugel. 

Nasse  Kugel. 

Richtung-  und  Stärke  des  Windes. 

Himmels 

ansieht. 

Mai. 

V.  S.  A.            il        1        3 

11.  S.  IT. 

V. 

;i 

3 

V. 

1» 

3 

n. 

Min. 

Max. 

V. 

» 

3 

n. 

V. 

0 

3 

u. 

V. 

V. 

1) 

3 

n. 

V.  S.  A. 

11 

3 

n.  S.  U. 

17. 

Audjila 

15 

'  '"  24 

767 
34 

7«:. 

14 

23 

34 

25 

11.1 

34.5 

13.8 

22.7 

32,2 

24.4 

8.9 

15 

17.8 

11.1 

V 

a 
n 

1 
so 

1 

SSO 

veiu 

Silden'etwas 
Stratus 

selüeirig 
bedeckt 

rein 

18. 

Au.ljihi 

7G1 
19. :. 

763^ 

761  2 
30 

763 
22 

111.5 

27 

40 

22 

17 

41.5 

18.9 

26 

38.9 

20.5 

11.1 

15 

21 

15.6 

IV 

1  Nl 
2  S 

1  NW 
3  S 

a  NW 

ü  s 

4 

NNW 

cirrus 

cirr.-stratus 

cir.-8tratus3 

alles 

vein 

rein 

ein  Stanli 

lil. 

Amljila 

1.-. 

76.-, 
20 

76.1 
29 

76.i 
24 

1.'. 

20.5 

29 

24 

12.S 

29 

14.4 

18.9 

27 

22.2 

12.8 

15 

17 

13.8 

VIII 

1 

N 

2 

N 

2 

N 

1 

N 

Haufen- 
wolken i 

Haufen- 
wolken 

Schleier  u. 
Schichten 

rein 

■2i). 

Ancljila 

764 
14 

766 
22 

76.i 
30 

765 
23.5 

15 

22 

30 

24 

12.2 

31.5 

18.1 

20.5 

29.5 

23.3 

11.1 

16.7 

19.5 

14.4 

VIII 

1 
K 

1 

N 

-J 
N 

ü 

N 

rein^ 

rein 

rein 

rein 

-21. 

AiKljila 

7G4 
18 

766.:. 
27 

767 

766 
26 

18 

26 

35 

25 

li;.] 

41.1 

16.7 

26 

32.2 

24.9 

11.1 

17.S 

20 

14.9 

VII 

1 
0 

u 

NO 

G 

a 

0 

Flocken 

Flocken  u. 
Sclilcier 

schieilig 
bedeckt 

vein 

22. 

Au.ljiln 

''  20 

767 

768 
37 

767 
30 

20 

29 

36.5 

30 

17.8 

44.5 

1S.9 

27.8 

35 

29.5 

12.7 

17.2 

21.1 

16.7 

V 

S 

Ü 

a 

□ 

voin 

vein 

Haiifen- 
wolkcn  « 

vein 

23. 

.\ii(ljila 

7i;i; 

20 

766 
26.. -1 

- 

765 
26 

20 

27 

35 

27 

17.8 

40 

19.5 

26.7 

34.5 

26.2 

IG.  7 

17.8 

20 

17.8 

VI 

ü 

sw 

1 

w 

1 

WN  \V 

1 

NNW 

.-ein 

vein 

rein 

vein 

24. 

Amljila 

764 
20 

76". 

28 

766 

764 

äs 

16 

2i; 

28 

2G 

15.6 

34.5 

IG 

24.4 

- 

- 

14.4 

1G.7 

- 

- 

V 

Li 

NW 

ü 

w 

ü 
W 

a 
sw 

vein 

rein 

rein 

vein 

25. 

Amljila 

7C4 
23 

"  30 

766 
39 

764 
28 

Ul 

28 

38 

28 

15.6 

45 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

~ 

III 

□ 
SO 

1 

so 

1 

SO 

LI 

so 

vein 

vein 

vein 

schlr-iria 

211. 

Amljila 

7fi2 
S.i 

764 
32 

763" 
30 

763 
33 

20 

30 

40 

33 

- 

45 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VII 

1 
so 

2 
SSO 

SSO 

1 

SSW 

vein 

vein 

vein 

bedeckt 

27. 

Amljila 

7G2 

763 
33 

762 ' 
33 

761 
31 

25 

33 

40 

31 

- 

44.5 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

V 

s 

1 

1 

s 

^ 

rein 

rein 

schleirig 
bedeckt 

westl.'  Hm-. 
Flocken 

28. 

Au.ljila 

Senniat  ol  Audjila 

Ait  Zaim 

761 
26 

76.-. 
33 

764" 
37 

764  7 
3.-. 

26 

35 

43 

35 

- 

47 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

V 

a 

OSO 

1 
SSO 

2 
NNW 

a 

NW 

rein 

rein 

Schiifehen 

schleirig 

29. 

.•^enniat  Ait 
Zaiin 

Scnniat  AitI  Weg  Bach 
/aiiii        1     Mavatje 

Weg  nacli 
Marage 

1113 
24 

767 
34 

766 
40 

'  28 

24 

33 

43 

32 

n 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

VI 

a 

N 

a 

NNO 

1 
NNO  zu  0 

1 

N 

scUoiri« 

sclileiri.ti 

vein,    etwas 
Schleier 

rein 

30. 

Weg  nadi  Marage 

Marage 

763 
22 

768 
30 

766 
3.". 

767 
28 

21 

31 

40 

30 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

ü 

1 

NNO 

1 

N 

1 

N 

StvatiiB 

Sfl'LltUS 

Sehloicv 

rein 

31. 

Weg  nadi 
Kiasam 

Biv  Bissa,.,   ^li;^'^ 

Weg  naeli 
Parey 

770 
24 

770 
28 

40 

763 

28 

23 

29 

4u 

» 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

Nr) 

2 

Li 

SSO 

U 
SO 

rein 

vein 

rein 

rein 

'  Strüninng  und  Wolkenhildnngi 


an  5  NNW  Samu 


Staiil),  Anernid 


i  ..  r..,.n.„  w...^..t^ 

Stand  und  Temperatur 

Lut'twiirmt 

Trooke 

1 

sychi 

omet 

er. 

Kuj,'el 

Ozouo- 
metev. 

Wctterbcobaulituugeii. 

187it. 

des  Aneroids. 

ae  KuKoI. 

Xaäso 

llichtui 

\l  und  Stärke  des  Windes. 

Himmel 

■iansii-ht. 

Juni. 

V.  S.  A. 

;i                ;i           n.  S.  U. 

V. 

!l 

;! 

n. 

V. 

;•' 

3        n. 

Min. 

Max. 

V. 

:i 

3         n. 

V. 

f) 

3 

,     11. 

V- 

^j 

!•       j       3       1       n. 

V.  S.  A. 

11 

3 

n  S.  U. 

1. 

Weg  n:.ch 
Fareg 

Uadi  Fareg   UadiFavcg    ^J^JJaäwa 

7i;i 
24 

766 
29 

76S 
36 

763 
32 

20 

31 

41 

30 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

i 

SSO 

;^ 

0 

rein 

■■ein 

rein 

rein 

2. 

Weg  nach 
Bjedabia 

Djldäwal      I'i«'»'"-       I'i"''"''» 

758 
22 

769 
29 

769 
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30 

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Kengasi 

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Bengasi 

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Bengasi 

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29 

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9. 

Bengasi 

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20.0 

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1 

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W 

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10. 

Bengasi 

764 
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30 

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20.5 

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Bengasi 

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19.4 

23.3 

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20.0 

IX 

1 
N 

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1 
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rein 

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12. 

Bengasi 

764 
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766 
33 

765 
23 

22 

25 

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18.3 

35.6 

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20.5 

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21.6 

VI 

2 
W 

NU- 

NW 

1 
SSW 

rein 

rein 

leichte 
Hanfenw. 

rein-. 

13. 

Bengasi 

764 
22 

76.-. 
26 

767 
34 

766 
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22 

25 

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18.3 

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25.6 

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20.5 

22.7 

25.6 

21.6 

VIII 

1 

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1 

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rein 

rein 

rein 

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14. 

Bengasi 

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21.1 

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21.6 

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1 

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2 
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1 

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bedeckt 

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15. 

Bengasi 

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22 

766 
27 

767 
34 

76.-. 
23 

22 

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21.6 

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20.5 

22.7 

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20.5 

VI 

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NW 

1 
NW 

NW 

N 

rein 

rein 

rein 

rein-. 

An.uerkungen :   1  Nachts  thaut  1 


von  4''  nachmittags 


durch  die  ga.ize  Nacht,  starker  Thanfall. 


W  e  1 1  e  r  1)  c  o  b  a  c  h  t  u  n  t;  c  n. 


St 

irke  des 

Windes. 

Himmelsaiisiclit. 

8 

n. 

V.  S.  A. 

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N  zu  0 

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rein 

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reiu 

reiu 

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NNO 

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NNO 

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rein  3 

N 

1 
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rein 

rein 

i'cin, 

im  Sudeu 

Stratus 

rein, 
Streifenw. 
im  Westens 

) 

0  zu  N 

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N  zu  W 

reiu 

rein 

reiu 

rein 

XV 


imeter. 


Wetterbeobaclituuffen. 


Naskies  Windes 

V.    I    fl        !       n. 


S.A. 


Himmelsansiclit. 

1)  3         I  n.  S.  r. 


13.3 
12.7 

13.8 

13.3 
12.2 
12.5 
13.1 

13.8 

13.6 

15.6 
11.1 

16.1 

16.7 

i   14.4 

13.3 


l.i.6 


19.r 


20. 


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N 

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N 

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NNW 

1 
NNW 


rein, 

im  S  u.  O 

Stratus 

rein, 
im  O  u.  S 

Schäfchen 


rein, 

am  w.  Hör. 

Schmuz 


rein, 
Horiz.  ver- 
schleiert 


rein, 
am  Horiz. 
Schleier'^ 


rein,  im  S 
Haufenw. 

rein,  im 

NW  u.  SO 

cumuli  - 


leichter 
Stratus 


rein,  im 

SO  leichter 

Stratus 


rein,  im  S 
cumuli  1 

rein,  im 
NW  u.  SO 
cumuli  ■'' 


Haufenw. 


rein,  Strei- 
fen im  SO 


rein,  Hör. 
schmuzig 


rein  c 


rein, 
im  S  Stratus 


rein, 

im  NW 

Schleier  u. 

Stratus 


rein, 
Stratus  am 
Horizont 


.Streifen- 
wolken 


fi°  C;  3  attnuppen  beobachtet;   *  von  10^  vormittags  an  bis  mittags  starker 
liger  Winttit  wahrgenommen);   um  9'»   abends   Mondhof;    '•  die  Sonne  geht 


XI 


Daluiii. 

Aufenthaltsorte. 

Stau 

d  und 

Trmperatur 

r.nftu 

T 

1-0  ckd 

P 

'■  Kug 

syolirometer. 

Kugc 

Ozonu. 

W  Ott  erb 

col)  ach  tu  11  gen. 

IST'J. 

des  Aneruicls. 

'1. 

NllSSL' 

Richtun 

g  und  Stärke  des  Windes. 

Hinimolsausieht. 

Juni. 

V.  S.  A.           11               y       1  11.  H.  u. 

V. 

3 

U. 

V.  1  ;i  1  3  1  11. 

Min.  1  M.ax. 

V. 

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3 

n. 

V. 

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3 

U. 

V. 

V. 

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V.  S.  A. 

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ii;. 

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766..^, 
26 

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33..-. 

766 

22 

24 

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36.1 

20.5 

25.6 

30.0 

22.2 

18.9 

21.1 

23.3 

20.0 

VII 

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reiu 

reiu 

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766 
23 

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28 

24 

17.S 

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18.9 

26.7 

28.3 

21.6 

16.7 

22.2 

26.1 

19,4 

VIII 

1 
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NW 

NW 

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NW 

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reiu 

reiu 

Horizont 
Bchmuzigi 

18. 

Bcugasi 

7i;4 

■M 

76:i 

766 
34 

23 

2,1 

24 

28 

24 

17.8 

35.0 

18.3 

24.5 

31.6 

22.2 

17.2 

20.0 

27.8 

20,5 

V 

si) 

A> 

xw 

lJ 
NW 

Horizont 
Staub 

Uorizuitt 

Staub 

roiu 

rein,  am 
Horizont 
Schmitz  1 

lii. 

Bengasi 

ICD 

764..-. 

36 

7.;5 

22 

2:. 

311 

25 

17.5 

3S.3 

20.5 

26.1 

33.4 

23.8 

16.1 

22.2 

26,7 

VIII 

SO 

NNO 

NNO 

0 
NNO 

iciu 

reiu 

reiu 

mit  Hau- 

fpnw.   (Hellt 

bctlockt' 

21). 

Bcügasi 

L'3 

706 

767 
34 

''■■'2.-. 

23 

26 

211 

24 

17.8 

36.1 

22.2 

27.S 

30.5 

23.3 

20.5 

24.4 

25,6 

21,6 

V 

1 
X 

N 

N 

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N 

roin 

reiu 

reiu 

reiu. 

21. 

Beugasi 

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'■■'3:. 

762 
24 

22 

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28 

24 

20.U 

36.7 

21.1 

25.6 

31.1 

23.3 

20.0 

22.7 

24,4 

21,1 

VIII 

ü 

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NNW 

I 
NNW 

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NNW 

roiu 

reiu 

rein 

reiu,  loieht. 
Sti-atusi 

22. 

Bengasi 

7i;.1 

764 

2K 

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24 

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21.6 

VIII 

WNW 

WNW 

WNW 

3 
W 

leichter 
Stratus 

k'iehter 
Stratus 

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reiu. 

23. 

Bungasi 

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766.:. 
34 

766 
23 

23 

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23 

21.1 

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22.7 

25,6 

21.6 

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NNW 

NNW 

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reiu 

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Bengasi 

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767.:. 
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767 

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24 

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25 

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21.6 

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28.3 

25.6 

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23.3 

22,2 

23,3 

VIII 

ü 
NW 

1 
NW 

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reiu 

reiu 

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25. 

Beugasi 

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28 

768 

767 
26 

21 

24.:, 

28 

25 

21.1 

.35.8 

22.7 

23.9 

28.3 

24.4 

20.5 

21.1 

24.4 

23.3 

VII 

ü 
N 

1 
N 

1 

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N 

reiu 

reiu 

rein 

rein. 

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Bengasi 

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25 

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21. 

24 

20.8 

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22.2 

24.4 

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23.9 

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21.6 

25.6 

22.  S 

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□ 
NNO 

NNO 

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27. 

Bengasi 

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L'3 

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76.-. 

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25 

211 

25 

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25.6 

20,5 

22.8 

25.6 

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N  zu  W 

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28. 

Bengasi 

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28 

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23.3 

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VIII 

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Bengasi 

763 
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764 
26 

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23.8 

23.S 

22,7 

VIII 

1 
NW  zu  N 

NW  zu  N 

3 

NO  zu  N 

3 
NW 

leichter 
Stratus 

reiu 

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schmuzigs 

Horizont 
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Beugasi 

764 
24 

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23.8 

22,2 

22.7 

21.6 

21,1 

IX 

N\V 

3 
NW 

4 

NW 

NW 

rein 

Hör,    Stauh 

rein,  am 
Hör.  StauliU 

reiu. 

Anmerkuiigeu:  1  Von  4'|  uacUmittaga  an  starker  Thaufall;  naclits  tüaut 


1     »1-  1  ""■."x.  ■'""&'-"■  "    ■  ""  -«    u«^uu..v*«jio  rtu  oiaiAur  iuuuiaii;  naciHs  maut  es  senr  starK;  -s  um  r_'"  ueüeckt  (mit  iiaufenwolk.eu) :  ■*  nachmittags  um  j"  HimmeJ 
rdustliche  Kichtung  genommen;  in  der  Wüste  starker  Samumwiud;  am  aadlioheu  und  südöstlichen  Horizont  alles  ein  Stauhmeer;  ü  den  ganzen  Tag  sehr  atUrmisch 


k;  2  um  !■_*''  bedeckt  (mit  Haufenwolkeu) ;  3  nachmittags  um  j"  Himmel  1 


XII 


Datum. 

AlltVlltll 

iiltsortu 

Stal 

d  und  Temperatur 
lies  Aneroid.?. 

Luftwärmc 

1 

rockfi 

Psyeliromctci-. 

'me'ter,' 

Wcttcrb 

L'übachtiuigcii. 

1879. 

e  Kut;el. 

Nasse  Kugel 

Riehtuii 

g  und  St 

ivke  des  Windes. 

Himmel 

saiisicht. 

Juli. 

V.  S.  A.  1        9        I         3        1  li.  S.  U. 

V. 

9 

3 

U. 

V. 

9 

3 

n. 

Min, 

Ma.x, 

V. 

9 

3    1   n. 

V. 

9 

3 

n. 

V, 

V. 

9 

3             u. 

V.  S.  A. 

9 

3 

n,  S.  U. 

1. 

Bengasi 

764,5 
2S 

765 
24 

765 
27 

765 
24 

26 

24 

26 

25 

20,8 

30,0 

22.2 

23.3 

27.2 

22.5 

20.0 

21,1 

•22,5 

21.1 

Vll 

a 

NXIi 

1 

XNl) 

NNO 

a 

NNO 

i-eiu 

rein 

rein 

i-eiul 

■>. 

Bengasi 

7(i."i 
22 

765.5 
25 

765.5 
28 

765 

25 

21 

24 

28 

25 

20,5 

32,2 

21.9 

24.1 

27.8 

24.9 

20.0 

21,6 

24,7 

23.3 

VUI 

u 

X  zu  1) 

ü 
N  zu  (1 

1 
N  zu  o 

Li 

X  zu  O 

reiu 

rein 

rein 

3. 

Bengasi 

764 
23 

765 

705 

28 

764.5 

21 

29 

25 

21.1 

33,4 

23,3 

■27,4 

27.8 

24.9 

21.6 

22.5 

24,9 

23.3 

V 

ü 

xxw 

1 
XXW 

l 
NXW 

NNW 

Striitus 

reiu 

rein 

reint 

1. 

Beugasi 

Gilrtcu  bei  Beugasi 

764 
2-1 

764 
25.5 

765 
3U 

763.5 
25 

21 

30 

24 

21.9 

33,9 

23,8 

25,3 

- 

- 

22.2 

21,9 

- 

- 

Vll 

J 
wxw 

J 

wxw 

WNW 

J 
WNW 

bedeckt 

bedeckf-i 

am' Horiz. 
Haufenw. 

rein, 
am  Horiz. 
Haufcuw.4 

5. 

Glirtoii  lioi 
llcngusi 

(Immi  Ol 
Mabruka 

Mabruka 

liudi-isa 

702 
21 

760 
28 

759.  5 
31.5 

759 
26 

21 

28 

30 

24 

- 

33.9 

- 

- 

28.9 

23.3 

- 

- 

23,3 

21.6 

IX 

ü 
N  >  W 

NXW 

n'w 

3 
NNW 

,-eiu 

rein 

-leichter 
Stratus 

am  Horiz. 
Haufenw.  1 

7. 

lindriaa 
Scnjuia 

Wog 
Wog 

Seiijura 
rharbi 

Bii- 
/iaminacli 

Seiijui-a 
rharbi 

Dir 
Zaiiimacli 

7:i7 

22 

759 

20 

29 

761 
31 

759 
33 

761.5 
35 

7.59.5 
26 

762 
25.5 

19 

27 
31,5 

32 
32 

23 
24 

18,3 

~ 

21,0 

~ 

_ 

~ 

20.5 

: 

: 

^ 

VII 

J 
N.vw 

1 
XX  w 

NNW 

1 
NN  W 

3 
NW 

3 
NNW 

3 
NW 

NNW 

Haufoii- 
wolkeu 

voiu-1 

um  Horiz. 

leiolite 
Pliickonw. 

Haufenw.-'' 

rein 

westl.  Hör. 
Haufeuw.  i 

H. 

liii- 
Znturaiich 

Weg 

Bii- 
Abbai-Iiia 

Bir 

Abliavliiu 

763 
18 

764 
31 

765 
33 

764,5 

17 

30 

32 

24 

- 

- 

- 

- 

30.0 

24.4 

- 

- 

20,5 

18.9 

- 

ü 

XX  w 

NNW 

4 

NNW 

3 
NXW 

reiu 

amn.CHur, 
leieliter 
.Stratus 

reiu 

rein 

10. 

Bh- 
.\bbailüa 

IUI-  liiimna 

BirBuraua 

Bii-  u.  Kosr 
Sibeka 

Bii-  Bumn» 

Bii-  u.  Kosr 
Sibeka 

Bir  Bumua 

.Scliabet 
Bu  Hasir 

762.5 
15.5 

760.7 
15 

766 
3u 

764 
32 

764 
32 

762.5 
32.5 

762.5 

26 

7,-.7 

15 
14 

30 

31 

31,5 

24 

: 

_ 

18,8 
13,8 

28,3 
29,4 

30.9 
.10.5 

24.9 
23.3 

14,9 
10,0 

21,0 
18,9 

21,6 
18,9 

-"■" 

~ 

J 

NO 

ü 

xw 

1 

Li-1 
S.SO 

3 

NW 

3 

NW 

NW 

1 
NNW 

i-eiu 

rein 

am  Hci'riz, 
Staub 

rein 

11. 

Scliabct 
Bu  Hasir 

J3iv 
Bu  Ain 

Dir 
Bu  Ain 

Weg 

752  cl 

756.5 

757.5 

759 

16 

23 

31 

23 

- 

- 

18,3; 

- 

- 

~ 

16,7; 

- 

- 

- 

IV 

ü 
.XI<W 

sn- 

3^4 
NXW 

3 

N 

rein« 

rein 

am  Horiz, 
Staub» 

reiu, 

am  Horiz. 

cirrus 

12. 
13. 

Dir  .Shagh- 
rliiah 

Seorir 

.Sserir 

BirujKasr 
llissam 

Ssei-ir 

Bir  iij  Kasr 
Biseaui 

Uadi 
Marogli 

763 

759 
764.5 

764.5 

703,5 

21 
17 

24 

31 

28 
25 

" 

- 

- 

- 

— 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

a 

NNW 

ü 
NW 

N  2Ü  W 
N  zu  W 

3 

NNW'O 

NW 

3 
N  WzuN 

Nw'zuW 

Haufen- 
wolkeu  11 

schwere 

Haufeuw. 

im  SO 

vein 

Hör.  Stauli 
u.  Scliiuuz 

11. 
1."). 

Ssorir 

Hattiia 
Siliyl 

Ilattija 
budafor 

Oasis 
Aiul.iila 

Hattija 
budafor 

Audjila 

Sserir 
Audjila 

762 
7611 

763.5 

762 
759 

762 

•20.5 
IS 

28 

35  1-^ 
32 

28 
28 

- 

- 

- 

- 

32,2 

27.8 

: 

- 

~ 

21,1 

- 

1 
N  zu  W 

ü 
XX  w 

NNO 

3 
NW 

x"o 

1 
NW 

lJ 
N  zu  0 

2 
OzuN" 

rein 

rein  13 

reiu 

roin 

AniiierkunKon:  1  Von  4I'  uachinittags  an,  rtureh  die  ganze  Nacht,  starker 


6l'  25"'  auf;  im  N  und  NW  seliwere  G  wiltenvoSlVn  '""i  iia^btf .Ta°rk^^  ^  "'.!!'"'  ^^^^'^  '"'''"f  ^'*'"',''  ''"'  "'"""°'  «"'"  ''»«leekt;  absolute  Windstille;  Nebel  liürt  um  lo''  30"'  auf;  .i  naelits  starker  Thaufall,  in  der  Frühe  dioliter 

starker    ea  2  cm  tief  eiudrini,™,l..,.-ri,n  ,„.,.,;  '  ,   "'>'="''  »"»■•ker  Ihaufall;  5  lun  11"  einige  Tropteu  Hegen;  «  vou  heute  an  Auer  oidbeobach  tuuge  n  nach   dem   alten,  grossen  Instrument,    ohne   Thermometer;    '  um  Mitternac 

im  S  u'ursÖ,  Gallische  liTaus  de  i^Ld"nkö^  '"'f  V"'^  '"'''?»'  '"""''?  "Z'-    H'='"«"8«";  »,  NW  und  N  zu  O;  n  nachts  etwas  gethaut ;  lä  ein  im  Sand'e  liegendes  Thermometer  um  2l>  naelimittag»  +47-''^'  .,11.  7"  3o"'  vo 

.•,uuan  Kommend,  n  zwei  Stuudeu  uacli  Souueuuntergang  em  Windstoss  von  O  zu  N;  spater  liat  der  Wind  eine  NW-Richtung  genomraeu. 


Nebel;  Nebel  iiört  um 
lit  beobachtet ;  **  selir 
rinittags  Haufeiiwolkeii 


Wetterbeobachtungen. 


md  Stärke  des 

Windes. 

Himmelsansicht. 

9       1 

3 

n. 

V.  S.  A. 

9 

3 

n.  s.  r. 

1 

N 

N 

3 

N 

rein 

rein 

Streifeu- 
wolken 

rein 

1 
»J^  zu  0 

NW 

3 
NNW 

i-ein 

rein 

rein 

rein 

2 
\"  y.w  O 

nV 

3 
NNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

X 

3 
NW 

3 
NNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

2 
X 

2 
N 

3 
NNW 

rein 

rein 

Streifen- 
wolken 

rein 

NO 

NO 

N  z'ii  0 

rein 

rein 

rein 

rein 

2 
SO 

2 
N 

3 
N  zu  W 

Streifen- 
wolken 

rem 

rein,  Horiz. 
schniuziff 

rein,  Horiz 
schmuzig 

N 

?, 
N 

1 

NNO 

rein 

rein 

rein,  Horiz. 
schleirigr 

rein 

1 
SO 

NW 

ü 
NWi 

rein 

rein 

ScliUfohen, 
Horizont 
schmuzig 

rein,  Horiz 
bewölkt 

K 

NW 

3 
NNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

NNW 

1 
NNW 

□ 
NNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

2 
NNO 

1 
N 

a 

N 

rein 

rein 

rein 

rein 

ü 
N 

- 

- 

rein 

rein 

— 

— 

- 

- 

- 

- 

- 

— 

— 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

XYII 


tuDg  uudHclsansicht. 


S.  U 


1 

OSO 


2   ior. 
SSdK 


Q  ter 

SO  IS 


SSC^ig 

A 
OSCtsif 

3 

N 


SO 


Stroifcuw. 

Horizont 

staubig 

Strcifenw. 
u.  cirrus 

cumuli 

rein,  Hör. 
schmuzig 

rein.  Hör. 
schmuzig 

Haufeu- 
wolken 

rein,  Hör. 
staubig 


leichter 
Stratus 

Streifen- 
wolkeh 

leichter 
Stratus 

rein ,  um 
den  Mond 


rein,  im  W 
Streifenw. 


lg  von  +4]ieu  Beobachtungen  wieder 
[iimüssig  uij  nach  Sonnenuntergang  in 


XIII 


Daliim. 

Aut  t'ii  t  ha  It  Sorte. 

ViieroiilstäiuU 

[jUt"tW^'''i>i' 

Psychrometer 

Wettevhi 

oliachtuiigcii. 

is7:i. 

Trockuu 

c  Kugoi. 

NassB 

Kugul 

meter. 

■Hic-htuii 

^  und  !St 

irke  des  Windes. 

Himmel 

ausicht. 

Juli. 

V.  s.  A.  1       :i      1       ;-!         li.  s.  u. 

V. 

;»    ;    •■; 

:i. 

V. 

'.) 

11. 

Min. 

Max. 

V. 

9 

3 

u. 

V. 

9 

3 

11. 

V. 

V. 

9 

0 

n. 

V.  S.  A. 

<l 

3 

n.  s.  r. 

lli. 

Audjila 

7.'i8 

7.i7.j 

7.W 

717 

•Jl 

28.1 

34.5 

28.5 

,9.1 

36.7 

21.7 

28.9 

36.1 

28.0 

17.8 

20.U 

19.1 

18.6 

VI! 

N  zu  W 

NNW 

NNW 

1 

NO 

roin 

rciu 

rciu 

roiu 

17. 

Audjila 

7.-,,;..-, 

75S 

7.18.,-, 

718 

-,5 

28 

36 

29 

20.6 

39.4 

22.2 

29.2 

38.3 

28.3 

is.:i 

22.2 

22.8 

16.1 

1 

ü 
NW  zu  W 

W  zu  X 

WNW 

1 
wxw> 

rei„ 

roiu 

reiu 

reiu 

IS. 

Audjila 

7.-,7... 

75;i 

7.19 

758.1 

•J.) 

31 

37 

28 

21.7 

38.9 

23.6 

31.7 

37.8 

28.0 

16.7 

22.2 

22.8 

21.6 

- 

vr 

1 

W 

3 

w 

NW 

...iu 

rciu 

rciu 

rein 

i:i. 

Audjila 

7.i7 

75S.3 

7.-,S.7 

717.5 

■Jl 

26.5 

33 

26 

20.0 

35.5 

21.4 

26.7 

33,9 

25.5 

15.6 

IS.3 

27.2 

16.7 

V 

NNW 

1 
NNW 

2 
NNW 

ü 
NNW 

loin 

rciu 

rciu 

rein 

-21}. 

Audjila 

7..S 

76tl 

7.iil.8 

719 

•J-J 

26 

36 

28.5 

20.(1 

37.8 

21.9 

2S.9 

36.7 

28.9 

16.1 

21.1 

21.4 

18.3 

VI 

1 
N  zu  W 

ü 
N  zu  W 

ü 
NNW 

■1 
NW 

■■»'" 

rciu 

rciu 

roiu 

■21. 

Audjila 

7.57.S 

7Ö9.3 

7.19 

7.18 

■■■■.:> 

31 

39-.: 

30 

22.2 

41.7 

21.4 

33.0 

39.  l 

30.0 

16.4 

19.7 

22.2 

18.6 

- 

□ 
SU 

1 
SO 

a 
so 

a 
so 

rciu 

rciu 

rciu 

rciu 

22. 

Audjila 

7.-i7 

738.."! 

7.-,9 

718 

•-'4 

35 

413 

32 

22.8 

43.3 

24.4 

33.9 

41.6 

3L1 

16.6 

20.8 

23.3 

18.9 

VI 

1 
s 

1 

S 

ü 

s 

s 

rein 

reiu 

roiu 

rciu 

■>i. 

Audjila 

7.'i7.:i 

7ja 

7.-18..-, 

718 

... 

38 

41 

32.5 

24.4 

44.4 

26.7 

38.3 

42.3 

33.2 

18.0 

22.2 

22.7 

19.4 

III 

ü 

a 

s 

□ 

1 

■xiu 

rciu 

leichter 
Stratus 

reiu 

21. 

Audjila 

7.17.« 

7Ö9.5 

7.i9 

7.18..1 

i.l 

34 

39 

34 

23.3 

4Ü.0 

25.6 

33.9 

39.5 

32.8 

17.2 

19.7 

22.2 

23.3 

V 

NNW 

NNW 

1 

NNW 

XNW 

rdu 

rciu 

reiu 

rciu 

25. 

.Vudjila— Djalu 

7.)8 

7.-)S..-. 

7,->7 

750.5 

..X5 

26.5 

33 

27 

21.7 

- 

23.6 

- 

" 

- 

21.1 

- 

- 

- 

- 

1 
N 

3 

N 

3 

N 

4 
XO 

voiu^ 

rciu 

rein 

Staub 
Sclimuz 

2G. 

Djalo 

7.-)7 

7.-18 

7.-i(;.s 

7,l,i.5 

•J.t 

2s 

35 

30 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 
N 

3 

N 

3 

N 

4 
N 

roiu7 

rciu 

roiu 

Staub  und 
Sclimuz« 

27. 

Djalo.     Battifal 

7.-,7..5 

7."i8..i 

7.1« 

7.17 

21.1 

29.1 

35 

28 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 
N  zu  W 

3 
N  zu  W 

2 
NW 

2 
NW  zu  N 

rdu 

rciu 

roia 

28. 

Battifal.    Sserir 

7.-,G 

7.-1S 

71.1.,1 

754.1 

21 

28.1 

37 

31 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

XX 

NW 'zu  N 

3 

N 

3 

N 

1 
NW 

iciu 

roiu 

reiu 

rciu 

29. 

Sserir.    Kalousuho 

7,-,2..-, 

75.1 

7.11 

7JU 

21.1 

29 

41.5 

34 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

N 

3 
N  zu  W 

1 
N 

1 

N 

rciu» 

rciu 

reiu 

rein 

;jo. 

Kalüiiscku 

7.7..-, 

7411 

749 

747.3 

19 

33 

39.5 

34 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

~ 

- 

- 

N 

ij 

3 
SW" 

XW 

Haufeuw. 
im  N  u.  NW 

rciu 

rciu 

rciu 

31. 

Kalon.scho 

7Jli..-i 

74S.3 

7«.:) 

744.5 

22.1 

3U 

39.3 

33 

~ 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

N 

3 

N(.l 

2 

Wli 

x'w 

rciu 

rciu 

rciu 

roin 

alle  Augenblicke 


Annierkiiugeu;  1  Nach  Sonuenuntergaug  ein  Windstoas  von  S;   ^  ein 
-hinittags  starker  WindstoaB  von  S;  «  nachts  schwacher  Thaufall;  0  ^ 


1  3''  nachmittags  +50"  C;  ein  Thermometer  der  Sonne  esponirt  zeigt  4-57"  (';  das  Wasser 
.  unbedcntend  gethant;  '^  starker  Samum;  !*  nachtß  starker  Thaufall;  i"  s.  Ainnorkung  Nr.  li; 


XIV 


Datum. 

Aufcntlialtsurte. 

\ueroiJstäudc 

jllft'n 

T 

■ockeu 

Psychrometer. 

Kugel 

Ozono- 
meter. 

Wottcrboobauhtiingcii. 

1879. 

c  Kugel. 

Nasse 

Riehtun 

g  und  St 

irke  des  Windes. 

Himmel 

äaiisii-ht. 

Aug. 

V.  S.  A.  1        :i                3        1  n.  S.  U. 

V. 

9 

y 

11. 

V. 

!l 

Min. 

Max. 

V. 

9 

3 

n. 

V. 

9 

3. 

n. 

V. 

V. 

9 

3 

n. 

V.  S.  A. 

9 

n.  s.  r. 

1. 

KaUiuschü 

744 

744 

742.3 

73;i 

22 

32 

39 

34 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

_ 

- 

- 

- 

1 

.Nil 

3 
NU 

3 
UNU 

a 

NU 

r.iu 

rein 

reiu 

rein 

2. 

Oase  Taiserbo 

-,i'i 

739.5 

73'.l.5 

73a 

21.5 

33 

39.5 

34 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

X 

J 
NU 

2 
NU 

3 

NU 

ü 
NU 

vciu 

■  oiu 

reiu 

rein 

3. 

Taiserbo 

73;i.5 

74U 

73',l 

739.3 

22 

32 

39 

25.6 

- 

39.4 

- 

31.6 

37.8 

25.5 

- 

19.5 

20.6 

14.5 

- 

ü 

3 
NU  zu  0 

2 
NU  zu  0 

ü 
NNU 

vd„ 

reiu 

veiu 

4. 

Taiscrbu 

737.7 

733.5 

73S 

739 

14.4 

30.5 

37.3 

34 

14.4 

43.0 

17.8 

- 

37.2 

- 

11.7 

- 

20.6 

- 

- 

ü 
XU 

ü 
UNU 

3 

UNU 

NU 

voiu 

reiu 

reiu 

rein 

0. 

Taiscrbu 

737.5 

741) 

73S.3 

739 

IS 

29 

35 

29 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

J 
NU 

N  zu  U 

4 
N  zuU 

1 
N 

rdu 

reiu 

reiu 

reiu 

G. 

Taisurbu 

736.5 

7311.5 

73S.,S 

73S 

20 

31 

36 

31 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

a 

N 

2 
U  zu  N 

3 
N  zu  U 

1 
NzuU 

reiu 

reiu 

reiu.Horiz. 
sclirauzig 

rein,  im  S 
Streifen 

7. 

Sserir 

737 

73S.5 

736.5 

735.5 

21 

30 

35.5 

30 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

X  JU  U 

3 

N  zu  0 

4 
N  zu  U 

Nzuü 

v.iu 

reiu 

reiu 

reiu 

8. 

Sserir                      Bii  Seima 

735 

734.5 

733.5 

736.5 

20 

30. 5 

38 

32.5 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

N 

3 
N  zu  W 

N 

vciu 

reiu 

reiu 

reiu 

'J. 

Bu  Seima 

737 

737.5 

736 

736.5 

22 

31 

35.5 

33 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 
NNW 

NNW 

3 
NNW 

2 
N  zu  W 

veiu 

reiu 

rein 

rein 

10. 

Bu  Seima 

735 

- 

736 

736 

20.5 

- 

35 

31 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

-         - 

- 

- 

- 

ü 

N 

1 
N 

1 
N  zu  U 

□ 
N  zu  ü 

roiu 

reiu 

reinl 

reinn 

11. 

Sauddüucn 

72S.5 

730.3 

728.5 

726 

18.5 

30 

35 

30 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 
XNU 

NNU 

NNU 

□ 
NNU 

vein 

reiu 

reiu 

rein^ 

12. 

Sserir 

723.5 

724.3 

722 

722 

20.5 

34 

36 

30 

- 

- 

- 

- 

- 

-     1     - 

- 

- 

- 

1 
UNU 

ü 
NU 

NW 

1 
NW 

>-oi„ 

reiu 

reiu.1 

1.3. 

Sserir                           Huueri 

721.5 

727 

726 

725 

25 

35 

39.5 

30 

- 

45.5 

- 

33.3 

38.9 

29.5 

—     '    17.5 

22.2 

15.0 

- 

1 

NU 

1 
NU 

1 
UNU 

NNU 

.ciu 

reiu 

reiu 

rein  3 

14. 

Iluucri 

72G.:l 

727.3 

725.3 

726 

19 

33 

39.5 

33 

- 

- 

21.1 

35.5 

38.9 

33.3 

12.5       19.5 

18.9 

16.7 

- 

NNU 

1 
NU  zu  N 

1 
ONU 

W  zu  N 

■•ciu 

reiu 

rein, 
im  .Südcu 
.Stratus 

Streifeiiw. 
im  Westen  ^ 

15. 

Sserir                          Kebabo 

720 

726 

724 

726 

21 

38 

40  2 

33 

- 

- 

- 

- 

39,5 

33.3 

- 

- 

2u.o 

16.7 

- 

t 

3 
N  zu  U 

Ü  zu  N 

3 
N  zu  W 

reiu 

reiu 

reiu 

reiu 

Anmerkungen:  i  Nachmittags  regelmitssige,  heftige  Windeto 


;  cxponirtes  'l'he 


mietet  zeigt  +i>3"C;  ■''  abends  und  nachts  Sternschnuppen. 


1 11  n  g  0  n. 


Himmelsansicht. 


\. 

;•      1 

3 

n.  S.  U. 

rein 

rein 

rein 

S'W 

leichter 

rein,  a.  Hör. 

rein,  in  W 

n 

Str;itus 

Stratus 

Streifen 

s'W 

rein,  i.  NW 

rein ,  in  W. 

rein,  in  W 

fi 

Sti-clfeuw. 

Stratus 

cumuli 

rein,  Stratus 

rein.  NW 

rein,  in  W 

in  NW 

bewölkt 

Streifen 

vein 

re  i  n 

rein 

rein 

rein 

rein 

rein,  a.  Hör. 

leichte 

Haufeuw. 

leichter 
Stratus 

rein 
rein,  in  W 

rein 

rein 

leichter 
Stratus 

JW 

Plockenw., 

Stratus, 

cumuli  in 

8 

in  N  u.  NW 

in  NW 

N,  NW  und 

U 

cuniuli 

bewölkt 

Wi 

in 

Flockenw. 
u.   Stratus 

rein 

Stratus  2 

Stratus 

rein 

rein,  in  W 
Streifen 

s\v 

i 

rein,  in  S 
cirrus 

Stratus 

rein 

IW. 

rein 

cumuli 

rein.  Hör. 
bewölkt 

rein 

Stratus 

rein 

rein 

Streifen-» 
wölken 

rein 

iten  ;    -  abends  Wetterleuchten, 


XIX 


iclitun^sicht. 

V.      I      o         I  n.  S.  TJ 


1 
rsw 


in,  Hoi-iz. 
staubig 


ri'in, 
r  ('111)1111! 


1  waren  erschlagen  worden), 
Leiter  c 


XV 


Datum. 
187il. 

Aug. 

Aut'cnthaltsurti'. 

Aueroidstiiiitle 

I 

Psyohromete 

r. 

Kugel. 

Ozono- 
nieter. 

Wetterbeobachtungen. 

Trocken 

Kugel. 

Nasse 

Ridlituiig  und  St 

rke  des  Windes. 

Himmelsansicht. 

V.  s.  A.  1      9      1      3        n.  s.  r;. 

V. 

9    i     n 

n. 

V. 

9 

3 

11. 

Min. 

Max. 

V. 

9 

3 

11. 

V. 

9 

3 

n. 

V. 

V. 

9 

3 

n. 

V.  S.  A. 

9 

3 

n.  S.  II. 

IG. 

Kebiibo 

7...-, 

72(1.3 

725 

72.5.5 

20.5 

.'14 

41 

31.5 

18.9 

46.7 

20.0 

33.4 

40.0 

30.5 

13.3 

19.2 

23.2 

18.3 

IV 

1 

NNO 

3 

1 

so 

ü 

N 

rein 

rei,( 

Haufeuw. 

rein,  im  S 
cumnli  i 

17. 

Kebabo 

rau.r. 

72S 

727.5 

720.7 

23 

33 

40.5 

31.5 

19.2 

45.4 

21.4 

33.4 

39.2 

29.2 

12.7 

2o.O 

20.8 

16.7 

III 

ü 
N(l 

2 
o  zuN 

3 

O  zu  S 

ü 
NO 

im  S  u',  fl 
Stratus 

reiu 

rein,  im 
NW  u.  SO 
cumuli  - 

NW  i'i.  SO 
cumuli  ^ 

18. 

Kebabo 

727 

728.7 

727 

727.5 

33 

35 

40 

32 

21.1 

40.5 

22.7 

36.1 

38.9 

31.6 

13.8 

19.5 

19.5 

17.0 

V 

Q 
N  zn  O 

2 

0  zu  N 

3 
0  zu  N 

1 

rein, 
im  O  u,  S 
Schäfchen 

rein 

rein 

rein 

19. 

Kebabo 

727 

72S.7 

72S 

727 

2..5 

34.5 

40 

33 

1S.9 

45.1 

21.6 

35.1 

40.0 

32.2 

13.3 

.19.5 

21.1 

16.4 

II 

a 

NO 

□   . 

3 
N  zu  W 

3 
N  zu  W 

Stratus 

rein 

leichter 
Stratus 

reiu 

20. 

Kebabo 

727 

727.5 

727^^ 

72« 

20.5 

33 

42  ■'' 

31 

18.3 

42.2 

21.1 

35.1 

38.9» 

29.9 

12.2 

19.5 

21.1  ■'• 

16.4 

IV 

ü 
NNO 

3 
N 

3 
\V  zu  N  '■ 

3 

NzuO 

rein 

vpin 

rein.'. 

rein 

21. 

Kebabo 

725.7 

727.:l 

725.5 

72i;.:i 

21.5 

34 

41 

30.5 

18.6 

41.1 

20.0 

34.0 

39.5 

23.1 

12.6 

19.5 

20.3 

15.6 

V 

ü 
NO 

3 
0 

3 
O 

U 

rein 

rein 

rein 

rein 

22. 

Kebabo 

72r,.« 

727 

726.:! 

22.5 

32 

41 

31 

18.9 

43.3 

21.6 

33.7 

40.6 

28.4 

13.1 

18.9 

21.4 

le.i 

II 

J 
NO 

2 
SO 

1 

S  zu  o 

Li 

NO 

rein 

rein 

rein 

rein« 

21!. 

Kebabo 

726..'. 

727 

727.5 

727.5 

22 

33 

41 

34 

19.2 

46.7 

23.8 

33.9 

40.6 

31.9 

13.8 

19.7 

21.7 

19.5 

III 

1 

2 
SO 

2 
0  zu  S 

3 
unten  N 
oben  S 

reiu 

reiu 

SO  leichter 
Stratus 

im  S  Stratus 

24. 

Kebabo 

727.5 

72.» 

728 

728 

23 

38« 

41 

32.5 

2(1.3 

43.8 

22.7 

39.7  8 

40.(1 

31.« 

13.6 

22.2« 

22,2 

17.0 

II 

N  zu  O 

2 

3 

N  zu  \V 

2 
N 

reiu, 
am  w.  Hör. 
Schmuz 

am  Ho'riz. 
Schleier« 

Schleier 

im  n\v 

Schleier  u. 
stratus 

2:-.. 

Kebabo 

728..-I 

7211 

727 

728.5 

20.5 

33 

37 

31 

19.2 

42.5 

21.6 

34.0 

36,7 

29.2 

15.6 

21.6 

22.0 

19.7 

V 

1 
NO 

3 

ONO 

4 
NW 

3 
N  zu  W 

rein 

rein 

rein 

rein 

2(i. 

Kebalio 

72.S.:i 

729 

727 

727.5 

18.5 

30.5 

34.5 

211.5 

16.7 

35.1 

18.9 

30.0 

34.5 

28.3 

11.1 

20.3 

22.7 

19.3 

III 

1 
NO 

3 
N  zu  0 

3 
N 

N 

reiu 

reiu 

reiu 

rein 

27. 

Kebabo 

727.7 

72il.5 

72.S 

728.5 

20.5 

30.5 

36 

31 

IS.9 

38.3 

18.9 

31.4 

36,1 

30.5 

16.1 

22.2 

23.S 

20.0 

VIII 

ü 
N 

2 

N 

3 
NW 

3 
N 

Hoi-iz.  vei- 
sclileiert 

Stratus 

Haufenw. 

Stratus  am 
Horizont 

2«. 

Ki-balio 

727 

72..5 

72<l 

721] 

21.5 

29 

35.5 

30 

20.0 

37.2 

20.0 

30.5 

35.6 

29.4 

1G.7 

19.7 

23.3 

17.U 

V 

1 
N 

3 
N 

3 

N 

3 
NNW 

rein 

reiu 

rein 

rein 

29. 

Keliabo 

72S.:! 

72'.l 

72S.5 

727 

21.5 

30.5 

35.5 

30 

2(1.0 

3S.3 

20.5 

31.1 

35,1 

29.4 

14.4 

19.2 

19,5 

17.8 

V 

2 
N 

2 

N 

3 

N 

1 
N 

rein 

reiu 

rein 

rein 

3U. 

Kebabo 

727.5 

728.7 

727.3 

727 

19.5 

29.5 

35 

32 

12.7 

3S.3 

19.4 

32.5 

35.9 

31.6 

13.3 

19.5 

21.6 

18.5 

VIII 

ü 
N 

1 

N 

2 
N 

3 
NNW 

rein 

reiu 

rein,  Strei- 
fen im  SO 

Streilen- 
wolken 

31. 

Kebabo 

72.S 

728.5 

725.5 

J2S 

22 

32 

35.5 

30.5 

17.S 

42.2 

20.5 

29.9 

38.1 

28.9 

15.6 

20.(1 

20.5 

1S.9 

IX 

J 
N 

2 
NNW 

N 

l 
NNW 

reiu 

rein 

rein.  Kor. 
schmuzig 

reiu 

Anmerkungen:  i  Starkes  Wetterleuchten  (am  7—8"  aliemis) 
nd;  1.  vnni  21.  August  angefangen  werden  die  Beobachtungen  ni 
imüsaigauf;  «  um  lü"  vormittags. 


utergaug   ein   heiliger  Winds 


lOl'  voruiillags  an  bis  mi 
1   abends   Mondhof;   7  dii 


XVI 


Datum. 

Aufi'iitlialtsiirtf. 

Luftw 

iinue 

T 

ocken 

Psyclir 

omoter. 

Ozouo- 
nieter. 

Wettcrl] 

eobaeht 

UllgCU. 

1H79. 

U    Kug<!l. 

Nasse  Kugel. 

Richtung  und  Stärke  des  Windes. 

Himmelsansicht. 

Sppt. 

V.  s.  A.  j      0      1      ;;      1  u.  s.  r. 

V. 

!l              3 

11. 

V. 

9 

3 

n. 

Min. 

Max. 

V. 

n 

3 

n. 

V. 

9 

3 

u. 

V. 

V- 

9 

3 

n. 

V.  S.  A. 

9 

3 

n.  S.  I-. 

1. 

Kebabo 

72S 

729.r. 

723,.''i 

728..'. 

20 

::i 

37 

31.5 

10.1 

43.1 

21.4 

31.4 

39.2 

31.1 

14.1 

21.1 

22.5 

19.4 

11 

ü 
N 

1 

N 

N 

3 

N 

reiu 

reiu 

.Streifen- 
woiken 

rein 

0, 

Keliaho 
Kebabo 

72S.7 
72S 

7:10 
72S.3 

728.8 

727.7 

•23 
23 

31 

37 

31.,". 

1S.3 
19.4 

3K.9 
40.0 

20.3 
21.1 

31.1 
31.4 

37.S 

38.9 

30.0 
31.1 

10.1 
15.0 

20.0 
20.3 

21.4 
23.0 

19.1 
19.4 

vm 

VIII 

ü 
N 

ü 

1 
N  zu  (1 

N  zu  0 

3 
NW 

2 
NW 

3 
NNW 

3 
NNW 

rein 

rein 

reiu 

rein 

4. 

ICebabn 

728 

729.. 

72S.3 

72. 

24 

33 

37 

32 

20.3 

40.0 

22.7 

34.2 

3S.3 

30.5 

17.0 

21.4 

22.7 

19.4 

VIII 

ü 
N 

X 

3 
NW 

3 
NNW 

rein 

rein 

rein 

reiu 

T). 

Kebabo 

72. 

7:10 

729 

728.,! 

20 

32 

3S 

3U.5 

17. s 

38.9 

24.4 

33.9 

37.8 

30.0 

17.2 

21.1 

22.7 

19.1 

VII 

ü 
N 

N 

N 

3 
NNW 

rein 

rein 

Streifcn- 
wolken 

reiu 

U. 

Kebabo 

7211.7 

7:10.:. 

729..'. 

72.'i..-| 

23 

30 

311 

31 

18.U 

38.9 

19.8 

31.1 

37.8 

30.0 

14.4 

19.4 

22.2 

18.!l 

VI 

Q 

N 

Nl) 

NO 

N  zii  0 

rein 

rein 

rein 

reiu 

7. 

Kebabo 

72S,.'i 

7:10 

72« 

729 

24 

3I..i 

30 

33 

18.0 

39.2 

21.9 

33.4 

37.8 

30.5 

14.9 

22.7 

23.8 

20.0 

IV 

N 

s'ii 

N 

3 
N  zu  W 

Streit'en- 
wolken 

rein,  Horiz. 
schmuzij,' 

rpin,  Hnri/ 
schmuziR 

8. 

Kebabn 

•-"■' 

730 

728.9 

728.3 

22 

32 

30 

32 

17..'. 

41.3 

19.2 

31.4 

311.7 

31.1 

14.9 

20.8 

23.3 

17.5 

VI 

X 

N 

1 
NNO 

rein 

rein 

rein,  Horiz. 
sciileirijf 

reiu 

H. 

Kebabo 

728.8 

730.r. 

728 

727..-. 

2I.:i 

33 

38 

33 

17.5 

41.1 

19.2 

34.8 

39.2 

31.0 

13.8 

22.2 

24.9 

20.8 

III 

ü 

1 

3 
NW 

Q 
NWl 

rein 

rein 

Soliäfclien, 
Horizont 
sciimuzig 

rein,  Hoiiz 
l.ewOlkt 

10. 

Kebabo 

728.8 

729.5 

72S.5 

728 

24 

32 

34 

30 

19.4 

21.1 

30.0 

35.0 

29.7 

14.4 

20.11 

20.3 

17.5 

IV 

Räniler 

IX 

ü 

X 

3 
NW 

3 
NNW 

rein 

rein 

rein 

reiu 

11. 

Keliabo 

72S.:I 

7:10 

729 

728.8 

21..'. 

30 

3.1 

.30 

17.8 

37.0 

1K.9 

31.6 

311.1 

29.2 

14.1 

20.3 

22.2 

17.8 

V 

3 
N 

XX  w 

1 

NNW 

ü 
NNW 

rein 

rein 

rein 

rein 

1-i. 

Kebabo 

729 

■•■"■■■■ 

729 

729 

2Ü..-I 

33..'. 

37..'. 

31 

10.7 

38.1 

17.S 

33.8 

39.1 

30.0 

13.0 

21.3 

22..i' 

18.8 

IV 

ü 

XXd 

1 
N 

J 
X 

rein 

rein 

rein 

rein 

13. 

Kebalio 

72'.i 

7311... 

- 

- 

21 

30 

- 

- 

10.4 

- 

IS.3 

30.5 

- 

- 

11. r. 

18.3 

- 

- 

VII 

ü 
N 

N 

~ 

- 

rein 

rein 

- 

- 

14. 

Kebalio  ^ 

- 

- 

- 

- 

- 

_ 

— 

— 

- 

~ 

- 

- 

- 

_ 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

^ 

- 

_ 

- 

- 

-^ 

- 

15. 

Kebabo 

- 

- 

- 

~ 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

untergaug,  die  i{auze  Nacht  dureli,  starke  Bri 


l'ol^ft  die  Katastmplu 


Tlu-il  gestnlilen  wurde 


W  e  1 1 0  V  h  V  <)  1 )  acht  u  ii  p  e  n. 


liclitun 

g  uud  Stärke  des 

Windes. 

Ilimmelsausicht. 

V. 

10 

o 

n. 

V.  S.  A. 

10 

3 

u.  S.  U. 

J 
NNO 

1 

uuteuNU 
oben  W 

unten  NO 
ob.Wz.N 

2 
NNO 

bedeckt 

bedeckt  l 

am  Horiz. 
Strcifeu- 
wolken 

Iciclite 
llaufen- 
wolkeu 

2 
VO  zu  X 

NU  zu  N 

NO  zu  N 

3 
NNO 

leicht 
bewölkt 

bedeckt 

bedeckt, 

Haufeuw. 

SO 

bedeckt  2 

1 
>f  zu  W 

nV 

3 
SW 

4 
W«W 

bedeckt  ' 

Haufen- 
wolkou 

leichte 
cumuli  0 

bedeckt  ^ 

4 

3 
NW 

3 
NW  zu  N 

NW 

bedeckt  ^ 

bedeckt 

bedeckt  ü 

bedeckt 

x\v 

NW 

1 
NNW 

Li 

Streifen- 
wolkeu 

im  O 
Stratus 

leichte 
Streifen 

leicht 
bewölkt 

J 

J 
NO 

1— L' 

NO 

NO 

rein 

cumuli 

Schäfchen 

reiu 

0 

Ö 

- 

- 

bedeckt 

bedeckt 

bedeckt 

bedeckt  1" 

0 

6 

O 

0 

bedeckt  " 

bedeckt 

bedeckt 

Schleier 

'o  " 

Ö 

1 
NO 

NO 

bedeckt  i- 

Haufen- 
wolken 3-" 

leichter 
Stratus 

Haufen- 
wolken 14 

x'u 

-- 

2  —  3 
NU 

1 
NO 

lelcbtcr 
Stratus 

leichter 
Stratus 

theilweise 
bedeckt  i'' 

rein 

1 

NNO 

1 
NO  zu  N 

1 
NU 

1 
NNO 

Haufenw. 

reiu 

reiu 

reiu 

ü 

ONO 

NU 

NO 

rein 

cumuli 

cumuli 

reiu 

NU 

NO 

NNU 

NNO 

cumuli 

Haul'euw. 

Haufenw. 

bedeckt  17 

NU 

3 
NO 

3 
U  zuN 

1 
ONO 

schien- ig 
bedeckt 

Staub 

cumuli 

bedeckt 

NO 

1 
NO 

0 

NO 

2 
NNO 

1 

bedeckt -" 

bewölkt  -J 

cumuli 

reiu 

i  Psychrometerthermometer  corrigirt).     Wind:   Q  Absolute  Windstille.     1  Leiser  Zug. 

sgesetzt;  G  um  4''  nachmittags  starker  Samumwind  von  SW;  abends  Kegeu;  ^  nachts 
et  den  ganzen  Tag  unaufliörlich ;  n  nachts  geregnet;  32  abends  Wetterleuchten  im 
0 ;     lä  siehe  Anm.  Nr.  IS;     -"  nachts  ein   wenig  Regen;     -i  um  lO'"  morgens  ein  paar 


Catani. 

18S0. 
März. 


t  s  g  e  li  a  It 

ckene  Kugel. 

10        3 


XXI 


W  e  1 1  e  1'  l»  e  0 1 )  a  c  1 1 1  u  n  K  e  1 1 . 


ie  des  Windes 
3       I       n. 


V.  S.  Ä. 


Himmelsansicht. 


10 


n.  S.  U. 


IG. 
17. 

18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
2G. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31.    I 

geregnet ; 


ÜA\7 
7. 78 
7.5 

5.75 

(;.25 

«.15 

6.75 

7.78 


6 
1.11 

8.61 


18.6 

16 

14.6 

13.5 

15.5 

17.5 

16 


Mnw 

11 


NU 

lä^-^ 
n  zu  s 

3 

^•|nn( 
1^ 

1 


OSO 


1 

ONO 


zu  X 
1 


20.84 
17.78 


OSO 

a 

zu  \V 

, vobeu 
*^W  zu  S 


1 
NW 


ü 
NO 


ONO 

4 
o 

.s 

O  zu  S 

2 

ONO 

2 
NNO 

/       O 

■Ä 
SO 

1 

NW 

1 
W 


Stratus 
cuiiiuli 
bedeckt 

leiu 
ouinuli 
Schleier 
bedeckt 

rein 
bedeckt 
bedeckt  5 
cumuli  ' 

bewölkt 

leichte 

Wolken 


dichte 
Flockenw. 


cirro- 
Stnitus 


CUTO- 

Stratus 
Schleier 

bedeckt 

rein 

stauljiw' 

bedeckt 

cumuli 

Haufeu- 
wolkeu 

schleirig 

Schleier 

Haufen- 
wolken 


Streifen- 
WC  ilken 


Streifen- 
wolken 

leichter 
Stratus 

bedeckt 
staubig 

rein 
bedeckt 


leichte 
Streifeuw. 


Staub- 
wolken'' 


leichte 
Flockenw. 


Q  Mitternächtig  'lefti; 
chtung  angen 


;er   Sandwind;    ^  nachts  Kegen;    o  den  ganzen  Nachmittag 


XVII 


Wette  rlj 

'obaelituugeu. 

Dutiim. 

Aufeutlialtsürtu. 

Aucroi 

IstäudL 

Luft\\ 

ärmc 

IHT'J. 

Kiflituii 

g  und  St 

irkc  des  Windes, 

Himmel 

ausiebt. 

Sc|it. 

V.  S.  A. 

[> 

3 

n.  S.  U. 

V. 

0 

3 

11. 

V. 

i) 

n. 

V. 

y 

3        !       n. 

V.  S.  A. 

9 

3 

11.  S.  U. 

l(i. 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

17. 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

LS. 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

l'J. 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

yo.  1 

Kcbabo 

(Surk) 

T.;-J.a 

73,'i.3 

733.5 

733 

-- 

32 

32.5 

31.5 

^ 

1 

OSO 

SW  3  üb. 
3N0unt. 

NWoljcu 
üOuulcli 

,-oin 

reiu 

StreifeuNV. 
Horizont 
staubig 

leiebter 
ötratuB 

■M. 

Kcbabu  (Surk) 

i.a 

73.-I 

733.5 

734 

22 

33 

35 

32 

ü 

.SS<.) 

SW 

a 

NO 

«in 

rCTll,  Hör. 
staubig' 

Streifenw. 

Streifeu- 
wolkeii 

-J. 

Kcbabo  (Surk) 

73-.' 

73J 

733 

"- 

31 

36 

2;i.5 

ü 

□ 

NO  ul.cu 

U 

'-" 

JeicbtiT 
Stratos 

cumuli 

leichter 
Stratus 

'J3. 

Kebabü  (Surk) 

731 

731.,-, 

733 

73:;.5 

23 

35.Ö 

31.5 

h^ 

so 

SO  ■.: 

SSO 

...iu 

rein,  Hör. 
sclirnuzif 

rein,  Hör. 
scbmuzig 

den  Mond 

24. 

Kcbabo  (Surk) 

iJL.'j 

73... 

733 

73->.s 

23 

35.5 

30 

34.5 

Ü 

1 

3 
N 

s 

■  ein 

rein,  Kor. 
»ulnnuzig 

rein.  Hör. 
sclimuzig 

rein 

25. 

Kubabü  (Surk) 

IXi 

73,„-, 

733 

7L'S.'.) 

34 

35 

33.5 

I 

.ISO 

ONO 

3 
NO 

reiu 

rein,  Hör. 
seliinuzit,' 

Haufen- 
wolken 

rein:l 

'2(1. 

Kcbabu  (Surk) 

;:i.'] 

73.-,..-, 

734 

733.'J 

24 

30.5 

32 

30 

ii 

3 

N 

N  zu  O 

ü 
NNO 

ifin,  Hör. 
staubig 

reiu,  Hör. 
staubig 

rein,  Hör. 
staubig 

rein 

27. 

Kcbabo             1              Hauari 

ns 

731. ,•, 

73.5 

73:i.ti 

21.5 

33.5 

35 

30.5 

a 

2 
N  zu  W 

ONO 

2 
NNO 

rein 

rein 

rein 

28. 

Ilauari 

73:; 

TJ-J.i) 

73L'.3 

1S.5 

35 

40 

3u 

1 

NNO 

SO 

3 

NO 

NNO 

rein 

rein 

rein 

rein 

2'J. 

Hauari            |  Weg  u.  Bu-Seima 

731.7 

734 

734.5 

7-JC 

17 

20 

33 

2..5 

XN(l 

NO 

2 
ONO 

N  zu  W 

Strcil'ouw. 

rein 

rein 

rein,  im  W 
Streifeuw. 

30. 

Sanddüne 

n  zwiscbcu 

Ilauari  n. 

Bu-Seima 

1-x.:, 

^-^ 

7S8 

730.5 

LS 

2y.5 

31 

26 

1 
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Aiimerkuiigcu  :  '  Naclule 
aui'Kenoiiiino«  worden  ^  -  um  .'i''  ci; 
W  Streil'cnwolkcu. 


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XVIII 




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Datum. 

Aiifontliiiltsorti'. 

Aneriii 

Istaiule 

[iiit'twiiriiie. 

187!t. 

Rielltuu 

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irke  des 

Wiiiiliis. 

Himmel 

<an.sieht. 

Oct. 

V.  S.  A.  1        !)       1        :■.       1  .1.  s.  ü. 

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SaiuUliiiicn  zwisolifii  Kelxilio  u.  ]!u  Seima 

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Stratns 

rein,  in   W 
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3. 

Bu  Seima 

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Strcifonw. 

rein,  in  W. 
Stratns 

rein,  in  W 
cumuli 

4. 

Ssi-riv       1    zwiBClien  Bu  Seima  und  Tuiserbn 

Sserir            |          Taieerbo 

7411 

740 
74,i 

740..'. 
744.H 

740 
74L' 

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N  zu   W 

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rein,  NW 
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rein,  in  W 
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74:i.s 

744..'! 

74,-, 

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N  zu  W 

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N  zu  W 

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744 

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N  zu  W 

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rein,  in  W 
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Sserir  Ivaloiiselio 

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747 

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N  zu   W 

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leichte 
.Streifen 

Plocltenw., 

in  N  n.  NW 

cumuli 

Stratns, 
in  NW 
bewiilkt 

cnmnli  in 

N,  NW  und 

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10. 

Sserir  Kalonsebu 

749.:i 

7.W 

7.',  1.7 

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11.  Stratns 

rein 

Stvatlia  ä 

11. 

Kalonschii 

7,'.:i.7 

7,^7 

7.-,..:, 

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NN(l 

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Nil 

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rein 

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rein 

rein,  in  W 
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IL'. 

Kalonsclio 

7.M 

7.iS..'i 

7.iS.,i 

7,',7..', 

16 

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ü 
Nil 

II. VI» 

3 

N  zu  11 

■ein,  in  SW 
cninuli 

civrus 

Stratu. 

rein 

13. 

Kalonseho 

7Se.3 

"Hl 

7110..', 

761 

16.:, 

'2S..', 

•-'S 

24.,', 

N  zu  W 

3 

N 

4 
N  zu  W 

3 
N 

i.  Nu.NW 
Flockenw. 

rein 

rein,  H,.r. 
bewölkt 

14. 

Kalnnseliu                  |     Djalo 

7H3.,', 

7611 

7.-,« 

766... 

14. .i 

2:i 

•Ja 

16 

1 
NW 

2 
NNW 

NW 

1 
NO 

rein 

rein 

Stratus 

rein 

15. 

Djalo             1           Audjila 

7(16 

7G7 

768 

768 

11; 

■J4..', 

30 

23 

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NW 

WSW 

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ONO 

rein 

rein 

Streifen^ 
Wolken 

rein 

Anmerknngen:  '  im  N  nnd  NW  dicke  Haufenwolken  (nachmittags)  und  ein  Eegeubogen;  abends  sehr  starke»,  die  ganze  Nael.t  andauern.les  Wetterlenchten ;    -2  abends  Wetterleuchten. 


Rolilfs,  ]öi£i-a 


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Los  Angeles 
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Form  L9-Series  4939 


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