Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
T^A-T-t'i,*^
8*,0^. Il-K.
Sarbart College Ittraru.
CHARLES SUMNER, LL.D.,
OF BOSTON,
[Ctow Ol 1830}.
atolAiiw,\%95 - «»0dL,IW5
i.
/
J
KUNSTCHRONIK
NEUE FOLGE
Vierter Jahrgang
LEIPZIG
Verlag von E. A. Seemann
1893-
r^
?'' -
^j JT'A -L-i^ ■) r^
-y^
ö-
Kunstehronik
Neue Folge.
••• —
Inhalt des vierten Jahrgangs.
(Die schrägliegendefi Zifiern mit vorgesetztem Z beziehen sich auf die Kleinen Mitteilungen in der ,,ZeitBchrift für
bildende Kun8t'^)
Grössere Aufsätze.
Spalte
Münchener Eindrücke 1
Die dritte internationale Aquarellausstellung in Dresden.
Von //. A. hier 5. 21
Der Scbluss der Londoner Kunstsaison. Von 0. v. SMeinitx 17
Rubens' heilige Cäcilie im Berliner Museum, gestochen
von 0. Eilers, Von A, Rosmberg 33
Die Zimbabwe-Ruinen 30
Die Gem&lde des Zeitblom und Schülein in der Unga-
rischen Landesgalerie. Vdn Th, v. Frimmel ... 37
Georg Bleibtreu f.. Von A. Rosenherg 49
Handzeichnungen italienischer Meister in pbotographi-
schen Aufnanmen von Brami und Co, in Dornach,
kritisch gesichtet von Giovanni Marelli (Lennolieff),
Mitgeteilt von E, Hahich. (Fortsetzung und Schluss)
53. 84. 157. 209. 237
Korrespondenz aus Dresden 65. 385
Ober den Anteil der mathematischen Wissenschaften
an der Kultur der Renaissance 81
Die neuesten Ei-werbungen für das British Museum 97
John Webber und die Erfinduner der Litho(n*aphie von
S, R. Köhler f ... 102
Wettbewerb um eine Malerradirung 113
Vom Christmarkt. Von Nautilus 114
Aus eines Bildners Seelenleben. Plastik, Malerei und
Poesie von 0, Eberlein 124
Katalog der Gemäldegalerie im KQnstlerhause Rudol-
finum in Prag. Von Th, v. Frimmel 137
Der Knabe mit dem Pfeil. Archäologische Humoreske.
Von a. Topf 140
Von der Wiener Akademie 153
Eine Dürer-Zeichnung aus dem Jahre 1497. Von D, Burk-
hardi 169
Die Ausstellung der Münchener „24" in Berlin. Von
A, Rosenberg 185
Der neue Dürer im Berliner Museum. Von A. Rosefiberg 201
Die Academie de France in Rom und die Acad^mie des
Beaux-Arts in Paris 205
Bemerkungen über das Wesen der Grazie. Von C. Oraf
Corofiini'Oronberg 217
Pietro Aretino als Maler. Von A, SckuUfieiß , . . . 233
Leopold Müller's Nachlass 249
Wiener Künstlerhaus 251
Die Winterausstellung im Künstlerhause zu Budapest . 265
Deutsche Konkurrenzen 268
Karl von Gontard 270
Zu Heinrich von Brunn's fünfzigjährigem Doktorjubi-
läum von E. Loewy 281
Die Ausstellung der „Vereinigung der Elf* in Berlin.
Von A. Rosenberg 285
Vom englischen Büchermarkt 288
Die Winterausstellung der Londoner Akademie. Von
J, P, Richter 305
Die Märzausstellung der Düsseldorfer Künstler . . . 321
Wilhehn Lübke f 337
Die neuesten Erscheinungen der englischen Radir- und
Kupferstichkunst 353
Spalte
Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause. Von
R, Bock 369. 401. 417
Der Stecher W. Von A, v. Wurxbach 433
Die große Berliner Kunstausstellung. I. II. III. IV. Von
A. Rosenberg 449. 4ü5. 497. 515
Kunsthistorischer Kongress in Nürnberg 1893 . . 481. 513
Kunstausstellung; in Rom. Von C, Lyka 483
Peter Symen. Von S, R, Köhler 519
Zur Neuaufstellung der Kölner Malerschulen Im Museum
Wallraf-Richarte zu Köln 545
Bfichersehau.
Bonahi, R., Die römischen Feste 72
Borhnannj R,j Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin 222
Brunn, 11, Griechische Kunstgeschichte. 1 407
Burckhardfj J,, Cicerone. 6. Auflage 190
Clernen, F., Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Z 298
Christ ist erstanden 551
Dünn, J,, Die Baukunst der Griechen 39
Faber, Fr. Prof., Das Svstem der Künste ..... 24
Führer durch die Sammlungen des Museums schlesischer
Altertümer in Breslau 56
Oeymüller, H, p,, Thesaurus of Architecture and its
subsidiary arts 526
Ologau, O., Die Schönheit 40
Qraits, J., Eine Rundreise durch Spanien 225
Grosse, H., Bibelbilder und Bilderbibeln 57
Guhl tmd Koner, Leben der Griechen und Römer . . 524
Handbuch der Kunstpflege in Österreich. II. Auflaf^e. Z 167
Händcke, Dr. B., BibKographie der schweizerischen
Landeskunde: Architektur, Malerei 190
Händcke, Dr. B„ Die PannertrSger der 13 alten Orte . 274
Raverkom van Rijsewijk, P,, Das Museum Boijmans in ^
Rotterdam 58
Heineinann, K., Goethe's Mutter. IV. Auflage . . . 126
Hclbig,W. , Führer durch die öffentlichen Sammlungen
klassischer Altertümer in Rom. (Von E, Löicy,) . . 174
Hochaltar, der, und das Gestühl im Chor der laoster-
kirche zu Blaubeuren 524
Hofstede de Groot, C, Quellenstudien zur holländischen
Kunstgeschichte 521
Hrach, F., Der Bau des Wohnhauses vom gesundheits-
technischen Standpunkte 103
Hülsen, Gh., Das Forum Romanum 275
Jahresbericht des Museums in Boston (Mass.) .... 525
Janitschek, H., Die Kunstlehre Dante's und die Kunst
Giotto's 38
Hg, A., Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus Öster-
reich-Ungarn 144
Katalog der Bibliothek der königl. Akademie der Künste
zu Berlin 524
Karvadias, Katalog des archäologischen Nationalmu-
seums in Athen 191. 480
KriMeller, Dr, F., Die italienischen Buchdrucker- und
Verlegerzeichen bis 1525 330
Kunstverständnis, von heute, das 39
Lehfeld, Dr. i?., August Wredow. Gedächtnisrede . . 71
IV
Inhaltsverzeichnis.
Spalte
Jjeischhigy J,, Der Fassadenschmnck 421
Merx, </., Das ästhetische Formgesetz der Phistik ■ . 210
Muther, E., Geschichte der Malerei im 19. Jahrhundert
293 525
3/yrfeq<;/^. Wienerstadt Z 299
Pastor^ W,y Donatello. Eine evolutionistische Studie . 24
lieiffenstein, C, Tk,, Bilder zu Goethe's Dichtung und
Wahrheit 292
Rieth, 0., Skizzen . 226
Roever, N. de, Het Schnnsconcurs voor's Rijks-Museum 56
Sammlungen, die, des rrovinzialmuseums in Hannover 57
Sckmidkunx, H., Ge^en den Materialismus 57
Schmidt, Dr, A, Ernst von Bändel. Ein deutscher
Mann und Künstler 310
Schuster, Dr. i?., Zappert's ältester Plan von Wien. Z 167
Stier, H.f Bückblick auf dieEntwickelung der deutschen
Architektur in den letzten 50 Jahren Z 167
Terey, O. v. Albrecht Dürer's venezianischer Aufenthalt
von 1494—1496 189
Tßioma, H,, u. Thode, IL, Federspiele 225
Unaewitter, 0,, Lehrbuch der gotischen Konstruktionen 361
Valentin, V., Alfred Rethel, eine Charakteristik ... 291
Wappen, die, der wichtiffsten Städte Europa's . . . 409
Warourg, Ä., Sandro DotticelU „Geburt der Venus"
und „Frühling** 359
Weisel, Bildwerke aus altslavischer Zeit 180
Wetxsäcker, Dr, F., Die Bildnisse Wieland's . , , Z 12()
Wilke, H., Biographie des Malers Carl Gustav Hellquist 171
Wörmann, Katalog der Di-esdener Galerie 57
Knnstlitteratiir und Kunstblätter«
Archäologie chretienne: (Biblioth^que de l'enseignement des
Beaux-ArtsJ 41. 127. — Braun, Ad,, in Domach, Die Ge-
mäldegaleneen Roms 501. 552. — Büttner Ifänner xu Thal,
Dr., Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler Z 144. — Orott-
ger% A., Nachlass 241. — Händcke u. Müller, Münster-
ausbau in Bern 422. — UanfstaengVs, Fr., Photographieen
nach Gemälden der Dresdener Galerie 311. — Sforte, M.,
Eine neue graphische Reproduktion der Siztinischen Ma-
donna 375. — Jacohy, L., Stich nach Soddoma's Alexander
und Rozane 299. — Index of artists represented in the de-
partment of prints and drawings in the British Museum
527. — Justi, Murillo Z 24. — Kunst, unsere 553. — Lieber-
mann, M., Porträt des Bürgermeisters von Hamburg, Dr.
K. Petersen. Radiruhg von A. Krüger 294. 390. — Maler-
radirungen diO» Künstlerklubs St. Lukas in Düsseldorf H. 1.
Z 120. — Neumeister und Haeberle, Deutsche Konkurrenzen
4. 90. — Palustre, Die Architektur der Renaissance 40. —
Ritter, L., Radirung von Adam Krafit's Sakramentshäus-
chen in der Lorenzkirche in Nürnberg 330. — Symonds,
J. A., Leben Michel Anfirelo*8 127. — Tilanus, eine Monographie
über Liotard 551. — Verzeichnis von Photographieen nach
Werken der Malerei bis zum Anfange des 19. JsLnrhunderts 526.
Nekrologe«
Ainmüller, H. 40. — Arbo, P. 41. — Baisch, 0. 41. — Bi-
linska, A. 376. — Bleibtreu, G. 25. — Borselen, W. van
9. — Brandt, 0. 8. — Brunner, J. 553. — Büchting, 0.
454. — Cabat, N. L. 312. — Cauer, Prof. Rob. 339. 376.
— Cole, V. 363. — Darcel, A. 454. — Derer, R. 363. —
Dubray 25. — Essenwein, A. 25. — Franceschi, J. 553. —
Gabi, A. 294. — Galland, P. 127. — Geoflfroy de Chaume
8. — Girardet, P. 294. — Giraud, Ch. 25. — Glaize, A. 553.
— Gonon, E. 9. — Grönland, R. 127. — Grotjohann, Ph.
58. — Grunow, C. 257. — Gudden, M. 409. — Gu^rin, G.
8. — Gurlitt Fr. 241. 256. — Hennicke. J. 40. — Honrath
376. — Janitschek, H. 488. — Joly, E. de 8. — Jonghe,
G. de 294. — Kaeseberg. A. 553. — Kels, Fr. 376. — Klaus,
J. 553. — Klimt, B. 145. — Lang, H. 554. — Lang, L.
470. — Leitner, Q. v. 527. — L^pme, St 8. — Leuteritz,
E. A. 391. — Lindenschmit, Prof, Dr. L. 257. — Meckel,
A. V. 440. — Meienburg, V. v. 294. — Michiels, A. 104. —
Möller, W. 501. — Morgenstern, K. 213. — Müller, K.
553. — Otto, Prof. M. P. 339. — Pappermann, E. M. 376.
— Pettie, J. 275. — Roever, Dr. N. de 340. — Sachs, M. E.
501. — Schaumann, H. 501. — Schlesinger, H. 275. —
Schlesinger, K. 470. — Schobelt, P. 392. — Scholtz, J. 454.
~ Scholz, W. 488. — Signol, E. 25. — Speer, R. 192. —
Steche, R. Z 96. — Stoltenberg-Lerche, V. 191. — Symonds,
J. A. 391. — Wieseler, Fr. 145. — Winterfeld, F. W. 488.
— Wittig, A. 276. 294. - Woolner, Th. 58. — Yvon, A, S. 553.
Personalnaclirichteii.
Bartels, H. v. 257. — Becker, K. 363. — Besnard 90. —
Bochmann, Gr. v. 257. — Bokelmann, L. 363. — Breuer,
P. 25. — Brunn, Prof. H. 192. 330. — Brunow 341. —
Burckhardt, J. 3()3. 455. — Calandrelli, A. 456. — Char-
pentier 456. — Dahl, H. 341. — Daubner, G. 241. — De-
frasse 456. — Dohme, Dr. R. 227. — Dollmayr, Dr. H. 41.
— Ende 363. — Falat, J. 257. — Frimmel, Dr. Th. v. 528.
— Galland, Dr. G. 341. — Gebhardt, E. v. 363, — Geier,
0. 409. — Geiger, N. 257. — Geyger, M. 41. 456. — Guif-
frey, J. 312. — Gurlitt, C. 276. — Guthknecht, G. 554. —
Harrach, Fr. Graf 456. — Hausmann, Fr. 9. — Hey den,
Prof A. V. 295. 312. — Hilgers, K. 74. — Horowitz 90.
— Hundrieeer, E. 341. — Jaensch, G. 25. — Janssen, K.
502. — Janssen, P. 363. — Jordan, Dr. 363. — Kampf, A.
377. 422. — V. Keudell 363. — Kips, Prof 554. — Knaus,
L. 456. — Knille, 0. 363. — Koner, M. 257. — Köpping,
K. 192. 363. — Kröner, Chr. 422. — Krüger, A. 455. —
Lamotte 456. — Lehrs, Dr. M. 393. ■— Löfftz, L. 528. 554.
— Matsch, F. 528. — Meyer, H. 341. — Meyerheim, P.
363. — Mohn, P. 341. — Niemann, G. 456. — Oechelhäuser,
Dr. V. 456. — Oeder, G. 528. — öttingen, Dr. W. v. 41. —
Oven. S. Ph. C. 440. — Passini, L. 227. — Rieß, P. 528. —
Rochegrosse, G. 104. — Rosenberg, Dr. Marc 528. — Roybet,
F. 440. — Saglio 502. — Schaper, F. 363. 456. — Schmar-
sow, Dr. A. 528. 554. — Schmidt, M. 363. — Schmitz,
Fr. 257. — Schnars-Alquist 181. — Schöne. Dr. 295. 341.
Schwechten 363. — Seidel, Dr. P. 227. — Siemering 363.
Skarbina, F. 257. 295. — Stiassny, Dr. R. 192. — Tholen
90. — Thumann, P. 25. 341. — ühde, F. v. 455. — Vigne,
P. de 257. — Vischer, Dr. R. 422. — Vogel, Prof. H. 213.
241. — Vriendt, Th. 90. — Werner, A v. 192. 363. 554.
— Wittig, A. 257. — Wolff, Fr. 341. — Wölfflin, Dr. II.
393. — Zumbusch, K. 528.
Wettbewerbnngen nnd PreisTerteilnngeii«
Berlin, Ergebnis der Konkurrenzen bei der Kunstakademie
IC^. 127. 476. Stipendium der Menzel- Stiftung 145. Preis
der Ginsberg -Stiftung 192. Wettbewerb zur Errichtung
eines Denkmals für die Kaiserin Augusta in Berlin 241.
Ergebnis der Bewerbung um das Denkmal für KurfELrst
Fnedrich I. von Brandenburg bei Friesack 241. 341. Bau
des Märkischen Provinzialmuseums 276. — Chicago, Preis-
verteilung auf der Weltausstellung 554. — Darmstadt,
Denkmal ftlr Oberbürgermeister Ohly 363. — Dresdefi, Bau
eines neuen Empfangsgebäudes des Personenbahnhofs Dres-
den-Altstadt 58. — Düsseldorf, Künstlerische Ausschmückung
des Rathaussaales 105. Goldene Medaille für Prof. P. Jans-
sen für die Schlacht bei Worringen 529. — Esseg, Pfarr-
kirche 470. — Grimfna, Malerische Ausschmückung der
Aula der Fürstenschule 134. — Halle, Bau des Riebeck-
stiftes 502. — Kobletix, Architektonischer Überbau des
Kaiserin Augusta-Denkmals 393. — Leipxig, Ergebnisse der
Radirungskonkurrenz der Zeitschrift f. o. K. Z 72. — Stutt-
gart, Kaiserdenkmal 41. — Wien, Denkmal Friedrich
Schmidt's 409. 456. Preisverteilung an der Wiener Aka-
demie der bildenden Künste 528.
Denkmäler.
Denkmälerchronik 42. 73. 555. — Baden-Baden,Kai8enn Augusiar
Denkmal 42. — Berlin, Kaiser Wilhelm-Denkmal 128. 145,
162. 192. 341. 363. Denkmal für die Kaiserin Augusta 257.
Ausführung des von f P- O^^o hinterlassenen Lutherdenk-
mals 393. — Borgo San Sepolcro, Denkmal für Piero della
* Francesca 9. — Catd), Gussmodell für das Blücher- Denk-
mal 295. — Oremona, Denkmal fElr A. Ponchielli 9. —
Düsseldorf, H. Heine -Denkmal 227. 357. — Etns, Kaiser
Wilhelms-Denkmal 409. — Halle a/S., Denkmal für R, v.
Volkmann 9. — Heilbronn, Mausoleum der Familie Link 9.
Karlsrtüte, Kaiserdenkmal von Prof. Ad. Heer 470. Grab-
denkmal für den f Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden
in Karlsruhe von Prof. Volz 470. Scheffel-Denkmal 90. —
Koblenx, Reiterstandbild Kaiser Wilhelm's I. am deutschen
Eck 181. — Lahr in Baden, Bismarck - Denkmal 530. —
InhaltsverzeichDis.
Magdeburg, Denkmal fDr Fr. Friesen 9. — Mailand, Stop-
pani-Monument 9. — Montpellier, Denkmal für Alezander
Cabanel 128. — München, Denkmal für M. v. Schwind 502.
— Neubrandenburg, Fritz Reuter-Denkmal 456. — Paris,
Denkmal für Thiers auf dem Pore Lachaise 295. — Pisa,
Denkmal für Viktor Emanuel 9. — Porta WeMfaliea, Denk-
mal für Kaiser Wilhelm 258. 342. 528. — Ruhrort, Kaiser
Wilhelm -Denkmal von Prof. Eberlein 470. — Sprottau,
Denkmal für H. Laube 502. — Straßburg, Denkmal fiir
t Bischof A. Räß 3r>4. — Stuttgart, Denkmal Kaiser Wil
helm's I. 529. Karl-Olga-Denkmal 456. — Wien, Denkmäler
des Grafen Leo Thuu-Hohenstein und der Pädagogen Exner
und Bonitz 457. -— Neue Organisation der Denkmäler-
pflege in den Rheinlanden 530.
SammlimgeiL nnd Ansstellungen.
Basel, Museum in der BarfDßerkirche 10. — Berlin, Museum:
Die Sammlung der Bildwerke der christlichen Epoche 90,
Durer-Bild 146, Die deutschen Onginalskulpturen 502, Aus-
stellung von Farbendrucken im Kupferstichkabinett 59.
Nationalgalerie: Ankäufe auf der Kunstausstellung 503. 535,
Erwerbung von Studien Geselschaps 276, Sonderausstel-
lungen der Werke von Biermann u. Graeb 330, Beteiligung
an der Ausstellung in Chicago 242. Rauchmuseum 243. Por-
trätsamnilung der kgL Bibliothek 10. Michael Beer-Preis
der Berliner Kunstakademie 343. Ergebnisse der letzten
großen Kunstausstellung 128. Satzungen für die großen
Kunstausstellungen 213. Kunstausstellung : Programm 290,
Die Jury 393, EröfiPnung 411, Plakat 313, Die Ausstellungs-
kommission 277, Prämiirungen 505, A. v. Wemer's Bild der
ersten ReichstagserÖfibung durch Kaiser Wilhelm II. 504,
Ausstellung der nachgelassenen Werke des Bildhauers Paul
Otto 364, Beteiligung der Münchener Secessionisten 379, Aus-
stellung der von der großen Ausstellung Zurückgewiesenen
440. 458. Kunstgewerbemuseum: 25 j. Jubiläum 92. 105, Aus-
stellung der für Chicago bestimmten Gegenstände 243, Aus-
stellung der Arbeiten von Walter Crane 471,' Ausstellung
von Wohnungseinrichtungen 42, Aus Berliner Kunstaus-
stellungen 163. 258. 314, 378. Amsler u. Ruthard : Ausstel-
lung Karlsruher Künstler 73. Ausstellung zu Ehren des
Marine- und Landschaftsmalers Prof. H.Esdike 410. Kunst-
salon von Fritz Gurlitt: Possart- Ausstellung 72. Ausstellung
von Gemälden des schwedischen Malers B. A. Liljefors 342.
Ausstellung eines Bildes von W. Scheresschewski im Kunst-
verein 441. Schulte's Kunstausstellung 42. — Bonn: Eröff-
nung des neuen Provinzialmuseums rneinischer Altertümer
504. — Breslau, Ausstellung des Schlesischen Kunst Vereins
26. Vermächtnis fdr das schlesische Museum der bildenden
Künste 313. — Chicago, Zur Beteiligung Deutschlands an der
Weltausstellung 259. Malereien für das Gebäude des „deut-
schen Weinbau Vereins" 243. — Christiania, Landeskunst-
ausstellang 26. — Banxig, Ausstellung des Kunstvereins
105. „Sturm im Golfstrom" von R. Eschke fclr das Museum
angekauft 377. — Dresden, Atjuarellausstellung 10. Aus-
stellung von Mal werken sächsischer Künstlerinnen Z 24,
Ausstellung des Sächsischen Kunstvereins 146. Ausstellung
von Schülerarbeiten der Kunstschule 59. Erwerbung von
F. Y. Uhde's Heiliger Nacht fQr die kgl. Gemäldegalerie 146.
Ankauf von H. Thoma: Der Hüter des Thaies &: die kgl.
Gemäldegalerie 393. Ankäufe fiir die königliche Gemälde-
galerie 422. 490. Vermächtnis von R. F. Nossky an die
Gemäldegalerie 532. — Düsseldorf, Ausstellung in der Kunst^
halle 332. 410. 424. Ausstellung des Kunstvereins für Rhein-
land u. Westfalen 492. Ausstellung bei Ed. Schulte 313.
377. 457. 492. 532. Beteiligung der „freien Vereinigung**
an der Berliner Kunstausstellung 331. Erwerbungen der
Städtischen Gemäldegalerie 379. Ed, Kämpfer: Scenen aus
dem Leben Luther's in Erfurt 425. — Fitime, Gemälde-
ausstellung 342. — Oent, Internationale Kunstausstellung
26. — Halle a/S,, Jahresbericht des Städtischen Museums
241. — Hamburg, Ausstellung im Kunstverein 493. — Hati-
nover, Jubiläumsausstellung des Künstler Vereins 59. Inter-
nationale Aquarellausstellung im Kunstsalon L. Schulze 332.
— Kairo, Der Zustand des Gizeh-Museums 343. — Königs-
berg i. P., Wanderausstellungen 92. Erwerbung eines Bis-
marckbildnisses von Lenba^h 422. — Konstantinopel, Samm-
lung des Herrn v. Radowitz 10. — Konstanx, Kunstaus-
stellung der Bodenseestädte 10. ~ London, Begründung
einer neuen Britischen National Gallery 128. Erwerbungen
der National Gallery 441. Dante Ausstellung 394. LucaSigno-
relli-Ausstellüng 442. Teppich-Ausstellung im South Ken-
sington Museum 531. — Lübeck, Eröffnung des neuen
Museums 423. — München, Ankäufe auf der internationalen
Ausstellung 1892 Z 7L Kartenerlös der internationalen
Ausstellung 1892 Z 72. Jahresausstellung 1893 im k. Glas-
. palaste 313. 474. 493, Die Jury 442, Kollektivausstellungen
441 . Ausstellung der Sezessionisten 313. 422. 459. 474. 504. 556.
Ausstellung für Maltechnik 331. 531. Herkomer- Ausstellung
Z 24, — Nordhausen, Kunstvereine links der Elbe 10. —
Nürnberg, Das Germanische Museum 242. 556. —Paris, Meis-
sonier-Aus8tellung213. 242. 313. Schenkung für das Museum
Carnavalet 26. Ausstellung im Museum Guimet 10. Por-
trätausstellung 442. — Plauen i. V,, Schenkung des „Sal-
vator"- Museums 146. — Posen, Ausstellung des Knnst-
vereins 344. — Prag, Jahresausstellung im Rudolfinum 277.
— Rom, Ständige Ausstellung des Deutschen Künstler Vereins
193. Begründung eines Museums von Gipsabgüssen 471. —
Soüa, Ausstellung von Gemälden von D. Dobrovics im
Sobranjegebäude 530. — Vieh, Museum 258. — Weimar,
Kunstausstellung 59. — Wien, Bilderbestand der Kaiser-
lichen Gemäldegalerie 377. Stiftungsfest der Akademie der
bildenden Künste 26. XXII. Jahresausstellung im Künstler-
hause 343. Ausstellung des Aquarellistenklubs 423. Aus-
stellung des Nachlasses Emil Jacob Schindler's 91. Die
archäologische Ausstellung 533. — Winterthur, Gemälde-
ausstellung aus Privatbesitz 26. — Würxburg, Fränkische
Ausstellung von Altertümern in Kunst und Kunstge-
werbe 504.
Vereine und Gesellsohaffceiu
Berlin i Archäologische Gesellschaft 75. 148. Architekten-
verein 243. Kunstgeschichtliche Gesellschaft 75. 129. 228.
259. 297. 426. 475. Der neue Deutsche Kunstverein 128.
164. 297. 379. 505. Verein Berliner Künstler: Die Vorstands-
wahl und die Ausstellungsfrage Z 96, Verwendung der
Ergebnisse der Jubiläumsausstellung 1891 243, Munch-Aus-
stellung 73. 92. 148. 195. 364, Streitigkeiten 493. 505. —
Dresden, Der sächsische Kunstverein 535. — Düsseldorf,
Der Kunstverein für Rheinland und Westfalen 379. — Eise-
nach, Delegirtenversammlung der deutschen Kunstgenossen-
schaft 394. — Karlsruhe, Generalversammlung des Kunst-
vereins 460. — Linx, Der oberösterreichische Kuustverein
344. — München, Der Streit in der Künstlerschaft 76. 129.
148. 165. 195. Verein der bildenden Künstler Münchens
(Sezessionisten) 296. Verein für Originalradirung 244. —
Nürnberg, Albrecht Dürer- Verein 59. — Rom, Deutsches
Archäologisches Institut 181. 213. 260. — St. Louis, Kunst-
verein 297. — Weimar, Verbandstag der Vereine für deut-
sches Kunstgewerbe. 443. — Wien, Verhandlungen der
archäologischen Sektion der 42. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner 460.
Aasgrabnngeii und Fände.
Bukarest, Ausgrabung einer römischen Säule 27. — Delphi,
Ausgrabungen der Franzosen 426. 443. — Griechenland,
Archäologische Entdeckungen 394. — Hissarlik, Dörpfeld's
Ausgrabungen 536. 556. — Korinth, Ausgrabungen ISl. —
Optcyck, Auffindung von vier Gemälden von Casper de Crayer
443. — Rom, Ausübungen 332. — Sendschirli, Ausgra-
bungen 380. — Trier, Neue Ausgrabungen 506. — Verona,
Malereien von Giotto im Präfekturpalast 11.
Kmisthistorisches.
Amsterdam, Rembrandt^s Deckenbild im Rathaus 30. — Dres-
den, Kunstgeschichtliche Findlinge aus dem Kgl. Sächsi-
schen Hauptstaatsarchive. Von Th, Distel Z 70, Z 95, Fort-
führung des Verzeichnisses der Kunst- und Baudenkmäler
Sachsens 506. — Echtemach, Herkulesstatue im Abtei-
gebäude 77. — Vöge, Eine deutsche Malerschule um die
Wende des zehnten Jahrhunderts 31. — Villers, Cister-
zienserabtei in Brabant 28. 148. -^ Wien, Zur Erläuterung
des großen Galeriebildes von Teniers 536.
Vermisolite Naehriehteii.
Antiquitäten inApulien 540. — Baden-Baden, Durm*s Kaiserin
Augusta-Bad 501. Ausschmückung der Schalterhalle im
Postgebände 508. — Basel, Böcklin's Gemälde „Gott Vater
zeigt dem Adam das Paradies** 476. — Berlin, „Theater
VI
InhaltsverzeioliniB.
unier den Linden" von Fellner und Helmer 11. Neues
Theater 107. Zur Baugeschichte des Berliner Schlosses 165.
Yersammlungshaus der Abgeordneten des Kreises Teltow
in Berlin 165. Jahresbericht der Kunstakademie 195. Der
neue Vorhang des Opernhauses. Von Pi-of. A. v. Hey den
244. Innere Ausschmückung des Rathauses 299. 462. 476.
Erwerb eines Dürer in London für das Museum 412.
Kunstpflege des Magistrats 429. Hans Bohrdt: Kurbranden-
burgs erste Seeschlacht (1676) 462. C. Locher: Marine
vom Kaiser angekauft 477. A. v. Werner: Eröffnung des
Reichstags durcn Kaiser Wilhelm II. 494. H. Vogel* Bildnis
von Bürgermeister Petersen in Hamburg 494. — Bern,
Schweizer Parlamentsgebäude 444, — Breslau^ Die Bilder
des Norwegers Munch 427. — Brunn, Vakante Direktor-
stelle des Mährischen Gewerbemuseums 333. — Dresden,
St. Petrikirche in der Neustadt KX). Stiftung zur Hebung
der Freskomalerei 318. Monumentalbrunnen von R. Diez
für den Albertplatz 412. Tiedge-Stiftung 444. Spaltung
in der Künstlerschaft 538. — Fislehen, Luther's Sterbehaus
77. Luther's Sterbezimmer 557. — Elberfeld, Ausschmückung
des Rathauses 557. — Frankfurt a. 3/., Restauration der St.
Paulus Pfarrkirche 29. 60. J. Hoffmann : Partie bei Rohrbrunn
im Spessart und Motiv an der Nidda bei Praunheim 364. —
Freiburg i. Br„ Neubau der Herz- Jesu-Kirche 29. Erneue-
rung der Pyramide des Münsters 316. — Görlitz, Enthül-
lung des Kaiser Wilhelms- Denkmals 42S. — Hanau, Die
Königliche Zeichenakademie 445. — Eornburg v. d, i7.,
Ankauf eines Bildes von Corrodi durch Kaiser Wilhelm II.
46. — Karlsruhe, Aus dem Karlsruher Kunstleben 345.
Monumentale Malerei 346. Bildnis des Deutschen Kaisers
von Ferd. Keller .3(54. Büste der fKaiserin Augusta von
Prof. Moest 364. Über Wilhelm Lübke's letzte Lebensjahre
380. Von der Akademie der bildenden Künste 396. Er-
weiterungsbau der Kunsthalle 476. Weltring's Büste von
Anselm Feuer bach 506. — Ijcipiig, Bildnis König Albert's
von Sachsen von Fr. v. Lenbach Z 24, — London, L^at
der National Gallery 29. Erwerbung eines Bildes von Jan
van der Meer von Delft für die National Gallery 245. —
Mailand, Katalog der Brera- Galerie von Prof. &. Carotti
Z 24, Interessante Entdeckung in Betreff von L. da Vinci's
Abendmahl 196. — Marburg, Ausschmückung der Aula der
Universität 506. — Meißen, Herstellung der Kreuzgänge des
Franziskaner-Klosters 107. — MüncJien, Vortrag von Dr. Scott
über die Chicagoer Weltausstellung Z 24. Grundstein-
legung des Künstlerhauses 506. Archäologische Studien in
Nordamerika 149. — Nymwegen, Der Rundbau auf dem
Valkenhofe 214. — Osnabrück, Der sogenannte Kaiser-
becher 60. — Paris, Ankauf einer Fälschung durch die
Verwaltung des Louvre Z 24. — Rom, Zur Baugeschichte
des Pantheon 182. Über die Lage der deutschen Künstler-
schafb 229. Eine neue Erklärung der RaffaeVschen Fresken
in der Stanza della Segnatura im Vatikan 277. Gericht-
liches Urteil über die Entführung der Galerie Sciarra 345.
— Sahburg, Demolirung des Linzer Thores 446. 476. 539. —
Silchester, Ausgrabungen einer altrömischen Stadt 261. —
Troja, Fortsetzung der Ausgrabungen 278. — Venedig, Re-
stauration des heiligen Theodor 344. Der Markuslöwe 42S. 44.').
— FT't>«, Leitung des kunsthistorischen Hofmuseums 28. Jubi-
läum der kais. Akademie der Künste 60. 132. Ein Kinderfest
im Künstlerhause 197. Aufstellung der zwei Gruppen von
Pferdebändigern von Th, Friedl vor den Hofmuseen 245.
Der 200. Geburtstag Georg Raphael Donner's 476. — Wies-
baden, Ausschmüc^ng des Rathauses 539. — Böcklin, Su-
sanne im Bade 344. Neues Selbstporträt 538. — Über-
einen vergessenen Amsterdamer Genremaler aus der Rem-
brandtzeii Pieier van den Bosch 260. — Ein neues Bild von
Defregger aus dem Tiroler Aufstande 1809 344. — Medaille
auf August v, Essenirein 345. — Fd, v. Qehhardt, Die Berg-
predigt 299. — Zum Gesandtenbilde Holhcin^s 45. 108. —
Ein Gemälde von Wolf Iluber 46. — A, Kampf, Ansprache
Friedrich's des Großen an seine Generale in Koben 300. —
Versuche zur Belebung des technischen Verfahrens der grie-
chischen und römischen Bildhauer durch H. Kokolsky 333.
— Bild Kaiser Friedrich's III. Ar den Rathaussaal in Berlin.
Von Kcinke 296. — Auffindung von Zeichnungen von
Lukas von Leiden 196. — Lenbach, Fr. v.. Ein neues Bildnis
des Fürsten Bismarck 381. — Majr, G., Trauernde Ham-
monia 59. 107. 149. — Alexander Dumas über Meissonier
316. — Ä, MenxeVs neues Gouachebild für die Weltaus-
stellung in Chicago 346. — Millet, F,, Die Schäferin Z 96,
— Entdeckung eines echten P. Pourbus in Brügge 347.
— Baffael, Originalkartons der Arazzi 28. — Rembrandi,
„Die Predigt Johannis des Täufers" 77. — G, Rochegrosse,
„Das Ende Babylons" 92. -- Schi?idler's „Pax" für das
Wiener Hofmuseum angekauft 133. — Stöwer, Die Yacht
Hohenzollern im Geschwader vom Kaiser angekauft 427.
Tliorwaldsen, Reiterstatue von Poniatowski 299. Thor-
traldsen's falsches Vorbild zum Reuchlin in der Walhalla
477. — F. V. Uhde, Christus unter den Arbeitern 346. —
Bilder über 1812 von Wereschtscfuxgin 316. — Fabriken
zur FSlschung von Gemälden 107. — „Kunst und Technik
der Radirung". Von B. Mannfeld 130. — Die Kunst und
die Sozialdemokratie Z 144. — Zur Reform der Maltechnik
3(X). — Geschenk des Kaisers von Österreich an den Papst
.S(X). — Zum Triumphzug Maximilian's I. 347. — Kaiser
Wilhelm 11. über moderne und alte Kunst 394. — Ein
Unikum künstlerischer Illustration 428. — Der neue würt-
tembergische Kunstetat 445. — Die Renten- und Pensions-
anstalt für deutsche Künstler 507. 557. — Einstige Preise
für Kunstwerke 557.
Tom Knnstmarkt«
A.
Amsterdam, Kunstauktion bei Fr. Müller 397. — Berlin,
Kupferstichauktion bei Amsler u. Ruthardt 182. 412. Kunst-
auktion Upke 13. 29. 61. 77. 214. 230. 245. 334. 382. 430.
— Dresdeti, Kunstauktion bei v. Zahn u. Jänsch 301. Kunst-
lagerkatalog von Fr. Meyer 150 Z 120. — Frankfurt ajM.,
' Kunstauktion Bangel Z 24. 61. 108. 230. 301. 334. ;348. 446.
558. Auktion von i.A. C.Prestel 462. — Hamburg, Auktion
der Kunstschätze des gesti-andeten Dampfers Eider 77.
Versteigerung der Sammlung Schuldt durch J. M. Heberle,
Köln 365. — Köln, Kunstauktion J. M. Heberle (H. Lem-
pertz Söhne) 61. 109. 301. 413. 430. — I^eimig, Kunst-
auktion bei Bömer 94. 430. Hiersemann's Kataloge Nr.
108, 109, 110, 112, 115: 29. 198. 214. 397. 446. Lager-
katalog Nr. 106 von A. Twietmeyer 413. — Lofidon, Auk-
tion in London, Gemäldesammlung von Mr. Bingham Mild-
may 508. Schluss der Auktionen 541. — München, Rosen-
thaVs Kataloge Nr. 85, 90: 29. 166. — Nürnbei-g, Verkauf
von Essenwein*s Bibliothek 245. — Stuttgart. Kupferstich-
auktion von H. G. Gutekunst 333. — Wien, Versteigerung
von Leopold Müller's Nachlass bei Mietke 245. Verstei-
ferung des Nachlasses von E. J. Schindler 110. Auktion
ei C. J. Wawra 301.
B.
Berlin, Bilderpreise der Sammlung von H. J. Degens van
Kervendonk, versteigert durch R. Lepke 366. — Hamburg,
Ergebnisse der Versteigerung der Schuldt'schen Sammlung
398. — Londm, Bilderpreise 413. 429. 462. 477. Z 30(). —
Paris, Bilderpreise 166. 366. 429. — Paris, Die fünf ersten
Tage der Auktion Spitzer 381. Preise der Sammlung
Spitzer 413. 429. 446. 462. Gesamterträgnis der Vente Spitzer
4y7. Über den Verbleib der Spitzer'schen Sammlung 494.
— Wien, Ergebnis der Versteigerung des Nachlasses von
E. J. Schindler 149. Erträgnis der Versteigerung von
L. Müller's Nachlass 301.
Beriolitigiingen«
Druckfehlerberichtigung 29. 46. 61. 198. 414.
Zu den Tafeln.
Ijmkota, Vor dem Forum der Vernunft. Originalradirun g
Z 24. 72. — C. Stöving, Bildnis des Architekten C. v. Groß-
heim. Photogiavüre von Meisenbach, Riffarth u. Co. Z 96.
— Th. Rousseau, Herbfitlandschafb. Heliogravüre von Fr.
Hanfstaengl Z 16S. — A". Olgyay'Matirko, Winter am See.
Originalradirung Z 169. — rrol. Ilagen, Am Niederrhein.
Originalradirung Z 192. — Marmorpalais (Aus dem Pracht-
werk: „Potsdam, ein deutscher Fürstensitz. Verlag von
Amsler u. Ruthardt in Berlin) Z 216.
KUNSTC
^(^/i ^^. ^Xl'
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
»
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR.
WIEN
Ueagasse 58.
A. ROSENBERG
BERLIN SW.
Teltowentrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahi^ang.
v!> 1892/93.
Nr. 1. 13. Oktober.
Die Knnstchroiiik enobeint alB Beiblatt snr «Zeitscbrift für bildende Kirnet* und Enin „Knnstgewerbeblatt** monatlicb dreimal, in den
Sommermonaten Jnll bis September mobatlich einmal. Der Jabrgang kostet 8 Hark nnd umfasst S8 Kammern. Die Abonnenten der „Zeit-
sohrift fiLr bildende Knnst" erbalten die Knnstobronik gratis. — Inserate, k 80 Pf. für die dreispaltige Petitseile, nehmen anßer der Yer-
lagshandlong die Annoncenexpeditionen von Haaseüstein k Yogier, Rad. Messe a. s. w. an. •
MÜNCHENER EINDRÜCKE.
Ohne den Meteorologen spielen zu wollen, darf
man getrost behaupten, dass unter der allgemeinen
Depression, welche auf unserem Ausstellungswesen
lastet, auch der Münchener „Salon" bereits zu leiden
beginnt. Er ist nicht mehr, was er vor vier Jahren
war, ein Rendezvous der internationalen Kunst. Nur
wenige Schulen sind dieses Mal in geschlossener
Phalanx vertreten. Das Ganze wird mehr und mehr
zu einem bunten Gemisch interessanter Zufälligkeiten.
Bekanntlich ist in der Münchener Künstlerschafk
ein heftiger Meinungskampf über die Aufgabe der
jährlichen Ausstellungen entbrannt Es handelt sich
dabei im wesentlichen um die Frage, ob man dem
Nationalen oder dem Internationalen den Vortritt
geben solL Wir glauben und hoffen, dass dem
ersteren der Sieg bleiben wird. Denn ohne feste Wur-
zeln iin heimischen Boden kennen wir keine Blüte der
Kunst und keinerlei Segen in unserem Ausstellungs-
wesen. Wenn Frankreich eine Ausstellung veran-
staltet, heiße sie nun „Salon*' oder „Exposition uni-
verselle'* oder wie immer: den Hauptnachdruck legt
es allemal auf die Glorifikation der heimischen Kunst.
Je mehr Gäste geladen werden, der Wirt setzt stets
seinen höchsten Stolz darein, durch das Fest, das er
giebt, den Glanz seines Hauses zu steigern, der Welt
seine Stärke zu zeigen. Bei uns läuft die Sache nur
zu häufig auf das Gegenteil hinaus. Wir sind immer
geneigt, das Fremde als das Bessere anzupreisen und
nachzuahmen. Kein Zweifel, wenn die deutsche Kunst
in den letzten Jahren an ihrer nationalen Eigenart
manches eingebüßt hat, so sind die rasch sich wieder-
holenden internationalen Ausstellungen die mitl)e-
stimmenden Ursachen davon.
Die einzige Schule, die sich von der modernen
internationalen Strömung fast gänzlich unberührt
zeigt, ist die österreichische oder vielmehr die Wiener
Schule. Sie entbehrt vielleicht dadurch jenes prickeln-
den Reizes der übrigen Abteilungen und wird von den
Extremen der jüngsten Richtung über die Achsel
angesehen. Aber dem ruhigen Beobachter gewährt
sie den Anblick fröhlicher Gesundheit und einer trotz
aller Harmonie im ganzen doch sehr bemerkbaren
Mannigfaltigkeit der Talente und Bestrebungen. Die
Palme gebührt den Landschaftern und vor allen dem
so jäh dahingerafften Jakob Emil Schindler, der sein
reiches Können hier noch einmal im vollen Glanz
entfaltet hat.
An der Münchener Schule ist ein erfreuliches
Emporblühen der Plastik rühmend hervorzuheben.
Ein so stattliches Reiterdenkmal ist in Deutschland
lange nicht entstanden, wie die för Landshut in der
Pfalz bestimmte Reiterstatue des Prinzregenten
Luitpold von W. v. Eiiniann, Würdevoll und schön
bewegt, von gelungener Porträtähnlichkeit, erhält
die Figur durch die geschmackvoll behandelte Hu-
bertusordenstracht einen historischen Charakter, der
sie über die prosaische Wirklichkeit erhebt, ohne ihre
Wahrheit zu beeinträchtigen. In RQmann ist der
Münchener Schule ein Meister des plastischen Bildnis-
faches erstanden, der die durch Wagmüllers Tod ge-
rissene Lücke auszufüllen verspricht.
Dass die Münchener Malerei ihre Position rühm-
lich behauptet, braucht kaum besonders betont und
hier nicht im einzelnen weiter ausgeführt zu werden;
dennvrir wollen dem Spezialberichterstatter nicht vor-
greifen. Wo Kräfte wie Lenhach, Mair, TJhde, Zü-
gel u. s. w. zusammenwirken, da kann es an fesselnden
3
MüncbeTier Eindrücke.
und imponirenden Leistungen nicht fehlen. In Len-
bachs diesjährigem Bismarck liegt die ganze Tragik
eingeschlossen, die mit dem Schicksal dieser weltge-
schichtlichen Persönlichkeit über die Nation herein-
gebrochen ist. Gedanken- und sorgenschwer späht
er in die Feme ! . . . Uhdes „Verkündigung an die
Hirten" ist an durchleuchteter Geistigkeit mit das
Schönste, was er uns je geboten. Nur die Hirten de-
freggem da und dort leicht störend realistisch.' —
Solche Helllichtmalferei wie in Marrs „Sommernach-
mittag" lassen wir uns gern gefallen. Denn das Licht
der Sonne spielt um diese in der Sommerlaube ver-
sammelten Mädchen und Kinder so freundlich und
mild, so lauschig und erwärmend, dass es uns ganz
wohlig zu Mute wird, und das ist ja doch immer
der höchste Triumph der Kunst, nenne sie sich, wie
sie wolle. — Auch Zügel übt mit seiner großen
Leinwand „Schwere Arbeit" eine solche elementare
Wirkung auf den Beschauer. Die schwere Arbeit
verrichten zwei mächtige Rinder vor dem Pfluge, den
der im Hintei^runde sichtbare Bauer uns entgegen
lenkt Das tief gefurchte dampfende Ackerfeld steigt
wellig an, so dass wir über das Erdenrund in den
lichten Horizont zu blicken meinen. Das erhebt die
Situation über das Genremäßige, giebt dem Bilde
etwas urtümliches, Typisches. Es ist, wie wenn wir
ein Stück Kulturgeschichte in dieser schweren Ar-
beit vor uns sähen.
Und was machen denn unsere lieben Freunde,
die Franzosen? Sie experimentiren natürlich, wie
die übrigen. Aber sie gehen darin nicht auf! Das
vielbesprochene Riesenbild von Bochegrosse kann
uns wieder einmal zeigen, wieviel gesunde Kraft und
Tüchtigkeit in der Pariser Schule steckt. Auch im
Debauchiren bis zum Unglaublichsten erregt sie noch
unsere Bewunderung. Der „Fall Babylons' bot dem
Künstler die erwünschteste Gelegenheit dar, alle
Lüste dieser Welt zu einem großen Opemschluss zu
vereinigen. Es ist der Ausklang der letzten Orgie,
der eben verhallt, während im Hintergrunde schon die
Rächerscbaren des Kyros hereinstünnen. Die Baals-
priester liegen mit ihren Schönen auf kostbaren
Teppichen unter Bergen von Früchten und umge-
stürzten Bechern herum, wie die fetten Schinken und
Hummer auf einem Stillleben von Snyders. Leuch-
tendes Fleisch wetteifert mit dem Glänze der Edel-
steine und Perlen, der Brokatstoffe und Goldpokale.
Diese Körperlichkeit, diese Stofflichkeit ist die eigent-
liche Domäne der Kunst des Meisters. Der historische
Moment dient ihm nur als Vehikel. Auch der
archäologische Apparat ist bloße Nebensache, und
das ist noch ein Glück. Denn es giebt keine grö-
ßere Feindin der wahren Kunst als die vordringliche
Archäologie.
Wer sich von den gewaltigen Lnpressionen
solcher Bilder erholen will, dem hat Lenbach ein
reizvolles Refugium hergestellt in den beiden ge-
schmackvolleingerichteten kleinen Räumen, in welchen
er eine Sammlung von Werken alter Meister aus dem
Privatbesitz mit wertvollen Vasen, Möbeln, Skulp-
turwerken zu einem schönen Ensemble vereinigte.
Eine Anzahl dieser Kostbarkeiten stammt aus dem
Besitz Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, die
übrigen gehören bekannten Berliner, Leipziger, Mün-
chener, Hamburger und Wiener Kunstfreunden.
Es nahm uns Wunder, diese reiche und zu präch-
tiger Wirkung gebrachte Sonderausstellung alter
Meisterwerke sowohl beim Publikum als auch von
Seiten der Münchener Presse so wenig beachtet zu
finden. Vornehmlich die großen Holländer des sieb-
zehnten Jahrhunderts, die Landschafter und Still-
lebenmaler in erster Linie, sind .darin durch Ka-
pitalstücke vertreten und auch die italienische und
spanische Malerei steuerten mehrere sehr beachtens-
werte Werke bei. Jan Fyt, Brouwer, Snyders, Hon-
decoeter. Frans Hals, Jakob und Salomon Ruisdael,
Claas Heda, Rubens, Tizian, Martinez del Maso
mögen hier genannt sein, ohne dass damit die Aus-
wahl der Besten erschöpft wäre. Unter den Skulp-
turen stach uns vor allem ein Marmortorso griechi-
schen Meißels in die Augen, jedenfalls ein Werk
von hochedler Abstammung, wenn auch nicht ge-
rade „aus der Zeit des Phidias'S wie der Katalog
meint.
Die Villa LenbaeJis, unsern Lesern aus einer
früheren Beschreibung bekannt, hat ihre geschichtliche
Weihe empfangen durch den Besuch Bismarcks, der
bekanntlich während der denkwürdigen Münchener
Tage hier sein Absteigequartier nahm. Der rück-
wärtige, getrennt stehende Bau wurde von Lenbach
f&r den hohen Gast prächtig eingerichtet und bei
diesem Anlass eingeweiht. Man glaubt durch die
kunstreich geschmückten Räume eines römischen
Palastes der Hochrenaissance zu schreiten, wenn man
diese mit edlem Geschmack ausgestatteten Säle und
Gemächer betritt, in denen der größte deutsche Mann
der Gegenwart bei dem geistvollsten Bildnismaler
unserer Tage weilte. Wahrlich, es steht nicht
schlecht um den Wert und das Ansehen der deut-
schen Kunst, wenn ihr solch eine Gastfreundschaft
zu üben möglich ward! Und liegt nicht darin auch
ein neuer Beweis für die hohe politische Mission
Die dritte internationale AquarellauBetellung in Dresden.
6
der Kunst,- dass sie mächtig dazu beitragen half,
Nord und Süd aneinander zu ketten zu unlöslichem
Bunde?
Wir sind dadurch mit unseren Eindrücken aus
dem Banne der Ausstellungen in die Öffentlichkeit
hinausgetreten und gestatten uns schließlich auch
noch ein Wort über die öffentliche Kunst, die Mün-
chener Arekiteldur. Sie hat eine Fülle kleiner Auf-
gaben zu lösen in der Herstellung der zahllosen
Villen und Wohnhäuser, welche, das weite Netz der
Gartenstraßen einsäumen, von denen die Stadt in
ihrem ganzen Umkreise begrenzt wird. Man sieht
da viel Hübsches, Wohnliches, aber auch manches
Plumpe und Bizarre, in missverstandener deutscher
Renaissance und modernem Rokoko. Der einzige
Bau von grandioser Anlage, den die Gegenwart her-
vorzubringen verspricht, scheint der neue Justizpalast
von Thiersch zu werden, dessen Rusticaquadermassen
sich eben an Stelle des alten Kadettenhauses längs
des botanischen Gartens zu erheben beginnen. Möge
der schlichte, große Sinn Leo v. Klenzes, des ein-
zigen älteren Münchener Architekten von wahrhaft
monumentalem Zuschnitt, über der Vollendung des
Baues walten, damit nicht das beliebte kleinliche
Detail auch hier die Wirkung beeinträchtige, wie
das leider in der Architektur der Gegenwart so häufig
der Fall ist! C. v. L.
DIE DRITTE INTERNATIONALE
AQUARELLAUSSTELLUNG IN DRESDEN.
•
Es ist das Verdienst der Dresdener Kunstgenos-
senschaft, durch die von ihr ins Leben gerufenen
internationalen Ausstellungen von Aquarellen, Pa-
stellen, Handzeichnungen und Radirungen, deren
dritte am 10. August eröffnet wurde, den Beweis
erbracht zu haben, dass auch diese Zweige der Kunst-
übung, die bis jetzt meist nur als Anhängsel zu den
großen Ausstellungen von Ölgemälden erschienen,
künstlerischen Wert genug besitzen, um Kenner
wie Laien flir sich allein anzuziehen, Selbstver-
ständlich drängte sich dem Besucher diese Über-
zeugung am stärksten auf, als im Jahre 1887 zum
erstenmal dieser Versuch .mit glänzendem Erfolg ge-
macht wurde. Die Teilnahme des Publikums war
überaus lebendig und schien zu den besten Erwar-
tungen für die Möglichkeit einer regelmäßigen
Wiederholung des Unternehmens zu berechtigen.
Leider zeigte jedoch das allgemeine Interesse schon
bei der zweiten Ausstellung vor zwei Jahren eine
Verminderung, und gegenwärtig ist der Anteil und
die Kauflust des Publikums so gering, dass man sich
vergeblich nach genügenden Erklärungsgründen um-
sieht, um diese Teilnahmslosigkeit zu verstehen. An
der Ausstellung selbst kann es nicht li^en, wenn
sie mangelhaft besucht bleibt, denn sie enthält eine
lange Reihe vorzüglicher Werke und kann den Ver-
gleich mit ihren Vorgängerinnen in dieser Hinsicht
wohl vertragen. Allerdings sind diese vorzüglichen
Werke meist Landschaften oder Porträts; erfahrungs-
gemäß aber sind es ja die Genrebilder mit leicht
verständlichen Stoffen, welche* die Menge anziehen,
und diese fehlen in der That auf der diesjährigen
Ausstellung in auffallender Weise. Unter den wenigen
Ausnahmen verdient das große Bild von Robert
Sterl: „In der Dorfapotheke" hervorgehoben zu
werden, weil es nicht nur in technischer Hinsicht '
sehr gelungen erscheint, sondern auch in den Ge-
sichtszügen der einzigen bßiden Personen, die es ent-
hält, einem Apotheker mit weißem Haar und einer
alten, von ihm Medizin erhaltenden Frau aus den nie-
deren Ständen, einen ganz eigenartigen, an das spezi-
fisch sächsische, kleinbürgerliche Wesen erinnernden
Lokalcharakter besitzt und gerade, dadurch ähnlich
anmutend wie Ludwig Richters Zeichnungen wirkt
An Ludwig Richters Vorbild gemahnen auch die
beiden kleinen Aquarellblätter von Wilhelm Clauditis.
Das eine eröffnet uns den Blick in einen- Pfarrgarten,
wo dessen Besitzer, ein Pastor im Käppchen, an
einem heiteren Frühlingstag sich in die Zeitung ver-
tieft hat, das andere, Maimorgen betitelt, zeigt uns
zwei Kinder, die auf einer im frischesten Grün .pran-
genden Wiese Blumen pflücken. An beiden Bildern
ist namentlich der landschaftliche Teil gut gelungen,
während das sonst von Claudius bevorzugte ^ürliche
Element zurücktritt. Auch sonst fehlt es nicht an
Beispielen dafür, dass unter den jüngeren Dresdener
Malern das Studiuiti der Landschaft im erfreulichen
Fortschritt begriffen ist. Wir denken vor allen an
Oearg Gustav Estlery der mehrere kleine, aber stim-
mungsvoll angelegte Proben seiner Landschaftstudien
ausgestellt hat, und an die von einer großartigen
Naturauffassung zeugenden Kohlekartons Hermann
Qattikers und Hans Taegers. Als Porträtmaler ent-
wickelt sich Franx Siebert mit jeder neuen Leistung
immer verheißungsvoller. Sein in Pastell ausgefbhr-
tetf Selbstporträt ist nicht nur sehr ähnlich, sondern
überhaupt in jeder Beziehung trefflich durchgeftlhrt.
In noch höherem Maße gebührt Carl N. Bantxers
„Witwe^ dieses Lob, ja man kann behaupten, dass
sich dieser Studienkopf des Dresdener Künstlers neben
dem Damenporträt Dagnan-Bouverets unbedenklich
Die dritte internationale Aqaarellausstellung in Dresden. — Nekrologe.
8
sehen lassen kann. Umsomehr müssen wir bedauern,
dass sich Julitis SchoUz mit seinem „Morgengruß", der
einer noch sehr jugendlichen Schonen von einem
Verehrer im Gestalt eines Blumenstraußes und eines
Briefchens am Morgen, da sie noch im Bett liegt,
überschickt worden ist, offenbar an einen Stoff
gewagt hat, der außerhalb seiner Begabung liegt.
So geschickt die weißen Federkissen, auf denen das
Haupt der Schonen ruht, gemacht sind, so ausdrucks-
los ist ihr Gesicht und so gezwungen die Haltung
ihrer über der Brust gekreuzten Hände. Wie ganz
anders verstehen die Franzosen derartige Scenen
wiederzugeben, die, wenn sie so schüchtern, wie das
Scholtz gethan hat, behandelt werden, nach keiner
Richtung hin befriedigen können. Außer Scholtz
hat. sich von den älteren, namhaften Dresdener Künst-
lern nur noch Oehme mit einem figürlichen und fünf
landschaftlichen Aquarellen beteiligt, die seine be-
währte Tüchtigkeit von neuem erkennen lassen.
Die Zahl der von München nach Dresden
geschickten Bilder ist weder groß, noch ihre
Qualität im allgemeinen hervorragend. Am be-
deutendsten haben ohne Zweifel LHll und Bartels
ausgestellt. Wenn erstierer namentlich als Schilderer
des Venezianischen Fischer- und Schifferlebens bril-
lirt, so erscheint die Technik des anderen in der
Wiedergabe des wildbewegten, nordischen Meeres
geradezu staunenswert. Sie besiegt scheinbar spie-
lend alle Schwierigkeiten und wetteifert mit dem
ölbilde so sehr, dass der eigentliche Aquarellcharak-
ter darüber ganz verloren geht. Dill und Bartels
imponiren beide durch Kraft und Kühnheit, dagegen
entzückt uns Erich Kubiersckky durch seine Poesie,
die auch aus seinen diesjährigen mitteldeutschen
Flusslandschaften, die so einfach und schlicht ge-
halten sind, in erfreulichster Weise zu uns spricht.
In Strathmann lernen wir einen etwas derben, dra-
stische Wirkungen liebenden Humoristen nach dem
Mustek Oberländers kennen, der namentlich als Mi-
miker die komischten Effekte zu erzielen versteht.
Die Münchener Radirung wird durch Peter Halm,
Ludioig Kühn, Carl Theodor Meyer-Basel und nament-
lich durch Wilhelm Krauskopf auf das vorteilhafteste
vertreten. — Noch weit geringer als die Beschickung
von München ist die von« Düsseldorf aus ausgefallen.
Sieht man von den vier Aquarellen Theodor Bochoüs
aus dem modernen Soldatenleben ab, die den Künst-
ler in fortschreitender Entwicklung begriffen zeigen,
so bieten nach unserem Dafürhalten eigentlich nur
noch die Arbeiten Arthur Kampfs erhöhtes Interesse
dar. unter ihnen steht das „Mutterlos* betitelte
Aquarell oben an. Ein junger Mann in ärmlichen
Verhältnissen hat seine betagte Mutter, das einzige
Wesen, das ihm Liebe erwies, verloren. Verzweifelt
starrt er durch das geöffnete Fenster seiner dürftigen
Wohnung, durch das das helle Sonnenlicht grell und
scharf einfallt. So einfach wie der Vorwurf, ist auch
seine Behandlung; Kampf verschmäht alle Effekte,
wirkt aber gerade durch seinen schlichten Realismus
wahrhaft ergreifend. Außer Kampf hat diesmal
unter den deutschen Naturalisten nur noch der
Berliner Skarbina das Leben, wie es thatsächlich ist,
resolut zu packen gewagt. Er ist in Dresden sehr
gut vertreten, doch sind die meisten der ausgestellten
Bilder schon von früher her bekannt. Auch ffans
Herrmann hat zum großen Teil nur Bilder nach
Dresden geschickt, die beireits in Berlin oder Mün-
chen zu sehen. waren. Aber wenn wir in ihnen auch
meist alte Bekannte wiederfinden, so freuen wir uns
doch über diese Begegnung, da sie zu den besten
Erzeugnissen ihres Urhebers gehören. Wesentlich
sind die Fortschritte, die Ludung Deitmann seit zwei
Jahren gemacht hat. Sie treten am deutlichsten an
seiner „Judenbörse in Hamburg" hervor, einem Bilde,
das an Lebendigkeit der Darstellung und Naturwahr-
heit der Beleuchtung an Menxels Schilderungen aus
dem Volksleben heranreicht, und entschieden zu den
besten Stücken der Ausstellung zahlt. Es wird
übrigens f&r Dresden dauernd erhalten bleiben, da
es für das kgl. Kupferstichkabinett angekauft worden
ist. Da wir uns hier auf die Hauptsachen beschrän-
ken müssen, können wir aus der überraschend gut
beschickten Berliner Abteilung nur noch die als
Tuschzeichnung behandelten Kaiserporträts Max
Koners hervorheben, die in ihrer ungesuchten Einfach-
heit weit höher stehen, als die bekannten, großen
Paradebilder dieses Künstlers. (Schluss folgt.)
NEKROLOGE.
St. In Paris starb am 25. August der Bildhauer
Qecffroy de Chaume^ Direktor des Museums im Trocadero
im Alter von 76 Jahren.
St. In Paris starb der Maler Qeorg Ouerin, ein Schüler
von Ton, der seit 1880 hauptsächlich als Landschafter sich
auszeichnete.
St. In Paris starb am 27. September im 57. Lebens-
jahre der Landschaftsmaler Stanislas Lepine, geboren im
Jahre 1836. Im Jahre 1889 erhielt er auf der Weltausstellung
eine goldene Medaille.
St. Am 26. September starb in Paris der Architekt
der Deputirtenkammer E. de Joly^ geboren am 7. April 1824.
^*^ Der Landschaftsmaler Otto Brandt, der seit vierzig
Jahren in Rom ansässig war, ist am 10. September in
Olevano, wo er den Herbst zu'bringen wollte, plötzlich an
einexh Gehirnschlage gestorben. 1828 in Berlin geboren,
9
Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.
10
kam er schon, nach einem Aufenthalt in Paris, zu Anfang
der fünfziger Jahre nach Rom, wo er sich bald durch seine
Landschaften nach italienischen Motiven, besonders in Aqua-
rell, und durch seine Genrebilder aus dem Volksleben einen
geachteten Namen erwarb. Er war ein hochgeschätztes Mit-
glied des deutschen Eünstlervereins in Rom, dessen Spiel-
zimmer er mit anmutigen Genrebildern ausgestattet hat.
St. Im Hacuj starb der Landschaftsmaler T. Willem van
Barsdeii.
St. Paris, Vor kurzem starb der Gießer Eugen Oonon
bekannt durch die von ihm wieder entdeckte Technik des
Gusses „ä la cire perdue*^ Zahlreiche Statuen und Reliefs
sind in dieser Technik gegossen. Das Verfahren hat der
Staat schon vor längerer Zeit angekauft, doch beklagte sich
der alte Meister (geb. 1814) in den letzten Jahren seines
Lebens, dass ihm von den Behörden keine Schüler zuge-
schickt wQrden. So liegt die Gefahr nahe, dass die Technik
wieder in Vergessenheit gerät. (Le Temps.)
PERSONALNACHRICHTEN.
= tt. Frankfurt a. M. Bildhauer Friedrich Eans^nann^
bisher Lehrer an der Kunstgewerbeschule, wird vom 1. Oktober
ab an Stelle des in Ruhesttand tretenden Professors Gustav
Kaupert den Unterricht in der Bildhauerei des Städelschcn-
Kunstinstitutes leiten.
DENKMALER.
Orenuma. Ein Denkmal des Komponisten A. Pmi-
ehieüif ausgeführt von Pietro Bordini, wurde, am 18. Sep-
tember in Gremona enthüllt.
St. In Pißa ist in Gegenwart des Prinzen von Neapel
ein Reiterstandbild Viktor Emanuels enthüllt worden.
«= tt H^lbronn, Nach den Entwürfen des Architekten
Emil von Lange, Direktors der königl. Kunstgewerbeschule
in München, wurde auf dem Friedhofe das einen dorischen
Bau bildende Mausoleum der Familie Link hergestellt. Im
Innern trägt ein Marmorpostament die Büste des verstorbenen
Link; dieselbe ist von Bildhauer Professor Anton Hess in Mün-
chen in weißem Karraramarmor zur Ausführung gebracht
worden.
,^*^ Die Ausführung eines Denkmals für Friedrich
Friesen^ das in seiner Vaterstadt Magdeburg errichtet
werden soll, ist von dem Komitee dem Bildhauer Habs in
Berlin, einem geborenen Magdeburger, übertragen worden.
Stoppani' Monument, Dem am 1. Januar 1891 zu Mai-
land verstorbenen Generaldirektor der naturwissenschaft-
lichen Museen Mailands und der Lombardei, dem gelehrten
Geologen und Schriftsteller Abbe und Universitätsprofessor
Dr. Antonio Stoppani soll ein Monument in Mailand errichtet
werden.
St.- In Borgo San Sepolcro ist am 18. September ein
Denkmal des berühmten Sohnes dieses Ortes, des Malers
Piero della Francesca enthüllt worden, (Secolo.)
^*^ Mit der Ausführung eines Denkmals für den Hallenser
Chirurgen Richard v. Volkmann ist der Bildhauer Arthur Volk-
vmnn in Rom, ein Verwandter des Gefeierten, beauftragt
worden. Das Denkmal, das vor dem Haupteingange der chirur-
gischen Klinik in Halle errichtet werden soll, wird in der über-
lebensgroßen, sitzenden Figur R. v. Volkmanns bestehen. Sie
wird in Marmor ausgeführt werden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
4,*4t Die Porträtsammlung der königliehen Bibliothek in
Berlin, die, wie wir in Nr. 33 der Kunst chronik v. J. ge-
meldet haben, 'dem königlichen Kupferstichkabinett über-
wiesen worden ist, und die etwa ca. 50 000 Stück, darunter aller-
dings auch Dubletten, umfasst, besteht nach* einer Mittei-
lung der „Vossischen Zeitung" fast ausnahmslos aus Bild-
nissen von Regenten, Mitgliedern fürstlicher Häuser, Staats-
männern, Gelehrten, Theologen, Künstlern und sonstigen
Männern und Frauen, welche den Zeitgenossen merkwürdig
und bedeutend erschienen. Die Sammlung, welche den Bild-
nisbestand des königlichen Kupferstichkabinetts bestens
ergänzt, ist von bedeutendem Werte, und zwar sowohl von
der künstlerischen als auch kulturgeschichtlichen Seite. Sie ist
vorzugsweise Entstanden aus 'verschiedenen Vermächtnissen,
welche der königlichen Bibliothek im Laufe der Zeit zuge-
fallen sind, dann aber auch aus Ausschnitten von wertlos
gewordenen alten Büchern, deren Aufbewahrung nicht mehr
notwendig erschien.
Ein großartiges Museum wird die Stadt Basel er-
halten. Die alte, im rein gotischen Stil erbaut« Barfußer-
kirche, bislang zu einer Niederlage entwürdigt, wird zur
Aufnahme der Schätze des Baseler Museums hergestellt. Das
riesenhohe Schiff dieser alten Kirche soll zur Aufstellung
von Architektur- und Skulpturstücken, sowie als Waö'enhalle
dienen. Die SeitenschifiPe nehmen die Einzelsammlungen,
die Staats-, Rats- und Zunftaltertümer, die umfangreichen
Kollektionen von Hausgei*ät, Porzellan, Glas, die Kostüm-
sammlung, die letzten Reste des Baseler Totentanzes, die
musikalischen Instrun^ente u. s. w. aus der von Wackernagel
begründeten, mittelalterlichen Sammlung auf, bislang in
einem Nebengebäude des Münsters wie in einem Trödelladen
aufgespeichert. Die Gesamtkosten des Umbaues und der
Einrichtung werden 460000 Franken betragen, 300000 Franken
aus der Staatskasse und 160000 Franken durch Private auf-
gebracht; aber dann wird auch ein Museum geschaft'en sein,
mit dem nur wenige rivalisiren können. (Münch. N. Nachr.)
St.' Am 26. September ist im Museum ömniet in
Paris eine Ausstellung der Ergebnisse einer Forschungsreise
eröffnet worden, welche Herr Jaques de Morgan, der gegen-
wärtige Leiter der Ausgrabungen in Ägypten, kürzlich in
Arnienien und Persien ausgeführt hat. Die gesammelten
Altertümer umfassen das ganze Gebiet von der Steinzeit
bis zum 15. Jahrhundert, aus welchem persische Email-
arbeiten vorliegen.
St. Das kaiserliche Museum in Konstantinopel hat für
30000 Franks die Sammlung von Altertümern angekauft, die
der bisherige deutsche Botschafter y. Radowitz gesammelt hat.
St. Konstanx. Die Kunstausstellung der Bodenseestädte
ist, nachdem sie in Bregenz und Überlingen gewesen, jetzt
in Konstanz eröffnet worden.
St. Nordhuusen. Der Verband der Kunstvereine links
der Elbe hat «ine reichhaltige Kunstausstellung in Nord-
hausen veranstaltet.
Dresden, Das Preisgericht der diesjährigen Aqualrell-
ausstellung, welches aus den Herren Eugen Felix- Wien,
Julius Jacob-Berlin, Paul Kiessling- Dresden, Georg Papperitz-
München, Adolf Seel-Düsseldorf bestand, hat folgende Aus-
zeichnungen zuerkannt: Die goldenen Medaillen (Staatspreise)
den Herren : T. Brown - Edinburgh und Ludwig Dettmann-
Charlottenburg; die silbernen Medaillen (Staatspreise) den
Herren: Christian Kröner-Düsseldorf, Franz Skarbina-Berlin,
Alezander Stichart-Dresden.
11
AuRgrabungcn an<] Funde. — Kunstbistorisches. — Yermisclite Nachrichten.
12
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
St. Im Pr&fekturpalast in Verana sollen kürzlich Male-
reien von Gioito (?) wieder aufgedeckt worden sein.
KUNSTHISTORISCHES.
St. W. Vögc hat als Ergänzungsheft VII. der „West-
deutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst" (Trier,
Fr. Lintz) eine hochinteressante Abhandlung über „Eine
deutsche Malerschule um die Wende des xehnteti Jahr-
hunderts'^ erscheinen lassen. Vöge betont bei der Erforschung
der alten Buchmalerei die Notwendigkeit, neben der ikono-
graphischen Forschung auch die Prüfung der künstlerischen
Auffassungsweise und der Technik dieser Buchmalereien eben-
so zu betreiben, wie dies den- Werken einer späteren Kunst-
entwickelung gegenüber schon längst geschieht. Er versucht
aas einer Reihe von*Ck)dice8 eine Verwandtschaft zu kon-
struiren, auf welchen fußend wiederum eine große Anzahl
von Handschriften gemeinschaftliche Merkzeichen haben;
auf diese Weise kommt er zu dem Erfordernis einer Haupt-
schule. Es wird nun des weiteren festgestellt, dass inner-
halb der Schule, in der technischen Behandlung wie in der
Charakteristik bestimmt feststehende Formeln üblich waren,
die sich nur im Laufe der Zeit verschoben haben. Wesent-
liche Merkzeichen lassen byzantinische Einflüsse erkennen.
Wo diese Schule ihren Sitz gehabt hat, ist ungewiss, Vöge
will dieselbe nach Köln verlegen und bringt triftige Gründe
dafür vor, doch ist ein vollständiger Beweis noch nicht ge-
lungen. Mit Sicherheit aber glaubt er, und das ist das wesent-
lichste der Sache, aus der Summe von zwanzig Handschrif-
ten eine in eine Hauptschule und in Filialen sich zerteilende,
nach typisch von anderen Werken unterschiedenen einheit-
lichen Regeln, d. h. Malbüchern arbeitende Schule der säch-
sischen Eaiserzeit entdeckt zu haben. Diese Feststellungen
verdienen nicht nur grofies Interesse der Gelehrtenwelt, weil
sie eine neue Gruppirung der deutschen Frühkunst geben,
sondern sie führen leicht auch im weiteren, gerade im Hin-
blick auf die byzantinischen und früh-christlichen Spuren in
der Darstellungsweise, die Kunstforschung nach ganz neuen
Richtungen; lässt sich ferner der Sitz dieser Schule in KOln
noch sicherer beweisen, dann hätten wir im Hinblick auf
die spätere kölnische Malerei die Führung einer Über Jahr-
hunderte sich erstreckenden Entwickelung deutschen Kunst-
lebens in Köln. (Köln. Ztg.)
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
A. R. Die Wiener ThecUerbaumeisler Fellner und Helmer
haben jetzt auch in Berlin in dem am 23. September eröflF-
neten f,Theater Unter den Linden*^ eine Probe ihres glän-
zenden Talents abgelegt, freilich mehr nach der dekorativen,
als nach der monumentalen Seite, da das verfugbare Bau-
terrain ihnen nicht die Anlage eines freiliegenden Bauwerks
gestattete. Eine von einer Aktiengesellschaft erworbene,
etwa 60 Meter breite und 350 Meter tiefe Grundfläche sollte
durch Anlage eines Theaters, eines Hotels, eines Cafes und
mehrerer Restaurationslokalitäten zu größtmöglicher Renta-
bilität gebracht werden, und hinter diesem Gesichtspunkte
mussten die künstlerischen Forderungen zurücktreten oder
sich doch wenigstens auf die Ausbildung und Ausstattung der
Innenräume zurückziehen. Die der Straße „Unter den Linden"
zugewendete Hauptfassade ist nebst den dort gelegenen
Cafes, Binnenhöfen n. s. w. von ^den Berliner Architekten
Cremer und Wolffenstein entworfen worden. Von Fellner und
Helmer ist die 57 Meter lange und 20 Meter hohe Fassade
an der Behrenstraße und das von hier zugängliche Theater-
gebäude geschaffen worden. Trotzdem ist die Gesamtwir-
kung des großen Gebäudekomplezes im Äußeren und Inneren
ziemlich einheitlich, da sich Berlin und Wien in der üppig-
sten Anwendung der Barock- und Rokokoformen zusammen-
gefunden haben. Während Cremer und Wolffenstein in der
Fassade Unter den Linden ihre schon mehrfach erprobte Be-
gabung für beherrschende Monumentalität wiederum bewährt
haben, freilich hier mit geringer Wirkung, weil die Fassade
wegen der Baumreihen auf der Mittelpromonade niemals zur
vollen Geltung kommen kann, hatten Fellner und Helmer
nach der Behrenstraße zu eine Fassade zu entwerfen, hinter
der Räume verschiedenartiger Bestimmung angelegt werden
sollten. Sie haben gleichwohl den Versuch gemacht, wenig-
stens in der Bildung des Mittelrisalite den Gedanken an
einen Theaterbau zu erwecken.
Ober drei Eingängen, die in einen Vorraum und von da
in das Treppenhaus führen, erhebt sich das durch drei Rund-
bogen geteilte Hauptgeschoss, und über drei Lukamen steigt
ein dreieckiger, von einem Atlanten getragener Giebel empor,
dessen Feld von einer flgurenreichen Gruppe dßs Wiener Bild-
haners Friedl angefüllt ist In einer üppigen Entfaltung
von Männer-, Frauen- und Kindergestalten soll hier das
„Eden, jenes glückliche Land, in welchem nur Milch und
Honig fließt, wo nur dem Gesang, dem Tanz und dem Spiele
gehuldigt wird*', veranschaulicht werden. Dieses Fortissimo
der äußeren plastischen Ausschmückung, das jedoch auf die
übrigen, durch zahlreiche Offnungen sehr einförmig und
kasernenmäßig gestalteten Teile der Fassade nicht ausgedehnt
worden ist, setzt sich in den Innenräumen fort, aber nicht
in dem Grade, dass die begleitenden Künste der Plastik und
Malerei die Architektur Überwucherten. Vom Vestibül und
dem Treppenhause, indem zunächst eine einarmige Treppe
zum ersten Rang emporführt, von der sich dann zwei Treppen-
läufe rechts und links zum zweiten Rang abzweigen, steigert
sich vielmehr die monumentale Wirkung bis zum Zuschauer-
raum, und der Umrahmung der Bühnenöffnung. Dieses Er-
gebnis ist um so staunenswerter, als der Baugrund in Wirk-
lichkeit sehr beschränkt ist und man überdies bei der Aus-
schmückung des Plafonds im Zuschauerraum auf die Mittel
der duftigen und luftigen Rokokomalerei verzichtet hat, die
die Höhenabmessungen scheinbar erweitert. Der Schöpfer
des Deckengemäldes, das den Einzug der heiteren Musen
und ihres Gefolges durch das Brandenburger Thor darstellt,
Maler Veith^ hat die Figuren vielmehr in voller, farbiger
Wirklichkeit, etwa in der Art des Veneziafters Tiepolo, dar-
gestellt, mit jener üppigen Lebensfülle, die für die dekorative
Kunst in Wien bezeichnend ist. Durch diesen reichen Farben-
akkord wird die übrige Dekoration des llieatersaals, die
sich in elfenbeinfarbenen Tönen mit Vergoldung bewegt,
ebenso sehr gehoben wie durch die Ausstattung der Bogen,
Balkons, Parquet- und Promenadenräume durch purpurrote
Brüstungen, Sitze und Bodenteppiche. Die innere Wandung
des obersten Ranges ist in ihrem zur Voute übergehenden Teil
durch riesige Atlanten belebt, die kein Gebälk oder Gesims
zu tragen haben, aber in sehr lebhafter Bewegung sind.
Hier wäre ein größeres Maß künstlerischer Besonnenheit
heilsamer gewesen. Eine so erschreckende Fülle von Gym-
nastik, deren Zweck schwer begreiflich ist, brauchten Künstler
wie Fellner und Helmer, die auch durch rein architektonische
Mittel zu großen monumentalen Wirkungen zu gelangen
wissen, nicht zur Verstärkung dieser Wirkungen heranzu-
ziehen. Trotz dieser und anderer Ausstellungen, die man im
einzelnen zu erheben berechtigt ist, stellt sich doch die ge-
i
13
Auktionen. — Zeitsckrifien. — Inserate.
14
samte Schöpfnng als ein durch Feinheit des Geschmacks und
Genialitat der Durchführung höchst imponirendes Denkmal
der Wiener Dekorafcionskunst dar.
AUKTIONEN.
Am 11. November 1892 gelangt in Berlin eine Kollek-
tion von Kupferstichen, Radirungen und Holzschnitten, aus
dem Besitze des Herrn Dr. F. W. Klever in Köln her-
stammend, im Rudolf Lepkeschen Kunst - Auktionshause zur
Versteigerung. Diese Kollektioii dürfte selbst bei verwöhnten
Sammlern eine nicht unbedeutende Kauflust hervorrufen, denn
es sind nicht allein Namen von ersten Meistern der Kupfer-
stichkunst reich vertreten, sondern auch die einzelnen Blätter
von so vorzüglichem Druck und guter Erhaltung, wie solche
nur in wenigen größeren Sammlungen vorhanden sind. Nament-
lich unser Altmeister deutscher Kupferstich- und Holzschneide-
kunst, A. Dürer, sowie A. v. Dyck, Rembrandt und G. F.
Schmidt fallen zuerst mit ihrer stattb'chen Nummernzahl in
die Augen. Von Dürer finden wir Hauptblätter, wie St.
Hubertus B. 57, die Wirkung der Eifersucht B 73, die
Melancholie B. 74 und die große Fortuna B. 77 in Ab-
drücken von seltener Schönheit; die Porträts der van Dyck-
schen Ikonographie haben fast durchweg nur die sehr seltenen
ersten Etats aufzuweisen ; von Rembrandt und von G . F. Schmidt
sind prachtvolle und außerordentliche Blätter in großer Reich-
haltigkeit vorhanden. Andere Meister, Aldegrever, Altdorfer,
Beham, de Bry, Dietrich, Everdingen, Ostade, Fencz, Waterloo
u. a. verdienen ebenfalls größte Beachtung und wir verweisen
auf den Katalog Nr. 868 des Lepkeschen Kunst- Auktions-
hauses, welcher von diesem Institute kostenfrei entnommen
werden kann. Wir können nicht unterlassen^ schließlich noch
auf clie höchst interessanten Stiche und Holzschnitte anonymer
Meister des 15, und 16. Jahrhunderts aufmerksam zu machen ;
hier würde sich manches Blättchen finden, welches man in
ersten Museen vergeblich suchen dürfte.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstchronik. 1892. Nr. 19. 20.
Die Alt-AusstelluDg im Kilnstlerbause. — Joseph Ryszkiewicz.
Von Dr. A. Nossig. — Internationale Kunst ausstellung in Mün-
chen. Von H. Peters.— Meraner Bilder. Von O. Bamberg. —
Die Ansstellang für Wohnungseinrichtungen in Berlin I. Von
Fr. Hermann. — Zum „Hiss in der Künstlerschaft'*.
Bildnisse des Chr. Kolambus. Kunstbriefe: Krakau. Von J.
Suesser. — Düsseldorf, -i- Zum „Riss in der Künatlerschaft*'.
Von Faber. — Wahl der Darstellungsmaße in der Bildnerei.
Von Emil Uhlmann • Eltz. . — Kunstgeschichtliche Schriften.
Von Dr. A. Nossig.
Anzeiger des germaniBchen Nationalmaseums. 1892. Nr. 4.
• Chronik des germanischen Museums. — Katalog der im germa-
nischen Museum vorhandenen zum Abdrucke bestimmten ge-
schnittenen Holzstöcke vom XV.— XVIII. Jalirhundert (Fort-
setzung).
Anzeiger für schweizerische iltertam.skande. 1892. Nr. 4.
Prähistorische Gräberfunde im Leukerbad. Von J. Heierli. —
Archäologische Funde aus Ems. Von Major Gaviezel. ^ Grab
der Bronzezeit im Gärten bergswald bei Wyl. Von Ulrich. —
Das .WasserhauB im Rohr" bei Rümlang. Von Zeller-Werd-
müller. — Das Waldmannshaus zu Blickendorf. Von Hun-
ziker. — Alte Abbildungen des Stiftbaues Maria Einsiedeln
(Schluss). Von J. Zemp. — Schweizer Glasgemälde im Trinity-
coUege in Oxford. Von Angst. — Die Wandgemälde der Bar-
fttfierkirche in Basel. Von Stückelberg. — Bericht nber die
Auffindung von Wandgemälden im Hause „zum Pflug" in Basel.
— Statistik sohweizerischer Kunstdenkmäler. Von J. R. Rahn.
Architektonische Rnndschan. 1892. Nr. 12.
Tafel 89. Villa C. Heilmann in Landau (Pfalz) erbaut von Prof.
L. Lewy in Karlsruhe. — Tafel 90/91. Schlosstheater in Totis
erbaut von Fellner und Helmerj Architekten in Wien. —
Tafel 98. Rheinische Bierhalle in Mainz, erbaut von Architekt
H. Ritter in Frankfurt a./M. — Tafel 93. Gartenhaus in Lauf
a. d. Pegnitz, erbaut von Prof. E. Haeberlein Karlsrahe. —
Tafel 94. Entwurf einer Synagoge für Breslau von Cramar und
Wolffenstein, Architekten in - Berlin. — Tafel 95. Treppenhaus
in Schloss Mirabell in Salzburg, aufgenommen von Architekt H.
Kirchmayrin München. — Tafel 96. Barockfassade des Palais
Windisch^rätz, Renngasse in Wien, aufgenommen von Architekt
L. Schmidl daselbst.
Bayerische Gewerbezeitnng. 1892. Nr. 17.
Der moderne Buchdruck und unsere Buchdruck- Illustrationen.
Von Dr. J. Stockbauer.
Christliches Kunstblatt 1892. Nr. 9.
Akademische Kunstausstellung in Berlin. — Ein Friedhofsbild in
Bozen. — Das Chorgestühl zu Ulm und das zu Memmingen. —
Studien zur Geschichte der Gotik in Böhmen. — Gabriel Max. —
Raifaels Schule von Athen. — Christliche Grabdenkmäler und
Grabinschriften.
Oewerbehalle. 1892. Heft 10.
Tafel 7S. Bücherschrank und Schreibtisch, entworfen von E.
Hansen, Lehreram Gewerbemuseum in St. Gallen. — Tafel 74.
Gläser aus dem k. k. Osterreichischen Museum für Kunst und
Gewerbe in Wien, aufgenommen von R. Schinkel daselbst. —
Tafel 75. Leinenpresse im städtischen Gewerbemuseum zu Flens-
burg (holländische Arbeit), aufgenommen' von W. Au gst in Paris.
Tafel 76. Bucheinband aus dunkelbraunem Leder, grau mit Gold-
kontur, Verzierungen Gold (1760), im deutschen Gewerbemuseum
in Berlin, aufgenommen von Regierungsbaumeister 0. Pötsch in
Charlottenburg. — ' Tafel 77. Kanzel für die Stadtpfarrkirche St.
Leonhard in Graz, entworfen von Prof. A. Ortwein daselbst. —
Tafel 78. Liegende Grabsteine auf dem St. Johannisfriedhof in
Nün>berg, aufgenommen von F. Walt her daselbst. — Tafel 79.
BalkoDgitter, entworfen von Architekt E. Bopst in Berlin. —
Tafel 80. Zierleisten und Vignetten, entworfen von B. Franke
in Wien.
Kunst für Alle. 1893. Nr. 1.
Die Münchener internationale Kunstausstellung 1892. IX. Von
Fr. Pecht. — Die dritte internationale Aquarellaussteilung in
Dresden. ,Von P. Schumann.' — Ateliergedanken. Von M.
Klinger.'— Die Mainz^- Ausstellung für christliche Kunst.
Mitteilungen des k. k. Osterreichisehen Museums für
Kunst und Industrie. 1892. H. 9.
Ein Besuch bei Theophil us. Von H. Macht I. — Die Wiener
Frauenarbeiten auf der Pariser Ausstellung. — Die farbigen
Kupferstiche des 18. Jahrhunderts. Von E. Chmelarz. (Schluss.)
Repertorlum der Kunstwissenschaft« 1892. H. 4/5.
Leonardos Ansichten über das Verhältnis der Künste. Von C.
Brun. -- Lionardo da Vinci's Auge. Von Dr. Th. v. Frimmel.
— Studien aus der Mainzer Gemäldegalerie. Von Fr. Rief fei.
— Neue Beiträge zur Entstehungsgeschichte der kreuzförmi gen
Basilika. Von Dr. H. Graf. — Erfurter Steinmetzordnungen
des 15. und 16. Jahrhunderts. Von Cornelius Gurlitt. —
Zusätze zum Werk des Heinrich Gödig. Von H. W. Singer. —
Das Abendmahl Christi in der bildenden Kunst bis gegen den
Schluss des 14. Jahrhunderts. Von Ed. D ob hart. —
Zeitschrift für christliche Kunst. 1892. H. 6.
Anton WÖnsams Tafelgemälde. VonE.Firmenich-Richartz.—
Über den Bau von Notkirchen. Von Schnütgen und V. Statz.
— Die Propsteikirohe zu Oberpleis III, Von W. fiffmann. —
Gedanken über die moderne Malerei l. Von P. Keppler.
L»Art Nr. 680.
Les Eculptures de Tabbaye de Mozac Von M. F. Lam y. — Salon
de I89d. (Portsetzung). Von Paul X^eroy.
(«azette des Beaux-Arts. Nr. 424. Oktober 1892. *
Les musöes de Madrid: Le mus^e de Prado, L Von Paul Le-
fort. — La' propagande de la renaissance en Orient durant le
XV. siöcle. I. Von E. Müntz. — Le mus6e des antiques ä
Vienne III: Le mausol6e de Trysa. Von S. Rein ach. — Les
grands mödailleurs fran^ais. I: Etienne de Laune et Guillaume
Martin. Von M. F. Mazerolle. — Recherches nouvelles sur
Donatello, Masaccio et Vellano. Von M. C. deFabriczy. —
Le mu86e national de Florence et la Collection Carrand. Von
M. A. P6rat6.
Verlag von £• A. Seemann in I^elpzlg.
Soeben erschien Heft 3 von:
Eine Sammlung interessanter Entwürfe aus den Wettbewerben deutscher Architekten, herausgegeben von A. Nou-
meister und E. Häberle, Architekten und Professoren in Karlsruhe.
Haseums- Konkurrenz für Flensburg 1892. 32 S. 8«. Preis 1 M. 20 Pf.
Heft 4, „Kirchen-Konkurrenz för St Johann und Breslau" behandelnd, ist in Vorbereitung.
15
Inserate.
16
^XXX^XXXXXXXXXXXHXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX^^
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
Die KunstTereine zu Königsberg i. Pr., Stettin, Elbing,
Görlitz und Posen veranstalten im Jahre 1893 gemeinsame
Gemäldeausstellungen unter den bei jedem Vereine zu er-
holenden Bedingungen. Einzusenden sind die Gemälde an
die Spediteure: G. Dietrich k Sohn in Berlin, Invalidenstr. 50
bis zum 14. Januar 1893, Gebrüder Wetsch in München,
Schützenstr. 5 und G. Paffrath in Düsseldorf, Jakobystr. 14
bis zum 6. Januar. Nur im EinTernehmen mit dem be-
treffenden Kunstvereine erfolgende spätere Einsendungen
werden frei befordert. [574
^vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvj :
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
Cfemäldesaal in Frankfiirt a. H.
Ausstellnngea nnd Anktion^ n ron Gemälden, Antiqultftfen und Könst^effen-
ständen. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Banget in
Frankfurt a. H., Kunstauktionsgesch&ft gegr. 1869. [468
KnnKthandlnng HIJOO GROSSER, lielpsig.
Soudergeschäft für Photographie.
Vertretung und Musterlager der Photogr. Anstalt
A.^. Sfaun & Oo., I>ori&R.cli. [567]
Rudolph Lepkes
Kunstauktions - Haus.
Versteigerung einer Sammlung von
Kupferstichen. Badirun^en n« Holz-
Bcbnitten aus dem vormaligen Besitze
des Herrn Dr. F. W. Klever in Köln.
Darunter hervorragend schöne und
seltene Blätter von tadello5>er Erhaltung
von Bekam, De Ery, Dfirer, Van
Oyck, Eyerdingen, Ostade, Rem-
brandt, Schmidt, unbekannten deut-
schen Formsehneidern und Stechern
des XV« u« XVI. Jahrhunderts etc.
TersteigerniiK: Freitag:,
den 11. No V.1891S V. 10 Uhr ab.
Berlin, Eochstr. 28/29. [564
Volkmamiy L, Bildliche Darstellun-
gen zu Dantes Divina Commedia bis
zum Ausgang der Renaissance. Mit
3 Holzschnitten iiu Text und 2 Tafeln.
gr. 8. geh. Preis M. 2 — .
Der Verfasser giebt einen vorläufigen Ab'
scbluss längerer Stadien in Deutschland und
Italien über die Darstellungen zu Dante, wobei
namentlich und Zum ersten Male die illustrirten
Handschriften der Commedia einer näheren Be-
trachtung unterzogen werden. Das Schriftchen
dürfte fUr Kunsthistoriker und Verehrer Dantes
von Interesse sein. [562
_L«lp«lg^ Breitkop f A Harte l.
Kine größere Anzahl von Radirungen
Bembrandts
ist im ganzen oder einzeln zu verkaufen.
Preisverzeichnis steht zu Diensten.
I Oswald Weigels Antiquarium
! lieipseli^, EOnigstraße 1. [57s
Ein vorzügliches Originalgem&lde
,Jii der Dämmerstunde^^
(Lebensgroßer weiblicher Akt)
von Karl Stanffer-Bern, ist zu mftssi^en
Preisen verkäuflich. Anfragen gefälligst
zu richten an Bad. S^ellltAter, Kunst-
handlung, Berlin t^W.« Jerusalemer
Strasse 13.
Verein für
Original - Badinmg
zu Berlin
versandte das diesjährige (VI.)
Vereinsheft , enthaltend Radir-
ungen von: DSring, Eilers, Franck,
Konnert, Lamm, Schnee, Skarbina,
Struck, denen als Fortsetzung der
Büdnissammlung noch Eilers
Radirung des Prof. Dr. Jos.
Joachim hinzugeftigi
Jahresbeitrag: Vordrucke 30 Jl,
Schriftdrucke \^ jK.
Anmeldungen durch die Kunst-
handlung von Panl Bette,
Berlin SW. 12, Charlotten-
strasse 96.
Nener Verlag von E. A. SEEMANN In Leipzig.
Soeben erschien:
Das Stilisiren
der
Tier- und Nenseiieiiformen
von
Zdenko Ritter Schubert v. Soldern,
k. k. Professor an der deutschen teobnischen
Hochscbnle in Prag.
Mit 146 Illustrationen. Brosch. 4 M,
* Handfertigkeiten Nr. 3. 4e
Anleitung
zu
indischen Intarsiaarbeiten
von
J. Matthias.
Mit 48 Abbildungen auf 8 Tafeln.
Brosch. 1 uff.
Inh a It: Münchener Eindrücke. — Die dritte internationale AqnarellauBBtellung in Dresden. Von H. A. Lier. — Gepifroy de Chanme f. —
G. Guörin f- St. Löpine f. £. de Joly f. 0. Brandt t- W. von Borselen f. E. Gonon f. — F. Hausmann. — Gremona, Denk-
mal für Ponchielli; Pisa, Denkmal Viktor Emanuels; Heilbronn, Mausoleum der Familie Llnck; Magdeburg, Friesen -Denkmal;
Mailand, Stoppani - Monument ; Denkmal für Piero della Francesca in Borgo San Sepolcro; Halle, Denkmal für Richard y. Volk-
mann. — Porträtsammlung der königlichen Bibliothek in Berlin. Museum der Stadt Basel. Ausstellung im Museum Guimet in
Paris. Museum zu Konstantinopel. Kunstausstellung in Konstanz. Kunstausstellung in Nordbausen. Aqnarellausstellung in
Dresden. — Ausgrabungen in Verona. — Vöge, Eine deutsche Malerschule um die Wende des lehnten Jahrhunderts. ^ Theater
Unter den Linden von Fellner nnd Hellmer. — Knnstauktion yon B. Lepke in Berlin. — Zeitschriften. — Inserate.
^^r die Redaktion yerantwortlich Artwr Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
(Dieser ^«lumuier lii^gt ein Prospekt bei von Dr. £• Albort & €ie., Mfincbeii : (iaierie Schock.
Sn.C /C
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER;
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenetr. 15. Berlin; W. H. KÜHL, Jigeretr. 73.
Neue Folge. IV". Jahrgang.
Nr. 2.
. Oktober.
Die RBoitehranJk emlieiiil ali BsiblkU zur .Keltiohrin flLr bUdenda Kamt* nnd EDm ,SiiiiitKe»erbebliU* monatliob dnlnwl, In da
SoiBmarmDDftten Juli bli September mDn&llIcb sIdidkI. Der JfthrgkiiB kostet B Mark nnd nmTutt >■ Nammani. Die Abonnenten dar .Zeil-
■Bbrlft ffir bildends Kumt* erbalten dls Knnetchronlk Eratii. — FUr ZaicfaonnKeD, Huntekripta etc., die nnverUnEt elngeiuidt wetdan,
leiiten Bed^kljon und TerUgehuidliuie keine Gewähr. Inserkt«, k M Pf. tHr die drelapftltige PetiUelle, nehnan ADätt: der TarlkCihud-
iDng die Annonoeneipaditionen Ton B»>*enitaln & Vogler. Bnd. Mone n. a. «. u.
DER SCHLÜSS DER LONDONER KÜNST-
SAISON.
Die Versteigerung der BogenanoteD tMagniac-
Sammlung" bei Christie bildete mit der gleichfalls
unter den Hammer gekommenen Gemäldegalerie
des Lord Dudley das Hanptereignis der diesjährigen
Londoner Saison.
Erstere erzielte
einen runden Preis
Ton 103100 £ und
bestand ans ca.
1500 Kammern der
wertvollsten Eunst-
objekte, die unter
nachfolgenden Un-
terabteilungen auf-
gefilhrt wurden:
Historische Gemäl-
de TOB Jean nnd
Fran^ois Clouet,
Holbein und an-
deren Meistern des
16. und 17. Jahr-
hunderts; byzanti-
nische Champleve-
emaillen, Limogesemaillen des 13., 14. and 15. Jahr-
hunderts; Kirohengeräte des 14. und 15. Jahrhun-
derts; Goldscbmiedewerke ans derselben Epoche;
dekorative Stöcke in gotischer Form, Schnitzereien
in Buchabaum und Elfenbein aus dem 15. Jahr-
hundert; BOstungen nnd Waffen. Den Glanzpunkt
der Sammlung biMeten die keramischen Gegen-
HobbcDA und Vui de Valde: Hollkodiaohe Ludiebaft
stände und Krüge im Stil Henri IL sowie die Falisay-
Della Eobbia-, Majolika und spanisch-maurischen Ob-
jekt« dieses Genres. Sehr gut vertreten war außerdem
venezianisches, deutsches und Schweizer Glas. End-
lich sind noch zu verzeichnen Miniaturen und illu-
strirte Bücher aus dem 16. Jahrhundert, altfranzd-
sische Möbel, Gewebe, Uhren und Gerätschaften aus
edlen Metallen.
Das Hauptin-
terease errate der
Krug aus der Zeit
Heinrich U., ein
Juwel der ganzen
Sammlung, Aber
dessen Ursprung
nichts Bestimmtes
bekannt ist; die
Autorschaft wird
dem Girolamo della
Robbia, Oiron oder
Sainte-Porchere zu-
geschrieben; der-
artige Stücke sind
Überhaupt nur 60
vorhanden, und
falls ein solches
auf den Markt kommt, findet stets ein großer Wett-
bewerb statt. Der Vater des Mr. Magniac kaufte
den Krug 1842 fDr 96 L., während er bei der
jetzigen Auction einen Preis von 3990 L. erzielte.
Das Kunstwerk ist nur 14^/, englische Zoll hoch
und hat im größten Durchmesser 5^/4 englische Zoll;
im Jahre 1S50 wurde es in London ansgestellt und
19
Der Schliua der Londoner Kunitraison.
stammt aus der Odiot-Sammlang in Puis; es ist viel-
leieht das beste Exemplar seiner Gattung. Die
Farbe des Kruges kann als rol^elb bezeichnet werden,
mit geometrischen eingelegten Yerzierungeo in dunkel-
braun und in verschiedenen Mustern. Ein nicht
minder umstrittener Kanstgegenstand, mit Darstel-
lungen aus der Apokalypse, war die große 1858 von
Martial Courtois angefertigte ovale, emaillirte Limoges-
Echfissel, welche 1225 L. brachte. Gleiches Interesse
erregte ein sehr schöner, getriebener Brusthamisch
mailändische Arbeit
von Paolo deXegroli,
aus dem 16. Jahr-
hundert, der mit420L.
bezahlt wurde. Das
in dem Panzer befind-
liche Schussloch soll
von einer Kugel her-
rühren , die Moritz
von Sachsen in der
Schlacht von Sievers-
hausen traf. Ein sehr
kunstvoller Becher,
Silber vergoldet, mit
Deckel, getriebenen
Blumen, deutsche Ar-
beit aus dem 17. Jahr-
hundert, erzielte einen
Preis von 310 L. Der
Kopf eines Bischuf-
stabes aus dem Jahre
1280 von vorzttglich-
ster Arbeit, stellt die
Auferstehung der bei-
den Lokalheiligen von
Limoges dar, und
zwar die der heiligen
Valerie und des hei-
ligen Martial. ^«*''^ ^'^^'^ ^"^
Von besonders
hervorragenden Eunstgegenständen m^en noch
folgende erwähnt werden: ein für Franz I. ange-
fertigtes Jt^dhom, 21 englische Zoll lang, 1530
von Leonard Limonsin, eine seiner schönsten Ar-
beiten. Dargestellt sind St Hubertus , umgeben
von seinen Hunden, knieend vor dem Hirsch, David
und Goliath, Jaf^d- und andere Scenen. Verkaufe-
preis 6615 L. Eine Limogesplatte von demselben
Künstler mit Porträts von Karl IX. von Frank-
reich und Elisabeth von Österreich, 1573, wurde
lltr 3150 L., und das Pendant hierzu, der Kardinal
von Guise und seine Mutter, Anns von Eate-Ferrara,
1557, wurden fSr 3050 L. zugeschlagen. Unter den
Elfenbeinschnitzereien ist noch ein sehr bekanntes
Stück aus dem Kachlass des Kardinals von York,
des letzten Stuart, hervorzuheben, bestehend in einem
Kasten aus dem 14. Jahrhundert, als Schmuck die he-
gende vom H. Eustachins enthaltend; das Kunstwerk
gehörte früher Maria Stuart, Der Verkaufspreis betrug
2040 L. Von kleineren Gegenständen mögen noch
fönende Preise verzeichnet werden: eine Truhe von
Buchsbaumholz, 15.
Jahrhundert, 185 L,
ein Reliquienschrein
mit Juwelen, 1470,
Schweizer Arbeit, 680
L; ein venezianisches
Kelchglas, 1480, 215
L.; desgleichen ein sol-
chesvon Diamantglas,
250 li.; eine kleine
Hangelampe, sehr
seltenes arabisches
Glas, 1356, ans der
Moschee des Sultans
Hassan in Kairo, 225
L.; eine Mailänder
Rüstung, 1570, mit
Figuren und Arabes-
ken in Basrelief, 740
L.; eine zweihenklige
Vase, spanisch-man-
risch, 1 5. Jahrhundert
700 L. Sechs alte
Schweizer Glasschei-
ben mit Wappen 420
L.; ein alter Aubus-
son-Teppich 480 L. —
Die Versteigen] ng
der ^DuMey- QaÜen/'
bei Christie, über wel-
che die Kunstchronik schon berichtet bat, war
wohl eine der bedeutendsten , die seit zehn Jahren
in London stattgefunden, und brachte an einem Nach-
mittage 101320 L. Lord Dudley war ein ebenso
großer wie generöser Liebhaher, so dass er häufig
enorme Preise für Bilder anlöte; indessen machte
er auch mitunter ein glückhches Geschäft; so Ter-
kaufte er bekanntlich seinen kleinen Baffael, die drei
Grazien, für 24000 L. an den Herzog von Aumale,
obgleich ihm dieses Bild nur mäßiges Geld ge-
kostet hatte; aber die Regel war, dass er nicht danach
verliebu Kavalier.
21
Die dritte internationale Aquarellaasstellung in Dresden.
22
iarachtete, ein Gemälde, so zu sagen, geschenkt
zu erhalten , vielmehr war Lord Dudley ein Be-
schützer der Kunst im großen Stile. Die Anzahl der
Nummern des Katalogs war verhältnismäßig nur
klein, 91 Bilder, von denen die Niederländer zuerst
versteigert wurden. Unter diesen nimmt unstreitig
die Landschaft von Hobbema mit Figuren von A. v. de
Velde den ersten Platz ein. Waagen sagt über
dieses Kunstwerk: „Es ist ein Meisterwerk und ein
Gemälde, welches dem Wert einer ganzen Galerie
gleichkommt, und mit dem wenige Bilder in der
Welt den Vergleich aushalten können." Der Ver-
kaufspreis betrug 9600 L. Ein kleiner F. Mieris,
„der verliebte Kavalier'^ erzielte 3570 L. Dieses
chef-d'oeuvre ist einzig in seiner Art in Erhaltung,
Harmonie der Farben, Zeichnung und sorgföltiger
Ausführung. Unter den 64 italienischen Bildern war
das Hauptstück die Kreuzigung von Raffael, ganz
in der Manier seines Lehrers Perugino gehalten.
Lord Dudley kaufte das Gemälde vom Fürsten von
Canino, und dieser erstand es vom Kardinal Fesch.
Baffiael malte das Bild für die Familie Gavari, die
es der Dominikanerkirche in Citta di Gastello widmete,
woselbst es über 300 Jahre verblieb.
Das Kunstwerk bleibt in England; der neue
Besitzer Mr. Mond zahlte dafür 11 130 L., der von
der englischen Nationalgalerie dem Herzoge von
Marlborough vor einigen Jahren gezahlte Preis für
dessen Raffael betrug 75 000 L. Wenn dies Bild
als unzweifelhaft echt bezeichnet werden muss, so
kann Gleiches nicht von dem Gemälde gesagt werden,
welches den Namen „La vierge a la legende^^ führt.
Dieses Werk erreichte trotzdem einen Preis von 3200 L.
Das Berliner Museum erstand bekanntlich das große,
sehr schone Altargemälde des Venezianers Grivelli
für 147 000 Mark. Die im ganzen realisirte Summe
von 101 320 L. ist die größte, welche an einem Tage
bisher bei Christie erreicht wurde. —
V. SCHLEINITZ,
DIE DRITTE INTERNATIONALE
AQUARELLAUSSTELLUNG IN DRESDEN.
(Schluss.)
Bietet der deutsche Teil der Ausstellung bei
aUer Tüchtigkeit einzelner Werke nur wenig Neues,
so ist die vom Ausland gekommene Anzahl von Bil-
dern zwar nicht groß, aber dafür mit wenigen Aus-
nahmen um so interessanter. Allerdings sind Italien
und die Niederlande nur spärlich und unbedeutend
vertreten, so dass ein Vergleich mit dem in früheren
Ausstellungen Gebotenen kaum gezogen werden kann.
Die Aufzählung des Guten hält also hier nicht lang
auf. Dazu gehören aus der Gruppe der Italiener
die vollendet schönenBleistiftzeichnungen von Cornelia
Paczka, geb. Wagner, in Born, ein ungemein zart
gestimmter Kanal von Fäiberto Petiti in herbstlicher
Beleuchtung, zwei kleine Genrebilder von dem in
London lebenden Caffieri, Frauen und Kinder am
Meeresstrand darstellend, und eine als „der Glaube'^
bezeichnete Frauengestalt von Endo Eroli, Aus
der holländischen Abteüung genügt es, die Arbeiten
Nicolaas van der Waays anzuführen. Er versteht es,
gleichzeitig elegant und flott zu sein und mit we-
nigen breiten Pinselstrichen seine Absicht zu errei-
chen. Seine „Versammlung" einer Herrengesellschaft,
die über irgend einen Gegenstand beratet, ist von
ähnlicher Lebendigkeit wie Dettmans „Judenborse'S
seine Dame in Rosa aber gehört zu den vortrefflich-
sten Darstellungen weiblicher Schönheit in der Aus-
stellung. Dieses Lob kann man dem ,Jiachenden
Kopf' des Pariser Modemalers Besnard nicht nach-
sagen. Vielmehr haben wir es hier mit einer
Karikatur zu thun, die den Künstler bei uns wenig
günstig einführt und geeignet ist, ganz falsche Vor-
stellungen über seine Bedeutung zu erwecken. Weit
vorteilhafter ist der Eindruck, den die ausgestellten
Proben von der Kunst BotUet de Monvels erwecken.
Monvel zeigt im Gegensatz zu Besnard, dass in
Paris neben dem Streben nach dem Ungewöhnlichen
und Bizarren, das verblüffen und blenden soll, auch
der Zug zum Einfachen vorhanden ist, der allerdings,
echt französisch , sofort wieder einen extremen Charakter
annimmt Das beeinträchtigt in unseren Augen die
im übrigen so schönen, namentUch in der Zeichnung
gelungenen drei Illustrationen des Künstlers zu einem
französischen Roman, kommt aber dem reizenden
Bildnisse eines kleinen Mädchens sehr zu gute.
Weitere mehr oder minder wertvolle Leistungen
von französischen Künstlern sind die von Dagnan-
Bouveret, Maria Joseph JwiU, Charles Luden lAandre,
Madeleine Lemairc, Lhermitte und dem Wiener Riharx,
Ihnen reihen sich einige deutsche Maler, die in Paris
ihre weitere Ausbildung suchen, an. Mit schö-
nem Erfolg hat dies Julius Wengd gethan, dessen
Bildnis seiner Frau einen ansehnlichen Fortschritt
über seine früheren Arbeiten hinaus bedeutet.
Von Stettetis Pastellbildniss eines offenbar leidenden
Mädchens mit schwarzem Haar in eigentümlicher
violett-blauer Beleuchtung ist sichtlich von Dagnan-
Bouveret beeinflusst. Engelharts „Konzert -Oaf^haus^
ist vortrefflich beobachtet , hat aber einen unserem
23
Die dritte internationale Aquarell ausAtellang in Drenden. — Bfich erschau.
24
deutschen Geschmack wenig zusagenden Haut-goüt,
während sich die »yNägelschneiderin**, die einer vor-
nehmen Dame dieses Geschäft, das die meisten Men-
schen bei nns noch selbst besorgen, abnimmt, von
diesem widerlichen Beigeschmack freihält. — Ganz neu
für Dresden ist die Beteiligung schottischer Künstler.
Es ist ein glücklicher umstand und wird hoffentlich
gute Früchte bei uns tragen , dass zu ihnen Meister
ersten Ranges gehören. So vor allem Jam^ Paterson,
Wie wenige versteht er sich auf das eigentliche
Aquarell, das er breit und sicher behandelt und
überaus durchsichtig zu gestalten weiß. Seine Land-
schaften und Blumenstücke, beide gleich vollendet,
sind in dieser Hinsicht überaus lehrreich. Gleich-
zeitig aber besitzt Paterson einen seltenen Blick für
das Poetische in der Landschaft, wie das seine Dar-
stellung von General Wades Bridge in Aberfeldy
glänzend beweist. In Macaulay- Stevenson lernen wir
dann einen Stimmungsmaler ersten Rangs kennen.
Sein Gebiet ist die Mondscheinlandschaft, deren unbe-
stimmte Konturen er durch eine ganz eigenartige,
verschwommen erscheinende Technik äußerst wir-
kungsvoll wiederzugeben weiß. Durch ungewöhn-
liche Tiefe und Kraft der Farbe überraschen Nishets
große Flachlandschaften. Sie erinnern an die besten
alten holländischen Meister und besitzen doch in
ihrer etwas sentimentalen Auffassung ein entschie-
den modernes Gepräge. Von Shorbum Boss enthält
die Ausstellung mehrere wegen der in ihnen gelösten
schwierigen koloristischen Probleme interessante
Aquarelle aus Venedig, Mason Bunter debütirt mit
vier höchst gelungenen Marinen, und Thomas Pyne
sandte ein sonniges, heiteres Landschaftsbild, auf
dem sich reifender Weizen im Vordergrund mit einer
anmutigen Flussgegend im Hintergrund zu einem
überaus reizvollen Ganzen vereinigt. Zu diesen vor-
züglichen Landschaftsmalern kommt noch der aus-
gezeichnete Tiermaler T. Aasten Bro^vn hinzu, um
zu zeigen, einen wie hohen Stand die Aquarellma-
lerei gegenwärtig in Schottland erreicht hat. — Von
den wenigen spanischen Bildern, die in Dresden zu
sehen sind, nehmen die beiden kleinen Genrescenen
von J. K Äranda einen hohen Rang ein. Die beiden
Maler, die im Freien ein Mädchen porträtiren, sind
in ihrem Eifer prächtig charakterisirt^ und der ele-
gante Kunstsammler, der daheim seine Schätze mustert,
bildet ein köstliches Pendant zu jenen. So hat fast
jede kunsttreibende Nation wenigstens das eine oder
andere Werk von Bedeutung aufzuweisen, so dass
das höchst anziehende vergleichende Bilderstudium
auch auf dieser dritten Aquarellausstellung, deren
hauptsächlichste Erscheinungen wir in diesem Be-
richt zu würdigen versuchten, mit Erfolg und Genuss
betrieben werden kann.
Kötflchenbroda, Anfang September.
H. Ä. LIER.
BÜCHERSCHAU.
Das System der Künste. Von Prof. Friedr, Woher,
Guhrau, Lemke. 1892. 30 8. 8.
* Diese aus einem Vortrage hervorgegangene kleine
Abhandlung will nicht den ganzen Beichtnm der Ästhetik
und der einzelnen Knnstformen erschöpfen, sondern nur die
sämtlichen Künste in eine systematische Ordnung bringen.
Der Verf. blickt in Kürze auf die früheren Systeme, namentlich
auf die von Kant, Schelling, Solger, Schopenhauer, Hegel,
Vischer und Lasaulx zurück und nähert sich in seiner eigenen
Darlegung am meisten dem Hegeischen Gedankenkreise.
Nur dass er dem Material, in welchem der Künstler schafft,
Anteil geben will an der Idealität der Kunst, während Hegel
das Material im verwirklichten Ideal verschwinden lässt
Aus dieser Bedeutung, welche Faber dem Materiale vindizirt,
ergiebt sich ihm folgerichtig, dass diejenige Kunst die höchste
sein müsse, welche den „entwickeltsten Naturstoff, nämlich
den leibhaftigen Menschen" zum Darstellungsmittel habe,
also der Tanz, die Schauspielkunst. Faber erkennt in den
verschiedenen Künsten nur die „verschiedenen Weisen, die
Aufgabe des Menschen zu lösen, sich durch freie That selbst
hervorzubringen: als die der Schwere gegenübertretende
Starrheit des Sto£b (Architektur), als Gestalt (Plastik), als
die Allgemeinheit des Lichts (Malerei), als Beseelung (Musik),
als Gedanke (Poerie) und endlich in leibhaftiger Persönlichkeit
als ideale Person (Schauspielkunst)". Die weitere Ausfüh-
rung des Grundgedankens möge man in dem Schriftchen
selbst nachlesen. Dasselbe enthält — allerdings in bisweilen
etwas abstrakter imd allzu knapper Form — viele treffliche,
aus der Tiefe geholte Einzelheiten.
* Donatello. Eine evolutionistische Untersuchung auf kunst-
historischem Gebiet. Von Willy Pastor, Gießen, Trenck-
mann. 1892. IV und 105 S. 8.
Der gesuchte Titelbeisatz und das Vorwort dieser
Broschüre erwecken für dieselbe gerade kein günstiges Vor-
urteil. „Dem Problem des Donatello — präludirt der Autor
— kann man vom schöngeistigen Standpunkt aus nicht bei-
kommen, man muß es physiologisch, ja medizinisch behandeln."
Sieht man von dem weitschweifigen und recht „schöngeistig**
geschriebenen Einleitungskapitel ab, so enthält die Schrift
ganz einfach einen neuen Versuch, die Werke des großen
Florentiners na^h Stilkriterien zu ordnen und so zu einer
klaren Vorstellung von seinem Elntwickelungsgange zu ge-
langen. Die Untersuchung ist auf Grund eingehender Autopsie
geführt und ergiebt in manchen Einzelheiten beachtens-
werte Resultate. So z. B. in Bezug auf die Datirung der
Arbeiten Donatellos für S. Lorenzo in Florenz. Gewöhnlich
setzt man dieselben in die Jahre 1440—44 und in eine noch
spätere Zeit Pastor bringt die Jahre 1428 — 33 dafür in Vor-
schlag und will lür einige der Arbeiten eine Mitwirkung
des Brunelleschi statuiren. Das Gesamturteil, welches der
Verfasser über die Kunst Donatellos fällt, lautet nicht so
günstig, wie wir es zu hören gewohnt sind. Er betont, bei
allem Respekt vor der Begabung des Meisters, stark den
Mangel an Einheitlichkeit in dessen Streben. „Donatello
konnte auf keinem Gebiete der Skulptur späteren Generationen
zum Vorbild werden, weil seine Thätigkeit auf keinem der-
25
Nekrologe. — Personalnachrichten. — Sammlongen und Aunstellungen.
26
selben ein abgeschlossenes Ganze bildet. Immer, wo er im
Begriff ist, das Höchste leisten za kOnnen, bricht er jäh ab.'*
— y^s fehlte ihm die rücksichtslose SelbetheiTÜchkeit; er
konnte nicht herrschen, er gehorchte. Unter den Künstlern
vom ersten Adel ist Donatello nicht zu suchen.*'
NEKROLOGE.
St. In Paris ist im Alter von 74 Jahren der Bildhauer
Dubray, Schöpfer zahlreicher Statuen (Napoleon I. in Ronen)
und Reliefs (Jeanne d'Arc in Orleans) gestorben.
-z. Der bekannte Schlachtenmaler Qeorg Bleibtreu ist
am 16. Oktober in Charlottenburg gestorben.
St In Parü starb im Alter von 86 Jahren der Maler
Emü Signol, ein Schüler des Baron Gros.
St In Paris starb im Alter von 73 Jahren der Maler
Cfiarles Oiraudt einer der bekanntesten Maler von Interieurs
unter dem zweiten Kaiserreich.
* August Essenwein, der erste Vorstand des germanischen
Museums in Nürnberg, ist dortselbst am 13. Oktober nach-
mittags im Alter von 61 Jahren gestorben. Seinem künst-
lerischen Berufe nach Architekt > wandte er sich aber auch
in jungen Jahren bereits mit Erfolg kunstgeschichtlichen
Studien zu und war namentlich ein eifriger Pfleger des roma-
nischen Stiles und seiner Erforschung. Von 1856-^1866 wirkte
Essenwein in Österreich, zuerst in Wien, dann zwei Jahre in
Graz, und beteiligte sich lebhaft an dem damaligen Auf-
schwünge der mittelalterlichen Archäologie und an der
Wiederbelebung des modernen Kunstgewerbes, für welches
er seine Kenntnisse des romanischen Stiles mit Vorliebe
fruchtbar zu machen suchte. Sein großes Werk über die
mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau und die
Arbeit Über die Backsteinbaukunst des Mittelalters ent-
stammen jenen Jahren. 1866 als erster Vorstand des germa-
nischen Museums nach Nürnberg berufen, vollendete Essen-
wein den Ausbau der Nürnberger Karthause, in welcher sich
das Museum befindet, und organisirte dessen gegenwärtige
großartige Entwicklung, sowie er auch durch zahlreiche
Publikationen und kleinere Arbeiten für die litterarische Nutz-
barmachung des Museums unausgesetzt thätig war. Außer-
dem fallen in die letzten Dezennien Essenweins Entwürfe
l^r die Restaurirung mittelalterlicher Kirchen in Nürnberg,
K5ln, Bonn und andern Orten.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Im Lehrkörper der mit der Berliner Akademie der
Künste verbundenen Unterrichtsanstalten treten mit Beginn des
Winterhalbjahres einige Änderungen ein. An der Hochschule
wird die Leitung der Modellirklasse, welche durch den Tod
des Professors Albert Wolff erledigt ist, vom Bildhauer Gerhard
Jaensch Übernommen werden. Durch diese Berufung ist die
Stelle eines Hilfslehrers im Bildhaueraktsaal frei geworden,
der nach dem Ausscheiden des Prof. Schaper unter Leitung
von Prof Herter steht Dieses Hilfslehreramt ist dem Ber-
liner Bildhauer Peter Bretter übertragen worden. Das bisher
von Professor Julius Schrader geleitete Meisteratelier für Ge-
schichtsmaler geht auf Professor Patd Thumawn über, den
früheren langjährigen Lehrer der Äntikenklasse, der nach
mehrjährigem Aufenthalt in Italien wieder seinen Wohnsitz
in Berlin genommen hat.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
St. In Winterthur ist eine Ausstellung von Gemälden
aus Privatbesitz, die eine stattliche Anzahl guter Bilder
ans Licht gefördert hat, eröffnet worden.
*Die Wiener Akademie der bildenden Künste begeht am
26. Oktober ihr zweihundertjähriges Stiftungsfest, zu welchem
der Kaiser sein Erscheinen zugesagt hat In der reichge-
schmückten Aula, an deren Decke an diesem Tage die Feuer-
bachschen Malereien zum erstenmal sich der ÖfiPentlichkcit
zeigen werden, wird eine plastisch verzierte Gedenktafel ent-
hüllt, welche in ihrer Mitte die Reliefmedaillons des Kaisers
Franz Joseph L und des Kaisers Leopold I., des Gründers
der Akademie, zeigt. Eine Gedenkmünze und eine Denk-
schrift, in welcher letzteren über die Wirksamkeit der An-
stalt eingehender Bericht erstattet wird, sollen das Ge-
dächtnis an die Feier bewahren.
St Christiania, Am 1. Oktober wurde die Landeskunst-
ausstellung eröffnet worden; ausgestellt haben 82 Künstler
mit 181 Kunstwerken; darunter 64 norwegische Maler mit 140
Bildern; von Skulpturen finden sich nur 14 Werke auf der
Ausstellung.
St Breslau, Die Herbstausstellung des Schlesischon
Kunstvereins ist eröffnet worden.
St Paris, Der Prinz Lobanoö' hat dem Museum Cama-
valet eine Sammlung von 6 Aquarellen, die sich auf den
Prozess MoreauPiohegru-Cadoudal (1804) beziehen, geschenkt
Oent, Die unter Mitwirkung des belgischen Staates vor
kurzem eröffnete internationale Kunstausstellung hat sich zu
einer der bedeutendsten Ausstellungen Belgiens gestaltet
Künstler Deutschlands, östei-reich- Ungarns, Frankreichs,
Englands, Hollands, Belgiens, Dänemarks und Norwegens
haben sich an ihr beteiligt; 1185 Kunstwerke, darunter 894
Gemälde, sind ausgestellt; überdies 171 Aquarelle und
Pastellgemälde, 98 Bildhauerwerke und Kupferstiche, Litho-
graphien und Bauzeichnungen. Da die Säle mit Kunstwerken
überfüllt sind, so ist es schwierig, eine vollständige Cbereicht
zu gewinnen. Deutschland ist ganz ansehnlich vertreten und
weist tüchtige Leistungen auf. Liebermann's Mai'ktbild aus
Haarlem, in gewohnter Manier und Meisterschaft gemalt, von
MeckeVs (Karlsruhe) Wasserschöpfer und arabische Schach-
spieler, Normann*s (Berlin) Sturm am Nordkap und Abend
an der norwegischen Küste, Vogels (Berlin) Am Meeresufer
und Marinebild, Schlichting's (Charlottenburg) Ansichten des
Seebades Hey st, Schröter's (Karlsruhe) Abend am Ufer des
Michiganseee, Kallmorgen*s (Grötzingen) Dorfbrand und
grünende Bäume, Vetter's (München) Genrebild, Tacke's
(Braunschweig) Faust und Mephistopheles in der Walpurgis-
nacht, die Porträts von Block (München) und Ondrusek
(Augsburg), Laubmann (München), sind ganz besonders
hervorzuheben. Die Düsseldorfer Malerschule hat sich
stark beteiligt; es ragen hervor: die Landschaftsbilder von
Flockenhaus, Winter und Jemberg, Holländische Dünen,
Arnz, Stillleben, Schottischer Auerhahn; Sonderland, Unnütze
Ermahnungen, Bolder, Siesta und Erdmann, Feindesrache.
Während die Werke deutscher Maler eifrige Würdigung
finden, haben die von Paris und aus Frankreich eingesandten
außerordentlich zahlreichen Gemälde eine gewisse Enttäu-
schung bereitet; fast sämtliche französische Gemälde, unter
denen es hervorragende Kunstleistungen giebt, waren schon
in den Pariser Salons ausgestellt. Die Porträts von Bonnat
(Renan), Ghabas, Dagnan-Bouveret, Besnard, die nackten
Frauengestalten von Roll, Raffaeli*s Pariser Typen, die schOn
gestimmten Landschaften von Adolphe und Viktor Binet
seien besonders erwähnt Mit tüchtigen und zahlreichen
27
Ausgrabungen und Funde. — Eunttbistorisches. — Vermischte Nachrichten.
28
Eunstleistungen sind die niederlftndischen Maler vertreten; ihr
Können beweisen namentlich die Landschaften und Genrebilder.
Unter den ersteren verdienen Mesdag (Haag), ,Die Nacht'',
Taco Mesdag (Scheveningen) Dünenbild, Roelofs Umgegend
Haarlems, De Bock (Haag) Ddnen, unter den letzteren Bosch-
Reitz (Amsterdam) Heringsverkanf in Comuailles — ein
pr&chtiges packendes Bild, — Breitner „Auf Befehle wartender
Unteroffizier**, Dekker (Amsterdam) Die Waisenmftdchen Haar-
lems, Henkes (Yoorburg) Raucher, und de la Mar (Amster-
dam) holländische Landmftdchen und Bäuerin besondere Er-
wähnung. Eine tüchtige Leistung ist das von Fräulein Schwarze
(Amsterdam) ausgestellte Familien -Porträtbild, mit großem
Können und seltener Fertigkeit gemalt. Der dänische Maler
Kroyer in Skagen hat nicht nur durch seine Landschafben,
sondern auch durch sein Porträtbild, welches die französischen
Ausschussmitglieder in der Kopenhagener Kunstausstellung
darstellt, einen Erfolg erzielt, einen größeren Erfolg Thaulow
(London) mit seinen prächtigen Schnee-EfiPekten. Hamiltons
(Glasgow) schottische Landschaften, Guthrie*8 (Glasgow) Dorf-
kinder seien besonders erwähnt. Grönvold(ChriBtiania) hat tüch-
tige Leistungen, wie „Das tägliche Brot" und „Unterbrochenes
Frühstück**, Smith-Hald (Bergen) ein schön gestimmtes Abend-
bild am NordQord ausgestellt. Die belgischen Maler, auch
die YoUlichtmaler, sind vollzählig vertreten. Vanaise's (Brüssel)
geschichtliches, dem Volkshelden Van Artevelde gewidmetes
Gemälde ist die bedeutendste Leistung; ihm schließen sich
Van der Onderaa, die Galerien des Juweelpaud auf dem
Antwerpner Jahrmarkt des 16. Jahrhunderts, Luyten, der
Ausstand, ein packendes wildbewegtes Bild einer Versamm-
lung ausständiger Bergarbeiter, Geets, Marionetten am Hofe
Margaretha*8 von Österreich, an. L6onFr^eric, stete eigen-
artige Wege wandelnd, stellte ein geistvoll, aber mystisch
gehaltenes Triptychon aus, welches im Mittelgemälde die
„Sainte-Face*S in den Seitengemälden ;,Gott den Vater** und
den „Heiligen Geist** darstellte. Verstraete, Totenwache in
den Kempen, Gluysenaer, die vier Reiter der Apokalypse, die
Landschaften von Claus, Baerteson, Beemaert, Den Duyts,
Van der Hecht, Stobbaerts, Stallbilder, Van Leempattens
Rückkehr von der Wallfahrt, Verweers, weidende Kühe,
Meuniers Bilder aus dem Borinage bekunden das Können
und Fortschreiten der belgischen Malerschule; auch die
Porträts von Lalaing, Herbo, Duj ardin sind wertvoll.
Unter den Aquarellen bleibt die hervorragendste Leistung
die Ausstellung von Hans Hemnann (Berlin). Sein Amster-
damer Fischmarkt, die Bäuerin aas Dordrecht und .die
Dämmerung sind Perlen der Aquarellmalerei. Auch die
Aquarelle von Staquet (Brüssel), Titz (Brüssel), Hagemans
(Brüssel), Lhermitte (Paris), van der Waag und Roelofs
(Haag) sind trefiPlich. Unter den Bildhauerarbeiten, welche
insgesamt das Können und Vorwärtsstreben der belgischen
Bildbauer aufs neue erweisen, ragen hervor: die Arbeiten
von Dillens, Vincotte, van der Stappen, Lambeaux, Gharlier,
Dubois, Samuel, Derudder und Le Roy. Rodln (Paris) hat
eine prächtige Marmorbüste von Puvis de Ghavannes aus-
ge8tellt;'auch eine Büste von Strobl (Pest) verdient Erwähnung.
Die Regierung und die Stadt Gent haben zum Ankaufe von
Kunstwerken auf dieser Ausstellung ansehnliche Mittel be-
willigt. (Vossische Zeitung.)
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
St In der Nähe von Bukarest hat man bei Ausgrabungen
die wohlerhaltenen Trümmer einer Säule gefunden, die im
Jahre 106 nach Ghristi Geburt errichtet ist. Die Basreliefii
stellen die Siege Trajans über die Daker dar.
KUNSTHISTORISCHES.
\* Dteumfangreiehen Ruinen der seit 1147 entstandenen
CisterxienseraJbiei Viüers in der Provinz Brabant, die 1796
zerstört wurde, sind, wie der „Vossischen Zeitung" geechrieben
wird, von der belgischen Regierung zu dauernder Erhaltung
angekauft worden. Die Ruinen umfeMsen das im Obergangs-
stil^ erbaute rechteckige Refektorium, den aus dem 14., 15.
und 16. Jahrhunderte stammenden, meist gotischen Kreuz-
gang und die von 1240 bis 1272 im gotischen Stil erbaute
Kirche. Im Innern befinden sich Grabsteine brabantischer
Herzoge aus dem 14. Jahrhundert
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
— Über das kunsthistorische Hofmuseum in Wien
bringen die „Münchener Neuesten Nachrichten" vom 19. Sept.
eine Korrespondenz aus Wien, welcher wir die nachfolgenden
Sätze entnehmen: „Das kais. kunsthistorische Museum hat an
Stelle des abtretenden Direktors Ritter v. Engerth einen neuen
Vorstand erhalten in der Person des bisherigen Kustos und
Direktorstellvertreters August Schaff er. Hatte seiner Zeit die Er-
nennung Engerths eine gewisse Überraschung hervorgerufen,
so ist die Wahl Schäffers noch viel schwerer zu erklären.*' —
„Während in Dresden, Berlin und dem Haag den Museen
Männer vorstehen, wie Woermann, Bode und Bredius, die
durch ihre gediegenen Arbeiten und langjährigen Studien
über alte Kunst sich eines europäischen Rufes erfreuen, ver-
traut man die Sammlungen des Belvedere einem homo novus
an, der sich bis vor zehn oder zwölf Jahren überhaupt nicht
mit alter Kunst beschäftigte. Einem tüchtigen Landschafts-
maler, der mehr aus Opportunität als aus Beruf sich in das
neue Fach fand, als Kustos der Akademie der bildenden
Künste mit Eifer der Sorge um die Galerie oblag, den be-
gonnenen Katalog aber als Torso zurückließ. Ein ganzes Leben
gehört dazu, um in dem Labyrinth der Nachahmer das Echte
zu erkennen, und nirgends ist der Dilettantismus gefähr-
licher, als bei der Beurteilung von Bildern. Wie soll sich das
gestalten bei Erwerbungen? Wohl hat es mit diesen seine
guten Wege. Seit dem Kauf des Triptychons von Gerard
David von Brügge aus der Sammlung Artaria*s ist nichts
zur Ergänzung der Galerie angekauft worden, was von Be-
deutung wäre. Für das genannte Bild hatten sich schon
vorher so viele Stimmen erhoben, dass' die Verantwortung
gering war. Aber wenn es gilt, andern Museen zuvorzu-
kommen, mit raschem Blick das Gute, Seltene zu erkennen und
zu erwerben, kann man nicht erst eine Enquete einberufen und
sich den Rücken decken.*' — ,,Sicherheit im Urteile lässt
sich nicht durch guten Willen ersetzen. Es kann die That-
Sache nicht weggeleugnet werden, dass man jetzt schon zur
Erkenntnis gelangt, die Aufstellung der Bilder sei eine
falsche und müsse geändert werden. Der Schwerpunkt
unserer Galerie ist die sehr reiche Sammlung von Bildern
des Rubens. Die bedurfte und bedarf nicht der aufdringlichen
schwerAIligen Rahmen, gegen deren Verwendung eine fein
empfindende Direktion Einsprache erheben musste. Der herr-
liche Ildefonsoaltar steckt in dem bauchigen Barockrahmen
wie in einem Gürtel von Watte, die Velazquez hängen in
falschem Licht, die Rembrandts desgleichen, und mittel-
mäßige, neuhinzugekommene Bilder drängen sich zwischen
die alten Lieblinge. Das große Publikum braucht eine Füh-
rung, um es allmählich zur Erkenntnis des Guten and Besten
zu erziehen« Die wird nicht gewonnen, wenn man das Auge
verwirrt und Gutes und Alltägliches durcheinander hängt.*'
Das Auftauchen angeblicher Originalkartdns der Äraxxi
von Raffael in Russland hat in London viel Btaub au%e-
29
Vom Kmurinnarkt. — EniiBtgescliiohtliches. — Dnickfehlerberichtigung. — Zeitechriften.
30
wirbelt, da die wirklichen Originale bekanntlich im Souih-
Kensington Museum aufbewahrt werden. Der Konservator
der Privatgalerien der Königin, Mr. Robinson, welcher in
dieser Frage mit Recht als Autorit&t gilt, äußert sich über
die russischen Funde dahin, dass dieselben weder Kartons
noch Gobelins seien; es sind thateftchlich nur Kopien in Tem-
perafarbe auf Leinwand, sicherlich nicht einmal von den
Londoner Originalen, sondern wahrscheinlich von den Qo-
belins in Rom kopirt, die in Flandern zu Lebzeiten Raffaels
für die Siztinische Kapelle angefertigt wurden. Die russischen
Wiederholungen kamen vor zwei oder drei Jahren Ofifentlich
in einer Gemäldegalerie in Gockspur-Street zur Ausstellung,
woselbst es sich erwies, dass sie etwa 150 Jahre später ge-
schaffen waren als die 1516 auf Befehl des Papstes Leo X.
von Raffael vollendeten Originale, ürsprflnglich waren es
bekanntlich zehn Kartons, von denen aber drei, die Steinigung
des hl. Stephanus, die Bekehrung Pauli und Paulus im
Kerker zu Philippi, verloren gegangen sind, jedoch in den
letzten Jahren als Wandteppiche denen von Rom nachge-
bildet wurden, und sich jetzt ebenMls im South-Kensington
Museum befinden. Die in „Ford-Abbey'' Herrn Evans ge-
hörigen Gobelins sind dagegen ein schönes Duplikat, in Arras
während des 16. Jahrhunderts angefertigt, ebenso wie die
wundervolle Serie des Berliner Museums. Es scheint, dass
man in einer Periode vor 150 Jahren nach Herstellung der
Originale fast in jedem Lande diese letzteren reproduzirte.
Selbstverständlich repriLsentiren die Nachahmungen alle nur
denkbaren Rangstufen des Wertes. Auf den Rat von Rubens
kaufte Karl L von England die Originalkartons und ließ in
der königlichen Manufaktur von Mortlake mehrere Gewebe
danach herstellen. Oliver Cromwell ließ bekanntlich alle
Kunstschätze Karls I. verkaufen, nur diese Raffaels blieben
verschont, weil er sich persönlich für dieselben interessirte,
und sie wurden zuerst provisorisch im Whitehall-Palast, später
durch Wilhelm III. im Hampton-Gourt-Palast untergebracht.
Die Königin lieh die herrlichen Werke dem South-Kensington
Museum. Indessen dürfte es unzweifelhaft sein, dass der
Rauch und schwarze Nebel Londons in absehbarer Zeit den
kostbaren Stücken sehr nachteib'g werden vnrd, obgleich sie
sich unter Glas befinden. Die Wandteppiche in Ford-Abbey
kamen gleichfalls durch Cromwell dorthin; der Lord Protektor
schenkte sie einem sehr hoch in Gnaden bei ihm stehenden
Justizbeamten, dem Vorfahren der jetzigen Besitzer.
V. SOHL.
St. Londofi, Die Nationalgalerie hat von Lady Hamilton
neben andern Bildern ein bezeichnetes Bild von Sir Josnah
Reynolds als Legat erhalten, das die Lady Gockbnm und
ihre Kinder darstellt und welches nach dem Stiche von
G. Wilkie unter dem Namen Cornelia und ihre Kinder be-
kannt ist.
^ Die evangelische St. Paulus-Pfarrkirche in Frank*
fürt am Main wird soeben im Innern mit einem von der
Stadtverwaltung bewilligten Kostenaufwande von 50000 Mk.
restaurirt und durch ein von dem Bildhauer Rumpf ge-
schaffenes Reliefbild von Philipp Jakob Spener, dem Senior
der Frankfurter Geistlichkeit (von 1666 bis 1686), geschmückt.
s= tt. Freiburg im Breisgau, Am 2. Oktober fand im
Bahnhofstadtteile, „Stühlinger" genannt, die feierliche Grund-
steinlegung des Neubaues der Herz-Jesu-Kirche durch den
Erzbischof Dr. Roos statt. Die Entwürfe zu dieser dritten
katholischen Pfarrkirche Freiburgs rühren von dem 1891 ver-
storbenen erzbischöflichen Bauinspektor Franz Bär her und
es ist nur zu bedauern, dass die nur beschränkt vorhandenen
Geldmittel Veranlassung sind, bei der Ausführung sowohl
den Kuppelbau auf der Kreuzung der Schiffe als auch den
Chorumgang und Kapellenkranz wegzulassen; immerhin
wird der Kostenaufwand noch 400000 Mk. betragen. Die
Vorderfront soll zwei Türme erhalten.
VOM KUNSTMARKT.
Berlin. Am 25. und 26. Oktober findet bei Rud. Lepke
eine Versteigening von Ölgemälden und Aquarellen deutscher
und ausländischer Meirter ersten Ranges, femer einer kleinen
Kollektion Terrakotten (Tanagrafignren) u. s. w. aus dem
Besitze des Hofkunsthändlers Fritz Gurlitt in Berlin wegen
Liquidation des Kunstlagers in der Behrenstrafle statt
St Ludwig Rosenthals Antiquariat in München ver-
sendet soeben Katalog 85: Auswahl seltener und kostbarer
Porträts. Holzschnitt, Kupferstich: Radirung, Schabkunst.
Porträtwerke. „Mit einem alphabetischen Register der Künst-
lernamen.*' Demnächst erscheint Katalog 90: Holzschnitt und
Kupferstich im XV. Jahrhundert.
St. Soeben erschien im Verlage von Karl W. Hierse-
mann, Spezialbuchhandlung fUr Kunst- und Kunstgewerbe
ein reichhaltiger Katalog (Nr. 106), über 3000 Nummern ent-
haltend, Über Architektur, Ornamentik, Innendekoration,
Möbel, einschließlich der vom Architekten Heinrich Müller
in Bremen hinterlassenen Bibliothek.
KUNSTGESCHICHTLICHES.
Zu dem Aufsatz über Rembrandts Deekenbild im Amster-
damer Rathaus (S. 569 des vorigen Jahrgangs) ist nachzu-
tragen, dass Cornelius Hofstede de Groot nicht der einzige
gewesen ist^ der den Zusammenhang des Stockholmer Bildes
mit dem des Amsterdamer Rathauses erkannt hat. Der Ge-
nannte hat seine Vermutung Herrn Bredius gegenüber ge-
äufiert, hat aber dann der Besichtigung des Bildes im Amster-
damer Rathause nicht beigewohnt Bei dieser haben Madsen
aus Kopenhagen und de Roever unabhängig die gleiche Ver-
mutung wie Hofstede de Groot ausgesprochen, letzterer hat
sie zuerst im Nieuwe Rotterdamsche Gourant veröffentlicht
Dies zur Steuer der Gerechtigkeit p. SCH.
DRUCKFEHLERBERICHTIGUNG.
Seite 2 der Kunstchronik Zeile 18 von oben lies Landau
in der Pfalz statt Landshut i. d. Pf.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine KmtBtehronlk. 1892. ITr. 21.
Tatramaler. Von Dr. A. Nossig. — Internationale Kunstans-
stellong in Manchen. Von H. Peters. — Rosenbain-Albuin.
Von B. Schäfer.
Bayerisehe Geirerbeseitong. 1892. Nr. 18.
Die Reichsgesetze zum Schutze des gewerblichen geistigen
Eigentums. Von G. Davidsohn.
L'Art 1892. Nr. 681.
La oomödie d^a^Jourd'hiii. Yon F. Lhomme. — Les Artistes
franoais pendant la Revolution. Von H. de Ghenneviöres.
Zeitsehrlft fVr ehrisfUelie Kunst. 1892. H. 7. Oktober.
Der Mantel der heil. Elisabeth im Elisabetherinnen- Kloster
zu Klagenftirt. Von A. Rigl. — Über Oewölbescheiben. Von
F. Cr Uli. — Kreuskapellchen eq Gnojaa, Kreis Marienbnrg
(Wpr.). Von Steinbrecht. — Gedanken ttber die moderne
Maierei. II. Von F. Kopp 1er.
The Art Jonmal. Oktober 1892.
Professor Herkomer's School. — English and American Archi-
tectnre. Von H. Townsend. — John Linnels Country. Von
A. T. Story. <- The Fnrnishing and Decoration of the house.
V. Carpets and Curtains. Von A. Vallance. ~ Rambles in the
isle of ^igth. III. Von M. B. Huish.
The Magaiiiie of Art. Oktober 1892.
Jan van Beere. Von M. H. Spiel mann. — Copyright in Works
of flne Art. In two parte. 11. Considerations and snggestions
for a new bill. Von G. B. Samuel. — The Dixon bequest at
Bethnal Green. III. The Engllsb Oil-Paintlngs. Von W. Shaw-
Sparrow. — Burmese Art and Burmese Artists. IL Von U.
L. Tilly — Freuch Feeling in parislan pictures. Impressions
of the Salons. Von B. Hamilton.
3t
Inserate.
32
Die Italieniscben Photograpliien
aller VerlagBanstalten. Out uncl bilUor*
Kunsthandlung HUGO GROSSES, Leipiig.
Kataloge. Answalilsendangeii. [479
Oemftlde alter Meister.
Der üntereeichnete kauft stete hervorragende Origin^e alter Meister, yowflgUoh der
Biederländisohen Schule, yermittelt aufs schnellste and saohyerstind^te den Verkauf
SÄSß« W€Jke.^e kompl. Sammlnngen und übernimmt Auftrüge fBr aUe gfiteseren
Qemudeanktionen des In» and Aaslandes.
P,u..Ä Jli' . I"« Josef Th. Schall
Qemäldesaal in Frankfurt a. M.
Avigtelliuiffeii ud Auktionen ron «em&lden, Antiqiütftton nnd Kunst^effen-
sttoden. -Kataloge auf Wnnech gratis und franko durch Rudolf Bangel m
Frasüäirt a. M., Kunstauktionsgeschaft gegr. 18Ö9, [468
Ein vorzügliches Originalgemalde
.Jn der Dämmerstunde"
(Lebensgroßer weiblicher Akt)
von Karl Staulfer-Bern, ißt zu massigen
Preisen verkäuflich. Anfragen gefälligst
zu richten an Rad. SchuateP, Kunst-
handlung, Berlin SW., Jerusalemer
Strasse IB.
Joseph Baer & Co.
Buchliändler u. Antiquare.
Frankfurt a./XI-
Grösstes Lager arohitektonischer
und kunstgewerblicher Werke.
Soeben erschien: t*^
Yerzeiclinis wertvoller Werke
aus dem Gebiete der
Kunstwissenschaft
meist aus Rudolf Weigeis Verlag
2U namhaft ermässigten Preisen.
Andiesen. — Apell. — Archiv f zeichn.
Künste. — Bartsch. — Holzschnitte be-
rühmter Meister. — Passavant. — Ru-
mohr. —Weigeis Kunstlager. — Kataloge.
Verlag von E. A. Soomann in Leipzig.
DORER
Geschichte seines Lebens und seiner Kunst
von M. THAUSING.
Zweite, verbesserte Auflage in 2 Bänden
gr.8. Mitniustr.; kart. M. 20.— ; in Halb-
franzband M. 24. — .
Neuer Verlag Yon L A. SEEIAHH In Lelprifr
Soeben erschien:
Das Stilisiren
der
Tier- und NensebenformeD
von
Zdenko Ritter Schubert V. Soldern,
k. k. Professor an der deatschen technischen
HoohdOhale in Prag.
Mit 146 Illufltrationen. Brosch. 4 uff.
Das ajltfettfd?e
lomgefel ht |lla|lik
toon
afolaxiteiS Vttn, Dr. phil.
©r. 4 Jf, geb. 5 Jf.
2>at endt %itbi auf Oninb einer neuen (Snt>
roictelung bet ®efe^ beS ^»laitifd^en ®ti(S sum erften«
mal eine — fftc ftunftfreunde unD ftttnftler gleich
inteceffantc — ttitalQie bec )»Iaftif(^en ÜRotibc an
ber ^anb ber n)i(^tigften IBerle ber ©rulpmr auS
altet unb neuer Seit»
» Handfertigkeiten Nr. 3. *
Anleitung
zu
iDdischen iDtarsiaarbeiten
von
J. Matthias.
Mit 48 Abbildungen auf 8 Tafeln.
Brosch. 1 Jf.
Neue Kunst^Kataloge.
Katalog 69.
Ornamentik und Rnnstgewerbe.
1918 Nummern ; mit 60 mastra-
tionen« Reichhaltige Sammlung von
Omamentstichen, Architektur- und Deko-
rationswerken vom 16. bis Ende des 18.
Jahrhunderts. [676
Preis: M. 4. —
Ferner versenden wir gratis und franko :
Katalog 85.
Answahl seltener nnd kost-
barer Porträts.
1824 Nummern mit 8 Reprodnktionea.
Demnächst erscheint:
Katalog 90.
Holzschnitt und Kupferstich
im XV. Jahrhundert
Etwa 200 Nummern, mit 82 Bepro-
duktioaen.
Ludwig Rosenthals Antiquariat.
MUnohen, Hildegardstr. 16.
Neuer Verlag von E. A. SEEMANN ii Leipäg.
Bdträfle znrKnnstgescMchte NeneFolgeXlX.
Die ntnU
und
die kirchliche Wandmalerei
ün Abendlande
vom 5. bis zum 11. Jahrhundert
von
Dr. E. Steinmann.
Brosch. 4 Jf,
Verlag von E. ▲• Seemann in Lelpsig .
HEIDEN,
'^MOTIVE.
9^000 Oi-namento allem*
Zeit«»ii uvkI 'Xeolinilceii.
„Eine währe Fnndgnibe von Vorbildern, die
mit feinem Geschick und großer Sachkennt-
nis ausgesacht sind, für den kunstgewerb-
lichen Interessenten nnd Prodacenten ein
anentbehrliches Rüstzeag." — Prospekte
gratis und franko. Heft 1^10 zur Ansicht
durch alle Bachhandlangen.
Bis 16. Mai erschienen 56 Hefte.
300 Tafeln. Preis 60 Mark. 60 Hefte.
Tu half Der Schluss der Londoner Knnstsaison. Von v. Schleinitz. — Die dritte internationale Äqaarellansstelung in Dresden. Von
Inhalt. Der scmMsaer^onaoii«^^^^^ das System der Künste; Pastor, DonateUo. - Dubravf; G. Bleibtrent; E Signolf;
Ph öirMd + -A Essenwein t. - Q. Jaensch; P. Breuer; P. Thumann. - Winterthur: Ausstellung aus Privatbesitz; Wien: Aka-
denne defbil'dendin Künste; Ohristiania: Kunstausstellung; Breslau: Kunstausstellung: Paris: l^'^henk wi daj Mu^^^
Für die Redaktion verantwortlich Artur Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
KUNST
/
(fA^-o A^
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
AnkQndigung&blatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
Hengassa 68.
BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
^
1892/93.
Nr. 3. 27. Oktober.
Die Knnstchronik erscheint als Beiblatt zur «Zeitschrift für bildende Kunst* and znm „Ennstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark and amfasst 83 Kummen. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst' erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Terlagshandlung keine Qew&hr. Inserate, ä 80 Pf. fttr die dreispaltige PetitKeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein h Yogler, Bad. Messe u. s. w. an.
RUBENS' HEILIGE CÄCILIE
IM BERLINER MUSEUM, GESTOCHEN
VON G. EILERS.
Das ganz von Rubens' eigener Hand gemalte
Bild der Berliner Galerie, das die heilige Patronin
der Musik unter der Gestalt der zweiten Gemahlin
des Meisters in der reifen Fülle ihrer Schönheit dar-
stellt, darf sich eines Stammbaums rühmen, der bis
in Rubens' Werkstatt zurückführt. Es kann keinem
Zweifel unterliegen, dass das Berliner Bild mit jenem
identisch ist, das in dem gedruckten Verzeichnis
des zur öffentlichen Versteigerung bestimmten, künst-
lerischen Nachlasses des Meisters unter Nr. 93 auf-
geführt ist. Wie manch anderes Bild, das Helena
Fourment in ihrer wirklichen Erscheinung oder in
einer allegorischen oder mythologischen Verkleidung
wiedergab, hatte er auch dieses zu eigener Augen-
weide in seiner Werkstatt zurückbehalten. Überdies
muss es auch, wie die malerische Behandlung deut-
lich erkennen lässt, erst in den letzten Lebensjahren
seines Schöpfers entstanden sein, wie Rooses an-
nimmty 1639 oder 1640. Jedenfalls hat Rubens noch
die Zeit gefunden, an eine Reproduktion des Bildes
durch den Kupferstich zu denken, mit der er Jan
Witdoeck beauftragte. Wie wir aus einem Briefe
des Druckers Balthasar Moretus wissen, war Wit-
doeck der einzige Stecher, den Rubens in den letzten
Jahren seines Lebens noch regelmäßig beschäftigen
konnte, weil seine zunehmende Handgicht ihn hin-
derte, mehr Vorlagen für andere Stecher anzufertigen
und ihre Probedrucke zu retouchiren. Dieser letzte
Stecher, der unter Rubens' Leitung gearbeitet hat,
war leider auch der schwächste. Aber er kam we-
nigstens den damaligen künstlerischen Anschauungen
des Meisters insofern entgegen, als er sich auf starke
malerische Wirkungen verstand. Über dem Stiche
der heiligen Gäcilie hat aber noch ein besonderer
Unstern gewaltet, da er offenbar nicht mehr bei
Rubens' Lebzeiten vollendet worden ist. Denn er
trägt nicht, wie Witdoecks andere Hauptblätter, das
dreifache Privileg, jene dem Künstler vom Könige
von Frankreich, den Regenten Belgiens und den
holländischen Generalstaaten erteilte Schutzmarke,
durch die Stiche nach Rubens' Werken als unter
seiner Aufsicht und Mitwirkung entstanden beglau-
bigt werden. Daraus erklärt sich auch, dass der
Kopf der Heiligen keine Spur von der tiefen Be-
seelung, von der heiligen Begeisterung, womit ihn
Rubens ausgestattet, wiedergiebi Im übrigen hat
sich Witdoeck aber sehr eng an das. Urbild ange-
schlossen, nur mit dem Unterschied, dass sein Stich
das Original von der Gegenseite reproduzirt.
Das Bild gehörte nicht zu denjenigen, die nach
Rubens' Tode zur öffentlichen Versteigerung kamen.
Wie Genard aus Urkunden mitgeteilt hat, erhielt es
ein Herr van Ophem zum Geschenk, weil er bei dem
Verkauf von 29 Bildern an den König von Spanien
gute Dienste geleistet hatte. Nach den Ermittelungen
von Rooses (L'oeuvre de P. P. Rubens H. p. 240)
tauchte es wieder bei der am 30. Juli 1742 in Paris
erfolgten Versteigerung der Sammlung des Prinzen
von Carignan auf. Es wurde für 10000 Livres ver-
kauft, vermutlich an den Herzog von Tallard; denn
bei der Versteigerung von dessen Sammlung am
22. März 1756 ging es für 20050 Livres in den Be-
35
Die Zimbabwe-Ruinen.
36
sitz des Königs Friedrich II. von Preußen über, aus
dem es in das Berliner Museum gekommen ist.
Als Professor Gustav Eilers, der sich durch eine
Reihe höchst fleißiger Grabstichelblätter, vornehmlich
durch die mustergültige Reproduktion des Morett und
des Kaufmanns Gyze nach Holbein bekannt gemacht
hat, an die Aufgabe ging, von der heiligen Cäcilie die
erste würdige Übersetzung in die Ausdrucksweise der
schwarzen Kunst zu geben, war er sich von vornherein
klar darüber, dass dieser feinen Blüte des Rubens*-
sehen Kolorismus mit dem Grabstichel nicht beizu-
kommen ist. Er wandte deshalb eine kombinirte
Technik an, indem er zunächst das ganze Bild ra-
dirte und dadurch etwas der Untermalung Adäquates
schuf. Dann nahm er den Grabstichel zur Hand
und brachte damit namentlich in den Fleischpartien,
im Antlitz und im Halse der Heiligen und in den
nackten Körpern der Engelsbübchen jenen leuchten-
den Schmelz, den das kräftige Impasto des Meisters
dem Urbilde verliehen, zur vollen Anschauung und
Wirkung. Endlich half er noch mit der kalten
Nadel nach, und aus der Verbindung dieser Methoden
ist eine Reproduktion erwachsen, welche die durchsich-
tigen Schatten, die Reize des Helldunkels und die
unendliche Mannigfaltigkeit der ineinander über-
fließenden Halbtöne ebenso treu widerspiegelt, wie
die in volles, blondes Licht getauchten Stellen, ohne
dass letztere aus der bezaubernden Harmonie des
Farbenkonzerts herausfallen. ^)
Es ist merkwürdig, dass auch dieser zweite
Stich nach der heiligen Cäcilie einem Missgeschick
begegnet ist. Als die Arbeit des Stechers schon
ziemlich weit vorgerückt war, wurde das Bild einer
Reinigung unterzogen, und dabei ergab es sich, dass
es an manchen Stellen, namentlich in der Gewandung
der Heiligen, durch Übermalungen, vermutlich im
vorigen Jahrhundert, verunstaltet worden war. Nach-
dem diese Zuthaten beseitigt worden waren, erschien
die Handschrift des Meisters in ihrer ursprünglichen
Reinheit, deren Echtheit übrigens durch einen Ver-
gleich mit dem alle Äußerlichkeiten genau wieder-
gebenden Witdoeck'schen Stiche bestätigt wird. Da-
nach war Eilers genötigt, seine Arbeit einer gründ-
lichen Umwandlung zu unterziehen, die für ihn aber
den Vorteil hatte, dass er noch tiefer in den Geist
des Rubens'schen Stils in seiner höchsten Entwick-
lung eindringen konnte.
ADOLF R08ENBERQ.
1) Das Blatt, dessen StichgröOe 60: 44 cm beträgt, ist
in zwei Abdrucksgattungen, in 60 Frühdrucken auf echt
Chinapapier mit Rubens* Bildnis als Marke und in Schrift-
drucken auf Chinapapier, im Selbstverlage des Stechers er-
schienen. Den Vertrieb hat die Kunsthandlung von Paul
Bitte in Berlin übernommen.
DIE ZIMBABWE-RUINEN.
Mr. Theodor Bmtj der wohlbekannte Afrika-
reisende und Archäologe, hielt bei Gelegenheit des
Orientalistenkongresses in London einen längeren Vor-
trag über seine Forschungen und Ausgrabungen der
Zimbabwe-Ruinen. Er war bei deren Vornahme von
seiner Gemahlin b^leitet, die unerschrocken alle
Gefahren teilte und speziell alle photographischen
Aufnahmen machte. Westlich des Sabaefiusses sind
zahlreiche Komplexe von Ruinen über das ganze
Land zerstreut. Derjenige Teil der Ostküste Afrikas,
der heute Sofala genannt wird und unter portugie-
sischer Herrschaft steht, wurde einst als das Land
Ophir und Sitz der Königin von Saba angesehen,
ob mit Recht, kann auch heute noch nicht ent^
schieden werden; indessen der uralte Name „Sabae-
äuss*' lässt eine gewisse Ideenverbindung als gerecht-
fertigt erscheinen. Die von dem Reisenden entdeckten
Ruinen liegen 15 englische Meilen von dem Fort
Viktoria entfernt Die großen Zimbabwe-Ruinen
nehmen einen sehr bedeutenden Flächenraum ein und
bestehen aus einem massiven, kreisförmigen Gebäude
auf einem mäßigen Hügel, von wo aus sich ein weit
verzweigtes Netz von Baulichkeiten das Thal ent-
lang zieht, während auf einer 400 Fuß hoch ge-
legenen Felsenplatte in ungeheurer Ausdehnung eine
labyrinthartige Festung angelegt ist Die Höhe der sie
umgebenden Mauern beträgt 30 Fuß, ihre Dicke
16 Fuß, und zwar in so regelmäßiger und mühsamer
Konstruktion, dass man dieselbe wohl sicher als
Sklavenarbeit ansehen kann, da Zeitdauer kein Hin-
dernis gewesen zu sein scheint Viele Beweise
deuten darauf hin, dass in den aufgefundenen Türmen
die Kultusceremonien stattfanden.
Die Festung umschloss in der Mitte einen Tempel,
in dem Gefäße aus Diorit-, Speck- und Seifenstein
standen, die mit Figuren und Jagdscenen bemalt
waren. Die interessantesten Entdeckungen knüpfen
sich an die frühere Goldgewinnung. Dass Gold hier
in großen Mengen vorhanden gewesen sein muss,
ist mit Sicherheit zu behaupten ^ da selbst minder-
wertige Waffen und geringfügige Gegenstände aus
anderen Metallen gelegentlich mit Gold reparirt
sind. Als Resultat der Entdeckungen hält der
Forscher folgendes für höchst wahrscheinlich: die
37
Die Gemälde des Zeitblom und Scbülein in der ungarisclien Landesgalerie. — Bücberscbau.
38
Ruinen gehören nach ihrer Bauart, Herstellungsweise
und Eigenart keinem bisher bekannten afrikanischen
Stamme an, jedenfalls zeugen sie aber von einem hoch-
entwickelten und civilisirten Volke, welches Gold
produzirte und zum Schutz hierfür die befestigte
Stadt angelegt hatte. Die vorgefundenen Überreste,
so namentlich schönes arabisches Glas, kleinere Vögel
als Amulette, deuten auf Arabien, Asien und das
graueste Altertum hin; ebenso stellen die steinernen
Vögel die assyrische Astarte oder Venus, jedenfalls
das weibliche Element in der Natur, vor. Die großen
Zirababwe-Ruinen sind nicht phönizischen, wohl aber
vor - mohammedanisch - arabischen Ursprungs , dann
aber tritt unverkennbar persischer Einfluss hervor.
Forts ähnlicher Art, wie die Hauptruinen, sind im
ganzen Lande zerstreut. r. SOHL,
DIE GEMÄLDE DES ZEITBLOM UND SCHÜ-
LEIN IN DER UNGARISCHEN LANDES-
GALERIE.
Jahrzehnte lang und bis in die neueste Zeit
haben die Tafeln mit dem Tod der Maria und den je
drei Heiligen daneben als inschriftlich beglaubigte
Werke Zeitblom's und Schtilein's gegolten. Diese
Tafeln stanmien aus Münster bei Augsburg und
waren eine Zeitlang im Besitz Ipolyi's, der sie der
ungarischen Landesgalerie tibermachte. Ein genaues
Studium der Inschriften auf diesem Mtinsterer Altar-
werk veranlasste mich, in meinen «Kleinen Galerie-
studien" (S. 248 ff.) die angebliche Bezeichnung mit
den Künstlernamen für falsch zu erklaren. „Was
man . . . heute auf den Tafeln liest, stammt wohl
kaum aus Münster, sicher nicht aus Zeitblom's Werk-
stätten sondern ziemlich wahrscheinlich aus der Zeit
der Boisserde, der Zeit von Grün eisen und Mauch,
aus der Zeit des Restaurators Eigner. ** Nun finde
ich nachträglich in Naumann's Archiv für die zeich-
nenden Künste (VI, 1860, S. 18) eine Mitteilung
E. Harzen's über die Münsterer Tafeln, die meinen
Hinweis auf den verdächtigen Eigner überaus kräftig
stützt. „Das erwähnte Flügelbild" (so heißt es von
jenem angeblich signirten Flügel mit S. Gregorius,
Johannes Evangelista und Augustinus) „befand sich
noch im vorigen Jahre im Atelier des Herrn Konver-
sators Eigner zu Augsburg aufgestellt, dessen Güte
ich die Mitteilung der betreffenden Partikularien ver-
danke." Hier hätten wir's also: die Inschriften mit
den Künstlernamen stammen fast sicher von Eig-
neres geschickter Fälscherhand, die demnach in die
Zeitblom-Schülein- Frage, mutatis mutandis,eine ähn-
liche Unordnung gebracht hätte, wie ehedem auch
in die Holbeinfrage durch die berüchtigte Inschrift
auf einem der Augsburger Bilder. Also, Ehre dem
Eigner'schen Andenken!
Über die Identität des Altarwerkes aus Münster,
das durch Eigneres Hände gegangen ist, mit den
Tafeln, die gegenwärtig in der ungarischen Landes-
galerie zu sehen sind, giebt es keinen Zweifel, da
Harzen's Beschreibung hinreichend genau ist, um
eine Verwechslung auszuschließen.
Wien, 27. August 1892.
Ih\ TIL V. FRIMMEU
BÜCHERSCHAU.
Die Kwistlefire Daniels und Giott6*s Kunst Antrittsvor-
lesung von n. Janitschek, Leipzig, Brockhaus 1892. .Sl S. 8.
* Im Eingange beschäftigt sich der Autor mit der Bc-
griifsbestimmung und den Aufgaben der Kunstgeschichte und
definirt diese mit seinem Vorgänger Anton Springer als
y, einen Ausschnitt aus der Geschichtskenntnis eines Volkes,
einer Zeit", in dem nicht bloß die Gesetze darzulegen sind,
„unter welchen das Schöne keimt und ausreift'S sondern
durch den ,,auch Auge und Seele für die Wahrnehmung des
Schönen in den Kunstwerken der Vergangenheit und Gegen-
wart'* erzogen werden sollen. „Das Kunstwerk ist nie etwas
anderes als ein durch die künstlerische Anschauung revi-
dirtes Stück Natur.'* Und da die künstlerische Anschauung
nicht bloß von dem Temperament des Künstlers abhängig,
sondern auch durch Ort und Zeit bedingt ist, müssen diese
bestimmenden Faktoren durch die Kunstgeschichte genau
erforscht werden, um den richtigen Standpunkt für die Wür-
digung der Kunsterscheinungen zu gewinnen. — Für die
Kunst Giotto^s, zu deren Betrachtung Janitschek dann über-
geht, ist die Kunstlehre Dante's längst als grundlegendes
und erklärendes Element nachgewiesen. Schnaase besonders
hat die innere geistige Verwandtschaft beider treffend er-
örtert. Aber die künstlerischen Anschauungen des großen
Dichters blieben im einzelnen noch schärfer zu präzisiren
und auf ihre Wurzeln sowohl in den Stimmungen seiner
Zeit als auch in den Systemen seiner Vorgänger zurückzu-
führen. Dies bildet den weiteren Inhalt des Janitschek'schen
Vortrags. Die Untersuchung gipfelt in den Sätzen: „Dar-
stellen kann der Künstler (nach Dante^s Lehre) nur, was er
innerlich zu erleben vermag. Lebenswahrheit ist das höchste
Ziel des Künstlers.'* Da liegen die tiefen Analogieen mit der
Kunst Giotto's. Während die Kunst des Mittelalters Hand-
werk blieb und es auch durch Cimabue nur zu der erhaben-
sten Stufe strenger T^pik brachte, beginnt in Giotto zum
erstenmal die Seele des künstlerischen Individuums sich zu
regen; „energische Mitempfindung durchdringt den evange"
lischen oder legendarischen Stoff**; darin wetteiferte Giotto
als Maler mit Dante als Poeten; er entdeckte „die Natur der
Seele für die Malerei, wie Dante für die Dichtung", und darf
deshalb an die Spitze der Künstler des Rinascimento gesetzt
werden, wenngleich erst seinen Nachfolgern, den Meistern
des Quattrocento, die „Entdeckung der äußern Natur", und
damit die volle Befreiung von den Fesseln des mittelalter-
lichen Stils gelang. Jene Wahrheit in der Schilderung des
Seelenlebens aber, „die Energie in den Ausdrucksformen'*,
hat die Zeitgenossen so begeistert, dass sie die äußerlichen
39
Kunstlitteratur. — Nekrologe.
40
Mängel der Darstellungen Giotto's ganz übersahen und ihn
als den Begründer des „stile nnovo" priesen. Wir kunst-
geschichtlichen Betrachter müssen gleichsam zu Zeitgenossen
Giotto's werden, um zu empfinden, welche Künstlerkraft sich
in ihm birgt. — Und dies gilt von allen Meistern, von denen
der Gegenwart wie von denen der Vergangenheit: den Genius
begreift nur, wer sich ehrfürchtig in sein Wesen und Wer-
den vertieft.
Das Kunstverständnis ron heide. München, C. Fritsch.
1892. 67 S. 8.
* Diese anonym erschienene kleine Schrift, als deren
Verfasser wir wohl einen Münchener Maler der jüngeren
oder mittleren Generation anzunehmen haben, enthält in
etwas umständlicher Form so mianche gute Gedanken und
gesunde Grundanschauungen, dass wir sie den Lesern und be-
sonders unsern maßgebenden Kunstbehörden zur Beachtung
empfehlen möchten. Der Autor klagt über die niedrige Stufe
des heutigen Kunstverständnisses, im Vergleiche mit dem
weitverbreiteten Sinne für Musik und Litteratur, und be-
schäftigt sich eingehend mit den Mitteln, diesen Zustand zu
verbessern. Vor allem wünscht er das Publikum darüber
gründlich aufgeklärt zu sehen, dass es nicht im Gegenständ-
lichen, „Begebenheitlichen'* (wie er sagt), sondern allein in
der Art der Darstellung den Wert der Kunst suchen müsse.
„Die Schönheit im Leben und die Schönheit in der Kunst
sind 7wei grundverschiedene Dinge.'' Für die Malerei ist
das „Prinzip der reinen KoloristiV das einzige wahrhaft
moderne Prinzip. — Dann sei mehr für den fertigen Künstler
zu thun, nicht alles und Übermäßiges für den lernenden.
Die Kunst braucht nicht nur Schulen und Stipendien, sondern
vornehmlich Aufträge. Ohne diese müsse sie verkümmern.
— In Sachen des Ausstellungswesens eifert der Autor lebhaft
gegen die übertriebene Ausländerei. Diese müsse den Aus-
ländem selbst verächtlich vorkommen. „Die übermäßige
Bevorzugung der fremden Kunst hat bei uns schon einmal,
in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, die
heimische Kunst zu Fall gebracht" — Nicht ohne Berech-
tigung fuhrt der Autor Klage über die Präponderanz der
Architekten im modernen Kunstschul- und Gewerbewesen.
Er will, dass Maler und Bildhauer auch in diesen öffent-
lichen Angelegenheiten mitraten sollen. Der künstlerische
Greist der Architektur selbst werde gewinnen, wenn Maler
und Bildhauer den Einfluss auf ihr Schaffen zurückgewännen,
den sie in der Renaissance besessen. Am geföhrlichsten aber
sei das in unserer Zeit so häufige Dreinreden von Laien bei
der Entscheidung der höchsten Kunstfragen. „Das Höhere
und Höchste zu verstehen, ist nicht Sache jedes gewöhn-
lichen Menschen, ebenso wie es für einen gewöhnlichen Vogel
schwer sein möchte, einem Adler in seinem Fluge zu folgen.**
* „Die Baukunst der Griechen'* von Josef Dwrm, eine der
für unsere Leser besonders wichtigen Abteilungen des be-
kannten, bei Bergsträßer in Darmstadt erscheinenden „Handi-
buchs der Architektur*', ist soeben in neuer, vollständig um-
gearbeiteter Gestalt erschienen. Das Decennium, welches seit
der ersten Ausgabe des Buches (1881) verflossen ist, hat uns
u. a. die epochemachenden Funde von Tiryns und Pergamon,
die großen Publikationen über Olympia und Kleinasien und
eine Reihe von Einzelforschungen und systematischen Werken
über die hellenische Architektur gebracht» so dass die ältere
Durm'sche Behandlung des Gegenstandes sich als an Haupt und
Gliedern unzureichend erwies. Der Verfasser begnügte sich
jedoch nicht mit einer sorgfältigen Ausnützung der neuesten
Litteratur für die Zwecke seines Buches, sondern verschaffte
sich selbst auch erneute Autopsie der klassischen Denk-
mälerstätten; er war demnach in der Lage, den modernen
Pfadfindern kritisch nachzugehen und ihre Resultate teils
nach eigener Anschauung zu bestätigen, teils zu ergänzen
und zu berichtigen. Der Umfang der zweiten Auflage ist
auf 38G Seiten angewachsen (gegen 247 der ersten). Auch
die Illustrationen sind durch viele neue, zum Teil von Durm
nach der Natur gezeichnete Stücke vermehrt. Eine ganz
besonders wertvolle Beigabe bildet das von dem rühmlichst
bekannten Archäologen Prof. Dr. F,von DuJm in Heidelberg
herrührende, musterhaft gearbeitete Register. Dasselbe ent-
hält nicht nur die alphabetisch geordnete Übersicht über alle
in dem Buche behandelten Ortschaften und Denkmäler,
sondern in klein gedruckten Seitenkolumnen aubh ein voll-
ständiges Verzeichnis der dazu gehörigen wichtigeren Litte-
ratur, unter Ausschluss des Veralteten und unter Weglassung
der bekannten Handbücher und Nachschlagewerke. Alles in
allem genommen, löst das Durm'sche Buch in der vorliegen-
den zweiten Bearbeitung die ihm gestellte Aufgabe, uns von
der Architektur der Griechen ein klares, wissenschaftlich
begründetes Bild zu geben, in vorzüglicher Weise, und darf
allen Architekten, Archäologen und Schulmännern aufs
wärmste empfohlen werden.
Die Schönheit. Vortrag von Dr. Gustav Ghgau, o. Prof.
d. Philosophie. Kiel und Leipzig, Lipsius & Tischer. 1892.
26 S. 8.
* Der Vortrag wurde im Saale der höheren Mädchen-
schule zu Kiel zum Besten des Gustav-Adolf- Vereines gehalten,
und hieraus erklärt es sich wohl, dass der Ton mehr dem
des protestantischen Kanzelredners als des ordentb'chen Pro-
fessors der Philosophie entspricht. Mit den Grundanschau-
ungen des Autors können wir uns übrigens einverstanden
erklären. Er tritt mit Wärme für einen lebensvollen Idealis-
mus ein, wie ihn die Kunstheroen aller Zeiten lehren. „Körper,
Farben, Töne" — sagt er — „sind nicht an sich selbst schön ;
sie sind es nur, wenn und soweit sie die Bewegung des Lebens
ausdrücken, das aus verborgenen Tiefen in die Erscheinung
triti** Seine Beispiele und Gitate wählt der Autor am liebsten
aus der Bibel, aus Schiller und Beethoven. Von Goethe
schweigt er!
KUNSTLITTERATUR.
St. Von d&r Bibliothequs de V Enseignement des Bcaux-Arts
ist soeben ein neuer Band erschienen und zwar von L. Palustre :
Die Architektur der Renaissance. Das Buch ist mit zahlreichen
Abbildungen nach photographischen Aufnahmen des Ver-
fassers geschmückt.
NEKROLOGE.
*^* Der Berliner Architekt Julius Hennicke ist am
14. Okt. zu Konstanz im 61. Lebensjahre gestorben. Im
Verein mit seinem langjährigen Kompagnon van der Hudci
dem zumeist die künstlerische Gestaltung der Aufgaben oblag,
hat er in Berlin seit dem Ende der sechziger Jahre eine Reihe
von Monumentalbauten, Wohnhäusern und Villen geschaffen,
unter denen die großen Gasthäuser: Kdiserhof, Centralhotel
und Habsburger Hof, das Haus des Ofiflziersvereins und das
Lessingtheater die hervorragendsten sind. Als Schüler Hitzig's,
unter dessen Leitung er den Börsenbau ausführte, hat er sich
zumeist in den Formen der italienischen Renaissance, später
auch, wie z. B. in der inneren Ausschmückung des Lessing-
theaters, im Rokokostil bewegt.
*,* Der Geschichtsmaler Heinrich AinmiiÜer^ ein Sohn
des Glasmalers Max Ainmüller, ist am 7. Oktober in Salzburg
im 55. Lebensjahre gestorben. In der Münchener Glas-
41
Personalnachrichten. — Wettbewerbungen. — Sammlungen und Ausstellungen.
42
malereianstalt hatte sich Ainmüller unter der Leitung seinefl
Vaters in dieser Technik ausgebildet, zugleich aber auch den
Unterricht von Heinrich Hess genossen, um den monumen-
talen Stil den Bedingungen der Technik anzupassen. In
dieser Absicht hat er zahlreiche Kartons för Glasfenster ge-
zeichnet, die für Kirchen in England, Schottland, Süddeutsch-
land und für den Vatikan zu Rom ausgeführt worden sind.
*^* Der norwegische OesehiehUviakr Peter Arbo, der sich
seit 1852 in Düsseldorf bei Karl Sohn und sp&ter (von 1861 bis
1870) in Paris gebildet hat, ist am 14. Okt. zu Ghristiania
im Alter von 61 Jahren gestorben. Einige seiner Hauptwerke,
„die Walkuren**, „die wilde Jagd" und „der Asgardsreigen",
besitzt die Nationalgalerie in Ghristiania. Andere sind „der
Tod Rolf Krakels** und „die Krönung Karl 's XV. im Dom zu
Drontheim". Als Direktor der Zeichen- und Handwerkerschule
in Ghristiania hat sich Arbo auch um die Förderung des
Kunstunterrichts in Norwegen verdient gemacht.
\* Der Schriftsteller Otto Baischy ein Bruder des Malers
Hermann Baisch, ist am 16. Oktober in Stuttgart, wo er die
Stelle eines Redakteurs von „Über Land und Meer'' inne
hatte, im 53. Lebensjahre gestorben. Er war ursprünglich
Maler, ging aber bald zu litterarischer Thätigkeit über, die
sich vorzugsweise auf dem Gebiete der Kunstkritik bewegte.
Er hat auch einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der
neueren deutschen Kunstgeschichte in dem Buche „Jobann
Ghr. Reinhart und seine Kreise'* (Leipzig 1882, Seemann)
geliefert.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Dem Kupferstecher und Radirer Geyger in Berlin
ist die Stelle eines Lehrers an der Akademie der bildenden
Künste in Dresden mit dem Titel Professor unter gleich-
zeitiger Ernennung zum Mitgliede des akademischen Rates
übertragen worden.
*^* Dr. Wolfgang von Oeitingen, Privatdozent an der
Universität zu Marburg, ist als Professor der Kunstgeschichte
an die Kunstakademie zu Düsseldorf berufen worden. Er
wird sein Amt schon im November antreten. Ursprünglich
Litterarhistoriker, hat sich von Oettingen später der Kunst-
wissenschaft zugewendet, in der er sich vornehmlich durch
seine Studien „über das Leben und die Werke des Antonio
Averlino genannt Filarete" (Leipzig 1888) und durch seine
Ausgabe des Filarete^schen Traktats über die Baukunst in den
„Quellenschriften zur Kunstgeschichte" bekannt gemacht hat.
Durch seine Berufung ist die Düsseldorfer Frage in der Rich-
tung gelöst worden, welche die „Kunstchronik" in Nr. 27
des vorigen Jahrgangs vertreten hat.
*Dr. H. Dollmayr , unser geehrter Mitarbeiter, der in
letzter Zeit als Hilfskraft am Kupferstichkabinett der kais.
Hofbibliothek in Wien angestellt war, wurde in provisorischer
Eigenschaft an die dortige kais. Gemäldegalerie berufen.
Wir begrüßen die Ernennung des tüchtigen jungen Kunst-
gelehrten deshalb mit doppelter Freude, weil dadurch zum
erstenmal nun auch an dieser Galerie mit dem veralteten
Usus gebrochen wird, nur Maler, Kupferstecher oder Dichter
mit der Verwaltung einer Gemäldesammlung zu betrauen.
Vivat sequens!
ÖENKMÄLER.
= tt. Baden-Baden. Am 30. September wurde das von
Professor Josef Kopf in Rom geschaffene , aus einer Porträt*
büste von karrarischem Marmor auf entsprechendem Posta-
mente bestehende Denkmal der verstorbenen Kaiserin
Augusta an der Lichtenthaler Allee, feierlich enthüllt.
*^,* Denkmäler Chronik. Ein bronzenes Reiterstandbild
Kaiser Wilbelm^s 1., das nach dem Modelle des Bildhauers
Reusch, Professors an der Kunstakademie in Königsberg, ge-
gossen worden ist, ist am 18. Oktober in Siegen enthüllt
worden. — An demselben Tage fand die feierliche Ent-
hüllung des Denkmals Kaiser Friedrich*s in Spandau in Gegen-
wart Kaiser Wilhelm*s II. statt. Der Schöpfer des Denkmals
ist der Berliner Bildhauer Albert MantJte. Das 2,(55 m hohe,
in Bronze gegossene Standbild des Kaisers erhebt sich auf
einem 3 m hohen Sockel aus rotem schwedischen Granit, dessen
Unterbau zwei Granitstufen bilden. Kaiser Friedrich trägt
die Uniform der Königin-Kürassiere mit Kürass und Helm
auf dem Haupt Die rechte Hand hält wagerecht den Feld-
marschallstab. Der linke Arm stützt sich auf den Pallasch,
dessen Griff die Hand umspannt. Das Haupt des Kaisers ist
leicht erhoben und sein Blick folgt dem Lauf der Havel.
An der Vorderseite des Postaments ist die Widmungsinschrift
angebracht Die drei anderen Seiten des Sockels tragen
Reliefs aus dem Leben des Kaisers und seinen Beziehungen
zu Spandau. Das erste stellt den Kaiser dar, wie er, begleitet
vom Oberförster Ganzler, von der Jagd aus dem Spandauer
Stadtforst zurückkehrt und ihm von seiner Gemahlin ein
Erfrischungstrunk kredenzt wird. Das zweite zeigt Kaiser
Friedrich, wie er mit seinem Sohne, dem Prinzen Heinrich,
gelegentlich eines Waldbrandes in dem Forst am 16. April
1881 werkthätige Hilfe leistet, und das dritte Relief bezieht
sich auf die Übersiedelung des todkranken Herrschers von
dem Gharlottenburger Schloss nach dem Neuen Palais bei
Potsdam, wie er auf der Dampfjacht „Alexandra" Spandau
xmd die Gharlottenbrücke passirt.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
Ln Änschluss an die Ausstellung von Wohnungseiur
* *
WETTBEWERBUNGEN.
St. Stuttgart. Im Kunstgebäude sind die preisgekrönten
Entwürfe zum Kaiserdenkmal von Klein und Bonisch aus-
gestellt
richtwigen und verwandter Gewerbe, welche in Berlin von
Mitte August bis Mitte Oktober stattgefunden, hat der Di-
rektor der Sammlungen des Kunstgewerbemuseums in Ber-
lin, Prof. Julius Lcssing^ am 12. Oktober im dortigen Verein
für deutsches Kunstgewerbe einen Vortrag über moderne
Möbel gehalten, dem wir nach den Berichten Berliner Blätter
folgendes entnehmen: Die Ausstellung habe das Gute, zu
zeigen, womit der Markt gefuttert wird. Mit starrem Staunen
sehe man die Überfullung der Formen mit Schmuckorna-
mcnten. Noch vor dreißig Jahren hatten die Möbel, die
damals mit Vorliebe aus Mahagoni hergestellt wurden, ein
ziemlich kahles Gepräge. Dann trat ein Aufschwung ein,
eine moderne Renaissance. Publikationen und Sammlungen
wurden dem Handwerker zur Verfügung gestellt. Schwer
zugängliche Stücke der Möbelkunst früherer Jahrhunderte
wurden Gemeingut des Volkes. Darin lag aber schon der
Keim des Obels, an dem wir jetzt kranken. Das Handwerk
nahm die dekorativen Motive der Kunstwerke des Mittel-
alters ohne Verständnis auf, und das führte zur Überladung
und Übersättigung mit Formen. Die als Muster dienenden,
aus früheren Jahrhunderten erhaltenen Stücke sind aber
keine Gebrauchsmöbel, sondern mit besonderem Fleiß zu be-
sonderen, mehr dekorativen Zwecken hergestellte Sachen
gewesen, die eben deshalb nicht verbraucht wurden, sondern
43
Sammlungen und Ausstellungen.
44
auf unsere Zeit gekommen sind. Nur solche werden ge-
sammelt und gesehen. Die auf unsere Zeit gekommenen
gotischen Stühle z. B. waren gar nicht für Wohnungszwecke
hergestellt, sondern ihre hohen Lehnen, ihre Spitzen, Kanten
und Schnörkel sollten der Würde und dem Stil des Gottes-
hauses entsprechen, für das sie bestimmt waren. Ahmt man
sie heute für den täglichen Gebrauch nach, so fordert das nur
den Spott heraus. Für diese Erkrankung unserer Geschmacks-
richtung ist aber nicht nur das Tischlergewerbe, sondern
noch mehr die Prunksucht des Publikums verantwortlich zu
machen. Jeder will auch in seiner Wohnung mehr scheinen
als er ist, und so möchte eine Einrichtung für 1000 M. aus-
sehen, als ob sie 10000 Mark kostete. Mit einer System-
oder Stiländening kommen wir aus dem Übel nicht heraus.
Bei Renaissance wie bei Rokoko oder Gotik sind die gleichen
Übelstände. Wir müssen die Forderung aufstellen, dass
Möbel gebaut werden ohne jede historische Rücksicht, bloß
im Hinblick auf ihre Zweckmäßigkeit. Baraus wird sich
ganz von selbst ein neuer, ein Gebrauchsstil herausbilden,
wie dies mit Rücksicht auf die Technik z. B. bei den ge-
bogenen Möbeln der Fall ist. In Amerika und England hat
man schon jetzt Bettstellen aus Eisen, die nicht den min-
desten Anspruch auf Kunstform, sondern nur auf Zweck-
mäßigkeit haben. Auf anderen Gebieten der Industrie hat
sich ein solcher Umschwung bereits vollzogen. Man ver-
gleiche Equipagen und Schiffe der Neuzeit mit denen fi-üherer
Jahrhunderte. Alles Zierwerk, jede Dekoration ist wegge-
fallen, und doch erscheinen uns die nur auf Zweckmäßigkeit
berechneten Formen der Wagen und Schiffe schön. Auch
bei unsern Möbeln kann der Schmuck aus sich selbst, aus
der Zweckmäßigkeit heraus erwachsen imd als Dekoration
kann immer noch das vertiefte Ornament angewendet werden
(Kerbschnitt). Die jetzt herrschenden Verzierungen an den
Möbeln sind meist ursprünglich den architektonischen Formen
an Bauten entlehnt, was entweder durch das ganz anders-
artige Material zu einer Vergewaltigung der Form oder des
Gebrauchszwecks führte. Man denke an die korinthischen,
dorischen und ionischen Säulen bei Möbeln. Die Folge
dieser unzweckmäßigen Nachahmung ist ein Möbel mit einer
Unzahl angeleimter Simse, Kanten, Leisten u. s. w., die gar
keine Berechtigung haben. Am Hause ist der Giebel berech-
tigt, denn er verdeckt das schräge Dach. Am Spiegel, am
Spind mag er geduldet werden, was soll er aber am Sofa
oder gar am Stuhl oder am Schreibtisch, wo er mir nur die
Fläche nimmt, auf die ich etwas legen kann? In der Aus-
stellung giebt es Stühle mit einem Giebel an der Lehne.
In der Mitte ist er eingeknickt und mit einem Sockel ver-
sehen. Darauf befindet sich eine Kugel, darauf ein Obelisk,
und auf diesem eine Figur. Ähnlich unzweckmäßig sind die
jetzigen niederen Füße der Kastenmöbel. Sie gestatten wohl
dem Schmutz, einzudringen in den hohlen Raum, nicht aber
dem Besen. Bei jeder Gelegenheit schlägt man die Kanten
und Simse von den Möbeln ab. Man nennt das in Berlin
sehr bezeichnend „abgeleimt". Wie viel Zeit braucht eine
Hausfrau heute, um die Winkel und Ecken der Möbel in
gutem Zustande zu erhalten? An Stelle der zweckmäßigen
Schubladen macht man jetzt den architektonischen Säulen
zu Liebe ThÜren, und wo Schubladen sind, versieht man sie
nicht mit zweckmäßigen Handhaben zum Aufziehen, sondern
verlangt, dass man die 10 oder 12 Schubladen eines Schreib-
tisches alle mit demselben Schlüssel aufzieht, den man sich
jedesmal erst suchen und greifen muss. Das Publikum sollte
rücksichtslos brauchbare Möbel verlangen, die mit Rücksicht
auf ihren Zweck konstruirt sind. Die Ausstellung hat das
Gute gehabt, uns die gerügten Übel stände klar vor Augen
zu stellen, und kann so dazu dienen, auch Besserung zu
schaffen."
A. R. In SchuUe^s Ktmstausstdlung in Berlin hat
während der letzten Wochen vornehmlich ein figurenreiches
Gemälde von Fritx Werner „6. Februar 1888" lebhaftes
Interesse erregt. Es stellt den Moment dar, als Fürst Bis-
marck in der vierten Nachmittagsstunde des genannten Fe-
bruartages das Reichstagsgebäude verließ, nachdem er jene
große, von höchster staatsmännischer Weisheit durchdrungene
Rede zu Gunsten der Forderungen für den Militäretat ge-
halten hatte, die in dem Worte: „Wir Deutsche fürchten
Gott, sonst nichts auf dieser Welt" gipfelte. Draußen in der
Leipzigerstraße hatte sich eine undurchdringliche Menschen-
masse angesammelt, die mit fieberhafter Ungeduld auf das
Erscheinen des Reichskanzlers wartete. Als er dann aus
dem Portal heraustrat und, am Arm seines Sohnes, des
Grafen Herbert, den Fahrdamm der Leipzigerstraße über-
schritt, begegnete ihm ein so stürmischer Ausbruch patrio-
tischer Begeisterung, dass Graf Herbert nur mit Mühe seinem
Vater den Weg durch die erregte Menge bahnen konnte.
Diesen Moment hat Fritz Werner zum Gegenstande seines
Bildes gemacht. Aber er hat sich dabei einige künstlerische
Freiheiten genommen, die nicht ohne Einspruch bleiben dürfen,
weil die meisterhafte Charakteristik des einsam über den
Damm hinwegschreitenden Kanzlers und die lebensvolle
Mannigfaltigkeit der Nebenfiguren leicht bei späteren Gene-
rationen die Vorstellung erwecken können, dass wir in diesem
Bilde eine Urkunde von geschichtlicher Treue besitzen. So
hat sich der Vorgang in Wirklichkeit nicht abgespielt. Fürst
Bismarck ist an der Seite seines Sohnes gegangen, der auf
dem Wemer'schen Bilde mit Herrn von Rottenburg erst in
einiger Entfernung folgt, und zu so ceremoniellen Verbeu-
gungen, wie sie eine Dame im Vordergrunde links macht,
ist in dem Menschengewühl kein Platz gewesen. Offenbar
haben künstlerische Rücksichten den Maler bestimmt, auf eine
genaue Wiedergabe der Wirklichkeit zu verzichten. Er wollte
uns die Gestalt des Reichskanzlers isolirt, ohne jede Ver-
deckung zeigen, und dieser Absicht verdanken wir eine in
allen Einzelheiten gleich vollendete Charakterfigur, die bei
ihrem winzigen Umfange mehr enthält als die lebens- und
überlebensgroßen Bismarckfiguren auf den Historienbildern
A. V. Wemer's. — Die Schulte'sche Kunstausstellung scheint
übrigens trotz des Misserfolges, den die Ausstellung der
„Vereinigung der Elf* gehabt hat, die Wege des Impressio-
nismus und des Naturalismus noch weiter verfolgen zu wollen.
Sie hat ihre Räume den ersten Versuchen eines impressio-
nistisch gestimmten Naturschwärmers, Namens Hcms Bttsse^
geöffnet, der in einer langen und langweiligen Reihe von
öl- und Aquarellstudien nach Motiven aus Oberbayern, Unter-
italien und Sizilien gezeigt hat, wie man die italienische
Natur „entgöttern", jeder poetischen und malerischen Reize
entkleiden kann, ohne etwas Besseres oder Überzeugenderes
an die Stelle des Geraubten zu setzen. Diese Debüts un-
reifer Künstler nehmen nachgerade einen Umfang an, der
an die Probegastspiele der Theateijünger auf unseren Schau-
bühnen erinnert Eine völlige Berechtigung zu einer solchen
Sammelausstellung hat dagegen der Münchener Landschafts-
maler J. Fery in sieben großen, mit höchster Sorgfalt durch-
geführten Ölgemälden und in 27 Aquarellstudien nachge-
wiesen, welche die romantischen Wunder des Nordwestens der
Vereinigten Staaten von Nordamerika schildern, die erst
durch die Northern Pacificbahn den Touristen erschlossen
worden sind: den Yellowstone National Park mit seinen
Geisers und Riesenwasserfällen, mit seinen vulkanischen Ge-
bilden |und seinen Schluchten, durch die sich der Yellowstone
45
Vermischtes. — Berichtigung. — Zeitschriften.
46
River seinen Weg gebahnt, und die landschaftlichen Reize
des Dakotalandes. Der Zeichner and der Maler müssen hier
Hand in Hand gehen, um dem plastischen Charakter und
der farbigen Erscheinung in gleichem Maße gerecht zu
werden, und diese Verbindung ist dem KfSnstler so wohl ge-
langen, dass seine ernste Arbeit der vollen Anerkennung
aller würdig ist, die sich durch die nichtswürdigen Schmiere-
reien der Impressionisten nicht verwirren lassen.
VERMISCHTES.
Der neue Holbein in der National Oallery in London.
Wir beschränken uns in den folgenden Zeilen auf die Zurück-
weisung der Ansicht über die rätselhafte Figur im Vorder-
grunde des Bildes, wie sie in Heft 12 des vongen Jahrganges
der «Zeitschrift für bildende Kunst" ausgesprochen worden
ist. Eigentlich brauchten wir den Herrn Verfiässer jenes Auf-
satzes nur auf die vor kurzem von uns in der „Eunst-Chronik'^
erschienene Anleitung aufmerksam zu machen, die wir gaben,
um die von Zimmermann aufgestellte Behauptung zu er-
härten und jedermann leicht ad oculos zu demonstriren.
Zimmermann und mit ihm gewiss alle, die gesunde Augen
und Verständnis für die Verzerrungen von körperlichen Ob-
jekten bei der Spiegelung in gekrümmten polirten Flächen
besitzen, werden in der hässlichen Erscheinung bloß einen
zahnlosen Greisenschädel und keine Ealdaunen erblicken.
Die Figur schwebt auch nicht unkOrperlich außerhalb der
Perspektive des Bildes; sie liegt vielmehr — und das ist die
sehr weit getriebene künstlerische Freiheit Holbein^s, dass er
das Vexirspiegelbild für sich als etwas Körperliches darstellt,
indem er den Spiegel einfach weglässt, der doch die Vor-
aussetzung der Existenz der ganzen Erscheinung ist — sie
liegf vielmehr, sagen wir, auf dem Flies des Fußbodens, auf
welchen sie sogar sehr deutlich einen durch das Licht von
rechts bedingten Schatten wirft. Holbein hat das Vexir-
spiegelbild eines in der Natur von links beleuchteten Schädels
abgebildet. Freilich gab dem Künstler dazu weder die Wahr-
heit, deren er sich sonst überall befleißigt, noch der gute
Geschmack ein Recht, es war wahrscheinlich eine Schrulle des
Auftraggebers, die ihn zu einer solchen nicht zu rechtfertigen-
den Oe8ch7nacklosigkeit veranlasst«. Ganz richtig will die
Figur nicht als reaJer Körper betrachtet werden, das dürfte
bis heute auch gar niemand eingefallen sein. Der Autor und
alle, die den Schädel aus seiner Verzerrung nicht herauszu-
lösen wussten, mögen sich doch eingehend der geringen
Mühe imterziehen, in einem einfachen konkav-konvexen
schwarzen Zwickerglas die Zeichnung oder Photographie in
der Weise, wie wir es in der „Kunst-Chronik" angaben, als
konzentrirtes Spiegelbild anzusehen. Wir haben einer großen
Anzahl Personen sowohl durch das Experiment mit dem Glas
als auch bloß durch Schiefansehen des Blattes die Richtig-
keit der Zimmermann'schen Behauptung dargethan. Ein
jeder Maler oder Zeichner muss lachen, wenn Zweifel an der
Richtigkeit dieser Behauptung laut werden. Im Vertrauen:
wenn „Kaidaunen** gleich „KaJden", nicht bloß Weichteile,
Eingeweide bedeuten würde, sondern auch „Überreste" im
allgemeinen, reliquiae, also eventuell auch das Schädelgerüste,
dann klappte die Erklärung Streites. Wenn es aber — wie
ich im „Grimm** bestätigt fand, lediglich „innere** Weich-
teile sind, nicht! Dann sind die Kaidaunen nichts als ein
schlechter Kalauer. Streit sagt, dass Versuche mit aJten
Spiegeln (es geht auch mit neuen, wenn es nur die richtigen
sind), Cy linderspiegeln, wie sie Holbein auf dem Bilde giebt,
mit Schiefanschauen der großen Originalphotographie u. dgl.
wenig halfen. Also tcenig doch! Es hätte schon mehr und
ganz geholfen, wenn man genau zugesehen hätte! Da der
Schädel als Spiegelbild in einer cylindrischen Fläche darge-
stellt ist, wird niemand auf der Welt wieder mit demselben
Spiegel das verzerrte Bild in seiner Naturform konzentriren
können; dazu braucht man die konvexe Seite des Konkav-
konvexspiegels. „Vergleiche mit einem wirklichen Schädel
kühlten eines jeden Phantasie gründlich ab. Ein Unter'kiefer
ist jedenfalls nicht aufzuweisen.** So Streit. Es ist gar nicht
notwendig, mit großen Anstrengungen irgendwelche Phan-
tasie aufzubieten, sondern es ist lediglich der rein natürlich-
optische Vorgang auf der Konvexseite des Spiegels zu beob-
achten. Man braucht dann auch gar keinen Vergleich mit
wirklichen Schädeln. Ein geübtes Auge — vielleicht kennt
der eine oder andere Gegner der Zimmermann'schen Behaup-
tung jemand, der ein solches besitzt — erkennt Übrigens
auch ohne allen Apparat die Schädelknochen, selbst in ihrer
Verzerrung. RüD. BÖCK.
Ein Gemälde von Wolf Huher, Anfangs September
gelang es mir endlich, ein beglaubigtes Gemälde des W. Huber
aufzofinden. Dasselbe befindet sich in der Stadtpfarrkirche
zu Feldkirch in Vorarlberg an einem (rechten) Seitenaltar
und stellt die Beweinung Christi in einer Gruppe von acht Fi-
guren vor. Es trägt unten auf einer Tafel die Bezeichnung:
WH MDXXI. Dass das Bild aber in der That von Wolf
Huber ist, d. h. dem Verfertiger der bekannten Holzschnitte
und Zeichnungen, und nicht etwa von einem andern W. H.,
beweist die Vergleichung mit eben diesen Schnitten und
Zeichnungen. Es ist übrigens ein sehr vorzügliches Bild;
die Figuren sind von tiefer Empfindung beseelt, und die Kompo-
sition 'ist gut abgewogen. Stimmungsvoll ist auch die Land-
schaft. Die Farbe neigt zur Buntheit, doch ist sie von einem
gewissen zarten Schmelze. Fragt man nun nach dem Ver-
hältnis zu dem frühen Kruzifixe von 1503 in Schleißheim, so
findet man die jugendliche Herbigkeit desselben sehr ge-
mildert; man sieht, wie die 18 Jahre, die dazwischen liegen,
dem Künstler zu edlerer Empfindung und reiferer Durch-
bildung verhalfen. Doch erinnert noch vieles an den ur-
sprünglichen Zusammenhang. Die Proportionen der Figuren
sind sogar dieselben geblieben. Auch die landschaftlichen
Hintergründe stehen sich noch nahe: Behandlung des Laubes,
die charakteristischen Ausläufer desselben, die zungenftJrmige
Üferbildung etc. Eine gewissenhafte Restauration thäte Übri-
gens der Tafel sehr not. Herr Photograph Jos. Vincenz in
Feldkirch hat dieselbe auf meine Veranlassung hin ange-
nommen. WILH. SCHMIDT.
= tt. Homburg vor der Höhe, Der deutsche Kaiser
Wilhelm II. kaufte bei seiner Anwesenheit am 18. September
hier im Atelier des Malers Professor H. Gorrodi aus Rom das
Ölbild einer „Darstellung des Tempelplatzes vor der Omar-
Moschee in Jerusalem mit dem heiligen Brunnen".
BERICHTIGUNG.
S. 300 des III. Bandes N. F. der Zeitschrift muss es in
Spalte 2, Zeile 13 von unten statt „mit horizontaler Balken-
decke** heißen: „mit einem einfachen Tonnengewölbe".
ZEITSCHRIFTEN.
Mitteiliiugeii des k. k. ftsterreieh. Museums fttr Kunst
und Industrie. 1892. H. 10.
Znr Geschichte des altägyptisohen Schmuckes. Von J. Folnesies.
— Ein Besuch bei Theophilus (Schlnis). Von U. Macht. —
47
Inserate.
48
Knniithaiidlnii«: Hü€K> €^B08SER, lieipslg.
Sondergeschäft für Photographie.
YertretuDg und Musterlager der Photogr. Anstalt
A.^. Braun &j Oo«, Dornaeli« [567]
Die belüge Cä«ilie.
Nach dem Gem&lde des P. P. Rubens
in der Bildergalerie des Kgl. Museum
zu Berlin, gestochen von Prof. Öastar
Eilers, ordentl. Mitglied der Königl.
Akademie der Künste zu Berlin. Linien-
stich, Plattengroße 60 : 44 cm. 60 Früli-
dracket eingetragen beim deutschen
Kunstverleger-Vereme, ä 300 J(y Schrift-
drucke auf China ä 36 Jf.
Die Versendung übernahm
Paul Bette, Berlin SW. 12.
eB
Architektur,
Kupfentichey Haadzeich-
niingen,
Koftflm- Q. Waffenkimde.
Stadteansichten,
Heraldik uod Genealogie,
GfOMet Lag^er Ton
Bflcheni imd Knnatwaffcaa
in allen Sprachen«
Spedaleataloge aof Verlangen
gratia und franco.
Kari W. Hienemann
Bachhandlaag in Lelpsig.
Angebote Ton Bibliotheken
and werthToUen Werken
stets erwAnscht.
Oemärlde alter Heister.
Der Dnierzeiehnete kauft stets henrorragende Originale alter Meister, vorztlglioh der
niederUndischen Schule, vennitteU aufs schnellste und sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlungen und übernimmt Äuftr&ge mt alle grösseren
Oemtudeauktionen des In« und Auslandes.
Potsdamerstrasse 8. [579] JOSef Th. ScbalL
Cremäldesaal in Frankfurt a. M.
AasBtelliuigen und Auktionen ron Gemälden, Antiqnitlten nnd Knnstgegen-
stftnden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bang^el in
FranUtart a* M., Kunstauktionsgescl^ft, gegr. 1869. [463
Gewerbemnseum
zu
Bremen.
Die Stelle eines Zeichnex« für
kiinstgewerbliohe Arbeiten ist zu
besetzen. SchrifUicheAnmeldnngen unter
Beilage von Zeichnungen sind baldigst
an den Unterzeichneten zu richten. Das
Gehalt beträgt 150 Mark monatlich.
Bremen, den 12. Oktober 1892.
Der Direktor:
Aug. Töpfer.
Ein vorzügliches Originalgemälde
^Jn der Dämmerstunde^^
(Lebensgroßer weiblicher Akt)
von Karl StanlTer-Beni) ist zu mäßigen
Preisen verkäuflich. Anfragen gefälligst
zu richten an Bad. If^ehltster, Kunst-
handlung, Berlin If^ W«, Jerusalemer
Strasse 13.
Verlag von Artnr Seemann in Leipzig.
Frösehl - Album
Sechzehn Zeichnungen von
Carl Frösehl.
Nachgebildet in Heliomvüren. Gross-
Folio in origineller Mappe.
Preis liO Mark.
Von demselben Werke erschien soeben
eine Lichtdruckausgabe in Quart unter
dem Titel:
Gesellen,
16 Blatt in eleganter Mappe
Preis 8 Mark.
Ein reiaendeB Oeschenk, vornehm-
lich für Damen.
VERLAG VON ABT ÜB »BEMAHIIII IN Ii£IPZie.
mHISTOEISCHER BOEMM I mmm
L ALTERTUU
bearbeitet von
Prof. TH. SCHREIBER
Mit einem ausführlichen Textbuche
Mk. 12. — ,
gebunden Mk. 15. — .
n. MITTELALTER
bearbeitet von
Dr. A. ESSENWEIN
I, Direktor des germanischen National-
museums in Nürnberg.
120 Tafeln mit Textbuch
Preis Mk. 10. — ,
gebunden Mk. 12.50.
tim |latutforfil|(t0
von S&iUiam SKatf^aa,
pTofeffor an ber UnioerfttAt Ceipjig.
^tttrtte vtvbtfftvtt Jlttflade.
23 Sogen rclc^ iUuftrtrt mit mcl^rfarblflcm
*Drucfc, «ßrciö cicg. lart. 8 Wt,, fc^r feilt
geb. 10 9K.
^ f IfgÄiii t«9gr|littft. — |ffflii> geWrietf«.
Inhalt: Rubens' heilige Cäcilie im Berliner Museum, gestochen von Oustav Eilers. Von A. Rosenberg. — Die Zimbabwe-Ruinen. — Die
Gemälde des Zeitblom und Schülein in der ungarischen Landesgalerie. Von Th. v. Frimmel. — Janitschek: Die Kunstlehre
Dante*8 und Giotto*s Kunst; Das Kunstverständnis von heute; J. Durm: Die Baukunst der Orieohen ; G. Glogau: Die Schönheit. —
on ; Ein Gemälde von Wolf Huber ; Ankauf eines Bildes von Corrodi durch Kaiser Wilhelm II. — Berichtigung. — Zeit-
schriften. — Inserate.
Für die Redaktion yerantwortlich Aaiur Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
Dieser Nummer li^^ ein Prospekt der Firma T. O. üVeiffel Nachf.' in lieipzilTf ^^
im Preise ermäßigter Werke aus dem Gebiete der Kunstwissenschaft, bei.
betreffend Verzeichnis
KUNST
< A-
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A, ROSENBERG
WIEN
Heugasae 58.
BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeratr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
<) 1892/93.
Nr. 4. 3. November.
Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt snr «Zeitsehrift Ar bildende Kunst" und xnm «Knnstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und nmfasst 88 Nmnmem. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift fttr bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Fttr Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. fttr die dreispaltige Petitxeile, nehmen aniSer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von H^asenstein <i Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
GEORG BLEIBTREU t-
Der volkstümliche, aber allezeit bescheidene
Meister, der um die Mittagsstunde des 16. Oktobers von
uns geschieden ist, nach einem Leben voll rastloser,
fruchtbarer und erfreulicher Thätigkeit, die erst drei
Tage vor seinem Tode ermattete, nimmt unter den
zahlreich en Schlachten- und Kriegsmalem des 19. Jahr-
hunderts eine gesonderte Stellung ein. An ursprüng-
licher Genialitat und an dramatischer Ejraft haben
ihn A. de Neuville und Franz Adam übertroffen,
denen er dann aber gleich als dritter in der Reihe
folgt; in der eleganten, dem Mikroskope Stich hal-
tenden Genauigkeit der Details bleibt er hinter Meis-
sonier und seinem Schüler Detaille zurück, und in
der raf&nirten Durchbildung des Kolorits sind ihm
einige andere Franzosen, auch Russen und Spanier
überlegen, die freilich alle der jüngsten Generation
angehören, also die, Bequemlichkeit haben, sich auf
die Schultern ihrer Vorgänger stellen zu können.
Aber an Vielseitigkeit, an Universalität steht der
Mann, dessen kleiner Körper von einem gar gewal-
tigen Geiste durchglüht war, obenan. Wie keiner
seiner Vorgänger, Nebenbuhler und Nachfolger, hat
er die jedem Darsteller zeitgenössischer Ereignisse
drohende Gefahr, bei Gemälden großen Stils auf das
flache Niveau der Illustration zu geraten, fast immer
siegreich zu überwinden gewusst, und er ist denn
auch bis jetzt der einzige, dem es gelungen ist, für
die Schilderung einer modernen Schlacht oder einer
Episode daraus einen den Gesetzen des monumen-
talen Stils entsprechenden Ausdruck zu finden. Das
war nicht etwa die zufallige Folge einer glücklichen
Eingebung, sondern das Erzeugnis ernsthaften, be-
wussten Strebens, dessen Wurzeln vielleicht auf die
Lehrjahre an der Düsseldorfer Akademie zurück-
reichen.
Am 27. März 1828 in Xanten am Rhein ge-
boren, kam Bleibtreu schon 1843 auf die Düssel-
dorfer Akademie. Aber er war keiner von den
Faprestos, die früher Reife schnelles Schaffen folgen
lassen. Er fand sich in das System und in seine
Vertreter nicht hinein, und nach fünf Jahren warf
er — zum ersten- und letztenmal in seinem Leben
— die Flinte ins Korn. Er suchte sich anderswo
zu sammeln, kehrte aber noch einmal nach Düssel-
dorf zurück, und jetzt traf er in Th. Hildebrandt
auf einen Lehrer, der ihn in dem, was not that, in
der Malerei förderte. Freilich malte der junge Bleib-
treu keine Geschichtsbilder aus romantischer Ver-
gangenheit; er lebte und webte in und mit seiner
Zeit, und es war damals, um die Wende der vier-
ziger Jahre, ein höchst verwegenes Unternehmen
für einen jungen Maler aus der Düsseldorfer Schule,
dass er in dem ersten Probestück seiner nunmehr
etwas sicherer gewordenen Kunst eine Episode aus
der verunglückten Erhebung der Schleswig-Holsteiner
gegen das dänische Joch, das Gefecht bei Bau und
den Untergang des Kieler Studenten- und Tamer-
korps, mit flammender Begeisterung schilderte. Dieses
Bild, das bei seiner Ausstellung an verschiedenen
Orten einen tiefen Eindruck machte, ist gewisser-
maßen für Bleibtreu's fernere Entwicklung, fÄr den
Künstler wie für den Menschen, das Prototyp, der
Leitstern seiner Thaten in Kunst und Leben geblieben.
Er hat immer auf der Seite der Unterdrückten ge-
51
Georg Bleibtreu f.
&i
standen, und wie er ihre Leiden zu ergreifendem
Ausdruck gebracht hat, so hat er auch immer am
hellsten gejubelt, wenn das Befreiungswerk gelungen
war. Solcher Befreiungen hat er viele gesehen: von
Schleswig-Holstein bis Elsass-Lothringen, und er hat
die Großthaten, die dazu geführt haben, durch die
stürmische Beredsamkeit seiner Kunst verherrlicht.
Aber sein vielumfassender Geist sah darin noch nicht
das Endziel seines nationalen Strebens. Seit zehn
Jahren beschäftigte ihn ganz besonders die Lage der
Deutschen in Siebenbürgen, und mit voller Be-
geisterung suchte er nach seinem Teil dahin zu
wirken, dass auch dort wieder die deutsche Volks-
kraft erwache, um dem Ansturm der Magyaren und
Slaven die Stirn zu bieten.
Wenn das künstlerische Rüstzeug, das Bleib-
treu von der Düsseldorfer Akademie mit sich fort-
nahm, auch seinem Thatendrang nicht genügen
wollte, so hat er doch sicherlich in Düsseldorf den
Grund zu jenem Stilgefühl gelegt, das ihn später
über viele seiner Mitstrebenden erhob. Eine Reihe
von Jahren nach jenen ersten Erfolgen hatte er frei-
lich keine Gelegenheit, dieses Stilgef&hl an irgend
einer größeren Aufgabe zu erproben, obwohl er un-
ermüdlich Gefechtsscenen und Schlachtenbilder malte,
deren Motive teils jener Schleswig-Holsteinischen
Bewegung, zum größeren Teile der Zeit der Befrei-
ungskriege von 1813—1815 entnommen waren. Aber
gerade solchen Bildern war die Stimmung und
geistige Richtung der offiziellen Kreise in den fünf-
ziger Jahren nichts weniger als günstig, und nach-
dem Bleibtreu 1858 nach Berlin übergesiedelt war,
sah er sich sogar genötigt, sich durch Anfertigung
von Illustrationen und Steinzeichnungen die Soige
um den eben gegründeten Hausstand zu erleichtern.
Dass er auch auf diesen Zweig künstlerischer Thätig*
keit den gleichen Fleiß und dieselbe Begeisterung
verwandte, wie auf seine Gemälde, zeigen besonders
die in Holz geschnittenen Illustrationen zu .der
Sanomlung „Deutschlands Kampf- und Freiheitslieder"
(Leipzig, 1862—63). Das Jahr 1864 brachte ihm
endlich die Aufgaben, nach denen er sich so lange
gesehnt hatte. Aus demselben Boden, der 16 Jahre
zuvor nur jene Niederlagen deutschen Heldentums
gesehen, die sein Pinsel geschildert, erblühten jetzt
Siege auf Siege, die er in einer Anzahl kleinerer
Bilder und auch in einem großen figurenreichen Ge-
mälde verherrlichte, das den Übergang der preu-
ßischen Truppen nach Alsen darstellt (jetzt in der
Berliner Nationalgalerie). Er hatte dieses Bild noch
nicht vollendet, als ihm der Ausbruch des preußisch-
österreichischen Krieges Gelegenheit bot, seine Stu-
dien unmittelbar vor der schreckensvollen Natur zu
machen. Im Hauptquartier des Prinzen Friedrich
Karl war er Zeuge der bedeutungsvollsten Ereig-
nisse des Krieges, und trotz seines zarten, schwäch-
; liehen Körpers trug er alle Beschwerden, Mühsal
und Entbehrung mit dem unverwüstlichen Frohsinn
des Rheinländers und gehoben durch die Überzeu-
gung, jetzt endlich zur Erreichung der höchsten
Ziele seiner Kunst gerüstet zu sein. Den Glanz-
und Höhepunkt seiner Schöpfungen, zu denen ihm
seine in Böhmen gemachten Studien und Beobach-
tungen die Stoffe boten, bezeichnet die ebenfalls in
der Berliner Nationalgalerie befindliche „Schlacht
bei Königgrätz^^ die Abwehr eines Angriffs öster-
reichischer Kavallerie auf den Staudpunkt des könig-
lichen Hauptquartiers. Doch war es ihm vergönnt,
eine noch höhere Staffel seiner Kunst zu erklimmen.
Durch seine Werke und die Vorzüge seiner Persön-
lichkeit hatte er die Gunst des Kronprinzen Friedrich
Wilhelm gewonnen, in dessen Gefolge er dem deutsch-
französischen Kriege von Wörth über Sedan bis
Paris beiwohnen durfte. Mit rastlosem Fleiße machte
er sich nach seiner Heimkehr an die künstlerische
Gestaltung seiner Entwürfe, und schon 1871 begann
mit den „Bayern vor Paris", 'womit er seinem
Freunde, dem General v. Hartmann, ein ehrenvolles
Denkmal setzte, jene lange Reihe von Werken, die
Bleibtreu's Namen für immer eng mit der großen
Zeit von Deutschlands Wiedergeburt verknüpft haben.
Noch in seinem Todesjahre fügte er zu dieser Reihe
einen würdigen Schlussstein in dem Bilde „Kaiser
Friedrich in der Schlacht am Mont Valerien", worin
sich sein feiner Sinn für farbige Stimmung unter
einem beherrschenden Grundton noch einmal in alter
Kraft offenbarte. Es ist besonders charakteristisch
für seine Kunst, dass er niemals den Gegenstand
einem feststehenden koloristischen System unter-
ordnete, sondern die koloristische Haltung aus der
Natur des Motivs entwickelte. Daraus erklärt sich
die große Mannigfaltigkeit, die seine Gemälde in der
koloristischen Behandlung aufzuweisen haben, aber
auch ihre Lebensfrische und ihre überzeugende Wahr-
heit. Es giebt Bilder Bleibtreu's — wir citiren
nur die Zusammenkunft der Generale v. Moltke und
V. Wimpffen und ihrer Begleiter am Abend des
1. September vor Sedan und die Flucht Napoleon's I.
nach der Schlacht bei Belle-Alliance, — die etwas
von der fascinirenden, beinahe dämonischen Wirkung
Rembrandt'scher Helldunkelstücke an sich haben.
In diese letzte Periode seines Schaffens, deren
53
Handzeicbnungen italienischer Meister.
54
Früchte wir nicht im Einzelnen aufzählen, weil sie
den Kunstfreunden noch in frischer Erinnerung sind, !
fallen auch seine monumentalen Schöpfungen, die
drei Wandgemälde in der Herrscher- und Feldherm-
halle des Berliner Zeughauses: die Musterung der
Freiwilligen durch Friedrich Wilhelm III. vor den
Thoren von Breslau, das Zusammentreffen von Blücher
und Wellington am Abend der Schlacht bei Belle-
Alliance und der Angriff der preußischen Qarde auf
Si Privat Er hat noch die Genugthuung erlebt, !
alle jüngeren und älteren Kunstgenossen, die hier
neben ihm gewirkt, durch sein richtiges Gefühl für
die Forderungen des monumentalen Stils und für
das erlaubte Maß koloristischen Aufwandes über-
troffen zu haben. Daneben hat er sich um die Aus-
schmückung dieser Räume ein besonderes Verdienst
erworben, das wenig bekannt ist, aber nicht vergessen
werden darf. Seinem energischen Auftreten an ent-
scheidender Stelle, seiner Zähigkeit im Festhalten
an dem einmal als richtig Erkannten ist es zu
danken, dass diese Gemälde direkt auf die Wand,
also in der dem monumentalen Stile entsprechenden
Technik, und nicht, wie andere widerstrebende Mächte
wollten, im Atelier auf Leinwand gemalt worden
sind, um dann nachträglich auf der Wandfläche be-
festigt zu werden. Auch hierin hat sich der Grund-
zug eines Charakters offenbart, dem nichts auf der
Welt so sehr verhasst war, wie Falschheit und
Lüge ! ADOLF ROSENBERG.
HANDZEICHNUNGEN ITALIENISCHER
MEISTER
in photograpkiscJien Aufnahmen von Braun d; Co, m Domachj
kritisch gesichtet von Giovanni Morelli (Lermolieff),
Mitgeteilt von E. Habioh.
(9. Fortsetzimg.)
Franciabigio.
4iS. Fjgure agenouiilöe Nein, wertlos.
49. Figure de ferame Nein, weiilos.
D. Ghtrlandivlo.
50. Zacharie au temple Echt, schön.
51. Tableau cVautel (l^encadrement est de
Vasari) Nicht Ghirlandajo
PeDiil,
53. SainteFamille (zu dem Bilde Borghese) Wohl echt.
54. Descente de Croix ?
Pemzzi.
55. Projet d'autel Schwerlich echt.
56. Choeur d'^glise Schwerlich echt
Rosso Bossi.
61. Jupiter et TAmour
62. Bacchante et satyre
63.. Exercices gymnastiques ....
64. La guerre
65. Portrait d'homme
Nein, Schule
Fontainebleau.
Rossi (Francesco) gen. SalyiatL
66. Sainte Familie Echt.
67. Venus et Adonis Nicht echt.
68. ApoUon vainqueor du serpent Python Nicht echt.
69. Figures all^goriques Echt, schön.
70. Figure asaise «. Echt.
Andrea del Sarto.
71. La naissance de la Yierge ....
72. Les ouvriers de la Vigne ....
73. La Vierge
74. Quatre saints
75. Saint Jean-Baptiste
76. Figure pour la naissance de la Vierge Kopien.
77. Figure de profil
78. Saint Jean
79. Portrait de femme
80. D'apr^s lui. La Vierge, PBnfant et
Saint Jean
MüSEüM IN Dresden.
Fra Bartolommeo.
8. Figure d'homme nu, vu de dos . . Nein, Unsinn.
9. Le Christ en croix, de profil ä gauche \
10. Le Christ et les quatre Evangelistes Lein, ohne Wert.
11. Töte d'homme, tournee ä trois quarts j
Fers la gauche • '
Berettini da Cortona«
12. Le Christ et la Samaritaine . . . Echt.
Sandro BotticelU.
13. Croquis : Jeunehomme, vu de dos Nein, Dom. Ghirlandajo.
Perino del Yaga.
15. Croquis pour un triomphe de Bacchus
(trois figures) Nein.
16. La mise au tombeau (six figures) . Nein.
Miclielangelo Buonarroti,
17. Etüde de bras droit
18. Etüde pour le crucifiement de Saint
Pierre ....
19. Deux figures debout et drapees . .
20. Croquis: Büste d'homme, la tete
appuy^ sur son bras droit . . .
O^entile da Fabriano.
25. Figure de jeune homme nu, vu de
face Nein, ein Florentiner.
Fra Angelico.
26. Un ange de face et un enfant de profil
ä droite Echt.
Flllpplno Lippl.
32. Deux figures, Tune debout, l'autreassise Echt.
> Alle unecht.
55
Handzeichnungen italienischer Meister. — Bücherschau.
56
> Nein.
Pesellino.
36. Martyr, Gomposition de cinq figures Nein; Kopie nach
Predelle in Florenz.
Peruzzi.
37. Hercule, vu de dos Fraglich.
Antonio Pollajaolo.
39. Guerriers sorpris au bain .... Nein; Genga.
Coslmo Kosselli«
40. Etüde pour un Saint Jean . * . . .1 Nein; Filippino
41. Jeunehommeassis. Revers du prec^dant J Lippi.
Lnca Signorelli.
44. Etudes de quatre figures nues Nein; Antonio Polls^uolo.
Lorenzo dl Credl.
45. Sainte Catherine et Saint Etienne . Nein; Raffaellino
del Garbo.
Leonardo da YlncL
49. Etüde pour la Vierge. Büste en face Nein; Andrea Ver-
rocchio.
eioyanni Belllnl.
51. La Vierge suruntröne. Deuz Saints Nein; Carpaccio.
Paolo Veronese.
53. Deuxsatyres^corch^par desnymphes Kopie.
54. Pietä.. Le corps du Christ soutenu
par lea trois Maries
55. Martyr
Oloyanni Battlsta Franco.
58. Le baptdme du phrist Unsinn.
Pordenone.
60. Le mariage de la Vierge .... Kopie.
Tintoretto.
61. La Sainte Cöne Echt
Tizlano.
62. Saint J6röme agenouill6 Unsinn.
63. Paysage et ville au bord de la mer Nein; Dom. Cam-
pagnola.
Pemgino.
Deuz figures d'apötres pour la Trans-
guration Kann echt sein;
sehr trocken.
Baphael Santi.
74. Dessin pour un plat .... Nein; Perin del Vaga.
75. Eye debout tenant la pomme dans la
main gauche . Schule.
76. Le g6nie de Diane pour la Fame-
sina Nein; Giulio Romano.
77. Genies volants ........ Fälschung.
79. Combat de cavaliers . Echt; nach Leonardo da Vinci.
80. Etüde de töte pour le buisson ardent 1 -jn^^ß-n
Sl. La Vierge et l'Enfant; les seules totes /
- 82. Martyre de Sainte F^licit^ .... Nein; Schule.
Lo Spagna.
83. Le Päre ötemel .... Nein; Raffaellino del Garbo.
Corregglo.
84. Deuz enfants entour6s d'une guirlande
de fruits Nein; Gaudenzio Ferrari.
Fresken
des Luini.
85. Croquis pour leSaint Georges de Dresde Kopie.
86. Enfant pour le meme tableau . . . i
bo. id. ... l 1^
89. Croquis pour l'Assomption de Parme | '^
89. Töte de femme, face )
BolirafBo.
90. La Madeleine aux pieds du Christ . Nein; ist ein Vene-
zianer.
Bramantlno.
91. Groupe de cinq donateurs agenouill^s, Kopien nach
toumes vers la gauche ....
92. Groupe pareil toQm6 vers la droite
GioTannl da Hilano,
94. Trois figures k cheval, trois enfants
et un äne Kopie nach Fresken.
G^loTannl Morazone.
95. La mise au tombeau ...... Ist ein Deutscher.
Cesare da Sesto.
96. Tete d'enfant de face Echt.
Antonio d'Enrlco TanzL
97. Etüde d'homme nu, de face . . . Dumm.
O^uerclno.
98. Une femme couchöe et deux enfants Echt.
Annibale Carracei.
99. La Nuit, belle composition pour une
all^gorie Schlechte Kopie.
Agostlno Carraecl.
100. Satyre couch6 Kopie.
(Fortsetzung folgt)
BÜCHERSCHAU.
X. Hei Sekijnconcours voor's Rijks-Museum. De Waarheid
volgehouden tegen Ihr. Mr. Victor de Stuers door Mr. N,
de Roever, Amsterdam^ S. L. van Looy. 1892. 8.
y. Eine Reihe von Enthüllungen über die Vozg&nge bei
dem Wettbewerb um den Bau des neuen Reichsmuseums in
Amsterdam, dessen Urheber bekanntlich der Architekt P. J.
H. Ouypers aus Roermond ist Der Archivar der Stadt
Amsterdam, Hr. N. de Roever^ sucht in ausführlicher Weise dar-
zuthun, dass die ganze Konkurrenz nur ein Scheinmanöver
(„een wassen neus^') war und dass man weder in finanzieller
noch in künstlerischer Hinsicht mit dem neuen Museam einen
glücklichen Wurf gethan habe. Der Bau soll so ziemlich
auf das Doppelte des Voranschlages gekommen sein. Dem
Schriftchen ging eine lange Zeitungsfehde mit Hm. F. de
Stuers voraus, welche Hr. de Roever am Anfang seiner Dar-
legung zum Wiederabdruck bringt
* Von dem .^Führer durch die Sammlungen des Museums
schlesischer Altertümer in Breslau**, den der verstorbene
Kaiesse zuerst angefertigt hatte, ist eine neue (dritte) Auflage
erschienen, welche schon durch die vollständige Umordnung
der inzwischen beträchtlich vermehrten Museumsbest&nde, dann
aber auch mit Rücksicht auf die Fortschritte der Wissenschaft
nötig geworden war. An der Neubearbeitung haben die
Herren Ä, Langenhan, E, Frantz, Überschär und der Gustos
des Museums E, v, Özihak zusanmien gewirkt Das hübsch
und sorg^tig ausgestattete kleine Buch enthält auch eine
57
Bücberschau. — Nekrologe. — Preis verieüungen.
58
Anzahl von guten lllosirationen der wichtigsten Gegenstände
in Holzschnitt und Zinkotypie, z. B. des schönen Barbara-
altars, der Malereien am Marienaltar, einzelner nrgeschicht-
licher Funde, Waffenstücke, Stoffmuster u. a. m.
* ißegen den Materialismus^* nennt sich eine Reihe von
gemeinfasslichen Flugschriften, zu deren Herausgabe sich unter
der Leitung von H, Sehmidkunx in München die vornehmsten
Gegner der materialistischen Weltanschauung in Deutschland,
ein Carrierey du Prel, Lazarus u. a. vereinigt haben. Von
dem erstgenannten rührt das erste Heft der Folge unter dem
Titel „Materialismus und Ästhetik** her; das letzterschienene
fünfte Heft schlägt gleichfalls in das Gebiet unserer Zeit-
schrift; es führt den Titel: „Kunst und Nachahmung*', und
sein Autor, Max Bormann, ist darin mit Erfolg bemüht, den
auf Aristoteles zurückgehenden Begriff der „Nachahmung"
in sein richtiges Verhältnis zur Kunst zu bringen. Es wäre zu
bedauern, wenn mit der ersten Reihe der Flugschriften das
verdienstliche Unternehmen eingehen sollte, wie man nach
einer Ankündigung der Redaktion befürchten muss.
* Von Wlyrmann^s trefflichem Kataloge der Dresdener
Qalerie ist soeben die zweite durchgearbeitete Auflage er-
schienen, welche der Aufgabe, „den zur Zeit ihres Erscheinens
erreichten Stand der kunstgesohicbtlichen Forschung wieder-
zuspiegeln", in mustergültiger Weise gerecht wird. Bei
einer Anzahl von Bildern, deren Urheber früher noch zweifel-
haft erschienen, sind positive Bestimmungen gewonnen, durch
welche die Wertschätzung der Gemälde steigen muss. In
andern Fällen, wie z. B. bei der Magdalena nach Gorreggio
und der Wiederholung des berühmten Holbein'schen Ma-
donnenbildes, giebt der Katalog in nicht misszuverstehender
Weise deren Minderwertigkeit an. 53 Bilder erscheinen dem-
gemäß unter andern Künstlernamen oder Überschriften, 34
meistens moderne sind neu hinzugekommen. Wie bei der
ersten Auflage, so hat auch jetzt wieder Herr Inspektor
Q, Müller manches Dankenswerte beigesteuert.
* Die Sammlungen des Provinxdalmuseums in Hanno-
ver (Piinzenstrasse 4) haben nach ihrer nunmehr beendigten
Nenaufstellnng einen Katalog erhalten, dessen erster Teil
(Altertümer) nach den Aufzeichnungen des verstorbenen
Studienrats Dr. Müller abgefasst ist, während der zweite
(Skulpturen) von Prof. K Köhler und der dritte (Gemälde)
von Dir. Dr. Eisenmann bearbeitet wurden. Die Arbeit des
Letztgenannten ist, der Bedeutung der Gemäldesammlung ent-
sprechend, der weitaus wertvollste Bestandteil des Kata-
logs und steht fn Bezug auf Inhalt und Form selbstverständ-
lich vollkommen auf der Höhe der heutigen Wissenschaft.
Es sind hier die Gemälde aus den früher kgl. hannoverschen
Schlössern und die des verstorbenen Oberbaurates Hausmann
vereinigt, vorwiegend Werke holländischer und vlämischer
Meister, zu denen dann einige wertvolle Altdeutsche, vor-
nehmlich Holbein d. J., und wenige Italiener, endlich eine
Anzahl modemer Bilder hinzukommen. Eisenmann hat die
letzteren von den alten Meistern abgesondert, wie sie auch
im Gebäude räumlich geschieden sind, und innerhalb der
beiden Abteilungen die Maler chronologisch geordnet. Das
ist bei Sammlungen dieser Art das einzig Praktische. Kurze
Biographieen, klare Beschreibungen, sorgfältige Angaben über
Malgrund, Bezeichnungen, Mafie und Provenienz bilden den
Inhalt des Verzeichnisses. Faksimiles der Monogramme sind
nicht beigegeben.
* „Bibelbilder und BUderbibdn'' ist der Titel einer Folge
von Aufsätzen in der , ^Pädagogischen Warte*' (1892, Nr. 14ff.),
in welcher R, GrossCf Lehrer zu Halle a. S., das Gesamt-
gebiet der Bibelillustration in bibliographisch-kritischer Über-
sicht zusammenfasst. Auf die altchristliche und mittelalter-
liche Zeit nur kurz zurückblickend, beginnt er die Dar-
stellung mit den großen Meistern des 15. und 16. Jahrhun-
derts und führt sie, unter sorgfältiger Charakteristik aller
Hauptwerke, bis auf die Gegenwart, auf die Bibelbilder
Schnorr's und Dor6*s, auf die Prachtausgaben und biblischen
Anschauungsbilder für den Schulunterrichi unserer Tage
herab. Sowohl für Kunstfreunde und Kunstgelehrte als auch
namentlich für Pädagogen und Theologen wird diese reich-
haltige, von großer Belesenheit und gesundem Urteil zeugende
Zusammenstellung von Nutzen und Interesse sein. Eine
separate Ausgabe wäre wünschenswert.
* Das Museum Boijmans in Rotterdam hat durch seinen
Direktor, Hm. P. Haverkom van Rijsemj\ einen neuen
Katalog erhalten, welcher das kurze, vor neun Jahren er-
schienene Verzeichnis der Sammlung aus der Feder desselben
Autors zu ersetzen bestimmt ist. Unseres Erachtens ist dies-
mal in den Lebens- und Bilderbeschreibungen des Guten
etwas zu viel gethan. Kataloge sind keine Künstlerlexika;
sie sollen uns nur über Herkunft, Bildungsgang und Wirk-
samkeit der Künstler gut orientiren und in diesen Angaben
allerdings auf der Höhe der neuesten Forschung stehen. In
den Bilderbeschreibungen soll kurz das Notwendige gegeben
werden, um Verwechselungen mit ähnlichen Kompositionen
auszuschließen. Zwei Druckseiten sind dazu in keinem Fall
erforderlich, auch nicht bei so figurenreichen Darstellungen,
wie dem Bilde von R. Brakenburgh Nr. 34, das der Ver-
fasser unter dem seltsamen Schlagworte: „Ce n'est pas pour
ton nez*' beschreibt. Im übrigen ist man ihm für seine
fleißige und praktisch angelegte Arbeit zu lebhaftem
Danke verpflichtet Der Katalog weist 431 Gemälde (324
von alten Meistern, meistens Niederländern) und 15 Skulp-
turwerke auf. Von den Bildern der alten Meister sind die
Signaturen beigedruckt, und durchgängig Malgrund, Maße
und Provenienz genau verzeichnet.
NEKROLOGE.
^♦^ Der englische Bildhauer Thomas Woolnerj der sich
vornehmlich durch sehr eingehend charakterisirte Porträt-
büsten und -Statuen bekannt gemacht hat — man nannte
ihn den „Denner der Skulptur** — ist am 7. Oktober in
London im 67. Lebensjahre gestorben. Seine bekanntesten
Werke sind die Statue Macaulay's im Trinity College in Cam-
bridge, die Büste Richard Cobden's in der Westminsterabtei
und die Statuen Palmerston^s und Beaconsfield*s in Palace
Yard gegenüber dem Parlamentsgebäude.
Düsseldorf» Am 26. Oktober starb nach längeren Leiden
der Historienmaler Philipp Grotjohann^ geboren am 27. Juni
1841 zu Stettin. Am meisten ist er als Zeichner und Illu-
strator bekannt geworden; von ihm sind die Klassikeraus-
gaben, der Shakespeare, der Walter Scott des Grote'schen
Verlags illustrirt worden. Hervorzuheben sind besonders die
Aquarelle zum Hohenzollemwerk und Heine's ,3uch der
Lieder" und WolflTs „Lurlei**.
PREISVERTEILUNGEN.
^*« Zu dem Wettbewerb um den Bau eines neuen Em-
pfangsgebäudes des Personenbahnhofes Dresden - Altstadt
sind 23 Preisentwürfe eingegangen. Das Preisgericht hat,
wie die Dresdener Nachrichten mitteilen, einen ersten Preis
nicht erteilt. Es beschloss vielmehr, die gleichwertig be-
zeichneten Entwürfe mit den Kennworten: „Hephaestos**
und „Helios'' dergestalt zu prämiiren, dass der Geldbetrag
beider Preise diesen Entwürfen je zur Hälfte mit 7500 M.
59
Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften. — Verschiedenes.
60
sagesprochen wurde. Als Verfasser ergaben sich: Entwurf
„Hephaestos'' Baurat Arwed Rossbach in Leipzig (der Er-
bauer des neuen Amtsgerichtsgebftudes in Dresden), f%ir den
Entwurf „Helios" die Bauräte E, Oiese und P. Weidner in
Dresden. Preise von je 1000 M. erhielten femer: Entwurf
„Fertiges Verfasser Neekelmann^ Architekt in Stuttgart,
„Flügelrad**, Verfasser Prof. Frentzen in Aachen, „Kosmos**,
Verfasser Architekten Cremer und Wolffenstein in Berlin.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
Weimar, Bei Gelegenheit der Feier der goldenen
Hochzeit des Großherzogs von Sachsen -Weimar ist eine
Kunstausstellung eröffnet worden, die einen allseitig be-
friedigenden Eindruck macht. Erreicht wird dies in erster
Linie durch die Vermeidung allzugroßer Säle, in welcher
das einzelne Werk sich in der Masse verliert, andererseits in
der Zusammenstellung der zu einander passenden Gegen-
stände in Gruppen, ein Grundsatz, der sich in Berlin
und München auch bewährt hat. Vertreten sind alle Rich-
tungen, in ganz vorzüglicher Weise die französische Schule
von Fontainebleau. Auch das Kunstgewerbe weist ganz
hervorragende Erzeugnisse auf, besonders zu nennen ist die
japanische Sammlung.
Hannover, Zur Feier des 50 jährigen Jubiläums des
Künstlervereins ist. eine Ausstellung von Werken der Mit-
glieder des Vereins in den Räumen des Museums veran-
staltet worden, welche außerordentlich zahlreich beschickt
worden ist. Fünf Säle sind gefüllt mit Gemälden, Skulp-
turen, architektonischen Zeichnungen u. s. w., der f&nfbe ist
für die beiden Ehrenmitglieder des Vereins, den Hofmaler
Professor Friedrich Kaulbach und den Geheimen Regierungsrat
Professor Hase bestimmt, die sich mit einigen hervorragenden
Werken beteiligt haben.
Berlin. Im kgl. Kupferstichkabinett ist eine Aussteüwig
von Farbendrucken eröffnet^ -die einen Überblick über die
Entwiokelung dieser Technik auf dem Gebiete des Holzschnitts
und Kupferstichs von ihren AnHUigen bis zum Ende des
18. Jahrhunderts geben soll.
Dresden, Im Brührschen Palais hat eine Ausstellung von
SckiUerarbeiten der Königlichen Kunstakademie stattgefunden,
die sehr zahlreich besucht war und im allgemeinen einen
befriedigenden Eindruck gemacht hat.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Nürnberg, Der Albreekt Dürer- Verein feierte am 19. Ok-
tober d. Js. sein hundertjähriges Jubiläum. Derselbe wurde
am 13. Oktober 1792 von dem Kunsthändler Frauenholz als
„Gesellschaft Nürnberger Künstler und Kunstfreunde** ge-
gründet, und hat in den hundert Jahren seines Bestehens,
namentlich durch die veranstalteten Ausstellungen, sehr
segensreich gewirkt
VERSCHIEDENES.
^*, Gabriel Max hat den Hamb. Nachr. zufolge für die
Notleidenden Hambui^s ein wertvolles Gemälde, „Die trau-
ernde Hammonia", gespendet. Das Bild soll im November
in Hamburg zum Verkauf ausgestellt werden.
^♦^ Der sog. Kaiserbechrr der Stadt Osnabrück bleibt
bis auf weiteres im Besitze der Stadt. Wie wir früher ge-
meldet, hatte der Oberpr&aident der Provinz Hannover die
Genehmigung des von der Stadt beschlossenen Verkaufs des
Kaiserbechers für 250000 M. versagt. Auf eine vom Magistrat
dagegen beim Kultusminister eingelegte Beschwerde hat
dieser, wie der Hanno v. Courier mitteilt, nunmehr erklärt,
dass er in Übereinstimmung mit der Auffassung des Herrn
Oberpräsidenten den Verkauf des hervorragenden Kunstwerkes
nicht genehmigen könne; der Frage eines Ankaufes des
Kaiserbechers für den Staat würde er aber erst näher treten
können, wenn, was zur Zeit nicht der Fall sei, zwingende
Gründe die Stadt Osnabrück zur Veräußerung ihres alten
Besitzstandes nötigen sollten.
Frankfurt ajM, Bei den Wiederherstellungsarbeiten
an der Paulskirche soll auch die Decke neu gemalt werden.
Bei dieser Gelegenheit sind auch wieder die Entwürfe her-
vorgeholt worden, die der Historienmaler J. F. Dietrich in
Stuttgart (geb. 1789 in Biberach, gest. 1846) seiner Zeit zur
Ausmalung der Kuppel gemacht hat. Dieselben sind nicht
zur Ausführung gekommen, was bei der Schönheit des Ent-
wurfs, der in der PresteVschen Kunsthandlung ausgestellt
ist, sehr zu bedauern ist. Zur Zeit ist die Kuppel wegen
der besseren Akustik mit einer Schalldecke versehen, die
in weit einfacherer dekorativer Weise bemalt werden soll.
* Die Gedenkfeier, mit welcher die Wiener Akademie
der bildenden Künste am 26. Oktober ihren zweihundert-
jährigen Bestand festlich beging, nahm einen würdigen und
glänzenden Verlauf. Der Kaiser, die Erzherzoge Rainer
und Wilhelm, die Minister und eine große Zahl anderer
hoher Würdenträger waren inmitten der von der Akademie
geladenen Festgäste in der Aula erschienen. Nach einer Be-
grüßung durch den Rektor Baron Easenauer, auf welche der
Kaiser huldvoll antwortete, ward zunächst die Enthüllung
der von den E^rofessoren HeUmer, Niemafm und 2ki/mbuseh
ausgef£lhrten, plastisch reich geschmückten Gedenktafel vor-
genommen und die von Prof. TaiUenhayn und Giseleur
Wa^ckmann angefertigte silberne Erinnerungsmedaille sowie
die von dem sillndigen Sekretär der Akademie, Regierungs-
rat Lott verfasste Denkschrift dem Monarchen überreicht.
Der akademische Gesangverein begleitete die Feier mit dem
weihevollen Vortrage der Volkshymne und einer Cantate von
Beethoven. Nachdem der Kaiser mehrere der Anwesenden
persönlich begrüßt und sämtliche Professoren und Beamten
der Akademie durch Ansprachen ausgezeichnet hatte, be-
sichtigte er eingehend die Deckengemälde der Aula, die
großartigen Schöpfungen Ansdm Feuerbach's, die an diesem
Tage mit den von Prof. Oriepenkerl und dem Malert. Tentschert
hinzugefügten Ergänzungen zum erstenmal in ihrer vollen
Pracht erschienen. Prof. v. Lütxow machte dabei den Ci-
cerone. Nach dem Ausdrucke der allerhöchsten Zufrieden-
heit verließ der Kaiser unter Fanfarenklängen die Halle, die
dann noch längere Zeit den Gegenstand der Bewunderung
des zahlreich versammelten Publikums bildete. — Nach Be-
endigung der eigentlichen Feier nahm das Kollegium der
Akademie sodann die Glückwunschadressen der Wiener
Künstlergenossenschafl und des Wiener Klubs der Plastiker
entgegen, welcher letztere der Akademie auch eine für den
Tag angefertigte Denkmünze widmete. Der Rektor Baron
Hascnauer beantwortete in beredten, herzlichen Worten die
Ansprachen der Wiener Künstler. — Am Abend waren Lehrer
und Schüler der Akademie, sowie eine große Anzahl Wiener
I Künstler und Kunstfreunde, in den schönen, festlich ge-
, schmückten Räumen des Künstlerhauses zu einem von der
' akademischen Jugend veranstalteten Bankett vereinigt, welches
j den haimonischen Abschluss des gewiss allen Teilnehmern
' unvergesslichen Tages bildete.
61
Vom Konstmarkt — Berichtig«iiig. — Zätachriften. — Inseratie.
62
VOM KUNSTMARKT.
Berlin, Am 8. und 9. November findet in Lepke^s
Kunstauktionshaus eine Yersteigernng von Gemälden mo-
derner Meiflter und von Aquarellen, Ilandzeichnungen und
Olstudien statt.
Frankfurt ajM. Am 14. November u. ff. Tage kommt
in R, BmigcVs Gemäldesaal die Sammlung des Herrn Oskar
Stahel aus Würzburg unter den Hammer ; der Katalog mit Licht-
drucken erscheint demnächst. — Ferner ist in Vorbereitung
ein Katalog über die Sammlung des Rentners B. in B.,
eines in der Kunstwelt rühmlichst bekannten Sammlers
hervorragender modemer Gemälde.
Kunstauktion, Am 14. und 15. November d. Js. ver-
steigert J. M. Heberle (H. Lempertz Sohne) in Köln die reich-
haltige und ausgewählte Gemäldesammlung des verstorbenen
Hofarchitekten Adolf Schuster in Brüssel. Die Sammlung
enthält Bilder der niederländischen, deutschen, italienischen,
spanischen etc. Schulen des 15.— 19. Jahrhundert«. Nament-
lich die Niederländer (Berchem, Bol, Jan van Goyen, Pieter
de Hooch, Molenaar u. a. m.) sind gnt vertreten, auch Bilder
von Rubens, Murillo u. a. vorhanden. Der mit einer Helio-
gravüre und zahlreichen andern Abbildungen geschmückte
Katalog ist soeben erschienen.
BERICHTIGUNG.
Aus Frankfurt a/M. geht uns zu der Personalnachricht
in Nr. 1 der Kunstchronik Spalte 9 die Nachricht zu, j,das8
der Bildhauer Friedrich Hausmann nach wie vor als Ordi-
narius der Bildhauerfachklasse an der Kunstgewerbeschule
an dieseni Institut seine Hauptlehrthätigkeit ausübt."
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstchroiilk. 1892. Nr. 22.
Aus dem KnDsUchat«e Böhmens. — Der Maler des Todes. V<m
Ft. M. Fels. -^ Bildhanerei im Olaspalaste. Von H. Peters.
— Die Auastellang f&r Wohnongseinrioiituii^eii in Berlin. 11. Von
Fr. Hermann. — Knnstbriefe. Von J. S uns er.
Chrlsüickes Kunstblatt 1892. Nr. 10.
Aus Hierapolis in Phryeien. Von V. Schnitze. — Die Lorenz-
kirche in Närnberg. — Neues aus dem nnterirdischen üom.
Die Kunst fOr Alle. 1892/93. Nr. 2 u. 8.
Die Münchener internationale Ausstellung von 1892. Von Fr.
Peoht. — Die historisohe Sammlung und das Archiv der Man-
chener Künstlergenossenschaft. Von G. A. Horst. -^ Ans dem
Marseiller Museum. Von H. Helfe rieh. — August Noaok.
Jahrbuok der königlich preussiscben Kunstsanimloiigen^
1892. Heft 4.
rber einige Holsschnittzeiehnungen Holbein*s. Von R. Kekule.
— Beitrag sur Geschichte des ältesten italienischen Holsschnitts.
Von P. Kristeller. — Ein Entwurf Micbelangelo's sur Six-
tinischen Decke. Von H. Wölfflin. — Die Ausstellung von
Kunstwerken aus dem Zeitalter Friedrichs des Großen. I. Fried-
rich der Grosse als Sammler von Gemälden und Skulpturen. Von
P. Seidel. — Rembrandt's Predigt Johannes des Täufers. Von
W Bo de
Kunst-Salon. 1892/98. Ueft 1.
Zur Einfährung. — BUder im Hause. Von J. Trojan. — Kunst
und Volk. Von Fr. Dernburg. — Photographie und vervielfäl-
tigende Kunst. I. Von H. Mey er. -> Die Vereinigung der Kunst-
freunde für amtliche Publikationen der kgl. Nationalgalerie. Von
A. Rosenberc — Modem er Holzschnitt und das Atelier von
Klose und WolTmerstädt in Berlin. Von M. Schmidt. — Bern-
hard Mannfeld.
Zeitsekrift des Bayeriscben KunstfrewerbererelDs. 1892.
Ueft 9/10.
Aus der Grossherzoglichen Kunstkammer in Karlsruhe. — Die
kirchliche Kunst in geschichtlicher Übersicht. Von J. v. Falke.
(Schluss.) — Die Kunstrichtung des 19. Jahrhunderts. Von
C. Gurlitt.
Tke Magazine of Art 1892. November. Nr. 145.
Drawings at the British Museum. Von W. Armstrong. —Art
in its relation to Industry. Von Alma-Tadema. — A word to
young english Painters. VouF. Cormon. — The Lelcester Cor-
poration Art gallery. I. Von S. J. Viccars. — Originality in
pen-drawing and design. Von H. Furniss. — The nPrix de
Uome" at the 6cole des Beaux-Arts, Paris. Von A. V. P ar-
mint er. — Titian*s summer pilgrimage. Von Leader Scott.
VERLAG VON E. A. SK
.l-K«
IN liEIPZI«.
Eine voUständige Kunstgeschichte für 21 Kark!
Euusthistorische Bilderbogen
_ _ _L.
1290
Abbildtmgen I
- - 4-
Handausgabe
167 Tafeln, geb. in einen Band 15 Mk.
+ —
■+
652
Teztseiten
-h
Textbuch von Anton Springer
(Grundzüge der Kunstgeschichte)
•41 Bofi^en» u^eliiiiideii in einen Band O IMCarli:«
Die Handausgabe der Kunsthistorischen Bilderbogen empfiehlt sich durch ihren außer-
ordentlich niedrigen Preis und die mustergültige Ausführung der Illustrationen. Für die Gediegenheit
des Textes bürgt der Name des Altmeisters der Kunstgeschichte „Anton Springer".
Verlag von ARTUR SEEMANN in Leipzig.
Soeben erschien in dritter Auflage:
Goethes Mutter.
Ein Lebensbild nach den Quellen
von
Dn Karl Heinemann.
Mit vielen Abbildungen in und aufser dem Text und vier
Heliogravüren.
Preis geheftet M. 6.50, elegant gebunden M. 8. —
Grosse Knnstauktion
in NfineheD
[688J
am 16. November 1892 u. folgende Tage
einer reichhaltigen bedeutenden Sammlung
von Ol^emttlden alter und moderner
Meister aus dem Besitze eines süddeut-
schen Kunstfreundes. Katalog franko u.
gratiS) sowie jede nähere Auskunft durch
Hugo Helbing, Kunsthandlg.,
Mfinehen, Christofstr. 2.
Inaeiate.
64
^vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv^
J
y
y
y
y
y
y
Die KunstTereine zu Kfinigsberg i. Pr, Stettin, Elbing,
Görlitz und Posen veranstalten im Jahre 1893 gemeinsame
Gemäldeausstellungen unter den bei dem Kunstrereine in
Kfinigsberg i. Pr. zu erholenden Bedingungen. Einzusenden
sind die Qemalde an die Spediteure: 6. Dietrich k Sohn in
Berlin, Invalidenstr. 50 bis zum 14. Januar 1893, Gebrüder
Wetsoh in MOnohen, Schützenstr. 5 und 6. Paffrath in Düssel-
dorf, Jakobystr. 14 bis zum 6. Januar. Nur im EinTer-
nehmen mit dem betreffenden Kunstvereine erfolgende
spätere Einsendungen werden ft*el befördert. [574
gj^v^vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv vvvvvvvvvvvvvvvv^
]>ie Italienischen PhotograpMen
aller Yerlagsanstalten. Griit und 'bilUn^.
Kansthandlnng HÜQO GROSSER, Leipiig.
Kataloge. Auswahlsendnngen. [479
Kölner Gemälde -Auktion.
Die reichhaltige und herrorragende Gem&ldegammlcmg des
Herrn Adolph Schuster In Brüssel,
weiland Kgl. Belg. Hof- Architekt, Ritter etc. etc., gelangt
den 14. und 15, November 1892
durch den üntenieichneten in Köln zur VerBteigerung.
Vorzügliche Orijgiiialarbeiten älterer und modemer Meister in teils
selten schöner Qualität. (176 Mummem.)
öffentliche Besichtigung den Vt. und 18. IfoTember.
Der mit Lichtdrucken reich versehene Katalog (I^eis 4 Mark) ist
durch den Unterzeichneten zu beziehen.
J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne), Köln.
€H^emftlde alter Heister.
Der Uateneiohiieie kauft stets herrorragende Originale alter Meiner, Torzflglieh der
niederUndisehen Sohnle, Teniiittelt aalk schnellste und sachventändiffste den Verkauf
npl. Sammlnngen und ttbemimmt Anftr&ge rar
GemUdeanktionea des In- and Auslandes.
einaelner Werke, wie koonpl. Sammlnngen und ttbemimmt AnlMge rar alle größeren
Berlli W.,
Potsdamerstrasse t.
[679]
Josef n. SclialL
Gfeznäldesaal in Frankfurt a. M.
JLasstelliuif en ud Avktloneii ron Gemlldeii, Intlqnittteft und Kiustgegen-
Stiiideii. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Sndolf Bangel in
FraiüEhirt a. M», Knnstauktionsgeschäft, gegr. 1869. [468
irchaeologie, Namismatik,
L mericana, Ethnographie,
Geographie,
Bibliographie.
OresiiB Lager Ton
BUdteni VBd Knnetvperken
la allen Sprachen.
Speeialcataloge gratia v. franeo.
Karl W. Hiemmani
Buchhandlung in Leipzig.
Ai^gebote Toa BibUothekcB
oad werthroUcB Werken
stets erwfijkaeht.
Fflr Ennstfreniide.
unser neuer Katalog fQr 1892/93 ist
soeben erschienen. Derselbe hat an
Übersichtlichkeit und Vornehmheit der
Ausstattung wesentlich gewonnen und
enthält eine durch viele Illustrationen
geschmückte Obersicht über unsre Re-
produktionen nach Gemälden alter und
moderner Meister religi(^sen, patriotischen,
historischen und mythologischen Inhaltes ;
Genrebilder, Jagd- und Sportbilder, Land-
schaften und Heestücke. Der Katalog
wird Regen Einsendung von 50 Pfennigen
(fürs Inland), von 80 Pfennig (fürs Aus-
land) franko zugesendet.
PbotograpUsclie GeseUscM, BerliD.
Grosse Kiitaüi
in Mttnelien
am 24. November 1892 und folgende
Ta^e einer ganz hervorragenden, reich-
haltigen Sammlung von alten Pergament-
miniaturen, sowie Handzelchnunoen und
Aquarellen alter und moderner Meister
aus dem Besitze des Herrn Architekt
Fritz Hasselmann in Kapfelberg, früher
in München. Katalog franko u. gratis»
sowie jede nähere Auskunft durch
Hugo Helbing,
Kunsthandlung.
Mfiacheii, Christofstr. 2.
[689]
Verlag von E. A. Ssemami in Leipiig.
DORER
Geschichte seines Lebens und seiner Knnst
von M. THAUSING.
Zweite, verbesserte Auflage in 2 Bänden
gr. 8. Mitlllustr.; kart. M. 20.—; in Halb-
fnuizband M. 24. — .
Inhalt: Osorg Bleibtren f. Von A. Rosenberg. — Handzeichnangen italienischer Meister. Kritisch gesichtet von G. Her eil i; Mitgeteilt
von £. Hab i eh. — N. de Boever, Het Schijnconconrs voor*8 B^ks-Museum; Führer durch die Sammlung des Museums sehlesischer
Altertümer in Breslau; H. Schmiokunz, Gegenden Materialismus; Woermann, Dresdener Galerie; Die Sammlungen des Provinzial-
museums in Hannover; Grosse, Bibelbilder und Bilderbibeln ; r. Haverkom van Bijsewyk, Katalog des Museums Boijmans in
Rotterdam. — Th. Woolner f ; P. GrotJ ohann f. ~ Wettbewerb um den Bau eines neuen Empfangsgebäudes des Personenbahnhofes
in Dresden- Altstadt. — Weimar, Kunstausstellung; Hannover, Ausstellung des Künstiervereins; Berlin, Ausstellung von Farben-
drucken; Dresden, Ausstellung von Schülerarbeiten. — Nürnberg, Albrecht Dürer- Verein. — G. Max, Die trauernde Hammonia;
ÖHuabrück, Der sog. Kaiserbecher; Frankfurt a. M., Freskenent würfe zur Kuppel der Paulskirche; Wien, Festfeier der Akademie
der Künste. ~ Kunstauktionen: Berlin, Lepke; Frankfurt a.M., Bangel; Köln, Lempertz. — Berichtigung. — Zeitschriften. — Inserate.
Fflr die Redaktion verantwortlich Ariwr Seemamn, — Druck von August iVtes in Leipzig.
/x^^
"^Hi^
0£C 21 1B92
KUNS
ComK
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE-
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
HeagMse 58.
BERLIN SW.
TeltowentraBse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerötr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 5. 17. November.
Die Knnttchronik erscheint alt Beiblatt »nr »Zeitechrift «ttr bildende Kunst" und zum .Kunstgewerbeblatt» monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der .Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Knnstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 30 Pf. fttr die dreispaltige Petitseile, nehmen auBer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein h Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
KORRESPONDENZ.
Aus Dresden, Anfang November 1892.
Während es im vergangenen Sommer, in dem
die großen Ausstellungen in Berlin und München
das Interesse der Kunstfreunde vorzugsweise in An-
spruch nahmen, ftir Ihren Berichterstatter wenig von
Dresden zu erzählen gab, drängen sich in diesem
Herbste die Kunstausstellungen in Dresden so, dass
es geboten erscheint, in einer übersichtlichen Dar*
Stellung die einzelnen Unternehmungen gleichzeitig
zu würdigen. Hierbei müssen zunächst der Aquarell-
aussteUung im Polytechnikum, von deren Hauptleis-
tungen bereits an dieser Stelle die Rede war, noch
ein paar ergänzende Bemerkungen gewidmet werden.
Es wurde berichtet, dass ihr Besuch im Anfang viel
zu wünschen übrig ließ, so dass die Gefahr eines
nicht unbeträchtlichen Unterschusses nahe lag. Dieser
ist jedoch glücklicherweise nicht eingetreten, da die
Ausstellung in der letzten Zeit so gut besucht wurde,
dass sie einige Tage länger, als ursprünglich geplant
war, geöffnet bleiben konnte. Auch soll der Ver-
kauf zufriedenstellend ausgefallen und das Unter-
nehmen auch nach dieser Seite hin günstig verlaufen
sein. Es wäre zu wünschen, dass der Ausstellungsaus-
schuss darüber auch in der Öffentlichkeit ziffernmäßige
Rechenschaft ablegte, wie es bei den Münchenern
und anderen großen Veranstaltungen dieser Art schon
längst Sitte, in diesem Jahre aber unseres ViTissens
in Dresden noch nicht geschehen ist.
Bald nach dem Schluss der Aquarellausstellung
wurde in den Räumen des konigl. Sachs. Kunstge-
werbemuseums eine Sonderausstellung von Elfenbein-
arbeiten eröffnet Sie ist hauptsächlich durch die
Bemühungen eines Beamten des Museums, des Herrn
Dr. Berling, zu stände gekommen und gewährt eine
ziemlich vollständige Übersicht über dieses heute nicht
gerade mehr eifrig betriebene, einst aber blühende
Spezialfach kunstgewerblicher Thätigkeit. Öffentliche
Sammlungen und einzelne Liebhaber haben zum Teil
prachtvolle Stücke beigesteuert, und eine Verlosung
ausgewählt schöner Arbeiten moderner Elfenbein-
schnitzer dient dazu, das an und für sich schon rege
Interesse des Publikums an dem Unternehmen zu
erhöhen. In technischer Beziehung erregen nament-
lich die alten Schnitzereien aus Indien und Afrika
wegen ihrer ungemein sauberen Ausführung Aufsehen.
Von den älteren europäischen Arbeiten verdienen
ein elfenbeinerner Einsatz in dem hölzeren Einbände
eines Evangeliencodez aus dem Besitz der Leipziger
Stadtbibliothek und eine der Deutschen Gesellschaft
in Leipzig gehörige Tafel mit dem den Drachen er-
legenden heiligen Michael Beachtung. Vortrefflich
erscheinen die an CoUlofs Gestalten erinnernden Bett-
ler- und Zigeunerfiguren, die von dem bekannten
Simon Troger in München herrühren sollen. Die
großartigsten Stücke der historischen Abteilung dürf-
ten aber die verschiedenen Arbeiten des Dresdener
Bildhauers BcUthaser Permosers sein. Die wunder-
volle Kreuzigungsgruppe gehört der Leipziger Stadt-
bibliothek und ist ein seit langem bekanntes Werk.
Weniger bekannt ist ein Heiland am Kreuz, der
Eigentum der Jakobigemeinde in Freiberg ist. Unter
den Arbeiten neuerer Elfenbeinschnitzer ist keine von
solcher Vollendung zu finden, wie sie die Werke
Permosers zeigen. Immerhin aber lässt die Ausstel-
67
Korrespondenz aas Dresden.
68
lang erkennen, dass wir gegenwärtig eine Anzahl
Werkstätten besitzen, die aucli größere Ansprüche
zu befriedigen wissen. Fehlt es doch nicht an einer
langen Reihe geschmackvoll entworfener und sauber
ausgeführter kunstgewerblicher Arbeiten. Nament-
lich haben uns eine Anzahl höchst wertvoller Stock-
griffe gut gefallen, während uns die verschiedenen
Versuche, Schachfiguren künstlerisch zu gestalten,
schon deshalb als misslungen erscheinen, weil sie
für den praktischen Gebrauch untauglich sind.
Die VoUendung des großartigen, von uns in
diesen Blättern bereits beschriebenen Yiktoriahauses
an der Ecke der See- und Pragerstraße hat den
Kunsthändler Theodor Lichtenberg aus Breslau in
die Lage versetzt, seine früher auf der Ferdinand-
straße gelegenen Salons in weit besser beleuchteten
und entsprechend ausgestatteten Bäumen neu zu er-
öffnen. In den ersten Wochen enthielten sie aller-
dings im wesentlichen nur Marktware mittlerer Güte,
so dass der Besuch der Lichtenberg'schen Ausstellung
kaum lohnend erschien. In letzter Zeit aber ist es
gelungen, ihr eine Reihe hervorragender Gemälde
zuzuführen, die eingehender Betrachtung würdig
sind. In erster Linie gilt das von den Bildern und
Skizzen Brich Kttinerschky's in München, von denen
eine solche Anzahl vereinigt in Dresden noch nicht
zu sehen war. Ihr Gegenstand ist, wie das immer bei
den Bildern dieses Künstlers der Fall ist, so einfach
wie möglich: auf den meisten kehren Baumgruppen
und Wasser wieder, manchmal ist das Terrain ein
wenig gebirgig, in der Regel aber haben wir es nur
mit Flachlandschaften zu thun. In der Ausführung
sind sie ohne jede Prätension, so schlicht wie das
Stück deutscher Erde, das ihnen als Vorwurf gedient
hat. Wer aber überhaupt Sinn hat für den Reiz
der Einfachheit und gewohnt ist, die bescheidenen
Schönheiten solcher Motive in der Natur selbst zu
sehen, der wird mit Freude bekennen, dass uns in
KvUerschky ein neues, eigenartiges Talent enigegen-
tritt, von dessen weiterer Entwicklung wir noch
manche schöne Frucht erwarten dürfen.
Im vollen Gegensatz zu der anmutenden Schlicht-
heit Kuhiersehkys steht die routinirte Fertigkeit E'i^i/ert
Bracht' s, dessen Bilder und Reiseskizzen wir bei Lichten-
berg in einer Sonderausstellung vorgeführt erhalten.
Dass Bracht viel kann, wollen wir nicht leugnen, wir
haben sogar, als er anfing, vortreffliche Heideland-
schafteu von ihm gesehen. Heute woUen uns aber seine
Sachen nicht mehr gefallen, sie sind zu sehr ma-
nierirt imd zu wenig fein empfunden. Das ist aber
nur naturlicli. Wer wie Bracht heute in der Schweiz,
morgen an der Riviera und bald darauf im Orient
herumlandschaftert, der mi^ seine Mappen mit geo-
graphisch interessanten Studienblättem füllen, aber
Werke von bleibendem Werte können dabei nicht
entstehen. Die besten Stücke der etwa siebzig Num-
mern zählenden Kollektion gehören daher auch nicht
der orientalischen, sondern der deutschen Abteilung
an. Es sind die Landschaften aus der Mark und
den angrenzenden Gebieten, unter denen sich ein
oder das andere gelungene Bild befindet, wenn auch
kdnes eine ähnliche Treue der Beobachtung und
des Tones zeigt, wie die Bilder Kvhierschky^s. Wir
wollen damit nicht sagen, dass die Ausstellung keine
Beachtung verdiene, aber wir meinen von einem
Künstler, wie Bracht ist, Besseres erwarten zu können.
Unterden übrigen zu Anfang November ausgestell-
ten Gemälden ist Ldebermann^s Kartoffelacker weitaus
das beste. Hier ist wirkliches Natuistudium vorhanden
und bei der flottesten Behandlung ein unbedingt
sicheres Festhalten des Gesamteindrucks der natür-
lichen Erscheinung. IJhdes „Näherin" am Fenster
ist zwar in Bezug auf die Wiedergabe der Licht-
wirkung gelungen, aber viel zu wenig intim, um
uns fesseln zu können. Auch Harburgef^s Wirtshaus-
scene gehört nicht zu den besten Stücken des Künst-
lers, der sonst stets die richtige Größe für seine hu-
moristischen Vorwürfe zu finden weiß, sich aber hier
im Format vergriffen und auch in der Farbe zu
stark aufgetragen hat. Ein reizendes Porträt ist
dagegen das von dem Grafen Harrach herrührende
Bildnis der Gräfin Vitzthum, und dass der Dorf-
schulze des Grafen Kaickreuth, der gleich zuerst bei
Lichtenberg zu sehen war, heute aber bereits wieder
aus der Ausstellung verschwunden ist, zu den ver-
heißungsvollsten Werken der jungen Schule gehört,
ist allen Besuchern der vorjährigen Münchener
Jahresausstellung bekannt. Gelingt es, auch in Zu-
kunft die neuen Räume mit so interessanten Bildern
wie gegenwärtig zu versehen, dann dürfte das Lich-
tenbei^'sche Unternehmen in der That wesentlich
zur Belebung der Dresdener Kunstinteressen beitragen.
Diesen Zweck verfolgt die unter dem Protek-
torate Ihrer Majestät der Königin Carola stehende
„Ausstellung von Malwerkefi sächsischer Künstle^
rinnenf\ die während der Monate November und
Dezember im zweiten Stockwerk des BrühFschen
Palais auf der Augustusstraße eingerichtet ist, aller-
dings nicht in erster Linie. Vielmehr ist es hierbei
hauptsächlich darauf abgesehen, von dem sich er-
gebenden Überschüsse dem obererzgebirgischen und
voigtländischen Frauen vereine einen möglichst be-
69
Koi-respondenz aus Dresden.
70
iarächÜichen Beitrag für seine Zwecke zu gewähren.
Immerliin aber besitzt auch diese Veranstaltung
künstlerische Bedeutung genug, um auch nach dieser
Richtung anregend zu wirken. Sie ist vor allem
wundervoll arrangirt und bietet durch die Herbei-
ziehung von zum Teil vollendet bemalten kunst-
gewerblichen Arbeiten besonderen Reiz. Da wohl
nur ein kleiner Teil der Damen, deren Werke hier
vereinigt sind^ berufsmäßig die Kunst ausübt, hat
die Kritik sich nur mit denjenigen zu beschäftigen,
die auch sonst mit ihren Arbeiten öffentlich aufzu-
treten pflegen. Zu den berufensten dieser berufs-
mäßigen Künstlerinnen, um an eine Wendung im
Vorwort des von dem Galeriedirektor Prof. Wörmajin
sorgfaltig bearbeiteten Katalogs zu erinnern, gehört
aber Dora Hitx, die vor nicht zu langer Zeit von
Paris nach Dresden übergesiedelt ist. Sie hat zwei
ganz prächtige Gouachebilder und ein größeres Öl-
gemälde ausgestellt, Arbeiten, die sich in jeder grö-
ßeren Kunstausstellung behaupten würden und sie
im Vollbesitz ihrer Mittel zeigen. Neben ihrer fer-
tigen Erscheinung interessirt uns namentlich eine
junge Dame, Ritta Boemm, eine Ungarin, die in
Dresden viel von sich reden macht und ein ent-
schiedenes Talent zu besitzen scheint. Ihre Gouache-
bilder nach ungarischen Motiven, eine Dorfstraße,
ein Bauernhof, ein Friedhof, sind fein empfunden
und gut gezeichnet, doch möchten wir glauben, dass
ein kräftigerer Farbenauftrag und überhaupt ein
resoluteres Zugreifen der Künstlerin nur von Nutzen
sein könnte. Daran fehlt es Fräulein Käthe Juncker,
die in München ausgebildet wurde, zu ihrem Glücke
nicht. Ihre Pastellbilder, Mädchen- und Kinderköpfe
darstellend, verdienen deshalb mit Anerkennung ge-
nannt zu werden. Ebenso ist das lebensgroße Bild-
nis einer jungen Geigerin von Helme Gammitis, mit
Pastellstiften ausgeführt, als tüchtige Leistung zu
bezeichnen. Ob das männliche, vermutlich mit Zu-
hilfenahme einer Photographie auf Porzellan aus-
geführte Bildnis von Anna von TJhde von einer be-
rufsmäßigen Künstlerin herrührt, wissen vnr nicht
zu sagen. Es ist jedenfalls sehr ähnlich, da in dem
Dargestellten sofort der berühmte Münchener Maler
Fi-itx von ühde erkannt wird. Adelgunde Ortlmus hat
ein namentlich in der Farbe vorzügliches Frühlings-
bild ausgestellt, und die Skizzen und Studien der
Freiin Alma von Niethammer verraten eine entechie-
dene koloristische Begabung. Unter den kunstge-
werblichen Arbeiten ist der Ofenschirm von Hilda
Kunkel, Lehrerin des Dresdener Frauenerwerbsvereins,
hervorzuheben. Er ist durch Lederschnitt mit Be-
malung hergestellt und mit einer Bronzeeinfassung
versehen. Eine höchst geschmackvolle Arbeit ist
das japanisch bemalte Theeservice von Hanna SehoUx,
während das anspruchsvoll auftretende, große deko-
rative Panneau der Frau Marikieiwiex, das eine Ver-
bindung von Stickerei und Malerei zeigt, zwar über-
aus kostbar erscheint, aber nicht den Erwartungen
entspricht, zu dem man nach dem reichlichen Lob,
das die Dresdener Presse den früheren Arbeiten
dieser Dame gezollt hat, berechtigt ist. Es ist nach
unserem Dafürhalten zu bunt gehalten und leidet
an einem Übermaß von großblättrigen Blumen, die
das als Vorwurf gewählte architektonische und land-
schaftliche Motiv aus der Alhambra fast erdrücken.
Auch in den Räumen des Kunstvereins in dem
ersten Stockwerk des Brühl'schen Palais, in denen
für kurze Zeit die Studienarbeiten der Dresdener
Akademie ausgestellt waren, sind die regelmäßigen,
im Sommer aber unterbrochenen Wochenausstellungen
wieder aufgenommen worden. Doch ist dort bis auf
die zum Teil vortrefflichen Einkäufe zur Verlosung,
die das Direktorium auf der letzten Aquarellaus-
stellung gemacht hat, noch nicht viel Erwähnens-
wertes zu sehen. Wir nennen daher nur eine große
Frühlingslandschaft von ^Qm^^nffiren Edvmd Schleich
in München nach einem Motiv aus den so ungemein
malerischen Isarauen und einige kleinere Landschaften
von Karl Küstner ^ der nach Auffassung und Technik
ein Schüler WenghMs in München zu sein scheint.
Gleichzeitig war auch eine kleinere orientalische
Landschaft mit Pyramiden ausgestellt, die als ein
Werk des verstorbenen Münchener Malers Adolf lAer
bezeichnet war. Obwohl das kleine Bild so un-
günstig aufgehangen war, dass eine genauere Be-
trachtung unmöglich war, kann doch behauptet
werden^ dass hier ein Irrtum obgewaltet hat. Lier
hat niemals ein ihm so fern liegendes Studiengebiet
wie den Orient zum Vorwurf für ein Bild gewählt,
und die ganze Technik des Gemäldes ist so ver-
schieden von der seinigen, dass man schwer begreift,
wie es möglich war, das Bild auf seinen Namen zu
taufen. Allerdings ist in der linken Ecke, wenn wir
in der Dunkelheit richtig gesehen haben, sein Name
zu lesen, aber wir hegen starke Zweifel an der Echt-
heit dieser Bezeichnung, die, wie wir vermuten, von
irgend einer unberufenen Hand dem Bilde nachträg-
lich gegeben worden ist. Das Bild ist übrigens in-
zwischen auf Veranlassung des Vorstandes wieder
entfernt worden.
Die lebhafteste Anteilnahme des Publikums
dürfte aber unter allen Ausstellungen der letzten
71
Bficherschau.
72
Zeit die der Entwürfe für den Umbau, resp. Neubau
des Böhmischen Bahnhofes gefunden haben. Da
jedoch für die Beurteilung des Wertes dieser Pro-
jekte in erster Linie nicht künstlerische, sondern
praktische Gesichtspunkte in Frage kommen und
über diese mitzusprechen nur derjenige ein Recht hat,
der genau in die Pläne der obersten Eisenbahn-
behorde eingeweiht ist, begnügen wir uns mit dem
Hinweis darauf, dass neben den beiden preisgekrönten
Entwürfen von Qiese und Weidtier in Dresden und
von Rossbach in Leipzig im Publikum vor allem auch
das Xeckelmami'sclie Projekt, das in architektonischer
Beziehung höchst gelungen ist, jedenfalls aber be-
deutende Mittel erfordert hätte, sehr viel Freunde
gefunden hat. Im allgemeinen aber geht die An-
sicht dahin, dass der künftige Hauptpersonenbahnhof
in Dresden in jeder Hinsicht großartig durchgeführt
werden und hinter den prachtvollen Bauten in Frank-
furt a/M., Köln, Hannover, Berlin und München nicht
zurückbleiben wird. Wenn diese Hoffnung sich er-
flüUen sollte, wird der Bahnhofsbau seine befruch-
tende Wirkung auf die ganze architektonische Weiter-
gestaltung Dresdens sicher ausüben und damit diese
zunächst rein praktische Frage auch (Ür die Neu-
belebung der Kunst in Dresden von großer Be-
deutung werden. H, A, LIER.
BÜCHERSCHAU.
Biographie des Malers Carl Ovstav Heüqvist, nach
authentischen Quellen bearbeitet von Heinrich Wilke. Mit
einem Porträt Berlin 1891. C. F. Conrad's Buchhandlung
Paul Ackermann, gr. 8^. 71 S.
Wir begrüßen 68 immer freudig, wenn ein Fachmann
einem Kollegen ein litterarisches Denkmal setzt; sind wir
doch gewiss, dass er, wie kein anderer, seine Individualität
zu erfassen vermag. Einen Mangel — abgesehen von der
mehr oder weniger auffallenden Unsicherheit, mit der der
Mann des Pinsels oder Meißels in der Regel die Feder f^hrt
— kann eine solche Biographie freilich leicht zeigen: den
an Objektivität; oft schleicht sich ein zu großes Pro oder
Contra ein, und die Wage des Richtenden will nicht ins
Gleichgewicht kommen.' — Der vorliegenden Lebensbeschrei-
bung eines früh Dahingeschiedenen ist weder der eine noch
der andere Vorwurf zu machen — sie hat nur einen Fehler:
sie ist zu kurz. Gerade wenn wir uns am besten lesen,
schließt der Autor und entzieht uns seine Führerhand, die
uns mit so viel Verständnis und Liebe zum Meister geleitet
hat. Es ist, als ob wir aus einem gastlichen Hause plötz-
lich auf die Gasse gesetzt und uns selbst überlassen wür-
den. Nicht, dass wir uns nicht selber zurechtfänden — der
müsste blind sein, der dies bei Hellqvist nicht vermöchte —
allein wir bedauern, nicht weiter beobachten zu können, wie
die Gestalt des Helden und seine unvergänglichen Thaten
sich in einer gleichgestimmten Seele spiegeln. 1^- ^•
August Wredow, Gedächtnisrede, gehalten in der Öffent-
lichen Sitzung des Kuratoriums der Wredow'schen 2ieichen-
schule zu Brandenburg a. d. H, den 20. September 1891 von
Dr. Richard Lehfeld, Bibliothekar. Brandenburg a. d. H., 1892.
49. 37 S.
Diese dem Jahresberichte der obengenannten Zeichenschule
beiliegende Biographie giebt uns ein anschauliches Bild des
Lebens und patriotischen Wirkens des Bildhauers Professor
August Wredow, Er war 1804 in Brandenburg geboren und
starb am 21. Januar 1891 in Berlin. 1823 trat er in die Schule
Rauch's, mit dem er viele Jahre in innigem Kontakt war,
der erst in den letzten Lebensjahren Rauch's gestört wurde.
In Italien verkehrte Wredow viel mit Thorwaldsen, dessen
Schüler er daselbst wurde. 1840 kehrte er wieder nach
Deutschland zurück; mit Glücksgütern gesegnet, hat er nie
mit des Lebens Not gekämpft; seinen Reichtum verwendete
er zum Wohle anderer, indem er eine in seiner Vaterstadt
Brandenburg von Köpke ins Leben gerufene gewerbliche
Zeichenschule erst auf das ausgiebigste forderte und später
zu seiner Uni versaler bin machte. Er unterstützte den
Neubau des Hauses für die Anstalt mit 60000 Mk., schenkte
die ganze innere Ausstattung, seine großen Kunstsammlungen,
darunter 15000 Stiche, nebst 300000 Mk. an Barem, so dass
zum Schluss seine öesamtstißung eine halbe Million Mark
übei'stieg. Die Bibliothek enthält ca. 1500 Bände, die Oma-
mentsammlung ungefähr 3000 Blatt. In der Gemäldesamm-
lung gehören unter den sechzig Ölbildern zwanzig der deutschen,
dreizehn der niederländischen Schule an. Die Kupferstich-
Sammlung birgt 800 Stiche nach Rubens und das Werk
Chodowiecki^s fast vollständig, überdies ezistirt eine Samm-
lung ron Marmorskulpturen, Gipsen, Bronzen und Holz-
schnitzereien, in welcher sich Wredow*sche Originale befinden,
so in Marmor sein Merkur, Paris, Ganymed, femer der Gipsabguss
seiner Nikegruppe fiuf der Schlossbrücke in Berlin und von
den Aposteln in der Katharinenkirche in Brandenburg etc.
Eine reiche Sammlung kunstgetcerblicher Objekte endlich, von
Gemmen und von Münxen vervollständigen das Ensemble.
All dieser Reichtum steht der Ofifentlichkeit zur Verfügung
und ist in den Dienst einer Schule gestellt, die im vergangenen
Schuljahre von 168 Schülern besucht war, die sich aus allen
Ständen und gesellschaftlichen Kreisen rekrutirten. Wir
glauben keinen Kommentar an all die angeführten That-
Sachen anfügen zu müssen, um die Manen Wredow ^s zu ehren.
Ehre wem Ehre gebührt! BK.
R. Bonghij Die römischen Feste. Deutsch von Ruhe-
mann. A. Hartleben's Verlag, Wien, Pest, Leipzig. 216 S. 4".
Wir beschränken uns bei der Besprechung dieses Werkes
lediglich auf den illustrativen Teil derselben, der insofern
ein bedeutenderes Interesse bietet, als er uns die modernste
italienische Buchillustration vor Augen führt und zwar von
Künstlern, die geschickt in Schwarz und Weiß zu arbeiten
verstehen. G. A. Sartorio und ügo Fleres sind die Zeichner
des von dem berühmten italienischen Staatsmanne verfassten
Werkes. Wir können vielen Illustrationen etwas Wild-Ori-
ginelles in der Auffassung und Komposition nicht absprechen,
müssen aber mit Bedauern die bis an die Karikatur streifende
Flüchtigkeit in der Ausführung tadeln, die um so krasser in
die Augen springt, als nicht eine liebevolle Künstlerhand
die Reproduktion der Originale z. B. in Holzschnitt über-
nommen, sondern der unbarmherzige photographische Apparat
die Werke bei der Herstellung der Cliches in phototypischer
Manier mit dem Netze selbst in dem Guten beeinträchtigt
hat, das sie besitzen. Auf diesem Wege wurden eine große
Anzahl Vollbilder weiter nichts als graue nebb'ge Flächen,
in denen ebenso neblige verschwommene Gestalten schweben ;
alle Luftperspektive ist verwischt, Wände, Fußböden, Luft-
hintergründe, Vorhänge, Fleisch etc. — Alles müde, stumpf,
stufenlos — ein graues Elend! Das Unkünstlerische und
73
Personalnachrichten. — Denkmäler. — Sammlungen und Anastellungea. — Vereine und (icsellschaften.
74
Kunstgefährliche speziell dieser Reproduktionsiechnik bringt,
wie 80 viele andere Werke, auch dieses in drastischer Weise
zum Ausdruck. Für den Verleger, der möglichst billig seine
Cliches in der Hand haben will, ist die Technik durchs Netz
wie geschaffen, die reproduzirten Kunstwerke aber werden
damit guillotinirt. Wir werden gelegentlich an anderer
Stelle über den tiefen einschneidenden Schaden dieser Repro-
duktionsart für die moderne Illustrationskunst ausf&hrlich
sprechen unter Hinweis auf gediegene Publikationen und
Parallelstellung solcher mit Werken, in denen Tuschirungen
und Gemälde das Unglfick haben, in der Netzmanier sich
zeigen zu müssen. rud. bock.
PERSONALNACHRICHTEN.
Dem Bildhauer Karl Hügers in Charlottcnhtirg ist
das Pr&dikat Professor beigelegt worden.
DENKMALER.
^♦^ Denh?iälerchro7iik. In dem Wettbewerb um ein
Reiterstandbild Kaiser WilhelnVs /., das dife Rheinprovinz
am deutschen Eck in Koblenz errichten will, haben den ersten
Preis der Bildhauer E, Hundrieser und der Architekt Bruno
Schmitt in Berlin davongetragen. Den zweiten Preis er-
hielten Bildhauer Professor F. Sckaper mit Architekt 0. Rieth
in Berlin, den dritten Bildhauer Professor P. Otto in Berlin.
Zum Ankauf empfohlen wurde der Entwurf des Bildhauers
Ilidding und des Architekten Halmhuber, ebenfalls in Berlin.
Eingegangen waren 25 Entwürfe. Die Entscheidung über
die Ausführung wird beim Zusammentritt des Provinzial-
landtages erfolgen. — Von den zur Errichtung eines Denk-
mals für Kurfürst Friedrich L von Brafidenburg bei Friesack
eingegangenen Entwürfen hat das Komitee diejenigen von
Calandrelli und Boese zur engeren Wahl gestellt. Die Ent-
scheidung wird erst erfolgen, nachdem die Künstler gewisse,
vom Denkmalsausschuss gewünschte Änderungen vorgenom-
men haben werden. — Ein Denkmal des Erfinde« der
Lithographie Alois Senefelder ist am ö. November in Berlin
enthüllt worden. Es hat seine Aufstellung auf einem Platze
im Norden der Stadt, zwischen der Schönhauser Allee und
der Weißenburgerstraße, gefunden. Die Kosten des Denk-
mals, das der Bildhauer Pohle in weißem Marmor ausgeführt
hat, sind durch Beitrage von Lithographen, Künstlern, Kunst-
händlern und Kunstfreunden in ganz Deutschland aufgebracht
worden. Berlin ist zum Standort des Denkmals gewählt
worden, weil in Berlin das lithographische Gewerbe, insbe-
sondere der auf der Lithographie aufgebaute Farbendruck,
in höchster Blüte steht. Das Denkmal zeigt auf hohem
Sockel den Erfinder in ganzer Figur, in der schlichten Bluse
des Arbeiters, wie er sinnend einen auf das Knie gestützten
Lithographirstein betrachtet. Der Sockel hat nur an der
Vorderseite einen figürlichen Schmuck durch zwei nackte
Genien erhalten, deren einer den Namen Senefelder^sin Spiegel-
schrift an den Sockel schreibt, während der andere ihre
Wirkung in einem Spiegel betrachtet. — In dem Wettbewerb
um dos Kaiser- Wilhelm- Denhn^U f^i Kiel hat derProvinzial-
ausschuss im Gegensatz zu den Sachverständigen, die einen
engeren Wettbewerb zwischen Professor Otto und Ä. Brütt
in Berlin vorgeschlagen hatten, die Entscheidung dahin ge-
troffen, dass er Brütt mit der Anfertigung eines neuen Ent-
wurfs für ein Reiterdenkmal beauftragt hat.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
A.R. Berlin. Der Kunstsalon von FritxChirlitt ist von der
Behrenstraße nach der Leipzigerstraße 131 übergesiedelt und
am 29. Oktober mit einer Ausstellung Böcklin'scher GemSJde
eröffnet worden, die mit wenigen unbedeutenden Ausnahmen
nur längst bekannte Werke 'des Meisters enthielt. Am
5. November folgte eine Sonderausstellung von 73 Ölgemälden,
ölstudien, Pastellen und Aquarellen Felix Possar6s, die einen
vollständigen Überblick über das Schaffensgebiet des fleißigen
Künstlers gewährte. Obwohl Spanien noch immer sein be-
vorzugter Studienplatz ist, hat er in neuerer Zeit auch in
Tanger, am Comersee, im Engadin, in Tarasp und anderswo
dankbare Motive gefunden, die er mit steigender koloristi-
scher Virtuosität zu gestalten weiß. Insbesondere sind einige
Innenräume mit Figuren aus dem Engadin ausgezeichnet
in der Wiedergabe komplizirter Lichtwirkungen. Sein
Bestes und Glänzendstes zugleich bietet er aber nach wie vor
in seinen mit vollendeter Feinheit durchgeführten, mit I^guren
belebten Innenräumen aus den beiden berühmtesten Denk-
mälern der maurischen Architektur, der Alhambra und
dem Alcazar in Sevilla, und in seinen südspanischen Land-
schaften, vornehmlich in denen, deren Motive aus Elche
und Umgebung geschöpft sind. — Amskr und Ruthardt
haben eine Ausstellung von Aquarellen, Pastellen und Zeich-
nungen Karlsruher Künstler veranstaltet, die ein sehr er-
freuliches Bild von der regen Kunstthätigkeit in der badischen
Hauptstadt und von ihrer gesunden Richtung darbietet. Neben
bewährten Meistern wie KKrabbes, H. Baiseh, F. Kaümorgen
und Q. Sc'hönleber ist die jüngere Generation besonders her-
vorragend durch A, v. Meckel, der neuerdings Studien in Schott-
land gemacht hat, durch Hans v. Volkmann (Landschaften
aus Hessen), Jtdi^is Bergmann (Landschaften mit Pferden
und Rindvieh) und P. von Ra/venstein vertreten, der vor-
nehmlich in den engen Gassen norditalienischer Städte mit
ihrem bunten Volksleben zu Hause ist. Auch Max und
Viktor Romatif Franx Rein und J3. KUy sind verheißungs-
volle Talente.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
A.R. Eine Ausstellung von Ölgemälden und Ölstudien
des norwegischen Malers Eduard Munch^ die am 5. Novem-
ber in den Räumen des Vereins Berliner Künstler eröffnet
wurde, hat unter einem Teile der Mitglieder eine so
lebhafte Entrüstung erregt, dass zur näheren Erörterung
der Angelegenheit von Seiten des Vorstandes eine außer-
ordentliche Generalversammlung auf den 12. November be-
rufen worden ist. In den Munch'schen Bildern handelt es
sich nämlich um Exzesse des Naturalismus, wie sie in Berlin
noch niemals zur Ausstellung gelangt sind. Was der Nor-
weger in Bezug auf Formlosigkeit, Brutalität der Malerei,
Roheit und Gemeinheit der Empfindung geleistet hat, stellt
alle Sünden der französischen und schottischen Impressio-
nisten wie der Münchener Naturalisten tief in den Schatten.
Es sind Bildnisse, Interieurs mit Figuren, Straßenansichten,
Strandlandschaften und groteske Phantasiestücke, die in der
liederlichsten Art hingeschmiert sind, so dass es bisweilen schwer
hält, eine menschliche Form daraus zu erkennen oder über-
haupt nur die Natur eines dargestellten Gegenstandes zu
bestimmen. Selbst die beredtesten Verteidiger des natura-
listischen Kunstprinzips sind vor solchen rohen Anstreicher-
arbeiten in die bitterste Verlegenheit geraten. Dass dieses
Kunstprinzip schließlich zu so grotesken Verirrungen fuhren
musste, haben freilich die Besonnenen yorausgesehen. Um
so erfreulicher ist es, dass die letzten Konsequenzen so schnell
gezogen worden sind und sich der Abgrund geöffnet hat, der
zur Umkehr mahnt. Ober die Munch'schen Bilder, die, wie
es in der Voranzeige des Vereins hieß, „Ibsen'sche Stimmung"
75
Vereine und Gesellschaften.
76
widerspiegeln sollen, ist kein Wort weiter zu verlieren,
weil sie mit Kunst nichts zu thun haben. Voraussichtlich
werden sie aber insofern eine heilsame Wirkung üben, als
die Ausstellungskommissionen sich eine Zeitlang vor ähnlichen
Experimenten mit dem Naturalismus hüten werden. Eine
Anzahl von Mitgliedern des Vereins hat zwei Anträge an
den Vorstand gestellt, von denen der erste ,,au8 Hochachtung
vor Kunst und ehrlichem künstlerischen Streben und um den
Verein Berliner Künstler vor dem Verdacht seiner nicht
würdiger Unternehmungen zu bewahren*^ den sofortigen
Schluss der Rotunde verlangt, in der die Munch'schen Bilder
ausgestellt sind. Da dieser Antrag nur von 23 Mitgliedern
unterstützt worden ist, hat der Vorstand seine Beratung
abgelehnt Dagegen hat der zweite Antrag die nach den
Statuten erforderliche Unterstützung (durch 31 Mitglieder)
gefunden, und er wird demnach am 12. November zur Ver-
handlung kommen. Er verlangt eine Neuwahl der Ausstellungs-
koramission an Stelle der jetzigen, die die Munch 'sehen Bilder
der Ausstellung zugeführt hat. Wie verlautet, soll es auf
Empfehlung des Malers F, v, Uhde in München geschehen
sein. — Außerdem" hat die Ausstellung des Vereins Berliner
Künstler seit Beginn der Herbstsaison nur eine Reihe von
Aquarellen, Gouachemalereien, Pastellen und Zeichnungen
gebracht, die aus der letzten Dresdener Aquarellenaus-
stellung ausgewählt worden sind.
Nachschrift, Die oben erwähnte Versamynlung des Ver-
eins Berliner Künstler am 12. November hat einen stür-
mischen Verlauf genommen. Auch über den ersten Antrag
wurde abgestimmt und mit 120 Stimmen gegen 105 der so-
fortige Schluss der Ausstellung der Munch'schen Bilder be-
schlossen. Infolgedessen legte die Ausstellungskommission
ihr Amt nieder, und etwa 70 Mitglieder verließen das Vereins-
lokal. Voraussichtlich wird dieser Schritt eine Spaltung des
Vereins zur Folge haben. Dann schritt man zur Wahl einer
neuen Kommission, wobei sieben der früheren Mitglieder
wiedergewählt wurden.
S. Archäologische Gesellschaft in Berlin, Die zahlreich
besuchte erste Sitzung nach der Sommerpause (am 1. Nov.)
wurde von Herrn Schöne mit der Mitteilung eröffnet, dass
der erste Vorsitzende, Herr Curtius, zwar dieser Sitzung noch
nicht beiwohnen könne, jedoch von seiner Krankheit ge-
nesen sei und zum Winckelmannsfeste wieder zu erscheinen
hoffen dürfe. Derselbe legte von dem mit Unterstützung
des Kultusministeriums von den Herren B. Curtius und F.Adler
herausgegebenen Prachtwerke: „Olympia, die Ergebnisse der
vom Deutschen Reiche veranstalteten Ausgrabung'' den soeben
ausgegebenen Tafel- und Textband vor, der die erste Hälfte
der Baudenkmäler enthält. Die zahlreichen anderen Ein-
gänge unterzog Herr Conxe einer orientirenden Besprechung.
Die Reihe der Vorträge eröffnete Herr Kekule mit einer
Besprechung des angeblichen Ausspruches des Lysipp: ab an-
tiquis factos quales essent homines, a se quales viderentur
esse. An diesen Vortrag schloß sich eine sehr angeregte
und eingehende Debatte, an der sich außer dem Vortragenden
die Herren Conze, Diels, Kalkmann und Trendelenburg be-
teiligten, ohne dass über die Erklärung der schwierigen
Stelle eine Einigung erzielt werden konnte. Bei der vor-
gerückten Zeit konnte danach nur noch Herr Piichstcin seinen
Vortrag über die Grundrisse selinuntischer Tempel, die er in
Gemeinschaft mit Herrn Koldewey im vergangenen Winter
an Ort und Stelle neu aufgenommen hatte, halten, während
ein anderer in Aussicht genommener Vortrag für eine spä-
tere Sitzung zurückgestellt werden musste.
Die erste diesjährige Sitzung der kunstgeschichtlichen
Gesellschaft zu Berlin fand am 28. Oktober im Hotel Kaiser-
hof statt. Dem Verein wurde zunächst Rechenschaft ab-
gelegt über die Ausstellung von Kunstwerken der Rokoko-
zeit, welche er im Sommer in der kgl. Kunstakademie
veranstaltet hatte. Die Ausgaben sind durch die erhobenen
Eintrittsgelder nicht völlig gedeckt worden, so dass der
Verein einen Zuschuss aus eigenen Mitteln oder aus dem
vorhandenen Garantiefonds leisten wird. Im Übrigen kann
man mit Genngthuung auf den Erfolg dieser Ausstellung
zurückblicken. — Herr Bode berichtete sodann über einige
wichtige Auktionen des verflossenen Sommers, speziell über
die Versteigerung der Sammlungen des Earl of Dudley und
des Mr. Hollingworth-Magniac. — Darauf sprach Herr Dr.
Sarre im Anschluss an die erwähnte Rokokoausstellung über
„Berliner Silberarbeiten im 18. Jahrh.'* Wie aus der geringen
Zahl der Berliner Marken in Rosenberg's Handbuch schon
hervorgeht, ist die Berliner Silberproduktion unter den ersten
Kurfürsten nur schwach. Meist wurde der Bedarf durch
Nürnberger, später mehr noch durch Augsburger Arbeiten
gedeckt. Schon unter dem großen Kurfürsten und dem ersten
König begann sich das Silberschmiedgewerbe zu heben, wurde
dann aber besonders begünstigt durch Friedrich Wilhelm L,
der trotz seiner sonstigen Sparsamkeit großen Aufwand in
Edelmetallgeschirren trieb. 1714 privilegirt er die Berliner
Goldschmiedezunft, deren Altmeister der geschickte, aber
wenig moralische Meister Daniel Mannlich wurde, als dessen
Nachfolger dann Lieb erkühn auftritt. Auch unter Friedrich IL
wird die Berliner Goldschmiedekunst noch gepflegt, bis das
Interesse des Königs sich mehr dem Porzellan zuwendet. —
Erhalten ist verhältnismäßig wenig, da bereits Friedrich IL
vieles umschmelzen, anderes einschmelzen ließ. In den
Napoleonischen Zeiten ist dann fast der ganze Gold- und
Silberschatz der kgl. Schlösser und des Berliner Adels in die
Münze gewandert. Von dem trotzdem Erhaltenen wurden
in Photographieen einige schöne Stücke mit den Marken
Lieberkühn's, Sandrart's u. a. vorgelegt. — Herr Bode be-
richtete schließlich über die Fortsetzung der Publikationen
der Sammlung Spitzer, ferner über Veränderungen im Be-
stände der italienischen Museen, besonders in den kleineren
Sammlungen der umbrischen Marken und Oberitaliens.
»*:,t Der Streit in der Münchener Künstlerschaft, der
immer noch nicht, trotz der vermittelnden Vorschläge der Re-
gierung, zum Austrag gekommen ist, hat auch die kürzlich
in Berlin abgehaltene Delegirtenversammlung der Ällgemeifien
deutschen Kunstgenossenschaft beschäftigt. Das Ergebnis
der Beratungen war eine Revision der Statuten, die der
Hauptvorstand der Genossenschaft nunmehr in ihrer ver-
änderten Gestalt mit einem Begleitschreiben versendet hat,
worin es u. a. heißt: „Der § 2 hatte in seiner bisherigen
Fassung eine Unklarheit darüber hervorgerufen, ob in einer
Stadt nur eine oder mehrere Lokalgenossenschaften der all-
gemeinen deutschen Kunstgenossenschaft bestehen könnten, und
ob also unter den (in München) vorliegenden Umständen eine Ab-
änderung der Statuten angezeigt erschiene. Nach sorgfältiger
Prüfung hat die Delegirtenversammlung die Überzeugung
gewonnen, dass bei der Stiftung der Kunstgenossenschaft
der Grundgedanke maßgebend gewesen ist, einen einheit-
lichen Verband der in Deutschland lebenden Künstler zur
gegenseitigen Förderung ihrer gemeinsamen Interessen zu
bilden und den in jeder einzelnen Kunststadt lebenden Mit-
gliedern dieser Genossenschaft eine angemessene Vertretung
in der allgemeinen Genossenschaft zu sichern. Die Delegirten-
versammlung hat keine Veranlassung gefunden, von diesem
GrundgedanJ[en abzugehen, glaubt vielmehr, dass die Allge-
meine deutsche Kunstgenossenschaft, ihrem Zweck und der
Absicht ihrer Gründer entsprechend, von allen Strömungen
77
Kunsthisiorisches. — Vermischtes. — Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
78
innerhalb der Korporationen der einzelnen Kunststädte fern
zu halten sei Die DelegirtenTersammlong hat sich deshalb
darauf beschränkt, den §§ 2—6 des Statuts eine Fassung
zu geben, welche keine Unklarheit über die Einrichtung und
Bedeutung der deutschen Kunstgenossenschaft aufkommen
lassen kOnnte.'* § 3 der Satzungen, der f&r den gegenwär-
tigen Streit, soweit er die Kunstgenossenschafb berührt, ent-
scheidend ist, hat jetzt folgenden Wortlaut; „Die Allgemeine
deutsche Kunstgenossenschaft gliedert sich in Lokalkunst-
genossenschaften in den verschiedenen Städten Deutschlands
und Deutsch-Österreichs. Sämtliche in einer Stadt lebende
Mitglieder der allgemeinen deutschen Kunstgenossenschafb
bilden nur eine Lokalgenossenschaft."
KUNSTfflSTORISCHES.
IHer. In der „Trierischen Landeszeitung*' vom 3. d.M.
wird über eine Herkulesstatue auf dem turmf5rmigen Aufbau
im Hauptportale des Abteigebäudes Echtemach berichtet,
die den Kunstforschem bisher entgangen und über deren
Herkunft und Aufstellung an einem kirchlichen Gebäude
nichts bekannt geworden ist.
VERMISCHTES.
4,** Luthers Sterbehaus in Einleben soll im alten Stil
wieder hergerichtet und künstlerisch ausgeschmückt werden.
Zu diesem Zweck haben sich die Behörden der Stadt, wie der
„Fränkische Kurier" mitteilt, an Professor Wanderer in
Nürnberg gewendet.
1»*^ „Die Predigt Johannes des Täufers^*, eine Grisaille
von Rembrandt^ die bei der Versteigerung der Dudley'schen
Gemäldegalerie für etwa 65000 Frank in den Besitz des Ber-
liner Museums übergegangen ist (s. Nr. 32 der „Kunstchronik''
N. F. lll.), ist nach früheren Wertschätzungen damit keines-
wegs zu hoch bezahlt worden. Wie Dr. W. Bode im „Jahr-
buch der königl. preußischen Kunstsammlungen'^ mitteilt,
hat der Earl of Dudley bei der Versteigerung der Galerie
des Kardinals Fesch in Rom im Jahre 1845 etwa 80000 Frank
dafür bezahlt, und im Jahre 1857, als das Bild auf der Aus-
stellung in Manchester erschien, hat es W. Bunger auf 100000
Frank geschätzt Der Kardinal Fesch soll 40000 Frank dafE&r
gezahlt haben, um 1678 befand sich das Bild im Besitze
des bekannten Rembrandtfreundes Bürgermeister Six. Als
dessen Sammlung 1702 versteigert wurde, erzielte das Bild
einen Preis von 710 Gulden.
VOM KUNSTMARKT.
Haytüfurg, Am 28. d. M. findet im Auktionshaus fUr
Kunstsachen die Versteigerung einer sehr wertvollen Samm-
lung von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten etc. statt,
welche aus dems. Z. bei derlsle of Wight gestrandeten Schnell-
dampfer Eider geborgen sind. Der Katalog ist soeben erschienen.
Im Rudolph Lepke^schen Kunstauktionshause zu Berlin
kommt am 23. d. Mts. eine bedeutende Gemäldesammlung
alter Meister unter den Hammer. Diese interessante Kollek-
tion aus vornehmem Besitz, vorzugsweise aus alten Schlössern,
säkularisirten Kirchen etc. herstammend (wie in der Ein-
leitung des Kataloges erwähnt), war seiner Zeit in Herrn
Ed. Schulte's Kunsthandlung zu Berlin bereits ausgestellt
und dürfte daher dem Berliner Publikum noch wohl in Er-
innerung sein. Wir begnügen uns damit, auf den beschreiben-
den Katalog (Nr. 872) hinzuweisen, und heben nur nament-
lich hervor die „Thronende Madonna*' des Osorio Francisco
Meneses (Murillo*s bewährten Schülers) , wovon eine Repro-
duktion dem Kataloge beigefugt ist, femer das Porträt des
heil. Ludwig von Lieven Mehus, die Altarbilder von Gauden-
zio Ferrari, P. Gramorseus, der Entwurf von Tintoretto, die
Lucretia von Quintin Massys, die Bilder von Paolo di Dono,
gen. Uccelli, Jan Miel, Roos, Rugendas. Als besonderer Vor-
zug föllt die gute Erhaltung der Gemälde ins Gewicht,
da sie in keiner Weise durch Restaurationen gelitten
haben, vielmehr noch in ihren alten echten Rahmen ganz
das ursprüngliche Gepräge bewahrt haben. — Im Anschluss
an diese Versteigerung kommt an den zwei darauffolgenden
Tagen eine recht interessante Antiquitätensammlung eben-
daselbst zum Ausgebot (Katalog Nr. 873). Vorbesichtigung
für beide Sammlungen am Sonntag, Montag und Dienstag,
den 21., 22. und 23. November, in der Zeit von 10—2 Uhr.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstchronik. 1892. Nr. 28.
J abelfest der Kanstakademie. — Tatramaler. II. Von Dr. A.
Nossig. — Ein neaes G^rabstichelblatt. — Ernst Benedikt Kietz,
weiland Zeichenlehrer der deutschen Kaiserin Augnsta Viktoria.
— Atelierbesuche.
Architektonlsehe Knndschan. 1892/98. Nr. 1.
Taf. 1. Konkurreuzentworf einer evangelischen Kirche fdr Heil-
bronn. Von Zaar& Vahl, Architekten in Berlin. Erster Preis.
— Taf. 2. Fassade Parkstraße 20 in Düsseldorf. Entworfen von
Klein & Dörschel, Architekten daselbst. — Taf. 3. Villa Kröner
in Stuttgart. Erbaut von Eisenlohr& Weigle, Architekten
daselbst. — Taf. 4 u. 6. Wohn- und Geschäftshaus des Herrn
Kommerzienrats L. Bemheimer, Maximiliansplatz in Manchen.
Nach den Entwürfen des Prof. Fr. Thiersch erbaut von Archi-
tekt C. Dülfer. — Tal 6. Wohnhaus in Chicago. Erbaut von
Architekt F. M. Whitehouse daselbst. — Taf. 7. Wohnzimmer
des Architekten Prof. G. Seidl in München. Von ihm selbst
entworfen. — Taf. 8. Wohnhaus in der Avenue de Wagram in
Paris. Erbaut von Architekt S. Sauvestre daselbst.
Bayerlsehe Gewerbezeitnng. 1892. Nr. 19 a. 20»
Die Reichsgesetze zum Schutze des gewerblichen geistigen Eigen-
tums. (Schluss.) Von G. Davidsohn. — Johann Heinrich Stob-
wasser und seine Lackwarenfabrik in Braunschweig. Von Chr.
Scherer.
Die Graphischen Kftiute. 1892. Heft 4 n. 5.
Boben Hang. Von Franz Hermann. — Otto Qreiner. Von
R. Graul. — Die Bilder italienischer Meister in der Galerie des
Fürsten Liechtenstein in Wien. Von W. Bode. — Original-
radjrungen Mttnohener Künstler. Von R. Graul.
Die Kunst für AUe. 1892/98. Nr. 4.
Die historische Sammlung und das Archiv der MünohenerKttnstler-
genossenschaft. (Schluss.) von G. A. Horst. — Rundschau,
von Fr. P e c h t. —Eine Plauderei über Modelle. Von 0. v. A d e 1 u n g.
Gewerbehalle. 1892. Heft 11.
Taf. 81. Kelch ans vergoldetem ProbesUber mit ciselirtem Orna-
ment, Filigranarbeit und Imitationssteinen verziert, im k. k.
Reichsmuseum in Wien. Entworfen von Prof. Herdtle, aus-
geführt von Bris &Anders in Wien.— Taf. 82. Passepartouts
für Photographien. Entworfen von H. Kaufmann in München.
— Taf. 83. Thürbesohl&ge aus dem Münster in Ulm. Aufgenom-
men von R. Knorr in Stuttgart. — Taf. 84. Details aus dem
Fürstenzimmer des Schlosses Velthums in Südtirol. Angenom-
men von Architekt H. Kirchmeyer in München. >- Taf. 85.
Plafond. Entworfen von C. Lei big in München. — Taf. 86.
Büffet. Entworfen von Zeichenlehrer H. Güting in Stuttgart.
— Taf. 87. Puttenmotiv aus der Klosterkirche zu Dießen am
Ammersee. Aufigenommen von Architekt H. Kirchmavr in Mün-
chen. — Taf. 88. Italienisoher Seidenstoff (17. Jahrhnnaert), weüS,
felb, dunkelblau. — Italienischer Samtstoff (17. Jahrhundert),
ellgelb und dunkelrot. Im Österreich. Museum für Kunst und
Gewerbe in Wien. Aufigenommen von G. Janik.
Gazette des Heanx-Arts. Nr. 425. November 1892.
Sculptures foröziennes de la r^^naissance II: Le ohateau de La
Bastie d'Urfö. Von M. Thiollier. — L'exposition des Arte de
la femme au Palais de riodustrie. Von M. T. de Wyzewa. —
Artistes contemporains : M. Burne-Jones, döcorateur et omamen-
tiste. Von M. P. Leprieur. — Le portrait mioiature en France. II.
Von M. H. Bottchot. — Les musftes et lespublications relatives
k l'histoire de Tart en Hollande. Von M. E. Michel.
I/Art. Nr. 682 u. 688. 1. November 1892.
Cosimo Tura. I u. II. Von G. Gruyer. — Mus6e de Cahors.
Von J. Mommeja. — La nouvelle pröfeoture de Lyon. Von
P.Leroy. — Un donröcentauMusöeduLouvre. VonE.Molinier.
The Art Journal. Novemb. 1 892, u. The Art Annnal fori 892.
Mr. Logsdail and Lincoln. ~ Kecent fashions in freuch ait. I.
Von Marion Hepworth Dizon. — Our provincial art Museums
and Galleries. V: Birmingham City Museum and Art Gallery.
Von H. M. CundalL — RaphaePs ,,Crucilixion*'. — Hargrove^s
„Madonna". Von M. E. Francis. — A j^rovincial sohool of Art.
Von Aymer Vallance. — The mural pamtings at Marlborough
House. Von M. Q. Holyoake. — Professor llubert Herkomer,
Royal Academician, bis Life and Work Von W. L. Courtney.
79
Inserate.
60
Knnsthandlong HIJ«0 «ROSSEB, lielpzlg.
Sondergeschäft für Photographie.
Vertretung und Musterlager der Fhotogr. Anstalt
A.A, Braun & Oo., Durancti. [567]
Cremälde alter Meistor.
Der Unterzeichnete kauft stets hervoiragende Originale alter Meister, yorzflglich der
niederländischen Schule, vermittelt anft schnellste und saohyerst&ndigste den Verkauf
einielner Werke, wie kompl. Sammlungen und ttbemimmt Auitriige Ar alle größeren
Gemaideauktionen des In- und Auslandes.
Potsdamerstrasse 8. [579] JOSOf TIL SclialL
Für Kunstfreunde.
unser neuer Katalog för 1892/93 ist
soeben erschienen. Derselbe hat an
Übersichtlichkeit und Vornehmheit der
Ausstattung wesentlich gewonnen und
enthält eine durch viele Illustrationen
geschmückte Obersicht über unsre Re-
produktionen nach Gemälden alter und
modemer Meister religiösen, patriotischen,
historischen und mythologischen Inhaltes ;
Genrebilder, Jagd- und Sportbilder, Land-
schaften und Seestücke. Der Katalog
wird gegen Einsendung von 50 Pfennigen
(fürs Inland), von 80 Pfennig (fürs Aus-
land) franko zugesendet
PhotograpUsche Gesellscluft, Berlin.
Die lieilige Cäciiie.
Nach dem Gemälde des P« F. Rubens
in der Bildergalerie des Kgl. Museum
zu Berlin, gestochen von Prof. Gustav
Eilers 9 ordentl. Mitglied der Königl.
Akademie der Künste zu Berlin. Linien-
stich, Plattengröße 60 : 44 cm. 60 Frflh-
drnckey eingetragen beim deutschen
Kunstverleger- Vereine, k 300 J^, Schrift-
dnicke auf China ä. 36 «#.
Die Versendung übernahm
Paul Bette, Berlin SW. 12.
Gemäldesaal in Franlrfiirt a. M.
AaMteUaBgen vnd Auktionen Ton Gemälden, Antiquitäten und Kunstgegen«
ständen. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Fran£riirt a« M., Kunstauktionsgeschäft, gegr. 1869. [463
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
Th, Salomon, Berlin W., Friedrichstr. 168.
[593]
Verlag von £• A. Seemann, Leipzig. ' Verlag von Artur Seemann in Leipzig.
Populäre
ÄSTHETIK.
Von C. Lemcke.
6. verbesserte and vermehrte Auflage.
Preis IG M., geb. 12 M.
Cresellen,
16 Blatt in eleganter Mappe
Preis 8 Mark.
Ein reizendes Geschenk, vornehm-
lich fiir Damen.
t Direktor von Essenweln's
Hanptwerli:.
Wir übernahmen den aufgefundenen
kleinen Vorrat des bisher als vergrifTen
geltenden Werkes:
Die mittelalterlicben Knnst-
denkmale der Stadt Man.
Leipzig 1869. 229 S. mit 80 Kupfer-
tafeln in 4*^.
und offeriren dasselbe bis auf weiteres
zu Rmk. 60« — ,
zu welchem Preise es von uns direkt
oder durch jede Buchhandlung zu be-
ziehen ist. [592]
Frankfurt a^ain.
Rossmarkt 18.
Joseph Baer & Co.
Buchhandlung und Antiquariat.
Joseph Baer & Co.
Buchliäiidler u. Antiquare.
Frankfurt a./M.
QrdsBtes Lager arohitektoniaoher
und kunstgewerblioher Werke.
Soeben erschien: !**>
Yerzeichnis wtrtToüer Werke
aus dem Gebiete der
Kunstwissenschaft
meist aus Rudolf Weigel's Verlag
zu namhaft ermäaaisten Freiaen.
Andresen. — Apell. — Archiv f. zeicbn.
Künste. — Bartech. — Holzschnitte be-
rühmter Meister. — Passavant. — Ru-
mohr. — WeigeFs Kunstlager.— Kataloge.
Soeben erschien:
299. Lagerkatalog:
Archäologie, Architektur
und Kunstgewerbe,
zum Teü aus der Bibliothek des Herrn
Generalvikar Straub in Straßburg.
90" 'P88 Nummern. "•■
Frankfurt nfSL [swj
Joseph Baer & Co«,
Buchhändler und Antiquare.
Inhalt: Korrespondenz. AasDresden. VonH.A.Licr. —H.Wilke, Biographie des Malers CG. Hellquist; R.Lehfeld, August Wredow ; R. Bongfai,
Römische Feste. — K. HUgers. — Deukmälerchronik. — Berlin, Kunstsalon von Fr. Gurlitt ; Amsler & Ruthardt. — Verein Berliner
Künstler; Archäologische Gesellschaft in Berlin; Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin; Streit in der Hünchener Künstler-
Schaft. — Herkulesstatue in Echternach. — Luthers Sterbehaus in Eisleben ; Die Predigt Johannes des Täufers von Reinbrandi. —
Hamburg, Knnstauktion 28. XI. 92; Berlin, Kunstanktion bei Lepke 23. XI. 92. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Hedaktion verantwortlich Äritir ikeniann. — Druck von Ättgtist Pries in Leipzig.
^<JkHiv COLI
KUNS
GciM/<j
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSEN BERG
WIEN
Hengasse 58.
BERLIN SW.
Teltoweratrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 6. 24. November.
Die Kamtchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift fftr bildende Kunst" and zum «Kanstgewerbeblatf* monatlich dreimal, In den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark and amCasst 88 Kammern. Die Abonnenten dar „Zeit-
schrift fftr bildende Kanst* erhalten die Kanstohronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion nnd Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, 4 80 Pf. fftr die dreispaltige Petitzoile, nehmen aufier der Yerlagshand-
lung die Annonceneipeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
ÜBER DEN ANTEIL DER MATHEMA-
TISCHEN WISSENSCHAFTEN AN DER
KULTUR DER RENAISSANCE *).
Dass die Wissenscliaft neben der Kunst einen
Hauptanteil an der Kultur des Renaissancezeitalters
hat, wissen wir alle. Aber selten wurde uns diese
Thatsache für eines der wichtigsten Gebiete der
Wissenschaft, die mathematische Disziplin, mit gleicher
Klarheit und mit so weitem Blicke dargelegt, wie
in dem oben bezeichneten Vortrage der Virchow-
HoltzendorfiTschen Sammlung, der überhaupt als ein
kurzes Resume der Geschichte des mathematischen
Wissens vom Altertum bis auf Kopernikus gelten
kann und somit viel mehr enthält, als der Titel an-
deutet Da der Inhalt des Schriftchens seiner Natur
nach mit der Entwickelung der Kunst — man denke
nur an die mathematischen Grundlagen der Archi-
tektur und der Perspektive — die verschiedensten
Berührungspunkte darbietet, wollen wir durch einige
Daten auf das Interessanteste hinweisen.
Zunächst giebt der Autor eine lichtvolle Dar-
stellung der mathematischen Leistungen des Alter-
tums. Alles gipfelt in den unsterblichen Verdiensten
der Griechen, während die Römer bekanntermaßen
keinen einzigen nennenswerten Mathematiker hervor-
gebracht haben. In Alexandrien war der Mittelpunkt
der mathematischen Studien des hellenischen Alter-
tums. — Von dort wurden die Wissensschätze eines
Euklid und Eratosthenes, eines Hipparch und Ptole-
mäos dann durch die Araber dem Westen Europas
1) Vortrag von Dr. F, Rudio^ Prof. in Zflricb. Hamburg
1892. 33 S. 8.
übermittelt. „Nach den hohen Schulen von Toledo,
Sevilla, Cordova und Granada strömten im 12. und
13. Jahrhunderte die Gelehrten von ganz Europa,
um die griechischen Klassiker kennen zu lernen und
sie — was das Wichtigste war — aus dem Ara-
bischen in das Lateinische zu übertragen. Auf diesem
Wege (nicht durch die Vermittelung von Byzanz^
wie man oft behauptet hat) wurde, namentlich durch
die unermüdliche Übersetzungsthätigkeit eines Ger-
hard von Cremona, eines Atelhart von Bath und
anderer, dem christlichen Abendlande der allmähliche
Einblick in die hohe mathematische Kultur des
klassischen Altertums erschlossen."
Noch ein zweites Verdienst kommt den Arabern
zu. Sie haben mcht nur die Mathematik der Griechen,
sondern auch die Zahlzeichen und die Zahlenlehre der
Inder dem modernen Europa vermittelt Wenn der
hellenische Geist, als der eines vorwiegend formal
begabten, auf sinnliche Anschauung gerichteten
Volkes, in erster Linie sich mit den geometrischen
Problemen beschäftigte, so hatte der bei den Indern
seit altersher im Volke verbreitete und zu unge-
wöhnlicher Höhe entwickelte Zahlensinn die dortigen
Mathematiker vorzugsweise auf das Gebiet der Arith-
metik und der Algebra geführt. Von den Indem
ist das Zahlensystem und die Positionsarithmetik
zu den Arabern und von diesen besonders durch
Leonardo Pisano, den bedeutendsten Mathematiker
des christlichen Mittelalters (speziell durch dessen
Liber abaci, 1202), der modernen Wissenschaft zu-
geführt worden.
Auf der Geometrie der alten Griechen und auf
der Arithmetik der Inder des Mittelalters beruht alles,
83
Handzeichnongen itaüenischer Meister.
84
was die Kultur der Renaissance an arithmetisclier
Erkenntnis besaß. Wie innig aber diese letztere
mit der Kunst der Renaissance zusammenhängt, das
lehrt uns die Geschichte des 15. und 16. Jahrhun-
derts auf jeder Seite. In der universellen Bildung
der großen Meister der Renaissance macht das mathe-
matische Wissen eines der wichtigsten Elemente aus.
Brunelleschi's kühner Kuppelbau des Florentiner
Domes war das Ergebnis nicht nur seiner gediegenen
technischen und konstruktiven, sondern auch mathema-
tischen Studien. Lionardo war ein Heros an mecha-
nischer und mathematischer Erkenntnis. Mit un-
widerstehlicher Macht zog es Dürer sein Leben lang
zu den mathematischen Wissenschaften hin. Seine
„Unterweisung der Messung" (1525) ist das Haupt-
ergebnis seiner hier einschlägigen Studien. Die
^preifste Frucht der gegenseitigen Durchdringung
künstlerischen und mathematischen Geistes'* aber,
die wissenschaftliche Ausbildung der Perspektive,
darf „so recht eigentlich ein Kind der Renaissance
genannt werden'^ Indem Rudio dies mit Recht be-
tont und neben Lionardo auch dessen Vorläufer auf
diesem Gebiete namhaft macht, hätte er insbesondere
noch des Piero della Francesca gedenken sollen, der
sich praktisch wie theoretisch bekanntlich um die
malerische Perspektive hochverdient gemacht hat.
Die letzten Seiten der Schrift gehören dem
großen Begründer des modernen Weltsystems,
Kopemikus, dem Zeitgenossen des Lionardo, des
Raffael und Michelangelo. Der Autor entwirft von
seiner Persönlichkeit und von der Entwickelung
seiner fundamentalen Lehre ein fesselndes Bild. Aus-
schlaggebend für diese war die Berührung des Ko-
pernikus mit den großen italienischen Mathematikern
und Astronomen seiner Zeit. Sein epochemachendes
Werk ist eine Frucht der Verschmelzung des deutschen
und italienischen Geistes. „Den ungewöhnlichen For-
men- und Schönheitssinn," — sagt Rudio — „den Ko-
pemikus bei der Begründung seines Systems bekundete,
werden wir dem Einflüsse der italienischen Kunst
zuschreiben, für welche der junge Astronom ein
offenes Auge und ein feines Verständnis besaß."
Wenn Kopemikus selbst, bei der Auseinandersetzung
seiner Lehre, von der bewunderangswürdigen Sym-
metrie des Universums, von der harmonischen Ver-
bindung der Bahnen der Gestirne spricht, so quillt
sein Mund über von dichterischer Begeisterung und
er gebraucht Worte, die nicht der rechnende Ver-
stand, sondern die Phantasie eines künstlerischen
Genius ihm eingegeben haben. C. r. L.
HANDZEICHNUNGEN ITAÜENISCHER
MEISTER
in photographischen Aufnahmen von Braun db Co,in Domaeh,
krUiseh gesichtet von Giovanni MoreUi (Lermolieff),
Mitgeteilt von E. Habioh.
(10. Fortsetznng.)
Museum in Dbesden.
Jacopo Cavedone.
101. Paysage: au milieu une femme tenant
8on enfant Kopie.
Gtaido Reni.
102. Le Grucifiement de Saint Pierre . .
103. Esquisse pour une Judith avec la t§te
d'Holopherne
104. Esquisse: David aveclatSte de Goliath
105. Büste de femme toumeeverslagauche
106. Etüde pour un Saint Jean ....
107. Etüde pour le crucifiement de Saint
Pierre
' Kopien.
Elisabetta Sirani.
108. Femme assise, bnste Kopie.
Domenichino.
109. Saint Paul demi-figure
110. Gons^ration de Saint J^röme, enfant I
111. Groquis pour un Evang^Iiste; il est | ^ '
aasis, de face '
Ohne Wert.
Zeichnui^en in Weimar.
Correggio.
1. L'adoration des bergers, composition
de nombreuses figures Nein.
2. La Vierge assise tenant Tenfant
J^sus dans ses bras
3. Etüde d'homme nu, mort ....
Gnercino.
4. Etüde pour une Sainte Familie . . Nein; ohne Wert.
Fra Bartolommeo.
5. Etüde d'ange volant yers la droite . Nein; ohne Wert
6. Etüde pour trois apötres et tSte du .
Ghrist I Nein; Foschi
7. Trois etudes de buste d'homme et | da Faenza.
cinq pieds '
8. Tdte de femme inclinöe et trois figures
de femme Fälschung.
9. Tete de moine, toume l^g^rement vers
la gauche Ohne Wert.
10. Differentes etudes : trois tetes d'homme,
cinq mains et un pied
11. Buste de jeunegarQon, la tete inclinee
et tourn^e de trois quarts ä gauche
12. Deux enfants nus, accroupis . . .
13. Deux autres etudes d*enfants nus,
accroupis
14. Deux croquis pour une Vierge, deux
tAtes de moine et quatre inains . Fälschung
» Nein; wertlos.
85
HandzeichnuDgen italieiUBcher Meisier.
86
Späte Kopien.
Falsche Be-
stimmungen.
15. Un Saint agenonillöy et rdp^fcition da
buste et de la tSte du m§me . .
16. Feuille d'6tude: jeane homme debout
et cinq tdtes \ Ohne Wert.
17. T6te de vieillard, grandeur natore .
18. T6te de femme, toum^e de trois
quarts k droite
19. Tdte de jeane fille de profil k gauche Echt, aber verwischt.
20. TSte d'homme de profil & ganche .
21. Tdte d'abbesse toum^ de trois quarts
& gauche
22. Tdte d'homme, presque de face . .
23. Groquis pour une Pieta
24. Cavalier k cheval, dirig6 vers la droite
25. Moine agenouille, tu de profil k gauche Echt.
26. Moine agenouill6, vu de profil ä droite
27. Figure de femme drap6e et assise, les
bras 6tendu8
28. TSte de religieuse de face ....
29. TSte de jeune homme de face . . .
30. T§te de moine legörement toum^e
ä gauche
31 • Tdte inclin^ de moine de profil h, droite
32. Tgte d'ange de profil k droite . . .
33. Figure de femme debout, ^levant une
^p6e de la main droite ....
34. Le Portrait de l'aoteur dans un m6-
daillon Nein.
Michelangelo Baonarroti.
39. Le Bonge de la vie humainei dessin
grav^ par L. Lucchesi et Beatrizet Nein; ohne Wert.
Paolo Veronese.
42. Les noces de Cana; une premiäre
composition Nein; ohneWei*t.
1
)
\
i
}
Kopien.
Modern.
Wertlos.
Nein; ist Sodoma.
Nein; ohne Wert.
Zeichnungen in den Uffizien.
AlberUnelli.
5. Le Christ en croix, entour^ de Martyrs.
Le F^re ^temel Echt.
Fra Angellco.
11. Mort de Saint Paul: deuz figures . Nein; Kopienach
Perugino.
16. La Vierge tenant l'enfant J^us sui:
ses genoux Echt
BaldOYlnetti.
37. Deux figures d'homme debout. . .
38. Deux figoresd'hommedirig^ä. gauche
39. Descente de croix
Poceetti.
40. Gostume: homme debout vu de dos
41. Quatre meines debout toumös ä droite
42. Projet de plafond de forme ronde
43. Projet de plafond; croquis ....
44. Omementation pour une voüte de
plafond
45. D4coration de plafond
46. Projet de decoration de plafond carrö
47. Un coin de plafond ; projet de decoration
48. Gariatide entre deux fen^tres et frise
supörieure
49. Projet de döcoration de plafond . .
50. Decoration du quart d'un plafond
51. Projet d'ornements de plafond . . .
]
> Echt.
Fra Bartolommeo.
52. Etüde d'enfants
53. Groquis pour le tableau inacheve des
Offices
54. Figures d'anges
55. Noli me tangere
56. Anges agenouilles
57. Le Ghrist aux Oliviers
58. Femmes et enfants
59. Les saintes femmes
60. Annonciation, deux croquis difierents
61. Adoration des mages
62. Le Ghrist et la Samaritaine, deux
croquis diff^rents
63. Difierents croquis
64. Deux croquis pour la Vierge etl'Enfant
65. Deux croquis pour la Vierge etPEnfant
66. Saint Etienne
67. La Vierge et l'Enfant
68. Saint Marc
69. La Vierge et l'Enfant
70. Figure de saint agenouilie ....
71. Femme vue de dos. Gostume . . .
72. Figure debout, drap^e
73. Figure assise de face, drap^e . . .
74. Figure drap^e, agenouilUe ....
75. Le proph^te Isate, esquisse du tableau
de la tribune
76. Job, esquisse du tableau de la tribune
77. Etüde pour une figure debout . . .
78. Etüde pour une figure de sainte . .
79. Töte de moine ^ Echt.
80. Sainte Familie
81. Groquis d*ajustement de manches
82. La Vierge et VEnfant
83. Esquisse pour la Vierge au baldaquin
84. Descente de croix
85. Etüde pour un saint Jean ....
86. Etüde pour un saint Jean ....
87. Grande figure drap^ de face . . .
88. Figure drap6e de profil
89. SainteFamille(Le tableau est au palais
Pitti)
90. Sainte Familie
91. Etüde de töte
92. Saint Paul
93. Le Ghrist en croix
94. Etüde d'aprös antique
95. Groquis pour une bacchante . . .
96. Esquisse
97. Figure drap^
98. Figure drap^e
99. Le Ghrist aux Oliviers . .
100. Gomposition
101. Groquis pour une figure de saint .
102. Groquis pour un portement de croix
et une sainte Familie
103. Groquis et pi^e de vers
104. Groquis
105. Groquis
106. Tete de Vierge
107. Töte de femme
108. Töte d'enfant
109. Annonciation . . ; Nein; Albertinelli.
87
Handzeichnungen italienischer Meister.
88
110. Croquis pour une sainte Familie .
111. L'Ascension
112. La Yierge entour^e d'anges . .
113. La Circoncifiion
114. Le Pore Eterael
Echt.
\ Echt.
Nein,ohneWert.
Domenico Beccafaini.
115. Quatre tetes d'anges ....
116. La Vierge et PEnfant. . . .
117. Gompoeition de sept figures
118. Saint Pierre conduit en prison
119. La Visitation
120. Deux croquis pour des anges .
121. Groupe de guerriers ....
Stefano della Bella.
122. Composition de nombreuses figures . Echt.
Lorenzo di Bicei.
123. Le Christ benissant Saint Pierre et
Saint Paul Nein ; ohne Wert.
Andrea Boscoli.
124. Grande composition pour decoration
de plafond Ohne Wert.
BotticelU.
125. V6nu8 couchee, ä cöte d'elle l'Amour ) Nein, ohne
126. Le Christ apparaissant k ses disciples i Wert.
127. Figure d'ange debout toume vers la
droite
128. Figure dränge debout toum^ vers la
gauche
129. Etüde de figure d'homme nu, vu de
face Nein; ist Filip-
pino Lippi.
130. Le Sauveur, buste, vu de face. . . Nein; ist Raffael-
lino del Garbo.
131. Deux vestales Nein; Filippino
Lippi.
132. Ange debout, vu de profil k droite . } Nein; Schule
133. Ange dirig6 vers la droite . ... ) des Botticelli.
134. Ange debout, vu de face Echt.
135. Ange agenouill^ et deux enfants . .
136. Figure drap^e et assise, tenant une
coupe
137. La Saint« Familie Nein; ein Schüler
des Lorenzo di
Credi u. Botticelli.
138. Saint Jean debout l^gärement tourne
vers la gauche Echt und schön.
139. Trois anges Schüler.
140. Etüde de femme nue debout, et etude
d'une main et d'un pied .... Kopie.
141. Un ange agenouilll, toume ä. gauche Könnte Fiorenzo
di Lorenzo sein.
142. Ün Cardinal assis, yu de face . . . Echt.
143. Figure d'homme debout et figure
d'ange de profil ä gauche . . . Schule.
Perino del Yaga.
144. Sainte Familie, groupe de six figures Echt; späte Zeit.
145. Le pied d'on candelabre; dessin de \
decoration
146. Dessin pour un calice avec des riches
omements
Schule des
Botticelli.
147. La Vierge, TEnfant et le petit Saint i ,, ,
Jean i ^^^^5 "^^
148. Arabesques, dessin d'omements . . j ^^^ ^^^
149. Croquis d'omementation
150. Arabesques, frise
151. Projet de decoration
152. Croquis pour une frise
153. Dessin pour une coupe
154. Deux pi^ces d'orfövrerie
155. Dessin pour un grand candelabre
156. Projet de decoration
157. Arabesques et ornements . . . . ^ Echt
158. Projet de frise
159. Frise omementale
160. Projet de frise
161. Dessin de coffret
162. Decoration
163. Cariatide de decoration
164. Croquis de console
165. Projet de coffret
166. Composition de nombreuses figures
dans un paysage Echt; spSlt.
167. Dessin de coffret avec riebe ornemen-
tation
168. Combat naval; composition de forme
ronde
169. Triomphe de Bacchus ; composition de
nombreuses figures
170. Combat antique
171. La Sainte Familie
172. Groupe inachev^ de figures de femmes
173. Deux Saints debout et un mendiant \ Echt.
accroupi
174. La Yierge avec TEnfant et plusieurs
Saints
175. La Sainte Familie avec le petit Saint
Jean
176. La Vierge avec l'Enfant et Saint
Joseph . . ,
177. Croquis d'une Sainte Familie . . .
178. Composition de sujet religieux . .
Michelangelo Baonarroti.
182.
183.
186.
188.
189.
M
La Furia'^ tete de demon . . . .
Tete de femme tournee ä droite . .
„La Prudence" groupe allegorique .
Denxtdtes de femme de profil ä gauche,
plus une tete de vieille femme
Buste de femme, les seins decouverts,
de profil k gauche
Das Blatt kommt
oft vor.
Nein; Bandinelli.
I Nein; Bacchi-
i acca.
f
Echt.
Plero di Cosimo.
211. La Vierge adq^unt TEnfant tenn par
un ange Echt.
213. Le Christ en croix . Nein; Filippino
Lippi.
Carlo Dolei.
214. Portrait d'un aieul de Dolci, d'apr^s
un dessin de Michel-Ange . . . ?
Saffaelllno del Cl^arbo.
217. Honneurs rendns k un ev§que . . . Echt.
218. Manage de Sainte Catherine . . . Nein; Fra An-
gelico.
89
Kunst! iiicratur. — Personal nacbrichten - Denkmäler. — Saminlangen und Ausstellungen
90
219.
220.
221.
222.
2-24.
225.
226.
227.
228.
229.
Une Sainte debout devant un moine
assifl
Ange deboaty jouant du violon . .
Mort de Saint Faul, groupe de deux
figures
Figure de Saint drap6 et assis, vu
de face
Deux jeunes hoxnmes agenouilles
devant un erSque debout. . . .
Composition de trois figures d'bommes
drap6s
Un dvdque bannissant Satan . . .
Saint Faul debout, vu de &ce . . .
Sainte Catherine debout, 16g^rement
tourn^ k droite
Saint Fierre et Saint Faul, bustes •
Büste de la Yierge tenant TEnfant
Jösus, debout
Kopie.
Nein; Schule des
Filippino Lippi.
Kopien.
Echt.
Echt.
Domenico Ohirlandajo.
2iJ5.
236.
237.
238.
239.
240.
241.
242.
243.
244.
245.
246.
247.
248.
249.
250.
Etudes: jeune hommes assis, homme
agenouill6 et deux etudes d'anatomie
Etudes: homme aads, tenant un b&ton,
et moine agenouill6
La Visitation
La Visitation: croquis avec paysage
et architecture
Le mariage de la Vierge
Figure de femme versant de Veau
(fresque de Santa Maria Novella ä
Florence
Figure agenouill^e, vue de dos; ^tude
de draperie
Deux figures debout
L'Annonciation; ^tude pour le tableau
aux Uffizii
Deux t$tes d'en&nts
I Schülerarbeiten
nach
D. Ghirlandajo.
Echt.
Echty schön.
Kopien von
Schülern des
D. Ghirlandt^o.
Trois figures; ^tude de draperie . .
Etüde de quatre figures
La Vierge avec TEnfant et un ange Kein; Kopie nach
Terracotta.
T6te de femme, presque de face . . Nein.
Figure d'homme agenouiU6 vu de dos Echt,
TSte d'homme, vue de face. . . . Nein; Raffaellino
del Garbo , 6e-
mälde in S. Spirito
in Florenz.
Benozzo Gtozzoli.
251. Figure de femme drap^e de profil
ä. gauche et figure de vieillard . Kopie nach Fra
Filippo Lippi.
253. La Vierge et Saint Jean; les deux
debout Echt.
254. Trois anges musiciens, debout. . . Echt; wie Fioren-
zo di Lorenzo von
ihm herkommt!
255. Deux meines debout; une femme
agenouillee , p,^^^
256. Moine debout, vu de face ....
257. La Vierge debout, vue de face . .
Fra Filippo Lippi.
260. Figure de jeune homme drape assis
261. ün Saint agenouill6 vu de profil k
gauche et jeune homme drapö debout
262. Trois figures drap^es : celle du milieu est
agenouill6e, les deux autres debout
264. La Vierge, TEnfant et Saint Jean .
265. Trois figures drap^es assises k terre .
1
Nein; Filippino
Lippi.
Moderne Kopie.
Schülerarbeit
nach Filippino
und Ghirlandajo.
Kopien von
Schülern.
Filippino Lippi.
266. Trois figures d'bommes debout drapees Nein; Schüler.
267. LaViergeagenouilldeadorantl'Enfant
couchö k terre
268. Figure de vieillard agenouill^, de profil
k gauche
269. Figure d'homme drap6, assis et vu
de face
270. Figure de jeune homme drapö assis
et toum6 k gauche
271. Deux porteurs de liti^re et repetition
de la Jambe gauche de celui ä droite
272. Moine debout vu de profil a gauche
273. Groupe d'bommes et de femmes dans
un paysage
274. Croquis: nombreuses figures autour
d*un 6vgque
275. Croquis: composition de nombreuses
figures
276. Groupe de plusieurs figures a droite
et k gauche d'un ^^eque ....
277. Ün ange debout, vu de profil k droite
278. Groupe de nombreuses figures dans
un paysage avec architecture . •
279. Le Christ et les docteurs, croquis .
(Fortsetzung folgt.)
Echt
Kopie.
► Echt.
KUNSTLITTERATUR.
Im Verlage von E. Ä. Seemann in Leipzig ist soeben
das vierte Heft der deutschen Konkurrenzen, herausgegeben
von Neutneister und Häberle, erschienen. Dasselbe enthält
Kirchenkonkurrenzen für Breslau (5 Entwürfe) und für
St. Johann (19 Entwürfe).
PERSONALNACHRICHTEN.
^*i^ Zu Ehrenmitgliedern der Münchener Kunstakademie
sind die Maler Besnard in Paris, Th. Vriendt in Antwerpen,
Horoicitx in Fest und Tholen im Haag gewählt und vom
Prinz-Regenten bestätigt worden.
. DENKMÄLER.
KarlsriJie. Am 19. d. Mts. wurde das Denkmal Viktor
V. Scheflfers, entworfen und ausgeführt von Prof. Volz, feier-
lich enthüllt.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
• _
A.R. Die Abteilung der Bildwerke der christlichen Epoche
im Berliner Museum hat in den letzten Jahren eine so be-
deutende Vermehrung erfahren, dass die vorhandenen Räume
längst nicht mehr zu einer auch nur einigermaßen über-
sichtlichen Aufstellung der Gegenstände ausreichten, obwohl
man im Laufe der Jahre noch vier Kompartimente von der
an den Hauptsaal angrenzenden Galerie im westlichen
91
Vereioe und GeBellschafben. — Vermischtes.
92
Flügel des Alten Museums hinzugenommen hat. Da der
geplante Neubau der drei großen Gebäude, die das in allen
Räumen überfüllte Alte und Neue Museum entlsisten sollen,
wie es scheint, auf unbestimmte Zeit vertagt worden ist, ist
Dr. W. Bode, der Direktor der Sammlung, auf den Ge-
danken gekommen, durch partielle Überbauung eines Licht-
hofes einen zweiten Saal zu gewinnen, der sich unmittelbar
an den übrigens höchst ungenügend beleuchteten Hauptsaal
anschließt. Dieser durch gleichmäßig wirkendes Oberlicht
erhellte Saal, der, auf zwei eisernen Säulen ruhend, über
dem Lichthof gleichsam in die Luft gebaut ist, ist kürzlich
vollendet und mit seinem Inhalt am 15. November eröffnet
worden. Man hat darin fast ausschließlich die italienischen
Bildwerke des Mittelalters und der Renaissance unterge-
bracht, die den Stolz des Berliner Museums bilden. Diese
Sammlung ist, dank der Wachsamkeit und dem Sammel-
eifer Bode's, allmählich zu einer Bedeutung angewachsen, die
sie dicht neben die gleichartigen Sammlungen im Kensing-
ton-Museum in London, im Louvre zu Paris und in Florenz
stellt An Vielseitigkeit steht sie hinter keiner dieser Samm-
lungen zurück, und ebensowenig fehlt es ihr an Stücken
ersten Ranges. Noch im vorigen Jahre ist namentlich die
Abteilung italienischer Kleinbronzen durch den Ankauf der
Falke^schen Sammlung in London für eine verhältnismäßig
geringe Summe (ca. 70000 M.) um eine stattliche Anzahl
auserlesener Stücke bereichert worden. Diese Kleinbronzen
bedürfen noch sehr der kritischen Sichtung und einer gründ-
lichen Stilprüfung. Es sprechen aber gewichtige Gründe
dafür, dass sich unter den Berliner Bronzen ein paar echte
Stücke des Gellini befinden. Auch die Berliner Plaketten-
sammlung ist eine der reichsten und vollständigsten, die es
giebt. Da in dem neuen Saale Bildwerke jeglicher Gattung
und jeglichen Materials (Marmor, glasirter und bemalter
Thon, Holz, Bronze, Stuck, Sandstein u. s. w.) untergebracht
werden sollten, musste für die StofiTbekleidung der Wände
ein möglichst neutraler Ton gewählt werden, der jedes Stück
zu seiner individuellen Geltung kommen lässt. Man hat
sich för einen blassgrünen Anstrich entschieden , der mit
goldenen lilienartigen Ornamenten in weiten Abständen
gemustert ist. Die Voute ist weiß geblieben. An der dem
Eintretenden zugekehrten Schmalwand hat die große farbige
Terrakotta-Gruppe der Madonna mit dem Kinde von Bene-
detto da Majano auf hohem Sockel Aufstellung gefunden,
flankirt von einer mäunlichen, dem Antonio Rossellino zuge-
schriebenen Marmorbüste und der anmutigen Marmorbüste
einer neapolitanischen Prinzessin (früher Marietta Strozzi
genannt], in der Bode neuerdings ein Werk des Dalmatiners
Francesco Laurana erkannt hat Einen passenden Hinter-
grund bildet ein ungewöhnlich großer, persischer Teppich,
der zu der von Bode nachgewiesenen Gattung gehört, die
unter chinesischen Einflüssen entstanden sind. Auf den
weiteren Inhalt des Saales, in dem etwa 350 Bildwerke
jeglicher Art Unterkunft gefunden haben, gehen wir an
dieser Stelle nicht weiter ein, weil der gegenwärtige Bestand
der Berliner Renaissance -Sammlung in einem illustrirten
Aufsatz in der „Zeitschrift^* demnächst eingehende Würdi-
gung finden wird.
* Der Nachlass Emil Jakob Schindler'Sj des berühmten
Wiener Landschafters, ist gegenwärtig im Wiener Künstler-
hause mit einer Auswahl seiner besten Gemälde aus früheren
Jahren aus einheimischem und fremdem Besitz öfientlich
ausgestellt Außer den vollendeten Bildern umfasst die ge-
schmackvoll arrangirte Ausstellung auch mehrere Hunderte
von Zeichnungen und Studien des allzu früh verstorbenen
Meisters.
Berlin. Das 25jährige Bestehen des KönigL Kunstgewerbe^
Museums ist am 21. November 2V2 Uhr Nachmittags durch
einen Festakt im Lichthofe des Museums gefeiert worden.
Die Gründung der Anstalt fällt in den Herbst des Jahres
1867 ; als Festtag ist auf Befehl Seiner M^estät des Kaisers
der 21. November, der Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin
Friedrich, gewählt worden, welche dem Museum von Anbe-
ginn als vomehmlichste Förderin zur Seite stand. An dem-
selben Tage ist auch 1881 das jetzige Gebäude feierlich
eröffnet worden.
Die Kunstvereine xu Königsberg i/Pr., Stettin y Elbing,
Qörliix und Posen veranstalten im Jahre 1893 von Anfang
Februar bis August wieder einen Gyklus von Ausstellungen.
Wir weisen auf sie mit dem Bemerken hin, dass
Werke, welche für diese Ausstellungen bestimmt werden,
spätestens bis zum 14. Januar an die Spediteure G. Dietrich
& Sohn in Berlin NW., bis zum 6. Januar an Gebrüder
Wetoch in München und G. Pfaifrath in Düsseldorf einge-
sendet sein müssen.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Der Streu in der Berliner Künstlersckaft ^ über den
wir in voriger Nummer noch kurz berichten konnten, scheint
bei weitem nicht den Umfang annehmen zu wollen, wie die
Sezession in der Münchener Künstlerschaft Die außerordent-
liche General versammlimg am 12. November nahm freilich
einen sehr stürmischen Verlauf. Nachdem der Antrag Eschke
und Genossen, der den Schluss der Ausstellung der Munch-
sehen Gemälde forderte, mit 120 gegen 105 Stimmen ange-
nommen worden war, verließen etwa 70 Künstler verschiedenen
Alters und verschiedener Richtungen auf eine Aufforderung
des Radirers Köpping das Yereinslokal und begaben sich
nach einem Lokal in der Potsdamerstraße, wo der Beschlnss
gefasst wurde, eine Freie Künstlervereinigung zu begründen,
ohne dass jedoch ihre Mitglieder aus dem Verein Berliner
Künstler auszutreten brauchten. Zu dieser Vereinigung haben
etwa 50 Künstler ihren Beitritt erklärt und zur Erledigung
der Vorarbeiten ein Komitee gewählt, das aus dem Radirer
Prof. Köpping (Vorsitzender), den Malern Hausmann, Scheuren-
berg und H. Vogel, den Bildhauern M. Kruse und Manzel
und dem Architekten Fritz Wolff besteht. Es handelt sich
dabei weniger um einen Streit der Alten und Jungen oder
um Meinungsverschiedenheiten in ästhetischen Dingen, son-
dern die Vereinigung will ihren Einfluss dahin geltend machen,
dass neues Blut in den Vereinskörper eingeft&hrt werde und
besonders in das Ausstellungswesen des Vereins ein frischerer
Zug hineinkomme. Ein Teil der Opposition scheint sich
auch gegen den jetzigen Vorsitzenden, A. v. Werner, zu
richten, der das letzte Mal mit nur einer Stimme Majorität
gewählt worden ist.
VERMISCHTES.
* „Das Ende Babylons'* von Georges Rochegrössef den
deutschen Kunstfreunden von der diesjährigen Münchener
Ausstellung bekannt, macht gegenwärtig im Wiener Künstler-
hause großes Aufsehen. Der Kritiker des „N. W. Tagblatts"
schreibt über das kolossale Bild u. a.: „Rochegrosse hat den
furchtbaren Moment für seine Darstellung gewählt, in welchem
die trunkene, von der tollen Festnacht bis zur Bewusstlosig-
keit übermüdete Gesellschaft im Königsschloss zu Babylon
vom Tritt des Perserheeres zu einem schrecklichen Erwachen
gebracht wird. Ein gewaltiger Vorwurf, dem Rochegrosse
bis an die Grenze der Möglichkeit gerecht geworden ist.
Wenn die Kühnheit sich mit solchem Können paart, wie wir
es auf diesem Bilde linden, dann verrückt sich der Maßstab
93
Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften. — Inserate.
94
mit dem Einzelheiten gemessen werden können. Eine Figur
in der gewagten Stellung, wie die im Vordergründe im
vollen Lichte erscheinende Mädchengestalt, wäre, für sich
allein ans geboten, trotz der meisterhaften AusfÜhrang, der
unvergleichlich schönen Modellirung und dem vollendeten
Inkarnat ein Schlag in das Gesicht für den Beschauer. In
diesem Ensemble ist sie wahr und darum recht; sie gehört
zu dem übrigen, ebenso wie die anderen nackten und halb-
nackten Frauengestalten, wie die üppigen Stoffe und Kissen,
welche Über die Sitzbänke gebreitet sind, wie die Früchte,
Blumen und Prunkgeräte, wie die vom Übermaß des Ge-
nusses entnervten und niedergeworfenen Männer, die im
totenähnlichen Schlummer hier und dort lagern in dem Vor-
hof des Königspalastes, der Schauplatz der Orgie war, welche
die letzte sein sollte des Königs Nebonetus. Was hat Roche-
grosse nicht alles gelernt! An dem ist ein Assyriologe ver-
dorben — er muss als Maler diesen Verlust für die archäo-
logische Wissenschaft wett machen. Die Tempelgeräte von
Jerusalem, er hat sie getreulich in das Bild hineingenommen,
wie sie die Bibel beschrieben hat. An dem mächtigen sieben-
armigen Leuchter aus Gold kohlt noch das letzte Lichtchen,
und die roten Erdölflammen auf den Treppenwangen, die
hinaufführen zum Portale nach den inneren Gemächern des
Königsschlosses, verteilen ein warmes Licht über den Baum;
sie spiegeln sich in dem eben noch sichtbaren unteren Teile
der Statue des Bei, zu deren Füßen ein Teil der trunkenen
Gesellschaft sich gelagert hat, sie leuchten auf die alten
Backsteinmauem, von denen die monotonen Reihen der Re-
lieffiguren niederstarren ... Im Vordergrunde liegt alles
im Schlaf der Erschöpfung, ohne eine Ahnung von dem,
was sich ereignet. Je weiter das Bild sich vertieft — und
seine perspektivische Konstruktion ist eine so vollendete künst-
lerische Leistung, dass man erst aufmerksam darauf werden
muss, will man der hier überwundenen Schwierigkeiten inne
werden — um so mehr kommt Leben und Bewegung, um
so mehr kommt Bewusstsein in die Masse. Der Freitreppe
zunächst ist eine ägyptische Sklavin aufgefahren in hellem
Entsetzen mit furchtbarem Aufschrei. Mit aufgerichtetem
Oberkörper, die Arme hoch in die Luft gestreckt, ruft sie: Der
Feind ! Der Feind ! Die Figur ist im Schatten, man sieht nur ihre
Silhouette, diese Silhouette aber lebt, und was sie sagen soll, ist
allgemeinverständlich. Schlaftrunken hebt ihre Nachbarin, ein
Indermädchen, das Haupt, schlaftrunken und träge wenden
die ihr zunächst lagernden Teilnehmer am Königsfeste dem
Gitterthore sich zu, dessen Flügel weit aufgesprungen sind.
Auf der Höhe der Treppe scharf sich abhebend von dem Licht-
kreis, der durch das Portal aus dem Innern des Palastes
strahlt, steht ein Priester ^) erstarrt vor Schreck über das, was
er sieht, und über ihm schwebt ein schwarzer Schatten, die
Sense in der weitabgestreckten Rechten, die Todesgöttin mit
den Attributen der Astarte, die einzige poetische Lizenz,
welche sich Rochegrosse hier gegen die gestrenge Frau
Archäologie herausgenommen hat. Durch das mit stil-
gerechten Reliefs geschmückte Tonnengewölbe sieht der
dämmernde Morgen herein, und heran schreiten im blauen
Licht die Perser mit Fackeln, fernher ragt der Turm des
Bei. — Es ist eine solche Summe grofier künstlerischer Qua-
litäten in dem Bilde, dass man der Suche nach seinen
Schwächen gerne überhoben wäre. In den Schattenpartien
hat der Maler sich die Arbeit leichter gemacht, als gerade
unumgänglich nötig war; das sind Mächtigkeiten, die man
umsomehr bedauern muss, als die Hauptteile des Bildes
von der souveränen Techm'k des Künstlers unleugbares
Zeugnis geben. Wer die Lokaltöne so bestimmt und sicher
zu differenziren weili, wie wir es zwischen der blumen-
geschmückten Vase und der Treppenmauerung sehen, wer in
der Stoffmalerei, in der Zeichnung der gewagt43sten Ver-
kürzungen solches Können bewährt, der kann auch dort den
Ausdruck des Körperhaften finden, wo ihm nicht eine nahe
Lichtquelle natürliche Schattenwirkungen bietet. Der Ge-
samtwirkung thut das allerdings nicht viel Eintrag; diese
ist eine mächtige, eine weit mächtigere, als sie irgend ein
uns bekanntes Bild der Danielsage bietef
1) Nicht vielleicht der König selbst?
Der KnnstTerein in Ziliieh
wünscht im Jahre 1893 seinen Mit-
gliedern als Vereinsblatt einen
Kupferstich zuzustellen. Künstler,
welche in der Lage sind, uns einen
passenden Stich in einer Anzahl
von 500 Expl. zum Preise von
4—5 Mk. pr. Expl. zu liefern, werden
hiermit emgeladen, uns bis späte-
stens 31. Dezember 1892 ein Probe-
blatt einzusenden. [606]
Zflrich, 12. Nov. 1892.
Im Auftrag des Vorstandes:
Der Aktuar: Alb. HelEinami.
Anm. d. Red.
VOM KUNSTMARKT.
Leipxiy» Die Kunsthandlung von G, O, Bömer versteigert
am 8. Dezember und folgende Tage eine reichhaltige Eunst-
bibliothek und eine treffliche Sammlung von Kupfer- und
Prachtwerken, darunter viele Seltenheiten.
ZEITSCHJUFTER
ChrifltUohes Kunstblatt 1892. Nr. 11.
Die Stadtkirche in Reutlingen. Von Dr. E. Grad mann. — Die
Konstdenkmale des Königreichs Bayern. — Alfred Rethel. — Eine
neue Weihnachtsgabe. — Die Wittenberger Schlosskirche.
Mitteilungen des k. k« l^sterreioliiBChen Museums fOr
Kunst und Industrie. 1892. November. Nr. 11.
Die Dosensammlung des Österreich. Museums. Von Bacher.—
Die Ausstellung der Stickereifachschule zu Dombim. Von
A. Riegl. — Zar Geschichte des altägyptischen Schmuckes.
(Fortsetzung.) Von J. Folnesios.
Zeitsehrift für christliche Kunst. 1892. Nr. 8.
Stadien zur Geschichte der französisohen Plastik. I. Der skulp-
turensohmuck der Kathedrale von Amiens und die Bildhauer-
schule der Isle de France. Von P. Giemen. — Gedanken über
die moderne Malerei. III. Von P. Keppler. — Ein Beitrag zur
mittelalterlichen Begriibnisweise. Von W. Effmann.
Archivio Storico delP Arte. 1892. Nr. 5.
II Leone di San Marco (Bronzo veneziano del Milleduecento).
Von G. Boni. — Lavori dMntaglio e tarsia nei secoli XV e XVI
a Reggio Emilia. VonF. Malaguzzi Valeri. — La Gancelleria
ed altri palazzi di Roma attribuiti a Bramante. (Fortsetzung.)
Von D. Unoli.
Kunstauktion von C. G. Boerner m Leipzig.
JDminerstag den 8. Dezember 1892.
Reichhaltige Kunstbibliothek, sowie zahlreiche Kupfer-
und Praehtwerke, darunter viele Seltenheiten.
Katalog gratis zu beziehen von der
Kunsthandlung von C. G. Boerner in Leipzig.
95
buerate.
96
Cremäldesaal in Frankfurt a. TL
Ausstelliuiflreii und Inktlonen toh GenüUden, Antlqiiitftteii nnd Kiutstgreren-
Btäaden. — Kataloge auf Wansch gratis und franko daroh Bndolf Bangä in
Fnuifihirt «• IL, KnnstaaktionBgeaclüUfc, gegr. 1869. [468
]>ie Italienisclieift Pliotograpluen
aller Verlagsanstalten. GS-iit imd l>tlli||^.
Kunsthandlung HÜ60 GROSSER, Leipzig.
Kataloge. Aaswahlsendungen. [479
Creinftlde alter Hleistor.
Der ünterzeiolmete kauft stets herrorragende Originale alter Meister, TorzflgUch der
iiiederiindisoben Sohnle, vermittelt aufs schnellste und saehverstindigste den Verkauf
einielner Werke, wie kompl. Sammlungen nnd ttbemimmt Anftrftge rar alle grttfieren
OemiQdeanktionen des In- nnd Auslandes.
Potsdamerstrasse t. (579] JOS6f TIL SclUdL
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und Übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthaudlung von
Tta. Salomon, Berlin W., Friedrichstr. 168.
[593]
Ofifentliche Versteigerung
Montag) 28. Noyember,
pr. 11 Uhr Vorm.,
im Auktionshause
Hamburg , Pferde-
markt 29/31,
über
eine seltr DvertroUe aas dem •. SB*
gestrandeten SelutelldanipftT
„Kider*' ireborsene Üaismlnnir
von
^ Für Samiüler. ^
Billig. — Bestände gering,
Offerire aus den Restbeständen der
Originalradiniiigen Weimar'scher Künstler
div. einzelne Blätter (verschiedene Sujets).
50 Blatt statt Mk. 100, - zn Mk. 80,-
100 „ „ ^ 200,- „ „ 60,-
gegen Eimsendung des Betrages
M. I/iebscIher, Magdeburg.
t Direktor Ton Essenfein's
Hauptwerk.
Wir übernahmen den aufgefundenen
kleinen Vorrat des bisher als vergrifTen
geltenden Werkes:
Die mittelalterlicben Knnst-
denlunale der Stadt Krakao.
Leipzig 1869. 229 S. mit 80 Kupfer-
tafeln in 4^.
und offeriren dasselbe bis auf weiteres
zu Rmk. 60« — ,
zu welchem Preise es von uns direkt
oder durch jede Buchhandlung zu be-
ziehen ist. [592J
Frankfurt ayidain.
Rossmarkt 18.
Joseph Baer & Co.
Buchhandlung und Antiquariat.
Knpferstlelien,
Badirnngen n.
Holzsclinitten,
durch den Auktionator und Taxator
Emil Httblenpfordt
Femspr. 9089.
Ausstellung zur Besichtigung:
Sonnabend, 26. Nov., 11—4 ühr.
Sonntag, 27. Nov., 11-2 Uhr.
Kataloge in der Commeter'schen
Kunsthandlung, sowie in meinem
Bureau erhältlich. [607]
Verlag von E. A. SEEMANN, LeipzigT
Von Wilh. Lübke.
GescMcbte der Ärcbitektar.
0. Aufl. 2 Bände mit 1001 Illustrationen.
Preis 26 M., geb. in Kaliko 30 M., in
HalbiTanz 32 M.
Inhalt: t^ber den Anteil der mathematischen Wissenschaften an der Kultur der Bensissanee. — Handzeichnnnffen italienischer Meister.
Kritisch gesichtet von G. Morel li; Mitgeteilt von E. Hab ich. — Deutsche Konkurrenzen. 4. — Besnard; Th. Vriendt; Horowitz;
Tholen. — SchelTeldenkmal in Karlsruhe. — Die Abteilung der Bildwerke der christlichen Epoche im Berliner Museum ; der
Nachlass Emil Jakob Schindler's; das 25 Jährige Stiftungsfest des Kgl. Kunstgewerbemuseums in Berlin; Aasstellungen der
Kunstgewerbevereine zu Königsberg i. Pr., Stettin, Elbing, Görlitz und Tosen. —Das Ende Babylon's von G. Rochegrosse. —
Leipzig, Kanstaaktion von G. G. Boemer. — Zeitschriften. — Inserate.
Fttr Kunstfreunde.
unser neuer Katalog ftlr 1892/93 ist
soeben erschienen. Derselbe hat an
Übersichtlichkeit und Vornehmheit der
Ausstattang wesentlich gewonnen and
enthält eine durch viele Illustrationen
geschmückte Obersicht über unsre Re-
produktionen nach Gem&lden alter und
modemer Meister religiösen, patriotischen,
historischen und mythologischen Inhaltes;
Genrebilder, Jagd- und Sportbilder, Land-
schaften und Seestücke. Der Katalog
wird gegen Einsendung von 50 Pfennig
(fürs Inland), von 80 Hennig (fOrs Aus-
land) frtmko zugesendet
PhotograpMsche Gesellgchaft, Berlin.
Soeben erschien:
299. Lagerkatalog:
Archäologie, Architektur
und Kunstgewerbe,
/.um Teil aus der Bibliothek des Herrn
Generalvikar Straub in Straßburg.
1^ 72S Nummorn. 'Wl
Frankfnrt a/M. C&o^l
Joseph Baer & Co«,
Buchhändler und Antiquare.
Wertvolle Kunstblätter
für Mappe und Wand.
Ed. Hildebrandt's
Aquarelle,
Chiomofaksimiles von R. Steinbock
unerreicht in Wiedergabe der Originale
und Haltbarkeit der Farben:
Erdreise 34 Bl., Europa 14 BL,
Nene Folge 20 Bl
Einzeln 18 ^, von 6 Blatt an nvr 9 .4r.
Praohtmappe 80 Jf. Verzeichnis gratis.
Neue Radirungen.
W. Feldmann.
BvriT lilchtenatein (98), Bvrir Eis und
BadelabwriT ^ 16 >^-
BvriT HotaenaoUern 15 .^r.
H. Kohaert.
Herbatabead 1a der Hark und
FrUhllBiraasorireB bei Tecel 4 80 .#.
Gefeebt bei VeAdAme nach Kolitz 80 .^.
W. HaBBfeld*
HeldelberiT und KVln 4 40 .4f, zns. 70 .#.
Helaaen und I«liiibvrc k^OJf, zus. 70 .Jf.
Itoreley und Bbelnirrafensteln k 90 Jf,
Aaeben, Breslau • Banslir« BrAirt,
'Wetterbom bei Orlndelwald & 80 .^.
Harlenbarc 90 Jt, Mersebwrir 18 J(.
W. Ziecrler^ Bembrandt 15 M.
lUostrirtes Verzeichnis mit Angabe der
Frühdrucke gratis. Zu beziehen durch jede
Kunst- nnd Buchhandlung. [596]
Verlag von
Raimund Nitscher, Berlin S. 14.
Für die Redaktion yerantworÜich ArUm' Seemann, — - Druck von Auguet
in Leipadg.
Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung von 0. Daniin in Dresden-A. betr.: M. Pudor,
Ketzerisclie Kuustbriufe, bei.
KUNS
e^i/c
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankfindigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR.
WIEN
Heugasse 68.
A. ROSENBERG
BERLIN SW.
T«ltowentras8e 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. BerUn: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahi^ang.
1892/93.
Nr. 7. 1. Dezember.
Die Kanstchronik ersoheint als Beiblatt zur «Zeitschrift für bildende Kunst** und zum ,Knnstgewerbeblatt" monatlich dreftnal, in den
Sommennonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark iind nmfasst 88 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst** erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 80 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein h Vogler, Bud. Messe u. s. w. an.
DIE NEUESTEN ERWERBUNGEN FÜR
DAS BRITISH MUSEUM.
Von den Baulickkeiten und Skulpturen xu Peraepolis und
Ptisargada, — Das Monument des Oyrus, — Die Inschrift
von Bisuiun,
In der Wissenschaft und Litteratur haben die
Perser wenig geleistet, dagegen zeugen für ihre
Geschicklichkeit in den bildenden Künsten die groß-
artigen Buinen des reizend gelegenen Persepolis, be-
stehend in Trümmern von Eönigsburgen und Pa-
lästen mit Thorhallen, Säulengängen, Marmortreppen
und Wänden voll Inschriften und Bildnereien, sowie
in Konigsgräbem und in zahllosen Überresten von
Statuen, Basreliefe und andern Skulpturwerken,
welche Götter und symbolische Wundertiere, unter-
jochte Völker, Geschenke bringende Boten, sowie
dienende Hof leute in geschmückten Gewändern dar-
stellen und uns ein Abbild des ganzen persischen
Staatslebens geben.
Um die nach langen Kämpfen schwer errun-
gene Beichseinheit des persischen Weltreichs durch
ein symbolisches Denkmal zu verewigen, ließ Darius
Hystaspes durch heimische und fremde Werkmeister
die neue Haupt- und Totenstadt Persepolis er-
bauen, die für das ganze Reich dasselbe sein sollte,
was Pasargada für die Landschaft Persis war. Perse-
polis wurde gleichsam die Hülle oder der Leib des
von der Volkssage verklärten Musterfürsten und
Lichtbekenners „Dschemschid", dem Darius nach-
eifern wollte. Alexander der Große soll nach einem
schwelgerischen Mahle, und entrüstet über die furcht-
baren Verstümmelungen an 800 gefangenen Griechen,
welche durch die Perser verübt waren, selbst die
Brandfackel in die Prachtgebäude von Persepolis
geschleudert haben, um durch die Zerstörung des
alten Herrschersitzes den Anfang einer neuen ge-
schichtlichen Zeit zu bezeichnen und die Zerstörung
der griechischen Tempel zu rächen. Die Ruinen
von Persepolis und Pasargada reden noch jetzt
von der alten Pracht dieser Wiege des persischen
Eönigsgeschlechts. Während Susa (die Schöne) in
einer Kiesebene, entfernt vom Material zum Bauen
von Palästen, liegt dagegen Persepolis unmittelbar
an den blauen Kalksteinbrüchen, aus welchen diese
erbaut wurden. Leider ffthrt die Hauptkarawanen-
straße von Ispahan nach Schirfis an den Ruinen von
Persepolis vorüber, und jeder Reisende verstümmelt
mehr oder weniger die Monumente, um Andenken
mit in die Heimat zu bringen. Die Kunstarbeiten,
welche meistens in den soliden Felsen eingehauen
und von kolossalen Dimensionen sind, oder sich
auf gewaltigen Blöcken befinden, fortzuschaffen, ist
fEist unmöglich. Selbst wenn man die Blöcke zer-
sägen wollte, würde ihre Handhabung allen Mitteln
des gewöhnlichen Transports spotten, da der Weg
nach dem nächsten Hafen, Bushire, noch immer
213 englische Meilen beträgt und durch gebirgiges
Land und über Pässe von 7500 Fuß Höhe führt,
wo nur einzelne Maultiere mühsam einen Pfad finden.
Wir können uns daher beglückwünschen, dass Perse-
polis im Ganzen ak Monument erhalten bleiben wird
und nicht nur „magni nominis umbra*'.
Bisher befand sich in England nur wenig Mate-
rial von dort und dieses stammte aus der Expedition
von Dieulafoy; so einzelne Bruchstücke von Bas-
reliefs im British Museum, Geschenke des kunst^
99
Die neuesten Erwerbungen für das British Museum.
100
sinnigen Beschützers der Wissenschaften, des Grafen
von Aherdeen und des Sir Gore Ouseley. Die groß-
artige Serie von Fundstücken, welche Dieulafoy für
die franzosische Regierung erwarb, fanden im Louvre
zu Paris Aufstellung, so besonders der prachtvolle
„Pries der unsterblichen". 1887 wurde Cecil Smith
von der britischen Regierung nach Persien geschickt,
und er empfahl, tüchtige Former dorthin zu senden,
9
ehe es zu spät, da der Transport unmöglich sei.
Der Staat zögerte, indessen durch hochherzige Privat-
leute, wie Lord Savile, und durch die Hilfe Sir
Drummond Wolfs wurde die Sache durchgeführt.
Der Former Giuntini mit seinem Sohn erwiesen sich
als sehr geschickt. Beide hatten schon Bildwerke
in Mexiko für das South-Kensington Museum „in
situ" abgeformt. Die Expedition leitete Mr. Blundell,
der über diesen Gegenstand einen sehr interessanten
Vortrag beim diesjährigen Orientalistenkongress hielt.
Die gewohnliche Masse zum Formen konnte wegen
der Beschwerlichkeit des Weges nicht angewandt
werden, und man bediente sich daher einer Papier-
mach^masse aus faserigem spanischen Papier, das
eine vorzügliche Form giebt Ein Blatt dieses Pa-
piers wird in Wasser getränkt und auf die Ober-
fläche der Skulptur gelegt und so lange mit einer
weichen Bürste aufgedrückt, bis jeder Zwischenraum
der obern Bildfläche ausgefüllt ist. Diesem Blatt
wird ein zweites hinzugefügt und in derselben Weise
folgen sechs bis acht Stücke Papier. Man lässt
dann das Ganze trocknen und erhalt auf diese Weise
eine Papiermacheformi, welche bei gewöhnlicher Vor-
sicht die Gestalt behält und kein Risiko des Zer-
brechens bei Transportschwierigkeiten verursacht
Die Expedition war im November aufgebrochen und
ist jetzt zurückgekehrt. Unter den so ^gewonnenen
Abdrücken befindet sich der lange Fries mit Figuren,
welcher das Treppenhaus der von Xerxes errichteten
Halle zierte. Er besteht aus einer dreifachen Reihe
von Figuren, einer Prozession von Höflingen und
Personen verschiedener Nationalitäten, welche dem
König zu dem Frühjahrsäquinoctium Geschenke
bringen, gerade so wie der Schah noch heute
solchen Tribut empfängt. An einer Wendung der
Treppe befindet sich eine charakteristische Gruppe
von Löwen, die einen Stier angreifen; daneben eine
vortreflFliche Figur aus der „Leibgarde der Unsterb-
lichen'*, die einen lehrreichen Vergleich mit dem
kolorirten Gardisten aus Susa gestattet. Femer ist
zu nennen: ein kolossales Relief über einem Thür-
bogen des Palastes des Darius: der König mit einem
Greifen kämpfend; ein Hochrelief von dem Thor
der Halle der „hundert Säulen"; der König sitzt auf
dem Thron, über ihm das beschützende Emblem des
Ormudz, unterhalb fbnf Reihen bewaffneter Krieger,
wahrscheinlich als Typen der verschiedenen Natio-
nalitäten in der persischen Armee.
Gyrus und Kambyses regierten vom Sattel
herab, wie unsere Kaiser im Mittelalter, bald da,
bald dort; sie waren fast beständig auf Feldzügen.
Wenn Gyrus rastete^ so war es zu Pasargadae, dem
Hauptort seines Stammes, dem Sitz seiner Ahnen.
Dort ist er auch begraben, dort an seinem Lieblings-
aufenthalt hat er Stadt und Burg gleichsam als
Siegesdenkmal neu erbaut. 49 englische Meilen von
Persepolis auf dem Wege von Schiras nach Ispahan
in der Nähe des Dorfes Murghab, stand noch vor
wenigen Monaten das Monument, in welchem das
Ghrabmal des Gyrus erkannt wird, majestätisch durch
seine Einfachheit und die Großartigkeit der Um-
gebung. Das Grabmal war im Viereck von einer
Säulenhalle umgeben, um den ein Hain und Anger
sich zogen. In der Nähe war ein kleines Haus für
die Magier, die das Grab zu bewachen und die
Totenopfer jeden Tag darzubringen hatten. Alexander
der Große sah noch die Leiche; während er in Indien
war, haben Griechen das Grabmal geplündert;
Alexander ließ nach der Rückkehr die Thäter hin-
richten und schloß die Grufb mit seinem Siegelring.
Seit langer Zeit war das Grabmal leer, von den
Säulen stand noch eine einzige! Die Expedition von
Mr. Cecil Smith kam gerade noch zur richtigen Zeit,
um die Abformungen bewerkstelligen zu können,
denn das Monument ist in jüngster Zeit arg zerstört
und verwüstet. In wenigen Jahren wird keine Spur
mehr von demselben vorhanden sein. Das wichtigste
Ereignis von allen ist deshalb wohl der gelungene
Abdruck des Bildes des Gründers der großen
Herrscherfamilie der Achämeniden, denn die früheren
Abbildungen sind mehr oder weniger mangelhaft.
Einst soll eine Inschrift besagt haben: „0 ihr Sterb-
lichen! Ich bin Cyrus, Sohn des Kambyses, Gründer
der persischen Monarchie und Beherrscher Asiens,
beneidet mich deshalb nicht um dieses Denkmal!"
Die von der Expedition mitgebrachte, abgeformte
Keilinschrift lautet: „Ich bin Cyrus der große
König, der König der Könige, der Ach'aemenide!"
Der Tote spricht wie ein Lebender, denn hier
herrschte der feste Glaube an die Unsterblichkeit
der Seele. Darunter steht das bekannte Bild des
Cyrus in assyrischer Tracht mit erhobener Rechten
und vier Fittichen, denn Cyrus ist hier schon als
Genius erfasst! Das erste Duplikat im Gipsabguss
101
Jobn Webber und die Erfindung der Lithographie.
102
erhalt das British Museum, das zweite New- York,
und die übrigen Bewerber werden der Reihe nach,
nach Eingang der Bestellung, berücksichtigt. Die
bereits oben erwähnte Art der Formung kann näm-
lich zur Reproduktion beliebig vieler Abgüsse und
Abdrücke verwandt werden. Entweder wird die
Papiermacheform direkt benutzt, um eine neue Gips-
matrize zu schaffen, oder sie wird mit Leinöl und
französischer Politur behandelt, um beliebige Ab-
güsse zu erlangen.
Das mystische Bild des Cyrus mit seiner auf-
fallenden Tracht und Ausschmückung ist inzwischen
zerstört, und es bleibt zu bedauern, dass die persische
Regierung diese Schätze, welche größere Juwelen
darstellen als alle Diamanten des Schahs, nicht besser
beschützt hat Mr. Blundell berichtet ferner, dass
er mehrere Reste sehr schöner Farben entdeckt habe,
so ein tiefes Blau an den Propyläen ^ ebenso waren
mehrere Skulpturen blau angemalt. Auf einer Stein-
platte fand er in Linien den sehr detaillirten Plan
und die Verteidigungswerke der Akropolis von Pasar-
gada, von welcher Diodor ganz ausführlich als der
Residenz des Königs und seiner Schatzkammer er-
zählt. Die Entwicklung der Kunst in diesen Funden
lässt mit Sicherheit auf assyrischen, ägyptischen
und griechischen Einfluss schließen.
Auch die berühmte Inschrift von Bisutun wurde
einer genauen Untersuchung unterzogen. Dort steht
ein imposanter Fels, der sich 1700 Fuß hoch senk-
recht über die Ebene erhebt. Schon Semiramis soll
darauf ihr Bild haben eingraben lassen. Jetzt stehen
noch etwa 1000 Zeilen Keilschrift darauf und Skulp-
turen. Diese beziehen sich auf den König Darius.
Der König steht in faltenreichem Gewand in der
Mitte, die Rechte hebt er drohend empor, sein rechter
Fuß steht auf einem besiegten Feind, hinter ihm
stehen zwei Leibwächter. Bilder und Inschriften
fangen nicht am Fuße des Felsens an, wo sie der
Zerstörung ausgesetzt gewesen wären, sondern 300
Fuß über der Erde. Der Felsen ist soi^faltig ge-
glättet, Höhlungen und Spalten sind mit geschmol-
zenem Blei ausgeflillt, die Inschrift selber ist mit
einer Art Glasur überzogen worden, um den Buch-
staben einen schärferen Umriss zu geben und sie
gegen den Einfluss der Elemente zu sichern. Das
Ganze ist ein Triumphdenkmal des Darius, das den
Bericht seiner Kriege in folgender Weise anhebt zu
erzählen: „Ich Darius, der große König, der König
der Könige, König in Persien, u. s. w. Es
spricht Darius der König: Acht meiner Famüie
waren früher Könige, ich bin der neunte, von sehr
langer Zeit her sind wir Könige. Es spricht der
König: durch die Macht Auramazda's bin ich König,
Auramazda (Ormudz) übergab mir das Reich!"
Der Schluss dieser hochwichtigen Inschrift ist äußerst
charakteristisch: „Es spricht Darius, der König: du,
der du nachher diese Tafel sehen wirst, bewahre
sie, dann wird Auramazda dein Freund sein, zerstörst
du sie aber, so möge Auramazda dich und deine
Familie schlagen." v. SOHL.
JOHN WEBBER UND DIE ERFINDUNG DER
LITHOGRAPHIE.
Im 23. Jahrgange der „Kunstchronik", No. 3,
Sp. 35-40, No. 4, Sp. 54—58, und No.32, Sp. 507— 511,
erschienen zwei Artikel von mir unter obiger Über-
schrift. Dazu kommt noch eine Entgegnung auf den
ersten Artikel, in No. 25, Sp. 393—400, von Herrn
M. König, unter dem Titel: „Noch einmal John
Webber und die Erfindung der Lithographie." Meine
in meinem ersten Artikel an die Vorsteher öfifent-
licher Kabinette und die Eigentümer von Privat-
sammlungen gerichtete Bitte um Nachricht über
etwaige in ihren Händen befindliche Arbeiten V?eb-
ber's ist leider erfolglos geblieben. Außer der Mit-
teilung Prof. Colvin's, auf direkte Anfrage hin, die
ich in meinem zweiten Artikel mitteilte, ist mir
nichts zugekommen. Ebenso war es mir bis vor ganz
kurzem unmöglich, etwas von dem genannten Künstler
aufzutreiben. Nun aber habe ich endlich doch ein
Blatt gefunden, und zwar in der vor einigen Monaten
dem Harvard College geschenkten und meiner Obhut
vertrauten John Witt Plandall- Sammlung. Es ist
das Blatt, welches „Kunstchronik", XXIII, No. 4,
Sp. 57, unter No. 10 folgendermaßen beschrieben ist:
„Waldige und felsige Küste von Japan mit einem
Hafenplatz, über welchem zwei Flaggen auf Stangen
aufgehisst sind. Eine Treppe führt links zu einem
Gebäude. Links im Vordergrund fährt ein SchiflFer
in einem Boote, in welchem sich zwei Personen be-
finden." Was in dieser Beschreibung, die von der
auf der Platte ausgeftihrten Zeichnung gemacht ist,
,4inks" ist, zeigt sich auf den Abdrücken naturge-
mäß „rechts". Die Bildfläche misst 410 mm in der
Breite, die Höhe lässt sich nicht ganz genau be-
stinunen; da oben keine Umgrenzungsliuie zu sehen
ist, doch misst sie wenigstens 265 mm. Das Blatt
ist ohne Schrift, tr%t aber handschriftlich in Blei-
stift die Bezeichnung: „Gravö ä Londres par J.
Weber 1792." Der Plattenrand ist nicht sichtbar,
da das Papier beschnitten ist Dass man es hier mit
103
Bücherschau. — Nekrologe. — Personalnachrichien
104
einer ^ySoft-gronnd^^-Badirung zu thun hat, unter-
liegt aber trotzdem keinem Zweifel. Man braucht
nur die Striche der Zeichnung mit den Strichen in
älteren Lithographieen ähnlicher Art, etwa den land-
schaftlichen Darstellungen Wagenbauer'S; zu ver-
gleichen, um sich des Unterschiedes bewusst zu werden.
Webbefs „Weichgrund-Strich" ist sanft und weich,
das Eom ineinander fließend, der lithographische
Kreidestrich ist verhältnismäßig hart und sandig und
im Korn getrennt. Noch lehrreicher aber sind die
schwarzen Stellen. Diese sind bei Webber tief und
sammetartig, da sie eben das Resultat tiefgeätzter
Linien sind, in der Lithographie hingegen sind sie
flach und hart, ab notwendige Folge des Druckes
von der Oberfläche. Die gewöhnliche Rauheit eines
Abdrucks von einer tiefgeätzten oder gestochenen
Platte zeigt sich freilich in Webber s Arbeit nicht,
da eben eine Weichgrund-Radirung keine sehr tiefe
Atzung verträgt. Betrachtet man aber die dunklen
. Stellen unter dem Vergrößerungsglas, so erhält man
doch den Eindruck leichter Erhöhung der Linien,
während dagegen die dunklen Stellen einer Litho-
graphie, ebenso betrachtet, vollkommen flach bleiben.
Als weiterer Beweis dafdr, dass das Webber sehe Blatt
von einer tiefgeätzten Platte gedruckt ist^ kann end-
lich das Vorkommen von »creves* angef&hrt werden.
Ein „crev6" entsteht, wenn die Wände zwischen
mehreren eng neben einander liegenden Linien, welche
zusammen einen schwarzen Fleck ergeben sollen,
niederbrechen, respektive von der Säure weggefressen
werden. Es resultirt alsdami eine verhältnismäßig
große seichte Stelle, welche die Schwärze nicht mehr
halten kann und daher grau druckt, indem der
Lappen oder die Hand beim Wischen der Platte in
dieselbe eindringt und die Schwärze wegnimmt.
Solcher „creves^^ zeigen sich mehrere auf dem mir
vorliegenden Webber'schen Drucke.
Ä R. KOEELER.
BÜCHERSCHAU.
Der Bau des Wohnhauses vom gesundheästeehnischen
Standptmkte, Vortrag, gehalten von Ferdinand Hrach^ dipl.
Architekten, Wien 1891, Verlag der Wiener freiwilligen
Rettangsgesellschaft.
Der hauptB&cblich mit den hygienischen Einrichtungen
des modernen Hanses beschäftigte Autor findet doch auch
Gelegenheit, ein Gebiet zu streifen, das den Kunstfreund und
Künstler nicht als gesundheitsbedürftigen Menschen, sondern
als Liebhaber der Schönheit berührt. Die unserm Organismus
so gefährlichen Feinde des Mauerfraßes oder übergroßer
Feuchtigkeit sind auch wahre Vandalen gegen Bilder aller
Art, gegen Stiche, Gipse, Stoffe, Waffen, Geräte und Schmuck
in Metall, Holzmöbel u. s. w. Wie viele Kostbarkeiten dieser
Richtungen durch die genannten Gefahren schon zerstört
wurden und noch immer zum großen Teil infolge yon Fahr-
lässigkeit zerstört werden oder wenigstens arg gelitten haben
und in ihrem Fortbestande geHlhrdet wurden und werden,
ist wohl nicht zu ermitteln. Die peinlichste Untersuchung
der Mauern und Wände, an denen Kunstwerke Aufstellung
finden , ist Pflicht eines jeden im Interesse des Bildes oder
was es sonst immer ist, sowie in seinem eigenen Interesse.
Nach Westen freiliegende — nicht angebaute — Mauern
müssen schon auflerordentlich solid gearbeitet und sehr gut
trocken sein, wenn sie nicht in zarten Niederschlägen an die
Rückwand der Bilder Wasser abgeben sollen, wodurch infolge
der in der günstigen Atmosphäre wuchernden und sich zahl-
reich entwickelnden Pilzkolonien Stiche und Aquarelle
schimmeln, Metalle rosten oder wenigstens matt werden,
das Holz aber schwammig, wertvolle Stoffe und Leder mufflich
werden und zerfallen. Mögen also unsere Sammler, die großen
wie die kleinen, diese Punkte ja nie aus dem Auge verlieren.
Im übrigen ist Hraeh's Vortrag so voll von trefilichen Winken
för die Vereinigung ästhetischer und praktischer Bedürfnisse
und für die Verwirklichung des Satzes, dass nur in einem
gesunden Hause sich ein gesunder Körper entwickeln kann,
dass wir schon deshalb das mit viel Ernst und Humor zugleich
geschriebene Broschürchen nur warm empfehlen können.
BK.
NEKROLOGE.
^*^ Der französische Kunstschriflsteller Alfred Michiels
ist Ende Oktober in Paris, wo er zuletzt Bibliothekar an der
^k^ole des beaux-arts war, im 80 Lebensjahre gestorben. Er
hat sich vornehmlich durch eine zehnbändige „Histoire de la
peinture flamande*' (1844 — 1875), die er im Auftrage der
belgischen Regierung verÜEMste, durch eine Biographie von
Rubens und ein Werk Über van Dyck bekannt gemacht.
Diese Schriften zeichnen sich aber mehr durch Lebendigkeit
und Eleganz der Darstellung als durch ihren wissenschaftr
lichen Gehalt aus, der vor ernster kritischer Prüfung nicht
besteht.
PERSONALNACHRICHTEN.
* Ober den französischen Maler Georges Rochegrosse,
dessen „Ende Babylons" kürzlich in Wien ausgestellt
war, bringt der Pariser Korrespondent dee dortigen „N. W.
Tagblatts" einige auch ftLr unsere Leser interessante Mit-
teilungen, denen wir das Nachstehende entnehmen: „Roche-
grosse zählt trotz der vielen und gewaltigen Leistungen,
deren er sich bereits rühmen darf, kaum 33 Jahre und macht
durch sein ganzes, wie von poetischem Schimmer verklärtes
Wesen den Eindruck jener Männer, welche noch jünger
scheinen, fkls sie sind.' Überaus frappant und charakteristisch
ist sein Kopf mit dem sich glatt anschmiegenden Haare,
das tief in die Stime sie fast ganz bedeckt; es ist
absolut der Kopf eines Assyriers, wenn man dieses merk-
würdige, ovale, von einem spitz zulaufenden Bart um-
rahmte Gesicht in seinem matten Teint betrachtet, aus
welchem zwei grofie, dunkle, mandelförmige Augen milde
hervorleuchten. Die Figur ist mittelgroß, elegant und wohl-
proportionirt." Schon sein erstes Bild, welches 1882 im Salon
ausgestellt wurde: „Vitellius, durch die Straßen Roms gezerrt",
trug dem Künstler eine Medaille dritter Klasse ein. Ein Jahr
später erlangte er mit seiner „Andromache" eine Medaille
zweiter Klasse und den Prix du Salon. Es folgten „La
Jacquerie** und „La Folie du Roi Nabuchodonosor'*, endlich
„La mort de Babylon", für welches letztere Bild er den Orden
der Ehrenlegion und in München die goldene Medaille er-
105
Wettbewerbungen. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischtes.
106
hielt. Wie die Gemahlin des Künstlers, eine junge distin-
guirte Blondine, dem Berichterstatter mitteilte, malte Roche-
grosse an dem ,,£nde Babylons** drei volle Jahre und machte
dabei ca. 40000 Fr. Auslagen für Modelle) Leinwand, Farben,
Kostüme u. s. w.
WETTBEWERBUNGEN.
= tt. Düsseldorf. Zum Wettbewerbe für die künst-
lerische Ausschmückung des Rathaussaales waren fänf Ent-
würfe eingegangen. Das Preisgericht, dem aus Berlin Ge-
heimer Rat Jordan^ Pr&sident Becker sowie Architekt Pro-
fessor Ende und Professor Janssen angehörten, hat den ersten
Preis dem Entwürfe von Professor Albert Baur zuerkannt*
Um den zweiten Preis losten die Geschichtsmaler Klein-
Chevalier und Friix Neuhatis, da ihre Entwürfe gleichwertig
erachtet wurden. Nach dem Gutachten der Preisrichter
sollen alle drei Künstler an der Ausführung beteiligt werden.
•^* Von der Berliner Kunstakademie, Das Ergebnis der
für das laufende Jahr ausgeschriebenen Konkurrenzen um
den großen Staatspreis auf dem Gebiete der Malerei und
der Architektur im Beti-age von je 3300 M. zu einer ein-
jährigen Studienreise ist folgendes gewesen: a. der für Maler
bestimmte Preis ist dem Geschichtsmaler Alexander Frenz
aus Rheydt, z. Z. in Düsseldorf wohnhaft, b. der für Archi-
tekten bestimmte dem Regierungsbaumeister Otto Sehmalx
aus Karthaus in WestpreuOen, z. Z. in Berlin wohnhaft, zu-
erkannt worden, c. Gleichzeitig wurde dem Maler Ludwig
Fahrenkrog aus Rendsburg, z. Z. in Berlin, für seine zur
Bewerbung eingereichten Arbeiten eine Öffentliche Be-
lobigung ausgesprochen.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
Danxdg, Der Kunstverein veranstaltet für die Zeit vom
9. März bis zum 16. April 1893 in den R&nmen des Stadt-
museums eine Kunshussiellung (Ausstellung von Gem&lden
lebender Künstler. Nähere Auskunft ist von dem Vereins-
vorstande, welcher auch Verkäufe an Private, sowie Ankäufe
für das Stadtmuseum — unentgeltlich — vermittelt, zu er-
langen.
«*4. Aus Anlass des 25jährigen Bestehens des Königlichen
Kunstgewerbemuseums in Berlin hat am 21. November in
dem zu Ehren des Tages mit den Schätzen des Museums
festlich geschmückten Lichthofe eine Feier stattgefunden,
über die Berliner Blätter folgendes berichten: „Kurz vor
3 Uhr erschien, von einer Schar weißgekleideter Schülerinnen
des Museums und der Kunstschule mit duftigen Blumengrüßen
empfangen, die Kaiserin Friedrich, mit ihr ihre TOchter, die
drei Prinzessinnen Charlotte, Victoria 'und Margarete, unter
Vorantritt des Kultusministers und des Generaldirektors der
Königlichen Museen Geheimrat Dr. Schoene. Nachdem die
allerhöchsten und höchsten Herrschaften Platz genommen
hatten, ergriff der Kultusminister Dr. Bosse das Wort, um in
formvollendeter Rede auf die Bedeutung des Institutes und
der Feier hinzuweisen und den großartigen Aufschwung zu
schildern, den das Kunstgewerbe während der letzten fünfzig
Jahre in Berlin erfahren habe. Er gedachte dabei der Ver-
dienste, die die Stadtverwaltung Berlins sich allezeit um diesen
Aufschwung erworben habe, der doch in seinen Hauptzügen
vor allem dem Herrscherhause zu verdanken sei. König
Friedrich Wilhelm III., König Friedrich Wilhelm IV. und
Kaiser Wilhelm L, sie alle hätten dem Kunstgewerbe das
aufrichtigste Interesse zugewandt, bis dann das kronprinz-
liche Paar, bis Kaiser Friedrich III. unä seine erlauchte Ge-
mahlin die fruchtbare Anregung gegeben hätten, aus der
die gegenwärtige Blüte des Kunstgewerbes in Berlin so recht
eigentlich hervorgegangen sei. Mit einem Hoch auf Se.
Majestät den Kaiser, der das Werk seiner erhabenen Eltern
in so hochherziger Weise fortsetze und der mit seinem er-
lauchten Bruder einst selbst Schüler des Museums gewesen
sei, schloss die Rede des Ministers. An Stelle des durch
Krankheit am Erscheinen verhinderten Direktors Grunow
sprach nun Prof. J. Lessing über die Sammlungen des Mu-
seums von ihren kleinsten Anfängen bis zu ihrer jetzigen Ent-
faltung, wie im Jahre 1865 zuerst der Wunsch rege geworden
sei, eine kunstgewerbliche Sammlung zu begründen, wie sich
das Institut von den kleinen Versuchen im Diorama in der
Stallstraße und später in der Porzellanmauufaktur langsam
fortentwickelt habe, bis die auf Anregung des kronprinzlichen
Paares 1872 im Zeughause veranstaltete Ausstellung von Wer-
ken aus Privatbesitz den jetzigen Aufschwung begründet
habe, und wie vor 11 Jahren, auch an dem Geburtstage der
Kaiserin Friedrich, das Gebäude des Kunstgewerbemuseums
eröffiaet worden sei. Er gedachte auch der Toten, die sich
um die Entwickelung hochverdient gemacht haben, vor allem
des hochseligen Kaisers Friedrich, dann aber auch Männer,
wie Martin Gropius, Louis Ravene, Leonhard Lehfeld, Halske
und der Brüder Vollgold. Nachdem Professor Ewald hierauf
über die ünterrichtsanstalten des Museums in längerer ge-
schichtlicher Ausführung und Minister Delbrück im Namen
des Vorstandes und Beirates gesprochen hatten, eröfinete
Stadtschulrat Bertram die lange Reihe der Deputationsredner,
um im Auftrage des Magistrats und der Stadtverordneten
eine Schenkungsurkunde über 15000 M. zu überreichen, deren
Zinsen zur Unterstützung talentvoller Schüler verwendet
werden sollen. Für die Akademie der Künste, die Akade-
mische Hochschule und den Verein Berliner Künstler über-
brachte Professor Carl Becker die Glückwünsche. Auch das
Reiehspostamt, für das Geheimrat Fischer, und die Reichs-
druckerei, in deren Namen Geheimrat Busse sprach, hatten
Deputationen entsendet. Die Technische Hochschule vertrat
Rektor Lampe, den Verein für deutsches Kunstgewerbe Herr
Otto Schulz, der mit besonders warmen Worten des Kaisers
Friedrich gedachte, den Architektenverein Baurat Hinkeldey,
den Handwerkerverein Dr. Schwerin, die Kunstschule Prof.
Dr. Hertzer und die Innungen Obermeister Meyer. Endlich
erschien, begleitet von Abgesandten der jetzigen Schüler, der
Verein „Ornament", um den Entwurf zu dem Jubiläum sge-
schenk der ehemfkligen Schüler, einer für den Lichthof be-
stimmten, reich omamentirten Uhr, zu überreichen und einen
Huldigungskranz zu Füßen der Kaiserin Friedrich niederzu-
legen. In herzlichen Worten brachte hierbei Modellmeister
Schley von derKönigl. Porzellanmanufaktur die Empfindungen
des Dankes zum Ausdruck, von denen die einstigen Schüler
des Museums an diesem Tage und fkllezeit beseelt seien. Nun
ergriff der Kultusminister Dr. Bosse noch einmal das Wort,
um dem Verein „Ornament'* und der Stadt Berlin für ihre
Gaben, dann aber auch allen anderen Deputationen in Namen
des Instituts für ihre Glückwünsche, den Behörden für ihr
Interesse, den Lehrern und Schülern für ihre Mitarbeit, und
vor allem der Kaiserin Friedrich für ihr Erscheinen zu
danken. Mit einem Hoch auf die Elaiserin Friedrich schloss
die Feier."
VERMISCHTES.
H. A. L. Die in der Nähe des Leipziger Bahnhofes an
der Großenhainerstraße in Dresden 'Neaaiadt neuerbaute
St, PetrUcirehe ist über dem Eingangsportal mit fünf, mit
Keim'schen Mineralfarben auf Goldgrund ausgeführten Ge-
mälden geschmückt worden. Die Gemälde rühren von dem
107
Vermischtes. — Vom Kunstmarkt.
108
Historienmaler Professor Alfred Diethe in Dresden her und
stellen den Apostel Petrus, umgeben von den yier Evange-
listen, dar. Die Arbeit wurde ans den Mitteln des Eunst-
fonds bestritten. Auch die gelungenen Glasfenster im Innern
der Kirche sind von Herrn Professor Diethe mit Malereien
versehen worden.
H. A. L. In Meißen sind auf Veranlassung des dortigen
Vereins für die Geschichte der Stadt die Kreuzgänge des
ehemaligen Franziskanerklosters wieder hergestellt worden.
Sie sollen in Zukunft dazu dienen, die zahlreichen Grabdenk-
mäler des in kurzer Zeit zur Säkularisation gelangenden
St. Johanneskirchhofes, die zum großen Teil von Kflnstlem
der königlichen Porzellanmanufaktur herrühren, aufzunehmen.
Übrigens findet man schon jetzt in ihnen eine Anzahl inter-
essanter Monumente. Zu diesen gehört in erster Linie das
Grabmal der Mutter von Elias Schlegel, eine Arbeit des be-
rühmtesten Modellmeisters der Manufaktur, Jo€iektmKändler\
deren Erneuerung im nächsten Frühjahr zu Ende geführt
werden soll. Von den übrigen Denksteinen und Kunst-
werken soll bei einer späteren Gelegenheit die Rede sein;
für dieses Mal muss es genügen, zu sagen, dass die Stadt
Meifien durch die Restauration dieser Kreuzgänge einen
neuen Anziehungspunkt für die Altertums- und Kunstfreunde
gewonnen hat.
*^* Das von Qabrid Max zum Besten der Notleidenden
Hamburgs geschenkte Oemälde y,ln memoriafn 1892"^ das
eine trauernde Frau darstellt, die vor einer Statue der Ham-
monia niedergesunken ist, ist für 14500 M. an einenHam-
burger Privatmann verkauft worden.
*^* Fabriken xur Fälschung von Öemälden, Wie der
„Vossischen Zeitung*' geschrieben wird, ist am 16. November
vor dem Brüsseler Appellhofe eine überraschende Enthüllung
bei Gelegenheit einer Prozessverhandlung gemacht worden.
In Antwerpen war ein gewisser Jean Defordt verhaftet worden,
weil er gefälschte Gemälde alter und neuerer Meister ver-
kaufte; er hatte angebliche Rubens, Frans Hals u. s. w. an
den Mann gebracht. Der Antwerpener Gerichtshof verurteilte
ihn zu 14 Monaten Gef&ngnis. Er legte die Berufung ein,
und die neue Beweisaufnahme ergab, dass es in Antwerpen
ganze Fabriken zur Fälschung von Gemälden giebt. Selbst'
ein Fischhändler beschäftigt sich mit deren Absatz ; ein Anti-
quitätenhändler beherbergt bei sich junge Maler, deren Ge-
mälde sodann als Verlat, De Braekeleer u. s. w. in den Kunst-
handel kommen. Der Gerichtshof bestätigte das Urteil erster
Instanz.
♦*^ Unter dem Namen ^^Neues Theater" ist am 19. Novem-
ber in Berlin ein neuer Musentempel eröffnet worden, der
nach dem Plane des Architekten H. Seelifig, des Erbauers
des Stadttheaters in Halle a. d. S., auf einem eingebauten
Grundstücke am Schiffbauerdamm errichtet worden ist. Ob-
wohl das Gebäude an drei Seiten frei liegt, ist auf eine
monumentale Gestaltung nach außen hin verzichtet worden,
weil das Theater wegen der Lage des Grundstücks von den
umgebenden Wohnhäusern fast völlig verdeckt wird und
von den Verkehrsstraßen aus nur wenig davon zu sehen ist.
Nur die vom Scbifi'bauerdamm aus sichtbare Ecke ist durch
ein in das Hauptvestibül führendes Portal und durch einen
Balkon, sowie einen turmartigen Dachaufbau besonders her-
vorgehoben. Über die innere Einrichtung und künstlerische
Ausstattung des Theaters entnehmen wir einer Beschreibung
in der Berliner „Post** folgende Angaben: ,4)ie Lage des
Gebäudes gestattete eine sehr klare und übersichtliche, zu
der Hauptachse ziemlich gleichmäßige Grundrissbildung. Nur
der hintere, an der Bühne gelegene Coulissenraum ist infolge
der schiefen Abschneidung des Grundstückes durch die Nach-
bargrenze auch unsymmetrisch gestaltet. Die ganze Breite
der vorderen Schmalfront nimmt das Vestibül ein, in welches
die Kasse in der Mitte der hinteren Kopfwand eingebaut ist
Das Vestibül hat an beiden Ecken mehrere Eingänge für
Fußgänger, in der Mitte die Anfahrt für Wagen und die
Eingänge für das mit denselben kommende Publikum. Wände
und Decken sind ganz in lichten Tönen gehalten. Über
mehrere Stufen und durch vier Thüren gelangt man in den
den Zuschauerraum umziehenden breiten Korridor, an dessen
beiden vorderen Ecken die Treppen zum ersten und zweiten
Rang, nebeneinander, aber gemäfi den neuen Vorschriften,
vollständig von einander getrennt, emporführen. Auch hier
herrschen dieselben lichten Töne, wie im Vestibül. Die nach
oben zum ersten Rang führenden Treppen sind aus Eichen-
holz mit schön und reich geschnitzten Geländern hergestellt
Der Zuschauerraum besteht aus dem Parkett, einem ersten
und zweiten Rang. Hinter letzterem liegt noch vor der der
Bühne gegenüber liegenden Wand ein Amphitheater. Logen
sind nur sparsam angeordnet, im zweiten Rang überhaupt
nicht. Im ganzen sind 850 Sitz])lätze vorhanden. Wände
und Decke des Zuschauerraums sind ebenfalls in lichten
Tönen, aber mit reicher Vergoldung gehalten, gegen welche
das dunkle Rot der Sessel und Vorhänge wirkungsvoll ab-
sticht Reicher omamentaler und figürlicher Schmuck, von
Bildhauer Westpfahl modellirt, ziert die Balkons und die
Decke. Die Beleuchtung besorgt der aus venetianischem
Glase hergestellte Kronleuchter, der in der Mitte ein von den
Glasprismen verdecktes Bogenlicht und außerdem eine Reihe
einzelner Glühlichter aufweist Einzelne Glühlichtgruppen
sind auch an den Balkons verteilt. An dem die Bühnen-
öffnung überspannenden Bogen ist in der Mitte das Medaillon-
porträt des Kaisers, von zwei Putten gehalten, angebracht
Der Vorhang ist von Professor Max Koch gemalt. Der In-
halt der Darstellung ist der Sieg des Idealen über das Reale.
Ein Jüngling, der sein Ross hinter sich führt und von allerlei
Gestalten gefolgt wird, steht am Rande eines Gewässers, aus
dem Nixen auftauchen und ihn durch dargereichtes Geschmeide
und Waffen zu verlocken suchen. Er beachtet aber weder
ihre schönen Gestalten, noch die Schätze, die sie ihm bieten.
Sein Blick ist aufwärts gerichtet nach einer Ideal gestalt, die
in den Wolken schwebt und ihm den Kranz entgegenstreckt
Die Bühne ist 15 m tief und 17 m breit. Außerdem ist noch
eine 7 m tiefe Hinterbühne vorhanden. Die Höhe beträgt
etwa 14,5 m bis zum flachen Holzcementdach. An der vor-
deren Schmalfront ist im ersten Rang über dem Vestibül ein
Foyer angelegt worden, das mit reichem malerischen Schmucke
von Professor Max Koch ausgestattet ist. In der Mitte der
Fensterwand ist eine Nische angebracht, in welcher dioramen-
artig die Ruinen des Theaters von Taormina erscheinen. Die
unteren Teile der Querwände sind getäfelt, darüber ist eine
gobelinartige Dekoration und hierüber ein gemalter, figür-
licher Fries angebracht Die der Fensterwand g^egenüber
liegende Langwand schmückt eine von Marmorsäulen ge-
tragene, in der Höhe des zweiten Ranges liegende Empore/^
* Zum Qesandtenbilde Holbein^s in der Londoner Na-
tionalgalerie wird uns berichtet, dass Mr. Goote vom British
Museum nun auch das Original des auf dem Bilde sicht-
baren Rechnungsbuches aufgefunden hat. Es wäre danach
ein Ingolstädter Druck des Apian, von welchem Holbein
auch das Torquetum abbildete.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt a, M. Am 9. Dezember kommt eine Samm-
lung von Aquarellen und Handzeichnungen modemer und
109
Vom Kunstmarki — Zeitsclirifben. — Inserate.
110
älterer Meister sowie der Kunstblätter, Bücher und Franku-
furtensien ans verschiedenen Hinterlassenschaften im Auk-
tionssaal für Kunstsachen, Neue Mainzerstraße 66, durch
RvdolfBangd zur Versteigerung. — Am 12. Dezember kommt
im Gemäldesaal desselben die Sammlung von Gemälden hervor-
ragender modemer Meister aus dem Besitze des Herrn Rentner
B. in B. zur Versteigerung, die außerordentlich wertvolle
Gemälde Karlsruher Künstler (SchOnleber, Baisch, Grethe,
Hoff, Kallmorgen u. a.) enthält; auch die Düsseldorfer,
Münchener und Berliner Künstler sind mit hervorragenden
Werken vertreten. Von älteren Meistern sind nur Braeke-
leer, Galame und Schirmer mit je einem Bilde repräsentirt.
Der Katalog mit 29 Abbildungen in Lichtdruck erscheint in
wenigen Tagen.
Köln afRk. Bei J, M, Heberle [H. Lempertx Söhne) be-
ginnt am 5. Dezember eine Reihe von Versteigerungen, die
sich bis zum 19. Dezember hinziehen. Den Reigen eröffnet
eine reichhaltige und ausgewählte Waffensammlung aus den
Beständen einer altgräflichen Rüstkammer, deren Verzeichnis
952 Nummern enthält; dieselbe kommt vom 5. bis 7. Dezember
unter den Hammer. Ihr schließen sich am 9. und 10. die
reichhaltigen und treffliche Sachen enthaltenden Gemälde-
sammlungen der verstorbenen Herren Freiherr von St. Remy
zur Biesen in Köln, D. Boom in Köln u. a. an; zugleich
werden am 10. eine Anzahl von Ölgemälden, Kupferstidien etc.
aus einigen Dombau- Prämienkollekten, die von den Ge-
winnern nicht abgenommen waren, mit zur Versteigerung
gelangen. Vom 12. bis 17. Dezember kommen die reichhaltigen
Kunstsammlungen aus dem Nachlasse der Herren Frhr. von
St. Remy zur Biesen in Köln, Justizrat von Holthoff in Wies-
baden und die oetasiatische Sammlung des Herrn Kommer-
zienrat Fr. Wolff in München-Gladbach zur Auktion; der
Katalog enthält über 2000 Nummern. Den Beschluss macht
am 19. eine große Anzahl von Juwelen und Schmuckgegen-
ständen aus dem Nachlasse der Frau Wwe. Ph. Engels in
Köln, sowie die Sammlung von Gemmen, Gameen etc. aus
dem Nachlasse des Herrn Dr. J. J. Merlo in Köln u. a.
* Wiai, Der Nacklass Emil Jakob Schmäler' 9j dessen
wir in letzter Nummer gedachten, wird am 5. Dezember und
folgende Tage durch E, 0. Mtetkke im Wiener Künstlerhause
versteigert. Der soeben erschienene illustrirte Katalog um-
fasst 327 Ölgemälde, Studien, Skizzen, Aquarelle und Zeich-
nungen, darunter mehrere von Schindler's feinsten und stim-
mungsvollsten Arbeiten.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kiustchronik. 1892. Nr. 24.
„Der Fall Babylons.'* — Victor Pohoimy. Von R. Schaefer. —
Goethe- und Sohillerplatz. Von H. Eollett. — Kunstbriefe:
Rrakau. Von J. Suesser; München. Von H. Peters. — Ber-
liner Kunst. Von Franz Hermann. — Der besohimpfte Heiland.
— Ans Ebers, Selbstbiographie. — „Panem et CXroenses!" Die
bürgerliche Kunst und die besitzlosen Volksklassen. Von Dr.
A. MOBSig.
Bayerlselio Gewerbezeltnng. 1892. Nr. 21 u. 22.
Die farbigen Kupferstiche des 18. Jahrhunderts. Von E.Ghmelarz.
L'Art Nr. 684. 15. November 1892.
La femme noy6e d'Amboise. Von L. A. Bosseboeuf. —
J. B. Huet. Von G. Qabillot. ~- L'Art Italien de la Renais-
sance. Von G. Gruyer.
Kunstauktion von C. G. Boerner in Leipzig.
Donnerstag den 8. De»ember 1892,
Beichhaltige Knnstbibliotliek, sowie zahlreiclie Kupfer-
und Praehtwerke^ darunter viele Seltenheiten.
Katalog gratis zu beziehen vod der
Kunsthandlung von C. G. Boerner in Leipzig.
Oemälde alter Meister.
Der Unterseichnete kauft stets heryorragende Originale alter Heister, vorzüglich der
Diederl&ndischen Schule, vermittelt auft schnellBte und saohverstindisste den Yerkanf
einaelner Werke, wie konipl. Samminngen und ttbemimmt AnftriLge für alle größeren
GemaLdeauktionen des In- und Anelandee«
Potsdamerstrasse 8. [679] JOSef Th. BcliaU.
Gemälde modemer und alter Meister^
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[598] Th. Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Qemäldesaal in Frankfurt a. M.
AasBtelliuigMi und Amktioiieii ron Gemftldeii, AntiqiritSteii lud Knngt^effeii-
stünden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Är^iüänit a« W«« KonstaQktioBsgeicbftft, gegr. 1860. [468
Der Knestvereii ia Zürich
wünscht im Jahre 1893 seinen Mit-
gliedern als Vereinsblatt einen
Kupferstich zuzustellen. Künstler,
welche in der Lage sind, uns einen
passenden Stich in einer Anzahl
von 500 Expl. zum Preise von
4—5 Mk. pr. BxpL zu liefern, werden
hiermit emgeladen, uns bis späte-
stens 31. Dezember 1892 ein Probe-
blatt einzusenden. lem
Zttricli, 12. Nov. 1892.
Im Auftrag des Vorstandes:
Der Aktuar; Alb, HetKmaim,
Verlag Ton B. A. Seemann, Lelpiig.
fbeutsche
Xonäurrenjen.
Eine Sammlung
interessanter Entwürfe aus den Wett-
beworben deutscher Architekten, heraus-
gegeben von A« Nenmelster u. E^Häberle,
Architekten und Professoren in Karlsruhe.
I.Heft: Bathans-Konkurreiiz fDr
Pforzheim 1892.
2. Heft: Bathans-Eonknrrenzfar
Plauen-Dresden 1892.
S.Heft: Hnseums-Eonkurreiiz f.
Fleusibnrg 1892 (erscheint
im August).
4. Heft: Kirchen - Konkurrenz f.
Breslau u.8t Johannl892.
Jedes Heft von 32 Seiten mit 50 — 60
Abbildungen kostet Ji 1.20.
Wird fertgesetit
111
loMrate.
112
Knnstansstellimg Danzig.
Der Euii8t7erein zu Danzig verangtal tet für die Zeit
vom 9. März bis 16. April 1893
in den B&nmen des Stadtmusenms zu Danzig eine Ausstellung wertvoller
neuerer OemUde.
Anmeldefrist bis 31. Januar 1893; nicht satzungsmäßig angemeldete
Einsendungen werden beanstandet.
K Nähere Auskunft erteilt auf portofreie Anfragen der Vorstand des Vereins
umgehend und unentgeltlich.
Knnstänktionen in K$ln.
1. Reichhaltige Sammlutg von WAffOIl aller Art ans den Beständen
einer aitgrftfllolieii Bttstkammer. (952 Nummern, 4 Phototypien).
Versteigenmg den 5. bis 7. Dezember 1892.
2. Au8«:ewfthite große Sammlung von GemUden alter Und neuerer
Meister aus dem Nachlasse der Herren: Freiherr yon St. Kemj
Kor Biesen in K^^ln, D. Boom in K^^ln etc. nebst einer Anzahl von
Gemälden, gerahmten Kupferstichen etc. aus früheren Dombau-Prämien-
KoUekten, die infolge Nichtabnahme seitens der Gewinner zu Gunsten
der Kassa des Centraldombauvereins veräufiert werden (325 Nummern,
10 Phototypien).
Versteigenug den 9. nnd 10. Dezember 1892.
3. Beichhaltife nachgelassene Knnstsanunlnngen der verstorbenen
Herren: flreiherr Ton St. Bemy cur Biesen in K^^lh, Justiirat
Ton Holthoir in Wiesbaden u. a., bestehend aus Töpfereien. Fayencen,
Porzellanen; Arbeiten in Edelmetall, Elfenbein, Bronze etc.; Möbel-
und Einrichtungsffegenstände, Miniaturen, römische Antiquitäten etc.,
sowie die OStaSlkuSChe Raiwmliing des Herrn Kommenienrat
Fr. Wolff in IL-Gladbaoh (2038 Nummern, 4 Phototypien).
Versteigerang den 12. bis 17. Dezember 1892.
4. Reiche Sammlung von Brillanten Und anderen Jnwelen,
Bctamnckgegenständen etc. aus dem Nachlasse der Frau Wwe.
Ph. Engels in K^^ln, sowie Gemmen Und Cameen des verstorb.
Herrn Dr. J. J« Merlo in Ktihi u. a. (315 Nummern).
Versteigerang den 19. Dezember 1892. [siej
Besiehtig^nngstag^e : s. u. 4. Dezember 1892.
Kataloge sind zu haben
J. M. Heberle (H. Lempertz' Sohne), Köln.
Kunsthandlung HUGO OBOSSEB, lieipzig.
Sondergeschäft fbr Photographie.
Vertretung und Musterlager der Photogr. Anstalt
^cL Sraiui & Oo«, I>oi*iiacli« [567]
ZLATOROfi.
Eine Alpensage
von
Rudolf Baumbach.
39. Tausend.
Illustrirte Ausgabe mit
grosser Schrift.
Heuer prachtvoller Einband.
Dieses kleine Pracht werk eignet
sich durch Gediegenheit seines In-
halts, Schönheit der Ausstattung
und sehr billigen Preis in erster
Linie als Geschenk für die vor-
nehme Gesellschaft.
Durch oHe Buchhand/yngen
zu beziehen,
Yerlag Ton A. G. Liebeskind
in ijeipwlg»
Die beilige CMe.
Nach dem Gemälde des P« P« Rubens
in der Bildergalerie des £gl. Museum
zu Berlin, geäochen von Prof. Gustav
Eilers f ordentl. Mitglied der Königl.
Akademie der Künste zu Berlin. Linien-
stich, PlattengrOße 60 : 44 cm. 60 Frfih-
dmokOf eingetragen beim deutschen
Eunstverleger- Vereme, k 300 Jf^ Schrift-
drucke aut China k 36 Jlf,
Die Versendung übernahm
Paul Bette, Berlin SW. 12.
Inhalt: Die neuesten Erwerbongen für das British Mnseom. — John Webbernnd die Erfindung der Lithographie. — Von S. R. Köhler. —
Hrach : Der Baa des Wohnhauses vom gesnndheitstechnisohen Standpunkte. — A. Hichiels. — G. Bochegrosse. — Düsseldorf:
Wettbewerb zur Ausschmttckung des Rathanshofes ; Verteilung des sroßen Staatspref ses an der Berliner Akademie der Künste.
bei Baneel 9. u. 18. XII. 92; Köln: Kunstanktionen bei Heberle 6.— 19. XII. 99: Wien: Kunstauktion bei Miethke 6. XII. 98. —
Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Artur Semumn, -— Druck von August Pries in Leipzig.
J
\.
r- . -%
<\
/
<-«^'?.
A
A
/
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine«
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN SW.
Heagasse 58. Teltowentrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
Ö 1892/93.
Nr. 8. 15. Dezember.
Die KnnBtohroiük erscheint als Beililatt Eor «Zeitschrift für bildende Kanst** und znm «Knnstgewerbeblatt** monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und nmfasst 8S Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift fiir bildende Kunst* erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Hanuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 80 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasensteln k Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
Wettbewerb um eine Malerradinmg.
Zu dem von der unterzeichneten Verlagsbuch-
handlung ausgeschriebenen Wettbewerbe wurden
rechtzeitig 53 Radirungen eingesandt. Zwei Blätter
waren nicht anonym und zwei weitere Blätter nur
in je einem Exemplare vorhanden. Zum Bewerbe
wurden somit 49 Blatt zugelassen, welche wie folgt
bezeichnet waren:
„Dideldum!"*
«Weg damit."
C + M + B.
Von oben.
Am Wasser.
Calmato.
0. D. 1.
0. D. 2.
Quelle.
Dame, Zeitung lesend.
Am Strand von Göhren.
Aktstudie.
Lektüre.
StilUeben.
München 1892 III.
1892 II.
1893 I.
Leben heißt Streben.
Zwei Lebensstützen brechen
nie:
Gebet und Arbeit heißen sie.
Landweg nach dem Regen.
Die Erwartung. \ aus
All \ Holland
AOena. / und vom
Holländische Mühle. | rhein^
Nr. 1.
Kennwort
Nr. 2.
»
Nr. 3.
Nr. 4.
m
Nr. 5.
„
Nr. 6.
^
Nr. 7.
«
Nr. 8.
M
Nr. 9.
*?
Nr. 10.
•
Nr. 11.
m
Nr. 12.
m
Nr. 13.
m
Nr. 14.
m
Nr. 15.
^
Nr. 16.
»
Nr. 17.
f
Nr. 18.
ft
Nr. 19.
"i
Nr. 20.
«
Nr. 21.
w
Nr. 22.
m
Nr. 23.
»
Nr. 24. Kennwort Knobel.
Nr. 25.
TC
Embryonaler Heiliger.
Nr. 26.
m
Tempora mutantur UI.
Nr. 27.
y>
II.
Nr. 28.
«
I.
Nr. 29.
n
strebe I.
Nr. 30.
n
. 11.
Nr. 31.
..
. III.
Nr. 32.
«
. IV.
Nr. 33.
M
Moorbruch.
Nr. 34.
*.
Frisch gewagt.
Nr. 35.
M
Amorchen.
Nr. 36.
.■
Speranza.
Nr. 37.
M
Garpe diem.
Nr. 38.
M
Tristan III.
Nr. 39.
m
. II.
Nr. 40.
w
. I.
Nr. 41.
m
Am häuslichen Herd.
Nr. 42.
«
Stahl und Kupfer.
Nr. 43.
•t
Christus.
Nr. 44.
T
Apis.
Nr. 45.
m
Aller Anfang ist schwer L
Nr. 46.
m
IL
Nr. 47.
1.
m
Nr. 48.
«
Natur.
Nr. 49.
.»
Z. i. Dr.
Von den
mit
Namensangabe eingegangenen
Blättern wurde eines, Tiroler Bauer von Robert
Raudner, von
der unterzeichneten Verlagshandlung
erworben und
im
November publizirt. Eine Ra-
dirung mit dem Kennwort „Castrogiovanni* traf zu
spät ein.
E. A. SEEMANN.
115
ue
Urteil des Preisgericht«.
Die anterfeitigten Preisrichter fQr den vom Ver-
leger dieser Zeitschrift auegeschriebenen Wettbewerb
am eine Malerradirung haben von den 49 rechtzeitig
eingelaufenen Arbeiten von 26 Bewerbern
keine des ersten Preiaea würdig
befunden, weil in keiner derselben sich diejenige
Verbindung technißchen Könnens mit Eigenschaften
rein künstlerischer Art vorfindet, welche die voll-
kommen gelungene Malerradirung besitzen niuss.
Sie einigten sich jedoch über die Verleihung
von drei Preisen Bwelter Ordnung und empfahlen
außerdem vier Blätter dem Verleger der Zeitschrift
zum Ankauf. Nach Eröffnung der Couverts ergaben
sich folgende Namen als Einsender der hiermit aus-
gezeichneten sieben Radirungen:
Fflr den zweiten Preis:
Nr. 4 .Venoben* C. rA-J/eyer-Sose/in München.
Nr. 41 .Am häuslichen Herd" Jos. Damherger
in München.
1 .Dideldum* Frit; Völlmy in München.
Fflr den Ankauf:
. ,Am Wasser' C. Th. Meyer- Basel in
München.
Nr.
Nr.
Nr. II ,Am Strande von QShren" (Rügen) Alb.
Krüger in Berlin.
Nr. 37 .Carpe diem" Karl Jahnck in München.
Nr. 34 .Frisch gewi^" (Hohe Politik) von
J. Keiimann in München,
gez. J. V. Berger. gez. K. Koopping. gez. W. Unger.
gez. C. V, Lütsow. gez. E. A. Seemann.
Zu dem Urteil ist noch zu bemerken, dass es
nicht durchweg einstimmig gefallt wurde. Nr. I
.Dideldum" erhielt von fünf nur drei Stimmen.
Dafür fielen auf Nr. 5 .Am Wasser' zwei Stimmen.
Außer den oben zum Ankauf empfohlenen Blättern
wird von Herrn Professor Koeppiug in Berlin noch
Nr. 20 .Landweg* zur Erwerbung für die Zeitschrift
f^r bildende Kunst vorgeschlagen.
Die Verl^sbuchhandlung wird den Urhebern
der Radirangen, soweit deren Arbeiten nicht preis-
gekrönt oder durch Kauf erworben werden, die ein-
gesandten Blätter wieder zustellen. Sie beabsichtigt
vorerst, die ganze Reihe im Leipziger Kunstverein
auBzuBtellen, was im Laufe des Januar geschehen soll.
Leipxig, d. 9. Dezember 1892.
E. A. Seemann.
Aus HbuCs Werken, 111. Prachlaupeabp, Deutsche Verl.-.iii;
VOM CHR1STM.\RKT.
Unser diesjähriger Rundgang um den litteru-
rischen Weihnachtsmarkt lässt sich etwas politisch
an. Das erste Werk, das uns zur Hand kommt,
zeigt uns den Fürsten „Uismarck und seine Leute*,
das zweite hat eine gewisse Ähnlichkeit mit eiuer
Militärvorlage. Doch sollen unsere Leser nicht
fürchten, dass wir ihnen hier so .ein garstig Lied,
ein leidig Lied" anstimmen könnten. Man hat
daran im täglichen Leben genug, und es scheint
uns poUtiseh, nicht auch noch hier Politik zu treiben.
Das Werk, das C. W. Allers Ober .Bismarck
in Friedrichsruh* herausgegeben bat'), konnte kaum
zeitgemäßer kommen. Der reißende Absatz, den es
findet, beweist, dass diese Voraussicht sutrifill. Es
1) Stattgatt, Union. Imp.-Fol. Geb. M. 50.-
ist hier und da schon in der Öffentlichkeit von dem
Werke die Rede gewesen, und die Erwartungen
waren deshalb sehr hoch gespannt. Vielleicht fin-
det sich nun mancher enttäuscht, der wunder was
fiir Geheimnisse darin vermutete. Allers führt uns
die Umgebung des Fürsten, die landschaftliche frei-
lich weniger als die menschliche, bis hinab zum
Koch und Portier vor. Deputationen, audienzen-
beischende Zuschauer, Momentphotographen sind
darin so gut vertreten, wie Nnchbam, Freunde und
Verwandte des Fürsten, Der Künstler, dessen Blei-
stift wie eine Zauberwurzel alle Thüren sprengt, hat
sein Möglichstes geleistet. Die Charakteristik des
Fürsten, Lothar Bucher's, Lenbacb's und Schwenin-
ger's sind vorzüglich. Auch an scherzhaften Wen-
dungen fehlt es nicht. Es ist merkwürd^, dass
Fürst Bismarck, der für die bildende Kunst so ver-
117
Vom ChristmEurkt.
118
hältnismäßig geringes Interesse zeigte, grade mit
einem Ualer so nahe Freundschaft hat: Franz
von Lenbach klagt, wie wir aus dem Text des
Werkes ersehen, oft darüber, beim FDrsten kein
Verständnis für seine Arbeit zu finden. Und
dennoch zählt Lenbach zu den ältesten Freunden des
Forsten. Ihre Verwandtschaft, das Gemeinsame
dieser beiden Naturen, liegt nicht aufdem Gebiet
der bildenden
Kunst Die Wahr-
haft^keit, des
einen in der Poli-
tik , des andern
in der Malerei,
macht ihre Größe
aus. Auch Len-
bach's Auge hat
das streng For-
schende, das
Seelen Analysi-
rende, das man
dem Bismorck'-
sehen Äuge nach-
rühmt. Unlauteres
besteht vor ihm
nicht.
Die .Militär-
vorlage", von der
wir oben eine
Andeutung
machten, ist eine
Schilderung un-
seres Heeres, vrie
sie augenialliger
und wahrer kein
.Militärwochen-
blatt* liefern kann.
»Unser Heer" ist
für Carl Rikhling^)
schon seit vielen
Jahren ein Gegen-
stand des eifrig-
sten Studiums. Die Früchte dieser Thatigkeit sind
den Lesern dieses Blattes schon aus verschiedenen
Probenbekanntgeworden. Das gegenwärtige Sammel-
werk stellt sich als eine Mappe mit Scenen aus dem
Soldat«nleben im Frieden dar und wiU offenbar ein
Seitenstück sein zu dem schon früher von C. F. T.
Wiskott Ter&ffentlichten Werke .Unsere Marine"
FnuE TOD Lanbach, Aob
1} Breslau, Wiskott. Fol, In Mappe M. 35.-
von Allers. Dass es dem Soldatenleben nicht an
Humor fehlt, ist bekannt; im allgemeinen freilich
geht's scharf und nüchtern her. Aber .was im Leben
uns verdrießt, man im Bilde gern genießt', mag es
auch hier heißen, und mancher, der mit Behagen
von der Manöverzeit zu erzählen liebt, findet hier,
was er .litt und liebte*, in sorgfältigen, wenngleich
etwas nüchternen Tuschzeichnungen wieder. Alle
Chargen vom
obersten Kri^-
herm bis zum
Gemeinen sind
vertreten , auch
, Begleiterschei-
nungen", wie der
Marketender und
die neugierige
DorQugend, fehlen
nicht Besonders
anziehend sind die
bewegteren Grup-
penbilder aus dem
Manöverleben, aus
dem Hiwak, die
Krankenträger-
fibung und dci^l
Die Kavallerie ist
etwas spärlich be-
dacht, wns im In-
teresse der künst-
lerischen Wir-
kung des Ganzen
zu bedauern ist.
Mann und Koss
in den meist
reicheren Unifor-
men der berittenen
Truppen sind an
sich schon male-
rischer und geben
reichere, wechsel-
voUe Bewegun-
gen, als die vom starren Kommando gefesselten
Regimenter zu Fuß. Das pekuniäre Opfer, welches
im gegenwärtigen Falle fUr das Militär gefordert
wird, beträgt 35 Mark, eine in Ansehung des Ge-
botenen mäßige Besteuerung.
Noch .civilere* Preise freilich haben die weite-
ren Erzeugnisse der Weihnachtslitteratur, die durch
die verschiedensten Hausmittel des VerUgsbnch-
händlers uro die Gunst des goldbeladenen Käufers
119
Vom Christmarkfc.
120
buhlen. Ein uraltes Rezept hat in wieder neuer
Ausführung bei dem von Bodenstedt herausgegebe-
nen Werke ^) ^ Liebe und Leben" herhalten müssen.
Das Mädchen aus der Fremde wurde herbeigerufen,
seine unverwelklichen Gaben auszustreuen, und um
ihm recht gute Aufnahme zu sichern, ließ der Ver-
leger ihm ein eigenes buntes Kleid herstellen. Es
ist eine Anthologie, die das wechselnde Empfindungs-
leben der Frau in seinen verschiedenen Phasen dar-
stellen wilL Bodenstedt hat kurz vor seinem Tode
sich an diese Aufgabe, deren Lösung schon oft ver-
sucht wurde, mit Eifer gemacht. Es ist gewiss
keine leichte Aufgabe, in dieser Weise auf dem
Parnass zu botanisiren und die so verschieden ge-
stalteten und duftenden Blumen zu einem schönen
Kranze zusammenzuwinden. Der Verleger ist nun,
um das Verschiedenartige etwas mehr zusammen zu
stimmen, auf den Gedanken gekommen, eine viel-
genannte Dichterin zur Mitwirkung heranzuziehen;
ihre Poesien sollten gewissermaßen die Wende-
punkte des weiblichen Lebens charakterisiren. Diese
Idee lässt sich hören, sie würde bei rechter Aus-
fährung dem Ganzen etwas Rückgrat verleihen. Die
Hauptsache ist und bleibt freilich bei einem Werke
dieser Art die Illustrirung, die verständigerweise in
eine Hand gelegt wurde. Der Künstler^ dem die
Aufgabe oblag, das künstlerische Zierwerk zu dieser
Poesienreihe zu entwerfen, hätte durch geeignete
Behandlung dem poetischen Mosaik zu einheitlichem
Eindruck verhelfen können. Merkwürdigerweise ist
aber dazu nicht der leiseste Versuch gemacht wor-
den. Sowohl die farbigen Blätter von oft berücken-
der Buntheit, als auch die vielfach ausgestreuten Text-
abbildungen sind so heterogenen Charakters, dass es
den Anschein hat, als habe der Künstler absichtlich
solches künstlerisches Allerlei geben wollen. Er
giebt bald moderne Figuren, bald Rokokogestalten,
bald sogenannte Renaissancekostüme, bald die Mode
des Empire, und stellt sogar die antike Muse ans
moderne Klavier. Verlangt man von einem Werke
solcher Art nichts als eine Reihe bunter Bilder und
auf jeder Textseite eine Illustration, so mag dieses
Buch gelten. Der Ausstattung kann, was Papier
und Druck anlangt, unbedingtes Lob erteilt werden.
Die Verschiedenartigkeit der Lettern stört ein wenig,
war aber nicht zu vermeiden, wenn eben ein be-
stimmtes Gedicht in einen bestimmten Raum ein-
geftigt werden sollte.
Mit dem Frauenleben beschäftigt sich auch das
1) Leipzig, Ad. Fischer's Verlag. Fol. Geb. M. 15.—
bei Ad. Titze in Leipzig erschienene Werkchen *) von
Rene Jleinicke und Frida Schanx: „0 du selige Back-
fischzeit!" (Preis geb. M. 8.—) Der feinsinnige
Künstler stellt hier in acht Bildern, die durch Licht-
druck vervielfältigt worden sind, das hoffnungsreiche
Leben des Zwitters zwischen Kind und Dame, der
den wenig liebenswürdigen Namen Backfisch tragt,
zierlich und in modernster Gestaltung dar. Auf
dem Eise, beim Kränzchen , in der Tanzstunde,
beim ersten Balle zeigt er uns die schmächtigen
Figürchen, deren noch ein wenig eckiges Be-
wegen besonders in den prächtigen Originalen
zur Erscheinung kommt. Die Nachbildung ent-
behrt natürlich etwas der zarten koloristischen Reize
des Originals, doch sieht man auch den Verkleine-
rungen in Schwarz und Weiß noch an, dass eine
feinfühlige, wohlgeschulte Hand diese kleinen Kunst-
werke schuf. Zu den Bildern hat Frida Schanz eine
Reihe passender Verse hinzugefügt, die ihre eigen-
tümliche, nie versagende Begabung wiederum deut-
lich beweisen. Einen tieferen seelischen Anteil ver-
mögen diese wohlgepflegten Reime nicht zu er-
wecken. Sie schildern uns allgemeine Empfindun-
gen, die jeder wohl versteht, nicht aber die inneren
Erlebnisse eines Individuums, die man mitfühlt.
Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!
möchte ich angesichts der prächtigen novellistischen
Leistung von Jeanne Schultz^) ausrufen, die in einem
zartblau gebundenen Bande uns verkündet, ,was
der heilige Joseph vermag." Es ist ein allerdings
sehr profanes Wunder, das er einem liebenswürdigen
Backfisch zuliebe zuwege bringt Dieses kleine
Persönchen sitzt, von einem Drachen von Tante be-
hütet, auf der verschneiten, einsamen, verfallenen
Burg ihrer Väter und wartet auf ,ihr Abenteuer *".
Leider will das Abenteuer aber nicht von selbst er-
scheinen, und das Warten ist doch gar zu lang-
weilig. Ein altes Mütterchen im Dorfe, das im Ge-
rüche steht, allerlei wunderbare Kuren ausführen zu
können, verweist die ungeduldige Kleine an den hei-
ligen Joseph, zu dem sie neun Tage lang eifrig
beten solle. Auf eine ganz überraschende Art führt
dann der silberne Heilige des Boudoirs wirklich das
Abenteuer herbei, und nun beginnt der kleine, köst-
lich behandelte Roman dieses lustigen Dom-
röschens, der schließlich zu dem wohlbekannten er-
wünschten Ende führt. Diese Erzählung ist in
einem so frischen Ton gehalten und von so fröh-
1) Leipzig, Ad. Titze. 8«.
2) Stuttgart, Engelhorn. Geb. M. 12.
t2l
Vom ChrirtnuirkL
lichem Humor durchweht, dass man mit Bedauern j
schließlich von den lebendig geacbilderten Figuren !
Abschied nimmt. Die Abbildungen, die E. Bayard '
zu dem Texte giebt, verleugnen den französischen
Ursprang nicht; sie sind keck entworfen, fein ge-
zeichnet und erhöhen den Eindruck des Textes noch
ewig jui^en Schriften Wilhelm Hauffs, von dessen
Werken die Deutsche Verh^sanstalt in Stuttgart
eine Prachtausgabe in zwei Bänden auf den Weih-
nachtstisch legt'). Sie bildet ein SeitenstOck zu den
schon vorhandenen Schiller- und Ooethe-Ansgaben
und ist mit demselben Gesohick und Geschmack
wesentlich, da sie von ganz ähnlichem Charakter
sind. Besonders niScbten wir hervorheben, dass
diese novellistisehe Filigranarbeit rein und klar ist
wie ein frischer Bergquell und daher auch für jedes
junge Mädchen eine geeignete LektQre bilden kann.
Wie ein klarer Bei^quell sprudeln auch die
ausgeführt, wie jene. Die Kompositionen zu den
liebliehen poetischen SchSpfiingen des wackeren
schwäbischen Dichters sind von Ktinstlern wie Wol-
1) Stutt^rt, Deutsche VerlagaanstaH. i
r.eb. M. Ü').-
123
Aus eiD68 Bildners Seelenleben.
124
demar Friedrich, H. Lefler, F. Amling entworfen
und diese Namen sind ja in Deutschland wohl-
bekannt. Wir wünschen dieser Ausgabe Eingang
in recht viele Hausbibliotheken; es giebt fär die
reifere Jugend kaum bessere Lektüre. Sie sind aus
echtem deutschen Geiste geflossen, voll reichen Ge-
müts und von romantischem Schimmer umspielt. —
Ein Produkt echt deutscher Kunst sind auch die
Federzeichnungen von Bertha Bagge, die, zu einer
Mappe vereinigt, unter dem Titel , Lieder und Bilder"
in C. F. Amelang's Verlag in Leipzig erschienen
sind^). Sie zeigen eine merkwürdige Verwandtschaft
mit den Kompositionen Ludwig Kichter's und sind
doch so selbständig, dass wir mit Vergnügen nach-
drücklich auf die Mappe hinweisen. Die Art und
Weise der Zeichnung, die Komposition der Land-
schaft, die StaJETage und die frei spielende Ornamentik,
alles gemahnt an große Meister der Illustration,
unter andern auch an M. von Schwind. Das sind
keine bloßen Nachahmungen, sondern Entwürfe, die
etwas von dem Geiste der Meister in sich tragen.
Durch die Wiedergabe in Heliogravüre gewinnen
die Zeichnungen nahezu den Charakter von Radi-
rungen. In solchen Häusern und Familien, wo man
die Romantik nicht ganz verscheucht hat — sie wird
leider allenthalben von der rauhen Wirklichkeit ver-
jagt — mag diese Mappe eine beifallige Aufnahme
flnden. Sie bewahrt eine bescheidene Poesie in sich
und steht dadurch im Gegensatze zu manch moder-
nem Prachtwerke, wo die Photographie^ die Feindin
der poetischen und künstlerischen Darstellung, un-
umschränkte Herrscherin geworden ist. Es wäre
eine interessante Aufgabe für den Beobachter der
Zeitbewegungen, einmal zu untersuchen, in wie weit
die halb mechanische photographische Technik in
Bezug auf die Kunst und Litteratur schädlich ge-
wirkt hat. Sie hat ohne Zweifel neben unermess-
lichem Nutzen auch manchen Nachteil gebracht.
Sie arbeitet langsam und stetig daran, die Fähig-
keit künstlerischen Genießens abzustumpfen. Dass
der Sinn der Menschen in Kunst und Litteratur
immer mehr auf das rein Thatsächliche gerichtet
ist, dass dem Darsteller der „Einklang, der aus dem
Busen dringt und in sein Herz die Welt zurücke
schlingt**, verloren zu gehen droht, ist eine Erschei-
nung, der die Photographie gewiss auch Vorschub
leistet. Nicht nur in der bildenden Kunst, auch im
Roman und im Drama macht sich das bemerklich,
wo der Trieb zu phonographiren, statt zu dichten,
1) Fol. In Mappe M. 12.—
deutlich erkennbar ist. Nicht mit dem gläsernen
Auge der herzlosen Dunkelkammer sollen Welt und
Menschen beschaut werden, sondern auf dem zarten
Grunde, der von Lust und Leid zu vibriren vermag,
sollen die irrenden Lichter der Außenwelt Seele und
Leben erlangen, um dauernd zu rühren und leisen
Nachklang des Vorgefühlten zu wecken.
NAUTILUS.
AUS EINES BILDNERS SEELENLEBEN.
PLASTIK, MALEREI UND POESIE
VON GUSIAV EBERLEIN.i)
m. Wesen und Wege des heutigen Kunst-
schaffens sind einem intimeren personlichen Ver-
hältnis zwischen Künstler und Publikum wenig
günstig. Die realistische Richtung gipfelt in unein-
geschränkter Objektivität; viele Künstler der Gegen-
wart sehen das Ziel der Kunst da, wo der Schöpfer
vor seinem Werke völlig in den Hintergrund tritt,
sie wollen objektiv erscheinen und suchen — bald
spröde, bald auch wohl gar zu stolz — ihr persön-
liches Empfinden und Trachten den Augen ihrer
Nebenmenschen nach Kräften zu entziehen. Selbst-
bekenntnisse und Selbstbiographien bildender Künst-
ler, an denen gerade die deutsche Kunstgeschichte
bisher so reich war, sind in den letzten Jahrzehnten
selten geworden.
Um so überraschender und bezeichnender wirkt
die Gabe, mit welcher einer unserer ersten Bild-
hauer, Gustav Kberkifif diesmal an den deutschen
Weihnachtstisch tritt Er hat treffliche Nachbil-
dungen seiner Skulpturen vereint, ihnen in Tusch-
zeichnungen eine stimmungsvolle Umgebung ge-
schaffen, selbständige Skizzen hinzugefügt und das
Ganze als reiche Illustration zu einer Sammlung
seiner Gedichte verwertet Plastik, Malerei und
Poesie verbinden sich hier zu einem Prachtwerk,
wie es in Deutschland völlig eigenartig ist, selbst
die Schwesterkunst der Musik — durch Kompo-
sitionen zu Eberlein's Gedichten von Hermami Erler
vertreten — ist hinzugezogen worden, um .eines
Bildners Seelenleben" zu schildern. — EinzelneGrund-
züge des letzteren stehen in Eberlein's Skulpturen sinn-
fällig verkörpert vor Augen. Dass er nüchternem Rea-
lismus abhold ist, bezeugt jedes seiner Werke. In
kraftvolle, jugendschöne Menschenkörper bannt er
die Gestalten einer Idealwelt, in der Venus und
Amor das Scepter führen und ewiger Frühling
herrscht Man könnte ihn den Anakreoutiker unter
unsern Bildhauern nennen — freilich mehr im Hin-
1) Berlin 1892. SchuUz-Engelhardt.
125
Bücherschau.
126
blick auf den Geist seiner Werke, als auf ihre Form,
denn äußerlich bleiben seine Gestalten in der
weichen Fülle ihrer Glieder und in der malerischen,
auf das Momentane gerichteten Auffassung der Ba-
rockplastik näher als der Antike, und dem entspricht
auch das effektreiche Pathos, welches er zuweilen
erstrebt und erreicht Zweifellos hat anakreontische
Poesie die Geburtsstunden seiner glücklichsten
Schöpfungen verklärt Auch in seinen Gedichten
klingt sie wieder. Sie bergen keinen tiefen Ge-
dankeninhalt und nur selten stürmische Leidenschaft,
wohl aber einen allem Schonen offenen Sinn. Lenz
und Liebe, Jugend und Naturpoesie sind die viel-
fach variirten Grundthemata, in welche stets von
neuem der Dank an den Schöpfer für die Schaffens-
kraft tont
Bisweilen sind sie dithyrambisch gehalten, meist
aber spricht die anakreontische Muse in leichten,
gefalligen Versen. Dass die letzteren oft nicht so
vollendet und geglättet sind, wie Eberlein's Bild-
werke, wird dem Künstler niemand verübeln, zumal
einzelne Gedichte, wie „Lebenspfad", „Wilde Rosen",
„Am Hange", „Glockenblume", „Maiglöckchen",
„Pantöffelchen", „Der sterbende Krieger", „Gebet",
auch dem zünftigen Dichter Ehre machten. Beruht
doch auch der Wert dieser Veröffentlichung weniger
in ihren Einzelheiten, als in ihrer ganzen Tendenz,
welche im Gegensatz zu den Mächten, die heut' im
Reiche der Kunst die Herrschaft ftihren, für den
Idealismus eintritt, und die heut* so häufig geleug-
nete Verbindung zwischen dem, was die Hand schafft
und was die Seele empfindet, in den Worten bekennt:
,,Es soll, wie ein Motiv durch Melodien,
Des Kflnstlers Wesen sich durch seine Werke ziehen."
Die vignettenartigen Umrahmungen der Bild-
werke — meist Landschaften und Blumen — zeugen
von feinem künstlerischen Takt und dekorativem
Geschick, und einige der selbständigen Entwürfe,
wie beispielsweise das Bauernkind mit dem Blumen-
strauß, lassen Eberlein's Begabung in neuem Lichte
erscheinen, während andererseits auch aus diesen
Aquarellen zuweilen die etwas süßliche, gar zu
„ideal" verflüchtigte Weise spricht^ welche einzel-
nen Eberlein 'sehen Frauenfiguren die rechte Lebens-
frische nimmt. — Das aber sind Bemerkungen,
welche nur an dieser Stelle berechtigt sind: als
Prachtwerk für das deutsche Haus ist diese Publi-
kation mit rückhaltloser Freude zu begrüßen, und
besondere Anerkennung gebührt der Verlagsbuch-
handlung für die vornehme, in allen Teilen trefflich
gelungene Ausstattung. Derartige Publikationen
pflegen in Frankreich zeitweilig zur Modesache zu
werden: bei uns verhält man sich ihnen gegenüber
leider meist spröde. Mögen diese Zeilen dazu bei-
tragen, diese Sprödigkeit zu überwinden!
BÜCHERSCHAU.
Karl Heinemann. Goethe*8 Mutter. Ein LebeDsbild nach
den Quellen. Vierte Auflage. (Leipzig, Artur Seemann,
geb. 8 Mk.)
Wenn ein streng wisseoBchaftlich gehaltenes Buch in der
kurzen Frist von einem Jahre und zwei Monaten es zu vier
Auflagen bringt, so muss das ganz besondere Ursache haben.
Einmal ist ja der Gegenstand des Baches ein überaus glflcklich
gewählter. Goethe*B Mutter ! Wem geht nicht bei diesem Namen
das Herz auf? Seit der Zeit, wo der Dichter selbst in Dichtung
und Wahrheit ein Bild seiner Mutter entworfen, seit der Ver-
öffentlichung von Bettina's Briefwechsel mit einem Kinde,
der neben dem großen Dichter seine Mutter scharf in den
Vordergrund stellte, hat die pr&chtige Frau nicht aufgehört,
ein Liebling des deutschen Volkes zu sein. Aber zu zweit
gebührt doch dem Verfasser des Buches das grOßte Verdienst
daran, dass sein Werk so gut „gegangen" ist Es war eine
tüchtige Aufgabe, das nachgerade massenhaft au^espeicherte
historische Material kritisch zu sichten, zu durchdringen und
zu benutzen. Wenn Verfasser als Mann der Wissenschaft jeden
Blender verschmähte, wenn er in seiner Entsagung oft so weit
ging, Frau Rat lieber mit eigenen Worten sprechen zu lassen,
als selbst das Wort zu nehmen, so hat er vielleicht denen,
die durch Lektüre erregt, nicht angeregt sein wollen, nicht
Genüge gethan, wohl aber allen, die nach des Tages Arbeit
noch ein Stündchen denkender Einkehr bei den großen Geistern
der Nation halten wollen. Und endlich zum dritten: der Ver-
lagshandlung gebührt ein großer Anteil an der Verbreitungs-
fähigkeit des Buches. Sie hat es schon bei der ersten Auf-
lage mit Illustrationen ausgestattet, die beim Lesen nicht
störten, sondern anzogen, nicht unterbrachen, sondern auf
den Text nur noch mehr aufmerksam machten. Wir haben
bei einer Besprechung der ersten Auflage die reichhaltigen
Kunstbeilagen des Buches bereits gewürdigt. Es wird dem
Charakter dieser Zeitschrift angemessen sein, wenn wir auf die
Vermehrung der Kunstbeilagen, welche die dritte und die vierte
Auflage erfahren hat, hauptsächlich eingehen. Im ganzen haben
wir 18 solcher neuen Beilagen gezählt. Davon sind einzelne
an die Stelle bereits vorhandener getreten, das Goethehaus
in Frankfurt z. B. ist nach einer im .Jahre 1890 angefertigten
Photographie gegeben, anstatt nach der Abbildung aus Kön-
necke's Bilderatlas, der Holzschnitt nach dem Bilde Goethe's
von May ist jetzt durch eine Heliogravüre ersetzt, Lili*s Bild
nach einem im Goethehause in Frankfurt befindlichen Stich
hier mitgeteilt Die Heliogravüre nach dem May'schen Bilde
scheint nach der von der Verlagsbuchhandlung Cotta vor
einigen Jahren herausgegebenen Photographie gemacht zu
sein, die leider allzustark retouchirt worden ist, so dass das
Bild in Heinemann^s Buch etwas Gelecktes bekommen hat
Ganz anders wirkt eine Photographie ohne Retouche, wie sie
unser verstorbener Zarncke für seine Sammlung hat anfertigen
lassen. Bei Lili's Bild scheint es dem Herrn Verfasser entgan-
gen zu sein, dass es bereits in JügeVs Buch, das Puppen-
haus, veröffentlicht worden ist. Es ist bei Jügel leicht
kolorirt, die Züge sind noch etwas schärfer als in der hier
vorliegenden Reproduktion, Lili sieht dort entschieden älter
aus als hier. Wir hätten aber, offen gestanden, an dieser
127 Kunstlitteratur. — Nekrologe. — Wettbewerbungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.
128
Stelle lieber eine Wiederholung des Jugendbildes der Ge-
liebten gesehen.
Interessant sind die beiden Bilder zu S. 18 und S. 205,
das Goelhehaus in Frankfurt und der Hof desselben, die erste
Ansicht vor dem Umbau gedacht. Wir sagen gedacht, denn
nach der Natur sind beide Bilder nicht entworfen. Es sind
Zeichnungen, die ReifiPenstein etwa um das Jahr 1830, doch
wohl mit starker Zuhilfenahme der Phantasie, angefertigt
hat. Überaus wirksam ist die schöne Heliogravüre, nach
dem Schadow'schen Standbilde der beiden Prinzessinneu
Louise und Friderike von Mecklenburg-Strelitz. Höchst will-
kommen sind auch die verschiedenen Ansichten vom Ross-
markt und des Hauses, in welches Frau Rat Ende Juni 1795
einzog, und wo sie bis an ihr Lebensende wohnte. Der
Holzschnitt des Jahrmarktsfestes in Plundersweilen, nach dem
Aquarell von Kraus (ob direkt?) gemacht, wird vielen
Lesern willkommen sein, zumal Verf. ihn überaus geschickt
erlftutert hat Bekannt war das Bild schon durch frühere
Wiedergaben, z. B. in Eürschner-Spemann*s Goetheausgabe^
Neu war uns des Yer&ssers Nachweis von einer Darstellung E[lop>
stock's und seiner Anhänger auf diesem Bilde. Sie ist jedoch
überzeugend. Die Bilder, das Scharmützel vor dem Bockeif-
heimer Thor am 22. April 1796, Fürst Primas von Dalberg,
Paläophron und Neoterpe haben den Referenten wenig an-
gesprochen, er hatte beim letztgenannten, das er, einfach ge-
sagt, scheußlich findet, nicht die Empfindung der Frau Rat,
die einen schönen Rahmen dazu verfertigen, ein GIeis darüber
machen und es in ihrem Schlafzimmer zum beständigen An-
schauen aufhängen wollte. Aber gerade die Vorliebe der
Frau Rat rechtfertigt ja die Wiedergabe des Bildes in Heine-
mann's Buch. Die vierte Auflage bringt eine neue Ver-
mehrung des BildeiBchmuckes: das Bild des Vaters der Frau
Rat (aus Kessler's Gedenkblättem) und ein Bild von Job.
Heinrich Merck nach einem Stich von Weger, der auf ein
Bild in Lavater's Physiognomik zurückgeht W. A.
KUNSTLITTERATUR.
* Eine neue Michelangelo -Biographie. Von John Äd-
dington Symonds, dem Verfasser des bekannten Werkes über
die Renaissance in Italien, ist bei J. C. Nimmo in London
ein zweibändiges Leben Michelangelo's erschienen, das seine
Aufgabe namentlich darin sucht, das im Buonarroti- Archiv
zu Florenz befindliche handschriftliche Quellenmaterial dem
modernen Leser zugänglich zu machen und außer Michel-
angelo selbst in seinen Briefen und Aufzeichnungen vor-
nehmlich dessen alte Biographen, Condivi und Vasari, zum
Worte konmien zu lassen. Das Buch ist sehr gediegen aus-
gestattet und vortrefflich illustrirt.
— Von der Bibliotheque de Venseignement des Beaux-
Arts ist soeben der 41. Band, enthaltend l'Arch^ologie chr^-
tienne, erschienen.
NEKROLOGE.
— Am 30. November starb in Paris an den Folgen
eines Sohlagflusses im Alter von 70 Jahren der Maler Peter
Oaüand, Lehrer der dekorativen Kunst an der Schule der
sohGnen Künste.
Der StilUebenfnaler Rene Groerdand ist am 8. Dezember
im Alter von 43 Jahren in Berlin gestorben.
eine Angabe ist nicht erteilt. Aus den einzureichenden
Werken muss die Fähigkeit des Urhebers sprechen, sich
auf dem Gebiete der idealen und monumentalen Kunstrich-
tung weiter auszubilden. Das Stipendium betragt je 3300 M.
und ist der Sieger verpflichtet, eine einjährige Studienreise
nach Italien zu unternehmen. — Die Konkurrenzarbeiten
sind bis zum 15. Mai 1893 an den Senat der Königlichen
Akademie der Künste einzureichen; sie können aber auch
den Kunstakademien zu Düsseldorf, Königsberg i./Pr., Kassel
oder dem Staederschen Kunstinstitut zu Frankfurt a./M.
unterbreitet werden. Die Zuerkennung der Preise erfolgt
im Monat Juni 1893. — AusfElbrliche Programme können
von allen höheren Kunstunterrichtsinstituten Deutschlands
bezogen werden.
DENKMÄLER.
G. Berlin. Der Bildhauer Professor ReinJiold Begas hat
nunmehr definitiv den Auftrag zur Anfertigung des „Kaiser
Wilhelm-Nationaldenkmals" erhalten.
— Am 19. November ist in Montpellier auf dem Kirch-
hofe St. Lazare das Denkmal für den 1889 gestorbenen
Maler Aleaxmder Cabanel eingeweiht worden.
WETTBE WERBUNGEN.
G. Berlin, Der große akademische Staatspreis wird fär
4aB Jahr 1893 fOr „Bildhauer" und „Maler"* ausgeschrieben.
Der Wettbewerb ist den Statuten entsprechend ein freier;
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Die letxte große Berliner Kunstausstellung, die wieder
die Akademie veranstaltet hatte, hat, trotzdem sie nur 78
Tage gedauert, ein günstiges Ergebnis gehabt. Sie ist von
316080 zahlenden Personen besucht worden, zu denen noch
mehr als 6000 Inhaber von Saisonkarten hinzukommen. Ein-
gesandt waren im ganzen 2973 Arbeiten, von denen nach
dem Spruche der Jury 716 zurückgevriesen wurden. Zwei
Drittel der Gesamtausstellung stammten aus Berlin. Ver-
kauft wurden 146 Arbeiten im Werte von zusammen 170000 M.
Die Ausgaben stellten sich im ganzen auf rund 154000 M.,
die Einnahmen auf mehr als 165000 M., so dass der erzielte
Überschuss die Summe von 11000 M. übersteigt
*^* Über die Begründung einer neuen Britischen Na-
tionalgalerie wird der „Frankfurter Zeitung*' aus London
geschrieben: Nachdem der Mäcen Mr. Taie sich mit dem
gegenwärtigen Schatzkanzler Harcourt über den Platz fClr
ein Museum geeinigt, in welchem seine der Nation zum Ge-
schenke angebotene Gemäldesammlung Auüstelhing finden
soll, wird auch London endlich seines „britischen Luzem-
bourgs" sicher sein. Die von Mr. Täte angebotene Galerie
wird jedenfalls, was die Zahl der darin vertretenen britischen
EünsÜer und die Auswahl ihrer Werke betrifft, einen vor-
züglichen Kern zu dem neuen Museum fClr britische Malerei
bilden. Am glücklichsten unter allen englischen Malern ist
Sir John Millais vertreten mit drei seiner künstlerisch voll-
endetsten und populärsten Bilder „Das Thal der Ruhe**.
„Ophelia" und „Die Aufsuchung der Nordwest-Passage'*. Von
Sir Frederik Leighton befindet sich darin ein Bild aus der
letzten Academy - Ausstellung „Die See giebt ihre Toten
wieder*', das ursprünglich für eine Kathedrale bestimmt war.
Glücklich gewählte Beispiele der englischen Genremalerei
imserer Tage sind Orchardson's „Der erste Tanz'' und „Liebes-
zank oder die gespaltene Laute", sowie Filden's „Der Doktor".
Von dem Landschafbs- und Seemaler Mr. Hook besitzt die
Sammlung zwei meisterhafte „Eüstenscenen aus Devonshire**.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
*^* Ein „Deutscher Kunstverein*'^ ist vor einiger Zeit in
Berlin begründet worden. Dieser Verein hat sich das Ziel
gesteckt, die Kunst zu fördern und das Interesse und Ver-
129
Vermischtes.
130
ständnis für sie in möglichst weite Kreise zu tragen. Zu
diesem Zwecke will man Kunstwerke nach Maßgabe der
vorhandenen Mittel ankaufen und jährlich durch das Los
unter die Mitglieder verteilen. Femer sollen Kunstwerke
vervielfältigt werden, jedes Mitglied soll davon jährlich oder
mindestens alle zwei Jahre ein Exemplar als Vereinsgabe,
möglichst nach Auswahl, erhalten; diese Vervielfältigungen
werden in Kupfer* oder Stahlstichen, Radirungen, plastischen
Arbeiten etc. bestehen. Auch wird der Verein in seiner
nächsten Hauptversammlung eine Summe bewilligen, die
für Beschaffung von Kunstwerken zu öffentlicher Bestimmung
vorgesehen ist; doch braucht diese Summe nicht jährlich
verwendet zu werden. Endlich will der Verein anstreben,
dauernde und periodische Kunstausstellungen in Berlin zu
veranstalten. Der Jahresbeitrag ist auf 20 Mark angesetzt:
„Stifter" wird man durch Leistung einer Summe von min-
destens 1000 Mark. Bis jetzt zählt der Verein etwa 350
Mitglieder, unter denen sich auch zahlreiche Künstler be-
finden.
%* Der Streit in der Münchener Künstlersckafl ist jetzt
dahin entschieden worden, dass der Prinzregent der Künatler-
genossenschaft die Benutzung des Glaspalastes zur Abhaltung
der nächstjährigen Kunstausstellung unter den Üblichen Be-
dingungen und unter Belassung bestehender Einbauten ge-
nehmigt hat Die Vertreter der sezessionistischen Künstler
reisen demnächst nach Dresden ab behufs Verhandlungen
mit den städtischen Behörden wegen einer im nächsten
Jahre geplanten Gemäldeausstellung. Wie der „Kölnischen
Zeitung*' dazu aus Dresden geschrieben wird, wünscht man
dort dringend, den „Verein bildender Künstler" an Dresden
zu fesseln.
S. Kunstgeschicktliehe Oesellschaft xu Berlin. November-
sitzung. Herr lÄppmann berichtete über die Ausstellung
alter Farbendrucke, welche in dem von ihm geleiteten Kupfer-
stichkabinett der kgl. Museen veranstaltet ist. Übersichtliche
Anordnung der vortreff'lich gewählten Blätter, ausführliche
gedruckte Erläuterungen, die Auskunft geben sowohl über
die wichtigsten technischen Verfahren, als auch Über jedes
einzelne Blatt, machen die Ausstellung nicht nur für Spezial-
kenner, sondern auch für weitere Kreise in hohem Grade
nutzbar. Herr Lippmann gab einen Überblick über die Ge-
schichte des Farbendruckes. Sie beginnt mit der Ge-
schichte des Holzschnittfarbendruckes; der Redner wies auf
die ältesten derartigen Versuche im Buchdruck des 15. Jahr-
hunderts, auf den Fust-Schöffer'schen Psalter von 1457 und
die farbig gedruckten Holzschnitte aus venezianischen Offi-
zinen hin. Eine mehr künstlerische Entwicklung des Holz-
schnittfarbendruckes beginnt im Anfang des 16. Jahrhunderts
ziemlich gleichzeitig in Deutschland und Italien. Seit 1510
erscheinen die ersten Clairobscurs (Farbenholzschnitte, von
mehreren Platten gedruckt) aus Burgkmair's Atelier i) , ge-
schnitten von Jost de Negker, und zwar gleich so vollendete
Werke, wie „der Tod als Würger**, dann Fugger's Porträt u. a.
Lucas Cranach, H. B. Grien, Wechtlin u. a. arbeiten in der
gleichen Manier, welche auf eine Nachahmung der farbig
grundirten, mit weißen Lichtem gehöhten Handzeichnungen
zurückzuführen ist. Doch gewinnt diese Technik keine große
Verbreitung. — Etwa derselben Zeit scheinen die besten
Farbenholzschnitte des Italieners Ugo da Carpi zu entstam-
men, zu dessen bedeutendsten Nachfolgern Andrea Andreani
und andere zählen. — Neben vereinzelten Versuchen in den
1) Die Datirang 1606 und 1609 auf Granaoh'schen Glairobsoars
dürfte Bich auf die Entstehang der Eontarplatte beziehen , während
die Farbenplatten wohl erst später nachgearbeitet wurden.
Niederlanden (H. Goltzius, Chr. Jegher, J. Lievens), neben
Fr. Blomaert's Experiment, Holzfarbendruck mit dem Kupfer-
druck zu verbinden, ist noch besonders interessant der Ver-
such John Jackson's, die fast vergessene Technik zur Repro-
duktion berühmter venezianischer Gemälde wieder zu be-
leben. In unserem Jahrhundert blüht der Holzschnittfarben-
druck unter wesentlich veränderten Bedingungen und in ver-
änderter Technik wieder auf. Im 17. Jahrhundert beginnen
die Versuche, farbige Drucke von Eupferplatten zu erzielen.
Auch hierfür bietet die Ausstellung eine Reihe vortrefflicher
Beispiele, da die Sammlungen des Kabinetts zum Teil durch
glückliche neuere Ankäufe wesentlich bereichert sind. —
Dem Farbenholzschnitt ist die von Ch. le Blond (geb. 1670)
erfundene Manier nachgebildet, wobei jedesmal nur eine
Farbe auf die Druckplatte aufgetragen, und diese Farben
nach einander auf dem Druckblatte zum Abdruck kommen.
Dieses Verfahren wirkt besonders glücklich in der Anwen-
dung auf Schabkunstblätter. Die höchste Entwicklung findet
es in den Aquatintadrucken der Franzosen Janinet, Des-
courtis etc., unter denen besonders Debucourt's „Promenade
publique'* und „Promenade du Palais Royal** durch geist-
reiche Zeichnung und feiuQ Darstellung der Beleuchtungs-
effekte sich auszeichnen. — Daneben werden Versuche
gemacht, die verschiedenen Farbentönc^ zusammen auf einer
Platte aufzutragen und so das Abdrucksverfahren zu verein-
fachen. Hercules Seghers ist hier bahnbrechend, bis die
Methode im 18. Jahrhundert in England sehr vervollkommnet
und in großem Umfange ausgebeutet wird (Bavtolozzi u. a.).
— Sodann berichtete Herr Bode über die Erweiterung und
Neuordnung der Abteilung italienischer Skulpturen im kgl.
Museum, worüber an dieser Stelle bereits referirt ist. Nach-
dem Herr Bode noch auf die bevorstehende Auktion der
Sammlung Spitzer verwiesen, wird eine Reihe litterarischer
Neuigkeiten vorgelegt und besprochen.
VERMISCHTES.
-u- Über ,yKunst ufid Technik der Radirung^' hielt Herr
Bernhard Mannfeld in der Sitzung des Vereins für deut-
sches Kunstgewerbe am 28. November einen Vortrag, dem
wir folgendes entnehmen: Unter Radirung versteht man eine
Zeichnung auf einer Kupferplatte, welche durch Atzwasser
in die Platte vertieft wird, während beim Kupferstich die
Linien direkt mit einem scharfen Stichel, wie ihn jeder
Graveur gebraucht, in die Kupferplatte gegraben werden.
Bei der Radirung werden die Striche etwa ebenso willkür-
lich gelegt, wie man sie mit dem Bleistift oder der Feder
auf Papier zeichnen würde. Sie entspricht dem künstle-
rischen Geiste der Gegenwart mehr, als irgend eine andere
graphische Kunstgattung. Phantasie und Stimmung sind ihr
ebenso geöffnet, wie der nervöse Reiz modemer Kunst-
schöpfung. Der Kupferstecher, auch der genialste seines
Zeichens, verhält sich im wesentlichen zum schaffenden
Künstler doch nur wie der Übersetzer zum Dichter. Das
Bild des Künstlers setzt er in schwarze Striche und Punkte
um, mit dem Stichel gräbt er sie möglichst gleichmäßig und
korrekt in die Kupferplatte 'ein. Sein Instrument bringt es
mit sich, dass er regelmäßige, gerade oder geschweifte, sanft
an- und abschwellende Linien produzirt, unregelmäßige,
scharf gebrochene Linien aber, wie sie die Landschaft oder
Architektur erfordert, gelingen ihm schlecht Sein Gebiet
sind daher glatte Plane oder gewölbte Flächen. Dagegen
der menschliche Körper, Gewänder und krause Gebilde, wie
Felsen und Bäume, sagen seiner Ausdrucksweise wenig zu.
Für den Stahlstich gilt das Gleiche, nur ist die Stahlplatte
härter als Kupfer und wirkt meist hart und kalt Bei den
131
Vermischtes.
132
RadiruDgen unterscheidet man solche, die ein vorhandenes
Bild reproduziren und Originalradirungen; die erstere giebt
das Ölgemälde mit all seinen Reizen des Tones und aller
Freiheit der Pinselführung wieder, so dass bei scheinbar
freiester Behandlung doch denkbar vollkommenste Treue
der Wiedergabe geboten ist. Die Originalradirungen da-
gegen erheischen vom Künstler ein sehr umfassendes Schaffen,
er muss Maler, Radirer und Drucker zugleich sein. Als
Maler wählt er da$ Motiv, macht seine Studien nach der
Natur und entwirft das Bild. Nun beginnt die eigentliche
Radirung auf der Eupferplatte, die launenhafte Atzung mit
ihren oft g^nz überraschenden und unbeabsichtigten Er-
scheinungen. Übung und Gefühl müssen hier ersetzen, was
bei anderen Techniken feststehende Regeln thun, die sicheren
Erfolg garantiren. Femer die Vollendung der Töne durch
Schabeisen, Polirstahl und Diamantnadel. Hieran schließt
sich die Arbeit an der Druckerpresse, die Herstellung zu-
nächst der Probedrucke, dann, nach Vollendung der Ra-
dirung, die der Fein- oder Remarquedrucke, die, von des
Künstlers eigener Hand ausgeführt, seinen Intentionen in
höchster Vollendung entsprechen. Sie zeigen die geistige
und leibliche Handschrift des Künstlers, und auch einem
grüfieren Publikum, welches nicht Hunderte und Tausende
für ein Kunstwerk ausgeben kann, bietet sie Gelegenheit,
ein originelles Kunstwerk zu erwerben. Somit ist die Ori-
ginalradirung die vornehmste der graphischen Künste, bei
der man die Abwesenheit der Farbe nicht mehr bemerkt
und empfindet. Ober die ältere Geschichte der Radirkunst
ist wenig bekannt; sie scheint aber aus dem Kunstgewerbe
entsprungen: Waffen und Gerätschaften sind früh mit Gra-
virungen und Atzungen versehen worden. Albrecht Dürer
hat die Technik gekannt und verwertet, jedoch mit nur ge-
ringer Ausnutzung ihrer Ausdrucksmittel. .Die niederlän-
dischen Stecher des 16. Jahrhunderts haben in gleicher Weise
nur wenig zur Entwicklung derselben beigetragen. Erst
Rembrandt, der geniale Meister des Helldunkels, hat auf
dem Gebiete der Originalradirung das Höchste geleistet.
Von den vielen weiteren Meistern sind zu nennen Salvator
Rosa, Berghem, Everdingen, Piranesi und Tiepolo. Als der
malerische Sinn unter dem Drucke der klassizistischen Be-
strebungen zu Anfang unseres Jahrhunderts ermattet war,
verschwand die Radirung vollständig. Die französischen
Künstler nahmen sie wieder auf. Charles M6ryon zuerst,
ihm folgte Laianne, Flameng, Jacquemart, Legros, L'hermitte
und andere, und unter diesem Einfluss unser bedeutendster
Meister, Karl Köpping, dessen Nachbildungen Rembrandt^scher
Bilder zu dem Bedeutendsten gehört, was je auf dem Ge-
biete der reproduzirenden Radirkunst geleistet worden ist.
Die Malerradirungen französischer und englischer Künstler
der Neuzeit zu studiren gab die Kgl. Nationalgalerie in ihrer
Ausstellung 1881 ebensowohl Gelegenheit, wie die Inter-
nationale graphische Ausstellung 1883 in Wien. Die be-
deutendsten englischen Radirer sind Hubert Herkomer, Hasel-
tine, Macbeth, Seymour Haden, Slocombe, Strang, Tissot u. a.
In Deutschland war während der ersten Jahrzehnte unseres
Jahrhunderts die Radirung nur in zeichnerischer, trockener
Weise geübt worden, bis in den vierziger Jahren die Düssel-
dorfer Künstler, unter ihnen besonders der Maler, Radirer
und Dichter Robert Reinick die ersten Versuche machte,
den Radirungen farbige Wirkung abzugewinnen. Gleich-
zeitig hatte Adolf Menzel in seiner geistvollen, unnachahm-
lichen Weise diesen Zweig der Kunst aufs neue gepflegt.
Danach war es vornehmlich ünger, der seine erstaunliche
Schaffenskraft in den Dienst der Reproduktion alter Meister-
werke stellte. Seit jener Ausstellung englischer und fran-
zösischer Radirungen haben sich besonders Stecher vom
Fach, Eilers, Hans Meyer, Jacoby, Geiger, Krostewitz, Feld-
mann, Stuck, der Originalradirung zugewendet. Besonders
aber sind hier zu nennen die Namen Stauffer-Bem und Max
Klinger. Redner bespricht dann seine eigenen Arbeiten, die
er zur Erläuterung ausgestellt hatte und in denen er sieh
als Darstellungsgebiet das malerische Stadt- und Landschafls-
bild gewählt habe. Er habe es sich zur Aufgabe gemacht,
die Radirung zum vollständigen und selbständigen Bilde
auszugestalten. Augenblicklich ist er damit beschäftigt, im
Auftrage der Kgl. Nationalgalerie die bekanntesten Bilder
des großen Architekturmalers Karl Graeb zu radiren und
in einem Werke zu vereinigen, welches in Kürze erschei-
nen wird.
* Zum Jubiläuni der Wiener Akademie haben wir noch
einige künstlerische Momente nachzutragen. Zunächst die
der Feier unmittelbar voraufgegangene Aufstellung der beiden
von Edm. v. Hofmann modellirten Kentaureng rujtpen aus
Bronze auf den die Haupttreppe des Gebäudes flankirendeu
Steinsockeln. Der Kentaur ist in beiden Gruppen nach
antiker Weise als der wilde Naturdämon gedacht, welchen
der auf seinem Rücken sitzende kleine Eros bändigt: dem
jugendlichen Halbmenschen legt er Zügel an, den älteren
lässt er auf die besänftigenden Klänge des Saitenspiels
lauschen. Dieser greise Kentaur ist besonders gelungen; er
fügt sich gut in die etwas eng bemessenen Sockellinien ein.
während der Pferdeleib des jüngeren mit Lebhaftigkeit über
den Rahmen hinausgreift. Die Durchbildung beider Gruppen
ist eine sehr tüchtige, der von Turbain besorgte Bronzeguss
vorzüglich. — Den beiden Künstlern, welche die an der
Stirnseite der Aula angebrachte Gedenktafel plastisch zu ver-
zieren hatten, war eine schwierige Aufgabe gestallt; sie
haben dieselbe aufs glücklichste gelöst. Unter der Gedenk-
tafel nämlich ist der Abguss des Parthenonfrieses eingelassen,
über ihr an der Decke prangen die Bilder Feuerbach' s.
Zwischen Antik und Modem war der Übergang zu schaffen
und zugleich ein Stil zu finden, der sich den feinen und
strengen Formen der Hansen^schen Architektur des Saales
gut anpasst. Die Künstler wählten ein Mittelding zwischen
Hoch- und Flachrelief und gaben der Umrahmung einen ge-
fälligen Anflug von malerischer Spätrenaissance. Diese Um-
rahmung rührt von Prof. Edin. Helltner her. Als figürlicher
Schmuck der Einfieissung fallen besonders zwei unten links
und rechts hervortretende Gestalten in die Augen : eine weib-
liche rechts (die Malerei) und eine nur mit halbem Leibe
sichtbare männliche links (die Skulptur). Palmzweige und
Blumengewinde dienen zur Bereicherung des Bildwerks. Den
Mittelpunkt der Komposition füllt ein Rund mit den Relief-
porträts der Kaiser Leopold I. und Franz Josef l. , als des
ersten Gründers der Anstalt und des Erbauers der gegen-
wärtigen Akademie; diese beiden hinter einander gescho-
benen Flachreliefs rühren von Prof. K. Zumbuseh her. Zu
beiden Seiten und am Fufie der Gedenktafel künden In-
schriften den Anlass zu deren Anfertigung und die Namen
der beiden kunstsinnigen Hen'scher. Den oberen Abschluss der
Tafel bildet die Kaiserkrone. — Auch der beiden von Prof.
J, Tautenhayn zu dem Feste der Akademie verfertigten Me-
daillen muss schließlich noch eingehender gedacht werden.
Die von dei* Akademie dem Kaiser gewidmete Medaille trS^
auf der V<»rderseite wiederum das Doppelbildnis der beiden
genannten Monarchen in einem von vier Genien gehaltenen
und mit Blumen bekränzten Oval; die Rückseite zei^ uns
die Künste, durch drei Jünglinge repräsentirt, welchen die
in ihrer Mitte sitzende Pallas Athena ihre Unterweisungen
giebt. Auf der zweiten Medaille, welche der Wiener Klub
133
Zeitschriften. — Inserate.
134
der Plastiker der Akademie widmete, sehen wir vorne die
Allegorie der Plastik mit dem Genius des Wohlstands zur
Seite, der das Füllhorn seiner Gaben in ihren Schoß aus-
leert, rückwärts die Widmungstafel, von drei sie schmücken-
den Genien imigeben. Beide sinnreich erfundenen und lebens-
voll modellirten Gedenkmünzen sind von dem trefflichen
Wiener Giseleur K. Waschmann in Metall ausgeführt.
* E, J. Sehindler's „Pax", unseren Lesern durch die Ra-
dirung von Alphons bekannt, wurde auf Befehl des Kaisers
Franz Joseph für die Galerie des Bofmuseums in Wien um
10000 fl. angekauft.
U. A. L. Bekanntmacktmgen des akademischen Rates in
Dresden, Der akademische Rat zu Dresden hat am 21. No-
vember dieses Jahres ein Bewerbungsschreiben zur Erlangung
von Entwürfen für die malerische Ausschmückung der Aula
in der neu erbauten Fürstenschule zu Grimma erlassen. Die
Aula soll mit 11 Wandgem&lden versehen werden. Als
Thema des Hauptgemäldes wird die Predigt des Paulus in
Athen vorgeschlagen, also derselbe Gegenstand, den Anioti
Dietrich bereits in der Aula des Johanneums zu Zittau in
kolossalem Maßstabe mit Wachsfarben behandelt hat Für
einige Wandflächen bleibt dem Künstler die Auswahl der
Gegenstände überlaussen, für andere wieder werden Medaillons
und Figuren gewünscht. Für die besten Farbenskizzen sind
die Preise in der Höhe von 500 und 400 Mark ausgesetzt.
An der Bewerbung können nur sächsische oder in Sachsen
lebende Künstler teilnehmen. Als Ablieferungstermin ist der
1. Juli 1893 bestimmt. — Eine zweite Bekanntmachung be-
zieht sich auf die Verleihung des akademischen Reisestipen-
diums, das wiederum für das Jahr 1893 für einen Maler
ausgeschrieben wird, nachdem es im Jahre 1892 nicht ver-
geben werden konnte. Eine dritte Bekanntmachung besagt,
dass das Reisestipendium für das Jahr 1893 zunächst für
einen Kupferstecher oder Radirer bestimmt ist. Sollten keine
Bewerber aus diesem Kunstzweig auftreten, so behält sich
der akademische Rat die Verleihung an einen Architekten
vor. Die Bekanntmachungen sind u. a. abgedruckt in der
1. Beilage zum Dresdener Anzeiger vom 30. November.
ZEITSCHRIFTEN.
Anzeiger des GermaidselieiiNatiojulmiigeiuiig. 1S99. Nr. 5.
Egl. bayer. Qeheimrat Dr. August von Essenwein, erster Direktor
des Qermanischen Natioualmuseoms. Von H. Bosch. — Zur
Frage nach Hans Sachs* Quellen und Stoffen. Von Dr. L. F r an k e 1.
— Der Nürnberger Rotschmied Jacob Weinmann. Von H. B ö s c h.
— Kosten einer Reise von Nürnberg nach Venedig 1681. Von
H. Bosch. — Eiserner Thürklopfer des 18. Jahrhunderts. Von
H. B ö s c h. — Katalog der im germanischen Museum vorhandenen,
zum Abdrucke bestimmten geschnittenen Holzstöoke vom 16. bis
18. Jahrhundert. I. Teil. Bogen 10 bis 18.
Arcliitektoiüsclie BniLdsehau. IX. 1892/98. Nr. 2.
Taf. 9. Hauptportal des Wohn- und Geschäftshauses des Herrn
Kommerzienrats L Bernheimer, Maximiliansplatz in München.
Entworfen von Fr. Thierse h, ausgeführt von Architekt 0. D ü 1 f er
daselbst. — Taf. 10. Geschäftshaus für den Vorsohussverein in
Baden-Baden. Erbaut von Architekt W. Vittali daselbst. —
Taf. 11. Entwürfe zum Innenausbau eines Schlössohens in Tirol
von Zaar und Vahl, Architekten in Berlin: Schlafeimmer des
Besitzers. — Taf. 12. Künstlerhaus in Budapest. Erbaut von
Architekt A. Lang daselbst. — Taf. 18. Erbbegräbnis für den
Eommerzienrat Gustav Selve auf dem Friedhof zu Lüdenscheid
in Westf. Entworfen von Bauinspektor E. Ende 11 in Steglitz.
— Taf. 14. Villa des Herrn J. Lowenberg in Oregon Erbaut von
Architekt J. Hodgson daselbst. — Tai. 16. Das bemalte Haus
in Eggenburg (Niederösterreich). Aufgenommen von Architekt
J. Schubauer in Baden bei Wien — Taf. 16. Villa des Herrn
Direktor Rosen berg in Wannsee bei Berlin. Erbaut von Crem er
und Wolffen stein, Architekten in Berlin.
Die Kunst fOr Alle. 1892/98. Nr. 5.
Der Albrecht Dürer- Verein in Nürnberg. I. Von Dr. P. J. R6e.
— Rundschau. Von Fr. Pecht. — .Auch** eine Kolumbus-Aus-
stellung. Bin Notschrei. Von Dr H. Barth.
e^werbehalle. 1892. Heft 12.
Taf. 89. Schmiedeeisernes Gitter im Stil des 18. Jahrhunderts.
Entworfen von Fr. Fischer in Wien. — Taf. 90. Entwürfe zu
Schmuckgegenständen von L. Beschor in Hanau. — Taf. 91.
Schrank Im Stil deutscher Renaissance. Im Privatbesitz iu Mün-
chen. — Taf. 93. Marmorepitaphien aus der PÜBürrkirche in Ster-
zing in Tirol. Aufgenommen von R. Larch und A. Laokner,
Fachlehrer in Bozen. — Taf. 93. Einlagen in Silber und Schild-
krot, Stil Louis XIII. Vom Schreibtisch des Marschall de Gröquy
in den Sammlungen des Hotel Gluny in Paris. Aufgenommen
von W. Äugst daselbst. — Taf. 94. Entwürfe zu Blumen. Von
Fr. Hildenbrandt in Köln a. Rh. — Taf. 96. Standuhr mit
elektrischem Licht. Entworfen von K. Lederle, Assistenten
am Nordböhmischen Gewerbemuseum in Reichenberg. — Taf. 96.
Dekorative Füllungen. Entworfen von K. Leibig in München >
The Magazine of Art. Nr. 146. Dezember 1892.
The portraits of Lord Tennyson. I. Von Tfa. Watts. — The Lei-
cester Corporation Art Oallery. II. Von B. L. Viccars. —
Daniel Vierge. Vom Herausgeber. — Sculpture of the year.
The Salons of the Champs Elysöes and the Champ de Mars. Von
Gl. Phillips. — The noble amateur. Von M. H. Spielmann.
— On the shores of the Zuyder Zee. Von G. A. T. Middleton
und H. Vos.
Verlag vonE. A. SEEMANN in LEIPZIG,
Seemanns Eunsthandbüeher.
Handbuch der Ornamentik zum Gebrauch
für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerb-
treibende von Franz Sales Meyer^ Profeseor an der
Konstgewerbesohole in KarLsrahe. Vierte, durchgesehene
Auflage. 1892. Mit 300 Tafeln, joregen 3000 Abbüdnngen
enthaltend. Br. 9 M., geb. M. 10.50.
Handbuch der Schmiedekimst zum Ge-
branch für Schlosser, Architekten etc. von Franz Sales
Hejer. Professor an der Eunstgewerbeschnle in Karlsruhe.
Mit 197 Abbildungen. Br. M. 3.20, geb. 4 M.
Gold imd Silber, Handbuch derEdelschmiede-
kimst von Ferd« Luthmer, Professor und Direktor der
Knnstgewerbeschule in Frankfurt a. M. Mit 151 Abbü-
dangen. Br. M. 3j60, geb. M. 4.50.
Kostümkunde. Die Tracht der europäischen
Kulturvölker vom Altertum bis zum 19. Jahrhundert. Von
Aufpist Y. H^Tden, Professor u. Historienmaler in Berlin.
Hit 222 Abbildungen. Br. M. 3.20, geb. 4 M.
Die Liebhaberkünste , ein Handbuch fbr
alle, die einen Vorteil davon zu haben glauben, von Franz
Sales Mejrer. Zweite umgearbeitete Auflage. Mit 260
lünstrationen. gr. 8^. Br. 7 M., geb. M. 8.25.
Im Anschlnss au das „Handbuch der Liebhaberkünste"
ist eine Sammlung modemer Entwürfe erschieneD. betitelt:
Vorbilder für häusliche Kunstarbeiten,
herausgegeben von Fr. »• Meyer. 72 Blatt hoch 4». Preis
6 M., in Mappe M. 7.50.
Der Bucheinband, seine Technik und seine
Geschichte. Von Paul Adam. Buchbindermeister in Düssel-
dorf. Mit 194 AbbUdungen. Br. M. 3.60, geb. M. 4.50.
Waffenkunde. Handbuch des Waffenwesens
in seiner historischen £ntwickelunfi[ von Wendelin Qoe-
heim, Custos der Waffensammlung des österr. Kaiserhauses.
Mit ö64 Abbildungen. Br. M. 13.20, geb. 15 M.
Die Mosaik- und Glasmalerei von Carl
EUb. Nach dem Tode des Verfassers heiaasgegeben von
J« Andree, Regierungs-Baumeister und Lehrer am Eunst^
fewerbe- Museum in Berlin. Mit 82 Abbildungen. Br.
M., geb. M. 3.60.
Das Email, seine Technik und seine Ge-
schichte, von Ferd. Lathmer. Direktor der Knnstgewerbe-
schule in Frankfurt a. M. Mit Abbildungen. 3r. M. 3.30,
geb. 4 M.
Handbucb der FflanzenomamenUk. Zu-
gleich eine Sammlung von Einz^motiven für Eunstgewerbe-
treibende von Ferd. Moser, Direktor der Handwerker- u.
Kunetgewerbeschule in Magdeburg. Br. 6 M., geb. 7 M.
(Die S«inmlaxig wird fortgetetet.)
135
Tnsei*ate.
136
Ennstansstellniig Danzig.
Der Kunst verein zu Danzig veranstaltet für die Zeit
vom 9. März bis 16. April 1893
in den Räumen des Stadtmuseums zu Danzig eine Ausstellung wertvoller
neuerer Ijremälde.
Anmeldefrist bis 31. Januar 1893; nicht satzungsmäßig angemeldete
Einsendungen werden beanstandet.
Nähere Auskunft erteilt auf portofreie Anfragen der Vorstand des Vereins
umgehend und unentgeltlich.
Königliche Akademie der Künste zu Berlin.
Bekanntmachung.
Die Konkurrenzen um den großen Staatspreis finden im Jahre 1893 auf-
den Gebieten der Malerei und Bildhauerei statt.
Ausführliche Programme, welche die Bedingungen der Zulassung ent-
halten, können von der unterzeichneten Akademie der Künste, dem hiesigen
Künstler -Verein sowie von den Kunstakademieen zu Dresden, Düsseldorf,
Kassel, Königsberg, München, Wien, den Kunstschulen in Karlsruhe, Stutt-
gart, Weimar und dem Staede^schen Institut zu Frankfurt a. M. bezogen
werden.
Berlin, den 8. Dezember 1892
Der Senat
der Königlichen Akademie der Künste,
Sektion fär die bildenden Künste.
C. Becker.
I>ie Italieniiselien Photograpliien
aller Verlagsanstalten. Grut^ iiii<l billig.
Kansthandlung HUGO GROSSER, Leipzig.
Kataloge. Auswahlsendungen. [479
GemälcLesaal in Frankfurt a. M.
Ansstellungeii und Anktionen tob Gemälden, Antlqnitlten und Knnstgegen*
gt&nden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Fraiümirt a. IL, Kunstauktionsgeachäft, gegr. 1869. [468
Cremftlde alter Meister.
Der Unteneiohnete kavft stets heryorragende Originale alter Meister, vorsttglloh der
niederl&ndiaoben Sohnle, yermittelt aufs sohnellste und saohyerstftndicste den Verkauf
einselner Werke, wie kompl. Sammlnngen nnd flbemimmt Aufträge ror alle größeren
' I In- nnd Auslandes.
Josef Th. Schall
Berlin W.,
Potsdamentrasse 8.
[679]
Gemälde moderner und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[593J Th. Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Joseph Baer & Co.
Buchhäiicller u. Antiquare.
Frankfurt a./M.
Grösstes Lager architektonischer
und kunstgewerblicher Werke.
Soeben erschien: [ßw
Yerzeiclmis wertvoller Werke
aus dem G biete der
Kunstwissenschaft
meist aus Rudolf Welgers Verlag
zu namhaft ermässigten Preisen.
Andresen. — Apell. — Archiv f zeichn.
Künste. — Bartsch. — Holzschnitte be-
rühmter Meister. — Passavant. — Ru-
mohr. — WeigeVs Kunstlager. — Kataloge
Wertvolle Kunstblätter
für Mappe und Wand.
Ed. Hildebrandt's
Aquarelle,
Chromofaksimiles von R. Steinbock»
unerreicht in Wiedergabe der Originale
und Haltbarkeit der Farben:
Erdreise 34 Bl., Enropa 14 Bl^
Neue Folge 20 Bl
Einzeln 12 Jfy von 6 Blatt an nur • J(.
Praohtmappe 20 Jf. Verzeichnis gratis.
Neue Radirungen.
H^. Feldmann.
HuTg I^iehtenstelii (98), Bnra; Eis und
Bodelsbnra; k 15 Jf.
Hurg Holieiisolleni 16 jf.
H. Kohnert.
Herbstabend in der Mark und
FrtthllniTsmorareii bei Tecel k20 Jf.
Gel^elit bei Yenddine nach RoUtE 20 jf.
B. Mannfeld.
Heidelberg; und KOln k 40 jf, zus. 70 jf.
Meissen und I^imbarg k 4ß jx, zus. 70 jr.
Itoreiey und Bheinarrafeimteiii k 90 Jf,
Aachen, Breslau, I>anmis, Rrftart,
l¥etter1iom bei Orindelwald ä 20 ,4f.
MarienbnrflT 80 ^, Hersebnrfl; 12 jf.
W. Ziex^ler, Bembrandt 15 Jf.
lllustrirtes Verzeichnis mit Angabe der
Frühdrucke gratis. Zu beziehen durch jede
Kunst- und Buchhandlung. [596]
Verlag von
Raimund Mitscher, Berlin S. 14.
Der Knnstrerem in Zfirieh
wünscht im Jahre 1893 seinen Mit-
gliedern als Vereinshlatt einen
Kupferstich zuzustellen. Künstler^
welche in der Lage sind, uns einen
passenden Stich in einer Anzahl
von 500 Expl. zum Preise von
4—5 Mk. pr. Expl. zu liefern, werden
hiermit eingeladen, uns bis späte-
stens 31. Dezember 1892 ein Probe-
blatt einzusenden. [606]
Zflrich, 12. Nov. 1892.
Im Auftrag des Vorstandes:
Der Aktaar: Alb. HelBmanLn»
Inhalt:
— Erfolge der leteten Berliner KunitaiiBateÜung ; Bemrttndung einer neuen Britischen Nationalgalerie. — Deutscher Künstvereis
in Berlin: Streit in der Münchener Künstlerschaft ; Kunstgeschiohtliche Gesellschaft in Berlin. ~ B. Mannfeld: Ueber Konst
und Technik der Radirung; zum Jubiläum der Wiener Akademie; E. J. Schlndler's Fax; Bekanntmachung des akademisehen
Rats in Dresden betr. miSerisohe Ausschmückung der Aula der Fürstenschule in Grimma. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortb'ch Ärhir Seemcmn. — Druck von Augtut Pries in Leiprig.
U^ Dieser Nummer liegen 2 Prospekte bei: von der Verlagsbnchhandlang von E. A. Seemann in Leipiig und
der Verlagsbuchhandlung von P. Friesenhalin in Leipzig, auf welche wir unsere Leser besonders aufmerksam machen.
^a^c A.
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
• \
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR.
WIEN
Hengasse 58.
A. ROSENBERG
BERLIN SW.
Teltoweretruse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
^
1892/93.
Nr. 9. 22. Dezember.
Die Knnstohronik erscheint als Beiblatt sar ,ZeitBChrift für bildende Kunst" und Eum »Kanstgewerbeblatf* monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Jall bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark nnd nmfasst 89 Nummern. Die Abonnenten der „Zelt-
Bchrift für bildende Kunst" erhalten die Knnstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, i 80 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Yerlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasenstein k Vogler, Rnd. Hesse u. s. w. an.
KATALOG DER GEMÄLDEGALERIE IM
KÜNSTLERHAUSE RUDOLFINUM ZU
PRAG.i)
Es ist der Zahl nach die achte Auflage des
Kataloges der Oesellschaftsgalerie in Prag, aber die
erste von wissenschaftlicher Bedeutung, die hier be-
sprochen werden soll. Seitdem diese neue Auflage
erschienen ist, haben die früheren Kataloge nur
mehr für den Nachweis der Provenienzen einigen
Wert. Als beschreibende Verzeichnisse sind sie von
der neuen Auflage gänzlich überholt. Die Verspätung
dieses Referates, bedingt durch mehrere Umstände,
deren Erörterung nicht hierher gehört, möge ent-
schuldigt werden. Ich hoffe, dass die Bemer-
kungen, die hier folgen, den Fach genossen nicht
ganz unerwünscht sein und dass sie begeisterte
Bilderfreunde zu einem erneuerten Studium der inter-
essanten Galerie im Rudolfinum aufmuntern werden.
Die neue Aufstellung der Sammlung ist ja eine sehr
vorteilhafte, und der neue Katalog ist bequem ein-
gerichtet. Die Beschreibungen der Bilder sind meist
zureichend und gehen auch auf das Material des
Malgrundes soweit ein, dass die Holzarten genannt
sind. Die Abmessungen der altem Ausgaben sind
durchgesehen und verbessert worden, die Signaturen
sind in vielen Fällen vorzüglich wiedergegeben und
zwar in Holzschnitt. Nur die Wiedergabe der Be-
zeichnung von Nr. 169 sieht eher wie der Andro-
medanebel aus als wie das Faksimile einer Künstler-
1) Mit 1 Plane and 30 Lichtdrucken, herausgegeben von
der Gesellschafb patriotischer Kunstfreunde in Böhmen. Pr.ig,
A. Haase. 1889. 8.
Inschrift. Immerhin mag es hingehen, da der Nebel
im Holzschnitt recht gut wiedergegeben ist und so
wenigstens einen Begriff von der Undeutlichkeit der
Signatur giebt. Eines hat mich bei der Wiedergabe
der Künstlerinschriften sehr gewundert, dass man
sich dazu nicht der angeblich so berühmten Husnik'-
schen Phototypie bedient hat, für die man doch
in Prag vor einigen Jahren gewaltige Lanzen brach.
Das Vorwort und die Einleitung des neuen
Kataloges nennen die zahlreichen Mitarbeiter an
dem Werke und geben eine knappe Darlegung der
fast hundertjährigen Geschichte, auf welche die
Prager Gesellschaftsgalerie zurückblickt.
Zu S.XXII, zur Geschichte der Hoser'schen Samm-
lung, ergeben sich Ergänzungen aus meinem Aufsatze
im Repertorium für Kunstwissenschaft XV, S. 59 und
184. Auf Seite 59 meiner Mitteilungen ist ohne mein
Verschulden eine Anmerkung ausgefallen. Sie ver-
wies auf das »Alphabetische Verzeichnis der in der
H(oser)schen Privatgemäldesammlung zu Wien, Alser-
vorstadt, Währinger Gasse Nr. 298, enthaltenen Kunst-
werke. Wien zu Ende des Jahres 1838" (ein höchst
seltenes Heftchen), sowie auf das ebenfalls seltene
„Verzeichnis der im Galeriegebäude der Gesellschaft
patriotischer Kunstfreunde zu Prag (am Hradschin)
aufgestellten Hpser*schen Gemäldesammlung", Prag,
Haase 1844, das sich von dem bekannten dicken
Catalogue raisonne der Hoser'schen Sammlung durch
geringeren Umfang (nur IX und 22 Seiten) und
durch ein Vorwort unterscheidet, in dem einige Be-
merkungen über die ältere Aufstellung der Hoser'-
schen Sammlung in Wien enthalten sind. Hier kann
nicht weiter auf diesen interessanten Abschnitt des
139
Der Knabe mit dem Pfeil.
140
Eataloges eingegangen werden, da ich noch einige
neue Beobachtungen über mehrere Bilder der Galerie
mitteilen möchte und den engen Rahmen einer Be-
sprechung nicht überschreiten will. Meine Beob-
achtungen führen in einem Falle auf eine neue
zweifellos richtige Bestimmung eines Gemäldes und
sie geben Ergänzungen für den Katalog oder Vor-
schläge ftir neue Diagnosen u. s. w. Einige alte
echte Signaturen sind vom Katalog übersehen worden.
Diese finden sich auf dem Bega Nr. 31, der auf dem
Brett rechts unten mit: C B bezeichnet ist, und auf
dem Pkter Molyn Nr. 476, der den echten Namens-
zug des Künstlers in heller Schrift unfern der Mitte
des Bildes an einem Brette trägt. Das P ist über
das M gestellt.
Eine zweifellos richtige neue Diagnose, die ich
hier zu geben habe, ist die auf Jacoh Grhnmer für
das große flandrische Volksfest Nr. 456, das im
Katalog als Karel v. Mander verzeichnet steht.
Zur Vergleichung diente mir hauptsächlich der
kleinere voll signirte und überdies monogrammirte
Jacob Grimmer aus der alten Ambraser Sammlung,
von dem vor einigen Jahren in der Kunstchronik
schon die Rede war. Auf dem Prager Bilde kehrt
nun sowohl das Monogramm des Ambraser Bildes
wieder (G M verbunden) , als auch eine große An-
zahl individueller Typen, ganz abgesehen von ge-
wissen Eigentümlichkeiten der Färbung. Das Am-
braser Bild ist viel kleiner als das Gemälde im
Rudolfinum; deshalb ist die Stilverwandtschaft nicht
so auffallend, wie etwa bei Gegenstücken. Ganz
unabweisbar wird aber die Diagnose auf Jacob Grim-
mer, wenn man im Prager Bilde die kleineren Figuren
des ferneren Mittelgrundes genau betrachtet, welche
die vollkommensten Analogien zu den Figürchen des
Ambraser Gemäldes bilden. Vergleicht man dagegen
das flandrische Fest in Prag mit dem alt und echt
signirten Bilde des Karel van Mander in der kaiser-
lichen Galerie zu Wien (die Signatur auf diesem
Bilde ist bisher von der Litteratur gänzlich übersehen
worden), so kann man mit bestem Willen auch nicht
einen Pinselstrich oder einen Ton entdecken, der
uns berechtigen würd^e, das Prager Bild auf Van
Mander zu taufen. Der Wiener Van Mander weist
die folgende Bezeichnung auf: „K. v. Mander* (im
Grunde links neben dem Oberarm). Nahe damit
verwandt ist Nr. 128 der fürstlich Liechtenstein'schen
Galerie und ein männliches Bilduis der ehemaligen
Sammlung Herm. Sax in Wien.
Zu Nr. 520 „Der verliebte Jäger" habe ich eine
Vermutung zu äußern. Dieses fein und flüssig ge-
malte, etwas süßliche Bild wird vom großen Katalog
bedingungsweise dem OchierveU zugeschrieben. Eine
Anmerkung macht auf die Möglichkeit aufmerksam,
dass das Bild von Eglon van der Neer stamme. Nun
habe ich aber gegen beide Diagnosen von meiner
Seite einzuwenden, dass mir weder von Ochtervelt noch
von Eglon v. d. Neer solche sichere Bilder bekannt
sind, die als Analoga für das Gemälde in Prag dienen
könnten. Dagegen stellt ein signirter Arnold i\ Boo-
vcn in der Liechtenstein- Galerie zu Wien eine Scene
dar, die dem verliebten Blumenspiel auf dem Prager
Bilde sehr verwandt ist und die besonders koloristisch
dem Prager Bilde auffallend nahe steht. ZuföUiger-
weise habe ich beide Bilder kurz nach einander
gesehen, so dass ich die Vermutung mit einiger
Zuversicht aussprechen darf, auch das Prager Bild
sei von A. v. Boonen.
Zu Nr. 119, einer Winterlandschaft vom alten
Peete?- Brueghel oder aus dessen unmittelbarer Nähe,
merke ich nur nebenbei an, dass sie dieselbe Kompo-
sition zeigt, wie das signirte Winter bild in der
kaiserlichen Galerie in Wien Nr. 754, wie eine alte
Kopie in der gräflich Harrach'schen Galerie in Wien
und wie eine etwas jüngere Kopie in der Neapeler
Galerie.
Die Signatur von Nr. 705, dem sogenannten
Esaia^ v, d. Velde, halte ich für falsch und zwar
wegen der befremdenden Farbe.
Bei Nr. 151 von Haris i\ Cofiinca-ho mochte ich
darauf hinweisen, dass nach einer Vergleichung, die
ich aus dem Gedächtnis gemacht habe, die Gruppe
des Herkules im Olymp, welche auf dem Prs^er
Bilde dargestellt ist, dieselbe ist, die auf dem großen
Stich des H. Goltzius nach dem B. Spranger'schen
Olymp vorkommt. Dies nur eine Anregung zu
weiteren Studien, die ja wohl den Prager Kunst-
gelehrten näher liegen, als mir. Sie mögen dann
auch die Angaben des Kataloge« der Galerie zu
Embden über Hans van Conincxloo tüchtig ausnützen.
Wien, 10. Oktober 1892.
Dr. TU. t, FRJMMEL,
DER KNABE MIT DEM PFEIL.
ARCHÄOLOGISCHE HUMORESKE
VON GUIDO TOPF.
Zur Feier des Sieges, den Lysauder über die
Athener bei Agospotamoi erfochten hatte, wurde in
Korinth eine Festfeier vorbereitet. Einige Jäger,
welche ausgegangen waren, um für die Festmahl-
zeiten Wildbret zu liefern, trafen an einer Quelle
zu gemeinsamem Jagdfrühstück zusammen. AVäh-
J
141
Der Knabe mit dem Pfeil.
142
rend sie sich an Speise und Trank erquickten, griff
einer der Knaben, die sie begleitet hatten, nach den
Pfeilen seines Herrn und fing an, ein anmutiges
Spiel mit ihnen zu treiben. Um leichter hantiren
zu können, entledigte er sich seines Chitons; und
während er Pfeil um Pfeil in die Luft warf und
wieder fing, sahen ihm die Jagdgenossen zu, mit
Wohlgefallen sowohl seine Geschicklichkeit als seine
schöne Gestalt betrachtend.
Einer der Jäger, der Bildhauer Diotrephes, der
einzige, der noch nichts erbeutet hatte, trug von
dort die schönste Jagdbeute nach Hause: das Motiv
zu einer Statue, deren Ausführung er sofort nach
seiner Heimkehr begann.
Schon- manches schöne Bildnis hatte er ge-
fertigt. In dem Haine von Olympia prangten die
Standbilder zweier Sieger, von seiner Hand gebildet,
welche als Meisterwerke der Bildhauerkunst galten;
aber sein neuestes Werk, der Knabe mit dem Pfeil,
übertraf alle früheren. Es stellte einen schönen
Knaben dar, welcher, seiner Geschicklichkeit sich
freuend, — im Angesichte ein triumphirendes Lä-
cheln — mit der Rechten einen Pfeil, den er eben
in der Luft gefangen, über seinem Haupte empor-
Lält
Die aus reinstem pentelischen Marmor ausge-
führte Statue fand den ungeteilten Beifall eines
reichen korinthischen Kaufmanns. Derselbe ließ
eine gute Nachbildung in Bronze ausführen und
stellte diese; als schönste Zierde seiner Wohnung,
in Seinem Atrium auf.
Als der römische Feldherr Lucius Mummius als
Sieger in Korinth eingedrungen war, ließ er alles,
was von Kunstschätzen in der eroberten Stadt un-
versehrt geblieben, nach Rom transportiren. „Nehmt
euch in acht!" sagte er zu den Soldaten, „wer eine
Statue zerbricht, muss eine neue anfertigen lassen."
So kam die Bronzestatue des Knaben mit dem Pfeil
Dach. Rom. Mummius machte dieselbe dem Cn.
Cornelius Lentulus, seinem Mitkonsul, zum Geschenk.
»"Welch herrlicher Amor,^ sagte Konsul Corne-
^^\vs, als er die Statue in seinem Sanktuarium auf-
gestellt hatte, zu seiner Gemahlin. „Sieh, er hebt
niit triumphirendem Lächeln den Pfeil in die Höhe,
als wollte er sagen: das ist die WafiFe, mit der ich
über Menschen und Götter siege." — »Auch über
uns hat er den Sieg davongetragen/' antwortete die
jugendlich schöne Frau, mit den weißen Armen den
würdigen Gatten umschlingend.
Der Glaube an die alten Götter schwand vor
dem Glauben, den die Apostel in Rom verkündeten.
Der erste aus dem Geschlechte des Konsuls Corne-
lius, der sich zum Christentume bekehrt hatte, rei-
nigte alsbald, nachdem er die hl. Taufe empfangen,
seine Wohnung von den heidnischen Götterbildern.
Einige der Bilder verschenkte er, andere zerschlug
er. Auch den Amor wollte er zertrümmern, aber
die Bronze hielt die Schläge, die nach ihr geführt
wurden, aus. Ein Sklave erhielt den Auftrag, den
bronzenen Zeugen heidnischer Verblendung in die
Tiber zu werfen, hatte aber Mitleid mit der schönen
Figur und barg sie in einem Vorratsraume unter
allerhand Gerumpel.
#
Zur Zeit der Diokletianischen Verfolgung zog
der Presbyter Lucius die Statue aus ihrem Ver-
stecke hervor.
Lucius war in der alttestamentlichen Geschichte
wohl unterrichtet. Er kannte das Freundschafts-
bündnis, das zwischen David und Jonathan bestan-
den hatte. Jonathan hatte dem flüchtigen David
gesagt: „Wenn ich am dritten Tage nach dem Ziele
schieße und zu meinem Knaben sage: siehe, die
Pfeile liegen dortwärts vor dir, so fliehe, denn der
Herr heißt dich gehen." Und am dritten Tage schoss
Jonathan nach dem Ziele und rief seinem Knaben:
„Der Pfeil liegt dortwärts vor dir! Eile!"
Als Lucius die Statue vor sich hingestellt hatte,
sagte er: „Das ist Jonatlian^s Knabe; den Pfeil, der
,dortwärts vor ihm* gelegen, hat er gefunden und
zeigt ihn freudig von weitem seinem Herrn. Aber
dem David ist der Pfeil eine Mahnung zu eiliger
Flucht. Und was Jonathan's Knabe dem David kün-
dete, dasselbe kündet er uns: fliehet, damit ihr dem
Tode entrinnet" Und Lucius floh auf ein Landgut
in der Nähe Mailands. Den bronzenen Knaben Jo-
nathan's aber nahm er mit sich; derselbe galt der
Familie gleich einem Rettungsengel.
. * *
*
In der Diokletianischen Verfolgung, während
deren Lucius dem Tode glücklich entgangen war,
ist 'der hl. Sebastian den Märtyrertod gestorben. Er
wurde seines Bekenntnisses wegen den Mauretanern
preisgegeben, welche ihn mit ihren Pfeilen er-
schossen. Denn dass er durch die Pflege der from-
me;i Irene dem Leben erhalten worden sei, ist eine
nicht ausreichend verbürgte Nachricht.
Der Glaube, die Bronzestatue stelle Jonathan's
Knaben dar, erlosch mit dem Geschlechte des Lu-
cius. Die Statue kam darauf in den Besitz eines
Bischofs. Derselbe frug sich, wen die Statue dar-
L
143
Bücherscliaü.
144
stelle, und fand sehr bald die Antwort: „Das ist
der Märtyrer Sehasiian! Der Künstler hat ihn dar-
gestellt in dem Momente, in welchem er in ver-
klärter Gestalt vor dem Throne Gottes erscheint.
Den mauretanischen Pfeil, der ihm den Tod ge-
bracht, hält er triumphirend empor, und aus seinem
Antlitz leuchtet uns das freudige Bewusstsein des
ßekenners, der die Krone der Ehren erwartet." Der ;
Bischof weihte eine Kapelle dem hl. Sebastian und
ließ den Knaben in einer Nische am Altare auf-
stellen.
Hundert Jahre lang stand der Knabe dort und
lächelte — da kam^ Narses und belagerte Rom.
Byzantinische Katapulte legten die Kapelle des hl.
Sebastian in Trümmer, das Bild des Heiligen, das
in der Nische unverletzt stehen geblieben war,
brachte man in den Katakomben in Sicherheit.
*
Lange, lange Zeit hat der bronzene Knabe da
unten lächelnd gestanden, bis ein Altertumsforscher
ihn ans Licht brachte. Wer ist der Knabe? —
„Niemand anders als ein Engel des Gerichts, Er
hält einen von den Gottespfeilen empor, von denen
geschrieben steht: scharf sind deine Pfeile, dass die
Völker vor dir niederfallen. Und von dem Triumphe
Gottes über seine Feinde, von dem es im zweiten
Psalm heißt: Der im Himmel wohnt, lacht ihrer,
der Herr spottet ihrer, sehen wir auf dem Engel-
gesichte ein herrliches Abbild. Wie schön, dass
sich die Christen, wenn sie während der Verfol-
gungen ihre Toten geheim in den Katakomben be-
statteten, mit dem Ausblick auf den endlichen Sieg
ihres Gottes zu trösten wussten!''
Der Engel des Gerichts erhielt seinen Platz in
der Bibliothek eines Gelehrten zu Mailand. Da stand
er mitten zwischen den Werken heidnischer Schrift-
steller und lächelte.
verbannt worden war, hat auch der bronzene Knabe
Paris verlassen.
Auf einigen interesselosen Umwegen gelangte
der letztere in ein Bahnhofsgebäude des südlichen
Frankreichs.
„Was hat denn der Knabe da zu bedeuten?"
fragte ein Beisender. Der Bahnhofsinspektor ant-
wortete: „Der Pfeil bedeutet die Tehgiaphie. In dem
Gesichte des Knaben aber spricht sich die -Freude
darüber aus, wie herrlich weit es jetzt des Menschen
Geist gebracht hat.*^
* *
In jüngster Zeit hat ein florentinischer Ge-
lehrter die Statue stehen sehen. Er hat sie sogleich
als antik erkannt und soll eine Abhandlung bei
der Akademie in Paris eingereicht haben, in welcher
er bei dem Versuche, die Figur zu deuten, auf den
Sonnenmythus zu sprechen kommt. Er behauptet,
der Knabe sei der junge Helios; der Pfeil bedeute
den ersten Sonnenstrahl, der uns bei dem Triumphe
der Sonne über die Winternebel entgegenleuchte.
Man will bemerkt haben, die Statue schiene
gerade dann besonders zu lächeln, wenn sie von
der aufgehenden Sonne beleuchtet wird. Das spricht
flir die Deutung des gelehrten Florentiners. Nach
andern Wahrnehmungen aber soll die Statue seit
Einreichung jener gelehrten Abhandlung nicht nur
bei Sonnenaufgang, sondern überhaupt ein viel in-
tensiveres Lächeln zeigen.
Worüber wird sie Avohl im Jahre 2000 zu
lächeln haben?
Als Napoleon 1. im Mai 1796 als Sieger in
Mailand eingezogen war, bekam er die schöne Statue
zu Gesicht. Er dachte nicht an das Gericht, so
dienlich ihm ein solcher Gedanke gewesen wäre,
und dachte sich unter dem Knaben keinen Engel.
„Sieh da, der Öaiius des Buhms!^^ sagte er, „wie
freundlich und glückverheißend er mir entgegen-
lächelt. Er zeigt empor zur Sonnenhöhe höchster
Ehre, zu welcher ich mich aufzuschwingen im Be-
griflF stehe. Schafft ihn nach Paris!"
*
Nicht lange, nachdem Napoleon nach St. Helena
BÜCHERSCHAU.
* Unter dem Titel „Kimstgeschichtliche Charalderbilder
aus Österreich - U?igarn*^ ist soeben das von uns bereits vor
längerer Zeit angekündigte Buch im Tempsky'schen Verlage
in Wien und Prag erschienen, das die kunstfreundlichen
Leserkreise mit den wichtigsten Erscheinungen auf dem
weiten und kunstgesegneten Ländergebiete Österreich -
Ungarns in populärer Darstellung bekannt machen soll.
Unter der Leitung Ä. Ilg's haben sich sechs österreichische
Autoren, M, Hoemes, R, r. Schneider ^ J. Strxygowski, J-
Kcnnirth, li. Zimmer mann und A, Nossig zu dem Werke
vereinigt und eine Reihe von tüchtigen Künstlern, wie Unger^
IL Charlernontj Niemann j Bemt, Ohmann u. a. sich zuge-
sellt, welche das elegant ausgestattete Buch mit Radirungen,
Holzschnitten und Zinkotjpien reich ausgestattet haben.
Von jedem der Autoren rührt die Bearbeitung eines größe-
ren Abschnitts in selbständiger Form her. Die Charakter-
bilder umfassen den ganzen Verlauf der Entwickelung von
der Urzeit bis zur Gegenwart. Wir wollen hofi'en, dass die
schöne Aufgabe, die das Unternehmen sich gestellt hat, die
Verbreitung des Sinnes und Verständnisses für die heimische
Kunst des Ostreiches, in weitem Umfange gelöst werden
wird und dass Autoren wie Verleger des allseitigen Dankes
teilhaftig werden, den sie für ihre fleißige und geschmack-
145
Nekrologe. — Preisverteilungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.
146
volle Arbeit verdienen. In erster Linie dürften die noch
wenig bekannten älteren Epochen der österreichischen Kunst-
geschichte, welche hier zum erstenmal in zusammenfassen-
der Behandlung vorliegen, das lebhafteste Interesse der
Leser erwecken.
NEKROLOGE.
Ernst Klimt f. Einer der begabtesten und hoifnungs-
vollsten jungen Künstler Wiens, der Maler Ernst Klimt, ist
am 9. Dezember im Alter von 29 Jahren gestorben. Er war
der jüngste in dem künstlerischen Dreibunde der Gebrüder
Klimt und Franz Matsch, die sich durch ihre gemeinsamen
Arbeiten zum Schmucke der Treppenhäuser des neuen Burg-
theaters und des Kunsthistorischen Hofmuseums rasch eine
hervorragende und geachtete Stellung in den Wiener Kunst-
kreisen erworben haben. Alle drei sind Wiener. Ernst
Klimt wurde am 3. Januar 1864 geboren, während sein
Bruder Gustav um anderthalb Jahre älter ist; ihr Vater ist
der in seinem Fache gleichfalls sehr tüchtige Graveur Ernst
Klimt. Die beiden Brüder Klimt studirten gemeinsam mit
dem etwas älteren Franz Matsch an der Kunstgewerbeschule
des österreichischen Museums unter Lauf berger und Berger
und traten dann auch gemeinsam und einander glücklich
ergänzend in die künstlerische Thätigkeit ein. Ihre ersten
Arbeiten waren die Vorhang- und Deckengemälde für die
Theater in Reichenberg, Fiume und Karlsbad. Auf Eitel-
berger's Empfehlung Übertrug ihnen dann Baron Hasen auer
die Ausführung der Deckengemälde in den beiden Treppen-
häuser des neuen Burgtheaters — Darstellungen aus der
Geschichte des llieaters — und den kunsthistorischen Fiies
im Treppenhause des Kunstmuseums. Ernst Klimt führte im
Burgtheater als eigene Arbeiten die Deckengemälde: „Hans-
wurst auf der Jahrmarktbühne" und „Die Aufiuhrung von
Moliere's «Eingebildetem Kranken* aus. Nun ist in das
schöne und einträchtige Verhältnis der drei Künstler gerade
durch den Tod des jüngsten von ihnen eine Lücke gerissen
worden, wodurch die beiden anderen gewiss auf das schmerz-
lichste betroffen worden sind. (N. Fr. Presse.)
*»* Der Archäologe Friedrich Wieseler, Professor an der
Universität Göttingen, ist daselbst am 10. Dezember im
82. Lebensjahre gestorben.
PREISVERTEILUNGEN.
*^* Van der Berliner Kunstakademie, Das Stipendium
der Dr. Adolf Menzel-Stiftung im Betrage von 1000 M, ist
durch Beschluss des Kuratoriums der Stiftung für das Jahr
1893 dem Maler Fritx Groicvieyer aus Münster in Westfalen
verliehen worden.
DENKMALER.
*^* In betreff des in Berlin xn cn-ichtenden National'
denkmals für Kaiser Wilhelm L hat der Kaiser, wie schon
in voriger Nummer gemeldet worden, die Entscheidung zu
Gunsten eines von l^rofessor Begas ganz neu entworfenen
Planes getroffen. Dieser Entwurf unterscheidet sich sowohl
in der figürlichen Darstellung wie im architektonischen Auf-
bau nicht unwesentlich von den früheren Entwürfen. Ins-
besondere hat das hoch sich aufbäumende Rossr, dessen Leib
die Gestalt des Kaisers dem Anblick teilweise entzog, weichen
müssen ; an seine Stelle ist ein ruhig dahinschreitendes Ross
getreten. Beibehalten ist dagegen der Siegesengel, der das
Pferd am Zügel führte und zur Linken des Kaisers einher-
ging. Auch die Haltung und der Ausdruck des Kaisers
haben keine wesentliche Änderung erfahren. Ferner sind
die Friedensgenien, die Gruppen an der Vorder- und Rück-
seite des Sockels, sowie die vier auf den Stufen lagernden
Löwen in dem neuen Entwürfe geblieben. Weggefallen
sind dagegen die auf beiden Seiten aus Nischen hervorstür-
menden antiken Siegeswagen. Die Quadrigen sind durch
! allegorische Gestalten abgelöst, und die um sie früher grup-
pirten Paladine des Kaisers haben jetzt besondere Stand-
bilder vor den Säulen einer halbkreisförmigen Halle erhalten,
die als architektonischer Aufbau das Denkmal umgiebt Die
Säulenhalle ist in solchen Grenzen gehalten, dass eine grö-
ßere Einengung des Spreebettes vermieden ist. Der ganze
architektonische Teil des Entwurfes hat eine wesentliche
Vereinfachung ei-fahren, und auch die kostspielige Brücke,
die zu der geplanten „verlängeren BehrenstraOe'* führen
sollte, ist jetzt endgültig aufgegeben. Die Kosten der Aus-
führung werden sich nach der „Fiunkf. Zeitung" auf IG Mill.
Mk., nach der Nordd. Allg. Z. auf kaum 8 Mill. Mk. belaufen.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
•^* Die Berliner Oeniäldcgalerie ist, wie die „National-
Zeitung*' berichtet, in diesen Tagen in den Besitz eines
Hauptwerkes von All/recht Dürer gelangt, eines Madonnen-
bildes, das Dürer während seines Aufenthaltes in Venedig
im Jahre 130G ausgefilhrt hat. Die Komposition stimmt
fast genau mit der Mittelgruppe des „Rosenkranzfestes"
Dürer's im Kloster Sti-ahow zu Prag überein. Das Gemälde
ist von Geh. Rat Bode aus Privatbesitz in Schottland er-
worben worden.
H. A. L. Für die Kgl. Qemüldegalerie in Dresden ist
Mitte Dezember das seit dem Jahre 1888 bekannte Gemälde
Frit^ von Uhdc^s „Die heilige Nacht" mit Genehmigung
Sr. Majestät des Königs angekauft worden. Uhde hat das
Mittelbild seines Werkes umgeändert und die beiden Flügel
neu gemalt. Die alten Flügel hat ein Dresdener Kunst-
freund eiw^orben. Außer der „Heiligen Nacht" waren der
Galeriekommission noch das bekannte „Abendmahl" und
zwei weitere Bilder: „Obdachlos" und „Zur Sommerszeit"
angeboten worden.
*^* Die unter dctn Namen „Salraionnuseum*^ bekannte
Kunst- und Naturaliensammlung des Herrn Schaufuß ist
durch Schenkung des Besitzen in das Eigentum der Stadt
Plauen im Vogtlande übergegangen. Man schätzt ihren
Wert auf 4-50()0()0 M.
H. A. L. Sächsischer Kunstverein in Dresden, Während
die Ausstellungsräume des sächsischen Kunstvereins in der
ersten Etage des BrQhrschen Palais in der ersten Zeit nach
der Wiedereröffnung noch ziemlich dürftig beschickt waren,
haben sie sich gegen Ende des November sehr reichlich mit
Bildern gefüllt, von denen einige auch für die Kunstfreunde
außerhalb Dresdens Interesse haben dürften. Zu diesen mehr
als gewöhnlichen Gemälden müssen wir zunächst das Fröh-
lingsbild Karl Noah Bantxer^s zählen. Bantzer ist unter den
jüngeren Malern Dresdens weitaus das am meisten ver-
sprechende Talent, aber von einigen kleineren Arbeiten ab-
gesehen, ist es ihm bisher noch nicht gelungen, eine voll-
kommen befriedigende Leistung hervorzubringen. Wir nehmen
von diesem Urteil weder seine „Wallfahrer am Grabe der
heiligen Elisabeth" in der Dresdener Galerie, noch seine „hes-
sischen Bauern beim Abendmahl", für die er in diesem
Jahre in München durch Verleihung einer Medaille ausge-
zeichnet worden ist, aus. Denn beiden Gemälden fehlt
trotz ihrer technisch vorzüglichen Durchführung das eigent-
lich Packende, und das hat seinen Grund darin, dass Bantzer
in ihnen versucht hat, einen seelischen Vorgang zur Dar-
\
147
Vereine und (lesellschaften. — VermischtcB.
148
Stellung zu bringen, der mit den Mitteln der Malerei nicht
darzustellen ist. In dem gegenwärtig im Kunstverein aus-
gestellten Gemälde hat er aber einen solchen Stoff behandelt,
der zu solchen Bedenken keinen Anlass bietet, so dass diesmal
Wollen und Können bei ihm ohne Rest ineinander aufgehen.
Eine junge Bauemdime liegt unter einem blühenden Apfel-
baume auf einer im frischen Grün prangenden Wiese und
spielt mit einem kleinen Kinde, dem es neckend ein paar
Blumen vorhält. Die helle Frühlingssonne beleuchtet die
anmutige Gruppe mit ihren Strahlen, so dass der Frühling
in den Menschenherzen mit dem in der Natur in engsten
Zusammenhang gebracht worden ist. Frische, kräftige Farben,
vortreffliche Zeichnung und Vermeidung alles kleinlichen
Details erhöhen die Wirkung des Bildes, das zu den erfreu-
lichsten Erscheinungen gehören dürfte, die seit langer Zeit
im Kunstverein ausgestellt worden sind. Erfreulich ist auch
der Eindruck, den das neueste Werk des Dresdener Akademie-
professors Julius Scholix^ „Andacht" betit-elt, hervomifl.
Während wir uns seinem Pastellbild: „Ein Morgengruß" in
der Aquarellausstellung gegenüber ablehnend verhalten
musston, freuen wir uns, in dieser neuen Schöpfung einen
Beweis davon zu sehen, dass die Kraft des Künstlers noch
nicht erlahmt ist. Scholtz führt uns hier eine junge Bäuerin
in Dachauer Tracht vor, die in einem Kirchenatuhl kniet,
weshalb nur ihr Oberkörper sichtbar ifet, und andächtig ihr
Gebet verrichtet. Ihr Kopf ist mit einer an Wilhelm Lcibl
erinneniden Sorgfalt gemacht und durchaus hell gehalten,
wie überhaupt das ganze Bild sichtlich unter dem EinHuss
der neuesten Richtung sticht, ohne deren Ausschreitungen mit-
zumachen. Von einer solchen kann man wohl auch l>ei
Julius WeiigeVs Gewächshausscene nicht sprechen; immerhin
aber tritt die Figur der jungen Dame, die sich die in dem
Gewäcbsliause blühenden Chrysanthemums betrachtet, zu
wenig vor den Blumen hervor, so dass sie kaum einen höheren,
als einen rein koloristischen Wert in der im hellsten Licht
gehaltenen Studie beanspruchen kann. Unter den Land-
schaften stehen diesmal die Gemälde von Franx- Hochrnami
in Charlottenburg durch Zahl und Tüchtigkeit allen anderen
voran. Hochmann, den wir für einen Schüler von liaiseh in
Karlsruhe halten, hat seit einiger Zeit sein Studienfeld nach
Pommern verlegt und von dort manche schöne Frucht mit-
gebracht, doch können wir nicht verschweigen, dass seine
Arbeiten noch sehr ungleichmäßig an Wert sind. Er arbeitet
offenbar sehr rasch und bringt daher neben tüchtigen, sorg-
fältig ausgeglichenen Gemälden auch manches noch recht
unfertige Werk zu Markte. liickard Linderuin in München,
der von Dresden ausgegangen ist und zwei Bilder eingesendet
hat, ist ein geschickter Nachahmer Grütxner's geworden; da
aber die ewige Wiederholung essender, trinkender, lesender
oder musizirender Mönche schon bei dem Meister langweilig
zu werden anfangt, können wir Linderum zu der Wahl
seiner Spezialität nicht beglückwünschen. Was er liefert,
ist gangbare Marktware, hat aber kein höheres Kunstinteresse,
ebensowenig wie Hugo Oehmichen^s Genrebilder, die längst
bekannte Motive in einer hergebrachten Form wiederholen.
— In der Generalversammlung des Kunstvereins am 1^8. No-
vember wurde als Prämienblatt filr das Jahr 181)4 der Stich
von Theodor Langer nach Fritx August von Knulbach\s Ge-
mälde: „Ein Maitag" in der Dresdener Galerie ausgewählt.
Gleichzeitig wurde beschlossen, die seit dem Jahre 1801 un-
verändert gebliebenen Statuten einer Revision zu unterziehen
und die neuen Satzungen einer zu Anfang des nächsten Jahres
einzuberufenden Generalversammlung zur Beschlussfassung
vorzulegen, in der auch der bis zu diesem Termin im Amte
bleibende Vorstand neu gewählt werden soll.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
*^* Au^ dem Verein Berliner Künstler. Unter dem Namen
„Freie Künstlervereinigung" haben jetzt diejenigen Mitglieder
des Vereins Berliner Künstler, die in der Angelegenheit des
norwegischen Malers Munch zur Minorität gehört haben,
einen Bund geschlossen. Prof. Karl Kopping, der an der
Spitze dieser Vereinigung steht, hat an alle Herren, die daa
Verhalten jener Minderheit ausdrücklich gebilligt haben,
ein Rundschreiben versandt, worin es heißt, das Programm
der Vereinigung sei: „auf jede Art dafür zu wirken, dass
die Beziehungen der Berliner Künstlei-schaft zu den Künstler-
schaften in und außerhalb Deutschlands in einer für das
Berliner Kunstleben ft^rderlichen Weise gewahrt und gekräf-
tigt werden, und dass jedes individuelle künstlerische Schaffen
sein Recht finde." Der Zusammenhang der Mitglieder der
Vereinigung soll lose sein; einer Anzahl von Vertrauens-
männern soll die Befugnis zustehen, die Mitglieder zu Ver-
sammlungen einzuberufen und diese Versammlungen zu
leiten. Durch die Mitgliedschaft in der „freien Künstler-
vereinigung** wird die Stellung des einzelnen zum „Verein
Berliner Künstler" in keiner Weise beeinflusst.
S. Die Archäohgitiche Gesdhchaft in Berlin feierte ihr
diesjähriges Winchcl man ns fest am 9. Dez., dem Geburts-
tage Winckelmann's, in den Räumen des Archit^ktenhauses.
Die von Herrn Dr. Friedrich Koepp verfasste, mit drei Tafeln
und zwanzig Textabbildungen ausgestattete Festschrift ,,über
das Bildnis Alexander's des Großen** war den Mitgliedern
schon vorher zugegangen und gelangte am Abend nur an
die Gäste der Gesellschaft zur Verteilung. Unter diesen
hatte die Gesellschaft die Ehre, Se. Königliche Hoheit den
Erbgroßherzog von Baden zu begrüßen. Der erste Vor-
sitzende, Herr Curtius, von längerer Krankheit wieder ge-
nesen, eröffnete die Reihe der Vorträge mit einem Überblick
über die Ergebnisse der Forschungen über die griechische
Heroenzeit und sprach dann ausführlich über die neuen
Entdeckungen im KopaiscbcMi Seethal. Der Vortrag wurde
an einer Karte erläutert, die Herr Kaupcrt nach den neuesten
Aufnahmen entworfen und gezeichnet hatte. — Daraufsprach
Herr Botho Graef über die allgemeinen Ergebnisse der Vasen-
funde auf der athenischen Akropolis, worauf Herr Puch-
stein mit einem Vortrage über Brandopferaltäre, vornehm-
lich über den Altar des Hieron in Syrakus, den Beschluss
machte.
♦^* Eine Abordnung der Münehener Sexessionisten hat
in Dresden bereits Verhandlungen angeknüpft, die eine
Übersiedelung der Sezessionisten von München nach Dresden
vorbereiten sollen. Zunächst wurden die vorhandenen Aus-
stellungsräuralichkeiten besichtigt. Um schon im nächsten
Jahre eine Ausstellang zu ermöglichen, ist der Plan gefasst
worden, einen Interimsbau zu errichten, der bis zur Voll-
endung des neuen Kunstausstellungsgebäudes dienen soll.
Man schätzt die Zahl der Sezessionisten auf 120, denen sich,
im Falle ihrer Auswanderung, noch etwa IOC) bis 150 in
München lebende, ausländische Künstler anschließen würden.
Bei dieser Sachlage macht der bayerische Kultusminister
Dr. v. Müller alle Anstrengungen, um die Auswanderung
zu verhindern. Wie der „Straßburger Post" aus München
geschrieben wird, will er in dieser Absicht durch Verleihung
einer Reihe von Ordensauszeichnungen den hervorragen-
deren unter den Sezessionisten ein Zeichen besonderer Wert-
schätzung geben.
VERMISCHTES.
*^* Die Cistcrcicnserabfci ViUns in Bvlyirn. Auf An-
dringen aller archäologischen und kunstverständigen Kreise
149
Vom Eunstmarkt. — Zeitachriften.
150
des Landes hatte die Regierung den Entacbluss gefasst, die
großartigen Ruinen der dem 12. Jahrhunderte entstammen-
den Cistercienserabtei Yillers in den Besitz des Staates zu
übernehmen und diese teils im Übergangsstile, teils im go-
tischen Stile erbauten Bauwerke auf Kosten des Staates zu
erhalten und wiederherzustellen. Obwohl die Regierung den
Eigentümern der Ruinen eine sehr bedeutende Entschädigung
angeboten hatte^ lehnten sie es ab, sie dem Staate zu über-
lassen; sie gestatteten die Besichtigung der I^uinen nur gegen
Entrichtung eines Eintrittsgeldes, thaten aber nicht das min-
deste, um diese für die Geschichte und die Entwicklung der
Baukunst wichtigen Baulichkeiten, die aus einem Refekto-
rium, einem Kreuzgange und einer Kirche bestehen, zu er-
halten. Der Staat betrat den Rechtsweg und der Gerichts-
hof in Nivelles — Villers liegt in der Provinz Brabant —
hat, wie der „Vossischen Zeitung" geschrieben wird, nun-
mehr entschieden, dass die Abtei Villers sofort dem Staate
zu übergeben ist und die den Eigentümern zuzubilligende
Entschädigung durch vereidigte Sachverständige festgesetzt
werden soll. Die Pläne zur Restaurirung der Ruinen sind
schon ausgearbeitet worden.
*^* Archäologische Studien in Nordamerika, Wie die
neugriechische Zeitung „Hestia'^ mitteilt, soll die Regierung
der Vereinigten Staaten von Nordamerika die griechische
aufgefordert haben, ihr Gipsabgüsse von allen hellenischen
Bildwerken zu verkaufen für ein großes, neu zu gründendes
archäologisches Museum in New- York. Auch sollen die
Amerikaner die Absicht haben, ein zweites Exemplar des
Parthenons von der Akropolis zu Athen als genaue Kopie
in New-York neu aufzubauen. Die geeigneten Architekten
seien schon unterwegs.
— Das Gemälde von 0, Max: „Die trauernde Ham-
monia", Geschenk des Künstlers zum Besten der Notleiden-
den Hamburgs, wird im Aufkrage der Commeter'schen Kunst-
handlung in Hamburg von dem Radirer W, Rohr in Mün-
chen radirt werden. Andere VervieinUtigungen werden auf
Wunsch des Herrn Prof. Max nicht gemacht.
VOM KUNSTMARKT.
* Die Versteigerung von E, J. Schindlers Nachlass
durch H. 0. Miethke in Wien brachte ein Gesamtorträgnis
von ca. 80 (XK) fl. Das kunstliebende Wiener Publikum und
die Vertreter der dortigen öfi'entlichcn Sammlungen betei-
ligten sich daran aufa lebhafteste. Am ersten Auktions-
tage (r>. Dezember) erzielten die höchsten Preise: Schindler's
letztes Bild, eine von alten Pappelbäumen begrenzte „Land-
straße" CGIO fl. (Käufer Herr Salo Kohn); ferner die Ge-
mälde: „Pappel-Allee bei Gewittersturm" 2A7)() fl. (Herr
Miethke im Auftrage), ..Waldbach 170.") fl. (Baron Königs-
warter), „Bauerngehöft im Frühling" 1700 fl. (Akademie der
bildenden Künste), „Der Waldweg" 1580 fl., „Garten im
Pfarrhofe von Weißkirchen an der Donau" 1550 fl. (Professor
Mauthner), „Garten im Frühling" (Frau Wiener v. Welten),
„Birkenwäldchen im Frühling" 1400 fl. (Eugen Miller
v. Aichholz), „Die Brandung" 1300 fl. (Herr Popper), „Land-
schaft bei Rodaun im März" 1280 fl., „Abendlandschaft'
1200 fl. (Herr Dr. Low), „Gegend an derThaya bei Lunden-
burg" 1150 fl. (Herr Szent-Ivany) , eine Naturstudie „Wald-
bach bei Plankenberg" 1110 fl. (Herr Dr. v. Mauthner),
„Küste bei Sebenico" 1010 fl. (Herr Dr. Baum), ,,Hafen von
Ragusa** 1000 fl., Partie bei Amsterdam 980 fl. [Herr Sarg),
„Hof eines Bauernhauses in Weißenkirchen" 010 fl. «Herr
Legier, „Partie aus Hallstadt" 870 fl. (Baron Königswarterl,
„Partie aus dem Garten in Plankenberg" 800 fl. (Fabrikant
Richard Moll), „Mühle bei Friesach" 800 fl. (Herr Stift),
eine Naturstudie „Landschaft an der Tulln" 800 fl. (nach
Breslau verkauft), „Motiv aus Istrien 800 fl. (Herr Kuffher),
„Holzfäller im Walde" 770 fl. (Herr 0. Bondy), „Hafen von
Lovrana bei Abbazia" 755 fl. (Herr Ed. Figdor), eine Natur-
studie „Mühle bei Plankenberg" 700 fl. (Herr Moriz Mayer),
„Landschaft im Vorfrühling*' 680 fl. (Herr R. v. Gutmann),
„Sägemühle an einem Bache" G50 fl. (Hei-r y. Dobner),
„Straße au einem Walde bei Regenwetter" 550 fl. (Herr
ZiÖerer), eine Naturstudie „Praterlandschaft" 430 fl., „Ge-
müsegarten im Frühling-' *J05 fl., eine Naturstudie „Die
Heuernte" 350 fl. (Hofschauspielerin Frau Schratt). — Am
zweiten Tage wurden versteigert: „Das Thal des Friedens",
das Motiv zu dem bekannten Gemälde „Pax", 2260 fl.
(Käufer Herr Dr. Strauss), „Bauerngut bei Goisem" 550 fl.
(Herr v. Dobner), „Landschaft bei Regenstimmung" 495 fl.
(Käuferin Frau Landsberg aus Breslau), „Nussbaumallee in
Hacking" 480 fl. (Herr Dr. Seewald), „Partie aus dem Garten
in Plankenberg" 465 fl. (Herr v. Dobner), „Waldlandschaft
mit Figuren staffirt) 405 fl. (Herr Miller v. Aichholz).
„Weiden bei einem Acker" 405 fl. (Herr Hellmann), „Alter
Friedhof bei Ragusa" 355 fl. (Herr v. Szent-Ivany). — Den
höchsten Preis des dritten Tages erreichten die fünf Kartons
(Kohlenzeichnungen) zu der Dichtung „Waldfräulein von
Zedlitz, und zwar „Waldfräuleins Geburt", „Waldfräuleins
Leben im Walde", „Waldfräulein und der Einsiedel beim
Wasserfall", „Einsiedel's Klause" und „Waldfräulein" erblickt
die weite Welt*-, 915 fl. (Käufer Herr L. Lanner), femer
vierzehn Blatt Bleistiftzeichnungen zum „Waldfräulein"
330 fl. (Frau Pollak). Ein Aquarell, „Landschaft an einem
Bache", fand für 285 fl. und eine vollendete Aquarellstudie
zu dem Ölgemälde „Landschaft an der TuUn" für 150 fl.
einen Käufer.
Dresden, Soeben ist der 18. Kunstlagerkatalog des Kunst-
händlers Franx, Meyer erschienen. Derselbe enthält 190C
Nummern Radirungen, Kupferstiche, Holzschnitte älterer
und neuerer Meister.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Knnstchronik. 1892. Nr. 25.
Von Jacob Emil Schindler. — Das neue Theater in Krakau. Von
Dr. A. NosBig. — Die Scheflfel-Feier in Karlsruhe. — Deutsche
Kultui-pflege. — Kunstbrief. Von H. Peters.
Die Kunst für Alle. 1892 93. Nr. 6,
Der Albrecht Dürer-Verein in Nürnberg. (Schluss.) Von Dr. P.
J. Röe. — Rundschau. Von Fr. Pecht. — Die Kolumbus-Aus-
stellung in NewrYork.
Kiuist-Salon. 1892/98. Heft 2.
Photographie und vei'vieltältigende Kunst. (Schluss.) Von
H.Meyer. — Wie sollen wir Gemälde betrachten V Von M. 8 c h m i d.
— Der Dogenpalast zu Venedig. Von G. Galland. — Der neue
Stich nach RuDeus' heiliger Gäcilie von Prof. U. Eilers. — Kunst-
geschicht« und Geschmacksrichtung. Von L. Kämmerer. —
Wie äußert sich das Interesse der uncivilisirten Völkerschaften
für die bildenden Künste V Von P. Reichard.
Mitteilungen des k. k. Ssterreichischen Museums fiir
Kunst und Industrie. 1892. Heft 12.
Der Hausrat im Mittelalter. Von J. v. Falke. — Zur Geschichte
des Kunsttöpfers Hans Kraut in Villingen. V'on A. 11g. — Zur
Ueschichte des altügj'ptischen Schmuckes. Von J. Folnesics.
I/Art Nr. 685. 1. Dezember 1892.
La Comedie d'anjourd'hui. Von F. Lhomme. — Notes d'art
japonais. Von E. Deshayes. — ßlie Delaunaj'. (Foitsetzung.)
Von P. L.
Oazette des Beaux-Arts. Nr. 426. Dezember 1892.
Le Mus6e des Autiques ä Vienne. (Schluss.) Le Mausolöe de
Trysa. Von L. Reinach. — Les Musöes de Madrid: Le Mnsöe
de Prado. II. La pcinture italienne: Les Venetiens. Von P. Le-
f ort. — Le sculpteur Claude Michel, dit Glodion. l. Von J.-J.
Guiffrey. — La Tapisserie de Saint Anatoile de Salins. Von
D. M. Prost. — Gorrespondance de Russie: Un portrait de Mo-
liöre sign6 P. Migriard. Von M. Scheikewicz.
151
Inserate.
152
Kunstansstelliing Danzig.
Der Kunstverein zu Danzig veranstaltet für die Zeit
vom 9. März bis 16. April 1893
in den Räumen des Stadtmuseums zu Danzig eine Ausstellung wertvoller
neuerer Ijremälde.
Anmeldefrist bis 31. Januar 1893; nicht satzungsmäßig angemeldete
Einsendungen werden beanstandet.
Nähere Auskunft erteilt auf portofreie Anfragen der Vorstand des Vereins
umgehend und unentgeltlich.
Verlag von ARTUR SEEMANN in Leipzig.
Soeben erschien in vierter Auflage:
Goethe's Mutter.
Ein Lebensbild nach den Quellen
von
Dr. Karl Heinemann.
388 Seiten gr.8®. Mit vielen Abbildungen in und aufser dem Text
und vier Heliogravüren.
Preis geheftet M. 6.50, gebunden M. 8. —
Knn»thandlnng H[J«0 GROS(S(ER, JLeipzig.
Sondergeschäft für Photographie.
Vertretung und Musterlager der Photogr. Anstalt
Ad. Brmin Sc Co., I><»i*imeli. [567]
Cremäldesaal in Frankfurt a. M.
Ans9telliingeii und Anktionen ron GemUden, Antlquitlten nnd Knnstgegen-
ständen. — Kataloge aoif Wunsch gratis und franko durch Bndolf Bangel in
Franlmirt a« M», Kunstauktionsgesch&ft, gegr. 1869. [463
Zu folgenden billigen Preisen sind
tadellos abzugeben:
Zeitschrift für bildende Kunst von
C. V. Liützow. Jahrgang 1873—82.
Originalband Jf 120.
Musie National d' Amsterdam. 32plancbe8
gravöes k l'eau forte par W. ünger.
aTant la lettre. Fol. in Mappe.
Ladenpreis 380 UT; Jf 120.
Landesgiderie in Budapest. Komplet
13 Lieferungen in Heften Jf 110.
Die Schule Ton Athen. Raph. p. Jakoby
sc. (Ladenpreis 120 Jlf)y auf chin.
Papier Jf 40.
DAS Venuslest Ton Ruhens. Chin.
Papier, Sonnenleiter sc. Jf 16.
bei Og. Presslein. Ansbach.
[623] Neustadt A., 277.
Verlag von
Keller, Frankfurt a. ■.
Clemälde alter Meister.
Der Unterzeichnete kauft stets heryorragende Originale alter Meister, yorzflglioh der
niederl&ndisohen Sohnle, vermittelt anfB schnellste and sachverständigste den Verkauf
einselner Werke, wie kompl. Sammlangen and tlbemimmt Aaftrige rar alle größeren
Oemaideaoktionen des In- and Aaslandes.
Potsdamerstrasse 8. [579] JOSef Th. SchalL
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[59SJ Th. Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Soeben erschienen:
# Federspiele
von Hans Thoma nnd Henry Thode.
ca. 40 Abbildungen nach Zeichnungen
mit Text. Preis uT 7 50.
Reif f ensteln 9 ۥ Th. , Bilder zu
Goethe's Dichtung u. Wahrheit. 12 Ab-
bildungen mit Text eleg. geb. Jf 18.—
Riehly ]>r. JB.^ Deutsche und ita-
lienische Kunstcharaktere, geh. Jf 7.60.
geb. Jf 10.—
Galland, Dr. Gic.j Der Große
Kurfürst und Moritz von Nassau, der
Brasilianer, geh. Jf 4.—, ^eb. Jf 6.50
IVarneeke, Fr., Heraldisches Hand-
buch. 6. Auflage .4r 20.—
Hildebrandt. Ad. M., Wappen-
fibel. 4. Aufl. Jf 1.50.
Früher erschienen:
Donner -T.Richter, O., JergRat-
geb, Maler yon Schwäbisch Gmünd,
Jf 20.—
Galiand, Dr. Gx.^ Geschichte der
Holländischen Baukunst u. Bildnerei,
Preis Jf 15.—, geb. Jf 18.—
Haupt, Albreclit, Die Baukunst der
Renaissance in Portugal. Bd. I. Jf 18.—
Rosenber^y Dr. M., Der Gold-
schmiede Merkzeichen. Jf 22. — , geb.
jf 25.
l^eibt^ K. O. "W., Helldunkel Ur 3.20
Thode, Dr. H., Die Malerschule von
Nürnberg im 14. u. 15. Jahrhundert.
Geh. Jf 12.—, geb. J^ 15.— [622]
Verlag Ton E. A. SEBMAHN la Lelpilg.
O Handbuch der
RNAMENTIK
von Frau Sales Meyer.
Vierte Auflage. Mit 3000 Abbildungen
auf 300 Tafeln. Preis brosch. M. 9.-,
gebd. M. 10.50.
Inhalt: Katalog der Gemälddgalerie im Eünstlerhaase Radoliinum zaPraf?. Von Th. v. Frimmel. — Der Knabe mit dem Pfeil. ArohSo-
logische Humoreske. Yon 6. Topf. — Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus Osterreich-Unram. — E Klimt f; F. Wieseler f.
— Preisverteilung der A. Menzel-Stiftung. — Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin. — Erwerbung eines Bildes von
A. Dürer für die Berliner Gemäldegalerie; Erwerbung eines Bildes von P. v.Uhde für die Gemäldegalerie in Dresden; .Salvator-
museum" in Plauen; Sächsischer Kunstverein in Dresden — Aus dem Verein Berliner Künstler; Archäologische Gesellschaft in
Berlin; die Münchener Sezessionisten in Dresden. — Die Ginterzienserabtei Villen in Belgien; Archäologische Studien in Nord-
amerika; Badirung des Bild^ von G. Max: Die trauernde Hammonia. — Die Versteigerung von £. J. Sehindler's Nachlass in
Wien; Kunstlagerkatalog von F. Meyer in Dresden. — Zeitschritten. -— Inserate.
Ftir die Redaktion verantwortlich Ärtur Seemann. — Druck von August Pne8 in Leipzig.
J
KUNSTC
C
• /
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
Hengasse 58.
BERUN SW.
Teltowentraiie 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeratr, 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
'• 1892/93.
Nr. 10. 29. Dezember.
Die Kanttohronik erscheint als Beiblatt snr «ZeiUohrift fÜT bildende Kunst* nnd sum «Knnstgewerbeblatt* monatlicli dreimal, in den
Sommermonaten Jnli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 6 Mark and nmfasst 83 Ni^mmem. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Knnst" erhalten die Kanstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. für die dreispaltige Petitaeile, nehmen außer der Verlagshand*
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rad. Mosse a. s. w. an.
VON DER WIENER AKADEMIE.
* Zum zweihundertjährigen Jubiläum dieser Lehr-
anstalt erschien, wie wir bereits gemeldet, ein amt-
licher Bericht aus der Feder des ständigen Sekretärs,
Regierungsrats Th. Lott, welcher eine Fülle dankens-
werter Angaben enthält, die f&r die weiteren Kreise
der .Kunstwelt Interesse haben. Fr bietet uns zu-
nächst einen Überblick über die Geschichte der Aka-
demie während der letzten fünfzehn Jahre, seit ihrer
Übersiedelung in den Neubau^ und führt somit die
historische Darstellung^ welche C. y. Lützow in seiner
1877 erschienenen Festschrift gegeben hatte, bis zur
Gegenwart weiter. Wir gewinnen genaue Einsicht
in die Organisation der Anstalt und die mit der-
selben vorgegangenen Veränderungen, in die Ein-
teilung und Regelung des Unterrichtes, in die Ver-
hältnisse der akademischen Schülerschaft, ihre Rechte,
Pflichten, Vereine u. s. w. Dann werden wir mit
dem Personalstand der Akademie und mit den selb-
ständigen Leistungen der an dem Institute wirken-
den Professoren während des angedeuteten Zeitraums
bekannt gemacht. Wir erhalten eine quellenmäßige
Geschichte der großen Sammlungen der Akademie,
lernen ihr Eingreifen in die zeitgenössische Kunst-
entwicklung bei wichtigen Anlässen, z. B. bei Ent-
scheidungen über öffentliche Wettbewerbe, bei Aus-
stellungen, Festen u. dergl. kennen, gewinnen Ein-
blick in das Budget der Akademie, in ihre reiche
Ausrüstung mit Stipendien, Preisen u. s. w. Wir
1) Bericht über die Studienjahre 1876/77 bis 1891/92.
Erstattet aus Anlass der Feier des zweihnndertj ihrigen Be-
standes der Akademie. Wien, 1892. 136 S. S. 4.
erhalten schließlich auch Aufschluss über manche
noch unerfüllte Bestrebungen und Wünsche, welche
in den Kreisen der Akademie, wie in der gesamten
Künstlerschaft Österreichs, genährt werden.
Um einzelne Punkte von besonderer Wichtig-
keit herauszugreifen, erwähnen wir zunächst, dass
an der Wiener Akademie streng darauf gesehen
wird, den Hochschulcharakter der Anstalt, welchen
das Statut ihr gewährleistet, in allen Einrichtungen
zu behaupten und zu festigen. Die drei bildenden
Künste, Architektur, Plastik und Malerei, werden
untereinander im vollen Gleichgewicht und in un-
ausgesetzter Wechselwirkung erhalten; keine ein-
zelne Kunst wird einseitig gefordert, keine bestimmte
Richtung besonders begünstigt; die Aufgabe aller
Teile ist, die Schüler zu selbständiger künstlerischer
Thätigkeit in den großen Zweigen der Kunst heran-
zubilden. Diesem Charakter der Akademie entspricht
auch das wechselnde Rektorat und die Leitung der
Geschäfte durch das Professorenkollegium. Bei der
Wahl des Rektors wird darauf gesehen, dass die
sämtlichen Kunstfächer bei der Besetzung dieses
Amtes wechselsweise an die Reihe kommen^ so dass
allen Repräsenjianteu der verschiedenen Kunstfacher
einmal voller Einblick in das Getriebe des Ganzen
ermöglicht wird. Der einzelne Professor versieht
die Geschäfte seines Lehramtes ohne jede Bevor-
mundung und ist allein für die Erfolge seiner Thätig-
keit verantwortlich.
Größere Ausstellungen von öffentlichem Cha-
rakter veranstaltet die Akademie nicht. Sie beteiligt
sich dagegen lebhaft an den Jahresausstellungen
und internationalen Ausstellungen der Wiener Kunst-
155
Handzeichnnngen italienischer Meister.
156
lergenossenschaft, an deren Seite sie auch bei den
Aussteilungen des Auslandes teilzunehmen pflegt.
Die Verteilung der größeren Preise der Akademie
erfolgt gleichfalls auf den Ausstellungen der Oe-
nossenschaft. — Die Schulausstellungen, welche am
Schluss jedes Studienjahres in den Räumen der Aka-
demie stattfinden und allerdings auch dem Publikum
zugänglich sind, beschränken sich selbstverständlich
nur auf Arbeiten der studirenden Jugend, von deren
Talent und Können sie, neben den Resultaten der
theoretischen Prüfungen, in erster Linie Zeugnis
abzulegen bestimmt sind. — £ine dankenswerte Er-
weiterung des akademischen Unterrichts brachte die
1880 eröffnete Spezialschule für Tiermalerei. 1891
erfolgte die Einrichtung eines Freilichtmalplatzes.
Sehr viel geschieht an der Wiener Akademie,
um die mittellosen Schüler zu unterstützen und zu
fördern. Im letzten Studienjahre wurden von 280
Studirenden 110 von dem ohnehin minimalen Schul-
gelde von 10 fl. befreit und 119 mit Stipendien und
Preisen im Werte von 19622 fl. bedacht, wozu noch
1880 fl, vom akademischen Unterstützungsverein
kommen.^) An staatlichen Beiträgen zu Studien-
reisen werden jährlich 2450 fl., an Geldern für Natur-
modelle wurden im letzten Jahre gegen 6000 fl. ver-
wendet. , Unter solchen Umständen* — heißt es in
dem Bericht — „kann behauptet werden, dass nicht
wenige begabte und tüchtige junge Leute, nament-
lich Maler, welche die ganze statutarisch zulässige
Studienzeit von neun Jahren an der Akademie ver-
bringen, wo ihnen Ateliers und Unterrichtsbehelfe
aller Art kostenfrei zur Verfügung stehen, etwa in
der zweiten Hälfte ihrer Schülerzeit, sorgenloser
existiren, als in den ersten Jahren ihrer künstlerischen
Selbständigkeit."
An die detaillirte Aufzählung der großen mate-
riellen Mittel der Akademie schließt sich ein nicht
minder interessanter Abschnitt über deren reiche
Lehrmittelsammlungen. Außer der Pariser Akademie
dürfte keine zweite Hochschule der Kunst mit einem
gleich wertvollen Apparat ausgestattet sein. An der
Spitze der Sammlungen steht die berühmte Lam-
berg'sche Galerie mit ihren kostbaren Niederländern,
vervollständigt durch die Schenkung des Kaisers
Ferdinand, welche namentlich venetianische Bilder
umfasst, und durch bedeutenden Zuwachs aus letzter
Zeit, u. a. die namhaften Geschenke des Fürsten
Liechtenstein. Die Galerie zählt gegen 1150 Stücke
und erfreut sich eines zahlreichen Besuches. Daran
schließen sich die gleichfalls stark frequentirten
Sammlungen der Bibliothek mit ihren mehr als
60000 Kupferstichen und etwa 20000 Handzeich-
nungen, sowie das namentlich in den letzten Decen-
nien beträchtlich angewachsene Museum der Gips-
abgüsse, das alle Epochen der bildenden Kunst, vor-
zugsweise das klassische Altertum und die Renais-
sance, in ihren Hauptwerken repräsentirt. Der
Bericht enthalt über den Zuwachs dieser Sammlungen,
sowie über den sonstigen Lehrapparat der Anstalt,
über die Yerwaltungseinrichtungen, Kataloge u. s. w.
genaue Daten.
Zum Schluss richtet der Verfasser des Berichts
im Namen der Akademie einen kräftigen. Appell an
die leitenden Kunstkreise, dem Gedeihen der Anstalt
dadurch Vorschub zu leisten, dass sie der großen
Kunst mit regelmäßig gewährten namhaften Mitteln
zur Seite treten. Übung ist die beste Schule, Auf-
träge sind die besten Lehrnleister: das ist der Re-
frain dieser Betrachtung. Wenn man in Osterreich
jährlich einen Betrag von 200000 Gulden ftir die
Pflege der großen Kunst (der historischen und reli-
giösen Malerei und Bildhauerei) von Staatswegen
aufwenden würde, so wäre das die sicherste Börg-
schaft für den Bestand einer ideal gesinnten KiSnstler-
schaft, eine Schutzwehr gegen die zersetzenden Ein-
flüsse der Gegenwart, eine Anfeuerung für die wohl-
habenden Gesellschaftskreise, es in der Pflege der
heimischen Kunst den Vorfahren gleich zu thun.
Das neue, glänzende Wien darf von der hohen
Stufe, die es erreicht, nicht wieder herabsteigen!
Wie man es in Wien gewohnt ist, so zeichnet
sich auch das vorliegende Buch, dessen mannigfach
belehrenden Inhalt wir nur skizziren konnten, durch
eine höchst gediegene Ausstattung aus. Eine Reihe
von aktenmäßigen Beilagen und ein sorgfältig ge-
arbeitetes Register erhöhen seinen Wert und seine
Brauchbarkeit.
1) Dieser im Jahre 1877 gegründete Verein besitzt bereits
ein Stammvermögen von 24600 fl. An der Spitze der Spender
steht Prof. H. v. Angeli mit dem stattlichen Betrago von
rjS23 fl
HANDZEICHNUNGEN ITALIENISCHER
MEISTER
in photographtscken Aufnahmen von Braun db Co, in Domach,
kritisch gesichtet von Oiovanni Morelli (Ijerrfiolieif).
Mitgeteilt Ton K. Habigb.
(11. Fortsetzung.)
Zeichnungen in den Uffizien.
280. La Sainte Familie
281. Croquis: La Vierge adorant l'Enfant
et des Saints ) Nein.
282. Femmedrapeeetagenouillee, touni^e
a droiter les mains jointes . . .
157
Haudzeicbnungen italienischer Meister.
158
284. La Sainte Familie avec architecture
au fond Echt.
285. Composition de nombreuses figures,
fond d' architecture Echt; zum Bilde
S. Maria Novella
ä Florenz.
286. Medaillon avec ornements
287. id.
288. Projet d'omements . . .
289. Arabesques et ornements
290. Feuille d'6tude d'ornements
291. Arabesques et ornements
292. id.
293. id.
HasoUno da Panicale.
294. Figured'hommedebouttoumöädroite , .
' et ßgure d'homme assis, lisant . . I ^^^'' ^^^^^^
Echt
295. Figure d'homme drap6 debout^ vu de
nach
Nein.
face et figure d'homme drap6 assis ) ^^PV^^o Lippi-
Francesco dl Gfiorgio Martini.
296. Frqjet d'autel; au milieu TAnnon- \ Nein; schön;
ciation I h&ngt von Lo-
297. Projet d'autel; au milieu La Vierge | renzo dl Credi
et TEnfant I ab.
Hasaccio.
300. Yieillard barbu drapö et debout^ vu
de face
301. Vieillarddrap^et.debout, vudeprofil
ä gauche
Pesello.
306. Gostume: jeune homme debout dirig6
ä droite Nein ; ein Floren-
tiner.
Peseliino.
307. Figure d'Homme debout, vu de profil
ä droite .
306. Figure de jeune homme debout, vu
de face
309. Figure d'homme assis ; tourn^ k gauche
310. Figure de femme drap6e assise; vue
de dos. . . . • Fälschung nach
Büd,
Peruzzi.
314. Projet de plafond Nein; Sodoma.
Pisanello.
316. Croqui8;groupedecinqfigure8drap6es Ohne Wert.
Pollajaolo (Antonio).
317. Feuille d'^tude dq quatre figures nues,
plus un torse et un bras .... Kopie nach ihm.
318. Etüde de figure nue assise .... Nein.
319. Encensoir omement6 Echt.
320. Trois figures d^hommes drap^s. . . Nein.
330. Une allSgorie; groupe de six figures
331. Trois hommes nus, combattant un ^ Echt.
centaure
332. Büste de jeune homme nu, leg^rement
toum6 ä droite Nein;Pintoricchio.
333. Jeune homme debout» le regard leve Echt.
Nein; Floren-
tiner.
Pontormo.
336. Trois figures d'hommes nus ....
337. Etüde de cinq enfants en diff^rentes
attitudes
338. Trois figures d'hommes nus, accroupis
339. Ornements
> Echt.
Mattoo ßosselli.
343. Mort d*un Saint; composition cintr6e
de nombreuses figures
344. Etüde de femme drap^e et assise, la
tete r6pdt^ trois fois
Echt.
^
Echt.
Lorenzo di Credi.
362. Etüde de l'enfant J^os assis et tourn4
h gauche Kopie.
364. La Vierge et VEnfant Echt.
Andrea del Sarto.
382. T^te d^homme l^^rement tourn6e
k droite
383. Portrait de femme, mi-corps, vu de
face
384. Töte de jeune gar^on de profil k gauche
385. Etüde de quatre mains , \ , , ,
386. Etüde de main gauche
387. Figure d'homme debout, mi-figure, vu
de profil ä droite
388. Tete d'enfant riant
389. Pietä; composition de six figures. .
390. La Sainte Familie avec le petit Saint
(le&in •.*■.......
391. L'Adoration des mages; composition
de nombreuses figures
392. Tdte d'ange, vue de face ....
393. T6te de jeune femme de profil k gauche
394. Tete d'homme de profil k gauche .
395. Predicatlon de Saint Jean ....
396 Etüde pour une cöne; quatre figures
bustes
397. Tete de femme inclinöe, l^gerement
tourn^e k gauche
398. Draperie
399. Croquis pour une Sainte Familie. .
400. Pieta; composition de quatre figures
401. Büste d'homme, 6tude pour une ohne
402. id.
403. Homme drap^, mi- figure, la tete
toum^ k droite
404. T§te de femine, vue de face . . .
40."). Ange agenouill^, vu de profil ä gauche
406. Femme drap6e debout, vue de face .
407. Figure d'homme drape debout, la tete
tournee a droite
4()8. L'Adoration des mages
409. Figure d'homme drap6 debout, vu de
face
410. Figure d'homme drape, marchant vers
la gauche .........
411. Täte de femme, profil k gauche . .
412. Tete d'enfant, tournee k droite . .
413. Täte d'enfant de profil ^ droite . •
414. La K^urrection, croquis
Kopie.
\ Echt.
159
Handzeichnungen italieniBcher Meister.
160
Andrea Yerroechio.
426. Töte d'ange vue de face ? Kann echt sein.
427. Etade d'apr^s la statue en bronze de
David Neue gefälschte
Kopie nach Peru-
gino.
Leonardo da Yincl.
434. Büste de femme, vue de face, les bras
crois^s Nein ; Bacchiacca.
435. Tete de femme, vue de face . . . Nein; Marco d'Og-
giono.
436. Büste de femme, la tete toum6e k
gauche ? Bern, de* Conti?
438. T§te chauve d'un vieillard, toumee
ä gauche Kopie.
439. Esquisse de deux tStes d'hommee et
notes en manuscrit avec la date 1478 Echt.
440. La Vierge et l'Enfant \
441. T§te de femme* 16g^rement toumee Kopien.
ä. droite
442. T6te de femme vue de profil k droite.
Gopie du dessin du Louvre, No. 162 Unbekannt.
446. T§te d'homme de profil ä gauche . Echt.
448. La Vierge et TEnfant embrassant un
Chat Nein; Sodoma.
450. Büste de jeune homme avec ample
chevelure, en face un vieillard
chauve Echt.
452. Etüde de figures et d'architecture
pour le fond du tableau inacheve
del'Adoration des mages auz Ufßzii Echt.
Girolamo Gfenga.
465. ' L' Adoration des mages. Composition
de norabreuses figures Kopie nach Ge-
mälde.
Pintoricchlo.
466. Le bon pasteur, debout et dirigö vers
la gauche Kopie.
467. Femme debout de profil ä droite,
tenant une come d'abondance . . \ Echt.
468. Femme debout de profil k gauche . J
469. Nymphe et Satyre Nein: Matteo Bai-
ducci.
470. Figure de femme drap6e debout et
vue presque de dos Kopie.
471. Mucius Scaevola Vielleicht echt.
Olulio Romano*
477. Figure de femme marchant vers la
droite Echt.
479. Allegorie. Un sculpteur dans son
atelier, entour^ d'anges .... Echt
480. Croupe de trois figures d'hommes nus,
accroupis
481. Naissance de Castor et PoUux . . .
Kopien.
Baphael Santl.
482. La Vierge assise vue de profil ä gauche
tenant l'Enfant J6sus Echt.
483. MoTse frappant le rocher \ Nein; Perin del
484. La Feste ' V«^-
485. Etüde pour la „Vierge au Poisson"
de Madrid Nein; Schule des
Andrea del Sarto.
486. Etüde de draperie pour la „Vierge de \
Fran^ois ler" au Louvre . , . . l Nein; Qiulio
487. Etüde d'Enfant pour le tableau pro- ( Romano.
cedent I
488. Abraham prostemö devant Dieu . . Nicht von Raf-
fael; aber gute
Zeichnung.
489. Etüde pour le „Saint Jean'' de la
Tribüne k Florence Nein; Giulio Ro-
mano.
490. Huit croquis pour une Vierge et l'En-
fant Echt.
491. Les saintes femmes Nein; Giulio Ro-
mano.
492. Figure de jeune homme nu marchant
vers la gauche Wer? Vielleicht
Perugino od.Kopie
Raffaellistisch.
493. Figure de femme portant un vase,
vuededo8;pourrincendieduBourg Nein; Giulio Ro-
mano.
494. Le veau d'or, composition de nom-
breuses figures Nein; Perin del
Vaga.
495. Les fr^res de Joseph devant les puits Nein; Kopie.
496. Croquis pour une sainte Familie . . Nein; wertlos.
497. Feuille d'etudes : deux bustes dliommes
et deux anges volant Echt.
498. Fragment de la „Dispute du saint Sa-
crement", le groupe inf^rieur k
gauche Kopie.
499. Predication de Saint Paul, composi-
tion de six figures Kopie.
500. Croquis pour une Sainte Familie. . Nein; ohne Wert
501. La Vierge tenant TEnfant, buste . Nein; Pintoric-
chio-artig.
502. Sainte Familie
503. La Vierge agenouill6e, vue de profil
k gauche
504. La Vierge mi-figore et l'Enfant . . Echt.
505. Quatre cavaliers galopant vers la
droite et jeune homme nu .' . . Nein; Pintoric-
chio zu den Fres-
I ken in Siena.
i 506. Saint Georges et le dragon ....
I 507. id. ....
508. Mise au tombeau \ Echi
509. La Vierge agenouillee avec l'Enfant
J^sus et le petit Jean
510. „Cavalcata", groupe de Cavaliers et
de nombreuses figures Nein;Pintoricchio.
511. Portement de croix Kopie.
512. D^livrance de Saint Pierre .... WsArscheinlich
Perin del Vaga.
513. Feuille d'^tude. Femme assise; deux
enfants portant un livre; draperie
et buste de femme Nein; Giulio Ro-
mano od. Raimondi.
514. Deux etndes de draperies .... Nein; Kopie von
einem Schüler des
Lor^ttze di Credi.
Nein;
ohne Wert.
J
161
Handzeicfanun^en italienischer Meister. — Denkmäler.
162
Baroccio.
Unsinn.
515. La Yierge avec TEnfant J^sus et le
petit Saint Jean Echt.
516. T§te de la Yieige leg^rement tourn^e
a gauche Nein ; ohne Wert.
517. La Vierge mi-figore, tenant l'Enfant
de Bon bras ganche Echt.
518. Feuille d'ötude: deuz tStes de Vierge
et deuz bustes de TEnfant . . . Echt.
519. MoTse tenant led tables de la loi . Nein; ohne Wert.
520. Denz croquis de la Vierge et 1 Enfant
et ^tade d'un petit Saint Jean
agenoüill^ Echt.
521. D'apr^s Baphael: Etudes de trois
anges volants
522. D^apr^sRaphael: Etüde d'angevolant ^
523. D'apr^B Raphael : Etüde d'ange volant ;
et rep^tition da buste
524. D'apr^B Raphael: Sibylle ....
525. Ecole de Raphael: Groqois. Trois
femmes assiseB ä. terre, un cheval
galopant yers la gauche et un ange
volant
526. Ecole de Raphael: Entr6e du Christ
k J^msalem
Perngino.
527. La Vierge debout vue de face, les
mains jointes Echt.
528. Moine assis, vu de profil k gauche . Kopie.
529. Le Christ auz Oliviera \ kt • i4i
530. Deuz Anges brisant des baguettes . J ^^^^' ^^^<^s-
531. Figure de femme drap^e, debout ?ae
de face Echt.
532. Figure d'homme drape et debout,
toumö vers la gauche Kopie.
533. Figure de vieillard chauve drap6,
debout et vu de face Echt
534. La Vierge assise et tenant PEnfant
J6bus Schüler.
535. Femme drap^e portant un vase, mar-
chant vers la gauche Nein;Pintoricchio.
536. V^nus debout et Amour (Schale Perugino's,
Decke des Cambio.)
537. Cinq apdtres debout ) Wahrscheinlich
538. Trois apötres debout iGiannicoLManni
539. Cinq figures d'hommes dirig^s vers \
la droite l Echt.
540. Sainte Catheripe debout, vue de face J
541. Figure de Saint debout et de iace,
liaant Echt, frühe Zeit.
542. Le Christ auz Oliviers. Le tableau
est ä TAcademie de Florence . . Nein ; Lo Spagna.
543. Socrate debout, vu de profil ä droite Echt, um 1499—
1500.
544. TSte de jeune homme k longue cheve-
lure, vue de face . Echt
545. Figure de vieillard agenouillä, 1^-
rement toum6 k gauche .... Schule.
546. Etade pour ^^VEns^v^lissement du
Christ" Kopie.
547. Autre 6tude pour le m§me tableau . i
548. TroiBiöme 6tude pour le meme tableau J ^®"® Kopien.
Ramenghl, dlt Bagnacayallo.
Annlbale CarraccI.
590. Buste de Vierge avec TEnfant tenant
la croix Schidone.
Francesco Francia.
038. La Vierge debout, adorant TEnfant
Jesus couch^ k terre Kopie nach Ge-
mälde.
639. Sainte Familie, composition de sept
figures . Echt.
640. Ange agenouill6, toume ä droite, etude \
pour une Annonciation .... 1 Kein-
641. Trois figures de Saints debout: au ) -, wlrt
LUIS iigurtsH \XK3 ouaiiLS utsuuuk: au /
milieu Sainte Catherine appuyöe 1
sur la roue '
Nein; aber ein
Venezianer.
Ercole Grandi.
642. Costumes militaires; groupe de quatre
soldats debout. Kopie nach Pinto-
ricchio.
Cosimo Tara.
668. Figure drap^e de vieillard toum^ vers
la droite, mais regardant le spec-
tateur . Nein; ist Barto-
lommeo Montagna.
Glorgione.
747. Paysage: sur le devant de grands ^
blocs de rochers; au fond k droite
un village
748. Paysage: sur le devant trois hommes
arm^ de lances au pied d'un arbre;
plus loin une ri viere avec deuz bar-
ques et un pont k deuz arches .
749. Des hommes et des femmes chantant;
groupe de huit figures Nein ; lombardisch-
venezianifich.
755. Saint Jean-Baptiste debout .... Nein; Polliyuolo.
Jacopo d^ BarberL
764. Le Christ; groupe de deuz figures . Echt.
O^iovanni Bellini.
768. La Vierge et PEnfant entre Saint Jo-
seph, Saint Koch et deuz autres
Saints Nein; Francesco
Morone.
770. Tete d'homme vue de face, etude
pour une figure de la„Pietä", tableau
auz UfBzii Nein; gute Zeich-
nung.
Liberale da Verona.
780. Saint Antoine debout; derri^re lui
Satan Echt.
(Fortsetzung folgt.)
559. Les quatre Evang^listes, debout
Echt.
DENKMALER.
*^.* Zmn Kaiser Wilkelm-Denkmal in Berlin, Die Nach-
richten über eine endgültige Entscheidung in betreff des
Nationaldenkmals far Kaiser Wilhelm L und die Angaben
über die Kosten, die wir den politischen Zeitungen entnommen
haben (s. die vorletzte Numimer), scheinen irrtümlich odei*
doch verfrüht zu sein, wie aus folgender, schon kurz er-
wähnten offiziösen Mitteilung der ,,Nordd. Allg. Ztg." hervor-
163
Sammluagen und Ausstellungen. *- Vereine und Geaellflchaften.
164
geht: „An die Thatsache, dass Se. Majestät der Kaiser vor
kurzem eine neue Modellskizze zu dem NationaldenkmaL
für Kaiser Wilhelm I. in Augenschein genommen und mit
der weiteren Durcharbeitung dieses EntwUrft durch Professor
Begfis sich einverstanden erklärt hat, knüpfen die Zeitungen
bereits Mutmaßungen Über die Höhe der Kosten der ganzen
Denkmakanlage. Da die Vorarbeiten Über den Entwurf einer
Skizze noch nicht hinausgekommen sind, liegt es auf der
Hand, dass für eine einigermaßen zuverlässige Kostenberech-
nung die Voraussetzungen noch fehlen. Wenn gleichwohl
geschrieben wird, dass die Kosten der Ausführung rund 16
Mill. Mark betragen würden, so darf dies ohne weiteres als
eine ganz ungerechtfertigte Übertreibung bezeichnet werden.
Wollte man die Kosten auf Grund der vorliegenden Skizze
annähernd schätzen, so würde sicherlich auch nur die Hälfte
jener Summe nicht erreicht werden."
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
A. R. ÄU8 Berliner KunsicmsaieUnngen. In den vier
ständigen Kunstausstellungslokalen Berlins hat während
der letzten Wochen vor Weihnachten eine so große Betrieb-
samkeit geherrscht, dass selbst der abgehärtetste Kunst-
berichterstatter nur mit dem Aufgebot seiner ganzen Kraft
der „Flucht der Erscheinungen" folgen konnte. Zum Glück
handelte es sich bei der Mehrzahl wirklich Hur um flüchtige
Erscheinungen, vor denen der Fuß des Kunst Wanderers
ungern verweilt. Das vornehmste Interesse nahmen einige
Sonderausstellungen in Anspruch, die ausnahmsweise ein-
mal nicht zu den unberechtigten und unberufenen gehör-
ten. Wohl noch niemals seit ihrer Eröflhung sind die
neuen Ausstellungsräume von Eduard Schulte, Unter den
Linden 1, so stark besucht gewesen, wie bei der Ausstellung
des Cyklus der Originalzeichnungen von C. W, Allers „Fürst
Bismarck inFriedrichsruh" und der großen Tuschzeichnungen
von Carl Röchling zu dem Prachtwerk „Unser Heer*. Beide
Cyklen sind in unserer neulichen Nummer auf Grund der
im Kunsthandel erschienenen Beproduktionen ihren Ver-
diensten entsprechend gewürdigt worden. Auch die Sonder-
ausstellungen von E, Henseler, Th, von Eckenbrecher
(Aquarelle aus Norwegen) und Fr. Neydhardt (Landschaften
und Bilder aus dem Volksleben Japans) boten ein stoff-
liches Interesse. Weniger einwandsirei waren dagegen
einige Sonderausstellungen von Anfängern und unselbstän-
digen Nachahmern, die wir mit Stillschweigen über-
gehen, weil dieser Bericht keine Statistik künstlerischer
Krankheitserscheinungen werden soll. Von den übrigen
Werken, die uns Schulte in den letzten Wochen ge-
boten hat, heben wir noch das mit großem Fleiße und
reicher Kenntnis durchgeführte Bild „Gustav Adolfs (lebet
vor der Schlacht bei Lützen*' von Louis Braun in München,
das umfangreiche, von der letzten Münchener Ausstellung
bekannte Gemälde des Spaniers Moreno Carbofiero: „Der
Einzug des spanischen Söldnerfuhrers Roger di Flor in
Konstantin Opel 1303*', das weder durch seinen Inhalt noch
durch seine malerische Ausfahrung ein stärkeres Interesse
hervorruft, ein mit gioßer koloristischer Virtuosität be-
handeltes Seestück von Karl Salixmann: „Kaiser Wilhelm II.
auf der Walfischjagd an Bord des Duncan Grey, 15. Juli 1802",
ein fein charakterisirtes Bildnis des Generalfeldmarschalls
Grafen von Blumenthal von Oeorg Lampe in Berlin und
die landschaftlichen Studien von R. WarthmüUer hervor.
Ein Kolossalgemälde von Max Pütschmann, „Ein Fischzug
Polyphem's", der in seinem Netz drei Meernixen gefangen
iiat und eine davon mit der Linken in die Höhe hebt, als
wollte er sie verspeisen, ist nach Erfindung und Ausführung
so grotesk, dass wir uns mit seiner Erwähnung begnügen
dürfen. — Bei Ourlitt ist der Ausstellung von Gemälden
und Aquarellen FeUx PoasarVs^ des Alhambra^ und Alcazar-
Malers, eine Sammelausstellung von fünfundzwanzig in Öl-
und Wasserfarben gemalten Strandlandschaften und Mari-
nen von Hermann Hendrich gefolgt, der es liebt, seine
meist auf eine düstere Tonart gestimmten, aber stets mit
starken poetischen Reizen ausgestatteten Bilder mit Nixen,
Wassergeistern und besonders mit den Göttern und Göttinnen,
den Helden und Heldenweibem der nordischen Mythologie
zu bevölkern. Zur sogenannten „heroischen Landschaft'* hat
er gewissermaßen ein Seitenstück in der „heroischen Marine*'
geschaffen. Ein „Allerseelentag** an der Küste der Bretagne,
wo die Geister der Ertrunkenen den Andächtigen erschei-
nen, die ihr Gedächtnis ehren, „die traurige Weise", die ein
junger, auf einer Klippe am Meeresstrande sitzender Hirt
seiner Flöte entlockt, der „Raub des Rheingolds*' und das
„Meeresleuchten" mit in allen Farben schillernden Nixen,
die auf den Wogen dahingleiten, sind die hervorragendsten
unter den letzten Schöpfungen des eigenartigen Künstlers.
Am 18. Dezember ist an ihre Stelle eine Ausstellung von
Ölgemälden und Aquarellen des bekannten holländischen
Marinemalers H, W, Mesdag und seiner Gattin, der etwas
stark zum Naturalismus neigenden Landschafts- und Still-
lebenmalerin S. Mesdag van Routen getreten. Ihn^n hat sich
der seit zehn Jahren an der Amsterdamer Reichsakademie
thätige Kupferstecher Professor R. Stang gesellt, der nicht
nur die Mehrzahl seiner eigenen Werke , sondern auch über
70 Arbeiten seiner Schüler und Schülerinnen (größtenteils
Originalradirungen) ausgestellt hat, die seiner Lehrthätigkeit
ein rühmliches Zeugnis geben. — Bei Amslcr und Rnthardt
waren 46 Aquarelllandschaften von Albert Ilertel zu sehen,
die der fleißige Künstler im verflossenen Sommer und Herbst
nach Motiven vom Gardasee, aus Merane, Bozen, Salzburg,
Gastein u. a. 0. gemalt hat. Es sind nicht Studien und
Skizzen, die einen Eindruck, einen Stimmungsmoment mit
flüchtigen Strichen festhalten, sondern sorgsam und doch
nicht kleinlich durchgeführte. Blätter von völlig bild-
mäßiger Wirkung , in denen sich feinste Naturbeobachtung
mit einer koloristischen Virtuosität verbindet, die alle
Luft- und Lichtstimmungen in ihrem malerischen und
poetischen Gehalt zu erschöpfen weiß. — Am wenigsten
ist aus dem Verein Berliner Künstler zu melden, dessen
Ausstellungskommission nach derEntfernung derMunch'schen
Bilder durch Majoritätsbeschluss noch nicht zu neuen
bemerkenswerten Thaten gekommen ist. Größeres Interesse
erregte nur eine Anzahl Bildnisse, Volkstypen und Innen-
räume von Kirchen und Wohnhäusern njit Figuren aus Dit-
marschen von dem kürzlich von Düsseldorf nach Karlsruhe
übergesiedelten Chr, L. Bokelmann, der in diesen Arbeiten
eine Breite und Flottheit der malerischen Dai-stellung
entfaltet hat, die seinen früheren Werken fremd gewesen
waren.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
*^* Der neue y^Deutsche Kunstrerein in Berlin" hat am
20. Dezember seine begründende Versammlung gehabt, worin
die Satzungen angenommen, ein Vorstand und ein Schieds-
geriebt gewählt wurden. Zum ersten Vorsitzenden wurde
der Staatsminister Oberpräsident v. Achenbach gewählt, der
nicht anwesend war. Den Vorstand bilden des weiteren die
Herren: Geh. Oberreg.-Rat Jordan, Geh. Reg.-Rat Dohme,
Prof. Hans Müller, Kaufmann Mielitz, Bankier Willy Mole-
naar, Bankier C. H. Kreschmar, Justizrat v. Simson, die Maler
Connwi Fehr, Hans Fechner, J. Wentscher, Bildhauer Otto
165
Vermisclites. — Vom Eunstmarki — Zeitschriften.
166
Riescli, Prof. C. Becker. Präsident der Akademie, Prof. F.
Schaper, Redakteur G. Schweitzer, Yerlagsbuchhändler P.
Parey, Yerlagsbuchhändler R. Mosse und Geh. Reg.-Bat Lipp-
mann. Dem Kunstverein sind 640 Mitglieder beigetreten.
VERMISCHTES.
*»* Für die Versammlungen der Abgeordneten des Kreises
Teltow ist in Berlin in der Yiktoriastraße nach dem Entwürfe
des Baurats Schwecläen ein Monumentalbau mit Sandstein-
fa9ade errichtet worden, zu dessen künstlerischer AusschmÜk-
knng im Innern die Gemeinden Rixdorf und SchOneberg zwei
von Prof. Max Koch ausgeführte Gemälde gestiftet haben,
die zwei kulturhistorisch wichtige Momente aus der Geschichte
des Kreises darstellen: ,,Der große Kurfürst besichtigt den
ersten Kartoffelanbau in der Mark" und ,,Friedrich der Große
besichtigt die Meliorationsarbeiten an der Nuthe bei Potsdam".
Die Bilder nehmen die südliche Längsseite des Sitzungssaales
ein. An der Nordseite wird eine Statue des Kaisers Wilhelm IL
aufgestellt werden, die nach einem Modell von A. Caktndrelli
in Bronze gegossen wird.
*^* Ztim Münchener Künstlerstreit wird der „Frank-
furter Zeitung" geschrieben, dass im Schöße der sezessioni-
stischen Künstlergruppe erhebliche Dissonanzen hervorgetreten
seien, seitdem infolge der abiebnenden Haltung der Sezes-
sion der Glaspalast für die nächstjährige Kunstausstellung
nieder der Künstlergenossenschaft eingeräumt worden ist.
Auch zwischen den Sezessionisten und dem früheren Geschäfts-
führer der Kfinstlergenossenschafb, Rat Paulus, der ein Haupt-
faktor in der sezessionischen Bewegung war und ihre Haupt-
stütze bei Hof gewesen ist» sollen Differenzen eingetreten
sein. — Wie jetzt aus Dresden berichtet wird, ist die vom
Depeschenbureau Herold verbreitete Nachricht, nach welcher
eine Abordnung Münchener Künstler mit den Dresdener Be-
hörden wegen Übersiedelung nach Dresden und einer im
nächsten Jahre hier abzuhaltenden Ausstellung verhandelt
habe, auf einem Irrtum beruht.
*,* Zur BaugeschiclUe des Berliner Schlosses hat, wie
die ,,Yo8sische Zeitung" meldet, Dr. C. Ourlitt eine Ent-
deckung gemacht, die für seine von allen übrigen Kunst-
historikern abweichende Ansicht über Schlüter's Anteil ent-
scheidend sein soll. Gurlitt hatte in mehreren Abhandlungen
zu beweisen gesucht, dass um 1690 der Umbau des Schlosses
begonnen habe, dass Schlüter, der 1698 an den Bau kam,
ursprünglich nach einem nicht von ihm, sondern wahrschein-
lich von einem Italiener gefertigten Plan baute und dass
nur die Portale I und Y des Schlosses, fem er die Anlage
des zweiten Hofes sowie Teile der Innendekoration von
Schlüter selbst entworfen seien. Diese Ansicht wurde von
Wall^, Borrmann und Dohme entschieden bestritten, indem
sie annahmen, der Schlossbau habe erst 1698 nach Schlüter 's
eigenen Plänen begonnen. Gurlitt hat nun die Pläne, deren
Existenz er vermutete, wohl erhalten entdeckt, und zwar
stammen sie aus der Zeit zwischen 1694 und 1698 und sind
von dem Architekten Christian Eltester gefertigt, der bis
1694 in Rom Architektur studirte und 1700 jung verstarb.
Aus diesen Plänen soll mit Sicherheit hervorgehen, dass die
LustgartenFront des Schlosses, wie Gurlitt schon aus stili-
stischen Gründen angenommen hatte, ursprünglich ohne Por-
tal Y geplant und höchst wahrscheinlich bis zum zweiten
Stock aufgebaut worden war, ehe Schlüter Schlossbaudirek-
tor wurde.
VOM KUNSTMARKT.
\* In den Pariser Gemiüdeversteigerungen erzielen die
Bilder neuerer französischer Meister, besonders der aus der
Schule von Fontainebleau , trotz des Panamaskandals und
der damit verknüpften Geldverluste, immer noch ungewöhn-
lich hohe Preise. So wurde z. B. bei der Yersteigcrung
der Günzburg'schen Sammlung am 13. Dezember ein Tier-
stück von Troyon, das der Besitzer fQr 5600 Frank gekauft
hatte, mit 73000 Frank bezahlt, und eine Landschaft von
Th, Bousseauy die 2400 Frank gekostet hatte, wurde fQr
33500 Frank versteigert. Es handelte sich dabei nicht ein-
mal um hervorragende Meisterwerke.
München. Soeben ist in Ludwig Rosenthal's Antiquariat
Katalog 90, enthaltend Incunabula xylographica et chalco-
graphica, erschienen. Es ist ein stattlicher Folioband mit
102 Illustrationen :der seltensten Art, und wir behalten uns
vor, auf denselben später noch ausführlich zurückzukommen.
Der Preis des Katalogs betr> 10 Mark, ein in Betracht
der vortrefflichen Ausstattung nicht zu hoher Preis.
ZEITSCHRIFTEN.
AUgemelne Kunstchronlk» 1892. Nr. 26.
Im KüDstlerhaase. — Fritz Buri^er. Von R. 8 o h a e f 6 r. — Eanst-
brief ans Lemberg. Von K. J. Nitman. — Knnstplanderei aus
Sachsen. Von Dr. 0. Mo th es. — Neue Schriften ttber Kanst-
denkmftler und moderne Kunst.
Arehitektoniselie Uundsehav. IX. 1892/98. Nn 8.
Taf. 17. Villa Heinr. Liebrich-Herkel in Neustadt a. Haardt; er-
baut von Prof. L. Levy in Karlsruhe. — Taf. 18. Konkurrenz-
projekt zu eiuem in New- York zu errichtenden Denkmal für den
General U. S. Orant vom f Baurat O. Hieser. — Taf. 19. Par-
lamentshaus für Japan; entworfen von den Architekten Ende
und Böckmann und fKöhler in Berlin. — Taf. 20. Erstes
Seitenportal vom Wohn- und Geschäftshaus des Herrn Kommer-
zienrat L. Bernheimer in München; nach den Entwürfen von
Fr. Thiersch ausgeführt von Architekt C. Dülfer daselbst. —
Taf. 81 u. 23. Villa des Baron Ritter in Wölhan bei Cilli (Unter-
steiermark) nebst projektirtem Zubau für einen Saal und Aus-
sichtsturm. Entworfen und erbaut vom f Banrat 0. Hieser. —
Taf. 89. Wohnhaus Thümmler. Albertstraße 26 a in Leipzig; erbaut
von Architekt P. Gründling daselbst. — Taf. 84. Friedhof-
kapelle in Loschwitz bei Dresden; erbaut von Reuter und
Fischer, Architekten in Dresden.
Bayerische Gewerbezeitimgr* 1892. Nr. 28.
Wohnstuben im 16. und 17. Jahrhundert. Eine kulturgeschicht-
liche und vergleichende Studie. Von H. Becker.
Christliches Kunstblatt 1892. Nr. 12.
Die Friedenskirche in Stuttgart. — Die Malereien im Rathause
zu Goslar. — Bilder zu Dante's göttlicher Komödie.
Die Kunst für Alle. 1892/98. Heft 7.
Die Bedeutung der illnstrirten Zeitschriften für die Kunst. Von
F. Schnitze. — Der Fall Munch. Von Dr. Relling. — Rund-
schau von Fr. Pecht.
Gewerbehalle. 1898. Heft 1.
Taf. 1. Seitenportal der Jesuitenkirche in Mannheim; aufgenom-
men von E. Hagemeister in Karlsruhe, -- Taf. 2. Schrank,
massiv Eichen mit Nnssbaum ; entworfen und ausgeführt von Bild-
hauer A. Siegfried in Güstrow. — Taf. 8. Bilderrahmen aus
der Kirche zu Mögeldorf bei Nürnberg (Nürnberger Arbeit,
16. Jahrb.); aufgenommen von K. Lürtzing in Nürnberg. —
Taf. 4. Silbernes WeihrauchschilTchen (Ende des 16. Jahrh.) aus
dem Kirohenschatz der heil. Kreuzkirche zu Gmünd ; auf^nom-
men von W. Rupp in München. -- Taf. 6. Salonschrank im Stil
Louis XIV.; entworfen von L. Kugler in Wien. — Taf. 6. Teil
einer geätzten Grabplatte (Solenhofener Stein) in der Dionysius-
kirche in Esslingen; aufgenommen von R. Knorr in Stuttgart.
— Taf. 7. Farbige Thttrbeschläge in Velthurns: aufgenommen von
Architekt H. Kirch mayr in München. — Taf 8. Wandmalereien
im Schloss Golde^g im Pongau, Herzogtum Salzburg; aufge-
nommen von Architekt J. von Grienberger in Salzburg.
Zeltoehrift für ehristliehe Kunst. 1892,98. Heft 9.
Studien zur Geschichte der französischen Plastik. IL Die Königs-
portale der nordfrauzösischen Kathedralen. Von Paul Giemen.
— Die neue Reliquienbüste für das Haupt des heil. Faulinus in
Trier. Von G. Hermeling. — Alter Taufstein zu Seligeuthal.
Von Effmann. — Der Centralbau auf dem Valkenhofe bei Nym-
wegen. Von G. Human n.
L'Art 5r. 686. 15. Dezember 1892.
Ingres k Montauban: le Mus^e Ingres. Von J. Mo mm 6 ja. —
Comödie Fran^aise: Suzanne Reichemberg. Von E. Stoullig^
— La Statue d'Honor6 de Balzac. Von Ph. Andebrand. —
Silhouettes d'artistes contemporains. XXII: R. Piguet. Von
P. Leroi.
The Art Journal. 1892. Dezember.
Ernest Parton. — Recent Fashions in French Art. II. Von M.
Hepworth Dixon. — Dogs of war. Von E Blantyre Simpson.
— Conceming a revival of art guilds. Von W. S. Sparrow. —
Bolton Abbey in the present time. Von L Berens. — The fur-
nishing and decoration of the house. VI : Windows-Blinds. Light-
ing and Accessories. Von Aymer Vallance. — The new Qallery :
Autumn Exhibition.
167
Inserate.
16S
Kimstaiisstellimg Danzig.
Der Kunst verein zu Danzig veranstaltet für die Zeit
vom 9. März bis 16. April 1893
in den B&umen des Stadtmuseums zu Danzig eine Ausstellung wertvoller
neuerer Cvenälde«
Anmeldefrist bis 31. Januar 1893; nicht satzungsmäßig angemeldete
Einsendungen werden beanstandet.
Nähere Auskunft erteilt auf portofreie Anfragen der Vorstand des Vereins
umgehend und unentgeltlich.
Verlag von E. A. SEEMANN in Leipgig.
Deutsche Renaissance.
Sleine knMg§h€,
DreUrnndert Tafeln
mm Scadinm der
Deatschen BeiiAisMuee.
AttigewihU aut d«n SuBmclwcrkan
von
'"-"-S;^^ Verlag von E. A, Seemann in Leipzig. -^<s^
• ^ • ^" y
Ortwein, Scheffers, P«ukert,
Bwerbeck u. «•
30 Lieferungen mit je 10 BL
Subakriptionrnpreim 30
Einzelne Lieferungen apart i M.
SfeutseAe Xonäurrenjen.
Eine Sammlung Interessanter Entwürfe ans den Wettbewerben deutscher Architekten.
Zusammengestellt und herausgegeben
von
Prof. A. Neumeister, Reg.-Baumeister, und Prof E. Häberle,
Karlsruhe, Baden.
Erschienen sind Heft 1—4; demnächst erscheinen Heft 5—7.
Die geplante fortlaufende Veröffentlichung der Entwürfe hei deutschen Preis-
hewerbungen bezweckt, die c^eistige Arbeit, die schöpferischen Gedanken, die in
den Entwürfen enthalten sind, der deutscheu Architektenwelt zu erhalten und zu-
gänglich und nutzbar zu machen. Es soll von jeder Preisbewerbung, die allge-
meines Interesse hat, entweder ein einzelnes Heft von etwa 24 Seiten mit 50—00
Abbildungen erscheinen, oder es sollen mehrere Konkurrenzen, die die gleiche
Aufgabe behandeln, in einem Heft zusammengenommen werden.
z. Fassaden und Fassadentefle (10 Liefgn.!.
s. Täfelungen, Mobiliar und Stuck (6LfKn.).
3. Schlosserarbeiten (5 Lieferungen).
4. Füllungen und Dekorationsmodve (4li%n>)>
5. Gerät und Schmuck (3 Lieferungen).
6. Töpferarbeiten (a Lieferungen).
Vollständig in 30 Liefemogen 34 M.
in 2 Mappen eingelegt 25 M.,
in 2 Bände gebanden 28 M«
▲ ■■ffihrliche Proipekte gratis.
Verlag von £. A. SEEMANN Leipzig.
I>ie Italienischen Photograpliien
aller Verlagsanstalten. Griit iiii<l l>illl|p.
Kunsthandlung HÜ60 GROSSER, Leipzig.
Kataloge. Auswahlsendungen. [479
Geschichte der Holzbanhnst
in Deutschland.
Von
Carl Lachner,
Direktor der Gewerbeschule in Humover.
Mit 234 Textillustrationen, 4 Farben-
drucken und einer Radirung.
Ew^ 4. Zwä Teüe in einem Band g^.
20 M.
Durch Jede Bnchhandlong ni beziehen.
Oemäldesaal in Frankfurt a. M.
Aasstellmigen und Anktionen Ton Gemälden, Antiquitftten nnd Runstgegen-
st&nden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Bvdolf Bangel in
Fraii£fiirt a. IL, Kunstauktionsgesch&ft, gegr. 1869. [463
Creniftlde altor UKeister.
Der Unterzeichnet« kanft stete heryorragende Originale alter Heister, Torsflglioh der
niederländischen Schule, vermittelt anfs schnellste and sachversULndieste den Verkauf
einselner Werke, wie kompl. Sammlangen and übernimmt Aaftrilge ror alle gröfieren
Gemiudeaaktionen des In- and Auslandes.
PoUdamerstrasse 8. [579] JOSef Th. SchalL
Verlag tob E. A. SEBKAim in Lelpslg.
Mythologie
der Griechen u. Römer.
Von Professor Dr, 0. Seemaiui«
3. Auflage unter Mitwirkung Ton Bud.
Engelmann bearbeitet.
Mit Abbildungen 1885.
Gebunden M. 3^. Prachtausgabe mit
Kupfern fein geb. M. 4,50.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[5fl3j Th, Salomon, Berlin W., Friedrichstr. 168.
Verlag tob E. A. SBBMANll la Laif lio.
O Handbuch der
RNAMENTIK
von Frau Salea Heyer.
Vierte Auflage. Mit 3000 Abbildungen
auf 300 Tafeln. Preis brosch. M. 9.—,
gebd. M. 10.50.
Inhalt: Von der Wiener Akademie. — Ilandzeichnangen italienischer Meister. Kritisch gesichtet von O. Morel li; Mitgeteilt von
E. Hab ich. (11. Fortsetzung.) — Zum Kaiser Wilhelmdenkmal in Berlin. — Aus Berliner Kanstausstellungen. — KttnstlervereiB
in Berlin. — Yersammlungshaus der Abgeordneten des Kreises Teltow ; Münchener Künstlerstreit; Zar Baagesohichte des Berliner
Schlosses. — Pariser Gemäldeauktion ; Rosenthars Incunabel-Katalog. — Zeitschriften. — Inserate.
}
Für die Redaktion yerantwortlich Artur Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
KUNST
-^^njii- /c
y
NIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
AnkOqiiigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HEBAUSQEBEBt
CARL VON LÜTZOW und DR.
WIEN
HeagasM 58.
A. RÖSENBERG
BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.
V«l«g von E. A- SEEMANN in LEIPZIG, Gartenatr. 15. Berlin: W. H, KÜHL, Jägeretr. 73.
Nfme Folge. IV. Jahrgang.
i) 1892/93.
Nr. 11. 5. Januar.
Dl« Kiui«t«bnyiiik «rMheint »1« BeiblMt sw .Zeitschrift für bUdende KmiiBt** und zmm .Kuistgewerbeblatt" monatUeh dreimal, in den
SoMmermoBaten Juli big Beptember monatUob einmal. Der Jahrgang kostet 8 Xark nnd unfaset 88 Nunmern. Die Abonnenten der „Zeit^
•etirift Ar bildende Kunst* eihalten die Kunstehronik gratis. — Für Zeichnungen, Xannskripte etc., die unv erlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion nnd Verlagshandlnhg keine Gewfthr. Inserate, A 80 Pf . fUr die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Yerlagshand-
Inng die Aanoncenespedltlonen von Haasenstein k Vogler. £nd. Messe n. s. w. an.
EINE DÜRER-ZEICHNUNG AUS DEM
JAHRE 1497.
Durch nachfol-
gende Zeilen soU ein
kleiner Irrtum meiner
Schrift «Albrecht
O&rer^s Aufenthalt in
Basel* berichtigt
und zugleich dem
Nürnberger Meister
eines seiner interes-
santesten Jugend-
werke zurückerstattet
werden.
8. 39, Anm. 68
meiner Abhandlung
machte ich die Be-
merkung, dass eine
Federzeijchnung des
Städel'schen Institu-
tes in Frankfurt „Die
Macht des Todes '^
(Lippmann Nr. 193) sich in einer Clair-obscur-
Zeichnung der Albertina kopirt vorfinde. Bei Nach-
prüfung der einschlägigen Litteratur und genauerer
Untersuchui^ der beiden Zeichnungen bin ich indes
zu einer etwas anderen Ansicht über die gegen-
seitigen Beziehungen der beiden Blätter gelangt.
Ich veröffentliche hier das Ergebnis meiner nachträg-
lichen Studien und nehme die bisher über die Wiener
Handzeichnung laut gewordenen kunstkritischen
urteile zum Ausgangspunkt meines kleinen Auf-
satzes.
St. Katharina.
V. Eye (A. Dürer, S. 34) hat das Wiener Blatt
zum erstenmal entschieden für Dürer in Anspruch
genommen und zugleich eine 1497 (Eye las 1491)
datirte, in Stuttgart befindliche Kopie dieser Zeich-
nung namhaft gemacht. Über die Technik dieser
Stuttgarter Kopie — ob Federzeichnung, ob Holz-
schnitt — wurde lange gestritten. Ein sich mit den
Ghiffern «O. Qr.^ bezeichnender Kunstschriftsteller
(Kunstblatt 1831, S. 414) und K B. Stark (Albrecht
Dürer und seine Zeit) hielten das Stuttgarter Blatt ftir
eine Zeichnung, v. Beiberg (Anzeiger für Kunde der
deutschen Vorzeit 1855, 314) und Woltmann (Hol-
bein IP, 192) nahmen es für einen Holzschnitt;
v. Eye (Dürer, 34) und Passavant (Peintre-Graveur
III, 226) vermochten nicht über diese technische
Frage zu einer Entscheidung zu gelangen. Der
Dürer'sche Ursprung der Komposition wurde bloß
durch Waagen (Kunstdenkmäler in Wien II, 158)
angefochten, der das Wiener Blatt für ein Werk
Baldung's hielt und der Stuttgarter Kopie keine Er^
wähnung that. Thausmg endlich hat in einem Auf-
satz in «Zahns Jahrbüchern" 2, 216ff. energisch zu
der Frage Stellung genommen, indem er das Wiener
Blatt nach Waagen's Vorgang für ein Werk Bal-
dung's, dessen Kopie in Stuttgart für einen Holz-
schnitt und die Inschrift der Stuttgarter Kopie
,1497 und Monogramm ** für eine plumpe Fälschung
späterer Zeit erklärte. In welche der leicht zu
unterscheidenden Stilperioden Baldung's die Zeich-
nung einzureihen sei, haben aber sowohl Waagen
als auch Thausing wohlweislich verschwiegen.
Da es — wie der Schreiber dieser Zeilen ge-
nugsam erfahren hat — nicht ratsam ist, die Rich-
tigkeit einer Thausing'schen Hypothese zu bezweifeln,
171
Eine Dflrer-Zeichiiuiig ane dem Jahre 1497.
172
wurde die eben geDODOte Annahme des großen
Dürerforsoliers zum Rang einer kunstgeschiehtlichen
Thatsache erhoben, an welcher erst in jüngster Zeit
SliassTiy in — wie mir scheint — allzu z^hafter
Weise zu rüttehi versuchte (Zeitschrift für bildende
Kunst, XXIV, 291, Anm.). Jedenfalls muss Stiassny
Recht bebalten, wenn er die. Federkizze Lippmann
193 entgegen meiner oben angefahrten Bemerkung
als eine Art von Studie zu der großen Komposition
in Wien erklärt; die Wiener Clair-obscur-Zeicbnung
kalypse zu legen; nicht nur der Geist der Wiener
Komposition im allgemeinen — der Hang zu wilder
Phantastik — sondern auch die Austtihrung und'
stilistische Behandlung der Einzelheiten bis ins
Detail der Pferdegeschirre und landschaftlichen Uotive
ist den Holzschnitten der Apokaljpse ßberaus nahe ver-
wandt und zeigt mit jeder nur wünsch baren Deutlich-
keit die prägnante Eigenart des großen ^f ümbergera.
Schon allein die stilkritigchen Gründe erlauben
es also, die Dürer-Zeichnung an das Ende des 1 5. Jahr-
A. DDbxr: Drei Reiter t<
überfanen. (Alb«rtin« in «
wird aber jedem unbefangenen Kunst^eund, dem
die Dürer'.sche Formengebung aus den Jahren 1496
bis 1500 etwas geläufig ist, unbedingt als ein echtes
und zudem höchst charakteristisches Werk des großen
NUmbergers, als eine Art von Nebenti-ucht seiner
Studien für die Holzschnitte der Apokalypse er-
scheinen. In dieser Weise haben eich z. B. Ed. His-
Heusler und Max Lehrs mir gegenüber geäußert.
Ich bitte jeden Leser dieser Zeitschrift, welcher
sich ftir die Frage . interesairt, die Wiener Zeich-.
nung neben einen beliebigen Holzschnitt der Apo-
hunderts zu setzen; ab weiteres Hilfsmittel zur Fest-
stellung der Entsteh nngszeit tritt aber noch die Clair-
obacur-Technik des Blattes hinzu, welche Dürer in
durchaus gleicher Weise auf den um 1502 geschaf-
fenen Entwürfen zu den Flügeln des St. Veiter Altars
übte. — Die Kopie des Wiener Blattes in Stuttgart
endlich, welche ich leider nicht aus Autopsie keime,
ist von Thausing jedenfalls zu abschätzig beurteilt
worden. Schon die Inschrift auf dem rechts gegen
unten befindlichen Wegekreuz darf nicht so ohne
weiteres als urkundliches Material verworfen werden.
173
Büchenchan.
174
Thausing bemerkte in seiDem oben angeführten Auf-
satze, wo wir auch ein Faksimile der betreffenden
Inschrift finden, dass die Form der Ziffern des Da-
tums — vornehmlich die der 7 — für das 15. Jahr-
hundert paläographisch unmöglich sei und dass so-
mit die ganze Inschrift eine neuere Fälschung sein
müsse. Diesem Machtspruch entgegen muss ich
meinerseits behaupten, dass die Ziffern der Zahl 1497
keinen einzigen Zug enthalten, der uns verbietet,
das Datum für gleichzeitig zu halten; das Mono-
gramm Dürer s ist natürlich falsch. Aber was steht
denn der Annahme entgegen, dass die Stuttgarter
Kopie in nächster Nähe Dürer's vielleicht auf Bestellung
entstanden sei und dass der Kopist — möglicher-
weise ein Gehilfe Dürer's, — dem die Entstehungs-
zeit des Originals wohl bekannt war, auch ohne
dass sich ein Datum darauf vorfand, auf der Kopie
diesem Mangel abhalf? Künstliche Mittel, um die
Gleichzeitigkeit der Stuttgarter Inschrift zu be-
kämpfen, sind ja bald zur Hand, aber wohin sollte
denn eine Forschung führen, welche grundsätzlich
jegliches Aktenmaterial, welches nicht in den Rah-
men der aufgestellten Hypothese passt, als unecht
verwirft?
Kurz, meine Ansicht geht dahin, dass das
Datum 1497, welches so trefflich mit der augen-
scheinlichen Entstehungszeit der Wiener Zeichnung
übereinstimmt, auf keinen Fall anders als gleichzeitig
entstanden sein kann. Da das Wiener Blatt in
seinen unteren Partien stark verwaschen ist, dürfen
wir aber immerhin auch noch an die Möglichkeit
denken, dass es einst selbst datirt und monogrammirt
gewesen sei.
. Sollten diese Zeilen dazu beitragen, die Auf-
merksamkeit der Forscher auf dieses heute fast ver-
gessene und doch so charakteristische Jugendwerk
Dürer 8 zu lenken, so haben sie ihren Zweck erreicht.
NachschrifL Das als Kopfstück benützte StKatha-
rinenbildchen ist ein Werk aus Dürer's Basler Zeit
und gehört einem kleinen Cyklus von Heiligendar-
stellungen an, welche Dürer für die Offizinen Furter
& Bergmann von Olpe geschaffen hatte. Trotzdem
die heil. Katharina meines Wissens erst seit 1496
in Basler Drucken vorkommt, ist sie jedenfalls schon
zu Beginn des Jahres 1494 auf den Stock gezeichnet
worden, denn die übrigen Heiligenbilder dieser Folge
kommen bereits in dem Druck „Sebastiani Brant in
laudem virginis Marie carmina. Basel 1494' vor
(Stockmeyer & Beber 129, 1). Zu diesem Cyklus ge-
hört auch der in meiner Schrift „A. Dürer in Basel",
S. 29 reproduzirte St. Sebastian, welcher übrigens
schon in einem Furter'schen Druck verwandt worden
ist, der alter als das oben genannte Brant'sche Werk
zu sein scheint.
Näheres über die in Basel, entstandenen Werke
Dürer's werde ich binnen kurzem publiziren; zugleich
werde ich den Nachweis erbringen, dass Dürer oft
Holzstocke mit Terenz - Illustrationen, deren figür-
licher Teil von anderen Meistern herstammt, mit
landschaftlichen und architektonischen Hintergründen
versehen hat; vielleicht thue ich auch gut, jetzt
schon zu bemerken, dass Lippmann mit seiner Ver-
mutung, der auf einem der Terenzstöcke vorkom-
mende Name «Formysen^^ werdeauf den Holzschneider
zu beziehen sein, Recht behalten hat.
DANIEL. BURCKHABDZ
BÜCHERSCHAU.
Wolfgang Heibig, Führer durch die öffentlichen Samm-
langen klassischer Altertümer in Born. 2 Bände.
Leipzig, Karl Bädeker, 1891. — Gebd. 12 Mk.
Weit später als er vorhergesehen, gelangt der Un-
terzeichnete dazu, der Einladung der Bedaktion folgend,
von dem genannten Werke Nachricht zu geben, welches
inzwischen durch eine volle Eeisesaison in der Hand
zahlreicher Besucher der römischen Museen praktisch
den Beweis seines Wertes geliefert hat.
An ,Jüngere Archäologen und gebildete Laien'^
wendet sich in gleicher Weise das Buch, und die einen
wie die anderen werden in demselben in der That ihre
Bechnung finden. Dem jüngeren Archäologen gewährt
das Werk für seine Stadien in den römischen Museen,
ähnlich wie Friederichs- Wolters' Beschreibung der Ber-
liner Gipsabgüsse, nur zum Teil mit noch weiter ge-
steckten Zielen, eine seit langem entbehrte Einführung,
die ihn nicht nur in gegenständlicher und kanstgeschicht-
licher Hinsicht zu jedem der behandelten Denkmäler
rasch über den gegenwärtigen Stand der Forschung
orientirt, sondern ihm auch für jenen Teil der Schulung,
der nur vor den Originalen gewonnen werden kann, wie
das Beurteilen von Ergänzungen, Überarbeitungen und
sonstiger technischer Details, eine wertvolle Anleitung
giebt. Und auch dem einer solchen Einführung nicht
mehr Bedürftigen wird das Bach durch die sorgfältige
Zusammendtellung der Litteratur, die stete Berücksich-
tigung der Fundumstände u. s. w. sowohl vor den Mo-
numenten selbst als auch am Arbeitstische willkommene
Dienste leisten. Der Laie aber, der den Denkmälern
des Altertums in den römischen Museen eingehendere
Aufmerksamkeit widmen will, wird es mit Freude be-
grüßen, nun endlich über die knappen Angaben der
Beisebücher hinaus eine Führung zu besitzen, die aus
der verwirrenden Masse das Interessante für ihn heraus-
greift und, indem sie in einer von besonderen fachlichen
Voraussetzungen freien Darstellung ihm Verständnis und
175
BficlMTWhftll.
176
Gennss von vielem erst erschließt^ den bildenden Wert
eines Aufenthaltes in Born wesentlich erhöhen hilft.
Die Wissenschaft so dem ^ößeren Kreise der Gebil-
deten dnrch seine Arbeit näher gebracht zu haben, wäre
ein Verdienst des Verfassers, auch wenn er sie nicht
durch eine Beihe in dem Buche niedergelegter eigener
Bemerkungen und thatsächlicher Angaben bereichert
hätte.
Das in den zwei Bänden behandelte Material um-
fasst sämtliche öffentlich zugängliche Sammlungen, also
Vatikan, beide kapitolinische Museen, Lateran, die Villen
Albani und Borghese, die Paläste Boncompagni-Ludovisl
und Spada, die Antiken der vatikanischen Bibliothek
und vorgreifend auch einige der hauptsächlichsten Stücke
des noch uneröffneten Nationalmusenms in den Diokle-
tiansthermen. An diesen von Heibig selbst bearbeiteten
Teil scliließt sich die Beschreibung des etruskischen
Museums im Vatikan, des Kuseo Kircheriano und der
archäologisch interessanten Objekte des Museo preistorico,
die Emil Heisch zum Verfasser hat Ausgeschlossen blieb
der der Veröffentlichung seitens der Akademie der Lincei
noch harrende Bestand des neuen Museo suburbano in
der Villa di Papa Giulio. Dagegen hätten die hervor-
ragendsten der in der Stadt zerstreuten und allgemein
zugänglichen Bildwerke, wie die Kolosse von Monte
CavaUo, der Marc Aurel, die Pasquinogmppe a. a. sich
wohl noch in den Bahmen des Führers fügen lassen.
Die für ein solches Unternehmen zu treffende Aus-
wahl unterliegt selbstverständlich je nach Individaalitftt
sehr verschiedener Beurteilung. Im großen und ganzen
halte ich die von Heibig gegebene für zweckentsprechend,
wenngleich mir hier und da das antiquarische Interesse
gegen das stilistische und künstlerische zu überwiegen
schien und manches nach meiner Meinung auch hätte weg-
bleiben können. Anderes dagegen hätte nach der Ten-
denz des Buches nicht übergangen werden sollen, wie
z. B. im Salone des kapitolinischen Museums der Apollo
mit dem Wasservogel, verbeck Kunstmythol. V, S. 241, 5,
in der Sala degli Animali die stieropfemde Nike, im
Museo Chiaramonti die zuletzt von Bobert archäol.
Märchen, S. 192 ff. behandelte Beliefdarstellung und das
Ikariosrelief^ im Konservatorenpalast die neuerdings von
Winter im 50. Berliner Winckelmannsprogramm publi-
zirte Bellefplatte, im Lat^eran die schöne dreiseitige
Basis, Benudorf-Schöne 460, oder das feine Attische Be-
lief ebenda 482. Auch das anmutige Nymphenrelief
Chiaramonti XXV, 698 und das Spenderelief Museo Pio
Clemi V, 26 hätten Erwähnung verdient. Im Zimmer
der Philosophen des Kapitels sind mit Ausnahme
des Meleagersarkophags sämtliche Beliefs übergangen.
Hier wie bei anderen Weglassungen handelt es sich zum
Teil um vielbesprochene, schwer erklärbare Darstellungen,
über die es von besonderem Interesse gewesen wäre, die
Ansicht des Verfassers kennen zu lernen.
Unlengbate Vorliebe verrät sich für ikonographische
Fragen, ein Gebiet, das bekanntlioh gerade Heibig viel-
fache Förderung dankt. Auch der Führer enthält eine
Anzahl, soviel ich sehe, neuer Porträtbestimmungeii. So
die der beiden Kolossalköpfe im Hofe des Konservatoren'
palastes (532, 584) als August und Nero; die des va-
tikanischen sog. Zenon (287) aLi Aratos oder des Kopfes
der borghesischen Sitzfigur (984) als Thukydides. An-
deren herkömmlichen Deutungen wird entgegengetreten;
so bei Nr. 219 im vatikanischen Büstenzimmer (nicht
August, sondern hellenistischer Herrscher), bei Nr. 282
(der angeblichen Aspasia des Saals der Musen), bei der
Kolossalstatue im Falazzo Spada (946), deren köpf, wie
Heibig schon an anderem Orte ausgeführt, nicht Pom-
pejus darstellt. Auch anonym bleibende oder ideale
Porträts sind zuweilen treffend (z. B. 79, 278)^ charak-
terisirt, und die in solchen Fällen nicht selten beliebte
drastische Darstellungsweise werden gewiss viele als be«
sondere Würze des Buches schätzen« Ich kann freilich
der Neigung des Verfassers, in der BUdung des Gesichtes
die überlieferten oder vorauszusetzenden Charaktereigen-
schaften mit mathematischer Sicherheit wiederzufinden,
nicht überall folgen, namentlich wo (wier z. B. bei 552)
mit einem solchen Versuche dem künstlerischen Ver-
mögen des Verfertigers zu viel Ehre angethan wird.
Die den römischen Antiken seit Jahrhunderten zu
Teil gewordene Aufmerksamkeit, die für jedes halbwegs
au£^llende Detail eine gelehrte Erklärung suchen und
oft auf Kosten des gesunden Verstandes annehmt ließ,
birgt darum gerade bei diesem Material eine be*
sondere Gefahr für die Unbefangenheit des Urteils und
selbst des Blickes in sich. Um so anerkennender mtiss
es hervorgehoben werden, daes der Verfasser sich von
solchen nur durch die Tradition gestützten Erklärungen
im großen und ganzen frei gehalten hat. Nicht gering
ist die Zahl der von ihm selbst vorgeschlagenen oder be-
richtigten Erklärungen. So deutet er die weibliche
Kolossalbüste mit Schleier aus Villa Lu^ovisi (874) auf
Demeter, die „Sappho" der Villa Borghese (9l9) auf
Aphrodite, die Hea-men des Laterans (636, 637) auf
Pannus mit weiblichem Gegenstück. Der Lyslppische
Eros (426) spannt den eigenen, nicht des Herakles
BogeUf u. a. m. Auch an der Augustusstatue des Bnaeclo
nuovo (5), deren Beschreibung zu den gelungensten des
Werkes zählt, werden Einzelheiten am Panzersdunuck
von Heibig anders als bisher gedeutet. Besondere
Hervorhebung verdienen noch die Behandlung der ele*
ganten weiblichen Gewandfigur der Kandelabergalerie
(379; von Heibig vermutungsweise auf Phryne bezogen),
der Gruppe im Kabinett der kapitolinischen Venus (452),
der sogen. Venus vom Esquilin (561), der kapitolinischen
Wölfin (612) u. a. Daneben fehlt es freilich hicht an
Fällen, wo der Verfasset mir allzuviel sehen oder er-
klären zu wollen scheint. So wenn in def vatikadisdien
Gruppe des Nil (47) die Art, wie das Wasser neb^
der Spitze des Füllhornes unter dem Gewände hervof-
177
Bflcherachau.
178
quillt, die yerborgenheit der Milquellen andeuten oder
die an fiein nnd Arm hinanklimmenden Knaben das all-
mfthliche Anschwellen des Flnsses veranschanlichen sollen:
letzteres Motiv, das zugleich künstlerisch in anmutigster
Weise die aufsteigende Linie des rechten Beines belebt^
erklärt sich doch ungezwungen aus der einmal vom
Künstler angenommenen Situation. Bei der Karyatide
des Braodo nuoyo (1) soll der Bausch des Peplos an den
Giebel erinnern, der nebenbei bei der als Vorlage aner-
kannten Korenhalle gar nicht vorhanden ist. In dem
Omphalemosalk des Kapitols (411) weisen Keule und
Schild neben Herakles doch wohl nicht auf dessen thaten-
reiches Leben hin, sondern sind einfach die ihn charak-
terisirenden Attribute. Wie die Anwesenheit des
Helios auf dem kapitolinischen Prometheussarkophag (446)
mir nicht auszudrücken scheint, dass die Erschafftang
des Menschen bei Sonnenaufgang stattfinde, so kann
ich auf dem chiaramontischen Eelief mit der Mühle (97)
keine Andeutung finden, dass die Arbeit des Nachts
vor sich geht: täusche ich mich nicht, so hält Heibig
den Schaft mit davon ausgehendem Strick für eine
brennende Fackel, die Rolle eines Flaschenzugs für
eine Lampe. Zu viel Gelehrsamkeit scheint mir auch
aufgewandt, wenn zu dem Mosaik der Sala a croce
greca (320) auf das System der altgriecbiscben Scliilde,
oder zu dem Kuppelbau auf dem lateranischen Niobiden-
sarkophag (679) auf das Schatzhaus des Atreus verwiesen
wird: hier hätte es doch näher liegende Analogien
gegeben.
- Treffend ist die Bemerkung über das Modellstudium
beim Laokoon (I, S. 99). Hingegen scheint mir der
Vergleich der beiden Herastatuen der Botunde (297,
801) nach der Seite des Stiles nicht erschöpfend; was
zur zweitgenannten gesagt ist, beschränkt sich wesentlich
auf den Kopf.
Von den kunstgeschichtlichen urteilen Helbig's seien
hier nur einige hervorgehoben. Die Tänzerin des
Maskenkabinetts (249) wird für eine Originalarbeit des
8. oder 2. Jahrb. v« Chr., für eine ebensolche aus helle-
nistischer Zeit der Zenon des Kapitols (523) ange-
sprochen. Bei der Gruppe des Silen mit dem Bakchos-
knaben (4) hebt Heibig den nachlysippischen Charakter,
wie ich glaube, mit Eeoht hervor. Für die Zuteilung
der Molosserhunde des Belvedere (151, 152), sowie des
BroDZepferdes Im Konservatorenpidast (609) an Lyslpp
steht wohl noch eingehendere Begründung vom Verfasser
selbst in Aussicht, während die zu den schönen Mädchen-
figuren des Konservatorenpalastes (559, 560) ausge-
sprochene Veimutnng, dieselben könnten von dem Da-
naideneyklus im palatinischen Apollotempel herrühren,
voi^ussichtlich von anderer Seite in weiterem Znsammen-
hange untersucht werden wird. Besonders beachtens-
wert sind gerade von Helbig^s Seite Bemerkungen,
wie die über den alezandrinischen Ursprung der Venus-
statuette im Lateran (694) oder über den campa-
nischen, beziehungsweise römisch -campanischen des
bronzenen Dionysos der Diokletiansthermen (959), oder
den etruskischen der Pallas in Villa Albani (762), ferner
die Zuteilung der Reliefs des Konservatorenpalastes
(543, 545, 546) an die Zeit Hadrian's statt jener der
Antonine, oder was I, S. 359 zu Nr. 81, 82 über die
Porträtkunst des 3. und 4. Jahrhunderts n. Chr. gesagt
ist Über manches wird sich streiten lassen. So möchte
ich für das Vorbild der Ariadne (212) etwas tiefer, für
das der Pudicitia (8) etwas höher hinauf gehen, als
Heibig. Die Spes des Konservatorenpalastes (588) halte
ich für nicht archaisch, die Nike ebenda (589) für
Kopie. Nicht zutreffend scheint mir auch — um an-
deresj was sich im Bahmen dieser Anzeige nicht gut
abthun lässt^ zu übergehen -^ was zur Begründung
nordgriechiscben Ursprunges bei der einen esquilinischen
Stele (585) gesagt wird, oder des pergamenischen zur
„Persephone^ des Kapitols (528), wenngleich die Be-
merkung über das Gewand der letzteren an sich richtig
ist. In zwei Fällen werden Werke auf Euphrahor ge-
tauft: so der Paris der Statnengalerie (186) und die Leto
mit den Zwillingen im kapitolinischen Museum (418),
letztere nach dem Vorgange von Schreiber und Overbeck.
So sehr man es willkommen heißen müsste, wenn sich
Von der Individualität dieses bislang nur der Künstler^
geschichte angehörigen Meisters aus Nachbildutigen
seiner Werke ein konkreteres Bild gewinnen ließe, so
kann ich die erwähnten Versuche doch für wenig ge-
glückt ansehen. Bei dem Paris liegt die Zurflckführung
auf Euphranor ja ziemlich nahe, doch bleibt dafür eine
zuverlässigere Grundlage zu wünschen, als die schließlich
auf jede halbwegs gelungene Parisfigur passende epi-
grammatische Charakteristik des Plinius und der Hinweis
auf die Proportionen der Figur, bei der nicht unwesentliche
Teile ergänzt sind. Nicht verständlich ist es mir aber,
wie fielbig nicht nur diese Statue und die Letogruppe
demselben Künstler zuschreiben, sondern die Beziehung
auf Ettphranor bei der Gruppe mit den Worten be-
gründen kann: „Der Ausdruck der Bewegung und die
Behandlung der Gewänder entspricht vollständig der
Kunstweise der zweiten attischen Schule." Für mich
spricht sich im Stil dieser Gruppe ein noch kaum völlig
überwundener Archaismus aus.
Der auf die Litteraturnachweise verwandten be-
sonderen Sorgfalt ist schon eingangs gedacht worden.
Absolute Vollständigkeit darin war natürlich Weder er-
reichbar noch beabsichtigt. Erwähnung verdient hätte
vielleicht noch zum Praxitelischen Satyr (521) Brunn,
Deutsche Rundschau VIII, S. 200 ff. (der in der Note
zu dieser Nummer verheißene Nachtrag ist nebenbei
nicht erfolgt); zum sterbenden Gallier (529) die Ver-
mutung V. ürlich's, pergamen. Inschriften, S. 28, zum
Porträt des Perikles (281) die neugeftmdene Inschrift
Deltion 1889. S. 35 ff., zu den Trapezophoren im Bel-
vedere (136) Brunn, Sitzungsber. d. bayr. Akademie 1888,
179
Bfloherflchau.
180
S. 312, sowie die athenigchen Fragmente v. Sybel 962,
6404, durch welche ich an anderem Orte ein älteres
griechisches Vorbild auch für diese Komposition nach-
zuweisen gedenke, gleichwie für das Pyrrhichistenrelief
desVatikans(291,Ygl.Hauser neu-attische Reliefs, Typ. 50)
in einem großen Weihgeschenke des Xenokles, Sohnes
des Xeinis, auf der athenischen Akropolis, wovon Stücke
noch erhalten sind (v. Sybel 6569, Deltion 1889, S. 97).
Es war nicht leicht, den Ton der Darstellung so
*
zu treffen, dass den beiden Kategorien von Benutzem,
für die das Buch bestimmt ist, Genüge geschah; dass
dies im ganzen glücklich erreicht wurde, bildet nicht
einen der geringsten Vorzüge der Helbig'schen Arbeit.
Wenn es mir scheint, dass dabei dem in der Vorrede
an zweiter Stelle genannten ^gebildeten Laien'' gleich-
wohl zumeist in erster Linie Rechnung getragen wurde,
so soll damit dem Buche gewiss nichts Nachteiliges nach-
gesagt werden. Nur ob Worte wie Telamone, Thymia-
terion, auch Seilen u. a. dem Nichtfachmann gel&ufig
sind^ bleibe dahingestellt.
Der kleineren Kunst und den Objekten des täg-
lichen Lebens wie des Kultes gehört größtenteils der
Bestand jener Sammlungen an, deren Bearbeitung in dem
vorliegenden Werke E, Beisch übernommen hat. Vieles
daruntergeht über den Bereich der eigentlich klassischen
Kultur und Kunst hinaus und pflegt darum dem gewöhn-
lichen Arbeitsgebiet auch des Archäologen femer zu
liegen. Um so willkommener wird dem, der sich zur
Vervollständigung seiner Studien an der Hand der Schätze
des Museo Gregoriano oder des Grabes von Palestrina
über die Fundstücke etruskischer Nekropolen zu orien-
tiren wünscht, die durch Reisch's Arbeit gebotene An-
leitung sein. Der Verfasser hat sich den Stoff nach
seinen so verschiedenen Seiten mit Glück zu eigen ge-
macht und allenthalben dem heutigen Stande der Wissen-
schaft Rechnung zu tragen gesucht. Die Auswahl hätte
wohl etwas knapper sein können, doch lässt sich dieselbe
durch die besondere Rücksicht, die, wie erwähnt, auf
diesem Gebiete auf den archäologischen Benutzer des
Buches zu nehmen war, rechtfertigen. Die Eigenart
des Materials begründet auch die von den anderen Teilen
des Führers etwas abweichende Behandlung. So sind
den beiden hauptsächlichen Sammlungen des Museo Gre-
goriano, den Vasen und den Bronzen, wie ähnlich auch
den Goldfunden des Grabes Regulini-Galassi^ Einleitimgen
vorangeschickt, die, mit Sachkunde und anziehender
Frische geschrieben, einen besonderen Schmuck der ge-
nannten Abschnitte bilden, und von denen namentlich
die über die Vasen gewiss dazu beitragen wird, auch
weitere Kreise über eine dem allgemeinen Interesse
bisher ziemlich entrückte Klasse von Kunstwerken auf-
zuklären. Gleiches Lob gebührt der Einzelbehandlung
der in ihrer NeuaufsteUung durch 0. L. Visconti dem
Studium mit dankenswerter Liberalität zugänglich ge-
haltenen Vasen; höchstens könnte man fragen, ob der
Führer der Ort war, Konjekturen über die Meister ein-
zelner Schalen vorzubringen^ zumal es Reisch nach der
Andeutung der Vorrede an Gelegenheit nicht fehlen wird,
dieselben dem wissenschaftlichen Forum vorzulegen und
näher zu begründen.
Noch ist der zum besseren Verständnisse einzelner
Ausführungen beigegebenen Abbildungen, sowie des hand-
lichen Formates und gefälligen Dmckes zu gedenken.
Wir zweifeln nicht, dass ein Buch, welches einem wahr-
haften Bedürfiiis in so vorzüglicher Weise entspricht
und bei dessen Bearbeitung sich fachmännische Be-
herrschung des G^enstandes und Geschick der Dar-
stellung in nicht gewöhnlichem Maße vereinigten, bald
weite Verbreitung finden und häufige Auflagen erleben
wird. Ein etwas niedriger gehaltener Preis könnte dazu
gewiss noch weiter beitragen.
Rom. E. LÖW7.
Waigel, Br. M.» Bildwerke aus aUslariseher Zeit Mit 25
eingedruckten Abbildungen. Braunschweig, F. Vieweg u.
Sohn. 1892. 4^^. 32 S. (Sep.-Abdr. aus dem „Archiv für
Anthropologie*' XXI. Bd., 1. u. 2. Heft.)
Während wir über die Kultur der Germanen vor und
nach der Völkerwanderung aus den Gräberfunden uns ein
annähernd richtiges Bild machen können, sind wir dies
bei den Slaven nicht imstande, weil diese den Verstorbenen
keinerlei Geräte ins Grab mitzugeben pflegten. Von der
Tempelpracht von Rethra ist uns nichts, Vineta uns bloß in
der Sage erhalten. Was wir von den £lbe-Slaven wissen,
verdanken wir älteren, nicht Überall unparteiischen Schrift-
stellern, und was die Lokalitäten betrifft, wo allenÜEills Denk-
mäler des slavischen Volkes zu finden sind, so wären ledig-
lich die zahlreichen kleinen ButgwäUe als solche zu be-
zeichnen. Und doch war der Kulturzustand der Wenden
zur Zeit der Ottonen kein allzu primitiver. Sie waren den
deutschen Heeren an Kriegstfichtigkeit ziemlich gewachsen.
Die deutschen Missionäre gingen bei ihrer Bekehrung sehr
energisch vor. Die Tempel, vielfach von Holz und gelegent-
lich Pfahlbauten, wurden verbrannt, die Bildwerke in die
Gewässer versenkt. Manche, wie die drei Steinfiguren von
Bamberg (Fig. 12 u. 16), wie die Steinsäule von Husiaiyn
in Galizien (Fig. 17 u. 18) sind aus ehemaligen Flussläufen
wieder ausgegraben worden. -Diese, sowie andere notorisch
aus ehemals slavischen Gebieten herrührende Fundstücke —
unter denen wohl der sogenannte Suanteuit von Altenkirchen
auf Rügen, die Reliefplatte von Bergen, ebendaselbst, und
die Steinfigur von Mosgau-Groß-Herzogswalde, Kreis Rosen-
berg, Westpreußen (Fig. 10, 11, 1—3) die interessantesten
sind — bilden den Gegenstand der vorliegenden Arbeit
M. Weigel's. In der genauen Beschreibung, welche den ein
zelnen Figmren gewidmet ist, ward bei der Säule — richtiger
dem Pfeiler von Husiatyn — bei der vierten Figur oben
rechts übersehen, dass sie weiblichen Geschlechtes ist. In
Bezug auf die Gewandung sei bemerkt, dass deren oberer
ringförmiger Abschluss (Fig. 1 — 4), ihre Länge und ihre ring-
förmigen Wülste unten (Bamberg No. 12, 13) uns auf einen
Pelz hinzudeuten scheinen; dass der am Rücken einzelner
Figuren (Bamberg 13, 15) wohl nichts anderes darstellen
dürfte, als ein auf den Pelz gesticktes Ornament, wie solches
in den slavischen Ländern auf Pelzen da und dort noch ge-
tragen wird. Als Resultat ergiebt sich: die formell äuDerst
181 Personalnachrichten. — Denkmäler. — Vereine und Geßellflchaften. — Vermischtes. — Vom Kunstmarkt. 182
primiti?en Bildwerke sind sämtlich in den letzten Jahrhun-
derten des slafischen Heidentums entstanden, stimmen aber
mit den Beschreibungen, die uns Thietmar von Merseburg,
Helmold und Saxo Grammaticus von den slavischen Götter-
bildern geben, vollkommen Überein. Die Deutung auf be-
stimmte Gottheiten ist vor der Hand nicht möglich. D,
PERSONALNACHRICHTEN.
**♦ Der Marinemaler Sehnars -Älquist ist auf einstim-
migen Beschluss der sämtlichen deutschen Lokalkunstgenossen-
schaften zum Delegirten für Chicago gewählt worden.
DENKMÄLER.
*^* Über die Ausfühnmg des Reiterstandbildea Kaiser
Wilhelm's L, welches die Rheinprovinz am Deutschen Eck
in Koblenz errichten will, hat der rheinische Provinzialland-
tag nach langen, zum Teil sehr erregten Verhandlungen am
14. Dezember endgültigen Beschluss ge&ssst. Danach ist,
wie wir dem „Centralblatt der Bauverwaltung'' entnehmen,
der mit der Denkmalfrage betraute Provinzialausschuss er-
mächtigt, mit den Verfassern des mit dem ersten Preise ge-
krönten Entwurfs (Bildhauer Eundrieser und Architekt Bruno
Sekmitx in Berlin) wegen einzelner an dem Reiterbilde und
seinem Sockel vorzunehmenden Abänderungen, sowie wegen
Einschränkung und Vereinfachung des Unterbaues in Ver-
bindung zu treten und demnächst frbr die Ausführung des
Denkmals das Erforderliche zu veranlassen.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
e. 1. Am 9. Dezember 1892, also genau am 175. Geburts-
tage Winckelmann's, hat das deutsche archäohgisehe Institut
in Rom seine Sitzungen wieder angenommen. Den ersten
Vortrag hielt Dr. Huelsen Über den Bauzustand des Palatin
in der ersten Kaiserzeit. Hierauf gab Dr. Ämelung Hit-
teilung über ein von ihm kürzlich im Museum von Palermo
wieder aufgefundenes, bisher nur aus der Zeichnung Barrey^s
und dem Hauverschen Gipsabguss bekanntes Fragment vom
Ostfries des Parthenon. Dasselbe schließt genau an ein in
Athen aufbewahrtes Stückchen an und enthält einen Teil
der unteren Gewandpartie der Peitho und des Stuhles der
Aphrodite. Zum Schluss besprach Prof. Petersen ein in der
Sammlung des Marchese Chigi in der Nähe von Siena be-
findliches, von einem griechischen Sarkophage herrührendes
Relief, in dessen Darstellung er die neun Musen mit Mne-
mosyne, Apollon und Hermes und dem von den Musen unter-
wiesenen Homer erkennt. Das fein komponirte Relief, welchem
auch für die Geschichte der Entwickelung der Musendar-
stellungen Bedeutung zukommt, weist in einer Fülle reiz-
voller Einzelmotive auf die attische Kunst des vierten Jahr-
hunderts n. Chr. hin; die nahe Verwandtschaft mit den
Musendarstellungen der kürzlich entdeckten mantineischen
Basis wurde vom Vortragenden hervorgehoben.
VERMISCHTES.
* *
Ausgrabungen a/iif dem Boden des alten Korinth,
Nach dem neuesten Hefte der Mitteilungen des Eaiserl. Deut-
schen Instituts in Athen hat die griechische archäologische
Gesellschaft Ausgrabungen in Korinth unternommen. Es
handelte sich dabei zunächst um die Bestimmung der Lage
der alten Agora. Diese selbst ist zwar nicht gefunden worden,
aber die Grabungen haben das erfreuliche Ergebnis gehabt,
dass sieb die antiken Bauwerke und die über ihnen errich-
teten byzantinischen Gebäude als viel besser erhalten her-
ausgestellt haben, als nach den früheren Erfahrungen er-
wartet werden durfte. So wurde z. B. der wohlerhaltene
Fußboden und Stylobat des Hofes eines aus der besten grie-
chischen Zeit stammenden Wohnhauses aufgedeckt, dessen
Bauglieder teilweise zu einem darüber erbauten byzanti-
nischen Hause verwendet waren. Beide Anlagen waren so
vollständig mit Erde bedeckt, dass vor der Ausgrabung auch
nicht der geringste Rest einer Mauer sichtbar war. Nach
diesen Erfahrungen darf man nut Bestimmtheit voraussetzen,
dass die meisten Gebäude des alten Korinth noch in ihren
Fundamenten und unteren Teilen erhalten sind. Die voll-
ständige Aufdeckung der Stadt oder wenigstens ihres wich-
tigsten Teiles kann daher nur eine Frage der Zeit sein.
%* Zur Baugeschichte des Pantheons in Rom. Nachdem
ein Mitglied der französischen Akademie in Rom, Chedanne,
vor mehreren Monaten nähere Untersuchungen Über die
Entstehung des Pantheon angestellt, ist die Angelegeinheit
auch von der italienischen Regierung weiter verfolgt worden.
Über die bisherigen Ergebnisse dieser Untersuchungen hat
jetzt der Abteilungschef im Unterrichtsministerium Beltrami
nähere Mitteilungen gemacht, denen wir das Folgende ent-
nehmen. Zunächst darf jetzt als feststehend betrachtet werden,
was früher nur vermutet wurde, nämlich dass die Gesamtmasse
der Rotunde des Tempels eine dem Hadrian oder auch dem
Agrippa zuzuschreibende Mörtelkonstruktion ist. Architekten
und Archäologen sind sich von je darüber einig gewesen,
dass die Rotunde und der Portikus des Tempels weder archi-
tektonisch, noch konstruktiv zusammen gehören, also auch
zu verschiedenen Zeiten errichtet sein müssen. Die vorwie-
gende Meinung lautete dahin, dass der Rundbau von Agrippa
und zwar aus dem Jahre 27 v. Chr. stammte und dass die
Säulenhalle später, aber immer noch von Agrippa erbaut
worden sei. Seitdem ist aber bewiesen worden, dass die
Rotunde ein Werk des Hadrian, also ungefähr 160 Jahre
nach Agrippa entstanden sein muss. Darauf war jetzt die
Frage zu entscheiden, ob der Portikus als einziger Überrest
des Tempels des Agrippa stehen geblieben war oder als eine
Rekonstruktion aus den Überresten des Tempels des Agrippa
zum Schmucke der vorderen Fa^ade des Bauwerks Hadrian's
zu betrachten ist. Zu diesem Zwecke wurden die Fundament« des
Pantheons aufgedeckt Die Ergebnisse dieser Nachgrabungen
sind noch nicht völlig zum Abschluss gebracht, sie haben je-
doch schon die Thatsache festgestellt, dass das Fundament der
Säulenhalle seinem Materiale und der Art der Konstruktion
nach sich von dem der Rundhalle unterscheidet. Damit also
steht fest, dass die Giebelinschrift recht hat, welche den
Portikus als ein Bauwerk Agrippa's bezeichnet. Es sind so-
dann die Fundamente zweier Längsmauem in einer Ausdeh-
nung von 43,8 Metern festgestellt worden, die im korrespon-
direnden Verhältnisse zur Frontgrnndmauer stehen, welche
als Basis der acht Säulen des Portikus verwendet wurde.
Betrachtet man diese Mauern als Reste eines rechtwinkeligen
Tempels im griechischen Stile, so muss die Hauptachse des
Pantlieons des Agrippa sich perpendikulär zur Achse der Ro-
tunde verhalten haben. Das erstere muss demnach in der-
selben Richtung wie ein anderer, ebenfalls zur Zeit des
Agrippa errichteter Tempel auf dem Marsfelde gestanden
haben, dessen Reste noch in der Via di Pietro sichtbar sind.
Die Frage der Erhaltung des Bauwerks wird denmächst das
Parlament beschäftigen.
VOM KUNSTMARKT.
— Am 30. d. Mts. und folgende Tage gelangt durch
das Kunstantiquariat von Amslei' cO Ruthardt in Berlin W,^
183
Zeitscliriften. — Inserate.
18
Behionsirafie 29 a, die reichhaltige Kapfentichsanunlnng des
f Herrn Rudolf Diepe in Hamborg zur Versteigerung. Der
soeben erschien^ie Katalog enthält in seinen 1996 Nummern
eine Fülle von seltenen und wertvollen Blättern.
ZEITSCHRIFTEN.
Tke Magaiine of Art. Hr. 147. Januar 19M.
Gvmnt Ävt. Von Ol, Phillips. - DMign. l. ¥ea W. Craae.
— After the Festa. Von D. Law. — Henry 0. Hine. Von Fr.
Wedmore. —The Eelvingrove ari OilleriM and VasMB-Olas-
ffow. Von 0. Fleming. — The Portraits of Lord Tanoysoa. 11.
von Th. Watts. — Edward Borne- Jones. A. E. A.
^■MBP
KnnstanssteUung Danzig.
Der Eunstverein zu Danzig veranstaltet für die Zeit
vom 9. März bis 16. April 1893
in den Bäumen des Stadtmuseums zu Danzig eine Ausstellung wertvoller
neuerer <9remälde«
Anmeldefrist bis 31. Januar 1893; nicht satzungsmäftig angemeldete
Einsendungen werden beanstandet.
Nähere Auskunft erteilt auf portofreie Anfragen der Vorstand des Vereins
umgehend und unentgeltlich.
deutsche Xonäurrenjen.
Eine Samniliuig isteressantttr Efitwfirfe uu dan WettbaweriMn deutscher irddteUen.
Zusammengestellt und herausgegeben
von
Prof. A. Newneister, Beg.-Banmeister, und Prof. E. HSberle,
KarlunüLB, Baden.
Soeben erschien:
Heft 5: Konkurrenz für YiUa Kiüuit i« Halle a. S.
Demnächst kommen zur Ausgabe:
Heft 6: Klrchenkoukarrenz für Aaehen. — Heft 7/0: Bahnhof konkurrenz
fVr Dresden.
Kniiftthandliuis HUGO GBOSSEB, £.elpsls.
Sondergeseh&ft Ar Photographie.
Vertretung und Musterlager der Photogr. Anstalt
^<1« Bt-aun & Co«, I>ox-iia.oli. [567]
Gemäldesaal in Frankfurt a. 1£.
Ausstellnngen nnd Anktionen von OemUden, Antiquitäten ud Knnstgogen«
stänion« — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Bndolf Bangel in
JPrMÜmirt 9u IL, Kanstanktionsgeschäft, gegr. 1869. [46S
Creinftlde alter Meister^
Der ünterxeiohnete kanfk stets hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schule, vermittelt auft scfanelUite nnd saohverstttndifete den Vefkaaf
einaelaar Werke, wie komL Sanmüniigen and ttbemiimt Avftr&ge Ar alle größeren
Gemaldeaaktionen des In- and Auslandes.
Berlin W.,
Pvtfldamsrstrasse S. 1679]
Jowf Th. Schall
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
eineein als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
Th. Salomon, Barlin W., Friedrichstr. 168.
[593]
Von meinem soeben erschienenen
Konstlager-lUtaloge XYm,
1906 Nummern Kupferstiehe. Badimngen
und Holzschnitte alter und ^euer Meister
mit deren Verkaufspreisen enthaltend,
stehen Sammlern solcher Blätter Exem-
plare auf Wunsch kostenfrei zu Diensten.
Dreadfii, Dezember 1892.
FruuE Heyer, Kunsthändler,
ßeminarstrafle 7. [033]
Verlad von E. A. 8EEHA1IH In Lelpilg.
Soeben erschienen:
Der Cieerone.
Anleitung zum Genuss der Kunst-
werke Italiens.
Von Jaoob Biirckliarflt
Soehete verbesaerte Auflage, bearbeitet
von Wilhelm Bod«^
4 Bftade. Geb. 16 M.
Im Januar erscheinen:
Die Zimmergotik ^
;9lf in Deutsch -Tirol.
Herausgegeben
von Frans Paukart»
V. Teil. 32 Tafeln Fol. In Mappe 12 ¥.
Beiträge znr Kust^esehiehk
XX. Band.
I>ie Ijandsebaft
in der
venezianischen Kunst,
von
Dr. Bmat Zimmermana.
Brosch. 5 M.
Lorenzo della Valle.
Ein Beitrag
znr Geschichte der Renaissuice
von
Dr. M. von Wolff.
Brosoh. 2.50 M.
Inhalt: Eine Dürer-Zeichnung aus dem Jahre 1497. Von D. Burckhardt. — W. Heibig. Führer durch die öfltentlichen Sammlungen
klassischer Altertümer in Bom. Von E. Lö wy: Dr. M. Weigel, Bildwerke ans altdavischw Zeit. - Sehnars-Altnirt. - IWtor-
standbild Kaiser Wilhehn's I. am Deutschen Eck in Goblenz. — Archaologischee Institut in Rom. — Ausgrabungen anf dem Bod^
des alten Korinth; Zur Baugeschichte des Pantheons in Rom. — Berlin, Knpferstichauktion bei Amsler ft Rnthardt. — Zeit-
sohriftea. — Inserate.
^ Für die Redaktion verantwortlich Arbuar Seemcum. — Druck von August Pries in Leipsig.
J
\-l-'
KUNS
\ O i^ Q
/\
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER^
CARL VON LÜTZOW und DR.
WIEN
Heagasse 58.
A. ROSENBERG
BERUN SW.
TeltowerstrasBe 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
•3 1892/93.
Nr. 12. 19. Januar.
Die Kmostehronik erscheint als Beiblatt svr «Zeitsohrift fttr bildende Kunst* und cum «Kunstgewerbeblatt* monatlioh dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlieh einmal. Der Jahrgang kostet 8 Xark und umfasst SS Nummern. Die Abonnenten der »Zeit-
schrift fllr bildende Kunst* erhalten die Kunstohronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unT erlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Terlagshandlung keine Oew&hr. Inserate, A 80 Pf. fUr die dreispaltige Petitaeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
DIE AUSSTELLUNG DER MÜNCHENER .24-
IN BERLIN.
Während sich die Spaltung innerhalb der Mün-
chener EünsÜerschaft immer mehr erweitert und un-
heilbarer gestaltet, während von berufener und un-
berufener Seite Versuche gemacht werden, f&r die
Ausstellungen der Münchener Sezessionisten in Dres-
den oder Berlin Bäume zu gewinnen, und während
sich in Berlin selbst Konflikte bilden, bei denen per-
sönliche und künstlerische Motive in wunderlicher
Verquickung mitgewirkt haben, ist eine geschlossene
Schar von Münchener Künstlern, gleichsam zu einer
Art von Bekognoscirung, in die Schulte'sche Aus-
stellung eingezogen, um das Terrain zu sondiren
und mit dem Kunstgeiste der Berliner Bevölkerung
Fühlung zu suchen. Es ist keine offizielle Abord-
nung der Sezession; denn die „24^^ sind nur ein
schlichter Künstlerklub, die « Stammtischgesellschaft*'
eines Münchener Kaffeehauses, zu der auch Künstler
gehören, die nicht förmlich dem Verein der Sezes-
sionisten beigetreten sind. Aber die Kunstanschau-
ung, welche die Mehrzahl dieser .24* beherrscht, ist
im wesentlichen dieselbe, der auch die Mehrheit; der
Sezessionisten huldigt. Fritz von Uhde und sein
Naturalismus sind hier wie dort das Panier, und
alles, was seltsam, abenteuerlich, extravagant, bizarr,
von dem Herkommen abweichend ist, findet bei den
«24* ebenso viele fanatische Bewunderer und Nach-
ahmer, wie in der Vereinigung der Sezessionisten.
Wenn man von zwei niedlichen, in Meissonier scher
Art gemalten Rokokobildchen von TheohcUd Scharrt,
zwei geistvoll oharakterisirten, aber leider im Bei-
werk sehr flüchtig behandelten Bildnissen, dem des
Archäologen Curtius und dem einer jungen Frau,
von ReinJiold Le^sius, ein paar Grisaillen des Ulu-
strators Fritx Wähle und zwei mit höchster Leben-
digkeit, ganz in dem guten realistischen Sinne der
Florentiner Quattrocentisten oharakterisirten Portrat-
büsten von Hugo Kaufmann absieht, verfolgen die
Schöpfungen der übrigen Mitglieder der Vereinigung
dasselbe Ziel: die nichtigsten Dinge, die alltäglich-
sten, zum Teil widerwärtigsten Motive in einer Dar-
stellungsweise, an der nichts bemerkenswert und auf-
fallend ist, als die n^ehr oder minder stark ver-
letzende Nachlässigkeit, Schludrigkeit und Roheit
der Technik, zur Anschauung zu bringen. In der
Art der AusftLhrung lassen sich noch einige Stufen-
grade unterscheiden. Einzelne, wie z. B. Brufw
PigUiein, H. v. Habermann, Joseph Block, Albert Keller
und der Illustrator H Schlittgen haben noch nicht
völlig mit ihrer künstlerischen Vergangenheit ge-
brochen. Wenn sie sich auch unter dem Einfluss der
bösen Beispiele , die ihre guten Sitten verdarben,
mit vollem Behagen an die Lösung der raffinirtesten,
im Grunde aber völlig zweck- und interesselosen
Farben- und Beleuchtungsprobleme — natürlich
unter der Ägide des in München vergötterten Fran-
zosen Besnard — gemacht haben, so geben sie doch
noch immer etwas auf Zeichnung, Modellirung und
ähnliche altertümliche Gewöhnungen des malerischen
Handwerks. Man versteht wenigstens, was sie sagen
wollen, wenn der Inhalt ihrer Schildereien auch herz-
lich unbedeutend ist. Da die genannten Künstler
nun einmal zu der Überzeugung gelangt zu sein
scheinen, dass ihre bisherigen Ausdrucksmittel für
187
Die Ausstellung der Münchener ,,24" in Berlin.
188
die neue Welt ihrer stürmischen Gedanken zu eng
geworden sind, so hätten sie zum mindesten aber
auch ihre „neue Ennst" an großen Aufgaben
probiren sollen.
Das ist der wunde Punkt der , neuen Kunst*',
über die ihre Propheten und die Beth5rten in ihrem
Qefolge nicht hinwegkönnen. Die armseligsten Ein-
falle, rohe Studien, inhaltsleerer Atelierabhub werden
zu einer Ausstellung zusammengepfercht, die der
Welt eine neue OfiPenbarung der Kunst bringen soll.
Nach den großen Worten, dem schwungvollen Pro-
gramm immer und immer dieselbe Abzahlung in
kleiner Münze, dieselbe Vertröstung auf die kommen-
den Thaten der neuen Männer. Aber sie kommen
und kommen nicht, und die wenigen von den deut-
schen Naturalisten und Impressionisten, die noch
etwas gekonnt und auch geleistet haben, gehen bei
diesen fruchtlosen Experimenten, bei diesem Umher-
tappen nach einer dunklen Zukunft vielleicht ganz
und gar zu Qrunde. Wir denken dabei in erster
Linie an Fritz von Uhde* Was er zur Ausstellung
der „24^ hergegeben hat, ist seiner nicht würdig,
auch wenn er es beiläufig, unter vielem anderen, aus-
gestellt hätte, am allerwenigsten aber, wo es sich,
wie hier, um eine ernsthafte Probe auf die Berech-
tigung und den Bestand der «neuen Kunst" handelt.
Was er z. B. auf einem großen Bilde zeigen wollte,
das zwei Schulmädchen darstellt, die sich an einem
(Kartentische vereint über ein Buch beugen, die Re-
flexe der durch das Laubdach der beschattenden
Bäume dringenden Sonnenstrahlen auf den Händen,
Gesichtern, Kleidern der beiden Mädchen und auf
ihre Umgebung, das hat der Münchener Carl Marr
in seinem unabhängig von den .24^ ausgestellten
BUde «Sommemachmittag« viel übeneugender, na-
turwahrer, koloristisch wirksamer und vor aUen
Dingen liebenswürdiger und geistreicher geschildert.
Er führt uns eine um zwei Tische gruppirte Ka£Pee-
gesellschaft von Frauen und Mädchen in der Tracht
vom Anfang dieses Jahrhunderts unter dem Schatten
breitästiger Bäume vor, im Vordergründe Kinder,
die unter der Obhut ihrer Wärterinnen herbeihüpfen-
den Hühnern Brosamen streuen. Es soll hier nicht
bloß die Anmut, sondern ebenso sehr die Wahrheit
der Schilderung gepriesen werden. Denn es ist
schlechterdings nicht einzusehen, weshalb die Wahr-
heit nach dem Prinzip der Naturalisten Uhde'scher
Richtung nur allein in der absichtlich auf jeden
koloristischen und formalen Reiz verzichtenden Wieder-
gabe einer stumpfsinnigen, öden Wirklichkeit zu
suchen und zu finden sein soll. Marr hat uns schon
öfter gezeigt^ dass dieselben koloristischen Probleme,
die sich die Naturalisten stellen, auch auf anderem
Wege und noch dazu viel glücklicher gelöst werden
können.
Die Kunstgeschichte lehrt uns durch ihre Ent-
wicklung in drei oder vier Jahrtausenden, die vnr
überschauen können, dass allmählich gewachsene und
in sich gefestigte Kunst- und Naturanschauungen nicht
so im Handumdrehen, durch einen revolutionären
Handstreich, wie etwa ein französisches Kabinett
unter der dritten Republik, gestürzt und beseitigt
werden können. Dazu bedarf es in erster Linie eines
großen Geistes, der den Mut und vor allen Dingen
die alle um ihn herum mit sich fortreißende Kraft
zur That besitzt Wer in Fritz von Uhde diesen
Geist erblickt hatte, wird sich von Jahr zu Jahr
mehr enttäuscht f&hlen, und unter den kleinen
Geistern, die sein Gefolge bilden, ist auch nicht
einer, der irgendwie befähigt wäre, die Führung zu
übernehmen. Wir wollen deshalb nicht näher auf
die fragwürdigen Experimente eingehen, welche die
Herren Benno Becker, Louis GorirUh, Hans Borch-
hardt und Ädelbert Niemeyer — wir nennen nur die
Extremsten unter diesen .fahrenden Künstlern' —
für Sehens- und ausstellungswert erachtet haben.
Die Ausstellung der .24* hat, wie wir noch
einmal hervorheben wollen, mit dem sezessionistischen
Vereine der Münchener Künstler offiziell nichts zu
thun. Aber agitatorisch und progranmiatisch für
die Ziele der Sezession ist sie im Grunde doch.
Neben persönlichen Reibereien und Zwistigkeiten
hat der Streit zwischen der alten und neuen Kunst«-
anschauung, die Abneigung gegen und die Leiden-
schaft für die Zulassung aller fremdländischen Kunst-
richtungen zu den Münchener Ausstellungen das
Steinchen ins Rollen gebracht Wir nehmen weder
für den alten, in Sieg und Herrschaft verbleibenden
Stanmi der Genossenschaft, noch für die Sezessio-
nisten Partei. Aber so viel ist klar, dass die Sezes-
sionisten vor dem großen Publikum arg in Verruf
kommen, wenn aus ihrer Mitte Vereinigungen ent-
springen, die mit großer Wichtigthuerei öflFentliche
Ausstellungen veranstalten wie die der .24". Es ist
eine alte Erfahrung in der Kunst, dass eine große,
alles und alle bezwingende That mehr gewirkt hat,
als hundert geschriebene oder gemalte Proteste und
Programme. ADOLF ROSENBERQ,
189
Bflcheraohan.
190
BÜCHERSCHAU.
Gabriel Ton Törey, JJbreeht Dürer' s venexianücker Auf-
enthalt von 1494 -1495. Straßburg, J. H. Ed. Heitz. 1892. 4.
Wenn wir in vergangenen Jahren von der Wert-
schätzung Dürers jenseits der Leitha hörten, handelte es sich
in den meisten Fällen um die Frage nach der Abstammung
des Meisters, nach der ursprünglichen Nationalität seiner
Familie. Es ist nun ein erfreuliches Zeichen, dass ein junger
Kunsthistoriker, der Ungarn seine Heimat nennt, aber seine
wissenschaftliche Ausbildung zumeist in Deutschland em-
pfangen hat, an die Lösung der Frage nach Dürers erster
Reise nach Venedig gegangen ist Die unmittelbare Veran-
lassung zur Behandlung dieser Frage bot Daniel Burckhardts
ebenso anregendes als zum Widerspruch reizendes Buch:
„Albrecht Dürers Aufenthalt in Basel 1492^1494", in welchem
bekanntlich die erste italienische Reise in Abrede gestellt
und augenommen wurde, der Nürnberger Meister habe die
Zeit vom 25. April bis 28. August 150(5 fem von Venedig
und zwar in den Tiroler Bergen zugebracht. Diesen Behaup-
tungen tritt V. T^rey unter Aufgebot aller irgendwie bedeut-
samen iitterarischen und künstlerischen Zeugnisse entgegen:
er iÜhrt die Hauptstellen aas den Briefen Dürers an Pirk-
heimer an und giebt der Überzeug^g Ausdruck, dass eine
Reise nach den Tiroler Bergen, zu welcher übrigens auch
keine Veranlassung vorlag, gewiss dem Busenfreunde ge-
meldet worden wäre; er weist auf die ungemein rege und
ergebnisreiche Thätigkeit des Meisters in Venedig hin, welche
eine Unterbrechung, eine längere Abwesenheit nicht gestattet
hätte; er gedenkt der misslichen materiellen Lage des Meisters,
welche solchen Reisen nicht gerade günstig war, und bezieht
das „rediisset" in der bekannten Stelle bei Scheurl: „Qui
com nuper in Italiam rediissef ' auf einen früheren Aufent-
halt Dürers in Italien. Fast gleichzeitig mit T^rej unter-
suchte übrigens auch Prof. Dehio in den „Göttingischen ge-
lehrten Anzeigen" (Nr. 23) dieselben Fragen: hat eine
Jugendreise nach Italien stattgefunden und in welchem Jahre?
Hat Burckhardt den Beweis erbracht, dass Dürer in seinen
Wanderjahren 1490—94 sich nicht in Venedig aufgehalten
hat, so kommen nun Dehio und T^rey zu dem Schlüsse,
Dürer habe nach seiner Verehelichung im Jahre 1494 eine
Reise unternommen, die bis ins Jahr 1495 hinein dauerte.
Dehio sowohl als Terey legen ihren AusfÜhiungen so ziem-
lich das gleiche Beweismaterial zu Grunde : die von Ephrussi
mit Unrecht in die Jahre 1505 — 1507 verwiesenen Zeich-
nungen in der Albertina und in den üfßzien, ferner die
Zeichnung nach Credi bei Baron Schickler (Paris), dann die
venezianischen Kostümstudien in der Aibertina (vgl. Springer,
Dürer, S. 162) und die Zeichnung des Apollo und der Diana
im Britischen Museum. Um sich in die italienische Formen-
welt völlig hineinzuleben, um mit der Gedankenwelt Man-
tegna's so innig vertraut zu werden, dazu genügten nicht
einige nach Deutschland gebrachte italienische Kupferstiche:
V. T6rey betont, dass sich einzelne Blätter aus der Apoka-
lypse, dann das dreiteilige Altarwerk der Dresdener Galerie
überhaupt nur im Zusammenhalte mit Werken Mantegna's
und Bellini^s erklären lassen, und Dehio äußert sich eben
im Hinblick auf dieselben Schöpfungen des Nürnberger
Meisters in ähnlicher Weise, v. Terey schließt seine Beweis-
führung mit der treffenden Bemerkung, erst dann, wenn wir
eine erste italienische Reise von 1494—95 gelten ließen,
würde sich der offenbar auf Jacopo de' Barbari bezügliche
Satz : „Das Ding, das mir vor eilf Jahren so wohl gefallen
hat, das gefällt mir jetzt nicht mehr; und wenn ich's nicht
selbst sähe, so hätte ich keinem andern geglaubt" u. s. w.
ohne Zwang deuten lassen. Das gesamte Beweismaterial für
die erste italienische Reise, an der übrigens nur wenige
zweifelten — Thausing, Wickhoff, W. v. Seydlitz, W. Schmidt
und andere haben schon früher wichtige Argumente dafür
beigebracht — wird von Herrn v. T^rey geschickt zusammen-
gestellt und überzeugend ins Treffen geftlhrt Es lässt sich
auch gegen die Festsetzung der Zeit der ersten italienischen
Reise schwerlich ein Einwand erheben; das psychologische
Bedenken, welches sich etwa im Hinblick auf die Trennung
der erst kurze Zeit Vermählten geltend machen ließe, scheint
mir doch nicht stichhaltig genug, um ernstlich in Betracht
kommen zu können. T^rey*s eingehende und treffende Kritik
des Burckhardt*schen Werkes, die hier die Gestaltung einer
ungemein luxuriös ausgestatteten Schrift (30 Seiten) i) ange-
nommen hat — als „Fortsetzung** zu dem Buche Burckhardts
bezeichnet sie etwas ängstlich der Verfasser — bedeutet also
einen Fortschritt unserer historischen Erkenntnis des großen
Meisters selbst in kleinen Einzelheiten. Die sieben Licht-
drucke, welche der Studie beigegeben sind, beweisen, wie
ernst und gewissenhaft der Verfasser seine Beweisführung
nahm. Die kleine Schrift ist demselben, gegen dessen Aus-
führungen sie gerichtet ist, nämlich Daniel Burckhardt, „in
Freundschaft zugeeignet" — auch in dieser Widmung liegt
ein lobenswerter Fortschritt: die frische Polemik auf wissen-
schaftlichem Boden braucht niemals in gehässiges Gezanke
auszuarten. FR. LTH.
Bibliographie der Schweiierischen Laadeelrancle:
Architektur, Plastik und Malerei. Zusammengestellt von
Dr. Berthold Raendcke, Privatdozent der Kunstgeschichte
an der Universität Bern. Bern, K. J. Wyss. 1892. 8".
100 S.
Eine sehr verdienstvolle, fleißige und durch übersichtliche
Anordnung ausgezeichnete Arbeit, deren Wert noch durch
ein sorgfältiges Namen- und Sachregister erhöht wird. Im
ersten Abschnitt citirt der Herausgeber die allgemeinen, die
Schweiz betreffenden Werke für alle drei Künste, und in
den drei folgenden Abschnitten behandelt er jede der drei
Künste einzeln, indem er zunächst wieder die zusammen-
fassenden Schriften anführt und dann die Monographien,
Abhandlungen, Aufsätze in Zeitschriften u. s. w., die sich
auf einzelne Denkmäler und auf einzelne Künstler beziehen,
nach topographischen Gesichtspunkten oder in alphabetischer
Folge anordnet. Es ist erstaunlich, wie reichhaltig die ein-
schlägige Litteratur im Verhältnis zur Kunstproduktion des
kleinen Landes ist, dessen künstlerische Interessen übrigens
im Spiegel dieser Bibliographie in einem weit günstigeren
Lichte erscheinen, als es die häufig erhobenen Klagen über
den Mangel an Kunstliebe in der Schweiz erwarten ließen.
Dabei erhebt der Verfasser nicht einmal Anspruch auf Voll-
ständigkeit seiner Litteraturnachweise. Da er in der Vorrede
um Ergänzung bittet, wollen wir ihm wenigstens einen
Beitrag liefern, indem wir ihn auf die kleine, aber inbalt-
reiche Schrift „Die Brunnen in der Schweiz, Denkmäler
der Kunst- und Kulturgeschichte" von Dr. phil. Claere
Schubert (Frauenfeld 1885, J. Huber's Verlag) aufmerksam
machen, die noch deshalb besonderes Interesse beansprucht,
weil sie die Promotionsarbeit einer jetzt in Berlin lebenden
Dame ist, die in Zürich Kunstgeschichte studirt hat. A. R,
— n. Jacx>b Burckhardfs Cicerone ist soeben in sechster Auf-
lage erschienen. Sie erweist sich als eine wesentlich ver-
besserte, wenn es auch auf dem Titel nicht gesagt wird.
1) Toh mass indes bemerken, dass der Text auf S. 9 begixmt und
S. 84 endet; dann folgen wertvolle Anmerkungen.
191
Nekrologe. — PersoDalnacbrichten. — PreisTerteilungen. — Denkm&ler.
192
Eine durchgreifende Revision war besonders in der letzten
2jeit eine stark fühlbare Notwendigkeit, denn bei den viel-
fachen Ver&ndemngen in der Aufistellung der Ennstwerke
in staatlichen und besonders in Privatgalerien versagte das
Raster gar ULofig. Diesem Übelstand ist durch die Unter-
stützung von italienischen Gelehrten abgeholfen und das
Register ist zugleich auch etwas übersichtlicher angeordnet, als
es vordem war. Der Herausgeber Geheimrat Bode hat sich
bei dem massenhaft zuströmenden Material genötigt gesehen,
einige Mitarbeiter heranzuziehen, die besondere Studien auf
einzelnen Gebieten machen konnten. Bode hat vor allem
die Skulptur und Malerei der Renaissance überarbeitet, als
deren Kenner er ja allgemeines Ansehen genießt. Aber auch
sonst ist seine beesemde und sichtende Hand zu erkennen.
Eine dankenswerte Neuerung ist auch die Lostrennung des
Registers von dem eigentlichen Werke. Das Register kann
nun bequem in der Tasche mitgeftihrt werden.
* Soeben ist ein neuer Katalog des archäologischen Na-
tioncUmuseums in Athen aus der Feder des gegenwärtigen
Ephoros der Altertümer Griechenlands, P. KawadictSj er-
sdiienen. Der bisher vorliegende erste ßand (504 Seiten B^)
umfasst 1044 Werke, von denen eine genaue Beschreibung
nebst Angabe der Maße, des Materials, der Erhaltung u. s. w.
unter HinzufÜgnng der wissenschaftlichen Litteratur geboten
wird. Der in griechischer Sprache verfasste Katalog steht
vollkommen auf der Höhe der heutigen Wissenschaft. Die
Prolegomena enthalten eine knrzgefasste Geschichte des Mu-
seums. Auch ein Plan desselben ist beigefügt.
NEKROLOGE
\* Der norwegische Oenre- und Architekturmaler Vinxent
Stoltenberg-Lerche, gewöhnlich St. Lerche genannt, ist am
28. Dezember v. J. in Düsseldorf, wo er seit 1856 ansässig
war, gestorben. Einem Nekrologe der „Köln. Ztg.'' ent-
nehmen wir folgendes über seinen Lebensgang: Zu TOnsberg
in Norwegen 1837 geboren, studirte der Verstorbene nach
absolvirtem Gymnasium auf der Universität in Christiania,
beschloss indessen schon im Alter von 19 Jahren, sich der
Malerei zu widmen, und kam 1856 nach Düsseldorf, wo er
Schüler der Kunstakademie wurde und bis 1858 blieb. Seine
ersten selbständigen Arbeiten waren Architekturbilder, ins-
besondere Interieurs von Klöstern und Kirchen, die wegen
ihrer gediegenen und von eingehendem Verständnis zeugen-
den Wiedergabe sowie der feinen malerischen Behandlung
halber vielen Beifall fanden. Später wandte er sich mit
gleichem Erfolge der Genremalerei zu und leistete durch
die Verbindung beider Treffliches. Mit Vorliebe malte er
Genrebilder aus der Rokokozeit, welche er fein humoristisch
behandelte. Infolge eines Staatsstipendiums hielt Lerche sich
längere Zeit in Venedig auf und machte Studienreisen in
Deutschland, Frankreich, Holland und Skandinavien. Die
Frucht dieser Studienreisen war eine reiche Ausbeute, wert-
volles Material für seine späteren Arbeiten, namentlich vor-
zügliche Architekturstudien, von denen er viele später als
Ölgemälde und Aquarelle ausführte. Ein Hauptwerk von ihm.
„Das Innere der Lambertuskirche", besitzt das Stadtmuseum
in Bergen (Norwegen). Von seinen bekanntesten größeren
Bildern sind zu nennen : „Der Zehntentag im Kloster*', „Die
Klosterbibliothek", „Ein Wirtshaus zu Köln zur Zeit der
französischen Occupation", „Der Besuch eines Kardinals im
Kloster" und die bereits erwähnten humoristischen Rokoko-
Genrescenen. Lerche beteiligte sich auch an der Ausschmük-
kung des Gürzenichsaales in Köln durch die großen Wand-
bilder, das Fest der Vollendung des Domes darstellend. Als
Illustrator war der Verstorbene ebenfalls sehr geschätzt und
war als solcher Mitarbeiter bedeutender deutscher, schwe-
discher und norwegischer illnstrirter Zeitungen; auch als
Schriftsteller machte Lerche sich bekannt durch zwei Bände
Reiseskizzen, die 1872 und 1874 erschienen sind, zwei Hefte
Kinderreime und Volksweisen, Arabesken u. s. w.
•^* Der Architekt Rudolf Speer, Lehrer am Kgl. Kunst
gewerbemuseum in Berlin, ist in der Nacht zum 6. Januar
plötzlich an einem Herzschlage gestorben. Am 4. März 1849
zu Waren in Mecklenburg geboren, war Speer seit Jahren
für die Architektenfirma Gropius und Schmieden thätig. Wie
wir der „Nordd. Allg. Ztg." entnehmen, war er schon an
der Ausarbeitung der Entwürfe für den Bau des Kunst-
gewerbemuseums beteiligt, und als Martin Gropius noch vor
Vollendung dieses seines letzten Werkes 1880 starb, trat
Speer in die Lücke ein, um seitdem an den weiteren Ar-
beiten des nun Schmieden und Speei'schen Ateliers hervor-
ragend beteiligt zu bleiben. An der ünterrichtsanstalt des
Kunstgewerbemuseums wirkte Speer seit 1879.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Die Münchener Kimstiergenossenschaft hat Direktor
A, von Werner und Professor Karl Koepping in Berlin zu
Ehrenmitgliedern gewählt.
*^* Zum 50jährigen Doktorjubiläum des Archäologen
Heinrich Brunn in München hat die griechische Regierung,
wie der „Vossischen Zeitung" berichtet wird, ein sinniges
Geschenk gemacht Sie hat zur Ausführung der Büste des
Jubilars, die seine Schüler und Verehrer darbringen wollen,
einen antiken Marmorblock gespendet.
* Dr. Robert Stiassny, unser geschätzter Mitarbeiter >
wurde zum Kustosa^ unkten an den kunstgewerblichen Samm-
lungen des k. k. österreichischen Handelsmuseums — ehemals
Orientalischen Museums — in Wien ernannt. Es freut uns,
diesen begabten jungen Gelehrten damit nun auch an einer
der großen Wiener Sammlungen angestellt zu wissen, wenn-
gleich es allerseits Wunder nimmt, ihm nicht einen Wirkungs-
kreis angewiesen zu sehen, der seinem bisherigen St-udien-
gebiete näher gelegen wäre, als die im Handelsmuseum im
Vordergrunde stehende ostasiatische und sonstige exotische
Kunst
PREISVERTEILUNGEN.
\* Von der Berliner Kunstakademie. Der 1000 M. be-
tragende Preis der Ginsberg-Stiftung, die zum Andenken an
den beim Erdbeben von Ischia gestorbenen Maler Ginsberg
begründet wurde, ist in diesem Jahre dem Maler Ernst
Wilhelm Müller- Schön feld und dem Bildhauer Karl Jermann
zuerkannt worden.
DENKMALER.
*4* iJber den neuen Entwurf xum Nationcddenhnal für
Kaiser Wilhelm I, in Berlin, den Prof. B. Begas auf Befehl
des Kaisers angefertigt hat und der, soweit die plastischen
Teile in Betracht kommen, der Ausföhrung zu Grunde ge-
legt werden soll, bringen die Berliner Zeitungen jetzt fol-
gende nähere Mitteilungen : „Das (auf dem Platze der jetzigen
Schlossfreiheit zu errichtende) Standbild erhält als Hinter-
grund eine nach dem Schlosse zu geö£Ehete Säulenhalle, die
sich in ihrem Stile dem Charakter des Schlosses und des
Eosander'schen Portales anschließt Der Kaiser reitet auf
das Schloss zu und tritt soweit aus der Halle hervor, das«
er auch von beiden Seiten frei gesehen wird. Die beiden
193
Sammlungen und Ausstellungen.
194
Ausläufer der Säulenhalle sind mit Portalen im Barockstile
geschmfickt, auf denen sich Quadrigen befinden. An der
Säulenhalle werden den deutschen Ffirsten Denkmäler in
Form von Statuen gesetzt, die in der Ausführung eine Gröfie
von vier Metern erhalten. Der obere Teil der Säulenhalle
wird durch allegorische Gruppen und durch Trophäen be-
lebt, wie sie in ähnlicher Art die Attika des Zeughauses
zieren. Das Standbild des Kaisers wird in so gewaltigen
Verhältnissen errichtet, dass die Massen des Schlosses es
ebensowenig erdrücken können, wie den Begasbrunnen. Reiter
und Pferd erhalten die Höhe von 12 Metern. Der Kaiser
ist in würdiger Haltung dargestellt; eine Viktoria fahrt das
ruhiger ausschreitende Pferd. Die vier auf Kugeln schwe-
benden Siegesgöttinnen an den Ecken des Postaments sind
zwar beibehalten, aber doch gegen früher verändert worden;
sie erscheinen jetzt mehr individualisirt und sind zu den
Sockelfiguren inniger in Beziehung gebracht An Stelle der
beseitigten Quadrigen sind auf beiden Seiten des Postaments
Krieg und Frieden veranschaulicht. Rechts die Gestalt eines
Kriegers mit dem Schwerte, dahinter ein Relief, auf welchem
eine Quadriga herangesaust kommt, und der Tod, rechts
und links mit der Sense ausholend, reiche Ernte hält. An
der entgegengesetzten Seite erscheint der Friede als ein Jüng-
ling mit Palme und Tafel, hinter welchem sich im Relief
ein landschaftliches Gefilde ausbreitet; hier ist die Friedens-
gestalt von blumenstreuenden Kindern umgeben, während
ringsum der Ackerbau in reichem Segen blüht Verhältnis-
mäßig einfach ist jetzt die Vorder- und Rückseite des Posta-
ments behandelt; hier besteht der Schmuck vorzugsweise in
sinnbildlichen Emblemen etc. Auch in dem neuen Entwurf
finden sich die vier auf den Ecken der Stufen lagernden
Löwen. Die Ausführung des Denkmals erfolgt teils in
Bronze, teils in Stein. Die Herstellung der großen Modelle
wird im Laufe des Jahres in Angriff genommen werden.''
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
\* Eine ständige Ävsstellung des deutschen Künstler'
Vereins in Rom, der unter dem Vorsitze des sehr rührigen
und energischen Professors Meurer einen neuen Aufschwung
genommen hat, ist am 26. Dezember v. J. in einem großen,
elektrisch beleuchteten Saale im Erdgeschosse des Palazzo
Serlupi unter den Gesellschaftsräumen des Vereins eröffnet
worden. Dadurch will man versuchen, auch den Werken
der deutschen Künstler, die durch die stetig zunehmende
Produktion der Italiener und Spanier stark in den Hinter-
grund gedrängt worden sind, die Aufmerksamkeit der frem-
den und einheimischen Kunstfreunde zu gewinnen und zu
sichern. Der erste Versuch ist im ganzen wie im einzelnen
überraschend glücklich ausgefallen. Die Mehrzahl der aus-
gestellten Werke, namentlich der Bildhauerarbeiten, bekunden,
wie wir einer Korrespondenz der Berliner „Post" entnehmen,
einen großen Ernst und ein noch größeres Können. Jüngere
Bildhauer, wie Stanislaus Cauer, Arnold Katsch, Tuaillon,
Fuchs, Seebock, Hecht, Volkmann, welche die Berliner ;
Künstlerkreise noch als Stipendiaten oder in den Anfangs-
stadien ihrer Laufbahn kannten, können bereits ehrenvoll
neben den vollendeten Werken eines Kopf oder Sommer
bestehen. Von letzterem sehen wir wieder einen jener wein-
frohen Centauren in Bronze, der seine Freude daran hat,
wie aus dem Schlauche auf seinem Rücken der Wein — das
zierliche Bildwerk ist als Zimmerfontäne gedacht — in Strö-
men herausschießt. Die grün schimmernde Patina, die
Sommer für seine Halbgottheiten anzuwenden pflegt, erhöht
die Täuschung, so dass man eine wahre Antike aus Meister*
band vor sich zu haben glaubt Professor Kopf führt mit
der Büste „des Mädchens Klage" zum erstenmale dem Pu-
blikum die Behandlung des gekörnten Marmors mit heraus-
genommenen Lichtern nach einer eigenen Methode vor, ein
Verfahren, welches dem Stein eine eigene Lebendigkeit und
Natürlichkeit giebt. Die lebensgroße Figur eines römischen
Fechters von Arnold Katsch, das erste bedeutendere Werk
des Berliner Künstlers, wird demnächst in Berlin seine Auf-
wartung machen. Die „Psyche'' von Stanislaus Cauer ist
eine reizende, träumerisch kokette Mädchengestalt in Bronze,
ein wahres Kleinod der Miniaturbildhauerkunst Herm. Hecht*s
„Neidkopf* mit der züngelnden Schlange giebt der Dresdener
Akademie Recht, die den jungen Künstler schon vor zwei
Jahren durch Erteilung der goldenen Medaille auszeichnete,
Tuaillon, der sonst sehr zurückhaltende ElsäBser, der seine
künstlerische Ausbildung vor allem in Berlin erhielt, ist mit
mehreren Arbeiten hervorgetreten, die ein sehr großes Können
verraten, gleichwie auch der antike Reiter mit Lanze von
Volkmann, dem Schöpfer des Standbildes seines Onkels vor
der Universität in Halle, eine weit Über den Durchschnitt
hinausreichende Arbeit ist. Weniger Bedeutendes enthält
die Ausstellung von Ölgemälden und Aquarellen. Der Berliner
Fritz Brandt hat aber neben seinen allzu schillernden Ma-
rinen von Ischia und Capri ein Aquarell der Ziegeleien in
Casamicciola ausgestellt, welches seine bisherigen Arbeiten
weit übertrifft. Ottomar Brioschi ist mit Landschafken aus
Südtirol, dem Sabinergebirge und mit einem stimmungs-
vollen „Heiligen Hain in der römischen Campagna" vertreten.
Ein außerordentlich befähigter Genremaler ist Guillery. Die
Blumenstücke der Frau Schmidt-Preuschen sind bekannt und
anerkannt. KnÜpfer's nackte, ruhende Mädchengestalten
haben schon seit geraumer Zeit die Bewunderung der Kunst-
kenner erregt. Hermann Hirzel, den man bisher nur als
Zeichner und Maler kannte, ist Kupferstecher geworden und
zwar mit hoher Begabung, wie seine Platten „Villa Falco-
nieri in Frascati" und „Vigne vor den Thoren Roms" uns
lehren, Wegelin hat hübsche Ansichten aus den Ruinen
Pompeji^s zur Ausstellung gesandt. Äußerst zart und duftig
sind die Aquarelle von Carlo Rauch, von denen einzelne
gleich nach Eröffnung der Ausstellung abgesetzt wurden.
Fräulein Richter hat sich schon seit Jahren eine ganz be-
sondere Spezialität durch ihre Mädchenköpfe, zumeist Mo-
delle aus Capri, geschaffen, die in der Feinheit und Sauber-
keit der Ausführung ihresgleichen suchen. Zu den am meisten
besprochenen und angefochtenen Werken der Ausstellung
gehören die Arbeiten von Otto Greiner und Max Klinger.
Greiner hat eine auf Stein ausgefELhrte Federzeichnung „Das
urteil des Paris" ausgestellt, die von neuem beweist, dass
er die künstlerischen Mittel besitzt, die Lithographie wieder
zur Kunst zu erheben. Klinger hat neben mehreren gra-
phischen Blättern, in denen sich Radirung und Stich ver-
binden, der Ausstellung auch eine Probe seiner bildnerischen
Kunst in einer „Neuen Salome" zugeführt Die neue Sa-
lome ist eine nach Art der buddhistischen Gottheiten hockende
Mädchengestalt mit über der Brust gekreuzten Armen im
faltigen Gewände in polychromer Behandlung. Links und
rechts zu l^ßen der Gestalt steht je ein maskenartig be-
handelter Männerkopf (als Symbole ihrer Opfer). Das Merk-
würdigste an dieser Gruppe ist, dass Klinger die Augen so-
wohl der Salome als auch die der beiden Masken nicht
bemalt, sondern eingesetzt hat. Die Wirkung dieser mit
Pupillen versehenen Bemsteinaugen ist ganz eigentümlich.
Der Künstler will die Salome auch in Marmor ausführen
und genau so farbig behandeln, wie das obige Modell.
195
Vereine und Gesellacbaften. — Vermischtes.
196
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
O I^ Münchener Sexessionüten, die sich in ihren Kund-
gebungen „Verein bildender Künstler Münchens" nennen,
haben sich, nachdem die Versuche, in Dresden festen Faß
zu fassen, erfolglos geblieben, anscheinend aach auf Wider-
stand gestoßen sind, wie aus einzelnen Stimmen der Dres-
dener Presse hervorgeht, an den Berliner Magistrat ge-
wandt. Ihre Bitte geht dahin, dass der Magistrat ihnen
Räume gewähren möge, die es dem Vereine gestatten, „in
einer in diesem Jahre zu veranstaltenden, geschlossenen Aus-
stellung das künstlerische Prinzip, welches die Mitglieder
des Vereins seit Jahren anstreben, zur Geltung zu bringen".
Dexjenige, der den Münchener Sezessionisten diesen Schritt
angeraten, hat jedenfalls damit gezeigt, dass er nicht im
geringsten mit Berliner Ortsverhältnissen vertraut ist. Die
Berliner Stadtbehörde hat seit Jahren mit einem stetig wach-
senden Mangel an Raum zur Unterbringung ihrer zahl-
reichen Verwaltungszweige und Beamtenkörper zu kämpfen.
Das neue Rathaus in der Königsstraße ist längst zu klein
geworden, und der Magistratssäckel wird so sehr in An-
spruch genommen, dass der Magistrat nicht einmal die in
der mehrfach erwähnten Petition Berliner Künstler ausge-
sprochenen Wünsche berücksichtigen konnte. Er hat sich
deshalb auch dem Gesuche der Münchener Sezessionisten
gegenüber in gleicher Neutralität verhalten, aus der nur ein
Strahl des Wohlwollens bricht, der zu nichts verpflichtet.
Das Magistratskollegium hat nämlich beschlossen, dem Ver-
ein mitzuteilen, dass es zwar der Sache wohlwollend gegen-
überstehe, den Wünschen des Vereins aber nicht entsprechen
könne, da die Stadtverwaltung von Berlin geeigneter Räumlich-
keiten zu einem solchen Unternehmen ermangle. Indessen
sei der Magistrat bereit, die Bestrebungen des Vereins zur
Ermittelung geeigneter Räumlichkeiten etc. zu unterstützen.
*^* Die Entfernung der Bilder des Norwegers Muneh
aus der Ausstellung des Vereins Berliner Künstler durch
Majoritätsbeschluss hat zu einem Nachspiel geführt, das auch
den Lehrkörper der Berliner Hochschule für die bildenden
Künste in Mitleidenschaft zieht. Die Professoren Hugo Vogels
Franx Skarbina und August von Heyden, die sich auf Seite
der Minorität befanden und am 18. November eine Protest-
erklärung gegen die Majorität unterzeichnet hatten, haben
nämlich ein Gesuch um Entlassung aus ihren Lehrämtern
beim Kultusminister eingereicht. In jener Erklärung war
u. a. folgender Satz enthalten: „Wir wurden bei unserer
Stimmabgabe von dem Gedanken geleitet, dass Herr Munch,
von einer durch den Verein Berliner Künstler frei gewählten
Kommission zur Ausstellung eingeladen, als vom Verein
selbst eingeladen betrachtet werden muss, und deshalb ver-
urteilen wir, ohne zu der in den Munch'schen Bildern aus-
gesprochenen Kunstrichtung irgendwie Stellung nehmen zu
wollen, die Schließung der Ausstellung aJs eine dem üb-
lichen Anstand xutviderlaufende Maßnahme.^* Die letzten
Worte sind von Mitgliedern der Majorität als eine persön-
liche Kränkung aufgefasst worden, und da an der Hoch-
schule Lehrer aus beiden Parteien des Vereins nebeneinander
wirken, haben sich unerquickliche Verhältnisse herausge-
bildet, die die drei Genannten zur Einreichung ihres Ent-
lassuDgsgesuches bewogen haben.
VERMISCHTES.
*^* Von der Berliner Kunstakademie. Der Präsident der
Akademie hat den Mitgliedern den üblichen Jahresbericht
erstattet, dem folgendes zu entnehmen ist: Aus den Erträgen
der Kunstausstellungen ist der Akademie ein Vermögen von
nahezu einer halben Million M. erwachsen. Auf Veranlassung
der Akademie sind zwischen den einzelnen deutschen Kunst-
akademien Verhandlungen gef&hrt worden zur Gewinnung
eines deutschen Künstlerhauses in Rom. Die Angelegenheit
ist den einzelnen Landesregierungen mit der Bitte vorge-
tragen worden, in diesem Sinne beim Reichskanzler Schritte
zu thun. Auch mit dem Wettbewerb fQr das Friesacker
Kurfürstendenkmal hat sich die Akademie beschäftigt; sie
wandte sich, da weder Preise in Aussicht gestellt noch die
Namen der Jurymitglieder genannt waren, an den Vorsitzen-
den des Denkmalkomitees, um im Interesse der mitbewer-
benden Künstler eine Änderung des Programms herbeizu-
führen. Es ist dies nicht gelungen, trotzdem sind 21 Ent-
würfe eingegangen, darunter von namhaften Bildhauern.
Der Bericht erkennt hierin einen deutlichen Beweis dafür,
dass die Zahl der vom Staate , städtischen Behörden und
Korporationen gestellten monumentalen Aufgaben in keinem
Verhältnis mehr steht zu der Menge der aus den staatlichen
Kunsthochschulen hervorgehenden Künstler.
• Interessante Entdeckung, Die „Münch. Neuest. Nachr."
schreiben: Vor einigen Monaten war der Leonardo-Biograph
Paul Müller -Walde so glücklich, im Refektorium von S.
Maria delle Grazie zu Mailand die Fensteröffnungen aufzu-
finden, welche ursprünglich zur Beleuchtung des Raumes
gedient hatten, wie sie Leonardo da Vinci bei Inangriff-
nahme seines Abendmahles vorfand und auf deren Lage hin
er Höhe und Perspektive für sein unsterbliches Meisterwerk
wählte und Licht und Schatten in den einzelnen Gruppen
und Gestalten verteilte. Diese in der Höhe des Wandgemäldes
befindlichen Fenster waren seit Jahrhunderten zugemauert
und durch unmittelbar unter der Deckenwölbung durchge-
brochene Fenster ersetzt gewesen, wodurch die Wirkung der
Malerei schwer beeinträchtigt und besonders die linke Hälfte
fast ganz in Schatten gestellt worden war. Es gelang Dr.
Paul Müller- Walde, zunächst den k. Delegirten für die Kon-
servirung der lombardischen Kunstdenkmäler, den berühmten
Kunstforscher und Architekten Luca Beltrami, für seinen
Plan, den alten Zustand des Refektoriums wiederherzustellen,
zu gewinnen, und dieser setzte es mit gewohnter Energie
bei der italienischen Regierung durch, dass alle Bedenken
behoben und die Erlaubnis zur Wiederherstellung des Re-
fektoriums, wie es in den neunziger Jahren des fünf-
zehnten Jahrhunderts bestanden, erteilt wurde. Die Arbeiten,
welche, da es sich nur um Herauslösung von lose eingefüg-
ten Ziegeln aus älteren Fensterrahmen und um die Ver-
deckung später zugefügter Öffnungen handelt, jede Gefahr
für das unschätzbare Kunstwerk ausschließen, werden in An-
griff genommen, sobald es die Witterung erlaubt, und das
Abendmahl Leonardo^s, welches keineswegs so zerstört ist,
wie sensationslustige Reisende zuweilen berichtet haben, wird
von jahrhundertlangem Banne erlöst werden und mehr denn
je seine Bedeutung, das oberste aller Kunstwerke zu heißen,
behaupten. Wie wir hören, wird der zweite Band der in
Dr. Georg Hirth's Kunstverlag erscheinenden Leonardo-Bio-
graphie Paul Müller-Walde's („Leonardo da Vinci in Mai-
land"), welchen wir bald nach Ostern zu erwarten haben,
bereits Wiedergaben von unmittelbaren Aufnahmen nach
Leonardo's Abendmahl in seiner neuen oder vielmehr in
seiner ursprünglichen Beleuchtung enthalten.
*^* Auffindung von Zeichnungen von Lucas von Leyden.
Der Direktor der Manuskriptabteilung des Britischen Museums,
Sidney Colvin, hat, wie das „Centralblatt fttr Bibliotheks-
wesen" mitteilt, vor kurzem einen Band von großem künst-
lerischen Interesse erworben. Es ist dies eine Sammlung
von alten niederländischen und deutschen Zeichnungen, von
197
Vom Knngtmarkt. — Berichfagungen. — Zeitschriften. — Inserate.
198
denen die meisten echte Werke des Lucas von Leyden sind,
dessen Signatur sie auch tragen. Der großen Mehrzahl nach
sind es PorträtkGpfe, aber es befinden sich auch einige
Figurenzeichnungen darunter. Dr. Golvin hat sie aus dem
alten Einbände, der sie ein paar Jahrhunderte in einem
englischen Hause behütete, herausgenommen, und sie werden
fortan mit den anderen im Museum sich befindenden Zeich-
nungen des Meisters katalogisirt und vereinigt werden.
* Ein Kinderfest im Wiener Künstlerhause, Im Deut-
schen Saale des Wiener Künstlerhauses fand am 27. Dezbr.
abends ein von den Mitgliedern der Eünstlergenossenschaft,
Damatä, Fröschl, Kautsky, Bamberger , Kaufmann j Baron
Merode und Petrowüsch arrangirtes Fest für die Kinder der
Mitglieder der Eünstlergenossenschaft statt. Es waren über
hundert Kinder mit ihren Angehörigen erschienen. Im Hinter-
grunde des Saales war links eine Felsenlandschaft und rechts
der Stall zu sehen, aus welch* letzterem ein Ochs und ein
Esel die KOpfe zum Fenster hinausstreckten. Felsenland-
Bchaft und Stall, zwischen denen ein freier, bühnenartiger
Raum sich befand, waren zum Teil mit künstlichem Schnee
bedeckt und boten bei Beleuchtung einen prächtigen Anblick.
Auf der Estrade hinter diesen Dekorationen, welche von den
Malern Damaut, FrÖsehl und Petrotoitseh hergestellt waren,
befand sich eine bis nahe an die Decke reichende, prilchtig
geschmückte Tanne, auf welcher Schneeflocken im Glänze
unz&hliger Lichtlein flimmerten. Ein schönerer Christbaum
als dieser dürfte noch kaum gesehen worden sein. Auch
an einem „heiligen Nikolo" fehlte es nicht, den ein Diener
des Hauses zum Ergötzen der Kinder in bester Art repräsen-
tirte. Ungemein reizend war es, als zwölf Kinder im Alter
von 3 bis 5 Jahren mit Harmonium- und Klavierbegleitung
ein Weihnachtslied anstimmten. Fräulein Rößler, ein junges
hübsches Mädchen, hielt, als Weihnachtsengel kostümirt,
eine in Versen abgefasste „Ansprache des Weihnachtsengels*'.
Bei den Worten: „Damit Ihr auch seht, dass ich Wort
halten kann — So fange ich gleich jetzt zu beschenken an
— Und rufe beim Namen ein jedes Kind — So viel auch
hier versammelt sind !** wurde die Beteilung der Kinder mit
den verschiedensten Spielzeugen, Nippsachen etc. etc. vor-
genommen. Das Gedicht, vom Maler Frösehl mit einer
reizenden Zeichnung geschmückt, wurde sodann unter den
anwesenden Gästen gedruckt verteilt. Den Schluss des Festes
bildete eine Bewirtung der Großen und Kleinen.
(Wien. Fremdenbl.)
VOM KUNSTMARKT.
Leipzig. Soeben erschien Katalog 109 von Karl W,
Hiersemann, enthaltend Kunstgeschichte, Handbücher der
Malerei, Kupferstich- und Holzschnittkunde und die übrigen
vervielfältigenden Künste. Die Werke stammen zum Teil
aus den von Dr. Paul Schönfeld in Berlin und Dr. H. A.
Weiske in Leipzig hinterlassenen Bibliotheken.
BERICHTIGUNGEN.
In der letzten Nr. der „Kunstchronik** sind infolge eines
unliebsamen Versehens drei Namen unrichtig gedruckt. Wir
bitten zu lesen: Sp. 181 statt Barrey's Carrei/s und statt
HauvePschen Fautvfschen, femer Sp. 183, oben: Dietxe statt
Diepe.
ZEITSCHRIFTEN.
Allffemetne Knnstehroiilk. 1898. Nr. 1.
Mittelalterlicher Hansrat. — Krakauer BUdhaner. Von Dr. A.
Nossiff. — Berliner Ansstellangen. Von F. Herrn an n. —
Eunstpiaaderei aas Sacbsen. Von Dr. 0. Mothes. — Konst-
briefe : München. Von H.P e t e r s ; Madrid . — Ans dem Eflnstlerhans.
Anzeiger des GermantsehenNatioiialmiiBeiiiiis. 1898. Nr.l.
Die Madonna vom Wohnhanse des Veit Stoß. Von Dr. P. J. R6e.
— Disziplin im dreißigjährigen Kriege. Von B. Schmidt. ~
Katalog der im germanischen Mnseum vorhandenen zam Abdrucke
bestimmten geschnittenen Holzstöcke vom 15. bis 18. Jahrhundert.
I. Teil. Bogen 14 bis 18.
Bayerisdie Gewerbezeltiuff. 1892. Nr. 24.
Wohnstuben im 16. und 17. Jahrhundert. Eine kulturgeschicht-
liche und vergleichende Studie. (Schluss.) Von H. Becker.
Zeitschrift des Bayerisclien Knnstgewerbeyereins. 1892.
Heft 11/12.
Spanische Aufnäharbeiten. Von Dr. A. Rio gl. — Die Volks-
wlrtsohaftliehe Ausbildung für den gewerbuchen und kunst-
gewerblichen Beruf. Von Dr. K Schaf er. — Kunst und Kunst-
handwerk im Dienste der Naturkunde.
Zeitsehriftmrchri8tlicheKiin8t.l892/98.Heftl0. Januar.
Der Meister von St. Severin. Von E. Firmenich-Bichartz.
Die neue Dekoration des Domes zu Frauenburg. Von Fr. Ditt-
rich. — Die Türme der St. Martinskirche in Kassel. Von
H. Schneider.
Gaiette des Beanx-Arts. 1898. Nr. 427.
Les öcoles italiennes au Mus6e impArial de Vienne (ler article).
Von F. Wickhoff. ^ La propagande de la Renaissance en
Orient durant le XV. siöde lH.)\ Ita Russie. Von E. Mttntz.
— La princesse G16mentine de Mettemich, peinture de Lawrence,
gravnre en couleurs de A. Bertrand. Von A. de Lostalot.
— L'ezposition d'Art retrospectif de Madrid. (L) Von F. Ma-
zeroUe. — Rembrandt d*aprö8 un livre nouveau. Von L.
L'Art'^'Nr. 687. 1. Januar 1898.
La Gomödie d'ai^ourd*hui. Von F. Lhomme. ~ L*Art dans les
jardins. Von G. deLöris. — David d* Angers et son temps.
Von Ph. Audebrand. — Les malades et les oifformös dans l'art.
Von O. Migeon.
Inserate.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlangen die Kunsthandlung von
[598] Th. Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Gemäldesaal in Frankfurt a. H.
liustellviigeii nnd Auktionen von Cfemälden, Antiquitäten und Knnstiregen-
stftnden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Bndolf Bangel in
Frankfurt a. IL» Kunstauktionsgesch&ft, gegr. 1869. [468
C^emftlde alter Meister.
D«r Unterseichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorsttglioh der
niederl&ndisohen Sohole» vermittelt anüi schnellste nnd sachverständigste den Verkanf
•lBB«lB«r W«rke, wie kompl. Sammlungen und ttbemimmt Aufträge fttr alle größeren
aemäldeanktionen des In- nnd Auslandes.
Berlii W.,
Potsdamerstrasse 8. [679]
Josef n. BohalL
Von meinem soeben erschienenen
Knnstlager-Kalaloge XTID,
1906 Nummern Kupferstiche, Radirungeu
und Holzschnitte alter und neuer Meister
mit deren Verkaufspreisen enthaltend,
stehen Sammlern solcher Blätter Exem-
plare auf Wunsch kostenfrei zu Diensten.
Dresden, Dezember 1892.
Franz Heyer, Kunsthändler,
Seminarstraße 7. [033]
^ — • — ^__^_^_-^__^_^
Verlag von E. A. SEEMAHH in Lelpiig.
O Handbuch der
RNAMENTIK
von Frans Salos Heyer.
Vierte Auflage. Mit 3000 Abbildungen
auf 300 Tafeln. Preis brosch. M. 9.--,
gebd. M. 10.50.
199
Inseiate.
200
y
y
y
y
y
I
X
K
Ä
Soeben erschien in sechster Auflage:
Der Cicerone
eine Anleitnng zum Gennss der Kunstwerke Italiens
\
von
Jacob Bnrckhardt
Sechste durchgesehene und verbesserte Auflage
bearbeitet von
Wilhelm Bode.
I. Teil: Altertum mit Reiter. IL Teil: Hittelalter nnd
neuere Zelt. 1. Band: Architektur und Plastik.
2. Band: Malerei. 3. Band: Alphabetisches Orts-
und Namenregister.
1893. kl. 8. Zusammen in 4 Bände geb. 16 M.
Diese neue Auflage des allen Kunstfreunden ans Herz gewachsenen
y,Cicerone'' ist eine von dem Herausgeber auf das sorg^tigste darch-
gesehene und berichtigte. Einen besonderen Torzag besitzt sie in
dem jetzt sehr übersichtlich eingerichteten, mit allen zur Orientirung
in Kirchen und Museen erforderlichen Vermerken versehenen Begister,
das die Form eines topographlsohen Kunstlexlkons f&r Italien er-
halten hat. Das Register wird, soweit der Überschuss reicht, auch
einzeln für 3 M. abgegeben. [640]
y
y
y
y
y
y
y
y
y
I
\
y einzeln rar ö m. abgegeben. [04Uj y
]>ie Italienischen Photog^raphien
aller Verlagsanstalten. Oui^ uncl 1>tllii^.
Kanstliaiidlaiig HÜ60 GROSSER, Leipzig.
Kataloge. Auswahlsendungen. [479
Xoniurrenjen.
Eine Sammlung
interessanter Entwürfe aus den Wett-
beworben deutscher Architekten, heraus-
gegeben von A. Nenmeister u. E.Häberle|
Architekten und Professoren in Karlsruhe.
I.Heft: Bathans-Koiikiirreiiz fOr
Pforzheim 1892.
2. Heft: Rathaos-Konknrrenzfflr
Planen-Dresden 1892.
S.Heft: Hnseums-Konknrrenz f.
Flensburg 1892.
4. Heft: Kirchen - Konkurrenz f.
Breslau n.8t. Johannl892.
5. Heft: Konkurrenz fflr Tllla
Kuhnt In Halle a. S.
G.Heft: Klrehenkonkurrenz fflr
Aachen.
Demnächst kommt zur Ausgabe:
7./9.Heft: Bahnhof konknrrenz f
Dresden.
Jedes Heft von 32 Seiten mit 50 — GO
Abbildungen kostet Jl 1.80,
im Abonnement J( 1.20.
■^ Wird fortgesetit -"VB
Inhalt: Die Aaastellung der Münchener ,,24" in Berlin. Von A. Rosenberg. — G. v. T6rey: Albrecht Dttrer's venezianischer Aufent-
halt von 1494 — 1495 ; Bibliographie der schweizerischen Landeskunde ; Jacob Burckhardt's Cicerone, 6. Auflage ; Katalog des
archäologischen NationalmuBeums in Athen. — Vinzent Stoltenberg-Lerche f ; R. Speer f. — A. v. Werner; K. KOpping; H. Brunn;
R. Stiassny. — Preisverteilung der Ginsberg-Stiftung an der Berliner Kunstakademie. — Der neue Entwurf zum Nationaldenkmal
für Kaiser Wilhelm I. in Berlin von Prof. Begas. — Ständige Ausstellung des deutschen Kiinstlervereins in Rom — Die
Münchener Sezessionisten ; Verein der Berliner Künstler. — Von der Berliner Kunstakademie ; Lionardos Abendmahl ; Auffindung
von Zeichnungen von Lucas von Leiden ; Ein Kinderfest im Wiener Künstlerhause. — Katalog 109 von K. W. Hiersemann. —
Berichtigungen — Zeitschriften. — fbserate.
Für die Redaktion verantwortlich Artur Seematm, — Druck von August Pries in Leipzig.
Hontag, den 30. Jannar Beginn unserer 44 1^^
l^pf erstich- Auktion,
des zu Hamburg verstorbenen Herrn Rudolph Dlctze werthvoUe Sammlung enthaltend;
No. 1—1567: Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte aller Schulen des XV.— XVIIL
Jahrhunderts, insbesondere deutscher Mebter des XV. (Meister £• S. 1466) und
niederländischer Malerradirer des XVIT. Jhdts. Früheste Schabkunstblätter von
Prinz Rupert, Caspar von Fürstenberg, Thomas von Ypem. Farbendrucke
von Gautier Dagoty.
No. 1568 — 1693: Ornamentstiche alter Meister.
No. 1694 — 1843: Russica. (BUdnisse, Trachten, Militaria, Ansichten.)
No. 1845-- 1996: Deutsche Städteansichten ans dem XVI. bis Mitte dieses Jahrhunderts,
meist farbig gedruckt oder alt kolorirt.
Kataloge mit Abbildungen versenden franko gegen Empfang von 50 Pfg. in Briefmarken
Amsler & Ruthardt
BERLIN W.
Behrenstr. JS9a, I. Ktage.
Verlag von ARTüR SEEMANN
in LEIPZIG.
Soeben erschien:
Goethes Matter
Ein Lebensbild nach den Quellen
von
Dr. Karl HeinemaniL
S Tlerie verbesserte Auflage. S
26 Bogen gr. 8. reich illustrirt, mit
Sonderblättem u. vier Heliogravüren.
Preis M. 6.50, geb. in Lwd. M. 8.—,
eleg. in Halb&anz geb. M. 9.—.
Dass binnen eiiieat Jahre vier starke
Auflagen des Buches nötig waren , spricht
am besten für seine Güte.
Das Werk ist nicht nur für Jeden Goethe-
fireund von Interesse, sondern darf Anspruch
erheben, ein Hausbuch zu werden, eine bil-
dende und erhebende Lektüre für die Fa-
milie. Das Vorbild der Frau AJa, ihre tiefe
Religiosität, ihre lebhafte Phantasie, ihr
munterer Witz , ihr steter Frohsinn , die
Unersohrockenheit in gefährlichen Zeiten,
ihre Genügsamkeit, ihre unendliohe Liebe
zu dem Sohne, kurz, ihre ganze körper-
liche und geistige Tttchticfkeit wird ge-
eignet sein, einen wohlthätigen Einfluss
auf jung und alt auszuüben.
Verlag voii E. A. Beemaim, Lelpsig.
Q>eutsehe
/ X
•* l" ^
.Ah
)
/
ic^jc /^ ^
^- .' B R A ^^"V"'- '
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE. .
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine. '
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSEN BERG
WIEN BERLIN SW.
Hengasse 68. Teltowentraue 17.
Verkg von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 13. 26. Januar.
Die Knnstctaronik eraoheint als Beiblatt aur »ZeitBchrirt fttr büdende KnnaV» und cam ^unstgewerbeblatt» monatUoh dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatUoh einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und nmfasst 88 Nnmmem. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst« erhalten die Ennstohronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, li 80 Pf. fttr die dreispaltige Petitseile, nehmen aufier der Terlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasenstein U Yogier, Rud. Messe u. s. w. an.
DER NEUE DÜRER IM BERLINER MUSEUM.
Zu den drei Perlen Dürerscher Kunst, die
während des letzten Jahrzehnts in die Berliner
Gblerie Übergegangen sind, zu den Bildnissen Fried-
richs des Weisen, Jakob Muffels und Hieronymus
Holzschuhers , hat sich eine neue gesellt^ eine
thronende Madonna mit dem Kinde in einer Land-
schaft, die Geheimrat Dr. Bode von dem Marquis
of Lothian in Schottland, wie man sagt, für 4000 Pfd.
erworben hat. Der Preis ist nicht zu hoch, wenn
man in Betracht zieht, dass dies das letzte, unzweifel-
haft echte Bild von Dürers Hand ist, das sich noch
im Privatbesitz befunden hatte, also noch für eine
öffentliche Sammlung erreichbar gewesen war, und
sehr begreiflich ist daher der Unmut der englischen
Zeitungen darüber, dass dieses Bild, wie so viele
vor ihm, vnederum außer Landes gegangen ist, dass
die Direktion der Londoner National Gallery nicht
zu rechter Zeit die Hand darauf gelegt hat. Es
giebt zwar noch zwei Dürer zugeschriebene Bilder
im Privatbesitz; aber sie sind zum mindesten ver-
dächtig, jedenfalls nicht hinreichend beglaubigt:
Das Bildnis von Dürers Vater im Besitze des Her-
zogs von Northumberland (Sion-House in London)
wird von Kennern als eine Kopie des Exemplars in
den Uffizien zu Florenz bezeichnet, und das kleine
Bild eines jungen Mädchens mit einer Katze am
Fenster beim Principe di Santangelo in Neapel hat
wenigstens von Thausing das Zeugnis erhalten, dass
es ff nichts mit Dürer gemein*^ hat.
Es handelt sich bei dieser Erwerbung, die der
Wachsamkeit und der Thatkraft ihres Urhebers
wiederum ein glänzendes Zeugnis ausstellt, nicht
bloß um eine Bereicherung der Berliner Galerie,
sondern auch um einen äußerst wichtigen Beitrag
zu dem gerade jetzt von der Kunstforschung viel er-
örterten Kapitel „Dürer in Venedig". Das Bild ist
bisher nur einmal — 1871 in der Londoner Royal
Academy — öffentlich ausgestellt gewesen und auch
nur einmal in der Kunstlitteratur, in Thausings
Dürerbiographie, mit wenigen Worten erwähnt
worden. Thausing bat das Bild nicht selbst gesehen.
Er spricht nur von einer „sitzenden Madonna von
1506, fast lebensgroß, von zwei schwebenden Engeln
gekrönt .... stark verrieben und übermalt, soll
aber die Spuren der Echtheit noch tragen.* Er war
also durch seine Gewährsmänner nicht unterrichtet
worden; dass das Bild die Beglaubigung von Dürer
selbst an sich trägt Auf einem links von der
Madonna stehenden niedrigen Tische oder Schemel,
dessen Platte in der Perspektive von der Unter-
kante des Rahmens liegt, ist nämlich ein Gartolino
mit der die bekannten Züge Dürers tragenden In-
schrift zu sehen: Albert(u)s Durer Germanus faciebat
post Virginis partum 1506, und daneben das Mono-
gramm. Nach dieser Inschrift, die zudem wie auf
der des , Rosenkranzfestes* inmitten der Walschen stolz
den 9 Germanus* betont, kann das Bild also nicht zu
den „sechs Thefelle* gehört haben, die Dürer zum Ver-
kauf aus Nürnberg nach Venedig mitgebracht hatte.
Es ist in Venedig gemalt worden, freilich mit Hilfe
mitgebrachter Studien und Erinnerungen, mit Hilfe
von Figuren und architektonischem Beiwerk, die
Dürer schon auf früheren Bildern verwertet hatte.
Aber in der Gesamtkomposition und in der fröhlich
203
Der neue Dürer im Berliner Museum.
204
aufleuchtenden Färbung ist doch das Ganze von einer
Art festlichen Jubels erfüllt, der sich nur aus der
Stimmung erklaren lässt, die den auf einige Zeit
lästiger Fesseln ledig gewordenen, filnfunddreißig-
jährigen Künstler zu Anfang des Jahres 1506 be-
herrschte.
In der gesamten Anordnui^ schon trägt das
Bild den Stempel der Venezianischen, insbesondere
der Bellinischen Schule. Die Madonna, angethan
mit einem roten, halb von den Schultern herab-
geglittenen Mantel, mit einem Oberkleide von gleicher
Farbe und einem blauen Untergewande, von dem
nur der nach unten spitz zulaufende Brustteil zu
sehen ist, sitzt vor einem purpurroten, glattgespannten
Vorhang, der den landschaftlichen Hintergrund in
zwei Hälften teilt. Rechts blickt man einen zum
Meeresstrande sanft abfallenden Abhang mit ver-
schlungenen, zwischen Wiesen und Bäumen zu einer
Häusergruppe ftüirenden Weg hinab, und darüber
hinweg schweift der Blick über tlas blaue Meer, eine
Huldigung an Venedig. Links begrenzen schnee-
bedeckte Bergesriesen den Horizont, und im Mittel-
grunde sieht man eine Rirchenruine mit einem vor-
geschobenen Thorbogen, die ziemlich genau mit einem
gleichartigen Qebäude im Mittelgrunde der 1504 ge-
malten Anbetung der Könige in den Uffizien zu
Florenz übereinstimmt Über dem Haupte der
Madonna halten zwei unten in ziemlich kompakt
gemalten Wolken steckende Cherubim mit bunten
Schmetterlingsfiügeln einen Blumenkranz. Das licht-
blonde Haupthaar der Madonna ist glatt gescheitelt,
fallt aber in langen, zierlich gekräuselten Locken auf
den Hals und die rechte Schulter herab. Die rechte
Hand stützt die Madonna auf einen Folianten in
dunkelrotem Einband, und mit der linken umfasst
sie das nackte Kind, das auf einem purpurroten
Sammetkissen steht, nach hinten mit einer Windel
bedeckt. In der erhobenen Rechten hält der Kleine
einen Saugbeutel; das Köpfchen wendet er aber neu-
gierig nach seinem linken Arm, auf dem ein Zeisig
sitzt. Danach hat das Bild den Namen der ^ Madonna
mit dem Zeisig" erhalten. Anscheinend hat den
Vogel der kleine Johannes gebracht, der von rechts
naht und dem göttlichen Kinde eine Maiblume reicht.
Vielleicht deutet diese Blume daraufhin, dass das
Bild im Frühling 1506 gemalt worden ist Hinter
Johannes steht ein geflügelter Engel, der den
Kreuzesstab des kleinen Pilgers hält.
So stark verrieben und übermalt, wie Thausing
angiebt, war das Bild nicht, als es in den Besitz des
Berliner Museums kam. Freilich mussten einige
Schäden, die sich vornehmlich auf das Antlitz und
das Haar der Madonna erstreckten, durch Hausers
geschickte Hand ausgebessert werden, was durchaus
im Geiste der wohlerhaltenen Teile geschehen ist. Der
landschaftliche Hintergrund und die bunten Flügel
der Cherubim sind Meisterwerke der Feinmalerei, und
ein Gleiches gilt von den Haaren der Madonna.
Man erinnert sich dabei jener bekannten, von Came-
rarius überlieferten Anekdote, nach der der greise
Giovanni Bellini nichts an Dürer so sehr bewundert
haben soU, wie die feine Malerei seiner Haare. In
einem der Briefe an Pirkheimer vom 7. Februar 1506
erzählt Dürer mit Stolz, dass Bellini ihn besucht
habe. Vielleicht hat er gerade damals an unserem
Bilde gemalt; denn vor dem Februar war das
andere Bild, das in Betracht kommen könnte, das be-
rühmte , Rosenkranzfest*, noch nicht über den Ent-
wurf hinausgediehen. Auch stellt sich unser Bild
in manchen Äußerlichkeiten als eine Vorstufe zum
Rosenkranzfeste dar, mit dem namentlich die über
dem Haupte der Madonna mit dem Zeisig schwebenden
Cherubim übereinstimmen.
Es fehlt nicht an Studien und Zeichnungen, die
zur .Madonna mit dem Zeisig *" gedient haben. Eine
mit Weiß gehöhte Federzeichnung im Louvre zeigt
einen der die Madonna krönenden Engel. Der andere
findet sich auf einem in gleicher Technik ausgeführten,
mit der Jahreszahl 1506 und dem Monogranmi be-
zeichneten Blatte mit drei Kinderköpfen in der Pariser
Nationalbibliothek, das Dürer auch für das Rosen-
kranzfest benutzt hai Auch sonst giebt es noch
Zeichnungen Dürers, die mit der Madonna mit dem
Zeisig in Zusammenhang zu bringen sind. Das
wichtigste dieser Dokumente aber ist die große
Studie zu dem Christusknaben: eine weißgehöhte
Feder- und ' Tuschzeichnung mit dem Monogramm
und der Jahreszahl 1506 in der Kunsthalle zu Bremen,
die das Kind genau in derselben Stellung wie auf
dem Gemälde auf einem Polster vor einem Vorhang
mit Brokatmuster zeigt, nur mit der Abweichung,
dass es in der Rechten statt des Saugbeutels ein
Kreuz hält. Auflfallig bei dieser Sorgfalt in Vor-
studien ist, dass die Hände der Madonna so grob
und überkräftig sind, dass man sie für Männerhände
halten möchte. Vermutlich hat Dürer seine eigenen
Hände als Modelle benutzt.
Die Direktion der Gemäldegalerie hat 'die Er-
werbung des Gemäldes als Anlass zu einer größeren
Dürer- Ausstellung benutzt, in der nicht bloß die zuletzt
erwähnten Studien und die dem Gemälde nahestehenden
Bilder in Lichtdrucken und Photographien, sondern
205
Die Academie de France in Rom und die Acad^mie des Beaux-Arts in Paris.
206
auch die drei obenerwähnten Bildnisse, die herror-
ragendsten Originalzeichnungen des Meisters aus dem
Besitze des Eupferstichkabinetts und die bedeutendsten
seiner Kupferstiche in prachtvollen Abdrücken zu
einem überaus anziehenden und lehrreichen Gesamt-
bilde vereinigt worden sind.
ADOLF ROSENBERQ.
DIE ACADEMIE
DE FRANCE IN ROM UND DIE ACADEMIE
DES BEAUX-ARTS IN PARIS.
* Die Pariser »Encydopedied'Architecture" bringt
in einigen Heften des letzten Jahrgangs (1891) eine
Reihe von Artikeln aus der Feder des Architekten
P. Gout, welche für die Beurteilung der französischen
Eunstlehranstalten wichtig und auch für deutsche
Leser mannigfach interessant sind. Wir entnehmen
denselben einige der bemerkenswertesten Mitteilungen.
Am 7. November 1890 richtete der französische
Unterrichtsminister, Mr. Leon Bourgeois, eine Zu-
schrift an die Pariser Academie des Beaux-Arts mit
Vorschlagen zu einer Revision der Satzungen,
welchen die Academie de France in Rom ihren alten
Ruhm verdankt. Es sei in Erinnerung gebracht,
dass die Academie de France in Rom unmittel-
bar der Pariser Academie des Beaux-Arts untersteht,
und dass diese letztere in aller Welt hochangesehene
Körperschaftsich für eine derjenigen obersten Stellen
ansieht, welche berufen sind, in Sachen der Kunst
Vorschläge zu machen, Rat zu erteilen, nicht aber
sich von irgend einer Behörde oder Persönlichkeit
beeinflussen, geschweige denn leiten zu lassen. Als
daher der Minister sich veranlasst sah, Abänderungen
in den Statuten der Academie de France in Rom zu
beantragen^ war er genötigt, sich damit zunächst an
die Pariser Academie, beziehungsweise deren stän-
digen Sekretär, den Grafen Henri Delaborde zu
wenden. Er hat vor diesem Forum keine Gnade ge-
funden! Die Pariser Academie hegt die römische
Anstalt wie ihr Schoßkind. Sie will nichts an ihrem
Wesen geändert wissen.
Und worin bestanden die Vorschläge des Mi-
nisters? Zunächst wollte er den Studienkreis der
römischen Stipendiaten geographisch ausgedehnt
wissen. Nach § 16 der Statuten sollen die Stipen-
diaten nur Italien, Sizilien und Griechenland zu ihrer
weiteren Ausbildung durchreisen. Der Minister
wünschte Spanien und Holland hinzugefügt, und zwar
mit der durch eine Modifikation des § 17 einzu-
führenden Bestimmung, dass der Stipendiat, nachdem
er während des ersten Jahres in Rom und Mittel-
italien geweilt, darauf im zweiten und dritten das
weitere Italien, Griechenland und Sizilien bereist
hätte, dann sich für das vierte Jahr ein Land frei
wählen dürfe, in welchem er die für seine Begabung
und Vorliebe passendste weitere Ausbildung sich er-
werben könne.
Den zweiten, das Gastrecht der römischen
Academie berührenden Vorschlag übergehen wir und
wenden uns zu der Änderung im § 28 der Statuten.
Dieser Paragraph legt den Malern der Academie de
France die Verpflichtung auf, im ersten Jahre eine
lebensgroße Figur, entweder aus der Mythologie oder
aus der alten Geschichte, zu malen. Nach der Ansicht
des Ministers nun sollte die Wahl der Darstellung
nicht auf die alte Geschichte allein beschränkt
bleiben, sondern auch auf die moderne ausge-
dehnt werden. — Derselbe Spielraum sei auch den
Bildhauern zu gewähren (§ 29). Was sodann die
Architekten betrifft (§ 30), so sollten diese bei den
von ihnen zu Uefemden detaillirten Darstellungen
alter Monumente nicht an die antiken Denkmäler ge-
bunden bleiben, sondern auch die Bauten des Mittel-
alters und der Renaissance mit in ihren Studienkreis
einbeziehen und auch außerhalb Italiens, Siziliens und
Griechenlands liegende Monumente zu Gegenständen
ihrer Restaurationsentwürfe machen dürfen. Endlich
sollte auch den Kupferstechern, Medailleuren und
Steinschneidern (§ 31 und 32) gestattet werden, das
Studium modemer Vorbilder neben dem der antiken
zu betreiben.
Soweit der Minister, der seine Vorschläge zugleich
mit der Pariser Akademie auch dem höheren ün-
terrichtsrat zur Begutachtung überreichte. Die Ur-
teile des von dieser Behörde bestellten Referenten,
des Senators Bardoux, stimmten im Wesentlichen mit
den Äußerungen des Sekretärs der Academie, des
Grafen Delaborde, überein; beide verhielten sich
den Änderungsvorschlägen des Ministers gegenüber
im Wesentlichen ablehnend. Beide halten an der
Überzeugung fest, dass für die höhere Ausbildung
der Künstler die Kunstwelt Italiens und Griechen-
lands genüge. Delaborde erinnert in seinem Gut-
achten daran, dass Italien für die Maler aller Zeiten,
von Rubens, van Dyck, Velazquez, Ribera und Rey-
nolds angefangen bis auf Cornelius und Overbeck^
als das gelobte Land der Kunst gegolten habe. Er
spricht sich entschieden gegen das Reisen der Pen-
sionisten während der Zeit ihres römischen Studien-
aufenthaltes aus. Erst nach Beendigung desselben
können die Reisen begonnen werden, damit nicht
der Hauptzweck des römischen Studiums, für den
207
Handzeichnungen italienischer Meister.
208
Maler das große Geschichtsbild, f&r den Bildhauer
die Marmorstatue, beeinträchtigt werde. — Was die
Architekten betrifft, so weist der Sekretär der Aca-
demie auf die zahlreichen Restaurationsentwürfe von
Bauten außerhalb Italiens und Griechenlands, nament-
lich aus Ägypten und Eleinasien, hin. Dazu hätten die
Direktoren der Academie de France bisher still-
schweigend ihre Zustimmung gegeben. Gegen die
statutarische Fixirung dieses Usus sei also nichts
einzuwenden. Das Mittelalter und die Renaissance
hineinzuziehen, sei nicht ratsam, könne den Stipen-
disten nur nebenbei gestattet werden. — Zu den
§§ 28 und 29 bemerkt Delaborde, dass die Academie
keine archäologische Einseitigkeit patronisiren wolle.
Aber sie müsse mit Entschiedenheit daran festhalten,
dass sich die Pensionäre allen Schwierigkeiten des
Nackten gewachsen zeigen. Werde dieses Haupt-
erfordemis erfüllt, dann sei es am Ende gleich, aus
welcher Zeit oder aus welchem Volk die Darstellungen
geschöpft werden. — Jeder „Salon*' beweise übrigens,
dass die Gegenstände frei aus der Mythologie oder
der Litteratur entnommen zu werden pflegen. Ein
weiterer Spielraum in der Stoffwahl sei nicht rätlich.
Innerhalb dieser Ideen also bewegte sich das
von der Academie und dem Senat erstattete Votum
und der Minister musste sich mit ganz geringfügigen
Änderungen des Bestehenden zufrieden geben.
Fabula docet, dass die sonst so weit vorge-
schrittene und bewegliche französische Nation in
Dingen der Kunst sehr konservativ gesinnt und
wenigstens in ihren höchsten autoritativen Kreisen
jedem Experimentiren mit Neuerungen abhold ist,
falls diese auch nur von fem die guten Traditionen
zu berühren drohen, auf denen alle große Kunst von
altersher beruht.
HANDZEICHNUNGEN ITALIENISCHER
MEISTER
in photographischen Aufnahmen von Bratm <i; Co, in Domach,
kritisch gesichtet von Giovanni MoreUi (Lermolieff),
Mitgeteilt von £. Habioh.
(12. Fortsetzung.)
Zeichnungen in den Uffizien.
Andrea Hantegna.
791. Jadith avec sa servanie mettant la
tete (VHolopherne dans le sac; 1491 Echt; die Kopie
im Louvre, Braun
Nr. 410.
Bartolommeo Hontagna.
792. La Vierge et l'Enfant (attribu6 aussi |
ä G. Bellini)
703. Vieillard debout et va de face tenant
an livre ferme de la main gauche
Bomanlno da Brescla«
804. Croquis d'un grand nombre d'enfants £cbt.
Carpaccio.
806. Deax figures drap^es d'bommes mar-
chant vers la gaucbe Echt.
Tiziano.
813. Paysage: ä gauche, Tentr^e d*une
foret; k droite, la vue d'ane vallee
entour^e de collines bois^es . . . Nein; Dom. Garn-
pagnola.
817. Deuz hommes debout, toum^s vers
la droite Echt.
819. Deux Amours et un enfant jouant
avec un chien Echt.
821. La Mort de Saint Pierre martyr . .
828. La Madone apparaissant ä quatre
Saints
Echt.
Nein; Palma
giovine.
Sodoma.
838. Portrait de jeune homme portant une
couronne de laurier Echt, auch einige
andere Nummern.
Garofalo.
847. Tete de jeune homme, l^g^rement
toum^e ä gauche Echt.
Zeichnungen in der Ambrosiana zu Mailand.
Unvollständige Kritik.
Leonardo da Vinci.
32. TSte de femme toum^e ä gauche . Schule; schön.
33. TSte de jeune femme toum6e d. droite Nicht Leonardo;
schön.
65. Tdte de la Vierge, d'apr^s le tableau
„La Sainte Anne** au Louvre . . Schule.
101. Töte de vieillard toum^e ä droite . Nein; Filippino
Lippi.
BAphael Santi.
128. Homme guidant un gar^on, 6tude pour \
la Transfigaration I Nein; Giulio
129. Etüde d'homme nu, debout vers la | Romano.
gauche, tenant un vase . . . . i
136. Cartonpour Tecole d' Äthanes: partie \
de gauche 1
137. Carton pour l'äcoled' Äthanes: partie j ^^"'^•
de droite )
Zeichnungen in der Academia di helle arti zu Venedig.
Unvollständige Kritik.
Leonardo da Vinci.
58. Etüde pour ,,la Sainte C^ne'* ä Milan Echt.
Bernardino India.
258. La Sainte Familie entour^ de cinq
anges Echt.
Pordenone.
275. Attribut: La Präsentation au temple Echt.
209
Handzeichnimgen italienischer Meister. — Bücherschau.
210
Oemälde im Prado zu Madrid.
Fra Angelico.
14. L'Annonciation Echt.
Barocclo.
17. La naissance de J^sns Kopie nach dem
Bilde in der Am-
brosiana.
Leandro Bassano.
48. J^sus-Christ present^ au peuple . . Nein; Kopie nach
Tizian.
GloTannl Belllnl.
60. La Yierge et TEnfant Jesus avec
Sainte Ürsule et Sainte Madeleine Echt; retouchirt.
Corregglo.
132. Noli me tangere Echt; aber mit-
genommen.
133. Descente de croiz Kopie nach dem
Bilde in Parma.
135. La Yierge et l'Enfant J^sus et Saint
Jean Kopie.
Danlello Crespl.
145. Jesus-Christ mort, soutenu par la
Vierge Echt.
Qlorglone.
23G. Sainte Brigitte offrant des fleurs k
l'enfant J^us Nein; Tizian früh.
Domenico Theotocopnlo.
242. Portrait d'un seigneur espagnol . .
245. Portrait d'homme
}
Echt.
Bemardlno Luini.
289. L'enfant J^sus et Saint Jean s^em-
brassant Kopie.
290. Sainte Familie Echt.
291. Salom^ recevant des mainsd'un soldat
la tete de Saint Jean Echt; aber ent-
stellt.
Andrea Hantegna«
295. Mort de la Yierge Nein; wertlos.
Parmiglanlno.
333. Portrait d'une dame noble avec trois
enfants Echt; schön.
335. Sainte Barbe Nein; aber hübsch.
336. Sainte Familie Echt; schön.
Pontoimo.
340. Sainte Familie avec Saint Jean et
Saint Joseph Nein; Kopie nach
Andrea del Sarto.
Fordenone (Antonio).
341. La Yierge et Tenfant Jesus avec
St. Roch et Saint Antoine dePadoue Nein; ist Giorgione.
Francesco Bossi.
361. Sainte Familie Echt
Baphael Santi.
364. Sainte Familie k Tagneau .... Echt.
365. La Vierge au poisson Echt; so nimmt
Giulio Romano
den Raffael auf.
3(56. Le Christ portant la croix (lo Spasimo) Meistens von Giu-
lio Romano gemalt.
367. Portrait d*un cardinal Echt, Retouehen.
368. La Visitation Weder von Raf-
fael noch von
Giulio Romano,
erinnert an Penni.
369. Sainte Familie (La Perla) .... Größtenteils von
<7iulio Romano.
370. La Yierge k la rose Nein; Giulio Ro-
mano, übermalt.
371. Sainte Familie (}& Yierge au l^zard) Nein; Giulio Ro-
mano.
[Kopien nach
dem Originale
der Galleria
Doria in Rom.
Andrea del Sarto.
384. La Yierge, Venfant J^us, Saint Jean
et deux anges Wohl echt, über-
schmiert
385. La Yierge, l'enfant J6su8, Saint Joseph
et un ange Echt
386. La Yierge t^nant Peniant Jesus sur
ses genoux et Saint Joseph ... Ob echt, ist kaum
zu sehen.
387. Le sacrifice d' Abraham Echt
Sebastiano del Plombe.
395. J^us portant la croix Echt, doch mit-
genommen.
G^iorannl Battlsta Tiepolo.
408. La Sainte Eucharistie \ w v
409. Le char de Y6nus ] ^'^^
Tintoretto.
411. Portrait du gön^ral v^nitien Sdbastien \
Yeniero > Echt.
412. Portrait d'homme J
417. Portrait d'un archev§que Echt.
420. Portrait d*unejeune Y^netienne tenant
une rose k la main; — .... Nein; Francesco
Bajssano.
(Fortsetzung folgt.)
BÜCHERSCHAU.
Joh. Mera, Das (isthetische Formgesetz der Plastik,
Leipzig, Seemann, 1892. VL u. 302 S. 4 M.
Der Verfasser nimmt zwei getrennte Quellen
der Schönheit an, die aber fireilich im ästhetischen
Genuss zur ungetrennten Einheit zusammenfließen.
Die Form ist ihm nicht nur schön als die durch-
sichtige und vollständige Erscheinung des in ihr
niedergelegten Lebensgehalts, sondern sie hat ihre
eigenen Schönheitsgesetze, die in nichts anderem
begründet sein können, als im Wesen und der Funk-
tionsweise des Organs, mit dessen Hilfe wir hin-
211
Bücherschan.
212
fällige Formen erfassen, in unserer Sinnlichkeit. Er
unternimmt es daher, aus dem Sehvorgang und seinem
Zweck die Bedingungen zu entwickeln, die ein
Gegenstand notwendig erfQllen muss, wenn seine
Form dem Auge schön erscheinen soll. Dabei be-
trachtet er die Formen der Gegenstände unter einem
doppelten Gesichtspunkt, einmal als einfache Ele-
mente der Empfindung, sodann als Material und
Vehikel der Anschauung. Kommt die Form in der
ersten Hinsicht der Organisation unseres Auges ent-
g^en, ermöglicht sie ihm eine seiner Natur ent-
sprechende Thätigkeit, so ist der Gegenstand «sinn-
lich und schön*; ist die Form dagegen so gestaltet,
dass sie die Erreichung des Zwecks des Sehvor-
gangs erleichtert und seine vollständige Durchfüh-
rung sichert, so erscheint der Gegenstand «formell-
ästhetisch-schön**. Dieser Zweck ist aber, wie Merz
in Weiterbildung Eantisch-Helmholtz'scher Gedanken
entwickelt, kein anderer, als die Gewinnung der An-
schauung eines geschlossenen räumlichen dreidimen-
sionalen Ganzen* Aus diesem Zweck entspringen
die einzelnen Bestimmungen fär das Formell-Schöne,
die der Verfasser unter dem Namen Formgesetz des
äußeren Sinns zusammenfasst und die fbr die drei
Künste des äußeren Sinns, für Architektur, Plastik
und Malerei, in gleicher Weise gelten. Während
Merz die Durchführung der so gefundenen Grund-
sätze in Malerei und Architektur ftir später in Aus-
sicht stellt, hat er sie für die Plastik im vorliegen-
den Buch geleistet. Zunächst werden aus der von
den beiden Schwesterkünsten verschiedenen Aufgabe
der Plastik die besonderen Grundsätze abgeleitet,
die sich für sie aus dem allgemeinen Formgesetz
ergeben. Indem es nun aber der Verfasser unter-
nommen hat, sein Formgesetz an den einzelnen pla-
stischen Meisterwerken auf seine Richtigkeit zu
prüfen, sah er sich genötigt, sich über die inhali>-
lichen Motive der einzelnen Statuen Klarheit zu ver-
schaffen, d. h. zu untersuchen, welchen Lebensgehalt
sie in sich schließen und durch« welche sinnfällige
Mittel sie ihn zur Darstellung bringen. Man wird
dem ersten theoretischen Teil das Lob der Neuheit
nicht versagen können, wobei noch manches zu fer-
nerer Diskussion Anlass geben wird; aber erst in
diesem weit umfangreicheren zweiten empirischen
Teil liegt die eigentliche Bedeutung, die dem Buch
zukommt; auf ihm ruht das Interesse, das ihm auch
der nichtzünftige Kunstfreund entgegenbringen wird.
Mit einem stets sicheren plastischen Verständnis hat
Merz die Meisterwerke der alten Zeit wie die der
jüngsten Vergangenheit analysirt und ihren Lebens-
gehalt festgestellt. Das ist freilich kein neues Unter-
fangen: seit Winckelmann besitzen wir eine Beihe
ebenso geistvoller wie feinfühliger Männer, welche
mit beredten, dichterisch beschwingten Worten den
Gehalt der Kunstwerke geschildert und „Anleitung
gegeben haben zu ihrem Verständnis'. Ihre Arbeit
hat Merz ergänzt, insofern auch die moderne Kunst
mit liebevollem Verständnis in den Kreis der Be-
trachtung gezogen ist, und zugleich in einigen Fällen
berichtigt, wo sie ihrem Gegenstand nicht gerecht
geworden sind. Aber während die Kunstanaljsen
früherer Betrachter ein Ausfluss instinktiven Er-
fassens und genialer Intuition sind, giebt Merz zu-
gleich auch die Mittel an, mit deren Hilfe der Pla-
stiker einen bestimmten Gehalt ausgedrückt hat, er
weist die Elemente auf, welche den Eindruck er-
zeugen. Nie ist es ihm dabei wohler, als wenn
er hinsichtlich des Gehalts nichts Neues bieten muss,
sondern das auf seine Ursachen zurückführen kann,
was andere richtig geschaut haben. Wir werden
zuerst belehrt, welche Wege der Plastik zu Gebote
stehen, wenn sie Bewegung darstellen will, und die
alten, seit Lessings Laokoon viel erörterten Fragen
über den fruchtbaren Moment und das Transitorische
in der Kunst erfahren eine neue glückliche Lösung.
Dann wendet sich der Verfasser den psychischen
Zuständen bezw. Vorgängen in wohlgeordneter, auch
psychologisch wertvoller Stufenfolge von den ein-
fachsten bis zu den komplizirtesten Erscheinungen
zu und zeigt, wie jeder Lebensäußerung der Seele,
z. B. dem Affekt, der Lust und dem Schmerz, dem
Wollen und der Vorstellungsthätigkeit, der Gesin-
nung und dem Selbstbewusstsein, sei es, dass sie ver-
einzelt oder in mannigfaltigen Kombinationen auf-
treten, ein bestimmtes Bewegungsverhältnis im mensch-
lichen Körper entspricht, das nur ihr eigen ist und
deshalb gemäß dem geheimnisvollen Zusammenhang
unserer leiblichen und geistigen Organisation als ihr
Ausdruck empfunden wird. So ist hier zum ersten-
mal das geleistet, was Lotze in einer Bemerkung
seiner Geschichte der Ästhetik als eine Aufgabe für
die Zukunft hingestellt hat: . der Eindruck des Kunst-
werks ist auf Grundsätze zurückgeführt*. Vor der
Klippe der Systemsucht, die hierbei leicht gefähr-
lich hätte werden können, bewahrt den Verfasser
sein ästhetischer Takt, wie ihm denn die Einzel-
heiten des Systems aus der Anschauung selber er-
wachsen sind und es ihm leichter begegnet, dass
sich ihm das System nicht ganz schließen will, als
dass er die Anschauung durch das System meisterte.
Dieses Feingefühl macht sich allenthalben in zart
213 Nekrologe. — Personalnachrichten. — AuBstellmigen. — VermiBchtes. — Vom Kunatmarkt — Zeitschriften. 214
empfundenen, lebensprühenden Bemerkungen geltend.
Man lese selbst, was der Verfasser über Basis und
Sockel, über dekorative Plastik, über Büste und
Gruppe, über Baumdarstellung und Gewand, über
Portratstatuen und einzelne vielbehandelte Figuren,
wie den Laokoon, Apoll vom Belvedere, Niobe, bis
zu Rietscbels Luther, Schapers Ooethe, Schilliugs
.Krieg", Zumbuschs Maria Theresia zu sagen weiß.
Freilich ist Merz* Buch keine leichte und bequeme
Lektüre: es erfordert das genaue Nachprüfen jedes
einzelnen Satzes am betreffenden Kunstwerk und
leider sind die Nachbildungen der hervorragendsten
Statuen, die in dem vornehm ausgestatteten Buche
gegeben sind, nicht immer ganz zweckentsprechend.
Aber wer sich die Mühe nimmt, mit des Verfassers
Augen die Kunstwerke zu betrachten, der wird das
Buch mit dem freudigen OefÜhl aus der Hand
legen, dass der Kreis gottlicher Bildungen, den die
Plastik geschaffen, ihm in dieser Beleuchtung den
Glanz eines neuen reicheren Lebens gewonnen zu
haben scheint und dass ihm eigentlich erst durch
sie das Auge erschlossen worden ist zu vollem pla-
stischen Sehen. TE, M.
PERSONALNACHRICHTEN.
*,^* Professor Hugo Vogel in Berlin hat in einem er-
neaten Gesuch an den preußischen Kultusminister darum ge-
beten, seine Lehrthätigkeit an der Hochschule der bildenden
Künste schon jetzt einstellen zu dürfen. (Vgl. die vorige
Nr.) Dieses Gesuch soll vom Minister genehmigt worden sein.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
%* DU Satzungen für die großen Berliner Kunstaus-
stellungen sind, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, durch
Allerhöchsten Erlass vom 15. Januar genehmigt worden.
In nächster Zeit werden daher sechs Mitglieder der akade-
mischen Kunstgenossenschafb und sechs Mitglieder des Ver-
eins Berliner Künstler — alle zwölf durch die betreffenden
Körperschaften gewählt — zugleich mit drei Düsseldorfer
Künstlern als Ausstellungskommission zusammentreten.
•^* Die große Meissonier - Ausstellung wird im Monat
März in der Galerie von Georges Petit in Paris stattfinden.
VERMISCHTES.
e. Deutsches archäologisches Institut in Born. In den
beiden letzten Sitzungen vom 23. Dezember und 13. Januar
erläuterte Prof. Petersen, anknüpfend an die neue Pubb'ka-
tion von Meomartini« i monumenti e le opere d'arte della
cittä di Benevento (Benevent, Druck von de Martini e figli),
NEKROLOGE.
*^* Der Landschaftsmaler Karl Morgenstern, ein Sohn
und Schüler von Johann Friedrich Morgenstern, der sich
besonders durch Landschaften aus dem bayerischen Hoch-
land und aus Italien bekannt gemacht hat, ist am 10. Ja-
nuar in seiner Geburtsstadt FrankAirt a. M. im 82. Lebens-
jahre gestorben.
die Darstellungen des bisher nur in ungenügenden Wieder-
gaben veröffentlichten Triumphbogens in Benevent vom
Jahre 115 nach Chr. Außerdem besprach in der erstgenann-
ten Sitzung noch Prof. Dessau aus Berlin einige Mithras-
reliefs, in der zweiten Prof. Läicy ein athenisches Relief-
fragment, in welchem er ein Stück vom Kopfe der Aphro-
dite vom Ostfries des Parthenons erkannte, ferner Prof. Mau
ein durch eine Reihe ungewöhnlicher Erscheinungen aus-
gezeichnetes Haus in Pompeji.
Der Rundbau auf dem Valkenhofe bei der hollän-
dischen Stadt Nymivegen, der bisher stets als ein Bauwerk
aus der Zeit KarFs des Großen, d. h. aus dem Ende des 8.
oder dem Anfang des 9. Jahrhunderts angesehen wurde, ist
kürzlich von G. Humann in Essen einer näheren Unter-
suchung unterzogen worden, worüber er in der «.Zeitschrift
far christliche Kunst" (V, Hefl 9) berichtet. Humann war
von dem Museumsdirektor Abeleven in Nymwegen auf-
gefordert worden, einen Plan zur Wiederherstellung der nicht
in sehr gutem baulichen Zustand befindlichen Kapelle zu ent-
werfen. Auf Grund seiner Untersuchungen hat er aber von
einer Erneuerung abgeraten , um eine weitere Erforschung
des kunstgeschichtlich ungemein wichtigen Bauwerks zu er-
möglichen, und daraufhin haben die maßgebenden Personen
beschlossen, die alte Pfalzkapelle mit allen Veränderungen,
die sie im Laufe der Zeit erlitten, der Zukunft zu erhalten.
Obwohl Humann nicht eine gründliche bautechnische Prü-
fung vornehmen konnte, ist es ihm doch, im Gegensatz zu
der allgemeinen Annahme, wahrscheinlich geworden, dass
die Einzelformen die Entstehung des Bauwerks eher in das
10. oder 11., als in das 8. oder 9. Jahrhundert verweisen.
Auch in späterer Zeit haben die Kaiser Otto I. und IL, Hein-
rich IL, Konrad II. und III. mehrfach in Nymwegen verweilt.
Danach wäre die Frage nach der Entstehungszeit des Rund-
baues noch nicht genügend beantwortet
VOM KUNSTMARKT.
Berlin, Im Kunstauktionshause von Rudolf Lepke findet
am 31. Januar und 1. Februar eine Versteigerung einer ge-
wählten Sammlung wertvoller Gemälde alter Meister sowie
von Aquarellen und Zeichnungen hervorragender neuerer
Meister statt Femer kommen am 13. Februar und den
folgenden Tagen wertvolle Sammlungen von älteren Kupfer-
stichen, Radirungen, Holzschnitten, Schabkunstblättem, Litho-
graphien etc. zur Versteigerung; ferner eine sehr interessante
Sammlung Originalkupferplatten von Ch. Wilberg, A. Carstens,
J. Berger a. a.; sodann drei kostbare Missalien mit Minia-
turen und eine Porträtsammlung russischer Fürsten, Feld-
herren, Staatsmänner und Gelehrten; schließlich Handzeich-
nungen und Aquarelle. Der 1649 Nummern enthaltende
Katalog ist soeben erschienen.
LeipMg. Soeben erschien im Verlage vonZ. W. Hierse-
inann Katalog Nr. 110, enthaltend Werke Über öffentliche
und private Gemäldegalerien, femer Holzschnitt- und Kupfer-
stichwerke und künstlerische Lithographiepublikationen« Die
Werke stammen zum Teil aus der von Herrn Dr. H. A. Weiske
in Leipzig hinterlassenen Bibliothek.
ZEITSCHRIFTEN.
ilUemelne Kunstohroiilk« 1898. ITr. 2.
Die neue Sankt Annakirohe in München. Von A. Braun. ~
Kunstbrief. Von H.Peter s. — Grundrissvorbilder von Gebäuden
für kirchliohe Zwecke. Von 0. Mothes.
Bayerische Gewerbezeitang« 1893. Xr. 1.
Altes und Neues aus Handwerksgeschichte und Handwerksrecht.
215
Zeitschriften. — Inserate.
216
Dte Kmigt Ar AUe. 1892/98. Heft 8.
Engen KlimBoh. Von Fr. Graf. — Rundschau. Von Fr. Peeht.
Mittefliiiigen des k. k. Ssterreichischen Musenms für
Kunst and Industrie. 1898. Heft 1.
Zur Geschichte der österreicdiischen Steinschneider des Barock-
ceitalters. Von Dr. A. Ilg. — Zur Geschichte des altägyptisehen
Schmuckes. Von J. Folnesios.
Repertorium für Knnstwissensohaft. 1892. Heft 6.
Neue Beiträge zur Entstehungsgeschichte der kreuzförmigen
Basilika. Von Dr. H. Graf. — Der deutsche nnd niederlfindisobe
Kupferstich des 15. Jahrhunderts in den kleineren Sammlungen.
VonM. Lehrs. —Das Abendmahl Christi in der bildenden Kunst
bis gegen den Schlnss des u. Jahrhunderts. Von E. Dobbert.
Inserate.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauil und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[698j Th. Salomon, Berlin W.^ Fnedriohstr. 168.
Gemäldesaal in Frankfurt a. H.
Amsstelliuigeii lud Auktionen von Gemftlden, Antlqnltftten nnd Rnnstiregen-
Btftnden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Bndolf Bängel in
Frankfnrt a. IL, Knnstaoktionsgesch&fl, gegr. 1869. [46s
C^emftlde alter Slei^ter.
Der Unterseiohnete kanft stets herrorrftgsnds Orlginsls «Itsr Meister, Torsttglieh der
nisdsxländisohen Schule, vermittelt »oft sohnellste nnd saehverstftnd^sts den Yerkanf
einxelner Werks, wie kompl. Ssmmlnngen nnd ttbemimmt Anftarige rar alle größeren
GemiQdeanktionsn des In- nnd AnsUndes.
Berlli W.,
PotsdsmerStrasse t. (679]
Josef n. BolialL
Kulthandlung HUGO OBOSSER, lielpEig«
Sondergeschäft für Photographie.
Vertretung und Musterlager der Photogr. Anstalt
^cL Braun Sc Oo., Doi-naolu [567]
Hontag, den 30. Januar Beginn unserer 44 1^
^pf erstich- Auktion,
des zu Hamburg verstorbenen Herm Rudolph DIotZB wertvolle Sammlung enthaltend;
No. I — 1567: Kupferstiche, Radiningen, Holzschnitte aller Schulen des XV. — XVIIL
Jahrhunderts, insbesondere deutscher Meister des XV. (Meister E. S. 1466) und
niederländischer Malerradirer des XVII. Jhdts. Früheste Schabkunstblätter von
Prinz Rupert, Caspar von Fi\rstenberg, Thomas von Ypem. Farbendrucke I
von Gautier Dagoty.
No. 1568 — 1693: Ornamentstiche alter Meister.
No. 1694 — 1843: Rnssica. (Bildnisse, Trachten, Militaria, Ansichten.)
No. 1845 — 1996: Deutsche Städteansichten aus dem XVI. bis Mitte dieses Jahrhunderts,
meist farbig gedrackt oder alt kolorirt.
Kataloge mit Abbildungen versenden franko gegen Empfang von 50 Pfg. in Briefmarken
Amsler & Ruthardt
BERLIN W.
Behreutr. S9*, I. Etace.
•^_ .*A*. .f^lff. .*A*. .f^lff. .f^lff. .*\lff. .*A*. .*A*. .*A*. .*A*. -•A*
<^^ <^^ <^^ <^^ <^^ <^^ ^^ <^^ <^^ <^^ <^^ «4^
Jacob BureUnrdt's
Cicerone.
s 6. Auflage. 5
Auf versciliedentlich geäußerten
Wunsch habe ich mich yeranlasst
gesehen, das alphabetisch nach
Städten geordnete, eine bequeme
Übersicht bietende
# Register #
zum 2. Teile, Mittelalter und Neue
Kunst, des «Cicerone*" auch
mit Papier dnrcliscliossen
herstellen zu lassen.
Der Preis eines durchschossenen
Exemplars des Registers ist 4 Mk.,
der Preis des ganzen Werkes er-
höht sich bei durchschossenem
Register um 1 Mk., also geb. von
16 auf 17 Mark.
Das Register ist bei dieser neuen
Auflage mit den zur Orientirung
in Museen, Kirchen und Kunst-
sammlungen größeren ümfanges
nötigen Vermerken versehen und
kann ab bequemer Führer in der
Brusttasche mitgefiihrt werden.
E. A. Seemann in Leipzig.
Von meinem soeben erschienenen
Knnsflager-Kataloge XM,
1906 Nummern Kupferstiche, Radirungen
und Holzschnitte alter und neuer Meister
mit deren Verkaufspreisen enthaltend,
stehen Sanunlem solcher Blätter Exem-
plare auf Wunsch kostenfrei zu Diensten.
Dresden, Dezember 1892.
Franz Heyer, Kunsthändler,
Semmarstraße 7. [033]
Inhalt: Der neue Dürer im Berliner Museam. Von A. Rosenberg. — Die Acadömie de Franoe in Rom und die Acadömle des Beaux-
Arts in Paris. — Handzeichnangen italienischer Meister. Kritisch gesichtet von G. Morel 11; Mitgeteilt von £. Habioh.
(12. Fortsetzung.) — J. Merz, Das ästhetische Formgesetz der Plastik. — E. Morgenstern f- — H. Vogel. — Die Satzungen für
die großen Berliner Knnstaasstellangen : Die große Meissonier-AasstellaDg in Paris. — Deutsches archäologisches Institut in Born;
Der Rundbau auf dem Yalkenhofe bei der holländischen Stadt Nymwegen. — Kunstauktionen bei R. Lepke in Berlin; Katalog Nr. HO
von K. W. Hiersemann. — Zeitschriften. -> Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Aritu' Seenumn, — Druck von Äugtui /Vte« in Leipzig.
/
KUNS
^'■. . ? -* ^
■A:
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN 8W.
Heugasse 68. Teltowentrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenatr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
O 1892/93.
Nr. 14. 2. Februar.
Die Knnstcbronik erscheint als Beiblatt zur nZeitsohrlft fttr bildende Kanst" und znm „Kanstgewerbeblatf* monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Jnli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark und nmfasst 83 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift Tür bildende Knnst* erhalten die Knnstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 80 Pf. fttr die dreispaltige Petitseile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
BEMERKUNGEN ÜBER DAS WESEN
DER GRAZIE.
VON CARL GRAF CORONINI- CRONBERO.
So wie es fQr empfangliche Seelen ein meta-
physisches Bedürfnis giebt, dessen Befriedigung
Aufgabe der verschiedenen Religionsbekenntnisse ist,
80 hat auch der in der Atmosphäre der Kultur auf-
gewachsene Mensch, wenngleich er selbst wenig Bil-
dung haben mag, gewissermaßen ein künstleriscJies
Bedürfnis, das insbesondere bei den Südländern ent^
schiedener hervortritt und die Annäherung an das
idealisirte Sinnliche mit mehr oder weniger Thatkraft
anstrebt. Deshalb üben insbesondere auf die Massen
die Kunstreiter eine sehr starke Anziehungskraft.
Teilweise wohl wegen der staunenswerten Fertigkeit,
mit welcher sie ihre Evolutionen vollführen, nicht
zum mindesten aber deshalb, weil sich die schönsten
Gebilde der Schöpfung, der Mensch und das Pferd,
zu den anmutigsten Gruppen verbinden und ihre
plastischen Formen, gehoben durch die graxiöse Bö-
tvegung, reizend darstellen. Diese Betrachtung führt
mich auf den umstand; dass man der Bewegung an
sich, vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet,
eine besondere Aufmerksamkeit nicht zu schenken
scheint, obwohl sie zunächst durch die Mimik und
den Tanz, der doch in den Kahmen der plastischen
Kunst, wenigstens der Verwandtschaft nach, hinein-
gefügt zu werden verdient, eine Anregung hierzu
finden könnte. Nebenbei sei in Erinnerung gebracht,
dass ja in der Musik und Poesie die Bewegung im
Takt und in der Metrik ihre Vertreter findet.
Die Plastik an sich scheint mir in der Beur-
teilung der schönen Form während der Buhe allein
noch nicht erschöpft, und ich meine, dass die schöne
Bewegung ebenfalls eine besondere Aufmerksamkeit
verdient. Und zwar umsomehr, als die Grazie, ohne
weiteres ein Attribut des Schönen, eben in der Be-
wegung am meisten hervortritt, obwohl sie auch
im Moment der Ruhe ihre volle Wirkung üben kann.
Die Grazie, von den Franzosen vielleicht am meisten
gepflegt, gewürdigt und verstanden und daher von
ihnen auch am meisten übertrieben und bis zum
Zerrbild aufgebauscht, ist wohl einer ästhetischen
Analyse wert und ihr Studium würde vielleicht
manchen neuen Lichtstrahl werfen auf den immer-
hin noch rätselhaften Reiz, den der Anblick des
Schönen »auf den empfänglichen Sinn ausübt. Die
Venus von Milo, der Apollo vom Belvedere, der
Antinous, der Narciss u. a. sind nicht bloß des-
halb Kunstwerke ersten Ranges, weil sie allen An-
forderungen künstlerischer Proportionen im Sinne
der klassischen Bildner entsprechen. Stellen wir
dasselbe Vorbild, das dem Künstler bei Schaffung
des Apollo vorschwebte, das heißt mit denselben
Proportionen, wie einen Ladestock hin, oder die Venus
wie eine Pagodenfigur, so ist es aus mit der Schön-
heit. Zu der Tadellosigkeit der einzelnen Glied-
maßen des Kunstwerkes und ihren relativen Propor-
tionen gehört somit auch ihre absolute und gegen-
seitige Richtung im Räume, um dem Geschmack zu
genügen, und diese Richtung muss nicht allein
zweckmäßig, das heißt der beabsichtigten Wirkung
entsprechend, sondern sie muss auch graziös sein.
Unzweckmäßiges oder besser gesagt Zweckwidriges
verträgt sich nicht mit dem Wesen des Schönen,
219
Bemerkungen über das Wesen der Grazie.
220
das von keiner Seite her in seiner Erscheinung ge-
stört werden will; denn das Zweckwidrige ist sozu-
sagen unwahr und das Schöne kann der Wahrheit
nicht widersprechen. Aber die Zweckmäßigkeit
allei7i kann nicht der Leitstern des Schönen sein.
Nebst dem Yorhandensein der richtigen Proportionen
in den einzeken Teilen des Kunstwerkes, nebst ihrer
Lage im Räume und gegeneinander, nebst der Zweck-
mäßigkeit ihrer Stellung zum Erzielen des beabsich-
tigten Eindruckes gehört noch ein anderer Faktor
zum vollendeten Kunstwerke.
Es war zuvor von der Bewegung die Rede.
Ich komme nunmehr darauf zurück. Eine Bewegung,
welche in gerader Linie erfolgt , kann zweckmäßig
sein, weil sie am wenigsten Aufwand an Kraft und
Zeit erfordert, aber graziös ist sie nicht. Ein Turner,
welcher seine Evolutionen auf dem Reck oder dem
Trapez womöglich gradlinig auszufahren bestrebt
wäre, eine Tänzerin, welche ähnliches thäte, wäre
nicht graziös. Ebensowenig ein Schauspieler, der
überhaupt auf seine Haltung, auf seinen Gang, auf
seine Gestikulation sehr bedacht sein muss, und
wäre er auch gebaut wie ein antiker Heros. Dagegen
aber ist ein spielendes Kätzchen, das seine mut-
willigen Sätze in schön geschwungenen Wellenlinien
vollführt, die eigentlich vom ersten Impulse seiner
Sprungwerkzeuge abhängen, äußerst graziös. Ebenso
ein Pferd im Galopp, wenn es Aktion hat, seine
Beine in geschwungenen Linien bewegt, den Hals
einbiegt und über den Boden dahinschießt. Dies
alles scheint auf den Satz zu führen, dass die Be-
schreibung einer graziösen Linie gewissermaßen mit
einem generösen Überschuss an Kraft geschehen,
somit solchen zweckentsprechenden Kurven folgen
müsse, bei denen eine mäßige Kraftverschwendung
vorkommt. Vielleicht, damit es den Anschein habe,
als wären sie mit der größten Leichtigkeit voll-
bracht, wodurch sozusagen eine gewisse Emanzipa-
tion von den Gesetzen der Materie bekundet und
eine Annäherung an das Geistige, an das Ideale er-
reicht würde. Wie graziös ist der Flug einer Alpen-
dohle im Vergleiche mit dem einer Wachtel oder
einer zahmen Ente! Warum? Weil die Dohle schein-
bar ihre Kreise so wunderbar anmutig zieht, als
wenn sie von einer außer ihr gelegenen Triebkraft
getragen würde. Es scheint somit ein Faktor der
graziösen Bewegung jedenfalls in dem Mangel einer
sichtbaren oder supponirten Anstrengung zu liegen.
Wie graziös weicht die Rose, die Trauerweide, das
Schilf dem Andringen bewegter Lüfte aus! Wie un-
geschickt hingegen die Lilie und alle die unschmieg-
samen Gewächse, welche die Kurve selbst in ihrer
passiven Bewegung verschmähen. Es wirft sich aber
nun die weitere Frage auf: ist denn die Grazie bloß
ein Attribut der Bewegung? Ist sie nicht auch im
Zustand der Ruhe, eine Eigenschaft des Schönen?
Allerdings. Und zwar deshalb, weil die Ruhe im-
merhin als der Abschluss oder der Anfang einer
Bewegung angesehen werden muss. Bekanntermaßen
liegt die große Meisterschaft Raffaers im Malen des
Faltenwurfes darin, dass daraus entnommen werden
kann, ob der bekleidete Körperteil im Vordringen
oder im Weichen begriffen ist, ein Beweis, dass
auch er ähnlicher Meinung war.
Ein Kind hat sich zum Schlafen hingelegt. In
diesem letzten Moment der Bewegung liegt die
Grazie. Und wenn man die besten antiken Statuen
durchgeht, stellen die meisten eine erstarrte Be-
wegung dar. So der lauschende Narciss, so die über-
raschte Venus von Knidos, so der sterbende Gallier,
so der tanzende Faun u. s. w. Wenn aber die Grazie
auf der Kurvenlinie beruht, welche die Bewegung
beschreibt, dann ist wohl die Frage am Platze, ob
diese Kurven, die da etwas Grandioses, dort etwas
Elegantes, wo anders wieder etwas Generöses an
sich haben, nicht etwa mathematisch bestimmbare
Linien darstellen, etwa Komposita von Ejreisen,
Ellipsen, Hyperbeln, Parabeln, Cycloiden etc. sind.
Freilich wohl scheint der Umstand, dass ja die Grazie
ein weiteres Feld beherrscht und auch abgesehen
von den erwähnten Linien zur Erscheinung kommt,
dagegen zu sprechen. Denn die Grazie kann auch
in einem Vortrag liegen, in einem Musikstück, in
einer poetischen Wendung, im Ausdruck des Ge-
sanges, im Anschlag einer Note, im Stil überhaupt,
in der Toilette, in der Phrase, im Benehmen, kurz
in allen Äußerungen des Seelenlebens. Wenn aber
bei allen diesen Äußerungen die Bezeichnung Grazie
dennoch mit Recht angewendet wird — und es
scheint auch dies der Fall zu sein, — weil ein so
allgemein empfundener und wiedergegebener Ein-
druck eine sichere Orundläge haben muss, dann
muss die Grazie, die wir früher der schön geschwun-
genen Linie zuschrieben, und jene, die sich bei den
soeben erwähnten vielfachen Erscheinungen mani-
festirt, verwandte Merkmale haben, die auf eine ge-
meinsame Urquelle zurückgeführt werden können,
aufweiche alle Äußerungen des menschlichen Willens,
bei denen die Form mit eine wesentliche Rolle
spielt, hindeuten. Suchen wir diese Gemeinschaft-
lichkeit!
Als vorhin von der Grazie in der Bewegung
• i
221
Bücherachaa.
222
die Rede war, wurde gesagt, dass dieselbe von der
Eurre abhängig sei, welche die Bewegung beschreibt
Wir möchten diese Behauptung hier dahin ergänzen,
dass die Grazie nicht nur von der Form, oder sagen
wir von dem Schwung der Linie allein abhängt, die
sie beschreibt, sondern auch von dem Verhältnis der
Geschwindigkeit, mit welcher die einzelnen Teile der
Linie zu stände kQmmen, von dem Verhältnis der
Anfangs- und Endegeschwindigkeit. Es gehört somit
jenes Accelerando und Rallentando der einer Kurve
folgenden Bewegung jedenfalls mit zur Bestimmung,
ob diese Bewegung graziös ist oder nicht. Ist die
Kurre der Bewegung an sich, das heißt als Linie
graziös, sind es aber die relativen Zeitverhältnisse
nicht, dann ist auch die Bewegung nicht vollständig
graziös.
Nun rücken wir dem Wesen der Grazie um
einen Schritt näher. Die graziöse Bewegung ver-
langt eine Abweichung von der Gleichmäßigkeit in
ihrem zeitlichen Verlauf. Sie verlangt eine gewisse
Überschwänglichkeit im Räume und in der Zeit
Aber in dieser Freiheit, in dieser anscheinenden Sorg-
losigkeit liegt eine Gesetzmäßigkeit, deren Auffin-
dung doch möglich sein sollte. Wenn die Kurven
der graziösen Linie im Räume mathematisch bestimm-
baren Gesetzen folgen, wenn auch deren Zeitfolge
(das Accelerando und Rallentando) auf ein festes
Gesetz zurückgeführt werden könnte, wie z. B. jenes
der Fallgeschwindigkeit, dann könnte man wohl
sagen, dass ihrem inneren Wesen eine gewisse Pro-
portionalität zu Grunde liege. Wenn wir eine ana-
loge Proportionalität in den anderen Formen finden
würden, nämlich in der Grazie, die in der Musik,
im Vortrage, im Stil, in dem Anschlag der Stimme,
in den Umgangsformen, in der Toilette, mit einem
Worte in aUen anderen Manifestationen des ästhe-
tischen Sinnes vorkommt, dann könnte man wohl
auf eine innere Verwandtschaft aller dieser Erschei-
nungen schließen und dann wäre es nicht allzu ge-
wagt, wenn man sie alle als aus einem gemeinsamen
Urquell entsprungen ansehen würde* Es lässt sich
aber thatsächlich z. B. in der Musik die Grazie, die
in einer sanften Abwechselung des Forte und Piano,
des AUegro und Adagio, des Erhöhen oder Vertiefen
des Tones, des Schwellen und Verklingenlassen des-
selben und überhaupt in der ganzen Wiedergabe
des Tonbildes liegt, mit einem systematischen Hin-
ziehen von Kurvenlinien vergleichen. Dasselbe könnte
man von der Grazie im Vortrage, im Stil, in der Phrase,
im Benehmen überhaupt sagen, wenn man der Phan-
tasie einen erlaubten Spielraum einräumen will.
Ein lockeres weitmaschiges Netz wäre somit
da, welches aUe die vielfaltigen Formen der Grazie
umschlingt, sozusagen die Mutterlauge, aus der sich
der Begriff der Grazie herauskrystallisirt. Wenn
die Baukunst eine gefrorene Musik genannt wurde,
so könnte man die Plastik eine festgebannte Grazie
nennen.
Die Grazie ist zweifellos ein Faktor des Scliönen
und zwar jenes Schönen, welches nach den Gesetzen
der Ästhetik durch die Künste zum Ausdrucke
kommt und dessen Darstellung dem Genius des
Mensclien zukommt, sovne auch jenes Schönen, das
der Schöpfer in die Natur gelegt hat und das vor-
zugsweise dann diese Bezeichnung verdient, wenn
es als formvollendeter Typus seiner Gattung gelten
kann. Wenn die innere Natur dieses, allen beiden
eben erwähnten Kategorieen des Schönen zukonmien-
den Faktors, unserem Erkennen verschlossen wäre,
wenn näher nachgewiesen wäre, nach welchen Ge-
setzen das Band der Grazie alles dasjenige um-
schlingt, was schön genannt wird, dann wäre man
auch der klaren Feststellung des Begriffes des
Schönen in der allgemeinsten Bedeutung, das immer
noch trotz seiner Anziehungskraft einem leicht ver-
schleierten Bilde gleicht, näher gerückt
Mögen sich berufene Geister finden, die diese
flüchtig hingeworfenen Gedanken eingehender aus-
führen und dadurch ihre innere Berechtigung fest-
stellen oder vielleicht durch die Überzeugung von
ihrer Unhaltbarkeit auf eine andere richtigere Fährte
gelangen. Ihnen sei auch die weitere Erörterung
der Frage anheimgestellt, ob sich nicht die Begriffe
geschmackvoll und graziös bis auf kleine Verschieden-
heiten in der Schattirung nahezu decken.
BÜCHERSCHAU.
Die Bau- und Eunstdenkmäler von Berlin. Im
Auftrage des Magistrats der Stadt Berlin bearbeitet
von R Bomnann. Mit einer geschichtlichen Ein-
leitung von P. Clausmtx, Mit 28 Lichtdrucktafeln,
zahlreichen Abbildungen und 3 Plänen. Berlin,
Julius Springer. KL Fol. 436 S.
Bei der Inventarisation der Bau- und Kunst-
denkmäler in der Provinz Brandenburg, die Prof.
B. Bergau im Auftrage des brandenburgischen Pro-
vinziallandtags durchgeführt hat, war Berlin von dem
Auftraggeber von vornherein ausgeschlossen worden,
vermutlich weU man einerseits den Umfang des 1885
erschienenen starken Bandes nicht noch mehr aus«
dehnen und weil man andrerseits dem Magistrat der
Reichs- und Landeshauptstadt das nobile officium
223
Bücherschan.
224
eines eigenen Inventarisationswerkes nicht nehmen
wollte. Der Berliner Magistrat hat denn auch diese
Pflicht anerkannt und, nachdem er in dem Kegie-
rungshaumeister Bomnann eine geeignete Kraft ge-
wonnen, im Sommer 1887 mit der Arbeit beginnen
lassen. Sie hat mehr Zeit und Mühen erfordert, als
bei dem verhältnismäßig geringen Bestand an Kunst*
denkmälem im eigentlichen Sinne erwartet werden
durfte. Erst kurz vor Weihnachten des verflossenen
Jahres ist das Werk erschienen, das sich freilich,
weit über den Rahmen eines bloßen Inventars, zu
der lange entbehrten Kunstgeschichte der Stadt Berlin
ausgewachsen hat, ohne darüber den Charakter und
die Bestimmung eines Inventars ganz zu verlieren. Der
Verfasser ist nämlich beiden Richtungen seiner Auf-
gabe oder vielmehr den höchsten Anforderungen, die
man an derartige Arbeiten überhaupt stellen kann,
dadurch gerecht geworden, dass er die Zwecke der
Kunstgeschichte durch eine „Übersicht über die
Geschichte der Kunst in Berlin vom XIIL bis zum
Ende des XVIII. Jahrhunderts" in zusammen-
hängender Darstellung gefördert und daneben die
Pflicht des Statistikers durch eine lange Reihe von
Monographieen über die einzelnen Denkmäler der
Architektur und Plastik, wiederum weit über die
Grenzen trockener Inventarisationsarbeit hinaus, in
mustergültiger Weise erfüllt hat
Dieses Lob fallt um so schwerer ins Gewicht,
als man sich kaum eine undankbarere Aufgabe
ersinnen kann als eine Inventarisation der Kunst-
denkmäler Berlins. Der Magistrat sagt zwar in
seiner Vorrede, dass der Schatz an Bau- und Kunst-
denkmälern Berlins viel größer ist, „als man nach
dem modernen Aussehen unserer Stadt vermuten
sollte." Aber diese optimistische Auffassung der
Dinge ist nur cum grano salis zu verstehen. Man
hatte nichts erwartet, und nun haben sich doch noch
spärliche Reste und Spuren gefunden, aus denen sich
wenigstens erkennen lässt, dass die Mark und im
besonderen auch Berlin während des Mittelalters und
derRenaissancezeitin engem künstlerischenZusammen-
hang mit Sachsen gestanden hat, was übrigens, soweit
es sich um die Renaissanceteile des königlichen
Schlosses handelt, schon früher bekannt gewesen
und nachgewiesen worden war.
Es ist ein schmerzliches Bekenntnis für den
Inventarisator einer großen Stadt, wenn er unum-
wunden erklären muss, dass von den mittelalterlichen
Denkmälem Berlins „einzig und allein das schöne
lichte Chor der Klosterkirche, der Kirche des Fran-
ziskanerordens, in den Bereich der höheren Kunst
gehört.* Dieser Kirche und den Resten der aus-
gedehnten Klosteranlage hat Borrmann eine be-
sonders eingehende Untersuchung gewidmet, die zu
den anziehendsten Teilen seines Buches gehört. Die
Hauptsachen stehen freilich wie so vieles andere in
diesem Inventar nur noch auf dem Papier. Wird
doch schon unter den Denkmälem der Schlüterzeit
so gründlich aufgeräumt , dass .manches, was uns
unantastbar und unerschütterlich erschien, bereits
heute zur Legende gehört. Wir erinnern nur an
die 1889 abgebrochene «alte Post" (das sog. gräfl.
Wartenbergsche Palais), womit ein unanfechtbar
beglaubigter Privatbau Schlüters der Forschung, die
sich nicht bloß auf Photographieen stützt, für immer
entzogen worden ist. Das ist um so beklagens-
werter, als sich in jüngster Zeit eine Strömung vor-
zudrängen gesucht hat, die auch den einzigen Ruhm
der Berliner Kunstthätigkeit bis zum Ende des 18. Jahr-
hunderts, die Thaten Schlüters , in Bezug auf ihre
Selbständigkeit erheblich eingeschränkt wissen wUL
Borrmann hat die Hypothesen von C. Gurlitt hin-
sichtlich der ersten Entwürfe zum Berliner Schloss-
bau in Schlüterscher Fassung bereits früher mit
großem Scharfsinn und mit kühler Besonnenheit
widerlegt, und er bleibt auch in diesem Werke bei
seiner Meinung. Es ist selbstverständlich, dass die
Streitfrage von neuem erörtert werden muss, da
Gurlitt nach Zeitungsnachrichten neue Beweise zur
Stütze seiner Hypothesen versprochen haben soll. —
In einer anderen Streitfrage, die sich um den ersten
Entwurf zum Berliner Zeughause dreht, hat Borr-
mann den Untersuchungen Gurlitts beigepflichtet,
der dem Direktor der Pariser Bauakademie, Blondel,
auf Grand glaubwürdiger Zeugnisse, die Erfindung
der Fassade zuschreibt.
Über einem wenig erfreulichen Denkmäler-
vorrat und über einer noch weniger erquicklichen
Polemik hat Borrmann wenigstens ein schriftstelle-
risches Werk errichtet, das in allen Teilen mit gleich-
mäßiger Vorsicht durchgearbeitet ist und nur das
vollkommen Sichere überliefert, wie man es von
einer solchen Arbeit erwarten darf Es ist nur zu
bedauern, dass seine Arbeit da aufhört, wo die
eigentliche Kunst in Berlin beginnt, am Anfang des
19. Jahrhunderts. Es ist die gewöhnliche den Inven-
tarisationsarbeiten gesteckte Grenze, die hier um so
strenger festgehalten worden ist, als der Berliner
Architektenverein eine neue Ausgabe seines 1877
erschienenen Buches .Berlin und seine Bauten*
vorbereitet. Der Architektenverein würde, nachdem
Borrmann ein allen Ansprüchen genügendes Werk
225
Bücherschau.
226
ge8clia£Fen hat, gut daran thun, sich ausschließlich
auf das 19. Jahrhundert zu beschränken.
A. II
Fedenpiele von Eans Thoma und Henry Thode, Verlag
von Heinrich Keller, Frankfurt a/M.
Wir haben nie ein Werk, in dem bildende Kunst und
Dichtung sich die Hand gereicht, mit der gleichen Stimmung
und dem gleichen mitlebenden Empfinden genossen, wie die
zu Weihnachten erschienenen „Federspiele" von Thoma, dem
jüngst in der Zeitschrift f. bild. Kunst gewürdigten Maler-
poeten, und Thode, dem geistvollen Schilderer deutsch-mittel-
alterlicher Kunst, den wir hier zum erstenmal als Dichter
kennen lernen. Die Federspiele sind lithographirte Skizzen
aus Thoma's Mappen, wovon einige dem erw&hnten Aufsatz
beigegeben waren, Figürliches, Landschaftliches durch-
einander, aus den Bildern des Künstlers bekannte Motive,
neue dazu, mit der ganzen Reinheit und Poesie in Erfindung
und Darstellung, mit dem Zauber des innerlich wahrhaft Er-
lebten. Mehr als je vor den Gemälden drftngt sich die Ver-
wandtschaft des modernen .Genius mit Dürer auf, die
Gemütstiefe, in der beide wurzeln, die Gabe der Charakte-
ristik, das Sinnig- Zarte und das Derb -Schwungvolle bei-
einander. Einzelnes anzuführen ist nicht möglich, da eine
annähernd gleiche Höhe in allen diesen losen Blättern ist,
in diesen Einfällen, neckischen wie ernsten, in diesen Ge-
danken- und Stimmungsrätseln. Von einem Text ist keine
Bede; die Gedichte, von großer Sicherheit und Reichtum der
Form, sind getreue gleichwertige Übersetzungen der Skizzen ;
wir haben uns nur schwer vorstellen können, dafis zwei,
wenn auch verwandte Individualitäten zwei Künste zu einem
organischen Gefüge von dieser Einheit zusammenschweißen
könnten; auf eine rätselhafte Frage des Malers ist nicht
immer eine Antwort, sondern oft eine noch geheimnisvollere
Frage das dichterische Echo. — Etwas Vei*wandtes haben
vor Jahren M. von Schwind und E. v. Feuchtersieben in
dem „Album der Radirungen"- geleistet. Nur ist Thoma's
Phantasie weiterhinschweifend, seine Erzeugnisse haben
freilich wiederum die Zierlichkeit der Schwind'schen Kleinig-
keiten nicht. F. H. M,
Johaiin Grans, Eim Bundreise durch Spanien, Ein Führer
zu seinen Denkmalen, insbesondere christlicher Kunst
Wien, Woerl. 8». 414 S.
Bestimmter Studien halber hat Graus eine Reise nach
Spanien unternommen, deren Ergebnisse teilweise bereits in
der von ihm redigirten Zeitschrift „Der Kirchenschmuck*'
veröffentlicht waren, nun aber bereichert und ergänzt in
Buchform erschienen sind. Gestützt auf gründliche littera-
rische Vorarbeiten ist er ans Werk gegangen und hat die
Resultate in der bescheidenen Form eines Tagebuches ver-
öffentlicht; wir denken unwillkürlich an Nohl's „Italie-
nisches Skizzenbuch". Die Erforschung des Landes galt
vorzugsweise der Architektur und auf diesem Gebiete finden
wir eine Reihe der schönsten Resultate. Die verschiedenen
Einflüsse der fi-anzösischen und maurischen Architektur sind
ebenso klar wie Überzeugend dargelegt. Höchst interessante
Aufschlüsse bieten in dieser Hinsicht die Kathedralen zu
Valencia, Sevilla, Toledo, ganz besonders auch St. Esteban
zu Salamanca etc. Noch bedeutender sind die Ergebnisse
der Untersuchung des in die Moschee zu Cordova eingebauten
Domes zu Cordova mit trefflichen Grundrissaufnahmen, wie
auch das über die Dome zu Granada, Malaga und die Kirche
des Escorial Mitgeteilte, welch letztere Kirchen schon der
Renaissance angehören. Ganz besonders auffallend sind bei
größeren wie bei kleineren Kirchen die Längskapellen, die in
unseren Landen namentlich bei einschiffigen Kirchen erst in
der Renaissance häufiger auftreten. In Spanien findet sich
diese letztere Anlage schon im Mittelalter überaus häufig.
Sehr belehrend sind weiterhin die Mitteilungen über litur-
gische Eigentümlichkeiten und die damit zusammenhängen-
den Einrichtungen der Kirchen. Erwähnt sein mag die An-
lage des Domhermchores im Langschiff, der Lettner, die paar-
weisen Kanzeln (bes. S. (38), das Lesepult, der riesige Hoch-
altar, die eigentümliche Altaranlage mit zwei Seiteneingängen
und dahinter die Sakristei (S. 88) u. s. w. Von den Werken
der Malerei ist am meisten der Bilder des Prado gedacht
und namentlich eine Anzahl trefflicher Bemerkungen über
Murillo gemacht. Wie der Titel besagt, ist das Hauptgewicht
auf die kirchliche Kunst gelegt, die profane maurische wie
christliche gleichwohl nicht außer acht gelassen; ergeben
sich ja so oft wichtige Beziehungen zur kirchlichen Kunst!
Über die Moschee zu Cordova, die maurischen Bauten zu
Toledo und Sevilla, ganz besonders über die Alhambra finden
wir eine Anzahl der treffendsten Bemerkungen. Weiter seien
als bisher nur wenig gewürdigt genannt: das Stadthaus zu
Sevilla, ein köstlicher Bau der Frührenaissance, die Lonja
zu Valencia, die Audienca zu Barcelona u. s. w. Auf der
Hin- und Rückreise musste Graus Norditalien und Südfrank-
reich passiren, wovon er gleichfalls sehr bemerkenswerte
Studien mitteilt, ganz besonders über Genua, Marseille,
weiter Alby und Toulouse; sehr interessant ist auch die Be-
schreibung der neuen Kirchen zu Lourdes. Eine reiche illu-
strative Beigabe sowohl von Grund- als auch von Aufrissen, zum
größten Teil nach Originalaufhahmen, illustrirt das Buch.
Die Publikation muss um so verdienstvoller genannt werden,
als die Kunstlitteratur über Spanien keine reiche ist; jeder,
der sich mit spanischer Kunstgeschichte beschäftigt, wird
das Graus'sche Buch gern benützen.
Wien. ALFRED SCHNERICH,
Eine neue Folge architektonischer und dekora-
tiver Studien und Entwürfe von Otto Rieth, 20 Hand-
zeichnungen in Lichtdruck. Berlin, Verlag von Georg
Siemens, 1892. Folio. Mit Vorwort.
Rieth bietet uns mit der vorliegenden Publikation eine
Fortsetzung seiner „Architekturskizzen"; während er aber
in diesen — wenigstens im Vorwort — sich als Kunstkosmo-
polit bekennt^ der gleich der Biene aus jeder Blume Honig
zu saugen weiß, vorzüglich aber aus den Üppigen Blüten des
Barockstils, zeigt ei' sich uns jetzt, wenn er es auch nicht
eingesteht, auf anderer Bahn: er betont die Notwendigkeit
einer größeren Anwendung und zweckentsprechenden Indivi-
dualisirung des Ornaments, indem er — endlich einmal ein
Mutiger! — gegen die heillose Fetischdienerei des Akanthus-
blattes auftritt, das uns schablonenhaft im Ballsaal und
Theater wie in der Kirche oder am Grabdenkmal entgegen-
grinst. — Das ursprünglich prächtige und — mit Maß, Ziel
und Zweck angewandte — immer und ewig wirksame Motiv
ist zum Schmarotzer geworden, der alles überwuchert und
nichts Gutes aufkommen lässt. Seine Domäne muss beschränkt
werden, wenn nicht eine Ermüdung eintreten soll. Um das
bewirken zu können, wird der Kosmopolit national-, er weist
auf die Traditionen der romanischen und frühgotischen
Muster hin, die ihre Motive der so mannigfaltigen heimischen
Fauna und Flora entlehnen, mit welchen Mitteln auch wir
Modeme wie alle künfb'gen Geschlechter befähigt sind, eine
individuelle, bexiehungsvoüe Ornamentik zu schaffen, eine
227
BücherRchau. — Personalnachrichten. — Denkmäler. — Vereine und Gesellschaften.
228
Richtung, die übrigens Siccardsburg und van der Niül in
Wien schon vor drei Decennien anstrebten und zum Teil
auch mit Glück bethätigten. Der menschliche Organismus
ist es nicht in letzter Reihe, dem wir bei diesen Schöpfungen
Rieth*s begegnen, er muss — wie der Künstler will — gleich
dem Ornamente selbst den Kampf ums Leben schildern,
Märchen erzählen, Stinunung erwecken, beide müssen in un-
mittelbarer Beziehung stehen zu dem Räume, in dem sie
verwertet, und zu der Zeit, in der sie geschaffen werden.
Wir sind auf die Verfolgung dieses Zieles sehr begierig
und dürfen uns nach dem bisher Erschienenen freuen,
dass noch weitere Hefte in gleichem Umfange erscheinen
sollen. Es ist nicht zu zweifeln, dass dem Autor seine
Absicht vollkommen geglückt ist, seine Kunstgenossen zu
ähnlichem Schaffen anzuregen. — Da die hier vorliegen-
den Blätter zum Teil älteren Datums sind — noch vor denen
der ersten Publikation entstanden — so erklärt sich manche,
oft noch an die Schule erinnernde Unsicherheit, hie und da
die Wiederholung des geharnischten Ritters zu Pferde, der
gar zu stark mittelaltert und nicht recht in das Übrige, so
gut dem modernen Geschmack Angepasste, sowohl im Bau-
lichen als rein Dekorativen, passen will; zu den schönsten
Blättern gehören: Das kleine Rathaus (Blatt 7) mit seinem
noch gotisirenden Renaissancetraum in der reizenden Flur,
die in drei Bogenöfinungen nach beiden Seiten des Hauses
sich öffnet, getragen von massiven kurzen Säulencylindem;
dann die ,yQroße Halle'* (Blatt 8), ein Thransaal von impo-
santer, berechneter Wirkung, die durch eine reiche dekorative
Bronzeausstattung und ein Glasmalereifenster von riesigen
Dimensionen noch bedeutend erhöht wird. Daran schließt
sich die „Vorhalle für ein Museum*^ (Blatt 10), an der be-
sonders die prächtige architektonisch-plastische Eckverzierung
des heiligen Georg mit dem Drachen ebenso originell als be-
lebend wirkt. ,,Die Thüre xu einer BegrähiisstäW (Blatt 12)
und der monumentale .,Treppenhatis -Aufgang" (Blatt 13),
letzterer mit der „Arbor artis" als Ecklösung, die prächtige
Fassadenmalereistudie ,f Heilbronn" (Blatt 14) und die reizen-
den, klar und verständlich komponirten und ebenso anspre-
chenden omamentalen Kompositionen .,Kunst" und „Schlaf'
(Blatt 16 und 18) zeigen nicht nur die Phantasie, sondern
auch ein seltenes Können ihres Urhebers. Als sinnig-gedanken-
reiche Arbeit für einen Goldschmied bietet er ein originelles
„Fischglas" (Blatt 19), und endlich nimmt Rieth von uns
Abschied mit einer „Dekorativen Deckenmalerei" , die — eine
ältere Arbeit — viel mehr von der Zukunft ihres Schöpfers
verspricht, als sie selbst bietet RUDOLF BÖCK.
PERSONALNACHRICHTEN.
O Der Qenremaler Ludwig Passini, ein geborener
Wiener, ist vom König von Preußen zum ausländischen
Ritter des Ordens pour le merite ernannt worden.
*^* Geh. Regierungsrat Dr. Robert Dohme ist zum ersten
ständigen Sekretär der königlichen Akademie der Künste in
Berlin ernannt worden. — Dr. Paul Seidel^ Kustos der Kunst-
sainmlungen in den königlich preußischen Schlössern, hat
den Kronenorden 4. Klasse, der Maler Professor August von
Hey den in Berlin den roten Adlerorden 3. Klasse mit Krone
und Schleife erhalten.
DENKMÄLER.
Die „Rhein. Westfälische Zeitung"' berichtet darüber folgen-
des: „Das Komitee zur Errichtung eines Heinedenkmals
hat an die Stadt Düsseldorf ein Schreiben gerichtet, in dem
unter Bezugnahme auf den Beschluss vom Jahre 1888, wo
dem Komitee von der Stadtverordnetenversammlung für das
Heinedenkmal drei Plätze zur Verfügung gestellt worden
waren, der Platz im Hofgarten zunächst der goldenen Brücke
am Ananasberge beansprucht und weiterhin mitgeteilt wurde,
dass das Denkmal bis zum Jahre 1895 durch Professor Herter
in Berlin in Granit und Bronze vollendet sein werde. In
der Stadtverordnetenversanomlung am 24. Januar referirte
nun der Beigeordnete Beckers, im Auftrage der städtischen
Verwaltung, dass diese prinzipiell noch auf demselben Stand-
punkte wie im Jahre 1888 stehe, dass aber seit damals die
Situation sich um vieles geändert habe. Die Hergabe des
Platzes erscheine heute schon wegen der inzwischen in
nächster Nähe erfolgten Aufstellung des Kriegerdenkmals
unthunlich, und weiterhin wäre es nicht angezeigt, durch
die Anregung dieser Frage die kaum über die Angelegenheit
zur Ruhe gekommenen Gegensätze innerhalb der Bürger-
schaft wieder aufleben zu lassen. Die Verwaltung bean-
trage daher, die Hergabe des Platzes abzulehnen und weiter
zu beschließen, dass überhaupt von der Aufstellung eines
Heinedenkmals in Düsseldorf Abstand genommen werden
solle. Dieser Antrag wurde einstimmig zum Beschlnss er-
hoben." Durch diese Entscheidung ist das Denkmalkomitee
in eine sehr unangenehme Lage versetzt worden, da es den
Auftrag an Prof. Herter bereits definitiv erteilt hat. Übrigens
sind die Mittel noch nicht vollständig aufgebracht; erst vor
wenigen Tagen hat das Komitee in rheinischen Blättern
einen neuen Aufruf mit der Bitte um Beiträge veröifentlichi
♦ . *
♦ Die Errichtung eines Denhnals für Heinrich Heine
in seiner Geburtsstadt Düsseldorf ist nunmehr von den dor-
tigen städtischen Behörden endgültig abgelehnt worden.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
In der Januarsitzung der Berliner kimstgeschichtlicJien
Gesellschaft hielt Dr. Kristeller einen Vortrag Über „Buch-
druckersignete'', über die Marken oder Zeichen, welche die
Drucker auf dem Titelblatt der von ihnen herausgegebenen
Werke anzubringen pflegten. Es existirt über diese Signete
bereits eine ausgedehnte Litteratur. Besonders wichtig ist
die Publikation der Verlagshandlung Heitz in Straßburg,
welche alle existirenden Signete systematisch nach Druck-
orten geordnet herausgeben wird, und davon bereits den
ersten Band (Elsass) hat erscheinen lassen. — Die Signete
sind weniger als Schutzmarken denn als künstlerischer
Schmuck des Titelblattes zu betrachten. Häufig wird als
Signet die Handelsmarke oder Hausmarke des Druckers ver-
wendet, sonst ein Wappen, Monogramm oder redendes Zeichen.
Ferner werden die figürlichen Haus- oder Ladenschilder be-
nutzt, später immer mehr allegorische oder emblematische
Darstellungen übernommen. — Der Vortragende wendete
sich dann zur Betrachtung der italienischen Signete seit dem
Ende des 15. Jahrhunderts. Er legte zahlreiche Reproduk-
tionen nach seinen an Ort und Stelle gefertigten Aufnahmen
vor. Unter dienen lässt sich zunächst eine große ältere
Gruppe ausscheiden, welche ein bestimmtes Motiv, ein Doppel-
kreuz auf der Weltkugel, mannigfach variirt. Dasselbe geht
in seinem Ursprung auf die Drucke des Johannes von Köln
zurück, der es zuerst seit 1480 in Venedig anwandte. Später
begegnen wir auch in Italien allen in Deutschland verwen-
deten Signetformen, sehr früh z. B. auch der emblematischen
Form in den Drucken des Aldus Manutius. Später wird das
Signet nicht mehr Druckerzeichen, sondern Verlegerzeichcn,
was es bis heute geblieben ist. — Die Herren Bade und Lipp-
fnann berichteten sodann über die Ausstellung der Werke
229
Vermischtes — Vom Ennstmarkt. — Zeitschriften.
230
A. Dürer's, die von ihnen in einem Oberlichtsaale der Ge-
mäldegalerie der Egl. Museen veranstaltet ist. Den Schluss
bildeten Mitteilungen Über neue Erscheinungen der kunst-
geschichtlichen Litteratur. m. sch.
VERMISCHTES.
*^* Über die Lage der deutschen Künstlerschaft in Rom
und den geplanten Bau eines Ätelierhauses erhält die Berliner
„Post** eine Zuschrift aus Rom, der wir folgendes entnehmen:
,;Die deutsche Kunst in Rom steht zur Zeit vor einer Ent-
scheidung von unberechenbarer Wirkung. Sie wird entweder
zu neuem Leben erwachen oder von Jahr zu Jahr kläglicher
dahinsiechen. Man wird sich erinnern, dass im vergangenen
Jahre der hiesige deutsche Eönstlerverein auf Betreiben
seines Yorsitzenden , des Professors Meurer, sich in einer
Eingabe an das preußische Eultusministerium wandte und
darin die Notwendigkeit des Baues eines Atelierhauses in
Rom nachwies. Diese Angelegenheit hat seitdem nicht
geschlafen. Es haben in Berlin wiederholt Besprechungen
amtlicher und privater Natur stattgefunden, und das nächste
Ergebnis war gewesen, dass die preußische Regierung er-
klären ließ, falls dem Gesuche des deutschen Eunstler Vereins
Folge gegeben werden könne, so dürfe solches nur von
Reichs wegen geschehen, da die Wohltbat eines derartigen
Instituts allen deutschen Stipendiaten, nicht nur den preu-
ßischen allein zu Gute kommen müsse. Demgemäß wan-
derte die genannte Eingabe in das Reichskanzleramt, und
dieses blieb ebenfalls nicht müßig. Es erließ Anfragen bei
den verbündeten Regierungen und Akademieen. Die Ant-
worten lauteten durchgehends zustimmend, bis auf eine
einzige. Sie kam von der bayerischen Regierung. Aber
auch diese lautete nicht ablehnend, sondern abwartend.
Und das war sehr erklärlich, weil München zur Zeit sich
genugsam mit seinen Se^essionisten zu plagen hatte. Gerade
Bayern aber, und diesem Staate gerade der Anforderungen der
Sezessionisten halber, hätte die Anfrage des Reichskanzleramtes
willkommen sein müssen. Der Antrag des deutschen Eünstler-
vereins hatte den Ansichten der verbündeten Regierungen
und Fachleuten recht gegeben, welche die Errichtung einer
deutschen Akademie in Rom als nicht zweckentsprechend
und zu kostspielig widerrieten. Ein Atelierhaus macht jede
Lehrkraft entbehrlich und schafft dennoch den hervor-
ragendsten Mangel des gegenwärtigen Eünstlerlebens in Rom
ab, das Fehlen des Vorbildes in Gestalt des schaffenden
Meisters. Nicht einer, sondern zehn und zwanzig große
deutsche Eunstler äußern jahraus, jahrein den Wunsch, einen
Winter Über in Rom zu wirken und sich selbst neu aufzu-
richten an der Antike und an der Natur Italiens. Ihren
Wunsch vereitelt das gänzliche Fehlen passender Ateliers,
denn was von solchen irgendwie wertvoll ist, wird von An-
sässigen nicht aus der Hand gelassen. Die Stipendiaten
sitzen zerstreut in der Stadt und gönnen sich kaum das
liebe Leben, um die Ateliermiete erschwingen zu können.
Ein Atelierhaus aber bringt Meister und Anfänger in die
naheste Berührung. Die Vorteile, die sich für alle Eunst-
gebiete aus dieser Berührung ergeben, sind unberechenbar.
Warum, zum Beispiel, leisten die jungen Bildhauer in Rom
viel, viel mehr als die jungen Maler? Nicht weil im Vatikan
und auf dem Eapitol die klassischen Meisterwerke zu sehen
und zu studiren sind, sondern weil zum Glück noch immer
Meister wie Eopf und Sommer in Rom wirken! Schließlich
ruft heutzutage alles, und namentlich München, nach Frei-
lichtmalerei. Wenn das Atelierhaus in Rom den Eünstlem
ausschließlich Räume zur Verfügung stellt, welche die Arbeit
im Freien ermöglichen, was verlangt Bayern noch mehr zu
Gunsten seiner Sezessionisten? Ein zweiter nicht minder
wichtiger Umstand aber fällt ebenso in das Gewicht wie das
künstlerische Interesse. Der Eunstler will und muss beachtet
und geachtet sein, wenn er selbst Trieb empfinden soll.
Besseres und Bestes zu leisten. Übersehen zu sein, kann er
viel weniger vertragen, als einen kritischen Tadel. Aus
diesem umstände heraus war die Schaffung der beständigen
Ausstellung im Deutschen Eünstlervereine schon ein guter
Schritt nach vorwärts. Die Blätter Roms haben wohl oder
übel von den deutschen Eünstlem Notiz nehmen müssen.
Es war ihnen anzumerken, wie sauer es ihnen wurde, ein-
mal nicht von Italienern, Spaniern und Franzosen sprechen
zu sollen, und manche bittere Pille hat von den Deutschen
heruntergeschluckt werden müssen. Wie soll es aber anders
sein, wenn nichts geschieht, was uns in den Augen der Aus-
länder ein Ansehen g^eben mussl Wir brauchen hier keine stolze
Akademie, wir brauchen nur Namen von Elang, vereinigt
an einem, sozusagen vaterländischen Orte, Namen, an denen
die Eritik nicht achtlos vorübergehen darf, die dem Aus*
lande zeigen, dass die deutsche Eunst etwas anderes ist,
als hier im Augenblicke leider repräsentirt wird. Dann
wird auch die Eritik den jüngeren Eräften Beachtung
schenken und sie auf ihrem Entwickelungsgange beobachten
müssen. Das Heranziehen erster deutscher Eräfte aber ist,
wie schon mehrfach betont und bewiesen, ohne den Bau
eines Atelierhauses, als des billigsten und praktischesten
Mittels zum Zwecke, nicht denkbar. Eine weitere Zögerung
birgt eine große moralische und materielle Gefahr in sich.
Das Unternehmen des Atelierhauses in Rom ist eine politische,
künstlerische und patriotische That zugleich.**
VOM KUNSTMARKT.
— Berlin. Am 7. Februar und den folgenden Tagen
findet in Rudolf Lepkes Kunstauktionshaus die Versteigerung
einer Sammlung wertvoller Gemälde neuerer Meister, sowie
gerahmter Aquarelle von L. Passini, Ed. Hildebrandt, A.Hoguet
u. a. statt; angeschlossen ist eine Sammlung älterer und
neuerer Eunstgegenstände der verschiedensten Ari Der
Katalog ist soeben erschienen.
— Frankfurt a/M, Am 7., 8. und 9. Februar findet in
Rudolf Banget' s Auklionssaat für Kunslsachen eine Versteige-
rung von Gemälden moderner und älterer Meister (Samm-
lung des Herrn Carl Pauli in München) statt. Daran schließt
sich eine hochinteressante Sammlung von römischen und
griechischen antiken Gegenständen, femer Metallarbeiten zu
Dekorationsz wecken, Arbeiten in Silber, Gold und Edelsteinen.
Der Eatalog ist soeben erschienen.
ZEITSCHRIFTEN-
Christliclies Knnstblatt. 1898. Nr. 1.
Btickblick. — Leid und Frend einer schwäbischen Kirche.
Jahrbneli der kdniglicli Prenssisehen Knnstsammliingeii.
XIV. Heft 1.
Die Wandgemälde von S. Angelo in Formis. Von F. X. Kraus.
— Noti2 über Albrecht Altdorfer. Von H. Friedländer. — Die
Aasstellung von Kunstwerken ans dem Zeitalter Friedrioh's des
Großen : II. Erzeagnisse der Silbenchmiedeknnst. Von Fr.
Sarre. — Pieter van den Bosch. Ein vergessener Genremaler
von Amsterdam. Von W. Bode und A. Bredius. ^ Die Biblio-
thek Julius. II. Von F. Wickhoff.
L'Art Nr. 688. 15. Januar 1898.
La comödie d'aujourd*hui. Von F. Lhomme. — Vandalisme:
Le palais des Beaux-Arts ä Lille. Von P. Leroi — Ingres ä
Hontauban: Le Musöe Ingres. Von J. Mommöja. — Adrien Dn-
bouohö et le Musöe cöramique de Limoges. Von C. Leymarci.
— Les expositions d* hiver en Angleterre et en Ecosae.
231
Inserate.
232
Inserate.
m
^VVVVVVVVyyxsyxxyxxxxxxxxxxxvxv^vvxxxxx^xy^^
y
y
y
y
y
l
i
y
y
y
Neuer Verlag von E. A. SEEMANN In LEIPZIG.
g
Soeben erschien in sechster Auflage:
Der Cicerone
eine Anleitimg znm Gennss der Kunstwerke Italiens
von
Jacob Burckhardt.
Sechste durchgesehene und verbesserte Auflage
bearbeitet von
Wilhelm Bode.
I. Teil: Altertum mit Register. IL Teil: Mittelalter und
neuere Zelt. 1. Band: Architektur und Plastik.
2. Band: Malerei. 3. Band: Alphabetisches Orts-
und Namenregister.
1893. kl. 8. Zusammen in 4 Bände geb. 16 M.
Diese neue Auflage des allen Kunstfreunden ans Herz gewachsenen
„Cicerone'' ist eine von dem Herausgeber auf das sorgfältigste durch-
gesehene und berichtigte. Einen besonderen. Yorzog besitzt sie in
dem jetzt sehr übersichtlich eingerichteten, mit allen zur Orientirung
in Kirchen und Museen ertbrderlichen Vermerken versehenen Register^
das die Form eines topographischen Knnstlexikons fUr Italien er-
halten hat. Das Register wird, soweit der Oberschuss reicht, auch
einzeln für 3 M. abgegeben. [640]
I
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
y
I
y
y
y
y
y
y
$xxxyxyyyx»xxxxx^^«^^^
I>ie Itälieniselien Pliotograpliien
aller Yerlagsanstalten. Out und l>illi|g'.
Kunsthandlung HÜ60 GROSSER, Leipzig.
Kataloge. Auswahlsendungen. [479
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[593] Th. Salomon, Berlin W-, Fnedrichstr. 168.
Gemäldesaal in Frankfurt a. M.
Ausstellungen und Anktlonen Ton Gemälden, Antiquitäten und Kunstgegen-
stflnden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Budolf Bangel in
Frankfurt a« IL, Kunstauktionsgeschäft, gegr. 1869. [463
Oem&lde alter Meister.
Der Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Heister, vorzäglloh der
niederl&ndischen Sohnle, vermittelt anfe schnellste und sachverständigste den Verkauf
eincelner Werke, wie kompl. Sammlangen and übernimmt Aufträge rar alle größeren
GemiMdeanktionen des In- and Aaslandes.
Berlin W.,
Potsdamerstrasse 8. [579]
Josef Th. SchalL
Verlag von E. i. Seemann in Leipzig.
Das
StädMe HHseM
zu
Leipzig
von seinen Anfängen bis znr
Gegenwart
Von
Dr. Jnlins Vogel
Gedruckt mit üntersttttsung der Stadt
Leipzig.
Das reich ausgestattete Werk enthält
neben einer ausführlichen Oesclilchte
der Lelpilger Galerie eine Anzahl
Reproduktionen von in derselben be-
findlichen Originalen, insbesondere
10 Radirungen und 19 Heliogravüren
nach Gemälden von van Eyck, Cra-
nach, Wonter Knyff, Calame, De-
laroche, BeUangi, Lndwlg Richter,
Andreas und Oswald Aachenbach,
Tantier, Gebhardt, W. Sohn, Befrag-
ger. Lenbach, Uhde, Toby Rosen-
thal, Böcklln. Ans^ A. mit Kupfern
auf chinesischem Papier geb. mit
Goldschnitt 25 M. Ausg. B. mit
Kupfern auf vreissem Papier geb. 21 M.
Verlag von E. A. Seemann, Leipilg.
Ü>eutseAe
XonAurrenjen.
Eine Sammlung
interessanter Entwürfe aus den Wett-
bewerben deutscher Architekten, heraus-
gegeben von A« Nenmeister a. E-Häberle,
Architekten und Professoren in Karlsruhe.
1. Hefb: Bathans-Eonknrrenz fOr
Pforzheim 1892.
2.Hefb: Bathans-KonknrrenzfOr
Planen-Dresden 1892.
3. Heft: Mnsenms-Eonknrrenz f.
Flensbnrg 1892.
4. Heft: Kirchen - Konkurrenz f.
Breslau n.St Johannl892.
5. Heft: Konkurrenz für Villa
Knhnt in Halle a. 8.
6. Heft: Kirehenkonkurrenz für
Aachen.
Demnächst kommt zur Ausgabe:
7./9. Hefb: Bahnhofkonkurrenz f
Dresden.
Jedes Heft von 32 Seiten mit 50 — 60
Abbildungen kostet M 1.80,
im Abonnement M 1.20.
Wird fortgesetzt
Inhalt: Bemerkungen über das Wesen der Grazie. Von 0. Graf Coronini -Cronberg. — Borrmann, Die Bau- und Runstdenkm&ler von
Berlin; H. Thoma und H. Thode, Federspiele; J. Graus, Eine Rundreise durch Spanien ; O. Rieth. Skizzen. — L. Passini; Dobme;
Seidel; A. v. Heyden. — Heinedenkmal in Düsseldorf. — Berliner kunstgeschichtliche Gesellschaft. — Die Lage der deutschen
Künstlerschaft in Rom und der geplante Bau eines Atelierhauses. — Lepke's Kunstauktion 7. 2. 93 und Bangere Knnst«uktion
7—9. a. »8. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Aritw Seemann, — Druck von August Pries in Leipzig.
V"
KUNSfe
^-:>XV^
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
Heagasse 58.
BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 15. 16. Februar.
Die Knnstohronlk erscheint als BeiblaU eut «Zeitechrift fttr bildende Kunst" nnd cnm nKunAtgewerbeblatt" monatUeh dreimal, in den
Sommermonaten Juli bie September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark nnd nmfasit 88 Nnmmem. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstohronik gratis. — Für Zeichnangen, Hannskripte etc., dlennverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und «yerUgahandlong keine Gewfthr. Inserate, k 80 Pf. fttr die dreispaltige FetitiseUe, nehmen aoßer der Yerlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasenstein k Vogler, Bnd. Messe n. s. w. an.
PIETRO ARETINO ALS MALER.
VON ALBERT SCHÜLTEEISS.
In der gelehrten Monographie , welche Crowe
und Cavalcaselle uns über Tizian geliefert, ist der
Briefwechsel des Aretiners mit dem Malerftbrsten als
eine der wichtigsten Quellen ftir biographisches
Detail angegeben und dort ist auch des öfteren hervor-
gehoben, welch feines Verständnis der so arg ver-
rufene Schrifteteller fOr künstlerisches SchaJGPen ge-
zeigt, welch eminoit lebhaftes Interesse er gegen-
über allen Äußerungen der Kunst bethatigi Dass
er gründlicher und geistreicher als jeder andere
Litterat über Malerei, über Wesen und Technik der
Kunst zu reden verstand, haben seine Zeitgenossen
ausnahmslos zugeben müssen und Pietro gilt ohne
weiteres in solchen Dingen als Autorität Der ge-
lehrte Vielschreiber Lodovico Dolce (1508—1568)
hat uns einen „Dialog über die Malerei* hinter-
lassen, der in fingirten Formen, manche historische
Ungenauigkeiten enthaltend, zwischen Aretino und
einem gewissen Fabiani geführt, zur Verherrlichung
Tizian's geschrieben ist. ungleich deutlicher freilich
tritt Pietro's kritisches Urteil, besonders aber sein
hervorragendes Talent für Schilderung zu Tage in
den Briefen, die er an seine Freunde gerichtet hat und
in zahlloser Menge könnten Belege daraus erbracht
werden. Man pflegt als Beweis für seine feine
Beobachtungsgabe ein Schreiben zu citiren, welches
er im Mai 1544 an Tisdan gesandt und worin er das
von dem Fenster seines Palastes aus wahrgenommene
Farbenspiel der Wolken am abendlichen Himmel be-
schreibt. „Wenn*', so heißt es am Schlüsse, die näher
befindlichen Wolken in heller Sonnenglut flammten,
zeigten einige Stellen eine grünblaue Färbung, andere
wiederum ein Blaugrün, das in der That von der
Laune der Natur, dieser Meisterin der Meister, ge-
mischt war. Mit ihrem Hell und ihrem Dunkel ver-
tiefte und hob sie hervor, was sie für notwendig
hielt, so dass ich, der ich weiß, wie in Deinem Pinsel
Geist von ihrem Geiste waltet, zu drei oder viermalen
ausrief: „Tizian, wo weilst Du nun?* Würdest Du
doch, auf mein Wort, falls Du das, was ich Dir be-
richte, gemalt hättest, die Welt in dasselbe Erstaunen
versetzt haben, welehös mich verwirrte.* — Wenn
sich hier ein feines Gefühl für die Farbe ausspricht,
so zeigt Aretino den künstlerischen Blick der Vene-
zianer Meister für reale Gestaltungen in dem lebens-
firischen Bilde, welches er uns entwirft von dem
bunten Treiben auf dem Ganalazzo, das er an einem
Wochentage schildert. Die Rialtobrücke und ihre
Umgebung, der Fischmarkt, der Fondaco dei Tedes-
chi sind erfüllt von einer geschäftig hin- und her-
wogenden Menge; zahllose Boote, beladen bis zum
Rande mit allem, was die Jahreszeit bietet, kommen
daher, ein sanfter Wind schwellt ihre Segel;
unter frohen Scherzen werden sie ausgeladen, und
so entsteht vor unseren Augen eines jener figuren-
reichen Bilder, wie später Bemardo Beiotto, genannt
Canaletto, sie gemalt. Diese anschauliche Schilderung
Aretino*s findet sich in einem Briefe, im Okt 1537,
von der Gasa Bologni aus, seinem Wohnsitz am großen
Kanal, an den Padrone selbst gerichtet.
Dass Pietro zu solch freudigem Erfassen einer
bunten Realität in glücklichster Weise beanlagt ge-
wesen, ist wohl von jeher, so lange man sich über-
235
Pietro Aretino als Maler.
236
haupt mit dem Manne ernstlicher beschäftigt, zuge-
standen worden; dass er aber hierzu ein geschultes
Verständnis besessen, ist eine noch wenig bekannte
Thatsache. Pietro Aretino, darüber darf nunmehr
kein Zweifel mehr bestehen, hat, freilich nur in re-
lativ früher Jugend und wohl nicht lange Zeit, sich
praktisch vorgebildet, als ausübender Jünger der
Kunst den Pinsel gehandhabt. Seit, vor kaum
einem Jahrzehnt, die italienischen Bibliotheken ihre
ängstlich gehüteten Schätze herausgegeben, vor allem
das Archivio Gonzaga zu Mantua sich erschlossen,
sprudeln völlig neu entdeckte Quellen und den Be-
mühungen der Forscher ist es gelungen, eine bisher
dunkel gebUebene Periode im Leben dieses merk-
würdigen Mannes, der in seiner Persönlichkeit ein
ganzes Zeitalter reprasentirt, dermaßen aufzuhellen,
dass nicht er allein, nein seine ganze Umgebung,
Zeit und Volk vorübergehend in eine andere Be-
leuchtung gerückt uns erscheinen.
Der verdienstliche Herausgeber einer Samm-
lung volkstündicher italienischer Dichtungen, d'An-
cona, hat unter den sog. Marcianischen Hand-
schriften einen alten Druck aufgefunden, am 22.
Januar 1512 zu Venedig veröffentlicht: „Ein neues
Werk von dem sehr fruchtbaren jungen Maler Pietro
Aretino, d. h. Liebeslieder, Sonette, Capitoli, Episteln,
Barzellette (scherzhafte Einfalle) und ein Klagelied."
In der Vorrede versichert der Autor, dass er all dieses,
fast in einem Augenblick gemacht"; wir hätten es
also in diesem Falle mit einer Stegreifpoesie zu
thun und es wird uns das demnächstige Erscheinen
eines schon begonnenen anderen Werkes angezeigt.
Die ganze Sammlung bietet nun freilich, nach
dem Urteü berufener Kritiker, nichts als eine Wieder-
holung verbrauchter Gemeinplätze einer falschen
volkstümlichen Dichtungsart, eine sklavische Nach-
ahmung des Serafino Aquitano (1466 — 1500), der,
ein verspäteter Minnesänger, sich an den verschie-
densten Höfen Italiens herumgetrieben; aber das erste
Sonett gestattet keinen Zweifel an der Urheberschaft
unseres Aretino. Den Sonetten selbst geht der
Vermerk voraus: „Einige Sachen von einem Are-
tinischen JünglingPietro, dieser Fertigkeit — facolta —
und der Malerei beflissen^* und dann folgt ein Sonett
mit einer Widmung an den Peruginer Francesco de
Bontempi, der vielleicht identisch ist mit dem in Are-
tino's Briefen erwähnten Francesco Buoncampi, einem
Jugendfreund aus Perugia, wo der Dichter (geb. 1492)
bekanntlich einige Jahre verlebte.
Ein anderer Beweis wird uns erbracht durch
eine Aufzeichnung des Chronisten Sanudo, welcher
meldet, dass auf der Rialtobrücke zu Venedig an einer
Säule, denselben Zwecken dienend, zu denen die
Pasquino-Statue in Rom sich hergeben musste, sich
am 29. Nov. 1532 eine bissige Schmähschrift gegen
Pietro Aretino angeheftet fand, welcher, in Not ge-
raten, vorübergehend wenigstens, nicht im stände war,
seine Hausmiete zu bezahlen, und in Gefahr lief, ob-
dachlos zu werden. Seine scharfe Feder hatte ihm
viele Feinde geschaffen, jetzt in der Bedrängnis
wurde der sonst Geftirchtete gehöhnt: „Hättest du
deinen Pinsel nicht weggelegt, denn du bist, wie ich
höre, einstens Maler gewesen, so würdest du nicht
schließlich Hungers sterben auf einer Brücke.*
Auch dieses Dokument, zweifellos echt, hat sich
unter den Marcianischen Handschriften vorgefunden
und es ist somit bis zur Evidenz der Beweis erbracht,
dass Pietro, eine Zeitlang wenigst^as, den Plan ge-
hegt, sich der Malerei zu widmen. Dass er dieses
Vorhaben aufgegeben, brauchen wir gewiss nicht zu
beklagen, denn die Nachwelt hat nichts, rein gar
nichts dabei verloren: Aretino hätte ein ganz anderer
sein müssen, um in der bildenden Kunst auch nur
etwas zu erreichen, und es ist ohne weiteres klar,
dass er seine ersten, wohl gänzlich misslungenen
Versuche auf das ängstlichste verschwiegen, auch
diesen Teü einer unrühmlich verbrachten Jugend in
das Dunkel der Vergessenheit gehüllt wissen wollte.
Er am allerwenigsten war der Mann, dem es gegeben,
der Ausgestaltung eines begonnenen Werkes in selbst-
loser Hingebung ganze Jahre zu widmen, er liebte
ein mühelos rasches Schaffen und rühmte sich laut,
an einigen wenigen Vormittagsstunden ganze Lust-
spiele, Dialoge und lange Tractate verfasst zu haben.
„Wenn ich*, so schrieb er seinem Gevattersmann
Marcolini, «nur den dritten Teil der Zeit, die ich
vergeude, zum Schreiben verwenden wollte, würden
alle Pressen nicht hinreichen, meine Werke zudrücken*
und für diejenigen, denen die Wahl des Ausdrucks
Mühe macht, hat er nichts als Spott und Hohn, als
»Pedanten" verfolgt er sie mit dem ganzen Ingrimm
seines Herzens. Gewiss ein solcher Mann ist nur
als Schriftsteller an seinem Platze, wenn es sich
darum handelt, das Publikum in Atem zu halten,
der Welt immer und immer wieder die eigene Per-
sönlichkeit vorzurücken, Reklame zu machen um
jeden Preis; und so hat Tizian mit allem Recht den
Freund, dessen Bemühungen er nicht zum geringsten
Teil Ruhm und Ansehen dan'kte, bezeichnet als den
Condottiere der Litteratur, was wir übersetzen wollen
mit Stammvater der Journalistik. Aber wenn der
Aretiner es auch verstanden hat, „einzig mit einer
237
Handzeichnungen italienischer Meister.
238
Feder, einem Tinteafass und einem Bündel Papier
versehen, des ganzen Weltalls zu spotten", wie er
sagt, die Fürsten und Mächtigen sich nutzbar zu
machen, wenn er ohne sonderliche Mühe sich eine
runde Million und darüber erschrieben, so müssen
wir doch an dieser Stelle betonen, dass er noch etwas
mehr gewesen und ftir seine Zeit Höheres bedeutet
als ein gemeiner käuflicher Lobschreiber. Wie ein
Michel Ängelo, ein Sansovino, ein Sebastiano ihm
gehuldigt, ein Tizian in ihm die congeniale Natur
erkannt, so sahen Karl V.y Eonig Franz I. und
wie sie alle heißen mögen, die damals die Welt be-
herrschten, in dem talentvollen Schriftsteller einen
Mann, welcher als ebenbürtig ihnen gegenüber trat,
furchÜos, weil unabhängig, ein „freier Mann von
Gottes Gnaden '', der erste, wenn auch nicht der beste
Vertreter einer werdenden Großmacht — der öflfent-
lichen Meinung.
HANDZEIGHNUNGEN ITALIENISCHER
MEISTER
in photoffrapkisehen Aufnahmen von Braun <& Co, in Domaeh,
kritisch gesichtet von Oiovanni Moreüi (Lermolieff),
Mitgeteilt von £. Habigh.
(13. Forteetzung und Schluss.)
Gemälde im Prado zu Madrid.
421. Portrait d'un gaerrier
422. Joseph et la femme de Potiphar . .
424. La chaste Suzanne
432. Portrait d'iine jeane Vönitienne . .
440. Portrait d^une jeune V^nitienne . .
441. Portrait d'une jeune femme, la poi*
trine d6couverte
442. Portrait en bnste d'une jeune femme
444. Portrait d*une jeane dame v^nitienne
Echt.
Nein; Marietta
Robusti.
Tiziano.
450. La bacchanale
451. Offrande k la deesse des amours . .
452. Portrait d'Alphonse Iw d'Este, duc de
Ferrare
454. Portrait en pied du roi Philippe II .
455. Vönus et Adonis
45(3. Le p^ch^ origiuel
457. Portrait ^questre de Gharles-Quint sur
le champ de bataille de Mühlberg
458. Danae recevant la pluie d*or . . .
459. V6nu8 se r^creant avec la musique .
460. y^nus se r^cr^ant avec l'amour et la
musique
461. Salom^ portant la tete de Saint Jean
462. La glorification de la Sainte Trinite
467. Ecce homo
468. La Dolorosa .... ...
Echt, doch sehr
übermalt.
Echt
Echt; schön.
Echt; schön.
Echt; frühe Zeit,
übermalt.
£^ht; sehr schön.
Echt
Echt
Echt
Kopie.
Echt.
}
470. Philippe IL offrant au ciel son fils
l'infant Don Ferdinand
471. AUocution ä ses soldats du g^neral
marqais del Yasco
475. La Vierge des douleurs
476. La Religion secourue par TEspagne
477. Portrait du Titien peint par lui-mSme
479. Portrait d'une dame
482. Diane et Act^on
483. Diane d^ouvrantlafaiblesse de Calisto
485. Portrait de Vimp^ratrice Dona Isa-
bella de Portugal
487. J6sus portant la croix
488. Jesus-Christ et Simon le Gyreneen .
489. Le Sauveur apparaissuntd. la Madeleine
Paolo Veroncse.
526. Venus et Adonis
528. J68U8 et le centurion
533. Moise sauv^ des eaux du Nil . . .
Leonardo da Vinci.
550. La Joconde
Echt
Echt; spate Zeit
Echt
Echt; aber mit-
genommen.
- Echt.
Echt.
Nein; ein Nieder-
lander. —
Echt; sehr ver-
dorben.
Gemälde in der Ermitage zu Petersburg.
Beim Durchmustern der Photographieen von Gemälden
der Ermitage äußerte Morelli, daes er Petersburg nie besucht
habe und eine Autopsie bei einigen Bildern, um ein sicheres
Urteil abzugeben, erst nötig sei. — Bei solchen ihm zweifei.
haften Fällen sind die Worte ,,mü8Bte es sehen'* beigefügt. —
Andrea Yerrocchio.
1. La Vierge avec TEnfant Nein; ist ein Schü-
ler des Lorenzo di
Gredi , welchem
Morelli den Na-
men Tomaso ge-
geben hat. —
Cosimo RosseliL
2. La Vierge avec TEnfisuit Nein; falsche At-
tribution.
Botticelli.
3. L'Adoration des mages Echt und sehr
schön.
OioYanni Bellini.
4. La Vierge avec VEnfant Jösus et des
Saints Echt; aber sehr
mitgenommen.
Lo Spagna.
8. La Vierge avec l'Enfant et des Saints Wahrscheinlich
echt; aber etwas
Fremdartiges im
Bilde.
Francesco Bizzo da Santa Croce.
12. La femme adult^re en presence du
Christ Ist alte Kopie nach
Palma Vecchio.
Leonardo da Yinei.
13. La Madone Litta ....... Nein; Bemardino
dei Conti.
239
HandzeichnaDgen italienischer Meister.
240
14. Sainte Familie Nein; Geeare da
Sesto.
15. Portrait d^une dame Kopie nach einer
Zeichnung.
Marco d'Oggiono.
16. Copie de la Sainte Gene de Leonardo
da Vinci Kopie. (?)
Sebastiane del Piombo.
17. Portenient de croiz Wie in Madrid;
müsste es sehen.
Francesco OranaccI.
22. La Nativite £her Bugiardino;
müsste es sehen.
Andrea del Sarto.
24. Sainte Familie avec Sainte Catherine,
Sainte Elisabeth et le petit Saint
Jean Echt; stark geputzt.
25. Sainte Barbe Nein.
26. Sainte Familie Echt.
Domenico Ghirlandajo.
30. Sainte Familie avec Saint Jean-Bap-
tiste ä. genouz Nein; nicht zu be-
stimmen.
BaphaSl SantL
37. Sainte Familie Nein; gute Fäl-
schungiSehr schOn.
38. La Vierge de la maison d'Albe . . Nein; Giulio Ro-
mano.
'39. Saint Georges k cheval perce de la
lance le Dragon Echt; Mb.
39 bis. La Vierge Gonestabile .... Echt.
40. Portrait d'un vieillard ? Sehr schön, Über-
malt; müsste es
sehen.
GInlio Romano.
56. La Vierge avec VEnfant auquel eile
offre des fleurs Kopie nach ihm.
57. La Vierge avec VEnfant et Saint Jean Echt; aber arg ent-
stellt durch Über-
malung.
58. La Fomarina Nein ; nach d Bilde
Barberini, wahr-
scheinlich von ei-
nem Niederländer.
Franeeseo Francia.
68. La Vierge avec l'Enfant Nein; nach dem
Karton des Fran-
cesco von einem
seiner Söhne. —
69. Lfi Vierge avec TEnfant et de Saints Echt; früh, noch
Einfluss des L.
Gosta.
Oiacomo Francia.
70. La Vierge et l'Enfant avec Sainte
Gath^rine War echt; ist aber
ganz verdorben.
Lulni.
71. La Viergre ä mi-corps, avec Fenfant
J6sus Kopie.
72. Sainte Gath^rine et deux anges . . Scheint echt zu
sein; müsste das
Bild sehen.
73. Portrait d'un persounage repr^ente
sous la figure de St. S^bastien . . Echt.
74. Portrait d'une jeune dame dite la
Colombine Nein; Giampietri-
no, sehr schön.
Cesare da Sesto.
76. La Vierge avec VEnfant Echt.
Corregglo.
81. La Madone del Latte Kopie.
82. L'Assomption de la Vierge .... Kopie nach Fres-
ke in Parma.
82a. Apollon et Marsyas Nein; geistreich,
von einem Deut-
schen, der dem Mi-
chelangelo folgte.
Farmigianino.
86. La Mise au tombeau Echt.
Lnea Longhl.
88. Sainte Gath^rine Echt; zweite Ma-
nier.
Palma Yecchio.
90. L'Adoration des bergers Echt; aber mit-
genommen.
92. SainteFamille,r£nfantre9oitles fleurs
que lui oifre le petit St. Jean . , Nein;Bonifazio I.
Tiztano.
105. Portrait de jeune dame Nein; Kopie nach
dem Wiener Bilde,
von einem Deut-
schen.
Bonifazlo Yenezlano.
109. L'Adoration des bergers Echt; aber sehr
verdorben.
Paris Bordone.
111. Une dame avec son enfant .... Wohl echt; müsste
die Farbe sehen.
Horetto.
112. Judith debout, la main droite appuy^e
sur le glaive Nein ;Giorgione, aber
mitgenommen.
113. La Foi Echt.
Bronzino.
124. Portrait d*une dame Echt.
125. Portrait d'une dame tenant un vase
rempli d'oeillets Nein.
Galerie Liechtenstein in Wien.
Leonardo da Vinci.
32. Büste de jeune femme Nein ; ist nach Mo-
relli's kurz vor sei-
nem Tode ausge-
sprochenem Urteile
ein Werk des An-
drea Verrocchio.
241 Knnstblätter. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbnngen. — Sammlungen and Ausstellungen. 242
KUNSTBLÄTTER.
Im Verlage von M. Perles in Wien sind die beiden
ersten Lieferungen eines Werkes: Arthur Grottger*s Nachlass,
gesammelt und herausgegeben von seiner Schwester, er-
schienen. Das Werk soll 10 Lieferungen {k 2 Heliogravüren)
nach Originalzeichnungen des Künstlers enthalten.
NEKROLOGE.
*^* Der Eofkunathcbndkr FrUx Ourlitty der Begründer
des Gurlitt'schen Eunstsalons in Berlin, ist am 8. Februar
nach schweren Leiden in der Heilanstalt Thonberg bei
Leipzig im 39. Lebensjahre gestorben.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Der LandsehaftsTnaler Qeorg Daubner in Berlin ist
ab Lehrer au die Kunstgewerbeschule zu Strassburg i. £.
berufen worden.
*^* Von der Berliner Kunstakademie. Prof. Hugo Vogel
hat die erbetene Entlassung ans seinem Lehramt an der
Berliner Hochschule für die bildenden Künste vom Kultus-
minister erhalten. Der Grund dieses Ausscheidens ist, wie
früher gemeldet worden ist, auf die Spaltung im Künstler-
verein wegen der Bilder des Norwegers Munch zurückzu-
führen. Es verlautet, dass Prof. Vogel beabsichtigt, Atelier-
unterricht zu erteilen. An seiner Stelle führt vorläufig Prof.
Scheurenberg die Leitung der Malklasse an der Hochschule.
WETTBE WERBUNGEN.
*^* In der Betcerbung um ein hei Friesack zu errichten-
des Denkmal für Kurfürst Friedrich L von Brandenburg
waren zwei Entwürfe von Boese und Calandrelli zur engeren
Wahl gestellt worden. Li der Sitzung des Denkmalsaus-
schusses wurden für den ersteren 15, für den zweiten 2 Stim-
men abgegeben. Entgegen dieser Entscheidung hat der
Kaiser die Ausführung des Calandrelli'schen Entwürfe be-
stimmt.
*,* Zur Errichtung eines Denkmals für die Kaiserin
Augusta in Berlin sind mehrere Bildhauer von dem Komitee
aufgefordert worden, Entwürfe zu einem engeren Wettbewerb
einzuliefern. Für die Aufstellung des Denkmals hatte das
Komitee sechs Plätze zur Wahl gestellt Seiner Aufforde-
rung sind Ernst Eertery Fritx ScJiaper, Erdmann Encke, Otto
Riesch und Emil Steiner in Berlin und Moest in Karlsruhe
gefolgt. Nach der Einiieferung der Entwürfe hat das Komitee
eine Sitzung abgehalten, um über den Platz zu beschließen.
Man entschied sich in erster Reihe für den Platz zwischen
dem Opembause und dem Palais Kaiser Wilhelm's I., in
zweiter Reibe für einen nicht näher bezeichneten Platz im
Tiergarten. Die endgültige Entscheidung hängt vom Kaiser
ab, der, wie mitgeteilt wurde, voraussichtlich den Opemhaus-
platz bestimmen wird.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
Baue a/S, Jahresbericht des Städtischen Museums für
Kunst und Kunstgewerbe, Auch in dem abgelaufenen achten
Jahre des Bestehens des Städtischen Museums hat es die
Zuwendung einer Anzahl von Geschenken zu verzeichnen:
ein Gipsrelief, Porträt des Bildbauers* Heidel , Schöpfer des
Händeldenkmals, von Herrn Bildhauer 0. Rudolph; ein
Ölgemälde, Simson, von Herrn Buchhändler P. Steffenhagen
in Merseburg; eine Anzahl Lithographieen, von Herrn Hand-
schuhftibrikant G. Merkwitz; ein Ölgemälde, Studien-
kopf eines Mohren, von C. Steffeck, von Herrn F. O.;
ein Bootmodell aus Sansibar, von Herrn Dr. med. Heynacher;
ein Farbendruck, von Herren Meisenbach, Riffarth & Co.
in München; fünf Originalzeichnungen von W. Gentz,
von Herrn Maler Ismael Gentz in Berlin; drei Farbendrucke,
von der Kunstdruckerei des Herrn Emest Matthey in Graz
(Österreich); ein sog. Yivatband und sieben Autographen,
von Herrn Oberst a. D. von Schünholtz; eine japanische
Tischdecke, von Frau Professor Köhler; zwölf Stahl-
stiche, von Heim Fabrikant Karl Schmidt; eine Samm-
lung Tapetenmuster, von der Firma F. A. Schütz, Halle. Die
Bestände des Museums haben sich im letzten Jahre vermehrt
um: 8 große Wandgemälde, 6 ölgremälde, 8 plastische Werke,
10 kunstgewerbliche Gegenstände und 30 Stiche und Zeich-
nungen. Der Besuch der Sammlungen ist auf 7300 Personen
gestiegen, die höchste bisher erreichte Zahl. Am meisten
haben dazu die veranstalteten Sonderausstellungen beige-
tragen, von welchen zu erwähnen sind: die Reproduktionen
der Galerie des Grafen Schack in München; Sammlungen
von Gemälden, Zeichnungen und Studien der Maler Franz
Gehrts (Halle), Philipp Roth in München, Philipp Franck, früher
in Halle, jetzt in Berlin, AdolfMännchen in Halle ; femer größere
Kollektionen von Gemälden, Kartons und Studien aus dem
künstlerischen Nachlass des Orientmalers W. Gentz zu Berlin
und des Historienmalers Th. Große in Dresden. Aufterdem
wurden vorübergehend ausgestellt: 64 öl- und Aquarell-
gemälde, 26 Kunstblätter und 20 kunstgewerblicheGegenstände.
*^* Die MeissonieraussteUung in Paris wird am 6. März
in der Galerie Petit eröffnet werden. Das Komitee hofft,
mindestens 1100 Werke des Meisters vereinigen zu können.
*^* Die Berliner Nationalgalerie hat zur Weltausstellung
in Chicago acht plastische Werke und etwa zwanzig Ge-
mälde abgesendet. Die Bildwerke sind Gustav Eberlein's
„Domauszieher*', „der gefthrdete Amor** von Schweinitz,
Brütt's Gruppe „Eva mit ihren Kindern", ,.Junger Faun mit
dem Bacchusknaben*' von Karl Begas, Paul Otto*s „Mädchen
im Dienst der Vesta" und die Reinhold Begas'schen Büsten
von Bismarck, Moltke und Adolf Menzel, unter den Ge-
mälden befinden sich die Apotheose Kaiser Wilhehn's des
Siegreichen von F. Keller, Reiterporträt Kaiser Wilhelm^s II.
von W. Schuch, die Porträts der Professoren Mommsen und
von Helmholtz von Knaus und die Flachsscheuer in Laren
von M. Liebermann.
*^* Das Germanische Museum in Nürnberg scheint, ob-
wohl das Deutsche Reich bereits 22 Jahre besteht, immer
noch weit entfernt von der Aussicht zu sein, zur Reichs-
anstalt erhoben und damit aller Sorgen um sein Fortbe-
stehen enthoben zu werden. Nach einer Korrespondenz der
„Yossischen Zeitung** sind die jetzigen Verhältnisse nichts
weniger als erfreulich. „Es herrscht immer noch das Inter-
regnum, dass ein Yerwaltungsbeamter unter der Beeinflussung
eines leitenden Komitees die Geschäfte des Direktoriums
schlecht und recht führt, ohne dass sich irgend eine Aus-
sicht auf endgültige Lösung zeigte. Der Haupthaken liegt
in der schlechten finanziellen Lage des Instituts, welches
fast ganz auf freiwillige Beiträge gegründet ist. Es haben
nun langwierige Verhandlungen zwischen dem Deutschen
Reiche und Bayern stattgefunden, die, wie aus einer Notiz
des „Frank. Kur." hervorzugehen scheint, zu einem Abschluss
nicht geführt haben. Es wird in der Mitteilung gesagt, dass
die Besetzung des Direktorpostens dem Kultusminister Dr.
von Müller viele Sorge mache; eine Verstaatlichung des In-
stituts stoße an maßgebender Stelle in München auf Wider-
stand, die Verstaatlichung durch Bayern wäre die eine Mög-
lichkeit, um die es sich unter den jetzigen Verhältnissen
243
Vereine und Gesellschaften. — Vennischtes.
244
handeln könnte, die andere eine hinreichende ünterstQtzung
durch das Reich und Bayern gleichzeitig/'
*^* Das Rauehmuaeum in Berlin, das unter der Leitung
des Professors R. Siemering steht, hat in letzter Zeit eine
wesentliche Bereicherung erfahren , worüber Siemering fol-
gende Mitteilungen gemacht hat. Die Nummern wurden um
98, von 256 auf 354 vermehrt, die zum größten Teil aus
Vorräten des Lagerhauses entnommen sind. Durch Kauf
wurde des Meisters Bücherschrank erworben, geschenkt —
meist von seinen Angehörigen — wurden seine Totenmaske,
sein Olbildnis von Eretschmar, sein Mantel und Arbeitsrock,
seine Werkzeuge u. s. w. Hr. Dr. Eggers in Berlin widmete
Abgüsse zweier Medaillen auf Rauch und der Medaillen auf
Karl August, auf Humboldt und Goethe. Die bedeutendste
Erweiterung des Museums besteht in der Einrichtung eines
Raucharchivs. Es enthält die Geschenke der Nachkommen
des großen Bildhauers, der Geschwister d' Alton-Rauch. Das
Archiv umfasst in der 1. Abteilung die Akten über Rauch's
Arbeiten, über seine persönlichen, über Verwaltungs- nnd
königliche Angelegenheiten, sowie Rauch's gesamte Korre-
spondenz, soweit sie vorhanden ist. Durch Kauf kamen die
Briefe des Meisters an David d' Angers hinzu. Die 2. Ab-
teilung enthält Zeichnungen von Rauch, von seinen Arbeiten,
Studien und Skizzen, in Mappen geordnet. Die 3. Abteilung
besteht aus Tagebüchern, Geschäftsbüchern und Kalendern
sowie aus 18 Druckwerken, die auf Rauch und seine Schule
Bezug haben.
Berlin, Die Ausstellung der Ehrengeschenke, welche fdr
die Weltansstellung in Chicago bestimmt sind, wird im Licht-
hofe des Kunstgewerbemuseums bis Ende Februar verlängert
werden. Sie ist seit der Eröffnung noch um hervorragende
Stücke vermehrt worden.
*^* Für die Weltausstellung in Chicago hat der „Deutsche
Weinbauverein", der die Erzeugnisse der deutschen Wein-
kultur dort in einem eigenen Gebäude vorführen wird, zum
künstlerischen Schmuck eines halbkreisförmigen Ausbaus f&nf
Dioramen malen lassen. Sie stellen Landschaften aus den
fänf vornehmsten Weingegenden Deutschlands dar, aus dem
Rheingau, dem Moselthal, dem Elsass (Umgebung von Rap-
poltsweiler), Baden (Badenweiler und Wüllheim) und Würt-
temberg (Neckarthal zwischen Canstatt und Esslingen). Die
beiden ersten sind von Rummelspacher und Herwarth (Lichter-
felde bei Berlin), die drei andern von Riehter-Lefensdorf im
Verein mit Freudemann in Berlin ausgefEihrt worden.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Dem Vereine Berliner Künstler war zur Veranstaltung
seiner Jubiläumsausstellung im Jahre 1891 vom Berliner
Magistrat eine Garantiesumme von 100000 M. übergeben
worden, die aus dem Cberschuss der Einnahmen zurück-
gezahlt werden konnte. Der Magistrat stellte jedoch die
Summe dem Künstlerverein als zinsloses Darlehen unter der
Bedingung zur Verfügung, dass innerhalb von zehn Jahren
mit Hilfe der Summe ein Vereinshaus gebaut werde. Wie
der Vorstand nunmehr in der Sitzung vom 7. Februar mit-
geteilt hat, ist die Summe dem Magistrat wieder zurück-
gegeben worden. Eine Begründung des Entschlusses wurde
nicht gegeben. Es ist also anzunehmen, dass keine Aussicht
vorhanden ist, dass der Verein im Laufe des nächsten Jahr-
zehnts in den Besitz eines eigenen Heims gelangen werde.
*^* Der Berliner Architektenverein hat zur Bearbeitung
einer neuen Auflage seines Werkes „Berlin und seine Bauten",
die er gemeinschaftlich mit der „Vereinigung Berliner Archi-
tekten" unternimmt, einen Aosschuss von 7 Mitgliedern ge-
wählt. Vorsitzender ist Oberbaudirektor Wiebe, Regierungs-
baumeister R. Borrmann ist Redakteur der Architektur-
abteilung (Mitarbeiter Baurat Hoßfeld und Architekt K. £. 0.
Fritsch), Redakteur der Ingenieurabteilung Bauinspektor
Eger (Mitarbeiter Stadtbauinspektor Gottheimer und Baurat
Housselle).
München, Der Verein für Originalradirung hielt am
27. Januar eine von 34 ordentlichen Mitgliedern besuchte
Generalversammlung ab. Dem Berichte des Vorstandes ist
zu entnehmen, dass sich der Verein in der kurzen 2ieit seines
Bestehens rasch entwickelt hat. Die Generalversammlung
beschloss einstimmig auf Antrag des Vorstandes, zur wei-
teren Verbreitung der Publikationen folgende Bestimmung in
die Statuten aufzunehmen: „Passive Mitglieder können Per-
sonen werden, welche die Kunst nicht berufsmäßig ausüben,
gleichviel ob in München wohnhaft oder auswärts. Dieselben
entrichten einen Jahresbeitrag von 25 Mark, wof^r sie die
Jahrespublikation des Vereins erhalten.^* — Der Vorstand
setzt sich aus folgenden Herren zusammen: 1. Vorsitzender
Prof E, Zimmermann, 2. Vorsitzender Fritx Bär, Schrift-
fahrer Walter Ziegler, Kassier Sion L, Wenban, Beisitzer:
H. Anetsberger, Peter Hahn, C. Th. Meyer-Basel.
VERMISCHTES.
Professor August von Eeyden hat für das Königliche
Opernhaus in Berlin an Stelle des alten, von ihm vor 25 Jahren
geschaffenen einen neuen Vorhang gemalt, der am 27. Januar,
am Geburtstage des Kaisers, zum erstenmal dem Publikum
gezeigt wurde. Der alte Vorhang stellte den Triumphzug
des auf einem Delphine sitzenden griechischen Sängers Arion
dar. Die schwungvolle, von feinem Schönheitsgefühl durch-
drungene Komposition ist bald nach ihrer Vollendung von
dem Künstler selbst f&r die „Zeitschrift für bildende Kunst"
(IIL Jahrgang, S. 132) radirt worden. Der neue Vorhang,
dessen Motiv der Kaiser selbst aus mehreren ihm vom
Künstler vorgelegten Skizzen gewählt hat, stellt einen ent-
sprechenden Vorgang aus der nordischen Mythologie dar.
Zum Verständnis des Inhalts ist folgende Erläuterung aus-
gegeben worden. „Bragi, der beste der Skalden, wird von
Odin zu den Menschen gesendet, sie mit Sang und Dicht-
kunst zu erfreuen. Odin, der listig durch Bethörung der
schönen GunlÖd, Suttung^s Tochter, diesem den Dichtermet
geraubt hatte, setzte Bragi ein, des Wundertrankes zu walten,
den Walküren, die unsterblichen Metspenderinnen Walhalls
verteilen sollen. Einäugig sitzt Odin unter der Weltesche
Yggdrasil, denkend der Zeit, da er Gnnlöd's Liebe gewann,
durch die Zweige des Baumes schimmert die goldene Götter-
burg. Drei Walküren mit ihren Metkrügen Odhrör (Begei-
sterung), Bodn (Hingebung) und Son (Sühne) umgeben Odin,
um dessen Haupt die Raben Hugin und Munin flattern, wäh-
rend ihm zu Füßen seine Wölfe Geri und Freki liegen. In
der Mitte des Bildes steht Bragi, singend mit goldener Harfe.
Alles lauscht ihm begeistert, vor allem seine Gattin Idun
mit den goldenen Äpfeln im Schöße, deren Besitz den Göt-
tern ewige Jugend bewahrt; Liebe und Dichtkunst verbannen
das Alter. Auch Zwerge und Nixen wollen Bragi^s Gesang
hören, und der alte Ferge, auf dem Rande des Bootes sitzend,
schneidet Rohrpfeifen, um auf seine Art auch Kunst zu üben.
Ein Krieger, Sänger und Held, bittet um einen Trunk aus
dem Kruge Odhrör, und Lichtalfen bringen Kränze für die,
deren Sangeskunst Lohn verdient. Fem in den Wolken aber
tragen Walküren gefallene Helden nach Walhall." Das Bild
ist nicht dem Charakter eines in Falten herabfallenden Vor-
hanges angepasst, sondern als monumentales Gemälde ge-
245
Vom Kunatmarkt. — Zeitschriften.
246
dacht. Deshalb hat es auch eine breite, omamentale £in-
fansmig erhalten, die wie ein Goldrahmen wirken soll nnd
auch wirkt. Daraufhin ist das Kolorit licht und reich ge-
stimmt, ohne dass jedoch ein unruhiger, zerstreuender Ein-
druck hervorgerufen wird. Von größtem malerischen Beize
ist die landschaftliche Umgebung und der Hintergrund mit
dem Blick auf das Meer und den von rötlich glänzenden
Wolken durchzogenen Himmel.
* Die neueste bedeutendere Erwerbung der National
Oallery in London^ durch welche eine empfindliche Lücke
der Sammlung anfs glficklichste ausgeftkllt wurde, ist ein
Meisterwerk von Jan ran der Meer van Belft, die „Dame am
Klavier'* aus dem Nachlasse W. Burger's (Thor^'s) in Paris,
des bekanntlich um die bessere Würdigung des trefflichen
altbolländischen Malers hochverdienten französischen Kritikers.
* Der Bildhauer Theodor FriecU in Wien hat fttr den
Platz zwischen den beiden Hofmuseen zwei kolossale Gruppen
von Pferdebändigem in weißem Marmor gearbeitet, welche
seit kurzem an ihren Plätzen zu beiden Seiten der vom
Hofstallgebäude herabführenden Rampe aufgestellt sind.
Der Künstler bewährte in den beiden männh'chen nackten
Gestalten (einem Germanen und einem Römer) und den von
ihnen bei den Mähnen gefassten, sich aufbäumenden Rossen
wieder von neuem seine große Meisterschaft in der Komposition
solcher bewegter Gruppen. Die Formgebung wetteifert
mit den besten Werken der Wiener Barockskulptur in
effektvoll gesteigerter und virtuos behandelter Muskulatur.
VOM KUNSTMARKT.
Berlin, Am 21. dieses Monats kommt die Sammlung
von Olgem&lden moderner Meister der Frau S. de Rycksen,
Brüssel, im Rudolph Lepke'schen Kunstauktionshause, Koch-
straße 28/29, unter den Hammer. Es sind vorzugsweise
Meister der neueren belgischen, holländischen und franzö-
sischen Schule, welche in dieser Sammlung vertreten sind.
Der illustrirte Katalog führt die Nummer 884. — In un-
mittelbarem Anschluss daran wird laut Katalog 885 eine
Kollektion von Gemälden und Aquarellen modemer Meister,
sowie eine Sammlung von Antiquitäten ebendaselbst am
22. Febr. 1893 und folgende Tage zur Versteigerung kom-
men. In dem illustrirten Katalog finden wir Namen wie
Siemiradzki, Konr. Dielitz, Pradilla, Emest Meissonier« Norb.
Schrödl, M. Schödl, Max Hoenow, Brendel, N. V. Diaz u. a.
bedeutender Meister. Von der Antiquitätensammlung heben
wir als besonders bemerkenswert die Miniaturen auf Elfen-
bein und in Email, sowie die schönen Limogen, die alten
Porzellane und die römischen und altägyptischen Ausgra-
bangen, die altitalischen Gläser, die bemalten Holzskulp-
turen, Arbeiten in edlen und unedlen Metallen etc. hervor.
Die Essenwein'sche Bibliothek ist in den Besitz der
Antiquariatsbuchhandlung von Jos, Baer d- Co, Übergegangen.
Wien: Am 2. März gelangt durch H. 0. Miethke im
Kfinstlerhause der bedeutende künstlerische Nachlass Leopold
C. Müllers zur Versteigerung. Der reich illustrirte Katalog
ist soeben erschienen.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Rmistetaroiilk. 1898. Nr. 8.
Ansstellnng des Aquarellistenklabs. — Atelierschau. Von Gl.
Sokal. — Koiistbriefe: Krakau. Von J. Sa ess er- München.
Von H. Peters. — Don Juan Valera. — Ad albert Stifter über
bildende Kunst. Von F. Uasslwander. — Das Aquarell enalbum
des Herrn Hinisterpräsidenten.
iBzeiger für Schweizerisohe Altertumskunde. 1898. Nr. 1.
Vorbistorische Monumente nnd Sagen aus dem Eringerthal. Von
B. Beber. — VorbistoriBohes aus dem Binnenthal. Von B. Beber.
— Die Or&ber beim Heidnischen Btihl zu Baron. Von J. Hei e r 1 i.
— Antiquarische Funde aus dem Kanton Solothun. Von K.
Meisterhans. — Die beiden Erlinsburgen Ewischen Niederbipp
und Oensingen. Von K. Meisterbans. — Zur Baugeschichte
des Klosters Einsiedeln. Von K. Stehlin. — Die Wandgemälde
der Barfttßerkirche in Basel. Von Dr. E. A. Stttckelbere.
(Sohluss.) — Die Wandgem&lde in der St. Katharinenkapelle in
Wiedlisbach und ihre Wiederherstellung. Von Chr. Schmidt.
— Bauemgescbirr. Von H. Angst. ~ Ein Beitrag zur Geschichte
der schweizerischen Glasmalerei. Von H. Angst. — Statistik
schweizerischer Kunstdenkmäler. Von J. B. Bahn. Kanton
Tessin. (Schluss.)
jLrchitektonlBehe Bnndsctaau. 1892/98. Lieferung 4.
Taf. 26. Villa Bachstein im Grunewald (Haiensee) bei Berlin ; er-
baut von Cremer und Wolffenstein, Architekten in Berlin.
— Taf. 96. König-Karlsbad in Wildbad ; entworfen und ausgeführt
von Oberbaurat F. Bernerin Stuttgart. — Taf. 27. Stuckdeko-
ration für das Haus Ecke Via Dante und Via Giulini in Mailand ;
entworfen von Architekt A. Ghiodera daselbst. — Taf. 28. Denk-
mal Kaiser Wilhelm's I. in Lippstadt in W.; entworfen und aus-
geführt von Schmieden una Speer. Architekten in Berlin. —
Taf. 29. Entwürfe zum Innenausbau dnes Schldsschens in Tirol
von Zaar und Vahl, Architekten in Berlin. — Taf. SO. Wohn-
und Geschäftshaus des Herrn Kommerzienrat L. Bemheimerf
Maximiliansplatz in München ; nach den Entwürfen von Prof. Fr.
Thiersch, ausgeführt von Architekt M. Dülfer daselbst:
Hausthür an der Südseite. —Taf Si. Villa des Hofknnsthändlers
Honrath in Groß-Liohterfelde; erbaut von Architekt M. Born
daselbst. — Taf. 82. Giebel mit dekorativer Holzverkleidung an
alten Bauernhäusern in Böhmen; aufgenommen von Architekt
G. Mirkovsky in Berlin.
Bayeriselio Gewerbezeltnng. 1898. Nr. 2«.
Die Verordnungen des Fürstbischofs Franz Ludwig zur Hebung
des Handwerks. Von Dr. F. Leitschuh.
Die Oraphisetaen Kfinste. XY. Jahrgang. Heft 6.
Fritz von Uhde. Von B. Graul.
Die Knngt für Alle. 1892/98. Heft 9 n. 10.
Von alten und neuen Porträts. Von 0. Donner v. Bichter. -^
Bundschan. Von Fr. P echt. — Albrecht de Vriendt. — Von alten
und neuen Porträts in London. II. Von O. Donner von
Bichter. — Die retrospektive Ausstellung in New-York. Von
P. Hann. — Vom MÜncnener Kunstmarkt. Von Fr. Peoht. —
Die Ausstellung der ,24*' in Berlin. Von Fr. Belling.
GewerbehaUe. 1898. Heft 2.
Taf. 9/10. Abschlussgitter der Gapilla del Condastable in der Kathe-
drale zu BurgoB : aufgenommen von Prof. B. Biscbof in Karls-
ruhe. — Taf. 11. Buffett; entworfen von E. Hansen in St. Gallen.
— Taf. 12. Entwürfe zu Glasfenstern von Prof. C. Schick in
Kassel. — Taf. 18. Grabmal auf dem Prag. Friedhof in Stuttgart ;
entworfen von Eisenlohr und Weigle, Architekten daselbst.
— Taf. 14. Metallplatten; entworfen und ausgeführt von der
Aktiengesellschaft Schaeff er und Walker in Berlin. — Taf. 16.
Tisch; entworfen von C. Lederle, Assistenten am Nordböh-
misohen Gewerbemusenm in Beiohenberg. — Taf. 16. BrokatstolT ;
italienisch - byzantinische Arbeit des 18. Jahrhunderts, im k. k.
Oesterreichischen Museum für Kunst und Gewerbe in Wien ; auf-
genommen von P. Wahn daselbst.
Knnstsalon. 1892/98. Heft 8.
Die' Mimik im Dienste der bildenden Kunst. I. Von Prof. K.
Skraup. — Das Kupferdruckpapier. Von G. Buss. — Aus dem
Wiener Künstlerhause. Von Dr. A. Nossig. — Brief ans Bom.
Von H. V. Freu sehen. — Wie äufiert sich das Interesse der
uncivilisirten Völkerschaften für die bildenden Künste? (Schluss.)
Von P. Beiohard. — Die Hochzeit Alezanders und der Bozane
von Sodoma. Gestochen von Loul s Jacoby . Von Dr. A. B o s e n b e r g.
Zeitsehrift des Bayerisehen Knngtgewerbeyereins. 1898.
Heft 1/2.
Studien über Barock und Bokoko in Oberbayem. Von Prof. Dr.
B. BiehL — Über Trophäen. Von Prof. Dr. M. Hanshofer.
~ Moderne Frankfurter Silberarbeiten.
Gasette des Beanx-Arts. 1898. 1. Febmar. Nr. 428.
Etudes sur la peinture siennoise: Ducoio I. Von A. P6rat6. —
La Cöramique italienne d'aprös quelques livres nouveaux. UI.
Von A. D ar cel. — Un iableau de Velasquez au Mus6e de Bouen.
Von L. Gonse. — Les öcoles italiennes au Mnsöe de Vienne. II.
Von F. Wickhoff. — L*ezposition d'Art r^trospectif ä Madrid.
II. Von F. Maze rolle. — Le sculpteur Claude Michel dit
Clodion. n. Von J. J. Guiffrey.
VArL Nr. 689. 1. Februar 1898.
La reliure fi*an^ise. Von H. Beraldi. — Corot
Marsan. Von C. Leymaroi. — Vandalisme: Le
Beauz-Arts ä Lille, von P. Leroy.
Tbe Magaiine of Art. Febmar 1898. Nr. 148.
Current Art: The Boyal Society of Painters in Water Colours.
Von Fr. Wedmore. — The old iMsters-Ezhibition. Vom Heraus -
ßeber. — The Art-life of John Leech. Von H. Silver. —
agnan-Bouveret. Von Prinz B. Karageorgevitsch. — Sug-
gestions for a newflne-art Copyright Art. Vom Herausgeber.
— „La Zingarella**. — Design. IL Von W. C rane. ^ Mr. Timothy
Cole and American Wood-engraving. Von B. Bale. — The ^Pre-
ferences** of Mr. Harry Quilter. Von M. H. Spiel mann.
Arehivio Storloo dell' Arte. 1892. TL Noyemb.-Dexemb.
Francesco di Simone Fiesolano. Von A. Venturi. — II Foro
dei Mercanti di Bologna. Von E. Orioli. — La Pinacoteca di
Brera e 11 suo nuovo Catalogo. Von G. Frizzoni. — La basi-
lioa di San Michele in Foro in Luooa. Von E. Bidolfi.
ä Mont-de-
palais des
247
Inserate.
248
Inserate.
Gemälde moderner und alter Meister. ■ 1 ^^^^±±±^^^±^
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[698] Th. Salomon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Gfemäldesaal in Frankfurt a. M.
Avssielliuigeii und AnktioneH tob Gemälden, AnUqulttien und Kunstgegeii-
ständen. — Kataloge anf Wunsch gratis und franko durch Bvdctlf Buigel in
Frankfurt a. M., Kunstauktionsgesch&ft, gegr. 1869. [46S]
Oemälde alter Meister.
Der Unteneiolmete kauft stets herrorragende Originale alter Meister, vorzttglioh der
niederläadisohen Sehnle, yeimittelt aufs schnellste und saoliyerständigste den Yerkanf
einxelnw Werke, wie konwl. Sammlnngen and ttbemimmt Aufträge rar alle größeren
&emaldeaiiktionen des In- and Aaslandes.
Potodamerstrsße t. [579] JOSef Th. SchalL
Kunsthandlung HUGO OBOSSER, LeipEig.
Sondergeschäft für Photographie.
Vertretung und Musterlager der Photogr. Anstalt
^d. Sraun Sc Oo«, X>oi*na,oli. [567]
Verlag von E« A. S^eemano in lieipzlfp.
Meisterwerte der Casseler Galerie. g^^^i^^ZText
von Dr. 0« Eisenmann, Direktor des Museums in Coesel, ISdß, Eleg. geb.
20 M. ; Ausgabe auf chinesischem Papier geb. mit Goldschnitt 25 M.
Album der Brannschwelger Galerie. g^S^irsükS. mü
illustrirtem Text von Dr. R. Graul. 1888. eleg. geb. 15 M.; mit Kupfern
auf chines. Papier geb. 20 M.
Lmvn. Kustanktion Yon H. 0. MIETHKE in Wien.
Der bedeutende kfinstlerische Nach1as9
Leopold C. Müller's,
Professors an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien,
bestehfind aus Tollendeten und nnYollendeten Ölgemälden,
Skizzen, Naturstudien und Zeichnungen gelangt am 2. März
d. J. im Künstlerhause zu Wien zur öffentlichen Versteigerung.
Der reich illustrirte Katalog mit einem Vorwort von Georg
Ebers und dem Bildnisse Leopold C. Mütter's ist zum Preise von
Mark 10.— zu beziehen durch H. 0, Mlethke, Verlagsbuch-
handlung in Wien I, Neuer Markt 13, 1. Stock. [ssoi
iNNIHlllilhl l.l IUI 'MlHIIIillHIIlllll I ||'|..|lHII|lHi|l||ll|l|t|Hll|IH||| i;' 1 1 > IHIHll: ■|illi|lllll|lll|i|lUi \w
Jaetb Bareüiardt's
Cicerone.
« 6. Auflage, s
Auf verschiedentlich seäußerten
Wunsch habe ich mich veranlasst
gesehen, das alphabetisch nach
Städten geordnete, eine bequeme
Übersicht bietende
# Register #
zum 2. Teile, Mittelalter und Neue
Kunst, des «Cicerone'' auch
mit Papier dnrchscbossen
herstellen zu lassen.
Der Preis eines durchschossenem
Exemplars des Registers ist 4 Mk.,
der freis des ganzen Werkes er-
höht sich bei durchschossenem
Register um 1 Mk., also geb. von
16 auf 17 Mark.
Das Register ist bei dieser neuen
Auflage mit den zur Orientirung
in Museen, Kirchen und Kunst-
sammlungen größeren ümfanges
nötigen Vermerken versehen und
kann als bequemer Führer in der
Brusttasche mitgefiihrt werden.
B. A. Seemam in Leipzig.
• imiit;
■I;l 1,1 M i;Ml;i:M,
;i " .ii'li'i:
-^1^ -^^^ 'yXf- 'ylf' 'y\t" -^|f^ 'yjt" "^if" "^if" "^if" "^if" "^^^
«^' ifPi i^' i^' i^' i^' i^' i^' i^' i^' i^' 'i/^'
Berliner
Knnstanktlon.
Dienstag, den 21. Febr. Ton lOUhrab :
Kollektion Rycksen,
72 wertvolle Ölgemälde meist neuerer
holl&ndischer, belgischer, französischer
etc. Meister laut Katalog 884.
Am 22« ds. : Eine umfangreiche Samm>
lung wertvoller neuerer Ölgemälde der
deutschen und französischen Schule, so-
wie am 28.: wertvolle Antiquitäten,
Porzellane, Autographen Kaiser Wil-
helm I., etc. (Katalog 885). [649]
Rudolph liepke's
Kunst - A^iilctionslmus«
Berlin S.W.. Kochstraße 28/29.
eiß. ~ Handxeichnungen italienischer Meister. Kritisch gestclitet von G. Morelli;
Grottger*B Nachlass. —F. Qurlitt f. — O. Daabner: H. Vogel. — Preisbewerbung nm das
Inhalt: Pietro Aretino als Maler. Von A. Schulthei
mitgeteilt von E. Habic h. (Schluss.) — Arthur Giu^b»* •» *--..».-«-. ^ • . — ^±—- •• , -; ^-.-— w. j — . . ^_-.. - .„— ^,.^- — « -~ —
Dermal für Kurfürst Friedrich I. in Friesack; Preisbewerbung fdr ein Denkmal für die Kaiserin Äugnsta in Berlin. - Jahres-
bericht des St&dtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Halle ; Meissomerausstellung in Paris; Werke der Berliner
Nationalgalerie für die Weltausstellung in Chicago; Das Germanische Museum m Nürnberg; Das Rauchmuseum in Berlin ; Aus-
stellune^er fftr Chicago bestimmton Gegenstände im Kunstgewerbemuseum zu Berhn; Ausstellung des deutschen Weinbauvereins
in ChiCÄgo. — Verein Berliner Kttnstler ; Berliner Architektenverein ; Verein für Orieinalradirong in München. - Vorhang im
Ke\ Oülrnhause in Berlin, von A. v. Heyden; Erwerbung eines Bildes von Jan van der Meer m der National gallery In London ;
nie PferdebändiKer von Th Friedl vor den Hoftnuseen in Wien. — Kunstauktion bei B. Lepke in Berlin; Verkauf der Essenwein-
schen BibUothek; Kunstauktion bei H. 0. Mlethke in Wien. - Zeitschriften. - Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Ärlur Seemann — Druck von August Pries in Leipzig.
KUNSTCTHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBEE:
CARL VON LUTZOW
WIEN
DR. A. ROSENBERG
Vertag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
nitchroDlk encbsliit aU BBiblall lur .ZeiUchiift Tür bildende Kunil* Dsd lum .Eanit^avcrbe]
t«n Juli bU Saptamber moit&tlloh alDmkl. Der J^hrgKiig boatat » Huk nod umfKwt SS Namm
lobrin nr bildende Kanal* erhmllen die Knnitobronilt gntii. _ Für ZBichnnnsBn, HanaBkripte eto , die a:
leiataD Red&kUon nnd Verlftptaandlung keine Qeniibi'. Inierate. k SO Pf. fUr die dreiaptltlge Petitieile, i
Inns die AnnonceDexpeditloneD fOD BkaeanateiD ti Vogler. Bad. Hoeia a. t. «. tu.
Nr. 16. 23. Februar.
Bblatt- mooBtUeli dralmBl, in den
mern. Die Abonnenten dar „Zait*
inverlangt eingesandt Verden,
1 kuBar der Verlagihand-
LEOPOLD MULLER-S NACHLASS.
MIT ABBILDUNGKN.
Ba ist ein BOschel farbiger Blüten, was jetzt in
Wien aus der Verlassenschaft unseres unvei^esa-
liehen Leopold Malier zum ölfentliclieD Aufschlag
kommt. Obgleich in Dresden (1ä:(4) geboren,
war Malier doch ein echtes Wiener
Kind, von Familie und von Qeblüt,
und wurzelte lange Jahre auch mit
seinem SchofTen fest im Wiener Boden.
Wie man weiß, gehörte er zu den
glflcklichsten Illustratoren des .Figaro'
und seine früheren Bilder sind dem
heimischen Stoffkreis entlehnte Genre-
darstellungen. Erst als reifer Künst-
ler kam er ins Ausland, zuerst 1SG7
nach Paris, dann Anfang der sieb-
ziger Jahre nach Italien und Sicilien,
endlich nach Ägypten. Und hier,
unter dem lichten Himmel, in der
farbigen Welt des Nillsndes, fand er
die eigentliche Domäne seiner Kunst,
die ihn zum bewährten Meister, zu „.,...,
' Ein .Student in Keiro.
emem der gesuchtesten Schilderer den NatnrEitadie von leoiold h
orientalischen Lebens machte.
Der uns vorliegende, von //. 0. Mklltke mit ge-
wohntem Qeschmack ausgestattete Katalog des Müller '-
sehen Nachlasses, aus dessen reichem Bilderschmuck
wir den Leeern einige Proben bieten, umfasst in
seiner ersten Abteilung 149 in Öl gemalte Studien,
Skizzen und fertige Gemälde in Rahmen, woran
sich in der zwpi(j>n Abteilung noch 54 gloiclifalls
in Ül gemalte Studien und Skizzen in Passepartouts,
in der dritten 44 Zeichnungen und Skizzenbücher,
in der vierten endlich einige wenige Möbel und
KoatfimstOcke aus dem Atelier des Künstlers an-
schlielien.
Dem Stoffe nach gehören die weitaus zahl-
reichsten und künstlerisch wichtigsten Stücke des
Nachlasses dem Orient an. Es sind
darunter einige ganz fertige Bilder,
nebst einer Anzahl unvollendeter. Das
lebhafteste Interesse der Sammler
werden jedoch die schönen Studien
und Skizzen erregen, weil sie ftr
Müller's ganze Art zu schaffen und
zu studiren ungemein bezeichnend
sind. Die Skizzen sind fast sämtlich
von seltenem koloristischen Beiz:
man sieht, dasa der Künstler vor
allem das Malerische suchte und der
Natur abzugewinnen verstand. Dazu
kommt die größte Sorgfalt im Studium.
Die typischen Kopfe und Gestalten
der bunten orientalischen Welt sind
mit liebevollster Genauigkeit durchge-
bildet, bis in alle feinen Besonderheiten
des Charakters und des Ausdrucks. In
der warm und lebendig geschriebenen Charakteristik
Müllers, welche der berühmte Ägyptolog Oeori/
Ebers, ein langjähriger Freund des Verstorbenen,
dem Kataloge beigefügt hat, betont er mit Recht
den unermüdlichen Fleilä Müller's als eine seiner
hervorstechenden Eigenschaften und führt mehrere
von MnlWs ÄiiUerungen an, welche diese Seitp seines
251
Wiener KQustlerhauB.
252
Wesens iliustriren. Der Nachlass bekräftigt das
durch eine Reihe von Beispielen. Wenn man MGller
mit zwei berQhmten französiachen Orientmalern ver-
gleichen wollte, 80 könnte man Bogen: er tibertrifft
Ger6me an farbigem Reiz und Fromentin an fleißiger
Durchbildung. In der ersteren Eigenschaft bewährt
er eich als Wiener, in der zweiten als Deutecher.
WIENER KÜNSTLERHAUS.
Nach altgewohntem Brauche wurde zu An-
fang Dezember wieder eine Weihnachtsausstellung
eröffoet, welche sich aber
diesmal in ihrem Oehalte
weit tiber das gewöhn-
liche Maß des Chriat-
markts erhob. Als be-
sondere Gaben hatten sieb
vor allem Kollektivaus-
stellungen von Jjenbach
uud Sluek eingestellt; die
des letzteren bot nicht
nur eine reiche Auswahl
der neueren Ölbilder des
Meisters, sondern auch
eine ganze Galerie in-
teressanter Handzeich-
nungen allegorischen In-
halte, welche in Gerlach'a
bekannten Sammelwer-
ken publizirt wurden, und
eine Anzahl seiner sati-
risch-humoristischen Fe-
derskizzen, die in den
, Fliegenden Blattern" er-
schienen sind. In der
allgemeinen Ausstellung
— umzunächst von dieser
zu berichten — ragten namentlich die größeren
Gemälde von Osw, ArJienbnrh , Huyo Kauffmami und
Ckkrv'i aus ihrer Umgebung empor. Des ersteren
„Villa d'Este", ein Architekturprachtfitück in zauber-
haftem Zwielicht des Mondes und der Abendröte,
ist von geradezu heroischer Wirkung. Das Gemälde
ist in Komposition und künstlerischer Verarbeitung
wohi eine der herrlichsten Schöpfungen des unver-
gleichlichen Meisters, der unter den landläufigen
Vedutenmalem wie ein Riese dasteht und, was bei
der un geschwächten Schaffenskraft unsere Bewun-
derung herausfordert, nie ins Flüchtige oder Triviale
verrällt. Wie billig wäre ein Theaterbelenchtung.s-
Juuge KoptinnRn. Studienliöpre von Leopold Müller.
etfekt bei diesem Motiv gewesen, und mit welcher
Soi^alt hat der KUnstler jedes Zuviel vermieden
und dem Auge nur geboten, was der Zauber der
Natur in gottgeweihter Abendstunde offenbart!
B. KauffmanWn , Holzerschmam" ist ein anspruchs-
loses Bauernmotiv, vorzüglich gemalt und in den
Gestalten TortreEHich charakterisirt, aber zu groß fQr
die denn doch zu wenig sagende Episode. Ghierici,
der Miniaturmaler im Großen, war fein und glatt,
aber ancb kindlich-humorvoll wie immer. In farben-
brillanter Feinmalerei bot uns Qalofre y Oimenex
(Barcelona) in seinem „Zigeunerleben" eine wahre
Augenweide; alles
schwimmt im sonnigen
Äther des Südens. Alshei^
vorragende Bilder waren
femer einige TierstScke
zu notiren; obenan eine
„Viehweide in den Da-
nen' von Herrn. Baisch.
Die klaren, satten Fai>
benföne sind mit ge-
wohnter Meisterschaft zu
einander gestimmt, und
die Zeichnung verrät das
feinste Naturstudium.
Art!/, Thiele schilderte in
größeren Scenen aus dem
Gebirge das .Hochwild-
leben", und Jul. Blaas in
einem reizend durch ge-
fdhrten kleineren Bilde
,die Heimkehr", die
schwere Arbeit der Dorf-
gäule. Von Gustav Schütt-
lelier sahen wir eine
ganze Kollektion von Öl-
studien, zumeist Strand-
motive, in denen wir so recht den intimen Verkehr
des Meisters mit der Natur belauschen konnten.
So unmittelbar die Bilder der Wirklichkeit ent-
nommen sind , so offenbart sidi doch in jedem
Pinselstrich die individuelle künstlerische Fassung
und die sofortige Verarbeitung zu einem künstle-
rischen Ganzen. Die bewegten Strandmotive mit
den verschiedenartig gestimmten Lüften, sowie die
kraftvoll vorgetragenen, sonnten Architekturbilder
aus dieser Sphäre zeigen wohl in erster Linie die
Meisterschaft des Künstlers. Im kleineren Genre
waren der Wiener Humorist J. Ktnxel mit einem
Bildchen ,Böse Zungen" und Frnn-i, Ritlieit mit einer
Wiener KQnsUerhaua.
254
pikanten venetiaiiischen Kamevalsscene am Markus-
platz wirksam vertreten. Auch Rud. Ottenfeld's .Mon-
tenegriner auf der Flucht' dürfen nicht übergangen
werden. UnterdeiiLandEchaften erinnerten //.Itoraauf 's
. Bauern garten" in der zarten Abtönung der Farben
an Schindler's fein empfundene Vortragsweise; Uber-
wie man Lenbach's Malweise bezeichnet hat In den
auegestellten Porträts ist übrigens der KünsÜer in der
Durchführung des Details weiter gegangen als sonst,
ohne aber damit das Auge vom Auge, dem Spiegel
der Seele, abzulenken. Einen besonderen Reiz erhielt
die kleine Ausstellung noch durch das .Schlangen-
troffen, in Bezug auf reizvolle DetaÜausftlhning, madcheo*. Der anmutig bewegte, jugendliche Tors
wurde das Bildeben
noch durch Bcnltiure's
.Bauernhof". Einzig
in ihrer Art waren
wieder die Blumen-
stücke der Frau Olga
1 1 'ksinger-Ftorian ; es
sind immer kleine Far-
bengedichte, die von
der Künstlerin in die-
sem Genre auf die
Leinwand gezaubert
werden. Ein Waldbild
von Mülkr - Kurzwelhj
verblüffte mit seinen
koloristischen Effek-
ten; vergriffen im Mo-
tiv und in der Farbe
hatte sieb diesmal Ki-
torc Tito in seinem
großen Bilde: .Ausdeii
venezianischen Alpen*.
Wir treten in das
Lenbaeh - Kabinett und
Snden hier zunächst
das neu geschaffene
Bildniss Ihrer kÖoigl.
Hoheit der Frau Prin-
zessin Glementine von
Coburg, dann das des
jungen Mingbetti, des
Baron Tucher u. a.
und in der Mitte dieses
vornehmen Zirkels das
.Indische Schlangen-
mädchen*. Über die
Porträts wollen wir uns
kurz fassen; sie zeigen uns den Meister in der Wieder-
gabe des Geistig-Individuellen der Peraönlicbkeiten
auf einem Höhepunkte, der wohl kaum weiteren
Potenzen zugeführt werden kann. Er überr^ darin
alle Bildnismaler der Gegenwart Und zu dieser zeich-
nerischen Priorität gesellt sich die koloristische Vor-
nehmheit, „die historische Tradition unserer Klassiker",
Nasleb, ägyptische TibEeriii, Maturatudie Ton Lbopolp Müller.
der braunen Schönen
tritt in vollendeter
Modellirung aus dem
Grunde hervor, und das
Antlitz mit dem fas-
ciuirenden Blick, das
in kühner Überschnei-
dung nach rückwärts
geneigt ist, steht zu
dem emporgehobenen
Haupte der mächtigen
Boa in wirkungsvollem
Gegensatz. Andere
Bildnisse, wie die von
Liezt, Gladstone etc.
sind wohl von früher
her bekannt, aber ein
Zusammentreffen mit
so vornehmen Geistern,
wie uns Lenbaeh ver-
mittelt, ist immer ein
interessantes und an
regendes Ereignis.
Nun hieben wir
uns in die phantastische
Welt Franx Siuck's.
Die Ausstellung hat
drei Käume umfasst
und bot in Ölbildern,
Skulpturen, Handzeich-
nungen , tladirungen
und Photographien ein
nahezu vollständiges
Bild von dem Schaffen
des in Wien noch ziem-
lieh unbekannten
Künstlers. Das eigen-
artige Stoffgebiet, welches in mancher Beziehung an
jenes Böcklin's streift, sowie die originelle Darstellung,
die schrill von allem Gewöhnlichen absticht, erregen
an und für sieh das lebhafteste Interesse, aber auch
diametral sich entgegenstehende Urteile, Es sind
ganz merkwürdig dämonisch- visionäre Erscheinungen,
die sich in den Bildern offenbaren: bald unheimlich,
255
Wiener Künstlerhaus. — NekroloRe.
256
trogiBch, dann wieder bizarr, gewürzt mit tollem '
Htunor, weniger das Sinnlich-SchSne als vielmehr
das Markige, auch oft Ungeschlachte mit Absicht^
lichkeit hervorkehrend, aber durchweg fesselnd darch
ihren geistigen Gehalt. Stuck geht allem Hergebrach-
ten aus dem Wege und sucht nicht durch Äußerlich-
keiten zu bestechen, sondern erfasst zu allererst
den seelischen Kernpunkt des Gegenstandes; der
Pinsel folgt darin, so weit er's eben vermag.
Zudem besitzt der KQustler eine seltene Vielseitig-
keit, sowohl in Bezug
auf das Darzustellende
als auch in der Tech-
nik. Er malt,modellirt,
zeichnet mit allen
Mitteln und radirt mit
gleicher Meister-
schaft. Im Unheim-
lich-Gruseligen und
in der derbrealisti-
schen Satire bewegt
sich seine Phantn-sie
wohl am liebsten. Da-
bei begegnen wir aber
auch wieder Bildern
der Lust und Freude
und reizvollen land-
schaftlichen Stim-
mungsbildern. „Käm-
pfende Faune*, .Das .
verlorene Paradies",
.Glühwürmchen',
Liebesfrühling, PietiV
n. 3. w. — wer sollte
glauben, dass Bilder
so heterogener Art
alle von einer Hand
herrühren! In der
Mitte der interessan- ^*"^« "ituet ei-Khemn in K»iro.
ten Gemälde -Kollek-
tion liegegnete uns auch Meister Lenbach noch
einmal in dem vorzüglichen Porträt unseres Künst-
lers. In noch ungleich höherem Grade als in den
ausgestellten Ölbildern imponirt« Stuck durch seine
Schwarzweißausstellung in Tusch- und Federzeich-
nungen und Radiningen, Die Allegorie als launig-
heitere Folie, sowie die satirische Karikatur besitzen
in ihm einen Meister ersten Ranges. Zudem beherrscht
der Künstler das Ornament und die heraldischen
Formen mit einer Verve, um die ihn Facharchitek-
ten beneiden mögen. Es leuchtet aus allen Kom-
positionen, ob heiter oder ernst, echt deutsche Kraft
hervor, gepaart mit tiefem Empfinden und geisti-
gem Sichvertiefen in den Gegenstand. Denjenigen
Wiener Kunstfreund en, denen der Inhalt eines Kunst-
werkes mehr als der äuUerliche Glanz wiegt, hat das
Kfinstlerhaus mit der Stuckausstellnng ohne Frage
einen seltenen Genuss bereitet. j. /,,
NEKROLOGE.
O Der Berliner Rofhmatliämlkr Fritx. Giirlilt, dessen
Tod wir in der vorigen Nummer gemeldet haben, bat im
Berliner Knnatleben dee
letzten JabrKebnts eine
hervorragende Rolle go-
epielt, die etwa mit der
den Hechts im Karpfen-
teich ve^leichbar ist.
Seiner Untemehmungs-
iQBtentapracbennuinicht
die Mittel, <lie ihm r.u
Gebote standen, und an
dem Zwiespalt, der zwi-
schen dem Erreich ten und
Gewollten immer grOCcr
wurde.riebengichEchliell-
lieh Beine geistigen Kräfte
auf. Was er mit Be-
geisterung und wahrer
herzlicher Teilnahme be-
gonnen hat, werden an-
dere, denen eine kDhlere
Ueschäfbroutine zar Seite
steht, vielleicht glQck-
licher durchfilhren. Kr
war vom Beginn seines
Geschäfts an ein Anwalt
derVervehmteniVerkann-
ten und Obdachlosen. Ob-
wohl er immer etwas von
LenbiMih, Defrcgger,
Knaus, Paul Meyerheim.
F. Ä- Kaulbach zu zeigen
hatte, geborte seine volle
NeignngdochdenNatura-
listen oder, in seinem
Sinne , den Natoimen-
Bchen im. Am meisten
lag ihm Böcklin am Her-
zen, den er durch Aus-
stellungen iiltcr und neuer Werke so lange den Berlinern
7.U Gemüte geführt hat, bis sich nach dem Vorgänge der
Nationalgalerie auch mehicre Privatsammlungen zur Auf-
nahme seiner Schöpfungen entschlossen. Fast sämtliche
Werke des Bildhauers Adolf Hildebrand hat er in einer
Sonderiiusatellung in der Berliner Kunstakademie vereinigt,
die das Material zu eiucr eingehenden Charakteristik des
Meisters in der „Zeit.'^chrift für bildende Kunst" (XX. S. 221 IT.)
geliefert hat. Nicht geringeren Eifer hat er für Mai Lieber-
mann. F. V. Uhde, Max Klinger, Thoma. LeJbl, den Norw^er
Sinding und andere seiner Landsgenossen, den Italiener
Brancaccio und viele andere entfaltet, und wenn es ihm auch
nicht gelungen Ui. so viele Kunstfreunde zu dem Maße seiner
eigenen WertschStzung der von ihm beschützten Künstler zu
a LEOi-oi
257
Pcrsonalnachrichleii. — DeDktuuler. — Sammlangen und Ausstellungen.
25S
bekehren, wie er es selbst gewünscht hätte, so hat er doch
aus manchem verkannten Künstler einen besser gekannten
und geachteten gemacht. Auch um die Beteiligung des Aus-
landes an der Berliner Jubiläumsausstellung von 188G hat er
sich verdient gemacht, und zu seinen bleibenden Verdiensten
gehört es auch, dass er zuerst die schönsten von den Tana-
gräischen Terrakotten des Berliner Museums und den an-
mutigen, aus Wachs gebildeten Mädchenkopf im Museum zu
Lille^ ein Meisterwerk der italienischen Renaissancebildnerei,
durch vortreffliche Nachbildungen weiteren Kreisen zugäng-
lich gemacht. Auch nach seinem Tode wird die Ausstellung
und Kunsthandlung unter der alten Firma weitergeführt
werden. Gurlitt war ein Sohn des Landschaftsmalers Louis
Gurlitt, der im vorigen Jahre seinen 80. Geburtstag gefeiert hat.
*^* Professor Dr. Ludwig Lnndenschmit, der Direktor des
römisch-germanischen Gentralmuseums in Mainz, ist daselbst
am 14. Februar im 84. Lebensjahr gestorben.
*^* Der erste Direktor des kgl. Kunstgewerbemuseums in
Berlin, Carl GrunaWj ist am IG. Februar im 70. Lebensjahr
gestorben.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Zu ordenilicheu Miiglicdati der Akademie der Künste
in Berlin sind gewählt und vom Minister bestätigt worden:
der Maler Juljan Falaif der Maler Professor Max Koner,
der Maler Professor Franx Skarbina, sämtlich in Berlin, der
Bildhauer Nikolaus Geiger in Wilmersdorf, der Maler Pro-
fessor Hans von Barieis in München, der Maler Gregor von
Bochmann in Düsseldorf, der Bildhauer Paui de Vigne in
Brüssel und der Dom-Baumeister Franx Schmitx in Straßburg
* August Wifdg, der bekannte Bildhauer, Professor an
der königl. Akademie der Künste in Düsseldorf, feiert am
23. März d. J. seinen 7i). Geburtstag. Wittig ist u. a. der
Schöpfer der schönen Gruppe „Hagar und IsmaeV* in der
Nationalgalerie zu Berlin.
DENKMALER.
*^* Das Komitee für die Errichtung eines Ileincdenkmals
in Düsseldorf hat am 12. Februar eine Sitzung abgehalten,
in der u. a beschlossen wurde, gegen die bekannte Ent-
scheidung der Stadtverordnetenversammlung vom 24. Januar
Verwahrung einzulegen. Sollte dieser Schritt keinen Erfolg
haben, so wird, wie man der „Frankfurter Ztg.** schreibt, das
Komitee der Frage, ob das Denkmal nicht anderwärts, z. B.
in Frankfurt zu errichten wäre, näher treten.
*^* Mit der Ausführung des Denkmals für die Kaiserin
Augusia in Berlin ist Professor Fritx Schapcr von dem Komitee
beauflragt worden. Di\s Denkmal wird auf dem Platze
/.wischen dem Palais Kaiser Wilhclm's 1. und dem Opern-
bause errichtet werden.
*^,* Das Modell xu dnn Kaiser- Wilhclm^Denkmal für die
Paria Westfalieaj das im Atelier des Architekten Brtino
Schmitx in Berlin ausgestellt ist, ist vom Kaiser besichtigt
und einer eingehenden Kritik unterzogen worden. Nach
einer Mitteilung der „Vossischen Zeitung'* wurde der Gesamt-
haltung des Modells beigestimmt, für die Architektur in An-
betracht des großen Maßstabes aber eine noch weiter gehende
Vereinfachung der Formen und die Beseitigung dekorativen
Beiwerks in Vorschlag gebracht. Der Kaiser erinnerte an die
Trajanswand, an die Nildenkmäler und andere Schöpfungen
der Alten, denen man in der Einfachheit und Großartigkeit
nacheifern solle. Der wuchtige Aufbau der Halle, die von
Türmen und Bastionen umgeben ist und dabei keinem der
historischen Stile folgt, schien den Beifall des Kaisers zu
finden, der die Femwirkung des Denkmals und das Zusammen-
gehen mit der umgebenden Natur als die Hauptsache hin-
stellte. Die von Prof. Zumbusch in Wien, einem geborenen
Westfalen, modellirte barhäuptige Kaiserfigur in Reiterstiefeln,
Panzer und übergeworfenem Hermelin entsprach nicht ganz
dem Geschmacke des Monarchen, der ine einfachere, histo-
risch treuere Gestalt in Militärmantel und Helm vorziehen
wollte, weshalb das endgültige Modell erst noch einmal vor-
gelegt werden soll.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
Museum in Vieh. Aus einem Briefe des Sekretärs des
bischöflichen archäologisch-artistischen Museums zu Vieh in
Katalonien, Herrn Jose Serra y Campdelacren, entnehmen
wir folgende interessante Notiz: Im Jahre 1890 wurde zu
Vieh ein von dem dortigen Bischof, Dr. D. Jose Morgades
y Gili, gegründetes archäologisch-artistisches Museum eröffnet,
welches, gleich von Anfang an sehr reichhaltig und bedeu-
tend, an Gegenständen des christlichen Mittelalters in Spa-
nien nicht seines Gleichen hat, an Tafelgemälden des 9. bis
12. Jahrhunderts aber nach der Versicherung der Sachver-
ständigen vielleicht in ganz Europa einzig dasteht („cuyo
Museo copiosisimo y famoso ya al nacer, en objetos de la
edad media cristiana no tiene rival en Espana, y por la
Serie de pinturas en tabla de los siglos IX al XU, segun
afirman los inteligentes, ni siquiera en Europa**).
A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen. Während de«
Januars und der ersten Hälfle des Februars haben die vier
permanenten Kunstausstellungen Berlins neben der Ausstellung
der Münchener „24" nur wenig geboten, was in der Chronik
der Kunst unserer Zeit verzeichnet zu werden verdient. Bei
Amsler und Ruthardt ist einer Sonderausstellung von Aqua-
rellen des Hamburgers Asean Lutley-oth^ die einen Zeitraum
von 20 Jahren umfassten, und von Aquarellen der im vorigen
Jahre verstorbenen Berliner Blumen- und Stilllebenmalerin
Thercse Laudien eine Ausstellung von Aquarellen, Pastell-
und anderen Zeichnungen gefolgt, an der ausschließlich
Damen beteiligt sind. Aus der Menge treten gerade keine
besonders glänzenden Schöpfungen hervor; aber das technische
Können steht auf einer so achtungswerten Höhe, dass bei
der Mehrzahl der Damen von Dilettantismus oder von Be-
schränkung der Ausdrucksmittel nicht mehr die Rede
sein kann, dass nicht wenige sogar zu einer staunens-
werten Virtuosität gediehen sind, die mit allen Raffine-
ments der modernen Technik mitgeht. Wir heben aus der
Masse nur die Namen Dora Eitx, Luise Bcgas-Parmeniicr,
Jeanna Bauek, L, Löwenhrüek-Parmenticry Bertha Schröder^
C. Klein (Blumenstücke), Agnes Stamer, Frieda Mensfiausen
und Helene MühÜhaler hervor. — Bei Schulte stand die Aus-
stellung nach dem Abschied der „24" zunächst unter dem
Zeichen der Bildnismalerei. Graf Rarrach war mit dem
Bildnis eines Geistlichen in schwarzem Gesellschaftsanzug
vertreten, das alle guten Eigenschaften der Hellmalerei mit
den Voraügen des Holbeinstils verband. Der Berliner Maler
Hanns Fechner, einer der begabtesten unter der jüngeren
Generation, zeigte in den Bildnissen der Professoren Virchow
und Knaus, des Humoristen Wilhelm Raabe und des natura-
listischen Stürmers Gerhart Hauptmann eine V^ielseitigkcit
der malerischen Charakteristik, die von der späteren Ent-
wickelung des noch jungen Künstlers das Beste erwarten lässt.
Seine Ausdrucksweise ist selbständig, unbefangen, frei und
natürlich, ohne natui-alistisch im unangenehmen Sinne zu sein.
In Martha Kasten stellte sich zum erstenmal in Berlin eine
259
Vereine und (iesellachaften. — Vermiechtes.
260
ßildnismalerin vor, die ihre große technische Gewandtheit
in der Pariser Schule gelernt hat Eine gesunde, frische
Naturanschauung offenbarte sich in einer Reihe landschaft-
licher und Interieurstudien in Aquarell aus Gastein und Um-
gebung von Emü Doepler d, j, — Bei Öurliit wurde Mitte
Januar eine internationale Ausstellung von Aquarellen und
Pastellzeichnungen eröffnet, an der die Berliner Mctx Lieher-
mann, F. Skarbina, E, Eerrmannj L, DettmanUy der von
Karlsruhe nach Berlin übergesiedelte Darsteller orientalischen
Lebens Ä, von Meekely A, Männchen in Halle und Ä, Lutteroth
in Hamburg hervorragend beteiligt waren, ohne jedoch einen
neuen Beitrag zur Kenntnis oder zur höheren Würdigung ihrer
Kunst zu liefern.
*^* Zur Beteiligung Deutschlands an der Weltausstellung
in Chicago. In der Ausstellung des Vereins Berliner Künstler
ist für einige Zeit die in malerischer Weise dargestellte An-
sicht des Deutschen Hauses zu sehen, das in Chicago er-
richtet worden ist, um während der Zeit der dortigen Welt-
ausstellung zur Unterbringung von Sammelausstellungen und
fQr die Empfangs-, Arbeits- und Bureauräume für den Reichs-
kommissar zu dienen. Die Entwürfe zu dem im Stile der
deutschen Frührenaissance gehaltenen Bauwerke sind von
dem Regierungsbaumeister Johannes Radke, einem der Archi-
tekten des Reichskommissariats, gefertigt worden, während
die Ausführung an Ort und Stelle unter der Leitung des
Architekten Aug. Fiedler in Chicago erfolgt ist. Die ausge-
stellte Zeichnung bringt den reich farbigen Eindruck, den das
deutsche Haus inmitten seiner Umgebung hervorruft, in male-
rischer Weise zur Wirkung. Die sehr glücklich und harmonisch
wirkende farbige Ausstattung der Zeichnung wurde von dem
Architektur maier Wilhelm Herwarth, Lehrer an der königl.
Hochschule der bildenden Kunst«, ausgeführt.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
In der Februarsitzung der Berliner hmstgeschichtlichen
Gesellschaft sprach Herr Dr. P. Jessen über den Stil Louis XVI
im französischen Kunstgewerbe. Redner legte zunächst den
Entwickelungsgang dieses Stiles dar, der eine Reaktion gegen
die zügellosen Formen des Rokoko bildete. Wiederaufnahme
der strengeren antiken Formen, besonders unter dem Ein-
fluss der pompeianischen Ausgrabungen, ist das leitende
Motiv. Litterarisch wird die Bewegung durch Soufflot, Cochin,
Laugier u. a. seit etwa 1750 vorbereitet. De Neufforge's
„Recueil elementaire d Wchitecture" vertritt bereits den neuen
Stil, der allerdings in der Architektur um so leichter Ein-
gang fand, als das Rokoko sich ja im wesentlichen nur auf
die Umgestaltung der Innendekoration bezog. Auch hier
wird strenge, symmetrische Gestaltung jetzt Regel, die Rah-
menprofile, Muschelformen etc. weichen den antiken Stab-
und Bandformen, Mäander, Eierstab, Kymation werden reich-
lich angebracht. Die antiken Architekturformen, die S&ule
und ihre Teile, die Triglyphen, Friese etc. werden unablässig
zu den verschiedensten Zwecken benutzt. Im Ornament
wird ein mageres Akanthusrankenomament herrschend, die
Grotteske wird wieder belebt, Naturblumen, Guirlanden,
Blumengewinde beliebt. Letztere dienen dazu, die starren
(leraden der Architektur zu brechen und zu beleben. Eine
besondere Vorliebe hat man für antike Embleme, besonder
für die Sinnbilder der Trauer, der Liebe, der Natur, für
Urnen, Fackeln, Taubenpaare etc. Eine Fundgrube hierfür
bietet Delafosse in seiner „Nouvelle iconologie historique ou
attributs hieroglyphiques". Im Mobiliar herrschen neben den
fournirten Möbeln (mit Metallbeschlag) die reich geschnitz-
ten, teils bemalten, teils lackirten Hölzer. Die Stützen, z. B.
der Tische, werden oft als Säulen, Pfeilerbündel, Lanzen-
schäfbe etc. gestaltet Die Bronzetechm*k ist glänzend ent-
wickelt. Besondere Ausbildung wird den Uhren zu teil, die
teils mit Emblemen, teils figürlich dekorirt werden. Bronze-
fassungen sind auch für Fayencen und Porzellane sehr be-
liebt, welch letztere dem Stile entsprechend strenger deko-
rirt werden. So liefert der Stil Louis XVI auch mannigfache
Anregung für das moderne Kunstgewerbe. Doch dürfte er
bei uns keinen ausgedehnteren Einfluss ausüben, da seine
zarten und eleganten Formen zu wenig dem Geschmacke
des größeren Publikums entgegenkommen. — Herr Dr. v, FaUce
berichtete sodann über das neu erschienene Werk von M.
L. Solon: „The ancient art stoneware of the Low countries
and Germany, London 1892*'. Es fasst die gesamte
bisher über „deutsches Steinzeug" publizirte Litteratur zu-
sammen und schildert auf Grund derselben unter Berück-
sichtigung aller hierfür wichtigen Sammlungen die Geschichte
des „deutschen Steinzeuges". Redner gab eine kurze Über-
sicht dieses Entwickelungsganges , besprach die wichtigsten
Fabriken in Siegburg, Raeren, Nassau und Kreaßen etc. und
erörterte zum Schluss die Frage, ob die Marken auf diesen
Töpferwaren dem Töpfer oder dem ornamentirendcn Künstler
zuzuschreiben seien. M. srii.
e. 1. Deutsches archäologisches Institut in Rom, — In
der Sitzung vom 20. Januar besprach Prof. Lanciani einige
in verschiedenen Teilen Roms zum Vorschein gekommene
Bildhauer- und Steinmetz wer kst&tten, in denen sich zahlreiche
Stücke antiker Skulptur vorfanden. Lanciani erkennt in
denselben Werkstätten römischer Künstler aus der zweiten
Hälfte des 12. und der ersten des 13. Jahrhunderts (wie der
Cosmaten u. a.) und knüpfte hieran einige interessante Be-
merkungen über das Verhältnis einzelner aus diesen Ateliers
hervorgegangenen Werke zu den von denselben benutzten
antiken Vorbildern. — Dr. Hülsen machte Mitteilungen Über
ein im vorigen Jahre an der Stelle des Palazzo Cafiarelli
entdecktes Stück von der Cella der Juno im großen
kapitolinischen Jupitertempel, welches als das einzige bisher
gefundene Stück der Cella (die anderen bekannten Reste ge-
hören der Substruktion an) von Interesse ist Femer ver-
teidigte der Voiiragende auf Grund epigraphischer Zeugnisse
(Militärdiplome und die neuentdeckten auf die Säkularspiele
bezüglichen Urkunden) gegenüber der abweichenden Meinung
Richter' s die ältere Ansicht, wonach um den Jupitertempel
sich ein ausgedehnter, von zahlreichen Heiligtümern anderer
Götter eingenommener heiliger Bezirk befunden habe, und
wies vermutungsweise dem in den genannten Urkunden
mehrfach erscheinenden Tempel der fides i)opuli Romani die
Stelle westlich unter der Casa Tarpeia zu.
VERMISCHTES.
Über einen vergessenen Amsterdamer (lenremalcr aus
der Rcmbrandtxcit Pieter van den Bosch machen W. Bode
und A. Bredius im neuesten Hefte des ,, Jahrbuchs der König-
lich preußischen Kunstsammlungen'^ einige Mitteilungen, denen
wir folgendes entnehmen. Aus Urkunden war der Name
des Künstlers schon seit einigen Jahren bekannt; aber ohne
nachweisbare Bilder von seiner Hand war der Name ohne
j Wert. Erst ein unter dem Namen des Pieter van Slingeland
geführtes Bild in der Berliner Galerie (Nr. 1011) „die Köchin
beim Putzen" hat einen Anhaltspunkt gegeben, der zu wei-
teren Ermittelungen Über Werke des Künstlers geföhrt hat.
Bei einer Untersuchung und Reinigung des Bildes fand Dr. Bode,
dass die „Buchstaben P. v. S. sich in P. v. Bos verwandelten,
die letzten Buchstaben freilich nicht mehr ganz deutlich,
261
Zeitschrifben. — Inserate.
262
weil sie teilweise ausgekratzt waren''. Eine weitere Beglau-
bigung fand Dr. Bode auf der Rückseite der Holztafel» auf
der das Bild gemalt ist, in dem mit schwarzer Farbe in
großen Buchstaben geschriebenen Namen: Pieter van den
Bosch. Auf Grund dieses Bildes haben Bode und Bredius
diesem Maler noch einige andere, zumeist als JSlingeland*'
bezeichnete Bilder zugewiesen; aber nur eines davon, „die
Witwe", eine alte !Frau in der Bibel lesend, in der Peters-
burger Eremitage, trägt die Bezeichnung: P. v. Bos. Desto
häufiger kommt der Name des Künstlers in den holländischen
Auktionskatalogen des 17. und 18. Jahrhunderts vor. Ver-
anlassung zu diesen Nachforschungen hat die Schenkung der
kleinen Einzelfigur einer Spitzenklöpplerin, die Bode gleich-
falls als ein Werk des P. van den Bos in Anspruch nimmt,
an die Berliner Galerie gegeben. Die urkundlichen For-
schungen haben bis jetzt festgestellt, dass der Maler um 1613
in Amsterdam geboren worden ist und dort noch bis 1660
gelebt hat. Nach der Charakteristik, die sich aus seinen
Bildern ziehen lässt, gehörte er zu „der kleinen Zahl von
Künstlern, die Rembrandt's Empfindungs- und Darstellungs-
weise aus seinem großen historischen Stil in die Schilderung
des alltäglichen Lebens übertrugen".
Mit großem Erfolge wurden in letzter Zeit die syste-
matischen Ausgrabungen der aÜrömischen Stadt Silchester
im südlichen England fortgesetzt, und zu den bereits be-
kannten Resultaten sind nicht minder wichtige hinzugetreten.
Dicht an der Südostecke des freigelegten Forums, das im
Centrum der Stadt liegt und durch den Winkel zweier
zusammenführender Straßen gebildet wird, stieß man auf
die Fundamente und Mauerreste einer kleinen Basilika, deren
Plan und Anlage, sowie andere Umstände den sicheren
Schluss gestatten, dass man es hier mit einer römisch-
britischen christlichen Kirche zu thun hat. Der Fußboden
war mit rotem Mosaik bedeckt. Da, wo die Kanzel ge-
standen haben mochte, befand sich ein besonders schönes
Mosaik von schwarzen und weißen Quadraten, mit einem
Rand von roten und grauen Kugeln auf weißem Grund. In
dem mit roten Backsteinen gepflasterten Atrium befand sich
eine Fontäne. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass jenes
Gebäude aus der Mitte des 4. Jahrhunderts stammt und
somit der bis jetzt älteste Kirchenbau sein dürfte, den man
in England kennt. Ein ziemlich gut erhaltenes Haus wurde
vollständig freigelegt und in diesem ein Altar entdeckt,
der wahrscheinlich der Minerva geweiht war. Man ist zu
diesem Schluss berechtigt, da man in diesem Hause eine
Bronzefigur der Minerva, von sehr guter Arbeit, vorfand.
Die Figur ist ungefähr 8 Zoll hoch, vorzüglich gezeichnet,
und schöner als alle bisher in England gefundenen Bild-
nisse dieser Göttin. Diese ist in der gewöhnlichen Stellung
dargestellt; der Faltenwurf ist geschmackvoll, die Brust mit
der Ägis bedeckt. Das ganze Werk ist gut durchgeführt,
vorzüglich erhalten und mit einer schönen Patina über-
zogen, s
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstcliroiiik. 1898. Nr. 4.
Berliner Ennstleben. Von F. H. Meissner. — Ans Camuntam.
— Atelierschau. Von Cl. Sokal. — Pariser Ateliers. Von Dr.
A. N o B 8 i g. — Das Renoviren alter Kupferstiche. Von J. K e r m an.
Bayerisclio Gewerbezeitung. 1893. Nr. 3.
Die Verordnungen des Fürstbischofs Franz Ludwig zur Hebung
des Handwerks. Von Dr. F. Leitschnh. (Schluss.)
Chrisüiclies Kunstblatt. 1898. Nr. 2.
Altchristliche Lampen aus Athen. Von V. Schultae. --,Die
bildliche Darstellung des Glaubensbekenntnisses. Von E. W er-
nicke. — Die Bibel mit Bildern der Heister christlicher Kunst.
Von Dr. R. Pfleiderer. — Zum heutigen Kirchenbau. — Die
Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreiche Württemberg.
Mltteilnngen des k. k. SsterreicMschen Museums filr
Kunst und Industrie. YUI. Heft 2. ^
Die Ausstellung mittelalterlichen Hausrats im Osterr. Museum.
Von J. V. Falke. — Der antike Webstuhl. Von A. Riegl.
Zeitschrift ftlr ehrlstllclie Kunst. Y. 1892/98. Heft 11.
Studien zur Geschichte der Aransösischen Plastik. 111. Die An-
fange der Bildhauerschule von Reims. Von P. Giemen. — Die
Erzthüren und die Fassade von St. Zeno zu Verona. Von St.
B eis sei. — Die elektrische Beleuchtung der Kirchen. Von
A. Schutt t gen. — Entwurf zu Kaselkrenz und Stolen in ein-
fachster Applikationsstickerei.
L'Art. Nn 690. 15. Februar 1898.
Les peintures de H. Ehrmann ä Thötel de ville de Paris. Von
£. Mol inier. — Soixante-seiziöme exposition de ^The french
Gallery" ä. Londres. Von A. Raymond. — Ingres & Montauban:
Le mus6e Ingres. Von J. Mommöja. (Schluss.) — Vandalisme:
Le palais des Beauz-ArU de Lille. VonP. Leroi. (Fortsetzung.)
Inserate.
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig.
Eunsthistorisclie Bilderbogen
•4
+
1290
Abbildungen
Handausgabe
•f-
+
^ 167 Tafeln, geb. in einen Band 15 Ml(. j
Textbuch von Anton (Springer
(Grnndzüge der Kunstgeschichte)
«ärl Boig'eii, ig'e'biiTideii in einen Band O 3f a.irl<.
652
Teztseiten
Die Handausgabe der Kunsthistorischen Bilderbogen empfiehlt sich durch ihren außer-
ordentlich niedrigen Preis und die mustergültige Ausfahrung der Illustrationen. Für die Gediegenheit
des Textes bürgt der Name des Altmeisters der Kunstgeschichte »Anton Springer".
263
Inserate.
264
Kunstausstellung Prag 1893,
veranstaltet vom
Knnstvereln für Böhmen
im
Künstlerhause Rudolfinum.
Dauer: 15. April Ms 15. JimL Äasserster Binlieferangstenniii:
26. HärZy auf dessen strikte Einhaltung mit Rdcksicbt auf die In-
stallirung ujid pünktliche EroflFnung besonderes Gewicht gelegt werden
mUSS. [054]
Sammelstelle München; Seb. Pichler's Erben.
Bestimmungen und Anmeldescheine erliegen bei allen Akademieen,
Kunst- und Künstlervereinen.
]>ie Italienischen Photographien
aller Verlagsanstalten. Griit iinci 1>i11i|j;.
Kansthandlang HUGO GROSSER, Leipzig.
Kataloge. Auswahlsendungen. [479
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Yerkaufi sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[693] Tb. Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Gfemäldesaal in Fraöikfiirt a. TL
Ausstellnngeii und Auktionen von Gemftlden, Anttqnitftten und Knnstgegen«
stünden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Bndolf Bangel in
Franlmirt a. JL, Kunstauktionsgesch&ft, gegr. 1869. L463]
Oemalde alter Meister.
Der Unterseiohnete kauft stets hervonrngende Originale alter Meister, vorsflglioh der
niederländiiohen Schale, vermittelt anfii schnellste und sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie komDl. Sunmlnngen and übernimmt Aufträge ror alle größeren
Oemäldeaaktionen des In- and Aaslandes.
Potsdamerstraße 8. 1679] J086f TIL SclUdL
Dresdener Kunstanktlon:
Montag, den 20. März und folgende Tage versteigern wir eine kleine, aber
kostbare Sammlung von:
Kupferstiche alter Meister, Kupferstiche des 18. Jahrhunderts,
Farbendrucke und Schwarzkunstblätter.
Einige vorzügliche moderne Kupferstiche, Handzeichnungen
und Aquarelle neuer Heister.
Kataloge gratis und frei. V. Zahn A JaeilSCh,
Kunstantiquariat.
Soeben erschienen und stehen auf
Verlangen gratis u.franko zu Diensten:
Lagerkatalog 308.
Malerei d. kapferstichkimde.
ca. 1000 Nummern.
Knnstgewerbl. Nitteilnngen IV.
Textilgewerbe, Kostüme, Feste.
ca. 600 Nummern.
knnstgewerbl. Nitteilnngen V.
Koramik, Olas, Mosaik.
ca. 300 Nummern. [652]
Frankfurt a. M.
Joseph Baer & Co.
Buchhändler und Antiquare.
Verlag Ton E. A. Boomann, Lolpiig.
JionAurrenjen,
Eine Sammlung
interessanter Entwürfe aus den Wett-
bewerben deutscher Architekten, heraus-
gegeben von A. Nenmeister u. £.Häberle,
Architekten und Professoren in Karlsruhe.
1. Heft: Rathaus-Konkurrenz fOr
Pforzheim 1892.
2. Heft: Rathaus-Konkurrenz fUr
Planen-Dresden 1892.
3. Heft: Musenms-Konkhrrenz f.
Flensburg 1893.
4. Heft: Kirchen - Konkurrenz f.
Breslau n.St. Johannl892.
5. Heft: Konkurrenz für Villa
Kuhnt in Halle a. 8.
G.Heft: Kirchenkonkurrenz fOr
Aachen.
7./9. Heft: Bahnhof konkurrenz f.
Dresden.
Jedes Heft von 32 Seiten mit 50 — 00
Abbildungen kostet uT 1.80,
im Abonnement M 1.20.
Wird fortgesetzt
Verlag von B. A. SEEMAHH in Loipzlg.
O Handbuch der
RNAMENTIK
von Frani Sales Moytr.
Vierte Auflage. Mit 3000 Abbildungen
auf 300 Tafeln. Preis brosch. M. 9.—,
gebd. M. 10.50.
Inhalt: Leopold Müller's Nacblass. — Wiener Künstlerhaus. — F. Gurlitt f; L. Lindenschmidt t; C. Grunow f. — J. Falat; M. Koner;
F. Skarbina; W. Geiger; H. v. Bartels; O. v. Bochmaun; P. de Yigne ; F. Schmitz; ^. Wittig. — Heinedenkmal in Düsseldorf;
Denkmal für die Kaiserin Augusta in Berlin ; Kaiser Wilhelm-Denkmal fUr die Porta Westfalica. — Museum in Vieh ; Aus Berliner
Kunstausstellungen ; das deutsche Haus in Chicago. — Berliner kunstgeschichtliche Gesellschaft ; Deutsches archäologisches Institut
in Korn. — Pieter van den Bosch, ein vergessener Amsterdamer Genremaler aus der Kembrandtzeit ; Ausgrabungen der altrömi-
schen Stadt Silohester in England. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Ariur Seemann — Druck von Am/usi Pries in Leipzig.
KUNST€HRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAÜSGEBEE:
CARL VON LUTZOW
WIEN
UND DR. A. ROSENBERG
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jfigerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 17. 2- März.
Die KDiiatcfaroDik enoheini da Beiblatt mr ,Ze!Mabrlft fDr bildende Kuoit' und snm .KnnstgewerbebUtt* moDttlleh dreimal. In den
Sommermonateii Jall bl* Scptembar moDttlloh elniii*!. Dar Jahrgang koatet a Hark Dod oinfMit BS Nummem. Dia Abonnenten der ,Ze[t-
Bcbrlft IDt blldenda Kunst* erhalten die KaBitabionlli gratis. — FUi ZalchnuDBan, Vannskrlpta etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Radaktion und Terlagahandliuig kejna aawlbr. Inaarate, i ta Ff. /Br die drelapaltige Fetitaella, nehman anSer der Varlagaband-
lang die Annen ceneipedltlooen von Baaaanitein & Vogler, Bad. Hoaea n. i. «. an.
DIE WINTERAUSSTELLUNG
IM KÜNSTLERHAUSE ZU BUDAPEST.
A. L. Die jährlich wiederkehrenden Ausstella
gen in Budapest
nehmen an Umfang
und Interesse Jahr
für Jahr zu und
sind zurZeit der Er-
öffnung von größ-
ter Anziehungs-
kraft Das vor-
nehme, dem Kriti-
siren stark zunei-
gende, wie das
schaulustige Publi-
kum trgreift passi-
onirt die Gelegen-
heit, in den Jahr
um Jahr zur Schau r.
gestellten Schöp- /i
fungen die kOnst- 'J
lerische Entwickel- i^
ung und Leistungs- ;;
fähigkeit der wett- ~.
bewerbenden
Künstler zu ver-
gleichen und die
nach Ruhm und
Namen erst ringenden kennen zu lernen.
Die heurige Ausstellung wurde so reich be-
schickt, daas infolge der Unzulänglichkeit der zur
Verfügung stehenden ßäume nahezu dreihnudert
n Ratheuiip in Planen-Dre!'
Werke abgelehnt werden muesten. Es konstituirte
sich auch ein .Salon des refus^s", der dieser Tage
zur Eröffnung gelangen wird. 527 Nummem jedoch
— die höchste bisher verzeichnete Ziffer (wenige
Aquarelle, Bronzen
und nur einige Mar-
morstatuen mit^e>
rechnet) — sind zur
Aufnahme gelangt.
Darunter domini-
ren 142 Ungarn mit
335 Werken; die
Übrigen verteilen
sich auf 45 Deut-
sche mit 71, 34 Ita-
liener mit 61, 11
Österreicher mit21 ,
6 Spanier mit 1 1
Werken, nebst eini-
gen wenigen Bel-
giern, Franzosen,
Norwegern und
einem Amerikaner.
Was die Be-
teiligung und Ver-
— tretung der aus-
ländischen Ktinst-
,(t a. 1er an der Aus-
stellung betrifft, so
kann dieselbe schon der mangelhaften Raumverhält-
nisse wegen nicht der Absicht entsprechend geraten,
ein Bild des Niveau's europäischer Kunstleistung zu
.sein — eine Aufgabe internationaler Ausstellungen
267
Deutsche Banbonkarrenzen.
— sondern sie ist eine zuiallige, aber genügend vor-
züglicbe Repräsentanz, die sieb aus Ausstellern zu-
sammensetzt, die sich hier Medaillen, Preise oder Käufer
holten und stets mit Werken gerne wiederzukehren
pflegen, wie denn auch diesmal die hier bestens be-
kannten und atets gern gesehenen Meister Verstraete,
Jan Verhae, Leon Abrt/, Walter Mrk, Joh. Normann,
hudw. Munthe, Paul Peel, Jose Vilkgas, Bwnpiani und
Lancerotto sich wieder einstellten. Neu bekannt
werden wir mit Jos6 Gamelo's verhindertem Duell,
dem an Umfang größten Bilde der Ausstellung,
und mit Arlur Ferrari-^, der eine bunte Straßensceue
aus Kairo und ein vornehmes Frauenbildnis von
elfenbeinerner Glätte und akademischer Eleganz aus
Paris einsandte. Von den Pastellbildern sind die
von ÄMwf Alois Sebram, von den Aquarellen die von
Joai Viliega.1 in erster Linie
zu nenueu.
Auf die einheimischen
Künstler Qbei^ehend, ist zu-
nächst zu bemerken, dass man-
ches Vorzügliche und viel Gutes
da ist, dass aber in der stark
zimehmenden KQnstlerzahl und
in der gesteigerten quantita-
tiven Produktion wenig Be-
deutendes, Neues, Packendes,
Originelles, ja nicht einmal -^
Sensationelles aufiallt. Es be-
quemen sich alle in bekannten
Richtungen und Genres, stellen
hQbsche Bilder aus, die dem
Pubhkum gefallen, die aber von
keiner Eigenart, keinem Ringen
und Kämpfen Zeugenschaft geben — und die Aus-
stellungsräume, die eigentlich für ernsthafte und ge-
diegene Bilder der berufene Kampfplatz wären,
bergen gefallige Bilder, der friedlichsten Betrachtung
gewärtig. In einer anderen Hinsicht aber ist die
Ausstellung bemerkenswert, und hierin finde ich
ihren eigentlichen Wert: es manifestirt sich da eine
lebendige Beziehung zwischen Kunst und Leben so
augenfällig und so unmittelbar, dass dies ihren
ganzen Charakter bestimmt. Und diese Wechsel-
beziehung ist Grundlage fHi das Aufkommen einer
nationalen Kunst. Dass diese sich nngestflm Bahn
bricht, dafür bfli^ schon eine Schar von Maler-
kräften, die in diesem Sinne bereits in unserer
primären Generation sich selbst geschaffen hat. Dass
sie ohne Tradition entstehen konnte, ist ihr ur-
eigenstes Verdienst.
OnindiiHa der Kirche
Vom Allgemeinen zum Einzelnen Obei^ehend,
ist zu erwähnen, dass die Malerei des grollen Stils,
die der Stütze des Staates und der Kirche bedarf
— wegen Maugels solcher — auch fast gänzlich
fehlt Ein historisches Bild von Jendressik und eine
Pietä von Baüo sind alles in allem, was diese
Richtung vertritt. Das Porträt, die Landschaft
lind das Genrebild par excellence in seinen vielen
Formen, Arten und Abarten dominiren und ver-
drängen alles andere. Von Munkdcsy ist eine ganz
kleine Skizze, von Bencsür ein Frauen- und ein
Männerporträt, von Liezenmayer ein Genrebildchen
da. Vastagk ist schwächer vertreten als sonst Pallik
ist der ständige und beste Repräsentant des Tier-
stUcks; Spdnifi Meslerhazi/ und Mannheimer sind die-
jenigen der Landschaft. Bihari, Packa, Tioskoviie, Böhm,
SkuUxky, Badit%, HoUosy, Pa-
taky, Peske, Herd, Vägo, Mar-
gitay, Eisenhut, Bosch und noch
viele andere nebst der ganzen
Benc»Hr^hule sind die besseren
Vertreter der von uns gekenn-
zeichneten nationalen Kunst-
richtung. Ballo, Vajda, Neo-
grady, Halmi und Pc^ sind im
Aufsteigen begriffen. EÜnem
zahlreichen Nachwuchs , —
mehr als ein Dutzend neuer
Namen begegnen uns — ist
dies noch, vorbehalten. Er
macht sich durch starke In-
anspruchnahme von Baum und
ip. 1171, (Emporen.) ^^''''^ bemerkbar. Isfs darum,
dass ältere bekannte Ueister
fehlen? Von Ziehy, Wagtier, Lolx u. m. a. finden
wir keinen Pinselstrich; auch der stete mit vor-
nehmen Porträtbildern reich vertretene Horotmtz fehlt
diesmal ganz.
Von den Marmorstatuen gebahrt derjenigen von
Slrobl, die den Grafen Jul. Kärolyi darstellt, die
Palme. Sie ist ein Meisterwerk der Porträtkuost
Budapest Anfang Dezember 1892.
DEUTSCHE BAUKONKURRENZEN.
Das verdienstliche Unternehmen der Professoren
A. Nmmeistfr und E. Iläberle^j, die bei den Wett-
bewerbungen deutscher Architekten versinnlichten
Baugedanken in handlichen Heften zu fixiren, hat
wie zu erwarten war, lebhaften Beifall und rege
1) Deutsche Konkurrenzen. Leipzig. G. A.
n Gontard.
270
Förderung von allen Seiten gefunden. Seit dem i
Mai des vorigen Jabres sind sieben Hefte er-
scbienen, die den veracbiedeuartigsten Inhalt zeigen i
und von der Vielseitigkeit des Unternehmens Zeugnis
ablegen. Die Verlags bachbandlung beabsichtigt, wie
es in einem soeben erschienenen Prospekt heißt, ein
periodisches .Unternehmen daraus zu machen, das ,
soweit thunlich in 12 Hefteo im Jahre erscheinen |
soll. Der Konkurrenz um das Rathaus in Pforz- ,
heim sind seither Wettbewerbungen um folgende '
Bauten erfolgt: Itathaua in PUuen bei Dresden, ,
Museum in Flensburg, Kirchen - in SL Johann und |
Breslau (Heft 4) und in Aachen (Heft 6), Villen in i
Halle (Heft 5) und Bahnhofsgebäude iu Dresden.
Das letzlf^enannte iet in Doppelformat erschienen und
mit Heft 7 — 9 bezeichnet In Vorbereitung belinden '
sich noch: Beamten -Wohnhäuser fUr Stuttgart, |
Bibliothek in Bremen, Kir-
che in Pforzheim , Ge-
schäftshaus in Dresden.
Im Anfang schien es,
als wenn das gewählte
Kleinoktavformat , das zu
starker Verkleinerung der
Zeichnungen nCtigte, hier
und da nicht auereichen
könnte. Auf diese Schwie-
rigkeit sind die Heraus-
geber besonders bei der
Bahnhofskonkurrenz ge-
stoßen. Es war unmöglich,
bei der großen Bauflache
and den entsprechend umfangreichen Zeichnun-
gen eine so starke Verkleinerung zu geben, dass
die Abbildungen in das Oktavheft gepasst hätten.
Die Deutlichkeit wQrde so empfindliche Einbuße
gelitten haben, dass das Heft allen Wert verloren
haben würde. Der Ausweg, das Format zu ver^
doppeln und ein kleines Querfolio daraus zu machen,
ist nur zu billigen, zumal solche Ausnahmen sich
selten zeigen werden. Für die Übrigen Hefte genfigt
das praktische kleine Format völlig, und wie scharf
und klar die Grundrisse, Aufrisse und Perspektiven
erscheinen, davon mi%en die beigedruckten Proben
Belege geben. FOr den geschulten Architekten sind
diese Skizzen vollständig ausreichend, ein Bild zu
geben von den leitenden Gesichtspunkten, die bei
den Entwürfen maligebend waren. Mit jedem neuen
Hefte wird die anSerordentliche Zweckmäßigkeit
des Unternehmens deuUieher. Eine Fülle von An-
regungen strömt von den Blättern aus und die
Verschiedenheit der Entwtbfe fordert die Kritik
des Betrachters geradezu heraus. Insofern sie zur
Vergleichung anregen, bilden diese Hefte als Samm-
lung von Musterbeispielen ein Lehrmittel ersten
Banges für angehende Architekten. Dies um so
mehr, als diese Lehrmittel nicht auf die pedantische
Methode eines einzelnen zurückgehen und nicht
nach einer Schablone beigestellt sind, sondern dem
besten Lehrmeister, den es je gab, dem Leben selbst
ihr Dasein verdanken. Der niedrige Preis (bei Sub-
skription Mk. 1.20 das Heft) macht es auch minder
Bemittelten zugänglich; beim Einzelbezug ist der
Preis eines Heftes um die Hälfte erhöht (Mk. 1.80).
Um von der Reichhaltigkeit der Hefte eine Vor-
stellung zu geben, erwähnen wir, dass in Heft 2 sieben
EntwUirfe in 19 Grundrissen und !0 Ansichten
(Fassaden und Perspektiven) dargestellt sind, in Heft 3
(Museum iu Flensburg)
22 Entwürfe, in Heft 4
(Kirchen) 24 Entwürfe, in
Heft 5 (Villa Kuhnt in
HaUe)21 Entwürfe, inHefte
(Kirche in Aachen) 8 Ent-
würfe, in Heft -7—9 (Em-
pfangsgebäude des Haupt-
bahnhofes in Dresden) 10
Entwürfe wiedei^egeben
wurden. J
OrandriBi der Kircha Sp, ni, (Scbiff.)
KARL VON GONTARD. ')
Herr Architekt Wtäle hat es versucht, einem viel-
beschäftigten Künstler Friedrich'» des Großen durch
Schaffung eines ausführlicheren Lebensbildes Ge-
rechtigkeit in Beurteilung seiner Thätigkeit wider-
fahren zu lassen. Wir sind Überzeugt, dass der
Autor seinen Zweck vollkommen erreicht hat und
dass sein Klient in Zukunft auch Über seine engere
Heimat hinaus die Beachtung der kunstgeschicht-
lichen Forschung finden wird, die er tbatsächlich
verdient.
Die Gontards stammen aus der Dauphine, von
wo sie gegen Ende des XVII. Jahrhunderts ausge-
1) Leben und Wirken Karl ». Oontant's. Zum 100, Todes-
tage am 23. September 1891. Nach neueren üntenuchungen
und vielen bielier nicht beButiten Quellen im Zusammenhang
dargestellt von Feier Wa!le. Mit Gontard'a Portrftt und drei
Abbildungen. Berlin 1891, Verlag »on Wilheim Ernat & Sohn
(vormals Kmsl. & Korn), kl. 4". 38 Seiter.
271
Karl t
1 Gontud.
272
wandert Bein durften. Es existiren mehrere Linien;
einer derselben, der Mannheimer, entstammt nnser
Künatler, der am 13. Januar 1731 geboren ward und |
frtkhzeitig mit Beinern Vater nach Bayreuth kam, wo j
letzterer in kurfDrstlichem Dienste eine Ähnliche :
Stellung bekleidete wie später der Sohn. Hier kam
dieser in jungen Jahren in Berührung mit Alessandro
und Carlo Öalli-Bibiena. Seine eigentlichen Lehrer
aber waren Joseph Saint Pierre (fälschlich Sempier)
und der Hofbauinapektor Uudolph Heim-ich Richter.
Holland und kehrte nach einer circa zweijährigen
Stodieufahrt nach Bayreuth zurfick, wo er von 1753
an wahrscheinlich an der inneren Ausstattung des
während seiner Abwesenheit fertiggestellten neuen
Schlosses gearbeitet haben dürfte. Bald darauf, 1754,
genosfl er die Gnade, vom Markgrafen Friedrich and
seiner Gemahlin Wilhelmine, der Lieblingsachwester
Friedrich's des Großen, auf eine Reise nach Frank-
reich und Italien mitgenommen zu werden. Als ein
charakteristisches Pröbchen des „aufgeklärten Des-
bBrlottenburg. DsuWche Konkurreuzeii
1 750 ging Gontard als Stipendist nach Paris, wo er
bei Jaqites Franfois Blondel arbeitete, dem etwas be-
rfichttgten Restaurator der Metzer Kathedrale, der
einen hohen Ruf als technischer Schriftsteller genoss.
Gleichwohl hat Gontard nicht viel von diesem
Lehrer angenommen und der Schlu^s, ihn als fran-
zösischen Meister zu bezeichnen, ist neben der Ver-
lockung durch seinen fränkischen Namen auf die voll-
ständige Unkenntnis der wahren Verhältnisse zurUck-
zafKhren, in diePeter Walle endlich Licht gebracht hat.
Während der Pariser Studien bereiste Gontard auch
potismus" diene die Erwähnung des Umstände?, dass
die Mittel zu dieser mit einem Gefolge von fünfzig
Personen angetretenen außerordentlichen Eleise durch
eine K(/pfstener beschaßl wurden. Wie einfach!
Unter den Eindrücken dieser Reise rief der Markgraf,
kaum zurückgekehrt, 1756 eine Akademie der KUnste
in Bayreuth ins Leben, die leider unter seinem Nach-
folger 17t>4 einging, was Gontard, der als Lehrer an
dieser Anstalt gewirkt hatte, veranlasste, einem Rufe
nach Berlin, an den Hof Friedrich's des Großen,
Folge zu leisten. Doch war er nicht der einzige in
273
Karl von Gontard. — Bücherschau.
274
die Mark berufene Bayreuther. Friedrich zog
Kiinstler aller Art heran, um dem nach dem Hu-
bertsburger Frieden ermüdeten Europa zu zeigen,
wie lebensfroh und kräftig das kleine Preußen sei;
er wQsste, wenn es auch oft schwer ging, immer
wieder die Mittel aufzutreiben, so oft es galt, Glanz
zu entwickeln. Architekten, Bildhauer, Maler, Ver-
golder und Eabinettstischler, im Ganzen 235 fremde
„Ouvriers", kamen — größtenteils aus Bayreuth —
zum großen Verdruss der in Potsdam und Berlin
heimischen Kunstkräfte, die diese Zeit ärgerlich die
„Bayreuther** nannten.
Unser Karl von Gontard entwickelt, als Ingenieur-
Hauptmann 1764 mit der Aufsicht über den Bauhof
betraut^ eine außerordentliche Thätigkeit u. zw. in
Potsdam und Berlin. Er arbeitet neben dem selb-
ständigen Bau zahlreicher Wohnhäuser mit am
„Neuen Fcdais^^ in Potsdam, entwirft den Plan und
beginnt den Bau der Communs und der Colonnaden,
baut 1768 die Haupttreppe im „Neuen Palais'', den
„Aniiketir^^ und yFreundschaftstemiyel" , die Waehlhäusei'
beim genannten Palais, das königl. Salxtnagaxin, das
Drachenhaus bei Sanssouci, 1771 — 77 das MUitär-
waisenhaus u. v. a., 1777 in Potsdam das NoaJcschc
Haus, das durch seinen würdigen, warmen Klasai-
xisnius außerordentlich anheimelt. Im selben Jahre
baut er die Spittclhrüeke und die Spiitelcolonnaden, im
folgenden die Königsbrücke und die Köjiigscolonnadcn^
1780 entwirft und beginnt er den Bau der Gens-
darmentürmej und führt das Tr&ppenhatis der königl.
Bibliotliek aus. 1786 entwirft er das Oranienburger Thor,
Dies Gontard's Thätigkeit unter Friedrich IL,
der ihn Überdies auch gelegentlich aus Misstrauen
in seine Amtsthätigkeit sechs Wochen in seinem
eigenen Hause in Arrest sitzen ließ, ein beliebtes
Mittelchen des Königs« um störrige Künstler zur Raison
zu bringen. Nicht Friedrich IL, sondern Joseph IL
hat Gontard, dessen Vorfahren des Adels verlustig
geworden waren, denselben wieder verliehen. Die
Dankbarkeit und Anerkennung des großen Königs
scheint — wenigstens unserm Künstler gegenüber —
keine sehr intensive gewesen zu sein, denn, nachdem
er schon zweiundzwanzig Jahre in seinem Dienste
gestanden, war er noch immer Hauptmann, erst
Friedrich Wilhelm II. ernannte ihn zum Major.
Friedrich pflegte die Künstler schlechter als gemeine
Soldaten zu behandeln und war aufdringlich mit seinen
Plänen und Ideen, die er roh und skizzenhaft bis
zur Unverständlichkeit aufs Papier warf; wenn sich
dann niemand in den Hieroglyphen zurechtfand, war
er ungehalten und ungerecht hart Walle giebt eine
solche Zeichnung Friedrich's II. für das Stadtschloss
in Potsdam (1747), die architektonisch ganz wert-
los ist.
1786 arbeitet Gontard den Entwurf fbr die
Paradeaufstellung und Beisetzung Friedrich's IL, plant
und beginnt 1787 dasManuarpalais in Potsdam, an dem
er bis 1789 fortbaut, um es dann von andern weiter-
führen zu lassen; überdies richtet er 1787 mehrere
Räume in den Königskammern in Berlin ein. Von
1788—91 entfaltet er auch noch seine Lehrthätigkeil
an der Akademie, der freien Künste, Am 23. Sep-
tember 1791 stirbt er auf einer Badereise nach
Schlesien fem der Heimat in Breslau, Sein Geschlecht
blüht noch heute.
Interessant und bezeichnend für seinen Charakter
ist die stille, bescheidene, sich nirgends vordrängende
Größe, die überall Bedeutendes leistet und segensreich
wirkt. Außer seinen hinterlassenen Werken spricht
beredt für ihn eine große Anzahl tüchtiger Schüler
noch aus seiner Bayreuther Zeit, unter denen be-
sonders die in Berlin wirkenden Unger und Richter
zu nennen sind.
Wir können die klar und exakt geschriebene
Schrift Walle's nur aufs wärmste empfehlen und sind
überzeugt, dass sie des Dankes der kunstgeschicht-
lichen Forschung, für die sie in gewissem Sinne ein
Quellenwerk genannt werden kann, sicher sein darf.
BK,
BÜCHERSCHAU.
Die Fannerträger der dreiiehn alten Orte nach
den Kolnclmitten TSvu Grafs von Dr. B. Haendckc,
Mit 16 Lichtdrucktafeln. Aarau, 1893.
Dieses Werk ist eine Separatausgabe aus der von der
mittelschweizerischen geographisch -kommerziellen Gesell-
schaft hei ausgegebenen „Völkerschau". Ks ist in jeder Be-
ziehung zu loben, sowohl was die treffliche Ausstattung als
auch was den eingehenden Text anbelangt. In letzterem
kommt Haendcke zuerst auf das Leben seines Helden zu
sprechen. Urs Graf ist um 1485 zu Solothurn geboren; er
dürfte sich frühzeitig nach Straßburg begeben haben, da der
dortige Verleger Knoblauch sonst kaum schon 1503 Jugend-
arbeiten des Künstlers verlegt hätte. Im Jahre 1507 stand
Urs bei dem Goldschmied Leonhard Tüblin zu Zürich in
Arbeit. Da bereits 1509 in Baseler Druckwerken Holzschnitte
nach ihm erscheinen, so wird er schon damals diesen Ort
bewohnt haben. Zwei Jahre später kaufte er sich in die
Goldschmiedezunft zu Bojsel ein. Die Rheinstadt blieb nun
sein ständiger Aufenthalt » wenn der lockere, wilde Geselle
nicht, was öfter vorkam, als Reisläufer in den Krieg zog.
Im. Jahre 1518 wurde er Mitglied der Schmiedezunft zu Solo-
thurn, ohne übrigens dorthin überzusiedeln. Er starb vor
dem März 1530 zu Basel. — Grafs Thätigkeit als Goldschmied
ist heutzutage nur mangelhaft zu verfolgen, viel mehr da-
gegen ist er durch seine Kupferstiche, Zeichnungen und Holz-
schnitte zu würdigen. Der Verfasser weist darauf hin, dass
wir von Graf die erste datirte Radirung besitzen. Es ist
275
Nekrologe. — Personalnachrichten. — Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.
276
richtig: das Blättchen mit dem ihr Bein waschenden Mäd-
chen ist eine veritable Eisenradirung und sowohl das Mono-
gramm als auch die Jahreszahl 1513 erscheinen reinlich und
zweifelsohne. Dürer, den man sonst als den ersten bezeich-
nete, der die frühest datirtan Radirungen geliefert, steht um
zwei Jahre zurück. Plötzlich aber stößt uns der Verfasser
wieder in die Ungewissheit. Er sagt nämlich, das Mono-
gramm in dieser Form mit dem Dolch komme nicht vor
1519 (Nagler erwähnt übrigens das Dolch monogramm als
schon auf einer Zeichnung von 1518 befindlich, was aller-
dings wenig verschlägt) vor und schließt daraus, Graf habe
1513 zu radiren versucht, habe aber die Platte liegen gelassen
und erst etwa 1519 beendigt. Die Möglichkeit dieser An-
nahme lässt sich nicht leugnen, doch sträubt man sich
immerhin gegen die Vorstellung, der Künstler habe das Blätt-
chen nicht auf einen Sitz fertig gemacht und zuerst die
Jahreszahl, dann sechs Jahre später das Monogramm bei-
gefügt. Es kann ja auch sein, dass Graf die Radirung vor-
datirt hat, um den Dürer'schen Blättern voranzustehen.
Freilich gilt dies nur, wenn die Möglichkeit ganz abge-
schnitten sein sollte, dass Graf die Ätzung 1513 gemacht
habe. Ich bin hier nicht in der Lage, diese interessante
Frage zu erledigen. Die „Pannerträger** entstanden 1521
und bilden 16 schwarz auf weiß gedruckte Holzschnitte. In
Basel befinden sich die Entwürfe dazu, 10 Zeichnungen in
Silberstift, von denen Haendcke gleichfalls Facsimiles giebt
WILH. SCHMIDT.
Dm fonun Bomanun. Rekonstruktion nach Angaben
und mit Erläuterungen von Ch, Hülsen.
Das unter vorstehendem Titel vor kurzem in der Spit-
höver'schen Buchhandlung in Rom erschienene Heftchen
(Preis 2V2 Francs) enthält zwei nach Hülsen^s Angaben von
F. 0. Schuhe und dem Wiener Architekten V, Rauscher ge-
zeichnete Wiederherstellungen des forum Romanum, die eine
von einem Punkt vor der Freitreppe des Castortempels, die
andere von der Nordecke der Rostra aus gesehen, und im
Anschlüsse daran einige kurz gefasste Angaben über Be-
stimmung und Geschichte der einzelnen Anlagen, sowie
drei Planskizzen, welche das forum Romanum in der Re-
publik, der Kaiserzeit und in seinem jetzigen Zustande ver-
gegenwärtigen. Dem Bestreben, aus den erhaltenen Trümmern
ein Bild des einstigen Ganzen " zusammenzufügen, wird
durch die genannten, zeichnerisch wohlgelungenen Re-
konstruktionen in einer die Phantasie in wissenschaftlich
gesicherte Bahnen leitenden Weise entgegengekommen. Der
Gedanke ist trefflich und verdiente auch auf die anderen
Ruinenkomplexe des alten Roms Anwendung. Vielleicht
darf man eine in gleicher Weise von Hülsen im Vereine mit
Rauscher entworfene Wiederherstellung eines Teiles des
Palatins, welche dem Vortrag des ersteren in der Er-
öffnungssitzung des archäologischen Instituts zu Grunde lag,
als die Ankündigung einer solchen Fortsetzung ansehen, e. 1.
NEKROLOGE.
*^* Der schottische Qesehichts- und QenremoUer John
Pettie ist am 21. Februar in Hajatings im 54. Lebensjahre
gestorben. Eines seiner Hauptwerke, „Eduard VI. vor der
Unterzeichnung des ersten Todesurteils", ist mit der Schwabe-
schen Sammlung in die Hamburger Kunsthalle gekommen.
Eine Abbildung brachte die „Zeitschrift für bildende Kunst*'
im XXIV. Jahrgang, S. 6.
*^* Der Genre- und Porirälmaler Heinrich Schlesinger
ist am 21. Februar in Neuilly bei Paris im 80. Lebensjahre
gestorben. Er war aus Frankfurt gebürtig, hatte sich zuerst
auf der Wiener Akademie gebildet und ging dann nach
Paris, wo er sich dauernd niederließ. Seine größten Erfolge
erzielte er in den sechziger Jahren durch seine elegant ge-
malten Mädchen- und Frauengestalten, durch Genrebilder
und durch Allegorieen, von denen die „fünf Sinne'* am
meisten bekannt geworden sind.
*,* Der Bildhauer August Wittig, Professor der Bild-
hauerkunst an der Kunstakademie zu Düsseldorf, ist daselbst
am 20. Februar im 67. Lebensjahre gestorben. Aus Meißen
gebürtig, wurde er 1843 Schüler RietechePs in Dresden. 184Ü
ging er mit einem Stipendium der sächsischen Regierung
nach München und von da nach Rom, wo er 1852 die
Gruppe Hagar und Ismael begann, die ihm seinen ersten
großen Erfolg eintrug und auch das Hauptwerk seines Lebens
geblieben isi Die Ausführung in Gips, die den besonderen
Beifall von Cornelius fand, der nächst Rietschel den größten
Kinfluss auf Wittig geQbt hat, befindet sich im Museum zu
Leipzig, die Ausfuhrung in Marmor (1871 vollendet) in der
Berliner Nationalgalerie, die auch eine Kolossalbüste des
Cornelius in vergoldeter Bronze von ihm besitzt. Seit 1864
war er Lehrer der Bildhauerkunst an der Düsseldorfer Aka-
demie. Für Düsseldorf schuf er die kolossale Bronzebüste
W. V. Schadow*B. In den letzten fünfzehn Jahren trat sein
künstlerisches Schaffen fast völlig hinter seiner Lehrthätig-
keit zurück. Von seinen früheren Schöpfungen sind noch
der Raub des Hylas, Siegfried's Abschied von Krimhilde, eine
Charitas, eine Lurlei und das Relief einer Grablegung
Christi für die Kirche in Dönhofstädt in Ostpreußen hervor-
zuheben.
PERSONALNACHRICHTEN.
\* Der Privatdoxent an der technischen Hochschule in
Charlottenburg-Berlin, Dr. Cornelius Chirlitt, ist zum aufier-
ordentlichen Professor mit dem Lehrauftrage für Stillehre
der technischen und tektonischen Künste, sowie für Formen-
lehre und Geschichte der Baukunst des Mittelalters an der
Technischen Hochschule in Dresden ernannt worden.
KONKURRENZEN.
*^* In der Konkurrenx um den Bau des Märkischen
Proinnxialmuseums in Berlin y zu der 76 Entwürfe einge-
gangen waren, hat das Preisgericht, das aus den Herren
Oberbaudirektor v. Siebers aus München, Geh. Oberbaurat
Adler, Baurat Schmieden, Oberbandirektor Spieker, Baorat
Hossfeldt und Stadtrat Friedel aus Berlin bestand, folgendes
Urteil abgegeben. Der erste Preis von 4000 M. wurde dem
Entwürfe mit dem Motto «Joachim Hektor*" (Verfasser Reg.-
Baumeister Wilhelm Möller in Berlin), der zweite Preis von
2500 M. dem Entwürfe mit dem Motto „Roland** (Verfasser
Regiernngs- und Baurat Eggert in Wiesbaden) und der dritte
Preis von 1500 M. dem Entwürfe mit dem Motto , Branden-
burgs Adler" (Verfasser Zaar und Vahl in Berlin) zuge-
sprochen. Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe
Nr. 48 (Motto „Märkisch"), Nr. 51 (Motto „Auf märkischer
Erde aus märkischer Erde") und Nr. 67 (Motto „1640").
Welcher von den preisgekrönten Entwürfen zur Ausführung
gelangen wird, hängt von der Entscheidung der städtischen
Behörden ab.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Für die Berliner Nationalgalerie sind, wie die
„Nordd. Allg. Ztg.^' mitteilt, dank kaiserlicher Munificenz
hundert Studien in Blei, Kreide und Rotstift, die Professor
Oeselschap für seine Gemälde in der Kuppelhalle des Ber-
277
Vermischtes. — Zeitschriften.
278
liner Zeughauses angefertigt hat, erworben worden. Mehrere
Kartons zu diesen monumentalen Gemälden hat der belgische
Staat angekauft.
IVag. Vom 15. April bis 15. Juni d. J. findet die 54.
Jahresausstellung des Kunstvereins f&r Böhmen im Kfinstler-
bause ,,Rudolfinum" statt. Die Ausstellung soll Werke der
Malerei, der Skulptur und des Kunstdruckes umfassen. Auf
der letzten Ausstellung wurden im ganzen 91 Kunstwerke
fftr den Betrag von ca. 40000 M. verkauft. Für die Ver-
losung werden auch in diesem Jahre Kunstwerke angekauft
werden; überdies wird die Galerie durch Ankäufe von Werken
lebender Meister ständig vermehrt.
*^* Die akademische KunsUxusstellung in Berlin soll am
14. Mai eröffnet werden und wird bis zum 30. Juli dauern.
Zum Vorsitzenden der Ausstellungskommission ist Prof. Carl
Becker j zum Schriftführer Prof. Hans Meyer gewählt worden.
Die Delegirten der Düsseldorfer Künstlerschaft sind Prof.
E. Hunten, Prof. Fritz Roeber und Maler Ernst Bosch.
VERMISCHTES.
Eine neite Erklärung der RaffaeVschen Fresken in
der Stoma della Segnatura im Vatikan hat Franx Wick-
hoff in einem Aufsatze begründet, den das neueste Heft des
«Jahrbuchs der Königlich preußischen Kunstsammlungen''
veröffentlicht. Aus einer Reihe von Zeugnissen, die er geschickt
in Verbindung bringt, hat er die Überzeugung gewonnen,
dass dieser Raum zur Aufnahme der Privatbibliothek des
Papstes Julius IL bestimmt und dass darauf der Inhalt der
malerischen Ausschmückung berechnet war, die nichts an-
deres sei als die Illustrirung eines Bücberkataloges. Man
dürfe dabei freilich nicht an eine Bibliothek im modernen
Sinne denken; denn „die Bücher wurden damals nicht in
Wandschränken, sondern in freistehenden Pulten aufbewahrt."
Nur als Schmuck einer Bibliothek würden die Malereien ver-
ständlich. „Bücher haben die allegorischen Figuren in Hän-
den^ die oben auf den Thronen sitzen, nur der Justitia lassen
Schwert und Wage die Hände nicht frei; die Evangelien,
die ehrwürdigsten Bücher für die Christen, werden von
Engeln zu den Gläubigen hinabgetragen; Bücher schreiben
und lesen jene vier um das Sakrament versammelten heiligen
Väter, Bücher liegen verstreut am Boden, und Heilige wie
Laien in der Gemeinde sind durch ihren Besitz ausgezeich-
net; Rollen und Schriften halten jene, die sich der geheim-
nisvollen Gegenwart der Musen erfreuen; Bücher und Tafeln
in allen Händen auf der Schule von Athen; Konzipiren,
Schreiben, Lesen, Erklären der Schriften in allen Winkeln,
so dass sich kaum eine Beziehung zu den Schriftwerken er-
denken ließe, die hier nicht ihren sinnlichen Ausdruck ge-
funden hätte. Selbst jene zwei höchsten Philosophen sind
nur durch ihre zwei berühmtesten Bücher bezeichnet; ein
Buch fasst der Papst mit den Gesetzen der Kirche, und
Justinian sitzt dort, ein Buch, sein berühmtes Corpus vor
sich. Auf den Grisailles unter dem Parnass werden auf
einer Seite Bücher in einem Marmorsarkophage gefunden,
auf der anderen Seite Bücher verbrannt. Es giebt kein
zweites Werk der bildenden Künste, in dem Bücfier eine so
große Rolle spielen, in dem alles von Büchern ausgeht, alles
auf sie zurückbezogen wird.'*
*^* Fortsetzung der Ausgrabungen in Trqja, Frau Schlie-
mann hatte in dem Vorwort zum letzten Bericht ihres ver-
storbenen Gatten über die Ausgrabungen in Troja das Ver-
sprechen gegeben, die durch den Tod ihres Mannes unter-
brochenen trojanischen Grabungen fortzusetzen und zum
Abschluss zu bringen. Dieses Versprechen soll, wie der
„Reichsanzeiger" meldet, jetzt eingelöst werden; die Aus-
grabungen sollen gegen Mitte April beginnen und werden
voraussichtlich etwa drei Monate dauern. Ihre Leitung ist
von Frau Schliemann dem früheren Mitarbeiter ihres Mannes,
Herrn Professor Dörpfeld, erstem Sekretär des Kaiserlichen
archäologischen Instituts in Athen, übertragen worden, dem
noch einige deutsche Mitarbeiter zur Seite stehen werden.
Während der Dauer der Ausgrabungen sind diese HeiTen
gern bereit, allen denjenigen, welche Troja besuchen, die
Ruinen zu erklären und ihnen beim Studium behilflich zu
sein. Da über den Zustand der Ruinen und ihre Bedeutung
nicht immer richtige Ansichten herrschen, ist es im Interesse
der Wahrheit sehr erwünscht, wenn möglichst viele Fach-
männer sich zur Reise nach Troja entschließen und die
Ruinen selbst untersuchen wollen. Die Zeit dazu ist nicht
zu versäumen, weil die Ruinen und Erdschichten wegen ihrer
einfachen Bauart und geringen Festigkeit voraussichtlich den
zerstörenden Einflüssen der Witterung nicht lange Wider-
stand leisten werden. Angaben über den besten Weg zur
Reise nach Hissarlik- Troja findet man in den bekannten
Reisehandbüchern; doch ist auch der Leiter der Ausgrabun-
gen zu jeder näheren Auskunft bereit.
ZEITSCHRIFTEN.
Arehitektonlsehe Rimdsehau. 1892/98. Heft 5.
Taf. 33/35. SchloBsPflugensberg bei Eisenach; erbaatvonL. Neher
des Herrn Leving^r in Landau (Pfalz); erbaut von Prof. L. Levy
in Karlsruhe. — Taf. 38. Bazargebäude in Groß-Lichterfelde : er-
baut von Baumeister R. R. Hintz daselbst. — Taf. 39. Kaiser-
Eimmer im Bahnhof der Berlin-Magdeburger Eisenbahn in Pots-
dam; umgebaut von Gremer und Wolffenstein, Architekten
in Berlin. — Taf. 40. Vasen vom Sommersitz des Prinzen Eugen
von Savoyen, Schlosshof im Harchfelde (Niederösterreich); auf-
fenommen von den Architekten F. A. Oh mann in Prag und
. Kriegbammer in Wien.
Die Kunst für Alle. 1892/93. Heft 11.
Von alten und neuen Porträts in London. Von 0. Donner von
Richter. (SchlussO — Aus dem deutschen Künstlerverein in
Rom. Von Dr. H. Barth. — Rundschau. Von Fr. Pecht.
Gewerbehalle. 1898. Heft 8.
Taf. 17. Schmiedeeisernes Thor* entworfen von F. Horarik,
ausgeführt von J. Horarik. — Taf. 18. Initialen; entworfen von
K. Kaufmann in München. — Taf. 19. Schmuokschränkchen ;
entworfen von D. Kropp jun. in Bremen. — Taf. 2o. Omamen-
tale Details von persischen MessinggefUßen ; aufgenommen von
R. Knorr in Stuttgart. — Taf. 81. Entwurf zu einem Stuck-
plafond. Von t Baurat 0. Hi es er. — Taf. 28. Stuhl in geschnitz-
tem Nussbaumholz (Venedig 1560) im South Kensington Museum
in London ; aufgenommen von A. Meze y in Budapest. — Taf. 23.
Thürklopfer im Kunstgewerbemuseum in Köln ; aufgenommen von
Fr. St an g er daselbst. — Taf. 24. Betstühle aus der St. Johannis-
kapelle am Donaukanal in Wien (18. Jahrhundert); aufgenommen
von A. Roth daselbst.
Mitteilangen der k. k. Gentralkommission zur Erfor-
schimg and Erhaltangr der Kunst- und historischen
Denkmale. 1892. Heft 8 u. 4.
Die Bilderreste des Wigalois-Cyklus zu Runkelstein. III. Von
E. K. Graf Wald stein. — Böhmische Zinngefäße. III. Von F.
Ritter v. R2iha. — Ein Warenhaus aus dem Mittelalter in Prag.
Von A. Wiehl. — Paläolithische Fundstellen in der Wachau
(Niederösterreich). Von L. H. Fis.cher. — Die alten Brunnen
von Olmtitz. Von A.Nowak. — Ältere Grabdenkmale in Kärn-
ten. II. Von L. V. Beck h-Widmanstett er. — Die Wallfahrts-
kirche zu Kiritein. Von A. Prokop. — Beiträge zu einer Bau-
gesohichte der Veste Wildberg bei Hom in Nieder.österreich. Von
F. Ende. — Die Durchforschung am Hr&dek in G&slau im Jahre
1891. Von Gl. Germ&k. — Die Kirchen von Gemic und Strobnic.
Von J. Branis. — Die prähistorische Ansiedlung bei Sittich
und bei Malnioe in Krain, dann die römische Ansiedlung bei letz-
terem Ort. — Der wälsche Hof in Kuttenberg. Von J. BraniS.
— Burg Buohlan in Mähren. Von A. Prokop. — Ausgrabungen
in Mautem an der Donau 1890 und 1891. Von L. Karner. —
Zur Bedeutung der heraldischen Forschung (der Wappenkunde)
für das Kunstgewerbe. Von L. v. Beckh-Widmanstetter.
— Alte Grabdenkmale aus Mähren. Von V. Houdek. — St. Mar-
tinskapelle bei Ludesoh.
The Hagasdne of Art März 1898. Hr. 149.
The National Gallery of british art, and Mr. Tate's GoUection.
I. Its history. Von H. Spiel mann. — Reginald Easton, Minia-
ture-painter. Von W. P. Frith. — Italian painting and the
late Giovanni Morelli. — .The portrait of a poet". By Jacopo
Palma (Q. I- Von W. F. Dick es. — The home-life of John Leech.
Von H. Silver. — „The prelude". Gemalt von C. S. Fearce,
gestochen von S. A. Seh off. — Formal Gardens. — The indian
letal-work ezhibition at the imperial institute. Von G.Birdwood.
279
Inserate.
280
Inserate.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und überaimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[598] Th, Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Gemäldesaal in FranMurt a. M.
Ansstelliingeii und Auktionen Ton Gem&lden, Antlqnltftten und Knnstgegen-
stJInden. — Kataloge auf Wunsch gn»ÜB und franko durch Bndolf Bani^ei in
Franlmirt a« M«, KunstauktionsgeschlUft, gegr. 1869. [468]
Oemftlde alter Meister.
Der Unterzeiohnete kauft stets benrorragsude Originale alter Heister, Torsflglioh der
niederl&Ddisohen Sohnle, Termittelt anfb schnellste und saohverstilndiiste den Verkauf
elBseluer Werke, wie kompl. Sammlungen und ftbeniimmt Aufträge Ar alle grttfieren
Oemaldeaaktionen des In- und Auslandes.
Potsdamerstraie 8. (679] JOBOf TL BclialL
Kunsthandlung HUGO 6BOSSER, JLeipzig.
Sondergeschäft für Photographie.
Verti'etung und Musterlager der Photogr. Anstalt
A.<1« Si*a,iiii & Oo«, I>oi*na.eli« [507]
Dresdener Kunstaiiktlon:
Montag, den 20« Milrz und folgende Tage versteigern wir eine kleine, aber
kostbare Sammlung von:
Kupferstiche alter Meister, Kupferstiche des 18. Jahrhunderts,
Farbendrucke und Sehwarzkunstblätter.
Eiuige Yorzflgllche moderne Kupferstiche, Handzeichnungen
und Aquarelle neuer Heister.
Kataloge gratis und frei. V. Zahn A Jaensch,
Kunstantiquariat.
'"'--S^^ Verlag von E. A. Seemann in Leipzig, -«^^s^
^\J''^.^\^ w V/
^ ^^ *.X \^ ^
deutsche Xoniurrenjen.
Eine Sammlung Interessanter Entwürfe aus den Wettbewerben deutscher Architekten.
Zusammengestellt und herausgegeben
Jaeob BureUnrdt's
Cicerone.
^ 6. Auflage, s
Auf Terschiedentlich geäußerten
Wunsch habe ich mich Teranlasst
gesehen, das alphabetisch nach
Städten geordnete, eine bequeme
Übersicht bietende
Register
zum 2. Teile, Mittelalter und Neue
Kunst, des « Cicerone* auch
mit Papier dnrchscliosseii
herstellen zu lassen.
Der Preis eines durchschossenen
Exemplars des Registers ist 4 Mk.,
der Preis des ganzen Werkes er-
höht sich bei durchschossenem
Register um 1 Mk., also geb. von
16 auf 17 Mark.
Das Register ist bei dieser neuen
Auflage mit den zur Orientirung
in Museen, Kirchen und Kunst-
sammlungen größeren ümfanges
nötigen Vermerken versehen und
kann als bequemer Führer in der
Brusttasche mitgefuhrt werden.
E. A. Seemann in Leipzig.
von
Prof. A. Neumeister, Eeg.-Bamneister, und Prof. E. Häberle,
Karlsruhe, Baden.
Krschienen sind lieft 1 — 9; demnächst erscheint Heft 10: Kirch enkonknrrenz
in Pforzheim.
Soeben erschienen und stehen auf
Verlangen gratis u.franko zu Diensten:
Lagerkatalog 30^.
Malerei n. Knpferstiehkunde.
ca. KKX) Nummern.
Kunstgewerbl. Nitteilunpi IV.
Textilgewerbe, Kostüme, Feste.
ca. 600 Nummern.
Kiinstgewerbl. Nitteilnngen V.
Keramik, Olas, Hosaik.
ca. 300 Nummern. [6&2]
Frankfurt a. H.
Joseph Baer & Co.
Buchhändler und Antiquare.
Inhalt: Die Winterausatollung im Künstlerliau»e au Budapest. — Deutsche KoDkurrenzen. — Karl von Gontard. — Dr. B. Haendcke: Die
Pannerträger der dreizehn alten Orte nach den Holzschnitten Urs Grafs; Ch. Hülsen: Das Forum Romanum. — J. Pettie t;
H. Schlesinger f; A. Wittig f. — Dr. 0. Gurlitt. — Konkurrenz um den Bau des Märkischen Provinzialmuseums in Berlin. — Er-
werbung von Studien Geselschap'H für die Berliner Nationalgalcrie; Jahresausstellung in Prag; Akademische Kuostansstellung
iu Berlin. — Eine neue Erklärung der Raffaerschen Fresken in der Stanza deUa Segnatura im Vatikan; Fortsetsung dsr Aus-
grabungen in Troja. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion yerantwortlich Artur Seemann, — Druck von Au^guM Pries in Leipzig.
Die.ser Nummer liegen 2 Prospekte boi: 1) von G. Hirth'» Verlag. Mfinchen, betr. R.Muiher, Geschichte der Malerei
im 11). Jahrhundert. 2} von Schleicher k ScliUlly Papierfabrik, Düren | betr. Festschachteln, die wir der Beachtung
der Leser empfehlen.
/-/
KUNS
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbe vereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN SW.
Heagftflse 68. TeltowentraBse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Jahrgang.
^jff^
1892/93.
Nr. 18. 16. März.
Die Kunstohronik erscheint als Beiblatt sai «Zeltsohrift fttr bildende Kunst" und cum «Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfastt 88 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift fttr bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, fc so Pf. f&r die dreispaltige Petitieile, nehmen auBer der Yerlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasens tein k Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.
ZU HEINRICH VON BRUNN'S FÜNFZIG-
JÄHRIGEM DOKTORJUBILÄUM.
Am 20. März werden es fünfzig Jahre ^ dass
Heinrich Brunn von der Universität Bonn zum
Doktor promovirt wurde. Freunde und Schüler
haben beschlossen, an diesem Tage seine Büste, in
Marmor ausgeführt, im archäologischen Institute
auf dem Kapitol, der Stätte seines langjährigen
Wirkens, aufzustellen. Der Tag, an dem ein halbes
Jahrhundert einer Laufbahn, die wie wenige für die
wissenschaftliche Erkenntnis der alten Kunst segens-
reich gewesen ist, sich erfüllt^ ist ein Festtag für
die gesamte Kunstwissenschaft, und diesen der
Kunst und ihrer Erforschung im weitesten Sinne
gewidmeten Blättern geziemt es, seiner an hervor-
ragender Stelle zu gedenken.
unter ihren Lesern ist keiner, dem erst gesagt
zu werden brauchte, was Heinrich Brunnes Name
für die Kenntnis der antiken Kunst bedeutet. Oiebt
es doch kaum einen Teil der archäologischen
Wissenschaft, der nicht von ihm in weitestreichender
Weise beeinflusst worden wäre, von ihm nicht die
fruchtbarsten Anregungen empfangen hätte. Wie
er in seiner ersten großen Arbeit, der aus den litte-
rariscben und inschriftlichen Quellen erschlossenen
äußeren Geschichte der Kun§t in allen ihren Zwei-
gen, einer neuen Disziplin, der Künstlergeschichte,
die Wege wies, so hat er in zahlreichen, zumeist in
den Publikationen des archäologischen Instituts und
der bayerischen Akademie niedergelegten Einzel-
schriften die Gesetze der inneren Entwickelung der
griechischen Kunst zu ergründen gesucht. Auch
vor den verwickelten Problemen der etruskischen
Kunst machte er nicht Halt; ein gut Teil von dem»
was heute an Aufhellung dieses dunklen Gebietes
vorhanden ist, ist Brunn's Verdienst Und nicht
minder reich ist der Ertrag, den seine Thätigkeit
i^r die gegenständliche Erklärung der alten Kunst-
werke geliefert hat, von den Darstellungen der be-
malten Vasen bis hinauf zu den hochentwickelten
Kunstgebilden in Fries und Giebeln eines Par-
thenon.
Aber mit der litterarischen Produktion, so
reich und umfassend dieselbe auch ist, und so be-
fruchtend sie sich auch dort erwiesen hat, wo sie
Widerspruch gefunden, erschöpft sich nicht, was
Brunn's einzige Stellung in der Archäologie der
Gegenwart begründet Erst als Sekretär des archäo-
logischen Instituts in Rom, dann seit nahezu einem
Menschenalter als Lehrer an der Universität München
war es ihm vergönnt, mit lebendigem Wort und
Beispiel auf Generationen von Forschern einzu-
wirken, ihnen seine Art, die Kunstwerke zu sehen
und aufzuflEussen, persönlich mitzuteilen. Ein großer
Teil derer, in deren Händen heute die Pflege
archäologischer Wissenschaft liegt, hat so in nähe-
rem oder fernerem Schülerverhältnis zu Brunn ge-
standen, und über die Grenzen der antiken Kunst
hinaus entreckt sich diese seine Wirksamkeit
Was den kunstgeschichtlichen Untersuchungen
Brunn's ihren eigensten Stempel aufdrückt, ist die
Methode, die er selbst ab Analyse der Formen be-
zeichnet: er zerlegt die künstlerischen Ausdrucks-
und Vortragsmittel, aus denen der Stil sich zu-
sammensetzt, in ihre Elemente, um so die kQnst-
io di
283
Za Heinrich von Brunnes fünfzigjährigem Doktorjubiläum.
ft
284
lerische Eigenart der Werke in voller Schärfe zu
erfassen. Die Studien über die Bildwerke yon
Agina, Olympia, Pergamon, die verschiedenen Ar-
beiten aber die nordgriechische Kunst sind, um nur
die hervorragendsten anzufahren , Beispiele dieser
Methode.
Aber nicht bloß zur Gewinnung kunstgeschicht-
licher Erkenntnisse verwendet Brunn seine Methode.
In einer Reihe von Aufsätzen tritt er mit der gleichen
Betrachtungsweise an plastische Schöpfungen der
griechischen Kunst heran, um klarzulegen, durch
welche Mittel in denselben der künstlerische Aus-
dinick eines bestimmten Gotterideals erreicht wird.
Wenn wir bei diesen Arbeiten etwas eingehender
verweilen, so geschieht es deswegen, weil Brunn
dieselben jüngst, mit zahlreichen Lichtdrucktafeln
und Textabbildungen geschmückt, zu einem Bande
vereinigt^) und damit den besonderen Wert be-
kundet hat, den er selbst diesen Studien beilegt.
In der That, kaum irgendwo prägt sich die wissen-
schaftliche Eigenart Brunn's so scharf aus, wie in
diesen Aufsätzen, die sich in ihrer von gelehrtem
Beiwerk freien, nicht selten poetisch gehobenen
Darstellung an weiteste Kreise wenden: und indem
dieselben Arbeiten aus den verschiedensten Perioden
von Brunn s wissenschaftlicher Thätigkeit umfassen
— der älteste Aufsatz stammt aus dem Jahre 1846,
der jüngste, bisher ungedruckte, trägt das Datum
1892 — bieten sie zugleich das seltene Beispiel
einer durch ein ganzes Leben hindurch bewusst und
klar festgehaltenen Idee.
Diese Idee ist in kurzen Worten die folgende.
Indem der griechische Künstler bei SchafiFung einer
Gottergestalt ein bestimmt erfasstes Ideal vor Augen
hat, geht er von der Gestaltung jener Organe aus,
in denen das charakteristische Wesen jenes Ideals
sich am deutUchsten ausprägt, und dieser ausdrucks-
vollste, charakteristischste Teil bedingt dann weiter
die Bildung der übrigen. So führt der Au&atz über die
Farnesische Hera den Gedanken durch, wie bei der
Schöpfung derselben die Homerische Vorstellung der
„ochsenäugigen Hera* maßgebend gewesen ist, wie
sich demgemäß die Charakteristik in der Bildung der
Augen konzentrirt und von dieser alle übrigen
1) Griechische Götterideale in ihren Formen erläutert
von Heinrich Brunn. München 1893, Yerlagsanstalt ftlr
Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrich Bruckmann. —
Die Titel der einzelnen Aufsätze sind: Hera Farnese. Hephae-
stos und Odysseus. Hypnos. Meermedusa. Demeter von
Knidos. Medusa. Die Personifikation des Meeres in grie-
chischer Plastik. Apollo Giustiniani. Asklepios und Zeus.
TeUe des Kopfes bestimmt sind. Ähnlich geht die
Gestaltung des Schla^ottes von dem homerischen
Bilde eines Vogels aus. Wie femer in dem Kopf der
Demeter von Enidos die milde Trauer und verhal-
tene Schwermut der ihres Kindes beraubten Mutter
an dem Gegensätze mit dem unbefriedigten, leiden-
schaftlichen Sehnen eines Triton besonders erläutert
wird, so bedient sich Brunn auch sonst noch des
gleichen Mittels, um beispielsweise durch Gegen-
überstellung eines Odysseus das Wesen des He-
phaistos, oder des Zeus von Otricoli einmal die
Bildung des Meergottes in der vatikanischen Ro-
tunde, das andere Mal die des Asklepios von Milo
schärfer erfassen zu lassen, oder, wie in dem Auf-
satz über den Apollo Giustiniani, zu zeigen, wie
durch Betonung verschiedener Seiten desselben
göttlichen Wesens verschiedene künstlerische Typen
entstehen.
Brunn hat es für richtig befunden, die Auf-
sätze in ihrer ursprünglichen Fassung unverändert
abzudrucken. Er selbst weiß es, wie mancher Bau-
stein seither seine Brauchbarkeit eingebüßt hat, und
ihn am allerwenigsten braucht man wohl daran zu
erinnern, wie seine Betrachtungsweise den Gesichts-
punkt historischer Entwickelung nicht ausschließt:
giebt er doch selbst mehrfach, wie in den Auf-
sätzen über die Hera oder Medusa, Belege dafür.
Aber für das Urteil kommt es nicht auf das einzelne,
sondern auf dasjenige an, was Brunn' selbst als
den maßgebenden Gedanken für diese Studien be-
zeichnet, das ist „die Begründung des Satzes, dass
das geistige Verständnis idealer künstlerischer
Schöpfungen sich nur gewinnen lässt auf der Ghrund-
lage einer gründlichen Analyse der Form*.
In geistiger Frische begeht Brunn seinen Ge-
denktag. Noch harren zahlreiche Entwürfe ihrer
Vollendung, so vor allem die griechische Kunst-
geschichte, von der er in den letzten Jahren mehr-
fach Proben veröffentlicht hat und die zu erläutern
die unter seiner Leitung von Bruckmann heraus-
gegebenen „Denkmäler griechischer und römischer
Skulptur* bestimmt sind. Möge der wiederkehrende
Frühling dem verehrten Meister auch die volle kör-
perliche Rüstigkeit bringen, damit er der Wissen-
schaft ganz gebe, was von ihm noch zu erwarten
er sie berechtigt hat!
Korn. EMANUEL LÖWY.
285
Die Ausstellnng der „Vereinigung der Elf' in Berlin.
286
DIE AUSSTELLUNG DER ^VEREINIGUNG
DER ELF* IN BERUN.
Dem Eonventikel der Münchener n^V, das zur
Hälfte aus überzeuguDgsyollen Naturalisten, zur an-
deren Hälfte aus Verirrten und VerbllifFten bestand,
ist nach einer kurzen Zwischenherrschaft am 5. März
im Schulte'schen Salon die zweite Ausstellung der
noch Yom vorigen Jahre in schreckensvollem An-
denken stehenden ,,Elf ** gefolgt Während der Zeit
des Interregnums machten sich verschiedene Par-
teien ungefähr im Paritätsverhältnis geltend: die-
jenigen, die heute Idealisten und Schönförber ge-
scholten werden, weil sie Wahrheit und Schönheit
zu vereinigen suchen, durch Edgar Meyer, der eine
Reihe fein gestimmter, mit edelsten koloristischen
Reizen erfbllter Landschaften, Marinen und Straßen-
ansichten aus Venedig und Umgebung ausgestellt
hatte; die kecken Realisten durch die Brüsseler
David und Pierre Oyensj die in Innenräumen mit
Figuren auf die Wiedergabe der raffinirtesten Be-
leuchtungskomplikationen ausgehen, und die natu-
ralistischen Ultras durch den in München gebildeten,
jetzt in Holstein lebenden Hans Olde^ der in seinen
Landschaften zu allen Jahreszeiten wahre Orgien des
Farbentaumels vollführt Die «Elf*, die jetzt ans
Ruder gelangt sind, haben dem Ruf, der ihnen vor-
aufging, keinen Abbruch gethan. Das verflossene
Jahr ist an ihnen fast spurlos vorübergegangen.
Die extremen Naturalisten sind nur noch etwas
starrsinniger, fanatischer und formloser geworden,
und die anderen haben sich von ihrer Art nicht ab-
bringen lassen. Das ist ein höchst verdächtiges
Symptom, das dafür spricht, dass auch diese kaum
ins Leben getretene Vereinigung bereits unter dem
Zeichen der Sezession steht
Eine geistige Gemeinschaft zwischen den Elf
oder auch nur ein gemeinsames Streben war schon
bei ihrer ersten Ausstellung nicht zu bemerken.
Diese zweite Ausstellung zeigt eine noch stärkere
Kluft. Was haben die Landschafts- und Marine-
maler Müüer'KurxweUy und Schnars-Alquist mit Na-
turalisten vom Schlage Liebermann's zu thun? Die
Strandlandschaften des ersteren haben vornehmlich
durch den Reiz der poetischen Stimmung und durch
den Schmelz des geschmeidigen^ fast flaumigen
Kolorits auf das große Publikum gewirkt, und das
passt nicht in das System der Naturalisten, die auch
unter den «Elf^ das erste Wort führen und darum
ein Bild Kurzwelly's, vielleicht weil es gar zu schön
gemalt war, voü ihrer Ausstellung zurückgewiesen
haben. Der Hamburger Schnars-Alquist ist ein
Marinemaler, der mit großer koloristischer Gewandt-
heit allen atmosphärischen Stimmungen gerecht
wird, daneben aber ein starkes Gewicht auf korrekte
Zeichnung und. plastische Darstellung legt. Streng
genommen also auch einer, der nach naturalisti-
schen • Begriffen ins alte Eisen gehört. Der in
München gebildete J. Alberts schildert in überaus
trockenen Abschriften nach der Natur Land und
Leute der Halligen, jener Nordseeinseln, auf denen
sich ein eigenartiger Menschenschlag in alten Ge-
wohnheiten erhalten hat: das Innere karg ausge-
statteter Gotteshäuser, einen Friedhof, Fischer und
Landleute daheim und im Freien, herb und nüchtern
in Zeichnung und malerischer Durchführung. Ein
vollends unsicherer Kantonist ist der BerUner Hugo
Vogel, der sich schon durch das Bildnis Robert
Dohme's, eine Art ^ Symphonie in Blau und Grün"^
und durch einige niederländische Innenräume mit
Figuren als entschiedenen Anhänger der , neuen
Kunst* ausgewiesen hatte und jetzt plötzlich nüt
zwei Bildnissen, dem einer jungen Dame in weißer
GeseUschaftstoilette und dem eines jungen Orgel-
spielers, erscheint, die wieder in seinem alten, vor-
nehmen Stil, in jener maß- und geschmackvollen
Ausdrucksform gehalten sind, zu der er den Grund
in der Düsseldorfer Schule gelegt hat. Eine neutrale,
oder doch ziemlich indifferente künstlerische Persön-
lichkeit ist der Porträtmaler G. Mosson^ dessen
Bildnis des vor seiner Staffelei eine Cigarette
rauchenden Malers Fr. Stahl nur durch den hellen,
sonnigen Ton und durch die nachlässige Haltung
des Dargestellten für die neue Richtung zeugt. Ein
anderer der Elf, der Berliner Landschaftsmaler Wolter
Leistikow, hat seinen Naturalismus gegen das vorige
Jahr sogar erheblich gemäßigt. Die Mehrzahl seiner
ÖlbUder und Pastellzeichnungen sind ungemein reiz-
voll durch die Feinheit des Tons, durch die duftige
Zartheit der Behandlung und durch die poetische
Stimmung, alles Eigenschaften, die den vor der na-
turalistischen Episode entstandenen Landschaften
des noch jungen Künstlers schnell allgemeine Be-
achtung errungen haben.
Stärker scheinen sich dagegen die naturalisti-
schen Neigungen bei Hans Herrmawn und Fr. Stahl
ausgebildet zu haben. Ersterer bemüht sich, in der
Lindenallee einer holländischen Stadt, die von kleinen
Mädchen belebt ist, die vor der Schule ihre kind-
lichen Spiele treiben, vergeblich, die .Symphonie
von Blau und Grün*" zu stände zu bringen, während
eine holländische Bleiche mit Wäscherinnen wieder
287
Vom engliBcben Büchermarkt.
^88
die gesunde Frische der Naturanschauung zeigt, die die
Bilder Herrmann'Si trotz häufiger Wiederholung der
Motive, immer anziehend macht. — Zwei Skizzen
von Friedrich Stahl ^ »Ein Windstoß* (Motiv aus
Brüssel) und »Aus einem Pariser Eonzertgarten",
befinden sich noch so sehr in dem Zustande der
ersten rohen Andeutung, dass sie f&glich im Atelier
des Künstlers hätten bleiben sollen. Eine öffentliche
Kunstausstellung ist doch kein Institut zur Ent-
zifierung von Hieroglyphen! Wir haben darin wohl
nur ein Zugeständnis an die Häupter der »Elf zu
sehen; denn in der zu gleicher Zeit bei Amsler und
Ruthardt eröffneten zweiten Ausstellung der »Gesell-
schaft deutscher Aquarellisten *" sind Herrmann und
Stahl mit Bildern vertreten, deren künstlerische
Auffassung und koloristischer Stil die beiden
Künstler noch durchaus in ihrem alten Fahrwasser
zeigen.
Danach bleiben nur noch Max Liebermann, L.
V, Hofmann und Fra/nx Skarbina übrig, die freilich
alles aufgeboten haben, um das Siegel, das sie der
vorjährigen Ausstellung aufgedrückt hatten, auch
der diesjährigen zu erhalten. Unter den Lieber-
mann'schen Bildnissen befinden sich zwei, in denen
wenigstens ein Streben nach tieferer Charakteristik
unter der schludrigen Ausführung emporkeimi Da-
für zeigt sich in den »Holländischen Waisenmäd-
chen* in einem Park, das, vermutlich als staunens-
wertes Specimen deutscher Kunst, f&r die Galerie
in Straßburg i. E. angekauft worden ist, wieder der
alte Liebermann in seiner uns völlig unverständ-
lichen Vorliebe für das fingerdicke Hinstreichen der
weißen Lichter, das seinen Ölgemälden ein relief-
artiges Aussehen giebt. Wir begnügen uns mit
diesen Andeutungen, da sich demnächst die »Zeit-
schrift« näher mit Liebermann beschäftigen wird.
Auf die grotesken Phantasieen von L. v. Hofmann
näher einzugehen, könnte den Schein erwecken, dass
man sie ernst nimmt Diese Landschaften und Strand-
büder, die ihr Schöpfer übrigens selbst zum Teil
als »Eindrücke und Phantasieen« bezeichnet, haben
trotz ihres kecken, jedem gesunden Gefühl Hohn
sprechenden Gebahrens nicht einmal den Vorzug
der Originalität. Franzosen und Schotten haben
dergleichen schon mit viel feinerem Sinn für wirk-
liche Farbensymphonieen gemalt. Hofmann's Eigen-
tum scheinen nur die scheußlichen, dürren Ge-
spenster zu sein, mit denen er seine Landschaften
belebt und die vermutlich Nymphen, Nixen oder
ähnliche Elementargeister, vorstellen sollen. Am
bedauerlichsten ist es, dass Franz Skarbina seine
ursprüngliche Kraft, den Reichtum und die Fülle
seiner Beobachtungen immer mehr in Experimenten
verzettelt, die alle auf dasselbe Ziel hinauslaufen,
die verzwicktesten Beleuchtungsprobleme zu allen
Tages-, Nacht- und Jahreszeiten zu lösen. Vor-
arbeiten und immer wieder Vorarbeiten, gelungene
und misslungene, bald fein und poetisch empfunden,
wie z. B. das Liebespaar im Park an einem Sonuner-
abend, bald nur auf die rohe, materielle Wirkung
ausgehend, und das wiederholt sich jahraus, jahr-
ein, ohne dass sich das große Werk einstellt, in
dem endlich einmal die Summe aus diesen Experi-
menten gezogen wird. ADOLF ROSENBERG,
VOM ENGLISCHEN BÜCHERMARKT.
Das Königshaus der Stuarte, „r/te Royal Ilouse
of Stuart y ist ein prachtvolles Werk, welches 40
kolorirte Platten nach Zeichnungen von W. Qipp
enthält, die in ihrer Art das Vorzüglichste in Chromo-
lithographie darstellen, was bisher in diesem Fache
geleistet wurde. Reiche Silber- und Goldeinlagen er-
hohen den äußeren Glanz des bei Macmillan heraus-
gekommenen und der Konigin gewidmeten Werkes.
Der beschreibende Teil des Buches ist durch eine
Autorität auf antiquarischem Gebiet, St John Hope,
verfasst*und mit einer Vorrede von Skelton versehen. —
Selten hat eine regierende Familie solchen Zauber auf
die Gemüter ausgeübt, wie die der Stuarts, welche
gleich den maurischen Königen von Granada mit
Recht als die Unglücklichen bezeichnet werden können.
Die Liebenswürdigkeit und Schönheit verschiedener
ihrer Angehörigen, deren Thorheiten und die Zähig-
keit, mit der sie ihrer Sache anhingen, die Abenteuer
sowie der tragische Tod mehrerer ihrer Mitglieder
haben dem ganzen Königshause das allgemeine In-
teresse und eine gewisse Zuneigung erworben. Die
Thatsache, dass viele Stuarts französische Prinzen
und Prinzessinnen heirateten, mag wohl mit dazu
beigetragen haben, den Sinn der schottischen Könige
für Kunst und Litteratur zu heben. Aus diesem
Grunde haben die Reliquien der Stuarts in der Regel
außer dem geschichtlichen und antiquarischen In-
teresse auch einen ungewöhnlichen künstlerischen Wert,
da sie vielfach die Werke von Künstlern ersten Ranges
aus der italienischen, französischen, spanischen und
niederländischen Schule sind. Die Reichskleinodien
nehmen mit die erste Stelle ein, aber auch Bildnisse der
Königin Maria, Jacobs L, Karls I., Karls IL, Jacobs II.,
Jacobs III. und des Prätendenten Karl Eduard haben
hohen Kunstwert. Die schönsten Miniaturen, die auf
i
289
Vom englischen Büchennarki.
290
die Stuart-Epoche Bezug habeo, besitzt der Herzog
von Bucdeuch und Lord Galloway, während die
seltensten Eupfersticlie in dieser Hinsicht sich in der
Sammlung des Herrn A. Morrison befinden. Das
älteste Kunstwerk jenes Zeitabschnittes ist jedenfalls
das Cüborium, welches Malcolm, Konig von Schott-
land (1056), besessen haben soll. Dem Interesse fttr
die Reliquien der Maria Stuart kommt am nächsten
das (tbr Karl L, ihren unglücklichen Enkel, und
dessen Kinder. Sobald wir uns aber dem Ende des
17. Jahrhunderts nähern, mehren sich die Denk-
mäler zwar der Zahl nach, nehmen aber daf&r an
Formyollendung und Schönheit entschieden ab. Der
dem letzten Mitgliede aus dem Königshause der
Stuarts, dem Kardinal von York, einst gehörige,
prachtvoll geschnitzte Elfenbeinkasten wurde im
vorigen Jahre för einen sehr hohen Preis bei Christie
öffentlich verkauft.
Der Verfasser der Vorrede zu obigem Werk,
John Skelton, der viele Jahre dem Studium der Lebens-
geschichte der Maria Stuart gewidmet, wird eine
Biographie der Königin herausgeben, welche in der
Hauptsache eine Verteidigung derselben bildet.
Die Porträts und Illustrationen sind nach Originalen
angefertigt, welche die Königin Viktoria, die franzö-
sische Regierung, Lord Salisbury und die hervor-
ragendsten „Stuart-Sammler* zu diesem Zwecke zur
Disposition gestellt haben. —
Das „Handbuch der griechischen Kunst und Archäo-
logie*^ von A. S. Murray, dem Kustos der griechischen
und römischen Altertümer im British Museum, ist
sicherlich in seiner Art das bedeutendste neuere
Werk in englischer Sprache. Der Verfasser sagt in
der Einleitung: «Unter dem Einfluss der Entwicke-
lungslehre hat sich das Studium der griechischen
Kunst in Oeschichte und Wissenschaft verwandelt"
— Das Werk beginnt mit der Kunst der frühesten
Zeiten und der primitivsten Form in Griechenland,
und führt uns mit Meisterhand bis auf den Zenith
der Schönheit Der Autor trägt uns mit bewunderns-
werter Sicherheit und Methode überwältigendes Mate-
rial in entzückender Form vor, indem er mit den
neuesten Resultaten der Entdeckungen in Hissarlik,
Mykenae, Tirjns und Olympia schließt. Das bei John
Murray herausgekommene Buch ist mit zahlreichen
Illustrationen geschmückt und behandelt jeden Zweig
griechischer Kunst in ihrer Entstehung und Vollen-
dung, so besonders Vasen, Bronzen, Gemmen, Skulp-
turen, Terrakotten, Wandmalereien, Architektur
und viele andere Dinge. Allein ausgenommen sind
die griechischen Münzen. Mr. A. S. Murray erklärt in
richtiger Erkenntnis: «Die griechischen Münzen in
' ihrer Reichhaltigkeit und Wichtigkeit erfordern für
sich allein ein Buch.'
Die Direktion des British Museum hat soeben
denjenigen Teil des Generalkataloges der Bibliothek
neu herausgegeben, der über den Artikel „Bibel^*
handelt. Der von dem Bibliothekar Mr. Martineau
verfasste Band enthält 242 Spalten mit 2700 Nummern.
Diese Zahl repräsentirt nur diejenigen Bücher, denen
das alte und neue Testament vollständig vorliegt.
Unvollständige Ausgaben, einzelne Bücher der Bibel
sowie die besonderen Ausgaben des alten und neuen
Testaments erhalten einen eignen Band im S[atalog.
Ebenso hat das zum British Museum gehörige, aber
in einem besonderen Gebäude, in Cromwell Road,
untergebrachte «Naturhistorische Museum* einen
neuen von Mr. Lydekker redigirten Katalog herausge-
geben, der sehr schöne Holzschnitte aufweist Dieses
Werk ist deshalb von ungewöhnlichem Interesse,
weil es mit viel Geschick vollständige Restaurationen
und Rekonstruktionen von Tieren veranschaulicht,
von denen nur einzelne Teile aufgefunden wurden.
Ein fiir Kunstliebhaber imd Sammler sowie für
Verwaltungen von Kunstinstituten und Händler fast
unentbehrliches Buch hat Mr. Bedford herausgegeben.
Leider ist die erste Auflage sofort vergriffen worden,
und eine neue Ausgabe dürfte vor ge^umer Zeit
nicht zu erwarten sein. Dieses Werk, welches mit
vielen Illustrationen versehen ist, giebt genauen Auf-
schluss über die hervorragendsten Verkäufe vbn
Kunstgegenständen in der Zeit von 1628 — 1888. Die
Anhäufung des Stoffes ist mit großer Gründlichkeit
und Sachkenntnis bewältigt. Die Gegenstände, der
erzielte Preis, der Käufer und Verkäufer sind, soweit
dies nur irgend möglich war, genau bezeichnet
„Die Grenzsteine NorthumberUmds** nennt sich
ein von John Bates verfasstes und von der antiqua-
rischen Gesellschaft herausgegebenes Werk, welches
uns neuen Aufschluss über mittelalterliche Architek-
turverhältnisse Englands bietet Die genannte Land-
schaft stellt hinsichtlich ihrer überreichen mittelalter-
lichen Erinnerungen etwa dasselbe in England dar,
wie dies in Frankreich mit der Touraine der Fall ist
Merkwürdigerweise ist gerade in demselben Augen-
blick ein ähnliches Werk in englischer Sprache von
Cook herausgekommen, betitelt »Die alte Touraine".
In jenem interessanten Werke werden 300 Schlösser,
feste Plätze und Türme in der Grafschaft Northumber-
land sehr eingehend besprochen. In dem zweiten
Buch handelt es sich im unbewussten Gegensatz zu
jenen rauhen und felsigen Elementen um das schöne
291
Vom englischen Bücbennarkt. — Bficherschau.
292
und liebliche Thal der Loire mit ihren glanzvollen,
sagenumwobenen Burgen und Schlössern. In beiden
Gegenden blühte der Feudalismus am kräftigsten
und längsten, aber namentlich in Frankreich erhielt
er an der Loire den Todesstoß durch die von
Ludwig XI. begonnene und von Richelieu vollendete
Politik. Das von Theodor Cook verfasste Buch ist
in London bei Percival und Comp, erschienen.
Endlich möge ein bei demselben Verleger er-
schienenes Werk „Die Morgenröte der Kunst'' von Äfartin
Conway erwähnt werden. — Kunstgewerblichen Inhalts
sind folgende Schriften: „lUusirirte Geschichte der
Kunstmöbel von lAtchfield'', . „Die Grundsätze des
Ornaments von James Ward'' und ein von G. Tanered
geschriebenes und von Spints verlegtes Buch, welches
sich mit MedaiUen und solchen Ehrenabxeichen befasst,
die von den frühesten Zeiten bis auf unsere Tage
für die Armee und Marine verliehen wurden.
findet Retbel als Historienmaler eine schöne Würdigung,
wie auch seine interessante Arbeitsweise, sein ,,realer Idesr
lismus". Eines vermisst man an der schönen Arbeit ungern
als Beigabe: ein authentisches Porträt des großen Toten,
dessen Lebenswerk besprochen wird. R. b.
BÜCHERSCHAU.
Alfred BetheL Eine Charakteristik von V&U Valentin.
(Ästhetische Schriften I.) Berlin, Emil Felber. 1892.
80. 60 S.
Nur die notwendigsten historischen Daten zur Klar-
stellung der künstlerischen Eigenart RetheFs, des großen
,^dealen Realisten*', verwendend, weiß der Autor, als wohl-
gesinnter Interpret des Künstlers, uns die Absichten des
letzteren in einer poetischen Auffassung zu yerdolmetschen,
die selbst dort, wo vielleicht zuviel hineingelegt wurde,
durch die Schönheit des Vortrags allein gewinnen wird.
Jeden&lls verdiente die zwar nicht ausgesprochene, aber
zweifellos vorhandene Tendenz, Rethers geniale Schöpfungen
auch einmal wieder dem Kunstfreund und der Gesamtheit
näher zu bringen, alle Unterstützung. Das hohe geistige
Ringen der Künstler der dreißiger und vierziger Jahre un-
seres Jahrhunderts ist wie in einem Brennspiegel zusammen
gefasst und gießt wieder seinen Glanz verklärend aus auf
die nicht ohne Schwärmerei gezeichnete Gestalt Rethel's.
Sein direkter Verkehr mit Philipp Veit in Frankfurt, wo-
hin er von Düsseldorf gegangen war, die Befruchtung seines
Geistes durch die GomelianiBchen Ideen, von denen er sich
aber nicht unterjochen ließ, der immer mehr sich heraus-
bildende Gegensatz zu seinem ersten Lehrer Schadow, das
Wachsen des Realismus in seinen Arbeiten, bei aller poeti-
schen Konzeption, die damit verbundene Vorliebe) für die
einen schnellen Ausdruck ermöglichende öltechnik, seine
Reise nach Italien und die an Michelangelo erinnernde
Tragik, dass ihm die liebste Arbeit zur Qual seines Lebens
wird, — das alles findet eine beredte Schilderung. Der
Hannibalzug und der Totentanz werden in ihren einzelnen
Blättern durchgesprochen und erklärt Etwas eingehender
hätten wir das Verlöschen des Feuers, das den zu früh Ge-
schiedenen auszeichnete, geschildert gewünscht. Wir hören
wohl von einer Gemütskrankheit, allein wir glauben, dass
eine nähere Motivirung und das Pathologische gerade bei
einer solchen Erscheinung so viel zur Aufklärung beiträgt,
dass es nicht, ohne den Stachel der Nichtbefriedigung hinter-
lassen zu haben, übergangen werden kann. Zum Schluss
C. Th. HeÜFeiuiteuL Bilder xu Goethe* s Dichtung mid
Wahrheit, Blicke auf die Stätten, an denen der Dichter
seine Kindheit verlebt. Frankfurt a.M., Verlag von Heinrich
Keller, 1893. M. 18.—
Das Werk, das nicht bloß für den Goethefreund interessant,
sondern auch kulturgeschichtlich wichtig ist, liegt in vierter
Auflage vor uns. Die Abbildungen bendien teils auf eigener
Anschauung Reiffenstein's oder auf „Mitteilung gewissenhafter
Personen". Trefirlich unterstützt wurde der Herausgeber bei
seiner Arbeit durch den Grundriss von Matthäus Merian
(1628), die Zeichnung von Salomon Kleiner (1728) und das
Morgenstem'sche Panorama von Frankfurt. Den Bildern
beigefügt sind die dazugehörenden Stellen aus Dichtung
und Wahrheit, so dass sich Wort und Bild gar trefiflich
gegenseitig erläutern. Das erste Bild führt uns die beiden
Häuser vor Augen, aus denen das Vaterhaus Goethe*s vor
dem umbau (1755) bestand. Vor der Hausthür steht das
Geräms, von dessen Bedeutung und Benutzung Goethe
ausf&hrlich auf der ersten Seite von Dichtung und Wahr-
heit spricht. pDie äußere Form und das Aussehen der
beiden Häuser*, sagt Reiffenstein, „sind natürlich auf dem
Wege der Mutmaßung hergestellt, doch mit besonderer
Benutzung der vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen. *"
Mit großer Freude dachte noch der alternde Goethe an die
schönen Stunden, die er als Kind, besonders beim Unter-
gang der Sonne im Gartenhause im zweiten Stock durch die
herrliche Aussicht von der Hinterseite des Hauses aus ge-
nossen hatte. Diese Aussicht führt uns das zweite schön
gelungene Bild vor Augen. In weiter Feme liegt der
Taunus und wird das Städtchen Höchst sichtbar. Die
Türme der Stadt schließen malerisch das innere Bild ab.
An der Stadtmauer liegt der Mohrengarten mit der Kegel-
bahn, „wo er die Kegelkugeln rollen und die Kegel fällen
hörte'', und hieran anschließend eine Reihe anderer prächtiger
Gärten, auf denen sehnsuchtsvoll das Auge des einsamen
Knaben ruhte. Heute ist die Pracht verschwunden, die neu
angelegte Kaiserstraße durchschneidet den Platz. Die Aus-
sicht, die Goethe nach vom heraus von seinem berühmten
Zimmer aus geboten wurde, war ganz anders geartet. Es
war der Blick auf die Straße, den Hirschgraben, insbesondere
das Haus der Brüder von Ochstenstein, das Reiffenstein auf
Blatt VI wiedergegeben hat Das Goethe^sche Haus nach dem
Umbau erscheint auf Blatt HI, ein Bild von dem Vorsaal im
ersten Stock, wo sich die bekannte Scene zwischen Goethe
und dem Grafen Thoranc abspielte, auf dem V. Blatte.
Die Richtigkeit des IV. Bildes, des Brunnens im Hofe,
an dem einst die Königin Luise von Preußen als Kind in
den glücklichen Tagen bei Frau Rat gespielt, ist von Goethe
selbst bestätigt worden. Der Braunen wurde 1823 von
Maler Rösel gezeichnet (von Rabe in Kupfer geätzt) und
in 12 Exemplaren an Goethe geschickt. Dieser sandte ein
Exemplar an Freund Klinger und eins an die Prinzessin von
Gumberland mit demselben Gedicht, das aber sonderbarer-
weise für keins von beiden passt Wo jetzt auf der Friedberger
Gasse das Hotel Dressel sich erhebt, lag früher Haus und Garten
des Stadtschultheißen Textor (Bl. VII). Hierher flohen Wolf-
gang und Cornelie „vor didaktisch -pädagogischen Bedräng-
nissen^', hier besorgt höchsteigenhändig der Stadtschultheiß,
293
EunsÜitteratnr. — KnnsfcblMter. — Nekrologe.
294
,,eme mitÜere Person swischen Alcinous und Laertes'S in
taJarähnlichem Schlafrock, auf dem Haupt eine fialtige schwarze
Sammetmütze und die altertämlichem Handschuhe vom Ffeiffer-
gericht auf den Händen, die feinere Obsi- und Blumenzucht
Das schOne und sehr klare Bild, das auf den Angaben von
Anna Maria Textor, einem Geschwisterkind Goethe's, beruht,
ist eine pr&chtige Illustration zuGoethe's genl&uer Beschreibung
und zeigt auch das Nebenhaus mit Garten, das früher
Textors gehörte. Das Haus wurde 1786 mit dem Tode des
Stadtschultheißen verkauft und brannte 1796 bei der Be-
lagerung der Stadt nieder, wie wir aus Frau Rats Schilderung
wissen. Der Garten, der der Familie Goethe vor dem Fried-
berger Thore gehörte — es war ein großer gutgehaltener
Weinberg — fehlt auch nicht in unserem Werke. Auf
ihm wurden die Weinlesen abgehalten, von denen der
greise Goethe mit freundlicher Erinnerung und Frau Rat
in ihren Briefen mit Freude und Jubel berichtet. Auf
einem anderen Bilde (Bl. X) tritt uns Elinger's Ge-
burtshaus vor Augen. Es ist ein gar ärmliches Haus,
wie natürlich bei den traurigen Verhältnissen seiner Mutter,
aber es ist doch berühmt geworden auch dadurch, dass hier
die jimgen Stürmer und Dränger verkehrten und sich ihre
Dichtungen vorlasen. Auch Lilli*8 Haus auf dem Eornmarkt
erhalten wir (Bl. XII) in seiner alten Gestalt nach einer
Zeichnung des Erbauers; Frau Schönemann hatte es 1770
neu erbauen lassen. Das historische Eckfenster, durch das
Goethe Lilli zum letztenmal sah, ist das letzte, das der
reformirten Kirche am nächsten liegt, wie Reiffenstein versichert
Die Abbildung des Konzertsaales von Junghofer (IX) führt uns
in eine frühere Zeit zurück. Hier wurde von 1756 — 1782
Theater gespielt Hier hat Frau Rat oft ihren Lieblingen
gelauscht und hier ist dem kleinen Groethe eine neue Welt,
die für ihn so bedeutungsvoll werden sollte, aufgegangen. —
Der Herausgeber verdient große Anerkennung für den
pietätsvollen Fleiß, mit dem er es unternahm, ehe es zu
spät war, die Stätte der Jugend unseres größten Dichters, so
wie sie damals war, uns vor Augen zu führen. In der Ein-
leitung finden sich zwei sonderbare Versehen; einmal wird
bei der Erklärung von Bl. X von einem Dichter Heime
gesprochen ; es ist natürlich Heinse gemeint, doch das könnte
ein Druckfehler sein. Schlimmer ist, was am Ende der Ein-
leitung steht: „An diesem Fenster hörte Goethe Lilli am
Abend vor seiner Abreise nach Heidelberg im Dezember 1774
singen.^' Weder ist das am Abend vor der Abreise ge-
schehen, wie ganz deutlich in I)ichtung und Wahrheit
zu lesen ist, noch hat diese Abreise im December 1774 statt-
gefunden. Dass Goethe in Heidelberg einkehrte, direkt nach
Weimar fuhr und dort am 7. November 1775 ankam, sollte
Reiffenstein nicht wissen? Die Abreise aus Frankfurt feuid
am 30. Oktober 1775 früh 6 Uhr statt, wie im Goethe'schen
Tagebuche deutlich steht k, h.
KUNSTUTTERATUR.
* Die reich illustrirte „Oeachichte der Maierei im neun-
zehnten Jahrhundert'*yon Eiehard Muther^ welche wir im vorigen
Jahrgange der Kunstohronik bereits ankündigten, beginnt so-
eben in G. Hirth*s Kunstverlag in München zu erscheinen. Das
groß angelegte, auf drei starke Bände berechnete Buch soll
sich zunächst dadurch von den früheren Darstellungen ver-
wandten Inhalts unterscheiden, dass es nicht etwa nur ein-
zelne Hauptgebiete, wie Deutschland und Frankreich, sondern
die gesamten europäischen Länder, welche für die Ent-
wickelung der Malerei ins Gewicht fallen, mit gleicher
Gründlichkeit behandelt Dann aber stellt sich der Autor
.durchaus auf den modernen Standpunkt: Alles, was nur
geistige oder künstlerische Reproduktion der Veigangenheit
ist, soll bei ihm zurücktreten gegenüber dem wahrhaft
Neuen, diu unser Jahrhundert kennzeichnet oder auf die in
ihm zur Blüte gelangten Erscheinungen vorbereitet. Als
solche bahnbrechende Vorläufer der modernen Meister be-
trachtet Muther mit Recht die englischen Sitten- und Bildnis-
maler des achtzehnten Jahrhunderts. Er ftlhrt mit Energie
und Geist den von Hettner für die Litteraturgeschichte
geltend gemachten Gedanken auch für die Kunstgeschichte
durch, dass nirgends anderswo als in England, der Heimat
aller modernen philosophischen und politischen Ideen, auch
die Anfftoge der modernen Kunst zu suchen sind. Bisher
liegt uns nur das erste Heil des Werkes vor; sobald mehr
davon erschienen sein wird, kommen wir eingehend auf die
bedeutende Leistung zurück.
KUNSTBLÄTTER.
X. Max lAebermann^a Forträt des Bürgermeisters von
Hamburg, Dr. Karl Petersen, ist in Radirung von Albert
Krüger in Berlin bei der Commeter'schen Kunsthandlung in
Hamburg erschienen. Die Stichgröße ist 38x65 cm. Der
Preis für Remarkdrucke auf Japanpapier 100 Mark; mit der
Schrift auf chinesischem Papier M. 30. —
NEKROLOGE.
H.A.L. Ende Februar starb in Dresden der Bildhauer
Victor von Meyenburg. Am 25. September 1834 in Schaff-
hausen geboren und auf der Münchener Kunstakademie und
dann bei Professor Hagen in Berlin ausgebildet, hatte er
namentlich für das Züricher Museum eine Anzahl von plas-
tischen Arbeiten ausgeführt Seit seiner Übersiedelung nach
Dresden im Jahre 1869 nahm er den wärmsten Anteil an
dem Kunstleben der sächsischen Hauptstadt, doch drang von
seinem Schaffen nur selten eine Kunde in die Öffentlichkeit.
Genauere Angaben über sein Leben und seine Thätigkeit
findet man in der 5. Beilage zum Dresdener Anzeiger vom
23. Februar 1893.
August IVittig, dessen Tod wir gemeldet, war schon
seit längeren Jahren von asthmatischen Beschwerden heim-
gesucht und erlag erneuten heftigen Anfällen dieses Leidens.
Er war zu Meißen am 23. März 1823 geboren (nicht 22. März
1826, wie u. a. in Seubert^s Künstlerlexikon steht) und somit
stand sein siebzigster Geburtstag nahe bevor. Eine eingehendere
Besprechung seines Lebens und künstlerisdien Wirkens,
welche bestimmt war, ihm einen Qruß zu jenem Festtage
zu bringen, müssen wir uns in veränderter Form vorbe-
halten. 0. i>. V. R,
— Paris, Am 27. Februar starb der Kupferstecher
Paul Oirardett der letzte seines in der Geschichte des
Kupferstichs hochbedeutenden Namens, im Alter von 72
Jahren. Er stach u. a. Marie Antoinette vor dem Revolu-
tionstribunal nach P. Delaroche, das Gespräch von Poissy nach
J. N. Robert Fleury, den Taschenspieler und die goldene
Hochzeit nach B. Yautier.
— Antwerpen. Im Alter von 65 Jahren starb der
Maler Gustav de Jonghe, bekannt durch eine Reihe von
Genrebildern, unter denen wir erwähnen: die Pate, die Zwil-
linge und die Waisen.
* «
Der Qenremaler Pro fessar Alois Oabl, der Schöpfer
zahlreicher, durch Reichtum und Liebenswürdigkeit der
Empfindung ausgezeichneter Genrebilder aus dem Volksleben
Tirols und Oberbayems, ist am 4. März in München im
48. Lebencgahre gestorben. Wie verlautet, hat der beklagens-
295 Personalnachrichten. — Denkm&ler. — Sammlungen tfnd AuBstellungen. — Vereine und Geselltchaften.
296
werte KünaÜer durch Selbstmord geendet, wozu er durch
NahrongsBorgen gedrängt worden ist. Man soll in seinem
Nachlass nor 20 Pf. gefunden haben.
♦ *
PERSONALNACHRICHTEN.
Von der Berliner Kunstakademie. Die Professoren
A. V, Heyden und Franx Skarbina, die wegen unliebsamer
Vorkommnisse, die mit dem Fall Munch in Zusammenhang
stehen, ihre Entlassung aus dem Lehrkörper der Hochschule
für die bildenden Künste nachgesucht haben, werden mit
Schluss des Wintersemesters aus ihren Ämtern scheiden.
\* Der Oeneraldirektar der königlichen Museen in Berlin,
Qeheimrat Dr, SekönSy zugleich vortragender Rat im Kultus-
ministerium, beabsichtigt, in nächster Zeit seine Ämter nieder-
zulegen. Nach einer Berliner Korrespondenz der „Kölnischen
Zeitung** ist der Grund dieses Rücktritts nicht etwa, wie ver-
breitet worden ist, in Gresundheitsrücksichten zu suchen,
sondern in ernsten Meinungsverschiedenheiten mit höheren
Verwaltungsstellen, die durch die stetig wachsende Raum-
not in den königlichen Museen hervorgerufen worden sind.
Noch harren vergeblich die großartigen Schätze der perga-
menischen Ausgrabungen einer würdigen Aufstellung, die
olympischen Sammlungen sind in einer Hütte untergebracht,
die Meisterwerke der Renaissancezeit, die gerade in den
letzten Jahren mustergültig vermehrt worden sind, kOnnen
in ihrer jetzigen Aufstellung nicht zur vollen Wirkung kom-
mMi; zahlreiche hervorragende Kunstwerke haben auf den
D&chem und in den Kellern, in Magazinen beiseite gestellt
werden müssen und werden so der öffentlichen .Wirkung
entzogen und selbst dem Verderben preisg^eben. Geheim*
rat Schöne hat im Verein mit Kaiser Friedrich unermüdlich
für die endliche Ausführung dieser Neubauten gewirkt; die
Pläne sind längst fertig; ein vorzüglicher Bauplatz ist auf
der Moseumsinsel gegeben; aber bisher hat die preußische
Finanz Verwaltung ein unerbittliches Nein gesagt, und so
werden wohl noch Jahrzehnte vergehen, ehe die große Be-
deutung, welche die Königlichen Museen schon in ihrem
jetzigen Bestände fSr die Pflege von Kunst und Wissenschaft
besitzen, zur vollen öffentlichen Wirksamkeit gelangen wird.
Geheimrat Schöne, der zugleich außerordentliches Mitglied
der Akademie des Bauwesens ist, war vor zwei Jahren
durch die Rheinische Friedrich-Wi]helms-Üniversität dadurch
ausgezeichnet worden, dass sie ihm eine ordentliche Honorar*
Professur in der philosophischen Fakultät angeboten hatte.
Nach der „Köln. Ztg.*' ist es nicht unmöglich, dass er auf
dieses Anerbieten zurückkommen wird, falls er seine jetzige
Rüoktrittsabsicht ausführt
DENKMÄLER.
*4,* Das Oussmodell für das Blücher-Denkmal in Caub,
mit dessen Ausführung Prof. Fritx Schaper in Berlin be-
traut worden ist, ist nunmehr vollendet. Die Feier der Ent-
hüllung ist auf den 18. Juni 1894, den Gedenktag der
Schlacht bei Belle- Alliance, festgesetzt worden. Von den
auf etwa 60000 M. sich belaufenden Denkmalskosten sind
etwa 52000 M. zusammengebracht Die Deckung des fehlen-
den Restes hofft das Komitee von einem Staatszuschusse
und von weiteren freiwilligen Beiträgen. Die letzteren sind
entweder an den Regierungspräsidenten von Tepper -Laski
oder das Bankhaus B. Berl6 in Wiesbaden zu richten.
— Paris, Auf dem Kirchhofis Päre Lachaise wird ein
Denkmal für Thiers^ ein Werk des Bildhauers Mercie, auf-
gestellt
*^* Mit der Ausführung eines Bildnisses Kaiser Fried-
rieh's III, für den Sitzungssaal des Berliner Magistrats, das
Kaiser Wilhelm II. dem Magistrate zum Geschenke machen
will, ist der Maler Karl Kemke in Berlin beauftragt worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
%♦ Das Programm für die große Berliner Kunstaus-
stellung ^ die vom 14. Mai bis 30. Juli dauern wird, ist
versandt worden. Da es sich nur wenig von dem früheren
unterscheidet, beschränken wir uns darauf, folgende Be-
stimmungen hervorzuheben: § 3. Zugelassen zur Aus-
stellung werden Werke lebender Künstler aller Länder
aus dem Gebiete der Malerei, Bildhauerei und Architektur,
der zeichnenden und vervielfältigenden Künste. Diese
müssen von den Urhebern selbst oder mit deren ausdrück-
licher schriftlicher Erlaubnis eingesandt werden. Ausge-
schlossen siad Werke, welche bereits auf einer der großen
Berliner Kunstausstellungen ausgestellt waren, femer ano-
nyme Arbeiten und Kopien, letztere mit alleiniger Ausnahme
der Zeichnungen für den Kupferstich. Den Architekten ist
es gestattet, Photographieen ihrer ausgeführten Bauten zur
Ausstellung zu bringen. Ebenso werden Photog^phieen aus-
geführter .Wandgemälde zugelassen, g 4. Jeder Künstler
darf nur drei Werke derselben Gattung zur Ausstellung
bringen (ausgenommen hiervon sind cyklische Darstellungen),
jedoch behält sich die Ausstellungskommission vor, Aus-
nahmen von dieser Regel zu gestatten. § 5. Die Werke
der Mitglieder der Königlichen Akademie der Künste zu
Berlin, sowie der Inhaber der Preußischen großen goldenen
Medaille für Kunst sind Jury- und frachtfrei. § 15. Neben
dem gewöhnlichen Katalog wird ein illustriiier Katalog er-
scheinen. Die Zeichnungen oder Photographieen der für
diesen Katalog bestimmten Werke sind bis zum 15. April
an die Ausstellungskommission einzusenden. Die Zuerken-
nung der Medaillen erfolgt nicht mehr, wie früher, nach
Abstimmung und Vorschlag durch den Senat der Akademie,
sondern durch eine Jury, die aus den aus Preußen gebür-
tigen oder in Preußen ansässigen Inhabern der großen gol-
denen Medaille gebildet wird. Die Ausstellungskommission
besteht aus den Herren Carl Becker, Vorsitzender, Hans
Meyer, Schriftführer, E. Bosch, K. Dielitz, G. Eilers, H. Ende,
E. Hildebrand, E. Hunten, E. Hundrieser, 0. von Kameke,
E. Koemer, M. Koner, Fritz Röber, G. Saltzmann und
F. Schaper. Die Geschäftsführung der Ausstellung und die
Vermittelung der Verkäufe sind dem Geschäftsführer des
Vereins Berliner Künstler, Herrn Hermann Preckle, über-
tragen. Alle Mitteilungen resp. Anfragen etc. sind bis zum
12. April an das Bureau der Ausstellungskommission — W.,
Wilhelmstraße 92 — , von da ab an dasselbe Bureau —
Ausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof NW. — zu richten.
Der Verkaufsordnung entnehmen vrn: noch, dass es nicht
statthaft ist, den angesetzten Verkaufspreis zu erhüben.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Der Verein der Bildenden Künstler Münchens, die
sog» Sexsssionisten, haben auf der Generalversammlung am
3. März einstimmig beschlossen, sich an der großen Berliner
Kunsta^tssteüung , die am 14. Mai eröffiiet wird, zu betei-
ligen, und zwar unter nachfolgenden, von der Berliner Aus-
stellungskommission gewährten Bedingungen: 1. Eigener
Raum. 2. Eigene Hängekommission. 3. Beschränkung der
Werke des einzelnen Ausstellers auf drei. 4 Eigene Jury.
Den Münchener Gästen ist der letzte große Saal des Aus»
297
Vereine und Gesellschaften.
298
fltellungsgebäudee vorbehalten worden, erforderlichenfalls
auch die angrenzenden Nebenräume. — Daneben wollen die
Sezessionisten eine zweite Ausstellong in München veran-
stalten, wo ihnen ein Gebäude an der Prinz-Regentenstraße
zur Verfügung gestellt worden ist. Diese zweite Ausstellung
wird vom 1. Juli bis zum 15. Oktober dauern.
— St, Lauts (Ver. Staaten v. Amerika). Der Kunst-
verein, welcher seit dem Jahre 1878 besteht und um dessen
Gedeihen sich namentlich die Kunsthändler A. Koch, ein
Bruder des Berliner Hygienikers R. Koch, und W. Albers
hervorragende Verdienste erworben haben, hat sich ein
eigenes Heim gegründet. Die Mittel dazu sind von deutsch-
amerikanischen Kunstfreunden beigesteuert. Dasselbe ent-
hält eine Halle für permanente Ausstellungen und für Vor-
träge. In dem Hause darf nur deutsch gesprochen wer-
den. MOge das neue Haus eine rechte Ffiegeslätte der
deutschen Kunst werden und bleiben !
*i^* DcLS Amt des ersten Vorsitxenden des in Berlin neu^
gegründeten Deutsehen Kunstvereins, der schon über 1000
Mitglieder zählt, hat Freiherr von dem Knesebeck, Kammer-
herr der Kaiserin , Übernommen. Wie verlautet, plant der Vor-
stand bereits für das laufende Jahr 1893 an Stelle der sonst
Üblichen Nietenblätter eine eigenartige Vereinsgabe, die sich
für jeden Hausstand eignen dürfte, während für die Ver-
losung gleichfalls die mannigfaltigsten Kunsterzeugnisse ins
Auge gefasst werden. Anmeldungen von Mitgliedern nimmt
der erste Schriftführer, Professor Dr. Hans Müller, Berlin W.,
Potsdamerstraße 49, entgegen.
In der Sitzung der Berliner hunstgesehichtlichen Gesell-
sehaft am 24. Februar sprach Herr Dr. Kaemmerer über die
neue Quellenkritik Vasari^s. Der Ruf des Giorgio Vasari
als des Begründers der kunstwissenschaftlichen Litteratur
ist durch die neueren Forschungen nach den Quellen, aus
denen Vasari schöpfte, stark erschüttert. — Neben den von
ihm selbst citirten Quellen, den Schriften des Ghiberti,
Alberti, Domenico Ghirlandigo u. a. kommt eine Reihe
unmittelbarer Mitteilungen in Betracht, die ihm aus den
Kreisen der damaligen rOmischen Gelehrtenwelt, aus der
Umgebung des Kardinals Alessandro Famese, durch Paolo
Giovio, Annibale Caro, Tolomei und Molza geliefert wurden.
— Weitere Quellen des Vasari fand man in den Archiven,
in denen verschiedene Mannskripte, Kompilationen zur tos-
kanischen Künstlergeschichte enthaltend, als mit Vasari's
Viten in Zusammenhang stehend sich ergaben. Um die
Untersuchung und Publikation dieser Manuskripte haben sich
besonders G. v. Fabiiczy und Carl Frey Verdienste er-
worben. Als Resultat dieser Forschungen, die Fabriczy
formulirt hat und denen Frey sich im wesentlichen an-
schließt, ergiebt sich folgendes: Der Codex Gaddianus
(Magliabecchiana XVH, 17), um 1537—1546 entstanden und
bisher als Quelle Vasari^s betrachtet, ist nicht als solche an-
zusehen. Vielmehr schöpft er mit Vasaii gemeinsam aus
einer älteren Quelle, dem etwa 1516—30 entstandenen libro
di Antonio BiüL Erhalten ist dieses Werk des Billi in
zwei Abschriften, dem Codex Strozzianus (Magliabecch. XXV,
7, 636) aus den Jahren 1550/60 und in der flüchtigen Ab-
schrift des florentiner Domherrn Antonio Petrei (Magliabecch.
XIII, 7,89), etwa um 1565/70. — Der Verfasser des Billi'schen
Werkes ist noch unbekannt. Aber sicher ist auch er nicht
als primäre Quelle zu erachten, da er auf ältere Arbeiten,
besonders auf eine noch unentdeckte Quelle A (um 1500 — 1507
anzusetzen) zurückgeht, während er sowohl von Ghiberti
als auch von Domenico Ghirlandajo's verschollenen Ricordi
unabhängig ist. — Zu diesen von Fabnczy publicirten
Manuskripten fügt Frey noch den Codex Gaddianus, die
Kompilation eines Anonymus, die, von einer Einschiebung
über Sieneser Künstler und einer Reihe beigefügter Reise-
notizen abgesehen , nichts hervorragend Wichtiges bringt.
Frey's Publikation ist sehr sorgfältig, in dem Kommentare
sehr reichhaltig, aber leider sehr unübersichtlich in der An-
ordnung. Befremdlich erscheint auch die Neigung des
Herausgebers, jede Randglosse des Abschreibers oder Kompi-
lators auf neue, noch unbekannte „Quellen" zurückzufahren.
Herr Dr. Kaemmerer weist auch darauf hin, dass sich im
Besitz des Cortoneser Stadtbibliothekars Mancini ein noch
unpublizirtes Manuskript aus der Strozziana befindet, die
KünsÜerviten des Giov. Bau, Geüi (1498—1563), die um
1540 — 50 niedergeschrieben wurden. Erst nach Publikation
dieser Handschrift ist eine abschließende Untersuchung
möglich über Vasari's Bedeutung, über seine Methode der
Quellenbenutzung, über den ^ert oder Unwert seiner
Angaben wie seiner kritischen Urteile. — Sodann sprach
Herr Dr. Friedländer über „Dürer's erste italienische Reise*'.
Er wies darauf hin, wie der alte, von Thausing und Ephrussi
geführte Streit in letzter Zeit durch Bufckhardt's Publikation
wieder in Fluss gekommen und außer verschiedenen Rezen-
sionen auch G. V. Tdrey's Schrift „Dürer *8 venezianischer
Aufenthalt" daran angeknüpft hätten. Herr Dr. Friedländer
versuchte, einen. Überblick über den augenblicklichen Stand
der Frage zu geben. Er konstatirte zunächst, dass Dürer,
nachdem er bei Wohlgemuth (Pleydenwurff?) in der Lehre
gewesen, 1490 sich auf die Wanderschaft begab, dass er
Scheurl zufolge 1492 in Kolmar bei Schongauer's Brüdern,
und danach in Basel war, dais er dem Imhof sehen Inventar
zufolge zu Stra£burg 1494 seinen Meister und seine Meisterin
malte, dass er dann, seiner Familienchronik zufolge Pfing-
sten 1494 heimkehrte und im Juli desselben Jahres heiratete.
Der längere Aufenthalt in Basel ist erhärtet durch die An-
fertigung der von Burckhardt nachgewiesenen Arbeiten für
Holzschnittillustration, die nach Ansicht des Redners Dürer
angehören. Nun soll aber Dürer, wie von vielen Seiten
(Thausing, Retberg etc.) angenommen wird, auch im An-
fang der neunziger Jahre Italien besucht haben. Redner
führte die Beweise hierfür an, die betreifenden Notizen im
Brief an Pirkheimer, die Notiz ScheurVs „qui cum nuper
rediisset*', und hält für beide an dem Bezug auf eine erste
italienische Reise fest. Sodann wies er aus der Geschichte
der Dürer-Handzeichnungen nach, dass Dürer seit 1494 nach
italienischen Stichen zeichnet, dass vom Jahre 1495 die Studie
nach einem Christuskind des Lorenzo di Credi, nach vene-
zianischem Frauenkostüm, und etwa aus derselben Zeit eine
Reihe undatirter Zeichnungen mit italienischen Motiven
stammen. Endlich nahm Dürer auch in der Malerei die von
Mantegna geübte Technik, Temperafarbe auf ungebleichter
Leinwand, an. Das alles scheint zusammengenommen eine
erste italienische Reise höchst wahrscheinlich zu machen.
Betreffs des Zeitpunktes dieser Reise schließt Dr. F. sich der
Meinung von W. Schmidt und T6rey an, dass Dürer erst im
Jahre 1494 nach seiner Hochzeit nach Italien gekommen
sein dürfte. Aus dieser Zeit stammen die italienischen Mo-
tive datirter Handzeichnungen, nach dieser Zeit wendet er
die neue Maltechnik an, und vor allem wandelt sich sein
bis dahin noch von Schongauer abhängiger Stil zu jener
Größe der Formen, die auf italienische Vorbilder zurückzu-
gehen scheint (vgl. Dresdener Altar und Apokalypse 1496
bis 1498). Auch die Briefiiotiz an Pirkheimer vom Jahre
1506 „das Ding, das mir vor 11 Jahren so wohl gefiel" weist
auf das Jahr 1495 hin, in dem somit Dürer's erste italie-
nische Reise stÄttgefunden haben dürfte. — Ein Bericht des
299
Vermiflchies.
300
Herrn Geh. Rat Bode über Aassiellungen in London und
gescbäftliclie Mitteilungen schlössen die Sitzung. m. 8.
VERMISCHTES.
* Prof, Louis Jacoby in Berlin hat seinen vor Jahren
in Angriff genommenen Stich nach Soddama's „Alexander
und Roxane*' unläiigst vollendet Die bisher davon bekannt
gewordenen Abdrücke befriedigen in Fachkreisen wenig und
rechtfertigen die Erwartung nicht, dass der Künstler den
mit seiner „Schule von Athen'* erzielten „succös d'estime"
durch einen vollen Erfolg übertreffen werde. Im Gegen-
teil! Namentlich in den nackten Teilen der Figuren, den
reizvollsten des berühmten Bildes, zeigen sich bedenkliche
Schwächen. Auch in technischer Hinsicht steht der Stich
auf keiner sonderlichen Höhe. Er sieht aus wie ein matter,
überarbeiteter Wieriz. Das' Beste daran ist noch die Land*
Schaft des Hintergrundes und der Kopf der Roxane.
— Ein seit langer Zeit verschollenes Werk von Thor-
waldseUf die Reiterstatue des Prinzen Poniatowski, ist von
dem Mitgliede der Petersburger archäologischen Gesellscbafb
Polewtiew wieder aufgefunden worden. Dieselbe schmückt
das Schloss des Fürsten Paskewitsch-Eriwanski in Homel
bei Minsk in Russland.
— nn. Düsseidorf. Seit einigen Tagen , ist bei Eduard
Schulte das gerade vollendete Gemälde Ed. v. Gebhardt's
„Die Bergpredifft" zur Ausstellung gelangt. Es ist eins der
interessantesten Werke des Meisters. Über einer figuren-
reichen Komposition mit stimmungsvoller Landschaft,
welche den Charakter der Heimat des Künstlers (Esthland)
trägt, leuchtet ein feingetönter, heller Abendhimmel.
Christus sitzt auf einem Hügel, die Hände nach vom ge-
streckt, den Mund wie zum Sprechen geöffnet, rings um ihn
herum gelagert Männer und Frauen, Jünglinge und
Mädchen und Kinder, alle andächtig horchend auf die
Worte des Heilands. Tracht und Typen sind, wie immer
bei V. Gebhardt, moderne Bauern, echte Germanen. Es ist
hier nicht der Ort, um über die Berechtigung dieser Auf-
fassung zu debattireu, uns interessirt nur das Bild als
solches und der geradezu imponirende Ernst und die seltene
Charakteristik von Gebhardt nötigt selbst dem Gegner und
künstlerisch anders denkenden Kritiker Achtung und Be-
wunderung ab. Die tiefe Andacht, die physiognomischen
Studien der verschiedenen Köpfe, die Gruppirung, der Ge-
samtton und der riesige Fleiß, der aus dem Werke spricht,
fesselt immer aufs neue, und das Bild ist fortwährend von
dichten Gruppen eifrig debattirender Zuschauer umstellt.
Dass die Urteile manchmal sehr weit auseinandergehen, ist
nicht mehr als natürlich. Was uns noch besonders beim
ersten Blick auffällt, ist, dass alle Gebhardt'schen Bilder
keinen „neuen*' Eindruck machen, d. h. die Malerei ist so
getreu den alten Meistern nachempfunden, dass dieselben eben-
so gut vor Jahrhunderten wie heute geschaffen sein könnten.
Das aber ist gerade dieses Künstlers besondere Vorliebe,
und sie ist darum durchaus nicht unselbständig, weil der
Meister seinen eigenen iudividuellen Geist hineinzulegen
versteht, in die alte Form einen neuen Inhalt zu gießen
weiß.
*^* Die Deputation für die innere Ausschmückung des
Berliner Rathauses hat beschlossen, für die vier Nischen im
Hauptvestibül vier allegorische Figuren in weißem Marmor
ausführen zu lassen, welche die im alten Berlin am meisten
betriebenen Gewerbe, Fischerei, Schifffahrt, Handel und Acker-
bau, versinnlichen sollen. Die Auswahl der ausführenden
Künstler ist einer Subkommission überlassen worden. Da-
gegen soll zur Ausführung einer Statue des MiniBtem von
Stein, des Begründers der Städteordnung, die in einer Nische
des Korridors aufgestellt werden soll, ein Wettbewerb aus-
geschrieben werden.
*,* Zur Reform der MaÜechnik. Im Verein Berliner
Künstler hielt am 4. März der Farbenchemiker Ooradam
einen Vortrag über Künstlerfarben. Er setzte zunächst aus-
einander, dass die Mal weise der älteren italienischen und
holländischen Meister durchaus kein Geheimnis mehr für uns
sei. Sodann bewies er, dass unsere moderne Malweise merk-
lich von der älteren MaJweise abwiche', und dass es nötig
sei, sich die Erfahrungen der älteren Technik zu nutze zu
machen. Herr Goradam sprach Über die verschiedenen Öl-
farben, über die Harz- und Firnisfarben, die Temperafarben,
die Pereirafarben und über die Mussinifarben der Firma
Schmincke & Co. in Düsseldorf. Zum Schlüsse führte er aus,
dass seit vier bis fünf Jahren die ganze Malerwelt im höch-
sten Maße durch die verschiedenen Farbenfabriken beun-
ruhigt worden sei; man müsse den Konkurrenzstreit in an-
derer Weise zu schlichten versuchen. Jeder Maler gehe in
technischer Beziehung gewöhnlich seinen eigenen Weg, und
es sei höchst bedauerlich, wie viele Erfahrungen dadurch
verloren gegangen seien. Herr Goradam schlug alsdann
vor, ein Archiv zu begründen, in dem jeder Maler seine Er-
folge und Misserfolge verzeichnen kann. Das Archiv dürfte
natürlich nur den Interessen der Maltechnik offen stehen.
O Ein umfangreiches Oeschiehishüd des Düsseldorfer
Malers Arthur Kampf das in zahlreichen, lebensgroßen Fi-
guren eine Ansprache des krank im Bett liegenden Königs
Friedrich's II. von Preußen an seine Generale in Koben an
der Oder nach der Schlacht bei Kunersdorf darstellt, ist von
dem bekannten Landschaftsmaler 6eorg Oeder in Düsseldorf
angekauft und der dortigen Kunsthalle geschenkt worden.
mm
Geschenk des Kaisers von Osterreich an den Papst.
Der Telegraph meldete vorige Woche aus Rom, dass Kaiser
Franz Joseph dem Papste zu dessen Jubiläum eine kostbare
Kassette mit hunderttausend Frank zum Geschenke gemacht
hat, und dass diese Geldspende den Heiligen Vater in die
Lage setzen soll, den Büchersaal der vatikanischen Bibliothek,
dessen Vermehrung Leo XIII. zum Frommen der historischen
Studien sich besonders angelegen sein lässt, nach Wunsch
und Bedarf zu bedenken. Es wird die Leser interessiren,
zu erfahren, dass die erwähnte Kassette ein Pi-achtstück
modemer Wiener Kunstarbeit ist, welches im verflossenen
Jahre von Professor Joseph Tautenhayn entworfen und
modellirt und von Joseph Kowarzik ciselirt wurde. Die in
Ebenholz und Silber ausgeführte Kassette ist 34 Centimeter
lang und 24 Centimeter hoch, und trägt an ihren Seiten,
an den Ecken und am Deckel reichen figürlichen Schmuck.
Der Deckel zeigt als Hauptfigur in ovalem Felde die in
flachem Relief dargestellte allegorische Gestalt der Zeit, auf
ihrem Flügelwagen dahinschwebend, in der Linken das
Stundenglas, und rings herum die gleichfalls in Relief be-
handelten Bilder der vier Menschenalter. An den abge-
rundeten Ecken der Kassette sind in frei herausgearbeiteten
Figuren die Hören des Frühlings, Sommers, Herbstes und
Winters dargestellt und zwischen ihnen, an den vier Seiten,
zeigen sich wiederum Relief bilder: vorne der anbrechende
Tag, rückwärts die Nacht, links das Erwachen der schlum-
mernden Erde im Frühling, rechts endlich die Freuden des
Herbstes bei dionysischer Festlust. Die Schönheit der Form-
gebung und die Sorgfalt der Ausführung stehen mit dem
Gedankenreichtum der Kompositionen auf gleicher Höhe.
Man kann sich keine gefälligere und zugleich gediegenere
Fassung für die kaiserliche Spende denken. (N. fr. Presse.)
301
Vom Kunstmarkt. — Zeitscluiften. — Inserate.
302
VOM KUNSTMARKT.
Köln, Vom 21. bk 24. März gelangen bei J, M, Heberle
(H. Lempertz' SObne) eine Sammlang von Waffen, Kunst-
Hkchen, Antiquitäten und Juwelen, femer vom 27. bis 29.
März aus verschiedenen Nachlässen eine Sammlung von 384
Gemälden, darunter vorzügliche Originalarbeiten älterer und
neuerer Meister, zur Versteigerung.
Frankfurt ajM, Am 21. März kommt im Gem&ldesaale
von Rud, Ba/ngel eine größere Anzahl von Gemälden vorzüg-
licher modemer Künstler, darunter ^e Sammlung des Herrn
Th. Blanch in Stockholm, verschiedene spanische Bilder,
sowie Gemälde aus dem Nachlasse des Herrn H. P. Zeuner
in Hanau zur Versteigerung; daran schließen sich am 22.
und 23. d. Mts. zahlreiche Antiquitäten und Kunstgegen-
stände aus letztgenanntem Nachlasse. Die Kataloge sind
soeben erschienen.
Wien, Bei C. «/. Wawra gelangen am 20. März und
den folgenden Tagen die reichhaltige Kupferstiohsammltmg
aus dem Nachlasse des Kunsthändlers £. Hirschler -und eine
Sammlung alter Kupferstiche und Radimngen, Porträts,
Karikaturen, Sittenbilder, Kostüme und historische Dar-
steUungen zur Versteigerang.
— Dresden. Für den 20. März dieses Jahres kündigt
das Kunstantiquariat von v. Zahn dt Jaensch wieder eine
Kunstauktion an. Die Sammlung beginnt mit 118 Hand-
'zeichnungen und Aquarellen modemer Meister. Es folgen
ca. 250 Kupferstiche alter Meister. Hier sind nun lauter
Blätter verzeichnet, die sich durch besondere Schönheit hin-
sichtlich des Drackes wie der Erhaltung und durch große
Seltenheit auszeichnen. Die folgende Abteilung enthält die
jetzt 30 beliebten Kupferstiche des achtzehnten Jahrhunderts,
namentlich die Arbeiten in Schabkunst und Farbendruck.
Den Schluss bilden eine Anzahl besonders schOner alter An-
sichten, darunter einige Hauptblätter Canaletto*s.
* Die Versteigerang von Leopold MüUer's künstlerischem
Nachlassy welche in Wien vom 2. bis 4. März stattfand,
hatte ein dem Werte der Verlassenschaft entsprechendes,
glänzendes Resultat. Der Gesamterlös beziffert sich auf
ca. 127000 fl. ö. W. Bereits vor der Auktion hatte Kaiser
Franz Joseph das Bildnis der jungen Araberin Nafusa (Nt. 5
des Katalogs) zum Preise von 7000 fl. für die Galerie des
Hofmuseums angekauft. Von den bei der Versteigerung der
Bilder erzielten Preisen geben wir im nachfolgenden die
wichtigeren unter BeifQgung der Namen der Käufer an:
Nr. 1 Markt bei Kairo 6010 fl. (Herr D. Gutmann), Nr. 4
Insel Elephantine 1110 fl. (Prinz Reuß), Nr. 7 Junge Vene-
tianerin 660 fl. (Herr Gabos), Nr. 11 Der Geldwechsler 920 fl.
(Herr Rud. Reichert), Nr. 13 Junge Koptin 3510 fl. (Gräfin
Castell), Nr. 15 Ägyptischer Barbier 2450 fl. (Baronin Klein),
Nr. 22 Ein Sphinzgesicht von heute 3005 fl. (K. K. Akademie
d. büd. Künste), Nr. 23 Hof eines Hauses in Assuan 1000 fl.
(Markgraf Pallavicini), Nr. 24 Neger aus Darfur 1210 fl. (Herr
Phüipp Schöller), Nr. 26 Tric-Trac-Spieler 1205 fl. (Herr Rud.
Reichert), Nr. 27 Junge Sicilianerin mit Palmzweigen 5700 fl.
(Herr Ephrussi), Nr. 37 Rast in der Wüste bei Gizeh 6550 fl.
(Herr G. Reichert), Nr. 39 Ägyptische Sängerin 1110 fl. (K.
K. Akademie), Nr. 52 Kairener Knabe 530 fl. (Prinz Reuß),
Nr. 57 Beduine vom Berge Sinai 1065 fl. (Herr Phil. Schöller),
Nr. 58 Bildnis einer jungen Koptin 2500 fl. (Pinakothek in
München), Nr. 61 Arabisches Kaffeehaus 1450 fl. (Herr G. Rei-
chert), Nr. 85 Kairener Teppichflicker 1650 fl. (HeiT Dr. Frieß),
Nr. 133 Hof eines Hauses in Venedig 1445 fl. (Herr Salo Cohn).
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstchronik« 1S98« Xn 5.
Iieopold Karl Müller und sein Nachlass. — Atelierschau. Von
Cl. Sokal. — Kunstbriefe: München. Von H. Peters; Düssel-
dorf. — Ans neuer Renaissanceforschung.
Anzeiger des Germanischen Nationalmusenms« 1898« Nr. 1«
Zur Geschickte der technischen Verwendung des Papiers. Von
H. Bosch. — Ein Brief vom Maler Müller an Wieland. Von
Dr. R. Schmidt. — Zur Geschichte des Reichenhaller Salz-
handels. Von H. Bosch.
Die Knnst f&r AUe. 1892/98. Heft 12.
Joseph Wenglein. Von Fr. Pecht. — Kunstausstellung in
Neapel. Von C. Lyka. — Rundschau. Von Fr. Pecht.
Zeitselurift fUr oliristUehe Kunst. 1892/98. Heft 12.
Glasgem&lde der ehemaligen Sammlung Vinceut in Eonstanz.
Von Schnütgen. — Die alte romaische Pfarrkirche cu Kriel
bei Köln. Von L. Arntz. — Über Form und Ausstattung der
Bilderrahmen. Von K. Atz. ~- Reliquienkästchen von Elfenbein
im Museum zu Schwerin. Von F. Seh lie. — Die Erzthüren und
die Fassade von St. Zeno zu Verona. II. Von St. B eis sei.
Gazette des Beanx-Arts. 1. März 1898. Nr. 429.
Les Arts arabes dans le Magreb: Tlemcen II. Vod Ary Renan.
— Le Mus6e du Prado : La peinture italienne. III. Von F. L e f o r t.
Exposition des ofuvres de Meissonier I: Le vignettiste et le
faveur. Von H. Böraldi. — Exposition de maitres anciens
la Royal- Academy. Von Cl. Phi 11 ips. — L*Art döcoratif dans
le vieux Paris. XI. Von S. Reinach.
Inserate.
Verlag von £. A. Seemann in Leipzig.
Eunsthistorische Bilderbogen
1290
Abbildungen
-+
Handausgabe
167 Tafeln^ geb. in einen Band 15 Mk.
+—
-4-
1
652
Textseiten
+
Textbucli von Anton ISprlnger
(Grundzüge der Kunstgeschichte)
'^\ Bo^en, s'e'bundeii in einen Sand O Miairlc,
Die Handausgabe der Kunsthistorischen Bilderbogen empfiehlt sich durch ihren außer-
ordentlich niedrigen Preis und die mustergültige Ausführung der Illustrationen. Für die Gediegenheit
des Textes bürgt der Name des Altmeisters der Kunstgeschichte »Anton Springer". .
firosse Berliner Ennstansstellimg
vom 14. Mai bis SO. Juli. — Einlieferungstenain 12.— 25. April.
[SU] Profiramme und Anmeldangsfonaolare
sind durch die Oeachäflsleitang: Berlin, WilhelmBdaQe 92, i
1893
I
Gemälde modemer und alter Meister,
apcb Aquarelle, enteu Ranges kauft und Obemimmt zum Verkanf, HOwohl
einzeln ala in ganzen Sammlungen die Kunathandlung von
[SM) Th. Salomon, Berlin W., Fnedrichetr. 168.
I
Gemäldesaal in Prankfurt a. M.
i.B8BtelIia;en ud ABktlonen tob GemUden, ABtlqnItttoH viid Kustfegcn-
«tindeK. — Kataloge anf Wim»ch gratiB und &anko doroh Badolf Bügel in
' FrftMtfiirt a. M., Kunatauktion^eeoh&ft, gegr. 1869. [us]
demftlde alter Meister.
Der DoMrEelchnate kftnft itat* harron^gendfl Originale kiter Heister, TorEÜgllch der
«iftdaTlindiBohen Schule, Tennlttelt aufs ■ebnallate nnd «ubveratlndJEat« denTerkant
ba, wie kompl. äkmmlungsn und übsmimnit AoRiüge rar tilg grSßereu
QsmUdstuktlonBD dea In- und Aoslaadei.
Ktol... 1.7.1 JolBl TL BemlL
Verlag von E, A. SeemaBB in Leipzig.
Helsterwwto der Caageler Galerie. äJ^SniSSSS
von Dr. 0. Elsennum, Direktor des Mogenma in^iasel. 1886. Eleg. geb.
20 H.; Anagabe auf cnineBiBchem PBjrier geb. mit Goldschnitt 25 M.
eleg. geb. 15 M.; mit Kupfern
[Wj^y^ykJAM
Richard ßertling,
DRESDEN-A.
_^ Viktorlastrasse 6 s^
Antiquariat
für Wissensciiaft und Kunst,
Autograplienhandlung
vecaendet gmtjfl und £nuiko an
Interessenten die zuletzt BrB(Menenen
Lagerkataloge:
Nr. 17. Aatograpben von Husikem.
Portrats.
„ 18. Kultur- und Sittengeschichte.
Folklore. Cnriosa. Selten-
heiten.
„ 19. Genealogie und Heraldik.
„ 30. Hymnologie n. Kirchenmusik.
Theolopie.
„ 21. Uusiklitteratur.
„ 33. Philosophie. Freimaurerei.
Occultismus.
., 23. Kunstwissenschaft. lUustrirte
Werke. [662]
1^* Ankauf Ton grSsHerei Samni-
Insfen nad einielnen gnten
StflMen ■■ entspreeheiideB
Prelsea gegen Banahlong.
^^^g1#^^^^
Verlag von E. A. SEEMANN, Leipzig.
Beiträge znr Konsigeseiücht«.
XX. Band.
Die I^andscltafit
venezianischen Kunst,
Dr. Ernst Zimmermuin.
Brosch. 5 M.
Inhalt: Zu HelBricfa
A. RoBBübBrE. —Vom flEgli.. ._
nnd Wahrbeit. — ft. Uuthec: OSBCbichte dar
lUdininK von A. Krflgsr. — V.v. Meyei '
fel^ihr^on
Caub; I
irliner K..u
n: Berlins
. n in St. Lgni ,
Alexander und Roxane; RaiterBtalu
.^unehmückunR des BerUner Kathau
Koben von A. Kampf; Goachonk das KaLsera von üJleiTaicu an min
auktion in Franklort a.'U. bei Kud. Bangel; Kunstaukliou in Wien
Jaenscb; Resultat dar Versteiget ' "■'"—'■ >'-->■' — •- "'■
np der .Vereinigung der Elf in Berlta. Von
Th. Raitransteln: Bilder ea l3oetlie's DichtuBK
IS, Liebermann : Porträt van Dr. K. Petenan,
mgbe f ; A. Qabl t. — A. V. Heydan; F, Skar-
Laohaise; Bildnis Kaiser Friedricb's 111, von
tausstallnng in Berlin. — Verein der Bildsaden Künstler HfinGbens; Kunst-
knnalgesehiebtUche Gesellschaft. — Prof. L. Jacoby's Stich nach S ' '
it.— V. Valentin:"Alfred Rathel;
larel im neanzehnCen Jahrhundert.
; A. Wittig t; P. Uirardet t; Ö di
n L. Hiiller'a Nacklasi ii
Für die Bedftktion verantwortlich Ärlur Seemann.
1 Äuffunt Pries in Leipsig.
/
/
KUN
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
Hengassd 58.
BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73,
t^
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 19. 23. März.
Die KttDstchronik erscheint als Beiblatt zur .Zeitschrift fttr bildende Knnst" und znm nKunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark und nmfasst 88 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift fUr bildende Kunst* erhalten die Kunstohronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlnng keine Oew&hr. Inserate, k 80 Pf. fttr die dreispaltige Petitseile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein k Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
DIE WINTERAUSSTELLUNG DER
LONDONER AKADEMIE.
Die yierundzwanzigste Winterausstellung von
Werken älterer Meister in der Königlichen Aka-
demie in London enthalt zwar mehrere Gemälde, die
ebenda schon in früheren Jahren zu sehen waren,
aber dem Interesse der Sammlung wird dadurch
nicht im mindesten Abbruch gethan. Die Mehrzahl
der 178 Werke von Meistern der italienischen, der
vlämischen^ der holländischen zumal und auch der
einheimischen Schule müssen ebenso auf den Kunst-
freund wie auf den Forscher einen tiefen Eindruck
machen. Numerisch schwach vertreten ist nur die
spanische und die deutsche Schule. Von der erste-
ren kommt eigentlich nur Murillo mit drei hervor-
ragenden Werken in Betracht Am bedeutendsten
ist die Buhe auf der Flucht nach Ägypten (Nr. 131)
aus der Sammlung des Earl of Straf ford in Wrotham
Park, eines der liebreizendsten und bestechendsten
Werke Murillo's in England, von tadelloser
Erhaltung. Die Geschichte des Bildes giebt
Gurüs unter Nr. 134, und es möge hier bei-
läufig bemerkt sein, dass die Frage, welche Curtis
auf wirft, ob das 1816 von G. Byng in der British
Institution ausgestellte, aus einem Kapuzinerkloster
in Genua stammende und 1810 für 1000 £ in
London verkaufte „Biposo'' mit dem Strafford sehen
Bilde identisch sein könne, einfach zu bejahen ist,
weil „Bynch" der Familienname der Strafifords ist.
Aus derselben Sammlung ist das Bild der lebens-
großen Gestalten des hl. Joseph, welcher den
Christusknaben an der Hand führt (Nr. 113), eines
von jenen Meisterwerken, zu deren vollem Genuss
der Weg durch die kaudinischen Pässe des Bigot-
tismus führt.
Während unter den Italienern des sechzehnten
Jahrhunderts nur weniges neben dem vielen Vor-
trefflichen von geradezu bestechender Wirkung ist,
ist das Verhältnis bei den Malern des fünfzehnten
Jahrhunderts eher das umgekehrte. Aus der an
Italienern reichen Sammlung in Locko Park ist vor
allem das sogenannte Porträt des Sigismondo Mala-
testa zu nennen, welches für Piero d^Ua Francesca
gilt (Nr. 146). Es ist ein im Profil nach links ge-
wandtes Brustbild eines etwa fünfzehnjährigen
Prinzen, das sich mir sofort als Werk des Francesco
Cossa von Ferrara zu erkennen gab, und wer mit
den kostbaren Wandmalereien dieses Meisters im
Palazzo Schifanoja sich vertraut gemacht hat, wird
gewiss dieser Bestimmung auch noch aus einem
Nebengrunde seinen Beifall nicht versagen. Jene
Fresken enthalten das Porträt des Borso inmitten
anderer Prinzen des Hauses Este und des Hofstaates.
Offenbar ist der Dargestellte auf dem Tafelbild auch
ein Prinz des Hauses Este; — aller Wahrscheinlich-
keit nach ist dies ein Jugendporträt des späteren
Herzogs Ercole L, von dem wir sonst nur Porträts
auf Medaillen, die seiner Begierungszeit angehören,
besitzen. Man vergleiche besonders die des Spe-
randio (Heiß PL VII, 1) und des Coradini (Heiß
PL V, 1, 3 — 7). Ich möchte dieser Neubestimmung
desw^en ein besonderes Gewicht beilegen, weil an
ihr das Becht jüngster Neutaufen von Porträts auf
Gossa's Namen bemessen werden sollte.
Drei Porträts der Ausstellung führen den Namen
307
Die Winteraasstellung der Londoner Aliiademie.
308
des Domenico Ghirlandajo. Die National Gallery
verzeichnet ebenfalls drei, und wenn man diese Be-
nennungen unbesehen hinnehmen wollte, so könnte
man auf etwa vier bis sechs Stilwandlungen allein
im Portratfach bei diesem stilkonsersativsten unter
den Florentiner Quattrocentisten schließen. Das
Porträt des Francesco Sassetti (Nr. 149 der Aus-
stellung) mit seinem Sohn Theodorus, aus der Samm-
lung B. H. Benson, früher bei Mr. Graham, stimmt
technisch in jeder Hinsicht überein mit dem Porträt
des alten Mannes mit der widerlich geschwollenen
Nase und dem reizenden Knaben zur Seite, welches
seit wenigen Jahren im Louvre sich befindet. In
beiden Bildern ist die breite Manier des Freskanten
charakteristisch. Die Farben sind möglichst unge-
brochen. Ein sattes Rot in den Gewändern waltet
vor, wie in manchen seiner großen Altarwerke.
Ghirlandajo zählte sechsunddreißig Jahre, als er
die Wandmalereien der Kapelle Sassetti vollendete.
Am Ende seiner von da ab fieberhaften Thätigkeit
stehen die Fresken im Chor von S. Maria Novella,
und dieser Zeit gehört auch das schöne, viel-
besprochene Damenporträt an in der National
Gallery, aus der Samndung H. Willett, die Wieder-
holung einer Figur jener Chorfresken. Hier ist die
Ausführung reich an Detailmalerei, die Töne sind
bei feiner Abstufung fleißig verschmolzen. In diese
Klasse gehören auch die beiden Porträts der Aus-
stellung Nr. 159 und Nr. 163 aus der Sammlung Drury
Lane, von denen Repliken in der Berliner Galerie
unter dem Namen des Mainardi sich befinden
(Nr. 83 u. 86). Sowohl in dem Willett'schen als auch
in dem Lowe'schen Damenporträt Nr. 163 ist rechts
in der oberen Ecke des Bildes eine Korallenkette
angebracht, welche im Kreisbogen, gleich wie eine
Guirlande dahängt. Bekanntlich leitet Vasari den
Namen Ghirlandajo ab von den in der Werkstatt
des alten Tommaso massenhaft fabrizirten «ghir-
lande*", einem besonderen Damenschmuck, was zwar
die neueren Kommentatoren nicht gelten lassen
wollen, aber diese alten Porträtbilder treten doch
offenbar dafür ein, und, was hier mehr zu sagen
hat, sie legen uns die Benennung Ghirlandajo näher,
als die Mainardi's, womit nicht gesagt sein soll,
dass bei der Ausführung nicht auch Gehilfen be-
teiligt gewesen sein mögen. In Altarwerken Ghir-
landajo's lassen wir bei viel geringeren Köpfen ja
auch seinen Namen geltei).
Von Florentiner Bildern ist noch die Gestalt
eines fliegenden Engels zu nennen, das Fragment
eines großen Altarwerkes (Nr. 160) aus dem Besitz
der Countess Brownlow, welches hier als Masaccio
gilt, aber durchaus die Stilmerkmale eines hervor-
ragenden Schülers des Fra Filippo aufweist, näm-
lich des liebenswürdigen Pesellino, von dem nur
wenig Werke uns erhalten sind.
Mantegna's Heilige Familie (Nr. 151) aus der
Sammlung von L. Mend ist ein der Kunstlitteratur
noch unbekanntes Bild, das vor einigen Jahren in
Verona entdeckt wurde. Die Komposition ist der
des Dresdener Bildes verwandt Auch der Umfang
ist so ziemlich der gleiche. In dem Mend'schen
Bilde ist der Typus des Christuskindes von einer
Vollendung, dass man ihm die Anerkennung einer
geradezu klassischen Leistung nicht versagen kann.
Das Christkind steht auf einer kreisförmigen, die
knieende Madonna scheinbar umschließenden Stein-
brüstung, dem Jwrtus clausus der mittelalterlichen
Symbolik, an der u. a. auch Carpaccio auf zwei
Darstellungen der hl. Familie noch festhält. Der
Johannesknabe steht zur Seite des Jesusknaben
und deutet auf denselben. Die Idee des .Salvator
Mundi" ist hier in einer Weise zum Ausdruck ge-
bracht, die in der auf das Reformationszeitalter
folgenden Epoche italienischer Kunst geradezu als
ketzerisch gegolten haben würde. Es ist dies gewiss
eines des spätesten und reifsten Werke Mantegna's,
von dem bisher nur ein Stück seit dem Ende des
vorigen Jahrhunderts bekannt war.
Von Bildern der Veronesischen Schule sind die
beiden Einzelfiguren der Heiligen Petrus und
Johannes (Nr. 153) aus derselben Sammlung zu-
nächst zu nennen. Dieses Jugendwerk des Girolamo
dai Libri kann nicht später angesetzt werden, als
das erste Decennium des sechzehnten Jahrhunderts.
Verglichen mit den Übrigen drei bekannten Jugend-
werken in der Galerie und in der Kirche S. Ana-
stasia in Verona und in der Pfarrkirche von
Malsesine, erscheinen die Londoner beiden Tafel-
bilder noch früher. Aus dem Charakter der hier
noch ganz minutiös behandelten Landschaft ergiebt
sich das unwiderleglich. Seinen weltbekannten
späteren Stil verraten zuerst die Heiligengestalten
im Chor von Marcellise, und für die Entstehung
dieser ist das Jahr 1515 beglaubigt. Hieraus er-
giebt sich ein ganz merkwürdiges kunstgeschicht-
liches Problem, auf das ich an anderer Stelle näher
einzugehen mir vorbehalte. Als Dürer im Jahre
1526 die berühmte Johannesfigur, jetzt in der
Münchener Pinakothek (Nr. 247), malte, muss ihm
diese Johannesfigur des Girolamo dai Libri vorge-
schwebt haben; denn Bewegung und Faltenwurf
309
Bücherschau.
310
sind bei beiden Figuren dieselben, nur im Gegen-
sinn. Dürers in Trient gemachte Naturstudien
können als indirekter Beweis dafür gelten, dass er
auch Verona auf der Heerstraße nach Venedig be-
rührt hat
In dem nebenan hängenden Bilde Nr. 154 der
Ausstellung (Besitzer Captain 6. L. Holford) ist ein
Knabenkopf dargestellt, dem Giovanni Bellini zu-
geschrieben; denn die Bezeichnung auf der gemalten
Marmorbrüstung lautet: Opus Bellini loannis
Veneti
NON ALITEE.
Bei einer solchen Inschrift muss es wohl für
mindestens naseweis gelten, eine andere Benennung
vorzuschlagen. Aber die Bilder des braven Jacopo
de' Barbar) in Dresden (Nr. 57 — 59) und in Weimar
(Nr. 3) stimmen so überein mit diesem Kopf, dass
man sich über das .nicht anders* hinwegsetzen und
dies feine Bildchen den Werken des welschen Jakob
anreihen darf.
Von den Schülern Bellini 's ist gewiss Vincenzo
Catena in englischen Sanmilungen trefflicher und
reicher vertreten, als irgendwo sonst Nur sind sie
insgemein mit dem Aushängeschild des Namens
seines Lehrers versehen: Giovanni Bellini — non
aliter! Selbst die National Gallery mit ihren drei
Hauptwerken Gatena's (neben vier echten Bellini's)
macht hier keine Ausnahme. Es ist also selbstver-
ständHch, dass auch Lord Brownlow's Anbetung der
Hirten, Nr. 161 der Ausstellung, als Giov. Bellini
aufgeführt ist, obwohl hier an gar niemand anders
als an Catena gedacht werden kann, — was auch
schon in »The Academy* (Nr. 1079) hervorgehoben
wurde. Catena ist nächst Bellini, Giorgione und
Carpaccio der grösste Poet unter seinen venezianischen
Zeitgenossen und als solcher bewährt er sich auch
in dieser großen Komposition mit ausgedehnter
Landschaft.
Über die Eünstlerfamilie der Bonifazi hat be-
kanntlich Morelli-Lermolieff in seinen .Eunstkriti-
schen Studien* Aufklärung gebracht Nachdem nun
erwiesen ist, dass der sogenannte Bonifazio Veronese
der größte dieses Namens ist, kann es gerade nicht
Wunder nehmen, dass dieser Bevorzugungsname auch
alsbald missbräuchlich in Anwendung kommt Und
in dieser Ausstellung ist das um so auffälliger, weil
hier auch das von Morelli beschriebene echte Jugend-
werk desselben als Nr. 156 (Band II, Seite 319,
wo es noch als in Florenz befindlich aufgeführt ist;
Sammlung J. P. Richter) ausgestellt ist Sowohl
Captain Holford 's Anbetung der Hirten (Nr. 158),
als auch die Heilige Familie (Nr. 117) aus des Earl of
Strafford Sammlung sind von der Hand des Boni-
fazio n. Letzteres ist im Katalog der Ausstellung
als Tizian aufgeführt An einem echten Tizian fehlt
es diesmal überhaupt, denn auch das Bild der Diana
mit Actaeon (Nr. 121), Earl Brownlow gehörend,
ist nur das Werk eines Nachahmers.
Vor Eröffnung der Ausstellung war vielfach die
Erwartung ausgesprochen worden, dass die Palme
dem Giorgionebild der Ehebrecherin vor Christus
aus der Stadtgalerie von Glasgow werde zuerkannt
werden. Nun hat zwar dieses farbenprächtige Bild
den Ehrenplatz an der Wand bekonunen (Nr. 119),
aber in dem Urteil der Kritiker und Kunstfreunde
darüber ist eine starke Ernüchterung bemerklich.
Ich hatte das Bild vor einem Jahrzehnt schon in
Glasgow als Domenico Campagnola bestimmt und
diese Benennung hat jetzt auch die .Times ** in der
Besprechung der Ausstellung und Dir. Sidney Colvin
vom British Museum in der »Pall Mall Gazette*
als die allein mögliche angenommen und näher be-
gründet JEAN PAUL RICHTER,
BÜCHERSCHAU.
Ernst Ton BaadeL Ein deutscher Mann und Künstler.
yonlix.BßnnannSehmidL Mit 6 Abbildungen. Hannover,
Carl Mayer (Gust. Prior), 1892. 4». X und 214 S.
Wie es die feste, wetterharte Gestalt des Mannes, der
das Hermanndenkmal auftürmte, nicht anders verlangt, ist
hier Ernst von Bändel in kerniger deutscher Weise ein
schönes schriftliches Denkmal gesetzt worden, das bei aller
Einfachheit und Schlichtheit in der Darstellung doch von
einem so warmen, oft begeisterungsvollen Zug von Freund-
schaft durchweht ist, ohne all die Rührseligkeit, die so gern
die Biographen zum Herzenfangen ihrer Leser in allen Ton-
arten spielen lassen. Wohl aber schlSgt der Autor tief em-
pfundene Töne an, wo es gilt, die infolge seiner Unterneh-
mungen oft genug schwer gestörte Seelenruhe des Künstlers
zu schildern; oft ist es, wie auch bei all dem fröhlichen
und Humorvollen in der Darstellung weniger der Autor als
Bändel selbst, der da mit seinen eigenen Worten in Brief-
auBzügen und notorischen Äußerungen citirt wird. In lebens-
voller Darstellung wird uns BandeFs Verkehr mit dem Mün-
chener Kreis, seine erste Berührung mit demselben in Nürn-
berg, Gnade und Ungnade König Ludwig^s und dessen Ver-
söhnung mit dem recht oft widerhaarigen Künstler geschildert.
Die Jugend desselben, das Herumtasten nach der richtigen,
ihm zusagenden unter den Künsten, die Schilderung des
ganz unzulänglichen, bureaukratisch verknöcherten Kunst-
unterrichtes, worin sich Anfang und Ende des Jahrhunderts
an manchen Orten wie Zwillinge ähneln, das alles sind
Schilderungen, die durch persönliche Äußerungen Bandel's
aufs glaubwürdigste gesteigert, im Einzelnen das Gesamte
widerspiegeln und kunst- wie kulturhistorisch gleich wert-
voll sind. Naturgemäß ist der Löwenanteil der Schrift dem
das Leben Bändels so ganz ausfüllenden Hermanndenkmal
im Teutoburgerwald gewidmet, das unter unglaublichen
311
Kunstblätter. — Nekrologe. — Personalnachrichten.
312
Schwierigkeiten entstand und nur der Beständigkeit und der
zähen Ausdauer seines Urhebers sein Dasein dankt. Die kri-
tischen Beleuchtungen Dr. Schmidt*8 wirken außerordentlich
durch eine seltene EinfisLchheit , oft kindliche Naivität, die
jeder Schönfärberei aus dem Wege geht und über der An-
erkennung des Guten und der oft schier unüberwindlichen
Schwierigkeiten technischer und anderer Natur speziell beim
Teutoburgerdenkmal nie der Mängel vergisst; dabei versucht
er eine Erklärung, eine Motivirung derselben zu geben; durch
Anführung der in jeder Individualität liegenden Gegensätze
gewinnt aber das Bild an Licht und Schatten. — Eine Cha-
rakteristik Bandel's leitet zum Kapitel über sein Familien-
leben hin, das uns den Künstler von der schönsten mensch-
lichen Seite kennen lehrt — ein Abschnitt, der so vielen
Biographieen mangelt, wenn er aber anzubringen ist, sehr be-
deutend zur Modellirung der Figur beiträgt Alle die Per-
sonen, die Bändel während seines langen thätigen Lebens
im Verkehr kennen lernte, hat Schmidt in ein genaues Ver-
zeichnis gebracht, so dass das Buch auch für spezielle Fragen
aus dem Kunstleben jener aufstrebenden Epoche raschen
Aufschluss zu geben vermag. Gegen achtzig größere und
kleinere Arbeiten des Meisters sind nach der Zeit der Ent-
stehung geordnet und mit ihrem gegenwärtigen Aufstellungs-
orte und dem Namen des Materials, in dem sie ausgeführt
wurden, notirt, gleichfalls eine dankenswerte Erweiterung
der Monographie, die in befriedigendster Weise eine er-
schöpfende Darstellung des Lebens des „großen National-
romantikers'', wie ihn der Autor nennt, und seiner Fahrten
und Irrfahrten im Gebiete der Künste giebt. Wir können
das Werk in Ansehung seiner Vorzüge, schon in Anbetracht
der starken kritischen Benützung von autobiographischem
Material, das Dr. Schmidt von BandeVs Witwe zur Ver-
fügung gestellt wurde, aufs beste empfehlen.
ItVV. BOCK.
KUNSTBLATTER.
Franx Hanfstaengl's Photographieen nach Gemälden der
Dresdener Galerie, Es ist seit zwanzig Jahren das dritte
Mal, dass die Generaldirektion der königlichen Sammlungen
in Dresden die Genehmigung zu einer umfassenden photo-
graphischen Aufnahme der alten Gemälde der Dresdener
Galerie erteilt hat. Obwohl nach den im Jahre 1883 er-
folgten, meist vortrefflich gelungenen Aufnahmen von Ad.
Braun & Co., die 600 Nummern umfassen, gerade kein
dringendes Bedürfnis dazu vorlag, ist es nur zu billigen, dass
die Generaldirektion einem erneuten Wettbewerb keinen
Riegel vorgeschoben hat, um so mehr, als die Braun *schen,
allmählich auf ganz Europa ausgedehnten Galeriewerke zu
einem Privileg auszuarten drohten und durch ihre ziem-
lich beträchtlichen Preise namentlich Gelehrten und wenig
bemittelten Kunstfreunden eine Art von Zwangssteuer auf-
erlegten. Dies war gewiss gerechtfertigt, solange das
Verfahren des unveränderlichen Kohledrucks ein Geheim-
nis der Firma Ad. Braun & Co. in Domach war. Das ist
es heute nicht mehr, und darum ist es nur zu wünschen,
dass der Vorgang der Münchener Firma Franz Hanfstaengl
eifrige Nachfolge fände, vorausgesetzt, dass damit eine
wesentliche Ermäßigung der hohen Preise für mechanische
Reproduktionen einträte. Die seit 1871 angefertigten Photo-
graphieen nach Gemälden der Dresdener Galerie gewähren
ein sehr interessantes Material zur Beurteilung der ungeheuren
Fortschritte, die die Photographie und das auf ihr beruhende
Druckverfahren in zwanzig Jahren gemacht hat. AVir er-
innern uns noch, welch großes Aufsehen die 1872 erschiene-
nen Aufnahmen der Berliner Photographischen Gesellschaft
damals machten. Man hatte noch niemals zuvor Photo-
graphieen gesehen, auf denen die Handschrift des Künstlers
so deutlich erkennbar gewesen, noch niemals Photographieen
von dem Umfange, wie z. B. die Sixtinische Madonna. Diese
große That ist freilich durch die Braun'schen Aufnahmen
von 1883 überholt worden; aber noch heute ist eine Anzahl
der Blätter der Photographischen Gesellschaft empfehlens-
wert und auch für Studienzwecke brauchbar, wobei noch
der geringe Preis ins Gewicht fällt Dass, beiläufig bemerkt,
die Photographische Gesellschaft mit den Fortschritten der
Technik mitgegangen ist, hat sie erst im vorigen Jahre durch
eine vortreffliche Heliogravüre der Sixtinischen Madonna
von ungewöhnlich großem Umfange bewiesen, der eine
photographische Aufnahme aus dem Jahre 1891 zu Grunde
liegt. Der Name Franz HanfstaengVs, den die neuesten, von
1892 datirten Aufnahmen tragen, hat für die Dresdener
Galerie einen historischen Klang. Der Begründer der Firma
hat vor etwa fünfzig Jahren die erste große Publikation der
Dresdener Galerie in Steindruck veranstaltet. Jetzt kommt
sein Nachfolger mit der Photographie, die die Lithographie
tot gemacht hat. Die uns vorliegenden Probeblätter dieser
HanfstaengPschen Photographieen tragen in so hohem Grade
den Stempel der Vollkommenheit, dass es den Erfindern der
Zukunft schwer fallen dürfle, ein Verfahren zu ersinnen, das
noch mehr Licht in die Finsternis nachgedunkelter Öl-
gemälde alter Meister bringen könnte. Holbein*8 Bildnis
des Morette, freilich eine dankbare Aufgabe für die Photo-
graphie, tritt uns auf dem großen Imperialformat in wahr-
haft unheimlicher Lebendigkeit entgegen, und selbst in der
Verkleinerung auf Folioformat sind die tiefsten Schatten
kaum merklich getrübt. Die Höhle, in der die Battonische
Magdalena ruht, ist so vollkommen aufgehellt, dass man
das Bild besser in allen Einzelheiten verfolgen kann als vor
dem Original, und die Aufnahme der Sixtinischen Madoima
hat aus der Leinwand noch mehr herausgeholt, als heute
dem unbewaffneten menschlichen Auge erkennbar ist. Es
wäre zu wünschen, dass die Firma sich entschlösse, auch
Ausgaben in Kabinettformat zu veranstalten, wie sie es bei
ihren Aufnahmen aus der Münchener Pinakothek gethan
hat. Dann würden erst die Schätze der Dresdener Galerie
zu einem Gemeingut und zugleich dem Trödel mit unwür-
digen Nachbildungen in Dresdener Läden ein Ende gemacht
werden. A, R.
NEKROLOGE.
Der Landschaftsmaler Nicolas Louis Cabat, einer
der Begründer der modernen Stimmungslandschaft in der
französischen Malerei, ist am 13. März zu Paris im 81. Le-
bensjahre gestorben.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Zum Administrator der Pariser Gohelinsmanufaktur
ist an Stelle des in den Ruhestand getretenen (rerspach der
Kunstschriftsteller Jides Guiffrey, Verfasser der „Histoire
universelle de la tapisserie," einer Biographie van Dyck^s
und anderer Werke, ernannt worden.
*^* Detn Geschiehtsmaler Prof. August von Heyden ist
vom Kultusminister die erbetene Entlassung aus dem Lehrer-
verbande der Berliner Hochschule für die bildenden Künste,
an der er Vorlesungen über Kostümgeschichte hielt, gewährt
worden.
313
Sammlungen and Ansstellungen.
314
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Für die große Berliner KunstattssteÜung war eine
Konkurrenz um ein Plakat ausgeschrieben worden, an der
sicli 23 Künstler mit 26 Entwürfen beteiligt haben. Der
erste Preis im Betrage von 1000 M. wurde Prof. Ernst
Hildebrand zuerkannt. Der Entwurf zeigt eine Idealfigur
der Kunst, die in der hochgestreckten Rechten den verheißen-
den Lorbeer trägt; daneben hat ein schwebender Adler das
entrollte Banner der Ausstellung in den Krallen; in der Tiefe
schimmern die Türme und Kuppeln von Berlin, insbesondere
Schlosskapelle und Rathausturm hervor. Den zweiten Preis
von 200 M. erhielt der Maler Budi Rother,
*^* Die in München geplante Ausstellung der dortigen
Sexessionisten wird wegen finanzieller Schwierigkeiten, und
weil das Gebäude an der Prinzregentenstraße nicht recht-
zeitig vollendet werden kann, in diesem Jahre unterbleiben.
— München, Die vierte Jahresattssteüung von Kunst-
werken aller Nationen, in gleicher Weise wie in den Vor-
jahren im KOnigl. Glaspalaste zu München von der Münchener
Künstlergenossenschaft veranstaltet, wird wie bisher am
1. Juli laufenden Jahres eröffnet. Zur Durchfährung der
Ausstellung hat sich der Gesamtvorstand der Genossenschaft
als Ausstellungskomitee konstituirt und zunächst die folgen-
den Herren kooptirt: die Maler Anders- Andersen-Lundby,
Professor Hans von Bartels, Professor Josef von Brandt,
Wladislav von Czachorski, Professor Adolf EchÜer und den
Kupferstecher Jakob Deininger. Die meisten der vorge-
nannten Herren sind zugleich beauftragt, als Bevollmächtigte
der Münchener Künstlergenossenschaft die verschiedenen
Kunstcentren des Kontinents zu besuchen, um bei der dortigen
Künstlerschaft für die Jahresausstellung thätig zu sein.
Seit längerer Zeit sind die verschiedenen Komitees schon in
eifriger Thätigkeit und ohne Zweifel werden Künstler und
Kunstfreunde konunenden Sommer im Münchener Glaspalaste
so viel des Interessanten zu sehen bekommen, wie bei irgend
einer der vorhergehenden Jahre.saus8tellungen.
Bei Ed, Schulte in Düsseldorf ist die neben der „Freien
Vereinigung'* fortbestehende permanente Ausstellung in
dieser Woche durch drei Kabinettstückchen von Pradilla
(„Karneval in Rom", .»Wäscherinnen** und „Auf der Terrasse**)
ausgezeichnet. Drei Pradilla's auf einmal! Wer die enor-
men Preise kennt, die der große Spanier heute bekommt,
der weiß, was das heißen will. Seitdem der Künstler in
Berlin die Medaille erhalten, hat man ihm in Deutschland
erst die gebührende Wertschätzung angedeihen lassen. Es
bedarf ja dazu solcher äußerlichen Mittel — leider! Von
den drei Bildern gefallen uns die „Wäscherinnen** vielleicht
am besten, doch wer die Wahl hat, hat die Qual und in
diesem Falle auch das Portemonnaie zu — erleichtem. —
Oswald Achenbach hat schon wieder ein Bild fertig, das
geht alle Wochen so lustig weiter. Eine Landschaft von
Garl Heffner (jetzt ein seltener Gast bei uns geworden), des-
gleichen ein Hortung f ein Muntfie und ein feiner Oeder sind
ebenfalls hinzugekommen. — nn.
•j^* Die Meissonier- Ausstellung in Paris ist am 6. März
in der Galerie G. Petit eröffnet worden. An diesem Tage
betrug der Eintrittspreis 100 Frk. Die Einnahme belief sich
jedoch nur auf 16000 Frk., was bei dem großen Andränge
daraus zu erklären ist, dass sich unter den Besuchern viele
Eingeladene befanden, an der Spitze Präsident Carnot.
— Breslau, Dem scklesischen Museum der bildenden
Künste ist von dem verstorbenen Stadtrichter a. D., J. Fried-
länder, eine bedeutende Sammlung von Gemälden und
Bronzen testamentarisch vermacht worden mit der Bedingung,
dass von Seiten des Museums ein Fonds gegründet werde, dessen
Zinsen zu Reisestipendien fKr jüngere Künstler verwandt
werden, um diesen Fonds zu schaffen, wird von Seiten des
Museums ein großer Teil der Bilder, die zur Au&ahme in
die Galerie weniger geeignet sind, verkauft werden. Für
die Galerie zurückbehalten sind: G. Max, Venus und Amor;
0. Achenbach, Oberitalienische Landschaft; E. J. Schindler,
Regenlandschaft; J. E. Meyerheim, Katzenfamilie; F. De-
fregger, Apfelschälerin; Schleich sen., Landschaft; zwei
Bronzen von Moreau-Vauthier. Zum Verkauf sollen ge-
langen Bilder von E. Meyerheim, J. Dupr6, E. Grützner,
A. Seitz, J. Jutz, C. Süs, W. Kray, A. Achenbach, L. Dou-
zette, R. v. Haanen, Dressler, F. Vinea, Alb. Zimmermann,
C. Gussow und A. Holmberg und noch viele andere minderer
Bedeutung. Nur durch das einmütige Zusammengehen
opferwilliger Kunstfreunde, zumal derer, die dem Verstor-
benen nahe gestanden, mit der Verwaltung des Museums
lassen sich die idealen Absichten des Erblassers, die Kunst-
sammlungen und zugleich die Künstler zu fordern, verwirk-
lichen. Wir haben die Zuversicht, dass er sich in seinen
Voraussetzungen nicht getäuscht habe. (Schlesische Ztg.)
A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen, Die im vorigen
Jahre ins Leben getretene Gesellschaft deutscher Aquarellisten,
die sich von den ähnlichen Gesellschaften in Paris, London
und Wien dadurch unterscheidet, dass sie nur auf eine
geringe Anzahl von Mitgliedern beschränkt ist — * sie zählt
gegenwärtig acht — hat bei Amsler S Ruthardt (Gebr.
Meder) ihre zweite Ausstellung am 6. März eröfifoet. Sie ist
zwar nur mit 36 Blättern beschickt; aber es sind fast durch-
weg völlig ausgereifte Schöpfungen, in denen die Künstler
nicht nur ihr Bestes gegeben, sondern zum Teil auch ihre
glänzendsten früheren Schöpfungen übertroffen haben. Dies
gilt besonders von Hans v, Bartels in München und dem
Dresdener Miax Fritx, Ersterer hat außer einer von einem
tiefen Augenpunkt genommenen Ansicht des Promenaden-
platzes in München zur Herbsteszeit und bei lebhaftem Ver-
kehr ein holländisches Strandbild ausgestellt: eine eben ge-
landete Fischerbarke im Mittelgrunde, die von Käufern um-
geben ist, und im Vordergrunde eine junge, von Glück über
ihren guten Einkauf strahlende Frau, die, vom Winde zer-
zaust, mit ihrer Bürde nach Hause eilt. Mit einem blühen-
den Kolorit von strotzender Gesundheit ist hier eine pla-
stische Kraft vereinigt, die bisher nur selten in einer Wasser-
farbenmalerei erreicht worden ist Freilich hat H. v. Bartels
gleich den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft längst die
reine Aquarelltechnik alten Stils aufgegeben. Wie er selbst
in einer Abhandlung über Aquarellmalerei, die er zu dem
Raupp'schen Katechismus der Malerei beigesteuert hat, her-
vorhebt, ist „ein Teilen der Aquarelltechnik in Gouache und
reines Aquarell ein überwundener Standpunkt. Das Weiß
in dieser Technik gehört vollkommen gleichberechtigt zu
den übrigen Farben, genau wie in der Ölmalerei.'* Er ist
der Meinung, dass erst dadurch die Aquarelltechnik mit der
Ölmalerei an Leuchtkraft und Intensität der Farbe wett-
eifern, ja sie sogar übertreffen könne. Wenn letzteres bis-
her auch noch nicht eingetreten ist, so ist es doch zu er-
warten, wenn die deutsche Aquarelltechnik sich so weiter
entwickelt, wie in den letzten fQnf bis sechs Jahren. Diese
Fortschritte sind keinem so sehr zu gut« gekommen, wie
dem poesievollen Landschaftsmaler Max Fritz, der sich von
seiner etwas spitzen, tüpfelnden Manier in einem Feldweg
zur Sommerszeit, einem holländischen Kanal im Februar
und einer Strandpartie von Rügen bei bewölktem Himmel
zu vollkommener Freiheit der malerischen Darstellung er-
315
YenrnBchtes.
316
hoben und in einem hoUändisclien Eücheninteriear mit einer
Frau am Herde in der Feinheit des Helldunkels, der Kraft
und Durchsichtigkeit des Tons die besten alten Niederländer
erreicht hat. Hcms Hemnaim erhält sich in seinen Ansichten
aus Chioggia, Dordrecht, Amsterdam (Morgen- und Abend-
stimmung}, Ylissingen (Gemüsemarkt) und Berlin (Blick auf
das neue Reichstagsgeb&ude) auf seiner alten, respektablen
Höhe; nur sollte er beizeiten auf größere Mannigfaltigkeit
der Motive sehen , um nicht in Routine und Manier zu ge-
raten. Auch Franx Skarbma bietet in seinen Ansichten
enger Hamburger Gassen und Innenrftume und in einer Ber-
liner WinterlandschiEiffc, einem Blick auf die Potsdamer Brücke
Fom Kanal aus, nichts Neues, aber doch bei weitem Erfreu-
licheres und künstlerisch Reiferes, als in der Ausstellung
der „Elf*. Auch der Illustrator Friedrich Stahl zeigt sich
in zwei duftigen Park- oder Gartenlandschaften mit Figuren
in der Tracht der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts viel
poetischer, feiner fühlend und geschmackvoller, als in seinen
roh hingewischten Olskizzen, die er bei Schulte ausgestellt
hat. Efie Versuche Skarbina^s, verwickelte Beleuchtungs-
effekte zur Anschauung zu bringen, scheinen den Düssel-
dorfer Arthur Kampf zu ähnlichen Experimenten verlockt
zu haben, die aber weniger geglückt sind, als eine vortreff-
liche, an die plastische Art H. Herrmann's erinnernde Fluss-
landschafl mit Männern und Frauen auf dem hohen Ufer,
die mit Gebärden des Entsetzens und des Mitleids auf einen
von einem Dampfer geschleppten Kahn blicken, an dessen
Mast die gelbe Choleraflagge gehisst ist Minder hervor-
ragend sind die Frühlings- und Sommerlandschaften von
L. Dettmann in Berlin, von dem wir Besseres erwarten
durften, und zwei Blätter von Noah Bantxer in München,
das Brustbild einer alten Frau mit violetter Kapuze und
eine trauernde Witwe im Sorgenstuhl. Als ein Ganzes be-
trachtet ist diese Ausstellung die erfreulichste und einheit-
lichste, die Berlin seit langer Zeit gesehen hat. — In OurliWs
KunaUahn ist einer Ausstellung von Gemälden neuerer fran-
zösischer Künstler, meist solcher ans der Schule von Fon-
tainebleau, die fast ausschließlich zu der Ware gehörten,
die auf dem französischen Kunstmarkt keinen Absatz mehr
findet, eine Sonderausstellung von Tierbildem des in Mün-
chen ansässigen, aus Berlin gebürtigen Malers Hubert von
Heyden, eines Sohnes des trefflichen Geschichtsmalers August
von Heyden, gefolgt. Seine Darstellungen von Löwen, Tigern,
Wildschweinen u. dergl. m. sind sowohl durch ihren be-
trächtlichen umfang, als durch die eigenartige malerische
Behandlung, die vielleicht etwas von der Wildheit und
schreckhaften ünheimlichkeit dieser Bestien widerspiegeln
wollte, auf den letzten Münchener Jahresausstellungen auf-
gefallen. Auch in Zeichnungen und Radirungen hat er sich
als Anhänger der modernen naturalistischen Richtung be-
kannt, der aber nicht so weit geht, die Form völlig der im-
pressionistischen Stimmung, dem Eindruck des Augenblicks,
dem Stammeln des Naturlauts zu opfern. Zu den wilden
Tieren hat er jetzt auch die zahmen Schweine und die Be-
wohner des Hühnerhofs gesellt und dabei Gelegenheit ge-
habt, sich auch als Landschaftsmaler, meist mit starker
Anwendung des sommerlichen Sonnenlichts, zu zeigen. Als
Landschaftsmaler fehlt es ihm nicht an Stimmung, an feiner
Beobachtung; er hat sogar bisweilen poetische Anwand-
lungen. Aber noch hat die überströmende Lust am Schaffen
dem jungen Manne keine Zeit gelassen, seine Kräfte zu sam-
meln und zum Ausgleich der in Berlin und München em-
pfangenen Eindrücke zu bringen.
VERMISCHTES.
*^* Die Pyramide dee Freihurger Müruters muss, wie
der „Frankf. Ztg/* geschrieben wird, in der Höhe von
15 Metern abgenommen und völlig erneuert werden, weil
diese obere Hälfte nur vermittelst zahlreicher Eisenklammem
zusammengehalten wird, und ein Blitzschlag, wie der von
1561, sie völlig zerstören würde. Die gründliche Wieder-
herstellung des Münsters in allen seinen Teilen wird erst
1896 im großen Stile begonnen werden und etwa 15 Jahre
dauern. Die Kosten, die teilweise durch die bekannte Geld-
lotterie aufgebracht werden, sind auf 1^/4 Millionen geschätzt,
die der Freilegung des durch einige Gebäude verunstalteten
Münsterchors auf ^U Millionen, weil mehrere der einzureißen-
den Häuser dem Münsterfabrikfonds gehören.
•,* Der Maler Wereschtschagin ist mit der Vollendung
einer Bilderreihe beschäftigt, die Vorgänge aus dem Kriegs-
jahre 1812 darstellt. Mehrere dieser Bilder bringen eine den
Franzosen gerade jetzt gewiss peinliche Erinnerung, die da-
malige französische Wirtschaft in Russland zur Darstellung,
insbesondere die Entweihung russischer Heiligtümer in den
Moskauer Kirchen. Wereschtschagin beabsichtigt, diesen
Bilder-Cyklus nicht nur in Bussland auszustellen, sondern
damit auch nach Deutschland und Osterreich-Üngam zu
konmien.
*^* Alexander Dumas über Meissonier. Zu dem Kataloge
derMeissonier-Ausstellung hat Dumas eine Vorrede geschrieben,
der wir in folgendem die begeisterungsvolle Einleitung und
einige interessante Beiträge zur Charakteristik des Meisters ent-
nehmen. Dumas, ein langjähriger Freund Meissonier's, erhebt
sich darin zu einem bei ihm ungewöhnlichen Pathos. „Ihr, die
ihr in diesen Saal tretet," so beginnt er, „lasst an der ThÜr die
Neugierde zurück, die euch so oft über seine Schwelle ge-
führt hat, und bereitet euch zur Achtung, Rührung und
Dankbarkeit vor. Hier giebt es sechzig Jahre der aufrichtigsten
und angestrengtesten Arbeit, der heißesten und edelsten
Liebe zur Kunst, des reinsten Ideals. Niemand that mehr
als dieser Mann, um eure Bewunderung und Hochschätzung
zu verdienen. Während dieser sechzig Jahre der Arbeit der
Armut, der Kämpfe des Reichtums, des Ruhms, gehörte
keine Minute der Zögerung, der Entmutigung, dem Zweifel
an, und keine Minute der Selbstbefriedigung und der Genuss-
freude. Jede Sekunde enthielt eine neue Anstrengung auf
dem Wege zur Vollkommenheit, die er so oft erreicht hat.
Kein einziges Zugeständnis an den Geschmack der Käufer,
an die großen Summen, die ihm geboten wurden. Sechzig Jahre
hindurch hatte dieser Mann sich nicht einen Abend zu Bette
gelegt, um sich von der Tagesarbeit zu erholen, ohne an
die Arbeit des folgenden Tages zu denken und nach ihr zu
verlangen. Was dieser fünfzehnjährige Jüngling, der Sohn eines
unbekannten Händlers, inmitten der gewöhnlichsten, un-
künsÜerischesten Waren des väterlichen Ladens zu träumen
und in der Kunst zu ahnen begann, das hat er fünfzig Jahre
hindurch an jedem Tage, den Gott ihm gab, mit einer Ge-
duld, einer Kraft und einem Glauben ohnegleichen ver-
wirklicht. Wenn es jemals einen wahren Beruf gab, der
einem Kinde sein Kennzeichen auf die Stirn drückte und es
durch alle Hindemisse hindurch zur Meisterschaft trieb, so
war es der Beraf Meissonier's.'* Folgende Stelle schildert die
Lebensweise des Meisters mit interessanten Zügen: „Bei
Tagesanbrach erhebt er sich im Sommer wie im Winter.
Er zündet Licht an und unterzieht das einer erbarmungs-
losen Revision, was er Tags zuvor geschaffen hat. Dann
bereitet er seine Palette, wobei er eine Schnitte Brot und
einen Apfel verzehrt, und sitzt nun auf seinem Bocke bis
317
Yermisclites. — Zeitschriften.
318
zur Dinerstunde, ohne andere Gesellschaft als die eines seiner
großen Windspiele. Er dejeonirt ganz allein um die Mittags-
zeit, wie ein wahrhafter Anachoret; ein bis zwei Sardinen
oder etwas Schinken und eine Tasse Thee, die er sich selbst
zubereitet, bilden das Menü. Während dieser kärglichen
Mahlzeit liest er Shakespeare, Byron, Dante, Saint-Simon,
militärische Erzählungen, geschichtliche oder philosophische
Bücher, immer etwas Ernstes, das ihn zum Nachdenken
zwingt, das ihn begeistert, über das er mit seinen Besuchern
diskutiren kann. Das Diner nimmt er im Familienkreise
und in Gesellschaft eines oder zweier Freunde ein. Abends
pflegt seine Tochter zu musiziren. £r greift dann zu Feder
und Stift, um beim Scheine der Lampe eine jener tausend
Figuren zu zeichnen, die seine Einbildungskraft beschäftigen.
Zur Erholung und Zerstreuung werden Spazierritte in den
Wald von Saint-Germain, Bootfahrten und Schwimmübungen
vorgenommen. Da aber das Alter kommt und der Arzt das
Reiten und die kalten Bäder verbietet, so arbeitet der Meister
des Tags zwei oder drei Stunden länger, das ist alles, und
ob er in Paris, in Poissy, in Antibes, wo er mehrere Winter
wohnte, in Venedig, wohin es ihn Ende August zog, weilte
— überall befolgte er die gleiche Lebensweise. In Venedig
war er allerorten mit seinem Album und selbst mit seinem
Schemel, auf dem Markusplatze, auf der Piazzetta, am Strande
des Meeres, auf den Quais, auf den Straßen, immer in dem
Glauben, dass niemand ihn kenne und dass man sich nicht
mehr mit ihm als mit den Übrigen beschäftige. Ist man da
noch erstaunt, dass die 1200 Nummern des Katalogs noch
nicht die Hälfte der gesamten Werke Meissonier's darstellen?
Wer ihn gefragt hätte, wie er so viele Meisterwerke schaffen
könnte, dem müsste er erwidert haben: „Weil ich immerfort
daran denke!'* Und daher hatte er auch diesen schönen,
mächtigen, heiteren und leuchtenden Kopf, der nach dem
Kopfe des Moses von Michel-Angelo modellirt schien." An
anderer Stelle tritt Dumas der Behauptung entgegen, dass
Meissonier sehr stolz und seinen Kunstgenossen gegenüber
im Urteil ungerecht und schroff gewesen sei. Im Gegenteil
habe er die aufrichtigste Bewunderung der anderen mit der
größten Bescheidenheit verbunden. Zum Belege dessen er-
zählt Dumas eine Anzahl Anekdoten, von welchen hier
einige wiedergegeben seien: „Als Fortuny mit seinen schönen
Wasserfarbenbildem auftrat, sagte mir Meissonier: „Ich
würde mir den kleinen Finger der linken Hand abschneiden
lassen, um so zu malen, wie dieser Mann." Und er malte
für mich ein Wasserfarbenbild, dessen Gegenstand meiner
„Affaire Cl^menceau** entlehnt ist. Er versuchte darin, mit
Fortuny zu wetteifern, den er an diesem Tage, wie jeder-
zeit, übertraf. Unterdessen kopirte Fortuny gewissenhaft
Meissonier'sche Bilder, um sich in seiner Kunst auszubilden;
er zeigte diese Kopieen dem Meister mit der Frage, ob er mit
ihnen zufrieden sei. An dem Tage, wo sein Bild , J'riedland",
an dem ich ihn seit 10 Jahren arbeiten sah, nach Amerika
al^eschickt vnirde, besuchte ich ihn frühmorgens, um diesem
Werke Lebewohl zu sagen. Ich fand ihn damit beschäftigt,
die letzten Lichter auf die Degen zu setzen. „Also heute",
fragte ich, „geht wirkL'ch das Bild ab?" — ,|Ja", antwortete
er, „und wenn ich nicht mein Wort gegeben hätte, so würde
ich es nicht abschicken, denn ich finde es nicht gut.'* Und
die Leute erzählen von dem unermesslichen Stolze dieses
Mannes! Seine Bewunderung für die Meister kleidete sich
in seinem Munde oft in die originellsten Formen. Man
stritt in seiner Gegenwart Über Delacroiz, und mehrere An-
wesende gefielen sich darin, MeiBsonier über diesen Künstler
zu stellen. „Lassen Sie mich in Buhe!" rief Meissonier;
„Delacroix ist der Hahn; wir sind nur die Hennen!" ... Er
kehrte von der Jubelfeier Michel- Angelo*s zurück, bei welcher
er eine Bede gehalten hatte. In seiner Werkstatt unterhielt
sich eine Versammlung von Freunden über diese Feier.
„Meissonier**, sagte jemand, „hegt eine solche Verehrung
für Michel-Angelo, dass er dessen Pantoffeln geküsst hat; ich
habe es gesehen." — „Das ist um so schöner," bemerkte ein
anderer, „als es nicht die wahren Pantoffeln Michel-Angelo's
sind." — ,Jch wusste es wohl,** antwortete Meissonier, der
während dieses Gesprächs zu arbeiten fortfuhr, „aber was
liegt daran? Der Glaube bedarf keiner Beweise." — „Aber
was hätten Sie denn gethan, wenn es die wahren Pantoffeln
gewesen wären?** — „Ich hätte sie gestohlen!"
— Dresden. Laut Bekanntmachung des akademischen
Rats stehen ihm in diesem Jahre 3000 Mark Zinsen aus
einer Stiftung zur Hebung der Freskomalerei zur Ver-
fügung. Es sollen in den Wohnräumen eines Kunstfreundes
ein oder mehrere Bilder in Freskomalerei ausgeführt werden,
deren Stoffe von dem Besitzer bestimmt werden. Die Aka-
demieen zu München, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe und
Dresden haben ihre im jährlichen Wechsel erfolgende Mit-
wirkung zur Durchführung der Stiftung ftlr einen bestimmten
Bezirk zugesagt. In diesem Jahre trifft die Reihe hierzu die
königl. sächsische Kunstakademie zu Dresden. Kunstfreunde,
welche im Königreich Sachsen oder in den thüringischen
Herzogtümern oder in dem Herzogtume Anhalt oder Braun-
schweig oder endlich in den Fürstentümern Reuß ein Haus
besitzen, worin sie einen Raum mit Freskomalerei geschmückt
haben möchten, werden nun aufgefordert, sich bis zum
1. Juli d. J. beim hiesigen akademischen Rat schriftlich zu
melden und ihm zugleich Mitteilung zu machen über den
darzustellenden Gegenstand und die gewünschte Art der
Darstellung (Figurenbild, Landschaft, Dekoration), die Gröfie,
Gestalt, Lage des Raumes und der Wandfläche, durch Ein-
sendung eines möglichst speziellen Grund- und Aufrisses,
die Höhe des Betrages, welche sie etwa bei größerer Aus-
dehnung der Arbeit beizusteuern gewillt sind. — Die Kosten
fdr die Vorbereitung der Wandfläche, Herstellung der Ge-
rüste und Beschaffung der nötigen Requisiten hat der Be-
sitzer des zu schmückenden Gebäudes zu tragen.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeiiie Kunstchroiük. 1898, Nr. 6.
Känstler bei der Arbeit. Von K. Sokal. — Über offen tliohe
G&rten und den Schmack der Straßen und Plätze. Ypn L. Abel.
Kunstbrief: Düsseldorf. — Pariser Ateliers. Von Dr. A. Nossic.
— Zwei .anUke** Novitäten. Von Dr. 0. Hothes.
Bajerisehe Gewerbeieitmig. 189S. Nr. 4/5.
Künstlerische Metalleinla^n. Von Stookbauer. — Die Kas-
seler Weifiglaahtttte von 1688. Von Dr. A. v. Draoh.
Knnstsaloii. 1892/1^8. Heft 4.
Die Mimik im Dienste der bUdenden Kunst. (Forte.) Von Prof.
K. Skraup. — Vom römisohen Kunstleben. Von H. v. Preu-
schen. — Pariser Kunstbrief. Von Dr. A. Nossig. — Polnische
Kunst. Von J. Suesser.
Mitteilnngeii des k. k. SsterreiolüBcheii MuseiiiiiB fQr
Kunst und Industrie. 1898. Man.
Die Pariser Ausstellung weiblicher Knnstarbeiten. Von A. Biegl.
— Die Natnrformen und die Ornamentik. Von H. Maoht«
Repertoriam der Konstwissensohaft. XYI. Heft 1/2.
Das Geheimnis der leonardesken Altargem&lde in Valencia. Von
Dr. G. Justi. — Die antiken Triumphbogen in Italien. Von
H. Wölfflin. — Der deutsche und niederlandisohe Kupferstich
des fünfisehnten Jahrhunderts in den kleineren Sammlungen.
Von M. Lehrs. — Plaketten im Museo Correr eu Venedig, von
E. Jacobson. — Die Herstellungsphasen spätmittelalterlioher
Bilderhandschriften. Von J. Neuwirth. — Über Spitsenbüoher
und Spitzen. Von E. v. ü bis eh.
L'Art MSrz 1898. Nr. 691.
Meissonier. Von L. Royer-Miles. — Philippe de Champaigne
et Purt-Royal. Von A. GaEier. — Camille Saint -Saens. Von
Q. Servidrea.
319
Inseraite.
320
Scriag bon Jlrtthr 2e»matttt in %tipfiu.
mmSTOfilSCHEB BOMM i mmm ^
tim |laturfotfd|rt0
I. ALTERTU1£
bearbeitet Ton
Prof. TH. SCHREIBER
Mit einem ausführlichen Textbuche
Mk. 12.—,
gebunden Mk. 15. — .
II. lOTTELALTEE
bearbeitet von
Dr. A. ESSENWEIN
I. Direktor des germanischen National-
museums in Nürnberg.
120 Tafeln mit Textbuch
Preis Mk. 10. — ,
gebunden Mk. 12.50.
profeffor an brr UntDeifitdt Celpjls.
Smrite vtvbttftvtt Jlitflaii»»
23 93ogen reid^ iHuftrirt mit mel^cfatbiaem
^nute. $tei^ eleg. lau, 8 ^t, fe^r fein
geh. 10 mi.
ileitil ii0|r|iHrt. — lefeiil irMriiftei.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und Übernimmt zum Verkauf, sowohl
einsein als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[698] Th. Salomon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Oemftlde alter Meister.
Der Unterzeichnete kauft stets heryorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederULndiscben Schale, vermittelt aufs schnellste und sachverstindisMte den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlongen und übernimmt Aufträge für alle größeren
Gemaldeanktionen des In- und Auslandes.
Potsdamerstra'ie 8. [579] JOSBf Tb. Scliall.
Qemäldesaal in Frankfoit a. M.
Ansstelliuigeii nnd AnktioiiMi toh Gernftlden, Antlqiiitftteii nnd Kungtgegen«
stflnden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Badolf Bangel in
Franlmurt a« M», Kunstaoktionsgesch&ft, gegr. 1869. [463]
H. 0. Oatekimst's Knnstnuktionen, StDtl^artNr.45n.46.
Am 11. Apiil etc. Versteigerung einer bedeutenden Sammlung alter Knpfar-
Biielie, BaMnuigeiL Holiscluutto v. Dürer, Sohengiiier, Baymeadl, Rambraadt
etc., sowie Tonflglichor alter ZelcluiiuigeB, darunter 6 Orlgftaala ran Dflrer.
lllustr. Katalog M. 3.—, gewöhnl. Ausgabe gratis gegen 20 Pf. Porto.
Anschliefend: Avknan daa kflnauarlichan Hachlaaaea dea Direktara der
Kmiataohiile, B. Heher. — Katalog gratis.
H. O. Oatekunst, Olgastraße Ib.
[667]
Verlag von £• A. 8ee]lUlim in I^eipsig,
DURER.
Geschichte seines Lebens
und seiner Kunst.
Von Moritz Thausing.
Zweite verbesserte und yeimehrte
Auflage, gr. 8^. Mit yielen XUnstrationen.
EagL kart 20 M., in Halbfranz 24 M.,
in Liebhaherb&nden 28 M.
RAFFAEL
UND MICHELANGELO.
Von Anton Springer.
Zweite verbesserte Auflafi^e in zwei
Bfinden gr. Lez.-8o. Mit vielen Ulnstra-
tionen. Engl, kart 21 M. , in Halbfranz
25 M., in liebhaberhänden 30 M.
Die jeit ttott|lauttU0
Stoeite, Derbeflerte ICuflage. (Br. 8.
brofii^. 6 ^., eleg. geb. 8 ^.
MURILLO
Von CARL JUSTI.
Mit Abbildungen
in Kupferfttzung, Holzscnnitt u. s. w.
Quartformat, 96 Seit. u. 11 Sonderblätter.
Preis in Leinwand geb. 6 M.
Inhalt: Die Winterausstellonc der Londoner Akademie. Von J. P. Biohter. — H. Schmidt: £. v. Bändel. — Franz Hanfstaengrs Photo-
graphieen nach Gemälden der Dresdener Galerie. — N. L. Cabat t. — J. GuifTrey; A. v. Heyden. — Plakatkonkurrenz für die
Srofle Berliner Kunstausstellung ; Ausstellung der Sezessionisten in München ; vierte Jahresansstellun^ von Kunstwerken aller
ationen in Hünchen; Ausetellnng bei Ed. Schulte in Düsseldorf: Heissonier-Ausstellung in Paris; Schlesisohes Museum der Bilden-
den Künste in Breslau; Aus Berliner Kunstausstallungen. — Die Pyramide des Preiburger Münsters; Bilder über I8t2 von Weresch-
tschagin; Alexander Dumas über Meissonier; Freskomalereien in Prlvatbäusem. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Bedaktion verantwortlich Ariur Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
Jaeob Borckkardt's
Cicerone.
= 6. Auflage, b
Auf verschiedentlich geäußerten
Wunsch habe ich mich veranlasst
gesehen, das alphabetisch nach
Städten geordnete, eine bequeme
Übersicht bietende
# Register m
zum 2. Teile, Mittelalter und Neue
Kunst, des «Cicerone'* auch
mit Papier dnrchscliosseii
herstellen zu lassen.
Der Preis eines durchschossenen
Exemplars des Registers ist 4 Mk.,
der Preis des ganzen Werkes er-
höht sich bei durchschossenem
Register um 1 Mk., also geb. von
16 auf 17 Mark.
Das Register ist bei dieser neuen
Auflage mit den zur Orientirung
in Museen, Kirchen und Kuns^
Sammlungen größeren ümfanges
nötigen Vermerken versehen und
kann als bequemer Führer in der
Brusttasche mitgeführt werden.
E. A. Seemann in Leipzig.
Verlag von £• A. Seemanii in Leipzig.
Soeben ist erschienen als Nr. 21 der
Beiträge nur Kuuitgescliiclita, Neue
Folge:
Wendel Dietterlln
Maler von StraBborg.
Ein Beitrag sur Geschichte
der deutschen h!unst in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts
von
Karl Ohnesorge.
Mit einem Titelbilde, firosch. 2 M.
'^ I /»
V.
^M'f^^'^ 00/.^;^
KUN
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
Heogasse 58.
BERLIN SW.
Teltowentrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIP2:iG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang. ' ^f 892/93. Nr. 20. 30. März.
Die Eanatchronik erscheint als Beiblatt zur «Zeitsohrift fttr bildende Kunst" und sam „Kanstgewerbeblatt*" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Jnli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark and nmfasst 83 Nnmmem. Die Abonnenten der «.Zeit-
sohrlft fttr bildende Kunst* erhalten die Knnstohronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. für die dreispaltige Petitseile, nehmen außer .der Verlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasenstein k Vogler. Rad. Mosse u. s. w. an.
DIE MÄRZAUSSTELLUNG
DER DÜSSELDORFER KÜNSTLER.
Ab im November v. J. der bekannte Vor-
fall im Verein ^Berliner Künstler" in Ange-
legenheit der Munch - Ausstellung die Geister auf-
einander platzen ließ, da konnte man bald darauf
in einer KunstrZeitscbrift folgende interessanten
Aassprüche lesen: »Ich ärgere mich lieber über
ein Bild, als dass ich mich davor lang^veile. (!)
Was wird die neue Kommission ausstellen?
lauter Bilder von — , dazwischen ein fader
Düsseldorfer als seltene, wenn auch nicht angenehme
Abwechslung, — Ich werde wohl nicht mehr hin-
gehen.* (!) — Der letzte »Stoßseufzer*' wirkt ein
wenig komisch am Schlüsse eines sonst ganz
treffenden »schneidigen* Artikels, aber was der
Verfasser so leichtweg über die Düsseldorfer Kunst
hingeworfen hat, gicbt doch Anlass zum Denken.
Wer das Kunstleben der letzten Jahre in Deutsch-
land verfolgt hat, wird es erfahren haben, dass
obige Bemerkung und die ihr zu Grunde liegende
Geringschätzung ein, wenn auch nicht allgemeines,
so doch keineswegs vereinzelt dastehendes Vorurteil
ist Eine merkwürdige Unbekanntschaft mit den Ver-
haltnissen der alten rheinischen Künstlerstadt hat
das Gerücht, dass man dort noch am alten Zopf
hängen geblieben sei, in die Welt gesetzt. Der
Grund ist leicht gefunden und liegt einmal in der bei
den heißen Kämpfen der fortschreitenden Gärhung in
jüngster Zeit ungewöhnlich stark auftretenden Riva-
lität der großen Kunstmetropoleii und damit ver-
bundenen Irrtümern — so beispielsweise dem, dass
die Kunst in Düsseldorf nicht mit der raschen £nt*
Wickelung Schritt gehalten — andererseits — vielleicht
selbstverschuldet — in dem entschieden zu geringen
Prozentsatz an starkem Selbstgefühl und Wagemut,
welche hingegen die jüngere Münchener . Kunst
manchmal ein wenig prahlerisch, aber immerhin
interessant und kraftvoll erscheinen lässt. In Düssel-
dorf herrscht kein stark ausgeprägter »Korpsgeist*
mehr. Wenn man noch den unleugbaren Mangel
an ernster, verständnisvoller Kritik in Betracht zieht
— es giebt in Düsseldorf keine einzige Kunstzeit-
schrift (!) und keine Männer von Gewicht und Ein-
fluss, die mit Geist und Mut Düsseldorfs Anteil am
deutschen Kunstleben vertreten -r so hat man wohl
den Hauptschlüssel gefunden zu der ganz gebühren-
den Stellung, welche die Düsseldorfer Kunst in den
letzten Jahren nach außen hin einnimmt. »Klappern"
gehört ja zum Handwerk, und wer nicht sein
Teil mitklappert, wird bald übersehen. — Dass aber
just von Berlin aus jene liebenswürdige Bemerkung
gefallen ist, wirft ein so drolliges Licht auf den
unglücklichen Urheber, weil es ihm, als Kunst-
interessenten, nicht unbekannt sein sollte, dass die
Düsseldorfer Künstler lange vor ihren Berliner
Kollegen auf der »Höhe der Situation' standen!
Die scharfe Trennung war hier längst eingetreten,
bevor der Fall Munch den angehäuften Zündstoff
auch zuletzt in Berlin in Brand steckte. Soll denn
der traurige Zwist unter den Parteien innerhalb der
Genossenschaften sich in kleinlichen Zänkereien
zwischen den einzelnen Kunststädten fortsetzen?
Ein klein wenig vornehme Gesinnung und gegen-
seitiges Geltenlassen wäre eher am Platze.
323
Die Märzausstellung der Düsseldorfer Künstler.
324
In der am 5. März erofiheten Doppelausstellung
bat die Düsseldorfer Künstlerschafb wieder den
Beweis dafür geliefert, dass sie ganz auf der Hohe
der Zeit steht und getrost jeden Vergleich aushalten
kann. Wie im vorigen Jahre, hat die Partei der
sogenannten »Jungen* (die »Freie Vereinigung Düssel-
dorfer Künstler und ihre Freunde**) die großen
Räume des Schulte'schen Kunstsalons inne, während
die »Alten*, wie früher, in der Kunsthalle ausstellen.
Beide Teile haben sich diesmal aufs äußerste an-
gestrengt, mit dem guten Erfolge, dass beide ziemlich
ebenbürtig zur Geltung kommen und nicht, wie im
vorigen Jahre, ein entschiedenes Übergewicht auf
Seiten der »Jungen* liegt. Unter letzteren fehlt
leider diesmal Arthur Kampf.
Lassen wir den »Alten* den Vortritt. Da ist
zunächst Oswald Achenbdck^s grandiose Farben-
symphonie: »Fußweg zwischen Arricia und Albano
mit Blick auf Rom und die romische Gampagna.*
Der Meister scheint sich hier noch selbst übertroffen
und in ungehemmter Schöpferlust formlich geschwelgt
zu haben! Diese grandiose Arbeit enthält eine
Farbenfreudigkeit und satte Harmonie, wie sie selbst
dieser gottbegnadete Künstler noch kaum schöner
erreicht hat. Dicht daneben ist eine ganz andere
aber nicht weniger originelle Künstlerindividualität
mit nicht weniger als neun Porträts und zwei Genre-
bildern vertreten: Christian Ludwig Bokelmann, Selt-
same Ironie! Moderner als Bokelmann kann man
kaum sein und Bokelmann stellt bei den »Alten*
aus! (Wenn dagegen G. von Bochmann als ein
Hauptführer bei den »Jungen* gilt, wie soll man
da noch von einer Trennung und Verschiedenheit
in den Richtungen sprechen?) Das Publikum läuft
in die Ausstellungen, hört die schönen Schlagworte
»Secessionisten*, »Idealisten*, »Freie Vereinigung*,
»Alte*, »Junge*, und wenn ihm der Kopf brummt
von all dem Wortschwall, soll es da noch Freude
und Genuss an der Kunst empfinden? .Nein, diese
Künstler!* Geduld, ihr Herren, lasst die Geister
und die Farben aufeinander platzen, es muss doch
Frühling werden! Und er kommt! Wer Augen hat
zu sehen, der sieht ihn! — Bokelmann s Porträt-
studie von Claus Grotb ist hochinteressant; sie stellt
den Dichter dar, wie er im Begriff ist zu sprechen:
leicht vorgebeugte Haltung, die Lippen etwas ge-
öffnet, in der linken Hand eine Cigarre, die ganze
Bewegung nachlässig- gemütlich. Auf der linken
Seite des Bildes steht in gutem holsteiner Platt zu
lesen: »De Dicher as Verteiler!" — Nicht weit
davon hängt ein feines Interieur: „Allein^^: Durch
weiße Gardinen strahlt Licht in einen düstem Raum,
in welchem ein einsamer Knabe auf einer Bank
sitzt; sehr stimmungsvoll. — Die Familienporträts
sind erstaunlich unmittelbar in der Wirkung; keine
Spur von »Manier* und dabei die größte Sicherheit.
Aber schmeicheln thut Bokelmann nicht! Wenn Sie
ein »hübsches* Bild haben wollen, meine verehrten
Damen, gehen Sie ['nicht zu Bokelmann! Keine
Pose, keine vorteilhafte Stellung, alles wird bei ihm
der rücksichtslosen ungeschminkten Charakteristik
und dem rein malerischen Interesse geopfert Die
in der Nähe hängenden Sachen werden von dieser
titanenhaften Malerei fast sämtlich buchstäblich
»totgeschlagen*.
Bochmann's kleines Genre zeigt viel Freiheit in
der Behandlung des Lichtes und eine prachtige
Studie in Rot sind die überraschend virtuosen
»Mohnblumen* der Frau Magda Kräner; doch was
steht auf dem zweiten goldenen Schildchen ge-
schrieben: »Verkauft*? Diesmal das erste und von
einer Dame? Vivant sequentes! Jutz bringt eins
seiner bekannten Geflügelstücke: »Zweikampf aus
Eifersucht* zwischen zwei »Enterichen* in seiner fein
ausgeführten und farbigen Manier. Bei Fagerlin
ist das Interieur einer holländischen Küche zum
Wegnehmen greifbar. Die beiden Figuren, ein junges
Fischerpaar, nicht ganz so ungezwungen, wie man
es wohl wünschen möchte.
Die Marinemalerei ist seit einem Decennium mit
der Entwicklung der modernen Landschaft gleichen
Schritt gegangen. Diejenigen, welche die immensen
technischen Schwierigkeiten überwinden, sind zwar
nur eine Minorität derer, welche gern Wasser malen
möchten und schließlich erkennen, dass da der guten
Wille nicht ausreicht; aber wir besitzen doch jetzt
eine ganze Reihe Künstler, welche sich das Element
des Meeres zum Spezialstudium gemacht haben und
sowohl Ton und Stimmung wie die Bewegung von
Wellen und Wind mit tüchtigem, teilweise genialem
Pinsel wiedergeben können. Unter den »Alten* hat
Petersen- Angeln zwei umfangreiche Ölbilder (in
denen uns die überschlagenden Wellenkämme weniger
gefallen, als die sehr gut beobachtete Stimmung),
mehrere Aquarelle und ein Dünenbild von Holland
ausgestellt. Das ist „pleinair/^^ Wie der Sand glüht,
wie die heiße Luft zittert und die aus wolkenlosem
Hinunel niederstrahlende Sonne die See wie ge-
schmolzenes Silber erglänzen lässt! Man muss das
aus eigener Beobachtung kennen, um dieses vor der
Natur gemalte Bild zu verstehen. Drei Tage solche
Sonne malen und nicht farbenblind werden ist ein
325
Die Märzausstellong der Düsseldorfer Künstler.
326
Wunder. — — In der Tiermalerei ist diesmal
Kröner außer einem größeren Ölbild (»brüllender
Hirsch*) durch sehr feine Aquarellstudien aus der
Nähe von Binz (auf Rügen) vertreten. Hirsche im
Walde bringt auch Oraf Brühl der zwar an sicherer
Meisterschaft sich noch nicht mit Eröner messen
kann, sonst aber fein in der Stimmung, namenÜich
der landschaftlichen ist. Wenn vrir noch in der
Landschafb von Canal, Frische, Bode, Schweizer,
Macco und von Bemutt nennen, so glauben wir
diesmal von den Bildern in der Eunsthalle Abschied
nehmen zu können, ohne den Vorwurf der Un-
gerechtigkeit zu verdienen. Es ist noch so manches
tüchtige Stück vorhanden, aber wer vnll sie alle
nennen? Eine alles aufzählende »encyclopädische*
Kritik ist ein Unding. —
Bei den »Jungen** ist nur Tlieodor i?ocÄo// diesmal
mit einem , historischen* Gemälde — wenn man die
Schlachtenmalerei im Sinne RochoU's dazu rechnen
will — repräsentirt, die beiden vorjährigen (A. Kampf
und Otto Heichert, zu denen sich Rocholl's prächtiger
»Husarenstreich* hinzugesellte), fehlen leider! —
Auch dürfte in rein malerischer Hinsicht das jetzige
Werk RochoU's mit dem vorjährigen kaum auf eine
Stufe zu stellen sein. Es behandelt wieder eine
Episode aus den blutigen Kämpfen unserer Kavallerie
bei Vionville-Mars la tour gegen die französische Über-
macht und ist betitelt: „Mn Hoch auf den König!''
Der schwer verwundete Oberst von Auerswald bringt
nach der Attacke dreier Schwadronen Gardedragoner
gegen eine französische Infanteriedivision mit dem
Rest seiner Getreuen das Hoch auf Se. Majestät aus!
V. Auerswald erlag zwei Tage darauf seinen Wunden.
Dieser packende Vorgang ist von dem Künstler mit
der ihm eigenen realistischen Kraft und glühendem
Patriotismus gegeben, doch stört hier leider die
nicht sehr glückliche Farbengebung, besonders die
ununterbrochenen Massen Hellrot in der Luft.
Ein Bild ganz anderer Art und wohl seelisch
noch feiner und einfacher empfunden ist Fr. v. Brütfs
»Erinnerungsti^* ein »Genre-Historienbild*, wenn
man will: Ein Veteran der Freiheitskriege, mit der
Landwehrmütze von 1812/15, steht neben einem
kräftig gebauten jüngeren Manne aus dem 70 er
Feldzug, der den Arm in der Binde trägt, hinter
ihnen ein Grabmonument: Sie haben einen gemein-
samen Erinnerungstag gefeiert. — Der technische
sowohl wie geistige Inhalt des kleinen Bildes ist
bedeutend und dabei ein Kolorit! Satt und har-
monisch durch und durch.
In der Fleischmalerei haben sich Frenz und
Zieger ergangen, letzterer mit Carl Becker zusammen,
ein ähnliches Motiv wie im vorigen Jahre, doch
bedeutend besser gemalt: zwei nackte Nixlein liegen
am Strande und lauschen der Flöte eines verliebten
Pan, die eine der Schönen dreht dem Beschauer den-
jenigen Körperteil zu, auf den schon weiland Frau
Aphrodite Kallipygos so stolz war, eine beliebte
Pose bei Zieger. Das Fleisch ist warm und weich
gemalt und der Gesamtton mit dem von Becker
gemalten Hintergrund (Bnmdung mit Sonnenunter-
gang) in bester Harmonie. Das diesem gegenüber
hängende große Bild von Frenz: »Das goldene
Zeitalter* wirkt dagegen recht kalt und grünlich,
ist aber voll Leben und Phantasie. Der fleißige
Künstler hat in letzter Zeit viel Erfolg mit seiner
genialisch angelegten Malerei gehabt.
L. Feldmann's , Jüngling zu Naim* bewegt sich
so völlig in den Fußstapfen von Gebhard's, dass ein
Maßstab für seine selbständige Schaffensfähigkeit
noch nicht möglich ist. W. Spatz zeigt viel Ernst
und Sinn für das Seelische in seinen christlichen
Sujets , Mater*, »Flucht* und «Gang zur heiligen
Familie*, doch stört die unglückselige Farbe; alles
wirkt grün, selbst der Esel hat ein grünes Fell be-
kommen!
Nun zu den prächtigen Landschaften und
Marinen! Letztere sind gut und äußerst zahlreich
vorhanden, man braucht nur die Namen Erwin
Günter^ Qerman Grobe, Wendung, Heimen, Petersen--
Flensburg und Carl Becker zu nennen. Der Letzt-
genannte entwickelt sich immer kräftiger und zeigt
ein schönes Talent für Hocbseemalerei mit starkem
Farbensinn. Walter Petersen^s »Idyll* ist warm und
leuchtend in der Farbe und Gustav Marx hat drei
Skizzen gebracht, zwei vom »Martinsabend* und eine
Konzertskizze, welche mit viel Lebendigkeit und
impressionistischer Technik gemalt sind.
Zwei ä la Kröner behandelte Tierstücke von
Henke sind sehr tüchtige und ernste Arbeiten. Carl
Sohn's zwei Porträts (,Hortense* [Genreporträt]
und Kinderporträt) von feinem Sinn und Geschmack
bilden mit den Schwabe'schen Porträts zusanunen
Zierden der Ausstellung. August Schlüter's Interieur
(Aquarell) ist eine sehr flotte tüchtige Arbeit und
Schnitzler's „Bei der Laterne*, wo der Schatten des
Esels gespensterhafte Formen gegen die Mauer
wirft, ein amüsantes Stückchen.
Munthe und Öder sind, wie immer, gut, und
Hugo Mühlig bringt drei seiner herrlichen lichtfrohen
Morgenstimmungen in den Feldern; die »Kornbinder*
besonders sind virtuos und von prachtvoller Leucht-
327
Die MärzausBteliung der Düsseldorfer Künstler.
328
kraft! Wahre Kabineiistücke sind wieder die beiden
von Bochmann's, der so entzückend malt, dass eine
Kritik überhaupt nicht mehr möglich ist! Ras-
müssen und Spörer haben ebenfalls tüchtige Sachen
ausgestellt und der junge L. Herzog zeigt ein ge-
sundes frisches Talent und gute Naturbeobachtung.
Das in seiner Art Kräftigste in der Landschaft hat
diesmal aber Jeitiberg geleistet. Das große Bild hat
einen Farbenklang und eine tiefe großartige Kraft,
die, wie die Bokelmann'schen Porträts in der Kunst-
halle, alles was in der Nähe hängt «kapuf" macht
Wenn die in den oberen Wolkenschichten etwas zu
dick und schwer aufgetragene Luft nicht den ruhigen
Genuss an der Farbenwirkung störte, wär's tadellos.
— Liesegang, Luis, Eugen Kampf, Wansleben, Her-
manns, Härtung, Irmer, Zimmermann und Wortmann
figuriren alle mit trefflichen Landschaften, bei denen
die Naturstudien von Wortmann aus dem Wald-
paradies Insel Vrim bei Rügen, wo der Künstler seit
23 Jahren allsommerlich weilt (zum erstenmal aus-
gestellt), eine sehr interessante Kollektion bilden.
Seine fertigen Bilder gefallen uns weniger. — Last,
aber wenn wir bitten dürfen, not least seien noch
zwei Künstler genannt, die immer zur Zierde einer
Ausstellung gereichen werden: Das Brüderpaar Karl
und Johannes Qehris! Ersterer hat ein im Privat-
besitz befindliches entzückendes ,yWidmungshlaii''
(Aquarell) ausgestellt und letzterer ein prächtiges
Bild: »Was sich liebt, das neckt sich." Der Gegen-
stand ist folgender: Ein nordgermanischer Küsten-
wächter zur Vikingerzeit reitet auf seinem (Jaul am
Strande (das Pferd ist tadellos gemalt), begegnet
seinem blonden Schatz, einer frischen untersetzten
Fischerdirne, streckt ihr drohend die riesige Lanze
entgegen, die sie mit schnellem Oriff gefasst hat:
beide sehen sich in die Augen, der rauhe Krieger
und die dralle, mutige Maid, ein Sinnbild gesunder
Naturkraft. Voll Humor und Genialität ist dieses
Gebrts'sche Werk, das Herz geht einem auf, wenn
man's anschaut! Der landschaftliche Hintergrund
ist wunderbar stimmungsvoll, ein Stück germanischer
Urpoesie, wie sie in den Nibelungen und der Edda
anklingt. Hier ist Realismus mit Phantasie ver-
schmolzen zu glücklichster Wirkung.
Fassen wir den Eindruck des Gesehenen noch
einmal zusammen, so zeigt unsere heimische Kunst,
dass sie nicht stehen geblieben, sondern voll und
ganz mit der Zeit fortgeschritten ist. Was Düssel-
dorf insbesondere betrifft, so hat es zum größten
Teil die tollen Sprünge der ersten Entwickelungs-
phase unseres .plein-air" (wenn der so schauderhaft
missverstandene und missbrauchte Ausdruck denn
doch nun mal an allem Unheil schuld sein soll!)
überwunden; man halt es nicht mehr für eine un-
umgängliche Forderung des Naturalismus, aus-
schließlich die Kehrseite des Lebens zu ver-
herrlichen.
An Tollheiten hat es auch hier viel gegeben,
wenngleich nicht ganz in dem Maße, wie sie die
safb- und kraftüberschäumende Genialität Münchens
zu Tage gefördert hat Hanswürste haben von
alters her jede Weltbewegung begleitet Was in
der Übergangszeit verbrochen wurde, hat keine Be-
deutung mehr für die siegreich vorwärtsdringende
echte Kunst Die krankhaften Erscheinungen, wie
sie in der Litteratur — um eine Parallele zu ziehen
— jene Ibsen'sche fin de siecle-Pigur , der typische,
rückenmarksschwindsüchtige «Erbsündenbock* war,
verschwinden mehr und mehr, und an ihre Stelle
tritt ein neuer, frischer Geisteshauch, die Erhebung
aus den Fesseln der Äußerlichkeit und dem Ringen
mit der bloßen Materie, der Übergang vom Ob-
jektiven ins Subjektive: das Morgenrot fllr die
Kunst der Zukunft!
Heute tritt überall die ernste, treue Hingebung
zu Tage und der rastlos vorwärtsstrebende Sinn,
der die modernen Errungenschaften nicht bloß weil
sie Mode sind und vom engen Parteistandpunkt aus
anzueignen sich bemüht, sondern sie wirklich zu be-
herrschen und zu überwinden sucht Das unsichere
Umhertappen, die Bajazzosprünge und das Koket-
tiren mit unverstandenen Prinzipien weicht zurück
vor dem in so heißen Kämpfen wiedergewonnenen
Fundament, vor dem fest gemauerten Fundament
des Gelernten.
Es sei mir zum Schlusß erlaubt, einen kleinen
Auszug aus dem kürzlich erhaltenen Schreiben
eines Künstlers wiederzugeben, weil er typisch ist
für die Sturm- und Drangperiode der neuen Kunst
und in klarer, knapper Form das veranschaulicht
und beleuchtet, was ein Dutzend theoretische Kunst-
schwätzereien nicht fertig bringen.
,Sie werden sich vielleicht wundem,* —
schreibt der Künstler — »dass ich vor drei Jahren
in einer größeren Kunstzeitschrift einer der ^en-
ragirtesten Pleinairisten Deutschlands* genannt
worden bin. — Mit mir ging es folgendermaßen
zu. Ich stamme aus der alten Münchener Schule,
dem Zeitalter des Asphalts (sechziger Jahre); die
Kunst drohte in Farbe und Form in Verfall zu ge-
raten , da sie in erster von der Natur immer mehr
abwich, in letzterer konventionell und manierirt ge-
329
Bücherschau. — Kunstblätter. — PersonalnachrichteD. ~ Sammlungen und Ausstellungen.
330
worden war. Einige emstdenkende Künstler in
. München erwogen deshalb, auf welche Weise eine
Rückkehr zur Natur bewerkstelligt werden könne.
Wie ein deus ex machina kam die in Frankreich
auftauchende Hellmalerei diesen Bestrebungen zu
Hilfe, und der bekannte Umschwung vom Asphalt
zum Eremserweiß war alsbald eingetreten. Dass
dieser Sprung aus dem Dunkeln ins Helle nur als
ein Läuterungsprozess betrachtet und gemacht wer-
den darf, das haben allerdings viele nicht ein-
gesehen.
Alle diejenigen, welche nicht wieder heraus-
kommen, werden unfehlbar allmählich von der Bild-
fläche verschwinden, diejenigen aber, die in richtiger
Verbindung des Alten — was beim Teufel auch
verflucht viel Schönes geleistet hat! — mit dem
Neuen ihre Kunst weiter pflegen, werden bahn-
brechend fbr die Zukunft sein.
Ich habe mir gesagt seiner Zeit, wenn ich mich
nicht ganz in diesen Läuterungsprozess hineinstürze,
so würde ich die konventionelle Farbe niemals los-
werden, und so setzte ich mich vor die Natur und
malte mal im Juni und Juli wirklich grüne Bäume
und Wiesen mit wjrklich blauen Schatten, wenn der
Tau noch darauf lag. Warum malte ich und andere
dieselben Wiesen und Bäume früher zur selben
Jahreszeit braungrün und gelbbraun V Weil uns ge-
lehrt ward, das seien vornehme Farben. (!)
So waren wir unrettbar der Unwahrheit ver-
fallen, und als dann die Wahrheit in ihrer vollen
Reinheit geübt werden sollte, da schmeckte sie uns
nicht recht, weil wir .bessere Kost" gewohnt
waren. Aber sie wurde trotzdem gepflegt, bis zum
äußersten, nur mit dem Unterschiede, dass ich z. B.
mein künstlerisches Sehen, welches von Kindheit an
auf das Schöne in der Natur hin gebildet worden
ist, plötzlich mir nicht abgewöhnen konnte und
also in der Wahl der Motive, die ich wahrheits-
getreu malte, immer dem SchönheitsgefÜhl Rech-
nung getragen habe. Ich habe also mein Sehen
nur in Bezug auf die Richtigkeit der Töne, der
Farben zu bessern gesucht und mich sorgfaltig ge-
hütet, es in Bezug auf die Form (Geschmack) zu
verschlechtern. Ich habe mich aber, was also Farbe
anbelangt, übertrieben hineingestürzt in das Helle^
nur reinen Sonnenschein gemalt, jede dunklere Be-
leuchtung vermieden und so erreicht, dass ich die
asphaltsaucige Manier glücklich losgeworden. Im
zweiten Jahre modifizirte ich dieses übertriebene
Hellsehen, und zur Zeit glaube ich den Beweis ge-
liefert zu haben, dass ich auf richtigem Wege
wandele. Meine dermaligen Schüler machten den
Prozess mit mir durch und danken mir heute noch
dafür. Diese werden sicher keine Pleinairisten im
schlimmen Sinne, wohl aber gesunde Naturbeob-
achter. "
Es ist überflüssig, der klaren Sprache eines der
ersten Landschafter Deutschlands noch ein Wort
hinzuzuftlgen, und darum Schluss für diesmal.
BÜCHERSCHAU.
Im Verlage von J. FI, Ed. Beitx (Heitz & Mündel) in
Straßburg erscheinen zur Zeit als Teil eines größeren Werkeb
über die Büchermarken oder Buchdrucker- und Verleger-
zeichen, die italienischen Buchdrucker- und Verlegerzeichen
bis 1525, herausgegeben von Dr. P. Kristellcr. Das Werk
bietet eine möglichst vollständige Zusammenstellung aller
von italienischen oder in Italien thätigen Verlegern und
Buchdruckern bis um das Jahr 1525 verwendeten Signete
mit allen Varianten. Nur ein kleiner Teil dieser Buch-
druckerzeichen ist bisher in älteren Sammlungen von Sig-
neten oder in bibliographischen und kunstwissenschaftlichen
Veröffentlichungen bekannt gemacht worden. Die außer-
ordentliche Seltenheit eines großen Teiles der Signete dieser
Zeit, besonders derjenigen aus dem Anfange des 15. Jahr-
hunderts, wird dieser Veröffentlichung noch einen beson-
deren Wert verleihen; sie wird den Bibliographen und Bücher-
freunden ein wertvolles Material liefern, dem Kunstfreunde
und Forscher eine Fülle originaler und künstlerisch wert-
voller Omamentformen und Darstellungen aufweisen.
KUNSTBLÄTTER.
Adam KrafVs iveltbekanntes steinernes Sakramentshäus-
chen in der Lorenxkirche xu Nürnberg ist von dem Maler
Paul Räter in einem großen, jetzt in Privatbesitz zu Berlin
befindlichen Ölgemälde dargestellt worden, und sein Bruder
Lorenz hat danach eine 38 cm breite, 53. cm hohe Radirung
gefertigt. Das Sakramentshäuschen ist mit vollem Verständ-
nis für die Einzelformen und ihre künstlerischen Eigentüm-
lichkeiten, sowie die plastische und malerische Gesamt-
wirkung, umgeben von Altären, Chorstühlen, Glasgemälden,
Grabmälern, Totenschildem nachgebildet worden. Die
Radirung giebt das Ölgemälde mit allen seinen Einzelheiten
in seiner malerischen Gesamtwirkung treu wieder. r. b.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Dem Archäologen Prof. Heinrich Bninn ist aus An-
lass seines 50jährigen Doktorjubiläums vom deutschen Kaiser
die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen
worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
A. R. In der Berliner Nationdlgalerie ist eine Sonder-
ausstellung der nachgelassenen Arbeiten der jüngst verstor-
benen Jjandschafts- und Architekturmaler Eduard Biermann
(1803—1892) und Patd Qraeb (1842—1892) veranstaltet wor-
den, nicht, wie früher üblich gewesen, im obersten Stock-
werk, sondern im zweiten der beiden Corneliussäle, die mehr
331
Sammlungen und Ausstellungen. — Ausgrabungen und Funde.
332
und mehr ihrer früheren Bestimmung entzogen werden. Da
die Sonderausstellungen nur gegen Eintrittsgeld zugänglich
sind, muss jeder, der zu Cornelius gehen will, zur Zeit Bier-
mann und Graeb mit in den Kauf nehmen, deren GemSide,
Aquarelle, Studien, Skizzen und Bleistiftzeichnungen — der
Katalog zählt 290 Nummern auf — noch zum Teil die Come-
lius'schen Kartons bedecken. Wenn der Raummangel so
groß ist, so verzichte man entweder auf die Sonderausstel-
lungen, die in den Lokalen des Künstler Vereins und der
Kunsthändler wohl besser am Platze wären und vielleicht
einen noch reicheren Erlös für die Hinterbliebenen brächten,
oder man schaffe ein neues würdiges Unterkommen für die
Gomelius'schen Kartons, an denen noch ein großer Teil un-
serer Kunstfreunde mit inbrünstiger Verehrung hängt. Über
die Sonderausstellung ist nichts zu sagen, was neue Beiträge
zur Charakteristik der beiden Künstler bieten könnte. Eduard
Biermann ist über Berlin hinaus nur wenig bekannt gewor-
den. Er war anfangs Porzellan-, später Dekorationsmaler
und schloss sich dann eine Zeitlang der von Schinkel be-
gründeten Richtung der Landschaftsmalerei an, die phanta-
stische Architekturen von ungebundener Erfindung in ideale
Landschaften setzte. Das Beste seines Könnens lag in der
Technik. Seine Olstudien sind zum Teil flott, keck und von
einer natürlichen Frische, die wir heute als realistisch im
besten Sinne preisen. Bei seinen Zeitgenossen fand die höchste
Bewunderung ein Cyklus von 16 Aquarellen, die Früchte
einer im Jahre 1852 unternommenen Studienreise nach Dal-
matien« Diese Blätter sind auch heute noch wirksam, frei-
lich mehr durch ihre Romantik und die phantastische Auf-
fassung, als durch die koloristische Note, der das Element
der modernen Stimmungslandschaft völlig fremd ist. — Paul
Graeb war der fleißige Schüler und Nachahmer seines Vaters
Karl Graeb. Er hat mit einem gleichen Aufwand von Detail-
studien eine große Zahl von Ölgemälden, von Aquarellen
und Miniaturmalereien auf Elfenbein ausgeführt und er hat
auch in einigen seiner Werke den großen Stil seines Vaters
erreicht. Aber er war ein Nachahmer, und deshalb ist seine
Individualität von der seines Vaters schwer zu unterscheiden.
Die Photographie hat dem Fach der Architekturmalerei
großen Schaden gethan. Feinsinnige Kunstfreunde werden
aber trotz der Photographie und ihrer wissenschaftlich ge-
regelten Ausläufer an den geistvollen und bis ins geringste
Detail ausgeführten Aquarellen und Bleistiftzeichnungen
Paul Graeb's ihre Freude haben.
O Aitch der fyFreien Vereinigung^' der Düsseldorfer
Künstler ist auf ihren Antrag gleich den Münchener Sezes-
sionisten von der Leitung der großen Berliner Kunstaus-
stellung ein eigener Saal bewilligt worden. Zur Beteiligung
an der Ausstellung haben sich 50 Mitglieder der Vereinigung
durch Unterschrift verpflichtet.
München, Ausstellung für Maltechnik. Die „Deutsche
Gesellschaft zur Beförderung rationeller Mal verfahren*' (Vor-
sitzender Herr Professor F. von Lenbach) hält zur Realisimng
ihrer Bestrebungen eine Ausstellung von alten und neuen
Gemälden und dekorativen Malereien, Werken der polychro-
men Plastik und Architektur, unter besonderer Berücksich-
tigung der bei denselben in Anwendung gekommenen Mate-
rialien und Verfahrungsarten, der bezüglichen Restaurirungs-
und Konservirungsmittel und der sämtlichen auf die Mal- und
Farbentechnik bezüglichen Hilfs- und Lehrmittel, Uten-
silien etc., in München ab. Programm: I. Historische Ab-
teilung. (Entwickelung der Maltechniken von den ältesten
Zeiten bis in die Gegenwart.) A. Altertum. Restitution und
Versuche, die Malerei der Ägypter, in Hellas, Rom und Byzanz
V)etreffend, nach den vorhandenen Quellen, Funden und
chemischen Untersuchungen. 1. Fresko- und Wandmalerei.
2. Tafelmalerei. 3. Vasenbilder. (Circumlitio und Enkaustik )
B. Mittelalter und neuere Zeit. Bemalte Bildwerke aus Holz
und Stein, Bilder der verschiedenen Schulen Italiens, Deutsch-
lands und Hollands, womöglich in Original auf Pergament,
Holz, Leinwand, mit Leim-, Gouache-, Ol- und PastellfiEu:-
ben etc. Zeichnungen mit allen Arten Kreiden, Sepia,
Tusche etc. Miniaturmalerei auf Pergament etc. Farbige
Kupferstiche, Eglomisd, Silhouette etc. Hieran anschließend :
Moderne Technik. 1. Fresko -Wandmalerei für Innen- und
Außenräume. 2. Technik in Öl und Olharz, Gouache, Wachs etc.
n. Ethnographische Abteilung. Malerei der Chinesen, Inder,
Japaner und Perser, Araber etc. 227. Kunstgewerbliche Ab-
teilung. (Soweit die Malerei eine Hauptrolle spielt.) Glas-,
Porzellan- und Emailmalerei (Lithokaustik), Lackarbeiten und
alle eingelegten Arten von Schmelzfarben (Mosaik). IV. Poly-
chromirung ton Statuen. V. Litteratur und ünterrichi.
VI. Technische Abteilung, a) Konservirungs-, Regenerations-
und Restaurationsmethoden. Die Arten der Zerstörung von
Bildern, deren Ursachen und Beseitigung, b) Unsolide Tech-
niken. (Ihre Ursachen und Folgen.) c) Materialien, Appa-
rate und Utensilien. 1. Rohmaterialien: Samen. Rohfarben.
Leimarten und Klebestoffe Überhaupt. Harze und Balsame.
Fette und ätherische öle. Lösungsmittel. Kasein. Wachse.
Leinwanden. Malpappe. Malbretter. Sand- und Mörtel-
materialien. Wasserglas etc. 2. Fertige Fabrikate: Farben.
Firnisse. Lacke, öle. Binde-, Mal- und Grundirungsmittel.
Malgründe. 3. Apparate und Utensilien. — Vorsitzender der
Ausstellungskommission ist Herr Professor C. Gnssow. An-
meldungen sind bis 15. Mai an den Schriftführer der
Kommission, den Chemiker Herrn Adolf Wilh. Keim in Grün-
wald bei München einzusenden, welcher alle weiteren die
Sache betreffenden Aufschlüsse erteilt.
Düsseldorf. Im Treppenhause der Kunsthalle befindet
sich seit einigen Tagen als Nachlieferung für die Märzaus-
stellung eine interessante plastische Gruppe. Sie rührt von
einem jungen Bildhauer (Schüler des verstorbenen Professors
Wittig) H. A. Frische her, der mit dieser größeren Arbeit
jedenfalls die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich lenken
wird. Zwei Araber zu Pferde kämpfen mit einem Löwen.
Tiere und Menschen sind lebensgroß ; die Gruppe wirkt, trotz
der wilden Bewegung der Einzelheiten, geschlossen und zeigt
ein starkes, ernstes und gesundes Talent und fleißiges Stu-
dium. Die Gruppe wird, wie wir hören, von hier zur großen
Berliner Ausstellung gehen.
Am 15. Mai d. J. wird in Hannover im Kunstsalon
L. Schtdxe eine internationale Aquarellausstellung eröffnet
werden, zu welcher alle europäischen Künstler eingeladen
werden. Der einmalige Transport wird vom Aussteller ge-
tragen, ingleichen die Feuerversicherung. Vorherige An-
meldungen werden erbeten von L. Schulze in Waldhausen bei
Hannover.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
*^* Ausgrabungen in Rom. Wie der „Kölnischen Zei-
tung" geschrieben wird, hat der italienische Unterrichts-
minister angeordnet, die Ausgrabungen und die Freilegung
des Palastes der Cäsaren auf dem palatinischen Hügel derart
zu beschleunigen, dass das deutsche Kaiserpaar bei seinem
Besuche in Rom (Mitte April) in der Lage sei, zuerst die
Prunksäle des ersten römischen Kaisers Augustus zu betreten.
333
Vermischtes. — Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
334
VERMISCHTES.
A. R. Der Bildhauer Hermann KokoUky in Charlotten'
bürg hei Berlin beschäftigt sich seit einigen Jahren damit,
gewisse technische Verfahren der griechischen und römischen
Bildhauer zu ergründen und, vorläufig in kleinem Maßstäbe,
durch praktische Versuche wieder zu beleben. Zuerst hat
er sich an die geheimnisvolle Goldelfenbeinplastik des Phidias
gewagt und in einer weiblichen Idealböste dargethan, dass
das Rätsel gelöst werden kann, wenn nur die nötigen Mittel
zur Verfügung stehen, und dass die Wirkung höchst reizvoll
ist, auch wenn das Motiv des Bildwerks von geringer künst-
lerischer Bedeutung ist. Um den Künstler zu weiteren Ver-
suchen zu ermutigen, hat der Kaiser die Büste angekauft.
Kokolsky ist jetzt auf diesem Wege weiter gegangen, indem
er die Marmorbüste eines jungen, begeistert aufblickenden
Mädchens in altgriechischer Gewandung ausgeführt hat, die
mit allen Reizen der antiken Polychromie, soweit wir sie
aus halb erloschenen Spuren herauslesen können, ausgestattet
ist. Der Marmor ist in den Fleischteilen getönt, in der Ge-
wandung, die aus einem von der rechten Schulter herabge-
glittenen Untergewand und einem von links herumgeschlun-
genen Mantel besteht, so bemalt, dass das in verschiedenen
Nuancen von Rot gezeichnete Muster der Kleider das Korn
des Marmors durchschimmern lässt. Das Haupthaar ist ver-
goldet und von einem Lorbeerkranze mit grün emaillirten
Blättern umschlossen. Die Augen sind aus geschliffenen
Halbedelsteinen eingesetzt (aus weifiem und schwarzem
Onyx); die Pupillen sind aber von einem Goldreif unageben,
weil der Künstler nicht eine realistische Täuschung beab-
sichtigt hat. Der Blick der aufwärts gerichteten Augen hat
freilich etwas Starres und Lebloses. Man wird — aber auch
nur hier — an die Wachsfiguren mit Glasaugen erinnert.
Sonst macht die Büste den Eindruck warmen Lebens, der
erzielt worden ist, ohne dass der Künstler dem Material
Zwang angethan hat Es wäre zu wünschen, dass ihm die
Mittel geboten würden, diese höchst interessanten Versuche
fortzusetzen. Die Büste ist in der Berliner Nationalgalerie
ausgestellt.
Mährisches Oewerbemuseum in Brunn, Infolge der Be-
rufimg des Professors Prokop. an die technische Hochschule
nach Wien, der nebenbei die Ehrenstelle eines leitenden
Direktors versieht, muss ein Ersatz geschaffen werden, und
das Kuratorium des Museums hat daher in der Sitzung vom
19. Februar 1. J. beschlossen, eine mit 2500 fi. Gehalt dotirte
Stelle des Museumsdirektors und Vorstandes des kunstge-
werblichen Ateliers des Mährischen Gewerbemuseums neu
zu kreiren, welche demnächst zur Besetzung kommt und
ausgeschrieben wird. Gefordert werden neben universeller
Bildung, administrativer Befähigung und ausschließlicher
Thätigkeit am und für das Museum: technisch-akademische
und kunstgeschichÜiche Studien. Architekten mit mehr-
jähriger Praxis auf dem Gebiete der Innenausstattung oder
speziellen kunstgewerblichen Gebieten haben den Vorzug.
Bewerber haben ihr Gesuch mit Photographie, Abschriften
der Zeugnisse und sonstigen Belegen bis spätestens 30. April
1. J. an das Kuratorium des Mährischen Gewerbemuseums
in Brunn abzugeben.
VOM KUNSTMARKT.
Wenn der Kunsthändler H, O, Ontekunsf in Stuttgart
eine Versteigerung von Kupferstichen ankündigt, so kann
man sicher darauf rechnen, dass Kunstfreunden vorzügliche
und auch seltene Kunstblätter entgegengebracht werden.
Derselbe Fall ist bei der Auktion, die der Kunsthändler am
11. April vornehmen will, zu erwähnen; die Kunstwerke be-
stehen aus Kupferstichen, Radirungen und Holzschnitten,
die allen Schulen und allen Jahrhunderten angehören, und
vielfiEUih kommen seltene Kunstblätter vor, die bisher der
Kunstgeschichte unbekannt geblieben sind. Um geschätzte
Meister beispielsweise aus dem Katalog hervorzuheben, er-
wähnen wir A. Dürer und dessen reich vertretene Schüler,
wie Aldegrever, Altorfer, die beiden Beham, G. Pencz,
dann die Altmeister Schongauer und van Mecken, die Ita-
liener Gampagnola und Marc- Anton, die Niederländer Rem-
brandt und Waterloo. HoUar ist besonders mit seinem Werke
sehr reich vertreten, auch klassische alte Holzschnitte kom-
men vor. In einer zweiten Abteilung werden KünsÜer neuerer
Zeit aufgeführt, denen alte Zeichnungen folgen, darunter viel-
fach seltene Werke. Der Katalog enthält zum Schlüsse Ab-
bildungen einzelner Stücke und Zeichnungen, an denen
Sammler ihre Freude haben können. W,
R, Lepke wird nach ausgegebenem Katalog am 7. April
ein Kupferstichanktion halten, die, obgleich nur einen mäßi-
gen Umfang besitzend, mit ihren Kunstwerken viele Sammler
zur Auktion berufen dürfte. Der Herausgeber des Katalogs
hat Werke des Linienstichs, die durch Meister des 19. Jahr-
hunderts entstanden sind, der genannten Auktion zugeführt
und sich größtenteils auf das Lexikon berufen, das der
Kunsthändler A. Apell in Dresden 1880 herausgegeben hat.
Es gelangen zur Auktion ganz vortreffliche Stiche zum Ver-
kaufe, unter denen nicht blofi Seltenheiten, sondern auch
frühe Abdrucke vor aller Schrift vorkommen. Vertreten
sind alle Schulen, aus denen wir einzelne beispielsweise
nennen wollen: Andreani, L. Galamatta, Boucher-Desnoyers,
Gampagnola, A. Dürer, Feising, Forster, Caravaglia, G. Longhi,
E. Mandel, Moritz Steinla, P. Toschi, F. Weber und nament-
lich R. Morghen mit seinem reich vertretenen Werke.
Sammler dürfen sich außerdem für manche der seltenen
interessiren. W.
— Frankfurt ajM, Am 10. April findet in R, BangeTs
Auktionssaal für Kunstsachen die Versteigerung von Jacob
Hoff's künsÜerischem Nachlass statt, bestehend aus Arbeiten
des Künstlers selbst sowie einer kleinen, aber gewählten
Sammlung von Bildern älterer Meister. Der mit mehreren
Lichtdrucken geschmückte Katalog ist soeben erschienen.
ZEITSCHRIFTEN.
Christliches Kunstblatt 1898. Nr. 8.
Lather*8 Verhältnis zu Kunst und Künstlern. — Die bildliche
Darstellung des Glaubensbekenntnisses. Von E. Wernioke. —
Zur Baukunde der Gotik. Von H. Steindorf f.
Die Oraphisclien Künste. XVI. 1898. Heft 1.
Gotthard Kühl. Von R. Graul. — Zur Geschichte des Farben-
drucks: I. Der Farbenholzschnitt. Von J. Springer. — Der
Kupferstich in der Schule und unter dem Einfluss des Rubens.
— Holzschnitte und Kupferstiche alter Meister in Kachbildungen
der kais. deutschen Reichsdruckerei.
VAit 15. März 1898. Tür. 692.
Francesco Francia orföTre 6i le nouveau portrait du Cardinal
Alidosi. Von A. Saglio. — A propos d*un ivoire offert au Mu86e
duLouvre. Von E. Molinie r. — Nicolas Poussin et le „007010**
de Costozza dans le Vicentin. Von B. Mo rwein.
IrchiTio Storioo dell' Arte. TL 1898. Heft 1.
n Museo nazionale di Firenze nel triennio. 1889—1891. Von
U. Rossi. — L'incoronazione della Vergine, dipinta da Ambrog^o
Fossano, detto il Borgognone neir abside della basilica di San
Bimpliciano in Milano. Von L. Beltrami. — La chiesa della
Madonna di Galliera in Bologna. Von F. Malaguzzi-Valeri.
335
Inserate.
336
1893
Miltufaen.
Jahresausstellung
von JtunfltDerßen alter Rationen
im togl. ^iasipüiaft
vom 1. ^xt£x &i0 ^txöe g>Rfoßer.
nnmci^tt t tmin: üi« 15. «pril. mnütfttnmMttmin :
1.— 20» 8»oi.
[673]
9ie Unuitf^etter ^ättltUrgntoffenfi^aft
Gemälde moderner und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[B98] Th. Salomon, Berlin W., Fnedrichstr. 168.
Oemälde alter Afels^ter.
Der Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schale, vermittelt auCs schnellste und sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlungen und übernimmt Aufträge für alle größeren
Gemäldeauktionen des In- und Auslandes.
Potsdamerstraße 3. [579] JOSBf TL Schall.
Qemäldesaal in Frankfurt a.M.
Ausstelliingfen und Auktionen Ton Gemälden, Antiquitäten und Kunstgeffen-
ständen. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Budolf Banget . in
Frankfurt a. M«, Kunstauktionsgeschäft, gegr. 1809. [463]
H. 0. Outeknasf 8 Kunstanktionen, Stnttgart Nr. 45 n. 46.
Am 11. April etc. Versteigerung einer bedeutenden Sammlung alter Kupfer-
itielie, Radirungan, Holaschnitte v. Dttrer, Schongauer, Raymondi, Rembrandt
etc., sowie Yorsfiglicher alter Zeichnungen, darunter 6 Originale von Dürer.
Illustr. Katalog M. 3.—, gewöhnl. Ausgabe gratis gegen 20 Pf. Porto.
Anschließend: Auktioa des kflnatlerischan HacUasaea des Direktors der
Kunstschule, B. Neher. — Katalog gratis.
[667] H. O. Outekunst, Olgastraße Ib.
Berliner Eunstauktion.
Dienstag, den 11. April versteigere ich die
Gemäldegalerie alter holländischer Meister
des Herrn H. J. Degens v. Kervendonk, Amsterdam. — Katalog 893 versendet
gratis jjgj. jfQ^igi u städt. Auktions-Kommissar für Kunstsachen etc.
Rudolf JLepke,
Berlin SW., 28/29. Kochstraße 28 29.
Knnstanktioneii
von
Frederilc Muller & Co.,
Amsterdam.
I. Sammlung : Japanische Kunst Von
Herrn Dr. J. Tttsingh im Haag, wo-
bei prachtvolle Schiiitsereien (Nets-
ke's), Porsellaa- und Broaiewarea,
Parbedrucke etc.
Auktion: 12. April 1893.
lllustrirter Katalog ä M. 1. —
II. Alte GemUde und Antiquitäten aus
verschiedenen Nachlassen.
Versteigerung: 11. April 1893.
III. Handseichnnngen der alten Meister,
besonders der Niederl^der. Samm-
lung des Herrn Carl Schöffer,
Versteigerung 30. und 31. Mai 1893.
IV. Kupferstiche und Radirunnen der
holländischen, englischen, französi-
schen und deutschen Schule. Samm-
lung des Herrn Carl Schöffer.
Versteigerung: 30., 31. Kai«
1. TL 2. Juni 1893.
Die Kataloge werden auf Anfrage
geschickt.
Verlag von £• A. Seemann in Lelpsig.
Soeben ist erschienen als Nr. 21 der
Beiträge lur Kunstgeschichte i Neue
Folge:
Wendel Dietterlin,
Maler von Straßbnrg.
Ein Beitra«^ zur Geschichte
der deutschen Kunst in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts
von
Karl Ohnesorge.
Mit einem Titelbilde. Brosch. 2 M.
Inhalt: Die Märzausstellung der Düsseldorfer Künstler. — Dr. P. Kristeller: Die italienischen Baohdrucker- und Verlegerzeiclien bis 1595.
— L. Ritter: Adam Kraft's steinernes Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche zu Nürnberg. — Prof. H. Brunn. — Ausstellung
der Arbeiten der t Haler E. Biermann und P. Oraeb in der Nationalgalerie in Berlin; Beteiligung der „Freien Vereinigung* der
Düsseldorfer Künstler an der Berliner Kunstausstellung ; Ausstellung für Maltechnik in München ; Nachtrag zur Märzaus-
stellung in Düsseldorf; internationale Aquarellausstellung in Hannover. — Ausgrabungen in Rom. — versuche zur Belebung des
technischen Verfahrens der griechischen und römischen Bildhauer; Mährisches Gewerbemnseum in Brunn. — Kunstauktion bei
H. G. Qutekunst in Stuttgart; Kunstauktion bei R. Lepke in Berlin; Kunstauktiou bei R. Bangel in Frankfurt a. M. — Zeit-
schriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich AHur Seemann. — Druck von August Pries in Leit)zig.
J
KUN
XJa..AJu^
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
AnkQndigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN
Heugasse 68.
BERUN SW.
Teltowen trasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG. Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
y^ 1892/93.
Nr. 21. 13. April.
Die KaDStohroDfk erscheint als Beiblatt aar «Zeitsohrifb für bildende Kunst** und zom „Knnstgewerbeblatt* monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und nmfasst 83 Nnmmem. Die Abonnenten der «Zeit-
schrift für bildende Knnst' erhalten die Knnstchronik gratis, — Für Zeichnungen, Mannskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion nnd Verlagshandlnng keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. für die dreispaltige Petitxeile, nehmen aaßer der Yerlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rnd. Messe n. s. w. an.
V7ILHELM LÜBKE f.
Im sonnigen Süden, am grfinen Felsenstrand
von Abbazia triflPl uns, doppelt schmerzlich, die
erschütternde Kunde von dem Tode des alten
treuen Genossen, in dem die deutsche Gelehrten-
vrelt eine ihrer Zierden, jeder, der ihm näher
stand, einen warmherzigen, edelgesinnten Freund
zu betrauern hat!
An dem gemeinsamen Werke, dem wir
dienen, der Verbreitung und Vertiefung des
ernsten Sinnes für Kunst und Kunstgeschichte,
haben viele erlesene deutsche Männer unseres
Jahrhunderts mitgewirkt. Keiner aber durfte
sich dabei solcher Erfolge rühmen, wie unser
eben dahingeschiedener Freund, dem zu der So-
lidität streng wissenschaftlicher Grundlage, zu
nimmer müdem Fleiß und weitausschauender
Vielseitigkeit auch die seltene Gabe geföUigster
Darstellungskunst in reicher Fülle zu eigen war.
Ohne Lübke's Werke, welche diesem glücklichen
Verein wissenschaftlicher und künstlerischer
Eigenschaften ihren gerechten Ruhm verdanken,
hätte sich die junge kunstgeschichtliche Disciplin
in Deutschland nimmermehr die hohe Stellung
im litterarischen Leben der Nation erobert, welche
sie gegenwärtig einnimmt.
Wilhelm Lübke, geb. am 17. Januar 1826 in
Dortmund, hat sich aus kleinen, drückenden Ver-
haltnissen mühsam emporgearbeitet. Als der
Sohn eines braven Volksschullehrers, dessen
fromme, geistesklare und energische Natur er
uns in seinen «Jugenderinnerungen" ergreifend
geschildert hat, war er früh schon für den Lehrer-
beruf bestimmt und begann auf der Universität
Bonn mit philologischen Studien. Kinkel's be-
geisterndes Wort entzündete zuerst den Sinn des
Jünglings für die mittelalterliche Kunst des
Vaterlandes; Kugler's, Guhl's, dann Schnaase's
und Waagen's Einfluss brachte dann später in
Berlin in Lübke den Entschluss zur Reife, die
Kunstgeschichte zu seinem Lebensberufe zu er-
wählen.
In Lübke's litterarischen Arbeiten, die mit
dem Jahre 1853 beginnen, lassen sich zwei
Gruppen unterscheiden, deren eine der Spezial-
forschung, namentlich der deutschen Denkmäler-
welt, deren andere der universellen kunstge-
schichtlichen Darstellung angehört. Die erstere
wird besonders durch sein grundlegendes Buch
über die mittelalterliche Kunst in Westfalen re-
präsentirt; für die letztere bietet seine allbekannte
Architekturgeschichte (1855) das glänzendste
Beispiel. Es war ein besonders glücklicher Um-
stand, dass Lübke zu der universalhistorischen
Behandlung der Baukunst sich vor allem hin-
gezogen und befähigt fühlte. Hier konnte sich
sein Talent klarer Massengliederung, scharfer
Charakteristik und Stilkritik am freisten und
wirkungsvollsten enthalten. In diesen Kardinal-
339
Wilhelm Lübke f- — Nekrologe.
340
eigenschaften der Eunsfcgeschichtsclireibung bleibt
Ltibke's „Architekturgeschichte" für alle Zeit ein
schwer zu übertrefiFendes Vorbild.
Zwei nicht minder gelungene, von dem in-
zwischen lebendig erwachten Sinn des großen
kunstfreundlichen Publikums getragene Werke
Lübke's sind die „Geschichte der deutschen Re-
naissance und der 1860 in erster Auflage er-
schienene „Grundriss der Kunstgeschichte". Die
erstere hat namentlich in künstlerischen und
kunstgewerblichen Bereisen eine weitgreifende
Wirkung ausgeübt, während der „Grundriss" den
Anforderungen gebildeter Leser aus allen Stän-
den und Berufsklassen Genüge leistet. — Die
„Geschichte der Plastik" (1863), die „Renaissance
in Frankreich" und zahlreiche kleinere Schriften
aus den verschiedensten Gebieten der Kunstge-
schichte und aus angrenzenden Sphären ver-
vollständigen dieses Bild einer unvergleichlich
fruchtbaren und segenbringenden litterarischen
Thätigkeit. Als einzelne Beispiele seien hier
nur die gedankenreiche Abhandlung über Michel-
angelo's Malereien in der Sixtinischen Kapelle,
der schöne Text zu Dürer's Kupferstichen, die
in den Mitteilungen der Wiener Gentralkommis-
sion enthaltenen Reiseberichte aus Italien hervor-
gehoben. Viele dieser stets aufs sorgfaltigste
ausgefeilten Essays und Untersuchungen, welche
früher im . Deutschen Kunstblatt", in der , Zeit-
schrift für bildende Kunst', in .Nord und Süd"
und in anderen Revuen erschienen waren, hat
Lübke bekanntlich in mehreren Sammelbänden
vereinigt herausgegeben. In den letzten Jahren
war er auch ein fleißiger Mitarbeiter an der
Münchener (früher Augsburger) .Allgemeinen
Zeitung". Hier verfolgte er das Gesamtleben
der Kunst und Kunstlitteratur der Gegenwart mit
aufmerksamem Auge und war für alle wichtige-
ren Strömungen und Erscheinungen des Tages
ein wohlwollender, doch stets ernster Kritiker.
Bisweilen ließ er auch den Blick auf die ver-
wandten Geisteswerke d^r Litteratur und Musik
hinüberschweifen und fand auch wohl in poli-
tischen und religiösen Streit- und Zeitfragen das
befreiende oder zündende Wort.
Lübke gehört zu denjenigen hervorragenden
i Lehrern seines Fachs, welche die Kunstgeschichte
nicht an Universitäten, sondern an künstlerischen
Fachschulen und technischen Hochschulen zu
lehren berufen wurden. Er hat daher nicht im
Sinne gelehrter Methodik Schule gemacht, aber
auf praktische Architekten und Künstler, auf
große Kreise kunstgebildeter Laien auch vom
Katheder herab einen mächtigen Einfluss aus-
geübt. Er begann seine Lehrthätigkeit 1857 an
der Berliner Bauakademie, wurde dann 1861 an
das Polytechnikum in Zürich, wo damals Vischer
und Semper neben ihm wirkten, darauf 1866
nach Stuttgart, endlich 1885 nach Karlsruhe be-
rufen, an welchem letzteren Orte neben der Pro-
fessur auch die Generaldirektion der großherzog-
lichen Kunstsammlungen seinen Händen anver-
traut war.
Eine schwere Verletzung am Auge und ein
inneres Leiden, welches den geistig Nimmer-
müden seit längerer Zeit notigte, alljährlich die
Heilquellen der böhmischen Bäder aufzusuchen,
haben Lübke's elastische, durch einen starken
Willen beherrschte Natur vorzeitig aufgerieben.
Allzu früh sank er, am 5. dieses Monats, im
Alter von 67 Jahren dahin, eine weit klaffende
Lücke zurücklassend, zu deren Ausfüllung kein
ihm an Geist und Wissen Ebenbürtiger lebt
Wir, die vrir am lebhaftesten den unersetzlichen
Verlust zu fühlen im stände sind, den sein Tod
der deutschen Wissenschaft zugefügt hat, be-
trauern in ihm auch mit tiefer Wehmut den in
allen Lebenslagen als echt erprobten Freund, die
reine, von wahrer Humanität erfüllte Seele.
0. r. L.
NEKROLOGE.
Der Bildhnwr Professor Martin Paul Otio, der
Schöpfer de» W. von Humboldt-Denkmals in Berlin und des
Kaiser Wilhelm- Denkmals inKms, ist am 6. April in Berlin
im 47. Lebensjahre gestorben. Die Vorarbeiten für das
Luther-Denkmal in Berlin, das auf dem Neuen Markte er-
richtet werden soll, hat er so weit gefördert, dass es nach
seinen Kntwürfen in seinem Geiste vollendet werden kann.
Q Der Bildhavpr Professor Robert Cauen der sich be-
sonders durch seine Gruppen und Kinzelfiguren aus deutschen
Märchen und Dichtungen bekannt gemacht hat, ist am
2. April an einem Herzschlage in Kassel im 63. Lebens-
jahre gestorben.
*** Der holländische Kunstforscher Dr. Nicolas de
Roever, Direktor des Stadtarchivs in Amsterdam, ist da-
selbst am 18. März gestorben. Er hat sich um die Auf-
klärung der holländischen Künstlergeschichte durch fleißige
Urkundenforschungen, deren Ergebnisse er zumeist in der
Zeitschrift „Oud Holland" niedergelegt hat, große Ver-
dienste erworben.
34 t - Personalnachrichteh. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.
342
PERSONALNACHRICHTEN.
Berlin, Der Dozent an der Kgl. technischen Hochschule^
Dr. 0, Qalland^ ist von der Niederlandischen Gesellschaft
fftr Kunstgewerbe (arti et industriae) im Haag zu ihrem
Ehrenmitgliede ernannt worden.
*^* Dem Bildliauer Emil Humlrieser in Charlottenburg
bei Berlin ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
O Der Generaldirektor der känu/lichen Museen in Berlin,
Qeheimrai Schöne, ist von seinem Urlaube zurückgekehrt
und hat seine Amtsgeschäile wieder übernommen. Die
y^ordd. Allg. Ztg.*' glaubt daraus schließen zu können, doss
die Gründe, die ihn zu seinem beabsichtigten Rücktritt be-
wogen haben, nunmehr hinföllig geworden und die Pläne
der Erweiterungsbauten für die königlichen Museen wieder
aufgenommen worden sind. Wie nach der ,,Po8t'' verlautet^
hat der Finanzminister sich geneigt erklärt, seinerseits die
Hand dazu zu bieten, dass die Bebauung der Museumsinsel
in absehbarer Zeit ausgeführt werde. Es handelt sich dabei
nicht nur um den Neubau eines Antiken- und Renaissance-
museums, sondern auch um die Errichtung eines Denkmals
für Kaiser Friedrich. Auch der Neubau der Kunstakademie
und der königlichen Bibliothek soll damit in Verbindung
stehen.
Zu Mitgliedern der Jury und der Bnngekommission
für die Berliner Kunstaussteüiing sind vom Verein Berliner
Künstler die Maler Thumann, Mohn und Hans Dahl, der Bild-
hauer Brunow, der Kupferstecher H. Meyer und der Archi-
tekt Fritz Wolif gewählt worden. Ersatzmänner sind Maler
Oskar Frenzel und Bildhauer Manzel.
DENKMALER-
*#* An dem Berliner Natiotialdenktnal für Kaiser
Ullhelm L wird im Atelier des Professors li. Begas so
eifrig gearbeitet, dass man das lebensgroße Hilfsmodell zu
der Reiterfigur bis zum Juli zu vollenden hofft. An der
Ausführung sind die Bildhauer Bernewitz und Hidding be-
teiligt. Nach Vollendung des Hilfsmodells soll, wie die
Berliner Zeitungen melden, sofort die Übertragung fast auf
das Dreifache (2^6) vorgenommen werden. Der Kaiser, der
am 18. März dem Atelier von Professor Begas einen Besuch
abstattete, nahm von dem Fortgang der Arbeiten mit Be-
friedigung Kenntnis. Während er das Modell besichtigte,
durften die im Arbeitskittel steckenden Bildhauer ihre
eifrige Thätigkeit nicht unterbrechen. Nach den Berech-
nungen, die Professor Begas angestellt hat, wird er in der
Lage sein, die letzten Modelle zum Nationaldenkmal bis
zum 1. Oktober 1890 zu vollenden, so dass von seiner Seite
der Enthüllung am 22. März 1897, dem hundertsten Geburts-
tage Kaiser Wilhelm's I., nichts im Wege steht. Wie ferner
verlautet, ist über die Gestaltung der architektonischen Um-
rahmung des Denkmals noch keine Entscheidung getroffen
worden. Uofbaurat Ihne hatte Bedenken gegen die von
Begas im Verein mit einem jungen Architekten geschaffene
Umrahmung geltend gemacht und ist beauftragt worden,
seinerseits einen architektonischen Entwurf herzustellen.
*^.* In der Angelegenheit des Denkmals des Kurfürsten
Friedrich L, das bei Friesack in der Mark Brandenburg er-
richtet werden soll, hat der Ausschuss eine Mitteilung an
die Zeitungen ergehen lassen, aus der hervorgeht, dass der
Ausschuss völlig korrekt verfahren hat. Es heißt in der
Mitteilung: „Bei der unter Zuziehung eines Vertreters des
königlichen Ministeriums der geistlichen etc. Angelegen-
heiten erfolgten engeren Auswahl unter den eingegangenen
Entwürfen vereinigten sich sämtliche Stimmen des Aus-
schusses auf die der Bildhauer Boese und Calandrelli. Der
Ausschuss hat alsdann in Ausführung eines bereits im
Jahre 1891 gefassten Beschlusses die Entscheidung' darüber,
welcher von diesen zwei Entwürfen für die Ausführung zu
wählen sei, unter Überreichung eines ausführlichen Gutachtens
dem Ermessen des Kaisers anheimgestellt. Der Kaiser hat
sich darauf für den Calandrelli'schen Entwurf entschieden,
der nunmehr ausgeführt werden soll. Von dem Denkmal,
"wie es der Künstler auf der Höhe vor Friesack zu gestalten
gedenkt, werden Lichtdruckabbildungen gefertigt und den-
jenigen, welche zu dem vaterländischen Unternehmen bei-
steuern, zugänglich gemacht werden. Beiträge nehmen die
Kreis- Kommunalkasse zu Rathenow, sowie Herr Bankier
Alexander Meyer Cohn, Berlin, Unter den Linden Nr. 11,
entgegen. Wie verlautet, ist dem Bildhauer Boese, dessen
Entwurf die große Majorität der Stimmen gefunden hatte,
eine Entschädigung von 1500 M. zuerkannt worden.
*^* Der Enttvnrf des Prof v. Zumbusch in Wien xu
dem Standhilde Kaiser Wilhelm' s L, das für das Denk-
mal der Provinz Westfalen auf dem Wittekindsberge be-
stimmt ist, hat nunmehr die Genehmigung des Kaisers er-
halten. Der Entwurf stellt den verewigten Kaiser gepanzert
unter dem Hermelinmantel, mit der Linken auf den Pallasch
gestützt und die Rechte wie segnend Über die ihm zu Füßen
liegenden westfölischen Lande ausstreckend, barhäuptig,
jedoch mit dem Siegeslorbeer geschmückt, auf einfachem
Granitsockel stehend, dar. Die Statue wird in einer Größe
von sieben Metern ausgeführt -werden. Der architektonische
Teil des Denkmals rührt von Bruno Schmitz her.
I
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
* In Fiumc, der aufblühenden ungarischen Hafenstadt
am Quai-nero, findet gegenwärtig eine Ausstelhtny von Ge-
mälden alter und modemer Meister, sowie von Gegenständen
alter Kunstindustrie statt, welche namentlich aus dem letz-
teren Gebiete manches Beachtenswerte und Schöne darbietet.
Das Unternehmen steht unter dem Protektorate der Gräfin
Ilona Batthyiiny-Andrassy, und das Fiumaner Lokalkomitee
fand für die Werke moderner Malerei besonders von Seiten
des Ungarischen Kunstvereins eine dankenswerte Unter-
stützung. Zu der Ausstellung der älteren Kunstobjekte
haben mehrere vornehme Fiumaner Familien kostbare
Stücke, vornehmlich Porzellan, Silbersachen, auch schöne
alte Drucke und Manuskripte beigesteuert.
A. R. Der schwedische Maler Bruno Afidrcas Liljrfors,
der auf der vorjährigen Münchener Ausstellung eine Medaille
erster Klasse erhalten hat, ist jetzt auch mit einer etwa
dreißig Nummern umfassenden Sammlung seiner meist mit
Federwild stafQrten Sommer-, Herbst- und Winterlandschaf-
ten in Berlin erschienen, wo ihn der Gurlitt'sche Salon auf-
genommen hat. Er ist keiner von den Verwegenen im
Genre Munch, aber doch durchaus modern in seiner sum-
marisch-impressionistischen Wiedergabe der Töne, die sich
aber merkwürdigerweise nur auf die Landschaft erstreckt.
Die Tiere, mit denen er sie belebt, vorzugsweise Wildenten,
Birkhühner, Schnepfen, Auerhähne, wilde Schwäne, Reb-
hühner im Fluge, in der Ruhe oder auf der Flucht vor
raubgierigen Verfolgern, gelegentlich auch weiße Hasen und
Füchse, sind im Vergleich zur skizzenhaft angedeuteten Land-
schaft mit plastischer Schärfe herausgearbeitet. Man hat
die Empfindung, dass das Auge des Jägers, der das Huhn
343
Sammlangen und Ausstellungen. — Vereine und GeseUschaften. — Vermischtes.
344
oder den Vogel unter allen Lichtverh<nissen erspäht, sch&rfer
ausgebildet ist als das Auge des Malers, der, etwa wie der
Berliner H. Kohnert, Landschaft und Federwild mit gleich-
mäßiger Liebe behandelt. Liljefors ist auch in der That ein
gründlich geübter Weidmann, aber darum nicht etwa ein
Dilettant in der Malerei. Im Jahre 1860 in Upsala geboren,
hat er sich anfangs bei einem dortigen Zeichenlehrer, dann
auf der Akademie in Stockholm und später in München und
Paris gebildet, wo er mit seinem Landsmann A. Zorn stu-
dirte. Er hat also alle Erscheinungen des modernen Natura-
lismus kennen gelernt, trotzdem aber mehr Poesie und
Stimmungskraft bewahrt, als die meisten seiner skandina-
vischen Eunstgenossen. Mit der feinen Beobachtung der
Natur, die sich dem Jäger von selbst aufdrängt, ist der
seelenlose, stumpfsinnige NaturaUsmus unvereinbar.
— IMen. Am 28. März wurde die XX IL Jakresaiis-
stcUung im Küvsthrhause eröffnet, und zwar auch diesmal
wieder in feierlicher Weise in Anwesenheit S. M. des Kaisers
und des Protektors des Eünstlerhauses, Erzherzog Carl Lud-
wig, vieler hoher Würdenträger, einer großen Zahl Mitglieder
der Genossenschaft der bildenden Künstler imd geladener
Gäste. Der Rundgang des Kaisers durch die Ausstellung
nahm mehr als zwei Stunden in Anspruch; an Räumlich-
keiten sind heuer bis auf einen Raum das ganze Parterre
und im ersten Stock der Mittelsaal und die beiden anstoßen-
den Pavillons occupirt; in den beiden Mittelsälen zu ebener
Erde begrüßt, uns auch dieses Jahr wieder die Plastik , die
in großen und kleinen Werken in wirklich auserlesenen
Stücken vertreten ist Das Grabmonument, die Porträt- und
Tierplastik, die religiöse und mythologische in ganzen Fi-
guren und im Relief, die Genre- und polychrome Bildhauerei,
letztere besonders durch A. Straßer, präsentiren sich vor-
züglich. Der große Reichtum an Ol- und Aquarellbildern,
an Handzeichnungen und Radirungen zeigt in glücklichem
Zusammentreffen alle Phasen der modernen bildenden Kunst,
in die hier und da, aber recht spärlich, wie in einem rings-
um knospenden und blühenden, vom mächtigen Frühlings-
trieb erftillten Garten, ein altes Reis aus verschwundenen
romantischen Tagen hcreinragt. Die Aquarelle, die be80ndei*8
eine Anzahl deutscher Meister ausgestellt hat, zeugen von
der gewaltigen und wir sagen gleich, glückgekrönten Arbeit
auf diesem Gebiete. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil
für die Künstler wie für das schauende Publikum liegt in
der heuer zum erstenmal durchgeführten Anordnung der
Bilder in nur drei Reihen Übereinander, wodurch beiden
Teilen viel Ärger und Verdruss erspart wurde; freilich wurde
dadurch die Annahme einer geringeren Anzahl Werke be-
dingt. — Einzelne der vertretenen Richtungen eingehend
würdigende Besprechungen werden ehestens folgen. Die
Gesamtzahl der ausgestellten Werke beläuft sich auf 832
Nummern. Bk.
*^* Von der Berliner Kunstakademie. Der Michael-
Beer -Preis, der in diesem Jahre für Bildhauer jüdischer
Religion ausgeschrieben war, ist dem Bildhauer Max Levi
aus Stuttgart, einem Schüler von F. Schaper, zuerkannt
worden. Der 2250 M. betragende Preis ist zu einer Studien-
reise nach Italien bestimmt.
*^* Der Zustand des Qixeh-Museum^ bei Kairo j das die
Schätze des früheren Museums in Bulak aufgenommen hat,
hatte schon lange die Aufmerksamkeit der ägyptischen Re-
giemng auf sich gezogen, und eine Kommission war er-
nannt worden, das Gebäude zu prüfen. Nach ihrem Bericht
ist dessen Zustand gefährlicher als man glaubte. In einigen
wenigen Stunden würde, bei der Masse Holz in den Wän-
den, den dünnen Verschlagen, den hölzernen Fußböden und
den geräumigen äußeren Veranden, ein Feuer das Haus zer-
stören können. Die Regierung hat, wie die „Times** melden,
den Vorschlag, das Museum in ein neu und eigens zu dem
Zwecke in zugänglicher Lage zu errichtendes üaus, dessen
Kosten auf 130000 Pfiind veranschlagt wurden, zu über-
führen, abgewiesen und dagegen eine Summe von 90000
Pfund zu Veränderungen und Ausbesserungen des gegen-
wärtigen Gebäudes ausgeworfen; es soll damit feuersicher
gemacht werden. Die Caisse de la Dette will die Kosten
aus dem Reservefonds decken. Man kann nicht gerade
sagen, dass das gegenwärtige ägyptische Ministerium die un-
schätzbare und mit ungeheurer Mühe zusammengebrachte
Sammlung des Museums besonders hochhält.
Posen, Der Kunstverein veranstaltet in diesem Jahre
seine Kunstausstellung schon im Mai und Juni, anstatt im
August und September. Die Ausstellung wird sehr reich-
haltig sein und ist mit derselben wiederum eine Verlosung
von Kunstwerken, die auf der Ausstellung angekauft werden
sollen, verbunden.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Der ol/erösterrc ichische Kunst verein wird, wie uns
aus Linx geschrieben wird, daselbst während der Monate
I Juli und August wieder eine Kunstausstellung veranstalten,
j nachdem er aus Mangel an einem geeigneten Lokal mehrere
, Jahre davon hatte Abstand nehmen müssen. Jetzt ist dem
Verein im neuen Museum ein schöner Saal mit Oberlicht
zur Verfugung gestellt worden. Eine Beteiligung an dieser
Ausstellung ist auch außerhalb Österreichs lebenden Künst-
lern zu empfehlen, da man gesonnen ist, in diesem Jahre
mehr Kunstwerke als früher anzukaufen.
VERMISCHTES.
Venedig. Der heilige Theodor, der erste Patron der
Republik, ist von der Säule, welche ihn seit dem Jahre
1329 trug, herabgenommen worden, um einer gründlichen
Restauration unterworfen zu werden. Der Torso der über-
lebensgroßen Figur ist römische Arbeit. Auf dem Brust-
hamisch sind in starkverwittertem Relief zwei geflügelte
Genien, die eine Trophäe halten oder schmücken, angebracht.
Antik sind auch das unter dem Panzer hervorkommende
Unterkleid, die Schulterteile mit dem Ansätze einer Toga.
Alles übrige, so auch der schöne Kopf, dürfte aus der Zeit
der Aufstellung selbst stammen. Schwert und Lanze sind
von Erz, der mit dem Kreuze geschmückte Schild von Mar-
mor. Die Säule, welche sich immer mehr neigte, ist wieder
gerade gerichtet, und der Heilige wird in nicht zu femer
Zeit wieder seinen alten Platz einnehmen. '^' H^.
* *
Bikklin's humoristisches Gemälde „Susafina im
Bade^\ das bei seinem Erscheinen auf der Berliner Jubiläums-
kunstausstellung von 1891 großes Aufsehen erregt hat, ist
bei seiner Versteigerung in Lepke's Kunstauktionshaus von
dem Kunsthändler E. Schulte für 5900 M. erworben worden.
Der frühere Besitzer soll 20000 M. dafür gezahlt haben.
4> *
Ein neues Bild von Defregger, Professor Franz
von Defregger arbeitet an einem neuen Bilde aus der Tiroler
Geschichte, welches für die im Sommer in Innsbruck statt-
findende Tiroler Landesausstellung bestimmt ist. Das Ge-
mälde bringt eine der bemerkenswertesten Episoden aus
dem Tiroler Aufstande von 1R09 zur Ansicht, nämlich die
Selbststellung des Tharerwirtes Peter Sigmair von Olang
345
Vermischtes.
346
welcher durch seine Selbstauslieferung an die Franzosen
seinen von den letzteren gefangenen und an des Sohnes
Stelle zum Tode bestimmten Vater vor dem Erschießen ge-
rettet hat. Außerdem wird die Landesausstellung in Inns-
bruck noch weit über hundert neue Werke von mehr als
siebzig Tiroler Künstlern enthalten.
In der 6. Bäuerischen Münzanstalt zu Nürnberg ist eine
Medaille, zum Andenken an Auffust von Essenwein geprägt,
erschienen. Sie hat 6 cm Durchmesser und zeigt auf der
Vorderseite das sehr ähnliche, lebensvolle ForMt Essen-
wein's im Profil, modellirt nach einer lebensgroßen Büste
von H. Schwabe. Die Rückseite der Medaille zeigt eine
nach einer Zeichnung Essenwein's vortrefi'lich stilisirte Ge-
samtansicht des Germanischen Museums, welches mit seinen
vielen größeren und kleineren Baulichkeiten verschiedenster
Art jetzt bekanntlich ein ganzes Stadtviertel einnimmt.
R. B,
M. R. Aus dem Karlsruher Kunstleben, Die Verschie-
bungen, welche vor kurzem in den leitenden Stellen der
badischen Ministerien stattgefunden, haben zur großen Genug-
thuung aller beteiligten Kreise in die Leitung der Konst-
angelegenheiten nicht herQbergegriffen. Präsident Nokk ist
zwar Staatsminist^r geworden, aber das Ressoii; der Wissen-
schaft und Kunst hat er behalten. Eine Abordnung der
Akademie der bildenden Künste hat ihm in offizieller Weise
dafür gedankt und die Versicherung erhalten, er werde
nach wie vor die wissenschaftlichen und künstlerischen In-
teressen mit dem grüßten Eifer zu fördern suchen, weil er
unter anderem auch in der Kunstbildung einen der wichtig-
sten Faktoren zur Erziehung des Menschen sehe. Diese Über-
zeugung findet ihren praktischen Ausdruck in einer weit-
gehenden Förderung der Kunst: bedeutende Ankäufe werden
gemacht, neue Stellen kreirt, talentvolle Kräfte nach Italien
gesandt und neuerdings wird den jüngeren Malern und Bild-
hauern duich den Bau eines zweiten Atelierhauses ein
wesentlicher Dienst geleistet. Die Initiative ging, wie in so
vielen anderen Fällen, vom Großberzog aus, der den Platz
in großmütiger Weise zur Verfügung stellte, die ersten Mittel
aber haben die Künstler selbst aufgebracht und das Ministe-
rium hat durch eine Garantie fiir die Verzinsung des in-
vestirten Kapitals, sowie durch Übernahme der Verwaltung
die Lebensfähigkeit des Unternehmens gesichert. Alles das
ist aber in Karlsruhe nicht allein der Ausdruck einer Förde-
rung von oben, sondern das Spiegelbild der lebendigen
Thätigkeit und aufkeimenden Kraft der Bürgerschaft selbst.
Wie die Kunstschule entsprechend ihrer inneren und äußeren
Erweiterung jetzt den Namen Akademie der bildenden Künste
trägt, so hat auch das allgemeine Kunstleben eine Ent-
vrickelung erfahren, durch welche der Name der Karlsruher
Schule zu einem deutlich umrissenen Begriffe angewachsen
ist. Was in den Werkstätten dieser Künstlerschaft geleistet
wird, soll den Lesern dieser Blätter mit. größerer Regel-
mäßigkeit als bisher mitgeteilt werden.
Über die Entführung der Galerie Sciarra aus Rom
hat jetzt das römische Gericht sein Urteil gefällt. Nach
mehrtägigen Verhandlungen, die übrigens keine Aufklärung
Über den Verbleib der Gemälde ergaben, verurteilte die
Strafkammer den Fürsten Sciarra zu drei Monaten Gefäng-
nis, 5000 Lire Geldstrafe, Rückerstattung des für die ver-
kauften Kunstwerke erhaltenen Kaufschillings und Tragung
der Prozesskosten. Der Kaufpreis ist auf 1266(X)0 Lire ge-
schätzt worden. Es ist aber noch fraglich, ob damit das
Richtige getroffen ist, da es scheint, dass der Fürst mit den
Käufern nicht eher abschließen wollte, als bis sein Prozess
zum Austrag gekommen wäre. Man glaubt, dass die Bilder
in Paris verborgen seien. Den Abgesandten der italienischen
Regierung ist es nicht gelungen, das Versteck in Paris aus-
findig zu machen.
O Adolf Menzel hat ein für die Weltausstellung von
Chicago bestinmites Gouachebild gemalt, welches auf klei-
nem Umfange wieder eine seiner Erinnerungen und Be-
obachtungen aus dem Badeleben in Kissingen in staunens-
werter Lebendigkeit und Frische wiedergiebt: das Gedränge
um das „Morgenbüffett der Feinbäcker** und die heiteren
und komischen Scenen, die sich dort täglich in der Saison
abspielen. In einer großen Zahl von scharf charakterisirten
Individualitäten hat Menzel wiederum seine bekannte
Meisterschaft bewährt, die trotz seines hohen Alters noch
nichts von ihrer Kraft, auf kleinem Raum eine schier un-
endliche Lebensfülle zu konzentriren, eingebüßt hai
, *^* Ein Gemälde von Früx, von Vhde, j, Christus unter
den Arbeitem^^j ist von der französischen Regierung für das
! Luxembourg-Museum angekauft worden.
M. R. Monumentale Malerei in Karlsruhe, Eine große
monumentale Aufgabe beschäftigt gegenwäi-tig Ferdinand
Keller, Er hat durch die eingereichten Entwürfe den Sieg
bei der Konkurrenz um die Ausmalung der großen Halle
in dem Neubau des Landesgewerbemuseums in Stuttgart
davongetragen. Aber bei seiner eminenten Gestaltungskraft
ruht ein solcher Entwurf nicht monatelang im Atelier, ohne
einem steten Läuterungsprozess unterworfen zu werden. Das
Preisausschreiben hatte sich mit einer rühmenswerten Zurück-
haltung jeder künstlerischen Beeinflussung enthalten; aber
bei dem Bestreben des konkurrirenden Künstlers, dem Ge-
dankengang des Auftraggebers zu folgen, konnte es nicht
fehlen, dass die dem Preisausschreiben beigelegten ,,Bei-
spiele'* seine Phantasie in bestimmte Bahnen lenkten, die
Einteilung des verfügbaren Raumes in Einzelfelder und das
Zerlegen des Grundgedankens in getrennte Kompositionen
beeinfloasten. Es war das ein Kompromiss zwischen dem
Stoffe und der Eigenart des Künstlers, welcher, wie das
Urteil der Preisrichter gezeigt hat, volle Zustimmung ge-
funden hat. In der Muße des Ateliers hat sich nun der
Künstler noch mehr in die Aufgabe eingelebt, so dass er
jetzt alles, was etwa an seinem Stoffe spröde sein konnte,
seiner Individualität nach umgebildet und sich so zum
wahren Herrn Über ihn gemacht hat. Wir müssen uns mit
einer solchen allgemeinen Andeutung über die Veränderun-
gen in der Komposition begnügen, bis die Stuttgarter Kom-
mission Gelegenheit gehabt hat, die Äußerungen dieses interes-
santen Läuterungsprozesses zu beurteilen. — Auch ein Schüler
von Keller, Franx Hain, steht gegenwärtig vor einer grö-
ßeren Arbeit. Durch das Professorenkollegium der Akademie
ist ihm dieses Mal die Aufgabe der Blumstiftung zugefallen,
in einem Privathause ein Gemälde in „buon fresco*' auszu-
führen. Die Bedingungen der Stiftung räumen dem Besitzer
des Hauses, in welchem die Malereien aufgeführt werden,
einen weitgehenden Einfluss auf den Inhalt der Darstellung
ein. Diese vollkommen berechtigte und innerlich gesunde
Einrichtung hat aber in dem gegebenen Falle unserem ge-
schickten jungen Künstler einigen Zwang auferlegt. Der
mehr auf das Idyllische gerichteten Natur Hain's ist nämlich
die Familiengeschichte eines Mannheimer Kaufhauses zum
Thema gestellt worden, eine Familiengeschichte, deren
Etappen von einem Heidelberger Wirtshause zum Mann-
heimer Eafen gehen. Als Mittelstück steht dazwischen die
Darstellung einer silbernen Hochzeit mit sechzehn lebens-
großen Figuren, darunter sechs Porträts, gewiss etwas zu
viel bei einem Auftrage, welcher im Sinne des edlen Stifters
mehr auf Förderung und Anregung der künstlerischen Kräfte
347
Vermiflclites. — Vom Ennsiinarkt. — Zeitschriften.
348
als auf ihre volle Ausnütasimg geht Hain beherrscht aber
auch das Figürliche und die Kunst der Komposition mit
solcher Sicherheit, dass er auch dieser schwierigen Aufgabe
Herr werden wird.
Zum „Tntdmphxug^'^ Maximilian^ s I. Mit Studien Über
Jörg Breu beschäftigt, nahm ich Veranlassung, auch den
Triomphzug des Kaisers Maximilian I. durchzugehen. Ich
habe nun allerdings von Breu nichts gefunden, doch glaube
ich den Abschluss der bisherigen Forschungen über die an
der Folge thätigen Meister bieten zu können. Bereits
M. Thausing hat sich um die Meisterkenntnis verdient ge-
macht. £r veröifentlichte im XUI. Jahrgang der Mitteilun-
gen der k. k. Centralkommission eine Studie speziell über
den Anteil Dürer's an dem Werke. Er zeigte , dass ein
großer Teil der Blätter, die Bartsch sämtlich unter Burgk-
mair gebracht hatte, von anderen Meistern, darunter auch
Dürer, herrühren müsse. Schestag, der im Jahrbuch der
Kunstsammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses, I. S. 154 f.,
den Triumphzug herausgab, schloss sich in der Frage der
Künstlerbenennungen an Thausing an. Dann kam S. La-
schitzer, der in Bd. V, S. 167 des Jahrbuches den Anteil des
Leonhard Beck an dem Triumphzug bezeichnete; diesem
Meister gehören an die Tafeln 115 bis 120 und 126. Wenn
ich oben sagte, dass Thausing die Mitwirkung A, Dürer' s
am Triumphzuge festgestellt habe, so ist dies nicht dahin
zu verstehen, dass nun auch sämtliche von ihm genannte
24 Blätter von Dürer eigenhändig aufs Holz gezeichnet
seien, wie Thausing geglaubt hatte. Dies scheint mir bloß
von den Tafeln 89 und 90 zu gelten (dem Viktoriagespann
und dem Wagen mit der burgundischen Heirat), welche die
volle Meisterschaft der Dürer'schen Feder zeigen. Die an-
deren Blätter 91 bis 110, 121 und 122 sind offenbar von Hana
Sprifiginkke, der sie unter der Aufsicht Dürer's gezeichnet
haben wird. Die Tafeln 127 und 128, welche marschirende
Landsknechte darstellen, rühren meiner Ansicht nach von
Hans Schätffclein her. Unser längstbekannter Freund AI-
brecht AltdorfeTj den wir bereits in der Ehrenpforte Maxi-
milian's (vgl. meinen Au&atz in der Chronik für vervielfäl-
tigeiide Kunst, 1891, Nr. 2) antrafen, hat sich mit den Tafeln
57 bis 88 und 132 bis 137 eingestellt. Es ist hier wohl nicht
nötig, die sattsam bekannten Manieren Schäufelein^s und
Altdorfer's noch einmal zu entwickeln, und ich bin über-
zeugt, dass die Herren Kollegen den von mir neu zugefügt
ten Namen Springinklee , Schäufelein und Altdorfer ihren
Beifall nicht versagen werden. WILH. Schmidt.
In Brügge wurde durch Professor Joh. M. Brans aus
Brüssel ein echter Peter Pourhus (1510 — 1574), das Porträt i
des Bischofs Petrus Curtius oder De Corte von Brügge, ent-
deckt. Dasselbe Porträt findet sich in einer Folge von fünf-
zehn Kupferstichen von Wanters von Geot, 1761, und in
Th. CanneeFs „Geschichte des Bistums Brügge". Das Ori-
ginal, das, seit ca. 100 Jahren verschollen, im Besitze von
Genter und Brügger Familien existirte, hat eine Größe von
78 : 61 cm und stellt den Bischof sitzend im Lehnstuhl vor.
Es ist ein Kniestück. Gesicht und Hände sollen von außer-
ordentlicher Feinheit der Ausiiihrung sein. Für die Delika-
tesse, mit der das Bild gemalt ist, spricht der Umstand,
dass seine Bestimmung durch das exakt ausgeführte Wappen
des Bischofs möglich war, das er auf seinem Siegelring
gravirt trägt. Das Bild geht aus dem Privatbesitz ins
Museum von Antwerpen über. Vgl. Näheres Nr. 26 Ü. L.
u. M. 1893. m-.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt ajM, Am 18. d. Mts. gelangt im Auktions-
saal für Kunstsachen eine Sammlung von Gemälden und
Studien von W. Emel6 in Karlsruhe i. B. durch R, Bangel
zur Versteigerung.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstehronik. 1898. Hr. 7«
FünfündzwaDzig Jahre Kunstgewerbeschule. — Die Reeelung des
Stuben vierteis. Von J. Leisching. — Künstler bei der Arbeit.
Von Ol. Sokal. — Kunstbrlefe: Erakau. Von J. Suesser;
München. Von H. Peters; Paria. Von Dr. A. Nossig. —
Maler Eduard Kaiser. ■— Die Jahresausstellung im Künstler-
hause. Von Spurin s. — Das Technische in den Künsten. Von
J. Leisching. — Kunstbrief. Von K. J. Nitman. — Berliner
Kunst. VonH. M ei ssne r. — Pariser Ateliers. VonDr.A. Nossig.
Architektonische Kondschan. 1892/93. Heft 6.
Taf. 41. Haupteingang zum Rathaus in Geestemünde; erbaut nach
den Entwürfen von Prof. H. Stier in Hannover. — Taf. 42. Ent-
würfe zum Innenausbau eines Schlösschens in Tirol von Zaar
und Vahl, Architekten in Berlin. Salon. — Taf. 43. Brunnen
im Garten der Villa Lenbach in München; auCs^nommen von
H. E V. Berlepsch und Fr. Weysser, Architekten daselbst.
— Taf. 44. Villa Germania in Baden (Niederösterreicb) ; erbaut
vom Stadtbaumeister Fr. Schmidt daselbst. — Taf. 45. Villa
Franz in Haiensee (Grunewald); erbaut von Crem er und Wolf-
fenstein, Architekten in Berlin. — Taf. 46. Börse für landwirt-
schaftliche Produkte in Wien: erbaut von Prof. C. König da-
selbst. ~ Taf. 47. Pavillon der Kakao- und Chokoladenfabrik
von Walter Baker & Co. für die Weltausstellung in Chicago
189S; entworfen von Carröre und Hastings, Architekten in
New- York. — Taf. 48. Wohnhaus in Kassel, erbaut 1644. Thnr
von 1701; aufgenommen von Reg.-Baum. R. Hagen in Kassel.
Bayerische Gewerbezeitnng. 1893« Nr« B.
Die Kasseler Weifiglasfaütte von 1583. Von Dr. A. v. Drach.
(Fortsetzung.)
Die Kunst fttr Alle. 1892/98. Heft 18.
Alte und neue Kunstgeschichte. Von R. Mut her. — Blärchen
und Sage. Ein Fest der Münchener Akademiker. — Julius Ber-
fer*8 Deckengemälde im k. k. kunsthistorischen Hoftnaseum. Von
r. Pecht.
Gewerbehalle. 1898. Heft; 4t.
Taf. 86. Ulmer Schmiedearbeiten; aufgenommen von R. Knorr
in Stuttgart. — Taf. 26. Geschirrschrank im niederrheinischen
Barockstil im Privatbesitz; aufgenommen von E. Brosche,
Architekt in Berlin. — Taf. 87. Romanisches Altarkreuz von ver-
goldeter Bronze , vorn mit feueremaillirten Evangelisten , rück-
wärts mit Filigi'anarbeit und Steinen besetzt. Höhe 118 cm;
entworfen vom t Oberbaurat Baron v. Schmidt; ausgeführt von
Brix und Anders, Hof-Gold-, Silber- und Bronzewai'enfabrik
in Wien. Eigentum der Domkirche in Fünfkirchen. — Taf. 28.
Dreiarmige Hängelampe, Hand- und Wandleuchter in blankem
Uessin^guss und blankem Schmiedeeisen; entworfen von H Kauf-
mann m München. — Taf. 29. Geschliffenes Stengalglas, unregel-
mäßig achteckig, mit Jagdbildern und Ornamenten, 18. Jahr-
hundert. — Deckelglas, facettirt mit Wappen und Arabesken,
matt geschliffen, 18. Jahrhundert. Im österreichischen Museum
für Kunst und Gewerbe in Wien; aufgenommen von A. Kettner
daselbst. — Taf. 80. Blumenfriese und Gehänge; entworfen von
B. Francke inWien. — Taf. 31. Oberrheinisches Kirohengestühl ;
aufgenommen von Fr. Miltenberger in Köln. — Taf. 38. In-
tarsia, deutsche Arbeit, um 1600; aufgenommen von A. Kreis sik
in Wien.
Zeltsclirlft des Bayerischen Kanst^ewerbevereins. 1898.
Heft 3/4.
Studien über Barock und Rokoko in Oberbayem. Von Dr. B.
Riehl. (Schluss.) — Julius Elchinger, Nekrolog.
Zeitselirift fttr christliclie Kunst. April 1898. Heft 1.
Hölzerne Spruchteller oder Bricken aus Güstrow im Museum zu
Schwerin. Von F.Schlie. — Neuentdeckte vorromanische Wand-
malereien. Von P. Keppler. — Das St. Vincent-Haus in Hof-
heim i. T. Von M. M eckel. — Entwurf eines romanischen Hoch-
altars. Von Schnütgeu.
L'Art. 1. April 1898. Nr. 898.
La tin d'un mus6e. La vente Spitzer. Von E. Mol inier.
Oaiette des Beaux-Arts. 1. April 1898. Nr. 480.
Le nonveau scribe du mus6e de Gizeh. Von G. Masp^ro. —
Exposition des oeuvres de Meissonier; Schluss: Le pelntre; le
dessinateur. Von L. v. Fourcaud. — Exposition a'Art retro-
spectif de Madrid. Von F. Mazerolles. — Artlstes contem-
porains: Arnold Boecklin. 1. Von F. H. Meissner. — L'art
a6coratif dans le vieux Paris. XXL Von A. de Champeau. —
La vente des collections Spitzer. Von A. deLostalot. — Le
musöe lapidaire d' Arles. Von A. V a 1 a b r ö g u e. ~ Le monvement
des arts en AUemagne et en Angleterre. Von T. de Wyzewa.
The Magazine of Art April 1898. Nr. 150.
British etching. Von Fr. Wedmore. I: Turner. Wilkie-Geddes-
Palmer-Whistler. — The „St. Anne" of Leonardo da Vinci. Von
A. Marks. — The National Galery of British Art, and Mrs.
Tate's collection. 11. The pictures. Von H. Spielmann. —
The Portrait of a poet. By Jacopo Palma (?) at the National
Oalery. II. Von W. Fred. Dickes. — Temple Newsam and its
art collection. Von 8. A. Byles.
349
Inaeiate.
350
Die Kunsthandlung von C. G. Boerner
befindet sich Yom 1. April ab
Xiirnbergerstrasse 44>
Großes Lager von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten,
Lithographieen und Handzeichnungen alter und neuer Meister.
S^ Pettenkofen.
Gemäldesaal in Frankfurt a.M.
Ausstelliuiflren und Auktionen Ton Gemälden, Antiquitäten und Kunstgegen-
stftnden« — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bange! in
Frankfurt a« M., Kunstauktionsgeschäft, gegr. 18G9. [463]
Oemälde alter Heister.
Der ünterseichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederl&ndischen Schale, vermittelt aufs schnellste und sachverständigste den Verkauf
einselner Werke, wie kompl. Sammlungen und übernimmt Aufträge für alle größeren
Gemäldeauktionen des In- und Auslandes.
Fotsdamerstraße 3. [679] JOSBf Th. Schall.
Samminngen Abraham Philipp Schnldt
in Hamburg.
1> Die Galerie moderner Bilder erster Meister der deutschen,
französischen und belgischen Schulen, dabei: A. Achenbach, R. Bon-
heur, Ch. Chaplin, C. de Cock, P. Ch. Comte. Eug. Delacrolx (2).
Narc Diaz (2), A. de Dreux, J. Dupre (2). Eug. Fromentin, Fr. Gauer-
mann, A. M. Guillemin (3), F. Heilbuth (3), L E. G. Isabey, A. Melbye (3),
M. Munkacsy, A. Stevens, Eug. Verboeckhoven (2), G. Washington (3),
Flor. Willems (3) etc., 90 Nummern.
Tersteigernng SU Hamburg in der Villa des Verstorbenen,
hohe Bleichen 19, den 2. Mai 1893
auf Anstehen der Testaments - Ezekutoren Herren Bürgermeister Dr. J. Georg
Monekeberg und Dr. Jar. Antoine-FefU durch den Cnterzeichneten.
2) KmistMieheit, HobUlen und Klnriclitana^siireffen-
stände: Dosen, Uhren, Arbeiten in Edelmetall, in Bergicrystalt mit
Mcntirung, Bronzen, Miniaturen, Porzellane, Möbel etc. etc., (536 Nammem.
Terateigemng ebenda den 3. bis 5. Hai 1893.
Der Ertrag beider Terstelgernngen wird laut testaoieutarlscher Bestimmang
in einer wohltkltigea Stiftung Terwaadt.
niustrirte Kataloge sind zu haben Preis ad l mit 83 Phototypieen M. 12 ;
ad 2 mit 16 Phototypieen M. 6. [686]
J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne), Köln.
Das in dieser Zeitschrift (1890)
in einer trefflichen Radimng von Th.
Alphons publizirte köstliche Bild von
Aug« T, Pettenkofen „Am Spinnrocken'*,
eine Perle unter den kleineren Ölgemäl-
den des Meisters, ist zum Preise von
1000 fl. ö. W. unter der Hand zu ver-
kaufen. Offerten übernimmt die Red.
dieses Blattes (Leipsigr, Oartenstrafte 15).
Gustav Fock,
Baehhandlung, Leipzig,
sucht und erbittet Angebote:
Jahrbüoher derkunsthiBtorisohen
Sammlungen des Österr. Kaiser-
hauses, Bd. 1 — 11. [682]
Terlag Ton E. A. Seamann. Leipiig.
3)eutseAe
yfoniurrenjen.
Eine Sammlung
interessanter Entwürfe aus den Wett-
bewerben deutscher Architekten, heraus-
gegeben von A. Nenmeister u. E«IIäberle,
Architekten und Professoren in Karlsruhe.
I.Heft: Bathaus-Eonkiirrenz fOr
Pforzheim 1892.
2. Heft : Rathaus- Konkurrenz f H r
Planen-Dresden 1892.
3. Heft: Museams-Konkurrenz f.
Flensburg 1892.
4. Heft: Kirchen - Konkurrenz f.
Breslau u.8t. Johannl892.
5. Heft: Konkurrenz fflr Tilla
Knhnt in Halle a. 8.
6. Heft: Eirchenkonkurrenz fflr
Aachen.
7./9. Heft: Bahnhof konkurrenz f
Dresden.
10. Heft: Kirchenkonkurrenz f.
Pforzheim.
11. 12. Heft: Beamtenwohnnngen
in Stattgart.
Jedes Heft von 32 Seiten mit 50 — 00
Abbildungen kostet Jl 1.80,
im Abonnement M 1.20.
Wird fortgegetit
1893
Jahresausstellung
Don ^un^erßen aller ^^Sxmv\
»om 1. §uCi ßi0 @ti6c ^ftfoßcr.
«m«ttel»«< « rwtH; M8 15. «yril. gjwlitf etttutgterwtin ;
1.— 20. Wai.
[673] |H» iltittti4«n»r 9iinfll«r8rno|r«nri4aft-
351
Inserate.
352
Kunstverein
für die Rheinlande und Westfalen.
Die diesjährige KanstaassteUiiiig wird am Sonntag p den
21. Mai a.C. (Pfingsten), in den Räumen der Knnsttaalle hierselbst
eröffnet.
Indem wir unter Hinweisung auf nachstehende Bestimmungen
die Künstler zur Beschickung dieser Ausstellung einladen, ersuchen
wir ergebenst, durch zahlreiche Zusendungen, auch von größeren um-
fangreicheren Kunstwerken, zur Hebung derselben möglichst beizutragen.
Bestimmungen.
1. Die Daaer der KuDstausstelluD^ ist aaf den Zeitraum von Sonntag, den
21. Mai, bis Samstag, den 17. Jnnl inkl. bestimmt.
2. Alle für die Ausstellung bestimmten Kunstwerke müssen längstens bis zum
10. Mai d. J. im Ausstellungsgebäude unter der Adresse: .«iLunstverein für
die Rheinlande und Westfalen'' abgeliefert werden. — Einsendungen nach
jenem Termin werden zur Ausstellung nicht mehr zugelassen.
3. Kunstwerke, mit welchen unsere Ausstellungen bereits beschickt worden ,
sowie solche Kunstwerke, welche in den der diegährigen Ausstellung vor-
hergehenden drei Monaten in hiesiger Stadt öffentlich zur Anschauung
gebracht worden sind, endlich Kopieen vorhandener Werke werden nicht
angenommen.
4. Die Ölgemälde sind unter Rahmen, die Aquarelle, Zeichnungen, Kupfer-
und Stahlstiche, sowie Holzschnitte, unter Glas und Rahmen einzuliefern.
5. Der Kunstverein trägt nur den Hertransport in gewöhnlicher Fracht für
diejenigen zur Ausstellung gesandten Objekte, welche seitens der Jury zur
Ausstellung angenommen werden.
6. Mit dem Ankaufe eines Kunstwerkes seitens des Kunst Vereins geht das
Recht der Yervielföltigung desselben an den Verein über und ist die Ein-
sendung hierfür geeigneter Werke besonders erwünscht.
7. Verkäufe an Private werden durch das Bureau der Kunsthalle vermittelt,
deren Kasse daför, wie für die vom Kunst verein angekauften Bilder 6 %
seitens der Verkäufer erhält.
8. Anmeldungen mit genauer Angabe des Gegenstandes und des Preises der
einzusendenden Kunstwerke werden längstens bis zum 10. Mai d. J. erbeten.
Dieselben haben schriftlich auf Formularen zu erfolgen, welche durch den
Geschäftsführer des Vereins, Herrn M. Sandte Alexanderstraße 13, zu beziehen
sind; nur unter den in dieser Weise angemeldeten Bildern macht der Kunst-
verein seine Ankäufe.
9. Eine vom Verwaltungsrat ernannte, aus Künstlern bestehende Kommission
entscheidet über die Annahme.
10. Vor Schluss der Ausstellung darf kein eingeliefertes Kunstwerk ohne Ge-
nehmigung des Kunstvereins zurückgenommen werden.
Düsseldorf, den 80. März 1893.
[6781
Der Verwaltungsrat.
I. A.: A. Bagel.
Gemälde moderner und alter Meister^
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
r59s] Th. Salomon, Berlin W., Friedrichstr. 168.
Die Herren Kupferstecher
werden höflichst ersucht, Probe-
blätter von Kupferstichen, wel-
che sich zu Vereins- (Nieten-)
Blättern eignen, an den unter-
zeichneten verein einzusenden.
Münster i/W., M&rz 1893.
Der Westfälische
f6'9i Kunstverein.
Friedrich Cohen,
Buchhandlung in Bonn,
offerirt ein tadelloses Exemplar
von
RoofleSy Max 9 VOeuvre de Rubens.
Histoire et description de ses tableaux
et dessins. 5 voll. Avec 430 photo-
typies par Jos. Maes. Anvers 1886 — 92.
40. (Ladenpreis 200 Frk.) för 110 M.
franko.
Oejjj jg malde
Drlitiiii^s IMnrdir^
IMtalbi|.lln«icf
Knnstanktionen
von
Frederik Muller & Co.,
Amsterdam.
1. Sammlung: JajpaniBclie Kirnst Von
Herrn Dr. J. Tüsingh im Haag, wo-
bei prachtvolle Schiiitaerelen (Netz-
ke's), Porsellan- und Broniewaran,
Faroedracke etc.
Auktion: 12. April 1893.
lllustrirter Katalog k M. 1. —
11. Alte Oamälde nnd Anttqvltfttaa aus
verschiedenen Nachlassen.
Versteigerung: 11. April 1893.
III. HandzeioliBiuioeB der alten Meister,
besonders der Niederländer. Samm-
lung des Herrn GaH Schöffer,
Versteigerung 30. und 31. Mai 1893.
IV. Knpferstiehe und Radlrnngen der
holländischen, englischen, itanzösi-
sehen und deutschen Schule. Samm-
lung des Herrn Carl Schöffer.
Versteigerung: 30., 31. Kai,
1. n. 2. Juni 1893.
Die Kataloge werden auf Anfrage
geschickt.
AasBtellang in Flame ; Ausstellune von Bildern des schwedischen Malers Liljefors ; XXII. Jahresausstellang im Künstlerbaase in
Wien; Von der Berliner Kunstakademie; der Zastand des Gizehmuseams in Kairo; Kunstaassteliung in Posen. — Ausstellang des
österreichischen Kunstvereins in Linz. — Restauration des heil. Theodor in Venedig; BÖcklin^s .Susanna im Bade**; ein neaes
Bild von Defregger; Medaille auf A. v. Essenwein; aus dem Karlsruher Künstleben; über die Entführung der Galerie Sdarra;
ein neues für Chicago bestimmtes Bild von Ad. Menzel; Fr. v. ühde*s „Christas unter den Arbeitern" von der französischen Re-
gierung angekauft; Monumentale Malerei in Karlsruhe- zum „Triumphzug" Mazimilian's I.; Entdeckungeines echten Peter Pourbos
in Brügge. ~ Kunstauktion bei Bangel in Frankfurt a/M. » Zeitschrifteu. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Arliir Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
Dieser Nummer liegt ein Prospekt der Terlagsanitalt in MfiBClien, betr. Brunn^ griechische Geschichte I., bei, welchen
wir der Aufmerksamkeit der Leser empfehlen.
'^^^y<J^. ^
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSEN BERG
WIEN BERLIN SW.
Hengasee 58. TeltowentnMe 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Qartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
■,^ 1892/93.
Nr. 22. 20. April.
Die KanBtchronik erscheint als Beiblatt sur ^ZeiUobrin für bildende Kunst" and enm „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Kark und nmfasst 88 Nummern. Die Abonnenten der ,,Zeit-
Schrift far bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. fiir die dreispaltige PetitEeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von üaasenstein & Vogler, Rud. Messe u. s. w. an.
DIE NEUESTEN ERSCHEINUNGEN DER
ENGLISCHEN RADIR- UND KUPFERSTICH-
KUNST.
Die Radirung hat in keinem Lande eine so do-
minirende Stellang unter den graphischen Künsten
sich zu erringen gewusst, wie in England, und nir-
gends mehr als hier findet in diesem Kunstzweige
eine lebhafte Wechselwirkung zwischen Künstler
and Publikum statt,' aus der sich wiederum mit
folgerichtiger Konsequenz ein außerordentliches
Schaffen und Streben entwickelt. Der Grund der
allgemeinen Beliebtheit der Radirung liegt haupt-
sächlich in dem Umstände, dass die kunstliebende
und zugleich wohlhabende Mittelklasse in England
ohne Schwierigkeiten imstande ist, die zwar immer-
hin verhältnismäßig hohen Preise für gute Radirun-
geuy nicht aber solche für Meisterwerke der Malerei
zu zahlen. Zudem haben für Liebhaber und Sammler
die Radirungen den ganzen Reiz geistreicher Origi-
nalschöpfungen und die von dem großen Publikum
gewünschte volle Freiheit eines leichten und schein-
bar spielenden Vortrags, der unserer Zeitrichtung
entspricht Ja diese graphische Kunstbethätigung
hat so viel Verlockendes, da sie der Phantasie, In-
dividualität und Stimmung alle Thore öffnet, dass
selbst vielbeschäftigte und hochgestellte Laien dem
Zauber nicht zu widerstehen vermögen, sich in ihr
zu versuchen. So hat durch Zufall ein Dubliner
Kunsthändler eine Sammlang von Radirungen ent-
deckt, welche kein Geringerer als die Königin von
England selbst ausgeführt hat. Der erwähnte Kunst-
händler kaufte aus dem Nachlasse des verstorbenen
Grafen von Charlemont einige Mappen mit Skizzen
imd Ausschnitten illustrirter Zeitungen, unter denen
er zu seinem größten Erstaunen mehrere Radirun-
gen der Königin fand. Sie trugen die Inschrift:
, Gezeichnet von Albert, radirt von Victoria. Der
Lady Charlemont von Victoria geschenkt. ** Bei dieser
Gelegenheit dürfte es nicht uninteressant sein zu
hören, dass augenblicklich im ^ Imperial -Institute"
in London, dem Central-Kunstgewerbemuseum Eng-
lands und der Kolonien, unter den nach Chicago
zu sendenden Gegenständen sich auch von der Kö-
nigin, der Prinzessin Beatrice und der Prinzessin
von Schleswig-Holstein eigenhändig gemalte Bilder
befinden, welche die Umgegend von Balmoral zum
Vorwurf haben. In keinem Lande treibt die Ama-
teurkunst üppigere Blüten als in England mit all
ihren Vorteilen, die Anregung zum Sammeln schafft
und dem eigentlichen Künstler dankbare Abnehmer
für seine Werke sichert. Die Kehrseite der Medaille
besteht in dem Überhandnehmen illustrirter Jour-
nale und Winkelblättchen, welche eine Hochflut der
erbärmlichsten Machwerke reproduziren und geradezu
geisttötende Illustrationen liefern.
Zu den großen Verlagshandlungen, die nur gute
Arbeiten veröffentlichen, gehört Ä. Tooth <& Son.
Diese Kunsthandlung ist augenblicklich stark damit
beschäftigt, ihre Serie von Radirungen nach Mets-
sanier vol vervollständigen. Eine sehr charakteri-
stische Figur dieses Meisters hat Boulard radirt, und
in der Ausführung Bestimmtheit , Sicherheit und
Energie bewiesen. Das aus den letzten Jahren Meis-
sonier*s stammende Bild ist „Der Dragoner", welcher
beim Genuss seiner Pfeife und eines Gläschens Wein
355
Die neuesten Erscheinungen der englischen Radir- und Kupferstiebkunst.
356
nach überstandenen Strapazen sich der wohlverdien-
ten Ruhe hingiebt. Da wo Meissonier Scenen ruhiger
Häuslichkeit malt, die mit Gemüt, gründlichem Detail-
studium und feinem historischen Sinn in der Weise
der alten Holländer erfasst sind, scheint die Be-
wunderung des Publikums und der Sammler gerecht^
fertigt Weniger möchte dies da der Fall sein, wo
er Napoleon und die Thaten seiner Armee zu ver-
herrlichen und in großem Stile wiederzugeben sucht,
obgleich gerade diese Reihenfolge von Bildern ihm
die ungeteilte Gunst des französischen Publikums
eingetragen hat. Ein Bild der letzteren Gattung ist
dasjenige, welches den einfachen Titel ,1806" führt
und gleichfalls durch eine bei A. Tooth erschienene
Radirung von Jacquet meisterhaft veranschaulicht
wird. Die Scene ist das Schlachtfeld von Jena am
14. Oktober 1806. Napoleon erteilt den Befehl zum
Vorrücken der Artillerie und der Kavallerie, die
sich mit Ungestüm auf den Gegner wirft. Napoleon
zu Pferde auf seinem berühmten Marengo, umgeben
von seinem Generalstabe, von denen besonders Ber-
thier, Coulincourt und Duroc hervortreten, beobachtet
von einer Anhöhe aus den Fortgang der Schlacht.
Jacquet 's Radirung ist von sympathischer Treue, so-
wohl hinsichtlich der Fülle von Details, als auch in
betreff des allgemeinen Eindrucks. Die unendlich
feine Behandlung von Licht und Schatten in fast
unmerklichen Übergängen entschädigt uns für die
Abwesenheit der Farben. Die Landschaft, die düstere
graue Beleuchtung, die nasskalte Oktoberatmosphäre
und der schwärzliche Himmel mit seinen großen
Massen sich langsam bewegender Wolken sind
äußerst stimmungsvoll zur Geltung gebracht.
Mr, Lowenstam hat eine sehr zarte Radirung
nach Alma'Tadema's .Ein stummer Gruß" hergestellt
Sanfter Ausdruck und ungemeine Leichtigkeit der
Behandlung sind die charakteristischen Eigenschaften
seiner N^idel und fehlen auch bei dieser Arbeit nicht.
Der Verleger des Blattes ist Mr. Gooden. Bei der
Nennung von Alma-Tadema möchte ich zweierlei
erwähnen: erstens die äußerst wohlwollende Aner-
kennung, welche die Photogravüre der , Berliner
Photographischen Gesellschaft* in den Londoner
Fachkreisen gefunden hat, die in einer vorzüglichen
Reproduktion von Alma-Tadema's akademischem
Bilde von 1891 besteht und ^Das Erden paradies"
benannt ist. Zweitens erscheint die Bemerkung am
Platze, dass Alma-Tadema's neueste Kunstleistung^
die seinen bedeutenden archäologischen Kenntnissen
ein neues Zeugnis ausstellt, einen großen Erfolg er-
rungen hat. Diese Leistung besteht in Zeichnungen
,und Entwürfen zu den Scenen und Kostümen des
nach dem Kingslej'schen Roman verfassten Dramas
„Hypatia".
Einer der fruchtbarsten und zugleich besten
englischen Radirer der Neuzeit ist M. Laguükrmie,
der mit beispielloser Schnelligkeit arbeitet und binnen
kürzester Frist drei wertvolle Radirungen vollendet
hat. Zwei derselben „La Bella di Tiziano" und
»Die Kinder Karl's L*" nach vanDjck sind beiAgnew,
die dritte Radirung , Helene Fourment** nach Rubens
bei Danthome zur Ansicht ausgestellt Laguillermie
hat durch das ernste Studium und geistige Ein-
dringen in die Werke van Djck's, so namentlich
durch die Wiedergabe mit der Nadel des in Wind-
sor befindlichen Porträts der Herzogin von Loth-
ringen, sich hier den Ruf als bester Ausleger und
Obersetzfer van Dyck's erworben. Die Nachfrage
nach den bezüglichen Arbeiten ist infolgedessen so
rege geworden^ dass er bestimmt zu sein scheint,
den Platz einzunehmen, welchen in früheren Jahren
Waltner als Literpret der alten Meister inne hatte.
Das Bild in Windsor »Die Kinder Karl's 1.*, nach
welchem die Platte hergestellt ist, verdient jeden-
falls den Vorzug vor derselben Darstellung in der
Turiner Galerie. Niemals sind wohl Kinder gemalt,
die zugleich so fürstlich und doch kindlich sind.
Anmut und Liebenswürdigkeit sprechen aus diesem
Bilde. Laguillermie hat es verstanden, seiner
Übertragung den stimmungsvollen Habitus der vor-
nehmen Welt mit feiner Charakteristik einzuhauchen
und eine warme und kräftige Färbung mit den ein-
fachsten Mitteln zu erreichen. Die zweite und nicht
minder edle Radirung desselben Künstlers ist das
Blatt nach „La Bella di Tiziano'' im Palast Pitt! zu
Florenz. Die prangende Schönheit dieser Frau, der
Reichtum des Kostüms und die Meisterschaft, mit
der Tizian das ganze Bild malte, hat letzterem den
Ruf erworben, als Typus des weltlichen Stils der
venezianischen Renaissance zu gelten. Da Laguiller-
mie diese Epoche der Malerei auch durch die Ra-
dirung zur Anschauung bringen wollte, so konnte
er kein besseres Sujet wählen. In Bezug auf die
Größen Verhältnisse seines Blattes hat er die von
dem Präsidenten der »Radir- Gesellschaft", Seymour
Haden, als mustergültig aufgestellten Regeln wesent-
lich überschritten. Das Blatt misst 27 : 20 eng-
lische Zoll und ist daher größer als alle mir be-
kannten in Linienmanier hergestellten Stiche nach
jenem Bilde. Wie bereits bemerkt, ist es Laguiller-
mie darum zu thun, typische Werke der älteren
Meister durch die Nadel zu reproduziren, und das
357
Die nenesten Erschemungen der englischen Radir- nnd EnpfentiöhkünBt.
358
von ihm nach der ^ Helene Fourment*' des Bubens
in der Sammlung van der Hoop in Amsterdam her-
gestellte Blatt bildet einen weiteren Fortschritt in
dieser Richtung. Trotz des raschen Schaffens yermeidet
er durch seine Gründlichkeit die Klippen, welche
oft der Radirtechnik durch ihre Beweglichkeit er-
wachsen. Zum Ruhme der deutschen Kupferstich-
kunst sei hierbei erwähnt, dass der Stich der „Heil.
Cacilie* von Professor Eilers, nach dem Gemälde
von Rubens, in der gesamten Tages- und Fachpresse
Englands den ungeteiltesten Beifall findet. Beson-
ders wird die geniale Kombination der ausgleichen-
den und ergänzenden Anwendung von Grabstichel
und Nadel hervorgehoben.
Die ,Art Union of London" ist wohl diejenige
Gesellschaft Englands, welche mit am meisten dazu
beiträgt, die Kenntnis und Liebe zur Kunst zu för-
dern. Präsident der Vereinigung ist der Graf Derby,
Seit ihrem Bestehen hat die Gesellschaft ungefähr
fär 462000 ^Kunstwerke angekauft und an ihre Mit-
glieder verteilt. In diesem Jahre veröffentlicht die
»Art Union* eine Originalradirung von Robert Mao-
helh nach seinem akademischen Bilde von 1892
»Nachzügler zur FAhre*. Das Sujet bildet die alte
pittoreske Stadt Kings Lynn von jenseits des Flusses
gesehen, zu dem die im Vordergrund befindlichen
Fischer eilen, um das letzte Fährboot noch zu er-
reichen. R. Macbeth ist ein Radirer von so fest be-
gründetem Ruf, dass kaum etwas Neues über ihn
gesagt werden kann. Die Originalradirung stellt
die höchsten Ansprüche an den graphischen Künstler:
er muss Maler, Radirer und Drucker in einer Person
sein, er muss die Grammatik der Malerei, die Zeich-
nung vollständig beherrschen, Phantasie und Em-
pfindung besitzen, und endlich Plastik und Malerei
in ihrem Zusammenwirken scharf beurteUen können.
Daher ist die Radir- oder Atzkunst mit Recht als
die Königin der graphischen Künste zu betrachten.
Das vorliegende Blatt ist eine der besten Arbeiten
Macbeth's, in der die Vorzüge seines festen und
prächtigen Stils durchweg erkennbar sind. Die Platte
misst ohne Rand 22 : 14 englische Zoll. — Die zweite
Publikation der «Art Union* fährt den etwas ab-
sonderlichen Namen , Souvenir of Velazquez* und
ist in Mezzotintomanier gehalten. Der Vorwurf für
den Stich wird durch das schöne, gleichnamige Bild
von Sir John Mülais gegeben, welches sich in der
Diplomgalerie der Königlichen Akademie befindet.
Der Stil fallt in die beste Periode von Millais. Ein
junges, hübsches englisches Mädchen wird dargestellt
in Auffassimg und Farben des Velazquez. Dies ist
aber auch das einzigste, was an den spanischen
Meister erinnert Das Blatt hat eine Größe' von
22*4 • IS ^^gl* ZoU ^^^ ^^ ^^^ ^^* ^^ Ouüoch ge-
stochen. Die Mezzotintomanier kam bekanntlich
schon sehr früh durch den Prinzen Ruprecht von
der Pfalz nach England und wird aus diesem
Grunde häufig die , englische Manier" kurzweg ge-
nannt. Es wird hierbei, im Gegensatze zu den an-
deren Stich manieren, aus dem Dunkeln ins Helle
gearbeitet. Die auf diesem Wege erreichte Wirkung
ist eine sehr zarte und weiche und reicht vollkom-
men aus, wo es sich, wie hier, nur um eine äußerst
korrekte Wiedergabe des Originals von Millais handelte.
Bei Lebzeiten war Romney nicht beliebt bei den
Kupferstechern, namentlich nicht im Vergleich mit
seinem großen Rivalen Sir Joshua Reynolds; aber
die letzten Jahre haben einige Platten nach jenem
Meister hervorgerufen und die Nachfrage nach den-
selben hält an. Die beste derartige, gleichfalls in
Mezzotinto ausgeführte und recht gelungene Arbeit
nach dem Bilde „Lady Hamilton als Natur", eines
der bedeutendsten Werke von Romney, ist bei Men-
doza erschienen. Die Verfasserin, Mrs. Cormack^ ist
dem Originale, welches voller Leben und Bewegung
ist, vollkommen gerecht geworden. Ein verhältnis-
mäßig neuerer Meister ist Oreenhead, der eine Über-
tragung des Bildes in der Nationalgalerie, „Die drei
Grazien" von Joshua Reynolds, in der Kunsthand-
lung von Oraves ausgestellt hat. Die Hauptfigur
des Bildes ist die zur damaligen Zeit sehr berühmte
Gräfin Anna Townshend.
Der einzige SPich von Bedeutung in der langen
Liste der neueren Arbeiten ist eine Landschaft von
John Finnie, dessen gediegene Leistungen in den
Ausstellungen schon vielfach Aufmerksamkeit erregt
haben. Das Blatt stellt eine sehr hübsche, friedliche
Landschaft mit großer Naturtreue dar, und doch mit
jener Individualität, die keinem großen Künstler
fehlen darf. Der in Bristol bei Frost & Reed er-
schienene Stich führt den Namen „Weideflächen".
Die auf der letzten Ausstellung der „Royal
Society of Painter-Etchers" von unserem berühmten
Landsmanne Professor Hubert Herkomer eingesandten
Radirungen müssen als bereits bekannt vorausgesetzt
werden. Dasselbe gilt wohl gleichfalls von den
Werken Robertsons, Axel Haigs und W, Strangs. —
Schließlich soll bemerkt werden, dass vor einigen
Wochen bei Christie eine sehr umfangreiche Auk-
tion einer Sammlung von Kupferstichen Bartolozzi's
stattfand. Diese Kollektion gehörte früher dem Her-
zoge von Lucca und ist wahrscheinlich von Barto-
359
BQchenchao.
360
lozzi für ersteren angelegt worden. Ein großer Teil
der Stiche sind Blätter nach alten Meistern und
Zeitgenossen, namentlich der Angelica Eauffmann.
Es waren ferner von Bartolozzi auch einige mehr-
farbige Drucke vorhanden. Wie bekannt, kam zu
seiner Zeit die Neuerung auf, von der Kupferplatte
mehrfarbige Bilder herzustellen. Le Blan, der diese
Technik noch wesentlich verbesserte, machte 1720
in London seine ersten hierauf bezüglichen Ver-
suche, und der farbige Eupferdruck kam in Eng-
land zu so großer Vollkommenheit, dass von hier
aus die ganze Welt mit solchen Kunstblättern ver-
sorgt wurde. Noch heute ist der farbige Stich jeden
Genres der beliebteste Zimmerschmuck des Eng-
länders, und eine Liebhaberei, fftr die er leicht viel
Geld ausgiebt S
BÜCHERSCHAU.
Aby Warburg, Sandro Botticeüi's „Geburt der Venus'*
und „Frühling'', Straßburger Dissertation. 1892.
gr. 8.
Während der Verfasser die beiden bekannten
Florentiner Botticellibilder einer eingehenden Prüfung
unterzieht, giebt er uns nach zwei Seiten hin Auf-
schluss über dieselben. Einmal wird ihr Inhalt fest-
gestellt und im Zusammenhang damit der Anlass
ihrer Entstehung annähernd fixirt, dann aber wird
die äußere Gestaltung der Figuren auf den sich in
ihnen offenbarenden Einfluss der Antike geprüft. Es
ergiebt sich dabei das Resultat, »dass es zwar ein-
seitig, aber nicht unberechtigt ist, die Behandlung
des bewegten Beiwerkes zum Kriterium des Ein-
flusses der Antike auf die Kunst der Renaissance
zu machen.
Warburg verschlingt die Untersuchung beider
Fragen miteinander; wir dagegen wollen sie ge-
trennt betrachten, weil uns auf diese Weise die ge-
wonnenen Resultate deutlicher ins Auge springen.
Die Geburt der Venus in den Uffizien nimmt
ihren Stoff nicht direkt aus Homer, wie Jul. Meyer
nahegelegt hat, sondern aus einem zeitgenössischen
Dichter, dem Polizian, welcher bei der Beschreibung
eines fingirten Reliefs mehrere Züge einflicht, welche
in der homerischen Schilderung dieses Vorganges
fehlen, aber bei Botticelli aufgenommen sind. Nicht
des „Zephyrs Windhauch*, sondern mehrere Winde
treiben Venus ans Ufer, sie wird nicht in unbe-
stimmter Weise auf den Wogen des Meeres ge-
tragen, sondern steht in einer Muschel und wird
endlich am Lande nicht mit einem im allgemeinen
als gottlich bezeichneten Gewände, sondern speziell
mit einem gestirnten erwartet Wenn diese Ele-
mente an und für sich vielleicht nicht zwingend
sind, so passt es doch, wie sich Warburg ausdrückt,
zu der Überlieferung, die Polizian als Inspirator
Raffael's und Michelangelo's gelten lässt, in ihm
auch den Berater Botticelli's zu sehen. Bei Homer
und bei Polizian sind es die Hören, welche das
Gewand für Venus bereit halten, auf dem Bilde
aber sehen wir nur eine Figur, welche gewohnlich
als Frühlingsgöttin bezeichnet wird, sie muss aber
als Höre des Frühlings präcisirt werden.
Im »Frühling" legt Warburg wiederum die An-
lehnung an Polizian dar, daneben aber auch den
Einfluss Alberti's, welcher nach antiken Schrift-
quellai die Grazien in ungegürtetem Gewände er-
scheinen lässt Dieses Motiv, welches kaum durch
antike Kunstwerke der Renaissance überliefert sein
kann, sehen wir bei Botticelli deutlich hervortreten.
Ja, er scheut sich so sehr, es zu übergehen, dass
er einer seiner Grazien den Gürtel nimmt, obgleich
er ihrem Gewände einen Wurf giebt, der nur durch
einen Gürtel motivirt werden kann. — Die Gruppe
auf der äußersten Rechten des Bildes werden aus
Ovid in gesicherter Weise als Flora, welche Früh-
lingsrosen aus dem Munde bläst, und als der sie
verfolgende Zephyr erkannt Das rosenstreuende
Mädchen in blumigem Gewände ist, wie auf der
Geburt der Venus, wieder die Höre des Frühlings,
in welcher Warbui^ nicht mit Unrecht eine An-
lehnung an die Antike, etwa an die Florentiner
Flora, welche er abbildet, erkennt Die Figur am
linken Rande lässt sich als Hermes deuten, welcher
die Wolken verscheucht Eine antike oder zeitge-
nössische Begründung für das Auftreten und Han-
deln dieser Gestalt war zwar nicht beizubringen,
indessen' zeigt ihre offenbar unter Zwang vollzogene
Unterbringung auf dem Gemälde, dass etwas ganz
Bestimmtes durch sie angedeutet werden sollte und
dass sie durchaus nicht als bloße künstlerische Zu-
that aufzufassen ist. — Jetzt steht nur noch die
Erklärung der Mittelfigur aus. Vasari hatte neben
der Geburt der Venus auch ein Frühlingsbild,
»Venus, von den Grazien bekränzt*, gesehen. Wenn
der Inhalt unseres Bildes auch damit nicht exakt
wiedergegeben ist, so nimmt Warburg doch den
Hinweis auf Venus auf, welche als Brennpunkt der
ganzen Darstellung erscheint, und benennt das Ge-
mälde »Das Reich der Venus *^ in dem Sinne, wie
es Polizian schildert
Sehr ansprechend ist noch eine Vermutung,
welche an die Höre des Frühlings geknüpft wird.
361
Bücherscbau.
362
Warburg legt uns nahe, dass sie das Porträt der
Simonetta Yespucci sein könnte. Diese anmutige,
von Giuliano Medici verehrte junge Frau erlag drei-
undzwanzigjährig der Schwindsucht und wurde von
Polizian als Nymphe Simonetta in seiner Oiostra,
dem Festgedicht auf ein Turnier eben dieses Oiu-
liano, besungen. Für Giuliano ist auch offenbar
das Bild gemalt worden, welches diese Liebesepisode
künstlerisch verewigt und .wenn man sich denkt,
dass das ,Reich der Venus' seine Veranlassung in
einem ernsten Erlebnisse hat, so lässt sich auch
Haltung und Stellung der Venus eher verstehen,
sie blickt den Beschauer ernst an, den Kopf beugt
sie etwas nach ihrer rechten Hand hin, die sie
mahnend erhebt!"
Nun kommen wir zu dem, was bei Warburg
im Vordergrunde der ganzen Untersuchung steht:
zum Einfluss der Antike. Wir sind gewohnt, diesen
in hundert einzelnen Zügen zu erkennen und wenn
der Nachweis versucht wird, dass sich die Renais-
sance an antike Vorbilder anlehnte, «wenn es sich
um die Darstellung äußerlich bewegten Beiwerkes
— der Gewandung und der Haare — bandelte," so
können wir dem nur zustimmen, weil es in der
That auffällig ist, in der Renaissance bei gewissen
bewegten Figuren so viel Anlehnung an die Antike
zu finden. Es bleibt aber ein besonderes Verdienst
des Verfassers, den Einfluss des bewegten Beiwerkes
mit einer staunenswerten Sachkenntnis und einer
weiten Belesenheit Schritt für Schritt in verschie-
denen Einzelfällen nachgewiesen zu haben. Mit
sicherer Hand geleitet er uns zu den Parallelen
zwischen den Dichtern und Künstlern des Alter-
tums mit denen des Quattrocento, welche durchweg
eine Abhängigkeit der Neuen von den Alten in
Sachen der Bewegung verraten.
Die Untersuchung bringt so greifbare Resul-
tate auf einem Gebiete, auf welchem man sich bisher
mit dem richtigen Gefühle begnügte, dass man dem
Verfasser wirklich Glück dazu wünschen kann, mit
einer Erstlingsarbeit einen Schatten kunstwissen-
schaftlicher Erkenntnis mit festem Strich zur Sil-
houette ausgebildet zu haben.
MARC ROSENBERG.
Lehrbuch der gotüiohen Koluitraktionen von G. ün-
gewitter. III. Auflage. Neu bearbeitet von K, Mohrmann^
Prof. an der techn. Hochschule zu Riga. Mit über 1200
Abbild, im Text und auf Tafeln. Leipzig, T. 0. Weigel
Nachfolger (Chr. Herrn. Tauchnitz) 1889—1892.
Die Würdigung dieser neuen Ausgabe des Ungeintter^schen
Werkes ist in Bezug auf Einteilung, Inhalt und wissen-
schafüiche Bedeutung durch die Fachpresse in erschöpfender
und sachkundigster Weise erfolgt. Dazu kommt der didak-
tische Wert der Arbeit, der in der täglichen ünterrichtspraxis
zu Tage tritt. Den älteren Kollegen, welche sich mit dem
Studium der ersten beiden Auflagen befasst haben, wird, wie
dem Unterzeichneten, dieses Studium sauer genug geworden
sein, insofern der breite Stil der Ableitungen und die in
einem Atlas vereinigten, nur mühsam zu benutzenden Illu-
strationen unverhältnismäßig viel Kraft und Zeitaufwand
beansprucht hatten. Das war um so empfindlicher, je mehr
die neueren Erscheinungen der Litteratur auf den anderen
technischen Gebieten bestrebt waren, ihren Inhalt in ge-
drängtester Kürze und Übersichtlichkeit dem Leser vorzu-
fahren. Wohl so mancher, der mit Feuereifer an das Werk
herantrat, wird alsbald erlahmt sein, und von den Studirenden
darf ohne Übertreibung behauptet werden, dass unter hundert
höchstens einer ganz bis zum Ende damit gekommen ist.
Meister üngewitter hatte sich in seinem Buche die undank-
bare Aufgabe gestellt, junge Männer mit wenig mehr als
Volkssohulbildung zu Architekten zu erziehen, und war da-
durch gezwungen, vieles aufzunehmen, was unsere heutigen
Studirenden teils von der Mittelschule her mitzubringen,
teils von anderen, als den Fachprofessoren an der Hochschule
zu erlernen pflegen. So sind die ermüdenden Weiterungen
in seinem Werke zu erklären. Wie ganz anders in der von
Mohrmann neu bearbeiteten dritten Auflage! Man kann jetzt
alles lesen, sehen, verstehen. Was früher nur zu ergrübeln
war, das erfasst sich jetzt leicht, wie von selbst. Das Buch
ist, kann man sagen, zur guten Hälfte neu und dem heutigen
Wissen, insbesondere der Bedeutung der Statik und Mechanik
unseres 19. Jahrhunderts nach allen Seiten hin gerecht ge-
worden. Dabei ist jeder Überflüssige Ballast vermieden und
wird jeder, der die Notwendigkeit theoretischer Kenntnisse
ftir den gebildeten Architekten unserer Tage anerkennt, zu-
geben müssen, dass in diesem Werke Theorie und Praxis
in glücklichster Mischung und weiser Abwägung vereinigt
erscheinen. Wenn es schon für den erfahrenen Architekten,
der gewohnt ist, unvermittelt zu arbeiten, erfrischend und
anregend wirkt, in dem Buche nachzulesen und damit von
Zeit zu Zeit den Kanon seiner Kunst in sich zu erneuern,
oder um mit einem verstorbenen Heros unseres Faches zu
sprechen, sich bei solcher Lektüre „auf die Nieren zu prüfen",
so gilt das ganz besonders von den jüngeren Architekten und
Studirenden, denen es darum zu thun ist, mehr und mehr
in das innerste Wesen der gotischen Baukunst einzudringen.
Der Architekturunterricht an unseren Hochschulen ist nun
einmal durch die übrigen, nicht zu umgehenden Fächer mehr
oder weniger eingeengt und kann sich nicht in dem Maße
entfalten, wie das etwa auf Akademieen der Fall ist. weshalb
es auch den betreffenden Professoren sehr schwer wird, in den
knapp zugemessenen Unterrichtsstunden eine nach allen Seiten
abgerundete und im Detail erschöpfende Entwicklung der
Baufonuen zu geben. Hier tritt als hochwillkommener Helfer
in der Not die neueste Mohrmann'sche Bearbeitung auf, der
man mit Recht, wie früher geschehen, den Ehrentitel eines
deutschen YioUet-le-Duo zuerkennen darf, ja, die dieses
einzige Werk des großen französischen Meisters an gedrängter
Kürze und wissenschaftlicher Vertiefung noch erheblich über-
ragt. Wie sehr Mohrmann mit seiner Arbeit das Richtige
getroffen hat, dafür geben unsere Schuibibliotheken eine
drastische Illustration, in denen die seitherigen Auflagen
unbenutzt vergilben, während die neue Ausgabe dauernd
vergriffen oder belegt ist; und wenn früher ganze Jahrgänge
von Studirenden das Ungewitter'sche Werk kaum dem Titel
nach gekannt haben, sieht man dasselbe jetzt mehr und
mehr auf den Arbeitstischen in den Zeichensälen liegen. Ein
363 Nekrologe. — Personalnachrichten. — - Wettbewerbungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. 364
Sammelwerk malerischer Gestaltungen aller Art, verschie-
denster Lösungen einer und derselben Aufgabe, oder tausend-
fach variirter Details will und kann das Buch nicht sein,
dafür sorgen, durch die neueren Reproduktionsmethoden unter-
stützt, die ins ungemessene anschwellenden übrigen Archi-
tekturwerke im reichlichsten Maße; allein den Kern der
Sache hat uns Mohrmann in erstaunlicher Klarheit und Voll-
ständigkeit gegeben, und dafür gebührt ihm reichster Dank
der Architekten im allgemeinen und der akademischen Bürger-
schaft im besonderen. Möge das Werk, wie sein berühmter
französischer Rivale, allen Jüngern der Kunst immer mehr
zum unentbehrlichen Berater und treuen Freunde werden!
MUnohen, Janaar 1893. Prof, H. r. SCHMIDT.
NEKROLOGE.
*^* Der sckweixertJtche Bildhauer Robert Dorer, ein
Schüler von Schwanthaler, Rietschel und HShnel, ist am
13. April in seinem Geburtsort Baden im Aargau im 63. Le-
bensjahre gestorben. Er hat sich besonders durch das Na-
tionaldenkmal in Genf, das die Vereinigung der Republik
Genf mit der Schweiz durch zwei weibliche Figuren dar-
stellt, durch acht Statuen berühmter Bürger Berns am Kasino
daselbst und durch den Nationalbrunnen vor dem Bundes-
rathaus bekannt gemacht.
*^* Der enffitscke Landschaftsmaler Vicat Cole ist am
6. April in London, 00 Jahre alt, gestorben.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Professor Jacob Burekhardt hat nach fünfunddreißig-
jähriger Lehrthätigkeit seine Entlassung aus dem Lehr-
körper der Universität Basel eingereicht
# *
Die preußische Landeskutistkotnnnssion ist kürzlich
durch Berufungen des Kultusministers neu gebildet worden.
Sie umfasst jetzt 15 Mitglieder, darunter 8 Maler (Karl
Becker, 0. Knille, Paul Meyerheim und A. v. Werner in
Berlin, E. v. Gebhardt und P. Janssen in Düsseldorf, L. Bokel-
mann in Karlsruhe und Max Schmidt in Königsberg), zwei
Bildhauer (Schaper und Siemering in Berlin), zwei Archi-
tekten (Ende und Schwechten in Berlin), ein Graphiker (Karl
Köpping in Berlin) und zwei Nichtkünstler (Geheimrat Dr.
Jordan und Wirkl. Geheimrat von Keudell).
WETTBE WERBUNGEN.
= tt. Darmstadt. Beim öffentlichen Wettbewerbe zur
Erlangung von Modellen und Entwürfen für ein dem Ober-
bürgermeister Ohly zu eiTichtendes Denkmal sind 41 Arbeiten
eingelaufen. Der erste Preis und die Ausführung des Denkmales
wurden dem Bildhauer Friedrich Hausmann, Professor an
der Kunstgewerbeschule in Frankfurt a/M., zuerteilt; den
ausgesetzten zweiten Preis erhielt Karl Tümmler in Jena.
DENKMALER.
%* Vom Nationaldenhnal für Kaiser Wilhelm L in
Berlin, Über die Gestaltung der architektonischen Umgebung
des Denkmals ist jetzt, wie die Berliner Blätter melden, die
Entscheidung getroffen worden. Baurat Ihne, dessen früherer
Entwurf zurückgewiesen worden war, hatte einen neuen ge-
schaffen, der dem Kaiser vorgeführt wurde. Zum Vergleich
war auch der Entwurf von Begas zur Stelle, und gegenüber
der Skizze des Denkmals befand sich ein Modell der Schloss-
front. Es soll sich dabei herausgestellt haben, dass Baurat
Ihne der Architektur eine so vorherrschende Stellung gegeben
hatte, dass sie das Denkmal in der Größe schlug und auch
den Anblick des Schlosses allzu sehr beeinträchtigte. Es
trat auch deutlich zu Tage, dass Architektur und Plastik
nicht zusammengingen und von verschiedenen Künstlern
stammten. Der Kaiser erklärte, dass der Ihne'sche Entwurf
nicht zu verwenden sei, und er hat nunmehr endgültig be-
stimmt, dass der gesamte Entwurf von Prof. Begas zur Aus-
führung kommt. Der Kaiser soll Herrn Baurat Ihne anheim-
gegeben haben, die Ausföhrung der Architektur nach der
Skizze von Begas zu übernehmen. Herr Ihne dürfte darauf
jedoch schwerlich eingehen, und es wird voraussichtlich
dem Architekten Gustav Halmhuber, der nach dem Plane
des Prof. Begas den Entwurf gezeichnet und detaillirt bat,
auch die Ausführung übertragen werden. Herr Halmhuber
war früher im Reichstagsbaubureau bei Wallot beschäftigt.
=: tt. Stuttgart, Im Kunstgewerbe verein ist gegenwärtig
das dem verstorbenen Bischof Andreas Räß gewidmete, für
den Straßburger Münster bestimmte Grabdenkmal öffentlich
ausgestellt. Den Entwurf des in gotischem Stile mit einem
Baldachin gekrönten Werkes fertigte der Dombaumeister
Frnnx Schmitx in Strasburg, das Reliefbildnis des Kirchen-
fürsten L, Stienne und den Erzguss des Ganzen Paul Stotx,
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Die nachgelassenen Werke des Bildhauers Paul OttOj
insbesondere seine Skizzen und Modelle zum Lutherdenkmal
in Berlin, werden auf der großen Kunstausstellung zu einer
Sonderausstellung vereinigt werden.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
O Der norwegische Maler Edtard Munch, der trotz der
üblen Erfahrungen, die er mit seinen Bildern gemacht, seinen
Wohnsitz in Berlin genommen hat, hatte sich zur Aufnahme
in den Verein Berliner Künstler gemeldet. Wie es nach
den Satzungen des Vereins erforderlich ist, hatte er zu
diesem Zwecke ein Bild gemalt, die Darstellung eines auf
einem Sofa liegenden Mannes, das in der Sitzung des Vereins
vom 11. April zur Besichtigung und Prüfung gelangte. Das
Ergebnis der Abstimmung war, dass Munch mit 77 Stimmen
gegen 39 zurückgewiesen wurde. — Inderseiben Sitzung wurde
beschlossen, das Sterbegeld von 300 auf 400 M. zu erhöhen.
VERMISCHTES.
= tt. Frankfurt a/M. Der Maler Jakob Eoffmann hat
im Auftrage des Prinzregenten Luitpold von Bayern zwei
Landschaften „Partie bei Rohrbrunn im Spessart" (Herbst-
landschaft) und „Motiv an der Nidda bei Praunheim" (Som-
merlandschaft) gemalt, welche im hiesigen Kunstvereine zur
öffentlichen Ausstellung gelangten.
^ tt. Karlsnihe, Der Bildhauer Professor Moest ist mit
der Ausführung einer Büste der verstorbenen deutschen
Kaiserin Augusta in Carmramarmor beschäftigt; das Kunst-
werk ist bestimmt, die innere Treppenhalle des Kaiserin
Augusta-Bades in Baden-Baden zu schmücken.
*^* Professor Ferdinand Keller in Karlsruhe ist mit der
Vollendung eines großen Bildnisses des deutschen Kaisers
beschäftigt, das, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, den
Mittelpunkt des Ebrensaals der Berliner Kunstausstellung
bilden wird. Der Künstler hat den Herrscher in ganzer
Figur dargestellt. Der Hermelin umwallt seine in die Uni-
form der Gardes du Corps gekleidete Gestalt, deren Brust
365
Vom Eunstmarkt. — Zeitschriften. — Inserate.
366
der schwarze Eürass umschlieBt. Als Hintergrund wählte
der Künstler den Thronhimmel, im Vordergründe werden
die hinaufführenden Stufen sichtbar.
VOM KUNSTMARKT.
Kunstavktion in Hatnötirg, Die Firma J. M. Heberle
(H. Lempert£ Söhne) ans Köln versteigert am 2. Mai die be-
deutende Gemäldesammlung aus dem Nachlasse des verstor-
benen Rentners Abraham Philipp Schuldt in Hamburg in
der Villa des Erblassers, Hohe Bleichen 19. Die Kollektion
nmfasst 90 Gemälde von hervorragenden deutschen, franzö-
sischen, belgischen und holländischen Meistern des 19. Jahr-
hunderts, einige Bilder älterer Meister und eine Reihe Zeich-
nungen und Stiche. Der sehr elegant ausgestattete Katalog
in Folio enthält 34 Lichtdrucke der wichtigsten Bilder,
deren Urheber für die Bedeutung der Sammlung Zeugnis
geben. Ein frühes Bild von Andr. Achenbach eröffnet die
stattliche Reihe, dann folgt eine Landschaft mit Kühen von
Rosa Bonheur, ein Genrebild von Chaplin, arabische Huf-
schmiede von E. Delacroix, ein Figurenbild von N. Diaz,
Diana auf der Jagd, eine Waldlandschaft desselben Meisters,
dann ein Jagdstück von Alfr. de Dreuz, ein stafßrtes Land-
scbaflsbild von J. Duprä und ein lebhaft bewegter „Kampf
zwischen Arabern und Beduinen" von E. Fromeutin. Es
folgen A. M. Guillemin, F. Gauermann, Ferd. Heilbuth, E. Isa-
bey, Munkacsy, Pettenkofen, Alfr. Stevens, B. Verboekhoven,
Florent Willems und G. Washington u. a. Von den älteren
Meistern seien wenigstens Boucher, Greuze, Van Loo und
van Toi genannt. Zwei Abbildungen in Lichtdruck, die
dieser Nummer beiliegen, zeigen die Bilder Nr. 14 und Nr.
24 des Katalogs. — Nr. 14 giebt die Darstellung von Diaz,
Ruhe der Diana nach der Jagd, und wiid im Katalog als
ein Kapitalbild und ganz hervorragende Schöpfung des Mei-
sters bezeichnet, „dns außerordentlich schön in Färbung und
Behandlung, geistreich im Vortrag, reizvoll in Stellung und
Behandlung der anmutigen Figuren" ist. Es ist auf Lein-
wand gemalt, 117 cm hoch und 71 cm breit, hezeichnet.
Nr. 24 von Eugen Fromentin wird charakterisirt als „hervor-
ragendes, bekanntes Werk des Meisters, ungemein lebendig
in der Komposition, vortrefflich in der Wiedergabe der Land-
schaft, der Figuren und des Lufttons/* Auf Leinwand, Höhe
108, Breite 72 cm, bezeichnet Eng. Fromentin 1872.
Vom 3. bis 5. Mai kommt die reiche kimstgewerhliche
Sammlujig^ über die in einem zweiten, nicht minder gut
ausgestatteten Katalog berichtet wird, unter den Hammer.
Sie umfasst 636 Nummern: Dosen, Bijouterieen, Taschenuhren,
Bergkrystallarbeiten mit Edelmetall montirt, Silberarbeiten,
Bronzen, Email- und Elfenbeingegenstände, Lackarbeiten,
Miniaturen, Majoliken, Fayencen, Porzellane aller Art, Gläser
Möbel, Münzen und Bücher, dahei vieles Auserlesene und
Kostbare. Es sind ganze Zimmereinrichtangen dabei, die
von gutem, ausgebildetem Geschmacke zeugen. Das Erträg-
nis der beiden Auktionen soll zu einer wohlthätigen Stiftung
verwendet werden. Die Sammlung ist vom 29. April bis
1. Mai zur Besichtigung ausgestellt.
Berlin, Am 11. April wurden bei R. Lepke bei Ver-
steigerung der Sammlung H J. Degens van Kervendonk fol-
gende Preise erzielt: G. Dou: Scene aus der Sintflut 490 M. ;
Frans Hals: Männliches Porträt 690 M.; Comelis de Waal:
Die Erstürmung einer Stadt 760 M.; Jacob Gerritsz Gu\jp:
Die Münzmeister 2850 M.; A. Palamedes: Interieur mit lu-
stiger Gesellschaft bei Tische 900 M.; J. Victors: Niederlän-
dische Dorf kirchweih 2505 M.; Gregorius de Coninck: Still-
leben 4005 M ; P. Moreelse: Halbfigur einer vornehmen
Dame 900 M.; Dirk Maes: Eine Jagdgesellschaft 780 M.;
Math\js Naiven: Holländisches Interieur 600 M.; Palamedes
und E. V. d. Velde: Lagerscene 1805 M.; Adriaen van Utrecht:
Kolossal-Stillleben 1080 M.; J. A. Beerstraaten: Winterland-
schaft 640 M.; A. v. Dyck: Die heilige Jungfrau mit dem
Christuskinde 500 M.; W. Kalf: Stillleben 1300 M.; P. de
Ring: Stillleben 1405 M.; S. v. Ruijsdael: Das Dorf Falken-
hof b. Nymwegen 590 M.; J. Wijnants und J. Lingelbach:
Landschaft 505 M.; P. Aertsen: Die Geburt Christi 600 M.;
M. Hobbema: Die Wassermühle 5100 M.
* Bilderprei^e, Bei der Versteigerung der Denain'schen
Gemäldesammlung in Paris wurden hohe Preise erzielt. So
zahlte man für ein Porträt von Rembrandt 41000 Francs,
für einen Fragonard (Heimkehr) 16000, für einen Prudhon
(die Jahreszeiten) 80000, für Pastelle von Latour 6500, 11000,
18000, für einen Th. Rousseau (Regenbogen) 17500, für einen
Nattier (Porträt der Frau de Sombreval) 42700, für einen
Bonington (am Bache) 17500, für einen Diaz (im Walde)
12500 Francs u. s. w. Im Ganzen lieferte dieser erste Tag
425000 Francs Der Gesamtertrag der Versteigerung betrug
618791 Francs.
ZEITSCHRIFTEN.
Bayerische Gewerbeieitung. 189S. Nr. 7.
Der Fächer im Orient. Von P. v. Melingo.
Knnstsalon. 1892/98. Heft 5.
Die Mimik im Dienste der bildenden Kunst. Von Prof. E. S k r au p.
(SchluBs.) — Der Kupferdruck. Von Q. Bubb. — Münchener
kunstbnefe. Von R. Berger. —Wiener Brief. Von Gl. Sokal.
— Aus dem Römischen Kunstleben. Von H. v. Preuschen.
Mitteilungen des k. Ic« l^sterreioliiBclien Museams fQr
Kunst und Industrie. 1898. April.
Archäologische Ausstellung im k. k. österreichischen Museum
1893. — Eine neue Publikation aus dem österreichischen Museum.
Von B. Bücher. — Die Naturformen und die Ornamentik. Von
Prof. H. Macht. (Schluss.)
Inserate.
Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig.
Geschichte der Architektur
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenw^art.
Sechste Auflage.
Mit 1001 Abbildungen im Text 1884—1885.
2 Bde. gr. Lex. 8. br. M. 26.—, geb. M. 30.—
Verlag von L A. Seenann in Leipzig.
Eine ToUständige
Kunstgeschichte
für 21 Mark.
KnnstUstoriscIie BMertoneii
Handausgabe
167 Tafeln mit 1290 Holzschnitten
Preis gebd. Ifi» Mark.
Textbuch von Anton Springer.
41 Bogen gebd. O Mark«
367
latente.
368
Die Kunsthandlung von C. G. BoernerlS^ Pettenkofen.
befindet sich vom 1. April ab
Xiiriibergerstrasse 44>
Großes Lager von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten,
Lithographieen und Handzeichnungen alter und neuer Meister.
Gemäldesaal in Frankfurt a.M.
Ansstellnngen lud Auktionen Ton GemUden, Antiqnit&ten und Kunstgesen-
ständen« — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangtet in
Frankfurt a, M«, Kunstauktionsgeschäfl, gegr. 1809. [468]
Oemälde alter Jüelster.
Der Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schale, vermittelt aufii schnellste and sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlangen und übernimmt Aufträge fdr alle größeren
Gemäldeauktionen des In- und Auslandes.
Potsdamerstraße 8. [579] J086f Th. SclUÜL
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die KunsÜiandlung von
[698] Th. Salomon» Berlin W.^ Friedhchstr. 168.
■«" Das in dieser Zeitschrift (1890)
in einer trefflichen Radirung von Th.
Alphons publizirte köstliche Bild von
Aug. T. Pettenkofen »Am Spinnrocken'*,
eine Perle unter den kleineren Ölgemäl-
den des Meisters, ist zum PreiBe von
1000 fl. ö. W. unter der Hand zu ver-
kaufen. Offerten übernimmt die Red.
dieses Blattes (Leipzig, Gartenstrafte 15).
Oejj^emalda
Hr.lite's IdHdvIte
SskriridltavJbnlM
Vorlag tob B. A. Seemann, Leipiig.
Das ScUosserboclL
Die Kunst- nnd Bauschlosserei
in ihrem gewöhnlichen Umfange
von
Theodor Krauth und Franz Sales Meyer.
Mit 100 Tafeln
und 350 Abbildungen im Text
br. 18 M., geb. in 2 B&nde M. 21.50.
W^M^^m Wertvolle Bibliothek- und Geschenkwerke
aus dem Verlage von E. A« Seemann in Leipzig.
Geschichte der Plastik
Yon den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart von Wilhelm Lübke.
Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 500 Holzschmtten. 971 S. gr. Lex.-8<>. 2 B&nde. Brosch. 22 M.; in
Leinwand geb. 26 M.; in 2 HalbfranzbSnde geb. 30 M.
Raffaelund Michelangelo.
Von Anton Springer.
Dürer.
Geschichte seines Lebens und seiner Kunst.
Von Moritz Tliansing.
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage, gr. Lex.-8<'.
Mit vielen Illustrationen. Engl. kart. 20 M., in Halb-
franz 24 M., in Liebhaberbänden 28 M.
Holbein und seine Zeit.
Von Alfred Weltmann.
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Mit Illu-
strationen. Brosch. 13 M , geb. in engl. Leinwand M 15.50.
Der zweite Teil dieses Werkes (Exkurse, Katalog der Werke)
ist gänzlich vergriffen.
Der Cicerone.
£ine Anleitung zum Oenuss der KunstschStze
Italiens.
Von Jacob Borcldiardt.
Sechste vermehrte und verbesserte Auflage. Unter Mit-
wirkung des Verfassers herausgeben von WÜh. Bodo*
1893. 3 Bände, brosch. 13 M. 50 Pf.; geb. in Kaliko
16 M.
äultur 5er Kenaiffance in 3talten^
Vierte berbefferte 9(uflage, beforgt bon 2. ®e{ger.
®r. 80. engt !art. 11 M., in feinen ^albf ran^bfinben 14 M.
Die §eit (Eonftantins bes (5ro0en^
3toeite, berbefierte tiluflage. &x. 8». brof^. 6 M., eleg.
geb. 8 M.
Inhalt: Die neuesten Erscheinungen der englischen Radir- und Kupferstichkunst. — A. Warburg: Sandro Botticelirs Geburt der Yenas
und Frühling; Lehrbuch der gotischen Konstruktionen von O. (Jngewitter. — B. Dorerf; V. Colef. — Prof. J. Burokhardt; Die
preußische Landeskunstkommission. — Wettbewerb ffir ein dem Oberbürgermeister Ohly in Darmstadt zu errichtendes Denkmal. —
Vom Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin : Denkmal für t Bischof Bftfi von Straßbarg. — Ausstellung der nachgelassenen
Werke des Bildhauers Faul Otto in Berlin. — Vom Verein Berliner Künstler. — J. Hoffknann's Bild : „Bohrbrann im Speesart** ;
Professor Moest's Büste der Kaiserin Augusta: Ferd. Keller*s Bild des deutschen Kaisers. — Konstauktion in Hamburg durch
J. M. Heberle: Sammlung Schul dt (mit zwei Lichtdrucken); Bilderpreise bei der Versteigerung der Sammlung H. J. Degens van
Kervendonk durch B. Lepke in Berlin ; Bilderpreise bei der Versteigemng der Denain*schen Gemäldesammlung in Paris. — Zeit-
Schriften. — Inserate . ^
Für die Redaktion verantwortlich Arttsr Seemann. — Druck von Ätigitst Pries in Leipng.
' Dieser Nummer liegt ein Prospekt der Yerlaffsbuchhandlunff 0. Hlrtll'i KnnitTOrlag in Mftnolien bei, enthaltend
urteile der Presse über B. MtUher, Geschichte der Malerei im 19. Jahrhundert.
^ij>6:c^4Jt^ )
KUNS
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBEE:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN SW.
HeugMSe 58. Teltowerstrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
^ 1892/93.
Nr. 23. 27. April.
Die Kanstchronik erscheint als Beiblatt zar .Zeitschrift für bildende Kanst" und zam „Kanstgewerbeblatt*' monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Jali bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und nmfasst 8S Kümmern. Die Abonnenten der .Zeit-
schrift fttr bildende Kunst" erhalten die Kanstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 80 Pf. f&r die dreispaltige Fetitzeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rad. Messe a. s. w. an.
DIE JAHRESAUSSTELLUNG IM V^IENER
KÜNSTLERHAUSE.
Das an unserer modernen Kunst so recht zu
Schanden gewordene Sprichwort »Wie die Alten
sungen^ so zwitschern die Jungen* hat auf jeder
Ausstellung, die wir zu besuchen Gelegenheit haben,
allen Grund sich zu verstecken; noch eher hören
wir die Stimmen der Ururgroßväter aus den Moder-
nen heraus, fast nie aber sind die mehr oder minder
stimmlosen direkteren Vorfahren zu erkennen. Denn
auch die Renaissancekünstler sind, im Gegensatz zu
den Gotikern, nicht neuerungssüchtiger und zwar
aus innerem Triebe nicht neuerungssüchtiger gewesen
als unsere Modernen. Auch wir haben zum weitaus
größten Teil auf das Erbe der Väter verzichtet, wir
haben für unsere neuen Bedürfnisse ein neues Haus
gebaut und dem alten Gott, der sich uns in neuer
Gestalt ofiFenbarte, einen neuen Tempel getürmt.
Freilich sind noch viele, wenn auch nicht unter den
Künstlern selbst, so doch in der großen Masse der
Genießenden mit ihren Sinnen nicht so weit, um das
Wort der Apostel des neuen gereinigten Glaubens
zu verstehen. Noch immer und wohl noch für lange
wird, wie zu allen Zeiten und auf allen Gebieten,
ein großer Teil der Menge an dem »Was" hängen
und nicht um das »Wie" fragen. Aber die Aufgabe
aller Streiter für die schönste Blüte menschlicher
Kultur, für die Kunst, muss es sein, auf den betrete-
nen Pfaden mutig vorwärts zu schreiten, unbeküm-
mert um den Beifall oder die Missbilligung des
Tages. Es ist übrigens gar keine Gefahr vorhanden,
dass unsere Kunst davon abgehe: eine Zeit, die sich
das konsequente Streben nach ungeschminkter Wahr-
heit auf die Fahne geschrieben hat, muss zum Schluss
auf das nach unseren menschlichen Begriffen Beste
und Vollendetste kommen. Jeder Gang durch eine
mit so viel Rigorosität wie die heurige Jahresaus-
stellung arrangirte Versammlung von modernen
Kunstwerken zeigt nach allen Seiten den rechten
Weg zur Wahrheit; ist doch die Wahrheit überall
zu finden, wenn wir nur unsere Augen öffnen wollen;
aber wenige haben die Augen, um zu sehen; freilich
ist ein unterschied zwischen sehen und sehen. Die
Indolenz ist stärker als der gute Wille, seine Sinne
zu üben. Mancher bildet sich beim Genuss von Süß-
holz ein, ein Gourmand zu sein, und hält Austern
und Sekt ftb* gemeine Nahrung. Stephan Simonj
hat, ob absichtlich oder unabsichtlich wissen wir
nicht, eine etwas unparlamentarische Satire, die ewig
wahr bleibt, gemalt und auf der heurigen Ausstellung
exponirt: »Verschmähte Gabe" ist der TiteL Ein
trefflich gemaltes Bild; Gedanke und Form gleich
gut: Licht und Leben ringen darauf um den Preis,
welches von beiden besser wiedergegeben wurde.
Ein kindliches Mädchen verehrt einer Gruppe von
köstlich stumpfsinnigen, aber um so selbstbewusster
dastehenden Zweihufern ein üppiges Bouquet von
Pfingstrosen zum Fräße» die von jenen beschnuppert
und als unwürdig für einen Wiederkäuermagen mit
unwilligem Gebrumm zurückgewiesen werden. Hätte
uns der zoologische Name »Zweihufer'^ nicht an den
Schopenhauerischen Schimpf »Zweifößler" erinnert,
uns wäre nimmer in den Sinn gekommen, in dem
köstlichen Gouachebilde eigentlich eine Tierfabel mit
ausgesprochener Tendenz zu finden.
371
Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause.
372
Wie jedes gewaltige Streben auch die Wider-
willigen mit sich fortreißt, so sehen wir es auch in
der modernen Kunst! Der nüchtern und kühl reflek-
tirende Elassizist und der alles yerzuckernde Roman-
tiker müssen zu eigenem Nutzen und Frommen mit
der Natur ein Kompromiss schließen, wenn sie als
Künstler bestehen wollen; thun sie es nicht, so
zeigen sie eine überlebte Grimasse, von der sich jeder
achselzuckend mit der bedauernden Frage abwendet:
»Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?*
Auch dafür mangelt es nicht an Belegen in unserem
Künstlerhause. Wenn eine Zeit, so hat es unsere be-
wiesen, dass man die Kunst nicht nach der Elle
messen darf, so gewaltige Anstrengungen oft selbst
auf dem Gebiete der nicht monumentalen Malerei ge-
macht vnirden, den Leinwandfabrikanten durch große
Lieferungen auf die Beine zu helfen; im Ganzen und
Großen ist ein Zurückgehen der Absicht zu verzeich-
nen, die Natur in einfachen, anspruchslosen, ich
mochte sagen bürgerlichen Vorgängen, die wir gerne
unter dem Namen Genre zusammenfassen, in lebens-
großen Figuren festzuhalten, und wenn dies doch der
Fall ist, so geschieht es gegenwärtig auf viel in-
timere Weise als früher, wie heuer Heinrich
Knirr imd Walter Firle in München beweisen.
Das Genrebild im weitesten Sinne des Wortes, vom
anheimelnden Kinderstück oder der dürftigen Markt-
scene bis hinauf zum aufregenden sozialistischen Ten-
denzbilde, das schon die Wurzel der Historie bildet,
gewinnt wieder mehr Boden und scheint den ihm
gebührenden Raum, nämlich unsere Zimmer, vrieder
zurückzuerobern. Das Vermächtnis Rembrandt's,
das mit wenigen Ausnahmen, zu denen unsere ältere
Wiener Schule der dreißiger bis in die sechziger
Jahre gehört, fast überall vergessen war, gießt wieder
seinen Segen aus. Die Flucht aus einer nahegelege-
nen Vergangenheit, aus der gesuchten „Unglücks-
malerei* der Theaterphrase, der wir übrigens ihr
großes, wenn auch zum Teil unbeabsichtigtes Ver-
dienst nicht absprechen wollen, in eine entferntere
Vergangenheit, die in ihrem Streben dem jetzigen
Sturm und Drang ähnelt, war von größtem Vorteil.
Die intime Landschaft in Vereinigung mit dem Tier-
stück, das eben so innige und eingehende Bild des
Lebens in seinen tausendfaltigen verschiedenen gesell-
schaftlichen Äußerungen, der gewaltige Beitrag, den
die moderne Kunst zur Biographie unserer Zeit im
Porträt liefert, wie dies zum Teil in viel objektiverer
Weise als überhaupt je geschieht, diese ganze Summe
von Leistungen der Malerei wie auch der Plastik
steht im Zeichen der inbrünstigsten Hingebung an
die ewig junge Natur: selbst der Idealist verschmäht
es, seine Gedanken auf Kosten der Wahrheit zu
bringen und auch darin gleicht unsere Zeit den
besten Epochen der Antike und der Renaissance,
wir brauchen da nur an unsere Deutschen Klinger^
Stuck und Thoma zu erinnern; dass neben anderen
Halbblinden auch hier und da ein Kritiker der jetzt
noch neuen Erscheinung zeternd und scheltend nach-
humpelt, das darf doch niemand wundem; das Ghros
des gebildeten Publikums sieht jetzt schon durch die
moderne Kunst sein eigenes Gemütsleben in der
einzig ftir unsere Zeit passenden Weise ausgedrückt
und die berühmte Affaire zwischen Mops und Mond
hat inmier nur dem ersteren geschadet — Sonder-
barerweise merkt man unserer neuen Kunst, der
die Zukunft gehört, fast in nichts mehr den Umweg
an, den sie machen musste, um in rüstigem Weiter-
schreiten zur Wahrheit zu gelangen: wir meinen
die zöpfische Schulung der jüngsten unter den
Kunstjüngem an unseren Akademieen mit der An-
tike; es ist die Geschichte von einem, dem's zu Herzen
ging, dass ihm der Zopf so hinten hing es
ist noch keinem eingefallen, endlich einmal den Zopf
ganz abzuschneiden.
Diese und hundert andere flüssige Reflexionen,
die von allen Seiten heranfluten, werden in jedem
Besucher der Ausstellung rege, die, wir müssen es
der Jury zu besonderer Ehre nochmals nachsagen,
zu den bestarrangirten gehört. Nach dem Grund-
satz: das Bessere ist der Feind des Guten, hat wohl
viel des letzteren nicht aufgenommen werden können.
Das vorhandene Minderwertige, das nicht groß an
Zahl ist, dient ab nicht unerwünschte Folie und
giebt, wohl sehr unfreiwillig von seiten seiner
Autoren, die beredte Lehre, wie man es nicht
machen soll.
Wie immer nimmt die Malerei die dominirende
Stellung ein. Ihr reiht sich mit ungefähr hundert
Werken die Plastik und quantitativ sehr bescheiden
die Architektur an.
So wie sich uns die Plastik zuerst beim Betreten
des Ausstellungsraumes präsentirt, so wollen wir ihr
auch den Vortritt in der Besprechung zu Teil werden
lassen. Darin hält sie heuer vollkommen Schritt
mit der Malerei, dass sie als monumentale und de-
korative Kunst, wie sie durch Beriky 0, König, Vogl,
Dümbauer, Brenner und Eatkatisky vertreten ist, kein
Übergewicht über die vortrefflichen, zum guten Teil in
Bronze ausgeführten Porträtbüsten, einige vorzüg-
liche realistische Gruppen und Einzelfiguren zu er-
ringen vermag. Vor allen verdienen die realistische
373
Die Jahresausstellang im Wiener Künetlerhause.
374
BroDzegruppe von Überbacher in München „Junger
Faun mit Pantherfamilie " und der »Gefangene Fischer*
von dem Spanier Marinas Oarcia in Segovia weitaus die
Krone. Das letztere Werk — ein alterer Knabe sucht
seinen kleineren Bruder aus der Umklammerung
eines Polypen zu befreien — ist in der Wiedergabe
des physischen und psychischen Vorganges, der körper-
lichen Anstrengung beider und der großen Seelen-
angst des Kleinen von der gegenstandlichsten Wir-
kung — ein in's Plastische übersetzter Murillo. Aber
auch die erstgenannte Schöpfung ist von schneidigem
Realismus in dem behaglichen faunischen Lächeln
des Knaben und dem schleichenden Pantherweibchen
— dabei von jeder Seite betrachtet das Ganze von
grosser Schönheit der Linien, ohne der Wahrheit Ein-
trag zu thun, weil alles ungesucht und unbeabsich-
tigt wirkt. Benk's , Herrschertugenden* fOr den
neuen Burgtrakt am Michaelerplatz sind ein schönes,
akademisches Werk, aber viel geschmeidiger ist seine
trauernde, weibliche Figur mit der herrlichen Dra-
perie vom Grabmale Coudenhove; fast möchten wir
sagen sich selbst übertroffen hat er in der Matmor-
büste einer jungen Frau, die uns wie ein lieblicher
Traum der Frührenaissance berührt. VogVs Raimund-
Denkmal müsste in der richtigen landschaftlichen
Umgebung und mit allem Raffinement einer decenten
Polychromirung geradezu von frappirender Wirkung
sein. 0. König hat leider seinem innersten, heiteren
Wesen wenig entsprechende Sujets in Grabdenkmälern
zur Bearbeitung gefunden. Dürribauer möchten wir
lieber auf seinen alten realistischen Wegen begeg-
nen. Kaan's „Eva mit Kain und Abel*' wäre, statt
des bösen Buben noch einen zweiten guten gesetzt,
eine noch viel bessere Caritas geworden. Bathausky,
Lax und Schwartz stellen in Kleinplastik aus, wobei
der letztere von den dreien freilich der Meister ist:
der Ciseleur mit der fein empfindenden Hand. Das
Streben dieser Künstler, die Plastik als Zimmerschmuck
wieder gangbarer zu machen, verdient alle Unter-
stützung. Von den älteren Monumental -Plastikern
bringt Kundmann seine schöne Figur von der Fassade
des kaiserlichen Museums .Das Kunstgewerbe",
Tautenhayn eine schön aufgebaute Gruppe ,Träu-
mende Nymphe" und ein alle Fähigkeiten des
Meisters zeigendes malerisches Bronzerelief „Das
Urteil des Paris", das besonders in den ganz plastisch
herausgearbeiteten Figuren des Paris und des Her-
mes rechts^ und der Juno und ihrer Begleiterin
links von größter Lebendigkeit ist. Die Komposition
der Mittelgruppe schließt sich in eine halbkreisför-
mige Linie, ohne deshalb zu akademisch zu werden.
Ungern vermissen wir Medaillen dieses geschmack-
vollen Eklektikers und seines realistischen Kunstge-
nossen Scharff. Hat Roty keine andere Frucht ge-
tragen als ein paar ausgestellte Gussmedaillen von
Sckaffer? Das ist doch kaum glaublich; wir haben
Hofihung fürs nächste Jahr! Durch Anmut und
Wahrheit hervorragend ist die Gruppe »Frühling"
von Brenner, ein gesund naiv geschautes Stück Na-
tur von ungekünstelter Wiedergabe männlicher und
weiblicher Formen: ein angeborener Schönheitssinn
mit gefalliger Vortragsweise wird wohl den vielver-
sprechenden Künstler vor Verflachung bewahren.
Nicht übergehen dürfen wir den tüchtigen Hans
Bemaard, der zwei von Waschmann in Bronze ausge-
führte Madonnenreliefs bringt voll religiösen Gefühls,
ein modemer Quattrocentist ähnlich wie Fuss in
seinem „Votivbild". Unvergessen sei noch Wind's
derb-sinnliche Mädchenfigur .Schlange". Unter der
Kleinplastik zeichnet sich Winder's lebendige Pferde-
gruppe und Alois DülCs Reiterstatuette des Erzher-
zogs Albrecht aus, in der allerdings der mächtige
Einfluss des Radetzky - Monumentes fühlbar ist.
Charlemont bringt einen trefflichen Bettlerjungen.
Den ganzen romantischen, künstlerischen Vormärz
zaubert uns WeigVe , Raimund' vor Augen. Pendl hat
eine glückliche tanagräische Empfindung in seine
kleine Figur aus Buchsholz zu legen gewusst. JarVs
schönes Talent versprüht leider in kleinen Tier-
gestalten. Die bemalte Plastik vertritt wie immer
mit gutem Erfolg Arthur Siraßer, und seine Terra-
cotta »Verlassen" berührt uns wie ein Bild von
Millet. Weyr hat ein reizendes Marmorrelief mit
wenig aber außerordentlich geschmackvoller Ver-
goldung. Ein Mädchen, das dem schlafenden Amor^
einem köstlichen, kleinen Kerlchen, die Flügel stutzt.
In der Bronzebüste überragt alle, wir sind's gewohnt,
an Charakteristik, genialer Auffassung und leben-
atmender Wiedergabe unser Tilgner, sowohl in sei-
nem »Brückner" mit der köstlichen taktirenden Hand,
als auch in seinem »Preyer**; aber auch in seinem
Marmor werk »Hans Makart" sticht er die anderen
aus dem Sattel. Es ist ein schöner, aber schmerz-
licher Nachruf an das früh erloschene Meteor der
Wiener Koloristik. Der Raum gestattet uns nicht,
die vorzüglichen Porträts von Kautsch, Schmidgruber,
Swohoda^ Bitterlich und mancher anderer einer ein-
gehenden Würdigung zu unterziehen, die sie ver-
dienen.
Wie die Wiener Plastiker, so sind auch die
Wiener Maler, wenn auch nicht immer Autochthonen,
aber doch hier wirkend und von dem genius
375
Kunstblätter. — Nekrologe.
376
loci beeinflusst, in geschlossener Reihe erschienen
als stolze, sieghafte Phalanx. In prävalirender Weise
ist das Porträt aus aller Herren Ländern vertreten:
der einfache schlichte Bfirger, der yermögUche
Fabriksherr, schöne Frauen und Mädchen aus allen
Kreisen der Gesellschaft, ernste Gelehrte, hohe
Aristokraten und selbst ein gekröntes Haupt, Fer-
dinand Ton Bulgarien auf dem staatmachenden
Prunkbilde von Bencxur, Das weitaus interessanteste
und wir sagen es geradeheraus beste Werk hat
Gustav Klimt in seinem bewegten , Zuschauerraum
des Theaters in Totis" gebracht Hätte es der
Meister nicht schon hundertmal anderweitig be-
wiesen, dass er im Großen und im Kleinen wie kein
zweiter das Leben in der Wiedergabe von Form und
Farbe beherrscht, er hätte es damit gethan. Die
Bewegung in den Gruppen, das Lokalkolorit, der
ganze Theatemimbus, alles ist unvergleichlich. Un-
sere einheimischen Künstler, der geföllige Eugen
von Blaas, der kernige Kasimir Pochwalshtj, der ele-
gante Horoivitz mit seinem sprechenden Portrait Pulsz-
ky's, der Kolorist Benczur^ der peinlich genaue rAüe-
inand, und im Porträt auch der roh verlästerte
Griepenkerly der schneidige Wilda, der ehrliche JtUius
Schmid und Krämer als Impressionist, der noch
manche Härte verlieren sollte, haben wie auch noch
eine Reihe anderer ihr Bestes und damit wirklich
Vollendetes gebracht Von ausländischen Werken
sind das Frauenporträt mit dem herrlichen Neufund-
länder von Bennemtz, die Porträts von Brüit und be-
sonders Marr^ die reizende Frau Feirari's durch getreue
Reproduktion schwieriger Lichteffekte bedeutend. Eine
Reihe vortrefflicher Werke in Pastell, besonders
von den einheimischen anerkannten Meistern in
diesem Fache, dem wahren Salonlöwen Clemens von
Pai4singer, von Mehoffer, Frösckl, Michalek, der auch
als Radirer excellirt, und Bunxl schließen würdig
das Kapitel Porträt RUD. BOCK.
(Schluss folgt.)
KUNSTBLÄTTER.
A. R. Eifie neue graphische ReproduJction der Sixtinischen
Madontw. Der Maler Äfax Horte in Berlic; ein Schüler der
dortigen Akademie, der sich später bei J. Lef^bvre und
B. Constant in Paris weitergebildet bat, bat sich seit einigen
Jahren auch als Radirer mit Glück versucht, besonders in
der Wiedergabe eines Wandgemäldes „Columbus vom hohen
Rat in Salamanca verhGhnt", das der italienische Künstler
Nicolaus Barabino für einen Palast in Genua ausgeführt hat.
Jetzt hat er sich, ganz auf eigne Hand, ohne Unterstützung
eines Verlegers, an eine Reproduktion der Sixtinischen
Madonna gewagt, fQr die er einen Maßstab gewählt, der
wenigstens durch die Größe (89 cm Höhe bei 65 cm Breite]
alle früheren graphischen Nachbildungen des berühmten Ge-
mäldes übertrifft In der Behandlung der Einzelheiten hat
sich der Künstler aber nicht die der Radirung zustehende
Freiheit zu Nutze gemacht £r hat vielmehr alle Details,
vornehmlich die Bildwebereien auf der Casula des hl. Sixtus
und das Gewimmel der Cherubim im Hintergrunde, zu klarer
Anschauung gebracht, so dass er darin selbst nicht hinter
der subtilen Arbeit des Manderschen Stiches zurückgeblieben
ist Darüber hat er den geistigen Gehalt des Originals keines-
wegs vernachlässigt. Er hat vielmehr den schier unergründ-
lich tiefen Ausdruck der Köpfe im allgemeinen richtig, mit
schlichter und naiver Empfindung, den Mitteln seiner Kunst
gemäß widergespiegelt Die koloristische Haltung des uns
vorliegenden Probedrucks ist tiefer gestimmt als die des Ge-
mäldes. Es sind noch Unklarheiten und rußige Stellen vor-
handen, die aber durch eine Überarbeitung der Platte, viel-
leicht auch schon durch geschickten Druck beseitigt werden
können. Wir empfehlen die Platte der Beachtung der Kunst-
händler und Kunstvereine, die mit ihrem Erwerb einen glück-
lichen Griff machen dürften.
NEKROLOGE.
*^* Der Berliner Kunsthändler Honrath, Inhaber der
Firma Honrath und van Baerle, ist am 19. April im Alter
von 55 Jahren in Großlichterfelde bei Berlin gestorben.
*^* Die polnische Porträtmalerin Anna Bilinska ist
Mitte April in Warschau, 35 Jahre alt an einem Fieber ge-
storben. Sie hatte sich in Paris gebildet und war dort
schnell eine beliebte Bildnismalerin der aristokratischen
Welt, besonders der Russen und Polen, geworden. Ihre durch
glänzende malerische Technik und durch Energie der Cha-
rakteristik gleich ausgezeichneten Bildnisse und figürlichen
Studien haben ihr auch auf den internationalen Ausstellun-
gen in Berlin und München hohe Anerkennung erworben.
1891 erhielt sie in Berlin die kleine goldene Medaille.
*,* Der Oenremaler Franx Kels ist am 20. April, 65
Jahre alt, in Düsseldorf gestorben. Er hat sich besonders
in gemütvoller Darstellung des Familienlebens der west-
fälischen und rheinischen Landleute ausgezeichnet
H.A. L. Am 4. April starb zu Meißen der Maler Ernst
Moritx, Pappennann, Wie aus seinen eigenen, von Loose
in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt
Meißen, Bd. II, Heft 2, S. 274 abgedruckten Aufzeichnungen
hervorgeht, war er am 28. Oktober 1830 in Meißen geboren
und auf der Dresdener Akademie unter Be?idemanh*s Leitung
zum Maler ausgebildet worden. Seit dem Jahre 1854 war
er als Porzellanmaler an der Kgl. Manufaktur in Meißen
thätig und galt dort für einen der besten Vertreter seines
Faches. Auch als Porträtmaler erfreute er sich in Meißen
eines l^egründeten Rufes.
w. Kassel, Der hier am ersten Ostertage verstorbene,
als Bildhauer und Maler rühmlichst bekannte, sowie durch
seine gewinnende Persönlichkeit selbst allgemein beliebte
Prof. Robert Cauer war als zweiter Sohn des Bildhauers
Emil Cauer am 13. Februar 1831 in Dresden geboren, wandte
sich anfangs der Malerei zu und studirte im Jahre 1850
unter Sohn und Schadow in Düsseldorf. Später als Bild-
hauer thätig, schuf er eine Reihe trefflicher Porträtbüsten
(u. a. von Kaiser Wilhelm I.), Märchengestalten und Grab-
monumente, und zahlreiche andere Werke. Nach längerem
Aufenthalt in Kreuznach und in Rom siedelte der Künstler
vor wenigen Jahren nach Kassel über, wo er besonders als
Porträtmaler (in Pastellgemälden) Bedeutendes leistete. Sein
frühes Ende findet allgemeine Teilnahme.
377
Pemoualnauliriuliten. — Sammlangen und Ausstellungen.
378
PERSONALNACHRICHTEN.
*
Der Maler Arthur Kampf in Düsseldorf, der als
Leiter der Malklasse an die Berliner Kunstakademie berufen
worden war, bat die Berufung abgelebnt.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
* Über den Bilderbestand der kais. Oemäldegalerie in
Wien und ibrer Depots bringt die „Wiener Zeitung*'
vom 12. März einen offenbar aus offizieller Feder stam-
menden Artikel, aus dessen maleriscbem Kauderwelsch einige
statistische Daten hervorleuchten, die ein allgemeines Inter-
esse beanspruchen dürfen. Die Gesamtmasse der Bilder be-
lauft sich demnach auf 5785 Nummern. Davon sind gegen-
wärtig in der Galerie des Hofmuseums aufgestellt: 1797
Werke alter, 333 Werke neuerer Meister und 464 Aquarelle
und Handzeichnungen. Dazu kommen die bis vor kurzem
im unteren Belvedere aufbewahrt gewesenen Bilder der Am-
braser Sammlung, im ganzen 1506 Nummern, femer 512 in
den kaiserlichen Schlössern und Appartements untergebrachte
Gemälde und etwa 1100 Bilder in den Depots. Dass die
letzteren besondere Kostbarkeiten bergen, wie man wieder-
holt geäußert hat, ist eine ganz unbegründete Fabel. Es
genügt, wenn der Bestand der Depots in Ordnung gehalten
und die Bilder vor dem Verderben bewahrt werden, um sie
erforderlichenfalls för dekorative Zwecke verwenden zu
können. Das ist für uns das einzige erfreuliche Resultat der
im übrigen ziemlich unerquicklichen Mitteilung, dass die
kais. Galerie wenigstens vor weiteren Depotausgrabungen
bewahrt bleiben soll.
— nn. Düsseldorf, Bei Eduard Schulte sind einige inter-
essante Novitäten zur Ausstellung gelangt. Es sind dies ein
Aquarell von PradiUa und drei Kaiserporträts von Max
Koner, Die beiden kleineren Kaiserbilder (halbe Lebens-
größe) in Schwarz und Weiß gehören zu dem Glücklichsten,
was Koner bisher gemalt hat. Das eine ist in Husaren-,
das andere in Kürassieruniform aufgenommen; die Behand-
lung ist äußerst lebendig und von sprechender Ähnlichkeit
Das große ölporträt hat dagegen noch etwas von der höl-
zernen steifen Manier der früheren Koner^schen Kaiserbilder.
Die beiden kleineren, kaum über eine flotte Skizze hinaus-
gehenden Bilder zeigen eine entschieden freiere und von
bewusstem Können geleitete Hand, trotzdem dass sie wie Kinder
eines flüchtigen Momentes erscheinen. — Der Gegenstand
des neuen Pradilla*8chen Aquarells ist ein italienisches Wäscher-
mädel, das, während die Arme im Schoß ruhen, nachdenk-
lich, etwas sinnlich -träumend vor sich hinschaut. Neben
ihr liegt ein entfaltetes „billet doux''. Die Färbung ist nicht
ganz so leuchtend, wie in den Ölbildern des Meisters, wie
überhaupt Pradilla in seinen Aquarellen einen weniger
brillanten, etwas nüchterneren Farbenton anschlSgt, als in
der Ölfarbe. Die sonstigen bekannten Vorzüge des großen
Spaniers kommen, wie es scheint, in der Aquarelltechnik
nicht in solchem Maße zur Geltung. Aber fein gestimmt
und vor allem klassisch-heiter und bei aller Kraft geschmack-
voll bleibt Pradilla immer.
Ein Gemälde des Berliner Marinemalers Richard
* *
Eschke, „Sturm im Golfstrom" bei Abendstimmung, ist für
das städtische Museum in Danzig angekauft worden.
A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen. In Gurlitt's
Kunstsalon hat der Maler Lesser üry eine etwa 70 Nummern
umßiflsende Ausstellung von ölskizzen, Studien und Pastell-
zeichnungen veranstaltet, die nach der überaus schwülstigen
und geschmacklosen Anpreisung des Katalogs „vom Reifsten''
sind, „das die atmosphärische Malerei in Deutschland hervor-
gebracht hat, kleine Wunder des Augenblickes, Licht- und
Luftstudien, doch Studie von der Art, die tief hinein in die
Organisation des Künstlers leuchtet.'* Wir haben schon viel
vom „atmosphärischen Druck" gelesen und erfahren, aber
die Erfindung einer „atmosphärischen Malerei", also einer
Malerei, die mit „Atmosphäre" malt, ist eine neue Errungen-
schaft, die der Verfasser des Gallimathiaa verantworten mag,
der die Eindrücke Iiessor Ury^s dem Publikum durch die
Beredsamkeit seines Mundes vermitteln will. Dem Maler
wird mit einem solchen Wust von Phrasen ein schlechter
Dienst geleistet. Miui bauscht ihn damit zu einer Größe
auf, die er nicht ist und vielleicht auch gar nicht einmal
sein will. Er ist ein Eclio der französischen und belgischen
Impressionisten, einer der frühreifen Genies, die aus innerem
Drange der Kaufmannslohre entlaufen sind, dann keine Zeit
mehr gefunden haben, um das langweilige Zeichnen zu
lernen, aber in den fieien Ateliers von Brüssel und Paris
soviel erhascht haben, dass sie ihre Eindrücke, ihre Farben-
visionen so auf die Leinwand bringen können, dass Träumer,
Phantasten, blasirte Fin de si^cle-Menschen und ähnliche
pathologische Existenzen darüber in Entzücken und in
Taumel geraten. Es ist eine Art von Haschisch-Rausch,
unter dem diese sondorbiire Gemeinde von Kunstenthusiasten
gegenwärtig steht, und diesen Zustand suchen auch ihre
Wortführer in der Presse zum Ausdruck zu bringen, indem
sie die Grammatik vorgewaltigen und die deutsche Sprache
zum blöden Stammeln erniedrigen. Als Lesser Üry vor vier
oder fünf Jahren in Beiiin mit Straßenbildem auftrat, die
so roh zusammengeschmiert waren, dass man nur schwarze,
rote und gelbe Flecke unterscheiden konnte, soll Menzel zu
seinen Bewunderem gehört und Großes von der Zukunft des
jungen Mannes (er ist jetzt 30 Jahre alt) erwartet haben.
Von seiner unergründlichen Schwarzmalerei hat sich Ury
allerdings befreit, wie es scheint, durch eine Reise nach
Italien, wo er, besonders in Capri, die Sonne kennen gelernt
hat Was er seitdem gemalt hat^ ist farbiger, sonniger und
verständlicher. Eine koloristische Empfindung ist in diesen
Landschaften mit Stafüsige, in diesen Straßenbildem, in
diesen Innenräumen mit Figuren vorhanden. Aber wo bleibt
die Stimmung, das seelische Element, die Gemütstiefe oder
auch nur, wenn wir uns auf die geringsten Ansprüche be-
schränken, die nationale Note? Alles nur Nachäffung der
naturalistischen Belgier und Franzosen. Und von diesen
Leuten erwarten ihre Wortführer in der Presse das Heil der
deutschen Kunst! — Die Schulte^ selie Kunstausstellung hat
Anfangs April den Berlinern zumeist Gemälde vorgeführt, die
an dieser Stelle schon in Berichten aus Düsseldorf und
München gewürdigt ^ orden sind. Aus der Masse der neuen
Erscheinungen, die voraussichtlich auf der großen Kunstaus-
stellung wieder auftauchen werden, seien nur die fein indivi-
dualisirten und geschmackvoll angeordneten männlichen und
weiblichen Bildnisse von Fenner H. Behnier, der mit Eifer
Holbein studirt zu haben scheint, vielleicht auch in Paris
manches gelernt hat, die fein empi^ndenen Landschafben der
Stilllebenmalerin Elise Hedinger, das Bildnis des General-
feldmarschalls Grafen v. Blumenthal von Qeorg Lampe und
das Porträt des Afrikareisenden Grafen Joachim Pfeil von
Anna Jaeger, einer Malerin, die auch gründlich zeichnen
gelernt hat, hervorgohoben. Wie gewöhnlich bei Schulte
spielen auch in dieser Ausstellung die Spanier und die
Italiener eine hervorragende Rolle. Sie, nicht die deutschen
Naturalisten und Impressionisten, sind die Hechte im Karpfen-
teich. Was hier Pradilla mit drei Bildern aus den achtziger
Jahren, Qaroia y Bamos, Mas y Fondevilla, Lonxa, GaUegos
379
Vereine und Gesellschaften. — Ausgrabongen und Funde. — Vermischtes.
380
u. a. geboten haben, giebt mehr zu denken und zu Überlegen,
als das ziellose Gefasel der nach Frankreich schielenden
deutschen Naturalisten, die niemals fertig werden.
— nn. Düsseldorfs Die St&dtische Gemäldegalerie hat
zwei neue Erwerbungen aus den Jahresausstellungen ge-
macht: unter den ,, Alten" das in unserem Artikel erwähnte
„DQnenbild von Holland" von Pdersen-Angeln und von den
„Jungen" die „Esthnische Landschaft'^ von Gregor voti Bock-
mann; die erste Acquisition eines Bildes des Meisters, wodurch
eine Lücke der stadtischen Galerie nunmehr glücklich aus-
gefüllt ist
*^* Zur Berliner Kunstatiastellimg haben die Münchener
Sezessionisten etwa 450 Werke angemeldet. Fritz v. Uhde
sendet drei Bildnisse, darunter den „Schauspieler" und ein
Stimmungsbild „In der heiligen Nacht". Franz Stuck will
sieben Bilder und eine plastische Arbeit, die Bronzestatuette
eines Athleten, ausstellen. Femer haben Joseph Block, Hans
Borchardt, Ferd. Max Bredt, Georg Buchner, Richard Lep-
sius, Wilhelm Trübner ihre Beteiligung zugesagt. Auch die
Zeichner der „Fliegenden", Ren^ Reinicke und Scblittgen,
sind unter den ausstellenden Sezessionisten. Ihnen wird sich
die Reihe der korrespondirenden Mitglieder anschließen. Da
ist Hubert Herkomer, Robert Hang in Stuttgart, Hans Thoma
in Frankfurt a/M., der fänf Genre- und Stimmungsbilder
sendet, der Weimaraner von Gleichen-Ruß wurm, der Enkel
von Schiller, der jetzt in Leipzig weilende Max Klinger
(sechs Radirungen und drei Gemälde), endlich Stephan Sin-
ding aus Kopenhagen mit drei bildnerischen Gruppen.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Der Deutsche Kunstverein in Berlin, über den wir un-
längst berichteten, hat seit seiner Begründung nunmehr
schon weit über tausend Mitglieder gewonnen. Er hat es
sich zur Pflicht gemacht, nur wirklich künstlerische Werke
anzukaufen und zur Verlosung unter die Mitglieder zu
bringen, sowie, an Stelle der ominösen „Nietenblätter", von
der Hand der berufensten Künstler Nachbildungen der ver-
schiedenartigsten Gattung und Technik nach anerkannten
Meisterwerken neuer und alter Kunst, auch Bronzen und
Prachtwerke, alljährlich in größerer Auswahl jedem Mit-
gliede zur Verfügung zu stellen. Der Jahresbeitrag betrSgt
20 Mark; zum Stifter wird man durch eine Spende von
mindestens 1000 Mark.
— Düsseldorf. Der Kunstverein für Rheinland und
Westfalen zählt jetzt, wie wir seinem soeben erschienenen
Jahresberichte entnehmen, '6000 Mitglieder. Die Reinein-
nahme des vergangenen Jahres beträgt 63433,56 Mark.
Der Verein ist das hervorragendste Kunstinstitut der west-
lichen Provinzen und hat in den 64 Jahren seines Bestehens
auf allen Gebieten der bildenden Kunst eine erfolgreiche
Thätigkeit entwickelt. Entgegen dem Grundsatz anderer
Kunstvereine, den Beitrag den Mitgliedern in Gestalt von
ausgelosten Ölgemälden, Radirungen und Stichen wieder zu-
zuwenden, wurde bei der Gründung des Vereins beschlossen,
einen beträchtlichen Teil der Vereinsbeiträge dem direkten
Genuss der Mitglieder ein für alle Mal zu entziehen und
ausschließlich zur Herstellung öffentlicher Kunstdenkmäler
zu verwenden. Diesem Entschlüsse verdankt eine groQe
Zahl herrlicher Monumentalschöpfungen ihre Entstehung.
Außerdem veiiieilt der Verein alljährlich an seine Mit-
glieder Vereinsblätter, die imimer hervorragende Erzeugnisse
der Kupferstechkunst waren. Auch das diesjährige Vereins-
blatt schließt sich seinen Vorgängern würdig an. Es ist
ein Stich von Prof. E. Forberg nach dem Gemälde von
Th. Rocholl: Begrüßung Kaiser Wilhelm's L nach der Schlacht
bei Sedan. Der Stich giebt das Gemälde in vorzüglicher
Weise, die volle malerische Wirkung erreichend, wieder. —
Die die^ährige Ausstellung des Vereins wird vom 21. Mai
bis 17. Juni stattfinden. (Vergl. Chronik Nr. 21, Inserat)
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
*^* Ausgrabungen in Sendschirli. Der Kaiser hat nach
einer dem Vorsitzenden des Orientkomitees in Berlin, Prof.
Dr. Richard von Kaufmann, gewordenen Mitteilung zu den
Kosten einer Expedition zum Abschluss der Ausgrabungen
des Orientkomitees in Sendschirli in Nordsyrien ein Gnaden-
geschenk von 25 000 M. bewilligt.
VERMISCHTES.
* über Wilhelm Lübke'*s letxte Lebensjahre macht uns
ein befreundeter Kollege die nachfolgenden Mitteilungen:
„Die Stellung in Karlsruhe trat er mit frischem Mute und
lebhaftem Geiste, aber in körperlicher Schwäche an. Er
war genötigt, von seiner alten Gewohnheit, stundenlang un-
unterbrochen zu arbeiten, abzustehen. Dennoch bereitete
er hier noch verschiedene Neuauflagen seiner Werke, dar-
unter die zehnte seines Grundrisses, vor und schrieb in der
unglaublich kurzen Zeit von zwei Semestern seine Ge-
schichte der deutschen Kunst. Wie sehr ihn die Arbeit an
diesem Buche freute, so ungern sah er sich bei ihr
zu einem rascheren Tempo als ihm lieb war, gedrängt, und
so sehr betrübte ihn die gerichtliche Anklage eines Ver-
legers, der auf das Manuskript ältere Rechte zu haben
glaubte. Die glänzende Freisprechung konnte ihn nicht
entschädigen für das Schmerzliche des Vorwurfs, in gewinn-
süchtiger Absicht ein gegebenes Wort nicht eingehalten zu
haben. Bei dem großen materiellen Erfolge, den seine
Thätigkeit gehabt hat, verblieb ihm doch immer eine ge-
wisse Scheu, in geschäftliche Manipulationen einzutreten,
und wo irgendwie Gelgenheit dazu war, spendete er in
reichlicher Weise. So überließ er beispielsweise die Ein-
künfte aus dem Besuche seiner Vorlesungen seitens 80—100
Personen aus der Stadt der Anstalt, an welcher er wirkte.
Er legte sich auch freiwillig neue Arbeiten auf, so ein
Kolleg über die Gemälde der Großherzogl. Galerie und
Vorträge in verschiedenen Vereinen, sowie bei Hofe. Das
Bedürfnis, Kunstwerke zu sehen, hat Lübke bis in die
letzte Zeit nicht verlassen. Auf Grund einiger Reisen in
dem nun seine Heimat gewordenen Lande schrieb er seine
Arbeiten über Offenburg und über Schwarzach, welche
letztere sein Beitrag zur Jubiläumsschrift der technischen
Hochschule bei der vierzigjährigen Regierungsfeier des
Großherzogs von Baden war. Eine Reise in das Gebiet der
norddeutschen Backsteinbauten und zu den Miniaturen-
schätzen der Stuttgarter Bibliothek kam seiner Geschieht« der
deutschen Kunst zu gute, Besuche in den Kunstausstellungen
von Berlin und München seinein glänzenden Kolleg über mo-
derne Kunst. — Die Aufführung eines neuen Stückes, ein
wichtiges Konzert, der Besuch eines erkrankten Freundes,
das alles waren Gründe, welche ihn in Ferien und einzelnen
freien Tagen von Karlsruhe wegführten. Lebhaft, von
geistiger Frische sprudelnd, kam er immer zurück, aber die
geistige Anregung war nicht stark genug, um den unter
einem Diabetes leidenden Körper für lange wieder aufzu-
rütteln. Als die lange Krankheit seiner ersten Frau hinzu-
kam und ihn die Rücksicht auf sein eigenes materielles
Wohlergehen zurücksetzen ließ, ihn geistig und moralisch
schwer bedrückte, da war es um ihn geschehen. Ihr Tod
381
Vom Kunstmarkt.*' — Berichtigung. — Zeitschrifben. — InBeraie-
382
fand ihn gebrochen. Er vermfthlte sich noch zum zweiten-
mal und hatte das Qlück, in seiner zweiten Frau das zu
finden, was er so nGtig brauchte: eine stete geistige An-
sprache, eine eifrige Vorleserin — denn auch seine Augen
hatten sehr gelitten — und eine aufopferungsvolle Pflegerin
in den letzten schweren Monaten. Das gefährliche Zeichen
einer nahen Auflösung war die Öffnung einer Wunde an
der Ferse. Prof. Gzemy, der zur Beratung hinzugezogen
wurde, und Prof. Billroth, mit welchem er sich als beider-
seitigem langjährigen Freunde in Verbindung setzte, er-
kannten sofort den Ernst der Lage. Der Patient aber er-
fuhr davon nichts und hatte das beneidetiswerte Glück,
ohne wesentliche Schmerzen und ohne irgendwelche Beun-
ruhigung in Frieden die letzten Wochen zu verleben. Erst
in den allerletzten Tagen wurde der Geist umnachtet,
immer noch ehe der Patient das Bewusstsein von dem
Ernst der Krankheit erlangt hatte. Die Trauer um seinen
Tod äußerte sich in einem großartigen Leichenbegängnis, an
welchem wegen der verspäteten Anzeige leider viele seiner
auswärtigen Freunde zu ihrem größten Leidwesen nicht
teilnehmen konnten. Der Großherzog und die Großherzog^n
hatten Vertreter entsandt, der Minister und der Eeferent
für die Hochschulen waren persönlich erschienen. Am
Sarge sprach der Rektor des Karlsruher Polytechnikums,
indem er auf die Methode Lübke's hinwies, welche in ihrer
strengen Sachlichkeit manches mit dör Methode der natur-
wissenschaftlichen Forschung gemein habe. Dann brachte
Prof. Lemcke, Rektor des Polytechnikums in Stuttgart, in
warmen, bewegten Worten den Abschiedsgruß eines alten
Freundes. Es folgten noch kurze Ansprachen verschiedener
Vereine und Korporationen, welchen Lfibke teils als Mit-
glied, teils als Ehrenmitglied angehört hatte."
JE^in neues Bildnis des Fürsten Bismarck van Franx,
Lenbackf das das Datum des 1. April 1892 trägt, ist in dem
Lokale des Vereins Berliner Künstler zur Ausstellung ge-
langt. Es stellt den Fürsten in der Interimsuniform der
Halberstädter Kürassiere, mit dem Paletot, die Arme hinter
dem Rücken gekreuzt, nach links gewendet, etwa bis zu den
Knieen dar. Der mit dem blitzenden Stahlhelm bedeckte
Kopf ist fast ganz im Profil wiedergegeben, aber mit einer
leichten Wendung, so dass beide aufwärts blickende Augen,
die Blitze zu sprühen scheinen, sichtbar sind. Während sich
das Dunkelblau der Uniform, in dem nur der Griff des herab-
hängenden Pallasches und der gelbe Kragen ein paar helle
Noten bilden, von der Nacht des Hintergrundes nur wenig
abhebt, ist der Kopf dagegen mit so gewaltig wirkender
Plastik, so farbig und so monumental herausgebildet, dass
wir hier wieder einmal eines der historischen Bildnisse
großen Stils vor uns haben, die Lenbach in letzter Zeit
hinter flüchtigen Improvisationen stark zurücktreten ließ.
VOM KUNSTMARKT.
*^* Die fünf ersten Tage der Auktion Spitzer j die am
17. April in Paris begonnen hat, haben einen Erlös von
1064555 Frank gebracht. Danach scheint es, als würden
die hinsichtlich der Preise gehegten Erwartungen noch über-
I
troffen werden. Von den einzelnen Preisen heben wir folgende
hervor : Das Louvre-Museum kaufte für 41000 Francs die Büste
eines jungen Mannes, Bronze, venetianische Arbeit, 18. Jahr-
hundert Eine andere Bronzebüste derselben Epoche wurde
mit 20 000 Francs bezahlt. Eia antiker Reiter, Bronze, von
Andrea Briosco, Ende des 15. Jahrhunderts, stieg bis auf
46 500 Francs. Nr. 48 Einbanddecke aus Elfenbein, karo-
lingische Arbeit aus dem 9. Jahrhundert, erzielte 4100, Nr. 49
Kästchen aus Bein geschnitzt, italienische Arbeit, 10. Jahr-
hundert, 6300, Nr. 50 byzantinisches Triptychon, Elfenbein-
arbeit des 10. Jahrhunderts, 21 500, Nr. 55 arabisches Elfen-
beinkästchen, 11. Jahrhundert, 10 200, Nr. 57 deutsches Jagd-
horn aus dem 11. Jahrhundert, 8000 und Nr. 60 tragbarer
Altar, deutsche Goldschmiedearbeit aus Elfenbein und Email,
11. Jahrhundert, 24000 Francs. (Diese beiden Nummern wurden
vom Gluny-Moseum erworben.) Von den Goldschmiedearbeiten
kirchlicher Bestimmung erzielten femer Nr. 239 7700, Nr. 252
4800,Nr.254 7000 und Nr. 302 9500 Francs. Von den Limousiner
Emailarbeiten gingen fort: Nr. 417 Triptychon von Nardon
P^nicaud zu 12000, Nr. 418 Triptychon desselben Künstlers
zu 10 100, Nr. 439 Triptychon Jean II. Penicaud zu 19 000,
Nr. 468 das große Blatt von Leonard Limcusin zu 64000
und Nr. 538 Truhe von Pierre Gourteys zu 10000 Francs.
Von den Bronzen erzielten Nr. 1471 Tod des Adonis, ita-
lienische Gruppe des 17. Jahrhunderts 10 000, Nr. 1476 zwei
italienische Fackelhalter des 16. Jahrhunderts 31500, sowie
Nr. 1480 und 1481 zwei venezianische Feuerböcke aus dem
•
16. Jahrhundert 51 000 Francs. Einen spanischen Altarkelch
mit durchsichtigem Schmelz (14. Jahrhundert) kaufte das
Louvre f^r 41000 Francs, das Mus^ Clnny erstand einen
Elfenbein krummstab (12. Jahrhundert) für 13000, einen
deutschen kleinen Silberaltar (11. Jahrhundert) für 10200,
einen französischen kupfernen Zellenschmelzbuchdeckel (12.
Jahrhundert) für 25 000 Francs; ein metallener Evangelien-
einband (9. Jahrhundert) wurde für 36000, ein Reliquaiium
(spanische Arbeit, 14. Jahrhundert) nach Wien für 40000
Francs verkauft.
— Berlin. In Rud. Lepke's Kunstauktionshause findet
vom 2. bis 5. Mai die Versteigerung wertvoller Gemälde
neuerer Meister (Menzel, Millet, 0. Achenbach, Brendel u.
V. a.), antiker und modemer Kunstsachen, einer großen Kollek-
tion Aquarelle, Zeichnungen und eingerahmter Kupferstiche
statt. Der Katalog Nr. 897 ist soeben erschienen.
BERICHTIGUNG.
In Nr. 21 der Kunstchronik, im Nekrolog W. Lübke's,
Sp. 338, letzte Zeile v. u. ist „entfalten" (statt: enthalten)
zu lesen.
ZEITSCHRIFTEN.
Die Kanst für Alle. 1892/98. Heft 14.
Alte and neue Kunstgeschichte. Von B. Mut her. (Schluss.) —
Friedrich August Wittig. — Die Jahresausstellung der Düssel-
dorfer Künstler. — Die Ausstellung der XI. Yon Dr. Bell in g.
L'Art Nr. 694. 15. April 1898.
Frödörio Spitzer, Notes et Souvenirs. Von E. Bonn äff 6. —
.Le Roman de la Böse** aveo les illastrations de 1S98. Von
F. Lhomme. — A propos d'un ivoire eifert au musöe da Loavre.
(Schluss.) Von £. Molini er.
Inserate.
Cfemäldesaal in Frankfurt a. M.
Aasstelliingeii and Anktfoneii von Gemälden, Antiquitäten nnd Knnstgegen»
ständen. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Frankfurt a. M.^ Kunstauktionsgeschaft, gegr. 18G9. [463J
Oejji|(Bmälda
Dr.lrilnr's hsluni^^
kMtolBMpJlMlM
383
Inserate.
384
Oemälde alter Jüelster.
Dor Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederliüidischen Schale, vermittelt aufs schnellste and sachverständigste den Yerkanf
einzelner Werke, wie kompl. Samnilangen and übernimmt Aufträge rar alle größeren
Oemjudeauktionen des In- und Aaslandes.
Potsdamerstraße 8. [579] JOSOf Tb. SdUÜL
Berliner
Kunstanktlon.
Dienstag, den 2. Mal und an den 3 folg.
Tagen versteigere ich eine Sammlang
UV ert voller Gemfilde
Gemälde modemer und alter Meister^
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Samminngen die Kunsthandlung von
[598] Tb, SalomOD, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
VERLAG VON E. A, SEEMANN IN I.EIPZIO>
Deutsche Konkurrenzen.
Eine Sammlung interessanter Kntwürfe aus den Wettbewerben deutscher Archi-
tekten, herausgegeben von A« Neumeister u. £• Häberle. Architekten in Karlsruhe.
Soeben erschienen Heft 1 des II. Jahrgangs: Stadt oibliothek in Bremen.
neuerer Meister
worunter von: Menzel, Millet, 0. Achen-
bach, Brendel, Deiker, Douzette, Ed.
Hildebrandt, Hallatz, Grönland, Koppay,
Koekkoek, Fr. Kitiger, Lessing, Lutteroth,
Neydhart, Varese, Voltzetc. — Außerdem;
Antike ond moderne KnnstiMLchen
verschiedener Art, geschnitzte Menbles,
Münzsammlung etc., sowie eine gresse
Koiiektion Aquareiien, Zeichnungen und
gerahmte Kupferstiche; Sammlung Pypers-
Amsterdam, Nachlass des Malers L Agri-
coia etc. lUustr. Katalog Nr. 897 ver-
sendet gratis Der königl.
u. städt Auktionskommissar ftir
Kunstsachen etc.
Bndolph I^epke«
Berlin SW., Kochstraße 28/29.
Verlag von E> A. SEEMANN in Leipzig,
Beiträge zur Kunstgeschichte.
Alte Folgte.
1. Schultz, Alwin, Die Legende vom Leben der Jung-
frau Maria. 80 S. Br. 3 M.
2. Wustmann, G., Beiträge zur Geechichte der Malerei
in Leipzig vom 15. bis zum 17. Jivhrhundert. 70 S. Br. 2 M.
3. Lange, Eonr.^ Dae Motiv dee auf))estutzten Fusses
in der antiken Kunst und deren statuansche Verwendung
durch Lysippos. 64 S. mit 1 Tafel. Br. 2 Jt.
4. Muther^ Bich.^ Anton Graff, sein Leben und seine
Werke. 128 S. mit dem Portriit des Künstlers in Licht-
druck. Br. 3 M,
5. Holtzinger, Heinr«, über den Ursprung und die
Bedeutung der Doppelchöre. 30 S. Br. 1 Ji,
6. Kabl, Bob.9 Dae venezianische Skizzenbuoh. 123 S.
mit 23 Abbildungen. Br. 4 Jl.
7. Yalentin^ Yeit^ Neues über die Venus von Miio.
50 S. 1.60 Ji,
8. Voss, Georg, Die Darstellungen des Weltgerichts in
der bildenden Kunst des frflh(m Mittelalters. 90 S. mit
2 Tafeln in Lichtdruck und Abbildungen im Text. Br. 3 M,
Neue Folge.
1. Schumann, Paul, Barock und Rokoko. 130 S. mit
11 Abbildungen. Br. 4 M,
2. K6e, P,, Peter Candid. 266 S. Br. 6 M.
3. Leitschuh, F. F., Die Familie Preisler und Marcus
Tusoher. 82 S. Br. 2 M,
4. Kaeuimerer, Ludw., Die Landschaft in der deut<
sehen Kunst. 107 S. Br. 2 Jt.
5. Ficker, Johannes, Die Darstellung der Apostel In
der altobrlstilchen Kirche. 156 8. Br. 3 M,
6. Oettingen^ Wolfgang v., Antonio Averlino gen.
Fliarete. 68 S. Br. 2 JL
7. Kristeller, Paul, Die Strassburger Bücheriilustra-
tion im XV. und im Anfange des XVI. Jahrhunderts.
172 S. mit 35 Abbildungen. Br. .H.
8. Tonian, Hugo, Studien über Jan van Soorel. 52 S.
mit 6 Taleln in Lichtdruck und Holzschnitt. Br. 2 uff.
9. Ficker, Paul Oerh«, Der Mitralis des Sicardus nach
seiner Bedeutung für die Ikonographie des Mittelalters.
78 S. Br. 2 M,
10. (jraul, Richard. Beiträge zur Geschichte der deko-
rativen Skulptur in den Niederlanden während der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. 55 S. Br. 2 uCT.
11. Pauli, Gustay, Die Renaissancebauten Bremens im
Zusammenhange mit der Renaissance in Nord Westdeutsch-
land. 120 S. mit 12 Abbildungen. Br. 3 M.
12. Koelitz, Karl, Hans Suess von Kuimbacb und seine
Werke. Ein Beitrag zur Geschichte der Schule Dürer's.
88 Seiten. Br. 3 jT.
13. Friedländer, Max, Albrecht Altdorfer, der Maler
von Regensburg. 175 S. mit 3 Abbildungen. Br. 5 uT.
14. Firmenich-Richartz, Ed., Bartholomaeus Bruyn
und seine Schule. 147 S. mit 7 Abbildungen im Text
und 5 Lichtdrucktafeln. Br. 5 M,
15. Wilisch, £., Die altkorinthische Thonindustrie. 176 S.
mit 8 Tafeln. Br. 6 M.
16. Thieme, C, Hans Schaeufelein's malerische Thitio-
keit 184 S. mit 12 Lichtdrucken. Br. 6 u^.
17. Magnus, Hugo, Die Darstellung des Auges In der
antiken Plastik. Mit 5 Tafeln Abbildungen. 96S. Br. 4 M,
18. Lichtenberg, Reinhold Freiherr v., zur Ent-
wickelungsgeschichte der Landschaftsmalerei bei den
Niederländern und Deutschen im 16. Jahrhundert. Mit
Abbildungen. 128 S. Br. 4 Ji,
19. Steinmann, E., Die TItull und die kirchliche Wand-
malerei im Abendlande vom 5. bis zum 11. Jahrhundert
142 S. Br. 5 Jt,
20. Zimmermann, E., Die Landschaft in der venezia.
nischen Malerei bis zum Tode Tizians. 214 S. Br. 5 uT.
21. Ohnesorge, K,, Wendel Ditterlin, Maler von Strass.
bürg. Mit 1 Abbildung. 08 S. Br. 2 M.
Inhalt: pi» JfhresauBstellung im Wiener Künstlerhause. Von R. Bock. - Eine neue graphische Reproduktion der Sixtinischen Madonna
von IL Horte. - Honrath 1; A. Bilinska t; Fr. Kels t ; E. M. Pappermann t; R. Cauer t — A Kamnf — nir T?nyArh^.Jl^^^
kais. Gemäldegalerie in Wien; Ausstellung bei E. Schalte in Düswldorf; Esihke, ötum im GolfsÄ^ Aus bÄ? kSi.^^^^^
stelluneen : Städtische Gemftld«o-Ri«H« in n«aaAiiinrf • /?io m««/.!,^««,. c«l-»=<..«.-»^„ -..* irl d".!:-™"^».. J^?* ueriiner Kunstaus-
T j -» w. r' -r: > Lebensiahre; ein neues mianis aes uursten üismarck von Lenbadi. — Die Ereehniase der ra
Tage d er Auktion der Sammlung Spitzer; Auktion bei R. Lepke in Berlin. - Berichtigung. - Zeitschriften - fSseSte!^
Für die Rediiktion verantwortlich Arlur Seemann, — Drock von August Pries in Leipzig.
JüN zl K\^3
L.
" cc ^C
<
^Jy■]^^}<^.^' '
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUBGEBEE:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN SW.
_A Hengaase 68. Teltowerstraaie 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 24. 11. Mai.
Die KuBBtcbroBik ersohelnt als Beiblatt zur „Zeitsehrifb für bildende KnnBt* and zum „Knnstgewerbeblatt* monatllob dreimal, in den
Sommermonaten Jnli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark and nrnfasst 83 Nammem. Die Abonnenten der „Zeit-
Bohrifb für bildende Knnst* erhalten die Kanstohronik gratis. — Filr Zeichnungen, Hanaskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion and Yerlagshandlung keine Gew&hr. Inserate, i 80 Ff. ftr die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Yogier, Rad. Hosse u. s. w. an.
KORRESPONDENZ.
Dresden, Apnl 1892.
Ihr Berichterstatter hat wieder einmal Zeit ver-
gehen lassen, seitdem er Ihnen das letzte Mal Mit-
teilung über das Dresdener Kunstleben machte. Sie
mögen daraus nicht etwa auf Saumseligkeit seiner-
seits schließen, sondern sein Schweigen dem Um-
stände zuschreiben, dass im vergangenen Winter auf
dem Gebiete der bildenden Kunst in Dresden so
wenig neue hervorragende Werke an die Öffentlich-
keit getreten sind, dass sich deren Erwähnung in
Ihrem Blatte, das ja Erscheinungen von lokaler Be-
deutung nur gelegentlich berücksichtigen kann, nicht
hätte rechtfertigen lassen. Allerdings haben wie
während des letzten Winters eine im Vergleich zu
früheren Jahren nicht unbeträchtliche Anzahl inter-
essanter Gemälde zu sehen Gelegenheit gehabt, aber
diese waren größtenteils nicht in Dresden geschaffen,
sondern von auswärts uns zugeschickt worden, nach-
dem sie bereits an anderen Orten zur Ausstellung
gelangt und hinlänglich, zum Teil auch an dieser
Stelle, kritisch gewürdigt waren. Sieht sich Ihr
Dresdener Korrespondent infolgedessen der Not-
wendigkeit überhoben, schon bekannte Bilder hier
noch einmal zu besprechen, so möchte er doch we-
nigstens im Hinblick auf die Dresdener Verhältnisse
auf die große Wichtigkeit hinweisen, die derartige
Ausstellungen fremder, außerhalb Dresden gemalter
Bilder für die allmähliche Weiterbildung und Um-
bildung des Dresdener Geschmackes haben. Der
kleine Bruchteil der Bevölkerung, der in Dresden
überhaupt der bildenden Kunst ein lebhafteres
Interesse entgegenbringt , steht der modernen
Kunst vielfach noch sehr fern, zum Teil sogar
ratlos, gegenüber. Das zeigte sich am deutlichsten,
als das von der Galeriekommission angekaufte Bild
von Uhde, das die ^ Heilige Nacht" darstellt, in der
Galerie zur Besichtigung gebracht wurde. Während
eine kleine Anzahl extrem fortschrittlich gesinnter
Kunstfreunde und Künstler in diesem Bilde Dhde's
ein Werk von unerreichter Größe zu sehen meinte
und sich in übertriebenen Lobeserhebungen nicht
genug thun konnte, werden von den in Dresden am
meisten verbreiteten Anhängern einer älteren Kunst-
anschauung, und zwar gleichmäßig von Künstlern wie
von Laien, die wegwerfendsten Urteile über Uhde*s
Schöpfung laut, die jedem, der den Entwickelungs-
gang der modernen Malerei miterlebt und in seinen
Hauptstadien beobachtet hat, einfach unbegreiflich
bleiben müssen, zumal wenn er bedenkt, dass Uhde
imter allen Modernen derjenige ist, der schon durch
die Wahl seiner Stoffe am meisten zu packen und
anzuregen versteht. Wie würde in Dresden erst eine
Ausstellung von lauter Gemälden der Secessionisten
abgelehnt worden sein, wenn man schon ihrem un-
/ streitig bedeutendsten Führer so wenig Verständnis
und guten Willen entgegenbringt! Es ist deshalb,
wenigstens in unseren Augen, keineswegs zu be-
klagen, dass die Verhandlungen zwischen den Mün-
chener Secessionisten und dem Dresdener Stadtrat de-
finitiv als gescheitert anzusehen sind, da beide Teile,
die ausstellenden Künstler und das Dresdener Publi-
kum, eine Enttäuschung erlebt hätten, die besser ver-
mieden wird, weil sie der Sache der Kunst selbst
einen empfindlichen Schaden zugefügt hätte. Die
387
Korrespondenz.
388
Thatsachen lehren auch hier wieder, dass die Eni-
wickelungsphasen, in denen sich das künstlerische
Schaffen fortbewegt, auch von dem Publikum mit
durchgemacht werden müssen, da^ sich nur aUmäh-
lich in seinen Anschauungen ändert, weil das Ver-
mögen der Augen, sich neuen Eindrücken anzupassen,
offenbar ziemlich begrenzt ist.
Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, scheinen
uns die oben erwähnten Ausstellungen als Erziehungs-
mittel großen Wert zu besitzen. Wir verdanken sie
hauptsächlich unseren drei größten Kunsthandlungen,
unter denen die von Theodor Lichtenberg, die über
die am besten beleuchteten Räume verfügt, den beiden
anderen thatkräftig und geschickt vorangeht. Es ist
jedenfalls für unsere Verhältnisse nicht ungünstig, dass
in den Lichtenberg'schen Ausstellungen keineswegs
bloß moderne Künstler zum Worte gelangen, sondern,
dass dort auch Arbeiten älterer Richtungen, nament-
lich auch einzelne Proben der in Dresden noch so
beliebten Historienmalerei, Aufnahme finden. Man-
cher, der sich vor dem Beschauen einer Freilicht-
malerei wie vor einem ansteckenden Oifbe hütet,
besucht den Lichtenberg'schen Salon, um derartige
Bilder zu sehen, und da er doch auch den Schöpf-
ungen der vermeintlich gefährlichen Revolutionäre
begegnet, so gewöhnt er sich vielleicht dort an das
Neue, das ihm dann mit der Zeit weniger ab-
scheulich dünkt und schließlich wohl gar noch ge-
fällt. Wir wissen nicht, ob Herr Lichtenberg ab-
sichtlich seine Ausstellungen nach diesem Gesichts-
punkt einrichtet, müssen ihm aber das Zeugnis aus-
stellen, dass er bis jetzt recht geschickt operirt hat.
Nachdem ei im Januar eine Sammlung von Still-
leben und Blumenstücken, die meist von Malerinnen
herrührten, veranstaltet hatte, brachte er im Februar
eine Reihe hochbedeutender Bildnisse Ludwig
Bokeknann's^ die gleichzeitig mit dem bekannten
Bilde von Hennann Neuhaus'. »Der verlorene Sohn"
zu sehen waren. Im März folgte dann schon kräf-
tigere Kost, eine Anzahl s^k realistischer Farben-
skizzen von den Brüdern David und Pierre Oyens in
Brüssel. Das Kühnste aber war es, am Ende dieses
Monats eine Stuck- Ausstellung vorzuführen, in der
sich auch das von der vorjährigen Münchener Aus-
stellung bekannte Kreuzigungsbild des Künstlers be-
findet, das den Anhängern der herkömmlichen Histo-
rienmalerei selbstverständlich noch viel entsetzlicher
erscheinen muss, als alles, was Uhde bisher ge-
schaffen hat.
Auf diese Weise hat es Lichtenberg den ganzen
Winter über verstanden, seinen Ausstellungen An-
ziehungskraft zu verleihen und seinen Kollegen, die
durch ihre kleineren Ausstellungsräume schon an
und f&r sich im Nachteil sind, den Rang abzulaufen.
Zur Erhöhung des Interesses an seinen Unterneh-
mungen lässt er obendrein einen eigenen Kunst-Bericht
erscheinen, der über die bei ihm ausgestellten Bilder,
allerdings mehr panegyrisch als kritisch, referirt.
Wir wünschen diesen Bemühungen den besten Er-
folg und können unsererseits die eröffnete Kon-
kurrenz nur mit Freuden begrüßen, da durch sie
offenbar mehr Bewegung in das Dresdener KunsÜeben
konmit, als es seit Jahren besessen hat.
Hoffentlich teilt sich diese auch dem Kunstverein
mit, der diesen Winter noch nicht viel davon ver-
spüren ließ. Denn wenn wir von drei Bildnissen Franz
Sieberfs, von denen wenigstens zwei bedeutende,
durch vortreffliche Charakteristik ausgezeichnete
Leistungen waren, während das dritte den Eindruck
des Gequälten machte, absehen, so wüssten wir
nicht, was wir seit unserem letzten Berichte von dort
ausgestellten Kunstwerken hier anzuführen hätten.
Die Hofihung auf eine Verbesserung liegt aber um
so näher, als sich der Kunstverein seit kurzem mit
neuen Satzungen versehen hat, die den Anforde-
rungen der Gegenwart in weit höherem Maße ent-
sprechen, als dies bei den alten Statuten vom Jahre
1861 der Fall war. Unter anderem wird in den neuen
Satzungen als einer der Vereinszwecke ausdrücklich
angeführt, dass den Mitgliedern durch .Vorträge über
die bildenden Künste*' Anregungen geboten werden
sollen, wie dies z. B. im Leipziger Kunstverein der
Fall ist, während in den früheren Statuten nur von
»Mitteilungen und Besprechungen über Gegenstände
der bildenden Künste" die Rede war, ohne dass we-
nigstens in der letzten Zeit an eine Ausführung
dieser Bestimmung gedacht wurde.
Ferner ist in den neuen Satzungen von der Er-
richtung oder Erwerbung eines Vereinshauses die
Rede, das über kurz oder lang zu einem unabweis-
baren Bedür&is werden dürfte. Besonders wichtig
erscheint der Paragraph, der die ausdrückliche
Forderung enthält, dass zur Ausstellung nur Werke
zugelassen werden sollen, die künstlerischen Wert
haben. Danach sind alle dilettantischen Arbeiten,
die bisher nicht streng genug ausgeschlossen
blieben, von nun an von den Ausstellungen abzu-
weisen. Die Bedingungen und das Verfahren bei
der Aufnahme von Kunstwerken zur Ausstellung
und zum Verkauf sollen vom Direktorium durch ein
eigenes Regulativ festgestellt werden, das im Druck
erscheinen und hoffentlich strenge, wenn auch nicht
389
Eorreepondenz. — Eonstbl&tter.
390
einseitige, Forderangen enthalten wird. Jedenfalls
ist damit dem neuen Direktorium, das in einer un-
gewöhnlich zahlreich besuchten Versammlung ge-
wählt wurde und das der Hauptsache nach aus
Männern besteht, die auf der Yermittelungsliste
standen, eine bedeutungsvolle Aufgabe gestellt wor-
den, von deren glücklicher Lösung das fernere Ge-
deihen des Eunstvereins wesentlich abhängen wird.
Leider hat sich der langjährige Vorsitzende des Ver-
eins, Herr Oberbürgermeister Dr. Stübd, veranlasst
gesehen, eine Wiederwahl abzulehnen. An seine
Stelle hat das neue Direktorium den Grafen Otto
Vitxthum von Ecksiädt zum Vorsitzenden und den
Maler Professor PatU Küßling zum Stellvertreter ge-
wählt.
Bedauerlicherweise aber haben wir außer den
von uns berührten erfreulichen Thatsachen auch
einen entschiedenen Verlust zu verzeichnen, den das
Dresdener Kunstleben erfahren hat. Er wurde
durch den Tod des Professors Richard Steche herbei-
geführt, der am 3. Januar, wie wir bereits kurz ge-
meldet haben, nach längerer Krankheit in seiner Woh-
nung zu Niederlößnitz bei Kötzschenbroda starb.
Gehört das Wirken Steche's, dem bekanntlich die
Ausführung des Inventarisationswerkes der sächsi-
schen Kunstaltertümer anvertraut war, auch in erster
Linie der Kunstwissenschaft und Archäologie an,
so darf doch nicht vergessen werden, dass auch die
Kunst selbst in Steche einen leistungsfähigen Jünger
verloren hat. Die besten Arbeiten, die Steche als
selbständiger Architekt ausgeführt hat, sind allein
dings nicht in Dresden, ja nicht einmal in Sachsen,
sondern in Mecklenburg und Schlesien zu suchen,
aber seine Thätigkeit als Restaurator und künstle-
rischer Beirat ist doch auch Sachsen zu gute ge-
kommen, namentlich Pirna, wo er die ersten Vor-
schläge für die Restauration der Stadtkirche machte,
und Dresden, wo er mit Eifer für die Erneuerung
des Inneren der Neustädter Kirche gewirkt hat. Vor
allem aber hat das Kunstgewerbe in Sachsen an ihm
einen entschiedenen Förderer und gewiegten Kenner
eingebüßt, da das Kleingewerbe und überhaupt die
technischen Künste dasjenige Gebiet waren, auf dem
er sich nächst dem der Architektur am meisten zu
Hause fühlte. War er es doch, dem Dresden die so
wohlgelungene historische Ausstellung des Jahres
1875, eine der ersten dieser Art in Deutschland^
in erster Linie zu danken hatte. Diese Bemühungen
sollen ihm ebensowenig vergessen werden, wie die
Anregungen, die er für die Erhaltung und Zugänglich-
machung zahlreicher Altertümer rings im Lande ge-
geben hat Sein Name wird daher in späterer Zeit
überall da mit Ehren genannt werden müssen, wo
von den Männern, die zur Neubelebung der Kunst
und der Kunstinteressen in unserer Zeit in Dresden
beigetragen haben, die Rede sein wird. Wer sich
über das Leben und Wirken des Mannes genauer
unterrichten will, der darf auf den Nekrolog im
neuesten Hefte des Archivs für sächsische Geschichte
verwiesen werden, wo der Unterzeichnete den Ver-
such gemacht, einen Überblick über Steche's wissen-
schaftliche und künstlerische Leistungen zu geben.
H. A. LIEB.
KUNSTBLÄTTER.
Krüger's Radirung nach Ltebermann^s Dr. Petersen. Der
Widerstreit der Meinuiigeii über Max Liebemiann's Bildnis
des verstorbenen Hamburger Bürgermeisters Dr. Petersen ist
noch frisch in der Erinnerung der Kunstfreunde, aber allge-
mach hat sich wohl das Urteil über dies naturalistische Bild-
nis zu Gunsten des Malers gekl&rt. Denn was immer gegen
die Auffassung vorgebracht werden mag, die den alten im
Selbstbewusstsein und Wohlwollen starken Mann in einer
Amtstracht vorführt, deren barockes Aussehen — Kniehosen,
Schaube, Mühlsteinkragen und ein riesiger Spitzhut mit brei-
tem Rande — gar altfränkisch uns anmutet, die rein male-
rische Qualität dieses Porträts hat das Gepräge echter, ernster
Künstlerschaft. Es ist auf die Impression hin gearbeitet in
einer eigensinnig tockirenden Malerei, die, weil sie rücksichts-
los mit ihren Ausdrucksmitteln um sich geht, dem reprodu-
zirenden Künstler die Interpretation in schwarz und weiß
nicht eben leicht macht. Die Gestalt des Bürgermeisters
hebt sich von einem nur ungefähr angedeuteten Vorhang
als eine schwarze Masse ab, in der nur wenig helle Gegen-
sätze vorkommen: der unbedeckte Graukopf, die Hände und
Spitzenmanchetten, das weifie Rund der dicken Krause, die
Handschuhe, und jene Glanzlichter als Helligkeiten wirken,
die am Griff des Degens, an den Halbschuhen und glitzernd
am Seidenbesatz der faltigen Schaube spielen. Alle übrige
Gewandung ist schwarz, zeigt nur nach der Art des Stoffes
und des Faltenwurfs verschiedene Gradationen von den
dumpfen wannen TOnungen des Tuches zu dem kalten
glatten Schwarz des Seidenbesatzes und zu dem duftig wei-
chen Schwarz der Strümpfe und des Flors, der den riesigen
Hut, den der Bürgermeister im rechten Arme trägt, umspinnt.
Eine Mannigfaltigkeit der Nuancen steckt in dieser schwarzen
Masse, der in der Wiedergabe mit den Mitteln des Stichs
und der Radirung nur eine Hand gerecht zu werden vermag,
die vollkommen sicher in der Verwendung der technischen
Mittel und geschickt ist, auf den diskreten Reiz stofflicher
Feinheiten einzugehen. Krüger's Behandlung gerade des
Stofflichen ist vorzüglich. Seine Technik ist fast reine Stichel-
arbeit, sie sagt, was sie will, mit künstlerischer Empfindung,
wirkt reizend materiell. Wenn Liebermann^s Bild auch nicht
nach jedermanns Geschmack ist, Krüger's Arbeit wird bei
allen, die gute selbständige Stecherkunst zu beurteilen ver-
mögen, demselben Beifall finden, den Liebermann's Werk als
Malerei bei den fortschrittlich gesinnten Leuten vom Fach
und den gleichgesinnten Kunstfreunden gefunden hat. Krü-
ger's große Radirung (Stichfläche 65 zu 37 cm) ist im Verlag
der Commeter'schen Kunsthandlung in Hamburg erschienen.
E. G.
391
Nekroloi^
392
NEKROLOGE.
Ernst August Leuteritx, Bildhauer, starb in Meißen am
20. April. Er war am 25. Februar 1818 in Fischergasse bei
Meißen als armer Leute Kind geboren und erhielt infolge-
dessen nur eine unzureichende Schulbildung. Da er Talent
zum Zeichnen verriet, bekam er den ersten Zeichenunterricht
an der Zeichenschule der Kgl. Porzellanmanufaktur in Meißen
und trat dann im Jahre 1836 als Bossirerlehrling in die
Fabrik ein, in der er mit dem Modelliren und dem An-
fertigen von Lichtbildern beschäftigt wurde. Im Jahre 1838
wurde er auf Kosten der Manufaktur auf die Dresdener
Kunstakademie gesandt, wo er Schüler Rutschers wurde,
aber zunächst mit so wenig Erfolg arbeitete, dass er bald
wieder nach Meißen zurückkehrte und wieder in der Fabrik
thätig war. Als er nach Verlauf von zwei Jahren den Ver-
such in Dresden erneuerte, hatte er mehr Glück. Rietschel
verwendete ihn bei seinen eigenen Arbeiten und hätte es
gern gesehen, wenn er die Modellirung von Bauches Statuen
dos Boleslaw und Stanislaus in Lauchhammer übernommen
hätte. Leuteritz traute sich aber die glückliche Durchfüh-
rung einer derartigen Aufgabe nicht zu, da ihn Schüchtern-
heit und übergroße Bescheidenheit, die ihm noch lange an-
hafteten, bedenklich machten. Er kehrte also im Jahre 1843
nach Meißen zurück, wurde hier Modelleur an der Manu-
faktur und rückte schon im Jahre 1849 zum Vorsteher der
Gestaltungsbranche auf. Als solcher hat er bis zum 1. April
1886, wo er in den verdienten Ruhestand eintrat, mit großem
Erfolg gewirkt und sich wesentliche Verdienste um den Auf-
schwung, den die Manufaktur in neuerer Zeit gewonnen hat,
erworben. Nicht nur verstand er es, die vielen amtlichen
Schwierigkeiten als Leiter von gegen 170 Personen glücklich
zu überwinden, sondern er war auch als Erfinder und An-
geber von Mustern und Formen erfolgreich thätig. In der
von ihm im Jahre 1863 neu geordneten Modellsammlung
der Manufaktur, die mehrere hunderttausend Stück um-
fasst, befindet sich eine große Anzahl von Modellen, die als
sein geistiges Eigentum anzusehen sind. Dazu gehört vor
allem ein in den fünfziger Jahren modellirter Tafelaufsatz,
der in Tausenden von Exemplaren angefertigt und verkauft
wurde, und ein besonders beliebt gewordenes Fruchtkörb-
chen, das die Krone eines Palmbaumes bildet und von Lord
Palmerston zuerst bestellt wurde. An den technischen Foii-
schritten der Keramik ist Leuteritz insofern beteib'gt, als er
der Erfinder des sogenannten Masse-auf-Masse-Porzellans ist.
Seine Verdienste waren allgemein anerkannt. Im Jahre 1867
hat er auf der Pariser Weltausstellung die große silberne
Medaille, 1873 auf der Wiener ein Ehrendiplom und gleich-
zeitig das Ritterkreuz des sächsischen Albrechtsordens erhalten.
Seit dem Jahre 1882 führte er den Titel eines Professors.
Wer ihn persönlich kannte, musste ihn in vielen Stücken
als ein Original ansehen. Die guten Eigenschaften des alten
sächsischen Wesens, die von Jahr zu Jahr seltener werden,
waren in seiner Persönlichkeit stark ausgeprägt. Sein Verlust
wird daher in Meißen noch lange betrauert werden. (Vgl.
das Meißener Tageblatt 1886, Nr. 76, S. 536 und W. Loose
in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt
Meißen. Meißen 1888. II, 2, S. 255.) H. ä, L.
John Äddington Symonds f. Mr. John Addington Sy-
monds, der nicht nur in England, sondern auch über die
Grenzen seines engeren Vaterlandes hinaus bekannte Kunst-
historiker und Forscher auf dem Gebiete der italienischen Re-
naissance, starb am 19. April in Rom. Noch kurz vor seinem
Tode war er mit der Durchsicht der zweiten Auflage seines Auf-
sehen erregenden Werkes: „Das Leben Michelangelo's** beschäf-
tigt. Man kann mit Recht behaupten, dass genanntes Werk —
jeden&Us in englischer Sprache — das bedeutendste ist, was
seit vielen Jahren über den Gegenstand gedruckt wurde und
sich ebenbürtig an die besten deutschen, auf Michelangelo
bezüglichen Schriften anreiht. — John Symonds war 1840 in
Bristol geboren, wurde auf der Harrow-Schule erzogen und ab-
sei virte seine Universitätsstudien mit besonderer Auszeichnung.
Er erhielt den großen Ehrenpreis für seine Studie: „Die Renais-
sance", und dieser Umstand wirkte auf sein ferneres Leben
bestimmend und entscheidend ein. Das erste der Öffent-
lichkeit übergebene Buch betitelt sich: ,JSinfÜhrung in das
Studium Dante's". Hierauf wandte er sich Petrarca und
Boccaccio, sowie den Humanisten und Poeten des 15. und
16. Jahrhunderts zu. 1876—1878 erschienen seine „Skizzen
und Studien aus Italien". Dasjenige Werk, nach welchem
der Verfasser wünschte wirklich ernsthaft beurteilt zu werden,
war die .Geschichte der Renaissance'' in 5 Bänden mit der
folgenden Ergänzung: „Die katholische Reaktion*. Der erste
Band „Das Zeitalter der Despoten' erschien 1875, der zweite
und dritte „Die Wiederbelebung des Studiums* und „Die
schönen Künste'' im Jahre 1877. Die beiden .letzten Bände
über italienische Literatur von 1300—1531, welche 1881 her-
auskamen, zeichnen sich durch klaren, fiiefienden und wirkungs-
vollen Stil aus und bilden infolge ihrer Fülle von neuen
Thatsachen eine schätzenswerte Quelle für den Literatur-
historiker. Sein Buch «Die Vorläufer Shakespeare's* (1884)
giebt uns eine vorzügliche Schilderung der frühesten englischen
Literaturperiode. Ebenso nimmt Symonds einen hohen Rang
als Übersetzer ein, und in seiner Wiedergabe der Gedichte
Michelangelo's steht er unerreicht da. Gleichfalls lieferte
Symonds ungewöhnlich gute Übersetzungen von Cellini*8
Autobiographie und von den Memoiren Carlo Gozzi's. J
*^* Der QesehichiS' und Bildnismaler Professor Paul
Schoben, Lehrer iEui der Kunst- und Eunstgewerbeschule in
Breslau, ist daselbst am 3. Mai gestorben. Schobelt wurde,
wie wir einem Nekrologe der „Schlesischen Zeitung'' ent-
nehmen, am 9. März 1838 zu Magdeburg geboren. Der
Malerei widmete er sich zuerst an der Akademie zu Düssel-
dorf, wo er unter den Prof. Mücke und Köhler arbeitete.
Es folgte ein Jahr des Studiums in Brüssel. Nach Preufien
zarückgekehrt, wurde er an der Berliner Akademie in die
Malklasse des Professors J. Schrader aufgenommen. Aber
mehr als kunstakademische Bildung förderten ihn 1859 bis
1860 seine Studien in Paris. Er besuchte dort das Atelier
von Gleyre. Studien im Louvre wurden gleichzeitig ge-
trieben. Nach Berlin zurückgekehrt, trat er wieder in das
Schrader'sche Atelier ein und erhielt dann bei der akade-
mischen Konkurrenz um den großen Staatspreis das damals
dreijährige Stipendium für Rom und Italien (1862). Dort
war es sein unablässiges Bemühen, im Sinne der erhabenen
deutschen Vorgänger in der Malerei sich individuell weiter
zu bilden und eine Fühlung mit der Heimat zu erreichen.
Es gelang dies aber erst nach einer langen Reihe von
Jahren. Kaiser Wilhelm I. interessirte sich für seine Ar-
beiten und erwarb auf der Berliner Ausstellung 1872 eines
seiner Bilder. Hierauf erfolgte eine größere Bestellung für
die Nationalgalerie (Mars und Bellona) und infolge einer
engeren Konkurrenz 1881 — 82 der Auftrag, den Festsaal im
Kultusministerium malerisch auszuschmücken. Am 1. Juni
1882 wurde Schobelt von Rom als ordentlicher Lehrer der
Königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule nach Breslau
berufen. Hier entstanden die Gemälde für den Festsaal des
Kultusministeriums, femer die großen Kartons für die neue
Kirche am Gendarmen markt (der alte und der neue Bund],
die Kartons zu den Gemälden in der Apsis der Dorotheen-
393 PereoiiÄlnachrichten. — Wettbewerbimgen. — Denkmäler. — Ausatellungen. — Vereine und GesellBchaften. 394
kirche und die Entwürfe f&r Fenster der Kaiser Wilhelm-
Gedächtniskirche in Berlin.
PERSONALNACHRICHTEN.
H. A. L. Dr, Max Lekrs, Direktorialassistent am Egl.
Kupferstichkabinett in Dresden, ist am letzten Geburtstage
Sr. Majestät des Königs zum Professor ernannt worden. —
Basel. An Stelle Jakob Burckhardt's wurde Dr. Heinrich
Wölfflin, Privatdozent in München, an die hiesige Univer-
sität berufen. Er siedelte bereits in den ersteii Maitagen
von München hierher über.
WETTBE VVERBUNGEN.
*j^* In dem Weltbetverb um den arehitektoniscJten Über-
bau des Kaiserin Augusta-Denkmals in Koblenx, hat der Archi-
tekt Bruno Schmiix in Berlin den ersten Preis erhalten.
Der zweite Preis wurde dem Regierungsbaumeister Scholter
in Stuttgart, ^er dritte dem Regierungsbaumeister Kokte in
Posen zuerkannt. Der Entwurf des Architekten Jahn in Char-
lottenburg erhielt eine lobende Anerkennung.
DENKMALER.
%* Die weitere Ausführung des von Prof. Paul Otto un-
vollendet hinterlassenen Lutherdenkmals für Berlin ist dem
Bildhauer Robert Toberentx übertragen worden, der nach
mehrjähriger Lehrthätigkeit an der Kunstschule in Breslau
1891 seinen Wohnsitz in Berlin genommen hat. Er hat sich
in den letzten Jahren besonders durch einen monumentalen
Brunnen für Görlitz, die nackte Marmorfigur einer einen Amor
formenden, antiken Bildhauerin und die Figur des anmutigen
schlafenden Mädchens bekannt gemacht, die die „Zeitschrift
für bildende Kunst" (N. F. III. S. 252] wiedergegeben hat
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Die Jury der großen Berliner Kufistausstellung hat
den Kupferstecher Prof. Gustav Eilers zu ihrem Vorsitzen-
den, den Maler Prof. Thumann zu dessen Stellvertreter ge-
wählt. — Die Ausstellung wird nicht, wie ursprünglich be-
stimmt war, am 30. Juli, sondern erst am 17. September
geschlossen werden.
%* Für die Kötitg liehe Gemäldegalerie in Dresden ist
ein Gem&lde von Hans Thoma „Der Hüter des Thaies" aus
der Kunsthandlung von Emil Richter angekauft worden.
Eine Dante-Ausstellung in London. Der Kurator der
„Universitj Hall", Mr. Wicksteed, ist in England rühmlichst
bekannt als ein enthusiastischer Schüler und Ausleger Dante's
und seiner Zeitepoche. Um das Interesse und die Kenntnis
für seine Schriften sowie das Verständnis für sein Zeitalter
zu erhöhen, hat Mr. Wicksteed in der Bibliothek des Dr.
William in Gordon-Square eine Sammlung von Gegenständen
vereinigt, die wesentlich zur Erreichung des obigen Zweckes
dienen. Aus der „Vemon-" und anderen Bibliotheken sind
bedeutende hierauf bezügliche Schätze hergeliehen, die das
Kunst- und Universitätsleben, sowie die wissenschaftlichen
Stadien des 13. und 14. Jahrhunderts veranschaulichen.
Bilder von Crivelli, Botticelli, Fra Angelico unä Signorelli,
Zeichnungen und Kupferstiche sind ausgestellt, welche uns
die theologische und moralische Auffassung, die Beziehungen
zwischen materiellem und geistigem Leben des Volkes zeigen,
wie sie zur Zeit Dante's vorherrschend waren. So vor allem
zeigt uns das wiederkehrende Sujet des jüngsten Gerichts
die Lehre des Dualismus, die zeitige Auffassung des Kaiser-
tums und die entgegengesetzte des Papstes über himmlische
Dinge. Jedes Bild und jeder Kupferstich trSgt, soweit dies
anging, eine bestimmte Stelle aus Dante's Werken. Histo-
rische Tabellen zeigen uns den Stand der Astronomie Dante's
und seiner Zeit. Kommentare zu seinen Schriften, kurz nach
seinem Tode verfasst, sind gleichfalls vorhanden, aus denen
der Einfluss VirgiPs und Gicero's auf Dante ersichtlich wird.
Ebenso finden wir in der Leihausstellung alte Schulbücher,
Grammatiken, rhetorische und philosophische Schriften jener
Epoche; femer ein altes Bild, das uns Florenz genau zur
Zeit Dante*B, und ein neues Bild von Leighton, welches
uns das heutige Florenz zeigt. Ebenso finden vnr neuere
Bilder, namentlich von Bume- Jones und Leighton, deren
Sujets Bezug auf Dante haben. Schließlich ist hier eine
interessante Sammlung von Kunstwerken aller Art, Por-
träts, Kameen, Gemmen, geschnittene Steine, Schmuck-
gegenstände, Büsten, Statuetten und andere kunstvolle Anti-
quitäten ausgestellt, die auf die „göttliche KomOdie", wie
auf Dante und sein Zeitalter Bezug haben. ^
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
*^* Eine Delegirtenversammlung der Deutschen Kunst-
genossensehafl wird am 25. Mai in Eisenach tagen, um die
Satzungen für eine Pensionsanstalt für deutsche bildende
Künstler zu beraten. Für die Beratung hat der Großherzog
den Saal im Residenzschlosse zu Eisenach bewilligt, ebenso
die Zuziehung von rechtsverständigen Staatsbeamten. Auch
Autoritäten auf dem Gebiet des Versicherungswesens werden
teilnehmen.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
Archäologische Entdeckungen in Griechenland. Dr. Karl
Waldetein von der amerikanischen archäologischen Gesell-
schaft hat bei Gelegenheit der Ausgrabungen des Hera-
Tempels zwischen Argos und Mycenae eine wichtige Ent-
deckung gemacht, unter Leitung dieses Gelehrten waren
200 Arbeiter mit Ausgrabungen beschäftigt, als sie auf die
polygonalen Fundamente eines uraltenTempels der Hera stießen,
der nach Nachrichten alter Schriftsteller bereits 423 v. Chr. ab-
gebrannt war. Unweit des alten, jetzt wieder aufgefundenen
Tempels war das neue Bauwerk errichtet worden. Ge-
schmolzene Bronze, zahlreiche Vasen und sogenannte Krüge
von Mycenae und Korinth wurden schon innerhalb weniger
Tage vorgefunden. Man hofft daher mit Zuversicht, dass
die fernere Ausbeute eine außergewöhnlich interessante sein
wird. — Die britische archäologische Gesellschaft, welche
ihre Ausgrabungen bei Megalopolis beendet hat, und deren
B.esultate binnen kurzem veröffentlicht werden sollen, wird
nun mit ihren Arbeiten in Agosthena bei Korinth fortfahren.
Daselbst befinden sich nämlich vollkommen erhaltene Über-
reste von Befestigungen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Vor allem hofft man den von Pausanias erwähnten Melampus-
Tempel aufzufinden. (J
VERMISCHTES.
*^* Kaiser Wilhelm //. über moderne und alte Kunst.
Bei dem am 27. April erfolgten Empfange einer VeHretung
der Deutschen in Rom hat Kaiser Wilhelm IT. eine Reihe
von Äußerungen über moderne und alte Kunstverhältnisse
gethan, die wegen ihrer bestimmten Färbung und nament-
lich wegen des abfälligen Urteils Über die neueste deutsche
Architektur großes Aufsehen erregt haben. Die Berichte der
Blätter weichen in den Einzelheiten voneinander ab. So
soll der Kaiser nach dem „Berliner Tageblatt'* das Wallot-
sche Reichstagsgebäude als den „Gipfel der Geschmacklosig-
keit'' bezeichnet haben. Am vertrauenswürdigsten scheint
395
VemuBcIiteB.
396
ans der wohl von einem Ohrenzeugen herrührende Bericht
der „Yosfiiflchen Zeitung*' zu sein, dem wir das Folgende ent-
nehmen: Für den deutschen Eünstler^erein waren die Herren
Brioschi (in Vertretung des abwesenden Vorsitzenden Prof.
Meurer), Prof. Dr. Schoener und Prof. Kopf, für die Kolonie
außerdem u. a. der Bildhauer Prof. Gerhardt erschienen.
Der Kaiser begann, sichtlich gut aufgelegt, eine vielerlei
Gegenstände berührende Unterhaltung, namentlich Interesse
an künstlerischen Fragen beweisend. Als auf seine Bemer-
kung, dass unsere denkmalschaffende Gegenwart den Künst-
lern viel zu thun gebe, der Prof Gerhardt unbedenklich
einfiel: „Falls Majestät noch einige Denkmäler zu vergeben
hätten, würden wir gern zugreifen/' antwortete der Monarch
lächelnd: „Was ich thun kann, soll gern geschehen." Den
Meister Kopf beglückwünschte er zu seinen vortrefflichen
Porträtarbeiten, namentlich dem in seinem Besitze befind-
lichen Bildnisse Kaiser Wilhelm's L, das von allen, die es
sehen, bewundert werde. Über die endliche Erledigung der
Berliner Denkmalsirage und die Umgestaltung der Schloss-
freiheit sprach er sich höchst befriedigt aus; in Verbindung
mit den Wasseranlagen werde der Platz einen monumen-
talen und sicherlich schönen Anblick darbieten, was in dem
hinter der Entwiekelung der neuen Stadtteile zurückgeblie-
benen Alt -Berlin nötig sei. Herr Brioschi antwortete auf
die in humoristischem Tone gethane Frage: „Etwa Freilicht'
7naler?*' mit „Freilicht und auch alte Schule", worauf der
Kaiser lachend mit dem Finger drohte: „Bei mir in Berlin
haben es die Freüichtmaler nicht gut; ich halte sie da
unterm Daumen," Noch mehr geht dem hohen Herrn offen-
bar die neue Berliner Architektur wider den Strich. Er
fällte über das neue Beichstagsgebäude ein sehr ungünstiges
Urteil und beklagte im allgemeinen, dass die Architekten,
die in der Presse Rückhalt finden, allzu sehr das Über-
gewicht an sich reißen und die anderen Künste in zweite
Linie drängen. Dies sei um so schädlicher, als sich die
Architektur unbillig von den alten guten Vorbildern, die
zum Glück in Italien noch in solcher Menge anzutreffen seien,
entferne und oft ins Stil- und Regellose verfalle. Auch das
Denkmal an der westfälischen Pforte gab dem Kaiser Stoff
zu allerlei Ausstellungen. „Meine Frau nennt es immer
den Bienenkorb", sagte er, „man hat die Statue des Kaisers
so in das Innere hinter die dicken Pfeiler hineingesetzt, dass
man Mühe hat, ihn unverdeckt zu sehen." Überhaupt findet
er einen großen Teil der neuen Monumente wenig nach
seinem Geschmack, oft zu gesucht, zu abstrus und realistisch,
der einfachen überwältigenden Schönheit und Verständlich-
keit entbehrend. Ein Vorstandsmitglied des Künstlervereins
benutzte diese Gelegenheit, um das Gesprach auf den nur
in Bayern noch Widerspruch findenden Plan der Errichtung
eines deutschen Künstlerhauses in Rom zu bringen. Der
Kaiser ging lebhaft auf den Plan ein, zeigte sich vollkom-
men damit einverstanden, dass das Studium an den klassi-
schen Stätten für unsere deutsche Kunst keineswegs Über-
flüssig oder minderwertig geworden sei, dass ein Atelierhaus
in Rom von großem Nutzen werden müsse und die Unter-
stützungen der Regierungen verdiene^ und stimmte dem Vor-
schlage des Botschafters — den er zu eingehenderen Mit-
teilungen über die Frage aufforderte — zu einem Besuche
des in Aussicht genommenen Grundstückes gern zu. Offen-
bar beschäftigen Baufragen den Monarchen in hohem Grade»
Er gestand, dass er persönlich in Rom u. a. nach einem ftlr
den Kirchenbau zu Jerusalem brauchbaren Muster eines
Campanile Ausschau halte, und er hatte sich bei der Be-
sichtigung der Villa Hadriana mancherlei Fragen des Zweckes,
der Mittel und Ausführung der riesenhaften Anlage vor-
gelegt und zu beantworten gesucht. Eins war ihm klar ge-
worden: dass die Anlage kaum zu stände gekommen sein
würde, wenn — „es zu Hadrian's Zeit schon Kommissionen
gegeben hätte*'. Im Anschluss an diese Äußerungen wird
der „Vossischen Zeitung*' weiter geschrieben, „dass die Ur-
teile über die heutige Berliner Architektur in eingeweihten
Kreisen weniger Überrascht haben, als man vielfiu^h anzu-
nehmen scheint. Schon vor mehreren Jahren, als dem Kaiser
die wieder aufgefundenen Pläne Jean de Bodt*s für das Zeug-
haus Überreicht wurden, nahm er Anlass, sich über die
moderne Baukunst in Berlin abAUig zu äußern. Er klagte
darüber, dass man im allgemeinen viel zu sehr geneigt sei,
Säulen über Säulen an den Fronten anzubringen und über-
dies Figuren, Ornamente; Gartouchen u. s. w. in gehäuftem
Maße zu verwenden. Damals wurden von dem Kaiser das
Schloss zu Berlin und das Zeughaus als Muster vornehmer
Bauten den heutigen Architekten vorgehalten. Wenn der
Kaiser sich jetzt im einzelnen über das Reichstagsgebäude
in wenig schmeichelhaftem Sinne verbreitete, so hat er nur
das wiederholt, was er früher schon in den Ateliers ein-
zelner Künstler gesagt hat. Als der Kaiser eines Tages in
einem Atelier das Modell des riesigen Adlers für die Süd-
front des Reichstagsgebäudes sah, erklärte er durchaus zu-
treffend, der Adler sei zu klein. Als man ihm dann aber
erklärte, der Adler werde in Wirklichkeit dreimal so groß
werden, blieb er bei dem einmal abgegebenen Urteile. Auch
bei den zahlreichen Kirchenbauten der Residenz hatte der
Kaiser Gelegenheit, seinen Stilauffassungen Ausdruck zu
geben. Bei der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche ist es, wie
es heißt, auf seine Befehle zurückzuführen, dass der Turm
der höchste in Berlin werden soll; in Architektenkreisen ist
man jedoch der Ansicht, dass der Turm dadurch viel zu
schlank ausfallen wird. Ebenso findet die Ansicht, dass die
heutigen romanischen Kirchen in Berlin den mittelalter-
lichen Bauwerken tun Rhein möglichst ähnlich werden sollen,
in Architektenkreisen keinen Beifisill. Der Gegensatz des
Kaisers zu unseren namhaftesten Architekten zeigte sich am
deutlichsten beim Umbau des weißen Saales. Die oberste
Körperschaft unseres Bauwesens meinte, soviel als möglich
die überlieferte Architektur schonen zu müssen. Der Kaiser
verwarf jedoch ihr Gutachten imd berief den Baurat Ihne,
dessen Leistungsfähigkeit bisher nicht auf dem Gebiet des
Monumentalen, sondern auf dem der Kleinkunst und der
Innendekoration gelegen hatte."
M. R. Von der Akademie der bildenden Künste in Karls-
ruhe. Am Schlüsse des vorigen Jahres sind drei neue Lehrer
hierher berufen worden: Robert Rötxelherger^ zuletzt in
München, um die erste Zeichenklasse zu übernehmen, Chr.
L. Bokelmann aus Düsseldorf, um den zu stark in Anspruch
genommenen Schönleber zu entlasten, und Wilh. Krauskopf,
um einen neuen Lehrstuhl für Radirung einzunehmen.
Pötzelberger, welcher zu den Künstlern gehört, die Land-
schaft und Figuren mit gleicher Sicherheit beherrschen, geht
mit großer persönlicher Hingabe an seinen Lehrberuf und
ist rasch eine wirksame Stütze der Anstalt geworden. Bokel-
mann wurde hier einer besonders schwierigen Aufgabe gegen-
über gestellt. Schönleber hatte nämlich als Vorbereitung
für die Landschaftsmalerei eine Stillebenklasse gebildet,
welche eine Berühmtheit innerhalb der Schülerkreise ge-
worden war. Sie gevrährte den Schülern Gelegenheit, in die
Technik der Malerei eingeführt zu werden und dabei den
Farbensinn zu üben, wie sie vielleicht noch nie an einer
ähnlichen Anstalt geboten worden war, und übt auch auf
jüngere Kräfte an anderen Schulen eine starke Anziehungs-
kraft aus. Das Bedürfnis aber von dem Teile seiner Lehr-
397
Vom KaxiBtiiiarkt — ZeiiadirifteEu
398
thätigkeit enibimden zn werden, welcher dem Programme
nach die Einführung in die Technik der Malerei bildet, ver-
anlasste SchOnleber, diese Malklasse aufzugeben. Man fand
eine nene Kraft für diese Arbeit in Bokelmann. Er wird in
der kurzen Spanne Zeit, die ihm hier zu wirken vergOnnt
war, kaum warm geworden sein kOnnen, und schon wird
ihn, wie wir h(^ren, ein Ruf nach Berlin in einen anderen
Wirkungskreis versetzen. (Diese Mitteilung wird uns von
Berlin aus bestätigt. Bokelmann wird das durch den
Rdcktritt Prof. Hugo YogeFs frei gewordene Lehramt an
der Hochschule f&r bildende Künste zum Beginn des Win-
terhalbjahrs fibemehmen. Die Bed.) Die Berufung von
Krauskopf war eine der letzten Thaten des verstorbenen
Lfibke, der glücklich war, beim Minister und bei den Kollegen
an der Akademie schon bei der ersten Anregung ein bereit-
williges Entgegenkommen zu finden. Die Art, wie Krauskopf
seine Aufgabe fasst, ist insofern interessant, als er sich gleich
von Anbeginn das höchste Ziel stellt Nicht eine reprodu-
zirende Kunst will er lehren, sondern die Natur soll un-
mittelbar mit den Mitteln seiner Kunst wiedergegeben werden.
Hat er in dem ersten Semester seine Schüler, zu welchen
sich die ersten Meister unserer Akademie gesellt haben, mit
der Technik bekannt gemacht und zur Pflege der Radirung,
meist nach eigenen Werken geführt, so soll weiterhin seine
Aufgabe sein, die Radirnadel direkt nach der Natur arbeiten
zu lassen. Sein scharfer und feiner Blick, seine sichere
und leichte Hand verbüigen ihm in dieser Thätigkeit einen
bedeutenden Erfolg.
VOM KUNSTMARKT.
Kunstauktion in Amsterdam, Durch Frederik Müller
<& Co. in Amsterdam, Doelenstraat 10, gelangt am 30. Mai
und den folgenden Tagen die Sammlung des Herrn Carl
Schöffer zur Versteigerung, die aus Kupferstichen, Badirun-
gen und Handzeichnungen der hollSjidischen , vl&mischen,
englischen, französischen und deutschen Schulen besteht.
Stiche und Zeichnungen sind in zwei besonderen Katalogen
verzeichnet. Der erstere führt einschließlich einer kleinen
Büchersammlung 1662 Nummern auf. Unter den Stichen
und Radirungen, die zum Teil aus der Sammlung van der
Kellen stammen, sind besonders gut vertreten die Namen
G. Bega, Berghem, S. a Bolswert, W. Delff, E verdingen,
H. Goltzius, A. van Ostade, P. Pontius, Rembrandt (mit eini-
gen Blättern ersten Ranges), G. Visscher, L. Vorsterman.
Sehr reich sind auch die englischen Schabkunstblätter des
vorigen Jahrhunderts vertreten. In der französischen Ab-
teilung sind besonders die Farbendrucke von Debucourt, in
der deutschen Abteilung die Blätter von Dürer, H. S. Beham
und G. F. Schmidt beachtenswert. — Der Katalog der Hand-
zeichnungen zählt 508 Nummern auf, unter denen sich durch
Bezeichnungen, Monogramme und sonst gut beglaubigte
Blätter von L. Bakhuyzen, Dirk van Bergen, Jan Breughel,
Jan van Goyen, Gaspar und Gonstantin Netscher (ein Album
von 69 Blättern), Rembrandt, E. van de Velde und Waterloo
befinden.
Von K W, Hieraemann in Leipxtg ging uns kürzlich
ein Katalog (Nr. 112) von Kunstblättern, als Stichen, Radi-
mngen, alten Lithographieen, Handzeichnungen zu, denen
sich eine Reihe Kunstbücher, zum Teil von Rud. Weigel in
Leipzig stammend, anschließen. Aldegrever, R. della Bella,
J. Gallot, Ghodowiecki, G. N. Gochin, eine Reihe ez-libris,
J. M. Moreau d. j., Job. El. Ridinger sind besonders be-
merkenswert, femer eine Reihe chinesischer und japanischer
Zeichnungen und Malereien, Handzeichnungen von J. A. Klein,
G. de Lairesse, G. le Brun, kostbare Miniaturen des Mittel-
alters, und eine sehr reichhaltige Sammlung von Kunst-
publikationen in Stich, Radirung, Lithographie und wert-
volle Kunsthandbücher machen den Beschluss.
*^* Die Versteigenmg der SehuUWschen Qemäldesamm-
hmg in Hamburg, über die wir in Nr. 22 der „Kunstchronik*'
berichtet haben, hat etwa 333000 M. ergeben. Den höch-
sten Preis erzielte N. Diaz: „Ruhe der Diana nach der
Jagd" mit 32100 M. Das Bild geht nach Paris. E. Fromen-
tin: „Der Überfall in der Feldschlucht*' geht fQr 18200 M.
nach Paris. E. Delacroix: „Die arabische Hufschmiede*'
wurde verkauft für 15000 M.; A. Melbye: „Die Rhode von
Kopenhagen** für 19000 M.; „Waldinneres" von N. Diaz für
14 000 M. (nach Basel); „Hutten's KrOnung durch Kaiser
Max'' von Ferd. Heihbuth fQr 2600 M.; desselben: „Tasso
und die beiden Leonoren*' erzielte 2750 M.; Andreas Achen-
bach: „Überschwemmte Mühl wehr" 5100 M.; Jsabey: „Strand
in Rouen** 2500 M.; Rosa Bonheur: „Landschaft mit Vieh*'
2500 M.; Gharles Ghaplin: „Waldidylle'' 2090 M. Bei der
Versteigerung ereignete sich ein seltsamer Zwischenfall, Über
den der „Frankfurter Zeitung** folgendes berichtet wird:
„Bekanntlich wurden vor mehr als einem Monat fünf Ge-
mälde der Sammlung gestohlen. Es sind die im Katalog
unter den Nummern 7, 12, 39, 51 und 68 stehenden Ölbilder
und zwar: „Frühlings- Waldlandschaft** von Gäsar de Gode,
„Lowe, seinen Verfolger zerfleischend**, „Hühnerhof" von
Gharl. Emilie Jaquet, „Zigeuner auf der Heide** von Aug.
Pettenkofen und die „ausziehende Schafherde** von Verboek-
hoven. Unter den anwesenden ausländischen Käufern befisuid
sich auch ein Pariser Herr, der bei Betrachtung eines Bildes
im Katalog bemerkte, dasselbe Gemälde sei ihm als „Kopie**
kurz vor der Abreise aus Paris zum Kauf angeboten. Die
Feststellung des Umstandes seitens des Kunstauktionators
Lempertz, dass eine Kopie des Bildes nicht vorhanden sei,
veranlasste den Franzosen, unter Nennung seines vollen
Namens für die Richtigkeit seiner Angaben einzutreten.
Die Pariset Polizei wurde von der Bekundung in Kenntnis
gesetzt, so dass wohl Aussicht vorhanden ist, die Inhaber
der gestohlenen Gemälde und die Urheber des Diebstahls
zu finden.*'
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Knnstchroiilk. 1898. Hr. 9.
Die JahresausateUang im Kttnstlerhanse. Von Spurius. — Die
arimm'schen Kinder- und HausmärcheD. — Zam neuen evange-
lischen Kirchenstil. Von B. Schäfer.
Anzeiger für Schirelzerlgehe Altertamskuiide. 1898« Heft
2 n. 8.
Römisches in Kaiserangst, der Basler Hardt und in Baselaugst.
Von Th. Burckhardt-Biedermann. ~ Ein Eyangellar aus
dem 9. Jahrhundert. Von B. Haendtke. ~ Hestanration der
Klosterkirche in Königsfelden. Von J. C. Kunkler. — Wand-
femülde in der Stiftskirche zu Payeme. Von Dr. E. A. S t ü o k e 1-
erg. — Das Kästchen von Scheid. Von F. Jeoklin. — Die
mittelaUerlichen Kunstdenkmäler des Kantons Solothum. Von
J. R. Rahn. (Zur Statistik schweizerischer Knnstdenkmäler.)
ArchitelLtonisohe Bondsohan. 1892/98. Heft 1.
Taf. 49. Denkmal für Robert von Mayer in Heilbronn: entworfen
und ausgeführt von Eisenlohr und Weigle, Architekten in
Stuttgart, und Prof. W. v. Rümann. — Taf. 60. Akademie
der Wissenschaften in Wien; erbaut 1753 bis 17&Ö; aufge-
nommen von Architekt L. Schmiedl daselbst. — Taf. 61.
Patronatakirohe für Wolfshagen an der Stepenltz; erbaut
vom Regierungsbanmeister W. Möller in Berlin. — Taf. 58.
Wohnhans in Landau (Pfalz); erbaut von Professor L. Levy in
Karlsruhe. — Taf. 58. Feld des Holzplafonds in der St. Bartho-
lomäuskirche in Wöhrd -Nürnberg; entworfen von Architekt Th.
Eyrioh in Nnmberg. — Taf. 64. Städtisches Wohngebände für
Turin; entworfen von Chiodera und Tschudi, Architekten
in Zürich. — Taf. 66. Haupttreppenhaus im Geschäftshaus des
Oberlandesgerichts in Köln a/Rh. ; entworfen im Ministerium der
399
Zeitsohriften. — Imemte.
400
öffentliehen Arbeiten ; ansgefflhrt unter spezieller Banleitang des
Landbauinspektors Thömer. — Taf. 66. Rathaus, Schale nnd
Turnhalle zu Neostfidtel-Schneeberg; 1. S. : erbaut Ton Ludwig
und Hülssner, Architekten in Leipzig.
Bayerisoho Oewerbezeitnng. 1898« Nr« 8«
Wohnung und Heim.
Die Kangt für AUe. 1892/98. Heft 15.
Die Entwickelung der Schönen Künste in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Von B. Koehler. — Die XXIL Jahreeau-
stellung im Wiener Künstlerhause. Von K. v. Vinoenti.
Gewerbehalle. 1898« Heft 5.
Taf. SS. Silberarbeiten; entworfen und ausgeführt von K. Both-
mttller in München.— Taf. 84. Entwurf eu einem Stuckplafond
vom t Banrat 0. Hie s er. — Taf. 85. Altar in St. Leonnard in
Graz; entworfen von Prof. A Ortwein daselbst. — Taf. 86.
Französischer Bucheinband (Marcus Miohel 1853) imBuohgewerbe-
museum in Leipzig; aufgenommen von K. Burg er, Kustos da-
selbst. — Taf. 87. Entwurf zu einem Pfeilerkasten von B. La-
kitsch in Wien. — Taf. 88. Oberlichtgitter nnd Thttrfüllungen ;
entworfen und ausgeführt von O. Hauber in Schw&b. Gmünd.
— Taf. 89. Initialen: entworfen von H.Kaufmann in München.
— Taf. 40. Ghorgestuhl ans St. Stephan in Wien; auijgenommen
von H. Zippel daselbst.
The Magasliie of Art. Mai 1898. Nr. 151.
The royal Aoademy Ezhibitibn. I. Vom Herauegeber. —
British Etching. von Fr. Wedmore. II. Sevmonr Haden;
A. Legros ; Strang ; Holroyd — Mr. W. T. Baker s coUection at
Streatham Hill. I. The en|^ish Pictures. Von A. T. Story. —
The art of Khuenaten. Von Prof. FlindersPetrie. ~ Wilnehn
Hasemann*s home in the Black Forest. Von M. E. Bewies. —
The National Galleiy of British Art and Mr. Tate's CoUection.
III. Its nltimate management. Von H. Spielmann.
Inserate.
Ciemälde alter Heister.
Der Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzUglich der
niederländischen Schule, vermittelt aufB schnellste und sachverstandigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Samminngen und übernimmt Auftrage nir alle größeren
Gemiudeauktionen des In- und Auslandes.
Potsdamerstrafle 8. [579] JOSOf TL BclUdL
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und Übernimmt zum Yerkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[698] Tlu Saloinon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Gemäldesaal in Frankfurt a.M.
Aosstelliingeii und Auktionen Ton OemUden, Anttqnit&ten nnd Knnstgegen-
ständen« — Kataloge auf Wunsch gratis nnd franko durch Rudolf Banget in
Frankfurt a. M., Kunstauktionsgeschäft, gegr. 1869. [46S]
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig.
Dio I lahhohorlfiincfo Ein Handbuch für jedermann,
lü LlDUIIdUDrKUIIOlD. der einen VorteU davon zu
haben glaubt, von Franz Sales Meyer, Prof. an der Grossh.
Kunfitgewerbeschule in Karlsruhe. Mit vielen Illustrationen, gr. 8.
br. M. 7, geb. M, 8.50.
Unter LiebhaberkOnsten sind alle diejenigen Künste verstanden, mit denen
der Laie in nützlicher Weise seine Mußestunden ausfÜUen kann, wenn er nur
einigermaßen Anlage zum Zeichnen hat. z. B. EatichMlderj Holxbrand, Malerei,
auf Pergament, Seide, Olas, Tfu>n, Höh, Laubsägearbeit, Einlegearbeit, Kerbsehnitt,
LederpUiatik, tdetaü-, Olas-, Elfenbein- Spritxarbeiten u. fl. w. u. 8. w.
Im Anschluss an das Werk erscheint eine Sammlung modemer Entwürfe, betitelt:
Vorbilder für häusliche Kunstarbeiten
herausgegeben von Franz Sale& Meyer. Erste Beihe 6 Lieferungen von
je 12 Blatt Preis M. 6—, jede Lieferung eiiizeln M. 1.50.
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig.
Einfahrang in die antike Kunst.
Von Prof. Dr. R. Menge.
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage 1885. Mit 34 Bildertafehi in Folio.
Atlas und Text brosch. 5 M.; geb. M. (5.50.
Biieherkatalog>
Soeben ist erschienen und steht
auf Verlangen gratis und franko zur
Verfügung:
Antiquarischer Katalog Nr. 210.
Knnst und AroMtekhff,
Knnstoewerbe, ArcUologie,
Ästhetik, Utere nnd neuere
Ulnstrirte Werke.
1684 Nummern.
Bei einem liberans reiohtn Inlialt
bietet der Katalog eine grosae Ana-
walii der besten Werke aus dem Ge-
biete der Kunst etc., zu massigen
Preisen. Von den Büchern sind nament-
Höh die neueren tadellos erhaHen und
seien daher der Beachtung angelegent-
lich empfohlen. (6d4)
C. H. Beck'sche Bachhandlg.
in Nordlingen.
Für Kunstfreunde.
unser K*t«lor für 1AQ»,«S tot er-
schienen. Derselbe hat an ÜbersiohtUohkeit
sowie an Vornehmheit der Ausstattung wesent*
lieh gewonnen und enthält dne dnreh Tiel«
lUusnratlonen geschmückte Übersicht Aber
unsere Beprodutlonen nach ÖeMftUea alt«r
und Moderner Meister religiösen, Mtrlettoehen,
klstorltehen u. njthologlteheB Inhaltes; Genre-
bUder, Jagd- und SportbUder, Laadsehaflea
und Seestdeke. Der Katalog wird gegen Bta-
sendnag tob 60 Vtg, (fürs Inland), tob 80 Ptjg,
(fttrs Ausland), in Brieftnarken ftranko an-
gesendet. [690]
PhotogrrapUsche G^esellschafti
Berlin.
OeljqjB^mälde
llr1iltaGr*8 Unnk^
ScWrtiltaMWM
Inhalt: Korrespondenz aus Dresden. — Krügers Eadirung nach Liebermanns Dr. Petersen. — £. A. Leuterit« f; J. A.fSyiiK»ndfl t;
P. Schobelt t- — M. Lehre; H. Wölfflin. — Wettbewerb zum Kaiserin Angnsta- Denkmal. - Lutherdenkmal für Berlin. — Jurj
der Berliner Kunstausstellung; Erwerbung der Dresdener Galerie; Dante -Ausstellung in London. — Delegirtenversammlung der
deutschen Kunstgenossenschafb in Eieenaoh. — Archüologische Entdeckungen in Griechenland. — Kaiser Wilhelm II. über neue
und alte Kunst. — Karlsruhe, Personalwechsel an der Akademie. — KunsUuktion in Amsterdam (Sammlung Schöffer); Katalog
von K. W. Hiersemann; Preise der Sohuldt'schen Gemäldesammlung in Hamburg. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion Teiantwortlich Artur Seemann. — Draok von August Pries in Leipzig.
^^ (y^'Q^^ y\
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN SW.
^ HeagMse 68. Teltowerstrane 17.
•vi)
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeratr. 73.
Neue Folge, IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 25. 18.iMai.fiJ
DSe Knnstchronik erscheint &18 Beiblatt Eur „Zeitsohrift für bildende Kanst" und zum „Ennatgewerbeblatf monatUob dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und nmfasst 88 Nammem. Die Abonnenten der „Zeit-
selirift für bildende Kanst* erhalten die Knnstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte ^to., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewfihr. Inserate, k 80 Pf. ftr die dreispaltige Petitxeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen Yon Haasenstein tt Vogler, Bud. Messe u. s. w. an.
DIE JAHRES-AUSSTELLUNG IM WIENER
KÜNSTLERHAUSE.
(Fortsetzung.)
Ähnliche Grundanschauungeo, wie das Porträt,
beherrschen auch die übrigen Zweige der modernen
Malerei, das mythologische, religiöse und mystische
Bild, das ganze ausgedehnte Gebiet des Genre, Land-
schaft und Tierstück,. Blumenbild und Stillleben.
Jeder sucht je nach seiner Individualitat und Stärke
die Natur mit den ihm zu Gebote stehenden Aus-
drucksmitteln in größter Treue und mit Vermeidung
jeder konventionellen Lüge widerzuspiegeln.
Bokdmann hat mit seiner gemalten Novelle
„Testamentsabfassung" eines der besten Genrebilder
ausgestellt. Der reiche Mann im Lehnstuhl wird
der verstoßenen Tochter, die in ängstlicher Er-
wartung zu seinen Füßen kauert und Verzeihung
erbittet, seine Arme wieder öffnen, um der lieben
Kleinen willen, die halb furchtsam halb neugierig
an der Thüre stehen; zwei Frauen des Hauses dürften
da kaum viel als Anwälte zu helfen haben, wo das
Herz des Großvaters spricht. Der eifrig schreibende
Notar ist nur Geschäftsmann, den der Vorgang in
der Familie nicht kümmert. Zwei große, brennende
Kerzen erhellen den düstern, üppig reichen, mit
Wandgetäfel, Lüstern, Teppichen und Vasen ge-
schmückten Raum. Ein Streiflicht fällt bei der
Portiere zur Linken auf die beiden Kinder. Während
der Maler in diesem Stück ein glücklicher Dichter ist,
giebt er uns in drei anderen Bildern charakteristische
Typen ohne alle Nebenabsicht: „Vor Beginn des
Gottesdienstes in Wyk auf der Insel Föhr" ist ein
Kircheninterieur mit interessanten Kostüm- und Be-
leuchtungsstudien im Innenraum, Streiflichtern und
Reflexen von feinster Beobachtung. Dieses Bild und
der betende Alte, sowie der Greis vorm Kirchenthor
sind Loblieder auf die biedere Einfachheit unserer
deutschen Kleinbürger.
Bokelmann sehr nahe steht Hugo König in
München, der das Genre mit Vollendung im Freien
darstellt. Wie sehr er die Landschaft beherrscht,
beweist sein Mondaafgang am Bande des Birken-
waldes. In einen solchen Wald hat er sein reiz-
volles, wegmüdes Mädchen gesetzt, mit seinem Holz-
bündel, und dem getreuen Pinscher an der Seite. —
Ein winterliches, nebelgraues Bild, in dem der innere
Kontrast, die sonnige Kindheit zweier kleinen Mädchen
hellleuchtend wirkt, führt uns zum Türmer von
St. Peter in München; der weite Blick auf die Stadt,
die ferne verschwimmt, die Frauentürme und das
hohe Dach mit dem Schneestreifen darauf, die zwei
fröhlichen Mädchen in den drolligen Filzschuhen —
es ist selten Gleichgutes zu finden. Das Bild ist
Eigentum der Pinakothek. — Hamann Koch ist ein
geschmackvoller, intimer Naturalist, was er mit seinem
„Nonnenbegräbnis auf Frauenchiemsee", einer Sym-
phonie in Grau, beweist und mit dem gut deutsch em-
pfundenen Landmädchen, das auf dem Feld bei der
Arbeitsein Abend-Ave-Maria betet.— Ein Impressionist
ist gegen diesen der, wie schon erwähnt, auch durch
ein sehr charakteristisch aufgefasstes und in über-
raschend einfacher Manier gearbeitetes männliches
Porträt vertretene Amerikaner ^atr mit seiner „Fahrt
zur Kommunion", in welcher er in den weiß-
gekleideten Mädchen im Mittel- und Hintergrund in
403
Die Jahresausstellnng im Wiener Künstlerhause.
404
den Booten, ,und ib der Sttinmung des landschaft-
lichen Abschlusses durch große Innigkeit der Natur-
betrachtung excellirt, während er den Vordergrund,
die breite Wasserfläche eü sehr yemachlässigt und
speziell in dem verschwommenen Bilde der Spi^elung
des Bootes zu sehr die Momentaufiiahme statt des
weniger scharfen Sinneneindruckes sprechen lässt.
Firle und Knirr mit ihren vorzüglichen lebensgroßen
Krankenbildern haben wir schon einleitend erwähnt.
Sowohl die Genesende als auch ihre alte, um sie so
treu besorgte Mutter sind in der Charakteristik des
Gebrochenseins, der Kraftlosigkeit einerseits und der
anspruchslosen, liebevollen Hingebung der anderen,
wie auch die Wiedergabe des sonnig - nebligen
FrÜfalingsmorgens von größter Wahrheit.
Lärmender in seinem rQcksichtslosen, aber ehren-
werten Naturalismus tritt uns Franz Skarbina ent-
gegen in seiner grinsenden «alten Gratulaniin*. Edler
ist Bme Reinieke in seinem ergreifenden Aquarell
^Martha's Tod*, in dem namentlich das sterbende
Mädchen mit. der mageren, den am Bette im groß«
ten Schmerze niedergesunkenen Geliebten segnenden
Hand von Tiefe des Gemütes und einem außer-
gewöhnlichen Können zeugt. — Theodor Rauecker in
München erzählt in einer für die Zukunft seines
Talentes vielversprechenden Weise einen beweg-
lichen Klosterroman von einer jungen Nonne, die
bei ihrer Flucht aus dem Kloster verunglückte und
todeswnnd am Boden liegt Neben ihr der Priester,
der ihr die Wegzehrung reichen will und das flu-
chende Gekeif der alten Oberin mit unwilliger Ge-
bärde zurückweist, während das Gezeter bei einem an*
wesenden Grobschmied derbere Wirkung hervorruft.
Maihiaa Schmidt hat uns dagegen mit seinem . Berg'^
gigerl", mit den zwei unmöglich hochbeinigen Sen-
nerinnen mit den Salongesichtern, wenig angenehm
überrascht. — Viel glücklicher ist Eduard GriHxner mit
seinem «Kloster frieden" vertreten, dem freundlichen
goldigerleuchteten Uibliotheksraum mit den zufrie-
denen Gelehrten. — WiUielm Diex hat ein in seiner
kraftvollen Art gemaltes Reiterstück eingeschickt,
auf dem einige verwegene Strauchritter glücklich
ihren Verfolgern entwischt sind, von denen sie ein
breiter Fluss trennt. — Gabriel Max. archaisirt in seinem
Kostümbild aus dem 16. Jahrhundert, das er „Herbst-
reigen* betitelt und das älteren Datums sein könnte,
gar stark in der AufTassung, besonders aber durch
die Imitation der Patina alter Meister, die doch be-
kanntlich nicht von diesen, sondern erst allmählich von
der Zeit herrührt. — Defreggcrs bekanntes Porträt
seiner Kinder ist durch seine Konzeption ein reizendes
Genrebild zu nennen, weshalb wir es auch hier an-
führen. — Dieselbe Tendenz, das Porträt genrehaft
auszustatten, verrät auch Alexander, Goltz in seiner
n klavierspielenden Dame" oder Johann F. Krämer in
seinem . Familienporträt " mit den reizend lachenden
Kindergestalten, einem Opus von schweren aber glück-
lich gelösten Beleuchtungsproblemen im Sonnenlicht.
Bokelmann, Skarbina, Krämer und Goltz ausgenom-
men sind die Genannten sämtlich Münchener Künstler,
die heuer wieder, wie schon diese kurze Erwähnung
des Hervorragendsten teigt, in großer und leistungs-
fähiger Zahl an der Ausstellung beteiligt sind. Es
sei uns zur Bekräftigung dessen nur noch ein kurzer
Rückblick auf die in einzelnen Namen schon ge-
streifte Bildnismalerei gestattet
Das vorzüglichste Einzelporträt hat Georg Papperitz
ausgestellt: eine lebensfrische, temperamentvolle Blon'*
dine, im peluchebeschlagenen Lehnstuhl sitzend, den
reizenden Kopf auf die linke Hand gestützt; ein Sis-
bärenfell liegt auf dem Boden des Gemaches, das
durch einen schweren grauen Sammtvorhang abge-
schlossen ist; die verschiedenen Grau und Weiß,
das Schwarz des Seidenkleides, das leuchtend ge-
malte Fleisch^ das zerstreute Licht, das über dem
Ganzen webt, machen, verbunden mit einer liebens-
würdig*8charfen Charakteristik der Porträtirten und
einer fast impressionistischen Wiedergabe, der es
aber nicht an befriedigendster Intimität in der Aus-
fahrung fehlt, dieses Werk zum nobelsten modernen
Charakterbild. — Alois Ei^dtcli hat einen im Lehn-
stuhl sitzenden, nach rechts gekehrten jüngeren Mann
portratirt, an dem er eingehendes Studium Rem-
brandt's mit freiester moderner Auffassung zu einem
glänzenden Effektstück von Kontrasten vereinigt.
Anspruchsloser und ganz ohne Spitzfindigkeiten oder
Beigaben, wir greifen dies nochmals heraus, um
damit die gegenwärtige Wiener Anschauung im
Gegensatz zur Münchener zu kennzeichnen, lediglich
den Mann selbst, hat Horoviix den ungarischen Ge-
lehrten Franz Pulszky auf die Leinwand gezaubert
in einer auf einige Distanz fast unheimlich wirken-
der Lebendigkeit; die kleinen herzensguten Augen,
das lange, dünne Greisenhaar, das den Kopf um-
rahmt, die fast spießbürgerliche Gemütlichkeit, ver-
bunden mit äußerer Wohlbeleibtheit, lassen das Bild
förmlich hörbar schwer atmen.
Temple verbindet nicht ohne Glück die ganze
Figur mit dem Interieur, wobei ihm diesmal freilich
das letztere besser gelungen ist — Bernatzik empiri-
sirt glücklich in einer Liebeswerbung, die noch der
Entscheidung harrt, warum aber ist er nicht seiner
405
Die JahresausstelluBg im Wiener Künstlerhaose.
406
Datürliehen Begabung, unsere Zeit zu schildern, treu
geblieben? Hoffentlich dauert dies Verkennen der
eigenen Kraft nicht länger an. — Walter bringt eine
Neabelebnng eines von dem Doyen der Wiener Pastel*
Uten, Oeargt Becker^ zuerst vor vielen Jahren gewagten
Versuches, ein genrehaftes Straßenbild in Pastell, bei
dem nur dasLokale liebevollere Durchführung verdient
hätte; die gegebene Anregung sollte weiter gepflegt
werden. — Unter den Feinmalem im besten Sinne des
Wortes steht Altmeister Jlfen^c/, der Vater des modernen
Qenre, obenan mit seiner Idylle in Aquarell: ein vor-
nehmer Herr lauscht, am (Vtthstüoktisch im Freien
sitzend, der Arie eines kleinen gefiederten Matur-
sängers. — Von den Wiener Künstlern ist in der-
selben Richtung thätig Bessl^ der besonders mit seinem
„Freier'^ einen bedeutenden Schritt vorwärts gemacht
hab — Eine ganze Reihe Einheimischer können wir
nur summarisch zeichnen : B^mza und Oisehy diesen
mit einer spitzigen Wiener Straßenscene mit Klatsch-
weibern und Liebespaar von heute, jenen von vor
hundert uod soviel Jahren; Kinxel ist auf ähnlichen
Abwegen wie Beruatzik, Konopa ist stark impressio-
nistisch, aber glücklicherweise nur in der Erfassung
des Momentes — die Ausführung ist solid, die Em-
pfindung in der Arbeit tief; es ist wirklich gefühlte
, Andacht*, die er malte. — Die Tradition der Ältwie-
ner pflegt mit starkem eigenen Empfinden EUminger
in seinem Tierstück «an der Waldquelle^ und einem
lebhaft erzählten „Markt im Waldviertel". — „Ahn-
liche Scenen, nur im glühenden Lokalkolorit seiner
Heimat, liefert der Spanier Oalofre. — Silvio Botta
hat durch eine humorvolle Darstellung der Wirkung
eines Windstoßes auf die am Strande arbeitende
„Damenwelt*^ eines italienischen Städtchens das Flui-
dum des Windes wie einen Geist festgebannt; Ko-
walski^Wierusx hat in seinem „letzten Sonnenblick*
ein schweres Problem hochkünstlerisch gelöst, das
Zusammenstoßen und Ineinandergreifen warmer Töne
des Hintergrundes in die kalten des Vordergrundes,
den ein polnisches Liebespaar von sprechender Natur-
wahrheit belebi
Das religiöse Bild hat seinen vorzüglichsten Ver-
treter in Jose Benüiure mit seinem in Tempera aus-
geführten, von tiefster Empfindung getragenen toten
„St Franoiscus von Assisi*". ~ Otto SeiWs „Madonna"
verliert sehr durch die unschön angebrachten und
wenig sympathischen, zum Teil recht geschmacklos fri-
sirten Engelknaben und Engelmädcheu, — die Kinder
sind geschlechtlich zu deutlich getrennt. Die im
Schatten der Nacht gehaltene Partie ist die Licht-
seite des Bildes. — Unser Franx, Zimmermann hat in
seinem Abendmahl stark italienisirende Typen, aber
eine wie die andere lebenskräftig, und bietet in der
Gruppirungdes Qanien viel neue Gedanken. — VeüUs
„Heilige Caecilia* ist ein mehr dekoratives Meister-
stück von vornehm- freundlicher Farbenwirkung. —
Vielversprechend ist BaUö in seiner Pieta. — Einen
lebensvollen Kopf Johannes des Täufers hat Bencxur
ausgestellt — Eine bedeutende künstlerische und
dichterische Kraft ist Peter Staekiewiex^ was er in den
zehn Grisaillen der «Volkssimren von der Mutter
Gottes*' als Künstler von Gottes Gnaden beweist
Als feingebildeter Maler zeigt sich uns von einer
ganz neuen Seite der Wiener Seligmann mit seinem
monumentalen Bilde: „Der Weg zum Hadea*^ nach
der Odyssee XXIV, Vers 4 bis 12, einer edlen Dar-
stellung des Hermes Psychopompos, der, als einziger
aus der ganzen Schar mit süßem Leben begabt, fest
und stolz hinabschwebt zu den stygischen Gewässern
und der Wiese mit Asphodel; wie ein Magnet das
Eisen, zieht er die Schemen hinter sich nach, die in
ergreifender, empfindungsvoller Weise und mit dem
dazu nötigen Aufgebote eines vollendeten großen
Könnens Jugend und Alter, frühgebroohene Krafb
und Schönheit, Affekte und Leidenschafken charakte-
risiren. — Eine stark geschminkte Beminiscenz an
GabaneFs gleichnamiges Werk bietet uns HirsM in
seiner „Venus Anadyomene'', die uns wie seine zwei
letzten großen Werke wünschen lässt, den Künstler
wieder den Weg gehen zu sehen, den er seinerzeit
in seinem „Pestbild** betrat. — Viel aufrichtiger in
Farbe und Zeichnung ist der Triestiuer Wostry, der
in seinem Bilde „Chloe und Daphnis** zugleich ein
schönes Können als Landschafter und Tiermaler be-
kundet; nur seine Menschen lassen — an Natür-
lichkeit zwar nichts — aber umsomehr bei Themen
wie das hier besprochene an Anmut zu wünschen
übrig. — Knüpfefi's Meemymphen, von Kentauren ge^
schreckt, sind so wenig mythisch und so gut modern,
dass wir das Bild eine vorzügliche Marine mit eben-
solcher Staffage nennen müssen. — Dettmann's « Hei-
lige Nacht^ leistet an impressionistisch behandelter
Mystik das Höchste. Es zeigt viel schöne Licht-
effekte, ein deutliches Auseinanderhalten der auf
Erden wandelnden Menschen, denen die frohe Bot-
schaft zu teil wird, von den ätherischen Scharen der
heilverkündenden Engel, die in dichtem Gedränge
um die Geburtsstätte des Knäbleins zur Anbetung
versammelt sind. Viel tiefreligiöse Empfindung ver-
rät sich an manchem Orte und ein überwältigendes
Drängen und. Sehnen nach Glauben liegt darin. Der
Erfolg wäre ein ganzer, wenn mehr Liebe auf die
407
Bücherschan.
408
Ausfuhrung verwendet worden wäre. — AdcUbert Kossak's
„Hoch Habshurg' verfehlt in seinen visionären Ge-
stalten österreichischer Krieger aus früheren Jahr-
hunderten die beabsichtigte Wirkung: das sind keine
geträumten Geister, sondern in einer Maskerade mit-
laufende Leute von Fleisch und Blut. Technisch
lässt die Arbeit, wie wir es von Kossak gewohnt
sind, keinen Wunsch über. — Ganz unzureichend
ist Goltz in seiner Dichterweihe. Innere und äußere
Unebenheiten die schwere Menge, welche die geringe
poetische Kraft des Autors zeigen, der in der reali-
stischen Wiedergabe von Genrescenen seine Lorbeeren
finden wird. Nur andeutungsweise: Wie steht es
mit dem warmen Lieht von links und dem kalten
von rechts, wenn im Hintergrunde die Sonne steht —
oder soll es der Mond sein? Und die stumpfe Aus-
druckslosigkeit der Typen! Woher die Passions-
blume in den Händen dieser sehr irdischen Gottin?
RÜD. BOCK
(Schlnas folgt.)
BÜCHERSCHAU.
Grieohische Eunstgesohichte von Heinrich Brunn,
Erstes Buch: Die Anfänge und die älteste deko-
rative Kunst. München, Verlagsanstalt für Kunst
und Wissenschaft (vormals Fr. Bruckmann). 1893.
XIV und 185 S. 8.
Schneller als wir es gehofft, ist auf die , Grie-
chischen Götterideale' des Münchener Jubilars dessen
seit Jahren vorbereitete Kunstgeschichte Griechen-
lands gefolgt. Nur mit Widerstreben — das ent-
nimmt man der Vorrede — hat sich Heinrich Brunn
dazu entschlossen, seine schon vor mehr als zwanzig
Jahren begonnene Arbeit abzuschließen: mitten in
den Gang der Arbeit fielen Schliemann's epoche-
machende Funde, dann die Entdeckungen in Olympia
und Pergamon, endlich die jüngsten Ausgrabungen
auf dem Boden Griechenlands hinein, an deren Ver-
anstaltung Franzosen, Engländer, Amerikaner, Oster-
reicher und Griechen selbst wetteifernd Anteil haben ;
zu dieser fortwährenden Bereicherung des Materials
und der dadurch herbeigeführten Verschiebung der
wissenschaftlichen Standpunkte nehme man Brunn's
eigentümliche Forschernatur, die mehr auf sorgsam er-
wägende Analyse, als auf rasch entscheidende Synthese
gerichtet ist. Niemanden kann es da Wunder nehmen,
wenn er sieht, dass dem Verfasser das endlich denn
doch gebieterisch sich aufdrängende »manum de ta-
bula" nicht leicht geworden ist und dass wir in dem
vorliegenden Buche — wie der Autor sich selbst
ausdrückt — „nicht eine vollständige .und alles er-
Fchöpfende Kunstgeschichte'*, sondern nur die »not-
wendige Unterlage fiir einen Neubau** derselben er-
halten. Es sind in Wirklichkeit eine Reihe von
Detailuntersuchungen feiner und eindringlichster
Art, selbstverständlich mit vollster Herrschaft über
das ganze große Material geführt und von zahlreichen
trefflich gewählten Abbildungen begleitet: für jeden,
der sich in die Tiefen der Kunstentwickelung von
Althellas einweiheil lassen will, die beste nur denk-
bare Unterweisung, dem größeren Pubhkum jedoch
schwer zugänglich.
Das erste Buch des Werkes, das uns bis jetzt
allein vorliegt, lässt von der plastischen Herrlichkeit
der hellenischen Kunst noch nicht viel ahnen. Es be-
handelt nur die Anfänge der Bauthätigkeit und der
dekorativen Künste, für deren bessere Erkenntnis die
letzten zwei Decennien bekanntlich besonders er-
giebig gewesen sind. Die älteste, sagenhafte, vor-
homerische Zeit, für welche die primitivsten Funde
von Mykenae, dann die sogenannten Inselsteine, die
Vasen aus den Gräbern beim Dipylon in Athen und
die Goldbecher von Vaphio als charakteristische
Hauptdenkmäler gelten dürfen, lässt uns bereits das
Ringen eines einheimischen Elementes mit dem
fremden erkennen. Letzteres ist in seinen Grund-
lagen orientalisch und wurde den Griechen über
Phönizien und Kleinasien zugetragen; die Goldbecher
von Vaphio sind die vollendetsten Schöpfungen dieser
Kunstrichtung. Ersteres, das einheimische Wesen,
der Keim des späteren Hellenischen, scheint nord-
griechischen Ursprungs zu sein; es manifestirt sich
in den Vasen des sogenannten „geometrischen Stils**,
und zwar als gegliederter Raum, als organische Form,
als Verbindung verschiedener Gestalten zu einer
Komposition, „nicht nur im Raum^ sondern auch in
der Unterordnung unter einen geistigen Gedanken."
Dieses Prinzip der hellenischen Kunst musste
sich jedoch erst durch innige Durchdringung mit
fremden Anschauungen stärken, bevor es zur vollen
Entwickelung gelangen konnte. Das nächste Stadium
solcher Verflechtung mit äußeren Einflüssen zeigt
uns die Kunst bei Homer. Brunn hat diesem Ge-
genstande bereits vor Jahren eine Spezialanter-
suchung gewidmet Ausführlich legte Heibig die
gesamten Kulturverhältnisse des epischen Zeitalters
in seinem bekannten Buche dar. Die neue Darstel-
lung Brunn's hat beides zur Grundlage und führt
die darauf beruhenden Anschauungen in bestimmterer
Fassung weiter. Für die Technik der homerischen
Schilde bieten ihm die in Mykenae gefundenen Dolch-
klingen, für die Komposition und den Stil der konzen-
trischen Reliefstreifen an den Schilden die norditalie-
409
Nekrologe. — Personalnachriohten. — Denkmäler. — Sammlungen imd Ausstellungen.
410
nischen Situlae die erwünschten Anhaltspunkte. Dabei
wird der Fortschritt von dem poetischen Realismus
des homerischen Schildes des Achill zu den Anfangen
mythologischer Darstellung, auf dem Hesiodischen
Schilde des Herakles entsprechend gewürdigt. —
Eine besonders wichtige, an mannigfachen neuen
und überraschenden Perspektiven reiche Abhandlung
ist das Kapitel über die Erstarkung des hellenischen
Geistes gegenüber den fremden Einflüssen. Hier
wird zunächst Phönizien in seiner ausschließlich ver-
mittelnden Stellung auf das richtige Maß von
Bedeutung zurückgeführt und Assyrien gegenüber
sogar die Bückwirkung des Hellenentums auf den
Stil der Bildwerke von Kujundschik mit sehr beach-
tenswerten Gründen behauptet. Vortrefflich ist die
daran geknüpfte Analyse der Funde von Gypern.
In ihrer bunten Mannigfaltigkeit und Stilmischerei
weist Brunn das Siegreiche Hervorbrechen hellenischer
Kunst nach und legt vornehmlich an dem Herakles-
relief von Golgoi schlagend die Hellenisirung assy-
rischer Vorbilder dar. — Einen Hauptabschnitt des
letzten Kapitels bildet die geistige Rekonstruktion
des Thrones von Amyklae und des Kypseloskastens.
In der Ausstattung des letzteren sehen wir das, was
am Schilde des Hesiod als Keim hervortrat, zur
vollen Blüte gediehen: die Sagenwelt der Hellenen
hat sich der bildnerischen Phantasie bemächtigt
Damit war die poetische Grundlage für die eigentlich
hellenische Kunst gewonnen.
Brunn hofft die weiteren Bücher, welche uns aus
der Vorhalle in das innere Heiligtum des großen
Kunstvolkes fahren sollen, in nicht zu langen
Zwischenräumen vollenden zu können. Mögen ihm
alle guten Geister dabei zur Seite stehen!
C V. L.
— Im Verlage von M, Ridil in Leipzig ist bereits in
zweiter Auflage ein Werk: „Die Wappen der wichtigsten
Städte Europas** erschienen. Die Tafeln bringen in treff-
licher &rbiger Reproduktion und historischer Treue die
Wappen von 192 Städten Europas.
NEKROLOGE.
%* Der Münchener Porträtmaler Max Qudden^ ein Sohn
des mit König Ludwig IL umgekommenen Obermedizinalrats
Dr. von Gudden, ist Anfang Mai im Alter von 35 Jahren
gestorben.
PERSONALNACHRICHTEN.
*45* Dem Bildhauer Otto Geyer^ Dozenten an der Tech-
nischen Hochschule in Berlin, ist das Prädikat Professor
beigelegt worden.
DENKMÄLER.
*,i5* Das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Ems, das letzte
vollendete Werk des jüngst verstorbenen Berliner Bildhauers
Prof. Paul Otto^ ist am 7. Mai enthüllt worden. Es stellt
den Kaiser in Civilkleidern dar, die er während seines
häufigen Kuraufenthalts in Ems zu tragen liebte. Die in
etwas über Lebensgröße gehaltene Figur, die in weißem
carrarischen Marmor ausgeführt ist, steht auf einem Sockel
von rötlichem Gi-anit. Die beiden Seiten des Sockels sind mit
zwei Bronze-Reliefs geschmückt, von denen das eine den
Kaiser, von seinem Generaladjutanten Grafen Lehndorfi' und
Leibarzt Dr. von Lauer begleitet, am Brunnen darstellt,
während das andere an die Begegnung des Kaisers mit dem
Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem Prinzen Wilhelm
in Ems (6. Juli 1885] erinnert
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
— nn. Düsseldorf, In der Kunsthalle ist seit kurzem
neben dem F. Röber'schen Cyklus ein großes Gemälde von
Professor Peter Janssen zur Aufstellung gelangt. Es ist für die
städtische Galerie von Hen-n Weiler als Geschenk bestimmt
und behandelt ein geschichtliches Ereignis, welches für die
Stadt Düsseldorf von besonderer Bedeutung geworden: „Die
Schlacht hei Worringen". Sie wurde im Jahre 1288 als eine der
blutigsten Schlachten des Mittelalters zwischen Siegfried, Erz-
bischof von Köln, und Herzog Johann von Brabant ausge-
fochten. Durch das Eingreifen der l>ergischen Landleute wui*de
die für den Herzog Johann schon verloren geglaubte Schlacht
gewonnen und der Erzbischof Siegfried gefangen genommen.
In dankbarer Erinnerung an diesen Sieg erhob Graf Adolf
von Berg Düsseldorf zur Stadt. Professor Janssen hat den
Moment dargestellt, in welchem der Mönch Walter Dodde
durch seine feurige Ansprache das bergische Landvolk zum
Eingi-eifen in die Schlacht begeistert. Das Bild ist energisch
in der Komposition, kräftig und gesund in der Farbe und
mit technischer Meisterschaft durchgeführt. Daneben ist
eine Kollektion kleiner Gouachebilder von Professor Ernst
Röber (Bnider von F. Röber) und der ganze Nachlass von
Studien in öl und Aquai-ell des im vorigen Jahre verstorbe-
nen norwegischen Malers Vincent St. Lerche ausgestellt,
welcher fast sein ganzes Leben in Düsseldorf zugebracht
hat. Unter den E. Röber'schen Bildern sind einige stark
„böcklinisirt", andere wieder originell und schwungvoll und
von reizvoller Stimmung. So der Kampf zweier Tritonen
um einige am Gestade des Ufers liegende Weiber imd der
Überfall einer Meerfrau durch einen Satyr, der sie am langen
goldenen Haare gepackt hat, in dem Augenblick, wo sie
sich in ihr nasses Element stürzen will. — Die drei Putten,
welche mit neugierigem Staunen einen Pfeil Amor's betrach-
ten, mit dem der Schalk sechs rote liebeskranke Herzen
durchschossen hat, ist auch ein mit liebenswürdigem Humor
behandeltes Blättchen. Die Technik ist durchweg flott und
es zeigt sich auch hier dasselbe Gefühl fBr Schwung und
Bewegung, welches die großen Kompositionen von Fritz
Röber auszeichnet. — Drei Porträts in Gouache sind lebendig
und ähnlich. — Die Lerche- Ausstellung zeigt wieder einmal
recht deutlich, wie viel bedeutender und interessanter die
Naturstudien und Skizzen beL manchen Malern sind und
wirklich bleibenderen Wert haben, als ihre fertigen Bilder.
Unter den Aquarellen von Interieurs aus allen möglichen
Schlössern, Bibliotheken, Küchen und Kellern sind feine,
prächtige koloristische Stücke. Die Technik des Aquarells
hat der leider zu früh verstorbene Künstler in meisterhafter
Weise beherrscht.
Zu Ehren des Marine- und I^ndscfuiflsmalers Prof,
Hermann Eschke in Berlin, der am (5. Mai seinen 70. Ge-
bui-t^ta«? gefeiert hat, haben seine Schüler bei Schulte eine
Ausstellung veranstaltet, um dem großen Publikum eine
411
Yermiflchtes. — Vom Ennstmurki.
412
Vorstellung davon zu gebeD, was die Berliner Malerei dem
„Atelier Escbke** verdankt Als Schüler des Begründers der
Berliner Marinemalerei, Kranse, hat fischke durch Studien
in Paris, vornehmlich aber durch Studien nach der nordischen
Natur, die er seit 1860 durch h&nfige Reisen gründlich kennen
lernte, diesen Zweig der Malerei vom Dilettantismus eigentlich
erst zur Kunst erhoben und zu einer Zeit, wo an der Berliner
Kunstakademie wenig oder gar nichts zu lernen war, Talente
herangebildet, die heute zu den ersten Meistern der Berliner
Landschafts- und Marinemalerei gehören Aus ihrer Zahl
heben wir in erster Linie Ernst Kömer, L. Doiixette, Felix
Possart, Carl Saltzmann, Hans Schleich und JUchard Es^tke,
einen Sohn des Meisters, hervor, deren Gemälde und Studien
auch den Glanzpunkt der Ausstellung bilden. AuAer ihnen
haben sich noch Franx und Wilhelm Bombaeh, K, Diclitx,
M, Erdmann, Georg Hesse, August Koepsel, Albert Lahde und
Fritx Sturm an der Ausstellung beteiligt. Damit ist die
Zahl der Schüler Eschke's aber noch nicht erschöpft. Aach Paul
Flickel, der Architekturmaler H. Hartmann und der frühere
Opernsänger A, Fricke gehören zu den Schülern Eschke's,
die ihrer Dankbarkeit im Verein mit Douzette, Saltsmann,
Kömer, Schleich, Possart, Dielitz und Sturm durch Bemalung
einer Palette mit charakteristischen Proben ihrer Spezialität
Ausdruck gegeben haben.
A. R Die große Berliner Kunstausstellung ist am 14. Mai,
vormittags^ 11^ Uhr, durch den Prinzen Friedrich Leopold
von Preuften in Vertretung des Kaisers feierlich eröffnet
worden. Sie ist die erste, die unter der neuen Organisation
stattfindet, nach der die Veranstaltung der Kunstausstellun-
gen fortan von der Gesamtheit der Berliner Künstlerscbaft,
d. h. von der Genossenschaft der Mitglieder der KgL Aka-
demie der Künste und dem Verein Berliner Künstler Über-
nommen wird. Damit haben die sogenannten „akademischen
Kunstausstellungen", die während eines Zeitraums von 107
Jahren bestanden haben, aufgehört. Durch die neue Orga-
nisation ist ein freierer Zug in die Verwaltung und Leitung
der Ausstellung hineingekommen, der sich zunächst darin
offenbart hat, dass den Münchener Sezession ist en eigene Aus-
stellungsräume zur Verfügung gestellt worden sind und das
Recht einer eigenen Jury gewährt worden ist. Die Befürch-
tungen, die man an das Auftreten der Sezessionisten in
Berlin geknüpft hatte, haben sich nur zum geringen Teile
bestätigt Es fehlt zwar in der Münchener Ausstellung nicht
an naturalistischen und impressionistischen Ausschreitungen;
aber der Gesamteindmck ist doch bei weitem erfreulicher^
als man erwartet hatte. Selbst F. v, Uhde hat sich in dem
Bildnis des eine Rolle studirenden Münchener Schauspielers
Wohlmuth eine Mäßigung auferlegt, die man leider in seinen
letzten Werken allzu häufig vermisst hatte. Wertvoll ist,
dass sich im Gefolge der Münchener auch einige franzö-
sische Künstler, darunter Dagnan-Brniveret mit einer Ma-
donna, eingefiinden haben. Im übrigen ist die Beteiligung
ausländischer Künstler sehr gering, und selbst einige der
hervorragendsten unter den einheimischen — wir nennen
nur Menzel, A. v. Werner und B. Begas — haben ihre Teil-
nahme an der ersten Ausstellung neuer Ordnung versagt
Es müsste denn sein, dass noch, wie es in früheren Jahren
geschehen ist, einige Nachzügler zu erwarten sind. Sonst
ist die Ausstellung, trotzdem dass die Jury ihres Amtes un-
barmherzig gewaltet hat — u. a. sind die von Munch ein-
gesandten Bilder zurückgewiesen worden — , überaus reich
beschickt Der Katalog, der wiederum im Verlage von
R Schuster in zwei, diesmal glücklicherweise nicht mit Inse-
raten beschwerten Ausgaben erschienen ist, in einer großen,
mit 208 Abbildungen versehenen und einer kleinen für den
Elandgebrauch, führt 2452 Nummern auf, von denen 1725
Ölgemälde, 380 Aquarelle und Zeichnungen, 60 gn^hisebe
Arbeiten, 251 Werke der Plastik und 35 architektonische
Entwürfe und Abbildungen ausgeführter Bauten sind. In
Bezug auf die Qualität der gebotenen Leistungen hat, wie
im vorigen Jahre, wieder die Plastik das Übergewicht, na-
mentlich in monumentalen Schöpfungen, unter denen die
Denkmäler Kaiser Wilhelm's I. fQr £lbei*feld und Mannheim
von O. Eberlein und für Bremen von It. Baencald und das
kolossale Standbild des Fürsten Blücher für Caub von
F, Schaper die ersten Stellen einnehmen. In der Malerei ist,
wie seit langen Jahren schon, das Bildnis und die Land-
schaft am besten und reichsten vertreten. Die Genremalerei
geht immer mehr zurück, und die Erinnerung an die Ge-
schichtsmalerei groften Stils wird eigentlich nur noch durch
das bereits hier erwähnte Gemälde von Pe4er Janssen „Der
Mönch Walther Dodde und die Bergiächen Bauern vor ihrem
entscheidenden Eingreifen in die Schlacht bei Worringen
1288" und durch W, Simmler's „Fahrt des Großen Kur-
fürsten über das Haff*', eine Wiederholung seines im Ber-
liner Zeughause ausgeführten Wandgemäldes, rege erhalten.
VERMISCHTES.
*^* Ein Gemälde von A, Dürer, ein tceiblieher Studien^
köpf von orientalischem Typtis, der wahrscheinlich während
Dürer*s Aufenthalt in Venedig gemalt worden ist, hat, wie
der „Vossischen Zeitung" geschrieben wird, Direktor Dr.
W. Bode fär die Berliner Gemäldegalerie in London von
dem Kunsthändler Gooden gekauft. Die Maße des Bildes
sind 11 Zoll zu 8 Zoll. Der Rahmen trägt das Wappen der
FrescobEildini , einer Florentiner Patrizierfamilie, aus deren
Besitz das Gemälde vermutlich nach England gelangt ist
Hier befand es sich sehr lange im Besitz einer Familie Chol-
mondelejs in Shropshire, ohne dass die englische Kunstwelt
von dem Schatz wusste. Der Kunsthändler Gooden, der es
dort auffand, bot es der National Gallery an, aber bevor
der schwerföllige Verwaltungsapparat in Bewegung gesetzt
werden konnte, hatte Bode das Bild gesehen und sofort —
wie es heißt, für 22 000 M. — erstanden.
H. A. L. Robert Diex, der Urheber der famosen Brunnen-
statue des Gänsediebes auf dem Ferdinandplatze in Dresden-
Altstadt, hat Mitte April das Modell zu dem zweiten für
den Albertplatz in Neustadt bestimmten Monumentalbrunnen
vollendet. Während der erste bereits in Bronze gegossene
Brunnen das ruhige Wasser schildert, soll der zweite das
bewegte Wasser darstellen. Leider bat eine öffentliche Aus-
stellung des Modells nicht stattgefunden, so dass wir aus
eigener Anschauung darüber nicht berichten können. In-
dessen lautet das Urteil der wenigen, die das Modell gesehen
haben, übereinstimmend günstig, so dass man auf die öffent-
liche Ausstellung des Werkes nach Vollendung des Gusses
gespannt sein darf.
VOM KUNSTMARKT.
Berlin. Die Kunsthandlung von Amsler u, Ruthardt
hält am 12. Juni und an den folgenden Tagen ihre XX XXV.
Kupferstichauktion ab. Es kommt die sehr reichhaltige
Sammlung des zu Bremen verstorbenen Herrn L. H. Storck
zur Versteigerung. Sie enthält: Kupferstiche, Radirungen,
Holzschnitte alter Meister; Schabkunstblatter und Farben-
drucke des XVI II. Jahrhunderts; Linienstiche, Radirungen
und Lithographieen von Künstlern unseres Jahrhunderts;
Russica, Historienblätter, Städteansichten; Bucher Über Kunst,
41S
Vom Eunstmarkt — Berichti^fvmg. — Zdtachriften. — Inserate.
414
Galeriewerke, Lexika, Bartsch und Robert Dumesnil, Le
peintte graveur, Nagler's Künetler-Lezikon u. 8. w.
%* Die Versteigerung der Spitxer' selten. Sammlung in
Paris hat in den Tagen vom 24. bis 28. April 1 760 965 Frk.
ergeben, so dass sich der Gesamtertrag der ersten sehn Tage
auf 3731540 Frk. beläait Beim Beginn der zweiten Woche
(Sonnabend und Sonntag werden keine Versteigerungen ab-
gehalten) ha^ Obrigens der £ifer der Teilnehmer, sich gegen-
seitig SU überbieteui erheblich nachgelassen. Man ist allm&hlich
dahinter gekommen, dass die Versteigerung mit großem
Raffinement in Scene gesetet worden ist* indem an den ersten
Tagen die Glanzstücke aus allen Abteilangen zum Ausgebet
gelangt sind, und dass viele Stücke mehr oder minder
geschickt restaurirt sind. Immerhin sind auch in d«r sweiten
Woche enortne Preise gesahlt worden. So ist x. B. ein
spanischer Sattel aus geschnitztem Elfenbein (13. Jahrh.), das
Hauptstüok der Elfenbein- Abteilung, vom Louvre-Museum für
85 000 f^rk. angekauft worden.
%* Bilderpreise in London, Bei der Versteigerung der
Lord Glifden^schen Sammlung von Gemälden alter Meister^
die Anflmg Mai bei Christie stattfiind, erzielte Rembrandt's
„FVau des Bürgermeistei-s SijL'* 7035 Pfd. 10 Sh. und das
SeitensUlck daeu: „Der Bürgermeister Six**, 5775 Pfd., Velas-
quez' „Marianne von Osterreich'' 4305 Pfd., desselben Malers
„Isabella ton Bourbon'' 2625 Pfd.; Sir Joshua Reynolds^
Portrat der Lady Caroline Piice 3885 Pfd. und Gains-
boroogh^s Portr&t der Lady Can- 1249 Pfd. 10 Sh.
— ^ Soeben ist der Kunstlagerkatalog Nr. lOG der Buch-
handlung von Ä, Tietmeyer in Leipzig erschienen. Er
enthält in 935 Nummern Kupferstiche, Bolzschnitte und
FiATbendmcke. Die demnBxshst erscheinenden Kataloge Nr. 107
und 108 Werden die Fortsetzung bringen. Die Sammlung ent-
hält viele wertvolle und seltene Abdrücke.
Köln a. Rh, Vom 29. Mai bis 3. Juni bringt J. M, Heberle
(H. Lempert« S5hne) die II. Serie der Kunst-Sammlung des
Museums Christian Hammer in Stockholm. Sie enthalt:
Töpfereien, Mi^oliken, Fayencen, daiunter namentlich schwe-
dische, Porzellane, Arbeiten in Glas, Elfenbein und Email,
Arbeiten in Gold und Silber, in Bronze, Eisen und Zinn,
Textilarbeiten, Arbeiten in Stein, Schildpatt, PelrlmutiBr,
Bernstein etc., Arbeiten in Holz, Möbel und Einrichtungs-
gegenstände, Miniaturen und Gemälde; die Sammlung del:
Musikinstrumente.
BERICHTIGUNG.
In Nr. 24 der Kunstchronik, Spalte 390, Zeile 8 v. u. lies
,)niigend8*' anstatt „reisend**.
ZEITSCHRIFTEN
AiiKeigerdesCIftrmaiiiseheliKatioiialiiiageniiis. 1898. Nr.S.
Eine Karte von ^ianderii vom Jahre 1588. Von E. TrAser. —
aeBohwoMnenbach der Klirtiber^r Barbierer und Wtmd&rzte.
Voa H. BAsoh. -- Der Todestag des Malers Oeot« Penz. Von
g. Bös oh. — KataloR der im GennaiüBOhen- Mnstoam befind-
chen Gem&lde. S. Aimige.
ChristUokeB Knnstblatt 18M« Nr. 4.
Es ist voUbmoht. — Znsi neaen Dogma im Kirohenbaa. — Die
Fraaenkiz€he zu Dresden. — Ans Dr. Otters Leben. ~ Orpheus
in der altchristliohen Kunst. — Hurillo. — Gottlob Heinrich
Eapp.
Die Kunst fttr Alle. 1892/93. Heft 16. ^
Die Ent^viokelung der schönen Künste in den Vereiniglea Staaten
von Kordamerika. (Fortseta.) Vott tL Köhler. — DiS 8t. Jahres-
ausstellung im Wiener Ktthstleniattse. (Sohluss.) — Aus rbmi-
schen Ateuen.
Cfaiette des Beanx-lrts. 1. Mal 189S. Nr. itU
La Bculpture Floren tine au XIV. et au XY. siöole. I. Von M. Rey-
mond. — Le mssöe de Frede. lY. Les Cooles du Nord: les pri-
mtUnk Von R. Hymatis. — Le scolpteur Claude Michel dil
Clodion. III. Von J. J. Guiffrey. — Claudius Popelin et la
Renaissance des £mauz peints. I. Von L. Falize. -> Reynolds
eil Italie. L von L. Dimieri
I'lrt Nr. 696. 1. Mid 1898.
La com6die d'aujourd'hi^. Von Lkomme. — La HoUakide des
Ostades. Von M. v. d. wiele. — Onzi^me exposition annuelle
de la Royal Society of Painter-Etchers. Yoh F. Buhot. — Le
oent-onfti^e salon de Paris et le cent-vlngt-etnqui^me salon de
Londres. Von P. L e r e 1.
Archirio Storioo delP AHe. Jahrgtaiig YL Mftnt-lpHl
1898. Heft 2.
Una tavola in bronzo di Andrea del YenfOcohIo rappreseatents
la Deposisione nella chiesa del Carmtne in Venezia. Von W.
Bode. — Lttigi Cai»poni da Milano, soaltore. Von D. Geölt. —
Copie tedesche in rame Italiane esegrtlte nel secoio XV. Voi
B. Lehrs. ~ II libio di sehitEi d'un pittore olandese liel Museo
di Stuttgart. Von C. de Fabriczy.
■ta^i^
Inserate«
Cremälde alter Jüeister»
Der Unterzeichnete kana stets hervorragende Originale alter Meister, TonttgHch der
niederländischen Schale, vermittelt aufs schnellste nnd sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlungen nnd übernimmt Aufträge nlr alle gri^fieren
tiemaldeattktio&en des In- und Auslandes.
Berlin W.,
Potsdamerstraße 3. [579]
Josttf TL SehalL
Gemäldesaal in Frankfurt a.Me
Aasstellnngen und Auktionen von GemUden, Antiquitäten nnd Konstgegen*
ständen. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Frankfurt a* M», Kunstauktionsgeschäil, gegr. 18G9. (468]
Verlag von B. A. S^eeinanii in ]jeipzl(g.
Heisterwerke der Casseler fialerie. g^rSHiIÄffiSS
▼on Dr. 0. ElBenmann, Direktor des Museums in Cassel. 1886. £1^. geb.
20 M.} Ausgabe auf chinesischem Papier geb. mit Goldschnitt 25 M.
AlbBiB der Brannschwelger Galerie, vn«S^ndT\iSm. St
illustrirtem Text von Dr. R. Graul. 1888. eleg. geb. 15 M.; mit Kupfern
auf chines. Papier geb. 20 M.
Oeljgemäidt
Verlag von £• A« Seemann in Leipsi^^
Soeben ist erschienen als Kr. 21 del:
Beiträge nr Ennetgeecliichte, Neue
Folge:
Wendel Dietterlin,
Maler von Straßborg.
Ein Beitrag aar Geschichte
der deutschen Kunst in der sweiten
Hälfte des 16. Jahrhiinderis
voa
KUH OhA^sUri^.
Mit einem Titelbilde. Broach. 2 M.
wm
mmm
415
laaerate.
416
Gemälde moderner und alter Meister,
anch Aquarelle, ersten Ranges kauft und fibemimmt zum Verkauf, sowohl
einsein als in ganzen Sammlungen die KunsthaDdlung von
[698] Th. Salomon, Berlin W.^ Friedrichstr. 168.
Bten
Montag^, den 12. Juni Jttei^nn unserer 45
n. Abteilang der yon HGITfl L H« StOrck hinterlassenen wertvollen Kunstsammlung.
No. I — 2894; Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte alter Meister des XV. bis
XVII. Jhrbdts.; Schabkunstblätter und Farbendrucke englischer und franzö-
sischer Meister des XVIII. Jhrhdts., Städteansichten, Flugblätter, Spottbilder,
Militaria, Trachten, Sport, Historische Bildnisse und Begebenheiten, reich-
haltige Convolute , Kupferstiche zum Wandschmuck nach Gemälden von
Raphael, Tizian, Leonardo da Vinci, Correggio, Reni, Rubens, Van Dyck,
Berghem, Claude, Ruysdael u. A. [696]
No. 2S95 — 3030: Bücher über Kunst, Monographien, Lexika, Galerie- und Pracht-
werke, darunter: Nagler, Allgemeines Künstlerlexikon, Bartsch, Le peintre-
graveur u. A.
Kataloge versenden franko gegen Empfang von 50 Pfg. in Briefmarken.
Amsler & Ruthardt
BERLIN W.
Behrenstr. S9i., I. Etoce.
Verstei^enuis
des Museums Christian Hammer, Stockholm.
1. Die JBlluistsamiiilanc IL Serie: Töpfereien, Mapoliken,
Fayencen, darunter namentlich schwedische Porzellane, Arbeiten in Glas,
Elfenbein und Email, Gold und Silber, Bronze, Eisen und Zinn, Stein,
Schildpatt etc., Feztilarbeiten, MGbel- und Einrichtungsgegenstilnde, Minia-
turen etc. etc. 1323 Nummern.
ft. Die reichlialtlige Sl^ammlanig der Maslk-Instm-
mente. 211 Nummern.
Terstelc^erim«: In Kttln, den %%. Hai bis 3. JnnI 1893.
[698] Preis des illustrirten Katalogs M. 5:--.
J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) in KSln.
Kunst-Auktion von C. G. Boerner in Leipzig.
Donnerstag j den 1. Juni 1893.
Kupferstiche und Badirungen
alter und neuer Meister,
Werke von J. F. Bause, J. G. Wille und J. E. Ridinger.
Kataloge gratis zu bezieben von der
Kunsthandlung von C. G. Boerner in Leipzig,
lliirnberfl:erstra90e 44*
Für Kunstfreunde.
unser KstAlor für lfi91t.9n ist «r-
soldendii. Derselbe hat an ÜbsruohtUohkeit
sowie an Y ornefamheit der Ausstattani; wesent-
lich gtwonnen and enth&H eine dicroh Tiele
Ulutrstloaea geschmückte Übeisicht ttber
unsere Beprodutlonea nach QesUUiea alter
und nodemer Meister reUgidsen, Mtriotiseliwi,
klsterlsehea u. sjrtkolof liehen Inhaltes ; 6eare>
bUier, 4äg4- und Spertbilier, Lanisehaften
und Seestaeke. Der Katalog wird gegen Sia-
eendnag tob 60 Pf^. (fttrs Inland), ▼«■ 80 Pl^.
(Ars Ausland), in Briefionarkea fraake sa-
gesendet. [680]
Photognt*apUsche Gesellschaft,
Berlin.
3>euUeAe
XonAurrenjen.
Eine Sammlung
interessanter Entwürfe aus den Wett-
bewerben deutscher Architekten, heraus-
gegeben von A. NenmeiBter u. KHiberle,
Architekten und Professoren in Karlsruhe.
Der I. Jahrgang (1892—93) hat
folgenden Inhalt:
1. BathauB für Pforsheim.
2. BathauB f. Flauen-Dresden.
8. Museum für Flenaburg.
4. Evangel. Kirohe für Breslau
und für 8t. Johann.
5. Villa für Halle.
6. Evangel.Eirohe für Aachen.
7—9. Bahnhofsgebäude für
Dresden.
10. EvangeL Kirche f. Pforsheim.
11. u. 12. Beamtenwohnhftuser
für Stuttgart.
Vom n. Jahrgang 1893 — 94,
begonnen Mitte April) ist erschienen:
1. Stadtbibliothek für Bremen.
2. Synagoge für Königsberg.
8. Provinsialmuseum f. Berlin.
In Vorbereitung befinden sich:
Geschäftshaus für Dresden. •
Evangel. Kirche für Ghemnits.
Arbeiterwohnungen für Essen
a. d. 'B.
Gymnasium für Frankfurt a.M.
Jedes. Heft von 32 Seiten mit 50 — üO
Abbildungen kostet jä 1.80,
im Abonnement Ji 1.20.
Den Heilen werden für die Folge
aufier dem zugehörigen Texte (Programm,
Urteil des Preisgerichts etc.) noch
Konkurrenz -Nachrichten
beigegeben, in denen Ober die neu aus-
geschriebenen, sowie über die erledigten
Wettbewerbe eine Obersicht geboten
wird.
lab alt: Die JahresaassteUung im Wiener Ktinstlerhause. (Fortsetzung.) ~ H. Brunn: Griechische Kunstgeschichte; M. Ruhl : Die Wappen
der wichtigsten Städte Europas. — M. Guddeu f. — 0. Geyer. — Kaiser Wilhelmsdenkmal in Ems. — Ausstellung in der Kunst-
halle in Dusseldorf; Eschke - Ausstellung in Berlin; Eröffnung der großen Berliner Kunstausstellung. — Neue Erwerbung eines
KQr die Redaktion vci-antwoi-t.Uch Arixir Seemann, — Druck von August Pries ia Leip^g.
(^ f ^ \
i :>•
O 1
ms
a>^^
\
KUNST
RONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBEE:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN SW.
Bensasse 68. Teltowentrasee 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 26. 25. Mal
Die Kunstchronik erscheint &!« BeibUtt zur ^ZeiUchrift für bildende Kunst" und «um „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, In den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaast 88 Nummern. Die Abonnenten der „ZeiU«
Schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gew&hr. Inserate, k 80 Pf. für die dreispaltige PetitEeile, nehmen auBer der Yerlagshand«
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasensteln U Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.
Reihe ausgezeichneter heimischer Kräfte, so unser
großer Farbensymphoniker Boheri Rußj der seiner
Überraschenden „Felseneinsiedelei von San Bomedio*'
eine wirklich dem Feiertagsgedanken des Bildes an-
gepasste, lebendig einherschreitende Staffiere in einer
Procession gab, die aus dem Nebel des Hintergrundes
kommend, vortrefflich in die sonnige Herrlichkeit
des Vordergrundes mit dem goldig glänzenden Baum
passt; auch äein „Markt von EoUmann" verdient in
dieser Beziehung größte Anerkennung. Das gleiche
gilt von Adolf Kauf man mit seinen gutbeobachteten
„Winterabenden", Hlavadek mit seinen Veduten,
Darnaut mit seinen mährischen Landschaften, Canal
mit seiner riesengroß gedachten holländischen Fluss-
landschaft, Düscheiner^ der immer impressionistischer
wird, von Tina Blau, die noch immer den Prater
— heuer ein wenig zu grün — malt, und Zetsohe^
der schön breit angelegte Neckarbilder brachte.
Hierher zu den unbedingten Anhängern der Oltech-
nik schwören auch die beiden Achenbach, von denen
Oswald zum mindesten durch seine Gedankenfrische
modemer empfindet; er ist durch einige meisterhaft
koloristische Schilderungen aus Mittel-Italien —
Grabmal der Caecilia Metella, Ansichten von Ischia
in Abendlicht u. a. vertreten, — ist ein vorzüglicher
realistischer Beobachter, der uns keinen ewig blauen
Himmel Italiens vorlügt, sondern auch neblige
Wolken- und Dunstschwaden malt, wie Merkel- auf
seiner sonnenduftigen grauen Ansicht der Engels-
burg mit St. Peter im Hintergrund und dem Tiber
zur Linken. Als intimer Naturbeobachter stellt
sich Flickel vor mit seinem sumpfigen Wald-
iniiern; der Pleinairist Kalhnorgen ergiebt sich beson-
DIE JAHRES-AUSSTELLUNG IM WIENER
KÜNSTLERHAUSE.
(Scblass.)
Bevor wir zur Besprechung der Landschaft über-
gehen, müssen wir vorausschicken, dass das Aquarell
ein immer größeres Gebiet erobert, und mit Vor-
teil und bleibendem Erfolge mit dem Ol gerade auf
diesem Gebiete in glücklichste Konkurrenz getreten
ist. Es hat das Ölbild an Kraft und Sättigung
nicht nur erreicht, sondern auch vor diesem noch
den Vorteil einer größeren Natürlichkeit in der be-
absichtigten Wirkung voraus. Dies beweisen seit einer
schönen Reihe von Jahren unser Rudolf AU, der
Münchener Bartels, der Dresdener Oekme, unsere
Bemi, Darnaut u. v. a. Alt wird, abgesehen von einem
öfter etwas konventionellen Blau in den Schatten,
von Jahr zu Jahr überzeugender in Farbe und Form;
seine künstlerische Verwandtschaft mit Menzel drängt
sich immer mehr auf; dies beweisen seine „Fass-
*
ziehergasse am Neubau*, das Innere der Gasteiner
Niklaskirche und seine reich detaillirten Landschaften.
Bartels hat in seiner „Sturmflut" die Meisterleistung
in Aquarell auf der heurigen Ausstellung im großen
Maßstabe geliefert. Ihm reiht sich als kräftiger
Farbengeber Ernst Ochmc an mit seinen Vorarlberger-
scenen und Hermann Baisch, eine massiva Kraft,
die ihresgleichen sucht in der Vereinigung von
Landschaft und Tierstück in beiden Mal weisen. Ghiesel
ist als Aquarellist ein stimmungsvoller Laganenmaler.
Bemt pflegt wie bisher mit großem Glücke die
Vedute. — Nur der Ölfarbe ergeben, mit der sie
ihre schönsten Effekte erzielt, arbeitet eine ganze
419
Die Jahresansstellimg im Wiener Künstlerliause.
420
ders in seinen „Mähern", in denen die Schwüle des
Tages, das Zittern der heißen Luft tüchtig ge-
kennzeichnet ist, ganz der Wiedergabe eines kurzen
Eindrucks. Außerordentlich farbenkräftig und wahr ist
Douxette in seinen Mondlandschaften, die vor allen
ähnlichen Bildern auffallen. — Ein interessantes und
vielversprechendes Talent ist Theodor Härmann, der
in seinen Waldinterieurs und selbst in Winterland-
schaften ganze Farbenbrände anstiftet; er zeigt
manchen schroffen Gegensatz zu den Modernen und
ist doch ganz modern in der Aufrichtigkeit seiner
starken Empfindung, die er rücksichtslos wiedergiebt.
Hoffentlich lässt seine künstlerische Klärung nicht
lange auf sich warten. — Die Marine vertritt Han^
Oude am besten: die Weite des Meeres und die
Größe des Himmels giebt sein Pinsel vortrefflich in
seinem Bilde aus den norwegischen Scheeren wieder.
— Als tüchtige Landschafter, wie dies in der Natur
der Sache liegt, zeigt sich uns eine Anzahl an-
erkannter Tiermaler der älteren und neueren Rich-
tung, so WeisJiaupt, der das flimmernde Licht auf
der Weide am Bach und das Gewimmel der Kühe
glücklich trifft, Lins, der starke Impressionist , der
eine Gansherde sehr humoristisch konterfeit; doch
möchten wir auch von ihm wieder intimer Gearbei-
tetes sehen; Thiele mit seinen Winterscenen und
endlich der markige Friese, der sich auf einer
preußischen Heide mit einem Schaufelhirsch ebenso-
gut zurechtfindet, wie mit dem Löwenpaar in der
Berberei.
Den Übergang von den Landschaftern zu den
Blumenmalern vermittelt der in Paris gebildete
Ribarx; er versteht es, jede Pflanze mit einem Stück
der sie charakterisirenden Landschaft zu umgeben,
was ihm besonders geschmackvoll in seiner piris*'
gelungen ist; diese Richtung wird Schule machen.
Olga Wisinger-Florian hat einen großen, seit fast drei
Jahren vorbereiteten Cyklus „Die Monate" aus-
gestellt, der, ohne Anspruch auf Komposition zu
machen, die bekannte Meisterschaft der Künstlerin
in der Wiedergabe eines Ausschnittes aus der Natur
glänzend zeigt, so besonders in den blütenschweren
Zweigen des März-April, dem Juli-August mit ihren
Garben und dem Mohn, im Allerheiligen- und Winter-
bild und in dem fein der Natur abgelauschten Er-
wachen der ersten Blüten. — Ein vorzügliches Bild
hat der Schüler des unvergesslichen Schindler, Carl
Moll, in seinem von blühenden Blumenstöcken aller
Farben geschmückten Fenster, das von einem Streif-
licht getroffen wird, ausgestellt. Ein ähnliches
Sujet in einfacherer Lösung brachte Marie Hermann,
Gegen die Vorjahre tritt an Zahl das StiUUhen
bedeutend zurück. Durch große Wahrheit zeichnet
sich in diesem Fache Charlotte Hampel und beson-
ders J. F. Carstens aus, dem das Stoffliche der Me-
talle vorzüglich gelingt. Der hochbegabte Adam
Kunz zeigt uns die Natur leider immer mehr unter
einer Patinakruste eines alten nachgedunkelten
Schmökers. Wozu eine solche Brille? Camiüa
Friedländer und Schödl frappiren durch ihre spitz-
pinseUgen Mikromalereien immer wieder aufs neue
durch ihren Bienenfleiß und ihre, sagen wir, engel-
hafte Geduld, bei allem Mangel an künstlerischen
Gedanken.
Wir haben nur noch wenige Worte der an Zahl
recht bescheiden vertretenen Architekturzeichnung
zu widmen. Unseren Architekten möchten wir nicht
nur in ihrem, sondern auch in Absicht auf das wohl-
verstandene Interesse des Publikums raten, etwas
aufdringlicher zu sein. Es sollte keine Jahresausstel-
lung geben, auf der uns nicht wenigstens in einem
größeren Saale die Architektur allein von ihrer
wichtigen Thätigkeit erzählt — Heuer freuen wir
uns, Neues von Anton Weber, Franz von Krauß
und Hermann Oiesel zu sehen. Krauß stellt den
Entwurf zu einem Waldbrunnen aus, der uns in
seinen romanisirenden Formen wie ein Stück aus
einer Schwind'schen Märchenerzählung anheimelt.
Weber hat ein Projekt für ein Bad in Sophia, in
dem er den römischen Thermen zu einer Renaissance
verhilft. —
Was uns ganz allgemein bei den oft so vor-
züglichen Eindrucksmalern fehlt, ist die Intimität
in der Ausführung, die sich, wir glauben die Zeichen
dafür bereits zu sehen, ganz von selbst in hicht
zu ferner Zeit einstellen wird. Die Kunst hat
wieder das Bedürfnis^ aus dem Breiten in das Tiefe
zu gehen.
Und nun noch ein Wort über die so bald ge-
schlossene Abendausstellung: es muss nicht nur den
ausstellenden Künstler, sondern auch jeden Freund
der Kunst, der auf die weitestgehende Popularisirung
derselben so wie jener Gewicht legt, unangenehm
berührt haben, sofort die Flinte ins Korn werfen zu
sehen nach den ersten Tagen des schlechten Be-
suches. Vielleicht denkt die Leitung darüber nach,
ob an Frühjahrssonntagen Abends überhaupt eine
passende Zeit für großen Besuch ist, und ob denn
eine Krone ö. W. der Eintrittspreis ist, mit dem
man die an Wochentagen zu haranguirenden Massen
heranzieht, und mit dem man die Kunst volkstümlidi
macht — ? RUD. BOOK,
421
Bücherschau. — Eunstlitterahir. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.
422
BÜCHERSCHAU.
Der FagBadengohinnok, Eine Studie von Jtdttis Leisching.
Mit 76 Abb.. Wien, Pest, Leipzig, A. Haxtleben's Verlag.
1893. Gr. 8, 230 S.
Diese „Studie**, wie der Autor seine Arbeit nennt, ist
bei aller Erweiterungsfähigkeit des beweglichen Thema*s in
der vorliegenden Form ein fertiges und in sich abge-
rundetes Ganzes, das nur nach einer Seite hin der Verv^l-
kommnung würdig wäre, ja derselben zu leichterem und
vollem Genüsse unbedingt bedarf: wir meinen nach Seite
einer umfassenderen Detaillirung. Ein so gewaltiger Block
verlangt mehr Gliederung, wenn er nicht unbezwinglich er-
scheinen soll. Die Studie erscheint uns wie eine litterarische
Verkörperung der wohlgefOgten antiken Stadtmauern, die
aus einem Stück oder aus einem Guss zu sein schienen.
Die oft geradezu lapidare Ausdrucks weise Leisching's erinnert
wiederholt an Semper, dessen litterarische Monumente in
ihrer äußeren Erscheinung wie seine massiven architek-
tonischen denselben Vater verraten: das schönste sind die
von außen unsichtbaren, im Innern verkörperten Gedanken.
Die Arbeit ist in drei Abschnitte und ein kurzes Schluss-
wort geteilt: I. Die Wandbereitung in ihrer geschichtlichen
Entwickelung (57 S.), II. Die architektonische Gliederung der
Fassade (108 S.), IIl. Die Plastik und Malerei im Dienste
der Architektur (59 S.). All dieses ist von einer energischen
zielbewussten Natur konzipirt mit viel Geist und Fleiß, der
auf ein gründliches Quellenstudium verwendet wurde, das
wieder von einer durch ein bestimmtes persönliches urteil
vorgenommenen kritischen Sichtung Zeugnis ablegt. Eine
Fülle von eigenen guten Gedanken und neuen Anschauungen
kunst- und kulturgeschichtlichen wie ethnographischen In-
halts bedingt mit einer Reibe dem Zwecke gut dienender
Abbildungen den originellen Charakter des Buches, das
überall den klaren, aufs Praktische gerichteten Sinn des
Architekten — denn das ist Leisching — widerspiegelt.
Vielleicht ließe sich die zu geringe Detaillirung schon durch
MarginaUUel erreichen. Als notwendige Ergänzung dazu
ist dann ein Verzeichnis dieser Marginalien im Index
nicht zu umgehen; wir glauben, dass damit die Brauchbar-
keit des trefflichen Buches sehr gewinnen würde, während
gegenwärtig ein rasefies Orientiren außerordentlich schwer,
ja z. T. unmöglich ist. Was die Abbildungen betrifft, so
sind nur einige wenige bei ihrer Feinheit der Zeichnung doch
zu klein, um ein deutliches Bild zu gewähren; doch wäre
auch dem bei einer neuen Auflage leicht abzuhelfen. Un-
gern vermissen wir die Illustrationen zu den orientalischen
und klassischen Stilen, deren Wandbereitung und Fassaden-
schmuck der Autor einer so eingehenden Würdigung unter-
zieht, dass uns die zeichnerische Wiedergabe unerlässlich
scheint; dies gilt ganz besonders vom ersten Abschnitt des
Buches. Wir zweifeln nicht, dass Leisching seine Gründe
hatte, diese instruktiven Zeichnungen nicht zu bringen, allein
darüber ist er uns eigentlich in einem Vorwort Rechenschaft
schuldig: ungenügende Ausstattung z. B. aus Erspamisrück-
sichten wäre bei einem solchen unternehmen Sünde ; auch der
vielleicht vorzubringende Gvund, dass alle die erwähnten
Stile in den betreffenden citirten Spezialwerken in Biblio-
theken einzusehen sind, ist wohl nicht stichhaltig; für einige
Illustrationen sähen wir gerne besser konstruirte, klarere
Bilder — in der instruktiven Art von Lambert und Stahl,
— wir zählen hier die betreffenden der Seite nach auf:
120, 122, 142, 150, 152, 160 und 162. Geradezu reizend und
unübertrefflich genau bei aller Zartheit finden wir die
Zeichnung nach Luca della Robbia auf Seite 211, und die
ähnliche Nischenfigur aus Graz, die wir aber, wenigstens
nach dem Bildchen, nicht für einen hl. Christoph, sondern
für einen auf Wolken stehenden hl. Joseph halten. Bei
der Mehrzahl der Illustrationen ist der Ausdruck „Studie^*
wohl am Platze ; dort, wo er es mit dem Beigeschmäcke des
Flüchtigen ist, möchten wir im Interesse des Werkes selbst
auch eine Verbesserung wünschen; es sind ja nicht viele solche
Stellen, oft ist es das Malerische der Fassade, das selbst in
den kleinen Federzeichnungen trefflich wiedergegeben ist,
wenn wir auch bei den obenerwähnten Nummern lieber das
Konstruktive in der Wiedergabe betont finden möchten.
Doch alle diese leicht zu verbessernden Mängel dürften dem
Autor wohl selbst am besten bekannt sein; sie sind den
großen Vorzügen des Werkes gegenüber verschwindend
klein, und wir empfehlen dasselbe nicht nur dem Architekten,
Kunstgelehrten und Kunsthistoriker, sondern auch jedem
Freunde architektonisch-dekorativer Ausstattung aufs wärmste
und sind überzeugt, dass keiner das anziehende Buch aus
der Hand legen wird, ohne gern wieder zu ihm ziurück-
zukehren. RUDOLF BÖCK.
KUNSTLITTERATUR.
— Münster aiisbau in Bern, Unter Oberleitung des Ülmer
Münsterbaumeisters Beyer wird bekanntlich der Turm des
Bemer Münsters seiner Vollendung entgegengefuhrt. Zur
Feier dieses bedeutsamen Ereignisses bereiten Dr. B, Haendcke,
Privatdozent der Kunstgeschichte, und Aiig, Müller, leiten-
der Architekt des Münsterausbaus, beide in Bern, eine groß
angelegte Publikation vor, welche in Wort und reichem
Bilderschmuck eine Geschichte des Berner Münsters und eine
Schilderung des fertigen Baues geben soll. Das Prachtwerk
wird vor Ende dieses Jahres im Verlage von Schmid, Francke
<0 Ck>. in Bern erscheinen.
PERSONALNACHRICHTEN.
*#* Dem Tier- und Landschaftsmaler Christian Kröner
in Düsseldorf ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
*** Der Geschichtsmaler ÄrtJiur Kampf in Düsseldorf
hat ein Lehramt an der dortigen Kunstakademie erhalten.
Zugleich ist ihm das Prädikat Professor beigelegt worden.
%♦ Dr. i?. Vischer^ Professor der Kunstgeschichte an
der technischen Hochschule zu Aachen, hat einen Ruf an
die Universität Göttingen als Nachfolger K. Lange's erhalten
und angenommen.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Für die Königliche Gefnäldegalerie in Dresden sind
auf der großen Berliner Kunstausstellung eine Pietä von
Max Klinger, der kürzlich von Rom nach Leipzig Über-
gesiedelt ist, eine Nymphe am Ufer eines Teiches von
Alexander Harrison in Paris, ein norwegischer Lootse von
Christian Kroh in Berlin und das Tierstück „Fuchs mit
Schneehase" von L. A, Liljefors in Upsala angekauft worden.
*^* Für das städtische Museum in Königsberg ist ein
von Lenbach gemaltes Bildnis des Fürsten Bismarck durch
den Vorstand des Kunstvereins erworben worden.
*^* Die Münchener Sexessianisten haben den Plan, in
diesem Jahie auch in München eine eigene Ausstellung zu
veranstalten, noch nicht aufgegeben. Wie der „Frankf. Ztg.*'
geschrieben wird, sind die Verträge über den Bau des Aus-
stellungsgebäudes bei hohen Konventionalstrafen so bemessen,
dass die Ausstellung am 15. Juli eröffnet werden kann.
Das Gebäude wird nach dem neuen Verfahren der Ver-
423
Sammlungen und Ausstellungen.
424
Wendung von Gips und Schilf mit Holzgerippe in griechischem
Stil mit Säulenhalle, Festsaal mit Kuppel und ohne Restau-
rationsräume hergestellt. Bis zur Eröffnung der Ausstellung
wird ein nebenan liegendes Gafö des Eigentflmers des Aus-
stellungsareals fertig, und zwischen beiden Gebäuden soll
eine Verbindung durch einen Restaurationsgarten hergestellt
werden. Das Areal ist den Sezessionisten auf 5 Jahre un-
entgeltlich eingeräumt.
Wien, — Wie seit einer Reihe von Jahren^ so eröffnete auch
heuer wieder der Aquarellisten' Club der Genossenschaft der
bildenden Künstler Wiens eine Spezialausstellung von Aqua-
rellen und Pastellen, über die wir wegen damaliger
Verhinderung unseres Referenten erst jetzt zu berichten in
der Lage sind. Die Ausstellung wurde am 15. Januar 1893
eröffnet und war von ungefähr 120 Künstlern aus Österreich,
Deutschland, Holland und Italien mit 325 Werken beschickt
worden. Hochinteressant für den raschen Entwickelungsgang
und bezeichnend für die weitreichende Domäne der moder-
nen Aquarellmalerei war der mächtige Vorstoß des Gouache,
respektive die engste Vereinigung des letzteren mit dem sog.
reinen Aquarell: eine Verbindung, die nur von größtem
Vorteil für die weitestgehende Ausdrucksfähigkeit ist, eine
Errungenschaft, die wir französischen und deutschen Künst-
lern, unter diesen besonders Ilans von Bartels und Eugen
Kämpft die auch vorzüglich vertreten waren, verdanken. Unter
den Wiener Aquarellisten waren vorzüglich der Architekt
Qustav Bamberger mit prächtigen Architekturbildem aus
Wien, so mit der Minoritenkirche und dem monumentalen
Thor des Liechtenstein' sehen Majoratshauses, Hugo Charle-
mont mit Motiven aus den Donau- Auen und dem altersgrauen
Kreuzgang in Millstatt vertreten, sowie ein neuer Stern der
Blumenmalerei, Bosa Mayreder, mit duftig gemalten Rosen.
Hennann Oiesel hatte eine Auerhahnjagd ausgestellt, in
der die Frühmorgenstimmung auf das empfindungsvollste
wiedergegeben war. Ein kraftvoller , Schiffzug an der Do-
nau", im Dämmer eines nebligen Tages, gemalt von Stefan
Simony, vertrat sehr glücklich das Tierstück. Von Pastell-
malern haben in einer Reihe Porträts Bunxl, Frosch l, Ooltx,
Mehoffer und Veith, letzterer in einer reizenden Farbendich-
tung: yDas Abendlied* das Beste geleistet. Von deutschen
Meistern neben den obengenannten war Hcmiann Baiseh
vorzüglich, besonders durch seine „Holländische Viehweide**
vertreten; allzu salopp und gleichgültig, besonders im Figür-
lichen, Uhde in seinem Pastell „Frühherbst". So trefflich
die Farbenstimmung war, so roh und unwahr waren die zwei
in der Silhouette ganz verwischten Kinder; so sieht niemand
— der Meister selbst nicht. Unter den holländischen Meistern
waren Rochussen vorzüglich durch seinen „Überfall von
Rotterdam" und Alma Tadema durch ein antikes Genrestück
vertreten, in welchem der von Tadema so geliebte Marmor
wieder eine große Rolle spielte; dasselbe gilt von Mesdag mit
seinem Scheveningerstrand. — Auch die Düsseldorfer hatten
sich korporativ beteiligt, und es waren hauptsächlich land-
schaftliche Stimmungsbildchen mit kleiner Staffage vor-
handen, auch einiges Militärische, das durch Ldns, Rocholl,
Kampf ausgestellt war. Auch der alljährlich vorzüglich
vertretene Otistav Simony aus Rom hatte eine grandiose
Architektur mit Staffage ausgestellt. — Auf dem jetzt be-
tretenen Wege weiterschreitend, ist es sicher, dass „die ver-
einigte Aquarell'Gouachemalerei" dem Ölbild noch weiterhin
Territorium abgewinnen wird. /?. /?.
— Lübeck. Am 16. Mai ist das neue Museum eröffnet
worden. Es ist unter Führung der „Gesellschaft zur Beför-
derung gemeinnütziger Thätigkeit" zum großen Teil aus
einem Vermächtnis von 150 000 M., das der Lübecker Bürger
G. Blohm 1878 seiner Vaterstadt zur Förderung des Ge-
deihens vaterstädtischer Angelegenheiten hinterließ, errichtet
worden. Den Bau leitete der Stadtbaudirektor Schwinge.
Derselbe enthält im Erdgeschoss rechts die Säle des Museums
für Völkerkunde, links das Gewerbemuseum und die schöne
Halle für kirchliche Kunst mit ihrem einzig dastehenden
Inhalt aus den reichen Schätzen der alt^n Lübeckischen
Kirchen. Das Obergeschoss enthält das sehr bedeutende
näturhistorische Museum und das Handelsmuseum, das Dach-
geschoss mit gutem Oberlicht die ziemlich umfangreiche
Sammlung von Gipsabgüssen, die Kupferstich- und Münz-
sammlung und die Gemälde.
Düsseldorf Im Treppenhause der Kunsthalle ist gegen-
wärtig eine Gesamtausstellung der Arbeiten des jüngst ver-
storbenen August Wittig, teils Entwürfe, teils fertige Sachen
und Abgüsse seiner größeren Werke veranstaltet. Sie giebt
ein anschauliches Bild von dem Schaffen des Dahingeschie-
denen und bietet viel des Interessanten für den Kenner.
Sie zeigt den Ideenreichtum und die ideale Auffassung des
auf klassischem Boden gebildeten Künstlers. Zwei Porträts
(das eine im Jünglingsalter, das andere, von Rethel gemalt,
in reiferen Jahren], sowie eine Bleistiftzeichnung auf dem
Totenbett von Carl Gehrts sind der Ausstellung beigefügt.
— Femer ist das große Bild von Arthur Kampf: „Rede
Friedrich^s des Großen an seine Generale auf dem Kranken-
bett zu Koben an der Oder" im Hauptsaal zur Auf-
stellung gelangt. Es wird dieses Jahr zur Münchener Aus-
stellung gehen und dann endgültig seinen Platz in der
städtischen Galerie einnehmen, in deren Besitz es durch
Schenkung des Herrn Malers Georg Oeder übergegangen
ist. Kampf ist einer von den jüngeren Künstlern, die nur
eins kennen: das von Ehrgeiz und Liebe zur Kunst getriebene
rastlose Schaffen! Ein positives Können und Wissen spricht
aus allen seinen Arbeiten und der Fleiß, von dem schon
Wilhelm Kaulbach behauptete, „dass er die bessere Hälfte
des Genies sei''. Dass Kampfs figurenreiche Kompositionen
hin und wieder etwas Überladen erscheinen, etwas zu viel des
Guten geben, muss man ihm, angesichts der Qualität des Ge-
botenen, schon nachsehen. Es scheint bei Kampf das Zeichen
einer überschüssigen Produktionskraft zu sein. Sein vorjäh-
riges Bild (Professor Steffens' Rede an die Freiwilligen, 1813)
litt stark an diesem Obermaß; bemerkbar, wenn auch weniger
störend, ist es auch in diesem Gemälde bei der Gruppe der
Generale, so gut sie sonst gemalt sind. Ein Meisterstück ist der
halbaufgerichtete kranke Monarch, dessen Augen im Fieber
glänzen, während er mit Energie die Worte spricht, welche
nnter dem Gemälde auf einer Tafel geschrieben sind):
„Sagen Sie meinen braven Soldaten, dass es keine eingebil-
dete Krankheit ist — dass ich eher nicht ruhen werde, bis
alles wieder hergestellt ist und dass mich nichts als der
Tod von meiner Armee trennen soll." Kampf hat den seeli'
sehen Vorgang dieses historischen Moments mit genialem
Empfinden zum Ausdruck gebracht, und sein eminentes
Können leistete ihm dabei wieder treff'liche Dienste. — Wir
möchten unseren heutigen Rundgang durch die Kunsthalle
nicht schließen, ohne eines kleinen, aber interessanten Genre-
bildchens zu gedenken, welches den Namen Jemberg trägt.
Diesmal also keine Landschaft, sondern ein feingestimmtes
Interieur mit einer Figur darin, deren komische Haltung
sich bei näherer Betrachtung erklärt. Der Mann in roter
Weste und graugrünem Rock hat seine Meerschaumpfeife
auf den Boden fallen lassen, in zwei Stücken liegt sie zu
seinen Füßen. Die Bestürzung ist prächtig zum Ausdruck
gebracht, nicht im Gesicht, denn das ist durch einen breit-
krämpigen Strohhut verdeckt j sondern in der Stellung und
425
Vereine und Gesellschaften. — Ausgrabungen und Funde.
426
Bewegung des Körpers. Ein reizendes Bildchen und dabei
von einer Intimität und Genauigkeit in der Durchführung,
wie man sie bei Jemberg häufig vermisst, denn er liebt es
meist nicht, sich bei diesen Dingen aufzuhalten. Die Farben-
gebang ist fein und kräftig, das Ganze hat eine gewisse
EcfUlieit — die Franzosen haben ein Wort dafür: yju^tesse",
welches kaum zu übersetzen ist — , welche an Meissonier
erinnert. Der Titel des kleinen Bildes ist „Pech"! Wer
aber dieses kleine „Pech" gemalt hat und wer es später
„hat**, dem kann man Glück wünschen. — nn.
— nn. Düsseldorf, „Ijuther als Manch y eine psycholo-
gische Studie" — so könnte man die sechs Scenen aus dem
Leben Luther^s in £rfurt nennen, welche Ed. Kämpfer
im Schulte'schen Salon ausgestellt hat Sie stellen den
ersten Lebensabschnitt des großen Mannep dar, die Zeit,
welche als Prüfung und Vorbereitung voranging, ehe er das
wurde, was dem Jahrhundert seinen Namen aufdrücken
sollte — der Reformator. Luthei* ist hier noch ganz der
gläubige Katholik, der Mönch voll Schwärmerei und Leiden-
schaft. Im ersten Bilde sehen wir ihn an der Leiche seines
vom Blitz erschlagenen Freundes Alexis knieen. Durch ver-
gitterte Scheiben bricht fahles Mondlicht in das Gewölbe
auf den im Bahrtuch daliegenden Toten und auf den an der
Seite der Bahre in tiefen Schmerz versunkenen Luther. Hier
bei der Leiche seines geliebten Jugendfreundes erwachte in
ihm der Gedanke, Mönch zu werden. Er geht, entschließt
sich, den Bitten seines Vaters und seiner Freunde zum Trotz,
ius Kloster zu gehen. Aber auch dort ist für ihn kein Frieden,
kein Trost. Nicht in einem passiven Leben kann seine kraft-
volle Natur Ruhe finden, sie fordert Thaten. Luther unter-
wirft sich den härtesten Proben klösterlicher Zucht und Ent-
sagung; im Schnee sehen wir ihn, schwer belastet, vor den
Thüren reicher Patrizier kleine Gaben für das Kloster sam-
melnd, ja er wird zum Fanatiker und Asketen. Halbtot und
bewusstlos finden ihn die Mönche in seiner Zelle am Boden
liegen, den Rücken zerfleischt und blutig von der furcht-
baren Selbstgeißelung. Mit neugierigem Staunen oder gleich-
gültigem Stumpfsinn betrachten ihn seine Ordensbrüder,
während der eine, der ihm später Trost durch den Glauben
wiederbrachte, ihn vom Boden hebt. Fühlen sie wohl in
diesem Augenblick, welch eine Welt, welch eine Riesen-
kraft in dem ernsten hageren Möncb lebt, der dort ohn-
mächtig am Boden liegt? Können sie ahnen, dass der 'ijl;is8e
Mann mit den tiefliegenden Augen, der die Nächte hindurch
in seiner Zelle die Bibel studirt, bis der helle Tag ins Gitter-
fenster scheint, Stein um Stein das Gebäude des Reforma-
tionsgedankens aufbaut, das dereinst die Säulen der Kirche
und die Kultusform der gesamten Christenheit in ihren Grund-
festen erschüttern sollte? — Folgerichtig entwickelt sich
hier eins aus dem anderen bis zu dem letzten Gemälde:
„Der Erfurter Magistrat emp^gt Luther auf seiner Durch-
reise nach Worms." Hier ist der Bami gebrochen. Zu freier,
kühner That ist der einsame Mönch erwacht, nach langen,
bangen Jahren des Zweifels und der Prüfung. Ein klarer,
fester Blick in den noch jugendlichen,* aber vom Übermaß
des Denkens mageren, scharfen Zügen blitzt über die ihn
umringende Menge dahin. — Dies in kurzen Umrissen der
Inhalt der Kämpferischen Bilder, welche für das Rathaus in
Erfurt bestimmt sind. Sie sind in der Gerhard'schen Casein-
färbe gemalt, mit der für diese Mal weise erforderlichen,
etwas dekorativen Technik und Sicherheit im Auftrag. Die
Cas^infarben trocknen bekanntlich hell auf. Wir haben
bisher noch keine tiefere und sattere Wirkung mit dieser
Farbe erzielen sehen, als sie von Kämpfer erreicht worden
ist. — Die sechs Parodieeu auf eine noch in lebendiger Er-
innerung stehende norwegische Ausstellung von der Hand
Carl M, Seyppel's sind nicht ohne Geschick und parodistisches
Talent gemacht. Besonders die „Mitternachtssonne" mit dem
Hinterkopf und zwei „durchleuchteten" Ohren rechts unten
wirkt prächtig. Die anderen Blätter sind ' teilweise zu zart
geraten, z. B. das „gelobte Land" enthält koloristische Fein-
heiten. Auch die Stücke „nach Krefeld" und „nach Duis-
burg" sind gut — Ja, es kann nicht ein jeder ohne wei-
teres — Munch nachmachen!
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
— In der Aprilsitzung der kunstgesckichtlichen Gesell-
scliaft in Berlin sprach Herr Dr. Stettiner über die Por-
zellanmanufaktur zu Sövres. Er legte zunächst den unter-
schied zwischen dem echten, kaolinhaltigen, in Deutschland
verwendeten Porzellan (päte dure) und der in Sevres verar-
beiteten päte tendre dar. Sodann ging er auf die für die
Bestimmung der Porzellane so wichtigen Marken über. Jedes
Stück habe eine, bisher nur wenig beachtete, eingepresste
Mai'ke. In den Malerateliers werden dann als Fabrikmarke
zwei verschlungene L (das königl. Monogramm) in blauer
Farbe über Glasur angebracht. Hinzugefügt wird ein Buch-
stabe des Alphabets zur Bezeichnung der Jahreszahl, end-
lich meist noch eine Künstlersignatur. Unter Zugrunde-
legung der vortreflFlichen Publikation von Ed, Oamer: „La
porcelaine tendre" erläuterte der Vortragende die Geschichte
der Manufaktur in ihren vier Hauptperioden, von der Gründung
zu Vincennes (1745— -1756) und der Verlegung nach Sevres
bis zum Aufgeben der päte tendre -Fabrikation im Anfang
unseres Jahrhunderts. — Herr Dr. Springer hielt sodann
einen Vortrag über „die Stecher der Rubensschule". Er
legte das neuerdings von der Wiener Gesellschaft fQr ver-
vielfältigende Kunst herausgegebene Prachtwerk yonÄ, Rosen-
berg vor, betitelt: „Die Rubensstecher**, Wien 1893. Vor-
nehme Ausstattung und ein elegant geschriebener, sehr ge-
diegener Text wurden als die Vorzüge dieser Publikation
hervorgehoben. Ihr Inhalt ward in kurzen Zügen dar-
gelegt Rubens, der bereits in Italien mit der Radirung
vertraut geworden, fertigte nach der Heimkehr in Antwerpen
eine Reihe von Entwürfen für den dortigen Verleger More-
tus. Gestochen wurden sie von den Galle's, von W.
Swanenburg, A. Stock, J. Mattham, J. Müller u. a. Dann
begründete Rubens, der indessen Privüegia erworben, eine
eigene Werkstatt für Kupferstich, und seitdem übte er auch
unmittelbaren Einfluss auf die Ausbildung der Technik aus,
die nun immer breiter, malerischer, fiajrbig und flS^hig wurde.
Die Hauptmeister dieser Schule sind Pieter Soutmann, Lucas
Vorstermann, Paulus Pontius, die Bolswert u. a. Unter den
Radirern wurden F. van den Wyngaerden und Theodor van
Kessel, unter den Holzschneidern Christoph Jegher hervor-
gehoben. Herr Dr. Springer legte zum Schluss die neueste
Publikation von Prof. Dr. Max Lehrs: „Der Meister der
Liebesgärten*' vor.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
*^* Bei den Ausgrabungen der Franzosen in Delphi
sollen, wie aus Paris gemeldet worden ist, die Überreste des
Schatxhatises der Athener gefunden worden sein. Das ent-
deckte Bauwerk, das dafür gehalten wird, hat die Form
eines dorischen Tempels und war mit Metopen versehen.
Auf den Mauern des Gebäudes waren Inschriften in attischem
Dialekt eingemeißelt. Man hat die Fragmente von fünf
Metopen gefunden. Außerdem sind 150 Fragmente von In-
427
Yermiachteis.
428
Bchrifben anfgefuDden worden. Ans diesen Entdeckungen
schöpft man in Paris die Hoffnung, dass die antiken Denk-
mäU'r von Delphi nicht weggeschleppt sind, so dass man
auch weiterhin auf reiche Ausbeute rechnen kann.
VERMISCHTES.
Ein BiUi des Marinemalers Willy Simcer in Tegel
bei Berlin, „die Kaiserliche Yacht Hohenzollem im Ge-
schwader", ist Yon dem deutschen Kaiser angekauft worden.
Über die Bilder des Norwegers Munch, die in Berlin
einen kleinen Wirbelsturm hervorriefen, äußert sich ein
Kunstfreund in der „Schlesischen Zeitung" nach deren Be-
sichtigung im Schlesischen Kunstverein zu Breslau: Die Be-
sucher werden nicht lange unschlüssig über das Urteil sein,
das sie über diese Malereien zu fallen haben, und werden
auch der Meinung sein, dass die Kritik hier nicht vieler
Worte bedürfe. Zu erläutern ist ja auch nichts. Es sind
lauter Momentaufnahmen aus dem Leben: Gestalten, Inte-
rieurs, Landschaftausschnitte — alles mit Rücksicht ausschließ-
lich auf den Farbenwert, nicht auch auf die gegenständliche
Bedeutung gewählt. Und der Referent ist der letzte, den
geneigten Lesern einreden zu wollen, die Bilder seien schön,
oder sie gewännen an Schönheit durch ruhiges Sich vertiefen.
Nein, in dieser Hinsicht ist kein Wort zu verlieren. Trotz-
dem ist die Sache damit nicht ganz erledigt. Die Besucher
der Ausstellung werden die Beobachtung gemacht haben,
dass diese eigentumlich traumhaften Farbenvisionen keine
vereinzelte Erscheinung sind, dass sie vielmehr symptoma-
tische Bedeutung haben. Die moderne Reaktion gegen die
Schwächen einer zurückliegenden Kunstepoche mit konven-
tioneller, innerlich und äußerlich vielfach unwahrer Auf-
fassung und Darstellung, der häufig etwas gewaltsame Über-
gang zum Naturalismus, hat uns zwar große Vorteile, ge-
waltige Förderung in der Technik eingebracht. Aber eben
infolge ihrer Gewaltsamkeiten und Obertreibungen schoss
die Bewegung zuweilen über das Ziel hinaus; galt früher
die Linie alles, so ließ man bald nur noch die Farbe gelten ;
ja, etliche abseits aufschießende Wildlinge wollen nur noch
ganz bestimmte Farben und Färbungen gelten lassen, Natur-
stimmungen, die vielleicht ausnahmsweise vorkommen oder
nur von besonders gestimmten, also nicht mehr unbefange-
nen Augen so wahrgenommen werden. Wie alle vermöge
eines gewissen Kraftaufwandes über die Oberfläche empor-
tauchenden Extreme, fand auch dies seine lauten Herolde;
und was im Grunde eine Verirrnng, eine Wachstumskrank-
heit ist, soll nun als Prinzip, eine subjektive, anomale Er-
scheinung soll als Norm, als allgemein gültige Wahrheit
anerkannt werden. Die frühere Kunstrichtung war den Re-
formatoren zu konventionell, und nun sind sie auf dem
besten Wege, eine viel schlimmere Konventionalität aufzu-
richten, die jede künstlerische Eigenart zu ersticken droht.
Wollen sie uns wirklich überreden, das normale Auge nehme
die Außenwelt in dieser charakterlos verschwommenen, alle
Gegenstände in formlose Farbennebel auflösenden Weise
auf? Und diese krankhafte, alle männliche Gestaltungskraft
verneinende Kunstweise sollte das Ziel und Ende des mit
so viel Geräusch inscenirten Wahrheitskultus sein? Die
Selbstauflösung da, wo wir endlich die kraftvolle Zusammen-
fassung aller neueren Bestrebungen zu einer Übermächtig
ihren Willen diktirenden Künstlerpersönlichkeit von klar
und stark ausgeprägten Zügen und einer auch die Wider-
strebenden mit fortreißenden Wärme und Überzeugungskraft
erwarten? Nein, wir lassen uns durch solche moderne Ent-
wickelungskrankheiten den festen Glauben an eine schönere
künstlerische Zukunft nicht nehmen und wollen die stören-
den Eindrücke baldigst der Vergessenheit übergeben wie
einen vor dem Tageslicht sich verflüchtigenden Alpdruck.
A. W. Der Markuslöwe in Venedig j der bekanntlich in
der letzten Zeit einer gründlichen Restaurirung unterworfen
ist, hat seit dem 25. April v. J., dem Tage des heiligen
Markus , wieder seinen alten Platz auf einer der Säulen
zwischen Dogenpalast und Markusbibliothek eingenommen.
Seit wann der Löwe dort steht, ist nicht festzustellen; aus
einer alten Chronik erfahren wir aus dem Jahre 1173, dass
die Säulen errichtet wurden; über den Löwen selbst schweigt
die Chronik, man hat an ihm Züge entdecken wollen, die
auf assyrischen Ursprung weisen. Von Napoleon wurde er
nach Paris entführt und auf dem Invalidenplatz aufgestellt,
1815 wurde er von den Österreichern nach Venedig zurück-
gebracht, doch litt er bei der Herabnahme von dem Posta-
ment in Paris argen Schaden. Die Gräfin Helene Potocka
berichtet darüber in ihren Memoiren, dass die Franzosen
nicht zu bewegen waren, die Arbeiten der Überfuhrung zu
übernehmen, und die Österreicher es daher selbst thun muss-
ten, dabei aber so ungeschickt verfuhren, dass der Löwe von
seinem Piedestal herunterfiel und in 20 Stücke zersprang.
Die Freude der Franzosen war natürlich groß; doch wurde
der Löwe wieder zusammengesetzt und auf seinem alten
Platze in Venedig wieder aufgestellt. In den letzten Jahren
hatte sich die Säule gesenkt, die Senkung wurde aber durch
Unterschieben kupferner Keile auf der gesenkten Seite be-
seitigt. Da der Löwe aber immer hinfUUiger wurde, musste
etwas für ihn geschehen; man fasste erst den Plan, den
Löwen abzugießen und mittelst dieses Modells einen neuen
herzustellen, den alten aber in ein Museum 2U bringen. Da
aber dieser Vorschlag keinen Beifall fand, gab man ihn auf;
man versuchte eine gründliche Restaurirung im Arsenale.
50 Stücke, durch Eisenstangen verbunden, bilden das Ganze.
An dem Bauche des Löwen befindet sich ein Thürchen.
Auf den Rat des Architekten Vondracco nahm man einen
Gipsabguss von dem Inneren und goss nach dieser Form
eine Fütterung, welche mit 350 Schrauben von innen heraus
befestigt und außen vernietet wurden. So wird wohl diese
Restaurirung auf lange Zeit vorhalten und Venedig noch in
fernen Zeiten sein Wahrzeichen am gewohnten Platze er-
blicken.
Ein Unikum künstlerijicJier Illustration enthält der so-
eben erschienene 0. Bapd von Brockhaus' Konversations-
lexikon, 14. Auflage, in der prächtigen Lichtdrucktafel „Genter
Altar", welche den Artikel van Eyck begleitet. Das für die
Entwickelung der Kunst epochemachende Bild ist in seinen
einzelnen Teilen an weit voneinander entfernten Orten ver-
streut, so dass es erhebliche Schwierigkeiten machte, das
monumentale Werk zum erstenmal in seiner ursprünglichen
Gesamterscheinung getreu wiederzugeben (wie bei dem Ori-
ginal mit auf- und zuklappenden Flügeln). — Der 6. Band
ist Überhaupt, gleich seinen Vorgängern, mit einer Fülle
illustrativen Schmuckes ausgestattet und reich an vorzüg-
lichen Artikeln. Unter den in den Kreis dieser Zeitschrift
fallenden Abschnitten heben wir z. B. die Aufsätze über
englische und über etruskische Kunst hervor, welche beide
von sorgfältig ausgeführten Tafeln begleitet sind. Aus dem
Gebiete des modernen Bauwesens gilt dasselbe von dem
Artikel über die großartige Forthbrücke unweit Edinburgh
und vielen anderen.
\* Das Kaiser Wilhelm -Denkmal in OörliU ist am
18. Mai in Gegenwart des Kaisers Wilhelm 11. enthüllt
worden. An den beiden Langseiten des Sockels, auf dem
sich das bronzene Reiterstandbild des Kaisers erhebt, stehen
die ebenfalls in Bronze gegossenen Figuren des Fürsten Bis-
429
Vom Knnstmarkt — Zeitachriften.
4S0
marck und des Grafen Moltke. Dem Schöpfer des Denkmals,
Prof. Johannes Pfuhl in Gharlottenbnrg, ist der kgl. Eronen-
orden 3. Klasse verliehen worden.
*** Kunstpflege des Berliner Magistrats, Auf Ersuchen
der StadtverordnetenTersammlung hatte der Magistrat einen
vom Stadtverordneten Baurat Kyllmann gestellten Antrag,
in den städtischen Etat 100000 M. für Eanstzwecke einzu-
setzen, einer Subkommission Überwiesen. Die Kommission
hat ihre Beschlüsse jetzt dem Kollegium unterbreitet. Da
der Etat itir 1893/94 bereits genehmigt ist, hat der Magistrat
beschlossen, im laufenden Etatsjahre bei jedem einzelnen
Falle, in welchem ein Kunstwerk seitens der Stadtgemeinde
angekauft werden solle, einen besonderen Gemeindebeschluss
herbeizuführen und die hierzu erforderlichen Mittel aus dem
Fonds für unvorhergesehene Ausgaben zu entnehmen. Da-
gegen sollen für 1894/95 und bis auf weiteres 100000 M. für
Kunstzwecke in den Etat eingestellt werden. Zum Ankauf
von Kunstwerken soll eine gemischte Kommission aus fünf
Magistratsmitgliedem und zehn Stadtverordneten nieder-
gesetzt werden mit der Ermächtigung, selbständig Ankäufe
ohne vorherige Einholung eines Gemeindebeschlusses abzu-
schließen.
VOM KUNSTMARKT.
*** -Öie von Meissonier hinierlassenefi Oemälde und Ol-
skixxeti sind in den Tagen vom 12. bis 14. Mai bei G. Petit
in Paris versteigert worden. Der Gesamterlös betrug
1 741 185 Frank. Den höchsten Preis erzielte das bekannte
Gemälde „Der Kupferstecher"' mit 272 100 Frank. Für das
Museum von Lyon wurde der „General Ghampionnef' für
21 000 Frank erworben. Eine „Ansicht von Antibes'' brachte
23 000 Frank, ein „Edelmann aus der Zeit Ludwig's XIII."
35000 Frank, der „Trompeter von 1807- 17 500 Frank, ein
„Kürassier** 18 100 Frank, ein ,4)ragoner" 22 500 Frank, ein
„Karl I.« 16 000 Frank.
♦n,* Das Interesse an der Versteigerung der Spitxer'scke9^
Sammlung in Paris hat in den letzten Ta^n erheblich nach-
gelassen. Insbesondere haben die Fayencen, namentlich die
Palissyschüsseln und die früher sog. Henri II.- oder Giron-
ware, die man jetzt nach ihrem wahrscheinlichen Ursprungs-
ort Fayencen von St Porchaire nennt, auffallend niedrige
Preise erzielt Für ein Giron-GieQgefaß wurden 32 000, fQr
einen Pokal 30 500 Frank bezahlt, während noch vor kurzem
gut erhaltene Giron- Fayencen, deren es überhaupt nur 50
bis 60 geben soll, mit 70—80 000 Frank bezahlt wurden.
Am 12. Mai wurde vor sehr zahlreichem Publikum die
berühmte Kunstsammlung des Grafen von Essex in King-
Street durch Chriatie öffentlich versteigert. Da die Saison
bereits begonnen hat und London augenblicklich viele Fremde
aus den Kolonieen beherbergt, die zur Eröffnung des Impe-
rial-Instituts nach England gekommen waren, so wurden trotz
der großen Spitzer'schen Konkurrenzauktionen sehr hohe
Preise bezahlt. Die Yerkaufsgegenstände bestanden haupt-
sächlich aus altem S^vres, orientalischem Porzellan, alten
Bronzen, dekorativen Möbeln, welche aus der Werk-
statt des französischen Kunsttischlers Boulle hervorgegan-
gen waren, und vielen anderen Kunstgegenständen jeden
Genres. Die Kollektion war zu einer sehr günstigen Zeit,
unmittelbar nach der großen französischen Revolution, in
Frankreich selbst begründet worden. Eine Garnitur von
fünf meergrünen Yasen, 15, 14 und 13 2^11 hoch, erzielten
1400 £. Für eine meergrüne Seladon- Bowle mit Deckel,
Alt-Sövres, von Cafßeri, 15 Zoll hoch, wurden 500 £ bezahlt.
Eine eiförmige Vase, Alt-Sevres, mit Festons in Relief, kam
auf 1260 £. Eine ähnliche Vase, bezeichnet 1767, erreichte
den außerordentlichen Preis von 2000 £. Eine prachtvolle
altbronzene Neptunstatuette erreichte 640 £, Nach einem
heftigen Wettkampf wurde eine Louis XVI-Pendule von
Pante, 28 Zoll hoch, 21 Zoll breit, für 2520 £ verkauft.
Ein paar Louis XVI- Kandelaber, getriebene Goldbronze,
1155 £, Ein sehr schöner Satz von sechs geschnitzten und
vergoldeten Sesseln, mit Gobelins Überzogen, brachten
1700 £, Der Gesamterlös der Auktion betrug 24402 i^.
S
— Leipzig. Am 1. Juni und den folgenden Tagen ver-
steigert die Kunsthandlung von 0, 0. Bömer, Nümberger-
straße Nr. 44, mehrere Sammlangen voif' Kupferstichen, Ra-
dirungen und Holzschnitten alter und neuerer Meister.
Reichhaltige Werke von J. F. Bause, J. G. Wille, J. E. Bi-
dinger, Stiche nach Boucher, Grenze, Laueret, Watteau etc.
Der Katalog ist soeben erschienen.
Berlin, Am 9. und 10. Juni d. Js. findet in R, Lepke^s
Kunstauktionshaus, Kochstraße 28/29, die Versteigerung einer
wertvollen Sammlung von seltenen älteren Kupferstichen,
Radirungen, Farbendrucken und Schabkunstblättem statt
Dabei befinden sich Sittenbilder, Kostüme, galante Dar-
stellungen, Porträts; ferner große moderne Blätter in Linien-
stich und gemischter Manier, zum großen Teil vor aller
Schrift Der Katalog ist soeben erschienen.
Köln. Die Gemäldegalerie aus dem Nachlasse der Frau
Reichsgräfin- Witwe von Anrep-Elmi zu Schwitten und Burgau
wird am 5. und 6. Juni durch J. M, Heberle (H. Lempertz
Söhne) in Köln öffentlich angeboten. Der elegant ausge-
stattete Katalog führt 118 Nummern aus diesem Nachlasse
auf; hieran schließt sich sogleich eine Liste von 68 Gemäl-
den meist älterer Meister aus dem ehemaligen Besitze des
t Generalarzt Dr. R. Ooecke in Köln, die im Anschlüsse
daran zur Versteigerung kommen sollen. Den beiden Ver-
zeichnissen sind 14 Lichtdrucke beigegeben, die 20 der hervor-
ragendsten Bilder wiedergeben. Es sind die folgenden: Por-
trät der Gräfin Anrep-Elmt von L. Qallait\ Aiwasowski,
Rettung eines Schiffbrüchigen, Eugen Verboekhoven und Xav,
de Cock, Landschaft mit Vieh, H, H. Opder Heide, Schiff-
bruch, ^V, van Aclst, Stillleben, J, G, Cuyp, Großes Fami-
lienbild, L. Qovhau, Freundliches Anerbieten, W, J, La^uy^
Die Köchin, F. van Mieris d. ä., Neckerei, M, van Musschery
Der Arzt, P. Mignard, Bildnis einer Dame, Tßi, Netscher,
desgl., Caspar Neisciier, Porträt eines Fürsten, J. A, ran
Rarensteijn, Bildnis einer Frau, desgl. eines Mannes, Jan
Thomas j Ärztliche Konsultation, Art ATtdrea del Sarto's,
Madonna mit Heiligen, J, ran Ooyen, Flusslandschaft, Cor-
nelis Dusart, Innenbild, 7). Jhniers d,j\, Bildnis eines Mannes.
Bemerkenswert sind einige sehr schöne Rokokorahmen.
ZEITSCHRIFTEN.
Bayerische Gewerbeieitmig. 1898. Nr. 9.
Rohstoffgenossenschaften , Werkgenossenschaften and Magasin-
vereine. Von Dr. Th. Hampke.
Mitteiliuigeii des k. k. 5sterreielilscheii HasenniB fllr
Kunst QBd Industrie. 1898. Heft 6.
Die ältesten Htufen italienischer Kunst und Industrie. Von
Dr. M. Uörues.
Repertorinm der Kunstwissenscliafi. XTI. Heft 8.
Die Cappella dell' Assunta im Dom zu Prato. Von A. Scbmar-
sow. — Die Mindener Bilderhandschriftengrnppe. Von Dr. W.
Vöge. — Wann war der Meister E. S. in den Niederlanden?
Von A. Y. Wurz bach. >- Zwei Probleme zur Geschichte der An-
fänge des romanischen Baustils. Von G. Dehio.
Zeitschrift fQr christliche Kunst 1898/94. Heft 2.
Der Pallant'sche Altar. Von fi. Firmen ioh-Richartz. —
Die neue Pfarrkirche zu Houten bei ütreoht. Von A. Tepe. —
Ein geschnitzter Sakristeischrank aus der spätromanischen
Periode. Von Sohnütgen.
Inserate.
Cremälde alter Kelster.
Dar Onlanridmete kauft itota berron-tgende Origloale altsr Heistei
niederltndlHdisii Schule, TgrmitteU kuFS Bohnellste und sacbTeTSt4ndii
elnxelner Werke, wie kompl. SamndaDgen und ttbeFDimmt Aafti'
aMUUdwDktlODen des Id- and AuBluides.
Berlin W.
1; [STW
Josef Tb. SctialL
I
Gemälde moderner und alter Meister,
aaDb Aquarelle, ersten Range« kauft und ttberaimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kuuathiuidlung von
[GTO] Tb, Saloinon, Berlin W-, Fnedrichstr. 168.
I
Gemäldesaal in Frankfurt &.1L
AuBBteUiingem nnd Auktionen Ton GemUden, Antiquitäten nnd Konstgegen-
stAnden. — Kataloge auf Wnnach gratis and franko durch Radolf Bangel in
Fnnkfnrt a. M., Kouatauktionageschäft, gegr. 18C9. nst]
Kunst-Auktion von C. G. Boerner in Leipzig.
I>onnerstag, den 1. Juni 1893.
Enpferstiche und Badimngen
alter und neuer Meister,
Werke von J. F. Bause, J. G. Wille und J. E. Ridinger.
Kataloge gratis zu beziehen von der
Kunsthandlung von C. G. Boerner in Leipzig,
HttrabercerstrASRe 44>
1^" Berliner "^^
Kupferstich - Auction.
Am 9. u. 10. Juni, laut Katalog 903:
Sehr wertvolle franz. und engl. Kupfer-
stiche, Farbec drucke, Schabkunstb latter,
ältere Badiruogeii u, mod. Grabstichel-
biatt«r.
Rndolpk Lenke'B Knn8t-An«t.-HKns.
Berlin SW., Kochatraße 28/29.
ur, 21 Bde.
und AtTaa, noch gans
neu. Umstände halber «ofort billig zu
Terkaufeo. Offerten mb „B. 45."
Berlin, Postamt 19.
Für Kunstfreunde.
Oneer Kfttal«c tun lg*B.1IS ist si-
ichlensn. Derselbe hat aQ Ohereichtlichkeil
' in Vornehmheit der Aoastattangwi
iwonneo nnd enthält a'-' ' "■
ufnitli
dordi rieb
Jberelobt Bber
n»oh «mUdem «ll«
md nodeixer Xdilar rallglilen, HtrlotlMke»,
' Eirl(ehean.BTthole«liehinInlialtea;S*an-
Br, Jagd- und SnartbUder, Ludieheft«
Bee*tBok«. Der Kattiog wird !«««■ n>-
Ins TOB eo Vtg. (tUrs Inland), in 8« ttf.
,-_j AusUnd), in Briennarkan fruko ««-
gesendet. VSKIi
Photographlsohe Oesellscliaft,
Berlin.
Gemälde-Auktion in Köln.
Die herrorracende Oemftlde-dalerie aus dem Nachla<ifle
der Frau Reichsgräfin Wltwe TOn Anrep-Elmpt lU Schwit>
ten nnd Bnrg^n gelangt den
5. und 6. Juni 1893
auf Anstehen des Königl. Notare Herrn F. W. A. Schleicher in
Düren durch den Unterzeichneten in Kttln zur Verstei^terung.
lUustrirte Kataloge sind ä M. 5 zu beziehen.
J. M. Heberle (H. Lempertz* Söhne) in Köln.
BsrliiL W., Behre&strasse 3S&
Xunst' ^uätion
lIIontBg, 12. Jnni n. f. T.
Sammlung Storck
11. AbtciUing: Kupferstiche, Radirungen,
Schub Itunslhliitter, Farbendrucke, PortrSts,
Russica, Städleansichtcn , Galerie- und
Prachtwerke, Knnsf-BUcher. [Ö96J
Ansstellnng
der lahlreicben, grossen Frachtblitt«r
lum Zlmmerecbniuok
Donnerstag, !fi5. Mal u. f. T.
von lo — 5 Uhr taglich.
Kataloge
versenden franko geg. SoPfg. in Briefmarken.
J^msler <f ^uthardt.
Berlin W., BehreuatnuM« 39 a.
:: Die Jabreaausatellnng _
Über du Bemer Hiinater. — Chr. KrSoer; A. Kamiif: uj
KönieBberger HaBaumB; die geplante Annslellung der .S(
InLiTbeck; Wittig-AusBtellnr- - "- - ■■ - - ■ ■■ ■
-;- ABSgrabiinBODln Delphi,
Anfation in Paria; Siiit7nr'i»>l
stieb anktion ; Lep
(Schlns
Kai9F
er. — Erwerbnngen der l)r
\a in München; Aquarellist
] in DÜBseldorf. — Kunstge^
Bilder Mnnch's in BrsBlau;
_ ..i--i.._. liuustpflege des l
hmucli; B. Haendcke. Pablikation
:Bdener Oemäldegttlerie: desgl. des
Ibelms-
Sammlung; Londoner Versteigerong bei Chrlstie (fii— .
ition in Berlin; Heberle's Kemäldeverstsigemng In KAIn.
- Xeltscbrlften. — Inserate.
ing); Leipiiger Kopfer-
Fflr die Redaktion verautwortlieh Äriv;r Seemann. — Dmck von Atigasl f¥KS in beipcig.
(
I /.
1 ,• * '■
i>y<LJL.
KUNS
ONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUBGEBEB:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERLIN BW.
i« HengMM 58. Teltowentniie 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 16. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neae Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 27. 1. Juni.
Die KanstohTonlk ertcheint als Beiblatt snr «Zeitiobrift für bildende Konst" und snm »Knnitgewerbeblatt* monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Jnli bifl September monatlieh einmal. Der Jahrgailg kostet 8 Mark und nmfaset 89 Kmnmern. Die Abonnenten der „Zeit»
sehrift für bildende Kunst" erhalten die Rnnstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion nnd Verlagthandlnng keine Qew&hr. Inserate, ä 80 Pf. fUr die dreispaltige Petitceüe, nehmen aoßer der Yerlagshand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasens tein h Vogler, Rad. Messe n. s. w. an.
DER STECHER W,
Der Leser besorge mcht, dass ich vielleicht mit
der Absicht umgehe, der Hypothese: Dürer habe
nach dem Meister W kopirt, neue Stützpunkte zu
bieten, oder zum so und so vielten Male darzulegen,
dass diese Annahme unhaltbar sei Der Stecher W,
der nach DQrer, Schongauer und anderen kopirt hat^
ist ein Kopist und kein Meister. Er ist unmöglich
identisch mit dem Lehrer Dürer's, Wolgemut, denn
ein Meister, der die Flügel des Peringsdorffer'schen
Altars (Germanisches Museum) gemalt hat, kopirt
überhaupt keine Kupferstiche, auch nicht, wenn sie
von Dürer und Schongauer sind, weil ein so respek-
tables schöpferisches Talent, wie diese Altarflügel
es bekunde nicht zur handwerksmäßigen Eopisten-
arbeit herabsinken kann. Es ist gar nicht unwahr-
scheinlich, dass sich hinter der Mehrzahl dieser, mit
dem Buchstaben W bezeichneten Eopieen der Gold-
schmied Wenzel von Olmütz, der Kopist des «Todes
der Maria" von Schongauer, verbirgt, aber es ist im
Grunde genommen von sehr geringer Bedeutung,
wie er geheißen hat oder was er gewesen ist; denn
ein Kopist ist nur ein Handwerker, in der Regel
ein ganz talentloser, dessen Individualität es nicht
lohnt, darüber so viel unmögliche Hypothesen
ins Feld zu führen, als von einer beträchtlichen
Anzahl sehr geistvoller und auch ziemlich sachkun-
diger Schriftsteller im Laufe der letzten Jahre wirk-
lich geschah.
Zuletzt hat Dr. M. Lehrs in seinem Buche über
„Wenxd von Oknütx" (Dresden. 1889) diesem Stecher
reote Kopisten ein besonderes Werk gewidmet, in
welchem er mit seltener Gewissenhaftigkeit alle von
Bartsch, Passavant und anderen dem Meister W zu-
geschriebenen Blatter^ 91 an der Zahl, neuerdings
numerirt, ihr Vorhandensein bis in die Überseeischen
Kupferstichsammlungen von Oswego und Baltimore
konstatirt, und ihre, oft allerdings etwas fragwür-
dige, Erwähnung bis hinunter in die ehrwürdigsten
Auktionskataloge dokumentirt. Lehrs bietet uns
hiermit eine ziemlich sichere Grundlage zur Beur-
teilung dieses unter dem Namen „Meister W* oder
Wenzel zusammengefassten Kollektivbegriffes, und
wir fragen auch sofort^ ob es denn in der That mög-
lich ist, dass alle diese 91 Kupferstiche von ein und
demselben Kopisten W, er heiße nun Wenzel oder
anders, herrühren; dies ist höchst unwahrscheinlich
und es muss irgendwo ein Irrtum stecken, der noch
nicht bemerkt wurde und der alle jene unhaltbaren
Hypothesen, die in der W-Frage heraufbeschworen
wurden, mit verschuldet haben muss.
Bei sorgfaltiger Untersuchung der W- Stiche
fällt es vor allem auf, dass sich hier 11 Blätter i)
vorfinden, über deren Originalurheber nicht einmal
eine Vermutung geltend gemacht wurde; dies sind
vor allem sieben gotische Baldachine^, eine Mon-
stranz und ein Deckelpokal, eine Verkündigung
Maria und ein heil. Paulus, — durchaus Blätter,
welche Qualitäten aufweisen, die gewiss keine Ko-
pistenhand verraten. Die einzige Rechtfertigung,
1) Lehrs, N. 3, 46, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86 u. 87.
2) Wir behalten diese. Bezeichnung „Baldachine" der
Kürze wegen bei, obgleich sie die Objekte dieser Kupferstich-
gmppe nichts weniger als zutreffend bezeichnet.
435
Der Stecher W.
436
auch sie ftir Kopieen nach verlorenen Originalen zu
halten, liegt lediglich in dem Umstände, dass sie mit
demselben oder mit einem ähnlichen W bezeichnet
erscheinen, mit welchem die 9 Eopieen nach Dürer
und die 51 nach Schongauer versehen sind; denn
finden wir einen Stecher einmal als Kopisten, so
können wir unbedingt annehmen, dass alle von ihm
herrührenden Blätter Kopieen sind; aber was beweist
uns, dass diese und noch 12 andere, mögen sie mit
W bezeichnet sein oder nicht, wirklich von dem
Kopisten W, dem sogenannten Wenzel herrühren?
Die Identität der Technik? In technischen Fragen
war doch Bartsch, der selbst ein nicht ungeschickter
Radirer war, gewiss kompetent, und er äußerte sich
über zwei solcher Schongauer-Kopieen (Lehrs N. 75
u. 76 bei Bartsch, VI, p. 334) sehr vorsichtig und
zurückhaltend: «Nous rangeons cette estampe parmi
Celles de Wenceslas d'Olmutz sans pouvoir soutenir
qu'elle soit de ce maiire; la taille differe de celle
dont les autres estampes de ce graveur sont execu-
tees, et la lettre W est d'une autre forme et plus
grande.* Bartsch bemerkte also, dass nicht nur das
W ein anderes, sondern dass auch die „taille", der
Grabstichelzug, in diesen zwei Blättern ein anderer
ist. Diese vermeintliche Identität der Technik ist
somit nicht einmal bei den mit W bezeichneten
Kopieen, geschweige bei den übrigen Blättern auf-
recht zu halten. Hinter diesem W verbergen sich
mehrere Stecher.
Betrachten wir einmal die vor allem anderen
aus dem Werke des Kopisten W heraustretenden
Baldachine (Lehrs, 80 — 87). Bartsch hat ihrer vier im
Werke des Wenzel von Olmütz beschrieben. Passa-
vant hat dasselbe gethan. Aber Bartsch ist hierbei
etwas Menschliches widerfahren. Er übersah nicht,
dass von den vier Baldachinen, die er kannte, nur
einer mit W bezeichnet ist, die anderen dagegen
unbezeichnet sind; er übersah aber, dass sie alle
gewiss nur von derselben Hand herrühren können,
von welcher die ganz identisch behandelten Balda-
chine (B. VI, p. 59, N. 16, 17 etc.) sind, die er auf
Grund des darauf sichtbaren Monogramms: W O
beschrieben hatte. Es sind dieselben spätgotischen
Motive, dieselbe Rippenkonstruktion, derselbe Auf-
bau der Fialen. Bartsch hatte diesen Monogram-
misten gleich neben den , Meister ES. 1466* gestellt
und damit eine gewisse Abhängigkeit von diesem
stillschweigend zugestanden, die bei einem Vergleiche
des Erkers (Pass. II, 281, N. 38) mit der Kapelle
der .Madonna von Einsiedeln" des Meisters ES.
auch gar zu deutlich wird. Passavant hält diesen
Monogrammisten auf Grund der Bezeichnung eines
Blattes: ^Kraeck« (B. 22) für einen Holländer. Das
Wort nKraeck" ist allerdings holländisch und be-
zeichnet jene Art SchijBFe, welche dieser Kupferstich
(B. 22) vorstellt Passavant übersieht aber, dass ein
Holländer, dem das Wort ^Kraeck* und seine Be-
deutung sehr wohl bekannt gewesen sein muss, nie-
mals auf den Gedanken gekommen wäre, mehrere
holländische Schiffe zu stechen und bei einem
derselben zur eigenen Erinnerung an das Gesehene
auch den Namen dieses Dinges zu bemerken, sondern
dass dies nur einem Fremden in dei; Sinn kommen
konnte, der zum erstenmal nach Holland kam,
dort zum erstenmal die See und derartige Schiffe
sah, mehrere derselben zeichnete und zur eigenen
Erinnerung auch den fremden Namen .Kraeck"
notirte. Die Vermutung, dass dieser Stecher kein
Holländer gewesen sein kann, wird durch den Hin-
weis auf das wiederholt vorkommende pfälzische
Wappen in der militärischen Folge desselben Stechers
(B. VI, p. 63, N. 24 u. 25) wesentlich unterstützt.
Passavant bezeichnet das Wort „Kraeck* als ^grave
sur la planche*. Dutuit, der das Pariser Exemplar
dieses Blattes (B. 22) gesehen zu haben scheint,
citirt Passavant, übergeht aber das ^grave", und
das Wort ,Kraeck* ist vielleicht ebenso, wie die
erwähnten Wappen in der Folge der Albertina nur
hineingezeichnet.
Dass aber diese, dem Wenzel zugeschriebenen
Baldachine nicht in das Stecherwerk dieses Kopisten
gehören können, wird auch durch eine andere Be-
gründung klar. Aus ihnen, weil sie zum Teil Bischofs-
stäbe, Monstranzen und Sakramentshäuser u. dergl.
darstellen, auf die Goldschmiedsthätigkeit des Er-
finders zurückschließen wollen, ist kaum statt-
haft; denn deshalb, weil sie für einen Goldschmied
als Mustervorlage gestochen wurden, folgt noch
nicht, dass sie auch von einem Goldschmiede ge-
stochen sind; am wenigsten aber scheint hierzu der
Dürer- und Schongauer -Kopist Wenzel der Mann
gewesen zu sein, denn es ist ein Unterschied zwischen
dem peinlichen, Wochen und Monate in Anspruch
nehmenden, sklavischen Nachstechen eines vorhan-
denen Stiches und dem Komponiren kolossaler archi-
tektonischer Aufrisse; und. das sind diese sogenann-
ten Baldachine. Sie rühren von einem gewaltigen,
architektonisch konstruirenden Talente, einem Bild-
hauer und Architekten im Geiste des Adam Kraft
her, dessen Kühnheit und Vornehmheit des 'Aufbaus
sie vielleicht übertreffen. Dass dieser St^^jcher ein
437
Der Stecher W.
438
Architekt gewesen sein muss, betfaätigen die mannig-
faltigen Erker und Brannen etc., die uns unter den
Blattern des W A begegnen. In jedem Kupferstecher
einen Goldschmied sehen wollen, nur deshalb, weil
die Kopisten Israhel van Meckenen, Bocholt und
Wenzel eingestandenermaßen Goldschmiede gewesen,
hat doch keine Berechtigung. Kennen wir doch
Schongauer und Dürer als Maler, Jörg Syrlin und
Veit Stoß als Bildschnitzer und Bildhauer; und diese
Baldachine der Stecher W und W O sind offenbar
Arbeiten eines ebenso bedeutenden Künstlers ; wie
jene es gewesen sind, nicht aber Arbeiten eines
Kopisten oder Goldschmiedes, recte Handwerkers.
Zum Beweise, dass es schöpferische Künstlerphan-
tasie, nicht aber handwerkliche Goldschmiedsarbeit
ist, die uns da vorliegt, erinnere ich an die ganz
ähnlichen architektonischen Konstruktionen Makart's.
Bei näherer Untersuchung dieser Baldachine
wird es sich aber ergeben, dass das hinter dem W
stehende Zeichen O, welches sogar auf einem Blatte
(B. 23) vor dem W steht, nur den späteren Re-
toucheur bedeutet, in dessen Hände die ganz unbe-
zeichneten Baldachine (B. VI, p. 341, N. 55, 56, 57)
und jene nur mit einem W bezeichneten infolge eines
uns unbekannten Umstandes nicht gelangten.
Ebenso fraglich ist die Urheberschaft WenzeFs
bei einem anderen Blatte, dem heil. Paulus (Lehrs,
N. 46).^) Lehrs sagt: .Diese groteske Apostelfigur
in ihrer stark bewegten Haltung scheint nach einer
Holzskulptur gestochen zu sein*, eine Vermutung,
welche vielleicht ihre Berechtigung hat. Dann aber
rührt dieses Blatt gewiss nicht von dem Kopisten
Wenzel her, denn nach einer Holzskulptur stechen,
heißt nach einem Körper selbständig zeichnen, und
so viel künstlerisches Können mute ich dem Wenzel
nicht zu, denn sie ist so originell und sicher ge-
stochen, dass sie unmöglich von dem Stümper her-
rühren kann, der in der Dürer-Kopie: »Die Dame
zu Pferd* (Lehrs, N. 62) die Fußspitze des Lanz-
knechts abschneidet, weil er den ganzen Fuß nicht
mehr auf der Platte unterbringen konnte.
Noch weit sonderbarer ist das Verhältnis jener
Blätter sowohl zu Wenzel als untereinander, welche
Lehrs als Kopieen nach dem Meister PW bezeichnet.
1) Reproduzirt in C. v. Lützow: Geschichte des deut-
schen Kupferstichs, S. 47, N. 20.
Wir wissen, wer der Meister PW ist; das heißt
wir wissen es nicht, aber es ist uns bekannt, dass
er den sogenannten Schweizerkrieg (Pass. II, p. 159),
ein rundes Kartenspiel, und noch ein paar andere
Blätter gestochen hat, die seine schweizerische Ab-
kunft hinlänglich verraten, obgleich die Wasser-
zeichen seiner Drucke zu dem merkwürdigen Schlüsse
geführt haben, dass er ein Kölner sein müsse. Lehrs
sagt, dass Wenzel den Meister PW mit Vorliebe
kopirte, und er bezeichnet auch 11 Blätter als solche
Kopieen nach dem Meister PW.
Die erste ist: Die Madonna auf dem Basen
(L. 8). Lehrs sagt: „Kopie vielleicht nach dem
PW/ Die zweite ist: Die Madonna vor der Wein-
laube, von 2 Engeln gekrönt (L. 11). Auch hier
heißt es: , Vielleicht nach einem Stich des kölnischen
Meisters PW.** Die dritte ist: Die Beweinung
Christi (L. 31). Hier heißt es wieder: „Vielleicht
nach einem verschollenen Stich des Meisters PW."
Die heilige Ursula (L. 57) ist für Lehrs: „un-
verkennbar die Kopie eines verschollenen Originals
des Meisters PW von Köln." Die Gold wägerin (L.
61) geht für Lehrs wie N. 57 »auf ein verschollenes
Original des Meisters PW zurück." Aristoteles und
Phyllis (L. 65) „ist eine Kopie nach dem Meister
PW* sagt Lehrs; — in Wahrheit ist es eine Kopie
nach einem unbezeichneten Blatte, über welches sich
Bartsch (X, p. 52, N. 27) mit der größten Vorsicht
äußert: ,Ce morceau est tellement dans le goüt de
M. Scliongauer qu'on est tente de Ten croire TAuteur*
und Passavant (U, p. 114) pflichtet ihm hierin voll-
kommen bei.
Bei der Lautenschlägerin (L. 17) ist es die-
selbe willkürliche Zuweisung des angeblichen (aber
nicht vorhandenen) Originals an den Meister PW.
Über dieses Blatt äußert sich Bartsch (VI, p. 343),
nachdem er es als eine „Piece douteuse*" für das
Werk Wenzel's bezeichnet: „Ce morceau etant essefi-
iidlement different des autres estampes gravees par
W. d'Olmutz, et pour le dessein et pour la taille,
nous n'osons pas l'attribuer ä ce maitre." Bartsch
glaubt somit gar nicht, dass dieses reizende Blatt,
obwohl es mit W bezeichnet ist, von dem Wenzel
herrühren könne, und bezweifelt, dass es überhaupt
eine Kopie sei, was auch gar nicht nachzuweisen ist.
Von den vier Ornamenten (L. 88, 89, 90 und
91) ist nur die Querflillung kugeliger Blattenden
(L. 88), auf ein mit PW bezeichnetes Blatt zurück-
zuführen, es ist aber sehr fraglich, ob die unbezeich-
nete Kopie auch wirklich von der Hand Wenzels
ist; und in dem Original der Hochfüllung mit
439
Nekrologe. — PerBonalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.
440
11 Einderengeln sieht das P sehr fragwürdig aus, und
was das W der Kopie betrifft, so sind wir hier in
demselben Falle, in dem wir uns gegenüber anderen
W befinden; es ist mindestens sehr fraglich, ob es
das W des Wenzel ist
Wir haben es also hier eher mit einem ganz
neuen Meister, dem Meister , Vielleicht ", aber gewiss
nicht mit dem Meister PW zu thun, der schließlich
ein Schweizer wäre, aus dem plötzlich ein Kölner
geworden ist, der burgundische Motive behandelt
hat Ich will nicht von der heiL Ursula (L. 57)
sprechen, einem Blatte, welches unmöglich eine
Kopie WenzePs sein kann, aber hinter dem Origi-
nale der Oold wägerin (L. 61) und der Lautenschlä-
gerin (L. 67) den Stecher des Schweizerkrieges und
den Meister der runden Spielkarten zu suchen, ist
doch eine etwas starke Zumutung. Lehrs trägt nicht
einmal Bedenken, den Hennin, den diese beiden
letztgenannten Damen tragen, um drei Decennien
länger auf ihren Häuptern sitzen zu lassen, als dies
genau besehen möglich wäre. Als der Schweizer
PW um 1500 arbeitete, gab es speziell diese For-
men des Hennin längst nicht mehr. Yiolet-le-Duc,
der in derartigen Kostümfragen eine Autorität ist,
sagt ausdrücklich (lU, p. 238): «Ces hennins qui
commencent ä paraltre en 1395, persistent jusqu'en
1470* und (p. 242): .Cest de 1470 k 1475 que les
hennins dispandssent."
Man fragt nun, wie kommt das Zeichen W auf
Stiche, die so verschieden sind, dass sie unmöglich
von einer Hand herrühren können? Bezeichnet es
verschiedene Stecher, die ihren Namen mit W be-
ginnen konnten? Möglich; wahrscheinlicher ist es
aber, dass das W nur den Verleger bezeichnet; dieser
kann der beliebte Wenzel gewesen sein, oder auch ein
anderer, aber das ist gewiss, dass aus dem Vorkom-
men des Buchstaben W auf einem Kupferstiche nicht
der Schluss gestattet ist, dass er auch von Wenzel
von Olmütz gestochen sei, welche Annahme für eine
beträchtliche Zahl der hier erwähnten 20 Blätter un-
möglich aufrecht zu halten ist. Was aber speziell
den Meister PW betrifft, so darf man nicht über-
sehen, dass der Schweizerkrieg nicht PW, sondern:
P. "p W. bezeichnet ist. Wer garantirt uns denn,
dass der Buchstabe W nicht ein ebenso fremd-
artiger Zusatz ist, wie der zweite Buchstabe, der aus
anderen Blättern desselben Stechers spurlos ver-
schwunden ist. Oder sollte dieser zweite Buchstabe
des Monogramms auf dem Schweizerkriege gar nichts
zu bedeuten haben? ALFRED v. WURZBACH
NEKROLOGE.
Q Der Orienttnaler Adolf von Meckel ist am 24. Mai
in Berlin an den Folgen eines Selbstmordveraachs, den er
einige Tage vorher unternommen, im 38. Lebensjahre
gestorben. Erat im Spätherbst vorigen Jahres war Meckel
7on Karlsruhe, wo er bis dahin seinen Wohnsitz ge-
habt, nach Berlin, seiner Vaterstadt, übergesiedelt. Er
war ein Zögling der Karismher Kunstschule, wo er sich,
besonders unter der Leitung H. Gude's, der Landschafte-
malerei widmete. 1879 trat er zuerst mit einigen Land-
schaften nach Motiven aus Schottland in die Öffentlichkeit.
Dann kultivirte er eine Zeitlang die schweizerische Gebirgs*
landschaft und fand zuletzt seinen Schwerpunkt in der Schil-
derung der Landschaft und des Volkslebens des Orients, den
er durch mehrere Studienreisen nach Syrien, Palftstina,
Ägypten und Nordafrika gründlich kennen lernte. Seine
orientalischen, zumeist reich staffirten Landschaften, Straften-
bilder und Architektuntücke gewannen ihm schnell einen
geachteten Namen, und mit seinen Erfolgen wuchs auch
sein malerisches Können, das sich bald, sowohl in der Ol-
als auch in der Aquarelltechnik, zu großer koloristischer Virtuo-
sität entfaltete. Seine Bilder aus der syriBchen und ara-
bischen Wüste, die mit Arabern in weißen Burnussen belebt
waren, sind Meisterwerke in der Behandlung lichter Lokal-
töne unter der Einwirkung des glühenden Sonnenlichts. 1886
erhielt A. v. Meckel die kleine goldene Medaille der Ber-
liner Ausstellung. Auf der diesjährigen Ausstellung ist er
mit vier Bildern vertreten, die ein weiteres Fortschreiten
auf dem Wege einer maßvollen^ sich eng an die Natur hal-
tenden Hellmalerei bekunden. Als Grund seines Selbstmor-
des wird verletzter Ehrgeiz angegeben. Er soll fünf Bilder
zur Ausstellung eingeschickt haben, und die Zurückweisung
des einen soll ihn so tief erbittert haben, dass er sich eine
Kugel durch die Brust schoss.
PERSONALNACHRJCHTEN.
%* *^*V Philipp Ounliffe Owen, der Direktor des South
Kensington Museums in London, ist, wie der „Vossischen
Zeitung*' geschrieben wird, in den Ruhestand getreten. Er
gehörte ursprünglich zur englischen Marine, trat aber 1854
in den Dienst des Museums, dessen Leitung ihm 20 Jahre
lang anvertraut war. Sein Rücktritt hat zu einer Teilung
der Anstalt gefllhrt; die Knnstabteilung ist dem Professor
Middleton aus Cambridge übertragen worden, während der
bisherige stellvertretende Direktor Generalmajor Fesiing die
Leitung der Abteilung für technische Erziehung übernom-
men hat
*^* Die Ehrenmedaille des Pariser Salons ist dem Genre-
maler Ferdinand Raybet zuerkannt worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
*^* Eine Ausstellung der von der großen Berliner Aus-
stellung Zurückgewiesenen soll am 3. Juni in Berlin eröffnet
werden. Wie in einer Versammlung der Zurückgewiesenen
mitgeteilt wurde, sind dazu etwa 200 Kunstwerke angemeldet
worden. Das Ausstellungskomitee besteht aus den Malern
Max Horte, Edvard Munch, Edm. Ebel, Schmidt -Herboth
und dem Bildhauer Max Klein. Von letzterem ist ein Modell
zum Kaiser Wilhelm - Denkmal für Stuttgart, das von der
Jury prämiirt und zur Ausführung empfohlen worden ist,
von Max Horte seine große Radirung nach der Kxünischen
Madonna zurückgewiesen worden.
441
Sammlangen und AuäBtellungen.
442
Encerbungen der National Öallery in Ijondon. Es
scheint, dass das Missgeschick, welches die National Gallery
dadurch erfuhr, dass Dr. Bode ihr sozusagen den ,,Dürer"
vor den Aug^i fortsiahm, die Direktoren des gedachten
Instituts bewogen hat, sofort den Ankauf zweier Bilder zu
veröffentlichen. Die Verhandlungen im Parlament über den
Dürer kamen einem Tadel sehr nahe. — Es wurden näm-
lich zwei Kabinettstücke eines der am seltensten vorkommenden
niederländischen Meister erworben. Dies ist Wilhelm Cor-
nelis Duyster , von dem in Dresden, Stockholm und Peters-
burg, aber sonst wohl in keiner größeren öffentlichen Ga-
lerie Europa's Bilder vorhanden sind. Eins davon stellt
eine Gruppe von Personen dar, welche mit einem Spiele an
einem Damenbrett beschäftigt sind, während es andere beob-
achten, ähnlich wie auf dem Bilde in der Eremitage. Der
Gegenstand des zweiten Werkes ist ein Kampf zwischen
Kavalieren und Räubern und gleicht sehr dem Su^et des
Dresdener Bildes. Namentlich die Ausführung des ersteren
ist sehr gelungen und erinnert an Pieter Ck)dde und Fi*ans
Hals. Die beiden Genrebilder sind voll bezeichnet^ sehr gut
erhalten und stammen direkt aus der Familie eines Offiziers,
dessen Vorfahren mit Wilhelm 111. von Oranien nach Eng-
land herüberkamen. S
*^* Ein grosses Bild des in München lebenden russischen
Malers Wladimir Schereschcwski ist zur Zeit im Berliner
Künstlerverein ausgestellt. Es ist bereits als „Sensations-
bild" in München und Budapest gezeigt worden, entspricht
aber keineswegs den Erwartungen, welche die voraufgeschickte
Reklame rege gemacht hat. Es trägt den aufregenden Titel
,J(ach Sibirien'* und stellt das Innere eines Etappengefäng-
nisses, also eine Scene während des Transportes der Ver-
bannten dar. Ein Trupp dieser Unglücklichen hat nach be-
.schwerlichem Marsche auf dem Moskauer Trakt, wie die
mehrere tausend Kilometer lange Landstraße heißt, die Si-
birien von Westen nach Osten durchschneidet, in einem der
Etappenhäuser Halt gemacht, in dem sie ohne Rücksicht
auf Alter und Geschlecht zusammengepfercht werden, um
so, in schrecklichem Elend, auf den bloßen Steinfliesen
liegend, die Nacht zu verbringen. Neben gemeinen Ver-
brechern kauern in demselben Sträflingskleide, mit eben-
solchen Ketten an den Füßen, politische Verbannte, viel-
leicht, auf administrativem Wege Verschickte, die noch nicht
einmal den Grund ihrer Verhaftung und Verschickung
kennen. Dazwischen hocken Frauen und Kinder, die sich
Mstelnd aneinanderschmiegen , während der bewachende
Soldat, dessen Herz längst keine Regung mehr spürt, beim
Anblick solchen Jammers dort im Vordergrunde ruhig seine
Pfeife schmaucht, die wütenden Blicke, die ihm die Ge-
&ngenen zuwerfen, mit höhnischem Grinsen beantwortend.
Das Bild giebt die Luftstimmung im Innern eines Kerker-
raumes treffend wieder, lässt aber in der Durchführung der
Einzelheiten manches zu wünschen übrig. Jedenfalls ist es
kein so hervorragendes Kunstwerk, dass es würdig wäre, in
Sonderausstellungen von Stadt zu Stadt herum gef&hrt zu
werden. Es wird als „gemaltes Manifest^' zum Sturz des
russischen Kolosses so wenig beitragen wie zur Förderung
der Malerei.
München. Jahresausstellung 1893. Die nunmehr vor-
liegenden Anmeldungen deutscher und ausländischer Künst-
ler und die schon eingetroffenen Werke geben die erfreuliche
Gewissheit, dass die kommende Ausstellung so reichhaltig
wie nur jemals beschickt sein und den vorhergehenden
Unternehmungen der MQnchener Künstlergenosaenschaft aji
künstlerischem Werte keinesfalls nachstehen wird. Neben
einer umfangreichen Vertretung der verschiedenen Kunst-
centren wird eine Anzahl Kollektivansstellungen hervor-
ragender Künstler das Gesamtbild der Ausstellung noch
reicher gestalten. Zunächst seien die unlängst Verstorbenen
erwähnt. Von Emil Schindler und Leopold Müller wird
eine Reihe bedeutender Bilder und Skizzen zur Ausstellung
gelangen, namentlich die Werke Leopold Müller's dürften
besonderes Interesse beanspruchen, da dieser Künstler bisher
auf Münchener Ausstellungen nur selten vertretmi war.
Herrn Prof. Hildebrand ist es zu verdanken, dass weitere
Kreise Gelegenheit haben werden, eine plastische Arbeit
des verstorbenen Malers und Bildhauers Stauffer-Becn zu sehen.
Porträtaussteüung. Im Laufe des Monats Juni beab-
sichtigt die „Association des Joumalistes Parisiens" eine in-
teressante Ausstellung zu veranstalten. Sie wird nämlich
in der „Ecole des Beaux-Arts" am Quai Malaquais den Pa-
risern in Ölbildern, Zeichnungen, Silhouetten, Photographieen,
Aquarellen, Pastellen, Medaillons etc. die französischen Jour-
nalisten und Schriftsteller aus der Zeit von 1793 bis 1893
vorführen und rechnet auf einen guten Erfolg dieser eigen-
artigen und wohl noch nicht dagewesenen Ausstellung.
(Lpz. Tgbl.)
*** Die Jury für die Münchener Jahresausstellung ist
folgendermaßen zusammengesetzt: Maler: A. Andersen-
Lundby, Prof. H. v. Bartels, W. v. Czachorski, K. Eilers,
J. Ekenaes, M. Grönvold, Prof. N. Gysis, Prof. G. Hackl,
E. Kubierschky, Prof. W. Lindenschmit, L. Putz, Ph. Roth,
Prof. F. Roubaud, R. Schleich, Prof. A. Wagner; Bildhauer:
Th. Dennerlein. Prof. J. v. Kramer, 0. Lang; Architekten:
Prof. J. Bühlmann, Prof. L. Romeis, E. Seidl; Graphiker:
Tb. Knesing, Prof. E. Obermayer, A, Schultheiß. Diese Jury
fungirt als Aufnahmejury und Hängekommission; die Preis-
jury wird erst später gewählt werden.
Luca Signorelli' Ausstellung, Der „Burlington Kunst-
klub'' in London hat vor einiger Zeit eine Leihausstellung
derjenigen Bilder dieses Meisters veranstaltet, welche sich
in England in festen Händen befinden. Es war dem
Vorstande der genannten Kunstgesellschaft gelungen, von
23 in England bekannten Bildern von Signorelli, bei
welcher Summe die National Gallery mit inbegriffen ist, die
verhältnismäßig große Zahl von 17 davon hier zu ver-
einigen. Diese Werke bilden den Kern der Ausstellung.
Hierzu kommen noch drei schöne Zeichnungen und außer-
dem eine Serie von Photographieen und anderen Reproduk-
tionen aller bekannten Bilder des Meisters, so dass in Lon-
don zum erstenmal volle Gelegenheit geboten wurde, ihn
umfassend und in allen Details zu studiren. Obgleich
Signorelli seine Eigentümlichkeit am schönsten in den gproßen
Wandgemälden in der Kapelle der Madonna di San Brigio
im Dom zu Orvieto zum Ausdruck brachte, so lässt doch
das hier Gebotene einen guten Überblick über sein Schaf-
fen zu. Signorelli fasste die verschiedenartigsten Bestre-
bungen der florentiner Maler nach naturtreuer Darstellung
in höherem Sinne zusammen, und sein feines Naturverständ-
nis würde noch stärker wirken, hätte er mehr Farbensinn
besessen. Auch in den hier ausgestellten Bildern zeigten
sich all seine Vorzüge: Kraft, Energie, Größe des Entwurfs
und Korrektheit der Linien. Da, wo er die „Letzten Dinge*'
darstellt, zeigt er uns mächtig ergreifende, leidenschaftlich
bewegte Kompositionen, meist von nackten Gestalten, die
zwar streng, aber edel gezeichnet sind, voll gewaltigen in-
neren Lebens. Sehr interessante Beispiele seiner Kunst bieten
zwei Fragmente: „Die Taufe Christi** und eine „Pietä**.
Femer sind zu erwähnen: „Die Geißelung Christi" und
M. Benson's „Madonna mit dem Kinde". Von diesem Bilde
befindet sich eine Wiederholung in der Galerie von Liver-
443
Vereine und Gesellschaften. — Ausgrabungen und Funde. — Vermischtes.
444
pool, die auf der Ausstellung zum Vergleich neben dem
Ben8on*8chen Bilde hängt. Darüber, ob beide Bilder
von einer Hand herrühren, ist die Kritik hoffnungslos ge-
teilt Mr. Benson's Bild stammt direkt aus derjenigen Fa-
milie in Gortona, für welche „Lucas Gortonensis*' es gemalt
hat. Ebenso befand sich auf der Ausstellung eine Wieder-
holung und Variation des Bildes aus der Brera in Mailand,
welches teils an Botticelli, teils an Michelangelo erinnert.
Sehr interessant ist Mr. Mond's Freskobild, jetzt auf Lein-
wand übertragen, welches das Gegenstück zu dem in der
National Gallery befindlichen „Triumph der Keuschheit"
bildet. „Coriolanus" war früher in der Lepland- Samm-
lung und ursprünglich zu einer Serie Yon vier Fresken ge-
hörig, welche 1509 für den Pandolfo Petrucci-Palast in Siena
angefertigt worden waren. Aber nichts giebt uns eine bessere
Idee von dem Vorgänger Michelangelo's und von der Er-
habenheit und Stärke seines Stils, als die von Herrn Becke-
rath in Berlin geliehene Zeichnung, die noch schOner ist
als der Herkules und Antäus der Königin Viktoria. S
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
%* Die Vertreter der Vereine für deutscJies Kunstgewerbe
haben am 19. Mai in Weimar ihren 6. Delegirtentag abge-
halten. Vertreten waren u. a. die Kunstgewerbevereine von
Berlin, Braunschweig, Breslau, Dresden, Halle, Hamburg,
Karlsruhe, Magdeburg, Leipzig, München, Oldenburg, Stutt-
gart. Aus den Verhandlungen ist hervorzuheben, dass in
Bezug auf die früher bereits angeregte Revision der Muster-
schutzgesetzgebung beschlossen wurde, zunächst noch wei-
teres Material zu sammeln. Zu geeigneter Verwertung soll
auch dem Vorort Material Übermittelt werden, betreffend
das geschäftliche Verfahren der Reichsbehörden in Bezug
auf die Ausstellung in Chicago; aus Verbandskreisen waren
in dieser Beziehung mancherlei Klagen laut geworden.
Femer wurde beschlossen, dahin zu wirken, dass seitens der
deutschen Kunstgewerbemuseen nicht nur Altertümer, son-
dern auch hervorragende Arbeiten der Gegenwart angekauft
würden. Von einer Petition an den Reichskanzler um Be-
rücksichtigung auch anderer Städte als Berlin bei Vergebung
von kunstgewerblichen Arbeiten wurde Abstand genommen.
Der Berliner Ausstellung beschloss man die lebhafteste Unter-
stützung zu gewähren, unter der Voraussetzung, dass die
KunstgewerbeausstelluDg einen nationalen Charakter erhalte.
Zum Vorort wurde Dresden und der Dresdener Kunstverein
erwählt.
Herrn liouis Lampe, mit ihrer Wiederherstellung. Diese
Arbeit ist, wie jetzt der „Vossischen Zeitung*' geschrieben
wird, trefflich gelungen. Die geretteten vier Gemälde stellen
dar: die Heiligen Laurentius, Sebastian, Paulus, Petrus und
Katharina huldigen der Jungfrau; Huldigung vor dem hei-
ligen Nikolaus; die Bekehrung des Paulus und die Taufe
Christi. Es schweben Verhandlungen, um diese Gemälde
dem Brüsseler Museum zu erhalten.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
*^* Von den Ausgraburigen xu Delphi. Nach dem Be-
richt des Ephoren, der die griechische Regierung bei den
französischen Ausgrabungen in Delphi vertritt, ist ein fast
vollkommen erhaltener, kolossaler Marmorkopf jüngst ent-
deckt worden. Augenscheinlich gehörte er einer riesigen
Apollo -Statue an. Das Haar ist mit einem Bande aufge-
bunden. Femer ist eine Metope gefunden worden, welche
vom Schatzhaus der Athener in Delphi herrührt. Sie stellt
einen Stierkampf dar. Auch sind 20 konsularische Votiv-
tafeln ans Licht gefördert worden, deren Inschriften sich
auf die Befreiung der Sklaven beziehen.
*♦♦ Vier hervorragende Gemälde des Anttcerpener Meisters
Caspar de Crayer sind vor etwa acht Monaten in der Kirche
des Brabanter Dorfes Opwyck in einem völlig verwahrlosten
Zustande aufgefunden worden. Der Kunstminister betraute
den Sachverständigen der Brüsseler königlichen Museen,
VERMISCHTES.
H. A. L. Aus der im März veröffentlichten Mitteilung
über die Tiedge-Stiftung in Dresdeti geht hervor, dass sich
das Vermögen der Stiftung am Schlüsse des Jahres 1892
auf 663800 Mark belief. Von den Zinsen dieses Kapitals
wurde ein Teil als Abschlagszahlung für den Bildhauer
Bruno Fischer verwendet, der im Auftrage des Direktoriums
ein Standbild der Gerechtigkeit ftir den Brunnen auf dem
Holbeinplatz zu Dresden modellirt hat, dessen Modell bereits
an die Erzgießerei von C. A. Bierling in Dresden zum Bronze-
guss abgeliefert worden ist. Demselben Bildhauer sind von
dem Stiftungskomitee noch zwei weitere für denselben
Brunnen bestimmte Figuren, welche die Schuld und die Un-
schuld darstellen sollen, sowie der figurale Schmuck für das
Postament zur Modellirung in Auftrag gegeben worden.
Außerdem leistete das Stiftungskomitee noch eine zweite
Abschlagszahlung an den Landschaftsmaler Rudolph Schuster
in Dresden, bei dem ein größeres Ölgemälde für die Stiftung
bestellt worden ist. An Ehrengeschenken oder Unterstützun-
gen sind im Jahre 1892 16650 M. verausgabt worden. Davon
entfallen 1500 M. an Maler und 8250 M. an Hinterlassene
von Malern, 300 M. an Kupferstecher und 2400 M. an Hinter-
lassene von Kupferstechern und 900 M. an Hinterlassene von
Bildhauern. Die übrigen Summen kamen Dichtern und
Schriftstellern beziehentlich ihren Hinterlassenen , sowie
Hinterlassenen von Musikern zu gute.
Schweixer Parlamentsgehäude, Man schreibt der „N. fr.
Presse" aus Bern: Der schweizerische Nationalrat hat den
Bau eines schweizerischen Parlsunentsgebäudes beschlossen
und dafür einen Kredit von sechseinhalb Millionen Frank
bewilligt Das Gebäude kommt zwischen die beiden Bundes-
ratshäuser an der Stelle zu stehen, wo jetzt das ßemer
Kasino sich befindet. Den meisten nach Bern kom-
menden Fremden ist das Kasino bekannt; genießt man
ja doch von dessen Garten einen prächtigen Ausblick
auf den Schneekranz der Bemer Hochalpen. Die Verbauung
gerade dieses Platzes thut daher manchem Bemer weh.
Ersatz ist aber in dem an Aussichtspunkten reichen Bern
leicht zu schaffen. Professor Hans Auer hat die Pläne ent-
worfen, wie er auch den Bau des neuen Bundesratshauses
nach seinen Plänen leitete. Das Parlamentsgebäude erscheint
als dominirender Mittelbau der beiden symmetrisch ange-
legten Verwaltungsgebäude. Es wird mit den letzteren durch
Galerieen verbunden sein. Im Parlamentsgebäude werden
die beiden Sitzungssäle so angelegt, dass der Nationalrats-
saal gegen Süden, der Ständeratssaal gegen Norden und
zwischen beiden die Haupttreppe liegen wird. Im gegen-
wärtigen Nationalratssaal sind die Journalisten möglichst
schlecht untergebracht. Der betreffende Platz stellt eher
einen Käfig als eine Loge dar. Dazu ist es in diesem Jouma-
listenraum so dunkel, dass man ihn beim hellen Tag künst-
lich erleuchten muss. Viele Redner werden daselbst nur halb
oder gar nicht verstanden. Im Gegensatze hierzu sind im
neuen Parlamentsgebäude zweckmäßige Räume für die Be-t
richterstatter vorgesehen. Der Stil des Parlamentsgebäud es
^•^:i
445
Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
446
hält sich im großen und ganzen an die Renaissance. Die
Bauzeit dürfte sechs Jahre dauern.
*^^* Der Markuslötüe in Venedig. Die italienischen Sach-
TcrsiAndigen, die kürzlich bei der Ausbesserung des berühm-
ten, auf einer der Säulen der Piazzetta stehenden Markus-
löwen zu Rate gezogen wurden, hatten sich dabei ausge-
sprochen, dass das Werk aus dem 12. Jahrhundert stamme.
Diese Ansicht hat aber, wie die „Academj" mitteilt, nicht
allgemeine Zustimmung gefunden. In einem an die „Aca-
demie des Inscriptions" gerichteten Schreiben bestreitet Herr
Gasati ihre Richtigkeit aus folgenden Gründen: 1) weil die
Bronze des Mittelalters im allgemeinen ein Viertel oder ein
Fünftel Blei enthalte, wogegen die des Löwen aus Kupfer
mit 15 Proz. Zinn bestehe; 2) weil der Stil in keiner Hin-
sicht der mittelalterlichen Kunst entspreche; und 3) weil,
wenn das Denkmal in der angenommenen Zeit angefertigt
worden wäre, ein Bericht darüber in den Archiven irgend
einer italienischen Stadt vorhanden sein dürfte. Nach Casati
sind vielmehr gewichtige Gründe zu der Annahme vor-
handen, dass der Löwe eine etruskische Arbeit sei.
MB. Der neue WürUernbergi^che Kufisteiai. Ein regel-
mäßiger Etat zur Anschaffung von Kunstwerken in Württemberg
besteht seit 1845. Damals wurden 4000 fl. bewilligt, 1862 7600 fl.,
1875 24343 Mark; diese Summe ist bis heute stehen geblieben,
abgesehen davon, dass fär die Kunstschule jetzt ein bedeu-
tend höherer Aufwand gemacht werden muss und auch der
Staat für verschiedene Privatvereine zur Pflege der Kunst
und des Altertums weitere Beiträge bewilligt hat. Die ein-
zelnen Posten setzen sich folgendermaßen zusammen: An-
schaffungsfonds Hir Gemälde 17143 M., für die Kupferstich-
sammlung 5143, für Plastik 2057. Unterstützungen an Pri-
vatvereine : Württ. Kunstverein 1000 M., Verein f. christl.
Kunst in der evangelischen Kirche 515 M., desgl. in der
katholischen Kirche 250 M., Verein zur Förderung der Kunst
in Stuttgart 1000 M., Kunstverein Heilbronn 300 M., Alter-
tumsverein in Stuttgart 600 M., Altertums verein in Ulm 430 M.,
Altertumsverein in Hall 400 M., Altertumsverein Tübingen-
Reutlingen 400 M. Bezüglich der Sammlung vaterl. Alter-
tümer ist eine Änderung insofern eingetreten, als nach
Ableben des seitherigen Vorstandes Prof. Majer jetzt die
Direktion dieser Sammlung mit dem Landeskonservatorium
vereinigt worden ist. Für das Lapidarium und die Münz-
sammlung soll ein eigener Beamter angestellt werden. Der
Anschaffungsfonds für diese Sammlungen beträgt 11 300 M. ;
außerdem sind noch 2000 M. für Restaurationen altertüm-
licher Baudenkmale ausgeworfen. Beiläufig sei erwähnt,
dass nach dem Vorgange Badens jetzt auch eine historische
Kommission errichtet worden ist, welche die Aufgabe hat,
die württembergische Geschichte nach jeder Richtung zu
fördern, was selbstverständlich auch der Kunstgeschichte zu
gute kommt. Dieser Behörde wurden gleichfalls 11000 M.
bewilligt.
Die König liefie Zeichenakademie in Ha^iau, die unter
Leitung des Bildhauers Prof. M, Wiese steht, hat ihren
Jahresbericht für 1892/93 herausgegeben. Wir entnehmen
ihm, dass die Gesamtzahl der Schüler zu Anfang des Schul-
jahres, das von Anfang April 1892 bis Ende März 1893
reichte, 405 betrug, gegen 452 im Vorjahre. Der Rückgang
in der Schülerzahl findet seine Erklärung in dem schlechten
Geschäftsgange der für Hanaus Erwerbsleben maßgebenden
Goldwarenbranche, welcher bewirkt hat, dass weniger Lehr-
linge in diesen Industriezweig eingetreten und angenommen
worden sind. Jedoch war der Besuch des Unterrichts so
rege, dass bis zu dem im Oktober 1892 erfolgten Eintritt
einer neuen Lehrkraft (des als Lehrer für Musterzeichnen be-
rufenen Herrn Hugo Sehimke aus Liebau in Schi.) mehrere
Parallelabteilungen in Überstunden unterrichtet werden
mussten. Die Anstalt erhielt einen Staatsznschusa von 67 632 M.,
wozu noch 10982 M. Einnahmen aus Schulgeldern kommen.
Die Ausgaben beliefen sich auf rund 80320 M.
* Das Linxerthor in Salxhurg, eines der bemerkens-
wertesten Denkmale seiner Gattimg in Osterreich, 1614 unter
dem Erzbischof Marcus Sitticus erbaut, soll demolirt werden.
In der schönen Juvavia ist darüber ein sehr erklärlicher
Meinungskampf. entbrannt und wir hoffen, dass es gelingen
werde, noch in letzter Stunde den verderbendrohenden
Spruch der Stadtväter von dem ehrwürdigen Bauwerke ab-
zuwehren.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt a/M, Am 6. Juni kommt eine Sammlung
von Gemälden älterer und moderner Meister bei Rudolf
Bangel im Auktionssaal für Eunstsachen zur Versteigerung.
Daran schließt sich am 7. Juni eine Sammlung von Anti-
quitäten, kunstgewerblichen Arbeiten, Goldsachen und Ju-
welen. Die beiden Kataloge sind soeben erschienen.
%* Die 18 ersten Tage der Versteigerung der Sammlung
Spitzer in Pari^ haben eine Gesamtsumme von 5 568710
Frank ergeben. Auch in den letzten Tagen sind keine un-
gewöhnlich hohen Preise bezahlt worden. Bemerkenswert
ist nur eine Kusstafel (Pax), die auf 40 000 Frank getrieben
wurde.
I^ipxig: Von dem Antiquariat von K. W. Hiersemann
ist soeben Katalog Nr. 115, enthaltend Architektur, Orna-
mentik, Innendekoration, Möbel, Skulptur etc. einschließlich
der vom Oberbaudirektor J. Bormann in Weimar hinter-
lassenen Bibliothek herausgegeben. Derselbe steht Interessen-
ten kostenlos zur Verfügung.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Knnsteliroiilk. 1898. Nr. 10/11.
Die Dominikanertreppe von J. Leisching. — Johann Weikars
Freiherr von Valvaaor. Von P. ^ Radios. -^ Künstler bei der
Arbeit. Von Gl. S o k a 1. — Kunstbrief : München. Von H. P e t e r s.
ChristUcheB Kunstblatt. 1898. Nr. 5.
Kirchenschmuck und Kirchengeräte. — Die bildliche Dantellong
des Olaubensbekenntnisses. Von fi. Wernioke. (S<Alnfl8.) -^
Die Herz-Jesukirdhe in Paris.
Die Knnst fOr Alle. 1892/98. Heft 17.
Die Bntwickelung der Sohönen Künste in den Vereinigten Staaten
von Kordamerika. Von R. Köhler. (Schloss.) — New-Torker
Knnstbericht. Von P. Hann.
Zeitsclirift des Bayerischen Knnstgewerbeyereing iu Mftn-
chen. 1898. Nr. 5/6.
Japanische Möbel. Von J. Lessing. — Über Trophäen. Von
Prof. Dr. H. H a u s h f e r. (Sohluss.) — Das Grabmal Kaiser Lnd-
wig*s von Bayern in der Münchener Frauenkirche. Von K. Th.
Heigel.
L'Art Nr. 896. 15. Hai 1898.
La coUection de M. le Chevalier H. A. Steengracht van Dniven-
woorden. Von P. Leroi. — Le Poussin et le «Covolo** de Co-
stozza dans le Vicentin. (Schluss.) Von B. Morsolin. ~ L'art
dans les jardins. (Schluss.) Von G. de Leris. -~ L*exposition
du Champ de Mars. Von P. Leroi.
The Magazine of Art Jnni 1898. Nr. 152.
The Royal Academv exhibition II. Vom Herausgeber. — British
etchine. Von Fr. Wedmore. III. Frank Short; Watson; Mac-
beth; Herkomer; Oliver Hall: and others. — The National Gal-
lery of british art, and Mr. Tate's Collection. IV. The Gallery.
Von H. Spielmann. — Thomas Faed. Von M. Hepworth D i x o n.
— Egynntian Slave. Von N. Sichel. — The Meissonier Exhibi-
tion. Von Cl. Philipps.
447
Inserate.
448
Inserate.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[698] Tb. Saloinon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Hontag^, den 12. Juni Bej^n unserer 45 iM
Mipf erstich' J^uktion,
n. Abteilung der von Heim L. H. Sforck hinterlassenen wertvollen Kunstsammlung.
No. X'2894; Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte alter Meister des XV. bis
XVII. Jhrhdts.; Schabkunstblätter und Farbendrucke englischer und franzö-
sischer Meister des XVIII. Jhrhdts., Städteansichten, Flugblätter, Spottbilder,
Militaria, Trachten, Sport, Historische Bildnisse und Begebenheiten, reich-
haltige Convolute, Kupferstiche zum Wandschmuck nach Gemälden von
Raphael, Tizian, Leonardo da Vinci, Correggio, Reni, Rubens, Van Dyck,
Berghem, Claude, Ruysdael u. A. [895]
No. 289s — 3030: Bücher über Kunst, Monographien, Lexika, Galerie- und Pracht-
werke, darunter: Nagler, Allgemeines Künstlerlexikon, Bartsch, Le peintre-
graveur u. A.
Kataloge versenden franko gegen Empfiing von 50 Pfg. in Briefmarken.
Amsler & Ruthardt
BERLIN W.
Behrenstr. %94, I. Ktafe.
Oeniälde alter Jüelster.
Der Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schule, vermittelt auft schnellste und sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlungen und tlbemimmt Aufträge für alle größeren
Gemäideauktionen des In- und Auslandes.
Berlia W
PotsdamerstraSe 8. [570] JOSOf TIL SchslL
Gemäldesaal in Frankfurt a.H.
Ansstellnngen und Auktionen von GemUden, Antiqnlttten und Konstgeffen-
ständen« — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Bndolf Bangel in
Fran£fiirt a. H«, Kunstauktionsgeschäfb, gegr. 1869. [463]
Für Kunstfreunde.
unser Katalog für lg90/98 ist er-
schienen. Derselbe hat an Übersichtlichkeit
sowie an Yomehmheit der Ausstattung wesent-
lich gewonnen und enthält line durch rlele
lUusfrattoBen geschmückte Übersicht aber
unsere Bep rodulttonen nach Clemäldea alier
und moderner MeliterreUgiSseii, patrlotlsehea,
historlsehen u. mythologlseheii Inhaltes ; Oenre-
bUder, Jagd- und Sportbilder, Ifaadsehaftea
und SeesWeke. Der Katalog wird gegen Ha-
seadUBg von 60 Pfj^. (fOrs Inland), T«a 80 Pfljr«
(fttrs Ausland), in Briefinarken franko su-
gesendet. [690]
PhotograpUsclie Ctosellscliaft,
Berlin.
ehemild 6
fr. Kkr's iBMrMB.
SctaktalGMp.llMlM
Lemcke's Istbetik
in gemeinverständlielien Torträgen
2 Bde. gr. 8. Seohete verbesserte Auflage.
Preis in Lwd. M. 12.—,
in Halbfranz M. 18.60.
Die „AUgmnwM ZeUung" schreibt:
Des Verfassers Stärke ist die kttnstlerische,
von poetischem Schwünge belebte Wiedergabe
des mittels scharfer Beobachtung und liebe-
voller Versenkung in das Objekt, in Natur
und Kunst Erkannten. Die eindringliche
Sprache, der lebhafte Stil reissen den Leser
hin, der mit steigernder Sicherheit an der
Hand eines zuverlässigen Führers das weite
Gebiet des Schönen durchstreift.
Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig.
.• TVoltmann und TU. TVoermann
GESCHICHTE der MALEREI
4 Bände gr. Lex. 8.
Mit 702 Illustrationen und einem Namenregister.
Brosch. M. 66, geb. in Leinw. M. 74.50, in Halbfranz M. 78.50.
\f^ >
Inhalt: Der Stecher W. Von A. v. Würz b ach. — A. v. Meckel f. — Sir P. C. Owen; F. ßoybet. — Ausstellung der von der Berliner
Ausstellung Zurückgewiesenen ; Erwerbungen der National Gallery in London ; Bild von W. SchereschewBkl im Berliner Künstler-
verein. -> Jahresausstellung München 1898; Porträtausstellung in Paris; Die Jury für die Hfinchener Jahresausstellung ; Luea
Signorelli- Ausstellung in London. — Delegirtentag der Vereine für deutsches Kunstgewerbe. — Von den Ausgrabungen in Delphi;
Auffindung von vier hervorragenden Gemälden des Antwerpener Meisters Caspar de Crayer. — Tiedge- Stiftung in Dresden;
Schweizer Parlamentsgebäude; der Markuslöwe in Venedig; der neue Württembergische Kunstetat; die Königliche Zelchenaka-
demie in Hanau; das Linzerthor in Salzburg. — Kunstauation bei R. Bangel in Frankfurt a'M. ; Krträgnisse der Versteigerung
der Sammlung Spitzer; Katalog Nr. 115 von K. W. Hiersemann in Leipzig. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Artur Seemann, — Druck von August Pries in Leipzig.
^a
Vn C
^.-v'
t.
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsbiatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HEBAUSGEBER:
^ CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN v^ BERLIN SW.
BengMse 58. T^ltowantraste 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeratr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 28. 15. Juni.
Die KnnstohronilE erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift fftr bildende Kunst" nnd snm „Rnnstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten JuU bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark und nmfiasst 88 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit*
Schrift fUr bildende Kunst* erhalten die Kunstchronik gratis. — FOr Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
teisten Redaktion und Verlagshandlung keine OewiUir. Inserate, fc 80 Pf . für die dreispaltige Peiiteeile, nehmen außer der Verlagahand-
Inng die Annoncenexpeditionen von Haasenstein h Vogler, Bnd. Hesse n. s. w. an.
DIE GROSSE
BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG.
I.
Die erste Kunstausslellung, die nach der neuen
Organisation der Berliner Ausstellungen durch das
Zusammenwirken der Mitglieder der Kunstakademie
und des Vereins Berliner Künstler auf der Basis der
Gleichberechtigung zu stände gekommen ist, steht
nicht unter einem günstigen Stern. Selbst die wohl-
wollendsten Beurteiler werden zugeben müssen, dass
in diesem Jahre mehr Missgriffe begangen worden
sind als in irgend einem der früheren, und zwar
Missgriffe, die bei einigem Geschick leicht vermieden
werden konnten. Wir wollem dabei nicht etwa in
das übliche, billige Geschimpfe auf die Jury und die
Hängekommission einstimmen, welches das miss-
tönende Präludium jeder Ausstellung zu bilden pflegt.
Was die angebliche Ungerechtigkeit in der Ablehnung
gewisser Kunstwerke betrifft, so konnte die Jury
keine bessere Rechtfertigung erfahren, als durch die
am 6. Juni erfolgte Eröffnung des „Salons derZurück-
gewiesenen*', über den wir an anderer Stelle berichten,
und wenn die Hängekommission einer Anzahl un-
bedeutender Bilder greiser Akademiker, den alten
Herren zu Liebe, hervorragende Plätze angewiesen
hat, so ist damit noch nicht der Anlass zu einem
vernichtenden Urteil über die gesamte Ausstellung
gegeben. Viel schwerer fallt der Vorwurf ins Ge-
wicht, der gegen das Arrangement der großen Säle
der Mittelachse des Gebäudes erhoben werden muss.
Mit einem merkwürdigen Ungeschick sind gerade
diese Säle, die für den ersten Eindruck der Besucher
entscheidend sind, mit einer solchen Fülle von Mittel-
gut vollgepfropfl; worden, dass die wenigen guten
Bilder dadurch förmlich erdrückt werden. Wir
haben seit der Zeit, in der die großen Kunstausstellungen
im Glaspalast des Ausstellungsparks stattfinden, im-
mer ihr geschmackvolles und malerisches Arrange-
ment rühmen können, das bisweilen über das niedrige
künstlerische Niveau der ausgestellten Kunstwerke
hinwegtäuschte; aber in diesem Jahre scheinen die
Herren von der Hängekommission von allen guten
Geistern verlassen worden zu sein.
Das zeigt sich schon in der großen Skulpturen-
halle am Eingang, wo einzelne Büsten gewisser-
maßen in Compagniefront neben einander auf ge-
schmacklosen Ständern gerichtet worden sind. Der-
gleichen hätte vermieden werden können, um so
mehr, als der erste Saal der. Gemälde, der sogenannte
Ehren- oder Fürstensaal, der Hängekommission zu-
meist eine fatale Last auferlegt, die noch niemals
so schwer gewesen ist, vne in diesem Jahre. Dieser
Saal soll nach dem Herkommen mit den vornehmsten
Bildniss^i fürstlicher Personen, mit Geschichts- und
Genrebildern, Marinen u. s. w. ausgestattet werden,
die ein besonderes nationales Interesse haben. In
diesem Jahre hat es der Zufall gewollt, dass zwei
in gleichem Maße verunglückte Bildnisse Kaiser Wil-
helm's U. hier zusammengetroffen sind: eines (Knie-
stück) von Vüma Parlaghy, das in der Nachlässig-
keit und Fehlerhaftigkeit der Zeichnung nnd Modelli-
rung und in der unerquicklichen, schmntziggrauen
Färbung geradezu unbegreiflich ist, und eines in
ganzer Figur von Ferdinand Keller in Karlsruhe,
das zwar in der koloristischen Durchführung vortreff-
451
Die Große Berliner Ennstaussiellung.
452
lieh, aber in der Aufstellung der Figur vor dem Thron-
sessel und in der Anordnung des Hintergrundes und
der Umgebung so prahlerisch, so bombastisch ist,
dass man nicht an einen Kaiser des neuen deutschen
Reichs, sondern an eines der hohlen Repräsentations-
bilder im Geschmack Ludwig's XIV. erinnert wird.
Immerhin hat dieses Bild noch den Reiz des
Kolorits für sich, während ein Porträt der regierenden
Großherzogin von Mecklenburg- Schwerin (sitzend,
in ganzer Figur) so blechern, körper- und geistlos
gemalt ist, dass man seinen Augen nicht zu trauen
glaubt, wenn man den stolzen Namen Hubert Her-
komer darauf liest Ein Bildnis des Fürsten Bis-
marck von Lenhach^ neuesten Datums, ist auch nicht
in glücklicher Stunde aufgenommen und ausgeführt,
wenn man bei dieser Art von salopper Behandlung
überhaupt noch von »Ausfthrung" im Sinne des
Wortes sprechen darf. Ein paar Marinen, Land-
schaften, Kriegs- und Paradescenen von H, Qvde,
Hans Bohrdt, E, Hunten und Carl Becker geben dem
Saale etwas mehr Farbe, Leben und Bewegung als
die Porträts. Das Hauptinteresse konzentrirt sich
jedoch auf die Geschichtsbilder zweier Düsseldorfer,
welche die große Überlieferung ihrer heimatlichen
Kunststätte wieder zu Ehren gebracht haben: auf die
Winterfahrt des großen Kurfürsten über die mit
Eis bedeckte Fläche des frischen Haffs von Wilhelm
Simmler, eine Wiederholung seines durch feine Luft-
stimmung und Lebendigkeit der Komposition ausge-
zeichneten Wandbildes in der Feldhermhalle des
Berliner Zeughauses, und auf die an dieser Stelle
schon besprochene Scene vor der Schlacht bei Wor-
ringen (1288), wo der Mönch Walther Dodde die
Bergischen Bauern zu ihrem entscheidenden Ein-
greifen in die Schlacht anfeuert, von Peter Janssen.
In diesem Bilde hat der Meister die große Gewalt
seiner Charakterisirungskunst, die Kraft dramatischer
Komposition so hoch gesteigert wie in keinem seiner
früheren Werke, und dem Kolorit hat er alle Zuge-
ständnisse gemacht, die sich mit dem Wesen der Ma-
lerei großen Stils vereinigen lassen.
Völlig niedergedrückt wird der Besucher nach
dieser gemischte Empfindungen hervorrufenden Ein-
leitung durch den Anblick der folgenden Mittelsäle.
Kaum dass sich ein paar Bildnisse des Grafen Har-
räch (Prinz Moritz von Sachsen- Altenburg im Reit-
kostüm, ein Holbein redivivus im modernen Stile), und
von Max Kaner (die Maler Bracht und Brausewetter
und das Bildnis seiner Gattin), einige Landschaften
und Marinen von E. Körner^ C Ludwig^ C. Saltxmann
und H, Oude zur Geltung zu bringen vermögen. Da-
gegen sind einige ganz besonders tüchtige und gerade
wegen ihres Inhalts fesselnde Geschichts- und Land-
schaftsbilder in die wenig besuchten und zum Teil
auch schlecht beleuchteten Nebensale und Seiten-
kabinette verbannt worden, so z. B. der Gemälde-
cyklus von Fritz Boeber, der in elf Bildern den Unter-
gang der nordischen Götterwelt und das Erscheinen
des Christentums auf der neuen Welt etwas frostig,
aber doch immerhin mit ernsthaftem Studium und
in wohl abgerundeten Kompositionen darstellt, die
hier schon eingehend gewürdigten Bilder aus dem
Leben Luther's für das Rathaus in Erfurt von Eduard
Kaempffer^ die in ihrer jetzigen Beleuchtung leider
etwas kalt und kreidig wirken, auch etwas über-
trieben im Ausdruck der Figuren erscheinen, die
beiden prächtigen Schlachtenbilder aus den blutigen
Augusttagen von Metz, ^Ein Hoch auf den König*,
das der zum Tode verwundete Kommandeur des
ersten Gardedragonerregiments inmitten des letzten
Rests seiner Helden ausbringt, und „Ein Husaren-
streich", die Befreiung preußischer Verwundeter aus
einem französischen Feldlazarett, von Theodor BodwU^
eine Episode aus der Befreiung Danzigs vom fran-
zösischen Joch (1814) von C. Böchling und eine ge-
niale Landschaft von Albert Hertel, ein Blick vom
Lande auf die Garda- Insel bei leicht bewölktem
Himmel.
Das Unbehagen der Besucher, die sich durch
den Inhalt der Mittelsäle enttäuscht fühlen, wird
noch gesteigert, wenn sie in den letzten großen
Saal und seine Nebenkabinette kommen^ in denen
die Münchener Sezessionisten frei gewaltet haben.
Es ist verständlich und durchaus gerechtfertigt, dass
die Berliner Ausstellungskommission den Münchener
Sezessionisten oder, wie sie sich selbst nennen, dem
„Verein bildender Künstler Münchens" ein gastliches
Obdach gewährt hat. Auch die weitere Konzession
einer eigenen Jury und einer eigenen Hängekom-
mission mag noch als Zeichen eines besonderen Wohl-
wollens und Entgegenkommens betrachtet werden,
das die Münchener vielleicht gefordert haben, weil
sie den Berliner Jurors nicht das nötige Maß von
Objektivität bei der Beurteilung aller Experimente
der verwegenen Stürmer und Dränger zugetraut haben.
Wir können aber die Empfindung nicht los werden,
dass das wohlwollende Entgegenkommen der Ber-
liner bei den Münchenem nicht das richtige Verständ-
nis gefunden hat. Wir vermuten, dass die Berliner
Ausstellungskonunission den Münchener Sezessio-
nisten die weitgehenden Zugeständnisse unter der
stillschweigenden Voraussetzung gemacht habe, dass
453
Die GroBe Berliner Kanstansstellang. — Nekrologe.
454
den Sezessionisten und ihren internationalen Gefolgs-
männern nicht möglich sein würde, in diesem Jahre
in München eine eigene Ausstellung zu veranstalten,
und dass sie es sich deshalb angelegen sein lassen
würden, die besten, neuesten und vor allem die rei-
festen ihrer Schöpfungen nach Berlin zu schicken.
Weder das eine noch das andere ist eingetreten.
Die Münchener Sezessionisten veranstalten eine eigene
Ausstellung in München, und w^as sie nach Berlin
geschickt haben, ist, mit wenigen Ausnahmen, ent-
weder schon längst in München ausgestellt gewesen
und in Berlin bei Schulte und Gurlitt gezeigt wor-
den oder ßs besteht aus Atelierabhub, aus flüchtigen
Einfallen und Improvisationen, die weder ausstellungs-
würdig noch -fähig und nur zu sehr geeignet sind,
das große Publikum über die wirklich guten und
anerkennungswerten Bestrebungen der „Modernen"
irrezuführen. Die Münchener Sezessionisten haben
sich selbst den größten Schaden gethan, indem sie
unter dem Schutze ihres Privilegs die thörichtsten
und sinnlosesten Lichtvisionen von Julius Exter, die
albernen Atelierwitze von Th. Heine, die für Bild-
nisse ausgegebenen Karikaturen von dem Mailänder
Ilietti und die Tierstücke und landschaftlichen Ver-
suche von Hubert von Hcyden in Masse in die schönen
Räume eingeführt haben, die ihnen die Berliner Kom-
mission zur Verfügung gestellt. Das Gute, das sie
mitgebracht haben, wird durch diesen Wust völlig
erdrückt
Es ist übrigens bezeichnend für das große Pu-
blikum, dass die Tierstücke von H. von Heyden,
namentlich seine große Schweine -Promenade, die
stärkste Entrüstung hervorgerufen haben, bezeichnend
deshalb, weil man daraus erkennt, wie wenig bisher
die Sonderausstellungen der jungen Naturalisten und
Impressionisten bei Schulte und Gurlitt, wo eine
große Zahl der Heyden sehen Bilder wochenlang zu
sehen war, den weiteren Kreisen des kunstfreundlichen
Publikums bekannt geworden sind oder wie gering
das Interesse ist, das diese Ansstellungsexperimente
trotz ihrer häufigen Wiederholungen bis jetzt er-
regt haben.
Zum Schluss noch ein Wort an die Berliner
Ausstellungskommission. Sie hat, wie ich meine
mit vollem Recht, ein paar völlig sinnlose Schmie-
rereien des Norw^ers Munch zurückgewiesen, die
jetzt in der „Freien Berliner Kunstausstellung" zu
sehen sind, darunter das Büd eines von den seltsam-
sten Reflexen angestrahlten Herrn, das sein Urheber
dem Berliner Künstlerverein als Aufnahmebild an-
geboten hat. Was wäre nun geschehen, wenn der j
Norweger rechtzeitig auf den gescheiten Gedanken
gekommen wäre, sich als „Korrespondirendes Mit-
glied^' bei den Münchener Sezessionisten anzumelden?
Dann wären vielleicht seine Bilder, die vom hinaus-
geworfen worden sind, durch die Hinterthür vrieder
geniütlich hineinspaziert. Hoffentlich zieht man aus
so unliebsamen Vorkommnissen und Eventualitäten
die Lehre, dass die in diesem Jahre angewendete
Methode nicht die richtige war.
ADOLF ROSENBERO.
NEKROLOGE.
*^* Der franxösische Kunstschriftateller Alfred Z>arcc/, Di-
rektor des Clony-Museums in Paris, ist daselbst am 24. Mai
im Alter von 75 Jahren gestorben.
%* Der Bildhauer Otto Bucht ing, der sich besonders
als Porträtbildner einen Namen gemacht hat, ist am 3. Juni
in Berlin im 66 Lebensjahre gestorben.
In Julius SchoUx, der am 2. Juni plötzlich und uner-
wartet aus dem Leben abgerufen wurde, hat Dresden einen
Künstler verloren, der nicht nur zu den tüchtigsten Vertretern
der Malerei in der sächsischen Hauptstadt gehörte, sondern
sich auch außerhalb seines nächstliegenden Wirkungskreises
großer Beliebtheit und allgemeiner Anerkennung erfreute.
Julius Scholtz war am 12. Februar 1825 in Breslau geboren.
Auf den Bat K(hiig*Sy des damaligen Konservators der Bres-
lauer Gemäldegalerie, widmete er sich der Malerei und bezog
im Jahre 1844 die Dresdener Akademie, wo er Schüler
Julius Hübner's wurde, unter seiner Leitung malte er zu-
nächst eine Reihe Genrebilder, von denen die Illustration
zu Uhland's Lied; „Es zogen drei Bursche wohl über den
Rhein" den größten BeifEill bei den Zeitgenossen fand. Im
Jahre 1861 gelang es Scholtz, mit seinem „Gastmahl der
Generale Wallenstein's" den vom Verein für historische Kunst
ausgeschriebenen Preis zu erringen. Das Bild, das Ton Joh.
Kraker durch den Stich vervielfältigt wurde und heute die
Großherzogliche Kunsthalle in Karlsruhe schmückt, gehört
zu den in technischer Beziehung am meisten befriedigenden
Leistungen der deutschen Historienmalerei. Scholtz ent-
wickelte bei ihm einen hervorragenden Sinn für das spezi-
fisch Malerische und wusste, ohne ins Kleinliche zu verfallen,
die Treue der historischen Kostüme vorzüglich zu bewahren.
Dagegen tritt die Wichtigkeit der Handlung weniger in den
Vordergrund. Dasselbe kann auch von dem zweiten seiner
bekannteren Historienbilder, der Musterung der Freiwilligen
durch Friedrich Wilhelm III. in Breslau, gesagt werden.
Auch hier sind die Hauptpersonen, der König und Blücher,
nicht genügend als solche gekennzeichnet, während die sich
in Massen herandrängenden Freiwilligen in ihrer Begeiste-
rung vortrefflich aufgefasst sind und die koloristische Durch-
führung höchst gelungen erscheint. Das Original des Ge-
mäldes ist Eigentum der Breslauer Galerie, während die
Nationalgalerie in Berlin eine im Jahre 1872 entstandene
freie Wiederholung des Bildes besitzt, die im vorigen Jahre
in wohlgelungener farbiger Nachbildung in den Kunsthandel
gebracht worden ist. Unter den größeren Arbeiten des
Künstlers sind dann vor allem noch seine Wandgemälde
aus dem Leben des Herzogs Albrecht in der Albrechtsburg
in Meißen zu nennen. Sie gehören ohne Zweifel zu den
besten Leistungen der Dresdener Historienmalerei aus unserer
Zeit. Geschickte Benutzung des Raumes, eine eigentümliche
455
Personalnachrichien. — Wettbewerbongen. — DenkmSIer.
456
flotte Technik und ein seltenes YerstSndniB für malerische
Wirkung bei entschiedener Neigung su genrehafter Auf-
fusung sind die charakteristischen Merkmale dieser Scholtz-
schen Schöpfungen, die namentlich von den Malern gern als
eine Art Muster hingestellt wurden. Diesem umstände ver-
dankte es Scholts, dass er auch außerhalb Sachsens f&r
monumentale Auftr&ge ins Auge gefasst wurde. Doch hatte
er weder mit seinen Entwürfen fUr die Ausschmückung des
Berliner Rathauses, noch mit denen für den Sitzungssaal
des ostpreufiischen Landtages in Königsberg Glück, und selbst
bei seinen Skizzen für die Deckenbilder im Albertinum su
Dresden musste er sich mit dem dritten Preis begnügen,
um so größerer Öeliebtheit erfreute er sich als Porträtmaler.
Er erhielt so zahlreiche Aufträge, dass er eine Zeitlang auf
jede andere Th&tigkeit verzichten musste und einmal für ein
halbes Jahr nach Petersburg übersiedelte, um die von dort
aus bestellten Bildnisse zu malen. Da die meisten dieser
Arbeiten in Privatbesitz übergegangen sind, kann man seine
Leistungsfähigkeit am besten nach seinem Bildnis des im
Jahre 1888 in den Ruhestand getretenen Oberbibliotbekars
Geheimen Rats FGrstemann beurteilen, das in der kgl. Öffent-
lichen Bibliothek zu Dresden aufbewahrt wird. Von seinen
Genrebildern aus seinen letzten Jahren ist uns ein „Ave
Maria", „Hermann und Dorothea am Brunnen", eine „Fder-
abendscene", Landleute auf der Rückkehr von der Ernte
darstellend, und das Mädchen, das am Morgen im Bette
liegend über einen eben erhaltenen Brief nachsinnt, noch
im Gedächtnis. Scholtz, der übrigens die Pastelltechnik und
das Aquarell ebenso beherrschte, wie die Ölmalerei, war bis
ins Alter hinein ein Überaus strebsamer Künstler. Weit ent-
fernt davon, bei seinen früheren Erfolgen Beruhigung zu
fassen, war er vielmehr fortwährend bemüht, sich die Er-
rungenschaften der modernen Malweisen zu eigen zu machen
und sich namentlich auf dem Gebiete der Hellmalerei immer
wieder zu versuchen. Dass er auch hierin nicht ohne Er-
folg blieb, lässt noch sein letztes, erst vor einigen Wochen
im Dresdener Kunstverein ausgestelltes Männerporb^t deut-
lich erkennen. Seit dem Jahre 1874 bekleidete er In Dres-
den das Amt eines Professors an der Kunstakademie und
erfreute sich bei seinen Schülern großer Beliebtheit, was
sich aus seinem humanen Wesen, seiner, vielseitigen Bil-
dung und seiner großen Bescheidenheit leicht erklären
lässt Es ist sehr zu wünschen, dass man in Dresden das
Andenken des Künstlers durch Veranstaltung einer öffent-
lichen Ausstellung seines Nachlasses und aller erreichbaren
Werke seiner Hand ehren möge, noch ehe die National-
galerie in Berlin diese Aufgabe in die Hand nimmt, weil
Scholtz in der That zu den wenigen Künstlern gehörte, auf
die Dresden in unseren Tagen ein Recht hatte, stolz zu sein.
H. Ä, LIER.
PERSONALNACHRICHTEN.
* Jakob BiirckJiardt^ geboren 1818 in Basel, feierte dort
am 19. Mai sein fünfzigjähriges Doktoijubiläum. Die Lehr-
tfaätigkeit an der Baseler Universität hat der Jubilar be-
kanntlich schon vor Beginn dieses Sommersemesters ein-
gestellt.
*;,,* Friix von Uhde ist von der Sod^t^ nationale des
Beaux-Arts in Paris, deren Ausstellung auf dem Marsfelde
stattfindet, zum Mitgliede ernannt worden.
Berlin. Der Kupferstecher und Radirer Albert Krüger
in Berlin, welcher im Pariser Salon mit zehn Reproduk-
tionen nach alten und neuen Meistern (von denen ein Dürer,
ein Donatello und ein Liebermann für die Zeitschrift für
bildende Kunst gemacht sind) vertreten ist, hat von der
Preisjury die mention honorable zuerkannt erhalten.
* Der bisherige außerordentliche Professor der architek-
tonischen Stillehre und Perspektive an der Wiener Aka-
demie, Q. Niemann^ wurde zum ordentlichen Professor dieser
Lehrfächer ernannt.
%* Ehrenmedaillen des Pariser Salons, Außer Ferdinand
Roybet, der diesmal nicht ein Genrebild, sondern ein Historien-
bild „Karl der Kühne, in die Kirche von Nesle einreitend''
ausgestellt hat, haben Ehrenmedaillen erhalten: für Plastik
Ckarpentier, für graphische Künste Lamoite, für Architektur
Defrasse.
%* Dr. von Oechelkäuser, a. o. Professorder Kunstgeschichte
an der Universität Heidelberg, hat einen Ruf an das Poly-
technikum zu Karlsruhe als Nachfolger Lftbke's erhalten.
%* Von der Berlins Kunstakademie. Von dem Unter-
richtsminister sind in Bestätigung der von der Genossenschaft
der ordentlichen Mitglieder der Akademie vollzogenen Wahlen
die Maler Prof. Ferdinand Oraf Harrtich, Prof. Ludieig Knaus
und die Bildhauer Prof. Alexander Calandrelli und Prof.
Friix Schaper zu Mitgliedern des Senats der Akademie der
Künste für den Zeitraum vom 1. Oktober 1893 bis Ende
September 1896 berufen worden.
\* Der Radirer und Bildhauer Morüx Oeyger, der seit
1. Oktober 1892 als Professor an der Kunstakademie in Dres-
den thätig war, hat, wie der „Yossischen Zeitung" geschrie-
ben wird, sein Amt am 1. Juni niedergelegt Als Grund
dieses Entschlusses wird die Unzulänglichkeit der Bildhauer-
ateliers im neuen Akademiegebäude angegeben.
WETTBE WERBUNGEN.
* In dem Wettbeicerh um das Denkmal Friedrich Schmidfs,
welches dem gefeierten Wiener Dombaumeister in den An-
lagen bei dem von ihm erbauten Rathause in Wien er-
richtet werden soll, hat das Preisgericht einstimmig folgende
Preise zuerkannt: Den ersten Preis (1000 Kronen) den Herren
E, V, Hofmanny Bildhauer, und Julius Deininger^ Architek-
ten in Wien; den zweiten Preis (600 Kronen) Herrn Franx
Seifert y Bildhauer in Wien; den dritten Preis (4(X) Kronen)
den Herren Theodor Charlemont, Bildhauer, und August
Kirstein, Architekten in Wien. Femer wurden ehrende An-
erkennungen ausgesprochen den Entwürfen mit dem Motto:
„Denksäule", „Steine werden reden", „Wien R. K." und
„Procul negotiis". Sämtliche eingelangten 32 Modelle sind
gegenwärtig im Wiener Künstlerhause der allgemeinen Be-
sichtigung zugänglich.
DENKMÄLER.
* Die Enthüllungsfeier des Fritx Reuter -Denkmals in
Neubrandenburg fand am 29. Mai unter großer Beteiligung
der Bevölkerung in allseitig befriedigender Weise statt.
Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz war bei der Feier
durch den Staatsminister von Dewitz vertreten. Die Aus-
fahrung des Denkmals durch den Bildhauer Martin Wolff
in Charlottenburg, welcher bei dem Feste zugegen war,
fand ungeteilten Beifall. Somit hätte deivn das im Jahre
1875 begonnene Werk nunmehr seinen glücklichen Abschluss
gefunden!
*j^* Karl 'Olga 'Denkmal in Sttätgart. Von den Ent-
würfen, die zu dem in Stuttgart zu errichtenden Denkmal
für das verstorbene Königspaar eingegangen sind, ist der von
dem Bildhauer Curfeß in Stuttgart und dem Architekten
Hahnhuher in Berlin gemeinsam geschaffene vom Komitee
zur Ausführung bestimmt worden.
457
Sammlungen und Aassiellungen.
458
— Wien. Am 24. Mai wurden die anläaslieh des Philo-
logentages durch die Munifizenz des ünterrichtsminisiers
errichteten Denkm&ler des Grafen Leo Thim-Eohenstein und
der beiden großen Pädagogen Franx Exner und Hermann
Boniix im Hallenhofe der hiesigen Universit&t enthüllt.
Graf 'Hiun ist in ganzer Figur dargestellt, in leichter Wen-
dung nach rechts schreitend, den linken Arm in die Hüfte
gestemmt und den langen Mantel ein wenig zurückwerfend;
die Rechte h< ein Buch, wir dürfen yermuten, den Organi-
sationsentwurf für die Unterrichtsreform. Der charakteri-
stische, nach links blickende Kopf des altösterreichischen
Aristokraten soll, nach dem Ausspruche von M&nnem, die
ihn kannten, besonders im Profil von der glücklichsten Ähn-
lichkeit, sein. In gleich fester und dabei freundlich anspre-
chender Art sind auch die beiden Hermenbüsten von Bonitz
und Einer in den Nischen zu Seiten der Figur Thun's ge-
meißelt: zwei Gelehrtenkopfe mit leicht gewelltem Haar,
mit sinnigen Augen yoU Güte und echter Menschlichkeit,
M&nner, denen die hingehendste Liebe zu ihrem Berufe auf
die Stime geschrieben steht. Die trefflichen Büsten stehen
auf zwei gleichen HermenBOckeln, die oben an kräftigen
KnOpfen mit Rosetten massive Fruchtgeh&nge tragen. Kund-
mann, dem wir diese drei Werke verdanken, hat damit
wieder die Meisterschaft seiner Hand bewährt Thun's Ge-
stalt tritt aus einer schönen architektonischen Dekoration
in blass- bräunlichem Marmor hell hervor. Diese von Nie-
fnann herrührende Wandarchitektur besteht aus einem ein-
fachen Sockel, auf dem in goldenen Lettern die Verdienste
der drei gewürdigt sind; darüber ist die Nische ftkr die
Statue mit einfachem Profil umrändert, rechts und links
flankiren diese Nische Säulen mit weißen Eompositkapitälen,
auf denen das Gebälk und ein Giebeldreieck lagert, so dass
eme gewisse Ähnlichkeit mit einer zu einem Grabdenkmal
abgeschwächten Tempelfassade nicht zu verkennen ist. Im
Giebelfelde ist das Wappen und die Devise des Verewigten
angebracht, die Zwickel zwischen Nische und Kapitalen
füllen reiche Lorbeerzweige und neben den landläufigen
Formen der zwei Eckakroterien lenkt das mittlere Akro-
terion das Augenmerk auf sich durch seine originelle, sinn-
reiche Komposition: eine Eule auf einem Lorbeerbüschel.
Was wir aber an jedem weißen Marmorwerke vermissen
und zur Hebung und Belebung des Ganzen gerne sehen
würden, gilt auch hier: eine deeente Polychromirung resp.
Vergoldung, Wird der mutige Plastiker noch lange aus-
bleiben, der hier die Vorurteile zerreißt? — Aber auch ohne
diesen frommen Wunsch erfüllt zu sehen, freuen wir uns,
dass der durch eine Reihe erlesener Denkmäler längst zu
einer Sehenswürdigkeit Wiens gewordene Arkadenhof der
Universität wieder um eine schöne Zierde reicher geworden ist.
Es thut unendlich wohl, Kunstwerke nicht immer bloß in
Museen, sondern — was sie öfler sollten — auch einmal
als öffentliche Verschönerung genießen zu können.
RUD. BÖCK.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
Düsseldorf. Bei Eduard Schulte sind einige Novitäten
ausgestellt, welche das Interesse in Anspruch nehmen. Da
ist erstens eine kleine Stimmungslandschaft von Michael
Munkaesyt eine Studie von schöner Wirkung. Ein von
Wald und Wiese dichtbewachsenes Thal mit sanfb ansteigen-
den Hügeln, das Ganze in einen dufb'gen Hauch gehüllt.
— Im Mittelsaal hat Theodor RoehoU sdn neuestes Bild aus-
gestellt. Es ist das kleine Reiterporträt des Obersten vom
hiesigen Dianenregiment, Beyer von Ehrenberg. Der Offizier
sitzt auf seinem Pferde mitten im Sonnenschein! Rocholl
ist leidensohafÜicher Freilichtmaler und meistens mit Glück.
Neben Rooholl hängt ein prachtvoller Galame, eine Schweizer-
landschaft von grandioser Auffassung und dabei minutiöser
Durchführung. Es ist eines der schönsten und besterhalte-
nen Werke des Meisters. Neben einem solchen Bilde wirkt
selbst der im nächsten Zimmer hängende alte Hobbema, so
fein er im Ton ist, flau. Das Bild scheint übrigens gut
konservirt zu sein und ist in seinen grau-violetten Lufttönen
und seinem warmen, etwas unwahren bräunlichen Terrain
recht charakteristisch für den Meister und seine Zeitrich-
tung. — Im oberen Saale sind die teils landschaftlichen,
teils figürlichen Studien und Skizzen von Otto Eckmann
aus München ausgestellt. Eckmann ist hyper-modem, aber
wenn er auch manchmal hart an die Grenze des
Möglichen streifl, so bleibt er doch noch verständlich. Der
ernste Künstler und Poet spricht aus allem, was er
malt. Schilf und Dünen und das große Geheimnis der un-
ergründlichen Natur ist sein Gebiet, einsame Spaziergänge
wandelt er gerne, wenn das letzte Licht am Horizont ver-
glimmt, und wir folgen ihm, denn er besitzt die Kraft, uns
seine Wege zu führen! Dunkler Wald: man kann anfieings
kaum etwas erkennen. Allmählich unterscheidet man ein-
zelnes und plötzlich geht einem die ganze Stimmung auf.
Hier wandelt eine einsame Frauengestalt am Wasser und
blickt in den dunklen Spiegel hinab, dort ruht, müde von
der Arbeit, an einen mächtigen Baum gelehnt, eine alte
Frau. Sie ist vor Müdigkeit eingeschlummert. Neben ihr
liegt ein Korb, in dem sie Hölzer und Reisig gesammelt
hat. Das Gesicht ist nach oben gekehrt, Mühen und Sorgen
sind auf dem Antlitz zu lesen, aber in ihre Seele sind für
kurze Zeit Friede und Vergessen eingezogen. — Auf einem
anderen Bilde sitzt in einem Kahn ein Bursch, der Harmo-
nika spielt In der Feme ein Dorf, dahinter die letzten
Strahlen der Abendsonne verglühen. Es liegt Musik in dieser
Farbe, die ganz auf die tiefen Akkorde gestimmt ist. — Ein
an Israels erinnerndes Interieur ist schön empfunden. Alles
rot und warm. Gegenüber hängen Pastelle, Porträts und
Landschaften, die mehr auf das licht und die grauen feinen
Töne abgestimmt sind. Im ganzen eine erfreuliche und sehr
interessante Kollektion. Die tiefe Empfindung für Natur-
poesie und der Ernst, mit dem die moderne Technik über-
wunden und dienstbar gemacht ist, tritt Überall hervor. Und
Eckmann kann xeiehnen! Er hat sich sogar die Mühe ge-
geben, Anatomie zu studiren. Der prächtig modellirte
Kopf der alten Frau beweist es. Ihm ist die Kunst heilig
geblieben und er beherrscht die Technik, nichi die Technik
ihn. Trotzdem dürften die Bilder im Publikum wenig ver-
standen werden, es steht noch nicht auf der Stufe des Ver-
ständnisses für derartige Kunst. Es ist auch in letzter Zeit
verwirrt und misstrauisch geworden von all dem Lärm und
traut sich nicht, selbständig zu prüfen. Und doch, ist es
denn wirklich so schwer, das Echte vom Talmi zu unter-
scheiden? — Hier ein Künstler, der impressionistisch arbeitet,
ganz moderne Pfade wandelt und doch immer Dichter bleibt.
Dort vielleicht dieselbe Mache, dieselben Mittel, und was
sieht man: gar nichts oder das erste Stadium der Gehirn-
erweichung. Und diese Gehirnerweichung wird alsdann mit
viel Lärm und schönen Phrasen zum Genie proklamirt; was
Wunder, dass man heute immer eifriger nach der Verwandt-
schaft von Genie und Wahnsinn sucht! — Aber ein wenig
Gesundheit und Verstand unterscheidet doch bald die Spreu
vom Weizen. — nn.
A. R. Freie Berliner Kuiistausstellufig. Aus dem „Salon
der Zurückgewiesenen", der sich zu einer drohenden Kund-
459
Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine nnd Gesellschaflen.
460
gebnng gegen die unertrBgUche Tyrannei der Jnry der
Großen Kunstausstellung gestalten sollte, ist eine ,,Freie
Kunstausstellung^* geworden, die etwa 400 Gemälde, Studien,
Aquarelle, Zeichnungen, graphische Arbeiten nnd Bildwerke
umfasst, von denen kaum die Hälfte zu den von der Großen
Kunstausstellung zurückgewiesenen Werken gehört, und
unter dieser Hälfte befindet sich streng genommen kein
einziges Kunstwerk, das geeignet gewesen wäre, der Großen
Kunstausstellung ein glänzendes Relief zu geben. Wenn
die Jury kein schwereres Unrecht begangen hat als das
durch die Protestausstellung in dem Panoramagebäude am
Lehrter Bahnhof enthüllte, braucht sie ihr Gewissen nicht
zu beuninihigen. Es kann zugegeben werden, dass einige
der zurückgewiesenen Genrebilder, Landschaften, Studien-
köpfe, Bildnisse, f^chermalereien u. s. w. von Max Horte,
Schmidt 'Ilcrhoth, Schmidt -Consiant, Fischer- Corlin nicht
schlechter sind als die Mehrzahl des von der Jury zu-
gelassenen Mittelguts. Aber die Jury mag gedacht haben,
dass auch darin ein M^ zu halten ist, und da mag bei
der Riesenarbeit, die sie zu bewältigen hatte, manch einer,
der früher gekommen, mit hineingeschlüpft sein, obwohl er
nichts Besseres mitgebracht, als einige der Zurückgewiesenen.
Im großen und ganzen kann man es der* Jury nur Dank
wissen, dass sie allzu seichtes Mittelgut — in der Protest-
ausstellung befinden sich geradezu kindische, dilettanten-
hafte Zeichnungen und Aquarelle — femgehalten und dass
sie uns mit den Schmierereien Munch's und den auf gleicher
Stufe stehenden Phantasmagorieen von Edmund Edelf einem
Geistesverwandten des Münchener Exter, verschont hat. —
Den Hauptanlass zu dieser Ausstellung scheint die Zurück-
weisung eines Entwurfs zu dem Kaiser- Wilhelm-Denkmal
für Stuttgart von Max Klein gegeben zu haben. Der Entwurf
ist von dem Stuttgarter Komitee prämiirt und zur Ausführung
empfohlen worden. Die letzte Entscheidung ist noch einer
engeren Konkurrenz überlassen worden. Es ist selbst-
verständlich, dass das Urteil des Stuttgarter Komitees für
die Berliner Jury nicht maßgebend sein kann. Sie hat nur
über das Bildwerk an sich zu richten, nnd das Pferd des
Kaisers zeigt so schwere Mängel, namentlich in der Bildung
der Beine, dass eine Zurückweisung völlig begreiflich ist.
Wir zweifeln nicht daran, dass der sonst sehr begabte
Künstler diese Mängel beseitigen wird, falls sein Entwurf
zur Ausführung kommt. Ein anderer „clou** dieser Aus-
stellung ist das abgelehnte Bild des unglücklichen A, von
MeckeL Wenn der Künstler die Zurückweisung dieser in
jedem Betracht reizlosen Marine — einer leicht bewegten
See mit Ruderbarken bei bedecktem Himmel und dunstiger
Luft — wirklich so schwer empfunden hat, dass er sich
darum den Tod gab, so hat er jedenfalls an beklagenswerter
Unkenntnis über die Grenzen seines Könnens gelitten.
— München. Neben der großen internationalen Kunst-
ausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft im könig-
lichen Glaspalaste wird diesmal die erste Ausstellung des
Vereins bildender Künstler Münchens (der sogenannten Se-
zessionisten) Literesse beanspruchen. Diese Ausstellung der
Sezessionisten, deren Mitgliederzahl 130 ordentliche (Mün-
chener) und ungefUhr 140 korrespondirende (Deutsche, Fran-
zosen, Skandinavier, Holländer, Belgier, Italiener, Engländer
und Schotten, Spanier, Russen, Amerikaner u. s. w.) beträgt,
hat ihre Stätte in einem architektonisch geschmackvollen
und vornehmen Ausstellungspalaste am Rande des herrlichen
Englischen Gartens, der größten Parkanlage Münchens, und
in der Nähe des Hofgartens mit seinen Arkaden , schattigen
Plätzen und Cafes gefunden. Die Hauptfront des Gebäudes,
dessen innere Ausstattung gleichfalls allen künstlerischen
Anforderungen entspricht, bildet die abgeschrägte Ecke
der Piloly- und Prinzregentenstraße, die in ihrer Ver-
längerung den schattenspendenden idyllischen Gasteig-An-
lagen zuführt. Die Beteiligung von seiten der deutschen
und ausländischen Mitglieder der Sezession an der Aus-
stellung wird namentlich in qualitativer Hinsicht eine her-
vorragende sein. Jedenfalls sieht die bayerische Metropole
einer außergewöhnlich kunstreichen Saison entgegen. Da
der Bau des Ausstellungspalastes rasch fortschreitet, hofft
man, die Pforten noch zur Zeit des deutschen Joumalisten-
und Schriftstellertages (10. Juli) dem kunstfrenndlichen
Publikum öffnen zu können. — Die Leitung der sogenannten
Sezessionisten besteht ans folgenden Herren : Bruno Piglhein,
erster Vorstand; Hugo Freiherr v. Habermann, zweiter Vor-
stand; Paul Höcker, Schriftführer; femer Ludwig Dill,
Albert Keller, Gotthard Kuehl, Arthur Langhammer, Franz
Stuck, Fritz v. Uhde, Victor Weishaupt, Heinrich Zügel,
Bernhard Buttersack, Ludwig Herterich, Wilhelm Keller-
Reutlingen. Im Presskomitee der Sezessionisten befinden
sich Ad. Bayersdorfer, G. Hirth, Rieh. Muther u. a. Als
Bureauleiter fungirt Ad. Paulas.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
«-tt Ka/rlsruhe. Der hiesige Kunst verein hat seine
Generalversammlung abgehalten; aus dem dabei erteilten
Rechenschaftsberichte ergab sich, dass am Ende 1892 die
Mitgliederzahl 1113 betrug. Im Laufe des vergangenen
Jahres waren 993 Ölgemälde, 181 Aquarelle und 7 plastische
Werke zur öffentlichen Ausstellung gebracht worden. Durch
den Verein erfolgte der Ankauf von 32 Kunstwerken im
Betrage von 9940 M. und durch Private wurden 26 Kunst-
werke im Betrage von 17 795 M. käuflich erworben.
Wien. — In der Pfingstwoche tagte hier die 42. Ver-
sanunlung deutscher Philologen und Schulmänner, bei welcher
die archäologische Sektion eine Reihe zum Teil auch für
unseren Leserkreis interessanter Verhandlungen pflog. Dazu
kamen mit Debatten verbundene Besichtigungen der im öster-
reichischen Museum veranstalteten archäologischen Aus-
stellung, besonders aber der kunsthistorischen Sammlung
des Allerhöchsten Kaiserhauses, derselben Sammlung, deren
einträchtiges Zusammenwirken mit den Tendenzen der Wiener
Hochschule in einem angenehmen Kontrast steht zu den
Verhältnissen gleicher Institute in andern Städten. — Von
grossem Interesse war die unter Leitung des Dr. Robert von
Schneider vorgenonmiene Besichtigung der bekannten grofien
Bronxestatue vom üelenenberge , die von Dr. von Schneider
im Auftrage des Oberstkämmereramtes in einer Festschrift
publizirt worden ist. Er erklärt das schöne Werk, das früher
auch unter dem Namen Hermes Logios oder Merkur von
Virunum ging, für ein Original des vierten Jahrhunderts,
wahrscheinlich Polykletischer Schule, und hält es für eine
Siegerstatue, die in der Linken den Speer trug, während die
Rechte zum Gebete erhoben ist. Wie der Fundort, die Fund-
umstände und die auf dem rechten Schenkel angebrachte
antike lateinische Weihinschrift, welche in neuerer Zeit
modern nachgegraben wurde, beweisen, ist das Werk im
ersten Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich auf dem Handels-
wege von Aquileja nach dem Norden gekommen und als
Tempelstatue in einem Heiligtum aufgestellt worden. Professor
Bormann wies noch sicher erkennbare Spuren der ursprüng-
lichen Inschrift nach. Das Alter der Bronze ins vierte Jahr-
hundert V. Chr. zurückzudatiren, darüber waren Kekule, Conxej
Schneider und Benndorf einig, während FUisch noch die
Möglichkeit verteidigte, dass sie aus dem ersten Jahrhunderte
461
Vereine und Geeellscliaften. — Yermiachies. — Vom Eunstmarkt. — Zeitschriften.
462
und zwar italischen Ursprungs sei. Die erstgenannten teilten
auch die Auffassung, daas zwar Berührungen mit Polykleti-
sehen l^pen vorlBgen, aber eine Reihe von Kennzeichen
überwiege, welche auf attische Entstehung hinweisen. Jeden-
falls ist die Statue ein Werk Ton hohem kunstgeschichtlichen
und auch künstlerischen Werte. — Dr. von Schneider trug
auch eine neue Deutung der bekannten großen SUherschale
von AquiU^a vor, indem er den Römer für den Kaiser Clau-
dius, die Camilli und die Camilla für Britanniens, Nero und
Octavia erklärte; fSsmer die Geschichte der berühmten Oemma
Äugustea, an der er die neben der Oikumene befindliche bär-
tige Figur ansprechend als Coehts deutete. — Dr. M, Eoemes
referirte während des Besuches der archäologischen Aus-
stellung über die berühmte Sittila von Watsch und Terwandte
BronzegefMe mit figürlichen Reliefs, welche der vorrömischen
Zeit angehören und in den südlichen Provinzen Österreichs
sowie in der Poebene gefunden worden sind. Indem er die
verschiedenen kunstgeschichtlichen Auffassungen, welche
diese altertümliche Monumentenklasse in neuerer Zeit von
Orsi, Benndorf, Brizio, Gherardini, Pais, von Duhn und Schu-
macher fand, nur berührte, glaubte Dr. Hoemes selbst in
ihr eine gediegene alteinheimische Technik zu erkennen,
welche entscheidende Anregungen griechischer Kunst durch
etrusldsche Yermittelung erfahren habe. Infolge einer natio-
nalen Reaktion gegen die Etmsker hat die venetische Industrie
die etruskische aus den Thälem der Ostalpen verdrängt.
Die „lamine figurate" nehmen eine Mittelstellung ein zwischen
den Funden von Hallstadt und La Töne und bieten vielleicht
einen Fingerzeig fiir die noch unbekannte Herkunft des Stiles
der letzteren Epoche. — Dr, Gurliit besprach ein merkwür-
diges Kuppelgrab aus der Nähe von Pettau i. St. und Fund-
stücke aus Römergräbern dieser Gegend. Brigetio, Camun-
tum und Aquileja hatten reiches Material zur Besprechung
geliefert. Über die künstlerisch bedeutenden Stücke der Aus-
stellung berichten wir an anderer Stelle. — Hofrat Benndorf
übernahm die Führung der archäologischen Sektion vor die
Originalskulpturen des Heroons von Gjölbaschi, erläuterte
zunächst an dem schönen Modelle Niemann^a Anlage und
Zweck des Baues für den Totenkultus, und erklärte unter
anderm das Theseion in Athen als analogen Bau. Das Monu-
ment bietet von der monumentalen Malerei des fünften Jahr-
hunderts V. Chr. und den großen Stoffen des kyklischen Epos
der Griechen zusammenhängende Vorstellungen. — Direktor
Kenner des kaiserlichen Münzkabinetts berichtete über den
gegenwärtigen Stand der Forschung bezüglich des römischen
Kunstmedaillons. Er wies den monetären Charakter des
Medaillons, seine offizielle Geltung und die Wirkung poli-
tischer wie kulturgeschichtlicher Vorgänge auf seine Ent-
wickelung nach. In kunstgesehiehtlicher Beziehung wurde
seine Bedeutung für die Pflege des Bildnisses, sowie die Stel-
lung einer besonderen Art des Medaillons (Monetamedaillon)
dargelegt und die Frage erörtert, inwiefern Nachbildungen
von Bildwerken auf den Medaillons zur Ergänzung antiker
Toni herangezogen werden können. Der Vortragende schloss
seine durch ausgelegte kostbare Schaustücke wirksam unter-
stützten Auseinandersetzungen mit dem Nachweise der wahr-
nehmbaren Spuren einer Organisation der römischen Ge-
schenkmünze, die sich. auf die Kategorisirung der Empfänger
und die Scheidung der Kompetenz des Princeps und des
Senates beziehen. — Zu den interessantesten Vorträgen zählte
der von Professor Studniexka über die Sarkophage von Sidon;
eine Reihe von Skizzen zeigte auch die Lokalität des Fundes.
— Ein nicht zu unterschätzender Teil der Verhandlungen
in der Sektion ist die beabsichtigte, freilich mit mancherlei
Schwierigkeiten verbundene Promulgirung der durch die
Archäologie gewonnenen festen Resultate für das Mittel-
schulstudium, das damit in eine frische, belebende Strömung
geführt würde. r, b.
VERMISCHTES.
\* Ein Gemälde von üans Bohrdt, „Kurbrandenburgs
erste Seeschlacht" (1676), das sich auf der Großen Berliner
Kunstausstellung befindet, ist vom Kaiser angekauft worden.
\* Zur Ausschmückung des Berliner Rathauses. Die
Ausführung von vier Marmorfiguren für die Nischen im
ersten Stock der Turmhalle, die Schiffahrt, Ackerbau, Handel
und Fischerei symbolisiren sollen, ist den Bildhauern Prof.
Herter, Prof. Geyer y P. Breuer und A, Briät übertragen
worden. — Die Stadtverordnetenversammlung hat dem An-
trage des Magistrats, jährlich 100000 M. zur Verausgabung
für Kunstzwecke in den Stadthaushaltsetat einzustellen, zu-
gestimmt. Die Entscheidung über die Verwendung des
Geldes ist einer Deputation von 15 Mitgliedern (10 Stadt-
verordneten und 5 Magistratsmitgliedern) übertragen worden.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt ajM, Am 19. d. Mts. versteigert die Kunst-
handlung von F. A. C. Prestel die zum Nachlasse des Herrn
Fritz Böhm gehörenden Ölgemälde, Aquarelle und Hand-
zeichnungen, sowie eine Anzahl antiker Möbel und plastischer
Arbeiten. Der Katalog ist soeben erschienen.
%* Die Versteigerung der Sammlung Spitzer in Paris
hat bis zum 2. Juni die Summe von 7 701 230 Frank ergeben.
%* Bei der Versteigerung von alten und 'neuen Bildern
aus dem Besitx der TeiUmber cm der Firma Baring Brothers
in London, die am 3. Juni bei Christie stattfand, wurde das
Bildnis der Mrs. Drummond von Gainsboroitgh mit 6700 Pfd.,
ein Gemälde „Daphnephoria" von Fr. Leighton mit 3750 Pfd.
bezahlt. Ein angebliches Bildnis der Isabella Brandt von
Rubens erzielte dagegen nur 650 Pfd., obwohl es bei der
Versteigerung der Sammlung des Herzogs von Hamilton auf
1837 Pfd. gekommen war. Nach dem Urteile einiger Kenner
soll das Bild Übrigens von C. de Vos herrühren, auch nicht
Rubens* Gemahlin darstellen.
ZEITSCHRIFTEN.
AUgemeiiie Kmisteliroiiik. 1898. Nr. 12.
Georg Raphael Donner. Von Gl. Sokal. — Die archäologische
Ausstellung. — Puvis de Chavannes. I. Von Dr. A. NossTg. —
Zum Friedrich Bchmidt-Denkmal. — Gomill Schut in Prag. Von
Dr. M. Di et«. — Die Berliner Kunstausstellung. Von P. H.
Meissner. — Kunsthriefe : Prag. Von E. Stettner; Warschau.
Von K. J. Nitman.
Arehitektonisehe Knndschaii. 1892/98. Heft 8.
Taf. 67. Wohn< und Geschäftshaus für Herrn M. in L. ; erbaut
von Prof. Fr. Thiersch in München. — Taf. 58. Eckpavillon
vom kgl. Schloss in Würzburg; aufgenommen von Lambert und
Stahl, Architekten in Stuttgart. — Taf. 59/60. Entwurf zum
Wiederaufbau des Stammschlosses des Grafen Nicolaus Ester-
baszy bei Totls in Ungarn; von Tüshans und v. Abbema,
Architekten in Düsseldorf. — Taf. 61. Entwürfe zum Innenausbau
eines Schlösschens in Tirol von Zaar und v. Vahl. Architek-
ten in Berlin. Schlafeimmer der Dame. — Taf. 63. Villa Helenen-
fels in Marienthal - Schreiberhau im ßiesengebirge ; erbaut von
Brost und Grosser, Architekten in Breslau. — Taf. 63. Thor-
einfahrten und Eingänge zu alten Bauernhäusern in Böhmen;
aufgenommen von Architekt G. Mirkovszkv in Berlin. — Taf.
64. Gräflich Kesselstatt'sche Villa in Abbazia; entworfen von
Prof. L. Th^yer in Graz.
Bayerische Gewerbezeitnnflr* 1893. Nr. 10.
Rohstoffgenossenschaften, werkgenossenschaften und Magasin-
vereine. Von Dr. Th. Hampke. (Schluss.)
Die Kunst fttr AUe. 1892/98. Heft 18.
Theophil Lybaert. — Kleine Ausstellungen. Von K. Helfer ich.
Gaiette des Beanx-Ari». 1. Jnni 1893. Nr. '432.
Les Salons de 1893. I. Von H. Bouchot. — Une fresque de
Bordognone dans Tößlise de San. Simpliciano k Milan. Von
G. Gruyer. — Le Saint-söpulcre deThöpital de Tonnerre. Von
B. Prost. — Claudius Popelin et la Renaissance des Kmaux
peints. II. Von L. Falize.
463
Inaetate.
464
Inserate.
Soeben erschemt und ist in allen Buchhandlungen oder durch die Yerlags-
handlung zu beziehen:
EAEITDGKE, Dv. B. (Privatdozent der Kunstgeschichte an der üniTersität
Bern), Die ^eh weiser 1 sehe Malerei un XYI. Jalirliiiiidert
diesseits der Alpen und unter Berücksichtigung der Glasmalereif des
Formschnittes und des Kupferstiches. Mit 8 Textillustrationen und 30 Tafeln.
Preis broschirt 10 M., ele^. in Halbfrz. geb. 12 M.
Alle Freunde der Geschichte und Kunst werden das mit bedeutenden Opfern
hergestellte Buch ohne Zweifel mit großer Freude begrüßen, da es eine fort-
setinng der bertUimteM Knnstgegehiehte der Schweiz Ton Prof. Rahn, welcher
der Geschichte der schweizerischen Kunst in der Wissenschaft Bürgerrecht yer-
schafft hat,, giebt und weil es die erste Blütezeit der schweizerischen Malerei
^^«^^^1*^- H. B. Sanerlaender A Co.,
Verlag in Aaran (Schweiz).
Alte C^emalde - Rahmens
M. van Menk, Kalverstraat 21 Amsterda/m.
Spezialität in imitirten Ebenholzrahmen für alte Gemälde (nur Holz, ohne
Kalk oder Kreide). Einziger Fabrikant dieser Bilderrahmen för sämtliche
holländischen Musea. [707]
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[588] Th. Salomon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Cremälde alter lEelster.
Der Dnterzeiolmete kanft stets hervorragende Originale alter Meister, vorzfiglieh der
Diederl&ndis(^en Sehale, Tennittelt auft schoeUste und sachventändigste den Yerkanf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlangen and übernimmt Anftr&ge fax alle größeren
Gem&ldeauktionen des In- und Aaslandes.
Potsdamerstraße 8. [5791 J086f Tfa. Scludl.
Qemäldesaal in Frankfurt a.M.
Auastellmi^eii und Anktfoneii Ton GemUden, Antiquitäten und Kunstgegen-
st&nden* — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Franafurt a. M.y Kunstauktionsgeschäft, gegr. 1809. [463]
Verlag von L A. Seemann in Leipzig.
Emführung in die antike Kunst
Von Prof. Dr. R. Heiige.
Zweite verhesserte und yermehrte Auflage 1885. Mit 34 Bildertafeln in Folio.
Atlas und Text hrosch. 5 M.; geh. M. 6.50.
FUr Kunstfreunde.
unser KatolA« für im»/#8 ist «r-
schlenen. Derselbe hat an Überslclitlichkeit
sowie an Vornehmheit der Ausstattung wesent-
lioli gewonnen and enthalt ^e diuch Tlele
Illnt&stioBen geschmückte Übersicht über
nasere BetrodMktleaen nach 0«ailden alter
und Moderner Heister rellgiSsen^ yatrlotlschea,
historischen a. Mjthologltehen uihaltes; Qenre-
hUder, Jsgd- nnd SpoitMlder, LandsehalleB
und Beeitficke. Der Kataloe wird gegen Bln-
iondnng tob 50 Pfjr. (fürs Imaad), von 90 Pfi;«
(fürs AosUnd), in Biieftnarken fitaako nu-
gesendet. [690]
Photograplüsehe €h»ellBcliaft|
Berlin.
fr. BIttw's IkM^^
SiMtolbByJlMlM
Bartsch
Peintre-graveur, 21 Bde.
nnd Atlas, noch ganz
neu, Umst&nde halber soforfc billig zn
verkaufen. Offerten sub „B. 'U.**
Berlin, Postamt 19.
Terlag Ton E. A. Seemaim, Leipsig.
Album
der Braimschweiger Gkderie.
Zwanzig Radirangen
▼on
William üDüer und Lools KUm.
Mit erläuterndem Text
▼on
Dr. Richard 6raul.
Auej. A. Die Kupfer auf chinesischem
Papier geb. 20 M.
AttSf . B. Die Kupfer auf weissem Pa-
pier geb. 15 M.
Für die Aboanenten iler Zeltaehrlfl für
blldeade Kiinat lietrigt der Preis von
Ausgabe A. 15 M., Ausgabe B. 10 M.
Verlag von ARTUR SEKMAKK in Leipzig.
FnUnithlcf AriCfPhar RilllAPafldO ^- Altertum von Dr. Th. Schreiber, Professor der Archfiologie zu
HUllUlUlSlUllaUUCl DilUCKlllaOi zweite für den Scbulgebraucb eingericbtete Auflage. loo Tafebi
1000 Abbildungen. Mit einem Textbuche von K. B. Preis ohne Textbuch 10 M., geb. 12.50 M. Preis mit
lichem Textbache 12 M., geb. 15 M.
Die neue Auflage hat einige, mit Rücksicht auf den Gebrauch an den Oberklassen der Gymnasien notwendige VerSnderangen erfahren.
Darstellungen, welche durch ihre Anstössigkeit der weiteren Verbreitung des nützlichen Werkes hinderlich waren, sind entfprecfaend oi
worden. — DM TextbHOll kann auch für sich allein bezogen werden som Preise von M. a.~ broschirt und M. a.50 gebondea.
zo Lieferungen von je so Pf.) Es dient ebensogut zur ersten wie zur zweiten Aufl.
Leipzig.
mit ca.
«asfilhr-
Gewisse
ngestaltet
(Aach in
Inhalt: Die Große Berliner Kunstausstellung. I. Von A. Bosenberg. — A. Dareel t; 0. Baehting t; J. Scholz f. — J. Bujrekhardt;
F. V. Dhde: A. Krüger, O. Niemann; F. Boybet; Charpentier; Lamottej Deflrasse; Dr. v. Oechelhäuser; Graf Harrach; L. Knaus;
~ .landrelli; S(Aaper; M. Geyger. ^ Wettbewerb um das Denkmal Friedrich Schmidt's. — Enthttllung des Fritz Beuter -Denk-
in Neubrandenburg: Karl -Olga -Denkmal in Stuttgart; die Denkmäler des Grafen L. Thnn-Hohenstein nnd der Professoren
F. Exner nnd H. Bonltz im Hallenhofe der Wiener Universität. — Düsseldorf: Ausstellung bei E. Schulte; Freie Berliner Kunst-
ansstellung; München: die Ausstellung der Sezessionisten. — Karlsruhe: der badisehe Kunstverein; Wien: Verhandlungen der
archäologischen Sektion der deutschen Philologenversammlnng. — H. Bohrdt: Kurbrandenburgs erste Seeschlacht, vom Kaiser
angekauft; Zur Ausschmflknng des Berliner Batnaoses. — Kunstauktion von F. A. C. Prestel in Frankfurt a. M. ; Preise der Ver-
steigerung der Sammlung Spitzer; BUderpreise in London. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Aritar Seemann, — Druck von August Pries in Leipzig.
,'-C' "•»'-.••'
KUNSTCHRONIK
■'- ^'^
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigunpblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR.
WIEN
HeagMM 58.
A. ROSENBERG
C BERLIN SW.
Teltowentraase 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 29. 22. Juni.
Die Knnetchronik ericheint als Beiblatt inr „Zeiteehrift für bildende Kunst** and mm „Kanstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bii September monatlich einmal. Der Jahrf^ng kostet 8 Hark und omfasst 88 Nammem. Die Abonnenten der „Zeit^
Bohrift für bildende Kunst* erhalten die Knnstohronik gratis. — Für Zeichnungen, Hanuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Qew&hr. Inserate, k 80 Pf. für die dreispaltige Petitseile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein k Vogler, Rud. Messe n. s. w. an.
DIE GROSSE
BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG.
IL
Bei einer weisen Beschränkung und hei einer
geschickten Auswahl hätten die Münchener Sezes-
sionisten einen vollen Erfolg erringen können.
Sie hätten nur die schlimmsten Heißsporne ihres
Vereins etwas zügeln und ihre korrespondiren-
den Mitglieder zu stärkerer Beteiligung veran-
lassen sollen. Wenn man in Abzug bringt, was
die Münchener Künstlerclubs in corpore und die
einzelnen schon firüher bei Schulte und Gurlitt
ausgestellt haben, bleibt nur herzlich wenig übrig,
das ein ernsthaftes künstlerisches Interesse er-
regen konnte. Am meisten noch die für Berlin
neuen Bilder Fritx von Vhde's: das Porträt des
Schauspielers Alois Wohlmuth, der, in bequemem
Hausanzug, beim Studiren einer Rolle eine wütende
Gebärde macht, als ob's ihm nicht recht eingehen
oder als ob er einen Intriguanten!eindringlich markiren
wollte, die naturgroße Studie nach einer robusten,
oberhalb nur mit einem Hemde bekleideten Dirne,
die von einem im Rücken befindlichen Feuer röt-
lich beleuchtet wird, und eine biblische Scene
»Bleibe bei uns, denn es will Abend werden**
(Christus und die Jünger von Emmaus auf der
Landstraße vor der Herberge). In letzterem Bilde
lässt sich etwas erkennen, das auf eine Rückkehr
Uhde's zu seinen früheren Absichten, bei denen er
den Ernst des Stoffes noch nicht den grüblerischen
Experimenten des Suchers nach einer neuen künst-
lerischen Darstellungsform opferte, deuten könnte;
aber die Wandlungen Uhde's sind unberechenbar. Ist
hier wieder eine Annäherung an die künstlerische
Empfindung Rembrandt's, an die Einheitlichkeit
seines malerischen Tons zu bemerken, so hat Uhde
daflLr in dem lachenden Mädchen am Feuer die
gröbsten Lichteffekte eines Honthorst noch über-
boten.
Nächst Exier, H. v, Heyden und Th. Heine, der
übrigens in einigen Landschaften, z. B. in der mit
der Figur eines Anglers einen ernsthafteren Ton an-
schlägt als in dem Bildnis eines Herrn und in der
beleidigenden Karikatur „Eine Exekution**, hat be-
sonders Franz Stuck durch seine biblischen und my-
thologischen Bilder großes Ärgernis erregt. Nicht so
sehr durch die malerische Behandlung, die zwischen
Thoma und Böcklin hin- und herschwankt, so be-
sonders in der großen Kreuzigung Christi und in
den Furien, die am Ende einer hohlen Gasse einem
Mörder auf lauem, als durch die Art der Auffassung.
Sie lässt fast immer einen Zweifel übrig, ob es dem
Maler mit seiner von seinen Verehrern hoch ge-
priesenen, mystischen , Naturpoesie" heiliger Ernst
ist oder ob er nur seine Bewunderer auf die Probe
stellen und im übrigen abwarten will, wie weit die
Narrheit seiner Zeitgenossen geht. Bilder wie das
erste Menschenpaar unter dem Apfelbaum, die vor-
hin erwähnten Furien und vor allen der Faun,
der in rasendem Lauf eine mit wagerecht ausge-
strecktem Oberkörper fliehende Nymphe verfolgt,
muten uns wie in Öl ausgeführte, . bildmäßig** ausge-
staltete Entwürfe zu Humoresken für die „Fliegen-
den Blätter* an. Andere Mitglieder des Münchener
Sezessionistenvereins haben sich nicht einmal zur
407
Die Große Berliner Kunstaasstellang.
468
Einsendung von abgeschlossenen Kompositionen ver-
standen. Statt uns sein großes, in vielem Betracht
ausgezeichnetes Bild des heiligen Georg zu schicken,
hat uns Ludtvig Herterich im vorigen Jahre mit
einer grob hingestrichenen Skizze, in diesem Jahre
mit einer noch flüchtigeren Studie des Heiligen in
halber Figur abgespeist. Was er sonst noch an
landschaftlichen Studien ausgestellt, ist so gering-
fügig, so schludrig behandelt, dass man sich schließ-
lich der Vermutung nicht erwehren kann, dass die
Münchener Sezessionisten geglaubt haben, ftlr die
Berliner Ausstellung wäre das Schlechteste gerade
gut genug.
Wir wollen diesen Faden nicht weiter spinnen,
um nicht bei diesem überaus unerquicklichen Streit
noch mehr Ol ins Feuer zu gießen. Wir dürfen
aber nicht verschweigen, dass es sich dabei nicht
etwa allein um künstlerische Gegensätze handelt, um
einen Kampf zwischen der alten und der neuen
Richtung, sondern viel mehr um Personenfragen, die
zuerst in München und dann in Berlin Widerhall
gefunden haben. Es ist der Kampf der Revolution
gegen die Autorität, der Unabhängigkeit gegen die
Überlieferung, die auf den Lehranstalten der Staaten
gepflegt wird. Die einheimischen und die auswär-
tigen Mitglieder des Vereins der Sezessionisten sind
durch kein engeres Band vereinigt. Wie bunt-
scheckig sie aussehen, wie sehr sie sich wider-
sprechen, wie der eine hochhebt, was der andere mit
Füßen tritt, das zum erstenmal klar enthüllt zu
haben, ist das vornehmste Verdienst der durch keine
Schranken gehemmten Ausstellung der Münchener
Sezessionisten in Berlin. Man kann sich z. B. keine
größeren Gegensätze denken, als sie unter den in
Berlin im Gefolge der Sezessionisten erschienenen
Franzosen G. Duhufe der jüngere, Dagnan- Bouveret
und Gustav Courtois einerseits und F. A, Besnard
andrerseits bezeichnen. Dubufe, ein beliebter Por-
trätmaler der eleganten Welt, ist auch in seinen
nackten Frauen- und Mädchengestalten, von denen
er eine in Berlin, eine Allegorie der „Cigale** (Grille)
nach Lafontaine's Fabel — merkwürdigerweise ohne
das Seitenstück der „Ameise" — ausgestellt hat,
ein Vertreter jener gepuderten, etwas süßlichen und
fast konventionellen Eleganz, die von niemand so
, sehr verabscheut wird wie von den Münchener Na-
turalisten, die doch unter den Sezessionisten das
große Wort ftihren. Dagnan - Bouveret's ganz in
weißgelbe Gewänder gekleidete, holdselige Madonna,
die mit dem Kinde unter einem mit Weinblättem
bedeckten Laubengange einherwandelt, darf man als
den Gipfelpunkt der modernsten Entwickelung der
Hellmalerei im Sinne der Florentiner des 15. Jahr-
hunderts betrachten, und das Bildnis eines jungen
schwarzlockigen Künstlers von Courtois ist eine
durch und durch gesunde Malerei alten Stils, die
ohne jede Flunkerei^ ohne jede Koketterie mit mo-
dischen Manieren das Urbild schlicht und wahr
wiedergiebt. Besnard's »Sirene* dagegen ist heraus-
fordernd und brüskirend in jedem Pinselstrich : ein
oberhalb nur mit einem Hemd, unterwärts mit
einem schmutzig -braunen, schlumpigen Rock be-
kleidetes Mädchen von gemeinem Ausdruck in den
groben Zügen zeigt dem Beschauer grinsend die
Zähne. Die sich hinter der Dirne tief in das Bild
hineinziehende Fläche, die aus lauter rosenfarbenen
und hellvioletten Tupfen zusammengestrichen ist,
soll das Meer darstellen, an dessen Strande die
„ Sirene '^ steht. Es ist bekannt, dass diese Phantas-
magorieen, diese abenteuerlichen Visionen, in denen
sich „das Recht der Individualität" schon bedenk-
lich der Tollheit ohne Methode nähert, in München
viele Bewunderer und Adepten gefunden hat. Es ist
ein wahrer Beleuchtungstaumel, eine Art Feuer-
werkerei ausgebrochen, und selbst ein Künstler wie
Max Klinger, der sich sonst in die tiefsten Gründe
der menschlichen Seele , in die geheimnisvollsten
Spekulationen des menschlichen Gehirns zu ver-
senken liebt, hat dieser Tagesmode in dem Bilde
„L'heure bleue* ein Opfer gebracht. Der franzö-
sische Titel des Bildes ist anscheinend gewählt, um
an ein Bild gleichen Namens von Besnard zu er-
innern. Klinger scheint mit der «blauen Stunde"
eine gewisse Abendstunde zu meinen, wo auf süd-
lichen Meeren Lichtwirkungen entstehen, wie er sie
hier auf den Körpern der drei nackten Mädchen sich
widerspiegeln lässt, die anscheinend beim Baden auf
einer Klippe Rast gemacht haben. Vielleicht hat
er auch an die drei Sirenen der griechischen Sage
gedacht, obwohl die drei Gestalten nichts im Sinne
der Mythe Verlockendes an sich haben. Die eine
steht hoch aufgerichtet, mit aufwärts blickendem
Haupte, die Hände über dem Nacken verschränkt,
während die beiden anderen auf dem Felsen in so
verzwickten Stellungen liegen und hocken, dass man
nur mit Mühe die einer jeden gehörigen Glied-
maßen herausfindet. Die Hauptsache sind aber die
bläulichen, roten und violetten Reflexe, die vom
Meere her die drei nackten Körper bestrahlen. Ein
zweites Bild IQinger's, eine Pieta, die Beweinung des
neben dem Marmorsarkophage ausgestreckten Leich-
nams Christi durch Maria und Johannes, zeigt uns
469
Nekrologe. — Wettbewerbungen. — Denkmäler.
470
dagegen wieder den ernsten und hochstrebenden
Künstler, dem es nur leider nicht gelingen will, die
Originalität des Stiles, die sich in seinen Radirungen
ausspricht, auch in seinen Gemälden zu erreichen.
Auch der bedingungsloseste Verehrer Klinger's wird
zugeben müssen, dass wir hier eine Malerei aus
zweiter Hand vor uns haben, einen Widerschein
der Studien, die der Künstler nach den Florenti-
nischen und Paduanischen Meistern des 15. Jahr-
hunderts gemacht hat. Wenn wir sagen^ dass er in
der Größe der Charakteristik an Mantegna heran-
reicht, dass er die Tiefe des Schmerzes, der die
beiden Leidtragenden erschüttert, zu ergreifendem
Ausdruck gebracht hat^ so haben wir ihm volle Ge-
rechtigkeit widerfahren lassen. Wir vermögen aber
nicht einzusehen, weshalb der Künstler auf jeglichen
Reiz des Kolorits verzichtet, weshalb er sich einer
Trockenheit und Härte in der malerischen Behand-
lung beflissen hat, die in den Augen vieler die Vor-
züge der Charakteristik stark beeinträchtigen.
Durch die Beteiligung der Münchener Sezes-
sionisten hat Berlin auch zum erstenmal die Be-
kanntschaft mit der Glasgower Malerschule gemacht,
deren Mitglieder freilich nicht so zahlreich und nicht
mit so herausfordernden und so völlig unverständ-
lichen Bildern und Studien erschienen sind, wie 1890
bei ihrem ersten Auftreten in München. Wenn man
etwa von den Landschaften von James Paterson ab-
sieht, die ein normales Sehvermögen auf eine harte
Probe stellen, wird man die übrigen Arbeiten der
Schotten, namentlich die Bildnisse von Chuthrie, der
sich übrigens, wie das Porträt des Erzbischofs von
Glasgow in ganzer Figur beweist, zu einer gewissen
Größe der Auffassung hindurchgearbeitet hat, die
Landschaften von John Lavery (die Brücke in Gretz
und die Waldlandschaft mit Maria Stuart nach der
Schlacht von Langside) und die Landschaften von
Edioard A, WcUton schon unter einem milderen Lichte
betrachten als vor drei Jahren. Inzwischen haben
uns die Münchener und Berliner Naturalisten an
Dinge gewöhnt, neben denen sich die Bilder der
Schotten wie erste tastende Versuche ausnehmen.
Zu den erquicklichsten und gediegensten Kunst-
werken, die uns die Münchener Sezessionisten mit-
gebracht haben, gehören die Bilder des in Rom
lebenden Spaniers Jose Villegas, die in Ol gemalte,
grandiose Einzelfigur des sein Todesurteil anhörenden
Dogen Marino Faliero, eine Gestalt von wahrhaft
unheimlicher Lebendigkeit der Charakteristik, "und
das figurenreiche Aquarell „Kardinal, Absolution
erteilend", und die drei »Studien" des in Paris leben-
den Amerikaners Alexander Harrison. Die Motive
sind immer dieselben: eine glatte Wasserfläche, in
der sich Bäume, Wiesengrün, alle Lichter des Him-
mels imd der Luft spiegeln, und am Ufer eine nackte
Jünglings- oder Mädchengestalt, die dem Beschauer
den Rücken zukehrt Aber die koloristische Lösung
der Luft- und Lichtprobleme ist so geistreich, so
frisch und doch so einfach, dass man an dieser Art
von Freilichtmalerei seine helle Freude hat
ADOLF ROSENBERG.
NEKROLOGE.
%* Der Oenrc' und Porträtmaler Liukvig Lang ist Ende
Mai in New- York, wo er seit 1852 ansässig war, im Alter
von 79 Jahren gestorben. Den größten Teil seines etwa
50 000 Dollars betragenden Vermögens hat er seiner Geburts-
stadt Waldsee in Württemberg fQr wohlthätige Zwecke
vermacht.
%* Der Oenre- und Landschaftsmaler Karl Schlesitiger
ans Lausanne ist am 12. Juni in Düsseldorf, wo er sich vor
vierzig Jahren niedergelassen hatte, im Alter von 67 Jahren
gestorben.
WETTBEWERBUNGEN.
* Pfarrkirche in Esscg. Für den Bau einer neuen Pfarr-
kirche zu Esseg in Slavonien war ein Wettbewerb ausge-
schrieben, bei welchem die Architekten Hermann, Lnntz und
Wächtler in Wien als Preisrichter fungirten. Den ersten
Preis erhielt der gotische Entwurf von Franx, Lanyeberg,
Baumeister in Bonn, den zweiten der in italienischer Renais-
sance gehaltene Plan von August Kirsteitif Architekt in
Wien, den dritten der gotische Entwurf von August Qrothe
und Rudolf Jakob, Architekten in Dresden. Bemerkenswert
an dieser Konkurrenz war die verhältnismäßig große Anzahl
von Renaissanceprojekten für ein kirchliches Bauwerk.
DENKMALER.
»» tt Karlsruhe, Bildhauer Professor Volx hat das Modell
eines Grabdenkmales für den verstorbenen Prinzen Ludwig
Wilhelm von Baden vollendet und zur Ausstellung in
seinem Atelier gebracht. Im Anschlüsse an die Epitaphien
Rauches im Mausoleum von Charlottenburg stellt der hiesige
Künstler den Prinzen auf dem Paradebette über einem reich-
geschmückten Sarkophage liegend dar. Das in Marmor
auszuführende Kunstwerk soll in dem in AusfQhrung
begriffenen Mausoleum im Fasanengarten beim großherzog-
lichen Schlosse angestellt werden. Das Mausoleum wird
nach dem Entwürfe des im Jahre 1891 in Freiburg ver-
storbenen erzbischöflichen Bauinspektors Franz Bär im früh-
gotischen Stile durch den großherzoglicben Hofbaudirektor
Hemberger mit einem Kostenaufwande von 600000 M. er-
richtet und dürfte noch im Laufe dieses Jahres seine Voll-
endung finden.
Karlsruhe «. B, Professor Adolf Heer, dem in der Kon-
kurrenz um das Kaiserdenkmal der erste Preis und die
Aufgabe der Ausführung dieses Werkes zugefallen, hat nun-
mehr das Hilfsmodell dazu vollendet und dasselbe in seinem
Atelier den Kunstfreunden zugänglich gemacht.
*^* Mit der Ausführung des Kaiser 'Wilhelm Denkmaln
für dif Stadt Rnhrort in der Rheinprovinz ist der Bildhauer
471
Sammlungen und Auastellangen.
472
Gustav Eberletn beauftragt worden. Wie die „Nordd. Allg.
Ztg/' mitteilt, sind die Kosten des Denkmals, ausschließlich
der Fundamentirungsbauten , auf 130000 M. festgesetzt
worden.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
\* Begründung eines Mrdseums von Otpsabgüssen in
Born. Man schreibt der „Kölnischen Zeitung*': „Dass es
auf dem Gebiete der archäologischen Studien in Rom noch
an irgend etwas fehlen könne, ist ein Gedanke, der dem
Laien, der Rom besucht und den Wald von Statuen, die
Fülle von Inschriften und die Masse von sonstigen Alter-
tümern angestaunt hat, wohl niemals kommen würde, und
doch ist in der That ein sehr fühlbarer Mangel vorhanden :
es giebt in ganz Rom kein Antiken-Kabinett, wie es selbst
die kleinste deutsche Universität besitzt, d. h. eine Sammlung,
welche das Anschauungsmaterial für das Studium der ge-
samten antiken Kunst^ntwickelung darböte. Die römischen
Skulpturensammlungen mit ihren Tausenden von Bildwerken
enthalten fast ausschließlich Arbeiten der hellenistischen
und der römischen Kunstepoche; es fehlen &st gänzlich die
Vertreter der archaisch-griechischen Zeit, der Epoche vor
Phidias und des Höhepunktes der griechischen Kunst. Die
Originale' der aus diesen Zeiträumen erhaltenen richtung-
gebenden Hauptwerke befinden sich in Museen anderer Orte;
und wenn auch im römischen Privatbesitz oder in einzelnen
Sammlungen manche Abgüsse jener Werke vorhanden sind,
so fehlte doch bisher immer die in den Hauptstücken voll-
zählige, nach historischen^ wissenschaftlichen Gesichtspunkten
geordnete, zum Studium der antiken Kunstentwickelung her-
gerichtete Sammlung von Gipsabgüssen. Die ist nunmehr
trotz mancherlei finanzieller Schwierigkeiten begründet, und
das Verdienst um die Errichtung des „Archäologischen
Kabinetts'', für welche auch die fremden, nach Rom wandern-
den Archäologen voll dankbarer Anerkennung sein werden,
gebührt dem gegenwärtigen Unterrichtsminister Martini
und dem Professor Emanuel Löwy. Letzterer, der seit vier
Jahren das Fach der antiken Kunstgeschichte an der hiesigen
Universität vertritt, fisind für seinen Plan, ein Kabinett in
genannter Art zu schafi^en, bei Martini volles Verständnis
und warme Förderung. Die B^nappheit der Finanzen ge-
stattete leider nicht, sofort mit großen Summen zu arbeiten
und für die Gründung erhebliche Beträge vom Parlament
zu verlangen. Aber der Minister fand doch Rat und stellte
Herrn Löwy Mittel zur Verfügung, die zwar bescheiden
waren, aber einen Anfang ermöglichten. Und dieser Anfang,
der sich an die laufenden Vorlesungsbedürfnisse Löwy-s an-
schließt, ist sehr vielversprechend. Die Auswahl und An-
ordnung der plastischen Werke für die Epoche des Phidias
könnte nicht besser sein, daneben ist für die geschickte Er^
gänzung des Anschauungsmaterials durch Photographieen
gesorgt. Es i.st dringend zu hoffen, dass es den Schöpfern
dieser Sammlung möglich wird, nach ihrem Plan binnen
einiger Jahre die Vollendung ihres Werkes zu erreichen, dass
vor allem Herrn Martini trotz aller Sparsamkeitsneigung
des Parlaments stets die erforderlichen Mittel zur Verfügung
stehen."
— u — Tiber den englischen Maler und Zeichner Walter
Orane und die Ausstellung seiner Arbeiten im Königl. Kunst-
gewerbemti^eum xu Berlin sprach Herr Bibliothekar Dr.
P. Jessen in der letzten Sitzung des Vereins für deutsches
Kunstgewerbe, dem wir folgendes entnehmen: Unsere deko-
rative Kunst hat nichts so nötig wie individuelle Persönlich-
keiten und Meister, und das Kgl. Kunstgewerbemuseum hatte
daher beschlossen, eine solche Persönlichkeit dem Publikum
in den Arbeiten des englischen Malers und Illustrators
Walter Orane vorzuführen. Er ist erst 48 Jahre alt, und
trotzdem ist es ihm gelungen, zu den einflussreichsten Führern
der dekorativen Kunst im heutigen England gezählt zu
werden. Uns Deutschen kann diese Bewegung nur Nutzen
bringen. Auch in England hat man wie bei uns an alte
Vorbilder angeknüpft, aber die Engländer sind schneller
vorwärts gegangen; sie haben schneller die großen Massen
der Vorbilder verarbeitet, haben schnell den Wert des Kon-
struktiven in jedem Gerät erfasst und besonders die Pflanzen-
welt mit ihren reichen Motiven zu verwerten gewusst. Nach
dieser Richtung hin ist Walter Grane besonders thätig ge-
wesen. Er ist in erster Linie Maler und Illustrator und in
Deutschland ist er hauptsächlich durch seine illustrirten
Kinderbücher bekannt. Diese Bücher sind dadurch so an-
ziehend, dass sie so recht im Sinne des Kindes gehalten
sind. Die Dinge werden einfach erzählt, die Figuren groß
und energisch in ein&cben Umrissen gehalten, die Farben
sollen der Natur nicht nahe kommen, sondern sind flach
und ohne Schatten, aber deutlich und lebendig, und das
Ganze treflPlich für ein Kindergemüt stilisirt. Bei diesen
Arbeiten kam ihm seine frühere Thätigkeit als Holzschneider
sehr zu statten, und dadurch war er besonders befähigt, den
Holzschnitt in diesen Kinderbüchern auf ein gesundes Maß
zurückzuführen. Seitdem hat er eine große Fülle anderer
Arbeiten geschaffen in den verschiedensten Techniken. Seine
Hauptstärke liegt in den Federzeichnungen, die durch Zink-
ätzung vervielfältigt und auch zweifarbig verwertet werden.
In dieser Richtung ist vor allem zu nennen das Buch „Echoes
of Hellas, von 1888, Nachdichtungen nach Homer und
Aschylus, in der antikisirenden Art illustrirt. die der Künstler
neuerdings bevorzugt. Zierlicher in der Art der Darstellung
ist das meisterliche Werk „Pan pipes** von 1882, ein Lieder-
buch nach alten Weisen, eine der anmutigsten Schöpüingen
des Künstlers. Gradezu vorbildlich ist seine Art zu kom-
poniren. Er nimmt kein Motiv und arbeitet darnach, sondern
geht immer von dem Raum aus, den er zu füllen hat. Er
bequemt den Figuren im Vordergrunde die hinteren passend
an und lässt besonders die Perspektive, selbst in dem kleinsten.
Raum, kriLftig und eindrucksvoll hervortreten. Er ist uner-
schöpflich darin, besonders'solche Motive zu finden, die den
Hintergrund des Bildes bilden, aber doch immer Bezug
haben zu dem Hauptmotiv. Diese Meisterschaft in der Raum-
füllung erkennt man in der Ausstellung auf Tritt und Schritt.
Das Witzigste leistet er in den Buch Vignetten. Für englische
Zeitungen, besonders den „Graphic'', hat er statt der Ober-
schriften der einzelnen Teile (Lokales, Polizei, Schiffsberichte,
Parlament) Kolumnenvignetten gezeichnet, die nicht größer
sind, als die Überschrift in Typendruck sonst wäre, aber
mit großem Geschick durch wenige Striche und Figuren an-
deuten, was gerade der Teil der Zeitung enthält. Wie sehr
er als Kompositeur einzugehen weiß auf den Raum, das
zeigt besonders wieder „Echoes of Hellas", wo er es ver-
standen hat, den Raum jeder Seite neu zu beleben und zu
varüren. Er hat es selbst ausgesprochen, dass die Zeichnung
in der dekorativen Kunst die Hauptsache sei, und so 1^
er besonders Wert auf den Umriss der Zeichnungen, deren
Wirkung durch die Photographie nicht erreicht wird. Dieser
Neigung zu stilisiren bleibt er auch in seinen Gemälden
treu. Er ist kein Maler der modernen Schule, weiß aber
mit den Motiven die Farbenstimmung zu verbinden. Nicht das
eigentlich Malerische ist sein Ziel, sondern die sinnige Erfindung
und die strengeAnmut der Gestalten, antikem Geiste und antiker
Form sich nähernd. Unter den Buchillustrationen kommt be-
T f
473
Sammlnngeo und Aassiellangen.
474
sonders in den Zeichnungen zu seinem Werk ,,Pan pipes" dieser
Reiz der Dekorirang zur vollen Qeltong, um so reizender, als in
dem Holzschnittwerk fast der beste Teil der maleriscben
Wirkung verloren gegangen ist. Ausgezeichnet ist Walter
Crane auoh in der eigenen Art, die menschliche Figur zu
stilisiren. Hier ist er den alten Meistern nachgegangen. Als
solcher gehört er zur Schule der sogenannten Präraphaeliten,
die bekanntlich im Anschluss an die Meister der italieni-
schen Frührenaissance historische oder ideale und phan-
tastische Vorwürfe mit einfachen Ausdrucksmitteln zu lösen
suchen. In seinen Zeichnungen hat er besonders von Dürer
und von den alten deutschen Meistern des Holzschnittes sehr
viel gelernt. Aber mehr noch hat er gelernt von der Antike.
Hierhin gehören besonders seine Entwürfe fQr Paneele, die
durch und durch der Antike in Umrissen und Formengebung
sich nähern, oft sogar an die antiken Yasenbilder erinnern.
Grade von dieser Einfachheit könnten unsere modernen
Maler noch sehr viel lernen. Endlich ist Walter Crane
als Erfinder auch Dichter, er hat ganze Werke selbst ge-
dichtet und dann illustrirt, und dieser dichterischen Phantasie
ist er stets treu geblieben. Besonders in die Blumenwelt
hat ihn dieser Trieb geführt, das zeigen seine beiden
Werke „Flora's Feast" und „Queen Summer**, in denen die
Blumen als Personen in duftiger Blütentracht auftreten.
Witzig und erfinderisch ist er in dieser Beziehung auch
in seinen Illustrationen zu Grimmas Märchen, in denen
es ihm meisterhaft gelungen ist, die Motive des ganzen
Märchens oft in die Kopfleiste zusammenzudrängen. Diese
eigentümliche Kraft der Erfindung entzückt jeden, sie be-
fähigt den Künstler aber auch selbst besonders zum Zeichner
fär das Kunstgewerbe. Er hat Glasfenster gemalt, Mosaiken
gezeichnet, hat hier besonders Stein für Stein dem Techniker
vorgezeichnet und ist vor allem Zeichner für Tapeten. Seine
Buchillustrationen führten ihn darauf, för Tapeten zu zeich-
nen. Ein Fabrikant hatte ohne sein Wissen die Illustratio-
nen von „The Baby's Opera" als Kinderstubentapete heraus-
gegeben, und gleichsam zur Selbstverteidigung zeichnete er
dann selber Muster in Verbindung mit Mr. Metford Warner
(Firma: Jeffrey & Co.). Durch ihn und andere selbständige
Erfinder hat die englische Tapete in den letzten 15 Jahren
ihren ganz eigenartigen Stil erhalten. Sie ahmt nicht alte
Gewebemuster nach, wie es unsere Zeichner meist versuchen,
sondern ist mit frei kombinirten Flachmustem bedeckt, zu
denen vorwiegend der Blumenschmuck verwertet wird. Aber
auch hier bleibt Walter Crane sich treu und zieht außer
der Pflanze besonders Idealfiguren oder Symbole heran, um
der ganzen Komposition ein sinnvolles Grundmotiv unter-
zulegen. Demgemäß giebt er seinen Mustern auch bedeu-
tungsvolle Namen: die Krone des Lebens (Corona vitae),
der Pfauengarten (Pfauen in Bewegung), Waldklänge (die
Motive einer Jagd) u. s. w. Nach englischer Art gehört zu
jeder Tapete ein breiter Fries, der statt unserer Stuckvouten
den Obergang zur Decke vermittelt Auch die Decken selbst
werden mit Tapeten verkleidet; hier hat er besonders die
vier Winde als Motiv in genialer Weise verwertet. Walter
Crane ist der eigentliche Organisator für das englische Kunst-
gewerbe. Mit anderen genialen Engländern hat er diese
Richtung weiter gepflegt, besonders durch kleinere Ausstel-
lungen, bei denen immer die originellen Entwürfe das Wesent-
liche sind, um das Individuelle und Persönliche zu zeigen.
Interessant ist es, wie der Künstler sich aus diesen künst-
lerischen Ideen heraus zu sozialistischen Theorieen neigt. Er
meint, dass es in dem sozialen Zukunftsstaate keine Ma-
schinen mehr geben werde, sondern nur einfache Verhält-
nisse. Wenn unsere Gesellschaftsordnung wieder dahin ge-
langt sei, dann werde es auch wieder eine Hauskunst geben.
Aus diesen Tendenzen ist der Entwurf zu dem Holzschnitt
„The Triumph of Laböur" entstanden, der 1891 für die Mai-
feier der Arbeiter hergestellt wurde.
B. B. Dass München gegenwärtig die fahrende Stadt im
Kunstleben Deutschlands sei, stand seit Jahren fest. Wie
kraftstrotzend aber und entwickelungsHlhig die Künstler-
schafb Münchens ist, davon soll dieses Jahr einen neuen Be-
weis bringen. Denn zwei große internationale Kunstaus-
stellungen werden diesen Sommer nebeneinander geöffnet
werden, die alte der Künstlergenossenschaft und die neue des
Vereins bildender Künstler, der Münchener Sezession. Alt
und Neu, das sind zwei bequeme, leicht verstÄndliche Schlag-
wörter; und doch, wenn sie auch eine ganze Reihe der
Gründe umfassen, die zur Spaltung geföhrt, ersbhöpfend sind
sie keineswegs. Indes so viel ist richtig: die übergroße
Mehrheit der Genossenschaftsmitglieder steht allem Moder-
nen, allem Aufstrebenden feindselig gegenüber, betrachtet
es als den Verfall und Verderb der Kunst, und wenn diese
Anschauung in den letzten Jahresausstellungen nicht zum
Ausdruck kam, so ist das eben jenen Männern zu verdanken,
die nun, der unausgesetzten Kämpfe müde, sich abgesondert
haben. Nun sind die Herren im eigenen Hause und haben
die Möglichkeit, die vielstrahligen Bestrebungen der moder-
nen Kunst, die wirklich eine Kunst ihrer Zeit ist, vorzu-
führen, und zwar in einer würdigen und vornehmen Art.
Dass die Riesenausstellungen die Stinmiung töten, dass sie
mit ihrem Lärm, mit ihrer Buntheit keinen wahren Genuss
aufkommen lassen, war seit langem die Empfindung aller
Männer von Geschmack. Das soll vermieden werden. Kleiner
wird die neue Ausstellung werden, intimer, kein Jahrmarkt,
sondern ein behagliches Haus, in dessen Räumen jede künst-
lerische Individualität zu ihrem Rechte kommen kann, keiner
den anderen erdrückt und beeinträchtigt. Je kleiner die
Zahl der ausgestellten Werke, um so strenger muss natur-
gemäß die Auswahl sein, die landläufige Marktware, die in
den Genossenschaftsausstellungen eine so große Rolle spielte,
wird nicht vorhanden sein, nur die künstlerische Intention
wird für die Aufnahme allein maßgebend werden. Es sind
große und kühne Ziele, die der junge Verein sich gesteckt
hat, und es waren große, fast unüberwindlich scheinende
Schwierigkeiten, die sich seinen Plänen entgegenstellten.
Aber das Unternehmen ist jetzt gesichert An der Prinz-
regentenstraße wächst der kleine Palast seiner Vollendung
entgegen, am 10. Juli werden sich zum erstenmal seine
Thüren öffnen. Die Sezession hat zur Zeit 280 Mitglieder,
darunter Namen, deren Klang aller Welt vertraut ist. Von
Deutschen: Piglhein, ühde, Liebermann, v. Habermann,
Kuehl, Zügel, Trübner, Stuck, Gussow, Max, Skarbina, der
Wiener Strasser; von Fremden: Besnard, Boldini, Dagnan-
Bouveret, Edelfelt, Herkomer, Israels, L' Hermitte, Maris,
Villegas, Zorn.
München, Jahresausstellung 1893 im k, OlaspalaMe.
Obgleich die englischen Künstler durch die Beschickung der
Chicagoer Ausstellung sehr in Anspruch genommen waren,
wird die englische Abteilung im Glaspalaste dennoch ein
sehr gutes Bild englischer Kunstthätigkeit bieten. Die ältere,
sowie die jüngere Künstlergeneration Englands und Schott-
lands wird durch wertvolle Werke vertreten sein. Mit be-
sonderer Genugthuung darf auf die Kollektivausstellung des
berühmten Malers G. F. Wotts hingewiesen werden, dessen
bedeutendste Werke in der englischen Abteilung zur Aus-
stellung gelangen. Die Eigenart dieses hervorragenden Künst-
lers, welcher Münchener Ausstellungen noch niemals be-
schickt hat, wird zweifellos allgemeines Interesse erwecken.
475
Vereine und Qesellschaften. — VenniBchtes.
476
Von Bnme- Jones werden eine Reihe Zeichnungen und ein
Porträt seiner Tochter aasgestellt: Alma-Tadema, wie auch
dessen Frau bringen hervorragende Werke. Die schottische
Kunst, hauptsächlich durch die Schule von Glasgow ver-
treten, vervollständigt das Gesamtbild der englischen Ab-
teilung, welche dieses Jahr gewiss nicht weniger Hervorragen-
des bieten wird, als bei den vorhergehenden Ausstellungen.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
— Die diesjährige Schlusssitzung der kunstgeschicht-
licfien Gesellschaft xu Berlin wurde eröffnet durch einen
Vortrag des Herrn E. Schiceitxer über die Stunden des Tages
und der Nacht, die in Stichen der französischen Akademie
aus den ersten Jahrzehnten unseres Jahrb. weit verbreitet
sind. Der Vortragende wies nach, dass das an die Apparte-
menti Borg^a anstoßende Badezimmer des Kardinals Bibbiena
einst ein stuckverziertes Mittelfeld an der Decke besessen
habe, um welches die erwähnten Tagesstunden al fresco
gemalt waren. Dieser Teil der Decke fiel späteren Umbauten
zum Opfer, das ursprüngliche Bild ist nur in einem Stich von
Montagnani von etwa 1790 uns überliefert. Übrigens dürfte
die Ausführung der Originale nur nach RaphaeVs Angabe
durch Perino del Vaga erfolgt sein. — Sodann sprach Herr
Geh. Bat Lippniann über die „Ausstellung alter Kunstwerke
in Madrid". Die Ausstellung war veranstaltet zur Kolumbus-
feier und umfasste ursprünglich alles auf die Entdeckung
Amerika's Bezügliche. Nunmehr zu einer Ausstellung fQr
Kunst, Kunstgewerbe und Archivalien umgestaltet, bietet sie
ein ungeheuer reiches Studienmaterial. Zu bedauern ist aber
die mangelhafte Auswahl der Objekte, wobei wertlose Prunk-
stücke vielfach bevorzugt sind. Treffliche niederländische
Teppiche aus kgl. Besitz, flandrische Gemälde des van Eyck,
R. van der Weyden u. a., Tapisserieen, Kirchengerät und viel
zum Teil minderwertige spanische Gemälde und Skulpturen
füllen die weitläufigen Säle. Wertvoll erscheint aber die
umfangreiche Sammlung alter spanischer Drucke bis etwa
1550, femer die vorzügliche, meist Kunstgewerbliches ent-
haltende Privatsammlung des Grafen von Valencia. Somit
gewährt die Ausstellung ein vielseitiges, aber nicht ab-
schließendes Bild spanischer Kunst. M. s.
VERMISCHTES.
— Basel. Böcklin's Gemälde: „Gott Vater zeigt dem
Adam das Paradies.'* In der Kunsthalle ist ein in Privat-
besitz befindliches Gemälde Böcklin's ausgestellt, welches
dem Publikum bis jetzt nicht bekannt war und nun an die
Öffentlichkeit tritt, weil der Eigentümer dasselbe zu ver-
äußern gedenkt. Es zeigt uns wieder die völlig subjektive
Art, wie der Künstler einen Gegenstand von Grund auf neu
darstellt, ohne dass er sich im geringsten um konventionell
gewordene Formen kümmert. Von hinten links nach vorn
rechts läuft die Grenze zwischen der Wüstenei und dem
Paradies. Jene besteht aus wirr durcheinander liegenden
Steinmassen; sie nimmt zwei Dritteile des Raumes ein und
zieht sich durch den ganzen Vordergrund, dem Paradies
bleibt nur die Ecke hinten rechts. Ein landschaftlicher
Hintergrund fehlt. Aus dem Paradies kommt ein Bächlein
in die Felsblöcke heraus geflossen, zwischen denen sein
Wasser sich beruhigt Auf dem steinigen Grund sehen wir
Gott Vater mit Adam stehen. Jener, uns zugewandt, ist in
einen leuchtend roten, mit Sternen besäeten Mantel gekleidet,
der die ganze Gestalt einhüllt, dass nur Kopf und Hände
frei bleiben. Haar und Bart sind überaus mächtig, so dass
der Kopf für die Figur zu groß erscheint. Mit der linken
Hand weist der Herr nach dem Paradies hinüber, mit der
rechten hält er den vor ihm stehenden nackten Adam um-
fasst, den wir im Profil vor uns haben.
%* Von der Berliner Kunstakademie. Bei der Kon-
kurrenz um den großen Staatspreis im Betrage von 3300 M.
zu einer einjährigen Studienreise ist der für Maler bestimmte
Preis dem Maler Liulwig Fakrenkrog aus Rendsburg, der für
Bildhauer dem BiiXdihwJtQi Ferdinand Lepcke zuerkannt worden.
— Das Stipendium der Dr. Paul Schultze^tiftung im Be-
trage von 3000 M. zu einer einjährigen Studienreise nach
Italien hat der Bildhauer Ernst Freese aus Nauen erhalten.
\* Ziir Aussekmückimg des Berliner Bathauses. August
van Eeyden hat den aus zwanzig Darstellungen ans dem
bürgerlichen Leben Berlins bestehenden Fries im Büiger-
saale kürzlich vollendet. Die letzten fünf Bilder stellen der
Reihe nach dar: die alte Berliner Feuerwehr (1810); einen
Wochenmarkt (1850); den Empfang der Siegesdepesche am
3.September(1870); den Weihnachtsmarkt (1876); einen Kaffee-
garten (1840). Die künstlerische Ausschmückung des Saales
ist hiermit noch nicht vollendet, denn es fehlen noch die
zwölf Bildnisse hervorragender Berliner Bürger aus der Zeit
des Rathausbaues, die in den Lünetten der Wandfelder zur
Ausführung kommen sollen. Man hofft, dass auch diese
Arbeit noch im Laufe dieses Jahres und zwar ebenfalls von
Prof. V. Heyden vollendet werden wird.
* Für die Erhaltung des lAn^erthors in Sahburg dauert
die Agitation fort und wird hoffentlich das erwünschte Ziel
erreichen. Die k. k. Centralkommission für Kunst- und histo-
rische Denkmale in Wien richtete an die Salzburger Stadt-
vertretung eine Zuschrift im obigen Sinne. Sollte, heißt es
darin, die lokale Situation an der bezeichneten Stelle eine
Verbreiterung der Straße dringend erheischen, so wäre es
vielleicht möglich, dieselbe nach Art des Floriani-Thores in
Krakau oder anderer ähnlicher Bauten durch eine Frei-
stellung des Thorbaues und durch die Führung der Straßen
um den Bau herum zu erreichen. Auch durch Schaffung
von Durchgängen in den Seitenbauten des Thores könnte
dem Verkehr gedient werden. — In Salzburg hat sich ein
Komitee gebildet, welches die Mittel zur Durchführung dieser
Vorschläge sammelt
»tt. Karlsruhe, Die in den Jahren 1837^.1846 nor
zum Teil von Dr. Heinrich Hübsch in Ausführung gebrachte
hiesige Kunsthalle soll einen Weiterbau durch Errichtung
zweier Gemälde- und zweier Skulpturensäle in nächster Zeit
erhalten, wozu die Badischen Landstände bereits 400000 M.
bewilligt haben. Da auch das von Moritz von Schwind mit
Fresken (Einweihung des Freiburger Münsters durch Herzog
Konrad I. von Zähringen, Sabina von Steinbach und Hans
Baidung Grün) geschmückte Treppenhaus noch zwei große
leere Wandflächen und mehrere leere Lünetten besitzt, so
hat der hiesige Geschichtsmaler Oleichauf den Auftrag er-
halten, im Anschlüsse an die bereits vorhandenen Schwind-
sehen Wandbilder Entwürfe auszuarbeiten und diese nach
erfolgter Genehmigung gleichfalls al fresco auszuführen.
♦ Der xweikundertste Geburtstag Georg Raphael Donner* s
vmrde in seiner Heimat feierlich begangen. Am 23. Mai
hatte man das Hauptwerk des Meisters, den vielbewunderten
Brunnen auf dem Neuen Markt in Wien , mit Lorbeer-
gewinden umgeben. Die Stadt Wien, die Akademie der bil-
denden Künste und die Genossenschaft der bildenden Künstler
legten Kränze am Rande des Brunnens nieder. Die Künstler-
genossenschaft gab zu Ehren des Meisters ein Festbankett,
publizirte eine reich illustrirte, von Dr. A. Ilg verfasste Denk-
schrift und ließ von Stephan Schwartz eine Denkmünze zu
Ehren des Meisters anfertigen, welche auf der Vorderseite
477
Vom Eanstmarkt. — Zeitachriften.
478
das Bildnis Donner's, auf der Rückseite die Mittelfignr des
schonen Brunnens zeigt Am 24. Mai, dem eigentlichen Fest-
tage, folgte dann die Enthüllung der am Geburtshause
Donngr's in Esslingen angebrachten Gedenktafel. Zu dieser
von der Ortsgemeinde veranstalteten erhebenden Feier hat-
ten sich zahlreiche Kunstgenossen, die Lehrer und Schüler
der Akademie, die Mitglieder der Künstlergenossenschaft von
Wien nach Esslingen begeben und blieben dort bis zum
Abend in froher Vereinigung beisammen. Ein glücklicher
ZnfaXl fügte es, dass um diese Zeit Prof. Ernst Herter, dessen
Assistent Breuer und über zwanzig Schüler der Berliner
Akademie zu Studienzwecken in Wien anwesend waren.
Sie alle nahmen herzlichen Anteil an dem Ehrentage des
gefeierten Österreichischen Bildhauers.
Thortccdd8en*8 falsche Vorbild %um Reuchlin in der
Walhalla. In von SybeVs Historischer Zeitschrift (N. F. X,
562/63} steht ein Au&atz £. Gotthein's mit der Oberschrift
t,Das Bildnis Beuchlin's^S aus welchem wir erfahren^ dass
der von Thorwaldsen für die Walhalla gearbeiteten Büste
Beuchlin's ein auf der Giefiener Universitätsbibliothek (?)
aufbewahrtes Ölgemälde zxur Vorlage gedient hat, dieses
aber auf einen Kupferstich Bembrandt's, der von den Kata-
logen als femme endormie bezeichnet wird, zurückzuführen ist.
%* Auf der großen Berliner Kunstausstellung hat der
Kaiser noch ein zweites SeestÜck, ein deutsches Geschwader,
dessen Hauptschiff die Kaiserflagge gehisst hat, von dem
Maler Carl Locher in Kopenhagen, angekauft.
VOM KUNSTMARKT.
%* Die Versteigerung der Sammlung Spitzer in Pcpris^
die am 16. Juni beendigt wurde, hat eine Gesamtsumme
von 9 107 931 Frank ergeben. Dieses Ergebnis ist also hinter
der anfänglichen Schätzung des Wertes der Sammlung auf
15 Millionen zurückgeblieben. Allerdings ist die Waffen-
sammlung, die erst später versteigert werden soll, aus-
geschlossen worden.
Auktionen in London, Am 10. Juni fand bei Ghristie
eine Auktion von Niederländern statt, wie eine solche seit
dem „Bredel**- Verkauf 1875 nicht zu verzeichnen war. unter
den 60 versteigerten Bildern befanden sich etwa 40 Nieder-
länder, so namentlich kapitale Werke von Jacob Ruysdael,
Hobbema, Adrian V. Ostade, v.d.Capelle, Teniers, Wouverman,
Neer, Peter de Hooch, Mieris u. a. Aus dem Verkauf der
Sammlung des verstorbenen M. George Field sind folgende
bemerkenswerte Daten hervorzuheben: N. Berchem, Vieh
einen Fluss durchschreitend, 14x21, beschrieben in Smith's
Catalogue raisonn^, 682 ^; J. v. d. Capelle, Seestück, 840 j^;
V. d. Hejden, Schlosshof mit Figuren von A. v. d. Velde,
630 £\ Hobbema, waldige Landschaft, eins der besten Bilder
der Sammlung, 24x34, bez. und Jahreszahl 1667, brachte
4725 £'yZ. V. Hnysum, bez., ein hübsches Blumenstück, 483^;
Adrian v. Ostade 10x8, mehrere Personen an einem Tisch
Karten spielend, zwei Männer und eine Frau ein Glas in der
Hand haltend, (radirt von W. ünger), 640 £; von dem-
selben Meister, das Innere eines Wirtshauses, bez. und datirt
1656, 13x15, kam auf 766 £\ Jacob Ruysdael, Mühle in
waldiger Landschaft, 2172X27, bez., 1785 £\ von demselben
Meister, Landschaft mit Figuren, bez., 22x26V2» 1260 £\
J. Steen, Interieur, 1572X14, bez., in Mezzotinto gestochen von
Paul, aus der Bredel-Sammlung stammend, beschrieben von Dr.
Waagen, 725 j^; Teniers, Kartenspieler, 18x23, bez., 798 jg";
dito, der Chemiker, 14x10^4, beschrieben in Smith 's Catalogue
raisonnÖ, 088 jf; zwei Seestücke von A. v. d. Velde, beschrieben
von Dr. Waagen, Treasures, Teil II, S. 336, kamen auf 354 £
und 977 j^; P. Wouverman, 772Xlli Landschaft mit Figuren,
gestochen von ALiamet, ein Bild, das Dr. Waagen ein kleines
Juwel nennt, 483 £\ Jean Baptiste Grenze, ein hübscher
Mädchenkopf mit goldigem Haar, 15x12, erreichte den Preis
von 3045 jf . Im ganzen brachten diese 46 Bilder 24 558 £.
— An demselben Tage fand bei Ghristie der Verkauf von
Bildern aus der Sammlung von Mr. Heywood und des Bischofs
Wilberforce statt, unter denen die besten Preise folgende
waren: N. Berchem, Mündung eines Flusses mit italienischer
Landschaft, bez. und datirt 1654, 452 £\ J. v. Hey den und
A« V. Velde, eine Straßenansicht einer holländischen Stadt,
22x27, 663 £\ Peter de Hooch, eine holländische Stadt,
420 £\ Salomon de Koninck, bez. 1639, 380 £\
Philipp de Koninck, Landschaft, 945 £\ N. Maes, Frontan-
sicht eines Schlosses mit mehreren Personen 600 £\ Aart
V. d. Neer, Flussscene, 33x46, bez. 735 £, Endlich befand
sich auch auf der Auktion ein sehr merkwürdiges und inter-
essantes Bild, das nachweislich aus dem Jahr 1507 oder
1508 stammt, aber schließlich von den Sachverständigen nicht
als „Raphael** aufrecht gehalten wurde, unter welchem Namen
es in den Katalog aufgenommen war. Es sollte dies eine
Wiederholung der „Belle Jardinidre*' im Louvre sein. Das
hiesige Bild, aus der Sammlung des verstorbenen Barons
Fleury, befand sich seit Generationen in dieser Familie.
Eine Lilie, als Zeichen, dass das Bild einst Franz I. gehört
hatte, befindet sich in der linken Ecke. Da das Gemälde
mit Recht als nicht von Raphael herrührend verworfen
wurde, so brachte es nur 399 £, S
ZEITSCHRIFTEN.
AUffemeine Kimstehroiiik. 1898. Nr. 18.
Pavis de Chavanne. Von Dr. A. Nossig. — Die Berliner Ennst-
auBstellung von F. A. Meissner. — Aus den beiden Salons.
ArohitektoBlsche Bandschaii. 1892/98. Heft 9.
Taf. 65. Bathans in Ingolstadt. Umbaa von Prof. O. Sei dl in
München. — Taf. 66. Projektirte Obelisken für die Stephanie-
brücke in Wien vom t Baurat 0. Hie s er. — Tal 67. Kirche in
Gebweiler; aufigenommen von Lambert nnd Stahl. Architek-
ten in Stuttgart. — Taf. 68. Entwurf zu einer Villa von den
Architekten Burnham und Boot in Chicago. — Taf. 69. Luther-
kirche auf dem Dennewitzplatz in Berlin; erbaut von Prof.
J. Otzen daselbst. — Taf. 70. Wohnhftuser Oartenstraße 56 und
58 in Düsseldorf ; erbaut von Tüshaus und v. Abbema, Archi-
tekten daselbst. — Taf. 71. Grabmal der Familie Siegle auf dem
Fangelsbaohfrledhof in Stuttgart; entworfen vom f Oberbanrat
A. (inauth. — Taf. 78. Korpshaus der .Guestphalia'' in Heidel-
berg; erbaut vom Baurat H Behaghei daselbst.
Christliches Kunstblatt. 1898. Nr. 6.
Künstlerische Erziehung. ~ Kunstbericht aus Berlin. — Die Be-
deutung der „Oranten" in der altchristUchen Kunst Von Dr.
A. Heussner. — Karolingisch oder jünger? — Vom Memminger
Ghorgesttthl.
Die Graphischen Kflnste. XYL Jahrgang 1898. Heft 2.
Hanß von Bartels. Von H. Weizsäcker. — Jacoby*s Stich
von Soddoma's Vermählung Alexander's mit Boxane. Von
R. GrauL
Gewerhehalle. 1898. Heft 6.
Taf. 41. Oberliohtgitier im Nordböhmischen Gewerbemosenm zn
Reiohenberg; anfjgenommen von A. Erben , Assistent. —Taf. 42.
Damensekretär, zugleich Salonsohrank, entworfen von R. Hin-
derer in Stuttgart. — Taf. 48/44. Entwurf zur Bemalung einer
dreistöckigen Fassade von H. Kaufmann in München. — Taf.
45. Renaissancethürklopfer aus Ulm (Münster, Spitalkirche. Bür-
gerhäuser); aufgenommen von R. Knorr in Stuttgart. — Taf. 46.
Zierleisten und Vignetten; entworfen von L. Hellmuth, Real-
lehrer in Ansbach. — Taf. 47. Kredenz im Kunstgewerbemuseum
in Berlin (Deutsche Arbeit 1430—1440). aufgenommen von G.Zelt-
ler. — Taf. 48. Goldstoflr (italienische Nachbildung von orien-
talischen Stoffen, 16. Jahrb.) im k. k. österr. Museum für Kunst
und Industrie in Wien; aufgenommen von M. Ort wein.
Mitteilungen des k. k. Vsterreicliischen Museums f&r
Kunst und Industrie. 1898. Heft 6.
Die archäologische Ausstellung im k. k. österreichisohen Museun^.
Von Dr. K. Masner. — Die ältesten Stufen italienischer Kunst
und Industrie. Von Dr. M. Hoernes. (Sohlnss.)
L'Art Nr. 697. 1. Juni 1898.
Un Portrait d*apr^s fiyaointhe Higaud. Von A Durieux. — Le
cent-onziöme Salon de Paris et le cent-vingt-cinquiöme Salon
de Londres. (Fortsetz.) Von P. Leroi.
479
Inserate.
480
Inserate.
Alte Qemälde - Rahmen»
M. van Menkf Kalversiraat 21 Amsterdam.
Spezialität in imitirten Ebenholzrahmen für alte Gemälde (nur Holz, ohne
Kalk oder Kreide). Einziger Fabrikant dieser Bilderrahmen für sämtliche
holländischen Musea. [707]
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[593] Tb. Salomoiiy Berlin W.^ Friedrichstr. 168.
Oemälde alter Meister.
Der Unterzeichnete kauft stets heryorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schule, vermittelt aufs schnellste und sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Samnilnngen nnd übernimmt Anftr&ge für alle größeren
Gemiildeauktionen des In- und Anslandes.
Potsdamerstraße 8. [679] J086f TIL SdUÜl.
Gemäldesaal in Frankfurt a-M.
Ausstelliingen nnd Auktionen von Gemälden, Antiquitäten nnd Knnstgegen-
Stftnden. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Frankfurt a« M«, Kunstauktionsgeschäft, gegr. 18G9. [468]
Für Kunstfreunde.
Unser Katelos f«r IS^fM ist «r-
schienen. Derselbe hat an Übersichtlichkeit
sowie an Vornehmheit der Aasstattang wesent-
lich gewonnen and enth< eine dnreh Tiele
Illattrattonen geschmückte Übersieht über
unsere Beprodaktionen nach Oeiiftlden alter
und modenier Heister reUftosen, Mtrlotlsehea,
hlstorlsehea a. iijrtholof Isehen Inhaltes ; Genre-
bilder, Jagd- und Sportbilder, LandtehaflM
und SeettCeke. Der Katalog wird gegen Ein-
sendung von SO Pfjf . (fttrs Inland), ron SO Pflr-
(Ars Ausland), in Brieflnarken franko sa-
gesendet. [680]
Photographisehe Cfesellschafl,
Berlin.
OeljoemäMe
Fniiff's Uint^^
lctaikiftCM.iilsMiM
Verlag von B. A. Seemann, Leipiig.
Populäre Ästhetik.
Von C. Lemcke.
5. verbesserte und vermehrte Auflage.
Preis 9 M., geb. 11 M.
Teriag von E. A. SEEMANN In Leipzig.
Farbige Vorlageblätter.
Zum Gebrauch für den Unterricht im Freihandzeichnen entworfen und gezeichnet von C Dedttius.
20 Tafeln Querfolio. In Mappe 9 M.
Diese Yorlageblfttter enthalten Ornamente verschiedener Stüarten, Metall- und Holzomamente in S&^^earbeit,
Dekorationsmalereien, eingelegte Holzarbeiten, Thonfliesen, Holzmalereien, Tapeten- und Schabionenarbeiten etc.
Die geschmackvolle, saubere, darchans fieurbige Darstellung, sowie die vorzügliche Ausstattung lassen die „Vorlage-
blätter'' als ein empfehlenswertes Hilfsmittel für das Zeicnnen in Fortbildungsschulen erscheinen.
DiePortbildungsschule 1888, Nr. 15.
Die farbigen Vorlageblätter sind im OroifherBOgtnm HesBen in allen Gewerbeschulen
amtlich eingeführt
Vorbildersammlung fär das Elementar-Freihandzeichnen
mit besonderer Ber&cksichtigung des gewerblichen Omamentzeichnens.
Ein systematischer Lehrgang
für Volksschulen, Realschulen und gewerbliche Lehranstalten, sowie zum Selbstunterricht herausgegeben von
Georg Grit,
Vorstand der FachabUilang der gewerblichen Fortbfldimgssohiile in Mttnohen.
120 Tafehi 4<>. In Mappe 6 M. 3 Abteilungen,
mit Text. Einzelne Abteilungen 2 M. jede zu 40 l^eln
Wandtafeln
fdr den Zeichenunterricht an Volksschulen und gewerblichen Fortbildungsschulen von Georg Grit.
20 Blatt auf Hanfpapier, 60x84 cm., mit Text
in Mappe 10 M.
Inhalt: Die große Berliner EnnsUnsstellung. II. Von A. Bosenberg. — L. Lang f; K. Schlesinger t. ~ Wettbewerbnng nm eine Pfarr-
kirche in £88eg. — Grabdenkmal des Prinzen Lndwig Wilhelm von Baden in Karlsrnhe von Prof. Yolz; Kaiserdenkmal fär Karls-
ruhe i. B. von Prof. Heer; Kaiser Wilhelm-Denkmal in Bahrort. — Begründung eines Museums von Gipsabgüssen in Rom; Aas-
stelhing der Arbeiten von W. Crane im Kunstgewerbemuseum In Berlin; Ausstellungen in München; Jahresausstellung 1898 im k.
Glaspalaste in München. — Kunstgeschichtliche Gesellschaft, in Berlin. — BÖcklin^s Gemälde Gott Vater zeigt dem Adam das
Paradies; Von der Berliner Kunstakademie; Zur Ausschmückung des Berliner Kathauses ; Die Erhaltung des Linserthors in Salz-
burg; Erweiterung der Kunsthalle in Karlsruhe; Der zweihundertste Geburtstag Georg Rafaels Donnerte ; Thorwaldsen's falsches
Vorbild zum Reuchlin in der Walballa; Locher's Seestück vom Kaiser auf der Berliner KunstaussteUung angekauft. ~ Versteige-
rung der Sammlung Spitzer in Paris. — Auktionen in London. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Artur Seemann. — Druck von August Pries in Leipsig.
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
AnkQndigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbe vereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN v,- BERLIN SW.
HengMM 68. TeltowerstraMe 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenatr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang. 1892/93. Nr. 30. 29. Juni.
Die Kunttehronik erscheint als Beiblatt snr «Zeiteehrlfb Ar bildende Kanst" nnd cam .Knnstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Jnli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark nnd nmfksst 88 Nnmmem. Die Abonnenten der «Zeit-
schrift fttr bildende Kunst* erhalten die Knnstchronik gratis. — Für Zeichnangen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Terlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. fttr die dreispaltige PetitKeUe, nehmen auß«r der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Uaasenstein U Vogler, Rnd. Mosse u. s. w. an.
Kongress in Nürnberg 1893.
Mit immer wachsender Dringlichkeit macht sich f&r die Vertreter der verschiedenen wissenschaftlichen
Disciplinen das Bedürfnis geltend, sich von Zeit zu Zeit in größeren Vereinigungen personlich näher zu
kommen. Auf die seit langer Zeit eingebürgerten Versammlungen der Philologen und Schulmänner, der
Naturforscher und Ärzte sind in den letzten Jahren Kongresse der Anthropologen, der Geographen und
Historiker gefolgt, — um nur diese von vielen ähnlichen Versammlungen hier namhaft zu machen.
Sicherlich würden auch für die Kunstforscher die guten Folgen solcher periodisch wiederkehrender
Vereinigungen nicht ausbleiben. Der Gedanke, sie ins Leben zu rufen, wurde wiederholt von einzelnen
Fachgenossen zur Sprache gebracht. Die Unterzeichneten sind übereingekommen, damit an die Öffent-
lichkeit zu treten und so ein Werk wieder aufzunehmen, zu dem bereits vor zwanzig Jahren durch den
kunstvnssenschaftlichen Kongress in Wien der Grund gelegt worden ist.
Sie laden hiermit alle Vertreter der Kunstgeschichte, Professoren, Docenten, Vorstände von
Museen und Beamten an solchen Instituten, sowie alle Privatgelehrten des Faches freundlichst ein, sich
vom 25. bi« 27. September dieses Jahres in Nürnberg
versammeln und ihre Teilnahme an dem bevorstehenden Kongress bis zum 15. August d. J. dem mit
unterzeichneten Vorsitzenden des Nürnberger Lokalkomitees anzeigen zu wollen.
Die Direktion des Germanischen Nationalmuseums hat den Konferenzsaal der Anstalt für die Ver-
handlungen des Kongresses zur Verfügung gestellt. Außer den Besichtigungen des reichen öffentlichen
Kunstbesitzes der Stadt Nürnberg soll versucht werden, eine Ausstellung von Kunstwerken aus privatem
Besitz fbr die Kongresstage zu veranstalten.
Für die dreitägigen Verhandlungen des Kongresses ergiebt sich als ein Hauptpunkt der Tages-
ordnung die Diskussion über die periodische Wiederkehr der kunsthistorischen Kongresse selbst, sowie die
Bestimmung über die Zeit und den Ort der zunächst ins Auge zu fassenden Vereinigung. Außerdem
sollen Fragen methodologischer und praktischer Natur zur Erörterung kommen, deren bestimmte Fassung
weiteren Ankündigungen vorbehalten bleibt. Diejenigen Fachgenossen, welche auf dem Kongress Vorträge
zu halten oder kürzere Mitteilungen zu machen wünschen, wollen dies baldmöglichst dem Nürnberger
Komitee zur Anzeige bringen.
Somit sei das unter günstigem Zeichen begonnene Werk allen Fachgenossen wärmstens ans Herz
gelegt! Mögen sie recht zahlreich unserer Einladung Folge leisten und dadurch beitragen zu der lösten Ge-
483
KunstaasstelluDg in Rom.
484
staltung einer Institution, welche die Kraft in sich birgt, die geistig Zusammengehörigen auch personlich
einander näher zu bringen und in allen das Bewusstsein lebendig zu erhalten, dass vieles, was der einzelne
fruchtlos anstrebt, durch die Gemeinsamkeit leicht geklärt und verwirklicht werden kann!
Prof. Dr. H. HoUxinger,
Hannover.
Das vorbereitende Komitee:
Geh. Hofrat Fr. X. Kraus,
Freiburg L Br.
Prof. Dr. V. Oechelhätiser,
Heidelberg.
Prof. Dr. C, v. Lütxow,
Wien.
Das Nürnberger Lokalkomitee:
Dir. Hans Bosch, Vorsitzender des Lokalkomitees. Dr. Fuhse. Dr. Rampe, Dr. Bße. Dr. Stockhauer.
KUNSTAUSSTELLUNG IN ROM.
Rom, im Juni.
Nach dem lauten Jubel der römischen Festlich-
keiten wurde die große Kunstausstellung im neuen
Palazzo an der Via Nazionale in tiefster Stille er-
öffnet. Diese Vernachlässigung verdient sie keines-
wegs. Denn obwohl auch diesmal die gewerblich
produzirende Bildmalerei ein hübsches Stück der
RäumUchkeiten für sich in Anspruch genommen
hat, bietet diese neueste Ausstellung doch viele
namhafte Werke dar, welche berufen sind, über den
Charakter der neuesten italienischen Eunstbestre-
bungen einen Aufschluss zu geben.
Denn es soll- gleich hier bemerkt sein, dass
die zehn Oebote des neuitalienischen (Großmeisters
Favretto heute schon sehr wenig Gläubige finden,
und dass die Eunstbestrebungen eine Bahn einge-
schlagen haben, die zwar für Italien neu ist, aber
sehr wenig mit dem italienischen Geiste zu schaffen
hat. Es fehlt in den besten Stücken der Ausstellung
der national-italienische Zug, wir finden da eine Ge-
fühls- und Denkungsart, welche jener des hohen
Nordens sehr nahe steht. Die dominirenden Werke
deuten auf eine sehr charakteristische Vernachlässi-
gung des Genrebildes, vom religiösen oder Historien-
bilde ganz abgesehen. Eine breite Bestrebung nach
einem dumpfen Mystizismus tritt in den Vorder-
grund, die sich natürlich fast ausschließlich im Land-
schaftsbild ihr heimisches Terrain geschaffen hat.
Nicht die helle, farbige Sonnenscheinpracht in-
spirirt die Eünstler, sondern die matte, in dumpfem
Ton phantastisch daliegende Nachtlandschaft, der
Abend mit seiner Stille und dürftigen Farbenskala.
Nicht das laute, lachende Leben zieht die Poeten
der Palette an, nicht der bunte Schwärm zwischen
den schrill kolorirten Häusern der Flecken und
Eüsten, sondern das friedlich daliegende Meer, die
ruhenden Barken mit schlaffen Segeln. Was an
Farbe noch zu sehen ist, beschränkt sich auf den
glitzernden Punkt einer grünen Wachtlateme. —
Dies ist die Stimmung, die sich die meisten Schwär-
mer zuzieht. Dies ist die erste Lnpression, welche
dem Besucher des römischen Salons entgegentritt.
Wenn die neue Richtung auch keine eigentlich
italienische ist, so hat sie doch manche schöne
Blüte hervorgebracht Ich nenne hier zunächst
Zanetti's poesievolles Bild, wohl die beste Landschaft
der Ausstellung. Sehr bedeutende Abend- und Nachi>-
stimmungen bieten die verwandten Werke Carcano's^
die des Baxxaro (ein herrliches Chioggia-Motiv),
dann das silberhell beleuchtete Marinebild Fragia-
como's^ endlich die kühn -impressionistische Land-
schaft F. FUippin'Cs.
Das Sittenbild kann in der Ausstellung nur in
zweiter Reihe genannt werden. Es ist zwar zahl-
reich vertreten, doch findet man verhältnismäßig
weniges, was ein höheres künstlerisches Interesse zu
erwecken vermöchte. Das dritte große Eontingent des
Genre's hat noch vieles mit dem traditionellen zucker-
süßen Mutterliebe- und Hirtenknabenbild gemein.
Speziell die römische und venetianische Malerei hat
außerdem ein zweites Übel^ welches viele gute Eräfte
in schlimme Fahrwässer führt: ich meine die An-
sichten- und Eostümmalerei von Bildern, die ihr Ent-
stehen dem riesigen Fremdenverkehr verdanken und
von den „forestieri'^ als „Andenken" mitgenommen
werden.
Für uns ist nur das von Interesse, was Talent,
Gefühl und Eraft zeigt. In erster Reihe wäre da
Lanxerotto's Bild zu nennen. Die einfache Eompo-
sition zeigt zwei Soldaten, ihrer Uniform nach den
afrikanischen Truppen angehörig, die mit einem
herzlich naiven Fleiße der harten Arbeit des Brief-
schreibens obliegen. Außer der guten Technik be-
kundet Lanzerotto in diesem Werke ein bedeutendes
psychologisches Talent Mit demselben Talent zeigt
sich Laurenti begabt. Sein bestes Bild ist ein Ren-
485
EunBtaasstellung in Rom. — Bücherschan.
486
dez-vous am Abend, bei einer mattscheinenden Gas-
lateme. In der Auffassung steht es Zola'schen
Motiven nahe. Ettore Tito stellt einen „Fischmarkt
zu Venedig" aus, voll von Leben und Sonnenschein,
fein gezeichnet und mit Bravour gemalt« Mit räum-
lich großen Ansprüchen tritt uns FerragutH's Bild
entgegen: eine Kartofifelemte in Norditalien im
vollen Sonnenschein. Doch ist es nicht über das
Niveau eines Experimentes hinausgekommen. Die
übrigen Genrescenen sind meist gute Bilder für ele-
gante Salons^ ohne tiefere künstlerische Bedeutung.
Das Historienbild scheint ausgestorben zu sein.
Das moderne Italien greift selten in seine bunt-
bewegte Geschichte zurück. Was hier an histori-
schen Werken zu finden ist, bewegt sich in alt-
bekanntem Fahrwasser, es ist ägyptische und päpst-
lich-kaiserliche Altertumsmalerei.
Aquarelle gieht es, wie gewohnlich, in großer
Menge, doch sind die meisten bloß liebliche Phrasen
mit bescheidenen Ansprüchen. Die besten Aquarelle
haben Coleman, Ferraris und Cabicmca gesandt. Auch
finden sich Radirungen, Pastelle und Stiftzeichnun-
gen, unter welchen Conconts fiisch und tempera-
mentvoll gemachte Radirungen den ersten Platz be-
haupten.
Minder anheimelnd ist die auffallend große
Menge von Produkten der Blumenmalerei. Es sind
wohl über hundert Frucht- und Blumenbilder zu
verzeichnen, meistens von Damenhänden gemalt,
welche zuweilen den höchsten Grad der Tüftelei er-
reichen. Unter andern Extravaganzen fehlen auch
verzweifelte Böckliniaden nicht, wozu meistens Capri
und Ischia die von Meerweibchen und Meermännchen
vnmmelnden Felsen geliefert haben.
In der Skulptur lässt sich eine Wendung zu
den Nippes nicht verkennen. Zwischen sehr acht-
baren Werken finden wir vieles, was schon sehr
nahe an jener Grenze steht, wo die Kunst aufhört
und die Nürnberger Spielwaren anfangen. Bei man-
chem wäre man versucht, irgend ein verstecktes Uhr-
werk aufzuziehen, damit das Ganze rasselnd und
klingelnd in Bewegung komme. Nicht selten lässt
sich ein Zurückgreifen aufs Altägyptische wahr-
nehmen, was individuell interessant sein kann, doch
nichts Neues und Kräftiges hervorbringt.
Den wahren Charakter der Ausstellung berühren
natürlich all diese Dinge wenig. Das herrschende
Moment ist die Landschaft, welche einen neuen Zug
aufweist und auch etwas mit Poesie zu thun hat.
Das Streben nach neuer, poetischer Auffassung macht
die ganze Ausstellung interessant, und wenn dieses
Bestreben auch keinen echt italienischen Zug in
sich birgt, so verdient es doch bemerkt zu werden.
CARL LYKA.
BÜCHERSCHAU.
Kawadias, FXvnra rov ^Ed^vixov Movcstov (Bild-
werke des Nationalmuseums). Bd. I. Athen,
Vlastos. 504 S. 7 Frank.
Das Nationalmuseum in Athen ist in demselben
Sinne wie das Museum auf der Akropolis eine
Schöpfung von Kawadias. Seine Gründung reicht
freilich schon in frühere Zeit zurück. Wie in dem
Vorwort des schon kurz von uns erwähnten Kataloges
berichtet wird, hat man 1866 den Bau begonnen,
1874 den westlichen Flügel vollendet und zur Auf-
nahme der bis dahin im Theseion, Varvakion, in
der Attalosstoa und im Turm der Winde aufbewahr-
ten Skulpturen eingerichtet, 1881 den Bau eines
nördlichen Flügels in Angriff genommen. Aber es
geschah wenig für die Ordnung und Aufstellung
der Sammlung, bis 1885 mit dem Generalephorat
der Altertümer auch die Leitung des Museums an
Kawadias übertragen wurde. Seitdem ist aus dem
früheren Magazin ein wirkliches Museum geworden,
das heute den bedeutendsten Sammlungen, die über-
haupt existiren, den Rang streitig macht und an
Reichtum auserlesener Stücke, die größtenteils zu
den Erwerbungen der letzten Jahre gehören, un-
übertroffen ist. Wer noch daran zweifelt, dass es
doch einmal gelingen wird, eine griechische Künst-
lergeschichte aus den Monumenten zu schreiben,
der kann sich in dieser Sammlung eines Besseren
belehren lassen, wenn er von einem Saal zum an-
deren neue, bis vor kurzem nur aus den Schrift-
quellen bekannte Meister in Originalwerken vertreten
findet, wie Agorakritos, Timotheos, Skopas, Bryaxis,
Damophon. Nur von Praxiteles vermisst man schmerz-
lich eine Hauptschöpfung wie den Hermes, der ja
leider in Olympia geblieben ist. Aber eine gewisse
Entschädigung geben die schönen Musenreliefs von
seiner Leto-Apollon -Artemisgruppe aus Mantinea.
Energische Arbeit und glückliche Umstände
haben das Geleistete zuwege gebracht. Den außer-
ordentlichen Erfolgen der jüngsten Ausgrabungen
und dem unermüdlichen Bestreben, alle hervorragen-
deren Antiken aus den kleinen Lokalmuseen Grie-
chenlands in dieser einen Sammlung zu vereinigen,
verdankt das Museum die große Bereicherung, die
es während Kawadias' Amtsthätigkeit erfahren hat.
Vor sechs Jahren veröffentlichte Kawadias von dem
Bestände, soweit er damals geordnet war, eine Be-
487
B&cherschau. — Nekrologe.
488
Schreibung, die 165 Nummern enthielt. Aus diesem
kleinen Verzeichnis ist jetzt, nachdem die Samm-
lung in 14 großen Sälen vollständig eingerichtet
ist, ein stattlicher Band von 1164 Nummern gewor-
den. Er bildet den ersten Teil eines geplanten 6e-
samtkataloges und schließt sich insofern eng an das
frühere Verzeichnis an, als die Beschreibungen der
dort schon aufgeführten Stücke ebenso wie die ein-
leitende Übersicht über die Epochen der griechischen
Kunst in die Neubearbeitung übernommen sind und
auch die Anordnung des Materials in vier große
Abschnitte — Archäische Kunst, Bildwerke aus dem
5. und 4. Jahrhundert, Kunst der hellenistischen und
römischen Zeit, Grabreliefs — dieselbe geblieben ist.
Vielfach sind die früheren Angaben berichtigt und
erweitert, so in den ausführlichen Litteraturnach-
weisen und in den genauen, besonders dankens-
werten Angaben des Materials und der Fundorte
(z. B. zu Nr. 29 Aristionstele, Nr. 34, 37, 38 Dis-
kosträger, der nicht, wie bisher angenommen, aus
der Themistokleischen Mauer stammt, Nr. 48 etc.).
Für die Sorgfalt der Darstellung, deren Ausführ-
lichkeit wohl durch die berechtigte Rücksicht auf
die vielen nicht archäologisch vorgebildeten Be-
sucher veranlasst ist, möge die Behandlung der Epi-
daurosfunde (Nr. 136 bis 158) als Probe angeführt
werden. Es würde zu weit führen, hier auf alles
einzugehen, beiläufig sei nur auf die gewiss richtige
frühe Datirung (erste Hälfte des 4. Jahrhunderts)
des großen Grabreliefs des Aristonautes (dem aber
das dem 3. Jahrhundert zugewiesene Grabmal des
Prokleides gleichzeitig ist) hingewiesen und bemerkt,
dass in der Anmerkung zu Nr. 175 an der Echt-
heit des Plutosknaben aus der Eirenegruppe auf
Grund der Fundangaben festgehalten ist.
Mit dem Kataloge ist zum erstenmal der An-
fang einer gründlichen wissenschaftlichen Bearbei-
tung der griechischen Museen gemacht. Als solcher
ist er ein glänzendes Zeugnis für den Aufschwung,
den die archäologischen Bestrebungen seit dem
letzten Jahrzehnt in Griechenland genommen haben.
Aber um diese Leistung richtig zu würdigen, muss
man sich vor Augen halten, dass die größere Arbeit,
die Massen der alten Bestände der Sammlung in
Ordnung zu bringen, der Herstellung des Katalogs
vorangehen musste. Wie ergebnisreich diese Arbeit
auch im einzelnen für die Wissenschaft gewesen ist,
tritt an einem Beispiel wie dem großen Grabrelief
Nr. 833 besonders schlagend hervor, dessen einzelne
Bruchstücke bis 1885 unerkannt in verschiedenen
Räumen des Museums verstreut lagen und erst nach
und nach wieder zusammengefunden werden konn-
ten. Mit der glücklichen Herstellung dieses Reliefs
ist eins der hervorragendsten attischen Grabdenk-
mäler wiedergewonnen, das für die Kunstgeschichte
von um so größerer Bedeutung und für die Samm-
lung des Nationalmuseums um so wertvoller ist, als
es stilistisch zu dem Hauptstücke des Museums, den
neuen Funden von Lykosura, in unverkennbarer Be-
ziehung steht. FRANZ WINTER.
NEKROLOGE.
Leipxig. Der erst seit Ende 1891 an unserer Universität
thätige Nachfolger des verstorbenen Ennsthistorikers Pro-
fessor Springer, Direktor des kansthistonschen Seminars und
ordentlicher Professor der Kunstgeschichte in der philoso-
phischen Fakultät unserer Universität, Dr. phil. Ihibert Ja^
nitschek, ist nach längerer Krankheit, die ihn zu Anfang des
Jahres zwang, ein südliches Klima aufzusuchen, am 21. Juni
früh entschlafen. Professor Janitschek ist am 30. Oktober
1846 in Troppau geboren, hat von 1868^1873 in Graz studirt»
darauf bis 1877 in ItaKen zugebracht, um dort weitere Kunst-
studien zu machen, ward 1877 Kustos am österreichischen
Museum für Kunst und Industrie in Wien, ein Jahr darauf
auch Privatdozent an der dortigen Universität, siedelte 1879
als außerordentlicher Professor nach Prag, 1881 als ordent-
licher Professor nach Straßburg und 1892 nach Leipzig über.
Er übersetzte L. B. Alberti's Kleine kunsttheoretische Schrif-
ten, gab in Gemeinschaft mit anderen die Trierer Adahand-
schrift (1889) heraus und schrieb „Zwei Studien zur Ge-
schichte der karolingischen Malerei'' (1885), „Geschichte der
deutschen Malerei'* (1890, in Grot«'s .,Ge8chichte der deut-
schen KunsV) und „Dante's Kunstlehre und Giotti's Kunst"
(1892), redigirte seit 1880 auch das Stuttgarter „Repertorium
für. Kunstwissenschaft". Auch seine Witwe Marie hat sich
schriftstellerisch durch eine Reihe von Dichtungen einen
Namen gemacht.
*^* Der Ijandschaßsinaler Friedrich Wilhelm Winter-
feldt, der seine Motive vornehmlich den Ufern des Ghiem-
sees und Bodensees entnommen hat, ist am 16. Juni zu
Düsseldorf im 63. Lebensjahre gestorben. Er war anfangs
Kavallerieoffizier gewesen und kam erst im Alter von 23
Jahren dazu, sich in Düsseldorf, vornehmlich unter Gude's
Leitung, der Kunst zu widmen.
Der Illustrator Wilhelm Scholz, der bekannte Zeich-
ner des „Kladderadatsch", ist am 20. Juni im 70. Lebensjahre
in Berlin gestorben. Er war als Maler ein Schüler von Wilhelm
Wach gewesen, hatte aber frühzeitig die Malerei aufgegeben,
um sich ausschließlich der Zeichnung politischer Karikaturen
zu widmen, mit denen er über vierzig Jahre lang den„Klad-
deradatsch'S zu dessen Begründern er gehört hat, versorgte.
Ein Teil dieser Zeichnungen ist in dem „Bismarck- Album
des Kladderadatsch" gesammelt worden, das kürzlich die
25. Auflage erlebt hat. Seine letzte Zeichnung war dem
Abschied des Fürsten Bismarck gewidmet, dessen Typus mit
den drei Haaren er geschaffen und populär gemacht hat
Seitdem zwang ihn ein schweres Leiden, seine Thätigkeit
als Zeichner aufzugeben. Nächst seinen Bismarckbildem
haben seine beißenden Karikaturen auf Napoleon III., der
selbst zu den Lesern des „Kladderadatsch" gohöi*te, die größ-
ten Erfolge gehabt.
489
WettbewerbuDgen. — Sammlangen und Ausstellungen.
490
WETTBEWERBUNGEN.
Wien, Zur Schmtdt-Denkrnal'Kankurretix. Vom streDg
künstlerischen Standpunkt aus betrachtet, hängt die Aus-
führbarkeit einer Denkmalidee bloß davon ab, ob folgende
drei, aus der Natur der Aufgabe heraus sich ergebende
Forderungen in harmonischer Weise erfüllt sind: zunächst
die Berücksichtigung der Situation des Aufetellungsortes,
dann ein richtiges Verhältnis zwischen dem architektonischen
und dem bildnerischen, eventuell auch malerischen Teile
des Werkes, endlich die Charakteristik in Bezog auf Haupt-
figur und Details. — Nicht so vom „praktischen*' Stand-
punkt unserer kunstfeindlichen, dem Mammon verfallenen
Zeit^ welche in erster Linie nach den Kosten fragt und, wie
auf allen Gebieten der Produktion, so auch in der Kunst
mit möglichst geringem pekuniären Opfer den größtmög-
lichen Effekt zu erpressen sucht. Daher enthält ein jedes
moderne, den Kostenbetrag fixirende Programm für die bil-
denden Künstler einen Widerspruch, welcher das Talent in
die schwersten Konflikte bringt, während er der Mittelmäßig-
keit höchst willkommen ist, welche gerne den Schein „weiser
Mäßigung'* erwecken und ihr „Nichtkönnen** als „Nicht-
wollen" aufgefasst wissen möchte. Auch das Preisausschrei-
ben für das Wiener Schmidt -Denkmal krankt an diesem
Widerspruche. Entweder ist der Platz geeignet: dann muss
eine größere Summe votirt werden, damit das Monument
eine des zu verewigenden Menschen und des Platzes wür-
dige Größe erhalte, oder der Kostenbetrag ist fixirt: dann
heißt es, einen anderen Platz suchen. Was nun diesen Wider-
spruch betrifft, so scheint er den wenigsten Projektanten ein
Hindernis gewesen zu sein, am wenigsten den Urhebern des
mit dem ersten Preise „gekrönten'' Entwurfes. Was aber
die Jury anbelangt, so dürfte sie mit ihrem Urteil im Sinne
des Programmes das Richtige getroffen haben: Projekt Nr. 27
ist das relativ beste; das Terrain ist darin am zweckmäßig-
sten ausgenützt, die Form des Denkmals einfach, auch dem
Laien verständlich, das Verhältnis der einzelnen Teile zu
einander genau erwogen, die Figur in Haltung und Aus-
druck korrekt und distinguirt; in den Details des Entwurfes
ist teilweise das Rathaus citirt, und vom Kostenbetrag würde
wahrscheinlich noch ein nicht geringer Teil übrig bleiben.
Alles in allem eine mustergültige Lösung, wert, ausgeführt
zu werden, ein Vorbild allen himmelstürmenden Feuer-
geistem: „Seht her, so müsst ihr Aufgaben dieser Art lösen,
wenn ihr Erfolg haben wollt; was kümmert uns euere Ori-
ginalität, euer Schwung, euere Gedankentiefe! Unbrauch-
bares Zeug! So lernt doch endlich mit der Zeit zu gehen!"
Aber „audiatur et altera pars!" Einer dieser kecken Stür-
mer, dessen Kunstbegeisterung nicht vereinbar ist mit der
Resignation: „Alles verstehen heißt alles verzeihen", wurde,
wenn er zu Worte käme, ungefähr folgendes erwidern:
„Diejenigen, welchen es ihr Besitz gestattet, ihre Pietät durch
Geldbeiträge zu bethätigen, haben dadurch allerdings das
Recht erworben, nach ihrem Geschmack einen Entwurf aus-
führen und an einem bloß für sie zugänglichen Orte auf-
stellen zu lassen, nicht aber an einem öffentlichen Platze,
wo dasselbe auch von solchen Menschen gesehen werden
müsste, welche zwar keinen Beitrag geleistet, nichtsdesto-
weniger aber den Wunsch haben, einem hochverehrten, als
Mensch und Künstler bedeutenden Manne ein seiner wür-
diges Moment gesetzt zu sehen. Diesen würde der zur Aus-
führung bestimmte Entwurf durchaus nicht genügen; denn
wenn auch der Standort richtig und die Anpassung an das
gegebene Terrain am glücklichsten gelöst ist, was Sache des
Kunstverstandes und der Überlegung ist, so lässt dennoch
der Entwurf, was Geschmack, Schwung und Monumentalität
in der Durchfahrung anbelangt, so ziemlich alles zu wün-
schen übrig. Die Grundrissform ist trocken, trivial, erklügelt,
langweilig, der Aufbau, ohne jeden monumentalen Zug,
ohne Silhouette, wie mit einem Messer zugeschnitten. Das
Verhältnis zwischen dem architektonischen und dem bild-
hauerischen Teile ist allerdings ein recht harmonisches: der
erstere ist ebenso nichtssagend wie der letztere; denn die
Architektur ist schablonenhaft und geradezu armselig, und
die Figur trotz der sauberen Darstellung ohne Leben und
Charakteristik; und was die seitlich hockenden Löwen an-
belangt, so dürften dieselben ihre Wirkung auf die Masse
— der Kinder nicht verfehlen. Kurz : im Interesse des Platzes,
der Jury, der Projektanten und endlich aller kunstsinnigen
Menschen wäre zu wünschen, dass der Entwurf Nr. 27 in
seiner ye/;;«^m Form nicht zur Ausführung käme!" — Diese
Zeilen, welche bloß den Zweck haben, gegen die Ausführung
eines nahezu in jeder Beziehung mangelhaften Entwurfes
zu protestiren, werden, nach den Zeitungsberichten zu
schließen, wahrscheinlich zu spät kommen: denn „das Un-
glück reitet schnell**, auch in Wien, wo man sich im all-
gemeinen über allzu hastige Betreibung öffentlicher An-
gelegenheiten nicht beklagen kann. A. A. A.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
* Ober vier neue Aiikäufe für die Dresdener Galerie,
nämlich die Pietä von Max Klinger in Leipzig, eine „Stu-
die" von Alexander Harrison in Paris, den „norwegischen
Lootsen" von Christian Krohg in Berlin und das Tierstück
„Fuchs und Schneehase** von Bruno A. Liljefors in Upsala,
welche auf der großen Kunstausstellung in Berlin erworben
wurden, macht Dir. K. Woemumn im „Dresd. Joum." vom
20. Mai folgende Bemerkungen: y.Max Klinger, der bekannte
geist- und phantasievolle Radirer eigener Erfindungen, hat
schon eine Reihe großer Gemälde geschaffen, von denen die
1890 in Rom gemalte ,J*ietä**, die Beweinung des lang aus-
gestreckt auf marmornem Sarkophagdeckel ruhenden Leich-
nai^s Christi durch Maria und Johannes, als das reifste und
abgeklärteste bezeichnet werden muss. Von den bizcarren
Einfallen, die von den Radirungen des Meisters, in denen
man sie gelten lassen muss, auf einige seiner Bilder hinüber-
gesprungen sind, zeigt die „Pietä** nirgends eine Spur. Hier
ist alles ernst, alles einfach, still und groß. Wenn erfah-
rungsmäßig nicht alle Kunstfreunde sofort von dem Bilde
angesprochen worden sind, so liegt das wohl gerade in der
Abwesenheit jedes hergebrachten theatralischen Pathos in
der Komposition und im Ausdruck der Leidtragenden, in
der herben, fast eckigen Schlichtheit der Anordnung, in der
freskenhaft wirkenden, mit der Monumentalität der Kompo-
sition übereinstimmenden Einfachheit der Farbensprache.
Aber erschütternder und ergreifender scheint uns der über-
große Schmerz Maria's und des Johannes nur selten zum Aus-
druck gekommen zu sein, als auf diesem Bilde. Mit ihrer
Linken zieht Maria, deren Augen vom vielen Weinen fast
erblindet zu sein scheinen, die Rechte des vor ihr liegenden
teueren Leichnams an ihr Herz; ihre Rechte ruht trost-
suchend zwischen den beiden Händen des Lieblingsjüngers
des Heilandes. Das Ineinandergreifen der Hände ist mit
großer zeichnerischer Kraft und Klarheit dargestellt, wie
Klinger denn in diesem Bilde uns in jeder Hinsicht mehr
als strenger Zeichner denn als Maler im modernen Sinne
des Wortes entgegentritt. Überhaupt lässt es überall ein
eingehendes Studium der alten Italiener der Art Mantegna's
und der Frühzeit Bellini's durchblicken, ohne dass es des-
491
Sammlongen und Anastellangen.
492
halb als Nachahmimg dieser Meister za bezeichnen w&re.
Viehnehr zeigt es zugleich anch überall die Selbständigkeit
und Eigenart des Künstlers, die ihn beRLhigen, die fremden
Einflüsse mit seiner eigenen Naturanschauung und seiner
eigenen innerlichen Auffassung zu verschmelzen. Wer möchte
an einem so großen Werke eines so mächtig ringenden
Künstlers nicht allerlei auszusetzen haben! Unzweifelhaft
hat auch dieses Werk die Mängel seiner Vorzüge; aber
seine Vorzüge, die Vorzüge tiefen künstlerischen Ernstes in
geistiger wie in technischer EUnsicht, sind so groß, dass sie
in den Augidn der meisten Unbefangenen die Aufnahme des
Bildes in die Dresdener Galerie vollauf rechtfertigen werden.
Klinger ist bekanntlich Leipziger. Er hat jetzt auch seinen
Wohnsitz wieder ganz in Leipzig genommen. Dass die Dres-
dener Qalerie dieses Mal die erste Sammlung ist, die ein
Qemälde eines hochbegabten sächsischen Künstlers aufnimmt,
ist nicht mehr als in der Ordnung. — Der Ankauf der „Stu-
die" von Alexander Harriason, einem in Paris gefeierten
jüngeren Künstler amerikanischer Herkunft, bedai'f gerade
deshalb einer besonderen Begründung, weil das in Kenner-
kreisen auf der Berliner Ausstellung sofort mit Freude be-
grüßte Bild in der That nur eine „Studie", kein „Galerie-
bild*' im hergebrachten Sinne des Wortes ist. Eine derar-
tige „Studie" kann natürlich nur ausnahmsweise für die
Galerie erworben werden. Die künstlerischen Qualitäten
gerade dieser Studie aber rechtfertigten es, eine Ausnahme
zu machen. Im Gegensatze zu dem rohen Impressionismus,
wie er sich vor einiger Zeit in Paris breit machte und wie
er z. B. in unangenehmer Weise in den Munch^schen Im-
provisationen zu Tage tritt, zeigt diese Studie die modernste
Pariser Kunst von ihrer feinfühligen Seite, auf der sie den
unmittelbarsten Natureindruck, wie er durch das klarste
oder das durch Schatten gedämpfte Sonnenlicht beeinflusst
wird, zugleich zu einem poetischen Stimmungsausdruck aus-
zugestalten versucht. Das Motiv ist einfach: An einem von
Bäumen umwachsenen Weiher, in dem der Abendhimmel
sich spiegelt, lehnt eine unbekleidete Frau, einer anderen
im Kahne herantreibenden entgegensehend, an einem Baum-
stamme. Die Wahrheit und Weichheit der Darstellung lässt
uns die Frauen im Geiste unwillkürlich in Nymphen ver-
wandeln, wie wir sie auch in einem Berliner Berichte be-
zeichnet fanden, und sofort wird vor unserem Blicke ein
Stückchen idyllischen Naturlebens aus paradiesischen Ur-
zeiten entrollt Gerade weil diese Richtung im gesunden
Sinne erst in der Entwickelung begriffen ist, genügt eine
„Studie", sie zu kennzeichnen; und eine solche Studie wird
in der Dresdener Galerie nicht nur den Kenner erfreuen,
sondern auch in künstlerischer und kunstgeschichtlicher Hin-
sicht lehrreich und förderlich wirken können. — Einer be-
sonderen Begründung bedarf der Ankauf der beiden Bilder
der nordischen Künstler Krohg und lAljefors nicht. Wahr,
klar und lebendig sind beide der Natur abgelauscht Das
eine spiegelt das in der Natur waltende und von ihr be-
herrschte menschliche Leben, das andere ebenso das tierische
Leben wieder. Krohg's norwegischen Lootsen sehen wir auf
hoher See im Lootsenboot dem aus der Feme nahenden
(nicht mit dargestellten) Schiffe entgegenfahren. Mit ihm
schaut im vorderen Teil des Bootes ein Schiffsjunge aus.
Die Gebärde des Hinausschauens, des in die Feme Spähens
kommt in beiden trefflich zum Ausdruck. Der gelbe öl-
rock des Lootsen, die violette Wolljacke des Jungen und
das hellgraugrüne, frisch bewegte Meer, dessen Odem man
zu spüren meint, bilden einen anziehenden Farbendreiklang.
LiJjefors* „Fuchs, der einen Schneehasen packt," ist vor kur-
zem bereits in Dresden (im Kunstsalon des Viktoriahauses)
ausgestellt gewesen und hat schon damals manche Freunde
erworben."
Aus Düsseldorf erhalten wir von Herrn Werner Dahl
nachfolgende Zuschrift: In Nr. 28 der „Kunstchronik'* wird
gelegentlich einer Besprechung von bei Schulte ausgestell-
ten Bildern gesagt: „Neben einem solchen Bilde (Calame)
wirkt selbst der im nächsten Zimmer hängende alte Hob-
bema, so fein er im Ton ist, flau. Das Bild scheint Übrigens
gut konservirt zu sein und ist in seinen grau-violetten Luft-
tönen und seinem warmen, etwas unwahren bräunlichen
Terrain recht charakteristisch für den Meister und seine Zeit-
richtung.*' — Ich kann es nicht unwidersprochen lassen,
dass diese unbezeichnete Landschaft von Ihrem Herrn Be-
richterstatter für einen echten Hobbema ausgegeben wird.
Die Ausstellung eines solchen Bildes als echten Hobbema
ist für das Studium der alten Meister direkt schädlich; die
Kunstfreunde werden irre geführt und bekommen eine durch-
aus falsche Vorstellung von dem großen Hobbema. Das
Bild ist um hundert Jahre nach ihm gemalt, mit anderen
Farben, als er und seine Zeitgenossen anwandten, und folg-
lich auch in anderen Tünen; ohne Zweifel ist es von dem-
selben Menken, einem ebenso talentvollen und geschickten
wie gewissenlosen Künstler, der in den neunziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts in Bremen falsche Ruysdael's und
Hobbema's anfertigte und — je nachdem — auch die Namen
darauf setzte und von dem ich ein Bild und Über ihn Doku-
mente besitze. Bevor der Kunstwelt ein Bild als Hobbema
vorgestellt wird, sollte man es erst von kompetenten Auto-
ritäten anerkennen lassen.
Äti3 Düsseldorf, Wir stehen im Zeichen der Marine -
maierei! Ganz auffallend zeigt sich dies wieder bei der neu-
eröffneten Ausstellung des „Kunstvereins ftir die Rheinlande
und Westfalen", welche mehr interessante Kunstwerke bringt,
als man es in den letzten Jahren gewohnt war. Da ist
viel Frisches und Neues neben der natürlich unvermeidlichen
Durchschnittsmalerei. Die Figurenbilder treten nur sparsam
auf, die Stimmungslandschaft ragt vor und darunter ist das
weitaus meiste auf dem Gebiete der Halb- oder Ganzmarine,
der Strand, Fluss- oder Hochseemalerei entstanden. Wie
rasch hat sich diese Kunst entwickelt, wenn man die Aus-
stellungen von heute mit denen von früher, 20 oder selbst
10 Jahre zurück, vergleicht. „Konventionelles Wasser*' sieht
man gottlob nur noch wenig. An Stelle der früher nach
allerhand Regeln und „Rezepten" ausgeklügelten Wellen,
malt sie heute jeder, wie er sie sieht und für seine künst-
lerischen Motive verwendbar findet Da ist zunächst auf-
fallend das große Bild „Hamburger Hafen" von Wendling
und Becker ^in Gompagnie* gemsJt. Die Gesamtstimmung
ist gut, die feuchte Atmosphäre trefflich gefühlt und die
energischen Schiffszeichnungen (von Becker) stehen harmo-
nisch im Ganzen. Becker hat außerdem noch verschiedene
kleinere Sachen ausgestellt, meist stürmische Seestücke von
kräftiger lebendiger Wirkung. Man erkennt daran den schar-
fen Beobachter, der mit gutem Gedächtnis das Gesehene in
gesunde künstlerische Werte umzusetzen weiß. Spoerrer,
Petersen - Angeln, Inner, Metxener und andere sind, jeder in
seiner Weise, gut vertreten, Erivin Oänter diesmal nicht
besonders. Die kleinere Mondschein -Marine ist besser ge-
lungen als das größere Bild, welches gegen sein tüchtiges
Stück auf der Märzausstellung abfällt. Schlüter hat mehrere
feine Aquarelle von schönem Stimmungsgefühl, und der
junge Herzog erfreut durch kleine lichtfrohe Skizzen, die
ein sehr energisches gesundes Talent und tüchtiges Studium
vor der Natur offenbaren. SckÖlermann's Marinen zeigen,
dass die Natur ihm viel zu sagen hat, aber man merkt ihm
493
Vereine und Oesellschaften. — Vom ^nnstmarkt. — Vermiachtes. — Zeitschriften.
494
noch dafl Ringen mit der Technik an, Über deren für ihn
zweckmäßige Form er noch nicht im reinen ist Vorläufig
sind seine Arbeiten nur als mehr oder minder geglückte
Versnche hinzunehmen. Ein kleines Bild, welches keinen
hohen Anspruch auf Kunstwert und Naturwahrheit erhebt,
aber doch aus inniger Liebe zur Kunst und zum Schönen
entstanden, ist das eines Malers ohne Arme, A. Siepen; es
stellt zwei Zigeunermädchen an einem Parkgitter dar mit
landschaftlichem Hintergrund. Einen Vergleich mit der
modernen Technik hält es nicht aus, es macht sogar anfangs
mit seinem verkehrten gelblichen „Lokalton" einen kon-
ventionellen Eindruck. Sieht man sich aber etwas länger
hinein, so fühlt man bald auch die ganze Liebe und Hin-
gabe' des Künstlers (der mit den Fi{ßen maU), und man er-
staunt über die Sicherheit der Zeichnung und das feine
Detailliren. Das Geeicht des am Boden kauernden Mädchens
mit dem Kinde ist besonders zart empfunden. Die ganze
Arbeit flößt Achtung und Interesse ein durch den ihr inne-
wohnenden Idealismus und heiligen Ernst, der selbst das
körperliche Gebrechen überwunden hat Nicht weit davon
hängt eine Landschaft mit Schafen von Christian Mali in
München. Man wundert sieh, warum es so an die Seite ge-
hängt ist Es gehört zu den besten Stücken der Ausstellung.
Die Schafe sind plastisch und haben wirkliches Leben.
Stimmung, Bewegung, Lichtwirkung sind vortrefFlich, das
Terrain fein in der Farbe. — In der früheren Kunsthandlung
von Morschheuser ist seit einigen Tagen Professor Neides
Sensationsstück „Vitriol*^ ausgestellt. „Das Bild erregte
Überall großes Aufsehen" besagt der Reklamezettel. Wir
zweifeln nicht daran. Ob es Sache der Kunst ist, solche
Motive zu wählen, darüber mag sich die Ethik mit der Ästhe-
tik abfinden. Der Inhalt von Neide's Bilde dürfte genugsam
bekannt sein (eine Verlassene lauert ihrem Ungetreuen und
dessen Braut mit einem Glase „Vitriol" auf), als dass wir
näher darauf einzugehen brauchen. So wenig wir persönlich
derartigen dunklen, nervenkitzelnden Sujets Sympathieen ab-
gewinnen können, so zwingt uns doch der Künstler als solcher
zur Bewunderung. Was er gewollt hat, erreicht er, sein
stupendes Können ist außer Zweifel. Ob es das richtige ist,
bleibt dahingestellt nn.
Hamburg. Der Hamburger Kunstverein beabsichtigt
demnächst sein Ausstellungslokal mit Oberlicht zu versehen.
Infolgedessen wird das Lokal vom 9. Juli a. c. ab für einige
Zeit £^zlich geschlossen sein. Die Wiedereröffnung wird
voraussichtlich im Laufe des Monats September erfolgen.
Der Termin wird an dieser Stelle später bekannt gegeben.
Münchener Jahresausstellung 1893 im kgl, Olaspalast,
Nachdem die Thätigkeit der Aufhahmqury nunmehr ihren
Abschluss gefunden, kann ,die erfreuliche Thatsache kon-
statirt werden, dass die Beschickung der Ausstellung seitens
Deutschlands und insbesondere Münchens eine ganz vorzüg-
liche ist Neben München dürfte Düsseldorf noch besonderes
Interesse beanspruchen, hauptsächlich durch die Bilder
E, V. Oebhardi'*s, wohl die bedeutendsten, die dieser Künstler
bis jetzt geschaffen.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Streitigkeiten im Verein Berliner Künstler. Der Bild-
hauer Robert Toberentx> hat in der in Berlin erscheinenden
V/'ochenschrift ,JDie Zukunft" einen Aufsatz veröffentlicht,
worin er aus AnlaM der Zurückweisung des Entwurfs zu
dem Kaiser Wilhelm-Denkmal für Stuttgart von Max Klein
eine scharfe Kritik an dem Verfahren der Jury der großen
Berliner Kunstausstellung geübt hat Durch diese Kritik hat
sich ein Mitglied der Jury, der Bildhauer Emil Hundrieser,
der sich ebenfalls an der Konkurrenz um das Stuttgarter
Kaiser -Denkmal beteiligt hat, beleidigt gefählt und er hat
deshalb eine ehrengerichtliche Entscheidung des Vereins Ber-
liner Künstler gegen den Verfasser des erwähnten Artikels
auf Grund des § 8 des Vereinsstatuts beanti*agt. Zu diesem
Zweck ist eine außerordentliche Hauptversammlung des Ver-
eins auf den 27. Juni einberufen worden.
VERMISCHTES.
\* Professor Hugo Vogel in Berlin hat. den Auftrag er-
halten, für die Kunsthalle in Hamburg das Bildnis des Büiger-
meisters Dr. Versmann in ganzer Figur und zwar in der
altertümlichen Amtstracht zu malen.
A, V. Wemer's großes Oetnälde der ersten Reichs-
tagseröffnung durch Kaiser Wilhelm H., an dem der Künstler
fast fQnf Jahre gearbeitet hat, ist am 25. Juni, dem fünften
Jahrestage der Feierlichkeit, im Landesausstellungsgebäude
zur Schau gestellt worden.
VOM KUNSTMARKT.
\* Über den Verbleib der Spüxer'schen Sammlung lässt
sich, wie der „Kölnischen Zeitung*' geschrieben wird, fest-
stellen, dass etwa em Drittel der versteigerten Gegenstände
in Frankreich geblieben ist Ein weiteres Drittel hat seinen
Weg nach Belgien, Deutschland und Osterreich gefunden.
Das letzte Drittel endlich ist für englische und amerikanische
Rechnung erworben worden. Ein Teil der ursprünglich von
amerikanischer Seite für die Versteigerung erteilten Auf-
träge wurde im letzten Augenblick, wie es scheint, infolge
verschiedentlich eingetretener finanzieller Schwierigkeiten,
wieder rückgängig gemacht Der Gesamterlös, 9107 000
Frank, umfasste 3370 Nummern, so dass der Durchschnitts-
preis für den einzelnen Gegenstand sich auf 2760 Frank
stellte. Wenn man bedenkt, dass keine hervorragenden
Kunstwerke der Malerei oder Plastik sich unter den großen
Sammlung befanden, so ist dieser Durchschnitt, namentlich
bei der großen Zahl der Stücke und bei den ungewöhnlich
schlechten Zeiten, entschieden glänzend zu nennen. Die be-
rühmte Magniac'sche Sammlung, eine der besten in England,
hat es in neuerer Zeit nur auf einen Durchschnitt von 2510
Frank gebracht Der beste Käufer der Spitzer'schen Ver-
steigerung ist der Engländer Palsing, ein heimgekehrter
austiralischer Kolonist gewesen, der für eine Million Frank
ersteigert hat Er hat eine verhältnismäßig kleine Zahl der
auserlesensten Stücke, Fayencen, Bronzen, Elfenbeinschnitze-
reien, Möbel, Wachsporträts und Gold- und Silberarbeiten,
von allem das beste, an sich gebracht. Für staatliche Er-
werbungen waren 500000 Frank ausgeworfen worden.
Diese Summe war nicht hoch, weil es sich darum handelte,
in mehreren Fällen berühmte Prachtstücke, Unica, zu er-
langen. Indessen die Sammler wie die Händler waren dem
Louvre gegenüber höflich und rücksichtsvoll genug, den
Degen zu senken, so dass die Ankäufe für die nationalen
Sammlungen durchweg zu sehr billigen Preisen gemacht
werden konnten. Ein berühmtes Kunstwerk der Elfenbein-
schnitzerei, das bereits einmal für 150 000 Frank den Besitz
gewechselt hat, ist gerade für die Hälfte dieser Summe
Eigentum des Staates geworden. In dem einen oder anderen
Falle, wo die verfügbaren Mittel nicht ausreichten, haben
auch Privatpersonen in eine wohlgeföllte Tasche gegriffen,
um den staatlichen Sammlungen besonders wertvolle und
interessante Gegenstände zuzuwenden.
495
Inserate.
496
Inserate.
Alte Qemälde - Rahmen#
M. van Metikj KcUverstraai 21 Amsterdam.
Spezialität in imitdrten Ebenholzrahmen für alte Gemälde (nnr Holz, ohne
Kalk oder Kreide). Einziger Fabrikant dieser BilderraJbmen für sämtliche
holländischen Mnsea. [707]
Gemälde modemer und alter Meister,
anch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von
[698] Tb. Salomoii, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Oeniillde alter Meister.
Der Unterzeiohnete kanft stet« hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schale, vermittelt anft schnellste nnd sachverst&ndig^te den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlungen und übernimmt Anfträge für alle größeren
Gemaldeanktionen des In- and Aaslandes.
Potsdamerstraße 8. [579] JOS6f TIL SchaU.
Gemäldesaal in Frankfurt a.M.
Ausstellungen nnd Auktionen Ton GemUden, Antiquitäten nnd Knnstgegen-
stftnden* — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Frankfurt a. Jl., Kunstauktionsgeschäfi, gegr. 1809. [463]
Verlag von B, A. Seemmn, Leiprig.
Geschichte der Holzbaukunst
in Deutschland.
Von
Carl Lacliner,
Direktor der Gewerbeschule in Hannover.
Mit 234 Textillustrationen, 4 Farhen-
drucken und einer Radirung.
Hoch 4. Zwei Teile in einen Band geh.
20 M.
Oelgemälde
Dr. Üitlnsr 's BetiiiralDr Rite
ScUrin&Ciilp.iilsnlM
Terlag Ton E. A. SEEMAHH in Lelpili.
O Handbuch der
RNAMENTIK
von Franz Sales Heyer.
Vierte Auflage. Mit 3000 Abbildongen
auf 300 Tafeln. Preis brosch. M. 9.—
gebd. M. 10.50.
Terlag von E, A, SEEMANN In Leipzig,
Stufengang des elementaren Omamentzeichnens
mit Kolorir- und Koraponirftbungen.
Eine auf dem Grunde der Leipziger Zeichenmethode stehende Anleitung zum Gebrauch an allgemein
bildenden Lehranstalten von
Martin Ludwia,
Zeichenlehrer in Leiprig.
72 schwarze und 12 farbige Tafeln nebst Text in Mappe 10 M.
Ornamentale Formenlehre
Eine systematische Zusammenstellung des Wichtigsten aus dem.Gebieteder Ornamentik zum Gebrauch
für Schulen, Musterzeichner, Architekten und Gewerbtreibende von Franz Sales Meyer, Professor
an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. 300 Tafeln mit erläuterndem Text. Großfolio. Li Mappe
mit Zugband 78 M.
Ornamentyorlagen
ftlr Gewerbe, Fach- und Fortbildungsschulen gezeichnet und herausgegeben von Ferdinand Moser,
Hauptlehrer in München. 50 Tafeln kL Folio. Ladenpreis 15 M.
Dies Werk ist aus einem bei dem Zeichenunterricht an den Münchener Fortbildunffsschulen schon lange
fBhlbar gewordenen Bedürfnisse hervorgegangen. Es bietet mustergültige Motive in vorzüglicher Darstellung zu
einem verhältnismäßig geringen Preise. Den verschiedenen Fächern der Technik entsprechend zerfäUt es in 5 Ab-
teilungen: 1. Ornamente fQr Holz-, Stein- und Thonnlastik; 2. Ornamente für Eisenplastik ; 3. Ornamente für Edel-
metallplastik; 4. Ornamente für Flächendekoration; 0. Ornamente für Typographie und andere Vervielfältigungsarten.
In den Mfinehener Fortbüdnngggeliiilen amtUeli eingefAhrt.
Inhalt: Rnnsthistorischer Kongress in Nürnberg 1898. — Kunstausstellung in Rom. Von C. Lvka. — Kawadias, ritmrit xoZ ^ F.<^inito!i
Afofoelov. — H, Janitscbek t; F. W. Winterfeldt f; W. Scholz f. — Zur Schmidt -Denkmal -Konkurrenz. — Neue Ankaufe für die
Dresdener Galerie; aus Düsseldorf, Berichtigung; Ausstellung des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen; Hamburger
Kunstverein ; Münchener Jahresausstellung 1898. — Streitigkeiten im Verein Berliner Künstler. — Bild de«i Bürgermeisters Vers-
mann von Prof. H. Vogel; Die erste Reichstagseröffnung durah Kaiser Wilhelm II. von A. v. Werner. — Über den Verbleib der
Spitzer'schen Sammlung. — Inserate.
Fflr die Redaktion verantwortlich Artiir Seemann. — Druck von August Pries in Leipzig.
KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ank&ndigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSEN BERG
WIEN BERLIN SW.
Hetigano 68. TeltowentratM 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeretr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
^ 1892/93,
Nr. 31. 20. Juli.
Die Knnstchroiiik erscheint als Beiblatt snr «ZeitBohrift für bildende Ennst* nnd som «Kanstgewerbeblatt* monatlich dreimal, in den
Sommennonaten Jnli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark and umfasst 88 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Knnst* erhalten die Knnstchronik gratis. — Für Zeichnangen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewfihr. Inserate, k 80 Pf. ff&r die dreispaltige PetitaeUe, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasens tein & Vogler, Bad. Messe u. s. w. an.
Da ich während der Monate August nnd September von Wien abwesend sein werde,
bitte ieh alle Zusendungen und Briefe während dieser Zeit direkt an die Yerlagsbnebhand-
Inng E. A« Seemann in LeipsElg, €^artenstrasse 16, richten zu wollen.
Wien, Mitte Jiüi 1803. c. v. LÜTZOW.
DIE GROSSE
BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG.
UL
Das Porträt und die Landschaft sind die beiden
Pole, um die sich die deutsche Malerei der Gegen-
wart dreht. Wir müssen uns mit dieser Thatsache
abzufinden suchen und dürfen uns dabei mit der
Beobachtung trösten, dass auf beiden Gebieten noch
so Ausgezeichnetes geleistet wird, dass so viele
neue Talente hervortreten, dass von einem Still-
stande oder gar von einem Rückgange der deut-
schen Kunst nicht die Rede sein kann. Die Ver-
treter der alten und der neuen Richtung, die An-
hänger der Überlieferung und die „Modernen"
finden sich hier zusammen; denn die Naturalisten,
die Unabhängigen, die Freiheits- und Übermenschen
in der Kunst haben kein anderes Stoffgebiet als die
Herdenmenschen: auf der einen Seite den Menschen,
das Individuum, idealisirt oder in seiner wirklichen
Erscheinung, auf der anderen Seite die Natur. Nur
mit dem Unterschiede, dass jeder die Natur auf
seine Weise anschaut, stimmt, vergewaltigt, dass
die Anhänger der alten Richtung im Menschen-
bildnis wie im Naturporträt mehr auf Objektivität
halten und dass die Naturalisten auch den Menschen,
den sie porträtiren wollen, unter ihre Individualität
zwingen, obwohl in der modernen Künstlerrepublik
der Zwang verhasst ist, freilich nur der Zwang von
oben, nicht der, den jeder einzelne Republikaner
nach unten, d, h. dem Objekt seiner Willkür gegen-
über ausübt.
Es ist bekannt, mit welcher Verachtung die
Naturalisten auf die Bildnismaler herabsehen, die
ihren Auftraggebern entgegenkommen, indem sie
sie nach altem Brauch möglichst ähnlich, möglichst
sorgfaltig malen und ihre Erscheinung möglichst
geschmackvoll oder — je nach Wunsch und Nei-
gung — möglichst einfach in Scene setzen. Dass
die letzteren nach wie vor in der Mehrheit bleiben,
wird gemeinhin als eine Schwäche der mensch-
lichen Natur ausgelegt, die der künstlerischen
Mittelmäßigkeit leichter entgegenkommt als dem
künstlerischen Genie. Ein Blick auf die Geschichte
der Malerei widerlegt aber diese Behauptung, mit
der sich die Naturalisten über ihre Misserfolge in
der Bildnismalerei zu trösten suchen. Rembrandt
hat viel mehr Bildnisse gemalt als Bol und van
der Helst zusammengenommen, und Lenbach hat
trotz der bekannten Rücksichtslosigkeit seiner Dar-
stellungsart so viele große und kleine Menschen,
so viele mittelmäßige und Ausnahmenaturen unter
seinen Willen gezwungen, wie es nicht einmal
Tizian und Rubens zuwege gebracht haben, die als
Porträtmaler doch auch Gewaltsmenschen waren.
Bei allem Streit der Meinungen wird immer die
499
Die Grofie Berliner Eunstaasstelluiig.
500
Genialität den Ausschlag geben, und wenn man
Lenbach preist und feiert, ist damit noch nicht sein
Nachahmer Leo Samberger gerettet, der den Gesichts-
ausdruck bis zur Fratze, bisweilen auch zur unbeab-
sichtigten Karikatur steigert und das Clairobscur
Lenbach's zu jenem mystischen Halbdunkel umwan-
delt, das besonders den Geisterbeschwörungen der
Zauberkünstler zuträglich ist.
Dass in Berlin gerade für den Mysticismus in
der Porträtmalerei, mag er sich nun im Mantel des
romantischen Kolorits oder im unsicheren Nebel des
Naturalismus zeigen, kein Boden ist, das liegt in
der Luft, in der Großstadtluft, die die Augen der
Menschen an scharfe Umrisse und helle Gesichter
gewöhnt Eine Berliner Basse giebt es längst nicht
mehr, eine Familienüberlieferung auch nicht; aber
die Grundstimmung, die schon yor siebzig Jahren
der falschen Romantik feindselig war, die schließ-
lich den Dunst, der über dem deutschen Volksgeiste
lagerte und ihn an jedem Aufschwünge hemmte, ver-
trieben hat, ist geblieben. Sie verhält sich hart
und ablehnend gegen alle imklaren künstlerischen
Bestrebungen; aber wir dürfen sie darum nicht un-
künstlerisch an und für sich schelten. Denn ihrer
hartnäckigen Reaktion verdanken wir — um nur
ein Bestes zu nennen — das Werden und Wachsen
eines Menxel, der, beiläufig bemerkt, nachträglich
noch einen seiner intimen Ausschnitte aus den Er-
eignissen eines Ballabends im königlichen Schlosse
ausgestellt hat.
Dass in einer solchen Atmosphäre Bildnismale-
rinnen, wie die in Paris gebildete Dora IIüx, die
von Dresden nach Berlin übergesiedelt ist, nicht
gedeihen können, darf nicht Wunder nehmen. Berlin
ist immer noch mehr klassisch als romantisch ge-
stimmt, steht mehr auf dem historisch gewordenen
Boden als auf dem schwankenden Gerüst des « Neu-
idealismus", und wenn es nach diesen Anschau-
ungen auch den neuesten Bildnissen Max Lieber-
mann's noch nicht einen gleichberechtigten Platz
neben den Meisterwerken eines Frans Hals, trotz
der Beredsamkeit einflussreicher Kunstgönner und
Kenner einräumen will, so weiß es doch mit rich-
tigem Instinkt herauszufinden, dass Bildnisse wie
die des Pfarrers Haller und des Prinzen von Sachsen-
Altenburg vom Grafen Harrach, der damit der Tem-
peratechnik nach Pereira'schem Rezept vornehme und
ruhige Wirkungen in hellen wie in tiefen Tönen
abgewonnen hat, das des verstorbenen Reichstags-
abgeordneten Peter Reichensperger von Hubert Qölz
einem jungen Maler, der darin die erste Probe eines
staunenswerten Fleißes, einer bereits * zur Meister-
schaft gediehenen Sicherheit in Zeichnung und
Modellirung bietet, das einer jungen Dame in
schwarzem Jackett und weißem Kleide von Fenner-
Behmer, das des Präsidenten der Kunstakademie
Karl Becker von Ernst Hüdehrand, das Bildnis
eines jungen Mädchens von dem seit drei Jahren
in Berlin ansässigen ungarischen Maler Leopold Ho-
rovntz und das große Bildnis eines Kinderpaares
von der Holländerin Therese Schwartze künstlerische
Qualitäten besitzen , die sich als Erzeugnisse ein-
dringlicher Studien nach alten Meistern, nach Hol-
bein, Tizian y van Dyck u. a. zu erkennen geben,
aber doch jenen persönlichen, in diesem Falle durch
und durch modernen Zug an sich haben, der den
schöpferischen Künstler von dem nachahmenden
unterscheidet.
Wenn wir allen hervorragenden Bildnismalem
gerecht werden wollten, müssten wir eine lange
Liste folgen lassen. Wir begnügen uns darum mit
der Erwähnung solcher, die nicht bloß Gutes, son-
dern auch Hervorragenderes als früher geschaffen
und zugleich den Vorzug eines geistig oder körper-
lich interessanten Modells gehabt haben: zuerst
Max Koner mit den schon erwähnten Pastellbild-
nissen der Maler Bracht und Brause wetter, dann
Hans Fechner (Porträt des Schriftstellers Wilhelm
Raabe), Ernst Henseler, der Genremaler, dessen Bild-
nis des Dichters Hoffmann von Fallersleben in seinem
Arbeitszimmer auf Schloss Gorvey ein Meisterwerk
intimer Charakteristik ist, Htigo Vogel (Bildnis des
Oberbürgermeisters von Magdeburg, Bötticher), Hugo
Orola in Düsseldorf IL Warthmüller, Ä Lepsius (Pro-
fessor Ernst Curtius) und Q. Biermann (Professor
R. Lepsius).
Man mache nur einmal, wie es in Paris und
Brüssel geschehen ist, den Versuch, eine Anzahl
von Bildnissen, wie die obengenannten, nach strenger
Auswahl zu einer intimen Sonderausstellung zu ver-
einigen, und man wird sehen, dass die deutsche
Bildnismalerei, soweit es sich um Menschen und
Charaktere, nicht um Modepuppen und Toiletten
handelt, mit der englischen und französischen auf
gleicher Höhe steht, auch in der Technik. Nur an
dem Ungeschick, das unsere öffentlichen Ausstel-
lungen zumeist verdirbt, in erster Linie aber an
dem Mangel an Nationalitätsgefühl liegt es, dass im
Auslande die deutsche Bildnismalerei mit wenigen
Ausnahmen als untergeordnete Handwerksarbeit be-
trachtet wird.
Eine noch höhere Stellung nimmt die Land-
501
Kunstblatter. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbungen. — Denkmäler.
502
schaftsinalerei ein. Sie wächst und erweitert sich
in Deutschland von Jahr zu Jahr, während sie
in den übrigen Ländern Europa's immer mehr er-
starrt oder in der Willkür eines wüsten Impressio-
nismus untei^eht Die deutsche Landschaftsmalerei
ist nicht bloß universell in ihrem Stoffgebiet, son-
dern auch in ihrer Darstellungsart. Alle Mittel sind
ihr recht, die der strengen Zeichnung wie die der
schummrigen Tonandeutung. Nur die poetische
Empfindung, das feine Geftihl für das geheimnis-
volle Seelenleben der Natur wollen die Meisten
dem Stumpfsinn naturalistischer Augen, die mit
flimmernden Blicken nur verschwimmende Töne,
keine Formen mehr sehen, nicht opfern. Als die
ideale Landschaft historischen Stils in Blüte stand,
würde man Konrad Lessing' s ,. Poststraße zwischen
Bruneck und Täufers^ als ein Meisterwerk ge-
priesen, als die Verehrung vor den Meistern des
Paysage intime das A und der Landschaftsmalerei
geworden war, würde man den See bei Herbst-
stimmung von Albert Amx in Düsseldorf und die
Überschwemmung in Norfolk Broads (England) von
Karl Heffner als neue Offenbarungen der Kunst aus-
gerufen haben. Heute sind diese Biedermänner in
den Augen der modernen Stürmer und Dränger ab-
gethane Leute. Um so nachdrücklicher muss ihr
Verdienst von denen betont werden, die den ruhen-
den Pol in der Erscheinungen Flucht festzuhalten
suchen. ADOLF ROSENBERG.
KUNSTBLÄTTER.
* Ad, Braun in Domach beginnt soeben seine
neueste, die Gemäldegalerieen Roms umfassende photogra-
pbische Publikation. Es sind darin die berühmtesten und
wichtigsten Gem&lde aus den öffentlichen und privaten Samm-
lungen der ewigen Stadt enthalten, allein aus der Galerie
Borghese 100 Bilder, aus der Galerie Doria 64, aus der Pina-
kothek des Vatikans 46, im ganzen 324 Blatt. Ein erläu-
ternder Text aus der Feder Direktor Ad. Venturi's erhöht
den Wert der Veröffentlichung.
NEKROLOGE.
%* Der Landschaftsmaler Michael Efiiil Sachs ^ der Di-
rektor der Bezirksschnitzschnle in Partenkirchen, ist daselbst
am 11. Juli im 57. Jahre gestorben. Er war ein Schüler
von Schirmer und Oswald Achenbach gewesen. Seine Land-
schaften behandeln zumeist Motive aus dem Rhein- und
Lahngebiet und den bayerischen Alpen.
%* Der Oetirenialer Heinrich Schaumann ist am 6. Juli
im 53. Lebensjahre zu Stuttgart gestorben. Das hervor-
ragendste seiner gemüt- und humorvollen Genrebilder, deren
Motive zumeist dem schwäbischen Volksleben entlehnt waren,
„das Volksfest in GanstatV', besitzt die Staatsgalerie in
Stuttgart.
%* Der Regierungsbaumeister Wilhelm MoeUer^ der bei
der städtischen Hochbauverwaltung in Berlin angestellt war,
ist am 1. Juli nach kurzer Krankheit im 40. Lebensjahre
gestorben. Er hat sich erst vor wenigen Monaten durch
seinen Entwurf ftlr das märkische Provinzialmuseum in Berlin
bekannt gemacht, der mit dem ersten Preise gekrönt worden
ist und auch zur Aosfilhrung bestimmt sein soll.
PERSONALNACHRICHTEN.
%* Zum Direktor des Cluny- Museums in Paris ist der
bisherige Konservator am Louvre, Saglü), ernannt worden.
%* Der Bildhauer Karl Janssen^ ein Bruder des Malers,
ist als Lehrer der Bildhauerkunst an der Kunstakademie zu
Düsseldorf angestellt worden.
WETTBEWERBUNGEN.
\* In der Konkurrenx um den Bau des Riebeckstiftes
für Halle sind zwei gleiche Preise im Betrage von je 3250 M.
den Entwürfen von Schreiterer und Below in Köln und von
Engel in Berlin, ein Preis von 1500 M. dem Entwürfe von
Reimer und Körte in Berlin zuerkannt worden.
DENKMALER.
Sprottau. Dem Dichter Heinrich Laube wird in seiner
Vaterstadt ein Denkmal errichtet werden, zu dem die Samm-
lungen bereits die Summe von 13000 M. ergeben haben;
weitere 5000 M. hat der Stiefsohn des Dichters, der Prof.
Hänel in Kiel, in Aussicht gestellt; von seiten der Stadt ist
der Denkmalsplatz bereits zur Verfügung gestellt.
%* Ein Denkmal für Morix vofi Schwind, eine gemein-
schaftliche Arbeit des verstorbenen Oberbaurats v. Leins und
des gleichfalls verstorbenen Dresdener Bildhauers E, Höhnet,
ist am 4. Juli auf der nördlichen Praterinsel in München in
Gegenwart einer nur kleinen Gemeinde von Schülern, Freunden
und Verehrern des Meisters eingeweiht und der Stadt über-
geben worden. Maler Dr. Naue hielt die Gedächtnisrede.
Im Namen der Akademie legte Direktor v. LöStz einen
Lorbeerkranz nieder.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
\* Die deutschen Originalskulpturen der königlichen
Museen in Berlin ^ welche bisher in dem schlecht beleuch-
teten Erdgeseboss des Neuen Museums untergebracht waren,
haben, wie der „Reichsanzeiger*' berichtet, eine Umstellung
erfahren, die der Sammlung in jeder Beziehung zum Vorteil
gereicht Der nach der Südfront des Neuen Museums gelegene
Teilraum des ersten Geschosses, welcher bisher Gipsabgüsse
nach plastischen Werken der französischen Schule und das
Reiterbild Golleoni's enthielt, ist durch Scherwände und
Velarien von der Gipssammlung abgesondert und in vier
kleine Kabinette zerlegt worden. An ihren Wänden, auf
den Gesimsen und in Glasschränken haben die zahlreichen
Originalbildwerke der deutschen Schule ihre Aufstellung
gefunden. Die deutsche Skulptur ist bis zum Ende des
15. Jahrhunderts fast ausschließlich Kirchenkunst; für die
durch farbige Glasscheiben gebrochene Beleuchtung des
Kircheninnem ist die Mehrzahl dieser Werke bestimmt. Ihre
Bemalung, die derbe Formbehandlung erklärt sich mit aus
dieser Bestimmung. Es war daher ein Wagnis, solche Kunst-
werke in allzu grelles Licht zubringen; dagegen verlangten
die zahlreichen Erzeugnisse der plastischen Kleinkunst, die
dieser Abteilung angehören, eine günstigere Beleuchtung,
als sie ihr bisheriger Standort ermöglichte. Ihnen kommt
daher die Neuordnung in besonderem Maße zu gute. Für
die größeren Skulpturen hat man einen gedeckten grüngrauen
503
Sammlangen und AuBsielInngen.
504
Hintergmnd gewählt, der echroffe Farbengegensätse in wohl-
thuender Weise ausgleicht. Die alte Bemalnng der Holz-
schnitzereien ist überdies in vielen Fällen dem Purismus
früherer Zeit zum Opfer gefallen und durch dunkelbraune
Beizung ersetzt worden. Die zahlreichen Bruchstücke nieder-
rheinisclier Altarschreine scheinen sogar niemals fQr Bemal ung
berechnet gewesen zu sein. Die neue Aufstellung trägt indes
nicht nur dekorativen Ansprüchen Rechnung, sondern berück-
sichtigt auch die chronologische Folge der Denkmäler, soweit
die Raumverhältnisse hier nicht zu Abweichungen gezwungen
haben. Das erste Kabinett ist der gotischen Skulptur ein-
geräumt, die in zwei aus Würzburg stammenden Sandstein-
figuren mit teilweise erhaltener Bemalung neuerdings eine
wertvolle Bereicherung erfahren hat. Auch der Reliquien-
Schrein des heiligen Patroklus, sowie die beiden Altaraufsätze
aus Soest, die früher in der Gemäldegalerie untergebracht
waren, haben hier einen passenden Platz gefunden. Das
Mittelstück des zweiten Teilraums wird den meisten Be-
suchern der Museen bisher unbekannt geblieben sein, da der
Raummangel seine Magazinirung notwendig machte. Es ist
der für ein Nürnberger Patrizierhaus bestimmte Brunnen
aus der Werkstatt der bekannten Erzgießerfamilie Vischer,
ein Werk von ungewöhnlicher Formenreinheit und Klarheit
der Anordnung, das für das Eindringen der italienischen
Renaissance in die deutsche Erzbildnerei eines der frühesten
Beispiele bietet. Zu den Neuerwerbungen, welche in diesem
Kabinett aufgestellt sind, zählen auch zwei fränkische Holz-
schnitzereien, welche Gruppen aus dem Auszug der Apostel
darstellen, von merkwürdig energischer, fast an die Grenze
der Karikatur streifender Charakteristik. Gut vertreten ist
auch in der Sammlung die fränkische Schule durch den aus
Würzburg stammenden HolzschnitzerTilman Riemenschneider
und den ihm äußerst nahestehenden anonymen Greglinger
Meister. Ein aasgezeichnet erhaltenes Probestück süddeutscher
Barockskulptur hat hier in gut berechneter Höhe seinen Platz
gefunden : der erst unlängst in München erworbene Erzengel
Michael, nach dem auf der Rückseite befindlichen Mono-
gramm zu urteilen, eine Arbeit des in Augsburg und München
zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts viel beschäftigten
Holzbildhauers Johann Andreas Bergmüller. Im dritten Teil-
raum begegnen wir zwei schwäbischen Heiligenfiguren von
ungewöhnlich zartem Ausdruck, die ebenfalls zu den letzten
Erwerbungen der Sammlung zu zählen sind; die übrigen
Bildwerke, wie die beiden Imhof büsten von Jan de Zar, das
Madonnenstandbild von Schramm und die zahlreichen Holz-
büsten aus der Fuggerkapelle der Augsburger Annakirche
von Adolf Daucher gehören zu dem älteren Besitzstand der
Abteilung. In dem letzten zweifenstrigen Kompartiment
schließlich hat in Tisch- und Wandschränken die deutsche
Kleinplastik ihr Unterkommen gefunden. Auch hier sind als
nennenswerter Zuwachs zwei in der Auktion Spitzer erwor-
bene frühmittelalterliche Elfenbeinreliefs, ein sehr interes-
santes Porti-ätmedaillon in Speckstein von Hans Daucher
sowie ein wundervoll patinirtee Bachsbaumrelief mit dem
Bildnis KarFs V. zu verzeichnen. Sicherlich werden aber auch
die älteren Besitz&tücke der Abteilung vielen Besuchern in
ihrer jetzigen günstigen Aufstellung neuen überraschenden
Genuss bereiten und damit die Teilnahme des Publikums für
unsere Museen verstärken helfen.
%* Die Direktion der Berliner Nationalgalerie hat auf
der großen Berliner Kunstausstellung bis jetzt folgende An-
käufe gemacht: Statuette eines Athleten von Franx Stuck
in München, bechs Studien von Christian Kröner in Düssel-
dorf, das Bildnis HofiPmann's von Fallersleben in seinem Ar-
beitszimmer auf Schloss Corvey von Eriiat üetiseler in Berlin,
die Gemälde „S. M. Kreuzerfregatte «Leipzig* bei St. Helena^'
von Carl SaÜxmnnn in Neu-Babelsberg, „Ziehende Viehherde**
von Victor Weishaupt in München, „Wikingsschiffe im Sogne-
fjord" von Hans Oude in Berlin, „Winter an der Isar**
von Josef Wenglein in München, „Zur Erntezeit'* von Olof
Jemberg in Düsseldorf und „Amphitheater bei Pompeji*' von
Louis Spangenberg in Berlin.
*^* Die Eröffnung des neuen Provinxialmuseums rhei-
nischer Altertümer in Bonn hat am 12. Juli stattgefunden.
%* Die Ausstellung der Sexessionisten in München ist
am 15. Jali in dem Neubau an der Prinzregentenstraße er-
öffnet worden. Sie enthält in 12 Sälen etwa 700 Kunstwerke.
A. R. A. V, Wemer^s großes Gemälde der ersten Reiche-
tagseröffnung durch Kaiser Wilhelm II. ist, wie schon kurz
gemeldet, nachtriiglich der Großen Berliner Kunstausstellung
einverleibt worden. Wie bei früheren Aufgaben ähnlicher
Art, hatte der Künstler auch hier mit dem Übelstande zu
kämpfen, dass er streng an das Geremoniell des Vorgangs
gebunden war und dass er sich nicht die geringste Freiheit
in der Komposition oder in der malerischen Darstellung
erlauben durfte. Er hatte nicht einmal, wie bei der „Kaiser-
proklamation zu Versailles**, den Vorteil, dass er einen dra-
matisch erregten Moment zur Anschauung bringen konnte.
Nur in dem Antlitz des jugendlichen Kaisers, der erhobenen
Hauptes eine besonders bedeutungsvolle Stelle der Thron-
rede zu verlesen scheint, giebt sich eine gewisse Erregung
kund. Im übrigen aber hat man vor dem Bilde nicht die
Empfindung, dass es sich um einen Akt von geschichtlicher
Wichtigkeit handle. Der Künstler hat vielmehr den Schwer-
punkt auf die möglichste Porträtähnlichkeit der dem Akte
beiwohnenden Fürsten und Prinzen, der Würdenti^er des
Staates und des Hofes und der Reichstagsabgeordneten und
auf die vollkommene Korrektheit ihrer äußeren Erscheinung
in Haltung, Uniformen u. s. w. gelegt, und gerade darin beruht
A. V. Wemer's Stärke, wenn er auch als Porträtmaler nicht
gerade in die Tiefe eines Charakters einzudringen weiß. Im
grofien und granzen zeigt er übrigens in der Charakteristik
der meisten Personen eine vornehmere Aufbssung als z. B.
auf dem Bilde der Schlusssitzung des Berliner Kongresses.
Das Gemälde ist 4,50 m hoch und 7,50 m breit
A. S. Fränkische Ausstellung von AUertümem in Kunst und
Kunstgeicerbe xu Würxburg. Ähnlich wie ftüher in Augs-
burg, findet nunmehr in Würzburg (vom 6. Aug. bis Anfang
September) eine Ausstellung statt, die eine große Zahl der
Kunstschätze aus Stadt und Umgegend in sich vereinigen
wird. Veranstaltet wurde das Unternehmen von einem
jüngst ins Leben getretenen, bereits über 1400 Mitglieder
zählenden Kunst- und Altertumsverein, und die Beteiligung
der Bevölkerung ist wie an diesem so auch an der Aus-
stellung überaus rege. Bis nach Aschaffenburg hin haben
Städte, Gemeinden, Pfarrämter, sowie fast der gesamte
Adel und viele Private Anmeldungen eingesandt, auch aus
den königlichen Schlössern Frankens wurde in liberalster
Weise das Ausstellungswürdige zur Verfügung gestellt
Sämtliche Kunstgebiete von den ersten Jahrhunderten der
romanischen Epoche bis zar Empirezeit werden durch gute
Arbeiten vertreten sein und eine Anzahl interessanter
kirchlicher Geräte gelangen zum erstenmal zur Kenntnis
eines größeren Publikums. Tilman Riemenschneider^s Wirk-
samkeit in ihrem ganzen Umfange zu studiren, wird sich
zum erstenmal eine kaum wiedereintretende Gelegenheit
bieten, denn in abgelegenen Kirchen und im Privatbesitz
befinden sich noch eine Menge von Holzskulpturen aus seinem
Schulbereich, seiner Zeit und auch sogar von ihm selbst, die
in großer Zahl beisammen zu sehen sein werden. Den
505
Vereine und GesellsoliaAen. — Aoagrabnngen und Funde. — Knngthistonsches. — Vermiachtes.
506
Qlanzpankt der Ausstellung dürfte aber wohl dos 18. Jahrh.
bilden. Die virtuosen Leistungen namentlich der Rokoko-
zeit werden sowohl durch figürliche als durch rein omamentale
Arbeiten in Holz, Elfenbein, Porzellan, Edelmetall wie auch
durch ganz hervorragende kirchliche Ornate zur Anschauung
kommen. Bedeutende Gemälde sind bisher wenige ange-
meldet, doch besteht die berechtigte Hoffnung, das meiste,
was sich von Grunewald und dem sogenannten Pseudo-
grünewald in Aschaffenburg und Umgegend befindet, in der
Ausstellung zu vereinigen. Da ünterfinnken zweimal, im
Beginne des 16. und in der Mitte des 18. Jahrh. eine ganz
hervorragende Stelle in der deutschen Kunstentwickelung
einnahm, so hat die Ausstellung eine weit über die nächste
Umgebung hinausgehende Bedeutung.
%* Alis Änlass der Großen Berliner Kunstausstellung
hat der Kaiser die drei großen goldenen Medaillen den Malern
Peter Janssen in Düsseldorf und Hermann Prell in Dresden
und dem Bildhauer Antokolskt in Paris, die sechs kleinen
goldenen Medaillen den Malern Eduard Kämpffer in Mün-
chen, Heinrich Zügel in München, Ferencx Eisenhut in Wien
und James Guthrie in Glasgow, sowie den Bildhauern Jo-
hann Qötx in Schöneberg bei Berlin und Joseph Floss^na/nn
in München verliehen. Im Anschluss hieran hat die Aus-
stellungskommiBsion auf Vorschlag der Preisjury folgenden
Künstlern eine ehrende Anerkennung erteilt: Den Malern
Carl Banxer in Dresden, Max Bredt in München', Gilbert
von Canal in Düsseldorf, M, Zeno Diemer in München, Otto
Friedrich in Paris, Hubert Goelx in Berlin, Fritz Grotemeyer
in Berlin, Alexander Harrison in Paris, Louis Herzog in
Düsseldorf, Hans Brause in Berlin, B. Andreas Liljefors in
Upsala, A, Männchen in Halle, Otto Schulderer in London,
Alois Hans Schräm in Wien, femer dem Bildhauer Georg
Busch in München und den Architekten Schilling und Grab-
ner in Dresden.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Q Zncischen den Berliner Bildhauern R, Toberent» und
E, Hundrieser war es aus Anläse eines von ersterem in der
Wochenschrift „die Zukunft'' veröffentlichten Artikels über
die Jury der Kunstausstellung zu einem Streit gekommen,
infolgedessen elf Mitglieder der Jury, die zugleich Mitglieder
des Vereins Berliner Künstler sind, bei dem Verein die Ein-
setzung eines Ehreugerichts zur Untersuchung der Anklagen
beantragten. Li einer aufierordentlichen Generalversamm-
lung wurde der Antrag angenommen und ein Ehrengericht
eingesetzt, das aus vier Vorstandsmitgliedem (A. v. Werner,
Brausewetter, Baumeister Schwenke, Maler Seeger) und sieben
Vertrauensmännern (C. Becker, Bennewitz v. Loefen, Breite
bach, H. Eschke, Knaus, Scherenberg und Streckfnß) besteht
Dieses Ehrengericht hat am 14. Juli eine Sitzung abgehalten,
zu der Bildhauer Toberentz geladen, aber nicht erschienen
war. Er hatte nur eine schriftliche Auseinandersetzung ein-
geschickt, in der er erklärte, dass er das Ehrengericht nicht
anerkenne. Lifolgedessen beschloss das Ehrengericht, den
Thatbestand dem Verein zu unterbreiten, was durch Circular
inzwischen geschehen ist; und die Entscheidung einer Ge-
neralversammlung des Vereins zu überlassen.
%* Der neue deutsche Kunstverein in Berlin hat auf der
Großen Berliner Kunstausstellung folgende neunzehn Bilder
angekauft: „Lüneburger Heide** von Eugen Bracht, „Weiher
bei Siegburg** von Kubierschky in München, „Riviera** von
Willy Hamacher, „Südwestwind** von M. Maul, eine Studie
von Paul Flickel, „Abfahrt norwegischer Boote** von Alexander
Roche in Glasgow, „Bei der Arbeit** von Rene Reinicke in
München, „Die Schwanthaler-Straße in München** von Keller
in Reutlingen, „Der alte Spieler** von Rudolf Possin, „Oktober**
von Andrea Tavemier in Rom, „Winter** von Gustav Kamp,
mann in Karlsmhe, „Morgen im Frühherbst'* von Richard
Kaiser, femer die Aquarelle „In den Dünen** von Ludwig
Dettmann, „Erlenbruch*' von Karl Kappstein, „Erinnerung**
von Erich Mattschass, „Morgen in Venedig** von Ludwig
Dill in München, „Am Hafen zu Riva** von Albert Hertel,
endlich zwei Originalradirungen von Max Klinger „Und
doch** und „Zeit und Ruhm*'.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
Trier. In letzter Zeit sind wiederum interessante Funde
aus der Römerzeit zu Tage gefördert worden. In der Maar-
straße wurde eine römische Begräbnisstätte aufgedeckt, welche
Krüge, Opferschalen, Münzen und die guterhaltene Figur
einer Güttin enthielt. Bedeutender ist ein Fund, der im
Gartenfeld gemacht wurde, wo man bei einer Kelleraus-
schachtung einen schünen Mosaikboden bloßlegte. Die voll-
ständige Freilegung des hochinteressanten Fundes erfolgt
durch die Verwaltung des Provinzialmuseums. Der Boden
wird von einem dreifachen Fries umschlossen. Figuren und
Farben sind noch frisch und schQn erhalten.
KUNSTHISTORISCHES.
%♦ Mit der Fortführung des Verzeichnisses der Kurt^t-
und Baudenkmäler Sachsens ist, wie das Centralblatt der
Bauverwaltung mitteilt, an Stelle des verstorbenen Dr. Steche
vom sächsischen Ministerium des Innern und vom Sächsischen
Altertumsverein der außerordentliche Professor an der tech-
nischen Hochschule in Dresden, Dr. C. Gurlitt beauftragt
worden. Er wird seine Thätigkeit mit der Bearbeitung der
Stadt und Amtshauptmannschaft Leipzig beginnen.
VERMISCHTES.
\* Die Ausschmückung der Aula der Universität Marburg
mit einer Reihe von Wandgemälden aus der Geschichte der
Stadt ist dem Professor Peter Janssen in Düsseldorf über-
tragen worden.
\* Der Grundstein zum Münchener Künstlerhause ist
am 3. Juli aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Münchener
Künstlergenossenschafb gelegt worden. Der Feierlichkeit
wohnte der Prinzregent mit den Prinzen und Prinzessinnen
des bayerischen Hauses bei. Der Bildhauer Professor v. Miller
hielt eine Ansprache und verlas die Gmndsteinlegungsurkunde.
Der Prinzregent legte die Kapsel mit der Urkunde in den
Grundstein und gab dem Wunsche Ausdrack, dass die Mün-
chener Kunst in dem Künstlerhause in Eintracht und Froh-
sinn weiter blühen müge. Sodann erfolgten die Hammer-
schläge des Prinzregenten, der Fürstlichkeiten, der Minister,
des Vorstandes der Künstlergenossenschaft und der beiden
Bürgermeister.
M. R. Durm's Kaiserin Augusta-Bad in Baden-Baden.
In der nächsten Zeit wird in Baden-Baden ein Neubau dem
Gebrauche übergeben werden, welcher in künstlerischer und
technischer Beziehung die größte Aufmerksamkeit verdient.
Es ist eine für den ausschließlichen Gebrauch von Frauen
bestimmte Badanlage, welche in gleichem Mafie allen An-
forderungen der neueren Balneologie wie dem Bedürftiis
nach Komfort und Luxus der oberen Klassen entspricht
Die Schwierigkeiten, die eine solche Au^be an und für
sich bietet, werden hier noch durch die ungenügende Aus-
dehnung, die unsymmetrische Gestalt und die eingeengte Lage
507
Vermischtes. — Vom Konstmarkt.
508
des Bauplatzes erhöht Aber wie Spinoza einmal sagt, dass
unsere Fehler unsere Eigenschaften sind, so kann man auch
hier sagen, dass Dnrm sich aus jeder einzelnen dieser Schwie-
rigkeiten einen neuen Ruhmestitel geschaffen hat. Musste
der Architekt auf einen Platz verzichten, der sein Werk von
allen Seiten zeigt, so hat er daf&r das gegebene Terrain zu
einem Bau ausgenützt, welcher von jeder erreichbaren Stelle
aus einen neuen eigenartigen Anblick gewährt Gamillo
Sitte, der das gehaltvolle Buch Über Städteanlagen geschrieben
hat, würde seine Freude daran haben, wenn er sähe, wie ein
Meister mit richtigem künstlerischen Gefühle das treffen
musste^ was die Kunst der Jahrhunderte uns in Bezug auf
die Ausnutzung der Plätze gelehrt hat. Ungemein geistreich
ist auch die Lösung, welche der Grundriss gefunden hat. Es ist
dem Künstler gelungen, den verschiedenen Bassins, Bädeniund
Ankleideräumen, bei voller Ausnützung des Raumes, eine
symmetrische Anordnung zu geben, ohne welche eine höhere
Schönheit des Grundrisses sowie ein bequemes Zurechtfinden
innerhalb der den verschiedensten Badezwecken dienenden
Räume nicht möglich gewesen wäre. Wie Durm in der
Auswahl der Materialien: Sandstein, Marmor und Granit,
Kupfer, Messing und Majolika, mit stetem Blick auf ihre
technischen Eigenschaften, einen harmonischen Zusammen-
klang der Töne erreicht hat, so hat er es auch verstanden,
die helfenden Künste wie die Bildhauerarbeiten von Heer
und die Malereien von Gleichhauf auf das glücklichste seiner
Architektur einzuftlgen. Nicht minder aber ist es ihm auch
gelungen, durch Anordnung eines besonderen Mezzanin-
raumes für die Röhrenleitungen der heißen kochenden Seele,
welche der ganzen Anlage erst ihr Leben giebt, den ent-
sprechenden architektonischen Ausdruck zu verleihen.
*^* Die Renten- und Pensionsanstalt für deutsche bil-
dende Künstler^ zu der die Anregung von der Weimarer
Kunstgenossenschaft ausgegangen war, ist nunmehr auf einer
Versammlung der Delegirten der deutschen Kunstgenossen-
schaften in Eisenach begründet worden. Über die Verhand-
lungen wird folgendes gemeldet: Nach einer Begrüßung des
Vorsitzenden der Weimarer Genossenschaft, Prof. Hagen,
wurde der von fast allen deutschen Kunstcentren beschickte
Delegirtentag, zu welchem fünf Sechstel aller deutschen
Künstler ihre Vertreter entsandt hatten, durch den Direktor
der Qroßherzogl. Sachs. Kunstschule, Grafen von Görtz, er-
öffnet Der Schriftführer der Genossenschaft, Maler Eich-
horn, referirte über die Entstehungsgeschicht« und die Fort-
führung des von Weimar ausgegangenen Gedankens, den
deutschen bildenden Künstlern eine Anstalt zu schaffen,
welche sie gegen die Gefahren vorzeitiger Invalidität und
die Gebrechen des Alters schützen sollte. Nach längerer
Debatte wurde mit Einstimmigkeit beschlossen, die Anstalt
als eine selbständige, von der Allgemeinen deutschen Kunst-
genossenschaft unabhängige zu begründen, sie aber dadurch
in dauernde Verbindung mit der Kunstgenossenschaft zu
bringen, dass der Vorstand der letzteren, als solcher, Mit-
glied des Aufsichtsrats sein und die Genossenschaftsmitglieder
des Nachweises genügender Bethätigung als bildende Künstler
überhoben sein sollten. Einstimmig wurde der Antrag Dres-
den angenommen, dass Weimar, von wo aus der erste An-
stoß zur Begründung der Anstalt ergangen sei, auch ihr
Sitz sein solle. Demnächst wurde der Großherzog tele-
graphisch gebeten, das Protektorat über die Anstalt annehmen
zu wollen, und antwortete auf gleichem Wege zusagend.
Femer beschloss die Versammlung, dass auch die Architek-
ten als bildende Künstler mit aufzunehmen seien. Das Ge-
samtresultat der Beratung der vom Weimarer Verein ent-
worfenen Statuten war, dass sie in der Hauptsache ange-
nommen, in mehreren Einzelheiten aber umgestaltet wurden.
In den Aufsichtsrat der Anstalt wurden gewählt: 1. der
jeweilige Vorsitzende der Allgemeinen deutschen Kunst-
genossenschaft, 2. Maler Heinrich Deiters-Düsseldorf, 3. Maler
Berthold Paul Förster • Dresden , 4. Prof. E. Kanoldt- Karls-
ruhe, 5. Direktor Prof. Kolitz-Kassel, 6. Maler Gustav Koken -
Hannover, 7. Prof. Fritlyof Smith -Weimar, 8. Prof. Max
Thedy- Weimar, 9. Maler Viktor Tobler-München. Der Vor-
sitzende des Aufnchtsrats wird vom Großherzoge von Sach-
sen ernannt werden. In das Direktorium wurden die Maler
K. Ahrendts, J. Eichhorn, Prof. Th. Hagen, P. Rieß, alle aus
Weimar, gewählt. Eine aufgelegte Beitrittsliste bedeckte
sich mit Unterschriften, ebenso eine Liste für Spender von
Kunsterzeugnissen zur Begründung eines Stammfonds für
die Anstalt.
s^tt Karlsruhe, Der Bildhauer Wettring ist vom ba-
dischen Ministerium des Kultus beauftragt worden, für die
Staatsgalerie die Büste Anselm Feuerbach's zu modelliren
und alsdann in weißem Marmor auszuführen.
»tt Baden-Baden. Die im Erdgeschosse unseres neu-
erbauten Reichspostgebäudes befindliche Schalterhalle hat
durch den Karlsruher Maler Heinrich Kley zwei Wandbilder
erhalten, wovon das erste die römische Kaiserzeit durch
Einweihung des Merkuraltares und das zweite die neueste
Zeit durch die Darstellung einer Spazierfahrt des deutschen
Kaiserpaares, Wilhelm's I. und Augusta, in der Lichten-
thaler Allee reprilsentirt.
VOM KUNSTMARKT.
Auktion in London, Am 24. Juni gelangte bei Christie
unter großer Beteiligung die sehr bedeutende Gemäldesamm-
lung des Mr. Bingham Mildmay zur Auktion. 92 Werke
erzielten zusammen 44 242 £, Unter den Bildern befanden
sich Meisterwerke von J. und A. Both, Hobbema, Hogarth,
P. de Hooch, N. Berchem, Maas, J. v. Ostade, Rembrandi,
Jacob und Salomou Ruysdael, v. d. Gapelle, A. v. d. Neer,
A. und W. V. d. Velde, Antoine Watteau, Wynants, Tinto-
retto, Reynolds und Gainsborough. Besonders gute Preise
sind für folgende Bilder zu verzeichnen: J. und A. Both,
Abraham mit Hagar und Ismael, sonnige Landschaft, 41 x 49
engl. Zoll, beschrieben in SmitVs Gatalogue raisonn^, 1142 ^;
Hobbema, Ansicht der Harlemer Schleuse in Amsterdam,
30 V] X 38, aus der Sammlung des Baron Verstolk van Soelen,
Smith's C. r., 2310 £ (Käufer Dr. Richter); W. Hogarth.
Porträt seiner Frau Jane, Tochter des Porträtmalers Sir
James Thomhill, 1218 £\ Holbein (?), Königin Katharina
Parr, in rotem Kleide mit Goldstickerei, 25x20, aus der
Hamilton -Sammlung gekauft für 840 j^, brachte nur 210 £\
Peter de Hooch, Interieur mit verschiedenen Lichtreflexen,
aus der Verstolk -Sammlung, im Jahre 1800 bez. mit 37 j^,
Smith's C. r. T. IV, Nr. 54, brachte 2940 £\ von demselben
Meister ein Zimmer, dessen Thür offen steht; die Morgen-
sonne scheint und erhellt mehrere aufeinanderfolgende
Räume in magischer Weise, 38 x 43, aus der Verstolk-Samm-
lung, in Smith's Supplement S. 574 irrtümlich als ein Werk
von Emanuel de Witte beschrieben, 735 £\ N. Maas, Inte-
rieur, bez. 1655, 22x17, aus der Brede- Sammlung. Dr.
Waagen nennt es ein sehr anziehendes Bild, 1680 Ji\ Isaac
V. Ostade, „Das Wirtshaus", außerhalb desselben eine Ge-
sellschaft von Bauern unter einem schönen Baum, 20x23,
bez. und mit Jahreszahl 1646, aus der San Donato-Sammlung,
gestochen von Gaujean, 1522 £\ Rembrandt, des Meisters
Frau, 25 X 20, beschr. in Smith's Cat. rais. Nr. 576, 2667 jf
(stammt aus der RedleafSammlung}; Jacob Ruysdael, bez.
509
Zeitschriften.
510
J. Rcdedael» Ansicht der Küste von Scheveningen , 21x26,
gestochen von Le Bas, 1779 in der Sammlung des Prinzen
Conti, 1781 des Marquis von Marigny, 1872 des Herzogs von
Choiseul, Smith's C. r. T. IV, Nr. 19, von der englischen
„National Gallery" für 3045 £ erworben; eine Landschaft
von demselben Meister, 1785 £\ die beiden letzteren Bilder
wurden zusammen im Jahre 1772 für 68 jf , und 1779 für
91 £ verkauft. Salomon Ruysdael, Flussscene, 914 £\ J. v.
d. Capelle, Seeetück, 23 x 33, 999 £\ Aart v. d. Neer, Winter-
scene, zugefrorener Fluss mit zahlreichen Schlittschuhläufern,
im Hintergründe eine Stadt, bez., 17x20, 756 £\ J. v. d.
Heyden, Stadtansicht mit Figuren von A. v. d. Velde, 16 x: 23,
Smith's C. r. T. V, S. 400, 1155 £\ Adrian v. d. Velde, „Der
Dudelsackpfeifer**, 13x15, 525 £\ Wilhelm v. d. Velde,
holländische Küstenlandsohaft, 18x10, ein Bild, von dem
Dr. Waagen sagt, „der feine graue Ton des Wassers kon-
trastirt entzückend mit der Morgenröte in den Wolken",
693 £ (aus der Bredel -Sammlung); ein anderes Seestück
von demBclben Meister 641 £\ Antoine Watteau, ein Meister,
der von Jahr zu Jahr hier seltener in Auktionen vorkommt
und infolgedessen sehr gesucht wird. „Le bal champ^tre**,
36x49, aus der Orleans- Galerie, gestochen von J. Couch6,
stellt ein Gartenfest dar. Im Vordergrunde tanzt ein Ka-
valier mit einer Dame Menuett, zur linken Seite drei Damen
und mehrere Herren, während zur rechten eine Gruppe von
Musikanten sitzt. Der lebhafteste Kampf entspann sich um
dieses Bild, das einen Preis von 3418 4^ erzielte; J. Wynants,
„Der Angler", 14 X 19, Smith's Supplement S. 738, aus der
Bredel-Sammlung. Ein Gemälde, von dem Dr. Waagen sagt:
„Die Schönheit der Komposition und die sorgsame Ausfüh-
rung des Bildes machen es zu einem der besten Werke des
Meisters", 1344 £\ Tintoretto, Porträt eines venezianischen
Admirals, 54x44, aus der Hamilton -Sammlung, 903 £\
N. Berchem, bergige Landschaft, 23x19, 420 £\ Angelo
Bronzino, Leonora di Toledo, Gemahlin von Cosmo di Me-
dici, beschr. von Dr. Waagen, T. II, S. 294, 819 £\ Guardi,
die Dogana und S. Maria della Salute, 597 £\ Guercino,
Christus und die Samariterin, aus der Galerie des Herzogs
von Lucca, 662 £\ P. Wouverman, eine Schlacht, 305 £.
— Es möge noch erwähnt werden, dass der Verkäufer, Mr.
Bingham Mildmay, einer der Mitinhaber der bekannten
Bankfirma Baring war. Sein Familienname kommt in der
Geschichte Englands unter den Tudors und Stuarts häufig
vor. Schließlich dürfte es besonders für uns Deutsche er-
freulich sein, zu hören, dass die Kunstkritik des Dr. Waagen
noch heute iu England als maßgebend besteht und für den
Preis von Gemälden entscheidend ist. $
ZEITSCHRIFTEN.
Anzeiger des GermaBisehenNatioiialiiiiiseamB. 1898. Nr. 8.
Hai-Juni.
Verlobnng nnd Verehelichong in Nürnberg im 16. Jahriinndert.
Von H. Bosch. — Selbstbiographie des Malers Oeorg Christoph
Eimmart des älteren. Von F. Fuhse. — Katalog der im Ger-
manisehen Nationalmasenm befindlichen Oemälde. (Fortsetis.)
Bayerisehe Genrerbezeitnng. 1898. Nr. 11.
Die letzten 60 Jahre des Nämberger Goldechmiedehandwerks vor
Einführung der Oewerbefreiheit. Von Stockbauer.
Die Kunst für AUe. 1892/98. Heft 19.
Die Berliner Kanstonsstellnng. Von Dr. Relling. — Die Pa-
riser Salons. I. Von S. Feldmann. — Frühjahrsausstellang
der American Artists. Von P. Hann.
Die Kunst fttr Alle. 1892/98. Heft 20«
Die Berliner Kunstausetellnng. II. Von Dr. Belling. — Die
Pariser Salons. II. Von S. Feld mann. — Die freie Berliner
Knnstaasstellung. Von J. Springer.
Gewerbelialle. 1893. Heft 7.
Taf 49. Buffett; entworfen von H. Güting in Stattgart. — Taf
60. Initialen; entworfen von H. Kanfmannin München. — Taf.
61. PostamentfUllnngen von der Ratbaushalle in Köln a. Rh.
(1569—71, Wilhelm vemickel); aufgenommen von A. Mezey in
Badapeat. — Taf. 52. Gitter im Bayerischen Nationalmuseum in
Hünchen (1724); aufgenommen von X. l^ehmann daselbst. —
Taf 68. Füllungen in geschnittenem und gepunztem Leder; aus-
geführt von H.Jacobsen, Ledertechniker In Hamburg. — Taf
64. Sohndedeeisemes Grabkreuz vom Kirchhof in Ulm (von Stadt-
EisenhammerBchmied Woydt, 1747). Details von ähnlichen Kreu-
zen, ebendaselbst; aufgenommen von R. Knorr in Stuttgart. —
Taf 65. Spätgotische Holzskulpturen aus einem Nürnberger
Hause; aufgenommen von F. Waltherin Nürnberg. — Taf 56.
Brokatstoff, italienisch-byzantinische Arbeit des 14. Jahrhundert-a
im k. k. Museum für Kunst und Gewerbe in Wien ; aufgenommen
von P. Wahn daselbst.
Jahrbneli der kSniglieli Preusslsehen Kiinstsaminlangeii.
1898. Heft 2/8.
Das Berliner Moses -Relief und die Thüren von Sta. Sabina in
Rom. Von J. Strzygowskl. — Notiz zu Israhel van Mecke-
nem. Von M. Lehrs. — Die Wandgemälde von S. Angelo in
Formis. Von F. X. Kraus. (Schluss.) — Die Ausstellung von
Kunstwerken aus dem Zeitalter Friedrioh's dee Großen. III. Das
Bildhaueratelier Friedrich's des Großen und seine Inhaber. Von
P. Seidel. IV. Das Mobiliar. Von R. Graul. V. Das Por-
zellan. 1. Die Meißener Manufaktur. Von W. v. Seidlitz.
8. Vincennes und Sdvres. Von R. Stettiner. — Martin Schon-
gauer und seine Brüder in ihren Beziehungen zu Basel. Ein Bei-
trag zur Lebensgeechiohte Albrecht Dürer's. Von Dr. Burck-
hardt.
Kunstsaloii. 1892/98. «Heft 6.
Adolf Menzel. Von L. Pie t s cfa. — Pariser Kunstbrief Von Dr.
A. Nossig. — Prager Kunstbrief Von R. B e r g e r.
Mitteilungen der k. k. Oentralkommission cur Erfor-
sehung nnd Erhaltung der Knnsi- nnd historlsclien
Denkmale. 1898. Heft 1 n. 2.
Drei Stadtpläne und eine Stadtansicht von Prag. Von J. A. Frh
V. Helf ert. — Kunsthistorische Notizen ausFriesaoh und seiner
Umgebung. I, II. Von Dr. A. Ilg. — - Tiroler Burgen. I. IL Von
P. Giemen. ~ Das Lavantthal. Von K. Frh. y. Hans er. —
Die Pfarrkirche zu St. Martin bei Littai. Von Örnologar. —
Die beiden biblischen Gemäldecyklen des Domes zu Gnrk. Von
Dr. A.Schnerich. I. II. — Bauliche Überreste von Brigantium.
Von Dr. S Jenny. — Zwei nenentdeckte Gräberstätten in Smol-
nic Von B. Jelinek. — Der alte Dom zu Olmntz. Von R.
Völkel. — Nachrichten über das k. k< Staatsmuseum in Aqui-
leia. V. VI. VonMaJonica. — Das ehemalige Cistercienserstift
Welehrad (Mähren). I. II. Von Prof A. Prokop . — Die Pfarr-
kirche zu Treffen (Trbnye) in Ünter-Krain. Von Örnologar. —
Die Ausgrabungen zu Frögg im Jahre 1892. Von Baron H au s e r.
— Die Pfarrkirche von Uais im Pnsterthal. Von J. Unter-
ßasser. — Die oberösterreichische Landesgalerie in Linz. Von
r. Th. Frimmel. — Fund einer römischen Töpferei bei Hel-
Efau. — Gesammelte Daten im Laufe des Jahres 1891 über einige
ervorragende Bäudenkmale im nordöstlichen Böhmen. Von
E. Pippich. — Römisches Mauerwerk , gefunden in Barkola.
Von A. Pub Chi. — Alte Steinkreuze und iKreuzsteine in Mähren.
Von A. Franz. — Das Tatarendenkmal bei Wama.
Zeitschrift fttr ohristUehe Knnst. 1898. Heft 8.
über gestochene Vorlagen für gotisches Kirchengerät. Von M.
Lehrs. — Zur Geschiente der Kreuzaltäre. Von G. Humann.
Die alten Glasgemälde im Dom zu Stendal. Von L. Hoene. —
Der neue Kreuzweg im Dom zu Köln. Von Schnütgen.
Gaxette des Beanx-Arts. Nr. 488. 1. Juli 1898.
Tanagra. L Von H. Lechat. — Arnold Böcklin. IL Von F H.
Meissner. — Les Salons de 189S. (II.) Dessins, gravure, arehi-
tecture. Von H. Bouchot. — Exposition des Oeuvres de Charlet.
Von H. Beraldi. — Claudius Popelin et la renaissance des
emaux peints. (III.) Von L. F al i z e. — Gorrespondance d'Angle-
terre. Von P. Leprieur.
PArt Nr. 698. 15. Jnni 1898.
Salon de 1898: L^Ezposition d^archi tecture au Palais de Tln-
dustrie. Von V. Petitgrand. — Exposition d^art mnselman.
Von G. Marye. — Le cent-onzieme Salon de Paris et le oent-
vingt-oinquiöme Salon de Londres. (Fortsetz.) Von P. Leroi.
L'Art. Nr. 699. 1. Juli 1898.
Un Hoffmann ftuuQais. Von J. Troubat. — Considörations snr
rhistoire de Testampe Japonaise. Von E. Deshayes. — Notes
sur Texposition de Madrid. Von B. Molini er. — Le cent-
onziöme Salon de Paris et le oent-vingt-oinquiöme Salon de Lon-
dres. (Fortsetzung.) Von P. Leroi.
The Magazine of Art Nr. 153. Jnli 1898.
The new Gallery. Von F. Wedmore. — The Royal Aoademy
exhibition. (Schluss.) Vom Herausgeber. — J. W. North,
painter and poet. I. Von Prof. H. Herkomer. -- Sketching
from natnre: a word of advice to the inert. Von J. E. Hodg-
son. — Two famous chargers: Gopenhagen and Marengo. Von
Phipps Jakson. — Hendrickie Stoffels by Rembrandt. Von
J. Forbes White. — Street baloonies in North Italy. Von H. E.
Tidmarsh. — The philograflc Method of drawing. Von J.
For bei -Robertson.
511
Inserate.
512
Creinftlde alter Meister.
Der Unterzeichnete kauft stets hervorragende Originale alter Meister, Yorsttglich der
niederländischen Schale, vermittelt anft schnellste nnd sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Samnilangen ond übernimmt Aufträge für alle größeren
Gemaldeauktionen des In- und Aaslandes.
Potsdamerstraße 8. [579] JOSef TL Scludl.
Gemälde moderner und alter Meister,
anch AquarellOi ersten Ranges kauft und Übemimmt zam Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthandlunff von
[698] Tb. Salomon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Cfemäldesaal in Frankfiirt a. M.
Ausstellungen und Auktionen von GemUden, Antiquitäten und Kunstgeffen«
ständen. — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch Rudolf Bangel in
Frankfurt a* H., Eunstauktionsgeschäft, gegr. 1809. [463J
Yorlaq ¥ob B. A. Boemann, Leiiatg.
Das Schlosserbncb.
Die Ennst- nnd Banschlosserei
in ihrem gewöhnlichen umfange
von
Theodor Kraath und Franz Sales Meyer.
Mit 100 Tafeln
und 350 Abbildungen im Text.
br. 18 M., geb. in 2 B&nde M. 21.50.
Oejjie^mälde
StWriisftCinpJfeialM
Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig,
Beiträge zur Kunstgeschichte.
Alte Folge.
1. Schultz, Alwin, Die Legende vom Leben der Juno?
frau Maria. 80 S. Br. 3 ur.
2. Wustmann, 0^., Beiträge zur Gesehlehte der Malerei
in Leipzig vom 15. bis zum 17. Jivhrhundert. 70 S. Br. 2 Jf.
3. Lange, Eonr., Das Motiv deo aufjpestötzten Fueeeo
in der antiken Kunst und deren statuansche Verwendung
durch Lysippos. 64 S. mifc 1 Tafel. Br. 2 Jf.
4. Muther, Rieh., Anton Graff, sein Leben und seine
Werke. 128 S. mit dem Portrilt des Künstlers in Licht-
druck. Br. 3 Jl.
5. Holtzlnger, Heinr.« Ober den Ursprung und die
Bedeutung der Doppelcliore. 30 S. Br. 1 uT.
6. Kahl, Rob., Das venezianische Sliizzenbucli. 128 S.
mit 23 Abbildungen. Br. 4 J(,
7. Yalentln, Yelt, Neues über die Venus von Mlio.
50 S. 1.60 Jf.
8. Voss, Georg, Die Darstellungen des Weltgeriohts in
der bildenden Kunst des frühen Mittelalters. 90 S. mit
2 Tafeln in Lichtdruck und Abbildungen im Text. Br. 3 Jl,
Neue Folge.
1. Schumann, Paul, Barock und Rokoko. 130 S. mit
11 Abbildungen. Br. 4 J(,
2. R^e, F., Peter Candld. 266 S. Br. 6 uT.
3. Leitschuh, F. F., Die Familie Preisler und Marcus
Tuscher. 82 S. Br. 2 Jf.
4. fiaemmerer, Ludw., Die Landschaft in der deut-
schen Kunst. 107 S. Br. 2 Jf,
5. Flcker, Johannes, Die Darstellung der Apostel In
der altchristiichen Kirche. 156 S. Br. 3 ur.
6. Oettingen, Wolfgang v., Antonio Averlino gen.
Fliarete. 68 S. Br. 2 uT.
7. Eristeller, Paul, Die Strassburger Büoheriliustra-
tion im XV. und im Anfange des XVI. Jahrhunderts.
172 S. mit 35 Abbildungen. Br. 6 uT.
8. Tom an, Hugo, Studien über Jan van Scorel. 52 S.
mit 6 Tafeln in Lichtdruck und Holzschnitt. Br. 2 Jf.
9. Ficker, Paul Gerh., Der Mitralis des Sioardus nach
seiner Bedeutung ftlr die Ikonographie des Mittelalters.
78 S. Br. 2 Jf.
10. Oraul, Richard. Beiträge zur Gesohiohte der deko-
rativen Skulptur in den Niederlanden während der ersten
Häiae des 16. Jahrhunderts. 55 S. Br. 2 Jf.
11. Pauli, G^ustay, Die Renaissancebauten Bremens im
Zusammenhange mit der Renaissance in Nord Westdeutsch-
land. 120 S. mit 12 Abbildungen. Br. 3 uT.
12. Eoelitz, Karl, Hans Suess von Kuimbaob und seine
Werke. Ein Beitrag zur Geschichte der Schule Dürer*s.
88 Seiten. Br. 3 Jf,
13. Frlediander, Max, Albrecht Altdorfer, der Maler
von Regensburg. 175 s. mit 3 Abbildungen. Br. 5 Jf.
14. Flrmenlch-Ulchartz, Ed., Bartholomaeus Bruyn
und seine Schule. 147 S. mit 7 Abbildungen im Text
und 5 Lichtdrucktafeln. Br. 5 Jf.
15. Wiliscfa, E., Die altkorinthlsohe Thonlndustrle. 176 S.
mit 8 Tafeln. ' Br. 6 Jf.
16. Thieme, U., Hans Sohaeufeiein's malerische Thätig-
keii 184 S. mit 12 Lichtdrucken. Br. 6 Jf.
17. Magnus, Hugo, Die Darstellung des Auges In der
antiken Plastik. Mit 5 Tafeln Abbildungen. 96 ». Br. 4 uT.
18. Lichtenberg, Relnhold Freiherr y., Zur Ent-
wlckelungsgeschichte der Landschaftsmalerei bei den
Niederländern und Deutschen im 16. Jahrhundert. Mit
Abbildungen. 128 S. Br. 4 Jf.
19. Steinmann, E., Die Tltull und die kirchliche Wand-
malerei im Abendlande vom 5. bis zum 11. Jahrhundert
142 S. Bf. 5 Jf.
20. Zimmermann, E., Die Landschaft in der veneziar
nischen Malerei bis zum Tode Tizian's. 214 S. Br. 5 Jf,
Ist Yollständig zu haben.
21. Ohnesorge, K.. Wendel Dltteriln, Maler ron Strass-
burg. Mit 1 Abbildung. 68 S. Br. 2 uT.
Inhalt: Die große Berliner Kunstausstellung, m. Von A. Rosenberg. — Ad. Braun inDomach, Publikation derGem&ldegalerieen Roms
- M. E. Sachs t; H. Schaumann t; W. Möller f. - Saglio; K. Janssen. - Konkurrenz für das Riebeckstift in Halle a. S. ■-
Reichstagseroffnun^; Fränkische Ausstellung von Aftertamern zu Wifrzburg; Pr&miirungen auf der großen Berliner KunsUus-
Stellung. — Streit im Berliner Kttnstl erverein; Der neue Deutsche Knnstverein in Berlin. — Ausgrabungen in Trier — FortfUh-
rang des Verzeichnisses der Kunst- und Baudenkmäler Sachsens. — Ausschmückung der Aula in Marburg; Grundsteinleffunir zum
Mtinchener Kunstlerhause; Durm's Kaiserin Augusta-Bad in Baden-Baden; Die Renten- und Pensionsanstalt för deutsche bildende
Kunstler; Feuerbaoh- Büste in Karlsruhe; Ausschmfiokung des Postgebäudes in Baden-Baden. — Kunstauktion in London. — Zeit-
schriften. — Inserate.
Für die Redaktion verantwortlich Artur Seemann. — Druck von Augmt Pries in Leipzig.
Dieser Nummer liefft eine Anzeige der Papierfabrik von SoUaicliar k Scllllll in Düren bei, die wir der Aufmerk-
eamkeit der Leser empfehlen.
■c
K
KUNSTeMRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG
WIEN BERUN SW.
HengMse 68.
-j 'V
Teltowerstrasse 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gaitenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägeratr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 32. 17. August
Die KuDBtohronik erscheint als Beiblatt Eur „Zeitschrift fUr bildende Kunst" nnd zum „Kanstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und amfaast 83 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
sehrift für bildende Kunst* erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, k 80 Pf. fUr die dreispaltige Petitseile, nehmen auBer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein U Vogler, Rnd. Hesse u. s. w. an.
Kimsthistorischer Eongress in Nürnberg 1893.
Programm.
Am Vorabend (24. September) 8 Uhr: Gesellige
Zusammenkunft und Vorbesprechung in einem be-
sonderen Lokale des Hotel Strauß.
Montag den 25. September 9 Uhr Vormittags:
Versammlung im Eonferenzsaale des Germa-
nischen Nationalmuseums (Frauenthormauer 28).
Begrüßung durch den Vorsitzenden des Nürn-
berger Lokalkomitees.
Eonstituirung des Bureaus für den Nürnberger
Kongress.
Beratung der Satzungen für die kunsthistorischen
Kongresse. Referent: Dv. B, Haendcke-^ervL, — Wahl
eines Komitees zur Ausarbeitung der Satzungen.
VortragdesHermDr.flampc-Ntimberg: Deutsche
Kunst und deutsche Litteratur um die Wende des
15. Jahrhunderts.
Antrag des Herrn Prof. Dr. v. Lütxow -Wieu,
betreffend die Gründung eines Instituts ftir neuere
Kunstforschung.
1 Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Hotel Strauß.
Nachmittags 3 Uhr: Besichtigung des Germa-
nischen Nationalmuseums und der Ausstellung.
Abends: Gesellige Zusammenkunft im Deutschen
Kaiser.
Dienstag den 26. September 9 Uhr Vormittags:
Vortrag des Herrn Prof Dr. Dietrichson-ChristiBL-
nia: Die norwegische Holzarchitektur und die nor-
wegischen Bauten des deutschen Kaisers zu Rominten.
Vortrag des Herrn Dr. Max Schmtd-Berlm: Über
kunstgeschichtlichen Unterricht an Volks- und Mittel-
schulen.
Vortrag des Herrn Dr. Bodensiein-Wien: Über
Österreichs Anteil an der Kunstentwickelung.
Mitteilungen des Herrn Ernst -Bfer^cr- München
über die Entwickelung der Maltechnik im Altertum.
1 Uhr: Mittagessen nach freier Wahl.
Nachmittags 3 Uhr: Besichtigung der Sehens-
würdigkeiten Nürnbergs. — Im Rathause Begrüßung
durch einen Vertreter der Stadt.
Abends 6 Uhr: Zusammenkunft im Stadtpark.
Mittwoch den 27. September 9 Uhr Vormittags:
Referat des zur Ausarbeitung der Satzungen ein-
gesetzten Komitees und fieschlussfassung über die-
selben. — Wahlen des standigen Ausschusses und
des nächsten Kongressortes.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Neuunrth-Vrskg: Über
das mittelalterliche Krakau und seine Beziehungen
zur deutschen Kunst.
Vortrag des Herrn Dr. v. Frimmel -Wien: Zur
Galeriekunde.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Freih. Oöler von
Ravensburg 'Cohxirg: Über die Domkanzel des Gio-
vanni Pisano und deren Restauration.
Mitteilungen des Herrn Dr. Bodensiein -Wien
über Wege und Ziele des Kunstunterrichts an tech-
nischen Hochschulen und verwandten Lehranstalten.
Bemerkungen des Herrn Dr. Haendcke-Bem über
die Verwendbarkeit des Skioptikonsim kunstgeschicht-
lichen Unterricht. — Schlusswort des Vorsitzenden.
515
Die Große Berliner Kunstausstellung.
516
1 Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Württem-
berger Hof.
Nachmittags 3 Uhr: Schluss der Besichtigung
der Sehenswürdigkeiten Nürnbergs.
Abends 7 Uhr: Gesellige Zusammenkunft in der
Rosenau.
Donnerstag den 28. September:
Ausflug nach Bamberg. — Abfahrt früh 7 Uhr
50 Minuten. Besichtigung der Sehenswürdigkeiten
Bambergs unter freundlicher Führung des k. Biblio-
thekvorstandes Herrn Dr. Leitschuh,
Anmeldungen und Zuschriften in Angelegenheiten des Kongresses sind an Herrn Direktor Hans
Boesch in Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum) zu richten.
DIE GROSSE BERLINER KUNST-
AUSSTELLUNG.
IV.
Auch in diesem Jahre hat die deutsche Plastik,
die auf keiner anderen deutschen Jahresausstellung
reicher und imponirender auftritt als in Berlin, schon
aus dem rein äußerlichen Grunde, weil keine andere
deutsche Kunststadt so viele Bildner besitzt wie die
preußische Hauptstadt, ein weit höheres Durch-
schnittsniveau aufzuweisen als die Malerei. Es liegt
schon in der Natur des bildnerischen Stoffes, dass
sich der Dilettantismus in der Plastik nicht so breit
machen kann wie in dem weiten Bereiche der zeich-
nenden Künste, weil der Stoflf kräftige Arme und
scharfe, gesund blickende Augen verlangt. Darum
ist auch die Plastik von den schädigenden Einflüssen
des verkehrten Naturalismus, der sein Ziel nur durch
Willkür und Roheit der Formenbehandlung zu er-
reichen sucht, freier geblieben als jedes andere Ge-
biet der Kunst. Selbst Naturalisten wie der Nor-
weger StepJian Sinding, der seit einigen Jahren in
Kopenhagen thätig ist, und der Münchener Joseph
Flossjnann, lassen ihren ungestümen SchaflFensdrang
immer noch innerhalb der durch das Material ge-
zogenen Grenzen der bildnerischen Form austoben,
wenn auch die Ausführung im einzelnen durchaus
malerisch ist und das Ganze auch noch durch far-
bigen Aufputz zur Konkurrenz mit einem Werke
der Malerei hinaufgeschraubt wird. Die in Berlin
ausgestellten Schöpfungen der beiden Künstler —
die Barbarenmutter, die die Leiche ihres gefallenen
Sohnes aus dem Kampfgetümmel fortträgt, und »Zwei
Menschen*, ein sich im elementaren Ausbruch der
Leidenschaft umarmendes, nacktes Liebespaar von
Sifiding und die Gruppe des nackten Weibes, das
seine Kinder vor einer drohenden Gefahr, anschei-
nend vor einer nahenden Wasserflut zu schützen
sucht, und die Büsten seiner Eltern von Flossmunn
— waren nur für Berlin neu, wohin sie mit den
Münchener Sezessionisten gekommen waren. An
Sinding wird man, auch in seinen Ausschreitungen,
immer die geniale Kraft der Phantasie bewundern
müssen, ein Erbteil seiner nordischen Heimat, die
ihm die Gestalten der Recken, Natur- und Gewalt-
menschen eingiebt, die er im Stile des Naturaüsmus
der französischen Schule zur Erscheinung bringt
Flossmann besitzt eine weit geringere Phantasie;
aber sein Formentalent ist dafÄr reicher, intimer,
feiner gebildet. Außerdem haben uns die Münchener
Sezessionisten noch in der aus Holz geschnitzten
Figur eines betenden Mädchens, einer Natumachah-
mung im besten Sinne des Wortes, von Georg Busch,
in der bronzirten, im Stile der florentinischen Früh-
renaissanceplastik komponirten und ausgeführten
Halbfigur einer Madonna mit dem Kinde, einem Ge-
bilde von höchster Anmut, von Josef Böhm, und in
einer humorvollen Brunnengruppe mit einer Satyr-
herme, die aus ihrem Munde einen Strahl auf einen
übermütigen Knaben herabschickt, von M. Oasteiger
plastische Werke gebracht, die uns eine weit höhere
Achtung einflößen, als die meisten Malereien ihrer
ohne Wahl und Qual zusammengerafften Ausstellung.
Auf der letzten Münchener Jjihresausstellung
waren auch die Werke des russischen, in" Paris leben-
den Bildhauers Marcus Äntokolsky zu sehen, dessen
beide Hauptwerke, die energisch aufgefasste, in
großem Stile erdachte und durchgeführte Kolossal-
statue Peter's des Großen und die Marmorfigur des
gefesselten, vor dem Volke stehenden Christus, ein
Werk von mehr pathologischem als künstlerischem
Interesse, seit fünfzehn Jahren die Wanderung durch
sämtliche nationalen und internationalen Kunstaus-
stellungen gemacht haben. Sonst war das Ausland
nur sehr schwach vertreten, was besonders för die
Italiener auffiel, deren Kleinplastik sich freilich rasch
überlebt hat, vielleicht auch vom deutschen Kunst-
markt durch di$ zum Teil ebenbürtigen, zum Teil
besseren Leistungen der deutschen und österreichi-
schen Bildner verdrängt worden ist. Als besonders
zierliche und glücklich erfundene Schöpfungen dieser
Kleinplastik heben wir aus der Masse nur die Sta-
517
Die Große Berliner KunBtauestellung.
518
tuetten Ton Mozart und Beethoven von R Weigl in
Wien, die auf der Mondsichel ruhende Venus mit
dem durch Amor personifizirten Abendstern von Hans
RcUhausky in Wien, die Bronzefigur eines träumen-
den nackten Mädchens von Stanislaus Gatter in Rom,
die Bronzefigur einer Susanna im Bade von Th.
Heiririch Bäumer in Dresden, die nackte Figur eines
Wasser schöpfenden Mädchens von JoJtann Götz in
Berlin, der auch in dem Relief eines antiken Ring-
kampfes eine nicht gewöhnliche Kenntnis der per-
spektivischen Gesetze des Reliefstils gezeigt hat, die
Figur eines kegelschiebenden Bierphilisters von
W. Haverkamp in Berlin, die nackte Phrjme vor
Gericht von Otto Petri in Pankow bei Berlin und
die vornehme Marmorfigur der Aspasia, die eine von
ihrer Rechten gehaltene bronzene Nike sinnend be-
trachtet, von Otto Riesch in Berlin hervor.
Dass die Monumentalplastik in Berlin in hoher
Blüte und voller Schaffenskraft steht, ist, wenn man
in Betracht zieht, dass die Aufträge für Kaise]>,
Sieges- und sonstige Denkmäler einmal abnehmen
können, kein so günstiges Zeichen wie die stärkere
Pflege der Idealplastik, die auf dieser Ausstellung
so hervorr^ende Schöpfungen vorführt, dass die
deutsche Plastik auch in dieser Gattung bald nicht
mehr hinter der französischen zurückstehen wird.
Werke, wie die nackte arabische Schwerttänzerin
mit dem nicht schönen, aber echten Rassentypus von
A, Brütt, die sich dem breiten Rücken des Stiers
anvertrauende Europa von M, Unger, das junge, zwei
Amphoren tragende Mädchen, das die krönende
Figur eines glücklich komponirten Wandbrunnens
bildet, von C, v. Uccktritz, die Sirene, die einen
widerstrebenden Jüngling in ihre verderbliche Um-
armung zwingt, von R Ohmann, der nackte bärtige
Bildhauer von Michelangeleskem Typus, der bei der
Bearbeitung einer kolossalen Zeusbüste sinnend inne-
hält, von F. Lepcke, die schwungvoll bewegten, lam-
pentragenden, nackten Figuren eines Jünglings und
eines Mädchens, die für die Friedrichsbrücke in Berlin
bestimmt sind, von Carl Piper, sind Zeugnisse tief
eindringenden Studiums des menschlichen Körpers,
das zu völliger Beherrschung der Form gelangt und
zugleich durch Geschmack und Adel der Auffassung
geläutert ist. Es liegt also nicht an dem Mangel
an Können, dass solche Werke bei uns im Vergleich
zu Frankreich immer noch selten sind, sondern am
Mangel an Verständnis und Entgegenkommen im
kaufkräftigen, kunstliebenden Publikum, das lang-
sam über dem Bedarf an Porträtbüsten und Grab-
denkmälern eben erst beim Geschmack an der Klein-
plastik angelangt ist. Mit wenigen Ausnahmen hat
also immer noch der Staat das nobile officium, die
Idealplastik großen Stils zu unterstützen, allein zu
erfüllen.
In der Pflege der Monumentalplastik haben ihm
jetzt große und kleine Gemeinwesen einen Teil seiner
Pflicht abgenommen. Unsere Ausstellung hat an
solchen Denkmälern, deren Kosten im wesentlichen
durch Gemeindemittel und freiwillige Beiträge be-
stritten worden sind, die Kaiser Wilhelm-Denkmäler
für Mannheim und Elberfeld von Gustav Eberlein,
für Bremen von Robert Baerwald, für Görlitz mit
den Statuen Bismarck's und Moltke's an den Lang-
seiten des Sockels von J. Pfuhl, für Bromberg von
Ä. Galandrelli, durchweg kolossale Reiterstandbilder,
zum Teil mit reichem Gruppen- und Reliefschmuck
am Sockel, das Standbild Kaiser Friedrich's für
Spandau vob Albert Matithe, das kolossale, in echtem
Monumentalstil ausgeführte Standbild des Marschalls
Blücher für Gaub am Rhein von F. ScJiaper und das durch
feine, geistvolle Charakteristik ausgezeichnete Bronze-
standbild des Bischofs Bernward, das sich auf einem an
den Ecken mit romanischen Marmorsäulen besetzten,
an drei Seiten mit Bronzereliefs geschmückten Granit-
sockel erhebt y für die Stätte seines segensreichen
Wirkens, Hildesheim, von F. Hartxer aufzuweisen.
Bei den Denkmälern Eberlein's sind die poesie- und
schwungvollen, von flammender Begeisterung getra-
genen Sockelgruppen weit genialer als die für beide
Denkmäler identische Reiterfigur und die Reliefs,
in denen der malerische Stil mit den Anforderungen
der geschichtlichen Realität in Zwiespalt geraten ist.
Sehr glücklich erfunden, reich an fesselnden Einzel-
heiten und wirksam im Aufbau sind auch die beiden
für das Treppenhaus des Stuttgarter Museums be-
stimmten Gruppen Eberlein's: »Der Friede sichert
die Kraft des Landes*' und »Die Landwirtschaft und
der Reichtum des Landes*. Das sind keine trocke-
nen Allegorieen, sondern Abbilder blühenden, von
idealer Auffassung getragenen Lebens.
Auch in der Porträtbildnerei ist der Dilettan-
tismus so in den Hintergrund gedrängt worden, dass
man kaum noch über völlig interesselose Arbeiten
zu klagen Grund hat. Desto größer ist die FüUe
der durch geistige oder technische Vorzüge fesseln-
den Büsten und Reliefs, aus denen wir nur die Mar-
morbüste des verstorbenen Hamburger Bürgermeisters
Petersen von B, Kruse, auch ein vollkommenes Ab-
bild der Natur, aber nicht im Stile Liebermann's,
die Büsten der Schriftsteller H. Seidel und J. Trojan
von Harro Magnussen und die Reliefporträts seiner
519
Peter STznen.
520
Eltern von He/nnann HiMing als Muster ihrer Art
herausgreifen. ADOLF ROSENBERQ.
PETER SYMEN.
In der Eunstchronik vom 30. Juni 1892 bat
ich um Auskunft über Peter Symen von Antwerpen,
dessen von Van Dyck gemaltes Porträt, von einem
Unbekannten gestochen, in den späteren Ausgaben
der Ikonographie des genannten Künstlers erscheint.
Auf meine Anfrage ist nichts erfolgt, jedoch bin ich
seitdem selbst in die Lage gekommen, wenn auch
nicht das Rätsel zu lösen, so doch eine Konjektur
zu wagen, die nicht ganz grundlos zu sein scheint.
Im vergangenen Jahre arrangirte ich eine Velaz-
quez- Ausstellung im Bostoner Kunstmuseum und las
bei dieser Gelegenheit natürlich Prof. Justi's treff-
liches Werk über den spanischen Meister. Daselbst
findet sich, Bd. I, S. 398, detaillirte Nachricht über
eine große Anzahl von Bildern, welche Rubens
unternommen hatte flir Philipp IV. zum Schmuck
der «Torre de la Parada* entweder selbst zu malen
oder von anderen malen zu lassen. Unter den auf-
gezählten Oehilfen wird auch Simon Peter Tilmans
genannt und Herr Prof. Justi fügt diesem Namen
in Klammern bei .Pedro Simon«, was mich natürlich
sofort an unseren »Peter Symen* denken ließ. Meine
briefliche Anfrage, auf welche Gründe sich die Iden-
tifizirung des Simon Peter Tilmans mit »Pedro Simon*
stütze, war Herr Prof. Justi so freundlich wie folgt
zp beantworten: »Der Name Pedro Simon findet
sich in der im königl. Palast zu Madrid, Archiv,
aufbewahrten Testamentaria del Seüor D. Carlos II.
und dem darin befindlichen Inventar der Gemälde
in der Torre de la Parada, aufgestellt im Jahre 1701.
Quarto bajo, sulza Ul* werden aufgezählt, Pedro
Simon j Pocrie y Zolaizo (Zephyr) — Nepptuno y
una Ninfa, mit dem Zusatz: perdido 1710. Ich habe
nun in allen mir zugänglichen Registern damaliger
vlämischer Maler nach diesem Pedro Simon gesucht
und nur diesen S. P. Tilmans gefunden, auf den
P. S. passen könnte Die Angaben des Inventars
sind wahrscheinlich nach der von Rubens übersandten
Liste der Gemälde für die Torre de la Parada ge-
macht. Über diese Bilder finden Sie Auskunft in
meinem Artikel über den Infanten D. Fernando
in Lützow's Zeitschrift flir bildende Kunst, 1879.*
Herr Prof. Justi weist noch auf die Notiz hin,
welche Houbraken, Schouburgh, II, S. 88, über
Tilmans beibringt, und schreibt über das diese Notiz
begleitende Porträt wie folgt: »Sein Porträt (zu S, 79),
das einen Sechziger darzustellen scheint, — nach der
Angabe 67 Jahre alt, — ist nach einem Stiche von
Chr. Hagens gemacht, 1668. Ist meine Vermutung
richtig, so wäre er als Vierziger in Antwerpen ge-
wesen, wo ihn Rubens für die Ausführung dieser
Gemälde gewonnen hätte.* Dem wäre noch hinzu-
zufügen (laut Justi, I, S. 398), dass die betreffenden
Gemälde im November 1636 schon in Arbeit waren
und am 7. Dezember 1637 an den Ort ihrer Bestim-
mung abgingen.
Die Stelle aus Houbraken citire ich aus »Quellen-
schriften*, Bd. XIV, S. 196 und 197, wie folgt:
»Auch ein Simon Peter Tilmans, genannt Schenck,
ein tüchtiger Landschaftsmaler» der sich viele Jahre
in Italien geübt hat, wird erwähnt. Später verlegte
er sich auf die Porträtmalerei, in welcher er zu solcher
Bedeutung gelangte, dass er unter die Besten seiner
Zeit zu zählen ist. Er hatte auch die Ehre, in Wien
den Kaiser Ferdinand zu porträtiren. Ich habe
Landschaften, Figuren, insbesondere aber Blumen
von ihm gesehen, die mit Wasserfarben fleißig nach
der Natur gemalt waren. Sein Porträt ist durch
einen Kupferstich von Chr. Hagens aus dem Jahre
1668, als er 67 Jahre alt war, bekannt.*
Nagler lässt den Künstler, dessen Namen er
»Tillemans, Simon Peter, genannt Schenck* schreibt,
in Bremen geboren sein und sagt unter anderem
über ihn: .über die Lebenszeit dieses Künstlers giebt
uns das von G. Hf^ens gestochene eigenhändige
Bildnis des Meisters Aufschluss. Es ist bezeichnet:
Simon Peter Tillemans pinxit aet. 67. G. Hagens sc.
1668. Auch Weyerman, Houbraken und Descamps füg-
ten das Bildnis dieses Meisters bei. Boschini nennt
diesen Künstler Tiliman Vangemeren, was wahr-
scheinlich T. von Bremen bedeuten solL Auch Til-
mann scheint der Meister genannt worden zu sein.*
Es existirt ako ein Porträt des Peter Symen,
Originalgemälde von Van Dyck bei Herrn Francis
Bartlett, in Boston, eine Kopie davon in der Kasseler
Galerie, ein Stich danach in den späteren Ausgaben
der Ikonographie. Von Simon Peter Tilmans haben
wir den Stich von Hagens, 1668 gefertigt, als
der Künstler 67 Jahre alt war. Zur Zeit als die
Bilder für die Torre de la Parada gemalt wurden,
1637, war Tilmans demnach 36 Jahre alt. Van
Dyck, 1599 geboren, zählte damals 38 Jahre. Da
er aber schon 1632 nach London ging, so musste
er das Porträt spätestens in diesem Jahre gemalt
haben, als Tilmans 31 Jahre alt war, was ganz gut
mit dem Aussehen des Dargestellten stimmt
Die Frage ist nun: Lässt sich zwischen dem
Porträt des Peter Symen von Van Dyck und dem
521
Büchenchaa.
522
des Simon Peter Tümans von Hageos (nach dem
alle späteren gemacht worden zu sein scheinen) eine
Ähnlichkeit feststellen? Leider steht mir hier der
Stich von Hagens nicht zu Gebote und von den auf-
geführten Büchern kann ich nur Descamps in der
späteren Marseiller Ausgabe, 1842—43, finden. Der
Notiz ,aber Simon-Pierre Tillemans", Bd. I, S. 291,
ist ein Porträt beigegeben, ,C. Eisen del. Ficquet
sculp.*, auf Stein übertragen, wohl vermittelst des
anastatischen Verfahrens. In der Übertragung hat
es augenscheinlich erheblich gelitten. Ob dieses
Porträt auch auf dem Stiche von Hagens basirt, kann
ich nicht feststellen. Faucheux, im Katalog der
Werke Ficquet's, wo es unter Nr. 147 aufgeführt
wird, sagt darüber nichts. Jedenfalls stellt es einen
älteren Mann dar, der freilich für einen 07 er noch
etwas jugendlich aussieht Lässt man jedoch diese
Frage des Alters beiseite, so kann man nicht umhin
zuzugeben, dass der Identität der Dargestellten auf
den beiden Bildern nichts im Wege steht. Die
Tracht hat sich geändert, — Peter Symen trägt
kurze Haare und eine Mühlsteinkrause, Simon Peter
dagegen hat lange Haare, auf denen ein kleines
schwarzes Eäppchen sitzt, und statt der Krause trägt
er einen flachen, vom eckig geschnittenen Kragen,
aber die Kopfform ist dieselbe, die Augenbrauen
zeigen einen ähnlichen Schwung, Schnurrbart und
Kinnbart entsprechen sich auf beiden Bildern, nur
die Nase ist nicht mehr so fein, — wer weiß warum?
Es soll hier keineswegs als klar bewiesen hin-
gestellt werden, dass Simon Peter Tilmans, Tillemans,
Tilmann, Tiliman^ genannt Schenck, mit Van Dyck's
Peter Symen und dem Rubens- Justi'schen Pedro
Simon ein und dieselbe Person sei. Aber die Daten
stimmen annähernd, und eine positive ünähnlichkeit
liegt jedenfalls nicht vor. Will nicht einmal jemand
den Vergleich machen zwischen dem Stiche von
Hagens und dem der Ikonographie ? Jedenfalls würde
ein solcher Vergleich mehr Beweiskraft haben, als
der sehr ungenügende, auf den ich mich beschränken
musste. S. R KOEIILER,
BÜCHERSCHAU.
Hofirtede de Groot, Comelis. Quellenstudien zur hollän-
dischen Kunstgeschichte : Arno Id Roubrcüien und seine grooie
Schouburgh, Baag, M. NijhofF, 1893. 8o.
Die Wertschätzung der „großen Schaubühne" des Hou-
braken hat schon erhebliche Schwankungen durchgemacht.
In den alten Hand- und Nachschlagebüchem, welche für
die Geschichte der Malerei in Betracht kommen, wurde Hou-
braken meist kritiklos ausgeschrieben. Dann kam eine ge-
waltige Welle über diese ruhige Fläche bequemer Vertrauens-
seligkeit. Man knüpfte an einzelne besonders auffällige
Irrtümer an und verwarf darnach allzusehr verallgemeinemd
das Ganze. Neuerlich erkennt man in Houbraken's Maler-
buch wieder eine ganz brauchbare Quelle. Freilich von
Fall zu Fall will dieselbe genau untersucht sein. Der Wider-
streit, der zwischen der Wertschätzung des Houbraken zu
verschiedenen Zeiten liegt, scheint es nun auch zu sein, wel-
cher den ebenso emsigen wie begabten Forscher Dr. C. Hoüstede
de Groot dazu bestimmt hat, die „Große Schaubühne*' auf
ihre Grundlagen hin zu durchforschen. Als Einleitung giebt
der Autor eine gründlich gearbeitete Monographie über Hou-
braken, die wir schon vor zwei Jahren als Inauguraldisser-
tation kennen gelernt haben. Der Hauptwert des ganzen
Buches liegt zweifellos in dem Nachweise der litterarischen
und ungedruckten Gewährsmänner, die Houbraken für sein
Malerbuch benutzt hat. H. de Groot beweist hier eine sel-
tene Vertrautheit mit dem Stoff, so dass sich wohl ruhig
annehmen lässt, er hätte Wesentliches nicht übersehen.
Auch in dem Abschnitte „Kunstwerke als Quellen'' (S. 89 ff.)
wüssten wir zunächst keine auffallende Lücke nachzuweisen.
Hofstede de Groot giebt in diesem Abschnitte, der mit zu
den wichtigsten des neuen Buches gehört, eine Obersicht
über die Kunstwerke, die bei Houbraken erwähnt oder be-
schrieben werden, und merkt dazu an, ob sie noch jetzt er-
halten sind. Bezüglich des sogen. „Akerboom**, dessen An-
sicht von Doomik bei Houbraken erwähnt wird, meinte
Wurzbach, es läge hier eine Verwechslung mit A. Verboom
vor, was man als möglich gelten lassen muss, solange man
von einem Maler „Akerboom'' weder urkundliche Nachrich-
ten noch Werke kennt Zu dem Namen „Fla7nan" (Ber-
tolet) sei bemerkt, dass E. Fetis, der die Schreibung der
Künstlernamen sehr genau nimmt und den Bertolet mono-
graphisch behandelt hat, diesen Maler „Flemalle" nennt
Bezüglich des Selbstbildnisses von M. Naiveu, das Hofstede
de Groot erwähnt (S. 150), muss man dem Autor vollkom-
men beipflichten. Ref. hat das nette Bildchen selbst beim
Geh. Bat K. St. Michel in Mainz gesehen und nach den
Analogieen mit dem Bildchen im Ferdinandeum zu Innsbruck
und einem in Wiener Privatbesitz als Werk des Mat. Naiveu
erkannt*) In diesem Zusammenhange sei die Vermutung
geäußert, dass eine büßende Magdalena der Dresdener Galerie
(Nr. 1723), die bisher keinen bestimmten Namen erhalten
hat, ein Werk des M. Naiveu sei. Die erste Abteilung des
Buches schließt mit eifü^rortrefflichen „Charakteristik der
Geschiohtschreibung Houbraken's'*. Dass die „Groote Schou-
burgh'* hier und da recht unkritisch ist, dass sie Klatsch
bringt, sich unzählige Miss Verständnisse zu Schulden kom-
men lässt, wird durch dieses Kapitel vollkommen klar: „Wo
uns daher irgend eine Angabe bloß durch Houbraken über-
liefert ist, müssen wir die Frage, ob sie Wahres enthält,
in jedem einzelnen Fall aufs neue prüfen und nach mehr
oder weniger subjektivem Ermessen entscheiden. Nur eine
Eigenschaft Houbraken's dürfen und müssen wir dabei inmier
berücksichtigen. Es ist seine Klaischsucht, seine Anekdoten-
krämereL^^ So Hofstede de Groot Zu wünschen wäre, der
Autor dieser gründlichen Arbeit möchte uns neben dem ab-
sprechenden Ergebnis, das in diesen Worten ausgedrückt ist,
auch alle Stellen bei Houbraken angeben, deren Mitteilun-
gen von der neueren Kunstforschung bestätigt worden sind.
Die Sachlage scheint uns diese zu sein: die zahlreichen
Stellen bei Houbraken, für die nunmehr ältere litterarische
Quellen nachgewiesen sind, haben für uns keinen Wert mehr,
da wir nach den ursprünglichen Nachrichten zu greifen
1) Über die Bilder in loDsbruck und Wien vergl. „Ohronique
des arts" 1891 (S. 807 ff.).
523
Bücherschau.
524
haben. Die Angaben Hoobraken's aber, die er von seinen
Zeitgenossen hat, bleiben bedeutsam, wenngleich man sie
mit Vorsicht aufnehmen wird. Die Angaben, für die bisher
keine Quellen zu finden waren, zerfallen wieder in solche,
die von der neueren Forschung berührt (bestätigt oder wider-
legt) worden sind, und in solche, ftlr die wir nur Houbraken
allein als Quelle kennen. Eine Bearbeitung der Angaben
nun, die übrig bleiben, wenn man die bisherigen Quellen-
nachweise vom ganzen Houbraken' sehen Buche abzieht, er-
scheint uns erwünscht. Eine kleine Ergänzung, die wir zu
bieten vermögen, bezieht sich auf die Angaben über die
Maler Namens Kamphuyscn, De Groot bemerkt, dass sichere
Bilder von Joachim Kamphuysen nicht bekannt seien. In
der Litteratur allerdings nicht; docb kennen wir ein deut-
lich dgnirtee Gemälde, das folgende echte Inschrift trägt:
Jo Kamphuysen fe. Das J ragt von unten her bis fast in
die Mitte des und ist in seiner Lesung vollkommen sicher.
Das Bild selbst befand sich ehedem in der Sammlung Kast-
lunger in Wien<), kam später in die Sammlung Goll und
ist gegenwärtig im Besitz der Frau Caroline Burger, Hof-
sekretärs-Gattin zu Wien, welche eine Reihe wertvoller Ge-
mälde (wie einen signirten A. Palamedes mit lebensgroßen
Figuren, einen schönen Ruthardt, einen treulichen Adr. v.
Nieulandt von 1640, einen schönen Yerboom und viele spä-
tere gute Bilder) ihr eigen nennt. Der Joachim Kamphuysen
ist eine Landschaft, die ein wenig an Albert Cuyp, ein
wenig an Paul Potter erinnert und die bedauern lässt, dass
sich von einem so tüchtigen Meister nicht mehrere Bilder
erhalten haben. Vielleicht finden sich übrigens nach dem
Bekanntwerden des Joachim Kamphuysen bei Burger bald
noch andere da und dort unter den Guyps und Potters.
Der „Katalog djer rühmlichst bekannten Sammlung von Ori-
ginalölgemälden alter und modemer Meister des verstorbenen
Herrn Ferdinand Goll in Wien" beschreibt das Bild als
Nr. 18: „Eine Landschaft mit drei Kühen, wovon eine von
einem Weibe gemolken wird. Ein Mann ist im Begriffe,
die Milch in hölzernen Kübeln fortzutragen. Aus der Samm-
lung des Herrn Kastlunger. Auf Leinwand 23 Zoll hoch,
26 Zoll breit.'' Das Bild ist, wie fast alle Gemälde der
Burger'schen Sammlung, vortrefflich erhalten. Über den
großen Kamphuysen in Kassel sei die Bemerkung gestattet,
dass die Sicherheit der Bestimmung in diesem Falle keine
allzu große ist, namentlich was den Vornamen Govert Go-
vertsz anbelangt. — Der zweite Teil des vorliegenden Buches,
enthält einen eingehenden „Einzelnachweis der litterarischen
Quellen'S einen Abschnitt, dessen saubere. Übersichtliche
Ausarbeitung besonders betont werden soll. Auf S. 261 sind
wohl die Verse aus de Bie zu streichen, die sich nicht auf
dasjenige Werk des Mieris beziehen, welches bei Houbraken
besprochen ist, sondern auf irgend ein Werk des Mieris,
das sich wohl gar nicht mehr nachweisen lässt. Die Cha-
rakterisirung ist gar zu allgemein. Als Ganzes betrachtet,
müssen wir die De Groot'sche Kritik der „Großen Schau-
bühne'* des Houbraken als eine der tüchtigsten Leistungen
bezeichnen, die auf dem Gebiete der modernen Kunst-
geschichte neuerlich erschienen sind. Auch die äußere Aus-
stattung des Buches ist eine durchaus gediegene und macht
dem Verleger alle Ehre. Man ist sicher, das neue Buch in
kürzester Zeit bei allen Freunden niederländischer Malerei
anzutreffen.
Wien. TU. V. FRTMMEL,
1) Über diese vergl. des Ref. Studie über die Gemäldesamm-
langen in Wien im Repertorium für Kunstwissenschaft, XIII. Bd. ff.
Gmlil und KxmBV, Leben der Qrieeheti und Römer, Sechste,
vollständig neu bearbeitete Auflage, herausgegeben von
Eichard Engelmann. Berlin, Weidmännische Buchhand-
lung. 1893. 80. (Vollständig in 18 Lieff. ä 1 Mk.)
Die neue Bearbeitung, in der uns das weitverbreitete,
treffliche Handbuch der Altertumskunde vorliegt, ist eine
so durchgreifende, dass man sie nahezu als eine völlige Neu-
schöpfung bezeichnen kann. Zunächst bringt sie selbstver-
ständlich die ganze Fülle der Ausgrabungsergebnisse, durch
welche Heinrich Schliemann und die in Griechenland und
Rom etablirten archäologischen Staatsinstitute seit zwanzig
Jahren unsere Kenntnisse bereichert haben, um dieses
Material bewältigen zu können, hat die Verlagshandlung
das Format des Buches vergrößert und damit zugleich Raum
geschaffen für eine Menge neuer instruktiver Abbildungen,
durch welche die Gesamtzahl der Illustrationen des Buches
auf Über 1000 erhöht wird. — Dann aber ist auch mit der
Einteilung des Werkes eine durchgreifende Veränderung
vorgenommen worden: die Paragraphen sind weggefallen
und an ihre Stelle ist eine übersichtliche Kapiteleinteilung
getreten, in deren Rahmen sich der Inhalt sachgemäßer
gliedern, das Zusammengehörige zu abgerundeter Darstellung
bringen lässt. Ein Hauptvorteil dieser neuen Gliederung
des Stoffes liegt darin, dass die berühmten Fundstätten von
Mykenä, Olympia, Pergamon, Tiryns, Troja, die Akropolis
von Athen, das römische Forum u. s. w. nun ihre eingehende
zusammenhängende Behandlung finden können, was bei der
alten Paragrapheneinteilung schwer möglich gewesen wäre.
Wir machen hienmt alle beteiligten Kreise, Gelehrte wie
Lernende, auf die Engelmann'sche Arbeit aufmerksam. Einer
besonderen Empfehlung bedarf sie kaum. Nach Voll-
endung der neuen Ausgabe werden wir auf sie zurück-
kommen und hoffen dann auch aus dem bildlichen An-
schauungsmaterial des Buches den Lesern einige interessante
Proben vorlegen zu können. *
•* Der berühmte Hochaltar und das Qestühl im Chor
der Klosterkirche ziiBlaubeuren, zwei Hauptwerke der schwä-
bischen Schule vom Ende des 15. Jahrhunderts, finden ihre
treffliche Publikation in einem Lichtdruck werke mit erläu-
terndem Text von Max Bach, von dem die erste Lieferung
vor kurzem erschienen ist. Die von C. Ebner in Stuttgart
herrührenden photographischen Drucke lassen an Klarheit
und günstiger Bildwirkung nichts zu wünschen Übrig. Der
sorgfältig gearbeitete Text beschäftigt sich eingehend mit
der vielumstrittenen Frage, ob und wie weit Syrlin d. ä.
oder jung, und Zeitblom an den Werken beteiligt sind.
Sobald das Ganze vorliegt, werden wir über die Resultate
der Untersuchung berichten. Die Publikation ist Hm. Dir.
Ed. Paulus in Stuttgart gewidmet.
Blatalog der Bibliothek der königl. Akademie der Künste
zu Berlin. Bearbeitet von 'E. Dobbert und W. Qrohmann.
Berlin, A. Asher & Co. 1893. XXI u. 576 S. 8«.
Gedruckte Kataloge großer, viele Wissenszweige umfas-
sender Bibliotheken bleiben stets pia desideria, weil ihre
Herstellung mit unverhältnismäßig großen Kosten und Schwie-
rigkeiten verbunden ist Um so willkommener müssen den
Fachleuten gedruckte Spezialkataloge mäßigen Umfangs
sein, welche ihnen über den Bucherbestand einer bestimmten
Anstalt bequemen Überblick gewähren. Wir besitzen solche
systematisch geordneten Verzeichnisse z. B. von den Biblio-
theken mehrerer technischen Hochschulen \md Kunstaka-
525
Bücherschau.
526
demieen, und wissen deren Wert yollkommen zu würdigen.
Wie aus der Titelangabe hervorgeht, hat sich auch die Ber-
liner Akademie kürzlich entschlossen, einen neuen Katalog
ihrer Bücherschätze herauszugeben, der uns in der gemein-
samen Arbeit der beiden genannten Autoren, von denen der
erstere mit der Oberaufsicht der Sammlung betraut, der letz-
tere deren eigentlicher Vorstand ist, in einem stattlichen
Oktavbande vorliegt. Für die Anordnung desselben hat der
Katalog der Wiener akademischen Bibliothek in mancher
Hinsicht als Vorbild gedient. Auch hier war in erster Linie
der Gedanke maßgebend, dass es sich um die Büchersamm-
Inng einer Kunstanstalt handelt, deren Benutzung vor allem
künstlerischen Zwecken zu dienen hat. Nach einem kurzen
Abschnitt, welcher die KunstwOrterbÜcher und Zeitschriften
umfasst, folgen die Hauptkapitel: Knnstlehre, Kunstpfiege,
Kunstgeschichte, darauf die Bibliographie der Kunst und
Verschiedenes. Anatomie, Mythologie u. s. w. sind logischer-
weise zur Kunstlehre gezogen. Der Kunstgeschichte ist die
Künstlergescbichte eingeordnet. Für die Erleichterung des
Nachschlagens sind alphabetische Autoren- und Künstlerver-
zeichnisse beigefügt In der Vorrede bekommen wir eine
kurze dankenswerte Übersicht Über die sämtlichen in der
Bibliothek der Berliner Akademie vereinigten Kunstschätze
und deren allmähliche Vermehrung: Bücher, Kupferstiche
u. dergl., Handzeichnungen und Photograpbieen. Die Biblio-
thek zählt gegenwärtig 5400 Werke in etwa 9200 Bänden.
Von den BeslAnden der Kupferstichsammlung seien der Der-
schau'sche und der von LeperscheNachlass, ferner das 1826 aus
Chodowiecki's Verlassenschafb erworbene vollständige Exem-
plar von dessen Badirungen hier namhaft gemacht. In der
Sammlung der Handzeichnungen sind außer Ghodowiecki
namentlich Gottfried Schadow, Hackert, Rode, Rehberg,
Wach, Gust. Taubert und Blechen in hervorragender Weise
vertreten. Der erste Vorstand der 1786 neu begründeten
Sammlung war Goethe's Freund Karl Philipp Moritx, Auch
unter den Vorständen der nachfolgenden Zeiten finden wir
bekannte Namen, wie Ijcvexow^ Scholl und namentlich Franx
Kugler, Die gegenwärtigen Vorstände, Dohhert und Qroh-
mann, sind mit ihrer ausgezeichneten Katalogarbeit, in die
auch Dr. Max Jordan fördernd eingriff, würdig in die Fuß-
stapfen dieser ihrer hochverdienten Vorgänger eingetreten.
C. V. L.
* Die Vorsteher des Museums in Boston (Mass.) sandten
uns ihren Jahresbericht ftir 1892, aus dem wieder über das
Wachstum der Sammlungen dieses trefflich geleiteten In-
stituts, über die von ihm vertinstalteten Ausstellungen, Vor-
tragscyklen und sonstigen Unternehmungen Erfreuliches und
Nachahmenswertes berichtet wird. Die Zahl der Besucher
war im vorigen Jahre gegen 237 000. Sehr beträchtlich
stellen sich auch die dem Museum zugewiesenen Gaben und
Geschenke heraus, unter den Geschenkgebem figurirt ein
uns wohlbekannter Deutscher, Hr. Hab ich in Kassel, der dem
Bostoner Museum eine Anzahl Dürer'scher und Beham'scher
Stiche und zwei Rembrandt'sche Radirungen in schönen
Drucken zuwies. Von besonders rühriger Thätigkeit zeugt
der Bericht über die graphische Abteilung und der über die
antike Kunst.
* Richard Muther' s „Geschichte der Malerei im neun-
zehnten Jahrhundert*' ist in raschem Fortgange bis zur
vierten Lieferung vorgeschritten, und entspricht bisher durch-
aus den beim Erscheinen des ersten Heftes allgemein zum
Ausdruck gebrachten Erwartungen. Es ist eines der best-
geschriebenen und reichstillustrirten Bücher über moderne
Kunst, welche wir in der deutschen und außerdeutschen
Litteratur besitzen. Aus dem Inhsdte der vierten Lieferung
seien zunächst die Kapitel Über die englische Malerei zur Zeit
des Lawrence, Wilkie und Landseer, dann der besonders
hübsch illustrirte Abschnitt Über das Militärbild, sowie die
nicht minder interessanten Darstellungen der humoristischen
und soualistischen Genremaler der Neuzeit hervorgehoben.
Am Schluss der Lieferung beginnt die Schilderung der deut-
schen Landschaftemalerei mit ihren Bahnbrechern: Koch,
Rottmann, Preller, Lessing.
* Unter dem Titel yyThesaurtis of Architecture and its
subsidiary arts^^ kündigt Baron R. v. Qeymüller (Basel, Freie
Straße 31) ein großartig angelegtes Unternehmen an, welches
nichts Geringeres bezweckt als eine Vereinigung sämtlicher
architektonischer Originalzeichnungen der großen modernen
Meister in photographischen Nachbildungen. Im Ganzen soll
das Werk etwa 5000 Abbildungen bringen, teils auf Tafeln
in Folio, teils in Form von Textillustrationen in dem den
Tafeln beizugebenden Katalog, welcher wie die Teztunter-
Schriften nur in englischer Sprache erscheinen wird. Ein ein-
leitender Teil wird sich mit den Zeichnungen antiker und
mitteralterlicher Denkmale, der Hauptabschnitt aber mit den
Zeichnungen der großen Architekten der Renaissance und der
darauffolgenden Perioden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
beschäftigen; den Schluss bilden die auf GemSldehinter-
gründen, Medaillen u. dgl. dargestellten Gebäude, architek-
tonische Modelle u. s. w. Das Werk wird nur in dreißig
Exemplaren gedruckt. Der Subskriptionspreis beträgt 25 000
Frank (in fünf Jahresraten zu 5000 Frank). Wir wollen
hoffen, dass der verdienstvolle Autor für diese Monstrepubli-
kation bei den „European, American and — Australasian
patrons of art" die bereitwillige Unterstützung findet, die
er sicher zu erwarten scheint.
KUNSTLITTERATUR.
VerseichniB von Photographieen nach Werken der
Malerei bis zum Anfang des XIX. Jahrhunderts, nach
kunstwissenschaftlichen Gesichtspunkten geordnet, mit bei-
gefügten Verkaufspreisen. Berlin, Amsler & Ruthardt
(Gebr. Meder). Lieff. I u. IL 1803. 8o.
« Auf dem ersten kunstwissenschaftlichen Eongress in
Wien wurde von Anton Springer (in einer an den Vor-
sitzenden gerichteten Zuschrift) der Gedanke eines wissen-
schaftlichen Katalogs aller bisher nach Kunstwerken auf-
genommenen Photographieen angeregt und auch eine Kom-
mission zur Verwirklichung dieser Idee gewählt. Die Kom-
mission ist nie zusammengetreten, aber der Gedanke blieb
lebendig und findet wenigstens seine teilweise Realisirung in
dem vorliegenden Verzeichnisse, das einem vor mehreren
Jahren herausgegebenen kleineren KataJoguntemehmen der-
selben Verlagsbandlung nachgebildet ist und die dort ge-
botene Auswahl zunächst für das Gebiet der älteren Malerei
vervollständigen soll. Wenn der frühere Katalog die Haupt-
werke aller drei bildenden Künste in ungefthr 2500 Num-
mern repräsentirte , von denen etwa 1300 auf die Malerei
fielen, soll das jetzt begonnene Unternehmen deren 17 000
bloß nach Gemälden aufgenommene Originalphotographieen
enthalten. Und zwar unter genauer Angabe der größeren
Formate, der Preise und der wichtigeren kunstgeschichtlichen
Litteratur. Findet das Verzeichnis, wie nicht anders zu ge-
wärtigen ist, beifällige Aufnahme im Publikum, so beabsich-
tigt die Verlagshandlung, ebenso eingerichtete Kataloge auch
527
Kunstlitteratur. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Preisverteilungen.
528
über die Gebiete der Bildhanerknnst und Architektur zu
veröffentlichen. Bisher liegen zwei starke Lieferungen vor,
welche die Werke der Malerei bis zur zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts und zwar in 4403 Nummern umfa^seii;
davon fallen die Nrn. 1—227 auf die antike Malerei, 228—393
auf die Malerei des altchristlichen und byzantinischen Stils,
394—1513 auf die Malerei des Mittelalters, die größere Mehr-
zahl (gegen 3000 Nrn.) auf die B.enai88ance. Die letztste
Abteilung ist selbstverständlich die in jeder Hinsicht be-
deutendste des Ganzen und wird in den noch zu gew^r-
tigenden Heften erst ihre volle Wichtigkeit für den Benutzer
des Verzeichnisses bewähren. — In den vorangehenden Ab-
teilungen sind uns einige Lücken aufgefallen : so fehlen z. B.
unter den antiken Wandmalereien die interessanten Dar-
stellungen aus dem sogen. Hause der Livia, unter den Fresken
des Mittelalters die spätromanischen Werke im Dome von
Gurk u. a., welche der Wiener Photograph Wlha aufge-
nommen hat, auf dessen reiche Sammlung von Lichtbildern
aus allen Perioden der Kunst in Österreich wir bei diesem
Anlass überhaupt die Kunstfreunde aufmerksam machen
wollen.
* Das Kupferstichkabineit im British Museum veröffent-
licht soeben ein neues, übersichtliches Verzeichnis seiner
Schätze, das wegen der Sorgfalt seiner Ausführung und
seiner praktischen Einrichtung allgemeine Beachtung ver-
dient. Das Verzeichnis führt den Titel: „Index of artists
represented in the department of prints and drawings in
the British Museum" und soll demnach nicht etwa eine aus-
führliche Beschreibung aller Blätter, sondern nur einen
kurzen Nachweis über die Vertretung der verschiedenen
Schulen und Meister in dieser weltberühmten Sammlung
bieten. Der bisher erschienene, von dem Direktorialassi-
stenten des Kabinetts, Herrn Lionel Cust bearbeitete erste
Band umfasst die niederländischen und deutschen Schulen.
Innerhalb einer jeden dieser Hauptabteilungen sind die Mei-
ster alphabetisch geordnet und dann unter ihrem Namen
zunächst ihre Handzeichnungen oder eigenhändigen Werke
vervielfältigender Kunst, dann die nach ihren Originalwerkcn
angefertigten Reproduktionen aufgeführt. Und zwar nur
summarisch, bei den Hauptmeistem unter Angabe der Zahl
der von ihnen vorhandenen Blätter. In einer Randkolumne
stehen die Geburts- und Todesdaten. Kurze biographische
Notizen sind den Namen beigefügt. Die Abteilung der
Niederländer umfasst die holländischen und vlämischen
Künstlernamen, die deutsche Abteilung schKeßt die Oster-
reicher und Schweizer mit ein. Zwischen Modernen und
Alten ist kein Unterschied gemacht. Ein dritter Abschnitt
gilt den gleichfalls alphabetisch geordneten Monogrammisten.
— Wie wir aus der von Herrn Sidney Colvin ver&ssten,
orientirenden Vorrede entnehmen, ist der zweite, die fran-
zösischen und italienischen Schulen umfassende Band des
trefflichen Werkes in Vorbereitung.
NEKROLOGE.
♦ Eofrat Quirin r. Leitner^ der langjährige Redakteur
des Jahrbuchs der Kunstsammlungen des österreichischen
Kaiserhauses, starb in Wien am 23. Juli nach langen schmerz-
vollen Leiden im GO. Lebensjahre. Leitner hat ein Haupt-
verdienst um die Organisation der Sammlungen des Wiener
Hofmuseums und war in den letzten Jahren besonders mit
der Gründung des neuen Heeresmuseums beschäftigt
PERSONALNACHRICHTEN.
%* Dem Landschaftsmaler Georg Oeder in Düsseldorf
ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
%* Zicm Direktor der MüncJiener Kunstakademie ist für
die drei Studienjahre 1893—1896 der bisherige Direktor
Ludwig Löjftx ernannt worden.
%* Der ^faler Paul Hieß in Weimar ist vom Großherzog
von Sachsen zum Professor ernannt worden.
%* Dr. August Schmarsow, außerordentlicher Professor
der Kunstgeschichte an der Universität Breslau, hat seine
Entlassung aus seinem Lehramt nachgesucht und erhalten.
%* Dr, Marc Rosenberg, bisher außerordentlicher
Professor an der technischen Hochschule zu Karlsruhe, ist
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt worden.
* Dr, Th. V. Fn'mmel hat seinen Posten am kunsthistori-
schen Hofmuseum in Wien freiwillig aufgegeben, um sich
der Ausführung größerer kunstgelehrter Arbeiten widmen zu
können. Nach der Heimkehr von einer soeben unternomme-
nen Studienreise nach Holland und England gedenkt Frimmel
im Winter in Wien einen Privatkurs über Galeriekunde in
seiner Wohnung zu lesen.
* Der Historiemruder Franx Matsch in Wien wurde
zum Professor an der Eunstgewerbeschnle des Osterreichi-
sehen Museums 'ernannt. Matsch, von dem die reizvollen,
im Verein mit den Gebrüdem Klimt ausgeführten Malereien
im Wiener Burgtheater und Hofmuseum, sowie zahlreiche
ähnliche dekorative Werke herrühren, legt soeben die letzte
Hand an die Vollendung des großen Bildes, welches den
Treppenraum der Villa der Kaiserin auf Korfu schmücken
soll. Das kolossale Gemälde schildert uns im Anschluss an
die Beschreibung des Homer, wie Achill die Leiche des
Hektor um die Mauern von Troja schleift.
* Professor Kaspar Zumbusch in Wien hat kürzlich
das mittelgroße Hilfsmodell t^t: die kolossale Denkmalstatue
Kaiser Wilhelm^s I. vollendet, %elche für das Monument auf
dem Wittekindberge in Westfalen bestimmt ist. Dieser be-
kanntlich von Bruno Schmitx entworfene Bau stellt einen
von mächtigen Pfeilern gestützten Kuppeldom dar, in dessen
Mitte die Figur des Herrschers zur Aufstellung kommt.
Zumbusch führt uns den Heldenkaiser als den Schirmherm
der Deutschen vor, die erhobene Rechte vorgestreckt, mit
der Linken den Pallasch aufstützend. Der Kaiser trägt die
Uniform der Garde- du -Corps mit den hohen Reiterstiefeln
und dem Kürass, über dem die Ketten des Hohenzollem-
und des Hubertusordens hängen. Rückwärts wallt der Her-
melinmantel herab, als Hintergrund und Zusammenschluss
der erhabenen, etwa in vierfacher Lebensgröße gebildeten
Gestalt. Das Haupt ist unbedeckt, die Züge sind von sprechen-
der Ähnlichkeit.
PREISVERTEILUNGEN.
* Bei der diesjährigen Preisverteilung an der Wiener
Akademie der bildenden Künste, am 25. Juli, wurden folgende
Preise zuerkannt: Allgemeine MalerscAnle (Professoren
Griepenkerl, Eisenmenger, L'AUemand, Rumpier und Ber-
ger] : eine goldene Fügermedaille Johann Larwin ans Wien,
eine silberne Fügermedaille Joseph Lang aus Wien, beiden
für die besten Lösungen der Aufgabe: „Wegführung der
Juden in die babylonische Gefangenschaft'*; der Lampipreis
für Aktzeichnungen nach der Natur Ludwig Strauch aus
Wien; ein Gundelpreis für die besten Gesamtstudien Karl
Feiertag aus Wien; der Dessauerpreis für die beste Zeich-
nung nach der Antike John Quincy Adams aus Wien; der
Naturkopfpreis Richard Mauch aus Weidling in Niederöster-
529
Denkmäler. — Sammlimgen und Ausstellungen.
530
reich. Allgemeine Bildhauerschule (Professor Hellmer) : eine
goldene Fügermedaille Adolph Simatschek aas Wien, eine
silberne Fügermedaille Julius Plaschkes aus Wien, beiden
für die besten Lösungen der Aufgabe: „Arbeiter, beim Baue
der Pyramiden beschäftigt" (für Relief zu komponiren); ein
Gundelpreis für die besten Gesamtstudien Georg Winkler
aus Fladnitz in Steiermark; der Neulingpreis für eine nach der
Natur modellirte Büste Hanns Müller aus Wien. Spezialschule
für Historienmalerei (Professor Eisenmenger): ein Spezial-
schulpreis Franz Kapka aus Opo6no in Böhmen. Spezial-
schule für Historienmalerei (Professor Trenkwald): ein
Spezialschulpreis Joseph KOpf aus Wien; der Rosenbaum-
preis für die beste Lösung der Aufgabe: ,,Beigen*' Ferdinand
Schmutzer aus Wien. Spezialschule für Landschaftsmalerei
(Professor y. Lichtenfels): eine goldene Fügermedaille für
die beste Lösung der Aufgabe „Kain erschlägt den Abel*',
Ferdinand Brunner aus Wien; ein Spezialschulpreis Fer-
dinand Brunner aus Wien. Spezialschule für höhere Bild-
hauerei (Professor Kundmann): ein Spezialschulpreis Joseph
Grünhut aus Wien. Spezialschule fiir höhere Bildhauerei
(Professor v. Zumbusch): ein Spezialschulpreis Eduard
Teltsch aus Baja in Ungarn. Spezialschule für Kupferstecherei
(Professor v. Sonnenleiter]: ein Spezialschulpreis Leopold
y. Stubenrauch aus Baden in Niederösterreich. Spezialschule
für Graveur- und Medailleurkunst (Professor Tautenhayn):
ein Gundelpreis für die besten Gesamtstudien Rudolph
Marschalj aus Wien. Spezialschule für Architektur (Pro-
fessor Freiherr y. Hasenauer): eine goldene Fügermedaille
Viktor Lamich aus Wien für die beste Lösung der Aufgabe
„Entwurf eines Stiegenhauses für ein großes öffentliches Ge-
bäude oder für einen fürstlichen Palast in reicher Ausstat-
tung'' (nach gegebenem Programme); ein Gundelpreis für
die besten Gesamtstudien Joseph Hoffmann aus Pimitz in
Mähren; der Peinpreis Leopold Bauer aus Jägemdorf in
Schlesien; ein Spezialschulpreis Karl Maschek aus Brunn;
der Hansenpreis für eine Studie nach der Antike Heinrich
Nawrath aus Wien; ein Staatsreisestipendium Joseph 01-
brich aus Troppau. Spezialschule für Architektur (Professor
Luntz) : eine silberne Fügermedaille August Rehak aus Wien
für die nächstbeste Lösung der Aufgabe „Entwurf eines
Stiegenhauses für ein großes öffentliches Gebäude oder für
einen fürstlichen Palast in reicher Ausstattung (nach ge-
gebenem Programme); der Haggenmüllerpreis Gamill Hilbert
aus Laun in Böhmen; ein Spezialschulpreis Robert Dam-
mer aus Lemberg; der Friedrich -Schmidt -Preis Wilhelm
Enepper aus Wien.
— nn. Düsseldorf, Für das große historische Gemälde:
yyDie Seklaeht bei Worringen^' ist Herrn Professor Peter
Janssen die große goldene Medaille von der Jury der Ber-
liner Ausstellung verliehen worden.
DENKMÄLER.
%* Für das Denkmal Kaiser Wühelm^s L in Stuttgart
ist, wie der Staatsanzeiger für Württemberg meldet, ein
neues Preisausschreiben an eine beschränkte Anzahl deutscher
und deutsch-österreichischer Bildhauer versandt worden. Da-
nach ist als Platz für die Aufstellung des Denkmals der
Karlsplatz von dem König von Württemberg zur Verfügung
gestellt worden. Das Denkmal ist als überlebensgroßes
Reiterstandbild in Bronze gedacht. Die Gesamtkosten für
das Monument (Modell, Guss, Sockel, Aufstellung etc.] dürfen
die Summe von 150000 Mark nicht übersteigen. Das Preis-
gericht für die eingehenden Entwürfe besteht unter dem
Vorsitz des Geheimen Kommerzienrats Siegle aus den Herren:
Professors. Eberlein München, Architekt Elsenlohr in Stutt-
gart, Professor Hundrieser in Charlottenburg, Professor Jos.
Kopf in Rom. Die Preise für die prämürten Entwürfe hat
der König auf seine Privatkasse übernommen. Mit der Prä-
mürung ist das Recht der Ausführung nicht unbedingt ver-
bunden. Die prämiirten Entwürfe gehen, gegen Auszahlung
der Preise in das unbeschränkte Eigentum des Komitees über.
In Berlin hat diese Denkmalsangelegenheit den Anlass zu
dem unerquicklichen Streit zwischen den Bildbauern Hund-
rieser und Toberentz gegeben. Aus der obigen Mitteilung
geht hervor, dass Hundrieser jetzt nicht zu den Konkurrenten,
sondern zu den Preisrichtern gehört.
%* Eine neue Organisation der Denkmälerpflege in den
Rheinianden ist, wie die „Köln. Ztg." mitteilt, seit einigen
Wochen in Kraft getreten. Es galt, die bisher lose neben-
einander wirkenden Bestrebungen der Kommunen, der histo-
rischen Vereine und Gesellschaften sowie der Privatleute
zusammenzufassen und sie der bisherigen Zersplitterung und
Zu^ligkeit zu entheben. Zu diesem Zweck ist zunächst
eine Provinzialkommission zur Erforschung und zum Schutze
der Denkmäler der Rheinprovinz eingesetzt worden, der ein
Provinzialkonservator als sachverslÄndiger Beirat und als
staatlicher Delegirter des Konservators der Kunstdenkmäler
der preußischen Monarchie in Berlin zur Seite tritt. Die
Provinzialkommission wird durch den Provinzialausschuss
gebildet, der durch neun geeignete Sachverständige verstärkt
ist; insgesamt zählt sie 24 Mitglieder, die in allen Teilen
der Provinz zerstreut wohnen. Den Mitgliedern der genannten
Kommisaion liegt im allgemeinen die Aufgabe ob, für die
Bedeutung und den kulturellen Wert der Denkmäler in allen
Kreisen Verständnis zu erwecken, die behördlichen Maß-
nahmen zu unterstützen und die Pläne für größere Unter-
nehmungen aufzustellen. Zum Konservator der Kunstdenk-
mäler der Rheinprovinz ist der seit drei Jahren im Auftrage
des Provinzialverbandes mit der Herausgabe der „Kunst-
denkmäler der Rheinprovinz** beschäftigte Dr. Paul Giemen
in Bonn ernannt worden. Die Thätigkeit des Provinzial-
konservators soll vor allem in der dauernden Überwachung
des Zustandes aller unbeweglichen Denkmäler der Provinz,
namentlich der Baudenkmäler, dem ununterbrochenen Augön-
merk auf Zustand und Verbleib der Vereins- und Privat-
sammlungen sowie im innigen Kontakt mit allen Geschichts-
und Altertumsvereinen sowie Privatliebhabem und Sammlern
bestehen. Die Erforschung der prähistorischen, römischen
und fränkischen Altertümer bleibt nach wie vor den Direk-
toren der Provinzialmuseen Profassor Dr. Klein in Bonn und
Professor Dr. Hettner in Trier übertragen. Der Charakter
der Freiwilligkeit soll der Denkmalspflege auch in der neuen
Form gewahrt bleiben.
satt. Vor kurzem wurde in Lahr in Baden ein Bis-
marckdenkmal aufgestellt und feierlich enthüllt Über einem
Postamente von Granit aus den Brüchen vom Felsberg im
hessischen Odenwalde erhebt sich eine in doppelter Lebens-
größe von Professor Dondorf in Stuttgart modellirte und in
Carraramarmor ausgeführte Büste des Altreichskanzlers.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
z. I?n Sobranjegebäude x^u Sofia ist eine Ausstellung von
Kopieen und Originalgemälden eines bulgarischen Künstlers
D, Dob^ropics erüSn&t. Der „Pester Lloyd" vom 27. Juli berichtet
darüber n. a.: Die Originalgemälde des Künstlers sind in der
Minderheit, haben aber, was Auffassung und Kolorit an-
langt, viel Originelles aufzuweisen. Das italienische Volks-
leben ist besonders bevorzugt. Auffallend durch Beleuch-
581
Sammlangen und Ausatellungen.
532
tangsprobleme ist ein Bild, einen sizilianischen Fischer und
ein bulgarisches Mädchen darstellend; dieser zündet seine
Pfeife an, während jenes mit flackerndem Lichte dabei steht.
Es fällt auJter dem künstlichen noch ein Strahl des Tages-
lichts auf die Gestalten. Auch ein Porträt, des Künstlers
Bruder darstellend ^ ist unter der Sammlung, Eine große
Zahl der Bilder sind aber Eopieen und zwar in einem vom
Künstler selbst erfundenen Verfahren, das er Elaio- Photo-
graphie nennt und das vorläufig noch sein Geheimnis ist.
Diese Kopieen ähneln Kartons in Gouachearbeit, sind aber
dieser Technik in dem matten und doch lebhafben Ton der
Farben überlegen. In dieser Manier hat der Künstler, der
sich etwa 15 Jahre in Italien aufhielt, vieles von Raphael,
Caravaggio, Guido Reni fQr sein Vaterland abkonterfeit.
Einige Gemälde des Künstlers wurden fär das bulgarische
Nationalmuseum angekauft.
München, Im Anschlüsse an die Ausstellung fClr Mal-
technik findet in der Zeit vom 28., 29. und 30. September
der Kongress der deutschen Gesellschaft zur Beförderung
nationaler Malver£Eihren statt, auf welchem eine Reihe von
auf die Mal- und Farbentechnik bezüglichen Vorträgen ge-
halten, die gegenseitigen Meinungen und Ansichten ausge-
tauficht und gemeinsame Normen für Fabrikation der Farben
und Malmittel, sowie bezüglich deren Anwendung, ausge-
arbeitet werden sollen. Die Anmeldungen zu diesem Kon-
gresse sind an den Sekretär der Gesellschaft, den techn.
Chemiker Hrn. Adolf Wilh. Keim in Grünwald bei München
zu richten.
London, Der berühmte Teppich aus der Moschee von
Ardebil, der im Jahre 1892 so viel Aufmerksamkeit hier
erregte, ist fQr das South Kensington Museum erworben
und in der indischen Abteilung zur Besichtigung ausge-
stellt worden. Der Preis war so hoch, dass die Verwal-
tung des Museums nicht in der Lage war, aus den verfüg-
baren Mitteln den Ankauf bestreiten zu können; indessen
einige kunstliebende und patriotische Männer, wie nament-
lich Mr. Franks, Steinkopf, Morris und Mr. Taylor haben
den Rest der Kaufsumme bereitwilligst zugeschossen. Der
Teppich misst 34 Fufi 6 Zoll in der Länge, und 17 Fuss
6 Zoll in der Breite. Die Feinheit seiner Textur mag daraus
ersehen werden^ dass auf den Quadratzoll 380 Handknoten
kommen, mithin auf den gesammten Teppich 33000000
Knoten (englisches Maß). Die Zeichnung besteht aus einem
großen Mittelstück in Medaillonform, hellgelb, umgeben von
Kartuschen verschiedener Farbe, symmetrisch auf dunkel-
blauem Grunde verteilt, der wiederum mit BlumenschnOrkeln
bedeckt ist. Jede Ecke des Teppichs ist mit einem Abschnitt
eines großen Medaillons ausgefüllt ähnlich dem Gentral-
medaillon und mit Kartuschen umgeben. In dem breiten
Rande wechseln runde und viereckige Felder auf braunem,
blumenreichen Gmnde. Auf der oberen Hauptseite ist ein
Feld, welches eine Inschrift trägt, die in der Übersetzung lautet :
„Ich habe keine Zuflucht in der Welt als deine Schwelle."
„Mein Haupt hat keinen andern Schutz als diese Säulen-
halle." „Das Werk des Sklaven dieser heiligen Stelle, Mark-
soud von Kaschan, im Jahre 942" (n. Chr. 1535). Dieser
herrliche Teppich ist eins der bemerkenswertesten Kunst-
objekte, über welches das Museum nunmehr verfügt, und in
Anbetracht seiner Größe, der Feinheit der Textur, der
Schönheit der Farbe und der reichen Zeichnung, ist er
sicherlich geeignet, bei Teppichfabrikanten und Liebhabern
das größte Interesse zu erwecken. Die Bedeutung der Er-
werbung wird durch den Umstand erhöht, dass sie
nicht nur wertvolles Material über die Herstellung der per-
sischen Teppiche liefert, sondern dass man auch in den
Stand gesetzt wird, über Art und Zeit der Arbeit Aa&chluss
zu erhalten. J
z. Die Dresdener Kgl. Gemäldegalerie hat unlängst einen
Zuwachs von 19 Gemälden aus dem Vermächtnisse des ver-
storbenen Appellationsgerichtspräsidenten Eduard Ferd.
Xossky erhalten. Der Heimgegangene besaß etwa 50 Ge-
mälde, von denen er der Galerie vermachte, was die Direktion
als geeignet auswählen würde. Meisterwerke ersten Ranges
sind unter den Bildern nicht gewesen, aber doch ein halbes
Dutzend, das ohne Rücksicht auf Urheber oder Entstehnngs-
zeit mit künstlerischem Auge betrachtet zu werden verdient;
die übrigen Werke füllen teils kunsthistorische Lücken der
Galerie aus, teils helfen sie das Charakterbild ihrer Urheber
in der Galerie vervollständigen. Aus dem 19. Jahrh. stammen
Faber (wahrscheinlich K. G. Trangott, und nicht sein Bruder
Eusebius) Mondscheinlandschaft, Jos, Wenglein^ Landschaft.
Aus dem 18. Jahrhundert: J, E, Schenan^ Genrebild (Mädchen
mit einem Vögelohen), gestochen von J. G. Wille 1771,
Sir G, Kneller, Porträt des Lords Euston (reproduzirt in
Schabkunst von John Smith 1689), Ckr, Stöcklin, zwei
Architekturbilder (Inneres von Ejrchen). Aus dem 17. Jahrh.
stammen : zwei Landschaften, angeblich von Bout und Bou-
dewijns, wahrscheinlich aber von Th, Micfiau ton Toumay,
ihrem Nachfolger; P. Xeefs d. /, Kircheninneres (1658);
Javques d'Arthois, Abendlandscbaft; Jan Miensxe Molemier,
ein Sittenbild, das die Bilder dieses Meisters, die bisher in
der Dresdener Galerie sich fanden. Übertrifft; Jan Assdyn^
Küstenlandschaft. Von besonderem kunstgeachichÜichen
Interesse ist ein 1676 gemaltes Bild einer Dame in wein-
rotem Kleide mit einem Bogen in der Hand, seither als
Gonstantin Netscher irrigerweise bezeichnet, aus den Resten
einer Namenszeichnung aber als Jan van Haensbergens
erkannt, von dem besonders die Bildnisse selten sind; das
erwähnte Bild ist als eine solche Seltenheit anzusehen.
Aufmerksamkeit verdient femer ein wegen des Monogranmis
G. T. bisher als Get. Terborch angesehenes großes Gesell-
schaftsstück, von dem es sicher nicht herrührt; Direktor
Woermann vermutet den Urheber in Gillis TUborch, der
in der Regel Bauembelustigungen gemalt, mitunter aber
auch Gruppen aus der vornehmen Gesellschaft wiedergegeben
hat. Als gutes Bild ist endlich zu nennen: J. Vonek (be-
zeichnet), Stillleben, tote Vögel, das viel Ähnlichkeit mit
einem Bilde im Utrechter Museum hat DaB Utrechter
Bild ist vielleicht mit Unrecht dem Elias Vonck zuge-
schrieben. Von den minder bedeutenden Bildern seien noch
erwähnt: J. H. lioosy Landschaft mit Tieren, und zwei See-
stücke, deren eines dem Ludolf Baklmyseny deren anderes
dem Joseph Veniet zugeschrieben wird; die Vaterschaft
beider ist jedoch sehr zweifelhaft
— nn. Düsseldorf, Bei Eduard Schulte ist eine Samm-
lung von Skizzen und Studien von Ludwig von Hofmann
in Charlottenburg zur Ausstellung gekommen, v. Hofmann
gehört zu der Gruppe der „Elf" der Berliner Künstler,
welche mit ihren Separatausstellungen vor einiger Zeit Auf-
sehen erregten, viel Interesse und viel Widerspruch fanden.
Was hier von allen möglichen Sachen zusammengestellt ist,
teils . in Öl, teils in Pastell , kann kaum fQr die Beurteilung
des Künstlers einen Maßstab abgeben. Es ist zu viel Un-
fertiges, Dürftiges, Verworrenes und — „Hysterisches" dar-
unter neben einigen immerhin aparten und ernsten Ver-
suchen. Aber darüber gehVs nicht hinaus. Das Figürliche
ist meist zu absurd und karikirt, um Anspruch auf Kunst
machen zu können, am besten sind einige der landschaft-
lichen Eindrücke in Stimmung und Ton. Aber auch hier
überall Versuche, Experimente und Zuf&lligkeiten, keine
533
Sammlnngen und Auntellongen.
534
Basis. Mit i,£xperimenten" wird aber keine neue Kunst w-
schaffen und wer von der Vergangenheit nichts weiü, wer
das Alte nicht Überwindet, kann auch mit Sicherheit nicht
zum Neuen übergehen. Ob unsere radikalen Heißsporne wirk-
lich einen gesunden Kern in sich tragen, der mit der Zeit
sich aus all dem Wust und Kehricht herausschälen wird,
der die „Kinderkrankheiten'^ überwindet und abschüttelt,
wird die Zeit lehren.
Die archäologische Ausstellung in Wim. (22. Mai bis
31. August 1893.) Hofrat Benndorf war es^ welcher der
42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner,
speziell aber wohl seinen eigentlichen Fachgenossen zu
Ehren diese Ausstellung im österreichischen Museum anregte.
Durch ein rühriges Komitee, dessen Mitglieder in verschie-
denen Provinzen Cisleitbaniens leben, wurde die Ausstellung
so reichhaltig, — es sind circa 1700 Nummern! Fast alle
Museen und Privatsammlungen der westlichen ßeichshälfte
sind beteiligt; freilich ist in weitaus größter Zahl die Klein-
kunst vertreten, die uns ein klares Kulturbild antiken Lebens
bietet £& würde hier zu weit führen, alle vertretenen Denk-
mälerklassen , wie die prächtigen, kunstreichen und ge-
schmackvollen Ooldschmiedearbeiten und Metallgeräte ^ die
Tboctilia, die farbenprächtigen und formschönen Gläser und
EmaiiSt die klaren BemsteinächnUxereieti und die geschnit-
tenen Steine zu besprechen ; wir beschränken uns daher mit
wenigen Ausnahmen auf die Werke der großen Plastik in
Marmor und Bronxe und auf einige Stücke, die das Gebiet
der Malerei repräsentiren; wobei wir fast überall den Ge-
sichtspunkt festhalten, dass das betreffende Stück noch nicht
publizirt ist. — Dass Münzen ausgeschlossen sind, ist aus
vielen Gründen zu loben, zu bedauern aber ist es, dass eine
so große Anzahl bedeutender Skulpturen — vnr erwähnen
nur die kleinasiatischen Werke im Besitze des Grafen Lancko-
ronski — infolge von Transportschwierigkeiten nicht aus«
gestellt wurden. — Zum Schönsten gehören die Marmor-
fragmente einer dem Franziskanerkonvent von Sinj gehörigen
Kolossalstatue des jungen Herkules^ der eine gewisse typische
Ähnlichkeit mit dem Lysippischen Apozyomenos zeigt. Das
Werk scheint nach den scharfen Formen des Auges mit der
fein beobachteten Rundung des Augapfels, den Lippen, der
leichtgebuckelten Nase und den großen Augenbrauenwulsten
der Sümknochen auf ein Bronzeoriginal zu deuten. Die er-
haltene rechte Hand zeigt geradezu Michel angeleske Formen.
Der sonst vortrefinich erhaltene Kopf ist auf der linken Seite
leider arg verstümmelt. Lysippisch ist auch der Kopf eines
Athleten aus dem Besitz der Wiener Universitätssammlung.
— Ein archaisches Stück entstammt derselben Sammlung:
ein Kopf des Apollo, ähnlich dem der Sammlang Ba-
racco: ein Zopf ist um das Haupt gelegt, um die Stime
Löckchen, die Augen unmöglich flach, ganz ohne Kugelform,
die Mundwinkel nach unten gezogen, wie im Zustande der
Erschlaffung. — Eine archaisirende Arbeit aus Ägina ist ein
Belief der dreigestaltigen Eekaie, bei dem die Figuren zwar
bis zu acht Kopflängen haben, aber besonders Gesicht und
Büste im Profil edel ausgeführt sind. In der Haltung er-
innern die beiden im Profil erscheinenden Figuren an die
Frauen des eleusinischen Reliefs mit Triptolemos zwischen
Demeter und Köre. — Ein reizvolles antikes Genrebild zeigt ein
rechts gebrochenes Heroenrelief aus dem vierten Jahrhundert.
Der Heroisirte, bärtig, in Chiton und Ghlamys, hält sein
Pferd am Zügel und streckt die Rechte mit der Schale nach
rechts. An ihn schmiegt sich liebevoll von rückwärts seine
mit Chiton und Himation bekleidete Frau, die Rechte auf seine
Schulter legend; ganz vorne langt ein reizender Knabe mit
der Oinochoe in eine Riesenamphora. Das Werk ist von
auserlesener Komposition und auch in formeller Beziehung
sehr edel, zugleich voll innigsten Gefühls in der Wiedergabe
des Psychischen. Sollte diese herrliche Arbeit nicht auf ein
großes Vorbild zurückgehen? Ein prächtiges Thonrelief, das
der Katalog nicht verzeichnet, zeigt uns Silen begleitet von
einer Mänade, nach links tanzend, in durchsichtigem Byssos-
Chiton mit Sandalen an den Füßchen; das Gewand ist über
die linke Busenseite herabgefallen; eine entzückend-reizvolle
Figur. Hinter ihr ein Erote; mit der Rechten hält sie Silen
an der linken Hand und beide tanzen zum Altar, dessen
Feuer er mit dem Thyrsos schürt. Ein Sarkophagfragment:
Selene bei Endymion zeigt eine sehr bewegte Komposition,
besonders in den schönen Pferden. Es stammt aus der
Sanmilnng des Kardinals Pacca (Ostia) und gehört gegen-
wärtig der Kollektion Frou an. Aus demselben Besitz finden
wir neben vielen anderen noch die folgenden fänf schönen
Werke: einen jugendliehen Satyr von stark gedrungener
Figur, aber vorzüglicher Behandlung des Fleisches; in der
Linken ein kurzes Pedum, in der hochgehobenen Rechten eine
Traube haltend, zu der ein zu Füßen des Satyrs liegendes,
etwas klein geratenes Pantherweibchen begehrlich aufblickt
Römische Wiederholung eines hellenischen Originals. —
Als Qrabsehmuck diente der auf der Löwenhaut als Herakles
nut Keule ausruhender Putto. Ein Werk der späteren Kaiser-
zeit, das in Locken, Mund, Nase und Augen durch seinen
eigentümlichen Manierismus besonders auffällt, der sich auch
in zahlreichen gebohrten Grübchen offenbart. Ein Putto nut
spärlichen Locken, in ruhiger Stellung, diente in origineller
Weise als Brunnenfigur; in der Linken trägt er eine Traube,
in der Rechten ein bellendes Spitzhündchen, durch dessen
Maul das Leitungsrohr ging; der gesenkte Blick des Putto
war auf das rinnende Wasser gerichtet. Das Ganze berührt
in seiner Idee — wenn auch formal nicht gianz — wie ein
Stück Quattrocento, das ja gewiss auch solche Stücke kannte;
wir haben es wahrscheinlich mit einer hellenistischen Arbeit zu
thun. — Das Fragment des Fufies einer Kolossalstatue aus
der früheren Kaiserzeit lässt in seiner außerordentlich schö-
nen Rankenverzierung des Schuhes einen Schluss auf die
Pracht der ganzen Figur ziehen. — Ein Bild von seltenem Lieb-
reiz in Technik und feinster Naturbeobachtung ist das in
Hochrelief gearbeitete Köpfchen des in süßem Schlafe liegen-
den Bacchuskindes y das auf Weingeränke liegt; hinter dem
Köpfchen ein schnuppernder Tierschädel, vielleicht von
einem Rehbock. — Mit diesem Fragment wetteifert in der Qua-
lität der anmutige Kopf eines etwa vierjährigen ^aben mit
einem Reifen im Haar, das am Scheitel geschöpft ist, wäh-
rend einzelne Löckchen die Stime unterbrechen; eine vor-
zügliche hellenistische Arbeit, bei der auch noch der angenehme
Ockerton des Marmors viel zur Wirkung beiträgt. Aus dem
Besitze des österr. Museums. — Dr. Juri^ hat zwei interes-
sante Köpfe aus seiner Sammlung ausgestellt: ^en. Idealkopf
eines Mädchens mit melancholischen Zügen; das Köpfchen
ist dadurch höchst eigentümlich, dass die Frisur und ihre
Scheitelung ganz nach links aus der Achse geschoben ist,
weshalb der Kopf einen gequetschten Eindruck macht. Das
zweite ist eine lebensgroße Büste eines fetten lachenden AUen
voll Epikuräischer Gemütlichkeit Es ist, als ob wir einen
von Messerschmidt' s „Charakteren^^ vor uns hätten. Der
Kopf ist so sehr an der Grenze zwischen Typischem und In-
dividuellem, dass es schwer föllt, an ein Porträt zu denken.
Das Werk stammt aus Sfidtirol. Die Frage ist offen, ob ein
Werk der römischen Kaiserzeit oder — Renaissance. Nicht
unerwähnt dürfen wir den von Prof. Exner ausgestellten
Kopf eines Satyrs lassen, stark gegen die linke Schulter ge-
neigt. Technisch sehr gut und voll Anmut,wenn auch geziert.
535
Vereine und Gesellschaften. — Ausgrabungen und Funde. — Eunsthistoriscbes.
536
Ein natürlich-unbewusstes kokettes L&cheln belebt die Mund-
winkel, die ähnlich wie bei dem oben geschilderten Putto
gebohrt sind. — Der aus Rhodos stammende Torso eines Askle-
jnos (Besitzer Graf Lanckoronski) stammt von einer vorzüg-
lichen Gewandfigur mit halb abgestreiftem Himation. Rechtes
Standbein, Kopf, ganzer rechter Arm und linker Vorderarm
fehlen; viertes Jahrhundert. — Zwei auserlesene römische
Büsten, eine mannliche und eine weibliche, verzeichnet die
1. Auflage des Katalogs noch nicht; die weibliche mit Nei-
gung des Kopfes nach links, feiner Frisur und zartem römi-
schen Profil ist eine deutliche Reminiscenx an die Clytia, aufs
Porträt Übertragen. Die männliche entstammt jedenfalls
dem Schluss des zweiten Jahrhunderts; daftir spricht die
manierirte Wiedergabe des Augensternes und der flaumige
Bart — Wohl wäre noch vieles hier zu erwähnen und zu be-
rühren: so die schönen unvergleichlichen tanagräischen Ar-
beiten, deren Lob kein Dichter zu erschöpfen im stände ist.
Von den wenigen ausgestellten Überresten antiker Malerei
erwähnen wir nur zwei Stücke: eine reizende Skixxe auf
einer Garraramarmorplatte, in roten Umrisslinien den Ober-
körper einer jugendlichen Gestalt darstellend, die Rechte an
die Schläfe legend, den linken Arm vorgestreckt, das Ge-
sicht von schwermütigem Ausdruck; das zweite ist ein
aus Ägypten stammendes Porträtbrustbild aus der ehemaligen
Sammlung Graf, die ja auch in diesen Blättern eingehende
Würdig^g ÜBuid. Gegenwärtig Sammlung Papyrus Rainer.
Es ist dem Charakter und der Technik nach ein sog. Mumien-
porträt aus dem zweiten christlichen Jahrhundert, ein Pro-
vinziale, bärtig, in der Rechten ein Bouquet, in der Linken
einen Zweig haltend. Er ist bekleidet mit der Tunica mit dem
typischen Bruststreifen und einem Mantel, der auf der Unter-
seite Noppenfütterung zeigt. — Eine Reihe in nächster Nähe
aufgestellter, schön omamentirter Teztilfunde illustrirt das
Bild des weiteren. Von dieser im ganzen unbeholfenen,
bäuerischen Porträtirkunst einer entlegenen römischen Pro-
vinz lässt sich aber immerhin ein bedeutender Schluss auf
die hochentwickelte Malerei von Kunstmittelpunkten wie
Athen oder Rom ziehen. Leider fällt die Ausstellung im
ganzen in eine tote Zeit, hoffen wir, dass wenigstens Fremde
davon genießen; — freudig überrascht hat es uns, dass so
viel Schönes von antiker Kunst bei uns noch im Privatbesitz
zu finden ist. B. K.
%* Für die Berliner Nationalgalerie sind auf der großen
Kimstausstellung noch folgende Werke angekauft worden:
die Gemälde .Nach der Treibjagd", „Winter" von Hugo Mühlig
in Düsseldorf, »Vom Eise zerschellt* von Louis Eerxog in
Düsseldorf, „Holländischer Kanal* von Ludwig Dill in
München, j, Viehherde in den OstseedÜnen* von Oskar Frenxel
in Berlin, drei Aquarelle von Ludwig Dettmann in Gharlotten-
burg, .Frühling im Grunewald*', .Nach dem Regen" und
„Sommerabend", die Bildwerke „Wasserschöpfendes Mädchen"
in Bronze von Johann Götx in Schöneberg bei Berlin,
„Betendes Mädchen", Holzfigur von Oeorg Busch in München
und die Gipsstatne „Der Bildhauer" von Ferdinand Lepcke
in Berlin.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Der Säclisi^clie Kunsteerein hat unlängst den Rechen-
schaftsbericht für das Jahr 1892 herausgegeben. Das Direk-
torium des Vereins besteht dem Bericht zufolge nicht mehr
aus 9 ordentlichen und 9 stellvertretenden, sondern aus 15
gleichberechtigten Mitgliedern. Femer ist die Erwerbung
eines Vereinsgrundstücks in Aussicht genommen worden;
es soll dafür Kapital angesammelt und Darlehne ange-
nommen werden. Die Gewinner verloster Kunstwerke sind
verpflichtet worden, die Originale zum Zweck der Ver-
vielfältigung ftbr Vereinsblätter fttr die erforderliche Zeit
zur Verfügung zu stellen. Zum Vereinsblatt für 1894
ist ein Stich des Kupferstechers Langer nach F. A. Kaul-
bach's Gemälde .Ein Maientag* (Eigentum der Dresdener
Galerie) gewählt worden. Die Mitgliederzahl ist von 2723
auf 2710 gefallen. Die Eintrittsgelder sind ebenfalls zurück-
gegangen, von 1800 auf 1370 Mk. Man hofft die Mittel des
Vereins durch die Einrichtung zu vermehren, dass jeder
Künstler, der noch nicht Mitglied des Vereins ist und ein
Kunstwerk zum Preise von 100 M. oder mehr an den Verein
verkauft, auf ein Jahr Mitglied desselben werden muss;
außerdem sollen bei allen Verkäufen an den Verein oder
durch dessen Vermittelung vom Kaufpreis 2 Proz. zu Gunsten
der Vereinskasse und 3 Proz. zu Gunsten des Sächsischen
Künstlerunterstützungsvereins abgezogen werden; letzterer
Abzug fand schon seither statt. Auf den Ankauf von
Kunstwerken zur Verlosung sind 20595 M. verwendet
worden. Für diese Verlosung wurden in der Ausstellung
42 Kunstwerke, darunter 34 Ölgemälde, fOr 19910 M.
erworben; davon entfallen nach den Wohnorten der
Urheber derselben 28 im Werte von 10880 M. auf Dres-
den und Umgebung und 11 im Werte von 5030 M. auf
München. Die übrigen 685 M. 70 Pf. wurden auf den An-
kauf illustrirter Werke, Kupferstiche u. s. w. verwendet
Die Verlosung hat am 19. Dezember 1892 stattgefunden;
ihr Ergebnis teilt der Bericht mit. Von den im Kunstver-
ein ausgestellt gewesenen Werken wurden 42 an Private
verkauft für zusammen 5440 M., so dass die Vereinsaus-
stellung den Ausstellern einen Absatz von insgesamt 25 350 M.
gewährte. Zur Ausstellung kamen überhaupt 1729 Kunst-
werke, darunter 898 Ölgemälde, 551 Aquarelle, 34 Gouache-
und 31 Pastellbilder, sowie 39 plastische Gegenstände. Be-
züglich der Herkunft derselben giebt der Bericht das
nähere an. Vorsitzender des Vereins ist z. Zt. Graf Otto
Vitzthum von EcksiÄdt; sein Stellvertreter Professor Paul
Kießling.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
%* Professor Dr, Dörpfeld, der die Ausgrabungen in
Hissarlik auf Kosten der Witwe Schliemann's fortsetzt hat>
glaubt, wie dem „Standard" aus Athen gemeldet wird, die
Oberreste des eigentlichen Troja's Homer's entdeckt zu haben,
indes nicht in der zweiten Schicht, wie er anfänglich wähnte,
sondern in der sechsten. Er hat eine grofie Anzahl von
Gegenständen, die dem mykenäischen Zeitalter zugeschrieben
werden können, bloßgelegt, desgleichen mehrere Gebäude
und einen Teil der Mauern der Stadt, die zweimal so groß
wie die in der zweiten Schicht vorgefundenen Spuren ist
Die Gebäude sind nicht wie die in Tiryns zusammenhängend,
sondern von einander getrennt. Die großen Stadtmauern
sind nahezu sechs Fuß dick; die der Akropolis bestehen aus
regelmäßig behauenen 16 Fuß dicken Quadersteinen.
KUNSTHISTORISCHES.
Zur Erläuterung des großen Oaleriebildes von Teniers
in Wien. Die Litteratur hat eine umfassende Kommentirung
der Galeriedarstellungen des jüngeren David Teniers einst-
weilen noch nicht aufzuweisen. Dass diese Bilder sämtlich
nach Bestandteilen der alten Brüsseler Galerie des Erzher-
zogs Leopold Wilhelm gemalt sind, ist allbekannt. Niemand
aber ist noch in diesen gemalten Galerieen von Bild zu Bild
537
Eunsthistorisches. — Yermischtes.
538
gegangen, am nachzuweisen, wo sie sich jetzt befinden.
Nor das bequem Erreichbare wurde genannt. Die folgende
Notiz soll auf die wunden Punkte der bisherigen Erklärun-
gen hinweisen und einiges Neue beibringen. — Beginnen
wir an der fiauptwand mit der obersten Reihe. Die ersten
drei Bilder sind leicht zu bestimmen. Das letzte Bild rechts
aber wurde bisher mit einer gewissen Ängstlichkeit von der
Forschung gemieden. „TITIANVS" hat Teniers beigeschrie-
ben, und er wird wohl recht behalten. Denn diese Diana
mit Aktaeon ist fast zweifellos dasselbe Bild von Tizian*s
Hand, das Waagen beim Earl Brownlow gesehen hat
(„Treasures of art in Great Britain'* II, S. 313} und das erst
jüngst in London wieder ausgestellt war.^) Die Stiche im
Theatrum des Teniers im ,,Prodromus** von Stampart und
Prenner, der Stich in Gouch^'s Palais royal, sowie die kleine
Nachbildung auf dem Galeriebilde des Teniers erlauben
eine solche Identifizirung. Im alten Inventar der Galerie
des Erzherzogs Leopold Wilhelm ist das Bild nicht mehr
verzeichnet. Meine Identifizirung ist so gut wie sicher. —
In der xtoeüen Reihe bedarf ,,Kain und Abel'' ganz links
einer Eommentirung. Teniers schrieb dazu „PALMA''. Das
Bild ist erst wiederzufinden.^) Im Inventar der Leopold
Wilhelm*schen Galerie steht es als Nr. 61 beschrieben. (Ist
verschieden von dem Brudermorde des Palma, der noch
heute vorhanden ist.) — In derselben Reihe ist zu beachten :
die Anferweckung des Lazarus von „PORDENON", wie
Teniers dazu schrieb (Inventar Nr. 83). Das Bild war noch
in der Stallburg vorhanden, wie man aus der Abbildung im
„Prodromus** schließen kann. Die linke H&lfte dieses Porde-
none kommt auch auf einer der gemalten Galerieen des
Teniers in München vor (auf Nr. 929). Von besonderem
Interesse ist die Kreuzschleppung des Ccariam in derselben
Reihe, ein Bild, das nach Angabe des alten Inventars signirt
war mit: loannes Gariani. — Die dritte Reihe beginnt mit
einem Johannes Baptista, der zwar im alten Inventar als
Nr. 72 beschrieben, aber heute nicht mehr in der Galerie
vorhanden ist. In der Stallburg war er noch. Es folgen
drei bekannte Bilder. Das n&chste dann aber, eine Ter-
suchung Ghristi, ist nicht mehr in der Wiener Galerie (im
alten Inventar als Nr. 204, Giacomo Tintoretto). — In der
vierien Reihe folgt auf die bekannte Judith des Saraceno
eine Beweinung des heiligen Leichnams von Schiavone^ die
zunächst auch nur durch die Kopie des Teniers und die Ab-
bildung im Prodromus bekannt ist (altes Inventar Nr. 190).
Auch die heilige Familie mit Sta. Magdalena von Palma
vecchio in derselben Reihe muss erst gesucht werden (obwohl
sie noch bei Mechel vorkommt), ebenso die Kreuzschleppung
von einem „BASSAN" (Inv. 228),. welche Teniers auf meh-
reren seiner Bilder wiederholt hat (München, Nr. 929 und
928). — In der untersten Reihe das Ecce homo (Halbfigur)
von „TrriANVS" wird nicht leicht wiederzufinden sein (altes
Inventar Nr. 199). Die Mater dolorosa daneben steht im
alten Inventar als Kopie nach Tizian (Nr. 200). Die Dame,
die zwischen den Bildern herausblickt, entspricht der Nr.
273 des alten Inventars, das hier keinen Malemamen nennt.
Das zweitnilchste Bild gegen rechts wird jenes Eigenbildnis
des Giorgione sein, das noch in der Stallbnrggalerie vor-
k -
1) Yergl. den Katalog der „Exhibition of work by the old
masterB** der Boyal academy of arts von 1898, Nr. 121, und den Be-
richt tiber diese Ausstellung im Aepertorlum für Kunstwissenschaft
(Bd. XVI, W. V. Seidlitz).
2) Das Depot der Wiener Galerie ist mir nicht zugänglich,
weshalb ich keine Bürgschaft dafUr übernehmen kann, dass dieses
oder andere scheinbar verschollene Bilder nicht im Wiener Vorrat
verborgen sind-
banden war. Das Bild ganz rechts ist vermutlich der Or-
pheus des Giorgione, den das alte Inventar anführt (Nr. 270).
— Die Gem&lde, die vorne lehnen, sind leicht in Wien und
in Florenz wiederzufinden bis auf eines, nSmlich die Land-
schaft von Paul Bril (Inventar Nr. 157). — Unter den Bil-
dern, die links beim Fenster h&ngen, bedarf der Brudermord
einer Erklärung. Dieses Bild, im sdten Inventar als Nr. 1
beschrieben, aber nicht getauft, ist noch vorhanden. Es
wurde bei der jüngsten Neuaufstellung eingereiht (Führer,
Nr. 604), wobei freilich die unrichtige Angabe unterlief, als
sei dieses Gem&lde zuerst im Prager Inventar von 1718 nach-
weisbar. Die kleine Kopie auf der gemalten Galerie des
Teniers in Wien beweist schlagend, dass schon Erzherzog
Leopold Wilhelm dieses wirkungsvolle Stück sein eigen
nannte. Ganz unten rechts hängt noch ein Bildchen von
Domenico Feii, dessen merkwürdige Darstellung vom alten
Inventar nicht näher bezeichnet (Nr. 177) und auch nach
der Abbildung im Prodromus nicht klar wird.
DR. TH. V. FRIMMEL.
VERMISCHTES.
%* Arnold Böcklin, der jetzt wieder völlig genesen ist,
hat ein neues Selbstporträt gemalt, von dem die „Baseler
Nachrichten'' folgende enthusiastische Schilderung entwerfen:
„Der Maler, von tiefen Empfindungen bewegt, steht zur
Seite einer Staffelei, auf deren graue Tafel er eben die ersten
Linien zu seinem eigenen Bildnis hingeworfen; in der ge-
senkten Rechten hält er den Pinsel, in der Linken die Palette.
Er hat ein kurzes violettes Jackett angelegt, dessen einer
Flügel, unten leicht umgebogen, ein buntes Futter zeigt; die
Beinkleider weiß, blau karrirt, ein rot und gelber seidener
Schlips um den niederen Stehkragen. Rechts vom Beschauer
ein dunkelgrüner Vorhang, dahinter ein l^chchen mit allerlei
Kleinigkeiten. Man ist.üb^r den Gedanken des von schwerer
Krankheit Wiedererstandenen, sich in lebhaft farbigem An-
zug uns vorzuführen, im ersten Augenblick verwirrt, aber
nur einen Augenblick, um sogleich das ganze Gemälde als
einen der schönsten koloristischen Triumphe Böcklin's zu
bewundem. Hier ist in jeder Farbe wohlüberlegte Absicht,
gekrönt durch den vollendetsten Erfolg, und wenn der unter
Italiens glänzendem Himmel weilende Künstler sich nicht
in einen blöden dunklen Rock stecken wollte, so wusste er
wohl, was er that, und er fühlte sich stark genug, um seine
Hauptaufgabe, die Darstellung des Menschen, des geistig
schöpferischen Menschen, nicht durch das Äußerliche der
Kleidung zu erdrücken. Das Wesentliche, der Kopf des
Künstlers, ist wundervoll modellirt und mit der äußersten
Sorgfalt bis in die feinsten Nuancen durchgeführt; alles noch
so virtuos behandelte Nebenwerk tritt durch ihn zurück, er
beherrscht unser Interesse, er hält uns lange, lange fest; wir
möchten sein Geheimnis erfahren. Dieser Kopf, von der
Sonne des Südens gebräunt, kräftig in die Höhe gerichtet,
die noch immer hellen Augen nach innen gekehrt, sagt uns,
dass sein Träger von dem Ernste des überwundenen Angriffs
auf sein Leben tief ergriffen ist; der Mund öffnet sich, um
dem Gedanken des Augenblicks Ausdruck zu geben, und
wir glauben von den lebensvollen Lippen die Worte zu ver-
nehmen: „Und ich male doch noch!"
Dresden, Auch hier hat sich jetzt eine Spaltung in der
Künstlerschaft vollzogen. Es ist eine freie Vereinigung
Dresdener Künstler ins Leben gerufen worden, die über
sechzig Mitglieder zählt. Hervorragende Künstler Dresdens,
wie Prof. Robert Diez, Professor an der Königl. Kunstaka-
demie, Ttot PaulKießling, die Architekten Hauschild, Gräbner,
539
Vermiscbtes.
540
Bildhaner Harianann Mackaa, Maler Paul Baum u. a. ge-
hören ihr an. An der Spitze steht als erster Vorsitzender
Karl BantxeTj der fßr sein Hessisches Abendmahl im vorigen
Jahre in München eine goldene Medaille, in diesem Jahre in
Berlin eine ehrenvolle Erwähnung erhielt, und Architekt
Hauschild als zweiter Vorsitzender. Im Herbst wird die Freie
Vereinigung in Dresden eine Sonderausstellung veranstalten.
Vor der Hand bestehen noch lebhafte Hoffnungen, es werde
ein Ausgleich und eine Einigung mit der alten Eunst-
genossenschafb erzielt werden, da Dresden sich auf die Dauer
durchaus nicht den Luxus derartiger Spaltungen gestatten
konnte.
* Detnolirung des lAnxerthors in Sahburg. Trotz der
Einsprache, welche von. seiten der Salzburger Architekten
und Altertumsfreunde gegen die Zerstörung des Linzerthors
erhoben wurde, beschloss der Gemeinderat der Stadt prin-
zipiell die Hinrichtung des Denkmals. Wenn man dasselbe
vorläufig noch bestehen lässt, so erkennt die Bevölkerung
darin nur die Gewährung einer Galgenfrist Ein Salzburger
Kunstfreund schreibt uns: „Bei der in unseren Provinzial-
städten immer mehr zunehmenden und zur Schau getragenen
Gleichgültigkeit gegen historische Baudenkmale müssen wir
uns fragen, welche Mittel wir haben, um dieser Kalamität
abzuhelfen? Träten alle Vereine für Landeskunde, sowie
die historischen und Kunstvereine zusammen, und würden,
vielleicht unterstützt von der Centralkommission, ein billiges
Blatt mit Zinkotypieen herausgeben und den Lokalblättern
gratis beilegen, so würde man bald darauf kommen, dass
die kunstfeindlichen Elemente in den Gemeinden bisher nur
keine Gelegenheit hatten, sich im Kunstverständnis und in
der KnaBifretide zu bilden. Mit Befriedigung hOren oft Bür-
germeister und Vertreter kleinerer Orte zu, wenn man den
historischen Wert ihrer Bauten oder Denkmäler hervorhebt.
Sie wollen oft Belehrung. Das praktische Leben drängt aber
das ideale immer mehr zurück. Nur allgemein zugängliche
Volksschriften, auch populäre Vorlesungen, kOnnen den Ver-
fall des Kunstsinnes und der Kunstpflege hemmen; der Kon-
takt der Fachvereine mit dem Publikum müsste viel inten-
siver werden; sonst konnten vielleicht auch einmal unsere
städtischen Museen in Gefahr kommen, in ihrem Werte als
Bildungsmittel unterschätzt und durch Veräußerungen ge-
schädigt zu werden. Es ist stets zu bedenken, dass Un-
kenntnis mit Starrsinn sich zu verbinden pflegt. Also: För-
derung der kunsthistorischen Ausbildung in den breitesten
Schichten brauchen wir! Der Unterricht in der Schule hat
dem Schwinden des allgemeinen Kunstsinnes bisher nicht
Einhalt geboten." D—f.
\* Atiaschniikkung des Rathauses in Wiesbaden. Wie
der „Frankf. Ztg." geschrieben wird, hatte sich die städtische
Vertretung in einer ihrer letzten Sitzungen mit der maleri-
schen Ausschmückung des Rathauses zu beschäftigen. Dieses
prächtige, von Professor von Hauberisser in München im
Renaissancestil erbaute Haus ist in seiner ganzen inneren
Einrichtung auf reiche Ausstattung in Holzgetäfel und ma-
lerische Ausschmückung berechnet. Bekanntlich wird in den
Staatshaushaltsetat alljährlich die Summe von 300000 M.
aufgenommen, aus welcher für die Ausschmückung monu-
mentaler Gebäude und zugleich zur Unterstützung der Kunst
Beiträge geleistet werden. Auf Bewilligung eines solchen
Beitrags für die Ausschmückung des Bürgersaales wird in
Wiesbaden gehoflt. Zu diesem Ende sollen nach einem von
der städtischen Vertretung gefassten Beschlüsse dem Mini-
sterium zwei historische Wandgemälde in Vorschlag gebracht
werden: das eine einen Vorgang aus der Gegenwart, das
andere einen solchen aus der nachweislich frühesten Ver-
gangenheit der Stadt darstellend. Das erste Bild soll den
Einzug Kaiser Wilhelm*8 L in die Stadt nach der Einweihung
des Niederwald-Denkmals mit der Gefolgschaft der Bnndes-
fürsten verewigen, das zweite die Erstürmung der von den
• BOmern zum Schutze ihrer hiesigen Niederlassung errichteten,
jetzt noch teilweise vorhandenen Heidenmauer durch Ger-
manen im III. Jahrhundert und die Befreiung der Stadt
vom römischen Joch. Für den großen Festsaal, dessen
malerische Ausschmückung die Stadt auf ihre Kosten zu
besorgen hat, sind die Bildnisse des Kaisers und der
Kaiserin, des Kaisers Wilhelm I., des Kaisers Friedrich III.,
des Kaisers Adolf von Nassau und des Herzogs Adolf von
Nassau, jetzigen Grossherzogs von Luzembuxg, in Aussicht
genommen. Die Übrigen Wandflächen des Festsaales sollen
allegorische Ausschmückung entsprechend den daselbst an-
gebrachten Eigenschaftswörtern: „massig, tapfer, weise, ge-
recht" erhalten.
Antiquitäten in Äpulien, Selbst bei ihren gerade nicht
vorzüglichen Finanzverhältnissen hat dennoch die italienische
Regierung Mittel gefunden, künstlerischen und nament-
lich archäologischen Interessen gerecht zu werden. So sind
einige bisher ganz unbeachtet gebliebene Quellen f&r die
Schüler des Kunststudiums und f%Lr Altertumsforscher er-
Ofihet worden. Signor Boni, der Konservator für Antiqui-
täten in Apulien, ist während des ganzen Jahres 1892 th&tig
gewesen, um die in gedachtem Landstriche vorgefundenen
Monumente katalogisiren und photographiren zu laasen. Die
Resultate sind besonders wichtig für den Architekten und
den mittelalterlichen Archäologen hinsichtlich von Basiliken
und Kirchen des 11. bis 13. Jahrhunderts, und in dieser Be-
ziehung hat sich das betreffende Material als ein über-
raschend reichhaltiges herausgestellt. Besonders interessant
ist die normannische Kathedrale in Nardo, welche vollständig
in barocker Manier durch einen neapolitanischen Bischof des
vorigen Jahrhunderts restanrirt wurde, wobei die Originalsäulen
entfernt worden waren. Letztere wurden jetzt wieder auf-
gefunden und es ergab sich, dass die Säulen mit Bildern
von vorzüglicher Technik bemalt sind. Eines dieser Gemälde
trägt das Datum 1249 mit einer Inschrift, welche besagt,
dass der Benediktiner Abt Goffredo diese geistliche Soenen
darstellenden Bilder anfertigen liefi, „tempore Divi Friderici"
(des Hohenstaufenkaisers Friedrich IL), und zwar durch den
Maler Bailardo. Andere künstlerische Darstellungen geben
uns mit großer Genauigkeit Aufschluss über die Trachten
des 13. Jahrhunderts. Die Kathedrale hat drei Schiffe mit
einer kreisförmigen Apsis und scheint das Werk der nor-
mannischen Grafen des 11. Jahrhunderts gewesen zu sein.
Das Gebäude weist eine merkwürdige Ungleichheit der Bogen-
wOlbungen auf, da jede Seite einen besonderen Stil hat.
Auf der rechten Hälfte zeigen sie einen kräftigen und ur-
sprünglichen Typus, welchen die meisten normannischen
Konstruktionen besitzen, während dagegen die linke Seite
sehr elegant und unter sarazenischem Einfluss hergestellt
zu sein scheint. Der Gesamtbau erinnert an die Kirche von
St. Paolo in Pisa, besonders an die Fassade, während der
Portikus der Kathedrale große Ähnlichkeit hat mit dem von
der Abtei St. Clemens in Casauria und S. Ambrogio in Mai-
land. Die Ergebnisse der Forschungen in Apulien sind Lieb-
habern bildlich zugänglich durch 235 Photographieen , die
unter Signor Boni's spezieller Aufsicht angefertigt wurden.
Romualdo Mossione in Rom ist der Verleger der Serie,
welche im ganzen 200 Frank kostet, aber auch in einzelnen
Teilen zu haben ist. Viele der Monumente dürften den
Altertumsforschem und Architekten bis jetzt unbekannt ge-
blieben sein. £
541
Vom Eunstmwrkt. — Zeitachriften. — Briefkasten.
542
VOM KUNSTMARKT.
London, Am 3. Augast sclilossen die Auktionen für
Kunsl^egenst&nde in dieser Saison. Trotz des ungeheuren
Materials, welches in diesem Jahre sowohl hier als auch in
Paria zum Angehot gelangte, fanden doch alle wirklich
guten und seltenen Objekte zu hohen, ja teilweise zu
außerordentlichen Preisen Liebhaber und Abnehmer. Die
▼erh<nisn^ig gesuchtesten Kunstartikel waren die
Kupferstiche und Handzeichnungen aus der „Holford-
Sammlung**, und unter diesen wiederum die Radirungen von
Rembrandt und die Kupferstiche der alten deutschen Meister,
welche Preise erreichten, wie sie weder hier, noch auf dem
Kontinent Überhaupt je bezahlt wurden. — Den Schluss
der dieqShrigen Auktionen bei Ghristie bildeten Kunstgegen-
st&nde aller Art aus verschiedenem Besitz, namentlich aber
alte Gobelins, die ebenfalls sehr hoch verkauft wurden.
Die bemerkenswertesten Objekte waren nachstehende: Eine
Folge von fünf Gobelins, Alt Brüssel, Illustrationen zu Ovid's
Metamorphosen, 895 £. Drei Alt- Burgundische Gobelins,
Snjets aus dem Trojanischen Kriege, je 85 ^, 100 £ und
80 £\ eine ähnliche Arbeit, Perseus befreit die Andromeda,
153 #§*. Ein Alt-Burgundischer Gobelin, figurenreich, in der
Mitte ein König auf dem Thron sitzend, 315 ^ (K&ufer das
South Kensington Museum). Ein anderer Gobelin mit dem
Motiv aus einer Heiligenlegende, 152 £, Eine Folge von
sechs alt-flämischen Gobelins, je 98 ^, eine ähnliche Folge
mit Palästen und Gartenscenen, je 121 £, Eine Alt-BrÜs-
seier Arbeit, Venus und andere mythologische Figuren,
\^ £\ das Pendant hierzu, 136 £. Ein alt-vlämischer
Gobelin, fignrenreich, 128 £. Drei Tapisseriestücke, Er-
eignisse aus der Geschichte Roms darstellend, 84 ^. —
Endlich wurden an demselben Tage noch Bücher verauk-
tionirt, deren beste Preise sich wie folgt stellten: ,Alke's
Sport Annalen*, mit kolorirten Platten, 20 £, Die „Bad-
mington Sport Bibliothek", herausgegeben von dem Herzoge
von Beaufort, 67 £ (Sotheran) „Howitt's Britischer Sport"
mit vielen Illustrationen, 31 £ (Qnaritch); Piraneai, Opere,
römische Originalausgabe, 55 £ (Quaritch); „Mus^e Frangais
& Musee Royal'*, mit vielen Kupferstichen, 70 £ (Quaritch).
S
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kanstehronik. 189S* Nr. 14.
Künstler -Kolonie im Wiener Prater. Von Gl. Sokal. — Die
Berliner Kanstansstellnng. Von F. H. Meissner. — Die Aas-
stelliine der Bildnisse französischer Schriftsteller und Journa-
listen des 19. Jahrhunderts. — Kunstbriefe: Krakan; Lemberg;
London.
ArehitektoniMhe Bundscban. 1802/98. Heft 10.
Taf. 78. Villa Lenbach in München; erbaut von Prof. G. Seidl,
daselbst. — Taf. 74. Berliner Elektrizitätswerke in Charlotten-
bürg; erbaut von Crem er und Wolffenstein, Architekten in
Berlin. — Taf. 75. Gruftkapelle in Grundelsee; entworfen von
Prof. L. Theyer in Grass. — Taf. 76. Villa in Großlichterfelde;
erbaut von Architekt H. Theissing in Berlin. — Taf. 77. Brun-
nen im alten Rathaus zu Wien von G. R. Donner^ aufgenommen
von Architekt J. Schubaner in Baden. — Taf. 78. VUla Wioh-
mann- Eichhorn in Dresden; erbaut von Architekt H. Thüme
daselbst. — Taf. 79. Wohnhausfassade in der Weyringergasse in
Wien; entworfen von Architekt J. Sowiiiski daselbst. — Taf.
80. Entwürfe zum Innenausbau eines Schlösschens in Tirol von
Zaar und Vahl, Architekten in Berlin: Boudoir.
Bayerische Gewerbczeitang. 1898. Nr. 18.
Bayerns bedeutendste Industriewerkst&tten und Kunstanstalten.
Die Städtler'sche Nadelfabrik in Schwabach. — Die Nttmberg-
Fttrther Sammelgruppe auf der Weltausstellung in Chicago.
ChrlsflleheB Kustblatt 1898. Heft 7.
Bin deutscher Mann und Künstler. — Das Kirchlein zu Kriegea-
bronn bei Erlangen. — Neue Werke von Paul Händler in Berlin.
Die Kunst fttr Alle. 1892/98. Heft 21.
Die Jahresausstellung 1898 der Künstlergenossensohaft zu Mün-
chen. I. Von Fr. Pecht. — Die nationale Kunstausstellung in
Rom. Vom Dr. H. Barth. ~ Die Münchener KünBtierfeste im
Sommer 1898.
Gewerbelialle. 1898. Heft 8. August
Taf. 57. Gestühlwange mit dem Kölner Wappen (um 1580). —Wand-
füllung. Oldenburgische Arbeit. (Anfang des 16. Jahrhunderts.)
Im Kunstgewerbemasenm in Köln; aufgenommen von Fr. Stan-
ger daselbst. — Taf. 58. Bestellkarte, Zierleisten und Vignetten;
entworfen von H. Kaufmann in München. ~ Taf. 69. Alte
Schmiedearbeiten aus Ulm; aufgenommen von R. Knorr in Stutt-
fart.->-Taf. 60. Alter Schrank im Privatbesitz in München, 17. Jahr-
undert. — Taf. 61. Wand- und Stehleuohter im Kunstgewerbe-
museum in Berlin; aufgenommen von G. Po 11 es daselbst. —
Taf. 68. Masken- und Fratzenköpfe von einem Ofen in Zürich
(1786) im k. k. österreichischen Museum für Kunst und Gewerbe
in Wien; aufgenommen von A. Vaolavik daselbst. — Taf. 68.
Italienischer Seidendamast; Ende des 17. Jahrhunderts. Italie-
nischer BrokatstofT; erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im kgl.
Kunstgewerbemuseum zu Dresden; aufgenommen von 0. Hesse
ip Wien. — Taf. 64. Silberne Beschläge von Bibeln in der St.
Agidienkirche in Nürnberg (Beginn des 18. Jahrhunderts); auf-
genommen von F. Walther daselbst.
Mltteilangen des k. k. Ssterreicliisclieii Museums für
Kunst und Industrie. 1898. Heft 7.
Zinnarbeiten. Von Prof. H. Macht.
Zeitschrift für christUehe Kunst. 1898/94. Heft 4.
Zwei durchbrochene Elfenbein tafeln aus dem Anfang des 15. Jahr-
hunderts. Von Schntttgen. — Konkurrenzentwurf für die St.
Marienkirche in Düsseldorf. Von A. Tepe. — Die neuentdeokten
spätromanischen Wandmalereien in Schmalkalden ans dem Leben
der hl. Elisabeth. Von C. W. Hasse.
Zeitsehrift des Barerischen Kunstgewerbevereins in Mlin«
oben. 1898. Heft 7/8.
Das Grabmal Kaiser Ludwig des Bayern In der Münchener
Frauenkirche. Von K. Th. Hei gel. — Festons und dekorative
Gruppen. Von J. von Schm&del.
Gaiette des Beaux-Arts. August 1898. Nr. 484.
Largilliöre. I. Von P. Mantz. — Les salons de 1893. III. La
sculpture. Von H. Bonohot. — Tanagra. 11. Von H. Lechat.
— Les ol^eote d'art au Salon de Champ-de-Mars. Von E. Gar-
nier. — Alfred Darcel. Von E. Saglio. — Reynolds en Italic.
IL Von L. Dimier.
L'Art. Nr. 700. 15. JuU 1898.
Les Tapisseries du ch&teau de Pau. Von P. Lafond. — Michel-
Ange et Catherine de Mödicis. Von L. Bosseboeuf. — Le oent-
onziöme Salon de Paris et le cent-vingt-oinquidme Salon de Lon-
dres. Von P. Leroi.
I/Art 1. August 1898. Nr. 701.
Les acquisitions des musöes k la vente Spitzer. Von A. Dal-
lidres. — Le cent-onziöme Salon de Paris et le cent-vingt-oin-
quidme Salon de Londres. Von P. Leroi. — Les Moreau et
rAcadömie. Von A. Moreau.
The Magasine of Art Nr. 164. August 1898.
The Salons: The Champs filysöes. I. Von Gl. Philipps. — Cur
graphio humorists: Linley Samboume. Von H. Spie mann. ~
Mr. W. T. Baker's collection at Streatham HilL IL The foreign
Iiictnres. Von A. J. Story. — J. W. North, painter and poet.
I. Von Prof. H. Herkomer. — Iceland. Von T. G. Paterson.
•— Sir John Gilberts' gift to the City of London. II.
ArehlTio Storieo delP Arte. 1898. Heft 8.
I maestri d'intaglio e dl tania in legno nella Primaziale dl
Pisa. Von J. B. Supino. — I oapolavori della Pinacoteca del
Prado in Madrid. Von G. Frizzoni. — Avanzi di architettura
medioevale in SanU Maria Maggiore (Valle Vigezzo). Von 0. Er-
ror a. — Nuovi studi intomo a Miohelozzo. Von A. Sohmarsow.
Briefkasten der Bedaktion.
AniateurpJiotograph und Kunstfreund in Agram, — Unter
den Fachblättem, aus denen Sie für den gedachten Zweck
Belehrung schöpfen können, empfehlen wir Ihnen in erster
Linie die von L. Schrank in Wien redigirte, gegenwärtig
im 30. Jahrgange stehende ,,Photographische Korrespondenz''.
— Reiches Material bietet femer das „Jahrbuch für Photo-
graphie und Reproduktionstechnik", heraosgegeben von «/.
M. Eder (Halle, Knapp; 7. Jahrgang). Die ersten Kräfte
aus allen Ländern liefern Beiträge dazu.
Pa ich währeud der Monate Augnst und September von Wien abwesend sein werde,
bitte leb alle Znsendnngen nnd Briefe während dieser Zeit direkt an die Verlagsbnohhand-
lang E. A. Seemann in IJelpzlg^, Gartenstrasse 15, richten zu wollen.
Wien, Mitte Juli 1893. C. v. LÜTZOW.
klikbtGiMlMlM
Im Verlage TOn E. A. SEElUHIir in
I L«lpilf ist aoeben enchienen und durch
jede BochhajidliiDg ca besieben;
Plastiseh-anatomisehe
' Stadien
I ffir
\Mmn, KutcGferlietichiilGD
Ml iun Selbstnnterriclil
Cremälde alter Meister.
Dar UnterielcliDeta kauft
nlederlLndlsohen Schale, _
einzelner Werke, wie kornj
henornkKenda Originale el
''" latl eohnellBte und tac
[langen nnd S'
laldeftaktionen dea In- i
IT Heister, vonBglleb dar
Josef Tb. Schall
I Gemälde moderner und alter Meister, 1
anch Aquarelle, ersten Rangea k&afl und Abemimmt tum Terkaaf, Bovohl I
einselii &U in ganzen Sammlungen die Kunsthandlung von I
E69S] Th. Sftloinon, Berlin W., Pnedrichstr. 168. |
Gemäldesaal in FranJäfurt a.M.
Ansstelliuigeii umd AnkttoneD tob OemUden, Antiqiilt&ten nnd KonstgeReu-
sUnden. — Eataltme aof Wuoscli gratis und franko dorcb Rndolf ßangä in
FruiEfnrt a. H., KnnstaakUoDegeEch&Tt, gegr. 1809. [us]
Verlag von Artur Seemann, Leipzig.
Soeben erschien:
Kleine Gesellen.
Sechzehn Kinderscenen
von Carl Fröschl.
Ziveite Auflage.
5 Lichtdrucke in sehr eleganter Mappe.
Fritz Sohider,
Maler und Lehrer der Allgemeinen
Qewerbeschule in Basel.
n. Teü:
Fuss und Bein.
16 Tafeln in Lichtdruck.
Größe 51 x 42 cm.
In Mappe 20 Mark.
Die VorzQge dieser plastisch- anatomi'
sehen Daratellung des menschlichen EOr-
pera beruhen auf der bis ins Einzelne
durchgeführten, sorgfältig nach
der Natur auagefUhrten Zeichnung.
Einige Figuren sind nach guten Modellen
hergest«lIL
Der Mafastab ist so groB gewSlilt,
doBB alle Einzelheiten deutlich zu er-
kennen sind.
Die Anerdnung ist derart getrofien,
dass infolge der Nebeneinanderstellong
von Skelett, Muskulatur und Naturform
ein unmittelbarer Vergleich ermOgltcht
Der jeder Tafel heigefögte Text be-
lehrt in Kürze über Ursprung, AnsatK
und Wirkung der verschiedenen Muskeln
und über die Benennung deren einzelnen
EnochenteUe.
Früher erschien als erster Teil dieses
Werkes in gleicher Aosfilhrung:
Hand imd Arm.
: Kunstbietorlicher KooKreea in NüniberK 1893. — Die RroSa BerEinai KunstaoBitellang. IV. Von Adolf Kosanberg. — Peter
Sjmen Von S. B. Kohler. - Bacbersctaaa: C. Uofstede da Oroot, Qnellenitudien (Houbraken); Uabl nnd Kon er,
Griecban and Homer ; U. Bach, Hocballar in Blaubearen; Katalog der kgl. Akademie der Knoate. Beilin; Jahreebsrlcht das Hn-
eenme in Basten; Hather. Oeachichte der Haterei im is. Jahih ; Geymüller, Tbeiaunia of Archltectua ; VeRclohnli von
Pbolographieen (ticbr. Heder); Verieichnie des Kapferetlohkabinetta im British Kaseoia, — Qulrtn von Leitner t. .^ O. Oedoi;
' '-»•-■" HieS:,A, Sohmarsow; Marc_ Koaenberg; Th.v. Frimmel ;^Frani MaUch; Kaspar Zu-'— >■ "--' '-" '—
--Jlogr... ,.
L. Laihz; F. KieB;.A. Schmamow; Marc Kosenbi
Wiener Akademie; P. Janssen. — Denkmal Kaiser Wilhelm'a I. in Stuttgart; Organiaation der Denkmalornflega
'"' ;_^Bismarckdenkmal in Iiahr. ~ Kanitausatellung in Sofia; Rongreia der üesellsckaft für Ualteohnlk in '
1 im Soath KeasioKk .
L. von Honnann'B in Düasaldorf; Arcbtolosische Aasatallung
Kunslverein. — Dörpfeld's Ausgrabangan in ülsaarlik. — Da
Das Linaeithor in SalEburg; iUtbsua in Wiesbaden
kästen. — Insersta.
Qchen ; Per-
in Wler-, .
groBe Ualeneli.
iten in Apnlien
Fflr die Redaktion verantwortlich Artur Seematm. ■
1 Äugutt JHm in Leiprig,
Dieser Nummer U^ c
samkeit der Leser empfehlen.
i Anzeige der Papierbbrik von SoUeleker k SehUl in Dflren bei, d
I /^
s»-*«^.
KUNSTeHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankundigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereina
HERAUSGEBER:
CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSEN BERG
WIEN BERLIN SW.
Bengaaie 58. Teltowentraiaft 17.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jfigeratr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang.
1892/93.
Nr. 33. (Schluss.) 21. September.
Die Kanttehronik ertcheint lOi Beiblatt Eur „Zeittohrilt fttr bildende Kamt* wid cam «Kanetgewerbeblatt* monatliob dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatliob einmal. Der Jahrgang kostet 8 Hark und nmfaest 83 Nummern. Die Abonnenten der ,»Z6it«
tohrift Ar bildende Knnat" erbalten die Ennstcbronlk gratie. — Für Zeichnungen, IfanuBkripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewihr. Inserate, 4 80 Pf. für die dreispaltige Petitaeile, nehmen außer der Yerlagshand-
lung die Annonoenexpeditionen von Haasensteln k Vogler, Rnd. Hesse u. s. w. an.
ZUR NEU AUFSTELLUNG DER KÖLNER
MALERSCHULEN IM MUSEUM WALLRAF-
RICHARTZ ZU KÖLN.
Am 1. Juni hat Köln eine Ehrenpflicht erftiUt,
welche schon lange auf dieser Stadt lastete und
deren endliche Vollziehung von allen, deren Herz
fär die gemütstiefe Kunst der Voreltern schlägt, mit
größter Begierde erwartet wurde: die Neuaufstellung
der Kolner Bilder, die das Museum Wallraf-Richartz
dank der Fürsorge eines seiner größten Bürger in
sich birgt. Ganz Deutschland mag sich dessen freuen;
denn Kölns Kunst ist ein gut Teil deutscher Kunst
und ihre durch jenes Mannes Wirken geretteten Zeug-
nisse müssen uns vielfach ersetzen, was in anderen
Städten, in anderen Landschaften durch den Leicht-
sinn und die Engherzigkeit unserer Vorfahren ver-
loren ging.
Es war den alten Kölnischen Bildern wirklich
herzlich schlecht gegangen, seit sich der Geschmack
an ihnen verlor. Sie hätten wahrlich ein besseres
Schicksal verdient, diese Werke, in denen die Stadt
ein sichtbares Zeichen ihres einstigen großen wirt-
schaftlichen Aufschwunges, ihrer gesteigerten Reli-
giosität und ihrer glänzenden Kulturentfaltung besaß,
wie sich dessen wenig andere deutsche Städte rüh-
men können. Erst hatte man sie zu lieben auf-
gehört, als heiteres italienisches Kunstempfinden den
Sinn für herbe, aber tiefe Innerlichkeit erstickte,
dann lernte man sie verachten, dann hassen und
schließlich in der barbarisch intoleranten Zeit, da
man die Kirchenwände schöner fand, wenn man sie
tünchte, als wenn man «veraltete* Malereien darauf
erblickte, hat man sie verstoßen und den Weg in
die Fremde antreten lassen. Wären nicht die Ge-
brüder Boisser^e und der Professor Wallraf, alle drei
geborene Kölner, ihrer Zeit so weit voraus gewesen
und hätten gesammelt, was damals noch keiner
sammelte, wie stände es heute um diese Bilder!
Die Gebrüder Boisseree haben, wie bekannt,
ihre Kunstschätze schließlich nach München übejrge*
führt und dort verkauft an den kunstfrohen König
Ludwig I., sie also für immer ihrer wahren Heimat
entzogen; Wallraf dagegen war so hochherzig, seine
reiche Sammlung von Gemälden, denen sich noch
Kupferstiche, Bücher, Mineralien u. s. w. anschlössen,
seiner Vaterstadt zum Geschenk zu machen. 358
Kölnische Bilder und noch 261 Kölnische Porträts
nannte das Verzeichnis damals unter der Gesamt-
summe von 1616 Gemälden. Damit war hier der
Ausgang für eine Museumsentwickelung gegeben,
die, verhältnismäßig früh begonnen, dann in um so
langsamere Bahnen lenken sollte.
Den alten Kölnern waren daher noch reiche Prü-
fungen beschieden, bis sie den Platz sich errangen,
der ihnen von Anfang an gebührte. In der ehemalig
so reichen und stolzen Hansastadt, die aber durch
innere Wirren nun gänzlich heruntergekommen war,
fehlte es an Geld, um ein für sie geeignetes Ge-
bäude zu errichten. Die Gemälde blieben anfangs
im Hause des Stifters, am Hofe 1 und dem ehema-
ligen Jesuiiengymnasium in völlig ungenügender
Aufstellung. Dann wurden sie nach dem ehemaligen
kurkölnischen Hofe in der Frankgasse, nahe dem
Dom übergeführt, wo sie sich hinsichtlich der An-
ordnung und der Beleuchtung nicht gerade ver-
547
Zur Nenaufstellung der Kölner Malersclialen im Museum Wallraf-Richartz zu Köln.
548
besserten. „In den geheimen Kammern und Gängen
des hiesigen stadtischen Museums", schrieb 1841
das Kunstblatt, «befindei;! sich hunderte der treff-
lichsten Bilder der köbiischen Schule — auf- und
aneinandergeschichtet — in einem Zustande, dass der
in Wahrheit große einzige Schatz nur durch schleu-
nige Hilfe der Nachwelt erhalten werden • kann."
Die schleunige Hilfe kam indessen erst nach circa
fünfzehn Jahren! Als eine Kommission, bestehend
aus Mitgliedern der stadtischen Verwaltung, der ge-
meinderätlichen Kommission für Kunstangelegen-
heiten und einer Anzahl Kunstverständiger, wie die
meisten aller Kommissionen, resultatlos verlaufen
war, beschloss der Kolner Kommerzienrat J. H. Bi-
chartz im Jahre 1854 die zur Errichtung eines Mu-
seums erforderliche Summe der Stadt aus eigenen
Mitteln zu übergeben. Im Jahre 1861, kurz vor
Richartz' Tode, war das Museum fertig. Die Kölner
fanden hier zunächst in den unteren Räumen des
linken Flügek Platz, wurden dann in die darüber-
gelegenen oberen transportirt, schließlich wieder —
angebUch weil das Licht dort oben zu gut für sie
wäre — an ihren ersten Platz zurückgebracht, wo
sie nun endlich für viele Jahre eine an Todesstarre
erinnernde Ruhe fanden. In den Leitern, die dem
Museum vorgesetzt wurden, fanden sie keine Männer,
die ihnen mifc besonderem Wohlwollen entgegen-
kommen konnten: Maler, die in Italien sich um-
gesehen und dort an fremder Kunst sich berauscht
hatten, die noch erfüllt waren von den Empfindun-
gen der Nazarener, den Ideen von Cornelius, und
die darum wenig Sinn fär eine Kunst besitzen konn-
ten, die ein an Formenschöuheit, an Farbenharmo-
nieen gewöhntes Auge verletzen musste. Teilte
doch noch die ganze Zeit diese Gefühle mit ihnen!
So blieben die Bilder hier lange fast unbeachtet,
ungesichtet und ungeliebt, — bis endlich vor wenigen
Jahren ein bewährter Fachmann an die Spitze des
Museums gestellt wurde, der, wissenschaftlich geschult
und von modernem Geiste beseelt, es für eine seiner
ersten Pflichten erkannte, der stiefmütterlich be-
handelten Kölner Bilder sich anzunehmen und ihre
Neuaufstellung durchzuführen.
Diese Neuaufstellung bedeutete zugleich den
Anfang einer systematischen, nach historischen und
lokalen Gesichtspunkten geplanten Anordnung des
gesamten, reichen Gemäldebestandes des Museums,
die sehr zu wünschen übrig ließ. Hierfür wurde, da
in dem Erdgeschoss bereits eine Sammlung antiker
und christlicher Skulpturen aus Originalen und
Gipsabgüssen begründet war, dem sich bald eine
Aufstellung- der durch die Bemühungen der neuen
Museumsverwaltung hier jetzt immer reichlicher zu-
sammenströmenden römischen Altertümer anschließen
soll, das ganze obere Geschoss des zweistockigen
Gebäudes in Aussicht genommen. Die Kölner Meister
erhielten so den ganzen linken, aus einem großen
und zwei kleineren Sälen bestehenden Flügel wieder
zurück, wo sie sich nun dank dem zum Teil neu-
angelegten Oberlichte der günstigsten Beleuch-
tung zu erfreuen haben, während der bis dahin
hier einquartierte Kunstverein nach unten zog. Den
neuen Räumen suchte man nun eine der Bedeutung
der ihnen zugewiesenen Bilder würdige Ausstattung
zu verleihen und sie mit diesen zu einem für das
Auge wohlthätigen Gesamtbilde zu verschmelzen;
denn da man noch nicht gerade behaupten kann,
dass die Kölner in Köln selber bereits populär ge-
worden sind, so galt es, sie in einer möglichst an-
ziehenden Form dem Publikum von neuem vorzu-
führen. Entgegen dem sonstigen Brauch schien es
da in diesen Bildern besonders warme rote Töne
sich vordrängen, hier am geeignetsten, an Stelle
des sonst bei solchen Gelegenheiten üblichen Brauns
oder Rots den Tapeten einen etwas stumpfen bläu-
lichen Ton zu geben, der jene Farben nur noch
wirksamer hervorzuheben vermag. Es war ein Ex-
periment, das hier versucht wurde, das aber zu aller
Befriedigung ausfiel Die Farben der Bilder ge-
langen überall auf dem neutralen Grunde ^u voller
Kraft. Die Vornehmheit der Räume wird dann noch
wesentlich erhöht durch gotisch gehaltene Holzver-
täfelungen, die unten geschnitzt, oben leicht bemalt,
als feste Bänder die Säle umziehen. Bordeauxrote
Vorhänge an den Thüren und Sofas vollenden die
Ausstattung.
Bei der Anordnung der Bilder galt es, das be-
rühmteste und im Gegensatz zu einem anderen nicht
weniger bekannten Bilde des Museums wirklich be-
deutendste Werk dieser Sammlung, die Madonna mit
der Bohnenblüte des Meisters Wilhelm, deren Be-
deutung in der für jene Zeit einzig dastehenden tech-
nischen Vollendung und Tiefe des Ausdrucks liegt,
auch äußerlich durch seine Aufstellung als den eigent-
lichen künstlerischen Mittelpunkt der ganzen Ab-
teilung zu cbarakterisirei). Es wurde erreicht, indem
man den an sich ja kleinen Flügelaltar durch einen
reich geschnitzten Altaraufbau erweiterte und diesen
in dem letzten der drei in einer Achse liegenden
Säle so dem Eingange gegenüber aufstellte, dass er
als Endpunkt einer wirkungsvollen, aus diesen Räu-
men und ihren ThüröflFnungen gebildeten Perspek-
549
Zur Neuaufstellung der Kölner Malerschulen im Museum Wallraf-Richartz zu Köln.
550
tive erscheint und um so mehr die Blicke auf sich
lenkt, da er sich hier von einem absichtlich bedeutend
lichter gehaltenen Blau der Tapete abhebt. In
diesem hinteren Raum sind dann ausschließlich die
Werke dieses Meisters und Stephan Lochner s sowie
ihrer Schule aufgestellt, vor allem, zur Rechten des
Hauptbjldes des Meisters, Wilhelm Lochner's reizende
Madonna im Rosenhag, ebenfalls in einem reich ge-
schnitzten Rahmen aus Eichenholz. Man befindet
sich hier noch ganz im Mittelalter« Wahre Fröm-
migkeit und reiner Idealismus sprechen aus allen
diesen stillen einfachen Werken, die so anspruchs-
los und doch so fesselnd wirken.
Im folgenden Saale, dem großen Hauptsaale,
treten einem dann die eigentlichen Realisten der
Kölner Schule entgegen, jene Meister, welche unter
dem Einflüsse der benachbarten Niederländer oder
durch den gemeinsamen Zug der Zeit sich entschie-
dener der Natur zuwandten, um an Naturwahrheit
zu ersetzen, was ihnen etwa an Innerlichkeit abging.
Zur Linken, wenn man vom Saale des Meisters Wil-
helm zurückkommt, die Meister von St. Severin
und des Thomasaltares, beide im höchsten Grade
originelle Eoloristen, jener durch harmonisches Zu-
sammenstimmen und sanftes Brechen der Farben
wirkend, dieser durch pikante, vor allem einer hellen
Farbenskala sich zuneigende Töne, beide dagegen
in gleicher Weise bei ihrer koloristischen Tendenz
den Reiz der Formen, der Linien bis zur ärgsten
Unschönheit, selbst Verschrobenheit außer acht
lassend; zwischen beiden der Meister des Münchener
Marienlebens mit seiner großen Kreuzabnahme, wäh-
rend das vierte Hauptbild des Saales, das große
Flügelbild des Meisters der heiligen Sippe, eben die
heilige Sippe in einer stark an sein Vorbild Quen-
tin Massjs erinnernden Weise darstellend, den Mittel-
punkt der gegenüberliegenden Wand bildet. Andere
Werke dieser Meister sowie die Serie der Ljvers-
berger Passion, Bilder des Meisters der Verherr-
lichung Mariae u. a. füllen im übrigen die Wände.
Auch hier sind die Hauptwerke dieser Zeit durch
mehr oder weniger reich geschnitzte Altaraufsätze
als solche kenntlich gemacht. Die Kölner haben es
hierbei wahrlich nicht an Geld fehlen lassen.
Im dritten Räume, der vor allem dem 16. Jahr-
hundert geweiht ist, merkt man, dass es mit der
Kölnischen Schule und ihrer Selbständigkeit gerade
in dem Augenblicke zu Ende geht, da andere
Schulen Deutschlands sich zur ungeahnten Größe er-
heben. Die Kölnische Schule hat daher keinen
eigentlichen Abschluss gefunden, da sie keinen
Meister hervorgebracht, der, wie es vielfach in Italien
und in Deutschland geschah, noch einmal alle Be-
strebungen der vorangegangenen Zeit in sich zu-
sammenfasste und daraus die Summe zog. Die
niederländische Kunstweise mit ihrem scheinbaren
Siechtum unter dem entnervenden Einfluss der ita-
lienischen Kunst — scheinbar, weil doch ohnedies
vieUeicht nie ein Rubens gekommen wäre — grifiP
so stark nach Köln hinüber, dass man kaum noch
zu sagen vermag, ob man in dem hier tonangeben-
den Künstler dieser Zeit, dem Meister des Todes der
Maria, noch einen Kölner oder einen Niederländer
vor sich hat Um daher die Aufstellung seines
Hauptwerkes in diesem Räume auch vor jenen For-
schem zu rechtfertigen, welche seinen niederländischen
Ursprung bereits als ein historisches Faktum be-
trachten, wurden mit ihm hier, was das Museum
an niederländischen Bildern besitzt, vereint, wodurch
zugleich diese weniger hervorragenden Werke an
eine sekundäre, ihrer wirklichen Bedeutung entspre-
chende Stelle gerückt wurden. Im übrigen vertreten
vor allem die Werke Bart. Bruyn's, bekanntlich
des dritten zugleich seinem Namen und seinen Lei-
stungen nach bekannten Künstlers unter der gesam-
ten Schar der Kölnischen Meister, die Kölnische
Schule dieser Zeit Er erscheint hier als ein Nach-
ahmer des Meisters vom Tode der Maria, der sich
dann immer energischer der niederländischen Kunst
in die Arme wirft, es aber doch zuweilen, wie hier
in seinem vornehmen Porträt des Bürgermeisters
Arnold von Brauweiler, zu recht bedeutenden Leistun-
gen bringt.
Verwandte Bilder geringerer Art bedecken die
Wände des anstoßenden Korridors. Hier haben auch
die Fragmente gotischer Fresken, die einst die Thron-
wand des Hansasaales im Rathaus zierten, Auf-
stellung gefunden. Es war indessen unmöglich, alle
Kölner Bilder, die das Museum besitzt, in diesen
Räumen unterzubringen, wollte man nicht durch allzu
große Gedrängtheit die Wirkung der wirklich guten
Werke, die in abgemessenen Abständen voneinander
aufgehängt wurden, beeinträchtigen. So musste eine
Auslese stattfinden. Die Ausgeschiedenen sollen aber
später in den Korridoren eine mehr dekorative Ver-
wendung finden.
So ist denn dank der systematischen Aufstellung
hier ein klares Bild der Entwickelung der kölnischen
Malerei gegeben, klarer als irgend ein Handbuch
der Kunstgeschichte es darzustellen vermag, da jeder
der drei Räume einer ihrer Hauptphasen entspricht
und gleichzeitig die verdienstvollen fahrenden Meister
551
Bücherschau. — KunsÜitteratar. — Kunstblätter.
552
sich durch ihre Aufistellang als solche auf den ersten
Blick kenntlich machen. Nur wenige Galerieen
dürften sich bis jetzt rühmen, Gleiches versucht und
Gleiches erreicht zu haben, nur wenige damit auch
zugleich eine solche Vornehmheit der äußeren Er-
scheinung, wie es sich fttr eine Statte der Kunst
geziemt, angestrebt haben. Möge der wohlgelungene
Anfang dieser Neuordnung die Bürgschaft einer
nicht minder erfolgreichen WeiterfBhrung des Ge-
samtplanes sein! Mögen aber auch alle die Männer,
die dabei rüstig mitgewirkt haben, den Dank finden,
den sie verdienen, bei allen Deutschen, die sich für
heimische Kunst interessiren, vor allem aber bei den
Kölnern, denen hier ein großes ruhmreiches Blatt
ihrer Kunst- und Kulturgeschichte vorgehalten wird,
von dem sie lange genug selber nicht recht was
wussten! JE, Z.
BÜCHERSCHAU.
ChxiMt ist entaaden! £ine Festgabe für das christliche
Haus. Zehn Darstellungen in Wort und Bild. München,
Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft (vormals Fr.
Bruckmann). 1893. 4.
Diese geschmackvoll ausgestattete Festgabe, die sich
vornehmlich zu Konfirmationsgeschenken trefflich eignet,
enthält auf ihren in getontem Lichtdruck hergestellten
Tafeln zehn Bilder der Leidensgeschichte, der Aufer-
stehung und der Himmelfahrt Christi, zumeist von Malern
der Düsseldorfer Schule, begleitet von Dichtungen moder-
ner Poeten und einzelnen gereimten Texten aus älterer
Zeit Von den bildlichen Darstellungen verdienen besonders
die stilvollen Blätter nach Deger und lHefiba<^h, dann die
wirkungsvollen, im Stile der jüngeren Schule gehaltenen
Kompositionen von Delug und B. Frische rühmend hervor-
gehoben zu werden. Die Reihe der Dichtungen wird von
weihevollen Strophen K. Gerok's „Die Cbarwoche" eingeleitet.
Auch die übrigen Texte enthalten manches tiefempfundene
und formschöne Wort. — w.
KUNSTLITTER ATUR.
*^* Eine Monographie über Lioiard, Der frühere Pro-
fessor der Chirurgie an der Universität in Amsterdam, 7V/a-
niiSt der dem Gesetze zufolge nach zurückgelegtem 70. Lebens-
jahre der akademischen Thätigkeit entsagen musste und der
sich durch seine vor vielen Jahren über die Gemälde der
Amsterdamer Chirurgengilde veröffentlichten Studien auch
als Kunstschriftsteller bekannt gemacht hat, wird, wie der
„Vossischen Zeitung*' geschrieben wird, die ihm jetzt ge-
währte Muße dazu verwenden, mit Unterstützung der Soci^t^
des Arts in Genf ein umfangreiches Werk Über den Genfer
Maler und Pastellzeichner Jean Etienne Liotard (1702—1789)
zusammenzustellen. Das Amsterdamer Reichsmuseum besitzt
von diesem Künstler, der auch längere Zeit in den Nieder-
landen gelebt hat, vierundzwanzig Pastellgemälde, die in
einem der Nebensäle als besondere Sammlung untergebracht
sind und von denen besonders das Porträt der Kaiserin
Maria Theresia in die Augen fölli Diese Sammlung ist teil-
weise ein Legat eines Fräulein Liotard, einer in Amsterdam
gestorbenen Enkelin des Künstlers. Seine übrigen Werke
sind über verschiedene Museen des Auslandes verteilt Pro-
fessor Tilanus beabsichtigt, dem von ihm zu verfassenden
Werke ein Verzeichnis sämtlicher sowohl von als auch nach
Liotard verfertigten Stiche beizufügen, und er bittet deshalb
in einem Cirkular die Besitzer von Galerieen und die Direk-
toren von Museen, ihm das nötige Material zu liefern. Das
Cirkular enthält bereits ein Verzeichnis von 12 von und 79
nach Liotard verfertigten Stichen.
KUNSTBLÄTTER.
Die RömiBclien Galerieen, herausgegeben von Ad, Braun
dl Cicy 324 Blatt in unveränderlichem Kohledruck, in 8
Lieferungen erscheinend.
Die neueste Veröffentlichung der Firma Braun, welcher
hier noch einige Zeilen gewidmet werden sollen, kann aus
zweifachem Grunde auf das Interesse der Kunstfreunde und
Forscher Anspruch erheben: sie bringt viel neues Material
und sie erscheint sozusagen zu rechter Zeit. Die römischen
Galerieen haben sich fast alle jahrzehntelang dem Wunsche
nach Vervielfältigung ihrer Schätze gegenüber ablehnend
verhalten. Schreiber dieses war es seiner Zeit trotz der ge-
wichtigsten persönlichen Empfehlungen unmöglich, von einer
Anzahl Gemälden Originalaufnahmen zu erlangen, deren man
zur Vervollständigung der Raffael -Sammlung der könig-
lichen Bibliothek zu Windsor dringend bedurfte. Allmäh-
lich, ist dies anders geworden, und heute liegen jedem Kunst-
freunde die Schätze der römischen Paläste in den muster-
gültigen Vervielfältigungen Braunes vor. Aber sie erschei-
nen auch zu rechter Zeit. Durch Morelli ist das in den rö-
mischen Galerieen aufgehäufte Material in den letzten Jahren
zum erstenmal in eingehender Diskussion für die kritische
Untersuchung verwertet und von Anhängern wie Gegnern
immer wieder beigezogen worden. Manche von ihm ge-
zogene Schlussfolgerung oder kühnlich aufgestellte Behaup-
tung mag sich ja noch lange nicht allseitiger Zustimmung
zu erfreuen haben, aber jedem Forscher muss es willkom-
men sein , die von Morelli herbeigezogenen Beweisstücke in
getreuen Nachbildungen auf seinem Arbeitstische vereinigen
und in aller Ruhe Nachprüfung und Vergleichung vorneh-
men zu können. Dass die Braun'sche Veröffentlichung nicht
jedes der über dritthalbtausend Bilder bringen kann, die
die römischen Galerieen enthalten, ist klar, aber die Aus-
wahl der 324 Blätter ist eine recht verständige. Mancher
wird immer noch dies oder jenes ihm besonders wichtige
und wertvolle Bild vermissen, aber im großen und ganzen
fehlt keines von denen, die den einzelnen Sammlungen ihre Be-
rühmtheit imd ihre Bedeutung gegeben haben. Barberini,
Borghese, Corsini, Doria, die Akademie von San Luca, das
Kapitel haben ihre besten Nummern beigetragen; aus dem
Palazzo Sciarra erhalten wir sogar den umstrittenen und
unsichtbar gewordenen Violinspieler Raffael's in einer vor-
trefflichen Wiedergabe. Der Bedeutung und dem Wert der
Galerie im Vatikan angemessen, haben von dem halben hun-
dert Bilder, das sie enthält, etwa 40 Aufnahme gefunden,
manche noch durch Einzel wiedergäbe wichtiger Teile in
größerem Maßstabe erläutert. Interessant sind die zum
erstenmal reproduzirten Apostelköpfe und musizirenden Engel
Melozzo da Forli's aus der Sakristei der Peterskirche, ur-
sprünglich in SS. Apostoli hinter dem Corso. Über die Qua-
litäten der Reproduktionen zu sprechen, ist überflüssig: data
die Firma Braun hierin allen gerechten Anforderungen ent-
spricht, weiß man. Es ist zu bedauern, dass in dem kurzen
Kataloge noch nicht das in diesen Tagen erschienene Büch-
lein Adolfe Venturi's Über das Museo Borghese berücksich-
553
Nekrologe. — Personalnachrichten. — Preisverteilungen.
554
tigt werden konnte, welches die Verweise auf die in den
Zimmern aufliegenden, ziemlich antiquirten Handkataloge
erspart h&tte: um so willkommener ist es, dass Professor
Venturi den einzelnen Lieferungen der Römischen Galerieen
einen Text beigegeben hat, in dem nicht nur die Gemälde
knapp und anschaulich beschrieben und von historischen
Nachweisen begleitet werden, sondern in dem er auch die
neuen kritischen Unterauchungen namentlich von Morelli
und Crowe und Gavalcaselle beizieht. Alles in allem ge-
nommen, können die „Römischen Galerieen" der FirmaBraun
nur als eine ganz hervorragende Bereicherung unseres Stu-
dienmaterials , als eine wahre Freude für alle Kunstfreunde
bezeichnet werden. DR. C. RULäND.
Eine Vereinigung von eitca sechxig Düsseldorfer Künst-
lern wird im Laufe des Oktobers ein Prachtwerk mit Proben
ihrer Kunst herausgeben, das den Titel „Unsere Kunst"
führen wird und eine Anzahl Heliogravüren, Lichtdrucke
und Autotypieen enthalten soll. Beteiligt sind dabei die
Mitglieder des Künstlerklubs St. Lucas, die gewissei-maßen
die „Sezessionisten" Düsseldorfs darstellen: G. v. Bochmann,
Arthur und Eugen Kampf, Walter Petersen, A. Frenz, Carl
Gehrts u. s. w. Doch ist auch für die Geschmacksrichtung
des großen Publikums gesorgt. Das Werk erscheint in groß
Folio mit Dichtungen von J. Lohmeyer u. a. Der Preis des
sehr elegant ausgestatteten Werkes soll 36 Mark betragen.
NEKROLOGE.
*^* Der Maler Professor Karl Müller^ der zuletzt mit
der Führung der Direktionsgeschäfte der Kunstakademie
zu Düsseldorf betraut war, ist am 15. August in Neuen-
ahr im 76. Lebensjahre gestorben. Ein Schüler von
Schadow und Sohn, war er gleich seinem älteren Bruder
Andreas einer der letzten Vertreter der von Schadow in den
Rheinlanden eröffneten Richtung der religiösen Malerei.
*^* Der Landschaftsmaler Joseph Brunner, der sich be-
sonders durch Gebirgslandschaften aus Österreich und der
Schweiz bekannt gemacht hat, ist am 12. August in der
Hinterbrühl bei Wien, 67 Jahre alt, gestorben.
*^* Der franxösische Oeschichtsmaler August Glaixe, ein
Schüler der Brüder Achille und Eugen D6veria, ist Mitte
August in Paris im 80. Lebensjahre gestorben. Seine Spezia-
lität war die Allegorie und das Tendenzbild. Der 1854 aus-
gestellte „Pranger'', an dem die Märtyrer der Idee aus allen
Zeiten stehen, die Allegorie „Was man mit 20 Jahren sieht"
und das „Schauspiel der menschlichen Thorheit" (1872) sind
die bekanntesten seiner Schöpfungen.
*^* Der Kupferstecher und Radirer Johann Klaus, ein
Schüler der Wiener Akademie und L. Jacoby's, ist am 20. August
in Ürfahr bei Linz, erst 46 Jahre alt, gestorben. Die „Zeit-
schrift für bildende Kunst", in der der Verstorbene 1868 mit
dem Stich nach Engerths „Hochzeit des Figaro" seinen ersten
Erfolg errungen hat, verdankt ihm eine Reihe vortreff-
licher Radii'ungen.
*,* Der franxösische Oesckichis» und BiUhiismaler
Adolphe YvoHy ein Schüler von Delaroche, der sich besonders
durch seine Darstellungen aus dem Krimkriege (Erstürmung
des Malakow im Museum zu Versailles) und aus dem ita-
lienischen Feldzuge (Schlachten von Solferino und Magenta)
bekannt gemacht hat, ist am 11. September in Paris, 76 Jahre
alt, gestorben.
*^* Der Bildhauer Jules Francescki, ein Schüler von
Rüde, dessen Spezialität die Genre- und Grabmälerplastik
war, ist am 1. September, 68 Jahre alt, in Paris gestorben.
*^* Der Xylograph August Kaeseberg^ Mitinhaber der
Firma Kaeseberg und Oertel in Leipzig, ist am 17. August
in Grimma gestorben.
*^» Oberbaurat Heinrich Lang, Professor an der tech-
nischen Hochschule in Karlsruhe, ist daselbst am 6. Sep-
tember im 70. Lebensjahre gestorben.
PERSONALNACHRICHTEN.
*^* Dei' Maler Prof Kips, technischer Beirat der könig-
lichen Porzellanmanufaktur in Chariottenburg bei Berlin, hat
mit dem Maler Aektenbagen eine zweijährige Studienreise
nach Italien angetreten, um neues Skizzenmaterial fär die
dem Institut aus Anlass der Weltausstellung von Chicago ge-
machten Aufträge anzuschaffen.
* ♦ Die Kunstakademie in Anttverpen hat die Direktoren
AiUmi von Wcimör in Berlin und lAidwig v, Löfftx in München
zu Mitgliedern gewählt.
* * Von der Berliner Kunstakademie. An Stelle des
ausgeschiedenen Prof. A. v. Heyden ist Herr Qtistav Gulk-
hiecht berufen worden, Vorträge über Kostümkunde zu
halten.
*^* Professor August Schmarsoic, der, wie jetzt bekannt
wird, seine Professur in Breslau niedergelegt hat, weil ihm
von der vorgesetzten Behörde nicht die nötigen Mittel zur
ausreichenden Unterhaltung des kunsthistorischen Seminars
bewilligt worden sind, hat einen Ruf nach Leipzig als Nach-
folger Janit8chek*s erhalten und angenommen.
PREISVERTEILUNGEN.
*^* Preisverteilung auf der Weltausstellung in Chicago.
Die Nachrichten über das Ergebnis der Preisverteilung
lassen, wie angesichts des Umfanges und des Charakters
der deutschen Abteilung zu erwarten war, erkennen, dass
die deutschen Aussteller in einem hervorragenden, andere
Länder fast überall numerisch und prozentual zurücklassen-
den Maße mit Preisen bedacht worden sind. Ein Namens-
verzeichnis der preisgekrönten Aussteller in der Gruppe
der bildenden Künste ergiebt einen entscheidenden Sieg
in erster Linie der deutschen Bildhauerkunst; denn es
sind in der deutschen Kunstausstellung 18 Bildhauer, da-
gegen beispielsweise aus den Vereinigten Staaten 13, aus
Italien 12, aus Großbritannien 7, aus Spanien 6, aus Däne-
mark und Schweden je 3 Künstler mit Preisen bedacht
worden. Auf die Aussteller deutscher Ölgemälde sind 70 Preise
entfallen, und es ist damit ein Prozentsatz erzielt worden,
welchen nur Großbritannien annähernd erreicht hat, wobei
hervorzuheben ist, dass letzteres Land seine in der Industrie-
gruppe verhältnismäßig schwache Vertretung durch eine
großartige, die besten Erzeugnisse britischer Künstler ent-
haltende Ausstellung in der Kunstabteilung wettzumachen
bestrebt gewesen ist. In den Industriegruppen einschließ-
lich deqenigen, welche das Kunstgewerbe umfassen, ist das
Resultat für Deutschland ein noch weitaus günstigeres, in
einzelnen Gruppen derart, dass nahezu 90 Prozent der be-
treffenden Aussteller prämiirt worden sind. Preise haben
erhalten: A. Bildhauerhunst : Rob. Baerwaldt, Max Baum-
bach. Reinhold Begas, Peter Breuer, Ad. Brütt, G. Eber-
lein, J. Götz, E. Herter, Emil Hundrieser, Max Klein,
Max Kruse, Rudolph Maison, Walter Schott, A. Sommer,
C. Uphues, Mich. Wagmüller, E. Wenck, Joh. Wind. B. Ma-
lerei: Oswald Achenbach, Anders Andersen -Lundby, Her-
mann Baisch, Carl N. Bantzer, Frau Begas-Parmentier, Jo-
seph Block, Ch. L. Bokelmann, E. Bracht, Anton Braith,
J. von Brandt, Ferd. Max Bredt, Ferdinand Brütt, Franz von
555
Denkmäler. — Sammlangen und Ausstellongen. — Ansgrabongen und Funde.
556
•
Defregger, Eugen Dücker, J. Falat, Oskar Frenzel, Otto
Friedrich, Fräulein Fanny Edle von Geiger, Carlos Grethe,
Karl Hartmann, E. Hausmann, Heinrich Heims, Paul Hoecker,
Hans Herrmann, Heinrich Herrmanns, Ludwig Herterich,
llieodor Hummel, Peter Janssen, Frau Marie Kaikreuth,
Hermann Kaulbach, Paul Wilhelm Keller, Ferd. Keller,
L. Knaus, Max Koner. H. König, Christ. Kröner, Gotth. Kühl,
Walter Leistikow, Franz von Lenbach, Max Liebermann,
H. Liesegang, Gabriel Max, A. Menzel, Paul Meyer -Mainz,
P. Meyerheim, P. P. Müller, Ernst Oppler, Frau Vilma Par-
laghy, Max Pietschmann, Franz Roubaud, Karl Saltzmann,
Fr. V. Schennis, Fräulein Auguste E. Schepp, Gust Schoen-
leber, Richard Scholz, E. Schwabe, Franz Simm, Franz Skar-
bina, F. Stahl, Fräulein Agnes Stamer, Karl v. Stetten,
M. Thedy, Wilh. Trübner, Fritz von ühde, Benjamin Vautier,
Wilhelm Volz, Viktor Weishaupt, Ernst Zimmermann, Alfred
Zoff, Heinrich Zügel. Crayons: Adolph Menzel, Ad. Adam
Oberländer, F. Stuck. Aquarelle: Hans von Bartels, L. Dett-
mann, Hans Herrmann, Eugen Klimsch, Adolph Menzel,
Ren6 Reinicke, M. Seliger, Franz Skarbina. Großes Gemälde
auf Porzellan: A. Kips. C. Kupfersticfte und liadirufigen:
G. Eilers, C. Koepping, Hans Meyer, J. Platow, Fräulein
Doris Raab, Albrecht Schultheiß, H. Struck. D. Architektur:
Das Reichsamt des Innern, das königlich preußische Ministe-
rium der öffentlichen Arbeiten, Ende u. Böckmann, G. Hauber-
risser, K. Hofmann, Kayser u. v. Großheim, E. Klingenberg»
H. Licht, Skjold Neckelmann, Salzmann, A. Schmidt, V. Spitta,
Franz Schwechten, Paul Wallot.
Denkmäler.
*»* Detücniäler' Chronik. Am 20. August fand in AUey
(Rheinhessen) die Enthüllung des von Hugo Cauer in Beriin
geschaffenen Denkmals statt, welches die Stadt dem Ge-
dächtnis der Tapferen von 1870/71 und der beiden ersten
Kaiser errichtet hat Auf granitenem Sockel, den die Relief-
bilder Kaiser Wilhelm's I. und Kaiser Friedrich's schmücken,
steht die in Bronze gegossene, überlebensgroße Gestalt der
Germania. Der Kaisermantel umwallt in breitem Falten-
wurf den durch eng anschließendes Panzergewand geschützten
Leib; mit der Linken hält sie die Kaiserkrone dicht an die
Brust, und fest umschließt die Rechte den Griff des mächti-
gen Schwertes. Das vornehm schöne, eichenlaubumkränzte
Haupt ist stolz erhoben; Ernst und Kraft liegen in der ganzen
Haltung. — Das von Ludwig Brunow in Berlin ausgeführte
Reiterdenkmal des Großherzogs Friedrich Franz IL ist am
24. August in Schwerin enthüllt worden. In siebeiyähriger
Arbeit mit einem Kostenaufwande von rund 350000 Mk. voll-
endet, ist das Monument eines der stattlichsten unter den
vielen, die in dem letzten Jahrzehnt in Deutschland errichtet
wurden. Der oblonge, mäßig hohe Granitaockel, auf dem sich
die Reiterstatue erhebt, springt an den mit Emblemen und
Wappen geschmückten Schmalseiten im Halbrund aus; an
den Langseiten zeigt er zwei figurenreiche Bronzereliefs ein-
gefügt, die die Einweihung der Universität Rostock und den
Truppeneinzug im Jahre 1871 schildern und in ihren Gruppen
eine Fülle von Porträts enthalten. Vier sitzende männliche
Idealgestalten in Bronzeguss haben ihren Platz an den vier
Ecken des Postaments. Es sind allegorische Verkörperungen
der vier Herrschertugenden, Kraft, Weisheit, Gerechtigkeit
und Frömmigkeit, in kolossalen Verhältnissen meisterlich
durchmodellirt und in ihrem schlichten und klaren Ausdruck
sofort allgemein verständlich. — In Heilbronn ist am 2. Sept.
das Kaiser Wilhelm-Denkmal, eine Schöpfung des Münchener
Bildhauers \V,Rü7tiann und der Stuttgarter Architekten Eisen-
lehr und Weigle^ enthüllt worden. Der Unterbau des über
4 m hohen Postaments ist in der Grundform quadratisch,
mit einer halbkreisförmigen Ausbuchtung nach vom, welche
die Hauptgruppe des Monuments trägt: eine in Erz ge-
gossene Germania, über deren Schoß sich zwei kraftvolle
Knaben, Nord und Süd versinnbildlichend, die Hände reichen.
Ihr dient als Hintergrund der obeliskartige Aufbau des Denk-
mals, der nach den vier Seiten mit baldachinartigen Ge-
simsen gekrönt ist und mit einem Kugelsegment abschließt;
letzteres bildet das Piedestal für eine leichtbeschwingte,
2 m hohe Siegesgöttin. Diese halt triumphirend die Kaiser-
krone empor. Zu ihren Füßen sind auf Schilden die Wappen-
zeichen der vier Königreiche angebracht. Ober der Germa-
nia befindet sich ein Bronzeschild mit dem von Lorbeer und
Eichenlaub umgebenen Relief bildnis Kaiser Wilhelm's I. — In
Odenburg in Ungarn wurde am 3. Sept. ein Denkmal des in
dem benachbarten Raiding geborenen Franx Lisxt einge-
weiht. Es ist nach einem Entwürfe von Victor Tilgtier aus-
geführt und zeigt die überlebensgroße Bronzebüste Liszt's
auf einem monumentalen Steinsockel. Tilgner hat die Büste
vor einigen Jahren nach dem Leben modellirt
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
« *
Vom öermanischen Museum in Nürnberg. Wie der
„Frankfurter Zeitung*' geschrieben wird, hat das bayerische
Staatsministerium das Verlangen, welches dort so viel An-
stofi erregte, dass das Direktorium des Germanischen Mu-
seums fortan die Bezeichnung „Königliches Direktorium"
führen solle, wieder fallen lassen. Die Stadt Nürnberg hat
ihren Jahreszuschuss an das Museum von 3000 auf 5200 M.
erhöht, nachdem auch das Reich und der bayerische Staat ihre
Zuschüsse wesentlich erhöht haben, damit die Verwaltung
imd die Existenz der Beamten des Museums sicher gestellt
werden könne.
Die Ausstellung der Sexession in München (Verein bil-
dender Künstler Münchens) erfreut sich so guten Besuches,
dass schon bald nach der Eröffnung die in diesem Jahre
sehr erheblichen Ausstellungskosten gedeckt waren imd die
weiteren Einnahmen zur Deckung der Kosten des Ausstel-
lungsgebäudes verwendet werden können. Somit ist es als
absolut gesichert anzunehmen, dass diese Bauschuld in den
fünf Jahren, auf welche sie verteilt wurde, vollständig zur
Abzahlung kommt. Die zahlreichen Ausländer, namentlich
Franzosen, welche zur Zeit der Wagner- VorsteUungen halber
in München waren, zollten der Ausstellung die größte Aner-
kennung. Die Ausstellung bleibt bis zum 22. Oktober ge-
öffnet
AUSGRABUNGEN UND FUNDE.
*^* Die Hauptergebnisse der von Dr. Dörpfeld vorge-
nommenen Ausgrabungen in Hissarlik-Trqja smd nach dem
„Athenäum" die folgenden: Man hat beträchtliche Mauer-
reste und VerteidigungBwerke der Mykenischen Periode ge-
funden; an erster Stelle stehen darunter die Überbleibsel
eines homerischen Megaron (des Männersaals, wie er seit
den Ausgrabungen von Tiryns und Mykenä bekannt ist) und
die Mauern eines altertümlichen Turmes, zu dem eine Treppe
von dreißig Steinstufen fUhrt. Von Goldschmuck ist gar
nichts zu Tage gekommen, dafür aber zahlreiche Terrakotta-
fragmente aus der Mykenischen Zeit und andere, darunter
auch ein homerischer Doppelbecher. Auch verschiedene
Pithoi, das sind große fftsserähnliche Vorratsgefäße aus ge-
branntem Thon, sind dort aufgefunden worden. Sie waren
557
Vermischtes. — Vom Kunsfcmarkt. — Zeitschriften.
558
über zwei Meter hoch und ganz oder halb mit Getreide-
kömem angefüllt, die entweder verbrannt oder darch die
L&nge der Zeit verdorben waren. Einige dieser großen Ge-
fäfie standen in einem Raum, der als Vorratshaus gedient
haben mag, dicht dabei lag ein anderer Baum, in welchem
ein sehr hoher, aber schmaler Pithos, eine kleine Handmühle
für Getreide und altertümliche Spinnwirtel gefunden wurden.
Die zu Tage gekommenen römischen Inschriften verbreiten
einiges Licht über die Geschichte von Ilium Novum.
VERMISCHTES.
*^* Die PensumsanstaU für bildende Künstler in Weimar
hat vom Prinzregenten von Bayern ein Geschenk von 5000 M.
erhalten.
*^* Für den Saal des Baihauses in Eiber feld haben die
Düsseldorfer Maler Ernst und Fritx liober zwei Kaiserbild-
nisse gemalt) die, wie der „Köln. Ztg.** geschrieben wird,
als Seitenstücke zu dem daselbst befindlichen Bildnisse
Kaiser Wilhelm*s I. von Wilhelm Gamphausen ihren Platz
finden sollen. Fritz Röber hat Kaiser Friedrich III. in der
Kürassieruniform dargestellt, Ernst Röber Kaiser Wilhelm II.
in der Uniform der Gardes du Corps, mit schwarzem Har-
nisch. Beide Kaiser sind in monumentalem Stile charakter-
nnd lebensvoll wiedergegeben« Sie sind der Stadt Elberfeld
von August Freiherm von der Heydt gestiftet worden.
*^* Prof, Wanderer in Nürnberg ist, wie dem „Schw&b.
Merkur** geschrieben wird, mit der künstlerischen Ausstattung
des Sterbeximmers Martin Lutker's in Eisleben betraut
worden. Es ist ihm von dem Nürnberger Magistrat ge-
stattet worden, eine Kopie des von Lukas Cranach gemalten,
der Stadt gehörenden Porträts des Kurfürsten Friedrich des
Weisen zur Ausschmückung dieses Zinuners anfertigen zu
lassen.
Einstige Preise für Kunstwerke, Der Konservator des
Antwerpener Plantin-Museums Max Rooses hat eine bemer-
kenswerte Abhandlung Über die Preise herausgegeben, welche
im IG. und 17. Jahrhundert im vlämischen Lande für Kunst-
werke gezahlt worden sind. Aus seinen Angaben seien fol-
gende hervorgehoben: Rubens erhielt 1611 für die Kreuz-
abnahme 4320 Frk., für die Kommunion des heiligen Franziskus
1350 Frk., für die 21 Gemälde, die er mit seinen Schülern
von 1622 bis 1625 für die Galerie der Medicis ausführte,
122400 Frk. Rubens selbst berechnete seine Porträts und
Zeichnungen sehr bescheiden. Für die Porträts, die er seinem
Freunde Balthazar Moretus, dem Schwiegersohne Plantin's,
lieferte, forderte Rubens 43 Frk., für eine Zeichnung in Fo-
lioformat 36 Frk., in Quartformat 21,60 Frk. und in Oktav-
format 14,40 Frk. Van Dyck erhielt fOr das Porträt Karl's I.,
welches sich im Louvre befindet, 2500 Frk., für seinen Christus
am Kreuz in der Kathedrale zu Mecheln 1080 Frk. und für
sein in Genf befindliches Golgatha 1440 Frk. Jordaens er-
hielt für sein großes Gemälde im Oraniensaale des Hauses
im Busch beim Haag 5400 Frk. und für jedes Gemälde seiner
Geschichte der Batavier im Amsterdamer Rathause 1060 Frk.
Bauembrueghel (1520—1569) forderte für seine Gemälde bis
162 Frk., Snyders (1579—4657) für seine Jagdgemälde 324 Frk.
Thomas Willeborts (1614-1654) erhielt fQr zwei Porträts
172 Frk. Die Bildhauer und Kupferstecher waren nicht
minder schlecht bezahlt. Hans von Mildert erhielt für drei
Büsten 270 Frk., der seiner Zeit berühmte Artus Quellin
(1625—1670) erhielt für seine Füllung an der großen Thüre
des Plantin'schen Hauses 270 Frk. und für seine prächtigen
Porträts 108 Frk. Die grofien Kupferstecher Theodor und
Cornelius Galle, Pieter de Jode und Lukas Voflterman er-
hielten für einen großen Stich 125 Frk.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt a, M, Am 29. d. M. kommt im Auktions-
saal für Kunstsachen durch Rudolf Bangel eine Sammlung
von Aquarellen, Handzeiohnungen, Kupferstichen, Holz-
schnitten und alten Drucken zur Versteigerung. Der Kata-
log ist soeben erschienen.
ZEITSCHRIFTEN.
Arehltektonisehe Bundschaii. 1892/98« Heft 11.
Taf. 81/88. Villa Ad. Dacquö in Neustadt a. d. Hardt; erbaut von
Prof. L. Levy in Karlsruhe. — Taf. 8S. Zinshaus in der Bnrg-
fasse in Wien; erbaut von Architekt J. Sowii&ski daselbst. —
af. 84. Italienische Brunnen; aufgenommen von Loesti und
Hossdorf, Architekten in Stuttgart. — Taf. 85. Kreishans in
Zell a. d. Mosel ; erbaut von Regierungsbaumeister H. G n t b in
Charlottenburg. — Taf. 86. Niederländische Wohnhauser am
Marchö du Yendredi in Gent; auteenommen von Architekt A.
Me£ey in Budapest. — Taf. 87. Wohnhäuser „Zum Esel" und
^estina lente" in der Betorykastraße in Krakau; erbaut von
Architekt Th. Talowski daselbst. — Taf. 88. Inneres der Trini-
tatiskirche zu Sondershausen (1650—1691); wiederhergestellt von
Professor H-. Stier in Hannover.
Bayerische Gewerbeseitang. 1898. Nr. 14, 15 u. 16.
Die B^outerieausstellung in Pfoncheim. ~ Die Fayenoefabrik in
Bayreuth. — Von der Tiroler Landesausstellung zu Innsbruck.
Von Th. V. Kram er.
ChristUehes Kunstblatt. 189S. Heft 8.
Modernste Malerei. I. Von Opitz. — Die Bildwerke am neuen
Bibliotheksffebäude in Stuttgart.
IHe graplii8<dien Künste. 1898. Heft 8.
Jacob £mü Schindler. Von H. Fisohel.
Die Kunst fttr Alle. 1892/98. Heft 22-24.
Die Jahresausstellnng 1808 der Känstlergenossenschaft in Hün-
chen. (II. IIL) Von Fr. Peoht. — Die Ausstellung fax Maltech-
nik im kgl. Qlaspalaste zu Mttnohen. — Die Ausstellung der Se-
zession in Mttnchen. Von B. Becker. — Der Samanterdlenst
auf dem gi'oßen St. Bernhard. Von P. Schultze-Nanmburg.
— Ausstellangsträume. Von H. Rövösz. — Die Ausstellung der
Sezession in München. U. Von B. Becker. — Kritische Gänge.
I. Von M. G. Zimmermann.
Gewerbehalle. 1898. Heft 9.
Taf. 65. Au&atzsohrank in deutscher Renaissance im k. k. öster-
reiohischen Museum fttr Kunst und Gewerbe in Wien ; aufgenom-
men von L. Kugler daselbst. — Taf. 66. i. Thürband, gravirt
und stahlfarbig angelassen (1560). 2. Thürband, Sttddeutsohland
um 1540. Im Kunstgewerbemuseum zu Köln a./fiii. : aufgenommen
von Fr. Stanger daselbst. — Taf. 67. Damast im kgl. Kunst-
gewerbemuseum in Dresden. Italienische Arbeit des 16. Jahr-
hunderts; Grund tiefroter Atlas, Muster gelb. Aufgenommen von
P. Wahn in Wien. — Taf. 68. Kassette mit Intarsia in Kschen-,
Nuss- und Palisanderholz. Deutsche Arbeit des 16. Jahrhunderts.
Aufgenommen von J. Schlechta in Wien. — Taf. 69. Schmiede-
eiserne Beschläge aus der Kirche in Hallstadt; aufgenommen
von Fachlehrer W. Kolar in Ebensee. — Taf. 70. Fensterumrah-
mung in Miviolika und Stuckomamente aus der Gabrielkapelle
in Salzburg; aufigenommen von Prof. G. Mall daselbst. — Taf.
71. Stuckomamente aus der St. Egidienkirche in Nürnberg (I7il
bis 1718); aufgenommen von F. W al ther daselbst. <~ Taf. 72. Ge-
schäftskarte für einen Gärtner und einen Goldschmied ; entworfen
von H. Kaufmann in München.
Mitteilungen des k. k. Ssterrelehisolien Mogeums ffir
Kunst und Industrie. 1898. Heft 8.
Leihgabenausstellung in Frankfurt a/M. Von F. Luthmer. —
Zinnarbeiten. Von Prof. H. Macht. (Schluss.)
Zeitschrift für eliristUehe Kunst. 1898/94. Heft 5.
Studien aus der historisch -europäischen Ausstellung zu Madrid.
Von G. Justi. Der Prophet und die Sibylle von Moretto. —
Entwurf zur St. Martinskirohe in Chicago. Von L. Becker. —
Zur Reform der Ikonographie des Mittelalters. Von St. B e i s s e 1.
Gaiette des Beaux-Arts. Nr. 485. September 1898.
Etudes sur la peinture siennoise. I. Duccio. (Schluss.) Von A.
P6rat6. —Exposition desportraits des öorivains et Jonmalistes
du siöde. Von 'H. Bouchot. — Le mus^e du Prado. III. Les
6ooles de peinture du Nord. Von H. Uymans. — L'art ä Tex-
Sosition de Chicago. I. Von J. Hermant. — L^art d6coratif
ans le vieux Paris. XIII. Von A. de Champeaux.
PArt. Nr. 702. 15. August 1898.
PArchitecture religieuse en Egypte. Von P. P aris. — J. F. Millet
en Auvergne. Von C. Leymarie.
L'Art Nn 708. 1. September 1898.
Les acquisitions des Musöes ä la vente Spitzer. (Fortsetzung.) Von
A. Dalliöres. -— Histoire de l'ameublement en France. La
chambre et le salon du XVI au XVIU siöde. Von 0. Teissier.
— Une Statue ä Giorgione. Von A. Melanie. — Le tombeau de
Guillaume de Bellay, seigneur de Langey. dans la cath6drale du
Maus. — Le cent-onzidme Salon de Paris et le cent-vingt-cin-
quiöme Salon de Londres. (Fortsetzung.) Von P. Leroi.
The Macraiine of Art September 1898. Nr. 155.
Portraits of Cardinal Manning. Von W. Meynell. — Jules
Chöret. Von B. H. Sherard. ~ The blind girl. Gemälde von
J. E. Mi Hais. — The Bingham Mildmay Sale. — The Romance
of art. AUesTi's Night and Day. Von L. Scott. — Decorative
sculpture at Chicago. — The Salons. II. Von Cl. Phillips.
559
Izwerate.
560
Verlag von B. A. SEEMANN in LEIPZIG.
Die Deutsch - Romanische Architektur
In Ihrer organischen Entwickelung
von Carl Moellinger.
Direktor der Baugewerkschale in Höxter.
Das Handbuch stellt sich die Aafgfabe, die Entwickelung der romanischen
Architektur in Deutschland an einer Reihe der wichtigsten Denkmäler dieses Bau-
stiles nachzuweisen und auf diese Weise den Bautechnlker in das Wesen einer
Bauweise einzuführen, die auch f&r die Gegenwart ein unzweifelhaft praktisches
Interesse hat Da auf die konstruktiven Elemente und auf die Abmessung der
einzelnen Bauglieder besondere Mcksicht jg^enommen, dürfte mit diesem Buche
einem fühlbaren Bedürfnisse abgeholfen sein.
I. Band kompl. brosch. 10 M. geb. 12,50 M.
^S Bvrch jede Buchhandliing zu besielien« ^S
Handbuch der Waffenkunde.
Das Waffenwesen
in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum
Ende des i8. Jahrhunderts.
Von Wendelin Boeheim.
Kustos der Wafiensammlung des österreichischen Kaiserhauses.
Ein stattlicher Band von 700 Seiten, gr. 8^.
Mit 662 Abbildungen und vielen Waffenschmiedemarken.
Preis: geheftet Mark i3,20, eleg. gebunden 15 Mark.
Steemaniis Kansthaiidbaeher Band TU.
Oemalde alter Meister.
Der Unterzeichnete kauft steta hervorragende Originale alter Meister, vorzüglich der
niederländischen Schale, vermittelt aafli schnellste und sachverständigste den Verkauf
einzelner Werke, wie kompl. Sammlungen und Übernimmt Aufträge fdr alle größeren
Gemaideauktionen des In- und Auslandes.
Potedamerstrafie 8. [579] JOSOf TL Scball.
Gemälde modemer und alter Meister,
auch Aquarelle, ersten Ranges kauft und übernimmt zum Verkauf, sowohl
einzeln als in ganzen Sammlungen die Kunsthaudlunf^ von
[693] Tb. Saloinon, Berlin W.^ Fnedrichstr. 168.
Gemäldesaal in Frankfurt a.M.
Ausstellangen und Anktloiien Yon Gemälden, Antiquitäten nnd Kunstgegen-
st&nden« — Kataloge auf Wunsch gratis und franko durch findolf Bangel in
Frankfiirt a« M«, Kunstaukfcionsgeschäfl;, gegr. 18Ü9. [468]
Verlag von Artur Seemann, Leipzig.
Soeben erschien:
Kleine Gesellen.
Sechzehn Kinderscenen
von Carl Fröschl.
Zweite Auflage.
16 Lichtdnicke in sehr eleganter Mappe. Preis 9 Mark.
Oelj^jB milde
Makiill!ff|.liMkM
Im Verlage von £• A* SEfiMANN in
Leipzig ist soeben erschienen nnd durch
jede Buchhandlung zu beziehen:
Plastisch -anatomisehe
Studien
fUr
ilaMeen, EnnstnewerliescIiiileD
nnd znm Selbstnnterricht
von
Fritz Sollider,
Maler und Lehrer der. Allgemeinen
Gewerbeschule in Basel.
n. Teü:
Fuss und Bein.
16 Tafeln in Lichtdruck
Größe 51x42 cm.
In Mappe 20 Mark.
Die Vorzüge dieser plastasch- anatomi-
schen Darstellung des menschlichen Kör-
Sers beruhen auf der bis ins Einzelne
urchgefuhrten, sorgfältig nach
der Natur ausgeführten Zeichnung.
Einige Figuren sind nach guten Modellen
hergestellt
Der Mafsstab ist so groß gewSlilt,
dass alle Einzelheiten deutlich zu er-
kennen sind.
Die Anordnung ist derart getroffisn,
dass infolge der Nebeneinanderstellung
von Skelett, Muskulatur und Naturform
ein unmittelbarer Vergleich ermöglicht
wird.
Der jeder Tafel beii^efügte Text be-
lehrt in Kürze über Ursprung, Ansatz
und Wirkung der verschiedenen Muskeln
und über die Benennung deren einzelnen
Knochenteile.
Früher erschien als erster Teil dieses
Werkes in gleicher Ausführung:
Hand und Arm.
Inhalt: Zur Neuaufstelluiig der Kölner Malerschulen im Museum Wallraf-Richartz zu Köln. — Christ ist erstanden. — Eine Monographie
über Liotard. — Die römischen öalerieen; Unsere Kunst. — K. Müller f; J. Brunner t; A. Glalze t; J. Klaus f: A. Yvon f.
J. Franceschi t: A. Kaeseberg t; H. Lang f. — Prof. Kips; A. v. Werner; L. v. Löflftz: G. Guthknecht: A. Schmarsow. — Preis-
verteilung auf der Weltausstellung in Chicago. — Denkmälerchronik. — Germanisches ifuseum in Nürnberg; Die AussteDung der
bezession m München. — Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Hissarlik. — Pensionsanstalt für bildende Künstler ; Aussohmüctinnir
des Rathaussaales in Elberfeld; Kunstlerische Ausstattung des Sterbezimmers Martin Luther's in Eisleben; Einstige Preise für
Kunstwerke. — Kunstauktion bei R. Bangel in Frankfurt a/M. 29. 9. 98. — Zeitschriften. — Inserate.
Für die Redaktion veraotwortlich Jrtur Seemann, — Druck von Ätigust Pries in Leipzig.
Dieser Nummer lie^t eine Anzeige der Papierfabrik von SoUeiober k ScbfiU in Düren bei, die wir der Aufmerk
samkeit der Leser empfehTeu.
1
3 2044 039 128 780