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Full text of "Kunstgeschichte der Stadt Wirzburg"

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IN COMMEMOH.VTION OF THE VISIT OF 
HIS ROYAJ. HIGHNESS 

PRINCE HENRV OF PRUSSIA 

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OKBEIIALF OF HIS MAJESTY 

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Kunstgeschichte 



der 



Stadt Wirzbwrg 



von 



itndreas JHiedennayep« 



Zweite Ausgabe. 



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Freibarg im Breisgao. 

Herder'sche Verlagshandlnng. 
1864. 



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Harvrjd College LIbraiy 
Von Maof er CoRectlQü 
^6U!lo|i..C.Ooott^s 



hCrrN^CLLEHN 



1/ 



Buchdrucker^ der Herder'sehen Yerlagsbandlviig in Freiburg. 



JJer stolzen tÄusendjährigen Hauptstadt des 
Fränkenlandes will mit dieser Kunstgeschichte 
ein Weihgeschenk dargebracht s6in. Wo sich 
in ununterbrochener Folge kostbare Denkmäler 
von elf Jahrhunderten in Bäü ttttd Bild aneinan- 
derreihen, wo wie zu Wirzburg eine sorgfältige 
Detailforschung dem Einzelnen allezeit lieb^id 
nachgegangen ist, da kann es nui* elfte löhnende 
Arbeit sein, die centrifugalen Steahletff auf einen 
Brennpunkt zu sammeln und durch yerstandigen 
Einschlag die bunte Mannigfaltigkeit der Fäden 
zum einheitlichen farbenprächtigen Ganzen zu 
verweben. Auch dürfen wir in Detctschland, so 
lange wir den Engländern , Franzosen und Nie- 
derländern in der Kunstforschung nicht Voll- 



II 

kommen ebenbürtig zur Seite treten können und 
sie übertrefifen, nicht müde werden, zu forschen 
und zu ringen, um das Verständniss der von 
thatkräftigen und frommen Ahnen hinterlassenen 
Kunstwerke den Generationen nahe zu bringen. 
Soll durch einen gottgesandten Meister der stolze 
Bau der vaterländischen Kunstgeschichte in wür- 
diger Pracht zur Vollendung kommen, so müssen 
kluge Werkleute erst noch manchen Baustein 
schaffen und aus dunklen Schachten jetzt noch 
kaum geahnte Schätze brechen. Das hohe Ziel 
wird dann am ^chersten erreicht, wenn in ganz 
Deutschland kunstverständige Männer den natür- 
licheö vielhundertjährigen Centralstätten aller 
Kuiist und Wissenschaft, den Kathedralstädten, 
ihre Specialforschung zuwenden. Um die Bi- 
schofsstädte gruppiren sich in zweiter Ordnung 
die Reichsstädte, die die glanzerfüllte Jugendzeit 
in trotziger Selbständigkeit verlebten, sowie die 
meist viel jüngeren fürstlichen Residenzen, an 
denen rauschend die Tage der prunkenden Re- 
naissance vorüberzogen. Der Künstler sturm- 
durchtobtes ErdenwaUen mag der I)arstellung 



III 

anmuthende Romantik, Geschichte iind Symbolik 
ihr Leben und Reichthum verleihen. Die Pe- 
riode kunstschriftstellerischer Thätigkeit, in der 
man es liebte, durch eintönigen terminologischen 
Klingklang jede Leetüre zu verbittern, sei für alle 
Zeit abgeschlossen. 

Wirzburg am Feste des hl. Bonifacius 1860. 



Niedermayer. 



Inhalt. 

Erstes GapiteL 

Irisch-karolingische Zeit. 

Seite. 

§ 1. Der heilige Küian 1 

§ 2. Der heilige Burkard 10 

§ 3. Megingoz, Gotzbald, Arno 20 

Zweites CaplteL 

Romanische Periode. 

§ 4. Thieto, Burkard II., Stephanus « . . . 29 

§ 5. Bischof Heinrich 34 

§ 6. Bischof Bruno 48 

§ 7. Bischof Emhricho 71 

§ 8. Der Dombau des Bischofs Gottfiried 90 

g 9. Otto I. und Herrmann 100 

Drittes Capitel. 

Germanische Periode. 

§ 10. Oisterzienser und Bettelorden 110 

§ 11. Die Ritterorden 148 

§ 12. Beguinagien, Synodalheschlüsse 156 

§ 13. Baumeister Michael und Maler Arnold 165 

§ 14. Höfe und Hauskapellen 173 

§ 17. Der Domkreuzgang 178 

§ 15. Grabdenkmäler 181 

§ 16. Gruppen, Gruciflxe, Muttergottesbilder 195 

^18. Die Liebfrauenkapelle 203 



VI 

Seite. 

§ 19. Profan- und Chorbauten 227 

§ 20. Druckwerke, Kalender, Heiligthumsbüchlein 235 

§ 21. Die St. Lukas-Bruderschaft 244 

§ 22. Tylmann Riemenschneider \ 255 

§ 23. Reactionärer Eclecticismus des Bischofs Julius 261 

Viertes Capitel. 

Renaissance und Rocoeco. 

§ 24. Der Dom 295 

§ 25. Profanbauten , . . 330 

§ 26. Kirchliche Bauten 353 

§ 27. Die Residenz 388 

§28. Sohluss 3tf3 



Grüteü CapIteL 



Irisch-karolingische Zeit. 

, (687—922). 

§ 1. Der heilige Kilian. 

Die Anfänge der ostfränkischen Kunstgeschichte 
fallen mit dem Wirken und dem Tode des heiligen Kilian 
zusammen. Wie der von ihm bekehrte Thüringerfiirst 
Heddan in seiner Burg die älteste Kapelle des Franken- 
landes baute, so erwuchs über der Stätte seiner Marter 
das ehrwürdige Centralmünster des Sprengeis. Schon 
um die Gestalt des Regionars gruppiren sich wie um den 
ersten Bischof Burkard Handschriften mit kunstgeschicht- 
lich bedeutsamen Miniaturen und Elfenbeinarbeiten. 

Komische Cultur und alt christliche Missionsthätigkeit 
hat in den Mainlanden den Boden nicht so wie in den 
Donauprovinzen und in den rheinischen Germanien be- 
fruchtet. Die Römer zogen die Militärgrenze von den 
Lahngegenden auf dem rechten Rheinufer fort in süd- 
licher Richtung an die Kinzig imd in das AschafiPen- 
burgische Gebiet. Vom jetzigen Aschaffenburg liefen 
die Schanzen nach Eschau, bei Börstadt über den Fluss, 

nach Pfuhlbach, Waldthüren, weiter nach Lieberstadt 

1 



und bei Jaxthausen über die Jaxt; sie berührten Ohren- 
berg, Oehringen, Murhard, Hohenstaufcn und Helfen- 
stein. Die weiter in das Gebiet der Hermunduren ein- 
geschobene Castelllin'e, der Limes, welcher bei Celeusum 
seinen Ausgangspunkt nahm, ist später angelegt worden. 

Zu den Hermunduren, welchen dieser Grenzwall 
trotzte, ist kaum ein Glaubensbote gekommen. Bei den 
Thüringern, w^lch^ . 9^it deta fünften Jubrhundert, ver- 
mischt mit Varnern, Angeln und jenen Herulern, deren 
Väter ganz Europa durchrannt hatten, von der Donau 
bis in die Lüneburger Ebene, von der Werra bis an die 
Elbe Sassen, findet sich keine Spur von einem geordneten 
Kirchenwfg^^ru £b m^g hn Kofilgshftuse Hermanfrid^s 
Christus Anhänger gezählt haben: aber jenes Ereigniss 
von unausdenkbar historischer Wirksamkeit, die Bekehr- 
ung des Königs Klodwig, übte keinen segnenden Rück- 
schlag auf das Volk der Thüringer. Die östgothische 
Prinzessin Amalaberga; in schlauer Politik von ihrem 
Oheim Theodorich an'Hermanfrid vermählt, konnte als 
Arianerin in kurzer Regierung wenig wirl;en; auch 
ist nicht zu entscheiden, ob die Nichte des gestürzten 
Fürsten, die der siegreiche Merovinge Klothar im Jahre 
529 als Braut sich heimführte und zur Königin krönte, 
im Thüringerland oder iip Frankenreich in der christ- 
lichen Religion unterwiesen wurde. Erwähnt doch der 
geschichtskundige Venantius Fortunatus in der Epopöe, 
welche der Königin Radegundis den Sturz des Thüringer- 
reiches schildern sollte, mit keinem Worte, dass in dem- 
selben der Glaube an Christus heimisch gewesen sei. 
Auch würde die gewaltsame Theilung des Landes 
zwischen Sachsen und Franken jede Saat ausgerottet 
haben. 

Die selige Bilhildis, so gerne „die christliche Früh- 
lingsblume fränkischer Heiligkeit^ genannt, umleuchtet 
der Dämmerschein heiliger Sage: ihr Biograph lebte im 
zwölften Jahrhundert. Auf sie, ihre Mutter Mechtildis, 



ihre Schwiedtern Hildegardis tind RenaMldis will ma« die 
\ Anfänge jungfränliehen Elosteriebens zurückführen ; die 

Hralte Verbindung zwischen Mainz imd Wir55burg Wird 
^ durch die liebliche Legende eingeleitet. Denn Bilhildis, 

erzählt sie, die Herzogin und Gemahlin Heddan^s I., des 
Radulfingers, hat sich, um zum Hochmunstet U. Lr. iVatt 
in Mainz eine würdige Baustätt'e zu besitzen, den Fundus 
dazu für den Preiä van zwölf silbernen ScMlden und 
zwölf schwarzen Hengsten gewonnen. Indem Abt Alberich 
von St. Stephan ini vergangenen JahAundert Reliquien 
der heiligen Frau, deren Gestalt wie der itiildfe Morgen- 
stern aus dem Dunkel der Vorzeit öchithmefty ' von MÄinz 
nach Veitshöchheim brächte xm4 eAh Pes* än^dnete, 
welches heute hoch feierlich begangen wird,- glaöfcte ei^ 
ihren Geburtsort geehrt zu haben. Und dochrinuss dieser 
t nach Hochbeim bei Frankfurt verfegt wexdien. 

Wir haben demnach in Kilian d«n ersten Apostel 
der Mainlande zu erkennen. 
I Er kam zu den Thüringern, nicht, in dos Franken- 

i land. Der Name wird diesen Gegenden zuerst im achten 

Jahrhundert gegeben. Ursprünglich nannten sich wie 
bekannt Franken jene sehnigen waffenkuridigen Männer 
zwischen Rhein, Mosel und Maas, welche sich in der 
Periode der germanischen Völkerbündnisse keinem der 
einzelnen Stämmie^ weder den Friesen, Sachsen, Thü- 
ringern noch den Alamannen und Burgundern ange- 
schlossen hatten, sondern die ältere Form des german- 
ischen Lebens festhielten. Furchtbar wurden ihre Waffen 
den Römern: diese suchten ihre Freundschaft. Franken 
► glänzten als intelligente Offiziere im römischen Heere 

und nahmen hohe Stellen in der Beamtenhierarehie . ein. 
Schon damals galten sie als der abgeschliffenste Theil 
der germanischen Welt, Im siebenten Jahrhundert haben 
sie bereits das Völle Ei^be des zerfallenesi Bömerreiches 
übernommen und in raufaetn öiegesscfarltt in die gerrnftn- 

ischen Ostlande ihre Herrschaft getiiageiL Sdioa im 

1* 



Jahre 527 hatte Klotar von Soissons an der Naab bei 
Begensburg die Südthttringer geschlagen und Theodorich 
von Austrasien in der dreitägigen Schlacht bei Roniberg 
im Maerstemgau und wieder im blutigen Entscheidungs- 
kampfe bei Scheidungen an der Unstrutt über den König 
gesiegt. Der jähe Sturz von den Burgzinnen zu Zülpich 
machte dem Leben Hermanfrid's ein tragisches Ende. 
Mit König Amalfrid zogen die letzten Thüringerhelden 
ungebrochenen Muthes zürnend in fremde Länder. Die 
Franken herrschten bis zur Helme, Unstrutt und Saale, 
der alte Landesnune blieb. Schon damals wurde der 
Onmd zu den deutschen Königshöfen gelegt, welche sich 
später in Arnstadt, Salzungen^ Geismar, Salzburg, Hammel- 
burg, Karlsstadt, Forchheim und Altheim zu Mittelpuncten 
mannigfaltiger Kunstthätigkeit ausbildeten. Die Amulfinger 
schickten fränkische Goldschmiede und Silberarbeiter, 
Drechsler, Schildmacher und Waffenschmiede auf diese 
Höfe, um durch sie wie durch die Colonen die thüring- 
ischen Momente der neuen Herrschaft zu amalgamiren. 

Den König Dagobert L zwang gleichwohl die Noth, 
die von den Slaven und Sachsen kam, für Thüringen 
den Volksherzog Radulf im Jahre 633 aufzustellen. Er 
hat vielleicht schon das Schloss Virteburch gebaut, 
welches bis zum Jahre 717 die Residenz der Radul- 
finger blieb. Von der Meinung, dass auf dem Berge, 
der sie trug, bereits eine der vielgenannten fünfzig 
Drususburgen gestanden habe, muss jetzt Umgang ge- 
nommen werden. Auf Radulf folgte Heddan I; den 
Namen seines Erstgeborenen kennen wir nicht. 

Gozbert, den jüngeren Sohn des Heddan, findet 
Kilian als Anhänger des germanischen Cultus. Fürst und 
Volk verehren die volksthümliche Hulla und beten zu 
ihr im Heiligthum auf dem Berge ; an keinem Ort kommt 
dem Regionär und seinen elf Gefährten eine christliche 
Tradition fordernd entgegen. 



Mit dem den Glaubensboten jener Jahrhunderte eigen- 
thümlichen Scharfblick erkannte Kilian sogleich die Bedeut- 
ung der Virteburch. Wir wissen nicht, wie weit im Lande 
die Missionäre predigten und Kirchlein bauten, gewiss ist 
nur: Ealian blieb mit Priester Kolonat imd Diakon 
Totnan an dem Sitze des Fürsten und suchte klugen 
Sinnes hier vom Centrum des Landes aus zu wirken und. 
zu organisiren. Es muss dahin gestellt bleiben, ob ihn 
Papst Konon zu Rom zum Bischof ordinirte. Sein Wort 
schien auf fruchtbares Erdreich zu fallen und die Christi- 
anisirung der Provinz zu gelingen, als eine fanatische 
Beaction von Seite der Anhänger des Heidenthums zer- 
störend eingriff. Wir sind darüber nicht genau unter- 
richtet. Erzbischof Bhabanus (847 — 856) meldet im 
Martyrologiima, dass die drei Apostel wegen der Pre- 
digt des neuen Glaubens vom Herzog getodtet worden 
seien; das Martyrologium Notker^s fügt den Grund der 
gesetzwidrigen Ehe Gotzbert's mit Geilana, der Wittwe 
seines Bruders bei; erst die Biographie Kilian's, welche 
Egilward, der Mönch von St. Burkard, im zwölften Jahr- 
hundert schrieb, erzählt den Martertod in der bekannten 
Weise und stellt die Geilana als feindselige Herodias 
den apostolischien Männern gegenüber. Die Lebensge- 
schichte des heiligen Bonifacius, welche Willibald in 
Eichstädt schrieb, spricht keineswegs günstig für Gotz- 
bert. Wenn wir also nicht ermessen können, in wie fern 
Kilian auf das herzogliche Haus eingewirkt habe, so 
wird uns doch klar^ dass sein Tod (688) *) dem Lande den 
grösten Segen brachte. 

Auf Heddan H., Gotzbert^s Sohn, hat jedenfalls das 
Wort des Begionars entscheidend gewirkt; er ist bereits 
der christlichen Lehre mit allem Eifer ergeben. Als er 



*) Chronic. Wlrziburg. MM. SS. VI. 26. Vite S. Kiliani ap. Lnde- 
wig SS. 966. seqq. C^nisius lect aiit. UI. I. 180. 



seine Braut£iiiiiTt nach dem Niederrliein unternahm, dort 
sich die fromme Theodrada zu holen , wurde er mit 
Willibrord, ^em Apostel von Friesland, bekannt., Die- 
sem schenkte er Güter zu Arnstadt im Schwarzbnrgi- 
flcheHj bei dem Schlosse Mühlberg unweit Gotha und 
in MonhofeM zwischen Arnstadt und Weimar. Die Ur- 
kunde darüber wurde im Jahre 704 auf Schloss Virte- 
burch ausgestellt. Willibrord consecrirte zwei Jahre .dar- 
auf die über der Hullacultstätte erbaute Marienkapelle 
auf der Burg. Der aus Steinen gefügte Rundbau hat 
wohl nur ganz geringe Dimensionen gehabt. Wie dieses 
Kirchlein mit Recht das älteste des Frankenlandes ge- 
nannt wird, so erkennt auch der Sprengel vonEichstädt 
in der Liebfrauenkapelle, welche Willibald vorfand, neben 
welcher er seine Kathedralkirche baute, die ehrwür- 
digste gottesdienstliche^ Stätte. 

Es wird nicht berichtet, wie es mit dem Grabe 
Kilian's vom Jahre 688 ab bestellt war, ob sich,^ was 
leicht zu yermuthen wäre, ein Oratorium über demselben 
erhob $ ebensowenig wissen wir, an welchen Orten heid- 
nische Cultstätten in christliche Kirchen umgewandelt 
wurden. Karleburg steht aber sicher auf einer alten 
Opferstelle, sowie der hohe Thurm von Ochsenfurt, die 
Ruinen ae^^ Kapelle bei Marktbreit und Stellen im Gram- 
schatzer und Guttenberger Walde. Vom Burgstall in Son- 
derhofen und vom alten Schloss im Wiesengrunde bei 
Werneck wird dasselbe behauptet. Da man viel an die- 
sen Orten umgegraben und ausser Eberzähnen und Hirsch- 
gebeinen, Vogelskeletten und Ochsenhörnern seltsame 
Ziegelbrocken, Vasen, Dolche, Pfeile mit umgebogenen 
Spitzen^ scliadrtige Messer, abgebrochene LanzenspHzen, 
halbe Hufeisen, Pokale, kreisrunde Thohpla^ten und aller- 
lei Nägel gefunden hat, lag die Vermüthung nahe genug. 

Als Heddan im Jahre 717 vom Schauplatz verschwand 
— wahrscheinlich fiel er mit seinem Sohne During in 
der Schlacht von Vinciacum, die so viele vom jungen 



fränkischen Adel dahinraffte — und diö Arntilfingör, da 
ihn kein männlicher Erbe überlebte, keinen Volköherzbg 
mehr aufkommen Messen, wurde der Sieg des Chrteteä- 
thums zwar gehemmt, aber die gewonnenen Resnltate 
gingen nicht ganz Verloren. 

Immina, die Tochter Heddan's, wirkte im Oeiste des 
Vaters. Sie entfernte das Brand- und Brechzeng, die 
Lanzen und die- Schwerter aus der Waff^aballe der 
Ahnenburg und wandelte die fürstlichen Gemächer in 
bescheidene Zellen, um mit mehreren Freundlnnefa vom 
Jahre 719 — 741 ein jungfräulich klö6terlichc»s Leben 
zu fuhren. In der Liebfrauenkapelle, die Karhnann einfe 
Basilika nennt, wurde den Frauen der Gottesdienst 
besorgt. 

Notker bemerkt in seinem Mai*tyrologiüm *), dass bei 
der Auffindung der Gebeine Kilian's und seiner Gefährten 
durch Burkard Kleider und Bücher wohlerhalten erhoben 
wurden. Dieser Nachricht aus dem neunten JahrhundeiH; 
schliessen sich die älteste Biographie und EgiliiVard mit 
aller Bestimmtheit an und nennen vörzU^ch das Plenar 
des Regtonars, welches seit elfhundert Jähret als Natio- 
nalheiligthum von den Franken verehrt wird. Dasselbe war 
allezeit die kostbarste Cimelie des Domschatzes und ist 
nicht, wie vielfach angenommen wird, im dreissigjährigen 
Krieg auf den Dachboden des Domes gekommen. Drei ver- 
schiedene Zeiten haben das Evangelistarium zu der Ge- 
stalt gebracht, wie es jetzt in der k. Universitätsbiblio- 
thek aufbewahrt wird. Die Handschrift stammt aus dem 
siebenten Jahrhundert, der 6" 4*" hohe, 4^' breite Elfen- 
beindeckel ist ins neunte oder zehnte^ Jahrkuaderi 2u 
setzen, der untere Einband < ibit den Evtogelistenöym- 
bolen und den g^chmackvoUen Charpiereai w^rde ur- 
kundlich unter Bischof Rudolph von Scherenbetg (f 1499) 
gefertigt. Der Codex ein Quartaint, wie die Begionare 



i) Martyrolog. Vm. Id. Jiü. 



8 

ihn mit sich zu fahren pflegten, enthält 152 Blätter, 
welche m 20 Quaternionen zusammengelegt sind. Die 
zur Schriftbasis dienenden Horizontallinien sind mit schar- 
fem Griffel über die ganze Breite zweier Blätter durch 
die Heftfalze gezogen. Die hagere Uncialschrift ist mit 
leichtabspringender Tinte von der alten erdigen Art durch 
einen hibernischen Mönch geschrieben und in Rom mit 
tironischen Noten versehen worden. Hochroth glänzen 
die Initialen und Endrubriken der Doppelcolumnen. Die 
zwei 1" dicken, 9^8" hohen, 7^/^" breiten den Einband 
formirenden Holzdeckel ragen um ein Merkliches über 
die Quadratur der Pergamentblätter hinaus. Während 
der Rücken des Quartanten wie der untere Deckel mit 
röthlichem Sammt überzogen sind und letzterer an den 
Ecken zierliche Eckschühlein, in der Mtte aber einen 
vielbuckeligen Schild trägt, lebt an der Vorderseite reiche 
SchildereL Der Elfenbeindeckel zeigt uns den Martertod 
der drei ersten Frankenapostel. Zwei Säulchen, in kunst- 
reicher Filigranarbeit durchbrochen, tragen einen gedrück- 
ten Bogen und darüber eine Art Kuppel, deren durch- 
brochene Arbeit die vollendetste Technik verräth. Den 
so umschlossenen Raum füllen zwei zusammengehörige 
Darstellungen. Unten sehen wir einen Krieger in römi- 
scher Tracht, den Mantel mit der Agraffe auf der Mitte 
der Brust zusammengehalten, in dramatischer Bewegung 
das Schwert in der Rechten; ihm zu Füssen rollen die 
Häupter der drei Apostel, deren Leiber dicht parallel 
nebeneinander auf die Erde gesunken sind. Der Künst- 
ler verband auch Symbolik mit der Geschichte. Aus 
dem Blute der Märtyrer lässt er einen Weinstock auf- 
spriessen und setzt in reichen Schlingungen Trauben an. 
Ueber dieser harmonisch bewegten Darstellung befindet 
sich die Apotheose der Heiligen. Zwei geflügelte Engel- 
cheh schweben nieder und halten ein faltiges Tuch ; auf 
demselben erscheinen in Brustbildform die Drei: Kilian 
in bischöflicher Kleidung, bereits mit jener Cirkelbinde, 



9 

die Viele als das Bationale erkennen wollen, Kolonat zur 
Rechten als Priester und Totnan zur Linken als Diakon« 
Gleichsam ihre Glorie verkündend, halten sie die Hände 
ausgebreitet. Die Finger sind sehr zart , und mit Ver- 
ständniss behandelt, die Augen durch schwarze Farbe 
kenntlich gemacht, die Falten mild und parallel ohne 
Steifheit geworfen. Die Proportionen sind durchweg 
gelungen. Di© Mfenbeinarbeit ist wohl nicht über Italien 
aus Byzanz gekommen. 

Die silbervergoldete Einfassung zeigt an den Ecken 
die Evangelistensymbole mit Minuskelschrift. An die 
Stelle früherer Edelsteine sind farbige Glasflüsse getreten. 
Ultramarin sind die vier gleich grossen Glasflüsse am 
oberen und unteren Ende, die zunächst den Evangelisten 
sind smaragdgrün, einige haben die Farben des Rubins. 
Die Bergkrystalle wurden nicht weggenommen. Alle 
erhobenen Theile der Grundfläche hat der Meister ver- 
goldet. 

Diess Heiligthum des Regionars diente bei Abnahme 
des Homagiumseides , wurde am Kiliansfeste im Dome 
ausgestellt und mit Reliquien belegt. 

Der in irischer Schrift geschriebene Codex Nr. 69 
mit den Briefen des heiligen Paulus enthält die bekannte 
Darstellung der Kreuzigung aus dem siebenten oder ach- 
ten Jahrhundert. Sie macht einen unbefriedigenden un- 
heimlichen Eindruck. Zwar ist an der polychromatischen 
Basenbildung wie an 'den aus Verschlingungen sich bil- 
denden Capitälen der zwei einen Rundbogen tragenden 
Säulchen nichts was das Auge verletzt , auch wird der 
Rundbogen dprch die farbenschillernden Kreise und 
Rechteke sehr reich ornamentirt, aber wir verstehen es 
kaum, wie die nicht ungeschickte Hand so wenig Fleiss 
auf die Figur des Heilands verwendete, wir müssen es 
tadeln, wenn sich die Absicht, das Hässliche zu mar- 
kiren, breit macht. Das Kreuz ist roth und schwarz 
punktirt; Christus bekleidet, hält die Arme gerade aus- 



10 

gespannt und trägt den Kreuznimbus. Der Bart ißt höchst 
unwürdig angebracht, das Gewand durch concave und con- 
vcxe Linien angedeutet und diese Schuppen gelb und roth 
gefärbt. Ueber den Kreuzesbalken stehen zwei Adler^ un- 
ter denselben hängen die Schacher, bärtig mit erschreck- 
enden Physiognomien. Zum guten Schacher fliegen zwei 
lichtgeflQgelte Engel hinan, um den verstockten werben 
zwei schwarzgeflügelte Dämonen in Käfergestalt. Unter 
dem Kreuze steht Christus als Weltrichtcr, die Geseg- 
neten seines Vaters rufend. Ihm zur Rechten sieht man 
fünf Gestalten, vier zur Linken, von denen eine ein Ru- 
der führt. Unten das wogende Meer, im Grunde einige 
Fische. Die Proportionen sind in den menschlichen Ge- 
stalten empfindlich verletzt, die Umrisse derb gezeichnet, 
die Wangen durch einen schroffen grellrothen Strich an- 
gedeutet. Ziehen wir eine Parallele mit den einfachen, 
primitiven (deutschen) Federzeichnungen im Wessobrun- 
ner Codex zu München, so wird die Entscheidung so- 
gleich zu Gunsten des Darstellers der Kretizerfindung 
ausfallen. Das Volumen der Handschrift besteht aus 
acht Quaternionen ^). 

Verschiedene andere Codices der Bibliothek aus dem 
siebenten und achten Jahrhundert gewähren weniger 
kunsthistorisches Interesse. 



§ 2. Der heilige Burkard. 

Bonifacius kam auf seiner Rückreise von Rom im 
Jahre 718 in die Wirzburgische Gegend, 2) ermuthigte 
die Christen, die er fand und zog weiter naeh Hessen 
und Friesland. Noch waren die Verhältnisse nicht dazu 



1) Ekhart Frauda Orient. I. 281. 452. Oegg Korographie I. 
328 — 349. Becker u. Hefner-Alteneck Kunstwerke und Ge- 
räthschaften Taf. 1. 9. 

2) Willibald \ita Bonifacil c. 6. 



11 

angethan, ein Bistlium zu gründen. In den zwanziger 
Jahren seines Jahrhunderts Hess er aus Britanien Bur- 
kard^ LuUus, Albinus, Wunnibald und Willibald, Kuni- 
trudiß, Thekla, Lioba, Gunihildis, Walburgis und Berathgit 
konunen, damit durch sie in Ostfranken, Thüringen und 
Bajuwarien das Chvistenthum verbreitet, gefestigt und ge- 
ordnet würde. Die Zahl der Christen mehrte sich in den 
Maingegenden. Schon konnten die nikolaitischen Ketzer 
Trohtwinc, Bedithete, Eanberht und Hunraed mehr wenig 
Proseliten machen; schon fühlt sich Gregor IL veran- 
lasst, in einem Schreiben an Bonifacius^)dieGlaubenstreuc 
und Standhaftigkeit der thüringischen Grossen Asolf, Go- 
dolaus, Kunthar und Albord zu preisen und zii segnen; 
Hugo der Aeltere und Albot schenken den Fundus zur 
Gründung von Ohrdruf ,an der Ohre, das der Mittelpunkt 
einer reichen Thätigkeit wurde. Gleichwohl erlaubte 
der unkirchliche Sinn des Karl Martell dem Bonifacius 
nicht, noch vor dessen Tode in Ostfranken dieselbe Or- 
ganisation der Kirchenverfassung durchzuführen, wie er 
sie im Herzogthum des klugen und frommen Odilo zu 
Stande gebracht hatte (739). Karl verkannte die Be- 
deutung der Kirche ganz nnd gar. Er hatte sie ver- 
iiusserlicht, die sittigende Macht ihr zu nehmen versucht 
und sein Land zu einem kranken Gliede gemacht, dem 
aus Italien und Britanien Rettung kommen muste. Nur 
insoferne die Missionsthätigkeit die Oppositionselemente 
gegen die junge Majordoniatsgewalt minderte, begünst- 
igte er sie und ertheilte dem Bonifacius den äusseren 
Schutz, dessen er zu seinen hohen Planen bedurfte. 
Kaum war aber der gewaltige Kriegsheld am 15. Octo- 
ber 741 gestorben und hatte Karlmann, von jeher der 
Freund des Apostels und allezeit sein Gönner, die Herr* 
Schaft über die ihn zugefallenen Ostländer Austrasien, 
Alamanien und Thüringen angetreten, wurden vier Bis- 



i) Würdtwein epist. Boaif. 25. 



12 

thümer geordnet; Erfurt für Nordthüringen, Büraburg 
für die hessischen Gaue, Eichstädt für den Nordgau, 
Wirzburg für die südthüringischen Mainlande. Schon am 
22. October 741 vollzog Bonifacius die Consecration an 
Burkard auf der Königspfalz zu Salzburg bei Neustadt 
an der Saale; mit Burkard wurde Witta-Albinus für 
Büraburg gesalbt. Beide assistirten der Consecration 
des Bischofs Willibald von Eichstädt. Im dem Berichte 
hierüber gratulirt Bonifacius dem neugewählten Papst 
Zacharias, welcher am 1. April 742 die Confirmations- 
buUen ausfertigen liess. 

Karlmann stattete Wirzburg grossartig aus: kein 
Bisthum Deutschlands kann eine so alte und wichtige 
Dotations-Urkunde aufweisen. Es muss seit dem Tode 
Kilian^s rührig im Lande an Kapellen und Kirchen ge- 
baut worden sein, denn fünfundzwanzig werden der 
jungen Stiftung übergeben. Die Liebfrauenkapelle auf 
dem Berge, in welcher Immina mit ihren Jungfrauen 
seit dem Jahre 719 betete, wird zuerst genannt. Karl- 
mann konnte wohl die Kapelle vergeben, aber die Burg 
der Radulfinger blieb der Herzogstochter. Die ausser- 
halb des Sprengeis gelegenen Kirchen zu U. L. Frau in 
Nierstein am Rhein wie die Remigiuskapelle in Ingelh^m 
im Wormsgau schenkte Karlmann, um dem Stift in Fällen 
der Noth einen Rückhalt zu bieten. Remigiuskirchen 
erhielt das Stift auch zu Dornheim im Ipfgau und in 
Sonderhofen. Königshofen im Grabfeld und Umstadt im 
Maingau waren dem Apostelfürsten geweiht, der wie 
St. Georg und St. Michael sehr oft an die Stelle heid- 
nischer Hauptgottheiten gesetzt wurde ; St. Michael hatte 
zu Heilbronn im Neckargau ein Kirchlein. Nebst dem 
Andreaskirchlein zu Kirchheim im Ipfgau wurden die 
Johanneskirchen im Königshof zu GoUahofen im Gol- 
lachgau, in Ipfhofen und Herilindheim anÖurkard über- 
geben. Die meisten Kirchen aber standen auch in Ost- 
franken zu Ehre des heiligen Martin« So zu Kreuzenach 



13 

im Wormsgau, zu Laufen im Neckargau, zu Königshof en 
im Taubergrund, zu Mellrichstadt und Brend im Wester- 
gau, zu Hammelburg im Salagau, zu Eichsfeld, Winds- 
heim, Wielandheim und Surirgra. *) 

Dem Bischof von Wirzburg wurden 741 auch die 
Villen zu Michelstadt, Hohenburg, Gemünden und Karle- 
burg übertragen 2). 

Nur die Apsiden und Fundamente dieser meist ge- 
ring gedehnten Kirchen waren in Stein construirt; die 
Hochwände fügten sich wie das Gebälke aus den Stäm- 
men von vielhundertjährigen Fichten imd Eichen zusam- 
men. Das Sparrwerk des Dachstuhles deckten Schindeln 
oder Holzrindcy Nicht bloss die irisch-britischen Mönche 
liebten den Holzbau — opus scoticum saus pulchrum — ; 



<) Ekhart Francia Orient. II. 893. 

Martinus steht bedeutsam am Eingang der Mnkischen Kunstge- 
schichte : die Franken, die ihm mit glühender Liebe verehrten, hauten ihm 
die meisten Kirchen. Ihn zu ehren hat auch Wirzburg in der Mitte des 
achten Jahrhunderts die Martinskirche errichtet. Martinus kann der Hei- 
lige der germanischen Volkerwanderung genannt werden ; in Pannonien ge- 
boren in Frankeuland wirkend, gehört er dem Osten und Westen der ger- 
manischen Welt mit gleichem Rechte an und concentrirt in sich wie 
Hieronymus den Ernst und die Tiefe seiner wildbewegten Zeit. Ein Krieger 
alter Art theilt er mit dem Armen seinen Soldatenmantel; er hat Christus 
den Herrn persönlich geschaut und auf dem Todtbette noch siegreich mit 
dem Satan gerungen. Ueberall erscheint er als Streiter ; er ist, erzählt sein 
Biograph, bereit, einem ganzen Barbarenheer« sich entgegenzustellen.. Vor 
ihm stürzen die Götterbilder zusammen, dem fallenden heiligen Baume der 
Gallier stellt er sich unerschrocken entgegen und macht mit gebietendem 
Worte den heidnischen Gebräuchen ein Ende. Was ist das eine mili- 
tärische Zucht im Kloster von Marmoutiers? Martinus nimmt den ganzen 
Menschen für den Dienst des Herrn in Anspruch. In Wirzburg gehört er 
zu den \omehmsten Patronen. Mainz hat sich unter seinen Schutz ge- 
stellt, ebenso Colmar, Berg, Cleve, Utrecht, Schwarzburg, Heiligenstadt, 
Geldern und Hom. Sein Fest wird doppelt gefeiert: Martinus frigidus 
(11. November) unA Martinus calidus (4. Juli). Die Gans oder ein Kind- 
lein sind sein Symbol, er ist der Patron der reuigen Prasser und schützt 
gegen die Pocken. 

2) Ussermann Episc. Wirzeb. proleg« XXU, Cod. prob. 10. 11. 



14 

man baute im Ersten Jahrtausend überhaupt gerne in 
Hok. Unter Ludwig dem Froramen wird im Ode'nwalde 
eine basilica lignea genannt. *) St. Stephan äu Mainz 
erstand unter Willegisus als Holzbau. Dass Wirz- 
bürg von der Regel nicht abwich, davon liefern die 
Dombrände genügenden Beweis. Auch ist es bekannt, 
dass im elften Jahrhundert ein Steinbau noch vielfach 
ausdrücklich genannt wird, dass in Lübeck im Jahre 
1165* die aus Holz construirte Marienkirche einge- 
weiht wurde und einzelne Dörfer in Oberschlesien noch 
interessante Holzbauten an ihren Kirchen aus dem drei- 
zehnten Jahrhundert bieten. Wir dürfen uns desshalb 
jene Kirchen des achten Jahrhunderts nicjit allzuarm und 
unbedeutend denken. Der Rundbau auf dem Märienberge 
wdrd aber schon damals aus Stein gebaut gewesen sein: 
es können indess höchstens die kolossalen Unterbauten 
in diese Periode gesetzt werden» 

Burkard dachte nach der Consecration daran, eine 
Kathedrale und eine würdige bischöfliche Wohnung zu 
gewinnen. Sein Blick fiel zuerst auf das alte Radulfinger- 
Schloss. Die von Karlmanu geschenkte Kapelle wollte 
er zur Domkirche erweitern und die Burg zum Monaste- 
rium ausbilden. Immina setzte ihm kein Hinderniss ent- 
gegen und trat ihm für Karleburg ihr Kloster ab. Sie 
starb dort am 10. December 750. Später wurde ihre 
Hülle in den Kiliansdom transferirt. 

Nach der Erhebung der Gebeine der drei Apostel 
aus der Stätte ihrer Marter wurden sie in feierlicher 
Procession in die Liebfrauenkapelle auf dem Berge ge- 
tragen; dort blieben sie drei Jahre. Indess liess Bur- 
kard über dem Qrte der Marter ein Gotteshaus bauen, 
consecrirte es im Jahre 746 zur Ehre des Erlösers, über- 
trug die Gebeine der Apostel in den Neubau und erhob, 
da die Höhe des Berges ihm nicht behagte, das Salva- 



i) AA. SS. Junius.'l. 117. 



15 

törmlinster zur Donakirche , die von 746 — 854 unverletzt 
stand. Das anstossende Conventsgebäude war ein Holzbau. 
Von dem damals verfertigten 1' 2" langen, 2' 7" 
breiten, 1' 8" hoben Marmorsarkophag steht noch die 
eigentliche Tumba aus grobem Korn, in der Westkrypta 
vom Neumünster, während die verschrägte Rothmarmor- 
platte mit der Uncialschrift im zwölften Jahrhundert auf- 
gefügt wurde. Es ist ein Steinsarg der ältesten Art; 
unter der Platte befindet sich das Behältniss für den 
Leichnam, den körperlichen Verbältnissen entsprechend. 
Nicht die geringste Ornamentation erfreut das forschende 
Auge. Die alle vier Schrägaeiten umlaufende Schrift 
lieisst : 

f Presul. orat. Kylleua. sac. Colonatque. sacerdos f 
nempeque. Totaanus. XRI. Levita piiis f 
(qui cup) las. veniam. scös veuerare memento. ^) 

Demselben Jahrhundert entstammte die Uncialschrift 
einer in der Krypte eingemauerten Sandsteinplatte, welche 
vom Wirken und Tode Kilian's einige Nachricht brachte. 
Sie wurde in neuester Zeit durch eine Copie ersetzt. 

Wie Burkard hatte sich auch Willibald eine Kathe- 
dralkirche gebaut und die neben derselben bestehende 
von einem Missionär aus Bayern errichtete Liebfrauen- 
kapelle stehen lassen. Sturm aus Bajuwarien gründete 
damals das grösste deutsche Kloster an den Marken von 
Thüringen und Hessen, Fuld, das vielfach in die Ge- 
schichte Wirzburg's eingreift. Thüringen, Hessen und 
Alamannien wurden von Fuld aus gebildet uiid die Be- 
kehrung der Altsachsen geleitet. Die dortige liloster- 
schule , welcher die besten Talente zuzogen , * hat der 
deutschen Wissenschaft jener Zeit ihr Gepräge aufge- 
drückt , der hier eingeschlagene nüchtern strenge Ton 



1) Die Gratschrift ist offenbar nur fragmentarisch. Die aus 8 Versen 
bestehende Urschrift befindet sich in der Handschrift des Michael a Leone 
In der Universitätsbibliothek zu München. Dr. A. Buland die Wirzburger 
Handschrift u. s. w, 18. 



16 

siegte in der deutschen Bildung und influenzirte allmählig 
selbst den Sinn der von Kelten in St. Gallen gegründeten, 
in ihrem Wissen und Streben viel bunteren Schule. Fuld 
ist allezeit der Mittelpunkt künstlerischer Thätigkeit 
geblieben; schon im Jahre 779 klingen dort mehrere 
Glocken. Sturm hat das Münster mit Säulen geschmückt, 
Eigil zwei Krypten und eine Rotunde gebaut, Racholf 
und Bruno haben kostbare Zier geschaffen ^). 

Nach der Romreise von 748 baute sich Burkard, 
schwach und krank geworden und nach Ruhe sich seh- 
nend, am Fusse des Marienberges, wo jetzt vor dem 
Burkardtsthor die lindenumschattete Andreasstatue aus 
der Rococcozeit steht, ein Klösterlein für zwölf Benedik- 
tiner, weihte die Kirche der göttlichen Jungfrau, St. Mang 
und dem Apostel Andreas, von welchem das Stift bis zum 
Jahre 984 den Namen führte. Die Pfarrkirchen von Höch- 
berg, Sonderhof en, Heidingsf eld , Büttelbrunn, Erburg 
und die Burgkapelle sollten zum Kloster gehören. 

Es ist zu vermuthen, dass damals auch eine Holz- 
brücke über den Main geschlagen wurde. 

Obwohl die Ruhe im Andreaskloster dem vielver- 
dienten Bischof zu Gute kam, wollte er doch, der schwe- 
ren Bürde ledig, die letzten Tage seines Lebens ganz 
in der Einsamkeit zubringen, bat so lange bei Bonifacius 
und Pipin, bis ihm die Resignation des Bisthums gestattet 
wurde , ging im Frühling 752 mit sechs Brüdern nach 
Hohenburg (Homburg) und lebte im dort erbauten Klös- 
terlein über zwölf Monate. Weiteres zu unternehmen 
hinderte ihn der Tod am 2.*^ Februar 754 2). 

Megingoz, sein Nachfolger, begrub den Leichnam 
neben St. Kilian im Salvatormünster. Wie sie in Salzburg 
die dreikonchige Maximushöhle verehren, in St. Florian 
die Gruft an den Heiligen erinnert, zu Regensburg eine 



i) MM. SS. IL 377. Browerus antiqq. 23. 
V) AA. SS. Oct. VI. 557. seqq.. 






V. ' 



. ^ 



■J 



17 



▼ielsäulige Kryptit an St. Eiiiard gauahnt, KSin und 
Trier walte Cultstätten biergen, so beten auch die Fran-^ 
ken gerne in der Burkardhöhle zu Homburg. DaBuricard's 
HoUunderpedum nicht mehr erhalten ist, kann mit dem 
Erhardsstab zu Regensburg kein Verglich gezogen wer- 
den. Ob auch Burkard^s Stein- und Holzbauten verfielen, 
der Baum', den er mit Bonifacius in die deutsche Erde 
gesenkt, steht noeh lebensstark und himmelanragend und 
Hunderttausende lagern glücklich in seinen Schatten« 
Gottes Segen blieb über seinen Stiftungen. St. Andreas 
hat die drei Bischöfe Megingoz, Bernweif undBemward 
erzogen und viele Jünglinge in die Schule gelockt; die 
Schule bei St. Salvator besuchten die Adeligen von Nahie 
und Feme. Viele gefangene Sachsen studierten zu Wirz- 
bürg. Karl glaubte durch sie die Christianismrag des 
unbändigen Volkes am leichtesten bewerksteUigea zu 
können. Zwei aus ihnen, Bathurad und Hadumar, sind 
sich als Bischöfe auf dem Stuhl zu Paderborn gefolgt; 
der erstere liess es sieh angelegen sein, „prmcipBlem ec^ 
! cltsimn ingeHH deeore ei grmii opere esfioUere^ ^), baute 

t; * dankbar jene KHiansMrche neben dem Dom und wählte 

den Heiligen nächst Maria zum Diözesanpatron. So be- 
/..,, stieg auch nachmals Haruch von Amorbaeh, welches 

nacheinander sechs Bischöfe erzog, den Bischofsstuhl in 
v, Verden, der Schotte Hatto, Abt in Neustadt, erhielt die 

^ ' Inful von Autun, Erkaoftbert, in W^irzburg erzogen, ist 

Bischof ivt Mnden geworden. Sehon Burkard legte den 
K Qrund zur Dombibliothek; unter den Benediktinern und 

••' Conventsherm am Münster lebten im achten und neun- 

^-, ten Jahrhundert viele Sehönachrelb^r und Miniatuvisten. 

,^/ Erkambert, Nantolf, Abo, Demerlan, Wemher, Gerbot, 

%. Rtiotheim, Gundheri undTiso wollen besonders genannt 

KJ sein. Sie verstanden es alle, das Gold flüssig zu machen. 



1) SchAten ann. PAde^born. I. 58. Neerolog. AlxUnghoTenBO ap. 
Ekhait Francia orlentalis. n. 121. 

2 



18 

mit dem Punzen es zu bearbeiten, den Mennig zu berei- 
ten, Initialen und Heiligenbilder auf das Pergament zu 
zaubern und die Deckel mit kostbaren Zierden zu ver- 
sehen. 

Das Plenarium des heiligen Burkard ist ebenfalls 
aus dem Dom in die k. Universitätsbibliothek gekommen. 
Der Codex im Folioformate 1275" hoch, 97^" breit, be- 
steht aus 161 Pergamentblättern, die der Regel nach in 
Quaternionen gelegt sind» Das grossentheils gelb ge- 
färbte Pergament ist nicht ausgesucht, sondern besteht 
abwechselnd aus stärkeren rauhen und dünneren geglät- 
teten Blättern. Jede der zwei Columnen einer Seite hat 
dreissig Zeilen. Der Hauptcharacter der Handschrift 
scheint den Uebergang von der Uncial zur Halbuncial 
in einem Zeitpuncte der schon vollkommeneren Ent- 
wickelung zu verrathen. Das Alter der Schrift darf 
nach Oegg nicht unter das siebente Jahrhundert herab- 
gesetzt werden. Ob die den Vorderdeckel zierende 7"' 
4^^^ hohe, 4^^ T" breite Elfenbeintafel im. zehnten und 
nicht vielmehr im achten Jahrhundert entstanden sei, ist 
nicht leicht zu entscheiden. Die' Gesetze sind in dieser 
Art der Kleinkunst nicht so scharf zu eruiren wie etwa 
in Bauwerken* Auch hier kehren dieselbe» Filigransäul- 
chen wieder, welche den kuppelartigen Baldachin tragen. 
Leider ist dieser verletzt. Unter dem Schirmdach stehen 
die Mutter Gottes und St. Nikolaus. Das Antlitz Maria^s 
ist rund und voll wie am Bilde des Codex Adae ^) und 
alt wie das einer Matrone von vierzig Jahren; ein 
Schieier fliesst vom Haupte nieder, die Gewänder sind 
in angenehmen Draperien geworfen und in denHändem 
wie byzanthüsch verziert. Das reich und faltig gewan- 
dete Kind trägt in der Linken eine Boll^ und hat die 
Rechte ausgestreckt wie lehrend und segnend zugleich. 
Zur Seite des Bildes stehen die Zeichen MP OV. Niko- 



1) Ekhazt L 597. 



19 

lans ist ohne Mitra, trägt da» schöngezierte Pallium über 
der vorne spitz zulaufenden Casula, in der Linken das 
Buch, die Rechte ist segnend erhoben. Ihm zur Seite 
KG oc- ^®^ Nimbus, die Säume und Gewandverzierungen 
glänzten einst' in -Gold. Die Proportionen sind auch hier 
gut, einzelne Theile tf efflich ausgebildet. Die griechische 
Inschrift scheint zu nöthigen, an italienisch-orientalische 
Arbeit zu denken. Doch konnten nicht auch heimische 
Künstler griechische Arbeit nachbilden? Früher warder 
ganze Deckel mit Silberblech und Edelsteinen geschmückt. 
Technisch bedeutend ist noch die durchbrochene Silber- 
platte, welche die Rückseite deckt ; diese Arbeit ist in^s 
zehnte oder elfte Jahrhundert zu setzen. Die Platte ist 
auf einen dicken gemusterten gelben Seidenzeug gelegt, 
welcher zugleich als Ueberzug des Einbandes dient. In 
der Mitte thront Christus auf einfachem Sessel und dem Re- 
genbogen. In dem umlaufenden Kreise steht HAIESTAS. 
Den Herrn umgeben die geflügelten Evahgelistensymbole. 
Auch hier kehrt bei HARCUS, HATHAEUS die alte 
griechische Form dci M 'wieder. Die Art der Arbeit 
ist das opus interasüe, wie Mönch Theophilus in der 
schedula genau es schildert. Das Silberblatt vnirde erst 
auf den Ambos gelegt, die Felder, die Zeichnungen mit- 
telst der feinen Eisen und des Hammers herausgeschla- 
gen und die Enden sorgfaltig geglättet. 

Der übrigen ziemlich zahlreichen Manuskripte des 
achten Jahrhundert!^ kann hier nicht weiter gedacht wer- 
den. Des prachtvollen Elfenbeinreliefs, welches Rossi 
in^s fünfte Jahrhundert setzt, das mit seinen siebenünd- 
dreissig Figuren und glänzend gearbeiteten Ornamenten 
Tutilo^s Himmelfahrt Maria^s und dessen thronenden 
Christus im Cod. ms. nr. 52 zu St. Gallen aufmegt, ja 
übertrifft, wird bald Erwähnung geschehen. Den beiden 
gezieichneten Elfenbeinarbeiten aber treten in Deutsch- 
land nur die Darstellung der Messe in der Frankfurter 

Stadtbibliothek und der Deckel des Eptemacher Evan- 

2* 



so 

gelienbuckea Otto^s II. in dei^ Bibliothek zu Gotha mit 
der Darstellung der Kreuzigung ebenbürtig zur Seite; 
auch die Kreuzigung auf einem Evangeliar in der Bib- 
liothek zu Dresden (A. 63) gehört in diese Reäe, sowie 
jenes jüngst in^s bayerische Nationalmuseum in Münehen 
übergegangene Relief der Grablegung aus dem sechsten 
Jahrhundert, welches an Beiz der Erfindung, Reinheit 
der Formen und Feinheit der Gewandmotive als em 
kleines Wunder erklärt wird. Das Jagdhorn in der 
Kunstkammer zu Berlin aus dem neunten Jahrhundert 
und die Kanzelreliefs im Münster zu Aachen aus l^aro- 
lingischer Zeit fallen in eine andere Kategorie. 



§ 3. Hegingos, Ootzbald, Arno. 

Bischof MegingoB (754—794), ans altem frankisehen 
Geschlechte, noch von Bonifacius consecrirt, nahm 774 
an der Einweihung von Lorsch Theil und baute vier 
Klöster. Auch er zog sieh am Snde seines Lebens nach 
Kloster Horlach-Neustadt zurück und starb dort. Da er 
mehrere kostbare Codices mitgenommen hatte, gab es 
beim Beginn des neuen Regiments unter Bernweif heftige 
Auftritte. Bernweif verlegte seine Wohnung vom An- 
dreasstift, wo Burkard und Megingoz geblieben waren, 
in die Conventgebäude bei St. Salvator, jagte die dort 
lebenden Mönche fort, un4 gab so zur Blüthe von Klos- 
ter Neustadt den Anlass.- Unter den Bischöfen Ludjrich 
(800-803), Egilward (fSlO), Wolfger (810— 832), Huto- 
l;)ert und Gotzbald (-r-85d), mehrten sich im Sprengel 
Kirchen und Stifte. Die höchst einfachen Denksteine 
dieser Bischöfe gingen beim Dombrand am 5* Juni 894 
zu Grunde. Eben sangen die Conveiitshevrn die Vesp^, 
als der Blitzstrahl zündete und ra8<^h den Bau vermehrte. 
Die Glocken schmolzen und die Schätze im CiU&er v^r* 
brannten. Uft Mi|he wurden di^ QeiligthöwiQir gerottet« 



Wfts das Feuer nicht frass, warf nicht lange darnach, 
fBgto die Annale» Vön Fuld bei, ein heftiger Sturihwind 
zusammen <). Das Salvatormünster lag nun wüst voili 
Jahre 864—990, obwohl die Diploäie des Königs Lud- 
Mrig 657 und des Kaieers Arnulf 88d und 895 sie als 
Episkopalkircke bezeichnen 2). 

Bidehof (rotzbald, vorher Abt von Neustadt und 
Altacfa , Boss die ReBquien in ein nahestehendes Orato- 
rimn, wahiischei&Ueh in die Martinskirche, transferiren, 
kauft» einige Häuser an, konnte aber nicht mehr an die 
Ausführung des Planes, einen neuen Dom zu bauen, 
g^hen. Bisehof Arno nahm das Werk mit Energie auf, 
Hess die HöUiser med^reissen, von der Brandstätte des 
alten Domes noch bräuchbares Material auslösen und 
aclßlttnäzwanzig Jahre sm neuen Dome bauen; im Jahre 
691 consecrkte er ihn zu Ehren des heiligen Kilian in 
Geg^ifwart vieler Fürsten und Grafen und ungezählter 
Yölksschiaären. Dieser Arnobau erhob sich an der Stelle 
des jetaigeti Domes, während der Sal^atordom die Stätte 
von NeumüDäter eingenommen hatte. Vom Bau des 
Jahres 891 steht kein Stein mehr. 

Bischof Arno verstand nicht bloss die Regeln der 
Baukunst, wie das die Zeit von einem Bischof erforderte, 
sondern wusste auch wie riur zuviele seiner Amtsbrüder 
dos Schwert au fdhren. Als Anführer fränkischer Heere 
gegen Normannen, Bilhmen und Mähren Wurde er im 
Jahre der Domweihe erschlagen und vom trauernden 
Volke im Mimster zu Grabe geleitet*). Noch 1808 sah 
man seinen D^kstein mit der Inschrift; IIIIDUS GULII 
ARN EPS. O. Unter PhlKpp von Greifenklau hat der 
Hochfitiftskalender Mn 13^ Jüli die iesütäs S. Arnonfs 



, i) Rudolfus ann. Fuld. MM. SS. I. 369. 

V) Ekhart Francia. oH«ttt. U, 887. Chronic. Wirziburg. MM. SS. 
VI. 28. 

8) Beginonis Ohronicon MH/SS« I. 6^5. 



22 

Martyris verzeichnet. Bischof Rudolf verwickelte sich 
in die Babenbergischen Händel, unter Thieto (f 982) 
brachen die Ungarn herein« 

Nicht viel bedeutender als in der Kschofsstadt ist 
die Bauthätigkeit im Sprengel« Wie schon das National- 
concil auf der Salzburg im April 742 der Reliquiarien, 
die im Kriege mitzuführen wären, liebend gedacht hatte, 
so ordnete auch der Converit vom Jahre 804 ebendort, 
dem der Kaiser anwohnte, dass Kirchen neugebaut und 
restaurirt werden sollten. Es wird in der Versammlung 
der Bischöfe bereits vqn Baptisterien aus alter Zeit ge- 
sprochen ^ und bestimmt, dass derjenige, welcher eine 
Kirche auf eignem Grunde erbauen wolle, diess nur mit 
Wissen und WiUen des Bischofs thun könne'). Das 
fünfte Capitel des fünften Capitulars von 806 handelt 
„de thesauris ecclesiasHcis" ^. Zu Kitzingen stand eine 
ansehnliche Basilika. Bonifacius hatte das Kloster der 
frommen Thekla übergeben (f 760). Dort lebte Ada- 
loga, die vielumworbene Göttesbraut. Jn Ochswifurt, 
dessen ehrwürdiges Münster noch heute den Archäolo- 
gen erfreut, bauten sie über den Gebeinen der Heiligen 
Cyprian und Sebastian, die Gotzbald aus Rom mitge- 
bracht hatte, kostbare Theken. Die neue Basilika, welche 
der Abt von Neustadt 841 vollendet hatte, weihte Bischof 
Humbert, dem auch Holzkirchen undLauffen ihr Dasein 
verdanken. Zu Bischofsheim a. d. Tauber gründete die 
hochgebildete Lioba eine Schule für fränkische Mäd- 
chen. Nach dem Tode dieser wunderbaren Frau (779), 
die auf dem Petersberge bei Fuld begraben liegt, ist das 
Kloster um seine Bedeutung gekommen. Die Mattencelle 
im Saalgau gedieh bald an Fuld. Die Dotationsurkunde 
von^Megingozhausen gewinnt insofern Bedeutung für den 



i) Ekhart Ftincia orient. IL 102. 705. 759. 874. 

2) Himmelstein synodicon herbip. 11. 12. 

3) Kkhart Francia oiient. 11. 106. 



28 

Kttnsthidtoriker, als in derselben Graf Megingoz und 
GrSfin Immina detaaUiren, dass sie der Stiftung ihres 
Hauses Megingoehausen Codices, kirchliehe Paramente, 
Kapsen, Kelche, Patenen, Kronen, Weihrauohfässchen, 
Leuchter, Planeten, Dalmatikm, Pallien, Antipendien, 
Sedilien, alle diese Greräthe mit Gold und Silber ver- 
ziert, geschenkt hatten^). Juliana, die Schwester des 
Bischöfe, war die erste Aebtissin des Klosters. Es folgten 
sich auch in dem jetzt von der Erde rasirten Schwarzacb 
Aebtissinen aus dem karolingischen Hause, so Theodrada, 
Tochter Karls, Hildegardis und Bertha, Töchter Ludwig 
des Deutschen* Schwarzach ist im Jahre 877 ein Mönchs- 
kloster geworden. Ausser der zweifelhaften Gumbertus- 
Stiftung von Onolzbach und Murhardt am Kocher (817) 
müssen die Klöster Schlüchtern an der Kinzig, Hünfeld 
und Milz zwischen Werra und Saale . genannt werden. 
Giunbertns ist nicht ohne Bedeutung fUr die fränkische 
Kunstgeschichte; FioriUo kennt ein Evangeliar mit einer 
Miniatur, das der Klosterstifter selbst geschrieben haben 
soll^; eine kostbare Bibel aus. St. Gumbert, die 15 Ta- 
lente gekostet, befand sich in der Bibliothek zu Ans- 
bach; zu Schalkhausen schildert ein Altar sein Leben; 
das Grabmal im Chor des Münsters zu Ansbach stammt 
von 1523. Die Aschaffenburger wollen, dass auch bei 
ihnen Bonifacius ein Martinskirchlein gebaut und so die 
Fundamente zum grossen Stifte gelegt habe ^). Heidings- 
feld, das wie Kitzingeii vom Kuhhirten Cuccingus so 
vom Badulfinger Heddan seinen Namen herleiten möchte, 
führt St. Egid in die Zeiten Burkard's hinauf; auch 
ist es wahrscheinlidi gemacht worden, dass die Ruinen 
der Peterskirche am Petersstalle in der Rhön aus den 
Zeiten des heiligen Bonifacius stammen. Sturm aus Fuld, 



<) Us 8 ermann Cod. prob. 7. 

s) Fiorillo Getoh. d. ittchn. Künste In Dentichland I. 336. 

9) ArchW IV. 2. 37. 



8t 

den einst, da er ktänk vö^t Rom heiddcebrt«, die Freuen 
in Eatzingai in jnilde Pflege nalimea^), soll ein^e Zeit 
in jen^n c&cheiMinwaii8chtwi P£affenIiAiise sa Btehofe w 
der Landeagrense bei Fladungen gewolint baben^ ein 
bobes Maverwetk äXük QoBdeni, df eissig Fuds im Dtodi-* 
messer des OtaIs, ei^infnert wenigstens an die ättesieii 
Zeiten^), äo £og aicb aaeb Baugnkf YomFidd wie Stuml^ 
Burkar d und Megingoa, da die Senne seines thatenrei-* 
eben Lebens sieb zum Niedergange neq^te, in die 6e« 
gend von Gemünden (80^ und Idbie dort dreiaebn Jabre 
mit einigen Brüdern. Aus dem vetrbiaseneB Bangulfe^ 
münster ist das j^sage Wolüsmiinsler geworden» Bi^ 
sidiof Bernweif baute Txerzebn Kireben kn Lasde der 
JBlaven: Konnersstadi, Wecbearode, Müblkaiiseii 5 Er- 
langen , Forekbeim^ HaUstadt, JBrack, Bambeorg, Bälor 
nacb, Hoebstett, ßoytissd&ld, Hasladb, Oberbeld und 
Geiselwind. Zu jeder Kircbe wurden swei Mengen Lan-i 
des geseblagen, die Colonen xnussten an die Priesti^ ^n 
Zebent zabien. Unter Bemwelf sab des Fvankenlaiifit 
auch den von Rom zu Karl nacb Paderborn fliehenden 
Papst Leo III. Wirzbnrg vermochte bereits bedeutende 
künstlerische Kräfte abzugeben und bat wie änlzbärg^ 
Passau und Regensbut g zur Cbristianisirung und Bilr 
düng der slaviscben Stämme einen guten Tbeil beige- 
tragen. Arnulf bat den Besitz dieser Kireben zwiacben 
Mfiin und Rednitz bestätigt ^. IXetmar von Merseburg 
berichtet, dass tier badlustige Arne nacb dem Muster 
des neuen Domes in ^dm Jahren neun Kireben im 
Sprengel erbaute*)* 

Wie durch Burkard und seine Naehfolger in Wirz- 
burg 80 wurde durch Willibald im Sprengel von Eich- 



1) Vita Sturmü c. 14. 

2) Archiv X. 2. 6. ff. 

3) Ussermann Episc. Wirceb. 3. 6. 

*) L«ib.iiitz Script; rtr. Braiicrw. I« SSi« Skk4rt Fnsd* orient. 
IL 443. . . • 



35 

siidt die Kiu^t gefördert. Um die IKnnkisfche und diä 
MiarieBkApelle gvuppirtea sieh nach und nach zahlreiche 
Bauteil. Die Ldtung de» Ton Wumbäld gestifteten 
Klosters öbernahai. Walbucgis^ in deren später entstan- 
deiieiu KlcMHter im Eiehstädt die heilige Nadelkimst in 
iM»»geBeicfaneter Weiee geübt wurde, wie die (freilich 
M» änderen Jälurhunderten stammenden) Antipendien- 
stiekeFei^ und T^piche im bayerisehen Nationalmuseum 
«U Mttilehen beweisen- SoleiAofen baute Sola; eine 
uralte AltartaifM schildert seine Thaten nach der Bio- 
grftl^e des Mönches EnKenricus? von Ellwangen (840) *)• 
Deocimr baute Hasaiied) w&lirend die NikoIauskapeHe auf 
det Wüebürg (gleiefc Weihenstepfaan bei Freismg) ihren 
Vissprung Auf den Arnuliinger Pipin den Kurzen zurück' 
f i|hrt. Dali^ Klmtev Gkmzenhaaisen im Sualafeld wie das 
jFttugf^^uimst^ M4Mtytieim gehöre in diese Zeit. Das von 
Si, Sobald gegröndete Nürnberg wie Bamberg können 
ki«o«ttnstoi<iseh kn ersten Jahrtausend nicht in Betracht 
komime». . 

Statt der der Zeit verfallenen Ärchitekturwerke 
wissen auch in dieser Periode wie in der bereits abge- 
laufenen einige Werke der Kleinkunst von der Kunst- 
übung sprechen. 

Die durch Bischof Hugo geschehne Translation der 
Gebeine Burkard's aus der Westkrypta in Neumüjister 
nach dem Andreasstifte und die Neubauten Heinrich's I. 
und Adalbero's am Neumünster Hessen das Denkmal 
des ersten Bischofs Burkard im St. Salvator nicht auf 
uns kommen. Die bekannte fehlerhafte Steinschrift aus 
der Zeit des Mönches Egil ward kann nicht Ersatz bieten. 
Die Tumba des Bischof Megingoz aber blieb trotz viel- 
fachen Missgeschickes erhalten, und hat seit Ekhart den 
Archäologen und Philologen genug zu schaflPen gemacht. 
Als Megingoz am 26. September 799 gestorben war, liess 



^y-Bitt^eiihiMwmmnB^d^i» (1791) 99. 115. 



36 

Bernweif seine Hülle mit grosser Feierlichkeit in die 
Stadt führen und sie in einer Tumba neben Kilian und 
Burkard beisetzen. Der Brand von 864, die Bauten von 
990, 1000 und 1057 scheinen auf das Grabmal keine 
Bücksicht genommen zu haben. Erst als man im Jahre 
1711 die Fundamente grub, um den Tambour und die 
Kuppel von Neumünster sprengen zu können, entdeckte 
man dasselbe unter der Stiege zur Orgel, in einem ganz 
finsteren Gewölbe, „wohin weder das Sonnenlicht noch 
des Menschen Auge gelangte^. Es ist klar, dass die 
Gruft früher weiter ausgehnt und der Sarg wlirdig ge- 
stellt war.^) Da man den Oberdeckel vom Steine hob, 
fand sich die Asche eines vermoderten Körpers, ein 
Theil des bischöflichen Pedums aus HoUunderholz mit 
einem kleinen aufgesetzten Hom und erzenem Manubiium. 

Deckel wie Schrift und Tumba faUen in den Anfang 
des neunten Jahrhunderts; wie am Kilianssarg mangelt 
auch hier aller Zierrath. Der Megingozsarg hat jedoch 
bedeutendere Dimensionen, ist 7' 3" lang, 2^ 7" hoch, 2* 
2" breit, T dick. 

Die in Kapitalmajuskeln eingemeisselten Distichen 
der Oberfläche des Deckels lauten': 

Praesulis hie tegitnr famosi cespite corpus 
Terram terra tegit sps astra petit. 
MagiQgodus in bac antistes sorto eecundas 
Exstltit atq pio promptus in officio. 
(Excepit) quondam Bonifacius arcis honorem 
Perduxit sacro constituitque gradu. 
Yixit in hoc mundo castus sine crimine vates, 
Mortons in xpo praemia carplt oTans. 

In der Krypta und Kirche von Neumünster wurden 
alle Bischöfe bis Gozbert begraben. Im Jahre 1512 fand 
man, wie Fries erzählt, mitten in der Kirche einen Stein- 
sarg, dar&i eine halbe Hirnschale mit einigen Haaren, 



1) Ekbart FranciA Orient. I. 524* Oropp vit» Kiliani etc. p. 75. 



27 

das Obertheil von einem Bischofsstab, einen Theil von 
einem seidenen Kissen: es war der Sarg eines Bischofs. 

In einem Codex des neunten Jahrhunderts, dereinst 
der Kathedralkirche gehörte und eine Augustinische 
Schrift enthält, ist folgende Schankung an den Dom auf- 
geeeichnet« Es wurden gegeben: 2 Silbergefässe , 4 
speroms, 2 Coopertorien, 12 silberne und erzene Kapsen, 
4 Kreuze von Gold, Silber und Erz, 8 Altartücher von 
Seide^ 2 von Linnen, 8 Casulen, 2 silberne Kelche, 
1 gläserner Kelch, 6 camisae cum tonis, 2 seidene 
Tücher, 5 wollene Tücher, 2 Orarien, 5 Missalien, 3 
Comüi, 2 Psalterien, 1 Bauchfass, 1 goldenes Kreuz mit 
Beliqtiien vom Kreuze des Herrn und „palmae paratae^, *) 

In das neunte Jahrhundert ist der Codex nr. 65 der 
U.-BibL zu setzen. Die Eyangelien sind schön auf Per- 
gament in Doppelcolumnen geschrieben. Einst umgab den 
Vorderdeckel elegante Filigranarbeit, aus Silber und ver- 
goldet, mit vollendeter Technik gearbeitet. Sie ist bis auf 
geringe Beste verschwxmden* Desto mehr erfreut das 
glänzende Elfenbeinrelief mit seinen siebenunddreisig 
Figuren, welches Rossi, der grösste Alterthumskenner 
jenseits der Alpen ins fünfte Jahrhundert setzt und das 
jedenfalls zu den merkwürdigsten Reliefs in Deutschland 
gehört. Das Rechteck ist 10" 5"' hoch, 7" breit. Die 
umschliessende Blattornamentik ist meisterhaft gearbeitet, 
die Zacken der Blätter überaus zart und schön. Der 
sie gemacht, war seines Instrumentes vollkommen Meister. 
- Wir müssen von Oben nach Unten drei Abtheilungen 
unterscheiden. In der oberen Abtheilung wird . uns die 
Hochzeit zu Kanna vorgeführt. Sechs Hochzeitsgäste 
sitzen um einen länglichrunden Tisch, sechs Hydrien 
stehen ihnen zu Füssen; der eine trinkt, zwei Jünglinge 
kredenzen den Wein. Der Mutter sieht man im Antlitz 
den Kummer an, mit dem sie eben zum Herrn spricht: 



1) Petz tlies. aqecd. V. I. 86. 



j^sie haben keinen Wein mehr*^. Anch dem Worte des 
Sohnes : „Weib, was geht das mich an^, wollte der KüiMSt- 
1er den Ausdruck geben. Apostel stehen hifitet dem 
gottlichen Meister. Im zweiten Felde wird uns die Aus- 
treibung aus dem Tempel geschildert. Eine reiehe dra- 
matische Scene. Die Vorhalle ist voll von MScklem 
und Verkäufern: sie müssen j9iehen vor dem aümenden 
Gotte. Der eine fuhrt sein Lämmchen fort, der andere 
sucht das Rind weiter zu schaffen, ein dritter will mit 
dem Taubenpaar entfliehen, der vierte trägt sein Ge- 
schirr. Vor allen steht der Meister mit hochgeschwungener 
Geisel, die Jünger zürnend hinter ihm. Das dritte untere 
Feld zeigt uns die Heilung des Blinden. Den Kinden 
begleiten fünf Juden, sechs Apostel umgebeü den Herrn, 
der auf sein Auge die rettende Erde streicht. Das Ge- 
falte der Gewänder ist durchweg edel und verständlich 
geordnet, der Parallelismus in den Gruppen bestimmt 
und trefflich ausgesprochen und auf die Hauptfiguren 
besondere Liebe verwendet. Christus, der die Geisel 
schwingt, ist vollkommen schön, der Jude der den Blin- 
den führt, könnte nicht besser gezeichnet sein, Maria, 
die dem Sohne die Noth klagt, wie steht sie so würdig 
und schön? Diese Köpfe bedeuten etwas, der Meister 
hat ihnen Leben eingehaucht und Naturwahrheit seinem 
Gebilde gegeben. Von starrer Steifheit ist wenig zu 
merken. Das Relief ist der kostbarste Schatz im reichen 
Cimeliensaale der Universitäts-Bibliothek. Es ist Pflicht 
der deutschen Kunstschriftsteller, davoft geriauere Notiu 
zu nehmen, als bisher geschehen ist. 



Wiweitem CupIteL 



Romanisclie Periode. 
A. FrfibronaBisehe Werke. 

(922—1100.) 

§ 4. TUeto, Burkard U^ Stephanus. 

Im Jahre 908 zogen die Ungarn verheerend durch 
Thüringen und das Sachsenland und siegten in der 
Schlacht am 2. August über die Ostfranken und Sachsen. 
Bischof Rudolf von Wirzburg, Graf Egino vom Badenach- 
gau, Graf Burkard von der Thüringermark verbluteten 
mit vielen Edlen. War auch der Jammer und die Zer- 
stönmg nicht so entsetzlich wie in Bayern, dessen Fürst 
Luitpold mit den Besten des Landes 907 in der dreitägigen 
Schlacht bei Pressburg gefallen war : das hässlfche Rei- 
tervolk vernichtete immer genug von den Werken der 
verlebten Generationen. Im Jahre 910 schlugen die Hor- 
den den Konradiner Grafen Gebhard vollständig und 
schädigten "V^rzburg auf das empfindlichste ; glücklicher 
widerstand fünf Jahre später Abt Hugo von Tuld , der 
den Barbaren so recht die Beutelust vertrieb *). Die von 

1} Boelimer fontes HI. 164. 



30 

König Heinrich 924 und Herzog Arnulf 926 abgeschlos- 
senen Verträge brachten wohl einige Jahre der Ruhe, 
ohne aber vor der grossen Lechfelflschlacht Sicherheit 
zu bieten. 

Nicht minder verderblich für die Kunstentwickelung 
Ostfrankens wurde die wildeste Fehde der Zeit *), welche 
die drei Babenberger Adalbert, Heinrich und Adalhard 
gegen die gewaltig aufstrebenden Konradiner in- Rhein- 
franken, Ostfranken und Lothringen, gegen Gebhard, 
Eberhard und KonrÄd führten. Bischof Rudolf, selbst 
ein Konradiner, hat seinen Sprengel tief in das Unglück 
verwickelt. Die siegreichen Konradiner überkamen in 
dieser Zeit die unbestrittene Führerschaft des ostfränki- 
sch^n Stammes. Zwar missglückte der Versuch des Kö- 
nigs Konrad I., die junge auf dem Wege der Revolution 
emporgekommene territoriale Fürstengewalt zu brechen, 
der Bayernfürst Arnulf setzte zu unbesiegbaren Trotz 
entgegen; auch wurde nach Konrad's Tode das Szepter 
von seinem Geschlechte genommen und Sachsen durch 
die Liudolflnger das Hauptland des Reiches, wie es bis- 
her Bayern gewesen war; aber nach wieder hundert 
Jahren kürten die Deutschen zum andermal Einen aus 
dem unbeugsamen Konradinergeschlecht, Kourad H.; 
er imd sein grösserer Sohn machten Deutschland zur 
alles erdrückenden Centralmacht Europa's. Die so glän- 
zende Stellung der schwäbischen Staufen konnte die 
Machthöhe der Konradiner nicht erreichen. 

Die nicht bedeutende künstlerische Thätigkeit von 
Wirzburg im zehnten Jahrhundert knüpft sich an die 
Bischöfe Thieto, Burkard H. und Hugo; Heinrich L 
steht leuchtend am Eingang des zweiten Jahrtausend. 

Im Jahre 922 verzehrte das Feuer das Dotnkloster 
und den Dom. Mit den Urkunden ging manches kost- 



1) Reginonis Ühroaicon MM. SS. I. 607. 610. Ekhart Franciä 
Orient. II. 300. 



31 

bare Gerätbe verloreiL Bischof Thieto liess die Diplome 
durch König Heinrich I. erneuern und die Vorbereitungen 
zu einem Neubftu treffen. Burkard 11. (932 — 941) voUen- 
dete, was er begonnen und 940 wurde der Küiansdom 
geweiht. Es scheint diesem Bau die geziemende Würde 
und Festigkeit gefehlt zu haben; es ist keine Spur 
von ihm erhalten. 

Durch den Brand war auch die Domschule zu Scha- 
den gekommen. Die Bischöfe Poppe L und Poppo II. 
(941 — 984), mk Kaiser Otto verwandt und gerne in sei- 
ner Nähe gesehen, wendeten ihr alle Sorgfalt zu. Poppo 11. 
brachte aus Italien kostbare Bücher und den ausgezeich- 
neten Magister Stephanus mit. In einem Homilienbuch 
schrieb Stephens einige Distichen nieder, die uns über 
sein Vaterland Aufschluss geben: 

Novaria^genitus .... prae n^oenibas alta 
Utraque nt patoit doctor in urbe fui. 
Ast Poppo Antistes hanc me perduxit in urbem • 
Qua sophiae studUs dogmata crebra dedi. 
Qaos babui paucos decrevi tradere Ubros 
. Martyr saacte Dei en Kiliane tibi. 

Caetera quae restat mlhimet sat parva supellex 
Gedat fraternis usibus apta nimis. 
Qnisqnis ades nostri roglto possessor otUis 
Adde dtem mortis quem Deus ipse sapit. 
Actum anno Dominicae Incarnationis 
DCCCCLXX XVII Kai. Aug. 

Stephanus zeigt sich uns in diesen wenigen Worten 
als ein erfahrener, edelgesinnter und frommer Magister. 
Seine Geschenke an die Dombibliothek, die Verbindung 
der zwei Poppo mit dem Hause der Liudoliinger, die 
Reisen Poppers II«, Gotzbald^s und Burkard^s nach Rom 
und der Reichthum des Stifts mögen uns das Dasein 
mancher byzantinisirender Scülptur in. Elfenbein erklären. 
Zu Wirzburg wurden die Wissenschaften nun sehr eifrig 
betrieben. Man lernte nach Marcianus Capeila, liess das 
Quatrivium dem Trivium folgen und suchte den Wissens- 
kreis der Zeit zu beherrschen. War ja der Horizont bei 



allem Eifer and allen Mitteln relativ klein. Ausser fler 
theologisch-dogmatischen Sphäre trieb man Orammatik, 
Rhetorik und Arithmetik; Geometrie und Astronomie 
traten in den Hintergrund, mehr ward die Musik gepflegl. 
Auch die mechanischen Künste fanden in den Dom- und 
Klosterschulen, und nur in diesen, ihre Stätte. Innerhalb 
dieses Kreises aber, welch' ein emsiger treu sich Möge- 
bender Fleiss! In diesen Schulen wuchsen die Miniatu- 
risten und Schönschreiber auf, da lernte man in Elfen- 
bein zu schneiden, die Kirchenwände au malen, die Ba- 
siliken zu bauen, Verse zu machen und anaiiithig zu 
singen. Der Klerus wurde bei Magister Stephanus unter- 
richtet, der fränkische Adel schickte seine Sl^me in dit 
Stadt. Heinrich, der Neffe des Bischof», verliess mit 
Graf Wolfgang von Pfullingen die Schirfe von Rei- 
chenau, um in der Domschule seine Ausbildung zu vol- 
lenden. HeinrichistErzbischof in Trier, Wolfgang, nach- 
dem er Scholaster in Trier, Kok imd Einsiedeln gewe- 
sen, der grösste Bischof in Regensburg und einer der 
volksthümlichsten Heiligen geworden. Wirzburg hat ihm 
selbst eine Kapelle gebaut Nach Stephanus müssen 
Gerbotus und Franko als Domscholaster genannt werden. 

Als Bischof Poppo IL 984 in Regensburg gestorben 
war'), wurde ihm Hugo aus einem fränkischen Grafen- 
geschlechte (984—990) , der eben als Kanzler Otto's H. 
in Rom weilte, zum Nachfolger erwählt. Seine Liebe 
schenkte er ganz dem heiligen Burkard. Vor allem er- 
wirkte er bei Papst Benedikt VII. die Heiligsprechung 
desselben. Dann ging er daran, im Andreasstifte ihm 
eine würdige Stätte der Verehrung zu bereiten. Dort 
hatte besonders seit 934 Magister Reginhard , der Ver- 
fasser physikalischer und mathematischer Schriften, und 
trefflicher Schulmann, der Domschule siegreich Concur- 



^ Gonttnnator Reglnonls HOf . SB, I. 6n. 



renz gemacht >). l^ehrere ^ebte erfreuten sich der Gunst 
der Liudolfinger und gingen mit den Bischöfen auf die 
Synoden. Besonders geniesst Adalbert, der Ruthenen- 
apostel, die allgemeine Verehrung 2). AbtKero erscheint 
als kaiserlicher Visitationscommissär in St. Gallen. Gleich- 
wohl wäre das Stift verfallen, hätte nicht Hugo mit ret- 
tender That eingegriffen. Er restaurirte Kirche und Klos- 
ter, schaffte die nöthigen Paramente in die Sacristei^ 
versah sie mit Einkünften und lud das Frankenvolk zu 
einer grossen Feier. Ein dreitägiges Fasten wurde an- 
geordnet, dann die Gebeine Burkard's aus der Kilians- 
krypta erhoben und am 14. Oct. 986 in Begleitung unzäh- 
liger Volksschaaren nach dem Andreasstifte übertragen^). 
Ein neuer Marmorsarkophag nahm die Gebeine auf, das 
Haupt wurde in eine silberne Cista gebracht. Die 
Sage will, dass der Sarg durch eine vom Thurme stür- 
zende Glocke zerschmettert und das Beliquiar 1631 
von den Schweden geraubt wurde ; soviel ' ist sicher, 
dass Niemand mehr Kunde hat, wo die Gebeine des ers- 
ten Bischofs von Wirzburg hingekommen sind *). St. An- 
dreas gab zum Ersatz an den Dom die Reliquien des 
Engländers Magnus ab, verlor seinen Namen und wurde 
von nun an St. Burkard genannt. Die Mönche leitete 
Abt Arnold, den Leupold von Hirschau geschickt hatte, 
und Bernward der Prior. Alle Jahre hat man langehin 
das Gedächtniss der Translation Burkard^s gefeiert und 
oft Synoden in diesen Tagen gehalten. Vom Bau des 
Bischofs Hugo steht in St. Burkard kein Stein 
mehr auf dem andern. 

Wir sind entweder unvollständig durch die zu Ge- 
bote stehenden Quellen unterrichtet, oder müssen die 



i) Trlthemius annales I. 72. 

S) Wie Und historisebe Dtntellung dei Stiftes St. Burkard I. 6. 

I) Mablllon AA. SS. 0. 8. B. Ut. 1. 717. 

«) Oegg Korographie I. 732. 

8 



34 

alten Würzburger gleichwohl einiger Undankbarkeit ge- 
• gen ihre zwei grossten Wohlthäter anklagen, indem si« 
das ehrwürdige Centralmiinster des Landes von 854 — 990 
in Ruinen liegen liessen. Erst durch Graf Einhard aus 
dem baulustigen und kunstsinnigen Geschlechte derer 
von Rothenburg erhob sich 991 ein Oratodum (aedicula} 
an der bekannten MarterstUtte und wurde St. Kilian^s 
Grab genannt. Es stand nicht viel über zehn Jahre. 

An der Liebfrauenkapelle und der uralten Märtins- 
kirche hatten die Meister wenig zu thun. Der Grabstein, 
welchen der beim Kiliansfeste 994 erschossene Mark- 
graf Leopold vom Ostland im Dom erhielt, ging wie 
jener seines auf der Hirschjagd 1015 unglücklicher Weise 
getödteten Sohnes Ernst von Schwaben verloren. Fries 
sah noch die Tumba Ernstes beim Denkmal des Johann 
von Wertheim in der Mitte des Doms, konnte aber die 
Inschrift nicht mehr entziffern. Wie gut stände da ein 
Vergleich mit dem bekannten Arnoldstein in St. Em- 
meram? Von einer Schenkung (dieses Herzogs Ernst) 
zweier Hüben in Giebelstadt haben sie im Dome noch 
lange ein Ewiglicht unterhalten. 

Otto, Herzog in Bayern und Schwaben, hatte das 
Collegiatstift zu St. Peter und Alexander an der Aschaft* 
gegründet, mit den Kirchen von Rohra im Grabfeld, 
Sulz und Brend beschenkt und Willegisus eine Schule mit 
dem Münster verbunden, in welcher dem Gesang be- 
sondere Pflege gewidmet wurde. Bischof Bernwardus 
(990—995), auch ein Rothenburger, erwarb seinem Stifte 
mehrere entrissene Rechte. 



§ 5. Bischof Heinrich. 

Mit Ausgang des Jahrtausends tritt ein Mann in die 
Reihe der Bischöfe, welcher seine Zeit vollkommen be- 
griff und für sie passte. Unternehmend , hohen Sinnes, 
baulustig, reich und technisch gebildet wie er war, 



35 

konnte der Wahn der Zeitgenossen, dass mit dem Ausgang 
des Jahrhunderts das Weltende hereinbreche, durch ihn 
nur zum Vortheile der Kunst umsehlagen. Es ist Bischof 
Heinrich L, Graf von Rothenburg (996—1018), Bruder 
des Erzbischofs Heribert von Köln. Wenn er auch nicht, 
wie ein Augustus, eine Stadt aus Lehm und Ziegel vor- 
fand und sie in glänzender Marmorherrlichkeit bei sei- 
nem Tode verlieäs, so hat er doch die Zahl der Münster 
in derselben ansehnlibh vermehrt und die Pracht im 
Hause des Herrn sehr gehoben. Erst wendete Heinrich 
seinen Blick in die Diözese. Da auch et dem sächsischen 
Kaiserhause sehr nahe stand, bewog er sonder Mühe den 
Kaiser Otto IH., den Rittersitz und das Dorf Rorlein im- 
ter Frankenberg in der Herrschaft Henneberg, welches 
ein Kronlehen war, in ein Mönchskloster umzuwandeln. 
Vier Jahre wurde vom 15. August 996 an gebaut. Mönche 
aus St. Georg in Thüringen bevölkerten die Georgenzelle. 
Zu Lauffen wurde über dem Grabe der jungfräulichen 
Regiswindis 998 ein Benediktinerinnenstift gegründet *). 
Auch Schwarzach wurde verschönert. Die Kathedralstadt 
sollte aber vorab in würdigerem Schmuck der Tempel 
erscheinen. Während Bischof Wolfgang in Regensburg, 
ehe er sein heiliges Amt antrat, eine Woche hindurch 
jeden Tag in einer anderen Kirche zu Gott und seinen 
Heiligen um Weisheit und Stärke flehte, zählte Heinrich 
in Wirzburg nur fünf Kirchen und unter diesen die kleine 
Rotunde auf dem Berge und das unbedeutende Küians- 
grab. Auch die Zahl der Klöster deuchte ihm zu gering 
zu sein. Heinrich griff energisch ein. Ulf ich von Augs- 
burg, Reginald von Eichstädt, Piligrim von Passau und 
Wolfgang von Regensburg mochten ihm wie Willegisus 
in Mainz und Meinwerk von Paderborn Vorbilder sein. 
Die Dome zu Basel, Worms, Bamberg und Halberstadt 
wurden gebaut, in Lattich war Notker, in Konstanz Kon- 

1) Ludewig SS. WB. 450. K. Klunzioger Geschichte d. Stadt 
Lauffen a. N. (1846) 28. 

3« 



rad tb^ig, Oerfiert hatte die Wissenscliiift der M^tbe- 
n^itik in die Kunst gebracht Di^ Baulust der Zeit war 
f^usserordentlich. Das Zeitalter der grossen deutsebp^i 
^ischpfe WIM* herangekommen. 

Querst baute Ii(einrich n^h Beseitigung des Orato^ 
rii^ns ein sjbattlicbes Münster mit Krypten und Thnrm- 
werk über dem Gr^be des Frankenapostels. Der Mei- 
fipiig Oropp^s *)> dass nur eine Vergrösserung der oßdh 
c^ ^flifmi erfolgtf9, ist nicht beiznpflichten. Pie Häup- 
ter 4^r drei Ileiligen wprden in goldenß und silberige 
f^kfijien gefasst und zur Verehrung ausgestellt. Vi^le T#.u- 
sende pügerten vom Jahre IQOO a^ in die Krypten von 
Neumünst^r. Mönche bewohnten bis zum Jahre 10^7 ^ie 
Conventsgebäude, dann zogen die Knönche von St. Ste- 
phen ein. Vom H^prichsbau steht noch 

Die Ostkrypta in Neumünster. 

Sie ist über 80^ lang, 28' breit und ruht auf 18 ßäu- 
l/en. Von der in der Rococcozeit eingesprengten Ton- 
nenwölbung^ von der damals nach Innen verbauten Apside 
und den erweiterten Lichtöffnungen muss abgesehen wer- 
den : die Sänlen nehmen alles Interesse in Anspruch. An- 
ders sind aber die zehn westlichen Säulen construirt, an- 
ders die vier um die Ostung und verschieden von diesen 
stehen die vier in der Mitte. Sie tragen nicht frei, diese 
Säulen, wie in den Krypten zu Bamberg, Fr^^ising, Nonn- 
berg uqd St. Emmeram, sondern erscheinen uns säjfnmüich 
eng mit den Mauern verbunden, so dass von denen im 
Osten und Westen kaum einzeln^ Qlieder beobachtet 
werden können. Den ^ßk^ westlichen Säulen konunt die 
geringste £l^anz, ftber das Jhöchste Ajltertbum ^u ; ^es^ 
wurden jc^enf^lls von den Steinmetzen des Bisw^of s fl[ein- 
rich aus^escUagen. Was soll man sagen, wenn jder rwjdiß 
Schaft bei einem Diirchinesser v^ii ]L6" pi^r zif ,^fler 



1) Gropp viU Kiliani etc. 87. 



m 

Hölie von i' 5^' ansteigt, sieh also äib Dibkö zrur Höhe 
iiilhe wie i : 3 verhält? Wohl erkennt mäii diie tyJ)isfch(B 
dbppelwulstige attischel Basis, aber sie fet ift hAü^n Fbt- 
nien gemeisselt. Der Würfelkfern misst voiri CäpitSlrhig 
bis zur Deckplatte 17", 21" in der Breite; die dieWür- 
felwähgen abgreüzenäen Riemchen laufen seltsam spitz- 
bogig zusamtiien. Es sind hier die ältesteti Würfelcäpi- 
täle in Wirzburg, die sieh iti Stein gehauen flndfeh. Ihi^e 
Bildung ist aus deiii Holzbau der irisch-britiscteii MöncHfe 
hervorgewachsen, Welche durch diesfe Milderurig des 
Eckigen undSchroÄen der Hölzisäüleh eiijige Eurhytlimife 
anzubringen bestrebt wären. Je.de dei* fünf Säulen beidfer- 
seits steht etiiras übfer 7' von ier ffelgehdeii ab. An dfen 
vier mittleren Sfiulen finden sich aüiTalleiide DiS^ifenzbü. 
Nicht blosB verriiitteit hifer fein dreiges^ällgfaeö Eckblätt 
den untern Wulst mit dem !Plinthusi Jsdhderri es steigt 
auch die Sft'ulc in scÜinkeren VerMItnisseh aii; reichet 
ist d^r Hals, äuszeichnehder ää^ Bäääüieiit behaiideli 
und die Wilrfelwahgen durch Doppelriefchen ge^UedeH. 
Von den vier ÖitlicheÄ ä&idcheri liind Huf dirfei ihÖÜwäise 
sichtbar. Der märkirte Hids ttägi Linien mit sehr priiüU 
tivem derbcönventiöiiellem Laubwerk geschihuckten!k'ern. 
Man wird durch dife Schliiiguhgen an jbnische Völutfeh 
eriiinert; dort suchte der Stfeüünietz WeiÄläub auszüineis- 
seln, hier Blumeh zu gestalten: alle Zibi'räthen aber he- 
ben sicli weil vom Kern deä Cä{>it%Is ij-b. Dife acht Säl- 
lichen Säulen hdt wohl dife erste Verj^rBööeruhg desSil- 
vatormünstets unter Bischof Adalbero eihgefttgt. Dife 
Frage, ob die Säulen alle Zeil so prekär gestellt gfewiisen 
wie jetzt, ob die Krypta nie drfeiSchifffe zählte und erst 
biel dem Umbau um das Jahr 1220 die gfe^feiiwSrtige AtiF- 
stellüng beliebt ward, kanh hier nicht entschiiBden werden. 
Gegen die allgemeine Ansicht, als ob die Apside 
von Neümünster Heihrich^bäu sei, inuss Protest einge- 
legt werden ; sie fällt nicht einmal in die Zeit Adalbero^s. 
Wer den Beweis für so hohes Alterthiim Äüs deiii klei- 



88 

nen grauen Rundsandstein, welcher der Ostung einge- 
mauert ist und die Legende HENBICUS ME FECIT 
trägt, nehmen will, beweist noch lange nicht genügend. 
Desshalb zweifelt trotz Gröpp Niemand an der Aechtibeit 
des Steines. Die einfache Majuskelschriffc legt Zeugniss 
ab, dass Heinrich dem ursprünglichen Werke, dem er 
selbst den Stein einsetzen liess, als oberster Meister 
vorstand , dass er wie Bemward von Hildesheim , Mein- 
werk von Paderborn, Willegisus von Mainz, Godehard 
von Altach-Hildesheim, Benno von Osnabrück 1068 — 
1088 (der baukundigste Bischof defi Jahrhunderts), Thiemo 
von Altach-Salzburg, Barkard von Halberstadt und Abt 
Bozetich von Sazawa selbst künstlerisch schaffen konnte 
und dem Ansprüche, den die Zeit an einen Bischof 
stellte, entsprach. Aber nicht minder evident treten 
auch Blendarkaden und Consolen, die Wandpilaster, 
Basen imd Eckknaggen für die Thatsache beweisend ein, 
dass die schwere, doppeltgetheilte Apside wie der 
Transeptbau und das Hochwerk des Munsters in die 
spät romanische Periode gesetzt werden müsse. Schon 
das Material, welches beim neueren Werk hochröthlicher 
Haustein, in den alten Säulen mehr ins Graue spielender 
Sandstein ist, deutet auf verschiedene Bauzeit. Auch 
ist nicht schwer anzunehmen, dass jener Heinrichsstein 
beim Abtragen der alten Kirche sorgfältig ausgehoben 
wurde, um zwischen den Quadern des neuen Werkes 
wie ehedem vom ersten Gründer des Neumünsters den. 
Vorübergehenden Zeugniss abzulegen. Wir dürfen dess- 
halb auch nicht an Adalbero's Bau (1057) denken. Un- 
ter Otto 1220 wurden der Thurpi, das Transept und 
die Aussenglieder wesentlich umgestaltet. Der noch er- 
haltene Ablassbrief Honorius HI. (von 1223 Dez.) nennt 
die ecclesiq et alia condigna aedißciß vetußtate cotifracta 
quae minabantHr ruinae jaciuram. *) Doch Näheres später. 



<) Gropp Nenmünster 194. 



Den zweiten grossen Bau führte der Bischof auf 
eigene Kosten ausserhalb der Stadt auf, wo von der ur- 
alten Rulands warte zwischen den Bächen Pleichach und 
Kürnach zum Eichelsee vor dem elften Jahrhundert die 
Cultur noch wenig um sich gegriffen hatte» Wo jetzt die 
Reben des Schalksberges kochen und nicht fern die Harfe 
reift, erhob sich zu Anfang des Jahrtausends ein Münster 
zu Ehren der beiden Johannes. Um die anstossenden 
Conventsgebäude zu bevölkern, Hess Heinrich aus Köln, 
wo durch den grossen Brun aus dem Hause der Liu- 
dolfinger nicht bloss für Lothringen sich eine ausge- 
zeichnete Schule für die Kleriker gebildet hatte, aus 
Mainz und Speier, welche die Reformation Brun's an- 
genommen hatten, aus Regenshurg, vo durch Wolfgang 
und Romuald eiije uns Bewunderung einflössende Glanz- 
periode iii Kunst und Wissenschaft heraufgeführt wurde, 
dass die Stadt den Namen des deutschen Athen erhielt; 
— aus diesen vier Städten Hess Heinrich ausgezeichnete 
Kleriker kommen , übergab ihnen das mit liegenden 
Gründen und beweglichen Ornamenten reich ausgestattete 
CoUegiatstift und die damit verbundene Schule. Das von 
Kaiser Heinrich geschenkte Forchheim vertauschten die 
Herren bald an Bamberg. Mit dem Reichthum wuchs 
das Ansehen des Stiftes; der Probst von Hang war 
bald der erste Prälat nach den Domprälaten und galt 
es, eine Excommunication oder Censur zu verhängen, 
hat der Papst selten einen andern als ihn damit beauf- 
tragt. Hang wurde die „heilige Kirche" genannt*). Heinrich 
wollte in seiner Lieblingsstiftung begraben sein. Er ver- 
ordnete auch, dass diePalrasonntagsprozession vom Dome 
nach Hang zu gehen habe. Von diesem Werke steht hein 
Stein mehr über der Erde : im Jahre 1657 hat man wie- 
derholt die Kirche mit den Kapellen und Kreuzgängen 
in den Coöventgebäuden, abgebrochen, um der Stadt die 



i) CoUegiatstift Hang, Mannscript 3. 



40 

nothwendig scheinende Befestigung geben zu kön- 
nen. Der italienische Kuppelbau^ welchen Petrini 
1670 — 1683 dafür an die jetzige Stelle von Hang setzte, 
wiegt die Bedeutung der alten Basilika nicht auf. Das 
Bild von 1648, welches uns Wirzburg mit all' dem Iteich- 
thum seiner Thiirme zeigt, last uns erkennen, dass das 
Münster drei SchiiSe und drei Konchen zählte und dem 
Chor ein Transept vorlegte. Die zwei Thiirme im Westen 
mit den je acht Giebelblenden und den schlanken Helmen 
beherrschten den Thalkessel. Während so die Kirche 
die Formen des ausgebildeten romanischen Styles zeigte, 
erfreuten die mit ihr vereinigte ^Allerheiligenkapelle 
vom Jahre 1299 und das Kirchlein zu St. Vitus vom 
Jahre 1308 durch die reinsten geometrischen Formen der 
Spitzbogenarchitektur in ihrer Blüthezeit. 

Die aus (Grold und Seide gewirkte Plaheta Hein- 
rieh's, welche die Chorherren dankbar bewahrt hatten, 
ist nach Einigen bei der Säkularisation, nach Andern 
im Schwedenkrieg verloren gegangen. Sie hätte mit der 
Willegisusplanetä . in Mainz, der TJlrichscasula in Augs- 
burg und Woifgangscasula in St. Einmeram eines der 
schönsten Exemplare der ältesten Planetenform geboten 
und was die Technik belangt, zu Parallelen mit Ge- 
wändern in Bamberg und Eichstädt und der Kaiserdal- 
matika Heinrich's H. im Nationalmuseum anregen können. 
Das allerdings auch die primitive Casulagestalt darstel- 
lende aber durch einfaltige Frauenfrommigkeit allzusehr 
verschnittene Opferkleid des seligen Bruno im Dbmschatz 
kann nicht vollen Ersatz bieten. 

Die Tüinba Heinrich's zu Hang stand mitten im Chore 
der Stiftskirche. 

Vom Jahre 1013 — 1018 wurde an der dritten grossen 
Stiftung Heinrich's gebaut und das Münster dem Erz- 
martyrer und den beiden Apostel-Fürsten geweiht. Ka- 
noniker bezogen die Conventsgebäude von St. Stephan. 
Den spärlichen romanischeh Arkadenresteii ÄUf der Nord- 



Seite der moderhisirten Stephanskircfae kommt keine Be- 
deutung zu, Heinrich vermachte den Knönchefi testanien- 
tariech ein M embrum seines Leibes ; ob nun die CoUegen 
im Hang den Arm oder den Schenkel abtraten, darüber ist 
seiner Zeit gestritten worden. Jn St« Stephan glaubten sie 
daö Armbein zu besitzen, brachten es in ein kostbares 
Reliquiar und nahmen später den bekleideten Arm in ihr 
Wappen auf. Das stattliche Denkinal aus Stein, welches 
sie dem Gründer setzten, hatte in würdiger Weise die 
lange Reihe der Gräbmäler in Wirzburg erfjjffnet, wäre 
es nicht bei der Restauration von 1789 unnÖthiger^veise 
weggeräumt worden. Die Marmorplatte umlief die Ma- 
juskelinsbhrift: Anno Dfii. MXVIIL o. Benricüs. eps^ ky. 
eck. fmdatör, YIIL ceU. decembr. Die von den Mönchen 
in St. Burkard ihfem zweiten Gründet* gesetzte Hugo- 
tuml>a, welche auf vier Sauleii in der Mitte der dortigen 
BasUikä stand, würde sich an den genannten Denkstein 
angereiht haben. Als Bischof Adalbero dieEnönche von St. 
Stephan nach dem voii ihm ganz umgebauten NeuniUnster 
versetzte, zog Abt Friedrich mit 29 Mönchen aus dem alten 
Gtimbertüskloster in Onolzbach ih die verlassenen Zellen. 
Die Bcfn^diktineräbte trügen bereits seit 1188 die Mitra. 
Öass Heinrich von Kaiser Otto III. mit der Salzburg 
neb^t dem ganzen Saalgau beischenkt würde, iVie er lüit 
in den Kriegszug gegen den Markgrafen Heinrich von 
Ostiand ging, wie ier mit seinem reichen vätferlichen Ver- 
mögen die Kirchen des Sprengeis bedachte ; mit welcher 
Energie ier dem. König Heinrich bei der Gründung von 
Bamberg entgegentrat, \Velche Szenen auf der glänzen- 
den Syttöde zu Frankfurt 1. Nov. 1007 vorfielen, wie 
fi'eribert von Köln Vmd Patriarch Johannes von AquileJÄ 
vermittelten, welche Gebiete Wirzburg verlor, mit wel- 
chen es entschädigt wurde : das steht weitläufig in den 
Bisthumsgeschichten verzeichnet und ist Jedem bekannt •). 
In Bamberg, der Tochter von Wirzburg, erblühte um 

«j M'aiißl coli, cöiic. XlX. 285. ÄlU. SS. hl. Öl '4. IV. 71^5. 789, 



42 

den schönen im Mai 1012 >) conßecrirtcn Dom ein reiches 
Kunstleben. Kann auch nicht behauptet werden, dass sich 
eine selbständige Schule der Miniaturmaler und Bildhauer 
dort bildete, so liefern immerhin die Elfenbeinarbeiten, 
MissaÜen, Plenarien und Lectionarien im Cither zu Bam- 
berg wie im Cimeliensaale der HofbibHothek in München 
den Beweis, dass Heinrich II. es verstand, die mannigfal- 
tigsten Kynstwerke seiner geliebtesten Stiftung zuzuwen 
den. Bamberg hat zu den Slaven den Segen christlicher 
Gesittung getragen und ist durch die Schenkungen des 
Gründers wie die Wirksamkeit des Bischofs Otto in eine 
lebendige Verbindung mit Bayern und dem Ostland ge- 
treten. Seine Miniaturen, seine Reliefs und der Dom, 
der als das glänzendste Baawcrk spätromanischer Kunst 
in unvergleichlicher Lage neben den Pfeilerbasiliken von 
St. Jakob (1073—1109) und St Michael (1121) sich er- 
hebt , werden allezeit zu den bedeutendsten Kunstdenk- 
mälern Deutschlands zahlen. Von der Stiftskirche der 
Kaiserin Kunigunde (1008) steht noch der. Thurm. . 

Das Frankenland hatte nun die drei nothwendigen Mit- 
telpunkte der Wissenschaft und Cultur : Wirzburg,.Bamberg 
undEichstädt. Wie rasch Bamberg auch aufblühte, wiesehr 
sich das Ansehen des neuen Bischofsstuhls durch Suidger 
steigern musste; Wirzburg blieb immer die vornehmste 
Stadt. Mochte schon damals der Grund zu einiger Eifer- 
sucht zwischen Bamberg und Wirzburg gelegt worden 
sein: die Kirchenfürsten standen stets im freundlichem 
Verkehr. So schickte Heinrich dem Bischof von Eich- 
städt (1004) kostbaren Frankenwein ; dieser gab ihm mit sel- 
tenen Hausenfischen, feinen Seidenzeugen und schönen Tü- 
chern den Dank zurück. Die Namen der Baumeister,, durch 
welche Heinrich seine Werke aufführen Hess, haben sich 
nicht erhalten. Nur die Aschaffenburger wissen, dass im 
Jahre 1016 ihre Ahnen unter Erzbischof Erchenbold von 



t) Hefele im Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit. 1860. M&rzheft. 



48 

Mainz die Pfarrkirche zu Ehren U. L. Frau erbauten 
und dasß die Leitung des Baue6 Johannes Wenden aus 
Prag geführt habe. Da in Böhmen seit Langem von 
Sachsen und Bayern aus die Kunstthätigkeit war ange- 
regt worden, da der neue Bischof von Prag zum Metro- 
politansprengel Mainz Obedienz leistete, so ist die Wirk- 
samkeit Wenden's an der AschaflF immerhin denkbar. Er- 
hielten sie doch in dieser Zeit zu Aschaflfenburg auch eine 
kostbare Kreuziguqg aus reinstem- Gold, drei Mark -zwei 
Unzen schwer, zu Füssen standen Adam und Eva und 
die Stiftspatrone. Immerhin könnte aber hier der näm- 
liche Fall eintreten, wie in Wien mit dem angeblichen 
Dombaumeister Octavian Falkner (1144—1147). 

Ein schönes Werk hat uns Heinrich in einem Evange- 
liarium hinterlassen. Wir haben an demselben den Text, 
die Evangelienharmpnien , die Miniaturen und die El- 
fenbeindeckel zu unterscheiden. Der Codex ist eines der 
kostbaren graphischen Kunstprodukte des neunten Jahr- 
hunderts, schon vor Heinrich geschrieben, und enthält 
eine vollständige Sanimlung der Evangelien. Das Volumen 
besteht aus 27 Quaternionen und 210'Pergamentblättern. 
Auf das schöne weisse Pergament ist der 'Text in Dop^ 
pelcolumnen mit schwarzer Tinte geschrieben. Nebst 
polirtem Gold und^ Silber wurden verschiedene Farben 
zur Ausarbeitung ganzer TiteL und zur Verzierung der 
häuirg vorkommenden grösseren und kleineren Initialen 
gebraucht. Der Charakter der Schrift ist zierliche angel- 
sächsische runde Minuskel mit wenigen Cursiven gemischt, 
von einet wohlgeübten Hand mit kalligraphischem Ver- 
ständniss gemacht. Der hackonförmige Circumflex bildet 
die Abbreviatur und der dicke Punkt, der einem abge- 
schnittenen Komma gleicht, die Interpunction. Die Evan- 
gelienharmonie zaubert uns einen wimmelnclen Reichthum 
von glänzend polychromirten Säulen, Vögeln aller Art 
und vielmal wechselnden Evangelistensymbolen vor. Auf 
achtzehn Seiten tragen je fünf Säulchen vier Arkaden; 



44 

über Bie springt ein hober Rundbogen auf, in dem Felde 
darunter finden sich die Symbole. Weniger gelungen sind 
die Basen der Säulen zn nennen ; bald sind sie zu hocfi, 
bald ganz widernatürlich gestellt, alle einer verdorbenen 
römischen Architektur entnommen. Die SSulenschäfle 
schmückte der j^ünstlei" mit unglaublich reicher Phantasie. 
Bald ist die sie umspielende Zier laubartig , dann mehr 
architektonisch und wieder aus beiden gemischt; das hoch- 
roth und blassroth, blau und grün verschieden nüancirt, 
kehren stets als Grundfarben wieder. Die Capitäle sincl 
durchweg gelungen, frei und leicht acht künstlerisch be- 
handelt. Da diese Malereien von den Illuministen Hein- 
rieh's, später als der Text des Plenard, gefertigt wurden, 
so ist es uns erlaubt, auf die Art der Bemalung der 
Säulen und Wände von Neumünster, St. Stephan und 
St. Johann einen Schluss zu machen. Die Farben glänzen 
üoch in wunderbarer Frische. Wenn auch in der Behand- 
lung der Evangelistensymbole die Anatomie manchmal 
verletzt ist, der Maler war der Technik vollkommen 
Meister. Dieses unübertreffliche zarte Oeriemsel , diese 
immer wechselnden aber geistreichen ComUhationen, 
diese fehlerlose, reine Zeichnung bei den Straussen, 
Enten, Pfauen, Eulen, Stieglitzen, Tauben und Blumen 
lassen uns die ostfränkische Miniaturmalerei auf ihr^m 
Höhepunkt erscheinen. Man kann an den Prachtcodices von 
Bamberg und Aschaffenburg keineswegs Vollendeteres ge- 
messen. Jedem einzelnen Evangelium steht das Bild äes 
Evangelisten voran; die Darstellung fßllt die ganze 
Seite; der Evangelist erscheint in voller Figur unter 
reichverziertem Bogen, ober ihm sein Symbol. Der Hin- 
tergrund ist durch gut draperirte Vorhänge geschlossen 
oder offen erhalten ; jeder Evangelist sitzt auf Polster 
und Stuhl. Matthäus taucht eben die Feder in das Atra- 
mentgbfäss, schreibt in ein Buch, während Markus das 
Schreibbrett und die Rolle fuhrt, sein Schrelbgefäss ist 
bedetitehd kleiner; Lukas führt wieder das auch. Sprüht 



\m8 auch bei letzterem die lebendigste Farbenpracht ent: 
gegen, wir müssen gleichwohl diese Figur för misslungen 
erklären ; der Heilige hat einen anwidernden Ausdruck, 
gekrümmte Haltung und unmotiviite Draperie erhalten; 
das Rind ober ihm ist in vollster fast nicht entsprechen: 
der Bewegung. Johannes führt das Schreibbrett; in den 
Capitälen der einschliessenden Säulen, die hier mehr 
proportionirt sind, als auf den drei anderen Darstel^ 
lungen, gefallen die tiefen gesättigten Farben. Viele 
Initialen zeichnen sich durch goldenes Geriemsel und 
blaue imd rothe Ver;5ierungen aus. Anf Folio 16 ist das 
Pergament mit dunkelm Purpur geträid^t und mit der 
bekannten Verdammungssentenz in goldenen und Silber^ 
nen Bux^hstaben beschrieben: 

Huqo si quis librom gemmis auroque poUtum 

PevoU mente heinrico 

hoc pcipieDte 

Non animo sano cupit 

aufferri Kyliano 

Ploret iu aeterao poeaas 

passurus averno. 

Die Innenseiten des Deckels sind mit Seide belegt, 
in welcher je zwei sich gegenüberstehende Adler mit 
blauem Gefieder, rothen Krallen und Schnäbeln einge- 
wirkt sind. 

Wir ersehen aber aus diesem Werke acht heimischer 
K^nst, dass die lUuministen keineswegs mehr von by- 
zantinischem Einflu$s beherrscht werden; eher bemerkt 
ma,^ das Bestreben, altdiristliche Typen nachzuahmen 
und sie an Oroj^sartigkeit zu übertreffen. 

Den ^" breiten 5^^ hohen Elf^beindeckel schmückt 
ein aijisg^eichnetes Schnjltzwerk in griechischer Arbeit 
W^ ^p^uen Christus den Herrn als Lehrer, mit dem 
Etuche, mr Seite IE XC, strfiend auf einem früher ver- 
gf^!i,§t^n Srettchi^n; die Mutter MB BIV stdit zurBech* 
tfiii, Joyi;nQ^e§ .0 JllPQ4fQ mx Linken. :Die Proportionen 
mä^ Aw<AWi^S MS^^S»g^x^^ üe anzfilnen aSieile sehr fein 



46 

ausgebildet und mit seltener Vortreffliehkeit behandelt. 
Das Kunstwerk kann in das siebente oder achte Jahr- 
hundert fallen. Der dasselbe einst umspielende mit Gold 
und Edelsteinen geschmückte Rahmen ist geraubt worden. 
Auf einem Evangeliar in Semiuncialschrift finden sich 
Elfenbeinschnitzwerke aus dem zehnten Jahrhundert an- 
gebracht, zwei unter sich verschiedene Tafeln, 9" 6'^* 
hoch, 3*' breit, welche ursprünglich entweder ein Reli- 
quiar zierten oder in anderer Weise einem Deckel ein- 
gefügt waren. Ob sie unter Bischof Heinrich diesen 
Einband zu zieren bestimmt wurden, kann nicht ange-. 
geben werden. Die Arabesken, die Blätter sind meister- 
haft gearbeitet, schön und leicht geschwungen und rund 
und voll behandelt. In der Mitte sieht man das Lamm 
Gottes, mit dem einen Fusse auf das Buch des Lebens 
tretend, vom Kreuznimbus umstrahlt. Ober ihm treten 
zwei sich gegenüberstehende Löwen vor, unter ihm zwei 
in Trauben pickende Vögel, zart und zierlich gearbeitet. 
Ober den Löwen schnitt der Meister zwei Schweine, 
unter den Vögeln zwei andere Vögel, welche die Köpf- 
chen von den Trauben energisch wegwenden. Die Tafehi 
gehören zu den gelungensten Elfenbeinschnitzereien. 

Auf einem Glasgemälde im Dom zu Mainz sah man 
einst den heiligen Bonifacius abgebildet und ihm zu Füssen 
die Namen der zahlreichen Suffragane des Erzsprengeis. Es 
ist gut, dann und wann von der Tochterstadt weg zur 
Mutter zu blicken. Zu keiner Zeit aber kann eine Parallele 
lockender sein, als da Willegisus und Heinrich die Kir- 
chen von Mainz und Wirzburg regieren. Beide stehen 
leuchtend am Ausgang des Jahrta,usends und leiten die 
neue Zeit ein. Wie Willegisus war Heinrich bei 
Otto ni. und Heinrich H., den grossen Kunstgönnern, 
beliebt. Wie Heinrich das Centralmünster des Sprengeis 
in verjüngter Schönheit neu baute, so schenkte Willegis 
seiner Diözese eine neue Domkirche und hob, da sie am 
Tage der Conaecration abbrannte, sogleich unverdrossen 



4T 

von Neuem zu bauen an (1009). Beide Kirchenfiirsten 
ehrten St. Stephan durch einen Neubau ; zu Mainz war er 
von Holz. Willegisus verdanken St. Peter, U. L. Frau und St. 
Victor wie AschaflPenburg durchgreifende Restaurationen. 
Wie Heinrich stattete noch mehr der Erzbischof seinen Dpm 
mit glänzenden Zierden aus. Trithem hat uns das pracht- 
volle Crucifix, das er fertigen liess, beschrieben, Ur- 
stisiu^ uns die Nachrichten von den Purpurgewändern, 
den golddurchwirkten Tapeten und Dorsalien, den zwei 
silbernen Störchen in Lebensgrösse , denen Weihrauch 
entströmte, von dem Smaragd, der so gross war wie eine 
Melone, den goldstrahlenden Leuchtern, den Kronen von 
Silber und den Goldgefassen in der Form von Löwen, Dra- 
chen und Greifen gesammelt *). Mainz ist eine Metropole 
der Kunst geworden; die Zunft der Goldschmiede zählte 
später dreissig Genossen und die der edlen Wirker war 
so zahlreich, dass sie in der St. Emmeranskirche eigne 
Stiftungen machten 2). Dieselbe wunderbare Pracht wie 
zu Mainz im Dom kehrte auch in Bamberg wieder, wo 
der Kaiser und Kunigunde die glänzendsten Herrlich- 
keiten niederlegten Für Köln hat Heribert, der Bruder 
Heinrich's, also ein Ostfranke, eine reich schaflPende Kunst- 
epoche heraufgeführt. Marien- Ablass auf dem Wall wurde 
erneuert; der bischöflichen Hofkirche, einer Doppelkapelle 
zum hl. Johannes dem Evangelisten, geschieht zumErs- 
tenmale Erwähnung 3). 



<) Urstisius Script, rer. Germ. I., 567. 

2) FioriUo Gesch. d. zeichn. KQnste in Deutschland I. 349. 

3) Kreuset der christliche Kirchenbau (1860) I. 442. 



4«f 

§ 6. Bischof Bruno. 

Wirzburg war ein Sitz der Künste und Wissen- 
schaften geworden. Jndem Bischof Meginhard (1018-1033) 
den renommirtesten Schönschreiber seiner Zeit, Othlon 
von St. Emmeram an die Schule rief, musste diese noch 
mehr gedeihen. Neben Domscholaster Othlon muss Pemolf 
als erfahren in den freien Künsten genannt werden?). 
Bischof Heribert von Eichstädt (1021—1042) erhielt öeine 
feine Bildung in Wirkburg; seine Dichtungen gefielen 
den Zeitgenossen. Auch Heribert's Vetter, der bekannte 
Williram von Ebersberg, hinterliess uns treffliche Gedichte ; 
er war mit Anno von Köln und Durand von Lüttich an der 
nach dem Muster von St. Emmeram und Lüttich organi- 
sirten Schule zu Bamberg gewesen. Mönch Humfried 
aus Wirzburg ist im Jahre 1024 Erzbischof in Magde- 
burg geworden. Engelhard aus Wirzburg folgte ihm 27 
Jahre darauf. Es hat um diese Zeit Scholasticus Egge 
aus Frankenland ein geistliches Lied von solcher Schön- 
heit und Kraft gesungen, das» wer es hörte, eilte sich zu 
„münchen". Fügen wir bei, dass im Stifte Hang Kanoniker 
aus den vortrefflichsten Jnstituten Deutschlands zusam- 
menlebten und die Schule leiteten, dass Abt Arnold auch 
in St. Burkard die allzeit zu rühmende wissenschaftliche 
Thätigkeit der Mönche von Hirschau einzuführen ver- 
stand und dadurch den Eifer der Herren in St. Stephan 
und Neumünster spornte, so begreift sich das Lob der 
Schulen von Wirzburg, welches in der allen Wirzburgern 
bekannten Apologie des Mönchs Froumund von Tegern- 
see ausgesprochen ist: 

Nomen ut herbarum tenet haec nrbt proflcuarum, 
Qualibus imbuti reparant sua membra saluti, 
Sic peiüBctorum genötrlx est discipulorum 



1) Anonymui lu8ar«c.28. Wattonbach GesohichtsqueUenDeatseh- 
lands 261. 



49 

Profeit doctrlnam ^üi stultoram medicinam. 
Per proprifun aometi monstrat diviaitHS oman. 

Un,d wieder: 

Indoctis lumen cuib fart sau xnenti^ acmnen 

Grammäticas partes ac cunetas instruit arte», 
Tempore nocturno neque vult cessare diumo 
Dicta peritorum depromens oHhograpboruüi. <) 

Wir haben weder den klingelnden Wof treichthum 
des Tegernseers noch den allzeit etwas pastosen Farben- 
auftrag des Trithem nothig,. um die bedeutsame Stel- 
lung der Stadt in der Kunst- und Culturgeschichte des 
Vaterlandes g;eziemend zu würdigen. Die im ganzen 
Mittelalter bald m^hr bald weniger wirkenden Agentien 
regten alle in Wirzburg studir^nden Jfinglinge wohl- 
thätig an. Es waren die Principien der Augustinischen 
Philosophie und die immerhin interessante Encyldopidie 
über die sieben freien Künste von Capella^ welche erklärt 
wurden. Die Jsagoge des Porphyrius, welche Boethius 
seiner Zeit mundgerecht gemacht hatte, galt auch da- 
mals noch mit dem Kategorienbüchlein als Principal- 
autorität für die Logik. An der Hand der Schriften des 
Pseudodionysius vom Areopag, die im achten Jahrhun- 
dert aus dem Griechischen übersetzt wurden, vertiefte 
man sich in die Geheimnisse der Mystik. Dass der Stu- 
dienplan des Rhabanus Maurus, wenn auch vielleicht 
durch Magister Stephanus etwas modificirt, immer noch 
die dominirende Norm für Lehrer und Lernende in 
Wirzburg bot, ist klar.* 

Aus der Mitte dieses Jahrhunderts stammen die 
Wirzburger Annalen. Sie sind eine Ueberarbeitung 
des St. Gallener Auszugs von der Chronik. Herrmanii's 
von Reichenau, bereichert durch Excerpte aus andern 
Quellen und Localnachrichten. Da die Folge der Bischöfe 
von Wirzburg stets mit grosser Genauigkeit eingetragen 
ist, und sonst sich die Stadt betreffende Notizen gerne 



1) P,ez tlies. anecd. VI. 1. 189 sqq. 



«9 

einreihen, können wir an dem Ort des Ursprungs nicht 
zweifeki. Ein Mönch von St. Barkard hat sie geschrieben; 
sie reichen bis zum Jahre 1057 und sind nur für die 
letzten drei Jahre ganz selbständig. 

Mit Bischof Brun, dem Herzogssohn aus Kämthen 
(1033—1045), bestieg einer der grössten Bischöfe des 
Praj^enlande^ den Stuhl des heiligen Küian. Auch füi* 
d^e Kunsjtgeschichte gewinnt er durch ß^e RestaiUrationen 
ana Don^ und 4^^ Unter^tlitsung des Umbaues am Burkard- 
münster ^lervorragende Qedeuti^ig* 

St. Burkard. 

Den Hu£obau zu St. purkard verzehrte (1083) das 
Feuer. AM; WiUmu4^ wählte sich «inen neuen Bauplatz 
^80 Schri^ nordlich von der Brandstätte. Na^^hdem 
noch }^tw MegiuWd der Grundstein gelegt worden 
wf^r, lauten die Manche neun Jahre, und brachten 1042 
Münster und Convent ^n Ende. Am Pfingstfest dieses 
Jahres cqnaecrirte Brnn die Kirche i^nter Assistenz der 
Bischöfe Suidger von Bamberg (Clemens IL), Heribert 
von fUf^hstädt, Hugo von Vessnitz, Severus von Prag, 
Adelqg vpn Zeitz unil Ehrenfried von Bullanien. Auch 
Kaiser Heinrich HL war zugegen. 

Am interessanten Burkardsmünster sind drei Bau- 
peri<>den zu unterscheiden. Das primitive noch wohler- 
haltene Willmuthswerk muss vom Einbau des Abtes 
£lngelhard, der in der zweiten Hälfte des zwölften Jahr- 
hunderts die dem Einsturz drohende Kirche laut deni 
Gppeibuch „gleichsam von Grund wieder aufrichtete'S 
genau geschieden werden. 

Dem elften Jahrhundert gehären das Hochscbiff 
und die Abseiten, soweit Säulen und Pfeiler wechseln 
imd die unkassettirte Flachdecke die ßäume umspannt? 
wie die Unterbauten des Thurmpaares an. Die Vorhalle 
und den von der Kreuzwölbung umschlossenen Raum im 



^ochschiff baute daB zwölfte Jalu*bui]idprt ; Tr^QS^pt u^d 
Chor zeigen die Gothik in ihrem Verfall. 

Hier kommen die roppianischen Bautheile und sea- 
nächst die des elften Jahrhunderts in ßetracht. Es ist 
zu bemerken, dass die alten Fenster der Abseiten her$ui|^ 
geschlagen, vermauert und grpsi^re eingesetzt wurden ; 
auch die Lichtöffnungen im Hochbau haben $n der ur- 
sprünglichen Gestalt eingebüsst. Da dfts Pultdach 4^r 
Seitenhallen wie der oftmalige Wechsel des Jiai^ptdaches 
die Dachgesimse verschwinden m^chtep, kann von äus- 
serem Zierrath weiter nicht die Bede sein. 

Die Verhältnisse des I^menbaues inuthen uns an. 
St. Burkard bietet das im Fri^enland seltene Beispiel 
einer Basilika, in welcher Säulen mit Pfeilern wechselq. 
In Sachsen kehrt allerdings dieser Bhy t}unus bezweckende 
Wechsel wieder: in der Klosterkirche zu Westeygrö- 
ningen, an dem leider jetzt abgebrochenen Dom zu Gos- 
lar,, im Münster im Frose, in der Nemnarktskirche in 
Merseburg, in Jluyseburg, Bsenburg, Dybeck, Ainelunx- 
born imd sonst; auch in Schwaben und Bayern findet 
sich hin und wieder ein solcher Bau : es sei an Cham- 
münster im Wald und St. Peter in Salzburg erinnert. 

Von den ursprünglichen sechs Pfeilern und sechs 
Säulen, welche die Hochwand stützten, stehen noch vier 
Säulen und zwei Pfbiler frei ; auch von diesen sind einige 
am Basamente sehr beschädigt. Das östliche Pfeilerpaar 
verband man im zwölften Jahrhundert bei der Vergrös- 
serung mit dem Triumphbogen und fUgte ihm oktogone 
Pilaster und reiches Simswerk an; der in der Benai|(- 
sancezeit aufgeführte keineswegs günstig wirkende Mu- 
sikchor umbaute zwei andere Paare von ^rkadenträgern 
so vollständig, dij^ss nur mehr die Deckplatte von Kämpfer 
und Capital schwach aus der 'Mauer treten kann. Da 
die unschöne portallose Fässade der Kirche ziemUch 
modern ist, und diese nach der Versicherung ihres Ge- 
schichtschreibers sich früher weiter nach Westen dehnte, 



so fand sich wahrscheinlich ein siebentes der Westwand 
eingebundenes Trägerpaar vor. Die quadrataufsteigenden 
Pfeiler vermittelt ein durch Hohlkehlen bewegter Kämpfer 
mit dea gliederlosen Arkaden. Die Basis der Säulen 
ruht auf der quadraten Plinthe ; tief ist die Auskehlung, 
welche den unteren Wulst mit dem oberen vermittelt, 
indem die Riemchen als Zwischenglieder figuriren. Der 
runde Schaft verjüngt sich gegen den einförmigen Hals 
des Capitäls, auf welchem der Würfel des Kernes zu 
lasten scheint; feine Linien umspielen die Wangen wie 
die zwischen sie fallenden Rundungen. Die Deckplatte 
mit ihren zwei Hohlkehlen drückt zwar störend auf die 
sonst nicht ungefälligen Verhältnisse der Säule, ist aber 
in ihrer Stärke technisch begründet, indem sie die volle 
Wucht der Hochwand aufzunehmen hat. Die Länge des 
Schiffes ist 111', die Breite 22S nochmal soviel die Höhe. 
Die 76' lange, 21' hohe, 9' breite Nordabseite schKesst 
mit sonderbarer Konche, die eine von einem Vierpass 
durchbrochene Querwand verdeckt, während aus der 
Ostung der Südhalle eine kleine Burkardskapelle formirt 
wurde, in welcher ein Altärchen durch die zweideutigste 
Gothik verletzt. Die Kirche von St. Burkard war wo 
nicht gänzlich so doch in ihren wichtigsten Th^ilen be- 
malt. Nach den Entdeckungen der Gegenwart kann kein 
Zweifel mehr Platz greifen, dass Chor und Presbyterium, 
meist auch die Hochwände der romanischen Kirchen, 
zumal der Benediktinermünster, mit farbigem Schmucke 
versehen, mit den Gestalten Christi, der Jungfrau,^ der 
Apostel und Evangelisten, der Märtyrer und Schutzhei- 
ligen ausgemalt waren. Dazu kamen oft die Darstel- 
lungen nach Vorgängen der heiligen Schrift und selbst 
die Figuren weltlicher Personen, der Stifter und Schützer 
des betreffenden Werkes. Man fertigte die Gemälde auf 
einem sorgfältig vorbereiteten trocknen Mauerbewurf mit 
vorwiegend kräftigen, ungebrochenen Farben. Sattes 
Blau, oft mit Grün umrandet, bildet häufig statt Gold 



53 

den Grund. Roth wird mit Vorliebe angewendet. Von 
Modellirung ist jetzt noch wenig die Rede. Die Figuren 
sind in kräftiger mit einem ungebrochenen Localton aus- 
geführten Umrisszeichnung behandelt, die Gewandung 
fliesst in grossartigen Motiven, die Einzelnheiten sind oft 
ungeschickt gezeichnet ^). 

An den durch Ecklissenen und unbestimmt gehaltene 
Rundarkaden belebten Thurmquadraten vennissen wir die 
Hand, welche die inneren Säulen gemeisselt hat, sie er- 
innern nur zu sehr an die geschmacklosen Westthürme 
des Domes. Zierlicher schaut sich der durch Wetter^ 
schrägen bewerkstelligte Uebergang in^s Achteck an, das 
durch Simsstellungen und von Sänlchen getragene Dop- 
pelklangöflPhungen wie durch Blenden und blumengekrönte 
Giebel belebt wird. Die Restauration des Südthurms 
nimmt sich gegenüber dem mit seinem grauen Alter laut 
prunkenden Nordthurm etwas geleckt aus. Wie an den 
Profilirungen der Giebelschenkel so haben auch an dem 
achtseitigen Pyramidaldach, welches dieThürme in einer 
Höhe von 130' schliesst, verschiedene Zeiten Modificatio- 
nen eintreten lassen. Dass die ehemidige Krypta des 
Münsters nach Abt Wülmuth dem Baue eingefügt wurde, 
ist nicht wahrscheinlich. Der Text einer eipige Jahr- 
hunderte ialten Händschrift; der sie als polygonal, rund 
und quadrirt zugleich schildert, würde uns räthselhaft 
klingen, wenn nicht die beigefügte Federzeiclimmg zeigte, 
dass die Krypta im Kreuze gebaut war, das Mittelqua- 
drat sich nach Süd und Nord wiederholte, nach Ost und 
West aber konchenartig abschloss. Sie dehnte sich un- 
ter dem Altar und dem Presbyterium hin, tmd ist wie 
der an der Südseite angebaute Kreuzgang, der östliche 
Chorthurm, wie die auf vier Säulchen ruhende Hugo- 
tumba und jene von Hugo gesetzte SteintafeP), deren 



1) Lfltzow n; Lübke Denkm.- d. Kunst. 168. 
') Oegg Korograpbie. 729. 



54 

Text manch loealhistorisches auch kanonistisches Liter- 
esse bot, yerscliwundeiL So weiss auch Niemand mehr 
asu fiiligen, wo Burkard^s Gebeine ruhen. Wenn die Fran- 
ken 2um Kiliansgrab in Neumünster pilgerten, haben sie 
auch dankbar stets des heiligen Bischofs gedacht, und 
dabei den Sarg Kilian^s für jenen Burkard^s gehalten, 
und ihn ihit Kerzen und Kränzen versehen. 

Obwohl der sich an die drei Schiflte lehnende Hoch- 
bau in einer späteren romanischen Periode aufgeführt 
wurde, so mag seiner wie des Portals und der Vorhalle 
hier schon erwähnt sein , um die Einheit des Textes 
nicht zu sehr zu verletzen. Die unprofilirten quadraten 
Diagonalrippen, deren 'Breite überrascht, kreuzen sich 
in den anderthalb Gewölbefeldern, ohne Schlusssteine 
zu bilden, springen auch ohne die Vermittlung von Krag- 
steinen aus der Wand. Diese älteste Kreuzwölbung der 
Stadt muss mit jener von Aura-Trimberg verglichen 
werden*). An den Pilastern, welche dem auf reich pro- 
filirtem Pfeiler aufsitzenden Triumpfbogen eingefügt sind, 
tritt wie an den Portalsäulen und dem gleichzeitigen 
Opferstbck das Eckblatt zwischen Plinthe und Wulst 
eiö; auch theQen sich alle Arten von Riemchen, Stab- 
chen und iSLehlen, Leisten und Wülsten darein, Basament 
und Deckplatte organisch zu beleben, und Schönheit 
durch den Wechsel zu erzielen. Der Meister dieses 
Mittelbaues, das leuchtet auf den ersten Blick ein, kannte 
die Formgesetze der romaniischen Kunst viel vollkomme- 
ner, als der mehr als hundert Jahre vor ihm lebende Abt 
Willniudi und seine Mönche. Der in das Transept ein- 
leitende äögen v^ie einige Blendarkaden und Zierglieder 
der es abschliessenden Wändungen gehören gleichfalls 
in das zwölfte Jahrhundert. So auch der bilderge- 
schmückte öpfei'stock an der Südwand hinter dem Se- 
bastianusaltar. ,Er ist ein romanisches Säulendenkmal 



1) Archiv XUI. 2. 159. 



86 

äust r6thiichem Sohdst^in^ 3^ in del- H&he. IMe Kckkndg- 
gen leiten das Quadrat in död Aohtei^k, ditöi^en gpHiCriirch 
ftUdgemeisBeUe Seiten die Bftöid mig^neiim ll^lelyi!^ Der 
Meister versuchte dich BXii den Wi&ngeii des W bnäien 
CapitSls mit kleineil Skulpturen. In einer von Etehen- 
laüb umgebenen Mandorlä thronen Yatelr und Sohn, 
zwischen ihnen schwebt in Taubengestalt der hellige 
Geist. Während den Väter das kaiserliche Pälndameh- 
tum umhiUlt, und die Linke ein Liliens^epter f&hrt, ist 
dem Sohne die einfache Tunica und das Buch des Le- 
bens gegeben; liliengezinkte Kronen schmückten das 
Haupt des Vaters mit dem wallenden ungespaltenen 
Barte wie das des mehr jugendlichen Sohnes; ein 
Spruchband fliegt um die Füsse. Die «weite Darstellung 
zeigt uns Christus iii einem von Engeln leicht getragenen 
Osterei, wie er den zu ihm sehnsüchiig und angestrengt 
aufblickenden Zwolfboten das Kreuz zeigt. Def um das 
Haupt leuchtende Kreuznimbus ist durch Mennig mar- 
kirt ; Haare und Öart an den noch erhaltenen se^hs Apos- 
telköpfen sind conventioneil behandelt, der Attsdrück ist 
wahr. In den Bildern^ auf welchen der Herr Mäjgdale- 
nen erscheint, und Engel die Jungfrau umsingen, mag 
der alte Faltenwurf genauer ersehen werden. * ' 

Der Dom hat seine von den Säulen JacMa und 
Böoz getragene Vorhalle verloren, nicht so die Biirkard^- 
kirche; sie ist der Nordöeite äugiefoaut. Van Ost ist der 
rundbogig scUiessende Eingang , von Nord lässt dno!fl%- 
ner Doppelbögen reiches Licht in die Halle strömen, 
während die Westseite, früher mit Meister Dill's Odberg 
geziert, jetzt in einer NischlB ein Kreuzbild zeigt. Am 
Portal wie am Doppelbogen und am Eingang wird durch 
eine abgetreppte Sockelbidung die SSulenstellung mar- 
kirt. Die Säulen treten in den verschiedensten Bildungen 
auf. Zwar sind sie alle im Achtort mitWltorfd und Eck- 
blatt construirt, aber in welchen Nuancirungen? Kaum 
weiss man taiit den Ca'itnt&len ^er b^idai BUbüAiÜen Hn 



S6 

an den Wandungen des Eingangs in^s Klare zu kommen; 
die Abschrägung, mit welcher der Meister sich zurecht 
gefunden hat, ist mindestens willkührlich, Reich und 
reizend wird dagegen die Capitalbildung durch den nörd- 
lichen Doppelbogen« Indem die Arkaden von zwei pa- 
rallel gestellten Säulen aualaufen, und demnach auch auf 
Parallelsattlen zurückfallen müssen, wird die freistehende 
Mittelsäule zu einem aus fünf Gliedern combinirten Ar- 
kadenträger, und da. die Vertiefungen und die gestuften 
Deckplatten jede der Würfelseiten begleiten, muss eine 
angenehm reiche Ornamentik entstehen. Zu beiden Sei- 
ten des Eingangs in das Nordschiff heben sich je drei 
aus Quadern gefügte gestufte Pilaster von der \Yand 
ab, so dass die mittlere weiter vortritt. In den durch 
den rechten Winkel gebildeten Ecken nimmt je ein Sä^l- 
chen Platz, zwischen beiden, doch um die Säulendicke 
weiter heraustretend, steht die dritte Säule; so wie wenn 
in einem gleichseitigen Dreiecke etwa an jeder Spitze 
die Basis einer Säule stünde. Wir sehen also sechs Pi- 
laster und sechs Säulen, je drei von jeder Art auf bei- 
den Seiten. Durch diese Disposition wird einerseits die 
ungünstige Wirkung der inneren allzubreit scheinenden 
WandpUaster vollständig paralysirt, anderseits die Be- 
deutung des Portals durch die weitausspringende Stel- 
lung klar ausgesprochen. Auch die abschliessenden, dem 
Verticalismus begegnenden Deckplatten mit ihren vielen 
Gliedern suchen dazu nach Kräften beizutragen. Anden 
Capitälen weilen die Parallelriefen bemerkt sein. Die 
Profilirung der Archivolten erscheint etwas hart, beson- 
ders wenn wir anderer Portale, etwa des brillanten Wer- 
kes in Heilsbronn gedenken; au£h der das bildlose Tym- 
pan durchlaufende Sturz kann in dieser seiner Existenz 
nicht, sehr gerechtfertigt werden. Dem Portalschluss 
nach Oben wie den Spandrillen, deren jüngst entdeckte 
Malereien bedeutungslos sind, haben die Umänderungen 
der.Halle geschadet. Das Auge wird dadurch verletzt, 



57 

indem ja immer durch das Ineinanderschieben verschie- 
dener Bauiptentionen Symmetrie und Eurhythmie gestört 
werden. \ . 

Die Stadtpfarrkirche von Heidingsfeld. 

Es steht nicht aufgeschrieben, in welchem Jahre 
die drei Schiffe der Pfarrkirche von Heidingsfeld gebaut 
wurden, aber wer die Mitte des elften Jahrhunderts als 
Bauzeit annimmt, darf nicht fürchten, des Gegentheils 
überwiesen zu werden. Diese reine Pfeilerbasilika reiht 
sich unmittelbar an die von St. Burkard, in welcher 
Säulen und Pfeiler wechseln. Auch die Schottenkirche 
und der Dom sind Pfeilerbasiliken , während die pro- 
fanirte Prämonstratenserkirche vonOberzell-die schlanken 
Verhältnisse einer reinen Säulenbasilika darbietet. Die 
Verwandtschaft der Kirchen von St. Burkard und Hei- 
dingsfeld ist nicht gering. Wie in St. Burkard gegen 
das Transept hin spätere Zeiten gebaut haben, so con- 
struirte die .vorderen Gewölbefelder der Abseiten, das 
liebliche Salvechörlein und die durch die Parallelrippen 
so eigenthümliche Thurmhalle zu Heidingsfeld das vier- 
zehnte Jahrhundert; während der Chor von St. Burkard 
bereits der Verfallzeit der Gothik angehört (1495), folgt 
die strebenumkränzte Ostung im Nachbarort noch den rei- 
nen Gesetzen germanischer Cirkelskunst (1408). Hier 
wie dort macht der Aussenbau ungünstigen Eindruck. 
Wenn die Verhältnisse des Jnnenbaues in St. Burkard 
leichter und anmuthiger sind, so gebührt den drei Schiffen 
zu Heidingsfeld d^r Vorzug der Dimension und der Con- 
servirung der Einzclnglieder. Das Benediktinerstift setzte 
den Abseiten ein Thürmepaar ein; die Pfarrkirche ^ird 
sich allzeit mit einem Thurme begnügen. 

Die Bruchsteinmauern der Pfarrkirche stechen vom 
Chorbau unangenehm ab. ^ Zwar zeigen die durch die 
Nordwand gebrochenen, sechs romanischen Fenster noch 
die ächte Quaderlaibung, aber sie sind ihrer Bestimm- 



58 

ung mehr oder weniger entfremdet worden. Die Fenster 
der Südwand brachte das Pultdach der Abseite jämmer- 
lich zu Schaden. Von den Lichtöffnungen der Seiten- 
schiffe sehen wir ab, denn sie wurden gänzlich von den 
späteren Zeiten umgestaltet. Den der Südseite einge- 
bauten Thurm gliedern Arkaden, Lissenen und durch ar- 
tige Würfelcapitäle getheilte Klangöffnungen in niehreren 
quadraten Stockwercken. Im bildlosen Nordportal sehen 
wir je eine Würfelsäule der Pilasterstufe eingefügt. 
Der Hals, oktogon wie der Schaft, trägt den von Laub 
umspielten Kern. Auch hier zeigen die Archivolten geringe 
Eleganz. Ihre Profilirung springt aus einer Art von 
Zickzack aus. Die schroffe Bildung des doppeltgestuften 
Westportales würde bedeutend gemildert, wenn der 
Meister Ziersäulchen in die Pilasterecken zu setzen be- 
liebt hätte ; es wäre dadurch den Kämpfern ihre Massig- 
keit vortheilhaft entzogen worden. Die flachgedeckten 
Schiffe werden von zwölf freistehenden und zwei der 
Westwand eingebundenen quadraten Pfeilern getragen, 
deren Breite und Höhe sich wie 1 : 4 verhalten. Die 
Fussplatte wird durch einen eigenthümlichen Wulst, der 
Kämpfer durch Riemchen und Kehlleisten bewegt. 
Während gegen die Abseiten Sparrenköpfe aus der 
Wandung kragen, wird die Monotonie der Hochwand 
durch einen 2' über den Arkaden hinlaufenden starken . 
Wulst unterbrochen. Die düstre drückende Wirkung 
der Hallen ist man bei Bauten dieser Zeiten gewohnt. 
Welch' ein Unterschied zwischen ihnen und dem kühn 
und hoch gesprengten Mittelquadrat, welches d^n Kreuz- 
flügeln und dem zierlichen,' vom keckauffliegißndenTriumpf- 
bogen eingeleiteten Chor das Grundmass abgegeben hat? 
Hier walten die anmuthigsten Verhältnisse. Man denkt 
bei diesem Wechsel unwillkührlich an Heilsbronn, wo 
auch die Säulenbasilika des Klosters aus der Zeit Otto's 
von Bamberg stammt, der Chor später sich anreihte ; 
oder an die Franziskanerkirche in Salzburg, deren Sfcfiiffe 



^9 

freilich der Uebergangszeit, der Pfeilerchor aber der 
aii verwegener Keckheit im ConQtruiren Alles übertreff- 
enden Schule des Hans Steinmetz von Landshut ihr 
Dasein verdanken. 

Heidihgsfeld, schon erwähnt, gehörte um 995 als 
Lehen von Fuld den Grafen von Rothenburg, welches 
Gräfenhaus dem Bisthum drei Bischöfe nacheinander 
gegeben hatte, kam 1125 an die Staufen, ward 1268 
Reichsdorf, 1366 von Karl IV. zur Stadt erhoben und ging 
1507 an das Hochstift über. Das bezaubernd schön ge- 
legene Frauenklösterchen von St. Egid ist im siebzehnten 
Jahrhundert erloschen, aber in unsern Tagen wieder in 
anmuthiger Weise zum grossen Segen der Stadt er- 
standen. Noch Ussermarin hatte Kunde von den statt- 
lichen Resten der Klosterbasilika imd den Grabsteinen 
der Herren von Zobel, Gutenberg, Wolfskeel, Thüngen, 
Fuchs und Scherenberg. Im Jahre 1769 wyrden die heiligen 
Hallen niedergeworfen, und die Denkmäler zu profanen 
Zwecken verwendet. Es hätte Interesse bieten können, 
diese Baureste mit den Schiffen der Pfarrkirche und dem 
romnaischen Bau zu Rändsacker in Parallele zu stellen. 
Die acht massigen Pfeiler der Kirche von Randsacker 
scheinen auch in das frühe Mittelalter zu gehören. Die 
Verhältnisse sind auffallend niedrig. Schmucker steigt 
der Thurm auf der Südseite in vier Stockwerken unver- 
jüngt an. Während im unteren Feld sich nur Lissenen 
einfach rundbogig verbinden, scheidet im zweiten 
Quadrat ein Halbpilaster vier Arkaden, im dritten stellt 
sich ein Säulchen mit Laubcapitäl zwischen sechs Bögen, 
im vierten Quadrat ist die Doppe^challöffnung von den 
Laubconsölchen der acht Arkaden umschlossen. Der 
Baumeister hat mit vielem Vorständniss den Plan ent- 
worfen. 

Wir kehren zu Bischof Brun zurück. 

Abgesehen von vUy durch die Grafen Siegfried, 
Hermann und Eb^^äbfird geschehenen Stiftung vo^ Oor- 



60 

Ingen (1037) ^), dem Neubau in Schwarzach, von dem 
kein Stein mehr steht, und anderweitiger Thätigkeit in 
der Diözese, fassen wir Brunos Wirken für den Dom 
in's Auge. 

In den Zeiten des Bischofs Heinrich mochte der 
Bau des Domes, den Thieto im Jahre 923 begonnen, 
Burkard der Jüngere 940 vollendet hatte, noch unver- 
letzt stehen und als Kathedrale würdig erscheinen. Dem 
Dome hat Heinrich weniger seine Liebe zuwenden zu 
müssen geglaubt. Aber seit Gerbert die umgestaltende 
Zahlenkunde in die Kunst gebracht, Kaiser Heinrich H. 
durch seine zahllosen ansehnlichen Bauten den Auf- 
schwung und den Glanz, den die Künste unter den 
Ottonen gewonnen hatten, gesteigert, Godehard, der 
schwungvolle in aller Technik erfahrene Bischof, in Süd- 
und Norddeutschland seine für die Kunstgeschichte so 
wichtige Thätigkeit entfaltet hatte, seit von Tegernsee 
und Altach aus die Uebung der Glasmalerei sich immer 
weiter verbreitete, von Hirschau schon jezt und bald 
noch mehr durch Wilhelm aus St. Emmeram, von Pader- 
born und so vielen Bischofsstädten alle Künste die v^obl- 
thätigste Anregung erfuhren ; — seit dem Tode des Bischofs 
Heinrich L war eine bedeutsame Veränderung eingetreten. 
Der neue 1012 eingeweihte Dom zu Bamberg mit »einer 
Krypta und seinen unvergleichlichen Schätzen mochte 
den Kiliansdom um Vieles an Schönheit und Ansehen 
übertreflFen; zu Eichstädt hatte Bischof Heribert den 
alten Reginaldsbau abbrechen lassen, und einen neuen 
aufzuführen begonnen, den Bischof Gebhard (f 1057) 
zur Vollendung führte ; der Consecratiou der neuen Wal- 
burgiskirche hatte Brun selbst 1042 assistirt. Kaiser 
Konrad II. hatte eben zum Kaiserdom in Speier, zu St. 
Hugo in Speier und dem glänzenden Limburg an einem 
Tage und nüchtern den Grundstein gelegt; zu Worms 
und zu Mainz baute man rastlos. Konnte Brun zurück- 



1) Ussermann Cod. prol). 17. 



61 

bleiben? Er der hochsinnige Fürstensohn, der reich mit 
Olücksgütern ausgestattet war, der seinen Zeitgenossen 
durch Tugenden voranleuchtete, durch seine exegetischen 
Tractate über den Psalter i) sie erbaute? Auch er hat 
seine Zeit vollkommen begrififen. Wirzburg ist glücklich 
Äu preisen, weil dieser grosse Bischof in der Zeit regierte, 
da Peutschland in Europa die Gesetze dictirte, von Ost 
und Nord, Süd und West die Könige und Fürsten. den 
grösten Kaisern aus dem gewaltigen Konradinergeschlecht 
Gehorsam leisteten^ deutsche , ostfränkische Bischöfe 
sich auf dem Stuhle des heiligen Petrus ablösten, und 
deutsche Wissenschaft die Geister nährte. Frankenlt^nd 
war durch seine Bischöfe und seine Kaiser in die ^Glanz- 
zeit seiner Geschichte, eingetreten. 

Brun baute eine Krypta unter der Ostung des Domes, 
erhöhte darüber den Chor, fügte zwei Tbürme an und 
führte auch die Schiffe mehr neu auf, als dass er sie 
restaurirte. Dass er eine Felderdecke über die Hallen 
spannte, führen die Geschichtschreiber des Domes aus- 
drücklich an. Das Werk gedieh von 1042 — 1045. 

Schon, am 3. Januar 1042 hatte Heinrich III. kaiser- 
liche Geschenke zum Dombau gegeben. Die Diözesanen 
blieben nicht zurück, da es die Ehre des heiligen Kilian 
galt. Brun ergänzte nicht nur aus eigeneh Mitteln, was, 
um die Kosten zu decken, fehlen mochte, sondern über- 
machte in Gegenwart des Kaisers Heinrich HI., des Erz- 
bischofs Bardo von Mainz und des Bischofs Rotho yoii 
Paderborn seine reiche Erbschaft Sonnreich im Pader- 
bornischen (1034), ,,ad vesUturam ecclesiae herbi'polensis'^ 
damit von den Erträgnissen des Gutes jährlich 50 Mark 
Silbers zur Zierde des Domes im Jnnern und Aeussern 
wie zurVeriaehrung des Ornats imCither verwendet würden. 
Die Dotationöurkunde Hess Brun in Erz gegral^en in die 
Kirchenmauer zu Sonnreich setzen. 2) Später haben die 

1) H. Denzinger pfoleg. in s. Brunonem, ap. Migne patrol. 
CXLII. 1 sqq. ^ 

2) Chronicon wirzeburgense ap. Ludewig es. 468. Salver Proben 155. 



Dpmbeirefi am Ipliansfeste und Andreastag von dem 
Stiftungsg^lde Salmen und derlei bekommen und genommen. 

An Bischof Brun erinnern noch das Monogramm 
auf der Domapside, die acht Säulen, welche die Ein- 
gänge zur ganz verbauten Krypta stützen, die Säulen 
Jachin und Booz^ die einst der Fassadenvorhalle vor- 
gebaut waren, tmd jetzt beim Marienchörlein in der Nord- 
abseite stehen, die Casula im Domschatz. Vielleicht ist 
auch das westliche Thurmpaar mit ihm in Verbindung 
zu bringen. Ob die in d^r östlichen KreuzgangshaUe 
wie in der Sepultur da und dort aus den Mauern her- 
vortretenden doppelwulstigen Säulenbasen dem Bruno- 
bau angehören oder dem Werke Embricho's 1133, ist 
nicht zu entscheiden. Es wird zugestanden, dass sowohl 
Ba^nlei8ter Eozelin als der Meister unter Bischof Gott- 
fried die Hauptformen des Brunobaues umgestalteten; 
aberLissenen, Pilaster, Arkaden, der ganze Aussenbau im 
hohen Chor, Transept und die Mittelhalle sind in die 
zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts zu setzen. Die 
Jnschrift Bruno's auf dem rothen Quaderstein über den 
kleinen spitzbogigen Fenster der Apside gibt nicht so 
bestimmtes Zeugniss wie der Heinrichsstein in Neu- 
münster. Das dürfen wir indess wohl annehmen, dass 
die alte Form des Kreuzes und der Buchstaben über 
dem ganz modernen Stuckauftrag treu wiedergegeben 
worden sei. Ali den Spitzen des Hauptbalkens steht BRUNO^ 
an denen des Querbalkens EPS, Den Localnumismatikem 
hat das sjeltsame Monogramm, welches vielfach auf Wirz- 
burgischen Münzen wiederkehrt, viel zu scha|Pien gemacht. 

Dem Kiliansdom schadet der Mangel einer primitiven 
säulenreichen Krypta ^ sehr in seiner Bedeutung. Die 
von Brim gebaute hat bei der Vergrösserung und Um- 
gestaltung sowohll unter Bischof Uerrmann I. (1225) als 
unter Philipp von Greifenklau gelitten, welcher den Chor 
niedriger legen, die Gruft einbrechen liess imd an die 
Stelle der alten Säulchen neue Kolossalpfeiler setzte und 



SQ ide^ ganzen Ba^^ alle Würde' und Schönheit benahm. 
In früheren Zeiten war die Domgruft in die Vitus- und 
LuciäkapeUe geschieden. Noch zeigt man in derselben 
den Veitsbrunnen, welcher wie die Dombrunnen in Strass- 
burg, Freiburg, Paderborn dem Dome alles nöthige 
Wasser sgendet. Freilich kommt ihm nicht die Zier- 
lichkeit der Construction zu, wie dem Dombrunnen in 
Begensburg, dem schönsten in Deutschland. Die Weat- 
krypta von Neumünster hat auch einen Brunnen, dessen 
Entstehen mit den Auffinden der Gebeine Kilian's, Ko- 
lonat's md Totnan's in Verbindung gebracht wird. 

Brun erlebte die Vollendung des Dombaues nicht 
mehr 5 sein unglücklicher Sturz ist bekannt ,»). Seine 
Hülle wurde in der von Erzbischof Bodo von Mainz (15. 
Juni 1045) consecriten Krypta begraben. Nur die aus 
den Mauerwinkeln der beiden Eingänge schwach vor- 
tretenden Säulchen gehören dem Jahr 1043 an ; sie zeigen 
ausser den Würfelcapitälen keine charakteristischen 
Eigenthümlichkeiten. Bruno^s Tumba dient zum Altar. 

Den in der deutschen Kunstgeschichte bekannten 
Säulen Jachin und Booz wurde meist zu viel Wichtig- 
keit beigelegt. Sie trugen einst die Vorhalle, welche seit 
den ältesten Reiten in den Dom führte. Als diese 1644 
niedergerissen wurde, transportirte man sie in den Kreuz- 
gang, von da 1657 in die Gruft. Ob es wahr ist, dass 
die Herren von .Neumünster sie einmal wiegln altes Eigen- 
thum zurückforderten und sie zu einem Altarbau ver- 
wenden wollten (1617), können wir nicht entscheiden. 
Jn neuerer Zeit kamen sie in die Westseite der Nord- 
halle. Es muss auch dahingestellt bleiben, ob wirklich 
Brun die Vorhalle durch die Saiden stützte. Aber w|ts ist 
natürlicl)^r, als ^ass m^n solche Träger mit den Namen 
Ji^chin und 9oq^ belegte? Lag doch nichts näher, als 
9.n d^e gleiehbei^annten Säulen im Tempel Salomon's zu 



1) ChrQiiiiJoa .Wir?»l)urÄ. MM. ÖS. YL 8ü. 



64 

denken. Auch diese standen vor der Halle. Jachin 
stand zur rechten, Booz zur linken. Jachin heist „er 
wird befestigen", Booz (Boos) „in ihm ist Stärke": es 
sind die Säulen „Fest und Stark." Sie waren aus reinem 
Kupfer gegossen und inwendig hohl, die Masse davon 
war vier Finger dick; der Schaft war achtzehn Ellen 
hoch, die Höhe des Capitäls war fünf Ellen, der Durch- 
messer mass vier. 

Der schwerverständliche Bericht der heiligen Schrift 
von der Gestalt der salomonischen Säulen mag den 
Meister, der die zu Wirzburg meisselte, bewogen haben, 
ihnen ihre eigenthümliche Formen zu geben. Jachin ist' 
aus acht, Booz aus vier Säulchen combinirt; beide sind 
acht Fuss hoch. Jachin zeigt nur eine Verschlingung, 
Booz zwei übereinander; doch die erstere wird ob der 
Menge- der Säulchen sehr complicirt. An der immerhin 
dem Typus der attischen Base folgenden Säule Jachin 
vermittehi Ekknaggen die Plinthe mit den acht halbkreis- 
förmigen Wülsten und den zwei übereinanderstehenden 
Kehlen. In der Mitte der Höhe heben sich von unten 
und oben je ein Paar der Halbsäulchen vom Mittelkern 
ab, winden sich rundbogig zusammen, so dass die obere 
Biegung in den Raum einfallt, welchen die unteren 
übrig lassen. Ein kannelirtes Rundglied windet sich 
schlangenartig durch die acht Rundungen und schlingt 
alle innig aneinander. lieber diesen Knotenverschling- 
ungen ergänzt sich die zweite Hälfte des Säulenkörpers; 
in demCapitälkerne vereinigen sich je zwei Halbsäulchen, 
dass es sich wiespit^bogig ausnimmt; ein gerieftes Binde- 
glied schlingt auch diese zusammen. Die quadrate Deck- 
platte trägt die Legende 1 ACHIN. An der Basis von 
Boos sind die zwei Hohlkehlen durch keinen Wulst ge- 
trennt ; leicht verschlingen sich die vier Schäfte zwei- 
mal übereinander. Der Ring des Knospencapitälg ist 
stärker als bei Jachin, die Knospen sind fein und leicht 
gemeisselt und heben sich stark vom Kerne ab. 



es 

Aehnliche Knotenverschlingungen konimen'aueh an 
einem Portal der Neumarktskirche in Merseburg, im Dom 
zu Bamberg, in einem Thurmfenster zu Jlbenstadt und 
sonst vor. Otte meint, sie könnten etwa das zwölf Ellen 
lange Seil bezeichnen, welches nach Jeremias 52, 21 
jene Salomonssäulen umgab. *) Die zwei Säulen in d^n 
Domvorhallen zn Trident sind denen zu Wirzbürg am 
ähnlichsten. 

Die Brunocasula zeigt die den ganzen Körper um- 
fliessende Form. Auf himmelblaue Seidenwirkerei waren 
mit goldenen und rothen Faden die Aurifrisien und Schil- 
dereien voii deutschen Frauenhänden gestickt. Noch be- 
merkt man die strahlenumgossene Mandorla, in welcher 
der Herr lehrend thronte, wie die Plätze, wo fliegende 
Engelchen angebracht und Heiligenbilder eingestickt 
wären ; aber die Werke der Nadelkunst fehlen auf der 
Vorder- und Rückseite. In Kapitalmajuskeln liest man: 
SALV .... Das freundliche Stabwerk in den Aurifri- 
sienfeldchen kann unmöglich opus panormitamm aus Pa- 
lermo in Sicilien sein: arabisches Dessein zeigt andere 
Muster. Deutsche Arbeit ist in der Casula zu erkennen. 
Deutsche Fürstinnen stickten damals fleissig für die Dome 
und Stifte. Judith die bayrische Herzogin schenkte nicht 
bloss nach Niedermünster in Regensburg^ sondern auch 
an den Dom in Eichstädt Werke ihrer Hand ^) ; sie wa 
ren meisterhaft, denn die Fürstin übertraf alle in der 
Kunst. Wer weiss nicht von der Geschicklichkeit der 
jungfräulichen Kunigundis? Sie machte dem. heiligen 
Godehard einen Gürtel zum Geschenk, auf welchem sie 
zwölfmal sola fides wiederholte. In Wien wird die Ste- 
phanscasula bewahrt, welche die Schwester Kaiser Hein- 
rich's II. auf himmelblaue Seide mit Figuren imd Buch- 



1) otte HandK d. k. Kunst-Archäologie 278. StiegHtz Beitr. 
z. Geschiclite d. Bank. II. 219 ff. 
i) Qretser eccl. Eyttett. 428. 



M#bra gßsticlrt hikite. D<|g berfiliinie Palodaäaentum 
^868 JfiaiBet% mk den geistKchan und weltlichen, astro- 
MBiiseben und apokidyptiaclien Darstellungen stammte 
fi^e^ic^ miB Apulien, wo es die Nonnen in einem St. Bla* 
siBsldQster gestickt haben sollen; es war aber vom dor- 
tigen Hersag das (beschenk überbracht worden ^). 

Eine zweite Casula im Domschats zu Wirzburg zeigt 
gleichfalls die älteste Form. Alle sonstigen Paramente 
schuf eine splite Renaissance oder die Neuzeit. . 

£s ist von dem verhängnissvoUstem Object für den 
XtfOCiJkunsthistoriker 9 von den westlichen Domthürmen 
zu sprachen. Dass sie kn elften Jahrhundert gebaut 
MTurd^Uy und um sehr viel älter «ind als das Thnrmpaar 
d^r Ostung, kann nicht bezweifelt werden. Die Ai'muth 
an jeglichem Zierrath begreifen wir kaum. Die Münster- 
tbürme ypn Komburg. (im Wirzburgischen) fallen auch 
in die^e Zeit (1080^-1140), aber sie zeichnen sich vor- 
theUhaft durch die Blend^rkäden und gekuppelten Säulen- 
stallungen vor den Domthürmen aus; zierlich sind ver- 
hältnissmässig die Thürme von Korbei, die Abt Saranho 
1075 ..erbaute. Die Domfassade von .Wirzburg ist wenn 
auch gerade nicht die ungünstigste so doch die ärmste 
in Deutschland. Oder was sollen wir uns- denken bei 
Betrachtnng dieser im Quadrat aufsteigenden Bruchstein- 
rn^uern .mit ihren mehr als di'eissig Oeffnungen nach 
Westen allein, von denen die einen unpraktischen Schiess- 
9cbarten, die andern winzigen Kerkerlöchern gleichen, 
nur wenige Fensterchen ähnlich sind^ bei. welchen auf 
^ Bicfaibn^ss nicht im Mindesten Rücksicht genommen 
wurde. Sie stehen nicht in Parallele und nicht nach fesT 
t^m Gesetz gegeneinwder. Weder die. zwei doch gar. 
1^ QjpärUchen Arkadenreihen unter den im Jahre 1418 
aufgesetzten Gallerien, die am Thurm zu Bandsacker - 
geistreicher ausgeschlagen sind , noch c^e von der un^ 



1) Mantam Bambergense f. Uenriei 17&4, 4. 



==j 



eleganten Bruchsteinmauer allerdings woUtliStig abste- 
chenden Ecklisseneh, weder die geschmacklose Thüre, 
die nicht Portal genannt werden kann, noch das ohne 
Yerhältnias weite Fenster, bei dessen Rundbogenschluss 
der Cirkel fälsch angesetzt wurde, auch nicht das glit- 
zernde Uhrwerk verleihen der Fassade irgendwie pas- 
senden Schmuck. Wir begreifen und rechtfertigen den 
Eifer des Bischofs Julius,' dessen feinem Geschmacke die 
Ansicht eiii Grl^uel sein musste. Konnte woM Bischof 
Brun so geschmiaoklos bauen? Oder wer war der Meis- 
ter, wer der. Bauherr? 

Brun ist' Von den Franken hochverehrt worden. Mto 
hat seine Oebeme aus der Gruft transferirt, äufdemMar- 
tinsaltar in einem prachtvollen Sarge betgesetat, ihm zu 
Ehren ein Fest angeordnet, siäne.Casula dem V-dlke ge- 
zeigt, und Gottesdienst an seinem Tage gehalten. 

Nach dein Tode des grossen Mannes hat die kiinst- 
lerisehe Thätigkeit z^ar niefat aufgehört aber abgenom^ 
men. Die gewaltthätigen Zeiten Heinrieh^s IV. und 
Heinrich^s V. konnten wenig fördernd wirken. Die Ein- 
künfte des Bisthums mussten für andere Zwecke ver- 
wendet wer den. Auch wurde manche Schlaeht der wSd- 
bewegten Zeit vor den Mauern der Stadt geschlagen >). 
Bischof Adalbero (1045— 1085), Sohn des Grafen Arnold 
von Lambach, vergab ahm* den B.Qchten sc^er Kirche 
nichts, und stand mit seinen Jugendfreunden Gebhard von 
Salzburg und Altmann voii Passau als eine Säule der 
päpstlichen Rechte in Deutschland. Er hat Schwarzaeh 
zu ajteim Glaiius restlurirt, zur Stiftiüttg von Banz mitgef- 
wirkt^ Ifeuoiünister nach einer Charta aus Embticho\s 
Zeit neu gebattt und zum CoUegiatstifi erhoben, und in 
St. Stephan - die Benediktiner eingeführt Ueber den Bau 
von Neümünster merken wir aus dem schriftlichen Zeug- 
niss von Bischof Embricho an: 



t) Annal. BnuiwUwengeif ad ä. 1086. MM. SS. I. 100. 

5# 



68 

Dominus Adftlbero, Tir beatae et perannis tpnd Deum et homines memoriae, 
wirzeburgensis quondam episcopus, inter multinuMU Tirtutumsuanim iosignia, 
quibus eccle^am sibi rommUsam decoravit et multipIicipossessioDumutüitate 
ampliavit, basilicam qnoque, quod iio^am monasterium appellant, in honore 
beataeDeiOenitricis etomniuni 8anct<iram a fundamento erexiteteon> 
stitQtis ibidem fratribus cum certis et stipendiariis redditibus inter cetera bona 
quosdam etiam eensualcs ad aedi/ic.ium eoclesiae retinendum et de anno 
«in annum reparandum praeposito eji^sdem basilicae eantradidit. 

Der Todestag Adalbero'3 wurde feierlicher als jener 
des Gründers Heinrich begangen. Die Fürstin Bicheza 
von Polen hat ansehnlich zum Neubau gesteuert ')• 

Wie Gebhard der Stifter von Admont geworden ist, 
Altmann das prächtige Göttweih gebaut hat, so vollen- 
dete Adalbero den Bau des von seinem Vater begonne- 
nen Lambach. Die Schulen des Sprengeis hat er gehoben. 
Richeza von Polen, die 1063 auf der Salzburg starb, und 
nach Köln begraben wurde, verherrlichte seine Regie- 
rung. In St. Burkard war Herrand thätig, der nachmals 
1090—1102 Bischof in Halberstadt wurde 2). Zweimal 
musste Adalbero der Gewalt Heinrich^s IV. weichen ; er 
ist zu Lambacb gestorben und begraben ä). Während 
Bischof Gundakar H. von Eichstädt (f 1075) alle seine 
Vorgänger an Kunstsinn übertraf, für die Kirchen seines 
Sprengeis nach Kräften sorgte und die Porträte seiner 
Vorgänger wie die Bilder der ersten Apostel des Fran- 
kenlandes in das berühmte Pontificale malen und mit 
Versen versehen lies£^, in Bamberg durch den hochge- 
bildeten Otto, der den Dom zu Speyer und sonst an 
sechzig Kirchen gebaut hatte, eine glänzende Kunstepoche 
eingeleitet wurde, Augsburg um 1Ö75 in voller Thä- 
tigkeit Kapellen und Thürme baute und in Metall, Stein 
und Holz badete*), ist von der RegieruQg derWirzbur^ 



1) Leibnitz SS. BW. s. I. 313. Gropp Neumünster 194. 

2) Wattenbach GeschichtsquclJen Deutschlands 256. 
S) Mabillon ann. Y. 401 MM. SS. XU. i2-7— 147. 
4) AllioU Bronj^e-Thüre ÖO. 



69 

ger Bischöfe (Meinhard) Eginhard (1088—1104), Rupert 
(1104—1106), Erlong (llOft-1122) und Rudger (1123— 
1125) wenig kunsthistorisches von Belang zu berichten. 
Im Jahre 1069 gründete Markgraf Hermann und seine 
Frau Albrath die Kanonie Heidenfeld, 1090 stellte Egin- 
hard den Fimdationsbrief des wichtigen Komburg aus ^). 
Unter ihm wurde auch die MargareÜienkapelle zu Wirz- 
burg erbaut, und im Jahre 1097 bei derselben ein Xeno- 
dochium an die Stephansabtei nebst der Pfarrei Zellingen 
tibergeben. Nach nahe fünfzig Jahren ist durch den gros- 
sen Abt Raphold daraus das St. Afrakloster geworden. 
Die edle Mechtildis baute eine Martinskapelle zum Stein, 
bei Komburg 2). 

In den Uebergang vom elften in's zwölfte Jahrhun- 
scheint die im Jahre 1809 abgebrochene Katharinenka- 
pelle gesetzt werden zu müssen. Sie war 52' lang, 32' 
breit. Der hübsche romanische Thurm war durch Blend- 
arkaden getheilt, und das der Nordseite verbundene Portal 
durch Archivolten geschlossen; die sechs Fenster ver- 
tieften sich acht romanisch in der Laibung. Was fand 
man beim Abtragen tief im Grunde allerlei Geräthe und 
unerklärliche Dinge I Die Skelette, in bläulichen Taft 
gehüllt, die Pferdeknochen und Rinderklauen, die Zie- 
genhSrner, die Steine und die Waffen — da dieMytho- 
logen und Germanisten dergleichen sahen, hatten sie 
nichts Eiligeres zu thun, als die Stelle für eine heid- 
nische Opferstätte zu erklären. Das Portaltympan dieser 
Kapelle blieb uns erhalten. Der kostbare Rest aus ro- 
manischer Zeit ist jetzt in die Sammlung des historischen 
Vereines gewandert. Das Tympan, aus Marmor gemeis- 
selt, hält T 3" in der Länge, ist 3Vs' hoch; Maria 
thront auf einem derbgearbeiteten Stuhl, wie wir sie auf 



<) Gudenus Cod. dipl. I. 27. Michael herbip. ap. Boehmer 

fontfs I. 452. 
<) Michael herbip. ^p. Boehmer fontes I. i52. 



MajestätflfiijQgeln dieser Zeit abgebildet mi Beh^a gewohnt 
sind. Das AntHta der Matter ist voll wie auf dem oben 
besdiriebenen Elfenbeindeckel. Dicbt über dem Haupte 
der Jungfrau neigt sich die Taube. Das reicfagewandete 
gottidche Kind trägt wie die. Mutter eine sohwerlast^ide 
Krone. Zur Linken der Gruppe betet der Junger, der 
der Mutter unter dem £jreuTO als Sohn empfohlen ward. 
Im Spruchband steht: in prinqt. e. v. Der Vorläufer Jo- 
hannes 5 der beim Weltgericht mit der Mutter für die 
Realisiruhg des Weltplanes danken wird, trägt im'Spruch-^ 
band: parate Vßam) D{omim).lA\i&^ sprossen zur Rechten 
und Linken. Die Majuskellegende in der Randplatte 
heisst: Yirgo Dei matris custos et virginikUis; isU fuU 
praeco verus de lumine verö. Die untere Randschrift lautet : 
Mater es et virgo prece matema metnar esto nostri kac 
nostrum deleri pura reatum. Die Darstellung möchte gern 
mit den fast gleichzeitigen Skulpturen am Portal des 
Grossmünsters in Zürich, an der Thüre des nördlichen 
Kxeuzarmes vom Baseler Dom, und der Thürlünette der 
Kirche von Erwitte in Westfalen verglichen sein. Die 
Egstersteine bei Detmold stanunen aus derselben Zeit. 
Der romanische Weihwasserstein aus St. Stephan im 
Vereinsmuseum bildet ein Gegenstück zu jenem vor Jah- 
ren im Conventsgarten des alten Stiftes zu Neustadt am 
Main unter alten Trümmern gefundenen Taufstein , der 
die Zwölfboten neben Christus und dem Täufer zeigt. 
Ein interessanter romanischer Altar, welcher früher in 
der Sakristei des Münsters in Neustadt stand, ist seit 
mehreren Jahren nicht mehr dort zu sehen. Er würde 
mit dem auf zwei Säulen ruhenden romanischen Al- 
tar im Thurme zu Rieneck ein bedeutsames Hittelglied 
in der Geschichte des Altars im Sprengel gebildet 
haben. 



n 

B. Bifltliezelt der romaniscteii imi 

(1100—1190.) ^ 

§ 7. Bischof Embrichch 

Zu Bamberg" wären am Anfang dieser Periode zahl- 
reiche künstlerische Kräfte thätig. Die Jakobslurche 
wird im Jahre 1109 vollendet, Otto lässt durch Meldtet 
Babo 1117 — 1121 das Michaelismünster bauen, die Kirche 
mit Malereien schmücken, die Bartholomäus-, Oswalds- 
und Frauenkapelle errichten ; in den Dom werden Säulen 
gestellt, die Wände reich bemalt, das Pflaster erneuert, 
der Georgschof erhöht, das Dach der Thürme rbit Kupfer 
gedeckt ^) und sonst an die sechzig Kirchen begründet ; 
in den schwäbisch-fränkischen Provinzen schafit die dtitch 
Wilhelm von Hirschau (aus Regensburg) angeregte ^Lunst- 
thätigkeit Münster auf Münster nach dem Muster der 
jetzt in ein Magazin verwandelten Aureliuskirche (1059 — 
1071). Die Basiliken von Alpirsbach (1095), Steinbach, 
Sindelfingen, Faurndau, Schaffhausen, if^Uwangen, IXe't- 
tingen, Denkendorf werden meist in dieser Zeit errichtet. 
In Wirzburg, das sonst ^ immer tonangebend gewesen, 
wird erst durch Bischof Embricho 1125 — 1147, GrÄfeA 
von Leiningen, die nach langen- Stürineii eingetretene 
Ruhe zur Verhärschung der vielen Wundeö, welche 
den Klöstern und Stiften geschlagen waren, benutzt und 
eine fruchtbare Kunstthätigkeit erneuert. Die Säulenha- 
silika vom nahen Oberzeil, die Pfeilerkirche der Schot^ 
ten, der Brückenbau und die Domrestauration gehören 
in die Zeit dieses Bischofs. Unbestimmt ist die Bauzeit vom 

Centralbau U. L. Frau auf dem Berge. 
Die älteste Kapelle des Frankeidaiides, wer kami 
das laugnen, und aUeeeü^ Ton den Fnudken hockver^hrtl 



1} Lnd^wig 8S. m. iH. ui. 



72 

Doch vom Baue Heddan's IL (704) hat sich keine 
Spür mehr erhalten. Mögen die acht in das Rondell ge- 
brochenen Nischen an den alten Stephansdom in Regens- 
bürg gemahnen, es kann der Beweis nicht geliefert wer- 
den, dass die Kapelle, wie sie uns entgegentritt, älter 
als das zwölfte Jahrhundert sei. Auf etwaige Fundamen- 
talconstructionen kann wahrlich nicht Rücksicht genom- 
men werden; die vier Basamente für den Traghim- 
mel stammen aus der Zeit des Bischofs Julius, und nicht 
aus dem elften Jahrhundert. Die Restaurationen der 
Bischöfe, welche von der Mitte des dreizehnten Jahr- 
hunderts bis zum Beginn des achtzehnten auf der Burg 
residirten, der Brand unter Julius am 27. März 1600, die 
Eroberung durch die Schweden 15. Oct. 1631, die imge- 
zählte Schätze zu Grunde richtete, die Verschönerungsr 
lust des Philipp von Greifenklau (1697), dessen Wappen 
uns davon Kunde bringen, haben an alten romanischen 
Details derartig aufgeräumt, dass ausser den rundbogigen 
Blendarkaden mit den hübschen Figuren und Consölchen, 
welche den Oberbau umlaufen, nichts übrig geblieben 
ist. Die Techno dieser Arkaden mit den charakteristi- 
schen Menschenköpfen erinnert aber an das zwölfte Jahr- . 
hundert. Wir sehen einen massiven runden Unterbau, 
und einen engern daraus springenden runden Oberbau; 
die Ostung ist von Julius vollendet worden. Im Innern 
finden sich acht Nischen, Rococcoaltäre , hübsche Mar- 
mordenkmäler und ein zierliches Reliquiar, das ein 
Schweinfurter Goldschmied im Jahre 1519 verfertigte. 
Wir finden weder eine durch Säulenstellungen interes- 
sante Doppelkapelle wie in der Burg zu Eger, oder zu 
Nürnberg (1040), weder einen von Gold, Edelsteinen 
und in Farbenpracht strahlenden Graalsbau wie Karl IV. 
in der Burg Karlstein bei Prag zaubern liess, auch nicht so 
reiche Skulpturen wie auf der Buifgkapelle der Trausnitz 
ob Landshut, nicht einmal so räthselhafte Figuren wie 
an dem archivoltenreichen .Fortale der verwwdten.Ok- 



73 

t0gonkapelle im nahen Oberwittighausen. Wichtiger ist 
Standorf und das halb in der Erde steckende Doppelokto- 
gon in Griinsf eidhausen. Auch die Burgkapelle zu Forch- 
heim wird durch die Wandmalereien aus dem dreizehnten 
Jahrhundert, Darstellungen des jüngsten Gerichtes, der 
Anbetung der Magier, der Verkündigung und einiger 
Propheten kunstgeschichtlich bedeutender als unsere Burg- 
kapelle. Das Centralkirchlein , welches ICigil in Fuld 
baute, ist bekannt. Fiorillo setzt die neben Stift Mur- 
hardt stehende Walderichkapelle in die karolingische 
Zeit, in die Gründungsperiode des Klosters; sie ist aj)er 
von 1180. Die früher 7;a St. Burkar d gehörige im Okto- 
gon construirte, mit einem Arkadenfries gezierte Mag- 
nuskapelle in Wirzburg ist zerstört. Die Rotunda hinter 
dem Dom wurde im Hessenkrieg abgebrochen ^). Unsere 
Burgkapelle hat mit den bekannten Bundkirchen zu Nym- 
wegen, Ottmarsheim, St. Michael in Fuld, Essen, Mett- 
lach, mit St. Rupert in Salzburg undSt. Wipert in Quedlin- 
burg nur theil weise die Form, nicht das Alter gemein. 

Die Prämonstratenserkirchc in Oberzell. 

Der Ordensstifter Norbertus hatte im Jahre 1128 
zu Wirzburg gepredigt. Sein Wort scheint gezündet 
zu haben, denn bald steuerten die Reichsten der Stadt 
so ansehnlich an Geld und Gütern zusammen, dass der 
Klosterbau von Zell rasch gedieh. Domherr Heinrich 
und sein Bruder Johannes gaben ihre ganze Habe; Jo- 
hannes ist der erste Abt geworden. Die Dotationsurkunde 
von Zell erwähnt zwar hur des Männerklosters , doch 
sind wir durch anderweitige Nachrichten zur Annahme 
gezwungen, dass sich neben demselben auch ein Frauen- 
klösterlein erhob und dem Main entlang sich hindehnte. 
Bischof Embricho hat die Stiftung im Jahr 1130, Inno- 
zenz n. drei Jahre darauf sie betätigt. Das päpstliche 



«) Ludewig SS. WB. Olli 



74 

Decret erwähnt bereits der Basilika des heiligen Mi- 
chael 0- Vom Baue des Jahres 1128—1130 steht noch 
das doppelbogige Portal des Klösterhofes und die statt- 
liche Säulenbasilika bis zum Triumpfbogen. 

Bei der geringen Anzahl weltlicher romanischer 
Bauten gewinnt das von drei Säulen getragene Einfahrts- 
thor in die Abtei um so höheres Interesse. Ein grösseres 
Thor dient denen zu Wagen, das kleinere wird von den 
Pussgängern benützt. Blumen spielen in den Würfeln 
der Capitäle; die Archivolten werden durch Hohlkehlen, 
Plättchen und Wulste gegliedert, der Wulst endigt in 
ein Schlangenköpfchen. Das über den ganzen Portalbau 
hinlaufende Fries formirt sich aus vierzehn Rundbogen 
nüt constructiven Consölchen. Anmuth ist dem Werke 
nicht abzusprechen. Am gleichfalls gedoppelten renn»- 
nischen Eingang zum alten Reuerervogteihof in der Dom- 
pfaffengasse der Stadt sind die beiden abschliessenden Bo- 
gen von gleicher Höhe; obwohl sie aus oktogonen Säu- 
len mit Würfeln und starken Deckplatten auslaufen, und 
an den beschädigten Basamenten Eckknaggen angebracht 
waren, fallen sie dennoch auffallend spitz zusammen : es 
ist das früheste . freilich mehr zufällige Auftreten des 
Spitzbogens in Wirzburg, wenn wir von deii Würfel- 
wangenriefchen in der östlichen Krypta von Neumünster 
(elftes. Jahrhundert) absehen wollen. So hat Chartres 
schon 1028 den Spitzbogen, Bamberg und Trier gleich-, 
falls im elften Jahrhundert 2). Wie zuKomburg im alten 
Sprengelgebiete ein eigenthümliches romanisches Ein- 
gangsthor die damalige weltliche Architektur zeigt ,^ so 
sind auch in dem von 1118—1123 gebauten Aura-Trim- 
berg hübsche romanische Reste aus den Zerstörungen 
des Bauernkrieges erhalten geblieben. Noch steht dort 



i) Uss ermann EP. WB. 386. 394. Cod. prob. 31. Archir. X. 

1. 92 ff. 
S) Hope bist, de Tarcbitect. 339. 



7S 

ein Rundbogenportal von D.oppelfenstern umstellt, eine 
ganse Halle vom alten Kreuzgang mit spärlicher Wand- 
malerei ist erhalten. An der Südseite der in das reifende 
Saalethal blickenden Kirchhof mauer sind die zwei mittr 
leren LiefatölPnungen durch vier Säulchen gegliedert, ein 
Beicfathum, wie er nur an Gellihausen wiederkehrt. 

Treten wir in die Säulenbasilika. Die Restauration 
vom Jahr 1696 hat die Fassade mit obligaten Voluten, 
Pyra;miden, jonischen Säulen und den unschönen Figuren 
Gottfried's und Norbert's überladen, die alten vierEehn 
rothen Granitsäulen mit drei Finger hohem Stuck über- 
deckt und die Abseiten völlig modernisirt; der Gräüel 
der Verwüstung, der seit der Säkularisation über das- 
Münster gekonomen, hat einerseits vor dreis^ig Jahren 
die Ostung vom Triumpf bogen ab weggerissen , ander- 
seits durch gewaltsame Verbindung der einzelnen Säulen 
mittelst Balken den nngefügen Stuckauftrag beseitigt, und 
unter der korinthigirenden Form der Capitäle die ur- 
sprünglichen mit kleinen Voluten geschmückten Würfel- 
keme blossgelegt. Vierzehn Säulen tragen den moder- 
nisirten, jetzt zur Kohlenvorrathskammer benutzten Hoch- 
bau. Sie sind aus leuchtend rothem Granit gemeisselt, 
wie er zu Hplzkirchen un^ Erlbrunn gebrochen wird. 
Uin den Stuck festigen zu können, musste der Maurer 
mit dem Spitzhammer die Politur und die alte Feinheit 
vertilgen, imd durch sehr offabstehende Erhöhungen. und 
Vertiefungen den Ansatz der Composition ermöglichen. An 
der über dem quadraten Plinthus ohne Eckblatt anstei- 
genden attischen Basis liess der Meister, der die Basi- 
lika 1128 zu bauen begann., insofern eine Modification 
des Normaltypus eintreten, als der untere Wulst auffal- 
lend weit vorsteht. Ein stattlicher etwas zugespitzter 
Würfelcylinder entwächst dem Capitälhals, um die mit 
Biemchen und üarnies bewegte Platte zu tragen. Da 
der runde Schaft 10^ hoch ^' breit ist, gestaltet sich das 
VeriiäljtaQdss d^r Höhe zum Durchmesser der Säule wie 



76 

5:1; die Basis ist 18^^ hoch, die Plinthe ist wie die 
Deckplatte 3^ breit. Jede Säule steht von der andern 
9^ ab; 20^ breit ist das Mittelschiff. Sowohl der ausge- 
zeichnet fein und edel profilirte Triumpfbogen als die 
zwei Hallen im Westen gehören dem ursprünglichen Baae 
an. Der Todtenstein des Eberhard mit der Majuskel 
aus dem zwölften Jahrhundert darf mit dem Baumeister 
der Kirche nicht in Verbindung gebracht werden. 

Obwohl das Generalcapitel des Prämonstratenseror- 
dens schon im Jahr 1141 den Beschluss gefasst hatte, 
alle Frauenklöster von denen der Männer zu trennen, 
konntQ diess zu Zell wegen Mangel an Geld erst 1160 
in's Werk gesetzt werden; es entsand Unterzell. Viele 
edle Frauen nahmen den Weihel in Unterzell; das Frauen- 
kloster gedieh bald zu ansehnlichem Reichthum, ist nie 
in Geldverlegenheit gekommen, hat aber oft denVätein 
aus solcher geholfen. Nur der Südthurm hat die Stürme 
des Bauernkrieges und die Restauration durch Julius- 
gothik überstanden. Vier Arkadenreihen begegnen dem 
Verticalismus seiner Wände; das aus über Eck gestell- 
ten Steinen bestehende Zahnschnittfries zeichnet die letzte 
Reihe aus. Das ursprüngliche Zeltdach ist weggebrochen, 
da ja der ganze stattliche Kirchenbau zu Stallung, Sta- 
del und Wohnung verwandelt ist, und im Mausoleum der 
Schenken von Rossberg, über den Gräbern gottgeweih- 
ter Jungfrauen aus erlauchten Häusern ordinäre Wieder- 
käuer sich der Fütterung erfreuen. Auch der weite und 
hochgesprengte Kreuzgang ist durch Ställe, Rumpelkam- 
mern, Heumagazine und alleriei Löcher auf die unheim- 
lichste Weise parcellirt. 

Die Schottenkirche zu St. Jakob. 

Die Schottenkirche in Erfurt würde trotz der ma- 
nichfaltigen Umgestaltungen am besten mit der Jakobs- 
kirche in Würzburg in Parallele gebracht werden. Da 
der Verfasser sie nicht gesehen hat, die Schottenkirche 



77 

in Wien verbaut ist, Ghross St. Martin in Köln eigent- 
lich nicht in diese Kategorie gehört, und von den total 
veränderten Schottenkirchen in Nürnberg und Eichstädt 
Umgang gonommen werden muss, so soll St. Jakob nur 
mit dem gleichbenannten Centralmünster aller Schotten- 
kirchen Deutschlands, in Regensburg, das Abt Gregor 
an die Stelle des Werkes von 1090 — 1111 setzte, ver- 
glichen sein* Beide Kirchen sind dreischiffig. St. Jakob 
in Regensburg (1150 — 1184) wird durch die ausgezeich- 
neten Höhenverhältnisse und .den Reichthum ikonischer 
Capitäle unter den romanischen Kirchen Deutschlands 
in die vorderste Reihe gestellt; dieselben hohen Dimen- 
sionen fallen auch beim ersten Blick zu St. Jakob in 
Wirzburg auf. Noch mehr: wenn auch die leise wellen- 
förmige Bewegung den Blick angenehm in der Longitu- 
dinalrichtung fortleitet und eine energische deutliche 
Wirkung hervorlockt; wir finden die Hochwände auf 
Kosten der Schönheit zu sehr in die Höhe gedehnt. Zu 
Begensburg baute Abt Gregor eine Säulenbasilika, von 
deren wimmelnden Reichthum an Blätter- und Thiercapi- 
tälen die Kunstgeschichte längst Notiz genommen hat; 
weniger sind ihr die seltsam reichen Kämpfer mit den 
gewürfelten Halbsäulen und den einzelnen Thier- und 
Menschenköpfen der Pfeilerbasilika in Wirzburg bekannt. 
Wie in der Mutterkirche dem ersten Triumpfbogen ein 
zweiter vor der Konche correspondirt und in den Raum 
zwischen beiden einige Diagonalgurten gesprengt sind, 
so hat auch der nur um weniges kleinere Embrichobau 
zwei Bogen erhalten, deren vorderer durch ein im vier- 
zehnten Jahrhundert eingesetztes Kreuzgewölbe stark 
geschädiget wurde ; dieselbe Zeit hob die primitive Klee- 
blattform der drei Apsiden auf, indem die nördliche vom 
Neubau des Thurmes gänzlich umschlossen, die Haupt- 
apside nach Oben erhöht, mit hohen Fenstern versehen 
und an den Ecken mit Streben besetzt wurde. Eine Ver- 
längerung des Chores kann nie stattgefunden haben. 



78 

Zwei Thürme markiren bei beiden Kirchen die Ostnng, 
während in Wirsburg der Transeptbau mangelt Be- 
trachten wir an unserm St. Jakob die Details. 

Am Aussenbaue hat die Renaissance nicht nur die 
sieben Fenster der Abseiten erweitert, und sie mit ab- 
geschmackter Linienspielerei umsogen, sondern auch die 
Fassade wie die Portale nach dem bekannten Oes<5hmäcke 
neu eonstruirt. Kein ursprüngliches Kranagesims, keine 
Arkadenreihen, keine Lissenen; auch die Quadern sind 
mit Tünche überdeckt, und es kann nicht ersehen werden, 
ob hier dieselben Majuskeln als Steinmetzzeichen wieder- 
kehren, wie an St. Jakob in Regensburg. Nur die neun 
Fenster der Hochwand beiderseits schrägen .sich in der 
ursprünglichen Form. Angenehm leuchtet der rothe 
Sandstein ihrer Laibungen. Der Südthurm steigt in der 
alten Gestalt zu drei quadraten Stockwerken an. Die 
unverhältnissmässige Länge der Wetterschräge an geinen 
beiden Eckstreben beleidigt das Auge; über 'den von 
ihnen getragenen Thürmchen laufen vier Arkadenbögen 
mit Constructivconsölchen hin ; der Zahnschnitt, den man 
seltsam mit dem abschreckenden Namen Dreischlitzfries 
beehrte, krönt mit reichem Simswerk diess erste Quadrat. 
Das zweite, ungewöhnlich hoch, wird von einem in Deutsch- 
land, immerhin selten vorkommenden Tropfenfries ge- 
schlossen. Die klangöffnimgen unter dem Helme werden 
durch Säulchen gedoppelt. Am Nordthurm finden sieh 
nur wenige gotbische Coniätrüctionen« lieber der nach 
Aussen tretenden Südapside ist in gehukter gewaltsamer 
Stellung ein Männlein angebracht, welches das Auge 
zuip Hknmel wendet, und die HItoide auf die Kniee stemmt. 
Im Innern tragen 16 freistehende'' und je 2 in Ost 
und West den Wänden eing[ebun4ene Pfeiler die Hoch- 
wände. Die Fussplatte ist durch die Ueberhöhung des 
Bodens unsichtbar geworden. Die quadraten Schäfte 
sind 11' hoch, 4t breit; an den 2' breiten KSmtpfeni 



79 

wechseln ober und unter dem Wulst die Schrägen, Riem- 
chen und Plättchen. . lieber den 11' breiten Arkaden 
unterbricht ein Wandgesims die Monotonie der Fläche. 
Da die Mittelhalle 27' breit, 50' höh ist, müssen sich 
schlanke Verhältnisse entwickeln. Die Pfeiler der West- 
wind haben Halbpfeiler eingebunden, denen Arkaden- 
bogen äusspringen, um sich auf der in die Mitte ge- 
setzten Säule zu stützen , deren Würfelcapitäle Heine 
Voluten und eine reiche Deckplatte zieren. An den vier 
Ostungspfeilem der SüdhäÜe cohstruirte der Baumeister 
ebenfalls Nebenpilaster, Indetti die Linien der Deckplatt- 
gliedening sich dadurch mehrfach brechen, in das Recht- 
eck, das entstehen muss, ein stämmiger Säulens<^haft mit 
Würfel sich einfügt, über diesen der gleiche Kämpfer sich 
fortsetzt, unter demselben Menschen- oder Thier- (Ochsen-) 
Köpfe zum Vorschein kommen, gewinnt der Anblick der 
vier Gewölbeträger etwas überraschend- reiches, wenn 
äu6h die Eleganz durch so nothwendig resultirende Brciite 
und Massigkeit bedeutend verliert. Beim Anblick, dieser 
Pfeüerbildung bedauert man um so mehr die Verball- 
hornung der Süd- imd Nordportale. Wenn sich an' dem- 
selben auch keine Zickzackomamente wie an St. Jakob 
in .Regensburg, im Kreuzgeng und am Westportal der 
Karmelitenkirche in Bamberg fanden, so werden jeden- 
falls die Archivolten in ihren Profilirungen mit den ei- 
genthümlichsten Combinationen aufgetreten sein. Das 
angedeutete System der Pfeilerverstärkimg wurde am 
consequentesten in der gewölbten Südapside angewendet ; 
es war hier um so nothwendiger, weil die Pfeiler die 
fruchtenden Massen der Thurnistockwerke aufzunehmen 
hatten» In der Nordapside suöhte zwar der Thurmbam 
dieses System möglichst zu verdrängen; auch haben die 
Sehenräume nnd Oratorien die Pfejler verstellt; aber 
genaue Untersuchung mag die alten Formen leicht ent- 
decken und den immer angenehmen Wechsel der Kampf er- 
linien beobachten. Die spitebogigen Bippen des Chors 



80 

springen aus Rundpilastem aus, an deren Consolen lanb- 
umschlungene Larven grinzen. 

Die Schottenkirche in Wirzburg ist eine der statt- 
lichsten und eigenthumlichsten Pfeilerbasiliken des Fran- 
kenlandes. Jetzt wird nur ein Theil der drei Hallen zu 
gottesdienstlichen Zwecken verwendet. Die alte Ostung 
ist zum Musikchor umgebaut. Die schönen Hallen nach 
Westen dienen als Militärdepot. Ueber den Gräbern der 
schottischen Aebte und Mönche, der Herren von Red- 
witz, der Edlen und Treuen von Bubenheim, Wernau und 
andrer fränkischer Geschlechter, die ihrer Zeit hier 
gerne eine Grabstätte suchten, stehen jetzt Bagage- und 
Munitionswägen wie verschiedenartigstes! Kriegsgeräthe. 

Die rothen Quadern der Pfeiler und Hochwände 
glänzten einst im bunten Schmucke der Farben. Zwar 
scheinen von romanischen Bandstreifen und Heiligenge- 
stalten kaum Beste erhalten zu sein, aber die Malereien 
vom Jahre 1504 treten an einigen Pfeilern noch leuch- 
tend zu Tage. Wir sehen von zwei polychromen Band- 
streifen begrenzt, schwarz auf gelb reichbewegte Blumen- 
ornamentation. Darübersteht: 1508 Martin adhuc cateck. 
— (echumenus). Und die Heldengestalt des'pannonischen 
Kriegsmannes tritt uns entgegen. Die purpurne Umrah- 
mung, der rothe wallende Mantel steht gut zum grauen 
Lendner und zum grünen Beinkleid. Ein Barett sitzt auf 
dem Haupte. Jndem der himmlische Bettler dem Krieger 
zu Füssen fällt, und Martin mit dem Schwerte das Mantel- 
stück abhaut, gewinnt die Gruppe drastisches Leben; 
sie muthet uns an und wir bedauern sehr, dass so viele 
von den übrigen Figuren des Tünchquastes noch nicht 
endledigt sind. Von der Gestalt des heiligen Kilian ist 
das Pedum^ die Planeta, die Albe und die Inschrift zu 
sehen, doch der Ausdruck im Gesichte nicht zu erkennen. 
Dass noch manche bischöfliche Gestalt die Pfeiler zierte, 
ist am Pedum leicht zu sehen. Dem knitterigen Falten- 
wurf, den Meister Dill in dieser Zeit tonangebend be- 



81 

liebte, ist sein Zeitgenosse, der Maler dieser Pfeiler, 
mildernd entgegengetreten. Er hat neben den belieb- 
testen Farben des Mittelalters, Roth, Blau, Gold,, be- 
sonders mit dem Grün zu dämpfen und zu disponiren 
verstanden. Auch die Aureliuskirche von Hirschau wurde 
noch 1524-1556 mit denbekannten 177 Darstellungen bemalt. 
Die merkwürdige steinerne Statue des Münsterpatrons; 
•welche die Gartenmauer im Westen zierte, ist in die 
Sammlungen des historischen Vereins, das alte hübsche 
Salvatorbild in einer Ecke der Durchfahrt ist in das 
Nationalmuseum nach München gekommen. Die höchst 
eigenthümlichen Zellen aus dem sechszehnten Jahrhundert 
zeigen uns die Technik des opus scoHcum^ des einfachen 
Holzbaues. Die Tradition von der Zelle Trithem's ,noch 
zu Anfang des Jahrhunderts lebendig, ist bereits er- 
loschen. Wenige wissen noch vom „Donnerkeil", den er 
in die Kirche hängen liess. 

Wie kamen die Schotten auf Gerbirg? (Geierberg) 
Wer hat die Pfeilerbasilika gebaut? Bischof Embricho 
war eines Tages auf der Reise zur Metropole Mainz be- 
griffen; ein stattliches Gefolge begleitete den Prälaten. 
Da trat ihm ein schottischer Mönch, Christian, entgegen. 
Gar arm war seine Ausrüstung. Seine Rechte führte den 
Pilgerstab, eine lederne Wasserflasche hing ihm zur Seite, 
daneben konnte man die Reisetasche erblicken. Aaich 
eine Kapse mit Reliquien Führte er bei sich. Der Schotte 
warf sich dem Bischof zu Füssen und lag ihm inständig 
mit der Bitte an, ihm und seinen Gefährten gastliche 
Herberge in seiner Kathedralstadt zu gönnen. Gebhardus 
Longus, der edle Burkard, Reginhard und manche der 
Begleiter unterstützten die Bitte des Pügers. Embricho 
sagte zu, und nahm den Mönch nach Wirzburg. Klerus 
und Volk vereinigten sich, boten den Schotten die Höhe 
Gerbirg und die Wiesenstrecken den Main entlang an. 
Anathem und Maranatha sollte jeden treffen, der je die 
I Schenkimg verletzte. Im Jahre 1134 begann der Kloster- 

I 6 



bau; eine Kapelle wurde am 8. Juli 1139 consecrirt, 
die geschilderte Basilika 1146 vollendet ^). Makarius, der 
aus St. Jakob in Regensburg gekommen war, und die 
Verehrung der Wirzburger in vollem Masse gewonnen 
hatte, leitete als erster Abt die Brüder wie den Bau. 
Wattenbach erklärt die von Embricho ausgestellte Ur- 
kunde für interpolirt; es ist uns nicht möglich, hierin 
mit dem Forscher gleichen Sinnes zu sein. Der Bischof 
stattete das Stift ansehnlich aus, verschaffte den Mönchen 
eine Domstiftspräbende und verordnete, dass nach seinem 
Tode sein Leichnam in der Kirche von St. Jakob aus- 
gestellt und von da aus zu Grabe getragen werden sollte ; 
diese Sitte hat sich so lange erhalten, als die Bischöfe 
auf dem Berge residirten. Makarius, schon in Jrland 
durch seine Gelehrsamkeit berühmt, leitete das Kloster 
von 1139 — 1158, und besuchte die Gräber der heiligen 
Apostel in Rom. Christian und Eugen folgten ihm nach- 
einander in der abteilichen Würde. Sie begruben ihren 
Meister, mit dem sie so viel gewandert waren, in der er- 
wähnten Kapelle, und gaben der Tumba die Aufschrift: 
Hie jacet Macarius primus abbas hujus ecclesiae per quem 
Dem Vitium in aquam con&erHt. Obwohl Abt Johannes IL 
(1253 — 1274) vor dieser die Gebeine des wunderthätigen 
Mannes bergenden Tumba betend seine Gesundheit wieder 
erlangte, entschwand bald das Andenken an ihn, bis man 
1614 die Reliquien wieder fand, sie am 31. Mai 1615 
feierlich in den Chor transferirte, 1731 zu seiner Ehre 
eine Sodalität gründete; und in diesem Jahrhundert die 
Hülle in die Marienkapelle brachte. Unter Abt Christian, 
dessen Rundsiegel mit Majuskellegende noch da und dort 
zu sehen ist, erhielt St. Jakob 1166 Dienste in Weigols- 
hausen, 1167 Güter in Theilheim, 1172 Weinberge in 
Frickenhausen, 1176 Weinberge in Gossmannsdorf und 
von einem Bürger aus Wirzburg, Adelhard, zwei Kapel- 



1) Ussermaun KP. \VB. 280. Tritbemius Chronicon mona^terii 
s. Jacob! ap. Ludewig SS. Wß. 998- 1004. 



83 

len zu St. Michael und U. L. Frau mit einem steinernen 
Hause am Main^). Abt Eugenius starb 1197. Im Jahre 
1233 gestattet Bisehof Herrmann, dass sich unter Abt 
Herrmann zwei Frauen als Reclusen beim Kloster nieder- 
liesen ; 1247 erhielt die Kirche Ablässe. St. Jakob war 
ein Glied det deutschen Schottencongregation^ die in 
St. Jakob in Regensburg ihren Mittelpunkt hatte, und 
aUe drei Jahre dort ihre Versammlungen hielt; 

Der Wohlthätigkeitssinn Wirzburgs gegen diese 
Mönche floss aus deni Gefühle der Dankbarkeit, indem 
ja die Cultur des Sprengeis durch Jren und Briten, 
Kilian, Kolonat, Totnan, Burkard, Bonifacius, Lioba, 
Thekla und Andere begründet worden war. Die Reisen 
der irisch-britischen Männer auf den Continent, um dort 
zu lehren und zu predigen, dauerte bis in's zwölfte Jahr- 
hundert P). Es ist wohl zu einseitig, den Grund dieser 
Pilgerfahrten in jenem den Kelten eigenthümlichen, 
heute noch am unglücklichen Paddy erkennbaren Wan- 
derungstriebe zu suchen. Mag auch das aus der Bio- 
graphie de ^ heiligen Gallus bekannte Wort: naHo Scotortm, 
quibus consuetudo peregrinandi paene innaturamconversaest^) 
viel Wahres enthalten 5 mag dann und wann Aufruhr im 
Lande, Missgunst der Fürsten Viele zur Auswanderung 
verlockt haben : eben so oft war es der Geist der Liebe, 
frommer Bekehr^jogseifer, welcher diese Männer antrieb, 
ihr Vaterland zu verlassen. Sie bildeten lange Zeit hin- 
durch ein segenbringendes Ferment für den Klerus in 
Frankenland, Alamanien, Bajuwarien; in der Südspitze 
Jtaliens bauten sie Zellen und in Jsland hat man ihre 
Pilgerstäbe gefunden. Bald gaben sie der Welt als ein- 
gemauerte Jnclusen ein erschütterndes Beispiel uner- 
hörter Lebensstrenge, bald wanderten sie predigend von 

1) Lang Regesta lU. 283. 287. 295. 

«) Eckhart Francia orlent. I. 272. St räch an Germania christiana 
etc. Mspt. in hibl. univers. 
8) MM. SS. II. 80. 

6» 



H 

Ort zn Ort ; sie Hessen sieh in kleinen Hospizien nieder, 
gründeten aber auch bedeutende Abteien.^ Da sie sich 
wenig mit historischen Aufzeichnungen befassteu, fliessen 
uns die Nachrichten über ihre für die Culturgeschichte 
so bedeutsame Wirksamkeit selir spärlich zu, Ueber 
die meisten ihrer Klöster wissen wir so viel wie nichts. 
Der Schotte David, Domscholaster zu Wirzburg, ging 
als Historiograph und Kaplan Heinrich^s V. 1110 nach 
Jtalien, beschrieb den Römerzug, doch ist die Schrift 
verloren gegangen ^). Die über Gross St. Martin in Kola 
aufgeschriebene Chronik hat nicht viel zu bedeuten. 
Das Besste, was existirt, ist die Chronik von St. Jakob 
in Regensburg, welche Marianus, ein Zeitgenosse des 
gleichbenannten, zu St. Martin in Mainz eingemauerten 
Chronisten, verfasste, und welche als viia SL Mariani Scoti 
bekannt, uns mit der Gründung dieses Mutterklosters, sei- 
nem aümähligen Heranwachsen und der Wiegengeschichte 
der Colonien in Eichstädt, Nürnberg, Erfurt, Wirzburg, 
Wien und Memmingen bekannt macht. Im zweiten Februar- 
band der BoUandisten kann darüber weiteres nachgelesen 
W9rden. Brauchbare Urkunden bringt Paricius. 

Schon Pipin und Plektrud haben zu St. Martin in 
Köln ein Hospiz für Schotten errichtet; 786 kommt ein 
Schottenkloster in Amarbaric vor. Karl der Kahle er- 
wähnt 845 in einem Capitulare der Aojpitalia Scotorum, 
welche Jren in Frankreich für ihre Landsleute gegründet 
hätten. Die Abtei des heiligen Symphorian von Metz, 
wo Fingan Abt gewessen, wurde durch Kaiser Otto HL 
bestätigt, unter der Bedingung, dass sie bloss aus iri- 
sclien Mönchen bestehen dürfe, so lange solche gefunden 
werden könnten. Abt Fingan setzte auch in die berühmte 
Abtei St. Vannes zu Yerdün irische Mönche. In der 
Diözese Toul lebten zur Zeit Gerhards Jren und Griechen in 
einem Kloster beisammen und hielten das Officium gemein- 



S)Wattenl)ach Gescliichtsquellen 261. 



86 

scbaftlich in griechischer Sprache. lu Oesterreich war 
der im Jahre 1012 erschlagene Kolommm hoch verehrt. 
Seit Mi^rianus in Begensburg durch die Aebtissin Willa 
von Obermünster in St. Peter gastliche Aufnahme ge- 
funden und die Wohlthätigkeit der Bürger und des bayer- 
ischen Adels das grössere Jakobsmünster gebaut hatte, 
war für die. Mönche der von Kaisern und Päpsten, 
Bischöfen und Adeligen mit Privilegien und Gütern reich 
ausgestattete Mittelpunkt gewonnen. 

Die Schottenklöster sind nicht ohne Einfluss auf 
die vaterländische Kunstgeschichte gewesen. Wo die 
Mönche auftraten, förderten sie die Musik und die ma- 
thematischen Wissenschaften, unterhielten Schulen, schrie- 
ben zierlich die Bücher, malten Miniaturen hinein, und 
fertigten zu heiligem Dienste die schon in der vita Bern- 
wardi genannten vma scotica in Gold und dem edelsten 
Schnitzwerk. Aus St. Egid in Nürnberg zog in der zwei- 
ten Hälfte des zwölften Jahrhunderts Mönch Wilhelm 
nach Jtalien , hielt sich längere Zeit in Pisa auf, hat 
sehr wahrscheinlich dieEeliefbilder aus der Schöpfungs- 
geschichte zu Modena gemacht und den Nicola Pisano 
gebildet •)• 

Das dankbare Frankehland hat auch 1183 zu Eich- 
städt ein Schottenkloster gegründet. In Nürnberg fun- 
dirte Konrad III. 1140 die genannte Abtei zu Egid. Die 
Euchariuskapelle unter dem modernen Egidsbau mit 
ihren Perlschnüren, Ekknaggen und Lotosblättern an 
den Säulen ist nebst den Fünfecksthurm auf der Kaiser- 
burg, mit dem hohen Heidenthurm, seinen alten Bildern 
nnd Rundfenstern und der Doppelkapelle zu den ältesten 
Bauwerken der Wirzburg gegenüber verhältnissmässig 
jungen Stadt zu betrachten. 



t) H e i d e 1 f f Baohtitte des Mittelalters 9. K « « 1 er Kunstgeschichte 
483. 499. Kreuser Klrchenbau (1860) I. 468« 



86 

Die Schottenmönche kamen meistens aus Erin, der 
heiligenreichen Smaragdinsel*). Das jetzige Schottland 
gehörte grossentheils zum northumbrisch-angelsächsischcn 
Gebiete- Die eigentlichen Schotten in Argyle und in den 
benachbarten Gegenden bildeten eine allzukleine Be- 
völkerung und waren zu arm an Bildungsanstalten, als 
dass 80 viele Glaubensboten oder gelehrte Mönche von 
ihnen hätten ausgehen können. Der falsche Sprachge- 
brauch ist durch die Continentalen entstanden. 

Die Wirzburger nannten den weiten Platz um das 
Kloster den Schottenanger ; auf demselben wurden gerne 
Zweikämpfe ausgefochten. Auf der weiter sich hindeh- 
nenden Schottenau stand das Sondersiechenhaus (1384) 
und die Nikolauskapelle, welche seit dem Schwedenkrieg 
verfallen ist. Selbst eine Parthie auf der Festung nahm 
von den Schotten ihren Namen ; das Wappen des Bischofs 
Konrad von Thüngen unter dem Dache der Kapelle 
schaut gegen die Schottenflanke. 

St. Jakob ist in Verfall gerathen. Recht bedeutend 
war es nie. Die neuankommenden Mönche lernten die 
Landessprache nicht mehr, waren weder auf der Kanzel 
noch im Beichtstuhl zu gebrauchen, und gaben durch 
ihren Wandel vielfachen Anstoss. Was zu Wien und Nürn- 
berg geschehen, wiederholte sich in Wirzburg besonders 
seit 1460, und 1497 musste das Stift an Mönche aus St. 
Stephan übergeben werden. Erst Bischof Julius hat die 
Schotten wieder zurückgeführt. 



Unter Bischof Embricho war man auch sonst in 
Wirzburg thätig. Baumeister Enzelin spannte 1133 eine 
Brücke von Stein über den Fluss — praeclari operis 
pontem — und gewann sich durch sein Werk die Liebe 



1) Eck hart Francia orlentalis I. 271. Vincentius BeUoy. spee. 
I. VI. 19. 381. 



87 

und das Vertrauen der Bürger. Mönch Sighard von Fuld 
hatte hundert Jahre früher eine Steinbrücke über die 
Fuld gebaut ^). Wir dürfen keineswegs bei diesem Wirz- 
burger Brückenbau an die Existenz der bekannten 
Brückenbrüder im Sprengel denken. Ihr Stifter Benazet soll 
erst 1176 zu Avignon die Rhonebrücke geschlagon haben. 
Enzelin ist ein Laienbaumeister, mit dem Friesen Pleber 
der älteste, der mit Namen urkundlich in Deutschland 
bisher bekannt ist. Schon erwachte in den Städten jene 
gewerbliche Thätigkeit und Tüchtigkeit, die .bald zu der 
Bildung von Zünften, Jnnungen und Künstlerbrüder- 
schaften Anlass gab, und so grossartig nachmals sich 
ausbildete. In Magdeburg erwarben sich bereits unter 
Kaiser Heinrich V. die Zünfte der Steinmetzen und 
Goldschmiede das Bürgerrecht. Scharold verlegt das 
Entstehen der Zünfte in Wirzburg in's zwölfte Jahr- 
hundert 2). Sie bildeten eine durch Eid verbundene Ge- 
nossenschaft - und durften die Zunftgeheimnisse nicht 
verrathen. Die Baübrüderschaften hatte dieselben Gesetze 
wie die übrigen Bruderschaften, ihre Zeichensprache, 
ihren Handschenk und ihre Patrone, die vier gekrönten 
Märtyrer. Im Jahre 1157 wird den Mönchen verboten, 
für Laien zu arbeiten 3). 

Der Wolkenbruch von 1342 hat Enzelin's Werk zerstört. 

Der Meister baute auch auf eigene Kosten der 
heiligen Gertrudis ein Kirchlein in Pleichach. Noch 
wird dort ein Kleidungsstück der Heiligen treu be- 
wahrt. Seit dem Tode des Bischofs Brun war am 
Dom wieder viel geschädigt worden. Embricho beklagt 
sich in einer Urkunde, dass er das Dach seiner Kathe- 
drale ruinös und dem Einsturz drohend gefunden habe, 
er bittet den Klerus und mahnet das Volk, den alten 



i) Helyot hlst. des ordres. V. 131. 

2) Scharold Zunftchronlk. I. IX. 

3} Martene-Durandus thes. IV. 1248. 1250. 



88 

Wohlthätigkeitssinn zur Restauration des Münsters wirken 
zu lassen. Sein Wort scheint nicht verhallt zu sein. 
Bald schaut er sich um einen Meister um^ dem die Re- 
stauration anzuvertrauen sei. Die Stimme des Volkes be- 
zeichnet ihm Enzelin als den würdigsten. Er übergab 
ihm das „magisterium^ des Baues. Baumeister und Bild- 
hauer zugleich hatte Enzelin bald im Dachstuhl die Stuhl- 
schwellen und Leersparren, die Spannriegel und Biegen 
in einander gefestet, dem Innenbau seine Zierde gegeben, 
den Reichthum der Aussenglieder erhöht, und dem an- 
stossenden Conventsgebäude eine passendere Einrichtung 
verschafft. Lassen wir die erhaltene Urkunde sprechen: 

J. N. S. e. J. T. ££0 Kmbricho sqq. . . . 
Cum majorU ecclesiae uostrae tectum propter auDosam vetustatem 
jam penitus dilapsum esset et jam casum ruioaroqne minitaretur, 
sollicite cogltavimus, quomodo et hoc malum decÜDare et totuni 
monasterlum in melius reformare possemus^ et quia bonis semper 
studiis Dens praesto est, acdamantibus omnibus civibus nostris 
assig^atus est nobis vir bonus, qui et praeclari operis pontem 
nobis fecit Enzelinus laicus, cui nos in reparanda et ornanda 
ecclesia nostra cnram et magisterium dedimus, pulcbro satis et 
felici ordini, ut qui pontem viam ad monasterium fecerat, ipse 
qnoqud per instauratum monasterium ad regale conscenderet : 
hoc est ad codeste palatium etc. ... Ut autem praßdictus vir 
bonus Enzelinus libentius hujus operis curam gereret, cjipellaiu) 
quam ipse in suburbio nostro Bleichacha construxerat, liberani 
nostra aüctoritate f^dcimus et a parochia, ad quam pertinebat, ita 
consilio patrum absoivimus, ut populus, qui circa eandem eccle- 
siam habitet, proprium inibi sacerdotem et tam baptismum quam 
sepulturam in perpetuum habeat etc^). 

Embricho scheint mit dem Werke vollkommen zu- 
frieden gewesen zu sein. Er belobte Enzelin öffentlich, 
Übertrag ihm alles Bauwesen, erhob die Gerdrudskapelle 
zur Pfarrkirche für die Vorstadt Pleichach, und ehrte 
den Mann zeit seines- Lebens. Doch — entweder muss 
der Dom noch grossentheils von Holz gewesen sein, was 
trotz Hurter und Kreuser unmöglich anzunehmen ist, 



i) Ardiiv IV. 1. ö. 



8Ö 

oder es lobte das Werk den Meister nicht so, wie sein 
Bauherr. Oder schädigte der Brand von 1146?*) 

Um dis nämliche Zeit Hess Bischof Adalbero von 
Mainz Aschaffenburg mit Mauern, Thürmen und Graben 
umgeben, und erbaute ein Schloss mit Pallas, Zinnen 
und Kemnaten, das 1770 in den letzten Resten eingelegt 
wurde. Am 1. Nov. 1130 luxtte Embricho die „Basilika^ 
des heiligen Gallus in Wirzburg geweiht, 1132 ward 
Frauenthal von Gottfrid undKonrad vonllohenlohe gegrün- 
det; an E brach und Heilsbronn wird gebaut'^), 1138 der 
Frankenberg bei Amorbach, den Graf Kudhard geschenkt 
hatte, in St. Godhardsberg umgetauft. Aus dieser Zeit 
datirt der Fundati ons^irief von Vessera, wo Godebald 
von Henneberg und Lukard is seine Frau ein Stift für 
Regularkanoniker geordnet haben. Komburg erhält seine 
geschmackvoll mit Emailstreifen gezierte goldene Altar- 
bekleidung — das Antipendium, welches sich an das be- 
rühmte Heinrichsantipendium in Basel imd die 51 ver- 
goldeten Bronzeplztten mit Nielloschmuck in Klosterneu- 
burg ftnreiht und kaum, wie Otte ^) meint, erst im drei- 
zehnten Jahrhundert* entstanden ist. Im Jahre 1136 wird 
Nussbaum die Burg zum Kloster umgebaut*). Dompropst 
Otto fundirt 1140 in Wirzburg das Spital St. Dietrich, 
Konig Konrad confirmirt die Gründung von Lochgarten 
1144, Hartnmnd, Kanoniker von Neumünster, schenkt 
1145 zur Erhaltung des von ihm in der Mitte von Neu- 
münster gestifteten Altars zum heiligen Gregor die Ein- 
künfte seines Weinberges in Thüngersheim. Bernard 
predigt 1146 in Wirzburg das Kreuz, 1150 entsteht St. 
Afra. Embricho hatte drei Synoden 1128, 1130, 1137 
in Wirzburg gehalten. Bischof Gebhard, Graf von Hen- 



1) Annales Herbip. MM. SS. XVI. 3 

2) Ussermänn P:P. AVB. 405. Ann. Halesbr. MM. SS. XVI. U. 

3) Otte Kunstarchäologie 318. 

,4) Michael berbip. ap. Boehmer fontes l, 453. 



90 

neberg (1151-^1160), gründet Hall, dotirt Bildhausen, 
Schönthal und Bronnbach. In die Zeit des Bischof» 
Heinrich IL (1160 — 1165), eines Grafen vonAndechs und 
Bergen, fallt die Gründung der Frauenklöster Scheftiers- 
heim im Hohenlohischen, das 1172 vollendet wurde, und 
Hausen bei Kissingen. Yeitszell scheint 1170 entstanden 
zu sein; Wechterswinkel wurde im Jahre 1W9 conse- 
crirt; 1165 ist die neue Kirche in Ansbach geweiht 
worden. Die Cisterzienserkirche vonSchönau, wo noch 
der Chor geradlinig schliest, und die Zelle von Veilsdorf 
gehören in diese Zeit (1189). Zu Schwarzach fertigte man 
ein prachtvolles Reliquiar für St. Felicitas und eine 
polygone kunstvolle Kapelle *). Zu diesen Stiftungen trugen 
nicht etwa allein die Seuchen von 1125, 1143 und 1165 
bei: die Zeit war durch die Kreuzzüge ausserordentlich 
baulustig geworden; es gab Künstler und Meister in 
Fülle im Sprengel von Wirzburg. 



§ 8. Der Dombau des Bischofs Gottfried. 

Ueber dem Werke des Meisters Enzelin schien der 
rechte Bausegen nicht zu walten. Noch in den achtziger 
Jahren desselben Jahrhunderts musste Bischof Gottfried 
(1184 — 1189), Reichskanzler bei Friedrich Barbarossa, 
sehr energischeJReparaturen am Dom vornehmen lassen. 
Ausser der Nachricht von der am Osterfeste 1189 ge- 
schehenen Consecration sind aus gleichzeitigen Quellen 
uns keine Notizen über den Neubau zu Händen gekommen. 
Aber schon die Einweihung beweist, dass vor 1189 durch- 
greifend gearbeitet worden sein muss. Eine handschriftliche 
Chronik vonEbrach sagt, dass Gottfried „templum novi- 
ter ex quadraiis lapidibus splendide consiruxisse" -j das Chro- 



1) Us 8 er mann EP. WB. 460. sqq. Cod. prob. 51. sqq. ArchiT XV. 
L 115. Schoettgen dipl. U. 622. Ann. PaUdenses MM. SS. XVI; 79. 



«1 

nikon Citziense, das freilich nicht, schwör in's Gewicht 
fallen kann, betont, dass dieses neue Münster eine „ecclesia 
lapideaf' gewesen sei; Johann MüllQr nennt den Bau einen 
Quadernbau'). Himmelstein undScharold, die Geschicht- 
schreibfer des Domes, versichern, dass unter Gottfried 
das Mauerwerk der Hochwände neu gefestigt, die Kas- 
settendecke niedergeworfen, ein Gewölbe über die 
Mittelhalle gesprengt, und so das ganze Gebäude wesent- 
lich verändert wurde. Wir vermögen nicht zu entschei- 
den, wie weit durch Enzelin und Gottfried der Bau des 
heiligen Brun ist modificirt worden ; es muss immer fest- 
gehalten werden, dass unter den Mauern der jetzigen 
Pfeilerbasilika noch sehr bedeutende Reste eines frühe- 
ren Säulenbaues geborgen sind und nur da und dort wie 
in der östlichen Kreuzgangshalle heraustreten; es ist 
auch kaum glaublich, dass Gottfried's Werk einem völ- 
ligen Neubau zu identifiziren sei: sein Meister ging eben 
in den Bahnen der Vorgänger. Wir sind aber dennoch 
gezwungen, von der .traditionellen Meinung, dass der 
ganze Dom Brunobau sei, völlig abzustehen, und das 
Pfeilerr und Arkadensystem der drei Hallen, das Tran- 
sept, die Lissenen, Friese und Pilaster im Hochwerk, im 
Chor, an den Nebenapsiden wie an der Südseite, also 
sämmtliche nach Aussen tretende Zierglieder, die Chor- 
basamente ausgenommen, in die Bauzeit unmittelbar vor 
dem Jahre 1189 zu setzen. Die Ostthürme gehören in 
die Uebergangsperiode. Aus diesen Gründen kann erst 
hier dem Dom sein volles Recht geschehen. 

Der Kiliansdom in Wirzburg erinnert in seinen 
Höhen- und Breitenverhältnissen an die rheinischen Dome 
zu Worms, Speyer und Mainz, ohne deren Schönheit und 
den Glanz ihrer Architektonik zu erreichen. Er ist 380' 
lang, 105' breit', die Vierung mit den Kreuzbalken dehnt 



>) Ludewig SS. WB. 3j56. 



sich 202' in die Länge. Der Dom zu Eichstadt ist 840^ 
lang, HO breit, der zu Bamberg 335' lang, 97' breit. 

Am Aussenb'au imponirt uns die Vierzahl der Thiiime, 
welche im Westen das Portal, im Osten die Apsiden 
flankiren. Arm und reizlos steigen die quadraten West- 
thürme an, tragen je eine von zwölf Thürmchen gestützte 
Gallerie und schliessen mit angenehmerem Helme; ein 
kühneres Constructionsgesetz macht sich bereits an den 
Ostthürmen geltend, ohne noch siegreich zum Durch- 
bruch zu kommen. Durch die vier Thürme wird die 
Würde der Basilika vor den übrigen Munstern der Stadt 
betont und die Bedeutung erhöht; auch kann der ge- 
schmackvolle ParaUelismus nur günstige Wirkung her- 
vorbringen. Diese Vierzahl der Thürme kehrt bekannt- 
lich an den Domen zu Bamberg, Speyer, Mainz, Naum- 
burg, Magdeburg, Worms und Merseburg wieder. Zu 
Laach, Mainz und Speier sprengt sich wie in Gross St. 
Martin zu Köln ein Kuppelthurm über die Vierung. Das 
Kreuz ist mit Entschiedenheit am Kiliansdom ausgespro- 
chen ; es setzt sich dem Chore vor, und ist durch die Wieder- 
holung des Grundquadrats nach Süd und Nord gebildet 
Die aüsspringenden Flügel sind durch sich ergänzende 
Ecklissenen aus leuchtend rothem Sandstein belebt, und 
durch doppelte Arkaden, welche die drei Seiten umkrän- 
zen, in drei Stockwerke gegliedert. In die Fläche des 
abschliessenden Giebeldreieckes sind nördlich und süd- 
lich drei Nischen gebrochen, deren mittlere von einem 
spitzbogig schliessenden Bande begleitet wird. Die Nim- 
ben der früher hineingemalten Gestalten der Patrone des 
Bisthums sind noch deutlich zu erkennen. Das zweite 
Stockwerk des Transepts wird nördlich bereits durch 
die Kuppel des im lärmendsten Pauken- und Trompeten- 
styl aufgeführten Schönbornmausoleums verdeckt , süd- 
lich führen zwei Wandpilaster die Dreigliederung in die 
Breite durch, indem zugleich je sechs Arkaden mit cön- 
structiven Consölchen dem Verticalismus derselben hori- 



-^-^ 



zontal begegnen. Das südliche Mittelfenster scheint der 
Juliusgothik anzugehören. Von einem unteren Stockwerk 
kann weniger die Rede sein, weil das Mausoleum und 
die Sepultur die Bruchsteinwandungen verdecken. Den 
Ostwänden wachsen die beiden, neben der gewaltig aus- 
ladenden Hauptkonche verschwindend klein erscheinen- 
Nebenapsiden aus. Sonst sind hier die Pilaster oder 
Halbsäulchen sehr durch die Erweiterung der Fenster ge- 
schädiget worden. Die östliche Wand der beiden Tran- 
septflügel wird durch ein Portal durchbrochen, aber nur 
das auf der Südseite mit seinem leisen Kleeblattbogen 
kann Interesse bieten. Die Halbkreise der Nebenapsiden 
suchte der Meister durch runde Halbsäulchen und Arka- 
den zu beleben. Der Chorbau setzt sich über das Tran- 
sept hinaus in der dominirenden Höhe des Hauptschiffes 
fort. An den Wänden bis zur gleich hohen halbkreis- 
förmigen Konche ist gleichfalls die Dreigliederung we- 
nigstens in der Löngitudinalrichtung durchgeführt, indem 
das untere Stockwerk durch zwei Wandsäulchen, das 
obere durch zwei Wandpilaster in drei Abtheilungen 
sich scheidet. Fünf Arkaden schliessen sie ab. Alle 
Fenster sind wie an der Apside modernisirt. Diese wird 
in ihrer ganzen Höhe nur von sechs Halbsäulchen be- 
lebt, welche je fünf Rundbogen vereinen. Die Annahme 
Schnaase's, dass die Halbsäulen aus älterer Zeit stam- 
men als die übrigen Zierglieder, muss zurückgewiesen 
werden. Ihre , Capitäle v^enigstens zeigen ganz genau 
dieselbe Formation wie an sämmtlichen Pilastern des 
ganzen Domes; eine Hand hat dazu die Zeichnung ge- 
liefert, überall dieselbe modificirte Würfelform, diesel- 
ben leis angelegten Blnmen und vortretenden Voluten. 
An ihren Basen kehrt allerdings eine seltsame Dreithei- 
lung durch Wulste wieder. 

Van der Ornirtkammer und Sakristei, welche in der 
Mitte des vergangenen Jahrhunderts stylwidrig angebaut 
wurden, kann hier natürlich nicht Notiz genommen wer- 



94 

den ; trotz des beabsichtigten Parallelismus verletzen sie 
sehr die Lateralsymmetrie. 

Lissenen und Rundbogenfries sind auch die einzigen 
Zierglieder der Hochwand; die formirten zehn Felder 
werden durch Fenster geöffnet, welche uns zeigen, dass 
ursprünglich eine Felderdecke für die Mittelhalle beab- 
sichtigt war. 

Es ist nicht anmuthende Schönheit und harmonische 
Mannigfaltigkeit an deni Aussenbau. Von den drei Ge- 
setzen der Architektur sind die der Symmetrie und Eu- 
rhythmie durch jenes der Massenhaftigkeit in Schatten 
gestellt; einfacher, zierratharmer kann kein romanischer 
Dom gebaut werden als der des heiligen Kilian. Die Her- 
zoge von Franken haben uns keinen so glänzenden Bau 
hinterlassen wie die Bischöfe von Bamberg oder Lim- 
bürg. Die 22 Pfeiler des Innnenbaues wie die Wände 
und Wölbungen umkleidet der wildeste Churigerasco 
vom Jahre 1703. Es scheint nicht richtig zu sein, dass 
den Pfeilern Halbsäulen vorgesetzt waren. Ehe die 
Brunogruft eingebrochen wurde, stieg man auf vierzehn 
Graden in den Chor, den die Cancellen wie noch jetzt 
von den Schiffen trennten; vor dem Gitter stand der 
Pfarraltar und nicht ferne Ambone und Lettner. Weil 
die zahlreichen Denkmäler an anderm Orte erklärt wer- 
den, müssen wir über die Beschreibung des Domes so- 
fort zur Tagesordnung gehen. 

Trotz der angedeuteten Mängel nimmt der Dom von 
Wirzburg einen hervorragenden Rang unter den deut- 
schen Kathedralen ein. Er gehört in der Gesammtheit 
seiner Glieder zu den ältesten grossen Bauwerken 
Deutschlands, schliesst sich als Mittelglied zwischen West 
und Ost an die prachtvollen Dome von Mainz, Worms 
und Speyer an, wird durch die Vierzahl derThürmevor 
den Kathedralkirchen zu Rottenburg, Freiburg, München 
und Linz vortheilhaft aiisgezeichnet, thieilt mit ^en auch 
sonst mindestens ebenso einfachen in Freising und Augs- 



95 

bürg die Verballhornung des Innern, und macht einen 
tieferen Eindruck als die gewaltigen Benaissancemünster 
in Passau und Salzburg, an welch' letzteren die Sym- 
metrie gewiss noch bedeutend sparsamer bedacht ist als 
am Dom zu Wirzburg. Trotz mancher Zuthat wirkt er 
einheitlicher und befriedigender als viele Dome, deren 
Stellung eine ungünstige ist. Auch ist der Kiliansdom 
vollendet, es stieg nie wie zu Köln ein verwittei:nder Kjahn 
trauernd zum Himmel. Die Dome von Regensburg und 
Bamberg übertreifen ihn an Pracht und Fülle der Con- 
structiojien, keineswegs in den Dimensionen. Führen wir 
mit dem letztgenannten, der neben U. L. Frau auch St. 
Kilian unter seine Patrone zählt, die Parallele weiter. 

Beide Dome haben die Vierzahl der Thürme gemein. 
Der Dom zu Bamberg, das glänzendste Denkmal des 
Uebergangsstyles in Deutschland, gewinnt überaus durch 
den doppelten -Chor, das reichgezierte Königsportal, die 
mannigfaltige Gliederung der Wände und die dominirende 
Läge, welche freilich nur der Nordseite zu Ghite kommt. 
Wie an den äusseren Mauergesimsen, dem westlichen 
Peterschor, den Transeptarmen ina Westen und den obe- 
ren Theilen der Westthürme des Bamberger Münsters 
die Gesetze des Spitzbogens sich angewendet finden, sa 
hat dasselbe Gesetz spitzbogige Fenster in die Giebel- 
blenden der Ostthürme des KiUansdomes geschlagen, 
über die Mittelnische im Transept die Bänder spitz ge- 
eint, die Nord- und SüdhaÜe im vierzehnten Jahrhundert 
modificirt, und auf die Westthürme 1418 dieGallerie ge- 
setzt. Wie vom Heinrichsbau in Bamberg nur weniges 
erhalten blieb , so wurde auch das Bruno werk in Wirz- 
burg fast ganz verdrängt. In Bamberg ist der Georgs- 
chor mit seinen Portalen in der Ostung, die bei der 
reichen Zier der architektonisdien Gliieder an die gol- 
dene Pforte in Freiberg und St. Gereon in Köln gemah- 
nen, im dreizehnten Jahrhundert umgebaut worden ; nicht 
anders ist es mit dem östlichen Thurmpaar zu Wirzburg 



bestellt. Eine Sepultur aus gothischer Zeit baut sich 
beiden Domen an. Wenn den Kiliansdom der störendste 
Zopf verunstaltet, so sind sie zu Bamberg bei der Re- 
stauration gar zu gewaltsam verfahren, haben sich nur 
vom architektonischen Totaleindruck leiten lassen, und 
den poetisch malerischen Standpunkt ganz ausser Acht 
gelassen. Es*ist nicht leicht zu entscheiden, welcher der 
Dome die interessanteren Denkmäler berge; aber gewiss 
ist, dass das kostbarste Skulpturwerk von Bamberg, die 
Kaisertumba, durch die Meisterhand Dill's, des Künst- 
lers aus Wirzburg, ist angefertigt worden. Wie Bam- 
berg seine wunderbaren Miniaturen und Elfenbeinreliefs 
an den Plenarien und Lectionarien in die Centralbiblio- 
thek des Landes verloren hat, so musste die Dombüche- 
rei zu Wirzburg ihre glänzenden Kunstwerke dieser Art, 
die Nationalheiligthümer des Frankenlandes, an die Uni- 
versitätsbibliothek abgeben. Die Säkularisation hat in 
beiden Stiften . energisch aufgeräumt; doch ist derCither 
von Bamberg noch reicher als der. von Wirzburg, weil 
die Schätze des letzteren auf vielen Wanderungen im 
heiligen Keiche und durch die verheerende Eini^chmel- 
zung von 1794 unendlich zu Schaden gebracht wurden. 
Zu Bamberg zeigt man das elfenbeinerne Ende des 
Ottostabes mit der schlangentretenden Maria; ein Reli- 
quiar aus dem zwölften Jahrhundert, die Apostel, die 
Anbetung in deutschen Emaillen ; ein Beliquiar mit 
Nielloarbeit, die Krone Heinrichs IL, das Prachtreliquiar 
mit dem Dorn, das berühmte Kreuz und sonöt allerlei 
Cimelien. In Wirzburg sind ausser einem einfachen Re- 
naissancepedum, einer älteren Mitra, die bald aus Pa- 
derborn zurückkommen dürfte, vier stattlichen 
Wandlungsleuchtern von Messing , dem interessanten 
Messpult von Messing, den nach Onghers gefertigten 
Teppichen, einer 18" hohen Giesskanne des fünfzehnten 
Jahrhunderts nur die zwei grossen Casulen und drei 
Reliquiarien erhalten. Das erste dieser Reliquiarien ist 



«7 

9" 9"' lang, 7" breit, 5" T" hoch und aus Elfenbein- 
platten zusammengesetzt. Es wiederholen sich auf dem- 
selben die rosettenartigen Rundungen in freundlichem 
We<5hsel. Das Mittelfeld wird von zwei von verschlunge- 
nen Bändern gebildeten Verzierungen umschlossen. Man 
sieht ein geflügeltes gr^ifartiges Ungethüm, Löwen mit 
Lämmern im Rachen, einen Hirsch, «ine Hindin, den 
Adler, den Pfau, den Rehback, Centauren, die Ziege. 
j? Die ursprünglichen Beschläge waren von vergoldetem 

L^ Kupfer. Ein zweites Kästchen besteht aus bemalten El- 

f fenbeinplatten mit Nägeln auf Holzwänden zusammenge- 

fügt, 14" lang, 7'' hoch, 7V2" breit. Wir schauen einen 
Herrscher in roth geblümtem Gewände mit goldener 
Krone auf dem Haupte , die Beine in orientalischer 
Weise übereinandergeschlagen. Seine Rechte hält einen 
Becher. Ist es Salomon mit seinem Frauen? Ist's ein 
Despot in seinem Harem? Um ihn sind viele musizirende 
Frauen. Ein zitherspielendes Magedein trägt ein Kleid 
mit hellblauen geflechtartigen Verzierungen von golde- 
nem Gürtel umschlossen.. Eine Figur spielt die Oboe, 
die schöne Harfenspielerin trägt eine roth gesprenkelte 
• Tunica, eine andere ist mit einer Art Glorie umgössen. 
Die Otnamente in den Spandrillen bestehen aus weissen 
Ranken auf zininöberrothem und hellblauem Grunde. Die 
Beschläge bestehen aus vergoldetem Kupfer, die bogen- 
tragenden Säulen glänzen gleichfalls in Gold. Der Deckel 
ist schachbrettartig geformt. Vielerlei Quadrupeden und 
Vögelgestalten sind zu erblicken. Beide Reliquiare sind 
in das zwölfte Jahrhundert zu setzen, während ein drit- 
tes einfacheres im fünfzehnten entstand. Es ist 13" 
lang, 8" breit, 5" hoch ; auf die Holzplatten ist Stuck- 
composition gegossen und geglättet, darüber sind die vielen 
geschmackvoll gearbeiteten Messingbänder gelegt. Die 
Vorderseite umläuft die Inschrift in Minuskel: m bienamer. 
na. ponit dm. . Der Kunstwerth ist nicht gross ^). 

1) B^cXeru. v.Hefaei-A,U«&eck Konftw.u. Qtiithsch. t T.59. 71. 

! ■ 7 ■ ■ 

! ■ . 



06 

Auch am dritten Dome in Frankenland zu E i cli s t ä d t, 
haben verschiedene Zeiten gebaut. Nur seine Thürme 
und die Nordhalle fallen in die romanische Periode. 
Die auf zehn Säulen ruhenden Schiffe wurden vom Jahre 
1365 — 1396 grossentheils umgestaltet, das Hauptportal 
mit seinen Säulchen, Baldachinen und Figuren im Jahre 
1396 gemeisselt, 1484 — 1489 der Kreuzgang gewölbt 
und 1496 der polygonale Chorschluss angefugt. Gre- 
schmackloser Rococco von 1721 entstellt die Fassade. 
Wie an den Denkmälern der Bischöfe im Wülibaldsdom 
die Geschichte des Rationalee noch mehr als im Dom 
äu Regensburg studirt werden kann, so gibt auch die 
eigenthumliche Cirkelbinde, welche inWirzburg auf den 
Denkmälern die Schultern der Bischöfe iu vielfach wech- 
selnden Formen imafliesst, den Archäologen zu schaffen. 
Die Einen erklären sie als das Rationale, ohne einen 
urkundlichen Beweis beibringen zu können, dass die 
Bischöfe es je getragen hätten ; auch kommen sie mit 
den Formen der noch erhaltenen Schulterkleider dieser 
Art im Domschatz zu Regensburg wie zu Tissling in 
der Diözese Passau in kaum zu lösenden Widerspruch. 
Andere glauben mit mehr Recht das PaUiiun darin er- 
kennen zu dürfen. Weil aber erst Papst Benedikt XIV. 
an Karl Philipp von Greifenklau (1749—1754), der mehrere 
im Fürstenthume Ftüd gelegene Wirzburger Pfarreien 
an den Fürstabt Amandus abtrat, desshalb das Pallium 
abgab, und weil das bei Ussermann abgedruckte Breve keine 
Nachricht bringt, dass früher je das Pallium von den Bi- 
schöfen zu Wirzburg getragen worden sei, weil auch 
die Cirkelbinde die für ein Pallium nothwendigen schwar- 
zen Pallienkreuze nie tt'ägt, so wird zu euxer unge- 
schickten Ausflucht gegriffen, die wir nicht adoptiren. 
Papst Johann XVIII. hat auf der Synode zu St. Peter 
in Rom 1007 das neue Bisthum Bamberg unmittelbar in 
päpstlichen Schutz genommen, aber die Obedienz unter 
den Metropoliten von Mainz nicht aufgehoben. Hein- 



-- ^ 



rieh's L Wunsch, Erzbischof für Bamberg und Eichstä^t 
zu werden, ist nie in Erfüllung gegangen. 

Die Franken pilgerten seit Jahrhunderten gerti isum 
Grabe des heiligen Kilian und zu seinem l)öme. Die 
zahlreichsten Prozessionen zogen um den Pfingsttagen 
ein. In den ältesten Zeiten wurden die Diozesailsynoden 
im Episkopium oder im Capitelhause, nur bei besonders 
wichtigen Anlässen in der Kirche gehalten. Später aber, 
da die Zahl der Theilnehmer sehr angewachsen war, 
fandqft dJe Versammlungen regelniästeig ita Chor des 
Ealiansdomes statt. Erst wurde das Veni sdncte Spiritus 
gesungen, die Messe vom heiligen Geiste celebrirt und 
die Litanei zu allen Heiligen gebetet. Der Bischof be- 
stieg seinen Thronsitz und ein Notar rief den Promotor 
aus, der den Laien befahl, bei Strafe der Excommimi- 
cation den Chor su verlassen. Die Zugänge wurden ver- 
schlossen und mit Wächtern besetzt. Der Prömötor theilte 
die Plätze aus. Der Weihbischof sitzt zur Rfechten des 
Bischofs; ihhi folgen die Aebte von St. Burkard, St. 
Stephan, der Schottenabt, der von Athorbach, Bchlöch- 
tern, Theres, Köihburg, Baü^, Münchroden und Hall. 
Die Mitren tragen sie nicht. Auf dem ersteh Platze det 
obersten Reihe der Chorstühle zur Rechten sitzt der Dom- 
dechant, ihm reihen sich die ©omherreh selnier Seite an, 
dann die Dekane von Onolzbach, Neumünäter, Haug und 
St. Burkard. Zur Linken des Bischofs sieht man die 
Aebte von l^eustadt, Murhardt, Schwarzächj Aurach, 
Aura, Steinach und Veilsdorf. Im erätdn Chorstuhl der obe- 
ren Reihe sind nächst dem Dompropst die Doifaherrtil seiner 
Seite, die Dekane von Oeringen, Mosbach, Schmalkäldte 
nnd Röiiihild. Die übrigen Plätze der Chörstuhle ncTimeln 
die Pröpste und Länddekane ein. Zu den Füösefa des Kschoft 
sitzen dieDoctoren, Licentiaten und bischofilchehRSthe, 
etwas tiefer die zwei Notare, noch tiefer vor deöi 
Chorpult die Pröpste von Heidenfeld, Triefenstein, 

Langenzenn, die Procuratoren der Aebte^ der Propst 

7# 



100 

von Koburg, der Archidiakon von Fuld, die Prioren 
nnd Ghiardiane der Bettelklöster, die Landdekane und 
Definitoren. Der sonstige Klerus sass oder stand im 
übrigen Baume ohne bestimmte Ordnung. Nach einer 
Rede des Dompredigers begannen die Verhandlungen, 
um zwei, selten drei Tage zu dauern*)- 



L Sp&troma&iscbe Periode. 

(1190—1245.) 

§ 9. Otto I. und Herrmann. 

Neumünster. 

Der Thurm von Neumünster, dasTransept, vielleicht 
auch der Hochbau dieses Tempels, wie der Altar in der 
Westkrypta sind mit den östlichen Domthürmen und 
den Denkmälern der Bischöfe Gottfried von Pisemburg (?) 
und Gottfried von Hohenlohe die einzigen Werke der 
UebQrgangsperiode in Wirzbürg; an sich nicht sehr be- 
deutend aber immerhin hinreichend, den Fortschritt der 
Kunst, das Ringen mit neuen Principien, und den end- 
lichen Sieg des höchsten Constructionsgesetzes zu zeigen. 
Sie sind L als kleinere Werke unterzuordnen in die länge 
Reihe der deutschen Transitionsdenkmäler: St. Gereon, 
Apostelkirche und Gross St; Martin in Köln, St. Ulrich, 
St. Egid und St. Emmeram in Begensburg, St Quirin 
in.NeusS) zu Bamberg, Sinzig, Gelnhausen, St. Maria in 
Trier, Andernach, Halber^tadt und sollst. Der zierliche 
Kreuzgang von Aschaffenburg mit seinen überhöhten 
fast hufeisenartigen Bögen muss das interessanteste Denk- 
mal dieser Periode im jetzigen Umfange des Sprengeis 



<} Himm6lBt«in Synodieon toMpolenM lOi. 



101 

genannt werden ; der demolirte Kreuzgang von Neu- 
münster bot, wie spärliche Reste beweisen, sehr ähn- 
liche Formen. 

Bischof Otto I. (1207—1223) hat Nemnünster zum 
Theil aus den Opfern der Waller umgebaut. Das Breve 
des Papstes Honorius III. vom Jahre 1223, drei Tage 
vor den Jden des Dezembers zu Gunsten des Neubaues 
erlassen, enthält die Stelle: 

Cum dilecti Mi decanas et capitnlum hotI monasterii in urbe 
herbipolensi ecclesiam STiam et alia condigna ediflcia, qvae yetas- 
^te conftacta minabantur ruine jactoram per opem düecti flUl 
nostri H, tituli s. crucis in Hierasalem presbyteri cardinalis in 
novam fabricam ceperlnt reparare, sed ad^ consuii(imationem operis 
proprio sibi non suppetant l^cultates: cbaritatem Testram mone- 
mus et bortamur In Domino, atqne in remissionem Tobis in- 

• jungimns peccatorum quatenns de bonis yobis collatis « Deo 
eleemosinas et gratia caritatis snbsidia. operi ejnsdem impen* 

datis. Dens largitor omninm bonorum etc Datum Rom» 

in Laterano *)» 

Der Kirche sind auch noch 1227 und 1247 Ablässe 
verliehen worden. Gropp hätte uns die Baugeschichte 
von Neumünster ausführlicher berichten sollen^ 

Neumünster ist eine Pfeilerbasilika mit Abseiten, 
Transept, zwei Krypten und- einer einzigen Apside, 
welche nicht wie am Dome in der Höhe des Daches 
schliesst, sondern über öich das (jiebeldreieck zeigt; 
doch nur bis zum cylindrischen Tambour und der Spreng- 
ung der Kuppel von 1718 geht die alte Kirche ; die ehe- 
malige Marienkapelle aus Adalbero's Zeit, die Krypta 
im Westen und ein Theil der Basilika wurden 1711 
niedergelegt. Der Chor wird durch die östliche Gruft 
sehr erhöht, die Pfeiler sind verkleidet, und die Wände 
mit glänzender Rococcoarbeit umzogen. Auch der Aus- 
senbau hat manche Beschädigimg erlitten. Indem man 
die alten Fenster der Südwand vermauerte "und vier mit 
wieiterer Sprengimg durchschlug, mussten drei von den 



i) Gropp Nenmünster 194. 



fünf gUe^erndei^ Rundpilastern weichen, u^d blieben nur 
in, trauernden Besten übrig. Die Basen dieser PUaster, 
oder besser Halbsäulchen, zeigen die Deckplatte, den 
\yulst und die Kehle; die Capitale feinstylisirtes Laub- 
werk, zurückgelegte Blätter, volutenartige Kupapenstengel 
lU^d weit vom Kerne sich abhebende Blumen. Kleine 
Voluten windeij. sich ajuch zwischen den Arkaden. Viel 
einfacher werden die Wände der ins Transept fallenden 
Abseite belebt. Statt der Pilaster haben Lissenen Platz 
genonunen* Den Arkaden fehlen die Consölchen, aber 
nicht die feine Profllirung. Reiche Horizontalglieder be- 
gleiten das Fussgesims, welches den Bau vortheilhaft 
markirend umläuft. Den dreigetheilten Transeptschluss 
durchbricht nach Süd [eine von zwei Säulchen flankirte, 
von reichen Arkaden gekrönte Thür ; darüber ein Rund- 
fenster, welches noch keine Radien einsetzt, sondern 
durch nette Cirkelschläge bewegt wird; an den zwei 
Fensterchen, ober dem Zahnschnitt arbeiteten alte und 
neue Zeiten. Wie am Dom kehren auch hier die drei 
Nischen wieder, doch mit mehr entwickeltem Spitzbogen. 
Beachtuug verdienen das die Giebelschenkel begleitende 
Sims und das oberste aus kleinen Kreisen bestehende 
Fensterchen. An der doppeltgetheilten Apside repräsen? 
tiren die Rundpilaster mit ihren Knospencapitälen die 
Verticalrichtung , während das reiche Bodensims, die 
Arkaden, der Zahnscimitt und die Friese den Horizon- 
talismus vertreten. Die Wandsäulchen des Oberbaues 
korrespondiren . keineswegs mit jenen des Unterbaues, 
auch, lebt in dem oberen Fries reichere Ornamentation. 

Am halb freistehenden Thurm hat der Spitzbogen 
einen etwas misslungenen Anlauf gemacht, sich systema- 
tisch zu entfalten. Wenn auch am Quadrat des Unterbaues 
sich viele spitzzusammenlaufende Arkaden übereiaander 
erhöhen und. immer sich nähernd pyramidal zi^sammen- 
fallen, wenn auch in den Säulchen der Klangöffnimgen 
bereits neue Weisen zu ornamentiren anklingen, die 



Kundfrie&e mit Laub verziert sind, es miuss der Thurm 
durch diese Gebilde eia unruhiges Ansehen gewinnen 
und die architektonische Einheit gestört werden. Za 
einem organischen Auseinanderhervorg^en der einzehien 
Glieder ist es noch nicht gekommen. Es ist nicht mehr 
rein romanisch und noch nicht so recht germanisch; es 
hat sich eine spielend phantastische Richtung entwickelt. 
Per unruhige Eindruck muss sich steigern, seit das ver- 
gangene Jahrhundert die Kuppel aufsetzte. Der Stich 
Kleineres (1740) zeigt noch die alte schlanke Spitze. 
Die Thürme zu Petershausen bei Konstanz, St. Märjen 
in Köln, der Perlachthurm in Augsburg, die Thärme 
vonObermüns^er, St.Emmeram und der Alten Kapelle in 
Regensburg stehen gleichfalls wie der vonNeumünster ganz . 
frei oder nicht im recht^i organischen« Zusammenhang 
mit dem Kirchenkörper. 

Die östlichen Domthürme. 

Das erste Quadrat hat unter dem Quersims ein Recht- 
eck eingegliedert, welches Säulen und Arkaden beleben. 
Die Capitäle mit ihren Voluten und die energischen 
Consolen machen sogleich auf die veränderte Zeichnung 
und Technik gegenüber den Ziergliedern' der Apsiden 
aufmerksam, Stäbe und Riemchen umgränzen das zweite 
Stockwerk. Interessant ist es^ im dritten zxk beobachten, 
wie der Meister den Uebergang in's Achtek. einzuleiten 
versucht. Statt die Ecke schroff abzuschrägen, durch- 
bricht er sie im Rundbogen, erst einfach, darüber dop-* 
pelt und nochmal doppelt im keken luftigen Schlage. 
Das gibt einen rhythmischen Wechsel, wie wir ihn an 
dem übrigen Domkörper nirgends sehen. Zwar kann, das 
fühlen wir gleich, die Symmetrie und Eurhythmie noch 
sehr potenzirt werden; auch ist der Meister über die 
gewöhnliehe Bildung der Schallöffnungen nicht hinausge- 
kommen. Damit die nothwendige Doppelwetterschräge 
nicht verletze, stellt er sie nicht bloss sehr nieder, son- 



104 

dem mildert den Eindruck durch ein Thürmlein. Und 
nun das Oktogon frei in die Hohe steigt, krönt er die 
drei Abtheilungen mit einfachen Arkaden und Simsen, 
doppelt die Klangöffhungen, und schliesst mit feinen 
spitzbogig durchbrochenen Giebeln und stattlichem Helm- 
dach. Die Thürme sind aus Quadern geformt, die ein 
fester Kitt, aus Kalk, Quarz, Sand und Wasser gebildet, 
zusammenhält. Nicht ganz ähnlich sind sich die beiden 
Thürme; der nördliche, dessen Quadern mehr leuchten, 
hat manches Glied mehr erhalten. Er heisst der rothe 
Thurm. So zeigt man in Halle am Münster zwei blaue 
Thürme. Wien hat seine Heidenthürmchen , Freiburg 
sein Hahnenthürmlein, Worms, Regensburg und Speier 
besitzen ihre Eselsthiirme. 

Wer hat die Östthürme gebaut ? . 

Das älteste Stadtsiegel vom Jahre 1195 zeigt uns 
die Kathedrale mit drei plumpen Thürmen, dem Brust- 
bild des heiligen Kilian und der Majuskellegende WIR- 
CIBUnG. Siegel vom Jahre 1237 haben den Dom mit 
dem Transept und den vier Thürmen, von Stadtmauern 
umgeben. Unter der Thüre des Frontispice thront Ki- 
lian mit Pedum, Mitra und Palme. Auf der Spitze des 
Kreuzschiffes läuft ein Kamm hin, Lilien steigen von der 
Höhe des Chorwalmdaches auf. Auf den Spitzen des 
Transeptgiebels stehen heraldische Tauben — oder sol- 
len wir vielleicht besser an den Hahn — praeco — den- 
ken, der bereits auf dem Plane von St. Gallen erscheint? 
Diie Zeit der Entstehung des Thürmepaares fällt also zwi- 
schen 1195 und 1237. 

Bischof Herrmann, Graf von Leobdenburg, mussmit 
Heinrich, Bruno, Embricho und Gottfried zu den bau- 
lustigsten Bischöfen des Sprengeis gezählt werden. Das 
Werk von 1189 war nun keineswegs verfallen. Aber die 
Chormauern und der Grund der Krypta drohten zu sinken *). 



<) üssermann EP. WB. 86. 



105 

Sie sollten durch den Bau von zwei Thürmen gefestigt 
und selbst durchgreifend restaurirt werden. Herrmann 
war kein Herzogssohn aus Kärnthen wie Brun, hatte 
auch keine Güter im Paderbornischen zu verschenken, 
und erfreute sich nicht der Unterstützung, des seiner 
Kirche bereits untreu gewordenen Kaisers: Auch be- 
gehrte die Diözese mehrfach seine Hilfe. Ruprecht von 
Kastell hatte Schwar^ach niedergebranift 1228: es musste 
rasch aufgebaut werden. Wie viele Klöster mussten neu 
dotirt werden? Herrmann that, was in. aller Christen- 
heit üblich war, er appellirte an den mildthätigen Sinn 
der Gläubigen. Der 1239 ausgeschriebene Ablass hatte 
wenig Erfolg; er wiederholte ein zweitesmal, 1240 ein 
drittesmal seine Bitten. Die Päpste Gregor IX., Inno- 
cenz IV., Urban IV., Erzbischof Siegfried von Mainz, 
die Domprälaten von Bamberg, die Bischöfe von Merse- 
burg, Hildesheim, Worms, Speyer, Naumburg mahnten 
die Gläubigen, zur Zierde des Kiliansdomes Opfer zu 
bringen. Gleichwohl gedieh der Thurmbau sehr träge 
zum Ende; die beabsichtigte Erhebung der Gebeine 
Bruno 's^ aber musste für diessmal unterbleiben. 

Nun war der Dom vollendet. Die folgenden Jahr- 
hunderte bauten nur einige Kapellen, den Kreuzgang, 
die Thurmgallerien, und mehrten die Innenzier. Zu die- 
sem Zweck fasste Herrmann mit seinem Capitel den Be- 
schluss, dass künftig nach dem Tode eines jeden Dom- 
herrn oder Domicellaren die Einkünfte eines ganzen Jahres 
der Dofnfabrica zufallen sollten. Zur Verw^altung des 
Vermegens wurde ein Dombauamt eingesetzt. Die Meis- 
ter des Steinwerks und der Kleinkünste, welche dasselbe 
in Dienst nahm, genossen Freiheit von Steuern, vom 
Wachtdienst, der Schanzpflicht und dem Kriegsdienst. Das 
Institut hat bis 1803 gedauert. Meisternamen aus dem drei- 
zehnten Jahrhundert sind uns nicht zu Gesicht gekommen. 



Wirzburg besitzt einen merkwürdigen Altar au» 
der Uebergangsperiode. Er steht in der Westkrypta 
von Neumünster, ist ein hohler Steinsarg, 11' lang, 6' 
breit , 5' hoch. Durch Gitter kann man in das Innere 
sehen, wo ein Sarg Eeliquien Kilian^s umschliesst; in 
früheren Zeiten brannte darin ein s. g. Ewiglicht. t)ie 
Pilger sind noch in unserm Jahrhundert durch die xm^ 
tere Oeffnung gekrochen; dasselbe fand an der Tumba 
des Bischofs Bruno in der Domkrypta statt. 

Der Altar ist durch einen Sockel markirt und von 
fünf Säulen auf der Langseite, drei auf der Breitseite 
umstellt. Zwischen den Säulen füllen Malereien die Fel- 
der. Obwohl durch die Restauration stark retouchirt, 
kann man die alten Formen der Paramente, welche die. 
Patrone des Frankenlandes tragen, noch gut erkennen. 
Die Vorderseite ziert die Auferstehung. Den Schaft der 
Säulen haben sie vor nicht langer Zeit hochroth gemacht, 
das I/ftub spielt in Grün, Gold blitzt vom Capitälhals. 
Die Kleeblätter und das Eichenlaub an den Capitälen 
zeigen fast heraldische Formen. Es ist noch keine Spur 
von der genial sprudelnden Kraft, welche an den Por- 
talen der Marienkapelle geschaffen hat. Und doch bringt 
an den Basen die Feinheit der Curven, die Anwendung 
des elliptischen Durchschnittes, die Zusammenstellung 
von Kehlen und Kanten angenehme Contraste und eine 
Steigerung von Licht und Schatten hervor. Aus diesem 
conventioneilen Allerlei der Blumen spricht eine künst- 
lerische Potenz , die , wenn der Bann durchbrochen ist, 
daß Grossartigste zu leisten vermag. 

Der Altar will mit dem Crodoaltar in der Vorhalle des 
ehemaligen Domes zu Goslar verglichen sein. Ein ähn- 
licher Altarbau stand zu Amorbach ; dieser hatte gleichfalls 
eine Oeffnung nach vornen, durch welche die mitKopf- 
schmefz Behafteten durchgekrochen sind. Die Lioba- 
tumba zu Petersberg bei Fuld glich den beiden genann- 
ten. Auch der Sarkophag des heiligen Otto in der Mi- 



chaelskirche von Bamberg hinter dem Hochaltäre ist 
nach der Seite zum Altare mit einer viereckigen O^AT- 
nung versehen, durch welche die Pilger hindurchkrocl^en*). 
Am berühmten Reliquienaltar im Dom zu Paderborn 
passirten die Pilger beim Offertorium oder, sonst gern 
den Baum zwischen der Mensa und dem Schrein, 

Ehe diese Periode zum Abschluss gebracht wird, 
müssen noch ein Evangeliar und ein Lectionar aus Neu- 
münster, die jetzt in der Universitätsbibliothek stehen, 
erwähnt werden, 

Das Evangeliar ist ein Quartant und wohl im zwölf- 
ten, vielleicht erst im dreizehnten Jahrl^undert geschrie- 
ben. Die Vorderseite ziert ein Elfenbeindeckel 6'^ hoch, 
4 '/:<'' breit. In der Mitte wächst ein knorriger Baum- 
stamm auf, breitet sich in zwei buschige Zweige aus, 
zwischen welchen die Krone eingeklemmt ist. Vöglein 
picken an den Zweigen. Rechts vom Baum steht Chris- 
tus als Gärtner, wie er der links knieenden Magdalena 
erscheint. Der Herr trägt in der Linken die Scha,ufel 
des Gärtners, in der Rechten den Stab des guten Hirten, 
der allzugross geworden ist. Das Antlitz ist nicht gut 
gearbeitet. Die Stellung der Magdalena ist widernatür- 
lich angestrengt. Das Relief erreicht durchaus nicht den 
Wertb der bereits geschilderten. Indem wir das Buch 
aufschlagen, sehen wir die Verkündigung auf dem ersten 
Blatte. Der Engel und die Jungfra,u sind derb gearbeitet. 
Das Incarnat röthüchweiss i^nd die Uebergänge mit Stri- 
chen schroflF vermittelt. Die Finger sind zu lang, die 
Proportionen durchweg verfehlt, doch die Architektur 
und die Ornamentik nait Geschick angewendet.^ Ueber 
der Gruppe ist die Seitenansicht eines Klosters gegeben; 
die Feister sind zwischen Säulen gestellt, die Polychromie 
ist trefflich. Schon hier sehen wir, dass der Miniaturist 
es besser verstand, Accidentien zu malen. Die Haupt- 



Qrg^ fiif cJirißfUcli^. KuDst 1* Apijl X^ßO. 74. 



108 

Sache, liess er ausser Acht. Vor dem Anfang jedes Evan- 
geliums hat er das Bild des Evangelisten in voller Figur 
gemalt. Um seinem sehr schwachen Compositionstalent 
zu Hülfe zu kommen, benutzte er diie Miniaturen, welche 
Heinrich I. in das oben gezeichnete Evangeliar malen 
liess. Er hat getreu copirt, aber eben nur copirt. Geist- 
lose Manier macht sich breit. Matthäus sitzt auf einem 
gepolsterten Sessel, den Füssen dient ein Schemel; blau 
^ ist sein Bart , blaii sind die Haare. In einem hübschen 
Gestelle steckt sein homartiges Atramentgefass. Der 
Engel, der fliegend dargestellt werden wollte, ist völlig 
misslungen. Bei Markus ist der Anatomie ein Faustschlag 
versetzt, die Augen sind von rothen Strichen umrissen. 
Lukas hat hier dieselbe Gewandung, dieselbe gedrungene 
widernatürliche Stellung, die im Heinrichsbuche getadelt 
werden musste. Johannes ist alt dargestellt und mit ge- 
spaltenem Bart, in weisslichtem Gewände. Die Archi- 
tektur und Ornamentik ist bei jeder Darstellung trefflich, 
die Blumen der Capitäle manchmal sehr nobel, die Far- 
ben sprühend frisch erhalten. Der Quartant wurde in 
der Verfallzeit der deutschen Miniaturmalerei geschrie- 
ben: der Künstler hatte nicht mehr das Zeug zu selb- 
ständig schöpferischer Thätigkeit in sich. 

Das Lectionarium ist gleichfalls ein Quartant; der 
Elfenbeindeckel ist geplündert worden. Paulus erscheint 
am Eingang, schreibend in seinen Briefen. Die Zeich- 
nung ist schlecht gelungen. Ihm zu Häuptern sieht man 
drei Figuren, ob Frauen oder Männer, wer entscheidet 
es, von denen die eine ein Buch, zwei andere Rollen 
tragen. Drei weitere Miniaturen führen uns in den Stall 
zu Bethlehem , an's Grab des Herrn im Garten, und in 
das Cönaculum. Die Verletzung aller Würde könnte 
kaum weiter getrieben werden, als bei Joseph imd Ma- 
ria, die vor dem göttlichen Kinde sind, geschehen ist. 
Die Hirten beten an, indem sie die Hände staunend aus- 
breiten; naiver Weise suchte der Bluminist auch in den 



_^_j 



109 

springenden Lämmlein die Lust wiederzugeben. Das Li- 
carnat ist röthlich^ das Gold prachtvoll erhalten. . Die 
Szene am Grabe wird uns merkwürdig, weil der Engel 
ein dunkelbraunes Teint und Doppelflügel, die Frauen 
gelbfe Farbe in den erschreckenden Physiognomien, die 
mit hochbuckeligen Rundschildern versehenen Krieger 
aber rothe Gesichter haben. Im dritten Bild sehen wir 
elf Apostel ini Cönaculum; neun haben rothes, zwei 
grünlich gelbes Incarnat. Petrus tragt wie mehrere. ein 
Buch; andere halten Schriftrollen; vier Apostel haben 
Barte. Die Flammen schweben dicht über ihren Häup- 
tern. Ein Apostel ist durch schimmernde Aurifrisien in 
der römischen Kleidung ausgezeichnet. Dieser Hluminist 
hat selbständiger gearbeitet als der, welcher den eben 
genannten Quartanten zierte; aber auch er steht tief im 
Verderben der. edlen Kunst und operirt bei unsicherer 
Technik. Man möchte glauben, er lebte in einer Zeit, 
da die Kunst die ersten Flügelschläge machte. 



Drittes CapIteL 



Germanische Periode. 
A. Frflhgermanisclie Werke. 

(1245—1290.) 

§ 10. CisterzieBBer und Bettelorden. 

Längst hatten England und Frankreich den Bann 
durchbrochen und die Gesetze gefunden, als in Deutsch- 
land der mächtige Umschwung in der Baukunst eintrat. 
Es ist eine Zeit gewaltiger intellectueller Energie, in 
welcher man sich der Fesseln des Bundbogens entschlägt. 
Derselbe hatte treffliche Dienste gethan; durch ihn wa- 
ren die besten und nützlichsten Formen möglich gewor- 
den, und wer als Meister der Gesetze kundig war, konnte 
Symmetrie und anmuthigen Rhythmus durch ihn schaffen. 
Aber der immer in sich zurückfallende Cirkel lässt die 
denkar möglichen Variationen nicht zu, die Form kann 
sich nicht ändern wie sie wünscht, und der glänzende 
Reichthum geometrischer Combinationen bleibt verschlos- 
sen. Mit geduldiger Beharrlichkeit, männlicher Grösse 
und edler Festigkeit suchten die Meister jener Zeit zu 
Höherem zu gelangen. 

Bald hatte die neue Methode den Sieg gewonnen. 
In dieser erhabenen Cirkelkünst leiteten sich ^Ile Theile 
mit gebieterischer Strenge von einander ab; die Mauern 



schienen unnütz zu werden, Streben und Fenster an ilire 
Stelle zu treten, jede Entwickelung ward ein Motiv der 
Decoration. 

An der Donau und am Rhein hattß, diese neue ger- 
manische Cirkelkunst zu gleicher Zeit sich Bahn gebro- 
chen. Rasch machte sie im dreizehnten Jahrhundert die 
Runde durch die katholische Welt, zog triumphirend von 
Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, gedieh von Strecke 
zu Strecke, erblühte von Schönheit zu Schönheit Sie 
bereicherte die Welt mit Schöpfungen, glänzender als 
sie je dagewesen sind. Sowohl in Vesten, wohlgezink- 
ten Stadtmauern und Pallästen, als in Kathedralen, Klös- 
tern und Pfarrkirchen findet sich der neu entwickelte 
Styl in der grössten Ausdehnung; es gibt kein Bauwerk 
dieser Zeit, das nicht die Einwirkung der jugendlichen 
Kunst zur Schau trüge. Das dreizehnte Jahrhundert ist 
das perikleisch-augusteische Zeitalter der germanischen 
Kunstübung: eine Periode tiefwurzelnder geistiger Auf- 
regung und wundersamer Anspornung des menschlichen 
Verstandes. 

Auch das schöne Prankenland wurde mit Munstern 
und Stiftern bedeckt, in welchen diese heilige Cirkel- 
kunst ihre Majestät in stets wechselnden Formen ent- 
faltete, jede geeignet, den Anforderungen zu entsprechen. 

Im Jahre 1212 erbauten sich die Karmeliter ihr 
erstes Oratorium in der Stadt, erhielten 1280 die Nikolaus- 
kapelle und vollendeten 1300 die Barbarakirche; 1212 
wurde zu St. Burkard die Blasiuskapelle restaurirt ; 1214 
Hess Abt Heinrich von St. Stephan, gedenkend der 
Regel 57 des Vaters Benedikt : „artiflces si sint in monas- 
terio cum omni humilitate faciant ipsas ärtes*^ für die 6ö- 
beine von Gefährtinnen Ursula's ein kostbares Reliquiar 
fertigen. Im Jahre 1221 brachte Cäsarius von Heister- 
bach die ersten Minoriten in die Stadt, drei Jahre später 
baute Richeza von Halleberg Himmelskron für sechszehn 
Begharden. Schwarzach musste 1280 netigebaut werden, 



112 

Frauenrode und Frauenthal gediehen 1231. Konrad l^ld 
Gottfried von Hohenlohe haben letzteres gebaut *). 
Die heilige Elisabeth von Thüringen ist in dieser Zeit 
nach Wirzburg gekommen, und hat in Kitzingen gastliehe 
Aufnahme gefunden. Dort wurde auch die heilige Hed- 
wig aus Bayern zum Segen für Schlesien gebildet. Abt 
Friedrich von St. Stephan gibt 1233 die Erlaubniss zum 
Aufbau des Cömeteriunas in St. Peter; 1236 entsteht 
Seligenthal, 1243 Gnadenthal hei Hall; 1237 wird St. 
Egid in Heidingsfeld in den Rugerhof im Apfelgarten 
versetzt, und heisst von nun an ob der bezaubernden 
Lage Paradies^). Da der OrtSturs ungünstig gelegen ist, 
. erwirbt die Aebtissin Jutta von Heiligenthal vom edlen 
Siboto von Etzelhausen den Ort Mariaburghausen bei 
Hassfurt, und baut dort von 1243 an ein Münster ; dem- 
selben haben nach dem Brande von 1279 fünfzig Bisehöfe 
Ablässe ertheilt. Noch sind dort interessante Flügelatäre 
erhalten. Billinkheim wird 1238 in. ein Cisterzienserkloster 
umgewandelt. Die edle Luitgardis, die Gemahlin des 
Eberhard von Weinsberg, baut 1243 Lichtenstern in 
Wirtemberg^). Abt Konrad erhöht die drei Thürme 
im Burkardsmünster 1241, errichtet das Liebfrauen- 
chörlein wie.das des heiligen Andreas, gründet die Ka- 
pelle zu Ehren der Apostel Philippus imd Jakobus, ver- 
legt, die Abtei in günstigere Räumlichkeit, errichtet ein 
Winter- und Sommerrefectorium, lässt den Dominikanern 
vier Folianten schreiben und 1249 drei Glocken für sein 
Münster giessen, von denen die ind deutschen Land be- 
rühmte Katharina heute noch klingt*). Bischof Herrnaann 
vereinigte die von Enzelin erbaute Gertrudskirche mit 
dem Frauenkloster zu St. Markus und übergab die Pfarre 



i) üssermaan EP. WB. 480. 405;* 270. Cod. prob. 56. sqq. 
>} Gudenus Cod. dipl. JII. 669. ÜBserinann Cod. prob. 58. 
9) Besold monast. Wirtemb. IL 67. 
4} Wieland Stift Bnxkard I. 61. ' . 



113 

auf. Bitten der Frau Adelheide an die Dominikaner. 
Diese fugten an den Bau Enzelin^s einen spitzbogigen 
Chor. Konrad von Hochsteden hat ihn 1254 consecrirt. 
Schon haben die Minoriten angefangen ihr Kloster zu 
bauen, 1257 sind die Werkleute an der Klarissenkirche 
beschäftigt ^ ; gleichzeitig erhebt sich die Kirche bei den 
Reuerinnen und wird Himmelspforten errichtet. Seit 
1250 tönt die grosse Gloriosa vom Dom hinaus in's 
Frankenland. Bruno^s Gebeine wurden am 13. Septbr. 
1257 in kostbare Tücher von Seide gewickelt imd in 
einen neuen Steinsarg gelegt. Derselbe dient jetzt als 
Altarmensa und sollte nicht mit Brettern verkleidet sein. 
Abt Friedrich von St. Burkard kaufte in dieser Zeit 
für 24 Pfund Heller einen Kelch, zwei silberne Känn- 
chen um 4 Pfund, ein Messgewand um 6, ein silbernes 
Kleinod um 30, prächtige Stolen und Gürtel für 8, eine 
Jnful um 4 Pfund Heller. Ebenso liess er Sitze mit 
schildförmiger Wölbung für den Chor fertigen um mehr 
als 40 Pfund Heller. Abt Berthold liess die „Brumm- 
katz^ giessen. Im Jahre 1263 kamen die Augustiner in 
die Stadt, 1274 erhob sich die neue Kirche der Domini- 
kaner in ihren gewaltigen Längenverhältnissen. Die 
Antoniter, welche auf schwarzem Mantel ein blau email- 
lirtes Kreuz trugen,- befai\den sich seit Langem in der 
Stadt. Sie besassen den Hof von Altenberg und die 
Antoniuskapelle, wie das Privileg, ihre Schweine (von 
1496 an 14, von 1503 an 6) mit einem Glöcklein um den 
Hals und einem Streifen in der Haut frei in der Stadt 
herumlaufen zu lassen. (Dieselbe Freiheit hatten die 
Nonnen desselben Ordens in Paris.) Sie haben 1546 ihr 
Kloster verkauft. Graf Friedrich HI. von Zollern grün- 
dete 1276 Birkenfeld für adelige Jungfrauen Cisterzienser- 
Ordens^); auch das Frauenkloster von Sonnenfeld gehört 



i) Arch. Xjn. 1. 35. 

S) Usseimann EP. WB. 873. 



in diese Zeit. ESn Graf voa Hammelburg hat 1279 das 
junge AugOBtiiierklofiter Miinnerstadt reich beschenkt; 
1280 erhebt sich die Nikolauskapelle in Wirzburg, 1^2 
das Reclusorium in Kirchberg. Die Ablassbullen mehrerer 
Bischöfe bessern die Domfabrica auf. St. Stephan wird 
fast neu gebaut (1282) O9 an Haug 1299 die Allerheiligen- 
kapelle gefügt. An St. Oswald, der Deutschhaaskirche, 
an der< Augustiner- und der Karmelitenkirche wird 
g^en Ausgang des Jahrhunderts zu bauen begonnen. 

Es ist eine staunenswürdige Thatkraft in der Zeit. 
Sie hat aber nicht bloss in Stiftungen und Kirchenbauten 
Ausdruck gefunden. 

Die Bürger waren reich und mächtig geworden. 
In der Zeit der Staufen glänzte ihre Stadt vor vielen 
im Reiche. Zeugniss dafür legen ab die jüngst bekannt ge- 
machten Annalen der Stadt von 1125—1158 und 1202—1204, 
Zusätze zu einer Handschrift des Ekkehard aus Venedig, 
welche für die Geschichte des zweiten und vierten Kreuz- 
zuges von der grössten Bedeutung sind^). Barbarossa 
weilte oft im lieblichen Thalkessel, und der Katzehwicker 
sah seine glänzendsten Tage. Hier hü\ Friedrich seine 
Vermälung mit Beatrix der Erbin von Burgund gefeiert, 
in Wirzburg sammelte er 1168 die deutschen Fürsten, 
imd erklärte von hier aus Heinrich deii Löwen in die 
Acht. Auch König Otto hielt hier seine Hochzeit, Und 
wiederholt weilte der junge geniale Friedrich im Königs- 
hofe jenseits des Mains. Sein Sohn Heinrich wird hier 
zuni König gekürt, ebenso Heinrich Raspe 1246*). Der 
stolze fränkische Adel kam öfters auf dem Renn- 
weg zum lustigen Stechen zusammen. Glänzend wurde 
1235 das vierzehnte deutsche Turnier in Wirzburg ab- 
gehalten, und die Regeln des Spiels für künftige Zeiten 
besimmt. So bewegte sich allzeit prunkende Herflich- 



i) Himiael stein Synod. herbip. 63. üssermann EP. WB. 253. 
8) Ann. Herbip. MM. SS. XVI. 2—12. t) MM. SS. XVI. 35. 186. 369. 



11© 

keit vor den Augen der Bürger: keine Stadt in Ost- 
franken mochte mit der ihrigen sich messen. Bamberg die 
Tochter war blühend und schön aber noch jugendlich ; Nürn- 
berg ohne Tradition, nur von Krämern bewohnt, und noch 
ohne den Glanz seiner Kunstwerke. Wie konnte es an- 
ders kommen, als dass die Wirzburger, deren Stadt mit 
wohlgezinkten Thürmen geschirmt und stattlich düstern 
Burgen versehen war, nach Reichsfreiheit Lust bekamen 
und des Pfaffenregimenis ledig sein wollten ? Die reichen 
Kitufherren von Köln, Frankfurt und au3 dem walloni- 
schen Mastricht, die stolzen prachtliebenden Russlands- 
fahrer von Regensburg,' die Herren von Nürnbergs Augs- 
burg \md Ulm, die oft Einkehr nahmen in Wirzburg, . 
mussten sie reizen. Im dreizehnten Jahrhundert beginnen 
wie in so vielen deutschen Kathedralstädten die bürger- 
liehen Emeuten gegen Bischof und Klerus, um sich Jahr- 
hunderte lang fortzuspinnen. Die Ritterschaft hat meist 
gegen die „Krämer und Pfeffersäcke" zum Bischof ge- 
halten. Hatten sich die streitbaren Bürger von Wirzbnrg 
1229 mit Ludwig von Küstell, 1236 mit Ludwig von 
Stollberg, 1241 mit dem Prälaten von Fuld geschlagen, 
so banden sie 1250 mit dem eignen Bischof Herrmann 
an *). Er ist auf ' die Marienburg gezogen, um sicherer 
zu stehen. Schon schien der Sieg den Zünften und Bürgern 
sich zuneigen zji wollen, als sie von den Kitti^rn jäm- 
merlich geschlagen wurden. Unter Bischof Jring (1253 — 
1266) verwarfen die Bürger die bischöflichen Heller und 
Pfennige, misshandelten die Juden, und schlugen sich^Euit 
dem Adel (1261). Voran gingen die Bäcker imd Metzger ; 
1265 mussten aber die Zünfte geloben, den Schaden, 
den sie den Kirchen zugefügt, gut zu noachen imd bau- 
lich zu ersetzen 2). In der Schlacht vom 8. August 1266, da 
bei Kitzingen die Wirzburger unter dem Bisthumsad- 



i) GhroDicon Wirzeburgense ap, Eckhart Fraucia Orient. I. 820. 
^ Schar Ol d Zunftchronik I. 6. 

8« 



116 

ministrator Berthold von Siernberg gegen die reisigen 
Knechte und Ritter des Prätendenten und Wahlcanditaten 
Berthold von Henneberg sich mannhaft wehrten, und 
durch die Schwerter einer Beiterschaar aus Bayerland 
vollständigen Sieg errangen, soll das berühmte Cyriacus- 
panier geflattert haben. Gegen Bischof Mangold gab es 
1296 heftige Revolte, auch gegen Andreas 1308, gegen 
Albert 1354 und 1357, und besonders gegen Gerhard 
1374 und 1397—1400 0- Man scheint bei diesen Krawallen 
selbst die Kirchthürme in Mitleidenschaft gezogen zu 
haben. Diese waren freilich von Anfang herein nicht 
allein zum Aufhäqgen der Glocken bestimmt, sondern 
nebst andern auch, wie die Erklärung zum Bauriss von 
St Gallen sagt, „ad universa superinspicieruk^. Das grosse 
Nationalconcil, welches 1287 in Wirzburg abgehalten 
wurde, legte die Strafe der Excömmunication auf die Auf- 
ruhrer, welche, wie bisher geschehen, die Glockenthürme 
und Kirchen wider den Willen der Kirchenherren in 
Besitz nähmen, sie als Festungswerke benützten, und da- 
durch Ursache ihres Zerfalles oder deren gänzlicher Ver* 
nichtung würden 2). 

Wie wild bewegt die Zeit auch war : es traten immer- 
hin grosse und auf Tausende mächtig einwirkende Män- 
ner des Friedens auf. So lebten damals zeitweise einige 
der bedeutendsten mittelalterlichen Dichter in Wirzburg. 
Kochen doch an den Höhen der Stadt die feurigsten 
Weine deutscher Erde, der Leisten, der Stein und die 
Harfe, und bieten ein Aroma, so lieblich, so duftend, 
dass es einen Sänger begeistern muss. Auch ist es be- 
kannt, dass Franken und Thüringen nebst dem Lande 
der Schwaben allezeit von den sangeslustigsten Stämmen 
des Vaterlandes bewohnt wurden. Otto aus dem Hause 
der mit den Hennebergern verwandten Botenlauben war 



1) Fries Chronik von Wirzburg ap. Ludewig SS. WB. 377. sqq. 
t) Himmelst ein Synod. berbip. 56, 



117 

wie die zeitgenössischen Babenberger im Ostland, die 
Witteisbacher in Landshut, die Staufen im Südland und 
Schwaben, der Sangeskunst besonders hold, und wett- 
eiferte mit den benachbarten Thüringerfiirsten in der 
Liebe zur Dichtkunst. 

Zu Wirzburg starb 1230 der grösste Lyriker des 
deutschen Mittelalters: Walther von der Vogelweide; 
er hatte in den letzten Lebensjahren im Chore von Neu- 
münster die Psalmen mit den Kanonikern gesungen. 
Aus ritterlichem Stamme ^injöärzburg) i) geboren, aber 
wenig mit Glücksgütern gesegnet, wählte er früh das 
heitere Liederspiel zu seinem Antheil. Auf den Burgen 
jenseits des Rheines sah er Frankreichs schönste,Frauen, 
in Syrien hüllten sich ihm die Zauber des Orients auf. 
Am Hofe des Herzogs Friedrich von Oesterreich ist er 
ein vollendeter Dichter geworden. Dienstmann am Hofe 
des liederkundigen Kaisers (1198), schlägt er auch die 
vielbesungene Liederschlacht auf der Wartburg mit (1207). 
Seine Lieder an Maria athmen die tiefste Innigkeit und 
entzündeten die Gemüther, seine Kreuzeslieder sang man 
begeistert in ganz Deutschland. Er selbst hat das Kreuz 
genommen. Schannat soll noch das Leoninische Tetra- 
stichon im Neumünsterkreuzgang, wo sie ihn hingelegt 
hatten, gesehen haben: 

Pascua qui volucram tIvus Walthere füisti^ 
Qai flos eloquii, .qui Palladis os obiisti. 
Ergo quod aurealam probitas tua possit habere, 
Qui legit, hie dicat, Deus istius miserere. 

Jahrhunderte lang rauschte die Linde im Lusam- 
garten, unter welcher der Chorführer deutscher Dichter- 
nachtigallen die Vöglein des Hinunels zu Tische geladen 
hatte. Auch nach seinem Tode sollten sich die lieben 
Sänger der Wohlthat freuen. Der Atzungsheerd waren 
vier bei dem Brunnen eingehauene Vertiefungen* Die 



1) Fr. Pfeiffer Waliher Ton der Yogelweide. Wien 1860. 



von. Walther gemachte Stiftimg ist nacbmalft in eine 
Semmelvertheilui^ unter die Chorherren ausgeartet. 

Walther^s Zeitgenosse war der Sänger Süssldnd, 
der Jude^ der, wie die Wirzburger sagen, bis 1226 Arzt 
am Spita] von St. Egid und Dietrich gewesen ist. Er 
wohnte im HöUriegelhofe. Auch um seine Finanzen 
schien es mei^t schlecht bestellt. 

Kon r ad von Wirzburg ist der Stadt eigenster 
Dichter, in Wirzburg geboren,, aber nicht aus adeligem 
Hause, wie er selber sagt. Er lässt in der goldenen 
Schmieiie, in der Herzmäre, im trojanischen Krieg, im 
Otto mit dem Barte, im Schwanritter wie in seinen 
Liedern den heimisch ostfränkischen Dialect anklingen, 
wird in Urkunden und Chroniken allzeit von Wirzburg 
genannt, neimt sich auch selbst so, wie im Vers 120 
der goldenen Schmiede : „edso daz mir Cnonrade von Wirze- 
burc daz Heil geschehe — ; auch singt er: 

Ein stat lit in Frankenlant, 

Wirzeburg ist sie genannt 

Mit ricker kunst erbuwen wol, 

Eres und guotes ist sie vol. 
Hugo yen Trimberg, der lyrakundige Franke, kennt nur 
Wirzburg als Vaterstadt Konrad^s, ebenso Michael a Leone, 
der, allezeit auf dem Ruhm des Frankenlandes bedacht, 1335 
die goldene Schmiede abgeschrieben hat. In dem Buche 
des späteren Wagenseil „von der Meistersänger hold- 
seligen Kunst" wird Konrad ausdrücklich von Wirzburg 
genannt. Basel hat dem Wandernden im Alter eine gast- 
liche Herberge angeboten, und ist seine zweite Vater- 
stadt geworden. Er soll dort 1287 gestorben, und in der 
Magdalenenkirche neben dem Dome begraben sein '), 
seine Frau Bertha und seine Töchter Gerina nnd Agnes 
neben ihm ruhen. Die Wirzburger in München befind^ 



1) Arcb. XÜ. 1. 61 — 68. W. Grimm Konrad*8 von Witzbuig 
goldene Schmiede. 3J. 



110 

iche Handschrift der goldenen Schmiede enthält am 
Schlüsse die Nachricht, das» Konräd zu Freiburg im 
Breisgau begraben wurde. Konrad/ der sieh selbst den 
„tumben Kpnrad^ n^mt^), «teilt sich, da er sein Preis- 
gedicht anf die göttlichis Jungfrau singt, als einen Schmied 
dar, der in seiner Werkstätte arbeitet. Aber nicht ein 
Schmied gewöhnlicher Art will er sein, sondem ein 
Mann, der das edelste Gold kunstreich bearbeitet. Die 
Zunge ist sein Hammer, und die Glieder, die er zum 
VorU'ag braucht,- sind die übrigen Werkzeuge. „JBm 
Spiegelsmitte was sin herze dar inne vil der fugende ge^ 
slßgen wart" So schlug er in seliger Lust seinen Jubel- 
hymnus auf die himmlische Königin. Er wollte ^in Meister- 
stück ßeiner Kunst liefern; schon blatte er den Gipfel in 
derselben err.eicht, war der Technik, der Diction und 
der Metrik vollkoijamen Meister geworden. Koncad steht 
in der Mitte der Epigonendichtung. Er erzählt \wß nicht 
das Leben der Jungfrau, wie das Wernher von Tegern- 
see vor ihm gethan hatte, er erwähnt das Sterben des 
Herrn nur kurz am Schluss; seine Absicht ist es, die 
höchsten Mysterien de» Glaubens in Bild und Gleichniss 
auszudrücken. Das sind die Edelsteine, welche der Dichter 
in ein Schatzkästlein sammelt, oder zu einem schinpLmem<- 
dem Geschmeide in das Gold sei^er Bede fasst. Es sind . 
Lobpreisungen und Bilder, welche sich in zufalliger oder 
willkürlicher Ordnung die 2000 Verse hindurch aneinander- 
drängen. Konrad geht manchmal in die Breite und ist 
nicht frei von klingenden Phrasen, sein Silbenmass ist 
nicht so klangvoll wie bei Gottfried von Strassburg,; 
aber die Breite fügt sich ihm mit Leichtigkeit, die Dar- 
stellung ist belebt, gefällig und aninuthig, die Farben 
erfreuen allezeit durch Frische und Glanz. Konrad hat 
eine sprühende Phantasie ; das ist die angeborne Sanges- 
lust, die ihm sagen lässt: 



<) Goldene Schmiede v. 890. 



120 

06 nieman lebte mer dann ich 

dock Seite ich unde eunge 

dwr daz mir selber Utmge 

min rede und miner stimme schall^). 

Seine goldene Schmiede blieb bis in den Ausgang des 
Mittelalters eine Lieblingslectüre ; die letzte Handschrift 
ist vom Jahre 1497. Die Gültigkeit des Inhalts, das Feier- 
liche der Rede, der Prunk der Worte trugen das Ihrige 
dazu bei. Ekerhard von Sax hat sie nachgeahmt, Hug 
von Langenstain sie zum Vorbild genommen, und Peter 
Suchenwirt sie nach hundert Jahren noch angestaunt. 
„Auch in Gemälden und Bildhauerärbeiten 
wirdman bisin das fünfzehnte und sechszehnte 
Jahrhundert hinab die fortwirkende Kraft 
dieser Jdeen bemerken*)." Im Zeitalter Konrad's 
scheint die für die Kunstgebilde so wichtige symbolische 
Sprache ihre höchste Ausbildung erreicht zu haben. 
Unter denen, welche Konrad zunächst stehen, haben 
Rudolf von Rothenburg, Sigeher, Boppo und Eberhard 
in Liedern zu Ehren der Jungfrau sie^ angewendet, früher 
schon Walther von der VogelWeide und Gottfried von 
Strassburg. Auch in Dichtungen von grosserem Umfang 
und in Liedern anderen Inhalts bringen Rudolf von Ems, 
' Heinrich von Krolewiz, Reinbot von Dorn und Freidank 
diese Gleichnisse an. Sparsam bedienen sich ihrer, selbst 
wenn sie die Jungfrau besingen, Reinmar von Zweter, 
Hardeker, Herrmann der Damen. In den Werken Wolf- 
ram's von Eschenbach finden sich wenige Spuren der Ver- 
ehrung der Jungfrau 3). 

Friedrich ven Wirzburg lebte als Dichter am Hofe 
-des Königs Mannfred, Johann von Wirzburg sang ein 
Lied auf die Heldenthaten des Herzogs Wilhelm von 



1) Eingang zum troj. Krieg, v. 188. ff. 
S) Grimm a. a. (h XXI. 
9) Grimm a. a. 0. XXII. 






121 

Oesterreicil (1314); Otto Baldemänn der Sänger von 
Karlstadt lebte 134Ö in Wirzburg. Rührende Töne shlug 
ein aussätziger Barfüssermönch um 1374 an. Mancher 
Meistersänger hat in späterer Zeit Wirzburg verherrlicht. 
Noch ist ein Mann zu nennen, der mehrere Jahre 
in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts in 
Wirzburg lebte, und von der Sage mit der Kunstge- 
schichte der Stadt, besonders mit den neuen Baugesetzen, 
in Verbindung gebracht wird :AlbertusMagnus. Nach 
der Resignation seines Bisthums Regensburg scheint er 
längere Zeit im Dominikanerkloster der Stadt, wo sein 
Bruder Heinrich Prior war^ oder im Hofe Wiesenfeld 
bei Neumünster geweilt zu haben. Der ehrwürdige Meis- 
ter, das Wunder seiner Zeit, wurde vom Bischof, Adel 
und Bürgerschaft mit -Ehren überhäuft. Albertus war 
in den wüsten Streithändeln die versöhnende Macht; er 
hat sich der Dominikanerinnen bei St. Markus thätig an- 
genommen, sie in seinem Testamente bedacht, und allen 
einen Ablass verliehen, welche zum Bau der Kirche von 
Himmelspforten beisteuerten <). Die Zünfte gelobten 
(1265) dem Abt von St. Biirkard soviel Entschädigung 
zu leisten, als Bruder Albertus bestimmen würde. Es 
mag wahr sein, dass Albertus mitRath und Wort seinen 
Ordensbrüdern zum Neubau des Dominikanermünsters 
um 1274 beigestanden sei, aber die Behauptung, dass er 
den Plan dazu entworfen und als leitender Architekt 
gewirkt habe, muss zurückgeno'mmen werden. Albertus 
seheint 1268 Wirzburg verlassen zu haben, nachdem er 
hier,, wie sein Biograph vermuthet, den Conamentar zum 
Markusevangelium und das Buch vom starken Weibe ge- 
schrieben hat. Köln bedurfte der Macht seines Wortes, 
um zur Ruhe zu kommen. 

Drei Denkmäler aus der ersten Periode der Gothik 
kommen für Wirzburg in Betracht: die Cisterzienserin- 



<) Lang Reg. 1>av. m. 305. 



122 

nenkirche in Himmelspforten, die Minoritenkirche imd 
der Chor der Dominikanerkirche. 

Die Cisterziensemonnenkirche in Himmelspforten. 
Die Kirche ist 160' lang, zeigt hochstrebende Ver- 
hältnisse, ein einziges Schiff, geradlinigen Chorschluss, 
eine massige Kreuzwölbung im Chor und eine von zwanzig 
Säulen getragene Sepultur mit primitiven Kreuzgewölben« 
Die fünf Streben der Südseite steigen unverjüngt bis 
zum Kranzsims an und schliessen mit Schrägen, Kehlen 
und Plättchen. Ihr Fussgesims wird durch eine Schmiege 
gebildet. Während das zweite Horizontalglied etwius 
über der Fenstersohle die drei Seiten des Pfeilers um- 
läuft , belebt das dritte nur dessen Vorderfläche. Die 
Streben am Chor werden durch KreuzblumeQ gekrönt, 
die drei westlichen begrenzen die Sepultur. Die fein 
profilirten Laibungen der acht Fenster, spitzen sich 
scharf, ohne Passzierden aufzunehmen. Der Sepultur 
kommt durch sechs kleine hübsche Spitzfensterchen das« 
nöthige Licht zu. Einfachheit ist bei gediegener Tech- 
nik angestrebt. Das südlioli eingebaute Portal bietet 
auch hier die eigenthümlichste Gestalt. Indem sich 
Rundsäulchen in die Pilasterecken setzen, aus den Aba- 
keu die Archivolten mit reicher Profilirung springen, und 
über der Oberschwelle drei überhöhte Spitzbogen mit 
Staffelgiebel das Tympan ausfüllen, entsteht ein ganz 
neues, bisher noch nicht möglich gewesenes Gebilde; 
die Gesetze des Spitzbogens sind hier consequent durch- 
geführt- Das Schiff wird durch den fast allen Cister- 
ziensemonnenkirchen zukommenden Nonnenchor in der 
Hälfte der Länge abgeschlossen, ohne dass aber die 
Quermauer den Ausblick auf die sehr bunte Felderdecke, 
die mit hübschen das Kirchenjahr schildernden Renais- 
sancemalereien verziert ist, hinderte. An den Wänden 
lebt kein Zierrath. Der Triumpfbogen, welcher die zwei 
Wölbungsrechtecke eioleitet, zeigt yfiQ die Blattconsolen 



128 

und 4^e SchluBssteine , die Diagonal- und Gradgurten 
strenge derbe Profilirung und wuchtende Massenhaftig- 
keit ; ästhetisch unschön, aber baugeschichtlich von hohem 
Interesse. An den fünf Fenstern des Chores ist die Sohle 
viel bedeutender als an denen des Schiffes; nur in das 
direifaltige Apsidenfenster ist als Maasswerk ein triangu- 
läres Spbäroid geschrieben. Die merkwürdige Sepultur 
wird durch zehn freistehende und zehn eingebundene 
Oktogonsäulchen in drei mit Kreuzgewölben geschlossene 
Hallen getheilt. Das Basament der frieistehenden-Träger 
bildet sich aus 'dem Grundquadrat und der Schmiege; 
Laubornamentik setzt sich nicht um den Kelchkern des 
Capitäls., Die Vermittlung der Pilaster mit der Wand 
geschieht in der einfachsten Form ; die Rippen sind ohne 
Profilirung. Gleichwohl inacht die Sepultur einen wohl- 
thuenden Eindruck, der um so. mehr gesteigßrt wird, 
wenn wir bedenken, dass wir in einem der ältesten go- 
thischen Bauten des Frankenlandes stehen. 

Himmelspforten wurde vom Jahre 1251 an gebaut, 
nachdem die Nonnen die Himmelsstatt am Main verlassen 
hatten. Als Albertus den erwähnten Ablassbrief aus- 
stellt, ist der Bau bereits in vollem Gang ; durch die so 
erzielten Beiträge sollte nur die Vollendung beschleunigt 
werden. Da der Indulgenzbrief des Bischofs Iring 1264 
die ecclesia magnifice inchouta nennt, wird bestätigt, dass 
der Bau sich bereits seit Jahren fortgesetzt hatte '). Da 
auch andere Bischöfe, selbst der Papst den Nonnen zu 
Hilfe kamen, wird die Kirche noch im siebenten Jahr- 
zehent vollendet worden sein. Die Jahrhunderte haben 
wenig an ihr geändert. Die Restauration von 1519 dürfte 
den sims- und säulenreichen Dachreiter auf der Mitte des 
Daches wie die eigenthümlich gewendelte Holztreppe, 
die zum Nonnenchor aufführt, vollendet haben. Noch 



1) Lang Reg. UI. 227, 



124 

spätere Zeiten stalteten die pprtallose Westseite und den 
Ostgiebel des Hochbaues um. 

Man kennt die Energie, mit welcher St. Bernard ge- 
gegen die glänzende Pracht in den Ordenshäusern seiner 
Zeit eiferte 0* Nicht bloss sollten die Münster seiner 
Regel in ausgesprochener Tendenz factisch den reichen 
Thurm- und Transeptbauten , den Wandmalereien, dem 
Aufwand an Gold und Silber der Benediktiner entgegen- 
treten, auch die Ceremonien des Cultus contrastirten 
eclatant neben dem Pomp und dem Glanz in den Käthe- 
dral- und CoUegiatkirchen und den anderen Ordenstem- 
peln. Bernard^s graue Mönche sangen einstimmigen 
Choral, eine Orgel war ihnen Anfangs nicht gestattet. 
Noch im fünfzehnten Jahrhundert bedurfte es der Er- 
laubniss des Generalcapitels, sollte eine Orgel aufgestellt 
werden. Mosaikpflaster war verboten; 1182 befahl das 
Generalcapitel, in einem Zeitraum von zwei Jahren alle 
wider die Regel in den Kirchen eingesetzten Glasgemälde 
wegzuschaffen. Nur die Benediktinerabteien, welche die 
Regel Von Citeaux annahmen, durften ihre Glasgemälde 
behalten. Sonst folgte man der Maxime: „Sctüpturae vel 
picturae in ecclesiis nostris seu in officinis aliquibus mona- 
sterii ne fiant interdicimus quia cum talibus Menditur uti- 
Utas bonae meditatianis disciplina religiosae gravitaiis 
saepe negligitur 2) ?" Nur beim Kelche sollte Gold und Sil- 
ber gebraucht werden. Das Generalcapitel von 1213 ver- 
bietet, ein anderes Bild als das des Erlösers zu malen. 
Als man auf der Versammlung von 124Q in Erfahrung 
brachte, dass mehrere Ordenskirchen ihre Altäre mit 
Gemälden zierten, erging dar Befehl, diese wegzuschaf- 



1) VincentiDs Bellov. Spec. IV. 1173. Batisbonne Geschichte 
des heiligen Beniard II. 177. H. Arbois de Joubai^TÜle 
Etudes snr l'etat des Abbayes Cistercietines et principalement de 
Olairvaux, au XII« et XUI« siecle. Paris 1858. 

2) Manrique Ann. 0. Oist. I. 267. 273. II. 545. Martene anecd. 
IV. 1264. 



125 

fen. Wo grosse Farbenliebe herrschte, da mochte man 
die Altäre mit weisser Farbe decken. ' Da der Abt von 
Royaumont gleichwohl einen Altar mit Gemälden, Skulp- 
turen, Vorhängen und Säulen versah, erhielt er den ge- 
messensten Auftrag, in einem Monat diese Pracht abzu- 
thun; wo nicht, würde er und sein Prior des Weines 
beraubt, bis er Oehorsam leiste. Seit 1157 durften die 
Thüren weiss getüncht werden, doch wurden zu gleicher 
Zeit grosse goldene und silberne Kreuze verpönt; seit 
1152 durften die Aebte Cappae von Seide bei ihrer 
feierlichen Benediction tragen; aber ein Statut von 1183 
verbietet Aebten wie Mönchen, Oasulen von Seide zu 
gebrauchen; von 1226 an trat für solche, die Wohlthäter 
schenkten, Milderung ein, die durften benützt werden; 

1256 wurde die Erlaubniss ertheilt, an hohen Festtagen 
die Altäre mit seidenen Stoffen zu schmücken. Im Jahre 

1257 erhalten auf Bitten des Papstes die Aebte die Er- 
laubniss, die Cappa bei allen Festlichkeiten zu tragen, 
mit denen Processionen verbunden waren, und so oft 
sie das Pedum führten und den weissen Ornat trugen, 
sowie bei der Benediction der Novizen; Mönche, die 
dem pontificirenden Abte assistirten , durften von 1257 
ab Tunica und Dalmatica tragen. Die Casulen sollten 
aber einfarbig ohne Gold und Ornamentik sein. Die alten 
Ordnungen vonCiteaux verboten, mehr als fünf Lampen 
in einer Kirche zu haben. Diese wurden bei der Messe 
und bei den Vespern von Hochfesten angezündet ; später 
seit 1152 durfte eine Lampe Tag und Nacht angezündet 
sein. Nur Kerzen und Lampen waren erlaubt. Der 
Thurm durfte nicht ;von Stein sein, ein hölzerner, oft 
getünchter Dachreiter über der Kreuzvierung der Kirche 
genügte. Er hatte nur zwei Glöcklein zu tragen; das 
schwere sollte nicht mehr als 500 Pfund wiegen, ein 
Mann sollte es läuten können^). Jedes Cisterzienser- 

1) M. H. D'Arbois de Joubainville 1. c. 27—35. Stat. cap. 
gen. Gist.ap. Martene lY. 1245» 1247. 1248* 1305. 1406. 1407. 



126 

kloster hatte übrigens die nothige Anzahl von cemm- 
tarii, textores^ pelliparii, ftdlones, fabri. Den Cisterzienser- 
kirchen war Zweckmässigkeit, Genauigkeit der Ver- 
hältnisse und grossartige Disposition eigenthtimlich. Die 
Mönche und Klosterfrauen haben immer Mass in den 
Constructionen gehalten, und in Frankreich den friihgo- 
thischen Styl in seiner Strenge und Keuschheit ausge- 
bildet. Die Oallerien über den Seitenschiffen erschienen 
überflüssig, der Hochbau erhielt eine massige Höhe, die 
Gewölbedienste wurden aufConsolen gestützt, und nicht 
bis zur Erde geführt, der Wände Farbenschmuck fiel 
weg, alles blieb auf das nothwendigste beschränkt. In 
Himmelspforten ist man gewiss der Regel treu nach- 
gekommen. 

Die mehr als hundert ehemaligen Cisterziensermunster 
Deutschlands haben ihr Vorbild in der Mutterkirche von 
Morimund gefunden. Sie war einfach, streng aber edel 
gebaut, wie jene zu Clairveaux, deren Geschichte uns 
jüngst bekannt gegeben wurde. Den geradlinigen Chor- 
schluss finden wir wieder in den Ordenskirchen zu Eb- 
rach, Maulbromi, Schönau, Loccum, Märienthal, Marien- 
feld, Biddaggshausen, Heiligenkreuz, Lilienfeld, Neuberg, 
Campen, Amelunxborn, Fröedenberg, Huda bei Olden- 
burg, zu Eberbach , Arnberg und Peplin ; einige sechs- 
zehn deutsche Cisterzienserkirchen , über deren Bauart 
bisher Notizen eingelaufen sind, schliessen mit polygo- 
naler Apside. In allen kehrt das Imponirende der Entfal- 
tung der Ihnenanlage und neue ideenreiche Combinationen 
im Grundrisse, im Gurtenwechsel, in den Arkaden, wie 
in der Stylisirung des sparsam angewendeten Details 
wieder. Riddaggshausen in Thüringen^ Lilienfeld in 
Oösterreich, das jüngst beschriebene Trebnitz, welches 
St. Hedwig aus Bayern 1203—1219 für 1000 Personen 
dotirte, Ebrach und Bronnbach im. alten Wirzburger 
Sprengel müssen mit Maulbronn zu den wichtigsten deut- 
schen Cisterzienserkirchen gezählt werden. 



127 

In Maulbronn sind noch Reste der Klostergebäude 
erhalten, so dass man eine klare Einsicht in die Anlage 
der Cisterzienserklöster gewinnen kann, wie diess zu 
St. Jakob in Wirzburg für die Schottenklöster noch 
theilweise der Fall ist. Maulbronn ist im Kreuz gebaut, 
platt geschlossen und mit je drei überwölbten achtecki- 
gen Kapellan an der Ostseite der Kreuzflügel versehfen. 
Das Hauptschiff war ursprünglich nicht überwölbt 5 zehn 
Pfeiler tragen die geradlinig eingerahmten Rundarkaden. 
Das^ mit Kreuzgewölben überspannte Paradies im Wes- 
ten und der imposante Kreuzgang an der Nordseite sind 
bekamit genug ^), * 

Ebrach im Steigerwald, das wichtigste und reichste 
Kloster im Frankenland, nahm von 1151-^1573 die Her- 
zen von 33 Wirzburger Bischöfen in bleiernen Särglein auf, 
während die Eingeweide auf die Burgkapelle, die Ge- 
beine in die Kathedrälkirche kamen. Daher : 

Ebrachiana meo crcverunt claustra favore 
Hinc cor diffecti continet illa domus. 
Mos manet: haec uno tumulantur corpora templo 
Viscera nions, aedes maxima corpus, habet 2). 

Ebrach blieb auch alle Zeit ein Mausoleum des fränki- 
schen Adels. Es schickte seine Brüder nach Heilsbronn; 
Langheim und Bildhausen, Töchterklöster von Ebrach 
sind niedergebrochen und verwüstet; Schönau schliesst 
geradlinig im Chor. Auch Aldersbach in Bayern , Isel- 
stein in Belgien und Birkenfeld wurden von hier aus 
gegründet. In Oesterreich bauten die Ebracher ausser 
dem Runensischen Kloster in der Steiermark Wilhering, 
dessen Geschichte Stülz bearbeitet hat, und das von den 
Hussiten zerstörte Nepomuek in Böhmen, dessen Historio- 
graph seine mühevolle Arbeit bald bekannt geben wird. 
Glänzend ist die Wiegengeschichte dieses deutschen 



t) Kallenbach Chtonelogie IT. 5. 
2) Ludewig SS. WB. 366. 



128 

Morimund^). Bemo, Richwin und Berthildis aus dem 
Geschlechte der Ebrau haben es gegründet, Morimunder 
es gebaut, Embricho es conseerirt 1134, der fränkische 
Adel, König Konrad XU. und Königin Gertraud es 
reich ausgestattet. Die Königin wohnte oft im Stifte, 
schmückte den Cither mit Werken ihrer Hand , welche 
Jahrhunderte lang dankbar gezeigt wurden. Sie fand dort 
ihr Grab. Die jetzige ELirche wurde 1285 vollendet. Das 
Langhaus, von dreissig Pfeilern getragen, zeigt keine 
Quadrate, sondern schmale Kreuzgewölbe, nicht paar- 
weise, sondern einzeln stehende Fenster und wird durch 
Streben gestützt. Der Chorschluss ist rechtwii^Lclig und 
das Altarhaus wie zu Riddagshausen, Arnsberg und St. 
Burkard in Halberstadt von einem Umgang umgeben. 
Die Michaelskapelle weist wie das Paradies zu Maul- 
bronn auf den Uebergangsstyl. 

Auch Bronnbah bei Wertheim ist stattlicher wie 
Himmelspforten. Es ist 1151 gegründet, 1174 geweiht. 
Billung von Lindenfels, Erlebold von Krense und Sige- 
bert von Zimmern schenkten den Fundus 2), Arnold von 
Mainz und Dietrich von Maulbronn forderten den Bau, 
Waldsassen im Nordgau und das benachbarte Maulbronn 
schickten die Mönche. Abt Reinhard aus Waldsassen 
war der Bauherr. Das Munster ist eine mächtige Ba- 
silika mit drei Schiffen, Transept, zwei Thürmlein, eines 
im Westen und eines vor der Vierung und drei Porta- 
len in der Fassade. Letztere gehört der ersten Bau- 
periode an, während die Streben der Nordhalle, wenig- 
stens theilweise, später angesetzt wurden, und die kleinen 
Seitenbauten rechts uud links der halbkreisförmigen Ap- 
side dem vierzehnten Jahrhunderte angehören. Zwei mehr- 
fach getheilte und sich verjüngende Streben dreigliedern 
die Fassade. Das Mittelportal setzt je drei Rundsäulen 
in vier Pilasterstufen, die mit attischen Basen und Eck- 

1) A. RulandQaseh. V. Ebrachv.P. Wigand WeigandLandsh.lSSi. 
«) üssermann Cod. pib. 48. 



--^ 



139 

Watt versehen sind. Das Tympan durchbricht ein Vier- 
pass. Das Nordportal führt zwei Halbsäulchen, das Süd- 
portal ist doppelt gestuft. Die sechs Cirkelschläge des 
Radfensters sind ohne Profilirung. An der Nordseite der 
Kirche verstehen wir die zwei Kolossalpfeüer nicht, we- 
nigstens gefallen sie nicht; wir finden kein Fries und 
kein Sims, nur die vier Fensterpaare durchbrechen die 
Wandung, zierlos erscheint auch das Transept. Die 
Konche schliesst mit reichem Dachsims.. Aber treten 
wir in^s Innere. Ein wundersamer Bau. Im Mittelschiff 
zählen wir vier Gewölbequadrate; die zwei westlichen 
Traveen sind reine Pfeilertraveen, nach Osten wechseln 
Säulen und Pfeiler. Jede Travee wird durch ein Feiis- 
terpaar erleuchtet. Es würde zu weit führen, die Details 
zu zeichnen. Die Ecken der Pfeiler sind blau, blau sind 
auch die Wangen der Würfel und die Arkadenecken 
wie deren Centralstein ; dagegen die Biemchen und Blu- 
men der Capitäle leuchten sämmtlich in Gold. Das Lang- 
haus mit seinen gefälligen Dispositionen begleiten die 
Abseiten mit ihren Wandpilaatern in nicht ganz halber 
Breite. Das Transept legt sich in der Breite des Mittel- 
schiffes vor. In der Ostung sehen wir zwei viereckige 
durch starke Mauern geschiedene niedere Kapellen, über 
deren Aussenwände hinaus in der Breite des Mittelschif- 
fes die Apside tritt. Breite Bandgurten tragen- die 
Wölbung. Während die Fenster im Rundbogen schlies- 
sen, bemerkt man im Hochbau, in den Kreuzarmen und 
in der Vorlage des Chores Wölbungen mit Gräten, die 
man in der That als spitzbogige Tonnengewölbe mit 
grossen Stichkappen erkennen darf, da die Felder nicht 
durch Transversalgurten geschieden, die über den Fens- 
tern einschneidenden Kappen wegen der grossen Stärke 
der Pfeiler nicht ganz die Höhe und Breite des Longi- 
tudinalgewölbes haben. Schnaase glaubt, französische 
Influenz erkenne n zu dürfen*). Von dem in seiner Art 

<) Schnaage Kuiuitgeschiolite Y. 438. 

9 



einzigen Tierhalligen Ereiugioig näher xu berichten, ist 
hier nicht der Ort, 

In die Mitte zwischen Bronnbach und Ebrach ist 
die Kirche von Hunmelspforten zu setzen; das Muster 
einer einfachen «inschifflgen Nonnenkirche aus frühgo- 
thischer Zeit.. Sie darf von. der deutschen Künstge- 
schichte nicht unbeachtet bleiben. Die Sepultur ist höchst 
bedeutend 9 der reichste kryptenartige Bau, den Wir«- 
bürg, Franken hat. Das ehemalige Sonunerrefectorkun 
nimmt volles Interesse in Anspruch. Mit der Cisterzieii- 
sernonnrakirche zu Gnadenthal bei Schwabisch-Gfmfind 
wird Hinunelspforten am besten verglichen. Beide Kir- 
chen sind einschiffig, haben den Nonnenchor im Westen, 
den Ostchor platt geschlossen, und den Osttheil allein 
überwölbt. Gnadenthal romanisirt noch. Auch lüit- dem 
prachtvoll gelegnen Schönthal an der Jaxt wären Paral- 
lelen SU ziehen. 

P'Arbois de Joubainville bringt uns eine glänzende 
Beschreibung der alten Mutterabtei von Clairvaux im 
dreizehnten Jahrhundert^). 

Während sie aus dem Kloster zuEbrach eine Räu- 
berhöhle gemacht haben, wird das zu Himmelspfordten 
seit 1847 von zwanzig nach strengster Regel lebenden 
JKarmelitinerinnen bewohnt, die aus Gemünden in Oester- 
reich gekommen sind. 

Die Miöoritenkirelie. . 
Die Baugeschiehte dieser ältesten noch zum Gottes- 
dtenste verwendeten Minoritenkirche Peutschlands kann 
aus den pSpstlichea und bkchöflichen Breven und Indul- 
genzbriefen, welche im ungewöhnlich reichen Elosterar- 
chiv niedergelegt sind , genügend eruirt werden. Em 
kleines wphtoonservirtes Breve mit Seideii&d^ti und 
Plumbmn gibt im siebenten Jahre der Regienuig des 



1) P*Arbpi8 de JoubftiiivllU h c. SS^-^BBS. 



tu 

Papstes Innocenz IV, (1341—1254), alsis im Jahr 1248, 
fünf Tage vor den Palenden des Mai, den Barfiissern 
die Erlaubniss zum Kirchenban an der Stätte , wo sie 
jetzt wirklich steht. Der iermmus ad quem mn&s in der 
Begierungszeit des Papstes Alexander IV. (1254 — 1261) 
gesucht werden* Ein kleines fein auf weisses Perga- 
ment geschriebenes Bfeve vom dritten Jahre der. Herr- 
schaft; dieses Papstes verleiht bereits Ablässe für die 
neue Kirche. Es. ist' da die Rede von einem consecrir- 
ten Kirchengebäude, in welchem die Feste der Heiligen 
Franziskus, Antonius und Klara mit aller Feierlichkeit 
begangen werden. Viel Volk strömt schon in der von 
ihm geliebt<en Kirche zusammen, und wer in der Octav 
dieser Feste gewisse Gebete verrichtet, gewifint eine 
Lidulgenz von hundert Tagend Die Briefe und Breven,: 
welche unmittelbar vor das Jahr 1248 und in die Bauzeit 
von 1248—1256 fallen, beschäiftigen sich mit der Rege- 
lung des Ankaufes aitstossender Höfe, mit der Dispo- 
sition des Coemeteriunis, mit deu Angelegenheiten des 
Klarissenklosters zu St: Agnes,- mit der Ausübung des 
Predigtamtes und der sonstigen seelsorglichen Thätigkeit 
der Brüder. Der Chor wird 1289 urkundlich genannti 

Die Schiffe der Minoritenkirche sind älter als Schiff 
und Chor ^u Himmelspforten; es ist die Minoritenkirehe 
das erste Werk im Sprengel, an welchem sich die Ar- 
chitektur, die stimmführende Kunst jene)r Zeiten, im 
neuen Style erprobte. Wir setzen sie aber an die zweite 
Stelle, weil an ihren Portalen -und Arkaden die Höheii- 
verhältmsse günstiger entwickelt sind, weiUl, dem Verti- 
calismus der Horizontalismus energischer eni^egenkomipt 
und sich mit dem niännlichen Prinzip der Massenhafbig- 
kmt das weibliche der Syname^e mehr wenigstens ver- 
bindet, als diess am Oisterzienserbaü geschehen ist. £u- 
rhythmie dürfen wir aber an der Minorit^ikirche nicht 

suchen. Dazu war nicht bloss die Zeit nQch zu früh, 

9* 



182 

sondern auch die Tendenz des Ordens albsusehr anf Ar- 
muth gerichtet. 

Nicht allezeit wohnten die Minoriten an dem Platze, 
auf welchem sie jetzt ihr Münster bauten. Als Caesarius 
von Heisterbach 1221 nach dem ersten Ordenscapitel 
in Augsburg mit Bruder Johann und Bruder Barnabas, 
nach Wirzburg kam , gab man ihm eine Stätte bei der 
Bartholomäusklause , wo seit 1151 fromme Jungfrauen 
lebten. Die Zahl der Novizen mehrte sich seit Ilartmann, 
Harmuth und der ehrwürdige Bodinger sich an Cäsarius 
angeschlossen hatten, und schon 1225 siedelten sie zur 
Yalentinskapelle über« Bischof Herrmann war ihr gröss- 
ter Wohlthäter *). Schon damals wurde d«n Brüdern 
die Sorge für ein Leprosenhaus, deren es damals 19000 
in Europa gab, übertragen. Weil ein noch erhaltenes 
päpstliches Dispensationsbreve den Mönchen erlaubt, an 
Geld bis zu 200 Imperialien anzunehmen, so scheinen 
von verschiedenen Seiten namhafte Beiträge geflossen 
zu sein. Die Begharden bei der BaHholomäusklause be- 
zogen die von den Brüdern verlassene Stätte, nahmen 
die Regel der heiligen Klara an und begannen 1257 den 
Klosterbau 2). 

Vom Werke der Bauzeit 1248 — 1256 stehen noch 
die drei Schiffe, der geradlinig schliessende Chor, die 
Ost- und Westhalle des Kreuzgangs. Die Restauration 
des Bischofs Julius construirte die Gewölbe wie die 
Nord- und Südseite des Ambitus, sprengte schwere 
Sterngewölbe in die Kirche, wo früher nur Kassetten- 
decken gedient hatten, fügte der Südseite des Cho- 
res die Valentinuskapelle mit ihrem drückenden Gewölbe 
an, und verdeckte durch einen einst prächtig deeorirten 
Saal die -Südstreben des Chores, sowie wohl auch da- 
mals das alte Fenstermasswerk vermauert wurde, welches 



i) Üssermann EP. Wß. 212. 
S) Axchi? XUI. X 85. fiO. 



133 

noch unbezwungene Mauerfläche zeigt. Dass die Wöl- 
bungen des Mittelschiffes Bischof Julius einsetzen liesö, 
würde man sogleich an den breiten, mit Bildern heiliger 
Ordensleute gemalten Schlüsssteinen, an den schwulsti- 
gen schwer lastenden Formen der Kragsteine , an dem 
mangelhaften und unverständigen Rippenprofil wie an 
der zwecklosen Anwendung der Centralgurte in den Ab- 
seiten erkennen, wenn auch die Bauconto's nicht mehr 
erhalten wären, welche der Geschichtschreiber des Klos- 
ters demnächst der deutschen Kunstwelt mit vielen an- 
deren Notizen bekannt geben wird. Die Fenster ver- 
danken die unschöne Ausbauchung nach oben und unten 
der Verballhornung von 168Q, von welcher uns eine 
gleichzeitige Inschrift Kunde bringt; sie hat auch das 
Kaffgesims durchschlagen und die Harmonie der Aussen- 
Seite gestört. An der Fassade sündigte man durch fast 
völliges Vermauern des vierfaltigen Mittelfensters. Der 
Meister, der die Kirche baute , schloss seltsamer Weise 
Chor wie Abseiten geradlinig und brachte diebedeutend 
niedrigeren Nebenschiffe mit dem Hauptschiff unter -ein 
Dach. Oder sollte letzteres erst unter Julius geschehen 
sein? Wir glauben nicht. Die geradlinige Ostchorwand 
durchbricht ein dreifaltiges Fenster, das unter Julius 
unnöthiger Weise unter das Käffsims verlängert wurde. 
Der mittlere Spitzbogen erhöht sich über die zu beiden 
Seiten, feine Dreipässe füllen die Spandrillen. Um die 
schroffen Eckien des Plattschlusses zu mildern, setzte der 
Baumeister nördlich eine Eckstrebe, südlich ein Thürm- 
chen, das sich spitz abschrägt, an die Mauer« Die drei 
Streben der Nordchorwand entwachsen rechteckig dem 
Boden, führen als Fusssims die Schmiege, verjüngen 
sich unter Vermittelung einer einfachen und zweier Dop- 
pelschräg'en, indem das Rechteck des Pfeilers bis zum 
unförmigen Dache abgefast die Kante dem Beschauer 
2eigt. Das Kaffsims, durch Kehle und Biemchen profi- 
lirt, ümliiuft die drei Seiten des Pfeilers. Strebelos er* 



184 

Bcheinen die Wände der Abseiten» Weil auch am Nord- 
portal nach Ost das Fussgesims weggeschlag^n kt, das 
EiiflEsims darohbrochen, die Fenster stylwidrig verlängert 
wurden, so kann die Perspective, die auch so sehr ein- 
fach wäre, nur ungünstig sich gestalten. Der Fassade 
wird durch Bwei massige zierlose Streben die traditionelle 
DreigUederung zu Theil, so, dass den Abseiten je dn 
doppelfaltiges Fenster mit einem Viorpass, der Mittel- 
haUe das viergegliederte Fassadenfenster und das Portal 
entsprechen. Drei freistehende und zwei eingebundene Pfos- 
t^i.trag^ im Mittelfenster vier strenge Spitzbogen, die 
mitderen zwei dominiren. Ueber sie wachsen zwei höhere 
Bogen aus, um die der hohe Hauptcirkel geschlagen ist. 
Die in die drei so entstehenden Sphäroidquadrate ein- 
gefügten Kreise führen Vierpässe; Dreipässe greifen in 
den Zwickeln Platz« Die Sohle ist nach Innen und Aus- 
sen stark geschrägt. Die sechs Bundsäulchen in den Pi- 
lasterstufen des Portals werden angenehm gegliedert; an 
den Archivolten aber, wo der Wechsel an Kehlen, Leis- 
ten und Wülsten der reichsten Gestaltung Platz gegeben 
hätte, vermissen wir manchmal die Schärfe und Feinheit 
des Mei&sels. * 

Im Innern sehen wir die Hochwand von sechs Pfeiler- 
paaren getragen. Die Arkade des sechsten Paares wurde 
in der Renaisance (1689?) rundbogig geschlossen; aber 
der schlechte l^uerverputz lässt die alte Förni noch 
trefflich erkennen. Die Profilirung der scharfgeapitzten 
Arkaden besteht nur in der mildernden Abkerbung der 
Ecken. Fast möchte es scheinen, dass über die JDurch-^ 
bildung der Wandträger der Meister sich nicht recht 
klär gewesen sei. Wenigstens finden sich an vielen Kirchen 
der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts viel 
klarere Pf eilerbüdungen. Ueber der quadraten Grund- 
platte sehen wir ein Oktogon gestellt, und dieses mit d^n 
massigen Bimdschaft durch eine breite Kehle verbunden. 
Der Uebergang von der Kehle des Kärnj^ers zur Deck- 



las 

platte ist gleichfalls unsicher behandelt. Da« Bandsims 
möchte an den Gürtel des Ordenstifters gemahnen. Dass 
die. bis auf die Zeit Bischofs Julius über die MittelhaUe 
gespannte Kassettendecke/die im fünfzehnten Jahrhundert 
modificirt wurde, in bedeutenderer Höhe begann als die 
jetzige Wölbung, wird auf de:n ersten Blick klar« 

.Vier Gewölbefelder bilden den Chor, Sowohl die 
Ereuzgurten, welche im Durchschnittspunkte, in der Dia- 
gonale keine Schlusssteine formiren, als die Schildbögen, 
welche sich in der Längenrichtung an die Chorwand 
leg^n, und die Transversalgruten, welche die Begrenz- 
ung gegen die Nachbarjocbe bilden, erhalten durch eine 
gar einfache Schmiege ihr Profil; es ist die primitive 
Gestalt. In den Füllungen der Wölbung sieht man die 
Bilder der Evangelisten wie der grossen abendländischen 
Kirchenväter gemalt. Der Hochaltar theilt jetzt den sehr 
langen Chor. Fast dieselbe Construction wie ,am 
Westportal zeigen die Säulen der sechs dreitheiligen 
Fenster der östlichen Kreuzgangshalle wie die im west- 
lichen Tract. Nur der Polygonalsehaft ist etwas modi- 
ficirt. Der strenge, fast überhöht scheinende spitäsB 
Mittelbogeh erinnert an die ersten strengsten Zeiten der 
Gothik. 

Die Kirche will mit den mustergültigen Minoriten- 
kirchen in Köln und Begensburg und den einfachen 
schlichten Bauten zu Erfurt und Braunschweig verglichen 
sein^); die zu Esslingen ist halb zerstört, jene von Lan^'^* 
hut ist nun eingebrochen. . 

An den Sigeln der gleichzeitigen Br-evcn und bischöf- ' 
liehen Erlaisse im Ordensarchiv können interessante Yer- 
gleichungen angestellt werden. Die Cardinaissigel sind 
die ziemlichsten. Das doppeltgetheilte Parabolsigel des 
Cardinaldiakons Jakobus vom Jahre 1284 zeigt die Mutter 
mit dem Kinde, den auferstandenen Heiland und vier 



<) Schiller die mittelalteiliohe Arcliitektar Brauiudiweig*«. 165. 



136 

liebliche Engelchen in den Zwickeln. Die Darstellung 
ist weit reicher in den Details und von feinerer Arbeit 
als bei den andern Sigeln. Das Steife und Starre in der 
Anordnung und im Ausdruck ist vollständig überwunden. 
Das Typar des ältesten Guardianatssigels stellt die Kreu- 
zigung dar und ist noch im Besitze des Klosters. Das 
erste Conventssigel mit der Verkündigung besitzt Herr 
Heffner. 

Das Schottenkloster führte St. Jakobus auf seinem 
Sigel, Stift Hang die beiden Johannes, Neumünster den 
heiligen Kilian und St. Johannes; das DomcapitePsche 
Sigel ist anfangs rund, wird später pi^rabolisch und führt 
die drei Frankenapostel. St. Stephan zeigte die Apostel- 
fürsten, in der Mitte St. Stephanus. Ein schönes Sigel 
führte Münster - Schwarzach. Im historischen Vereine 
finden sich die Typare des Antonius Vockmann, Konrad 
von Regnrod, des Eberhard von Sainsheim, des Konrad 
von Jsenburg. Schön sind die Typare der Marianischen 
Sodalität und des kaiserlichen Landgerichtssigeis, Das 
Sigel der Beuerinnen zeigte Christus den Herrn als 
Gärtner, vor ihm die knieende Magdalena. 

Der Chor der (ehemaligen) Dominikanerkirche. 

Die zwei Dominikanerbrüder, welche im Jahre 1228 
mit einem Empfehlungsschreiben des Papstes Gregor IX. 
nach Wirzburg kamen, erhielten vom Bischof Herrmann 
ein leerstehendes Haus neben dem Marxerkloster in der 
Pleichach. Magister Salomon war ihr Gönner. Als sich 
ihre Zahl gemehrt hatte, bauten sie der Gertrudiskirche 
einen Chor vor, predigten darin in deutscher Sprache, 
und führten die Aufsicht über die Frauen von St. Markus, 
die 1245 ihre Regel angenommen hatten. Aber die Brüder 
wünschten in die eigentliche Stadt zu kommen. Die An- 
wesenheit des Albertus Magnus koraite ihre Pläne nur 
fördern. Bischof Berthold (1267— 1287) übermittelte ihnen 
Gelder, Friedrich von Geinhansen schenkte ihnen Haus 



137 

und Garten, auch Konrad der Stammler, der Bürger 
Valkling, die Frauen Jutta und Jrmentrud von Asch- 
hausen, Adelheid von Stack elberg und die Wittwe Hedwig 
trugen nach Kräften zu einem Klosterbaue bei. Der 
langgedehnte hochgesprengte Tempel konnte 1274 con- 
secrirt werden. Die Restauration von 1744 hat die Schiflte 
vollständig verändert und nur dem Aussenbau des Chores 
von der alten Gestalt gelassen. Zwölf Streben umkränzen 
ihn, jeder ist durch vier Simse an der Vorderseite ge- 
gliedert; PyrÄmidalthürmchen sind nicht angebracht. Sehr 
reich ist das Kranzgesims belebt; die alten hohen 
Spitzbogenfenster sind in neuerer Zeit modernisirt 
worden. Wie so viele Dominikanerkirchen Deutschlands 
zeichnet sich auch die zuWirzburg durch hochstrebende 
Verhältnisse und ungewöhnliche Längenausdehnung aus. 
Wer von der Vogelperspektive, vom obersten Thurm- 
kranz der Kapelle U. L. Frau oder von der Festung 
aus die Münster der Stadt betrachtet, der erkennt sehr 
hald, dass nächst dem Dom dem der Dominikaner der 
Preis der Ausdehnung gebührt. St. Peter, St. Stephan, 
St. Burkard, selbst Hang und Neumünster erscheinen 
gegen kurz und massig. 

Dominikus und Franziskus befolgten in Bezug auf 
den Kirchenbau ähnliche Maximen wie St. Bernard. 

Die Prediger mussten vor allen weitgesprengte Hallen 
haben, welche die Tausende von Städtern und Landvolk 
die zu ihren Predigten strömten, fassen könnten. Sie 
nahmen wie die Minoriten gleich von Anfang prinzipiell 
den gothischen Styl auf, bauten schon 1227 die Marien- 
kirche zu Krakau gothisch*), vermieden dabei die Ele- 
ganz und den blühenden^ Reichthum, Hessen die über- 
fiüsBige Symbolik fahren, verschmähten die reiche Chor- 
anlage, den Kapellenkranz und den Transeptbau. Der 
einfache Dachreiter oder das Wandthürmchen trat an 



^) C zornig Mittheilungen 1856. 17.» 



188 

die Stelle des Thurmpaares. Qhne Erlaubniss des 
Generals durfte keine Kuppel gesprengt werden. Glas- 
malereien mochten um den Hochaltar flammen. Durch die 
erweiterte Pfeilerstellung gewannen sie Baum und er- 
sparten an Material. Es machen ihre Kirchen, die grössten 
des Jahrhunderts, durch die schlanken übersichtlichen 
Verhältnisse, durch die lichte freie Wirkung der Per- 
spective fast ausnahmslos einen günstigen Eindruck. 
Die Kirchen der Bettelorden verhalten sich zu den pracht- 
vollen Kathedralen und Stiftskirchen des gothischen 
Styls wie die Cisterzienserkirchen zu den brillanten Bauten 
des spätromanischen Uebergangsstyles ^). 

Den Chor . der 1264 geweihten Domioäanerkirche in 
Basel endet ein Zwölfeck, die Abseiten scbliessen gerad- 
linig. Dem Ordensmünster zu Erfurt sind seltsamer 
Weise zwei Thürme vorgebaut. Die mustergültigste Do- 
minikanerkirche steht in Regensburg. Die 1260 in Frank- 
furt gebaute Kirche des Ordens ist wie die Johanniter-, 
kirche zu einem Waarengewölbe gewandelt worden. 
Alle Dominikanerkirchen haben weitgespannte Scheide- 
bpgen, zweifaltige Fenis^ter und durchweg strenge Formen. 
Manchmal finden isicli auch Constructionen, welche der 
Verfallzeit der'Gothik angehören; so kann man *an der 
Dominikanerkirche zu. Esslingen Formen wie an der I 

Neubaukirche in Wirzburg bemerken. Ein rundbogiges 
Westportal kehrt an den zwei Bettelord^nskirchen in 
Regensburg wieder. Der am eigenthümlichsten verzierte 
Dominikanerchor in Bayern ist zu Landshut. 

Aus Wadding und Greiderer müsö angemerkt wer^ 
den, dass die Minoriten dem Beschluss der Serviten vom 
Jahre 1233 beitraten, auf allen ihren heiligen Gebäuden 
das Bild der göttlichen Jungfrau anzubringen. Dass 
Franziskus persönlich bei Kirchenbauten mitwirkte und 
Dominikus mit Laienbaumeistern unterhandelte^ iiät bekannt. 



*) Schhaase Kunstgesdiichte Y« 573. 



189 

Abt Konrad von St. Burkard, den wir als Freund 
derKünste bereits kennen gelernt haben, liess den Brüdern, 
da sie noeb zu St. Marx' wohnten, eine Bibel in vier 
Folianten schreiben, und zahlte 1246 die Kosten, wie die 
gothische Majuskelschrift Eingangs beweist : anno do^ 
nUni MCCXLYI Domino Conradö Abbate St Burcardi omfies 
expensas fri'Awenfe. Die Bibel ist in Majuskel geschrieben, 
iftrar ein codex catenatus.FJLnigelhitialen sind mit muster- 
haftem Fleiss und bewundierungswürdiger Zartheit durch- 
geführt. Interessanter wird der erste Band durch eine 
Miniatur, welche den' Abt Konrad darstellt, wie- er knie- 
end und demüthig klein dein heiligen Dominikus die 
Bibel überreicht. DerHeilige ist 9", der Abt SVa" hoch. 
Dominikus hat grünen Nimbus, weissen Talar und schwar- 
zen Mantel; der Abt ist im schwarzen Benediktinerhabit. 
Der Ausdruck ist nicht besonders geistvoll; die Zeich- 
nung sicher, frei von auffallenden Mängeln, der Gold- 
grund nicht immer gut erhalten. Die Miniatur muss vom 
Künsthistoriker beachtet werden, weil die Zahl der Ar- 
beiten der Art in dieser Zeit gering geworden ist. Die 
Bibel in Koblenz von 1281, eine Sammlung von Miime- 
liedern in Stuttgart, ein Evangeliar in Aschaffenburg, 
ein Psalterium in Bamberg, ein Psalterbuch in der 
Bibliothek zu Nürnberg können am besten mit der Wirz- 
burger Bibel verglichen werden *). In der wohlgeordneten 
Bibliothek des Minoritenklosters befindet sich ein Gra- 
duale in Folioformat mit sehr feinen Initialen und einer 
interessanten Kreuzigung. Ein Breviar in Quart enthält die 
Gregoriusmesse, die Kreuzigung und die K:reuzabnahmel 
Ein kleines Lectiönar ist mit zwei Federzeichnungen ge- 
ziert: Jesus vor Maria und St. Christoph. Drei kleinere 
Bücher sind mit bewunderungswürdiger ReinTieit ge- 
schrieben. ' 



*) Waagen Künstler und Kunstwerke in Deutschland I. 376. 103. 
Sclin»a8e V; 635. 



140 

An die Stelle der keken ausdrucksvollen Zeichnungen 
und farbenprächtigen Bilder tritt nach und nach eine 
gleichmässigere mehr geregelte Behandlung, die durch 
stark deckende aber glanzlose, oft grell zusammenge- 
stellte Farben sich bemerkbar macht. 

Das gothische Rauchfass von Silber, welches die 
Augustiner noch bewahren, hat im oberen Thell die Form 
einer reichverzierten aus dem Achtort construirten Thurm- 
spitze von mehreren Stockwerken, während der untere 
Theil mehr pokalartig zwischen den buckeligen Rund- 
ungen mit Eidechsen verziert ist. Die meisten Fialen 
und Engelgestaltcn fehlen. 

Die Geschichte dieser Klöster ist von der Local- 
forschung noch viel zu. wenig beleuchtet, um über die 
künstlerische Thätigkeit der Brüder^ in der heiligen 
Stille der Zelle eine breitere Darstellung bieten zu können. 
Bei Neumünster und Stift Hang ist diess um so mehr zu 
bedauern, als dort der Reichthum viele Kräfte wach- 
gerufen haben musste. 

Werke der Kleinkunst. 

Glocken. 

' Die viel verbreitete Ansicht, dass die auf Geheiss 
des Abtes Konrad von St. Burkard 1249 gegossene Glocke 
Katharina, welche am nördlichen Thurme hängt, die 
älteste datirte Glocke Deutschlands sei, muss aufgegeben 
werden, nachdem sich in Bayern mehrere mit früherem 
Datum gefunden haben. Die Haube der uns desswegen 
gleich ehrwürdigen Katharina trägt den Namen : caterina, 
das X und A. fi. Den Rand umläuft die Inschrift : 

f Anm Dni. MilL CCXL Villi. Indictime. Septima. 
Dns^ Cunrado Abb. Me. Fieri Juss. 
Von der Brummkatz, die Abt Berthold fertigen liess, 
war schon die Rede. Das älteste Glöcklein im Domstift 
ist das Heinle. Es hatte laut zu klagen, so oft der Tod 
im Dömstiffc einkehrte. Beim Tode eines Domherrn er- 



141 

tönte es einen Tag lang. Beim Tode des Bischofs wnrde es 
so lange geläutet, als die Trauerfeierlichkeiten dauerten, 
von 4 Uhr früh bis 9 Uhr Abends. Der neugewählte 
Bischof zog dreimal am Strange des Glöckleins, und der 
Domdechant rief ihm zu: mementp mori. Hatte das Heinle 
gerufen, so tönten alle Glocken der Stadt über die Neu- 
wahl jubelnd zusammen. 

Zu den ältesten Glockengiessem Wirzburg's gehört 
Meister Konrad 1362 0- 

Das Cyriacuspanier.3) 
Im blutigen Treffen auf den Mühlbergen zwischen 
Kitzingen und Sulzfeld am 8. August 1266, hatte wie 
gesagt, ein wilddreinschlagender. Recke aus Bayerland 
durch verwegenen Einfall seiner Reiter in die linke 
Flanke der Henneberger die fränkisch -thüringischen 
Schaaren gesprengt und die Affaire zu Gunsten der 
Bürger entschieden. Die Wirzburger haben allezeit mit 
Stolz des. blutigen Tages gedacht, das Banner, das in 
ihrer Mitte flatterte, dem hl. Cyriacus geweiht und als 
Siegesstandarte im Dom aufgehangen. Bei der jährlichen 
Dankesprozession am Feste des Heiligen wurde das Pa- 
nier mit Kränzen umwunden herumgetragen, auch das 
Heiligthum der Frankenapöstel, Fahnen, Kreuze und ver- 
schiedene Reliquiare mitgeführt. Man ging ^n Neumüns- 
ter vorbei über den Markt zur Godehardkapelle an's 
Pleichacher Thor, von da um die Stadt, durch das San- 
derthor bei der Kirche der Reuerinnen und der Augus- 
tinerkirche vorüber auf den Markt durch den Bruder- 
hof zurück in den Dom. Die Prozession begleiteten die 
Antoniter im schwarzen Mantel mit dem blau emaillirten 
Kreuz auf der Brust; die Augustiner in ihrer schwarzen 
Tracht, die Benediktiner von St. Stephan und St. Bur- 
kar d in schwarzem Habit und Scapulier, die Karmeliter 



i) Ludewig SS. BB. II. 28. 
>) Ren SB Monum. Kllianea 8. 



142 

in brfttineB Kutten und weissen wallenden Mänteln 5 die 
Dominikaner in weisser Kutte und schwarzem Mantel, 
dSe Karthäuser in weissem Talar und Ledergürtel; die 
Johanniter trugen eausA schwarzen Mantel mit weissem 
Kreuz, die Deutschherren maesk weissen Mantel mit 
schwarzem Kreuz. 

Das Cyriacuspapier, einst als Trophäe im Dome be- 
wahrt, ist jetzt in die Localitäten des historischen Ver- 
eins übertragen. Es ist ein Leinwandstüek, 17^ hoch, 
9' breit , von weissgrauer Farbe. Auf der Vorderseite 
ist das mit gelbem und grünem Seidenzeuge übernähete 
Kolossalbild des heiligen Kilian angebracht. Die Um- 
risse erkennt man noch genau^ aber die eigentliche Dra- 
perie ist. fast ganz abhanden gekommen. KiUan trägt 
eine weitabwallende Casula wie Bischof Gottfried von 
Hohenlohe auf dem Grabstein im Dome. Das Pedum, 
noch ohne Zier in der Curve, ist im Stabe derb aufge- 
stickt; die Bechte . führt das hier aufwärts stehende 
Schwert. Der Ausdruck im Antlitz ist gerade nicht miss^ 
lungen, die Haare sind verschwunden^ breit war der 
Nimbus. Die niedere Inful schmücken Quadrate, lieber 
dem Nimbus steht S KILIANVS. Die Rückseite der Fahne 
zeigt oben in zwei Zeilen mit Uncialmajuskeln aus 
schwarzem . Tuche die Inschrift; Mno domim mcc LXVI 
fachis eßt confiictus in die Sti Cyriaci, Darunter ein klei- 
nes aus vier Lederstreifen gebildetes Kreuz; ein grös- 
seres nur durch schwache Linien angedeutetes Kreuz 
füllt mehr als die obere Hälfte der Länge hinab. Die 
auf der unteren Hälfte aufgenähte orientalische Stickerei 
muss um einige Jahrhunderte älter als das Banner an- 
genonwnen werden. Wann und warupa "es aufgenäht wor- 
den^, hat Niemand ermittelt Dieses Fragment einer 
prachtvollen aus farbiger Seide und Garn gefertigten 
Stickerei ist 1' 8^' hoch, 3' 4" breit, und zählt zu den 
merkwürdigsten Resten dieser Art ^). Ein Fürst in viel- 
1) Y. Hefner-Alteneck Traehtea d. chrißtl. Mitt. I. 39. 26. 



143 

farbigem Paludament , auf dem Haupte die lilienzinkige 
Krone, trägt ztvrei szepterähnliche Stäbe, welche in Laub 
endigen. Zwei grosse zurückschauende Adler scheinen 
die Fürstengestalt tragen zu wollen. Auf dem Bande 
der Bocdiüre zur Eechten des Beschauers liest man: 
NLA . . . OLIBZ ... PROSPIR, Das Gewand, ein ärmel- 
loser auf allen Seiten gleichmässig niederfallender Man- 
tel, könnte Wohl auch an die Casula gemahnen, weqn nicht 
die wie aus Goldblech zusammengesetzte Lilienkrpne an 
die Kaiser der Karohngerzeit erinnerte. Auch die den 
Hals umlaufende Bordüre kommt nur auf Kaisermänteln 
vor. Die beiden Szepter erinnern an die des Königs 
Bachis. Die beiden. Adler sind prachtvoll stylisirt,- die 
heraldisch quadrirten Hälse und das bunte Gefieder müs- 
sen wir bewundem. Die Arabesken sind, mannigfaltiger 
als jene auf den bekannten Tapeten von Bayeux imd ge- 
hören zu dem elegantesten, was aus dieser Zeit auf uns 
gekommen ist. . M^n hat .bei der Darstellung an eine 
Stelle im Ezechiel gedacht. . 

Der Taufstein im Dom. 

Die Kunst in Erz zu giessen ist zu allen Zeiten im 
Dienste der Kirche in Deutschland heimisch gewesen. 
Man blieb mit dem Alterthum wenigstens in technischer 
Beziehung im Zusammenhange. Wer hat. nicht gehört", 
von den karolingischen Münsterthüren zu Aachen und 
ihren Löwenköpfen, von den noch nicht vollkommen er- 
klärten Domthüren in Augsburg (1048-^1088), denen zu 
Hildesheim und jener von Mainz, die Meister Beringer 
unter Willegisus gegossen hat? Bischof Brun von Ver- 
den schenkte der Kirche vonKorbei 990 oder 992 sechs 
Säulen von Bronze und einen grossen kupfernen Leuch- 
ter*). Abt Deuthemar von Korbei hatte den Bronze- 
giesser Gottfried in seinem Dienste. Perenger (f 1011), 



1) Ann. €orb. ap. LeiDnitz BB. BW. H. 80«. 



141 

Godhard, Bernward, Thiemo verstanden die Giesskunst, 
und ein wälscher Dichter sang damals: 

Germania gloriosa, tu vasa ex aurichalco ad dos siibinde'mittis. 

St. Hildegard (1179) hat über das Messing interessante 
Notizen hinterlassen. Die berühmten Korssunthüren 
von Nowgorod, die auf einzelnen Tafeln die Erlösung 
und den Sündenfall darstellten, haben Riquin undWais- 
muth von Magdeburg in der zweiten Hälfte des zwölften 
Jahrhunderts gegossen. Deutsche Arbeit sind die Thü- 
ren des Gnesener Domes, welche das Leben Adalbert^s 
schildern. Wie der kaiserliche Kronleuchter in Aachen 
vom Jahr 1145, so soll auch der unter Abt Hertwig, ge- 
fertigte Kronleuchter in der Klosterkirche des ehemals 
Wirzburgischen Komburg laut der Inschrift ein Bild des 
himmlischen Jerusalems darstellen^). Der letztere be- 
steht aus einem kreisförmigen Reifen mit 12Thürmchen 
und Statuettchen von Propheten, Aposteln und Engeln. 
Einst war der Luxus an derlei Kronleuchtern so gross, 
dass Bernard dagegen eiferte; jetzt können wir die in 
Deutschland erhaltenen an den Fingern abzählen. Wie 
Lothringen und Limoges sich durch Emailarbeiten, Te- 
gernsee in der Glasmalerei, Arras und Rheims durch 
das Weben farbenreicher Teppiche, Chalons durch das 
Fertigen prachtvoller Goldbrocate, Genua, Florenz und 
die wallonischen Städte durch Sammt- und Damastfabri- 
cation auszeichneten, so besass damals das niederländische 
Dinant in so hohem Masse das Monopol in Erzguss, dass 
sämmtliche Kirchengeräthschaften Dinanterie genannt 
wurden. Doch auf das innere Deutschland wirkte jei^e 
Technik nicht mehr. In Worms, Augsburg, Nürnberg 
lebten nicht bloss Goldschmiede und Plattner, sondern 
auch Meister im edlen Erzguss. Meister Eckardis aus 



1) Wirteml>ercischFraok«x^.y. I. 1859. 170. 



Worms hat (1279) den Taufstein im Dom zu Wirzburg 
gegossen. 

Er hat kein sehr bedeutendes Kunstwerk geliefert. 
Das Becken hält nicht ganz 3^ im Durehmesser, ist 2' 
3" hoch. Acht Streben umgeben den runden Körper; 
sie ruhen auf ganz kleinem Sockel 5 werden durch ein 
Kehlchen gegliedert, wachsen in einen von Pfosten ge- 
tragenen, mit Vierpässen durchbrochenen Tabernackel 
aus, und schliessen mit einem kurzen viergiebeligen Thfirm* 
lein. Zwei Giebel schreiben sich zwischen d^n Pfeiler- 
bau, um die darunter lebende Darstellung zu umspannen. 
Das .Masswerk ist schwach, die Nasenbildungen sind un- 
vollkommen, und unbestimmte Vertiefungen ftiUen die 
Spandrillen, Mit dem Punzen und dem Stichel gearbei- 
tete Linien suchen nebst den Oiebelblümlein die Schen- 
kel zu beleben. Das erste Bild ist die Verkündigung; 
der Engel steht vor der Jungfrau, wie wir diess auf 
dem Conventssigel der Minoriten sehen; er hat die 
B.echte wie grüssend erhoben. Von der Linken geht 
ein Spruchband aus mit dem Grusse: Ave Maria graUa 
plena. Maria hält ein Buch und im Spruchband: ecce 
ancilla lua. Dicht ihr zu Häuptern schwebt die Tauben- 
gestalt des göttlichen Geistes. Eine Palme scheidet Jung- 
frau und Engel. 

Das zweite Bild stellt die Geburt dar. Maria mit 
dem Schleier und reichen Gewändern liebkost von dem 
Buhebette aus das Jesuskindlein, das ^durch ire kimcks 
ein krippenknab" geworden ist >)• Ochs und Esel nahen 
in zutraulichster Weise. Joseph, ihr „vriedel truier, dm 
sie gemaehlet hätte mit triuwen und mit staet^^\ sdiütztsich, 
die Phrygiermütze auf dem Haupt, auf seinen hohen 
Stab und schaut, als ging ihn die Szene nicht sonderlich 
an. Auf dem Sockel steht: Ave vite via — virgo mater 
pia — exempltm bonorum, — mater miserorum adifutrix 



1} Konrad Ton Winbnri^ gold. Se]uniMl#. V X6I4. 



14fl 

beata — Rosa Deo grata — juva peccätores — aufer — 
(errj ores. Ein Stern und der ztinehmende Mond winken 
über der Gruppe. Man denkt hier gern an das Relief 
von dem Alsleber Taufstein in Zerbst. 

Indem Johannes dön Herrn tauft^ hält ein Engel die 
Kleider. Die Wellen erscheinen steif und faltig wie 
Zeug; der Hand aus den Wolken entfliegen: hie estfitius 
mens. Rechts liest man: XRL R, MANS. MÄGISTRI 
ECKHARD!. DE WORMS, 

Das Kreuz in der vierten Darstellung ist aufwärts 
an den Balken gebogen; der Herr trägt noch eine Art 
Sendelbinde als Krone, ist aber bereits mit drei Nägeln 
angenagelt, hat das Suppedaneum als Stütze, unter dem 
Kreu^ ist der AdamsschädeL Maria faltet ergeben die 
Hände, Johannes hält die erhobene Rechte wie staunend 
oder erschreckt. ' . 

Die fünfte Gruppe zeigt uns die Auferstehung. Seg- 
nend steigt Christus aus dem Grab. Neben dem Herrn 
steht Wahher, der den Taufstein hat fertigen lassen, mit 
der Schrift: f hoc Opus (ütne dei presul Kutane peregL Auf 
seiner Schulter: Waltherus plebänus herbip. Auch Meister 
Eckhard steht da in wallendem Gewände: ^Eckhardts 
nomen mihi pax sii deprecor amen. 

Bei der Himmelfahrt bekommen wir nur noch die in 
den Raum hereinragenden Füsse des Herrn zu schauen, 
die ihre Spuren tief im Felsen eingedrückt haben. Indem 
der Meister dem Petrus mit Tonsur und Schlüssel im 
richtigen Gefühl des Parallelismus einen Apostel mit dem 
Schwerte gegenüberstellt, hat er offenbar St. Paulus im 
Auge gehabt. Auf dem Steine unten v -asGendo ad patrem 
meum et pater deus mens. Die zwei Engel mit fliegenden 
S. Bändern: fhic Ihs qtä assutus esL und f tiriGalilaei gm 

aspicitis. _ 

Die Jünger im Coenaculum sind gut um die Jung- 
frau gruppirt. Strahlen sprühen aus dem Himmel auf 
die Versammelten nieder; 



Das achte Feld führt uns das jüngste Gericht vor. 
Der Herr thront auf dem Bichterstuhl, seine fünf Wun- 
den zeigend. Die Arme sind ausgebreitet, die Seiten- 
wtihde wird durch die gewaltsam zurückgeschobene Tu- 
nica zu schauen möglich gemacht. Zwei Engel tragen 
Kreuz, L(anze und Dornenkrone, zwei blasen die Zinken; 
Maria und Johannes beten angestrengt. Wir lesen; t?e- 
nife benedicli p, m. und ite m(dedicti in ig, et,, 

"Der Band der Platte ist voix folgender Schrift um- 
laufen: 

Anno mcamacienis domini MCCLXXIX, RegnatUe Rudolfo 

rege romanarum anno regni sni sexio et Bertholdo dicto de 

Sternberg epo ecclesie istius anno pontificats sui quinto pro^ 

cur ante Walthero plebano capelUmo ejmdem eompletum. 

Die Figuren dieses^ Erzgusses sind alle sehr verkürzt, 
dick, die Anatomie manchmal arg verletzt. Maria ha.t 
vielfach ein volles Gesicht; das Conventionelle Lächeln 
fällt bei ihr auf. Auch- ist die Composition nicht durch- 
weg den Gesetzen des auszufüllenden Raumes und der 
architektonischen Umgebung angeschmiegt. Gleichwohl 
ergötzt uns die anmüthijge Naivetät, wir dürfen das Stre- 
ben nach Ihdividualisirung imd nach Weichheit der For- 
men, das auch an einzelnen Köpfen gelungen ist, nicht 
verkennen. Der Güss ist meist stark ciselirt, die Haare 
und sonstigen feineren Theile wie die Blumenverzierungen 
auf den Gewändern von Christus und Maria, auf dem 
Kreuz und dem Bogen siiid theils gravirt, theils gepunzt. 

Beicher sind die Erzbecken zu Hildesheim, Lüttich, 
Salzburg, aber interessanter sind sie nicht; denn unser 
Taufstein liefert den Beweis, in wie weit sieh 1279 am 
Bheln dieGothik in die Kleinkunst hineingearbeitet hatte. 
Der Taufstein stand früher in der Mitte imd würde 1681 
an die gegenwärtige Stelle vor dem Paradiese gesetzt; 
worin die Bestauration von 1740 bestanden habe, ist 
nicht recht abzusehen. Das Spectakel, welches der Bi- 
schof von TuU, Probus* nach' den SchUderungen von 

lO» 



^ 



»0 

F]:ie8 vndAyentin ^Tom schönen neuen Taufistein^ herab 
1^7 vor der glänzenden Versammlung soU aufgeführt 
haben, \si wohl durch die Phantasie dieser Herren so 
verdächtig ausgemalt worden >)• 

Pfarrer Walther, welcher den Taufstein für den 
Dom besorgte, lebte nach 1285 als ausgezeichneter 
Schönschreiber. Die Bibliothek des historischen Vereines 
bewahrt ein zierlich geschriebenes Gebetbuch von seiner 
Hand in Octav, welches mit der Notiz schliesst: 
Anno domini miUesimo ducenlesimo LXXX^ quinto compMus 
est liber iste in fesio ble. Katharine tirginis a dno. Wal- 
thero plebOHo mßforis ecclie herbipoi Qmcmq ipsius habmt 
orei pro eo. 



B. Blüthezeit der germanischen ILonst 

(1290-1450.) 

§ 11. Die Ritterorden. 

Deutschhauskirche. 
In der Streitfrage, ob die Templer inWirssburg je 
einen Hof in Besitz gehabt haben, dürfte endlich Acten- 
schluss eintreten. Dass der Orden in der 1809 abgebroch- 
enen Katharinenkapelle seinen Gottesdienst feierte, ist will- 
kürliche Annahme ; die Sage, dass der Sandhof und das 
Haus zum Löwen Templerwohnungein gewesen, wird 
allezeit Sage bleiben; was die Inschrift und d^ Wappen 
am Hau^e in der Ki^tzeng^^se betril^t, so ^nd sie ^P 
neu, ui^ »Is Queliie geUe^ji ^u kommen; au^h Jries folgt 
nur Traditionen. Wenn daf Büchlein „Qe^pepst^r^r^ql^ßi- 



1) FrUf G^oAilL. <^S9. ATeatU J^m^ Y^l, iAP. 



liüngen in eiüigett alten Htn^üeth^ vöii eiü^t Pei^ott 
spricht, die in habilu templäfii wandelnd die Men&(chen 
schreckte, so hat diese ZaiflbergescMehte nicht viel ^ 
bedeuteft. Der Orden besass urkundlich Güter' zu Möriz- 
brünn in iTnterfranketi, zu Bemgau und Borburg, in 
Biebelried, zu Hall in Schwaben, zu Liüchenthal, Oth- 
marshart und Teising in Oberbayern, vielleicht auch zu 
Altmühlmünster. Duss in Bamberg Templer waren, 
spricht bestimmt das Necrologium frtUruni minorum 0. 
SL Franc: Bambergense aus, welches jüngöt in den Besitz 
des bayerischen Nationalmuseums gekommen ist ^). Die 
geschäftige Sage Hess in vielen Städten die Templer 
von den Johannitern beerbt werden, ohne einen andern 
Grund zu haben, als das Mitleid mit dem hochttagischen 
Ausgang des mächtigen ,Ordenö 3). 

In früher Zeit erhielten die Johanniter Besitz in 
Wirzburg. In der Pfingstwoche des Jahres 1129 macht 
Grossmc^ter Roger in einer merkwürdigen tJrkunrfe die 
Orte bekannt, wo seine Ritter leben, und nennt darunter 
auch das Spital zu St. Oswald in Wirs^burg. Die Ka- 
pelle stand an det östlichen Seite des Spitals dem Pleiden- 
thurm gegenüber. Vom Jahre 1239 an führte das Spital 
den Kamen vom heiligen Johannen ; der Pi^ocuratdr nannte 
sich Comthur. Unter den Cönventüalen des Jahi*es 1259 
werd:en Prior, Kellei'meister und Küchenmeiöter genannt. 
Die zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts vollendete 
Kirche ist seit 1S15 spurlos verschwundnn. Johanniter- 
priörate im Sprengel gab eö in Mergentheim, Bocksberg, 
Ktauiheim, Biebelried, Bücholt, Kundorf; in Slusingen, 
l^ichardsrode, Rothenburg, Ellenz und Hall der Stadt. 
Das gäbe eine dankbare Arbeit für einen kunstsinnigen 
Jüngling, in diesen Orten sich umzusehen, di^ erhaltenen 
Denkmäler von den Rittern in Bau und Bild zn zeichnen. 



<) MittheiluDg des Hra. Prof. Dr. Rens 8 in NOmlyerg. 
1) ÖWfeld' fite. BB. r. e«. ÄrlAiy. Xn. Sf; 24b. 



150 

zu schildern, sie init den Werken der Deutschherren in 
Mergentheim, Viresberg, Huttenheim, Horneck, Schwein- 
furt, Brodselten, Neubrunn, Münnerstadt, Heilbronn, Roth- 
enburg undArozhofen in Parallele zu stellen, die feinen 
Unterschiede zu bestinunen, sie vielleicht mit den übri- 
gen Ordenskirchen der Diözese zu vergleichen und so 
die deutsche Kunstwelt mit ganz interessanten Resultaten 
zu überraschen. Da die Künstgeschichte des Sprengeis 
noch in der Wiege liegt, so dürften derlei Arbeiten je 
eher je besser unternommen werden. 

Von alten Johanniterkirchen ist der schmucke ro- 
manische Bau zu Wölchingen, der zu den merkwürdig- 
sten Kunstdenkmalen Südfrankens zählt, näher bekannt 
geworden. » . . 

Als Bischof Gottfried ll., Graf von Hohenlohe, in 
Jerusalem war, nahm er bei der Gründung des Ordens 
der Deutschherren so regen Antheü, dass ihn Manche 
dessen Stifter genannt haben. Der tragische' Tod des 
Bischofs Koürad von Ravensburg (1202) wurde Änläss, 
das auch in Wirzburg das Interesse des Ritterordens 
rasch gefördert wurde. Welche schwarze Motive seinen 
eigenen Vetter Bod von Ravensburg leiteten, dass er 
sich mit Heinz von Falkenberg und seinen Waffenknechten 
Kunz und Erhold verband und den Bischof, da er vom 
Hof MArmelstein zum Dome ging, ermordete; wie dann 
die Bürger ergrimmt die : Ravensburg, die Neuenburg 
und die Falkenburg brachen: das ist aus Fries und den 
Bisthumsgeschichten bekannt* Bod that Busse, wurde 
zu Rom losgesprochen, und in den Besitz seiner Güter 
wieder eingesetast. Er suchte den Mord zu sühnen, indem 
er die eben angekommenen Brüder des Deutschordens 
ansehnlich unterstützte, ihnen Schloss Werneck bot, sich 
mit Heinrich und Friedrich vöii Hohenlohe verband, imd 
von König Heinrich VII. 1224' mit Herrmann von Salza 
einen Vergleich im Interesse des Ordens zu Stande 
brachte. Friedrich IL hat sämmtliche Schenkungen des 



151 

fränkischen Adels an den Orden bestätigt^). Bischof 
Otto (1207 — 1223) schenkte ihnen den Königshof jenseits 
des Mains, da sie bisher im Sternhöfchen wohnten, und 
fUgfce noch mehrere Hofräume bei. Der Königsliof war 
oft der Sitz- der zu Wirzbürg .weilenden Staufen gewesen. 
Au9 dieser Zeit schreibt sich der Thurm mit Eckpilastem 
und> Klangö£Pnungen , die an den Thurm in Karlstädt 
erinnern. Die Kapelle, die im Königshofe, war, mochte 
den Brüdern einige Zeit zur Abhaltung des Gottes- 
dienstes gedient haben. Im letzten Jahrzehent des drei- 
zehnten Jährhunderts bauten sie das Ördenshaus tmd 
die Kii*che lieu. Eben war die glänzende Marienburg in 
Preusen 1276 — 1281 vollendet worden. Wir wissen wohl 
urkundlich, dass der Neubau unter Bischof Mangold 
(1287^-1303) beendigt ^ürde^ sind aber nicht im Stande 
ganz detaillift die Baugeschichte zu erzählen. Man will 
die Inschrift auf einem Südstrebpfeiler mit der Vollen- 
dung des Baues in Verbindung bringen, beweist aber 
damit viel zu viel. Die Uncialschrift handelt von einer' 
Ewiglichtstiftung und entbehrt des officiellen Charakters. 
Sie lautet: i/cA Gvnter Schoto Bvrger vo Wirzeburg hom 
kavet ein Pfant Gvlte zu Sande uzvendic der Mvren daz 
hon ich geben Vnser Vrawen Sante Marien zv dem Tushe 
Huse ZD eine ewigen Lichte, 

Die Bürger, setzten dem Neubau der Kirche Hinder- 
nisse entgegen. Die: Kirche üfeerspanne die Strasse 
sagten sie, und dadurch würde die Cömmunication auf 
den Schottenanger hin unterbrochen^! Da die Bürger 
nicht nachgaben, wendeten sich die Ritter an König Ru^ 
dolf. Kaplan Dietrich überbrachte 0in sehr energisches 
Ladschreiben vom König, Worin der kleinliche Sinn der 
Bürger übel vermerkt war. Die Häckeleien waren damit 
zu Ende, dass die Ritter versprachen, .durch die Kirche 
einen Bogen gehen zu lassen, und ao die . Purchfahrt 



<) UssermaDQ Cod. prob. 54. 



15t 

nicht zu sperren« Das Ordenshaus mit dem Benlter, deti 
Zellen und S&len wurde rasch neben der Kirche vol- 
lendet« In einer von dem Comthur 1288 ausgefertigten 
Urkunde begegnet uns unter den Zeugen fraier Bertholdu$ 
kqrieida, eanfräter domu$ comendae ordmis teukmiei. Es 
geht der Schluss gewiss nicht zu weit) wenn Wn in 
Bruder Berthold, wo nicht den Baumeister selbst, so 
doch den Alles leitenden Parlir erkennen. Unter ihm 
scheinen, nach den Steinmetzzeichen an den Streben der 
Ostung zu schliessen, acht bis zehn hervorragende Stein- 
metzen gemeisselt zu haben. So haben auch die Brüder 
Jordan und Berthold 1207 als lapicidae den Plan zum 
Kloster in Ebrach entworfen, Abt Heinrich 1228—1225 
als Baumeister denselben geführt; so war dort 1289 
frater Joannes -lapieida künstlerisch thätig; 1225 wird 
Riehardus lapieida in schwäbisch HaU genannt. Dombau- 
meister Gerhard von Köln heisst ebenfalls lapieida. 

Doch als die Männer von Iphofen um jene Zeit 
ihren Ort, der eben Stadtrechte gewonnen hatte, mit 
Mauern und Thtirmen schirmen wollten, nahmen ^e 
Michelmann den alten Juden als Baumeister an und 
befreiten ihn Zeitlebens von jeglicher Steuer. Die Herren 
von Wimpfen im Thal haben es nobler angelegt; sie 
Hessen sich zum Bau der Stiftskirche 1262 — 1278 einen 
Meister aus Paris kommen, der Alles opere francigeno 
fertig brachte. Der Name lapieida ist nicht in enger 
Weise zu deuten; er begegnet uns wiederholt in den 
ältesten Bikgerverzeichnissen von Nürnberg. Es ist ein 
stolzer Name, und bedeutet den Steinmetz im Gegensatz 
zum Maurer. Der tapicida musste verstehen Geometrie, 
um die Räumlichkeit und ihre Zeichnung richtig einzu- 
theUen, Bechenkunst, um den Kostenübersehlag zu ma- 
chen, Musik, um das tonangebene Metallwerk zu ordnen, 
Sternkunde, um die Ostung zu treffen^ den Thierkreis, 



<) Wie bei Cod. dipl. III. 89. 



188 

um die Kirckenuhr construiren tu. können ; auch nätnr- 
kundig mufiste er sein, um über Lage, Luft, Tauglich- 
keit, Gesundheit, Wasser und Wohnlichkeit der Baustelle 
urthcilen zu können*). 

Die Deutschhauskirche ist das reinste und schönste 
Bauwerk aus der Bliithezeit der Gothik in Wirzburg, 
Die Massigkeit der nahen Cisterzienserkirche ist über- 
wunden, statt der Felderdecke wie bei den Minoriten 
wird hier ein vollendetes Kreuzgewölbe hergestellt; 
mögen die Verhältnisse der Dominikanerkirche ausge- 
dehnter und hochstrebender gewesen sein; reicher, har- 
monischer, glänzender waren sie nicht. Nie durften die 
Bettelmönche am Portal so zierliche Constructionen er- 
scheinen lassen, wie sie das Auge an der Südseite der 
Deutschhauskirche erfreuen. Freilich stören auch an dem 
sonst tadellosen Werke die. Modificationen im Strebebau 
und in den Fenstern, welche durch die Sprengung des 
Bogens im Westen auf den Jammer der Bürger hin ein- 
treten mussten. 

Sechszehn Streben uml^ränzen den einschiffigen Bau ; 
vier gehören dem fünfseitigen Chorschluss, je sechs der 
Nord- und Südseite an. Die drei westlichen Südpfeilei' 
haben Fuss- wie Kaffgesims an den drei Seiten; ein 
quadrates Thürmchen schliesst mit Giebel und Kreuzrose 
ab; beim ersten Pfeiler hat der Meister das Thürmchen 
über Eck gestellt, bei den zwei folgenden lässt er es 
in derselben Richtung wie das Rechteck des Pfeilers ent- 
wachsen. Die übrigen Streben steigen unverjüngt auf, 
werden durch ein vom Karnies bewegtes Fuss- und vom 
tiefunterschnittenem Strebesims bewegt und schliessen 
mit dem Dreieksgiebel. Die Steinmetzzeichen an den 
wofalgehauenen röthlichen Quadern bestehen aus Dreiecken, 
S Buchstaben und mannigfaltigen Winkelhacken. Sie 



<) Vincentins Bellov. speculum II. Xf. !'<, }QOl. sqq. Kren 8 er 
Kii«M&1>ftn (1860) I; 501^. &^, 



154 

sind nicht so bestimmt und scharf gemeisselt wie die 
in den Quadern des Liebfrauenthurmes^ aber viel reiner 
als die Arbeiterzeichen an den Renaissaiügebauten, an der 
Universität, der Neubaukirche, der Jesuitenkirche, auf 
der Treppe, die zum Käppelp führt, in den mßisten Höfen 
und an den Fliessen von St. Burkard. Die Steinmetz- 
zeichen der Deutschhauskirche sind die ältesten der Stadt, 
die in der Liebfrauenkapelle die reinsten, jene am Bur- 
kardschor noch- sehr strenge reicher werden bereits die 
am Universitätsgebäude, bis die Quadern der späteren 
Bauten mehr unbestimmte Majuskebseichen erhalten. 

An den zweifä-ltigeh Fenstern des Südbäues wech- 
seln vershiedene Vierpässe in sphärischen Quadraten. 
Die Sohle der zwei westlicheren Fenster der Südseite 
musste wegen des berührten Bogens viel höher gestellt 
werden als bei den übrigen. Wie am schönen Dachge- 
simse, in dessen Kehle Weinlanb und Eichenblätfcer 
wechseln, so erscheinen auch in den Laibungen und Pass- 
biidungen durchweg edle . Formern Brillant muss sich 
das Portal des Südbäues^ da es noch in alter Schönheit 
prangte, angeschaut haben. Es ist vom zweiten und 
dritten Streben umschlossen; in den tiefen Schrägen 
stellen sich fünf Wulste neben sechs Kehlen, während 
kleinere Säulchen und feine Riemcheii vermitteln, und so 
Licht und Schatten wohlthuend vertheilt wird. Um Sockel 
und Gapitäl'War nie ein reiches Laubwerk geschlungen. 
Nur in der äusseren Hohlkehle fügt sich edel gemeis- 
selt Laub an Laub ; wo die beiden Reihen an der Spitze 
sich treffen sollten, ^rinzt eine Larve mit hässlich offe- 
nem Rachen. Die an den Giebelschenkeln auflaufenden 
Grabben- sind sehr verwittert. Das Giebeldreieck, durch 
einen Cirkelschlag nach unten sphärisch geschlossen, 
trägt eine Dreistrahlenbildung, indem vom kleinen drei- 
passgözierten Mittelkreis dreimal drei Speichen auslaufen 
und spitzbogig an den Ecken sich einen. Drei- und Vier- 
blätter theilen sich darein, die Spandrillen zu beleben. 



Das Tynipanön wird von Cirkelcoiistructionen gefüllt. 
Das vom Ende des Wimbergs aufsteigende wohlgeblen- 
dete Thürmchenquadrat hat seine Spitze verloren. Die 
Streben sollten nach des Meister« genialem Plane an dem 
Reichthum des Portals participiren. Wir müssen es als 
einea ganz glücklichen Gedanken begrüssen^ dass er sie 
mit feinem Blendmasswerk uAd eleganten Wimbergen 
versah und wohlschattirtes Laubwerk in das Kaffsims 
legte. Wie die meisten deutschen Kirchen dieser Jahr- 
hunderte ist auch die Deutschhauskirche auf der Nord- 
seite nicht so reich entwickelt als im Südbau. Wenn 
auch das. westlichste Fenster dteifaltig mit reicherem 
Masswerk prunkt als die übrigen alle , den dritten Pfei- 
ler ein seltsamer blumenverzierter Nebenstrebe verstärkt, 
und sich ^wei Thürmchen rieben ihm einfügen: es ist 
doch an dem einfachen Giebelschluss aller Pfeiler, an 
dein Mangel des Laubwerkes in' der halben Länge des 
Kranzgesiiiises und sonst die Nordseite gekennzeichnet. 
Die zwei kleineli Polygonthürmchen sind trotz ihrer Ver- 
stümmelung ausgezeichnfet harmonische Gebilde des 
Cirkels. Da an den Eokstreben des grösseren Thürm- 
chens die Fialenriesen sich doppeln und in dieser Ver- 
doppelung den Giebel- zum Wimberg vollenden, wird 
ein seltener Eeichthuni von Grabbieri und Bossen erzeugt. 
Wenn es ei'laubt ist, bei dem grösseren Oktogon, an die 
Sacristei zu denken^ so wird im kleineren der Aufbe- 
wahrungsort heiliger Geräthe zu erkennen sein; an die- 
sem sind die sehr hohen Gieb.elf eidchen diirch Spitzbogen 
und Vierpässe durchbrochen. So setzt sich auch an das 
Westportal der Marienkapelle nördlich ein Thürmchen 
an; so suchte, man denUebergang von dem geradlinigen 
Schlüsse der Südabseite zum Chor dieser Kirche 
durch einen vieldurchbrochenen Thurm zu vermitteln. 
Die Gewölbefelder des Innern werden durch starke 
Grad- und J)iägonalrippen getragen. Sie laufen von 
dreigetheiiten Säulenbün4eln aus, tun deren Kragsteine 



15» 

und Capitäle vergoldetes Laub spielt. Es erinnert an 
die Capitäle im Dom zu Köln. Im Chor fallen die Pi- 
laster auf die Flur. An den Figuren der Schlusssteine 
und den Wappen fesselt uns wie an alldn Gliedern die- 
selbe Meisterschaft, oft auch der Humor und die Sym- 
bolik. Wenn an den Portalen der Liebfrauenkapelle 
noch höhere Formengewalt uns entgegentritt, und die 
meisselkundigen Meister die Blumen mit jubelnder Sie- 
gesfreude über den Stoff schlugen, sie liefen bereits 
Gefahr, in's Manierirte zu verfallen, während die Con- 
structionen der Deutschhauskirche Enthaltsamkeit und 
Besonnenheit bei völliger Kenntniss der Gesetze charak- 
terisirt. Es haben alle Gliederungen Kraft und Stärke, 
symmetrisch fügt sich das Ornamentale der Architekto- 
nik, das neue Princip hat siegreich durchgeschlagen und 
ein mustergültiges Bauwerk geschaffen. 

Die zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts gebaute 
Deutschhauskirche in Köln ist niedergebrochen; vom 
deutschen Haus zu Nürnberg vom Jahre 1290 stehen nur 
noch die schönen Zinnengiebel. Sehr viel archäolgisches 
Interesse bietet die Ordenskirche in Regensburg. 



§ 12. Beguinagien, Synodalbeschlüsse. 

Der Bau der Deutschhauskirche, der Johanniterka- 
pelle zum heiligen Oswald und der Augustinerkirche 
leiten das vierzehnte Jahrhundert ein. St. Oswald erhielt 
schöne spitzbogige Fenster und drei Altäre. Nach man- 
cherlei Umgestaltungen im Jahre 1813 stark geschädigt, 
ist sie 1815 demolirt worden. Albrecht von Bastheim, 
Volklin , Albrecht T^on Katzenstein , Hellwich und Wil- 
precht Egen standen als Comthuren dem Baue vor. De- 
kan Albert hat reichlich dazu gesteuert. 

Im Jahre 1262 kam Bruder Guido, der Provincial 
der Augui^iä^, mit zwei Ordensbrüdern, Sesso und 



Heinrich, yo|i Weimar nach Wirashurg, um sich von Bi- 
schof Iring die Aufnahme in die Stadt für seinen Orden 
zu erbitten. Es wurde der Hof des Bürgers Bezelin um 
hundert Mark feinen Silbers gekauft und unter Beihilfe 
vieler Gläubigen der Klosterbau begonnen. Der Bürger 
und Schöppe Iring Kresse schenkte 1272 die benachbarte 
Bitterkapelle zum hl. Georg an den Orden 0* Diese bil- 
dete den Chor der im Anfange des Jahrhunderts vollen- 
deten Kirche. Sie zählte später zwölf Altäre ; da man 
sie 1824 unnöthiger Weise (um einem Privaten bessere 
Aussicht zu verschaffen) ,mederriss, haben zwei Menschen 
ihr Leben verloren. Der unerquickliche Streit des Con- 
yents mit den Bürgern wegen des Thurmbaues (1321) 
wurde dadurch beendigt, dass die Brüder einen statt- 
lichen Quaderthurm aufführten. Im vier;sehnten Jahr- 
hundert wurden in dßv Stiftskirche von Neumünster, in 
^r Dominikanerkirche, bei St. Burkard, in St. Stephan 
und Haug verschiedene s. g* Chörlein zu Ehren ver- 
schiedener Heiligen erbaut. 

Die Streitigkeiten der Bürger mit dem Bischof hat- 
ten die Stadt in solche Armuth gebracht, dass der Bath 
hundert Stück Tuch von der Stadt Regensburg borgen 
musste; als Bürge standen die zwei Bürgermeister. Die 
Tücher haben sie wieder verkauft, um Geld in die Hände 
2U bekoomien^). 

Damals standen bereits mehrere Armen- und Sie- 
cfaenhäuser in der Stadt. So bei der Nikolauskapelle, 
an der Stelle des Bürgerspitals, vor dem Sanderthor. 
Ihnen reihten sich die von Ebrach 1352, Aub 1355, üf- 
fenheim 1370, Iphofen, Königsberg, Knezgau, Zeil und 
Hassfurt an. 

Bischof Mangold von Neuenburg 1287 — 1303 wird 
von Michael vom Löwen unter die baulustigsten Bischöfe 



t) Archiv III. 2. 147. 

•) Scharold Wir2l>iug 26. 



158 

der Diözese gerechnet ^). Bischof Göttfried IIL, ein 
Hohenlohe, 1318 — 1322, der Rächer aller Bedrängnisse 
seider Kirche, kaufte die Herrschaft Hiltenburg mit den 
Villen Vechdorf und Lützeldorf von den Hennebergem ; 
er liess von Höchberg aus die Brunnenquelle mittelst 
unterirdischer bleierner Röhren auf den Marienberg lei- 
ten: ein kostspieliges Werk 2). Johann von Stern grün- 
dete 1319 das Bürgerspital, das die Brüder Rüdiger und 
Wolflein Tüfel , die Gründer des Spitals zu Kitzingen, 
und die grossen Wohlthäter des Klosters Ebrach reich 
bedachten. Die von Richeza von Halleberg in ihrem Hause 
in Wirzburg für seohszehh arme Frauen und Jungfrauen 
gegründete Wohnung, die Himmelskrone, gedieh immer 
mehr ; ein Chorherr von Hang führte die Aufsicht. Im 
Jahre 1330 baute im Sprengel der kunsterfahrne Pries- 
ter Kunibert die Pfarrkirche in Oberlauda, die ihre erste 
Consecration auf Bonifäcius zurückdatirt , ganz neu auf. 
Man spricht dort von einem uralten Stein, der in der 
Kirche vergraben ist, und auf Bonifäcius zurückgeht 
Schon 1319 hatte Berthold von Henneberg das Collegium 
zu Schmalkalden gegründet, 1326 Berthold von Willi- 
brechtrode für Cisterzienser die Georgenzelle gebaut 3), 
Die von Heideloff in Umlauf gesetzte Ansicht, dass die 
Ritterkapelle zu Hassfurt zum Andenken an den Sieg 
von Ampfing errichtet worden, hat Reininger genügend 
widerlegt*). Bischof Otto von Wolfskeel, 1335—1345, 
ging nicht bloss den Sectirern sehr energisch zu Leibe, 
sondern erhob auch die Liebfrauenkapelle in Retzbach 
zur Probstei, hob die Domschule durch Uebergabe der 
Pfarrei Burgbernheim, und die Dommüsik, indem er die 
Einkünfte der Kirche von Biberach ihr zuwendete. Er 



^) Michnel herbipol. ap. Boehmer fontes 1. 455. 

2) Michael herbipol. 1. c. 456. 

9) Ussermann Cod. prob. 69. 76. 77. 

4) Archiv XV. 1. 10. 



159 

hat mehrere Beneficien und Hospitien gestiftet, und das 
Fest des heiligen Kilian in" vielen Orten eingeführt* Mi- 
chael, sein Historiograph, versichert, dass er am Dom 
mehr restaurirte, als seine Vorfahrer seit einem Jahr- 
hundert mitsammen. 

Tückelhausen bei Ochsenfurt wurde 1351 ein Kar- 
thäserkloster. Die Kirche steht noch, ist einschiffig, 
hat ein Transept und in den interessanten Details da 
und dort romanische Anklänge. Sie mag als eine Mus^ 
terkirche dieses Ordens gelten. Von 1348— J352 wurde 
die Karthause zum Engelsgarten von Rüdiger und Wolf- 
lein, genannt die Teufel, in Wirzburg erbaut, wo ehevor 
eine Muttergotteskapelle stand. Astheim (1403) undllm- 
bach schlössen sich ihr an. Dreizehn Karthäuser wohn- 
ten in einem Kloster, zwölf Mönche und der Prior, alle 
Priester» Sie wohnten in Zellen, waren von einander 
getrennt, yerliessen sie nur, um die Matutioi und die 
Vesper zu beten, und Messe zu lesen. Sie fasteten strenge, 
kamen nur am Sonntag im Refectorium zusammen und 
dann im strengsten Stillschweigen. Im dritten Capitel 
der Coinpilation des Johann von Puteo erfahren wir, 
dass hinsichtlich der Ausschmückung ihrer Kirchen ähn- 
liche Vorschriften vorhanden waren wie hei den Cister- 
ziensern. Es heisst ^nter anderm: „piciuras et ifnagines 
curiosas in ecclesiis et domibus ordinis me in viiris sive 
in tabulis, lapidibus et locis aliis interdicimus ^). Die Kar- 
thäuser von Wirzburg fertigten viele heilige und kost^ 
bare Geräthe für die übrigen Stifte. So bewahren die. 
Ursulinerinnen heute noch ein prachtvplles Messgewand 
— eine Arbeit von Karthäuserhänden, das an die Non- 
nen aus der Karthäuserkirche kam. 

Neue Pfarrkirchen erhoben sich in Prichsendorf, 
Thüngersheim 1353, Wolkshaüsen, Hochstadt 1355, Aich- 
hausen 1360, Diepach 1373. Die Stiftungen von Meck- 



1) Molan^ua de picturls et ima^. 64^ 



160 

inilU 1379, Goldbach 1882, Karlstadt 13S2, Anhausen 
1403, Langenzenn 1409, Rietfeld 1458 und Maria Kapell 
1462 wollen hier noch erwähnt sein. Im Jahre 1390 wird 
der Grundstein zur jetzigen Pfarrkirche von Hassfurt 
gelegt, nachdem bis dahin die jetzt s. g. Ritterkapelle 
zum Gottesdienste gedient hatte *). 

Die berühmteste Kirche dieser Zeit ist die Herrgotts- 
kirche von Kreglingen von 1385. Der Hochaltar ist in der 
Kunstwelt bekannt, weniger die interessanten Seitenal- 
täre. Die Streben sind mit Reliefs geziert; feingearbei- 
tetes Stabwerk umläuft das Hauptportal. 

An Reclusorien, Beguinen- und Beghar denklausen 
mangelte es weder in der Stadt noch im Sprengel. Die 
weiblichen Reclusen, auch Reuerinnen, graue Schwestern, 
Seelaonnen, Klausnerinnen, Schwestriones und Nunna 
genannt, kommen vor dem dreizehnten Jahrhundert ur- 
kundlich in Franken nicht vor. Sie übten das betrach- 
tende Gebet, warteten der Kranken, erzogen die Kind'er, 
begleiteten die Leichen auf den Gottesacker, gingen viel 
in die Kirche, lebten in kleinen Gesellschaften und folg- 
, ten gehorsam einer Meisterin, der Untermeisterinnen bei- 
gegeben waren. Jede, welche Aufnahme begehrte, musste 
vierzig Jahre alt sein. Sie trugen aschgraues Kleid, weis- 
sen Schleier, hatten eigene Zellen und gemeinsames Re- 
fectorium. In der Beguinagie am Sand durften nie mehr 
als vier Frauen sein, in der im kleinen Löwenhof nie 
mehr als zehn. Letztere begaben sich unter den Schutz 
des Predigerordens; die Begharden bei der Georgska- 
pelle überHessen sich der Leitung der Augustiner. Die 
Reclusorie bei der Schottenkirche und eine zweite Klause 
bei den Predigern waren von einzelnen Frauen bewohnt. 
Obwohl schon 1259 die Begharden nicht mehr gern ge- 
sehen wurden, sie 1349 mit den Geisslern Gemeinsi^haft 
machten, erhielten sie sich doch bis 1472 in der Stadt 



i) UsBOrmann EP. WB, 406. 899. Cod. prob. 86. 94. 108. 



I6t 

Wir kennen die Klausen am Felsen jenseits des Maines, 
im Hof Kenenkeyn IS??, Nemnünster und 201 St. XJlrich *)• 
Von förmlich eingemauerten Inclusen, wie Mercherdach 
zu Obermünster und Marianus Scotus in Mainz gewesen ^)y 
ist uns keine Kunde zugekommen. Im Jahre 133? wer- 
den 3? Inclusorien im Sprengel genannt. Von der Klause 
zu Hochberg nimmt 1340 der Stadtrath Besitz; die zu 
Aschfeld hing von den Dominikanern ab ; zwei standen 
im nahen Randsacker. Historiker Michael kennt die 
Klausen von Kuperg, Altenberg, bei Volkach, Hochfeld, 
Sulzfeld, Markolzheim, Wechbach, Neuenkirchen, Torz- 
bach, Gamsfeld, Urfeld, Kirchbirkach, Schwarzach und 
Windheim. Bei den meisten der Klausen befanden sich 
auch Kapellen. Die unter Bischof Wolfram 1329 abge- 
haltene Diözesansynode tadelt bereits scharf die Con- 
ventikelsucht der Begharden, ihr ungeberdiges Wesen, 
indem sie auf den Plätzen der Städte und Märkte sich 
schreiend herumtummelten und männiglich durch ein zu- 
dringliches „ein prot umb Gott" belästigten. Den Pfar- 
rern der ganzen Metropolitanprovinz Mainz ward befoh- 
en, allen Unfug der Art abzustellen, und die Widerstre- 
benden von dannen zu jagen 3). Dass aus manchem 
Beghardenhaus ein Bordell geworden, kann nicht erwie- 
sen werden. 

Interessantere Notizen mögen sich anreihen, 

Die Piözesansynode von 1298 unter Bischof Mangold 
gibt verschiedene rituelle Vorschriften. Die Kännchen 
am Altare sollen rein, imverletzt, von Glas oder Zinn, 
von Silber oder Gold sein. NebBn dem Altar seien wür- 
dige aweckdienliche Lavatorien^ Wenigstens drei Hand- 
tücher sollen neben dem Altar sich finden; das eine zur 



1 Archiv IX. 1. 86. Scharold Beitr. 377. Oropp coli, noviss. 

I. 122. 
«) MM. SS. V. 481. 
>} Himmelstein Synod. herMpol. 188. 



162 

ersten Handwaschung, das zweite werde nach dem Evan- 
gelium benützt, das dritte nach derSumption desSacra- 
ments. Ein Manutergimn sei auch circa missale ad ter- 
gendum o$ et tiares si opus fuerit sacirdotL Eigenes oder 
fremdes Hausgeräthe soll nie in die Kirche geschafft wer- 
den, dringende Fälle der Noth ausgenommen. Bilder, 
welche durch Alter entstellt sind,' und heilige 
Tücher, die zerrissen, sollen verbrannt und die Asche 
neben der Kirchenwand verborgen werden. Im Gottes- 
acker darf Niemand sich ein Haus bauen, und Häuser, 
die dort standen, aber verfielen, können, wenn der Buin 
ein Jahr gedauert hat, nicht mehr aufgebaut werden. 
Die Synode von 1329 befiehlt, die Päramente und heili- 
gen Geräthe rein zu erhalten. 

Am Anfange dieses Jahrhunderts schrieb zuEbrach 
Sigfridus Vitulus die jetzt zu Wolfenbüttel bewahrte Bi- 
bel, in welcher er sich selbst naiv genug als schreiben- 
des Kalb in der Mönchskutte abbildete. In Ebrach wurde 
zu aller Zeit die Schönschreibekunst gepflegt. Die Uni- 
versitätsbibliothek besitzt wie vom Mönch Sigfrid so von 
anderen Ebracher Schönschreibern fleissig und schön ge- 
schriebene Werke. Im Jahre 1331 wird den Chorherren das 
Tragen der mit Pelz verbrämten Chorkappen verboten. 
Am 28. October 1335 wüthete ein so schrecklicher Sturm 
in der Stadt, dass mehrere Häuser zusammenstürzten, 
auch manche Thürme in ihren Grimdfesten erschüttert 
und die leisten Dächer der Klöster und Kirchen fort- 
getragen wurden. Die wilde Ueberschwemmung vom 
21. Juli 1342 riss die steinerne Brücke weg, die pretio- 
svm pantem, warf die sie schützenden Thürme und 
Mauern nieder, tmd brachte mehrere steinerne Häuser 
am Gelände zum Einsturz. Es wälzten sich die Wogen 
bis zu den Greden des Domes hinan und bespülten die 
ersten steinernen Statuen der Vorhalle'). Main 



1) Michael herbipol. 1. c. 468. 469. 478. 



^ 



163 

auf Main ab . brachen die hölzernen, und steinernen 
Brücken zusammen, . Es war wie zu Vater Noah's Zeit, 
meint Meister Michael. Auch das Erdbidem von 1348 
ging nicht ohne zerstörende Spuren vorüber; grässlich 
wüthete der Sturm vom 12* März 1354. Als der Rath 
1333 auf dem Rennweg nächst der Rulandswarte Thürme 
imd Mauern aufführen Hess, hatten die Juden dazu nicht 
das Wenigste zu zahlen. Es waren wilde unruhige Zei- 
ten die der Bischöfe Albert von Hohenlohe (1350— 1372), 
Gerhard, Graf von Schwarzburg (1372—1400), und Jo- 
hann L von Egloffstein (1400—1411). 

Wie Bischof Otto von Wolfskeel war auch Att Johann 
von Bloach zu St. Burkard 1350 — 1381 ein kunstsinniger 
Herr. Schon als Propst der Kapelle auf dem Marien- 
berge hatte er ein grosses Messbuch schreiben, einen 
Kelch anfertigen, die Altäre imd Mauern restauriren 
lassen und ein Ewiglicht gestiftet. In St. Burkard liess 
er die Fenster verglasen, den Winterremter bauen imd 
eine zierliche Be<tnuss in Gold und Silber fassen, die 
50 Pfund Heller kostete. Er liess ein Sacramentshaus 
neben dem Hochaltar anbringen und zwei feine Kelche 
hineinstellen. Die Schwengel aüev Glocken, neu in ge- 
schmackvolleren Formen gearbeitet, kosteten 100 Pfund. 
Eine neue Vesperglockc, Schelle genannt, kostete 10 
Pfund. Auch den Brunnen der Kirche, den Kornbrunnen, 
lies er herstellen. Ein neues Antiphonar kostete 80 Pfund, 
ein Graduale 25, zwei Psalterien 50 Pfund Helkr*). 

Im Jahre 1359 wird ein Altar in die Krypta von Hang 
gebaut; in Neumühster werden verschiedene Altäre ge- 
stiftet. Abt Otto n. schaffte einen deichen Pontificalornat 
in sein Stifk zu St. Stejphan (1388). Vom Jahre 1386 an 
mussten die Johanniter dem Domstift jährlich 40 Pfund 
Wachst zur Beleuchtung der Altäre und zwei Centner 
Oel für die Hängelampen liefern, auch den die Be- 



1) Wieland Stift Bnikard 69. 

11# 



Ift4 

IdUQhtiiog li^orgeikdenL ' Dienern eine Remuneration 
geben. 

Obwohl bereits Maler Arnold sich. ansgeBeiehnet 
hat, fiindeA wir doch in der mit 37 Sigeln belegten Ur- 
kuöde der H^indwerker von Wiraburg vom Jahre 1373 
die Wirzburger Maler mit den Sdbweirtfegem und Satt- 
lern in einer Ordnung beisamn^en. Das will aber nur 
sagen^ da9S sie i^ich neben der Tafelmalerei, viel und 
nocb mehr piit Wappenjnalen, mit dem Auachmücken 
der Lendner, der Hehnzierden und der prachtvollst Tur- 
nierrüstungen abgaben* So wtiren auch in Paris 1358 
nach Ausweis der Statuten der Stadtinnungen die 
Maler mit den Sattlern verbunden. Die Steinmetzen 
treten damals in Wirzburg als die vomelunsten auf. 
Die Urkunde ist u«A« unterschjrieben von HansVestfaer, 
dem Goldschi^died, Heinrich von Heidingefeld, dem Zim- 
mermeister, und KQprad von Ry themberg, dem Steimneta^ 
meister ^). 

Es scheint sieh später wie zu Augsburg und ander- 
wärts eine eigene Zunft deir Glaser und Maler gebildd; 
zu habcQ, deren Unordnungen den weisen Bath be- 
wogen, IMi eine neue Ordnung und Zunftsatzung ihnen 
zu bestimmen.. Später vereinigten sich die Schnitzer mit 
mit den Malern und Glasmalern. Im Jahre 1441 bestä- 
tigte Bischof Sigmund den Waffenschmieden der Stadt 
urkundlich alle Hechte und Freiheiten. Sie nahmen dafür 
die Verpflichtung auf siclx, alle Jahre am Martinstag 
neun Waffen in den Hof de^^ 3ischi>ls zn liefern; sechs 
Handbeile, ein Klemflaeisen, eipe Barte und ein Hand- 
beil für die Küche* Die Deputirten der Zunft, wdLcdie 
die Instrumente überbrachten, wurdet mit köst^hen 
Gänsebraten bewirthet 9- 

Bis :^um J^l^e 1443 besoldete di^ Batfi swei städr 
tische Baumeister. In dieseipa Jabee aber wutde weislieh 

t) Scharold ZuBftchronik I. 70. 

t) Scbarold Zunftchronlk. I. 71. Wirzbi»« IQ^« 



m 

bes<6MoB8«ki, kiinfüg nur einen iii;^f2UdteIl6&« Der immei*- 
hin träftige Grund wat5 ^weil es besse«' feei mM habe 
ein^n Baumeister dtatt itsWei^^ Dieser städtische Bau- 
meister erhielt für den Arbeitstag t8 Pfennige Lohn. 
Voin Jahre l^WO— 1450 lebte Bruder Johann Sintrttni in 
Minoritenkloster, welcher sehr flefesig Bücher Schrieb. 
Wahrscheinlich gehören einige der obenerwähnten Bre- 
viarien seiner Hand an. Unter Bischof JohÄnn L müttssten 
in Wirzbnrg HAnns Münzer, Könrad Wolf, Hanns voh 
Fuld. Derselbe Fürst errichtete fünf Münzstätten irti 
Sprengel* Zu Hassfurt münzten Dietrich Mlndlein und 
Friedrich Ventalein, äu Neustadt Hanns ßewe, zu Gerolds- 
hofen Dietrich von Heidelberg, In Völkaoh Bop Münder. 
Sie schlugen Pfennige, deren 28 auf 1 Loth gingen, 
30 Loth machten 1 Pftind, 4 Pfund 1 Guläen^ Heller: 
34 Trogen 1 Loth, 2 gaben 1 Pfennig, 6 Pfund gaben 
1 Ghjlden; Groschenj 20 gingen auf 1 Guldenj Tur- 
nosen. Von den 10 einen Qulden machten. Die Pfennige 
Gottfried's IV. führten das Pentalpha, den allen Numis- 
matikem wohlbekannten Wirzbnrgischen ^Druttenfuss^ 
von dem viel geschrieben steht. Das Münzgebäude be- 
fand sich in alter Zeit in dem dem Grafeneckartsthumi 
gegenüber gestandenen Eckhattse. Unter Rttdölf von 
Scherenberg wurde die Münzstätte in den Hof zur rdthen 
HÖlle^ unter Laurentius unterhalb dem Wirthshaus gur 
Schleie auf die jetiiige Neubäugasse verlegt. 



§ 13. BaumeisterMicfaael und Maler Arnold. 

Wiraburg besitzt auch einen Kunstschriftsteller ans 
dem vierzehnten Jahrhundert : Michael vom Löwen. Wir 
bedauern es Äwar, däös eö dem gelehrten Protonotar 
niöht gefallen hat, auf die Enthüllung der Details der 
Technik einzugehen, und uns die Geheimnisse der Cirkel- 
constructionen bekannt zu geben; wir können Ihn dess- 



166 

halb auch nicht als vollkommen ebenbürtig dem MoncH 
von Si^an, dem Presbyter Theophilus, dem Matthias 
Boritzer aus Regensburg, dem Meister Lacher vom 
Bhein imd dem Breslauer Meister des sechszehnten Jahr- 
hunderts, der über den Erzguss schrieb, zur Seite stellen ; 
noch weniger reichen seine Notizen an das Interesse 
des Skizzenbuches hinan, das uns vom berühmten Bau- 
meister Vilars de Honecourt in der Nationalbibliothek zu 
Paris hinterlassen ist, und welches in diesen Tagen von 
Lassus, Guicherat und Bobert Willis zur Freude der 
Archäologen herausgegeben wurde. Wir sind indess dem 
Magister immerhin Dank schuldig für die sehr respectabeln 
Notizen diätetischen Gehalts, mit welchen er uns in so 
früher Zeit unterhält. 

Magister Michael, einer der wenigen Historiker von 
Wirzburg im Mittelalter, war der Sohn des Konrad Jud von 
Mainz, eines in Wirzburg eingewanderten Bechtsgelehrten. 
In Wirzburg geboren, studierte Michael fünf Jahre zu 
Bologna römisches und kanonisches Recht, kehrte heön, 
wurde Stiftsherr am Neumünster, Scholasticus, Protonotar 
der Bischöfe Otto und Albert, und starb am 3. Jan. 1355. 
Michael war Historiker, Theolog, Dichter, Baumeister, 
Alterthumssammler : der Mittelpunkt einer reichen geis- 
tigen Thätigkeit. Gern "und viel spricht er von sich selber. 
Böhmer hat ihn als Gelehrten und Geschichtsschreiber 
gewürdiget ^) , hier soll nur von seiner praktisch-künst- 
lerischen Thätigkeit und seiner Abhandlung „rfö principiis 
$. regulis artis aedificatoriae" die Rede sein 2), 

Michael erbaute sich einen grossen Hof gegenüber 
der Dominikanerkirche, liess einen stattlichen Löwen 
meisseln und ihn ober dem Thor in die Mauern setzen. 
Er setzte in Neumünster den Altar der heiligsten Drei- 
faltigkeit, vor dem er sein Grab sich wählte, sowie den 
Altar der Apostelfürsten, schmückte sie mit reicher Or- 

1) A. Ruland Archiv XIII. h 168 — 173. 
«) Böhmer fontes I. XXXIV sqq. . 



^ 



167 

namentik, brachte im Johannischor Sedilien an, und ord- 
nete den Jahrtag für seinen Bruder Konrad. Er Hess 
die Bilder der Heiligen Kilian, Johannes des Täufers, 
Bonifacius, Michael, Martinus, Karl und Burkard ganz 
neu anfertigen, und das des Evangelisten Johannes res- 
tauriren. Auch bei andern Bauten und Unternehmungen 
scheint er mitgewirkt zu haben. Er selbst erzählt uns 
davon und fügt bei: „Arnoldus quoque de Herbipoli ma- 
gisiralis depictor pretactas imagines et alias picturas 
ibidem magistraliter sübtiliter et valde preciose depinxit^). 
Maler Arnold ist also aus Wirzburg, geniesst einen Ruf, 
ist Fassmaler und Tafelmaler und versteht die Technik 
vollkommen. Er ist ein Zeitgenosse des Thomas von 
Mutiha und des Nikolaus Wurmser von Strassburg, der 
von 1357— 1360 neben Theodorich (1348— 1375) am glän- 
zenden Hofe zu Prag thätig war; er ist Zeitgenosse der 
grossen Meister in Köln und reiht sich an die Nürnberger 
Maler Nikolaus (1310), Wiesch Rot 1311 und Otto 1329. 
Das Bürgerbuch von Augsburg nennt gleichzeitig Wem- 
her von Fördelingen als 1321 thätigen Maler 2). Wie 
der Sänger des .Parcival der Maler in Mastricht und 
Köln tmd der Zindelweber in Regensburg preisend ge- 
denkt, so hat der Dichter Egon von Bamberg in der 
Mtnneburg rühmlich des Meisters Arnold von Wirzburg 
Erwähnung gethan: 

Ich wollt uzzer mossen gern 
Daz Meister Arnolt der moler 
Von Wirtzhurg in \r kuntshaft wer. 
An gut must ez in helfen ser, 
Wann er bedurft nimmer mer 
Brasiligenfarb kaufen kein. 
Er nem nur sin pensei rein 
Und hebt an iren roten munt 



1) Michae] herbip. 1. c. I. 451. 

S) P. y. Stetten Kunstgeschichte Ton Augsburg I. 268. ü. 183. 



166 

Zu hont und an derselben stunt 
Sovil der rödt darin Schüsse 
Daz ein ganzes jar dan ßlsse 
Parinus varb gegen daruz. 
Die Universitätsbibliothek in Giessen enthalt einen 
Handschriftenband von 25 Blättern Ochsenkopfpapier, 
welche eine Sammlung von Gedichten und Sprüchen 
zum Vorlesen enthält. Sie sind alle^ eine ausgenommen, 
von Hans Rosenplüt. Die Handschrift ist aus dem fünf- 
zehnten Jahrhundert. Auf Blatt 21b und Blatt 25 b steht 
folgender für uns merkwürdiger Spruch; 
„WolU Jr schweigen md betagen 
Ain abentewer wil ich euch sagen 
Die spricht van ainem klugen man 
Der abentewer so vil began. 
Zu Wirtzburgk was er da haymen 
Was fliegen mächt oder schwäymen 
Das könnt er malen oder schnitzen ti. s, w. 
Und wieder: 

Der Maler was ain frumer man 
Er trug die hundert pfundt hiedan 
Er kam haym ctzu der Frawen 
Und lies sy das geU anschawen 
Er gab Jrs dar in Jren geern 
Noch plaib die Fraw bei Jren Eren. 
Auch die Dresdener Handschrift Nro. 21 spricht von 
demselben Maler. Leider hat Weigand das ganze Aben- 
teuer bei Haupt nicht bekannt gegeben. Es ist wol kein 
anderer als Arnold unter dem Abenteurer zu verstehen*). 

Arnold war bei der Restauration des Domes 1333 
thätig. Wirzburg, arm an älteren Werken der Malerei, 
besitzt kein Denkmal von seinem bedeutendsten einhei- 
mischen Maler des Mittelalters. Auch sonst scheint noch 



1) Haupt Zeitschrift IX. 174. AufseesB und Mona Anzeiger 
1833. 316. 



160 

wenig von ihm bekannt geworden zu sein 0« Dör Tucher'- 
sche Altar in der Liebfrauenkapelle zu Nürnberg, der 
Haller'sche Altar zu St. Sebald, die Gemälde in Kent- 
heim bei Kalw, zu St. Veit bei Mühlhausen, im Ehingen- 
hof ztt Ulm, zu Tiefenbronn und die allbekannten Werke 
der Prager Schule und der von Köln sind in dem Geiste 
gearbeitet, dem sich auch Meister Arnold nicht entzogen 
hat. Bei dieser alten fränkischen Malerschule, deren vor- 
;BÜglichster Repräsentant der Meister aus Wirzbürg war, 
sind die kurzen Proportionen, die fehlerhaften Verhält- 
nisse und die grossen Köpfe zu tadeln; aber die ideale 
Charakteristik, das Streben nach Schönheit, den mild- 
leuchtenden Ausdruck im Antlitz, hat jeder bewundert, 
der zu Nürnberg die Kirchen und die Moritzkapelle 
durchwanderte. 

Meister Michael hinterliess im Löwenhofe angeblich 
drei Bände Handschriften, von denen sich einer auf der 
Universitätsbibliothek in München befindet, berühmt als 
Wirzburger Liederhandschrift durch die darin enthaltenen 
mittelhochdeutschen Gedichte u. dgl. Die Universitäts- 
bibliothek in Wirzbürg besitzt gleichfalls einen Codex 
des Magisters Michael in Folio auf Pergament geschrieben. 
Er enthält verschiedene theologische, poetische und his- 
torische Elaborate. Diess Manuale Michaels ist als Hand- 
schrift ohne kunsthistorisches Interesse. In einem dritten 
Werke, welches das hiesige k. Archiv bewahrt, schildert 
uns Michael die Diözesanverhältnisse, nennt die Archi- 
diakonate und sämmtliche Stiftungen seiner Zeit, und macht 
uns u. A. mit den Sälen, d. i. den Pallästen der Bischöfe 
bekannt (Lautersdorf, Eltmann, Frickenhausen und Lin- 
deloch). Auf Blatt 21b und 22 b ist die „apostilla ipsius 
Magistri Michaelis etc." eingefügt, welche Abhandlung 
Oberbibliothekar Dr. Ruland als identisch mit der ehe- 
mals in München befindlichen nun verlornen Abhandlung 



3) Fdi8t«r Deutsolie Kanstgesohiohte I. 193. 



170 

Michaers: „de principiis seu regtdis arüs aedific&tariae^, 
die auch in deutscher Sprache geschrieben vorhanden 
war, erklärt. 

Der redselige Autor lässt es uns wiederholt merken, 
dass er theoretisch und praktisch in der Baukunst er- 
fahren sei, und Vitruv und Vincenz von Beauvais gelesen 
habe. Er hätte uns aus dem Grunde um so weniger eine 
blosse Compilation von allerlei Notizen sondern eine 
tiefergründende Arbeit über die Technik bieten sollen. 

,,Vor Allem muss ein gelungener I^lan vom Baumeister 
angefertigt werden ; führt er diesen mit Treue nnd Aus- 
dauer zu Ende, so wird ihm kein Tadel treffen und er 
nie sein Werk bereuen. Drei Eigenschaften müssen im 
Architekten, der tadellos befunden werden will, zusam- 
menkommen: Genialität, die vor keinem Hindemisse 
bebt; Fülle der Mittel, um die untergebenen Mechaniker 
und Handlanger täglich zufrieden stellen zu können, 
klares Verständiiiss in der Disposition des Planes: 
Magnanimus sit architecius et hinc optdentus 
Sufficiunt struere plus aliis propriae ^)/' 

Meister Michael wirft seine Sätze etwas stark durch- 
einander. Auch kommt er nicht dazu, uns aus dem Schatze 
eigner technischer Kenntnisse die geltenden Gesetze bei 
Aufführung der Gebäude bekannt zu geben, sondern be- 
gnügt sich zu wiederholen, was Bruder Egid, der Au- 
gustiner, im Buche de regimine principum et civium tm- 
versorum l, IL p. III. c. 3. 4. über Eigenschaften und 
Anordnung der Gebäude bringt. Diess concentrirt sich 
aber auf industria operis^ aeris temperamentum, aqua salu- 
bris, debita dispositio. 

„Das Haus des prachtliebenden Magnaten, des stolzen 
Patriziers, soll auf stattlichem Platze gebaut sein. Der 



i) Cf, Vitruvius I, 2, 1. III. 1, 1. IV. 1, 6. VI. 2, 1. — Auch 
ErDst von Lasaulx PhilosapMe der schonen Künste (München 1860). 
32 — 36, wo die verschiedenen SteUen ans YitniY gesammelt sind. 



171 

Meister baue da so, dass er die Bewunderung Aller er- 
zwinge. Es müssen nicht nur dieMeubel gefällig geord- 
net werden können, sondern es soll der Grosse durch sei- 
nen Pallast die ihm geziemende Ehrfurcht gewinnen, es 
soll der Glanz seines Geschlechtes, die hohe Stellung im 
Reiche hervortreten. Auch bei dem Aufbau der Häuser 
von reichen Kaufherren ist auf Stand und Stellung Acht 
zu haben. In die Tiefe des Thaies, in Sümpfe, welche 
Dünste entwickeln, und die Luft verpesten , soll nicht 
gebaut werden. In so gelegenen Wohnungen wird die 
Farbe des Antlitzes gelb, der Blick düster, die Stimme 
klingt rauh, Kopfschmerzen plagen bei Tag und Nacht, 
selbst das Gehörorgan wird zu Schaden gebracht. Frei 
und hoch gelegene Häuser gestatten viele Bewegung, 
fördern die Schärfe des Auges, die Feinheit des Gehörs 
und die Prall- und Klangkraft der Stimme. Auf gutes 
Trinkwasser soll vorab gesehen werden. Nie werde das- 
selbe aus Pfützen, Sümpfen, Lachen oder Seen herge- 
leitet, auch nicht aus Fischbehältern. Das faule, schlam- 
mige unreine Wasser zeugt Krankheiten in Fülle, das 
gute hält die Zähne rein, den Kopf hell und den Körper 
bei Behagen. Wo sonst kein Wasser zu haben ist, sol- 
len Regenfischlein das Cisternenwasser frisch erhalten." 
Da der Nordwind für Sommerw^ohnungen , der Ostwind 
für die Winterzimmer heilsam ist, so wird die angemes- 
sene Orientirung sehr empfohlen* Auch auf die Keller- 
räume wird Bedacht genommen. 

Wir sehen, der geistliche Herr hat lediglich die bür- 
gerliehe Baukunst im Auge. Vielleicht — trösten wir 
uns — enthielten die verlornen Schriften des Meisters 
Michael interessantere Notizen über kirchliche Kunst. 

Ein artiges Pendant zu diesen theoretischen Erör- 
terungen Michaels bildet der Auftrag des Bischofs Otto 
vom 5. April 1345 an den „vesten Ritter Erkinger vonSan- 
wesheim, genannt von Kottenheim, des Stiftes Veste 
Wyelberk längstens bis Martini über^s Jahr vollzubauen ; 



17fi 

nämKcli ekie Ringmauer auf gutem Orond gelegt, ob dxft 
Erde 4^ dick und 30' hoch, uf dieselbe Kingmauer um 
und um Muren 8^ hoch mit Zinnen und mit AI, auidi 
inwendig mit einem bedachten Umlauf jedwederthalb bis 
an die Kemnaten; um die Kemnaten uzwendig einen be- 
dachten wehrlichen Umlauf, den Thurm hoher Muren 
12' hoch mit Zinnen uzen und mit AI, auch mit einem 
bedachten steinernen Stürzen, dass er keines anderen Da- 
ches bedürfe; endlich noch ein steinen gemurt Kemna- 
ten in der Veste mit Kuchine und Stellen.^ Der Bitter 
soll dafür auf den nächsten Martimstag 550 Pfund Heller 
erhalten, angewiesen auf das Stiftsdorf Herbolzheim; auch 
sonstige Gutthat wurde ihm zu Theil*). 

Der Grabstein des Michael von Löwen ist ein<nn 
Südpfeiler Neumünsters eingefügt. Die Majuskelschrifl 
des vierzehnten Jahrhunderts lautet: 

In. honore. summe, Trinitatis. H, beate. Marie, cm- 

cepHonis.naHvitatis.etassumpUonis. eUam. in, ..rpore. 

Anne, matris. et. sanctorum. Michadis. Joannis. Bap- 

tiste. DecoUatUmis. ate, ptm. tatina. et. CrysostomL 

et. ad. Kathedra. et. vinda. Andree. Jacobi. major. 

Tome. Mathye. conversios. Pauli. ApOor. quatuar. 

Ewanglar. quator. doctor. ecclesie. trium. Magorum. 

Bonifacii. Apstli. Germanie. Karoli. regis. Stephani. 

Prothomartris. Nicolai. Kyliani. Burcardi. Erhardi. 

Materni. Eucharii. Ottonis. Episcopor. L^oms. Pope. 

Benedicti. Bernardi. Abbatum. Felicis. et Adaucti. ac. 

beatarum. Marie. Magdalena et Egyptiaee. Kaäierine. 

Margarethe. Barbare. Lude. Otilie. AgneUs. Aga^e. 

Dorothee. Juliane. Gertrudis. Yirgintm. Afre. Felici- 

tatis. Elizabeth. Helene, et. dmnium. animarum. con- 

secratum. est. anno. Dni. millmo. CCCL prims. in. die. 

bti. Bartholomei. Aposioli. hoc. altare. fvndatum. et 

dotatum. duabus. antiqius. vicariis. mdioroHs, a. ma^ 



^ Regrota bar. VIII. 38* 



m 

gütr^, Mchaele. de, leone, Herbvpoln, prathom&ario. 
eaaonico. hie, sepulto, qui. obiit anno, dominL millimo, 
CCCL: quinto, IIL Idus. Januaril- hoc. fuit in, Oc- 
toßo, SoHcti: Jais, Ewangeliste. Hoc, in te, ctweas, 
quod, in. me. corripuisU. Daz. dir. missevil, an 
mir, daz. bewar. du. an. dir. 



§ 14. Höfe und Hauskapellen. 

Als Magister Mickael seiae Vorschriften compilirte^ 
standen bereits die meisten der zahlreichen Höfe der 
Domherren, Städte und Klöster neben denen der Pa- 
trizier und Kauf herren, welche der Stadt noch jetzt, apch 
nachdem sie ihr mittelalterliches Gepräge eingebüsst hat, 
so hohen Beiz verleihen. Die Domhermhöfe waren ge- 
freite Höfe. Schon Friedrich Barbarossa hatte ihnen 
34. April 1175 das Privilegium ertheilt, dass sie bei 
Keichstagen, die dacoals ja so häufig wurden, Niemand 
ausser weltlichen und geistlichen Grossen in's Quartier 
bekommen sollten. Die Domherrnhöfe hiessen : Hey deck, 
Rödelsee, Oettingen, Sternberg, Wiraberg, Moosbach, 
Rannenbex'g, Tuttleben, Vituli, Neulobdenburg , St. Gal- 
lus, Marmelstein, Lauda, Osternach, Schrotzberg, Kraut- 
heim, Gi*ttndlach, Conti, Ussenkumm, Stubweg ^). 

Die Städte Augsburg, Köln, Erfurt, Nürnberg, Mai- 
land und Aschaifenburg hatten Höfe zu Wirzburg; Hef 
Wirtemberg und Ingolstadt sind noch bekannt genug. 
Die Höfe der Klöster zu Ebrach , Bronnbach, Aöthdnv 
Heilsbronn, Langheim, Triefenstein, Himmelspforte% 
Oberzelly Unterzeil genossen wie die Domherrnhöfe daa 
Privilegium der Freibeiti von allen Abgaben und Lasten. 

Die Chronisten des vergangenen Jahrhunderts spre- 
chen gern in Superlativ^i, wenn sie auf die Kapelleu in 



1) Salver 158. 



m 

den mittelalterlichen Städten zu sprechen kommen. Auch 
Wirzburg baute deren eine namhafte Zahl. Es sind nach 
dem kirchlichen Rechte, welches wiederholt auf diese 
heiligen Stätten reflectirt, zu unterscheiden: Oratorien, 
nur zum Privatgebete für .die Gläubigen bestimmt, Klau- 
senkapellen fiir Begharden und Rec^usen, Kapellen mit 
Vikarien und gestifteten Gottesdiensten, aber ohne pfarr- 
liche Exemptionen. Nur auf dem Wege der Dispensation 
war Ausspendung der Sacramente gestattet. Das Natio- 
nalconcil von 1281 hat die von der Mutterkirche abhängi- 
gen Kapellen der letzteren Art im Auge. Es musste 
wiederholt der Missbrauch gerügt werden, dass die Be- 
sitzer solcher Kapellen den sonntäglichen Gottesdienst 
versäimiten. Hier sollen die Kapellen, von denen wir 
Nachrichten fanden, alle genannt sein, wenn auch manche 
bereits im vierzehnten Jahrhundert nicht mehr standen, 
andere später gebaut wurden. An das uralte Martins- 
kirchlein (das nach Fries an der Stätte eines heidnischen 
Marstempels stand) erinnert nur noch die Martinsgasse^ 
es wurde zu Anfang des Jahrhunderts abgebrochen. Das 
Kiliansgrab von 990 hat wie erwähnt zehn Jahre später 
dem Neumünster Platz gemacht. Die Kapelle zur „rotheh 
Thüre" und zur heiligsten Dreifaltigkeit am Dom wurden 
1686 eingelegt, die Schusterkapelle 1721 beim Bau des 
Schönbornmausoleums. Als das Stift Hang wegen des 
Festungsbaues vom Schalksberg verschwinden musste, 
fielen auch die zierliche Allerheiligenkapelle von 1299y 
das Vituskirchlein von 1308 und die neben dem Haupt- 
münster stehende Pfarrkirche. Der erste Abbruch im 
markgräflichen Krieg scheint bloss die Stifts- und Pfarr- 
kirche betroffen zu haben, die 1563 wieder geweiht wur- 
den ^). Verschiedene Kapellen gruppirten sich^ um die 
Mutterkirche St. Burkard. So die 1099 von Bischof Ul- 
rich consecrirte Abteikapelle, das Blasiuskirchlein (1122), 



1) CoUegiatgtÜt Hang. Manuscrlpt. 68. 



175 

die Kapelle der Apostel Philippus und Jakobus, die 1280 
fundirte, 1677 niedergerissene Nikolauskapelle, dasGode- 
hardskirchlein, welches am Eingang zur Brücke von der 
Stadt aus stand, die Kreuzkapelle zu Guttenberg, die 
Wolfgangskapelle auf dem Friedhof, das zierliche Ok- 
togon des heiligen Magnus, die Johanneskapelle, die Ka- 
tharinenkapelle und das Walbürgiskirchlein, welches 1408 
drei Pfeiler erhielt, wofür 36 Pfund Heller bezahlt wer- 
den mussten. Die Kilianskapelle stand im Kilianshof, 
die Laurentiuskapelle wurde mit der Ulrichskirche beim 
Universitätsbau niedergebrochen. Dem Festungsbau wich 
das alte Aframüiister, während die neue mit Chor und 
SchifiF noch erhaltene Kirche durch die Säkularisation 
profanirt und von Gambrinusdienern belebt ist. Dem 
Schlossbau stand die Michaelskapelle im Wege, die 
gleich der 1844 verschwundenen Ignatiuskapelle von der 
Benaissance war geschaffen worden. Der Bernhards- 
kapelle im Hof Godwelinkchen Hess Bischof Julius noch 
seine Liebe angedeihen. Wie die Beghardenklaüsen zum 
kleinen Löwen, im Küttenhofe, die Klause der Bartho- 
lomiten neben dem Hofe Kropfhausen (1307) und auf 
dem Rennwege, so sind auch die Kapellen zum heiligen- 
Moriz, zu St. Felix und Adauctus (Geräthekammer), ^u 
St. Andreas und Helena, zur heiligen Jungfrau und deii 
unschuldigen Kindlein verschwunden. Die Vierzehnnoth- 
helf erkapelle jenseits des Maines hat Probst Johann von 
Alendorf 1470 gegründet. Im Küchenmeisterhof hatte 
St. Georg, im Sonnenburgerhof St, Nikolaus eine Ka- 
pelle. St. Margaretha wird noch im Hof Heydeck ver- 
eihrt. Die Vikarie der Kapelle im Hof Tannenberg (zum 
wilden Schweinskopf), stiftete Domdechant Rudolf von 
Hurnheim 1290. Der Katzenwicker, die Höfe Gundelach, 
Seebach, Augsburg, Wiesenbach, Kastell, die Kloster- 
und Domherrnhöfe hatten ihre Kapellen. Uk L. Frau 
waren die schönsten geweiht. Singt doch Konrad von 
Wirzburg von ihr: 



H6 

Du bist ein lebende Cappell 
Diu got ist wol gewidemet, 
Du bist gotss tabernackel 
Die glast viel schme erliuhte. 

Mftria heisst der geweihte goldene Schrein, derBakam- 
schrein, der goldene Eimer <) ; das Zelt, der Königssaal, 
die Arche, der Tempel und der Thron; die trive kamere 
der trinität, die drivaltec sageraere. 

Die Liebfrauenkapelle an der Stadtmauer, welche 
die „finstere^ genannt wurde, besass wie die Dome zu 
Bamberg und Mainz und das Münster zu Freiberg eine 
goldene Pforte. Bei deren Neubau 1447 mussten für 
gemalte Altartafeln 17 Pfund Heller bezahlt werden^). 
Diese Kapelle und die goldene Pforte wird häufig er- 
wähnt und besitzt eine schöne Geschichte. In der Uni- 
versitätsbibliothek wird ein Copeibuch mit Traditions- 
urkunden für diese Kapelle bewahrt. Jetzt ist sie zum 
Waarengewölbe geworden. 

Eine 1484 in Stein gehauene Maria- Verkündigung 
in der Hofkapelle Rödelsee ist nicht sehr zart ausgeführt. 
Sie wird im Locale des historischen Vereins bewahrt. 
Im Jahre 1854 wurde eine Orgelstiege von den reinsten 
Constructionen aus dieser Kapelle genommen und zer- 
schlagen. Es war da auch ein Oelgemälde von Meister 
Braunwart von 1504 zu sehen 3). Die Galluskapelle auf 
dem Paradeplatz baute Sittelhoh, der. Kanzler Hein- 
rich's V. gegenüber der rothen Thür; Erzbischof Wal- 
ther von Ravennna^ hat sie 1130 consecrirt, das Jahr 
1554 sie zerstört. In ihrer Nähe rauschten einst uralte 
Linden, unter deren weitverzweigten, künstlich ausge- 
spreizten Aesten öffentlich Gericht gehalten und von der 



*) Konrad von Wirzl>urg goldene Schmiede. Yen 1242. n. 
Grimm XXXV. 

V) Arch. I. 3. 88. 

•) Mitthetlnng des Hm, Prof. Dr. Beusi Ton Nttmlierg. 



17T 

jungen Bürgerschiaft zu gewisden Zeiten festliche Tänze 
aufgeführt wurden^ So nützte naan auch den Bennweg 
zu lustigem Bitterspiel, so wurde auf der Mainbrücke 
das Brückengericht, ini Domkreuzgahg das Kreuzgangs- 
gericht, vor der Krypta das Gruftgericht, und am Sand 
vom Prälaten von St. Stephan das Stephansgericht ge- 
halten. Das Brückengericht übte eine Art Lynchjustiz. 
Vor der rothen Thüre des Münsters in Frankfurt und 
dem rothen^ Thor des Domes in Magdeburg befanden 
sich ähnliche Gerichtsstätten wie im Kiliansdome, der 
ebenfalls seine rothe Thüre besass*). Im Schatze der 
Cyriacuskapelle am grünen Markte finden wir 1467 einen 
silbernen Kelch, 17 Loth ^/^ Quint schwer; man musste 
14 Gulden beim Goldschmied dafür bezahlen ; ferner ein 
neues Corporale, ein Missale, eine Planete von feinster 
Seide mit dem schönen in Gold gestickten Bilde des 
Heilandes auf dem Kreuze; dazu kamen ein Fest- 
altartuch, ein Bild des Patrons, ein vergoldetes Sedile; 
ein Bild der Jungfrau mit dem Kind und ein Grucifix, 
wofür 5 Gulden ausgelegt wurden. Für das Georgsbild 
an der Südwand der Barche zahlte Kaplan Veit Zink 
einen Gulden, während das venedische Glas zu den drei 
Fenstern 3 Gulden kostete; derselbe Kaplan fügte der 
Bücherei ein Matutinalbuch und zwei Diumalien bei; die 
mit Messing beschlagenen und mit rother Leinwand ge- 
fütterten Beliquiarien enthielten bei 20 Beliquien^). Wie 
lange ist es her, dass das katholische Volk an dem Feste 
des allezeit vielgeliebten Heiligen zahlreich in seine Ka- 
pelle kam, sein Fest zu feiern? Und welche Motive ha- 
ben den Abbruch der Kapelle herbeigeführt? Es wäre 
wahrlich einmal genug gewesen, heilige Stätteta zu ver- 
nichten. W|irum war man es noch nicht zufrieden, .die 



*) Regesta bav. VH. 67. Falke u. Müller Zeltschr. für Cultnrgesch. 
ISA 6 Juni- und Septemberheft. 

S) Beufls Moaamenta KiUa&ea I. U« 15. 

12 



17S 

Johanniterkirche 1816, die Augustinerkirclie 1824, die 
Karmeliterkircbe 1823, und früher schon die Kirchen der 
Klarissinnen , Dominikanerinnen, der Karthäuser und 
Kapusiner theflweise dem Erdboden gleich gemacht, 
oder sie profanen Zwecken gewidmet zu haben? 
Wie viel reicher und interessanter müsste die Darstel- 
lung der Kunstgeschichte sein, könnte nur die Hälfte 
dieser zerstörten Denkmäler der Frömmigkeit der Ahnen 
mit den noch erhaltenen in Parallele gebracht werden. 



§ 15. Der Domkreuzgang. 

Die Halle von der Bonntagsihür nach Ost wurde 
im Jahre 1381 zu bauen angefangen, aber nicht vollen- 
det; ein zweiter Bau von 1424 schritt energischer voran. 
Das Bauamt scheint 1331 nicht gut bei Kassa gewesen 
zu sein, indem es bei den Stiften der Stadt um Beiträge 
einkam. Der Baumeister erhielt damals 16 Pfund, 14 
Schilling und 4 Pfennige Lohn. Die geschwomen Werk- 
leute der Stadt, die den Bau zu besichtigen hatten, wur- 
den mit 5 Schillingen abgefunden. Schon war dem Dom- 
Stiftsbauamt das magistratische Amt der „Bautheilen^ 
zur Seite getreten. Diese geschwomen Werkleute det 
Stadt, zwei Zimmerleute und zwei Steinmetzen, vom 
Bischof, Capitel und Magistrat gesetzt, hatten alle Neu-, 
An- und Unterbauten innerhalb der Stadt und in der 
nächsten Umgebung zu besehen und zu prüfen. Man 
hat die Aussprüche der Gestrengen his in^s siebzehnte 
Jahrhundert au%eceiehnet und besigelt. Die Zimmer- 
meister nahmen allezeit den ersten Rang vor den Stein- 
metzen ein. Auch damals scheinen sich diese Herren 
Bauinapektoren, wie das so zu geschehen pflegt, man- 
cherlei Ungeschicklichkeiten schuldig gemacht zu haben. 



17* 

Im Jahre 1381 wurde das Domstift ^verfenstert, 
gehülzt und gehimblkt^, wie Fries meint ^ d. h. das 
Nordschiff erhielt seine einfachen vom Giebel geschlos- 
senen Streben, die Fenster der beiden Abseiten wurden 
mit Maasswerk verziert und Olasgemalde in dieselben 
gesetzt. Heinrich Heckris und Meister Arnold leiteten 
das Werk; Amold's Sold betrug jährlich 24 Pfund- Das 
Maasswerk wurde unter Bischof Julius modifizirt, auch 
die Glasgemälde sind verloren gegangen. Wirzburg ist 
an Denkmälern dieses heiligen Kunstzweiges gar zu 
arm. Es ist keine Malerei vorhanden, welche wir mit 
denen zu Augsburg im Dom, St. Kunibert in Köln, dem 
Fürer^schen Fenster in St. Lorenz, dem Tucher'schen in 
St. Sebald, oder mit denen zu Neuweiler, Heilsbronn, 
Regensbürg, Wimpf en, -Kremsmünster und Heiligenkreuz 
vergleichen könüten. Als die merkwürdigsten Glas- 
gemalde des Sprengeis sind die von Münnerstadt zu 
nennen. Die zu Ochsenfurt wurden geplündert. 

Ob Maler Kochener, um 1373 genannt, zur Ver- 
schönerung des Domes beigetragen habe, wird nicht er- 
wähnt. Die Bleibedachung eines östlichen Thurmes 
kostete 33 Pfund, weniger 8 Pfennige. Um 1393 wird 
Dombaumeister Gottfried genannt. Konrad Neuberger, 
Schönschreiber am Dom, schrieb 1402 verschiedene 
Bücher. Die 1418 um die Westthürme geführten Galle- 
rien sollten durch die acht Fialen und das Maasswerk 
der Brüstungen einigermassen die Monotonie der Fassade 
paralysiren. Sie erreichen diesen Zweck nicht. Im Jahre 
1424 wurde Meister Wolfram von Königsberg in Franken 
für zehn Jahre vom Dombauamt in Dienst genommen. 
Er sollte rasch den Kreuzgang vollenden. Der Vorstand 
des Bauamtes musste „den Abraum schicken, den Grund 
zu den Hallen graben, das Steinwerk, Sand und Wasser, 
Kalk und Ziegel zur Bauhütte bringen lassen, und jede 
Woche 4 Pfennige in die Hütte geben; ausserdem war 

Meister Wolfram steuerfreu« erhielt für jedes Kreuz** 

12^ 



180 

gangfenster 43 Gulden, und am Jakobstag 10 Gtdden 
als Jahressold. Er hat den Kreuzgang ..vollendet. 

Im Gewölbebau der vier Hallen ist eine gewisse 
Einheit durchgeführt. Die bemalten Bilder und wappen- 
reichen Schlussteine folgen sich nicht in einer Linie, 
sondern varüren wie im Zickzack. Alle Bippen sind ähn- 
lich profilirt und in gleichen Bpgen gesprengt. Nach 
Aussen ist die Ostwand stark verbaut, die Nord- und 
Südseite wird durch je neun Streben gestützt, die un- 
verjüngt aufsteigen, während die Gewölbekappen durch 
combinirte Säulenbündel ihre Unterstützung erhalten. 
Alle Fenster sind vierfaltig, sehr in die Breite gedehnt 
und von reichem Maasswerk belebt, das den Keim des 
Verfalles in sich birgt. Vergleichen wir den Kreuzgang 
mit jenem der Minpriten, so gebührt dem vom Dom 
nicht bloss wegen seiner bedeutenden Ausdehnung: er 
ist 124' breit, 169' lang, 13' breit m der Halle, 18' hoch, 
sondern besonders der Wölbungen wegen, der Vorzug vor 
jenem, da sich die Juliusgothik immerhin krankhaft und 
zwitterig ansieht. . 

Von der Südhalle des Ganges die dreigetheilte Ver- 
ticalrichtung des Domes zu schauen, gewährt ein eigen- 
thümliches Vergnügen. 

Im Jahre 1438 kamen zu den ständigen Werkleuten 
des Domes ein Bleidecker und ein Ornatschneider; 1440 
wird Steinmetz Wetz am Dome thätig erwähnt; 1466 
ist Jörg von Guttenberg oberster Dombaumeister. 

In früheren Zeiten begrub man die Domvicare auf 
dem Leidienhof, die Domprälaten in den Seiteidiallen, 
die. Domherren im Capitelhause, die Bischöfe im 
Transept und im Chor. Im Jahre 1462 aber ^rtheilte 
Bischof Johann von Grumbach den Vicaren die Erlaub- 
niss, sich im Kreuzgang begraben zu lassen. Doch musste 
jeder neu eintretende Vicar einen Gulden zum Unterhalt 
eines Ewiglichtes zahlen. Die Monumente der Bischöfe 
wurden in der Regel auf Kosten der fürstlichen Käm^ 



181 

merei bestritten; aber das Domcapitel l^estimmte 
spater in jedem Falle besonders, wie viel der Fürst in 
seinem Testament für sein Epitaphium und den Jahrtag 
aussetzen durfte; 2000 Gxilden war lange Zeit die ge- 
wöhnliche Summe ^). 



§ 16. Grabdenkmäler. 

Es liegt nicht in der Absicht dieser Schrift, 
sämmtliche Grabsteine der Stadt mit ihren Inschriften 
und Wappen zu katalogisiren und heraldisch zu blason- 
niren. Es müsste nur wiederholt werden, was Salver 
für den Dom mit diplomatischer Treue längst gethan 
hat; von den Denkmälern der ,Deutschhauskirche hat 
Scharold das Nöthige bekannt gegeben, Wieland uns 
über die von St. Burkard Nachricht ertheilt, auch stehen 
bei Gropp und im Archiv eine [Menge von Inschriften 
gesammelt. Hier gilt es die kunsthistorisch bedeutsameren 
herauszuheben, und an ihnen die Blüthezeit und den Ver- 
fall der heimischen Bildhauerkunst zu zeigen. 

Obwohl wie erwähnt sehr viele fürstliche und bi- 
schofliche Denkmäler aus dem Hochmittelalter in den 
Bränden vernichtet wurden, sind dennoch fast sämmtliche 
zwanzig Pfeiler des Domes auf allen Seiten mit Werken 
dieser Art versehen, und bietet sa der Kiliansdom wie 
wenige deutsche Kathedralen einen Reichthum -an Epi- 
taphien aus allen Zeitaltern und Stylperioden. 

Von (theilweise) verschwundenen Denkmälern wol- 
len wir hier an jenes des Bischofs Bruno erinnern. Die 
zur Altarmensa verwandelte Tumba in der Gruft hatte 
die Inschrift: Anno Dnt\ MXLV. VI, Kai, Juni, beatus 
Bruno, hty\ ecles, fundator. Auf einer andern Seite: Beatus 



<) Scharold nnd Himmelstein haben das Nähere über dies 
YeihftltniBse Terzeiehnet. 



183 

Bruno qui fuü patruelis Canradi imperahris. Die Pilger 
sind durch die Tuioba gekrochen^)« Die Kolossaltuinba 
des Konrad von Ravensburg im südlichen Transeptflügel 
ist ohne weiteres Interesse imd gar Izu dick übertüncht. 
Der Denkstem des Bischofs Gottfried I. T 6" hoch, 2^ 
10^^ breit, scheint im Anfange des dreizehnten Jahrhun- 
derts gemeisselt worden zu sein. Die Gestalt tritt er- 
haben aus der vertieften Platte. Das Antlitz ist typisch 
starr, steif fallen die Ligulen von der niedem Mitra, 
die Planeta hat die Form der Bernhards^asula. Die 
Falten legen sich in symmetrischer Orgelpfeifenregelmäs- 
sigkeit. Die Stola fällt mehr bis zum Ende der Alba ohne 
die breiten jetzt üblichen Schlussränder, auch die Ma- 
nipel ist eng imd lang. Die Curve des Pedum endigt 
in einen Schlangenkopf." Auf dem Deckel des Buches 
steht in Majuskel: oraprome. Die Majuskelschrift um die 
Randplatte : Godfridus de Pisemburg eps, herbip. obiit ao. U90 
stammt aus späterer Zeit; die ursprüngliche lautete: 
Annodni.milP. C^. LXXXVI.., iniit, IIIL ,opie. memorie dns. 
... sedit HL... episcopat, Wireeburgens^), Der Geschlechts- 
name des Bischofs Pisemberg scheint nicht richtig zu sein; 
man hat dafür Pistenberg, Spiessberg, Spitzenberg 
u. a. setzen wollen. Er ist der grossmüthige Restaurator 
des jetzt stehenden Domgebäudes. Mit Kaiser Friedrich I. 
zog er am 1; Mai 1189 ab, denn 
y,er wolte schouwen 
JShrusalem daz reim lani^). 
Er ist wie der grosse Kaiser zu früh gestorben^ und 
ward im St. Petersmünster zu Antiochien begraben. Die 
Kaiserfigur im Kreuzgang zu St. Zeno bei Reichenhall 
und der Stein der Äbtissin Agnes von Quedlinburg 
(f 1204) in der dortigen Schlosskirche sind in die näm- 
liche Zeit zu setzen. 



1) Gropp Vita Küiani 69. 

») Salver Proben 211. 

3) KQürad von Wirzburg: die Märe von der Miane Vers 191. 



188 

Der zweite Denkstein an Alter ist der des Bischofs 
Gottfried II, von Hohenlohe (f 1198), in der Nordhalle 
am ersten Pfeiler vom Transept nach West. Der Stein 
ist 3^ 2^ breit, 7^ 8^ hoch. Hier sind bereits bedeutende 
Fortsehritte gemacht. Das Rechteck schliesst ein Spritz- 
bogen, in den Spandrillen kauert rechts (heraldisch) ein 
Drache mit Schuppenrücken und Hömlein, links ein 
Doppelding mit Menschenantlitz, Mönchstonsur, Krallen- 
fiissen und Schuppendecken.. Die abgefaste Bandplatte 
wird von herbem Eichenlaub umspielt, ähnlich dem im 
Altar von NeumUnster. Das Haupt ruht auf einem Polster, 
der Ausdruck ist nicht mehr so typisch, höher und zier- 
rathreicher ist die Inful — die Curven im Pedum innig 
imd vielf^h ineinandergescblungen. Die Casula ist um 
einiges kürzer. Die pallienartige Cirkelbinde fliesst um 
die Schultern, fallt in einem Streifen auf die Brust und 
juA vier Bundmedaillons. Gottfried tragtauch das Schwert. 
Wir finden es bereits auf Münzen des Bischofs Einhard 
1.083 und wissen, dass es sich Erlongus 1116 vortragen 
liess. Die Inschrift in Majuskeln: Gotefrid. de Bohenlohe 
eps. herbip. abüi. anno ii98. lieber das erlauchte Ge- 
schlecht dieses Fürsten ist viel geschrieben worden. 

Diese zwei Denkmaler müssen mit denen der Bi- 
schöfe Suidger von Bamberg (tl04T), Günthier (f 1065) 
und Berthold im Dome zu Bamberg vergehen werden. 
Förster hat Unrecht, wenn er sie in's elfte Jahrhundert 
setzt, sie gehören dem dreizehnten an. Es tritt an diesem 
das Bestreben der Künstier^ von den alten starren For- 
men sich zu emancipiren, aiif das bestinmiteste hervor. 
Am Grabstein des Bisehofs Sigfried von Mainz (f 124fr) 
gelang es dem Meister eine dramatische Wirkung her- 
vorzubringen, aber die gerade Lage, die Paratlelfalten 
kehren noch wieder. Die Denkmaler Heinrich des Löwen 
im Braunschweiger Dom, des Grafen von Gleichen und 
seiner Frauen im Pome zu Erfurt, des Hildeward's 
Denkmal ux Naumburg gehören in diese Zelt. 



184 

Das theilweise verwitterte Grabmal des Grafen 
Berthold von Henneberg (f 1282) im Chor von Männer- 
stadt, kann nicht in diese Periode gesetzt werden, so- 
wohl Schrift als Gewandung sprechen dagegen. Nach 
der Schlacht am Cyriacustage wanderte er viel im Lande 
mnher, weihte Kirchen, functionirte sonst und fand end- 
lich seine Ruhe in Männerstadt >). 

Bischof Mangold trägt anf seinem Steine beim Tran- 
septbogen das Schwert, ein zerbrochenes Pedum und 
angenehm wallende Planeta. Wenn auch die Steifheit 
noch nicht überwunden ist, so hat doch ein unbefangener 
M^eister die volle Bundfigur herausgearbeitet. Die Majus- 
kelschrift: Mdnegoidus de Neuburg eps. herbip. obtit. ao.i302 
umläuft nicht die Bandplatten , sondern doppelt das 
Haupt. 

Bischof Wolfram steht imter einem frauenschuh- 
artigen Baldachin. .Blumen zieren die Theile seiner Inful, 
die Curve im Pedum, die Medaillons der Cirkelbinde. 
Dadurch, dass die Rechte die Planeta hält, wird ein 
starkbrüchiger Faltenwurf hervorgebracht. Schwer und 
verkürzt sind die Verhältnisse; es ist nichts nobles am 
Stein; er ist 3* 5" breit, T hoch. Während die bisher 
betrachteten Denkmäler wappenlos waren, finden wir am 
Wolframsstein vier Wappen an den Ecken. Oben sind 
die drei Spitzen ded Sprengeis, silbern auf roth und das 
flatternde Fähnlein des Herzogthums, gezackt, roth und 
gelb auf schwarzem Grund. Unten sieht man die rothe 
offene Scheere der Scherenberg, denen die Mutter des 
Bischofs entstammte, und das Wappen der Wolfskeele 
von Grumbach: im goldnen Felde der Mohr, der drei 
Rosen am grünen Stengel trägt. Schon 1320 hatte Gott- 
fried von Hohenlohe sein Geschlechtswa^pen, den Leo- 
parden, auf Münzen schlagen lassen ^). Im Dom zu Bam- 

i) Michael herbip. ap. Boehmer fontes I. 467. Salver 229. 
2) Vergl. das' Prachtwerk: Das Hohenlohische Wq^ppen. Oehr- 
Ingen 1859. 11. 



185 

berg trägt das Denkmal des Bischofs Friedrich I. (f 1352) 
das erste Familienwappen ^). Die völlig verwitterte Inschrift 
des Wolframsdenkmals lautete: anno. dni. MCCCXXXIIL 
prid, non. jul. o. dns. Wolframus. eps. herbip. 

Einen stattlichen Denk8tei9 hat gegenüber Otto von 
Wolfskeel erhalten; die gebogene Rundügur tritt aus 
ebener Platte heraus, und ist von einem mähnegewaltigen 
Löwen getragen. Blumen sind in die Curve, Edelsteine 
in die Mitra gemeisselt, der Herzschild der Binde trägt 
die Silberspitzen auf Roth. Die Ecken werden von den 
vier eben blasonnirten Wappen gedeckt. Die Doppel- 
reihen der Majuskeln lesen sich: Dominus Otto Wolfskeel 
fuit episcopus herbipolensis annis XI mensibus VIII et die- 
bus XXIL obiit anno domini 134-5. die XXIII aug. Hie. istam 
ecdesiampluribusmunitionibus mllis et striicturis sublimando 
ditamt. 

Bischof Albert II. von Hohenlohe steht auf eineni 
Löwen von trefflicher Arbeit. Die Spitze des Schwer- 
tes fällt auf die lockige Mähne. Die Figur ist allzustark 
gebogen wie die Heiligenbildißr aus dieser Zeit. Das 
Antlitz ist dunkelbraun gefärbt, der Mund purpurroth; 
das Pedum zerbrachen. Vierpässe schreiben sich in die 
Medaillons der Cirkelbinde. Ausser dem Doppel wappen 
führt er die zwei schwarzen steigenden Leoparden der 
Hohenlohe und das Kreuz der Oettingen. Die Inschrift 
lautet: f Anno. dni. MCCCLXXII. o. dns. alberts. de hohenlohe. 
eps. herbipol. dominica. post Johs. Baptiste 2). 

Im Nordfliigel des Transepts steht das Denkmal des 
Bischofs Gerhard, 8' 4" hoch, 3' 5" breit; eine hohe, 
Überlebensgrosse Figur, sehr realistisch gehalten» Man 
meint ein Portrait zu sehen. In der reichgeschmückten 



1) Landgraf der Dom zu Bamberg. 12. Die Fabel, dass schon Bi- 
schof Heinrich I. dem Stift Haug sein Familienwappen gegeben habe, ist 
längst abgethan. 

S) Clironicon Wircobuxgense ap. Ekbait Franda oiientalifl L 828. 



186 

Mitra Bind zwei geflfigelte Engelchen zu schau«!, die 
Pallienstreifen zeigen die Evangelistensymbole. Wappen- 
tragende Löwen sind zu Füssen; er probirt mit dem 
steigenden gekrönten Löwen von Schwarzburg, der 
Sonne derer von Sonnenberg, und dem Wappen von 
Sachsen. Die Randplatten Tuhren in Minuskel: r^Mno 
dtti, MCCCC. fcria. leräa, in. die sei. martini. dns. Gerhar- 
dus. cames de. swarzburg. eps. Mrbip. anjs. aia, requieseat, 
i. pace. 

Der Grabstein des Bischofs Johann L von Egloff- 
stein ist reicher als die bisher beschriebenen, 14^ hoch^ 
37/ breit. Ueber dem Rechteck des Steines erhebt sich 
eine achtseitige Pyramide, deren fünf vortretende Seiten 
als Baldachin die Rundfigur schirmen. Die Kanten lau- 
fen reiche Bossen hinan; zu Häupten ist die Verkün- 
digung gemeisselt; der Engel kniet vor der Jungfrau, 
Engelchen schweben in der Mitra und in der Cirkelbinde. 
Die Falten der Planeta fallen schön, reich und weich; 
das Manubrium im Pedum zeigt architektonische For- 
men, der Griff des Schwertes ist umwunden, zu Füssen 
kauert ein Löwe mit geripgeltem Schweife. Er probirt 
mit dem schwarzen züngelnden Brackenkopf der Egloff- 
stein, mit dem rothweissen Mandelzug der Massbach, 
dem springenden Hirsche derer von Hirschberg und der 
Sichel von Streitberg. Die Inschrift lautet: 
Anno. dni. MCCCCXI. ipso. die. s. cecüie. o. reveredus.pr. dns. 
jokes. de eglofstein. eps. h'ujs. eccL 

Der Fürst errichtete trotz aller Ungunst der Zei- 
ten eine Universität in der Stadt, die nach den Worten 
des päpstlichen Schreibens vor allen Städten bequem 
wäre zur Ausbreitung der Wissenschaften und gesunden 
Lehre. Er starb zu Forchheim im Pilatushof, wo, wie 
der fränkische Volkswitz will, die Gebeine des berühm- 
ten Landpflegers begraben liegen. 

Breite Verhältnisse fallen beim Denkmal des in sei- 
nem Leben so unruhigen Johannes von Boxa auf. Der 



187 

Stein, 10' hoch Sy^' breit, ruht auf einem Polygon, drei 
Seiten treten vor. Das Antlitz ist bemalt/ die Füsse 
ruhen auf einem Löwen, das Pedum ist zum Theil ge- 
brochen, das Schwert ungewöhnlich lang und spitz. In 
der Mitra halten zwei Engelchen eine Mönstranze. Die 
Curve wird durch eine zierliche Rose ausgefüllt, die 
Evangelistensymbole sind in den Medaillons. Die Wap- 
pen müssen als die der Stauffenberg, Rathsamhausen und 
Affenthal blasonnirt werden. Die Inschrift umläuft ein 
fliegendes Band, welches um Weinlaub und Reben 
schmuck und leicht sich schwingt. Anno, dnt MCCCCXL 
dK sH. ps. epi. oMit dm. iohes, de. bom. eps, hus. eccL 

Johannes war ein Mann von Talent aber von üppi- 
ger ausschweifender Lebensweise, er steigerte die Schul- 
denlast des Stiftes durch Luxus und unnöthige Bauten, 
und rief durch sein übles Betragen beständig Unruhen 
hervor ^). 

Der im Jahre 1443 des Bisthums entsetzte Sig- 
mund 2) liegt im Dome zu Meissen begraben. Die zier- 
liche 'Grabplatte dort ist mit geometrischem Maasswerk 
gekrönt, und trägt in den Ostereiern der Ecken die Evan- 
gelistensymbole. 

Am 18* hohen Grabmal des Bischofs Gottfried von 
Limpurg zeigt sich die Gothik bereits im Verfall. Die 
Wappen überwuchern, der Eselsrücken macht sich am 
Baldachin breit, die Mitra wird zu wuchtig und der Fal- 
tenwurf knitterig; gleichwohl sind die Bossen noch sehr 
fein gemeisselt, auf das ^udarium und Manubrium ist viel 
Fleiss verwendet. Die Brust ist luiverhältnissmässig 
breit. Gottfried liefert bereits die Achtahnenprobe : Lim- 
purg, Kirchberg, Weinsberg^ Tübingen, Hohenlohe, 
Leuchtenberg, Henneberg, Nassau. Anno. dni. MCCCCLV. 
feria. tercia. post palmarum. que. fuit. prima, mensis. apri^ 



i) Chronicon Wirceburgense (a. a. 1340) 1. c. I. 824, 
9) GhioBieon WiioebnrgeiK« 1. e^ I. 694* 



188 

lis. obiit reoerend. in XP^. pater. et dns. godefridus. de Um- 
purg. eps, Wirceburgensis. frmcaniae. dux. cujs. aia. requies- 
cot in. pace, 

Gottfried mu88 ein stattlicher Prälat gewesen sein. 
Er regierte zum Segen des Sprengeis, trug viele Schul- 
den ab, zeigte stets einen friedfertigen Sinn, und wachte 
über die Reinheit der heiligen Lehre. 

Auch das Grabmal des Bischofs Johannes von Ghrum- 
bach ist mit einem Baldachin überdeckt, der bereits die 
Verfallzeit ankündigt. Die zwei Löwen zu Füssen tragen 
die Schilde von Stettenberg und Hechenried; In den 
Pallienstreifen steht ISESUS und MARIA. AmManubrium 
des Pedum erseheinen gar zierlich die Bilder der Heili- 
gen Kilian, Kolonat, Totnan und Burkar d, in den Cur- 
ven thront der Salvator mit der Weltkugel. Die Mitra 
zeigt die Verkündung. Die Jungfrau und der Engel 
knieen. Die Locken äind schmucker gemeisselt als man 
es sonst zu sehen gewohnt ist. Das Denkmal ist 15^ 
hoch, 3' 7^^ breit. Die Minuskeln sagen: 
Anna- dnL MCCCCLXYL undecima. die. aprOis. obiit Reve- 
rendns. in XRo. pater et dns. dns. johes. de» Grunibaeh. eps. 
herbip. cujs. anima reg in. pace. ame. 

Von dem Bechtsstreit dieses streitlustigen Herrn mit 
den Markgrafen gibt das einst in der Dombücherei jetzt 
im hiesigen Archiv aufbewahrte mehrbändige liber hudro- 
rtim. genauere Nachricht. 

Im Südschiff von St. Burkard stehen Denkmaler 
dreier Aebte ohne besondere kunsthistorische Bedeu- 
tung. Die Umschrift um den Stein des Prälaten aus der 
Familie Leschwitz ist nicht mehr zu lesen. Die beiden 
andern Epitaphien führen in Minuskeln die Schriften: 
Anno, domini. miUesmo. CCCC. VIII. in. die. sancte. affre. 
mris. obiit. dominus, hermmus. dictus. lesch. pie. memorie. 

abbas. hvj. monasterii. requiescat. i. pace. 

Und: Anno. dni. MCCCC^. XXXYP. XIP. KiU. novembris. obüt. 

^. eberhardus. abbas. htys. monasterü. pie. memorie. 



189 

Eine oft erörterte Insclirift befindet sich über der 
Nordthüre des Domes und lautet: 

Anno, incamationis. Driu MCCIL veneraMlis. Otto, 
wirceb, eps, cu, csilio. capihdi. postposuit missales» 
denarios. in parochia, isla, p: quor. recäpensatione. 
cives. emeruL Bilhmgo. parochiano, e. suis, successo- 
ribus. p, LXXX. mar eis. et YIIL pfaffenberg. IIIL 
jugera, et qmrtales. schalhberg, HL quartal, min. 
Trebenklinge. IIL et. terciam. partem. jugeris. hoc. 
privilegiu. sigillo. epi. et ecclie. civitatis, est sig~ 
natum. 

Die Inschrift bietet weiter kein archäologisches In- 
teresse, üls dass sie aus dem dreizehnten Jahrhundert 
stammt '). 

lieber Judengrabsteine und einige Häüserinscripte 
ist das jüngst erschienene Büchlein von Heffner über die 
Sammlungen des historischen Vereines nachzulesen, in 
welchem, sich eine Fülle von interessanten Notizen vor- 
findet. 

In Neumünster sind an zwei Notdpfeilem drei Mft- 
juskelschriften eingelassen, welche ähnlich wie die Stein- 
platte des Michael vom Löwen von Altarstiftungen uns 
melden. Obwohl an sich kunstlos, dürfen sie hier des 
Alters und der Seltsamkeit wegen nicht fehlen. 

Vom alten St. Michael- Altar erhalten wir Kunde: 

f Anno. Dni. MCCCXXXVII. in. die. bti. Urbani. 
pape. et Mrs. qui. ftät. die. dnica. ante, ascss. dni. 
venab. dns. Otto. des. Wolfsket hbipoln. epc. hoc. al- 
tare. cofirmamt et in. horem. sactorm, Michaelis. Ar- 
changeli. et Jacobi. Apli.^ die. majoris. pdca. die. co- 
secvit et. tpm. testu. cosecratois. erit annis. sigvlis. 
in. die. s. Urbani. 



1} Himm «Istein der KUlaAsdom ca ^?trzbarg 70/ 



190 

Neben der Platte ist eine zweite in den Pfeiler ge^ 
festet, welche als Epitaphium des Ghrjinders erkannt 
werden darf: 

Anno. vero. dm. praedicto. in. die. scor. Mauricii. 
et. socior. ejs. o. Heinric. de. Linach. sac'dos. can. 
ht^fs. eccle. hie. sepuU. qui. hoc. altare. ppriis. suptib. 
eo. vivete. conslrxU. ac. suis. reb. et. bonis. dotavit. atqe. 
ppetua. vicariam. eidem. eccle. ob. aie. sue. remediu. 
suum. antecessor. et. bneftorm. ordinamt. cujs. anima. 
requiescat. i. pace. 
Vom Corporis-Christi-Altar benachrichtigt uns fol- 
gende Inschrift am nächsten Pfeiler der Nordhalle: 

Anno. Dni. M.CCCL.IIII. in. die. Valentini. maräris. 
öbiit. Nicola, de. Burcheim. sacerdos. Canonic. hvj' 
ecclie. hie. sepuU. qui. hoc. altare. in. honore. corporis, 
et. sagwinis. dni. beaie. Marie, virginis. et. sacte. Eli- 
zabeth, cf^s. dedicatio. dommica. post. festum. corpo- 
ris. Xpi. celebraiur. propriis. sumj^b. constnmL ac 
suis. reddiUkus. et. bons. dotaxiil. aiqe. ppetam. mea^ 
riam. ejusdem. ecQlesie. ob. anime. sue. remedium. 
suorumque. antecessorum. et. benefactorum. ordioavit. 
c%js. anima. requiescat. in. pace. 



Aus dem dreizehnten Jahrhundert kann Wiczburg 
kein Ritterdenkmal aufweisen. Es muss dafür das glän- 
zende Denkmal des Grafen Otto von Bodenlauben (f 1244) 
und seiner Gemahlin in der Kirche zu Frauenrode bei 
Kissingen eintreten. Auch der Grabstein des Albrecht 
von Hohenlohe (f 1319) im Kloster Schönthal an der 
Jaxt muss zuerst erwähnt werden. Der älteste Stein in 
Wirzburg ist der des Johann von Stern, des Stifters vom 
Spital des heiligen Geistes in der Kapelle dortselbst mit 
der Majuskelinschrift: 
Anno. Dni. MCCCXXIX. in covsioe. st. Pauli, obyt Joannes. 

de. Ariele, dm. herbipol. fmdator. hMfus. hospitaUs. 



101 

Der Edle steht in halbgeistliclier Kleidung, die H&nde 
andächtig gefaltet vor uns ; das lockige Haupt ruht auf 
einem Kissen, Laubwerk ist zu Füssen; zur Seite sind 
Stechhelm und Herzschild. 

Johann von Stern war 1277 bei einer Kauf contractsbestä- 
tigung präsent, legte Zeugniss ab 1282 bei einem Testa- 
mente des Ludwig Kohlhase, und war 1299 unter den 22 
Bürgern, die mit dem Stadtklerus paciscirten« 

Johann hatte einen Bruder Ecko von Stern, Bürger- 
meister in Wirzburg, welcher am Freitag vor Invocavit 
1316 mit seinem Collegen Arnold von Sand den Hof 
zum Grafeneck nebst zwei Häusern demKtmo von Beb- 
stock um 430 Pfund Heller abkaufte. Ecko wurde eben- 
falls in der Spitidkirche begraben. Der Stein fuhrt die 
Schrift: 

Armo.Pni. MCCCXLIIL in. die, Nicomedis. Martir. o. gero, 
dous, Ecko. de. Stern, Cnns. herbipln, fr. fudatoris, huj, 
hospitalis, cys, aia, requescat. i, pace. 
Die Figur, 6^ hoch, ist gebogen, die Rechte führt ein kur- 
zes Schwert, die Linke stützt sich auf die Tartsche mit 
dem Widder; die Füsse ruhen auf einem Löwen, das 
Haupt auf dem ungestürzten Stechhelm, den die Widder- 
hörner als Kleinod zieren. 

Einem dritten Denkmal mit einer Kreuzigung und 
einigen knieenden Figuren aussen an der Südwand der 
Spitalkapelle kommt weiter keine Bedeutung zu. 

Der merkwürdigste Ritterdenkstein von Wirzburg 
ist jüngst in^s Nationalmuseum nach München gekommen. 
Wir xneinen den des Berthold von Henneberg (f 1380), 
der 1815 in die Deutschhauskirche kam, als man die 
Johanniterkirche niederbrach. Dieser Denkstein wurde 
h& der Translation verstümmelt. Die Majuskel, welche 
noch zu entziffern wat, lautet: mmo, äffri, MCCCXXX, 0. 
BerthMüs , , . . lä ^fmem , , . S. Simj^im. Es ist die 
Geelalt des Grafen Berthold VL aus dem Geschlechte 
der ^ die frSniäsehe Kunstgeschichte so wichtigen Fa- 



193 

milie von Henneberg. Berthold erscheint mehrfach als 
Johanniterprior in Urkunden, gründete 1291 Schleusingen 
und die Commende Kühndorf, und starb am 30. August 
1330. 

Weich fliessen die Locken vom schönen Haupte, das 
'auf einem einst vergoldeten Kissen mit Purpurquasten 
ruht. Der schwarze weitwallende Mantel fallt von der 
Tunica, die Brust ist vom Scapuliere bedeckt; der Griff 
des Schwertes ist Gold, die Scheide schwarz und von 
weissen Riemen umwickelt gewesen. Die Rechte greift 
an das Cingulum, die Linke hält den Dreieckschild, auf 
dessen Gold die schwarze Henne auf grünem Berge steht. 
Die Ruhe, die Milde imd Weicheit der Formen erinnert 
unwillkürlich an die Krone aller Steinskulpturen des 
/deutschen Mittelalters: die Aureliatumba in St. Emme- 
ram. Zur Zeit, da Nürnberg seinen Meister Sobald 
Schonhofer preist und in Strassburg Wolvelin meisselt, 
ist Wirzburg nicht bloss auf seinen in Liedern besunge- 
nen Maler Arnold, sondern auch auf seine meisselkundi- 
gen Meister stolz. 

Das Denkmal des Otto von Orlamünde (f 1340) in 
der Klosterkirche von Himmelskron würde sich anreihen. 

Ein merkwürdiges Denkmal steht in der Osthalle des 
Domkreuzgangs: das des Ritters Heinrich von Sawns- 
heim. Der Ritter steht lebensgross vor ims, aus grauem 
Sandstein gemeisselt; ein Löwe ist zu Füssen. Das 
Schwert ist zerbrochen, das Banner zerfallen. Die Kes- 
selhaube, die den Kopf deckt, steht mit der Brünne in 
Verbindung. Der Lendner ist wie von gepresstem Leder, 
in der Mitte durchschnitten und mit Stiften zusammen- 
genietet. Die auf der Brust befestigte Kette soll in die 
kreuzförmigen Oeffnungen des zu Häupten stehenden 
Stechhelms eingehängt werden. Ihre Bestimmung, sagt 
von Hefner -Alteneck, ist es, zu verhindern, dass der 
Helm nicht durch den Hieb von vorne über den Kopf 
hinaus geschlagen werde* Die Ellbogenkacheln fehlen, 



:19B 

der Mannskopf über dem Steohhelm ist verscliwuiiden. 
Einst war das Denkmal bemalt; die Kesselhaube eisen- 
farbig, die Schlingen roth, Halsrücken und Kettenhemd 
golden, der Lendner blau, die Nägel silbern, der weit- 
abhängende Rittergürtel roth mit goldenen Verzierungen, 
Arme, Beine, Fussbekleidung braun. Der Stechhelm 
glänzte in Gold, die Helmzierden in Roth; das Wappen 
waren drei erhabene silberne und drei vertiefte blaue 
Wecken. Die Majuskelinschrift lautet: anno. dnL MCCCLX. 
VI. a. Kai. febr. i, die. s. agathe virginis et martiris obiü 
hainrich van Sawnsheim hais ich. 

Das der Südwand der Kirche von Randsacker ein- 
gemauerte Ritterdenkmal reiht sich unmittelbar an. Auch 
hier das Kettenhemd, die Kesselhaube, das weitabfal- 
lende ritterliche Wehrgehänge, die feinen Schienen und 
Kacheln, die gebogene Haltung. Die Inschrift fehlt; es 
ist ein Herr (Peter) von Randsacker. 

Aus dieser Zeit stammen die Denkmäler des Bor- 
thold Rucker (f 1377) in der Kirche zu Schweinfurt, 
des Konrad von Bickenbach (f 1393) zu Rollfeld bei 
Aschaffenburg *), und Denkmäler in der Pfarrkirche von 
Grünsfeld. 

Im Kreuzgang zu Himmelspforten, in welchem die 
Franzosen ihr Unwesen trieben, steht das Grabmal der 
FrauMargaretha von Fuchs, gebornen von Hütten (f 1403). 
Ihr Haupthaar ist mit einer Krause umhüllt, über diese 
ist ein Doppeltuch gelegt , welches hinten hinabfäUt. 
Kinn und Hals sind mit einem weiten Tuch umgeben, 4as 
langabwallende Kleid ist ohne Gürtel. Der faltenreiche 
Mantel ist blätterartig ausgeschnitten. Die Inschrift: 
Anno Damini i44)3. in die sancti Laurentii obiü Marga- 
retha de Butten uxor AppoUanii Fuchs cujus amma requies- 
cat in pace^men. 



1} Y. Hefner-Alteneck Trachten U. 122. 57. 110« 

18 



i«4 

Kopf ttod HäIs wareti weiss, der Mantel blau , die aus- 
gezackte Borte weiss, das Kleid hatte goldene Knöpfe, 
die Schuhe waren schwär«, der Rosenkranz roth. 

Daran reiht sich das Denkmal des Friedrieh von 
Hütten im Kreuzgang zu Himmelpforten (f 1414). Der 
Ritter trägt bereits Metallplatten zum Schutze der Brust, 
Kniekacheln und Schenkelschienen. Der ritterliche Gür- 
tel, der bald verschwindet, wird nicht mehr so tief wie 
früher getragen. Die Halsbrünne war eisenfarbig, die 
Kesselhaube schwarz. Arm- und Beinröhren Gold, Stech- 
helm schwarz, Helmdecke roth, Helmzierde ein Kopf. 

Die von Jäck in Umlauf gesetzte Fabel von jener 
Aebtissin Crescentia von Grumbach, deren Stein noch 
vor Kurzem zu sehen gewesen sein soll, muss entschie- 
den zurückgewiesen werden. 

Eines der stattKchsten Denkmaler Wirzburgs war 
bid vor Kunsein das des Johanniterritters von Haberkorn 
in der Deutschhauskirche, ft*üh<er in der Jobanniterkirehe. 
Die Inöchrift ist aefetört bis auf „iwmo. dnL MCCCCXXI!" 
Der Stein^ jetet im bayerischen Nationalmuseum , ist 6' 
hoch, 2' 8" breit. Der Ritter steht auf einem sich krüm- 
menden Drachen mit geringeltem Schweife. An das 
Basi^net mit aufgezogenem Nasale schliesst sich der 
gegliederte Panzerkragen, spitz und weit tritt der Brust- 
pa^ßzer vor, über dem Krebse ist die Wespentaille fast 
nicht mehr ritterlich. Am flackernden Mantel, den EUbo- 
genkach^i, den Schenkelsehienen, ah den kurzen engen 
Beinkleidern, welche bis über die Kniescheiben gezogen 
sind, hat der Meister viel Mühe verwendet. Der ^Stech- 
h^m mit dem Hut und dem Kleinod des Beutelstandes 
•erinnern, dass der Bitter in seiner Jugend, den Ahnen 
nacheifernd, oft in dig vom Grieswärtel bewachten 
Schranken sprengte, nach manchem Kleinod hieb, und 
aus der Hand schöner Frauen sich den kostbaren Dank- 
preis gewann. 



m 

Das Denkmal des Martin von Seinsbeim wird bei 
der Liebfrauenkapelle erwähnt. Das Bild einer Frau 
in der Minoritenkirche scheint in die Mitte dieses Jahr- 
hunderts zu gehören; es zeigt weiche aninuthige Formen, 
der moderne Musikchor hat die Inschrift geschädigt. 
Die Kirchen im schonen Frankenland bergen eine grosse 
Menge von Denkmälern des vierzehnten und fünfzehnten 
Jahrhunderts, welche wissenschaftlich katalogisirt helle 
Schlaglichter auf die Geschichte des Landes werfen 
würden. 



§ 17. Grruppen, Crucifixe, Muttergottesbilder. 

Der alte Portalstein des Bürgerspitals 1' 7" hoch, 
4^ 4^ breit, eröffnet die Reihe. Er stammt vom Jahre 
1319. Gott Vater hält den gekreuzigten Sohn, darüber 
schwebt der heilige Geist. Maria und Johannes knieen 
zu Seiten, zu Füssen Johann von Stern und seine Gattin. 
Das Kunstwerk zählt zu den ältesten merkwürdigsten 
Skulpturen im Frankenland, und verdient einen Platz in 
der deutschen Kunstgeschichte. 

Zu den ältesten Werken in und um Wirzburg ist 
der Oelberg an der Südseite der Kirche zu Randsacker 
zu zählen. In den Parallelfalten der Gew&nder wie im 
conventionellem Haarschnitt erkennt man den Meister 
des vierzehnten Jahrhunderts. Ein Gartenzaum umschliesst 
den betenden Heiland und die schlafenden Jünger. Hinter 
dem kelchtragenden Engel erscheint die Gestalt de& Va- 
ters. Johannes, dessen schlaftrunkenes Haupt weit zu- 
rückgesunken, tiägt ein Buch, Petrus^ dessen Kleid 
besonders ruhig geworfen ist, ist mit dem Schwerte 
gegürtet, Jakobus führt den Pilgerstab. Die Figuren 
smd halblebensgross ; Herbigkeit und Steife ist ihnen 
nicht abzusprechen. Der Oelberg will mit ähnlichen 
Werken in Wotms, Speier, Xanten, Nürnberg nicht 

18* 



196 

conciirriren, tritt aber vor dem Oelberg auf dem Wege 
zum Käppele, aus der Schule DilPd, wohl an Gefällig- 
keit der Form, nicht aber im Ausdruck und Würde zu- 
rük; die meiste Verwandschaft zeigt die Skulptur mit 
den Oelbergen in Grünsfeld, Ochsenfurt und Kitzingen. 
Eine schwer zu verstehende Inschrift beim Oelberg zu 
Bandsacker ist wohl auf dem Meister des Werkes zu 
deuten. 

Ein sehr beachtenswerthes Steingebilde ist die Kreu- 
zigung in der Stadtmauer vor dem Zellerthor; ein ver- 
ständiger und gefühlvoller Meister des vierzehnten Jahr- 
hunderts hat daran gemeisselt. Wenn auch der Erlöser 
am Baumkreuz weniger gelungen scheint; die Mutter, 
die sanft von den umstehenden Frauen aufgehalten wird, 
da sie dem unermesslichen Schmerz zu erliegen droht, 
Johannes, der trauernd die Rechte an die Wange hält, 
sind würdige Gestalten, das Leben, die ruhige drama- 
tische Bewegung muthet uns an. Wir wüssten nicht, an 
welchem Bildwerk der Stadt der Typus des Petrus und 
Paulus wahrer und ergreifender wäre aufgefasst worden 
als hier an den beiden in der Einrahmung links und 
rechts angebrachten Apostelfiguren. Sonne und Mond, 
die Propheten über dem Frauenschuh mit den Spruch- 
bändern, und die trauernden ^ Engel erhöhen den Ein- 
druck. Der Meister hat glücklich den Moment ai^gefasst: 

D6 sich die Sieine stielten 
Und sich diu greber tMen uf. 
Dd kam zein ander unt ze huf 
Die grözen Berge unde tat, 
Diu stmne erlasch unt wart fal, 
Manie umbehanc reiz enzwei 
Diu erde erbidemet und schrei 
Den starken unverdienten töt^). 



'%) Koamd von TVirzbuig goldene Schmiede V. 1982— 19a9« 



m 

Die sich anreihende Kreuzigung in der Marienkapelle 
und der Tod XJ. L. Frau dort werden unten betrachtet. 

Die Kreuzigung, welche am Grabmal aussen an der 
Nordseite des Domes eingefügt ist, zeichnet sich vor 
den geschilderten unvortheilhaft aus. Von der Verstüm- 
melung abgesehen, ist das Leben bei der unter dem 
Kreuze stehenden Gruppe allzu dramatisch, Maria sinkt 
in Ohnmacht und die Schacher sind widerlich verrenkt. 
Die Inschrift lautet: Anno. dni. MCCCCLLjar. am. nechsten. 
montag. nach, woric. hot. hans. craft. burger. ctzv. wirtzburg. 
und. margret. sein, wirtim. dis. figur. losen, machn. den. got. 
und, sin. kinden. genedich. und. barmherizig. wolle, sein. amen. 
Kraft's Ehe war mit zwölf Söhnen und sieben Töchtern 
gesegnet. 

Der Tod Maria's, welcher in den zwanziger Jahren 
im westlichen ChÖrlein der Südabseite des Domes auf- 
gestellt wurde, gehört noch in diese Periode. Eine 
wunderbare Milde und Ruhe ist um das Antlitz der Ent- 
schlafenen ausgegossen. Zwei liebliche Engelchen um- 
fliegen sie, um als Abgesandte des Sohnes die Seele 
der Gebenedeiten in Empfang zu nehmen. Johannes ist 
vor dem Sterbelager der Mutter niedergesunken, hält 
ihre Rechte mit beiden Händen, mit grösstem Schmerze 
im Ausdruck. Der eine der Apostel — nicht ganz lebens- 
grosse halbe Pigurren — trägt das Kreuz, der andere 
hat einen Kelch, die nieisten das Buch. Sie sind nicht 
mehr gut conservirt. Es ist abgeschmackt bei diesem 
Werk an Meister Dill zu denken. 

Der Mutterannaselbdritt (metterciaj in der Ostkrypta 
von Neumünster wird durch die In'schrift: anno dni, 
MCCCCXVIL domnc, proxima ante a$um(7) als aus einer 
guten Zeit stammend, bezeugt. Die Altmutter sitzt, hält 
das Marienkind auf den Armen und diese den kleinen 
göttlichen Jesus. Dem Beivusstsein vom unendlichen Glücke, 
solche Kinder zu besitzen, suchte der Meister nach Kräften 
Ausdruck zu geben. 



IAO 

Die steilierBeii Bmatbllder der drei Frankenapostel in 
derselben Krypta haben wie die drei Magier vor der 
Jungfrau in den Pfeilern des Domes, die in der Anbe- 
tung an den Pfeilern der Stadtpfarrkirdie zu Ocbsenfurt 
ein Gegenbild finden, durch Restauration sehr gelitten. 
Bedeutender an Kunstwerth ist Christus im Grabe aus 
Stein in der Ostkrypta im Neumünster ; schön, edel und 
ergreifend sind die Verhältnisse und der Ausdruck, er 
tritt den bekannten Werken dieser Art in Mainz, Frei- 
burg und Reutlingen zur Seite. Die Statue von Stein 
im Dom, St. Leonard darstellend, ist weniger von Be- 
lang. In Privatsammlungen finden sich eine Menge von 
Skulpturen, die hier anzureihen wären. Aber wir wollen 
derselben principiell erst am Schlüsse gedenken. 

Es ist auffallend, dass sieh in Wirzburg so wenig 
ICreuzbilder aus dem Mittelalter, besonders aus dem 
Hochmittelalter erhalten haben. Soll etwa die schon an- 
geführte Bestimmung der Diözesansynode, alle alten und 
unschönen Bilder zu verbrennen und durch neue zu er- 
setzen, einen Erklärungsgrund abgeben? Freilich ist 
auch leicht zu begreifen, dass die glänz- und pracht- 
liebenden Fürsten aus den Häusern Schönborn, Gutten- 
berg und Greifenklau dejrlei Bilder gern durch moderne 
ersetzten. Eine ungeschätzte Zahl von Monumenten jeder 
Art rafften die Alterthümler in ihre Cabinete, bei denen 
wir aUerdiog? manches uralte kostbare Kreuzbild wissen, 
die Händler verschacherten viel in^s Ausland, viele Bilder 
gingen durch den Einfluss der Atmosphärilien zu Grund.e. 
Bamberg, Eichstädt und besonders Begensburg können 
mehr alte romanisQhe Crucifixe aufweisen, alsWirzburg. 

Das älteste Kreuzbild hängt in der Katakombe der 
Karmeliterkirche. Noch sind die Arme gerade ausge- 
spannt, das Haupt ist mit einem breiten Reife gekrönt, 
der Herrgottsrock in weite Falten geworfen, aber die 
FüBse bereits mit einem Kagel angeheftet. Wir dürfen 
das Bild immerhin in das dreizehnte Jahrhundert setzen, 



-^ 



188 

und mit der frühesten Ge^cbieht^ dee Ee^erinipbenklo&iers 
in Verbindung bringen, da diese Uebung, stutt vier 
Nägel drei zu gebraueben, seit der Zeit der Albigease^- 
kriege aufgekommen war, aud bei der Ejrei^igung sm 
Tau£$tein im Dom (1279), auf dem Guardianats^igel der 
Minorit^^ und dem sehr merkwürdigen IJliptyeboin des 
Freiherrn von Wirzburg aus dieser Zeit wiederkehrt. 
Schon Durandus erklärt die Symbolik der drei und vieir 
Nägel. Bei diesem seit dem dreizehnten Jahrhundert 
aufkommenden realen Typus achlpss eich die Kunst 
enger an die historische und physiologische Wahrheit 
an, ohne jedoch die ideale Anschauung von der Unsterb- 
lichkeit Gottc^, der Freiwilligkeit des Leidens Jeau und 
dem Siege des Lebens über den Tod aus dem Auge ssu 
verlieren- Die drei Nägel werden auf den körperlichen 
und geistigen Schmerz und den Schxperz des Herzens 
gedeutet. Kreuzbilder mit drei Nägelu au&i dieser Zeit 
finden sich in der Liebfrauenki^cbe i^ Trie^, in der 
Schulpforte, im Münster zu Freiburg, zi; 8t, Loren* ip 
Nürnberg. Dass man auch später noQh Kreuzbilder mit 
vier Nägeln fertigte, ist bekannt. Da^ Minoritenkloster 
zu Wirzburg besitzt ein derartiges Silberbild von l^tSO« 
Wunderbare Sagen knüpfen sich an daa Kreuabild 
in der Ostkrypta von Neumänster« Es iat auis einer 
eigenthümlichen SteiniiMtöse geformt. Die uniierhältnias* 
massig langen Arme sind nicht ausgespannt^ aondern als 
wollten sie eine Gestalt umfangen« Daa BUd ist in das 
vierzehnte Jahrhundert zu setzen 0* Ihm ai»d unzäh- 
lige Opfer gebracht worden. £lin ähnliches ChrisliusbUd 
steht in der Gabrielapflege. Ein drittes, ganz so geatal^ 
tetes Kreuzbild aus Holz 2' hoch, ging verloren oder 
wurde verkauft. Schön ist das Bild in der Bürgerspital- 
kirche. Von ergreifendem Ausdruck ist das Kreuzbild in 



1) J. Ruland das Cruciflx in der Stiftokiiche zum nraan Müniter 
in Wirzburg* Gropp coli. I. 12. 



200- 

der Sepnltur am Dome. Am Kreuze „das im Baume steht^, 
nahm 1443 bei der Stadteintbeilung das Bastheimer Viertel 
den Anfang und endete das Gänheimer. Unterhalb des 
Leprosenhauses bezeichnete früher ein Steinkreuz die 
Stelle, wo nach der Fabel Eppele von Geilingen (f ;1389) 
durch die Bischöflichen verfolgt in den Main sprengte. Auf 
dem Kreuze von rothem Sandstein in einer nahen Wein- 
bergsmauer, wo die Sage von einer eingemauerten Nonne 
spricht, findet sich die Abbildung eines Messers mit der 
Inschrift: Hanns Ho ffelter i4Si ] bei Heidingsfeld steht ein 
figurenreiches Kreuzbild von 1378 mit der Inschrift: 
anno, dni. MCCCLXXYIII. an, unsers. herm. leichnamstag, 
starb, Kuntz. teussenlmk. Es ist einer der ältesten Bild- 
stöcke im Frankenland. 

Die Strassen nach Kitzingen, Heidingsfeld, Ochsen- 
furt, Wertheim, die im Taubergrund und sonst sind reich 
an Bildstöcken jeder Art, besonders aber an Kreuz- 
bildern. Am wärmsten verehrten die Franken das heilige 
Kreuz zu Hausen, auTm Kreuzberg, inRetzstadt, inEibel- 
stadt und Schwarzach. Es gab Bruderschaften zu Ehren 
des göttlichen Kreuzes. Bei der Prozession am Kreuz- 
erfindungstage trugen in Wirzburg die Scholaren unter 
Hymnen und Gebeten das Kreuz, die Nägel, die Geissei, 
die Dornenkrone, die Scala, die Lanze, den Schwamm 
und das Veronikatuch*/. Besonders beliebt ' waren die 
mit Perlmutter gefassten Jerusalemskreuze, die noch in 
grosser Zahl vorhanden sind. 

Aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert 
sind an vielen Hl^iBern der Stadt schöne Madonnen- 
bilder erhalten. Die Madonna in der Nähe der Domini- 
kanerkirche sitzt auf einem Throne; in ihrem Schoos 
ist das göttliche Kind mit dem Buche als der Völkerlehrer: 
in gremio malris residet sapienHa patris. Eine hohe, fast 
lebensgrosse Madonna in der Augustinergasse hält das 



1) Gropp coli. I. 15. 



201 

Kind in der Linken, die Rechte ist wie in Bewunderung 
und Anbetung erhoben , die Stellung ist stark gebogen ; 
denselben^hieratischen Charakter tragen auch zwei stehende 
Madonnen in der Burkardsgasse. Schön geworfene Ge- 
wänder hat die auf ein aus vier Säulchen combinirtes 
Postament gesetzte Madonna am Wege zum Käppele. Als 
mafer amabüis winkt uns das ausgezeichnete Muttergottes- 
bild auf dem Thorthurme des Festungshofes entgegen. 
Ein zweite Madonnabild in der Augustiiiergasse ist von 
einem stattlichen Baldachin überdeckt. Zu Füssen des 
Bildes in der Nordabseite von St. Burkard kniet ein 
Benediktiner; der geniale Meister, welcher die Madonna 
über dem Eingang in's alte Schottenkloster meisselte, 
hat sich selbst als stützendes Postament in geistreichen 
Zügen ausgeschlagen, und erinnert so an Konrad von Ein- 
beck in St. Moriz in Halle, an Georg Kampf im Dom zu Frei- 
burg, an Jörg Syrlin an den Chorstühlen in Ulm, Die 
maier Bei gmitrix in der Pommersgasse (IL 278) trägt 
ein unschönes Kindlein, gut sind zwei Bilder in der oberen 
Johannitergasse. Die Mutter mit dem iKinde im Dom ist 
eine hohe imposante Figur; zart und fein ist die aus 
Holz geschnitzte Madonnastatue, die jüngst aus St. Burkard 
in Erlbach in die Marienkapelle gekommen ist. In Neu- 
münster stand ein schwarzes Muttergottesbild. . Vom 
schwarzen «Christusbildern haben wir nichts erfahren 
können. 

Der milde, reine, so sehr anmuthende und zur An- 
dacht stimmende Ausdruck kehrt an den unvergleichlich 
zahlreicheren Bildern aus der Renaissancezeit nicht wieder. 
Im Mittelalter tritt die Muttergotteswürde, in den spä- 
teren Zeiten die Würde einer menschlichen Mutter in 
den Vordergrund; in alter Zeit wurde das Kindlein ge- 
wandet, in späterer Periode trägt es das Kleidlein nicht 
mehr, schon Meister Dill liebt es, dessen Rechte mit der 
Zehe spielen zu lassen. In alter Zeit nahm der Künstler 
die Idee der Muttergottes, die er darstellen wollte, in 



20» 

sein Herzblut auf, erwärmte sie darin, und reproducirte 
sie als einen Theil seiner selbst, die spätere Zeit ist 
diesem Liebesprozesse fremd geworden. 

Früher führten auch die Schneider auf ihren Haus- 
schilden das Bild der Jungfrau zwischen einer offenen 
Scheere. 

Die Liebe zur himmlischen Jungfrau war der Puls- 
schlag des Kunstlebens der Stadt; ihr zu Ehren erhob 
sich die älteste Kapelle der Stadt auf dem B^ge, bei 
St. Burkard war sie allezeit Patronin, die Orden riefen 
sie als ihre Schutzfrau an, die Bürger stellten sich unter 
ihren Schirm, Ist Maria seit zwölf hundert Jahren die 
Schutzfrau des Frankenlandes, sind ihr zu Ehren die 
Kirchen in Höchberg^ Dettelbach, Hassfurt, Heilbronn, 
Kirchberg, Kissingen, Findelberg, Friedorf, Föhrbruck, 
Lautenbach, Betzbach, Buchen, Birklingen, Tinnbach und 
Zellingen erbaut worden % so ist sie im eminenten Sinn 
stets Patronin für Wirzburg gewesen. Nicht umsonst hatte 
Konrad seine goldene Schmiede gedichtet: Jahrhunderte 
lang schlugen die frommen Meister im Schurzfell mit 
freudig regsamer Thätigkeit seine rauschenden Lieder in 
Stein aus. Der Jungfrau sollte sich hundert Jahre nach 
dem Tode ilures Sängers eine neue Kirche erheben, zier- 
lich und reich wie keine in der Stadt; es sollten alle 
Kräfte sich darbieten, alle Potenzen zusammenwirken, 
um das Haus der Gebenedeiten auf das Prächtigste zu 
bestellen. Die Wirzburger haben die sich selbst gesteUte 
Aufgabe glänzend gelöst. Mit dem Baue der Marienka- 
pelle tritt die Kunstgeschichte der Stadt in den Höhe- 
punkt ihrer Entwickelung ein. 



l> Gropp iM. I. S4. 



20» 
§ 18. Die Liebfrauenkapelle. 

(1377—1479.) 

Am 20. April 1349 war das grassliche Ereigniss zu 
Wirzburg geschehen. Dem Untergang geweiht hatten 
die Juden sich in ihre Häuser verschlossen, selbst den 
Feuerbrand in dieselben geworfen, und mit Weib und 
Kind und Hab und Gut sich verbrannt. Im prasselnden 
Falle stürzten die Wohnungen zusammen*). Wir glauben 
Märe, nicht Geschichte zu vernehmen; aber zu Ulm, 
Worms und Mainz gingen die Juden auf dieselbe Weise 
in den Flammentod, zu Strassburg wurden 2000 ver- 
brannt. Durch das Frankenland und durch Thüringen, 
durch Schwaben, Bayern und Oesterreich ging die un- 
heimliche schreckliche Wuth der Verfolgung. Es war 
nicht das erstemal, dass der Gojmhass so schauderhafte 
Szenen in Deutschland herbeigeführt hatte.' Das ganze 
Mittelalter hindurch wollten die fürchterlichen Schau- 
spiele kein Ende nehmen. Grässlich war die Verfolgung 
von 1147, die uns der Verfasser der Annales Herbipolen-' 
ses schildert 2). Die Verfolgungen setzten sich noch fort: 
1368 in Weissenfeis, 1380 in Ulm, 1424 in Zürich , 1440 
in Augsburg, 1447 in Liegnitz, 1475 in Bamberg, 1490 in 
Genf, 1492 in Glatz, 1499 in Nürnberg, 1519 in Regens- 
burg. In Wirzburg wurde 1434 beschlossen, die Häuser 
am Judenplatz vollends abzubrechen, und ihn ohne Bau- 
ten zu belassen. 

Die Juden waren kaiserliche Kammerknechte und 
zahlten dem Kaiser den Judenzins. Dem Bischöfe von 
Wirzburg kamen besondere Rechte über die Hebräer 
seines Sprengeis zu; 1349 erhielt er von Karl IV. alle 
Häuser und Gülten derselben in der Stadt und derDiö- 
aese. Die Juden trugen eine besondere Tracht. Die 



i) Michael herbip. ap. Boehmer fontee. I* 476. 
2) Ann. Herbip. MM. SS. XVI. 4. 



904 

Männer kennzeichnete eine Scheibe von saffranfarbigen 
Fäden aussen am Kleide und auf der Brust und der 
spitze (phrygische) Hut, der weiss oder orange uns 
so oft auf Denkmälern begegnet. Die Fraue» durften 
nur mit Schleiern von gelbem Stoff erscheinen. 

An der Stelle, wo die Synagoge der Juden gestan- 
den hatte, erhob sich bald eine kleine Marienkapelle. Sie 
mag nur zum geringeren Theil Steinbau gewesen sein. 
Den Anbau an der Sakristei können wir nicht als einen 
Rest dieser primitiven Kapelle erkennen. Das Marien- 
bild in derselben gewann rasch die Liebe des Franken- 
landes. Wallfahrer strömten herbei und Opfer gingen in 
Menge ein; bald vermochte die Kapelle die Schaareiji 
nicht mehr zu fassen, und es sollte ein neuer hoher Bau 
an die Stelle treten. Bischof Gerhard von Schwarzburg, 
bei allem Jammer der Zeit bedacht, die Pracht des Got- 
tesdienstes zu heben, die Zucht in den Klöstern herzu- 
stellen und den Wissenschaften mächtigen Aufschwung 
zu geben, Hess die Kapelle, die nahezu dreissig Jahre 
gestanden hatte, niederbrechen, und legte am Pfingstabend 
des Jahres 1377 mit grossem Pomp den Grundstein zum 
neuen Baue. Die Majuskelschrift am zweiten Südstreben 
vom Südportal nach Osten, die gleichzeitig ist und offi- 
ciellen Character hat, gibt den genügenden Aufschluss. 
Adu. anno, dnt MCCCLXXVIL dns. gebhards, cames, de 
swarzburg. eps. herbipolensis. posuit primutn. lapidem. in. 
vigüia, pentecoste. et est fundator, cappellae. beatae. Mariae. 

virginis in plaeia, judoru. in civitate. herbipolensi. 

Die göttiiche Jungfrau hat das Werk huldvoll ange- 
nommen und gesegnet. 

Der Magistrat der Stadt wählte zwei Mitglieder, 
welche als Baucommissäre die Oberleitung führen soll- 
ten. Wir kennen sehr viele Meister und Steinmetzen 
dieser Zeit: Michael Schilshaymer von Schliersee 
baute dort eine Kapelle, Peter Arier von Gemünd ist 
thätig in Prag, Hanns der Krummauer vollendet den 



206 

Chor am Dome zu Passau, Heinricli Zehentner, Liebhart 
Mymier sind Dombaumeister in Regensburg, Ulrich En- 
singer baut in Strassburg, Meister Michael in Köln, Wil- 
helm Knoke sucht die Cyriacuskirche zu Duderstadt 1394 
zu Ende zu bringen. Aber von dem ersten Meister des 
Baues der Marienkapelle ist keine Nachricht auf unsere 
Zeiten gekommen. Zwar nennen die alten Kirchenbücher 
zwei Meister, Konrad und Kraft Zehner, welche 1361 
und 1362 Bechnung stellten, aber es ist uns nicht mög- 
lich, diesem Berichte besonderes Vertrauen zu schenken. 
Der Chor ist noch zu Lebzeiten des Grundsteinlegers 
am Sonntag nach dem Martinsfeste 1392 vollendet imd 
consecrirt worden; denn 1392 stiften Berthold und Sei- 
frid, die Rücker zu Schweinfurt, eine Vicarie auf dem 
Hochaltar, damit täglich ein Amt gesungen werde. Das 
Jahr darauf erkaufte sich die Kapelle bereits ihre Selb- 
ständigkeit von der Domkirche, indem sie vier Weinberge 
am Stein, und 300 Pfund Heller zahlte. Die Urkunde 
vom 13. April 1393 spricht: „structura sollemniter consum^ 
mata et a nobis eonsecrata dinoscitur et ectlesia honorifice 
cepta cernitur.^ Johannes Zürn, Pfarrer in Oberpleich- 
feld, hatte schon 1390 ein Ewiglicht gestiftet. Es ist 
ein rührendes Schauspiel, zu beobacl^ten, wie von jetzt 
an alle Klassen der Bevölkerung ihr Möglichstes leisten, 
damit das Haus der göttlichen Mutter schimmere in Far- 
ben, Gold und Edelgestein, und wohl mit Seide und 
Scharlach geschmückt, mit Paramenten, kostbaren Ge- 
fässen und Denkmälern in Stein und Erz und aus köst- 
lichem Holze reich verziert sei. Kunigunde Zierlerin gibt 
mit zwei Morgen Weinberg den vornehmsten Theil ihrer 
Habe hin (1394), Hanns Reymann zu Schalksfeld glaubt 
die jährliche Gült seiner Habe zu Dambsdorf am bes- 
ten verwendet, wenn sie zum Schmucke der Mutter bei- 
trägt (1395); Thiele Rephun weiht ihr 1401 Hab und 
Gut, Wilhelm von Alemberg schenkt 1407 reiche Gülten 
zu Dettelbach, Brück, Bibergau xmd Stockheim. 1408 



906 

wird die Bttterfratermtftt gegründet. Die ritterliclie Füi> 
Bpangebruderschaft gründet einen Altar und präsentirt 
den Kaplan, der gegenüber nächst dem Dietrichspitale 
wohnte. Es ist ein Bayer, Erasmns Kremel aus Mün- 
chen, welcher der Patronin seines Landes zu Lieb mit 
1500 Goldgulden den Altar des heiligen Jakobus stiftet. 
Martin, der Senior des Hauses Seinsheim, gründet die 
Vicarie zum heiligen Sebastian, und macht dem functio- 
nirenden Kaplan strenge Vorschriften. Veronika Keller- 
männin (1431), Schwenker Wolf von Heidingsfeld (1439), 
Heinrich Geier von Ochsenfurt und Heinz Franklin (1447) 
wollen als besondere Wohlthäter der Kapelle genannt 
sein. Letzterer stiftete ein ewiges Licht. Dankbar ver- 
zeichnen wir die Namen des Lorenz Eck 1450^ der 
Barbara Breunerin, des Vicars Peter Unger 1456, des 
Johann Kapel 1458, der Katharina Aspachin 1461, des 
Johann Gross, des Hanns Meisenbach, des Johann Menges, 
der Barbara Estlin 1474, des Johann Hirsch 1478. Viele 
haben ihr Hab und Gut gegeben, Andere Andachten be- 
gründet, Alle die Würde des Gotteshauses gemehrt*). 

Bürgersfrauen, Gräfinnen und Herzoginnen schenken 
ihre Brautkleider, ihre Schleier, ihre silbernen und gol- 
denen Armspangen U. L. Frau. FrauElsbeth, Herzogin 
in Sachsen^ macht einen Beitrag zu einer Planeta; Meis- 
ter Franz der Seidensticker zahlt fünfzig Gulden für 
einen vom Kapellenbaumeister erkauften Schleier; eine 
hohe Dame muss ihn geschenkt haben. Aber auch die 
Else Kremetin will ihr „grobes Röcklein, ein Gipplein, 
ein altes Wamms und ein Käppiein" zum Opfer zubringen ; 
eine arme Frau jenseits des Maines verehrt vor ihrem 



1) Scharold Beiträge I. 3. hat mit yielem Fleisse alle diese and 
noch mehrere Notizen aus den alten Rechnungsbüchern und Protocollen 
zusammengetragen« Domcapitular und Dompfarrer Himmelstein stellte 
uns seine ausführliche Geschichte der Kapelle im Manuscript zur Disposition« 
H. Kapelienpfleger M. Roeser sind wlf gleichfalls zu Dank verpflichtet. 



1W7 

Tode noch ihren Frauenmantel an die Kapelle» Die 
Jungfrauen von Wirzburg stickten Teppiche zum heiligen 
Dienste; Auch mit Paternoster und Agnusdeibildchen 
glaubte man der Mutter eine Freude machen zu können. 

Als Bürgermeizter Ludwig Kraft zu Ulm am letzten 
Juni 1877 den Grundstein zum Münster gelegt hatte, 
wurde auch beim Bauamte kein „Fürfleck, kein Mieder- 
lein, kein Gürtel und kein Haarband" verschmäht. 

Die streitlustigen Ritter schnallten ihre Sporen ab 
und weihten sie und ihre Panzer der Jungfrau. In der 
Schlacht «roberte Fahn^i, in der Gefangenschaft getra- 
gene Ketten hingen sie in der Kapelle auf. So hat 
Hanns von Lichtenstein sein braunes Reitermäntelchen 
verehrt 5 es war 8 Pfund und 15 Pfennige werth. Er ist 
auch in der Kapelle begraben worden. Sein Eisenhut 
wurde 1465 um einen Gulden gestrichen. Von Thomas 
von Schaumberg erhielt die Kapelle 1470 nicht bloss 
den braunen Streithengst, welchen der Beuss von Thüngen 
um 18 Gulden kaufte, aber davon fünf schuldig blieb, 
sondern auch zwei Plattenharnische und Stahlchirothe- 
ken, für die 4 Pfund gezahlt wurden, den Rücken, den 
Krebs, das Bassinet und die Armröhren, welche um 
4 Gulden gekauft wurden. So schenkte Junker Endres 
vonWechmar sein Pferd sammt Rüstzeug, seinen Krebs, 
den Rücken, die Kesselhaube, die Barthaube und den 
Halsberg, Brustplatte, Schwert, Brünne, Sporen, den 
Hut und zwei Lederhosen. Seinen Hengst kaufte wieder 
Reuss von Thüngen um 18 Gulden. Die Rüstung, des 
zu Römhild verstorbenen Aibrecht von Waidenstein ge- 
dieh testamentarisch an die Kapelle 0« 



i) Man hiD<^ iiA Mittelalter allerlei in den KiDdlieii auf. So liees, 
wie schon erwähnt, Trithem „einen vom Himmel ^efallenon Donnerk^l'^ 
in St. Jakob befestigen ; in Grönsfeldhausen zeigte man die Blechschienen 
für einen Riesenarm , in dem sonst die Jungen Versteckens spielten ; in 
Oanrettenheim hing eine Riesenrippe; an der ThOr der Wolfgangska- 
pelle bei Ochsenfurt sind eine Menge Hufeisen befestigt, und zu St. £gid 



208 

Die neu geweihten Priester feierten gerne die 
Primiz in derselben. Sie pflegten, wenigstens 1467 — 1471, 
bei dieser Gelegenheit zwei Pfund Wachs oder 10 Schil- 
linge U. L. Frau zu verehren. 

Weinrufer Bierlein schenkte 1460 ein silbernes Ring- 
lein, an welchem reiche Vergoldung blitzte; Frau Kuni- 
gunde von Timfeld zahlte 1466 fünfzehn Gulden zum 
Baue. 

Aus der Vermiethung der zwölf Kramladen (seit 1437) 
und von der Sepultur gingen manche Einkünfte zu« 

In den Jahren 1445, 1448, 1451, 1500 und 1670 wurde 
der Kapelle die Gnade des Ablasses zu Theil. 

Noch flankirte die Fassade kein Thurm. 

Warum der Rath mit Meister Weltz, der 1484 — 1441 
Werkmann und Baumeister der Kapelle , wöchentlich 
ein halbes Pfund Heller aus dem Stadtumgeld und jähr- 
lich ein Hofgewand erhielt, nicht sehr zufrieden war, 
erfahren wir nicht ; aber am zweiten Tag nach Matthias 
1441 traf der Magistrat ein Uebereinkommen mit Meister 
Eberhard Friedeberger aus Frankfurt, und stellte diesen 
als Baumeister auf. Friedeberger war ein renommirter 
Steinmetz. Er hatte eben am Rhein mehrere Werke in 
Accord genommen. Der Rath verlangte nicht, dass er 
diese aufgebe: er möge sie an Ort und Stelle vollenden; 
wenn man aber zu Wirzburg seiner bedürfe, dann soll 
er unverzüglich eintreffen. Der Meister erhielt wöchent- 
lich ein halbes Pfund aus dem Stadtumgeld, jährlich ein 
Hofgewand wie die übrigen Stadtdiener, unJ für dEs 
Jahr 1441 sechs Gulden. Von dem Tage an, da er das 
Werk in Wirzburg übernimmt, werden ihm täglich 30 
Pfennige Lohn ausgezahlt. Meister Friedeberger hat den 
Thurm grossentheils ausgebaut. Seine Gesellen sind uns 
nicht alle bekannt. 



in Nürnberg ist beim Brand die Riesenrippe zu Grande gegangen^ die uns 
Wagenseil beacbiieben bat. 



m 

Unterdo^ftei» Wftr0n (}ie Mt&re der jiLppstelf^iflißii, 
der heiligen Anna und des Jol^ftones üjufg^istellt woirden. 
Meister Gall von Schweinfurt arbßit^e X4§0r- 145(5 iW# 
Meister Hanns Haas an 4er Lmenzi^jr? Ibrpttßrer h#te 
freie Wohnung und Iß Gilden Einnahipe. 

Im Jahre 1456 mpsste^ di^ ]31ei4^c]^r W^pd^? F^m:^ 
ter und Glasmalereien reinigen. ^ 

Meii|ter Gall fUgte 1457 a^ch idie Flügel zn &ßßm 

Altar aneinander; für dieXiindQnbre^erinpB^^ninNürjKiL- 

berg 64 Gilden 5Pf]imd und 6 Pfennige ge^/ahlt werden. 

Man QiQX^hte laeinen, dass die Meister von Wirf^burg ßs 

nicht so ganz verstanden, den Kireidegrimd auf die Bretter 

zu fi^iren. Mit Maler Hanns Fesier^er accordiHe da9 Sftu- 

amt über die Anfertigung eines Tafelgfsolid^s mii» 

Schnitzwerk. Goldschnued Hanns Bu^l mäim mi ißln^ 

Monstranze 4 Loth Silber (1460) ; drei Jabre dar^i^l^ W^^ 

eine bei den berfihniteren Goldschmiedi^ in Nürnberg 

bestellt. Dem Gpldschmied EwiJil saiUte das ßanamt 

für die Vollendung eines silbernen Kelches 3 Gilden, 

3 Pfund und 6 Pfennige. NiklsÄ Guldwschaff stiftete 

ein Altartuch, Meister Linhart verfertigte 1456 inehrere 

Musikinstrumente. KraJPt Zimmer schaffte heilige Biicher 

bei, welche mit Ketten an das Betpult befestigt wurde». 

Wir erfahren auch, dass Konrad Gümpelein 1460 die 

Kolossalgestalt des heiligen Cluristoph neben d^ von 

Meister Jorglin deni Orgler 1451 au%estettten Orgel an 

die Wand malte. Als am Mttwpöh nach S^emipiße^rß 

1473 der Weihbisehof die Menge der ^ßuen Pa^ameirte 

benedicirte, befand sich unter denselben auph ein Cibo- 

rium mit reicher Ciselirarbeit Die Glocke, welche 1470 

von Frankfurt kam, wog 16 Centner 22 Pfund; d^rCept- 

ner kostete 9 Gulden. Noch konnte sie aber nicht :$wl- 

schen den Rammen der Querschwellen des Glockenstuhles 

aufgehängt werden: derThurm war trotz der Thätigkeit 

Friedeberger's noch keineswegs so weit gediehen« Es 

hatte sich durch ihn eine förmliche Bauhütte um den 

14 



910 

Thurm gebildet. Aas den Steinbrüchen von Thüngers- 
heim schafften Arbeiter unter einem Grubenmeister das 
Material, und als diese 1454 erschöpft sdüenen, aecordir- 
ten die Commissare Endres Wolze und Hanns Buel der 
Goldschmied mit den Besitzern der Bruche von Erla- 
brunn auf 10 Jahre, und kauften eine Lage um 6 £(• 
Friedeberger starb 1460 zu- Frankfurt; Linhart Stroh- 
maier folgte ihm. Er war ein regsamer meisselkundiger 
Meister, der viele Jünger anzog. Er polychromirte 1461 
das Langhaus, und erhielt am Donnerstag nach Kiliani 
dieses Jahres für sich und seine Gesellen vom Rath 
nebst dem regelmässigen Sold 12 Pfennige für 2 Viertel 
zum Vertrinken. Einige Zeit später arbeiteten unter ihm 
Mathes i^uinann, Fritz Arnold, Hanns Dietrich, Klaus 
Eckelein, Peter von Aschafi'enburg, Hanns Frank von 
Iphofen, Gabriel von Iphofen, Fritz von Staffelstein, 
Hanns von Straubing, Endres Hauff von Estenfeld. Sie 
meissehen auch für die Stadt und Umgebung Thür- und 
Fenstergewände, Larven, Säulen, Brunnen, (Taufsteine, 
Grabsteine, Sacramentshäuschen, Madonnabilder und 
Sonstiges. Aus Altenburg, Wertheim, Koburg, Worms, 
Nürnberg und Krailsheim kamen Jünger zu Meister 
Linhart. Diese Menge kommt uns seltsimi vor. Aber 
J. Kraus berichtet uns, dass bei dem Bau der Kirche 
von Königsberg bei Hassfurt 1397 — 1445 einmal der 
Meister aus der Fremde fortzog, längere Zeit ausblieb, 
dann mit 400 Gesellen wiederkehrte^). Linhart fertigte 
1467 die Formstücke zu dem Thurme, deren jedes 3 
Gulden kostete. Er erkrankte. Als der Brückenbaumeister 
Hahns von Königshofen die Oberleitung des Baues der 
Marienkapelle überkam, es war am Freitag nach Ostern 
1470, erhielt er 28 Pfennige und 2 Gulden zu einem 
Hofgewande. Es galt nun die Vollendung des Thurmes. 
Kunz Zink schlug mancherlei Maasswerk für den Helm. 



t) Ktft.ttß B«itr. zur Kirch. Schol, . . . Hist. IV. 75. 



fit 

Weil Kraft Ktinstadt 45 l^age lang die Steine zum Helme 
gesetzt^ verbunden und verbleit hatte, aueh dreimal auf 
denKrabn gestiegen war und die Seile angezogen hatte^ 
erhielt er 2 Pfund mehr als bedungen war. Im Jahre 
1470 wurde um Martini die Bauhütte geschlossen. 

In den folgenden Jahren wird grössere Energie 
entwickelt. Es kommen Jüi^er aus ganz Deutschland 
zum Thunhbau zusammen. Michael Strauss von Regen»- 
bürg, der' bei Meister Roritzer der ilalen Gerechtigkeit 
kennen gelernt hatte, und Hanns Voytlein vonEichstädt 
langten an , von Passau kamen Ulrich der Staffelsteiner 
und Michael Keyel. Hanns von Freiburg, Ulrich von 
Troehtelfihgen, Anton von Karlstadt, Hanns Queier und 
die sehr geschickten Steinmetzen Hanns Dietrich und 
Eckart Müssiggang und Andere brachten Gtuss, Wort 
und Handsehenk von ihren Meistern, und erhielten ihre 
Zeichen beim Thurmwerk; mehr als zwanzig Zeichen 
können am alten Theile noch gefunden werden. Gehor- 
sam und Ordnung herrschte; der Meister duldete keine 
Streitigkeiten. Sein unumschränkter Stellvertreter war 
der Parlir, der Werkführer, gesetzt über Gesellen und 
Lehrlinge. Wer nicht zur rechten Zeit zur Beichte ging, 
mit Frauen unordentlich lebte, oder sich dem Spiele er- 
gab, wurde aus der Hütte entfernt. Schulden haben ^e 
Steinmetzen selten gemacht, aber oft sehr tapfer ge- 
trunken. 

Meister Dietrich schlug die Giebelblumen des Helmes 
aus, imd erhielt für jede 4 Pfund und 15 Pfennige be- 
zahlt. Das Holz zum Dachstuhl kam aus dam Bambergi- 
schen und kostete 25 Pfund 10 Pfennige. Endlich im 
Jahre 1479 hatten die Steinmetzen das Ihrige am Thurme 
vollendet ; Meister Heinz Bamberger deckte die Spitze 
mit Blei, soweit die Pyramide es erlaubte, und hatte 
dazu 79 Vi Tafel nöthig; jede kostete 1 Gulden. Noch 
wurden zwei Messingscheiben auf die Spitze gesetzt — 
sie waren roth imd schwarz — und Von Simon Moler 



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die »T htiiyite ift t jw^ po|yi()ivpiieilrt, U]i4 mm Ißhtß 4#fi 

einem li««^ tb» veffstw^^h maf$b<m woötp, pilifafl*e «113 
dm imev^tw Yf rstündni^^ d0r Z^U^ jiiMrß« WoHeiia und 
Steolidm «»d iÜM^s f|^hoqa/N;eQ Oecduay^BpUbenß s^Ulß A«- 
«d««vt«iigw g^iw^&pfl; hi^bm, miiflito »ell^t das J«i^ 

ümm Qg^kk^fmkt vorwidtf n md i«Mß^g0b0^d mm^ 

IMe Li^bfraiiMiIiapell« zu Wh^burg ifit eine <)|iri- 
sebiffige Hall^kiveiie mit gevadlkiig s^üiessendea Sei^ 
tenliallen und einem C^op, der in Am Höbe des Mittel- 
sehiffes sieh fovtselsit. Dev Tliunn sets^ sieh der Novd* 
Seite der FAssade an. Bei der gleiehop QflSie der Hi^^a 
keimte ein reiehes Strebes^tem nicht entftdtet werden, 
aueh ist die Vordseite wie oft Bi<Aii so glänzend behan- 
delt, als der ISüdM^an. Kreuswölbtmgen sohliessen den 
Ohor, Netzgew(ffil>e die Hatten. An allen Theilen sprieht 
der DreMang im uns. Dreigeiheiit Ist der Thui«»; es 
folgt auf das ssn wenig gegUederte mauerhafte Grund- 
quadrat der Reiehthum desAchtortsj über welchem der 
Helm, von Bippen und Homontaktlben gebÜdet, frei, 
leicht und edel in die Lüfte steigt, ^eichsam als ob er 
nieht nüthig ii^äre^ das heitere Spiel auf den energisehen 
Ernst in den unteren Theilen. Drei Portale fuhren in 
das Innescu Das Weai^portai ist bu rnijsfiiidem Seiehthum 
ausgestaltet^ ftsst Alles an sich eiisaaimm, nraa im Jmr 
nern den Beschauer erwartet; Die fidtenpertaie nsd^ 
Nord mid Büd i^onrespondirBn dem Gesatae der ItAtmtsir 
Symmetrie gepaies und aind an sL^ YoEandete Knus^ 
werlfe not ^iim»rolIei^ Ile(ball, i»elche die RM^fchasd der 
alten heiligen Hnttenkiinst uns n^zosA exnen^n. Diteige- 
theiU ist die Fassade von i>ben muth Vvium dui^eh dus 
Portat, die fiid}erie und danfiifl^^ VionHoid niM^äfid 
dmdk die awei absohHessend^n älreban. Cto M» Ducto 



118 

im Qbot und äu dm Wajidttiigeii lassen ddli Dreikläng 
Mich in ddt LmgiiudinaltieMtuig. tUs KimheBgtsbBtfdM 
%ti^tmm* Drei höehgetqpffBiigte HäUsn böd«n den iiäitobta, 
4#f Chor d4)iiit mch in dJrei W61lraiigl(rechl^kcafi ztirOst- 
ttiig. DM Thtirmeben reriäuefa^n die SdiSsilieit wA m^- 
i'c^; dcü» fenftterreiehe gewehdelte Tliitl#in€lie& wk Eeke, 
well^he» der gefttdlii%« Abs<$hlü88 der Südftdtt^ noth- 
Wättdig ^«eugen «Hielte; di» artig dunäriiroeiieiiePoly'- 
gohj daü defii Westportäl ängef^ ist^ und jebed diu; 
A<^hlört d^s ItMpl$ht»ft&s begleitende Nebe&thürs^jieii. 
Das Oi^eet^ der Üifofeseftbttfti^eit wiegt^ den Unterbam 
des Thütmes Msgenratmen^ niingmds vor^ äynmietrie 
fi^efanei alle Glieder n^, ^^^ das Qanee waltet der 
Zdubei^ de& Rhythmus, wie »^ kelneni ahdei'eii Gebände 
der 8lAdt^, die ÜetnÜs eiüd mil bewwderlnigswttirdigel* 
TeehilätL gefettigt UDd hoher SchtobeltdBiiih ist n^ deit 
ef^aeMeii G^üU f&r ifl^ldttdO« Chdtakterifetik yer- 
biUiuehi ~ 

Oeheü ^f auf dAS ®n*Ä»ö feih; 
Um Giebel i^ Fäösade glie*^rt ärtsiFikiefi, müh 
pföiUin, am Eieseii mit dossefi bedettt md tett di^r Ki^ü«- 
bltime gedöMosseii. Die Gallerte M dtirth Abtrej^ptiflg 
dreifach geth^Üt und in der BHiätüh^ ihit Mäasaiwei*k 
geÄlett. Üeber ihr durchbrieht eift ftnAÄteftstto di^ WAAd. 
Von deh dfei Höchfehfetettt wli»a das hdttlere dttKth b^ 
sonderen Beichthum im Maä^äMretk aüägeiiöichnei* Da^ 
Portal selbst ist von zwei Streben und nördlich vom 
dütehbföeheneh Thfittnl^ begränÄt. t)ie IStteben ver- 
jüngen sich di^eimal, dAs Thfltuileifi iü ttlcht i^ bedeti^^ 
tendet Höhe geführt. Afil PtyriA ifet mt Schräge, dal» 
Tymfian iind der krönende Absebltofei äu ühteJrsf^helden. 
I^B folgen in den SehrSgeti der i^eingeitaei^iielteii Süsseren 
Hohlkehleh die SaMchen, Mi Welche» die itt^ernenBi- 
sehöftstattteii stehen, diesen cähe ssweite Kehle, dieset 
die dritte, mit Bundsäulchen und ziei^ielieö ^daefaitign 



814 

und BaBamenten, auf welche zwölf Figuren hStten Platas 
nehmen sollen; Teiches Laub spielt in der folgenden 
Hohlkehle; im weiteren Gliede sind die Baldachine für 
zehn Figuren angebracht, auf eine andere Blumenreihe 
kommt ' die letzte Baldachinordnung für leehn Figur^o. 
Wo die Kreissegmente der Spitzbogen beginnen, sieht 
man allerlet Gestalten, den langohrigen Esel, den fletsch- 
enden Waldteufel, geschuppte Vögelchen, den geflügelten 
Drachen und sonstige schreckende Ungethüme angebracht. 
Die Schönheit des Portals leidet sehr, weil die Figuren 
mangeln, aber schon am Ornamentalwerk hat die Jugend- 
frische der Kunst den weitesten Spielraum gewonnen, 
und weiss ihn mit unübertrefflicher Productionskraft zu 
füllen. Es erreicht die Durchbildung des Einzelnen hier 
ihre volle Freiheit und Eleganz. Während im rein na- 
turlichen !E^twickelungsgang wie bei den Griechen die 
Blüthe der Plastik erst beginnt, wenn die Architektur 
bereits ihre volle Reife erlangt und die Keime zum Ver- 
fall in sich aufgenommen hat, während dort beide Künste 
einander feindselig gegenüber stehen, und nur ein Com- 
promiss zu gegenseitiger Unterstützung mit einander ab- 
schUessen, bei welchem jede von ihrem Wesen einzubüs- 
sen gezwungen wird, sieht man im Mittelalter die Bau- 
kunst mit den darstellenden Künsten auf das Innigste, 
Unlöslichste verbunden, die epie an der andern eine 
unentbehrliche Ergänzung findend,, weil jede für sich 
allein nicht zu bestehen vermag. 

Der gothische Styl ist von plastischen und male- 
rischen Motiven durchdrungen, die Leistungen der anderen 
Künste^ sind ihm nicht bloss ein zufälliger Schmuck, 
sondern Theile seines Organismus. Das in allen Theilen 
so waltende feine Gefühl für räumliche Verhältnisse und 
Reinheit der Linien, fiUr Klarheit der Anordnung und 
Harmonie des Ganzen, lässt uns seine Schöpfungen alle- 
zeit reizend erscheinen« 



21Ä 

An den gothischen Bauten sind zwei relativ ent- 
gegengesetzte Eigenschaften , der lebendige plastische 
Naturinstinkt der Germanen, und der klare, ordnende 
mathematische Verstand der Romanen, beide durch den 
transcendentalen Oeist des christ&hen Glaubens gehoben 
und verklärt, glücklich vereint. 

Das Tympan des Portals liefert uns die Beweise 
für derlei Behauptungen. Der die Thüre theilende Pfosten 
ist reich profilirt; ihn schmückt das Bild der Gebene- 
deiten mit dem Jesuskinde, das freilich der Künstler 
nicht mit der Zehe spielend hätte darstellen sollen. 
Schön ist die Baldachinstellung ober der Mutter. Im 
eigentlichen Bogenfeld ist das jüngste Gerieht ausgemeis- 
seit. Oben der Biehter, ihm zu Füssen die Auferstehung, 
zu Unterst die Trennung der Gerechten und Gottlosen. 
Zwei Schwerter gehen vom Munde des Richters aus, 
zwei Engel tragen Kreuz und Lanze, zwei blasen die 
zinkenähnlichen Posaunen, Maria und der Täufer knieeü 
vor dem Herrn. Mühsam winden sich die Todten aus 
ihren Gräbern, nachdem das Dröhnen der Gerichtsdrometen 
an ihr Ohr geklungen ist« Rechts im untefeü Feld macht 
Petrus als Himmelspförtner die niedere Thüre anf, 
welche zum Himmel führt; sie ist selbstverständlich im 
gothischen Styl gebaut. In der Gesellschaft der Geseg- 
neten des Vaters sind der Papst, 4er Kaiser^ der Bi- 
schof, Mönche unü Jungfrauen aufgenommen. Ein ent- 
setzliches Schauspiel bietet die correspondirende Dar- 
stellung links. Es thut sich ein ungeheurer Rachen mit 
langen scharfspitzigen Zähnen auf; es ist der Alles ver- 
schlingende Höllenrachen. Aus demselben ist ein Teufel, 
hässlich von Gestalt, ausgegangen, um die^ so der Fluch 
des Herrn getroffen,, für die Ewigkeit in Empfang zu 
nehmen. Schon hat er sie alle mit einer Kette umschlossen. 
Es weigert sich der Pontifex, es sträubt sich der König, 
es jammert der Ritter, es stöhnen die Mönche; aber der 
Höllenschlund nimmt sie auf. Das Mittelalter liebte es^ 



m 

fB# all^ StiUid^ ftehir eindtin^cke M^ditatiotisgegenstände 
An heiligem Orte aufendtellen. Welch' ein Fortecfaritt 
«Wiiekshen diesiBih jühgstefa Gerichte und dem im Dom- 
kretugäsig i^ EichdtSdt, das noch aus roiiiftniscfaet Zeit 
stammt? UäA Geridkt am T^aufeteih im Doin ist 2U Agaren- 
arm, um in Parallele gebracht werden zu können. An 
dein Tympan der Schaothur von St8ebald in Nürnberg 
ist dAS jüngste Gericht von Adam Kraft. Dort tritt ein 
Teufä i&it einem häsdichen Hahnenkopf aus dem Höllen- 
raehen, und packt die armeü Sünder bei den Haaren, 
rmgbum Heulen und Zähneklappem in ^rossartigem Aus- 
druck und lebelidiget Gruppirung. Man vergleiche mit 
unserer Darslettung die am OsiSar zu Bischofsheim a. 
d. T.V an dem Nordpottal der katholischen Kirche zu 
KitEingen^ ander Michaelskapelle in Ochaenfurt, am Tyni- 
panonateiil hl Dettelbaeh (1506), zuWeiUieim inWii^tenl- 
b&g und auf dem Glasgemälde der Haupddrche jbu 
NördUngen (1503). 

Delr Tbutih ist in seineii künstlerisch bedeutsamen 
Theileü modenie Arbeit (1866—1868). Nicht Heideioff's 
Plan, aubh nicht jeüer von Halbig, sondern der des Kreis- 
bAttbeamtän Beuäd würde 2üir Riehtsdinur genomihen: 
Beuss leitete auch deädatt; Stegner dirigirte als Parlir 
dieBiKeJinntetzta> Eckert die Zimmerleute. Der glänzende 
Beichthuift an I^asisrierdeh und ätrebewerk in der fühften 
Abtheiläng deä Quadrats stilsht atlffaUehd ab gegenüber 
dijr Mel^^tdnii^ def ionteren StockWetke. Biülant schaut 
deh det $laleh- Ühd Thüiinelbau im Oktogon üüd das 
r^ine MaäsdWerk üü lüfägeü Helme an. Das SteihWerk 
iÄt ätif daiiB^ste Vei^ankert^, ein Meisteiiitück ist di^ ge- 
t^tfiftdelte Treppe. Von der S^tüe flamint wieder seit 
dem 2. Juli 1867 dae strahlehumgossene Bild dej; Her- 
ÄOgiö des Frankenlandes. Der f hufm ist 2i50< hoch. 

Der Südbaü der Abseite wird dutch sechs Streben 
belebt. Sie wachlsen im Reehteck aus dein Boden, sind 
vom Kaffshue iiHtiliMif)^&, durch doppelte Giebel^ dtireh 



/■.._^ 



Basameiite- und Bäldachinbildungen in Stockwerke ge- 
sciiieden, und schliesseri mit der blumenreichen geblen-. 
deten Fiale. Sie könnten für sich nicht reicher sein, da 
sie keine Strebebögen zu entsenden haben. Weil die 
Fialen über das Dach ragen, dieses selbst von der maäss- 
werkvöUen Brüstung der Öallerie eingeleitet witd, 
kann sö nur eine glückliche Lösung des Uebergangs in 
die Dachschräge erzielt werden. Die Apostelbilder, welche 
die Südstreben, wie jene des Chores schmücken, hat 
Meister Dill gefertigt. Ihr Werth ist sehr ungleich ; doch 
können sich die Statuen des Andreas, Bartholomäus, Si- 
mon, Matthias und iThomas den bestell Werken deutscher 
Skulptur zu Anfang des sechszehnten Jährhunderts an 
die Seite reihen; Christus, Petrus und Philippus sind 
Weniger gelungen. Reiche Haarlocken, knitteriger Falten- 
wurf und individueller Ausdruck ist ihr Gepräge. Die 
beiden Johannes sind neu. 

Im Tympan des Südportals sitzt der Sohn neben der 
Mutter und krönt die Qebenedeite^ wie am Westportal 
der katholischen Kirche bu Kitzingeti. Zwei Engel halten 
einen Teppich; rechts steht Barbara mit dem Kelchii 
link« Katharina mit dem Rade. Was lebt in den sechs 
Höhlkehlen eine Fülle von Weinlaub, Sockel und Bal- 
dachinen ? Die Laubcapitäle der Rundsäulchen und die 
feinen Netzgewölbe unter den Basamenteri wird det 
Techniker besonders beachten. Zur Seite stehen Adam 
und Eva von Dill. 

. Die vier Streben der Nordseite haben nicht diö 
Doppelgiebel der Südstreben, auch nicht den Fialen- 
schluss, dfer über das Kranzgesims springt; sie begnügen 
sit;h mit vier Quersimsen und Giebeldnden, von welchen 
die Wasserspeier grinzen. Die Pt-ofilirüngen sind mit 
besonderer Feinheit tind Schaffe gemeisselt. Doch die 
Fenster sind hier \Vie dort vierfaltig und vielgestaltig 
im Maasswerk. Noch sind in diesem nicht animalisch- 
vegetabilische Foriüatiönen an die Stelle der mit Jtiathe- 



218 

matischen Gesetzen construirten Pässe getreten., noch 
verlängert sich die Curve nicht zu herz- und bimfor- 
migen Schlägen, aber der Beichthum und Wechsel 
an Sphäroiden, Spandrillen und unregelmässigen Tri- 
angularöffnungen wird schon so gross, dass der Keim 
der Ausartung klar sich zeigt: ein Schritt .weiter noch, 
und die Meister stehen in der Flammen- und Vegetativ- 
gothik. Durch Alt- und Jungpfosten werden die Fenster 
vierfaltig; vier Spitzbogen schliessen die Pfosten, die 
freistehen, mit den eingebundenen zusammen. Je zwei 
von den vier werden von einem höheren Bogen um- 
spannt, in den so zwischen fallenden Raum wird ein 
sphärisches Dreieck construirt, und dieses mit Nasen ver- 
sehen. Darüber aber ist noch Platz für drei andere 
Dreiecke, ausserdem fallen eine Menge Zwickel ein. 
Die Formen wechseln in mannigfacher Art. Sie kehrten 
an den Chorstühlen der Kapelle wieder, welche jetzt 
leider ihrer Bestimmung entrissen sind. 

Die Fenster sind hoch, wie das bei Hallenkirchen 
üblich ist, und lassen jetzt allzuviel Licht in das Innere 
strömen. Die Laibung, die Profilirung zeichnet wie das 
Kranzsims die feinste Technik aus. Mit der Nordseite 
verbindet sich ein wohlgewölbter Sakristeibau; dessen 
Existenz ist gerechtfertigt, die der Küsterwohnung am 
Thurme aber nicht. 

Das Nordportal ist ein vollendetes Kunstwerk, dem 
nichts mangelt, als die Figuren in den Hohlkehlen. Es 
will mit dem Nor4portal in Kitzingen verglichen sein. 
Seine solide Krönung dient dem Fenster als Sohle, die 
Blätter des darunter hinlaufenden Frieses sind treflElich 
gearbeitet. Die beiden Bundsäulchen zur Seite mit dem 
Laubcapitäl, die Fialen mit ihren Wimbergen und Blen- 
den begegnen dem Horizontalismus. Die Schräge selbst 
wird durch eine grosse und zwei kleinere Kehlen 
und durch die zwischengeschobenen Plättchen und Riem- 
chen belebt. Während die äussere Kehle leer erscheint, 



219 

wird die zweite mit Frauenschiihleiu geziert; es sind die 
keksten vDllendetsten Gebilde dieser Art, die man nur 
irgend sehen kann; an ihnen wie an den Baldachinen 
der folgenden Kehlen haben die Steinmetzen in über« 
müthiger Genialität gemeisselt. Das Tympan, von Blu- 
men umkränzt, führt uns die Verkündigung vor. Zwei 
Engelchen halten ein Tuch, davor empfängt die knieende 
Jungfrau denGruss, der im Spruchband geschrieben ist, 
vom knieenden Engel. Ein Blumenstock stellt sich zwi- 
schen Maria und Gabriel. Oben erscheint Gott Vater ; 
wie ein Strahl oder Strom geht es von seinem Munde 
aus, an dessen Spitze die Taubengestalt des heiligen 
Geistes vor das Ohr der Jungfrau kommt. Auf dem 
Flusse kommt der Logos als unbekleidetes Kindlein mit 
dem Kreuze dahergeschwommen. Der Meister hat die 
Darstellung nach den Worten: „et Spiritus superveniet 
super te^ etwas materiell aufgefasst; dachte er vielleicht 
an Walter von der Vogelweide: 

Dur ir qre empfienc sie den viel suezen. 
Uebrigens ist die Darstellung noch keineswegs so grob- 
ßinnlich, wie auf jenen Bildern, da Gott Vater der Jung- 
frau den Logos in's Ohr spricht, wie an einem Schnitz- 
werk der Orgelbrüstung in Hocheltern, oder wo der 
Embryo die Richtung in den Schoos der Maria nimmt, 
wie die Bilder im Hofe Rödelsee und einst am Dom- 
portal zeigten. 

Der Chor ist von zehn Strebepfeilern umkränzt. 
Die nach Süd und Ost sind vom scharfunterschnittenem 
Kaffsims durchlaufen, stellen das Rechteck über dem- 
selben in die Quere, tragen auf Sockel und Baldachinen 
die von Wimbergen umschlossenen Apostelfiguren, neh- 
men nochmals das gerade ausschauende Rechteck an, 
das, mit drei Giebeln gegliedert, die Schlussthürmchen 
in die Höhe sendet. Reich ist das Maaswerk, reich sind 
die Blenden^ leicht die anmuthigen Verhältnisse. Der 
Chor von Heidingsfeld vom Jahre 1407 tritt an Schön- 



heit bedeutend isurlick; auch der 2u Kit«tng6& isl ücbt 
so zierlich; doch der . stattliche Chor d^r Mftri^kkeh^ 
in Bamberg, dei* in seinen Details an die Kirche in Op- 
penheiih und an den Dom £u Kölü erihnert, wird deh 
Vorzug vor dem in Wirzburg verdienen. 

Treten wir in's Innere. 

Der hochauffliegende Triumi»(1bogen scheidet Hdlen 
und Chor; ihn bilden der mächtige Wutst, die Kehle^ 
das Plättchen, der rechte Wiidiel und Biäfiicheii<t Welche 
Glieder zweifach wiederkehreil. Deh Chorstreben des 
AusSi^nbaues correspondiren Rundpilaster nach Innen, 
die von Wulst und Hohlleisten begleitet, die Chorwahd 
auflaufen, und ohne Vermittelung des Cäpitäls die Quer- 
und Diagonalgurten in den Spiegel entsendeil. An deh 
vier Schlusssteinen sind die Symbole Aei Evangelist^ 
mit Minuskelschrift in den fliegenden Bänderh ausge- 
meisselt. Die Profilirung der Hippen finden tirir nicht so 
elegant, wie z. B. am Eaffidiilis sie erscheiht. Die zi&t- 
liehen Sockel an den Wandungen haben leider die alten 
Apostelfiguren verloren. Wo det fdnfseitige Chotäi^hluss 
beginnt, sucht ein Hilfsstrebe Vdh Lm^h die Maüc^r zu 
verstärken. Die Thüren, welche in die Sakristei tiüd 
die Halle des gewendelten Thürmchens fuhren^ sind mit 
geschmackvollem Maasswel'k im Tyinpan ausgefällt. 

Acht freistehende Oktogonpfeiler trägen die Nfelz- 
Wölbungen der Hallen. Die ihnen vorgesetzten Pilast^ 
schicken zwei Rippen in den Spiegel, diese werden von 
'den gegenüber auslaufenden durchkreuzt; die PÄ?all6l- 
rippen formiren so in jedeiü Gewölbejoch äöht viWedk%% 
Felder, tis ist kein Stern- und kein Kreuzgewölbe iuid 
ermangelt der Schörihöit^ Weil auch diö schönen al§^ 
(fünf) Schlüsssteinformen weggeschlagen sind, schöiflt 
dieser Theil des Gebäudes der Haniionie dfes Ganäseii 
weniger zu eiitöprechen. In die Absöiteh sind dife fünf 
Gewölbefelder mit Quer- und Diagonalgürteh üiid dett 
ScfaildbÖgeti geschlossen. Dt^h Pfeite^ü dei* lUStteUmlie 



«i}l;3pjr#c)i^ii Fil93t;^, von Wi^t.e/i zur Seite begleitet. 
Das Wftud^ims mildert d^ß Verticalrichtung. Die Fenster- 
Sohle fällt steil ein. Die Pfeile?* der Kirche sind schlank 
lUld elegant, ab^r der ^Iten Malereien beraubt, ohne wür- 
digen Bphpauek. Auqh die Schildereien, welche dieWan- 
dungfin deckten, sind verloren gegangen. Wie viele Fehler 
«lieh bei der Restauration des Aussenbaues geschahen, 
mß^ }^%%n. doch n^x witnsiehen, dass sich dieselbe mög- 
lichst b§li auf den Xnneäbau erstrecke , und den 
IjU^l^li^h^ Bau in ^.Iter objectiver Klarheit, mftassvoller 
IJebQul^^i^ uiid künstlerisch vollkommener Ausführung 
wjite^r er^ch^ipen la^se. ]Sinst wirkte Licht und Perspective 
in wunderbarer Weise, Die Durchsicht durch die Pfeiler 
g4^w^i^ von ver8ehie4enen Standpunkten früher einen stets 
wachsenden Reiz , es entwickelte sich das anmuthigste 
Splj^l vpiji jL/icht upd Schatten und Helldunkel, welches 
dui'.ch ^ie Malerei der Fenster, Pfeiler und Wände er- 
hpl^i^ mi4 durch die Liehtfluthen zu einer zauberischen 
Kraft und Herrlichkeit gesteigert wurde. 

Der Chor der Marienkapelle ist 68' lang, 347»' breit, 
68' hoch; das Mittelschiff vom Triumpfbogen bis zum 
Portrf ist 100' lang, 2Sy^' breit ^, jede Abseite ist Uy^' 
breit*). 

Drei ÄfwenkapeUen steh^ im Frankenland, zu 
Nürnberg (1355— 136 J), m Bamberg (1327—1387), zu 
Wirzburg (1377—1479); sie sind die zierlichsten Werke 
der QotlMk^ der „Herzo^n" des Landes liebend erbaut 
An mftterisQhem Rei? und Reichthum an Kunstwerken, 
vfiß 4iir(5h die eigenthümliche Westfront nimmt die in 
N|irj;ib£r^ den ersten Uang einj die Marienkirche zu 
.B^nibe)^ig gewinnt diireh die niedrigen Abseiten, diebril- 
l^t^n Fpf men ipa Mfliasswerk ynd im Strebebau ; Amnuth 
iwd t4ßWi<Jtit^ zeichnet d^ß jüng€[tß Werk, die Kapelle 
in Wir^bu^gi VQ^ beiden a^s. In der Kapelle zu Nürn- 



t) Mit^Uunf des U. KreisbiMibeion^a Reuss in Winburg« 



222 

berg haben die bedeutendsten Künstler Sebald Schon- 
hofer, Veit Stoss, Michael Wohlgemuth, Hanns von 
Kulmbach, Adam Kraft Meisterwerke niedergelegt; zu 
Bamberg und Wirzburg haben die Bürger ihre volle 
Liebe den Kapellen gewidmet. Die Gesellschaft der 
Fürspange, von welchen viel zu lesen ist, steht mit den 
dreien in der innigsten Verbindung. In den stämmigen 
Pfeilern und kreisrunden Bogen der romanischen ArcHitek- 
tur ist allein die Weisheit der Kirche ausgedrückt; die 
hellen schlanken gothischen Kapellen erblühten in der 
Zeit der ritterlichen Cultur und des reichen prunkenden 
Bürgerthumes ; hier haben sich Geistiges und Weltliches 
vermalt, Himmel und Erde sind versöhnt. 

Manches bedeutsame Werk fränkischer Künstler 
schmückt die Kapelle von Wirzburg. 

In der Wand der SüdhaPe sieht man ein Steinrelief 
eingefügt, die Kreuzigung darstellend. Wäre das Spruch- 
band des Bürgers in blauer Tunica und wallendem Man- 
tel nicht übertüncht, und vermöchten wir den goldenen 
Löwen auf schwarzem Herzschild zu entziffern, dann 
müsste wohl Stifter und Zeit dieses sowie des anstos- 
senden Kunstwerkes zu bestimmen sein. Der Künstler 
folgt der Sage, dass das Kreuz aus einem Baum gezim- 
mert war, den Seth aus einem Stockung vom Lebens- 
baum auf dem Grabe Adams gepflanzt hatte, und lässt 
es aus dem Felsen auf Golgatha auswachsen. Sowohl 
der Stamm als die abwärts gebogenen Zweige würden 
sich schwungvoller anschauen, wären sie weniger knor- 
rig. Die Arme sind bereits aufwärts gerichtet, drei Nä- 
gel erscheinen. Die Krone ist nicht mehr Binde oder 
Königskrone, aber auch noch nicht eine vollständige 
Dornenkrone. An der Gestalt der Maria möchte man 
den einen Arm bekleidet und den Faltenwurf mehr mo- 
tivirt sehen. Johannes trägt das Buch, und hält die Hand 
nicht mehr an die Wange. Wer diese Kreuzigung aus 
dem vierzehnten Jahrhunderte mit jener auf dem nahen 



220 

Denkstein des Balthasar Küelwein von 1563 vergleicht, 
wird den Wechsel der Kunstübung bemerken; der ma- 
nierirte Naturalismus ist bei letzterem bereits völlig zum 
Durchbruch gekommen, während das ältere Werk an 
herber Starrheit leidet. Dagegen ist die Kreuzigung am 
Grabmal des Georg Gutenbrod (f 26. März 1624) an der 
Nordwand ein feines Meisterwerk in braunem Marmor. 

Die anstossende Steinplatte, 47»^ breit, 6' hoch, 
zeigt uns den Tod Maria's. Die Technik lässt manches 
zu wünschen übrig, der Ausdruck ist herb; aber das 
Gesetz der Symmetrie hat der Künstler verstanden, und 
den Stoff gut disponirt. Die sterbende Jungfrau , vom 
Schleier umflossen, bildet mit dem Heiland, der schwe- 
bend ihre Seele in Gestalt eines purpurgewandeten Mäd- 
chens in Empfang nimmt, das Mittelbild. Je fünf Apostel 
stehen zu Häupten und Füssen des Bettes, alle drama- 
tisch bewegt. Petrus, nicht ganz in traditionellem Typus, 
hält den Wedel, um den entseelten Leib ii^it heiligem 
Wasser zu besprengen. Ihm gegenüber trägt Johannes 
ein bischöfliches Kreuz ; ein dritter Jünger schwingt das 
Kauchfass, ein vierter hält den Weihwasserkessel, an- 
dere tragen brennende Kerzen, alle suchen das Antlitz 
der Mutter zu schauen. Damit aber das Auge von der 
Leere zwischen dem Bette und den Ecken der Rahme 
nicht gestört werde, musste in diesen Spandrillen je ein 
Apostel sich bequemen; der eine betet das proßciscere, 
der andere starrt mit verschlungenen Armen in seinem 
Schmerze dahin. 

Das Denkmal des edlen Martin von Seinsheim (f 1434) 
an der Wand der Nordhalle zählt zu den ältesten Ritter- 
denkmälern in der Stadt. Der Ritter trägt eine turban- 
artige weitabfallende Kopfbedekung sowie das Costüm 
der Fürspange, und macht dadurch einen überraschenden 
Eindruck. Die Inschrift lautet: Anno damini MCCCCXXXIIII 
starb, der. ernvest Martim. von, Sansheim, Stifter, dieses. 
Altars, dem, got. genade. 



98^ 

Meister Tilman Bi^nenschneider stellte gleicliMlB 
ein^ Werk seines Meisseis in die Kapelle. Der Denkstein 
des edlen Konrad von Schaumberg in der Westwand, 
8' 10" hoch, 3' 6" breit, zeigt uns eine hohe edle Ge- 
stalt mit wallenden Locken und portraittreuer Individu- 
alisiruug. Der Halsberg verbindet sich eng mit der 
Brustplatte, Schulterplatten und Ellbogenkacheln, Kjrebs, 
Schenkelschienen und Kniescheiben sind wohl gear- 
beitet. Die Rechte trägt eine Art von Rosenkr^z, diie 
Linke ergreift den Schwertknopf, die Misericordia ist in 
den feinen Wehrgürtel gesteckt. Er probirt mit vier 
Ahnen. Die Inschrift: Anno, dnl MCCCC^, LXXXXIX^, 
am. Sapitag. nach. Matherine. star^. d. gestreg, un. Erntest 
her. Conrad, vo. Schawnberg. Knoch. Kitt, m'schalk: am. d! 
widfari. von. de heilig. Grab. i$ff. de. mere. de. got. gnad. a. 

Am Denkmal des Ritters Jörg Schrimpf von 15i6 
sehen wir wie am Münsterstein bereits viel Manier 5 al- 
lerlei beunruhigende Guirlanden legen sich an seine Rüs- 
tung, der IJintergrund ist reich belebt. Die zahlreichen 
Steine der Südwand, den Dalberg, Greifenklau und an- 
dern Geschlechtern gehörend, können allein den Heral- 
diker interessiren. Fein und niedlich ist der Stein d^s 
„Jumpferlßin Johanna von Gebsatel" aus dem siebzehn- 
ten Jahrhundert. Die wenigen kleinen Gusswerke kom- 
men jenen im Dom an Werth nicht gleich. 

Zu keiner Zeit haben die ^Virzburger die Zier ihrer 
LieblingskapeUe , dieses Denkmals erhabener Sinnesart, 
beharrlichen Willens und kunstreichen Vermögens ausser 
Acht gelassen. Krafft Kunstadt meisselt 1483 einen Weih- 
wasserstein; Hanns Bamberger stellt vier neue Leuch- 
ter auf. Im Jahre 1483 erlaubte Bischof Rudolf eine 
allgemeine Sammlung in der Diözese für die Baukasse 
der Kapelle. Michael Weygand kaufte um acht Gulden 
zwei neue Psalterien, die auf Pergament geschrieben 
waren. Die zwei messingenen Kronleuchter, die sie 
1484 aufhingen, goss ein- Meister aus Nürnberg um 34 



225 

Gulden. Während Goldschmied Lorenz Rappolt 1487 
ein silbernes Rauchfass machte, schrieb Hanns Müller, 
der Predigerbruder, 26 Quaternen Pergament zu einem 
Messbuch, malte zierliche Initialen hinein und ein Kreuz- 
bild und erhielt dafür 12 Gulden. Was sollen wir den- 
ken, wenn schon 1490 der Thurm durch Sturmwinde 
Schaden litt? Meister Endres, der bei dessen Ausbes- 
serung herabfiel , hat sich zwar empfindlich geschädigt, 
aber nicht so jämmerlich zerschmettert als jener Meister, 
der einst vom Thurm zu Landshut fiel ; denn er erhielt 
24 Pfennig Baugeld und Wein, und 4 Gulden Lohn für 
den Schrecken. Die zwei Kelche, die Goldschmied Klaus 
Rupp machte, kosteten 8 Pfund und 21 Pfennige. In 
der Silberkammer wird noch ein Ciborium aus dieser 
Zeit mit allerlei ciselirten Bildern aufbewahrt. Weil die 
Orgel, die Meister Lilgenweiss aus Bamberg 1492 aufge- 
stellt hatte, viel besser war als man erwartet, zahlte man 
ihm 20 Gulden mehr als ausbedungen war: nämlich 80 
Gulden. Hanns von Frankfurt malte 1498 ein Kreuz um 
18 Pfennige. Nach der Notiz bei Scharold, dass Endres 
Scheffer, Steinmetz von Königshof en, aus den dortigen 
Steinbrüchen grosse Steine herbeiführte, aus welchen 
die zwei grossen Tympanbilder am Nord- undWestpor- 
tal gemeisselt wurden, müssten die Verkündigung und 
das jüngste Gericht in den Ausgang des fünfzehnten 
Jahrhunderts fallen. Margaretha Weberin schenkte im 
Jahre 1500 hundert Gulden zu einer Orgel beim Crucifix. 
Bischof Lorenz gab zahlreiche Reliquien 1601. Die vier 
Orden der Stadt theilten sich in die Ehre, an den vier 
Hauptfesten den Gottesdienst in der Kapelle zu besor- 
gen* Auf Maria Empfängniss amtirten die Barfüsser, 
auf Maria Verkündigung die Augustiner, auf Maria Him- 
melfahrt die Dominikaner, und am Feste der Geburt die 
Karmeliten (Frauenbrüder). 

Wir verkennen den guteji Willen der folgenden Zei- 
ten nicht; aber wir wünschten im Interesse der Kuxist, 

15 



226 

dass manches ungeschehen geblieben \väre, was sie im 
heiligen Eifer an der Marienkapelle unternahmen. Dass 
sie 1520 die Wandmalereien übertünchten, störte die 
Harmonie des Innern ; dass sie auch 1528 ein Häuschen 
an. die Ostung fügten, aus welchem sich spater dreiKra- 
merläden bildeten, schadigte den Totaleindruck nach 
Aussen. Sie hätten auch den „grossen Christoffel^ 1545 
nicht „ausstreichen^ sollen. Die feindselige Gesinnung 
der Renaissance wird überall sichtbar. Die Steinmetzen- 
hiitte, die 1528 amThurme restaurirte, fristete ein küm- 
merliches Dasein bis zum Jahre 1542; nach ihrer Auf- 
lösung wurde das Haus zur Steinhütte an der alten 
Kunststätte gebaut. Die Restauration des Thurmhelmes 
1568 betraf die Stange an „Knopf, Hosen und Sparren.^ 
Die Kanzel von 1569, die Orgeln von 1599 und 1608, die 
Restauration der Empore, welche Julius anordnete, tru- 
gen das Gepräge ihrer Zeit und stimmten nicht zum 
Baue. Es ist nicht verzeihlich, wenaman an den Scfaluss- 
steinen des Hauptschiffes 1634 die Rosen herabschlug, 
damit die Vogel darin nicht nisten könnten. Vom Jahre 
1650 wird eine schöne Monstra^iz gezeigt. Die Kanzel 
und die jetzigen Heiligenbilder an den Chorwänden und 
Pfeilern wurden 1667 vollendet. Nicht genug, dass man 
1667 die Innenhallen wiederholt übertünchte, auch die 
Aussenwände sollten 17Ö0 verklext werden; es wurden 
zwei Fuder Leinöl verbraucht. Dem Brande vom 1. Juni 
1711 folgte die Restauration von 1713« Goldschmied 
Martin Nötzel hat das 18V3Vhohe MarienbUd gefertigt, 
und 400 Dukaten zur Vergoldung verwendet. 

Im neunzehnten Jahrhunderte wurde wiederholt ge- 
tüncht, eine Menge alter Votive, wie Ketten, Panzer 
entfernt, die prächtig geschnitzten Chorstühle mit den 
geschmacklosen der Karthause Engelgarten vertauscht 
und an Private hingegeben, auch sonst noch Manches 
verschleudert, und einige zum Theil wenig gelungene Re- 
>^taurationen (von 1843 an) eingeleitet. Der Thurmbau 



227 

begann die bessere Periode der Gegenwart, die mit 
der bereits energisch eingeleiteten Wiederherstellung des 
Innenbaues ihren Abschluss finden wird* Dann erst wird 
unsere Freude an .der Kapelle vollkommen sein, wenn 
zum Baustyl harpioniremi schlanke Altäre das Herz zum 
Himmel lenken, die alte Farbenpracht sich an die Pfei- 
ler imd die Wölbung wieder legt,' fromme Figuren mit 
mildem ölanz uns umstrahlen und der wunderbar ma- 
gische Zauber der Glasgemälde*) dem herrlichen Lie- 
besbau den Stempel der Vollendung aufdrückt. 



C; Verfall der mittelalterliclien innst 

(1450-^1600.) 
§19. Profan-* und Chorbauten. 

Der Thurmbau der Marienkapelle fällt bereits in 
die Periode des Verfalls der mittelalterlichen Kjinst, 
Wirzburg hat keine bedeutenden Monumente in dieser 
Zeit gebaut, ihr Ktinstwerth ist ohne Belang. 

Grafeneck artBthurin. 
Im Jahre 1458 fasste der Rath den Entschluss, den 
Thurm am Hause zum Grafen Eckart bauen zu lassen. 
Der Hof 5 in dem Stadtschultheiss Eckart wohnte, der 
den Titel „C(WI^ä" führte, war an das Hochstift, dann an 
Konrad Ruck den Truchsess, später an die Familie Reb- 
stok gekommen. Kunz von Rebstoek verkaufte ihn 1319 



i) KapeUenpfleger M. R o e s e r bat dnrcli ein hübsches YötiYglasgemälde 
•i&ea «rügen An£KDg gemacbt. 

16t 



um 870 Pfund Heller an denRath, der von da an seine 
Versammlungen in demselben hielt. 

Um die Kosten eum Neubau des Thurmes zu decken, 
sollte durch die Viertekneister eine Umlage auf die Bür- 
ger erhoben werden ; die Hälfte der ii^osten übernahm 
der Bath. Schon nach drei Jahren konnte Meister En- 
dres das Sparrenwerk über den quadraten Bau setzen, 
und ihn mit der Spitze krönen. Er erhielt 50 Gulden. 
Eine 16 Centner schwere Glocke wurde aufgesetzt, und 
von Meister Hanns Klein aus Hassfurt 1455 ein „Orlei*^ 
gesetzt. 

Hoch ragt Graf Eckart'sThurm über die Wohnungen 
der Stadt. Er ist nicht schön der Thurm, nicht durch 
Quersimse harmonisch gegliedert. Zwar legen sich zwei 
Säulen um den Unterbau, die mit ihren Laubcapitälen 
an das vierzehnte Jahrhundert gemahnen möchten; in 
einem Ni&chchen erblicken wir zwei Thiergestalten, de- 
ren Schweife mit einander verschlungen sind; Doppel- 
köpfe versehen Kragsteine, und zu oberst läuft ein Rund- 
arkadenfries ; aber das Alles vermag nicht Leben in den 
Thurm zu bringen. Auch das anstossende Rathhaus, wo 
noch die Spuren des grünen Baumes^, der früher an- 
gemalt war, sichtbar sind, und manche Säulcheii und 
Deken den Forscher erfreuen, ist kein Gürzenich und 
kein Rathhaus wie Nürnberg, Augsburg, Regensburg sie 
bieten. Es wurde 1618 restaurirt. Trotz ihrer vielfachen 
Meutereien g^en die Bischöfe haben die Kathedralstädte 
selten so glänzende RatUiäuser gebaut wie die reicheren 
Reichsstädte. Im grünen Baum rauschten einst die Wei- 
sen zum lustigen Kilianstanzen und zum Adauc^usver- 
gnügen. Hier wurden die Mahlzeit des Jakobssenglein, 
das Osteressen und das Fastnachtsmahl abgehalten. 

Im Rathhause steht ein Tisch, d^ Meister Dill ge- 
fertigt hat. Der Fuss ist von Eichenholz, die Rundplatte 
ist von Solenhof er Stein. Die Wappen der Stadt, des 
Bischofs Lorenz und des Bischofs Gabriel von Eichstädt 



i 



sind darauf zu sehen. hekiA^mr hat ihn der Stadt viel- 
leicht zum Präsent gemacht. Er kostete acht Gulden*). 
Im Vorplatz de.s Rathbauses ist eine aus Holz geschnitzte 
Figurengruppe von 1458 mit der Umschrift:. 

Eins Manns redi ^ine haiAe rede 

Man soll sie verhörm bede. 

Die Brü<5ke. 

Die Wassernoth ohne Gleichen vom Jahre 1342 
haUe das Brückenwerk Enzelin's zerstört. Obwohl die 
Stadt in der geldarmen Zeit die christliche Mildthätig- 
keit in Anspruch nahm, 1390 auch einen Indulg^izbrief 
von Avignon aus erlangte , und Bischof Gerhard alle 
Strafgelder für den Brückenbau bestimmte ; auch Johann IL 
wiederhole einen Ablass von 40 Tagen denen bot^ die 
zu diesem Zwecke eine milde Gabe reichten: es ging 
wie beim Dombau unter Bischof Hcrrmaim, die Franken 
wollten oder konnten nicht zahlen, und die alte Holz- 
brücke blieb stehen. Praktischer und energischer griff 
Rudolf von Schereaberg ein. Er accordirte 1473 mit 
Capitel und Rath, dass zum Neubau einer steinerneu 
Brücke 15 Jahre lang jährlich 500 Gulden von den 
Steuergefällen gezahlt werden sollten; der Bischof steu- 
erte die eine Hälfte, der Rath mit dem Capitel die andere. 
Sofort wurden verständige Werkleute nach Aschaffenburg 
und Frankfurt geschickt, um sich die dortigen Brücken 
anzusehen ; 1474 konnte der Bau beginnen. Seim Funda- 
mentlegen der Pfeiler wurden 2 alte „WirzburgerGötzle'^ 
aufgefunden, die einst, wie die geschäftige Sage berichtet, 
auf dem HuUaberge standen , von Kilian aber ii^ den 
Fluss versenkt wurden. Die Bilder wurden von Konrad 
Celtis und Johann Lorich von Hadamar als s. g; PUs- 
teriehe beschrieben und besungen. Sie waren am jetzigen 
Bezirksgerichtsbau befestiget, sind aber seit der Res- 



Deutsches Kunstbl. l^bZ. 255. 



L 



8» 

tauration des Gebäudes, durch Philipp von Greif enklau 
spurlos verschwunden *). Die Pfeiler der Brücke blieben 
bei 50 Jahre ungewölbt; erst 1536 — 153j9 kam soviel 
Geld zusammen, um drei derselben zu wölben ; das Jahr 
1607 sah endlich die Joche vollendet. Die Fürstbischöfe 
Gutt^iberg, Greifenklau, Hütten und Friedrich Karl von 
Schönborn Hessen sich den Schmuck der Brücke sehr 
angelegen sein. Den Plan zum Rusticathorthurm am 
Unken Ufer hat Petrini gefertigt, Esterbauer die Pallas 
und Minerva gemeisselt. Hütten und die Schönborn 
liesen die 14 Statuen in die Rondelle stellen; Pipin, 
Friedrich, Karl den Erzbischof und Karl den Grossen 
fertigte Curi. Die übrigen kamen aus den Ateliers der 
Brüder Johann, Sebastian und Volkmar Becker aus 
Hassfurt (1725—1729), Die Brücke ist, wie jene zu Re- 
gensburg nicht gerade schön zu nennen. Anmuthender 
als die massigen Pfeiler und die drückenden Schwib* 
bögen sind die Reize des Panorama's. 

Sanft und ruhig .fliesst der Main in dem lieblichen 
Thale. Nur wo er vom symmetrischen kuppenreichenFich- 
tdgebirge niederstürzt, braust er mit dem Ungestüm 
der Jugend dahin. Ein Zeuge derThaten der Gegenwart, 
ein Bundesgenosse der hoffenden Zukunft, ist er dem 
sangeölustigen Volke der Franken ein lebensspendender 
Nerv. Viel Sage und Sang und Ruhmesklang tönt rau- 
schend um die trauernden Burgen auf den einsamen 
Bergeshalden. . 

Die Bürgerspitalkirche, schon im vierzehnten 
Jahrhundert vollendet und später umgestaltet, zeigt uns 
ein einfaches spitzbogiges mit Kehlen und Stäben ge- 
gliedertes Portal, mit einer reichen Gruppe im Tympan, 
ein Kreuzgewölbe im Chor und in der Sakristei, zwei 
hübsche Crucifixe und ein Madonnabild aii der Nord- 
wand. Die Ostung ist von Streben umkränzt. 



») Beuss und Heffner Wirzburg etc. 185. 



231 

Das Antoniterkircblein, jetzt von den Ursu- 
liiierinnen benützt, erinnert in seinen mehrfach gegliederten 
Streben, dem Kaffsims, und der Chorwolbung an die 
Gothik des fünfzehnten Jahrhunderts. Die dort sich be- 
findliche Antoniusstatue trägt ein Buch mit dem Ihtegu- 
mentum. 

DieSepultur, welche sich an den südlichen Tran- 
septflügel des Domes anbaut, wird durch acht oktogonc 
Pfeiler in zwei Schiffe getheilt. Den Pfeilern entsprechen 
an den Wänden je acht kleine Ruhdpilaster. Sieben Ka- 
pellen fügen sich östlich ein; sieben weite, niaasswerk- 
lose spitzbogige Fenster lassen reichliches Licht ein- 
strömen. Sechs Rippen laufen aus den Pfeilern. Ihre 
Schlusssteine liegen nicht in einer Flucht, sondern folgen 
sich im Zickzack. Das Laubwerk an denselben ist aus- 
serordentlich zart gearbeitet. Denkmäler decken den 
Boden und die Wände. Die Kapelle ist 118' lang, 37' 
breit, 24' hoch. Ulrich Voyt von Rieneck war nicht 
ihr Gründer, gab aber reichlich ziun Aufbau; Den Be- 
weis dafür liefert sein Grabstein. 

Der Bau des Nordthurmes und die Erhöhung der 
Hauptapside der Schottenkirche scheint in das fünfzehnte 
Jahrhundert zu fallen. Der Chor von St. Peter bietet 
so wenig Eigenthümlichkeiten als der von Randsacker. 
Ohiie weitere Bedeutung ist das etwas tief in der Erde 
steckende Kirchlein im Ehehaltenhause an der mit Bild- 
stöcken reich gezierten Strasse nach Randsacker. 

Der Chor von St. Burkard (1482) ist hoch und 
von bedeutenden Dimensionen. Die Mauern sind zu kahl, 
die Streben zu wenig reich, um unser Interesse in An- 
spruch zu nehmen. Wie unter der Deutschhauskirche 
führt auch unter dem Chor von St. Burkard die Strasse. 
Der mächtige Transeptbau macht im Lmern den Forscher 
Schwierigkeiten. Die Pfeiler, welche die Flügel stützen, 
sind in ihren Uebergängen und Basamenten einzig. Am 
Chor kehren eine Menge Wappen wieder. Die Chor- 



288 

stuhle zeigen das Manierirte der Gothik, der Flügel- 
altar im Südflügel trägt entschieden die Spuren der herein- 
brechenden Renaissance. Wir kommen darauf zurück. 
Eine Parallele des Chores von St. Burkard (1492) mit 
der Deutschhauskirche (1290) und dem Chor der Marien- 
kapelle (1380) bringt die Differenz der verscliiedenen 
Jahrhunderte zur vollständigen Klarheit. Damals wurde 
auch der Chor der Kilianskirche in Heilbronn von Bur- 
kard Engelberger und Hanns von Mingolsheim, Peter 
Haidner und Hanns Schweiner begonnen (1480). Auch 
Westphalen hat kunstmerkwürdige Kilianskirchen in 
Höxter und Lügde. Wilhelm Kreglinger aus Wirzburg 
war eben mit Heinrich Kugler und Stephan Weyrer an 
der Georgskirche inNördlingen thätig; zu Römhild hatte 
1450 — 1470 Meister Albert die Stiftskirche gebaut. 
Das brillante Ossär und die denkmälerreiche Pfarrkirche 
zu Wertheim wurden vollendet. Im Jahre 1440 fingen 
die Ochsenfurter an, die Michaelskapelle zu bauen, wie 
die Inschrift auf den nördlichen Eckstreben beweist: 
Anno, domini, MCCCCXXXX. jar, hat. man. dy. Kapelln. 
angehebt zu. bawen. Es ist ein gediegenes liebliches Werk; 
die schönsten Glasgemälde haben Alterthümler zu be- 
kommen verstanden. Im Jahre 1448 waren die Meister 
zu Bischofsheim a. d. T. thätig ; der Fuss des dortigen Sa- 
cramentshäuschens enthält die Inschrift : ano. dni. 
M9CCCCXLYIJI. sei. bav. meist, gewesen, dis. werches. 
corad. stol corad. heiburg. und. hat. gemacht ditrich. krebs, 
vo. muster. Es ist hier vom Chorbau und dem Frohn- 
walmen zugleich die Rede. Denn der reiche Flügelaltar 
stammt vom Jahre 1517 laut der Inschrift. Im Jahre 1466 hob 
man an, die merkwürdige Kapelle, des heiligen Wolfgang 
bei Ochsenfurt zu bauen. Ein Nordstrebe trägt die In- 
schrift: anno. do. MCCCCLXVI. jar. hat. ma. dy. Kappelln, 
angehebt, zu. bawen. Noch hängen viele Hufeisen an der 
Kirchenthür imd die Alten erinnern sich, wie es einst 
so lustig beim Umritt um die Kapelle hergegangen. 



2aa 

Die Streben haben noch die Ringe, an welchen die Pferde 
angebunden wurden. 

Im Jahre 1474 wurde das Ossär zum heiligen Se- 
sastian in Bischofsheim a. d. T. gebaut. Die schöne In- 
schrift dort lautet: 

Lob. und, ere, allein, der. haiUigeii. irewaltickeit 

Als. mm. zalt. MCCCCLXXHII. in. der. kristenheyt. 

Uff. sant. apollinaris. tag. war. der. erste, stein, gelegt. 

Gott. geb. allen, den. das. ewige, leben. 

Die. ihr. hilff. und. stewr. dortzv. thun. oder, geben. 
Ein andere Schrift der Kapelle besagt: 
Trost, got. alle, glaubige. sele. 
Der geniale Meister hat sich selbst am Ecke des Ossars 
hingemeisselt, den Zeigefinger auf ein fliegendes Band 
gerichtet, auf welchem gvoto solidos steht. Das Tym- 
panon hat ein jüngstes Gericht. Der Bau ist eine Art 
Doppelkapelle, wie das Ossär zu Wertheim. 

Die katholische Pfarrkirche zu Kitzingen, eine der 
schönsten in Frankenland, erhielt ihre Gallerien im Süd- 
bau 1482; der Chor ist früher entstanden. Der Kunst- 
freund findet da ein Sacramentshäuschen , welches bei 
40' hoch, in den reinsten Formen construirt, sich an die 
zu Ulm, Nürnberg, Regensburg, Ochsenfurt u. a. anreiht ; 
ferner merkwürdige Chorstühle, schöne Portalbauten und 
Bilder. Die Pfarrkirche zu Dettelbach wurde 1489 zu 
bauen angefangen. An einem .Chorstreben liest man: 
Anno, dni MCCCCLXXXYIIII. auf. dn. eilften tag. ds. monet. 
augusti. ist. angeleit. diser. baw. Der alte Chor, jetzt zum 
Schiff umgemodelt, erhebt sich in grossartigen Verhält- 
nissen. Er hatte einen Kapellenkranz und ein stolzes 
Gewölbe. Nördlich baut sich der Tlmrm ein, der selt- 
samer Weise ein rundliches Stiegenhaus zur Seite hat, 
dessen Fenster eine reiche Profilirung zeigen. Der Meis- 
ter des Baues war P. K. Warum die Ostung zumSchiflf 
gestaltet wurde, ist nicht recht einzusehen. Wenn man 
vom Marktplatz zu Röttingen gegen die Pfarrkirche hin- 



234 

geht, so sieht man am Südeck derselben hoch oben eine 
Inschrift in Minuskeln: 

Philips, w. Saynsshaim, Ampfnan. hoL gebacL dyse Kappeln, 
mit hulf. frunmer. leut. U94 *)• 

So tragen fast alle Kirchen des alten Frankenlandes 
ihre Baugeschichte auf der Stirne, man darf nur ablesen 
und flammein« Doch hier ist für Weiteres nicht mehr Baum, 
wir kehren in die .Kathedralstadt zurück. ; 

Das letzte datirte Bauwerk (1511) der gothischen 
Kunst in Wirzburg ist die kupstreiche Wendeltreppe auf 
dem Thurm der Festung gegenüber der Kapelle. Schon 
an der Thüre. überrascht das Stab werk durch die feine 
Profilirung. Die Wendelung ist angenehm bewerkstelligt, 
die Säule leicht bewegt, die Wölbung glücklich vollen- 
det. Es wird wohl Meister Dill mit diesem Treppenbau 
in Verbindung zu bringen sein. Am Geländer im Hofe 
des Hauses HI. 205 ringen bereits germanische und an- 
tikisirende Elemente. Das Maasswerk will noch gothisch 
anklingen, die Säulchen winden sich bereits wie am 
Denkmal des Bischofs Lorenz im Dome. So bietet auch 
'Nürnberg im Gessert^schen Hause einen Geländergang, 
an welchem der italienische Einfluss sich in früchtetra- 
genden Masken, Wandsäulen und Füllhörnern kundthut, , 
aber noch Maasswerk in der alten Cirkelconstruction sich 
dazwischen drängt; so zeigen die Nordtheile des Resi- 
denzbaues in Freising von 1519 noch gothische Coristruc- 
tionen, die eleganten abwechselnden Säulen aber haben 
bereits die Formen der ersten Renaissance 2). Ein klei- 
nes Reliquiar in der Festungskapelle, im Jahre 1519 zu 
Schweinfurt verfertigt, weist sehenswerthe gothische 
Formen auf. 



1) Wieland Röttingen (18&8) 32. 
t) Bavaria (1860). I. 1. 274. 



235 

Die Renaissance brach sich von nun an mit allef 
Gewalt ihre Bahnen. Doch in Wirzbiirg und im Sprengel 
hat Bischof Julius, eine Reaction eingeleitet, die einzig 
in Deutschland, für Franken eine zwitterige Spätgothik 
brachte, mit diör heuen Kunstübung ia scharfen Conflict 
gerieth und einen wunderbaren Reichthum an Werken 
aller Art schuf, die genauere Betrachtung verdienen. 



§ 20. Druckwerke^ Kalender, Heiligthums-^ 
büchlein. 

Die Universitätsbibliothek besitzt einen jener so sel- 
tenen und eigenthiimlichen Teigdrucke aus der Mitte 
des fünfzehnten Jahrhunderts. Die Technik ist uns nicht 
klar. Auf das Papier, das an dem Innern des Bücher- 
deckels befestigt ist ^ rieb man eine Masse wie Teig, 
darauf wurde ein Wollenzeug geschlagen und dieser mit 
dem Modell gepresst, dass die Figur zum Vorschein kam. 
Der Wirzburger Teigdruck zeigt uns 13" hoch 8" breit 
die heilige Barbara mit Kelch und Thurm, unter einem 
Rundbogen stehend. Die Wolle ist roth, die Zeichnung 
richtig, der Ausdruck angenehm. 

Nachdem Bischof Rudolf 1477 bei Peter Drach 
in Speier ein Directorium in Quart von der Dicke eines 
WerkzöUes hatte drucken lassen, berief er 1479 von Eich- 
- städt die sehr erfahrnen Meistei der Buchdruckerkunst 
Stephan Dold, GeorgReiserurid Joh^nnBecken- 
hub, genannt Menzer vonWirzburg, ertheilte ihnen das 
ausschliessliche Privilegium zum Drucke des verbesser- 
ten Breviers für die Diözese, erlaubte ihnen, Bücher zu 



drucken, dieselben mit dem Wappen des Hereogthums 
und des Stifts zu zieren, und sicherte ihnen väterlichen 
Schutz zu für ihre Person, Familie, Habe und Gut. Nach 
der Vollendung des ersten Breviers trennte sich diese 
Buchdruckergesellschaft, und Reiser, welcher vermuth- 
lich der wahre Meister und Eigenthümer der Druckge- 
räthschaften gewesen ist, führte die Druckerei allein fort. 
Dold verschwindet, Beckenhub ist in Regensburg und 
Nürnberg thätig. Georg Reiser gewinnt in hohem Grade 
die Gunst und Liebe des Bischofs Rudolf und Lorenz, 
erhält von der Stadt das Ehrenbürgerrecht und Befrei- 
ung von bürgerlichen Abgaben. Er ist 1503 gestorben. 
Seine Werke haben eine damals sehr beliebte, die Rei- 
ser'sche Typenform, deren Schnitt undGuss wahrschein- 
lich von ihm selbst waren. Der lUuminist Alban Kistner 
machte in sechs Missalien die Anfangsbuchstaben, und 
verzierte sie mit Blumen und sonstiger Ornamentik ; auch 
Konrad Lukas von Breslau erhielt 1481 drei Gulden für 
das lUuminiren von Gebetbüchern für den Dom. Eber- 
hard Hasperg war ein geschickter Rubricist, welcher die 
Capitelanfänge und besondern Absehnitte mit rother 
Dinte markirte. Das Wirzburger Brevier ist das erste 
in Wirzburg gedruckte, in Deutschland das erste mit 
einem Kupferstich erschienene Buch vom Jahr 1479. Es 
ist in Folio , zweispaltig , ohne Seitenzahlen, Signaturen 
und Custoden mit rothen Anfangsbuchstaben und Rub- 
riken und hält 343 Blätter. Diesem Druckwerke folgen 
das Eichstädter Brevier 1480, das Wirzburger Missale 
1481, die Agende, die Wirzburger Synodalstatuten, das 
Psalterium Bruno's, das speciale missarum, der über cho- 
ralis, der modus orandi. Den ersten Buchdruckern 
der Stadt nach Reiser scheint es an Geld gefehlt zu 
haben. 

Auch Johann Lobmayer und Balthasar Müller druck- 
ten in schöner Schrift; 1504 ist Martin Schubert Buch- 
drucker und Holzschineider in Wirzburg. 



2jhr 

Viele Wirzburger druckten in fremden Ländern. 
So wurde Georg Lauer von Wirzburg 1469 vom 
CardinAl Caraffa nach Rom gerufen, und vollendete 
dort kostbare päpstliche Rechtsbücher ; Eucharius Silber 
hatte 1478 in Rom eine eigene Druckerei in lebhaftem 
Gange ; so auch sein Sohn Marcellus Silber, welcher der 
erste war, der in Europa ein mit äthiopischen Buchsta- 
ben gedrucktes Buch lieferte (1513). Dietrich von Wirz- 
burg druckte in Venedig; Martinus Herbipolensis gehörte 
zu den gelehrten Typographen seiner Zeit, und war in 
Leipzig thätig (1490 — 1512) ; dort druckte auch Melchior 
Lotter und Jakob Thanner von Wirzburg (1498 — 1519). 
Johannes Frobenius von Hammelburg wurde der deutsche 
Manutius genannt, Georg Frohen von Iphofen war Fa- 
j muius bei Tycho de Brache in Uranienburg*). 

c Trotz der Drucker lässt Abt Petrus (1519—1525) in 

St. Stephan viele Bücher schreiben und wird noch 1555 
« Johann Schätzler als der geschickteste Schönschreiber von 

ö Wirzburg gepriesen 2). Die Stifter von Hang, im Dom, 

r St. Burkard und Neumünster wetteiferten frühzeitig in 

si der Herausgabe von Wappenkalendern, welche mit 

g Holzschnitten geziert waren. Sie bestanden aus Papier- 

t bögen, wurden der Länge nach zusammengesetzt und- 

jÄ bekamen durch lUuminirung ein gefälliges Ansehen. Die 

[i^ Wappenkalender des kaiserlichön Landgerichtes und des 

- Magistrats haben bisweilen die der geistlichen Herren 

^ an Zier und Grösse übertroffen. Es sind noch viele 

^ Exemplare davon erhalten. Auch die Aderlasstäfel- 



ft 



cheti wurden mit annehmlichen Schildereien bedeckt. 



ie: Die mias Eberbacenses bringen uns die Nachricht, 

[ r dass am Feste vor U. L. Frauen Verkündigung des Jah- 

res 1460 die Frau Christina, die Gemahlin des Gregor 



t) Tb. Welz«nbHch esch ich te der Buchdruckerkunst im ehemaligen 
Herzogth. Franken. Wirzb. 1858. 
i) ScUarold Beitr. 1, ». 97». 



Haimburger, zum Mutt«rgoftesaltare „in ap$ide ecclesiae 
Herbipolensis" einen kostbaren grünen Ornat von Damast 
schenkte ; die Mitra mit dem Kreuze kostete 27 rheinische 
Goldguiden ^). 

MalQr Ulrich Hagelwart ist 1473 aus Landau nach 
Wirzburg gekommen, und hat viel in Volkach gearbeitet. 
Am Dome sind 1479 der Steinmetz Hainz Stürmlöin und 
die Zimmermeister Hein^ von Berga und Kunz von Külss- 
heim thätig. ArtolfGrosä0 und Konz Kol sind 1482 und 
1499 als Domstiftsbaumeister genannt. Bischof Rudolf 
war ein Gönner der Kunst; manche Kirche U^ss er neu 
bauen, schickte auch, um die Mittel zur Verschönerung 
des Domes zu gewinnen, einen geistlichen Herrn mit 
Reliquien in der Diözese herum. Manches geschah un- 
ter Lorenz von Bibra. Da wölbte 1500 Steinmetz Peter 
die Seitenschiffe, malte Jörg Wunderlich die schönen 
Wappen an die Schlüsssteine derselben, und wurden 1505 
zehn Chorfenster mit 2392 Venetianergläsern verglast. 
Meister Linhart Becke aus Augsburg musste auf die 
Decke des Chores die Zwölfboten um den Erlöser ma- 
len. Hanns Karner, der Maler, Johann Mutterstadt, Jo- 
hann Hickerich und Hanns der Steinmetz sind bis 1520 
in der Dombauhütte beschäftigt. 

Im Jahre 1450 am 16, August war der Brunosarg 
durch eine Commission des Domcapitels wiederholt geöff- 
net und die so hochverehrten Reliquien untersucht worden. 

Im Domchor sah man einen viersäuligen ndaasswerk- 
reichen Altar, neben ihm zwei kleinere Altärchen. Von 
der Wölbung hing eine in der Quadratur construirte 
Ewiglichtlampe, den Triumpfbogen zierte ein Kreuzbild. 
. Das Sacramentshaus , das. Meister Dill gemeisselt hatte, 
stieg bis zum Spiegel auf. Dreizehn Glocken hingen in 
den Stühlen der Thürme, und kostbare Schätze bargen 
die Schränke im Cither. Wie Nürnberg (1487, 1493), 



1) Notoe EberlMceneeft MM. SS. ZTI, 14. 



Bamberg (1493, 1509), Halle (1520) und Aachaffenburg 
ihre Heiligenthumsbüchlein besitzen , so auch Wirzburg. 
Es ist ein Büchlein von wenig Blättern, MCCCCLXXXIII 
und nicht 1485 „gedrucjkt und seliglich geendigt in der 
keisserlichen stat Nürnberg von Hanns Mayr an der hei- 
ligen Dreyfaltigkeits obent*" „In disem püchlein ist czu 
wysen das hochwirdig heylthum in der loblichen stat 
Wirtzpürg, das man da pflegt zu weisen alle Jar an Sant 
kyligns tag.^ Mittelmässige Holzschnitte, die dem Text 
beigegeben sind, machen uns so halb und beiläufig mit 
der Gestalt der Reliquiarien bekannt. Der Tekt bringt 
auch mehrere sehr interessante Namen der „Monstranzen". 

Wenn die Hochmesse am KiBansfeste zu Ende war, 
wutde die Abläsebulle des Paptes Bonifaz verlesen, die 
denen, welche etwa zur Verschönerung des Domes bei- 
steuern wollten^ Indülgenzen verlieh. Das Heilthum wurde 
sodann vom Pfarraltar gezeigt. Daraii knüpften sich 
verschiedene Gebete. Man schaute zuerst den silberver- 
goldeten Arm , in welchem ein Stücklein vom Arm des 
heiligen Andreas lag, dem der Hochajtar des Domes ge- 
weiht war; auch von St. Eücharius und Pantdeon fan- 
den sich Reliquien darin. In dem silbervergoldeten 
züngelnden „Drachen" mit geringeltem Schweife und 
hohen Hprnem war vom Fusse St. Margarethens be- 
wahrt. Das Silbermonstranzchen mit dem Dom Christi 
zeigte zwei Perlen zu Seiten des Glases und oben eine 
Kreuzigung. Ein Glas, geschuppt, wie man es häufig in 
Altarsteinen findet, und vergoldet, enthielt Reliquien der 
beiden Johannes. In einer „neuen Monstranz" mit Dop- 
pelfiälen und übersteigender Pyramide verehrten sie das 
Heilthum von Markus, Titus, Stephanus, vom Roste des 
hl. Laurentius, vonCosmaS, Domihikus, Nikolaus, Maria 
Magalena und Makarius/ Das Krystallreliquiar, das auf 
hohen Füssen ruhte, initeinem-Deckel versehen war, und 
Knotenverschlingiingen tun die Mitte hatte, enthielt die 
Reste von den Apostelfürsten, von Lazarus und Joseph 



von Arimathia. Auch war ein silbernes Bild der Jung- 
frau da ; sie trug das unbekleidete Kind in der Rechten, 
eine Lilienkrone und Lilienszepter; in dessen silbernem 
„Tabemackel'' bewahrten sie von den Haaren der Jung- 
frau, vom Kleide des Herrn und der Geisseisäule. 

Daä Heilthum der Apostel Jakobus d. G., Bartholo- 
mäus und Matthias fand sich in einem niedem „Thurm", 
zu dessen Innerem ein Thürlein führte; auf dem Dache 
war der Salvator zu sehen, wie er die Rechte an die 
Wange stützte. In der Krystallmonstranz mit dem okto- 
gonen Schaft, dem bossenbesetzten Deckel und den ge- 
flügelten Engelchen zur Seite wurden Reste von Cosmas 
und Damian und Cyriaöus gefunden. Die Monstranz „mit 
Parilen" ward von zwei Strebchen gegliedert und einem 
Wimberg schön geschlossen; Reste Von Pantaleon, Quirin, 
Gregor und Theodor wurde darin verehrt. Eine andere 
Krystallmonstranz zeigte über dem Rundreliqüiar einen 
Eselsrücken und enthielt Reste von Marcius, Blasius, 
Procopius und dem andern Theodor. Die „lange^ Kry- 
stallmonstranz war mit zwei auswärts gebogenen Fialen 
imd zwei quadrirten Schilden verziert; sie enthielt das 
Heilthum von Sebastian, Blasius, Sixtus, Chrysogonus 
und vom „tuten Aaron". Die Monstranz, „die manheysst 
Bybelrieth'^ , war mit Doppelfialen geziert, doch sonst 
einfach im Ständer und Nodus; sie enthielt Einiges von 
Cyrillus, Magnus, Januarius, Adalbertus. Ganz eigen- 
thümlich gestaltete sich die Monstranz mit der „Meer- 
nuss". Ueber einem runden sich verjüngenden Ständer 
schloss ein Nodus mit Plättchen und Kehlen ab; drei 
Zweige liefen aus, die beiden nach rechts und links um 
Fialen zu tragen, der dritte um die „Nuss'^ umschlies- 
send zu festigen; «ie erinnerte an Franziskus, Basilius, 
Reinhardus, Gorgonius und Makarius. Die vergoldete 
Monstranz der Herren von Wertheim zeigte zierliche 
Laubornamentik, zwei Strebepfeiler, Strebebogen und 
Eselarücken; ihr Inhalt kam von St. Küian und eeinon 



241 

Gefährten, von Sixtus, Bonifacius und seiner Gesellschaft«. 
Das ^Ey^ ruhte auf ausgezackten Klammern, die dem 
Ständer entwuchsen; darin waren die Reliquien von 17 
Heiligen. Zierlich schaute sich die Monstranz mit dem 
„zwifaltigen KrystalP an; sie enthielt dasHeilthum von 
Markus, Lukas und Joseph von Arimathia. Die Monstranz 
„Montater^ genannt, mit gezackter geschweifter Laubor- 
namratik umschloss „fünf stück von oele san Niclas.^ Ein- 
fach war der Becher des Herrn von Hoeberg, mit dem 
Deckel geschlossen, und durch Querarme getheilt, acht 
heilige Reste umhüllte er. Der „Kopf" des Herrn von 
Hoenberg glich einer doppelgebauchten Kanne; er be- 
wahrte Reste von „Ananias der den Paulus taufte", Mar- 
tin und den 10000 Martirern. Die Monstranz von Rhein- 
stein mit Polygonalfuss, zwei Fialen zur Seite, Dreipäs- 
sen in den Spandrillen und einem Eccehomobild enthielt 
Reliquien verschiedener weiblicher Heiligen. Der „Kopf" 
Erlbach^s besass von den Steinen bei Stephan^s Steini- 
gung, vom Gebein Adalbert's, St. Vital's u. a. Die Mon- 
stranz nüt der ZahlH. schaute sich schlank und zierlich 
an, hatte gewundene Strebchen zur Seite und eine ge- 
zinkte Krone über dem reliquienreichen Krystall. Ein 
Heilthum von Kilian und Bonifacius barg die Monstranz 
Infuli. Noch zeigte man eine Krystallkandel mit Hen- 
kjßln, das Kreuz „Meybronn", die Monstranz mit den drei 
Engeln, die mit den zwei Thürmeln, die mit der Zahl 
Vm., den langen Becher, welchen der Herr Idelhilt Mar 
„thumher" machen liess, den Becher, der „der schwere" 
hiess, das Kreuz mit dem Schild des Rudolf von Wert- 
heim, das Baumlüreuz des Herrn Nikolaus von Mal, das 
gar reich gezackte Kreuz „Gamaher", den Becher des 
Herrn Martin Truchsess, und den einfachen Becher, den 
die „Trubin von Rothenburg" geschickt hatte. Merk- 
würdiger war ein Bild der Jungfrau. Die geflügelten 
Evangelistensymbole bildeten den Thron der Gottesmut- 
ter ; sie hielt ein nichtgewandetes Kindlein auf dem rech- 

16 



34» 

tenArme, das selbst seine Rechte in einem Buche hiaite. 
Eine hohe geschlossene Königskrone schmückte sie, Engel- 
chen umflogen die Gruppe. Als Heilthum wollte darin 
von den Haaren und dem Kleide der Mutter geborgen 
sein. Das Bild der Kunigund trug das Szepter und das 
Modell des Bamberger Domes. Waren die silbernen 
Brustbilder der beiden Johannes , die vier Häupter von 
St. Burkard, Kilian, Totnan und Kolonat gezeigt, so 
schloss die Feier. Noch ist im Büchlein von einem sil- 
bernen Sarg, dem Salvatorbuch imd zwei schönen Kreu- 
zen die Rede. 

Von diesen zahlreichen Reliquiarien ist die grösste 
Alizalü durch die Einschmelzungen von 1528 und 1794, 
imd durch die Säkularisation zu Grunde gegangen. Wie 
arm die Omatkammer sei, ist schon berichtet. 

Vor der Restauration von 1711 stand im alten Chor 
von Neumünster ein Steinsarg mit vielen Reliquien. Stephan 
Weinberger, Weihbischof von Wirzburg und Dekan des 
Neumünster, eröffnete 1689 den Sarg und fand darin 
und ordnete die Authentiken der Heilthümer. Es waren 
Reliquien von dem Steine, von welchem aus Christi 
Himmelfahrt geschehen, vom Kreuzesholz, von den Klei- 
dern der göttlichen Jungfrau; Reste von Johannes dem 
Täufer, den Aposteln Petrus, Paulus und Andreas, dem 
Erzmartyrer Stephanus, von Kilian, Pahcratius, Geor- 
gius, Cosmas, Damianus, Benedictus, Egidlus, Ulrich, 
Magnus, Gregorius, Brictius, Katharina, Magdalena, 
Juliana. Femer von einem Zahn der Makkabäer, von 
der Albe St. Gallus, von dem Gürtel der Kaiserin Ku- 
nigunde, und Reste von den Elftausend. Der Weihbischof 
legte die Reliquien der Heiligen Ursicinus, Hermes, Her- 
culanus, Remaclus, Candidus, Theodorus, Brictius, Er- 
hardus , Germanus und Philippus bei. Der Reliquiarsarg 
verschwand bei der Restauration, und die Reliquien wur- 
den auf die 24 Altäre vertheilt. 



m 

Die Universitätsbibliotbek bewahrt ein einst zum Dom 
gehöriges Evangeliar in Folio mit Miniaturen aus dem 
späteren Mittelalter. Die Harmonie der Evangelien ist 
sehr arm ausgefallen; die Basis der je fünf Säulchen ist 
regelmässig und einförmig, das vergoldete Capital lässt 
keine' Variationen zu, und in das tympanartige Feld un- 
ter dem abschliessenden Hauptfoogen schreibt sich kein 
Zierrath. Blau, roth und grün kehren als Lieblingsfar- 
ben wieder. Den vier Evangelien sind die Bilder der 
Verfasser vorgemalt. Ganz volle Figuren , bald schrei- 
bend, bald glättend, bald mit dem Schärfen des Instru- 
mentes beschäftigt. Der Styl ist rein und bestinunt, die 
Behandlung gleiohmässig , der Sinn für Empfönglichkeit 
der Formen noch rege. Der Farbensinn des Künstlers hat 
eine pastose Befaancllung mit glänzenden kräftigen Far- 
ben hervorgerufen. Derselbe hat die alten Miniaturen stu- 
diert und die frühromanischen Typen wiederzuerwecken 
sich angestrengt. Diese Miniaturen sind sehr zu respec- 
tiren. Entschieden dem späteren fünfzehnten Jahrhun- 
dert gehört das Missale im Quartantenformat an, das in 
der Universitätsbibliothek gezeigt wird. Es ist darin 
eine Kreuzigung auf Pergament. Der Grund ist himmel- 
blau mit goldenen Sternen, die Färbung mild, die 
Gewandung brüchig; im Antlitz des Johannes und der 
Mutter erkennt man den Einfluss der niederländischen 
Miniaturisten und Tafelmaler. 

Mit einem Worte muss hier auch des Folianten der 
Universitätsbibliothek gedacht werden, welcher auf 433 
Blättern den trojanischen Krieg von Konrad von Wirz- 
turg enthält. Es sind in demselben 126 colorirte Feder- 
zeichnungen auf Papier. Sie haben hervorragende Mängel. 
Die Finger sind ausnahmslos zu lang, die Füsse zu 
schmal und die Proportionen häufig empfindlich verletzt; 
Die Fratiengestalten sind keineswegs mit Zartheit be- 
handelt, die Thiere durchweg verfehlt, die Polychro- 
tnurung ist unverzeihlich leichtfertig. Auch sind die 

16* 



244 

Kampfszenen mit zu grosser Monotonie dargestellt. Doch 
war der Zeichner nicht ohne Talent; er versteht es, mit 
wenigen Strichen grosse Motive anzudeuten, weiss Bart 
und Haare trefflich zu behandeln und besonders im Ant- 
litz die Wichtigkeit des Moments auszudrücken. Die 
Schalkheit der Frauen und die Tapferkeit bei den 
„krichen" und Trojanern gibt seiner Phantasie hinreichend 
Stoff. Es lohnt sich der Mühe nicht, auf die Details ein- 
zugehen. 

Ein stattlicher Foliant in der Bibliothek der Kar- 
meliten, der einige Miniaturen enthält, wurde von einem 
Kanoniker von Marien-Grünthal 1444 geschrieben, war 
ursprünglich in Besitz des berühmten Magisters Egid 
Bailloiul und kam durch die Munificenz des Fürstbischofs 
Franz von Hatzfeld 1636 an das Kloster. 



§ 21. Die St. Lukas-Bruderschaft. 

Die vereinigte Zunft der Maler, Glaser und Schnitzer 
erhielt 1470 vom Oberrath eine vollkommenere Satzung, 
welche von den Malern Hanns von Frankfurt, Hanns 
Keyel und Simon Moler, von den Schnitzern Sigmund 
Moler und Michael Weys, von den Glasern Paulus, 
Michael Baum und Kunz Wylandt im Namen der ganzen 
Brüderschaft unterschrieben wurde. Es ist uns das Z u n f t- 
buch als eine authentische gleichzeitige Quelle erhalten, 
nicht minder wichtig als „die Nachrichten von den vor- 
nehmsten Künstlern und Werkleuten so innerhalb hun- 
dert Jahren in Nürnberg lebten", das 1546 der Schreib- 
meister Joliann Neudörffer für Nürnberg herausgab. 
Das Zunftbuch der Kölner Bruderschaft ist verloren ge- 
gangen, wohl aber das der Maler von Antwerpen er- 
halten. Letzteres enthält die auf Pergament geschriebenen 



245 

Satzungen. Nagler hat Einiges aus den Acten der Lukas- 
bruderschaft zu München bekannt gegeben; Camesina 
vorlängst über die „Maler -Glaser -Goldschlägerinnung 
der Lukaszeche in Wien" interessante Publicationen ge- 
macht; von der glanzenden Thätigkeit der gleichgenannten 
Bruderschaft in Prag, die Karl IV. gestiftet hat, gibt 
die Kunstgeschichte der Stadt hinlänglichen Aufschluss; 
von der Lukasgilde zu Augsburg hat Stetten berichtet*). 
Bescheiden wollen diesen Nachrichten einige aus Wirzburg 
zur Seite treten. 

Das Zunftbuch 14" hoch, 5" breit, bei 100 Blätter 
stark, von denen die Hälfte beschrieben ist, führt uns 
in sechs Abtheilungen die Satzungen und Ordnungen der 
Zunft vor, wie es gehidten sein soll, wenn Einer das 
Meisterrecht erlangen will, wie viel Jünger ein Meister 
halten solle, und wie man es mit der Bruderschaftskerze 
ordnen wolle. Dabei wird ein Verzeichniss der Meister 
fortgeführt, die zur Zeit der Anlegung dieses Buches 
(1534) lebten, oder bis dahin aus der Bruderschaft ge- 
storben waren. Verschiedene Hände trugen die Namen 
bis in den Ausgang des sechszehnten Jahrhunderts ein. 
Am Stephanstag 1534, da Meister Hanns Stang und 
Jörg Biemenschneider „geschworne Meister des Maler- 
Glaser- und Schnitzerhandwerks der Lukasbruderschaft" 
waren, wurde beschlossen, die Ordnungen aus den „alten 
Büchern und Kästen" zusambringen und neuerdings „aus 
beweglichen Ursachen" niederschreiben zu lassen. Somit 
entstammt unser Zunftbuch wie die Statuten der Lukas- 
zeche in Wien bereits dem zweiten Drittheil des sechs- 
zehnten Jahrhunderts. Dieselbe Erneuerung der Statuten 
kehrt bei verwandten Gilden häufig wieder. Unter den 
hier angeführten Malern sind Tafelmaler, Wand-, Karten- 
und Briefmaler und Illuministen zu verstehen; wohl auch 
Zimmermaler, Anstreicher und unbedeutende derbe Ge- 



t) Stetten Kunstgeschichte von Augshurg !♦ 268 — 270. 



846 

seilen, wie deren in Wohlgemuth^s Werkstäite den jungen 
Dürer arg genug behandelten. Die Schnitzer fertigten 
nicht bloss Heiligenbilder und Ornamentahier in Holz, 
sondern auch Grab- und Taufsteine, Sacramentshäuscben, 
Bossen, Stiegen, Larven und Sonstiges. Meister Dill 
wird einfach Schnitaer genannt. Bei Entstehung der 
Bruderschaft galten die „Glaser^ als den Malern durch- 
aus ebenbürtige Künstler, als Glasmaler; aber im Bechs- 
zehnten Jahrhundert wird hier wie zu Frankfurt zwischen 
Glaser und Glasmaler unterschieden. Nur wenn es „gloser 
und moler^ heisst, dürfen wir einen Künstler erkennen. 
Der Glasmaler Hanns TruU (1428) und die Maler Hanns 
Feurer (1447) und Konrad Gümpelein (1460) scheinen 
der Zunft nicht angehört zu haben. Die Augsborger Ver- 
brüderung nahm auch die Goldschläger auf. Um die 
Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts ist die Bruder- 
schaft erloschen; die zu Augsburg hat bis an^s Ende 
des achtzehnten Jahrhunderts, gedauert'). Wir lernen 
hier erst die namhafteren Meister und Gesdlen, die 3tr 
angehörten, kernten, fügen die Satzungen bei^ ondschliessen 
mit Nachrichten über den grössten Meister, der ihr an- 
gehörte, über Meister Dill, bekannt als Tylfnann Riemen^ 
Schneider. 

Um ein einheitliches Gesamintbild zu gewinnen, ist 
es nöthig, die Reihe der im Jahre 1534 als bereits ver- 
storben aufgeführten Meister mit jener der damals noch 
lebenden und den Reihen der ihnen zum Unterricht an- 
vertrauten Jünglinge zu combiniren. Die historische Treue 
wird dadurch nicht im Mindesten verletzt. Die Maler 
Gebrüder Kuntz, Klaus, Simon, Peter und Gallus S)dilossea 
sich 1470 an die Brüderschaft; ihr Zeitgenosse Konrad 
Lukas aus Breslau malte auf Tafeln in Glas, auf Per- 
gament udd verstand die edle Schnitzkunst. Bei Meister 
Simon dem Maler gingen acht Jünglinge in ^e Lehre: 



i) Fiorillo Geschichte d. z^ich. Kfioste in DeutschUnd IV. 195. 



9^ 

Hanns Weyssel von Bamberg, Sebastian Hellwart, Chris- 
toph Heller, Martin Peysel, Philipp Sehrecke, Kilian 
Steyn und Bernhard, der Bube des Herrn Jörg von 
Grumbach* Michel Weyss, schon 1473 thätig, ist 151S 
gestorben, Linhart "von Kitzingen ,und Fritz von Arnstein 
haben seine Werkstatte besucht. Die Maler Sigmund 
Pfister, Hanns Weygant und Meister ?eter scheinen 
keine jünger angQzogen zu haben. Ulrich Hagelfutter 
(f 1520) aus Landau, ein Bildhauer und Vorgänger des 
Meisters Dill, bildete Hanns Metz, Paul Polsterer, ^e 
beiden Lorenz und Hanns Wagenknecht. Der letztere 
bekam auch am Dome zu thun. Bei Kuntz Wylandt, 
dem Glaser alter Art, schulten siph Peter Fues, Baltha- 
sar Goppelt und Meister Lorentz. Mit den Tafelmalern 
Haans Pfister voniphofen und Haniis Liphart von Ulm 
treiten wir in das sechszehnte Jahrhundert eiiji. Bei M^ler 
Clas lernte Michael von Gossmannsdorf und Hännslein 
Rappolt. In den Familien I^yrbel, Stengell, Wylandt 
und Scfaubart scheint das Handwerk des künstlichen 
„Glasens" sich fortgeerbt zu haben. Pet^r Seyger, der 
Maler, zog den Wolfgang Jung aus Heidelberg und den 
Hännslein Fürenschilt von Eegensburg an sich, scheint 
also renommirt gewesen zu sein. Bernhart Weickener 
lernte die Technik des Malens bei Philipp Dietmar 1525. 
Welch' eine zahlreiche Schule hat Stephan Dietmar ge- 
leitet? Seine Manier zu malen pflanzten fort: Ottenmaier, 
Wilhelm Schneider von Hechsheim, Endres Linhart von 
Wirzburg (1515 aufgenommen), die Brüder Kuntz und 
Peter Faut von Neusas (?) und Hanns Zesthen von Wirz- 
burg. Nach Hanns Mertz (f 1530) dem Maler und Bild- 
hauer ist Tylman Riemenschneider als „Schnitzer" in 
der Jleihe der Todten aufgefühx*t. Die Zahl der Künstler 
ini damaligen Wirzburg war wahrlich nicht unbedeutend. 
Auch scheinen mehrere unabhängig von der Lukasbruder- 
scsaft gearbeitet zu haben j von Hanns Karner aus Donau- 
wörth (1501), Andreas Einhalt (1515) und Georg Lester, 



248 

dem Mönch von St. Stephan (1510) wissen wir dieses 
bestimmt. Friedrich Weltz ist dem Leser bereits be- 
kannt; er ist bei Wolf gang Beuss in die Schule gegangen. 
Im Jahre 1534 waren noch am Leben: Glasmaler Hanns 
Zyrbel (1537), Balthasar Schmutzer der Maler und Glaser, 
Wolfgang Rentz der Bildhauer (1552), Endres Linhart 
der Maler (1553), Georg Mör (1540), Haims Hartz, Schnitz, 
Hanns Stang, Jörg Riemenschneider, der nicht sterben 
wollte, Hanns Betzmann, Maler, der Maler W. Ziegler, 
Georg Steckel und zwölf Glaser. 

Spätere Handschriften im Zunftbuch melden von 
dem Schnitzer WolfZang und seinem Gemahel Barbara; 
von den Malern Wilhelm Stürm, Lorenz Hülfferich (f 1551), 
Martin Beyhel (f 1551). Als Meister Balthasar Pfister 
aufgenommen wurde, 28. Okt. 1556, zahlte er zwei Gul- 
den Meistergeld, während Meister Fritz Cunradt 1570 
vier Glilden zu erlegen hatte. Michel Paulings ist als 
der letzte zu bemerken, der 1582 mit seinem Meisterstück 
bestanden, und das Meistergeld bezahlt hatte. Vor ihm 
müssen Hanns Pistner 1555, David Eck 1557, Melchior 
Busch 1558, Maler Hieronymus Leupolt 1562, Maler 
Andreas Herneissen aus Nürnberg 1578, Melchior Burg, 
Maler aus Köln 1582, und Glasmaler Georg Henneberger 
(1597) genannt werden. Auch des Malers Michael Wid- 
mann, des Hanns Hertzog von Heidingsfeld und des 
Bildhauers Christoph Ihnebach aus Dresden ist zu ge- 
denken. Scharold nennt aus diesem Jahrhundert Veit 
Baumhauer aus Schwäbisch-Gimünd, Hanns Rödlein 1571, 
Christoph Schmieburg, Michael Claudius von Metz 1578, 
die Formenschneider Herrmann Schuster und Michael 
Paulus um 1600. In dem Lied, das 1587 Hanns Weber 
auf den schönen Brunnen in Nürnberg gedichtet, kommt 
die Stelle vor: 

Dann es ist von Wirtzburg her kommen, 

Ein berümbter Maler , den haben die Herren genommen, 

Der wird den Brunnen malen lan. 



i 



249 

Wer ist der Berühmte gewesen? Im Jahre 1634 wird 
der Malergeselle Jakob Loder^r als einer der Letzten 
in das Zunftbuch eingeschrieben. Im Jahre 1648 starb 
Adam von Ebrach, der als der letzte in die Bruderschaft 
war aufgenommen worden. 

Es sind hier nicht alle Namen genannt, um durch 
die Nomenclatur nicht zu sehr zu ermüden. 

Unwillkürlich drängt sich uns die Frage auf: wie 
mochten doch so viele Meister Beschäftigung finden? 

Von der Kathedralstadt gingen die belebenden 
Strahlen in die Diözese. Die Zahl der reichen Präla- 
turen war gross und die Baulust des fünfzehnten Jahr- 
hunderts ausserordentlich. Um die grossen Chorbauten, 
Thürme und Rathhäuser zu vollenden, rief man häufig 
Meister in die kleineren Städte, in die Klöster und 
Dörfer. Noch steht in der Stadtpfarrkirche zu Ochs^n- 
furt ein Sacramentshaus, 50' hoch, reich gethürmelt mit 
16 Figuren, so interessant wie nur eines. Die katholische 
Kirche zu Kitzingen zeigt ein ähnliches, aber reiner in 
den Constructionen ; ein Werk dieser Art steht zu Bi- 
schofsheim a. d. T., andere zu Zell am Ebersberg, zu 
Volkach ; das zu Heidingsfeld ist schon genannt, ebenso 
jenes zu Himmelspforten, welches in unserm Jahrhundert 
nicht hätte verloren gehen sollen. Derlei Sacramentarien 
besass jede grössere Kirche. Die Kanzel zu Heidings- 
feld prunkt mit der reichsten Vegetativgothik , jene zu 
St. Wolfgang bei Ochsenfurt wird durch Figuren be- 
lebt, die zu Dettelbach aus der Juliuszeit wird vom Stamm- 
baum David^s umkleidet, die in der Frauenkapelle zu 
Lauda wird vom Moses getragen. 

Die Zahl der Bildstöcke, von Kreuzen, Madonnen 
und Heiligenbildern, die an allen Orten und Wegen gestellt 
waren, geht tief in die Tausende; auf jedes Bild 
wurde grosse Mühe verwendet. 



2W 

Die im Qaadrat construirte Ewiglichtsäule zh Hei- 
dingsfeld und jene zu Grünsfeld sind uns aus hunderten, 
die einst vorhanden waren, noch erhalten. 

Die Oelberge zu Kitzingen, Randsacker, Ochsenfurt, 
Grünsfeld liefern uns den Beweis, mit welcher Sorgfalt 
die Meister die heiligen Darstellungen meisselten. Jede 
Kirche hatte einst, ein ähnliches Gebilde. 

Treffliche Skulpturwerke besitzen Langenzenn, Veits- 
brono, Herzogenaurach, Frauenauracli und Anhausen. 

Die Schnitzarbeiten an den Chorstühlen zu StBurkard 
und in der Pfarrkirche zu Kitzingen zeigen uiis ein arideres 
Feld der Beschäftigung der Schnitzer unserer Lukas- 
bruderschaft; 80 auch die Taufsteine zu Grünsfeldj Hei- 
dingsfeld und Eibelstadt. 

Denken wir noch an den Schmuck der Portale, die 
enorme Zahl von Flügelaltären und figurenreichen Grab- 
denkmälern, an die Rathhäuser, Brunnen, Stiegenbauten 
und an die kleineren profanen wie heiligen Geräthe^ und 
wir verstehen, wie Wirzburg so zahlreichen Künstlern 
Beschäftigung geben konnte. 

Meister Hanns und Jörg geboten bei Busse und 
Strafe alle Satzungen der Zunft, wie sie der Oberrath 
weislich vor Alters und jetzt gesetzt hatte, genau zu be- 
obachten. „Wer Meister werden will, hat durch Brief 
un^d Sigel den Beweis zu liefern,, dass er sein Lehrjahr 
wohl bestanden und so sein Anrecht sich erworben habe. 
Der Tag des Eintrittes in die Bruderschaft muss genau 
aufgezeichnet werden. Name und Zuname wie die Zahl 
der Lehrjungen werden genau dem Buche einverleibt. 
Tritt ein Jünger aus, so hat sein Meister den „geschwor- 
nen'* Meistern der Fraternität davon Anzeige zu erstat- 
ten, als von einem, der „redlich und seine Zeit'^ gelernt 
hat. Denn es könnte Anstände geben, welche durch die 
GontroUe leicht auszugleichen wären.^ Der weiteren An- 
ordnung, dass alle Meister, lebend oder todt, m dieBe- 



i 



m 

gister mussten eingetragen werden, verdanken wir kost- 
bare Notizen. 

Kein Meister soll, wenn ihm eine Arbeit angetragea 
wird, seine Forderung über „die Gelegenheit" der Ar- 
beit stellen; es übernehme auch keiner eine Arbeit, die 
nicht in sein Ressort fällt, es wäre denn, dass die Con- 
trahenten des Gedings nicht einig würden, dann soll je- 
der zusehen, wie er daraus kommt. Den zwei geschwor- 
nen Meistern müssen alle Meister jährlich Gebor^fim 
schwören in Allem, was die Bruderschaft betrifft. Wer 
aber ein oder mehrere Gebote übertritt, muss sunderlich 
„ein Virdung wachs" als Busse geben; es sei das so alter 
Brauch. 

Nie soll ein Gesell ohne Wissen seines Meisters, bei 
dem er arbeitet, bei einem andern Meister sich Arbeit 
andingen^ schon die alten Register verpönen dieses. Ha- 
ben aber beide Meister davon Wissenschaft, dann mag 
der Geselle s^ thun. Das aber muss so ^ein, damit die 
Meister einig bleibeo, und die Bruderschaft besser ge^ 
deihe. Kein Meister soll eine« Gesellen halten, wdcher 
eigene Arbeit führeti wolle. Würde je ein Meister ein^n 
solchen trügerisch als Diener erklären, so entginge da- 
, durch den Herrn der Bruderschaft „Steuer und Gerech- 
tigkeit." 

Einig seiea die Meister vor Allem, Darum soll es 
nie vorkommen:, dass, wenn einem Meister eine Arbeit 
ist angedingt worden, ein zweiter seines Handwerks, der 
diess erfährt, einen Vertrauten schickt, um durch diesen 
beim Arbeitgeber intriguiren zu lassen und sich den Auf- 
trag zuzuschlagen. „^IMs sol nit seyn." 

Kein Meister nehme einen Lehrling auf, es sei denn 
einer von der Bruderschaft dabei, „weil bei diesem Ding 
von beiden Seiten geredt und gemacht vs^erden muss" ; 
»tich muss der Bruderschaft ihre Gerechtigkeit gebracht 



SBS 

Hat ein neu aufgenommener Geselle beim Meister 
vierzehn Tage gearbeitet, so muss ihn derselbe zu den 
zwei geschwomen Meistern fuhren, „auf dass er der 
Herrschaft glob nach Auf weisung des Buchs.^ Wird die- 
ser Act von einer Parthei unterlassen, so muss ein „Vir- 
dung wachs^ an die Kerze gegeben werden. Ordnung 
muss sein. 

Wir sehen, die Meister halten vor Allem auf Recht, 
Freundschaft, Einhelligkeit und Gehorsam. Zwietracht 
und Misshelligkeit sollten aus der Bruderschaft ferne 
bleiben. 

In Betreff der Leichenordnung waren genaue Bestim- 
mungen getroffen^ 

^ Stirbt ein Meister oder seine Frau, so müssen die 
jüngsten vier Meister der drei Kunsthandwerke die Leiche 
zu Grabe tragen; ist aber einer derselben verhindert, 
so hat er aus diesen drei Handwerken einen Substituten 
zu stellen. Auch ein Geselle kann darum ersucht wer- 
den. Wenn beim Begräbniss und bei der Feier des Sie- 
benten und Dreissigsten die Handwerkskerze ist gebraucht 
worden, so sollen die Verwandten des Verstorbenen 
sieben Pfennige erlegen; so war es seit alter Zeit, so 
sollte es auch fürder gehalten werden. Wird aber die 
Kerze nur bei der Begräbniss benützt, so sind die Ver- 
wandten der Verpflichtung ledig, wofern ihr guter Wille 
sie nicht anders bestimmt. Die Kerze darf nur bei Mit- 
gliedern der Bruderschaft figuriren, nie an Nichtmitglie- 
der verliehen werden. Bei allen ^Prozessionen hatten die 
zwei jüngsten Mitglieder die Bruderschaftskerze zu tra- 
gen. Wenn aber Einer oder Beide „Ehehaft" hatten, so 
müssten Stellvertreter geschickt werd^i. 

Soweit schrieb die schöne sichere Hand von 1534. 

Ungefähr zwanzig Jahre später, da Entres Eymer- 
ling und Jörg Weidenbush der Maler und Glaser ge- 
schworne Meister waren, wurde einmüthig beschlossen, 
dass, wenn ein ehrbares Handwerk der Brüderschaft zu- 



253 

sammenkäme, und sie Gebot hielten oder sonst zechten 
und guter Dinge wären, so soll der jüngste Meister den 
Wein kredenzeii und die Brödchen stellen, ,,dem Hand- 
werck zu Ehren", wie das von Alters her Brauch ge- 
wesen sei. 

Technisch von Bedeutung ist folgende Vorschrift für 
die Glaser: 

„item Ein schewbenn Inkirehene mit zwifachem plej 
auff beder seitte verzint eine für III dl. unnd mit sol- 
chem sol ein Jeder meister die arbeyt versorgen, vnd 
verstehn das das bley nit geringert werdt dan wie der 
gebrauch sunst gehalt wurdt als demmach er solchen Ion 
als in dl. mit got vnd er verdiemen vnnd nemen des 
wiss sich ein jeder meister zw halten." 

Im Jahre 1571 wurde eine beachtenswerthe Bestim- 
mung über die Anfertigung der Meisterstücke erlassen. 

Das Meisterstück der Maler sei ein Vesperbild mit 
dem Salvator in Wolken und dem Nimbus in planirtem 
Gold, dabei eine Landschaft, das Ganze 4^ hoch, Schreit. 

Das Meisterstück der Glaser bestehe in einem Schei- 
benstück zu 60 Scheiben „auf Ganz aus", und in einem 
Rautenstück, verkehrt auf sechs Bauten. 

Das Meisterstück der Bildhauer sei ein Crucifix 
sainmt einem Marienbild, welches „Johannes im Arm 
hält", 2' hoch. 

Das Meisterstück der Glasmaler sei ein jüngstes Ge- 
richt, gefügt, ausgezogen, gemalt und eingeschlagen in 
der Grösse eines Begalbogens. 

Kein Glasmaler sollte einen Gesellen halten, der 
nicht das Stück aufsuchen, fügen und ausziehen könne. 
Es hat der Tafelmaler nicht das Recht, einen Glasmaler- 
gesellen, der Glaser nicht die Befugniss^ einen Flach- 
malergesellen zu halten. Jeder soll bei seinem Handwerk 
bleiben, so wird Hader und Zank vermieden. Maler und 
Schnitzer sollten zur Fertigung ihres Meisterstückes ein 



m 

halbes Jahr, Glasmaler und Glaser ein Vierteljahr Zdit 
haben. 

Die ersten Künstler, welche 1671 nach der neuen 
Ordnung ihre Meisterstücke inachten .und damit bestan- 
den, hiessen Jakob Gay, Maler, Franz Gassml^nny Glar 
ser, und Veit Baumhauer, Bildhauer^). 

Zahlreiche ähnliche Miniaturbilder aus dem nattel«- 
alterlichen Kunstleben inüssten die Kunstgeschichte des 
Vateiiandes beleben und bereichern« Auch diese Dar- 
stellung hätte sich reidier entfaltet, wären dem Verfas- 
ser die im Germanischen Museum zu Nürnberg befind^ 
liehen Berichte früher zu Gebote gestanden. 

Als der dreissi^ährige Krieg diese .Blüthe des MH- 
alters vernichtet hatte, veranlasste Oswald Onghers die 
Reali^^n der Niederlande, ihre geistlosen Fabrikate auf 
die hiesigen Jahrmessen zum öffentlichen Verkaufe «u 
werfen. Diese Zufuhr hat bis in's achtzehnte Jahrhun- 
dert gedauert, und Wirzburg ist reicher an Kunstwerken 
letzten Ranges geworden, als mit der Würde der Kathe- 
dralstadt vereinbar scheinen mochte. 

Bald nach Albrecht Dürer war in Deutschland von 
einer deutschen Malerei nichts mehr wahrzunehmen. Und 
ziehen wir auch Belgien und Holland herbei, so dauerte 
dort die nationale Malerei bis in die Mitte , hier bis an 
den Ausgang des siebzehnten Jiahrhundert. Jm achtÄehn- 
ten Jahrhundert konnte und wollte Bafael Mengs nicht 
den Ruhm in Anspruch nehmen^ die ^leutsche Malerei 
wieder aufgerichtet zu haben. Er malte in Bma und 
Madrid , und seine Schüler waren Italiens , Franzosen, 
Spanier, auch Deutsche. Wenn er auch Altarblätt^ für 
katholische Kirchen malte, so hat er doch die christliche 
Malerei wenig gefördert. Er hat nicht mehr gethan, als 
den antiken Statuen Kleider geliehen. 



1) Sdiarold Wltzbuig. 166. 



m 

§ n. Tylman» Rksitt^nschn^der. 

Wie fleissig und mühsam die meisten der im Zunft- 
buch genanntem- Meister an ihren Werken gemalt und 
gemeisselt haben mögen, ihr Andenken ist, den Namen 
ausgenommen, erloschen, ihr« Werke sind den Atmos- 
phärilien erlegen oder so unbedeutend, dass die'Kri* 
tik nicht weiter darauf reflectircn kann. Einer aber ragt 
hoch über alle CoUegen seines Handwerks hervor. Einer^ 
der sich „Schnitzer" nennt wie Viele, Tylmann Riemen- 
schneider, oder Meister Dill, wie er gerne selber 
sich unterschrieb. 

Mehr als ein Jahrhundert wenig genannt, von Sal- 
ver kaum mehr gekannt, ist Meister Dill seit elf Jahren 
durch L. Becker in die Kunstgeschichte eingeführt, und 
steht ebenbürtig neben Adam Krafjb und Yeit Stoss als 
einer der trefflichsten Bildhäuer nicht bloss deeFrankenr 
Undes, sondern des germanischen Mittelalters. 

Dill ist nicht in Wirzbürg geboren, sondern von 
Osterode im Harze gekommen. Das ist nun einmal so 
in der Geschichte dieser Stadt, dass die, welche in Wis- 
senschaft und Kunst zu ihrer Verherrlichung Namhaftes 
leisteten, von der Feme gerufen w^urden, oder selbst 
kamen. Unter dem Italiener Gunzo und Othlon von St; 
Emmeran blühten die Schulen im Hochmittelalter am 
schönsten ; der Vater des Michael vom Löwen war aus 
Mainz eingewandert. Fries kam aus Mergentheim, Trit* 
hem von der Mosel, Eckhart aus Hannover, Ussermann 
schrieb in St. Blasien. Den thatigsten Baumeister Balthasar 
Neumanli hätte das böhmische Eger, Oswald Onghers^ 
den fruchtbarsten Maler das belgische Mecheln gesendet. 
Von daher waren a^ich die Auwera eingewandert. Kon- 
rad von Wirzbürg fand dagegen in Basel eine zweite 
Vaterstadt, der Historiker Jgnaz Michael Schmidt auä 
Amstein hat gerne den Ruf nach Wien angsnommen, 
Wirzbuiig war ^icht ^ür äi^ ; Vegler hat seine Lorbeeren 



S56 

alle in der Fremde geemtet« So haben auch die atobsen 
Kaufherren von Nürnberg in dreissig Jahren bei Dürer 
nicht um fünfhundert Gulden Arbeit bestellt; er konnte 
ihnen aus Italien schreiben: „Ay bin ich ein Herr, dokeim 
ein schmarözer.^ 

Bei welchem Meister brachte Dill seine Jünglings- 
jahre zu? Wo hat er die Technik erlernt? Ist er viel- 
leicht mit Adam Kraft in derselben Werkstätte gewesen? 
Die reine und einfache Schönheit, das tiefe Gefühl, die 
lebendige Charakterisirung, welche beide kennzeichnet, 
mochte zu dieser Annahme verlocken. Nimmt man aber 
Bedacht auf den tiefernst melancholischen Ausdruck 
mancher Köpfe, die Dill gemeisselt hat, so wird man 
versucht, den Einfluss Sehongauer^s zu vermuthen. Jeden- 
falls ist er von dem durch die Niederländer angebahnten 
Realismus influenzirt. Wer auch der Meister des Jüng- 
lings aus Osterode gewesen ist, er hat Ehre an ihm er- 
lebt; Dill ist von Jugend an kühn auf der einmal be- 
tretenen Bahn vorwärts geschritten, und hat sich wie Veit 
Stoss, Adam Kraft und Peter Vischer dem fleissigsten 
Naturstudien hingegeben und sich rasch zum selb- 
ständigen Künstler gebildet« 

Im Jahre 1483 wird Dill zum erstenmal als Bild- 
schnitzergeselle in Wirzburg genannt, und am Sonntag 
nach U. L. Frauen Empfängniss mit mehreren anderen 
Gesellen vom Magistrat in Pflicht genommen. Der 
Schnitzergeselle schwört mit den Malerknechten Lorenz 
Miller von Landsberg und Michael Bolz von Volkach 
den Bürgermeistern Heinrich Pf eyffelmann und Jörg Suppan 
^der hanntwerksleute pfiicht mit trewe und eydestat.^ 
Die Lukasbruderschaft nahm ihn auf. 

Die Zunftverhältnisse hätten ihm noch lange nicht 
erlaubt, sich selbständig niederzulassen, wäre er nicht 
in glücklicher Parthie durch die zünftige Wittwe des 
Goldschmiedes Ewald läemann und der Stadt Bürger 
geworden. Nach dem baldigen Tode dieser ersten Ge- 



2ST 

malin Anna (1501), nahm er Margaretha zur Frau, die 
ihm zwei Söhne gebar: Jörg, der 1532 Meister, 1534 
Zunftoberer geworden ist, aber keineswegs so. genial 
meisselte wie der Vater, und Anton, der nachmals das 
Baumeisteramt in Kassel führte. Wäre Meister DSl 
nicht ein Fremder gewesen, er hätte wohl auch wie 
Dürer zu klagen gehabt. Doch so war da» Glück mit 
ihm; er wurde 1504 Bathsmann im unteren Bath, und 
schwor dem Marschalk Heinz Truchsess den Eid. Nach 
vierzehn Jahren beförderte ihn das Vertrauen seiner 
Mitbürger in den Oberrath, auch zum Spitalpfleger 
wählten sie ihn. Im Jahre 1520 wird er erster Bürger- 
meister;, neben ihm steht Jörg Mehring als zweiter. 
Nachdem Dill 1521, 1522 und 1524 als Pfleger da^ Ver- 
mögen der Marienkapelle besorgt hatte, zog er sich 1527 
vom öff^entlichen Schauplatz zurück. Es gewinnt den 
Anschein, dass er sich gleich seinem Freund Maler 
Philipp Dittmar im Bauernkrieg arg compromittirte^ und 
mit Bischof Konrad von Thüngen in herben Conflict 
kam.^). Er ist 1532 gestorben und auf dem Leichhof 
begraben worden. Der ihm von seinem Sohne gesetzte 
nicht eben kunstreiche Grabstein wird jetzt in den Lo- 
calitäten des historischen Vereines bewahrt. 

Meister Dill hat eine Schule gegründet, die eine er- 
freuliche grosse Thätigkeit entfaltete. Wilhelm von Köln 
ist freilich bald unredlich abgegangen. Hanns Braun von 
Geysslhirig (Geiselhöring) in Bayern hat wohl die Kanzel 
in . Heidingsfeld verfertigt. Hanns Gottveit von Loer, 
Heinrich Schussler von Neustadt, Augustin Beuss von 
Iphofen, Hännselein Fries von Mergentheim werden 
vom Zunftbuch als Junger des Meisters genannt. Auch 
Balthasar Bappolt von Lauda, Gabriel Schreiber von 
dort. Leonhart Fries von Mergentheim arbeiteten in 



1) FraQkisehe ChroDik IV. 20* Hier wird er geradezu de» Aafruhn 
beschuldigt. 

17 



388 

seinem Atdier. AsmaB Ton HassAirt, Peter Bill und 
Jeromuft Müller- Ton Wirsburg werd^i an letzter Stelle 
genamit. Keiner der vielen oben genannten Meister hat 
eine so beeuclite Werkstätte gehabt. Die Werke DilFs 
finden wir im Dom, an der Marienkapelle, in Neumfinster, 
in der Spitalkirche jenseits des Maines, in Kiteingen, 
in Heidingsfeld, Kmpar^ Maidbrunn, Ochsenfurt, Volkach. 
Meister DIU hat eine für die Diözese Wirzburg maass- 
gebende Riehtang eingeschlagen; er ist der erste, der 
hiev eine Schule im strengen Sinn gründete. Doch kann 
auqh> sein £infl%»s nicht als so bedeutend wie der von 
Matthäus Grunewald in Aschaffenburg, Michael Wofal^ 
g^nuth und Albrecht Dürer in Nürnberg, oder des zu 
Kronach bei Bamberg 1472 gebornen Meisters Lukas 
erkannt werden. Man darf Dill nicht überschätzen und 
seine Wirksamkeit über Wirzburg und die Umgegend 
nicht zu weit ausd^nen. Sein Biograph hat des Guten 
etwas zuviel gethan, wie sehon der selige Kugler bemerkte. 

Wie Dürer und Vischer ringt auch Dill mit der Re- 
naissance und verlässt in seinen letzten Werken entschie- 
den die alten Traditionen. Das Prachtwerk von Becker 
mahnt uns zur Kürze, und gestattet nur an den hervor- 
ragendsten Werken des Meisters diesen Conflict zu ver- 
folgen. 

Der Denkstein des Eberhard von Grumbaeh (f 1487) 
ist bei der Restauration der Kirche von ^mpar zu sehr 
zu Schaden gekommen, um mit dem schon betrachteten 
Stein des Herrn ven Schaumberg in Parallele gesteHt zu 
werden. Auf die Hai»re und das Detail ist bei beiden 
grosse SorgfUt verwendet, und das Angesicht markirt 
individualisirt. Die Mfedonna im Nordsebiff von Neu- 
münster hat ihre Mängel. Bs ist nicht zu rechtfertige», 
dass das Kind mit der-^Zehe spielt, auch ist die Bildung 
des Halses bei der Mutter unschön und nicht proportionirt, 
im Gefiäte macht sich einige Ueberladung geltend, aber 
sonst ist die Ordnung gefällig und die Ausführung mit 



mSgUfibster Sor^U^ bewarkst^gt. Da» Wappen 2U 
Füssen dev lebensgross^i Fig«r geh&jrt ^ der Familie 
Wertau. Einer^he geiBtyalle Güuppe bietet die 6^ lange^ 
IV)^ habe Tafel mit d^i vierzehn Notiilielfero ia d^r 
SpitalkiiKibe liidcs deß Maines. äyouDetrae und Bbylbmiis 
waltet in der Disposition; snit Meiatei^sohaft sind die 
Kopfe in H0I3 gesebpitten. Der dankhane in Wirrimrg 
und Umgegend UBgewöbnIich oft bebtindelte Stoff bat 
unter der Hand Dilles beso^dern Bei« gevtoiatem. «Man 
beachte das Christophorusbild und die Jirngfranen. Jo- 
hann von Alendorf, Propst zu St. Burkard^ bat dieHobs^ 
tafel gestiftet (1494). 

Am Denkmal des Bischofs Biidolf von Scherenberg 
(1495) folgt Dill noch durchweg in d^ Archi4iektonik 
den alten Hüttengeseteen. Am Baldachbi ist fr^Uch die 
Zahl der Eselsriicken in^s Ungeheuerliche- gewachsen, 
und sie sohlingen sich nicht eben schiht durcheinander; 
aber die den Stein umkränzende Kehle ist fein profllirt, 
an ihren Anfängen die fe^ie elegante Ueberwerkstel- 
lung durchgeföhrt, die w^penhaltenden Engelchen sind 
lieblich gewandet^ Der Stein mag uns zu gross erschein^i^ 
der Baldachin zu schwer, die Wappen» zu viel, die 61- 
Schrift zu weitläufig;, das kommt Alles der Zeit und 
nicht dem Meister zu« Er hat uns £e Gestalt des Bi- 
schöfe in: ruhiger Qrewandong mit porträtlreuem Aus- 
druck fleissig ausgeführt. Allerdmgs würde eine nicht 
so schwere Inful. günstiger wirken. Welch' ein Untere 
schied zwischen diesem Denkmal und dem nahen des 
Lorenz von Bibra (1519). Die Rennaisan^e hat vollkom- 
men gesiegt. Es ist Meister Dill ergangen, wie Albrecht 
Dürer, als er die bekannten Compositionen zuf Triumpf- 
pforte des Kaisers Maximilian entwarf, nur hat der ers^ 
tere hier keinen so glücklichen Wurf gethan. Denn ander 
der edel und würdig gehauenen Figur des Bischofs ist 
nicht viel Gesundes an dem Denkstein. Es gefällt uns 

noch der Löwe« der zu Füssen mit dem Dr#^en kämpft 

'17» 



und die Seiten ilim serfleischt, aber schon das Kaniies 
darüber und die Genien sind rmzlos; das Fruclitgewinde 
um die Schriftplatte ist nicht begründet. Warum hat 
er die raie Amorette bekleidet, die andere nackt dar- 
gestellt? Die Flügel sind charmant und wie in Gold ge- 
stickt, doch desshalb nicht Alles so, wie es sich schickt. 
Auch die Phmitastereien an den zwei einschliessenden 
Säulen verrathen keinen reinen Geschmack. Die wes- 
penartigen Basen sprechen ihrer Bestimmung Hohn. Das 
Amorettenspiel über dem' Haupte eines Bischofs ist 
weder würdig noch an sieh possierlich. Die Details an 
Mitra und Pedum, wie den Kopf, zeichnet die alte 
meisterhafte Technik aus. 

Glänzend ist die genug bekannte Kaisertumba in 
Bamberg (1499); ergreifend die Kreuzabnahme in Hei- 
dingsfeld, und allezeit bewunderungswürdig der Rosen- 
kranz in VöUcach. Auch das Denkmal des Polyhistors 
Trithem, das Dill nach St Jakob zu den Schotten fertigte, 
und welches jetzt im Neumünster bewahrt wird, verdient 
alle Beachtung. Die vier Stationsbiider in Kitzingen sind 
acht, so auch die Mutter Gottes am Rathhause zu Ochsen- 
fürt. Man liest ihr zur Seite :^ 

spes. kam. ceUqm. decus. vgo. icUia. saloe. 
die. friMS. et famiu. carpe. pialor. Her. 
Dilles letztes technisch vollendetstes Werk ist die Trauer 
um den Leichnam des Herrn in Maidbrunn« Damit tritt 
er Ejraft ebenbürtig zur Seite. Wir finden hier unter 
den zehn Figuren das Bild des Künstlers. Dill hat das 
Sacramenti^haus, das Triumpfbild und verschiedene Sta- 
tuen für den Dom verfertigt, und zur Verschönerung der 
Marienkapelle viel beigetragen. Die merkwürdigen Rech- 
nungen für seine Werke sind der deutschen Kunstwelt 
längst bekannt gegeben. 

Wenn auch die von Pflänzenomamentik wimmelnde 
Kanzel in Heidingsfeld, so wie das dortige Sacraments- 
häuschen dem Meister Dill zugesdirieben wird, so wi- 



»1 

derlegt die erstere Memung das Monogramm iknd die 
Buchstaben b A; derFrohnwalm ivürde in seinen verfehl- 
ten Verhältnissen DilPn wenig Ehre machen; er gehört 
einem seiner Schüler an. So wird es auch mit dem Oel- 
berg an der Gertrudskirche in der Pleichach zu halten 
sein. Aechte Riemenschneider besitzt das Nationalmu- 
seum in München und Etlinger in Wirzburg. Eine herr- 
liche Madonna ist nach Leipzig gekommen; das jüngste 
Gericht in der Wand hinter der Gnadenkirche zu Det- 
telbach (von 1506) hat wohl ein Schüler DilPs gemacht, 
es ist nicht von besonderem Kunstwerth. 

Es gibt auch viele Kirchen, Sammlungen und Pri- 
vate, die vorgeben, Biemenschneider zu besitzen; auf 
diese können wir nitht reflectiren. 



§ 23. Reactionärer Eclecticismus des 
Bischofs Julius. ^ 

Die Bischöfe Rudolf von Scherenberg und Lauren- 
tius von Bibra (1466—1519) hatten den Haushalt des Stif- 
tes in Ordnung gebracht, in den Klöstern die Zucht zu 
regeneriren ernstliche Versuche gemacht, und mit allwi 
zu Gebote stehenden Kräften zur geistigen imd materiel- 
len Wohlfahrt des Frankenlandes gewirkt. Rudolf, der 
Nestor der deutschen Fürsten, baute die Brücke, weihte 
das von Propst Johannes von Alendorf erbaute Spital 
zu den vierzehn Nothhelfern, und besserte an dem Dom. 
Lorenz hat manches kostbare Gebäude errichtet. Durch 



<) Chronlcon Wireeburgense ap. Ekhart Francia oii«Dta|ii tS%^ 



MS 

Gt. B^itnbwg, Trithem, Abt in St. Jakob ^), durch Sngel- 
hard Wvaik von KeumQnster war wissenscbaftHcber Eifer 
wach geworden. Die sahlreichen Stifte beschäftigten die 
Künsttor, von deren Menge uns ein Blick in das Zunft- 
buch d^ LidEasbruderschaft Kenntniss versohafflt hat. 
Die bl8headen Zust&nde des Stiftes sollten aber bald in 
der 1[>etrübendsten Weise gestoit werden. 

Unberechenbar war der Schaden, den der Bauern- 
krieg im Sprengel anrichtete. Als die berüchtigten zwölf 
Artikel erschienen waren , verbreitete sich Anfangs Mai 
1525 der Aufruhr rasch von Schwaben durch Franken 
in die Rheinpfalz und die Thüringischen Thäler. Meh- 
rere Städte traten bei. Haufen von 10,000 — 20,000 Bauern 
zogen in den Provinzen umher, plünderten und verbrann- 
ten alle Burgen und Klöster, deren Besitzer die zwölf 
Artikel nicht unterschreiben und sich zu ihnen schlagen 
wollten. Georg Truchsess von Waldburg überwand die 
schwäbischen Insurgenten am 2. Mai bei Böblingen ; der 
Churfürst Ludwig von der Pfalz reinigte erst das Bis- 
thum Speier, verband zieh dann mit dem schwäbischen 
Herrn und unterwarf Franken, besonders das Bisthum 
Wirzburg. Bischof Konrad (von Thüngen) hielt ein 
schreckliches Gericht; auch die den Aufstand nieder- 
scUttgan, haben »gesengt, .geplündert und geköpft. 

Durch die Wuth der Bauern , die nicbts schonte, 
ging eine ausserordentliche Menge von Kelchen, Mon- 
stnmzen, tSdliquiarien und Paramenten verloren. Wenn 
das 'Frankenland gerade in diesen Werken der Klein- 
kunst aus dem Mittelalter vielleicht weniger reich ist 
als Altbayetn, so ti^gt der wilde Bauernkrieg nicht den 



i) Trithem'fl Zelle, Stuhl und Studierlampe wurden zu Aufkng des Jahr* 
huDderts noch gezeigt. Stengel (1647} vergleicht ihn mit Xvilhelm von 
Hirschan und sagt: ,4ta Trithemius et jam olim sibi ipsi mooachi claustra 
cellasqne aedlflcabant qnod plurimum comendat." Stengellns landes bened. 



geringaten Antheil der Siobuld. Welcfa0 Kunstschätze 
werden in den 200 Schlössern des Adels , die niederge- 
brochen wurden, vernichtet worden sein? Noch heute 
tragen viele Abteien und Stifte die Spuren der Gewalt- 
sßxakeit jeiier Zeitep. Am meisten litten Heiligenthäl^ 
Ilmbach^ Heiden£eld, M^idbrunn, Hausen, Bi!rkenfeld, 
Scbeftersheim , Theres , Vogelsburg , Weehterswinkel, 
Thulba , Aurach , Banz , BildhÄusen , Münchenrode, 
Sohwarzach, Sulzheim, Münchsteinach , Marienburghau- 
sen, Gangolfsberg, Gerlachsheim, Frauenrode, Frauein- 
thal, Tückelhausen, Birklingen. Damals haben auch Hitn- 
mel^forten und die beiden Zell grosse Gefährde bestan- 
den. Die Bauern haben die interessante WendeBnskapelle 
bei Heidingsfeld nied^rgebrocben^ in St. Burkard wüs- 
tend um sich geschlagen, und die Herren in Häng ge- 
zwungen, ihre Kleinodien von Silber und Gold auf ^di^ 
Festung zu bringen. Die Bürger der Stadt hätten in 
ihrer Feindseligkeit gegen den Bischof üicht so weit 
gehen sollen, den Empörern die Thore der Sttodt zu 
öffnen *)• 

Dass nach solchem Jammer und Verlust die künst- 
lerische Thätigkeit abnehmen musste, ist kbx. iDer so- 
/genannte Hessenkrieg fand den j^chof in solcher Noth, 
dass er alle Stifter der Stadt aufforderte, alles entbehr- 
liofae Silber in die fürstliehe Mikize zu s<diifiken. 

Damals gingen zahlreiche Reliquien zu Giüunde. Das 
Stift Hang schickte 135 Mark 8 Loth: die Statuen der 
beiden Johannes, verschiedene „Scheuern, Bücher, Mon- 
stranzen, Kelche, Messkännchen und Strausseneier" ; der 
Dom gab 9 Kelche und 7 Figuren. 

Auch die Grumbachischen Händel gingen nicht vor- 
über, ohne den Kunstdenkmälern verderblich zu werden. 
Wie sich dieselben mit demBisthum abgewickelt haben, 
gehört nicht hieher; aber constatirt muss werden, dass 



<) Gro^p coU. noviss. .Ul. 119 «q^. 



966 

Sein durchdringender Verstand, sein hoher und Alles 
umfassender Geist, die unermüdete Thätigkeit, der uner- 
schrockene Muth und die feste Beharrlichkeit, die ganz 
besondere Neigung für Wissenschaften und Künste be- 
fähigten ihn vor Vielen zur Leitung der Diözese in der 
gefahrdrohenden Zeit. Das Capitel hatte eine gute Wahl 
getroffen. Julius griff auf das Wirksamste in die Zeit- 
verhältnisse ein, und brachte die Fülle des Segens über 
sein Land. Nicht bloss entfernte er die lutherischen 
Prediger und Beamten, suchte dem in seinem Glauben 
wankend gemachten Volke durch Missionen und Visi- 
tationen wieder aufzuhelfen, den Klerus zu reformiren, 
strenge Zucht in den Klöstern anzubahnen, und die Re- 
form durch- gute Bücher und Kirchenordnungen weiter 
zu führen. Er hat die Pfarreien Alsleben, Eussenhausen, 
Euershausen, Oberbach, Erlabrunn, Jagstberg, MuHingen, 
Oberschleichach, Falkenstein, Gerlachshausen, Reupels- 
dorf, Saal, Nordheim, Günthersleben, Veitshöchheim, 
Püssenheim, Wipfeld, Unter st einbach, Helmstadt, Erlen- 
bach, Pfilftringen, Heidenfeld, Lengfurt, Holzkirchen, 
Laudenbach, Waldstetten undHöpfingen neu gegründet, 
und so durch Neubauten und Vergrösserungen von Fi- 
lialkirchen zahlreiche Meister und Gesellen beschäftigt. 
Für den Schloss- und Festungsbau im Städtchen Königs- 
hofen verwendete er über 91,000 Gulden. Dort liess er 
auch die Pfarrkirche renoviren. Mehrere Profan- und 
Kirchenbauten nahm er im Amte Bischofsheim vor, ebenso 
im Amte Karlstadt , in den Bezirken .Fladungen , Hom- 
burg, Mellrichstadt , Lauringen, Neustadt, Röttingen, 
Volkach, Wemeck. Doch geschahen diese Bauten nicht 
auf Kosten des Bischofs oder des Stifts, sondern es 
mussten die Gemeinden und Kirchen für den Baufond 
sorgen. Der bekannte „fränkische Ehren-Preiss" singt: 

„Was ferner dieser Fürst mit Treu 
Im Land geführt hob für GebeWj 
Zur Sicherheit sem'r ünterthmm, 



26t 

ßasselbig woll ihm GOtt beldhnm, 
Ist zu er%ehlen hie zu viel, 
Darumb ich davon schtceigen will, 
Wer's nit erkennt der ist ein Kindt, 
Und wer's nii sihet, der ist blindt" 
Julius wird der fränkische Salomon genannt. Sein ' 
Lob verkündigen zahlreiche Inschriften zu Brebersdorf, 
Burghausen, Dettelbach, Grumbach, Günthersleben, Hass- 
furt, Heidingsfeld, Stadtschwarzach, Röttingen, Thüngers- 
heim, Zellingen und an vielen Orten ^), Er hat nahe eine 
halbe Million Gulden verbaut. 

Am 10. Juli 1580 wurde das prachtvolle Juliusspital 
eingeweiht tmd die Kirche dem heiligen Kiliau gewid- 
met. Als die Consecration vorüber war, floss der Brun- 
nen unter dem Gemach des Bischofs den ganzen Tag 
mit rothem und weissem Wein und glücklich, wer sidi 
hinzuzudrängen im Stande war. Am 8. Juni 1582 wird 
der Grundstein zur Universität gelegt, am 8. September 
1591 die Neubaukirche mit grossem Pomp consecrirt, 
at^ht Tage darauf die neuerbaute Pfardiirche zu Stift 
Hang und die Martinskirche zu Veitshöchheim dem Got- 
tesdienste i£bergeben. Im Jahre 1595 hat er Schotten 
aus St. Jakob in Regensburg kommen lassen und ihnen 
das bereits zum zweitenmale heruntergekommene Kloster 
auf der Höhe von Gerbirg übergeben; von 1600 — 1604 
i)nrd der Brandschaden auf dem Schlosse gut gemacht, 
glänzende Fürstenzimnier reihen sich aneinander, für 
die Bibliothek und die vielen Alterthümer und Abgüsse 
werden die schönsten Räumlichkeiten eingerichtet. Den 
Pretiosen wird die Silkerkammer eingeräumt. Aber auch 
ein Zeughaue und eine Giessstätte musste vorhanden 
sein (1606). Das folgende Jahr schenkt Julius seine 
Liebe der Domkirche, lässt «in Gewölbe in dieselbe 
sprengen, neue Fenster brechen, eine Orgel stellen und 



i) Gropp opll, novfss. 1, 4U. III. '^68—374, 



1 



S68 

das Innere verschönem. Der Fassade neue Zier zu 
schaffen, gelingt seinem guten Willen und seiner Bered- 
samkeit nicht; das hartnäckige Domcapitel setzt ihm 
zu heftigen Widerstand entgegen. Im Jahre 1611 u. ff. 
wird das Minoritenkloster neugebaut, die Valentinskapelle 
südlich dem Chor angefügt, die vier Kreuzgangshal- 
len erhalten Gewölbe, die Schiffe verlieren ihre Kas- 
setten. Auch wird die Kirche von ihm mit einer Statue 
des heiligen Franziskus geschmückt. In der nämlichen 
Zeit gedieh der Neubau von Unterzell; die einschiffige 
Kirche, der Kreuzgang und eine Kapelle geben in ihrer 
Profanation immer noch Zeugniss vom gewaltigen Bau- 
herrn. Im Jahre 1613 wird die Wallfahrtskirche in 
Dettelbach eingeweiht. Was ist das ein imponirender 
Kreuzbau, einer der schönsten dieser Zeit im Sprengel. 
Reich und glänzend ist die Fassade, Jas Gewölbe mäTch- 
tig und einzig die Kanzel. Auch das Karmelitenkloster 
wurde 1615 vollendet; in selbem Jahre lässt Julius dem 
seligen Makarius einen Doppelsarg bei St. Jakob in 
Wirzburg fertigen. Das Kloster und die Kirche der Ka- 
puziner ist das letzte grosse Werk. Noch wird 1617 ver- 
ordnet, dass bei Provisuren der das Sacrament tragende 
Priester unter einem kleinen von zwei Männern gehaltenem 
Himmel gehen müsse, voraus sollen fünf Knaben heilige 
Lieder singen.' 

Julius hat mehr gebaut als zehn protestantische 
Reichsstädte zusammen; kaum ist diese eminente Thä- 
tigkeit zu begreifen. Gerne stimmen wir dem „fränkischen 
Ehren-Preiss'* von 1604 bei: 

yyErbauei seyn der Kirchen mehr 
Dass man sich gleich veiwundern soll 
Wie es habe mögen geschehen wol, 
Dass bei ein's Fürsten Regiment 
So ml neu Kirchen seynd vMendt, 
So vil der alten renovirt 
Erweitert, g' schmückt und gegiert 



Dreihundert Kirchen woBen in der Zeit des Bischofs 
Julius modificirt worden sein; ja nur zu oft liest man 
es hyperbolisch ausgesprochen, dass kaum eine gottes- 
dienstliche Stätte im Frankenland, d. h. im Sprengel 
von Wirzburg sei, der Julius nicht das Gepräge seiner 
Bauart aufgedrückt habe. Er hat eine Menge von Künstler 
beschäftigt. Als Baumeister des Stifts folgten sich Karl 
Adam (1595), Hanns Glock (1575), Kaspar Reumann 
(1591) und Balthasar Kobelein von Augsburg (1581). 
Auch Melchior Eschaim (1597), der Nachfolger des 
Kaspar Weinhard (1592) war aus Augsburg berufen. 
So auch Hofbaumeister Melchior Gschay. Michael Kaut 
ist als Stifts- und Veit Kaut als Stadtbaumeister thätig 
(1604, 1607). Michael war 44 Jahre Baumeister des Dom- 
Stiftes und des Bischofs, und fertigte Pläne zum Dach- 
werk der Domkircbe, zum Spital von St. Dietrich, zu 
den Kirchen in Eibelstadt, Eussenheim, Mainberg, Schein- 
feld, Volkach u. A. Er starb im Jahre 1666 und liegt 
zu St. Peter begraben. Augustin Lazarus ist aus Welsch- 
land gekommen (1609). Hanns von Fuld (1611) und 
Sigmund Bauer (1623) waren in der letzten Zeit des 
Bischofs thätig. Von den weniger zahlreichen Bildhauern 
ist Michael Kern (1606) von Forchtenberg am Kocher 
zu nennen. Um ihn gruppiren sich Georg Neidhart, Georg 
Körner, Zacharias Junker von Miltenberg und Balthasar 
Grobe (1614) von Schwäbisch Hall; Andreas Herneisen 
(1578) von Nürnberg, Melchior Burg (1582) aus Köln 
und Michael Haussier (f 1615) malten für die Kirchen. 
Georg Hennenberg (fl609) und Heinrich Fröhling (1607) 
verstanden auch in Glas zu malen. Hanns Bademacher 
war aus Lübeck nach den fränkischen Athen gezogen 
(f 1615). Ambros Scheffer (1598), Leonhard Preyss 
(1603), Johann Stummer (1610), Tobias Kobolt (1611), 
Martm Müller (f 1624) und. Ulrich Büeler von Grafen- 
rheinfeld (1616) fanden vollauf Beschäftigung. Vielleicht 
sind auch noch Hanns Christoph Hess von Mainz (1620) 



87i0 

und Johann Bartel Klose vou BcedAU (1622) unter Ju- 
lius thätig gewesen« Die berühmtesten Glasmaler dieser 
Zeit waren die sechs Dietmann, Hahns der Ältere (f 1604), 
Hanns Dietmann der Jüngere (1606), Paul Dietmann 
(1622), Johann Dietmann (tl646 in Wien) und- Kaspar 
und Christian Dietmann. Sie waren alle auch Flachmaler. 
Die Steinmetzen am Domstift : Hanns P&ff der Jüngere 
(t 1606), Hanns Flammersbach (1604), Balthasar Stem- 
hergcr (1607) und Meister Schöpf (1617) arbeiteten mit 
dem Stadtwerknieister Wolfgang Beringer (1580^ und 
Martin von der Sahl an den Werken des Fürsten. Ihre 
Steinmetzzeichen kehren unzähligemal wieder^). 

Die höchst bedeutende Kunsthätigkeit in dieser Zeit 
verdient in einer besonderen Abhandlarg gründlich be- 
arbeitet zu werden. Hier sollen nur einige Streiflichter 
auf dieselbe geworfen werden. 

Man kann nicht sagen, dass Wirzburg im Mittelalter 
je eine Kunstschule gebildet habe. Die Miniaturisten 
unter Bischof Heinrich I. haben schön wie die zu Bam- 
berg geroalt, und Maler Arnold wiird in der Minneburg 
preisend gedacht, aber Schulen haben sie kein^wegs 
gegründet. Die Meister und. Gesellen beim Thurmbau 
der Liebfrauenkapelle arbeiteten viel: für den Sprengel, 
aber ihre Bedeutung war nicht so gross, dass von emer 
eigentlichen Schule die Rede sein kann. Und selbst die 
Wirksamkeit und denEinfluss des Tylman Riemenschnei- 
derdarf, wie erwähnt, nichtzu weit ausgedehnt und übarr 
schätzt werden. Ganz eigentfaümlich und einzig selbstän- 
dig steht Bischof Julius da. Er hat dem Zeitgeist zuwider 
gebaut, imd ist nicht unbedingt mit der Renaissance ge- 
gangen. In kaum begreiflicher Keckheit griff er in das 
Mittelalter zurück, nahm die Formen der Blüthezeit und 
des Verfalls, mengte diese und Bildungen des Zeltgeis- 
tes durcheinander, und schuf so einen Styl, der einzig 



i) Sijliar^ld Wirzl^iorg 174. fl. 



in seifter Zeiir ist. Es ist ein Ecfecticismus der seltensten 
Art, für den sieh kein besserer Ausdruck findet als Ju- 
liusstyl. Dieser Styl beschränkt sich nicht etwa auf die 
Stadt, sondern umfasst den ganzen Sprengel, aber auch 
nur diesen. Die Nachbarn kannten diese Wirzburgische 
Kunst gar wohl. Es war bekannt, 

j^Dass wer sein Aug auf Kirchen wendt, 
Das FrankerUant vor andern kennt 
Die schöne Dach, Manr, TkUrn neu 
Zeigen bald was Würtzburgisch setf^ *). 

Die Fenster waren mit Maasswerk gefüllt, Stabwerk 
in den Thürlaibungen angebracht, die schönen Thürme 
hoch und schlank, und von weitem erkennbar. Ein gleich- 
zeitiger Biograph des Bischofs sagt: „sintemahlen auch 
die spitzigen Thüren allenthalben an Tag geben, was dem 
Bischoff von Würtzburg undHertzogen zu Franken eigen- 
thümlich und unterworfen ist" 2). Julius steht durchweg 
auf dem Boden der mittelalterlichen Tradition. Er schenkt 
seinem Frankenlande noch gothische Kirchen, während 
Altbayern in der Prälatenkapelle zu Scheyern 1565 den 
letzten Spitzbogenbau erkennt*). 

Vom alten Spitalbau, den Kunz Müller und K. Reu- 
mann vollendeten, blieb uns nur der figurenreiche Por- 
talstein erhalten; derselbe wird in den Localitäten des 
historischen Vereines aufbewahrt. Das reiche dramatische 
Leben in der Darstellung muthet uns an; wir gewinnen 
diese um Hilfe flehenden Krüppel, Presshaften und Lei- 
denden aller Art unwillkürlich lieb. Rührend ist es, dass 
auch der Baumeister , der beim Bau sich den Arm ge- 
brochen, unter den Hilfeflehenden erscheint. Gropp hat 
uns nicht bloss die Einweihungsfeierlichkeiten, sondern 
auch eine genaue und umfangreiche Beschreibung des 



1) Fränkischer Kliren-Preiss Imu Gropp coli« noviss. III. 380. 

2) Gropp 1. c. - 
•) Bavaria (1860) I. l. 274. 



i 



272 

grossartigen Baues hinterlassen. Massiv waren die Ge- 
wölbe, und die Mauern so stark, dass das alle Zeit stör- 
rige Domcapitel befürchtete, es könnte in schlimmen 
Zeiten der Feind daraus eine Festung formiren und die 
Stadt bedräuen. Aus der langwindigen und pbrasenrei- 
chen Beschreibung heben wir nur folgendes heraus: 

Fortna lenet quadram socia cotnpage figuram. 

In cenlum ei Septem mvlliplicata pedes, 

Phmaque pars natum solem petit imana cadentem 

Dextera frigentem torrida laeva pigrum, 

Quatrifidwn ftdcit nam percia distega dictum 

Tota toreumatibus picta videnda suis, 

Mirum opus ingenii damus admiraöili arte 

Gloria Praxiteli tel Policlete tibi. 

Jeder Hauptbau des viereckigen Spitals hatte eine 
Fassade mit dem stereotypen Giebel, einer Uhr und 
einem Thurme. Die Ostseite des Vorderbaues enthielt 
die Kapelle, die gegenüber der Strasse mit sieben spitz- 
bogigen Fenstern erhellt, drei Altäre und eine „Krypta" 
besass. 

Es muss hier genügen, an zwei der stattlichsten 
Gebäude der Stadt den Maassstab der Kritik über den 
Juliusstyl anzulegen. 

Das Universitätsgebäude. 
Der vierflügelige Juliusbau muss vom neueren Semi- 
nariumsgebäude genau unterschieden werden. Jen^ for- 
mirt ein ungleichseitiges Rechteck, dessen kürzere Süd- 
seite die Neubaukirche, dessen Fassade nach Nord der 
Hauptbau mit den flankirenden Giebelfassaden bildet. Die 
das Rechteck abschliessenden Seitenbauten greifen süd- 
Tvärts auf den Kirchenkörper ein. Drei Portale mit 
römischen Säulenordnungen gliedern den Nordflügel, 
zwölf Arkaden inRustica zieren den Ostbau, neun solche 
den Westflügel; die Fensterreihen stehen meist dreifach 
übereinander. Die doppeltgetheilten Fenster sind durch- 



k 



87« 

weg im Rechteck construirt. Die Laibungen sucht 
Meister W. Beringer in der alten Art mit gekreuzten 
Stäben zu beleben , will auch die Profilirungen darnach 
gestalten. Aber es gelingt ihm nicht, jene Schärfe und 
Feipheit wiederzugeben, wie die Ecken, Oiebel und 
Fenster von Nürnberg sie uns zeigen. Auch macht die 
Uebereckstellung der weniger schmucken Ausbauchung 
Platz. Die Portale mit den kannelirten Säulen huldigen 
entschieden einer uii^esunden Renaissance. Und doch 
sehen wir sie bereits aufLeipolt's Stich vom Jahre 1603 
genau so abgebildet, wie sie uns heute erscheinen. Wohl 
versuchen die aus den Dächschrägen ausspringenden Gie- 
bel mit ihren Inschriften und Sonnenuhren den Totalein- 
druck zu heben, ihn durch systematisch durchgeführte 
Dreigliederung in der Hqrizontalrichtung zu steigern; 
aber die Schnecken und Krümmungen zwischen den ein- 
zelnen Simsen und der schwerlastende Schluss gewähren 
dem Auge keineswegs die beabsichtigte Befriedigung. 
Stattlicher nahm sich das spitze Oktogonthürmchen aus, 
das aus der nördlichen Kirchdachschräge sprang. 

Wenn auch nicht heiter wirken die Flügel immer- 
hin imponirend nach Aussen. Aber im Innern des Uni- 
versitätsgebäudes finden wir die Gänge zu nieder und 
und zu wenig in die Länge gedehnt. Auch die Zimmer 
sind nicht angenehm, trotz der Gesimse, welche Flach-/ 
decke und Wandungen vermitteln. Zierlich ist das Rip- 
pengewölbe, das die Halle des Haupteingangs deckt. 
Aber die Rippen haben ihre eigentliche Bedeutung ver- 
loren, und ihre Tendenz ist lediglich centrifugal. 

Das Universitätsgebäude ist interessant, aber schön 

kann es nicht genannt werden. Es war ein zu gewagtes 

Unternehmen, verschiedene Bauintentionen durcheinander 

zu schieben. Die Gothik, die man anwendet, ist krank, 

und der Renaissance will man ihr Recht nicht lassen. 

Man dient zwei Herren und kommt mit keinem zurecht* 

18 



»4 

Dasselbe VeiMÜniss kebrt am Bibliothel^ebattde ^er 
Pestting vAe an allen JtiUusbaateii wieder. 

Am 11. Juni 158S war der Grundstein feierlich ge- 
legt worden. Schreiner Stephan Kolm hatte nach dem 
Plane des Baumeisters A. Kai ein genaues Modell Ton 
Hdz verfertigt. W. Beringer stand bis 23. Febr. 1583 
an derSpitse der Stmnmetsen und Hüttenjungen^).. Schon 
im zweiten Baujahr konnten die Lehrximmer eingerichtet 
werden. Für diese hatte der HQttenbesitzer Jbnas Wei- 
ner zu Bischofi^heim vor der Rhön 36 eiserne Oefen zu 
3S6 Centner 70 Pfund Gesammtgewicht um den Preis 
von 680 Gulden geliefert. Die Decke der grossen Aula 
verzierten Meister Jörg Schwarz aus Nürnberg und Ste- 
phan Bolsamer aus Bamberg. Für die dreissig Stuck 
Sehe3>ett, wel<^ Meister E;I>ietward nach Yisirung^ von 
Joss Ammon in die Fenster der Atila malte, erhielt er 
40 Gnlden. Die in Stein gehauene Vorstellung der Sen- 
dung des heiligen Geistes über dem Hauptthor verfer- 
tigte der Bildhauer Meister Johann von Beundnm tun 60 
Gulden. Die di^i- Wappen, das pSpstHche, kaiseriiche 
und Echter^sche, schlug Erhard Bartih au9. Als der. Bau 
1584 fertig war, malte AI. Müller grau in Grau, mancher- 
lei Arabesken an die Fassade. Die Vorlesungen began- 
nen; 4as Werk hatte 32,293 Gulden 8 Pfund in Gold 
gekostet. Wirzburg war um eine Zierde, reicher gewor- 
den« Es singt der „fränkische Ehiren-Preiss^ :. 

„Im Schild sih die klein C&ntrefey 

Und schßtze dmuss das ganz Gebew 

Darin, erschallen, alle Tag. 

Die freye Kunst und was man' mag^ 

Wissen^ der Seel^tmd L0it^zu,gut, 

Dßssetbman als drirn^ lehren tbuii 

Dahi^n »erd^n melig'tekrler Lernte 

Vom F^rst4uk'ruffen ^eit uH>d wmi* 



i) Scharon a, a. O. 2öS. 



m 

Welche die GöMeh Schrifft und Sechien 
Gelstticii tfftd weltlich stark verfechten. 
Die heilsain und löblich Ärtzney, 
t)rey Künsten und Philosophey, 
Des hat Wirtzburg ein grossen Ruhm 
Und riechet wie ein köstlich Blum, 
Die grünet jetz je länger mehr 
Darum man ihr zulauffet sehr. 
Von dien Nation und Sprachen 
Manch edle Jüngling sich aufmachen, 
Der hohen Schul Wirtzburg zu Ehren 
Dass sie alldo tid Weisheit lehren. 
-Frew Dich Würtzbürg du werthe l^täät 

Denn dein Studefüen sind^ jetzt wehrt. 
Zu Doctorat und grossen Ehren 
Die Jüngling zugelassen w&ren. 

Die Nenba-ukirche. 

Ber eigenthümlichste üiid glänzendste Bkä in der 
Stadt seit 3Ö0 Jahren. Der erste Bück unterscheidet 
die visrschiedenen Bauperioden am Aussenwerk. Ei»e 
andere Hand hat das gothisirende Maasstverfc gemeisselt, 
eine andere die massigen Streben und Simse dem Süd- 
bau eingefügt und den lliurm mit Lisseneu umkleidet. 
Der Aussenbau befriedigt nicht. 

Indem die Apside in das Bibliothekgebäude fällt, 
der Westflügel des Universitätsbaues sich mit der Nord- 
halle verbindet, wird die Stellung der Kirche eine pre- 
käre. Die zehn Streben der Südseite bilden' eine allzu 
monotone Flucht. Zwar markirt sie ein mächtiger orga- 
nisch gegliederter Sockel, Blenden beleben die Vorder- 
seite, aber sie sind ohne Verjüngung, ohne Wetterschräge, 
an die Stelle des Thürmchens ist eine wuchtende Deck- 
platte mit Eierstäben, Simsen und Tropfen getreten. 

18* 



^6 

Auch mit den Fenstern kann sich das Auge schwer za- 
recht finden. Was soll man dazu sagen, wenn sich je 
neun Fenster in drei Reihen übereinander, also 27 in die 
Südwand brechen? Alle schliessen rundbogig und wer- 
den dreistrahlig durch die Pfosten. Eine kränkelnde Go> 
thik bildet das Maasswerk. Die untere Reihe ziert sich 
mit je zwei starkbauchigen Fischblasen und einem ver- 
längerten Kreisschlag in der Spandrille. Die Nasenbil- 
dungen in den Fischblasen sind zwar, regelrecht , treten 
aber weit über den Durchschnittspunkt der Centren der 
Kreissegmente vor. In der zweiten Fensterreihe setzte 
der Meister über dem mittleren Rundbogen der Fenster 
einen Kreis, schlug in diesen einen regelrechten Vier- 
pass, und liess die Kopfe der Fischblasen auf ihn fallen. 
Die Oberreihe entbehrt im Maasswerk der Nasencon- 
structionen. 

Ein solches geistloses Einerlei wäre den Meistern 
früherer Jahrhunderte unmöglich gewesen.' Und doch 
ist dieser Aussenbau origineller als der der Jesuiten- 
kirche in München, die 1670—1580 von Wolfgang Müller 
erbaut, durch nüchterne Kolossalität und kostspielige 
Schwerfälligkeit nicht angenehm berührt, wie commod 
auch der Innenbau sein mag^). Die Fenster der Nordseite 
versöhnen uns nicht; auch hier sind drei Reihen über- 
einander, von denen die untern fünf, die mi^ttlern und 
obem je sechs LichtöShungen zählen. In den oberen 
Fenstern wollen zwei ganz unorganisch nebeneinander- 
gestellte Kreise das Maasswerk formiren, in der zweiten 
Ordnung je zwei Fischblasen Leben geben, während un- 
ten da und dort beinahe eine Art Flammengotbik zum 
Ausbruch gekommen wäre. Streben hat die Nordseite 
nicht. Der Thurm ist imposant ohne schön zu sein. Die 
merkwürdigerweise aus acht Fischblasen gebildete Ro- 
sette wie das Maasswerk im zweiten Stockwerk stammen 



i) BftTttiA (1860) I. 1. 274. 



277 

noch aus der Zeit des Julius; die sonstigen Zierden und 
Verkleidungen des Thurmkörpers liess Bischof Oottfried 
von Guttenberg unter der Leitung Petrini's und V. Pe- 
zani^s machen. Die Höhe des Thurmes beträgt 260^; 
fast ebenso hoch sind die Thürme von Stift Hang und 
die Domthürme. 

Das Portal wird von zwei korinthischen Säulen ge- 
stützt, sonst vermitteln weitauskragende Simse und Quer- 
balken die Eckpilaster miteinander, während Pyramiden 
und Kugeln den Uebergang des- Quadrats in das Achtort 
einleiten. Die jetzige Kuppel mit Laterne entspricht 
woU dem Unterbau, kann aber die Schönheit des schlan- 
ken Oktogonhelmes, den Bischof Julius nach Leipolt^s 
Stich von 1603 aufrichten liess, nicht ersetzen. 

Wenn wir so im Aussenbau trotz des leuchtenden 
Roth der Quadern wenig Symmetrie und Anmuth fin- 
den, so entschädigt der Innenbau für alle Mängel; was 
nicht verständlich schien, ist plötzlich klar geworden. 
Ein wunderbar reicher und glänzender Hallenbau /hat 
uns aufgenommen. Wir meinen nicht in einer Kirche des 
Frankenlandes, sondern in einem Tempel Spaniens oder 
des Orients zu stehen. Die Thurmfenster sind glücklich 
disponirt, die Lichtöfinungen erscheinen keineswegs zu 
weit, selbst die Fülle des strömenden Lichtes finden wir 
nothwendig für die vielen Hallen und Stockwerke. Die 
Orundanlage ist von Julius, die Details schufen spätere 
Generationen. 

Meister Adam Kai hat mit klarstem Verständniss 
die Dreigliederung durchgeführt« Die Kirche ist zu 
drei Abtheilungen in der Längenrichtung gesprengt, drei 
Reihen von Arkaden gruppiren sich übereinander, und 
der Westbau ist wunderbar dreimal dreifach gegliedert. 
Weil der Westhalle die wohlgewölbte Apside entspricht, 
sind auch hier Naos, Konche imd Paradies zu unterschei- 
den. Das rundbogige Gewölbe, das dem Mittelschiff den 
Abschlttss gibt, besteht aus acht durch breite Bänder 



getreiv^|43ii;Rechtec)Len9 welche voxtfepm>n PiagpuaJ^ur- 
ten gekrojuzt werden. 

^cht ^llIldAr]u|de^ leitcipi die Abseite ia .die ^aupt- 
hidle; üb^r diesen steigen andere acht Arkaden und dann 
wieder acht nahe zum Sp^l d,er Wölbui)^. So kopunen 
beiderseits je 24 Arkaden, sie werden aUe ypn recht- 
eckigen Ffeilern j^et^riigen) deojpn die Wand^aster ent- 
sprechen. Alle sind nüt Kämpfern bekrönt, Reiche Sim^e 
Iwfen nhßy den Hphen der Arkaden hin. Die dj^d^rch 
schon erzielte reizende Wirkung wird sehr erhöbt^ indem 
sich dei^ Pfeilern k^pnelirte Säulen anlegen. Ihre Basis 
wächst i^us quadratem Sockel. Die untere Säulenreibe 
versucht, im Capital die Strenge des dorischen Styles 
zu repräsQntiren ; an der zweiten schauen wir schlankere 
jonischp Säulen mit Voluten, während die obere Jlcihe 
in reichem anmuthigem Laubwerk korinthisirt. Pie iiber- 
einander gß])auten Seitenhallen wprdei^ in je acht Qua- 
draträume geschieden. Zwei Oallerien laufen an d^n 
Mauern hin. Die Schönheit dieses reizendem Arkad^ii- 
b^ues culminirt in der Thurmhalle. Prei grössere Bund- 
bogen setzen sich übereinander, und werden von viermal 
zwei kleineren Arkaden begleitet. Dreimal je vier Säul- 
chen legen sich an die Stützpfeiler, dicj von den Quer- 
simsen und der Gallerie durchschnitten sind. 

So herrscht eine reiche symmetrisch -rhythmische 
Bewegung in dieaen Hallen. Doch nur der Querdurcb- 
schnitt wirkt mit voller Reinheit; in der Longitudinal- 
richtung bringen die in einer Flucht liegenden Simse 
mehrere Härten hervor, dje leicht hätten vermieden wer- 
den können. 

Di^ Kirche hat yerschiedene Bauzeiten. 

Bischof Julius begann 1582 den Bau, m^didom d^iß 
Ulriphskirche, der Thannißohe Thi^rm und die f^oreni^ 
kapeUß abgebrochen waren. A. Kai, Kaspar Hag von 
von Augsburi; un4 ein Meister ftuß Main«; Iqit^te^ dw 



Tkweßf voUendet stand. GHäiuiend €iiod,aai^.^<^t0mber 
1591 die Consecration durch den Suffragan Jos. Ertling 
zu £krea der U. Zwölfboten statt Am 29, Aug. 1592 
genehmigte Julius die Baureohnung durch seine Unter- 
schrift. M. Bobin yoQ Mainz fertigte 1582 den Hochal- 
tar^ Srbard Barsch die Säulen vor das Havptthor und 
die Wappen. Adolf von Ehrenberg beabsichtigte die 
Bestauration, die Gottfried von Guttenber^ vollendete; 
er hat 1698 die Streben an den Südbau durch Meister 
Geerg Marquard fügen lassen^ Philipp von Greif enhlau 
errichtete dem Gründer ein ehernes tihrendenknaal, das 
die Franzosen vernichteten. 

Dei* Juliüsstyl schafft ZwittergotUk uhd Renmsadee 
nebe!iieiaand«r , und combimrt bald geistvoll lind kühn, 
bald verlegen und luigiücldich^ iminer aber cfcarahterh- 
tisch. In der Wölbungsformation werden erhebliche 
Fehler gemacht; man vollendet die Tonnehwölbung und 
setzt dann die Rippen an, kreuzt sie, applicirt auch die 
Ceniralgurte und lässt sie aus unförmigen Consolen aus- 
springen. Dadurch werden die Gewölbe gedrückt, wie 
die Minoritenkirche^ die Valentinskapelle, Unterzell, Det- 
telbach und andere Bauten beweisen. Beim Maasswerk 
hat die alte Cirkelkunst oft entschieden sre im Stich ge- 
lassen. Am glücklichsten war man in der Thurmconstruc- 
tion. Die Maler strebten einen ruhigen Faltenwurf, 
Wahrheit im Ausdruck und mildes gelungenes Colorit 
an. Der merkwürdige Saal über der Valentinskapelle, 
die Rundbilder und Wandmalereien in Unterzell und in 
der Minoritenkirche bezeugen dieses Bestreben* Die Skulp- 
tur hat mit der alten Zeit entschieden gebrochen. Doch 
nimmt der ehemalige figurenreiche Portalstein des Ju- 
liusspitals durch das dramatische Leben all unser Inter- 
esse in Anspruch. Glänzend gearbeitet ist das 1577. dem 
gelehrten Sebastian Echter von Mespelbrunn in der Süd- 
halle des Domes errichtete Grabdenkmal. Julius selbst 
wurde von seinem Nachfolger ein Denkmal gesetzt, 



280 

welches M. Kern ausführte. Es ist ein ruhiges Renais- 
sancewerk. 

So steht Bischof Julius , der erhabene Mäcen , an 
der Zeitenwende. Er greift mächtig rückwärts und vor- 
wärts zugleich, kämpft mit dem Zeitgeist und sucht die 
Resultate der Vergangenheit mit den Errungenschaften 
der Gegenwart in Einklang zu bringen. Er unterliegt 
nicht in diesem titanenhaften Beginnen, hält aber auch 
den Strom nicht auf. Er hat sich eine Stellung in der 
deutschen Kunstgeschichte errungen, die einzig in ihrer 
Art und von der staunenden Nachwelt freudig anerkannt 
ist. Mit Julius kann erst die Kunstgeschichte des Mit- 
telalters fEtr Wirzburg ihren letzten Abschluss finden. 

Weder vor noch nach ihm ist ein so gewaltiger 
Bauherr im Frankenlande aufgestanden. 



Vlerteti CaplteL 



Renaissance und Rococco. 

Wenn die Denkmäler der Kunst des Alterthums 
nach Nationalitäten, die der romanischen Kunst des 
Abendlandes nach den drei einschneidenden Epochen 
des Altchristlichen, Romanischen und Germanischen ge- 
sondert und angeordnet werden müssen, so lässt die 
bunte, individuelle Mannigfaltigkeit der modernen Kunst- 
bestrebungen dagegen weder die nationale noch die zeit- 
liche Eintheilung in durchgreifender Weise zu. Der ge- 
meinsame Zug aller modernen Kunst, der Realismus, mo- 
dificirt sich vielmehr nach der Verschiedenheit der ihn 
mit Energie vertretenden, mildernden oder bekämpfenden 
Künstlerpersönlichkeiten und die durch sie gestifteten 
Schulen. Wie diese als die Glieder des reichen Ganzen 
in der allgemeinen Kunstgeschichte getrennt in^s Auge 
zu fassen sind^), so wird auch in das zerfahrene Wesen 
einer Localkunstgeschichte nur dann Ordnung zu bringien 
sein, wenn Gruppe um Gruppe behandelt wird. 

Es ist Renaissance und Rococco zu unterscheiden. 
Die Hochrenaissance von Filippo Brunnellesco (1377 — 
1446) in Toscana eingeleitet, glänzt durch brillante Pal- 
lastbauten. Florenz ist der Sammelpunkt der bedeutend- 
sten Leistungen ; Ruhe, Grazie, schöne Einfachheit zeich- 



1) Lützow und Lübke Denkm. 921. 



net sie alle aus. Bramante hat diese Kunstweise im 
secoh d'oro weiter geführt, Michel Angelo und die Pe- 
terskirche leiten ihren Verfall ein. Doch muss auch in 
dieser zweiten Periode die Orossartigkeit der Anlage, 
die Kühnheit der Conception und die Vollendung der 
Technik annerkannt werden, wenigstens in den italien- 
ischen Stpaten. 

Italienischer Geschmack dominirte in ganz Europa. 
Das italiemsche Volk mochte über allerlei Mängel seines 
Daseins klagen, aber seine formgewandten klugen Söhne, 
die allein das Oeheimniss zu herrschen und das Leben 
mit poetischem Glänze zu färben verstanden, rächten 
ähnlich wie die hochbegabten Hellenen an den Römern 
den Niedergang ihrer Nationalität, indem sie ihre Be- 
sieger der italienischen, damals vorzugsweise höfischen 
Bildung unterwarfen^). Mit dem Be^nn des siebzehnten 
Jahrhunderts tritt die Renaissance in die letzte Periode 
ihrer Entwickelung, in die des Barockstyls. Hauptver- 
treter desselben für Italien ist Lorenzo Bernini (1589 — 
1680). Doch als der eigentliche Vater ist Francesco 
Borromini (1599 — 1667) zu erkennen, der Meister im 
Fratzenhaften, der sich auch um die Antike nicht küm- 
merte. Bei ihm vereinigen sich schrankenlose Subjectivi- 
tät und spielende Aeusserlichkeit in hohem Grade. Er 
suchte die gerade Linie möglichst aus der Architektur 
zu verbannen, und im Grundriss wie im Aufbau die Curve 
und den Schnörkel an ihre Stelle zu setzen. Fietro Berettino 
de Cortona (1596 — 1669) ist der dritte Repräsentant dieser 
architektonischen Willkürherrschaft. Die Renaissance in 
Frankreich unter Franz I. ist würdig und massvoll, die 
Kunst unter Ludwig XIV. sucht durch Prunk zu impo- 
iren, bleibt aber allzeit frostig, die Zeit Ludwig^s XV. 
ist die kläglichste in der Kunstgeschichte. 



t) Springer KunstgeschloMe 89#. 



WJ«dMwg bietet ^dü dMM*ateteriB«udies S«m«r0dL 
•HS der Hocfafttiiftnsaiu^e; wiear die Erzguastiif dn im Dom 
«nd NeiHpsSnatiar hieher rj&dmen wUl, «tag ^es ^äiun. Bi- 
s^of JufiBS waltet in allzu s^dbsläMig^i &^ wöiger 
TUtifi^iiaeit. pie KitraMÜt^ikivoihef vAe Me 'ven Bm%^ 
leüeai in den Baroc^styl l^fiber, der m 4kr Faiteade 
und Kuppel von Neiimilnster, in gt. Pe4«r, der S^oa- 
Bariumskaarche, ät. Btephiui und Sft. NULolaus auf dem Küp- 
pdbe iSkeiiie Repräsentanten hat, Der kirditicbe» Arckitelttttr 
gebt eine eben so reicbe Profuiari^itektnr zur Seite. 
Die dreiFüretbisdiöfe aus dem Hause äehönborn «teben 
im Mittelpunkt der KunettbJitigkeit von Wirzburg im 
siebsebnten und acbzefaa^en Jahrhundert; i^e sind ganz 
in die fran^sösiBehen Ideen eingegangen und haben reich, 
prAchiUebend und bauluatig eine Fülle von Denkmälern 
geschaffen, ^e Menge yon Künstlern gepflegt, dass ihre 
Peripde nur mit der des Bisehofs Julius in Parallele g^ 
stellt Trerden darf. Wie Julius die Schäden 4e« Bauern- 
krieges, des Brandenburger und Hessenkrieges und der 
ßrumbaehisefaea Händel, so haben die Schönborn, Grei- 
fouklau und Hütten die Verderben des dr^issigjäjirigen 
Krieges m. paralysiren versucht und verstanden. Wenige 
Bifieho&städte und Sprengel Deutschlands wurden mit 
dem Beickthmn an Bi^u- und Bildwerken versehen wie 
Wirzburg- 

Die Bifichofsstädt^ und Residenzen der katholischen 
Ftirsteu Hessen sich die letzten Jahrhunderte fast ganz 
allein die Pflege der Künste in Deutschland angelegen 
min, — Die Kirchenneuerung hat för die Kunst im 
hohen Orade verderblich gewirkt. Was wurde im sechs- 
zehnten Jahrhundert nicht gestürmt, geplündert, gebro- 
chen und niedergerissen? Fiorillo spricht mit Recht von 
einem Bildejppturm ahnlich dem der Ikonoklasten *), Mit 
den angefodslenen Puqkten des Glaubens wurden die 



^ FioTHIo €feMlii«ltte der zefth. Mttstt in Deutscütaiid U. 976« 



kirehlklie Verfiusimg und das ganse Mittdaltar, selbst 
Kunst und Poesie für lange Zeit verworfen, vermcht<$t 
und vergessen; die Kunst wurde ihrer ursprüngliche na- 
tilrlichen Bestimmung entrückt Der Pöbd frohlockte, ge- 
lang es ihm Altare su berauben, und es gab eine Z^, 
da die Theologen selbst Hohsschnitte aus den Büchern 
verbannt wissen wollten. Die im Mittelalter uns Be- 
wunderung abzwingende Productionskraft der Reichs- 
städte ist dahin, sie sind abgestorben wie das Beich selbst ; 
ein und die andere Kirche erhebt sich noch, andere 
werden vom Zerfall mühsam gerettet; sonst concentrirt 
sich die bürgerliche Baulust meist auf den Bathhausbau, 
das Symbol der Selbstherrlichkeit und der Geltend- 
machung des Individuums. Was hat Nürnberg, die stolze 
Republik, die doch sonst immer eine rühmliche Aus- 
nahme macht, von 1550 — ISOO gebaut, ausser derEgids- 
kirche und dem von Eucharius Karl Holzschuher (1616 
bis 1619) errichteten Rathhaus mit seinen Pavillons und 
geschweiften Zinnenkrönungen? Selbst die edle Klein- 
kunst kommt nach und nach in Verfall, es bleibt nur 
das Spielzeug und der alle Lande durchwandernde Nürn- 
berger Tand. Es will die Meisterschaft nicht mehr 
gedeihen, obwohl 1661 eine Akademie gegründet wird, 
und Sandriurt, der Repräsentant jener Zeit, da man der 
Kunst durch Ertheilung von Titeln aufzuhelfen suchte, 
in Nürnberg seinen Sitz aufschlägt Freilich schrieb er 
auch 1675: dass die Gothika nach Verlust der Baukunst 
aufgekommen und keine Ordnung, keine Proportion und 
kein Maass beobachte. Was hat das protestantische Re- 
gensburg gebaut? Den neuen Theil des Rathhauses und 
die Dreieinigkeitskirche (1627 — 1631), zu deren Vollen- 
dung die Dominikanerbrüder, die armen Bettler, wider- 
rechtlich 6000 fl. zahlen mussten. Augsburg erging sich 
allein in Pallastbauten; Ulm zeigt gar unbedeutende Werke 
aus diesen Jahrhunderten. Können diese Rathhäuser den 
Vergleich mit den glänzenden Residenzen der Fürstbi- 



38» 

schöfe in Aschaffenburg, Wirzburg) Bamberg, Eichstädt, 
Freising, Passau und Salzburg aushalten? Im imposanten 
Styl erhoben sich die Jesuitenkollegien in München, Pas- 
sau, Ingolstadt, Landsberg, Straubing, Regensburg, Lands- 
hut und anderwärts.. Die Benediktinerprälaten bauten 
mit den Cisterzienser- und Prämonstratenseräbten in 
die Wette, um der reichsten Abteikirchen sich rühmen 
zu können. Am Hof zu München strömten die Künstler 
aller Lande zusammen, und er ist der Schwerpunkt deut- 
scher Kunst seit drei Jahrhunderten. Aehnliche Thätig- 
keit herrschte im tempelreichen kunstgewaltigen Prag. 
Der Zeitgeist, dem die^erren huldigten, ist falsch, aber 
ihre Thätigkeit ist ausserordentlich und ihr Opfersinn 
bewunderungswürdig. Das Mittelalter hat kaum zahl- 
reichere Werke in verhältnissmässig gleichem Zeitraum 
erstehen sehen, nur waren jene Ktmstwerke, organisch 
herausgebildet, in sich vollendet, ^oll Ordnung und Har- 
monie und acht deutsch', jetzt ahmten sie nach, gefielen' 
sich in Willkür und Bombast und flatterndem Wälsch. 
Aber es ist doch Leben und Thatkraft da, man schafft, 
nnd gegenüber dem ungeheuren Wirken in Süddeutsch- 
land und am Rhein nimmt sich das künstlerische Leben 
des Nordens kaum nennenswerth aus. Es ist wahr, der 
Kunsthistoriker ist für diese Unfruchtbarkeit dankbar: 
eine Reihe von kostbaren Resten des Mittelalters blieb 
uns dadurch erhalten; dagegen haben sie zu Köln das 
Sacramentshaus mit Stricken niedergerissen und in die 
Tiefe des Rheines versenkt, in Wirzburg die ömament- 
reichen Chorstühle verschleudert, zu Bamberg, Eichstädt, 
Regensburg uud sonst nach Kräften in den Domen ver- 
ballhornt; in den Abteikirchen ist selten mehr ein Rest 
des Alterthums zu finden. Viele Kuppeln wurden ge- 
sprengt, wo sie nicht passen, viele Thurmpyramiden mit 
Hauben ersetzt und prächtige Glasmalereien vernichtet; 
aber jene handelten selten oder nie aus Pietät, sondern 
blieben aus Armuth und Mangel an Kunstsinn unthätig \ 



^€186 glaiibieti in ^eifi deiii ZTeitg^tete gebrftc4teAi Öp^ 
ein gutes Werk zu vollbringen. Uebrigen» hat Mftrkgriif 
Friedridi^ v<m Bayreuth von 1798 an italienische und 
firaneömMhe Architektenunt erhalten, Berlin sdne Kirchen 
am Gendarmenmoikt gebaut, das hoehkirchliche England, 
welches der Renaissance am spStesten Eingang verschaffte, 
(Inigo Jones 1572 — 1652), und auch daiin noch allezeit 
^en Theä^ der iJten Hfittentradition bewahrte, in der 
Paubkirdie 2u London 1675—1710 durch den eminenten 
Meister Christoph Wren ^ gewaltiges in seiner Art 
unfibsrtrellliches Bauwerk geschaffen, und St. Peter in 
"Rom gegenüber gestellt, xa dem sie sich den Dimen- 
sionen nach' wie %: 3 verh&lt. 



Am 14. Okt. 1631 hatten die schwedischen Petarden 
das Vorstadtthor gesprengt. Gustav Adolf führte seine 
Regimenter in die Strassen und überliess Wirzburg der 
Plünderung. Die Stadt musste 80,000 Reichsthaler Brand- 
schatzung zahlen und später wieder 20,000. Die Königin 
von Schweden hält bald darauf, begleitet von 1000 Rei- 
tern, 11 Kutschen und 12 Reise wagen unter dem Donner 
der Kanonen ihren Einzug. Mehrere Gebäude brennen 
ab, mehrere Hofe vor dem Hauger Thor, und Häuser 
links des Mains werden niedergelegt; Bernhard von 
Weimar wird der Herr der Stadt und erhält von den 
huldigenden Bürgern einen 8 Mark schweren silbernen 
Pokal nebst drei Eimer Ehrenweines. Am 18. Okt. 1634 
wird die Stadt, 1635 die Festung von den Feinden be- 
freit. Die Üeberrumpelung des Obersten Königsmark 
brachte ausser Contributionen keinen weiteren Schaden. 
Als die Burg von den schwarzen und weissen Regimentern 
nach wiithendem blutigem Kampfe genommen, die Gräuel 
an heiliger Stätte geschehen waren, wurde geplündert.' 
Die Kostbarkeiten, die aur den Stiften hieher geflüchtet 



worde» waren, wanderten ih die Hände der rohen Sol- 
dliten. Kästen und Kisten wurden aufgesprengt, Thüren 
and Thore zerschlagen, die Silberkammer ausgeplündert, 
und die Sehätze unter Soldaten und Offiziere vertfaeilt. 
An 100^000 Thaler und Dukaten wurden dad Plündernden 
8iirBeute.i Das Sübergeräthe, die Ringe, Perlen und Klei* 
no^n der Domherren ^gen zu Grunde. Bbenso inehr^ 
ere Reliquien, ein aehönes goldenes mit köstlichen Per^ 
len und Steinen besetztes Cmcifix, und silbervergoldete 
Kelche, Leuchter, Bauchfässer, Wdfakessel und Altar* 
platten von getriebener Arbeit. St. Burkard verlor da- 
mals sein Heiligthum, eine grosse Silbermonstranz, sieben 
silbervergoldete Kelche, vieles Silbergeräthe und ein 
ausgezeichnet schönes Evangelienbuch mit Reliquien* 
Die italienischen Spaliere, die Tapeten aus Flandern 
und die Himmelbetten der Bischöfe wurden genommen. 
Viel tausend Musketen und was sich an ganzen und 
halben E^arthaunen von Erz und Metall fand, musste fürder 
dem Feind des Reiches dienen. Stark schädigten sie das 
Archiv mit den Privilegienbriefen, Instrumenten, Do- 
kumente»*; viele mit Silber besehiagi^e schöngebundene 
Mcher, die Julias gesammelt hatte, wanderten nach 
Schweden« Ungeheuer war die Beute an Früchten imd 
Lebensmitlein. Der Dom verlor nicht bloss alle seine 
Vorrätbe an Wein und Getreide, sondern auch die sü* 
bervergoldeten Statuen Kilian^s^ Kolonat^s und Totnan^s^ 
des heiligen Andreas, ein schönes Marienbild, ein gol- 
denes Kreuz^ viele silberne Kelche, Monstranzen, Leuchter, 
Kessel und Ornate. 

Neumühster büsste einen guten Theil seines Ornaten 
von Gold, Silber, Perlen, Sammt und Seide ein. Das 
Münster zu Haug glich einer Kloake, arg hausten sie in 
der Ornatkammer und in der Sakristei, und nahmen die 
Sehätze und Geräthe. Damals soll bereits die 600jährige 
Pläneta des Gründers Heinrich zu Grunde gegangen sein, 
während Andere sie bei der Säkularisation noc& vorhanden 



888 

wissen. Die Silberbilder der beiden Johannes und das 
des Zoticus , dessen Reliquien die Chorherren von Rom 
erhalten hatten und bei Prozessionen herumtrugen, -wur- 
den als verloren besonders beklagt. 

St. Burkard musste eine silbervergoldete Burkard- 
Statue abliefern; der Dachstuhl und das Holz Mrurden 
den Flammen übergeben. Wenig fehlte, und die ehrwür- 
dige Kirche wäre deren Raub geworden. Die Höfe der 
adeMgen Chorherren, die keinen Doctor unter sich dul- 
deten, wurden zerstört 

Zu St. Marx verbargen die Frauen vorsichtig den 
reichgeschmückten Leib des heiligen Adrianus, welchen 
ihnen der päpstliche Legat Magister Marcellus 1628 zum 
Präsent gemacht hatte. Ein feiler Knecht verrieth den 
Schatz. Er wurde nach Frankfurt geschleppt, dort an 
einen Juwelier aus Augsburg um 1000 fl. verhandelt; 
aus seinen Händen kam die Reliquie an einen Kaufmann 
in Köln, welche sie 1657 dem. Kloster für 500 Reichs- 
thaler wieder überliess. 

Zu St. Stephan ging der Ornat grossentheils zu 
Grunde; 50 königliche Wagen standen im Kloster. Die 
Jesuiten klagten um ein silbernes in ein Goldkreuz ge- 
fasstes Marienbild, um kostbare Leuchter, eine Silber- 
ampel, Kreuze, Kelche und Ornate. Oberst Hebron hatte 
mit seinem Re^ment vier Wochen lang in der Karthaus 
Quartier geschlagen. In die Kapuzinerkirche wurden die 
Pferde gestellt, anderes Vieh nach St. Afra gebracht. 
Himmelspforten erlitt einen Schaden von 60,000 Gtdden. 
Besonders hatte man dort fünf Perlenkronen zu bedauern, 
deren jede tausend Reichsthaler werth war. Die Ornate 
der Liebfrauensodalität, das Deutschhaus . und die Jo- 
hanniterkomthurei blieben von Beschädigungen nicht frei. 
In der Spitalkirche zum heiligen Geist wurden die Al- 
täre verunehrt und das Holz- und Schlosserwerk aus den 
Gebäuden gerissen. 



Was thaten doch die rauhen Kriegsknechte mit aill 
dem Gelde und den Pretiosen? So lange der König 
Gustav in Wiriiburg weilte , spielten sie an den Greden 
an vier Tischen in Einem fort, und man sah da „ganze 
Säcke voll pnkaten und Thaler". Die Kostbarkeiten der 
Burg boten sie den Einwohnern aii, Niemand wollte die- 
selben annehmen. Sie haben sie alsdann „zerschlagen, 
»erschmelzt, und di« Metalle nach Frankfurt, Leipzig, 
Nürnberg und aiiderwärts hin verkauft". 

.Diese gross^ntheils aus gleichzeitigen Berichten^) 
entnommene Schilderung ist nicht geeigensohaftet, ein 
vortheilhaftes Bild von der schwedischen Soldateska zu 
geben; Sie soll das auch nicht. ^ Aber wir dürfen den 
Schweden nicht an den Kopf werfep, was sie »icht ge- 
than haben. Gusitav Adolf hat es versta?iden, unter sei- 
nen eingebornen Schweden Gottesfurcht uftd Bussfertig- 
keit lange zu erhalteii. Diese Kerntruppen aus den mit- 
ternächtigen Landschaften gingen mit achtunggebietendem 
furchtbarem Ernste durch die deutschen Gauen, Es 
werden ilmen viele yorwiirfe gemacht, welche sie nicht 
verdienen. Naqh Kriegsrecht zu plündern , Hessen sie 
sich allerdings nicht wehren. Aber es ist nicht so ganz 
wahr, dass sie um 20)000 fl. Bücher aus der Universi- 
tätsbibliothek mitgenommen., dass die Bücherei der Je- 
suiten ihnön zur Beute geworden und sammtliche Druck- 
werke des Bischofs Julius nach Schweden geführt wur- 
den. Julius hat den Kapuzinern einen grossen Theil 
seiner Libeirei vermacht, die zu Anfang imseres Jahr- 
hjmderts mit Chiffre und Datum noch vothandfen war. 
Es ist bekannt, dass die Augustinerbibliothek eine Menge 
von Büchern aus der Zeit vor dem Schwedenkrieg hatte ; 
sie wurden nicht nach Schweden geführt, wohl aber bis 
1824 nicht gerade rühmlich verschleudert imd den Ele- 
menten preisgegeben. Die Mendikanten blieben von der 



19 



390 

schwedischen Besatsung verschont, so auch das Schot- 
tenstift, nur die Dominikaner mussten eines Briefes we- 
gen 350 Dukaten sahlen. Als ein Soldat in Haug zu 
Ungebührliches trieb, hieb ihn auf der Stelle ein Offizier 
nieder. Ein detaillirtes Verzeichniss der geplünderten 
Schätze nimmt sich allerdings etwas reich aus; bei wei- 
tem grossartigeres Verderben für die Kunst brachte in- 
dess das Jahr 1803. Im Schwedenkrieg aber haben am 
allerverderblichsten die aus Deutschen gebildeten Ban- 
den gehaust, und die im Frankenlande gebomen adeligen 
Freibeuter am empörendsten gewüthet. 

Die Klöster und Kirchen im Sprengel kamen nicht 
minder zu Schaden. Zu Zell wurde die Bibliothek ge- 
plündert, die Pfeifen aus der Orgel gerissen, die Knpfer- 
rinnen vom Dache genommen, Fenster und Thüren zer- 
schlagen. Aehnlich erging es in Ebrach, Schwarzach, 
Dettelbach, Neustadt, Bronnbach, Bildhausen, Schönthal, 
EUwangen, Amorbach, Komburg, Schlüchtern, Astheim, 
Tückelhausen , Qmbach. Damals hat manch vielver- 
ehrtes imd umsungenes Onadenbild Schmach erlitten, 
und wurden zahllose Bildstöcke zerschmettert. 

Es musste eine Reaction rettend eintreten. 

Sie begann bereits unter Johann Philipp Graf von 
Schönbom (1642—1673). Er erbaute 1644 die ansehn- 
liche Mainmühle bei der Brücke, eine zweite 1666 bei 
St.Burkard, mit welcher auch eine Münzstätte sich ver- 
band; sie steht noch. Im Jahre 1648 errichtete er ein 
Theater auf der Burg, und fing 1650 an, da er seit 1647 
auch Kurfürst von Mainz war, das Besidenzs'chloss mit 
neuen Bollwerken zu umschliessen. Femauer leitete den 
Bau. Sechs Jahre später begann man eine neue Forti- 
fikation der Stadt durchzuführen. Baron von Claris lei- 
tete als Oberzeugmeister das Werk. Beim Pleichacher 
Thor wurde der Anfang gemacht, 1657 Stift Haug mit 
Keller, Lang- und Rüsthaus sammt der Pfarrmühle und 
den Häusern einiger Chorherren und Yicaren niederge- 



'»1 

tegt) und ihnen dafür die GänsemüLle und der Pfauen- 
hof übergeben. Bald waren die Werke bis St Afra fort- 
gesetzt, und auch dieses Stift niedergebrochen; 1663 ar- 
beitete A. Petrini mit Steinmetz Yillinger auch am Zel- 
ler Thor upd vollendete 1664 die dortigen Werke. Der 
Thurm und die Stuckmauern längs des Mainufers, zwei 
neue Baracken^ am Kamme bePm Neuthor, bei dem Hau- 
ger Stift und bei der Karthause wurde von ViUinger 
1665, 1666 wurden von Petrini die Werke in der Oegend 
des Teufelsthores und das vonPleichach vollendet. Das 
Domcapitel musste 792 Gulden Taglohn zahlen, die 
Klöster Spanndienste leisten, und das fürstliche Land- 
volk Schanzarbeiten übernehmen^). Im Jahre 1668 wur- 
den Tag für Tag tausend Schanzer beschäftigt, Oberst 
Choquet von Mainz führte die Oberleitung. Antonio 
Bighi mit einer ganzen Menge von Gesellen, Steinmetzen 
und Maurern arbeitete an der Hauger Wiese, beim Neu- 
thor, im Kessel bei der Karthause und bei St. Afra; die 
Erben VilUnger^s aber am neuen Teufelsthor und am 
Pfaffenthor; 1670 wurde St. Afra wiedergebaut, amBenn- 
wegthor, am Michaelskirchhof , 1671 und 1672 die Werke 
im Göbelslehen, an den beiden Kesseln am Konradsthor, 
den Kesseln bei Hang und am Steinbrecher Thurm ge- 
fördert. Petrini, Bighi, Georg Hoffmann, Hanns Schuch- 
hart und Meister Heinrich Zimmer vollenden die Schil- 
derhäuser, die Brüstungen, die Ausfalle, die Portale, die 
Schlussgatter und die fürstlichen Wappen. Im Jahre 
1675 sind Paul Platz, der Maurermeister, und Zinuner 
hinter dem Juliusspital beschäftigt, Meister Ad. Brück- 
ner bricht den bei der Fleischbank in der Stadt gestan- 
denen hohen Thurm ab. Unter Fürstbischof Peter Phi- 
lipp (f 1683) wurde das Schloss mit neuen Bollwerken 
beim Höchbergthor versehen. Nachdem 1676 in der Be- 
festigung der Stadt Stillstand eingetreten war, vollendete 



1) Sch*rold Wirzburg 79. . , , 



Hftte 1677 die WftUe hinter dem Jiili«s9pi««le. Der JbiH- 
ter derKirclie von 8t. Bui^kard gestandene Thiirm wHrde 
abgebrochen, das Nenthor und das 'Weit von St. Bur- 
kard gefördert «nd vom Bildhauer Joh. Preuss ^as^rst- 
lidhe Wappen dasdbst verfertigt *). Vom 29. Jan. bis 
«um 10. Dez. 1678 virarPlahs mit dem Kanal von8t.Bur- 
Icard , SSimmer die fast gleiche Zeit am Burkarder Thor 
beschäftigt; so andh 1679 Petrini und Zimmer. 

Flirstbisehof Konrad Wühelm (f 1684) lebte i^reng 
wie ein Mönch und verstand es überall, Frieden zu ste- 
ten ; aber ^gebaut hat er wenig in den ^/^ Jahren seiner 
'Regierung. Als dem Fürsten Johann Gc^tfried die Bau- 
TedhnungCT der Jahre 1677—1679, welche 182,961 Gül- 
den Auslagen zeigten, vorgelegt wurden, versagte er die 
Genehmigung der Rechnungen und beklagte, dass Ver- 
untreuungen an Baumaterial und Instrumenten stattge- 
funden und manche Arbeiten unnütz arrangirt «worden 
seien. Um es kurz zu fiassen: Petrini vollendete 1680 — 
1688 die Arbeiten bei Hang, am Burkarder und Zeller 
Thor. *TJnter Phäipp wurde die Brücke am Rennweg- 
thor gewölbt, 1723 begann Stückhauptmann Balthasar 
Neumann die drei Bastionen am Sander Thor aufzufüh- 
ren, 1786 vollendete Major M. Fischer das Sander Thor. 
So ist 130 Jahre an den ^Festungswerken der Stadt ge- 
baut worden. Sie 'haT)en unendlich viel gekostet und me 
Tiennenswerth genützt, -höchstens den ersten Anprall ge- 
wehrt und die Capitulation eingeleitet. Sie werden ret- 
tungslos dem Alles nivellirenden Zeitgeist verfallen. 

Guttenberg baute die schöne Kirc^ von^Föh*brüek 
wieder auf, und wendete ihr aus semem Vermögen 
12,000 GfuMen zu. Er hat die TJrsüKnerinnen in Wißs- 
burg eingeführt, die Dominikaner, Augustiner und Bnan- 
ziskaner ^b)6i ihren Restaurationen untersffitzt, -und 8tv3fi- 
kölaus erweitert. Er hat siebzehn Pfarftirchen ^baut, 

»} A.j^ 4). 81. . r 



3pB> 

zwölf PfaEfrMuMr gegrUadet, hh^ bi»16S|3feini2tte)itb«U9) 
fiir Müfi»ggäiiger, ungeboraanaey lasterhafte und^ mnzüehr 
tig^ P^&onen beideiiei- G^scUechts' ororiehtet.. Dia. Uni- 
vers^t^in^he^ ^ uoier fikif Bischof en^ ahae Dack g$^T 
vresenitind deni' Ruine nahe gpbracht war,: wurde iiestaurirt;. 
Aus dem neu erricbtetev Gadofrideum ist der Pff^rxhof 
von St* Peter.; die Münze u. s; w, geworden. 1688-*-1689 
erbatrt^ PaU^ini den jetzigen? Muaiksaal übei: dem Capi^ 
telhans,, den? Franz Botb^ nut deji, Wajifpen der DcHnber.'- 
ren: von 1566--18p2 ausmalte (387'Wajipen). Bas Julius- 
spitKl erhielt ein Arbeitshaus, 1699 Glashaas und. 
Bpüxäien. 

Johann Philipp von Greifenklau (Ii699*-13B), (^ssen 
6esefalech4l im Jahw WßOy da 6&fsß%& Büchlein ^schde^ 
ben ivard, mit Oblo Philipp erlosch) weihte die U^sttliaerii»- 
nenkii^chiß in Kitseingeti , ei^hob die Gebein» d<»i seii^ffir 
Brnno^ erri^t^htete ihm ein<^ netien Altar,, stellte im>I)oa]? 
dtes Transept £i*ei^ liess' ein^YHochaka» neu^ vons^lmviirn 
zem Mai^ot setzen^ d«n Dom ,, verschönern^, den Thuvnr 
der Universitätsköpche so vollenden^ wie Corrinus? Stieb 
ihn uns zeigt, den der Marienkapellie henstellem, Neu- 
münster 1711 erweitern, bei S*. Peter kJl!?/ den IlifeuiMMir 
anheben, und die (1844 ^ede^erisBem^)* Igliatiuskapelle 
voHendenf. So wurde auch die KaiÜai^inenkirche &ßmm»vt 
(Corvinus), der innere Ba« des Juliusspitals vollendet 
(1704), und zum- JesuitenköUeg int Juli 11715 dias Fan^da^ 
ment gelegt. Nach Bom< schickte er ein %&rienbild^ das 
12,060^ fi. werth war. Der erste Kaa^leibau bei Neu- 
münster stürzte vor der t^oUewduög ^UBamttieni;' det 
zweite steht noch und trägt die Jabrzahl 1699; Auf dem 
Rennw^g solke ein neuer Psnllast erstehen.. Petöni •»- 
baute ihn in weissem Si^dstein. Der Bau hatte zwei 
gleichausspringende Flügel, Gitter umasafakrasen £e Hofe, 
Statuen zierten ihn rings. Ein kostspieliges Werk, aber 
lebensgefährlich zu bewohnen. Der Meister hatte sich 
nicht mit der ganzen Schwerkraft seines Willens in den 



SM 

Gksgenstlmd, den er künstlerisch gestalten wölke, ver- 
senkt. Das ScUoss brach nidit von selbst krachend zu- 
sammen, aber man liess es einige Zeit leer stehen und 
legte es später nieder , um dem gewaltigen neuen Rei»i- 
denzbau Platz zu machen. Der nämliche Fürstbischof 
hat auch das Ghreifenklau'sche Familienpalais, den „ro- 
then Bau^, aus rothen Sandsteinen (1699 — 1719) errichtet. 
Jetzt ist das Oberpostamtsgebäude daraus geworden (11.42). 
Am 24. Mai 1708 wurde der erste Stein zum neuen Zeug- 
haus auf der Burg gelegt. Andreas Müller leitete den 
Bau. Und sonst prangt das Wappen dieses baulustigen 
Herrn an zahlreichen Orten. Dasselbe zeigt vier Felder, 
1 und 4 sind unten blau, oben silbern, daraus blitzen 
acht goldene stemfonmg zusammengestellte lilienszep- 
ter; auf 2 und 3 zeigt das schwarze Feld einen schräg 
von rechts nach links laufenden Balken. Ein goldener 
Greif enfuss prangt auf dem Helm; der Busch setzt sich 
aus silbernen, schwarzen und blauen Federn zusammen.. 
Golden und Mau, silbern und schwarz blitzen die Helm- 
decken, zwei Greifen halten den Schild. 

Wir brechen ab, denn von den Schönborn wird 
noch weiter unten gesprochen. 

Um einige Ordnung in den Wirrwarr der Kunstge- 
schichte der letzten Jahrhunderte zu bringen, wird sich 
der Darstellung der weiteren Bauthätigkeit um den Dom 
eine flüchtige Charakterisirung der Rococcokirchen reihen, 
und mit der Zeichnung der Profanbauten, besonders der 
Residenz, sowie mit einem Ausblick in das laufende Jahr- 
hundert die Schrift zum Abschluss gebracht werden. 
Leicht können sich dabei kurze Notizen über die bedeu- 
tenderen Künstler einnnschen, sowie auch das nachzu- 
holen ist, was vom sechszehnten Jahrhundert noch nicht 
in Betracht gezogen werden konnte. 



§ 24. Der Dom. 

Die Thürme des Domes trugen seit den ältesten 
Zeiten einige Glocken von verschiedener Grösse. Die 
Gloriosa, schon 1250 vorhanden, gab den gewaltigsten 
Klang. Sie ertönte an Festtagen zum Gottesdienste, so- 
wie bei Sterbefallen imd an Gedächtnisstagen der Kaiser, 
Könige, Bischöfe und Domherren, auch bei Sturm und 
Gewitter. Zehn Männer läuteten sie. Die vierzehn Glocken 
des Jahres 1484 sind oft genannt. Im Jahre 1506 goss 
Hanns Neubauer von Dettelbach, Glockengiesser inWirz- 
bürg, die Margel und die Betglocke um, erstere erhielt 
65, letztere 28 Centner. Bei der Weihe taufte man sie 
in die „neue MargeP und „Susanna^ um. So oft die 
neue Margel als Sterbeglocke geläutet wurde, musste an 
den Dompfarrkirchner ein fränkischer Gulden gezahlt wer- 
den; die Gebühr wurde aber bereits 155P auf die Hälfte 
redücirt. Im Jahre 1519 wiurd6 die Benedicta umgegossen, 
1569 eine neue Glocke in den Thurm gehängt, 1613 war 
Meister Sigmund Arnold von Fuld thätig,' welcher mit 
seinem Bruder Hanns Arnold 1592 auch verschiedene 
Glocken für St. Burkard gegossen hatte. Johann Jgnaz 
Kopp, der Sohn des Stück- und Glockengiessers Sobald 
Kopp von Forchheim (f 13. Sept. 1721) goss das Mar- 
tinsglöcklein um (1714); dasselbe musste Martin Roth 
von Forchheim 1737 neuerdings einschmelzen. Im alten 
Directorium der Domstiftskirchner spielen das Heinle und 
die Margel die grösste Bolle; denn wurde, was oft ge- 
schah, einem Verstorbenen aus hohem Stamm das Heinle 
geläutet, so haben die Kirchner allzeit stattliche Spesen 
davongetragen, gut Essen nnd Trinken bekommen, und 
Tücher empfangen. Es ist höchst interessant, in, dem ge- 
nannten Directorium die detaillirten Vorschriften in Hin- 
sicht des Geläutes kennen zr lernen. Die gegenwärtigen 
Glocken auf den Dormthürmen verzeichnet Scharold >)• 



«) Aich. IV. I. 78 — 79. 



2Mr 

Die Meister Rüdiger (1506), Fidler Konrad 
(1598), Lutz Martin (1613), David Arnald (1651), 
Reulbach Bernhard (1800). Georg Neg.elen Yon 
Kitzingen (f 1832) müssen als Glockeagiesser von Wirz- 
burg erwähnt werden. Heinrich von Wasaerbuiig hatte 
1432 den Standauf gegossen. 

la der Chronik von Laurentiud ALbertttä (157 1)^ einem 
Klient^ desEgUolf veaKnörisgen liest nsan dieVevse: 
„Das selb die Läten doch bericht 
Die man zu Wir^^arg am Thmmb sieht 
Diese Lilien sind jetat in Wirzburg mcht mehr bekannt. 

Die Thurmuhr wurde 1501 von Horemacher ver- 
bessert, am ifiseren Peristilr d^s Langhauses mit eiirem 
zw:eiten Ziflterbktte versehen und zu dessen Seiten die 
Bildnisse des „heil. Ghristoffbl und d^s heil. IGchel" in 
kolossaler Grösse gemalt. Im Jahie 1574 wurde nach 
einer vom Dömbawmeister Hanns Laftiprecht gezeich- 
neten Visiruög durch den Hof- und Sta Aschlosser Schmidi 
eine neue Uhr verfertigt. Sie kostete 55Ö Gulden fränkisch, 
und war die erste öffentliche Uhr in der Sfädt, welche 
die Stunden und Viertelstunden schlug und anzeigte. 
Maler Andreas Herrneisen renovirte iy?8 die beiden 
obefigenannten^ Kolossalbilder. Im Jahre 1564 hatte Hic^ 
ronymtfs Leupolt eine Sonnenuhr an dte Südseite des 
Langhawses gemalt; sie war nitch hundert Jahren ver- 
wittert, so dass Hieronymus Deuerlein zwei neue Son- 
nenuhren an deren Stelle malte und dafür sechs Gulden 
erhielt. Andreas Reichardt malte 1718 gleicfifalls zwei, 
und erhielt fünf Reichsthaler. 

Es sind uns ' zwei liebliche Volkslieder erhalten : 
„Christliches Uhrglöckle" und „Wachtglockle wider die 
Todsünd", in welchen eine tiefe Symbolik verborgen ist '). 



1) Christliche katholische auserlesene Gesänge (1630) Wirzburg. 420 

430. ' ^ ; . . r . ^ 



2fW* 

PilrstbtecBof Friedrich« sciöttktfe' 157? dorn Dbm eint 
Positiv, welehes der Höforgatrist Georg Lampett an Fest- 
tag«» gegen eine jahriiche Betebnung vorf vier RtMfn. 
spielte. . Im Jahr 1609 licss man den Orgelbartier Max 
GKintlier vioii Augsburg komme», um-da» Positiv att' stim- 
men und «iöÄurichten. Das Jabr datiatif entwarf ein Oi^- 
gelmacher aus Straubing ein Visir zu einer neiiahzu- 
schafitenden OjgeL Nachdem tföyg Weissland von Kastei 
bei Mainz, ein Bruder Liederlich von einem Orgelbauer, 
die zu einem neu zu construirendem Werke vorgeschos- 
senen 750 Gulden gewissenlos veirprasst hatte, seliloss 
man mit Jafcob Nyboff von Köln am 6. Mai 1614 einen» 
Accord des Inhalts, dass er nach einer vom> Maler Ei- 
senmaHn aus [Nürnberg gefertigte» Zeiehnung das Orgel^ 
werk vollständig mit Schreiner-, Schlosser- und Schmt»er- 
arbeiten in awei Jahren abliefern und dafür 3500 BtUr. 
erhiftlten sollte* Ulrich Büjer bemalte dais Werk. Die- 
jenigen Brafutptore, welche bei ihrer Trauung didi nette 
Orgel gespielt . hitben w^^Utea, mms&ten 4 Pf«l. 6 Pfg. 
beaahlen^ wovon die Spieler, Treter und Kirchenjung«» 
Zulafge erhielten. Das Werk gab schon 1637 £alsehe 
Töne» Dev Mainzer Hof orgi^jodät Daniel) Bolliusfaittd, dass 
diie Scbmierbäige mit ihren Kainälen oder Windl^ungen, 
auch die Windlade mit ihrer Austheilung zu georing, au 
eng. imd gleichsam auf einen Haufen derge^stalt zu6am^ 
mengepresst waren^ dass auf solche Weise dais^ Pfeifen- 
weck unmöglieh gehörig intoniren konnte» 

Matthias Tretscher von Kulmbach richtete 166*? eine 
neue Orgel »uf; 1701 — 1705 baute Johannes Hoffinann 
eine zweite in den Transeptbau. Sie enthielt ein Princi- 
pal^ einen Groesgetact, einen Qöintaton, ein Soli«infint, 
ein Viötdegamb, eine Oktaiy, ein« Spitzflöte, ein-e Super- 
octave, eine Quint, eine Quintflöte, die Mixtur vierfach, 
die Cimbal dreifach, eine Posaune und den Subbass. 
Ferdinand Bielefeld, Hanns Biess und Estetbaaier vol- 
lendeten die ^ftnifelirbe*§6tf. &a' Jafoe l^W Würde die 



auf dem linken Chor befindliehe kleine Orgel erbaut. 
Als Orgelbauer sind zu nennen: Meister Jakob 1620, 
Johann Dahm 1691, Johann Jgnae Will (tl729), Georg 
Otto von Uthraab im Eisfeld (1730), Joseph Franz 
von Heidingsfeld, Adam Hoffner, Albert Seuffert, Vater 
und Sohn von Gössenheim ^). Beteutende Künstler wa- 
ren sie nicht. 

Es ist von den Messingplatten des Domes zu 
sprechen. 

Der Leser darf hier nicht eine chemische Analyse 
des Metalles erwarten, hier sind zunächst die äusseren 
Erscheinungen der Gusswerke in^s Auge zu fass^i. 
Lichts Classification der Gussdenkmäler hat nicht Stich 
gehalten, und wir sehen davon ab. Bei Bremse ist be- 
kanntlich das Kupfer mit Zinn, bei Messing mit Zink 
legirt. Die Farbe der Bronze kann rSther oder gelber, 
fasst weiss, auch stahlgrau sein, ohne aus der Reihe 
der Bronze herauszutreten. Gutes Messing hat 28 — 34 
Procent Zink, Tomback, rötheres Messing führt 14 Pro- 
cent. Das Messing ist leichter und- angenehmer unter 
dem Stichel. Das Gefühl in der Hand macht die Ver- 
schiedenheit zwischen Messing und Bron^je so erkennbar, 
dass keine Täuschung über das Wesen des Metalls 
möglich ist. Doch ist darüber besser zu sprechen, wenn 
Luchs in Breslau die Schrift eines Erzgiessers des sechs- 
zehnten Jahrhunderts über seine Kunst bekannt gegeben 
haben wird. Gewiss aber bleibt, dass die Nürnberger 
das Messing nicht wieder erfunden haben, denn schon 
Hildegardis (f 1279) schreibt von demselben als einem 
Zwitterding ^). Im Dom zu Wirzburg sind die meisten 
Denkmäler von Messing. Es könnten bei Betrachtung 
derselben gar viele. Fragen in Erörterung kommen. Wie 
ist^s mit der einrahmenden Umfassung? Ist. die Figur 



1) Arcb, IV. I. 55. 

S) Beai« BQldegaidiB opp. UXgat. patrol. CXCVni. 



29Ö 

mit dem Spitzstichel tief contourirt, treten die Linien in 
den Grund hinein? Ist der Grund mit Kreuzschraffur 
überarbeitet, der Körperschatten mit einzelnen Sehraffi- 
rungen ausgefüllt? Ist die Tafel mit dem Hammer ge- 
trieben, sind die Platten zusammengesetzt, wie schliesst 
dieStossfuge? Es ist hier weniger der Ort, in so minu- 
tiöse Details einzugehen. Wirzburg hatte bis in's sieb- 
zehnte Jahrhundert keine Giesstätten, Aller Bedarf an 
Guss werken ward von Nürnberg bezogen. Die dortigen 
Both- und Gelbgiesser, seit dem vierzehnten Jahrhundert 
berühmt, wie die Meister der Dinanterien, bedienten sich 
frühzeitig der durch Wasser getriebenen sog. Roth- 
schmiedmühlen, die mit vielen umlaufenden Wellen und 
Scheiben zum Drechseln, Schleifen und Poliren versehen 
waren. Die Meister hiessen die Bussigen und haben nach 
Bettberg's lustiger Entdeckung den Nürnberger Trichter 
verfertigt. Das alte Glockengiesserhaus in Nürnberg hat 
ein zierliches Chörlein, trägt die Jahreszahl 1522 und ein 
freundliches Madonnabild*). Keine Familie hat voll- 
kommenere Modelle gefertigt und treif liebere Originale 
gegos^^en, als jene der Vischer. Herrmann der Altere, 
der 1453 Meister geworden, 1487 gestorben ist, hat den 
Taufstein in Wittenberg 1457 gegossen, von dem uns 
Schadow Kunde gebracht. Eberhard Vischer wurde 1459 
Meister und ist 1488 gestorben. Einem der genannten 
gehört das Stark^sche Kreuzbild am Mittelfenster der 
Löffelholzkapelle (1482), an welchem die beiden Füsjse 
noch einzeln angenagelt sind. Herrmann^s Sohn, Peter 
Vischer, hat den Namen seines Geschlechtes in die ganze 
Welt getragen. Er war ein einfacher Bothschmied, machte 
Leuchter und Pulte, aber auch das Sebaldusgrab ; das. 
Handwerk und die Kunst wirkten bei ihm in genialer 
Eintracht zusammen und zauberten Meisterwerke hervor. 
Er. pflog mit Adam Kraft häufigen Umgang, rang uner- 



i).Be.ttbexg 169. J7ilni)l>eig» KimsÜe]^. 



300^ 

mttfficli nacli dorVollkommeidiert, waaranspruebsloa und 
bescheiden im Kreise der Seinen^ und hochgeehrt vo&' 
den Gewaltigen der Erde. 

Er goss und ciselirte von 1484—1529 und arbeitete 
ausser Nürnberg nach Breslau, Magdeburg, Bamberg, 
Hechingen, Krakau und anderen Orten. Wie Meister Dill 
von Wirzburg, wird auch er an den Gresetzen der mittel- 
alterlich-germanischen Kunst irre und von der Renais- 
sance überholt; das Sebaldusgrab legt dafür Zeugnies 
ab. Peter's Söhne starben bald, keiner überlebte difts 
Jahr 1540, ihre Werke sind selten. Aber ihre Werk- 
stätte lieferte Arbeiten in Fülle, besonders Grabplätten. 
Die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts ist die goldene 
Zeit der Grabplatten in Erz. Die Friedhöfe von Nürn- 
berg sind wahre Schatzkammern dieser Kunst. Es wirk- 
ten darin Hanns von Köln, der das Taufbecken in der 
Marienkirche zu Salzwedel gegossen hat (1520), Fanhraz 
Lebenwolf — wer hat sein Gänsemännchen bei der 
Liebf^auenkapelle zu Nürnberg nicht neugierig aufge- 
sucht? Hier lebte Wentzel Jamnitzer, einer der gr6B6i»n^ 
Gold- und Silberarbeiter der Deutschen, welchei» unter 
den Kaisern Karl V., Ferdinand I., Max II., Rudolf U. 
rastlos thätig, nebst Vielem auch die ßronzereliefs auf 
dem Johanniskirchhofe in Nürnberg vollendete. Benedikt 
Wurzelbauer, Schwiegersohn des Lebenwolf, wirkt« 
1548 — 1620; Sebastian Denner start) 1691, Friedrich 
HIederheusel lebte 1686—1708, Kaspar Enderiem, Giesder 
und Ciselirer aus Basel, ist im siebzehnten Jahrhundert 
thätig. Später sind niederländische Erzgiesser tonan«- 
gebend in Nürnberg geworden. 

Bei den Landsknechten, welche Philipp II. von 
Spanien im Sommer 1590 unter Graf Hieronymu» von 
Lodron zur Unterstützung der Katholiken naclrN arbonn e 
schickte, waren deu«s«te> Bü«iMi«miieiflre>dr,< F^verW^rker 



^und Giesser von Miküberg und Ang&rbiarg^). So bi^t oMöh 
nachmals Jdhann Wolbrab ein Gie&ser von Begensburg 
für den Sohn Ludwig'« XIV. allerlei unschuldiges Spiel- 
zeug zu fertigen den Auftrag erhalten. Zu Bamberg 
werden mehrere thätige Bothgiesser namhaft gemacht. 

Nicht alle Gusswerke in WirzbuBg wurden zuNürn- 
fbetg bestellt. I>enn ;dem Goldschmied Jobst Ciusotmerer 
zu Halle in Saclman erwiderte einst das Dcuucapitel für 
ein ihmiübeKSoidetes ^mesril^s geatztes oder bunzenirtes 
it^elein, darin die-Eßifffes caroli qumtiCäsaris war^, seine 
Erkenntlickeit mit zehn £eichsthal«m^). Erat 16Ö1 er- 
richtete Sebald Kopp ein Giesshaus in Wirzburg und 
fertigte eine Menge Gedenktafeln^ Leuchter und sonatige 
Geräthe, ohne indessen der Meisterschaft der Nürnberger 
C^ncuri^n^ anachen sm köxtnen. Denn 1663 wird nach 
Nürnberg gescbidtt, um do?t einen Hängleuchter von 
Messing zu bestellen, der 202 Pfund schwer 86 fl. 5 Pfund 
und 15 Pfennige kostete 3). 

Die Erzgusswerke unterscheiden wir als Grabplatten, 
Wappen lyid Inschriften. Nur die erstgenannte Art 
kp)Enmt kunsthistorisch in Bet]:acht. Wir finden in der 
Sepultur, in der Süjdabseite sowie im Nordscbiff des 
Domes bischöfliche (^rabplatten, die der Kanoniker imd 
der Domprälaten. 

KoiKrml^s von Thüngen (f 1540) Ptatte wurde zu 
N&rnberg gefertigt, und wog 5 Centner 34 Pfijipd. Die 
'Gestillt ist;e4el mid s<$hlank. Das Pedum ist mit dem 
Sud^r geziert. Zm f'üssien das coinbjwte Wappen mit 
gekröntem gßeiohW&^sjenBm Spapg^»ihelm und fiiij^genden 
Decken. Die vier Wappen ^^er Ahnen befinden sich an 
d^n Rundift^daUlons der Ahnen. Si^. syind Kxmz von 



<) Ranke, franz. Gesch. I. Ö19. 
«).ÖCh^rdid Leiter. -I. 3. «S6. 
3) A. a. 0. I. 4. 356. 



Thiingen, Gntta von Carben, Hamis TmeliBesd von 

Wetzhausen, Barbara von Bibra. Die Inscbrift: 

Anno. Dni. MDCXL XVL Junii obiU »nus. mChrüio Paier 

ei Dominus Dns Conradtss 2>. G. EPS. HERBIPOLEK ei 

Franci0e orientalis dux a^/us amma Deo vivaL 

Bischof Konrad von Bibra (f 1544) tragt den Her- 
zogsmantel und den Fürstenhut statt der Casula ; die In- 
fiil steht über dem Wappen. Die vier Medaillons sind 
zu blasonniren als die Wappen der Liampert von Bibra, 
Katharina von Stiebar, 'Konrad von Seckendorf, Marga- 
retha von Yestenberg* Die Inschrift: 
Anno MDXLIV. DIE. S. CIRIACL OBIIT Rmu$. IN Ckrüio 
Pater et Dns. Dns. Conradus A BIBRA. EPS. HerMp. cujus 
anima requiescat in pace amm. 

Die Tafeln der Bischöfe Melchior, Friedrich und 
Julius sind auf dieselbe Weise gefertigt. 

Die Gussplatten der Kanoniker sind alle sich so 
ziemlich ähnlich. Zu Häupten des Geehrten hebt sich 
eine kleine Krönung ab , die bei Martin von der Ker 
noch in EselsrQcken sich bewegt; an den Ecken geben 
die Wappen von den Ahnen Zeugniss, zwischen ihnen 
durchlaufen die Minuskel- und Majuskelinschriften die 
Bandplatte. Die Relieffigur steht nicht immer mit den 
Seitentheilen in inniger Verbindung, ist oft ganz frei von 
ihr in den Mittelraum gesetzt, so dass eventuell auch 
die Inschrift früher einem andern Herrn gehört haben 
könnte, wenn nicht die Treue und Wissenschaftlichkeit 
des Domdechanten Christoph Franz von Hütten uns ein 
sicherer Bürge für die Genauigkeit wäre. 

Georg von Giech, Propst von Neumünster und 
Dompropst (f 1501 8. Mai) ist an erster Stelle zu nen- 
nen. Seine Ahnen sind Hanns von Giech, Anna von 
Vestenberg, Hanns Neustetter der Stürmer und Anna 
von Mistelbach. Die Verzierung über dem Haupte ist 
sehr gelimgen. 



. 8ÖB 

Martinus von der Ker, der in der Südabseite die 
Reihe eröffnet, wurde 1468 Propst in Hang, 1481 De- 
ehant im Dom, mid starb 13. Dec. 1507. Er trägt das 
Barett, die Kappe mit den Troddeln, hält die Rechte 
benedicirend über den Kelch in der Linken. Seine Ahnen 
sind: Martin von der Ker, Katharina Wölfin von Wolfs- 
thal, Kaspar von Lichtenstein, Anna von Hofenau. 

Albertus von Bibra hat zu Füssen das reiche Stamm- 
wappen, über sich eine aderliche Krönung. Er segnet 
den Kelch. Seine Ahnen sind Heinrich von Bibra, Chri- 
stina Fuchsin von Rügheim, Mudschidler von Reinsbrunn, 
Anna von Vestenberg. Er wurde 1483 Domherr,. 1496 
Propst in Neumünster, 1502 erster Domprälat. Er war 
auch Domherr zu Bamberg, Oberpfarrer zu Röttingen, 
und starb am 24. August 1511* 

Petrus von Aufsess wurde 1493 am 25. April als Dom- 
herr in Wirzburg aufgeschworen, 3. Juli 1500 als Dechant 
erwählt, war Doctor der Rechte, kaiserlicher Rath, 
Kanzler von Wirzburg, 1512 Gesandter beim Reichstag 
in Trier, Propst in Komburg und Domcustos in Wirz- 
burg (t 19. April 1522). Er trägt die Chorhermkleidung, 
Barett und Kelch, und probirt mit den Wappen des Jo- 
hannes von Aufsess, der Agatha von Thüngfeld, des 
Nikolaus von Giech und der Barbara Neustetterin, ge- 
nannt Stürmerin. 

Ein stattlicher Prälat muss Dechant Johannes von 
Guttenberg gewesen sein (f 1538 13. Febr.). Er war 
Domcapitular zu Mainz, Bamberg und Wirzburg, Propst 
zu St. Alban und St. Victor in Mainz; auch bekleidete 
er das Amt des Generalvicars und Erzpriesters ia Wirz- 
burg. Die vier Wappen sind auf Hanns von Guttenberg, 
Felicitas von Künsperg, Heinrich von Plassenberg und 
Anna von Seckendorf zu deuten. 

Richard von der Ker kam 1542 in^s Capitel, wurde 
1550 Domcantor, 1558 Gustos, 1562 Dompropst, 1582 
Jubiläus, war Propst in Komburg und Wechterawinkel. 



Er Jbat die Maränskaprilfe in VeitshöchlieiBfi * wiederge- 
baut und bereichert. Er ist 14. Febr. 1:583 gestorben als 
der letzte seines -Geschlechtes. Seine Ahnen sind: Rei- 
.ch»rd T(m der Ker, Margaretha von Hessberg, Reichard 
von Bemelburg, Magdalena von Brandenstein. 

Die .Gussplatte des Erasmus Neustetter sieigt einen 
Todtenkopf, einen trauernden Genius, eine Sanduhr, eine 
abgebrochene Kerze, die acht Wappensohilde etwas flat- 
terhaft und die Inschrift in unschöner Weise quer in der 
Mitte der Figur. Der alte Stürmer prangt in reichem 
Priestergewande. Er wurde 1545 als D<Jmherr in Wirz- 
bUrg aufgeschworen, erhielt 1561 auch einePräbende in 
Bamberg, ward 1559 Landrichter des kaiserlichen Land- 
giQricbts im HerKOgthum Franken, Dechant ku Komburg, 
Propst in Haug, 1564 zweiter Dompr&lat am Dom in 
Wirzburg, 1588 Capitelasemor , 1589 Jubilarius, 1590 
Magidficus der Universität. Er starb 1594 am 8. Dec. 
Audh ein Marmordenkmal hat er erhalten. Er probirt 
mit «ieht stiftsbürtigen Ahneii: Albrecht Neustetter, Eva 
von Streitberg, Nikolaus von Truppach, Jdargaretha von 
Mtatelbach, Friedrich von Wolmershausen , Margare&a 
Adelsheim, Johann von Giech, Apollonia von Stiebar. 

Die Platte des Johannes Konrad Kottwitz von Aulen- 
bach ist die späteste der Zeit nach und hängt im Nord- 
schiff. Der Weise wurde Domcustos, Landrichter, Dom- 
dechant, Propst in Haug und zu Weehterswinkel. Auch 
in Mainz wurde er als Capitular 1562 aufgeschworen. 
P. JEleatus Bishalm hat den verdienten Mann besungen*). 
Sr steht mit Buch und Kappe vor uns, das Haupt ruht 
in ^ner Muschel. Ein stattliches Denkmal von Stein hat 
jar ober der Gruftstiege gegen Mitternacht' erhalten. Die 
. aoht Ahnen sind: Johann Kottwitz von Aulenbach, Anna 
Voitin von Bieneck, der Schenk von Schweinsberg, die 
DruthinvonFiirstensteinj Albert von Ehrenberg, Brigitta 



^.A»«k.X,V,,i..^«.,^ 



308- 

Ton Vemünger, Barengat iron BerUehbigeii, Elisabeth 
von Neuhausen. 

Im Capitelhaiise ihteressiren uns dos Denkmal des 
Gottfried von Wirsberg, sowie die Grabdeckd des Kon- 
rad Lndwig von Gtebelstadt (f 1619) augleich mit der 
Tafel des Domherrn Konräd von Zobel (f 1510); die 
Tafel d€|s Johann von Alendorf (f 1496)^ des Philipp 
Kraft Graf von Hohenlohe (f 1541); des Albert Schenk 
von Liofpbrg (f 1676) ui a« m. 

hn Jahre 1717 imd 1718 hat der fürstliche Feuer- 
werket Stephan Müller elf Erzplatten gereinigt: Drei 
andere, die des Kilian von Bibra (f 1494), Otto von 
Wolfskeel (f 1324), Thomas von Stein (f 1529) wur- 
den in cKe Eisenkammer geworfen. 

Neumünster besitzt zwei interessante Sanctusleuchter 
vcMn- Jahre 1540 imd mehrere Grabplatten^ 

In der Sepultur des Domes steht ein interessantes 
Messingpult mit 24 Domherriiwappen, Krallehfüssei^ auf 
Kugein und den Statuen des heiligen Kilian und U. L. Frau 
an den Seiten. Es ist ah die 5^ breit, 4' tief und trägt 
die Aufschrift: Hanns Wnrtzelbduer in Wiirtzburg goss 
mith ißi-i. Das Direetorium der Domkirchner spricht 
wiederholt von den Chorpulten, wenn sie zu decken 
seien u. s. w. 



Meister Dill wandelte iam Abend seines Lebens ganz 

die Bahnen der Antike; die Denkmäler der Bischöfe 

Rudolf von Scherenberg und Lorenz von Bibrä sprechen 

den charakteristischen Gegensatz auf das Bestimmteste 

aus und geben verrätherisch Zeugniss, von den! Bingen 

und! Erliegen des Künstlers. Nicht zu plötzlich ist jedoch 

der Verfall der Kunst eingetreten. Wie wir Gelegenheit 

hattta, bei Denkmälern des Mittelalters erst die steifen, 

starren byzäntinisirenden Formen , dann die gebogenen 

20 



bieratifichen BteUiiiif^, un vieneluitM maA IBiifiieltotoii 
Jahrhundert die freien und lebensvollen BewBguOgWy 
gegen den Ausgang dieser Periode den kmfterigen Fal- 
teai¥urf und das Manierirte im Ausdmek au evkeoMB, 
nicht anders ist es mit den Werken der Iietateii dtai Jabr- 
hunderte der FaU. Dar Fleiss in der AusfUurung und 
die Technik der Arbeit ist bei allen sehr respectabei^ 
vollendete Sehonheit kommt gaos wemgen^ eine genfiase 
Schwerfälligkeit und Aftergraaie fast sSmintiielmi Denk- 
malern zu. Im seehssebnten Jahrhundert trelei ^ Fi- 
guren noch stark in Vordergrund, die Haiqptsacha des 
Denkauds ist v<m Nebensachen noch nickt überwi&dbaft, 
im siebaehnten gewinnen sie häufig ein Ansehen, als 
seien die Personen, denen sie gelten, bean Qaadrilhm- 
und Ailanandentona gestorben, und eo wie sie bei Me- 
nuetten und Eeosaisasen sidi geberdetos, sKgeUidai wan- 
den. (JemeHt Amor^ten, und tolle Symbolgestaltep flat- 
tern in aam^diig sein soUend^ Koketterie um das BUd 
des Todten, SohSdel, JPapilionen, Sanduhren und der 
Sensenoieim bilden dacu das Pendant. Die NarvitSi dar 
alten Zeit ist das verlorne Paradies für diese Periode. 
Im Streben nach der Nat^r v^eUt m das reckte Maass 
und das wahre Leb^n scheint sie nioht zu kenneiv Siß 
bleibt im Ausdruck hinter der Wirklichkeit zi^ruck, i|bßr- 
treibt die Empfindung zur Sentimentalität, den Affect 
zum Affectirten, das dramatiscbe Leben zur gewaltsamen 
Verzerrung. Statt in^s volle unergründlich tiefe Menschen- 
leben bineinaugreifeiit ^ulUen siph die Künstler mit allen 
möglichen imd «imMi^ehen, verstjsn^clieii und mver- 
standliehen AUeg<»rien ab^ ^ seheu^n das Qel^aliren 
der Komodiantea jw/^r Zeit yoxßh studirt zu iM^l^an^ i^^ 
wie besessen auf der Büb^e herumlul^enf , und si^b fw 
autodidaktisohe Krafiligenies ^ditead, in m s a ssl os eti Dar- 
steUuQ||en ein frawBnbaftas Cfieb^deRi|p|el emitfRltfeten. 
Diese Donqmxottiscbe Karikirung hmw^^dite m Dwhmi» 
in der Oper, in der SfpmQbe, in dm Uldie»4w 



BOT 

Kttnstm. Versdundben , imlElar und undeutsch war 
Alles. 

Wie An den Höiehwänden des yerscfanörkelten Domes, 
in den Tai^bour und Kuppelsprengungen kann man auch 
an den Grabdenkmälern lustige Bravourstücke und Yer- 
künsungsexerdtien angebracht sehen. Nimmer aber ver- 
möchte darioi der gesehäckteste buddhistische Exeget 
die dS Zeichen der vollendeten Schönheit oder die 84 
Merkmale der körperliehen Vollkommenheit finden und 
aufzähle können. Im achtzehnten Jahrhundert steigert 
sich die geschraubte Symbolik und eine unglaubliche 
Wappeneitelkeit; die Lust, mit acht und sechszehn Ahnen 
zu probiren, bringt die Schönheit und den Wert}i der 
meisten Denkmäler jämmerlich zu Schaden. O^en Aas- 
gang des achtzehnten Jahriiiinderts v^läuft die Ktmst 
der Grabmaler völlig in Sand ; vras das siebzehnte Jahr- 
hundert noch an Kraft und Energie übrig gelassen, war 
abgestorben, und nur leere Formen in ersehrec^nder 
Starrbeit geblieben; der trostloseste Nihilismus hat die 
Herrschaft überkommen. Wirzburg macht aber hierin 
^e rühmliche Ausnahme, indem die vier Bisehofssteine 
in der Burgkapcfie und ein fünfter im Dome das An- 
brechen einer glücklicheren Periode vediündigen. Die 
Werke der Renaissance und des Rococco zu ignoriren, 
ist gleid^vohl einseitig, da sie nun einmal existiren. 

Es werden sich hier ttm die Denkmäler des Domes 
die charakteristischen Werke aus der Minoritenkirche, den 
Liebfrauenkapellen in der Stadt und auf der Festung, 
und in der Deutschhauskirche gruppiren, von den mählig 
immer tiefer sinkenden Verfall daran zu erkennen. Den 
kunstsinmgen Leser wird es nicht verdriessen, wenn sich 
auch jetzt noch einige der wichtiger scheinenden In- 
schriften einreihen. Die Meinung Gropp's: „Aus denen 
Grabschriften erlernen wir am besten und sichersten, 
wer vor tms gewesen und rupffen uns deren oft beige- 
Bchriebene Togenden tmser unanständiipas oder aaum- 

20* 



SOS 

seeliges Leben zu nicht geringer unserer Beschämung 
für", wollen wir auch adoptiren. 

Der Stein des Bischofs Georg von Nikopolis in der 
Südwand der Minoritenkirche gehart halb noch d^ go« 
thischen Zeit an. Der Bischof steht in Mitra und Casula, 
mit Pedum und reichverziertem Buche vor uns. Ihm zu 
Häupten und Füssen wie an den Seiten sieht man qua* 
drate Zierrathen. In die Inful sind Beben gemeidselt. 
Ana. dni. MKJCCC^XCIX^. in die gerdrudis. Obyt Rpdus. Jh. 
XRo. pr. et. dns. Georgius. Eps. NicopoUianus. sacer. hu. 

Eccle. i. poiifii9. vicars. GndUs, cjs, aa. req, i. pace. 

Das Marmordenkmal des Fürstbischofs Könrad von 
Thüngen (1519 — ^1540) zeigt uns den Bischof im wallen- 
den Mantel knieend vor dem Kreuzbild, zu dessen Füs- 
sen die 'MitTA liegt. Der Marschall hinter dem Betenden 
in spanischer Tracht trägt das Schwert des Herzogthums, 
ein Ejtplan im vollen Ornat das Pedum mit demSttdar. 
Eine Muschelwölbung ttchliesst die Vertiefung ab. Die In- ^ 
Schrift ist wie bei den folgenden Denkmälern zu lang und 
zu imbedeutend, um hier gegeben zu werden. Die von 
Löwen getragenen Wappenschilde sind auf Kunz von 
Thüngen, Gutta von Garben, Hanns Truehsess von Wetz- 
hausen und Barbara von Bibra zu deuten. Das Werk 
ist nicht schön. 

Auch der Stein Konrad^s IV. (1540—1544) zeigt den 
Bischof betend vor dem Kreuzbild, zu dessen Füssen der 
Adamsschädel zu schauen ist. Zwei gepanzerte Wappen- 
träger führen die Spitzen und das flatternde Fähnlein, 
zur Kechten und Linken der Inschrift- sind zwei Medail- 
lons mit Brustbildern angebracht, bezeichnend Z. C. und 
jS. P. Vier Löwen halten die Wappen des Lampert von 
Bibra, der Katharina von Stiebar, des Konrad von 
Seckendorf und der Margaretha von Vestenberg. 

Reich und überladen ist der Stein des Bischofs Mel^^ 
chior von Zobel (f 1558). Mit Schwert und Stab, mit 
Mitra undCappa kniet Melchior vor dem Kreuze; hinter 



ihm knieen in vollet Rüstung die bei dem Ueberfall mit- 
ermordeten Hof herren Karl von Wenkheim und Jakob 
Fuchs von Wunfnrt. Der Main, die Rebengeländer des 
Festungsberges , die Festung selbst und der Ueberfall 
sind auf dem Hintergründe angebracht. Geflügelte Ge- 
nien tragen an den Seiten die Wappen von Giebel- 
stadt, Steinruck, Creilsheim, Wolmenshaus, KoUenberg, 
Kronberg, Zwingenberg, Adelsheim. 

Friedrich von Wirsberg (f 1573) betet vor Gott 
dem Vater, der den Sohn am Kreuze in seinem Schoose 
trägt. Zwei Engel halten das Paludamentum des Vaters, 
ein dritter hat Lamse und Schwammstange. Der Hof- 
kaplan und der Marschall führen die Insignien des geist- 
lichen Fürsten, hinter dem der zu Gotha gefolterte Grum- 
bach zu erkennen ist. Säulen umgrenzen die Gruppe, 
züngelnde Löwen tragen den Sockel, das krönende ge- 
giebelte Quadrat wird vom combinirten fränkisch-wirz- 
burg-worsbergischein Wappen gefüllt. Die acht Wappen 
deuten auf die Ahnen Kurt von Wirsberg, Anna von 
Vinsterlohe, Heinrich von Redwitz, Margaretha von 
Künsberg, Burkard von Biberem, Margaretha von Red- 
witz, Peter von Echenheim, Anna von Gebsattel. Die- 
sem Bischof hatte das Capitel 1566 erlaubt , für Epita- 
phium und Anniversarium 3000 fl. auszugeben. 

Bischof Johann Gottfried I. (1617—1622) ist zu Re- 
gensburg gestorben und liegt zu Bamberg begraben. Das 
Denkmal von weissem Marmor, welches ihm das Dom- 
capitel setzen liess, zeigt uns eine würdige ruhig gehal- 
tene Bischofsgestalt in vollem Ornat. -Die Cirkelbinde 
trägt fünf Kreuze. Die guirlandenhaltenden Engel über 
dem|Haupte,die geflügeltenGenienköpfchen und die.Trauer- 
genien zu Seiten, die Voluten und Amoretten in den Ca- 
pitälen, besonders der obere Schluss stechen etwas unan- 
genehm und beunruhigend ab. Salver blasonnirt die 
Wappen auf Hanns Georg von Aschhausen, Barbara von 
Rosenberg, Peter von Ehrenbt^rg^ Katharina von Ober- 



MO 

steiii) Btqrfiän Yoii ZoBel^ Brigitta t'Oii l^nsteHohe) deorg 
von BibnH Mlurgiuretfaa voa Scbw^ern. 

D^r schwatzw^se Marmoratein des FüntbiaclHif« 
PMipp Adolph von Ehrenberg lAch^ dem Taafstwi i^ 
ohne alle äehönheit. Die romitehe S«ul9nordntii% mudit 
deil Schltie» schwerfUlig. Der PMlat kmet im. Fürsteii^ 
manCel betend vor dem Crudflxe. Ein Engel niit einer 
Zinke steht hoch oben, Vier tragen klag^id Inftd, Sdtwert, 
Bfitra und Herfeogelhut. Dar Sod^el wird dukrch die In- 
Bchrift SU massiv. Die Wappen: Philipp von Ekrenberg, 
GrertrUd Homikin von Homberg, Haiins voil Wittstätt, 
genannt Hagenbach, Anna von Saldeneck, Philipp Ech- 
ter von Mespelbrunn, Cordola von Habem, Hanns voil 
Adelsheim, MargarethaBüdinn vonKolnberg. Das Denk- 
mal fertigte Hanns Philipp Preiss, elr erhielt 324 Thaler, 
1 Fuder Wein, 6 Malter Korn. Der Stemmetz Heinrich 
erhielt 400 Gulden, 1 Fuder Wein, 8 Mditer Korn. 

Die folgenden Bischöfe Ftanz (f 16^2), Johann 
Hartmann (f 1675), Pötet Philipp (tl68S), KöftradWIl- 
hehn (f 1684), und Johann Göttfried H. (1684^1698) 
.haben keine Denkmaler erhalten. Die Grabsehnft des 
letztgenannten sagt u. a.: 

Sub ejus clarissimo reginüne 

Urbs haep ex pervetustis erypiis emla ifisä se iUi^m viiU 

MuUis, magn^cis, sacris ^t cipüibus aediius iUmtma, 

Dieser Fürstbischof musste unter den vom Capitel 
dictirten Wahlcapitulationen au<eh die beschwören, sei- 
nen Vorfahren Frana L, Jobann Hartmann, Peter Phi- 
lipp^ Konrad Wilhelm Epitaphien zu je SOOO Reiehsthaler 
seteen zu lassen. 

Von Johann Philipp (1699—1719) hat Salver weder 
einen Leichenstein noch eine Inschrift gefunden. 

Johann Philipp Franz von Schönbom (f 1724) erhielt 
durch seinen Bruder und zweiten Nachfolger Friedrieh 
Karl ein grosses Denkmal im Dom, wett dasMausolmiiii 
npdi nicht fertig gebav^ war. 



SU 

Swei mäelitige gekrööte Loirm tsif^n das aUintrcSch 
oMnbfaiirte Scliöiibdrnwappen ; rechts dem Beacshaaer steht 
die JuslitlA mit vcnphutidaien Ajafpsa, Waage mul Schwert ; 
Mks die SdtotMt mit Buch mid Menrnretab. Zym^heß 
imei VynoMen briet betend der Fihrat^ ftber ihm äcbwebt 
^B gefiOgelter Qebias. Die Pyraimiden siod mit Büchern, 
Rollen, dem Plane der Residems, mit Fahnen, Ora- 
rlen*ii» s* w* geziespt* 

Dean: Vis^aniissimm princepi et praesnl urbem 
lempiU sipißlaim, polaHm et uiifidiU ad sphmiorem, 
mcorum ampliiudine ad salubritatem, momia ealHs et 
prefitgnaefüis nd securitaUm, aeademiäm nmanm 
^^idj^lmtnm esedris, Utendas nowo Mmarum dmni-- 
cilio in bibUotheca publica ad eruditiarnm^ pairiam 
reetUiOe cemmerderum ß^re ad cmMmmmn uäUtatem 
ofMd, o/kifHfkat, eotcikd, prebanm amof, terror tm- 
piot^m, jmüciae cMmr acerrimus. 
DId Schönbamadenkmüler von Erz im Faimlienmau- 
soleüm a^diiMn sich mivortheilhaft aus. 

Das des Johann PhiUpp aeigt uns Löwen, Wappen, 
Etigel, ^ystibol^guren, Palmen, Vrwffa iwd Gni^landen 
in wirrem Dnrcheinander; jen^ des Friedrich K^rl 
(t 1746) tragt die Hoste des Selige a^ d«r Spitze der 
«Mschöaen Pyramide: ein Krieger mit dem Dreizack und 
ein^ Frau mit Mercmrstab sitzen miter derselben. Er 
Würde mit folgenden Ahnen als Domherr aufgescl^Lworen: 
Georg Fr. yon Schönbom, Ursula von der Leyen, Hein- 
rich Freiherr von Greifenklau, Anna Maria zu 'EU , Jo- 
himoJBeräiqld von Boynel^urg, SibiUa von Buttlar, Kuno 
QüiriB j^ehfitz von Holdiausßn, J^^ria Sva von Por- 
felden. 

Bei dem Grabmal des Fürstbischöfe Seinsheim wirkt 
^ dramatische Symbotgruppe iiiit komischer JKraft. 

Dm Fiiiie<ihiiobüfen Johann J^Bipp h von Schön- 
bem (1642-*-l«r^, OhriMeph Franz von Hütten (1724— 
m9), Ansekn Fteaa vonjngeiheiia (t746Hl740), Adam 



813 

Friedrich von Seinsheim (1766^1779) , «tid dem weiscfn 
Franz Ludwig von Erthal (1779^1795) wurden in der 
Kapelle der Festung sehr hübsche Gn^brnftl^^r m. Am- 
gang des verflossenen Jahrhunderts gesetzt. Sie sind 
sämmtiich aus Sandstein in Hochrelief ges^hlugeüt Diß 
Zeichnung ist gut, die Ausführung fieis^^ und gelungea. 
Air der Zwitter und der beunruhigende Beiohthum fehlt 
Wer sie gemeisselt hat, konnte uiiq nicht gesagt werden- 
Der Erthalstein ist in den Dom (Südschiff) transferirt 
worden; er muss als der weniger gelungene erkannt 
werden. 

Dasselbe Gesetz -des sinkenden Geschmackes kann 
auch an den Grabsteinen der Ritter und Bürger beob- 
achtet werden. 

Im sechsaehnten Jahrhundert sieben uns die Denk- 
mäler mit den stehenden und knieenden Bitterp an; die 
meisten beten vor einem Cructfixe» Einige dea siebzehn- 
ten Jahrhunderts verdienen noch alle Anerkennung) doch 
treten die Wappea bereits in den Vordergrund, um im 
achtzehnten ganz zu dominiren. 

Der Stein des Michael Truchsess von Wetzhausen in.der 
Minoritenkirche zeigt den auf einem Löwen stehenden Ritter 
im Panzer, in der Linken das Schwert, in der Rechten das 
Kläfelinne; das Antlitz ist portraittreu wie aus Riemen- 
schneider*s Schule. Die Mähne des Löwen ist edel und fein 
gearbeitet. Anno. dni. MCCCCC, md, XIIL auff: Sa$tag, 
nach. panU. bekrug, siab. der, ebr. «it. test Mckel, IVncA- 
sess. vo. wetzkaussen. dem, Got genad. 

Hanns von Grumbach (1529) in derselben Kirdie 
steht auf einem Löwen, der ihn zürnend in den Fuss 
beisst. Ob es im Ernst geschieht oder zum Spiel, wird 
nicht klar. Der edle Herr seheint sehr stattlich im Le- 
ben gewesen zu sein. Was ist das eine breite Brust und 
eine gewaltige Constitution I Der vorteetendfiPanser und 
die hochaufsteigcoklen, Acbselplfuirten «Mteta da^u, di^ 
Massenhaftigkeit m heben.« ^ £». schwillt ,.«^1 ^h.der ^^ 



m 

eineiige sich deni verfluchten Hackensehittzen gegeniihev, 
die den Tod brachten, ehe man das Weisse im Auge 
sab^ Bfi recht durch IMeke und Undurchdringlichkeit der 
Büstmig im Leben zu schätzen suchte. Gleichwohl hebt 
sich di^ Reliefligur leichter und weiter yom Sterne ab, 
iftls bei dem des Peter von Kandsacker (1581), der an 
dich eine schöne gelungene Figur in voller BSstung, .mit 
Flfigen auf dem Helme, mit Hammerkette auf der Brust- 
plaitte imd fein gearbeitetem Krebse uns anmuthet, aber 
durch die enge Verbindung mit dem Stein von einer ge- 
wissen Starrheit nicht freizusproehen ist. Beide probiren 
mit vier in Farben prangenden Wappen. 

Hier reiht sich der Stein des Paul Truchsess von 
Witzleben in leichtem Relief im Domkreuzgang an (1528). 
Er führt Lanze und Schwert; rothweissblaue Straussen- 
federn wallen vom Hute. Verwegenheit und der Zeiten 
wilder Trotz leuchtet aus dem Antlitz. 

Das Denkmal des Georg von Lichtenstein im Dom- 
kreuzgang (f 1536). Der Ritter schaut gerade aus, er 
hat die Hände gefaltet. Paul Fuchs zu Burgbreitbach 
(f 1540 12. Febr.) istauch im Domkreuzgang begraben. Die 
Figur kniet auf den Löwenbranken und dräuend schaut 
der Mähnegewaltige auf. Der Spangenhelm mit den drei- 
farbigien Federn steht auf einem Postamente. DasKreuz- 
^ bild hebt sich stark vom wolkenverzierten Hintergrund 

* ab. Feine Profilirungen machen sich bemerklieb. 

IJin Ritterdenkmal im Domkreuzgang ohne Inschrift 
-scheint einem Edlen von Fuchs anzugehören; das schöne 
elegante Bild im Nordflügel des Domtransepts ist einem 
Herrn von Solms gewidmet. Die Inschrift fehlt. 

H«inrieb Truchsess von Wetzhausen (f 21. Oct. 
1§48) kniet uAt Frau Susanne (f 1543) vor einem Kreuz- 
Md. Aui^h. luer beisst der Löwe «sürnend, dass der Rit^ 
ier auf seinen Seit^i kniete in die Wadon. Das Schwerjfc 
iii^.üt|eQiJ^e£bBl^ul|er gßlehat, 4iß.Häii4e sind plump gfir 



n« 

faltet, dasAntlhB tot nickt geistreich. Utmaigxmdmkweit 
fatten die Fähen an des Gewandung der Frau. 

Noch, qind au merken die Denlontter des Mertem 
▼on Rotenhan au Bentweittsdarf, (f 9S. Dea. 1|40) im 
Dondoreuagiuig, dea Chriatopkel von KStn (f 1564) in 
der SpitaUdrdie jenseita des Mains, des Hamis ZSobel 
und der Margaretka Zoblerin (1677) in ^r lifinortten- 
Kkrdie. Letateres ceigt uns drei mtnnlioke und drei 
w^blicke Figuren, die Frauen mit gegürteten ^igash 
li^enden Röcken und seltsamen Sckulterpuffen^ von den 
Männerii tragen awei Paaaer mit k&ngendea Hftfddap- 
pen, der dritte den spanisdien Badmantd und die 
Bauschkose. Gar mgentkämlick ist das git>8se Denkmal 

eines Herrn Jöfg von ifi derselben Kirche. Es 

ist ein fSrmlicker Altarbau. Die Stelle des Aatipendimm 
wird durck Insckriften, die unleserlich geworden sind, 
ausgeffillt; die die Dreitkeilung einleit^ide Sauldien- 
bildung wird durck Löwen mit Ringen verziert. Auf 
der Mensa knieen Herr und Frau, 5 Sökne und 6 Töch- 
ter in der liebenswürdigsten Folge. Ein KreuzMd ist 
der Gegenstand der Andackt. Darüber siebt man die 
Auferstekung und eine Anzakl von Wappen. 

Hieher gekoren der Stein der Sibille von Frunkofen 
(f 1548), des Julius von Tküngen (f 1628) u. v. A.— 
Das Denkmal des Jok. Jakpb Bauer von Eiseneck im 
Ostflügel des Domkreuzgangs bescbliesse diese Reihe. Er 
war wirzburgiscker Kriegsoberst, seklug tapfer am 8. 
Nov. 1620 bei Prag. Am 18. Juli 1621 zerscbmetterte 
ibm in dem Treffen bei Weidkaiisen eine Musketenkugel 
den Sckädel. Sein Bruder Okristian Hess ikm darek 
Bildkauer Mickael Kern das Monument setzen , das lei- 
der verstümmelt wurde. Zwei Löwen tragen vier Sftu- 
lenbasen ; reickes Simswerk leitet die Horizonlslrlebtung 
ein. E&ne m&cbtige Kriegergestalt steki vor ulis% Ueber 
der spMiiscben Pumpkoee 'M der leiebtgeriefte aterraftben- 
f^cke Plmz^, wir seken Löwenköpfe an 4mVjä^ 



MS 

steHeften, GedNm hdieh Siegesbänse Üb«^ dorn Haupte. 
ISm ganz interessantes Fortritt ist unter den GemUden 
im historischen Vereiaslocale ; an ihn erinneH tms ehi 
Denkstein in I. 153. 

In der Deutachhanskircdie sind die wappenreichen 
Denksteine der Bitter: Adolf von Thüngen (f 1501) 
Wolfgang von Bibra (f 1528), Hanns Nenmann (f ISa»,) 
Haims Eytel von Neueneck (f 1541), Hanns von Plassen- 
bürg (t 1566), Everhard von Ehingen (f 1549) Christoph 
Loewen (f 1580), Bachen von Boennen (f 1588), Phi- 
lipp von Mauchenheim (f 1598) , Melchior von Schwal* 
bach (f 1598) Christoph Voit vonRineck (f 1601), Kas^ 
par von Stein (f 1620), Georg von Rheinstein (f 1621). 

Um das Jahr 1630 wird die Kleidung der Rei^ 
ter und Fusssoldaten und der sie nachäffenden Stutser 
seltsam und komisch. Wamnis und Beinkleid sind w€9t, 
luftig und schlotternd. Spitzen, mit feinen Goldfäden 
undallerleiMustem von Sternen undBlumen durchfochten, 
umzogen d^i Kragen, die Manschetten und das geöffnet« 
Beinkleid amEjiiee. Um die Achseln, Brust undRücken^ 
am Saume des Wamses, um die Ränder des Beinkl^des, 
am Knie hingen Bänder und Schleifen, Nesteln genannt, 
mit Metallstiften und allerlei Faveurs, die bei jeder Be*- 
wegung klirrend zusammenschlugen» Der Stiefel hat eine 
kolossal groteske Grestalt, der Hut stieg jetzt wie ein 
Zuckerhut auf, dehnte sich dann ellenbreit aus und deckte 
wie ein Schirmdach den Mann; die Feder fiel über den 
Rücken oft bis zur Kniebeuge nieder. Man trug Zirkel, 
Maikäfer-, Jungfrauen-, Zucker-, Türkische, SpMiisehe, 
Lill-, SpieK Drill-, Schnautz-, Trutz- und Stutz -Bärtel, 
das will si^en, man trieb ungeheuerliche Eitelkeit mit 
dem Barte. 

So rasselte in derr wilden Zeit ein toUea Stutzerthum 
durch die Gassen, im Sarrass mit klirrenden Sporen 
und klingelnden Metallstiften, und mit viel Bauschwerk 
klappernd und rauschend. 



SIC 

£ä war die Zeit der Daradiridatümtarides, Wind- 
brecher von Tausendmord und Horribüieribifax von 
Donnerkeil auf Wusihausen, wie sie uns Aeneas Gryphios 
gezeichnet hat ^). 

Die Frauen lassen die Stuarthaube, den steifen spa- 
nischen Hut und das Federhütchen fithren, die Haar- 
hömer und ähnliche Gebäude sinken. Das Haar sam- 
melt sich in kleinerem Lockengekräusel um den Kopf, 
bis es die Massen nach unten sendet und endlich mit 
vollen Locken sich über Schultern und Kücken ergiesst. 
Mit Brenneisen, Salben, Papilloten und falschen Haaren 
wird gleichwohl viel gekünstelt, und Bandrosen, Nesteln 
und Schleifen spielen eine bedeutende Rolle. Der Schlapp- 
hut kommt zur Herrschaft und die Decolletirung bringt 
die steife Krause und den drahtgestützten scheibenför- 
migen Spitzenkragen zum Fall. Es weicht die steife 
Vertugalla (Reifrock) und macht einen freien Faltenwurf 
Platz. Der Damenschuh erhält' den graden Schnitt an 
der Spitze und hohe Absätze, und wird mit Gold und 
Silber bestickt, mit bunten Rosetten und Schleifen be- 
setzt. Die klappernden Galoschen darunter tragen die 
Frauen wie die Männer 2). Dabei benutzten die Frauen 
nur allzuhäufig Pfirsichblüthenwasser, Limonensaft und 
Eselsmilch, die Schönheit des Leibes zu mehren. Auch 
präparirten sie sich aus „Traganttäfelein von Quitten- 
kernen, gebranntem Wasser und ungelöschtem Kalk recht 
vollkommene Bleiweissälbleih'*. Um den Teint zu bleichen, 
assen sie Kreide und Kohlen, färbten die Augenbrauen 
schwarz und bestreuten die Haare mit Puder. Die Mode 
der Schönpflästerchen kam auf. Als die Perücke und 
der Puder ganz Europa in seine grausamen Fesseln ge- 
schlagen hatte (1670 — 1720), mussten sich auch die Fi- 
guren der Allegorie, die Personen der Mythologie und 



«y Falke Deutsche Trachten. H, 184. 193. 
2) A, u. 0. II. 202. 



m 

Gföchichte, die Helden imd Heldinnen dar Tragödie 
darein finden. Sie alle pranget in Perücke und Fontange^ 
mit goldbordirter Robe und Schleppe^ mit Schuhen und 
Strümpfen, wie sie der Salon begehrte. Man legt, sagt 
Falke, der .Grazie ein Wachtelhündch^ in denSchooss, 
und setzt der Sphinx eineFontange auf« Pallas im Kriegsr 
gewand mit Helm und Schwert -und- Venus im Bocdecor 
sessel, beide mit Schnüf brüst, mit Sebönpfläst^rchen und 
andern Toilettengegenständen sind in vollständiger Touif- 
nüre, nur das nakte Bein und die Sandalen erinnern an 
den Olymp *). Schäfer Paris, schmachtend und iar&nmer 
risch am Felsen hingegoss^, von Hund und Schafen 
bemitleidet, trägt die Alongeperücke, Schönpflästelrchea 
auf der Wange, um den Hals ein gesticktes Tüch^ Man» 
schetten an den Händen, den goldbordirten Bock und 
Weilte, Schuhe mit hohen Absätzen und Zwiekelstrümpfe; 
Die Heiligen des Himmels bleiben natürlich nicht Vert 
schont. Auch sie tragen den Häarpuder uiid das kleine 
Bärtchen k la royale. Ein Kleid, die glmche Form, der 
gleiche Schnitt bedeckt sie alle, die da vor das Ange 
lebend oder todt im Bilde vor die Generation treten. 

Von sonstigen Denkmälern des Deines glauben wir 
noch jenes des Egilolf von Knöringen im Webtflügc»! 
des Kreüzganges namhaft machen zu müssen. Dieser 
mit zeitlichen Glücksgüt^n reichlich gesegnete Prälat, 
ein Mäoenas vieler deutscher Gelehrten seiner Zeit, hatt^ 
sich in den Jahren 1660 — 1373 mit ausserordentliehem 
Kostenaufwand eine Sammlung angelegt, in welcher nicht 
nur Münzen, Trachten und Waffen aller Völker derErde^ 
Anticaglien, Bildwerke, Manuscripte und Bücher, sonderm 
auch ausgestopfte Thiere, Conchylien ^und Mineiralien 
aller Art zu sehen waren. Von dem bekannten Profeässor 
Glareaniis in Freibürg erkaufte Kncnringen dessen an 
Seltenheiten reiche Bibliothek uad die Sammlung griechir 



1) Falke II. 256. 



SU 

sdiflr imcl ffStnisdier BlMsse «nd Gewicht«. Da er Bieek<yf 
inAngsbug geiirearden (1S78), ge^eh die Sammlung an 
die Univerrität in Ingobtftdt (1575). Daf&r sollte als 
Univer^tiLteUblioihekiir stete ein WvBbnrger angestellt 
werden. Das Dedkaud, dass er 1S65 errioliten liess, £eate 
ids Kngang in die Domsehule. Zwei wenig gelongene 
Saiden tragen ein schweres Gesims. Darüber erblicken 
wir den flrfrölQtturigen Jesus in Ifitte der Lehrer. Eine 
Verhüad^gnng hinter den SSuien fSUt uns auf. Die Jm^- 
fieau Iiniet aaf der «dnen Seile; der Engel mit den Spraoli* 
band auf der andern, awisehen sehen wir die Synbol* 
gestalt des heiligen Geistes und den Logos, wie er 
mit Kreua und Kelch aus den Wolken fäbrt^ mn kn 
Schooee Maria^s Einkehr zu nehmen. Die Jungfrau ist 
in allau leUiafter Bewegung, doch ist die Haltung noch 
würdiger, als auf jen^n Kupferstich Johaim Sadeler's 
nach Snstris, wo Maria n&hend die Botschaft en^föngt. 

Gleich den Denkirtefaien interessirten einst den Heral- 
diker adit grosse und achtoelm kleine in Glas gemalte 
Domhermwapp«! in den Fenstern der Sepultur. Sie 
wurden laut der Dimistiftsbaureehnung 1565 von Haans 
CSuristaaann ^gemalt, der fUr jedes grfisere Stück sechs, 
Ar jedes kleinere vier Gnlden und sonst drei Malter Kom 
nebst drei Eimer Wein erhielt. Georg Rudolf Henne- 
berger hat sie 1699 ausgebessert; 1628 wurden sie neu 
ge&sst; die ld22 ^noch erhaltenen in einige Domfenster 
v^setat«); efaiige sind in Frivathttnde gewandert« Sehr 
befriedigenden Ebldruck maeh^i die kunstreich geoms- 
selten Wappen in den Wölbungen der Absettmi^ die 
ittscfariften smd leleht absules^t. 

iEUn schftnes Denkmal der Büdhanerei ist die Kana el. 
Michael Kern "ron iF4)vditenberg hat die vier sitaenden 
Evangelisten am Fusse, die stehenden Kirchenviter von 
Alabaster und die fünf l^assionssaenen gemeisselt. Das 



i) Arcb. UI. I. 125. 



Sti fl g t l ig i Q prqag^ ist von der Htad de» Btemmeto«» 
Job(ai PIftffy das SteMwerit ans der Werkstättte des 
Sclilo88ers£*rl v<m KrMin hervoi^egaBgeii. Der Deckel 
wapr ttinprtiii^eh voa Koiir«d Viedier verlert^t, ist «ber 
1708 Verifaftdert worden. Michael Hmsder hat 1«10 das 
vollendete Werk bemalt und ve]^gc4det; 1100 Onlden 
wnnleii ffe dae Ganee beKaUt. Die Haltung der Evan- 
gtiislen ittb etwas «a bewegt^ doch sind die Kopfe mit her- 
vorragender Mmstere^heft behandelt Diese I^guren am 
KaMdftisee im Dom gehören au den edelsten ürsdiei- 
mmgen der Benaisaance In Wirabnrg« 

Sdle reine Formen begegnen uns an den Betstühlen 
der SQdabseite, die aus dem sechszehnten Jahrhundert 
stammen, 

. Die, Altäre des Domes ^i^d sämmtlich ohne ki^t- 
historische Bedeutung; ihre Geschichte steht bei den 
Ge^chiobtscbreibem cier Kathedrale. Von Altitrgemaldet 
sei auf die Enthauptung des Johannes von OdE^bers, 
die Himmelfahrt Mi^ja^s von Sandrart, die AnV^ung 
V0^ Morien und i3&e Grablegung, von Buler aufmiirksam 
gemacht 

im Jähre IfiSS besseiHen Meister aus Bamberg das 
DüMch des Domes aas, 1663 wurde der Glockenthurm 
restaürirt. Jeder Geselle des Steinmetzen erhielt tä^cfa 
ein Pfünfl itls Lehn. 1541 malte Hanns Schmaus den 
Domehor aus. HamisGoppelberger von Nürnberg hat 
1S59 die i^eir Thfirme neu mit Blei gedeckt; 1668 folgte 
e&i Kupferi&ch. Martin lloth malte 1565 das Salvator- 
bSM fibeir dem TabemackeL Georg Schön voh Wirz- 
burg deckte das Gbordaeh 1964—1568 mit Schiefern, 
Mäier Jdröb Cay vergoldete die voi^dern Thurmkntipfe 
sammt ihren acht Kugeln; 1875 Wfrd auch der Kreuz- 
gang i^eebhet, geplattet, und die KrSmei^sweiber ans 
denselben gejagt, der Dachstuhl unten am Kranz neu 
aufgeführt und mit Blei gedeckt Allerlei Verse darüber 



kanum in den Knopf 0- Die durch Jidk» eiii0el«teBte 
Restauration fitfirte der Wirstrarger Michael Käut, d^en 
wir schon gedaclit haben ^ der wtiirend 44 Jahren Ar- 
chitekt' des Bisehofs und des Capiiels eine. Menge Mo* 
delle und Bisse, besonders aum Dachwerk der Böaddrehe^ 
aum Spital sü St Dietrich in der Stadt, an den Kirche« 
in Eibelstadt, Eussenh^m, Mainberg, Rhemfeld und Yol- 
kach angefertigt hat. Das Langhaus des Domes wurde, 
gewölbt (1606 und 1607) und die Zahl de# Fenster Ter- 
mehrt, aus Nürnberg das Stangenedsen bezogen; Laaarus 
Augustin wurde aus.Wälschland bentfen. AiHermr^sea 
bemalte den Innenbau und erhielt 700 Gulden; er alerte 
die Wölbung mit 638 Blumen. Maler Wolf Eisenmann 
arbeitete am Hochaltar. Im Jahre 1611 war die Arbeit 
vollendet. Die Restauration der Fassade unterblieb trotz 
aller Mahntmgen an das Capitel. Steinmetz Valentin 
Pfaff brach 1619 eine neue Thüre in den Transeptnord- 
ilügel. Iiti Jahre 1644 wurde die Vorhalle der Fassade, 
1686 die Kapelle zur rothen Thüre abgetragen. t*etrini 
uiid Welsch verfertigten Bisse zu einer neuen Fronte '• — 
keine kam zu Stande. Hanns Rank der Kupferschmied 
- hat 1653 das Innere des Sacrariums mit Kupfer beklei- 
det, und das grosse Crucifix amChorerestaurirt Sobald 
Kopp goss 1669 die grossen Messingkandelaber vor dem 
Hochaltar um. 

Fürstbischof Johann Philipp erhielt 1672 vom Kai- 
ser von Oesterreich ein Geschenk von 4000 Reichsiha- 
lern, um dassdbe zur Errichtung eines neuen Tabema-: 
kels am Hochaltar zu verwenden. Es sollten von dem 
Legate dieses Prälaten, das 5000 Thaler betrug, Haute- 
lice-Tapeten fiir den Chor angefertigt werden, Oswald 
Onghers fertigte die Cartons^ ging nach Antwerpen 1686 
imd machte beim Tapet^ifabrikanten Balthasar Boumann 
die Bestellung, wie reich an Gold und Silber die Gewänder 



«> Fränkisehe, Chronik ^1807) 734 ff; 



der Figuren gewirkt werden sollten. Der Accord lautete 
auf 19 grosse Tapeten mit der Darstellung der Marter- 
geschichte Kilian's, Koleriat^s und Totnan's, und auf 14 
Stücke zur Bekleidung der Chorstühle, welche zusammen 
666 Ellen ausmassen. Die Elle kostete 6 Thaler, diö 
Schilderei noch weitere 200 Thaler. Der Magistat über- 
nahm die Garantie. Die Tapeten schmücken noch an 
den höchsten Festtagen den Chor. Ihr Inhalt ist in mit- 
unter grossartigen dramatischen Zügen mit feiner Be- 
rechnung der Wirkungskraft des Materials, in welchem 
die Zeichnungen ausgeführt wurden, dargestellt. 

Fürstbischof Johann Philipp von Greifenkläu Hess 
durch die Meister Ferdinand Bielefeld, die Steinmetzen 
Jakob Weidemann , Barthel Süss von Schuppach imd 
Balthasar Seubert von Weilburg, durch die Bildhauer 
Michael Riess und Balthasar Esterbauer und durch den 
Goldschmied Martin Nötzel den Hochaltar vollenden. Es 
war ein schweres geschmackloses Werk. Ist es übrigens 
mit den unter der Leitung von Pietro Magno dem Wäl- 
schen vollendeten Stuckarbeiten im Chor^ Transept, 
Hochschiff und Abseiten besser bestellt ? Die 22 Pfeiler 
wurden mit mannigfachen Linien umkleidet, an die Ar- 
kaden^ allerlei Blätter geklebt, in die Hochwand Simse 
nach der Longitudinalrichtung^ gefestet, und die alten ein- 
fachen Lissenen durch überreiche Pilaster ersetzt. Die 
durch die vielen Horizontal- und Verticallinien erzeug- 
ten Quadrate der Hochwand werden durch Achtorte, 
Kreise und Vierpässe gefüllt, deren Linien mit bauschi- 
gen Blumen umsäumt sind. Diese werden bald von dick- 
bauchigen Engelchen, bald von geflügelten Hermaphro- 
diten gehalten. Ihre Stellungen sind sehr ungezogen und 
absurd geschmacklos. Eitle Manier macht sich bei allen 
breit. Ueber den zehn Fenstern beiderseits schwingt 
sich das Tonnengewölbe hin. Die Atlanten und Karya- 
tiden sind in ihrer Existenz nicht gerechtfertigt, sie tra- 
gen nicht wirklich, sie sind nur zum Scheine hingeklebt. 



322 

Das Blumengewinr.mel im Spiegel forderte ungewöhnliche 
Technik, der wir unsere Bewunderung nicht versagen 
wollen. Im Transept ist dieser Pauken- und Trompeten- 
styl wo möglich noch weiter getrieben. Chorstühle und 
Chorgewölbe machen gar keinen Eindruck. 

Dieser Meister, der den Dom^verunstaltete, lebte in 
der Zeit des leeren erstarrten Formenwesens der Eti- 
kette, der Spiessbürgerei und des Philisterthums. Ihm 
war es schön, was sich am meisten von der Natur ent- 
fernte. Die Füsse sind unnatürlich verrenkt, die fleischi- 
gen Theile zu Klumpen ausgearbeitet, die Gesticulationen 
garstig. Eitelkeit, Hohlheit und Aufgeblasenheit spricht 
ans allen Figuren entgegen. Technische Attitüden, die 
graziös sein wollen, frostige allegorische Missgeburten 
schwimmen umher. Diese- Genien mit dem lüstern bloss- 
gelegten Schenkel sind Tanzmeister und Equilibristen 
im Heroen- und Adamscosfüm. 

Doch hat dieser Rococco auch seine Vorzüge. Die 
Meister des siebzehnten und achtzehnten Jahrhimderts 
entwickelten fast in allen Zweigen der handwerklichen 
Thätigkeit eine gewisse Tüchtigkeit, die in vielen sogar 
eine bis jetzt noch unerreichte Höhe erstieg. Sie haben 
manche Probleme glänzend gelöst, an welchen sich die 
Meister unserer Tage vergeblich den Kopf zerbrechen. 
So lange die Oewölbe unserer neugebauten Kirchen nur 
zu oft und zu bald dem Einsturz drohen; den Gesetzen 
der Harmonie und Symmetrie bei den Neubauten offen 
Hohn gesprochen wird; so lange sich bei grossen Wer- 
ken der Gegenwart im abgeschmackten Eelecticismus 
die verschiedenartigsten Bauintentionen durcheinander- 
mengen, so lange haben wir kein Recht, auf die Tech- 
nik jener Meister einen Stein zu werfen. Wo es damals 
galt, den natürlichen Stoff zu überwinden, Herr und 
Meister desselben zu werden^ ihn den Zwecken der 
Menschen dienstbar zu machen, da war diese Zeit, da 
waren die Meister jener Tage am Platz ;^ nur eine An- 



forderung — die Hauptaufgabe d^r Kunst — den Stoff 
zu vergeistigen, diess darf Niemand von ihnen ver* 
langen. 

Keiner der deutschen Dome ist so stark verunstaltet, 
wie der von Wirzburg. Es war nahe daran, dass Kur> 
fürst Max Heinrich 1650—1658 den Dom zu Köln ähn- 
lich auszierte. 

Der Stuccadbr J. P. Magno hatte vermöge der mit 
ihm am 24. Januar 1706 gepflogenen Abrechnung im 
Ganzen 12,28673 Beichsthaler an Geld, 69 Malter Korn 
und 7 Fuder 10 Eimer Wein zu Lohn empfangen. 

Die Baulust war den Schönbom ' angeboren. Mit 
prunkendem Kedeschwall wird diess in den zahlreichen 
Funebral- und Consecrationsreden , die uns Gropp und 
Neumann hinterlassen haben, ausgemalt und breitgetreten. 

Johann Philipp consecrirte am 4. Juli 1667 die re- 
staurirte Kirche des Ritterstiftes von St. Burkard, am 
19. März 1669 die Karmelitenkirche, baute rüstig an den 
Stadtmauern, legte am 26. April 1670 den Grundstein 
zum Stift Hang, am 10. Mai darauf zu St. Afra. Auch 
an der Marienburg geschah Manches. 

Jobann Philipp Franz legte den Grundstein zur Re- 
sidenz am 22. Mai 1720, und consecrirte am 26. Januar 
1721 die Pfarrkirche zu St. Peter. 

Unter Friedrich Karl wurden in der Diözese Bam* 
berg neu erbaut: die Hofkirche in Bamberg, die grossen 
Wallfahrtskirchen in Gössweinstein und Vierzehnheiligen ; 
die Pfarrkirchen in Pretzfeld, Kerschbach, Zapfendorf, 
Oberbrunn, Arnstein, Binzberg, Zeiheren, Güssbach, 
Bechofen, Gunzendorf, Unterleiterbach, Gieg ; die Wall- 
fahrtskirchen in Ciosberg und Maria Weiher; die Spi- 
talkirchen in Kupferberg, StMargareth in Bamberg, und 
die Filialkirchen Wurgan und von Kronach. 

Im Sprengel von Wirzburg fanden überaus zahlreiche 
Künstler Beschäftigung. Es wurden unter Friedrich ge- 

w^t: Die Kirche zu Lohr 15. Oct« 1719, die Spitia- 

21* 



Urche m Ebern 26. Öct. 1199. tm Jahre ITSfh Die 
Pfurrkirchen 2U KftMgsfcofen im Ottm 13. Mai, Elierhaii- 
Ben, 18. Juni, Helmstadt, 23. Juli, Gerlachsbeim, 17. Sept., 
Wilandsheim, 26. Sept., (Fifiale) Tieffenstockheim , 26. 
Sept., Suhedorf, 27. Sept., HdehBtadt, 28. Sept. Die F1^ 
HIiaIkirehezuDe88endorf,3.0ct, die PFarrkirebe au Rett- 
stadt 22. Oct, die Marienkapelle zu Scbltsselfeld, 28. 
October. 

Im Jabre 1731: Die Stadtknrebe mAmstein, CoHtS' 
beim, Herlbeim, Kümaeb 2., 24., 25., 30. Sept.; die H- 
lialkireben zu Sulabeim , Alitzbeim, Bolzbausenr, 26., 27. 
Sept. mid^ 18« Nov. Beim Abbrecben der alten Kirchen 
wurden die DenkmSler gescbont, wie wir ^Kess vom 
Eektertocben Epitapb in Gaibaeb genauer wissen. 

Im Jabre 1732: IXe Pfarrkircben zu Zeil, Stettfeld, 
Wiesentheid, 9., la Sept., 2. Nov. 

IMe Filiale vonTrunstadt 11. Sept., und die Kapsle 
von Unterbeid 12. Sept. 

Am 10. Sept. 1733 wurde die Fffiale von Halsbaeb, 
am 10. Sept. 1734' die von Müblbauscoi consecrirt. 

Aucb liess der Fürst das alte Sepbanstbor abbre- 
cben, Strassen, G&rten und AHeen anlegen, mehrere 
Häuser wegschaffen. KaniÜe, Brunnen entstanden. 

Am 14. April 1735 stand die Pfarrkirche- von Leu- 
zendorf, am 15; die von Güssmannsdorf fertig; am 16. 
April ward die Filiale von Astbeim, am 26. April die 
Franziskanerkirche zu Schwarzenberg geweiht. Alle tru- 
gen das geistlose Gepräge der Zeit. 

Das Jahr 1736 sah die Consecration der Kapelle zu 
Gressberg 6. Mai, des Mausoleiuiis am Dome, I. Juli, 
der Filiale von Neustes, 3. Oct., der PfarrMrcbe von 
Wihtzenhofen, 5. öct., der Klosterkirche von Scbontbal, 
7. Oct., und der Pfkrrkircbe von Piirihgen und der 
DeiiiscUkenaidnrolmjm JAiif^iitheim 30. Sept. 

Im Jahre 1737 empfbngen die Weibung ^e^Kireben 
vMi Duttenberg, Neckarelz, Neekargenlndeit^ Dillsl^erg; 



^35 

Dallau^ Ritterspuch, Wol£»BiäB8ter, Addftfceisg^ £la«^Mli, 
äächsenheim, Wildfleeken, Bisdiofeheim v. d. Bi^on, Löf- 
feistere, WnUsaehsen fmdHambacIi, wäbrAfidimfoIgeii- 
dea Jahre nur die NepomuUuipeUe sa Oehsealkit iCc^- 
secrirt wurde, 14. Mai 1738. Die Todteakaj^dle bei 
Volkadi, 9. Aug, die Pfiurrkirche vou Schweiob^g 11. 
Oot. , und die Filiale von Erfeld 12. Oefc. gdiorra dem 
Jahr 1739, die P&rrkircbe von Betebach den 14. Aug^ 1740. 
Bischof Julius baute kaum soviel, wir müssen ddn Fürs- 
ten mit Kurfürst Clemens Ainigust von Köln dem Bau- 
luBta^gen in Parallele setzen. Der bedeutendste Bau des 
Jahres 1743 ist die Klosterkirche von Schwarsa^A 8. Sept., 
die Hofkirohe 15. Sept.^ ihnen reihen sieh die Gottes- 
häuser 2p Siiohsenheiffi, 25. Aug., Merkei»hausen, 10. Qct., 
Alsehleben, 3. Oet., Bonndorf, 4. Oct., Lauringen, 8. 
Oct, US. 

Im Jahre 1744 sehen wir vollendet die Pfarrkirchen 
von Burgebrach 19. Juli, G^neinfeld 28. Juli, die Filiale 
von Poppenhausm 27. Sept. , sa Kissingen die Marien- 
kapeUe 29. Sept. Die Filialen 2u Klosterhausen 30. Sept., 
Xaigeathal 2. Oct., Maehtilshausen 3. Oct. Die Kapelle 
SU Oberibttlba 4. Oct, und die Kirche au Sohwemmels- 
bach. In diese Begierungsaeit faUt der Bau der Pfarr- 
kirehen zu Aufstett^i, Berokheim, Dahnfeld, Eussen- 
hausen, Hopfingen, Bimpu*, SlaroUimgen, ünterwittieh- 
hausffli ; der Kreuzkirchesu Kitziogen<Vorstadl), IMBehelau, 
Neusses. Die Dominikaaerkirche wurde restaurirt. Auch 
baute d^r Fürst die Lorettokirche zu GöUersdorf , die 
Schlosskapelte zu Schönbom, die Pfarrkirdien zu Asper- 
dorf und Stranzendorf , und in Ungarn die Kirchen von 
Munkacz und Bereghsags*)- Der wichtigste Bau am 
Dom ist das Familienmausoleum. Johann Philipp Franz 
von Sehönbom lieas sich durch kein Hindemiss ab- 
schrecken, den Plan, für seine Familie ein Mausoleum im 



<) Neumann B. d. Einw. d. Hofkirchd. 174^ H lt. 



326 

groBsartigsten Maassstabe eu errichten, auszuführen. Was 
dem Domdechanten 1718 nicht gelingen wollte, konnte 
dem Fürstbischof 1721 nicht mehr misslingen« Er erbot 
sich dem trotzigen Domcapitel gegenüber, das seine 
Wünsche anmassend fand, nach einem von seinem In- 
genieur J. Balthasar Neumann zu entwerfenden Baurisse 
eine prächtige Kapelle mit wälscher Kuppel zu erbauen, 
die inneren Wände derselben mit Marmor zu belegen, 
drei Altäre zu errichten, und das Innere mit schöner 
Malerei und Stuccadur zu veraderen. In drei Jahren 
sollte der Bau vollendet sein, und jährlich 1000 Thaler 
darauf verwendet werden ^). Da die Crispinuskapelle 
abgebrochen werden musste, versprach der Fürst, alle 
dortigen Beneficien beizubehalträ, noch mehrere neue zu 
stiften, und das onus fdbricae zu übernehmen. Auch 
musste er contractmässig eine neue Kirchnerswohnung 
und eine kleine Nebensacristei erbauen, die krumme 
Mauar neu aufführen, einen Oelberg mit Ewiglieht er- 
richten, und den Domfriedhof niedriger legen lassen. 

Am 4. Juni 1721 wurde der Grundstein gelegt ; doch 
schon am 18. August 1724 starb der Fürst, und die 
Vollendung kanä durch Bischof Friedrich Carl von Schön- 
born, den Bruder, zu Stande, der am 1. Juli 1736 die 
Consecration vollzog. Schwere Reden wurden gehalten 
und hochtrabende Verse gemacht. 

Das Schönborn'sche Mausoleum bildet eine Kirche 
für sich. Sie ist 55' 6" lang, 35* 8« breit, 46* 8« hoch, 
die Kuppelhöhe ist 18'. An sich ist die Kapelle nach 
Aussen durch Lissenen uiid Quersimse, Wappen, Ge- 
nien und Symbolgestalten reich gegliedert, contrastirt 
aber sowohl in Decoration als durch die Lage an sich, 
unangenehm mit dem Domgebäude. Corvinus bringt uns 
ein getreues Facsimile. Das Innete ist prachtvoll und 
glänzend. Marmor und Gold theilen sich in die Döcoration, 



1) Arch. m. L 128. 



327 

Die Säulen schimmern, reich sind die drei Altäre, die 
Epitaphien haschen nach Effect. Wir bewundem all die 
Pracht, wir erkennen, dass die Erbauer über grosse 
Reickthümer geboten, wir werden gegenüber den Ge- 
stalten im Transept noch befriedigender berührt, aber 
so recht heimisch wird es uns nicht. Johann Rudolf Byss, 
der Mal^r aus Solothum und Oallerieinspector von 
Pommersfelden, mag allen Fleiss angewendet haben, um 
Ausgezeichnetes zu leisten und seinen fürstlichen Gönner 
einen Beweis der Verehrung und des Dankes zu geben ; 
seine Gemälde der Auferstehung und des Gerichts kranken 
gleichwohl; dasColorit ist trocken, kalt und verwaschen, 
sein Auge scheint der vollen, kräftigen, gesättigten Fai^- 
ben gänzlich entwöhnt gewesen zu sein. Seine Zeich- 
nung ist nicht schlecht; aber diese Verkürzungen ge- 
fallen uns doch nicht recht. Auch er erhob sich nicht 
über seine Zeit. Die Malerei war eben seit Langem auf 
falsche Fährte gerathen. Erst hatten sich die Schnell- 
maier und Manieristen breit gemacht^ welche gedanken- 
los in den Gleisen des Rafael und Michel Angelo fort- 
fuhren; die Naturalisten in Neapel kämpften ebenso er- 
folglos gegen diese Nachtreter an, wie die akademisch 
gebildeten Meister in Bologna. Die Einen versuchten es, 
in wilder, sich selbst überstürzender Hast mit einem 
bodenschweren Naturalismus den fadenscheinigen Idea- 
lismus zu verdrängen ; die. andern glaubten irrthümlicher 
Weise durch einen maassvollen Eclecticismus aus allerlei 
Theilen ein vollendetes Ganze schaffen zu können^). 

Goldschmied J. A. Thelot von Augsburg erhielt 1654 
den Auftrag, einen kleinen Altar mit der Martergescfaichte 
des heiligen Kilian zu fertigen. Die Goldschmiede Johann 
Kaiser, Paul Krauskopf von Wirzburg, Georg Reuschlein 
von Augsburg, die Meister Lanius, Nötzel und Werner 
waren sehr für den Domschatz thätig. Derselbe glänzte 



<) Dioskaren 1859. 185. 



836 

1725 in auflserwdentlichen Beichthuin. Der Auszug ans 
dem Inventar dieses Jahres, den Scharold bringt^ zeigt 
eine Menge von Kleinodien an *)• Vom 17. bis 23. Mai 
1745 wurde mit grösstem Pomp das siebenhundertjährige 
Jut^iläum des heiligen Bruno gefeiert. 

Am 9. Januar 1749 fing man an, den Hochaltar ein- 
zulegen, den Chor um zwei Staffeln zu senken, die alte 
Brunogruft einzureisen, und eine niedrigere zu erbauen. 
Damids wurde airbh die Sacristei und die Omatkammer 
erbaut und neue Chorstühle verfertigt, zu denen Maler 
Johann Guttmann den Riss entwarf, Jakob von der Au- 
vera das Schnitzwerk fertigte. Das reiche eiserne Gitter, 
56 Centaer 10 Pfund schwer, wurde vom Schlosser Marx 
Oattinger zu Wirzburg um 2996 Gulden vollendet^). 
Im Jalure 1768 wurde an den beiden vorderen Thürmen 
der Dachstuhl neugebaut, statt mit Blei mit Schiefer ge- 
deckt und fröhliche Verse darüber in den einen Knopf 
gethan 9) : 

,yMan gab mir oben ein laiern 
Woraus von nahe und von fern 
Weit besser als es war zuoor 
Das schlag-werk käme clar empor; 
So dass durch alle theil der statt 
Die Uhr man recht zu hören hat: 
In meinem vorig alten Kopf 
Oder in meinem spitzen Knopf 
Die alte Kupfer alte Schrift 
Nebst zwei gold- gülden man antrifft, 
Dieselbe seynd jetzt auf das neu 
Dem neuen beigeleget treu. 



Verflossen seynd der jähren Zwey 



*) Arch. IV. I. 114 — 148. 

tj Arch. IV. I. 68. 

•) Frank. Chronik (1807). 7H6. ff. 



S29 



Wi) man der Domkirch Tachstuhl neu 
Mit gutem Holz und schifer-stein 
Hat wohl gebaut bedecket fein. 
Und Kaum wird noch ein jähr cergehn 
So wird man aufgerichtet sehn 
Den Thurm, der gegen über ganz 
Ist abgebrochen bis zum Cranz. 



Die Nahrungstheurung ist allgemein 
Der Yieh-fall könnt nicht ärger sein; 
Das Korn man um 8 fl. fränkisch zahlt,,. 
Das Burger Spiihal gibt voti dem Stein 
Um Tausend Thaler i fuder wein, . . .' 
Von da ab geschehen keine bedeutenden Repara- 
turen mehr am Dome. 

Als Baumeister am Dx)me folgten sich: Förtsch 
Adam (tl639), Langen Johann (1646), Femauer Johann 
Georg (1651), Seuber (1656), Petrini Antonio (flTOl), 
Spörer (1670),, Platz Paul (1676), Pezani Valentin (f 1719), 
Kolb Matthias von Fliers m Tirol (tl740), Tatz Johann 
Stephan und Neumann Balthasar (f 1753), Günther Joh. 
(tl770), Fischer Johann von Trappstadt (1788), der Hof- 
baumeister war. Dasselbe Amt bekleideten Franz Mich. 
Neumann (tl785), Johann Philipp Geigel (f 1800), Fischer 
Adam (f 1816), Geigel Heinrich (f 1798), Gärtner Johann 
Andreas (1798), Salins Nikolaus von Montfort von Verr 
sailles (tl838), Speth, Philipp von Mannheim (f 1828 in 
Odessa) »)* 

Von Steinmetzen sind noch nachzutragen : Kuhn 
Christoph (1589), Martin von der Sahl (1600), Hanns 
Flammersbach (1604), Schöpf (1615), Christoph Spörer 
(1680) und Georg Markhardt, Um Magno gruppiren sich 
die Stuccadoren; Dell' Amor Jakob (f 1717), Prosper 
Breno (1672), .Fohann Gottfried Kramer (1684), Karl 



1} «dhaffild WirilHii« 170, 



380 

A. Castelli und Johann Pet^r Castelli aus Italien, Matth. 
Hardt (1725), Johann Georg Mährlein (f 1758), Anton 
Joh. Bossi aus Porto in Italien, Felix Bossi aus Vene- 
dig, Matern Bossi aus Porto (1735 — 1802), Pedrozzi aus 
Italien (1735). Es ist nicht am Platze^ genauer auf Kunst- 
übung und Lebensweise jedes des Genannten einzugehen. 
Sind renomirte Meister dieser Zeit kunsthistorisch nicht 
bedeutend, um wie viel mehr dürfen wir den Sternen 
dritten und vierten Banges etwas weniger Aufmerksam- 
keit schenken. 



§ 25. Profanbauten. 

Bis in die Regierungszeit des Fürsbischofs Johann 
Philipp Franz bauten die edlen Wirzburger ihre Woh- 
nungen ziemlich willkürlich, kümmerten sich wenig um 
Symmetrie, um gefällige Disposition der Stockwerke, 
Fenster und Erker. Nur Petrini und Valentin Pezani 
verbesserten in etwas den Geschmack. Am 22. August 
1722 erging aber ein Baumandat, dahin lautend, dass 
für die Zukunft die Baurisse einer Baukommission zu 
unterbreiten seien, und. deren Genehmigung zu erhalten 
hätten. Es sei zu achten von jetzt an auf gleiche Linie 
der Gassen, gleiche Höhe der Stockwerke, Tüchtigkeit 
der Mauern und Sicherstellung des Nachbars vor Feuers- 
gefahr. Dem Erker und Giebelwesen wurde ein Ende 
gemacht, und die der Sonne wehrenden Ueberbäue ab- 
geschafft. Wer ein Haus von Grund auf neu baut, ist 
zehn Jahre lang frei von Schätzung und Steuer; wer 
seine Fassade der Strassenlinie accomodirt, mag sich 
fünf Jahre, dieses Privilegiums erfreuen. Ein noch wär- 
merer Strahl fürstlicher Gnadensonne fällt auf den, der 
seinem Neubau ein stattliches Portal anfügt und die 



331 

Fenster mit Simswerk krönt: dem sollen die fürstlichen 
Bau- und Werkmeister mit Rath und That zu Händen 
stehen. Die Commission setzte sich aus vielen gelehrten 
Herren mit Alongeperrücken, feinen Bärtlein und Zier- 
degen zusammen; geheime Hofräthe waren dabei und 
Begierungsräthe, auch Hofkammerräthe und Stadträthe; 
Rath der Räthe war Jngenieurhauptmann B. Neumann, 
mit ihm führte Johann Philipp Papius aus ruhmreichem 
Geschlechte den Vorsitz. Von 1731 an wurde sogar an 
der Universität Civil- und Militärbaukunst docirt. Die 
Herren Professoren waren Oberstlieutenant M. Müller, 
1772 Oberstlieutenant J. B. Koch, und 1783 der Artillerie- 
hauptmann J. Adam Pleitner. Mit ihm ist die Anstalt 
glorreich erloschen. Vom Jahre 1738 wurde in genialer 
Technik durch Friedrich Karl die Theaterstrasse ange- 
legt und die Spitalpromenade hergestellt. Um die Civil- 
architektur machten sich verdient: Johann Philipp und 
Heinrich A. Geigel, Johann Michael und Adam Valentin 
Fischer, wie Hofarchitekt Johann Andreas Gärtner. Die 
Tradition, die wahre, wurde fortgepflanzt durch die 1806 
entstandene grossherzogliche polytechnische Gesellschaft 
und die Hofarchitekten Nikolaus Alexander Salins von 
Montfort, und den Hofbauzeichner und Stadtbaumeister 
Peter Speth. Seit dem Jahre 1774 besitzt auch die Stadt 
ein besonderes Baurecht ^). 

Wir sehen, die Schönborn verstanden es nicht bloss 
in Pommersfelden und Wien Gemäldegallerien, Porcellain- 
und Spiegel-Cabinete anzulegen, wie sie uns schon J. 
Georg Printz (1728) schilderte, sondern auch die Resi- 
denzstadt Wirzburg so und beiläufig nach dem Muster 
von Paris umzugestalten. Darf es Wunder nehmen, wenn 
1740 Salomon Kleiner und A. Pfeffel mit Corvinus in 
einem Prachtwerk die „wegen prächtiger Schönheit als 



J) l^irzb. Landeayerord. Uh 884. 






unvergleiehlicher Befestigung WelUmrälsiite Besideo»- 
Btadt Würtzburg^ verherrlichen und in feinen Stichen d& 
Welt von all derBauluat seiner Fürsten Kunde bringen? 
Die bischöflichen Städte unterschdden sich charcdE- 
teristasch von den Reichsstädten. Das war schon sdt 
ältester Zeit in Verfassung, Rechten und Sitten der Fall, 
es konnte in der Kunst sich nicht anders gestalten. 
Stellen wir Nürnberg, Ulm, Nördlingen, neben Wirzburg, 
Bamberg, Eichstädt — welch^ eine Differenz der Phy- 
siognomie? Dort die erker- und giebelreiehen Häuser, 
die spitzbogigen wohlprofilirten Fenster, die engen und 
winckdigen Strassen, eine lustige Düsterheit und eine 
straff geschlossene stolze Behaglichkeit. Am 'BatUbaus 
im Herzen der Stadt und am hochaufsteigenden MüiiBter 
concentriren sich die Sympathien der republikanischen 
Bewohner; — es sind deutsche, heimliche Städte, von 
Bürgern gebaut, denen Wohlhabenheit und Frohsinn 
Lebensluft waren. Hier eine glänzende Rendenz, wo 
möglich auch ein festes sicherndes Schloss, breite ge- 
müthliche Domhermhöfe; der Rundbogen dominirt und 
ein Stückchen italienischer Heiterkeit und Weltlust lagert 
sieb über den Plan. Wappen prangen, überall geistliehe 
Embleme — es sind halb südländische, geistlich* adelige 
Städte. Anderwärts, wie zu Regensburg und Augsbuig 
wurden beide Richtungen energisch zur Geltung gebracht, 
auch in Fürstenstädten, wie München und Landshut. 
Städte wie Salzburg und Passau haben allezeit stark 
nach dem Südland geneigt, und konnten der einbreche- 
den Renaissance umso weniger Widerstand, leisten. Dort 
und in Böhmen hat diese die ersten Siege gewonnen. 

Dem Zweck dieses Büchleins entspricht es, aus der 
Menge der Profanbauten nur einige der kunsthistorisch 
in etwas bedeutsameren herauszuheben. Freunden der 
Localgeschichte steht ohnehin das Buch von Reuss und 
Heffner zu Gebote. Eine Menge von merkwürdigen No- 
tizen füllen den zweiten Band von Oegg^s Korogri^hie, 



die handschriftlich in der Bibliothek des historischen 
Vereins bewahrt wird, und endlich einmal der Oeffent- 
lichheit übergeben werden dürfte. 

Besondere Schönheit kommt den Portificationswer- 
ken nicht zu. Die genuina delineaiio iUustris principalis 
resiientiae von Corvinus und viele andere Veduten 
zeigen uns den Plan im Vogelperspective. Vierzehn 
Dreiecke legen sich auf der rechten Mainseite aneinan- 
der, denen vier weitere jenseits des Flusses entsprechen. 
Der tiefe Graben begleitet in gleicher Weise die Mauern. 
Schusssefaarten, Ausfalle, Wappen, Embleme, hübsche 
Thürmchen, kleinere Triangel suchen die immer wech- 
selnden Prospecte zu bereichem. Sechs Thore mit Ka- 
sematten, Barrieren, Blanken und Zugbrücken führen in 
die ^adt. Sie sind von schwerer Architektonik, der 
Durchgang ist etwas gekrümmt, um das Feuer aus den 
Schiessscharten wirksamer zu machen, meist mit Fall- 
gattern (Velletor) versehen. Das Burkarder Thor hat 
das längste Gewölbe. Im Giebel sind die Thorbauten 
verschieden, bald mitWiippen, Kugeln, Guirlanden, Py- 
ramiden und Emblemen geziert, die Jahrzahl fehlt selten, 
vom Schlussstein des Portalbogens grinzt eine — Zorn, 
Wuth, Hohn oder Schrecken ausdrückende Larve. Das 
Pleichacher Thor trägt das Wappen des Johann Philipp 
von Schonborn, zwei Löwen halten den Schild. IMe Jah- 
reszahl 1658 gibt Kunde vpn der Zeit der Vollendung. 
Dasselbe Wappen ist am Neuthor (1668), und am Zeller 
Thor (1664). Das Rennwegthor fuhrt d«n Schild des 
Fürstbischofs Johann Hartmann von Rosenbach (1673), 
das Burkardsthor den des Peter Philipp von Dembach 
ohne Jahrzidil. Vom Sander Thor winken die Chiffre 
und dfer Schild des Furstbischöft Franz Ludwig^ von 
Erihal. 

Vom Spitalgebäude des Julius durch K. Reumann 
und Kunz Müller blieb, wie gesagt, nichts erhalten. Der 
jetzige ^ Bau verdankt zwei Bauherrn sein DaBein. Als 



334 

1699 der mittlere Theil des hinteren Hauptgebäudes 
durch eine Feuersbrunst zerstört worden, fertigte Petrini 
alsbald auf Befehl des Fürstbischofs die Risse, zum Neu- 
bau ; nach der häufig wiederkehrenden Inschrift zu schlies- 
sen, wurde er 1704 vollendet. Die 660' lange Fronte 
wie die beiden Nebenflügel begann laut Inschrift 1791 
der Baumeister Ickelsheimer aufzuführen. Die Figuren- 
gruppe und das Wappen über dem Portal fertigte B. H. 
Nickels. Beide Bauten tragen den Charakter ihrer Zeit 
an der Stirne. Der Greifenklauische Flügel mit dem im- 
posanten Mittelbau liebt das Unruhige, Prächtigseinsol- 
lende. Petrini sucht mit einer Art Colonnade durch die 
ganze Länge Effekt zu erzielen; e^ gelingt ihm auch. 
Die Terrasse gegen den Garten markirt die Bedeutsam- 
keit des Werkes. Der Mittelhochbau wird durch vier 
Ligsenen gegliedert, die Fenster werden mit GiebÄdrei- 
ecken oder Ejreisschlägen geschlossen, bausbackige Blas- 
engelsköpfe schauen auf des Gartens bunte Pracht, und f 
sehr derb gemeisselte Atlanten haben die Last des 
Kreuzsimses auf die Schultern genommen. Die Terrasse 
über letzteren schmücken vier Symbolfiguren und vier 
Büsten. Dass obligatermassen das Greifenklau'sche Wap- 
pen nach Süd und Nord das Portal schliesst, und von 
Genien, Greifen und Guirlanden umrungen und um'' 
Sprüngen ist, braucht nicht erwähnt zu werden. Ganz 
anders ist der Erthalbau. Man möchte, sieht man ihn 
an, es nicht für möglich halten, dass dabei seiner Zeit 
die grösste Verwirrung, Unstetigkeit imd Unordnung 
herrschte; dass man Gebautes wieder einriss und wie 
zu Babel sich geberdete. Ickelsheimer ist von der Nüch- 
ternheit und hohlen Würde seiner Zeit ganz durch- 
drungen. Die doppelten Fensterreihen in der Wand und 
im Dach nur durch ein zaghaftes Wandsims und eine 
Abstufung getrennt, wirken mit erdrückender Monoto- 
nie; kaum dass die drei Hochbauten nach Ost und West 
in der Mitte versöhnen und vermittehi. Gegen die 



335 

lächerliche Wappeneitelkeit ist durch das ausgezeichnet 
harmonische Hochrelief in Stein wohlthuende Reaction 
eingetreten. Der Olymp scheint 1791 bereits ausgestor- 
ben zu sein. 

Die Kapelle bietet kein weiteres Interesse; Franz 
Ludwig liess sie in das ' zweite Stockwerk des inneren 
Gebäudes bauen. Ein Altar, eine niedliche Kanzel von 
Alabaster, eine „Vestalin", die das Ewiglicht trägt, eine 
auf marmorirten Säulen ruhende Gallerie — das bildet 
den von Nickels und Bossi gefertigten Schmuck. In 
Küche, Apotheke und Speiserei, Bäckerei und Mühle, 
Verhaufslocal und Kanzleibüreau mag sich der Leser an 
Ort und Stelle fuhren lassen. 

Der Brunnen im Spitalgarten verdient noch Beach- 
tung. Er ist der schönste in Wirzburg. Auf einem 
Felsstück windet sich ein Delphin, über ihn dominirt 
ein Greif, die Krallen auf dem Bücken des Wasser- 
speiers, -selbst das Antlitz gegen Himmel gerichtet und 
hoch den Strahl in die Lüfte schleudernd. Um den Fels 
gruppiren sich vier Delphine, deren wassergebende Röh- 
ren verwitternd trauern. Zwei männliche und zwei weib- 
liche Symbolfiguren mit Urnen liegen behaglich zwischen 
den Thieren. Was der Künstler sich unter ihnen ge- 
dacht habe, wahrscheinlich den Rhein, die Donau u. s. w., 
ist unklar. Zeichnung und Modellirung ist nicht misslungen. 

Fürstbischof Johann Gottfried stellte 1696 im Gar- 
ten des Juliusspitäls ein Glashaus, eine Einwinterung und 
einen Brunnen zur „Aufrichtung eines horH botanici^ her *). 
,Der botanische Garten erfuhr weitere bedeutende Ver- 
änderungen unter Karl Friedrich 1739 — 1742. Neumann 
erbaute an die Stelle des alten Glashauses drei neue 
Glashäuser und Treibebeete; 1742 wurde ein Aquarium 
angelegt. Die Glashäuser in drei Reihen standen wo 



<) Dr. Aug. Schenk der botanische Garten der Universität zu Wirz- 
burg. 1. 860. 19. 



jetzt die Holzhallen und der Holzhof des Spitab sieb 
befindet. Das eben beschriebene Baasin bildete schon 
damals den Mittelpunkt des Gartens. Konrad Hirsch- 
nagel war Rechnungsführer beim Bau; ein Maurer erhielt 
als Tagelohn 5»/, Batzen, ein Steinmetz und der Parlir 
6 Batzen wirzburgischer. Währung. 

Der Bischofshof trägt auf dem westlichen Rustica- 
portal das Jnliuswappen» Das Eckthuf mchen, das Sick- 
ingenwappen, und die Zierrathen an der Südseü|B sind 
später hingekommen. Das Palais wurde früher Hof Conti 
genannt. Den Alabasteraltar der bischoflichen Hauska- 
pelle machte M. Kern. Der Hof Hütten (I. 9) wurde 
von Balthasar Neumann erbaut. Das Wappen des Hau- 
ses zeigt im goldenen Felde zwei rothe schräg linke 
Balken. Als Kleinod siehst du einen roth bekleideten 
bärtigen Mann ohne Arme, der einen rothen Ungarhut 
mit zwei gekrümmten Hahnenfedern und breitem Silber- 
überschlag trägt. In Gold und Scharlach wechseln die 
Helmdecken. Am Hueberisehen Josephsspital verdient 
die von Nickels vollendete Gruppe Beachtung ,~ welche 
uns den ehrwürdigen Hueber vorstellt, der, die Stiftungs- 
urkunde in der Hand, einigen altfränkisch gekleideten 
Dienstboten die Aufnahme zusichert. Aus der ehemali- 
gen Klosterkirche der Kapuziner ist eine Zuckerraffinerie 
geworden. Fassade und Grundform ist noch zu er- 
kennen, man beachte das Juliusbild. 

Den rothen Bau im Hofe des Bürgerspitals zum hei- 
ligen Geiste hat 1718 Neumann errichtet; 1726 wurde 
dort ein neuer Thurm erbaut. Die Häuser in I. &IV2 — 
101 V) führen den Namen „das Kroatendörflein^, das Haus 
I. 102. heisst zur unbefleckten Empfängnisiä Maria^s« 

Der russische Hof trägt das Wappen des Fürstbi- 
schofs Adam Friedrich von Seinsheim. Gar stattlich 
erscheinen die Gebäude um Hang das Stift; das ehema- 
lige Capitelhaus ist jetzt die Knabenschule der Pfarrei. 
Von der landgerichtlichen Frohnveste, dem Schneidthurm 



1^ 

(I. 410), ging einst im Volksmund die Sage um^ dass 
darin die eiserne Jungfrau verderbend bause. War der 
Verbrecher zum Tode verurtheilt, wurde er durcb die 
Falltbüre in eine mit Dolchen imd Messern bewafihete 
Jungfrau von Eisen gestürzt: gespiesst und zerschnitten 
musste er so rasch sterben. Sah man das imter dem 
Thurm hii^fliessende Wasser geröthet, so hiess es: Die 
Jungfrau hat heute ihres Amtes gewaltet. Das Banner- 
haus zu Nürnberg bewahrte lange eine solche Eisenjung- 
frau mit Dolchen und Schwertern; sie wird jetzt auf 
Schloss Freistritz in Steiermark gezeigt^). 

Der Krahn am Main wurde 1773 von Georg Bonitas 
aus der Schweiz erbifut Er führt das Wappen des 
Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim, eine alle- 
gorische Figürengruppe und das Prognostichon: 

ACeipIo traBo qVoDLYbet eXpeDIo. 
Die zwei grossen Tretrader im runden steinernen Thurme 
und die zwei Schnabel mit Flaschenzügen am Kupfer- 
dach ermöglichen die Verladung in die SchifPe. An den 
Steinen sind die Zeichen der Arbeiter gut zu erkennen. 

Das nach dem Haue des Hofbauintendanten J. A« 
Gärtner 1804 im ehemaligen Damenstiftsgebäude (1750 
von Neumann erbaut) eingerichtete Theater hat die elip- 
tische Form, zwei Logenreihen und eine Gallerie; 800 
Zuschauer haben darin Platz. Interessant ist der gegie- 
belte Löwenhof (11. 240—242) ; noch schaut man daran 
zwei in Stein gehauene Löwen und eine lateinische, je- 
doch unleserliche Schrift. 

IL 237 führt den Namen: Haus zum grossen Chri- 
stoph beim rothen Hahnen. Es war daran das Bild des 
Heiligen gemalt. Denn 

Christaphari fadem quacumque in luce tueris 
Isto namque die nen marte mala morieris. 
H. 300 heisst zum kleinen Christophel am roihen Thor. 



i) Htffntr und Bf ats Wlnl^urg S9. 

S8 



9llffRf . fOK ^fiw9^ü«ftfi;< uq4 l^i^IpiA^ec der U^vi^raj^ 
(t^ Ij^j^Q)^ 4e|^|beQ; ^«n^ch ]^^«taiwrieb M den \p&de^ 
^VpflC^ts^ siffd n<)fc}k tüf^lMW^ SiAok#rbeitw , Jag^ 
afi^e% 4^ W- Qe^g u^ i|. dfl^^Ues^ erW*«»*> 
tjififi ^us ssum l%9ge«i ^on£af){ fiUurt die J^jbmesiM 

Friedrich Karl^ d|^, ^yt^j^^^ Xf^ya. der ^fiMrieo^^pflle (ele- 
«?Wft 8§9J^j5tftHfj|^, 1^9; SM fyblfflecfce». undi in acht 
4^^th^iJ^g^ ii). glei^obi^rtigem Styla auf ^u^em ^. vm- 

Voift ^^1^1^ «i| St, I^i^^l^, der IBTft n«dii 4w 
Plänen Ka|)t?e. iyi4 Petri^^9 l^QO^en wu^de, stehen 
Wiht W«K^. Ttelk P« Map» *Wi F<^11^ »ejgfe an^ß- 
|r^)^e^]^pcpj9^Q(^i(;qi;atippe% uqd ^t insofi^^A «W^s dfflr 
if^i^I^ziQ^^ii^ ^^^1^ ^S^U Fr^iyier« ^»tait^ dgr 

^PrffiB^fV?^?^ 4^^1^j^tf 

D/|g,]^]^/lI^ 484- bat siclii 1035 A, Petrini als Woh- 

J^ gpsA^ti^ G^li^WJ^e. ist 4er Hol Bfip kpiffna^n 
IJ. 4^. ifi: w(ff, ip a^tßr, ^^i^. Aw^l^<>f ^'^ ^^ ^«kIw^ 
y^^^D.^(dia|Qt 11^4 de* ^tshp^n^ten. bewohnt, 14^0 re- 
8j*WP*> .^^4, Ii7i67rrl7?2. in der.geg^VMPSiitigei»; GestaU 
geb^ij^ ^Pßßßh. Q?;e^wg fpj;iÄtfe^ df»,Ito?8,.5^^^ 
ter Pet. Zwerger führte die Leit^f)^ Ke^g)$f^\ vp}}^]^e,1|^ 
%' "^ 4W '■^rOde %) B^^ 17,2?p, pie^ÄljH^ern »in^ 

fallige Vertheilung der Massen q[f9(3fit c^f^, i^aji^j^^f^Jf^ 
Ehre. %,i%t^,i^iij,i^jh^,^v.4liW%^ ^m^ DW Pracht- 
werk voii.:^v.WeiR|fij; ^*J{HnpM.W^6?:v^-^"^ ^^ 

J-. 4*^j;«§Ä,Pf?|f^, ^«»f«r«ftÄSr ftw.AM«(li»'^*H «^ 



1) A. A. 0. 185. 



J. A. Carvinus (1'740), wdrin sie die „fflufiteni pübliqnen: 
Gebäne nebst den ReBideni^-PaQäsfen, Kirchen, EKSstern 
und MftrirtplätKen^ ^anf das accurateste abgezeichnet^ 
haben, bringt uns auch diesen stattUcheü Hof und schil- 
dert genial das Treibeki der Fischweiber auf dem Markte. 
Das alte Karmriitenkloster dient deA Polizeianstalten. 
Wir können hier weniger beurtheilen, ob dasselbe so 
stattliche Bibliotheksüle und Ref ectorien besass, wie wir 
sie in dem^ jetzigen KarmeliteiMostet iMd in- dem der 
Mkioriten finden. 

Am Bezirksgerichtsgebäude war früher der Thurm 
der Gnade und der Thurm der Gerechtigkeit ange- 
bracht. Das Haus H. 865 fiihrt die Aufschrift: Curia 
Ottingen, die Jahrzahl 1698 und das Wappen vom Stifte 
Neumünster» Der frühere Domstiftshof zu Sfc Gallus 
wird von den Herren von Guttenberg bewohnt. Im Hof 
Rennenberg, dem jetzigen Harmoniegebäude, weilte zu- 
letzt Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach. Die 
Höfe Altlobdenburg, Ostemach, zum Döringer, zum 
grossen und kleinen Presser (1569), Wirzburg, haben 
alle ihre Geschichte. Der letzte gehört dem gleichbe- 
nannten Geschlechte. Dessen Schild zeigt das Brustbild 
eines bärtigen schwarzgekleideten Mannes mit schwarzer 
abwärtsneigender rothgesternter Zipfelkappe. Der ge- 
schlossene Spangenhelm ist gekrönt und von einem 
Pfauenwedel, in Mitte von vier gelbschwarzen Strauss- 
federn ütierragt. In schwarz und Gold schmücken sich 
die Hehndecken. Hof Schrotzberg führt das Wappen 
der von Zobel. Ln Innern des Hofes Rödelsee HI. 81. 
sind die in Stein gehi|,ueneil Wappen der Domherren von 
Bibra, von der Kehr und von Waldemdorf eingesetzt, 
Der Hof zum kleinen Sterfa wurde 1617 von Domdechaiit 
Joh. Gottfried von Aschhausen erbaut. Im ZobePschen 
Hof ist die Anstalt des Bonitas-Bauer. Weil am alten 
Hof Tennenberg (HI 82) das Thor mit einem Eberkopf 

aus Holz geziert war, erhielt er den Namen zum wüden 

22* 



m 

Scliweinskopf. Derselbe seigt ander oberen Mnaerdecke 
das in Stein gehauene Bedwite^sche Wappen mit dem 
Einhorn als Kleinod, und unter dem Dache einen auser- 
ordentlichen Reichthum an Wappen« In einem trau- 
lichen Zimmer des Hofes zum ^wilden Schweinskopf^ 
ist dieses Büchlein mit Lieb und Lust in hellem poe- 
tischen Jubel geschrieben worden. Den Nachbarhof Hei- 
deck mit der Margarethenkapelle und dem Wappen des 
Domherrn Erhard von Lichtenstein und seiner Agnaten 
bewohnte und verschönerte dieser edle Herr, der als 
Domscholaster und Landrichter am kaiseiüchen Land- 
gericht des Herzogthums Franken den 23. Dez. 1632 
gestorben ist. Es folgen sich Hof SeebachrLauda QU 84) 
und Augsburg-Grumbach (85) mit dem sehr fein in Stein 
gehauenen Wappen von Ghrumbach. Der Bruderhof ge- 
noss früher besondere Freiheiten. Interessant ist der 
Prozess des Goldschmiedes Rainer Speierer vom Jahre 
1549^), der in diesem Gebäude spielt. Am Gebäude 
des bischöflichen Ordinariats befindet sich die Denksäule 
des am 3. Dez. 1202 von Bod von Ravensburg und Heinz 
Hund von Falkenberg ermordeten Bischofs Konrad mit 
der Inschrift: 

Hoc procumbo solo scelen quia parcere nolo 

Vulnera facta dolo dent habitare polo. 
Früher stand da eine mit Eisengitter geschützte Ewig- 
lichtsäule. Alle Nächte brannte darin ein Licht. Der 
Sarg des Bischofs. ist im Südtransseptflügel. P. Beatus 
Bishälm hat die Tragödie besungen. Als am 21. Febr. 
1758 ,Domdechant Otto Philipp Gross von und in Trockau 
in Gegenwart des Weihbischofs von Gebsattel und mehr- 
erer angesehener Personen den Sarg des Bischofs er- 
öfinete, fand man den Körper unversehrt, mit den Ejio- 
chen zusammenhängend. Die fleischigen Theile waren 
weich, und die Haare am Kopfe unverletzt. Das Haupt, 



«> A. a. O. 2$5 ff. 



d4i 

sowie der rechte Arm waren vom Körper getreilHt, aber 
völlig unversehrt. Man gab dem Leichnam einen i^uen 
Ornat, Hess aber die alte' niedere Mitra von gelbem 
Seidenstoff auf dem Haupte und legte eine zweite neue 
bei. «Der Ring, den der Bischof trug, wurde wieder an- 
gestedct, ein neuer Stab von Hok beigelegt« Den alten 
Krumstab behielt Fürst Adam Friedrich als Andenken 
zurück. Auf detCurve von Elfenbein standen die Worte 
in Majuskel: 

Carrige, Subporta. Die, Fae. Rege. Carrige. Serva. 
Der Leib, kam in einen neuen Sarg, und wurde in der 
steinernen Tumba nächst dem Seitenaltar bei der Bruno* 
gruft südlich beigesetzt ») Wohin ist jenes alte Pedum 
gekommen? Den alten Seehof (III 106 — 110) erbaute 
der Stadtrath' Franz Kaspar Bossat nach einem vom 
Fürsten Johann Opttfried genehmigten Plan. Noch 
ist das Outtenbergische Wappen ober dem Hauptein^ 
gange zu sehen. Der Stadtrath Hess es als ein Zeichen 
der Befreiung von den gewöhnlichen bürgerlichen Lasten 
und dem Fürsten zu Ehren anbringen. Dicht unter 
diesem ist das Bosatt^sche Familienwappen mit der In- 
schrift: 

Frantz Caspar Rossat hat dieses Haus bauen lassen 1689. 
Der Hof zum grossen ^nd kleinen Marmorstein führt 
ober dem Portid das Stadion'scbe Wappen, und hn inneren 
Hofraum den Schild der Edlen von Ravensburg, einen 
Löwen mit Hirschgeweih. Von diesem Hof aus ging 
Bischof Konrad in dem Dom, da er ermordet wurde. 
Im Hof Wolfmannszichlein (III. 158) arb^tete Meister 
Dill, in dem „zum Kunzen^ ist das Fürstenbergische 
Wappen mit der Schrift: 

Gotes handt bewar mich Furstenberg bin genannt ich. 
Der stattliche Hof Frauenstein ist 1700 neugebaut worden 
(m. 234). Der Hof zum Rebstock fuhrt das Wappen 



1) Neue fränkische Chronik (1808) lU. 441. 



4» FfmHe VQ& 8pe4i mui diio Jidir»lii 1668. Anok 
dieaefi H^ns zeigt eine reiche BtnaiafMUM^edecor^tion. 
Die meisten Bieter Höfe haben von Siiilen getrag^ie 
niedrige Thoi:e, stftüüohe Stiegenhäiieer, und mcht all- 
ra hohe ^imm^* Etwae br^ies, eur gemu^Uüehmi Welt- 
Verdauung ^nlitd^des i$t ihnen eigen* Larven grinzem 
von den lliorbögei^ der yn^gten. Die grossartigste ist 
am Hofe Heyd^ck) bei der die Rachmisp^rre einige Fuss 
beträgt. Die an den Thoren der Festungswerke driieken, 
wie oben bemerkt, allerlei Leidenschaften, Zorn, Muth^ 
Trotss, Verachtung aus. Mapeher Kopf i^ so rocht wie von 
einem krausberstigea Zanker mit Qraus^i 2u schauen. 
Die IVa^sienbilder in der Beibdtsgasse sind nicht ohne 
GeschickUcbkeit gf niacht, und könnten an die Mönch^ier 
BathhaMsnarr» enwern. 

Die zahlreiche" Hausmasken verdienen m eigenes 
Studium. 

Das jetBige Semmariumsgebäude wurde 1716 auf 
Kosten des Aistiichen Aerars und unter Aufsicht des 
fttrstlichmi Hofbamuntes für die Jesuiten zu bauen an- 
gefangen. J. Greissing, der den Riss zum Bückermainhof 
entworfen, war Werk- und Baumeister. Das Standbild 
des hdligen Ordensstifters, die unruhigen S3rmbolflguren 
und das Greifenklauwappen machte Jakob von der Au- 
Vera. Der Ostflügel wurde unter Christoph Franz von 
Hütten gebaut (Hutten'seher Zwergbau). Die Jesuiten 
hatten Parterre die Bibliothek, das Archiv und das Mu- 
seum für Experimente. Als nach dem Gewaltsacte von 
1778 das Seminarinm in das Jesuitengebäude verlegt 
wurdo, gingen bedeutende Veränderungen vor. Parterre 
rechts vom Portal befindet sieh jetzt der vornehmste 
theologische Hörsal, der auf vier mit Stück belegten 
Säulen ruht, und mit hübsehen Gemälden von Kirchen- 
vätern ujid Kirchenldirem geziert ist. Wie die Jesuiten 
haben auch die Karmeliten und Minoriten stattliehe Säle 
und Befectorien gebaut 



9^ 

^er P%M¥^ä« i^^aP) ist ¥(te f'e1li^^l(iiä6 %f^^ 
rietet, «ßd iseigt dab (}iti^hb^gte<i&^t^^]j^. M A^ 

filt6 Kittjstück kinmläck^ h^emiOk^ 4öh^ \r^ stiäi «i^^ 
der K^^uisgang {liü^gi^fd^Mt l^m. 

Als der Cborben* J. F. P&j^ü^ i^on Nißumünäier \7(fb 
xmhn^re ftelifaien ^fed fabilf^ Ai|uSBsüs ilcta MäOanli 
Mth Wiinrlmrg bräc^tb, und Ißin ^tftckebeB »<ä^ M Ütid 
HiUb IV. 75 abgabt d^ mmge Bm^^ ^ii Bfid d«8 
Heilig:^ fertige« lii&sjä, ühd Igs üb^ di6 Tlifire i^t«jlf»^ 
hatte man es bald heraus, dass Aquiffiln^ Wet g&:}0iAf6^ 
Wirsbttrger dei. Mit befiriedigeQder 6dehvsdfi(keit 1f urde 
seki L0b«i beschrieben^ und lUit der Ghirohologie yiel^ 
lustige Sxiiyerim^Bte gemaoht; TUltiiM^he ist mt) daaa 
Aquili^ttil Lmb in einein kolitbaren SiUeg Von Setge^$[8tiill 
in del* laaui^entluskilrcfae zn Mailand b^ivahifi ^inA^ imd 
das dortige Proprium ded M&rtyrbrs aUs ^rt^^okn^f^ 
gedetikü 

Enie grosse Zähl von Bildha^n tnid Bteinm^tteil 
wurden durefa dic»e Nötibatttto van Häien^ Thonin^ F^lth 
tifieatibnenundKiiKühen beichäftigt. Wir hebto ttuift dah 
zu Geböte stehenden Yesz^ichmaden ninf folgende litatai 
heraus: HaHs Philipp Prtil»6 (f 1681) iM der Gntfselmft 
Erbach^ Er ist uns efter begegnet. UMeh Kitgel, Je4 
hann Ledihärt^ Sohn d^s Nikt^tie Ledklnart^ AdtiUea 
Kera^ Dunis Abrfihani Greger D^menick^ Maithiafe.GiföU 
ton Admönt in der Steietnaärk, und Johittai Hias|^ 
Brand (f 1701), idle thätig in der ^weiMü HjUfte def 
siebzehnten Jührbunderts^ 

Dits achtzehnte Jährkithdei^ ^t&ffiilän Tblßl^d Vt^W^M 
aus Tädn in Bäf^rhs, und Milthäisäi!^ Ed^bifbamtif iiäfi 
Ländsitianlii iHe Attverä au^ Möeh^hi, Jäkdb^ Wolf^ifg 
(t 17S6>, iküd I/ükas A±itdn (f l7Öe) mA m HUÜijgmii, 
m t^irmSgeh aböi' äieht, ^bllitotaÄett yOtiyii^äidhKxmi^' 
Mf^ke zu ä^hätteüi OUüdliid &itt6 mdd% adi Pftfi»; ^ 



944 

men (f 1755), Michael Dietrich ans Feistamgen, Adam 
Gutmann von P&sselsheim (f 1787), und Johann Keil- 
werth von Waldaachsen (f 1788). Die Namen Daniel 
Köhler (f 1778), Og. Winterstein, Balthasar Nickel von 
Bamberg (f 1799), Johann Baunach von Eichelsdorf 
(1785—1828), und Andreas Eckart von Gerlachsheun 
(f 1808) sind den Franken bekannt. Ihre Lebensum- 
stande können hier nicht näher erörtert werden; Meusel, 
Siebold, Scharold nnd Densinger mögen darüber zu Rathe 
gesBOgen werden. Nur von Hofbildhauer Wagner ist 
näher ssu sprechen. ^ 

Peter Wagner ist sn Kloster Theres 1730 geboren. 
Er erlernte bei seinem Vater Thomas Wagner die An- 
fangsgründe der Bildhauerkunst, besuchte 17 Jahre alt 
die Akademie in Wien, machte dann Reisen durch die 
österreichischen Staaten, über Mmichen in die Schweiz 
und in die Niederlande. Er studierte die Meisterwerke 
aller Orten mit gediegenem Verständniss. Von Mann- 
heim, wo er sich zuletst aufhielt, kehrte er 1766 in seine 
Heimath, und erhielt von Fürstbischof Adam Friedrich 
die Stelle des Hofbfldhauers Auvera. Seine ersten Kunst- 
arbeiten waren die Statuen, Kindergruppen und Vasen 
aus graulichem inländischem Marmor auf der Haupttreppe 
im Besidenzschloss , sowie die Statuen und Urnen der 
neuen Colonnade, welche den Platz einschliesst. Dann 
vollendete er die zwei Gruppen: den Raub der Europa 
und die Proserpina, und aUe Statuen, Kinder, Vasen und 
Urnen im Schlossgarten. Viele treffliche Figuren und 
Gruppen im Schloss und im Garten zu Veitshöchheim 
stammen von seiner Hand. Das Dianabad ist besonders 
gelungen; auch mehrere Figuren im oberen Garten. Sie- 
bold schreibt ihm seltsamer Weise auch die Figuren am 
Vierröhrenbrun^en auf der Domgasse, und Chronos bei 
Clio auf dem Brunnen in der Hofgasse zu. Hat Wagner 
sie gemacht, so hat er einen Bückschritt getfaan — ; denn 
dieses leichtfertige Wesen ist sonst nicht seine Art, und 



345: 

geziemt sieh besser für einen der Auvera. Die vierzehn 
Stationen auf dem Nikolausberge folgten. Wagner hat 
sonst über hundert Altäre und Kanzeln für Kirchen von 
Wirzburg und im Franken vollendet- Johann Baunach 
war einer seiner geschicktesten Gesellen, der trefflich in 
Alabaster arbeitete« Wagner ist für seine Zeit ein be- 
deutender Künstler. Er leitet bereits mit aller Energie 
eine bessere Zeit ein. Er hat die Flatterhaftigkeit der 
Auvera überwunden, und ist keineswegs von der inhalts- 
losen Nüchternheit seiner Zeit befangen. Er hat eine 
gute Schule hinterlassen« Dass uns das Belief über dem 
Portal des Juliusspitals so anmuthet, ist auch Wagner's 
Einfiuss zu danken^). 

Die neue Kjtserne baute 1724 B. Neumann; sie ist 
830^ lang. 

Zum deutschen Hause fertigte Petrini die Risse; 
ober dem Portale bemerkt man den in Stein gehauenen 
Wappenschild des Komthurs Max von Aw 1694. Die 
Fassade nach Westen ist mit Figuren geschmückt. Im 
Hause V. 120 goss Sebald Kopp, und lernte B. Neumann. 
Die Zobel'schen Denksäulen sind kunstgeschichtlich ohne 
Bedeutung. Das Spitalgebäude jenseits des Maines Hess 
Franz Ludwig 1794 mit der Kirche durch den Hofarchi- 
tekten A. S. Fischer zweistöckig mit drei Flügeln neu 
erbauen. Die ehemalige Kaserne dex fürstlichen Leib- 
garde zu Pferde wurde 1788 zum Zuchthause umgebaut. 
Die Steinbilder auf dem Wege zum Gnadenbild nach 
Höchberg, von welchem ein wunderschönes Wallfahrts- 
lied existirt, wurden 1626 und 1627, die nach Randsacker 
und Zell in verschiedenen Jahren des siebzehnten und 
achtzehnten Jahrpunderts errichtet. 

Auch in Gärten, Alleen, Unterhaitungsplätzen und 
sonst brachte die bilderliebende Zeit eine Menge von an 
sich nicht bedeutenden Skulpturen an. Zu den besten 



1) Mensel teutsch* Künstledexk. I. 161. Frank. Chionik (1607) 789. ff. 



3^ 

derarti^n Wetken gehi^en die der M^jüiölogie eiittibi^- 
Büenen Figuren im Hutteb^scken Gartett. Wie reidi ie(t 
der Weg von der KXppelesliöhe Ms zu itoh Stationen- 
cykluB? Fast jedes Haus schmüickte ein Madonnabfld. 
Vom höchsten Thurme der Burg schaute die Herzogin 
des Ftankenlaqdes im goldenen Prachtgewand weithin 
in das gesegnete Land; Bischof Julius hat das Bäd 
machen lassen. Vom Thurm der LiebfrauenkapeUe bliüst 
seit 1713. 14. Juni das Bild, welches Goldschmied Martin 
Notsei verfertigt und mit 400 Dukaten vergoldet hatte. 
Es befanden sich 1782 in der Stadt 83 Altare mit tÜk^ 
rienbildem, und 320 Bildstöcke an den Hlhisem/von 
denen viele zur Nachtszeit mit Laternen erieucht^t wa- 
ren; 140 Marienbilder waren über die Hausthüren und 
an öffentlichen Plätzen wie auf Wände gemalt. Daher 
das uralte Lied, das wir hier aus einem Gesangbuche 
wiedergeben, welches „aus sonderm Befehlbh Philippi 
Adolphi'' 1690 bei Elias Michael Zinck m Wirzbür^ ge^ 
druckt worden ist. 

Von vnser lieben Frawea Beschützmn dess 
gantzen Franckeiilaiids. 

Himmlische Fraw Königin 
Durch alle Welt ein Herrscherin 
Du Herizogin zu Franken bist 
Das Hertzogthumb dein eigen ist 
Darumb Mutter deine Hand 
Halt vber vns in Frankenland, 

Zu WirtzBurg hast du deinen Sitz, 
Das zeigt am Schloss die hohe Spitz, 
Darauf dein Bild glantzt hüpseh und fein, 
Wie Gold md wie der Sonnenschein. 
Darumb Mutler 

Von dir wie du o Jungfrau weisst 
Marienberg der Schlossberg heisst, 



\ 



m 

Scka» Jmgff&u wie mch Grund m Erd 
Dich haUen hie im kecksten Werth. 
Darwnh Mutter ... 

Dich Wirtzburg gai' im Hertzen hat, 
Dein Kirch steht mitten in der Stadt, 
Die schöne Kirch Capell genennt 
Sich dein vnd dir geweiht erkennt, 
Darumb o Mutter ... 

Maria dick liebt Wirtzl^urg sehr 
Wo ikut ein Stadt dessgleichen mehr? 
Zu Wiftzburg an so manchem Harns 
Steht ein Mariae Bild hermss, 
Darumb Mutter . . . 

Den Dreyssigsten dir Wvrtzburg hält 
Borate ist da wolbestelt 
Unnd deine fünff fürnembste Fest 
Fast Wirtzburg auff das allerbest 
Darumb Mutter ... 

A^ deinen Gruss gibt Wirtzburg acht 
lu Früh zu Mittag md zu Nacht, 
Den Bosenkranz da haben all 
Nicht wenig von Perl vnd Coräll. 
Darumb Mtdter 

Die Brudersckaften ick nicht meld, 
Noch deine Bildstock in dem Feld, 
Viel Kinder hie mit Hertz vnnd Mund 
Dich grossen schier all Uhr vnnd Stund,, 
Darumb Mutter Deine Hand 
Halt vber vns im Franckenland. 

Noch ist eine ungewöhnlich hohe Zahl von Marien- 
bildern erhalten. In manchen Strassen ist kaum ein 
Haus, das sich nicht damit schmückte. Fast alle stam- 
men aus der sp&teren BenaifirsUncezeit und tragen deinen 



8i9 

Typus. Wir sehen Maria als die unbefleckt empfangene 
Jungfrau, auf die Schlange tretend, von Sternen umglänzt, 
wieder als Mutter mit dem göttlichen Kinde, als Mater 
dolorosa, die den Leib des Herrn im Schoose halt« Es 
begegnet uns auch wohl die heilige Familie auf der Pil- 
gerfahrt nach Egypten, imd die Anbetung der Magier. 
Auch finden sich andere Figuren wie St. Laurentius an 
der Ecke eines Hauses in der Dompfarrgasse, St. Vin- 
centius, St. Sebastianus, Ignatius, Kilianus, und besonders 
Salvatorbilder. Es ist keine Stadt in Deutschland, deren 
Häuser, so reich mit Bildern in Relief, Rundfiguren und 
Gruppen versehen sind; keine, die so herrliche Lieder 
zu Ehren der göttlichen Jungfrau gesungen hat und noch 
singt. Aus den alten Marienliedem rauscht uns ein Strom 
der edelsten Begeisterung entgegen. Sie athmen die in- 
nigste Liebe, das unbedingteste Vertrauen zur Mutter 
des Allmächtigen. Wie einfach und naiv diese heiligen 
Weisen auch scheinen, sie muthen uns wunderbar an, 
wirken massenhaft und unwiderstehlich, und ein Zauber 
waltet um sie, der sich nur begreift, da sie aus den 
Tiefen des altikathoUschen Volkes heraufklingen. Alle 
diese Lieder werden seit Jahrhunderten gesungen, sind 
unzähligemal durchempfunden und enthalten die Substanz 
der Gefühle verstorbener Generationen. Und das sanges- 
lustige Volk im Frankenland versteht es wie keines in 
Deutschland, mit vollen Harmonien und rhythmischen 
Bewegungen seine Weisen ertönen zu lassen. Ein so 
gewaltiger Volkschoral, wie er am grünen Donnerstag 
vom Leichenhof zwischen dem Dom und Neumünster zu 
den Himmeln braust, ist nur inWirzburg zu hören, und 
nirgends mehr im deutschen Vaterland. 

Die Veste Marienberg ist kein schöner Bau, und. bie- 
tet nicht entfernt das Interesse wie die preussische Ma- 
rienburg, Karlsstein bei Prag oder die Trausnitz ob 
Landshut. Sie hat wie die Willibaldsburg bei Eichstädt 
und das Oberbaus von Passau ihre Herren und ihre 



810 

Bestimmung geäBdert, und wird grossentheils von Sol- 
daten bewohnt» Rudolf, Julius, Johann und Karl Philipp 
haben die meisten der gegenwärtigen Bauten vollendet, 
Inschriften und Wappen geben davon mehr als genü- 
genden Aufschluss. Die, Brände vom 29. März 1600, 
25. Dez. 1607, 1. Mai 1764, 11. Juni 1840, wie die Be- 
lagerungen der Schweden und Franzosen haben den Bau 
beschädigt. Kleineres Stich von 1740 zeigt uns die vier 
stattlichen Kuppelthürme an den Eck^i mit den Gal- 
lerien und Laternen; sie sind nicht mehr in gleicher 
Höhe erhalten. Nicht mehr grüsst das Marienbild die 
Kommenden, seit 1840 bewacht nicht mehr St. Michael 
die Vertheidiger. Es kommt auch der Citadelle, wie 
respectabel und ausgedehnt ihre bombenfesten Gewölbe 
sind, gegenüber den gezojgenen Kanonen kaum mehr eine 
grosse Bedeutung zu. Das Neuthor führt aussen und in- 
nen das Wappen des Kurfürsten Johann Philipp I. von 
Schönbom*). Gegenüber der ZobePschen Tafel sieht 
man in der Mauer des Hauptwalles das Allianzwappen 
von Mainz-Wirzburg-Schönborn und die Zahl 1649. Das 
Hauptthor prunkt stark mit den nämlichen Schildern, die 
von Symbolfiguren umgeben sind. Indem man in den 
äusseren Hof tritt, fällt Einem der Greifenklauschild am 
Zeughaus in einer Trophäe von allen möglichen Waffen 
auf. Ober d^n Eingangsthor steht die Jahreszahl 1711. 

Eigenthümlieh und schwer sind die Säulen desTfao- 
res, welches in den zweiten Hof führt. Sie sind in der 
Zeit des Julius gemeisselt. Ein Engel hält das Echte- 
rische Wappen, und in der Mauer liest man: 

Der lieb Gott schützt schloss statt m land 
Doch soll nit feiren menschen hand 
Drumb Bischof Julius Gott vertraut 
Vnd dies Vorwehr Neu gebaut. 



i) Heffner «nd Reass Winburg. S. 499. 



Auch JaUi» hat mh sauieai Wa^eä nicditHatts ge* 
Jialten uii^ es aller Orten anbringen lassen. Innerhalb 
des oben genaimten Thoves lesen wir unter seinem 
Schilde : 

Bischof Julius hat Gott vertraut 
Und dieses Vorhaus neu gebaut 
Als^ er in seinem Regiment 
Bei- drei und dreissig Jahr voUent, 
Dem Vaierland zu Nutz und Ziert 
Hat er viel solche Bew voUflert 
Gott geh dass diss alls werd bewacht 
Durch seiner heiligen Engel Macht, 

Am Scherenberger Thor erkennen wir oben das 
Wappen Friedrich's von Wirsberg, rechts und links die 
Schilde von Wirzburg und Franken, und unten die der 
Fürstbischöfe Johann von Egloffstein, Gottfried von Lim- 
purg und Gerhard vonSchwarzbui^. Ein zierliches Mutter- 
gottesbild in hieratischer Stellung und die Stilen der drei 
Heiligen — KiUan, Kolonat und Totnan aus demfüofiEehn- 
ten Jahrhundert machen dieses Thor reich belebt. Rechts 
von den Statuen bemerkt man das Wappen des Rudolf 
von Scherenberg, und die Jahreszahl 1482. Eine Inschrift 
und zwei gemalte sind sehr schwer zu entziffern. 

Wir stehen im dritten Hof. Inner dem Thor links 
macht sich der Schild des Bischofs Melchior von Zobel 
bemei^bar, rechts am Airtifleriebau ober der ersten Thär 
der des Bischofs Lorenz von Bibra 1514; in der Mitte 
oben am Hauisa die offene Scheere Rudolfs mit der Un- 
terschrift in Minuskeln: 

Revered in Xpo. pat. dns. Rudolffus 

De Scherenberg Epus: herbi. fracieq. 

Orientalis dux hoc. domu. fe. 

Construi. ano. MCCCCLXXX. 
Rechts gewahrt man das schöne Echter^sche Ahnen- 
wappen: 



^j^ 



Dazu: 



Bis Haus itm alt 

Ist worden neue 

Darm md grosser GMewe 

Solches Julius gethon anocK 

B'wert die Krtegsnumtrei* 

Hos prope coUapsas reparavit Julius aedes 
El totum haud parvis sumptibus auxit opus, 
Hinc ea promuntur belli quae postulal usus 
Si verus in Francos irruat hostis agros. 

Alle kleineren Singänge und Wölbungskappea tragen 
die drei Juliusringe. 

Der Biblioth^ksbau, jetet Sträflingsbau, trägt den 
T^ypua seiner Zeit. [Auch gibt Wappen und Ihscript ge- 
gen d^i»> F&rstenbau l^evon Kunde: 
Hac Ad Hjfbernandtm et.Biblioiheeam construendum staUone 
arcem amplißcßvit Julius Episcopus, Fruantur posleri 
et memoriam ejus colant. MDXXXCVIL 
Unter dem Dach von diesem Bau laufen eine Menge 
Wappen hin. An der Kellerthüre sieht man den Schild 
Rudolfs, auch oben zierlich einen zweiten: 
Ber hockwdg Fürste her Budolff 
Des geschlechts von Scherenbg 
Bischove zu wirczburg 
Und hertzog zu franken 
Hat diesen bawe vollbracht 
00. etc. LXXriI. 
Auch Lorenz von Bibra hat hier einen Schild 1503. 

Am Sonnenthurm, dessen Ecken in Bustica erschei- 
nen, sind die Schilde des Melchior Zobel 1545, und das 
alterthümliche des Gerhard von Schwarzburg. 

Am Fürstenbaue nächst dem Sonnenthurm sieht man 
das Ahnenwappen des Friedrich von Wirsberg: 
Nisi dominus custodieril civitatem frustra mgiUU qui 
custodit eam. 



In dem zway und Sibentsigstm Jar 
Am tag Petri Cathedra fürwahr 
Jst der alt baw und Thum beMnt 
Aus unfaU durch feuer verprend 
Und noch dieses Haus erbaut so gut 
Gott erhalts fUrter in seiner Hutd. Amen. 

Die Schottenflanke ist grossentheils Juliusbau, denn 
die Fenster harmoniren mit denen der Universtät; am 
Fürstenbau kehrt aber auf der Stadtseite das Scheren- 
bergische Wappen wieder. 

Nächst der Kapelle sind kunsthistorisch das bedeut- 
samste die vier Wendeltreppen. Die eine im Fürstenbau 
ist ein reiches Werk der Spätgothik mit wundervollem 
Sehluss in's Gewölbe: Anno dmi. iöii jar wardt dieser 
baw gemacht Zwei andere stammen aus der Zeit des 
Julius, und sind durch Wendelungen und die Blendmaass- 
werke sehr zierlich anzusehen. Eine vierte ist einfach 
aber solid. 

Sonst ist der isolirte Wartthurm, der 338' tiefe 
Hauptbrunnen, der 90' lange Gesindesaal mit dem kolos- 
salen Plattenofen, zu besehen. Der Saal ist 90, lang, 
22' hoch, 36' breit. Der Ofen ist 18' hoch, 10' lang, 
4' breit. 

Wer Hirin Essen Will 

Der Mass Sein Fein Zügig Vnnd still ' 

Fromb Vnnd Rödlich Tarneben 

Sonst Wird Mann Ihm Ball Urlaub Geben. 

Der Massiculithurm wurde von Neumann erbaut. 



353 
§ 26. Kirchliche Bauten. 

Kaxmelitenkirche. 

Die Regel des Karmelitenordens gedenkt ziemlich 

ausführlich des Kirchenbaues. Soll ein Kloster irgendwo 

errichtet werden, so hat der Generalobere oder der 

Provincial von zwei Religiösen begleitet^ sich den Ort 

genau anzusehen und dessen Lage zu erwägen. Erst auf 

die Approbation des Provincialdefinitoriums, oder des 

Provinciais und eines Religiösen hin kann der Bau 

beginnen. Die Conventsgebaude sollen in den Vorstädten, 

an geräuschlosen Orten erbaut werden; das kommt der 

Geistessammlung der Brüder zu Statten. Andere Pläne 

sollten für grosse, andere für kleinere Klöster gefertigt 

und vom Definitorium approbirt werden, erlaubte aber 

die Gelegenheit nicht, demselben zu folgen, so mochten 

auch Modificationen eintreten. Beim Definitorium liegt 

alle Zeit der Entscheid. Die Breite der grosseren Kar- 

melitenkirchen sollen 40 Palmen (1 Palme gleich 10 Zoll) 

nicht überschreiten; die Länge sei der Proportion gemäss. 

Die kleineren Kirchen dürfen nicht breiter als 33 Palmen 

gebaut werden. Der Chor der grösseren überschreite 

nicht die Länge von 40 Palmen, der der kleineren nicht 

jene von 30. Die Sakristeien von grösseren Conventen 

dürfen höchstens 25 Palmen lang sein, die in kleineren 

müssen um 10 Palmen geringer gedehnt sein. Die Zahl 

der Altare darf nicht höher als 7, nicht kleiner als 3 sein, 

den Choraltar immer eingerechnet. Tambour und Kuppel 

dürfen sich nicht über Kirchen und Kapellen sprengen; 

Gold soll nicht von dem Wölbungsspiegel, nicht Mosaik 

und Marmor von den Wänden glänzen, auch nicht Stucc- 

guirlanden sie umspielen: Demuth, bescheidene Armuth 

sollen den Glanz und die kostbare Pracht vertreten. 

Doch die Omamentalzier der Altäre, die Bailustraden 

und das Pflaster mögen aus Marmor sein, besonders in 

den Gegenden, die viel Marmor brechen. Laienoratorien 

23 



8S4 

sollen nie in den Coaventeft erbaut werdto. Die Brüder 
dürfen silberne Kelche, Patenen, Pyxen, Krankenölge- 
fasse, Lampen, Rauchfässer und Refiquienbehälter be- 
sitzen; auch wenn sie solche heilige Gefas&e von Gold 
geschenkt bekommen, können sie dieselben behalten- 
Andere Geräthe dürfen nicht von Gold und Silber sein. 
Und werden derartige Geschenke gemacht, so kdnneti 
die Brüder sie annehmen, um dafür andere kirchliehe 
Utensilien einzutauschen. Nor die Kirehe Ton U. L. 
Frauen Siege zu Rom wird von dc^r Regel ausg^KiHUBeUä 
Demüthig sei das Geläute. Goldlnroccat, Siiberstiekeirei 
un4 von Blumen strahlender Ricamato sollte nie zu 
Planeten und Pluvialen angewendet w^rdeli, anfache 
Seide und CiamboUotto genüge. Wird ein Praehtomat 
der Kirche geschenkt, so soll mitn, wofern d^ Do- 
nator nicht ungehalten wird, denselben gegen einen g0^ 
ringeren vertauschen, oder ihn verkaufen* I>ie O^old- «»d 
Silberstickereien, die mmi Frangie und DenMe nioi^e^ 
waren nicht verboten. Die Kirche von U. L.. Franen 
Siege erfreute sich auch hinsicfatlieh der Paramwte ab- 
zeichnender Privilegien. Die Alben, Humerälien und Altar- 
tücher sollen sorglich rein gehalt^i werden^ ko^bKre 
Byssuszeuge, wie sie cUe Kaufherren aus Cambray 
bringen, sollen nie voa den Brüdern gekauft wenden; 
schenken aber edle Gönner solche Zeuge, mögen sie an 
hohen Festtagen, oder wenn ein fremder Pi4lati oder ^ifther- 
vorragender Würdenträger der lUrche celel^iirefti^ sie 
gebrauchen. Weder Kloster noeh Kirehien dürfen mit Tep- 
pichen ausgeschmückt werden, man 8^1 det^artige Wumi* 
Zierden gar nicht auf bewahreiVb Aber ein BaldadUn darf 
vorhanden sein, und das Grab Am Herrn am-^GrüadoHfi^Nr»* 
tage nach dem Brauch der Kirehe ge«^hmAekt lirerdiin^ 
ebenso kann di«^ Kapelle, in Welcher im^ AUeiiieiMglte 
exponirt wird^ sechsmal im Jahre mt Teppichen um^ 
hangen werden. Der Ca^lk^lsaal Amt nich^ länger als 40^ 
bei kleineren Klöstern als 35 Pahneftsein« DasBeleetoritti& 



m 

Qo^tm kalt^li ibe 2$^Ileü f^t dief Gebunden, 3 inehf £e 

BibIio<b^ k did lito^; 86 der ihn^n&of. 

WkF seli^ tfäch dkSe von Päjtet Ürbäfi YIII. b^^ 
stilti^ R^gel ävi liiiifftelibeit ütid Dl^iiiiith im Kircheii- 
bau dffaigt, jeW vöiii PätritocKeh Albert voö JetusaieAi 
dem Orden gegeben' und von fiimxheius IV. äpprobifte 
Reget licächtiet noch gi'oäsercr äffön^ atxs^ die Zelldn' 
de^Bf&der eätid von dnander getrennt, uüd in ilit^är Mitte 
dtekt ein gering^ gedehntes Oratörinm, in welchem fuf 
alle täglich das^ heHige Opfer gefeiert ^hi 0- 

Als dei" Bti&ati^ Aet Käiteelitenkifc^lre Voii Wirs^büi'^ 
am 24. JfiäiiUir 16^9 Voln Pi'crvindialdeffiiitöfiQüi zu Wiiän 
app^^irf wurdfe, göÄ^bÄh cal „eü /nttfe* d(Mittön^, güoä 
ffMÜspüßimn eötmimäe, cotnitei, eäpfutia ^cUt ei ecdeHa 
ifsa reiote(M shhpHciUttenk igt kmiKUUemjtixia CimtitaHanes.'' 
mt Kövittcial P. Bmiio vldeiiiirte döü Plto s^ Wien 
am 30. Febr. 1889. Anton Pötrim^ welcbeif naöb Vofiöii^ 
dmig de« Kldfite^bau^s (1654—1661) die Oberteitun^ 
beim Bau der Kifchis (16Ö2— IfliJÖ) fiibrte, isf dien ge- 
üiesseneiif Vöröeltfiften genau gefolgt. Dir Fassade wird 
durch ehnge l^is<^heh xxtiä ein ausserordentlich reiches 
LiMenspiel belebt. Dei^ RotiizdlitaliiätoB wiegt allzusehr 
vor. Die Kordseite erscheint hi einef statten schweren 
Monotonie. Dei- äiässige niedei^e Hinrto baut ölch öüd^ 
lieh ein. I«e Kh^he ist niefit orieritli^ d. h. döt^ »öCh- 
aätat steht nicht nach Osteii, eTöndern näCh Weötcü; es 
ist Aeti MeT noch äh def BfirgerspitalkirbÜ^ lihks^ des 
Maihei^ und det Kapjreleskh^cliö detFkll. Pttrdenlnnen- 
bau scheint das Mittelqüadrät maäsgebäiid getC^esän zu 
sein; Dasselbe wiederholt sich elnma! nach Westen, df ei- 
mal nach Osten in der Longitudinalrichttlng, J6 die 
Hälfte springt nach Sfid und Nord ans, so dass sieh 



<) ConttittttioiMS Ffitcom ditc. congr. S* EUm. Venet. 1750. 66—71. 

88* 



366; 

eine Art Transept bildet. Das Tonnengewölbe der Mit- 
telhalle wird wie in der Neubaukirche durch breite runde 
Quergurten imd leiae Diagonalrippen bewegt. Die Seiten- 
hallen vertreten Altarnischen, die durch gewaltige Pfeiler 
gestützt sind. Die Pfeiler werden durch Lissenen und 
Quersimse, die Hochwände durch ein stark ausladendes 
Wandgesims belebt. Die unschönen Fenster sind .im 
Quadrat construirt. Keine Stuckarbeiten, nirgends goldige 
Pracht, Einfachheit und Armuth aller Orten. Die Re- 
staurationen von 1730 und 1828 thaten dem Charakter 
keinen Eintrag. Der Thurm ist 120^ hoch, die Kirche 
180' lang, 64' breit, 53' hoch. Sie birgt keine Kunst-, 
werke von Bedeutung. Die Vermählung Manama hat 
Diejpenbeck, der Schüler Rubels gemalt. Die vier Evan- 
gelisten fertigte Hofbildhauer Wagner, die vier älteren 
Holzbilder Hans Philipp Preiss. Die hdUge Magdalena 
auf dem 1644 von Domscholaster Johann von F/anken- 
stein gestifteten Magdalenenaltar fertigte Oswald Onghers 
1672 im Auftrag des Hanns Karl von Stein. Johann de 
Ruel, OlivierKäpserlein, Christoph Storer malten die 
übrigen Altarbilder. Jakob von der Auvera machte 1712 
das Kreuz gegenüber der Kanzel. Das Vesperbild auf 
dem Franziskusaltar stammt aus dem Agnetenkloster. 
Die an den Wänden hängenden Bilder verschiedener 
Ordensheiligen, als des Anastasius, Diouysius, Gerardus, 
Avertanus, Cyrillus, Petrus Thomas, Pertoldus, Albertus, 
Telesphorus, Magdalena von Pazzis. und Angelus stam- 
men, aus der Kirche der beschuhten Karmeliten und 
wurden vom Grossherzog Ferdinand der Kirche geschenkt. 
Das Muttergottesbild am Marienaltar im südlichen Tran- 
sept zieht durch Farbe und Schmuck unsere Aufmerk- 
samkeit an sich. Das Bild ist schwarzbraun in Gewan- 
dung und Antlitz, und die Enden der Gewänder sind wie 
mit Perlen geziert. Es ist ein vergrössertes Abbild der: 
„Königin des Friedens" in der Karmelitinerkirche zu 
Köln. Die Geschichte dieses weltberühmten Gnaden- 



857 

Mdes erzählt Hhnmelstem also ^) : Zu Scherpen-Hövel, 
vier Meilen von Brüssel, stond vor mehr als 300 Jahren 
eine Eiche, an welcher ein vielbesuchtes Marienbild be- 
festigt war. Fast jeder Wallfahrter schnitt eiii Spän- 
chen aus dem Stamme der Eiche: sie drohte umzustürzen 
und die nahe Wallfahrtskapelle zu zeirschmetterh. Un- 
glück zu verhüten, wurde der Baum gefällt, und das 
Holz ehrerbietig aufbewahrt. Das grösste Stück 2Va^ hoch, 
und Vj^dick, kam in den Besitz der Erzherzogin Jsabella 
Clara Eugenia, Begentin der Niederlande, und nach ihrem 
Tode an ihrem Vetter und Nachfolger, den Cardinal 
Infanten Ferdinand. Der Infant verehrte die Reliquie 
der Königin Maria von Medicis, der Fürstin, welche an 
dem Mann, den sie am meisten gefördert und zu 
unglaublicher Höhe gehoben, an Bichelieu den ge- 
fährlichsten Gegner gefunden hatte. Die Fürstin Hess 
durch den geschicktesten Bildhauer von Brüssel aus dem 
Hol;s ein Marienbild schnitzen. Ein Hofherr musste be- 
ständig die Aufsicht führen, und abfallende Späne sorg- 
fältig sammeln. Sie schmückte das Bild mit Scepter und 
Krone von Gold und den eigenen Kleinodien, und liebte 
es als ihren kostbarsten Schatz. Als die unglückliche 
Fürstin, die seit der Entfernung aus Frankreich keinen 
Augenblick Zufriedenheit und Genugthuung fand, von 
Land zu Land flüchten musste und nirgends willkom- 
men -die Niederlande zu verlassen und nach London zu 
gehen gezwungen war, nahm sie das Bild über den Ka- 
nal. Bei der englischen Königin, ihrer Tochter, aufge- 
nommen, veranlasste Maria durch <^e Verehrung, welche 
die Katholiken ihrem Bilde erwiesen, einen Aufstand 
der Puritaner, musste fliehen und kam nach Köln. -Dort 
verkehrte sie viel mit den Jimgfrauen des Karmeliten- 
klosters. Während der Fürst, dem sie das Leben ge- 
gegeben, neue Provinzen eroberte, starb sie 1642 in 



' i) Der Mnkisclie Geschichtsfreund II. 57. ff. 



!^fmß ^mßtifmBey ui dem Hmse, iro j«n«r Bubeiis dae 
f4U^)it ^ W§lt frMiQkt tette, der eiiiflt in glflcldieherea 
Tfg^i» 4m y g h mr/ ^ri jtw We«b»el ihres OescliidieB, die 
lipQBö^ ibr^ {^%iiA9 m pväditigfBn SehildereieQ ver- 
gm^iPWftf^t JiMito- Pa^ ßnedtt^iU ytanuuMe die K»- 
nigin jfc ßfiit #ffi ^4 Mri»cb df» Jüiigfrmien des geaani^en 
^psj|;(}ri§(, dif ?6 ftb^ nur nMh vielen Sdiwierigkdte^ 
au^gßlie^rjt erhielten. Weil demeb eb^ am KSin vmv 
scl^e4^^ QeßWdte tegten, nm die Präliminarien mm 
w§ßtpMHJu|cbß8 Frieden m entwerfen, erhielt das Bild 
d0p Nainep y,KejBJgin dee Frieden«.^ 

^ der ^arn^elit^ngen^r^ p. Popinik^« YOi; Jpw 
Maria ^ dessfsn ^i^euerworte d}^ lij^tisphi^n S^l^l^e}^ if^ 
der Sc^ilacht von Pr^g 16^ ift der Qftay vpn 4^1?^^- 
heiligen zum Siege entflammt h^W^n, ftpj :^$. fß]xc. ^ß^. 
zu Wien starb, tligilt^n sicjt in ^^i^e f^m§ Ui^^t^l^iaepr 
sc^aft Kaiser upd Fürsten. Pa3 dwfd^^-^fpjww ?^^pi}l?^4 
welches er ii^ je^ef Scjjil^ht «m IWtsfi g»^W^M^ ^W» 
nach Rom, den gt*b 4?» S§Ug,W erhielt J£f^rdin^ ßpr- 
gia^j dpn Habi^ und die gandajen ^^hielt Kwpr Ferdi- 
nfindj dprMantfjl Mn^^de d^r fpffintl^ I^tt^lla yo^aSp^ie» 
überschjckt, das Kreuzbil^ kW) Qach Beyerp. L^tsftQ^c^f 
1/j^ hqch, wird \m KarpifilHpnlfjiQQt^r «s^ Wi?«Wg if- 
wahrt. 

Einiag im Frankenland ist die Katakombe unter der 
Kirche. Ungeheuere Pfeiler tragen das kdlossale Oe- 
wplbe. Bis zu Anfang de^ Jahrhunderts ivurden daselbst 
die Ord^fUBgeistlichen, Adelige, Bürgerliche und die Ar- 
men des Sanderviertels begraben. Im Todtenregister 
finden sieh die Namen, derer von Wolfskeel, Zellini, 
Fraidiensteln, Hütten, Pubenhofen, Staufenberg, Eseh, 
Ghross u. A. Von der Einebnung von 1813 haben sich 
noch die Tumben deiT Babenhofen, ISellini und Franken^ 
stein erhalten, auch der flachliegende Leichenstein des 
Klosterbüttners Nikj9hni8 WttH«b»WW (ilöWOi ^ ^«r 



859^ 

Temtiimmelte Gbr*1>8teui einer Pridria des alten Reuer- 
innenkloeteiB (yqh 1520). 

Am FoBte der Hdligen Tbere&ia 1027 waren die im- 
besdmliten Karfl»liten mit grosser Feieiüehkeit vom 
Weihbiseliof Jodok Wagenhaner in Gegenwart des Fürst- 
biscliofs in das zerfallene Kloster der Büsserinnen ein- 
gewiesen worden. Zahlreiche Gönner hatten ihre Gaben 
gebrach^ unten denen besonders zahlreiche Inkunabeln 
enthalten waren. 

Stift Haug. 

Nach dem Abbruch der Kirchen, Kapellen und Stiffcs- 
gebäude voll Haug 1657 dachte Fürstbischof Johann Phi- 
lipp einige Zeit daran, den Chorherrren die Liebfrauen- 
kapelle einzuräumen; er scheiterte aber mit seinem 
Vorhaben an dem Widerstand der Bürger. Ein neues 
Münster sollte innerhalb des Festungsrayons erbaut 
werden. 

Anfangs ertheilte der Fürst dem Bauschreiber Jo- 
hann Ludwig SaufQer von Erfurt den Auftrag, ein Mo- 
dell zu fertigen. Es wurde daran vom 12. Nov. 1669 
bis zum 3. Febr« 1$70 gearbeitet; dann wurde weiteres 
Moddlir^n eingestellt, und Petrini vollendete bis 24. April 
1670 einen zweiten Biss, kühn und gewaltig, welcher den 
Beifall Aller gowann« Er erhielt dafür 240 Gulden. Am 
26. Aprä 1670 legte der Fürstbischof feierlich den 
Grundstein. Im Laufe des Jahres wurde die Fundamen- 
tirung gemauert. Die Ausmessung wies ein Mauerwerk 
von 283 Ruthen und 194 Schuh nach. Petrini führte die 
Oberldi^ing, M. Fleisehmann und H. Zimiiier, die Stein- 
metzen, dirigirten die Werkleiite. Für die Fimdamen- 
tinmg zahlte das Bauamt an Petrini, 2158 Gulden, 1671 
erhielt er 2472 Gulden, die Steinmetzen 3525 Gulden. 
Für das Jdir 1672 wurden an Petrini 1741 Gulden be- 
zahlt, wozu JohMin PMHpp aus Freude über das Ge- 
Ufigea des Werkes noch weiter 318 Oidden und 9 Batzen 



860 

fügte. So sind uns die Baurecbnungen von. jedem Jahr 
erhalten; 1683 wurde die Kuppel gesprengt, und 1687 
ausgebessert, 1691 am 5. August . consecrirte Johann 
Gottfried den von Allen bewunderten Gottesbau; 32 
Chorherren, Domicellaren und Vicare bezogen dann das 
Stift. 

Petrini hat übergrossen Beifall geerndet ; sein Werk 
wurde wohl mit St. Peter in Rom in Parallele gebracht. 
Unsere Anschauungen sind etwas kühler. An Petrini's 
Gebäuden wiegt durchweg die ^assenhaftigkeit auf Kos- 
ten der Symmetrie und besonders der Eurhythmie vor. 
Der Aussenbau von Hang wirkt entschieden ungünstig. 
Die Fassade ist breit und schwer, wie das Ganze. Die 
Thürme können unmöglich gefallen. Was sind die Stre- 
ben im Südbau und der Ostung wuchtig, die Fenster 
breit und die Simse ohne Eleganz! Harnionischer wirkt 
die Kuppel und der Innenbau. Das Kreuz zwischen Ghor 
und Stift theilt wohlthuend, die Wölbung durch Band- 
gurten geschlossen, ist in ruhiger Bewegung, die Gesimse 
der Wand sind reiner, wenn auch allzureich nebeneinan- 
der gelagert. 

Sonst ist an in die Augen springenden Details nicht 
viel zu bemerken. Die zwölf Altäre im Transept und in 
den Nischen des Schiffes strotzen von Gold, sind aber ohne 
Eleganz; die Kanzel, die 1693 der Prädicator Stephan Hof er 
auf eigne Kosten fertigen liess, wirkt durch die Relief- 
szenen; gut sind die Evangelisten, der Salvator und 
Maria im Mittelquadrat. Gold blitzt reichlich von den 
Chorstühlen wie vom Hochaltar. Johann Stockmann liess 
den Altar neben der Sacristei, Dechant Friedrich Wies- 
ner (f 1696) den der Apostelfürsten fertigen; R. Rieder 
stiftete einen Kelch, der 100 Pfund werth war, auch ein 
Bild des hl. Johannes, das 70 Reichsthaler kostete; 1706 
wurde dem Gründer Heinrich die Linde gesetzt, das 
Bild des hl. Johannes des Täufers vollendet, 1735 die 
Kirche unter Dechant Martin Kettler erneuert; der Hoch- 



«ei 

altar hat 3349 Gulden gekostet. Das beste Gemälde ist 
das von J. A. Remele, die vierzehn Heiligen darstellend, 
das Colorit ist vvrarm und die Zeichnung gut. Die übri- 
gen Altarblätter malte Onghers am Abend seines Le- 
bens, so auch die vier Passionsbilder im Chor, für die 
er 500 Gulden erhielt. 

Onghers, der* fruchtbarste Schnellmaler von Wirz- 
bnrg, ist 1628 zu Mecheln geboren, 1660 nachWirzburg 
gekommen, wurde 1667 Bürger und blieb 30 Jahre Bür- 
gerhauptmann. Er hat rastlos gemalt, sich viel Geld und 
den Namen des „reichen Malers^ verdient ,- und ist mit 
dem Pinsel in der Hand als ein Greis von 78 Jahren am 
27. Dez; 1706 gestorben. Von ihm stammen die Hoch- 
altarblätter in Stift Hang, St. Peter, St. Burkard, in der 
Minoritenkirche, in den Liebfrauenkapellen in der Stadt 
und auf dem Berge, und zu Üt Gertraud. Onghers hat 
Gutes und Schlechtes gemalt. Oft zeigt er eine Trans- 
parenz in seinem Schatten und eine Reinheit der Töne 
in den Lichtern, welche an Rubens gemahnen möchte. 
Manche Köpfe sind ganz charakteristisch, die Gewandung 
häufig ^AdeUos. Er ist immerhin zu den besseren Malern 
seiner Zeit zu zählen. 

Petrini, der wälsche Baumeister, hat ausser den Fes- 
tungswerken und Hang dieKarmelitenkirche, die Münze, 
die alte Kaserne, das Brückenthor, das Dietricher Spital- 
gebäüde, die alte Post, den Rösenbachhof^ sein Wohn- 
haus auf dem Markte u. m. gebaut. Er ist am 8. April 
1701 gestorben. Onghers und Petrini's Zeitgenossen sind 
die Maler: Ad. Hoffmann von Ebrach (f 1648), Hanns 
Kass (f 1643), Joh. B. de Ruel von Antwerpen (f 1685), 
Joh. Luft (f 1710), Joh. Grünlaehner" von Gratz (1678), 
die beiden Joh. Heinrich Deuerlein und J. Seil. 

Hang war außerordentlich reich an Prachtornaten 
und kirchlichen Utei^sUien. 



m 

Neumünster. 

Diö reichen Chorherren von Neumunstei* komitea 
der Bauhiust der Zeit, die alles Alte umzpgestaltea sich 
zur Aufgabe setzte, nicht widerstehen. Sie dachten, ihre 
Kirche, als die ehrwürdigste Stätte des Frankanlandes, 
müsste vorab in reichstem Schmucke prangen. Neumüns- 
ter war die erste Domkirche, hier wurden Kiliaia^ Kolo- 
Mt, Totnan gemartert, Burkard upd Boni&oius stehen 
mit seiner Baug^schiehte in Verbindung, Hräirieh l, 
Adalbero, Bicheza von Polen, Bischof Otto und Micl^b^l 
vouLpwen haben dem Stifte alle Liebe zugewendet. Die 
Franken pilgerten gerne in die Kilianegnift, wemi a»ch 
die Reliquien seit 854 in den Dom transferirt w^ en und 
die Chorherren bei einer Zuruckforderung mit den Zehen- 
ten von Karlstadt abgefunden wurden. Mit grossem P^mip 
wurde alle Zeit das Kiliansfest im Dom undNeumiinster 
zugleich gefeiert Das Stift besa^s stattliche Höfe m der 
Stadt und $nt dem Lande, sdune Herren waren vielfach 
vom Adel, und blatten Pfarreien und Beneficien zu ver- 
geben« Schon 1581 war der Thunn mit Blei gedeckt 
worden, 1605 vergrosserte man die ßruftfenster, 1609 
restaurirte man an der Kiliansgruft, 1614 wurden die 
Decken gewölbt, 1617 der Chor, 1652 das Mariachörlein 
errichtet. Nachdem Stift Hang im neuen Glanz erstan- 
den war, geschah aach der Neubau von Neumünster. 
Fürstbischof Johann Philipp unterstützte das Stift auf 
alle Weise. 

Im Jahre 1711 wurde die alte Kiliansigruft emge- 
brochen , die aus der Zeit des Bisehofs Adalbero stam- 
n^endü Marienkapelle abgetragen, die neue Gruft mit 
ihren breiten Toimenwölbungen aufgeführt, und bis 1716 
Portal und Kuppel vollendet. Das Portal leuchtet in 
Roth und wirkt durch das Linienspiel ziemlich unruhig. 
Es trägt das Bild des Salvators zum Andeidien an den 
alten Salvatordom, das der hei%eii ^fUngftrao, m derw 



ElMre« Adal^ero clas Afiäiister c(»ß66ei4Fie, uh4 die Sta- 
tuen der Apostel Kilian, Kolonat, Totaan und Burkard. 
Al9ob 4iQ beiden Joliannes ednd angebracht^ denn diesen 
weihte Heinrich I. seine SchöpfuBg. Jii einem Querfeld- 
chen steht: 55. MM. CHILI ANO ET, SOC. FAT. PATRON. 
MDCCXVL lOANNES. PHILIPPÜS. EPISCOPUS. HERB. 
F. 0. X>. Die Kirche wurde durch den Anbau des Por- 
tal« bedeutend veriängert (252^. Ihre Verhältnisse sind 
licht Hjid freundliek, und wirken günstig für das Auge. 
Stuben bemake die Kuppel^ 3emele den Plafond; De- 
cbant Bemard Bayer besorgte die Kosten für die Ma- 
leffiien da* Kuj^el. Nach und nach kamen 24 von Gold 
strotsende Altäre in die Kirche, welche wir aber nicht 
näher betrachten können^). Nur an die zwei trefflichen 
Altartafeln aus Wohlgemuth^s Atelier sei in Kürze er- 
innert. . 

Bei ^§r Restauration von 1711 — 1714 ist eine grosse 
Menge von stainemen Denkmälern verloren gegangen. 
Man hatte in Neumünster einen prachtvollen, 1592 — 1594 
in Nürnberg von M. Röhrlein verfi^rtigten , Sarkophag, 
eiiie SUberampel, welche 1691 von Augsburg gekommen 
war, 5 Mark 11 Loth wog, und 111 fl. gekostet hatte;; 
die SUbwstatue von Burkard mit Edelsteinen besetzt, 
welche 1691 bei Goldschmied J. Pfalzer in Augsburg 
bestellt wordtti war ; das silbef ne Brustbild von Johan- 
nes dem Evangelisten, 1697 bei Renz und Loschge in 
Augsburg um 719 Reichsthaler vollendet. Auch das Sil- 
berbild der Jungfrau wurde hoch verehrt. An allem 
pfftphtYftUejn Qrpat w#^ kei» MapgeU Eine nilberver- 
gqldet^ Kreui^ffippsferanip b^wfjirte einen Partikel Vom 

Ui)i;^ 4w Denkmälern machen W|f au^ftor «u^hon 
gep^J^tien f^\»f jene öe? BÄgelhard Funk {^ 1*13), des 
KUifii a^SßF (f 1§19), des Jukob Haek (t 1557), des 



U Qtopp Veontostei t7 il. 



;964 

Hieronymus Gantzhorn (f 1594), des Vitas Krebser 
(f 1594) aufmerksam. 

Der Leser begreift es wohl, wenn wir hier weniger 
in die Details eingehen. 

St. Peter. 

Die Baugescbichte von St. Peter ist mis sehr lücken- 
haft überliefert.- Drei Bauzeiten unterscheidet der erste 
Blick; die von der Fassade umbauten Thürme gehören 
romanischer Zeit an, die Ostung mit den Streben und 
dem Maasswerk fällt in die Verfallzeit der Gothik, das 
Schiff, die Gallerie und die markirte Westfronte baute 
Jos. Greismg 1717—1720 auf Befehl des Fürstbischofs 
Johann Philipp. Am 21. Januar 1721 wurde die fast 
ganz neue Kirche von Fürstbischof Philipp Franz II. 
eingeweiht. Greising erhielt 25,060 Gulden, Jakob von 
der Auvera und Esterbauer fertigten die Wappen, Zier- 
den und Standbilder des IPortals. Lünenschloss malte 
die Seitenaltarblätter Maria Himmelfahrt und St. Lau- 
rentius. Die sonstigen Gemälde stammen von Mika^s 
Hand. Der Plafond enthält die Geschichte des heiligen 
Petrus. Ein grosses Vesperbild ist von J. Gay. Die 
Epitaphien des Hofstuccadors M. Bossi, des Maltheser- 
comthurs Heinrich Freiherr von Truchsess-Rheinfelden 
und des Hofräths Philipp A. Ulrich haben weiter keine 
Bedeutung. Sonst ist die Kirche freundlich und hell. 

St. Stephan. 

Diese ehrwürdige Benediktinerabteikirche war von 
Abt Eucharius 1667 — 1701 reich geschmückt worden; 
baulustige Herren waren die Aebte Alberich und Roman. 
Die gegenwärtige Gestalt erhielt die Kirche durch Abt 
Gerard Winterstein 1789. Baumeister Kleinholz gab den 
Thürmen die italienischen Dächer, vergrösserte die Fens- 
ter, Maler Jos. Huber schilderte das Leben Benedikts, 
Georg Winterstein, des Abtes Bruder, besorgte die Bild- 



86S 

hauerarbeiten an den neuen Altären. Viele Denkmäler 
gingen bei der Restauration zu Grunde. 



Im Jahre 1710 errichtete das Ursulinerinnenstift von 
Kitzingen eine Filiale in Wirzburg, welche rasch sich 
zum blühenden Institut auswuchs, und von der Wohnung 
beim Dominikanerkloster in den Baumgartenhof über- 
siedelte (1725). Vom Jahre 1738 an, erstand der ge- 
räumige Klosterbau, in welchem seit 120 Jahren mit ge- 
ringer Unterbrechung (von 1808— 18(Ä) fromme Frauen 
die Jugend unterrichten. Das mit dem Gebäude verein- 
igte ehemalige Antoniterkirchlein ist etwas klein. Das 
Altarblatt darin, 'die Verkündigung darstellend, malte 
Ph. Stöhr. Die Sakristei bewahrt zwei bewunderungs- 
würdige Meisterwerke vom Karthäusermönch aus Engel- 
garten, Priester Franz Sebert, zwei Ornate mit den aus- 
gezeichnetsten Stickereien (1762). Die eine Casula ist 
mit der Verkündigung, der Geburt und der Darstellung 
der heiligsten Dreifaltigkeit geschmückt , die andere zeigt 
das Abendmahl und die Uebergabe der Schlüssel des 
Himmelreiches an Petrus durch Christus den Herrn. 
Sebert hat die Zeichnung vollkommen beherrscht, die 
günstigste Farbenwirkung fein herausgefühlt. Gold- und 
Silberfaden wendet er nicht zu häufig an, weiss aber 
doch eine sprühende Pracht hervorzuzaubern. Er ist in 
seinem Fach. ein Meister bester Art, mit dem die ge- 
schicktesten Frauenhände kaum in Concurrenz treten 
können. Wir müssen diese Ornate, denen der Dom und 
Neumünster ebenbürtige nicht an die Seite stellen kön- 
nen, mit dem überaus zierlich und brillant gearbeiteten 
Prachtkelch, den Messkännchen und Teller in der Mi- 
noritensacristei in Parallele stellen. In dieser Art der 
Kleinkunst lernen wir die Renaissance bewimdern. 

Im Schottenstift liess Abt Wilhelm mehrere Gebäude 
auffuhren, Abt Johannes zwei Altäre in die Kirche set- 



woH uAA din Hofepittt enichtM (168e^l667X AM B^- 
nardus baute eineh neuen* Chor tind eiöe OtgA (1479^ 
1685); auch unter Marian erhoben sich einige Baulich- 
keiten (1688). Unter Abt Augustin Bruce erhielten die Fas- 
sade und die Abseiten ihre jetsige Oeotdt (1715—1716), 
Abt Maurus mehrte den Ornat ; Abt Augüstiii Ihiffns ver- 
mehrte £e BibUothek und die Fabricik (1737 — 17&3X 
Prior Jakob Stuart liess den Makariusaltar mit neoen 
Zierden versehen, Prior Columban Mdcgov^ elteUte den 
einen Thurm her und liess die Kirehe ne« decken ^X 

Auch in der Dominikanerkirche gesehi^aa Restau- 
rationen (1744). Fürstbischof Friedrich Karl imterstützte 
die Mönche. Der Chor erhidt Rundbögenfenstet^ das 
Langhaus wurde giuiz neu aufgefuhi^, und von Ennel- 
traut mit Darstellungen aus der Ordensgeschick^ g€$- 
ziert; die biblischen Scenen im Chor malte Uflaftb 
(1754_1745); die Composition ist trdßieh, da^ Colorit 
vielfach gelungen. Die Uriaub gehörten zu den bessern 
Malern, die in' Wirzburg thäiig WM*en. Thungerslieim 
ist ihr Vaterort, Georg Anton ist 1739 gtestorben. Das 
Todesjahr Ckristian^s ist uns im Augenblick aiehft erin- 
nerlich. J. Andr. Urlaub starb 1781. Vor den Oenaimten 
ist G. Sebssüan Urkub um 1738 thätig. Ali die Uriairi^ 
sind Lünensehloss von Düsseldorf (f 1762)^ HofixuAer 
Johann Remele (f 1740), Hofmaler Marx Friedridi Klei- 
nert von Nürnberg (f 1742) ansiurelhen. Dritten und vier- 
ten Ranges sind die Ni»nen der Maler W. HSgler von 
Vorhausen bei Sabsburg (tl754), Fram; Luft (1719), 
Anton Gkntschmgg von Botzen (f 4766), J^ M. TMssket 
172»), G. Fr. Leybaeh von Rottergmnd (f 1768)vFrraif 
Roth (1757), Friedrich Rol^ (tl78»), J.W.Sehnutt von 
Forchheim, J. M. Wolker von Schelkingen in Oberos- 
t^rei^ (1766), i. B. Roder von Bfibler (tl750), Joh. 
Thalhofer (tl777), Flachner Luk von Fuld (tl764), 



i) Uf sarmsiiB SP. WB. ^84. §^. 



SV. ThElhe!ini»r vmi CMtob^uärfl (Yt^% und A. J. Ifög- 
]« (t 1786). Die let^n Boßanalet sind Peter Qtttmä 
vo» Pi-ag (tl783), J. N- Tteu (tl783), J. A. LeybÄch 
(tl791), Christ Peßel rm Oteüsehftitt (flSOÖ), Jos. H* 
Schmidt (1779)^ Kaspar Sefamidt (1«04), Johann Tölk 
von Och»enftirt (fl^lS), K. Ftetind (1776), Jos. Nolten 
(flSOS), Heifirich Schleyer von Priesenhan8en.(f 1782), 
nnd Jos. Ernst Schwab von Gerölzhofen (f 1800). Als' 
StMiöeadoren sind die Bossi (Joseph Felix und Matern) 
iBi4 die Castelii (Karl und Johann), alle aus Italien, zu 
efwäftaiffii; 



St. Burkard. 

Wit haben der Plünderungen, welche das Stift er- 
fahren, äbwte der Restaurationen 1667 ff. wiederholt 
gedacht. Hier Wolle noch auf die Chorsfühle und den 
Itfigelaltar in der Sttdhalle des Transepts aufmerksam 
gemacht sein. Die Chorstiihle sind reich mit den ver- 
dchiedenartigsten Maaswerk versehen, das noch gothi- 
sehen Normen folgt, aber bereits vom Verfall ereilt, 
sich nicht mehr zum harmonischen Gebilde zusammen- 
fügt. Der Klappenaltar von 1590 liefert den Beweiss, 
dass Wirzburg auch hierin später als andere deutsche 
Städte dSe alte Tradition verlies«. Der Altar, welcher 
auf der einen Seite das Leben Mariens in haut Relief 
darstellt, auf der entgegengesetzten das Leiden Christi 
in Oel gemalt zeigt, zerfallt in 3 Theile, jeder wieder 
in 3 Felder, das Ganze wird von einem Untersatze, 6 
Engel mit den Leidenswerkzeugen, die Mater dolorosa 
in ihrer Mitte zeichend, getragen, und von einem Chris- 
tus auf dem Hirone darstellenden Aufsatä^e, der in einem 
Giebeldache schliesst, gekrönt. 4 Statuetten von denen 
ä' (Paulus und Petrus) zur Seite des genannten Aufsatzes 
stehen, das andere Paar (Andreas und Burkardus) auf 
den Aussenwänden des Mittelstückes ruhen, verleihen 



86» 

dem Werke eine grössere Rundung^ und tdnd eine nicht 
gering zu schätzende Beigabe. Das Hauptblatt auf der 
Seite, welches das Leben Marions in Skulpturen ver- 
anschaulicht, bildet die Himmelfahrt der Jungfrau, und 
zeichnet Isich besonders aus durch die schöne Gruppirung 
der hier erscheinenden Personen. Zeigt es eigentlich 
eine doppelte Handlung, indem es uns einmal den Him- 
mel öffnet und dann wieder auf die Erde weiss);, zu der 
um das Grab versammelten Apostelschaar, so ist dock 
die Einheit der Composition in der zwischen beiden 
schwebenden Madonna vollkommen gewahrt, indem sie 
als der Gegenstand, auf den das Auge der Dreifaltigkeit 
erwartungsvoll hemiederschaut, und zugleich als die Ge- 
stalt, der die Jünger ihre Blicke nachsenden, zum Mit- 
telpunkte des Ganzen wird, in dessen Betrachtung, wie 
in ihm selbst, die beiden Sphären sich begegnen, auch 
das Auge des Beschauenden beide Scenen zusanunen- 
scbliesst. Dieser Gegensatz und seine Vermittlung er- 
weitert sich, wenn wir . das Bild als Mittel zwischen der 
über ihm liegenden und der unter ihm stehenden Tafel 
des obern und untern Theils in's Auge fassen; wie die 
alma Mater den Einigungspunkt zwischen dem Himmel 
und der Erde bildet, so steht das Bild nun selbst wieder 
als die rechte Mitte zwischen der auf jenen Platten 
enthaltenen Darstellungen der Krönung und des Todes 
Mariens da. Um diese 3 Hauptblätter gruppiren sich 
, nun auf den Flügelfeldern die übrigen Scenen aus dem 
Leben der Jungfrau, und zwar zeigt auf dem rechten 
Flügel das erste Feld von oben herunter die Heimsuch- 
ung, das zweite die Yerkündigimg und die Opferung im 
Tempel^ das dritte die Eeinigung Mariens, während auf 
dem linken Flügel die Geburt unseres Herrn im ersten 
Felde, die Beschneidung und Erscheimmg im zweiten, 
und im dritten die Geburt Mariens sich befindet. Die 
Figuren sind reich vergoldet, die Gesichter wie der 
Hintergrund bemalt. 



• Die 'Rückseite des Altars ist ein Oelgemälde mit 
Szenen aus der Passion. Ohne dass hier wie oben eine 
derselben zum eigentlichen Hauptblatt gewählt wor- 
den wäre, wird uns das gan^e Leiden des Herrn von 
dem Einzüge in Jerusalem bis zu seiner Himmelfahrt 
vorgeführt. Die Feldereintheilung ist eine weit reichere 
als die der andern Seite ; die obere Tafel enthält deren 
acht: die schlafenden Jünger, das Abendmahl, dieFuss- 
waschung, den feierlichen Einzug in Jerusalem, Christus 
auf dem Wege zu dem Hohenpriester, von diesem in 
das Richthaus, das Zeugniss seiner Gottheit und die Ge- 
fangennehmung; das Mittelstück zeigt auf eben so viel 
Feldern, aber von doppelten Umfange .den Heiland vor 
Herodes, die Geisslung, die Krönung, die Schaustellung 
vor dem Volke, den Richterspruch und die Händewasch- 
ung des Pilatus, den Fussfall, die Anheftung an das 
Kreuz und Maria und Johannes unter dem Kreuze, 
während das untere Theil in vier Tafeln von verjüngtem 
Maasstabe mit den letzten Szenen: der Kreuzab- 
nahme, Grablegung, Auferstehung und Himmelfahrt 
schliesst. 

Betrachten wir nun die jener Zeit eigenthümliche 
Gewandung, die Verkürzung in den einzelnen Gliedern 
der menschlichen Gestalt, den Mangel einer richtigen 
Perspective, die Naivetät der Auffassung, die in histo- 
rischen Darstellungen oft das Genre durchblicken lässt, 
die äusserst grosse Individualisirng, die sich über das 
ganze Werk verbreitet, und den Künstler seine ganze 
Kraft auf den Ausdruck der Gesichter richten lässt — 
von einigen 100 Physiognomieen ist keine der andern 
ähnlich und jede in Bezug auf Ausdruck imd Empfindung 
mit wahrer Meisterschaft ausgeführt — so kann der Ken- 
ner nicht leicht in Verlegenheit kommen, welcher Zeit 
und welcher Schule er dieses Kunstwerk vindiciren soll, 
auch wenn die fromme Inschrift, die auf einem Vor- 

sprangef der den Uebergang von dem mittlem und gros- 

24 



BfA 

deren zu dem oberen Stücke vermittelt, angebracht ist, 
es ihm nicht sagen würde: 

Tausend Fünfhundert und Neunzigk Jar 

Da Zumal die Jahr Zahl War 

Als Dechani mdt das gancz Kapittl 

Verwilligt hau durch Loblig mittl 

Auff Zurichten Den Pfhar Altar 
Zu Welchem gemelte Herr Zwar 
Gantz miltiglich ihr HiUff gethan 
Samöt vile Herren auch gemainen Mann 

Maria Gottes Muüer merekh 
Ist Blonder geehrt in disem Werckh 
Von welcher Christus ward gebaren 
Auf das wir würden nicht verloren. 

Der aller heiligsten Trifaltikhayt 
Sei Lob und Freys in Ewigkhayt 
Die woU ms allen nach disem Leben 
Die ewig Fraid md Wolfarth geben. 

Das alte Pfarrbuch der St. Burkardspfarre gibt ge- 
nauen Attfschluss über Urheber und über Kosten des 
Altars: 

„Anno Dnu i589 den 20. ApprilUs wurdt der neu 
Pfarr AUar dem Errafften Vnd Achtbam Alexander 
MuUer mahler Vnd Burgere allhie Zu Würzburg Zu 
machen verlihen Für 850 /f Wurt Verfertigt vndt 
oufgerichtAo i59i, Vnn durch den Ehrwürdigen mnit 
hochgelerten Herrn Johan ErMein Weybischofen Zu 
Bamberg pf Sontag den 24. Januarij Anno i593 cm- 
secrirt tmndt geweyet. 

Cost in allem Zu machen laut einter SpecificatUm 
in des Gottshauss Verwahrung ligente 
9U:fi 2& i8 4fe«. 
£s zählt jeden emzekßtön JBeilraggdber auf, imter daaen 
„Der Bochwurdig Fürst mndt Herr Herr Mim Bi^^hafzu 



WUrsii^g mndt Msrmg iu Frm^tim'' d^ oben an steht. 
Aacdb JPrmin vmA Cmwmt in 90m$in des ßosters üimely 
Pforten Vndter WMndmrgf' UUen m^W). 



St. Mich aal. 

Mai^ apricjit gefa von ei^eip Jesuiten^tyl. H^t 4er- 
selbjß seine B^undup^ in der Ordensregel, oder bildete 
er sich von selbsit durch die Zeitvejrhältnigse nnd die 
Aufgabe de^ Ordens in der Zeit? 

(ihrj^sere P^nUebkaiten, wie Kireb^n und Seminft- 
rien, dpr&i^ «uy jptit Eulaubniö» dß* Creneruls (5rrißbtet 
werden; b^ kl^y^ren ist d«^r Provinciftl m befrftgön; 
Maafis 0u hiit»n bei A^ge von Q^llegien \md Orißm- 
hSM&in irt Voraebrift, Sie sollen nicfefc wi^ die Pallästß 
derfirpasen «sdcbeinon, «ib^ ^h mim aivectopaS^sig, ge- 
sund \mA diwißtbaft gd>a«t| ^ sei» nipbt fepstb^r, mpht 
fom^fhj^ itlisigfiftt#(et, J)^t Axin^ih d^ß O'dßps m der 
Baumeister allezeit isutefodf nk. ^d f. p, Gemroim Vß- 
ferendß mdf^ /<w«W ^f^ W<^W ^^ipcjorum cqmtruen- 

Pjß Roctpr^j^i haben die Sorge für das (Sjebä^de zu 
überpeh^iaip. 

Voipi d^P^ Pa^art der Kirchen bericbten die Decrete 
der Poi^gregation nicbt?? P}e regtdße aeditm §t praefecH 
ecclmqfi ^rmahpm mf JBeinliichlceitj W^ch^ainkeHj Ord- 
ijwpg, ^flhe m^ W^rde und ;^ur geQfmen BucMührung, 
geben %b?|jr ^onßt lyeine Norm, von der hißr Nptiz ge- 
ppnaipeg werd^J^ köngpite. 

In d»n jQ^iptenkirßbe» dürfß» |iur die OrUndßr der 
CoUegien, Fürsten und Prälaten begraben y^erden, An- 
dere9 Personen, wie gross auch ihre Verdienste sein 
mögen, ist die Sepultur in der Kirche zu verweigern. 



1) MittheUung d«g H Ob^rMMiotliekari Dr. A. Rnland, 

24* 



872 

Diess ist die Quintessenz über die Bauwerke der 
Jesuiten, Eingehenderes kommt in keinem der Bände des 
corpus insühäiamm der Gesellschaft vor 0* 

Als die Jesuiten 1567 aus Freiburg nach Wirzburg 
berufen wurden, erhielten sie das alte Agnetenkloster, 
welches bis dahin von ganz wenigen Nonnen mehr be- 
wohnt war. Die erste Jesuitenkirche wurde 1606 — 1609 
erbaut; der Plan von 1648, wie Kleineres Stich, zeigen 
sie mit zwei oben luftig durchbrochenen Thürmen, deren 
Bau sich bis 1618 fortsetzte. Doch die etwas arm ange- 
legte Kirche wollte mit dem stattlichen Colleg von 1715 
nicht harmoniren; von 1765 im Juli an sollte nach dem 
Plan des Hofbauamtmanns J. P. Geigel der amplificirte 
Neubau sich fortsetzen. M. Bossi vollendete die Stuck- 
arbeiten und vier Altäre, Hofmaler Appiani von Mainz 
hatte die Kuppeln und die Decken der Schiffe mit Fred- 
ken versehen. Noch war man nicht zu Ende, langte das 
Aufhebungsdecret des Ordens an. Hofarchitekt J; A. 
Gärtner und Hofmaler Chr. Fesel legten zu Anfang die- 
ses Jahrhunderts die letzte Hand an. 

Die Fassade ist dreifach getheilt, in der Höhe und 
Breite. Vier toskanische Säulen schliessen das Mittel- 
portal, je zwei Pilaster die Seitenthüren ein. Den krö- 
nenden Giebel ziert das Auge Gottes. Den Bau umläuft 
ein stattlicher Sockel , dessen Quadern alle mit Majus- 
keln als Steinmotzzeichen versehen sind. Daraus wach- 
sen südlich und nördlich je zehn Pilaster, welche, in das 
Dach der Abseite mittelst unschöner Krönungen ein- 
springen. Das Transept ist klar ausgesprochen. Nach 
Aussen schaut sich der Bau monoton und schwerfällig 
an, im Innern ist er licht, freundlich und gefallig. Die 
Gallerieen und Kuppelwölbungen bringen Mannigfaltig- 
keit in die Perspective. Hochaltar und Thurm stehen 



i) Regulae Soc. Jesu. Antw. (1719.) 632. 633. Decreto I. II.. con^eg. 
871. 76d. Corp. Instit. Soc. Jes. 594. sqq. 



878 

seltsamer Weise nach Westen, wie in der Karmeliten- 
kirche, der Kirche auf dem Käppele mid in der Spital- 
kirche jenseits des Mains. 

Der Kim'stfreund wird die hübsche Cdpie der Ma- 
danna Sixti auf dem Altar der Nordseite sich näher be- 
trachten. Wie in der Stiftskirche Hang hat auch in 
St. Michael der heiUge Aquilinus einen Altar erhalten* 

Die Liebfrauenkirche auf dem. St. Nikolau^berge. 

Die Stationsbilder in den vierzehn Kapellen derKal- 
varientreppe zählen zu den merkwürdigsten Skulpturen 
von Wirzburg. Wenn auch die beiden Kirchen auf dem 
Berge sich durch Kunstwerke weniger auszeichnen, so 
wird ims doch die Baugeschichte derselben interessiren *). 

Vor zweihundert Jahren stand in der JCtte des 
Kiessberges zwischen Ellern und Weinstöcken ein Bild- 
stock mit einem Vesperbild aus Holz; der Sohn eines 
Fischers hatte dasselbe 1640 in ein. kunstlos aufgemauer- 
tes Häuschen gestellt. Die Winzer und die Hirten 
schmückten gerne das Bild der Gebenedeiten mit Krän- 
zen von Feldblumen und frischem Laubwerk, und hingen 
am Bildstock die Erstlinge der Trauben auf. So mancher 
hat hier gebetet? und weil er Glauben hatte^ wurde ihm 
geholfen. Das Protokoll, welches Fürstbischof Johann 
Philipp von Schönbom am 6. Juli 1650 .aufnehmen liess, 
gibt Zeugniss bievon. Es wurde eine Kapelle über dem 
Bilde erbaut, die bald vergrössert werden musste ; Peter 
Weinspeiser und Jörg Schüglich leiteten den Bau (1684) ; 
169i8 und 1699 wurden neue Altäre errichtet. Statt des 
uralten. Namens Kle^sberg kommt allmählig der Name 
Nikolausberg inUebung, während Käppele erst seit 1730 
gebraucht wird. Verschiedene. Mrunderbafe Erscheinungen 
steigerten das Zusammenströmen der Gläubigen ausser- 
ordentlich; schon gehörte die Kapelle nächst Dettelbach, 



<) Hirn iirel stein d^r fränkUclie Geschlcbtsfireüncl I. 7. tt. 



3T4 

Kreiubtrrg auf der BHdn, FiddeWei^ LMdeidbinä^ M^- 
chenthal^ Orüh^nthal^FriodrietlivMflRiabüok^^BlHt^gm^ 
Kirchberg bei Volkach, WaUthfir^ udd HOdAe^ tm 
den beduchtestfen WaUflthrtsorteii de« Frindimilafläs. Im 
Jahr 1718 i^ürde £e Küpelle üM SO" ylffKfigtstt I>igir 
Kupferstich des i* A. GorviAüii sseigt lins dto nMh lai- 
bedeutenden Bau^ Im Jahi^ 1736 eiffwkrf KeifmAtäi d^il 
Riss zu dem Neubau einer grossen Kirche; doch erst 
am 5. April 1748 legte dör Abt voä ÖfeenJ^fl^ F. Öltwiild 
Loschert den Grnmdsteki« Das IhvehtM^ tM 1747 ver- 
zeichnet an Silber: 2 Ampeln^ 6 AltarlMehter^ 3 ktoiae 
Leuchter, 2Coi]amumcaiitenbeolier^ 4Me^ele]iev S^eise- 
kelche, 2 Paar Messkäsnchefi^ § Crudfi^e^ 5 Kirdneo^ 30 
Kreuzlein, 56 Agnuedei^ PaterieiR^ AfllidMHitte^ Medaill^ 
4 MarieflMldef , 6 KinderbUdnlsäfe, 1 maiiidiekes Brust- 
bild, 3 Brüste, 2 Hereen^ 5 Fttfil^$ 2 Htede^ 1 Zm^f&i 
2 Paar Augen ^ 2 Zähne ^ 1 Halskette, 1 Brus&ett^^ 2 
Gürtel, 2 Haarnadeln, 1 Silbeiting, 11 gcddeeFe Fixigcff- 
ringe ^ 84 RoBenkräaze von Silber^ Granat^i^ GoVillleB, 
Perlmutter, Agat, Co<sttd u% i^ f« ) 87 MuttergettesrSeklrin^ 
in allen Farbiw, 9 Schleier u« A. Die Liebff inff Gottes- 
mutter, die sich beim Biu der Kalbte im HersW der 
Stadt im fünfaebnten Jfidirhttildert so glanaend g^eigl 
hatte, war noch so stark wie alleaeitiBünwrl^niielb^lMlNi 
Wirzburg. 1758 war der Bau fertig geworden. Dte 
Deckengemälde hatten 1300 fl< gekostet» Aueh diS Ko- 
spiz der Kapuziner war 1748 rasch aür Vollendwig g£h 
diehen. Die Patres schaflten selbst difö Material herbäi 
Die Kirche ist zwar keine Kapuiänerkirebe, es mögi) 
hier aber dock Weniges über Kiqp«zineYbaut«ft aügemcirkt 
sein. Die Diözese besaas ausser Wlfzburg dercüi iM 
Mergentheim , die der Deut&ehmeii^ter Johv Kaspar vta 
Stadion 1628 baute) 1654 20« Oet. wurde sie wiederholt 
consecrirt; in Kitziog^ 1631, wo das Klestet und die 
Kirche noch wohl erhalten sind; zu Neckarsulm 1661 ; die 
Kirche wurde 1664 geweiht. Zu Koni^hofen im Grab- 



37& 

feld geschah die Weihung am 30. Aug. 1665; zu Och- 
senfurt wurde von 1664 bis 16. Oct. 1667 gebaut (noch 
steht Kirche und Kloster) , zu Karlstadt vom 9. August 
1670 bis 5. August 1674 ^ Komburg vollendeten sie 1713, 
Mariabuchen 1716 unter ChrJstopK Fran» von Hütten. 
Auch 2U Wertheim, Bartenstein, Pf ettelbach, Stettenfeld, 
und Friessenhausen lebten Kapuziner 0- Die ßegel der 
Kapuziner verordnet Nachstehendes über die Bauten: 
Die Klöster der Kapuziner sollten der heUigen Armuth 
in AUen^ entsprechen; die Kirchen sollen arm, klein, aber 
zur Andacht stimmend, anstandig und sehr rein sein. 
Keine grossen Kirchen sollen gebaut werden, um darin 
pred^en zu können. Nur eine einzige Thurmglocke von 
150 Pfund imd beiläufig soll die Kirche haben; arm sei 
die Sakristei, doch sei ein guter Schlüssel vorhanden. 
Es döUeii zwei gemeinschaftliche Kelche öiit silbernen 
Schalen und gut vergoldeten Pateneh vorhanden sein; 
sonst sei an Kelchen und Paramenten vorhanden, was 
die liTothdiBrft erheischt. Zu den Paramenten und Altar- 
tücKerft soll man (nach der Glementinidchen Satzung) 
weder Gold noch Silber, noch andre eitle und kostbare 
Dinge gebrauchen; alle Paramente werden sauber und 
rein gehalten. Die Corporalien und Purificatorien seien 
ganz unbefleckt, die Leuchter aus einfachem Holze ge- 
drechselt. XHe Messbücher, Breviere und alle anderen 
Bücher sollen nach der Armuth gebunden und ohne allzu 
zierliche Zeichenbänder sein. Dinge von Gold, Silber, 
Sammt und Seide anzunehmen, ist nicht erlaubt; bei 
Kelchen, Custodien des heiligsten Sacramentes, den Ta- 
bernakeln, Tabernakeldecken und Kelchtüchem wird 
eine Ausnahme gestattet. 

Die Zellen seien 9 Spannen lang und breit, und 10 
Spannen hoch; die Thüren 7, Spannen hoch, 2 Va Span- 
nen breit; die Fenster 2 Vj Spannen hoch, IVa breit; der 



^) aiop9 <^oI^et^ MavisB. l¥. 169. Ar«hiT lY. 9. H. 



376 

Gang des Dormitoriums sei 6 Spannen breit. Die Hohe 
vom Fussboden des Refectoriums . bis zum Plafond soll 
13 Spannen nicbt überschreiten, und nur wo' die Luft 
gar schlecht wäre, mag die vierzehnte noch hinzakom- 
nien. So seien auch die anderen Gemächer klein, de-^ 
müthig, arm, unansehnlich, niedrig; eine jede Sache pre- 
dige diie Derauth, Armuth und Weltverachtung. Der Pro- 
vincial und vier kunstverständige Brüder haben allezeit 
den Bauplatz und das Modelle zu prüfen , und die Bau- 
lichkeit so zu ordnen, dass man später nichts zu ändern 
lind abzubrechen habe. Wenn sie nicht eins werden, so 
sollen sie heimlich abstimmen, und der Provincial habe 
nur eine Stimme. Diese vier Brüder mit dem Provincial 
bildeten eine Art oberste Baubehörde. 

Als von 1759 an auf demKäppele die Stationsbilder er- 
richtet würden, flössen da^u nicht nur reichliche Geldopfer 
der Gläubigen, sondern man half mit persönlichen Hilfe- 
leistungen^ Es waren am Fusse des Berges eine Menge 
vierkantiger theils mit Sand theils mit ungelöschtem Kalk 
gefüllter Kübel aufgestellt, welche von den andächtigen 
Besuchern der Kapelle um Gotteslohn den Berg hinauf- 
getragen und. leer heruntergebracht wurden. Unyer- 
gängUche Verdienste um den Bau erwarben sich die bei- 
den Pfleger Hartmann und Köstner. Im Jahre 1768 
wurden die beiden , Seitenaltäre vollendet, 1778 die mar- 
morne Gonimunicantenbank verfertigt. In den . wilden 
Kriegszeiten zu Anfang des Jahrhunderts hat die Mutter 
Gottes schützend über dem Hause gewaltet. 

Es gibt wenige Punkte im weiten Vaterland so rei- 
zend und bezaubernd öchön wie die Kreüzwegterrasse 
und die Kirche auf dem Nikolausberge. Die 338 Stufen 
der sechsgetheilten Doppelstiegen führen sanft an. Erst 
überraschen drei Apostelbilder aus der Schule des Meis- 
ters Dill, dann gewahren wir rechts ein Madonnenbild 
aus dem vierzehnten J^ahrhundert auf einer combinirten 



877' 

Säule, dazwischen und -weiter hinan stehen mehrere Be- 
üaissancefiguren. Die erste Terrasse ist 80^ breit und 
62^ tief, und enthält zwei Kapellen, während die folgen- 
den vier deren je drei enthalten. Sie sind sämmtlich im 
Rechteck constndrt, an den Ecken abgekantet und mit 
einer Kuppel geschlossen. Jede, ist 14^ breit, 9' tief, 
mit der. Kuppel 24^ hoch. Naeh vorne sind sie offen, 
doch schützt ein Qitter die lebensgrossen Figuren. Diese 
sind unter Leitung des Hofbildhauers J. P. Wagner zu- 
meist von seinem Verwandten Sim. Wagner aus grünlichem 
Sandstein gehauen. Sie sind in ihrer Art vollkommene 
Meisterwerke, und stehen aIb frühe Vorboten eines bes- 
seren Geschmackes einzig in ihrer Zeit. An der Kreu- 
zigung sehen wir allerdings ein Haschen nach theatrali- 
schem Effect; auch die Grablegung ist zu unruhig 
bewegt. Aber sonst tritt uns eine Hoheit und Wurde 
entgegen, welche dieser Zeit nur zu oft unbekannt war. 
Die Frauengestalten sind edel im Ausdruck, die Gewan- 
dung der Kriegsknechte ist gewählt, Christus mehrfach 
vollkommen gelungen. 

Die Kirche hat ein Mittelquadrat mit ausspringenden 
Nischen. Das Hochaltarbild, die Heimsuchung, ist von 
Jos. Huber aus Augsburg^ St. Nikolaus wurde vom Bam- 
berger. Hofmaler Nik. Treu gemacht. Matthäus Günther 
aus Augsburg fertigte die Deckengemälde : die Verherr- 
lichung Maria^s und Szenen aus dem alten Bunde. Das 
kunstlose Gnadenbild in der südlich angebauten Kapelle 
ist 14" hoch. Man beachte hier ein durch die Tracht 
eigenthümliches gemaltes Madonnabild. 



Wir haben noch einiger kunsterfährenei Männer aus 
dem geistlichen Stande dankbar zu' gedenken. 

Der erste ist der Bruder Küiän Stauffer von Berno- 
münster im Kanton Luzern, der von 1690 an meist im 
Minoritenkloster zu Wirzburg lebte, und daselbst am 24^ 



878 

Juni 1729 starb, nachdem er mehr als 50 Jahre imKlo6t«r 
gedient hatte« Ein Kimstschreiner Ton Profession ver- 
fertigte er verschiedene Altäre, und überklddete diese 
mit einem eigenthümlichen Stockaufferag, der den Max- 
mor täuschend nachahmte. In Wirzburg hatte noch Keiner 
diese Technik so verstanden. Er fertigte den Hochaltar, 
den Liebfrauen- und Antoniusaltar in ^soiner Ordenskirche, 
den Altar im Y alentinssaale , die vier Säulen im ehe- 
maligen stattlichen Sommerrefectorium und in der Sa- 
kristei, sowie die Gypsmarmorarbeiten in dem Biblio- 
theksaal des Klosters. Sein Wei^ sind die Altäre in 
der alten Hofkirche auf Marienberg, der noch, stehende 
Hochaltar in der Deutschhauskirche, drei Altäre und 
die Kanael in d^ Widifafartskircbe Föhtbrüok, vier Al- 
täre, die Kanzel und zwei Chorstühle in de^r Kloster- 
kirche zu Schönau; ein fünfter Altar in der dortigen 
Sakristei ist vor Jahren durch elementaren Einftuss «ai 
Grunde gegangen. Die Arbeiten in der Universitätskirche 
sind verschwunden. Die Chroilik von Schönau bemerkt, 
.dass er auch die Kirche der Klosterfrauen zu Kitzingen 
schmückte; auch die Ordenskircfae zu Maria Mayhmgen 
bei Wallerstein bewahrt Arbeiten seiner Hand. Fürst- 
bisehof Gottfried liebte den kunstsinnigen Bruder sehr, 
und schenkte auf seine Bitte dem Orden das verfallene 
Schönau, ivelche Donation Fürst Johann Philipp am 2« 
April 1699 bestätigte. Bruder Kilian erhielt vom Pro- 
vincial Franz Hammer den Auftrag, Kloster imd Kirche 
aus den Ruinen zu erheben. Er ging muthig an Werk; 
die Brüder Kajetan und Hyazinth unterstützten ihn 
kräftig. Sie litten manche Noth, aber die Restauration 
machte Fortschritte. Das alte Cisterzienserdachthürm- 
chen wurde abgetragen, der Dachstuhl eingelegt^ die 
Kirchenmauer um 6^ erhöht. Die Universität schenkte 
Holz, so auch der Fürst, die Altbayem gaben fromme 
Gaben; 1710 war die Kirche vollendet und wurde am 
37. Juli 1710 comtecrirt. Leider hat die Restauration der 



m 

W^d^t. Det^ K6t6st ätn GiöÄfal» Von Tkattgi^h kätn «ü 
9^1^ dte ÖötteBäiigtihg döt fBfötlkhmi Öofkaüiftier hatte 
Bei^Ä dÄs VöJdetbeh völl*n<tet. Iii A6t QkkAiUi feti 
8tih9»*tk hiög bfe 184Ö KiliÄtt'ö PortrMt. Es Mite döö- 
&ai\kr^ d* fe smth Cöpkeii iiäth Wirübürg gebtacht Würde^ 
fe%i«te*ailäK^ be*Wli*t btWbeA, und üifeM Ve^tkomftieii 
ftöBeÄ. Das G^d^hkbüöli dfes Klöster^s ^«nfert äih 8. des 
ktinfttö Jüfi kn Bruder Kiliatt und sÄgt ix. ä. : „«?«r oft urtm 

trii tt ^mfkh dHaöÜs-^fädbertfin cet^ssimi^ principibm et 
tdti iuMtttaü ii;ppHihe ckmts *). 

BfttdÖi' he(^6\A WS\±A aüö Öäüttetödörf iii Uhter- 
SäteriiSfcli ÄdiiWt dW Töcfrhlk KÜiah^s voUkoriitAen et^ 
tetnt, fti Ääncheih örö ht^6h wfeitöt änggebildet zu haben. 
ÄWl^t^Bfeh iY74--lfdl stellte derselbe vier Ältfere attd 
dl« Kinifdl lü dfer Afinöritehktrche uftd eiüfeü Altai» in 
*^t K^^jHc her. Terttmtfilich libetfeleidete er auch die 
SXttWii Inl feörgfetöriiita ühd dife zwei S&tileii ift den 
Sßi^hMfhiüetti. Er ist am 29. Oktober 1812 gestorbeh^). 

jbeiii Brüder tCäiän aus der Schweiz müssen wir 
dfen eiirwüi'äigeh unvergesslicten Joseph Bonavita Blank 
ajiMheh. Er war ain 23. März ItiO zu Wirzburg ge- 
boriBn, if at mit 15 Jähreü in den if ihorit'enordien, zeich- 
Üfete iAoii durch mannigfache l^enntnisse aus, und lehrte 
iii 'Verschiedenen Städten der oberdeutschen Ordenspro- 
vinz. t)re Schweiz ist ihm wie eine zweite Üteimath ge- 
wöfdeh. Dieser merkwürdig^ Maiiti, dessen Namen zu 
Ähfang des Jahrhunderts ganz Europa kannte, schuf 
wunderbare Werke der Jtaturmalerei. Auf seinen Vielen 
Weisen nach allen Dichtungen der Schweiz hatte er 
mehrere tausend Moose gesammelt, die IS'atur zu allen 



i) Arch. IV. 3. 62. ff. 

% t^acb gefafßgeii l^^ÜlieAuiiien des ^. Iboväiil^VA Örammer. 



88Q 

Jahreszeiten in ihren geheimsten W«rks]^ätten belauscht und 
ihre Beschäftigung beobachtet. Mit vielen Beschwerden 
auf Bergreisen hatte er einen grossen Vorrath von Stoffen 
zur natürlichen Malerei gesanunelt, den er in freien Stun- 
den musterte und ordnete. Der Anblick einer so reidien 
und mannigfaltigen Sammlung stellte an sich schon ein 
natürliches Gemälde dar. Er zeichnete nun eine Land- 
schaft auf das PaJ^ier hin^ und trug mit Beobachtung der 
malerischen Grundsätze und Yertheilung des Schattens 
und Lichtes lauter N^turproducte auf — und es entstand 
unter seinen Händen eine ländliche malerische Gegend, 
Das Erstlingswerk dieser Malerei machte dem Pater ein 
unaussprechliches Vergnügen. Er gab es nie von sich, 
obwohl ihm ein Engländer eine ausserordentliche Summe 
bot Als er Pfarrer und Beichtvater im Frauenkloster 
Paradies bei SchafiFhaussn geworden war, gewann er 
Müsse, unermüdet die aufgefasste Idee dieser Moosmosaik 
zu verfolgen. Zur Erholung fertigte er einige kupfer- 
stichartige Stücke aus den feinsten weissen und schwar- 
zen Steinmoosen, die er auf hohen Bergen bei Freiburg 
in der Schweiz gesammelt hatte. Sie erhielten imge- 
wohnlichen Beifall. In Paradies machte er nicht bloss 
Baben und Elstern zahm, sondern formirte auch mit 
seinen elftausend Blumentöpfen einen wunderbar bril-. 
lauten Teppich, der jedes Auge bezauberte. Das ent- 
zückende Farbenspiel bereicherte seine Phantasie -mit 
allzeit neuen Bildern für die musivischen Darstellungen. 
In dieser seltsamen Technik wurde er rasch ein vollen- 
deter Meister. Es gelang ihm, das imposante. Natur- 
schauspiel, den Rheinfall bei Schaffhausen, mit Erstaunen 
erregender Treue nachzubilden. Auch selbst mit Feder- 
chen stellte er überraschende Gemälde her. Er verstand 
es, aus Holzblättchen Landschaften zu malen, und aus 
Sämereien Gemälde zu fertigen. Mit eiserner Geduld 
hat er mit den Haaren der Thiere gemalt, und aus dem 
Staube von Schmetterlingen die reizendsten kostbarsten 



881 

Figuren heWorgezaubert. In seinem Laboratorium sah 
man allerlei Moose, Erdarten, Blumen und Baumblätter, 
Papilionenflügel, Staub, Federn aller Vög-el, Sämereien, 
Insectengespinnste, alle Arten von Flachs, Pflanzenwolle 
Und Pflanzenseide. Alles war sinnreich geordnet. Das 
Unbedeutendste, was der Mensch sonst mit Füssen tritt, 
hatte für £ilank Werth; seine geschickte Hand verstand 
Alles zu Kunstmalereien zu benützen. Er kehrte 1789 
nach^ Wirzburg in sein Kloster zurück, nachdem er 36 
Jahre vom Vaterlande ferne gelebt hatte. Sein Kunst- 
uhd Naturaliencabinet, das er im Minoritenkloster an- 
legte ^ zog bald die Aufmerksamkeit von Europa auf 
sich. Kaiser Leopold und Franz von Oesterreich, Kai- 
serin Theresia und Karolina, König Max Joseph, Köni- 
gin Karolinä, Kronprinz Ludwig und viele himderte von 
fürstliehen Personen bewunderten seine Leistungen. 
Blank trat auf den Wunsch des Fürstbischofs Franz 
Ludwig in fürstliche Dienste, wurde Universitättsprofessor, 
überliess seine Sammlung der Mosaiken dem Festen, 
sein reiches Naturaliencabinet der Universität, und er- 
lebte ein rühmliches Alter. Er ist 1827 am 26. Februar 
gestorben. 

Barbara Thein, am 18. März 1775 in Hassfürt ge- 
boren, stand ihm als Kabinetsgehülßn und Künstlerin 
tmterstützend zur Seite. Der Kaiser von Bussland lud 
sie ein, für das Cabinet in Petersburg zu arbeiten, und 
Hess ihr 6000 Kübel anbieten; sie aber wollte ihr Leben 
dem Blank^schen Institute widmen^). 

Der Name Blank erinnert uns mit Gewalt an den 
Bruder Bonavita's, an Benignus Siardus, der, Prämon- 
stratenser zu Zell, Seelsorger zu Königshof en im Och- 
senfurter Gau, Justizamtmann in Gerlachsheim und Wald- 
brunn, Pfarrer in Gerlachsheim, und zuletzt in Wirzburg 
thätig, sich nach Und nach eine sehr bedeutende Anti- 



<) Benkert Lebensbeschreibung J. B. Blankes (1839). 



qwtätemMunliuig mgAlagt hatte, Pi« Ewgfii^MBi« iw 
Fmnhr^iißh und de» ffiddeflAad«« bT»eht«ai «tee MßlW^ 
von Ko^barlwton, dio me eu Geld Fenyevjj^AB mfmtmi 
w€im die Noth 91« drmgt^. Mch diQ Siil ii i l p ri aff ti ^fi ns- 
terBttttete Um« Blf»ik'a Smnmlung war ipi RfiakermMi 
2a sebda. Ein Kutiilog vqb 1$12 fulixt utu» di# Piti<M^n 
aUe an. Uttter den 200 ^eniKldeA htfwd^ «ich SO (M- 
leviediiiokfi, ebenso viele altdeutefibe Oen^de^ 0^ri|^fi)^ 
von Krattafib, Bubend, SpftgpiiollettD, Hemekeii;, 3ahwai^ 
Ongfaerfi; ein Bild Gn^tity Adolfe am dam Sebaim &ei' 
n^ Oenaalin, ein amf Hol«: gemaltes Todtengefippe, daa 
Portrait d^ berücbtigteü Hofnarren Haas» In den Ej^^gir- 
stLohsälfiB fanden sieh Dürer, Aldegrever, Qok&w^ Sm- 
drartu. A. Die ^ebe ifiilUen ISOFoltobräde) man esja 
mehfer« tammi Portiraite, die AbbSduegea 4er inei^faip 
Klpeter und gtifte des Frankenlandeas g^gen 9000 ^em- 
bUder, suelurere Hunderte y$m meist giit^stocbenen Ko- 
chen, wpdoreb sieh in iUteren Zeiten die Bu£ll|^raeker 
von einander ustorsebieden, taneend THeUditier, Oß Mß 
aken Biiobem genommen üsran». Amb besaw Biiiri^ 
mehrere bündig Stücke in S^wa^rdsun^ v«an Kiib^^taU. 
Vieles Interesse müssen die zahlreichen Praebtwei^ 
n)it Kupfern «oid diß ivebr ale tawendHandxe^plmnngen 
geboten haben; M Mosailcarbeiten waren aUerUebat. 
In einem besondem Sobranilc wurde daß BenedSb#Mär- 
pontififialB auf Pier^^isifi^t In FoUo von llßß mit fiO Ge- 
mälden und violeia Initö^len bew.ebrt. Des ForteaSt dea 
Malers und seines AbtiW (von Stf 3«(epbeil in Wto^boisg) 
«rar darin angabra^bl;. Ein Mf Perjamenl geaj2h»et)ened 
ßebetbuqb hatte den» Or^ffg) Hwine Oüntiher van SebsKaa- 
burg gehört ^ebe» BVMsf WMifm mit Figoren geaiert 
Am Ende stand: $mftmm p^ Casparwn Lemem SehHle^ 
nm Mrilhneamm jim^ensem. Blank bewahrte das Psal- 
tiffirium, «wdebee Doisptbeik MitrkgriKfin von Brandofibiirg 
1492 in das Kloster St. Klara zu Bamberg gebracht 
hatte. Es war ihr bei ihrem Tode 1520 in diu» Grab 



mitgegeben worden, und wurde späier wieder erhoben. 
Gold- und Ultramarin war an den Bildern und einzelnen 
Charakteren verschwendet ; die Vergoldung war so schwer, 
dass man glaubte, es wäre geschlagenes Gold. Das 
Psalterium, welches Isabella von Brandenburg 1484 in 
das Kloster Fremegnes in Frankreich brachte, wurde 
sorgfältigst von Blank bewahrt. In einem Marianum 
öÄh man zierlich vergoldete Gem&lde, so auch in einem 
Chorbuch in Octav auf Pergament, welches ein Graf 
von Hackuil im vierzehnten Jahrhundert theuer bezahlte. 
Ein Brevier auf Pergament enthielt acht vergoldete Ge- 
mälde und viele goldreiche Verzierungen, so auch das 
1469 geschriebene marianische Tagzeitenbuch. An dem 
bewunderungswürdigen j,Wahlgeschäft" des Fürstbischofs 
Adam Friedrich von Seinsheim hatte der Regierungs- 
eanzellist Sebald sieben Jahre gearbeitet. Die Fractur- 
schiiffr war hundertfach verändert, die einzelnen Auftritte 
des Wahlgeschäftes in Poliogrösse dargestellt, die herr- 
lichsten Schilde eingezeichnet — Alles mit der Feder. 
Der Künstler erhielt jährlich 700 Gulden Zulage, und 
als das Meisterwerk vollendet war 2000 Gulden Qrati- 
fiea^ion. Das Matrikelbuch des Domstifts Bamberg ent- 
hirit in schönster Eanzleischrift den Stammbaum eines 
Jeden, der in das Capitel aufgenommen worden, die 
Grabschriften der verstorbenen Domherren u. m. Sehr 
merkwür(^g war das 1689 von J. Georg Majerhof er zu 
Selingsdorf geschriebene Buch : die Geschichte der Kai- 
ser etc.; au^h der von J.Konkel aus Köln geschriebene 
„ehristl. Seelenschatz^ galt als Meisterwerk der Kalli- 
graphio; Ein prachtvoller Alkoran auf Pergament war 
von General von Wolfskeel «u Dettingen erbeutet wor- 
_den* Unter den 250 Skulpturen aus Elfenbein, Hirsch- 
horn, Perlmutter, Heiz, Carara, Alabaster, Bernstein und 
andern Material notiren wir das Trauerpedum der Prälaten 
' von Ebmcb an; der Stab war von £benbaU, die Zva- 

schenringe und der Kopf von Elfenbein; dieCurve, 10** 



r8M 

im Durchmesser, zeigte zwischen schon geschnittenen 
Verzierungen die Mutter Gottes mit dem Kinde« Ein 
Diptychon von Elfenbein stammte vom Jahre 1377 und 
enthielt Szenen aus dem Leiden Christi. Eine Kreuzig- 
ung aus Holz von Witz aus Wirzburg gefertigt, zeigte 
Maria und Johannes und einen Engel, 4er mit der einen 
Hand das Blut Christ^ ,,aus dem Kelche schüttete^, mit 
der andern den Sdiuldbrief der Menschheit an das Kreuz 
heftete. Man sah das Grabmal eines Otters mit seinen 
zwei Frauen und neunzehn Kindern, eia divmo epösta- 
lorum, eine Schüssel, worauf die Patrizier zu Nürnberg 
(von Luther^s Zeit bis 1800) ihre Kinder taufen Hessen ; 
dass es an Uhren, Bestecken, Stöcken, Schüsseln, Dosen, 
antiken Darstellungen, Götterbildern, an Beliquiarien 
und Renaissancewerken, an chinesischen und indischen 
Schätzen nicht mangelte, ist klar. Man zahlte 24 Pokale 
und andere Gefasse aus Rauchtopas, Onix, Calcedon, 
Marmor, Krystall und Agat. Es fand sich auch ein ms* 
sisches Brustflügelaltärchen, wie solche oft durch die 
russischen Offiziere in den Befreiungskriegen massenhaft 
nach Deutschland kamen, und seitdem in den Kabineten 
als Raritäten figuriren. In der Waffensammlung zeichnete 
sich die vollständige Rüstung des bayerischen Herzogs 
Albert IV. aus, die unterdess nach London gewandert 
ist 1). Auf- der Brustplatte kniet der Fürst, auf dem 
Rückentheile ist das Bild des Gekreuzigten eingegra- 
ben. Dieser Rüstung correspondirte der Harnisch des 
Markgrafen Friedrich von Bayreuth aus weissem polirten 
Blech, innen mit rothen Sammt gefüttert, und mit gol- 
denen Fransen eingefasst. Das Schwert des Eppele von 
Geilingen hatte eine 3^ lange Klinge, an Griff und Scheide 
reiche Zierrathen; das 9^ lange Schwert, welches den 
Fürstbischöfen im Dom vorgetragen wurde, zeichnete 



« 1) JlittheUung dw H«Rn Broili, Guisbesitier in M&blbach bei 
KtfUtad«. 






sich nicht durch besonderen Beichthttm aus« An Sehlacht- 
heilen, Streitkolben, Spontons, Spiessen, Lanzen, Sau- 
federn, Hellebarden, Flambergen, Damascenern, Säbeln, 
Degen, Stilleten, Dolchen, Pandurenmessern (eines von 
1414), Armbrüsten, Köchern, RadschlossbUchsen, Flinten, 
Stutzen, Musketen, Windbüchsen, Pistolen, Bombenkes- 
sein, Kanonenmodellen, Trommeln, Pulverhömem, Steig- 
bügeln, war Ueberfluss. Blank hatte aber auch einige 
Beste der Fahne des Götz von Berlichingen, ein Panier 
mit der Inschrift Dannoch, eine Lamb.ertus- und eine 
Martinsfahne, eine französische und eine niederländische 
Revojutionslahne, das Schwert, womit ^inst zwei Bam- 
berger Bürgermeister den Bischof von Wirzburg mor- 
den wollten, und ein Nachrichterschwert, welches von 
einer Familie stammte, die das jus gladü besass^ und 
die zwei ledernen Schurzfelle eines angehenden und 
eines freigesprochenen Freimaurers zu sammeln ver- 
standen 0« 

Die merkwürdige Sammlung ist längst in alle Welt 
zerstreut. 

An vierter Stelle gedenken wir Jos. Vogler's, des wun- 
derbaren Meisters der Töne.* Vogler ist am 15. Jühi 1749 
zu Wirzburg geboren. Ein ausserordentlicher Mahn, der 
mit Qewalt auf seine Zeitgenossen wirkte, und der Stolz 
der Nation ist. Er muss unter die ersten Tonsetzer und 
vorzüglichsten Theoretiker im Gebiete der Musik ge- 
zählt werden. Das Orgelspiel verstand er wie Keiner; 
er hat Epoche in der Musik gemacht. Die Gewaltigen 
der Erde haben ihn mit Ehren überhäuft. Er war päpiät- 
licher Erzzeuge, wie Siebold sagt. Bitter vom ' goldneil 
Sporn, Kämmerer des apostolischen Pallastes, Pensionär 
des Königs von Schweden, Hofkaplan, Hofkapellmeister 



i) Das Naturalien- und Kunsi-Kabinet dei Hofpfarrers B. Siardus 
Blank. Wirzb. 1812. Durcli Herrn OberbibllofhekAr Dr. A. Ruland gütig 
mitgeäittiit. , 

26 



und k. geUHtHcher B«di in Bayern, Geheimrath von Hessen, 
mid ö. o. Lehrer der Tonkunst zu Mannkeim und Prag. 
-^ Das Kind katie Vald seinen Lekrer im lUavierspielen 
ftVerkoIt, und war Meister auf anderen Instrumenten ge- 
wordm. Da der junge Jo8et>k das Orgelspiel erlernte? 
erfand er genial neue Regeln im Fingersatz, ersckuf tAeh 
neue Apjdieaturen im Pedale, und galt als Candidat der 
Pkilesopkie bereits ffir einen renommirten Orgelspieter. 
Vogler studirte inWirzburg und Bamberg weltlicke und 
geistlieke Jurisprudenz und suckte eine Anstellung. Hr 
fand sie nickt, und ging nack Mannkeim zu Kurfürst 
Karl Tkeodor. Dieser Mäcen der Künste sckickte ikn 
nack Italien, vre Vogler zu Bologna den P. Martini, zu 
Padua den P. Vallottii körte. Das System des Letzteren 
krackte er durck rastloses Studiren zur Vollendung. Die 
Vallottiscke Meäiode folgert bekanntlick alle Lehren mit 
consequenter Strenge, löst lüle Zweifel leickt, und f&krt 
die sonst so verwirrte und absckreckende Harmonielekre 
auf die eiafscbiten und leickt verstindlickai Grandge- 
setze zurück. 

Ganz Italien bewunderte den jungen Vogler und 
ekrte ikn auf alle Weise, ißt S6 Jakren kekrte er 
nack Mannkeim zurfick, und übemakm dieDirection der 
Hofkapelle, die damals mit jeder in Europa wetteiferte. 
Er kat v^le Tonkünstler gebildet; Hofkapellmeister Win- 
ter CM. V.Weber imd Knecbt von Bibraek seien genannt 
Vogler^s musikalisckes System erfokr in Deutsckbuid g/tM- 
gen Widersprock, wurde aber in London vihd Paris bei- 
fällig aufgenommen. Er siedelte nack Müncken über, 
begab sick bald auf Reisen, und wurde in Fnankreick, 
England, Hfdlaad und Sckweden jubelnd emp&ngm. In 
Stoekkohn kielt er öffentUcke Vorlesungen über Musik, 
dirigirte das Orckester, sckrieb mekrere Opern, eine 
Ciavier- und eine Generalbasssckule, eine Einleitung in 
die Hann<>nidLenntniss in sckwedkcker Spnacke, und un- 
terrioktete den Kronprinzen. Um die Lekre vom Okand 



zu erschöpfen, reiste er nach Afrika und Griechenland, 
wo die griechischen Tonarten noch in ihrer Reinheit er- 
klingen. Er baute auf die in diesen Landstrichen ge- 
machten wichtigen Entdeckungen sein vortreffliches Cho- 
ralsystem, welches er in Kopenhagen 1800 nebst seinem 
Systeme in dänischer Sprache und mit einem musika- 
lisch-technologischen Wörterbuche in schwedisch-däni- 
scher Sprache für beide Nationen herausgab. Nach 
Deutschland zurückgekehrt , richtete er sein Augenmerk 
auf die Akustik und die Vervollkommnung seines neu- 
erfundenen Simplificationssystems für den Orgelbau, Er 
war thätig in Berün, hielt Vorlesungen in Prag, schrieb 
einige Opern in Wien, erndtete in München rauschenden 
Beifall, und ward endlich vom Grossherzog von Hessen 
gewonnen*), m dessen Residenzstadt er sein Leben 
beschloss. 

Neben Vogler wollen die berühmten Orgelbauer 
und Hoforganisten Job. Hofmann, Job. Phil. Seuffert, 
Joh. Ignatz, Job. Philipp und Franz Martin Seuffert er- 
wähnt sein. Joh. Ignatz hat 130, Franz 40 Orgeln im 
Frankenland errichtet; vom letzteren stammt die in der 
Hofkirche und in der Franziskanerkirche. Die Familie 
Seuffert stammte aus Gössenheim nächst Karlstadt. Der 
Vater Johapn Philipp hat über 200 Orgeln in alle Lande 
geliefert 2). Eine vorzügliche Künstlerfamilie war die 
Kreuser'sche ; Peter und Matthäus Kreuser waren aus- 
gezeichnete Violinisten. 



«) Wirzb. Gelehrt« Anz. (1800) U. 601. Frank Chronik (1807) 771 flF. 
«) Frank. Ckr. (ISO-l) 704 ff. ' 

26* 



88» 

§ 27. Die Residenz. 

Die Baulust der Scliönbom culminirt im Residenzbau 
zu Wirzburg. Sie schenkten damit der Stadt den impo- 
santesten Bau, Deutschland eines der stattlichsten Schlös- 
ser von Europa, das wie Maria Theresia, Franz I. und 
Franz IL gestanden, manche Kaiserburg an Herrlichkeit 
übertrifft. Durchwandelt man die 6 Säle und 312 Zimmer, 
so fragt man sich staunend : wozu doch diese wuchtende 
Pracht, der gleissende Prunk für geistliche Herren? Sie 
sind auch nie recht heimisch in der Residenz geworden. 
Fünfzig Jahre nach der Vollendung des riesigen Werkes 
war es aus mit dem Glanz der Fürstbischöfe, die mit 
Schwert und Stola zu richten gewohnt waren, und ver- 
schiedene Herren theilten sich in das Besitzthum. Jetzt 
nach hundert Jahren, stehen die Gemächer leer, nur der 
Fuss des staunenden Wandrers gleitet über die glän- 
zenden Parketböden hin; fremde immer wechselnde Ge- 
sichter schauen sich momentan in den überzahlreichen 
Spiegelii. Das im herrlichen Garten lustwandelnde Ge- 
schlecht freut sich der einen ästhetisch schönen Anblick 
bietenden Massen, denkt auch gern der geliebten hohen 
Personen, die hier geboren sind, die hier Segen ver- 
breitend lebten, aber so lange die Läden der Fenster- 
reihen geschlossen sind, keine Gallawagen auf und nieder- 
rasseln, wirkt die Residenz nur mit halbem Eindruck, das 
ungeheuere Capital möchte für die Stadt verwerthet sein. 

Der Besidenzplatz ist tadellos schön; man kann 
ihn nicht mit Recht zu breit nennen. Die Lateralsymmetrie 
ist mit klarstem Verständniss durchgeführt; durch die 
zwei ausspringenden 169' langen Flügel und den zurück- 
springenden 178' langen iind 191' tiefen Hof wird das 
Auge vollkommen befriedigt, dem Präsidentenpalais (Hof 
Rosenbach) correspondirt der von Fürst Adam Friedrich 
von Seinsheim (1765^-1770) der Symmetrie wegen 
erbaute ehemals sogenannte Gesandtenbau; die um 



389 

die nämliche Zeit vom Hofbaumeister J* P, Geigel auf- 
geführten Kolonnaden mit je 18 gekuppelten Säulen do- 
rischer Ordnung leiten das Auge angenehm weiter. Die 
allerdings seltsamen 106' hohen mit Wendeltreppen und 
Eiseiigallerien versehen Rundsänlen geben der Perspective 
nothwendigen Abschluss, indem sie gleichsam die Flügel 
eines Thores repräsentiren. Mau tadelt im mittleren Hof- 
raum die etwas vorspringenden von je vier Säulen ge- 
tragenen Gallerien ; sie tragen nichts, sagt man, und ver- 
letzen desswegen. Aber sie wollen auch nichts tragen, 
sondern als Altanen den Gästen des Hauses in heiteren 
Stunden ein anmuthiges Bendezvous bieten. Das von 
Meister Oegg gefertigte Prachtgitter, welches den Süd- 
und Nordtract in fünf Abtheilungen verband, und von 
Pfeilern gestützt war, ist 1820 weggeschafft worden, weil 
sich der innere Hof gar zu gefängnissartig ausnahm. 
Der Stich des J. A. Corvinus kennt nichts von diesem 
düsteren Aussehen« 

Der ungeheuere Bau ist 571' lang, 72' hoch, jeder 
Flügel 316' breit; 7 Höfe verbreiten Licht und Luft in 
die inneren Räume. Die Pavillons an den Ecken bringen 
angenehmen Wechsel hervor. Am imposantesten wirkt die 
Ostfassade gegen den Garten, von Anfang als die eigent- 
liche Hauptfronte bestimmt. Die Altanen, der in der 
Mitte etwas vorspringende Kaisersaal und Gartensalon, 
die Gallerien, die Embleme in den Giebeln und Fronti- 
spicen, die Fenster, Säulen und Pilaster fügen sich zu 
einem gewaltigen Ensemble zusammen. Dazu die bunte 
Pracht des Gartens, die springenden plätschernden 
Gewässer, die artigen Veduten auf die bilderreichen 
Wallbauten: in einer stillen Mondnacht all' die Herrlich- 
keit geschaut — es wirkt wie ein Zaubermärchen, so ein 
Biesenbau vermag uns mit der Renaissance zu versöh- 
nen. Sie hat es verstanden, im Pallastbau mit den gross- 
artigsten Massen zu operiren und das Ganze zu stolzer 
Einheit zusammenzuconstruiren. 



Die Zeicfanimg deB InnenWerkes mög^ sieh in Weniii; 
Worten vollenden. Die wandhofaen Spiegel, dSe seidenen 
Sopha, die schilleraden Lüster, alP die Behrfinke und 
schweren Tapeten, das chinesisclie Porcellan imd die 
fürstlichen Betten : was haben sie mit der Kun^geseliicltte 
gemein V Ein Meisterwerk ist die weite Hafeip^tfef^^* 
Unter dem mittleren Hauptaltan des Vorbofes rdhreii 
drei Thorwölbungen in eine Halle von 66^ Länge, 66* 
Breite und 29' Höhe. Das von Säulen und Pfeäwn ge- 
tragene Gewölbe der Halle ist nur 11^ hoch; wilde At- 
lanten haben es auf ihi'e Schultern genommen. In wbiter 
Flucht ziehen sich die Corridore rechts und linte. Iito 
Gewölbe des anstossendeu Gartensdions beachte man dM 
Göttermahl von Jos. Zick. Links von der Halle steigt 
die Haupttreppe an, einen Baum von 7'9^ Länge ^ S4f' 
Breite und 31' Höhe einnehmend. Majestätisek bi>eM; 
sind die Verhältnisse. Vasen, schäckernde Knltben und 
Symbolgestalten, die Justicia, der Friede, die BauküaBt^ 
die Fruchtbarkeit u. a. begleiten das Geländer. Die 
grosse Wölbung schmückte Tiepolo , der r«utinirte 
Schnelhnaler, mit Darstellungen aus dem Olymp und 
dem Leben Europa's, Asien's, Afrika'ö und Amerika^s. 
Braune, schwarze, weisse und gelbe Gestalten in allerlei 
Tracht und Wehr wogen bunt durcheinander, Elephan- 
ten, Alligatoren, Dromedar«, das Windspiel symboUsirfiJi 
die Welttheile. Es ist zuviel Manier in diesen Malereien 
und zu wenig Fleiss auf sie verwendet. Tiepolo brachte 
auch mehrere Portraite der (^abei beschäftigten Künstler 
an. Im s. g. Spiegelzimmer ist eine unsinnige Pracht 
verschwendet. Spiegel und Spiegelmalereien an allen 
Orten und Ecken. Man findet die tollsten Darstellungen. 
Die Form des Kaisersaales bezeichnet ein Achteck, 88' 
lang, 56' breit, zwei Stockwerke hoch. Es ist die bun- 
teste Zier an den Gypsmarmorsäulen und dem von ihnen 
getragenen Gesimse; Gold in Hülle und Fülle# Tiepolo 
hat hier die Vermälung des Kaisers Friedrich Barbn- 



801 

roeaa mit Beatrix von Burgimd, und die Selebmxag des 
Bischofs Herold von Wirzburg^ mit dem Herzogthmn 
Franken dargestdUt. Die Gotter des Olymps, Af>oUp, 
Bachus, Venus, Ceres spielen dabei grosse Bollen, in 
den Irischen stehen artige Oypsstatuen von Apollo, Flora, 
Neptuii und Juno« Der Saal ist prachtvoll, aber ioicht 
schön. 

Ein vollendetes Kunstwerk ist die Aiensai^erscUacht 
luif einer Beihe voq Gobelins. Die Darstähingen dee 
venetianischen Carnevals vom Wirzbur|pschen Hoftape- 
tenwirker A. Pixot erreichen nidit die Bedeutsamkeit 
dieser niederlandisdien Wirkereien, deren reine Zeieh- 
nui^ und wunderbare Au3fuhrung uns Bewunderung ab- 
zwingt. Man betrachte die merkwürdigen Mosaikarbeiten 
der Italienerin Jarsilla Vittoria Seyter (1759) und den 
Prachtsdirank des Sträflings Wahl. Eme kleine Gallerie 
zeigt Gemälde von Tintoretto, Adrian vonUtre<^t, Bas- 
sano, Schwarz, Chr. Spada, van Dyk (Kreiizabnahme), 
M. Boos, MabuBe u. A., die Portraite vieli^ Fürstbischöfe 
uud verschiedene Elfenbemgruppen. Die Decoration des 
Theaters besorgte 1773 Clnr. F«eeL 

Die Kirche, im linken Fl%el eisgübant, ist 120^ 
lang, 48^ breit, und nimmt die Höhe des ganzen Schlos<- 
ses ein; 22 röthii^e Gypemarmorsfiuien ^t v^go^deten 
OaiötäLeai verbreiten h4^n Glams. Die Q^eti^m^ Mß 
QmbmB von schwarzem Marmor und st^J^or Ausladuiv 
wirken etwafi schwer. Dm freistehenden Hofdialtar ziert 
ein Kreuzbild, zu Seiten Strien die 3ild^ von 3t. Ki- 
lian vmd St. Burkard aus fränkische^ grauwejssem Mar- 
mor auf sehwarcen MarmorpostameiMien. Tiepolo m^Ite 
auch die GemiQde der Seitenaltäre, Maria's Himmdf ahrt 
und den Engelssturz ; dra dreigetheiH^ Plafond sciimück- 
ten Byss und J. Höigler, diies^en, wdche mit Thalhofer 
und J. S. Urlaub die burlesli^n Spi^ehnalereien im 
Spiegelzimmer 1737 vollendet hatten. XHe Orgel ftartigto 
Aeiiißft. 



Man mag die Kirche prächtig nennen, kunstgescfaicht- 
lich bedeutend ist sie nicht. Vor hundert Jahren war 
die Meinung von ihr und dem Schönbommausoleum : 
„Una est omnium sententia, qui duo haec sacra loca hacte- 
nusvisuprobarunt, nihil iis preiiosius, magnificentius nostram 
habere Germaniam. Picturae sunt eleganUssimae , aurum 
rutilat undique copiosum etc.^ 

' Am 22. Mai 1720 legte Fürstbischof Johann Philipp 
Franz von Schönbom mit grossem Pomp den Grundstein 
zum Residenzschloss, am 7. Nov. 1731 nahm sein Bruder 
Friedrich Karl von ihm Besitz, obwohl es noch nicht 
vollendet war; die Kiiche wurde am 15. Sept. 1743 con- 
secrirt; am 30. Dec. 1744 erfolgte die äussere Vollendung 
des ganzen Schlossbaues, am Innenwerke wurde bis in 
unser Jahrhundert gearbeitet. Die oft wiederholte aus- 
fuhrliche Baugeschichte wiederholen wir nicht. Neumann, 
der Baumeister, hatte sich die Ideen zu seinem Haupt- 
werke auf Reisen in Frankreich, den Niederlanden und 
Italien gesammelt; sein Plan war dem Kurfürsten Lothar 
Franz von Mainz, dem mainzischen Obersten v. Welsch, 
dem Hofarchitekten Boffrand und de Cote in Paris zur 
Begutachtung mitgetheilt worden. Boffrand selbst kam 
nach Wirzburg, um über A. Castellr's Modelle sein Ur- 
theil abzugeben. J. W. v. Auvera fertigte die Figuren 
Bxa Gitter (darunter die seit einigen Jahren das Glacis 
zierenden Gruppen: Herkules* Kampf mit Aktäus und 
der lemaischen Schlange), 8 Kriegsarmaturen, 6 Urnen, 
8 Schlusssteine an den Pyramiden, alle Pfeilerzierfathen 
sowie das Schönbornwappen an der Hauptfassade mit 
den zwei Löwen, 50* breit und 26' hoch, und den Figu- 
ren daran und darum. Tiepolo erhielt für die Fresken 
des Sticgenplafond 12,000 Gulden Venetianer Währung, 
6000 fl. für die des Kaisersaales, 8000 Gulden für ver- 
schiedene Staffißlei- und Oelgemälde, und 2000 Gulden 
für Hin- und Herreise (1753). Sonst haben sich um den 
Pallast die Bildhauer C. Curfe, P. HeUiger, S.Vekber, 



MS 

A. Gutmann, S. Bendel, die Maler J. Thalhofer, A. Hög- 
1er, Lünenschlo88 , Seheubel und Byss, die Stuccadoren 
Pedrozzi, Bossi, Brand, Ph. Jak. Finsterwald, Jak. Glass 
und Simon Gisshammer verdient gemacht. Die Figuren 
auf der Haupttreppe, die Statuen imd Urnen der Kolon- 
nade auf dem Platz, die zwei Gruppen der Raub der 
Proserpina und der Europa im Garten , sowie die Kin- 
derspiele und die Symbolfiguren auf der östlichen Ter- 
rasse fertigte P. Wagner. 

Zu dem Fundamente, dem Sockel und den Keller- 
gewölben schickte Randsacker seine Steine^ die Säulen an 
den Treppen gab der Bruch zu Abtswind bei Schwarzach, 
der rothe Marmor kam aus Hadamar, der schwarze und 
weisse aus Hessen und Katzenellbogen; das sonstige 
Material bezog man aus den Steinbrüchen am faulen 
Berg bei Estenfeld. 

Die Fürstbischöfe von Bamberg haben sich keine so 
glänzende Residenz gebaut, wie die Herzoge von Franken 
in Wirzburg. Pommersfelden, Werneck und Brühl wollen 
zunächst in Parallele gestellt sein. 



§ 28. S c h 1 u s s. 

In diesem Abschnitte wird sich das Verschiedenar- 
tigste in buntein Wechsel durcheinanderdrängen. . 

Im Jahre 1793 gab das Domcapitel folgende Schätze 
in Silber an die Münze ab: ein Muttergottesbild mit 
Silberpostament 183 Mark, 6 Loth schwer; das Andreas- 
bild auf dem Hochaltar 109 Mark schwer, die Bilder 
Kiliah's, Kolonat's und Totnan's 99, 97,, 102 Mark wie- 
gend, alle drei von Faust von Stromberg 1673 gestiftet ; 
die vier grossen Apostelleuchter am Hochaltar von Hein- 
Vieh von Ostheim 1697 mit einen Werth von. 317. Mark 



44/^ li^th^ den gro&sen Ci^eiiztidcli voti Vittts voa Wir«- 
hmg w Gewicht Von 286 Miurk 6 Lath, die kieinere 
Cr^denftil^ von Bickingen bu 190 Mark, dus grosse Chor* 
pvlt v»n Pk. Fttchs von Dornhem (1728) m 363 Murk; 
4a8 gtroBse EvAagelienpnit mit d^ vier Evai^disten 
vdn Friedr. Karl von Osteim (1718) m 293 M«rk 12V« 
Lölii. Daf an reikten sick zwei Meas^iüle zu 45 lifArk, 
eine HSagelenckta: mit 18 Armen zu 156 Mark IIV« Letk^ 
ein kleiner Hängeleuchter mit 16 Armen joi 39 Mark 
12 Loth, vier grosse Ampeln zu 243 Mark, Karl Voit 
von Bäteieok haue sie geschenkt; zwei kleine Ampeln 
Wogan 46 Pfand» Drei Silhersessel von Fn^enstein zu 
86 Marii, dreismg vefschiedene Leuchter 336 Mark wie- 
gebd, und kleinere Geräthe, als Weihkessel, Stäbe, Bbi- 
menkrfige, Täfelches mit CÜselinyrbeiten, Crucifixe u. b. 
w. wanderten in die Münze« Aehnlich wurden Stä% Hang, 
Neumunster, 9t. Burkard in Anspruch genomimett. Die 
aus dem Kirehensilber geprägten Münzen erhielten die 
insehfift: pto palria. Wenn dar Fraise zümnd es aus- 
spricht: „das haben Anno 3 die Bayern goiommen^ so 
pflegt er meist zwischen der Einschmelzung von 1794 
und der Säkularisation von 1803 nicht genau zu unter- 
scheiden* Allerdings ging die letzte Plünderung in's Un- 
geheuere. Es stehen uns zunächst die Originalacten vom 
Dom und Stift Hang ^) zu Gebote. Ein kurzer Auszug 
aus beiden mag genügen. Was wurde dem Dome säku- 
larieirt? 

Eine Monstranz, ganz von Gold, mit 463 BriUaatea 
und 92 Rubinen besetzt und mit PerlentiUiuben geziert, 
888 Vi« Kronai auswiegend ; ein Ostein hatte sie geschenkt. 
Daran teSht sich ein Prachtkreuz von Gold mit Silber- 
fuss und einar von Diamanten bUtzendea Krone; eb 
Kelch von Gold mit 369 Steinen besetzt; em Kelch mit 



<) Erster« beflodeii sich im bisch5flicb«D Palais, letztere besitzt Ober- 



Iwffiehi find Klnncteft 4m viAMmk ^M «90^ imA 
480^^^ Kninen »ehwer* Bm ikstmnmum |mr^ w«r mm 
SoBimt OeU, d^r Fias voti SObw^ ItOÜMim mA 7 Pdf- 
iem schminkten dns HMldm^. Ein Silbei%iitH»«id»^l Pr^l; 
€94 M^k t5 /^ (Lo4l^ BW^i SttttMn von ^ Bittitüird t0ld4St. 
BniHo warm 188 Mutk sebwer^ %in Si)b€^iifiNäpeiid«ktn K^^ 
Sftl M«iit «Vt I^tfa, «'IM«! LMdH^ waten ASd Htut) 
drei siiteffne Kmiolltttftite 37 ttwk «dlw^. Dtt^ IteftlM» 
KBi»ignfdeixreliq«(kir mft äo^n «ttiiSIf ti^intiHi StiiM6ti Aet 
ApoBtri, seoHs kteiM Silberlrttttttlttini) ein tS M«iift SBbeir 
haltender W^Sikes^, eki S ttfittfc t^eb^M^er KuteteiMM^, 
das 30 Mark schwere Silbervelum des Wilhelm von 
Guttenberg, ein SilberrauchTäss, eine grosse Muttergottes- 
krone, acht Bildtafelein von getriebenem Silber, zwei 11 
Miurk schwere Blumenkrüge, sie atte kamen in ^ofane 
Hund«. Nicht verschont h\ki$ d» Gir^ifwUw'aehe 9d 
Mark schmrere SUberampi^l, nicht die sebitee 90 Mark 
schwere Steiwunp^L Um so weniger fco«Aten 14 grosse 
silberne Leuchter; 298 Mark 4 >/g hofh imd 168 UüA 
schwer, das grosse Bas{iiib«ehisdm Cmcäfixi die Weik^ 
manni^cben Kreuxhilder su 6S Mark auf Rettung hoffisb» 
Die WeikmamuschcB Pyra^mdeii <71 Mark 6 LotihX di« 
zwei zierlichen Juliusleuchti»', di» Comieii^BefceB Tufbl- 
leuchter^ ein Criici£x und verachifrdm^ Silhet|g#Ffttbie 
wanderten fort ans dem dtber des KiliwadMies. Um 
Inventar^ ä4» uns mr i)iapMitro« «geetfiUt^ war, haue 
nicht gemin verzeichnet, wohin die Ornate aUe gekodt- 
mea. ^ Peter erhielt eine Menge wa^erm 19. Jauuar 
1£049 innrere wurden auf Befehl dsr Liindesdireetion ixMh 
KleinOofasenfort am 1#. Februmr 1808 a^s^ben; der 
schönste Ornat zu M«aran stammt aus Wirzbwg» GoH 
allein weiss, wie die 170 Corporalien, 64£PurifioMoHe»9 
227 Fallen verschleudert wurden. AU die KupjE^v wad 
HoLfitaifdgemäide baAte Fesel zu inventarisiren und mit 
Beschlag zu belegen. Dia Crueiftxe von Slfenbeili WÜ 
Ummg^ di^^gataJtSrchen» die K^m^ nnd KM»ei^ di» 



896 

im Dome zu Wirzburg standen, erklären uns heute noch 
manche- Erscheiniuig in Privataammlungen. Man zählte 
24 messingbeschlagene, 14 alte«, 34 Bequiem-Missalien, 
14 Prozessionsbücher, 16 Antiphonarien u. s. w. Wie 
komisch liest sich ein Beeret vom 17. Juni 1803, wel- 
ches den Capitularen des „ehemaligen^ Donastiftes er- 
laubt, bei Prozessionen Wachsflambeaux zu gebrauchen, 
dagegen gebietet ,9die Ausbesserung der Chorbücher, 
Hebdomadarien, Missalien und Psalterien für diesies Jahr 
zu unterlassen." Aber genug — man müsste über diese 
Tage der Schmach eigne Bücher schreiben. 



Gehen wir nach Stift Hang. Am 21. September 
1803 wird der „churfürstliche Vicary-Verwalter des ehe- 
maligen Stiftes Haug^ im Namen Seiner Churfürstlichen 
Durchlaucht von Bayern benachrichtigt und angewiesen, 
dem Gallerie-InspectOT und Professor Fesel, sobald der- 
selbe sich melden wird, alle vorhandenen sowohl Kir- 
chen- als andere Malereien vorzuzeigen, untersuchen und 
Siufnehmen zu lassen, und die von ihm besonders ausge- 
wählten Stücke von dem Verkaufe nicht nur auszuneh- 
men und zurückzubehalten, sondern auch demselben gegen 
ein von ihm ausgestelltes Recepisse verabfolgen zu las- 
sen. Am 18. Octöber 1803 übergab demnach Professor 
Fesel dem churfürstBchen Administrator Fegelein bis zur 
weiteren Verordnung in Verwahrung: 1) ein Altarblatt, 
die Enthauptung der heiligen Barbara, 12' 6*^ hoch, 6* 
3" breit; 2) drei Gemälde auf Holz in einem Rahmen, 
im Mittelstück die Anbetung der Magier, zu Seiten den 
' englischen Gruss und die Flucht nach Egypten darstel- 
lend (von Albrecht Dürer), 3' 2^^ hoch, 2' breit. Dieses 
letztere Gemälde zierte das Capitelhaus. Dass letzteres 
Gemälde nach Hof geliefert wurde , bezeugt mit Unter- 
s^ßhrift Christoph Fesel 9. März 1804. Professor- Blank 



89* 

bezeugt ofificiell unterem 8. Januar 1S04, dass aus Stift 
Haug 1) das alte Rom -— ein grosser Kupferstich auf 
einer Blindrahme ; 2) die Kupferplatte des Stiftskalenders ; 
3) zwei alte Tapeten in Blindrahmen, die hl. Familie 
vorstellenä ; 4) fünf metallene Confectschalen von „sehr 
alter Fa§on'^ an die churfürstliche Universität abgegeben 
wurden. Wiesen und Fröhlich bestätigen am 17, Snhi 
und 9. Juli 1803, dass folgende Pretiosen und Silberpa- 
ramente aus Haug in die churfürstliche Schätsskainme^ 
abgeliefert wurden: 1 goldner Anhang-Pfennig, 1 Crucifix 
mit gegossenem Silber fournirt ; 1 silbervergoldeter Kelch 
mit Messkännlein, Schellen, Lavoir in einem Futteral 
mit Paten und Löfflein 5 1 Kelch mit zwei Kännchen und 
Pax in Futteral 5 10 weitere Kelche mit Patenen und 
Löfflein; 4 silbervergoldete Messkännchen mit Lavoir j 
ein auf Kupfer gemaltes Bild, die heilige Familie dar- 
stellend, mit schwarzgebeiztem Holz imd Silber geziert; 
ein Silberrelief, die Auferstehung ; Christi darstellend; 
3 mit Silber beschlagene Messbücjier. Ferner wurden 
abgeliefert: 6 Ornate von reichem Zeug, ^worunter 2 
ohne Pluviale"; ein Ornat von rothem Damast mit gol- 
denen Borten ; 8 reiche Pluvialien, 1 blaues Pluviale mit 
Silberborten, 2 weisse mit Goldborten, 4 rothe geringere 
mit Goldborten, 1 schwarzes mit Goldborten, 10 Mess- 
gewänder von „reichem Zeich" mit Zugehör; 2 rothe 
Messgewänder mit Silberborten, 8 weisse Planeten mit 
breiten Goldborten (mit 9 Kelchtüchern), 1 Planeta weiss 
mit Blattborten, 8 weisse Casulen mit mittleren, 3 mit 
schmalen, 5 rothe mit breiten goldenen Borten; ferner 

1 rothe Casula mit Blattborten, 3 rothe mit mittlere^, 
3 grüne mit breiten Borten, Ein anderes grünes Messr 
gewand hatte Blattborten, zwei grüne Casulen schmale 
Silberborten; 16 blaue Messgewänder wurden abgelie- 
fert; 5 zeigten breite Silberborten, 1 silberne Blattbor- 
ten, 4 sclunale, 2 breite Silberborten ; 2 hatten schmaje, 

2 andere breite Goldborten. 



Ragistpitor Sk&ieiohr bezeugt mm 1& Oot W», tum 
am eiflUM Kistt mit Zugriier mn »tift Ibuig^ aft dw 
^kmfiiBitiieka ffirftaromgraanlilaini eiiigeliittfevt wurde. 

OberiUbUoiihekAi Dr. Feder beaeugt untem Ift. Aug* 
ia@5, da«8 die Mdiothek de» ehemaligeii. Stifte Beug 
nebek d»n deam gehörigen Sckvonerweeren an 4ie chup- 
fdxetliolle Umwfsbitebiblieibek abgegeben wurde. Uater 
den ev^effilirtca: Werken begegne» uas 10 Misaalien 
vmä DMdui w» 14B4, 1488, IS», 1591^ 161» 



Die Acten fiber KenmQnster sind uns im Aogenblick 
nicht Eur Hondf es ist auch fQr den Zweck der Schrift 
nicht nothwendig^ noch weiter mit defiei Aufzählungen 
SU ermüden. Wer mag es wissen, wie viel Süber da- 
mals in den Scfamelzttegel geworfen wurde? Fesel hat 
allerwirts sehr arrogant auf die OemSIde Jagd gemacht, 
Blank auf itup^ierBtiche und Holzschnitte und sonstige 
Antiquitäten gefalmdet. Zahllose Sefiquien wurden ihrer 
Einfiissung beraubt, oft schnöde entehrt und verworfen. 
Wie anderwärts hat man es auch in Wirzburg verstanden, 
Perlen und edle Steine zu Häuf zu sammeln, die Email- 
täfelchen mit den anmuthenden Darstellungen aus den Füs- 
sen und Kuppen der Kelche auszulösen, den Prozessipns- 
kreuzen die sog. Ostereier auszubrechen, sie so dutzend- 
weise zn gewinnen und damit ruchlos Spiel und Scha- 
bernack zu treiben. Die Hebräer zogen spottend heilige 
Oewänder an, und schacherten auf dem Residenzplatze 
mit erkauften kirchlichen GerSthen. Der bertthmte Per- 
lenornat, dien der letzte Greifenklau an die Hoftdrche 
gesehenkt, wurde zerschnitten. Dess erinnern sich noch 
gar Ylele, wie schmählich mit Monstranzen imdClborien 
verfkhre n wurde. Doch — Gott im I|immei hat bereits 
gerichtet 



Der Ovodsh^raog — . ein eigatthüsAeli 1iaiil«dt%er 
Herr, der ku Werneck mit ebenen Hftnden ein Stüek 
Mauer aufführte, hat das komische Zuchthaus vor dem 
Burkarder Thor und die zwei Wachthauser bei dem 
2eller und dem Pleichacher Thor gebaut. Auch das 
Hauptzottamtsgebaiide stammt nebst allerlei pikanten 
Bauordnungen aus seiner Zeit. Die Reliefs der trostlosen 
Fjnnunide auf dem grünen Markte fertigte die Hand 
M. Wagner^s, des berühmten liberalen Künstlers und AI- 
terthumssammlers ^). Eckert probirte seine Kunst am 
Fieischbankgebäude, vcm dem die Wirzburger sagen, es 
sei eines der bequemsten im Vaterland; Drischütz erriehr 
tet den Neubau an der Stätte der Augustinerkirehe 1834, 
Späth yergrössert 1881 das Zuchthaus, das Jahr darauf 
mtsteht der Ballsaal hinter dem Theater. Breit erriechtet 
das Ep^eptikerhaus 1845, schrae Oeb&ude erheben sieh 
um das Julkisspitai , das anatomische Theater und das 
Badehaus — Deutschland besitset bekanntlich kein schö- 
neres. Der städtischen Gewerbehalle reät sieh der Bahn- 
hof an mit der anmuthigen Fassade, diesem d^rMalakoffbau 
VOR einer Schrannenhalle , in welcher man vor lauter 
Pfeüern die Säcke nicht Unden wird, und dieMaxechule 
in ihrer seltsamen PallastgotMk. An den zwtSt AltSren^ 
welche Anfangs der dreissiger Jahre in die Mari^ika- 
peile gesetzt wurden, sehen wir die Fialen am Puss na 
long, im Riesen zu kum, die Thürmelung ungünstig an- 
gebracht. Keine Spur von einem Verständniss uMUlkA' 
terlieher Constructionen. Der Fortsehritt am neuen Al- 
tar nu St. Burkard kann nur gering graümt werden ; 
selbst das Altarwerk in der Domsepidtur Irankt imwide(P- 



^ Wir sollten auch Tieler Kfioftlec noch ^«deiikMi ; des Knpferstecben 
Bitthäuser, des Silberarbeiters Ddrfer, des Bildhauers Eckard, des Laubreis, 
der |li3jH|aQ«r fioof, Nicke), TifMimr 4ff» 3c|ioiisel|selbtws Wiesfo, bf londers 
der beiden Fesel, des Christoi^h and Kaspar Karl, der Maler Beuther und 
Qobel (t 1823 in Wien), deiL Familie HalM]^, dereg S^^mmTater Chrls^an, 
neuer im Dorf Reinert beittsrlabor^niBn, tit^MuBflchxBtruorantenarfertfgte. 



4m 

lichem Fialenreichthum. Bei der Reatauration vieler Bil- 
der und Altäre setzte man seheint^s einen Ehrgeiz darein, 
möglichst viel Oelfarbe zu appliciren* Was bei der Re- 
stauration der Marienkapelle gesündiget worden, weiss 
Jedermann. Die „byzantinische" Kanzel in . der Universi- 
tätskirche zeichnet sich durch Schwere und Massigkeit 
aus. Würdig ist das von Halbig errichtete Denkmal 
des Bischofs Friedrich von Gross zu Trockau, gelungen 
das Kolossalstandbild des Fürstbischöfe Julius, welches 
Max Widemann aus Eichstädt modellirte und F. Miller 
in München goss. Möchte das Gewölbe der freundlich 
gelegenen Gottesackerkapelle (1859) nur nicht zum dritr 
tenmal einstürzen« Sonst ziert so manches gelungene 
Werk den Friedhof. Der Mayer'schen Figurenbäekerei 
hätte man den ehrwürdigen Dom verschliessen sollen« 
Was soll m^n dazu sagen, wenn sie aus Frömmigkeit die 
Brunocasula zerschnitten? Auch wurden in diesem Jahr- 
hundert die Katharinenkapelle 1809 eingelegt, die Kirchen 
der Augustiner, Johanniter, Karmeliter, Karthäuser abge- 
brochen, die der Kapuziner, Benedictinerinnen und Domini- 
kanerinnen und eine grosse Zahl von Kapellen entheiligt. 
Die Deutöchauskirche, der Juwel der Bauwerke Wirz- 
burgS) geht sichtbar ihrem Ruin entgegen, die ehrwür- 
dige Schottenkirche steht noch immer unnützer Weise 
zur Hälfte profanirt. Um den Dom will es nicht rührig 
werden^ wie sehr auch die Fassade um eine würdige 
Zi^de klagt, und an dasM^isseln und Klingen zu Füssen 
anderer deutschen Dome erinnert« Ist denn im Franken- 
lande die iiust zu bau^n dahin? Wo ist beim stolzen 
Adel der Ahnen hoher Sinn ? Wenn Alles einst zerfallen, 
was fromm die Väter schufen, so werden uns die Enkel 
ein dreifach Wehe rufen. 



Die Liebhaberei an Alterthümern, an chinesischen^ 
indischen und sonstigen ausländischen Seltenheiten ist 
seit Ludwig XIV. stark cultivirt worden* In Wirzburg 



m 

TMhen w«it früher Michael Tom Löwen und B^olf von 
Knöringen dazu das Beispiel gegeben. Wer es zu An- 
fang dieses Jahrhunderts verstand, sorgfältig zu sammeln 
und mit Auswahl zu kaufen, der moehte bald zahlloser 
Merkwürdigkeiten sich erfreuen. Man konirte Wagen 
voll „alten Gerumpels^ um geringe Summen haben. Die 
Pfarrer gaben die Flügelaltäre ihrer Kirchen an die 
Händler hin, die Messner verkauften StjMi46n, T^f^l- und 
Glasgemälde, Vieles konnte man auch i^hm^P) okß^ ge- 
richtlich belangt zu werden. Sind deQn i^icht selbst in 
Bibliotheken Dinge geschehen, für die, um sie su bripid- 
marken, man h^vfi einen Ausdruk findet? b^ Wirzburg 
hat die Gewissenlosigkeit unendlich mehl* M bibliothe- 
karischen Schätzen verschleudert, als Sichwe^en, Pa^du- 
ren und Franzosen zusammen. Sia^dus Bl«j(ifk> Obßrtbüi* U394 
Martinengo sind in Wiraburg unter difi Glü/cWiehen zu 
z^len, die im rechten Moment den Haod^l begannen; 
doch blieb kein Segen auf dem i^usamp^ngeraSjte]^. 
Blankes und Maxtinengo's Sammlungen sind in alle Welt 
zerstreut, die von Oberthür bildet einen Thei^ der Schätze 
des historischen Yereiiii^s, mit welchen uns jüngst Heß- 
ner in einem deti^ilUrten Verzeicbnisße bekannt gemacht 
hat, so dass wir, da die kunstgeschichtlich merkwürdig- 
sten Denkmäler im Content biereits erwähnjt wurden, 
nicht weiter darauf zu refiiectiren blibeiu Pie berühmte 
Hntten'sche Sammlung wurde teider in^a AusJ^d verisjauö^,, 
die QaUeriß }n der Eesidienz ist grosseirtbeijs verschleu- 
dert, bald wird auch das Zürv'sebf Kabi^et w^gehprt 
haben, fiw die Stadt au ei^istireiii. Was Becker TiödScha- 
rold sich gewonnen hütbeni wohin ist es ^erro^nefi? Und 
dpch wä^e es gerade für Wi^zburg sehr nothwendig^ 
ein Museum au gründen, dort die Reste des Landes, die 
nun einmal ihrem Bestimmungsort entfremdet qo lange 
durch tausend Hände wandern, bis sie untergehen, zu 
sammeln und dem heranwachsenden Geschlechte aufzube- 
w^reA* Zuviel wurde «icho^ dem Verderben preisg/eg^e^. 

26 



402 

Die in den Privatsammlungen der Stadt vorhandenen 
Kimstwerke bieten indess noch immer ein kawn geahntes 
historisches Interesse. Wir wollen zum Beschlüsse der 
Schrift nur auf Einzelnes aufmerksam machen; mit der 
Kunstgeschichte einer Stadt haben ja, das ist klar, die 
den Standort fort und fort weehselndien Sammlungen 
wenig gemein. 

Zu einem reizenden Ensemble lassen sich die Pretio- 
sen der Sammlung Sr. Excellenz des Herrn Regierungs- 
präsidenten Friedrich Freiherrn von Zu-Bhein aneinan- 
derreihen. Ein griechisches Gemälde aus der Krenner'- 
schen Sammlung in Regensburg ist bereits der Kunst- 
geschichte bekannt. Die von Engeln getragene Jungfrau 
ist von sechs Heiligen umgeben; oben thront Christus 
auf dem Regenbogen, von Engeln umflogen. Die Ma- 
donna aus Giotto's Schule ist ein vollendetes Kabinets- 
stück, ein drittes uraltes Madonnabild reiht sich an. Vier 
Limoges, gross und schön erhalten, schildern uns den 
Einzug in Jerusalem, das Gericht vor Pilatus, die 
Geisselung und die Kreuzigung. Ein Ciborium, ein 
Rauchfass aus gothischer Zeit, und ein schwerverständ- 
liches Oelgefass interessiren nicht minder, als das nied- 
liche Diptychon von Elfenbein aus dem vierzehnten 
Jahrhundert mit der Kreuzigung, und einige italienische 
Elfenbeinschnitzereien. Die Landschaft, welche Hanns 
Pol 1585 auf Pergament gemalt, entzückt durch unüber- 
treffliche Zartheit. Die deutsche Schüssel von 1567 mit 
der italienischen in Parallele gebracht, zeigt den Wech- 
sel der Technik; beide müssen wir als Kunstwerke an- 
erkennen. Das reich verzierte Monile ist eine Seltenheit. 
Hübsch sind einige Glasgemälde aus dem sechszehnten 
und siebzehnten Jahrhundert. Das Muttergottesbild von 
Eibelstadt, drei Processionskreuze, eines mit Email, ein 
Jerusalemskreuz und ein s. g. hl. Grab von Perlmutter, 
ein Weihwässerkessel, die divisio AposMorum, als Kraft's 
Arbeit erkannt, ein Bild von Kranach, eine Menge vor- 



403 

trefflicher Miniaturen, Holzschnitte und Handzeichnungen 
der berühmtesten Meister überzeugen den Beschauer, 
dass der Besitzer mit feinem Kennerblick nur das Beste 
aquirirte. An die Porzellangegenstände fügen sich die 
Ulmer und Kölner Krüge, und die von terra sigillata, 
Humpen, Stengel- und Schoppengläser in den verschie- 
denartigsten Formen. Unter seltenen Schwertern, Büch- 
sen und Panzern findest du auch einen am Griff erkenn- 
baren Dolch von der heiligen Vehme. 

Aus der reichen Sammlung Sr. Excellenz des Frei- 
herrn von Wirzburg, die uns vor dem Drucke dieser 
Zeilen nicht gezeigt werden konnte, sei an ein berühmtes 
Diptychon von Elfenbein erinnert, welches im dreizehn- 
ten oder vierzehnten Jahrhundert verfertigt, uns in rei- 
chen Darstellungen das Leiden des Herrn schildert und 
für die Symbolik und Trachtenkunde wichtig ist. Buch- 
händler Etlinger zeigt i;ins zwei bewunderungswürdige 
Portraits von Kaiser Max I. und seiner Gemalin Maria, 
ein reich gethürmeltes lleliqiuar, mehrere schöne Mon- 
stränzchen, mehrere Ciborien aus dem vierzehnten und 
fünfzehnten Jahrhundert, Trinkbecher, Heirathskästchen 
und kostbare Teppiche. NeT)en einer Menge gothischer 
Holzskulpturen finden wir ein merkwürdiges Elfenbein- 
diptychon mit vielen Figuren. Reich sind einige russische 
Brustflügelaltärchen. Als kleine Wunderwerke möchte 
man vier Holzschnitzereien aus Nürnberg von Dürer, 
Passionszenen darstellend, erkennen. Die Glasmalereien, 
die Tafelgemälde, die einzig schönen Chorstühle, die 
Altarflügel und Antipendien bieten den reichsten Stoff 
zu anregenden Studien. Manche Perle fränkischer Kunst- 
ubung liegt hier verborgen^ auch einige Riemenschneider 
finden sich. Magistratsrath Rasp bewahrt zwei emaillirte 
romanische Leuchter aus dem zwölften und ein emailirtes 
Ciborium zus dem dreizehnten Jahrhundert. Schön schaut 
sich der ein Sechsort construirte Kelch und eine fialen- 
gezierte Monstranze an. Die vier Apostelfiguren aus ge- 

26* 



404 

brganter Erde dürfen in^B viersehnte Jahrhundert gesetet 
werden, während eine Geburt Christi in Kupfer getrieben 
als glänzende Renaissancearbeit überrascht. Dass die. 
Zopfzeit es verstand, meisterhaft in Elfenbein zu schnei- 
den, wird auch in dieser Sammlung uns klar. Doch alle- 
zeit muthen uns die gothischen Altäre mit den Figuren 
und Malereien am meisten an. Ausser denLimoges wird 
man die Uhr ans dem fünfzehnten Jahrhundert mit In- 
teresse betrachten. Was wird nach einigen Monaten von 
der Zürn^schen Sammlung noch in Wirzburg sich vor- 
findei^? Jetzt gäbe sie in bester Art den Grundstock zu 
einem Diözesanmuseum oder einer städtisch-mittelalter- 
lichen Sammlung ab. Der jüngst verstorbene Besitzer 
hat mit Glück gesammelt. Die gothischen Monstranzen^ 
die Ciborien und Kelche, die Alabastergruppen, das 
liebliche Elfenbeindiptychon, das romanische Reliquiar 
mit den sprühenden frischen Emails, die zahlreichen 
überaus feinen Gruppen in Holz geschnitzt — sie ge- 
hören zu dem besten, was man in dieser Art sehen kann. 
Von ausnehmend schönen Formen ist ein gothisches 
Rauchfass. Unter mehreren Flügelaltären schmückt sich 
einer mit 4en reinsten Cirkelconstructionen. Es fehlt 
weder an Teppichen, Statuen , darunter aus Riemen- 
schneider's Atelier, Miniaturen, Kreuzbildern, noch an 
Gemälden aus der altitalienischen, rheinischen und frän- 
kischen Schule. Weniges ist werthlos. Der Besitzer der 
Bonitas-Bauer'schen Buchdruckerei, Herr Thomas Bauer, 
ein kunstsinnigerHerr, der auch den Druck dieser Kunst- 
geschichte besorgte, bewahrt in seinen Gemächern, sowie 
in der selbstgebauten orginellen Gartenkapelle vortreff- 
liche mittelalterliche Tafelmalereien, meist aus der nie- 
derländischen Schule. Die Gefangennehmung des Herrn, 
Christus vor Pilatus, die Himmelfahrt, die Sendung des 
heiligen Geistes, die Grcgoriusmesse, die Verkündigung 
sind mit bewunderungswürdigem Verständniss gemalt. 
In der Kapelle befinden sich ausserdem dreizehn Reliefs. 






4m 

Von italienischen Oemälden sei auf das Portrait Bafaels 
aufmerksam gemacht. Anmuthig ist ein meditirender Ein- 
siedler. Als die Perle der Sammlung, ein wahres Kabi- 
netsstück, erkennen wir eine kleine Skulptur, die Kreuz- 
etfindung darstellend, von Veit Stoss. Der Kunstfreund 
findet bei Dr. Rienecker eine höchst bedeutende Ge- 
mäldegallerie ; manch' schätzenswerthes Denkmal wird ihm 
bei Dr. Buppach, Privatier Neudörffer, Baron Hirsch, 
Baron Gross u. A. begegnen. An Beichthum und Man- 
nigfaltigkeit wurden vor Kurzem noch sämmtliche Samm- 
lungen der Stadt durch jene des Begierungsrathes Mar- 
tinengo übertroffen. Wer sie betrachtete, was flog dem 
eine Herrlichkeit, ein buntes Gewimmel an den Augen 
vorüber? Idee drängte sich an Idee, die Erinnerung an 
das farbenprächtige Leben vergangener Zeiten wachte 
auf. Ein hübscher Boger v. d. Weyden führte in die 
Ateliers Hubert's und Johannes' van Eyk, die mit 
Schwester Margaretha eine Welt von Wundern in den 
blühenden burgundischen Landen schufen.' Die sieben 
Holbein aus Frankfurt mit den Passionsszenen, ach ! sie 
sind verloren für's Vaterland, und hätten doch so statt- 
lich die Pinakothek oder das Nationalmuseum geschmückt. 
Auch sie hat Frankreich erbeutet. Vier Werke von 
Lukas Kranäch leuchteten im wunderbaren Farbenglanze, 
es kamen ihnen weder das Flügelaltärchen von Vau der 
Goes noch zwei angebliche Dürer an Schönheit gleich; 
den wenigen Meisterwerken reihte sich eine enorme Zahl 
unbedeutender Malereien an, stümperhaft in der Tech- 
nik, leichtfertig in der Ausführung, lüstern und frivol 
zum grössten Theil in der Tendenz. Martinengo liebte 
es, wie nur gar zu viele Alterthumssamler, alle seine 
Beliefs mit Oelfarbe möglichst saftig zu übertünchen, 
um ihnen Leben und Frische zu geben, und sie so 
vollständig zu verderben. Alle Flügelaltäre hatten durch 
diese Manier empfindlich gelitten. Ein merkwürdiger 
Beicfathiiiii von kleineren Glasgeniftld^n schmückte tke 



406 

Fenster. Das speculttm humanae salvationis mit der unend- 
lichen Fülle von kolorirten Federzeichnungen führte dem 
Auge das Menschenleben in seinen Höhen und Tiefen 
drastisch vorüber ; milder leuchteten die Miniaturen in 
den Breviarien von 1350, 1360 und 1420. Welch' end- 
lose Mühe ward aufgewendet, die zwei Bände Sermo- 
narien, das Psalteriuni mit 2000 Initialen, das Breviarium 
im AIP, ein Gebetbuch Friedrich's UI. und einige dreissig 
andere Manuscripte zur Vollendung . zu bringen? Und 
jetzt — wandern sie von einer Hand in die andere, sel- 
ten nach ihrem Werthe behandelt. Vierhundert Inku- 
nabeln zierten die Bibliothek. Andere Szenen führten 
die Kupferstiche, Holzschnitte und Handzeichnungen 
vorüber, die zu Tausenden vorhanden waren. Man sah 
Stiche in der Linien-, Punktir- und Kreidemanier, in 
der Schab- und Schwarzkunst; Cartons, Lithographien, 
und eine Fluth von ephemeren unbedeutenden Erschei- 
nungen fanden sich vor; doch waren die meisten Blätter 
\vohl erhalten, nur wenige bis an den Stichrand be- 
schnitten. Es war eine Lust, die grossen Sammelbände 
und Säle durchzublättern. Die alten vielverehrten Meister 
sie kamen alle wieder. Albrecht Dürer, der Altmeister, 
und um ihn die kleineren, Altdorf er, Springinsklee, Alde- 
grever, Beham Barthel, G. Pencz, Virgil Solls, weiter 
Goltius, Rembrandt, Goes, Rubens und wie sie alle heissen 
die Deutschen und die Niederländer. Da sah man die 
grosse und kleine Passion, das Leiden Christi, das Leben 
Mariens, den Engelsturz, wo die Teufel grinzend zur 
Hölle sausen, den Ritter durch Tod und Teufel, der um 
beide unbekümmert durch das Leben geht, und die hoch- 
tragisch bewegten apokalyptischen Reiter. Man sah wie 
Dürer allzeit sich treu blieb, wenn er auch antikisirte, 
während bei Altdorfer und Kranach sich bereits die er- 
wachende Sinneslust aus dem steifen Gefalte des deut- 
schen Mieders herausschält und Pencz und Beham in 
breitester Liederlichkeit operiren. An all' die wilden 



!lt 



407 

Kriegestänze des Mittelalters und das WaflFengerassel 
des dreissigjährigen Krieges erinnerten die endlosen 
Reihen von Kettenhemden, Panzern und Röhren, von 
Hellebarden und Spiessen, von Helmen, Schwertern, 
Flambergen, Pistolen, Büchsen und Kanonenmodellen. 
Und air das grüne schimmernde Jagdzeug mahnte an 
die wilde Hochjagd verwichener Jahrhunderte, da Herren 
und Damen mit Horridph und Hussassah unter betäub- 
endem Hörnerschall und Büchsenknall den Edelhirsch 
zu Tode hetzten. Die Pracht der Renaissanceresidenzen 
repräsentirten Hunderte von kostbaren Meubeln; was 
Japan, Indien und China Vorzügliches^ geschaffen^ es fand 
sich vor; eine Welt im Kleinen war beisammen, um so- 
fort wieder in alle Welttheile zerstreut zu werden. 



Zu Ende ist der Ritt durch das schöne romantische 
Land, wir stehen am Ziele, der Kreis der Jahrhunjlerte 
' schliesst sich. Wir haben sie wachgerufen all' die hoch- 

• sinnigen Kunstherren, diie seit elfhundert Jahren seg- 

' nend über der Stadt des heiligen Kilian walteten. Nicht 

5 bloss den frommen einfachen Missionären gingen wir 

nach, welche die Fundamente gelegt, besuchten nicht 
i allein die Mönche in der Zelle heiligem Frieden; auch 

t die stolzen, prachtliebenden Magnaten geistlichen und 

^ weltlichen Standes rauschten vorüber im' leisen flüch- 

i tigen Geisterschritt. Was die Meister im Schurzfell fronim- 

t gläubig bauten, meisselten und malten, wir suchten es 

f zu verstehen und dem liebenden Verständniss nahe zu 

t bringen, damit sich Gegenwart und Vergangenheit traü- 

i lieh die Hände reichen mögen. Mit Lust und Liebe 

f wurde dies Büchlein begonnen, in hellem poetischen 

Jubel wurde es — trotz Allem, was da kam — zu Ende 



ö gebracht. Mög' es allen Kunstfreunden Deutschlands 



Gruss und Handschenk vom Verfasser bringen. 



A n b a n 8^ 

zu SMte 73. 

StaidorC 

Zwiscbui der 1385 g«baut»ii Hmgottskirclte in Kr«gliDg«n und der 
1424 erricbteteii Bergkirch«, &of stellabfalJender Kuppe, vo drei Tlial- 
Schluchten zusammentreten, steht die Ulrichskapeile von Standorf aus dem 
Ende des zwölften Jahrhunderts. Sie bildet kein reines Oktogon. -Nur die 
vier westHclien Seiten, Jede 14* lang, fügen sich regelihässig aneinander; 
die fünfte und sechste ist verlängert. Sie fallen beiderseits auf ein Qua- 
drat von je 14' Breite und Länge ein. Das ' südliche hat eine hübsche 
Apside mit achtem romanischen Fenster, diente früher als Kapelle, und 
wird jetzt ids Sakristei benutzt; das nördliche trug von jeher den in drei 
StockweiktiD auftteigeoden , mit Dop^elkhmgöffnungen versehenen Thurm. 
Beide Bäume nmschliessen die Apside der Ka^^die. Zwei Rundbogen tren- 
nen eine starke Kreuzwölbung, deren blätter- und figurenreiehe Gapitäle 
zu beachten sind, von Konche und Schiff; die Konche erhielt Licht durch 
ein Fenster. Einfach ist das Portal in Nordwest, reicher profllirt das 
Hundlsnster larfiber. Der den Bau markirsnde Sockel bildet sich durch 
^e Sclimi«|e, d^ DaoheiMs des Thurmes bewegt eine Art Karnies, angte- 
nehm schauen sich die quadrlrten Felderchen des Oktogondachsimses an. 
Die Proflllrungen der Apside im Südquadrat schlingen sich seltsam dahin; 
die der l^uptapside sind herniedergegeworfen ; Säulchen stützten diesen 
Fries. i)ie zwei epäter eingebrochenen Fenster sind leicht zu erkennen. 
Der Verein von Wirtembergtsch Franken verspriclit, nächstens dte dunkle 
Geschichte dieser Kapelle aufzuhellen <). 

Orttnsfeldbaiiseii 

Um dieses sehr merkwürdige Doppeloktogon im lieblichen Grünthal zu 
verstehen, ist in Erinnerung zu bringen, dass die g gen 'Wassemoth ein- 
geleitete Abwehr den Bau meridicb zu Schaden gebracht hat. Das Erdreich 
um die Kapelle wurde um mehreere Fubs erhöht, so da» die zwei alten 
vermauerten Thüren halb in der Erde stecken, in die Ostung brach man 
die Eingangsthüre, der Altar wurde daraus entfernt und nach Westen ver- 



1) Wirtembergisch Franken 1859 111-117. 






}egt, ds8 Pflntear im Hanptaehteck tu sehr erhobt -— die gftüEe Kapelle 
völlig Terilndert. FrQhef stieg man von Südwest und Nordwest durch zwei 
Thi^n mehrere Stufen niedet in den grosseren Westbaü, nnd betete nach 
dem erhobt stehenden Altar im Ostban, Jetzt ist das Umgekehrte der Fall. 
Zwei Oktogeoe legen sich aneinander, Kwischen betden erhebt sich im 
Achtort der Thurm. Das westliche wird vonseiten zu 14* Breite, das ost- 
liche von Selten zu 6\ geschlossen. Das armliche Fussgesims, die zieriose 
Flaohdecke, die erweiterten Fenster können im grösseren Bau uns nicht 
interessiren; wuchtend wirkt der verbindende 11' lange Triumpfbogen 
(dürfen wir den Namen hier get>rauchen) , der den l'hurra ttögt nnd von 
Wulst, Platte und Riemchen gegliedert ist. Rein haben die Fenster der 
Ostung ihre Laibung bewahrt; sie sind zwei Rannen breit und viermal 
so hoch. Die Apside ist gewölbt, die acht Kappen sind mit romanischen 
Malereien versehen. Durch drei Felder breitet sich eine Mandorla hin, 
deren Ränder schwarz, deren Felder blau und grün sind; Christus thront 
in der Mitte; ein röthlicher Nimbus leuchtet um ein gelbes Gesicht. 
Von der Hauptfigur links bemerkt man eine männliche Figur mit gelbem 
Haar und hellretbem Nimbus, die Hände sind zur Anbetung ausgebreitet ; die 
Gewandung ist gelb, die Falten sind ruhig geworfen, der Ausdruck ist 
edel. Daran reiht sich eine jungfräuliche Gestalt, welche die Hände auf 
der Brust gefaltet, den Mantel mit einer Agraffe zusammengeschlossen trägt. 
Fein sind die Züge. Die dritte erhabene Gestalt ist mit geschlossener 
Krone verziert, dunkles Grün spielt um die Locken, Ob in der fünften 
Figur eine heilige Frau zu erkennen sei, lassen wir dahingestellt. Die 
Haare sind durchweg mit regelrechten Pinselstrichen angegeben, die Um- 
risse der Augen mit festen Strichen gezeichnet. 

Das Fussgesims am Aussenbau, der aus reingehauenen grauen Quadern 
sich fügt, wird mit Kehle, Wulst und Platte bewegt, Arkaden formiren das 
angenehme Dachfiries. Fünf Seiten der Oktogons stehen frei, 6 und 7 tre- 
ten mit dem Thurmbau in Verbindung, 8 bildet die Ostseite des Thurmes, 
der in hübschen Kreisschlägen Vierpässe mit Lilienverzierungen zeigt und 
darüber durch Doppelklaogöffnungen und ein Arkadenfries, wie wir am 
Neumünster gesehen, belebt wird. Das Dach ist wertblos. Vom alten Süd- 
portal des Hauptoktogons sind noch sechs Rundarkaden, die Deckplatte 
und profllirte Pilaster erhalten. Es war mit Figuren geziert. 

Die Kapelle stammt aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. 
Riesen, sagt das Volk, haben sie gebaut. 

Poppenba asea. 

Zwischen Grünsfeldhauscn und Oberwitöghausen steht die einschiffige 
Pfarrkirclie von Po^enhausen, die älter als beide vielleicht in den Aus- 
gang des elften Jahrhunderts zu setzen ist. Sie wurde vom Stift St. Peter 
und Alexander in Aschaffenburg gebäKt. Das 8chtff wird vo& einem mäeh- 
tiiiui Sockel in nicht immv fletefcer BikMing lUttieogeii «nd ist ttdut Hn 



410 

ganzen Mauerwerk. Die zwei westlichen ungewöhnlich engen Feneterchen 
entschuldigen die Frauen des Ortes, welche 1818 fünf neue breitere Licht- 
öffnungen von ihrem Buttergeld, wie die Pfarracten sagen, herstellen Hessen. 
Der Thurm in der Ostung hat zwei Arkadenreiheu ohne Consölchen. Die 
Uncialniajuskelschrift an der Südseite der Kirchenwand ist uns' nicht ganz 
klar. Sie lautet: 

EGO. FRIDERIGS. DE. CRESE. QOTVLIZ. OCO. MSÜSA. ZIV. V. 
AGROS. L BOBVHUSE. DP. REMEDIO. PATRIS. ET. MÄTRIS. 
MEE. ET. OMNIUM, PARENTV. MEORm. QVI. SOLWT. QATUOR, 
UNCIAS. DE. ACRO. UNO. 0. TRES DENARIOS. DFERO. ECKLE. 

Oberwittighansen. 

Die Slgismundkapelle von Oberwittighcusen ist ihres Portales wegen 
zu grosser Berühmtheit gelangt, obwohl Grünsfeldhausen bedeutsamere Con- 
structioneu bietet. Wir haben an ihr drei Bauzeiten zu unterscheiden. 
Das Oktogon, die ausspringende Apside, das Portal gehören in die späteste 
romanische Zeit, wohl in die Zeit des üebergangsstyles ; die vier Pfeiler 
in der Mitte der Kapelle, welche den Thurm stützen, mögen im Laufe der 
zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts entstanden sein; der in der 
Technik verschiedene Aufbau an den Wänden des Polygons, der uns den 
Mangel des Dachsimses zu erklären hat, ist in der Renaissancezeit entstan- 
den. In Spitzbogen ist das Fries der Apside construirt, spitz einen sich 
die acht Bogen über der Portallaibung, spitz schliessen die Pfeiler im In- 
nern und die Wölbung der Ostung. Pagegen sind die Motive der elegan- 
ten Blättercapitäle am Portal und die Blattornamente und Thierbilder der 
Gonsolen im Chor acht romanisch. Die Kapelle steht zwischen der Bauzeit 
des Kiliansdomes 1189 und des Neumunsters 1221. Die Fenster bewahr- 
ten nur in der Ostung die ächte Form; das Gewölbe der Ostung ist tech- 
nisch von Bedeutung; der Weihwasserstein und ein Denkstein haben kei- 
nen besonderen Werth. • 

Das Portal wird sich in der Beschreibung, im Stich und Schnitt alle- 
zeit nobler ausnehmen, als in der Wirklichkeit. 

Drei Säulen stellen sich in die je drei Pilasterecken der Laibung, an die 
sich z^vei weitere Pilaster beiderseits und ein verstümmelter Säulenrest an- 
schliessen. Säulen und Pilaster finden ihre Fortsetzung in den Archivolten. 
Das bildlose Tympan wird mit fünf Kreisschlägen gegiert. Ueber den Ar- 
chivolten läuft ein Arkadenfries im Spitzbogen, im Rechteck ist das Ganze 
geschlossen. In die das Rechteck abschliessenden Kanten schreiben sich 
kleine pyramidale Gestalten, drei* und vierblätterige Blumen, Würfel und 
rautenartige Körper, ein aufirechtstehendes und ein liegendes Kreuz. Den 
Fries trägt mühsam ein Ungethüm. Eine kopflose Figur im Ornat gibt 
vielen Yermuthnngen Raum, eine zweite mit Skapulier hält die Rechte an 
eine gewundene Säule (Stab). £inem rumpflosen Menschenkopf oorrebpon- 



411 

dirt ein kopfloser Vogelleib. Der an einen Baiimstrunk gefesselte Satan 
hat eben eine Seele gepackt. In den zwei äusseren Arcbivolten reihen sich 
bunt quadrirte Fddchen, vier-, sechs- und achtblätterige Blumen, kosende 
Quadrupeden, Krokodile, nackte Gestalten, springeivde und geflügelte Thiere 
und Schlangenlinien aneinander. Auch an den Säulencapitälen erscheinen 
Vogel und Thierflguren. Einen Gedankcncyklus von tieferem theologischen 
Gehalt darf man nicht suchen. 



Cbroflologiscbe Reihenfol^ 



der 

wichtigeren Bauwerke und Grabmäler Wirzburg's. 
A. Bauwerke. 

Die Ostkrypta von Nenmünster (1000) 36 

Die Schiffe von St. Burkard (1033-1042) 51 

(Die Stadtpfarrkirche von Heidiugsfe!d) (XI. Jahrh.) ...... 57 

Die Krypta im Dom (1045) 61 

Die westlichen Domthürme (1050) 66 

(Die Katharinenkapelle) (1100) 69 

Die Kapelle auf dem Marienberge (XII. Jahrh.) 71 

(Die Kapellen in Standorf, Grunsfeldhausen , Oberwittij^hauMn^ Pop- 
penhausen) (XII. u. XIII. Jahrh.) ......... 409 

Die Prämonstrateuserkirche in Oberzell (1128—1131) 73 

Die Schott^nkirche zu St. Jakob (1134) 77 

Der Dom (1189) 90 

Neumünster (1220) , ... 101 

Di« ostlichen DomthOrme (1228) 103 

Die Minoritenkirche (1248^ 125a) 131 

DijB Cisterziensernonnenkirche in Ui|Qinelf;pfortf)i| (1251— 1964) . . 122 

Der Chor der Dominikanerkirche (1270-1274) 136 

Die Deutschhauskirche (1287-1300) 148 

Der Domkreuzgang (1331—1418) 178 

Die Liebflrauenkapelle (1377—1479) 203 

Der Grafeneckartsthurm (1^53-1458) 228 

Die Brücke (1474-1607) 230 

Die Bürgerspitalkirche (XV. Jihrh.) 230 

Di« ürsulinerinnenkirdie (:^Y. u. XYH, J^^^cb.) 231 

DU Sepultur am Dom (XY. JabrhJ 23.1 

Der Chor von St. Burkard (1495^) 23i 

Die Wendeltreppe auf der Burg (1511) 23.4 

Das Universitätsgebäbde (15a2) 272 

Die Neubaukirche (1582—1592) 275 

Der Bischofshof (1600) . . . . , 536 

Das Bibliothekgebäude auf Marienberg 352 

Die Karmeli^nkirclie (4 6^59^ 355 



414 

Die Stiftskirche von Haug (1659) 361 

Neumünstcr (Fassade und Kuppel) (1711—1714) 363 

Der Rückermainhof (1716-1722) 338 

Juliasspital (1704, 1791) 334 

Die Peterskirche (1717—1720) 364 

Das Schönbornmausoleum (1721—1736) . 326 

Der Residenzbau (1T20— 1744) 388 

Die Hofkirche (1744) 391 

Die Liebfrauenkirche auf dem Käppole (1758) 373 

Die Michaelskirche (1765-1800) 372 

Die Stephauskirche (1789) 364 

Die Schrannenhalle 399 

Die Maxschule 399 

B. Grabdenkmäler. 

Die Kilianstuniba in Neumünster 15 

Der Megingozsarg in Neumünster ~ . . 25 

(Der Arnostein) 21 

(Die Heinrichstumben in Haug und St. Stephan . 41 

Das Denkmal des Bischofs Bruno 181 

Der Stein des Bischofs Gottfried I. (XIH. Jahrh.) 182 

„ „ „ „ Gottfried II. von Hohenlohe (XIII. Jahrh.) . 183 

,, „ „ „ Mangold (f 1302) *. . 184 

Das Denkmal des Johann von Stern (1329) 190 

„ „ „ Berthold von Henneberg (1330) ...... 190 

„ „ „ Bischofs Wolfram (1333) 184 

„ „ „ Ecko von Stern (1343) 191 

Das Grabmal des Bischofs Otto von WolMeel (1345) 185 

Der Stein des Michael vom Löwen (1350) 172 

„ „ „ Ritters Heinrich von Sawnsheim (1360) . . . . 192 

„ „ „ Bischofs Albert II. von Hohenlohe (1372) .... 185 

„ „ „ Bischofs Gerhard (1400) 185 

„ „ der Frau Margaretha von Hütten (1403) 193 

„ „ des Abtes Herrmann Losch (1408) 188 

„ „ „ Bischöfe Johann I. von Egloffstein (1411) . . 186 

Der Denkstein des Ritters Friedrich von Hütten (1414) .... 194 

j, „ „ „ Haberkorn (1421) . 194 

„ „ » „ Martin -s'on Sainsheim (1434) .... 223 

„ „ des Abtes Eberhard (1436) 188 

„ „ des Bischofs Johannes von Born (1440) . . . . 181 

„ Stein des Hanns Kraft (1451) 197 

„ „ „ Bischofs Gottfried von Limpurg (1455) 187 

„ „ „ „ Johannes von Grumbach (1466) .... 188 

„ „ „ t) Rudolf von Scherenberg (1499) .... 259 



415 

I>er Stein des Biscboft Georg von Nikopolis (1499) 308 

„ n „ Ritters Konrad von Schaumberg (1499) 294 

„ „ ij Michael Truchsess von Wetzhausen (1513) . . . . 312 

„ „ „ Jörg Schrimpf (1516) . . . .• 224 

„ „ „ Bischofs Lorenz von Bibra (1519) 259 

„ „ „ Ritters Paul Truchsess von Witzleben (1528) ... 313 

„ „ „ Tylmann Riemenschneider (1534) 257 

„ „ „ Ritters Georg Lichtenstein (1536) 313 

„ „ „ „ Paul Fuchs (1540) . . ' . 313 

„ „ ^ Bischofs Konrad III. (1540) 308 

„ „ „ „ Konrad IV. (1544) 308 

„ „ „ Truchsess Heinrich (1548) 313 

„ „ „ Bischöfe Melchior (1558) . . ., 309 

„ „ „ Ritters Christophel von Köln (1564) 314 

„ „ „ Bischofs Friedrich von Wirsberg (1573) 309 

r n ij Ritters Martin von Rotenhan 314 

„ „ „ Ritters Sebastian Echter von Mespelbrunn (1577) . . 279 

„ „ „ Bischofs Julius 280 

„ „ „ „ Gottfried I. (1622) 309 

„ „ „ „ Adolf von Ehrenberg (1631) 310 

V n n Ritters Jakob Bauer von Eiseneck (1624) . . . . 314 

Die Schonborndenkmäler 310 

Die Grabsteine in der Burgkapelle 312 

Das Denkmal des Bischofs Gross . . , 400 

Erzgussplatten Seite 298 ff. 

lieber die kleineren Kunstwerke s. die §§. 



KüDStlerverzeichniss« 



Seite. 

Abo, SchÖDSchreiber 17 

Adalbero, Bischof 67 

Adam von Ebrach, Bildhauer 248 

Albert, Baumeister 232 

Albertus Magnus, Bischof 121 
AmorDelV, Stuccador .... 329 
Anton Toii Karlstadt, Stein- 
metz 211 

Arier Peter von Gmünd, Bau- 
meister 204 

Arnold, Maler 167 

Arnold David von Kuld, , 

Glockengiesser . . . 295 
Arnold Fritz, Steinmetz . . 210 
Arnold Hanns, Glockengiesser 295 
Asmus von Hassfurt, Bild- 
hauer 258 

Augustin Lazarus 269 

Au Vera von der Jakob . . . 343 

Au Vera von der Wolfgang . 343 

Au Vera von der Lukas Ant. 343 

B. 

Babo von Bamberg, Bau- 
meister 71 

Baldemann'Otto, Dichter . 121 

Barth Erhard, Bildhauer . . 279 

Bauer Sigmund, Baumeister 269 

Baum Michael, Glasmaler . 244 

Bau mann Matth., Steinmetz 210 

Baumhauer Veit, Bildhauer 264 

Bau nach Joseph, Bildhauer 344 

Beck Llnhart, Maler 238 



Seit«. 
Becker Johann, Bildhauer . 230 
Becker Sebastian, Bildhauer 230 
Becker Yolkmann, Bildhauer 230 
Benazet, Bruckenbaumeister 87 
Bendel S., Büdhauer .... 382 
Benno von Osnabrück, Bischof 38 
Berettino Pietro, Baumeister- 292 
Beringer, Erzgiesser .... 143 
Beringer Wolfgang, Stein- 
metz 274 

Bernard, Maler 247 

B e r n i n i Lorenzo, Baumeister 282 
Bernward von •Hildesheim, 

Bischof 38 

Bert hold der Deutschbruder 

lapicida 152 

Berthold v. Ebrach, Mönch, 

lapicida 152 

Betzmann Hanns, Baumeister 281 

Betzmann Philipp, Maler . 281 

Beundnm J. v., Maler . . . 274 

Beuther, Maler 399 

Beysel M., Maler 248 

Bielefeld Ferd., Bildhauer 297 
Bitthäuser, Kupferstecher . 399 
Blank Bonavita, Mönch, Na- 
turmaler 381 

R Offram, Hofarchitekt ... 392 

Bolsamer Stephan, Maler . 279 

Bolster Johann, Maler . . . 366 

Boose, Bildhauer 399 

Borromini, Baumeister . . 282 

Bossi J., Stuccador 330 

Boss! Felix, Stuccador . . . 330 

27 



418 

Stitf. 

BoBsi Matern, Stnccador . . 330 

Bozetich von SazAwa, Abt . 38 

Bramante, Baumeister . . . 282 

Brand J. K., Büdschnitzer . 343 
Braun M. von Geialboring, 

BUdhauer 257 

Breit, Baumeister , 399 

Breno P., Bildhauet .... 399 

Brückner, Baumeister . . . 291 

BrunellescoF.j Baumeister 281 

Bruno, Bischof 48 

Bueler Ulrich, Maler .... 269 

Burg Melchior, Bildhauer . . 269 

Byss Joh. Rudolf, Maler . . 327 

ۥ 

Cammerer J., Goldschmied 801 

GastelH Karl A^ Stuocador SSO 

Castelli Joh. ?., Stuocador 830 

Gay Jakob, Maler 254 

Celtis Konrad, Dichter ... 229 

Claris Baron t., Baumeister 290 

Corvinus, Kupferstecher . . 831 

GotteDe, Baumeister. ... 342 

Gunradt ¥ritz, Maler .... 248 

Gur^ Gl., BUdhauer ..... 343 

David d» Schotte, Domscho- 

laster 84 

Demenik Giegor, Bildhauer 343 
Demerlan, Mönch, S<^öa- 

achreihev ...... 17 

Denner, Sebast., Er^lessar 300 

fiiepe&beek, Maler .... 356 

D i e t ra an n Gto., Glaemaler » 270 
Dietmann Qaniks der Altere, 

Gksnkaler 270 

p i e t m a n B Hanns d. Jüngere, 

Gl^waler ^70 

Pietm an n Joh., Glasmaler . 270 

Dietmann Kafp., Glasiuakr 270 

Dietmann SiM^]|^n, Maler . ^7 

putmar PtOHj^i^ Malfx . . ^57 



Seilte 
Dietrich von Heidelberg, 

Münzmeister .... 165 

Dietrich Hanns, Steinmetz 220 

Dietrich Michael, BUdhauer 344 

Diez, Bildhauer 343 

Dill Peter, Schnitzer .... 258 

Drischütz, Baumeister . . . 399 

Dllaz Alb.^ Bildhauer .... 343 

Dürer Albrecht 396 

Bck David, Schnitzer .... 248 
Eckardis von Worms, Erz- 

giesser 145 

Eckart Andreas, Bildhauer . 344 

Eckelein Klaus, Steinmetz 210 

Eckert, Baumeister 899 

Egon von Bamberg, IHchter 167 

£ i n h ar d V. Rothenburg, Graf 35 

Einhart, Maler 247 

Eisenmann Wolf, Maler . . 320 

Embricho, Bischof 71 

End«rlein, Erzgiesser . . . 300 
Englberger B., Baumeister . 282 
Ensinger Ulrich, Münster- 
baumeister ..... 205 
E n z e 1 in , Dom- u. Brücken- 
baumeister 87 

Erkambert, Mönch, Scbön- 

si^reiber ...... 17 

Erkinger von Sawnsheim, 

Baumeister 171 

Eschaim Balth., Baumeister 269 

Esterbauer B., Bildhauer . 343 

Ewald, Goldschmied .... 209 

Eymerling Entres, Maler . 252 



Falkner petav., Baum<^ister 
faut Kun^i, Maler . . . 
^aut l'etor, Maler . . . 
^eri^auer, Baumeister 
Fes ei GlijTJi^toph, Maler 
fesel Kaspar, Afaü^l • 



43 
247 

247 
290 
393 



4S» 



F eurer Hanns, Mftler .... S09 

Fidler Krar., Glockengiesser 296 

F i s c h.e r JoK, Hofbaumeister 329 

Fiscker Ludw., Baomeisfn 929 

Flachner Lukas, Maler . . 3€6 

Flammersbach H. Steinm. . 270 

F 1 e i s cb m a n n M., Steinmetz 359 

Fort seh A., Dombaomeister 329 

Franke, Domscholaster ... 32 

Freund, Maler 362 

Friedeberger Eberhard, 

Baumeister 208 

Friedrich -von Wirzburg . 120 

Fries H., Bildschnitzer ... 257 

Fritz von Arnstein, Maler . 247 

Frohling fi., Glasmaler . . 269 
Furenschild Hännsle von 

Regensburg, Maler . 247 

Gabriel von Iphofen, Stein- 
metz 210 

Gall, BUdschnitzer 209 

Gallus, Maler 246 

G ä r t n e r J. F., Dofbaumeister 329 

Gassmann Fr., Glasmaler . 254 

Gelgel Joh., Baumelster . . 329 

Gerbot, Mönch, Schönschr. 17 

Gerhard V. Köln, Baumeister 152 

Gertrud, Königin 128 

Gisshammer, Stuccador . . 393 

Glantschnigg, Maler ... 366 

Glass, Stuccador 393 

Glock, Hanns, Baumeister . 269 

Göbel, Maler 399 

Gottfried, Bischof 90 

Gottfried, Dombaumeister 179 

Gottfriedv. KorbeijErzgiess. 143 

Gottwald, Bildhauer. ... 257 

Gregor von Regensburg, Abt 77 

Greissing, Baumeister . . . 342 

Grobe, Balthasar, Bildhauer 269 

Grosse A rtolf, Dombaumeist. 238 

Grüll Mattk., BUc&aiulr. . . 343 



Seit«. 

GTünlackner J., Maler . . 361 

Grund Peter. Höftnaler ... 367 

Gampelein Kbnrad, Maler 209 
Gundakher Ton Eichsadt 

Bischof 68 

Gnndheri, Mönch, Sehen- 

Schreiber 17 

Günther Joh., Banmeister 329 

Günther Matth., Maler . . . 377 

Gut mann Ad., Bildhauer . 344 



Hag K., Baumeister 278 

Hagelfutter M., Bildhauer 247 

Hagel wart Ulrich, Maler . 228 

Haidner Peter, Baumeister 232 

Halb ig, Bildhauer 216 

H a 1 b i g Christian, histramen- 

tenmacher 399 

Hanns von Frankfürt, Maler 225 
H a n n 6 V. Fzeiburg, Steinmetz 211 
Hanns TOn Fuld, Münzmeister 1 65 
Hanns von Heidingsfeld, Bau- 
melster 164 

H a n nt von Königshofen, Bau- 
meister 210 

H a n n 6 der Kmmmauer, Dom- 
baumelster 205 

Hanns von Kulrabacb, Maler 222 
Hanns von Mingolshelm, Bau- 
meister 232 

Hanns der Steinmetz .... 288 

Hardt M., Stuccador .... 330 

Hartz H., Schnitzer 248 

Hauff Ettdres, Steinmetz . . 210 

Heiliger, Bildhauer .... 392 

Heimburg K., Baumeister . 232 

Heinrich, Bisehof 34 

Heinrich von Ebrach, Abt, 

Baumeister 1511 

Heinrich Stehimetz .... 360 

Heller Christoph, Maler . . 247 

Hell wart Sebastian, Maler . 247 

Hennebergsr 0.^ Mftkr . . 238 



490 

Beite. 
Henneberger Georg, Flach- 

. . maier 269 

Hertzog Hanns, Maler . . . 248 

Hickerich Job., Steinmetz 238 

HiederhenselF., Erzgiesser 300 

floegler W., Maler 366 

Holze 1 Leopold, Stuccador . 379 

Hof mann A., Maler .... 361 

Huber, Maler 377 

Hülffericb Konrad, Maler 248 

Hugo, Bischof 33 

1. 

Jamnitzer Wenzel, Gold- 
schmied 300 

Jckelsheimer, Banmeister 334 
Jhnebach Christ., Bildhauer 248 
Jörg von Guttenberg, Dom- 
baumeister 180 

Johannes von Zell, Abt . . 73 

Johannes V. Ebrach, iapicida 152 

Johann v. Wirzburg, Dichter 1 20 

Jones Inigo, Banmeister . 286 
Jordan von Ebrach, Mönch, 

Judith. Herzogin von Bayerft 65 

Jung Wolfgang, Maler . . . 247 

Junker Zachftrias, Bildhauer 269 

Kaal Adam, Baumeister.. . . 269 

Käpserlein, Maler 356 

Käruer Hanns, Maler. . . . 238 

Kass H., Maler 361 

Kaut M., Baumeister .... 269 

Keilwerth Jos.. Bildhauer 344 

Kern Michael, Bildhauer . . 269 

Keyel Hanns, Maler 244 

Keyel Michael, Steinmetz . . 211 

Klaus, Maler 246 

Kleiner Sal., Kupferstecher 331 

Kobelein Balth., Baumelster 269 

Kobolt Tobias, Maler. ... 269 

Kochen er, Maler 179 

Köhler Daniel, Bildbauer . 344 



S«ite, 

Körner Georg, Bildhauer. 269 

Kol Konz, Dombaumeister . 238 

Kolb Matth., Baumeister . . 929 

Konkel J., Scbönschreiber . 383 

Konrad, Abt 112 

Konrad von Rythemberg, 

Steinmetz 164 

K n r a d v. Wirzburg, Dichter 112 

Kopp J.. Erzgiesser 285 

Kopp Sf^ald, Erzgiesser . . 295 
Kraft Adam, Bildhauer . . . 222 
Kram er J. G., Steinmetz . . 329 
Krebs von Münster, Steinmetz 232 
Kreglinger Wilhelm, Bau- 
meister 232 

Kreuser P., Musiker*. . . . 387 

Kreuser Matth., Musiker . . 387 

Kugler Heinr., Baumeister . 222 

Kuhn Christoph, Steinmetz . 329 

Kuhn Stadt Kraft, Steinmetz 211 

Kunz, Maler 247 

K u n z von Kiilsheim, Steinmetz 238 

Lacher, Baumeister ..... 166 
Lamprecht Hanns, Dombau- 
meister 296 

Langer Job., Dombanmeister 329 
Leben- (Laben-) w o 1 f , Erz- 
giesser . . - 300 ■ 

Lenkhart Nik., Bildhauer . 343 

Lester Georg, Maler .... 247 

Leu polt Hieronymus, Maler 248 

Leybach Fr., Maler .... 367 

Lilgenweiss, Bildhauer. . 225 

Linhart v. Kitzingen, Maler 247 

Linhart Endres, Maler . . . 247 

Liphart Hanns, Maler . . . 247 

Loderer Jakob, Maler . . . 249 

Lorich v. Hadamar, Dichter 229 

Luft Fr., Maler 366 

Lukas Konrad, Schnitzer . . 246 

Lünens chloss, Maler . . . 364 

Lutz Martin, Glockengiesser 296 



421 



Seite. 

Mabuse, Maler 391 

Magno P., Stuccador .... 321 

Majerhofer, Schönschreiber 383 

Mäkarius. Abt 82 

Marianus, Mönch, Schon- 
schreiber ...... 83 

Markhardt G., Steinmetz . 326 
Mein werk von Paderborn, 

Bischof 38 

Marian, Maler 319 

Merz Hanns, Maler . . , . . 247 

Metz Hanns, Bildhauer . . . 247 

Michael, Baumeister .... 165 

Michel-Angelo 282 

Michel von, Gossmannsdorf 247 
Michelmann der Jude, Bau- 
meister 152 

Miller, Erzgiesser 400 

Min dl ein Dietrich, Münzer 165 

Mol er Sigmund, Schnitzer . 244 

Müller Andreas, Baumeister 294 

Müller Hanns, Illuminist . 225 

Müller Jeronymus 258 

Müller Martin, Maler. . . . 269 

Münz er Bop, Münzmeisfer . 165 

Münzer Hanns, Münzmeister 165 

Müssiggang E., Steinmetz 2't8 

Mutter Stadt J., Steinmetz 238 

M y u n e r Lieb., Dombaumeist. 205 

> MT. 

Nagel Ulrich, Steinmetz . . 343 

Nagelen Gg., Glockengiesser 296 

Neidhart Georg, Bildhauer . 269 

Neubauer H., Glockengiesser 294 

279 
329 
329 
85 
167 



Neu berger, Illuminist 
NeumannBalth., Baumeister 
N e u m a n n Fr. M., Baumeister 
Nicola Pisano, Bildhauer . . 
Nikolaus V. Nürnberg, Maler 
Nötzel Martin, Goldschmied 226 
Nolten, Holtaaaler * 467 



O. 

Seite. 

Onghers Oswald, Maler . . 361 

Ottenmaier, Maler .... 247 

Otto von Bamberg, Bischof . 71 

Otto von Nürnberg, Maler. . 167 

r. 

Paulings Michael, Maler . . 248 

Pedrozzi, Stnccidor .... 330 

Perenger, Erzgiesser. . . , 143 
Peter von Aschaflfenburg, 

Steinmetz 210 

Peter, Steinmetz 238 

Petrini, Bamaeister .... 361 

Peyel M., Maler 247 

Pezani Valentin, Baumeister 329 

Pf äff Hanns, Steinmetz . . . 270 

Pfeffel G. A., Kupferstecher 331 

Pfister Balthasar, Maler . . 248 

Pfister Hanns, Maler .... 247 

Pfister Sigmund, Maler . . 247 

Pirot, Tapetenmaler .... 391 

Pistner Hanns, Schnitzer . 248 

Platz P., Dombaumeister . . 320 

Polsterer Paul, Bildhauer . 247 
Preiss H., Bildhauer .... ^310 

Preiss Leonh., Maler .... 269 

Queler Hanns, Steinmetz . 211 

». 

Rademacher H., Maler . . 269 

Rappolt Balth., Bildhauer . 257 

Rappolt Hännslein, Mal^-r . 247 

Rappolt L., Goldschmied . 225 

Reinhard, Abt 128 

Remelc A., Maler 361 

Rentz Wolfg., Bildhauer . . 248 

R'eulbach B., Glockengiesser 296 

Renmann K., Baumeister . 269 

Ren SS, Baumeister 216 

Reuss Augustin, Bildhauer . 257 

Reu SS Wolfgang, Maler . . « 248 



499 

Seite • 

Richard von Hall, Steinmetz 1 52 
Riemenschneider AntoD, 

Baumeister 257 

Riemenschneider J5rg . 257 

Riemenschneider Tylmann 255 

Riess H., Schnitzer 297 

Righi, Baumelster 291 

Riquin, Erzgiesser 144 

Roh in M., Bildhauer .... 279 

Röder, Maler 366 

Rodle in H,, Schnitzer . . . 248 

Röhrlein Goldschmied . . . 363 

Roos, Maler 391 

Roritzer von Regenshurg. 211 

R 8 e n p 1 ü t H., Meistersänger 279 

Roth Fr., Maler 293 

Roth Martin, Erzgiesser. . . 295 

Rüdiger, Glockengiesser . . 296 

Ruel Hanns, Goldschmied. . 209 

Ruel J., Maler 361 

Rnotheim, Miniaturist. . . 17 

Rupp Klaus, Goldschmied . 225 

m 

Salins, Nik., HoYbaumeister 329 

Sandrart, Maler 319 

Scheffer Ambros, Maler . . 269 
Scheffer Endres, Steinmetz 225 
Schiller Leo, Miniaturist . 382 
Schilshaymer von Schlier- 
see, Baumeister . . . 204 
Schleyer, Hofmaler .... 367 

Schmidt H., Maler 367 

Schmidt W., Maler .... 366 

Schmutzer Wilh., Maler . 247 

Schneider Wilh., Maler . . 247 

Schöpf, Stemmetz ' 329 

Schongauer M., Maler . . 256 

Schonhover Seb., Bildhauer 222 

Schrecker, Maler 247 

Schreiber, Bildhauer . . . 257 

S ch ü s s 1 e r , Heinr., Bildhauer 257 

Schwab Hoftealer 367 

Schwarz, Maler 274 



Seite* 

Sebald, Schönschreiber . . . 383 
Sebert Fr., Karthäaser, Or- 

natsticker 365 

S e Q b e r , Dombaumeister . . 329 

S e y t e r Jarsiüa, Mosaikmaleriii 39 1 
S i g f r i e d Vitulus von Ebrach, 

Mönch, Schönschreiber 162 
Sighart, Mönch von Fuld, 

Brückenbaumeister • 97 

Simon, Maler 211 

Sintram Johann, Mönch, Mi- 
niaturist . 165 

Spada, Maler 391 

Speth, Phil., Hofbaumeister 329 

Spörer, Baumeister 329 

Stang Hanns, Glasmaler . . 258 
Stau bie r Kilian, Mönch, Stue- 

cador 377 

Steckel Gg., Schnitzer ... 248 

Stegner, Parlir 216 

Steinberger B., Steinmetz 270 
Steinmetz Hanns von Lands- 

hut, Baumeister ... 59 

Stephanus, Domscholaster . 31 

Steyn, Maler 217 

St Ol Konrad, Baumeister . . 249 

Stoss, Veit, Bildhauer ... 222 

S trau SS, Mich., Steinmetz . 211 

Strohmaier L., Steinmetz . 210 

Stuber, Maler 363 

Stummer J., Maler 269 

Stürmlein H., Steinmetz . 23S 

Sturm Wilhelm, Maler ... 248 

T. 

Tatz Johann, Baumeister . . 329 

T Kai heimer, Maler .... 367 

Thalhofer, Maler 366 

T h e i n , Barbara. Naturmalerin 387 

Thelot, Goldschmied .... 327 

Theodorich v Prag, Maler 167 

T h i e m o von Altach, Erzbisch. 38 

Thomas von Mntina, Maler. 167 

Tiepelo, Maler 390 



428 



Seite. 

Tintoretto, Maler ..... 391 

TisO) Mönch, Schönscbreiber 17 

Treu J.) Maler 367 

Trull Hanns, Glasmaler . . 246 

IT* . 
Ulrich der Staffelsteiner von 

Passau, Steinmetz . . 211 
Ulrich von Trochtelflngen , 

Steinmetz 211 

Ungleich Tobias, Bildhauer 342 

Urlaub G. Anton, Maler . . 366 

Urlaub Gg. Christian, Maler 366 

Urlaub Job. Andreas, Maler 366 

Urlaub Sebastian, Maler . . 360 

V. 

Vekher S., BUdhauer .... 392 
Yentzlein Fr., Münzmeister 165 
y e s t h e r Hanns, Goldschmied 1 64 
Yilars de Honecurt, Bau- 
meister 176 

Villinger, Steinmetz ... 291 

' Vis eher Uerrm., Rothgiesser 889 

Vis eher Peter, Erzgiesser . 299 

Vi seh er Sebast., Erzgiesser . 299 

VitruY, Baumeister 170 

Vogler, Abt, Musiker . . . 484 

Volk, Hofmaler . , 367 

Voytlein Hanns, Maler. . . 216 

Wagenkne cht H., Steinmetz 247 
Wagenknecht Lor., Stein- 
metz 247 

Wagner Peter, Hofbildhauer 344 

* Wagner Simon, Bildhauer . 377 

Wahl, Schnitzer 391 

Waismuth von Magdeburg, 

Erzgiesser 144 

W a 1 1 h e r . Pfarrer , Schön- 
schreiber 147 



Seite. 

W al t h e r von der Vogelweide 117 

Weickener Bernhard, Maler 247 

Weidenbusch J., Glasmaler 242 

Weinhart, Baumeister . . . 269 

W e r n e r V. Fördelingen, Maler 167 

W e r n h e r , M6nch, Miniaturist 1 7 

Wetz (Weltz?), Steinmetz . . 180 

Weygant Hanns, Maler . . 247 

W e 7 r e r Stephan, Baumeister 232 
W e y s s Michael, Schnitzer und 

Maler 244 

Weyssel Hanns, Maler . . . 248 

Widemann, Bildhauer . . . 400 

Widmann Michael, Maler . 248 

Wiesch Rot, Maler 167 

Wiesen, Schönschreiber . . 399 

Wilhelm von Htrschau, Abt 71 

Wilhelm, Mönch, Bildhauer 85 

Willegisus, Erzbischof . . 38 

Winterstein G., Bildhauer 344 

Witz, Bildschnitzer 384 

Wolbrab Johann, Erzgiesser 301 

Wolf Konrad, Münzmeister . 165 

Wolfram, Dombaumeister . 279 

Wohlgemuth, Maler . . . 363 

Wunderlich Jörg, Maler . 238 

Wurms er Nikolaus, Maler . 167 

Wurzelbauer B., Erzgiesser 300 

Wurzelbauer H., Erzgiesser 105 

Wylandt M., Glasmaler . . 244 

Zang Wolf, Schnitzer .... 248 

ZehentnerH., Dombaumeist. 205 

Zehner Kraft, Baumeister . 205 

Zestner Hanns, Maler . . . 247 

Ziegler Wilh., Maler .... 248 

Zimmer, Baumeister .... 292 

Zink Johann, Maler 390 

Zink Kuntz, Steinmetz ... 210 

Zyrbel Hanns, Glasmaler . . 248 



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