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Full text of "Kunstgewerbe, ein Bericht über Entwicklung und Tätigkeit der Handwerker- u. Kunstgewerbeschulen in Preussen"

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J. 


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KUNSTGEW'/ERBE 


KUNSTGEWERBE 

EIN   BERICHT  ÜBER   ENTWICKLUNG   UND  TÄTIGKEIT  DER 

HANDWERKER-  U.  KUNSTGEWERBESCHULEN 
IN  PREUSSEN 


HERAUSGEGEBEN 

VOM 

BUND  DER  KÜNSTGE¥ERBESCHULMÄNNER 


VERLAG    ERNST   ¥ÄSMUTH    A.-G.    BERLIN 


Die  Becirbeitung  des  Buches  erfolgte  durch  einen  Ausschuß 
bestehend  aus 


Rudolf  Bosselt 

Magdeburg 

Hugo  Busch 

Dortmund 

Hermann  Muthesius 

Berlin-Nikoldssee 


Den  Text  druckte  Otto  v.  Holten,  Berlin,  den  Bildteil  und  die  Farbentafeln  A.  Wohlfeld,  Magdeburg. 
Alle  Rechte  vorbehalten.     —     Copyright    bei   Ernst  Wasmulh  A.-C,    Berlin    ,911. 


V  O  R  ¥  O 


Bei  Gelegenheit  seiner  Pfingsttagung  1911  in  Hildesheim  fapte  der  Bund  der 
Kunstgewerbesduilmänner  den  Besdilup,  durdi  die  Herausgabe  eines  Budies 
der  breiteren  öffentlidikeit  einen  Begriff  von  der  Arbeit  der  kunstgewerblidien 
Fddnsdiulen  zu  geben. 

Diese  Sdiulen  stehen  an  einem  widitigen  Punkt  ihrer  Entwid<elung.  Die  Aufgaben, 
die  ihnen  heute  zufallen,  haben  durdi  die  inzwisdien  eingetretenen  wirtsdiaftlidien 
Veränderungen  gesteigerte  Bedeutung  erhalten. 

Um  zu  zeigen,  wie  die  Sdiulen  für  diese  Aufgaben  gerüstet  sind,  sdiien  es  der 
einfadiste  Weg,  eine  gröpere  Auswahl  ihrer  Arbeiten  zusammenzustellen. 
Ein  Arbeitsaussdiup,  bestehend  aus  dem  Geheimrat  Dr.-Ing.  Hermann  Muthesius, 
Bedin,  dem  Direktor,  der  Magdeburger  Kunstgewerbeschüle,  Professor  Rudolf 
Bosselt  und  dem  Unterzeichneten  besorgte  die  Siditung  der  Auswahlsendungen 
und  die  Vorbereitungen  zur  Diud<legung  des  Budies.  Zu  Mitteilungen  über  be- 
sondere Fragen  aus  dem  Arbeitsgebiet  der  Sdiule  wurden  für  die  dem  Abbildungs- 
teil voraufgehenden  Aufsätze  einige  weitere  Mitarbeiter  gewonnen. 
Bei  den  Abbildungen  handelt  es  sidi  um  Gegenstände,  die  in  den  Sdiulwerk- 
stätten  von  Sduilern  hergestellt  wurden. 

Die  Wiedergabe  ein-  und  mehrfarbiger  Entwürfe  unterblieb,  soweit  sie  nidit  in 
einigen  Beispielen  die  Raumkunst  und  dekorative  Malerei  vertreten  sollte.  Eben- 
sowenig enthält  das  Budi  zeichnerisdie  und  ornamentale  Studien,  konstruktive 
Zeidinungen  und  Ardiitekturskizzen. 

Die  ausgeführte  Werkarbeit  ist  der  eigentlidie  Gegenstand  der  Darstellungen. 
Es  konnten  also  unmöglidi  alle  Studien-  und  Zeichenklassen,  alle  Lehr-  und  Er- 
gänzungsfächer der  Schulen  Beachtung  pnden. 

Diese  im  Plan  des  Buches  liegende  Einsdiränkung  brachte  es  mit  sich,  dap  vor- 
nehmlidn  jene  Schulen  in  Ersdneinung  treten,  deren  Werkstättenausstattung  der 
praktisd.en  Betätigung  am  besten  entspricht.  Der  Umstand,  dap  einige  Sdiulen 
nodi  im  Begriffe  stehen,  Werkstätten  einzurichten,  neue  anzugliedern  oder  ein- 
schneidende Umstellungen  ihrer  Einrichtungen  vorzunehmen,  weiter  audi  die 
Sdiwierigkeit,  die  Kosten  für  die  Herstellung  der  Druckstöcke  aufzubringen,  erklären 

V 


den  verschiedenen  Umfang  der  Beteiligung  der  einzelnen  Sdiulen.  Jedodi  hat 
nidit  etwa  die  Äbsidit  einer  Rangwertung  die  Auswahl  bestimmt;  dafür  war  allein 
das  Bestreben  mapgebend,  das  Vielgestaltige  der  Formen-  und  die  Mannigfaltig- 
keit der  Arbeitsgebiete  zu  zeigen. 

Das  Budi  hätte  in  diesem  Umfange,  in  dieser  Ausstattung  und  \-ornehmlidi  für 
diesen  mäpigen  Preis  nidit  hergestellt  werden  können,  wenn  es  nidnt  mandiedci 
Förderung  erfahren  hätte. 

Das  preußische  Ministerium  für  Handel  und  Gewerbe  leistete  zu  den  Kosten  der 
Druddegung  einen  Zuschup.  Von  seifen  der  Stadtverwaltungen  wurden  den  Schul- 
leitungen vielfach  besondere  Mittel  für  die  Beteiligung  an  dieser  gemeinsamen 
Arbeit  bewilligt;  dieFirmenGüntherWagner.Hannover-'Wien,  Heintze  undBlankertz. 
Bedin  und  k.W.  Faber,  Stein  b.  Nürnberg  halfen  durch  ansehnliche  Zuwendungen 
die  Mittel  bereitstellen,  ohne  die  heute  an  die  Drucklegung  eines  mit  vielen  Ab- 
bildungen ausgestatteten  Werkes  gar  nidit  gedadit  werden  kann. 
Audi  für  die  Herstellung  einer  größeren  Anzahl  der  Drud<stöd<e  konnten  durdi 
das  Entgegenkommen  der  Firmen  C.  L.  Krüger,  G.  m.  b.  H.,  Dortmund,  Conrad 
Sdiönhdls-Breslau  1  u.  a.  m.  Vereinbarungen  getroffen  werden,  die  die  Druck- 
legung edeichterten;  zu  den  Veröffentlichungen  der  Kieler  Sdiule  leisteten  das 
Kaufhaus  tom  Kyle  und  die  Möbelversorgung  Sdileswig- Holstein  in  Kiel  Zu- 
schüsse. 

Eine  besondere  Pflicht  des  Dankes  besteht  dem  Vedage  Ernst  Wasmuth,  A.-G 
Bedin  gegenüber,  der  keine  Mühen  und  Kosten  sdieute,  um  das  Buch  so  auszu- 
statten, wie  Inhalt  und  Bestimmung  es  ei-wünsdit  sein  ließen. 

Der  Bund  der  Kunstgewerbeschulmänner 
Prof.  Hugo  Busch,  I.Vorsitzender. 


VI 


INHALTSVERZEICHNIS 

Seile 

Vorwort V 

Verzeichnis   der  Abbildungen IX 

Die   Kunstgewerbe-    und    Hcjndwerkersdiule.     Von    Geli.   Dr.-Ing.   Hermann    Miithesius, 

Berlin-Nikoldssee i 

Die   Orgcinisdtion   des   Hondwerks.     Von   Dr.    Meusdi,    Hannover,    Generalsekretär   des 

Deufsdnen   Handwerks-  und   Gewerbekammertages 1 1 

Handwerk  und  Kunst,     tin  Beitrag  zu   ihrer  Beziehung  zur  Kunstgewerbesdiule  und  zur 

Klarung  der  Begriffe.     Von   Direktor  Prof.  Rudolf  Bosselt,  Magdeburg      ...  ig 

Das  graphisdie  Aufgabenfeld  der  Kunstgewerbesdiule.  Von  Prof.  F.  H.  Ehmcke,  München  16 

Das  Schauen  mit  der  Seele.    Von  Direktor  Prof.  Friedr.  Hüllwed<,  Warmbrunn  i.  Schles.  ^-^ 

Kunst   im   Handwerk.     Von   Prof.   Gschwend,   Hannover -58 

Die  Wiedererwedcung  der  Schriftkunst.    Von   Frl.  Anna  Simons,  München      •      ■      ■      ■  44 

Werkstatt  und  Schule.    Von   Prof.   Hugo  Busch,   Dortmund fo 

Ostwaldscher  Diktaturtraum.    Von   Prof.  Dr.   Hans  Hildebrandt,  Stuttgart    •      •      •      •  ^f 

Erneuerung  oder  Experiment.  Von  Direktor  Prof.  p.  Thiersch,  Halle  ■  ■  ■  •  •  f^ 
Die    zukünftigen  Aufgaben    der  Handwerker-    und   Kunstgewerbescliulen.     Von   Direktor 

Prof   A.    Huber,   Dortmund 6^ 


Die  in  den  Textteil   eingefügten   Aussprüche  sind  durch  Strichätzungen  wiedergegebene 

Original  -Handschriften 

und  zwar  schrieben  die  Merksprüche  Werner  Brand,  Ruth  Flörsheim  von  der  Handwerker- 
und  Kunstgewerbeschule  in  Dortmund ;  Alfred  Adolf,  Herbert  Häusel,  Remlein  von  der 
Handwerker-  und  Kunstgewerbeschule  in  Breslau  und  Kad  Widmer  von  der  Handwerker- 
und Kunstgewerbeschule  in  Hannover.  —  Entwurf  und  Zeichnung  des  Einbandes  stammen 
von  Werner  Brand,  Abteilung  für  Kunstschrift  der  Handwerker-  und  Kunslgewerbeschule  in 
Dortmund  (Prof.  Fritz  Volle);  in  derselben  Fachklasse  wurden  auch  die  Initialen  des 
Tcxtteiles  gezeichnet. 

Vli 


VERZEICHNIS    DER   ABBILDUNGEN 


Akzidenzsdtz     166, 

167. 

168 

Altarleuchter 

7i 

Ampel,  Unteransicht 

einer 

8z 

Anhänger  100,  lOf, 

.06, 

107 

Anrichte 

10 

Ausziehtisch 

14 

Bdikongitter  für  ein 

Kran 

ken- 

haus,  Mittelstück 

84 

8f 

Bänder 

'97 

Batik 

195 

Batikschal 

80 

Batikstotf 

10^' 

Blumenkasten 

69 

Blumenkübel 

f9 

Blumentopf 

46 

Bronzegupgefä^ 

78 

Bronzeplaketten 

f? 

Bronzeplastik 

^f 

Bronzepldtte 

60 

Brosche 

106 

Bucheinband 

ISO,   IS7' 

140. 

'4f 

Buchseite,  geschiieb 

ene 

1-51 

Buchtitel 

■38 

Damastdecke.  Entwurf  einer 

188 
Damenweste,  gestickte  198 
Deckel   einer   Familienchronik 

44 
Deckeldose  68 

Deckelkrug  6-^ 

Dosen 

16,63,  «^6,67,  78,  79,  8i 
Drückarbeiten  77 


Ehrengabe  derStadtAltona  4^ 

Ehrenurkunde  1 46 

Einlegearbeit  1  1 

Eisenkassetle  87 

Emailbild  14.  ij 

Etikett  1^6 

Exlibris  1 S9 

Fabrikmarken  1 49 

Feinsatzarbeiten 

I  61,  I  63,  I  64,  I  6f .  I  70 
Feuerbock,  schmiedeeiserner 

91 

Flächenmuster  (farbig)  7 

m8,   li, 

Flügeldecke    auf    Crepe    de 

Chine  189 

Fresko  1  7  7 

Fries  eines  Jagdzimmers  1  79 
Fruchtschale  76 

Füllung  46,  fi,  ^6,  63,  74 
Füllung    für   eine    geschnitzte 

Truhe  48 

Füllung  für  einen  jagdschrank 

47 

Füllungsgitter  83.  89 

Füllungsrosetten  fo 

Ganzpergamentbände  1  4  1 
Gartenplastik  ■54»   i7 

Gebrauchsgegenstände  7 1 
Gedenktafel  ausEichenholz  44 
Geschäftsanzeige  (farbig)  i^-^ 
Geschäftskarte  1-58,  i  f6.  1 5^9 
Geschirrschrank  6,  16 

Gesellschaftskleider  2.00 


Getriebene  Gefäjie  68 

Gitter  74,  94,  96 

Glasfenster  zo,  z  1 

Grabfigur  49 

Grabkreuz  93 

Grabmal  fz 

Gravierung,  Abdrücke  aus  \er- 


Halsketten 

Handelszeichen 

Handschuhkasten 

Haube,  gestickte 

Hauszeichen 

Henkelvasen 

Herrenzimmer 

Hochzeitskrug 

Holzkästchen,  bemalte 

Holzmasken,  geschnitzte 

Holzplastiken 

H^  '>'!'  ^ö.  f7' 
Holzschnitt       1  Z9,  I  36, 
Holzschranke 
Holztruhe 
Hubertusschwert 


Illustration  1  zö 

initialen               S5'  '  i'-  ^of 

.,         (f^arbig)  1Z7 

Innenraum  (farbig)  ^ 

Kaffee-    und    Teeservice,    ge- 
triebenes, kupfernes         8'5 
Kaffeewärmer  1 96 

Kaminbock,   schmiedeeiserner 
90 

IX 


Kamintür 

97 

Modellkleider            201. 

203 

Kaminvorsetzer 

88 

Modellmantel 

202 

Kanne 

^7 

Modeschachteln 

,87 

Keramik    39,  40,  41,  4z, 

61 

Kcrzenleuchter 

75 

Oberlicht  einer  Tür 

50 

Kinderkäppchen,   besticktes 

Oberlichtgitter 

99 

198 

Ofenkachel 

208 

Kirchenglasfenster          i  q. 

20 

Kircheninneres 

180 

Packungen                138, 

Kirchenleuchter,  schmiede 

'7' 

Packung  für  Briefpapier 

If2- 

eiserner 

9f 

Packungen  fürNahrungsmittel 

Kissen                        187, 
Klebearbeiten  (farbig) 

197 
'4^ 

i^f,   '60, 
Papierscheren            109, 

161 
I  10 

Klöppelspitzen 

200 

Plakat                         122, 

,69 

Knöpfe 

107 

.,       (f<3rbig) 

"il 

Komposition               18-5, 

18^ 

Plastik 

207 

Kriegergrabstätte 

19 

Porzellanteller,  bemalter 

70 

Preisplakette 

49 

Lebkuchen.  Entwürfe  für 

'71 

Psalm 
Puttoleuchter 

Ledereinbond 

142 

204 

66 

Lederkästchen 

130 

Lehrbriefe 

m 

Leuchter 

Leuchter    für   eine   Friedl 

72- 

lofs- 

Radierung                  i  1  ■5, 

Raumstimmung  (farbig) 

Ringe 

Ring,  silberner 

'37 
'75 

kapelle, schmiedeeiserner  9^ 
Leuchter,  schmiedeeiserner 

107 
1  1  1 

9^.  93 

'  9f 

Lithographie 

Schal,  bedruckter 

80 

1  17,   124,   12^, 

126 

Schalen 

26,  f  I,  60,  70,  72,  7< 

1-  79 

Madonna 

16 

Schale,  gehämmerte 

83 

Mal,  Das  in  der  Heide 

58 

Scherenschnitt           112, 

1  3^ 

Malerei,  dekorative 

'74 

Schmuckkassette 

76 

Marionetten 

190 

Schmuckkästchen 

78 

Massengrabmal 

58 

Schmuckschränkchen 

IG 

Meisterbrief  (farbig) 

I  19 

Schrank,  bemalter 

190 

Messingschüssel 

73 

Schreibschrank 

6 

Messingteller 

73 

Seidenkissen 

,96 

Messingtreibarbeiten      z8 

.,  80 

Seidenstickerei 

,87 

Miniatur 

191 

Sessel  eines  Empfangszin 

imers 

Möbel,  verschiedene 

0 

'5 

Silberschniuck 
Spiegelrahmen 
Spielzeugpguren,      bemal 

Holz- 
Spruch 

Stehlampe  1  f 

Stempeldruck  (farbig)   17, 
Stojf,  bedruckter 
Stoffmuster  (farbig)     i  7, 
Strajäenkleid 
Stuckwandfüllung 


Tafelmesser  1 08 

Tapetenentwurf  23 

Tapetenmuster  (farbig)  147 
Tasche,  handgewebte  199 
Taufschale  6 1 

Teeservice  62 

Teewärmer  80.  187 

Teller 

66,67,  7f,  79,82,94,  lof 
Teppiche,  handgewebte  1  92 
Terrakotta  4  3 

Terrine  6 1 

Tierplastik  60 

Tischleuchter  7f 

Töpfe,  glasierte  67 

Torband, schmiedeeisernes  92 
Totentanz  '  '4 

Truhe  48,  66 

Tülldecke  199 

Türband,  schmiedeeisernes  90 
Türklopfer,     schmiedeeiserner 
9' 
Türknopf,  eiserner  86 

Türring  74 

Übungsstück  98 

Uhr  38,  45 

Vase         ■  68 


Verdampfscliale 

81 

Wandteppiche,  gewebte 

Wohnzimmerecke 

'4 

Deckel  der 

8i 

184,   191,   194 

Vorsatz  muster  (farbig) 

'1^ 

Warenpackungen               1  6  1 

Zierschränke             ^ 

.  1^.  if 

Weihwasserbecken               69 

Zierteller 

76 

Wdndbenidlung 

.78 

Weingläser  mit  Gravierung 

Zigarrenpackung       i 

51.  ")9 

Wandbemalung  (farbig) 

.81 

64,  6^ 

Zigarettenpackung 

'f ' 

Wandmalerei,  figürliche 

■8f 

Wohnraum  (farbig)              3  1 

Zuckerbüchse 

69 

Wandmuster                iz, 

199 

Wohnzimmer                       145 

Die  photographischen  Aufnahmen  sind  ebenso  wie  die  Klischees 
(Strich-  und  Netzätzungen)  vielfach  in  den  photo-mechanischen  Werk- 
stätten der  Schulen  hergestellt  worden.  Vornehmlich  sind  die  Hand- 
werker- und  Kunstgewerbeschuien  in  Barmen,"  Breslau,  die  auch  eine 
der  Farbätzungen  anfertigte,  und  Dortmund  dabei  beteiligt.  Die  Kunst- 
gewerbe- und  Handwerkerschule  in  Magdeburg  hat  alle  ihre  Druck- 
stöcke  einschließlich   der   Farbätzungen    in   eigener  Werkstatt   hergestellt. 


X[ 


^         /V)ano 


xw 


Die  Kunstgewerbe-  und  Hdndwerkersduile 

Von   H  e  r  m  ci  n  n  M  u  t  h  e  s  i  u  s 

ic  Kunstgewerbe-  und  Handwerkerschulen  befassen  sidi  mit  der 
Erziehung  des  kunstgewerblidien  Entwerfers  und  Zeidiners,  des 
Handwerkers  und  aller  Berufe,  die  mit  dem  Kunstgewerbe  ver- 
bunden sind.  Der  Name  {Kunstgewerbe-  und  Handwerkersdiule; 
ist  im  wesentlidien  auf  preupische  Schulen  beschränkt,  bei  deren 
Einriditung  das  Bestreben  vodag,  die  kunstgewerblid:en  Unterrichtsfadier  in  engem 
Zusammenhange  mit  den  handwerklichen  zu  halten  und  so  dem  Kunstgewerbe 
die  handwerklidie  Grundlage  zu  sichern.  In  Süddeutschland  und  österreidi  hat 
die  Entwicklung  einen  etwas  anderen  ^eg  genommen,  hier  wurde  von  vorn- 
herein eine  deutlidie  Scheidung  zwischen  sogenannten  Fadischülen  und  Kunst- 
gewerbesdiulen  eingehalten,  dergestalt,  dap  die  Fachschulen  den  handwerklichen 
Unterridit,  die  Kunstgewerbesdiulen  den  kiinstlerisdien  Teil  der  Erziehung  p^egten, 
wobei  bei  Aufnahme  in  die  Kunstgewerbeschule  meistens  der  Besudi  einer  Fach- 
sduile  vorausgesetzt  wurde.  So  kommt  es,  dap  es  in  Preupen  eine  grope  Anzahl 
gleichartiger  Schulen  als  {Handwerker-  und  Kunstgewerbesdiulen;  gibt,  während 
in  Österreich  und  Süddeutschland  wenige  Kunstgewerbeschulen,  dagegen  eine 
gröpere  Anzahl  Fachschulen  vorhanden  sind.  Welcher  Lösung  man  den  Vorzug 
zu  geben  hat,  ist  von  vornherein  nicht  zu  sagen.  Tatsadie  ist,  dap  die  Kunst- 
gewerbe- und  Handwerkerschulen  Preupens  in  der  Vielgestaltigkeit  ihrer  Klassen 
sich  allmählich  einer  Spezialisierung  auf  bevorzugte  Klassen  zuwenden,  indem 
an  einzelnen  Schulen  Abteilungen  hervortreten,  die  durch  örtlidie  Verhältnisse 
begünstigt  sind,  und  die  allmählidi  an  Bedeutung  die  anderen  Klassen  überkugeln, 
übrigens  hat  es  auch  in  Preupen  von  Anfang  an  eine  Reihe  kunstgewerblicher, 
den  süddeutschen  Fachschulen  entsprediender  Sonderschulen  gegeben,  wie  z.  B. 
die  keramischen  Sdiulen,  die  Holzschnitzsdiulen,  die  Tischlerschulen. 
Die  Entstehung  der  Kunstgewerbe-  und  Handwerkersdiulen  hängt  eng  mit  der 
Entwicklung  des  Handwerks  zusammen,  wie  sie  sich  seit  der  Mitte  des  i  8.  Jahr- 
hunderts gestaltet  hat.  Von  dieser  Zeit  an  bildet  sich  in  der  gewerblichen 
Gütererzeugung  langsam  das  aus,  was  wir  heute  den  Gropbetrieb  nennen.  Das 
kleine  Handwerk  weicht  schrittweise  zurück  vor  der  Fabrik.  Gleichzeitig  macht 
sich  die  durch  die  Kunstwissenschaft  begünstigte  Absonderung  des  Künstlers 
geltend.     Im   Empire   tritt  zum  ersten  Male   der  entwerfende  Architekt  in  aus- 


gesprochener  ^eise  \or  das  Handwerk.  Beide  Umstände  bedeuten  jür  dieses 
eine  Art  von  Blutentziehung,  die  sidi  in  jener  öbergangszeit  in  den  Bestrebungen 
äupert,  dem  künstlerisd:  immer  unselbständiger  werdenden  Handwerker  durdi  neue 
Erziehungsmittel  nachzuhelfen.  Die  geschmacklidie  Fähigkeit  des  Handwerkers 
zu  fördern,  war  jetzt  das  Ziel,  und  zu  seiner  Erreidiung  wurde  der  Zeichen- 
unterricht für  das  geeignete  Mittel  gehalten.  Von  den  heutigen  Bestrebungen,  auch 
die  praktischen  und  tednnischen  Fähigkeiten  zu  berücksichtigen,  war  damals  nidit 
die  Rede.  Der  erste  handwerkliche  Unterricht  war  demnadi  ausschlieplich  Zeidien- 
unterricht.  Entsprediend  der  Zeitauffassung  wurden  vorwiegend  Säulenanordnungen 
und  antike  Ornamente  gezeichnet.  Der  Unterricht  fand  fast  ausschlieplidi  als 
Abend-  und  Sonntagsunterridit  statt.  In  solcher  Weise  verlief  das  handwerkliche 
Erziehungsprogramm  bis  in  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts. 
Ein  \<^endepunkt  in  der  Beurteilung  des  zeitlichen  Handwerks  war  die  erste 
grope  Weltausstellung  in  London  vom  Jahre  iS^i;  sie  bezeichnet  die  Geburt 
der  neueren  kunstgewerblichen  Erziehung.  Bekanntlich  war  es  der  deutsdie 
Architekt  Gottfried  Sem  per,  der,  nachdem  er  die  Niededage  des  Handwerks 
und  der  Industrie  auf  der  ersten  Weltausstellung  festgestellt  hatte,  weitausgreifende 
Pläne  für  die  künftige  Gestaltung  des  kunstgewerblichen  Erziehungswesens  ent- 
wickelte. Es  entstanden  bald  darauf  jene  neuen  Gründungen  der  Kunstgewerbe- 
museen, Kunstgewerbeschulen  und  Kunstgewerbevereine,  die  für  die  zweite  Hälfte 
des  1 9.  Jahrhunderts  bezeidinend  sind.  Ihre  Aufgabe  war,  das  als  innerlich  verarmt 
und  künstlerisch  heruntergekommen  erkannte  Gewerbe  mit  neuem  Leben  zu  er- 
füllen, um  die  in  früheren  Jahrhunderten  vorhanden  gewesene  Blüte  des  Handwerks 
von  neuem  heraufzuführen.  Als  Erziehungsmittel  wurde  das  Studium  der  alten 
Handwerkskunst  betraditet.  Die  Kunstgewerbemuseen  sammelten  eifrig  alle  Be- 
stände früherer  kunsthandwerklicher  Tätigkeit,  die  Kunstgewerbesdiulen  arbeiteten 
nach  diesen  Vorbildern,  die  Kunstgewerbevereine  bildeten  den  Sammelpunkt  aller 
gewerblidien  Erzeuger,  suchten  aber  audi  die  Verbraucher  für  das  Kunstgewerbe 
zu  gewinnen.  In  London  wurde  zunächst  das  Department  of  Practical  Art  gegründet, 
aus  dem  das  grope  South-Kensington-Museum  und  die  ihm  angeschlossene  Kunst- 
gewerbeschule hervorgingen.  In  Deutschland  entstanden  ähnliche  Museen  und 
Schulen  in  München,  Nürnberg,  Kadsruhe,  Dresden,  Leipzig  und  Bedin,  nachdem 
schon  vorher  Wien  auf  dem  Festlande  führend  vorangegangen  war. 
Durch  die  eifrige  Tätigkeit  dieser  Anstalten,  die  das  letzte  Drittel  des  1 9.  Jahr- 
hunderts ausfüllt,  ist  in  der  Tat  erreicht  worden,  dap  alle  zum  Teil  vedoren  ge- 
z 


gdngenen  dlten  Arbeitsweisen  zurückerlangt  und  unserer  Zeit  wieder  zugeführt 
wurden.  Die  alte  Sdimiedekunst,  die  Gold-  und  Silberbearbeitung,  die  Glas- 
malerei, die  Holzsdinitzerei,  das  Metalltreiben  und  Ziselieren,  jede  Art  von  Kunst- 
tedinik,  wie  sie  in  den  vergangenen  Jahrhunderten  in  so  \  orzüglidier  Weise  geübt 
wurden,  erstanden  von  neuem.  Dabei  war  es  damals  \  ollständig  selbstverständlidi, 
dap  audi  die  alten  Stilformen  angewendet  wurden;  ihre  möglidist  getreue  Nadi- 
bildung  war  geradezu  das  Ziel  jener  Erziehungseinriditungen.  Für  den  Gedanken, 
dap  es  widersinnig  sei,  einer  neuen  Zeit  mit  den  Ausdrudvsformen  einer  ver- 
gangenen Kultur  aufhelfen  zu  wollen,  war  damals  nodi  kein  Boden.  Dap  die  Ver- 
folgung jenes  Zieles  auf  einen  Abweg  führen  müsse,  wurde  erst  offenbar,  als  in 
rasdier  Folge  ein  Stil  nadi  dem  anderen  ausgebeutet  und  sein  Formenvorrat  rein 
auperlidi  abgehaspelt  wurde.  Dieser  Zustand  mupte  sdilieplidi  in  äuperster  Un- 
befriedigtheit  enden;  man  erkannte,  dap  statt  der  lebendigen  Kunst  der  alten  Zeit 
nidits  anderes  als  eine  tote  Stilnadiahmung  erreidit  war. 

Nun  ist  es  riditig,  dap  ein  rüd\laulender  Gang  der  Stilentwid<lung  sdion  mit  der 
Renaissance  eingesetzt  hatte,  in  der  es  als  hödistes  Ziel  angesehen  wurde,  die  Art 
der  antiken  Kunstwerke  zu  erreidien.  Der  Untersdiied  war  nur  der,  dap  das  damalige 
Gewerbe  nodi  so  stark  von  innerer  Kraft  erfüllt  war,  dap  diese  äuperlidie  Ziel- 
setzung ihm  nidit  viel  sdiadete.  Sie  wurde  aber  verhängnisvoll  im  i9.Jahrhundert, 
wo  die  Blutleere  des  Gewerbes  den  Aufpfropfungsprozep  nidit  mehr  vertrug.  Die 
Stiljagd,  die  sidi  in  der  zweiten  Hälfte  des  1 9.  Jahrhunderts  abspielte,  führte  zum 
künstlerisdien  Bankerott.  Der  Name  j Kunstgewerbe;,  der  in  den  sediziger  |ahien 
zuerst  auftaudite,  ist  bezeidinend  für  die  neue  Lage.  In  früheren  Zeiten  wurde  das, 
was  wir  heute  Kunst  nennen,  nämlidi  die  gute  Form  und  Haltung  im  Gewerbe,  als 
etwas  so  Selbstverständlidies  empfunden,  dap  gar  nidit  davon  gesprodien  wurde. 
Im  19.  Jahrhundert  bildete  sidi  der  eigentümlidie  Zustand  heraus,  dap  die  Kunst 
im  Handwerk  als  etwas  Besonderes  galt.  Es  gab  jetzt  ein  jGewerbe  mit  Kunst; 
neben  einem  soldien  johne  Kunst;. 

Der  kunstgewerblidie  Unterridit  jener  Jahrzehnte  ist  das  treue  Spiegelbild  der  Ver- 
hältnisse im  Gewerbe.  Die  Kunstgewerbesdiulen  lehrten  die  versdiiedenen  ge- 
sdiiditlichen  Stile,  das  Ornament  war  der  wesentlidie  Unterriditsgegenstand.  Die 
Arbeit  spielte  sidi  auf  dem  Papier  ab.  Draupen  wiederum  arbeiteten  der  Hand- 
werker und  die  Industrie  nadi  den  Entwürfen  eines  besonderen  Zeidmerstandes, 
dessen  Ausbildungsstätte  die  Kunstgewerbesdiule  war. 

Im  letzten  Jahrzehnt  des   1 9.  Jahrhunderts  trat  plötzlidi  ein  Umsdiwung  ein.    Es 

3 


w'cir  offenbar,  ddp  es  auf  diesem  \v'ege  nidit  weitergehen  könne.  Man  begriff 
jetzt  endlidi,  dajs  es  untnöglidi  sei,  einer  modernen  Werktätigkeit  mit  der  äuper- 
lidien  Nadiahmung  alter  Formen  auf  die  Beine  zu  helfen,  man  erkannte,  dap  der 
heutigen  Zeit  neue  Äusdrud<sweisen  gebührten.  Dabei  übersah  man  aber,  dap 
neue  Formen  vorläufig  gar  nidit  vorhanden  waren.  Konnten  sie  son  heute  auf 
morgen  erfunden  werden?  Der  Versudi  wurde  gemadit,  wir  traten  ein  in  die 
Periode  jener  undisziplinierten  Phantastik,  Jugendstil  genannt,  die  sdilimmer  w^ar 
als  irgendeine  der  eben  verlassenen  Stilwiederholungen,  in  denen  dodi  immerhin 
nodi  ein  Rest  der  alten  Sidierheit  künstlerisdi  gefestigter  Zeiten  nadiklang.  Hier 
aber  war  völlige  Unkultur.  Diese  Kunst  als  Rettungsmittel  vorzubringen,  war  aus- 
siditslos.  Die  Hilfe  erfolgte  \on  einer  Anzahl  bahnbrechender  Künstler,  die  sidi, 
meistens  aus  der  Malerei  und  Plastik  kommend,  dem  Kunstgewerbe  zuwandten. 
Statt  einer  Zeitform  entstanden  auch  durch  sie  zunächst  nur  individuelle  Formen 
von  Künstlerpersönlichkeiten.  Aber  das  Jahrzehnt  von  1895  bis  1905  ist  die 
Zeit  des  durch  sie  gekennzeichneten  heftigen  Strebens  und  Ringens  um  eine 
moderne  Zeitkunst.  Langsam  bildeten  sich  übereinstimmende  Züge  heraus,  die 
nadi  einem  gesdilossenen  neuen  Stil  hinstrebten.  Eine  augensdieinlidie  Vereinheit- 
lichung aller  modernen  Bestrebungen  zeigte  sich  zum  ersten  Male  deutlidi  auf  der 
Kunstgewerbeausstellung  von  Dresden  1 906.  Dort  erschienen  die  verschiedenen 
persönlichen  Ausdrucksweisen  soweit  ausgeglichen,  dap  von  da  an  wieder  \on  einer 
Kunst  der  Zeit  gesprodien  werden  kann. 

Diese  Entwicklung  hat  sich  hauptsächlich  in  Deutsdiland  und  Osterreidi  abge- 
spielt, dodi  sind  alle  anderen  germanischen  Länder  mitgegangen.  Den  romanischen 
Völkern  ist  diese  moderne  Entwicklung  bisher  mehr  oder  v\eniger  verschlossen 
geblieben,  obwohl  tastende  Versudne  auch  dort  gemacht  worden  sind.  Im  ganzen 
zehren  sie  unter  der  Führerschaft  Frankreidis  noch  weiter  von  dem  alten  Sdiatz 
überkommener  Formen,  zumal  der  diesem  .Lande  beschiedene  kunstgewerblidie 
Handelserfolg  ein  eigentliches  Bedürfnis  nad:  Neuem  gar  nicht  aufkommen  liep. 
Die  Kunstgewerbeschulen  sind  in  diesen  letzten  Jahrzehnten  mehr  als  das  Spiegel- 
bild der  Entwicklung,  sie  sind  deren  Träger  gewesen.  Fast  alle  führenden  Künstler 
waren  an  ihnen  als  Lehrer  oder  Leiter  tätig,  wirkten  also  unmittelbar  bildend  auf 
den  Nachwuchs  ein.  Die  Bewegungsfreiheit  der  Schulen  war  in  keiner  Weise  ge- 
hemmt, sie  hatten  die  Möglidikeit  enger  Anpassung  an  die  Zeitaufgaben.  Da- 
durch waren  sie  in  der  Lage,  jeder  Regung  der  Zeit  zu  folgen.  Indem  sie  es 
taten,  erfüllten  sie  eine  Kulturaufgabe  \on  nicht  geringer  Bedeutung.  In  der 
4 


Cesdiiclite   der    modernen   Kiinstbewegung  wird  ihnen  ein  ehren\oller  Platz  ein- 
geräumt werden. 

Die  Wandlungen,  die  der  Lehrinhalt  der  Kunstgewerbesdiulen  seit  dem  Eintreten 
dieser  Bewegung,  also  etwa  seit  i  896,  durdigemadit  hat,  sind  bedeutend.  Das 
damals  einsetzende  Bestreben,  moderne  Formen  an  die  Stelle  der  gesdiiditiidien  zu 
setzen,  führte  zunädist  darauf,  soldie  Formen  aus  der  P^anzenwelt  zu  entwid<eln. 
Man  ästilisierte  Blumen;,  wie  man  es  damals  nannte.  Die  Einzelheiten  der  Pflanze 
wurden  studiert,  dann  die  Blatter  oder  Blüten  rhythmisdi  gereiht,  um  so  ein  Orna- 
ment zu  bilden.  Neben  diesem  Pflanzenornament  lief  ein  sogenanntes  gegen- 
standloses, rein  phantastisdies  Linienornament  her.  Bei  Lidite  betraditet  war  in  dem 
Ornamenteifer  nodi  ein  Teil  der  Gesinnung  der  letzten  Stiljagd  lebendig,  die  ohne 
einen  gewissen  Aufwand  an  Sdimud<formen  nidit  auskommen  zu  können  glaubte. 
Die  Läuterung  trat  erst  ein,  nadidem  erkannt  wurde,  dap  es  nidit  auf  den  einem 
Gegenstand  angehefteten  Sdimudc,  sondern  auf  die  vollendete  Form  des 
Gegenstandes  selbst  ankomme.  Mit  der  Äbstreifung  der  bisher  verfolgten  Äuper- 
iidikeiten  gelangte  eine  neue  Auffassung  über  Materialeditheit,  Werkgereditheit 
und  Zwed<mäpigkeit  zur  Herrsd:aft,  die  die  Surrogate  vermeiden  und  statt  ihrer 
nur  edite  Werkstoffe  verwenden,  jeden  Gegenstand  in  der  vernünftigen  werk- 
gerediten  Fügung  konstruieren  und  die  beste  Gebraudisfähigkeit  als  Ausgangs- 
punkt der  Gestaltung  setzen  wollte.  Diese  Strömungen  führten  auf  eine  ausge- 
sprodien  knappe,  gerade,  im  wesentlidien  sdimud<lose  Form,  wie  sie  sidi  von  etwa 
1 903  an  Bahn  brach.  Die  Form  war  es,  worauf  von  jetzt  an  das  Augenmerk  ge- 
riditet  war.  Und  auf  Grundlage  der  endlid:  wieder  geaditeten  form  entwid<elte 
sidi  dann  jene  Einheitlidikeit  der  germanisdien  Kunstbewegung,  die  wir  heute  fest- 
stellen können,  und  die  besonders  von  anderen  Völkern  so  stark  empfunden  wird. 
Nadidem  einmal  das  wahre  Ziel  erkannt  war,  kam  eine  Reform  der  künstlerisdien 
Ausdrud\sweisen  auf  allen  Gebieten  der  Gestaltung  zum  Durdibrudi.  Vom  kleinen 
Gebraudisgegenstand,  etwa  der  Stid<erei  beginnend,  erstred<te  sie  sidi  über  den 
gesamten  Innenraum  mit  all  seinem  Inhalte,  auf  Fladimuster  wie  plastisdien 
Sdimud<,  auf  das  Budi,  das  Plakat,  die  Bühne,  den  Garten,  den  Friedhof  das 
Wohnhaus,  den  Industriebau,  die  gesamte  Ardiitektur  bis  zum  Städtebau.  Abge- 
sehen von  dem  eigentlidien  Bauwesen  haben  die  Kunstgewerbesdiulen  auf  allen 
diesen  Gebieten  Pionierarbeit  geleistet,  sie  haben  die  neuen  geläuterten  Kunstziele 
mit  Begeisterung  verfolgt,  auf  unzählige  Sdiüler  bestimmend  eingewirkt  und  sind 
so  der  eigentlidie  Ausgangspunkt  für  die  Verbreitung  der  neuen  Kunst  geworden. 


Die  Zcahlreichen,  in  allen  Städten  gegründeten  Kunstgewerbesdiulen  haben  auch 
zur  Erwed<ung  des  Verständnisses  für  gewerbliche  Kunst  in  breiten  Volkssdiiditen 
beigesteuert.  Die  Gemeinden  waren  zu  freudigen  Opfern  für  die  Sdiulen  bereit 
und  haben  ihnen  dadurdi  zur  Blüte  verhelfen. 

Den  Kunstgewerbesdiulen  sind  versdniedenartige  Ziele  gested<t,  entsprediend  der 
ungemeinen  Versdiiedenheit  ihrer  Besucher.  Zunädist  suchen  junge  Leute  in  einem 
ganz  allgemeinen  Drange,  sich  künstlerisch  auszubilden,  diese  Sdiujen  auf.  Sodann 
ist  die  Schule  von  jeher  die  Bildungsstelle  für  das  grope  Heer  der  Zeichner  ge- 
wesen, wie  sie  in  kunstgewerblichen  Betrieben  aller  Art,  in  Möbelwerkstätten,  Tapeten- 
fabriken, Dekorationsgeschäften,  Stoff-  und  Zeugdrud<ereien,  neuerdings  der  Kon- 
fektion, aber  audi  im  Atelier  des  Architekten  für  den  Innenausbau  gebraucht  werden. 
Weiter  werden  alle  Zweige  des  ausübenden  Kunstgewerbes,  bei  denen  noch  die 
Selbstherstellung  besteht,  an  der  Kunstgewerbeschule  gründlich  gelehrt,  z.  B.  Metall- 
treiben, Ziselieren,  die  Gold-  und  Silberschmiedekunst,  Schmieden  von  Eisen,  Glas- 
malerei usw.  Der  Unterricht  pndet  hier  vorwiegend  in  den  Werkstätten  statt.  Schliep- 
lich  sind  den  Schulen  durdiweg  Abendklassen  für  solche  Gewerbetreibenden 
angegliedert,  die  den  Tag  über  arbeiten  und  nur  in  den  Freistunden  sidi  einige 
zeichnerisdie  Kenntnisse  aneignen  wollen.  Auch  Meisterkurse  \on  kurzer  Dauer, 
aber  mit  vollem  Tagesunterricht  werden  an  den  meisten  Schulen  abgehalten.  Für 
alle  diese  verschiedenartigen  Bedürfnisse  mup  die  Sdiule  Einrichtungen  treffen.  Es 
ist  selbsU-erständlid:,  dap  dabei  teils  Einzel-,  teils  Klassenunterridit  stattfindet,  dap 
Klassen  nach  Bedarf  zusammengelegt,  dap  die  Sdnüler  je  nach  ihren  Ausbildungs- 
zielen umschichtig  den  Unterricht  in  verschiedenen  Abteilungen  besuchen  müssen. 
Im  Grunde  ist  es  nötig,  für  jeden  Schüler  einen  besonderen  Lehrplan  aufzustellen. 
Diese  bunten  Anforderungen  verleihen  der  heutigen  Kunstgewerbeschule  ein  Ge- 
präge ganz  eigener  Art.  Ein  vorher  festgesetzter,  für  alle  Schüler  geltender  Lehr- 
plan, wie  er  an  anderen  Schulen  besteht,  ist  unmöglich.  Verhältnismäpig  einfach 
ist  die  Ausbildung  nod:  bei  solchen  Sdiülern,  die  von  vornherein  einen  ganz  be- 
stimmten Teilberuf  verfolgen,  sowie  dann,  wenn  es  sich  um  eine  kunstgewerblidie 
Tätigkeit  handelt,  bei  der  die  Selbstausführung  vodiegt.  In  beiden  Fällen  läpt  sich 
ein  methodischer  Aufbau  des  Unterrichts  einhalten,  wie  ihn  denn  aud:  die  kunst- 
gewerblidien  Spezialfachsduilen,  etwa  die  keramisdien  Schulen,  die  Tisdilerschulen, 
die  Schnitzsdiulen,  die  Edelmetallsdiulen,  die  Buchbindersdiulen,  besitzen.  Die 
guten  Erfolge  dieser  Schulen  lassen  es  erwünsdit  erscheinen,  auch  bei  den  kunst- 
gewerblid:en  Allgemeinschulen  den  Versuch  zu  madien,  wenigstens  für  die  gropen 

6 


\orhenschenclen  Abteilungen  feste  Lehrplane  einzuführen.  Die  FcidTklassen  für 
Tischler  und  Innenarchitekten,  diejenigen  für  Malerei,  Bildhauerei,  für  Edelmetall- 
kunst,  Schmieden,  Musterzeichnen,  bieten  sich  hierfür  zunächst  dar.  Es  mup  für 
das  spätere  Fortkommen  der  Schüler  als  höchst  erwünsdit  betrachtet  werden,  dap 
seitens  derSdiule,  ähnlich  wie  es  bei  Baugewerkschülern  und  Maschinenbauschülern 
der  Fall  ist,  ein  bündiges  Zeugnis  über  die  Einzelheiten  dessen,  was  der  Sdiüler 
gelernt  hat,  ausgestellt  wird.  Dann  kann  von  ihm,  wenn  er  ins  Leben  hinaustritt, 
weder  zuviel  noch  zuwenig  erwartet  werden.  Die  Schwierigkeiten  liegen  jedoch 
darin,  dap  diese  Fachabteilungen  selten  genug  Schüler  aufweisen,  um  aufsteigende 
Klassen  zu  bilden,  wie  sie  in  den  von  einer  vollständig  gleichmapigen  Sduilerscha[t 
besuchten  Baugewerk-  und  Maschinenbauschulen  üblich  sind.  Das  Ziel  könnte 
aber  wohl  durch  die  schon  erwähnte  teilweise  Zusammenlegung  der  Klassen  ver- 
schiedener Abteilungen  erreicht  werden.  Der  zukünftige  Weiterausbau  der  Sdiulen 
wird  diesem  allseitig  lebhaft  empfundenen  praktischen  Bedürfnisse  nach  Möglich- 
keit Rechnung  zu  tragen  haben. 

In  dem  natürlichen  Widerstreit  zwisdien  einer  von  der  Praxis  verlangten  fest- 
umgrenzten Spezialausbildung  und  der  von  der  Kunstgewerbeschule  gebotenen 
künstlerisdien  Gesamtausbildung  liegt  eine  der  gröpten  Schwierigkeiten  verborgen, 
die  diese  Schulen  zu  übei"winden  haben.  Die  Betriebe,  die  sich  über  nidit  ge- 
nügende Spezialausbildung  der  Kunstgewerbeschüler  beklagen,  vergessen  zu  leicht, 
dap  eine  Schule  niemals  die  Aufgabe  lösen  kann,  erfahrene  Praktiker  zu  liefern. 
Eine  Sdiule  kann  immer  nur  die  allgemeinen  Grundlagen  für  den  Beruf  geben, 
auf  denen  sich  dann  die  eigentliche  Ausbildung  in  der  Praxis  aufbaut.  Niemals 
wird  unmittelbar  aus  einem  juristischen  Universitatskolleg  ein  routinierter  Advokat 
hervorgehen.  Nur  das  Leben  kann  den  Praktiker  ausbilden,  nicht  die  Schule.  In 
dieser  Verkennung  des  Wesens  der  Schule  sind  \iele  der  Klagen  über  mangelnde 
Eignung  der  Kunstgewerbesdiüler  begründet. 

Weit  wichtiger  wie  der  Drill  auf  die  Praxis  ist  die  Gesinnung,  die  eine  Schule  in 
den  Schüler  ppanzt.  Nadi  dieser  Richtung  hin  haben  die  Kunstgewerbesdiulen  im 
allgemeinen  ihre  Aufgabe  verstanden  und  erfüllt.  In  allem,  was  gearbeitet  wird, 
eine  formale  Vollendung  anzustreben,  Surrogate,  Imitationen  und  Kitsch  zu  ver- 
meiden, in  jeder  Aufgabe  eine  Vertiefung  anzustreben,  in  jede  Arbeit  einen  geistigen 
Gehalt  zu  legen,  das  ist  das  Erziehungsergebnis,  das  die  Kunstgewerbeschüler  wohl 
heute  allgemein  aus  der  Sdiule  mit  ins  Leben  nehmen.  Es  braucht  nicht  gesagt  zu 
werden,  dap  sie  hier  und  da  gerade  mit  diesen  Grundsätzen  in  der  vielfach  nodi 

7 


cuif  Äuperlidikeiten  eingestellten  Praxis  Anstop  erregen.  Aber  wie  soll  sidi  der  Stand 
unserer  gewerblidien  Erzeugung  verbessern,  wenn  lediglidi  skrupellose  Gesdiäfts- 
interessen  verfolgt  werden?  Sdion  heute  ist  zu  erkennen,  dap  der  Geist  der  Kunst- 
gewerbesdiulen  einen  gewissen  Handel  in  der  Ansdiauung  des  Volkes  erzeugt 
hat.  Gibt  es  ein  deutlidieres  Zeidien  dafür,  als  dap  der  aus  der  Kunstgewerbe- 
bewegung stammende  Begriff  jQualität!  heute  gerade  zu  einem  Sdilagwort  ge- 
worden ist? 

Die  fortlaufende  Vertiefung  im  kunstgewerblidien  Sdiaffen  hat  es  mit  sidi  gebradit, 
dap  die  Erkenntnis,  dap  alle  künstlerisdie  Arbeit  durdi  die  Tedinik  bedingt  sei, 
mehr  und  mehr  zum  Glaubenssatz  wird.  Die  jhandwerklidie  Grundlage  aller 
Kunst;  ist  heute  in  aller  Munde,  ^er  Künstler  werden  will,  soll,  so  sagt  man, 
zunächst  ein  Handwerk  lernen.  Das  war  in  alten  Zeiten  eine  Selbstxerständlidikeit 
und  soll  es  audi  heute  wieder  werden.  Freilich  wird  dieser  Handwerksgedanke 
vielfach  falsch  verstanden  und  ausgelegt.  Wenn  der  Architekt  drei  Jahre  mauern 
sollte,  so  wäre  dies  nichts  anderes  als  Zeit\'ergeudung.  Dap  aber,  wer  Schmuck 
entwirft,  das  Goldschmiedegewerbe,  die  Edelsteinkunde,  die  Emaillierkunst  und 
andere  Zweiggebiete  völlig  beherrschen  mup,  ist  selbstverständlich;  ebenso  mup 
natünidi  der  Möbelzeichner  die  tischlermäpige  Fügung  aufs  genaueste  kennen. 
Kommt  der  Sdiüler  mit  völliger  Kenntnis  eines  Gewerbes  auf  die  Schule,  so  steht 
der  Entwicklung  seiner  künstlerischen  Fähigkeiten  kein  Hemmnis  im  Wege,  er 
bewegt  sich  auf  sicherem  Boden.  Wer  dagegen  ohne  Kenntnis  eines  ausübenden 
Berufes  Entwurfsarbeit  unternimmt,  vediert  sich  allzu  leidit  in  Gefasel.  Er  madit 
Kunstgewerbe  in  schleditem  Sinne,  das  heipt,  er  treibt  Formentfaltung  fern 
vom  Objekt. 

Um  audi  auf  der  Sdiule  aufs  engste  mit  der  praktisdien  Ausübung  \erbunden  zu 
bleiben,  stehen  den  Schülern  Sdiulwerkstätten  zur  Verfügung.  Diese  haben  in  den 
letzten  zwanzig  Jahren  eine  stetig  zunehmende  Bedeutung  gewonnen.  Werkstätten 
gab  es  schon  in  den  ersten  Kunstgewerbesdiulen  für  solche  Berufe,  die  auf  Selbst- 
ausübung gestellt  sind.  Neuerdings  sind  sie  audi  eingeführt  für  solche  Zweige  des 
Kunstgewerbes,  in  denen  die  entwurfliche  Arbeit  von  der  Ausführung  getrennt  ist. 
Je  nadi  der  Art  des  Gewerbes  haben  diese  Schulwerkstätten  entweder  die  Be- 
deutung von  Versudiswerkstätten  (wie  in  der  Tisdilerei,  dem  Metallgup,  dem  Buch- 
druck), oder  sie  sind  Ausführungswerkstätten,  in  denen  die  Praxis  der  Lehrjahre 
gründlich  vertieft  und  der  Vollendung  entgegengeführt  wird. 
Von  den  Gebieten,  welche  in  Kunstgewerbesdiulen  gepflegt  werden,  seien  hier 


folgende  aufgeführt,  ohne  damit  eine  ersdiöpfende  öbersidit  zu  geben:  hinen- 
drdiitektur  (im  Änsdilup  an  die  Tisdilerfadiklassen),  Wandmalerei,  Bildhauerei, 
Metallformung,  Gold-  und  Silberbearbeitung,  Holz-  und  Elfenbeinsdinitzerei, 
graphisdie  Künste  (Sdirift,  Satz  und  Druck,  Plakat),  Budikunst,  Budibinderei,  weib- 
lidie  Handarbeiten,  Frauenkleidung,  Fladimusterentwurf  (Tapeten,  Linoleum,  Stoff- 
muster usw.),  Batik,  Glasmalerei,  Emailkunst,  Gartenkunst,  Bauzeidinen  (Ardiitektur). 
Einzelne  Sdiulen  fassen  audi  nodi  rein  tedinisdie  Berufe,  wie  Uhrmadierei,  Fein- 
medianik,  Klempnerei  in  sidn.  Zu  diesen  einzelnen  Fadiabteilungen  treten  allgemein- 
bildende Fädier,  wie  Sdiriftzeidinen,  PPanzenzeichnen,  Naturstudium,  Tierzeidinen, 
Landsdiaftsmalen,  allgemeine  Kunstgeschidite  und  Gesdiidite  derSpezialtedmiken, 
Materialkunde  usw.  Die  Sdiüler  der  Fadiabteilungen  sind  gehalten,  diese  all- 
gemeinbildenden Klassen  zu  besudien.  Neuerdings  ist  die  Erkenntnis  immer 
allgemeiner  geworden,  dap  auch  die  für  die  praktische  Berufsausübung  wichtigen 
Hilfsfädier,  wie  Preisberechnung,  Gesetzeskunde,  Wirtschaftskunde,  Staatsbürger- 
kunde, im  Programm  aller  Kunstgewerbesdiulen  eine  sorgliche  P^ege  pnden  und 
dap  die  Schüler  verpflichtet  werden  müssen,  diesen  Unterridit  zu  besudien. 
An  Werkstätten  sind  an  den  versdiiedenen  Schulen  heute  vertreten  solche  für 
Tischlerei  und  Schnitzerei,  für  Stein-  und  Holzbildhauerei,  für  Bronzegieperei,  für 
Sdimieden,  für  Gold-  und  Silberarbeiten,  für  Treiben  und  Ziselieren,  für  diemisdie 
Metallbehandlung,  für  Wandmalerei,  für  Batik,  für  Buchdruck,  für  Lithographie  und 
alleanderen  Druckverfahren,  für  Buchbinden,  fürKlischeeanfertigung,  für  Emaillieren, 
für  Keramik,  (ürGlassdileifen,  für  Glasmalerei,  für  weibliche  Handarbeiten  (Weben, 
Spitzentechniken,  Stickerei,  Applikation  usw.),  ferner  einige  rein  technisdie  Werk- 
stätten, wie  für  Uhrmacherei,  Feinmechanik,  Klempnerei. 

Eine  solche  Aufzählung  ist  indessen  nicht  so  zu  verstehen,  dap  jede  Sdiule  alle 
diese 'Abteilungen  und  Werkstätten  enthielte;  vielmehr  sind  bei  Gründung  von 
Kunstgewerbeschulklassen  überall  die  örtlidien  Verhältnisse  mapgebend,  dergestalt, 
dap  ein  vorherrschendes  örtliches  Gewerbe  von  einer  entspredienden  Fachklasse  an 
der  Schule  begleitet  wird.  Die  Sdiule  hat  dabei  das  ideale  Ziel  einer  technischen 
und  künstlerischen  Veredelung  des  örtlichen  Gewerbes.  Sich  minderwertigen  Pro- 
duktionen anzupassen,  kann  und  darf  von  ihr  nicht  erwartet  werden.  Deshalb  kann 
die  Schule  nur  in  denjenigen  Gewerbetreibenden  und  Industriellen  ihre  Freunde 
erblicken,  die  selbst  von  dem  Bestreben  nadi  innerer  Vervollkommnung  ihrer  Pro- 
duktion beseelt  sind.  Um  aber  das  Band  mit  diesen  so  eng  als  möglidi  zu  knüpfen, 
sind  den  Sdiulen  Beiräte  (Kuratorien)  aus  den  örtlichen  Interessenten  beigegeben. 

9 


In  Preupen  sind  die  Träger  der  Kunstgewerbesdiulen  jdSt  durchweg  die  Städte  und 
nidit  der  Staat,  eben  um  eine  innige  Änsdimiegung  an  die  örtlidnen  Bedürfnisse 
festzuhalten  und  jede  Abirrung  von  den  Forderungen  des  praktisdien  Lebens 
zu  vermeiden. 

Nddi  dem  verlorenen  Kriege  stehen  die  deutschen  Kunstgewerbesduilen  vor  einer 
neuen  verantwortungsvollen  Aufgabe.  Konnten  sie  bisher  an  dem  kräftig  pulsierenden 
wirtsciiaftlichen  Leben  ihren  Rückhalt  pnden  und  sidi  mit  diesem  vorwärtsentwickeln, 
so  kränkeln  sie  heute,  innerhalb  der  durch  den  Krieg  eingetretenen  Verarmung,  an 
mangelnden  Mitteln.  Sie  sollen  dennoch  Bestehendes  erhalten.  Verlorenes  zurück- 
erobern und  die  darniederliegende  Wirtschaft  von  neuem  aufbauen  helfen.  Das  sind 
Anforderungen,  die  die  letzten  Kräfte  anspannen  müssen;  gleichzeitig  sind  hier  aber 
so  hohe  und  edle  Ziele  gesteckt,  dap  jeder,  der  sidi  in  den  Dienst  der  Sdiule  ge- 
stellt hat,  nicht  zögern  wird,  sein  Bestes  hinzugeben.  Glücklicherweise  ist  audi  im 
besiegten  deutschen  Volke  der  Glaube  lebendig  geblieben,  dap  der  Wiederaufbau 
nur  durch  gesteigerte  Arbeit  und  in  wirtscha|tlicher  Hinsicht  nur  auf  der  Grundlage 
einer  veredelten  Gütererzeugung  möglich  ist.  Nidit  durch  Massenherstellung  billiger 
Waren  werden  wir  uns  wieder  emporarbeiten,  sondern  dadurdi,  dap  wir  unserer 
Arbeit  den  höchsten  geistigen  Gehalt  geben,  unseren  gewerblichen  Erzeugnissen 
die  denkbarste  innere  Steigerung  angedeihen  lassen.  Diese  Aufgabe  ist  für  ein 
verarmtes  Volk,  dessen  Lage  die  Gefahr  der  Qualitätsminderung  mit  sich  bringt, 
riesengrop.  Aber  wir  müssen  sie  lösen. 

Die  Kunstgewerbeschulen  sind  die  Stellen,  von  denen  aus  das  Gewissen  für  die 
Qualität  bisher  immer  von  neuem  geschärft  worden  ist.  Unter  den  Eigenschaften, 
die  die  Qualität  ausmachen,  nimmt  aber  gerade  die  Formveredelung  als  die 
eigentliche  Aufgabe  der  Kunstgewerbeschulen  die  erste  Stelle  ein.  Sie  ist  für  ein 
Volk,  das  die  Fähigkeiten  dafür  besitzt,  die  nädistliegende,  wirksamste  und  •ertrag- 
reichste Veredelung  der  gewerblichen  Arbeit,  die  es  gibt.  Der  Erziehung  zur  Form 
mup  daher  im  neuen  Deutschland  eine  ungeheure  Bedeutung  beigemessen  werden. 
Unsere  kunstgewerblichen  Erfolge  in  den  letzten  zwanzig  Jahren,  die  die  Augen  der 
Welt  auf  uns  gelenkt  haben,  geben  uns  den  Mut,  gerade  hier  an  eine  neue  deutsche 
Zukunft  zu  glauben.  Und  die  Kunstgewerbesdiulen  sind  es,  die  als  Träger  der 
Bewegung  hier  die  wirksamsten  Helfer  sein  werden.  Ihr  Weiterbestand,  ihre  Vor- 
wärtsentvvicklung  sind  trotz  aller  Hemmnisse  unerläplich.  Die  Existenz  der  Kunst- 
gewerbeschulen berührt  sich  unmittelbar  mit  dem  Schicksal  der  deutschen  Wirt- 
schaft und  damit  der  nationalen  Zukunft  unseres  Vatedandes. 

lO 


Die  Organisation  des  HdndwerL'S 

Von   H  ci  n  s  M  e  u  s  c  h 

eit  das  Handwerk  in  der  Gesdiidite  der  deutschen  Gewerbe  als 
selbständiger  \^irtsdiaftsfaktor  auftritt,  finden  wir  die  einzelnen 
Handwerker  audi  in  Organisationen  zusammengesdilossen.  Der 
Zweck  der  handwerkerlichen  Organisationen,  sowohl  der  Zünfte 
des  Mittelalters  als  auch  der  Innungen  der  Neuzeit,  ist  ein  doppelter. 
Erstens  bemühen  sie  sidi,  durch  Zusammenschlup  die  wirtschaftlidie  Selbständig- 
keit der  einzelnen  Gewerbetreibenden  zu  fördern  und  zu  heben,  den  Ge- 
meinsdiaftssinn,  das  Standesbewuptsein  und  die  Standesehre  zu  fördern  und  die 
Lebenskraft  des  einzelnen  Betriebes  durch  Entfaltung  des  technischen  und  des 
gesdimad<vollen  Könnens  zu  heben.  Darüber  hinaus  sind  aber  die  handwerker- 
lidien  Organisationen  von  jeher  die  mapgeblidien  Träger  bestimmter  Zweige 
staatlicher  Gewerbepolitik  gewesen.  Im  Interesse  der  Volksgesamtheit  und  eines 
Staates  mup  es  liegen,  dap  die  Ausbildung  des  gewerblichen  Nachwuchses  sidier- 
gestellt  und  immer  mehr  vervollkommnet  wird.  Dieser  Aufgabe  haben  sidi  die 
handwerkedichen  Organisationen  von  jeher  in  erster  Linie  unterzogen  dadurch, 
dap  sie  sich  besonders  der  Ausbildung  der  Lehdinge,  der  Gesellen  und  Meister 
zuwandten. 

Im  Laufe  der  Geschidite  haben  sid:  die  handwerkedichen  Organisationen  sehr 
verwandelt.  Gegenwärtig  können  wir  zwei  grope  Gruppen  von  Organisations- 
formen unterscheiden,  die  dem  Handwerk  eigentümlich  sind:  die  Selbstverwaltungs- 
körper auf  öffentlidvrechtlicher  Grundlage  und  die  privatrechtlidien  Organisationen. 
Gewissermapen  das  Rückgrat  der  sogen.  Handwerkerorganisationen  bilden  die 
öflfentlidi-rechtlidien  Organisationsformen  deswegen,  weil  sie  die  \ielgestaltigen 
und  mannigfaltigen  Gewerbezweige  und  Berufsarten  stützen  und  tragen,  innedich 
und  äupedich  aneinanderketten.  Sie  bilden  erst  die  eigentlidie  Kraftquelle  und 
den  festen  Ausgangspunkt  für  die  Entwicklung  und  Arbeit  der  freien  Organisations- 
formen, die  mit  irgendweldien  wirtschaftlidien  und  sozialpolitisdnen  Aufgaben  und 
Zielen  sich  in  neuerer  Zeit  immer  häupger  neben  den  Selbstverwaltungskörpern 
gebildet  haben.  Letztere  haben  gewöhnlich  Vereinsform  und  bezeidmen  sich  meist 
als:  Handwerkeivereinigungen,  Handwerkerbünde,  Fachvereine,  freie  Vereinigungen, 
Gewerbevereine,  Interessengemeinsdiaften  u.  ä. 
Die  G.O.  vom  Jahre  1 869  hatte  vorübergehend  den  ehemaligen  Zünften  und 


Innungen  den  öjfentlidi-reclitlidien  Chaiakter  genommen.  Mit  der  Pciiole  der  Ge- 
werbefreiheit glaubte  man  jedem  Wirtsdiaftsstande  am  besten  gedient  zu  haben. 
Für  das  Handwerk  traf  das  jedodi  nidit  zu;  vielmehr  machten  sidi  allenthalben 
grobe  Mißstände  und  Auswüdise  bemerkbar,  \or  allem  in  der  Ausbildung  des 
gewerblidnen  Nadiwudises,  der  Lehrlingszüditerei  und  im  Auftreten  eines  bisher 
nie  dagewesenen  gewerblidien  Pfusdiertums,  weldies  ohne  tedinisdie  und  wirt- 
sdiaftlidie  Fähigkeiten  dem  selbständigen  Handwerksmeister  den  gröpten  Sdioden 
zufügte.  Audi  der  Staat  erkannte  diese  Mängel  und  stellte  stufenweise  durdi  ver- 
schiedene Novellen  zur  G.O.  den  öffentlich-rechtlichen  Charakter  der  Innungen 
wieder  her  und  schaltete  sie  in  den  Dienst  der  allgemeinen  staatlichen  Gewerbe- 
politik wieder  ein.  Die  umfassendste  Neuregelung  geschah  im  fahre  1897  im 
sogen.  Handwerkergesetz.  Die  öffentlich-reditlichen  SelbsUerwaltungskörperschaften 
des  Handwerks  sind  in  den  von  den  einzelnen  Ländern  zu  diesem  Gesetz  er- 
lassenen Ausführungsbestimmungen  und  im  Titel  VI  der  R.G.O.  geregelt  und 
treten  in  folgenden  Formen  auf: 

die  Handwerks-  und  Gewerbekammern, 

die  freien  Innungen, 

die  Zwangsinnungen, 

4.  die  Innungsausschüsse, 

5.  die  Innungsxerbände. 

Die  Grundform  bilden  die  Handwerks-  und  Gewerbekammern,  die  freien  Innungen 
und  die  Zwangsinnungen.  Die  beiden  anderen  sind  korporativ  aus  Innungen  zu- 
sammengesetzt, und  zwar  die  Innungsausschüsse  meistens  aus  sämtlidien  Innungen 
oder  mehreren  Innungen  ein  und  desselben  Gemeindebezirks,  die  Innung.sverbände 
dagegen  aus  den  Innungen  des  gleichen  Gewerbezweiges  eines  gröperen  Landes 
bzw.  des  ganzen  Reidies.  Die  freien  Innungen,  die  Innungsausschüsse  und  die 
Innungsveibände  können  nicht  nur  von  den  Handwerkern,  sondern  von  allen  der 
R.G.O.  unterstellten  Gewerben  als  Organisationsform  angewandt  und  benutzt 
werden,  die  Zwangsinnungen  und  Handwerkskammern  jedoch  nur  \'om  Handwerk. 

Die   Handwerks-   und   G  e  w  e  r  b  e  k  a  m  m  e  r  n 

Nadidem  durdi  das  Versailler  Diktat  die  Handwerkskammern  Danzig,  Strasburg, 
Bromberg,  Graudenz  und  Posen  aus  dem  Deutsdien  Reiche  ausgeschieden  sind  und 
die  Handwerkskammer  Schneidemühl  neu  gegründet  worden  ist,gibt  es  im  Deutsdien 

1^ 


Reidie  68  deutsclie  Handwerks-  und  Gewerbekammern.  Den  Gewerbekcimmem 
sind  die  Rechte  und  Pfliditen  der  Hcandwerkskammern  übertragen,  daneben  haben 
sie  aber  auch  die  Vertretung  des  nidit  handwerksmäßigen  Kleingewerbes  und  in 
den  Hansestädten  Hamburg,  Bremen,  Lübeck  sogar  die  Vertretung  des  gesamten 
Gewerbes  einsdilieplich  der  Industrie.  Als  Organisationen  stellen  sich  die  Handwerks- 
und Gewerbekammern  dar  als  obligatorisdie  Selbstverwaltungskörpersdiaften  für 
die  Handwerkerangelegenheiten  eines  bestimmten  Bezirks.  Sie  werden  gebildet 
durdi  ^ahl  der  Handwerkskorporationen  (Innungen  und  Gewerbevereine)  ihres 
Bezirks.  Ihr  Aufgabenkreis  ist  gesetzlich  festgelegt.  Die  Zentralverwaltung  des 
Lehdingswesens,  des  Gesellen-  und  Meisterprüfungswesens,  die  Führung  der 
Gewerbekataster  der  beitragspfliditigen  Handwerksbetriebe,  die  Meisterrollen  und 
Lehrlingsregister  ihres  Bezirks  sind  die  wesentlichsten  Aufgaben.  Dazu  kommen 
vor  allem  die  Vertretungen  der  handwerkedidien  Interessen  nach  jeder  Riditung 
hin,  sowohl  den  Gewerbe-  als  auch  den  anderen  Berufsständen  und  Gewerbe- 
zweigen gegenüber.  Den  Handwerkskammern  obliegt  vor  allem  nach  §  i03e  der 
Gewerbeordnung:  die  Regelung  des  Lehdingswesens;  die  Durchführung  der  für 
das  Lehdingswesen  geltenden  Vorsdiriften ;  die  Staats-  und  Gemeindebehörden 
in  der  Förderung  des  Handwerks  durch  tatsächliche  Mitteilungen  und  Erstattung 
von  Gutachten  über  Fragen  zu  unterstützen,  welche  die  Verhältnisse  des  Hand- 
werks berühren;  Jahresberichte  über  ihre  die  Verhältnisse  des  Handwerks  be- 
treffenden ^Wahrnehmungen  zu  erstatten.  Die  Behörden  sind  angewiesen,  in  allen 
Angelegenheiten  der  Handwerker  die  Handwerkskammern  gutachtlich  zu  hören. 
Die  Hauptorgane  der  Handwerkskammer  sind  die  Vollversammlung  und  der  Vor- 
stand. Daneben  gibt  es  regelmäßig  einen  Ausschuß  für  das  Lehdingswesen  und 
einen  Gesellenausschup.  Die  meisten  Kammern  haben  darüber  hinaus  noch  Aus- 
schüsse für  das  Meisterprüfungswesen,  besonders  Fachausschüsse  für  das  einzelne 
Gewerbe,  in  denen  sämtliche  wirtschaftlichen  Fragen  der  einzelnen  Gewerbe  ge- 
regelt werden,  gebildet.  Außerdem  hat  während  des  Krieges  fast  jede  Kammer 
einen  Ausbau  nach  der  wirtschaftlichen  Seite  hin  erfahren.  Durch  die  Heeres- 
lieferungen wurden  vornehmlich  die  Verdingungsstellen,  die  schon  seit  1912  bei 
fast  allen  Kammern  bestanden,  zu  selbständigen  Organisationen  in  Form  von 
Gesellschaften  oder  Genossenschaften  umgebildet;  mithin  hatte  fast  jede  Hand- 
werks- und  Gewerbekammer  während  des  Krieges  eine  ^irtschaftsstelle,  die  ge- 
wöhnlich durch  Personalunion  an  den  leitenden  Stellen  mit  der  Kammer  verbunden 
war  und  von  ihr  kontrolliert  wurde. 
'4 


Zur  Vertretung  der  gemeinsdmen  Interessen  der  Kammern  und  Nornelimlich  zur 
einheitlichen  Stellungnahme  in  bestimmten  gewerbepolitischen  Angelegenheiten 
dem  Staate  gegenüber  schlössen  sich  die  sämtlichen  deutschen  Handwerks-  und 
Gewerbekammern  zusammen  zum  Deutschen  Handwerks-  und  Gewerbekammer- 
tag.  Er  ist  ein  zentrales  Reichsorgan  mit  halbamtlichem  Charakter  und  hat  durch 
seine  führende  und  begutachtende  Tätigkeit  in  Handwerkerfragen  sich  sehr  bald 
ein  allgemeines  Ansehen  und  öffentliche  Autorität  bei  allen  Behörden  erworben. 
Die  Handwerks-  und  Gewerbekammern  verschiedener  gröperer  Bundesstaaten  oder 
\i(^irtschaftsgebiete  haben  sich  zu  Arbeitsgemeinschaften  zusammengeschlossen, 
die  vielfach  eigene  wirtschaftliche  Einrichtungen  -  sei  es  allein,  sei  es  mit  anderen 
Organisationen  zusammen  -  ins  Leben  riefen.  Es  entstanden  auf  diese  Weise 
der  Preußische,  Badische,  Sächsische,  Bayerische  und  Württembergische  Kammer- 
tdg  und  die  gleichartigen  Landeswirtschafts-  und  Landesauftragsstellen. 

Innungen,  I  n  n  u  n  g  s  a  u  s  s  c  h  ü  s  s  e  und  I  n  n  u  n  g  s  \'  e  r  b  ä  n  d  e 
Der  historische  Name  für  die  örtliche  Gemeinschaft  des  Handwerks  ist  die  Innung. 
Obwohl  sich  mit  ihr  ehrwürdige  Handwerksgewohnheiten  verbinden,  ist  von  der 
mittelalterlichen  Zunft  mit  ihren  Zwangs-  und  Bannrediten  nidits  mehr  zu  spüren. 
Die  Innung  der  R.G.O.  ist  ein  öffentlidi-reditlidier  Berufsverein  zur  PPege  ge- 
werblicher und  Berufsinteressen,  sowie  zur  Fürsorge  des  gewerblichen  Nachwudises. 
Trotz  der  Möglichkeit,  Sterbekassen,  Innungskrankenkassen  und  Innungsschieds- 
geridite  einzurichten,  ist  sie  auf  wirtsdiaftlichem  Gebiete  in  ihrer  Bewegungsfreiheit 
beengt.  Die  Innungen  sind  keine  obligatorischen  Organisationen,  sondern  beruhen 
auf  der  freien  Initiative  der  Handwerksmeister.  In  den  freien  Innungen  steht  der 
Ein-  und  Austritt  den  beitrittsberechtigten  Handwerkern  frei.  Sie  umfassen  daher 
häupg  nur  einen  Teil  der  berufsmäßigen  Handwerker  ihres  Bezirks,  können  aber 
versdiiedene  Berufe  in  sich  vereinigen  (gemischte  Innungen).  Die  Errichtung  von 
Zwangsinnungen  ist  vom  Mehrheitswillen  der  Handwerksbetriebe  ihres  Bezirks  ab- 
hängig, und  sie  umfassen,  wenn  sie  ins  Leben  gerufen  sind,  zwangsweise  alle 
physischen  Betriebsinhaber  ihres  Handwerks.  In  ihrer  Tätigkeit  werden  sie  durdi 
starke  wirtsdiaftliche  Beschränkungen  gehindert  (§  looq  und  §  loon,  Abs.  II),  was 
häufig  als  nicht  mehr  zeitgemäf?  empfunden  wird.  Der  Charakter  der  Zwangsinnung 
beruht  vor  allen  Dingen  darin,  ddp  sie  größtenteils  eine  fadilidie  Organisations- 
gemeinsdiaft  darstellt;  sie  gewann  besonders  nach  dem  Kriege  immer  mehr  an 
Ausbreitung,  obwohl  ihr  Name  für  viele  Handwerker  nicht  verlockend  klingt. 

'5 


Die  Innungsausschüsse  sind  Zusammenfassungen  der  Innungen  eines  Ortes  oder 
Kreises,  also  örtlidie  Arbeitsgemeinsdiaften  der  Innungen,  denen  der  öjfentlidi- 
reditliche  Charakter  verliehen  werden  kann.  Ihre  Aufgaben  stellen  sie  sidi  allent- 
halben selbst,  und  sie  sind  innedidi  und  äupedidi  sehr  versdiieden.  Ihre  Leistungs- 
fähigkeit und  ihre  Bedeutung  hängen  im  wesentlidien  davon  ab,  ob  sie  von  soldien 
Personen  geführt  werden,  die  nur  aus  sachlidiem  Interesse  die  Leistungsfähigkeit 
der  Innungsausschüsse  fördern  und  stärken  wollen,  dagegen  keine  eigenen  persön- 
lichen Ziele  dabei  im  Auge  haben. 

Wie  im  übrigen  deutschen  Organisationsleben,  so  zeigt  sich  audi  im  Handwerk 
der  Gegenwart  der  Hang  dazu,  grope  fadiliche  Organisationen  des  Handwerks 
über  das  ganze  Reich  hin  zu  schaffen,  um  die  wirtsdiaftlidien  und  sozialpolitischen 
gemeinsamen  fadilichen  Interessen  nachhaltiger  fördern  zu  können.  Ein  Teil  dieser 
Fachverbände  sind  die  Innungsverbände.  Sie  sind  öfentlidi-rechtlidie  Vereini- 
gungen von  Innungen  meist  ein  und  desselben  Handwerksberufs  oder  Handwerks- 
zweiges, aber  verschiedener  Bezirke.die  sich  die  Verfolgung  berufsfadilicher  Interessen 
meist  in  Gemeinschaft  mit  den  Handwerkskammern,  Innungen  und  Innungs- 
ausschüssen zur  Aufgäbe  machen;  dort,  wo  die  Innungsverbände  sidi  über  das 
ganze  Reich  erstrecken,  sind  sie  gegliedert  in  Unter\erbände,  Landes-  oder  Provinzial- 
verbände,  um  die  Stopkraft  eines  ganzen  Handwerkerberufes  bis  zu  den  Innungen 
und  Fachvereinen  auf  wirtschafts-  und  sozialpolitischem  Gebiet  zu  sammeln  und 
zusammenzufassen.  Die  Innungsverbände  sind  zum  Teil  alte  Einriditungen.  Die 
Mehrzahl  dieser  Verbände  ist  jedoch  erst  in  neuerer  Zeit  gegründet  worden  und 
hat  sich  durdi  Vereinigung  verschiedener  Verbände  des  gleichen  Handwerks  ge- 
bildet. Soweit  für  die  sozialpolitischen  Aufgaben  ein  und  desselben  Berufs 
(Abschluß  von  Tarif\'erträgen ,  -Arbeitsgemeinschaften,  Zusammenwirken  mit  den 
Arbeitnehmeiverbänden)  sich  nidit  besondere  fachliche  Arbeitgeberverbände  ge- 
bildet haben,  haben  die  Innungsverbände  diese  Aufgaben  übernommen.  Im  Vorder- 
grunde der  Tätigkeit  der  innungsverbände  steht  jedenfalls  in  den  letzten  zehn 
Jahren  die  fachlidie,  auf  Selbsthilfe  beruhende  Sozialpolitik.  Diejenigen  Innungs- 
verbände, die  sidi  mit  diesen  Zielen  und  Aufgaben  nicht  befapt  haben,  sind  meist 
zur  Bedeutungslosigkeit  herabgesunken.  Andererseits  beschäftigen  sich  aber  die 
Innungsverbände  vor  allen  Dingen  mit  der  fadilichen  Wirtschaftspolitik  durch 
Gründung  von  Wirtsdiaftsgenossenschaften  und  ähnlichen  Einriditungen.  Erwähnt 
seien  hierbei  nur  die  Ein-  und  Verkaufsgenossensdiaft  selbständiger  Glasermeister 
Deutschlands,  der\v''irtschaftsbund  des  deutschen  Dachded<ergewerbes,dieReichs- 

i6 


zentrale  deutscher  Bcickergenossenschdften,  die  gewissermopen  einen  wirtschaft- 
lichen Mittelpunkt  für  cille  wirtschaftspolitischen  Mapnahmen  im  gesamten  Ge- 
werbe bilden. 

Der  Z  u  s  a  m  m  e  n  s  c  h  I  u  |3  aller  G  i'  u  p  p  c  n   im  R  e  i  c  h  s  \-  e  r  b  a  n  d  des 
deutschen   IIa  n  d  w  e  r  k  s 

Es  hat  von  jeher  in  der  Geschichte  des  deutschen  Handwerks  manchem  Handwerker- 
fülirer  das  Ideal  vorgeschwebt,  sämtliche  Handwerker  in  einer  gropen  Organisation 
zu  vereinigen.  Die  wirtschaftliche  Erstarkung  des  Handwerks,  \^ie  sie  sich  aus  der 
dargelegten  Organisation  der  fachlichen  Gemeinschaftsarbeit  erkennen  läpt,  hat 
dieses  lang  erstrebte  Ziel  am  i  6.  Oktober  i  9  1 9  verwirklicht,  wo  es  gelang,  den 
Reichsverband  des  deutschen  Handwerks  zu  gründen.  Ohne  auf  seine  Entwicklung 
näher  einzugehen,  genügt  es,  seine  gegenwärtige  Verfassung  kurz  zu  skizzieren. 
Der  Reichsverband  besteht  aus  fünf  ^ahlgruppen: 

I.  dem  Deutschen  Handwerks-  und  Gewerbekammertag; 

z.  dem  Deutschen  Genossenschaftsverband; 

3.  dem  Ausschup  der  über  das  Reichsgebiet  sich  erstreckenden  Innungs- 
verbände und  Fachverbände  oder  deren  Kartelle; 

4.  dem    Verband    deutscher   Gewerbevereine    und    gewerblichen    Ver- 
einigungen; 

^.  dem  Ausschup  der  freien  Handwerkerbünde. 
Im  Reichsverband  des  deutschen  Handwerks  kommt  also  die  Einheit  des  gesamten 
Handwerks  zum  Ausdrud<.  In  ihm  sind  sowohl  vereinigt  die  öffentlich-rechtlichen 
berufsständischen  Organisationen  (die  Innungen,  freien  und  Zwangsinnungen, 
Handwerkskammern,  Innungsausschüsse,  innungsverbände)  als  auch  die  auf  freier 
Grundlage  bestehenden  Verbände:  Arbeitgebenerbände,  Genossenschaften,  Ge- 
werbevereine, Handwerkerbünde.  Das  Handwerk  wird  in  ganz  anderer  ^eise  als 
früher  zu  den  Arbeiten  der  Zentralstellen,  insbesondere  auch  bei  der  neuen 
Organisation  des  Wirtschaftslebens,  herangezogen.  Die  wichtigste  Aufgabe  des 
Reichsverbandes  ist  seit  der  fenaer  Tagung  im  Jahre  1910  die  Vorbereitung  und 
Durchführung  eines  neuen  Handwerkerberufsgesetzes,  das  den  neuen  Aufbau  der 
Handwerkerorganisation,  vor  allem  auf  der  Grundlage  der  Pflichtzugehörigkeit  eines 
jeden  Handwerksbetriebes  zu  einer  Fachorganisation  erstreben  soll. 
Die  schwierigen  wirtschaftlichen  und  sozialen  Organisationsprobleme,  die  durch 

«7 


die  Vielköpfigkeit  und  regionale  Vielgestaltigkeit  des  Handwerks  bedingt  sind,  sind 
durch  die  Gründung  des  Reichsverbdndes  des  deutschen  Handwerks  erstmalig  in 
der  Geschichte  des  deutschen  Handwerks  gelöst  worden.  Im  Schope  der  Zukunft 
liegt  es,  ob  die  partikularistischen  und  egoistischen  Personenkultusströmungen, 
welche  in  der  Vergangenheit  den  Zusammenschlup  des  Handwerks  aufhielten,  als 
überwunden  betrachtet  werden  können,  und  ob  die  Einheit  des  gesamten  deut- 
schen Handwerks  auf  dem  festen  Fundament  sachlicher  Gemeinschaftsarbeit  und 
durchgreifender  Erkenntnis  gemeinsamer  wirtschaftlichen  und  sozialpolitischen 
Interessen  wurzelt. 


i8 


Handwerk'  und  Kunst 

Ein  Beitrcig  zu  ihrer  Beziehung  zur  Kunstgewerbeschule 
und  zur  Klcärung  der  Begriffe 

Von  Rudolf  Bosselt 
;n  Kunstgewerbeschulen  wird  -  rund  und  kurz  gescjgt  -  vielfadi 
der  Vorwurf  gemadit,  ddp  sie  das  Handwerk  nidit  ppegten,  ihm 
keine  braudibaren  Hilfskräfte  zuführten,  sondern  jKünstler;  erzögen, 
oder  vielmehr  soldie,  die  sidi  einbildeten,  es  zu  sein,  dap  sie  so- 
mit unnütz  wären  und  man  am  besten  täte,  sie  aufzulösen.  jZurüdv 
zum  Handwerk,  zum  guten  Handwerk;,  das  ist  der  Ruf  vieler,  denen  die  Entwid<- 
lung  alles  dessen,  was  Bau,  Raumkunst,  Kunstgewerbe  heipt  —  um  mit  z.  T.  ver- 
pönten Worten  zu  umsdireiben,  wofür  eine  klare,  eindeutige  Bezeidinung  fehlt  - 
eine  unserer  widitigsten  Angelegenheiten  dünkt.  Entwid<lung  wohin?  Nun  -  zur 
guten  Leistung,  zur  hochwertigen  Arbeit,  eben  zu  dem,  was  gutes  Handwerk  wäre, 
erlöst  von  aller  Kunst,  wie  sie  jetzt  auf  den  Kunstgewerbesdiulen  getrieben  wird. 
Was  ist  Handwerk,  was  ist  Kunst?  Ein  Streit  um  Worte?  Vielleicht  mehr.  Wenn 
zwei  mit  dem  gleidien  Wort  nidit  das  gleiche  meinen,  ist  Verständigung  un- 
möglidi.  Da  nun  niemand  ein  Interesse  an  schlechten  Kunstgewerbesdiulen  hat 
und  alle  das  gleiche  wollen,  nämlich  die  hochwertige  Arbeit,  ist  eine  Verständi- 
gung darüber,  was  man  darunter  verstehen  will  und  wie  man  sie  erreichen  kann, 
unumgänglidi. 

Handwerk  ist,  rein  wörtlich,  ein  Werk  der  Hand  und  bezeichnet  damit  zunädist 
den  Gegensatz  zu  einer  vorzugsweise  durdi  maschinelle  Hilfsmittel  hervorge- 
brachten Arbeit.  Aber  es  sdiliept  ein,  dap  dem  Werk  durdi  die  Hand  Eigen- 
schaften vediehen  werden  können,  die  im  Gefühlsleben  des  Arbeitenden  ihren 
Ursprung  haben  und  somit  an  den  Menschen,  als  den  Sd:affenden,  gebunden 
sind.  Was  dem  Gefühlsleben  entspringt,  ist  etwas  Unmepbares,  Unfestlegbares, 
Irrationales,  auch  wieder  nur  durch  das  Gefühl  als  Wert  zu  Erfassendes.  Da  zur 
Hervorbringung  eines  Werkes  durch  die  Hand  bestimmte  erlernbare  Verrichtungen 
mit  Werkzeugen  und  Materialien  gehören, 'der  gleidie,  von  zweien  gefertigte 
Gegenstand  aber  in  dem  einen  Fall  jene  Eigenschaften  aufweisen,  im  anderen 
vermissen  lassen  kann,  hat  man  dieses  jMehr;  durdi  eine  besondere  Bezeichnung 
abgehoben.  Man  sagt,  ganz  volkstümlich,  von  dem,  der  es  einer  Arbeit  zu  ver- 
leihen weip,  jer  ist  ein  Künstler  in  seinem  Fadi!.    Dies  ist  nidit  gleidibedeutend 

'9 


mit  gesdiickt.  Gesdiicklichkeit  kann  seelenlos  sein,  eine  selbst  roh  gemachte  Arbeit 
aber  seelenvoll.  Nur  bei  Handwerken,  die  einen  Einflup  des  Gefühlslebens  nidit 
zulassen,  sind  Gesdiid<lidikeit  und  Tüditigkeit  zusammenfallend,  da,  wo  die 
Funktion  eines  Gegenstandes  das  ^''iditigste,  das  Bezwedvte  ist  -  Anlage  einer 
Nasser-,  Gas-,  Klingel-,  Heizleitung,  dap  eine  Schublade  ohne  Hemmung  auf- 
und  zugeht,  eine  Tür  schliept,  ein  Sdilop  sdinappt.  In  diesen  Fallen  ist  auch  die 
Wertbestimmung  einfadi,  die  Güte  deckt  sich  mit  der  Funktion  der  geringsten 
Reibung  und  des  geringsten  Kraftverbrauches,  ob  es  sich  nun  um  eine  Uhr,  ein 
Fernrohr,  ein  Fahrrad  oder  ein  Automobil  handelt,  und  auch  die  Vorzüge  hand- 
werklicher oder  maschineller  Herstellung  sind  nur  darnach  zu  bewerten.  Denken 
wir  jedoch  an  einen  Schrank,  so  wissen  wir,  dap  neben  der  Funktion  seiner  Schub- 
laden und  Türen,  neben  seiner  guten  und  werkgerechten  Gefügtheit  ein  anderes 
Element  auftritt,  das  allein  bestimmend  werden  kann:  die  Form.  Unter  zwei  gleich 
gut  gearbeiteten  Schranken  treffen  wir  unsere  Wahl  nach  der  Form.  Von  zwei 
Anzügen,  die  aus  gleichem  Stoff,  gleichen  Zutaten  und  gleich  gut  genäht  sind, 
kann  der  eine  sitzen  und  gut  aussehen,  der  andere  nicht.  Der  erste  Schneider 
hat  ein  Gefühl  dafür,  er  ist  jein  Künstler  in  seinem  Fach;,  der  andere  nicht. 
So  ist  gutes  Handwerk  die  Verbindung  der  guten  werkgerechten  Arbeit  mit  der 
guten  Form.  Die  erstere  ist  immer  eindeutig,  sozusagen  unverändedich,  die  letz- 
tere -  wandelbar,  ein  Gegenstand  des  Geschmacks,  der  Richtung,  der  An- 
schauung, in  der  Bewertung  unterworfen:  dem  Gefühl. 

Der  Gegensatz  zu  dem  Handwerker,  der  ein  Künstler  in  seinem  Fach  ist,  ist  der 
Künstler,  der  seine  Sache  jhandwerksmäpig  herunterarbeitet!,  also  seelenlos,  ohne 
Hingabe,  ohne  Gefühl. 

Gebrauchen  wir  (gutes  Handwerk;,  also  werkgerechte  Arbeit  in  Verbindung  mit 
guter  Form,  im  übertragenen  Sinne  zur  Bewertung  der  Architektur,  so  werden  wir 
leicht  einsehen,  welche  Bedeutung  in  diesem  Falle  der  ;Form!  zukommt,  jede 
gröpere  Stadt  hat  ein  Reichspostgebäude,  das  schlecht  ist;  dabei  ist  es  meist  aus 
gutem  Material  und  solide  gebaut,  also  rein  handwerklich  in  Oidnung.  Die  Ver- 
wendbarkeit kann  auper  Betracht  bleiben ;  sie  ist  mit  guter  und  schlechter  Archi- 
tektur vereinbar.  So  können  wir  da^  Reichspostgebäude  (Schlechtes  Handwerk; 
nennen,  wenn  wir  das  Wort  Kunst  vermeiden  wollen.  Wir  treffen  damit  nicht 
ganz  das  Richtige,  weil  der  Architekt  wohl  alle  handwerklichen  Verrichtungen,  die 
zum  Bauen  gehören,  kennen  soll  und  Handwerker  für  sich  beschäftigt,  selbst  aber 
nicht  Handwerker  ist,  sondern  Künstler  -  Baukünstler.  Sein  Reich  ist  die  Form, 
20 


die  er  erstehen  Icipt.  Und  da  kann  es  dem  wirklichen  Bdukünstler  geschehen,  dcjjj 
einmcil  das  Handwerk  versagt,  wie  i  78  i  bei  dem  Einsturz  des  [Deutschen  Turmes; 
von  Gontard. 

Wenn  der  herausgehobene  Handwerker  Künstler  in  seinem  Fach  genannt  wird, 
der  schlechte  Künstler  aber  ein  Handwerker,  so  ergibt  sich  als  das  Mehr  einer 
Aibeit,  das  Auszeichnende,  nicht  nur  die  beseelte  durchgefühlte  Form,  sondern 
auch  ihre  Zugehörigkeit  zu  dem,  der  sie  schuf,  ihre  individuelle  Färbung,  um 
nicht  zu  sagen  ihre  Einmaligkeit.  Wenn  viele  das  gleiche  in  gleicher  Güte 
können  -  ein  ersehnter  Zustand  -  hört  die  Besonderheit  auf  Dies  aber  gehört 
zum  (guten  Handwerk;,  dap  es  viele  können,  dap  der  formale  Ausdruck  ein  Gemein- 
gut ist.  Dem  steht  die  Überschätzung  des  Individuellen,  die  unserer  Zeit  eignet, 
hemmend  entgegen,  und  dieser  Überschätzung  entspricht  die  Überspannung  des 
Kunstbegriflfes.  Erst  bei  einer  Übersteigerung  des  Guten,  des  üblichen,  einer 
wirklichen,  mit  dem  Schaffenden  in  Zeit  und  Raum  gegebenen  Einmaligkeit  und 
Einzigartigkeit,  sollte  man  von  Kunst  reden,  gleichviel,  ob  es  sich  dann  um  Archi- 
tektur, Malerei,  Plastik  oder  Hausrat  handelt.  Werke  solcher  Einzigartigkeit  sind 
dann  allerdings  das  Höchste,  was  durch  Menschenhand  und  Menschengeist  ge- 
schaffen werden  kann. 

Das  gute  Handwerk  wollen  bedeutet  also  Arbeitende  erziehen,  vertraut  mit  allen 
handwerklichen  Verrichtungen  und  mit  durchgebildetem  Formgefühl,  doch 
ohne  den  Ehrgeiz,  aus  der  Menge  heraustreten,  besonders  gewürdigt  werden 
zu  wollen. 

Wie  stehen  die  Kunstgewerbeschulen  dazu? 

Erinnern  wir  zunächst  daran,  dap  sie  bei  ihrer  Gründung  reine  Zeichen-  und 
Modellierschulen  waren,  bestimmt  zur  Ergänzung  der  Werkstatt-Ausbildung  und 
-arbeit.  Die  Werkstattarbcit  in  die  Schule  zu  tragen,  daran  war  nicht  gedacht. 
Jedoch  man  wollte  dem  Handwerk  helfen.  Die  Klage  über  seinen  Rückgang  war 
allgemein;  wir  finden  sie  schon  in  Schadows  Tagebuchaufzeichnungen.  Worin 
erblickte  man  nun  den  Rückgang?  Im  Nachlassen  der  handwerklichen  Geschick- 
lichkeit oder  im  Versagen  des  Formgefühls?  Vielleicht  in  beidem.  Jedenfalls, 
darüber  kann  kein  Zweifel  sein,  wollte  man  das  Formgefühl  durch  Zeichnen  und 
Modellieren  -  was  damals  und  noch  lange  darnach  Kopieren  von  Vorbildern  be- 
deutete —  verfeinern. 

Hier  liegt  der  verhängnisvolle  Irrtum,  den  man  beging,  und  der  Ruf  iZurück  zum 
Handwerk;  bedeutet  nichts  anderes  als  die  Forderung,  diesen  lirtum  endlich  gänz- 

1  [ 


lidi  aufzugeben.  Dem  Handwerk  durch  Zeidinen  und  Modellieren  aufhelfen  zu 
wollen,  sdilop  ein,  das  Mehr,  das  den  Handwerker  zum  Künstler  und,  wenn  man 
will,  das  Handwerk  zur  Kunst  macht,  abgesondert  von  der  Arbeit,  gewissermapen 
in  Reinkultur,  erreichen  zu  wollen.  Das  konnte  und  kann  nie  gelingen. 
Wir  sind  heute  geneigt,  den  Einfiup  des  Arbeitsganges  auf  die  Formgestaltung  - 
\or  kurzem  nannten  wir  es  nodi  die  aus  Material  und  Tedinik  entwickelte  Sach- 
form -  zu  überschätzen.  Im  Anfang  war  der  Geist.  Er  sdiuf  sidi  die  Werkzeuge, 
und  er  wollte  eine  Form  mit  ihnen  verwirklichen,  Wenn  nun  während  des  Arbeits- 
ganges aus  einer  Zwisdienstufe  zur  zuerst  gewollten  Form,  unter  Aufgabe  dieser, 
eine  neue  entsteht,  so  ist  sie  nicht  eigentlich  aus  Material  und  Technik  geboren, 
sondern  der  sprungbereite  Formwille  hat  sich  einer  neuaufkeimenden  Möglidikeit 
bemächtigt  und  verwirklicht  nun  diese.  Immer  ist  im  Anfang  der  Geist,  aber  gleidv 
wohl  hat  der  Arbeitsgang  einen  außerordentlichen  Einflup  auf  die  Bildung  des 
Formgefühls  und  auf  die  Formgestaltung.  Wenn  der  Mann  an  der  Töpferscheibe 
nach  einer  Zeidinung  möglichst  genau  ein  Tongefäp  aufzieht,  ist  sein  Formwille 
ausgeschaltet,  je  gesdiickter,  d.  h.  in  diesem  Falle  genauer  er  arbeitet,  je  seelen- 
loser ist  das  Handwerk,  das  er  treibt.  Besitzt  er  aber  ein  eigenes  Formgefühl,  und 
geht  er  den  aufblitzenden  Möglidikeiten  nach,  dann  entsteht  beseelte  Form. 
Nun  ist  es  in  Zeiten  größerer  Stilreinheit  nichts  so  Auffallendes  und  Schlimmes, 
wenn  ein  Handwerker  sich  des  Entwurfes  eines  anderen  bedient  und  ihn  ausführt. 
Man  tat  es  zur  Zeit  der  Renaissance,  und  selbst  Schadow  liep  sidi  von  Schinckel 
den  Entwurf  zu  einem  Kandelaber  macJien,  um  ihn  dann  sorgfältig  auszuführen. 
Wenn  der  Entwerfende  aus  dem  Handwerk  hervorgegangen,  nur  der  besonders 
begnadete  Handwerker,  der  .'Künstler  in  seinem  Fachj  ist,  werden  Entwürfe  eben 
anders,  als  wenn  der  Entwerfende  zu  einem  soldien  erzogen  wird  unter  Aussdilup 
vom  Handwerk  oder  Geringschätzung  desselben.  Dann  bleibt  audi  der  Unter- 
schied der  Begabung  zu  berücksichtigen.  Der  eine  hat  eben  eine  so  fruchtbare 
Phantasie,  daß  seine  eigene  Möglidikeit  des  Verwirklichens  weit  hinter  der  Fülle 
der  Bilder  zurückbleiben  muß,  dem  anderen  fällt  nichts  ein,  er  ist  aber  sofort  fähig, 
etwas  Gutes  entstehen  zu  lassen,  wenn  er  einen  Anhaltspunkt  hat. 
In  Zeiten  des  handwerklidien  Niedergangs  oder  des  verblassenden  Formgefühls 
ist  es  sicher  ein  Fehlschritt,  die  Entwickelung  des  Formgestaltungsvermögens  vom 
Arbeitsgang  ablösen  und  aus  der  Werkstatt  in  die  Sdiule  \edegen  zu  wollen. 
Diesen  Fehlschritt,  diesen  {verhängnisvollen  Irrtumj  begingen  die  Schulen. 
Die  Folge  der  Erkenntnis  des  Irrtums  war  die  Angliederung  von  Werkstätten.  Aber 

ZI 


mein  blieb  auf  halbem  Xv'ege  stehen.  In  den  \^  erkstatten  durfte  nichts  produziert 
werden;  sie  sollten  dem  Handwerk  keine  Konkurrenz  madien.  Sie  dienten  der 
Hei  Stellung  von  Einzelstiid<en  oder  Teilen  davon,  zur  Ergänzung  der  Erziehung, 
dienten  häupg  jedoch  nur,  um  dem  sEntwerfenden;  überhaupt  einen  Einblick  in  das 
Entstehen  der  Dinge  zu  ermöglichen. 

Fordert  das  Handwerk  -  und  mit  Recht  -  eine  Befruchtung  durch  die  Schulen  und 
die  Erziehung  tüditiger  Kräfte,  dann  mup  es  die  (weit  übertriebene)  Furcht  vor  der 
Konkurrenz  fallen  lassen.  Die  Sduilen  müssen,  allmählich,  organisch,  ihre  Um- 
wandlung vollziehen  zur  Manufaktur,  zu  produzierenden  Werkstätten,  in  denen 
;die  Dinge;  geschaffen  werden.  Nicht  Zeichnungen,  nicht  Entwürfe  und  Modelle 
sollen  die  Haiiptbesdiäftigung  sein,  sondern  die  Dinge.  Dap  die  Bäume  nicht  in 
den  Himmel  wachsen,  dafür  ist  -  leider  -  gesorgt.  Nie  kann  eine  Schule  pro- 
duktiv leistungsfähig  werden  wie  ein  privater  Betrieb.  Sie  braucht  es  auch  nicht  - 
denn  ihre  Aufgabe  ist  die  Erziehung,  und  die  Produktion  ist  Mittel  zum  Zweck. 
Als  solches  soll  sie  aber  ernsthaft  sein  und  alle  Förderung  erfahren.  Aufträge,  ge- 
eignete Aufträge!  Das  ist,  was  uns  not  tut,  sonst  haben  Weikstätten  keinen  Sinn. 
Diese  Produktion  mup  sich  selbst  tragen  -  und  die  Schüler  müssen  dabei  ver- 
dienen -  wenn  auch  selbstverständlich  nicht  nach  dem  Tarif. 
Damit  wild  viel  Unruhe  in  die  Schulen  getragen,  viel  Unbequemlichkeit,  aber  auch 
\  iel  Bewegung  und  viel  Leben.  Dap  wir  diesen  Weg  gehen  müssen,  dap  die  Zu- 
kunft und  die  Arbeit  an  unserer  Zukunft  dahin  drängt,  ist  nicht  zweifelhaft.  So 
ist  es  besser,  ihn  entschlossen  zu  gehen  als  zögernd. 

In  diesem  Zusammenhange  könnte  die  Frage  aufgeworfen  werden  nach  der  Aus- 
bildung der  Lehdinge.  Sie  soll  der  Werkstatt  verbleiben,  und  erst,  wer  mit  der 
Lehre  fertig  ist,  soll  zur  Schule  kommen.  Dies  ist  meine  Meinung.  Wenn  aber 
die  Schulen  Produktionswerkstätten  haben,  dann  sehe  ich  kein  Unglück  darin, 
wenn  die  geeigneten  immer  einige  Lehdinge  haben,  wie  es  jetzt  übrigens  schon 
an  einigen  Schulen  der  Fall  ist.  Es  ist  Mangel  an  Lehrstätten,  und  eine  vorbild- 
liche Lehdingsausbildung,  wie  sie  von  den  Schulen  gefordert  werden  mup,  kann 
befruchtend  auf  die  Meistedehre  wirken.  Dap  dies  übeifüssig  wäre,  kann  man 
nicht  behaupten. 

Wir  wollen  das  gute  Handwerk.  So  müssen  uns  auch  die  Mittel  recht  sein,  durch 
die  wir  ihm  näherkommen  können.  Die  Auflösung  der  Schulen,  die  unter  den 
heutigen  Umständen  nur  Unverständige  fordern  können,  führt  nicht  dazu  -  wohl 
aber  ihre  Umwandlung  in  Stätten  einer  handwerklichen  Betätigung,  die  das  Form- 


gefühl  am  Ärbeitsgang  entwickelt  und  so  zu  einer  Formgestdltung  führt,  die  beseelt, 
durchgeistigt  ist.  Ob  wir  dies  d<ann  Kunst  nennen  wollen,  ist  gleichgültig. 
Wenn  Kunst,  wie  sie  in  den  Werken  unserer  gröpten  Maler  und  Bildhauer  sicht- 
bar wird,  auch  als  Schöpfung  des  Einzelnen  möglich  ist,  der  nicht  von  einer  Ge- 
meinsamkeit der  Kunstanschauung  Gleichzeitiger  getragen  wird,  ja  im  Gegensatz 
zu  ihr  stehen  kann  (Hans  von  Marees),  so  ist  jgutes  Handwerk;,  wie  wir  es  im 
Mittelalter  hatten  und  zurücksehnen,  nur  möglich  als  Gemeinsamkeit,  als  Gleich- 
gerichtetheit aller.  Gutes  Handwerk,  wenn  es  auch  nur  von  den  einzelnen 
Schaffenden  hervorgebracht  werden  kann,  ist  ein  gesellschaftlicher  Zustand  mehr 
denn  eine  Frage  des  Könnens  der  einzelnen.  Es  ist  eine  Sprache,  Ausdruck  des 
Seelenzustandes,desGefühlslebens  einer  Zeit- und  Volksgemeinschaft.  Der  Einzelne 
ist  hier,  unbeschadet  seiner  Tüchtigkeit,  ganz  und  gar  unoriginell;  er  edemt,  was 
er  kann,  durch  Nachahmung,  er  hat  eine  Verantwortung  nur  für  die  Güte  seiner 
Arbeit  im  Vergleich  zur  Arbeit  anderer,  nicht  aber  in  bezug  auf  den  Gesamtform- 
charakter der  Dinge.  Gutes  Handwerk  ist  guter  Durchschnitt,  gleiches  Können 
vieler,  nicht  heiAorragende  Einzelleistung. 

Ist  ein  solcher  Zustand  -  Gegenteil  des  heutigen;  Tiefstand  und  hie  und  da  auf- 
ragende Einzelarbeiten  Vereinzelter  -  Land  der  Sehnsucht,  so  ist  doch  der  Einzelne 
außerstande,  die  nicht  nur  im  Können  liegenden  Bedingungen  für  solchen  Zu- 
stand zu  schaffen. 

Wollten  wir  die  Schulen  schließen  und  alles  Lernen  ausschließlich  in  die  Werk- 
stätten der  Handwerker  vedegen,  wir  wären  keinen  Schritt  weiter.  Das  Handwerk 
arbeitet  heute  nicht  mehr  unter  den  Bedingungen,  die  seiner  Entfaltung  im  Sinne 
mittelalterlicher  Tüchtigkeit  günstig  sind,  und  bietet  augenblicklich  keine  Gewähr 
dafür,  die  Schulen  ablösen  zu  können. 

Was  wir  können,  ist:  ein  Ziel  sehen,  es  erreichen  wollen  und  an  allen  zugäng- 
lichen Punkten  die  Arbeit  dafür  beginnen.  Für  die  Schulen  besteht  sie  im  plan- 
mäßigen Ausbau  aller  handwerklichen  Betätigung. 


H 


Dm  STOff^iht<knKiinßeriiMt' 

mifpriiurt-p-dwiilii^aus  aerfullcfuuslntimu 

ÄlxrJkpORM' 

oh  fiißion  vorjü^lick  im  Qeak  tUgtr 

will  erkannt;' wdl  heaaait  jebi,  und  lüer 
wird  Bejomwiluitg'eßraerl^ 
dal)  p>rm,  Stojfund  OJialtfick 
zueinander  (avxk^,  fidi  ineinander  filg-en^ 
änander  durdidrinqrrL  /^ 

t 


^^ 


Das  gräphisdie  Aufgabenfeld  der  Kunstgewerbesdiule 

Von  F.  H.  Ekmcke 

weck  dieser  Untersucliung  soll  es  sein,  den  '^ert  dessen  zu  be- 
messen, Weis  die  Kunstgewerbeschulen  bisher  auf  graphisdiem  Ge- 
biete leisteten;  das  Geleistete  in  Vergleidi  zu  ziehen  mit  dem 
duperhalb  ihres  Arbeitsbereichs  Geschaffenen  und  die  Riditung 
anzudeuten,  in  der  eine  V'''eiterentwicklung  des  bereits  Erreichten 
sich  vollziehen  solhe. 

Die  Kunstgewerbesdiule  ist  ein  Erzeugnis  der  achtziger  Jahre  des  vorigen  Jahr- 
hunderts, ebenso  wie  der  Ausdruck  jKunstgewerbe;,  dieses  schlechte  Kuppelwort, 
das  zwei  widerstreitende  Begriffe  miteinander  zu  vereinen  trachtet,  die  ihrer  Natur 
nach  dodi  immer  wieder  auseinanderstreben. 

Anfänglich  als  Sammelbecken  von  Vorbildern  angelegt,  aus  denen  Handwerk  und 
Industrie  Anregungen  schöpfen  sollten,  vermittelten  diese  Anstalten  wohl  Kennt- 
nisse und  Begrife,  nidit  aber  Können  und  Fähigkeiten. 

Man  erfuhr  von  der  Möbelkunst  aller  europäischen  Jahrhunderte,  aber  man  be- 
fapte  sich  weder  mit  Hölzern  noch  mit  deren  Konstruktion;  man  entwarf  Teppiche 
und  Vorhänge,  ohne  einen  Webstuhl  zu  Gesidit  zu  bekommen  oder  einen  Faden 
in  der  Hand  zu  halten.  Man  stattete  Prachtwerke  aus,  erfand  Budititel  und  Zier- 
leisten, ohne  über  das  Zustandekommen  eines  einfachen  Sdiriftsatzes,  über  die 
Handgriffe  des  Buchbindens  irgendwie  unterriditet  zu  sein. 

So  lagen  die  graphischen  Künste  gleicherweise  wie  alle  andern  handwerklichen 
Fertigkeiten  brach.  Man  radierte  und  lithographierte  nicht,  man  schnitt  nicht  in  Holz, 
man  schrieb  keine  Schrift,  sondern  malte  Zierbuchstaben,  zeichnete  Illustrationen 
und  übediep  es  den  mechanischen  Verfahren,  sie  schlecht  und  recht  zu  ver\'iel- 
faltigen. 

Die  folgerichtige  "^Weiterentwicklung  der  graphischen  Künste  vollzog  sich  auperhalb 
der  Schulen  unter  dem  Zwange  wirtschaftlicher  und  kultureller  Notwendigkeiten. 
Um  nur  einige  solcher  Gelegenheiten  herauszugreifen,  nenne  ich  beispielsweise 
den  Kadsruher  Künstlerbund,  dessen  Mitglieder  alledei  praktische  Aufgaben  an- 
packten, Etiketten  und  Plakate  für  die  Geschäftswelt  schufen,  als  vornehmste  Auf- 
gabe aber  den  farbigen  Steindruck  pflegten  und  ihn  den  Zwecken  des  künstle- 
rischen Wandschmucks  dienstbar  machten.  Die  Darmstädter  Künstlerkolonie  ver- 
suchte wenigstens  das  Problem  des  Ausstellungskataloges  in  neuer  Form  typo- 

i6 


graphisch  und  zeichnerisch  zu  lösen.  Aus  dem  Kulturkrcis  der  Wiener  Sezession 
drangen  bildnerische  Kräfte  zum  Licht,  die  wie  Koloman  Moser,  Czeschka  und 
Klimt  den  graphischen  Techniken  neue  Feinheilen  und  Ausdrucksmöglichkeitcn  ^ 
entlockten-  Mosers.  Habsburgerserie  der  österreichischen  Briefmarken  war  in  ge- 
wisser Hinsicht  epochemachend  auf  diesem  Gebiet.  Die  Reform  des  Schreib- 
unterrichts durch  Rudolf  \on  Larisch  eroberte  sich  von  Wien  aus  die  deutschen 
Kunstgewerbeschulen. 

Die  Gründung  der  Steglitzer  Werkstatt  ist  ein  typisches  Beispiel  einer  aus  dem 
damaligen  Schulelend  zwangsweise  sich  ergebenden  Nothilfe.  Hier  schufen  sich 
junge,  noch  kaum  dem  Kunstunterricht  entwachsene  Menschen  selber  die  Möglich- 
keit, mit  Typen  zu  setzen,  auf  den  Stein  zu  zeichnen,  von  den  einen  und  dem 
anderen  selber  zu  drucken,  also  sich  die  Mittel  zur  Handfertigkeit  anzueignen,  die 
die  Schule  damals  nicht  bieten  konnte. 

Die  Ent\vid<lung  der  Bediner  Plakatkunst  ist  ein  gropartiges  Beispiel  solcher  Not- 
wendigkeitswirkung. Hier  entstand  Hand  in  Hand  eine  spezialistisch  gebildete 
Künstlerschaft  und  eine  reproduzierende  Industrie,  die  aus  den  Bedürfnissen  des 
Tages  ihre  Existenz  und  ihren  Stil  empfing.  Wie  hier  Bernhard,  Klinger  und  wie 
sie  alle  heipen  dem  Steindruckplakat  die  graphische  Note  gaben,  so  machten  sich 
in  München  die  Simplizissimuskünstler  Heine,  Bruno  Paul,  Gulbransson  die 
mechanischen  Verfahren  zunutze  und  entwickelten  daraus  ihren  vereinfachten 
Stil,  der  oft  durch  eine  raffinierte  Gegeneinanderstellung  und  Mischung  weniger 
entschiedener  Faiben  eine  verblüffende  Wirkung  emppng. 

Aus  dem  Kreise  der  Bediner  Sezession  ward  dem  künstlerischen  Steindruck  neue 
Belebung;  Liebermann,  Corinth  und  namentlich  Walser  und  SIevogt  gaben  der 
Buchillustration  eine  neue  entscheidende  Richtung.  Der  letzte  mächtige  Anstop 
in  der  Entwicklung  moderner  Graphik  kam  von  den  Künstlern  des  Expressionismus. 
Heckel,  Kirchner,  Pechstein,  Schmidt-Rottluff,  Kokoschka,  Rohlfs  und  Nolde  gaben 
sowohl  dem  Steindruck-  als  auch  dem  Holzschnittverfahren  eine  gänzlich  neue, 
selbstherdiche,oft  gewaltsame,  aber  immer  machtvolle  stilistische  Llmdeutung.  Auch 
die  Radierung,  die  durch  Klinger  und  Greiner  eine  ausgesprochene  Entwicklung 
genommen  hatte,  wurde  in  den  Händen  der  jüngsten,  beispielsweise  Heckeis  und 
Seehaus',  zu  einem  völlig  neuen  Ausdrucksmittel. 

Alle  diese  Zeiterscheinungen  sind  nicht  spudos  an  den  Kunstgewerbeschulen  vor- 
übergegangen. Sie  erzeugten  dort  RePexwirkungen,  sei  es,  dap  die  Schülerschaft  - 
staiken  EinPüssen  leicht  zugänglich,  wie  es  die  ]ugend  stets  ist  -  diese  neuen 

17 


Versuche  schnell  dufgriff,  sei  es,  dcifj  durch  die  (ausübenden  Künstler  selbst,  die 
hin  und  wieder  auf  Lehrstühle  berufen  wurden,  die  Schule  als  eine  breitere 
Experimentierbcisis  benutzt  wurde. 

Bildet  doch  die  nun  bald  vierzigjährige  Entwicklung  der  Kunstgewerbeschulen  das 
Schauspiel,  dap  hier,  erst  vereinzelt  und  insgeheim,  dann  immer  häupger  und 
ö|fentlich,  diejenigen  klarblickenden  Kräfte  sich  durchsetzten,  die  eine  gesunde 
Reaktion  gegen  den  krankhaft  übersteigerten  Individualismus  in  der  Kunst  bildeten. 
Sie  erblickten  die  Erlösung  der  Kunst  aus  der  Hysterie  einer  endlosen  Selbst- 
bjspiegelung  in  der  planvollen  Unterordnung  der  einzelnen  Gestaltungswillen 
unter  einen  beherrschenden  Gedanken,  sei  es  der  eines  Gesamtbauvverkes,  sei  es 
der  einer  zweckdienlichen  Handwerks-  oder  Industriearbeit. 
So  stellt  sich  heute  in  dem  Begriff  der  Kunstgewerbeschule  der  gesammelte  Wille 
aller  der  gegnerischen  Kräfte  des  abgelebten  Akademismus  dar,  der,  nur  noch  von 
Dünkel  und  Unverstand  genährt,  sein  Schattendasein  weiterführt. 
Äuperlich  tritt  der  Wandel,  der  sich  in  diesem  jahrzehntelangen  Werdeprozep  voll- 
zogen hat,  dadurch  in  Erscheinung,  dap  fast  jede  Kunstgewerbeschule  -  um  nur 
bei  dem  hier  behandelten  Gegenstand  zu  verweilen  -  ihre  Werkstätten  für  Buch- 
und  Steindruck,  oft  auch  für  Buchbinderei  hat,  dap  überall  ein  systematischer 
Schreibunterricht  erteilt  wird,  dap  mitunter  auch  Anstalten  für  mechanische  Ver- 
vielfältigungsverfahren eingerichtet  sind,  die  dem  Schüler  einen  Einblick  in  den 
Herstellungsgang  der  Druckwerke  gestatten,  den  er  sonst  nur  in  Betrieben  erlangen 
kann,  und  es  ihm  -  was  in  diesen  nicht  möglich  ist  -  erlauben,  zu  experimen- 
tieren und  experimentierend  neue  Arbeitsweisen  zu  ermitteln. 
Im  Laufe  dieser  langen  Entwicklung  können  wir  verschiedene  Abschnitte  verfolgen: 
Das  Eindringen  der  neuen  Ideen  am  jahrhundertanfang  (Eckmann,  Peter  Behrens), 
das  Zurückgreifen  auf  die  Tradition  (E.  R.  Weip),  endlich  die  Einwirkung  der 
jüngsten  Kunst  (Thorn-Prikker,  Feininger,  Klee).  Einzelne  Schulen  waren  durch 
örtliche  Bedingungen,  durch  besonders  ausgezeichnete  Leiter  oder  Lehrer  im 
Vorteil.  So  wurde  frühzeitig  an  der  Magdeburger  Schule  der  Linoleumschnitt  zu  be- 
sonderer Blüte  gebracht ;  Düsseldorf  war  jahrelang  die  Pflanzstätte  des  Schreibunter- 
richts, von  wo  sich  Lehrer  anderer  Kunstgewerbe-,  Handwerker-  und  Fortbildungs- 
schulen die  Anleitung  zur  methodischen  Schriftschulung  holten;  Barmen  hatte 
vorzüglich  ausgebaute  Reproduktionswerkstätten,  wie  sie  in  späteren  )ahren  aud: 
den  Kunstgewerbesdiulen  in  Breslau  und  Dortmund  angegliedert  wurden.  Sehr 
gut  eingerichtet  sind  auch  die  graphischen  Abteilungen  von  Zürich,  Stuttgart  und 


Hamburg,  alle  aber  übertroffen  durch  die  mit  einem  gropen  Kostenaufwand  aus- 
gestattete Leipziger  Akademie  für  graphische  Künste  und  Buchgewerbe,  die  von 
ihrem  Sitz  an  der  PPegestätte  deutschen  Buchgewerbes  Recht  und  Ppicht  her- 
leitete, den  Rufeines  Mittelpunktes  graphischer  Schulung  für  sich  zu  beanspruchen, 
wenn  schon  die  künstlerische  Initiative  häufg  an  anderer  Stelle  einsetzte. 
Mit  dem  Ausbau  der  Werkstätten  zugleich  hatte  ein  \^etteifer  der  Sdiulcn  in 
der  Herbeiziehung  ausgezeichneter  Lehrkräfte  begonnen,  so  dap  heute  wirklidi 
ein  um  künstlerisdie  Sdiulung  und  Bildung  BePissener  die  Sdiwierigkeiten  der 
¥ahl  hat. 

Die  Erfolge  all  dieser  Anstrengungen  zeigten  sidi  \on  Zeit  zu  Zeit  auf  Schulaus- 
stellungen, in  der  Ausstattung  von  Drucksachen,  Jahresberiditen  und  Werbesdiriften 
der  Unterriditsanstalten  selbst  und  schlieplich  in  der  Hebung  des  allgemeinen 
Niveaus  der  öffentlichen  Arbeitsleistung,  dem  die  geläuterten  fachlidien  Fähigkeiten 
des  jugendlichen  Nachwudises  zugute  kamen. 

Angesichts  der  Veränderung  der  ursprünglidien  Form  der  Schulen  ist  der  Name, 
unter  dem  sie  herangewachsen  und  grop  geworden  sind,  nicht  mehr  wohl  gelitten. 
Er  wird  vielmehr-  wie  ein  schäbig  gewordenes  Gewand,  das  eigentlich  auch  nie 
recht  hat  sitzen  wollen,  beiseitegeschoben.  Wir  edeben  heute  Wortbildungen,  die 
dem  Ringen  der  Zeit  nadn  neuen  Formen  für  alle  Dinge  entspredien.  So  hat 
Weimar  aus  seiner  Sdiule  ein  Staatlidies  Bauhaus  gemacht,  Oldenburg  ein  Werk- 
haus. Bald  stopen  wir  auf  Lehr-,  bald  auf  Versuchswerkstätten.  Die  Düsseldorfer 
Kunstgewerbeschule  ist  in  zwei  verschiedene  Bestandteile  auseinandergefallen,  von 
denen  der  eine  der  Akademie,  der  andere  derSdiule  für  Handwerk  und  Industrie 
zugeschlagen  wurde.  Die  Erhebung  anderer  wichtigen  Lehranstalten  zu  Akademien 
für  Handwerkskunst,  für  angewandte  Kunst  usw.  vollzieht  sich  im  Augenblick.  Die 
Leipziger  Schule,  die  als  Akademie  für  graphische  Künste  und  Buchgewerbe  am 
ausgesprochensten  ihre  Absiditen  im  Namen  verkündet,  ist  dabei,  ihre  Werkstätten 
zu  einer  Art  Staatsmanufaktur  umzustellen. 

Und  damit  kommen  wir  auf  unser  Ziel,  sowohl  hinsiditlidi  dieses  Aufsatzes,  als 
audi  der  ganzen  Frage  der  Entwicklung  unserer  graphischen  Sdiulen  und  des 
graphischen  Gewerbes. 

Wir  haben  gesehen,  wie  unmöglich  es  ist,  öffentliche  Schulen  einen  Dornröschen- 
schlaf abseits  vom  Geschehen  des  gewerblichen  Tageslaufs  halten  zu  lassen. 
Die  aus  einem  natüdichen  Gefühl  der  Notwehr  heraus  zur  Wiederbelebung  des 
kulturell  heruntergekommenen  Gewerbes  gegründeten  Kunstgewerbesdnulen  sind 

^9 


in  einem  ebenso  ndtürlidi  verlaufenen  Entwicklungsprozep  mitten  in  den  Brenn- 
punkt des  gewerblidien  Lebens  versetzt  worden.  Und  das  ist  gut  so! 
Leiter,  Lehrer,  Schüler  müssen  nur  nodi  mehr  dessen  inne  werden  und  dies  audi 
dem  Interessentenkreis  auperhalb  der  Sdiule  zum  Bewuptsein  bringen. 
Es  genügt  nidit,  einen  Künstler  von  Ruf,  einen  Meister,  der  ein  Spezialgebiet  be- 
herrsdit,  an  eine  Lehrstelle  zu  berufen  und  ihn  dort  kaltzustellen.  Ihm  müssen 
die  Aufgaben  in  erster  Linie  zufallen,  die  der  Staat,  die  Stadt,  das  Gemeinwesen 
zu  vergeben  hat,  denen  er  zu  Dienst  verpPiditet  ist.  Seine  Arbeit  mup  dadurdi 
die  Gewiditigkeit  bekommen,  die  ihm  Ansehen,  nicht  nur  bei  den  Sdiülern  -  denn 
das  hat  er  ohnedies  -,  sondern  audi  bei  seinen  vorgesetzten  Behörden  und  Mit- 
bürgern verleiht.  Diese  Arbeit  mup  ihm  den  wirtschaftlidien  Halt  geben,  den  die 
Lehrstelle,  allein  nidit  bietet  und  ohne  den  eine  unabhängige  Kunstauffassung 
sich  auf  die  Dauer  nicht  behaupten  kann. 

Ein  soldies  Verfahren  bietet  aber  audi  die  Möglichkeit,  den  Dokumenten  städti- 
scher oder  staatlidier  Behörden  eines  bestimmten  Kulturkreises  wieder  eine  ge- 
festete Tradition  zu  verleihen,  ihnen  die  ^ürde  zu  geben,  die  ihnen  leider  in  den 
letzten  Jahrzehnten,  ja  seit  bald  einem  Jahrhundert  verlorengegangen  war. 
So  wären  die  graphischen  Abteilungen  der  Kunstgewerbeschulen  die  gegebenen 
PPegstätten  amtlidier  Graphik,  die  Vermittlungsstellen  für  die  ganze  Provinz, 
wenn  es  sidi  darum  handelt,  sich  in  soldnen  Dingen  Rat  und  Hilfe  zu  holen,  sei 
es  von  ländlidien  und  kleinstädtisdien  Körpersdiaften,  sei  es  von  privater  Seite. 
Im  einzelnen  und  zufallsmapig  war  dies  sdion  immer  und  ist  es  auch  heute  mehr 
als  früher  der  Fall.  Nur  müpte  es  noch  viel  ausgesprochener  und  bevvupter  werden. 
Dann  würden  beispielsweise  die  Sammlungen  von  Notgeld  nidit  mehr  Tausende 
von  Lädierlichkeiten  und  Ungeheuerlichkeiten  und  nur  ganz  wenige  annehmbare 
Ausnahmen  enthalten,  die  man  sidi  verwundert  als  etwas  Auperordentlidies  zeigt. 
Und  was  gibt  es  nidit  alles  für  Aufgaben  auf  graphischem  Gebiet,  die  trotz  der  Not 
der  Zeit  immer  wieder  zwangsläupg  gestellt  werden  und  gerade  mit  besdiränkten 
Mitteln  bei  riditiger  Behandlung  reizvoll  gelöst  werden  könnten!  Von  der  amt- 
lidien  Graphik,  den  Stempeln,  Urkunden,  Formularen  und  Tagesbedürfnissen  der 
Behörden  einmal  ganz  abgesehen:  Lesebücher  und  Ansdiauungsmaterial  für 
Schulen,  Familienurkunden  und  Stammbücher  der  Standesämter  und  Kirdien, 
Reisebücher,  Ansichtskarten  und  Kunstblätter,  die  die  baulichen  und  landsdiaft- 
lichen  Sdiönheiten  der  betreffenden  Gegend  deutlidi  machen  sollen.  Praktische 
Tätigkeit,  angefangen  von  der  kleinsten  Gelegenheitsdrud<sadie  bis  zum  Liebhaber- 
30 


budie,  das,  von  der  Sduile  selbst  herausgegeben  und  verlegt,  den  Schülern  den 
ganzen  Werdegang  eines  solchen  \</'erkes  veranschaulicht. 

Denn  darüber  mup  man  sich  endlich  klar  werden:  derart  gebundene  Aufgaben 
stellen  das  beste  Erziehungsmittel  dar.  Die  Förderung  freier  Graphik  gehört  erst 
in  zweiter  Linie  zu  den  Aufgaben  der  Schule.  Sie  ist  als  Ausdruck  von  Gefühls- 
edebnissen  reifer  Persönlichkeiten,  als  kritische  Abspiegelung  von  Zeiterscheinungen 
durch  den  kundigen  Menschenbeobachter,  als  künstlerische  Endsummierung  von 
Form-  und  Handwerkserfahrungen  mehr  Sache  des  ungebundenen,  der  Schule 
entwachsenen  Mannes.  Natüdich  soll  die  Schule,  wo  das  Bedürfnis  vorherrscht, 
auch  freien  Arbeiten  Spielraum  gewähren.  Solche  Versuche  werden  freilich  zu- 
meist den  Stempel  der  Unreife  und  Unfertigkeit  an  sich  tragen.  Bei  der  ange- 
wandten Graphik  dagegen  findet  der  suchende  und  in  sich  noch  ungefestigte 
Schüler,  der  nur  allzu  leicht  in  die  Irre  geht,  Halt  und  Stütze  an  den  Gegeben- 
heiten der  Zweckarbeit,  ganz  abgesehen  davon,  dapdie  Vertrautheit  mit  praktischen 
Aufgaben  ihm  wirtschaftlich  das  Emporkommen  edeichtert.  An  ihnen  kann  er 
seine  Fähigkeiten  schulen;  und  wenn  ein  solcher  überschup  an  bildnerischer  Kraft 
da  ist,  dap  sie  zu  selbständigem  Ausdruck  kommen  mup,  wird  sich  das  früher 
oder  später  von  selber  zeigen,  das  einmal  gewonnene  handwerkliche  Rüstzeug 
aber  nie  von  öbel  sein. 

Ich  veru-eise  da  auf  den  Werdegang  einiger  Groper:  Menzel  erwarb  sich  sein 
technisches  und  zeichnerisches  Können  als  Lithograph  mit  zwed<dienlicher  Brot- 
arbeit.  Otto  Speckter  wuchs  im  lithographischen  Unternehmen  seines  Vaters  auf 
und  zum  selbständigen  Künstler  heran, TheodorHosemann,  der  geschätzte  Illustrator 
und  Sittenschilderer  des  alten  Bedin,  nahm  einen  ähnlichen  Werdegang. 
Wird  nun  dergestalt  auf  der  einen  Seite  durch  praktische  Arbeiten  die  Richtlinie 
für  die  geistige  Arbeit  gegeben,  so  mup  andererseits  Hand  in  Hand  mit  diesem 
Ausbau  des  Aufgabenkreises  eine  entsprechende  Verfeinerung  der  technischen 
Mittel  gehen.  Eine  intensivere  PPege  wertvoller  Techniken,  wie  des  Holzschnittes, 
der  Radierung,  der  Lithographie,  müpte  einsetzen,  das  Höchsterreichbare  als  Map- 
stab  aufgestellt  und  angestrebt  werden. 

In  allen  Werkstätten  müpten  vortreffliche  Originalarbeiten  aufgehängt  sein: 
Pariser  Lithographien  der  Daumier  und  Gavarni  mit  ihrem  samtartigen  Schwarz 
und  der  leichten  Eleganz  des  Striches,  Holzschnitte  und  Kupferstiche  alter  deutscher 
Meister,  Rembrandtsche  Radierungen,  Menzelsche  und  Doresche  Tonholzschnitte, 
japanische  Farbendrucke;  was  nicht  im  Original  erhältlich  ist,  wenigstens  in  guten 

3' 


Abbildungen.  Aber  auch  moderne  Plakcite,  gute  \orbi!dliche  Banknoten  und  Brief- 
marken, geschriebene  Seiten  aus  ahen  Chroniken  und  Satzbeispiele  mustergültiger 
Typen  aus  Büchern  und  Geschaftsdrudvsachen. 

Alles,  was  an  starken  Kunsterscheinungen  die  Gegenwart  berührt,  soll  dem  Ver- 
ständnis der  lugend  nahegebracht,  jede  Neuerscheinung  technischer  Art  auf  ihren 
Wert  geprüft  und  bei  Bewährung  dem  Unterricht  dienstbar  gemacht  werden. 
Das  graphische  Gebiet  ist  grop  und  vielfältig  und  bietet  jungen  lernbegierigen 
Menschen  ein  weites  Feld  der  Arbeit  und  des  Wetteifers.  Ihnen  für  diese  Arbeit 
das  Handwerkszeug  in  die  Hand  zu  geben,  in  ihnen  die  Freude  am  Experimen- 
tieren ^und  Erpnden  zu  wecken,  ihnen  aber  auch  die  Möglichkeiten  praktischer 
Auswirkung  zu  eröffnen,  das  sind  die  Aufgaben,  die  in  der  kommenden  Zeit  mehr 
als  je  die  NoKvendigkeit  und  Daseinsberechtigung  dieses  Aibeitsfeldes  der  Kunst- 
gewerbeschulen erweisen  ^^■erden. 


32- 


Das  Sdiauen  mit  der  Seele 

Von  Friedrich  H  ü  1 1  w  e  c  k 

ie  ist  eindringlidier  der  Ruf  nadn  Qualitätsarbeit  erklungen  als  in  der 
Zeit  unseres  völkischen  und  wirtschaftlichen  Zusammenbruchs,  ^ir 
erhof[en  von  der  restlosen  Erfüllung  des  Zweckmäpigkeitsgedankens, 
der  \  orsidit  im  Verbrauch  ausländischer  Materialien  und  dem 
Hervorheben  derjenigen  ästhetischen  ^erte,  die  auch  in  dem 
dürftigsten  Material  enthalten  sind,  die  Erzeugung  von  ^aren,  die  uns  edösen 
sollen  von  der  drückenden  Sdiuidenlast  unserer  Tage. 

Ein  Traum,  der  Wirklidikeit  werden  könnte,  wenn  es  gelänge,  die  eben  angeführten 
landläupgen  Qualitätseigensdiaften  mit  dem  für  die  Darstellung  gewählten  Motiv 
zu  einer  neuen  Einheit  zu  verschmelzen,  die  nicht  mit  der  natüdidien  Welt  in  Wett- 
bewerb  tritt,  aber  auch  nicht  in  der  Vergangenheit  wurzelt,  also  tatsädilidi  eine  von 
innen  heraus  lebendig  gewordene  Form,  sagen  wir  mal  eine  {deutsche;  Form  dar- 
stellt. Und  in  der  Erfüllung  dieser  letzten  Forderung  liegt  das  Entscheidende  unseres 
Vorhabens,  zugleich  aber  auch  das  unsagbar  schwer  zu  überwältigende,  weil  die 
bisherige  handwerkliche  und  damit  auch  künstlerische  Erziehung  vornehmlich  auf  die 
Entwicklung  einer  verstandesmäpigen  Auffassung  von  Vergangenheit  und  Umwelt 
aufgebaut  war.  Wir  liepen  nach  geschiditlichen  Formen  in  Lebensjahren  studieren, 
in  denen  es  unmöglich  scheint,  die  abgewandelten  Gebilde  in  sich  abgeschlossener 
Kulturen  fruchtbringend  zu  verarbeiten.  Wir  liepen  Mensch,  Tier  und  PPanze 
kopieren  und  stilisieren  und  vertieften  das  Wissen  von  der  natüdichen  Erscheinung 
durch  anatomische  Studien,  wir  betrachteten  die  Gebilde  mit  blopem  Äuge  und 
durchsuchten  mit  Hilfe  des  Mikroskopes  ihr  inneres  Gefüge;  und  versuchten  wir 
uns  dann  selbständig  zu  regen,  so  blieben  wir  weit  zurück  hinter  den  erträumten 
Bildern.  Unsere  zaghaft  tastende  Seele  stiep  sich  wund  an  der  Panzerung  von 
erklügelten  Gesetzen  und  machte  sie  unfrei  in  den  Äuperungen  eines  Schaffens, 
das  uns  hätte  hinausheben  können  über  die  Erzeugnisse  anderer  Völker.  Der  Än- 
schauungskraft,  die  in  den  abgeschlossenen  Kulturen  früherer  Zeiten  einem  be- 
stimmten Impuls  ihr  Dasein  verdankte  und  in  ihren  kulturellen  Regungen  um  diesen 
einen  Mittelpunkt  sich  aufbaute,  müssen  heute,  wenn  man  im  Wirtschaftsverkehr 
ernsthafte  Begehr  erwecken  will,  lebendigere  Quellen  zugeführt  werden;  Quellen, 
die  nicht  in  gesetzmäpig  errechnetem  Fall  über  kiesigen  Grund  dahingleiten,  auch 
nicht  Quellen,  die  inmitten  einer  ungezügelten  Natur  den  Gesetzen  dieser  Natur 

33 


folgen,  sondern  die  in  der  Menschenseele  selbst  zu  suchen  sind  und  dort  die  frucht- 
bare Stimmung  erzeugen,  die  in  Verbindung  mit  handwerklichem  Können  aus 
wesenlosen  Schemen  Gebilde  in  einer  für  sie  und  nur  für  sie  notwendigen  Formen- 
sprache  greifbar  zu  gestalten  vermag. 

An  die  erste  Stelle  der  veredelten  Qualitätserziehung  gehörte  in  unserer  Zeit  des- 
halb nicht  irgendein  verklungenes  Ideal,  nicht  derÄktsaal  und  auch  nicht  der  pPanz- 
liche  Seziersaal,  sondern  die  Ausbildung  der  Gestaltungsfähigkeit  innerer  Gesichte. 
Tage  des  Aufnehmens  und  Tage  des  werktätigen  Verarbeitens  des  Geschauten  in 
irgendeiner  dem  Motiv  angepaßten  Aufgabe  in  ständigem  Wechsel.  So  könnten 
die  Träume  unserer  Sehnsucht  sich  zu  Formen  verdichten,  die  weder  von  histori- 
schem Geiste  ummantelt,  noch  in  Naturnachahmung  steckengeblieben  sind,  son- 
dern mit  dem  seelisch  Empfundenen  auch  äußerlich  in  ureigener  Harmonie  sich 
vereinigen. 

Dap  diese  Möglichkeit,  innere  Anschauung  mit  dem  Werkstoff  und  seiner  hand- 
werksgerechten Bewältigung  zu  verschmelzen,  besteht,  beweisen  die  Versuche  unserer 
Lehrlingsschüler.  Wir  blicken  dazu  über  unsere  Schnitzbank  hinaus  in  das  Leben, 
versuchen  im  Wandern  und  Schauen  das  wesentliche  der  Erscheinungen  mit- 
fühlend zu  verstehen  und  es  einzugliedern  in  den  Kreis  unserer  Anschauungsbilder. 
Wir  skizzieren  wohl  auch  nach  freiem  Ermessen,  also  ohne  Zeichenunterricht 
zu  betreiben,  und  stellen  uns  dann  eine  Aufgabe,  die  der  gewonnenen  Umschau 
entspricht. 

Die  Vergangenheit  vedeugnen  wir  dabei  durchaus  nicht.  Unsere  Einblicke  in  dai 
uns  tagtäglich  umgebende  Leben  ergänzen  wir  durch  Streifzüge  im  Reiche  der 
Kunst  und  verweilen  plaudernd  dort,  wo  ein  gestaltender,  ausdrucksvoller  Wille  zur 
Geltung  kommt.  Wir  sehen  in  den  Pyramiden  den  erfolgreich  durchgeführten 
Willen,  ein  Menschenwerk  ohne  naturalistisch  gehaltene  Baustoffe  in  Einklang  zu 
bringen  mit  der  gewaltigen,  unnachahmlichen  Schöpfung  der  Natur.  Wir  erkennen 
cn  den  Stufenpyramiden  die  einfachste  Art  der  Gliederung  innerhalb  der  Masse 
und  machen  uns  den  Stimmungseindruck  wagrechter  Teilungen  an  den  verschieden- 
sten Gegenständen  klar,  wie  in  der  Pyramide,  in  der  menschlichen  Figur,  im  kunst- 
handwerklichen  Erzeugnis  die  Betonung  der  Wagrechten  das  geruhsam  Gelagerte, 
aber  auch  in  Verbindung  mit  kurzen  Senkrechten  die  in  sich  gefesselte  Kraft  ver- 
sinnbildlicht und  lernen  so  allmählich  Massen-  und  Linienbewegungen  als  Stim- 
mungswerte fühlen  und  handhaben.  Wir  bestaunen  die  Fülle  des  Ornamentes 
an  den  Mauern  ägyptischer  Tempel  und  den  Trommeln  ihrer  Säulen  und  neigen 
14 


uns  vor  einem  reichen  Eigenleben,  das  dienend  dem  Ganzen  sich  fügt;  wir  lau- 
schen den  ornamentalen  Erzählungen  von  den  Kräften,  die  in  den  Bauteilen  der 
Griechen  elastisch  sich  regen;  wir  lassen  uns  fortreipen  von  der  handwerklichen 
Wucht  romanischer  Gebilde,  sehen  griechisch-römische  Fäden  in  dem  mystischen 
Schleier  nordischer  Kunst  sich  verstricken  und  ein  Gewebe  bilden,  das  um  die 
Vermählung  zweier  Welten  die  goldenen  Schlingen  adliger  Handwerksgesinnung 
legt;  tastend  bewegen  sich  unsere  Sinne  durch  gotische  Märchenwälder  und  ranken 
sich  an  (\cn  sehnsuchtsvoll  sich  streckenden  und  zugleich  ergebungsvoll  sich  nei- 
genden Linien  über  alle  Erdenschwere  in  überirdische  Welten  hinein;  und  wie 
Typen  durch  Erfassen  der  geistigen  Eigenschaften  der  Modelle  geboren  werden, 
dafür  gibt  uns  Verrochios  Colleoni  in  körperlich-robuster  Art  und  Bernini  in  seinen 
neivös  bewegten  Gestalten  Beispiele  leuchtender  Art. 

Also  audi  wir  treiben  jKunstgeschidite!,  Namen  und  Daten  madien  uns  wenig  Sorge; 
wir  durdisdireiten  die  Welt  aus  Mensdienhand,  so  wie  wir  es  beim  Wandern  tun, 
mit  schauendem  Staunen  rüsten  wir  die  Seele  zu  eigenem  Sdiaffen. 
So  wird  das  historisch  gewordene,  als  unmittelbare  Wiederholung  aber  in  unserer 
Zeit  Ungenießbare,  eine  lebendige  Ergänzung  für  den  nadi  handwerklidier  Ge- 
staltung ringenden  Menschen  und  nur  in  seiner  geistigen  Erfassung  läpt  es  sidi 
nützen  für  eine  Erziehung  unserer  Art,  in  der  aus  Anschauungsbildern  lebhaftester 
leiblicher  Bewegung  das  in  seinen  Verhältnissen,  in  der  Maserung  des  Holzes,  in 
jedem  Schnitt  auf  die  Wudit  der  Vorwärtsbewegung  eingefühlte  rasende  Pferd  sidi 
auftürmt,  in  der  aus  der  Art  der  Musikinstrumente,  aus  dem  Stimmungseindruck 
ihrer  Töne,  der  in  Material,  Form  und  Bewegung  ^üssig  dahin  sdireitende  oder  in 
den  Akkordtönen  der  Schalmei  ruckweise  sidi  vorwärts  sdiiebande  Mensdi  entsteht, 
oder  brutale  Kraft  zu  hirnlosen  Menschenklumpen  in  ringelnder  Faserriditung  des 
Holzes  sidi  \erdiditet,  in  der  aus  dem  Wogen  und  Wallen  der  Nebelsdiwaden 
tanzende  Mensdiengebilde  in  plastisdi  körperlosem  Flachschnitt  dem  schneidenden 
Eisen  entwachsen.  Und  ist  der  junge  Mann  nun  so  weit  gekommen,  daf?  seine 
innere  Anschauungskraft  Vertrauen  zu  sich  selbst  gewonnen  hat,  dap  sie  die 
Möglichkeiten  fand,  den  in  der  Seele  gewordenen  und  gewonnenen  Bildern  in  einer 
für  sie  befriedigenden  Weise  zum  Form-  und  Materialausdrudc  zu  vermählen,  so 
wird  in  dem  zum  Schöpfer  gewordenen  Menschenkinde  das  Bedürfnis  sich  geltend 
machen,  durch  Studien  manchedei  Art  sein  Können  zu  vermehren.  Aber  das  Suchen 
nach  Erkenntnis  wird  jetzt  geleitet  werden  von  den  Bedürfnissen,  die  das  Traumbild 
seiner  Seele  erfordert.  Ein  freier  Mensch  wird  aufwachsen,  der  nicht  der  Sklave  der 

35 


Überlieferung,  nicht  ein  Höriger  der  Natur  ist,  sondern  die  Umwelt  in  den  Dienst 
seines  Empfindens  zu  stellen  sich  gewöhnt  hat,  ein  Mensch,  der  nach  dem  Zeitstil 
zu  suchen  nicht  nötig  hat,  sondern  ihn  in  sich  selbst  trägt,  und  nun,  ganz  gleich 
ob  er  auf  dem  Gebiete  der  freien  oder  der  angewandten  Kunst  tätig  ist,  den  Begrijf 
der  Qualitätsarbeit,  Leben  und  Form,  restlos  zu  erfüllen  imstande  ist  und  Sieger 
bleiben  wird  im  Wettbewerb  der  Völker. 


m\lm  \tmvpt,bk  ibn  öon  mn$dkn  umfangen  l 
von  6cmtm^4^üfti$kitßk  ia  omfuu% 


)rmöuudedcäÖüigfia)cn ,, 

und0ci(ligcnBrmmun6m^cfee^tÄttJri$ca5 

37 


Kunst  im  rlcindwerk 

Von  K.  G  s  c  h  w  e  n  d  ,  Hannover 

s  ist  nodi  nidit  lange  her,  seit  man  selbst  in  Handwerkerkreisen  die 
Meinung  vertrat,  geistige  Begabung  und  gute  Allgemeinbildung  fanden 
nur  in  den  sogenannten  höheren  Berufen  das  angemessene  Arbeits- 
feld und  diese  allein  bedürften  ihrer,  während  die  anderen  Berufs- 
arten, insbesondere  das  Handwerk,  mit  einem  geringen  Mape  von 
Intelligenz  und  allgemeinem  Wissen  auskommen  könnten.  Weldi  groper  Sdiaden 
dem  Handwerk  dadurdi  zugefügt  wurde,  indem  man  ihm  den  geistig  leistungs- 
fähigen Zustrom  im  Nadiwudis  verkümmerte  und  es  so  am  weiteren  Fortsdireiten 
stark  behinderte,  liegt  heute  auf  der  Hand.  Soll  es  wieder,  wie  einst,  handwerklidie 
und  künstlerisdie  Qualitätsarbeiten  hervorbringen,  so  mup  ihm  der  alte  geistige 
Nähiboden  erneut  versdiafft  werden.  Wer  der  Meinung  ist,  das  Handwerk  sei  dazu 
c\ä,  die  aufzunehmen  und  zu  versorgen,  die  aus  Mangel  an  Gesdiid<  oder  Fleip 
anderwärts  versagten,  kennt  seine  Bedürfnisse  nidit,  und  diejenigen  im  Handwerk, 
die  soldien  Mittelmapigen  die  Tore  zu  ihm  öffneten,  haben  sidi  sdiwer  an  ihm  ver- 
sündigt. Nodi  sind  die  Kräfte  des  Handwerks  nidit  ertötet;  aber  sie  sdilummern 
und  harren  der  Erwedcung,  und  wenn  es,  wie  einst,  beitragen  soll  zum  Ausbau 
mensdilidier  Kultur  und  durdi  Pflege  des  beruflidien  Idealismus  ein  Gegengewidit 
sdiaffen  gegen  die  zunehmende  Freudlosigkeit  an  aufopfernder  Arbeit,  so  bedarf 
es  der  Förderung  und  Veredlung.  Es  mup  insbesondere  wieder  zur  Kunst  in  das 
frühere  Verhältnis  treten. 

Die  Kunst  hat  dem  Handwerke  zu  allen  Zeiten  nidit  nur  gegeben,  sondern  audi 
\iel  von  ihm  empfangen.  Ihre  gesündesten  Wurzeln  haften  in  ihm,  und  gar  mandie 
ihrer  Zierden  ist  ihm  entwadisen.  Wessen  der  freibildende  Künstler  bedarf,  um 
Künstler  zu  sein,  dessen  bedarf  auch  der  Handwerkskünstler.  Er  kann  sidi  in  jedem 
Wei  kstoffe  auswirken.  Jetzt  gilt  es,  alle  künstlerisdie  Kraft,  allen  Idealismus  im  Hand- 
weik  zu  sammeln,  insbesondere  aber  den  Nadiwudis  zu  gewinnen,  für  ihndieWege 
zu  ebnen  und  die  Gelegenheit  zu  seiner  riditigen  Erziehung  und  der  Auffassung 
dessen,  was  wirklidi  Kunst  ist,  zu  schaffen.  Gegenwärtig  versteht  der  Handwerker 
unter  jkünstlerischä  gewöhnlich  nur  die  Ausstattung  einer  Arbeit  mit  mehr  oder 
weniger  Zierformen,  ohne  Rücksidit  auf  deren  formale  Beschaffenheit  und  die  Art 
ihrer  Verwendung;  er  urteilt  vornehmlich  nach  dem  Was  und  Wieviel,  anstatt  nadi 
dem  Wie,  oder  er  sieht  die  Kunst  einfach  in  der  gelungenen  Überwindung  band- 
38 


werklicher  Schwierigkeiten.  Er  verwechselt  sie  mit  geschickter  Handfertigkeit.  Der- 
gleic+icn  hat  aber  mit  Kunst  nichts  zu  tun;  jecie  künstlerische  Tätigkeit  setzt  die 
Beherrsdiung  des  hierfür  notwendigen  Handwerksmäj^igen  als  selbstverständlich 
voraus.  Aber  ein  rechter  Kunsthandwerker  ist  durc4iaus  nicht  abhängig  von  der  Art 
und  Zahl  seiner  Hilfsmittel,  und  ein  hervorragendes  tedinisdies  Können  ist  wohl 
ein  wertvoller  Besitz,  doch  nicht  unerläßlich.  Das  beweisen  künstlerisdi  einwandfreie 
Dilettantenarbeiten  und  solche  der  Bauernkunst  und  primitiver  Völkerscha|ten.  Selbst 
aus  dem  dürftigsten  Stoff  und  mit  ganz  einfachen  Hilfsmitteln  lassen  sich  künst- 
lerisdie  ^erte  sdiaffen.  Mit  Handfertigkeiten  allein,  und  mögen  sie  nodi  so  sdiwer 
edernbar  sein,  kann  man  keine  Kunst  hervorbringen,  höchstens  kann  man  damit 
gute  Handwerksarbeit  liefern,  die  Forderungen  des  Handwerklichen  bewältigen.  Die 
künstlerische  Leistung  setzt  voraus  den  durchaus  einwandfreien,  einen  einheitlidien 
Willen  bekundenden,  der  Bestimmung  des  Gegenstandes  auch  in  der  mannig- 
fadisten  Zusammensetzung  der  Teile  bis  ins  kleinste  Rechnung  tragenden  Aufbau 
von  einleuchtender  Logik,  der  die  Zweckbestimmung  der  Arbeit  genau  erkennen  läßt 
und  eine  von  jedem  künstlerisch  Fühlenden  als  richtig  und  sachgemäß  empfundene 
Einfügung  aller  zur  Verwendung  gekommenen  Teile  zu  einem  einheitlidien  Ganzen, 
also  eine  Verschmelzung  des  künstlerischen  Wollens  mit  dem  handwerksmäßigen 
Können  und  dem  praktischen  und  wirtschaftlichen  Müssen. 
Stets  sei  die  Verarbeitung  des  Arbeitsmaterials  so,  daß  ihm  nicht  zugemutet  wird, 
Formen  anzunehmen,  welche  seiner  Art  und  Beschaffenheit  entgegen  sind,  und  die 
nur  um  der  Bravour  der  Technik  willen  gewählt  werden.  Nie  sollen  an  eine  Arbeit 
mehr  Stoff,  Zeit  und  Arbeitskraft  verwendet  werden,  als  ihr  angemessen  sind.  Jede 
Unsachlichkeit  birgt  in  sich  Unvermögen.  Es  muß  streng  unterschieden  werden 
zwischen  dem  Können  durch  Verstand  und  Wissen  und  dem  aus  Gefühl  und 
Empßndung  quellenden,  das  jenes  erst  weihen  muß,  um  die  Arbeit  wertvoll  zu 
machen.  Künstlerisch  tätig  sein,  heißt  beseelen;  einedei  welchen  Stoff  und  in 
welchem  Berufe.  Die  Handfertigkeit  schafft  die  Form  hierfür;  die  eigentliche 
Werkstatt  muß  aber  inwendig  sein.  Ein  Zuviel  des  Technischen  kann  leicht 
dazu  führen,  das  Selbstverständliche  dem  Wesentlichen  unterzuordnen.  Die  künst- 
lerische Durchdringung  der  Arbeit  erst  vedeiht  ihr  Adel,  macht  sie  liebenswert  und 
verhilft  ihr  zu  Charakter  und  Gesinnung.  Nicht  nur  das  Praktische,  auch  das  Edle 
muß  aus  dem  Weikstoff  herausgeholt,  er  muß  gleichsam  erzogen  werden.  Ein  Stück 
des  eigenen  Selbst  muß  in  ihn  hinein.  Der  Betrachter  einer  Arbeit  soll  teilhaftig 
weiden  der  Lust  und  Freude,  die  sie  schaffen  hal|en.    Er  .soll  sie  schätzen  müssen 


SC" 


dis  einen  Äuspujj  menschlicher  Hingabe  an  seinen  Beru[.  Alle  Kunst  gedeiht  ani 
besten  im  Sonnenschein  des  Idealismus.  Rechnerische  Kühle  behindert  ihr\^dchs- 
tum  und  Gedeihen.  All  unser  Tun  bedarf  der  Liebe,  wenn  es  Liebe  ausstrahlen 
und  erwärmen  soll.  Künstlerische  Handwerksarbeit  ist  keineswegs  vorbildliche 
Genauigkeit.  Diese  ist  im  Gegenteil  ein  Kennzeichen  guter  Maschinenarbeit. 
Kleine  Ungenauigkeiten  -  nicht  Ungeschicklichkeiten  oder  Fehler  -  bilden  oftmals 
einen  Bestandteil  des  Reizes  einer  Arbeit.  Sie  kann  dadurch  an  Härte  verlieren, 
zutraulicher  werden.  Sie  verkörpern  in  ihr  das  Menschliche  in  seinen  Irrungen  und 
LInvollkommenheiten,  sind  nicht  Unfähigkeit  oder  Fahrlässigl<eit.  Sie  zeugen  von 
Impuls  und  Leidenschaft,  sind  das  Gegenteil  von  Gleichmacherei.  Der  Maschinen- 
arbeit fehlen  sie;  diese  vermag  nicht  zu  erwärmen.  Sie  weip  nichts  zu  sagen;  sie 
hat  nichts  erfahren  als  Selbstverständliches. 

Soldie  und  ähnliche  Gesichtspunkte  mup  sidi  auch  die  Werkstätte  zu  eigen  machen 
und  unter  den  in  ihr  Tätigen  ausbreiten.  Zu  erwarten  ist  dies  aber  nur  da,  wo  ein 
wirklich  kunstgebildeter  Meister  ihr  vorsteht.  Vorerst  können  die  allermeisten  wenig 
mehr  als  das  rein  Handwerklidie  vermitteln  und  selbst  dieses  nicht  immer  in 
wünsdienswertem  Umfange,  wenn  sie  nur  auf  einem  Sondergebiete  ihres  Berufes 
tätig  sind.  Die  Werkstätte  sollte  aber  der  Ort  sein,  wo  wenigstens  der  richtige 
Gebraudi  der  Werkzeuge,  ihre  Instandhaltung  und  ferner  eine  sachgemäße  Be- 
handlung der  Arbeitsmaterialien  gründlidi  erlernt  werden  kann;  also  der  Boden, 
auf  dem  der  Wildling  wächst,  der  Handwerker,  der  dann  noch  veredelt  werden  mup, 
um  bei  entsprechender  Begabung  sich  allmählidi  zum  Künstler  im  Handwerk  aus- 
zuwachsen. Aber  selbst  die  Erfordernisse  des  rein  Handwerklichen  sind  vollumfänglidi 
weder  lehr-,  nodi  lernbar,  wie  gemeinhin  angenommen  wird.  Denn  ein  richtiger 
Handwerker  mujs  nicht  allein  einen  giopen  Teil  seiner  Werkzeuge  machen  können, 
er  mup  für  besondere  Fälle  audi  Spezialwerkzeuge  und  Einriditungen  erfinden  oder 
vorhandene  umändern  können,  gegebenenfalls  also  auch  ein  Erfinder  sein. 
Bis  dereinst  das  Handwerk  allein  und  ohne  fremde  Beihilfe  alle  die  ihm  gewiesenen 
Aufgaben  wird  bewältigen  können,  darf  es  die  Unterstützung  und  Förderung  durch 
die  Kunstgewerbe-,  Handwerker-  und  gewerblidien  Fachsdnulen  nidit  ausschalten, 
ebensowenig  als  die  Sdiule  die  Werkstatt  zu  ersetzen  vermag.  Beide  sollten  sich 
ergänzen  und  wetteifern  in  der  Förderung  Vorwärtsstrebender.  Mehr  gesunde 
Werkstattluft  in  manchen  Sdiulsaal  und  ein  Strahl  Künstlersonne  in  die  Werkstatt! 
Sie  können  in  beiden  manches  Ungesunde  und  Verkehrte  ertöten. 
Die  Ausführung  eines  Entwurfes  kann  richtig  nur  dem  Geiste  nadi,  niemals  budi- 
40 


stäblicli  geschehen.  Ein  gesunder  handwerklidier  Sinn  und  ein  feines  Empfinden 
müssen  hierbei  das  Wesentlidie  treffen,  im  Materiell  das  ihm  besonders  eigene  zur 
Geltung  bringen.  Dieses  kann  den  Arbeitenden  hemmen,  aber  audi  anspornen, 
ihn  durdi  sidi  bemerkbar  madiende  Fehler  oder  vorgekommene  Versehen  und 
Übereilungen  im  Ärbeitsgange  von  seinen  ursprüngjidien  Absiditen  abbringen  und 
dadurdi  neue  bessere  Gedanken  in  ihm  wachrufen.  Einem  fähigen  Kunsthand- 
werker sollten  deshalb  Modell  und  Zeichnung  nur  Ziel  und  Richtung  sein,  aber 
iiidit  seine  eigene  Eingebungskraft  ohne  zwingenden  Grund  zügeln.  Wirklich  be- 
endet, künstlerisdi  beendet,  ist  eine  Arbeit  nidit  im  Entwürfe,  sondern  wenn  sie 
ausgefühlt  ist. 

Wohl  werden  dem  Handwerk  durdi  künstlerisdie  Kräfte  von  außerhalb  wertvolle 
Anregung  und  Befruchtung  zuteil,  die  es  dankbar  hinnehmen  soll.  Trotzdem  müssen 
seine  künstlerisdien  Erpnder  ihm  wieder  in  seinen  eigenen  Reihen  erstehen, 
soll  es  die  hohe  Stufe  erneut  erklimmen,  die  es  in  seiner  besten  Zeit  innehatte, 
da  jedes  Material  seine  besondere,  ihm  angepaf?te  Form  besap.  Die  aus  dem  Zu- 
sammenwirken von  Entwerfenden  und  Ausführenden  entstandenen  Arbeiten  lassen 
nicht  selten  die  Homogenität  der  guten  alten  Arbeiten,  die  das  Entzücken  jedes 
Kenners  wachrufen,  vermissen.  Die  geeigneten  unter  den  Handwerkern  müssen 
wieder  fähig  werden,  nidit  allein  brauchbare  Werkzeidmungen  nadi  gegebenen 
Vorbildern,  sondern  audi  Arbeiten  ohne  alle  fremde  Beihilfe,  also  Entwurf  und 
Ausführung  anzufertigen.  Nur  so  kann  uns  wieder  wahre  Kunst  im  Handwerk  werden. 
Denn  der  künstlerisdi  befähigte  Arbeiter  kann  neue  Techniken  ersinnen  und  dem 
Werkstoffe  Feinheiten  abgewinnen,  die  zeidinerisch  nicht  zu  geben  sind,  und  soldie, 
auf  die  ein  Zeidiner  ohne  eingehende  praktisdie  Kenntnisse  nicht  verfällt, 
jeder  lebende  Organismus  bedarf  eines  geeigneten  Nährbodens  und  so  audi  alle 
künstlerisdie  Tätigkeit.  Idealismus  und  aufrichtiger,  tiefer  Glaube  an  das  Gelingen, 
eiserner  Fleip  und  Beharrlichkeit,  nie  rastendes  Bemühen,  an  sich  zu  bessern,  müssen 
eines  jeden  Kunsthandwerkers  Wegegenossen  sein.  Eine  vielsagende  Firma  allein 
tut  es  nicht;  Meister  sein,  nicht  nur  scheinen.  Ernste  Arbeit  bereitet  nicht  nur 
Lust,  sie  ist  auch  mühevoll  und  erfordert  den  ganzen  Menschen.  Sie  zeugt  für  ihn, 
solange  sie  besteht,  gut  oder  übel,  je  nachdem.  Auf  goldenen  Boden  ist  künst- 
lerisches Schaffen  selten  gestellt,  aber  es  gewährt  goldene  Stunden  innerer  Be- 
friedigung. Liebe  und  Hingabe  zum  Schönen  im  Gewerbe  sind  aber  nicht  allein 
\om  Handwerkskünstler  zu  fordern.  Handwerkliche  Kunst  ist  die  Sonne  des  Heims, 
die  zu  jeder  Tages-  und  Nachtzeit  scheint  und  nie  untergeht.    Auch  der  Staat 

4' 


braucht  sie  nicht  minder  als  die  Kunst  überhaupt.  Sie  ist  das  zweckmäpigste  und 
billigste  Mittel,  um  Sinn  und  Verständnis  für  alles  Künstlerische  ins  Volk  zu  tragen. 
Selbst  der  einfachste  Mensch  kann  fördernd  helfen,  wenn  er  auch  bei  alltäglichen 
Dingen  Wert  auf  Material  und  gute  Ausführung  legt.  Nur  praktisch  denkenden 
Menschen  erscheint  das  Künstlerische  nutzlos;  aber  nicht  allein  der  Verstand, 
auch  das  Gefühl  hat  ein  Recht  auf  Berücksichtigung.  Wieviel  schöne  Handwerks- 
kunst ist  |ür  verhältnismäßig  wenig  Geld  zu  beschaffen,  die  auf  Kinder  und  Enkel 
zu  vererben  rühmlich  und  ehrend  wäre. 

Handwerker,  es  gilt  zu  zeigen,  der  alte  Handwerksgeist  lebt  noch.  Beweist,  dafs 
keine  noch  so  sinnreich  gebauten  Maschinen,  und  mögen  ihrer  noch  so  viele  zu- 
sammenwirken, euch  auf  eurem  Boden  meistern,  noch  weniger  davon  verdrängen 
können.  Und  wer  Schönes  hervoi bringt  und  hervorbringen  hilft,  dient  der  ganzen 
Mensdiheit  und  ist  liebenswert;  wer  es  sdiützt  und  behütet,  nidit  minder;  wer  es 
zerstört,  den  sollten  wir  verachten. 


4- 


ticnlcr 


LiJ^zatto 


^Hbarc  ttadjctra  cncipfang= 
licäac  nWur  Kat  aller  5t^^ 

kgtnti  keinen  IctracaXXcnJte^ 
cnfla0en,  un\  jkii  (m:u^na  an^ 
<icn2n  allein  anzu\)er{ra4ten.t 

aUcrStnoeus^ui  Oraanezün* 

cl^tttncllcujditetdtoncic 

ISckcl  (icölßbcnd. 


4^ 


Die  Wiedererweckung  der  SdiriftLunst 

Von  Anna  Simons,  Münciien 

ie  Ende  der  achtziger  jähre  des  vorigen  Jahrhunderts  einsetzende 
Abkehr  von  den  bis  dahin  herrschenden  Anschauungen  und  Idealen 
auf  künstlerischem  und  geistigem  Gebiet,  die  von  Nietzsche  vor- 
bereitet und  hauptsächlich  mit  den  Namen  der  in  der  Münchener 
Sezession  zusammengeschlossenen  jungen  Künstler  und  dem 
Simplizissimus-Kreis,  zu  denen  auch  Peter  Behrens  und  Bruno  Paul  gehörten,  und 
jungen  Dichtern,  wie  Hauptmann,  Liliencron,  Dehmel  und  Stefan  George  ver- 
knüpft ist,  zeitigte  unter  ihren  mannigfachen  und  weittragenden  Wirkungen,  deren 
Einflup  das  gesamte  aujiere  und  innere  Leben  des  deutschen  Volkes  in  den  darauf- 
folgenden drei  Dezennien  unterlag,  auch  die  Wiedererweckuug  der  Schriftkunst 
und  die  daraus  folgende  Blüte  des  deutschen  Buchwesens  und  der  deutschen 
Gebrauchsgraphik.  Eine  ihrer  Hauptbestrebungen  war  von  Anfang  an  die  schöne 
Vollendung  und  Durchgeistigung  der  Dinge  des  alltäglichen  Lebens  -  nicht 
durch  Verbrämung  mittels  eines  ihnen  aufgezwungenen  fremden  historischen  Stil- 
gedankens -,  sondern  durch  die  ihrem  Wesen  und  ihrer  Bestimmung  gemape 
technische  Vollkommenheit,  Güte  und  Reinheit  des  verwandten  Materials  und 
restlose  Anpassung  an  den  gegebenen  Zweck.  Wer  die  Erstausgaben  junger 
Dichter  (Hofmannsthal,  Rilke,  Schröder)  seit  etwa  1 900  betrachtet,  erkennt,  wie 
der  Impuls,  der  von  den  geistigen  Trägern  dieser  Bewegung  ausging,  zündete  und 
Frucht  trug.  Als  erste  bahnbrechende  Tat  sind  die  von  Stefan  George  1891 
gegründeten  und  im  Freundeskreis  verbreiteten  {Blätter  für  die  Kunstj  zu  nennen. 
Unter  Verzicht  auf  jeglichen  Schmuck  war  die  äupere  Wirkung  dieser  literarisch 
bedeutenden  Zeitschrift  (die  erste  Nummer  enthielt  das  Erstlingswerk  des  damals 
noch  unbekannten  jugendlichen  Hofmannsthal)  ganz  auf  typographische  Meister- 
schaft und  Schönheit  des  Materials  eingestellt.  Weitere  Stajfeln  auf  diesem  Weg 
sind  der  i  894  durch  Julius  Meier-Gräfe  und  Baron  Eberhard  von  Bodenhausen 
begründete,  bei  Drugulin  gedruckte  jPanj,  der  weiteren  Kreisen  zugänglich  war,  und 
die  I  899  durch  Alfred  Heymel  und  Rudolf  Alexander  Sdnröder  gegründete  Zeit- 
schrift die  jlnseh,  auf  deren  Basis  sidi  später  der  gleidinamige  Verlag  entwickelte. 
Schon  Stefan  George  hatte  für  seine  Dichtungen  seine  eigene  individuelle  Druck- 
schrift herstellen  und  seine  Danteübersetzungen  in  einer  selbstgeschriebenen  Unzial- 
schrift  vervielfältigen  lassen.  Der  Pan,  der  über  reichste  geistige,  künstlerische  und 
44 


finanzielle  Kräfte  verfügte,  madite  \on  Änfong  on  die  mustergültige  typographische 
Leistung  zu  einem  seiner  Hauptziele.  Er  veröffentlichte  als  erster  auch  Arbeiten  des 
in  Deutschland  auf  diesem  Gebiet  nodi  unbekannten  William  Morris,  denn  auch 
in  England  hatte  sdion  früher,  unter  Führung  von  Ruskin,  eine  ähnliche  Bewegung 
eingesetzt,  die  sich  am  reinsten  und  umfassendsten  in  Morris  verkörperte.  Der  Äb- 
schlufj  von  Morris  Lebenswerk  bildete  die  Gründung  der  jKelmscott  Press;  1891, 
auf  der  er  bis  zu  seinem  Tode  1896  mit  selbst  entworfenen  Typen  eigene  und 
andere  Werke  druckte,  unter  Verwendung  von  Holzschnitt  für  Illustrationen,  Schrift- 
sdimuck  und  Initialen.  Seine  ausgedehnte  Kenntnis  alter  Manuskripte  und  seine 
praktische  Tätigkeit  als  Schreiber  und  Illuminator  eigener  Arbeiten  auf  Pergament, 
gaben  ihm  die  Kenntnisse,  die  die  ersten  Drucker  für  die  Herstellung  ihrer  befriedi- 
genden Drucke  besessen  und  die  sie  befähigt  hatten,  darin  Vorbildliches  und  auch 
heute  noch  Unerreichtes  zu  leisten.  Als  praktischer  Drucker  stand  ihm  Emery  Walker 
zur  Seite,  der  1901  mit  Cobden-Sanderson  zusammen  die  jDoves  Presse;  grün- 
dete, die  auf  reinste  und  abgewogenste  typographische  Wirkung  eingestellt,  auf 
Sdimuck  ganz  Verzicht  leistete  und  nur  einen  solchen  Meister  der  Sdiriftkunst  wie 
Edward  Johnston  mit  der  gelegentlichen  Zeichnung  von  Titeln  oder  Initialen  beauf- 
tragte. Emery  Walker,  Edward  Johnston  und  seine  Mitarbeiter  Eric  Gill  und  Graily 
Hewitt  wurden  vom  Insel  Verlag,  der  als  erster  die  vollendete  Herstellung  des  Buches 
für  alle  von  ihm  herausgegebenen  Werke  zur  Richtschnur  erhob,  als  Berater  und 
zur  Ausführung  von  Schriftentwürfen  zugezogen,  vor  allem  für  die  Klassikerdrucke 
der  Wilhelm  Ernst  Ausgabe,  die  einen  beispiellosen  Erfolg  hatte.  Von  deutschen 
Namen  sind  Poeschel,Tiemann, Markus Behmer, van deVeIde,E.R.Weip,F.H.Ehmcke 
und  Heinrich  Vogeler  eng  mit  den  frühen  Erfolgen  des  Insel  Verlags  verknüpft. 
Andere  Verleger  folgten  diesen  Bahnen,  es  sei  nur  an  Diederidis  in  Jena,  für  den 
F.  H.  Ehmcke  \iele  seiner  besten  Werke  schuf,  an  Georg  Müller  und  Hans  \  on  Weber 
in  München  und  Rohwolt  in  Leipzig  erinnert. 

Ein  weiterer  starker  Impuls  ging  von  Wien  aus,  von  der  Gruppe  von  Künstlern,  die 
der  Zeitschrift  jVer  Sacrumj  nahestanden  ;  vor  allem  aber  von  Rudolf  von  Larisch, 
der  1898  anpng,  sich  mit  künstlerischer  Schrift  zu  beschäftigen  und  1899  bei 
SchroII  in  Wien  seine  Zierschriften  im  Dienste  der  Kunst  erscheinen  lief?,  denen 
1900  die  erste  Sammlung  der  {Beispiele  künstlerischer  Schrift!  (im  ganzen  er- 
schienen vier)  als  Ergebnis  einer  Korrespondenz  mit  Künstlern  der  ganzen  Welt 
folgten.  190Z  wurde  er  als  Dozent  für  ornamentale  Schrift  an  die  Wiener  Kunst- 
gewerbeschule berufen  und  veröffentlichte  1905  sein  Werk  jUnterricht  in  orna- 

45 


mentaler  Schrift;,  dcis  heuer  in  7.  Auflage  vorliegt  und  wie  kein  anderes  Buch  die 
praktische  Beschäftigung  mit  diesem  Gegenstand  gefördert  hat,  und  ohne  das  die 
heutige  Blüte  des  Plakat-  und  Werbewesens  in  Mitteleuropa  undenkbar  wäre.  1904 
schuf  er  für  die  Jubiläumsfestschrift  der  Wiener  Staatsdruckerei  die  Plinius-Type, 
eine  kräftige  Antiqua,  die  im  Verein  mit  den  bildlichen  und  ornamentalen  Arbeiten 
von  Czeschka  und  Moser  dieses  Druckwerk  zu  einem  monumentalen  Werk  ersten 
Ranges  machte.  Seine  1905  erschienene  enger  gehaltene  Schrift  blieb  dem  Druck 
von  Wertzeichen  vorbehalten,  nur  die  fünfte  Aufloge  seines  jUnterrichts;  ist  aus- 
nahmsweise in  ihr  gedruckt.  Aber  auch  in  Deutschland  war  man  längst  daran 
gegangen,  neue  Druckschriften  zu  schaffen.  Schon  Otto  Ed<mann,  der  für  den 
Pan  tätig  war,  hatte  seine  Eckmanntype  für  die  Rudhardtsche  Schriftgießerei  ent- 
worfen. Ihr  folgte  1901  die  bahnbrechende,  halbgotische  feiediche  und  kühne 
Behrenst)pe,  ebenfalls  bei  Rudhardt  (später  Klingspor)  in  Oflfenbach,  in  der 
Dehmels  Dichtung  jZwei  Menschen;  gesetzt  wurde,  ferner  der  grope  monu- 
mentale bei  Diederichs  \edegte  Druck  der  Kunstgewerbeschule  Düsseldorf  jDie 
Upanishads  des  Veda;.  - 

Das  wachsende  Interesse  für  Schrift,  das  immer  weitere  Kreise  zog,  und  die  Er- 
kenntnis, es  hier  mit  einem  Bildungsfaktor  von  gröpter  Bedeutung  zu  tun  zu  haben, 
fand  lebhaften  Widerhall  bei  den  Leitern  des  Kunstgewerbeschulwesens  in  den 
verschiedenen  Ländern  des  deutschen  Reichs,  die  für  die  Ausbildung  des  künst- 
lerischen Nachwuchses  verantwortlich  waren.  Es  sei  hier  nur  an  die  Berufung  von 
Peter  Behrens  zum  Direktor  der  Kunstgewerbeschule  in  Düsseldorf,  von  Kleukens 
nach  Darmstadt,  des  Wiener  Czeschka  nach  Hamburg,  E.  R.  Weip  nach  Bedin. 
wo  auch  Süttedin  tätig  war,  Cissarz  nach  Stuttgart,  H.  Wieynk  nach  Dresden  und 
P.  H,  Ehmcke  nach  Düsseldorf  später  München,  erinnert,  während  Tiemanns  Name 
von  Anfang  an  mit  Leipzig  verknüpft  war  und  blieb. 

Am  i&.  März  1905  wies  das  preußische  Ministerium  für  Handel  und  Gewerbe 
in  einem  Edap  darauf  hin,  dap  der  künstlerische  Unterricht  in  der  kunstgewerb- 
lichen Erziehung  wohl  berücksichtigt,  aber  seine  Bedeutung  nicht  überall  erkannt, 
noch  ein  leicht  anwendbarer,  Erfolg  versprechender  Unterrichtsgang  entwickelt 
worden  sei.  Um  Kenntnis  und  Fertigkeit  in  diesem  Fach  zu  vertiefen  und  die  Wege 
zur  Geltendmachung  des  erziehlichen  Wertes  der  Schrift  festzulegen  und  weiter- 
zuführen, wurden  Staatsmittel  bereitgestellt,  um  Lehrern  an  Kunstgewerbe-  und 
Handwerkerschulen  Gelegenheit  zu  geben,  an  einem  gemeinsamen  mehrwöchent- 
lichen Kursus  an   der  gerade  von  Prof  Peter  Behrens  neu  organisierten  Kunst- 


gewerbeschule  zu  Düsseldorf  teilzunehmen.  Der  Kursus  unterstand  der  persön- 
lichen Leitung  von  Peter  Behrens,  der  die  Vortrage  über  die  Entwid<lung  und  die 
gestaltenden  Grundsätze  der  verschiedenen  Schriftarten  hielt.  Die  praktischen 
Übungen  in  lateinischer  und  deutscher  Schrift  mit  den  verschiedensten  Werkzeugen. 
Typensatz  und  Buchstabendruck,  unter  Verwendung  selbstentworfener  und  ge- 
schnittener Initialen,  Überschriften  und  Zierstücke  wurden  von  F.  H.  Ehmcke  ge- 
leitet, dem  die  reiche  Erfahrung  der  von  ihm  gegründeten  Steglitzer  Werkstätten 
zu  Gebote  stand,  und  der  durch  seine  Verbindungen  mit  Rudolf  von  Larisch  in 
Wien  seinen  Schülern  auch  diese  Gedankengänge  vermittelte.  Auf  Anregung  des 
für  das  kunstgewerbliche  Schuldezernat  im  Handelsministerium  verantwortlichen 
Geheimrats  Dr.-Ing.  Muthesius,  der  bei  seiner  zu  Studienzwecken  erfolgten  Zu- 
teilung zur  deutschen  Gesandtschaft  in  London  die  dort  von  Morris  eingeleitete 
Schriftbewegung  kennengelernt,  wurde  auch  die  englische,  von  Edward  fohnston 
ausgebaute  Methode  praktisch  erprobt,eine  Aufgabe,  die  mir  alsjohnstonsSdiülerin 
zufiel.  Der  besondere  Zweck  dieserKurse  brachte  es  mit  sidi,  dap  in  einer  besdiränkten 
Zeit  nicht  nur  eine  Fülle  neuer  Anregungen  und  Gedanken  gegeben  und  verarbeitet, 
sondern  auch  ein  ziemlidies  Map  technischer  Fertigkeit  erreicht  und  der  Stojf  in  eine 
Form  gebracht  werden  mupte,  dap  sich  nicht  nur  die  vorgesetzte  Behörde  sinn- 
fällig von  den  Leistungen  überzeugen,  sondern  seine  Weitelvermittlung  an  die 
Schüler  der  Kursteilnehmer  Piepend  und  sachgemäp  erfolgen  konnte.  Der  Kursus 
hatte  einen  durchschlagenden  Erfolg,  die  Resultate  wurden  in  einer  Ausstellung  in 
der  Bibliothek  des  Kunstgewerbe-Museums  in  Berlin  gezeigt.  Er  wurde  bis  1914 
alljährlich  wiederholt,  nach  dem  Ausscheiden  Peter  Behrens  aus  dem  Staatsdienst 
1909  unter  Leitung  \on  Prof  Ehmcke  abgehalten  und  auf  Fortbildungsschullehrer 
ausgedehnt*). 

Der  unter  Berücksiditigung  obiger  Gesiditspunkte  von  mir  ausgebildete  Lehr- 
gang in  der  johnstonschen  Methode**)  wurde  später  audi  Sdiülern  der  Kunst- 
gewerbeschulen in  Düsseldorf,  Weimar,  Hamburg,  Mündien,  Halle,  Nürnberg  und 
Züridi  erteilt. 

Ich  möchte  bemerken,  dap  die  besten  Resultate  dort  erzielt  werden,  wo  bereits  eine 
nach  den  Larischschen  Gesiditspunkten  orientierte  Vorbildung  vorhanden  ist,  da 
er  eins  der  dort  nur  gestreiften  Teilgebiete  ausbaut  und  durch  die  historische  Ein- 


*)  Siehe  auch  F. H. Ehmcke  iZiele  des  Sdiriftunterrichtsi,  Verlag  von  Eugen  Diederichs  in  |ena  1911. 
••)  Sdireibsdirift,  Ziersdirift   und    angewandle   Sdirift   von   Edward  |ohnslon,    übers,  von  Anna  Simons,   Verlag 
von  Khnkhardt  &  Biermann  in  Leipzig,  Z.Auflage,  192.1. 

47 


Stellung  die  dort  gewonnenen  Kenntnisse  und  Erfahrungen  mit  der  gesdniditlidien 
Gescimttradition  verknüpft. 

Die  ersten  preupisdien  Lehrersdiriftkurse  förderten  das  Interesse  und  das  Verständnis 
für  die  Sdiriftkunst  ungemein,  und  die  resultierenden  Anregungen  führten  zu  einer 
Reihe  bemerkenswerter  Neusdiöpfungen,  zu  denen  audi  die  geniale  Behrens-Antiqua 
und  F.H.Ehmd<es  sdiöne  Antiquat)pe  gehören,  beide  audi  in  England  eingeführt 
und  verwendet,  die  letztere  unter  dem  Namen  iCarlton  Types  sehr  beliebt.  Die 
nächsten  Jahre  brachten  eine  Anzahl  erfreulicher  neuer  Druckschriften,  von  denen 
eine  ganze  Reihe  bei  Klingspor  in  Offenbadi  geschnitten  wurden,  so  die  Kursiv  und 
Mediäval  von  Peter  Behrens,  die  Antiqua,  Kursiv  und  Fraktur  von  kalter  Tiemann, 
eine  Unziale  von  Otto  Hupp  und  die  außerordentlich  volkstümlidi  gewordenen 
werkgerechten  Schriften  von  Rudolf  Koch,  der  seit  1915  eine  Drud<-  und  Schrift- 
klasse an  den  Offenbadier  tedinischen  Lehranstalten  leitet  und  sich  nicht  nur  durch 
seine  Druckschriften  und  den  zusammen  mit  W'i\\\.  Gerstung  hergestellten  Rudol- 
pnischen  Drucken  und  seinen  Handschriften,  sondern  auch  als  Haupt  und  Be- 
gründer der  jOffenbacher  Schreiben  einen  bedeutenden  Namen  geschaffen  hat. 
Von  weiteren  Schriften  seien  besonders  die  F.H.Ehmd<es,  die  Kursiv,  Fraktur  Rustika 
und  Schwabadler  genannt,  die  am  sdiönsten  und  reinsten  in  der  von  ihm  mit 
Walter  Hirth  gegründeten  Rupprechtpresse  zur  Geltung  kommen  und  die  im  Verein 
mit  seinen  graphischen  Arbeiten  dem  deutschen  Buchwesen  einige  seiner  eigensten 
und  prägnantesten  Züge  aufgedrückt  haben;  ferner  die  Kursivschriften  Wieynks, 
die  Fraktur  von  E.  R.  Weip,  die  Lucian  Bernhardt-Schriften  und  die  Schriften  von 
Prof.  Kleukens.  Letzterem  wurde  auch  die  Leitung  der  ersten  1908  vom  Grop- 
herzog  von  Hessen  in  Darmstadt  gegründeten  Privatpresse  -  der  Ernst-Ludwig- 
Presse  -  übertragen,  die  eine  Reihe  schön  gedruckter,  gebundener  Bücher  in  fort- 
schreitender Vollkommenheit  herausgegeben  hat*).  Ihr  folgte  bald  darauf  unter 
Poeschel  und  Tiemann  die  janus- Presse  und  einige  Jahre  später  die  von 
Dr.  W.  Wiegand,  Dr.  ¥olde,  Rudolf  Borchardt,  H.  v.  Hofmannsthal,  R.  A.  Schröder 
und  L.  Biermann  gegründete  sBremer  Pressej  mit  einer  nach  den  Zeichnungen  von 
Dr.  W.  '^iegand  geschnittenen  Schrift,  die  seither  eine  Reihe  von  monumentalen 
Drucken  herausgegeben  hat  und  namentlich  auch  im  Ausland  den  deutschenNamen 
mit  Ehren  vertritt.  Für  die  Titel  und  Initialen  werden  Holzschnitte  nach  meinen 
Entwürfen  verwandt.   Die  reichen  typographischen,  durch  zahllose  kostspielige  und 

*)    letzt    in  anderem   Besitz   und   von   dem   sdion   damals  an   der  Leitung  beteiligten   Bruder  Qiristian   Heinridi 

Kleukens  allein  geführt. 
48 


mühsame  Versuche  in  Typenschnitt,  Fdibe,  Papier  und  Anordnung,  gewonnenen 
Erfahrungen  sollen  künftig  durch  einen  angegliederten  Verlag  der  Allgemeinheit 
nutzbar  gemacht  werden. 

Schon  1912  war  es  möglich,  auf  dem  Internationalen  Zeichenkongrep  in  Dresden 
eine  deutsche  Schriftausstellung  zusammenzubringen,  die  hauptsächlich  Arbeiten 
von  Mitgliedern  von  Kunstgewerbeschulen  umfapte  und  der  internationalen  Schul- 
welt ein  erfreuliches  Zeugnis  von  dem  Stand  der  deutschen  Bestrebungen  gab. 
191-5  fand  auf  Einladung  der  städtischen  Galerie  von  Süd-London  eine  Aus- 
stellung vorzüglicher,  geschriebener  und  gedruckter  Arbeiten  deutscher  Kunst- 
gewerbeschulen statt,  zu  der  auch  der  Insel -Vedag  und  Hans  von  Weber  in 
München  eine  Reihe  schöner  Drucke  beisteuerten  und  die  neuen  Druckschriften 
von  Behrens,  Ehmcke,  Tiemann  und  Koch  gezeigt  wurden. 
Die  Bugra  1 9 1 4  gab  in  den  paar  Monaten  ihres  Bestehens  ein  glänzendes 
Zeugnis  von  dem  Erreichten ;  und  dap  ein  Stillstand  nicht  eingetreten,  bezeugt  die 
rege  und  fortschreitende  Tätigkeit,  die  auf  allen  Gebieten  des  Schriftwesens  herrscht 
und  die  in  diesem  Umfang  und  dieser  Frische  kein  anderes  Land  aufweist.  Durch- 
geht man  die  Namen  der  Führer,  so  wird  man  finden,  dap  sie  fast  alle  auf  eine 
oder  die  andere  Weise  mit  der  kunstgewerblichen  Erziehung  verknüpft  sind,  und 
das  gibt  Gewähr,  dap  auch  den  folgenden  Generationen  das  einmal  Errungene 
nicht  verloren  gehen  wird  und  die  Bahn  für  eigene  Schöpfungen  frei  vor  ihnen  liegt. 


49 


"Werkstatt  und  Schule 

Von  Hugo  Busch 

n  Betrachtungen,  die  sich  gelegentlich  mit  den  kunstgewerblichen  Fadi- 
sdiulen  befassen,  kehrt  nidit  selten  die  Forderung  wieder,  Erziehung 
und  Unterweisung  des  Nachwuchses  im  Handwerk  und  Kunstgewerbe 
sollten  nicht  mehr  in  den  Fachschulen  stattpnden,  sondern  es  müsse 
den  Meisterwerkstätten  diese  Aufgabe  wieder  überlassen  werden. 
Nicht  immer  sind  derartige  Meinungen  die  Folge  einer  übelwollenden  Beurteilung  der 
Leistungen  der  Fachsdiulen.  Viel  eher  sted<t  darin  die  Erkenntnis,  dap  eineVervoll- 
kommnung  unserer  Unterriditsmapnahmen  jene  unseremVolke  so  notwendigeÄrbeits- 
ertüchtigung  und  Steigerung  der  Hodiwertigkeit  seiner  Gütererzeugnisse  bringen 
könnte.  Und  weiter  kommt  in  diesen  Wünschen  der  Zug  der  Zeit  mit  seiner  stärkeren 
Betonung  der  berufsständischenSchichtung  zum  Ausdruck,  der  zu  kritischer  Würdigung 
der  Grundlagen  einer  jeden  Entwicklung,  eines  jeden  Aufstiegs  anhält. 
Am  stärksten  aber  kehrt  in  derartigen  Betrachtungen  die  noch  immer  vorhandene 
Sehnsucht  nach  jenem  glüd<licheren  Zusammenhang  zwischen  Arbeit  und  Mensd:en- 
bildung  wieder,  wie  er  in  vergangenen  Zeiten  das  kleinbürgerlidie  Leben  und  das 
schöpferische  Tun  der  Handwerker  miteinander  verband. 

In  diesem  Punkt  nun  berühren  sich  versdiiedene  Bewegungen,  die  berufen  scheinen, 
in  mandier  Beziehung  die  Stellung  und  Wertung  der  gewerblichen  Schulen  von 
Grund  auf  zu  verändern.  Eine  kurze  Betraditung  soll  das  nadiweisen. 
Die  Zeiten  der  Blüte  der  künstlerisdien  Handwerke  sind  endgültig  dahin.  Wenn 
man  die  alten  Schätze  unserer  Museen  durchmustert,  die  Schöpfungen  der  Gotik 
und  der  Renaissance  vor  sidi  sieht,  die  Gesdiidite  der  Handwerkszweige  überblid<t 
mit  der  hundertfältigen  Gliederung  ihrer  künstlerisdi  sdiöpferischen  Einzelgewerbe, 
wenn  man  sich  weiter  des  Einzelbetriebs  jener  Wirtschaftsform,  der  Familiengemein- 
schaften als  deren  Träger  erinnert,  dann  erkennt  man  so  recht,  wie  mit  dem  Ein- 
tritt von  Technik  und  Gropwirtschaft  diese  Vergangenheit  ein  für  allemal  ihren 
Abschlup  fand. 

Es  sind  ebensosehr  sittlidie  wie  wirtschaftliche  Entwicklungen,  die  ihren  naturnot- 
wendigen Gang  gingen.  Die  im  Handwerk  schaffenden  Bürger  und  ihre  Zünfte 
kämpften  um  ihre  Geltung  gegen  die  Geschlednter ;  ihre  stärkste  Erschütterung  er- 
litten die  zur  Madit  gelangten  Handwerkerverbände,  als  die  in  Engherzigkeit  und 
Eigennutz  erstanten  Zunftordnungen  die  Menschenrechte  der  Gesellenschaft  über- 
5° 


Scahen  und  damit  deren  Widerstand  heivorriefen ;  eine  Bewegung,  die  in  dem  Be- 
freiungskampf der  Ärbeitersdiaft  unserer  Zeit  ihre  Fortsetzung  fand,  da  ja  Zunft- 
verfassung und  handvverksmäpige  Betriebsgestaltung  aud:  den  Anfängen  des  Ge- 
werberedits  und  der  Gropindustrie  zu  Grunde  liegen. 

Mit  diesen  Vorgängen  der  allmählidien  Verbreiterung  mensdilidier  Pfliditen  und 
Redite  steht  die  wirtsdiaftlidie  Entwid<lung  im  innigsten  Zusammenhang,  die  von 
der  Natural-  und  Feudalwirtsdiaft  ihren  W^eg  über  das  kleinbürgerlidie  Zunftgewerbe 
geht  und  unter  dem  EinPup  des  Geldes  alsTausdimittel  die  kapitalistisdien  Formen 
unserer  Zeit  annimmt,  am  siditbarsten  gekennzeidinet  durdi  die  Sdiöpfung  derGrop- 
industrie  und  die  Bedeutung  der  die\v'elt  umspannenden  Bankgesellsdiaften. 
Mit  dieser  gewaltigen  Umformung,  die  es  zustande  bradite,  eine  in  hundert  Jahren 
sich  fast  \erdreifadiende  Bevölkerung  zu  besdiäftigen,  unterzubringen  und  zu  er- 
nähren, hat  die  Entwid<lung  unseres  Erziehungs-  und  Unterriditswesens  nidit  Sdiritt 
gehalten.  Am  ersten  nodi  die  der  höheren  Lehranstalten,  die  nadi  ihrer  der  Wissen- 
sdnaft  oder  Tedinik  dienenden  Gliederung  sidi  in  der  technisdien  Hodisdiule  einen 
der  Universität  entspredienden  Absdilup  sdiufen  und  so  für  die  Gelehrten  ebenso 
wie  für  die  tedinisdi-wissenschaftlichen  Berufe  die  notwendigen  Grundlagen  vor- 
zubereiten verstanden. 

Die  Volkssdiulen  und  die  mit  ihrem  Bildungsweg  in  Verbindung  stehenden 
Aufbauten  blieben  jedodi  im  wesentlidien  als  jene  Lernsdnulen  bestehen,  die  in 
der  Zeit  des  Kleinbürgertums  dem  Volke  die  Mittel  einer  besdieidenen  Allgemein- 
bildung reiditen.  Die  inzwisdnen  auf  ihren  Höhepunkt  gelangte  Industrialisierung, 
:die  das  tedinisdie  Problem  zu  einer  psydiologisdien  Sdiid<salsfrage;  hatte  werden 
lassen,  die  Verwirrtheit  der  beruflidien  Gliederung,  die  völlige  Umgestaltung  des 
Arbeitsvorganges  und  der  Arbeitsverfassung  sind  von  der  Sdiulbürokratie  so  wenig 
beaditet  worden,  dap  nidit  mit  Unredit  den  Volks-  und  Berufssdiulen  vorgeworfen 
wird,  !es  mangele  ihnen  die  Anpassung  an  die  Gebote  unseres  Masdiinenzeitalters 
hinsiditlidi  seiner  tedinologisdien,  sozialen  und  psydiologisdien  Anforderungen  und 
seinem  Lehrgut  die  Objektivität  gegenüber  dem  Kampf  alter  und  neuer  Wirtsdiafts- 
formen  und  -theorien.;  (Dr.  O.Essig:  ;Die  Berufssdiule  als  Glied  der  Produktions- 
sdiule;.) 

Die  Folgen  dieser  Versäumnisse  können  nur  beseitigt  werden,  wenn  sdion  die  Kinder- 
sdiule  den  Arbeitsgedanken  in  ganz  anderem  Mape  als  bisher  in  die  Mitte  ihrer 
Lernübungen  stellt  und  den  Beruf  in  seiner  Beziehung  zur  Gemeinsdiaft  zum  festen 
Ausgangspunkte  nimmt,  und  wenn  an  die  Volkssdiule  ein  reidi  ausgestattetes  Fadi- 

5» 


Schulwesen  sich  schliept,  das  den  Aufstieg  der  Begabten  individualisieit  und  nad: 
der  Mannigfaltigkeit  der  besonderen  Anlagen  wie  der  Berufsforderungen  zweck- 
mäpig  lenkt. 

j^ir  haben  bis  heute  nur  isolierte  Gruppen  von  Berufsanstalten,  die  engherzig  auf 
das  Fachkönnen  vorbereiten.  Aber  eine  solche  Fadischulung  ist  in  höherem  Sinne 
noch  nicht  Bildung;  sie  richtet  mehr  ab,  als  dap  sie  den  ganzen 'Menschen  ent- 
wickelt. Deshalb  müssen  die  Fachschulen  zu  gröperen  Organismen  verbunden  und 
mit  einem  reicheren  Map  von  allgemeinbildenden  Gegenständen  ausgestattet  wer- 
den, die  sich  an  die  besondere  Berufsrichtung  innedich  anpassen.  Erst  dadurch 
wird  der  Mensch  frei  und  geistig  Herr  seiner  Lage,  dap  er  von  ihr  aus  weitere  Kreise 
unserer  verwickelten  Kulturbeziehungen  übersdiaut.  Erst  dadurdi  lernt  er  sidi  be- 
wegen, dap  mit  dem  Fadimann  auch  der  Mensdi  in  ihm  zum  Wachsen  kommt. 
Gleichviel,  ob  er  sich  dem  Handel,  der  Technik,  dem  Gewerbe  zuwende:  überall 
mup  er  das  Gefühl  haben,  an  seiner  engen  Stelle  Kulturarbeit  zu  leisten.  Er  mup 
an  dieser  Stelle  mit  editem  Können  wurzeln  und  stark  werden;  er  darf  sich  aber 
nicht  an  diesen  engsten  Kreis  verlieren;  sondern  seine  Seele  mup  sich  weiten  an 
Wissenschaft  und  Kunst,  an  Lebenskunde  und  am  Staatsgefüge.  Damit  beginnt 
ein  inneres,  geistiges  Werden,  das  nicht  nur  ihn,  sondern  die  ganze  Klasse  und 
ihre  nationale  Leistung  hebt.  Und  so  erst  wachsen  ihm  die  Flügel,  die  ihm  zur 
Bildung  seines  besten  Wesens  helfen.  Denn  ohne  Bildung  des  ganzen  Menschen 
bleibt  aller  Aufstieg  nur  ein  äuperes  Hasten  und  Drangen,  das  die  Gefahr  des 
Amerikanismus  in  sidi  trägt.  Mensdienökonomie  ist  kein  erlösender  Gedanke  ohne 
Mensdienadelung.!  (Ed.  Spranger.) 

Diese  Forderungen,  deren  Bereditigung  heute  niemand  mehr  wird  bestreiten  können, 
geben  die  Richtung  der  zukünftigen  Entwicklung  auch  der  handwerklichen  und  kunst- 
gewerblidien  Fachschulen  an.  Sie  lassen  ohne  weiteres  erkennen,  dap  nidit  die  Werk- 
statt mit  ihrem  alten  Lehrverhältnis  die  P^ege  dieser  Unterweisung  und  Erziehung 
ausüben  kann,  selbst  wenn  sie  auf  genossenschaftlidier  Grundlage  in  Verbindung 
mit  dem  Siedlungsgedanken  oder  mit  staatlicher  Unterstützung  die  pnanziellen  und 
technischen  Sdiwierigkeiten  zu  überwinden  vermöchte,  nein,  nur  eine  mit  der  ge- 
samten Kultur  und  Wissenschaft  in  Verbindung  stehende  Schule,  die  in 
der  Vereinigung  von  schöpferischer  Arbeit,  Unterricht  und  Erziehung 
ihr  Ziel  sieht,  und  die  sich  dem  gröperen  piane  des  beruflichen  Schul- 
wesens sinnvoll  eingliedert,  wird  dieser  Aufgabe  gewachsen  sein. 
iZurüdx  zur  Werkstatt;  im  Sinne  jenes  mittelalterlichen  Idylls,  das  würde  eine  rück- 


läupge  Bewegung  und  töricht  und  unnatüdich  sein,  ebenso  als  wollte  man  die  Archi- 
tektur in  der  Zeit  der  jMusik  des  Stahles;  mit  formalistischen  Traditionen  auffrischen 
iDieWerkstatt  in  die  Schule!;  so  heipt  das  Gebot.  Die  mechanisch-technologischen 
Grundlagen  des  Produktionsprozesses  mit  ihr  in  Verbindung  zu  bringen,  die  ethi- 
schen und  volkswirtschaftlichen  ^erte  der  Arbeit  auffinden  und  zu  erkennen  zu 
geben  und  den  Menschen,  statt  ihn  im  Teilmenschentum  veröden  zu  lassen,  wieder 
mehr  zur  Betätigung  seiner  körpedidi-sinnlichen  Befähigungen  anzuhalten  und 
damit  seinen  Persönlichkeitsinhalt  in  schönem  Verhältnis  zu  fördern,  das  sind  die 
Aufgaben,  die  bei  der  weiteren  Ausgestaltung  der  Berufs-  und  Fachschulen  gelöst 
werden  müssen. 

Den  kunstgewerblichen  Fachschulen  fällt  dabei  noch  die  besondere  Pflicht  zu,  Hüter 
des  Erbes  künstlerischer  Befähigungen  und  handwerklichen  Könnens  zu  sein  und 
im  schöpferischen  Gestalten  jene  so  viel  glücklichere  Heiterkeit  des  Lebens  zu 
pflegen,  die  in  der  Einheit  von  Spiel,  Kunst  und  Arbeit  eingeschlossen  ist  und  die 
vielleicht  auch  jener  Arbeit,  die  Marktware  und  schweres  Schicksal  zu  werden  drohte, 
wieder  ein   ;menschliches  Gesicht  geben  wird,  darin  sich  die  Gottheit  spiegelt.; 


53 


veKiuv  tliarcsnid^unedjie 
Wt  enlma  ttxouiTUxaßrV^ 

U^cnocsMeruckcr^^ 
iccWnurptncLtinccriinm^ 

jckopcartoucr 


54 


OsKvdIds  DiLtdturtrdum 

Von  Hcjns  Hildebrandt 

or  einigen  Monaten  hatte  ich  Gelegenheit,  dem  einleitenden  Vortrag 
zu  einem  Kursus  beizuwohnen,  den  ein  Jünger  Wilhelm  Ostwalds 
in  Stuttgart  zur  Gewinnung  der  Lehrersdiaft  für  das  Evangelium 
seines  Meisters  abseits  der  öjfentlidikeit  hielt.  Der  Sendbote  sdiil- 
derte  die  Unsidierheit,  in  der  er  sid:  Farbfragen  gegenüber  ehemals 
befunden  habe,  und  pries  die  beseligende  Wirkung,  die  Ostwalds  Lehre  sofort  auf 
ihn  ausgeströmt  habe,  wortwörtlidi  also:  (Von  nun  ab  hatte  idi  das  beglüd<ende 
Bewußtsein:  jetzt  bin  idi  Beherrsdier  der  Farbwelt!  Und  Sie,  meine  Herren,  werden 
dasselbe  Gefühl  geniepen.;  Braudit  man  sid:  bei  soldien  Verheißungen  zu  wundern, 
wenn  allen  Warnungen  der  Künstler,  Kunstgewerbler,  Kunstwissensdiaftler  zum 
Trotz  eine  sehr  ernst  zu  nehmende  Gefahr  besteht,  dap  Ostwalds  Lehren  den 
Sdiulen  aller  Art  als  Grundlage  des  Farbunterridits  aufgedrungen  wird?  Zumal  die 
Regie  des  mündlidien  und  sdiriftlidien  Propagandabetriebs  in  ihrer  Zielbewupt- 
heit  und  in  ihrer  klugen  Ausnutzung  der  mannigfaltigsten  massenpsydiologisdien 
Wirkungsmittel  Bewunderung  abnötigt. 

Das  Gefahrlidie  der  Ostwaldsdien  Lehren  ruht  darin,  dap  sie  einen  bestrid<en- 
dein  EinPup  gerade  auf  jene  ausüben  müssen,  die  nur  einen  ebenso  sdiädigenden 
Gebraudi  von  ihnen  zu  madien  wissen  -  wie  ihr  Urheber  selbst.  Jeder,  der  als 
Sdiaffender,  oder  Kadifühlender  in  lebendiger  innerer  Beziehung  zur  Kunst  steht, 
erkennt  ja  sofort,  dap  nur  unglüd<lidie,  unerwiderte  Liebe  zu  dieser  und  völliges 
Verkennen  ihres  Wesens  den  Wahn  erzeugt  haben  kann,  die  Wissensdiaft  sei  im- 
stande, das  freie  künstlerisdie  Gestalten  zu  normieren,  und  dap  aus  soldier  Unter- 
werfung der  Kunst  unter  ein  von  aupen  diktiertes  Gesetz  die  ^bevorstehende!  Farben- 
kunst erwadisen  werde.  Denn  dap  es  eine  soldie  bisher  nidit  gegeben  hat,  und 
dap,  was  die  Kunst  aller  Zeiten  an  Meisterwerken  farbiger  Harmonien  hervorge- 
bradit  hat,  bestenfalls  Zufallstreffer  gewesen  sind,  ist  nidit  allein  für  die  fanati- 
sierten  Anhänger  des  Gelehrten  ausgemacht,  sondern  auch  für  diesen  selbst,  der 
auf  der  Stuttgarter  Farbentagung  des  Deutsdien  Werkbunds  im  Herbst  1919  mit 
bescheidener  Ofenheit  aussprach,  dap  man  nun  johne  Übertreibung  von  der 
Geburtsstunde  der  Farbkunst  spredien;  dürfe. 

Es  ist  eine  seltsame  Tatsache:  Was  an  den  naturwissenschaftlichen  Forschungs- 
ergebnissen Ostwalds  auch  für  die  Kunst  fruchtbar  gemadit  werden  könnte,  wird 

55 


seines  Wertes  wieder  dadurch  entkleidet,  dap  der  Gelehrte  selbst  um  jeden  Preis 
die  stärkste  Einwirkung  auf  die  Kunst  erstrebt.  Das  Verdienst  Ostvvalds,  der  über 
ein  auperordentlidies  Wissen  verfügt  und  die  Arbeiten  aller  Physiker,  Physiologen 
und  Chemiker,  aller  Künstler  und  Kunstgelehrten  auf  dem  Gebiete  der  Farben- 
forsdnung  durdistudiert  hat,  liegt  vor  allem  in  der  Auffindung  einer  Methode,  zu 
Meßbarkeit  und  damit  Bestimmbarkeit  wenn  audi  vielleidit  nidit  aller,  so  dodi  der 
meisten  Farben  zu  gelangen.  Dap  er  persönlidi  diese  Messung  und  Bestimmung 
unter  freilidi  oft  redit  seltsamen,  erzwungenen  und  sidi  gewip  niemals  einbürgernden 
Benennungen  der  Farben  durdigeführt  hat,  ist  audi  quantitativ  eine  Leistung,  die 
nur  bei  auperster  Hingabe  möglidi  war.  Sie  hat  mit  künstlerisdier  Gestaltung  nichts 
zu  tun,  kann  aber,  da  sie  nicht  nur  allen  Gattungen  der  Wissenschaft,  sondern 
auch  sämtlichen  Industrien,  die  sich  mit  Farbe  befassen,  die  Hilfsmittel  zu  rascher 
und  sicherer  Verständigung  über  den  Ton  jeder  beliebigen  Farbe  bietet,  selbst- 
verständlich auch  für  die  praktischen  Vorbedingungen  des  künstlerischen  Schaffens 
nützlich  werden.  Darüber  hinaus  werden  Ostwalds  Lehren  immer  anfechtbarer. 
Eine  wissenschaftliche  Festlegung,  welche  Farben  als  einander  ergänzende  Gegen- 
farben zu  betrachten  sind,  kann  mit  vollkommener  Sicherheit  wohl  nur  für  die  reinen 
Farben  des  durch  das  Prisma  zerlegten  Sonnenlichts  gewonnen  werden.  Alle  Ver- 
suche an  dem  mit  Pigmentfarben  hergestellten  Farbkreis  sind  auch  bei  strengster 
Methodik  doch  mehr  oder  minder  willkürlidi  und  haben  bei  jedem,  der  sich  mit 
ihnen  abgab,  audi  zu  einem  anderen  Ergebnis  geleitet,  weil  eben  die  persönliche 
Farbenemppndung  hier  als  mitbestimmender  Faktor  kaum  ausgeschaltet  werden 
kann.  Davon  macht  auch  Ostwalds  Farbenkreis,  auf  dem  die  Harmonielehre  auf- 
gebaut wird,  keine  Ausnahme.  Unglücklicherweise  fehlt  es  nun  Ostwald  an  jener 
künstlerischen  Empfindung,  die  allein  dem  Einmalig-Persönlichen  etwas  von  All- 
gemeingültigkeit zu  leihen  vermag.  Die  von  ihm  selbst  oder  unter  seiner  Leitung 
gefertigten  Muster  angeblich  vollkommener  Harmoniegestaltung,  die  er  auf  dem 
Stuttgarter  Farbentag  zur  Schau  stellte,  bewiesen  diesen  Mangel  zur  Genüge.  Selbst- 
verständlich ist  der  Gelehrte  sich  solchen  Fehlers  nicht  bewupt.  sDiese  Tatsachie, 
dap  gerade  Künstler,  Kunstgewerbler  und  Koloristen  sich  bis  jetzt  die  falschen  (d.  h. 
die  nicht  von  Ostwald  festgelegten)  Gegenfarben  haben  gefallen  lassen,  ohne  dafs 
ihr  Farbensinn  dagegen  Einspruch  erhoben  hat;,  macht  ihn  nicht  etwa  stutzig  an 
der  eigenen  Unfehlbarkeit,  sondern  sbeweist  unwiderleglich,  wie  wenig  entwickelt 
bisher  dieser  Farbensinn  gewesen  ist.;  (S.  76  in  sDie  Harmonie  der  Farben;,  letzte 
Auflage  von  19z  1). 
56 


Noch  Ansicht  ihres  Erpnders  shat  die  neue  Farbhcarmonik  die  Aufgabe,  die  ver- 
sdiütteten  Quellen  unmittelbarer  Emppndung  und  gesunder  Farbenfreude  wieder 
zu  ersdiliepen  und  den  Volksgenossen  das  gute  Gewissen  an  soldnen  Freuden 
wiederzugeben!.  Das  liest  sidi  herrlidi.  Aber  auf  weldiem  ^ege  denkt  Ostwald 
dies  zu  erreidien?  Auf  dem  Wege  einer  vollkommenen  Medianisierungl  Denn 
alles  soll  jgenormt!  werden :  Die  Abtönungen  des  Grau  zwisdien\»(/eip  und  Sdiwarz, 
die  Übergänge  aus  einer  Vollfarbe  zu  den  benadibarten  des  Farbkreises,  der  zu- 
nehmende Sdiwarz-,  Weip-  und  Graugehalt  einer  jeden  Farbe.  Damit  der  be- 
glüd<te  Künstler  der  Zukunft  aber  gar  nidit  mehr  in  die  Versudiung  geraten  kann, 
auf  Irrbahnen  abzusdiweifen  und  etwa  nadi  eigenem  Gutdünken  iwilde;  (lies:  von 
Ostwald  nidit  genehmigte)  Farben  zu  verwenden,  sollen  die  Farbfabriken  dazu  an- 
gehalten werden,  nur  mehr  mormierte;  Farben  herzustellen.  Allein  diese  normierten 
Farben  bilden  nur  den  Rohstoff.  Die  künstlerisdie  Ausnutzung  erfolgt  für  die  un- 
bunten Farben  vermittels  der  sHarmothekj,  die  jede  zwisdien  Weip,  Sdiwarz  und 
Grau  möglidie  (lies:  von  Ostwald  erlaubte)  Harmonie  auf  einem  besonderen  Blatt 
einer  Kartothek  siditbar  madit.  Für  die  bunten  Farben  aber  bediene  der  Sdiaffende 
sidi  der  jFarbenorgeh,  weldie  die  Farben  nadiWertgleidiheit  ordnet.  Soldier  wert- 
gleidien  Gruppen,  innerhalb  deren  alle  Farben  jeweils  den  nämlidien  Sdiwarz-  und 
Weipgehalt  aufweisen  jgibt  es  z8,  mit  je  24  Farben,  die  natüdich  nidit  zu  einem 
Kreise  angeordnet  werden,  sondern  auf  einem  Redited<  in  vier  Reihen  zu  je  6  Farben;. 
So  erhält  der  Künstler  z8,  durdi  Budistabenpaare  kenntlidi  gemadite  Registertafeln, 
die  eine  grope  Ahnlidikeit  mit  der  Klaviatur  einer  Sdireibmasdiine  aufweisen.  Alle 
Farben  auf  einer  soldien  Platte  sind  unter  sidi  harmonisdi.  Denn  Ostwald,  Ein- 
tönigkeit und  Harmonie  verwediselnd  und  auf  diesem  sdiwankenden  Boden  sein 
ganzes  stolzes  Gebäude  in  die  Höhe  führend,  hat  nidit  erkannt,  dap  gleidimäpige 
Zusetzung  desselben  Sdiwarz- Weip-Gehalts  zu  allen  Farben  allerdings  deren  ur- 
sprünglidie  Gegensätze  aufhebt  -  aber  dodi  nur,  weil  sie  deren  eigenstes  Wesen 
gleidimäpig  verdünnt.  Die  neue  Harmonielehre  enthält  bei  der  bekannten  Gründ- 
lidikeit  ihres  Verfassers  nodi  eine  Unzahl  von  Regeln,  die  bis  auf  die  letzten  Aus- 
nahmefälle sidi  erstred<en,  und  auf  die  in  einem  kurzen  Aufsatz  nidit  eingegangen 
werden  kann.  Genug,  der  Künstler  braudit  künftig,  wenn  er  die  Einriditung  eines 
Zimmers  farbig  abstimmen,  wenn  er  ein  Bild  malen,  ein  Mosaik  zusammensetzen, 
ein  Kissen  bestid<en,  eine  Tasse  bemalen  will,  auf  die  hodimütige  Intuition,  die 
nur  ungerufen  kommt,  wann  ihr  behagt,  nidit  mehr  zu  warten.  Er  hat  ja  die  Farben- 
orgel und  die  Harmothek,  die  für  ihn  malen.   )a,  wenn  dereinst  die  Harmonielehre 

57 


Ostwcslds  Allgemeingut  geworden  ist,  wird  mein,  um  die  herdidisten  Farbkunst- 
werke  zu  erzeugen,  der  Farben  selbst  nidit  mehr  bedür|en.  Der  Künstler  wird  nur 
nodi  magisdie  Zahlen  und  Budistaben  aufzusdireiben  haben,  und  der  Kundige  wird, 
wenn  audi  nur  mit  seinem  geistigen  Auge,  die  wundeivollsten  Harmonien  sdiauen. 
Ostwdlds  ganzes  Streben  ist  darauf  geriditet,  seine  Lehre  zum  Allgemeingut  zu 
madien.  Seine  gesdiid<te  Regie  sudit  sidi  zunädist  der  Sdiulen  zu  versidiern. 
Der  Lehrerfarbentag  in  Dresden  fapte  nadi  einem  Vortrag  Ostwalds  die  Ent- 
sdiliepung:  ji.  Die  Sdiüler  aller  Sdiulen  sollen  in  die  neue  Farblehre  eingeführt 
werden,  z.  Die  einfadisten  Grundlagen  der  Farblehre  sind  sdion  im  Kindergarten 
zu  lehren  uswj  Ein  ähnlidier  Versuch  in  Mündien  wurde  durdi  die  ^adisamkeit 
der  Mündiener  Künstlersdiaft  verhindert.  Die  Künstler  und  Kunstgelehrten  stehen, 
wie  ein  von  mir  eingeleitetes  Verwahrungs-Rundschreiben  feststellte,  das  demnadist 
durch  den  Deutschen  Werkbund  zweckdienlidie  Ausnutzung  erfahren  wird,  einmütig 
gegen  die  Diktaturgelüste  Ostwalds.  Allein  es  bedarf  der  steten  Wachsamkeit  aller 
an  der  asthetisdien  Erziehung  Beteiligten,  um  zu  verhüten,  dap  Ostwald  sein  meister- 
haft gespieltes  Spiel  nicht  doch  noch  gewinnt. 

Wie.  sehr  ernst  es  ihm  um  die  Erringung  solcher  Diktatur  zu  tun  ist,  bezeugt  eine 
Mitteilung,  die  in  diesen  Tagen  den  Weg  durch  die  Presse  macht.  Der  Nimmer- 
müde wird  binnen  kurzem  eine  jHarmonie  der  Formenj  zur  Ergänzung  der  (Har- 
monie der  Farben;  herausgeben.  Der  Ardiitekt,  der  Plastiker  und  Maler  wird  seine 
igenormtenj  Formen  erhalten  und  wohl  auch  seine  jFormothek;  und  jFormenorgeh. 
Der  Naturwissensdiaftler  wird  sie  ihm  schenken,  und  die  Ceburtstunde  einer 
Formenkunst  wird  sdilagen.  -Was  aber  würde  Herr  Geheimrat  Professor  Dr.  Wil- 
helm Ostwald  sagen,  wenn  ein  Maler,  weil  er  seit  Jahren  Akt  malt,  das  Lehrbuch 
der  Anatomie  für  Mediziner  schreiben  und  sich  als  Autorität  der  Chirurgie  nieder- 
lassen würde? 


58 


Erneuerung  oder  Experiment 

Von  P.  Thierse  h 

ie  Akademien  und  Kunstgewerbesdiulen  stehen  mitten  im  Wirbel 
der  neuen  Kunstbewegung.  Anders  als  früher  wird  heute  der  Kampf 
um  die  Geltung  in  der  Kunst  unter  den  jungen  und  jüngsten 
Schaffenden  ausgetragen.  Nidit  mehr  bannt  die  Leistung,  das  künst- 
lerisdie  Werk  Einzelner,  Groper  als  Repräsentanz  eines  sdiöpferisdn 
gcsdiduten  und  gestalteten  Weltbildes  das  fessellose  Temperament  unserer  jugend- 
lidien  Stürmer  zu  Komplexen  geistiger  Einheit.  Nein,  nidit  die  Leistung,  sondern 
die  Idee  einer  Welt  neuer  geistiger  und  künstlerischer  Werte  erfüllt  die  Herauf- 
kommenden mit  dem  unersdnüttedidien  Glauben  einer  höheren  Sendung.  Die 
Verkündung  der  Idee  ist  dabei  das  Primäre,  die  grope  Geste  ist  das  Signal,  weniger 
einer  Tat,  mehr  einer  RePexion,  die  Mittel  stehen  auper  Diskussion,  denn  nidit  ein 
Erreidibares  ist  Ziel,  sondern  die  Um-  und  Neuwertung  aller  Sdiaffensbedingungen 
steht  als  Erstes  auf  dem  Plan.  Darum  Sturm  gegen  die  Schranken  der  Sdiul- 
systeme.  Drang  nach  Befreiung  vom  methodisdien  und  historisdien  Ballast,  Durdv 
bredien  der  zu  Krusten  erstarrten  Tendenzen,  Durchstopen  der  letzten  Widerstände, 
die  eine  noch  streitbare  ältere  Generation  entgegensetzt. 

Von  solchem  Ansturm  ist  keine  unserer  sKunsterziehungsanstaltenj  unberührt  ge- 
blieben. Manche  sind  bis  in  ihre  Grundfesten  ersdiüttert  worden,  mandie  fanden 
ihre  Rettung  im  zweifelhaften  Kompromiß,  nur  wenige  mehr  verkennen  das  zur 
Tat  gewordene  Wiedererwachen  ursprünglicher  Sdiaffenskraft.  Anderen  Orts  aber 
haben  sidi  keimende  Zentren  gebildet,  aus  denen  eine  neue  Saat  erwächst,  aller- 
dings anders  geartet  als  historisdie  Entwidslungsvorstellung  zu  glauben  vermochte, 
dennoch  von  vorbestimmter  Bedeutung  und  in  der  Einheit  der  gropen  geistigen 
Werdegänge  verhaftet.  Von  dieser  neuen  Saat  zu  spredien,  erscheint  allein  wert, 
wenn  uns  an  einer  ;Schulung!  der  ]üngsten  gelegen  ist,  wenn  wir  an  eine  solche 
noch  glauben  sollen. 

Die  Bahnbredier  der  neuen  Bewegung  sind  heute  abgeklärt,  ihr  Werk  ist  nidit 
Vorbild,  nidit  Erfüllung,  ist  die  Fanfare  der  neuen  Idee.  Die  neue  Idee  ist  nidit 
Manifestation  der  Gestaltung  einer  neuen  geistigen  Welt,  sondern  ist  die  Lösung 
alles  Gebundenen,  Entfesselung  alles  Gebannten,  Sturz  alles  Festen,  Durchbredien 
aller  Grenzen,  Zersetzung  der  seelischen  Bindungen  von  gestern,  Hervorkehren 
aufgepeitschter  Regungen  in  die  Sichtbarkeit,  Steigerung  aller  Reizemppndungen, 

S9 


Aufspaltung  und  Differenzierung  feinster  Widerspiegelungen  im  seelisdi  und  optisdi 
Empfundenen,  RePex  dieser  Reizbarkeiten  im  Intellekt,  Aufhöhen  der  optisdien 
Reizbarkeiten  durdi  ein  neues  Edebnis  der  Musik,  Auflösung  der  Wirklidikeit  in 
Begrifflidikeit.  Die  Auswirkung  dieser  Idee  aber  ist  nicht  Gestaltung  aus  sdiöpfe- 
rischer  Unmittelbarkeit  und  Notwendigkeit,  sondern  ein  durdiaus  Gegensätzlidies: 
das  Experiment.  Mit  dem  Experiment,  demVersudi,  wird  die  Abwägung  des  Wert- 
urteils von  der  allgemeinen  Gültigkeit  abgerüd<t  und  der  individuellen  Einsdiätzung 
übedassen.  Trotzdem  ist  ein  gemeinsames  künstlerisdies  Fluidum  in  verwandten 
Resultaten,  aus  diametral  geriditeten  Experimenten  entstanden,  zu  konstatieren. 
Die  Ergebnisse  bestätigen,  dap  ein  gropes  Vermögen  an  künstlerisdier  Begabung 
die  junge  kämpfende  Generation  heraushebt  und  dap  das  Experiment  in  bezug 
auf  die  Bereidierung  neuer  künstlerisdier  Edebnisse  sehr  fruditbar  ist.  Aus  den 
neuen  Edebniswerten  verdiditen  sidi  künstlerisdie  Erfahrungen  mit  starker  persön- 
licher Eigenart  Schaffender  zu  einzelnen  erhöhten  Potenzen.  Unbegrenzt  aber  ist 
die  Mitläuferschaft  der  Unberufenen,  deren  künstlerisdies  Unvermögen  sich  ent- 
weder nur  in  Zufallsresultaten  oder  in  der  Uberhebung  des  Intellektes  kundtut 
und  sich  selbst  gefallt.  Sie  sind  im  besten  Falle  nur  Werber  der  neuen  Idee, 
diskreditieren  sie  aber  in  den  meisten  Fällen. 

Völlig  mangelt  die  neue  Idee  der  Lehrbarkeit,  denn  Lehren  beruht  auf  Erfahrung 
und  mit  der  Erfahrung,  die  gesudit  wird,  ersdiöpft  sich  der  Wert  des  Experimentes, 
das  sofort  ein  neues  heraufbeschwört.  Der  Beruf  des  Lehrers  hat  seine  Geltung 
eingebüpt,  wenn  er  den  Schüler  behindert,  den  eigenen  Wert  zu  pnden.  Es  mup 
den  Lehrer  von  heute  darum  selbst  nur  das  Eine  erfüllen,  reichstes  Map  eigener 
Erfahrungen  zu  sein  und  sich  am  Experiment  seiner  Schüler  zu  bewähren. 
Ein  anderes  aber  ist  festzustellen ;  das  Experiment  ist  der  Beweis  des  Suchens,  der 
Unsicherheit,  der  leeren  Sehnsucht,  derUnbewuptheit  des  Tuns  und  ist  das  Bekennt- 
nis des  Mangels  an  versdiwenderischer  Produktion  und  des  Unvermögens  an  wahrer 
Gestaltungskraft.  Diese  zu  vermitteln  ist  die  Schule  nicht  berufen.  Solche  Kraft 
wird  stets  nur  wenigen  zuteil,  die  begnadet  sind,  ungestaltetes  Leben  und  unge- 
staltete Menschen  aus  den  Zersetzungen  eines  Daseins,  wie  dem  heutigen,  dessen 
Widerspiegelung  sich  im  Experiment  an  den  aufgespalteten  Reizbarkeiten  in  den 
Resultaten  des  jüngsten  künstlerischen  Sdiafens  sichtbar  macht,  herauszuführen 
und  die  verhaftet  sind  in  einem  universellen,  einem  gesamtgeistigen  und  gesamt- 
menschlichen Weltgebilde. 

Das  Map  der  künstlerisch  geistigen  Erziehung  auf  unseren  Schulen  kann  nur  ein 
60 


begrenztes  sein  und  mup  sidi  ddiduf  besdiränken,  dem  Sdiüler  alle  hdndwerklidien 
Kunstmittel  zu  Gebote  zu  stellen,  die  ihm  das  \x/ertvollste  für  seine  Selbstsdiulung 
vermitteln  können,  sidi  am  Stoffe  gestaltend  zu  bewähren;  es  wird  den  Sdiüler 
besdieiden,  sein  künstlerisdies  Vermögen  am  Ergebnis  selbst  zu  messen  oder  ihn 
mäpigen,  verführerisdien  Vorspiegelungen  des  Intellekts  zu  folgen.  Die  ^erkstätte 
allein  in  ihrer  Unlösbarkeit  vom  tätigen  Leben  ist  das  reidiste  Feld  künstlerisdier 
Betätigung  und  sie  bedarf  des  jungen  unverbrauditen  künstlerisdien  Temperamentes 
zum  \{^erkzeug  als  hödistes  Erfordernis. 


Die  L'ünftige  Entwicklung  clerHandwerLer-und  Kunstgewerbeschulen 

Von  Anton  H  u  b  e  r 

as  Nadidenken  über  das  Vomusliegende  weckt  den  ^^unsch,  zurüd<- 
zusdiauen.  Die  durdnwanderte  Stred<e  gibt  den  Mapstdb  für  die 
notwendigen  Kräfte  in  der  Zukunft.  Viele  Merksteine  sind  am  Wege, 
mandie  d<avon  taudien  in  der  Erinnerung  wieder  auf:  Die  Kunst- 
gewerbesdiule  der  aditziger  Jahre  mit  all  dem  Eigentümlidien  der 
damaligen  Zeit,  dem  Vorherrsdien  des  rein  Kunstgewerblidien,  des  Zeidinerisdien. 
Das  Erlebnis  der  Berufslehre.  Die  praktisdie  Arbeit  und  daneben  herlaufend  der 
Besudi  der  Kunstgewerbesdiule.  Das  Eindringen  in  die  Vergangenheit,  kritiklos 
und  voll  Freude  an  der  Darstellung.  Dann  um  die  Jahrhundertwende,  der  Kampf 
um  den  neuen  Stil.  Es  folgt  das  frisdie  Eintreten  der  Kunstgevverbesdiulen  für  die 
neue  Idee  und  der  Sdiulerfolg  in  Dresden  1 906.  Daran  sdiliepen  sidi  München 
1908  und  die  denkwürdigen  Werkbundtage  im  Anschlup  an  diese  Ausstellung. 
Die  Aufrollung  der  Frage  von  der  Veredelung  gewerblicher  Arbeit  und  der  Heran- 
bildung des  gewerblidien  Nachwuchses,  bedeutungsvolle  Aussprachen  lösend,  ist 
mit  München  verbunden.  Dann  ein  steigender  Erfolg  der  dort  festgelegten  Richt- 
linien, Als  Bekenntnis  zu  diesen  Riditlinien  die  Werkbundausstellung  in  Köln  1914 
und  innerhalb  derselben  das  Auftreten  der  Kunstgewerbesdiulen.  Traten  audi 
bei  dieser  Ausstellung  und  namentlich  bei  der  Werkbundtagung  doit  Meinungs- 
versdiiedenheiten  über  die  Weiterarbeit  hervor,  so  mup  doch  diese  Schau  gewerb- 
lidier  Künste  und  innerhalb  derselben  das  Auftreten  der  Kunstgewerbesdiulen  als 
ein  Erfolg  der  deutschen  Wertarbeit,  besonders  im  Auslande,  vermerkt  werden. 
Mitten  in  diese  hoffnungsvolle  Arbeit  hinein  der  Weltkrieg  mit  seinen  Jahren  der 
Not  und  seinem  schrecklichen  Ende;  der  unermepliche  Schaden,  den  das  Sterben 
der  Jugend  und  die  vernadilässigte  Weiterarbeit  im  Handwerk  anrichteten.  Und 
nun  der  Wiederaufbau  von  Zerstörtem. 

Die  Kunstgewerbeschulen  gingen  ihren  Weg  gemeinsam  mit  dem  Kunsthandwerk, 
und  so  mup  es  auch  künftig  sein.  Gemeinsame  Arbeit  ist  unser  Ziel.  Die  Wieder- 
aufrichtung kunstgewerblicher  Wertarbeit  ist  die  Aufgabe,  mit  weldier  auch  wir  uns 
zu  befassen  haben.  Diese  Arbeit  ist  ohne  Zutun  der  Handwerker-  und  Kunst- 
gewerbesdiulen  nicht  zu  leisten.  Wir  müssen  uns  dessen  bewupt  sein.  Uns  liegt 
liegt  es  ob,  sidi  der  Not  in  der  Erziehung  des  kunstgewerblichen  Nachwuchses 
anzunehmen. 

6^ 


Sind  wir  hierzu  vorbereitet  und  wird  allgemein  die  ^iditigkeit  dieser  unserer  Arbeit 
anerkannt?  Die  Frage,  ob  wir  vorbereitet  sind,  um  unsere  Aufgabe  zu  lösen,  ist 
zu  bejahen.  Nadi  der  Staatsumwälzung  taudite  eine  ganze  Anzahl  von  Vorsdilägen 
über  die  Umänderung  und  Erneuerung  der  handwerkskünstlerisdien  Erziehung  auf. 
Allen  lag  der  Gedanke  der  Erziehung  in  der  ^erkstätte  aus  der  Praxis  heraus  zu 
Grunde,  ^o  soldie  Vorsdiläge  zur  Ausführung  kamen,  liegen  ihnen  Zwed<e  und 
Ziele  der  Kunstgewerbesdiulen  zu  Grunde.  Für  unsere  Sdiulen  bedeuteten  diese 
Neuerungen  nur  die  Befreiung  von  lästigen  Fesseln. 

Audi  ist  zu  erwähnen,  daj?  man  bei  den  Verjüngungsvorsdilägen  für  die  Kunst- 
akademien fast  ohne  Ausnahme  auf  den  Aufbau  der  Kunstgewerbesdiulen  zurüd<- 
griff,  durdi  Heranholen  kunstgewerblidier  Klassen  neues  Leben  sdiaffen  wollte  und 
bei  der  Neubesetzung  leitender  Stellungen  an  Akademien  sidi  um  bewährte  Kunst- 
gewerbesdiuldirektoren  bemühte.  Es  liegt  hierin  ein  Beweis  für  die  Bewährung 
unserer  bisherigen  Arbeit.  Ob  man  aber  die  Widitigkeit  unserer  werktätigen  Mit- 
arbeit in  der  Allgemeinheit  anerkennt,  ersdieint  fraglidi.  Es  ist  nidit  bekannt  genug, 
wie  wenig  die  Arbeit  der  Handwerker-  und  Kunstgewerbesdiulen  sidi  trennen  läpt 
von  der  Bewegung  und  dem  Erfolg  der  gewerblidien  Künste  der  letzten  Jahrzehnte. 
Die  Allgemeinheit  weip  nidit,  wie  stark  dieser  Erfolg  zusammenhängt  mit  unserer 
Arbeit.  Hierauf  mup  bei  der  Bewertung  unserer  Sdiulen  im  Zusammenhang  mit 
der  wirtsdiaftlidien  Lage  des  Reidies  der  Kunstindustrie  und  dem  Kunsthandwerk 
gegenüber  nädidrüd<lidist  immer  wieder  hingewiesen  werden.  Wir  haben  einen 
gropen  Teil  der  Mitarbeiter  in  Industrie  und  Handwerk  erzogen,  am  Erfolg  teilgehabt, 
und  mandier  der  jüngeren  führenden  Kunsthandwerker  ist  durdi  unsere  Sdiulen  ge- 
gangen. Von  den  Führern  der  neuen  Handwerkskunst  sind  die  meisten  zugleidi 
Leiter  von  Kunstgewerbesdiulen  gewesen  oder  sind  es  heute  nodi.  Audi  das  Ver- 
dienst mapgebender  Staatsstellen  im  Reidie,  sidi  dieser  Führer  für  die  Leitung  und 
Führung  von  Klassen  zu  versidiern,  mup  der  Allgemeinheit  gegenüber  ausdrüdclidi 
hervorgehoben  werden.  Es  bedarf  soldier  Feststellungen,  um  den  Beweis  der  not- 
wendigen Betätigung  der  kunstgewerblidien  Erziehungsanstalten  audi  in  heutiger  ■ 
Zeit  zu  erbringen. 

Die  Kunstgewerbesdiulen  leiden  unter  einer  fast  völligen  Unkenntnis  ihres  Daseins, 
ihres  Zwed<es  und  ihrer  Ziele  in  der  Allgemeinheit.  Unser  Versdiulden  ist  dies  nidit. 
Vielmehr  ist  die  unglüd<lidie  Stellung,  weldie  das  Kunstgewerbe  im  Wirtsdiafts- 
leben  und  im  Volke  einnimmmt,  die  Ursadie.  Das  Sdiweben  zwisdien  Massen- 
artikel und  dem  nur  sdiwer  zugänglidien  kunstgewerblidien  Einzelgegenstand  ist 
64 


daran  schuld.  Die  na  nlose  kunstgewerblidie  Massenware  steht  unserer  Verbin- 
dung mit  der  Allgemceit  entgegen,  "^ir  haben  nidnt  mehr  die  Beziehung  zum 
Volke  mit  unserer  Ärbeso  wie  sie  früher  der  Handwerker  hatte,  in  dessen  Hand 
sidi  Form  und  Ausfühig  vereinigten  und  der  dem  Einzelnen  als  Hersteller  be- 
kannt war.  Aber  wir  mii>n  es  zu  erreidien  versudien,  in  irgendeiner  Form  wieder 
mehr  ein  Zusammenlebt  mit  der  Allgemeinheit  herzustellen.  Es  hängt  damit  em 
groper  Teil  unseres  künftin  Erfolges  und  zugleidi  der  Nadiweis  unserer  Daseins- 
bereditigung  für  die  Allgteinheit  zusammen. 

Diesen  Zusammenhang  ^erer  Erziehungsarbeit  mit  der  Allgemeinheit  neu  zu 
sdiaffen,  ist  notwendig;  wir,erden  damit  den  neuen  durdi  den  verlorenen  Krieg  '' 
gesdiaffenen  Verhältnissen  >,sser  geredit.  Es  würde  sidi  daraus  eine  engere  Ver- 
bindung mit  dem  Volke  eniickeln.  Man  erwartet  neue  Form,  die  ]ugend  ist  am 
Werke,  und  wenn  es  uns  gelist,  hierbei  aussdilaggebend  mitzuwirken,  dann  haben 
wir  gewonnen  und  die  Volksimlidikeit  unserer  Arbeit  erwiesen. 
Wenn  es  wahr  ist,  dap  unser  bseitsstehen  zusammenhängt  mit  der  Art  der  kunst- 
gewerblidien  Erzeugung,  und  -^r  wollte  dies  bezweifeln,  dann  mup  es  unser  Be- 
streben sein,  einen  Weg  zu  pilen,  weldier  eine  vollkommenere  Lösung  unserer 
Erziehungsarbeit  ermöglidit. 

¥ir  kranken  an  der  Teilung  unsrer  Arbeit.  Wir  erziehen  Kräfte,  die  künstlerisdi 
sdiaffen  sollen  und  soldie,  die  tdinisdi  ausführen  werden.  Die  Arbeit  für  die 
letzteren  läuft  gewissermapen  nebtiher.  Abseits  von  der  Allgemeinheit  vollzog  sidi 
unser  Tun,  nur  beeinPupt  von  den  Wünsdien  der  Kreise,  für  weldie  unsere  Sdiüler 
später  arbeiteten.  Der  i^twendige  Zusammenhang  mit  der  werktätigen  Bevölkerung 
war  vor  allem  nidit  da.  Vir  bewegten  uns  im  Bereidie  des  künstlerisdien  Sdiaffens, 
was  uns  wieder  von  denW  die  jhohe;  Kunst  betreiben,  nidit  zugestanden  wurde. 
Zu  rein  praktisdier  ArbeV  durften  wir  uns  nidit  bekennen,  weil  uns  das  Handwerk 
kaum  die  sdiwer  erkämp|en  Werkstätten  gönnte,  uns  die  Produktion  in  denselben 
mit  allen  Mitteln  zu  untdbinden  sudite  und  die  Ausbildung  von  Lehrlingen  in 
unseren  Werkstätten  verhindert. 

Klare  Erkenntnis  unserer  Aufgaben,  wie  sie  sidi  aus  der  Entwid<lung  der  Kunst- 
gewerbesdiule,  aus  dem  wtsen  des  Kunsthandwerkers  und  aus  den  Forderungen 
der  Kunstindustrie  sowie  de\  Handwerks  ergeben,  zeigt  auf  das  Folgende: 
Die  Kunstgewerbesdiulen  Dlutsdilands  waren  bisher  und  sind  audi  für  die  nädiste 
Zeit  von  gröpter  Bedeutung  für  die  Erziehung  des  Nadiwudises.  Die  Teilung  in 
künstlerisdh  sdiaffende  und  [j-aktisdi  ausführende  Kräfte  erfordert  die  Ausbildung 

65 


beider  Arten.  Sind  wir  überzeugt  von  der  Notwendigkeit/'  prcaktischen  Schul- 
ciusbildung,  an  weldie  sidi  -  bei  festgestellter  Begabung  -  d/ünstlerische  Sdiulung 
cinzusdnliepen  hätte,  dann  bauen  wir  unsere  Erziehung  /t'ger  cauf  als  bisher. 
Unsere  Aufgabe  besteht  dann  künftig  darin,  in  unseren  Sc/en  Lehrlinge,  Gehilfen 
und  Meister  so  zu  fördern,  wie  es  sowohl  ihre  Veranla^g.  als  audi  die  Praxis; 
xerlangen. 

1^  Die  Forderung,  die  Arbeit  der  Sdiule  sdion  beim  Lehi/g  zu  beginnen,  ist  not- 
/  vendig,  weil  bisher  die  praktisdie  Erziehung  für  Inflstrie  und  Handwerk  bei 
ak^,  den  Betrieben  und  selbständigen  Meistern  allein  1/  "nd  nidit  so  gefördert 
^igrifT  werden  konnte,  wie  es  notwendig  gewesen  wäre,  tele  der  Vorwürfe,  weldie 
den  Kunstgewerbesdiulen  in  bezug  auf  zu  wenig  /aktisd:e  Ausbildung  ihrer 
Sdiüler  gemadit  wurden,  fallen  auf  die  vorherge/ngene  Lehre  zurüd(.  Die 
Lehrlingsausbildung  in  ihrer  heutigen  Form  ist  für  /s  Kunsthandwerk  ungünstig 
und  trägt  den  Verhältnissen  der  Zeit  nidit  gerßend  Redinung.  Im  Groß- 
betrieb, wenn  dieser  eine  eigene  Lehrlingssdiule /cht  hat  -  und  diese  Sdiule 
ist  audi  heute  nodi  immer  eine  Ausnahme  -/st  der  Lehrling  dem  Werk- 
meister unterstellt.  Bei  der  großen  Inansprudijlhme  dieses  Meisters  für  alle 
möglidien  Dinge  des  Betriebes,  fehlt  demselbJdie  Ruhe,  sidi  des  Lehrlings 
so  anzunehmen,  wie  es  für  die  Förderung  desaoen  nötig  ist.  Von  einer  plan- 
mäßig fortsdireitenden  Ausbildung  ist  kaum  /e  Rede.  Zumeist  sind  es  die 
Gehilfen,  weldie  die  Kraft  des  Lehdings  füi/ihre  Arbeit  ausnützen.  Er  lerrt 
Teilarbeit  und  wird  Spezialist.  Beim  Kleinmeifter  aber  iruß  er  heute  meist  alle 
die  widitigen  Tediniken  entbehren,  weldie  der,Gropbetriet)  dem  Handwerk  voraus 
hat;  mandie  Tedinik  ist  selbst  aus  beiden  Betriebsarten  /ersdiwunden.  Die  Aus- 
bildung ist  also  in  beiden  Fällen  unvollkommen.  Sie  .<ann  aber  vollkommener 
werden,  wenn  man  diejenigen  Handwerker-  und  Kunstpwerbesdiulen  mit  heran- 
zieht, weldie  Werkstatteinriditungen  mit  guten  Werkmestern  haben. 
Viel  die  Rede  ist  z.  Zt.  von  der  Einriditung  staatlidier Manufakturen;  audi  wird 
die  staatlidie  Unterstützung  von  anerkannten  Meisterverkstätten  empfohlen.  Bei 
den  Manufakturen  würde  es  sich  zumeist  um  nodi  nidt  bestehende,  aber  neu  ein- 
zuriditende  Betriebe  handeln,  deren  Kosten  sehr  hoch  wären.  Genügend  Meister- 
werkstätten, welche  herangezogen  werden  könnten,  sind  nicht  vorhanden. 
Unsere  Kunstgewerbesdiulen  verfügen  in  großer  Zahl  über  gut  eingerichtete  Werk- 
stätten für  die  versdiiedensten  Berufe.  In  den  Fadis-liulen,  weldie  zum  Teil  sdion 
heute  LehHinge  mit  Erfolg  ausbilden,  sind   Einridiiungen  von   besonderer  Vor- 


bildlidikeit.  Warum  diese  nicht  so  intensiv  benutzen,  als  es  heute  allein  schon  die 
wirtschaftlidie  Lage  vorschreibt!  Unsere  Arbeitsstätten,  ob  staatliche  oder  städtische 
Einriditungen,  kommen  heute  doch  sehr  in  Frage  als  Träger  von  Ideen,  welche 
praktische  und  künstlerische  Arbeit  fördern  sollen,  zumal  man  ja,  gezwungen  durdi 
die  Zeitverhältnisse,  der  Produktion  in  unseren  Werkstätten  nicht  mehr  die  Schranken 
ziehen  kann  wie  früher.  Wenn  man  an  all  die  staatlichen  und  städtischen  Betriebe 
denkt,  die  sich  durch  Produktion  selbst  erhalten,  dann  kann  es  nicht  schwer  sein, 
sich  vorzustellen,  dap  auch  für  die  Kunstgewerbeschulen  Beschäftigung  und  Auf- 
träge gefunden  werden  können,  die  unsere  Werkstätten  zu  wirklichem  Leben  bringen 
und  uns  die  Möglichkeit  der  Arbeit  für  die  Allgemeinheit  geben.  Da  hätten  wir 
Gelegenheit,  in  Fülle  tüchtige  Menschen  vom  Lehrling  bis  zum  Meister  zu  erziehen. 
Wir  werden  dann  eine  Erziehung  einleiten  können,  welche  uns  unabhängig  von 
Gelegenheitsaufträgen  macht.  Wir  können,  wie  jeder  andere  staatliche  oder 
städtische  Betrieb,  Lehdinge  annehmen  und  ausbilden  und  hätten  Gelegenheit, 
selbstausgebildeten  Gehilfen  die  Aufträge  zu  geben,  die  sie  zur  Meisterschaft 
führen.  Den  Einwand,  die  Schulen  würden  dabei  die  bisherige  Art  mehr  künst- 
lerischen Tuns  ablegen,  würden  sich  zu  sehr  dem  Geschäftlichen  nähern,  vermag 
ich  nicht  gelten  zu  lassen.  Nur  der  stärkste  Zusammenhang  mit  dem  Erwerbs- 
leben Schaft  uns  den  Erfolg  und  erhält  uns  die  Frische.  Das  Theoretische,  das , 
nun  einmal  mit  dem  Wesen  unserer  Arbeit  zusammenhängt,  darf  nicht  unterbleiben, 
besonders  in  den  Anfängen  der  Erziehung;  es  erhält  uns  den  Teil  der  Arbeit,  den 
mancher  nicht  missen  mag,  und  der  auch  unserer  Schule  gemäp  ist.  Aber  je  mehr 
sich  die  Erziehung  dem  Abschluß  nähfcrt,  umsomehr  wird  das  praktische  Ergebnis 
in  den  Vordergrund  treten,  und  darauf  kommt  es  doch  letzten  Endes  an.  Schüler 
in  dieser  Art  erzogen,  vermögen  noch  mehr  als  bisher  den  Ansprüchen  des  Be- 
rufes gerecht  zu  werden.  Die  Schule  entscheidet  unter  solchen  Voraussetzungen 
besser  und  klarer  über  die  Eignung  des  Nachwuchses,  hat  stärkeren  EinPup  auf 
die  künftige  Form,  weil  sie  dieselbe  werkgerechter  aufbauen  kann;  sie  gewinnt 
nicht  nur  in  den  gewerblichen  Künsten,  sondern  auch  im  Wirtschaftsleben  eine 
günstigere  Stellung. 

Die  Notwendigkeit  solcher  Weiterentwicklung  wird  aber  auch  bewiesen  werden 
aus  der  sich  immer  klarer  zeigenden  Entwicklung  der  Berufs-  oder  Gewerbeschulen. 
Unsere  Arbeit  vedangt  nach  dieser  Seite  eine  fest  umrissene  Form.  So  wie  die 
Handwerker-  und  Kunstgewerbeschulen  heute  eingerichtet  sind,  bieten  sie  eine 
Reihe  von  Berührungspunkten  mit  den  Gewerbeschulen,  die  in  ihrem  Aufbau  und 

67 


in  ihrer  Äusdehnungskraft  sich  weite  Grenzen  ziehen  und  uns  zur  Vorsicht  und 

Beobachtung  zwingen. 

Hier  zu  erkennen,  wo  unsere  Starke  liegt,  ist  wichtig;  sie  liegt  in  der  bewupten 

Ppege  praktischer  Arbeit,  in  welcher  das  frei  Geschaffene,  das  im  Schöpferischen 

sich  Ausdrückende  ausschlaggebend  sein  mup.   Bei  uns  sollen  die  Praktiker  und 

Künstler  Führer  sein. 

Die  hinter  uns  liegende  Zeit  zeigt  uns  als  Führer  im  Kunsthandwerk.  Das  müssen 

wir  auch  bleiben,  und  wir  wollen  das  neue  Ziel  erkennen,    ^ir  dürfen   nicht 

erstarren  in  der  Theorie  und  im  Lehrplanmäpigen.  Wir  müssen  Praktiker  bleiben, 

welche  selbst  Werke  schaffen.    Dann  werden  wir  auch  immer  die  Führer  der 

Jugend  bleiben. 


u 


l\i^Trutclep5c}ionl^^       m=^. 
\vaJireDVollIu>TruT^ß^^ 


69 


DIE  PELIKAN-¥ERKE 

peilen      an      Kün|tlerfärben      und     Malzubehör     her: 

öl-,   Tempera-   und    Wa[[erfarben,    Aquarell -Handdrud<farbe    Japanaqua.     Flüffige 

Tufdicn,  Kunflfdirijltinte  Scribfol,  FarbkafJen  und  Malk-afJen,  Malmittel,  Firni|]e  und  öle, 

Malleinen  und  Malpappen.  Paßell-,  öl-  und  Zeidienkreiden,  Fixatif, 

Modelliermaffe  Nakiplaf?.     Zeidienblöd<e, 

Zeidienpänder,  Sl<izzenblöd<e, 

Radiergummi, 

Paletten 


Ziele        der        Pelikan-^erke 

Baps  iP  die  Warenerzeugung.  Ausgangspunkt,  nidit  Endziel  für  denjenigen,  der  über 
die  Befriedigung  der  Märkte  hinausdenkend  fidi  um  das  Belf're  müht.  Der  Stojf,  die 
Ware  mu^te  auf  die  hödi^e  Stufe  gebradit  werden :  das  war  das  erf?e  Ziel.  Äfihetik 
und  Hygiene  fdiufen  neue  Arbeitsräume.  Die  LeifJung  des  Einzelnen  wurde  dadurdi 
gepeigert,  die  Oualitäf  der  Waren  weiter  erhöht.  So  wurde  der  Pelikan  zu  einem  Begriff 

der  Güte  und  die  Firma  Günther  Wagner  zu  einem  Welthaufe. 
Untrennbar  \\}  das  Geizige  vom  Stofflidien.    Deshalb  trat  die  Kün^lerfarbenfabrik  in 
enge  Beziehungen  zur  Kunß  und  Kün^lerfdiaft.    Die  äußeren  Mittel:  Ausheilungen, 
Bildankäufe,  Wettbewerbe  und  Heranziehung  von  Kün[?lern  zum  Werbewerk.    Nieder- 

fdilag  und  KrifJallifation  diefes  Strebens:  die  eigene  Pelikan-Kun(?zeit[dirift. 

So  er(?and  dem  Haufe  Günther  Wagner  aus  dem  Willen  zur  Oualität  ein  neues  Ziel: 

der  Kunp  nidit  nur  rein  fiofflidi  durdi  Hergabe  des  Materials  im  be^en  Sinne  zu  dienen, 

|ondern  ihr  audi  gei[?ig  nahe  zu  fein. 

GöNTHER  WAGNER 

HANNOVER       UND       WIEN 


€ 


Pelikan 

^dfferfdrben/Temperafdrben/KünftleröIfcarben 


jdpdndqud  I 

Hdnddruckfdrbe  für  Holz-  und  LinoI[cKnitt        ^ 


V  o   r   r   ä   t 


den      Hdndlun 


GÜNTHER  ¥äGNER 

HANNOVER       UND      ¥IEN 


Pelikon-Tufchen 

unverwdfchbdr,   [trichfe|t,  radierfeft 

tieffchwdrz  und  farbig  in 

alter,   bewahrter 

Güte 

* 

Vorrätig      in      den      Handlungen 


GÜNTHER  WAGNER 

HANNOVER       UND      WIEN 


'^  ^  ^  # 


^<^^^ 


kdn  —  Rddie 


vom 

w  e  i  c  h  f  t  e  n  f  ü  r 

Blei  bis  zum  |chärf- 

[ten  für  Tu  [che  und  Tinte. 

Die  Radiergummis  der  Pelikan- 

^erke   find   Erzeugniffe   eines 

alten,  erfahrenen  Haufes, 

fie  find  preiswert 

und  zuvedäffig 


u  m  m  1 


Zu      beziehen     durch      die     Hand 


u    n    ß    e    n 


GÜNTHER  WAGNER 

HANNOVER       LIND       ¥IEN 


"r^MlMlIhilllllliilli  ilii  nllllllllii  illinlllillifllhilll,  lllilllllllnllll,llllitlilltl,llll,.llllllllllli  illhilll 


nBBHBIBKBiSe 


^    25crftn-iro     ^ 


SR^bi& 


(grfte  6eutf(i)e  0tal-)lfeöepfat>r?l^ 


,inJ'"'J'"il|||lllll'"i|i"'illll!ll!'"i|l"ill|||!|lii'  ili"N||||(||iu||i^i|||||||iiiii||i'ii|||||i||iiinii'i(T;i 


••^nj-"' iiin..ii.-Miiiimn.ii^.,iiiiiü||,,|||,,||||||||||,..ir.Miiiiiiii....ii..,iii<mih,al.,.iii^^ 


^uüchfchüeib= 


Hetnire  Sc 
BteinckieBtz^ 

«mmwaiituniiTmiiinwiiimnniBiiiiiiitiff  t 


REDIS= 

I  Quellstifr 


bis 
3mm 

HEINTZEÄ^ 
IBLANCKERTZJ 


IIIIIIIIIIIIIII.IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIII 

.  DAS  WERKZEUG  \ 

\  ^ücSd)aufenftcp-J)cEorQtcuce  j 


REDIS 


E  HElNHEa  BLANCKERJZBERUN  NO  43 

■■"" "tMi'irn"""!!!' "r-"Mi"""* 


.^fl|IH|PI||||||||||l''l||iM||||||i||[''|||ll|||||||)||H|||iM|||||||||i'l||M||||||||||^^ 


^■■Mll.....lHnill.....ll,...nllllllll.....l,.,.IIIIMI.,..,h.,,miimi,.,il,., ,111111111..  .I,..,,!!!!!!! t ^ 


HEINTZE  &  BbANCKERTZ. 


TW 


^695 


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.#'■''111'  "iniiiiiiiiii"  'i|ii  'iiiiiiiiiiiiii'  ii|ii  mmw  ''ii'"'niiiipH"i|ii-^iiiiiiiiniii"'i| 


i""ll||IHIIII""l|l"||fr 


P0LYCHR0M0S-FARB5TIFTE 


DIE  HERSTELLUNG   DER   PO  LY  C  H  ROM  OS-F  A  R  BS  T  I  FT  E   ERFOLGT  NACH 
NEUEN  GESICHTSPUNKTEN.  SCHON  LANGE  HAT  SICH  DAS  BEDÜRFNIS  GEL- 
TEND GEMACHT.DIE  NUANCEN  DER  FARBSTIFTE  MÖGLICHST  IN  EINKLANG 
MIT  DEN  IM  HANDEL  BEFINDLICHEN  WASSERFARBEN  ZU  BRINGEN.  JEDER 
FABRIKANT  VON  SOLCHEN  FARBSTIFTEN  WEISS,  WIE  HÄUFIG  DIE  KUND- 
SCHAFT AUFSTRICHE  VON  WASSERFARBEN  EINSCHICKT  UND  DANACH 
FARBSTIFTE  IN  ÄHNLICHEM  FARBTON  HABEN  WILL.    MEINE  NEUEN 
POLYCHROMOS-FARBSTIFTE  SIND  NUN  MIT  DEN  IN  DEUTSCH- 
LAND IN  VERSCHIEDENEN  FABRIKEN  HERGESTELLTEN  UND  ALL- 
GEMEIN IM  GEBRAUCH  BEFINDLICHEN  WASSERFARBEN,  DIE  IM 
GROSSEN  GANZEN  WENIG  DIFFERIEREN,  IN  MÖGLICHSTE  ÜBER- 
EINSTIMMUNG GEBRACHT,  SO  DASS  SIE  DIE  GEWÄHR  BIETEN, 
DASS  SO  ZIEMLICH  ALLE  GANGBAREN  FARBTÖNE  DARUN- 
TER VERTRETEN  SIND.  ♦  EIN  WEITERER,  UND  ZWAR  DER 
GRÖSSTE  FORTSCHRITT  BEI   MEINEN   POLYCHROMOS- 
FARBSTIFTEN  BESTEHT   DARIN,   DASS  ZUM   ERSTEN- 


AWrABEß 

CECiRÜNDET     1761 

mTAszerrw^  bleistift-fadrik 

STEIN)   BEI  NÜRNBERG 


MAL  WERT  AUF  DIE  MÖGLICHSTE  LICHTECHTHEIT  DER 
VERWENDETEN  FARBEN  GELEGTWURDE.es  KANN  GESAGT 
WERDEN,  DASS   MEINE    POLYCHROMOS-FARBSTIFTE, 
WAS  LICHTBESTANDIGKEIT  DER  FARBEN  ANBELANGT,  DAS 
ZUR  ZEIT  DENKBAR  MÖGLICHSTE  U.  ERREICHBARSTE  DAR- 
STELLEN UND  IN    DIESER  BEZIEHUNG  EINZIG   DASTEHEN.   JE- 
DER FACHMANN  WEISS,  DASS  VERHÄLTNISMÄSSIG  NUR  WENIGE 
FARBSTOFFE  DIE  BEZEICHNUNG  „LICHTECHT"  VERDIENEN;  AUCH 
DIESE  SIND  AUF  DIE  DAUER  NICHT  ABSOLUT  GEFEIT  GEGEN  PHYSI- 
KALI SCHEU.  CHEMISCHE  WITTERUNGSEIN  FLU  SSE.  ES  Gl  BT  ABER  AUCH 
FARBSTOFFE,  DIE  SCHON  BEI  MEHRSTÜNDIGER  BELICHTUNG  DURCH 
DIE  SONNE  SPURLOS  VERSCHWINDEN,U.  ZWAR  GERADE  DIE  SCHÖNSTEN 
U.  FEURIGSTEN,  SO  DASS  MAN  DEN  SATZ  AUFGESTELLT  HAT:  „JE  FEURIGER 
UND  SCHONER  EIN  FARBSTOFF,  DESTO  UNECHTER  IST  ER."  ES  SIND  IN  DEN 
BISHER  EXISTIERENDEN  FARBSTIFTEN  NUN  EINE  GROSSE  ANZAHL  SOLCHER 
UNECHTER  FARBSTOFFE  ZUR  VERWENDUNG  GELANGT.  DURCH  EINEN  KLEINEN 


a:sn^faber  m^"CR5X£a'^m 

POLYCHROMOS  —  FARBSTIFTE 


POLYCHROMOS  —  FARBSTIFTE 


VERSUCH  KANN  SICH  JEDERMANN  LEICHT  DAVON  ÜBERZEUGEN,  DASS  AUF- 
STRICHE MIT  SOLCHEN  FARBSTIFTEN  AUF  PAPIER  BEIM  BELICHTEN  DURCH 
GEWÖHNLICHES  TAGESLICHT -NOCH  WEIT  SCHNELLER  DURCH  DIREKTES 
SONNENLICHT -SCHON  NACH  WENIGEN  STUNDEN  VERBLASSEN  U.  BALD 
GANZ  VERSCHWINDEN.  ES  SIND  DIES  HAUPTSÄCHLICH  GEWISSE  GRÜNE, 
ROTE,  FERNER  ROSA  U.  NAMENTLICH  VIOLETTE  NUANCEN.  ♦  DIE  FARB- 
STOFF-INDUSTRIE IST  SCHON  SEIT  JAHREN  BEMÜHT,  DIESEN  MANGEL 
AN  ECHTEN  FARBSTOFFEN  ZU  BESEITIGEN,  U.  ES  IST  IHR  GEGLÜCKT, 
KÜNSTLICHE  FARBSTOFFE  HERZUSTELLEN,  DIE  SELBST  DIE  VON 
DER  NATUR  PRODUZIERTEN  FARBSTOFFE  IN  IHREN  ECHTHEITS- 
U.  ANDEREN  EIGENSCHAFTEN   WEIT  HINTER   SICH  LASSEN.   ♦ 
DURCH  SORGFÄLTIGSTE   PRÜFUNG  UND  AUSWAHL   ECHTER 
FARBSTOFFE   IST   ES    MIR   NACH   VIELEN    VERSUCHEN    GE- 
LUNGEN,   EIN    SORTIMENT    VON     60    FARBSTIFTEN     ZU- 
SAMMENZUSTELLEN,    DAS    IN    BEZUG    AUF    ECHTHEIT 
•    •    DER   FARBEN  UNÜBERTROFFEN  DASTEHT.    ♦    ♦ 


,'^  * 


A^FABEß, 

CEQRÜNDET    1    7  6  1 

m"CA5Z£r£"m^  DLEISTIFT-FABRIK 

STEIN   BEI  NÜRNBERG 


FEINSTE  U.  BESTE  QUALITÄT,  SORTIERT  IN  60  FARBEN: 


DECKWEISS 
2  ZINKGELB 
3  CADMIUM  CITRON 
4  CHROMGELB  HELL 
5  CADMIUM  HELL 
6  CADMIUM  DUNKEL 
7  NEAPELGELB 
8  CHROMGELB  DUNKEL 
9  ORANGE 
10  GRONERDE 
11  OLIVGRÜN 
12  MINERALGRON 
13  FRANZÖSISCHGRÜN 
14  MAIGRÜN 
15  SAFTGRÜN 
16  HOOKER'S  GRÜN  1 
17  HOOKER'S  GRÜN  II 
18  VIRIDIAN 
19  PFLANZENGRÜN 
20  PREUSSISCHGRON 


21  LICHTBLAU 

22  BERGBLAU 

23  COBALTBLAU 

24  ULTRAMARIN 

25  PARISERBLAU 

26  PREUSSISCHBLAU 
27  INDIGO 

DELFTERBLAU 


TERRA  DI  SIENA 
42  GOLDOCKER 
43  HELLER  OCKER  GEBR. 

44  BRAUNER  OCKER 

45  SIENA  GEBRANNT 

46  VENETIANISCHROT 

47  ENGLISCHROT 
48  POMPEJANISCHROT 


29  VIOLETTLACK  RÖTLICH  49  INDISCHROT 

If  J^',?.'-r>^JJ.'-^5'^''^^'J'-'^"  ^  CARMIN  GEBRANNT 

31   KRAPPLACK  ROSA  51   UMBER 

32  KRAPPCARMIN  52  BISTER 

i?  A°o^.^f-M,^.'S.^  *3  VAN  DYCK-BRAUN 

34  CARMINLACK  54  UMBER  GEBRANNT 

35  CARMIN  EXTRAFEIN  55  SEPIA     '^''""'^""' 

^l^^u^^t?:^^"'^'^  ^  SEPIA  COLORIERT 

37  SATURNROT  57  «Fl  I  GRAir 

38  ZINNOBER  HELL  58  NEUTRALTINTE 

39  ZINNOBER  DUNKEL  59  PAYNE'S  GRAU 

40  LICHTER  OCKER  60  ELFENBEINSCHWARZ 


POLYCHROMOS-FARBSTIFTE 


AWFABER  mcAsrecrL 

DER  BESTE  BLEISTIFT  DER  GEGENWART 


IN  16  GLEICHMÄSSIG  NACH  ALTHERGEBRACHTEN  NORMEN 
ABGESTUFTEN  HÄRTEGRADEN  IN  BESTEM  ZEDERNHOLZ. 
DIE  HÄRTE-SKALA  DER    ^» CA2T£JiC^^^^    -BLEISTIFTE 
BILDET  AUCH  DIE  GRUNDLAGE  FÜR  DIE  BEI  VIELEN 
ANDEREN  A.  W.  FABER'SCHEN  BLEISTIFTSORTEN  GE- 
BRÄUCHLICHEN NUMMERNHÄRTEN,  NR.  1—6,  WEL- 
CHE   IN    UNTENSTEHENDER   TABELLE   AN    ENT- 
SPRECHENDER   STELLE    EINGEFÜGT    SIND.    ♦ 
DER    ^»CASTSJZC»^    -  BLEISTIFT    ÜBER- 


Sehr  weiche,  tief- 

achwarzeZeicheu- 
u.  Kklzzierstifte  f. 
tiefe  Kernschatien 


2B      B 


Welche,  schwarze, 
mittlere  Härten  z. 
bchreiben  u.  Zeich- 
nen. Zum  ^schreiben 
bevorzugt  ;Btt.  HB, 
für  «tenogr. :   Hb. 


Harte  u.  aehr  harte  Num- 
mern zum  Linearzeichnen 
tür  Arcbitekien  und  Inge- 
Nadelfeine  Spitze 


TRIFFT  ALLE  ANDEREN  ERZEUGNISSE  DURCH 
SEINE   HERVORRAGENDE   QUALITÄT, 
HÖCHSTE     FEINHEIT    DER     SPITZE, 
AUSSERORDENTLICHE    ZARTHEIT    UND    WEICH- 
HEIT   DES    STRICHES,    GERINGSTE    ABNÜTZUNG 
UND     DADURCH     BEDINGTE     LÄNGSTE     DAUER. 
•    ••     A.   W.   FABERj^  'TASTECP'  IIP]     •    •    • 
KOPIER-  UND  TINTENSTIFTE  *  HART  UND  WEICH, 
SCHWARZ,  VIOLETT,  ROT,  BLAU  UND  GRÜN   SCHREIBEND. 


DER  BESTE  KOPIER-UND  TINTENSTIFT 


eichtn  (gebrannter  Ton,  32  cm  hoch):  Frjnz  Treync.     Staatliche  Kunst,   und  Gewerkschulc  Königsberg.  Abteilung  für  Bildhauerei:  Bracher«. 


Pohle.     Handwerker'  und  Kunstgewerbeschule  Dortmund,  Abteilung  für  Ka 


4'^ 


n 


A.  Möller.     Handwerker  und   Kunstgewerbcsthule  Kiel,  Abteilung  lür  Buchgewerbe:   Riebicke. 


Verschiedene  Möbel:  Hermann  Liebig.    Berliner  Tischlerschule  (Städtische  höhere  Fachschule):  Purfiirst. 


ikchen:    Peter  Köi 
z  mit  farbiger  Sehn 


Handwerker*  und  Kunstgewerbeschule  Trier,  Abteilung  für  Raumkunst:   Proppe ;  Werkstätte :   König, 
■ei):    Oskar  Jaeger,   Franz  Treyne.     Staatliche  Kunst=   und  Gewerkschule   Königsberg,  Abteilung  für  Ra 
kunst:   Kaiser;   Abteilung  für  Bildhauerei:   Brachert. 


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Wandmuster:  Anton  Kacimarek.    Handwerker,  und  Kunstgcwerbeschule  Essen.  Abteilung  für  dekorative  Malerei:  Kr 


Zieischrank  (Eichenholz):  Wilhelm  Endmann,  Marianne  Petersen.     Kunstgewerbliche  Fachschule  Flensburg,  Entwurfsklasse;  Möller;  Tischlerklasse: 
Schwarzrock;   Schnitiklasse :   Heit. 


ohnzimmerecke:    Anna  Dorothea  Sibbems.     Han 

Möbelversorgung  Schleswig^Holstein.)  —  Auszieht 

und  Kunstgewerbeschule  Dortrr 


Eichenholz :  Heir 
Abteilung  für  Me 


erbeschule  Kiel,  Abteilung  für  Ra 
•ich  Klanke,  Gustav  Geschner.  An 
Sterkurse:   Prof.  Huber  ;  Werkstä 


ikunst:  Prof.  Vogel.  (Ausgeführt  für 
1  Sievers,  Ernst  Mertens.  Handwerker* 
:   Sakolowski. 


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Hmuster.    S  t  e  m  p  e  1  d  r  uc  k  r   G.  Arp.    K.  Ha 


ndwerker;  unJ  Kunstgewerbeschule  Kiel.  Abteilung  für  Buchgewerbe:   Riebkke. 


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Kirchenglasfenster  (Karton  1,75X1.10  m):  Bernhard  Thiering.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Bielefeld.  Abteilung  für  Glasmalerei:  Muggly. 


(siehe  Karton  Seit 


19).-   Kirct 
Abteilung 


Emil  Krüger.    Staatliche  Kunst,  und  Gewerkschule  Königsberg, 


Glasmalerei:   Ewe 


rb.g  bemalt) :  Max  Schramm.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,  Abteilung  für  Bildhauerei  und  Holz' 
Blazek.   Schnoor. 


EmaihBild:   Handwerker»  und  Kunstgewerbeschule   Halle  3.  d.  S.,  Emailwerkstätt 


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Schale    und   Do 


H.Wissel.   L.Te 


nstgewerbe=  und   Handwerkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  Keramik:   Prof.  v.  Heider.   — 
Kunstgewerbe^  und   Handwerkerschule  Magdeburg.  Abteilung  für  Schmuck:   Achtenhagen. 


Email. Bild:  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Halle  a.  d.  S..  Emailwerksi 


l 


Schmidt,   Georg  Hölscher,   Heinrich   Bröckerhof.     Handwerker*  und  Kunstgewerbeschule    Essen,  Abteilung  für  Metall, 
bearbeitung:   Merten. 


Holltruhe    (bemalt);   Handwerker»  und  Kunstgewerbeschule   Halle  a.d.S.,   Fachklasse  für  Kunstgewerbe. 


chösttht 
hettiÄfsc  es  tsl^ 


Robert  Goetzke.     Handw 


ng  für  Buchgewerbe :   Prof.  Poetter. 


nd  Handwerkerschule  Charlottenburg,   Abteilung  für  Bild. 


ik   (fast  wirkliche  Größe):    Jojchim  Bonn.     Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Essen.  Abteilung  für  Bildhauerei:  Enseling. 


Madonna  (Modell,  40  cm  hoch):  Franz  Treyne.     Künste  und  Gewerkschule  Königsberg,  Abteilung  für  Bildhauerei;  Bracheit 


Gartenplastik:  Ernst  Lange.     Handwerker;   und  Kunstgewerbeschulc  Dortmund,  Abteilung  für  Bildhauerei:  Prof.  Bagdo 


Uhr   (Drechsler.irheit.  bemalt):    Ku 


H.indwerkcrschulc  Magdeburg,  Abteilung    für    allgemein    künstlerische  Vorbildung:   Prof.  Fiebigei 


Keramik  (40  cm  hoch):   Mimi  Schleicher.     Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule   Köln,  Abteilung   für  Bildhj. 


(3Ö  cm  hoch);   Fritz   Berlin.     Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Köln,  Abteilung  für  Bildhauerei;  Walln 


Keramik  (60  cm  hoch):  Mimi  Schleicher.     Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Köln,  Abteilung  für  Bildhauerei:  Wallner. 


Keramik  (40  cm  hoch):  Johann  Winter.     Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Köln,  Abteilung  für   Bildha 


Terrakotta:    Margarete  Weiß.    Kunstgewerbe--  und    Handwerkerschule  Magdeburg,    Abteilung  für  allgemein  künstlerische  Vorbildung :   Prof.  Fiebiger, 


^1 


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J  J  s 


Uumcntopf.  —  Füllung.(weiß-.blau   und  gelb  gla 


er  Ton):   Käthe  Schneidt,  Hilde  Jonas.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,  Abte 
für  Bildhauerei:   Blaiek. 


Stuckwandfüllung  (1,60X1.05).   -   Füllung    für  einen  Jagdschrjnk  (0,47X0,90):    Gustav   Reitner.     HanJ« 
Bielefeld,   .\hteilung  für  Bildhauerei:   Guntermann. 


nd   Kunstf^ewerbeschulc 


ine  geschnitzte  Truhe.  —  Truhe:  Karl  Rickers,  Theodor  Hense.     Handwerker^  und   Kunstgewerbeschule   Kiel,  Abteilung 
Hauerei  und  Holzbildhauerei :   Blazek.  Schnoor. 


akette  (Silber).  -  Grabfigu 


e):  Adolf  Sänger,  Heinrich  Herbrechter.    Handwerkern  und  Kunstgewerbeschule  Dortmund,  Abteilung 
für  Bildhauerei :   Prof.  Bagdons. 


licht   einer  Tür;    Gertrud  Schröder.     Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Kiel.  Abteilung  für  Bildhauerei:   Bbjek.  —  Füllungsros 
(60  cm   Durchmesser):  Otto  Schmidt,  .\rtur  Stopfel.     Handwerker,  und   Kunstgewerbeschule  ElherfclJ,   Abteilung  für  Bildhauerei:   Cleff. 


Schale    (Steingut):  Weiß.     Kunstgewerbe,  und   Handwerkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  allgemein  künstlerische  Vorbildung:   Prof.  Fiebiger. 


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Ü^yMilü^ 


'^^»-«ä^atiitäää 


Geschnitite  Füllung:   Max  Sei 
Grabmal    (Modell):     Hermann    F 


1.     Handwerker»  und  Kunstgewerbeschule  Kiel.  Abteilung  für  Bildhauerei  und  Hohbildhauerei :   Blaiek,  Schnoor. 
Handwerker»    und    Kunstgewerheschule    Dortmund,    Abteilung    für    Bildhauerei  :     Prof.  Bagdons,   Herbrechter, 


«ski.    Herbert  Garbe,    Karl  Müller,    Hedwig    Brand,    H 
Charlottenburg,  Abteilung  für  Bildhauerei :   Prof.  Otto. 


nann   Seewald.     Kunstgew 


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4.--«*P^ 


ipPÄÜw 


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Holzplastiken:    Franz  Zwiekirsch,   Martin  Oeffnert,  Albert  Weiß.     Holzschniti-chule  Warmbrunn  :   Prof.  Hüllwe 


kk. 


>mal:  Willi    Baumgart,    Paul    Heibig.     Holzschnitzschule  V.'armbninn  ,     Fach,    und    Entwurfsabteilung: 
ProF.  Hüllweck. 


O  6ec/zfe{T9 


jmenkübel:  Otto  Keil,   Richard  Aschenbach.     Handwerker,   und   Kunstgewerbeschule  Erfurt,  Abt 
•grabstäite    (Entwurf):    Otto   Bechtel.     Handwerker,    und    KunstgewerbeschuL-    Kiel,    Abteilung 


ik  (in   Eisen  getrieben):    Pen 


^te  Heinecke.  Keramische  Fa 
Frjnz  Krings.  Handwerker^ 
■  Reimes.    Handwerker^  und  K 


schule  Bunilau,  Abteilung  für  Malerei :  Prof.  Hein 
ind  Kunstgewerbeschule  Aachen .  Abteilung  fijr 
Istgewerbeschule  Ciefeld.  Abteilung  für  Kunstschlo: 


'^K^^  - 

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Terrine  (Majolika).  —  Tauf  schale  (Messing  getrieben):  Gertrud  Schröder,  Ernst  Rump.     Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,  Abteilung 


eramik:   Kjyl   Deyssing,   Erna  Feige,  Hildebert  VCuckcl,  Hrnst  Scheidewig.    -    Teeservice  (Stein:eug):   Walter  Kerstner,  Hedwig  Ehm.     Keramische 
Fachschule   Bun^lau.  Abteilung  für  Modellieren;   Prof.  Waldeyer :  .\bteilung  für  Malerei:   Prof.  Heinecke:  Werkstatten:   Kerstner.   Kühn.  Widmer. 


Dose:    Adolf  1 


werker.  und  Kunstgewerbeschule  Erfurt,  Abteilung  für  Bildha 
Luise  Blanc.   Ellriede  Wiglenda,   Gräfin   Ursula  v.  Pfeil.     K 


rei:  Prof.  MelviUe,  -   Deckelkrug,  H  oc  h  zeit  skrug. 
amische   Eachschule   Bunzlau  (siehe  Seite  62). 


Fledermausdekor,   Form    der   grätlich    Schaffgotschschen  Joscphinenhütte :   Kc 
Abteilung  für  Glasgravierung:   Prof.  Haertel, 


ad  Tag.     Handwerkern  und  Kunstgewerbeschule  Breslau. 


ng.    Formen    der   gräflich   Schaffgotschschen   Josephinenhütte :    Marieliese  John,    Charlotte     Baar.     Handwerker,    und 
Kunstgewerbeschule  Breslau.   Abteilung  für  Glasgravierung:   Prof.  Haertel.   E.  Benna. 


.     Puttoleuchtcr-   Erna  Lowie..  Edith  Schultz      Handwerker-  und   Kun.tgewerbeschule  Breslau.  Abteilung  lür  Keramik:    Prof.  7.sch, 
Truhe:    Eridel  Vordemherge.     Handwerker,  und  Kunstgewerteschule  Hannover.   Abteilung  für  Hildhauerel:  \  .erthaler. 


Töpfe:   Edith  Schultz.   Handwerker,  und  Kunstgewerbeschulc 
Wilhelmine  Herberger,  Marga  Kowalewski.   Hedwig  Marquardt. 


Prof.  Zschau 
ibteilung  für  1 


Vase.    Form    der    Porzellanfabrik  Thomas. 

Abteilung  für  Keramik,  Malerei :  Prof.  Haertel 

und  Ku 


-  Deckeldose:  Elisabeth  Driesel 
A.  Benna.  -  Getriebene  Gefäß 
Istgewerbeschule  Aachen,  Abteilung 


Hildegard  Heyer.  Handwerker,  un. 
:  Anton  Laufenberg,  Wilhelm  Defagay 
r  Metallbearbeitung;  Giesbert. 


Weihwasserbecken, 


Zuckerbüchse:   Wilhelmine  Herberger,  Gertrud  Schulze,   Fri 
Abteilung  für  Keramik:  Kupsch. 


Liesche.    II.  Handwerkerschule   Berlir 


v«»v^' 


Bemalter    Ponellanteller:    Marta    Zielinski.     Staatliche  Kunst,    und  Gewerkschule  Königsberg.  Abteilung    tür  Glas,    und  Porzellanmali 
lerosch.    -    Schale    (getriebene).    -    Schale  (Steingut):   Römer,   Bölsing.    Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Magdeburg.   .Abteilungen  für  Metall, 
arbeiten  :  .Achtenhagen  und  Keramik  :   Prof.  v.  Heider. 


Ewel,      7 


chter   und    Schal 

e:     Wilhelm 

Jasinski.  Moritz  Flasche.  Karl  Plumme,  Paul  Beele.     Handwerker»  und  Kunstgewerbeschule   Dortmund.  Abteilung 

Kunstschmiedearbeit 

Lütkefels.  - 

A 1 1  a  r  1  e  u  c  h  t  e  r  (Messing)  :  Andreas  Claus,  Möys  Kropf.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Trier.  Abteilung 
für  MetaUbearheitung:  Koch. 

,tf*:««c^ 

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(getrieben).    -    Messing 


ichüssel    (getrieben): 
Metallbearbeitung:  Po 


stgewerbe.FachkKissen  Stettin.  Abteilung  für 


(Entwurf).   Herrlein  (Au 


, 

MSf^^^^^f  ■^-•^ 

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ing  (Schmiedeeisen):    Otto  Gessler.    Handwerker 

:r  (Schmiedeeisen):  Moritz  Flasche.     Handwerker. 

(Schmiedeeisen) :  Erich  Wemer.    Handwerker. 


nd  Kunstgewerbeschule  Hannover.  Abteilung  für  Kunstschmiedearbeiten:  Prof.  Gschw 
1  Kunstgewerbeschule  Dortmund,  Abteilung  für  Kunstschmiedearbeit:  Lütkefels.  -  Füll 
d   Kunstgewerbeschule  Elberfeld,  Abteilung  für  Kunstschlosserei :   Prof.  Lauterbach. 


Tischleuchter  (Schmiedeeisen):  Josef  Kirchhoff  f.  Handwerker*  und  Kunstgewerbeschule  Trier,  Abteilung  für  Metallbearbeitung:  Koch.  —  Schale 
(getrieben):  Otto  Arendt.  Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Magdeburg.  Abteilung  für  Metallbearbeitung:  Achtenhagen.  -  Kerzenleuchter 
(geschmiedeter):  Ernst  Schneider.  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Erfurt.  Abteilung  für  Bildhauerei:  Hahn,  Kaiser.  —  Schalen  und  Teller: 
Walter  Nußpicker,   Kurt  Kögler,    Hans  Dunkelberg,   Hermann  Wiegmann,  Walter  Teilmann.  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschulc  Erfurt,  verschiedene 


Abte 


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af.  Sahei 


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III 


III 


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Bronzegußgefäß  mit  silbertauschit 

Fachschule  für  MeUlU  (ßron2e=)  Indu 

Prof.  Scheidl.  -Schmud 


0  Band :  Ernst  Schulte.  —  Schmuckdose  mit  silbertauschiertem  Deckel  und  Emailleplatte :  Rudolf  Beesel.  Staatlii 
Iserlohn,  Abteilung  A. :  Modelleure,  Graveure,  Ziseleure,  Emaillcurc.  Entwurfsklasse:  NTiefelspütz :  W'crkstät 
stehen  und  Dosen  (Email):  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Halle  a.S.,  Emailwerkstätte. 


2^£> 


s 


r  eller    (in  Messing  getnebenj  :    Karl  Eramann.   Karl   Bormann,  Clara  Einigkeit,  Marie  Blume.   Fritz  Kiesche,  Bertha  Schramr 
Lily  Freundel.     Handwerker,  und  Kunstgewerheschule   Hildesheim,   Abteilung  für  Metalltreiben:   Brandes. 


Teller    (in  Messing  getrieben):    Karl  Er 


schal    Teewärmer   (in    farbi-er  Wolhtickerei ).   -   H  .  njschuhkas  ten ,    Bedruckter  Schal.  -  t- 
E.  Schirpenhach,  Kurt  Lewy,  Magdalene  Just.   Fritz  Vogelsang.     Handwerker«  und  Kunstgewerbeschule  Es 


erschiedene    .\bteilungen 


(Messing   aufgezogen    und    getrieben.)  —    Dose    (desgleichen    mit    Filigran,   Dur 
ndwerkerschule  Köln,  Abteilung  für  Metallbearbeitung;   Prof.  Riegel,  —   Deckel 
Ampel    (Durchmesser   22  cm):    Else    Geiger.      Kunstgewerbe,    und    Handwerker 
Photographie  Folkwang. 


.\bteilung    für    Metallbearbeit 


\X'iny    Tim 

ann,       H 

andwerker. 

Buchholz. 

Kun 

tgewerbe. 

und 

Hand 

Bearbeitung 

Ach 

tenhügcn. 

Kunstgewerbeschule    Altona,    Abteilu 
crschule    Magdeburg,    Abteilung    für 


für    ein    Krankenhaus;    Richard    Krause.     Handwerker,    und   Kunstgewerbeschule   Breslau,   Abteilung 


Handwerker,   und    Kunstgewerbeschulc    Breslau,    Abteilung 


Eiserner  Türknopf:  V.-ilhelm  Witka.     Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Hannover.   Abteilung  für  Kunstschmiedearbeiten:   Prof.  Gschwend 


.sgitter:   Max  Hoffert.    II.  Handwerkerschule  Berlin.  Abt, 
Handwerker»  und  Kunstgewerbeschule  Krturt.   Abteilung  1 


edcarbeiten:  Schmidt.  —   Kaminvo 
e:t;n:   Prof.  Salzer  (Entwurf),   Kais. 


Setzer:  Wilhelir 
(Ausführung). 


n.   Handwerkerschule   Berlin.   Ahtt 


Kunstschmiedearbeit 


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Teller    (in    Bronze   getri 


Handwerkers    und    Ku 
stgewerbeschule  Aachen, 


Geschmiedetes  Gitter;  Georg  Hölscher.     Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Essen,  Abteilung  für  Metallbearbeitung:  Merten. 


(aus  Eisenblech  getrieben)  :  Georg  Ebel.    Handwerker,  und  Kunstge* 
Prof.  Gschwend. 


Hannover,  Abteilung  für  Kunstschmiedearbeiten 


:k:   Wilhelm  Karer.     Handwerker^  i 


Kimstgewerbeschule  Kiel,   Abteilung  für  Kunstschlosserei:  Schwarr. 


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Staatliche  Zeichenakadcmie  Hanau.   Fachschule  für  Edelmetallindu 


Staatliche  Zeichenakademie  Hanau,   Fachschule  für  Edelmei 


Staatliche  Zeichenakjdemie   Hanau,   Fachschule  für  Edclmetallindu 


Staatliche  Zeichenakademie  Hanau,   Fachschule  für  Edelmetallindusi 


1 

'''--.    V    ♦    ' 

er  (Messing.  Eisen):  Erich  Haverkamp,  Heinrich  Marx.  Handwerker*  und  Kunstgewerbeschule  Trier.  Abteilung  für  Metallbearbeitung:  Koch.  — 
länger  (Silber  getrieben):  Gustav  Golsch.  Handwerker^  und  Kunstgewerboschule  Breslau,  Abteilung  für  Edelmetallbearbeitung:  Beyssel.  — 
sketten   und    Anhänger:    Marie  Deppermann.     Handwerker-  und    Kunstgewerbeschule    Bielefeld,    Abteilung    für   Edelmetallbearbeitung:    Prof. 

Gertrud   Klcinhcmpel. 


Brosche    (Silber   auf    Ebenhoh) :    Elsa  Kittel.   -    Brosche    (Messing   getrieben):    Mia    Brachert.   -  Anhäni 

Staatliche  Kunst,  und  Gewerkschule  Königsberg.   Abteilung  für  Edelmetallarbeiten:    Brachert,  Bantau.  —  Brosch 

Handwerker,  und  Kunstgewerbe.  Fachklassen  Stettin.  Abteilung  für  FeinmetallbearSeitung :   Polte  ( En 


:r  (Silber  mit  Crvsopas) :  Elsa  Staess. 
(Silber  mit  Wolkenachat) :  Herta  Flach, 
vurf).   Herrlein  f Ausführung). 


106 


RiDge    (Gold    und    Silber).    Knöpfe.    Anhänger:    Maria   Deppermann.     Handwerker:  und  Kunstgewe 
Bearbeitung :   Prof.  Gertrud  Kleinhempcl. 


Bielefeld,   .^bteilung  für  Edeln 


:  Suhlwarenindustrie  Solingen :  Woenne  (Entwurf),  ProF.  Wolff  (Ausführung). 


Papierscheren:   Paul  Voss.    Fachschule  für  Stahl« 


nindustrie  Sohngen:  Woenne  (EntwurF).   Prof.  Wolff  und   Fink  (Ausführung). 


Papierschere.   Hube 


chwert:    Ludwig  FuUbeck,  Karl  Kesper.     Fachschule  für   Stahlwa 
Prof.  Wolff  und   Fink  (Ausführung). 


ndustrie  Sohngen:  ^^■•oenne.  Schneidler  (Enw-urf). 


Otto  Reinhardt.     Hancl\ 
Gravierung:   Ernst  Bu 


nd  Kunstgewerbeschule  Altona,  Abteilung  für  Edtlmetallbearbeitung:  Arn^ 
Staatliche  Kunslgewerbeschule  Cassel,   Abteilung  tür  Graveure  und  Ziselei 


am.     (Aus   einer  Folge    von    12  Originallithographien):    Erich  Ma 


Handwerk erschule   Berlin,   Abteilung   für  Buchgewerbe: 


Idruck,  Stoffmuster:   G.  Arp,   H.  Sachau.     Handwerker»  unj   Kunstgewerheschule  Kiel,   Ahleilung  für  Buchgewerbe:   Riehicke. 


\V6, 


Lithographie  (Aus  einer  Folge  »Der  Sturm«):  Willi  Borutta.   Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Dortmund,  Abteilung  für  Buchgewerbe: 


WrNjnn? 

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.tpjk.-\  ^  ■  ;. 

alen:   Kurt  Lewy.    Handwerker*  und  Kunstgewerheschule  Essen,  Abteilung  für  Buchgewerbe:   Prof.  Poetter. 


Ukat:   Handwerker,  und  Kunstgewerbcschule  Essen,   Abteilung  für  Buchgewerbe:   Prof.  Poetter 


Flächenmusttr  (Linoleumschnitf)  :   H.inna  Meyer.     Handwerker-  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,   .\btcilung  für  Buchgewerbe:   Riebicke 


Lithographie:  Sigrid  Müller.    Handwerker*  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,  Abteilung  für  Buchgewerbe:  Riebicke, 


Müller.    Abteilung  für  allgemein  künstlerische  Vorbildung  :    Prof.  Fiebiger.  —  Lithographi 
Prof.  Tuch.    Kunstgewerbes  und  Handwerkerschule  Magdeburg, 


H.  Bartels.    Abteilung  für  Buchgewerbe: 


ile:   Adiilf  Möller.    Handwerker,    und  Kunslgewerbeschulc  Kiel,   Ahteilung    für  Buchgewerbe:   Kiehicke. 


Holzschnitt:   lohanncs  Sass.     Kunsfeewtrhe>  und  Handw 


Magdeburg.  Abteilung  für  allgemein  künstlerische  Vorbildung :   Albers. 


i stehen    in   Handvergoldung:    Hermann  Hoof.     Handwerker-  und  Kunstgewerbeschule  Elberfeld,  Abteilung  für  Buchbir 
id  (blau,  maroquin  mit  grüner  Auflage  und  Handvergoldung) :  Walter  Leopold.     Handwerker«  und  Kunstgewerbeschule  I 
für  Buchbinderei:   Prof.  Hampel  (Entwurf),  Wagner  (Ausführung). 


Lehrbriefe  (Umschlagzeichnung) : 


Holzschnitt    (Studienkopf):   Friti  Huhnen.     Hjndwerker=  und  Kunstgewerbeschule  Crefeld,   Abteilung  für  Buchgewerbe:   Prof.  J^ 


Lilly  Freundel.     Handwerker,  un. 
nitt:  Angela  Sander.  Alfred  Bruns 


Kunstgewerbeschule  Hildesheim,  Abteilung  für  Buchgewerbe:  Maigatter. 
Handwerker«  und  Kunstgewerbeschule  Hildesheim;  Abteilung  tür  Buchgewerbe 


SllilliMffiOtTL 


ßUdesfieinL 


ngen:  Margarete    Funke,    Georg    Schuhe 

.   Kurt  Kram.   Erich   Griethe,    Paula   Kraus,  Reinhold  Böhme. 

Handwerker 

Abteilung  für  Buchgewerbe :   Prof.  Sass. 

-    Geschäftskarte,    Buchtitel:    HoHmeister,  Zierenberg. 
Hildesheim,  Abteilung  für  Buchgewerbe:  Maier. 

Handwerker 

und  Kunstgewerbeschule 

K  EXLIBRIS 


Exlibris:   Erich  He 


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einband    (in    Kalbpergament   mit    Federze 
.  Linien=Handvergoldung  und  Lederauflage  i 


,  Stempels  Handvergoldung):    Margarete  Spemann.    —    Bucli 
,  hellgrün):  Otto  Voigt.  Kunstklasse  der  Buchbinder^Fachschu 


in  band    (in    dunkelgrünen- 
Berlin:  Kersten,  Steinhauer. 


Ledereinhand    (mit  Handvergoldung):   Emst  Heynen.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule   Elberfeld,  Abteilung  für  Buchbinderei:   Ruc 


Klebarbeiten    aus  farbigem  Papier:   Kunstgewerbe»  und  Handwerkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  allgemein  künstlerische  Vorbildung :  Alben 


iJ  (in  grünem  Ziegenleder  mit  Handvergoldun^) :  Margarete  Speemann 
n  Zimmer:   Günther  Wellershaus.     Handwerker,  und  Kunstgewerbes^ 


itklasse  der  Buchbinder.  Fachschule  Berlin:  Kersten,  Stei 
;armen,   Abteilung  für  Kaumkunst:   Prof.  Montenbruck. 


Ehrenurkunde  (I.  Preiseines  Wetttewerbs )  :  Otto  Rinke.    Handwerker,  und  Kunstgcwerheschule  Dortmund,  Abteilung  für  Buchgewerbe:  Prof.  Busch. 


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Tapetenmuster:   Bruno  Hoff.     Kunstgewerbe,  und   Handwerkerschule  Charlottenburg.   Abteilung  für  de 


.Malerei :    Prof.  ßenge 


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Handelszeichen;    Charlotte  Wulf,  Gertrud  Seil,    Hjnna  Meyer.     Handwerker^  und  Kunstgewerbeschulc  Kiel,  Abteilung  für  Buchgewerbe:   Riebickc. 
Signets:   Rudolf  Andersch.    Hans  Schirmer,   Heinrich   Karrasch.     Handwerker»  und  Kunstgewerbeschulc  Barmen,  Graphische  Abteilung. 


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Zigarettenpackung:   Hans  Heimbeck.     Handwerker^  und  Kunstgewerbeschule  B.irmen,  Graphische  Abteilung.  —  Zigarren 
Lithographie):   Georg  Gasse.     Handwerker*  und  Kunstgewerbeschulc   Breslau,  Abteilung  für  Buchgewerbe;    Prof.  Hampel, 


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:kun^    für    B  ri  e  !■  pap  i  er  :  Wilhelm  ^'agner.      H:indv.'erker=  und   Kunstgewerbeschule   Barmen,   Graphische  Abteilung. 


Geschäftsanzeige:   Werner  Brjnd.     Handwerker«  und  Kunstgewerbeschule  Dortmund,  Abteilung  für  Buchgewerbe:    Prof. 


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FRISCH  UKNUSPERIG 

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IXIERBt^RBEIIE^ 
JEDtftAHJPlAK\lT 

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stgewerbeschule  Breslau,  Abteilung  für  Buchgewerbe:  Prof.  Hampel, 


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annover.   Abteilung    für  Ornjmentik :   Prot.  W  eissenborn. 
stgewerbeschule  Altona,  Abteilung  für  Buchgewerbe :  Clat 


en:    Helene    Liebich,    Georg  Gasse.   Irmingard  Aust.    Edith  v.   Kiedrowski.    Ma> 
Kessel.     Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Breslau,   Abteilung  (ür  Buchge» 


ther,   Paul  Fiebig,  Herbert    Han>el. 
Prof.   Hampcl,   Hauck,  Gitschel. 


Georg    Gasse.    Hele 


3uchgewerbe:  Nöll. 


FE  STMAH  L 

DER  FAMILIE 
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9.  SEPTEMBER  19U 
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pp 

In  einigen 

Tagen  wird  fich 

mein  Vertreter  Herr 

mAX  sieiniCKe 

erlauben,  Ihnen  feinen 

Befurf.  zu  madien.  Idi 

bitte,  demfeben  Ihre 

Aufträge  getL  zu 

refervieren  und 

begrüße  Sie 

Hochachtungsvoll 

TH60D0R 
mULL€R 

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Ziegler.     Staatliche  Kunstgewerbeschule  Kassel.  Abteilung  für  Buchgewerbe :  Nicmann. 


Ziegler.    Staatliche   Kunstgewerbeschule  Kassel,  Abteilung  fü 


♦♦♦^^♦^^ 


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Öarmcn,  im  öcptcmßcr  i(?i3 

3d^  mac5c  3^ncn  ßicrburc^  bic  crgcßcnc  2Rit// 
tcilung^  6aß  ic5  am  i.  Dho6cr  bicfcs  JPa^rc9 
in  bcn  ^artmannfc^cn  Kcu6autcn  ^icr[cl6(t^ 
Kcuctvpcg  II,  eine  ^anMunö  mit  öc^of  olaben, 
Konfitüren,  Kafce  unb  (Cce  cr6ffnen  wcr6e 
/|^6  wirb  meine  vorneßmile  ^uföaße  fein, 
^  öie  in  feber  Weife  aufe  BeRe  su  ßebienen, 
bafür  Bürgen  aucß  bie  von  mir  in  ftete  frifc^er 
Ware  geführten  $a6rifate  ber  erften  $irmen/ 

ec^of  ofabe,Kafao  unb  Konfeft  von  (C^eobor 
^ifbeBranbt6ieoßn,:^oftieferant/(5eBr. 
etolfwerd,  :^off./^uguft  Wiefe  (^  öom,  fyoil 
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elm  Tempel.      Handwerke 


Graphische  Abteilung. 


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HAUS  NEUERKRUG 
ZIGARETTEN 


UNSERE  ERZEUGNISSEGALTEN 

VOR  DEM  KRIEGE 
FÜR  TEUER.  WENN  SIE  TROTZ- 
DEM BEGEHRTER  WAREN  ALS  DIE 
BILLIGE  DURCH  SCHNITTSWARE, 
SO  SPRACH  DAS  FÜR   IHRE  BE- 
SONDERE  GÜTE. 
WAHREND  DES  KRIEGES 
BLIEBEN  SIE,  OBWOHL  SIE  NIE- 
MALS AUS   ERSATZSTOFFEN   HER- 
GESTELLT WAREN,   BILLIGER   ALS 
ANDERE  FABRIKATE. 
HEUTE 
LIEFERT  HAUS   NEUERKRUG,   DEM 
INFOLGE    SEINER    EINZIGARTIGEN 
DIREKTEN  BEZIEHUNGEN  ZUM 
ORIENT   DIE   ERLESENSTEN   EDEL- 
TABAKE  IN  REICHER  AUSWAHL 
ZUR    VERFÜGUNG    STEHEN,    SEINE 
BEKANNTEN  MARKEN  IN  PREIS- 
LAGEN, DIE  JEDER  RAUCHER  VON 
GESCHMACK  ALS  WOHLFEIL 
ANERKENNT. 


RAVENKLAU  20  PF. 
ENZETTINER  30  PF.  o  MANENGOLD  40  PF. 
OVERSTOLZ  50  PF.  o  HAUSMARKE  60  PF. 


Gangalowsky,     Handwerker;  und  Kunstgewerbeschu'.e  Essen.   Abte 


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'ackun.en:   H.,„s  Schirn,«.     Handwerke,  und  Ku„.„.ewe.bcschulc   Ha^en.   Graphische  Ab.cih.n 


.bkuchcn:Fr.y.  N,csc.     Handwerker, 


ew.-rhei.chule  Kiel,   Ahc 


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Dekor. itive    Malerei:    Oskar  Meyer.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Elberfeld,   .\bleilung  für  Dekorationsmalerei:   Prof.  .Mermagen. 


Fresko:   Willy  W'üstermann.     Handwerker,  uird  Kunslgewerbe^chule  Essen,   Abteilung  für  Dcko 


rrbeschule   Breslau,   Abteilung 


ür  Dekorationsmaler« 


Alois  Slowik.     Handwerker,    und   Kunstsewerbeschule   Breslau,   Abteilung    für   dekorative  Malei 


Komposition:   Richard  Fricke.     Kunstgewerbe:  und   Handwerkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  Aktzeichnen  :   Koppen. 


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L-bter  W.indteppich:   An 


.tlichc  Kunstgewe.-beschule  C.i«el,   Ahteilung  für  1  extilkunst :  Julie  Ka 


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FigürlicheWandm. 


1 :  Johann  Sass.    Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Magdeburg.  Abteilung  für  Akt;eich 
Rudolph  Pannekens.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Creteld,   Abteilung  für  dekor. 


.Malerei :   Prof.  Bertlings. 


;drucktcr  Stoff:   Olga  Binde.    Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  Textilkunst :   Anna  Steu 


idenstickerei  (Schäferinnen)  :  Kate  Teske.  -  Teev 

Textilkunst:  Heine.  Frau  Dedie.   -    Modeschacht 

*lolly    Mordhorst,   Margarete   Fischer,   Mimi  Steinbock, 


rmer:  Käte  Teske.  Irmgard  Bauer.    Handwerkers  und  Kunstgewerbeschule  Erfurt.  Abteilung 
n,  Kissen  usw.:  Hanna  Kniefall.  Eva  Kronke,  Hanna  Meyer,  Lotte  Lenz,  Carola  Zimmer, 
anna  Thierbach,    Erna   Altona.      Handwerker,    und    Kunstgewerbeschule    Kiel.   Abteilung    für 
Textilkunst:   Hilde  Schramke. 


Damastdecke:    FreJ  Wende.     Handwerker,  und   Kunstgewerteschule   Breslau,  Abteilung  für  Textilkunst:   Prof.  Utinger. 


lügeldccke    auf    Crepe    de    Chine  (vierfarbige.  Gr 


Be   1X2  m):    Elisabeth  Wurst.    Handwerker,  und  Kunstgewerbcschule  Breslau.  Klasse  für 
Prof.  Hampel.  Fräulein  Kath.PauI. 


nd.     Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule   Magdeburg,    Abteilung  für  Raumkunst:   Kathwinkel,   Abteilung 
(hol:geschnit:t):    Hugo    Ewerien.      Handwerker,   und    Kunstgewerbeschule    Hildesheim,    Abteilung    für    Ku 
.Maier  (EntwuiQ.   Böhme  (Ausführung),   Breyer  (Kleidung). 


ir  Malerei : 
istgewerbe : 


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HandgewebfeTeppiche  (3,15X2.50,   1.20X0.80):  Grefe  Bantier.   Hildegard  Schröder.   Maria  Köckenberger.   Handwerker,  und  Kunstgewerbeschu 
Bielefeld,  Abteilung  für  Textilkunst:   Prof.  Gertrud  Kleinhempel 


Gewebter  Wandteppich  :  Dor.i  Hoffmann.    Kunstgewerbe«  und  H.indv. erkerschule  Mjgdeburg.  Abteilung  fürTcxtilkunst :  Prof. Tuch,  Käthe  Stegmüller, 


;htc  W.indteppiche:  Johnnnj   U 


Stcinle.    Kunstgewerbe»  und   Hjndwerkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  Te: 
Prof. Tuch,  Käthe  Stegmüller. 


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Seidenkissen:  Lotte  Ricke.  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Hannover,  Abteilung  für  Textilkunst :  Thesa  Stöber.  -  Gestickte  Haube: 
Alice  Gösch.  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Altona,  Abteilung  für  Textilkunst :  Fräulein  Albert.  -  Kaffeewärmer  (Kreuzstichstickerei): 
Johanna  Thicrbach.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,  Abteilung  für  Textilkunst :  Hilde  Schramke.  (Ausgeführt  für  das  Kunsthaus  Tom  Kyle.  Kiel.) 


id  Bänder  (handgewebt):  Li< 


itte  Niemeyer, 
nstgewerbeschu 


rete  Scholber,   Emmi  \X'ohlfahrt,  Anna  Herfort,   Herta  Reinoldt,  Anna  Hoppe.     Handwerker. 
Dortmund,   Abteilung  für  Textilkunst :   Irma  Goecke. 


iderkäppchen    (Baststickerei) 
D:3menweste:   Irmgard   Bauer 


erkerschule  Magdeburg,  Abteilung  für  Te 
verbeschule  Erfurt,   Abteilung  für  Textilk 


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HanJgewehtc  Tasche:  Adele  Somann.   Handwerkern  und   Kunsfgewerbeschule  Altona.   Abteilung  für  Tcxtilkun 

Tülldecke:    Hertha  Thode.    Handwerker-    und    Kunstgewcrbeschule    Kiel,  Abteilung    für  Textilkunst:   Hilde    Schramke. 

Michels.  Handwerker,  und  Kunstgewerbeschulc  Crefeld,  Abteilung  für  dekorative  Malerei:   Prof.  Bc: 


utzer,    Kunstgewerbeschu 
■vunstgewerbeschule  Hjnr 


MoJeMmJntel:   Kunstgewerbe»  und  HjnJwcrkerscliule  MagJeburi;,   Abteilung  für  KleiJerkunst :   Prof.  Else   R.iydt. 


Modellkleid;   Kunstgewerbe^  und  Handwerkerschule  Magdeburg.   Abteilung  für  Kleiderkunst:   Prof.  Else  Kj 


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Robert  Goet:ke.     Handwe 


und  Kunstgewerheschule  Essen,  Abteilung  für  Buchgewerbe:   Prof.  Poetter. 


Robert  Goetzke.     Handwe 


und  Kunstgcwerbeschule  Essen,  Abeeilung  für  Buchgewerbe :  Prof.  Poetter. 


I:plastik  (Trcppenpfostenendigung,  Zirbelhoh) :  Berthold  I 


Kunstgewerbe,  und  Handwerkerschule  Charlottenburg,  Abteilung  I 
Perathoner. 


Ofenkachel:   Hanna  Meyer.    Handwerker,  und  Kunstgewerbeschule  Kiel,  Abteilung  für  Bildhauerei:   Blazek. 


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NK  Bund  der  Kiinstgewerbeschul- 

952  männer 

P7B8  Kunstgewerbe 


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